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Full text of "Zeitschrift für die deutsch-österreichischen Gymnasien"

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ZEITSCHRIFT 


f&r  die 


österreichischen 


GYMNASIEN 


Verantwortliche  Redacteure: 


J.  O.  Seidl,  J.  Vahlen,  E.  Tomaschek. 


Vierundiwaniigster  Jalirgang. 

1878. 


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WIEN. 

Druck  und  Verlng  von  Carl  Oerold'n  Sohn. 


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Inhalt  des  yierandzwanzigsten  Jahrganges 

der 

Zeitschrift  für  die    österreichischen  Gymnasien. 

(1873.) 


Ente  AbtbeilaDg. 

AbJMndlungen. 

S«lte 

Goethe  als  Student  in  Leipzig  (1765— 1768).  Hemmende  und  befreiende 
Einflüsse.  1.  Von  Karl  Tomaschek.  1—14 

IL    81-96 
Epimphiscbes.  Von  J.  Mählj.  15—17 

Zu  Horatius  Brief  an  Angustus  (Nachtrag  zu  Horatius.  Erneute  Erwä- 
gungen durch  Vahlen  veranlaast  usw.  Von  K.  Lehrs.  Leipzig,  1871) 
Von  J.  Vahlen.  13—27 

Zu  LiTius.  Von  J.  Vahlen.  27.  28 

103.  104 
Miacellen.  Von  J.  Mähly.  97—102 

Einiges  über  das  Thrakische.  Von  R.  Roesler.  105—116 

Za  Cicero's  philosophischen  Schriften.  Von  J.  Vahlen.  241-247 

Zu  LiviuB  fünfter  Decade.  Von  J.  Vahlen.  247.  248 

Kritisches  und  Exegetisches  zu  d^  Euripides  Helena.  Von  H.  Cron. 

249-259 
Ergänzungen  zum  lateinischen  Lexicon.  Von  C.  Paucker. 

329-345 
Nachtrag  zu  Ergänzungen    zum  lateinischen  Lexicon.  I. 

Von  C.  Paucker.  -506-508 

Zu  Lucretius.  Von  Fr.  Polie.  346.  347 

Ueber  das  Selbstportrait   des  Theodoros.  Von  Otto'Benn- 

dorf.  401-411 

Eine  alte    Handschrift  der  Disticha  Catonis.    Von   Karl 

SchenkL  485-499 

Der  Herzog   v.  Marlborough  als  deutscher  Reichsfürst. 

Von  P.  Kürschner.  500-505 

Kritische  Miscellen.  Von  D.  £.  Georges.  508.  509 

Ein  SchluBS  auf  das  Alter  der  Ilias  aus  der  Differenz 
zwischen  dem  Sirius-  und  Sonnenjahre.  Von  Anton  Kri- 
chenbauer.  641—656 

Nachwort  so  vorstehendem  Aufsatz.  Von  J.  Vahlen.  657 

Eine  Miscelle  au  Aristoteles  Poetik.  Von  J.  Vahlen.     658.  659 
Ueber  Euripides  Elektra.  Von  Dr.  Ricliard  Haupt.  660-669 

Zur  Kritik  Ton  Apuleius  de  mundo  und  über  aas  Verhältnis 

1* 


IV 

Seit« 

dieser  Schrift  zur  peendoaristotelischen  thqI  xoa/tiov.  Von  A.  Gold- 
bach er.  670-716 

Zur  Kritik  des  Jobannes  Victoriensis.  Von  Dr.  A.  Fournier. 

717-727 

Zu  Aescbylus.  —  Zu  Sophokles.  —  Zur  Qermania  des  Ta- 
citus.  —  Zu  scriptores  historiae  Äugustae.  Von  Johann 
Ober  dick.  795-807 


Zweite  Abtheil ODg. 

Literarische  Anzeigen, 

Annalen  der  Vereines  für  nassauische  Alterthumskunde 

und  Geschichtsforschung,  ang.  y.  A.  Conie.  840 

Annali  delV  instiiuto  di  corrispondenea  archeologica. 
V.  XLIV.  Monumenii  ineditt.  Vol.  iX,  Uy.  XXXVII  bis 
XLVm.  Roma,  1872.  an^.  v.  A.  Conze.  834—836 

Anzeiger   für   schweizerische   Alterthumskunde.    Zürich, 

1873.  ane.  t.  A.  Conze.  840 

Apuleius  (der  Stil  des  L.),  ?on  Heinr.  Koziol.  Wien,  C.  Gerold's 

Sohn,  1872.  angez.  v.  A.  Goldbacher.  728-743 

Archaeologische  Zeitung.  Berlioi  VI.  Bd.  3  Hefte,  ang.  ?.  AI. 

Conze.  839 

Athena  und  Marsyas,  32.  Programm  zum  Winckelmannsfeste,  y. 

G.  Hirschfeld.  Berlin,  1872.  ang.  y.  A.  Conze.  852 

Bartsch  (E.),  Deutsche  Dichtungen  des  Mittelalters.  1.  Bd.  (König 
Roth  er.  Herausg.  y.  Ueinr.  Rückert.)  Leipzig,  F.  A.  Brock- 
haus, 1872,  ang.  v.  H.  Lambel.  168—181 
Bendit  (R.),   Dibrö-Ömeth,   Hebräisches  Vocabularium  für  jüdische 

Schalen.  Frankfurt  it.  M.  Jäger,  1872.  ang.  y.  E.  S  ach  au.         578 
Benndorf  (Otto),  Die  Metopon  Yon  Selinunt  Berlin,  1873.  ang.  y. 

.    A.  Conze.  846.  847 

Berger  (Dr.  E.}.  Kurzgefasste  lat.  Grammatik.  Celle  und  Leipzig, 

Kastner,  1873.  ang.  y.  St.  Kapp.  762—764 

Bergk  (Theod.),  Griechische  Litteratargeschichte.    1.  Bd.  Berlin, 

Weidmann,  1872.  ang.  y.  W.  Hartel.  348—365 

Bernouilli(J.  J.),  Aphrodite.  Ein  Baustein  zur  griechischen  Kunst- 
mythologie. Leipzig,  1873.  ang.  y.  A.  Conze.  851 
Bezzenberger  (U.  E.)  Fridank's   Bescheidenheit.  Halle,  Waisen- 

hausbhdlg,  1872.  ang.  y.  A.  Schönbach.  435—441 

Bin  hack  (F.),  Zusammenhängende  deutsch-lateinische  Ueberset- 
zungsstücke.  Formenlehre.  Amberg.  Pustet,  1872.  ang.  y.  St. 
Kapp.  755.  756 

Blümner  (Hugo),  Dilettanten,  Kunstliebhaber  und  Kenner  im  Alter- 

thum.  Berlin,  1873.  ang.  v.  A.  Conze.  853 

Bonitz  (Herm.),  Ueber  den  Ursprung  der  homerischen  Gedichte. 
Vortrag  usw.  3.  Aufl.  Wien,  C.  Gerold*s  Sohn,  1872.  ang.  v. 
W.  Hartel.  146—14« 

Brambach  (W.),  Hilfsbüchlein  für  Lat.  Rechtschreibung.  Leipzig, 

Teubner,  1872.  ang.  v.  G.  Hintner.  204    208 

Bredow  (Dr.  F.),  Mathem.  Geographie,  b.  Brettner. 
Brettner  (Dr.  H.  A.),  Mathematische  Geographie.  6.  Aufl.  Von  Dr. 
F.  Bredow.   Breslau,  E.   Morgenstern,   1872.   ang.   y.  Qustay 
Herr.  45.  46 

British  Museum  (CataloQue  of  a  series  of  Photographs  [by  8. 
Thompson]  (from  the  coüections  in  the  —),  London,  W.  A.  Mau- 
se 11  and  Comp.  ang.  v.  A.  Conze.  843 


S«itf 

Browning  (Bob.),  A  Sdection  from  the  Works  of  —.  s.  Coilec- 

tion  Vm. 
Bulleiiino  della   commissione  di  antichitä  e  helle  arti 

in  Sicilia,  YL  Heft.  Palermo,  ang.  ▼.  A.  Conze.  839.  840 

Bullettino  della  commissione  archeologica  municipale. 

3  Hefte.  Sicilia,  1873.  ang.  y.  A.  Conze.  840 

Burkhard,  Saeunüda,  s.  Calidasi  Saeimtaia. 
Bnrsian  (Conr.),  De  PrcußiUUs   Cupidme  Pariano  commenUUio, 

Jena,  1873.  ang.  y.  A.  Conze.  852 

Calidasi^  SacwnUda  annvAo  recognüa,  Becoan,  Dr.  Car.  Burk- 
hard. Vratishiyiae,  Kern,  1872.  aDg.  y.  F.  Müller.  65 
Cesnola  (Die  Sammlang),  beschrieben  y.  Joh.  Do  eil.  Petersburg, 

1873.  anp.  y.  A.  Conze.  844.  845 

Clytia  (Bildnis  e.  Bömerin),  Marmorhttste  des  briti  Mnsenms.  33. 

Pro^^amm  znm  Winckelmannsfeste,  ?.  £.  Hübner.  Berlin,  1873. 

ang.  y.  A.  Conze.  852 

Colleetion  of  British  and  American  Standard  Authors,  Ed.  bj. 

Dr.  F.  H.  Ahn.  YII-VIIL  Leipzig,  Ernst  Fleischer,  1872.  ang. 

y.  J.  Zapitza.  550-553 

Corpus  scrifiorum  ecclesiasHcorum  latinorum  ed.  consüio  et  impens. 

aeademMoe  UUerarum  Caeaareae  Vindob,  VcH.  HL  s,  Cypriani 

operci. 
Cnno  (J.  G.),  Die  Elemente  der  allgemeinen  (Geographie.   1.  Tbl. 

Berlin,  Weidmann,  1871.  ang.  y.  Gnst.  Herr.  581—588 

Cnrtins  (G.),  Grandzüge  der  griechischen  Etymologie.  4.  Aafl.  Er- 

wdt.  y.  Ernst  Windisch.  Leipzig,  Teabner,  1773.  ang.  y.  V. 

Hintner.  861.  862 

Cfßpriani  (8.  Thasci  CaeeüU)  Opera  omnia  recens.  etc.  Quü.  Har- 

iel  Vindobonae,  C.  GerduU  fu.,  1868—71.  ang.  y.  Karl  Schenkl. 

29-44 
Baipia»  (B.),    Vtdaatae  quam  dicunt  editümis  seriptiiram  quod 

nemotihems  Pkäippicae  tertiae  paraffraphos  6  et?  spectatj  esse 

retinendam.   [Programm  des  k.  k.  G.  io  Trient,  1872.   ang.  y. 

0.  KoJFen.  216-218 

Dichtungen  (deutsche)  des  Mittelalters,  s.  Bartsch. 
Dickens  (Charles),  The  criket  on  the  Bearth,  Bearbeitet  y.  H.  A.  Wer- 
ner. Hambu|^,  0.  Meissner,  1872.  au^.  y.  J.  Zapitza.       552.  553 
Die t lein  (W.),  Bilder  aus  der  Weltgeschichte.  Braunschweig,  Frdr. 

Wreden,  1871.  ang.  y.  Dr.  Schuler.  445-447 

Doell,  die  Sammlung  Cesnola  s.Cesnola. 
Draeontii  carmina  minora  plurima  etc.  ed,  Frid.  de  Duhn,  Lip- 

siae,  B.  G.  Teubner,  1873.  anff.  y.  E.  Schenkl  510-522 

Drbal  (Dr.  M.   A.)   Darstellung  der  wichtigsten  Lehren  der  Men- 
schenkunde  und  Seelenlehre  usw.  Wien,  1872«    ang.  y.  D.  L. 

Cheyalier.  186-189 

Drbal  (Dr.  M.  A.),  Praktische   Logik  oder  Denklehre  usw.  Wien, 

W.  Braumüller,  1872.  ang.  v.  D.  L.  Cheyalier.  181-186 

Eckstein  (Fr    Aug.),  Nomenciator  Phüologorum,   Leipzig,   B.  G. 

Teubner,  187L  ang.  y.  J.  Schmidt.  59—62 

Edlbaeher  (Ludwig),  Landeskunde  yon  Oberösterreich.  Linz,  Eben- 
hoch,  1872.  ang.  y.  Dr.  F.  O rassauer.  854—860 
Egger  (Jos.),  Beiträge  zur  Kritik  und  Erklfirung  des  Gregorias 

Hartmann^s  y.  Aue.  Graz,  Leuschner  u.  Lub6nskj,  1872.  ang.  y. 

Job.  Schmidt  426-435 

Ei  chler  (E.\  Quo  iure  Carmen  CatuUi  duodeseptuagesimum  a  non- 

mUki»  fftiis  doetis  in  duo  carmina  dirimatur.  [Programm  d.  k.  k. 

ROG.  in  HoUabnmn  1872].  ang.  y.  0.  Eol-en.  215 


VI 

SdiU 

Ellen  dt  (Fr.).  Lateinisches  Lesebuch  fär  die  untern  Classen  höherer 
Lehranstalten.  17.  Aufl.,  bearb.  t.  Dr.  M.  Seyffert.  Leipzig,  Born- 
träger, 1872.  ang.  ?.  St.  Kau p.  756—758 

^Eiffifiiqls  aQ;(aioXoyixri,  Atnen.  ang.  ▼.  A.  Conze.  840 

Fergus,  Roman  von  Gruülaume  U  Clerc,  herausg.  v.  E.  Martin. 
Halle,  Waisenh.  Buchhandlung.  1872.  ang.  y.  Richard  Heinzel. 

156—167 

Fick  (August) ,  Die  ehemalige  Spracheinheit  der  Indogermanen  Eu- 
ropas. Göttingen,  Vandenhöck  und  Ruprecht,  1873.  ang.  v.  V. 
Hintner.  862—866 

Foerster  (Paul.),  De  hermenetUices  archaeologicae  prindpm.  Berlin, 
1873.  ang.  y.  A.  Conze.  853.  854 

Foerster  (W.),  2><  Bufi  hreviario  eiu^gue  codici&u«.  [Programm  d. 
G.  in  der  Josephstadt  in  Wien  1872.]  ang.  v.  0.  Kof  en.     218.  219 

Foss  (Dr.  J.),  Geographische  Repetitionen.  Berlin,  R.  Gärtner,  1870. 
ang.  V.  Gust  Herr.  588—591 

Foss  (Dr.  R.),  Mittheilungen  aus  der  bist.  Literatur,  herausg.  ▼. 
der  bist.  Gesellschaft  in  Berlin.  1.  Jhrg.  1.  Hft.  ang.  ?.  Lorenz. 

867.  868 

Fraenkel  (Max.),  De  verbis potiorüms,  quibus  apera  sUUiiaria  graeci 
notabcmt.  Berlin,  1873.  ang.  y.  A.  Conze.  853 

Fröhner.  Die  Trajanssänle.  ang.  y.  A.  Conze.  841 

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Goldenkron,  (Urkundenbuch  des  ehemal.  Cisterzienserstiftes  in  Böh- 
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Gurke  fGh)ttfr.),  Englisches  Elementar-Lesebuch.  2.  Aufl.  Hamburg, 

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Ku  mmerer  (J.  A.),  Ueber  das  Schuldbewusstsein  des  sojohoklei^schen 

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Meineke(AugOi  Ein  Lebensbild  von  Ferd.  Bänke.  Leipzig,  B.  G. 
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ment  des  itudea  grecques  en  France,  ang.  v.  A.  Gonze.     840.  841 

Müller  (Prof.  Dr.  Dav.),  (beschichte  d^  deutschen  Volkes  in  kurz- 

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871,  ang.  v.  0.  Lorenz.  279-282 

Muaeo  espanol  de  Antigüedaden  rBedig.  v.  Don  Juan  de 

Bios  de  la  Bada  y  Delgado.  ang.  v.  A.  Gonze.  841.  842 

Muth  (Rieh.  Y.),  Die  bairisch-Qsterreichische  Mundart.  Wien,  Alfr. 

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Muth  (Dr.  Richard  v.).  Mittelhochdeutsches  Lesebuch.  Wien,  Alfr. 

Holder,  1873.  ang.  v.  A.  Schönbach.  769 

Oberg  (Aemil.),  Musarwn  typi  monumentia  veteribus    eoepresai, 

Berlin,  1873.  ang.  v.  A.  Gonze.  853 

0A04^IJ0Y  EPStrEAO£  KAI  EPAZMIA,  01%  amori  di  Ero- 

gelo  e  di  Erasmia,  Istoria  Oreca  trovata  e  volgarigzata  da  Inn, 

Vemaria,  Torino,  1872,  ane.  v.  W.  Foerster.  193—198 

Opel  (J.  0.),  Der  niedersftchisch-dänische  Krieg.  1.  Bd.  Der  nieder- 

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K.  E.  Georges.  260—271 

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Revue  archiologiq^e.  Paris,  1873.  ang.  y.  AI.  Conze.  839 

Riecke  (Dr.  0.  F.),  Die  Scbicbtung  der  Völker  und  Spracben  in 
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Röntsch  (J.)  Üeb^  Indogermanen-  und  Semitentbum.  Leipzig,  Hin- 
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Böttger  (C).  Die  Altertbtkmer  y.  Eertscb,  mit  Text  y.  L.  Ste- 
pnani.  1.  Lfrg.  Petersburg.  1873.  ang.  y.  A.  Conze.  889 

Böttger  (C),  Die  Silbervase  y.  Nikopol,  mit  Text  y.  L.  Stepbani. 
Petersburg,  1873.  ang.  y.  AI.  Conze.  839 

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Bücker t  (Heinr.),  König  Botber,  s.  Bartsch. 

Sacken  (Ed.  Frbr.  y.}, Die  antiken  Sculpturen  des  k.  k. Mttnz-  und 
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Salxmann  (Aug.),  Necropcie  de  Cameiros,  7.  Lfrg.  ang.  y.  A. 
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Scbaarscbmidt  (Ulr.),  De  inl  prapoeiHonü  apud  Pamaniam 
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Sonnenburg  (Dr.  Bndolf),  Grammatik  der  englischen  Sprache 
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Stark  (K.  B.)  Nach  dem  griechischen  Orient  Beisestudien.  Heidel- 
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Steuer son  (L.  B.),  Fidias.  En  Sküdring  fra  den  graeske  BüUd- 
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born, F.  Schöningh,  1867.  ang.  y.  Ig.  P rammer  820-822 

Taciti  (CorndU),  Sisiaruirum  libri  qui  sttperstmt.  Schulausgabe 
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Teubner,  1872.  ang.  y.  Ig.  Prammer.  808-820 

Tacitus  (Cornelius),  erkUrt  y.  K.  Nippe rdey.  1.  Bd.  5.  Aufl. 
Berlin,  Weidmann,  1871.  ang.  y.  lg.  Prammer.  527 

Tacitus  (ComeUua)  o.  C  Nipperdeio  recognitua.  P.  J.  Berölinij 
apud  Weidmßnnos,  187t  ang.  y.  Ig.  Prammer.  527—543 

Tacitus  (Die  Annalen  des  — ).  Schulausg.  y.  Dr.  August  Dräger. 
1.  Bd.  Buch  I— VI.  Leipzig.  B.  G  Teubner,  1868.  (2.  Aufl.  ebend. 
1873;  II. Bd.  Buch  VI— X VI.  Ebend.  1869.  ang.  y.  K.  £.  Geor- 
ges. 822—832 


S»it€ 

Tacitus(Corn.),  Dialogus  de  oraUmbus.  Für  d.  Schulgebrauch  erkl. 

V.  Georg  Andresen.  Leipzig.  B.  G.  Teubner,  1872.  ang.  v.  Ig. 

Prammer.  199—202 

Tisch  er  (Dr.  G.)  Uebanffsbuch  zom  Uebersetzen  aus  d.  Deotschen 

ins  Lateinische.  2.  Aal.  bes.  v.  0.  Müllner.  Braunschweig,  1872. 

ang.  ▼.  0.  Kofen.  210 

Trieber    (Conr.),    Forschangen    zur   spartanischen    Verfassungsge- 

schichte.  Berlin,  Weidmann,  1871.  ang.  v.  E.  Hannak.      412—420 
Tschiersch  (Dr.),  Beortheilung  der  von  Gödeke  aufgestellten  Be- 
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bach. 219—222 
Valeri  Flacci  (C),  Ärgonauticoti    Ubri   VIII  ed.   Car.  Schenkh 

Berdini  ap.  Weidmannes,  1871.  ang.  v.  W.  Harte  1.  135 

Valerius  Flaccus  s.  Schenkl. 
Vogt  (Theod.),  Die  österr.  Realgymnasien.  Leipzig,  G.  A.  Gräbner, 

1873.  ane.  v.  Ig.  Prammer.  62.  63 

Voigt  (F.)  ^hul- Atlas  der  alten  Geographie.  3.  Aufl.  Herausg.   v. 

Dr.  F.  Voigt.  Berlin,  Nicolai,  1871.  ang.  v.  H.  Ficker.       63.  64 
Vorlegeblätter  für  archaeologische  Uebungen,  5.  Serie.  Wien. 

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Wagner  (C),  Kurzgefasste  lateinische   Orthographie  für  Schulen. 

Berlin,  Ebeling  u.  Plahe,  1871.  ang.  v.  Val.  Hintner.       204-207 
Dasselbe  ang.  ?.  0.  Eofen.  207—208 

Wagner  (Hermann),  Der  Unterricht   im  Deutschen   mit  Rücksicht 

auf  die  öst.  Mundart.  Wien,  Kubasta  u.  Voigt,  1873.  ang.  v.  A. 

Schönbach.  568 

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ang.  V.  H.  Lambel.  569—572 

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Koifen.  214.  215 

Walter  von  der  Vogelweide,  herausgeg.  v.  W.  Wilmanns  s. 

Zacher,  German.  Handbibliothek. 
Wendt   (Dr.   G.)   u.   Schnelle  (Dr.  C.)  Aufgabensammlung  zum 

Uebersetzen  ins  Griechische.  2.  Abthlg.  Berlin,  1870.  ang.  v.  0. 

Kofen.  211 

Wetze!  (£.),  Allgemeine  Himmclskunde.  2.  Aufl.  Berlin,  A.  Stuben- 
ranch, 1870.  ang.  v.  0.  Stolz.  868.  869 
Willer  ding  (W.),  Lateinisches  Elementarbuch ,  2.  Tbl.,  für  Quinta. 

Hildesheim,  1870.  ang.  v.  0.  Koren.  208—210 

Wolf  (Fr.  Aug.),   Kleine   Schriften   in  lateinischer   und  deutscher 

Sprache,   herausg.   durch  G.  Bernhard y.  Halle,  Waisenhaus- 

buchhandlnng,  1869.  ang.  v.  J.  Schmidt.  53-56 

Wüllner,  Lehrbuch  der  Experimentalphysik  2.  Aufl.  Leipzig,  B.  G. 

Teubner,  4  Bd.  1870—1872.  ang.  v.  A.  v.  Waltenhofen.  368-371 
Zach n er  (Julius),  Germanistische  Handbibliothek  1.  Bd.  (liValter  v. 

d.  Vogelweide)  2.  Bd.  (Kudrun^,  Halle,  Waisenhausbuchhandlung. 

1869-72.  ang.  v.  Rieh.  Heinzel.  149-156 

Zehetmayer  (Seb.),   Lexicon  etymohgicum  Latino  etc.  etc.  ians- 

critum  comparatwwn.  Vindöwmae,  Alfr.  Holder,  1873.   ang.  t. 

V.  Hintner.  860.  861 


XI 


Dritte  AblkeiloBi. 

Zur  Didaktik  und  Pädagogik, 

Ueber  den  Unterricht  im  Französischen  am  Gymnasium.  Von 
J.  Götzersdorfer.  594—602 

Historischer  Rückblick  aaf  die  Gvmnasial-Beorganisationspläne  in 
Oesterreich, '  nebst  histor.-stat.  Ausweisen  Aber  das  Czemowitzer 
k.  k.  Gymnasiam  seit  1850—72.  Von  St  Wolf.  Besprochen  von 
Karl  Landsteiner.  608 — 608 

Ein  Wort  über  die  knrzen  Ferien  an  gewissen  Gymnaeien.  Von 
Beda  Piringer.  773—776 


Vierte  Abibellani. 

Miseeüen. 

Ansinge  ans  den  Sitzungsberichten  des  k.  k.  n.  ö.  Landesschnlrathes. 

67.  22^-224.  308—309.  372-373.  463—464.  611.  612 
In  Betreff  der  Snbstitntionsgebühr  für  Supplenten  an  Staats-Mittel- 

schulen.  67.  68 

Vorausstellung  für  die  Collectivausstellung  von  Unterrichtsmitteln.    68 
Arehaeologische  Expedition  nkch  der  Insel  Samothrake.  69 

Grülparzer-Stiftunff.  69 

LehrSücher  und  Lehrmittel.  (Fortsetzung  t.  Jahrgang  1872,  Heft  IX, 
S.  707.)  L  Heft,  S.  69,  V.  Heft,  S.  378—381,  IX.  und  X.  Heft, 
S.  779-782. 
Aenderunff  im  Bealschulgesetz  in  Oberösterreich.  224 

K.  k.  Hoäschule  für  Bodencultur  in  Wien.  224 

Ueber  die  Wirksamkeit  der  Immatricnlation  an  der  Hochschule  für 

Bodencultur  bezüglich  der  anderen  Hochschulen  Wiens.       225.  226 
Zur  Krakauer  Akademie  der  Wissenschaften.  226 

DisBtencUssen  der  Professoren  an  der  Universität  zu  Klausenbur^.  226 
Ueber  Zahlplätse,  dann  mehrere  halbfreie  und   einige  ganze  Frei- 

platze  m  der  k.  k.  Marine-Akademie  zu  Fiume  226 

Kaiserliche  Commission  für  die  Weltausstellung  des  Jahres  1873  in 

Wien.  226 

K.  k.  öfientliche  Lehranstalt  ftir  die  orientalischen  Sprachen.  309.  310 
Eröffnung  der  Vorausstellung  des  österreichischen  Unterrichtsmini- 
steriums. 310 
Eröffnung  des  neuen  Gymnasiums  in  Linz.  310.  311 
In  Betreff  der  Wahl  der  Lehrbücher  und  Lehrmittel  an  den  Volks- 
und Bürgerschulen.  311 
Verlautbarung  des  für  Künstlerunterstützungen  für  das  Jahr  1873 

bewüligten  Betrages.  311.  312 

Ueber  die  Aufnahme  von  Frequehtanten  aus  dem  Civile  in  die  k.  k. 

Pionnier-Cadettenschule  in  Hainburg  an  der  Donau.  312 

Ausschreibung  von  kostenfreien  Militarzöglingsplätzen  im  Militärcol- 
legium  zu  St.  Polten  und  in  der  technischen  Militärakademie 
in  Wien.  312 

Die  k.  k.  Akademie  der  Wissenschaften  in  Krakau.  312 

In  Betreff  der  Maturitätsprüfungen.  373 

Provisorische  Errichtung  von  Schulen  ffir  den  Unterricht  im  Frei- 
handzeichnen. 373-374 
Franiösitch-englisches  Seminar  an  der  Wiener  Universität.  375 
Stflnogiaphiaches  Wettschreiben  in  Wien.                                          375 
Das  proTisorische  Statut  des  n.  5.  Landee-Proeeminars  in  Wiener- 
NaaftiMlt                                                                          875.  87' 


Xü 

Das  Statut  des  historischen  iSeminars  der  Universität  Prag.        376.  377 
Leobener  Bergakademie.  377 

Jurors  bei  der  Weltaasstellang  1873  für  die  Gruppe  26  (Erziehungs-, 

Unterrichts-  und  Bildungswesen).  378 

Die  Beform  der  k.  k.  Centralcommission   zur  Erforschung  und  Er- 
haltung der  Baudenkmäler.  378 
Zahlplätze  in  der  k  k.  Marine-Akademie  in  Fiume.  378 
Verzeichnis  der  am   Schlüsse  des  Schuljahres  1871/72  in  den  Pro- 
grammen der  österreichischen  Gymnasien   und  Realschulen  er- 
schienenen Abhandlungen,  zusammengestellt  v. H  Ficker.  450    463 
Ausschliessung  von  Sch&lem.  464 
Schulen  für  den  Unterricht  im  Freihandzeichnen.        ^                      464 
Ueber  die  Lehrpläne  für  das  Zeichnen.                         ^  464 
K.  k.  Akademie  der  bildenden  Künste  in  Wien.  464 
K.  und  k.  orientalische  Akademie.                                                       464 
Erwiderung  auf  W.  Scherer's  Besprechung   von  E.  A.  Hahn's  ^ Alt- 
hochdeutscher Grammatik'.  Von  Ad|ilb.  Jeitteles.           609.  610 
Stipendien  zur  Heranbildung  von  Zeichenlehrern  an  Mittelschulen.     612 
Eröffnung  eines  neuen  (zweiten)  Tumcurses  für  Gaudidaten  des  Lehr- 

amtä  an  Mittelschulen.  612.  613 

Präfecte  der  theresianischen  Akademie  in  Wien.  613 

Ueber  die  Errichtuns^  von  rechts-  und  staatswissenschaftlichen  Semi- 
naren an  den  Universitäten.  614 
Seminar  für  das  Studium  der  orientalischen  Sprachen  in  Pest  614 
Eröffnung  der  Realschule  in  Marburg.  614 
Amauer  Realgymnasium.  614 
Schuleröffnun^  in  Czernowitz.  614 
Gjmnasialjubiläum  in  Hall  614 
Grazer  Gymnasium.  614 
Aufforderung  zum  Eintritte  in  die  (jeniecadettenschule.  615 
Schenkung  an  die  k.  k.  Universitätsbibliothek  zu  Innsbruck.  615 
Auszeichnungen  aus  Anlass  der  Theilnahme  an  der  internationalen 

Wiener  Weltausstellung  des  Jahres  1873.  615—617 

Approbierung  von  Lehramucandidaten   im  Laufe  des  Schuljahres 

1872/73.  617-621 

Russisches  philologisches  Seminar  in  Leipzig.  777.  778 

Die  feierlicne  Eröffnung  des  Proseminars  in  Wiener-Neustadt.  778 

Legat  für  das  Gymnasium  zu  Görz*  778 

Die  neuen  rechts-  und  staatswissenschaftlichen  Seminare.  778 

Nekrolog  (Anton  Theodor  Wolf).    Von  Dr.  Karl  Schenkl.       870—874 


Fttofle  Abthellung. 

Verordnungen  für  die  ötterreicfiMdien  Gymnasien  und  Reälachulen; 

Persandlnotizen;  Statistik. 

Verordnung  des  Ministers  für  C.  und  U.  (vom  24.  December  1872, 
Z.  16.026),  betreffend  die  Erfolgung  der  Substitutionsgebühren 
an  den  vom  Staate  erhaltenen  Mittelschulen  und  Lehrerbildungs- 
anstalten. 70 

Erlass  des  Ministers  für  C.  und  U.  (vom  1.  Jänner  1873,  Z.  380), 
an  sämmtliche  Landesschulräthe  und  die  Statthalter  für  Küsten- 
land und  Tirol,  betreffend  die  Privatanstalten,  welche  Unterricht 
in  den  Gegenständen  des  Gymnasiums  oder  der  Realschule  er-  . 
theilen.  70.  71 

Yerordnimi^  dee  Ministers  für  C.  und  U.  (vom  10.  Jänner  1878, 
Z.  10.617),  an  alle  Länderch^  bttveffend  die  Verrechniuig  der 


Xlli 

8«ito 

den  Directsoneii  der  Staato-Mitielechiüen  and  ataatlichen  Leh- 
lerbildongaanitalten  lagewiesenen  Geldferlige.  71 

ErlMS  des  Ministen  fOr  C.  nnd  ü.  (Tom  17.  Februar  1873,  Z.  11.425 
ex  1872),  in  Betreff  der  Taxe  ftr  die  Ansfertigong  Ton  Dapli- 
catxengnissen  an  Staatsmittelschnlen.  227 

Erlass  des  Ministers  fllr  C.  nnd  U.  (Tom  94.  Febmar  1878,  Z.  9753), 
betrelfand  (üe  WiederholnngsprOfongen  an  Gymnasien  and  Beal- 
gjmnasJRn.  227—229 

Gesets  mm  15.  April  1878,  betreffend  die  Begelang  der  Aetiritlits- 
besihge  des  Staatslehrpersonales  nnd    der  Bibliotheksbeamten. 

313.  314 
£rlass  des  Ministers  Ar  a  nnd  U.  rrom  29.  April  1878,  Z.  4651), 
womit  das  nachfolgende  Statat  aes  philologisehen  Seminars  der 
üaiTcnitit  in  Wien  genehmigt  wird.  314.  315 

Erlass  des  Ministers  ffir  C.  nnd  TJ.   (vom  27.  Mai  1873,  Z.  6796), 
betreffend  die  Verbrdtang  dei  Kenntnis  der  nenen  Osteraeichi- 
schen  Maass-  nnd  Gewiehtsofdnnng  dareh  die  Schalen.       465—467 
Erlass  des  Ministers  Ar  G.  nnd  U.   (Tom  16.  Jani  1873),  betref- 
fend die  Abhalinng  Ton  WiederholangsprOfangen  an  Bealschalen. 

^7.  468 
Erlass  der  Ministers  fftar  G.  nnd  U.  (vom  17.  Jan!  1878,  Z.  77Q2)i  . 
betreffend  Geldsammlongen  in   den   Öffentlichen    and  Prirat- 
(Volks-  nnd)  Mittelschalen.  468.  469 

Verordnang  des  Ministers  Ar  C.  nnd  U.  (vom  17.  Jan!  1873),  be- 
treffend den  Gebrauch  Ton  Lehrtezten  und  Lehrmitteln  in  den 
Mittelschulen.  469.  470 

Verordnung  des  Ministers  für  G.  und  U.  (vom  28.  Juni  1873),  be- 
treffend den  Zeitpunct  des  Diensteustrittes  bei  Lehrern  nnd 
Snpplenten  an  Mittelschulen.  470.  471 

Erlass  des  Ministen  f&r  a  und  U.  (rem  1.  Joli  1873,  Z.  132),  mit 
welchem  jenen  Gandi^ten,  die  sich  mit  einem  Maturit&tszeagnisse 
für  technische  Stadien  ausweisen,  Erleichterungen  bei  Ablegang 
der  Maturitätsprüfung  für  UniTendtatsstudien  zugestanden  wer- 
den. 471 
Erlass  des  Ministers  Ar  G.  und  U.  (vom  &  Juli  1873,  Z.  5261).  bo- 
treifend die  an  die  Gymnasial-Lehramtscandidaten  für  die  aeut- 
sehe  oder  eine  Landessprache  su  stellenden  Anforderungen  aus 
der  classischen  Philologie.  471 
Erisss  des  Ministers  für  G.  und  D.  (vom  16.  Juli  1873,  Z  5179),  in 
Betreff  der  an  die  Gymnasial-Lehramtscandidaten  in  Galizien 
SU  stellenden  Anforderungen  hinsichtlich  der  deutschen  Sprache. 

471.  472 
Verordnung  des  Ministers  Ar  G.  und  U.  (Yom  17.  Juli  1873,  Z.  4972), 
betrerand  die  Ziele   und  den  Stufengang  des  (nicht  obligaten) 
Unterrichtes   in  Stenographie  an  Mittelschulen  mit  deu&cber 
Unterrichtssprache.  472 

Erlass  des  k.  k.  Finanzministeriums  (ddo.  2.  Juni  1873,  Z.  1816), 
betreffend  die  mit  der  Verleihung  des  Titels  einer  höheren  Dienst- 
kategorie an  Staatsbeamte  Terbundenen  Rechte.  472 
Verordnung  des  Ministers  für  G.  und  U.  (vom  25.  October  1873), 
betreffend  Vereine  und  Versammlungen  der  Schüler  an  Volks- 
und  Mittelschnlra,  so  wie  an  denselben  gleichgehaltenen  Lehr- 
anstalten. 622 
Verordnung  des  Ministers  für  G.  und  U.  (vom  26.  November  1872, 
Z.  ld.o71),  betrefflend  die  Nebenbesch&ftigungen  des  Lehrperso- 
nales an  Staats-Mittelschulen  und  an  staatlichen  Lehrerbildungs- 
aoftUlt^n.                                                                      *  783 


XIV 


Personal-  und  Sohulnotizen. 

(Mit  EinbMOg  der  Peraonen-  and  Ortoamtn  in  d«n  Miieellen.) 

Abel,  Lothar  616*  Aberle,  Dr.  Karl  238.  Aberli  J.  Frd.  78.  Achtner, 
Michael  878.  616.  Adelburg,  Aug.  Ritt.  v.  790.  Affini,  Berthold  280. 
Agassis,  Dr.  Louis  Jean  Rad.  798.  Agostini,  Dom.  284.  Ahn,  Dr.  Karl 
890.  Ajtai,  Dr.  Alezander  282.  Albert,  Dr.  Eduard  476.  AUibranti,  Se. 
Hoch.  Andr.  818.  Allieli,  Se.  Hochw.  Dr.  Frz.  Jos.  y.  897.  Alpenburg, 
Ritt  Y.  s.  Mahlschedl.  Alt,  Rudolf  788.  Alton,  Job.  884.  618.  Anders, 
Jos.  Frhrr.  v.  476.  Andreae,  Tobias  827.  Angeli,  Heinr.  y.  888.  Antoni, 
Rudolf  618.  Antoniadis,  Spiridion  798.  Appelt,  Wilh.  474.  620.  621. 
Aranyi,  Ludw.  788.  Arenz,  Karl  616.  Ariente,  Carlo  826.  Arndts,  Dr. 
Ludw.  Ritt.  y.  682.  Arolf  s.  Modreiner.  Arrowsmith,  John  897.  Artaria 
August  616.  Artel,  Anton  617.  624.  Ary,  Georff  790.  Aschner,  8e.  Hochw. 
Theod.  627.  Augustin,  A.  280.  390.  Ayallaneda  s.  Oomez.  Axmann,  Jos. 
791.  Babmianii,  790.  Babuder,  Jakob  890.  Bachmann,  Dr.  Adolf  280. 
629.  Bachmann,  J.  August  688.  Bacmeister,  Dr.  Adolf  240.  Baczalki, 
Eduard  621.  Bakodj,  Dr.  Theod.  232.  Bakowskj,  Wenzel  326.  Balasits, 
Dr.  Aug.  817.  Baldessarelli,  Se.  Hoch.  Narciso  234.  Baleanu,  .Gabriel  474. 
Balla,  Karl  896.  Bamberffer,  Fritz  484.  Barbarini.  Frz.  80.  Baring,  Tho- 
mas 792.  Barklay,  Dr.  Thom.  289.  Barkon,  Dr.  Job.  Karl  Leop.  400.  Bar- 
telmus, Leop.  616.  Bartoletti,  Job.  234.  Bartsch,  Jos.  Ritt.  y.  396.  Bar- 
tylki,  Emil  236.  Baryitius,  Anton  73.  629.  Battisti,  Job.  Bapi  618.  Bat- 
ÜBta,  Yincenzo  792.  Battisti,  Jos.  624.  Bauer,  Bruno  Edler  y.  786.  Bauer, 
Se.  Hochw.  Dr.  Frz.  384.  476.  Bauer,  Dr.  Frdr.  626.  Bauer,  Karl  616. 
Baumgarten,  Se.  Hochw.  Amad.  472.  Bayer,  Rud,  480.  Baux,  Raira.  de 
79.  Bayerl,  Bruno  883.  Beauyallet  793.  Becher,  Dr.  Siegfr.  828.  Bechtel, 
Adolf  474.  621.  Becker,  Frz.  473.  Becker,  Jac.  78  Becker,  Leop.  618. 
Becker,  Mich.  617.  Beer,  Dr.  Adolf  74.  888.  638.  786.  Beer,  Dr.  Herrn. 
Hieron.  791.  Beer,  Jos.  Georg  324.  Beiling,  Adolf  618.  Bejelik,  Karl  384. 
Behn-Eschenbur^,  Dr.  Herrn.  938.  BAey,  Emerich  788.  Benati,  Se.  Hochw. 
Job.  386.  Benedix,  Dr.  Jul.  Roderich  689.  Benesch,  Jos.  289.  Beneyenta, 
Lorenz  816.  Bentivoglio,  Teresa  476.  Benzoui,  Gioy.  Maria  827.  Beren- 
garius,  lyo.  s.  Streiter.  Bergenthal,  Karl  Ritt.  y.  786.  Berger,  Albert  y. 

816.  619.  Berger.  Jos.  280.  473.  Bergh,  HeWetius  yan  den  789.  Bessard, 
Prof.  79.  Bettelneim,  Dr.  Karl  626.  Biczaj,  Job.  236.  Bidennann,  Dr. 
Herm.  479.  Biega,  Se.  Hochw.  Job.  816.  Bieniiann,  Gottfr.  624.  Biesia- 
decki,  Dr.  Alfr.  226.  Bilck,  Job.  76.  Bilek,  Thom.  389.  Billing,  Dr.  y.  628. 
Billroth,  Dr.  Chr.  Theod.  234.  681.  Birk,  Dr.  Ernst  626.  Biro,  Paul  793. 
Bischof,  Dr.  Herm.  78.  628.  Bitschofsky,  Rud.  617.  Bizaj,  Job.  785. 
Blaas,  Karl  284.  Blagnoye,  Henri  79.  Blancnard,  Pharamond  794.  Blascbke, 
Dr.  Job.  78.  479.  628.  Blascbtowitsch ,  Ant  784.  Blasoyicb  Nikol.  621. 
Blodig,  Dr.  Herm.  84.  633.  787.  Blodig,  Dr.  Karl  479.  Blümel,  Clemens 
476.  616.  Boban,  Jos.  624.  Bobrzjnski,  Dr.  Mich.  386.  Bodakowsky,  Va- 
lerian  473.  B5ck,  Rupert  477.  Böckl,  Se.  Hochw.  Gottfried  399.  Bohaö, 
Jos.  626.  Bokai,  Dr.  Job.  282.  Bolthauser,  Se.  Hochw.  Emerich  640 
Boltzmann,  Dr.  Ludw.  72.  476.  Bonyin,  Dr.  Konr.  Frz.  397.  BoHö.  Lorenz 
624.  Boroyy,  Prof.  Clemens  478.  Borri,  Alois  619.  Borri  Ludw.  625.. 
Borscbke,  Se.  Hochw.  Dr.  Andreas  617.  Bosselet  Charles  826.  Bougö, 
Vicomte  Em.  de  78.  Boynger,  Rudolf  630.  Boys,  Jean  du  325.  Brachelli, 
Dr.  Hugo  74.  820.  389.  688.  786.  Brahms,  Johannes  788.  Brand,  Eduard  617. 
Brandner,  Dr.  Frz.  479.  Braniss,  Dr.  Christi.  Jul.  897.  Branky,  Erz.  476. 
Branowitzer,  Dr.  Gregor  887.  Braumüller,  Wilh.  Ritt.  y.  389.  460.  615. 
Braun,  Dr.  Gust  386.  Breton  de  Los  Herreros  798.  Breithaupt,  Dr.  Job. 
Aug.  Frdr.  689.  Brelicb,  Se.  Hochw.  Frz.  281.  Bresztyenszky,  Dr.  Alex. 

817.  Brezowski,  Ludw.  794.  Bras,  ApoUin  Le  79.  Brauer,  Dr.  pbil.  F. 
226.   Brik,  Job.  626.   Brodhead,  John  Romeyn  828.   Brönner,  Dr.  638. 


Bl««ii.  lB>k  Baker  StO.  Bracbl,  Frdr.  S 


rOok»,  Hofr.,  Dr.  Emat  378. 


Brtcke,  Joh.  Goltfr.  330.  Sil.  Brühl,  Dr.  Kirl  630.  Brugscli. 
«M.  BruU*.  Graf  7H  Bube.  Adolf  790.  Bücher,  Alois  631.  Bücher.  Wilh. 
61«.  Bnchnar.  Dr.  Mai  78.  6B8.  BuOinicIl.  Melchior  flSI .  BOlow.  Otto  BS9. 
Buhl,  Dr.  Ediurd  479.  Bolwer,  Edw»rd  Lytton  80.  Bumbacu,  Job.  Stä. 
BoBiel,  Eiänard  791.  Burckhsnit,  Dr.  Joh.  Bnd.  399.  Buriän,  Dr.  Henn. 
Ferd.  «88.  Buqu),  Ant.  3Se.  Bmlage,  J.  H.  T94.  Biu«ik  Wenxel  617. 
Bnikoric.  Nikol.  816.  Batkonaky,  äeoator  TS9.  ^Mroiirrk,  Fre.  764.  Ca- 
mesiuv.  tJan-Vittore,  Alb.  Kitt.  626.  CainmtTmeier-WelhftTen,  Joh.  8eb. 
790.  änoD  B.  StTMchiripl».  Csiutaii,  Freih.  v.  s.  Rabttn.  Carolinn  AuKosta, 
Uirrlisjett.  889.  Cspengne,  79.  CMtagncri,  79S.  Ctutrüne-Marcheai,  Ma> 
tUldi  de  889.  Cattaaeo,  Fr.  793.  Caamont,  Arclsse  de  3S6.  Ciawer,  839. 
CkTati»,  AI.  792.  C«cb,  Jos.  384.  Ceniy,  AntoD  S84.  Cbacomac,  640. 
ChMUa,  PhiUii-te  400.  Cbasaetonp  Laubat,  Marqais  de  3S4.  Ctiierici. 
Altbow  791.  Chlapp.  Dr.  Joii.  Bitt,  v.  Chlonau  77.  Choura,  Joh.  8S0. 
Chioeh,  General  Richard  384.  Cbwoatek,  Dr.  F».  882.  Gilel,  Se.  Hochw. 
P.  Joh.  638.  Claiw,  Dr.  Karl  386.  Clire,  Mrs.  899.  Coocio.  Carlo  326. 
Coffin,  Henrj  3S6.  CryruUnaki.  Dr.  Emil  479.  Colin,  Fra.  621.  Collina, 
ChuliM  A.  SS7.  Coni),  Leop.  630.  Conradi,  August  397.  Conie,  Dr.  Alei. 
5M.  Corti.  CoMtantin  79i.  Coste,  Prof.  639.  Coatenoble,  Kar!  616. 
ätader.  Louis  Ch.  Aug.  400.  Crennedlle,  äe.  Eic.  Graf  Folliot  de.  616. 
Cnibski,  Job.  680.  Cwik;,  Graf  Felix  383.  Chergheö  y.  Nemes-Tacskäud, 


bctg,  Alota  878.  C»erkaweki, 
Joi.  479.  Ciennak,  Bobnskv  76.  Ciermak.  Se.  Hochw.  Joh.  233.  Cier- 
mak,  Job.  Nep.  638.  Cieroy,  Ant.  617.  Ciolbe,  Dr.  Heinr.  396.  Dalin. 
A.  P.  D.  400.  Dantscber,  Dr.  Karl  389.  Darca  (Tarca),  Oraf  Otttvvio  79. 
OtMjniiki.  LadiBl.  621.  David,  Dr.  Bruno  Ritt.  v.  229.  882.  David,  Ferd. 
tOO.  IHnso,  Baron  396.  Deakj,  Se.  Hochw.  SigiBm.  76.  Dechet,  Wilh. 
18«.  X>Mk«T.  Dir.  Antf.  836.  316.  DSding.  Se.  Hochw.  P.  Wem.  80.  De- 
lani,  68&.  Delaveaux,  Ladw.  630.  Dempwolff,  Augast  4g4.  Denneberg, 
NaÜiau  618.  Depolo,  S«.  Hochw.  Anton  318.  Derffel,  Jos.  319.  Dcrka,  Se. 
Hocb«.  Kar)  636.  Deacovich,  Karl  323.  Deswert,  Herrn.  688.  Deatscb, 
Dr.  Bnui.  888.  DeDri>r,  Dr.  L  226.  Dietl,  Dr.  Job.  318.  Dinetl.  Dr.  778. 
Dii«tt«ri.  PtfUr  934.  Ditko,  Se.  Hochw.  Antou  784.  Ditterich,  Dr.  Ladw. 
m.  1>itt«B.  l>r.  Frdr.  8TS.  Dnieetrianiiki ,  Sevenn  62G.  Doderer,  628. 
DettlccukO,  Adolf  399.  DSIle,  Eduard  400.  DQÜinger,  Se.  Hoch.  Job.  Jos. 
Ich.  t.  flST.  Dooltor,  Dr.  7SG.  DüUer,  Dr.  Joa.  387.  Dogn^.  Dr.  Engen 
M.  ü.  6X6.  DolÜKhak,  Jos.  616.  Domlnwil,  Se.  Hochw.  Edo&rd  634. 
Donoriwk,  Fr>.  384.  Donali,  Prof.  630.  Dondere,  Dr.  F.  C.  386.  Doren, 
Victof  19t.  Dorfwirth,  Dr.  Aognst  281.  616.  Dorner,  Jus.  v.  769,  Dra- 
hak,  Jot.  836.  798.  DreohBler,  Kart  793.  Drlik,  Rod,  236.  Drouet,  Louib 
Ifl.  DroBio,  Georges  638.  Droidiiewici,  Dr.  Joh.  479.  Du  Bojb  s.  Boys. 
Dihakf ,  Bin.  UdaMcb  Graf  177.  Dachet,  Dr.  Adalb.  834.  Duda,  Ant. 
>17.  Dwlik,  So.  Hochw.  Beda  6l(t,  Dudik,  Eduard  384.  618.  Dumrcicher, 
inuad  Fthr.  v.  820.  Dumreichar ,  Dr.  Job.  Frbr.  t.  478.  Dunaiewski, 
l>r.  Jalbn  479.  DoH^c,  Dr.  Hninr.  73.  629.  Durigg,  Jos,  76.  Drotak, 
Jm.  413.  DmoHk,  Lwp.  7G.  Diiedzicki,  Joachim  786.  Bberbard,  Frz. 
«6.  Etmr,  Dr.  Victor  iiitt  v.  76.  Eckhard,  Heinr.  48*,  Eckmann,  889. 
KggK  ».  MaU«aia.  Dr>  Alois  319.  788.  Egger,  Ben,  Dr.  Fri,  632.  Egger, 
Or.jM.  76.  619.  Ebrenb«rg«r,  Ant.  618.  Ehrhart  Edler  v.  Ehrhartatoin, 
ruK.  na  eis.  Eichburn,  798.  Kicliler,  Dr.  Wilb.  73,  Ei»,  Alois  633. 
EiMwebim,  Dr.  leoaz  636.  Eitolborger,  Dr.  Rud.  v.  872.  «78.  787.  Eleo- 
DOfk  «.  HuKad)'.  ElüiHirger,  Dr.  Christian  891.  d'Elvert  Christian  Ritt. 
t.  477.  Bmitt.  Dr.  Moni  633.  EndereB.  Aslaja  v.  616.  617.  Kndriiii. 
Kad  S34.  Lnjtel,  Dr.  Max  776.  T84.  Engel,  llorli:  889.  Enger,  Dr.  836. 
Bngvrtb.  Dir.  Eduvd  74.  616.  787.  Eimunio,  Ant.  van  239.  Eppich,  Job. 
MS.  »Ol  Brbon,  Jos-  SSO.  Erhard.  Karl  376.  Erti,  Frt.  699.  Eiwhericli, 
Dr.  PlUlipp  Bitl.  r.  3X6  ßnmarch.  Dr.  Karl  9iT.  EbsI,  Dir.  614.  Ei>ti':i 


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)l«l»  A.  TM.  *i^a^.  iM-  2IIL  ««ü.  Fn.  Vi*.  Gsk^OM.  Dt.  U3.  Gavtwl^ 
"Xtum.  «».  'JWtri,  BwmK  7».  ^i^ntx^.  br  J«k  4TCl  G^Vv.  E;icanl  TS5, 
fMrtac,  Ifr.  Fn.  %\7.  OwUw.  Lt.  W.T'.  3M.  Gtorrt.  Dt.  J-ih.  Fi«r. 
!.««•>.  W7.  44n0t,  FtlfanM  »C.  'i^rbtr,  Karl  31S.  G^Ucfcr.  L«aiM 
7M,  «iwwM.  SmI  ««.  <>mAa»,  Ii»i'jU«U.  G«n>ld.  FrJr.  :?6.  «1&  C98. 
«Ärttti«,  In.  Fr-Ir.  3»  fi«;lnr.  J«*-  3M.  G^Uop.  Kul  616.  G^nvTT. 
Jm.  an.  f«M4M>,  E.  K.  SM.  GiacbRcfat,  Ldd>.  324.  Gina  Dr.  Vilb. 
fX,  «3*.  «'Hnrdw  ».  lUn^HnHin.  GUriuie.  Kich.  6IT.  Glink  Ha 
OUwT,  M^i  «IB.  «t».  (iv>A.  Irr.  Enut  IM.  473.  G<>dard  6ta  G«d- 
iMTtki,  Irr,  Enjl  VSk.  GAUL,  Ant.  «26.  G{<th,  Dr.  Georg  3S3.  Götz,  TätA. 
\tt.  im.  Wuk.  %n.  (iM2l,  HeiDT.  3M.  Gottiter,  Hcinr.  3IT.  Gomex  de 
At^laoe^,  frvnu  G«rtm<]u  £W.  Gompera,  Dr.  Theod.  476.  G<mcki. 
Km)  es*  U«MH!,  Ku4olf  «18.  Griffe,  Dt.  K.  Heiiir.  793.  GnTes,  Bob.  MO 
iUStm\iKtfa,  Dl.  Ant.  474.  Uri«i  1.  B<^iue,  Eduard  Bitt.  737.  Grigoro- 
rtu,  IlMiL  74.  787.  (irinnii  1.  lirinbnrg,  Bndolf  «IS.  631.  GröbDer,  Gort. 
MD,  OrrjiM,  Irr  Gurt.  817.  GroM,  Heinr.  384  626.  Gross,  Dr.  Kari  3ST. 
^U^m,  Mai  Ttfl.  GriiMbaner,  Dr.  pbU.  Fn.  S26.  386.  Grooskj.  Georg  76. 
llrOnenwaUt,  Hnrix  1.  701.  Ürftne*,  Fn.  621.  GrQnbnt,  Dr.  Sama«!  63S. 
Oraad,  Ovcar  IfPS,  8IKI.  OtTiiecki,  Dr.  Felix  479.  Göutner,  Dr.  F^. 
imt,  *.  »19,  GiMTraiii,  Franc  Domen.  639.  Gngiti,  Unst.  616.  Gakler. 
J'w.  76.  Uunwcb,  Wilb.  Dr.  6tl.  632.  Guthrie,  Dr.  240.  HabM-laadl,  Dr. 
Fnir.  IS6.  134.  «81.  Usbermaiii),  Jos.  476.  Hacke,  Dr.  Job.  Konr.  79. 
riacliN|<|i-I,  Dr.  J<M,  SSO.  Häfale,  Karl  SS6.  Hafner,  Karl  326.  Hab»,  Heior. 
Willi.  826.  ilahndel,  Samael  617.  Habaenkamp,  Bndolf  618.  Hainl,  George 
SB7.  Hallekl,  Leon  476.  Halla,  Prof.  Dr.  Jo«.  478.  Hamilton,  Fraa  Janet 
T91.  HEiniwk.  Dr.  Albanj  790.  Hanel,  Jos.  626.  Hantel.  Dr.  Herrn.  «37. 
Hau  V.  Werbern  i.  Wejhem,  HinMO,  Theopb.  Ritt.  t.  226.  Hansliöek, 
Pn.  476.  Hanilik,  Dr.  Ed.  Ol«.  Hanetcen,  Prof.  Christoph  32P.  Har- 
raaowikl,  Dr.  Phil.  Itltt.  t,  682.  Hartmaon,  Dr.  Emet  Edler  t.  Fran- 
tenibald!,  76,  818.  Harum,  Dr.  Peter  632.  Hasenaaer,  Karl  Freihr.  tob 
015.  6S1.  HaMDärl,  Dr,  Victor  682.  Haailer,  Prof.  Dr.  C.  D.  326.  Hasal- 
wandor.  Prdr.  476.   Han^r,  Fn.  Kitt.  v.  834.  616.    HnnlTe.  Lpopnid  !<)1. 


ÜMpttteUdi.  Job.  471).  Haniwt,  Alois  626.  765.  Uauslab,  FZM.  Fr.  Ritt. 
»  t»  H*a»otter,  Alois  S16.  Haasotter,  Job.  316.  fllS.  Halle,  P.  Adrian 
J84.  lUttaU.  Martin  73,  A99.  Havelka,  Joh.  336.  Havder,  Dan.  SS9.  Hecke, 
W  tt&.  Hcfkel,  Jos.  884.  Hedeneti.  Rudolf  793.  Heffter,  Dr.  Mor.  S87. 
»».  Ueiäet,  Sfft-CheT  Or  S3».  382.  HoilKbew,  Prol.  Boim.  3!ö.  Heine, 
Dr.  Kul  366.  U<.-iDtl,  Dr.  Karl  Ritt.  v.  397.  Heiozel,  Dr.  Rieh.  73.  S3I. 
BM,  Dr.  Job.  Christ  c.  381.  Hell,  .\nton  630.  Hell,  Fn.  Freiherr  t. 
»96;  H^Uer.  Prof.  Df.  788,  HeUmesbei^r,  Georg  Mi.  Hellj.  Dr.  Karl 
SMtt'r.  479.  HfiinerleiD,  Karl  480.  Henke],  Dr.  Heinrich.  398.  Hennebert, 
Ifrit.  7»I.  Uenszlmitiin,  Emerich  317.  Uerb«ck,  Hofcapellm.  Joh.  BS6.  81«. 
awfl.  W*ni.  T84.  Herr.  Dr.  Job.  615.  Herrraann,  Dr.  Eman.  633,  Ueschl, 
Di.  Eichwd  »79.  Heskj,  Vinccnz  618.  Hejsaler,  Dr.  Mori»  318.  633. 
Bikri.  Ed.  335.  Hildebmiid,  Dr.  Rieb.  786.  Hillenbruid,  Alei.  t.  7S8. 
HUt7.  Dand  3»6  Uiiiterwaldner ,  F.  M.  616.  Hin tor waldner,  Joh.  75, 
Hitxinnr.  I»r.  Joh.  632.  HUiiweti,  Dr.  Heinr.  74.  615.  623.  7B7.  Hobza, 
Prtpr  iB«4.  Hochstettor,  Dr.  Ferd.  Ritt.  v.  389.  Hochstetter,  Dr.  Frdr.  v. 
T*.  767.  Höfler,  Dr.  Conet.  Ritt,  v,  78.  31»,  378.  SIS.  629.  Hoegel,  Joh. 
7*.  TBS.  Roek,  i.  639.  Honig,  Job..  Reg.-K.  73.  74.  630.  Hönigaberg, 
Lnil*.  *  632.  Hönnann,  Joh.  399.  4(KI.  I^rmann.  Dr.  Ludw.  v.  76.  Hör- 
•cbelnHan.  Dr.  W.  778.  Hofljaoer,  Raimund  624.  Hofer.  August  618. 
Hofcr.  Se.  Hoehw.  P.  Casaian  618,  Hoff,  Jos.  Nile  338.  Hoffer,  Dr.  778. 
Hoffw,  Dr.  Eduard  628.  Hoffer,  Dr.  Karl  72.  476.  Hoffer,  Joh.  612.  630. 
H«roi«on,  Oeoi^  624.  Huffmann,  Dr.  Ed.  479.  Hoffniann,  Fr/.  234.  Hoff- 
mani).  J,  C.  464.  Hofmann,  Dr.  Frz.  632.  Holetek,  Frt.  626.  Holland, 
Eiari  790  Hollnb  Job.  384.  Holzer.  Frz.  234.  Holzhej,  Ed,  238.  Hopf, 
Karl  «37.  Hopfner,  .loh.  474.  Hörak,  Hugo  473.  Horecky,  Se.  Hochw. 
Ijidw.  Frhr.  t.  78.  Hornig.  Dr.  Emil  480.  Hopodka,  Wenzel  478.  Hor- 
uih,  Blu.  3.  Hrovath  Blau.  Hosiowski,  Job.  620.  Hotbo,  Dr.  Heinr.  Goat. 
m.  nnid<!Ckv,  Karl  231.  Hradil.  Leonh.  £29.  230.  Hrue,  Joh.  S83.  784. 
Hrtaaniki,  Roman.  617.  618.  Hroiuada,  Dr.  Adolf  473.  Hron,  Thota.  62G. 
UrnTmth  BhfitiE  390.  624.  Hradii^ka.  ?-e.  Uocbw.  Alois  316.  Huhar,  Dr.AI- 
Fxn  7&.  Hndiotz,  Se.  Rochw.  E.  786.  H&bner,  Aloia  76.  Hulsenbeck,  Jos. 
164.  Hngl.  L«ip.  617.  Hogo,  Albert  791.  Hugo,  Pran^.  Victor  794.  Hunt. 
Thoraton.  B98.  Hnnten,  John  Kallo,  938.  Hupjiert,  Ant,  230.  Huie,  Frdr. 
ML  t.  319,  Hjtt!,  Hofr.  Dr.  Jos.  310.  318.  378.  615.  I«l,  Hermann, 
«.  Dg.  Albert  S8ö.  Ulich.  Se.  Hochw.  Dr.  Andr.  627.  Ilwof,  Dr.  Fr*. 
7t.  ttS.  bninelin,  Oervasius  740.  Inama-Stemegg,  Dr.  Karl  v.  479.  In- 
tm,  8r.  Hoch«.  P.  Joh.  232.  Isopeccul,  Demeter  384.  Isopeai^Ql,  Sä- 
nnet SSI.  Ito  (BereneaririEl  a.  Streiter.  Jablonski,  Tinc.  235.  625.  Jacoby, 
r»<ri(  «!&.  Jädv.  Hnnr.  80.  Jueger,  Herm,  474.  Jänicbe  (Jänike)  Obri- 
nun  «74.  filT.  Jagnni,  Joa.  6B1.  Jakubowski,  Dr.  Uanhias  476.  Jäl, 
^ifnrt  ^7  J»nuta.  Dr-  Engen  317.  Janczcwiiki,  Dr.  Ediiarä  v.  476. 
,....,.  _.,:  ..^  staiiisl.  479.  Janitschek,  Hubert  232.  .fanovBky,  Dr.  Vic- 
i:i.  79.  JaroUmek,  Vinc.  316.  Jaworski,  Valerian  630. 
73.  73.  628.  Jelinek.  Aloia  886.  Jelinek,  Ant.  624.  Jeli- 
M  .fr.,  Dr.  Karl  8S0.  683.  630.  631.  Jendrassik,  Dr.  Engen 

il  74.  616.  786.  787.  Joachim,  Martin  75.  Johann.  Künig 

.  .-iiii'hM-Ti,  .-J:'.  M«j.  791.  Jolianny,  Dr.  l-otbar  (13.  John,  Jos,  474.  Jonak, 
Dr.  Kteib.  480.  Jones,  Dr.  lieiiun  326.  Jnsektjk.  Ändr.  235.  Jnig,  Dr. 
hrnli.  SSS.  jQlion,  Stanisl.  289.  Jung,  Julius  618.  Junowicz.  Rndorf474, 
J«t»lt.  Wotfg.  Konrndin  v.  700.  Kacblxr.  Dr.  Joa.  626.  KadehiTek, 
t'pn  «If.  Kadefavok,  Rud.  .184  Kaiser,  Joi.  Maria  .319.  616.  Kaier, 
'i>[rM  T.  76.  T!».  Kalrnut,  Dr.  Frz.  632.  633.  Kumproth,  Edm.  473.  618. 
UDdrnuü.  ytt,  230.  Kttune.  Dr.  Alf.,  Baron  785.  Karajun,  Dr.  Hai 
kltt  ».  479.  KaräjaB,  Dr.  Tbeod,  Ritt.  v.  327.  Karasuzos,  Prof.  325. 
brdoa,  Joli.  484.  Karell,  Amand.  130.  Karlez  Dr.  Benno  890.  Kartinski, 
IH.  Pn.  «9.  Kall  Lodwig,  S«.  k.  k,  Hub.,  Erzherzog  318.  Kärffy,  Titui  v. 
119  SMtpr  Or  Alois  74.  Karrt«ii-Kr«bbe,  Dr,  Otto  792.  Kaxchenoviky, 
"^   itti  Tft.    Raacrvi,  Dr.  in*.  »32.   Kasparek,  Dr.  Frz.  387.    Kathiein, 


xvm 

Rudolf  621.  Katz,  Se.  Hochw.  F.  Seb.  619.  Kaulich,  Dr.  Jos.  478.  Kaup, 
Jak.  390.  Kawka,  Dr.  Matthias  383.  Kelle,  Dr.  Job.  73.  479.  629.  Keller, 
Dr.  Gust.  Ritt.  v.  632.  Keller,  Jos.  v.  397.  Kenfett,  John  Fredr.  78.  Ken- 
ner, Dr.  Frdr.  626.  680.  Kerbl,  Heinr.  384.  Kergel,  Dr.  Wilh.  479.  Ker- 
raavncr,  Valent.  316.  Kern,  Florian  397.  Kern.  Theod.  v.  792.  Kerner, 
Dr.  Ant.  76.  Khayl,  Alois  882.  Khuen,  Andr.  790.  Kick,  Frdr.  616.  Kiecbl, 
Jos.  618.  Kierschner,  Jos.  476.  Kindl,  Rudolf  618.  Kirstein  689.  Kischa, 
Job.  474.  617.  Kiszakiewicz,  Mich.  620.  Kitt,  Ferd.  74.  787.  Klaiö,  Alois 
618.  Klaid,  Franz  878.  Klammer,  Matthias  232.  Klaus,  Jos.  384.  Kle- 
belsberg,  Job.  v.  383.  Klebs,  Dr.  Theod.  Edwin  386.  Kleemann,  Dr.  Aug. 
Ritt.  V.  382.  Klein,  Karl  621.  620.  Klement,  Karl  618.  Klemt,  Dr.  Agathon 
73.  629.  Klika,  Jos.  789.    Klimeczek,  Michael  784.  Klimpfinger,  August 

473.  Klocker,  Job.  234.  Klodid,  Anton  624.  Klug,  Dr.  Anton  479.  Kment, 
Se.  Hochw.  Ferd.  234.  Knauer,  Blasius  618.  Kneisel,  C.  617.  Knöll,  Pius 
383.  Knopp,  Ignaz  794.  Kni2aöek,  Wilh.  f)17.  Kobald,  Engelbert  618. 
Köhler,  Se.  Hochw.  Jos.  76.  Koblizck,  Karl  617.  Koch,  Se.  Hochw.  Jak. 
Ernst  472.  Koch,  Se.  Hochw.  Jos.  474.  Koch,  Julius  616.  Kocian  Fra.  619. 
Kogler,  Dr.  Wilh.  76.  Köhler,  Dr.  Jos.  324.  Köhler,  Dr.  Reinhold  79. 
König,  Karl  475.  König,  Sc.  Hochw.  Moriz  477.  König,  Otto  616.  Kösler, 
Karl  621.  Köstl,  Dr.  Frz.  631.  Köstlin,  v.  484.  Kohl  Frz.  Xav.  324.  Ko- 
ladek,  Erz.  384.  Kolbe,  Dr.  Jos.  73.  74.  630.  786.  Kolbenbeyer,  Karl  617. 
Komarck,  Se.  Hochw.  Ant.  236.  Kompert,  Dr.  628.  Konraa,  Karl  En^an. 
899.  Konsinski,  Ladisl.  620.  Kopp,  Dr.  Jos.  628.  778.  Koränyi,  Dr.  Frdr. 
317.   Korbelyi,  Jos.  v.  483.  Koristka,  Dr.  Karl  78.  629.  Komfeind,  Job. 

474.  621.  Komhuher,  Dr.  Andr.  74.  778.  784.  Kormunda,  Jos.  827.  Kosak, 
Georg  616.  Kosciuk,  Ed.  236.  Kosiba,  Ant.  617.  Kosiua,  Job.  236.  Kos- 
mik,  Karl  618.  Kostar  (Koster),  Jos.  473.  618.  Kostolanyi  v.  NemesKo- 
stolanyi,  Karl  791.  Kotecki,  Jul.  Stanisl.  620.  Kotter,  Dr.  Frz.  Ritt.  v. 
319.  Koutny,  Emil  628.  Koutny,  K.  72.  Koutny,  Wenzel  618.  Kovacs, 
Dr.  Jul.  398.  Kovär,  Job.  621.  Kraft-Ebing,  Dr.  Rieh.  Frbr.  v.  Ü26. 
Kraft,  Wilh  616.  Krainz,  Job.  019.  624.  Kraiiiz,  Dr.  Jos.  478.  Krall,  Dr. 
Karl  632.  Kramaf,  Dr.  üdalricb  474.  Krankling,  Karl  Const.  326.  Krasser, 
Frdr.  234.  Kraus,  Dr.  Victor  Ritt  v.  681.  Krausser  80.  Kraut,  Dr.  Wilh. 
Theod.  79.  Krßek,  Frz.  476.  Kreiöi,  Job.  73.  484.  629.  Krck,  Dr.  Gregor 
73.  628.  Kremer-Auenrode,  Dr.  Hugo  Ritt.  v.  632.  Kremer,  Dr.  Jos.  226. 
233.  Krenn,  Eduard  Ritt.  v.  632.  793.  Kretscbmayer,  Dr.  Frz.  284.  Kreutz, 
Dr.  Felix  282.  479.  Kright,  Charles  323.  Kfikawa,  Job  3S4.  Kriscbek, 
Eduard  623,  Kriz,  Job.  384.  Krob,  Ign.  474.  Kronauer,  Job.  Heinr.  794. 
Kroncs,  Dr.  Frz.  72.  230.  390.  479.  628.  Kruse,  Andr.  Theod.  792.  Kru.se, 
Dr.  Wilh.  288.  Kubala,  Ludw.  620.  Kubiena,  Valent.  236.  Kubiiiyi, 
Aug.  V.  639.  Ktibeck,  Baron  614.  Kubier,  Maria  Susetto  239.  Kühr,  Se. 
Hochw.  Karl  626.  Kümmel,  Rieh.  630.  Kümmel,  Rudolf  77.  Künzel,  Dr. 
Heim.  791.  Küpner,  Dr.  Karl  73.  629.  Kugler,  Johannes  793.  Kuh,  Prof. 
Dr.  79.  Kulczinski;  Leo  620.  Kuliczkowski,  Adam  625.  Kumpöst,  Frz.  476. 
Kundmannn,  Karl  226.  615.  Kundrat,  Dr.  Hans  386.  Kurylowicz,  Stephan 
236.  625.  Kurz,  Heinr.  240.  Kurz,  Hermann  789.  Kutuzkowski,  Adam 
236.  Kuzmich,  Emil  790.  Kyselka,  Jos.  626.  Labitskjr,  Auffu;it  480. 
Lackenbacher,  Frz.  825.  Laizner,  Jos.  284  Lambruschini,  Rapnael  323. 
Landseer,  Edwin  640.  Lang,  Dr.  Eduard  626.  Lang,  Peter  786.  Langer, 
Dr.  Karl  478.  Langie,  Thadd.  235.  Lankmayer,  Arthur  474.  617.  La 
Roche,  Dir.  311.  La  Roche,  Karl  233,  320.  389.  Laska,  Ant.  618.  Latour 
V.  Thurnberg,  Jos.  319.  Laudi,  Dr.  Vitale  621.  Laufberger,  Ferd.  616. 
Laurer,  Dr.  Job.  Frdr.  792.  Laurin,  Dr.  Frz.  478.  Lauser,  Wilh.  887.  389. 
Lavtar,  Lucas  625.  Lax,  Louis  78.  Lazar,  Dr.  Job.  .637.  I/azar,  Matthäus 
890.  Lebrun,  Pierre  Ant.  397.  Lecbleitner,  Dr.  Chriaitian  76,  Lechthaler, 
Se.  Hoch.  P,  Isidor  618.  619.  Legeier  Wilh.  484.  Lehmann,  Jos.  Moriz 
239.  Leitgeb,  Dr.  Hubert  72.  479,  6^.  Le^te^berge^,  Heinr.  621.  Leithe, 
Dr.  Frdr.  615.  Leitner,  Quirin  318.  631.  I^eitzi^g^r,  Fv%.  6^8.  Lem^yor, 
Dr.  Karl  883.  623.  632.   Lernoch,  Leb  620.    Lengnick,  Aug.  886.  681. 


XIX 

Lenkawski,  Theoph.  625.  Lentner,  Dr.  jur.  Frd.  225.  682.  Lenz   Dr.  Oscar 
All.  785.  Leonardi,  Cyprian  234.  Lepkowski,  Jos.  326.  Tjesar,  Se.  Hochw. 
Anton  638.   Lesjak,  Frz.  328.  Lessedines,  M.  de  793.  Leauis,  Dr.  Johan- 
Dtt  327.  Levin,  Dr.  J.  378.  Lewicka,  Julie  785.    Lewicki,  .Toh.  620.   Le- 
wicki,  Dr.  Rud.  232.    Lhota,  Anton  629.    Libert,  Frz.  790.  Lichtenstern, 
Dr.  Ludw.  632.  633.  Liebig,  Justus  Frhr.  v.  326.   Lieblein,  Dr.  Job.  73. 
629.  Lienbacher,  Georg  632.  633.  Lifka,  Frz.  629.  Liinburg-Brouwer,  van 
2S9.  lindner,  Dr.  Üust.  316.    Linhart,  Willi.  390.    Linin^er,  Ulricb  387. 
Lipfis  Dr.  Eduard  785.    Lippmann,  Frdr.  626.    Lisak,  Julius  620.    Liscb, 
Se.  Hocbw.    Michael  75.   233.  234.    Liske,    Dr.  Xaver  76.  479.    Lissner, 
Dir.  791.    Liszt,   Dr.  Eduard   Ritter  v.  683.    Littrow,   Dr.  Karl  v.  389. 
Locati,  Dr.  Frz.  390.    Locher-Balban,  Dr.  H.  239.    Loebl,  Hermann  316. 
Löffler,   Anton    618.    f^oewo,   Casimir  617.    Lonio,  Giuseppe  79.    Lopot, 
Job.  76.    Lorber,  Frz.  477.    Lorenz,  Cbr.  Gottl.  483.    Loser,  Job.  630. 
Lostak,  Jos.  235.  Lotbeissen  (Lotheisen),  Dr.  Ferd.  74.  786.  787.  Lotsch, 
Bildbaaer  898.  Lottner,  Prof.  Dr.  327.   Lubin,  Dr.  Ant.  73.  628.  Lucia- 
novic,  Melchior  625    Lucy,  Charles  397.  Luczkiewicz,  Ant.  235.  785.  Lud- 
wijr,  Dr.  79.  Ludwig,  Ritt.  v.  627.    Lüben,  Dir.  790.   Lübder,  Dr.  Wilh. 
396.  Lfiitner,  Ignaz  80.  Lützow,  Dr.  Karl  v.  74.  616.  787.   Lukaszowicz, 
Jos.  239.  Lnschin,  Dr.  Arnold  817.  Lustkandl^  Dr.  Wenzel  633.  Lutz,  Se. 
Hochw.  Dr.  Sigm.  472.  NaaM^n,  Dr.  Frdr.  388.  632.  Mach,  Dr.  Ernst 
479.  Mach,  Se.  Hochw.  Frz.  473.  Maebac,  Ant.  234.  Macherjnska,  Anto- 
nia  235.  Machjtka,  Job.  616.  Maciejowski,  Frz.  794.  Maciszcwski,  Mau- 
ritius 620.  Macready,  Will.  Charles  827.  Madden,  Frdr.  323.    Mahlschcdl 
Ritt  y.  Alpenburg,  Job.  325.  Majcher,  Andr.  235.  Majer,  Dr.  Jos.  233.  Majer, 
Präs.  312.  Makarow,  793.  Makart,  Hans  388.  389.  Makowsky,  Alexander 
231.  Hatecki,  Dr.  Ant.  479.  788.  Malven,  Ferd.  Maria  794.  Manger,  Rud. 
324.   Mankowski,  Job.  785.    Mann,  Jos.  318.    Mannbach,  J.  A.  s.  Bach- 
mann.  Msnzoni,  Aleesandro  397.   Marc-Girardin,  Franc.  Aug.  Saint  325. 
Marchant,  Gast  792.    Marchet,  Dr.  jar.  G.  225.  386.    Marconi,  Leonard 
476.  Marescb,  Ant.  473.  MarezoH,  Dr.  G.  L.  Tb.  240.  Margaret,  Jolm  791. 
Mar^iesin,  Georg  384.   Margot,  Dr.  Augustin  621.  Mariaui,  Angelo  398. 
Mam,  Frz.  619,  Marstrand,  Prof.  Wilh.  N.  324.  Martin,  Ant.  G16.  Mar- 
tinoTskj^,  Se.  Hochw.  P.  Mich.  791.  Masch.  Dr.  Ant.  378.  Maschak,  Florian 
.Vi5.  Maschek,  Frdr.  384.  618.    Maschek,  Kaspar  396.    Maschka,  Dr.  Jos. 
478.  480.  784.    Masera,  Frz.  234.    Mason,  Karl  617.    Massari,  Silvclster 
«;33.  Matas,  P.  Constantin  383.  Mateiko,  Dr.  Franz  324.  Matejko,  Job.  477. 
Matht'V  Michel.  794.    Matzka,  Dr.  Wilh.  389,    Maurocordatos,  Demetrios 
»;38    MauromichaliBv  "General  483.    Max.  Jos.  790.    Mayer,  Dr.  Jos    479. 
Majer,  Dr.  Sales.  478.  Mayerbofer,  Claudian  231.  Mavr,  Aurel.  786.  Mayr, 
Theodor  792.  Mayssl,  Ant.  234.  Mebius  475.  Mncherzynski,  Dr.  Karl  226. 
Mechtler,  Se.  Hochw.  Michael  474.   Medeotti,  Jos.  610.  Moinhold,  Aure- 
liofi  79.  Meissner,  Frz.  618.  Meissner,  Leo  483.  Mcixner,  Jos.  474.    Meli- 
'iiar,  Jo:«.  475.    Melingo,  Acbiltes  v.  72.  616.    Mclkus,  Dr.  Michael  G33. 
Mende,  Albin  884.    Menger,  Dr.  Anton  633.    Menger,  Jos.  621.    Meiiffor, 
I>r.  Karl  476.    Menzel  Dr.  Wolfg.  327.    Merkel,  Dr.  Adolf  633.    Merkel, 
Fn.  .390.    Mernik,  Dr.  Ant.  73.    Mertens,  Dr.  Frz.  479.    Morut,  Albert 
7H4.    Messner,  Alois  75.    Meszdros,  Ferd.  232.    Metzpor,  Job.  Karl  7KS?. 
Metzler,  J.  B.  s.  Eckhart.    Mcyr,  Karl  üust.  400.    Meynert,  Dr.  ThooJ. 
:tl7.  Mezieres,  Louis  78.  Meznik,  Dr.  Ant.  629.  Miani,  791.    Micck,  An- 
•Ireas  620.  Michael,  Dr.  Em.  Aug.  398.   Micbacler,  Ant  383.    Mietlikou, 
Wawra  389.    Miklosicb,  Dr.  Frz.  Ritt  v.  74.  787.    Mikslr,   Marou.s  021. 
MikucsewKki,  Jos.  630.  Mikulicz,  Adalb.  6.:0.   Mikuscb,  Jo.-«.  .^85.    Milko- 
wici,  Zeno  620.  Mill,  John  Stuart  896.  Milohnicb,  Job.  390.  Mimler,  Frz. 
475.  Mirani,  Joh.  Heinr.  639.  Mireconr,  s.  Tranchant.  Mitscha  Ritter  v. 
Marheim.  Dr.  Jos.  638.    Mitterstiller,  Gabriel  383.  619.    Mitzenius,  Dr. 
Joh.  Wilh.  S39.   Mrodoieki,  Karl  235.    Modreincr,  Flora  324.    Mödinger, 
Albert  400.  Mohr,  Gabriel  y.  475.  Molin,  Job.  Pct  483.   Molitor.  Stepb: 
638.  Mohiar,  Alfr.  378.  Montanus  v.  Haan-Mettcma,  Kitt.  794.   Moruriu, 


XX 

(Joufitantin  386.  Morollf  Heinr.  638.  Morgenstern.  Alfr.  41<u 
Mo.Hcuvita?),  Se.  IIoliw.  Hioroii.  018.  Mosentlial.  I»r.  t.  H_  fisis.  t.  Tt 
378.  MoHor,  So.  liochw.  In^rcnuin.  019.  Aloser,  Job.  624.  ^mtss,  CnllS. 
Moser,  PcU*r  231.  Motli,  Hu|r.  l)r.  Frz.  479.  48<).  >[iu«c.  Ac-iu  CIC 
Mrku.-^ic,  Ant.  C17.  Miihlhiuh,  Ixmiso  639.  MäMl*rrfir.  L»r.  Jiktfk  IM. 
Mülili^',  M<'no  .397  398.  Miillcr,  Adulb.  619.  Müller.  aViLli  325l  Miller 
fClara;,  s.  Miitilliadi.  MülK-r,  Dr.  483.  Müller,  Emerich  474.  «Ibl  Miller, 
l>r.  Joh.  317.  Müller,  Dr.  Karl  32ö.  399.  Müller,  Loreni  475.  «1».  Miller, 
Lucian  777.  Müller,  Ottu  77.  Müller  v.  Könit^swinter.  Dr.  Wvll^.  388b 
Müllner,  Krz.  021.  Miinziii^er,  Dr.  Walther  327.  Mu^hadc«,  Dr.  Elawl 
3J4  Mushalia,  Dr.  Adolf  71.  780.  787.  Mussafia.  Morii  3»5l  «21.  Ma^flp 
Ijfnaz  Vt.  78.  NaK<'i,  l>r.  Karl  77.  Nahlüwskv,  Prof.  Vin<^  47*  Xuitciil, 
Cokitin  040.  Na|Hilroii  III.,  Carl  Ludwig  79.  Natterer,  Dr.  6d?L  7T&  Xudk, 
Aag.  777.  Naiunaiiii,  Karl  Krdr.  792.  Kavratil,  Dr.  Em^rich  2S2.  y<4* 
7.:.l  390.  .\f:kio,  MattliUuri  385.  Nt^Ialon,  Dr.  639.  Nemeth.  Job.  330.  Xc»- 
\ArifT,  Ant.  790.  Neubauer,  Dr.  Ign.  479.  Neubaner,  Kirl  61«.  Xc«ge* 
t^'i'-.r^  Joi.  016.  N<:u gebauer,  Julius  474.  618.  Neamann.  Dr.  F.  X.  SSI, 
^r'i3.  .V':Mrnarin,  {)r.  J.eo]i.  478.  632.  633.  Neaniayer,  Dt.  Mekkiw  4T6. 
.V»:'irnajrr,  Dr.  Jon.  47.i.  Neuster,  Sc.  ifochw.  P.  Peter  JoK.  3bi9.  Xtea- 
virUi,  Karl  018.  Neuwirth,  S<\  lluchw.  Martin  611.  Nevaki.  Dir.  Job. 
2is^..  Niciil,  Dr.  i'atriek  397.  Niederkorn,  Ferd.  390.  Niedivicdiü.  Jiliaa 


T  .o.&T,  Joh.  234.  N'^wak,  Dr.  Jos.  626.  Nowak,  Dr.  Radvlf  633.  Xovmk, 
V»:.*r*tiri  ^/20.  Nowopa/iky.  Job.  319.  NowotnJ-,  Eduard  7d.  X^voiBf.  Pfl- 
417.  OberiBa>«;r,  K<Ji(en  010.  031.  Ubersteiner,  Dr.  385.  OHboUmsky. 
Ftrtf.  w>.  O*ohi!in,  l5ilüban';r  327.  Ohler,  Rieh.  625.  IMllaciMr.  Dr.  Jos. 
il7.  •>^r:r:I.  Dr.  Frdr.  Max  396.  O-^rtell,  J.j».  235.  Oesti&rr«Kb«r.  Leop, 
Vr^.  *\H\*:ir.2rr.  br.  J*,-..  232.  Ugonowski,  Dr.  Akx.  v.  3*7  ükrisski  La. 
iLi  7^.  OI^Lbrä.-^r  Dr.  Karl  016.  OUzewriki.  Dr.  Karl  476.  Osdnk.  Se- 
H-..i»  p  Pr.ii,  :v2^.  «/njfar.^,  Francesco  Dali'  79.  Onk>»iu  Dr.  pbiL  A. 
r:o  •.'jL  J.-5.  i,-^.  »^ppoiz-ir,  Dr.  Theo.l.  Ritt.  v.  32»)  Orboni-rh.  Aatt» 
?'?•.'  *.».-..._-*.-.,  P.-.r  324.  «Jrtwein.  Au?.  3S5.  Oser.  Dr.  Joh.  3$i6l  Ott. 
Kar:  T.  75.  «^.t.:.  K.ir:  liixz,  t.  :^«?9.  üit.-ReTentLTr.  Karl  3«l  Orer»- 
*.*.  JL.-i^  rr.  Pab»t.  D:.  K^rl  ;i27.  Padl^^ak.  Pi::!  i4a  Padowetz. 
J.:  :?1.  P*i..ij.- .  J.i  Frhr.  7.  47'?.  023.  PjlUmui.  Dr.  Frdr.  71 
y^.^i:.    Lt.   :?i     Pi--..   D:.   Arroli  033.    Pirthe.    Dr.  J:*.  7*. 


JVrwAi-^^f:     S..   H.vi^    J  \  2.k'     iN:c:.   Ar.:,  ^i:^.    P-5er,"  Emaa.  399! 
kVw--*.  *^.\V-  'f  •'i>    l.'-  :■  ^^-^    F-.ru:A.  H-i:ir.  474.    P«*tteiikofer. 


XXI 

J«.  75.  Polya.  Dr.  Jos.  390.  Polxer,  Aurelias  384.  Poniatowski,  Füret 
Jos.  Mich.  399.  Popuwics,  Se.  Hocliw.  Constant.  476.  Porubsky.  Dr.  Guit. 
778.  784.  Form.  Adolf  234.  Posik,  Dr.  Ferd.  384.  Post,  Karl  76.  Powere, 
TDram  398.  Praprotiiik.  Andreas  3  «0.  Prcchtler,  Otto  233.  Pregl,  Bal- 
thasar de  624.  Pfibik,  Aut.  817.  Pfibram,  Dr.  Alfred  317.  Proch.  Gapell- 
meister  239.  Prorhnicki.  Frz.  620.  Promis,  Caval.  Carlo  396.  Pross, 
Ferd.  621.  Psoherer,  Alois  399.  Pütt^r,  Prof.  Dr.  396.  PuflTke,  Eugen  788. 
Pttlay.  Job.  618.  Purgaj.  Jakob  383.  Purgaj.  Karl  619.  Puschl,  Se.  Hochw. 
Uopü  623.  Raban.  Dr.  Frhr.  v.  Canstan  317.  Radaj.  Graf  Gedeon  399. 
Btdda.  Karl  625.  Radics,  Peter  r.  320.  Radingor,  Job.  475.  Radnitzky,  Jos. 
239.  Radnitzky.  Karl  74.  480.  7'=*7.  Raffanelli.  Peter  316.  617.  Rainer  r. 
LiDdenbicbl.  Gottl.  Ritt.  398.  Ranior,  Dr.  Locas  387.  Rankine,  Macquorn 
79.  Rastbichler.  Job.  619.  a-itfay,  J.  N.  789.  Ratbay,  Emericb  475.  621. 
Baada.  Dr.  Ant.  477.  478.  Raumer,  Frdr.  Liidw.  Georg  v.  398.  Rauter, 
Jos.  399.  Raymond,  Jos  Ritt.  v.  399.  Rt'gnoli,  Dr.  Karl  798.  fteb^k, 
Jos.  328.  Reicbardt.  Dr.  fleinr.  Wilb.  231.  389.  Reicbel,  Rud.  230.  Rei- 
chert, Dr.  Job.  384.  R^.'ider,  Se.  Hoobw.  Job.  230.  Reiniscb.  Dr.  Simon 
Uo  476.  Reiuwartb,  Dr.  Job.  478.  Rt^iscbl,  Dr.  Wilb.  Harl  640.  Reiser, 
Dr.  Mattbaus  614.  630.  Rellig,  Dr.  Theod.  474.  Rembold,  Dr.  Otto  479. 
Remeltr.  Job.  Nep.  74.  400.  Roraling,  Dr.  F.  X.  398.  Renz,  Fr.  639.  Repta, 
Basil  476.   Reucblin.  Dr.  Herrn.  Karl  396.  ReuKs,  Dr.  Aug.  Em.  Ritt.  v. 

234.  792.  ReTeutlow  s.  Otto- Re von tlow.  Rbomberg,  Jakob  790.  Riboli,  Joä. 
617.  Ricard,  Dr  A.  73.  80.  629.  Riccardi,  Paolo  794.  Riebard,  Heinr.  625. 
Richter,  Ferd.  231.  Ritbter,  Frz.  621.  Richter,  Dr.  Heinr.  74.  76.  787. 
Richter,  Dr.  Karl  616.  Richter,  Dr.  Karl  Tbom.  232.  Ricbt«?r,  Pius  319. 
Riedel.  Ant.  618.  Riedel.  Karl  229  Riedor,  Dr.  Frz.  Frdr.  325.  Riedl,  P. 
Hubert  75.  Riedl.  Jos.  618.  Riedl,  Dr.  Mansuet  790.  Riedl,  Rob.  230.  Riebl, 
Dr.  Alois  386.  Rinaldi.  Rinaldo  400.  483.  Rimely,  Dr.  Karl  632.  Ring, 
Xax  T.  325.  Ristl,  Jos.  231:  Ritscbel.  Prof.  F.  778.  Rittner,  Dr.  Eduard 
387.  476.  RiTP,  de  la  793.  Robitscb.  Frz.  383.  Rochau.  Ladw.  v.  790.  Rö- 
chelt. Frz.  232.  R^^dakowski,  Heinr.  Ritt.  v.  616.  Rödel.  Georg  616.  Roll, 
Dr.  Frd.  Moriz  226.  Römer,  Dr.  Florian  616.*  Rose,  Augast  639.  Roesler, 
Ed.  72.  Rossler,  Dr.  Rob.  628.  Rogner,  Job.  72.  628.  Rojkovics,  Se.  Hocbw. 
.\lexander  232.  Rokitansky,  Dr.  Karl  615.  Roller.  Jos.  616.  Rollet,  Dr. 
Alex.  479.  Rouianczuk,  Julian  620.  Romberg,  Dr.  Mor.  Heinr.  898.  Romer. 
Dr.  Gast.  476.  Ronalds,  Francis  484.  Könay,  Se.  Hoch.  Hyacintb  Job.  319. 
:t87.  Rosales.  Eduard  640.  Rosam,  Se.  Hocbw.  Ant.  231.  Rosas,  Dr.  Edler  t. 
&3S.  Rose,  Dr.  Gast.  388.  400.  Roselius  Christian  640.  Roskie^cz,  Job. 
477.  Rossbirt,  Dr.  Konr.  Frz.  397.  Rossi,  Francesco  398.  Roszek,  Job.  Alex, 
623.  624.  Roth.  Julius  625.  Rothe,  Ludw.  625.  Rotbe,  Prof.  Dr.  464. 
Rott,  Dr.  C.  399.  Rottenburg,  H*»inr.  Frhr.  v.  779.  Rotter,  Dr.  Richard 
625.  Rozwadowski,  Cölestine  235.  785.  Rozwadowski,  Ladisl.  616.  Ruck, 
Adolf  73.  628.  Rudigier,  Se.  Hocbw.  Bischof  311.  Rudnicki,  Stanisl. 
$20.  Rudorff.  Dr.  A.  23P.  Rudydski,  Dr.  Rud.  327.  Rufinatscha,  Se. 
Hoehw.  P.  Firmin  399.  Runkel,  Dr.  Herrn.  79.  Rapnik.  Karl  Vigil.  318. 
Roprecbt,  Se.  Hocbw.  Frz.  234.  Ruscbka,  Dr.  Adalb.  231.  Ryäavy,  Dom. 
316.  Ry^vy,  Frz.  230.  Rzach,  Dr.  Alois  384.  Haatzer  Jos.  281.  Sachau, 
Dr.  Edaa^l  388.  Sacken,  Dr.  Eduard  Frhr.  t.  626.  630.  gafaf  ik,  Dr.  Adalb. 
73.  629.  Sagi,  Stefano  793.  Salcber.  Dr.  Peter  386.  619.  Salomon,  Dr. 
Aloi»  632.  Salzer.  St>.  Hocbw.  P.  Cl.  619.  Sandrini,  Job.  Karl  323.  Santa, 
Se.  Horhw.  Ant.  316.  Sarkady.  Frau  791.  Sarnirki.  Dr.  Clemens  479.  Sas 
▼.  3ojareki,  Dr.  Alex.  479.   Sau«»r,  Job.  316.  317.  Sawczynki,  Sigism.  75. 

235.  Scarizza,  Steob.  382.  389.  Scbaffer,  Se.  Hochw.  F.  786.  Schediwy, 
Dr.  Cdaard  786.  Scbeffer,  Henri  399.  Scheid tcnberger,  Karl  615.  Schell, 
Dl,  Anton  626.  Scbeller ,  Franz  618.  Schenk,  August  75.  Schenk, 
Samael  785.  Schcnkl,  Dr.  Karl  320.  Schorff,  Hermann  383.  Suberr, 
Fria,  vgl.  KQbler.  Scberzer,  Dr.  Karl  Ritt.  v.  77.  370.  477.  615.  616. 
8eb/^üz,  Georg  897.  Schiavi,  Lorenzo  75.  >'cbier,  Dr.  Job.  Nep.  478. 
Schlffner,  Alb.  328.    Schiffner,  Dr.  Ludw.  231.   Scbiller»  Christian  483. 


XXII 

Schimek,  Konr.  473.  Scbimmer,  Gust.  320.  616.  Schindler,  Dr.  Alex.  479. 
Schiner,  Dr.  Ign.  Kud.  399.  Schiestl,  Dr.  Leop.  633.  Schlager,  Dr.  Mar- 
zellin  479.  Schlesinger.  Jos.  386.  Schlesinger  jun.,  Dr.  Willi.  786.  Schiet- 
ter,  Dr.  Herm^  Theod.  484.  Schlier,  Joh.  Ev.  397.  Schlöps  628.  Schlott- 
baner,  Karl  640.  Schmerling,  Dr.  Ant  Ritt.  v.  319.  Schmid,  Frz.  617. 
Schmid,  Med.  Dr.  Karl  827.  Schmid,  Dr.  Reinhold  326.  Schmied,  Fn. 
316.  384.  Schmieden,  Karl  234.  Schmidt,  Dr.  August  627.  Schmidt  von 
Bergenhold,  Dr.  640.  Schmidt,  Frz.  236.  Schmidt,  Frdr.  626.  Schmidt, 
Oberbaurath  Frdr.  479.  616.  Schmidt,  Gust.  317.  Schmidt,  Dr.  Joh.  886. 
Schmidt,  Karl  621.  Schmidt,  Dir.  K.  778.  784.  787.  Schmitt,  Karl  680. 
Schmuck,  Heinr.  v.  75.  Schmutz,  Karl  32t>.  Schnakenburg,  Prof.  Dr.  80. 
Schneck  476.  Schneider,  Dr.  Frz.  477.  Schneider,  Herm.  231.  Schneider, 
Joh.  626.  Schober,  Joh.  236.  616.  Schöffel,  Rudolf  477.  Schöler,  Heinr. 
327.  Schönaich,  Dr  Karl  328.  Schonbach,  Dr.  Ant  232.  Schönchen,  Ludw. 
638.  Schönlaub,  Ludw.  474.  476.  Schönmann,  Dr.  387.  Schönn,  Alois  616. 
Schönthaler,  Frz.  616.  IScholz,  Eduard  76.  Scholz,  Jos.  234.  626.  Schrank. 
Dr.  628.  778.  Schrauf,  Se.  Hochw.  Karl  318.  Schreier,  Dir.  Heinr.  2S6. 
Schröer,  Karl  73.  786.  787.  Schröfl,  Ant.  617.  Schrötter  Ritt.  ▼.  Kri- 
stelli,  Dr.  Ant.  616.  786.  Schroff,  Dr.  Karl  Ritt.  ^.  234.  Schrott,  Baron, 
8.  Hugo,  Alb.  Schubert,  Ernst  79.  Schubert,  Se.  Hochw.  P.  Meinh.  627. 
Schuller,  Joh.  784.  SchuUem,  Ant.  Ritt.  v.  784.  Schulz,  Eman.  630. 
Schulz,  Emilian  234.  Schulz,  Loop.  640.  Schulz,  Prof.  397.  Schulz  von 
Straznicki,  Dr.  Leop.  388.  628.  Schulze,  Dr.  Frz.  Ferd.  326.  Schupnik, 
Frz.  230.  Schuster,  Dr.  Ferd.  638.  Schuster,  Dr.  Heinr.  231.  Svatiö  de 
Boscar,  Joh.  793.  Schwackhöfer,  F.  226.  Schwanda,  Dr.  Matthias  786. 
Schwarz,  Joh.  473.  Schwarzer,  Dr.  Auj^ustin  826.  Schweizer,  Kasp.  Gottftr. 
Ludw.  400.  Sebak,  Dr.  Vinc.  63.  Seckendorff,  Dr.  Arth.  Frhr.  v.  226. 
386.  616.  Sedgwick,  Dr.  Adam  80.  Segur,  Phil.  Graf  t.  240.  Seidan, 
Thomas  78.  629.  Seidler,  Dr.  Max  682.  Scidler,  Dr.  Steph.  318.  Seifert, 
Se.  Hochw.  P.  Theod.  619.  Soiffert,  Dr.  Jak.  76.  Sqkicwicz,  Jos.  620. 
S^kowski,  Michael  620.  ^embera,  Alois  74.  787.  Sembianti,  Matthäus  234. 
Sembratowicz,  Dr.  Silvester  479.  Seredvnski,  Dr.  Ladisl.  626.  Sevöik,  Max 
234.  Seyler,  Musikdir.  638.  Seyss,  Emil  230.  Sicher,  Jos.  234.  Sickel,  Dr. 
Theod.  478.  626.  Sickinger,  Anselm.  790.  Siebold,  Jonkherr  Heinr.  v.  626. 
Siegel,  Dr.  Heinr.  318.  478.  632.  Siess,  Alois  619.  Sima,  Joh.  231.  Si- 
mony,  Dr.  Frdr.  74.  786.  787.  Singer,  Dr.  Emund  632.  633.  Sinzig  (Sim- 
zig),  Frdr.  473.  610.  Sitko,  Jos.  286.  Sittig.  Heinr.  624.  Skibinski,  Dr. 
Ferd.  389.  Skizydylka,  Ladisl.  620.  Skubin,  Ant.  317.  SUmcki,  Franz 
316.  620.  Slezak,  Ant.  231.  Snioglawska,  Jul.  236.  Smolaf,  Gregor  230. 
Smotenitz  Ritt.  v.  Smolk,  Joh.  638.  Sokol,  Jos.  476.  Solin,  Jos.  386. 
gommaruga,  Dr.  Erwin  Frhr.  v.  76.  Sonndorfer,  Dr.  Rudolf  778.  784. 
Sonnleithner,  Dr.  Leop.  Edler  v.  323.  Soswiriski,  Ant.  620.  Soucck,  Sc. 
Hochw.  Joseph  640.  Snäth,  Dr.  Jos.  386.  478.  Spann,  Dr.  Joh.  Ritt.  v. 
623.  Spechtenhauser ,  Martin  76.  Speramani,  Barthol.  619.  Spiegel,  Se. 
Hochw.  P.  Andreas  640.  Spitzer,  Simon  74.  632.  787.  Stäche,  Frdr.  Ritt.  t. 
320.  Stäche,  Dr.  Guido  386.  Stalin,  Dr.  Christoph  Frdr.  v.  484.  Stahl, 
Dr.  Wilh.  324.  Standfest,  Dr.  Frz.  386.  Stanecki,  Dr.  Thom.  282.  Starke, 
Gust.  631.  Stary,  Se.  Hochw.  Jos.  624.  Stattler,  Karl,  Architekt  811.  319. 
Stauduar,  Fr.  S.  78.  Steczkowski,  Const.  786.  Stefan,  Dr.  Jos.  478.  Ste- 
fanowitz, Const.  386.  Steffel,  Dr.  Wenz.  73.  629.  Steffan,  Frdr.  786.  Stein, 
Dr.  Frdr.  73.  629.  Stein,  Dr.  Lorenz  Ritt.  v.  389.  633.  Steiner,  Dr.  Jul. 

473.  Steiner,  Sebast.  617.  Steiner,  Wilh.  619.  Steinebach,  Frdr.  233.  Stein- 
hauser, Ant  621.  Steinkübler,  Emil  79.  Stein wcnder,  Dr.  Otto  617.  Stein- 
wender, Dr.  Arthur  280.  619.  Stellwag  v.  Carion,  Dr.  476.  Stentrup,  Dr. 
Ferd.  479.  Stepischnegg,  Se.  Hochw.  Fürstbisch.  614.  Stern,  Max  Em. 
239.  Stern,  Wilh.  326.  630.  Steuer,  Alois  386.  Stcyrcr,  Joh.  621.  Steyrer, 
Sc.  Hochw.  Joh.  476.    Stevenson,  Dr.  William  898    Stieglitz,  Dr.  Theod. 

474.  Stimpel,  Anton  624.  Stocker,  Se.  Hochw.  Jos.  789.  Stöger,  Prälat 
778.  784.  Stofella,  Dr.  Emil  Ritt.  v.  Alta  Rupa  77.  631.  Stolz,  Frdr.  230. 


XXIII 

619.  Storch  jni^.,  Ant.  326.  Storck,  Jos.  74.  787.  Stransky  v.  Heilkron, 
Karl  382.  623.  Stransky,  Reinb.  384.  618.  Straschiripka  (Canon),  Job.  616. 
Strau&s,  Eduard  389.  Streinz,  Dr.  Heinr.  386.  Strcit«?r,  Dr.  Jos.  400. 
Streitwg,  Frz.  384.  Stremayr,  So.  Exe.  Dr.  v.  310.  316.  386.  614.  631. 
Stricker,  Dr.  Saloni.  281.  Strobl,  Se.  Hocbw.  Karl  383.  617.  Stroka,  Hcinr. 
236.  Strzeleski,  Graf  791.  Studach,  Se.  Hocbw.  M.  L.  396.  Studniöka,  Dr. 
Frz.  73.  629.  Studzinska,  Marceil  235.  Subic,  Dr.  Simon  72.  628.  Suesa, 
Dr.  Eduard  378.  478.  630.  778.  Suhaö,  Se.  Hocbw.  Ant.  76.  Sukljo.  Frz. 
474.  618.  Svaby,  Paul  316.  Swiderski,  Paul  620.  Sworc.  Job.  78.  Sydow, 
Emil  V.  789.  Syraersk^,  Dr.  Jos.  79.  Szabö,  Rieh.  638,  Szaboky,  Dr.  Adolf 
616.  Szalay,  August  v.  787.  Szanto,  Jos.  327.  Szaraniewiez,  Prof.  386. 
Szerepanski,  Jos.  236.  Szlavik,  Karl  616.  Szujski,  Generalsecr.  312.  Ta- 
doUoi,  GioT.  79.  Tadra,  Fcrd.  317.  Tamcbyna.  Frz.  473.  Tarca  s.  Darca. 
Tarorynski,  Heinr.  23r>.  Tatan,  Andr.  326.  Tatomir,  Lucian  236.  Tauber 
y.  Tauberg,  August  882.  Tauber,  Ed.  235.  Tautenbayn,  Jos.  319.  Tebinka, 
Pauline  786.  Teichmann,  Dr.  Ludw.  479.  Tereba,  Joh.  474.  Testa  Bar. 
Ignaz  483.  Thaa,  Georg  76.  Tban,  Dr.  Karl  319.  Thannabauer,  Adolf  235. 
fiiaasing,  Dr.  Moriz  385.  Thessel,  Ant.  Mor.  Fürchteg.  638.  Thetter, 
Ferd.  621.  Thierry,  Amedee  324,  Thudichum,  Dr.  794.  Tbun,  Sc.  Exe. 
Frz.  Graf  79.  80.  Thumer,  Frz.  75.  Tilöer,  Dr.  Frz.  73.^629.  Timermann, 
Prof.  328.  Tinger,  Jos.  76.  Tinter,  Dr.  Wilh.  475.  Tite,  William  326. 
Tkany,  Wilh.  236.  Tobiaszek,  Se.  Hochw.  Karl  784.  Tolstoi.  Graf  Feo- 
dor  V.  827.  Torrey,  John  323.  Tomascbek,  Dr.  Ed.  Frbr.  v.  638.  Toma- 
schek,  Dr.  Joh.  632.  TomaSevi^*,  Steph.  617.  Tomek,  WzL  Wlad.  73.  629. 
Tomsiö.  Joh.  390.  Trancbant,  Achille  794.  Trechc,  Karl  390.  Tremmel, 
Dr.  Karl  Wilh.  633.  Trenkwald,  Matthias  73.  Treumanu,  Karl  319.  Tei- 
koupis,  Spiridion.  240.  Trognon  794.  Trojoiisok,  Job.  383.  Trollhann, 
Jos.  618.  Tschennak,  Dr.  Gust.  75.  76.  320.  Tschaggeuy  638.  Tuczek, 
Ant.  320.  Tunkler,  Andr.  Ritt.  v.  Treuimfeid  324.  Tunner,  Peter  Ritt.  v. 

616.  Turczy/iski,  Jul  Ritt.  v.  625.  Tutschew,  Theod.  Iwan  483.  Twarög. 
Stanisl.  625.  Tyszkiewitz,  Graf  Eustach.  637.  Uhl,  Reg.-Rath  Frdr.  226. 
480.  Ulimann«  C.  F.  483.  Ulimann,  Dr.  Dominik  73.  478.  629.  UUinann, 
Dr.  Eman.  479.  632.  Ullrich,  Ant  388.  Ullrich,  Dr.  372.  Ullrich,  Lan- 
desschulinsp.  778.  Unferdinger,  Frz.  331.  Ungerraann,  Dr.  Ant.  633.  ün- 
terwandling,  Ferd.  316.  ürbantschich,  Dr.  Victor  385.  386  Ustyanowicz, 
Nikolaus  384.  Utiz,  Abraham  398.  Vahlen,  Dr.  Joh.  478.  631.  Valle, 
Ferd.  618.  624.  Varady,  Gust.  328.  Vass,  Jos.  Karl  79.  Venus,  Alex.  389. 
Vernaleken,  Walter  474.  621.  Vesely,  Se.  Hocbw.  Frz.  316.  Vettach,  Jos. 

617.  624.  Villauri,  Tommaso  627.  Vincent,  Dr.  E.  76.  Vodeb,  Albert  619. 
Vodicka,  Theod.  384.  Vodopi?ec,  Frz.  383.  Vogl,  Dr.  Aug.  385.  Voj- 
narski,  Adalbcrt  626.  Volly,  Se.  Hochw.  Dr.  Steph.  638.  Voregger,  Frz. 
474.  Vorel,  Ant.  231.  Voss,  Wilh.  621.  Vrabec,  Jos.  231.  Vrgal  (Vrzal), 
Se.  Hochw.  Max  474.  617.  Vuskovic.  Michael  617.  Vyslouzil,  Dr.  Wilh. 
474.  WaageD,  Karl  792.  Wach,  Karl  473.  Wächter,  Mario  2  U.  Wagner, 
Camillo  633.  Wagner,  Se.  Hochw.  Colom.  618.  Wagner,  Dr.  Georg  Phil. 
Eberh.  793.  Wagner,  Hermann  784.  Wagner,  Dr.  Joh.  320  Wagner,  Ladisl. 
T.  616.  Wagner,  Leo.  399.  Wahlberg,  Dr.  Wilh.  Emil  478.  632.  Wajgiel, 
Leop.  620.  Wakar,  Se.  Hochw.  P.  786.  Walczak,  Joh.  620.  Wallentin,  Ig. 

618.  Walser,  Schulr.  Eduard  74.  382.  Walser,  Reg.-Rath  778.  687.  Wal- 
tenhofen,  Dr.  Adalb.  v.  73.  629.  Walz,  Dr.  Mich.  473.  Wandasiewicz, 
Paul  786.  Wapienik,  Adam  474.  Wartmann,  Jakob  484.  Waöica  Ludw. 
234.  Wasaienik,  Adam  618.  Wassilowicz,  Se.  Hochw.  Arkadius  76.  Wast- 
1er,  Frz.  621.  Watzek,  Job  621.  Watzka,  Dr.  Jos.  479.  Wawra  s.  Miethke. 
Weber,  Prof.  Aug.  638.  Weber,  Jos.  378.  Wechsler,  Stephanie  786.  Wedl, 
Dr.  Karl  478.  Wohli,  Dr.  Sigm.  633.  Weichselmann,  Adolf  72.  Weil,  Dr. 
Sigm.  632.  Weiler,  Jos.  76.  Wt^manu,  August  475.  Weiser,  Dr.  628. 
Weiss,  Dr.  Adolf  387,  478.  630.  631.  Weiss  Dr.  Thend.  625.  Weisf^el,  Dr. 
Jos.  633.  Wenger,  Se.  Hochw.  Dr  Karl  79?.  Wenig,  Dr.  Joh.  479.  We- 
ningcr,  Vinc  378.  Wenzel ,  Dr.  Joh.  473.  Werber,  Job.  624.  Werbes,  Ant. 


3nuv 

^89.  Wem«,  Frz.  Frhr.  v.  624.  Werner,  Dr.  Karl  478.  Werther,  Frhr.  v. 
6S8.  Werthheim  s.  Malven.  Weselsky,  Dr.  Phil.  385.  Wessely,  Jos.  615. 
Wexler,  Stephania  235.  Weyhem,  Hans  Otto  Rud.  Benno  v.  400.  Weyz- 
walda,  Karl  72.  Wicherek,  Prof.  792.  Wieck,  Frdr.  640.  Wiedeufeld,  Dr. 
Eduard  633.  Wiedenfeld,  Otto  Ritt  v.  310.  Wiener,  Wilh.  616.  Wieser, 
8e.  Hochw.  Jos.  76.  Wieser,  Se.  Hochw.  Maurus  617.  Wiesner,  Dr.  phil.  J. 
225.  386.  476.  Wihan,  Robert  784.  Wilda,  Frdr.  786.  Wilhelm,  Dr.  Gust 

616.  Wilhelm,  Karl  637.  Wilckens,  Dr.  Med.  Mart.  225.  226.  Willheim, 
Jos.  621.  Willkomm,  Dr.  Moriz  476.  Willomitzer,  Frz.  474.  Wimmer, 
Se.  Hochw.  Jakob  624.  Winkler,  Andr.  473.  Winter,  Dr.  Gust.  630.  Win- 
ter, Dr.  Ign.  Berth.  389.  Winterhalter,  Frz.  399.  Winterwerd,  Philipp  79. 
Wisiak,  Ant.  2H1.  Wittek,  Hans  (Johann)  474.  475.  Wittrens,  Joh.  617. 
Wocadlo,  Wilh.  473.  Wömdle  v.  Adelsfried,  Aug.  621.  Wolf,  Dr.  Adam 
388.  Wolf,  Dr.  Erich  229.  382.  Wolf,  Heinr.  386.  Wolf,  Se.  Hochw.  Karl 
385.  Wolff,  Dr.  Gust.  638.  Woltmann,  Dr.  Alfr.  386.  629.  Wondraöek,  Job. 
316.  Worbes,  Thom.  784.  Wouwermanns,  Alwin  v.  621.  784.  Wretschko, 
Landesschulinsp.  614.  Wrigens,  Joh.  475.  Wörzner,  Sc.  Hochw.  Frz.  473. 

617.  Wurner,  Mich.  230.  390.  Wurzbach  Edl.  ▼.  Tanneuberg,  Dr.  Const. 
627.  787.  Wussin,  Joh.  320.  Wybiral,  Jos.  474.  617.  Ymyrow,  Dimi- 
triewitsch  79.  Zacb,  Se.  Hochw.  P.  Steph.  230.  Zaczek,  Ant.  316.  Zahn, 
Dr.  Albert  v.  898.  Zahn,  Jos.  388.  Zaillner,  Dr.  Ladisl.  633.  Zamboni, 
Dr.  Philipp  887.  Zambra,  Emesta  475.  Zambra,  Valent  473.  619.  Zain- 
pieri,  Dr.  Jos.  74.  787.  Zangerle,  Ant.  383.  Zarich,  Steph.  389.  624.  Za- 
torski,  Dr.  Max  Ritt  v.  479.  Zaufal,  Dr.  Eman.  386.  Zaunschirm,  Se. 
Hochw.  Ign.  385.  Zeissberg,  Dr.  Heinr.  626.  Pelina,  Joh.  617.-  Zelisko, 
Attffust  793.  Zell,  Dr.  Karl  80.  Zeller,  Dr.  Karl  624.  Zenger,  Karl  73.  629. 
Zepnarowich,  Victor  Ritt.  v.  787.  Zgorek,  Ludw.  235.  Zgorzalewicz,  Ju- 
lian 235.  Zhishmann,  Dr.  Jos.  632.  Zichy,  Ant.  378.  Ziebland,  Georg, 
Frdr.  400.  Zierabinski,  Stanislaus  475.  476.  Zikmund,  Wenzel  640.  Zim- 
mermann, Joh.  625.  Zimmeter,  Albert  474.  619.  Zingerle,  Ant, 3 17.  476. 
Zingerle,  Dr.  Ign.  631.  Zingerle,  P.  Pius  72.  Zittwitz,  v.  794.  Ziwaiisky, 
Dr.  Frz.  790.  Znidafid,  Andreas  383.  Zöllor,  Dr.  Philipp  76.  226.  Zös- 
mair,  Joe.  384.  Zaubek,  Frz.  629.  630.  Zschille,  Karl  Aug.  639.  Zschokke, 
Dr.  Herrn«  478.  Zülzer,  Heinr.  794.  Zugschwert,  Joh.  Bapt.  640.  Zulinski, 
Jos.  235.  Zupanöit^,  Willibald  629. 


Die  Namen  sämmtlicher  österreichischer  Gymnasien 
und  Realschulen  (mit  Angabe  der  Zahl  der  Lehrer  und  bchnler,  der 
Ergebnisse  der  Classification,  der  Maturität^rüfungen  usw.)  erscheinen 
in  der  statistischen  Uebersicht,  welche  das  XU.  Heft  dieses  Jahrganges 
bildet.  —  Agram,  OG.  462;  OR.  462;  Rechtsakademie.  317.  —  Ala.  Ger. 
Bez.  230. —  Altenburg  (Ung.),  Landwirthschaftl.  Lehraust  378.  475.  — 
Ampezzo,  Schulbez.  883.  —  Arad,  OG.  316.  —  Aman,  Staats-UG.  230. 
822.  884.  614.  —  Auspitz,  Landes- UR.  236.  237.  321.  394.  460.  -  Ba- 
den, Landes-G.  391.  392.  —  Berlin,  Univ.  387.  388.  —  Bielitz,  Staats-UG. 
286.  316.  388.  395.  481.  620.  —  Bistritz,  OG.  462.  —  Bochnia,  G.  620.  - 
Böhmen,  Landesschulrath,  280.  ~  Böhmisch-Leipa,  OG.  456.  460.  473.  — 
Bonn,  Uni?.  386,  —  Borgo-Erizzo,  Lehrerbldgsanst.  231.  386 ;  Schulbez. 
388.  —  Bozen,  StaatsG.  280.  383.  454.  —  Braunau.  G.  230;  Schulbez. 
388.  —  Bregenz,  Lehrerbldgsanst  238.  323.  475.  683.  —  Brixen,  OG.  454.  - 
Brody,  Staats-RG.  384.  —  Brunn,  (deutsch.)  Staats-G.  384.  467.  473.  617 
(slaY.)  Staats-G.  235.  884.  457.  474;  RG.  72.  284.  392.  474.  624.  633;  k.  k. 
OR.  284.  461.  477.  621.  627.  684;  (off.)  OR.  (Ausspitz.)  461;  (deutsche) 
Lehrerbldgsanst  77.  234.  885.  625;  (slav.)  Lehrerbldgsanst  231.  386.  480; 
Uebongssch.  281;  (deutsche)  Lehrerinnenbldgsanst  234.  235.  236.  386; 
(slar.)  Lehrerinnenbldgsanst  320.475.  480.  625;  höhere  Töchtersch.  793; 


XXV 

Prüfangscomm.  f.  Volks-  und  BürgerschuleD,  234;  Gew.  Seh.  480.  786; 
Schulbez.  (städt.),  72;  teohn.  Institut,  231.  283.  236.  302.  480.  626.  638; 
Mähr.  Ackerbauges.  477.  —  Brüx,  G.  384.  387.  389.  39a.  465.  473.  — 
Brunnek,  Staats- ÜR.  322.  474.  475.  —  BH&^an  G.  620.  —  Buda-Pest 
8.  Pest.  —  Budweia,  (deutsch.)  Staats-G.  280.  299.  465.  473.  619;  (böhra.) 
k.  k.  G.  466.  634.  OR.  460.  474.  482.  634;  Lehrerbldgsanst.  229.  316.  321. 
382.  630;  Schulbez.  883;  Prfgscomni.  für  Volks-  und  Bürgersch.  390. 
630.  —  Bunzlau,  s.  Jungbunzlau.  —  C'apodistria.  8taats-0G.  76.  321.  382. 
389.  464.  473  624;  Lehrerbldgsanst.  386.  389.  390.  394;  Prfgscomni  f.  Volks- 
und ßurgersch.  389.  --  Cattaro.  G.  624.  —  Chrudim,  (böhin.)  k.  k.  OG.  321. 
384;  (böhm.)  Rsch.  634.  —  Cilli,  ÜG.  76.  316.  320.  383.  394.  453.  474.  481. 

482.  -  Constantinopel  477.  —  Ourzola,  G.  617.  CoUeg-Cap.  318.  —  Czer- 
nowilz,  k.  k.  OG.  237.  384.  468.  473.  620.  634.  784;  gr.  or.  ÜR.  237.  .386. 
461.  474.  634.  Lehrerbldgsanst.  476.  784;  Lehrerin nenbldgsanst  393.  476; 
Gew.-Sch.  482.  614;  landwirthschftl.  Lehranst.  77.  78.  237;  gr.  or.  theol. 
Lehranst.  386.  476.  —  Dalmatien,  k.  k.  Staats-Gymnasien,  78,  LandesschuU 
rath.  784.  —  Deutsch-Brod,  G.  617.  618.  —  Dorpat,  Univ.  476.  —  fhres- 
den,  Polytechn.  626.  —  Kger,  (deutsch.)  8taats-G.,  321.  384.  466.  ,466. 
634.  791 ;  Lehrerbldgsanst.  321.  478;  Uebungssch.  231.  —  Ellbogen,  Comni. 
Mittelsch.  474.  618.  619.  634.  —  Enneberg,  Schulbez  383.  —  Eperies,  69. 
232.  —  Edsegg,  selbst  Rsch.   396.  684.  —  Fcldkirch.  Staats -Mittelsch. 

384.  390.  464.  473.  474.  482.  619.  624.  789.-^  Fiurae,  OG.  461.621;  hö- 
here Mittelsch.  394.  788;  Börgersch.  624;  Marine-Akad.  226.  378  634.— 
Freiberg,  Comra.  RG.,  384.  388.  474.  481.  684.  Freistadt  (Oberösterr.), 
Staats-R.  u.  OG..  390.  463.  474.  617;  Schulbez.  72.  —  Freudenthal.  Staats- 
RG.  75.  390  467.  626.  —  Friedeck,  Stadtbez.  230.  —  Galizien,  Landes- 
schulrath.  316.  473.  —  Görz,  (deutsch.)  StaatsOG.  237.  383.  393.  464.  460. 
474.  617,  619.  624.  779;  Lehrerbldgsanst.  383.  898.  626;  Uebungssch.  317; 
Schulbez.  888.  478;  Prüfungscoinni.  für  Volks  und  Bürgersch.  390  — 
Göttingen,  Univ.   386.  —  Gottschee,    (deutsch.)  k.  k.  G.  321.  393.  474. 

483.  —  Gradiska.  Schulbez.  383.   -  Gran,  OG    627.    -  Graz,  1.  G.  77. 

385.  394.  463.  614.  624;  2.  G.  230.  383.  463.  473.  481.  619  623.  624; 
Staats-OR.  236.  886.  894.  469.  621;  landschaftl.  Rsch.  72.  230.  394;  Leh- 
rerbldgsanst. (Uebungssch.)  316.  394;  Lehrerinnenbldgsanst.  481;  Ge- 
werbesch.  886;  landschaftL  techn.  Hochschule,  72.  73.  394.  477.  478.  616. 
628;  landschaftl.  Zeichn.  Akademie,  286;  Akademie  für  Handel  u.  Industr. 
73;  Joanneum,  323.  898;  Landesschulinsp.  473;  Realschul- Prüfungscorom. 
387;  Prüfungscomm.  f.  Turnen,  230.  390  Univ.  72.  73.  76.  230.  231.  317. 
320.  386.  388.  890.  476.  479.  626.  638.  786.  791;  Univ.  Bibl.  76.  232. 
236.  476.  628;  Staats-^röfungscomm.  287;  Landes-Archiv,  388.  616;  Lan- 
des-Irrenanst  626.  —  Greifswalde,  Univ.  387.  —  Gurkfeld,  Schulbez.  230. 

—  Hainburg,  Pionn.  Cad.  Seh.  312.  —  Hall,  OG.  614.  —  Halle,  land- 
wirthsch.  Inst.  76.  —  Heidelberg,  Univ.  476.  —  Heiligenkreuz,  Cisterz. 
Stift.  67.  —  Hermannstadt,  (katb.)  G.  463;  (evang.)  G.  463.  —Hernais, 
k.  k.  RG.  822.  383.  384.  474.  617.  —  Hollabrunn  (Ober.),  k.  k.  R.  u.  OG. 
322.  893.  452.  473.  474    611.  619.  —  Hörn,  Landes-ROG.  392.  464.  475. 

—  Hofowic,  Schulbez  316.  —  Hradisch  s.  Ungarisch-Hradiscli.  —  Iglau, 
Staats-OG.  320.  467.  473.  634.  870—872.  Landes-OR.  461.  —  Imst.  Staats- 
ÜR.  231.  322.  323.  476.  626.  —  Innsbruck,  OG.  75.  233.  284.  456.  47«. 
482.  618.  624.  784;  OR.  75.  460;  Lehrerbldgsanst.  75.  816  616.  618; 
Uebungssch.  76.  Lehrerinnenbldgsanst.  75.  395.  396;  Handelsschule  73; 
Prüfungscomm.  f.  Volks- und  Börgersch.  75;  Univ.  7').  76.  317.  324.  386. 
388.  389.  476.  479.  626.  681.  682;  Univ.  Bibl.  615;  Turnlehr,  (akad.)  76; 
Prüfungscomm.  f.  Stenogr.  76.  —  Istrien,  Landesschulrath ,  382.  473.  624. 

—  Jägerndorf,  Comm.  UR.  322.  461.  626.  684.  636.  —  Jaslo,  Comiu.  G. 
474.  —  Jiain,  k.  k.  G.  390.  473.  482.  483.  624.  788.  —  Jungbunzlau, 
Comm.  G.  384.  466.  638.  —  Kaaden,  Oomm.  RG  388.  395.  466.  —  Kap- 
litz,  Schulbez.  388.  —  Karlowitz,  OG.  462.  —  Karlsruhe,  polytechu.  Inst 

386.  —  Karlsstadt,  UG.  462.  •  Easchau ,  Rechtsakad.  640.  —  Klageufurt, 


XXVI 

Staati^G  230.  822.  88S.  454.  473.  619;  OR.  459.  635;  Lehrerbld^sanst. 
316;  Lehrerinnenblds&nst.  395.  625;  Studienbibl.  76.  232.  —  Klattan, 
ComiD.  B.  u.  OG.  384.  —  Klansenburg,  Uoir.  226.  232.  317.  -  Kdnig> 
fr&tz,  Staats-G.  316;  LehrerbldgsaDst.  317.  —  Kolomea,  G.  620.  —  Eoroo- 
taa,  Comm.  B.  u.  OG.  384.  621.  626  786;  Volksscb.  473.  —  Korneaborg, 
Lehrerbldgsansi  779.  —  Krainburg,  k.  k.  Staats-RG.  321.  454.  621.  784. 

—  Krakau,  Akad.  G.  619.  620;  11.  G.  620;  St.  Annen-G.  418.  617.  620; 
St.  Hyacinth-G.  458;  Rscb.  620;  Lehrerbildangsanstalt  235.  625.  630. 
785.  Lehrerinnen bldgsanst.  235.  625.  785;  Üebungssch.  235;  Pröfungs- 
comm.  f.  Volks-  mid  Bürgerscb.  630;  Techn.  Akad.  616;  Kunstschule, 
477;  üniv.  226.  232.  324.  386.  476.  479.  626.  638;  Akad.  d.  Wissensch. 
226.  233.  312.  318;  Staatsprfgscomm.  387.  —  Krems,  Staats-G.  383.  473. 
619;  k  k.  Landes-OR.  77.  238.  391.  459.  474.  621;  Lehrerbldgsanst. 
72.  635.  778.  784;  üebungssch.  331;  Schulbez.  72;  Prüfungscomra.  für 
Volks-  und  Bürgersch.  786;  Hnndelsch.  391,  —  Kreinsior,  Ordens-  (Staats-) 
G.  319.  384.  392;  Comm.OR.  77.  392.  461.  —  Kremsratinster ,  453.  472.  — 
Kronau,  Schulbez.  316.  ■—  Kronstadt,  (evang.)  G.,  463.  —  Kruinau,  478; 
(deutsch)  Staats-URG.  322;  Schulbez.  383.  —  Kuttenberg,  Lehrerbldgs- 
anst. 316.  616.  789^  Schulbez.  316.  —  Laibach,  k.  k.  Staats-OG.  230. 
316.  390.  454.  788.  789;  OR.  390.  392.  459.  635.  638.  788;  Lehrerbldgs- 
anst. 383.  390«  392.  624.  788 ;  Lehrerinnenbldgsanst.  392.  619.  629.  635; 
üebungssch.  231 ;  Schulbez.  624;  Prüfungscomra.  f.  Volks-  und  Bürgersch. 

75.  390.  629.  -  Laudskron,  (deutsch.)  Staats-G.  322.  473.  —  Leipzig, 
477.  —  Leitmeritz ,  Staats-G.  383.  456 ;  Lehranst.  für  Taubstumme.  323. 

—  Leitomischl,  (böhra.)  G.  80.  286.  384.  618;  Schulbez.  316.  —  Leraberg, 
Akad,  G.  619.  620;  II.  G.  620;  Franz  Josephs-G.  620;  OB.  476.  620.  621. 
Lehrerbldgsanst.  und  üebungssch.  235.  625.  630;  Lehrerinnenbldgsanst. 
und  üebungssch.  285.  785;  Techn.  Akad.  233.  476.  478.  785;  Prfgscomm. 
f.  Gjrmn.  Lehramtscand.  76;  Realschul-Prfgscomm.  786;  Prfgscomm.  f^r 
Volks-  und   Bürgersch.  235;  Prfgscomm.   f.  Turnen.   75.   233;  üniv.  75. 

76.  232.  317.  386.  387.  476.  479.  616.  788;  Medic.  chir.  Lehranst.  77; 
Staats-Prfgscomra.  785.  —  Leoben,  RG.  453.  481 ;  Bergakad.  76.  232.  377. 
477.  481.  615.  —  Leonhard,  St.,  Schulbez.  883.  —  Lilienfeld,  Cist.  Stift, 
67.  —  Linz,  Staats-G.,  472.  483;  Neue«  G.  310.  311.  383.  453;  Staats- 
OR.,  384.  483.  625.  635;  Lehrerbldgsanst.  230.  472.  473;  Lehrerinnen- 
bldgsanst. 472.  473.  475;  Linz-Ürfahr,  israel.  Cult.  Gem.  472.  —  Littaj, 
Bürgersch.  793,  Schulbez.  383.  —  Littau,  Schulbez.  235.  Mährisch- 
Schönberg,  (deutsches)  Landes-RG.  321. 457.  625.  —  Marburg,  Stiiats-G.  230. 
320.  883.  884.  386.  394.  453.  454.  473.  474.  480.  481.  619.  624;  Staats- 
OR.  75.  231.  320.  394.  459.  473.  614;  Schulbez.  383.  —  Mariabrnnn,  k. 
k.  Forsthocbsch.  225.  226.  386.  476.  483.  615.  616   —  Mediasch,  OG.  463. 

—  Meran,  G.  72.  399.  455.  —  Meseritsch  (Wallachisch-),  (böhm.)  St^ats- 
UG.  338.  384.  385.  394.  474.  624.  635.  —  Mezzolombardo ,  üebungssch. 
234.  —  Mies,  k.  k.  ROG  320.  884.  486.  —  Mitrovic,  ÜR.  238.  395.  — 
Moldauthein,  Schulbez.  383.  —  Mori,  Ger.  Bez.  230.  —  Müiilbach,  ÜG. 
463.  —  München,  Centr.  Feiertagssch.  375;  üniv.  627.  —  Kaasod,  G.  637. 

—  Neuhaus,  k.  k.  OG.  78.  884.  456;  Volkssch.  625.  —  Neukloster,  Cisterz. 
Stift.  67.  —  Neureisch,  Stift  627.  -  Neu-Sandcc,  G.  620  —  Neusatz, 
(Ungar.)  OG.  232.  461.  —  Neustadt  (Böhm-),  Schulbez.  383.  -  Neustadt 
(Mährisch-) ,  Landes-RG.  384.  457.  480.  617;  ÜR.  618.  -  NeusUdt  (Wie- 
ner) s.  Wiener-Neustadt.  —  Neutitschein,  Schulbez.  316.  —  Niederöster- 
reich, LandesBchulrath.  784.  —  Nikolsburg,  Staats-R.  und  OG.  388.  895. 
474.  624.  685.  784.  —  Nogaredo,  Ger.  Bez.  230.  —  Nürnberg,  Kunstge- 
werbesch,  885.  -  Oberösterreich ,  Landesschulrath ,  472.  473.  —  Ober- 
schütssen,  Sem.  und  RG.  462.  —  Ofen,  (kath.)  OG.  79.  232.  —  Olmütz, 
(dMtsch.)  Staats-OG.  76.238.  384.  457,  617.  636;  (slav.)  OG.  235.  457. 
6.36;  8taat«.0R.  77.  235.  238.  ,385.  893.  424.  482.  620.  621.  635;  Lehrcr- 
bldgsaaBt.  236.  816.  393.  476;  üebungssch.  231.  475;  Schulbez.  316; 
ThaoL  Ftenltät^  476.  479.  686.  -  Pano0OTa,  OR.  462.  474.  -  Pardubits, 


XXVII 

CoBiiL  OB.  384.  —  Perg,  Schnlbez.  230.  —  Pest,  Univ.  232.  317.  319.  320. 
616.  638.  785.  788.  789.  790;  Semin.  f.  Orient  Spr.  614;  Gommiss.  zur 
Erliltg.  der  Knnstdenkmale  787.  —  Petersburg,  St,  russ.  philolog.  Semi- 
nir,  777.  778.  —  Pctrinia,  ÜB.  237.  238.  396.  —  Pettau,  BG.  464.  — 
Philadelphia,  Univ.  77.  —  Pilgraro,  BG.  456.  —  Pilsen,  00.  384.  399. 
466.  473;  (deutche)  Staats-OB.  397.  474.  481;  Conim.  Bscb.  624;  Schul- 
lez.  383.  -  Pirano,  k.  k.  OB.  322.  460.  626.  —  Pisino,  Staats-G.  388. 
481.  624.  636.  784;  Bsch.  390.  —  Pola,  Marine-UB.  396.  460.  636.  — 
Policzka,  Schulbez.  316.  -  Pöltcu,  St,  238;  BG.  392.  789;  Landes-OB. 
392.  469.  476.  621;  Milit  Coli.  312.  —  Pozega,  OG.  462.  -  Prachatiz, 
(deutsch.)  Staat8-UBG.  322. 384.  466. 474;  Scliulbez.  383.  —  Prag,  (deutsch.) 
Eleinseitner  G.  76.  237.  322.  383.  384.  388.  466.  624;  akad.  G.,  78  626; 
(deutsch.)  Neustadter  G.  237.  384.  466;  (^ch.)  Altstadter  G.  316.  383.  384. 
640;  (deutsch.)  Staats-BG.  230.  231.  322;  (j^ech.)  k.  k.  UBG.  237.  384;  (<^h.) 
Comm.  BG.  466;  (deutsche)  OB.  76.  231.  322.  460.  476;  (^h.)  Staats- 
OB.  316.  320.  394.  474.  476.  477.  483.  626:  (deutsche)  ÜB.  478;  (deutsche) 
Comiu.  Mittelsck  388;  (deutsche)  Lehrerhldgsanst  76.  476.  629;  Klein- 
äeitner  lehrerhldgsanst  616;  (deutsche  Lehrerinnen bldgsanst  231.  322; 
(oech.)  Lehrerhldgsanst  476;  (Sech.)  Lehrerinnenbldgsanst  322.  394.  476; 
636;  Gymn.  Lchramls-Prfgscomm.  76;  Bcalschnl-Prfgscomm.  73.  233.  629; 
(deutsche)  Prfgscomm.  f.  Volks-  und  Bürgersch.  629.  630;  (ccch.)  Prfgs- 
cuDUu.  f.  Volks-  u.  Bürgersch.  630;  Prfgscomni.  f.  Gesang.  230;  Landes- 
ächulinsp.  616;  (deutsch.)  Polytoch.  Inst  73.  77.  317.  386.  616.  629.  636; 
(cech.)  Polytechn.  Inst.  73.  386.  629.  Handelakad.  616;  Univ.  73.  76.  76. 
232.  240.  317.  319  378.  386.  387.  389.  476.  477.  478  >  480.  616.  626.  630. 
631.  787;  Univ.  BibL  76;  Univ.  Sternw.  798;  Hist  Semin.  376.377;  Me- 
dic.  Prof.  Coli.  76;  Medic  chir.  Lchraust  324;  Staatsprfgscomra.  77.  387. 
477.  627;  Statist.  Bureau,  320;  Irrcnanst  626.  —  Prerau,  BG.  393.  467. 
474.  —  Pressbare,  (kath.)  OG.  316.  462.  872.  873;  Waisenhaus,  638.  -r- 
Proßuitz,  (dcutiKue^  Staats-UR.  388.  ~  Przeroysl,  Lohrcrinnonbldgsanst. 
626 ;  Domcap.  786.  -  Radauti,  k.  k.  ÜG.  323.  384.  -  Bagusa,  OG.  466. 
624;  OB.  621.  —  Kakonitz,  Comm.  OB.  791.  —  Bakovac,  OB.  237.  396. 
462.  621.  —  Beichenau,  G.  473;  Schulbez.  230.  —  Beichenborg,  Staats-BG. 
und  OG.  78.  238.  384.  460.  474.  636;  Ver.  d.  Naturfr.  477.  —  Beute, 
Staats-UR.  323.  476.  -  Bied,  Staats-G.  76.  890.  463.  474.  —  Riga,  Poly- 
techn. 626.  —  Röuicrstadt  UR.  482.  —  Boveredo,  OG.  234.  466.  476. 
624.  636;  OB.  230.  460.  789;  Laudbez.  230.  —  Budolfsworth ,  Staats- B. 
und  OG.  237.  392.  293.  464.  474.  —  Bzcszow,  G.  620;  Lehrorbldi^ianfit 
626.  786.  ~  ^^aaz,  00.  233.  321.  384.  473.  474.  617.  —  Sächsisch-Regen, 
RG.  463.  —  Salzburg,  OG.  463.  619.  624;  Staats-OR.  321.  386.  469.  474. 
483.  636;  Lehrerhldgsanst  390.  784.  Theolog.  Facult  479;  Studicubibl. 
789.  792;  Mozarteuro,  77.  ~  Saiuotlirake  Ins.  69.  Sanibor,  UR.  621. 
Sanok,  Schulbez.  316.  —  Schässburg,  OG.  463.  —  Schlan,  Schulboz. 
31f*.  -  Schlogl.  Stift,  472.  —  Schönberg  (Mahrisch  )  s.  Mährisch-Schön- 
bcTg.  •  Schönlinde.  Gcwerbesch.  636.  —  Sebenioo,  G.  617.  624.  —  Sei- 
ten.'Octten.  OG.  (Ordens-G.),  462.  623.  —  Semlin,  UR.  238.  396.  -  Senf- 
Urnberg,  Schulbez.  230.  —  Sereth,  UR.  481.  —  Sesaua,  Schulbez.  383.  — 
Sign  (SiMJ),  Staats-G.  383.  -  Sob^lau,  Lehrerhldgsanst  317.  476.  626.  789. 
-S^lato,  Staats-G.  316.  466.  617.  618.  624;  Staats-Rsch.  626.  780.  >- 
Stanislau,  G.  620 ;  Lehrerhldgsanst  626.  786.  —  Staiermark.  Landesschul- 
rUh,  624.  —  Sternberg,  Landes-UB.  384.  385.  461.  474.  482.  636;  Schul- 
bez. 316.  —  Steyr.  Staats-OR.  390.  474.  618.  636.  —  Stockorau  Landcs-G. 

392.  462.  —  Stuhlwcissenburg,  Seminar  477.  —  Suczawa,  (gr.  or.)  G.  76. 
384.  468.  474.  618.  «.86.  784.  -  Szegedin,  G.  638.  —  fabor,  (fcech.) 
:Staat«-RG.  77.  321.  824.  384.  466.  473.  —  Tarnopol,  G.  620;  Lehrerbldgs- 
Mit  626.  -  Tarnow,  G.  W7.  620.  -  Taus,  RG.  456.  621.  Teltsch ,  (^ech.) 
lAudes-UR.   78.  237.  482.  621.  —  Tosrhen .  L   Slwts-G.   237.  316.  384. 

393.  467.468.  627;  II.  Staats-G.  230  468.  617.  624.  636;  Staats-OR.  481. 
626;  Comm.  ÜB.  626.  627;  Lehrexbldgsanst  624.  626^,  Uobangndch.  393.  — 


xxvin 

Tolmein,  Schulbez.  383.  —  Trautcnau,  Coram.-ÜR.  323.  63fi:  (deutsch«)  Leh- 
rerbldfrsanst.  323.  386.  47.5  481.  625  784;  Schnlbcz  383:  Volkssch.  625.  — 
Trehitsch,  (slav.)  Staats-UG.  236.  384.  —  Trient.  Staats-G.  234.  455.  473. 
618.  619.625 '.Lehrerbldgsanst.  234;  Lclircriniieubld^sanst  395.  475;  Prfj,^s- 
comm.  f.  Volks-  nnd  Bürgerscb.  234.  Schulbez.  383;  Dioeces.  Lehraiist.  76.  — 
Triest,  Staats-G.  230.  454.  617.  61f>.  624.  630.  784;  Comra.  G.  75.  454. 
637.  789;  (deutsche)  Staats-OR.  3-21.  385.  461.  474.  789;  Comm.  OR  238. 
621.  636.  637;  Landosschulrath,  473.  624;  Nautische  Akad  474.  637.  -- 
Troppau.  Staats-G.  75.  2.30.  238.  .384.  458.  624 :  Staats-OR.  77.  231.  238. 
385.  394.  .395.  461.637;  Lehrerbld^'sanst.  229.480;  Lchrt^rinnenbldgsanst. 
.385.  394.  480.  625;  Uebungssch.  231 :  Schulbez.  230.  473.  —  Turin,  üniv. 
627.  -  Ungarisch-Hradisch,  k.  k.  ROG.  236.  384.  457.  474.  617.  634.  — 
Ungarn ,  Minist,  f.  Cultus,  320.  378.  .383.  790.  791 :  Akad.  d.  Wissensch. 
317.  318.  319.  789;  Nation.  Mus.  639.  —  Utrecht,  Univ.  388.  —  Villach. 
Staats-RG.  230.  322.  384.  .394.  454.  474.  619.  —  Vinkovce,  OG.  237. 
316.  395.  462.  619.  640.  -Völkermarkt,  Schulbez.  230.  —  Wadowicp,  G. 
620.  —  Waidhofon  ^an  der  Thaya),  Landes-RG.  392.  453.  475  612.  —  Waid- 
hofen  ran  der  Ybbs).  UR.  459.  —  Weidenau,  Staats-RG.  75  384.  391. 
458.  474.  482.  —  Weisskirchen  (Mährisch-),  k.  k.  Staats- RG.  384.  392. 
637;  Conim.  G.  319;  Gemeindevertretung,  386.  —  Wien,  Minist,  für  C. 
und  U.,  72  229.  316.  319.  327.  382.  383.  396  482.  616.  623.  624.  632; 
Minist.  Bibl.  378;  Minist,  des  Aeussern,  621;  Minist,  des  Innern,  787; 
Reichs-Finanzminist.  790;  Handelsminist.  794;  Akad.  G  230.  319.  321. 
452.  473.  611.  637.  873;  Staats-G.  im  I  Bez.,  389.  46.3.  784;  Schottcn-G. 
462;  Joscphst.  G.  (VIII.  Bez.),  375.  452.  611.  640;  Theres.  G.  .389.  452; 
Leopoldstädt.  Staats-R.  u.  OG.  (II.  Bez.),  452.  628.  631.  786;  Mariahilfer 
R.  u.  OG.  (VI.  Bez.),  462.  628;  Rossauer  Staats-R.  u.  OG.  (IX.  Bez.\ 
325.  384.  452.  474.  482.  612.  613.  624 ;  Land  Strasse  RG  CHI.  Bez.).  223. 
462.  618;  Stadt.  OR.  i'\m  I.  Bez.),  625;  Leopoldst.  OR.  231.  391.  46.3. 
474.  621;  Landstr.  OR.  74.  458.  480.  621.  626.  787;  Schotten felder  OR. 
391.   458.  474.  616:  DölVsche  OR.  459;  Wiedener   Comm.  OR.  .391.  458. 

474.  628;  Rossauer-Comm.  OR.  74.  382.  387.  459.  621  628.  787;  Josephst. 
Rsch.  (Meixuer),  398.  469.  474.  475.  611.  625:  Gumpendorfer  lisch.  628; 
Mariahilfer  Comm.   Rsch.  391;   Sechshauser,  Staats-UR.,   378.  391.   474. 

475.  616;  Lehrerbldgsanst.  475 ;  Lehrer-Paedagog.  378.  482;  Lehrerinnen- 
bldgsanst.  231.  463;  Lebrerinnenbldgsanst.  bei  St.  Anna,  372.  612.  778. 
779;  Lehrerin nenbldgsan st.  bei  St.  Ursula,  372.  612.  627.  779;  Normal. 
Hptsch.  bei  St.  Anna,  4(M);  Schulinsp.  624;  Gymu.  Lehramtscand.  Prfgs. 
comm.  76;  Realsch.  Prfgscomm.  73.  74.  786.  787:  Prfgscomm.  für  Tur- 
nen 630;  Prüfungscomraission  für  Stenogr.  630.  787;  Technische  Hoch- 
schule, (Polytechn.  Institut)  73.  74.  76.  225.  236.  323.  386.  388.  389.  391. 

476.  482.  616.  616.  621.  623.  626.  630.  631.  633.  637.  784.  787.  789; 
Hocbsch.  f.  Bodencultur,  76.  22.5.  226.  231.  234.  236.  ,321.  386  631.  633; 
Handels- Akad.  74.  76.  375.  378.  475.  615.  621.  627.  632.  784;  Mus.  für 
Kunst  und  Industrie,  72.  74.  378.  .386.  391.  61.5.  616.  626.  787;  Kuust- 
gewerbesch.  74.  616.  626.  786;  Bau-  und  Maschinengewerbesch.  391.  475. 
779;  Univ.  74.  76.  76.  77.  231.  232.  317.  .320  ;V2.3.  326.  378.  .385.  386. 
388.  389.  397.  .398.  400.  476.  476.  478  479.  616.  616.  623.  626.  630.  631.  6.32. 
633.  639.  785.  786.  787.  791;  Univ.  Franz.  engl.  Semin.  375;  Univ.  Bibl. 
320.  321.  322.  789  793;  Sternw.  .389;  Botan.  Garten;  .398;  Hof-  und 
Universitätsbehdlg.  389.  480.  616 ;  Centralanst.  f.  Meteorologie,  320.  623. 
630;  Evang.  theol.  Facult.  389;  Staatsprfgscomm.  318;  Geolog.  Reichs- 
anst.  234.  324.  386.  476.  477.  785;  Centralcomm.  z.  Erf.  u.  Erh.  der 
Band.  318.  378.  626;  Statist.  Centralcomm.  623;  Dir.  der  akad.  Statistik. 
320.  616;  Haus-Hof  und  Staats- Archiv.  318;  Akademie  (kais.)  der  Wis- 
sensch. 77  .326.  388.  616.  616.  627.631.  785 ;  Akademie  der  bild.  Künste, 
74.  234.  464.  479.  480.  616  626.  640.  791.  794;  Kunstgiesserei ,  479: 
Hofbibliothek,  826.  896.  626;  k.  k.  Oberstkämmereramt,  399  ;K.  k.  Schatz- 
kammer, 818«  886.  680.  681;   K.  k.  Münz-   und  Ant.  Cab.  318.  626. 


XXIX 

690;  K  k.  Gemälde-Galerie,  616.  K.  k.  Miner.  Gab,  76.  320;  K.  k.  zooiog. 
Hofcab.  233.  234.  318.  389.  477.  626.  789;  Botan.  Hofcab.  231.  K.  k. 
Farn.  Priv.  Bibl.  76;  K.  k.  Hoftbeater,  238.  234.  319.  320.  389.  484;  K. 
k.  Hof-Musikcapelle,  239.  482.  484;  Albertina  (Kunstsamml.  d.  Erzh.  Al- 
brecht), 385;  Mosik-Consery.  323.  389.  615.  788;  Philharm.  Ver.  396; 
Wiener  Manner-Gksangrer.  616,  627;  Akad.  Ges.  Ver.  790;  Orient.  Akad. 
319.  464.  632;  Lehranst.  f.  die  Orient.  Sprachen,  309.  310;  Theres.  Akad. 
72.  76.  319.  391.  473.  611.  613.  618.  621.  683;  Löwenbarg*sches  Conv. 
232.  463;  Gerold'sche  Buchdr.  616.  617;  Taubstummen-Inst  236.  389; 
Israel  Blinden -Inst.  398;  Oberlandesger.  318;  Höherer  Geniecurs,  233; 
Milit  Akad.  (techn.),  "76.  312.  396.  476.  626;  Kriegssch.  76;  Geniecadet- 
tensch.  616;  Milit  geogr.  Inst  240.  477;  Josephs- Akad.  232.  386.  476. 
786;  Milit  Thieraruiei-Inst  226.  792.  —  Wiener-Neustadt,  Staats-G.  393. 
473.  618;  n.  5.  Landes-OR.,  77.  238.  469.  476.  616;  Landes-Prosem.  376, 
376.  393.  779;  Milit  Akad.  383.  393.  B26.  -  Windisch-Feistritz,  Schul- 
bez.,  383.  —  Würzburg,  Uni?.  386.  -  SKara,  Staats-OG.  316.  466.  624. 
626;  Schnlinsp.  624;  Semin.  627.  —  Zengg,  G.  384.  —  Zioczöw,  UG.  76. 

-  Znaim,  (deutsch.)  k.  k.  Staats-G.  320.  321.  384.  457.  637;  OR  461.  482. 

-  Zwettl,  eist  Stift  67.  —  Zwittau,  Schulbez.  234. 


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mit  Detail  and  keine  ohne  Farbe:  mit  der  Sicherheit  grammatischen  odei 
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Die  Ollen  dörfischen  Metboden  baben  vor  allen  anderen  existirendei 
den  Vorzag,  dass  eine  Sprache  ohne  geringe  Anstrengung  last  spielend  erlern 
wird.  Dieselben  eignen  sieh  desshalb  nicht  allein  zarEinfflhrunginSchulen 
^m  ganz  besonders  aach  zum  Selbststudium. 

Bti  Bestellimgen  bitten  wir  iRtere  Original- Ausgabe  zu  verlangen,  di 

1^  nicht  gescheat  hat,  dieselbe  nachsabilden. 

Aitenbnrg.  H.  A.  Pieror 


Bei    6.  D.   BUeker  in   Essen  erschien  and  ist   durch  alle 
Bachhandltuigen  za  beziehen: 

Leitfaden  fflr  den  Unterricht 

in  der  deutschen  Grammatik 

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höhere  Lehranstalten 

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Dr.  L  Hoir,  und  Dr.  W.  Kaiser, 

Oberlehrer.  Oberlehrer. 

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9A11  Koappheit,  SchSrfe^iind  Genauigkeit  der  grammatischen  Be- 
iüauBiingen*  sagt  ein  Resensent,  „sucht  dieser  kurze  Leitfaden  seines  Gleichen. 
Er  ist  ein  ebenso  gründlicher  als  wortkarger  Fahrer  cum  \^rstftndniss  aller 
Zveige  der  Grammatik.  Er  greift  dem  Liehrer  nicht  vor,  macht  auch  diesen 
aicht  entbehrlich,  gibt  aber  an  wenigen,  sehr  sorgfältig  gewählten  Beispielen 
eine  treffiche  Erläuterung  der  voraufgehenden  begrifflichen  Erörterung  der  gram  • 
natischeu  Funktion." 

Im  Verlage  von  F.  Schalthess  in  Zürich  sind  soeben 
«schienen  und  in  allen  Bachhandlungen  za  haben: 

Breitillger,  H.,  Das  Dorf,  von  Octave  Feaillet.  —  Scenen 
aus  den  Lustspielen  Victorien  Sardoa's.  —  Das  gute 

Herz,  von  Berqain.  Zum  Rückübersetzen  aus  dem  Deatschen 
in  das  Französische  bearbeitet.  8*^  br.  (Partiepreis  48  kr.)  60  kr. 

*  Mit  diesem  und  dem  letztes  Jahr  erschienenen  Hefte  (Jales  Handean, 
Frilleil  VOI  La  Seif  liirs)  beginnt  eine  Serie  einzelner  meist  der  neuesten 
franzGsiitchen  Literatur  entnommener  Stücke,  welche  sich  in  der  sorg- 
fältigen Bearbeitung  mit  Nutzen  für  den  Unterricht  an  Kantonsschnlen, 
Sekundärschulen,  Instituten  und  zum  PriTatgebrauche  verwenden  lassen. 

Ein  drittes  Heft  ist  in  der  Presse. 

Sutermeister,  O.,  Leitfaden  der  Poetik  fttr  den  Schul-  und  Selbst- 
unterricht. 2.  vermehrte  und  verbesserte  Auflage.  8®  br.  1874. 

72  kr. 

^  In  dieser  neuen  Auflage  war  der  Verfasser  bestrebt ,  auf  Grund  von 
Erfahrungen,  verschiedene  wesentliche  Aendenmgen  anzubringen,  welche 
den  Werth  des  Buches  erhöhen. 


In  meinem  Verlage  erschien  soeben  und  ist  in  Wien  bei 
Mayer  &  Co.  Singerstrasse  7  vorräthig: 

BusebmanD,  Dr.  J.,  ord.  Lehrer  an  der  Realschule  I.  Ord.  zu 

Köln  am  Rhein.  Deutsclies  Lesebucli  fQr  die  Unterkiassen 

llölierer  Leliranstalten.  I.  Abthlg.  (Sexta,  Quinta)  250  Seiten, 
gr.  8«.  1  fl.-50  kr. 

-  —  LeitfSeiden   fOr  den  Unterriclit  in  der  deutsclien  Spracli- 
iehre  fDr  liöhere  Lehranstalten  (zunächst  für  die  unteren 

Klassen).  64  Seiten,  gr.  8®.  42  kr. 
Mttnstery  im  Januar  1874. 

Adolf  BusseVa  \«tV 


Erste  Abtheilung. 


Abhandlungen. 

Goethe  als  Student  in  Leipzig  (1765-68).* 

Hemmende  und  befreiende  Einflüsse. 

I. 

Wer  Goethes  Entwickelang  Ton  frQh  auf  beobachtet ,  wird  er- 
kennen ,  dass  ihm  ein  leidenschaftlicher  Trieb  innewohnte ,  frei  und 
ongefcsselt  in  seiner  Erfindungs-  und  Dichtungsgabe  sich  zu  ergehen 
ond  sie  zum  Ausdruck  seines  innem  Lebens  zu  nutzen.  Auch  hierin 
leigt  sich  die  Selbständigkeit  seiner  auf  individuelle  Entfaltung  ge- 
stellten germanischen  Natur ,  für  welche  man  versucht  sein  könnte, 
die  Entwickelung  Goethes  überhaupt  als  ein  Beispiel  von  typischer 
Bedeutung  aufzurufen.  Zu  diesem  bestimmten,  leidenschaftlich  leben- 
digen Drange,  welcher  bereits  in  der  Gabe  wirksam  war,  die  Ein- 
drücke seiner  anregenden  Frankfurter  Umgebung  und  seine  ersten 
Erlebnisse  tief  in  sich  zu  verarbeiten,  fand  er  sich  mehr  oder  weniger 
im  Gegensatze  gegen  die  deutschen  Dichter  der  Zeit,  welche  die 
Dichtung  eher  als  ein  Spiel  des  Machens  denn  als  ein  Bedürfniss  des 
Schaffens  betrieben.  So  mussten  die  Canitz  und  Besser,  die  Hage- 
dom und  Drollinger  und  die  ganze  Schaar  jener  Poeten,  in  denen  er, 
wie  er  später  sagt,  gewissermassen  lesen  lernte,  um  mit  seinen  Wor- 
ten fortzufahren,  bald  wie  ein  Alp  auf  ihm  lasten  und  die  biblischen 
und  geistlichen  Gedichte,  sowie  die  anakreontischen  Lieder,  die  er 
in  ihrer  Weise  verfertigte,  ihm  frühe  verleidet  sein  '). 

Was  unter  solchen  Umständen  der  werdende  Dichter  bedurfte, 
war  ein  grosses  seiner  Natur  gemässes  Muster  oder  eine  Lehre,  die 
vermocht  hätte,  ihn  mit  Selbstvertrauen  zu  eifullen,  so  dass  seine 
•igene  Natur,  sein  ganzes  inneres  Wesen  dichtend   sich   äussern 


*  Folgenden  Anfsatz,  ein  Bruchstück  aus  einem  gr&sseren  Werk  über 
Goethe's  ßildungsgeschichte.  hat  der  Verfasser  der  Bedaction  zum 
Abdruck  in  dieser   Zeitschrift  lreun<llich  überlassen.  I.  V. 

'.  WW  in  111  Bdn.     1847.    Ul.    466- 

ZtltMhrlh  r.  d.  ötltfr.  Oymn.  1873.  1.  Htfl.  1 


i  R.  Tomiuc/Kk,  Ooetlw  tiU  Stailent  in  Lcipuig, 

konnte.  Einwirkungen  thateu  ihm  not,  die  don  Druck  zu  Iteseitigen 
geeignet  waren,  welcher  Keimkraft  nnd  War.bstam  seines  öBnius 
beengte  und  nioderlitelt ').  Unter  den  Diditorn,  die  auf  den  Knaben 
EiDÜusa  übten,  war  es  einer,  der  in  dieser  Biclitung  wol  befi-oiead  ' 
anf  Uoethe  liiltte  wirken  kSnnen.  Ea  ist  Klopstock,  Wie  später  J 
Goethe  selbst  gebt  Klopstock  mit  seinem  ganzen  Sein  und  Leben  in  | 
die  Dichtung  ein,  sie  ist  ihm  nicht  mehr  eine  zuC&llige  Nebenbe- 
schäftignng,  ein  Spiel  dos  VergnfigonB,  sondern  die  Daseinsform  ■ 
seines  geistigen  Lebens,  Aber  Goethes  Anlage  ist  ein«  ganz  nndere 
als  Klupstocka.  Das  Grosse  und  Krhabone.  der  Aufschwung  der 
Seele  uud  des  Ausdrucks  bei  Gedanken,  die  alles  Wirkliche  Qber- 
ragen  und  denen  keine  Anschauung  adaequat  ist,  war  Qoethes  Weise 
nidil.  wie  sieb  flchon  in  den  geringfflgigsteti  Spuren  seiuor  erwachen- 
den Dichtei'gabe  offcabart.  Wo  nichts  Anschauliches  zn  Grunde  liegt, 
sehen  wir  ihn  dauernd  nicltt  gefesselt  und  selbst  das  uns  aus  seiner 
Kindheit  bewahrte  Gedicht,  die  Höllenfahrt  Christi,  aowie  die  Oden 
uu  Behrisch  und  Zachariae  aus  der  Leipziger  Zeit,  welche  Dichtungen 
ain  deutlichsten  Klopstorks  Einwirkung  zeigen,  lassen  die  VersivLie- 
denheit  in  der  Anlüge  beider  Dichter  erkennen.  Goethes  Sinn  neigte 
von  Gnind  ans  zum  Anmnügen  und  SchOnen ,  die  auf  dae  Anschaa- 
licbe  gestellt  sind,  ein  Sinn,  mit  dem  jener  idealistische  Gedankou- 
flug,  ao  sehr  er  auch  vom  Gefühle  begleitet  sein  luag,  nur  schwer 
vereinbar  ist.  Mit  Recht  liat  Jacob  Griuiui  die  schönen  Eigenheiten 
des  Stammes,  dem  Goethe  angehörte,  wornach  er  ihn  einen  Franken 
nennt,  mild,  gemessen,  heiter,  strebsam,  der  tiefsten  Bildung  ofTett.  ' 
mit  dem  Anschauung  fordernden  und  gebenden,  mit  dem  lealistisohen 
Wesen  Goethes  in  Verbindung  gebracht').  . 

So  von  keinem  Muster,  das  ihm  gemäss  gewesen  wäre,  zur  I 
Nacheifernng  angeregt,  blickt  Goethe  nach  Lehren  aus,  von  denen  I 
er  auf  die  Bahn  echter  Dichtung  gewiesen  sein  möchte.  Frühe  go-  j 
wohnt.  Normen  steh  festzusetzen  für  seine  Erzählungen  und  drama-  m 
tischen  Projecte'),  ergriff  er  es  mit  Hast,  als  or  noch  zu  Frankfart  1 
durch  seinen  französischen  Jugendgespielen  mit  Grundäütsen  dar  ] 
französischen  Dramaturgie  vertraut  wurde.  Darnach  hatte  ihm  sein  . 
Genosse  einen  ersten  dramatischen  Versuch  allegorischei-  Art  im  -\ 
(ieschmacke  Pirons  arg  heruntergesetzt.  Durch  dieses  Misltngcn  i 
iiachdeuklirh  gemacht,  wollte  er  nunmehr  diese  Theoi'ieeu ,  anf  die  * 


')  Man  kennt  die  Stelle  in  einem  Driofe  Jacobia  an  Wieland  {vom 

37.  Au;;.  1774.  Jocobis  verm.  Br.  Tb.  1)  »na  einer  Zeit,  dn  Qocth«  * 

sieh  herpits  sellist  gefunden  halte,  worin  Jacobi  von  ihm  sorkhi.  ! 

als  einem  Genie,  einem  BMesaenen  'dorn  fiut  in  keinem  Fall«  ge-  ^ 

stattet  ist,  willkürlich  su  handeln,  dem  keine  V prämier Hng  lum  . 

äckSnen  nnd  BeBwron  möglich  ist,  als  so  wi«  die  Blume  sich  ent*  1 

Ikltet,  wie  diu  Saat  reift  und  der  Unnm  in  die  IlQhe  wlchnt  nnii  ' 

sich  krönt."  ' 

»)  Bede  auf  Schiller.    Kleine»  Sehr.  L  37».  ' 

>)  Aus  miinem  l,eb<>n.     Fragmentarisches.  WW.  H.  1233'  i 


£  Ibmaachekt  Groethe  ala  Student  in  Leipzig.  3 

sich  jederman  berief,  onmittolbar  an  deu  Qaollen  koimeu  lenien. 
So  las  er  zunächst  Corneilles  Abhandlung  über  die  drei  Einheiten 
nnd  ersah  wol  daraus,  wie  man  es  haben  wollte,  vermochte  es  aber 
keineswegs  zu  rechtfertigen.  Indem  er  sich  hierauf  mit  den  Händeln 
Aber  den  Cid  bekannt  machte  und  die  Vorreden  las,  in  welchen  Cor- 
neille nnd  Bacine  sich  gegen  Kritiker  und  Publicum  zu  vortheidigen 
genutigt  sind,  geriet  er  in  noch  grössere  Verwirrung.  Das  Verhfilt- 
niss  Tun  Liebhabern  und  Kunstrichtern ,  ja  der  Kritik  überhaupt  zu 
den  Werken  der  Dichtung  wurde  ihm  verdächtig,  als  er  sah,  wie  man 
sich  und  andere  zwingen  wollte,  ein  Werk  von  solcher  Wirkung  wie 
der  Cid  für  schlecht  zu  fmdon  und  wie  Bacine ,  den  er  bereits  innig 
verehrte,  mit  der  Beurtheilung  und  den  Angriffen,  die  er  erfuhr, 
zeitlebens  sich  herumschlagen  musste.  Ja  er  glaubte  daran  immer 
mehr  zu  erkennen,  dass  die  Schopfer  trefflicher  Werke  selbst,  wenn 
sie  darüber  zu  reden  anfieugen  und  ihre  eigene  Sache  führten ,  den 
rechten  Fleck  nicht  immer  zu  treffen  wussten.  Das  Besultat  war, 
nachdem  er  sich  lange  mit  diesem  Hin-  und  Herreden  gequält  hatte, 
dass  er  das  Ganze  entschieden  von  sich  wies  und  mit  desto  grösserem 
Antlieil  den  Aufführungen  im  fi-anzösischcn  Theater  selbst  und  der 
Lectüre  sich  hingab,  so  dass  er  Bacine  und  Meliere  nunmehr  voll- 
ständig, Corneille  zum  grossen  Theilo  durchzuarbeiten  die  Anhalt- 
samkeit  hatte.  Wollte  man  auch  den  voranstehenden  Bericht  nach 
Wahrheit  und  Dichtung  *)  in  seiner  Bestimmtheit  und  mit  allen  seinen 
Ehizelnheiten  nicht  von  vornherein  als  streng  historisch  gelten  las- 
sen, so  >'iel  ist  hiemach  doch  im  allgemeinen  gewiss ,  dass  Goethe  in 
seinem  ersten  Verhältniss  zur  aesthetischen  Theorie  zunächst  an  die 
französische  di-amaturgische  Kritik  geraten  und  dass  das  Ergebniss 
seiner  Beschäftigung  ein  negatives  war.  Vom  Thcoretisieren  auf 
diesen  Wegen  abgewiesen,  mehr  verwirrt  lüevon  als  aufgeklärt  und 
gefordert,  hält  er  sich  mit  desto  innigerem  Eifer  au  die  ausübende 
Dichtung. 

Unter  solchen  Umständen,  noch  ohne  alles  Vertrauen  auf  Becht 
and  Wert  der  eigenen  Naturanlage  und  in  der  Unzufriedenheit  mit 
seinen  massenhaften  poetischen  Exercitien,  thut  sich  in  ihm  die  Hoff- 
nung, ja  die  lebhafte  Zuversicht  hervor,  dass  was  er  suchte,  weckende 
Muster  und  Grundsätze  des  rechten  SVoges,  im  clussischen  Alter- 
tome  zu  finden  sei ;  musste  er  doch  erkennen ,  dass  hier  die  Autorität 
wurzle ,  auf  welcher  jene  französischen  Werke  und  Theorieen  ruhten, 
eine  Autorität,  die  man  schliesslich  immer  statt  eigener  Einsiclit  und 
Gründe  als  unanfechtbaren  Beweis  zu  berufen  pflegte.  Die  An- 
schauung wenn  auch  unbestimmt  mochte  in  ihm  zur  Geltung  kom- 
men, dass  die  gesammte  neuere  Dichtung  auf  diesem  Boden  ersprossen 
sei.  Wir  suid  damit  bei  dem  ersten  Werden  jener  Entwickelung  an- 
gelangt, woniach  Goethe  als  einer  der  glücklichsten  Bcgeneratoren 
and  Reiniger  der  Renaissance  Muster  und  Lehrer  wurde,  wie  nicht 

>)  IL  643  f. 


4  K.  roHiMcheh.  Goethe  aU  Student  in  Leipzig. 

in  ftOHseclicher  Nachaluuung  sondern  in  lebensToller  Naclieifemii?  i 
aber  auf  un^erom  eigenen  Boden  mit  dem  Altei'tume  im  Gebiete  der  , 
Dichtunfj  und  des  Schönen  zti  wetteifem  sei.  Es  mntet  uns  nahezu 
als  i-ine  Vorahnung  dieses  Zieles  an ,  wenn  der  früh  gereifte  sech-  j 
zehnjälirige  Jüngling ,  der  selten  länget  in  die  Zakuuft  blickend  sidi  I 
am  liebsten  als  Dichter  sah,  da  er  die  Universität  beziehen  soll,  keinen  • 
sehnlicheren  Wunsch  kennt ,  als  za  den  Füssen  grosser  Lehrer  des  1 
Alterliims  za  sitzen,  auf  ihre  Unterweisungen  ku  merken,  mit  Erfurt,  j 
zu  gründlichen  philologischen  Studien  Rieh  zu  bekennen  und  hei  einer  , 
Tollstäudigeren  Ansicht  des  Altertums  in  sfineu  eigenen  Werken  J 
rascher  gefördert  zu  sein.')  M 

Die  Hoffnungen,  welche  Goethe  auf  seine  Studien  des  Alter-  M 
tunis  setzte,  i'i'fQllton  sich  jedoch  zu  Leipzig  nicht  oder  nur  in  geris- 1 
gern  Grade.     Hier  war  Johann  Aug  nst  Ernesti  der  Hauptver- ^ 
treter  classischer  Gelehrsamkeit.     Wol  drang  Ei-nesti  riplluch  von 
blosser    liuchstabon  Weisheit   auf  eine    umfassende    Erkenntniss  ita 
clattsischen  Altertums,  v/<A  hatte  er,  wie  es  seine  Rede  über  die  Worte    ' 
pectus  est  qiiod  disertoit  facit  (beim  Antritt  der  ord.  Profeeaut 
1756)  verkündigte,  von  den  classi sehen  Studien  die  Ueberzeugung» 
dass  sie  einen  gewissen  Geschmack  und  Einsicht  alles  Schönen  gc>  i 
währen*),  aber  sein  Vorgang,  hinter  Heynes  allseitig  tiefer  und 
weiter  gehenden  Art  zurückbleibend ,  war  grOsstentheils  nur  auf  das 
nächste  Verstäaduisö  der  Schriftsteller  gerichtet.^)     Mochte  aooh 
Emesüs  Einwirkung  auf  Goethe  bedeutender  gewesen  sein ,  als  wir  J 
ans  Wahrheit  und  Dichtung  entnehmen  können,  mochte  auch  ssine  I 
Bekanntschaft  mit  den  Alten  durch  Emestis  Drängen  auf  eigene  I 
Lectflre  der  Cla.«siker  iiiclit  uulredeutend  zugenommen  haben,  indes I 
wae  er  suchte  und  brauchte,  lebendige  Vermittelung  der  Schönheit  ^ 
antiker  Dichtung   und  vor  allem   befreiende   Grundsätze   für   8«iD 
eigenes  Scbalfen,  faud  er  bei  Emesti  nicht.     Sn  hatte  er  sich  insbe- 
sondere, wie  er  erzählt*),  ans  einer  Vorlesung  desselben  Über  CiceroB    | 
urator  das  Beste  versprochen.  Jedoch  über  das.  woran  ihm  eigentlich 
gelegen  war,  sei  er  nicht  aufgeklärt  worden.  Einen  Massstab  des  Dr-    \ 
theilB  hätte  er  gefordert  und  glaubte  nur  gewahr  zu  werden,  daaa  ihn  * 
gar  niemand  besitze ;  und  als  er  sich  auf  Horazeus  Dichtkunst  gewieselt   j 


■)  n.  mi'-  683. 

')  Omnium   rerum  puierarutn   gugtnm   quendam    et   intelligentism 
affert  (liTiriianitatia  disciplina)  keisst  es  hier. 

')  Vgl.  iJanzel.  Leasing  I.  67  and  Ersch.  u.  Gruber  Allg.  EncykL  I. 
:i«t.  XXXVll  260  ff.  Die  Technologie  griech.  uod  rom.  Bede- 
kunst (Leticon  tecbßOlugiae  Graecoraro  rhetoricae  1795  und  Lei. 
tech.  Rom.  rhet.  1797),  an  welchen  Goethe,  wie  er  in  den  'Aa- 
naten'  berichtet ,  'In  Absicht  snf  allgemeineren  Sinn  in  BegrBii< 
dang  aeatliotiachen  Urtheils'  feBtinbalten  gewohnt  war,  n  i' 
er  Tugenden  nnd  Mängel  seiner  Werke  beurtU«ilte  (II. 
1191),  rührt  bckanotlieh  w  ''  '  "^  ■  --  ■•-■■■  --  -  '- 
der  Ni'ITl'U  Juhauii  Augusti 

'(  W.  H.  \>.  11,  «Wie 


J 


R.  Tomaschek,  Goethe  als  Stadent  in  Leipzig.  5 

sab ,  fttaunte  er  einige  Goldsprücho  dos  Werkes  mit  Ehrfnrcht  an, 
wosste  aber  nicht  im  geringsten,  was  er  mit  dem  Ganzen  machen 
iioch  wie  er  es  nntzen  sollte^). 

Ueber  dem  Verlangen  nach  dem  Geiste  des  Altertums  ver- 
säiimte  Goethe  leider ,  sich  eine  bequeme  Fertigkeit  im  Griechischen 
XQ  erwerben,  woför  er  nur  eine  massige  Vorbereitung  mitgebracht 
hatte.  So  blieb  es  ihm  mehr  oder  weniger  verwehrt  selbst  und  un- 
mittelbaT  ans  den  Quollen  des  Griechentums  zu  schöpfen.  Es  äusserte 
sich  hierin  jener  ^Capitalfehler  seiner  Entwickelung\  dessen  er  erst 
in  Italien  recht  inne  ward  ^)  und  der  mit  dem  späteren  Tadel  über 
seine  Leipidger  Epoche ,  dass  ihm  nichts  Vergnügen  machte,  als  was 
ihn  anflog^,  übereintrifft,  dass  er  niemals  das  Handwerk  einer 
Sache,  die  er  treiben  wollte  oder  sollte,  lernen  mochte.  Auch  war 
es  ihm  eigen,  wie  er  selbst  sagt  ^),  wol  aus  Büchern  und  im  Gespräch 
and  fügen  wir  hinzu  vorzüglich  in  letzterem  nicht  aber  durch  den 
zusammenhängenden  Kathedervortrag  einon  Gegenstand  sich  anzu- 
eignen. Es  ist  diess  in  seinem  solbständigon  und  productiven  Wesen 
begründet,  womach  ihm  manchmal  auch  in  seinen  juristischen  Gol- 
legien  zn  Anfang  der  Stunde  ein  Gedanke  orgrifif ,  dem  er  nachhieng, 
darüber  das  Folgende  verlor  und  ganz  aus  dem  Zusammenhang  ge- 
riet ^).  Hiemach  könnte  man  zweifeln ,  ob ,  wenn  Groethe ,  wie  er 
gegen  den  Willen  seines  Vaters  im  Sinne  hatte ,  nach  Goettingen  ge- 
gingen wäre,  um  dort  statt  des  juristischen  unter  Heyne  und  Michae- 
lis die  Altertumswissenschaften  als  Fachstudien  zu  betreiben  ^),  das 
Resultat  ein  wesentlich  anderes  als  zu  Leipzig  gewesen  wäre.  Doch 
rnuss  man  auch  erwägen,  dass  für  die  Vielseitigkeit  und  künstlerisch 
harmonische  Ausbildung  Goethes  den  Wissenschaften  gegenüber  ein 
dilettantisch  eklektisches  Interesse  zuträglicher  war  als  ein  eigent- 
liches fachmännisch  beschränktes  Studium,  ja  dass  die  volle  und  un- 
mittelbare Einwirkung  des  Altertums  schon  jetzt ,  ehe  er  seine  natu- 
ralistische Epoche  zurückgelegt  hatte,  der  rücksichtslosen  Entfaltung 
seines  Genius  und  der  Freiwilligkeit  seines  Schaffens  leicht  hätte 
hinderlich  werden  können. 

Noch  war  es  Wieland,  der  dem  jugendlichen  Goethe  das 
Altertam  am  lebendigsten  vermitteln  sollte.  Unter  den  damaligen 
Sehriften  Wielands  wirkte  Musarion  am  meisten  auf  ihn,  darin  in  der 
That  auch,  wie  Goethe  mit  Rocht  hervorhobt,  alles  was  in  Wielands 
Genie  plastisch  ist,  aufs  vollkommenste  sich  zeigte.  Mit  Begierde 
nahm  er  das  Gedicht  in  sich  auf,  als  es  gleich  in  den  Aushängobogen 
ihm  zukam,  denn  hier  war  es,  wo.  er  das  Antike  lebendig  und  neu 


»)  Ebd.  680* 

')  Zweiter  Aufenth.  in  Bora.  IL  970-- 

*)  W.  u.  D.  IL  704  f. 

0  Ebd.  776-- 

*)£bd. 

^  W.  u.  D.  IL  683. 


wiado-  KU  jeben  gUabto  *).  Zw  «ndt«  ec  aA  mtiSumi  | 
AffliviTligMi  iluiee  getan-  Edrukiag  n  Lausig  wüte- 1 
geliebt«!)  Alten  eeltet ,  um  gamti  Kftii«  dtvUcfcar  [Hefeto  n 
tiiur  macht«  er  tiam  Taudi  out  « 


HoUte 


iiideH 


U»,  MlbA  lid  iam  hagnintUn  Gmmm,  « 
tioeh  iiBBer  begranUn  dJs  Alten ,  db  die  V 


gcbraucheji,  mit  wdcfaen  er  den  Beiidit  hieräbar  amlettet,  i 
f«nie  blaue  l)«rge,  dvatlich  in  ihre»  Ümrisaea  cod  MaseeB,  akM 
unlutiaUicb  in  ihreu  Tb^len  und  innfeni  Betiriuiiigm,  den  Honimt 
»äiner  goieitigeu  Wünsche'). 

Halt«  Goethe  bei  seinen  ÄltertnissiitadtcD  xa  Leipzig,  die  am 
unter  die  unmittelbare  EinwirkuDg  dei  cla^sisdieo  Dicbtnng  xa  »tei- 
len oichl  ^>;ignet  waren,  auch  tfaeoretiscb  Keine  befreienden  mA 
leitenden  Kuniitniaiiruen  ^fuoden,  so  konnte  sie  ihm  vorerst  der 
damalige  /Zustand  der  aestbetischen  Kritik  in  Deutsch- 
land  um  so  wuiiiger  an  die  Uund  geben,  (ioethos  vorbereitoade 
Eutwickelung  tällt  mit  der  2eit  zusammen,  in  wekher  der  Btnfla« 
Oottsctieda  und  i>eiuer  Schale  im  Sinken  und  Sctiwinden  w&r  und 
allmählich  aus  immer  weiteren  Ki'eis^n  in  Junkier  Begun^;  eüiee  bc^ 
Keren  (jF^chmackes  und  iu  der  nnbvslimmten  aber  weit  Terbreitetmi 
äehnsucht  nach  origineller  Volkstäralicbkeit  ein  Kautiif  gegen  die 
coDveutionelle  französische  BenaiasaDcedichtung  begonnen  hatte  *)<. 
Der  Character,  den  die  Kritik  in  dieser  Beiielimig  antängUoh  an- 
nahm, war  ein  durclmos  negativer.  Das  Schlechlu  schlecht  xu  findeOt 
wie  Goethe  sagt,  war  der  grösste  Spass,  ja  der  Triumph  damaliger 
Kritiker ;  wer  nur  Bingen  Monschenveistand  bi^sase,  obertlächlich  nut 
den  Alten,  etwas  näher  mit  den  Neiiereu  bekannt  war,  hütt«  sksk 
suhun  Diit  einem  Masatttah  versehon  geglaubt,  den  er  ilburatl  anlegen 
kduDo*).  Die  kritischen  Zeitschriften  kamen  Qlwr  diese  negutin 
Haltnng  gegen  ilie  ablaufende  Epoche  der  Dichtung  im  allgemeines 
nicht  hinaus.  Wol  schon  sein  damalige?  Urtheil  spricht  GooLhe  ans, 
wenn  er  Qber  die  'Bibliothek  der  scIiQnou  WisseuGchafteti  und  Künste 
ebeuso  wie  Über  die  'allgemeine  deutsche  Bibliethek'  in  seiner  Bio- 
graphie die  Benierkuüg  luaolit,  dass  duriu  neben  ffir  jene  Zeit  bewnn- 
dernswertuli  Uecousiouuu  von  Wtirkeu  Aber  ruligiflso,  riittliclio  und 
jlratliche  QegeiiNtHiule  die  lieurtheilungon  von  Gedichten  und 
sich  sonst  auf  f^chöne  Literatur  beziehen  mug  wo  nicht  erbSjmlieh 


I  urüffaut  uucli  im  '  Featnug    dichleriMhB 

1818  I.  ll>I)  Mtuuiiuii  den  Rdgun: 

,(  kein  cjtlea  Pfangen, 

Id  den  äahauxug  anxufiuigvn. 


')  W.  a.  l>.  !I.  mi-i. 

LudusuTKUUKiii^u'  (1»'  D< 

Oettcht,  CS 

Mit  dieaem 

"l  W.  u.  D.  a.  711* 

^  Wio  ea  aatvi  der  Jugend  in  Lcipxig  ge 

Ton  gchüirt  htib«n  mucbte.  CottEtbcden  in  misacbton, 

launige  Biirf  Goethes  an  Kicee  (I,Bip)tig  30.  Oct.  1765. 

Lcipz.  FreuJe  liregg.  v.  Olti<  Jahn.  59  tL). 

OW.  a.D.  0.607' 


JT.  Tbnuuehek,  Goethe  als  Student  in  Leipzig.  7 

dnch  wenigstens  sehr  schwach  befunden  worden «).     Ja  Goethe  er- 
streckt diessUrtheil  sogar  über  die  Litcniturbricfo,  welche  doch  allen 
lebenskräftigen  neuern  Erscheinungen  zugewandt,  von  Lossin^^  aus- 
inebig  unterstützt,  auf  Honler  kraftii,'üii  Einfluss  übten.     Waren  sie 
es  doch,  die  der  Eutwickelu ng  Wielands  zu  folgen,  seine  Bedeutung 
EU  schätzen  verstanden  und  energisch  auf  das  neu  erstehende  Gestirn 
Shakespeares  hinwiesen,  während   die  Kritik   der  'allg.  deutschen 
Bibl.\  wie  es  bei  Goethe  selbst  hcisst,  dem  erstem  kümmerlich  ent- 
gegenkam und  von  dem  Letztem  urteilte,  dass  Wieland  einen  Mann 
wie  Shakespoai'e  gar  nicht  übersetzt  haben  sollte  ^).     Aber  Goethes 
tiefe  Anlage  forderte  mehr.     Wir  fehlen  nicht,  so  sehr  diess  auch 
heri^bnichter  Auffassung,  welclic  das  the(»retisch-aesthetische  Bc- 
•iörjfniss  Goethes  zu  verkennen  pflegt,  widersprechen  mag,  wenn  wir 
>chon  für  dieso  Zeit  in  ihm  den  lebhaftesten  Drang  nach  einem  all- 
gemeinen Massstab  des  Urtheils,  nach  Begrüuilung  desselben  auf  ein 
höchstes  Kunstprincip  voraussetzen.     Von  einem  solchen  aber,  wie 
pr  s:^-').  hatte  niemand  eine  Ahnung.     Wirksamer   übrigens  als 
Kritiken  und  Recensionen  sollte  der  Verkehr  mit  Leuten  bessern 
Geschmacks  die  herrschende  DicJitungswcise  und  seine  eigenen  ein- 
schlagenden Versuche  ihm  verleiden.     lu  dieser  Beziehung  war  ins- 
besondere der  Einfluss  von  Frau  Böhme  und  des  Magister  Morus, 
welche  beide,  der  letztere  vor  allem  unter  dem  Hinblick  auf  die 
Muster  des  Altertums  «lie  vorwiegende  Flachheit  der  Zeitdichtung 
erkannten  und  G«)othen  gegenüber  verspotteten,  von  nicht  geringer 
Beileutung^).     Auch  seines  Umgangs  mit  Joh.  Gottl.  Pfeil  darf  hier 
gedacht  werden,  da  dessen  Dringen  auf  il;is  r»ed<!utonde  des  Stolfes 
und  das  Cnncise  der  Behandlung  wider  «iie  übliche  wässrige  und  weit- 
schichtige Dai-stellungsart  gerichtet   war*).     Gegen  diese  Einwir- 
kungen tritt  iler  positive  Gewinn  zurück,  den  Goethe  aus  Gellerts 
un<i   darauf   aus   Clodius'  stilistisrluMn    Practicum  in    Absicht  auf 
erftssere  sprachliche  Correctlieit  un<l  Gewaudtlieit  unzweifelhaft  ge- 
vigen  hat*;. 

Auch  durch  die  solbstämligen  allgemein  aesthetischen  Schrif- 
t»?n  df.T  Zeit,  welche  jenen  Winckelmanns  und  Lessings  vorangieugeu, 


')  II.  (i«J2^' 
')  W.  u.  l).  II.  6^12" 
')  Ebd.  r^o*- 
*)  Vjrl.  «'I..I.  iW"' 

'-)  Eui.  üi»5"-  v«:!.  «>'«r 

-j  Vgl.  cImI.  Oö?*-  701"-  und  znni  Vorlior^'.  üln'Hiaupt  'Goethe  und 
Iz-ipzig'  von  Wold.  Kreiliorni  v.  Biedermann  I.  16  ft'.  In  seiner 
/weiti-n  IJ'^censiun  in  den  Kraiikfurtor  gel.  Anz.  (1772)  bagt  Goethe 
U-kunntlich  von  Geliert,  dads  dioscr  von  der  'Dichtkunst,  die  aus 
vulleni  Heizen  und  wahror  Kniptindung  strömt,  welche  die  einzige 
ist,  keinen  13egrifl'  hatte'.  Denn  in  allen  Vorlesungen  über  den  Ge- 
schmack habe  er  ihn  nie  die  Namen  Klopstock,  Kleist,  Wieland,  Gess- 
ncr,  Glciu),  Lebsing,  Gerstenberg,  weder  im  Guten  noch  im  Bösen, 
nennen  hören.    (WW.  III.  392') 


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8  Ä-   Tomaiu-Iiek,  »iostlie  a\*  Studout  iii  U^ipxig, 

könnt«  Goelho  in   «Ipui,  wa»  er  suchte,   sieb  nur  wonig  geßrder 
sohen.    Zweierlei  h\wM  rorstandcne  Grundsätze  sind  es.  ilie  mtutl 
seit  detu  Wiederaufleben  dur  clasGischen  Literatur  tioi  den  antiken  \ 
Kmiiittheonkern   aufgegriffen   und   sowqI   in  der  lateinischen   . 
uationaloii  Renaiüsancedjchtung  allenthalben  znr  Geltnng  gebracht  1 
hatte.     Scbi>u  in  der  Poetik  deü  älteren  Scaliger  sowie  darauf  z 
lückgreifend  tioi  Opitz  nnd  in  den  Puetiken,  die  der  soinjgea  folgten,   • 
treten  Eiu  hei'vor  und  iliirch  französische  Kritiker  besonders  Boilern    ' 
und  Batteux  umfangreich  ausgebildet  sind  sie  auch  die  principiella 
Gruuiilage  in  Gottscheds  kritischer  Dichtkunst ').     Es  ist  dieBS  der 
ürnndsatz,  dass  die  Kunst  und  Dichtung  in  der  Nachahmung  der 
Natur  und  des  Wirklichen  bestehe,  ein  Grundsatz,  der  in  Aristotelas* 
fiifitjoig  wurzelt,  welches  Wort  bekanntlich  nur  roh  nnd  äusserlich  | 
durch  'Nachahmung'  übersetzt  und  gedeutet  werden  kann  *) ;  dann  J 
zum  zweiten  das  Princip,  doss  das  Ergetzen,  welches  die  Dichtung  ■ 
gewährt,  Tum  Zwecke  beherrscht  «ein  müsse,  theoretisch  durch  Ver-I 
breitung  von  Einsichten  und  Kenntnissen  und  praktisch  durch  Bes- 1 
serung  der  Sitten  zu  nützen,  ein  Pi'incip,  welches  aafHorozens  tt* 
prodease  volunt  et  delectare  poetae  zurückgeht.    Jener,  auch  in  der    i 
Fassung  wie  Battenx  sie  ihm  gab,  als  Nachahmung  der  schönen 
Natur,  einseitig  auf  die  Hauptgrundlage  de.s  StoBs  der  Kuust  gewea-   < 
det,  verkennt  die   Selbständigkeit  der  auf  schitnon  Verhältnissen   j 
beruhenden  Kunstfurm,  dieses  die  Selbständigkeit  des  Zwecks  und  '* 
Wertes  der  Dichtkunst.    Untur  dem  Drucke,  den  diese  Iirtümer  auf 
die  gesammte  aesthetische  Anschauung  ausübten,  kannte  die  aller-   , 
dings   erhobene   Forderung   einer  glDukltchen  Erfindungsgabe  und    . 
lebhaften  Einbildungskraft  keine  rechte  Geltung  gewinnen.     Schon    i 
Opitz  verlangte  bekanntlich  vom  Dichter,  dass  er  '  tiffarraamnös  . 
A.  i.  von  sinnreichen  EinßUIen  und  Erfindungen'  sei  und  dass  er  nicht 
schreibe,  wenn  er  wolle,  sondern  wenn  die  Eegung  des  Geistes  ihn 
treibe').     Und  bei  Opitzens  Nachfolgern,  so  bei  Zesen  und  Buchner, 
steht  gleichfalls  diese  Voraussetzung  im  Hintergrande').      Selbst 
Gottsched  trotz  seiner  lähmenden  Nüchternheit  im  beständigen  Drin- 
gen auf  Correctheit  im  Sinne  'ies  bloss  Verstand esm&ssigen  Ter- 
Bchliesst  sich  der  Forderung  einer  lebhaften  and  starken  ElnbildnngB- 

■)  Versuch   einer  OritiBcben  Dichtkaust  vor  die  Deutschen  a.  b.  w.  i 

Leipu.  1730.  , 

')  Wie  Gottsched  in  Bustiiiimung  der  Eigenschaften  eines  Dichters  ^ 
nla   eines  'geschickten  Naehahraers  aller  wirkUchen  Din^'  von 

übe rtiarli  lieber  Aarfosaueg  der  BiiBtotelisoheii  alfttjOK  geleitet  ist  ' 
(u.  a.  0.  U.  Cap.   vgl.  insb.  S.  81),  so  glaubt  er  den  Begriff  de* 

ai'-ttus  bei  Aristoteles  dadurch  lo  ermeasun,  Aaaa  et  das  Wort  mit  , 

Fabel'  utwreetit  und  erklärt  aU  'Eriählone  einer  mäglicben  Bege-  , 

Iii^uheit,  darunter  eiue  nDtzliche  luoraliBcne  Wahrheit  verborgen  j 

liegt*  (JV.  Gap.  S.  123  E).  ' 

*)   Opitz,  ProBvdia  Qeimanica  u,  ».  w.  (Brieg  1624}  im  IIL  Cap. 

")   Zi.'fliin  suttt  seiner  'ikalu  Hiliwni»  Teutonici'  (Ainsterd.  1643}  so-  ^ 
gu  das  Atuttu  vuran:  tgu  nee  »tudium  sint  dwüe  Vena  Q.  s.  t 


R.  Tonuuduk,  Goethe  aL>  Stadent  in  Leipzig.  0 

knft  des  Künstlers  und  Dichters  keineswegs  %  aber  es  bleibt  diess 
überall  nur  eine  tote  Voraussetzung.  Von  der  Frage  wie  diese  For- 
derung mit  der  stofflichen  blosser  Natumachahmung  zu  vereinigen 
sei,  ja  wie  beide  neben  einander  auch  nur  bestehen  können,  findet 
sich  am  wenigsten  bei  Gottsched  eine  Ahnung.  Es  ist  begreiflich, 
dass  Goethe  auf  dem  Standpunct,  auf  dem  wir  ihn  stehen  sahen,  in 
der  Dflrre  solcher  Aesthetik  keine  principiclle  Fördeiiing  gewinnen 
konnte,  als  sie  ihm  durch  Gottscheds  kritische  Dichtkunst  übcrliefei*t 
ward.  Bezeichnend  für  das  Verliältniss  seines  damaligen  Bedürf- 
nisses zur  Zeitaesthetik  ist  es,  wenn  er  das  Urtheil  über  sein  Unge- 
nögen  an  Gottscheds  Werke  in  den  Ausruf  zusammendrängt  *das 
poetische  Grenie  ward  vorausgesetzt  C  Dagegen  kommt  es  nur  wenig 
in  Betracht ,  wenn  er  an  der  kritischen  Dichtkunst  anerkennt ,  dass 
sie  branchbar  und  belehrend  genug  gewesen  sei ,  da  sie  von  allen 
Dichtungsarten  sowie  vom  Khythmus  und  den  verschiedenen  Bewe- 
gungen desselben  eine  historische  Kenntniss  überliefert  und  vom 
Dichter  gefordei-t  hätte,  dass  er  Kenntnisse  habe,  ja  gelehrt  sei,  dass 
er  Geschmack  besitzen  solle  und  was  dei-gleicben  mehr  war  *).  Sol- 
chen Aufstellungen  Gottscheds  liegt  gerade  die  leidige  Ansicht  zu 
Grunde,  dass  die  Dichtkunst  etwas  lehr-  und  lembares  sei  und  durch 
möglichst  vollständige  Ucborsicht  äusserlichcr  Merkmale  die  Gat- 
tungen ,  in  welchen  sich  die  Dichtung  aus  sich  selbst  in  innerer  Ge- 
setzmässigkeit abgrenzt,  festgestellt,  die  Regeln  für  dieselben  nicht 
sowol  gefunden  als  von  vornherein  gegeben  und  gewissermassen  Ke- 
cepte  geboten  werden  könnten,  darnach  man  Dichtungen  anzufertigen 
in  den  Stand  gesetzt  sei.  Mit  Bezug  auf  solche  Classiflcierung  und 
R^elmacherei  urtheilt  Goethe  an  einer  andern  Stelle,  dass  das  Ge- 
bäude derselben  von  Gottsched  in  seiner  kritischen  Dichtkunst  ziem- 
lich vollständig  zusammengezimmert  und  zugleich  nachgewiesen  war, 
dass  auch  schon  deutsche  Dichter  mit  voi*trofflichen  Werken  alle 
Rubriken  auszufüllen  gewusst  hätten;  er  fügt  jedoch  bezeichnend 
hinzu,  dass  dieses  Fächerwerk  eigentlich  den  innem  Begriff  von 
Poesie  zu  Grunde  richte^). 

Der  principielle  Gegensatz,  in  welchen  die  Schweizer  Bodmer 
und  Breitinger  mit  ihrem  Anhange  gegen  Gottsched  und  seine 


■)  Vgl.  a.  a.  0.  78.  88  u.  Danzel,  Gottsched  u.  s.  Zoit  S.  263. 

')  W.  u.  D.  II.  689*-  Die  Auffassung  Gottscheds  von  der  Gelehr- 
samkeit des  Dichters  ist  freilich  eine  triviale:  er  müsse  *zum  we- 
nigsten von  allem  etwas  wissen ,  in  allen  Theilen  der  unter  uns 
blühenden  Gelahrtheit  sich  ziemlicher  Massen  umgesehen  haben, 
dass  er  mindestens  in  keiner  einzigen  auf  eine  lächerliche  Art 
Verstössen  möge*  (a.  a.  0.  887)  und  den  Geschmack  betreffend,  von 
welchem  das  lll.  Hptst.  handelt,  so  mangelt  schliesslich  jede  lei- 
tende Directive^  wenn  Gottsched  *al]e  natürlichen  Dinge*  auf  deren 
'Nachahmung*  eben  der  Dichter  hingewiesen  wird,  Hir  'an  sich 
selber  schon*  erklärt,  *da  Gott  alles  nach  Zahl,  Mass  und  Gewicht 

r baffen*  habe, 
u.  D.  IL  692*- 


«IHI 


t 


111  8.  Tom'uekfk.  G-n-Vi-  a1»  Stn.l«nt  in  Irtljtii!:. 

Schüler  eintreten,  herobt  voiTugsweiso  darauf,  dssw  in  Lohrn  und  ITr- 
tlioil  ilieae  vur  ailfira  vnti  dof  Böcksidit  auf  Höfriudiffuug  des  T>en- 
VnnH  und  Vorstandes,  jnTiis  hingegen  von  der  Erkenutaiss  und  Foi^  . 
dorung  einer  lebhaftoii  Wirkung  der  Dichtung  auf  die  EinbiMungs-  I 
kraft  geleitet  sind.  Damit  verbindet  sich  ein  Gegensatz  beider,  der  \ 
schnierigor  au  entnehmen,  uber  nicht  minder  bedeutend  ihI,  Wo  j 
Schweizer  statscn  sich  immer  auf  dir  Thutsache  des  WohlgerHlloM  1 
an  der  Dichtung  nnd  einzelnen  Dichtungen  und  indem  sie  Grnnd« 
desselben  zu  erkennen  versuchen ,  lenken  sie  diu  AufrnerksamkeU 
freilich  nnr  unbestimmt  jedoch  unabweisbar  vom  Stofflichen  auf  die  Ba-  . 
handlungsart,  auf  diuEuDStffoisoder  Dichtnug  hin.  Die  Anschatnuig,.! 
von  welcher  Goethe  bemerkt'),  dass  sie  in  seiner  Jugend  horrscliaad  1 
war ,  hIe  kCnne  man  der  Knuet  Gesetze  geben ,  statt  sie  za  aoebea,  ^ 
findet  auf  die  Schweizer  keine  Anwendung  mehr  '*).  Da  Giiethe  deren  j 
Kritik,  wie  er  orz&hlt^),  ala  vorzüglicher  preisen  hörte,  se  ward  denn  j 
auch  nach  Gottscheds  Breitingers  kritische  Dichtkunst  vorgenom-  J 
mon.  Diese  geht,  angeregt  von  einer,  ven  Franzosen  und  Engl&D-J 
dem  seit  längerm  geriMon  Kofleiion*),  von  der  Vergleichung  ^^S 
Malerei  und  Dichtkunst  und  dem  Grundsatü«  ihrer  Aehnlichkeit  wuS 
ut  pictura  poesis.  Unter  der  'poetischen  Malerkunst'  versteht  Br^M 
tinger  diejenige  höchste  Kraft  der  Wolredenheit,  die  ebenso  lehhaft^| 
Herz  nnd  SinncTi  röhrende  Bilder  in  die  Phantasie  als  dem  Ange  dofl 
l^eele  einprägt,  als  diejenigen  sind,  so  diu  Kunst  des  Malers  dettfl 
sinnliehen  Auge  und  dadurch  dem  Gemfith  vorlegt^).  AllgemelnM 
nnd  abstracto  Begriffe,  weil  sie  keine  Bilder  geben.  sclilii.««t  BkI^I 
tinger  darum  von  der  Dichtung  aus").  Solche  Grundsätze,  die  deni 
Gemeinsamen  beider  Künste  entnommen  sind,  kOnnen  jedoch  novl 
dann  in  ihi-er  speciollen  Anwendung  auf  die  Dichtkunst  aufklSn^nii  mdl 
ffirderliüh  sein,  wenn  zuvor  die  GrenKen  zwischen  beiden  KuTi.itj^-| 
bieten  genau  erkannt  sind  und  flbenill  strenge  beacliUit  werden,  wo-  | 
für  erst  LßBBing  das  ei'l Öse i nie  Wort  sprach.  Ohne  Klicksiebt  auf  t 
die  trennende  Untcrsclioidung  aus  dem  Standpunct«  der  einen  KimirtJ 
die  Regeln  der  andern  bestimmen  zu  wollen,  bringt  allns  in  Verwir-l 
rung.  Deshalb  konnte  Goethe  mit  Recht  Breitingers  Ansgangspimct  j 
einen  verfehlten  nennen');  mid  in  der  That  laufen  in  Folge  doswQ'  l 
die  Unterweisungen  der  kritischen  Dichtkunst  weniger  auf  Erkennt"  * 


•)  Aus  m.  Lüli.  Fragm.  11.  1233-  ] 

'i  In  dieser  Beiiehong  ist  namentlich  nur  Uodinxrä  Viirmdo  su  Brei-4 

tingen  'krit.  Abhandlung  von  di>r  Natur,  den  AMcbten  und  d«Ri  ' 

fiebmuclH!  der  Ülcichnlsw "   n.  n.  w.  {Zflridi  \7iOi  in  vorwe," 
■)  W.  u.  D.  II.  6H!)t. 
')  Besonders  aasgufährt  bvkanntlicli  in  dun  Rfllexiona  critiqua  »nt. 

ta  poini«  et  Jdtr  la  veinivre  von  Diibos  (suorst  17191. 
^  F.  J.   Breitingera   Critjschc   Dichtkunst  u.  a.   w.     ZKrioh  lT4Üb' 

11.  Abschn.  Ü.  3U. 
•)  Ebd.  111.  Äl»cbii,  S.  :A. 
*)  W.  u.  D.  IL  690- 


K.  TomoBckdiy  Goethe  ttls  Student  iu  Leipzig.  11 

nüB  und  Anregung  wahrer  poetischer  Gestaltung  als  auf  Billigung 
und  Empfehlung  einer  leidigen  Malerei  mit  Worten  hinaus.  Im 
Gegensatze  seiner  genialen  Anlage  zu  aller  bloss  descriptiven  Dich- 
tung war  Goethe  hiervon  nur  aufgehalten,  nicht  gefordert.  Erst 
musste  die  Zeitdichtung  der  herkömmlichen  breiten  Schildereien  und 
der  ganzen  beechreibenden  Darstelluugsweise  sicli  eutschlagen,  ehe 
sie  ihre  eigentlichen  Stoffe  und  innerhalb  der  reinen  Gattungen  die 
rechte  Kunstform  gewinnen  konnte. 

Auch  Breitinger  ist  von  dem  Grundsatze  der  Naturnachahmung 
und  von  der  Ansicht  geleitet,  dass  die  Dichtung  zu  belehren  und  zu 
beäsem  habe.     Die  Gegenstände  der  Natur,  so  entwickelt  er  in  der 
kritischen  Dichtkunst '),  ergötzen  entweder  durch  Befriedigung  der 
Wissbegierde,  sie  belehren,  oder  aber  sie  bringen  eine  angenehme 
Unruhe  des  Gemüts  hervor,  sie  rühren.  Das  letztere  Ergetzen  ziehe 
der  Mensch  vor,  daher  der  Dichter  bosondoi-s  die  Rührung  benutzen 
werde,  um  das  Herz  zu  bessern.     Der  Grund  alles  desjenigen  Yer- 
gaügens,  welches  die  Natur  und  die  Nachahmung  derselben  in  der 
Kunst  und  Dichtung  zuwege  bringe,  sei  einzig  in  jenen  beiden  Wir- 
kungen zu  suchen.     A1>er  da  die  Gewohnheit  diese  Eindrücke  ab- 
schwächt, so  kommt  Breitinger,  wie  Goethe  sagt*),  auf  den  zwar 
wunderlichen,  doch  ai'tigen,  ja  lustigen  Einfall,  dass  der  Dichter  um 
jene  Wirkung  zu  thun,  nach  dem  Neuen,  und  da  nichts  Neueres  sein 
könne  als  ilas  Wunderbare,  nach  dem  Wunderbaren  greifen  müsse^). 
Doch  fordert  er,  dass  das  Wunderbare  zugleich  wahrscheinlich,  d.  i. 
Dnter  gewissen  vorausgesetzten  Umständen  und  Bedingungen  nach 
dem  Urtheil  der  Verständigen  möglich  sein  und  keinen  Widerspruch 
iu  sich  enthalten  dürfe ^).     Man  sieht,  Breitinger  strebt  eigentlich 
über  den  Grundsatz  stricter  Natumachahmung  hinaus.      Ja   noch 
mehr,  indem  er  den  Dichter  auf  das  Gebiet  dos  Möglichen  hinweist, 
nennt  er  ihn  einen  weisen  Scliöpfer  einer  neuen  idealischen  Welt 
oder  eines  Zusammenhangs  der  Dinge,  der  nicht  allein  Fug  und  Macht 
habe,  den  Dingen  die  nicht  sind,  eine  wahrscheinliche  Wirklichkeit 
mitzutheilen,  SDudeni   daneben  die  bosondern  Absichten  dor^^estalt 
uit  einander  verknüpft,  dass   immer  eine  ein  Mittel  für  die  andre, 
alle  iusgesammt  aber  oin  Mittel  für  die  Hauptabsicht  abgeben  müss- 
ten.  Die  Uebereiustimuiung  dieser  Absichton  zu  einem  Zwecke  mache 
eben  die  Voilkommenlieit  des  Ganzen  aus^).     Hier  nähert  sich  Brei- 
tinger einigermassen  der  Einsicht  in  Verhältnisse ,  welche  das  Wol- 
ge^len  des  Schonen  zur  Folge  haben  und  ebenso  berührt  er  eine 
der  wichtigsten  aesthotischen  Grundformen,   wenn  er  gelegentlich 
bemerkt*),  dass  das  eigentliche  Ei-getzeu  bei  dem  Schcuu«  des  Nji- 

')  IV.  Absch.  '  Von  der  Wahl  der  Materie'  77  ft'.  vgl.  107. 

\»  W.  u.  D.  II.  690™ 

')  Crit  Dichtk.  111  ff. 

•)  Ebd.  131 

')  Ebd.  426. 

*}£bd.  63  t 


'.  Tvmitidtek.  limtXh*  *U  Stgd-fnt  ta  \,tifäif. 


It 

tnnrahreii  in  ieo  liUiIendeD  tmil  r^lendna 
lier  Aehnlichkeit  zwi-schui  Ori^iiial  and  Copie  banibe.  jiW  m 
<liass  bloss  vereimelt«  imd  unbeetiminte  Xaittat  bfisewn  Wti 
niss,  wenngleicb  sie  beiOglich  der  Ep&tereo  W«adiui£  der  Ai 
und  so  »Qch  der  An^chau^Dgvu  Goethes  auf  den  fiinneUBD  ~ 
des  SchOtien  Beacfattm^  verdienen.  In  Quii«i  bleibt  Bretl 
dabei :  die  h5clist«  SdiSaheit  der  [hchtong  liegt  in  Ntmaa 
WnnderbiU'-Waiiracheiiilichfiii.  Du  Tb^richi«  eöner  »lebea  Avr 
lung  springt  in  die  Äugen;  selbst  ias  öewölmliclie  kann  !§o1iGm  Von 
hältnisse  zeigen  oder  durch  die  BehtutdlDOg  dee  Dicbteis  empfu^l 
und  auch  das  Neuste  und  Wundeibaiste  ist  nicht  schCn,  wet]  M  mI 
nnd  wonderbar  ist,  sondern  wenn  es  aberdieas  noch  schihi  ist  1 

Wenn  Goethe  io  Wahrheit  und  Dichtung  mit  einer  Art  BtiMg 
bei  Breitiuger  rerweilt  nnd  aasdröcldich  bemerkt'),  wi^  er  itod : 
JugendgenosseD  ihm  vertraut  hätten,  so  läset  dieGS  eDtoehmen, 
er  eingebend  bemfibt  wnr.  an  der  kritischen  Dichtkunst  und  wo! 
an  andern  Schriften  der  Schweizer  Kritiker  sich  zu  orientiereii. 
einzelnen  Lehren  derst'lben  konnte  Goethe  auch  in  der  That  «ÜDm 
mene  Änrt^nng  ziehen.  Da  muäste  schon  das  Dringren  auf  Ansdil 
lichkett  in  der  Dichtung,  die  An^scheidung  alles  bloss  BegrifBkli 
was  sich  bildlich  nicht  fassen  lässt.  auf  dm  werdenden  Dieh| 
dessen  eigene  Anlage  solcher  Fordemng  entgegenkam.  Ton  best 
kendem  Einflnsaii  »ein.  Hiein  kommt  der  stete  Hinweis  anf  Hori 
die  ainnigen  Urtheüe  aber  dessen  Gleichnisse  nnd  Bilder,  die  Aa 
keunang  Tassos,  Hiltons  und  Elopstocts.  denen  gegenQber  die  gm 
DnfUiigkeit  der  Gottschedschen  Kritik  in  Tage  trat.  War 
duch  auch  Breitinger,  welcher  in  epochemachender  Wradong  i 
Geschmacks  zum  Bessern  der  Erste  in  Deutschland  durch  eifi^faei 
Kritik  deu  Voraug  Homers  Tor  Vergil  zur  Geltang  brachte  und 
NachbtlduDg  jenes  durch  diesen  an  einzelnen  Beispielen  ui| 
So  kann  Goethes  späteres  Crtheil  nicht  befremden,  wem 
Breitinger  einen  tQchtigen,  gelehrten,  einsichtävoUen  Uaan  neu 
dem,  als  er  sich  recht  nmsah,  die  s&mmüicben  Erfordernisse  rä 
Dichtung  nicht  entgiengen,  ja  voranssetzt.  dass  er  die  M&aget  b«G 
Hethode  dunkel  fühlen  mochte  *).  Diese  Mängel  beruhen  nach  i  _ 
Gesagten  vor  allem  anf  der  Verwischung  der  Grenilinien  zwlsch^ 
Dichtnng  und  bildender  Kiiust.     Wenn  jedocb  Goethe  sdtet 

')  IL  6tt!H-     LiiM  Urtboil  üWr  R-iliiur.  ••t  m  theoiYti»di  ui 
tisob.  so  Tial  er  sieb  auch  bcmähl,  leitlabens  ein  Kind  g' 
(«bd.  GäÜ,),  därfto  b«i  Goethe  doitb  d«n  Eindruck  b^iündat  « 
den  tbm  Itodmers  eigenes  Bchwäcbliche«  Dichten  nna  dcsM 
loM  oppusitionellis  Verhalten  gtevn   neuere  Erachetnnnc 
Litenfati  mrnckliess.  Wenngleich  ^e  HKapterundlagsn,  mT  < 
die  Kritik   der    ZBrieher  Freunde  stand,    Breitingen   r — 
N  kann  man  doch  Goethes  Wort  mit  Beras  ai  *  "  '    ~~ 
tische   and   polemisch«  ThStigkeit  der  b^er 
pawend  finden. 

*J  A.  a.  0. 


K.  TVMHOWftdt.  Goethe  als  Student  in  Leipzig.  IS 

Bnitingers  abfälliges  ürtlieil  über  das  bloss  bosclireibende  Güdicht 
von  KOnig  'Aagust  im  Lager  (Heldengedicht.  Erster  Gesang/  Dres- 
den 1731)  und  darauf  hinweist,  dass  am  Ende  des  Buches  nach  bci- 
Bahe  schon  darchlanfenem  Kreise  Breitingor  doch  noch  auf  den 
Huptstoff  der  Poesie,  die  Darstellung  der  Sitten,  Cliaraktere,  Leiden- 
schaften, kurz  des  innem  Menschen  stösst'))  so  liegt  die  Annalime 
iahe,  dass  Goethe  schon  damals  gerade  jene  Seiten  der  kritischen 
Dichtung  Breitingers,  wenn  auch  nicht  klar  erkannte,  so  vou  ihnen 
doch  angeregt,  ja  gefördert  sein  mochte,  wo  Breitinger  über  die 
Schranken  seiner  Grundlagen  und  Methode  hinausgreift. 

Der  Hinweis  auf  das  Gebiet  des  Menschlichen  hängt  mit  einem 
mächtigen  Zuge  der  Zeitentwickelung  zusammen.  Die  sogenannte 
Periode  der  Aufklärung,  in  welche  Goethes  frfihesto  Entwickelung 
fflh,  in  ihrer  Tendenz  auf  das  dem  gesunden  Menschenverstand  Fass- 
liche ,  ja  auf  das  hausbacken  Nüchtenie  und  einfach  Nützliche  hätte 
nachhaltiger  auf  den  ersten  Begnügen  einer  neuen  Dichtung  gelastet, 
wenn  sich  damit  nicht  ein  Drängen  vou  einseitiger  Stuben-  und 
Schulweisheit  hinweg  auf  Erfahrung  und  Leben,  auf  Ausbildung  des 
Gemütes  und  Charakters,  auf  Beobachtung  und  Studium  der  mensch- 
lichen Leidenschaften  verbunden  hätte.  Dass  diess  der  Leitung  eines 
Dichters  auf  die  Welt  seiner  eigensten  Stoffe  zu  gute  kommen 
mosste,  liegt  auf  der  Hand.  Hiedurch  steht  die  deutsche  Aufklärung 
[geradezu  mit  der  späteren  Literatur  des  Sturms  und  Drangs ,  mit 
Heren  activer  Seite,  die  in  einer  Auflehnung  gegen  Hergebrachtes  und 
Veralteies  im  Leben  und  in  der  Gesellschaft  sich  kund  giebt,  nicht 
minder  als  mit  deren  passiver  Seite ,  die  sich  in  einem  häufig  bis  zu 
krankhafter  Empfindsamkeit  gesteigerten  Zurückgehen  des  Indivi- 
ijuams  auf  sich  selbst  zeigt,  in  innigem  Zusammenhange.  Selbst  jene 
früher  angefQhrtcn  kritischen  Zeitschriften  waren  in  dieser  Beziehung 
nicht  ohne  Einfluss.  Aus  der  'allgemeinen  deutschen  Bibliothek'  führt 
'  Goethe  in  Wahrheit  und  Dichtung^)  eine  bedeutende  Stelle  an,  welche 
wie  ähnliche  Grundsätze,  die  man  von  vielen  Seiten  her  zu  verbreiten 
be(^n,  rege  Jünglingo  mächtig  hätte  ergreifen  müssen,  da  sie  sich 
darin  von  dürren  Compendien  wo^  auf  die  Betrachtung  eines  bewegten 


*)  Ebd.  —  In  Breitiugers  Bcurtlieilung  des  Gedichts  von  König 
(Grit.  Dichtk.  W.)  fl\)  fühlen  wir  uns  in  der  That  im  Einzelnen 
an  die  Schärfe  Lossingscher  Kritik,  ja  an  Grundsätze  des  Laokoon 
gemahnt  Es  ist  diess  übrigens  jenes  Gedicht,  dessen  Inhalt 
Goethe  vielleicht  den  erbten  würdigen  Gegenstand,  wenn  auch 
nicht  von  nationellem,  so  doch  provmciellem  Gehalte  nennt,  der 
vor  einem  Dichter  jener  Zeiten  auftrat  (ebd.  G90^).  Mit  dem 
Hinweis  auf  den  HauptstofF  der  Poesie  bei  Breitinger  meint  Goethe 
den  letzten  (XIII.)  Abschnitt  der  kritischen  Dichtk.,  der  vom 
Menschen  als  dem  'vornclimsten  Gegenstand  der  Poesie,  auf  wel- 
chen sich  alle  andern  beziehen'  und  von  der  'Vermischung  seiner 
GemQthsneigung»>n '  als  Grundlage  von  Sitten  und  Charakter 
bandelt. 

h  717' 


14  Ä.  Tamasehek,  Goethe  als  Student  in  Leipzig. 

Lebens,  dus  sie  so  gerne  fülirten,  auf  die  Kenntniss  der  Leiden- 
schaften, die  sie  im  Busen  theils  empfanden  theils  ahneten,  als  etwas 
Wichtiges  und  Würdiges,  ja  als  Hauptgegenstand  des  Studiums  und 
als  Yorzügliches  Bildungsmittel  der  Geistesknlfte  hingewiesen  sahen. 
Es  traf  dicss  nicht  allein  mit  Goethes  Goistesstimmung  zusammen, 
womach  ihm,  wie  er  selbst  sagt,  die  Angelegenheiten  des  mensch- 
lichen Herzjsns  immer  als  die  wichtigsten  erscliienon  und  er  vou  frflh 
auf  gewohnt  war,  'über  all  das  Hoho  und  Tiefe  nachzudenken,  dessen 
Verknüpfung  in  unserer  Natur  als  das  Eüthsel  des  Menscheulebens 
betrachtet  werden  kann^ '),  es  traf  diess  auch  mit  jener  Richtung 
überein,  der  wir  ihn  schon  in  Leipzig  mit  seinem  Dichten  ohno  weitere 
Rücksicht  und  Aengstlichkeit  werden  hingogoben  sehen. 

Blicken  wir  jedoch  dem  gegenüber  zurück  auf  die  aesthotische 
Theorie  und  Kritik  «lor  Zeit  im  Allgeuieinon.  so  konnten  vereinzelte 
willkommene  Anregungen  und  richtige  Urtheile  boi  dor  herrschenden 
priucipiellen  Unsicherheit,  ja  Verkchi-theit.  bei  dem  niederhaltenden 
Drucke  des  Grundsatzes  blosser  Natuniachahmu ng  durch  die  Dich- 
tung zum  Zwecke  der  Belehrung  und  Besserung,  es  konnte  die  Ver- 
wischung der  Grenzlinien  zwischen  Poesie  und  Malerei  und  die 
pedantische  Kubricierung  der  Dichtungsarten  nach  fiiisserlichen  Merk- 
malen ein  Talent  nicht  fördern,  das  im  instiuctiven  Gefühle  des  Bes- 
sern nach  befreiender  Aufklärung  rang.  Vielmehr  sah  sich  Goethe 
auf  diesen  Wegen  zu  leidenschaftlicher  Sehnsucht  nach  bessern  Grund- 
sätzen aufgeregt.  Und  so  denkt  er  sich  noch  im  Alter  lebhaft  in 
jene  Tage  zurück,  wo  er  in  Leipzig,  alles  guten  Willens  sich  bewusst, 
nach  undeutlichen  Zwecken  auf  Irrwegen  tastete*),  durch  ausgerenkte 
Maximen,  halb  verstandene  Gesetze  und  zersplitterte  Lehren  wie 
leicht  denklich  in  die  grossto  Verwirrung  versetzt  und  bei  der  allge- 
meinen Geschmacks-  und  Urtheilsungowissheit  täglich  mehr  bis  zur 
Verzweiflung  beunruhigt  war*).  Da  sollten  ihm  endlich  gerade 
daher ,  wenn  auch  nicht  volle  theoretische  Aufklärung,  so  doch  Be- 
ruhigung und  sicher  leitende  Winke  kommen ,  woher  sie  auch  der 
gesammteu  Kunst  der  Renaissance  die  Dichtung  nicht  ausgeschlossen 
zu  Theil  wurden,  von  Seite  Winckelmanns  und  Lessings  und 
beider  Einwirkung  vorbei-eitend  von  Seite  Adam  Friedrich 
Oesers. 


0  Ebd.  ß97' 

»)  Vgl.  Kunst  und  Altert  V.  Bd.  1.  Heft.  S.  LVi.  WW.  IIL  4ßb*- 

»)  W.  u.  I).  II.  6Ö8*    G9(J-. 

Wien.  Karl  Toniaschek. 


Mahiy,  Epigraphisches.  15 


Epi^raphisches. 

In  der  von  H.  Nissen  im  Hermos  (1, 148)  publiciei^ten  caiiipa- 
nischen  Inschrift  ist  noch  mehr  als  eine  unsichere  Losaii;  enthalten. 
km  meisten  Zweifel  erregt  die  zweite  Zeile,  wo  auch  Th.  Mominsen, 
in  die  Bichtigkeit  der  Nissenschen  Kestitution  nicht  recht  glaubt. 
Nissen  liest  den  Anfang  also : 

qnicnm  dum  haberet  clausam  in  castello  an[iinu]lam 
mortalem  ad  superos  licitum  e[8t,  fjinitam  ad  diem 
[pie]  pudcnsque  vixit  omni  t.cm]wrp  — 

Nnn  will  das  offenbar  besagen:  „Der,  mit  welchem  ich  habe 
auf  Erden  leben  dürfen,  so  lang  er  in  der  Burg  soines  Korpers  den 
sterblichen  Hauch  beschlossen  trug,  lebte  fromm  u.  s.  w.",  allein, 
wie  Mommsen  richtig  bemerkt,  das  Fehlen  eines  agere  oder  ähnlichen 
Verbums  nach  licilum  est  ist  sehr  anstössig.  ja,  er  hätte  sagen  dür- 
fen, ist  nnmuglich,  und  es  muss  in  finitam  ad  diem  ein  anderes 
>tecken.    Da  nun  die  äussere  Beschaffenheit  der  Inschrift  in  Folge 
von  Verwitterung  eine  sehr  precare  ist,  hauptsächlich  aber  am  Ende 
•ier  zweiten  Zeile  manchen  Zweifeln  Kaum  lässt,  so  dass  selbst  unter 
Augenzeugen  (vjde  p.  149)  Divei'genzen  herrschen,  so  wird  in  Be- 
treff jener  zweiten  Zeile  wol  eine  Vcrmuthung  erlaubt  sein,  WL'lche 
Von  der  Xissen'schen  Fassung,  resp.  Vermuthuug,  etwas  abweicht. 
Ich  erkenne  nämlich  in  [ Nil' AM,  woraus  Nissen  finitam  gemacht 
und  auf  rZ/ßS  bezogen  hat,  geriKlc  dasjenige  Particip,  welches  auf  die 
Krau,  ilie  den  Stein  setzen  liess.  bezogen,  ihr  Verliältniss  zu  <iem 
T4>iiten  ausspricht  und  in  Verbindung  mit  einem  Infinitiv  (welcher 
an  die  Stolle  von  diem  zu  treten  hat)  die  nothwendige  Ergänzunic  zu 
iintum  est  bildet,  nämlich : 

quicam,  dum  haborct  clausam  in  castello  animiilain 

mortalem  ad  superos*)  licitum  est  iunctara  dcgore. 

In  seinem  corollarinm  opigraph.  behandelt  Ritschi  p.  VII  seqq. 

eine  von  Fabretti  (III,  28,  p.  V2l\  „ex  schcdis  Vaticanis  apud  P. 

Haconem  sah  Pincio'*)  mitgotheilto  metrische  Grabsclu'ift,  und  er 

darf  gewiss  am  Endo  wol  sagen:  accipite  ifjitur pcrpolitum  pro 

ririli  parte  Carmen  tcnerrimorum  affectuum  et  eleganti  significa- 

tione  suai'issimum.   In  der  That,  gegen  die  Restitution  der  sieben 

ersten  Verse  ist  kaum  ein  Einwand  denkbar,  ausser  etwa  dass  die 

D[iontfsiaJ  amlers  geheissen  haben   könnte  -).    Auch  ist  es  eine 

scharfsinnige  Vermuthung  Rifcschrs,  duss  weil  im  ersten  Theil  der 

Mann  in  seinem  und  «Ier  vier  Kinder  Namen,  »Ier  Gattin  und  Mutter 

^HXi  have  zuruft,  und  diese  letztere,  «lie  Verstorbene,  von  unten  herauf 

ebenfalls  ihr  hart  ertönen  lässt  un»!  zwar  symmetrisch,  in  der  glei- 


*)  ab  tfuperisV 

')  Was  Ritschi  natürlich  selber  zugibt. 


«•K.   ^   IK.&-« 


«»'  um  'IUI   ■ ii        M   Mr^^mm  «a^iT  *^*L. j 


f 


Mähl/iff  Epigraphisches.  17 

Ich  gianbe  nicht,  denn  vwx  und  sensim  passen  schlecht  zn 
eiflander,  anch  verlangt  der  Sinn  ein  schnelles  Blühen,  eine  bal- 
dige Beife,  keine  allmäiige,  sonst  wäre  das  Leben  kein  parvom  munus. 
Es  wird  also  heissen  müssen : 

moz  ezorta  qaae  vigescit,  deinde  sensim  deficit  — 

max  natürlich  anf  vigeseit  bezogen,  ein  Hyperbaton  der  häufig- 
sten Art. 

Auf  einem  in  Würfelform  geschnittenen  antiken  rothen  Steine, 
welchen  der  Herzog  von  Sirmoneta  dem  archäolog.  Institut  verehrte 
(vgl  bolletino  d.  inst,  archeol.  vom  Jahre  1865  Nr.  1,  p.  6)  findet 
sich  folgende  i-äthselhafte  Inschrift: 

FELIX  I  AMANTIBUS 
CLYMFN?  ARGE 
AMANTES 

B.  Klotz  hat  (in  Jahn's  Jahrb.  1865,  p.  277  seq.)  den  Yersnch  ge- 
macht, Clymen  als  Cijmene,  d.  h.  jene  Begleiterin  und  Mitwisserin 
der  Helena  und  des  Paris  auf  ihi-er  Fahrt  nach  Troja  (Hom.  H.  III,  144 
u.  0?id.  heroTd.  XV,  257)  zu  deuten,  „welche  die  nach  Ansicht  des 
Liebhabers  unberechtigten  Liebhaber"  —  also  doch  wol  ßivalen  — 
.fern  halten  soU*^.  Da  aber  nichts  dai-auf  hindeutet,  dass  diese 
Cljmene  jemals  zu  ei-ner  typischen  Pei^öniichkeit  geworden  sei,  so 
möchte  ich  lieber  an  ein  verschriebenes  oder  nicht  mehr  recht  les- 
bares HYÄfEN  denken,  weicher,  wie  er  sonst  den  Liebenden  heil- 
bringend {felix)  ist,  so  jetzt  die  Vereinigung  hindern  soll  [arce  aman- 
te$);  die  Inschrift  wäre  also  eine  Art  aTtatQonaiov  (Amulet)  eines 
weniger  glücklichen  Liebhabers,  gelichtet  gegen  einen  glücklicheren. 

Basel.  J.  Mähly. 


Muchrifl  f.  d.  titttrr.  U)ntB.  1a7S.  I.  Hf^rt.  2 


Vahlen,  Xn  H.ir»tiua'  Briet  an  Äocnstus. 


Zn  Horatius'  Brief  an  Äugustns. 

Nachtrag  m  Horatius.  Erneute  Erwägungen,  durch  Vahlen  ver- 
aalasst,  über  die  EpUti:l  an  Aagustus.  Von  E.  Lahrs.  Proressor  in 
Köiiigsberp.  Uipäg.  Verlag  von  F.  C.  W.  Vogel.  1871.  16  S.  8. 

Im  ersten  Heß  des  Johrgaogs  1871  dieser  Zeitschrift  versuchte 
ich  Znsaminenhang  nni  Gedankenf ortschritt  der  Epistel  des  Horatius 
an  Augustus  darzuleges.  Ich  gehrieb  gleichzeitig  mit  meiner  Vor- 
lesung über  Horatius'  Briefe  und  hatt«  vorzugsweise  meine  ZuhCrer, 
damalige  und  frühere,  im  Auge,  denen  als  Ergänzung  des  mQudlJch 
Vorgetragen i')]  diese  gedruckte  Auseinandersetzung  erwünscht  sein 
konnte :  das  bestimmte  Art  und  Umfang  der  Ausführung.  Es 
.wfir  dabei  nnvenn eidlich,  obwol  nicht  dos  der  Anlass  des  Aufsatzes 
war,  auf  die  grossen  und  einschneidenden  Neuenmgen,  welche  O.Bib- 
beck  in  seiner  Ausgabe  der  Briefe  vom  J.  1869  in  dieser  Epistel  ein- 
geführt, sowie  die  Aenderungen,  welche  Lehrs  in  seiner  in  dem  näm- 
lichen Jahr  aber  später  erschienenen  Bearbeitung  des  Horatius  in 
derselben  nöthig  bafunden  hatte,  des  Näheren  einzugehen,  und  da  ich 
mit  diesen  Annahmen  überall  nicht  einverstanden  sein  konnte,  micli 
dagegen  unsznsprecben.  Auf  meine  ihn  angehende  Polemik  ontwor» 
tete  Bibbeck  im  vierten  Heft  desselben  Jahi-gangs,  und  was  ich  sei- 
ner Erwiderung  entgegenzusetzen  hatte,  fasste  ich  in  einem  Nachwort 
zu  dieser  Geplik  wenigstens  fOr  die  zwei  Hauptpuncte  zusammen  '). 
Lehrs  hat  es  vorgezogen,  meine  Einwendungen  gegen  ihn  in  einer  be- 
sonderen Schrift  anter  dem  oben  angegebenen  Titel  zu  beleuchten  und 
zurückzuweisen,  und  so  will  ich  nicht  unterlassen .  wenn  auch  etwas 
spät,  den  Ijesem  dieser  Zeitschrift  Nachricht  davon  zu  geben  und  die 
hier  erörterten  Streitfragen  noch  einmal  in  gedrängter  Kürze  vor- 
zufUhren. 

Es  handelt  sich  zunächst  um  T.  173 

quantus  sit  DosEccnoB  cdadbas  in  parasitis, 
den  Lahrs  von  diesem  seiuein  Platze  entfernt  und  hinter  V.  56  einge- 
schaltet hatte.  Es  vordient  constaliert  zu  werden,  dass  Lehrs  kein 
neues  historisches  Moment  über  Dossennus  beigebracht  hat,  so  dass 
die  schwebende  Ctmtroversc  innerhalb  des  Horatius  allein  entschieden 
werden  muss.  Betrachten  wir  den  Vers  einen  Augenblick  als  einen 
freien,  in  keinem  bestimmten  Zusammenhang  überlieferten ;  schwer- 
lich möchten  viele  darin  ein  lobendes  Urtheil  der  Kunatrichter  über 
einen  Dichter  Dossennus  erkennen  wollen,  und  auch  Lehrs  vermag 
dies  nur  mit  folgender  ergänzender  Paraphrase  durchzusetzen :  'Bei  der 


')  Nachträgbch  nhru  ich  fiU'  msiiie  von  Itibbock  beHtrittene  ErklS- 
taug  von  V.  19  E,  tn  xno  le  ttorirü  ducibu*,  It  Qrais  atüeferenda 
as  Cioi'ro  Orat.  7,  S3  reeordor  iongt  untniba*  umim  aMeferrt  li^ 
lWMM«nfln. 


J 


Vaklen,  Zu  Hoiaüns'  Brief  an  Angnstas.  10 

Eom5die  wird  selbst  ein  unbedeutendor  und  veralteter  Dossennus 
mitgenaimt,  um  wenigstens  zu  sagen,  wie  gross  er  (denn  weiter 
vagen  sie  sidi  selbst  nicht)  in  der  Schilderang  der  gefrässigen  Para- 
siten sei/  Wer  empfindet  nicht,  dass  dieses  ängstlich  verclansulierte 
Lob  mehr  einem  Tadel  gleich  sieht?  Und  nun  sehen  wir  uns  die 
Gesellschaft  an,  in  welche  dieser  Dossennus  durch  Lehrs'  Anordnung 
ger&th: 

55  ambigitnr  quotiens  utcr  ntro  sit  prior,  anfert 

PacuTios  docti  famam  senis,  Attius  alti: 
173  quantns  sit  Dossennus  edacibus  in  parasitis, 

didtnr  Afrani  toga  convenisse  Menandro, 

Plantns  ad  exemplar  Siculi  properare  Epicharmi, 

vincere  Caecilins  gravitate,  Tcrentins  arte. 
60  hoB  ediscit  et  hos  arto  stipata  theatro 

spectat  Roma  potens:  habet  hos  nnmeratqne  poetas 

ad  nostmm  tempus  Livi  scriptoris  ab  aevo. 

Voran  gehen  noch  Ennius  und  Naevius.  Diese  also  mit  hinzu  ge- 
nommen haben  wir:  Epos  durch  die  beiden  genannten.  Tragödie  durch 
Pacuvius  und  Attius,  Komödie  und  zwar  Togata  durch  Afranius,  Pal- 
liata  durch  Plautus,  Caecilius,  Terentius  repräsentiert.  Kann  die  Ab- 
sicht des  Dichters  zweifelhaft  sein,  die  Hauptgattungen  der  Dicht- 
kunst, eine  jede  durch  ihre  namhaftesten  Vertreter  bezeichnet,  mit 
den  typischen  Eunsturtheilen  der  Kuustrichter  vorzuführen?  Wie 
ptsst  dazu  der  ^unbedeutende  und  veraltete  Dossennus^  von  dem  auch 
nicht  so  viel  bekannt  ist,  um  sagen  zu  können,  was  fQr  eine  Art  von 
Dichter  er  war,  und  wie  fugt  sich  zu  jenen  Kuusturtheilen  die  am 
Dossennus  gerühmte  'Grösse  wenigstens  in  der  Schilderung  der 
gefrässigen  Parasiten'?  Und  der  Schlusssatz  hos  ediscit  ei  hos 
arto  stipata  theatro  spectat  Roma  potens  usw.,  der  die  ursprüng- 
liche Aufreihung  treffend  abschliesst,  wie  kann  er  auch  den  'unbe- 
deutenden und  veralteten  Dossennus'  mit  eiuschliessen ,  bei  dem 
selbst  die  lobenden  Kunstkritiker  nichts  weiter  zu  sagen  wagen,  als 
wie  gross  er  wenigstens  in  der  Schilderung  der  Gefrässigkeit 
gewesen? 

Ferner.  Mit  ambigitur  quotiens  uter  utro  sit  prior  werden 
wir  gleichsam  mitten  in  eine  Verhandlung  der  Kunstrichter  gefuhrt : 
gegen  einander  abgewogen  werden  die  Tragiker  Pacuvius  und  Attius, 
die  Komiker  Caecilius  und  Terentius ;  denn  dass  diese  beiden  Paare 
in  Vergleich  gestellt  sind,  erkennt  auch  Lehrs  an,  aber  wenn  zwischen 
jenen  beiden  Paaren  Afninius  uud  Menandor,  Plautus;  und  Epicharm 
zosammengestellt  worden,  so  hat  das  nichts  zu  bedeuten,  trotzdem 
wir  diese  Neigung,  römische  und  griechische  Dichter  gegen  einander 
absuschätzen,  auch  sonsther  z.  6.  aus  der  vita  Terentii  kenueu  und 
knn  vorher  erst  der  bei  diesen  Kunstkritikern,  die  Horatius  verhöhnt, 
bdiebten  Parallele  des  Ennius  uud  Homer  gedacht  war.  Diese,  wie 
M  mir  vorkommt,  nicht  gesuchte,  sondern  sich  von  selbst  darbietende 

2* 


Vahlen.  Zn  Iloratiua'  Itrief  an  AufVEtas. 

Anorduimg,  welche  iu  der  zweckniässi^en  Weise  ^los  folgend«  onter 
ambigitur  qnoliens  uler  utro  sit  prior  UQterordnet,  luusä  geleugnet 
werden,  damit  der  Dossenuus  und  seine  Parasiten  Platz  finden  köu* 
neu.  Ganz  gleicbgültig  ist ,  ob  hinter  parasitia  oder  hinter  dicitur 
das  Komma  st«litj  die  Hauptsache  ist,  dass  hinter  nlli  kein  Doppel- 
punct  stehen  kann,  der  nnr  gewahrt  werden  mnss,  weil  mit  ambigitur 
guotiem  ulcr  tUro  zwar  alles  andre  trefflich  stimmt,  nur  der  gewalt- 
sam eingeift-ängto  Dossennus  nicht  za  reimen  ist,  der  in  diesem  Zn- 
sammeahang  so  gar  nirgends  recht  ist,  dass  es  fQr  meinen  Geschmack 
völlig  gleichgültig  bleibt,  ob  man  den  Vera  hinter  5ö  oder  aber  hin- 
ter 58  oder  59  einreiht.  Und  bei  diesem  l'rtheil  aiQsst"-  ich  beharren, 
auch  wenn  ich  ausser  Staude  wäre,  den  Vers  an  seiner  Stelle  zu  deu- 
ten und  jedes  Wort,  das  Lehrs  Dber  die  Uuhaltbarkeit  desselben  ka 
jenem  Platz  vorbringt,  unterschreiben  müsste.  Doch  betrachten 
die  ursprüngliche  Abfolge  der  Verse: 

creditar,  ex  medio  qoia  res  aruessit,  habere 

sedorxji  minlmDm  sed  habet  cenio^dia  tanto 
170  pluB  uneris,  quanto  veniae  minua.  aspice  Plsutat 

quo  pacta  partes  tntetur  amantis  epbebi, 

ut  patris  aUenti,  lenonis  ot  instdiosi, 
173  qnantns  ait  DoasennuB  edacibna  In  pariiit 

quam  Don  adstricto  percarrat  pnlpita  eoccu: 
175  gertit  enim  nummnm  in  loculos  demittere,  poit  hoc 

securas  cadat  an  recto  stot  fabula  talo. 

Darüber  scheint  Einveratändniss  zn  sein,  dass  bei  Dosaennue  1 
etwa  an  einen  zweiten,  dem  Plaulus  an  die  Seite  gesetzten  Dul 
KU  denken  sei :  nnr  an  einem  Meister  des  Fachs,  wie  Plautus,  könnt« 
Huratius  fnglich  die  Mangethaft^keit  in  der  Behandlung  der  KomS- 
die  aufweisen.  So  ergiebt  sich,  dass,  soll  der  Vers  hier  stehen,  der 
Name  i)o£sen«u£  als  ÄppeliativbezeichnuDgTomPlautnszunelunen  ist, 
und  zwar,  da  Dossennus  eine  persona  der  Posse  ist,  als  BezeicLnnng 
des  Possenhaften  in  der  Darstellung  der  Parasiten.  Diese  Annahme 
bat  Bedenken  err^  und  wir  kommen  darauf  zurück.  Denn  nicht 
diese  sind  es  vorwiegend,  welche  den  Vera  fQr  Lehrs  hier  unerträg- 
lich machen.  Den  'entscheidenden  Grund',  den  er  früher  nicht 
angegeben  und  ich  nicht  erratlien  knnnto,  theilt  er  jetzt  S.  7  mit. 
"Wenn  Horaz  sagt:  'sieh  wie  Plautus  die  Rolle  des  liebenden  Jüng- 
lings durchfahrt,  wie  des  knappen  Vaters,  wie  des  spitzbübischen 
Kupplers ,  so  werde  ich  es  nicht  aU  nothwendig  beliau})ten,  dass  er 
dies  'wie'  erklare.  Aber  wenn  er  es  erklärt,  wenn  er  hinzusetzt; 
'mit  welchem  Hangel  an  StralTheit  er  sich  dabei  gehen  lässt',  dann 
behaupte  ich,  ist  es  äusserst  ansfissig,  dieses  erste  'wie'  von  semem 
erklärenden  'wie'  durch  einen  ganz  anders  constmierten  Satz  getrennt 
zu  finden,  audi-rs  constmierten  und  noch  mehr  in  entgegengesetzter 
Bicbtuug  geda<-liten  Satz.  Denn  die  Uebertreibung  der  Posstn- 
reiaserei  bei  ttamelliuig  der  I'anisiten  fällt  nicht  unter  (üe  Kaefa- 


I 


VäUen,  Zu  HoratitiB*  Brief  an  Aagastas.  tl 

Ussigkeit,  nicht  unter  den  Mangel  an  Straffheit.  Dies  erkannte 
ich  als  den  entscheidenden  Grund,  warum  mich  der  Vei-s  hier  jedesmal 
auf  das  empfindlichste  genirte :  ^und  ich  kounte  ihn  hier  nicht  dulden'. 
Gegen  diese,  soyiel  mir  beicannt,  ganz  neue  Auffassung  dieser  Verse 
muss  ich  meinerseits  bekennen,  dass  ich  niemals  eine  solche  Bezio- 
hong  zwischen  174  qtuim  non  udstricio  und  171  quo  pado  partes 
futetur  angenommen  habe  und  auch  jetzt  nicht  einräumen  kann»  selbst 
dann  nicht,  wenn  der  Vers  173  qwintus  sit  Bossennus  entfernt 
wird.  Wenn  von  Plautus  gesagt  wird,  'mit  wie  lose  gebundenem 
soccus  er  Qber  die  Bühne  eilt/  so  verstehe  ich  das  nicht  von  der 
Mangelhaftigkeit  in  der  Durchfuhrung  der  Charaktere,  wovon  die  frü- 
heren Verse  handelten  und  im  Sinne  einer  begründenden  Erklärung 
dieses  Mangeis,  sondern  ich  verstehe  es  von  dem  losen,  saloppen 
Gang  der  dramatischen  Oekonomie,  und  finde  demnach  den  Tadel  der 
Plantinischen  Komödie  nach  drei  Seiten  gewendet,  der  mangelnden 
CoDsequenz  der  Charakteristik,  der  possenhaften  Ueberladung  in  der 
Darstellung  der  hungrigen  Schmarotzer  und  drittens  der  laxen  dra- 
matischen Anlage,  und  kann  in  der  nicht  ganz  parallelen  Anwendung 
der  Frageformen :  quo  pacto  (ut)  tutctur  d.  i.  wie  schlecht,  quantus 
Dosstnnus,  ein  wie  grosser  Possonreisser,  qu<im  non  adstricto,  mit 
wie  losem  Schuh  bei  übrigens  parallelem  Gedankcuausdruck  keinen 
Anstoss  erkennen,  wenigstens  keinen,  dem  die  Beseitigung  von  V.  173 
ZQ  begegnen  geeignet  wäre. 

Aber  wie  kommt  der  Name  Bossennus  zu  der  Bezeichnung  der 
Püäsenliaftigkeit?  Denn  das  ist  das  andere  Bedenken,  dasLehrs,  wenn 
aach  erst  in  zweiter  Linie,  geltend  macht.    Ich  habe  darauf  Folgen- 
des zu  erwidern.    Dem  Geschmack  des  Horatius  war  alles  Possen- 
hafte und  Scurrilo  zuwider  (man  denke  an  sein  Urtheil  über  Laberius' 
Mimen  Sat.  1,  10  V.  6  und  das  andere  über  die  Witze  des  Plautus 
Ars  poet.  270),  das  er  von  der  kunstmässigen  Komödie  fern  gehalten 
wissen  wollte.   Es  handelt  sich  nicht  darum,  ob  er  dem  Plautus  und 
anderen  Dichtern  der  alteren  Epoche  gerecht  geworden  ist,  sondern 
nur  um  die  Anerkennung  der  Thatsacho^  die  nicht  wegzuleugnen  ist. 
Indem  er  nun  den  Namen  einer  der  bekannten,  typischen  Personen 
der  Posse  auf  Plautus  überträgt,  drückt  er  den  Komiker  auf  die  Stufe 
des  Possenhaften  herab,  das  er  bei  ihm  vornehmlich  in  der  Darstel- 
lung der  Schmarotzer  empfand,  deren  Gefrässigkeit  nicht  ohne  Be- 
ziehung genannt  wird.    Der  Tadel  liegt  in  dem  Namen  Bossennus 
and  e.s  macht  hierfür  keinen  Unterschied,  ob  man  qu^nius  im  Sinuc 
von  *wie  groi^s*  oder  'wie  übertrieben'  versteht:  denn  ^ein  wie  grosser 
S[ta8ämacher  Plautus  in  der  Schilderung  der  Parasitenspassmacher 
sei'  ist  allerdings  ein  Tadel  und  kein  Lob,  in  den  Augen  des  Hora- 
nrs  nämlich,  dem  diese  Art  Spassmacherei  nun  einmal  nicht  zusagt. 
N;weit  finde  ich  keine  Schwierigkeit:  allein  wer  nun  weiter  fragt, 
wamm  gerade  der  Bossennus  aus  den  Figuren  der  Posse  ausgewählt 
«ei  lur  Bezeichnung  der  Gattung  und  was  für  besondere  Beziehung 
dieser  zu  Parasiten  gehabt  habe,  dem  weiss  ich  nichts  zu  antworten, 


ii 


VaUcn,  Za  Ilotatius"  Brief  an  Augustus 


uIb  iäs  Eino,  daKB  hier  don  zeitgenö^ischeu  Lesern  eine  Anepielnog ' 
deatlich  sein  konnte,  die  es  fQr  ans  nicht  ist.  Wur  darin  ein  In^ctuni  ' 
der  luterpolatiun  erkennt  bei  Qbrigens  klarem  nud  aiigemeBsenem  , 
Gedanken,  mag  zuselieu,  wo  er  mit  den  Versen  in  den  Satiren  und  _ 
Eptstelu  bleibt,  bei  denen  mmen^ui  VerstäaduiSE  etwas  abgebt. 

Die  uweJte  Stelle,  die  wir  zu  betrachten  haben,  ist  V.  93  ff. :     i 
ut  primum  positig  nugati  Graecia  b«lU§  ' 

coepit  et  in  vitinm  fortnna  labier  aequa, 
H5  nunc  athletarum  stadiis  nunc  anit  eqaomm, 

maraioria  aut  uboTis  &bro5  aut  aeris  amavit,  J 

aaspendit  picta  voltum  mentemque  tabella,  I 

nunc  tibicinibns  nunc  est  gavisa  tiagoedisi  | 

sab  nntrice  poella  velat  si  loderet  iofans, 

100  qüod  cnpidu  petiit,  mature  plenu  reliijiiit.  , 

Zuerst  vitiaitt  V.  94.  Lohrs  hatte  nrsprlluglich  im  Rhein.  SIc-v 

aeum,  dann  im  Aristarch  S.  437  statt  vUium  ein  Wort  "etwa  im. 

Sinne  von  tusuin    verlangt,  hernach  in  der  Äns^abe  luswm  in  dtö) 

Text  genommen,  indem  er  sicli  über  den  frQber  empfundenen  AastOflAi 

wegen  des  folgenden  vetttt  si  luderrl  Sit  hinweghalf;  dennoch  bM 

friedigt  ihn  auch  dort  /»sunt  ao  vollkommen  nicht,  dass  er  nicht  dM 

neben  noch  au  requiem  dftchta.  und  jetzt  echehit  es  fast,  als  ob  Ist's 

teres  das  meistbegnusti^  sei;  denn,  tieiest  es,  ein  Ausdruck  wiewfa 

primum  posilis  nvgari  Graecia  belUs  coepit  tl  in  oUum  forttMsB 

labier  aequa  sei  der  'allematflrlichsle'  und  für  das  im  Vera  nidit  vif 

brauchende  otium  sei  reqwittm  nur  das  metrisch  liuijueme  nnd  flbar^ 

dies  in  re  eine  kleine  Nuance  enthaltende  Wert. 

Es  kann  wol  sein  und  ist  nicht  ohne  Ueispiel,  daes  eine  tr« 
fende  Verbesserung  jeden  Versuch,  sich  mit  einer  vielleicht  mGglicbl 
Erklärung  abznfinden,  niedorsuhlägt;  atier  so  ist  es  hier  nicht  n 
Lehra  darf  es  andern  so  Übel  nicht  nehmen,  dass  sie  zu  seinen  E: 
fflllan  kein  grösseres  Vertranon  hegen  als  er  selbst.  Der  von  ih 
hervorgehobene  Anstoss  an  lusitm  besteht  meines  Erachl«ns  i 
immer,  und  was  die  Hauptsache  ist,  die  Formation  des  zweiten  Sal 
theiles  dieses  zweigliederigen  Vordersatzes  ut  primum  positis  n 
Graecia  bellin  coepit  et  in  vitium  fortwui  tabier  acqua  scbll« 
fflr  mich  an  der  Stelle  von  vititmi  ebensowol  ein  mit  tittgari  ej^non 
mes  ludvre  (SaU  2,  1,  TA  nugari  cwm  illo  et  disciricti  ludere),  * 
ein  otiari,  rei/uiegcere  aus ;  letzteres  zumal  ein  hier  ganz  unnOtbig 
und  J&stiger  BegrilT:  nach  posilis  bellis  und  rieben  fttituna  atqH 
ilaa  ja  allerdings  nur  den  Frieden  bezeichnen  kann,  nech  einottU,  < 
zweiter  Stelle  hinter  nugari  eine  Bezeichnung,  der  Mnsse  und  Kali 
da  man  doch  vielmehr  dw  Grgehulss  dieser  Uosso  erwartet.  A) 
ein  tadelndes  Wort'  wie  vitium  seil  durchaus  nicht  am  Platze  m 
Ich  hatte  Vitium  nur  in  Sezag  auf  nugari  und  als  eine  81«ig«ra 
dieses  Degriffee  (etwa  wie  in  tdiium  Uhertaa  excidtt)  geßisat,  « 
mir  sachlich  iingomesson  nnil  durch  die  sprachliche  Form,  das  labi 


Vätien,  Zu  Honiiiu*  Brief  iin  Angnstu.  28 

und  foriuma  aeqwi  nach  vorangegangenem  nugari  xm^positis  bellis, 
empfoUen  zu  werden  schien.  Die  dnrch  den  Frieden  hegünstigte 
dauernde  Hingahe  an  das  nugari^  wie  man  es  nun  immer  fibersetze, 
meinte  ich,  sei  das  Vitium.  Dagegen  wendet  Lehi's  ein,  dass  nugari 
gelbst  niemals  einen  Tadel  aasdrücke.  Einen  Tadel  wol  nicht,  aber 
doch  immer,  wenn  von  Eunstthätigkeit  oder  literarischer  Arbeit  ge- 
braucht, eine  Art  v7roy.nQiafi6g,  wie  auch  das  entsprechende  naiteiy 
in  gleicher  Anwendung.  Und  um  Vitium  zu  rechtfertigen,  muss  nicht 
schon  in  nugari  ein  eigentlicher  Tadel  liegen,  wofern  man  nur  jenes 
nicht  schwerer  nimmt,  als  man  im  Deutschen  ^Laster^  zu  nehmen 
braucht,  wenn  es  von  Dingen  gesagt  wird,  die  nichts  weniger  als  un- 
Bttlich  sind.  Zudem  glaube  ich  in  beiden  Ausdrücken  wie  Ifberhaupt 
in  dieser  Schilderung  hellenischen  Kunstgenusses  etwas  von  des  Dich- 
ters satirischer  Schalkhaftigkeit  zu  empfinden,  mit  der  er  seine  Worte 
10  wählt,  dass  sie  die  bekannte  echtrömische  Art,  über  solches  grae- 
tofi  zu  nrtheilen,  durchblicken  lassen. 

Weiter  soll  V.  100  quod  cupide  petiit  mature  plena  reli- 
q%it  nicht  stehen,  weil  er  dem  in  V.  99  enthaltenen  Vergleiche  mit 
dem  spielenden  Mädchen  eine  hier  unstatthafte  tadelnde  Wendung 
gebe.  Was  will  Horatius  mit  diesen  Versen  ?  Sein  Zweck  ist  darzu- 
thon,  dass  den  Griechen  die  noi^itas  in  Kunst  und  Literatur,  welche 
die  Bömer  nicht  zu  ihrem  Bechte  kommen  lassen,  nicht  zuwider  war, 
dass  sie  vielmehr,  seit  ihnen  die  glücklichen  Friedenszeiten  dieses 
Oeniessen  gestatteten«  einer  Kunst  nach  der  anderen,  heute  dieser, 
moigen  jener,  ihr  Interesse  zuwendeten :  die  ganze  Fassung,  das  wie- 
derholt wiederkehrende  punc  —  fiunc,  legt  dem  Leser  die  Voi-stel- 
long  eines  schnellen  Ueberganges  von  Einem  zum  Andern  nahe,  und 
nichts  andf^res  soll  das  Bild  vom  spielenden  Mädchen  versinnlichen, 
als  eben  dies,  wie  der  HelK'ue  im  raschen  Wechsel  dieser  Kunstgo- 
nOsse  das  jetzt  leidenschaftlich  Erfasste  bald  wieder  aufgiebt,  um  nach 
anderem  zu  greifen.   Und  das  ist  ja  die  Natur  des  Kindes,  ob  man 
nun  sein  Treiben  widerwillig  und  verdriesslich  oder  mit  freundlichem 
Behagen  betrachtet.    Sagt  doch  Horatius  in  der  Schilderung  der  Cba- 
nkfere  (Ars  poet.  165),  weder  als  Griesgram  tadelnd  noch  als  gra- 
ziöser Mann  bewundernd,  sondern  als  Beobachter,  der  die  Naturwahr- 
heit auffasst,  vom  Jüngling  sublimis  cupidusqur  et  amata  relin- 
quere  pernrx,  und  andere  haben  dieselbe  Wahrheit  vor  ihm  gesagt. 
Daher  kann  ich  auch  jetzt  nicht  anders  urtheilen,  als :  entweder  war 
das  Gleichniss  zu  tilgen,  das  doch  nicht  leicht  jemand  missen  machte, 
oder  auch  v.  100  zu  belassen,  der  nichts  aussagrt,  als  was  man  auch 
ohne  ihn  nothwendig  denken  muss. 

Nur  beiläufig  hatte  ich  die  Verse  63  ff. : 

interdum  volgiis  rectum  vidot,  est  ubi  peccat. 
si  veteres  ita  miratur  laudatque  poetas, 
65  nt  nihil  anteferat,  nihil  illis  comparct,  errat; 
si  quaedam  nimis  antique,  si  pleraque  dnre 
dicere  credit  cos,  ignavc  multa  fatetur. 
et  sapit  et  meeum  facit  et  love  iudicat  aequo. 


tm  Titt  aicb  tfe«rm««c«s  li^si 

M  «i  &^  «K  «i  *r  ^ 


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■■läpv.  *i  WM  MM  Ar  B  Uto  anhH  *s  «nte  «•  (■  €4  in  si 
mm  1*1.  fi»  TiiliilMi  Mt  ^  tm^iMriMm  V«n  ioM 
■i^wt  WMI— trfirt,  ir  lifjuiiiJ  iMMhi  itri.  T-rm*-^-*^ 
«M  ü  4b  MsaiM  Pnr  hTfi^rtBilff  fito»  u  «nedba  8d^ 
Vit  idk  MiM^  oc^ikwt  «B«M  BlBEta.  Dta^fiaaBlkMi 
^  4«r  Cwi^uUt  aftMB  i^wiMk*.  «»  «e  Itffik  in  Qtiahf  \ 
TtUf  im  IriMi  wiMi  Iwitoiij  iilkiini  mi  limlirli  Irlinr  jf 
Mvni*  iFili hilft  ^«a  tette  w^riUrt.  te&  das  Fohlia 
tfäfm,  liie  Imm  rtfmlmi  t.13>,  iafc»  w  fe  allo  rtmädwi  "' 
Iv  M  wfer  iffctfct,  pn  felRb  ntMk.  uwlMtit  hiDzn:  *]  _ 
iMMT  HiB,  itm  du  PaWoH  aitBtar  das  rUt«e  aekt,  M  gii 
m  4*d  n(k  nOc,  ia  dnn  ts  feUgcht.'  Tnd  dk  sdüm  «s 
HB  4M-  amkmtaSifm  Logik  ias  Geocbt  n  KUwm,  wenn  er  1 
Um  Mille:  cahndw  n :  'insofea  iaa  ^blknni  •!»  altoi  Diob 
Bwrwiwig  btwmrlart,  ort  le,  insof^  es  a^U  (odwsDchigUsIl 
■  tiwMtit  Tvraltet,  stia  lieJes  bau.  nel«s  mktt  van  ibi 
,  KrtlMilt «  Kwcbelt.'  CUer  s»:  'mag  «  imnur  fl 
ESB  BHantor  das  ridili^  ätbi,  eo  giebt  ee  doch  « 
rai«,  iB  doMQ  es  feUgebt  Cnd  w«im  es  nim  (vie  KQEgtAhrt)> 
altao  IHcfeUr  k>  Abemtadg  erbebt,  so  g«ht  «s  fehl.  Iti£>>f«ni  es  » 
lOgMi  (odej-  Micb:  gbabt),  daes  o.  s.  w.,  orth^filt  es  gescheit.*  A 
•t  gibt  i»  dM  ebtn  nicbt  zu,  es  ist  ja  eben  dea  Glaubens  nkbt.  ] 
Ift  Ja  M  kraM. ,  .  Hit  meiaem  Qai  heisst  es  niui :  'Wer  liingegen  (i 
MkbMxl  V'ini  Publicum)  des  Glaubens  ist  —  Aer  urtbuilt  gesdl« 
ttflgwi  iliCMi  Aunhrung  habe  ich  folgendes  eitanvcmlen.  Hunt 
btftndrt  *lrb  dem  Publicum  gegenüber  —  «lio  Untcrecboidung, 
liebra  H.  Il>  mir  unterlegt,  kann  ich  nicJit  iUierlCeDaen  — ,  des 
Urtbsit  und  nur  dessen  sucbt  er  zu  bekehren,  jedoch  nicht  so,  d 
«r  ee  au*  Am  fll«rnifts8igen  Lobpreisung  la  absoInUr  Vorachtnng 
allen  Dkhter  hinQberuehen  wollte,  Bondorn  nur  um  es  2u  einet  ricliti 
and  bUligon  Abtichatznng  von  Wortb  und  Tuwertb  hinObennl«!: 


VMen,  Zu  Horatias*  Brief  an  Angostus.  25 

Und  wenn  er  nun  sagt :  'manchmal  sieht  das  Publicum  das  Rechte, 
nitanter  irrt  es :  wenn  es  die  alten  Dichter  für  unübertrefflich,  für 
miTergleichlich  hält,  so  irrt  es,  wenn  es  aber  viel  Schwächen  in  ihnen 
anerkennt,  dann  ist  es  vernünftig  und  wir  stimmen  überein*,  so  ver- 
stehe ich  nicht,  warum  das  so  krass  sei,  und  warum  Horatius  sich  so 
nicht  habe  ausdrücken  können,  wofern  es  ihm  eben  darauf  ankam,  be- 
^iflich  zu  machen,  dass  entgegen  der  beliebten  Ueberschätzung  die 
Anerkennung  vieler  Mängel  (neben  denen  ja  auch  einiges  Gute  be- 
steht nnd  bestehen  kann)  das  rechte  und  billige  sei.  Oder  sollte  ich 
dn  angezogenes  Kind  nicht  mit  der  hypothetischen  Contraposition  zu- 
rechtweisen dürfen :  wenn  ein  Kind  ungezogen  ist,  will  ich  nichts  von 
ihm  wissen,  wenn  es  aber  artig  ist,  dann  habe  ich  es  lieb.  Lehrs  Irr- 
thom  ist  dadurch  veranlasst,  wie  ich  glaube,  dass  er  die  fraglichen 
Teise  mehr  als  Conclusion  der  bisherigen  Betrachtung,  denn  als  Aus- 
gangspnnct  ebier  neuen  ansieht  und  überdies  die  Condicionalpartikel 
ober  Gebühr  presst  in  einer  Weise,  in  der  sich  unschwer  darthun 
liesse,  dass  die  hypothetische  Satzform  1)eidü  Male  nichts  nutz  sei : 
denn  wenn  das  zweite  si  nicht  stehen  kann,  weil  das  Volk  des  Glau- 
bens nicht  ist,  so  ist  das  erste  si  verkehrt,  weil  das  Volk  jene  Be- 
wunderung wirklich  hegt. 

Noch  zwei  Stellen  sind  kurz  zu  berühren,  über  die  Lehrs  früher 
sich  nicht  geäussert  und  ich  nur  Bibbecks  Meinung  zu  bestreiten  ge- 
sucht hatte :  erstlich  V.  28  fif. 

si,  quia  Graeconim  sunt  antiqnissima  qnaeqne 
scripta  vel  optima,  Bomani  pensantur  eadem 
30  scriptores  trutina,  non  est  quod  multa  loquamur: 
nil  intra  est  olea,  nil  extra  est  in  nnce  dnri, 
venimas  ad  sürnrnnm  fortunae,  pingimus  atquc 
psallimus  et  luctaniur  Achivis  doctias  unctis, 

worin  v.  32  f.  Bibbeck  vor  108  gestellt  hatte.  Dass  Lehrs  mit  dieser 
Umstellung,  die  ich  bekämpfte,  nicht  einverstanden  ist,  sagt  er  zwar 
nicht,  aber  lässt  es  erkennen,  sein  eigener  Versuch  dunkt  mich  jedoch 
noch  zu  onf^rtig,  um  darüber  zu  streiten.  Ich  beharre  daher  einst- 
weilen bei  der  alten  Erklärung,  der  ich  früher  folgte  und  die  ich  hier 
in  der  Kürze  reproduciero.  Unsere  alten  Dichter  sind  die  besten, 
sagen  die  Alterthümler,  denn  bei  den  Griechen  ist  i.'s  ebenso.  Wol,  ent- 
gegnet Horatius,  so  ist  es  also  auch  bei  der  Olive  wie  bei  der  Nuss : 
harte  Schale  und  weicher  Korn;  und  wozu  nur  unserer  alten  Dichter 
UnübertreHlichkeit  beweisen?  L'isst  sich  ja  mit  solcher  Argumentation, 
lus  solchen  Prämissen  mehr  und  grösseres  «ieducioron,  dass  wir  Kö- 
mer Maler,  Musiker,  Athleten  sind  selbst  den  Grieclien  überlegen : 
nam  cadnn  rationc  rcpcricmur  G-rarcis  nuUorcs  (Lambin).  Und 
das  ironische  renimus  ad  summum  foitunav,  das  in  dem  folgenden 
pingimus  nttinv  usw.  seinen  Inhalt  bekommt,  paraphrasicren  die 
Schollen:  ergo  perfedi  sumus,  non  Iwhet  ampUus  f'ortuua  fdici- 
iaUs  quicquam  quod  nöhis  j)ra€St€t.   Doch  wie  gesagt,  ich  bin  bes- 


tfi  VähHen,  Zn  HonttiiiB*  Brief  an  Angiwiiis. 

serer  Belehrung  nicht  nnzng&nglich,  nur  dass  das  bis  jetzt  Vorge- 
brachte mir  eben  besser  nicht  za  sein  scheint. 

Sodann  die  Verse  260  £f. 

sedniitas  antein,  stultü  qaem  diligit,  urget, 
praeeipne  cum  se  numeris  commendat  et  arte; 
discit  enim  citins  memiDit([ue  libentius  illud 
quod  quis  deridet,  quam  quod  probat  et  veneratur, 

die  Lehrs  wie  ich  gegen  Ribbeck  für  acht  hält,  nur  dass  er  in  der  Er- 
klärung auch  hier  mit  mir  nicht  einverstanden  ist.  Seinen  Spott  freilicli 
über  meine  ^Conservativität',  die  er  hier  in  der  'Erhaltung  eines  alt- 
hergebrachten,  nur  vereinzelt  angetasteten  Komma'  sogar  noch  über- 
bieten wolle,  ihm  zurückzugeben,  hat  er  mir  leicht  gemacht,  indem  er 
erstlich  übersah,  dass  —  spasshaft  genug  —  in  seiner  eigenen  Aus- 
gabe das  Komma  da  steht,  wo  es  nach  seiner  Meinung  alles  verdirbt, 
und  zweitens  vergass,  dass  meine  Erklärung  vielmehr  die  alte  ist, 
von  der  nicht  viele  abgewichen  sind,  und  er  also  auch  hier  der  Revo- 
lutionär ist,  vor  dessen  rauher  Hand  selbst  ein  vom  Alter  geheiligtes 
Komma  nicht  unversehrt  bleibt.  Ordo  est,  sagt  Lambin,  sedulUas 
eum  urget,  quem  stalte  d'tliyii,  id  est,  qui  stulta  seduli^ 
täte  studioque inepto  atque  intempestivo  officium  operamque  suam 
alicui  polUcentur  atque  obtrudunt,  molesti  ei  swit  potius,  quam 
gratij  vel  hoc  modo,  qui  stuUe  et  ineptc  quaniumvis  sedulo  altcrum 
diligunt,  molestiam  ei  exhihent  potius  quam  placent,  Lehrs  hin- 
gegen, der  das  K(»iiima  hinter  stultc  setzt  und  so  verbindet  sedulitas 
autem  stulte  urgct,  quem  diligit,  versteht  dies  *von  der  Zudringlich- 
keit, welche  thörichter  Weise  (denn  sie  will  das  ja  nicht  und  weiss 
es  nicht,  aber  ihre  Natur  bringt  es  mit  sich)  den,  welchen  sie  bevor- 
zugt, belästigt'  und  bemerkt  weiterhin :  *^Man  mag  der  eben  voraus- 
gegangenen Bescheidenheit  gegenüber  {pudor  V.  259)  die  sedulitas, 
die  nun  gleich  als  das  Gegenstück  gegen  diese  beschoideue  Zurück- 
haltung Personen  gegenüber  sich  darstellt,  die  sich  zudrängendc  und 
vordrängende  sedulitas,  durch  Geschäftigkeit  oder  durch  Zudring- 
lichkeit übersetzen,  was  einerlei  ist,  aber  Zudringlichkeit  ist  besser, 
so  liegt  es  in  der  Natur  dieser  sedulitas,  dass  sie  thöricht  wird  und 
mit  ihrer  Thorheit  den,  welchen  sie  bevorzugt,  belästigt  und  blamiert. 
Verstehe  ich  recht,  so  ist  es  also  doch  die  thörichte  sedulitas,  die 
sedulitas  stulte  diligentis,  welche  den  Gegenstand  ihrer  Verehrung 
lächerlich  macht.  Und  so  ist  es:  sedulitas  heisst  an  sich  nicht  Zu- 
dringlichkeit, sondern  heisst  Geschäftigkeit,  und  es  gibt  eine  sedulitas^ 
welche  nicht  belästigt,  noch  lächerlich  macht,  daher  d  i  e  sedulitas, 
die  Horatius  von  sich  abweist,  näher  definiert  werden  musste  als  die- 
jenige, welche  thöricht  ihrem  l^evorzugten  sich  anhängt  Denn  nicht 
richtig  wäre  es  zu  sagen  sedulitas  urget  quem  diligit,  richtig  dage- 
gen sedulitas  urgct,  quem  stultc  diUgit.  Läge  aber  der  Begriff,  den 
ich  aus  dem  Relativsatz  stulte  quem  diligit  gewinne,  wie  Lehrs  will, 
schon  in  dem  Worte  scdulüas,  so  würde  mir  siulh  ein  nidit  wol  an- 


Fo/Ueit,  Zn  lifiiiB.  S7 

gAnchter  Zosatz  scheinen:  denn  dass  die  seduHtas  ohne  es  zu 
wissen  und  zu  wollen  dem  Gefeierten  lästig  wird,  eine  solche 
gntmüthige  BeschOnignng  war  doch  hier,  wo  Hoi*atius  sich  dagegen 
Yenrahrt,  nicht  am  Platz,  und  bei  Lehrs  selbst  scheint,  wie  bemerkt, 
unter  dem  Fortgang  der  Erklärung  der  Begrifif  stulte  eine  kleine  Wan- 
delung zu  erleiden  und  dem  sich  anzunähern,  den  ich  für  den  rich- 
tigen halte. 

Wien,  im  August  1872.  J.  Vahlen. 


Zu  Livins. 

XLV  5,  4  Cum  creditae  sanditati  adsentirentur  omnes  ^cur 
igitur  in^it  ^polluit  eam  hamicida,  sanguine  regis  Eumenis 
ru^vü?  et  cum  amnis  praefatio  sacrorum  eos,  quibus  non  sint 
purae  manus,  sticris  arceai,  vos  penetralia  vestra  contaminari 
emento  latronis  corpore  sinetis?^  Diese  Interpunction  scheint  durch 
den  Gedanken  geboten,  und  geändert  wird  nichts  als  das  unter  allen 
Umständen  verderbte  polui  der  Handschrift.  Das  Asyndeton  ist 
nicht  ohne  Wirkung,  sicher  ohne  Anstoss.  Dass  Madvig  praefatio 
sacrorum  . .  sacris  arceat  geduldet,  ist  fast  zu  verwundern :  passend 
reiht  sich  das  Exempel  den  in  dieser  Zeitschrift  1861  S.  261  zu- 
sammengestellten an. 

12,  8  Clara  ea  per  getdes  legatio  fuit,  quod  haud  dubie  ea 
athmpta  Antiocho  Aegyptus  Jiabenti  iam  redditumque  patrium 
rtgnum  stirpi  Ptolemaei  fuerat.  Die  Vulgata  haud  dubie  (dubiae 
Cod.)  adempta  lässt  die  Beziehung  von  haud  dubie  vermissen:  der 
finf  der  Gesandtschaft  war  gross,  weil  ohne  Zweifel  durch  sie  jene 
Erfolge  erzielt  waren. 

13,  14  Duas  res  ei  (Masinissae)  rubori  fuisse,  unam,  quod 
rogassct  cum  per  legatos  senafuSf  quae  ad  bellum  opus  esserU,  et 
non  imperasset,  alteramy  quod  pecuniam  ci  pro  frumcnto  misisset. 
Masinissam  m&minisse,  regnum  a  populo Bomano partum  auctum- 
que  et  muItipUcatum  habere;  usu  rcgni  contentum  scire,  dominium 
ft  ius  corum,  qui  dederinty  esse,  sumere  itaque  cos  de  se,  non  ro- 
garcy  acquam  esse,  neque  emere  ea  ex  fructibus  agri  ab  se  dati 
[quae  sibi  necrsfiaria  sint,  sed  omnibus  ut  suis  uti]  quae  ibi  pro- 
veniafit:  id  Masinissae  satis  esse  et  forc,  quod  populo  Bomano  su- 
per esset.  Für  die  Worte  stehe  ich  niclit  ein,  aber  dass  die  in  der 
üeberlieferung  an  einander  gefugten  Sätze  cmcre  ea  ex  fructibus 
agri  —  quae  ibi  proveniant,  deren  jeder  für  sich  unversehrt  scheint, 
nicht  zusammen  gehören,  dünkt  mich  gewiss,  und  die  Versuche  der 


t8  VMen,  Zu  Linus. 

Kritiker  und  Erklärer,  die  ihnen  selbst  nicht  genügend  erschienen 
(man  sehe  Weissenbom  und  Madvig),  machen  es  wo  möglich  noch 
deutlicher.  Die  Ergänzung  gibt  der  Stelle  den  Pai-allelismus  der 
Glieder  zurück,  auf  den  sie  angelegt  war,  und  bereitet  dem  folgenden 
id  Masinissae  satis  einen  bequemeren  Anschluss.  Dass  man  super 
esset,  nicht  superesset  schreiben  müsse,  verlangt  der  Gegensatz.  —  In 
demselben  Gapitel  10  ist  mit  Benutzung  einer  handschriftlichen  Spur 
Dimissis  legatis,  disceptatum  inter  Pisanos  Lunensesquc  legatos 
est^  Pisanis  querentibus  zu  lesen;  und,  um  auch  das  noch  zu  er- 
wähnen ,  3  gratulati  dein  de  victoria  sunt ,  quam  opc ,  si  quid 
imperatum  forety  adiuturum  regem  fuisse  ist  jeder  Zusatz  bei  ope^ 
d.  h.  durch  eine  Hilfeleistung  {ßor^^eicf),  vom  Ueberfluss:  man  ver- 
gleiche XXVI  15,  3  num  commiwiicassent  consilin  cum  aliquis  so^ 
clor  um  Latini  nominis  et  num  ope  eorum  in  hello  forent  adiuti. 

15,  4  Negdbat  Claudius  suffrag ii  lationem  iniussu  populi 
censorem  cuiquam  Iwminiy  nedum  ordini  universo  adimere  posse. 
neque  cnim  si  tribu  movere  possit ,  quod  sit  nihil  aliud  quam 
muture  iubere  tribum^  ideo  omnibus  V  et  XXX  tribubus  cmovere 
posse:  id  esse  civitatem  Ubcrtatemquc  eripere  non  ubi  ccnseatur 
finire  sed  cetisu  excludcre.  Die  Vulgata  id  est  ist  unhaltbai*; 
Livius  erkläi*t  nicht  etwa  einen  Terminus,  sondern  fügt  ein  von 
Claudius  geltend  gemachtes  Argument  an :  'nicht  zu  bestimmen  wo 
man  sich  schätzen  lassen  solle,  sondern  vom  Census  ausschliessen, 
das  heisse  Bürgerrecht  und  Freiheit  entreissen.  Mit  id,  welches 
tlurch  die  nachfolgenden  Infinitive  finire  —  cxcludere  erklärt  wird, 
vgi.Cic.  Tusc.  1, 39, 93  Nondum  gustavcrat,  inquit,  ritae  suavitatcm, 
hie  autcm  i<im  sperabat  magna,  quibus  frui  coeperat,  At  id 
quidem  in  ceteris  rebus  melius  putatur  aliquam  partem  quam 
nullam  attingere;  cur  in  vita  secus? 

J.  Vahlen. 


Zweite  Abtheiluiig. 


Literarische  Anzeigen. 


Corpus  scriptoram  ecelesiasticoram  latinorum  editum  consilio  et 

impCTsia  academiae  litteraniin  caesareae  Vindobonensis.  Vol.  III. 
S.  Thasci  Caecilii  CypriaDi  opera  omnia  receDsnit  et  commeiitariu 
ditico  instruxit  Guilelnius  Hartel.  Vindobonae  apud  C.  Gerold!  filiuin 
bibliopolam  academiae  1868-71,  gr.  8.  5  Thlr.  —  Pars  I  (8.  1-462) 
n.  (S.  463-842),  m.  Appendix  (opera  spuria,  indices  S.  1-462) 
praefatio  I-CXXII). 

An  die  Ausgaben  des  SnlpiciusScverus,Minncias  Felix  und  Julius 
Firmicns  Matemus  von  Halm  (1866  und  1867),  welche  das  gross- 
artige Unternehmen  der  k.  Akademie  der  Wissenschaften  in  würdiger 
Weise  einleiteten,  schliesst  sich  nun  die  vorliegende  Recension  des 
Cvprianus  von  Wilhelm  Hartel  an,  welche  in  dem  Zeiträume  von  vier 
Jahren  erschien,  nämlich  der  erste  Theil  1868,  die  beiden  anderen 
1871.  Was  die  Anordnung  anbelangt,  so  enthält  der  erste  Band 
«ämmtliche  echte  Schriften  mit  Ausnahme  der  Briefe,  welche  den 
zweiten  Band  füllen;  in  dem  dritten  finden  sich  die  unechten  Schriften 
und  reiche  Indices  (scriptorum,  nominum  et  rerum,  verborum  et  locu- 
tionnm).  Hierauf  folgen  mit  eigener  Paginierung  die  praefatio  (I  bis 
LXXXIX),  die  alte  vita  Cypriani,  welche  gewöhnlich  dem  Diakon 
Pontius  zugeschrieben  wird,  und  die  Acta  proconsularia  über  das 
Martyrium  des  Bischofs  von  Carthago  (LXXXX— CXIV),  ein  Index 
operum  (CXIV — CXVUI),  endlich  eine  tabula  numerorum  quibus 
singalae  epistulae  in  reUquis  editionibus  insignitae  sunt.  Es  vei'steht 
sich  von  selbst,  dass  die  Praefatio,  welche  natürlich  erst  nach  Been- 
digung der  Au.sgabe  ausgearbeitet  werden  konnte,  eigentlich  zum 
ersten  Theiie  gehört  and  dort  onmittelbai*  nach  dem  Haupttitel  ein- 
zufügen ist. 

War  nun  die  Kritik  boi  den  oben  genannten  Autoren,  welche 
Halm  herausgegeben  hat,  insofenie  erleichtert,  als  der  kritische  Ap- 
parat f&r  sie  schnell  zu  beschaffen  war  (denn  alle  drei  sind  uns  nur 
m  je  einer  Handschrift  erhalten),  so  steht  die  Sache  bei  Cyprianus 
ganz  anders.  Es  siiid  nämlich  die  Scliriften  desselben  in  zahlreichen 


30    fr.  EarteL  Corpus  icrlpt.  'H'cieaiastic.  -^tc^  ing.  r.  K.  SScftflitf. 

Citdir.^  m«i  7.xir  .n  ■r.^rs«::u'^Len»-n  äe-f^n-ion^'n  ib»*r:ifrert-  Dahor 
war  -^s  ^rhon  kv»ine  >ir;ir^  Ainraii»*.  ien  Appai'Ot  Ji  ^«"ilciier  7oIl3tän- 
iiffkpit.  ▼:♦»  ►^r  /.i  Liif'^^r  Ax^^^iw»  -..ri:»-,-.  iri-heizusciiarfen.  Es  waren 
:änir»rj*  S.»i>t»a  norirT.^miitr.  121  Züj:  i>'üi  .i'tcn  in  On  iind  Stelle  zu 
ri*itrlp'.«:aHn :  T.-n  linieren  .ni'u?>rt'Ti  ' -iLiri^tiitfa  iar^ii  Teriüssiiche 
'rttehni*.  'iie  sioh  j<='riil»*  m  .i»!i»*!i  ■r*']i  liif!!!*?!:?!!.  "lesiinr:  wenleiL 
L'or  Hr.  V»»rf.  -»rk-^unr.  iankjar  ü»*  Tirt*r=r:r7:in::  in.  reiche  ihm  die 
k.  Ai!aiiemii»  inir'*>i»^i:ie!i  l:t»<.-i.  .niiem  n*  .m  Zla^raau^«  ier  pnietatio 
•ioa^.:  -»xiniia  Hua  ''bt^rii  ttX'f  )wn'hn6  '"-t"  mann^crgtis  libris 
qiMirum  *n  'frtitjn'nm  iiAttirjo  -'.sf  iltir^i  iwrt'ir'iij,-}  *ui  mihi  UcuiL 
Aa«li  ▼:!• .  3ian  in  i»Mn  Appiiritt*  0:131  *rTT>-  t-.q  WViiriirkeit;  ver- 
mi."='sen.  I'»*!r.  Rt*fer»iiren  .?-  ▼•^oiirs'-ns  :i:-'!::5  ■)-*ska  tir»  anige- 
tiiili*r».  Im  »»nteri  E;uiiie  T.»rui>-r  man  :.  5.  ia>s.*r  bei  'i»*in  letzten 
Stü<'ki»  /Sf?w^'»f''i''  ■v.'.-'.';L';rvMi/  ;i*'ie  Ann".)»*  l"?»"r  ien.  Kesrinensis 
ll"!  T';.  Vi  ^irjir^n  .Snii'aer:.  :.  5.  • '"  D'^irniH,  ?•;  f^uinmim  auch 
iber  -ien  ÄsöinenijLs  lln  i  :  i-^Lli.ii  "Tii-^nen  'jeiiie  C'iiiioes  erst 
in  -irltter  odi^r  7->r:.»r  S.»ihe  b»»nii:ksii'hi;isr;  :ti  wpr'iea  und  wird  von 
ihr.en  daa  sreiren.  was  Ji  ier  E*raei.  j.  XTT  ,'--a:r;  wiri:  mylm  if^ur 
pltArihus  o'A**'ih*i.i  '^xi^rnpr?.^  idfhjr.jr/ijnt'm  -'rKirtim  fffmis  atiiyere. 
sed  pa^iri.^  -iÄSiiy^  *it  in  hat:  ini'tif*:.tTitLtti  mt'iiorfJtA.i  cont^fntus 
fm  ^).  Dafar  -iass  lies**  imranirreioiiea  «r''tlari«mea  au«  -zrosser  Sorg- 


»)  Bei  ier  rjpiäüUla  a*i  Tiroiiini  :::i  irl^ea  Binde.  S.  ■274  £  idt  Hm. 
H.  -»nr^an^iin .  -iaes  iieser  Er.-*t  -?r-ri:nm»il:  in  ier  Benediciiner 
Aasffaoe  des  Ai:j^..sriaii  im  tnde  •i'»s  3.?hnwa  Baaiies  bei  Migne 
am  tn'iri  it?s  2"w-*iTwn  Bandes  ^.  11 73  :.  ib!r»?dnokT:  ist  und  zwar 
nach  einem  «lod-rx  t  r.  M:nte  'issin'  ir*«  dem  XI.  Jahrhunderte 
(▼^1.  Reüfersohei-i  BibL  i:ai.  IL  -3.  ot27.  der  iie:?  eoenralls  nicht 
bemerk u  has-.  Lvn  fthrt  der  Bnet  iie  A":i5..'ii7irt  AmJ  con^'Ha- 
^r/riam  'i.i  pr'jh%m.  »JbT:!  ::•?  Uandsoarift  d'.Tj  11.  Jahrh;inderte 
ang-ihi'rt.  s«-  bietet  -i?  i.vli  j -.rrn-i'jer  i-in  Vn-itzt^fn  Zur  ans 
dein  14.  :r.  l  1.3.  .Ji'ir^ini'rrte  üwii:-:  ö-.mersrn.-weniics.  wie  dies 
folgende  Viriantr?n  zeLr?n:  r.  -74.  21  a.5  'ki>r-;m.  'J4  fiecteres, 
2To.  1  4opire.  1'  senri^  a/it^^n'i«;.  ö  rrittn:a.<  tt^ti^ue  etuw  sm/Ti- 
ceref.  »5  tulir  'pn  cmrü.  'pik*  fra:.  7  'Z^rep^tt^.  ?  cttm  suum 
recip^^.  düjnntn.*  i*.^  -??  f-rj^ntäm.  10  ':retUti>rifM  ej  »i^iiomtniu 
crtdä'jTi,  1 1  .«ic  /'-^^x  12  iriiir  t*;iti:.  14  i;<itn.'«  ergo  non  erat 
9Ua  er/n^tiUfüi  quod  ctyntr-i  likcr*Jkm  nein*i  pLtm^re  \U:b€at  cum 
alienü  nddidsnt.  17  »».^rrer^fr.  IS  incid^re  deWT?wiiw.  ^aectUi 
rf/nlrarioji.  ]^  om.  e*  2"  iar-:  »lu-xi  ^rae.^ef  prfKitet  ist  richtig) 
adhu^  rifi^re  rtA^hnM  mi*er:iin  hib'jr^ire.  iT*>.  1  chriftianam  ei 
feiern.  2  mnwU  dm  nwitrari  Ki^i,  ¥ta»fhi^).  3  ta/Ua»  tatqtie 
imf/tigntihone^.  4  * 'arfej«  eojsis.<e  «aiio  ar.oh  dieser  Codex  hat  das 
fA^ij^-irrii    tut  rnltimtit'iti!!*   nioht    /»jcn/hi/w.    ö  ne^ci^fv.   quotidie. 

<\fi^uj\t  '}  pfopter 13  oyiitrtji.  '\^':.x{i  14  ÜU 27 J*.  21  am' 

pkcti.  21  om.  te.  2^^0,  1  .^useipere  festinant  itinit\  Wir  haben 
al.v>  hir^r  ein  Eiempel  vor  ans.  -las  willkürlich  überarbeitet  und 
th^lw<fi.^e  daroh  Anslasäungen  bis  zur  ^innL>sigkoit  entstellt  ist. 
Nicht  zn  billisren  ist  es.  dass  Hr.  H.  d.^n  Beginensis  116  und  den 
YirtTtnnTi,^  «Wj,  der  freilich  nur  für  die  opuscula  »puria  in  Be- 
tnu^ht  kommt,  mit  R  bezeichnet  hat :  'Ts  konnte  d*Kh  für  letzteren 
ein^  andere  Chifire  gewählt  werden.  Auch  wird  im  ersten  Bflüode 
der  Keirinensis  11  ti  mehrfach  ohne  diese  Ziffer  angeführt,  womach 
man  annehmen  müsste,  dass  es  nur  einen  Reginensis  gibt 


G.  3aiHdf  Gorpoi  scri^  eodesiBstic.  etc.,  aig.  t.  Em  ßkhenkL    Sl 

fiJt  und  Treue  gemacht  aud  benutzt  sind,  bürgt  einerseits  der  Name 
des  Heran^iebers  und  andererseits  der  Eindmck  der  Präcision  und 
Sauberkeit,  wekhen  die  ganze  Arbeit  auf  jeden  Leser  machen  muss. 

Eine  neue  Angabe  des  Cyprianus  war  aber  auch  ein  BedQrfniss 
gewordm,  denn  obwol  einzelne  Herausgeber,  unter  ihnen  namentlich 
St  Bigaltius  (Paris  1648),  für  die  Texteskritik  Erhebliches  geleistet 
hatten,  so  fehlte  es  doch  an  der  echten  kiitischen  Gmndlage,  indem 
man  nnr  immer  einzelne  Handschriften  und  auch  diese  nicht  mit  der 
nothwendigen  Genauigkeit  benutzt  hatte ;  und  später  hielt  man  sich 
ganz  an  die  Ausgabe  des  St.  Baluzius,  welche  der  MaurinerPrudentius 
Maranus  beendigte  (Paris  1726),  eine  wüste,  unkritische  Arbeit,  bei 
der  allerdings  sehr  wichtige  Codices,  aber  ohne  alle  Genauigkeit 
benützt  waren,  so  dass  man  sich  auf  den  kritischen  Apparat  nirgends 
verlassen  konnte.  In  der  neuesten  Zeit  machte  die  Ausgabe  von  J.  G. 
Knbinger  Aufsehen,  welcher  die  meisten  Hauptabhandlungen  in  zwei 
Bänden,  Tübingen  1853  und  1859  herausgab  und  liiebei  neben  anderen 
Collationen  ^  die  wichtigen  Handschriften  in  Würzburg,  München  und 
Bamberg,  die  er  selbst  verglichen  hatte,  verwerthete.  Allerdings  er- 
schien 80  Cyprianus  in  einem  reineren  Gewände,  besonders  wenn  man 
damit  den  üblichen  Baluzianischen  Text  verglich,  in  welchem  gerade 
die  Lesearten  der  schlechten  und  interpolierten  Codices  Aufnahme 
gefonden  hatten.  Man  hatte  aber,  wie  man  sich  aus  dem  vorliegenden 
Werke  überzeugen  kann,  die  Leistungen  Krabinger's  weit  überschätzt; 
seine  Collationen  sind  nicht  immer  zuverlässig  und  dann  fehlte  es  ihm 
an  der  strengen  philologischen  Methode ;  statt  sich  unter  den  Codices 
einen  oder  den  anderen  sicheren  Führer  zu  wählen,  verfuhr  er  eklek- 
tisch und  trübte  so  selbst  die  Keinheit  der  Ueberlieferung.  Hr.  H. 
hat  in  dem  vierten  Capitel  der  Fraefatio  p.  LXX  ff.  eine  sehr  dankcns- 
werthe  Geschichte  des  Textes  gegeben,  indem  er  alle  Ausgaben,  welche 
nicht  blosse  Abdrücke  sind,  verzeichnet  und  kritisch  gewürdigt  hat. 
Dieser  Abschnitt  ist  eine  nicht  unwichtige  Berichtigung  und  Vervoll- 


•)  So  hat  für  Krabinger  den  wichtigen  Soguerianus  (Paris.  10529) 
zum  Theile  E.  Wölfflin  verglichen.  Wenn  man  diese  Collation 
mit  der  des  Hm.  Herausgebers  zusammenhält,  so  sieht  man,  wie 
genau  der  Letztere  verfahren  ist.  Beide  stimmen  in  allen  wich- 
tigen Dingen  üb. rein,  in  kleineren,  namentlich  was  Orthographie 
anbetrifft,  scheint  die  Vergleichung  des  Hm.  H.  den  Vorzug  zu 
haben.  Um  dies  an  einem  Beispiele  zu  zeigen,  mag  hier  bemerkt 
werden ,  dass  in  dem  Tractatc  de  dominica  oratione  (I,  p.  269  bis 
274)  »ich  folgende  Abweichungou  der  beiden  Collationen  von 
einander  finden:  269,  21  ieremian  R{ieremiam  W),  23  iüut  H 
bei  W  nichts),  270,  1  indusa  W  (inclausa  H),  271,  2  temptor 
Hone,  23  disdpvlos  (m.  pr.),  24  wvanimis  H  (bei  W  nichts).  273, 
18  praesaepium  H  i^praesepium  W).  Indessen  bemerkt  Hr.  H. 
(Praef.  p.  II),  er  habe  sich  durch  die  Einsicht  der  Collation 
Wölfflin  8,  die  unter  dem  schriftlichen  Nachlasse  Kiabinger^s  in 
der  Münchner  Bibliothek  aufbewahrt  wird,  überzeugt,  dass  Kra- 
binger  die  Vergleichungen  Wölffliu's  sehr  nachlassig  vcrwcrthet 
habe. 


st    0.  Hartd,  Corpus  Script,  ecclesiastic  etc.^  ang.  v.  K  8(^ienkl. 

ständigniig  des  betreffenden  Capitcis  in  Schoenemaun's  Bibliotheca 
patimn  latinomm.  Wir  erhalten  hiednrch  ancli  die  beruhigende  Ge* 
wissheit,  dass  keinem  von  den  Herausgcbeni  je  bessere  Quellen  zu 
Gebote  standen  als  uns  und  dass  die  solir  zahlreichen  Handschriften 
aus  den  spätoreu  Jahrhunderten  nichts  Eigenthümliches  enthalten, 
sondern  als  blosse  Copicn  der  uns  noch  vorliegenden  älteren  zu  be- 
trachten sind. 

Gehen  wir  nun  nach  diesen  einleitenden  Bemerkungen  zu  dem 
Einzelnen  über,  so  kommen  wir  zunächst  auf  die  Ilauptabhandlangen 
zu  sprechen,  welche  der  erste  Band  enthält.  Für  diese  (mit  Ausnahme 
der  Stücke  II,  III,  XIII,  welche  in  dem  Codex  nicht  vorkommen)  hat 
Hr.  H.  den  Seguerianus  (Paris.  10502,  Suppl.  lat.  712)  aus  dem 
sechsten  oder  siebenten  Jahrhunderte  als  Grundlage  erwählt,  dessen 
Wei-th  für  die  Kritik  in  der  Praef.  p.  V  fT.  ausführlich  erörtert  wird, 
lieber  den  früher  überschätzten,  nun  verschollenen  Veronensis,  den 
Latinus  Latinius  für  seine  bei  Paulus  Manutius  zu  Kom  1563  er- 
schienene Aufgabe  benützt  hat,  äussert  er  sich  dahin,  dass  derselbe 
eine  sehr  willkürliche  Bearbeitung  dos  ursprünglichen  Textes  liefei-t. 
In  der  Praef.  p.  XV  sagt  er  hierüber :  atque  ut  (juid  mihi  videatur 
ingenue  fatear  ^  Ve4'onensis  Über  corrcctons  manum  non  indocti 
eiusque  audacissimi  cxpertus  est:  quaccumqae  inelcgantius  dicia 
vel  obscurius  prolata  ipsi  vidcbanturj  explicavii  delevit  correxit, 
singülares  formiilas  ad  nndlogiac  rcgulam  revocarit^  ritiosc  de- 
scripta  quae  invcnicbattraditae  scripturae  vestigiisnonanxiepressis 
emcfidarii.  Neben  der  Becension  im  Seguerianus,  die  sich  dem  Arche- 
typus am  meisten  nähert,  gab  es  noch  andere,  und  zwar,  wie  das 
Turiner  Fragment  (vgl,  Praef.  p.  VIII,  Reifforscheid's  Bibl.  ital.  II, 
2,  121)  zeigt,  schon  im  sechsten  oder  siebenton  Jahrhundei-te.  Solche 
Recensionen  liegen  uns  vor  im  Würzbürger  Cod.  theol.  145  saec, 
Vni;  im  St,  Gallner  89  saec.  IX;  im  Beginensis  116  und  Sanger- 
manensis  720  (Paris.  12,126)  saec.  IX;  im  Beginensis  118  saec.  X, 
an  welchen  sich  der  Monacensis  208  saec.  IX  und  der  Trecensis  581 
saec.  VIII  Rchliessen.  Alle  diese  Recensionen  zeigen  deutliche  Sparen 
von  Ueberarbeitung  des  Textes  und  allmählich  fortschreitender  Inter- 
polation, von  welcher  besonders  jene  Stelle  in  dem  Monacensis  und 
Trecensis  über  den  Primat  des  römischen  Bischofs,  die  Hr.  H.  Praef. 
p.  XLIII  mitthcilt,  ein  hübsches  Probchen  ist.  Für  die  Schrift  ad 
Quirinum,  die  ihre  eigene  Textgescliichte  hat  und  ebenfalls  in  mehreren 
Recensionen  vorliegt,  hat  Hr.  H.  den  Codex  58  der  bibliotheca  Ses- 
soriana  saec.  VIII  oder  IX,  welcher  diese  Schrift  hinter  dem  Speculum 
enthält,  das  unter  dem  Namen  des  Augustinus  geht,  als  Hauptqnelle 
des  Textes  angenommen  (Praef.  p.  XXIII). 

Eine  sehr  schwierige  Frage  ist  die  über  die  handschriftliche 
üeberlieferung  der  Briefe.  Der  Heransgeber  sucht  hier  die  verstreute 
Tradition  unter  gewisse  einheitliche  Gesichtspuncte  zu  bringen,  indem 
er  für  die  grosse  Masse  der  Briefe  drei  Recensionen  nachzuweisen 
sncht,  die  erste  vertreten  durch  den  Laureshamensis  (Vindobonensis 


G.  Martei,  Coipns  sciipt.  ecclcsiastic.  etc.,  ang.  v.  K.  ScJienkL    38 

962)  saec.  IX,  Cassinas  204  saec.  X,  Parisiuiis  1047  A  sacc.  IX, 
die  zweit«  durch  die  schon  oben  genannten  Kegincnsis  118,  Mona- 
censis  208,  Trecensis  5dl,  die  dritte  durch  die  ebenfalls  schon  :ii.- 
geführten  Beginensis  116  und  Sangennanensis  720,  wozu  denn  iivcli 
der  Veronensis  als  vierte  hinzutritt.  Die  Archetypen  der  beiden  ersten 
seien  im  siebenten  oder  achten  Jahrhundert  in  Unciulbuclistaben 
geschrieben  worden,  die  dritte  enthalt«  eine  von  einem  nicht  unbe- 
deutenden Grammatiker  gemachte  Revision  eines  Textes  der  zweiton 
Familie.  Er  verweist  hiebei  auf  die  wichtige  Subscriptio ,  die  sich 
im  Monacensis  und  Trecensis  findet^  cmendavit  Justinus  Eomar 
(praef.  XLV). 

Schon  aus  diesen  kurzen  Andeutungen  über  die  Art,  wie  die 
echten  Schriften  ^)  in  dieser  Ausgabe  behandelt  sind,  ergibt  sich,  dass 
uns  hier  ein  bedeutendes  Werk  vorliegt,  ausgeführt  mit  strenger  phi- 
loloifisscher  Gründlichkeit  auf  einer  sicheren  Basis  umfassender  liand- 
iichriftlicher  Studien,  die  erste  kritische  Ausgabe  des  Autors.  Auch 
unterliegt  es  keinem  Zweifel,  dass,  was  die  meisten  Ilaupüibhand- 
lungen  anbetrifft,  Hr.  H.  sich  mit  Rocht  dem  Segucrianus  angeschlossen 
hat.  Oder  soll  es  nicht  von  Bedeutung  sein,  dass  diese  Handschrift 
rein  von  Coirecturen,  von  Interpolationen  ist  und  in  ihren  Lesearten, 
wie  Praef.  p.  Y  ff.  an  einigen  Beispielen  gezeigt  hat,  selbst  wo  diese 
fehlerhaft  sind,  auf  die  richtige  Spur  führt?  Allerdings  verstärkt 
noch  das  hohe  Alter  des  Codex  seine  Glaubwürdigkeit ;  aber  dieser 
luistand  war  sicherlich  nicht  für  den  Herausgeber  bestimmend.  Wenn 
daher  der  Kecensent  dieser  Ausgabe  in  den  Güttinger  gelehrten  An- 
zeigen 1871,  S.  530  meint,  ^bci  der  Wahl  dieser  Handsi^hrift  sei 
l^iglich  ein  sie  volo,  sie  iubeoy  allenfalls  dio  Zufälligkeit,  dass  wir 
im  Seguorianus  eine  sehr  alte  Handschrift  vor  uns  haben,  massgebond 
ifewesen*,  so  hat  er  die  Gründe,  welche  in  der  Praefatio  gegeben  sind, 
nicht  gehörig  gewürdigt.  Wenn  diese  nicht  entscheidend  sind,  dann 
werden  wir  bei  der  Kritik  manches  anderen  Schriftstellers  eben  so 
schlimm  daran  sein,  wie  nach  Hm.  de  Lagardc  bei  der  des  Cyprianus. 
Was  die  Schrift  ad  Quirinum  anbelangt,  so  hat  Hr.  II.  allerdings  den 
CVidex  A  nur  vonuuthungsweise  zu  Gnnule  gelegt,  weil  er  die  Frage 
über  die  alten  Bibeltexte  mit  den  Mitteln,  welche  ihm  /u(u*bote  standen, 
uirht  zu  lösen  vermochte.  Aber  wer  wird  ihm  daraus  einen  Vorwurf 
machen  V  Um  diese  Frage  zu  entscheiden,  sind  ja  eben  die  eingchond- 
■•iten  handschriftlichen  Forschungen  nothig,  wie  sie  wenigstens  für 
Cyprianus  in  dieser  Ausgabe  vorliegen.  Dass  scht>n  jetzt  eine  Ausgabe 
•lie>i»?>  Autors  erstehen  werde,  welche  allen  möglichen  Anforderangen 
»•Titspriclit,  ist  nicht  zu  erwarten.  S<dl  man  aber  darum  sich  mit  dem 
Wüste  der  Ausgabe  von  Baluzius  begnügen,  wo  uns  ein  (iewirre  von 
Iiesearten,  von  denen  noch  ein  guter  Theil  falsch  ist,  irol)ot.en  wird  V 


')  Auf  die  unechten  prusaischon  SchritliMi  will  ich  niiv*h  in  «rh^^or 
Anzdgo  nicht  weiter  einlassen;  der  juxtisehi*  Appciulix  S'dl  im 
Folgenden  ausführlich  besprochen  werden. 

Ztitifhrifl  f.  d.  «•Urr.  Gymn.  187S.  I.  H«ft.  3 


84    G.  Harteh  Corpus  Script,  ecclesiastic  etc.,  ang.  v.  K.  Sehen/U, 

Die  Akademie  ist  sicherlich  nicht  der  Meinung,  dass  mit  ihren  Aus- 
gaben die  Kritik  der  Kirchenväter  abgeschlossen  sein  werde;  aber 
ein  bedeutender  Markstein  in  der  Textgeschichte  derselben  sollen 
sie  sein  und  eine  sichere  Grundlage  für  weitere  Studien  bilden. 

Wie  von  der  Schrift  ad  Quirinum^  das  gilt  fast  noch  im  höheren 
Grade  von  den  Epistulae.  Es  ist  hier  allerdings  schwer  einen  ent- 
scheidenden Anhtiltsrunct  zu  gewinnen,  um  unter  den  verschie- 
denen Fassungen  eine  als  die  ursprüngliche  zu  erklären.  Auch  ist  es, 
wie  der  Göttingor  Kecensent  in  seiner  sehr  beachtungswerthen  Erör- 
terung über  diese  Frage  (S.  523  ff.)  bemerkt,  wol  unzweifelhaft,  dass 
sich  noch  mehrere  Recensionen  als  jene  vier,  welche  Hr.  H.  annimmt, 
nachweisen  lassen,  und  hätte  allerdings  der  Apparat  zu  den  Briefen 
noch  weiter  ausgedehnt  werden  können.  Aber  die  Anforderungen, 
welche  der  Recenst^nt  an  einen  Herausgeber  des  Gyprianus  stellt, 
übersteigen  weit  die  Kraft  des  einzelnen  Menschen,  solche  Aufgaben 
können  nur  allmählich  und  durch  das  Zusammenwirken  Mehrerer  ge- 
löst worden.  Man  muss  sich  für  jetzt  damit  begnügen,  dass  die  weitere 
Forschung  durch  die  Collationen  dieser  Ausgabe,  durch  die  richtige 
Unterscheidung  von  den  wichtigsten  Linien  der  Ueberlioferung  einen 
sicheren  Ausgangspunct  erhalten  liat ,  welcher ,  wie  wol  Niemand 
leugnen  dürfte,  früher  nicht  vorhanden  war. 

Was  die  Vorfahrungs weise  des  Herausgebers  bei  Herstellung 
des  Textes  anbetrifft,  so  ist  dieselbe  bei  den  echten  Schriften  und 
hauptsäclilich  bei  den  Abhandlungen  eine  ungemein  conservative.  Er 
ist,  wie  er  in  der  Praof.  p.  LXXXVIII  andeutet,  von  der  Ueberzeugnng 
geleitet  worden,  dass  diese  Bücher  uns  in  den  als  besten  anerkannten 
Handschriften  im  Ganzen  sehr  rein  überliefert  sind.  Und  allerdings 
liegt  die  Sache  bei  Autoren,  welche  in  so  reicher  Descendenz  aus  ver- 
schiedenen Stammexeniplaren  auf  uns  gekommen  sind ,  ganz  anders 
als  da,  wo  die  Texte  aus  einer  verderbten  Urhandschrift  herstammen. 
Mit  Recht  deutet  er  au,  dass  von  Gyprianus  dasselbe  gelte  wie  vom 
Soliniis,  indem  er  mit  Anspielung  auf  die  Worte  Mommsen*s  in  der 
Fniefatio  zu  dessen  Ausgabe  dos  Solinus  (p.  LXIX)  sagt  ut  idem 
mihi  Sit  veremlnm,  quod  in  rc  simili  vir  doctissimus  et  Ti^irixuh' 
iaio\;  niipcr  professus  esiy  ne  iis  haec  mea  opclla  purum  probefur, 
qui  at&ctonim  rccognitiones  aestinuirc  solcnt  ad  numerum  locorum 
emefidatorum  sine  exemplo.  Für  die  unechten  Schriften,  welche  aus 
einem  ziemlich  verderbten  Archetypus  geflossen  sind,  und  für  eine 
Reihe  von  Briefen  gelten  natürlich  nicht  die  gleichen  Grundsatze. 
Wiewol  man  sich  auch  liier  hüten  muss  rasch  vorzugehen  und  die 
Verfiisser  dieser  Schriften  nach  dem  Masse  alter  Autoren  zu  beur- 
theilcn;  denn  bei  der  greulichen  Verwirrung  des  Sprachschatzes,  bei 
der  unglaublichen  Verderbtheit  des  Geschmackes,  endlich  bei  der 
völligen  Regellosigkeit  jener  Zeit  in  Bingen  der  Grammatik  kann  man 
solchen  Schriftstellern  selbst  das  Abenteuerlichste  zutrauen.  Ich 
werde  im  Folgenden  Gelegenheit  flndeu  an  mehreren  Beispielen  zu 
zeigen ,  wie  behutsam  man  hier  vorgehen  mufis,  um  nicht  völlig  fehl- 


O,  Bartdt  Corpus  script.  eodesiutic  etc.,  ang.  v.  K  8(heM,    S5 

zugreifen  und  statt  die  Fehler  der  üeberlieferung  zu  verbessern  den 
Aitor  selbst  zu  omendieren.  Für  die  echten  Bücher  giebt  Hr.  H. 
selbst  einige  ganz  passende  Beispiele  in  der  Praef.  p.  XXI  Audi.,  w«» 
er  einige  Conjecturen  Langen*s,  der  in  dem  theologischen  Literatur- 
blatte 1870,  p.  258  f.  den  ersten  Band  dieser  Ausgabe  angezeigt  hat, 
eingehend  bespricht. 

Sehr  werthYoll  sind  die  Indices,  welche  nicht  weniger  als  134 
Seiten  (von  327 — 460)  des  dritten  Thciles  umfassen.  Der  erste  Index 
scr^torum  bietet  die  Bibelstellen,  welche  bei  Cyprianus  citiert  sind, 
vom  erstenmale  in  brauchbarer  Weise  gesammelt  dar.    Dass  dabei 
einige  Stellen  übersehen  sind,  wie  der  Qöttinger  Becensent  S.  537 
hervorhebt,  kann  nicht  so  schwer  ins  Gewicht  fallen,  wenn  man  die 
Gesammtzahl  der  gesammelten  Stellen,  etwa  1500,  erwägt.  Solche 
ünvnllkommenheiten  finden  sich  mehr  oder  weniger  in  allen  Indices. 
Jedenfalls  hat  man  hier,  wenn  man  die  Adnotatio  der  betreffenden 
Stelle  hinzunimmt,  auf  acht  Blattern  so  ziemlich  dasselbe,  was  auf 
mehr  als  500  Seiten  H.  Bönsch  (das  neue  Testament  Tertullians 
Leipzig  1871)  für  Tertnllian  zusammengestellt  hat.  Der  index  nomi- 
iium  et  rerum  wird  ebenso  den  Theologen  höchst  willkommen  sein, 
da  der  alte  Index  des  Prudentius  Maranus  in  der  Baluze'schen  Aus- 
gabe sehr  unvollständig  ist.  Man  vergleiche  nur  einige  wenige  Artikel 
I.  B.  Abel,  Abraham,  Adam,  Aegyptus,  um  sich  von  dem  Gesagten 
zu  übei-zeugen.  Aber  am  interessantesten,  namentlich  für  den  Philo- 
logen, ist  der  dritte  Index  verborum  et  locutionum,  der  für  den 
Sprachgebrauch  jener  Zeit  eine  reiche  Quelle  bietet,  vor  allem  für  die 
nuechten  Schriften  mit  ihrem  landschaftlich  gefärbten  sermo  plebcius. 
Um  das  ganze  Material ,  welches ,  wie  man  deutlich  sieht ,  nur  mit 
grosser  Mühe  gesammelt  werden  konnte,  mittheilen  zu  können,  ist 
Hr.  H.  bei  der  Abfassung  der  einzelnen  Artikel  mit  sehr  grosser 
Oekonumie  vorgegangen.   In  der  Zusammenstellung  ist  die  grösste 
Kürze  be«)bachtet,  auch  die  Spatien  im  Drucke  sind  verringert.  Für 
diesen  Index  hatte  Hr.  H.  eigentlich  so  gut  als  keine  Voi-arbeiten ; 
d«nn  was  in  den  Indices  der  früheren  Ausgaben  geboten  ist,  beschränkt 
sich  auf  die  Verzeichnung  einiger  Dutzend  Phrasen.  Der  Index  abcr 
hat  nach  seiner  ganzen  Anlage  deutlich  noch  einen  anderen  Zweck. 
Nach  dem  Pi-ogramme  für  die  Ausgaben  der  Kirchenväter  darf  diu 
adnotatio  criticn  bloss  die  Lesearten  der  Handschriften  und  kurze 
Angaben  von  Conjecturen  enthalten,  ohne  dass  es  gestattet  ist,  dit" 
aufgenommene  Leseart  oder  Emendation  weiter  zu  begründen  oder  die 
r'eberlieferung  gegen  die  von  einem  Grelehrten  ausgesprochenen  Ver- 
dachtsgründe zu  rechtfertigen.  Hr.  H.  hat  nun  den  Index  dazu  benützt, 
um  die  von  ihm  geübte  Kritik  als  richtig  nachzuweisen.  Einige  Bei- 
spiele werden  genügen,  um  die  Art  und  Weise,  wie  der  Index  ubjjce- 
&sst  ist,  zu  verdeutlichen.  Unter  dem  Artikel  satiare  zeigt  der  Hr. 
Verfasser,  dass  satiare  in  jener  Zeit,  i^lcich  abundantcr  addvrv  i^t- 
braucht  werde,  indem  er  auf  die  Stelle  in  der  vitu  Cypriani  c.  8  dum 
tnim  quac  videntur  poattnodum  subsecuta  satiamus  hinweist.   Dar- 

3* 


S6    (7*  Bartdf  Corpus  Script,  eoclesiastlc.  etc.,  ang.  ▼.  SL  8(ätefM, 

nach  ist  Epist.  69,  c.  6  auch  die  Stelle  satiat  adhuc  in  evan* 
gelio  suo  dcntwnus  gegen  die  Gonjectur  von  Pamelius  sonat  geschützt 
und  zugleich  in  der  unechten  Schrift  de  singularitate  clertcorum  c.  8 
das  im  Sangermanensis  von  erster  Hand  überlieferte  satiat  gegen  die 
Leseart  der  zweiten  Hand  und  der  Vulgata  Jiortatur  als  das  richtige 
erwiesen.  Unter  mori  stützt  Hr.  H.  seine  Conjectur  im  V.  127  des  Ge- 
dichtes de  resurrectiofie  mortuorum  (III.  p.  313)  in  densam  moritur 
noctem  statt  densam  oritur  oder  densa^noritur,  wie  die  Handschriften 
haben,  durch  die  Stelle  hei  TertulL  de  resurr,  carnis  12^ dies  moritur 
in  noctem  et  tenehris  usquequaque  sepelitur;  unter  nomen  deutet 
er  durch  das  beigesetzte  (=  notnen  christianum)  und  eine  reiche 
Anzahl  von  Gitaten  an,  dass  das  Wort  ganz  gewöhnlich  in  diesem 
engeren  Sinne  gebraucht  werde  und  daher  sein  Verfahren  das  häufig 
und  auch  in  besseren  Handschi'ifteu  interpolierte  christianum  zu 
streichen  guten  Grund  habe.  Man  vergleiche  noch  die  Artikel  spectarc, 
wo  gezeigt  wird,  dass  das  plebeische  espcciare  statt  spectare  all- 
gemein geworden  war,  Juibere  (Construction  mit  dem  Infinitiv),  die 
reichen  Sammlungen  unter  de,  per,  genetii'us,  infinitivus  u.  s.  w. 
Wenn  der  Göttinger  Recensent  (S.  530)  sagt,  dass  man  vorläufig  den 
Stil  Cyprians  noch  durch  keine  Untersuchung  lexikalischer,  gram- 
matischer Art  kenne,  so  mussto  er  doch  anerkennen,  dass  in  diesem 
Iudex  ffir  eine  solche  Abhandlung  eine  sehr  bcachteuswerthe  Vorarbeit 
Keboteu  ist. 

Wir  könnten  nun  diese  Bccension  schliessen,  wenn  wir  nicht 
noch  einige  Beiträge  für  die  Kritik  des  liier  vorliegenden  Textes  geben 
wollten,  was  uns  auch  Gelegenheit  bieten  wird,  das  kritische  Verfahren 
des  Hm.  Herausgebers  etwas  näher  zu  beleuchten.  Wir  wählen  uns 
hiezu  einige  Stücke  aus  dem  poetischen  Appendix  im  dritten  Bande 
S.  283 — 325.  Hr.  H.  hat  nämlich  den  unechten  Schriften  sechs  Ge- 
dichte beigefügt  (Genesis^  de  Sodoma ^  de  Jona,  ad  setiatorem  ex 
chrisiiafui  religionc  ad  idolorum  svrvitutcm  conversum,  de  pascJui, 
nd  Flavium  Felicem  de  resurrectione  mortuorum)^  welche  in  den 
Handschriften  zum  Theilo  dem  Cyprianus,  zum  Tlieile  dem  Tertul- 
lianus  zugeschrieben  werden,  ohne  dass  sie  jedoch  einem  von  beiden 
angehören.  Sie  sind  ofl'enbar  auf  verschiedene  Verfasser  zurückzu- 
fahren; nur  die  beiden  Gedichte  de  Sodoma  und  de  Jona  haben,  wie 
L.  Müller  (Rhein.  Mus.  22,  3G9)  erkannt  hat,  den  gleichen  Ursprung. 
Wir  wollen  nun  aus  diesen  Gedichten  die  Nummern  I,  II,  III  u.  VI 
eingehend  betrachten.  Das  erste,  unvollständig  überlieferte  {Genesis), 
eine  metrische  I^arbeitung  der  Schöpfungsgeschichte  hat  Hr.  H.  nach 
einer  genaueren  Collation  des  Victorinus  380  (in  Paris)  saec.  XIII, 
der  einzigen  Quelle,  nardi  der  es  W.  Morel  (Paris  1G54)  zuerst  ver- 
öifentlicht  hatte,  heransgcgol»en.  Einen  poetischen  Werth  hat  das 
Macliwerk  nicht;  es  ist  aber  nicht  uninteressant  zu  sehen,  wie  frei 
sich  der  Dichter  gegenüber  dem  ihm  vorliegenden  Texte  bewegt  und 
wie  er  sich  denselben  da,  wo  er  ihm  dunkel  war ,  eigenthnmlich  zu 
deuten  versuchte.  Einiges  hierüber  soll  bei  den  einzelnen  Stellen  be- 


G.  Haftel^  Corpus  script.  ccclcsiaätic.  etc.,  an^^  v.  K,  Sclutüd.     87 

sprochen  werden.  Hier  bemerke  ich  uur,  dass  or  die  Blindheit  der 
Menschen  im  Paradise  (vgl.  G.  2,  25 ;  3,  7)  im  leiblichen  Sinuc  vor- 
steht (vgl.  V.  70  nee  minus  interea  caecos  fwx  alta  tencbaty  84  f. 
üUxt  iit  niveo  iam  mitia  dcntc  motnordlt^  adful&it  nulla  maculatum 
nule  serenum),  wobei  er  aber  ganz  vergisst,  dass  er  bei  der  Ver- 
setzung des  Menschen  in  das  Paradis  v.  51  gesagt  hat:  prmiquc 
aspeetat  lumina  solis.  Eine  gewisse  Belesenheit,  namentlich  im 
Yergily  ist  dem  Dichter,  wenn  man  ihn  so  nennen  darf,  nicht  abzu- 
sprechen, auch  nicht  Gewandtheit  im  Versbau,  obwol  er  meistcntheils 
in  eintöniger  Weise  die  Penthemimeris  gebraucht  und  sich  auch 
grosse  metrische  Freiheiten  gestattet,  z.  B.  abgesehen  v(m  der  Ver- 
längerung kurzer  Vocale  in  der  Arsis,  wie  v.  9  immensüs  errantia, 
59  nomen  Uli,  159  nonnv.  (vgl.  noch  v.  56,  62)  sogar  Verkür/ungcn 
des  langen  a  im  Ablativus  sing.,  wie  v.  15  quartä  die  (vgl.  19,  21, 
32,  40,  44,  139,  145)  und  einen  Hiatus  v.  145  manu  adipcmquc. 
Merkwürdig  ist  auch  das  Schwanken  in  der  Quantität  des  Namens 
Adam,  nämlich  ädämus  (44),  ädämiis  (66),  ädämus  (93,  134). 
Was  nun  die  Ueberlieferung  des  Stückes  anbetrifft,  so  bemerkt  Hr.  H. 
ui  der Praef.  p.  LXVI  altera  codice (nämlich  ausserdem  oben  genannten 
Victoiianns)  non  invento,  cuius  auxilio  unici  codicis  menda  gra- 
rissima  toUerentur,  hält  also  den  Text  für  stark  verderbt.  Ich  möchte 
diesem  ürtheile  nicht  beistimmen.  Allerdings  entliält  das  Gedicht 
dankle  Stellen,  die  corrupt  scheinen  könnten;  aber  diese  Dunkcllioit 
ist  sowül  auf  Rechnung  des  Veifassers  zu  setzen,  welcher  manclimal 
nicht  den  richtigen  Ausdruck  zu  finden  wusste  und  in  seinem  Streben 
den  ihm  vorliegenden  Text  zu  kürzen,  allzuweit  gieng,  als  auch  der« 
wie  CS  scheint,  jämmerlichen  Bibelül)ersetzung,  die  er  benutzte,  zuzu- 
schreiben (z.  B.  v.  149  f.).  Der  Hr.  Herausgeber  hat  iu  den  Xoton 
selbst  nur  eine  Conjoctur  vorgeschlagen ,  nämlich  v.  55  das  sichere 
hortos  statt  ortus  (vgl.  v.  127  und  Gen.  2,  10  ad  irrigandum  para- 
disum).  Manches  Auffallende  erliält  durch  die  Geschmacklosigkeit 
jener  Zeit  seine  Erklärung  wie  v.  108  jenes  invistim  leisere  monstrum 
'als  ein  verhas.stes  Ungeheuer  zu  betrachten',  wo  der  Ausdruck  des 
Wortspieles  wegen,  das  unserem  Versifox  sehr  gefallen  haben  mag, 
gewählt  ist.  Ich  habe  daher  zu  diesem  Stücke  auch  nur  woniges  zu 
bemerken.  V.  6  darf  man  wol  dem  Verfasser  zutrauen,  dass  er  lux 
fifit  et  rlaroj  worauf  die  Ucberlieferuutj  d  clare  führt,  gcschrie])ün 
hat.  Die  Conjoctur  von  Pamelius  claro  d  beseitigt  allerdings  den 
metrischen  Fehler;  aber  die  Stellung  des  d  und  eine  solclie  Elision 
ist  bei  diesem  Vereiücator  nicht  wahrscheinlich  und  die  Verkürzung 
von  I  umsomehr  glaublicii,  als  die  Quantität  desselben  in  diesem  Ver- 
bum  (vgl.  /"/Viv,  /■//  rem)  eine  schwankende  war.  Nach  v.  8  ist  offen- 
bar eine  Lücke  anzusetzen.  Dieser  Vers  drückt  nämlich  bloss  aus, 
«ia&s  es  Abend  gewurden  war  (vgL  Gen.  1,  H  et  fadum  est  vespere), 
Kon  musste  jedenfalls  die  Bezeichnung  dos  zwoitcli  Tagos  un<l  der 
Befehl  des  Herrn  folgen,  wie  er  Gen.  1,  9  gegeben  ist.  Man  licaditc 
noch,  dass  die  einzelnen  Schöpfungstage  sonst  immer  deuUicli  durch 


88    (?.  HarUlf  Corpaa  script.  ecclesiaatic.  etc.,  ang.  ▼.  K.  Schenkh 

Zahlen  angedeutet  sind  (7,  11,  15,  19,  21,  40).  Es  mfissen  also 
wenigstens  zwei  Verse  ausgefallen  sein.  Der  er^  wird  mit  altera 
begonnen  und  entsprechend  dem  mnne  der  Bibel  (Gen.  1,  8)  eine 
Schilderung  des  Morgens  enthalten  haben ,  in  dem  zweiten  und  viel- 
leicht auch  in  einem  dritten  war  das  Gebot  Congregentur  aquae  n.  s.  w. 
ausgedmckt.  V.  20  hat  Cauchius  für  das  verkehrte  corpore  dem  Sinne 
nach  richtig  aerc  vorgeschlagen ;  es  fragt  sich  nur,  ob  nicht  aethere 
noch  näher  liegt,  weil  sich  mehrfache  Beispiele  von  Verwechslung 
dieses  Wortes  mit  corpore  in  den  Handschriften  nachweisen  lassen. 
V.  110  ff.  hat  der  Autor  seinen  Bibeltext  (3, 15)  offenbar  nicht  recht 
verstanden ,  oder  sehr  willkürlich  benützt ,  indem  er  ganz  allgemein 
von  einem  Kriege  der  Schlange  mit  den  Menschen  spricht,  während 
es  doch  doi-t  heisst  inter  te  et  muUerem,  In  dieser  Stelle  heisst  es 
nun  V.  113  serperet  ut  Calcet  dum  Inhcfis  coinminus  instat.  Da  der 
Singular  calcat  nach  riromtu  höchst  auffällig  ist ,  so  hat  Gehler  (zu 
Tertull.  II,  p.  775),  wie  ich  glaube,  richtig  vdlceni  geschrieben.  Aber 
diese  Conjectur  dürfte  noch  nicht  genügen,  weil  einmal  eine  Bezeich- 
nung des  Subjectes  von  calcent  im  Gegensatze  zu  labens  fehlt,  dann 
weil  derConjunctiv  des  Imperfectum  serperet  neben  jenem  des  Präsens 
calcent  doch  ganz  unwahrscheinlich  ist.  Daher  mochte  ich  vorschla- 
gen serpat,  ut  hi  calcent  zu  sdireiben.  Wenn  /i/,  was  leicht  ge- 
schehen konnte,  ausfiel,  dann  lag  es  für  einem  Abschreiber  sehr  nahe, 
um  den  Vers  auszufüllen,  serpat  in  serperet  zu  verwandeln. 

Ungleich  werthvoller  sind  die  beiden  Gedichte  de  Sodoma  und 
de  Jona.  Wir  haben  es  hier  mit  einem  Manne  von  Talent  zu  thun, 
der  über  eine  gewandte  Sprache  und  lebendige  Darstellung  verfügte 
und  gute  Verse  zu  bauen  verstand.  Seinen  Vergil  hatte  er  fleissig 
gelesen,  wie  dies  besonders  aus  der  Schilderung  des  Sturmes  im  letz- 
teren Gedichte  v.  28  ff.  hervorgeht.  Man  vergleiche  z.  B.  v.  33  in 
tenebras  ruit  aether  mit  Verg.  Aen.  1,  88  ff.,  v.  42  nauticus  interea 
gemitt^,  nach  welchem  Worte  übrigens,  wie  schon  L.  Müller  bemerkt 
hat,  ein  Beistrich  zu  setzen  war,  mit  Acu.  I,  87,  93  u.  dgl.  Für  den 
Text  beider  haben  wir  (ausser  dem  Victoriuus  und  dem  Parisinus 
2772  saoc.  X  für  de  Sodoma,  dann  dem  Vindobonensis  16  saec.  IX 
und  dem  jetzt  verlorenen  Pithoeanus,  aus  welchem  Juretus  das  Gedicht 
zuerst  herausgab,  für  de  Jor2a)noch  im  Tjeidensis  (Vossianus  Q86)  eine 
Quelle ,  und  zwar  eine  ganz  voi-treffliche  erhalten ,  wie  dies  aus  den 
von  L.Müller  im  Bheinischen  Museum  Bd.  27,  S.  333 ff.  mitgetheilten 
Lesearten  erhellt.  So  dankensweiih  nun  die  Verzeichnung  der  Lese- 
arten dieser  Handschrift  ist,  so  wenig  kann  man  sich  mit  der  von  L. 
Müller  an  diesen  (redicht^n  geübten  Kritik  einverstanden  erklären. 
Er  geht  mit  der  Ueberlieferung  höchst  willkürlich  um,  indem  er 
unseren  Dichter  nach  dem  Massstabe  früherer  Zeiten  beurtheilt,  und 
überlädt  den  Text  mit  einer  grossen  Zahl  ganz  unnöthiger,  oft  gei*a- 
dezu  verkehrter  Coi\jecturon.  Beispiele  hiefür  wird  die  folgende  Erör- 
terung mehrfach  geben;  indessen  mögen  auch  hier  schon  einige  bei- 
gebracht werden.   In  dem  Gedichte  de  Sodoma  v.  37  bietet  A  (der 


G,  Hartely  Corpns  script.  ecclesiastic.  etc.,  ang.  v.  K.  Schenkh    39 

Leidensis)  slabulase,  die  anderen  richtig  stabularr,  L.  M.  bcmorkt 
hiein :  ^Vielleicht  fülirt  die  Leseart  dos  Leid,  auf  stabulasse\  Was 
soll  denn  aber*  diese  Form  hier  bedeuten  ?  v.  102  wird  zu  inchidere 
bemerkt:  *  Vielleicht  inhidere?^  So  verständlich  includere  ist,  so 
anklar  müsste  inludere  erscheinen.  Zu  y.  104  lesen  wir :  ^Vor  dieser 
Zeile  muss  interpangiei-t  wei-den;  die  Infinitive  in  102  und  103  hangen 
von  aemula  subseritur  ab\  Jeder,  der  den  Satz  etwas  genauer  an- 
sieht, wird  sie  von  coeptans  abhangen  lassen.  Zu  de  Jona  v.  54,  wo 
sterieniem  inflaia  resonabat  narc  soporem  heisst  es:  *Wie  kann 
man  sterieniem  soporem  sagen?  Man  schreibe  stertente  inflatum 
resonabüi  nare  soporem.  Hier  bedeutet  inflatum  soviel  als  a  deo 
inflatumy  wofür  ich  jedoch  lieber  affJatum  herstellen  möchte,  wie  bei 
Virgil  afflata  est  numine  qxiando  iam  propiore  dei.  Man  konnte 
auch  natürlich  in  anderer  Bedeutung  an  efßatum  denken.  Es  ist  zu- 
zugeben, dass  kein  Dichter  der  bessei-en  Zeit  sterieniem  soporem 
gesagt  haben  würde;  aber  unserem  Autor,  der  doch  viel  Pleboisches 
an  sich  hat,  ist  so  etwas  wol  zuzutrauen  (vgl.  Jon.  1,  5  sopore  gravi) ; 
aber  inflatum  oder  afflatum  soporem  würde  weder  er,  noch  ii-gond 
ein  anderer  lateinischer  Dichter  gesagt  haben.  Nares  inflare  liest 
man  bei  Quint.  XI,  3,  80.  Wirklich  verderbte  Stellen  hat  L.  M.  fast 
gar  nicht  verbessert,  nur  einige  Kleinigkeiten,  wie  de  Sodoma  89 
neu  statt  ne.  Würde  man  nun  nach  den  Coi^jccturen  L.  Müller's  einen 
Textabdruck  veranstalten,  so  hiesse  dies  nichts  anderes  als  dein  Ge- 
dichte eine  andere  Form  aufdrängen  und  so  den  eigentlichen  Wei-th 
nehmen.  Hr.  H.  geht  dagegen  bei  der  Constituierung  des  Textes  mit 
grosser  Besonnenheit  vor  und  hält  mit  Recht  an  einer  gi'osscn  Anzahl 
von  Stellen  die  Ueberlieferung  gegen  die  Conjecturen  fest,  in  welchen 
sich  schon  ältere  Herausgeber,  namentlich Gronovius,  oigangeii  liabon. 
Auch  schliesst  er  sich  nicht  so  unbedingt  an  den  Leidensis  an«  son- 
dern zieht  auch  die  Lesearten  der  anderen  Handschriften  herbei,  z.  B. 
de  Sodoma  13,  wo  er  mit  ihnen  richtig  futuri  gegen  futura  in  -4, 
was  L.  Müller  für  besser  erklärt,  aufgenommen  hat.  Dagegen  bietet 
A  v.  22  mit  parilis,  wofür  die  anderen  parili  (so  auch  unsere  Aus- 
gabe) haben,  und  de  Jona  43  mit  mondarc  m.  pr.  d.  i.  mundare, 
wie  schon  Juretus  vermuthete  (m.  sec.  und  Vindobonen  sis  geben  man- 
dare)  unzweifelhaft  das  Ursprüngliche.  Endlich  hat  der  Hr.  Heraus- 
geber den  Text  durch  eine  Reihe  glücklicher  Verbesserungen  gefor- 
dert, z.  B.  de  Sodoma  v.  8  hinc  nomen  (L.  M.  en  mtmen  was  gar 
nicht  passend  ist),  44  vocat,  49  nixti  gcnnit  est,  nixu  für  luxu,  das 
au-s  v.  44  stammt,  jedenfalls  richtig;  aber  für  genuit,  die  Codices 
haben  genus  est  sed^  wird  gcnerat  est  zu  schreiben  sein)*),  9C 
pnventi,  100  versans  (sehr  beachtungswerth,  während  L.  MüllerV 
Vorschlag  servans  sehr  umtt  ist),  de  Jona  35  atria  (L.  M.  ver- 


•)  L.  M.  bemerkt  zu  dieser  Stella:  'Man  schreibe  omne  genus  lusu 
genitumst.  Lusus  in  der  aus  Ovid  und  sonst  bekannten  Bodi'u- 
tong.'     Der  biblische  IMclitcr  und  Ovid! 


40     G.  IJartel,  Corpus  dcript.  ccclcsiAstic.  etc.,  anfr.  ▼.  K.  Sehenkl. 

fehlt  glomcra),  68  pontum  (statt  totwm,  vg].  Jon.  1,  9  qui 
fecit  mare  et  aridam;  aber  corpore  ist  hier  eboiiso  unrichtig, 
wie  Gen.  v.  20;  es  wird  wol  litore  zn  sclireiben  sein),  73  ingestu^). 
Unter  solchen  Verhältnissen  macht  es  einen  wahrhaft  komischen 
Eindruck,  wenn  L.  Müller  im  Rliein.  Mus.  27,  S.  486  sich  gegen 
Haupt  ereifert,  weil  dieser  im  Hermes  (Bd.  5,  S.  316)  zwei  Conjec- 
turen  zu  dem  Gedichte  de  Sodonm  gegeben  hat,  ohne  den  Aufsatz 
L.  MüUer's  im  22.  Bande  des  Bhein.  Mus.  zu  kennen;  denn  an  eben 
derselben  Stelle  ei-goht  sich  L.  M.  über  die  von  Haupt  behandelten 
Vei*se  und  erwähnt  doch  nicht  mit  einem  Worte  die  neue  Textesrevi- 
sion in  der  vorliegenden  Ausgabe ;  zugleich  zeigt  er  seine  noch  schlim- 
mere Unbekanntschaft  mit  Gronov's  Behandlung  der  Gedichte  (Ob- 
scrvationes  ed.  Frotscher  p.  672  ff.),  über  die  er  sich  hätte  bei 
Hartel  unterrichten  können. 

Wir  wollen  nun  noch  einige  Stellen  dieser  beiden  Gedichte  näher 
besprechen.  De  Sodoma  v.  17  f.  liest  mau:  exoptans  per  sacra 
necem  caestuque  cruorem  siibdere  Behrycio ,  Lihycas  satiare  pa- 
lacstrns.  Hier  muss  mit  Recht  auffallen,  dass  die  beiden  Sätze  ganz 
unvorbunden  neben  einander  stehen.  Mit  der  Acndorung  in  der  Vul- 
gata  et  Libyens  ist  nichts  geholfen;  denn  sieht  mau  auch  von  der 
Härte  der  Elision  ab,  weil  uns  v.  144  eine  ähnliche  begegnet,  so 
muss  man  doch  annehmen,  dass  der  Autor  auch  hiei-,  sowie  in  der 
ersten  und  dritten  Vergleichung,  auch  nur  einen  Satz  gebraucht  habe. 
L.  M.  4iat  mehrere  Conjccturen  in  Bereit-schaft,  die  aber  sämmtlich 
giinz  willkürlich  sind:  caestuque  oder  caestuve  cruorem  subdere 
ßcbrycio  Libycas  et  oder  vel  adire  p„  caestusfjue  furori  sc  dnrc 
Bebrycii  Libyens  et  adire  p,,  caestuque  cruorem  fundere  ^)  Be- 
bryeio  Libycas  et  adire  p.  Warum  aber  soll  satiare  geändert  worden? 
der  Ausdruck,  heisst  es,  sei  ofTcnbar  absurd.  Dann  müsste  auch  z.  B. 
die  Stelle  Sen.  Oed.  645  f.  nee  parum  pUivio  actkere  satiata  tellus 
oder  jene  bei  Ovid.  Met.  4,  759  largis  satiantur  odoribu^  igncs 
ebenso  der  Vorwurf  der  Absurdität  troffen.  Also  nicht  in  satiare 
liegt  der  Fohler ,  sondern  in  subdere.  Man  könnte  vielleicht  an  sub^ 
detis  denken,  aber  das  Participium  will  neben  exoptans  nicht  gefallen. 
Daher  möchte  ich  Folgendes  vorschlagen  caestuque  cruoris  suhtcr 
Bebrycio  L.  s.  p.  Die  Construction  von  satiare  mit  dem  Genetiv  lässt 
sich  durch  mehrere  Beispiele  belegen;  die  Stellung  von  cruoris  ist 

^)  Einige  Kloin igkciton,  dio  Hr.  H.  übersehen  hat,  mögen  hier  in 
aller  Kürze  bemerkt  werden.  De  Sodoma  v.  25  hat  nach  L.  M. 
der  Codex  A  ursprünglich  subi,  nicht  ubi;  v.  51  muss  es  heisscn 
avet  A ' ;  v.  127  wäre  wtd  die  Parenthese  (nunc  mint  conL  Mucller) 
besser  weggeblieben ,  da  man  darnach  vermnthen  könnte ,  dastt 
derbclbe  die  Leseart  der  übrigen  Handschriften  billigt,  wahrend 
er  dooh  au  A  festhält;  de  Jona  muss  es  v.  80  torquere ^  nicht 
torqueri  heissen;  de  rcsurrectionc  y.  40  si  qui  statt  si  qui^,  2Bd 
quattuoTf  381  paenitcrc. 

<')  So  lesen  nämlich  v.  18  die  anderen  Handschriften,  während  A 
ftid)dcre  bietet. 


G.  Harteh  Corpus  scripi.  ecclcsiastic.  etc.,  ang.  v.  K.  Schenkl.    41 

allerdings  etwas  auffällig;  aber  unser  Autor  hat  es  nicht  so  genau 
genommen.  Man  sehe  nur  gleich  v.  25,  wo  ptUiens,  das  zu  Deus  ge- 
hört^, nicht  besonders  passend  gestellt  ist,  oder  v.  96,  wo  mihi  mit 
fuga  9it  verbunden  und  daher  extat  nee  lange  nee  magna,  mihi 
interpnngiert  werden  muss.  —  V.  21  schreibtHr.  H.  eonubia  {monstrd), 
fasst  also  monstra,  wie  ich  wenigstens  verstehe,  als  einen  empha- 
tischen Ausruf.  Das  ist  aber  nichts  weniger  als  wahrscheinlich.  Ich 
glaube  vielmehr,  dass  der  Autor  eonubia  monstra  nach  dem  Schema 
Victor  exercitus  verbunden  und  somit  gleich  eonubia  monstrosa 
(yafiOi  teQctswduo)  gefasst  hat.  Dies  wird  durch  den  Sinn  und  Zu- 
sammenhang der  Stelle  gefordert.  Uebrigens  hat  Hr.  H.  im  Appoudix 
unter  manstrum  die  überlieferte  Lesoart  gegen  die  ganz  verkehrte 
Conjectnr  L.  MüUer's  eommunia  mo^istra  durch  den  Hinweis  auf  die 
Stelle  der  unechten  Schrift  de  bona  pudicitiae  e.  3:  scd  extraordi- 
naria  et  portentuosa  contra  ipsam  naturam  ex  riris  per  viros 
monstra  con^uiro^ gerechtfeiügt.  —  V.  33  verstehe  ich  die  Ueber- 
liefemng  solei  utHis  arbor  in  silvis  latitare  feris  velut  Iwspitc 
fruciu  ebenso  wenig  als  die  Bemerkung  L.  MüUer's:  'Es  muss  heissen 
opsita  fructu.  Das  Bild  vom  fruchttragenden  Baum  ist  aus  der  Bibel 
bekannt/  Der  fruchttragende  Baum  ist  ja  durch  utilis  arbor  bezeich- 
net und  apsita  fruciu  scheint  mir  selbst  in  sprachlicher  Hinsicht 
bedenklich;  was  soll  zudem  hier  velut?  Ich  vermuthe  daher,  dass 
zu  schreiben  vel  sospite  fruciu.  Wenn  der  Fruchtbaum  unter  wilden 
Bäumen  steht,  so  ist  er  in  Gefahr  zu  vorwildem,  sowie  der  Tugend- 
hafte unter  Lasterhaften  angesteckt  werden  kann ;  aber  die  beiden 
innewuhnende  edle  Natur  bewahrt  sie  vor  der  Verdcrbniss.  — V.  54  f. 
muss  interpungiert  werden  digna  cupido  viris.  tulerit  qua  vestra 
rolufUas^  dcdo  paicr.  Man  vergleiche  nur  die  entsprechende  Stelle 
der  Bibel :  educam  cas  ad  vos  et  abutitnini  eis  sieut  vobis  placuc- 
rii,  —  V.  144  bat  L.  Müller  richtig  bemerkt,  dass  in  der  Leseart 
rel  crispam  concham  aut  duplici  eonpagine  elusam  das  Substantiv 
ronchani  zwischen  lauter  Adjectivon  missfallt.  Aber  statt  crispam 
voncha  oder  concha  crispam  zu  schreiben,  dürfte  sich  eher  crispa 
foncka  empfehlen,  wornach  zu  construioren  wäre  vel  (gentem)  elusam 
rrispa  concha  aut  dupliei  eonpagine  d.  i.  in  einer  gewundenen 
Muschel  <>dcr  in  einer  doppelten  Schale®).  —  De  Jona  y.  18  kann 
ne  tanum  canerei,  cessura  pace  minarum  nicht  richtig  sein.  Mit 
L.  Müller*s  Conjectnr  ne  vanam  caneret  eensuram  p.  m.  ist  nichts 


')  Es  s«>ll  daher  nach  2>f08peculatus  v.  24  kein  Komma  stehen. 

')  Der  Verfasser  des  Gedichtes  de  Sodonia  hat  übrigens  für  die 
Schilderung  dos  todten  Meeres  (v.  127  ff.)  nicht  etwa  Solinus,  wie 
L.  M.  zu  meinen  scheint,  sondern  die  Ucbersetzung  des  bellum 
Judaicum  des  Joseph us  Flavius  von  Ambrosius  (vgl.  Buch  IV, 
Cap.  18)  benutzt,  hass  sich  der  Au  <druck  in  dieser  Partie  öfters 
mit  dem  des  Tacitus  (Mist.  1.  V)  berührt,  ist  leicht  erklürlicli, 
da  sichorlich  Joscphus  Flavius  in  dieser  Partie  für  Tacitus  die 
UanptqucUc  war. 


4f    G.  Hartelf  Corpus  script.  ecclesiastic.  etc..  ang.  v.  K.  SchenJcl. 

geholfen;  denn  ccnsuram  canerc  und  dazu  in  dorn  Sinne  Vine  Straf- 
predigt ]ialteu'  wäre  doch  unerhört.  Der  Fehler  liegt  offenbar  in  ces- 
8ura,  welches  dem  unmittelbar  darüber  stehenden  ccssabat  seinen 
Ursprung  verdankt.  Ich  schreibe  daher  ne  r.  c.  Ventura  pace  mina- 
rum,  —  V.  57  will  Hr.  H.  statt  des  überlieferten  requiete  sujjer- 
bum:  requiete  supinum  schreiben.  Aber  requiete  supinum  wäre 
neben  dem  vorhergehenden  pace  soporatum  placida  sehr  matt; 
superhus  aber  hat  hier  die  Bedeutung  vermessen'  und  ist  mit  Rück- 
sicht auf  die  folgenden  Worte  des  Steuermannes  ganz  wol  am  Platze. 
—  V.  96  liest  man  in  A  venerando  timorem,  was  auch  der  Herr 
Herausgeber  aufgenommen  hat,  im  Vindobonensis  venerando  timore. 
L.  M.  ändert  wie  gewöhnlich  keck  bene  reddit  honorem.  Aber  timore 
ist  richtig,  wie  ein  Blick  in  den  Bibeltext  (Jon.  1^  16)  zeigen  kann: 
et  timuerunt  viri  magno  timore  dominum  ^). 

Das  Gedicht  de  resurrectione  mortuorum  ist  uns  in  mehreren 
Handschriften  erhalten,  im  Wirccburgensis,  im  Sangermanensis  841 
und  Beginensis  118.  Bisher  kannte  man  nur  den  von  Martene  heraus- 
gegebenen Text  des  Sangermanensis;  durch  die  vorliegende  Ausgabe 
sind  auch  die  beiden  anderen  Codices  zugänglich  und  so  das  Gedicht 
erst  lesbar  geworden.  Man  möge  nur  einmal  das  (xedicht  in  der  Ba- 
luze'schen  Ausgabe  ansehen  und  sich  überzeugen,  welcher  Unterschied 
zwischem  dem  früheren  und  jetzigen  Texte  besteht.  Während  man  in 
der  alten  Fassung  fast  bei  jeder  Zeile  anstösst,  kann  man  jetzt  das 
Gedicht,  obwol  noch  manches  zu  thuu  bleibt,  im  Ganzen  richtig  ver- 
stehen. Der  Hr.  Herausgeber  hat  dies  durch  sorgföltige  Verwerthuug 
der  Leseai-ten,  namentlich  des  Würzburger  Codex,  durch  Verbesserung 
der  Interpunction  und  dui-ch  eine  Reihe  trefiflichcr  Emendationen  er- 
reicht, wie  V.  5  laudavi,  13  in  tumidas,  23  in  glaeiem  (vielleicht 
in  glacie  trotz  der  Beispiele  im  Index  unter  tnP),  34  novis  expro^ 
mam,  94  arvis,  96  ücrum  ortis  (womit  aber  die  Stelle  geheilt  ist, 
weshalb  das  Erenzzeichen  überflüssig  war),  110  adsimilemque,  115 
piscis,  136  pomi  curvat . . .  ramoSy  228  conpado  viret  et  (^cacumina 
stammt  aus  v.  222),  249  vetitus,  283  fecunda  däbani  und  noch 
mehrere  andere.  Er  hat  sich  aber  mit  Recht  gehütet  in  den  Conjec- 
turen  zu  weit  zu  gehen,  um  nicht  etwa  die  Fehler  des  Autors  zu  ver- 
bessern (vgl.  pi*aef.  p.  LVIII  quisquis  rero  auctor  est,  Musis  iratis 
hoc  Carmen  panxit.  quare  cavcndum  est  nc  coniccturis  genuinos 
scriptoris  errores  regulasque  in  rebus  mrtricis  et  grammaticis 
cmendcs). 

Das  Gedicht  bietet  übrigens  als  ein  echt  plebcisches  Werk  kein 

^  V.  45  dieses  Gedichtes  impcllere  pectore  gyros  erinnert  an  Vale- 
rius  Flaccns  Arg.  lU,  472  aequora  pectore  toüutU,  Noch  eine 
andere  Stelle  ist  bemerkenswertii,  nämlich  v.  37,  wo  im  Pitlioea- 
nas  caeloque  fretoque ,  in  den  beiden  anderen  pelagoque  fretoque 
überliefert  ist,  indem  nämlich  über  fretotpie  als  Glossem  pelagoque 
beigeschrieben  war.  Dadnrch  erhält  meine  Vermuthnnfi;  bei  Vale- 
rins  Flaccns  Arg.  1,331  sei  caelumque  fretumque  zuschreiben  und  die 
Erklärung  der  Corrujitel  (».  meine  Stadien  zu  den  Argonantica  des 
Yalerius  Flaocus,  S.  41  1.)  eine  nicht  unerhebliche  Bestätigung. 


G.  Bart€h  Corpos  script.  ecclesiastic.  etc .  ang.  v.  K.  Sch^nkl.    43 

geringes  Interesse  dar.  Welche  Verwilderung  herrscht  hier  in  der 
ganzen  Form,  der  grammatischen  wie  der  metrischen,  welche  abcu- 
teoerlichen  Phrasen  treten  uns  da  entgegen.  Der  Versifex  hat  wol 
Veri^l  gelesen  und  ahmt  ihm  häufig  nach,  z.  B.  v.  21  quid  faciat 
(Georg.  1, 1),  56  dich  citius  (Aeu.  1, 142),  164  magnanimi  iuvenes 
pueri  innuptaeque  puellae  (Aen.  VI,  307),  250  prisca  fides  (Aeu. 
H,  79)  u.  dgl.  m. ;  auch  ist  die  ganze  Schilderung  des  Paradises  v. 
193  ff.  nur  eine  sehr  langathmige  Umschreibung  von  Aen.  VI.  637  ff. ; 
Weitschweifigkeit  ist  ja  ein  Hauptfehler  des  Dichters.  Aber  das  Vor- 
bild des  Yergil  hat  ihn  nicht  auf  eine  höhere  Stufe  zu  heben  vermocht. 
Von  Quantität  hat  der  gute  Mann  keinen  Betriff  mehr;  er  gebraucht 
alle  Yocale  und  sogar  Diphthonge,  wie  df,  mittelzeitig.  Dazu  kommen 
aoch  ganz  merkwürdige  Messungen  wie  cra  pfrsuasa  (v.  75),  merk- 
würdige S.vnizesen  sülUs  äyios  (v.  185),  einmal  eiue  Tmesis  con 
xariac  gentcs  veniunt  (v.  167,  die,  wie  schon  Hr.  H.  bemerkt  hat, 
aus  auch  in  dem  Gedichte  de  pascJia  v.  15  begegnet).  Der  Autor, 
offenbar  nicht  Cyprianus,  sondern  einem  späteren  Jahrhundert  ange- 
hOrig,  hat  das  Gedicht  Genesis,  das  augenscheinlich  älter  ist,  benützt, 
denn  im  v.  214  prasinus  inde  niiet,  iUinc  carbunculus  ardet  ist 
das  Vt»rbild  Gen.  59  prasimis  huic  vumen,  Uli  est  carbunculus 
ardens  nicht  zu  verkennen.  Bei  dieser  Zerfahrenheit  und  Verlotte- 
rong  ist  ilie  Kritik  sehr  ei-schwert;  man  weiss  nicht,  was  mau  dem 
Versifex  zutrauen  kann ,  was  nicht  und  steht  manchmal  rathlos  da. 
Indessen  sollen  doch  hier  noch  einige  Beiträge  zur  Herstellung  des 
Textes  gegeben  werden.  V.  60  ff.  verstehe  ich  nur,  wenn  man  so 
ioterpungiert :  immewor  ille  dei  temere  com  bittere  tauta  ne  (statt 
n(c)  ultra  monitum  quicqtuim  contifigerety  unum,  undc  u.  s.  w.  — 
V.  77  ist  uc/'as  incautum  sinnlos;  aber  infaustum,  was  Hr.  H.  vor- 
schlägt, wäre  mir  in  Verbindung  mit  nefas  auffallig.  Vielleicht  ist 
nffas  infnndnm  zu  schreiben.  —  Eiue  verzweifelte  Stelle  ist  v.  100  f. 
funditus  nut  pcrorum  sine  nomine  potiderc  flntu  incassumve  Dei 
finiendo  f andere  flatunt.  Vor  allem  gehören  diese  Verse  nicht  zu  dem 
vorhergehenden  Absätze y  sundem  zu  dem  folgenden,  dessen  Anfang 
^ie  bilden.  Der  Dichter  will  den  Beweis  für  die  Unsterblichkeit  zuerst 
e  contrariti  führen.  Daher  gebraucht  er  die  Form  der  unwilligen  Frage, 
wmlurch  sich  auch  die  Intiiiitivconstruction  erklärt.  Was  flatu  in  v. 
1(X)  anbetrifft,  so  ist  es  aus  flatu m  im  folgenden  Verse  entstanden, 
indrm  der  Schreibt-r,  wie  dies  öfters  geschah,  auf  den  nächsten  Vers 
abirrte.  W«-nn  man  nun  annimmt,  dass  das  echte  AVort  rita/H  lautete, 
ponflrrc  in  prrdere  und  incnssunirr  in  incassutnijue  ändert,  welche 
Conjecturen  jedenfalls  nicht  allzukühn  sind,  so  erhält  die  Stelle  fei- 
ende, ganz  verständliche  Gestalt :  f'unditu^  nut  pecorum  sine  no- 
mine pcrdere  ritam  incassumquc  dei  finiendo  fundcre  flatumY 
Man  beachte  noch  ilii*  viermalige  Allittoration  in  den  beiden  Versen; 
%ine  nomine  stammt  aus  Vei-g.  Aen.  II.  558.  —  V.  124  ist  forfin 
sinnlos  und  muss  dafür  hordea  gesclirieben  werden.  —  V.  135  ist 
vuo  nicht,  wie  Hr.  H.  meint,  in  sie  zu  ändern,  sondern  es  muss  mit 
Synlzesis ,  welche  der  Autor  mehrfach  anwendet,  gelesen  werden.  Dass 


44     ^'.  HarUh  Corpus  Script,  ecclesiastic.  etc.,  ang.  v.  K.  Scheiikl. 

8U0  richtig  sei,  beweist  die  Anaphora  des  Pronomens  in  v.  134, 
welche  in  v.  135  fortgesetzt  wird,  und  das  Vorbild  Vorg.  Georg.  IV, 
22  vere  suo,  wo  man  suo  nicht  in  novo  ändern  durfte.  —  V.  151  ist 
subito  unverstandich  und  virtutis  ab  nlto  befremdlich.  Alles  wird 
klar,  wenn  man  solio  virtutis  ab  alto  schreibt.  —  V.  183  gestantes 
rutilas  praemia  ritae  Coronas  fehlt  eine  Sylbe ;  der  Hr.  Herausgeber 
will  nun  statt  praemia :  procliantis  schreiben ;  aber  leichter  ist  es 
jedenfalls  in  vor  praemia  einzuschieben  (vgl.  den  Index  unter  m).  — 
Warum  soll  der  Eingang  von  v.  200  omnia  fert  acqua  solo  praediviie 
tellus  unrichtig  sein  und  mit  Hm.  H.  mnnifero  fert  geschrieben 
werden?  Unserem  Versifex,  der  sich  soviel  erlaubte,  stand  es  doch 
sicher  frei  auch  äequä  sölö  zu  messen.  —  V.  202  ist  mit  Keginensi« 
118  praerutilam  stM praerutila  zu  schreiben;  vgl.  Vei-g.  Aen.  VI, 
140  f.  lumine  .  .  .  purpurco.  —  V.  276  ist  päcnäcntläe  ganz  rich- 
tig ;  denn  wenn  man  an  dem  Versausgange  vi  tue  Coronas  (v.  183) 
keinen  Anstoss  nimmt,  so  muss  man  auch  jene  Messung  für  möglich 
halten.  —  V.  316  verstehe  ich  extremis  nicht;  es  wird  wol  extremi 
miimarifi  verbunden  zu  schreiben  sein.  —  V.  354  f.  muss  man  das 
Komma  nach  cuncti  streichen  und  so  cuncit  sie  verbinden.  Das 
folgende  totam  macrentes  scrvnre  turba  ist  arg  verderbt.  Auch 
ich  vermag  hier  nichts  Sicheres  zu  bieten,  vermutho  aber,  dass  toia 
turba  für  totam  turbam  zu  schreiben  ist  und  in  serrarc  ein  Adver- 
bium (etwa  fervide?)  steckt.  —  V.  361  ist  mit  crcta  iacuissc  nichts 
anzufangen.  Vielleicht  hatte  der  Dichter  quae  tarn  iaculssent  ge- 
schrieben. —  lieber  den  v.  376  posse  Beo  nam  vcllc  sal  est  (so  Hr. 
H.  richtig  für  satis  est,  factumque  dicendo^  lasst  sich  schwor  etwas 
sagen,  weil,  wie  der  Hr.  Herausgeber  erkannt  hat,  liinter  demselben 
einige  Verse  verloren  gegangen  sind.  Man  wird  aber  zu  der  Vermu- 
thung  gedrängt,  dass  auch  vor  ihm  eine  Lücke  einzunehmen  ist,  weil 
posse  Beo  gar  keinen  Sinn  gibt  und  sich  auch  nicht  gut  umendieren 
lässt.  Denkt  man  sich  im  Vorhergehenden  ein  facile  cffivi,  woran  sich 
dann  posse  Beo  schlösse,  so  wurde  auch  nam  velle  sat  est  einen 
ganz  befriedigenden  Sinn  geben.  Ich  möchte  daher  nicht  nam  in  iam 
ändern.  —  V.  391  tunc  commissa  malt  mites  aboicte  ncfanda, 
Hiezu  wird  im  kiitischon  Commentare  bemerkt:  fort  ^menies  a,  nc^ 
fandas.  Die  Stelle  ist  aber  nicht  verderbt,  mites  bezeichnet  hier 
den  Gegensatz  von  'halsstarrig',  wornach  man  die  Stelle  also  über- 
setzen muss:  ^Dann  tilgt  ihr  Schuldbeladenen  weich  geworden  die 
verübten  Greuel*. 

Hiemit  schliessen  wir  diese  Anzeige.  Es  erhellt  nach  dem  Ge- 
sagten, dass  wir  sehr  gerne  Hrn.  H.  an  dem  grossen  Unternehmen  der 
Akademie  weiter  betheiligt  sehen  möchten.  Aber  vielleicht  glaubt  er 
nach  so  viel  Arbeit  {post  qwittuor  ferc  anronim  indefcssum  labo" 
rcm^  wie  es  in  der  Praef.  p.  XXXXIX  heisst)  ein  Ani-echt  auf  eine 
missio  honesta  zu  haben.  Und  so  wünschen  wir  ihm  denn  für  soiiio 
Studien  auf  den  anderen ,  wol  angenehmeren  Gebieten ,  auf  denen  er 
sich  jetzt  bewegt,  einen  guten  Foi-tgang  and  fruchtbringendes  Gedeihen. 

Graz.  _^__^_  KarlSchenkl. 


F,  Bredaw  n.  A.  Hoffmaim,  Mathem.  Oeographien/ang.  ▼.  O.  Herr.  45 

Mathematische  Geographie.  Ein  Leitfaden  heim  Unterrichte  dieser 
Wissenschaft  in  höheren  Lehranstalten  von  Prof.  Dr.  H.  A.  Brett- 
ner. Sechste  verhesserte  nnd  vermehrte  Auflage.  Von  Dr.  F.  £re- 
dow.  Mit  in  den  Text  eingedruckten  Holzschnitten.  Breslau. 
Verlag  von  £.  Morgenstern.    1872.    109  S. 

Mathematische  Geographie.  Ein  Leitfaden  zunächst  für  die  oberen 
Klassen  höherer  Lehranstalten,  bearbeitet  von  Dr.  A.  Ho  ff  mann, 
Oberlehrer  an  der  Realschule  I.  0.  zu  Münster.  Mit  50  in  den 
Text  gedruckten  Figuren  und  einer  Sternkarte.  Paderborn,  Druck 
und  Verlag  von  Ferdinand  Schöningh.    1870.    144  S. 

Fast  scheint  es,  als  ob  urplötzlich  ein  gewaltiges  Bedürfuiss 
erwacht  wäre,  sich  mit  den  Gesetzen  des  Kosmos  bekannt  zu  machen. 
Wenigstens  konnte  man  dies  aus  der  Thatsache  schliessen,  dass  uns 
der  Büchermarkt  fortwährend  Werke  grösseren  und  kleineren  Um- 
fanges  zuführt,  welche  mit  mehr  oder  weniger  Glück  die  Aufgabe  zu 
lösen  versuchen,  die  Hauptlehren  der  mathematischen  Geographie 
in  einer  den  Bedürfnissen  ^  höherer  Lehranstalten  ^  entsprechenden 
Weise  darzustellen.  Wir  stehen  nicht  an ,  dieses  Bestreben  als  ein 
sehr  verdienstliches  zu  bezeichnen ,  namentlich  gegenüber  der  Fluth 
von  Büchern  gewisser  Art,  welche,  immer  mächtiger  anschwellend, 
Tilg  für  Tag  gegen  uns  andringt.  Es  scheint  nachgerade  jeder  sich 
für  befähigt  und  berechtigt  zu  halten,  „Himmel  und  Erde^*,  kurz 
gesagt  das  „Weltall*  der  staunenden  Menge  mundgerecht  zu  machen. 
Je  „populärer",  d.  h.  je  oberflächlicher  die  Behandlung  desto  besser; 
sorgt  dann  der  Verleger  noch  für  eine  „hübsche  Ausstattung"*, 
namentlich  durch  Illustrationen  und  für  einen  recht  lockenden  Pro- 
spect,  dann  ist  das  ^ Geschäft^  gemacht.  Gegenüber  dieser  Lite- 
ratur, die  nachgerade  ein  wirkliches  Uebel  zu  werden  droht,  ist  es 
eine  Erholung ,  Bücher  ähnlichen  Inhaltes ,  aber  ernsten  Characters 
in  die  Hand  zu  bekommen,  selbst  wenn  sie  ihre  Aufgabe  nicht  immer 
mit  besonderem  Geschicke  lösen.  Nachsicht  wird  hier  um  so  mehr 
am  Platze  sein,  da  gerade  die  mathematische  Geographie  gewiss  eines 
der  »:hwierig&teu  Themen  für  jene  Art  der  Behandlung  ist ,  welche 
der  elementaren  Stufe  entspriclit.  Denn  sie  fordei-t  von  demjenigen, 
der  berechtigten  Ansprüchen  genügen  will,  zunächst  vier  Eigen- 
Schäften ,  die  wol  nur  selten  in  ihrer  Vollendung  vereinigt  gefunden 
werden ,  nämlich :  vollständige  Beherrschung  des  Stoffes ,  die  Gabe, 
auch  das  scheinbar  Verwickeltste  klar  und  übersichtlich  darzustellen, 
die  genaueste  Konntniss  des  geistigen  Standpunktes  jener  Kreise, 
für  welche  geschrieben  wird,  und  gänzliche  Verzichtleistuug  auf  die 
gerade  hier  wolfeUc  Gelegenheit,  gelehrt  zu  erscheinen.  Je  nachdem 
eiue  dieser  Forderungen  oder  alle  zusammen  mehr  oder  weniger 
unerfüllt  bleiben  wird  sich  auch  die  Brauchbarkeit  der  Arbeit 
bemessen. 

Wir  greifen  aus  dem  halben  Dutzend  mathematischer  Geogra- 
phien, welches  uns  die  letzten  zwei  Jahre  zuführten,  für  ht'ute  die 
oben  bezeichneten  zwei  von  Dr.  Brettner  und  Dr.  Hoff  mann 
hmosy  weil  sie  uns,  was  die  Behandlung  des  gleichartigen  Stoffes 


46  F.  BrtdßfK  n.A.Hoffmann,  Xathem.GeogaphifD.  ing.  t.  G.Refr, 

anbelangt,  s>)  ziemlich  als  Gegensätze  erscheinen.  Brettner's 
^Mathematische  Ge>i:*eraphie -  erscheint  e^nwärtig  in  sechster 
Auflage;  vor  .^iebenanddreissie  Jahren  als  Abhan-ilcne  dem  Pro- 
trramme  des  GrmnasianLS  in  Gleiwitz  angeschlossen,  an  welchem 
Brettner  vom  Jahre  1'524  — 1^J37  ab  Lehrer  wirkte,  wnchs  sie 
allojälilig  aas  einigen  unscheinbaren  Blattern  zu  einem  suttlicheu 
Büchlein  heran,  das  jedem  Fachmanne  zur  rechten  Freude  gereicht. 
Es  i>.t  die  Arbeit  eines  c«:hten  Schulmannes ,  unmittelbar  herausge- 
wa/:h.-<-n  iios  der  Schnl*^.  «treng  logi>*:h  gegliedert ,  alles  überflössige 
ifeiwerk  Ijei  Seite  lassend .  einfach  und  klar  in  der  Diction .  an  die 
mathematische  V'^rbildnng  des  Scliülers  keine  allz  i  grossen  Anfor- 
dernngen  stellend  unil  ohne  alles  FInnkem  mit  .höherem  Wissen". 
V^  ist  ein  durchaus  practisches  Buch,  welches  wirkliches 
Wissen  vermittelt  und  eine  ganz  ausreichende  Onindlage  fär  etwaige 
weitere  Studien  bietet.  Die  mathematischen  Ausführungen  zeichnen 
«•irh  durfh  Einfachheit  und  eine  gewis>».'  Eleganz  aus,  wie  sie  auch 
die  übrigen  mathematischen  und  physicalischen  Arbeiten  desselben 
Autors  zeigen.  Unrichtigkeiten  wesentlicher  Art  sind  uns  nicht  anf- 
gest^A^sen,  wie  denn  auch  das  ganze  Büchlein  von  der  pietätvollen 
Srjrgfalt  zeugt,  mit  welcher  Herr  Dr.  Bredow  auch  die  Ausf&hrung 
der  sechsten  Auflage  leitete.  Wir  müssen  also  Br<>ttner'ä  .Mathc- 
mati.sche  Geographie^  als  ein  in  jeder  Beziehung  vorzügliches  Schul- 
buch im  besten  Sinne  des  Wortes  bezeichnen,  welches  gewiss 
geeignet  ist,  das  Interesse  für  diesen  schönsten  Thcil  des  mathema- 
tisch-physikalischen Unterrichtes  anzuregen  und  dauernd  zu  be- 
friedigen. 

Nicht  das  Gleiche  könnten  wir  von  Hoffmann*s  ., Mathema- 
tischer Geugraphie"  sagen.     Wir  anerkennen  vollauf  den  Fleiss, 
mit  welchem  das  Buch  gearbeitet  ist;  allein  damit  ist  nicht  Alles 
gethan ;  was  wir  oben  forderten :  die  volle  Beherrschung  des  Stoffes, 
die  streng  logische  Gliederung,  die  möglichste  Präcision  des  sprach- 
lichen Ausdruckes  und  das  Verzichten  auf  allen  gelehrten  Schein, 
das  vermissen  wir  hier  gar  sehr.     xVuch  d^r  mathematische  Theil  ist 
mancher  Verbesserung  fähig.    Je  liöher  wir  aber  die  mathematische 
Geographie  als  Unterrichtszweig  stellen,  für  desto  berechtigter  halten 
wir  es,  an  Alles,  was  ihm  dienen  soll,  den  strengsten  Massstab  anzu- 
legen ,  wie  wir  es  andrerseits  auch  als  unsere  Pflicht  betrachten,  ' 
nicht  nur  zu  tadeln,  sondern  den  Tadel  auch  zu  begründen.    Es  möge 
daher  das  Wichtigste  von  dem,  was  uns  bei  der  Lecture  von  Hof f  - 
mann*s  „Mathematischer  Geographie^   als  verbesserungsbedürftig 
aufgestossen ,  hier  Platz  finden,  und  damit  vielleicht  auch  zugleich 
ein  kleiner  Beitrag  zur  Methodik  dieses  Lehrgegenstandes  geliefert 
werden. 

S.  2,  3.  ist  der  hier  gemachte  Unterschied  zwischen  „schein- 
barem" und  „natürlichem*'  Horizont  wol  kaum  verständlich. 

Ebd.  5.  ist  das  so  wichtige  Phänomen  der  täglichen  Bewe- 
gunir  des  Himmels  viel  zu    unvollständig   und   unklar  entwickelt. 


F.  Bredoie  n.  A  Hoffmam^  Mathem.  GeognphieB,  ang.  ▼.  G,  Herr,  47 

Gerade  die  Beobachtang  dieser  Erscheinungen  ist  die  beste  Ein- 
f&hrang  in  die  mathematische  Geographie,  und  weckt,  wenn  mit  der 
nOthigen  Klarheit  nnd  in  correcter  Form  entwickelt,  gewiss  am 
ersten  das  Interesse  an  dem  Gegenstande.  Der  Ausdruck  «Culuü- 
nationsponkt^  kommt  in  der  wissenschaftlichen  Terminologie  nicht 
tot;  der  Bogriff  ^Mittag**  hat  hier  noch  nichts  zu  thun. 

Ebd.  6.  Die  hier  gegebene  Begriffsentwickclung  der  Meridian- 
ebene erscheint  uns  nicht  sehr  geschickt.  Klar  wird  die  Sache  wol 
nnr ,  wenn  man  die  Meridianebone  als  jene  Ebene  definirt ,  welche 
durch  Zenith  und  Pol  geht.  Dazu  braucht  man  aber  freilich  den  Be- 
griff der  Pole,  der  ad  5  gehört  und  sich  dort  von  selbst  aufdrängt. 
Femer  heisst  der  ^Himmelsmeridiau"*  nie  „Mittagsliuie^.  Unter 
Letzterer  versteht  man  stets  eine  Gerade  vom  SQil-  zum  Nordpunkte 
(des  Horizontes). 

S.  3,  7.  Dass  die  Zeit  von  einer  Culmination  der  Sonne  bis 
zur  nächstfolgenden  im  Allgemoiuen  dieselbe  ist**  —  ist  für  die 
SchQler  unverstandlich  und  auch  falsch,  da  doch  hier  nur  die 
wahre  Sonne  gemeint  sein  kann. 

Ebd.  8.  „  Sonnentag  und  Sternentag  werden  vom  Zeitpunkte 
der  Culmination  an  gerechnet.^  Wessen?  fAr  den  Sonnentag 
müsste  es  heissen:  von  der  unteren  oder  oberen  Culmination  der 
Sonne  au  gerechnet,  je  nachdem  man  die  bürgerliche  oder  astrono- 
mische Art,  den  Tag  zu  zählen,  meint;  für  den  Sterntag:  von  der 
oberen  Culmination  des  Frühlings-Tag-  und  Naclitgleichenpunk- 
tes,  von  dem  aber  noch  nicht  die  Rede  war. 

S.  4,  12.  und  13.  gehört  zu  S.  2,  5.,  wo  von  der  täglichen  Be- 
wegung die  Bede  ist.  Es  ist  dies  einer  der  Fälle,  wo  sich  der  Mangel 
an  logischer  und  sachlicher  Ordnung  so  fühlbar  macht. 

S.  5, 18.  gehört  wieder  nicht  hierher,  ist  auch  dem  Schüler,  der 
ja  von  dem  Fernrohre  und  dessen  „Richtung*"  wol  wenig  weiss, 
gewiss  nicht  verständlich. 

S.  6,  19.  ist  es  nicht  am  Platze,  von  der  „scheinbaren^  jähr- 
lichen Bewegung  der  Sonne  zu  sprechen,  da  ja  von  dem  wirklichen 
Sachverhalte  noch  nichts  gesagt  wird.  Dagegen  ist  es  ebd.  21.  wieder 
anrichtig,  von  dem  „scheinbaren**  Stande  der  Simne  in  den  Aequi- 
noctialpunkten  zu  spi-echen. 

S.  7,  4.  Der  „Nutzen"  der  Sternbilder  war  und  ist  wol  ein 
anderer,  als  der  hier  angegebene ;  übrigens  hebt  der  Verf.  das  im 
ersten  Satze  Gesagte  im  zweiten  ohnedies  selbst  auf. 

S.  8,  5.  Das  hier  über  die  Bezeichnung  der  Sterne  eines  Stern- 
bildes Gesagte  ist  hier  gewiss  am  unrechten  Orte.  Ganz  unrichtig 
ist  das  im  Schlusssatzo  Gesagte,  besonders  das  auf  die  Aufzählung 
der  Sterne  in  den  Stemkatalogen  Bezügliche.  Denn  in  diesen  sind 
die  Sterne  nicht  nach  Sternbildern ,  sondern  nach  ihrer  Roctas- 
censiou  geordnet  und  fortlaufend  numorirt  behufs  leichter  Citirung. 
Derselbe  Stern  hat  daher  in  verschiedenen  Katalogen  verschiedene 
Noflunem. 


48  F.  Bredow  u.  A,  Hoffmann,  Mathem.  Qeographien,  ang.  ▼.  G.  Herr. 

S.  9,  1.  Man  nimmt  koinon  Verticalkreis  als  den  ersten  an, 
am  wenigsten  den  Meridian,  der  immer  nar  Meridian  heisst;  wol 
aber  nennt  man  den  auf  den  Meridian  senkrechten,  also  dnrch  den 
Ost-  und  Westpunkt  gehenden  Verticalkreis  den  erstenVertical- 
kreis,  lun  einen  Namen  zu  haben,  weil  er  practisch  wichtig  ist. 
Fei-ncr  werden  die  zum  Horizonte  Parallelen  wol  Almukantarate 
genannt,  unseres  Wissens  aber  nie  ^Höhenkreise'',  sondern  der  Aus- 
druck „Höhenkreis"  wird  durchweg  synonym  mit  Verticalkreis 
gebraucht ,  weil  auf  den  Voi-ticalkroisen  die  Höhen  der  Stemo  ge- 
messen werden. 

Ebd.  3.  Ganz  unklar,  auch  gar  nicht  hier  am  Orte. 

S.  10,  Zeile  3  v.  o.  lies  „Weltpolo"  statt  „Weltaxe" ;  es  gibt 
auch  keinen  „ersten **  Stundenkreis  und  man  braucht  auch  keinen, 
we«ler  zur  Definition  des  Stundenwinkels  noch  der  Bectascension. 

Ebd.  5.  ist  die  Definition  der  Kolure  unrichtig,  es  soll  nämlich 
statt  „Dcclinationskreiso'*  —  B  r  e  i  t o  n  kreise  heisson  (siehe  S.  1 1 , 1 1). 

Ebd.  ().  Der  Stundeuwinkel  wird  entweder  in  Graden  oder 
Zeit  ausgedrückt,  nicht  in  „Sternzeit^,  denn  es  kann  sowohl  Stemzoit 
als  auch  mittlere  oder  wahre  Sonnenzeit  sein,  immer  360"  = 
24  Stunden  gereclmot,  oder  15"  =  1**- 

S.  11,  9.  am  Schlüsse:  „und  verändert  sich  nur*  u.  s.  w. 
Das  „nur"  ist  unrichtig,  weil  die  Sterne  auch  eigene  Bewegung 
haben ;  wenn  man  also  davon  nicht  sprechen  will  (und  es  gehört  auch 
nicht  hierher),  so  ist  der  ganze  Zusatz  nicht  passend. 

S.  12.  und  13.  Die  Ableitung  der  hier  gegebenen  Formeln 
konnte  wohl  einfacher  sein. 

S,  17,  1.  und  2.  Die  Uebertragung  der  Kreise  und  Puncte  von 
der  Himmelshohlkugel  auf  die  Erdkugel  ist  unlogisch  und  gibt  leicht 
zu  falschen  Auffassungen  Vnranlassung.  Die  Sache  lässt  sich  viel 
anschaulicher  und  einfacher  bei  der  Erörterung  der  täglichen  Bewe- 
gung des  Himmels  (entwickeln.  Das  Detail  kann  immerhin  auf  später 
verschoben  werden. 

S.  19,  8.  h)  Hier  sind  Depression  dos  Horizontes  und  Ke- 
fraction  ganz  unnothig  und  auch  widersinnig  zusammengebracht, 
da  die  Depression  des  Horizontes  nur  in  einem  speciellen  Falle,  näm- 
lich bei  Sextanten-Beobachtungen  an  Bord  von  Schiffen ,  in  Betracht 
kommt.  Wenn  ferner  der  Verf.  hier  sagt,  dass  auch  der  Durchmesser 
der  Sonne  zu  berücksichtigen  ist,  so  muss  auch  gesagt  werden,  warum 
(weil  nämlich  practisch  nicht  die  Höhe  des  Mittelpunktes,  sondern 
nur  des  oberen  oder  unteren  Sonnen  randos  beobachtet  werden 
kann).  Uebcrhaupt  finden  sich  derlei  Bemerkungen  häufig  ganz 
unmotivirt  liingewoifen. 

S.  20, 11.  h)  ,,Durch  directe  Messung''.  Was  soll  das  heissen? 
Das  Citat  ,,Vgl.  §.  15,  2"  bezieht  sich  nur  auf  Sonnenuhren. 

S.  21,  Z.  5  V.  u.  1.  a  statt  x. 

S.  23,  7.  ist  nur  ein  einfaches  Corollar  zu  G  und  nichts  Neues, 
wie  man  nach  den  ersten  Zeilen  glauben  könnte.     Die  Entwickelung 


i^.  Bftdam  u.  A.  Boffmann,  Mathom.G^s^phien,  ang.  ▼.  G.Herr.  40 

des  Unterschiedes  zwischen  scheinbarem  and  wahrem  Horizonte  ist 
aber  yorans  zu  stellen. 

S.  25,  3  (Petit-Anmerk.)  Den  Werth  von  q*  in  der  dort  ange- 
deuteten Weise  zu  berechnen,  dflrfte  doch  seine  Schwierigkeiten  haben. 

S.  26.  Die  Ursache  der  Nichtübereinstimmung  der  Pendel- 
beobachtungen mit  den  Meridianmessungen  ist  nicht  die  mit  dem 
Citat  „§.  10,  4^  gemeinte  Fliehkraft,  welche  ja  vollständig  in  Rech- 
nung genommen  werden  kann,  sondern  liegt  in  den  Abweichungen 
der  wahren  Figur  der  Erde  von  der  vorausgesetzten  (Gestalt  eines 
Botations-Ellipsoides. 

£bd.  §.  9,  2.  Der  Forderung  2)  ist  ja  nothwendig  schon  ge- 
nügt, wenn  jene  1)  erf&Ut  Ist.  Auch  ist  es  ungenau,  zusagen: 
^diesen  Forderungen  nachzukommen ,  kann  man"  u.  s.  w. ,  denn  die 
Forderung  (kurz  gesagt :  der  Aehnlicbkeit)  lässt  sich  eben  nicht 
genau  erfüllen,  weil  sich  eine  Eugolfläche  nicht  in  einer  Ebene  ab- 
wickeln lässt,  am  wenigsten  durch  perspectivische  Projectionen  (das 
erste  Mittel  des  Verfassers),  die  bekanntlich  ein  in  grösseren  Ent- 
fernungen vom  Mittelpunkte  der  Karte  mehr  und  mehr  verzerrtes 
Bild  geben. 

S.  27,  3.  Man  unterscheidet  allerdings  „vorzugsweise''  zwei 
Arten  von  Projectionen:  perspectivische  und  Eegelprojectionen  (wie 
ja  eben  in  Abs.  2  schon  gesagt  ist,  denn  beide  Arten  heissen  „Pro- 
jectionen*); aber  die  zwei  angeführten:  stereographische  und  ortho- 
graphische sind  beide  perspectivische  Projectionen. 

S.  29,  9.  Was  hier  der  Verf.  „orthographische  Meridian- 
projection  nennt ,  wird  gewöhnlich  orthographische  Aequatorial- 
projection  genannt. 

S.  30,  10.  Mercator's  Projection  erscheint  hier  jiur  unvoll- 
ständig erklärt,  was  um  so  mehr  zu  bedauern  ist,  da  gerade  diese 
Projection  so  wichtig  und  durch  eine  Figur  leicht  deutlich  zu 
machen  ist. 

S.  31,  11.  Flamsteed's  Projection  ist  nur  ein  specieller 
Fall  der  Eepelprojectionen  und  entsteht,  wenn  man  den  Kegel  in 
einen  die  Kugel  im  Aequator  berührenden  Cylinder  übei*gchen  lässt. 
Sie  ist  daher  vorzugsweise  für  Aequatorialländcr  verwendbar. 

S.  32 ,  a)  und  b)  —  „Die  östliche  Abweichung  eines  aus  be- 
deutender Höhe  frei  fallenden  Körpers"  und  „Foucault's  Pendelver- 
BQch"  sind  nicht  „Gründe^  für  die  Axendrohung  der  Erde,  sondern 
experimentelle  d  i  r e  c  t  e  6  e  w  o  i  s  c.  Zu  a)  ist  insbesondere  noch  zu 
bemerken ,  dass  hier  die  Centrifugalki*aft  zunächst  nichts  zu  schaffen 
hat;  der  Punct  Ä  hat  eben  eine  im  Verhältnisse  seiner  grösseren 
Entfernung  vom  Erdmittelpunkte  grössere  lineare  Geschwindigkeit 
als  der  Punkt  B;  der  vom  Punkt  A  aus  fallende  Körper  verliert 
diese  nicht  während  des  Falles  und  muss  folglich  (östlich)  von  dem 
Ponkte  B  zur  Erde  kommen. 

S.  35,  3.  Was  hier  von  den  Abweichungen  der  Gescliosse  go- 
ngt wird,  ist  mindestens  hier  wieder  schlecht  angebracht,  zwingt 

I«ltMlirtfl  U  d«  Ofttrr.  Oyan.  1878.  I.  H«ft,  4 


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F.Bredow  u.  Ä. Hoffmann,  Mathem.  Geographien,  ang.  ¥.  G.Herr,  51 

und  diese  unterschiede  sind  es,  welche  nebst  den  zwei  Declinationon 
der  O  (Oifl  and  Otb)  beobachtet  werden  können.  Man  findet  dann 
äb-^ca  —  eb,  nnd  mit  ab,  aOi,  60i  aus  den  zwei  Dreiecken  OiaT 
und  G,6T  den  Bogen  6T,  und  endlich  cT  =  &T-f  c6;  cT  ist  aber 
die  Bectascension  des  Sternes  S,  und  durch  diese  wird  die  Lage 
des  Frühlingspunktes  bekannt,  weil  der  Stern  als  gegebener,  be- 
kannter und  bleibender  Punkt  zu  betrachten  ist.  Aus  einem  der 
beiden  Breiecke  ergibt  sich  natürlich  auch  die  Schiefe  der  Ekliptik. 
Hierin  besteht  die  Aufgabe,  deren  Auflösung  der  Verf.  auf  S.  53 
gibt.  Auch  hier  fehlt  aber  der  ganz  wesentliche  Fixstern.    Freilich 

bt  es  richtig,  dass  man  durch  „directe  Messung  gleicht DD'  =s 

a — a  (in  unserer  Figur  ah)  bestimmen  kann",  aber  eben  nur  mit 
Zuhilfenahme  des  Fixsternes;  uud  wenn  zwei  Zeilen  später  gesagt 

ist 9 wodurch  (nämlich    durch   DF  =:=  a)    die   Lage    des 

Frühlingspunktes  sich  ergibt^,  so  ist  dies  nicht  richtig,  weil  der 
Punkt  D  mit  der  Stellung  der  Sonne  sich  ändert,  also  der  FrQhlings- 
punkt  an  keinen  festen  Punkt  angeknüpft  ist. 

S.  65,  §.  16.  (,,  Wahre  und  mittlere  Zeit.  Zeitrechnung^)  ge- 
hört doch  wol  eigentlich  vor  §.  15  (^Zeitbestimmung^). 

S.  66.  Dass  die  Zeitgleichuug  für  jeden  Tag  des  Jahres  ver- 
schieden ist,  ist  wol  richtig,  aber  die  Werthe  der  Zeitgleichuug  für 
jeden  Tag  des  Jahres  sind  in  verschiedenen  Jahren  nicht  so  sehr 
vexschieden ,  als  die  vorliegende  Textirung  es  glauben  lässt ,  und 
nrischen  ziemlich  engen  Grenzen  eingeschlossen. 

S.  67,  §.  17  („Die  atmosphärische  Befraction^).  Wenn  der 
Verf.  hier  in  3)  —  5)  die  Erscheinung  der  Eefraction  vorerst  unter 
der  Voraussetzung  einer  ebenen  Erdoberfläche  und  einer  bis  zur 
Grenze  der  Atmosphäre  constanten  Dichte  derselben  betrachtet, 
und  hiemach  die  Gleichung 

sin  e  =  n  sin  £*, 
aufstellt,  so  mag  dies  angehen,  wie  wol  es  nicht  schaden  würde,  wenn 
diese  Voraussetzung,  mit  deren  Wogfall  auch  diese  Gleichung  hin- 
fallig wird,  stärker  betont  würde ;  aber  ganz  und  gar  unzulässig  ist 
es,  wenn  er  S.  72  (oben  Petit)  diese  Gleichung  auf  die  Atmosphäre, 
wie  sie  wirklich  ist,  anwendet,  uud  sich  dabei  auf  ein  durch- 
aus nicht  existirendes  physikalisches  Gesetz  beruft. 

S.  72,  §.  18,  1.  Allerdings  hat  Hipparch  die  Beobachtung 
gemacht,  dass  die  Sterne  mit  der  Zeit  ihre  Lage  ändern,  aber  er  hat 
daraus  geschlossen  (^beobachten"  kann  man  das  nicht),  dtiss 
der  Fruhlingspunkt  seine  Lage  ändere. 

Ebd.  2.  Dass  die  Lage  der  Ekliptik  „  fortwährend  dieselbe 
bleibt",  ist  nicht  wahr;  die  Aendening  ist  zwar  klein ,  aber  nicht 
=s  0;  ist  sie  doch  der  Grund  der  säcularen  Aendcrung  der  Schiefe 
der  Ekliptik,  von  welcher  ja  früher  die  Rode  war. 

S.  77,  6  (diese  Nummer  ist  übrigens  ein  Druckfehler,  es  soll 
7  heissen).     Die  Bahn  des  Mondes  ist  keine  „Cycloide''. 

4» 


5f  F.BTeäüw  a.  A.Hoffmann^  Mathem.  Qeogrftphien,  ang.  t.  0,Htfr. 

S.  81.  Dass  die  ^beiden  Bewegungsrichtungeii ^  des  Mondes 
„entgegengesetzt*  sind,  ist  ans  der  nebenstehenden  Figur  42  nicht 
zn  ersehen ,  welche  —  wie  ganz  richtig  —  gerade  das  Gegentheil 
zeigt. 

S.  109,  1.  Die  Planeten  bewegen  sich  um  die  Sonne  nicht  in 
„kreisförmigen'^,  sondern  in  elliptischen  Bahnen. 

Ebd.  Anm.  zu  3.  Dass  Gk^stime  „gleichzeitig  auf-  und  untere 
gehen'*,  wenn  sie  „gleiche  Rectasccnsion"  haben,  ist  denn  doch  nicht 
möglich.  Z.  B.  die  Roctascension  des  Polarsternes  ist  heuer  nahe 
18";  ebenso  gross  ist  die  Rectascension  der  Sonne  etwa  am  9.  April; 
also  gehen  am  9.  April  Polarstem  und  Sonne  gleichzeitig  auf  und 
unter!  Dass  diese  Zeit  ganz  wesentlich  auch  von  der  Declination 
abhängt,  hat  der  Verf.  übersehen. 

S.  132,  9.  Die  Anzahl  der  parabolischen  Elemente  einer 
Eometenbahn  ist  allerdings  fünf.  Die  vier  hier  unter  a)  li)  c)  S)  an- 
gegebenen sind  richtig;  hingegen  gehört  die  unter  e)  erwähnte 
„Richtung  der  Bewegung"  nicht  zu  den  Elementen,  da  ihre  Angabe 
ganz  entfallt ,  wenn  man  die  Neigung  der  Kometenbahn  von  0^  bis 
180**  zählt.  Das  hier  noch  fehlende  fünfte  Element  ist  die  „Zeit 
des  Perihels**,  was  der  Verfasser  mit  den  Worten:  «man  gibt 
zur  Bestimmung  der  Bahn  schliesslich  noch  den  Zeitpunkt  des  Durch- 
ganges des  Kometen  durch  das  Perihel  an"  —  nur  so  nebenher  hin- 
zufugt. 

Eine  elliptische  Bahn  femer  hat  sechs  Elemente,  und  wenn 
man  die  vorhergenannten  fünf  parabolischen  (darunter  die  unter  c) 
genannte  Periheldistanz)  beibehält,  so  kommt  also  zu  diesen  fünf 
nur  noch  eines  (nicht  drei)  hinzu,  z.B.  die  halbe  grosse  Axe. 
Excentricität  und  Umlaufszeit  sind  dadurch  schon  bestimmt.  Ge- 
wöhnlich giebt  man  aber  bei  elliptischen  Bahnen  statt  der  Perihel- 
distanz die  Excentricität  an. 

S.  141,  Aufg.  14.  Auch  hier  ist  wieder  von  der  „Depression 
des  Horizontes"  die  Rede,  welche,  wio  schon  früher  bemerkt,  doch 
nur  in  Betracht  kommt,  wenn  der  Beobachter  vom  Meereshorizonte 
aus  misst,  wie  diess  an  Bord  des  Schiffes  immer  geschieht  und  allen- 
falls von  der  Küste  aus  geschehen  kann. 

S.  143,  Aufg.  39.  Hier  soll  es  heissen:  „für  den. ...  bezeich- 
neten Tag  soll  die  Moi-genweite  der  Sonne  ....  bestimmt  werden." 
Denn  unter  Morgen-  und  Abendweite  versteht  man  überhaupt  für 
ein  beliebiges  Gestirn  den  Winkolabstand  des  Punctes  des  Hori- 
zontes, wo  dasselbe  auf-  resp.  untergeht,  v«>ni  Ost-  beziehungsweise 
Westpunkt^. 

November  1872.  Gust.  Herr. 


Fr.  A.  Wolf,  Kleine  Schriften,  ang.  ▼.  J.  Schmidt.  5S 

Kleine  Schriften  in  lateinischer  nnd  deutscher  Sprache  von  Fr. 

Ang.  Wolf.  Heraasgegeben  darch  G.  Bernhardy.  1.  Scripta  latina. 
II.  Deutsche  Aufsätze.  Halle,  Yerkg  der  Baclihandlang  des  Waisen- 
hauses. 1869.  XXXVUI  und  1200  S.  in  gr.  8. 

Der  Herausgeber  dieses  etwas  spät  zur  Besprechung  kommen- 
den Buches  bemerkt  am  Schlüsse  seines  Vorberichtes,  auf  die  Bedeu- 
tung der  deutschen  Schriften  Wolfs  hinweisend,  dass  mau  jetzt  erst 
im  Stande  sei,  dieselben  einer  Würdigung  zu  uuterzieheu,  die  sie  in 
hohem  Grade  verdienen. 

*Gem  beobachtet  mau,  mit  wie  feinem  Geschmack  er,  ÜQssiger 
und  unmittelbarer  als  er  das  Latein  schrieb,  sie  (die  deutsche  Form) 
seiner  Persönlichkeit  anpasst,  wie  behaglich  er  Wendungen  und  W^or- 
ter,  die  jetzt  selten  gehört  werden,  und  doch  mit  attischer  Grazl(>  sei- 
nem Wiesen  dienstbar  macht.'  Das  ^schöne  Mass'  und  die  Vürdige 
£in£dt\  die  er  Winckelmanns  Schriften  nachrühmt  (S.  738),  ist 
den  seinen  ebenfalls  eigen ,  und  'er  hatte  etwas  aus  den  Alten  ge- 
wonnen, was  die  Philologen  von  der  Gilde  gewöhnlich  zuletzt  oder 
gar  nicht  lernen,  weil  es  sich  nicht  aus,  sondern  an  ihnen  lernen  lässt 
—  ihren  Geist  (S.  741).'  Freilich  von  den  'Wendungen  und  Wörtern, 
die  jetzt  selten  gehört  werden,'  habe  ich  nicht  allzuviel  entdecken 
können. 

'Die  ersten  zween  Bände'  (S.  138),  'bishero'  (149),  *an  zween 
Orten'  (151), 'die  zwo  sichern  Führerinnen  seines  Lebens'  (595),  'der 
gefaßfete  Schluss'  für  'Beschluss'  (602)  'in  zween  Abschnitte'  (608), 
dagegen  'zwei  Amors'  (596, 599),  'zwei  Venus'  (596),  'rufte  ich*  (621), 
'dass  ihm  zu  diesen  Bemühungen  sein  vieljährigos  Jambisiren  nütz- 
lich gewesen, ..  glauben  wir  ihm  gern  zu'  (V)  (625)  'mir  (mich)  ahndet' 
J628),  'kleinfügig'  (628),  'der  alten  Literatur  gar  beförderlich'  (629), 
'seine  mehresten  Werke'  (738),  'sothaner'  (parodistisch  745),  'aus 
waserlei  Grunde  (770)  'jetzo'(607),  'voritzt'  (643),  'itzo'  (710),  'itzt' 
il45,  725.  727,  730,743  u.  o..  auch  810;  (corrigiert  in  >tzt'(628), 
'v»>rjetzt'  (616) ;  auch  in  den  von  Bemhardy  in  seine  Sammlung  nicht 
aofgenommenon  Briefen  an  Heyne  findet  sich  'jetzt\  z.  B.  58,  60,  63; 
daher  es  durchaus  unentschieden  bleibt,  welche  von  allen  diesen  For- 
men Wolf  und  welche  den  Setzern  zuzuschreiben  seien  —  auf  solche 
Kleinigkeiten  achtet  ein  Schriftsteller  oft  nicht)  —  dies  möchte  ziem- 
lich alles  sein ,  was  sich  an  alterthünilichen  Formen  und  Wörtern  in 
den  Aufsätzen  der  Hallischon  Zeit  ergibt,  später  wird  es  natürlich 
noch  weniger,  und  die  hie  und  da  vorkommenden  selteneren  Wendun- 
gen dürften  eher  auf  W^olfs  Rechnung  gesetzt  werden.  Vielmehr  finde 
ich  das  Charakteristische  seines  deutschen  Stiles  darin,  dass  er^  an 
die  besten  Vorbilder  sich  haltend  und  unermüdlich  nachbessernd, 
uach  möglichster  Klarheit  und  Glätte  dos  Ausdrucks  strebt.   Gleich 
in  seiner  ersten  Schrift,  die,  bezeichnend  genug,  dem  Unterricht  ge- 
widmet ist,  tritt  uns  dies,  ja  hier  am  meisten,  recht  deutlich  entge- 
gen.  Das  ist  nicht  der  Wolf,  wie  er  uns  sonst  vor  der  Seele  steht 
and  wie  er  sich  uns  auch  wieder  in  seinen  Streitschriften  darstellt, 


54  Fr.  A.  WiAf.  Kleine  Schriften,  ang.  v.  J.  Sclmidt. 

d&s  ist  ein  elegant  änsetanierter,  fein  säuborlich  and  zierlicU  einhMS- 
schreitender  Mann,  der  bei  jedem  Schritte  den  Anstand  wol  beobach- 
tet und  Wort  für  Wort  genau  erwägt,  ob  es  doch  den  beabsichtigten 
Sinn  anf  die  treffendste  Art  aosdrücke. 

Wie  äi^etUch  er  auf  das  achtet,  vas  er  seinen  Stil  nannte,  und 
wieviel  Sorgfalt  er  überhaupt  auf  seine  schriftstellerischen  Arbeiten 
verwendete,  sehen  wir  deutlich  aus  zwei  Stellen,  ilie  hier  niitgotheilt 
KU  worden  verdienen.  In  der  Einleitung  zu  den  leider  nur  begonne- 
nen eigenen  Lebens  nach  richten  beisst  es  (KOrte  2,  150):  'Mein  Styl 
ist  übrigens  hier  nicht  mein  Stjj,  vielmehr  gar  kein  Stj-1.  Denn  ich 
schreibe  mit  einer  mir  ungemässen  Feder;  wie  die  Feder  ist,  sagt 
Lichtenberg,  so  wird  der  Styl ;  also  muss  der  bei  Leuten,  die  von 
firemdem  Uiiudgeschick  abh&ngig  sind,  nach  Tagen  und  Stunden  sehr 
ungleich  werden.  Und  in  dem  Aufsatze  über  Winckelmann's  Studien- 
zeit (738) :  'Bedenke  man  zunächst,  dass  seine  mehresten  Werke  ihm 
nicht  lange  unter  Händen  waren,  wie  schon  die  Menge  verrätb,  die 
er  in  13  Jahren  beniusgab,  und  daas  er  oft  im  Jahre  der  Wegsendung 
einer  Handschrift  weit  gelehrter  war,  als  sein  Buch,  manchmal  gar 
vor  dem  Abdrucke,  der  sich  meistens  unangenehm  verzägerte,  ohne 
ihm  doch  Zusätze  und  Verbesserungen  zu  gestatten.  Nicht  jeder 
möchte  unter  diesen  Umständen  gern  geschrieben  ha- 
ben.' Dieser  Aufsatz  enthält  auch  bonst  noch  manches  auf  Wolf 
seihst  BezQgliche. 

Bemhardy's  Sorgfalt,  der,  wn  es  angieng,  die  frühere  Schreibart 
mittheilte,  setzt  uns  in  den  Stand,  jenen  bei  der  Arbeit  zn  bolan- 
schen.  Ich  kann  mir  nicht  versagen,  ein  wenig  näher  hierauf  ein- 
zugehen und  fürchte  dabei  nichts  Unuützes  zu  thuo. 

Lessing  sagt  einmal  (Litenitnrbr.  1,  19):  'Veränderungen  und 
Verbesseningen,  die  ein  Dichter,  wie  Klopstock,  in  t<einen  Werken 
macht,  verdienen  nicht  allein  angemerkt,  suixlem  mit  allem  FleisBe 
studiert  zu  worden.  Man  studiert  in  ihnen  die  feinsten  Begeln  der 
Kunst;  denn  was  die  Vnster  der  Kunst  zu  beobachten  fi^r  gut  be- 
Gnden,  das  sind  Regeln.'  Aohnliches  äussert  Goethe  über  Wielaod, 
Es  scheint  geratheu,  dergleichen  unserer  ra^uh  arbeitenden  Hitwelt 
ins  Gedächtnis  zu  rufen. 

Uebergangeu  wurden  alle  Stellen,  in  denen  einfach  etwas  Bes- 
seres eingesetzt  ist,  in  Betracht  kommen  nur  jene,  die  das  Streben 
dos  Schriftstellers  nach  möglichster  Reinheit  des  Ausdruckes  be- 
kunden. Hie  und  da  mfichte  man  auch  lieber  das  Ursprüngliche  bei- 
behalten wissen. 

Benützt  sind  hiebei:  1)  Oebersicht  des  Inhalts  von  Fhttons 
Symposion  (593—620).  2)  Ist  Homor  auch  übersetzbar?  (620 — 
643).  3)  Zur  Geschichte  des  Somnambulismus  ans  dem  Alterthnm 
(666-691). 

Als  leitend  bei  der  Ueherarbeitung  stellen  sich  folgende  Ge- 
sichtspuncte  heraus :  Vor  allem  ei^ibt  sich  ein  Streben  nach  Präci- 


Fr,  A.  Wolf,  Kleine  Schriften,  ang.  y.  J.  Schmidt.  SS 

SJOD  und  Bandung  des  Ausdrucks ,  das  selbst  auf  Kleinigkeiten  und 
sclieinbar  geringfügige  Dinge  sich  zu  erstrecken  nicht  verschmäht. 

'Die  (fieden) . .  von  Sokrates  und  den  andern  Gästen waren  ge- 

yteii  worden^  (S.  593)  —  heisst  es  in  der  1.  Ausgabe,  im  Neudruck 
wind  daraus :  ^den  übrigen  Gästen/  ^alle  hatten  an  Einem  Kopfe  zwei 
giegen  einander  überstehende ,  aber  völlig  (vollkommen)  gleiche  Ge- 
sichter.' (602).  Mit  dem  zweiten  Worte,  wie  es  im  Neudruck  steht, 
lliesst  der  Satz  leichter  dahin,  das  doppolte  V^  ^^  vermieden, 
'der ....  ist  im  Stande  die  Schönheit  von  Angesicht  zu  Auge- 
sifiht,  das  wesentlich  Schöne  selbst  zu  erblicken.  Dieses  ist  (die- 
ses aber  ist)  unveränderlich  und  ewig^  (613).  'Es  .  .  kann  gar 
(iDch)  nicht  von  der  Einbildungskraft,  wie  körperliche  und  sichtbare 
Gegenstände,  erreicht,  nicht  wie  ein  Räsonnement  oder  System  vor- 
gestellt (vorgestellt  und  gedacht)  werden^  (ebda).  Die  Gliederung 
dieses  Satzes  ist  fein  ausersonuen.  Vgl.  677  u.  ^Zuder  höchstmöglichen 
Treue  wurde,  mein^  ich,  auch  dies  gehören,  einen  solchen  Namen, 
den  (welchen)  Homer  niemals  hat,  auch  in  der  Uebersetzung  auszu- 
merzen (628).  Mit  'den^  muss  die  Rede  einen  Augenblick  innehal- 
ten, mit  'welchen'  gleitet  sie  ruhig  weiter.  Vgl.  675  o.  'Viele,  denen 
das  alles  einleuchtet,  möchten  doch  wohl  aber  (aber  doch  wol)  erin- 
nern' (642). 

Wiederholungen  werden  deshalb  fast  ängstlich  vermieden.  'So 
wie  nun  diese  Benennung  nur  (bloss)  ^.'iner  kleiuen  Anzahl  von  Per- 
sonen, den  Diclitern,  eigen  geworden  ist:  so  gebraucht  mau  auch  den 
Aasdruck  „lieben^  nur  von  einigen  Menschen/  (610).  'Auch  haben 
irir  ja  bei  den  somnambulistischeu  Kuren  schon  (selbst)  in  uiisern 
Tagen  gesehen,  was  für  neue  Modificationen  dieselbe  Sache  unter 
Terschiedeuen  Häuden  schon  jetzt  annimmt.'  (667).  'Noch  muss  ich 
bemerken,  dass  ich  bei  (in)  meiner Vergleichung  blos  bei  dem  eigent- 
lichen Somnambulismus  stehen  bleibe/  (668). 

Wie  die  Jn^end  überhaupt  geneigt  ist,  mehr  zu  behaupten,  als 
sie  gerade  zu  beweisen  im  Stande  sein  dürfte,  dtis  gereifte  Alter  da- 
gegen seine  Worte  vorsichtig  erwägt,  so  machen  wir  auch  hier  die 
Bemerkung,  dass  Wolf  manche  frühere  zuversichtliche  Behauptung 
später  zustutzt  und  abschwächt,  'und  warum  soll  dieser  Vers  sich 
mit  Spondeen  endigen,  die  im  Griechischen  nicht  sind,  und  auch  in 
der  That  (vielleicht)  nicht  sein  durften?*  (631).  'Nun  haben  wir 
endlich  das  ^strahlenäugige  Mägdlein;"  gewiss  (vielleicht)  der  ein- 
zige Ausdruck,  den  unsre  poetische  Sprache  für  iXi/.ihrtc:  xotg/;  her- 
beischaffen konnte/  (634).  'Achill  drückt  im  Grunde  hier  eben  (fast 
eben)  den  Gedanken  ans,  der  schon  im  163,  164  V.  enthalten  war.* 
(635).  'aber  wir  kennen  ja  diese  Interpreten  schon  längst  als  eine 
guthenige  Art  von  Wegweisern,  die  uns  beim  Homer  allerlei  melden, 
wonach  wir  gar  nicht  fragen,  nur  leider  uns  immer  (oft)  da,  wo  wir 
(am  meisten)  Rath  bedürfen,  im  Stiche  lassen.*  (638).  *Es  ist  l)o- 
kannt,  dass  dieser  Satz  sogar  von  den  meisten  (mehrern)  philosophi- 


50  Fr.  A,  Wolf,  Kleine  Schriften,  ang.  v.  J.  Schmidt, 

sehen  Sekten  des  Alterthums  anbezweifelt  angenommen  wurde'.  (672). 
Vgl.  auch  639  Z.  15  v.  o. 

So  wird  auch  manche  drastische  Bemerkung  der  ersten 
Ausgabe  später  gemildert,  natürlich  besonders  in  dem  fast  durch- 
weg ironischen  Aufsatz  über  Bürgei*s  Uobersetzung  der  Lias. 
'Denn  wie?  ctTtixTave  nateoa  q>iljov,  er  würgte ^en  lieben  Vater  ab 
(mordete  den  lieben  Vater?)  (630).  'aber  mit  welchem  Sinn  dies? 
Darum  muss  man  den  Achill  selbst  fragen*.  (Sinn,  wüsste  ich 
schlechterdings  nicht  zu  erklären).  (637).  *Wer  kann  sich  die  Vor- 
steherin aller  Damen  (Göttinnen)  mit  Ochsenaugen  gedenken?' 
(641)  'einen  Zeus,  der  Himmel  und  Erde  (den  Olymp)  mit  einem 
Wink  erschüttert,  und  der  sich  (horribile  dictu!  erste  Aus- 
gabe) nicht  entblödet  im  Beisein  aller  Götter  seiner  Frau  um  einer 
Kleinigkeit  willen  Prügel  anzubieten  (in  Beisein  aller  Götter  seiner 
Frau  die  übelste  Begegnung  anzubieten).'  (642).  Vgl.  auch  643, 
2.  Z.  V.  0. 

Nebstdem  überrascht  eine  ziemliche  Hinneigung  zum  Puris- 
mus. 'Der  Komponist  (Tonsetzer)  kennt  die  Schwierigkeiten  davon' 
(600).  'auf  der  andern  [Seite]  erhielt  noch  der  Finanzstaat  (das 
Beich)  der  Götter  einen  ansehnlichen  Zuwachs.'  (602)  'Gegen  dies 
Alter  hegt  er  eine  angebome  Antipathie  (einen  angebomen  Wider- 
willen)' (605).  'wovon  wir  an  vielen  andern  Wörtern  Exempel  (Bei- 
spiele) haben' (610).  'wodurch  man  sich  in  die  gehörige  Disposition  zu 
träumen  (Fassung  zum  Träumen)  setzte.'  (680)  'Applausus  (Beifall)' 
(685).  'Kolumnen  (Säulen)'  (687). 

Doch  schon  genug  solcher  Silbonstechereien,  durch  die  wenig- 
stens dargethan  wird,  wieviel  Soi-gfalt  Wolf  auch  auf  seine  deutschen 
Schriften  verwandte.  Dass  er  in  späteren  Jahren  der  deutschen 
Sprache  selbst  Studium  widmete,  ist  bekannt.  'Ich  gerieth  auf  die 
Untersuchung  der  deutschen  Sprache,  da  mir  Latein  genug  geläufig 
war'  (Körte  2,  153).  Merkwürdigerweise  sagt  er  unmittelbar  vorher: 
'Nun  aber  hatte  ich  doch  zwei  Vortheile  (oder  Nachtheile!).'  Es 
ist  dies  eben  ein  unwillkürliches  Geständniss,  dass  er  in  Berlin 
seinem  eigentlichen  Berufe  untreu  geworden.  Ein  Ausfluss  jener 
hauptsächlich  auf  metrische  Dinge  gerichteten  Beschäftigung  sind 
die  Abhandlung  'über  ein  Wort  Friedrichs  II.  von  deutscher  Vers- 
kunst' und  seine  Uebersetzungen. 

Manchen  Aufschluss  hierüber  gewährt  sein  Briefwechsel  mit 
Wilhelm  v.  Humboldt,  wovon  wir  freilich  nur  die  eine  Seite  kennen. 
Es  legt  dies  oben  auch  wieder  den  schon' von  Bemhardy  geäusserten 
Wunsch  nahe,  es  möchte  einem  Gelehrten  gefallen,  die  auf  der  k.  Bi- 
bliothek in  Berlin  auf1)ewahrten  Briefe  an  Wolf  nebst  dessen  eigenen, 
80  weit  sie  erreichbar  sind,  zu  sichten  und  auszugsweise  mit  den  nö- 
thigen  Erklärungen  herauszugeben.  Vielleicht  erfüllt  uns  diesen 
Wunsch  (wenn  auch  in  anderer  Form)  die  Biographie  Wolfs,  die  wir 
in  der  Teubnerschen  Sammlung  von  Lebensbildern  deutscher  Philo- 
logen zu  gewärtigen  haben. 

Wien.  J.  Schmidt. 


F.  Baiike,  August  Meinoke,  ein  Lebeusbild,  aug.  v.  J.  Schmidt.   57 

August  Meine k 6.     Ein   Lebensbild  von  Ferdinand  Bänke. 

Leipzig.  Druck  und  Verlag  von  B.  G.  Teubner.  1871.  175  S.  in  8. 

*Wie  kommt's,  fragt  einmal  Herder,  dass  die  Wortkritikor  und 
Alterthumsgelehrten  gewöhnlich  die  gröbsten  Schriftsteller  sind? 
(^Es  ist  doch  eine  schöne  Sache  um  die  Höflichkeit,  meinte  F.  A.  Wolf, 
fast  wie  um  die  Wassei'suppeu/)  Dass  sie  es  seien,  haben  sie,  mit 
wenigen  Ausnahmen,  von  Zeiten  der  Griechen  her  erwiesen ;  auch 
das  verflossene  Jahrhundert  hindurch  haben  sich  viele  dies  Privile- 
gium nicht  untergehen  zu  lassen  äusserst  bemühet.  Wirkt  dies 
etwa  der  gebildete  Geist  der  Alten,  mit  dem  sie  sich  be- 
schäftigen, durch  eine  Figur,  die  sie  avTix^eaiv,  Anthithese,  nen- 
nen? oder  liegt  die  Ursache  worin  anders?^  Nun,  wie  dem  auch 
sein  mag,  Meineke,  das  geht  aus  vorliegender  gemüth-  und  liebevoll 
abgefasster  Biographie  wieder  klar  hervor,  gehörte  nicht  zu  den  gro- 
ben Philologen.  ^August  Meineke,  bemerkt  Hermann  Sauppe,  (Zur 
Erinnerung  an  Meineke  und  Bokker.  Aus  dem  sechzehnten  Bande 
der  Abhandlungen  der  königlichen  Gesellschaft  der  Wissenschaften 
zu  Göttingen.  1872)  gehörte  zu  den  glücklichen  Menschen,  die  durch 
die  Würde  und  Anmuth  ihres  Wesens,  wohin  immer  sie  kommen, 
Liebe  erwecken  und  bestimmenden  Einfluss  üben.^  Und  Banko  sagt 
treffend  (S.  120) :  ^Meineke  hat  niemals  mit^estritten,  immer  mit- 
gearbeitet.' 

Er  war  geboren  am  8.  December  (nicht  September,  wie  Sauppe 
schreibt)  1790  zu  Soest  und  studierte  von  Michaelis  1805  bis  Ostern 
1810  in  Pforte,  von  wo  er  sich  mit  7  Capiteln:  Obsorvatioues  cri- 
ticae  in  Graecos  aliquot  scriptores  verabschiedete.  Vom  Sommer 
1810  bis  zum  Herbst  1811  hörte  er  bei  G.  Hermann  in  Leipzig. 
Sein  damaliges  Leben  beschreibt  or  selbst  folgendermasseu:  ^Mein 
Stübchen  nebst  einer  hübschen  Kammer  geht  in  einen  ruhigen  Hof 
hinaus  und  ich  lobe  hier  gleichsam  abgeschieden  von  dem  übrigen 
Geräusche  des  luxuriösen  Leipzig.  Früh  Morgens  um  ein  halb  fünf 
Uhr  weckt  mich  die  Morgonsonne,  die  halb  und  halb  mein  Bett  be- 
scheint. Dann  stehe  ich  auf,  ziehe  mich  an  und  arbeite  bis  7  Uhr, 
wo  ich  dann  bis  zwölf  Uhr  Mittag  Collegien  habe.  Von  12  bis  12% 
Uhr  esse  ich,  gehe  dann  eine  halbe  Stunde  in  die  Allee  oder  in  den 
Park  oder  in  einen  Garten,  und  von  da  in  der  Kegel  wieder  in  meine 
Stube,  wo  ich  bis  \7  Uhr  arbeite.  Alsdann  kommt  ein  guter  Freund ; 
meist  gehe  ich  nach  Gohlis,  einem  %  Stunden  von  hier  entfernten 
Dorfe,  wo  täglich  Musik  und  sehr  viel  Gesellschaft  aus  Leipzig  ist. 
Der  Weg  dahin  führt  durch  einen  herrlichen  Wald,  den  die  Ploisse 
durchfliosst.  Hier  bleibe  ich  gewöhnlich  bis  gegen  8  Uhr,  so  dass 
ich  nach  V,  9  Uhr  wieder  in  meinem  Hause  bin.  Alsdann  arbeite  ich 
noch  bis  nach  10  Uhr  und  lege  mich  dann  ruhig  und  zufrieden  in 
mein  Bett.*  1811  erschien  von  ihm  unter  falschem  Namen  (Fabri- 
cios)  eine  Ausgabe  der  Biographien  dos  Timdlcon,  der  Gracchen  und 
des  Brutus  von  Plutarch.  Im  selben  Jahre  wurde  er  durch  Hermann's 


\ 


58   F.  Batike,  August  Meiiieke,  ein  Lebensbild,  ang.  v.  J.  Schmidt. 

Vermittelung  als  Professor  der  römischen  und  griechischen  Literatur 
an  das  Conradinum  zu  Jenkau  befördert,  von  wo  ihn  der  Krieg  1814 
an  das  stadtische  Gymnasium  zu  Danzig  trieb,  dem  er  sodann  von 
1817  bis  1826  als  Director  vorstand.  1814  erschienen  Curae  cri- 
tic^  de  Comicorum  fragmentis  ab  Athonaeo  servatis,  1818  Qnaestio- 
nes  Menandreae  und  neben  andern  Schriften  1823  die  Sammlung  der 
Fragmente  Menander's  und  Philemon's. 

1826  bis  1857  leitete  er  das  JoachimsthaVsche  Gymnasium  zn 
Berlin,  welches,  unter  schwierigen  Verhältnissen  übernommen,  er 
bald  durch  die  Energie  und  Ausdauer  seines  Willens  zu  einer  Anstalt 
ersten  Banges  emporhob.  1830  wurde  er  Mitglied  der  Akademie  (ge- 
legentlich wird  seine  Thätigkeit  in  der  uns  Jüngeren  auch  aus  Hertz* 
'Lachmann'  bekannten  Griechischen  Gesellschaft  und  die  ganze  Ein- 
richtung jenes  Vereines  auf  interessante  Weise  dargestellt),  1834 
Mitglied  der  wissenschaftlichen  Prüfuugscommission,  1852  begann 
er  Vorlesungen  an  der  Universität  zu  halten,  brachte  es  aber  nicht 
über  zwei  Semester,  las  auch  später  nie  mehr,  sondern  schrieb  einmal 
an  einen  Freund:  'Wenn  Dich  Jemand  fragt,  weshalb  ich  nicht  au  der 
Universität  lose,  so  sage  ihm  nur,  weil  ich  endlich  einmal  selbst  lernen 
wollte,  nachdem  ich  41  Jahre  gelehrt  hätte.^  Er  wurde  nämlich  1857 
als  Geheimer  Regierungsrath  pensionirt  und  verlebte  noch  13  Jahre 
in  erwünschter,  den  Wissenschaften  gewidmeter  Müsse.  Er  starb  am 
12.  December  1870. 

Zahlreiche  W^erko  wären  aus  dieser  Zeit  anzuführen.  1826, 
1827, 1830  erschienen  Quacstiones  scenicae(dio  erste  als  Einladungs- 
schrift zu  den  Einführungsfeierlichkeiten  in  Berlin),  1839  —1841  die 
Fragmenta  Comicorum  Graecorum  (grössere  Ausgabe  in  4  Bänden,  der 
5.  von  Jacobi  besorgte  Band  (1857)  enthält  Addenda  etc.,  1847  klei- 
nere Ausgabe),  1843  Analecta  Alexandrina,  1849  Stephanus  Byzan- 
tius  (1.  Band,  unvollendet),  1853  Strabo,  1857,  1860,  1864  Jo- 
hannes Stobaeus,  1825,  1836,  1856  Thoocrit,  Bion,  Moschus,  1834, 
1854  lloratius  (Entdeckung  des  vierzeiligeu  Strophenbaues  der 
lyrischen  Gedichte),  1858,  1859,  1867  Athenaeus,  1860  Aristopha- 
nes,  1861  Callimachus,  1861  Sophocles' Antigene  (nebstdem 'Bei- 
träge zur  philologischen  Kritik  der  Antigene),  1863  Oedipus  Coloneus. 

Eine  eigentliche  Würdigung  seiner  wissenschaftlichen  Leistun- 
gen wird  nicht  gegeben,  auch  über  seinen  Bildungsgang  erfährt  man 
im  Ganzen  wenig,  dagegen  verbreitet  sich  Ranke  ausführlich  über 
seine  Amtsführung  und  pädagogischen  Verdienste,  und  darum  ist  das 
Buch  für  Gymnasiallehrer  besonders  ümpfehlensworth.  Ich  entnehme 
daraus  das  auf  die  Erklärung  der  Chissiker  Bezügliche.  Denn  allge- 
mein bekannt  ist,  dass  gerade  Meiueke  es  in  vorzüglicliem  Grade  ver- 
standen, die  Jugend  mit  Begeisuerung  für  dieselben  zu  erfüllen  —  ein 
Ideal,  dem  sich  so  wenige  nähern !  Jeder,  der  sich  in  dieser  Richtung 
oemülit  hat,  wei<^s,  wie  schwierig  es  ist,  Gründlichkeit  und  Gewissen- 
haftigkeit mit  Geschmack  und  Annmih  in  Behandlung  der  Leetüre  zu 
vereinen,  ohne  einerseits  in  Trockenheit,  anderseits  in  Oberflächlich- 


Ä,  Edaitin,  Nomenciator  Pliilologoram,  ang.  v.  /.  Schmidt,      59 

Vmi  zu  verfallen.  Beides  wusste  Meineke  glücklich  zu  vermeiden. 
'Die  Lectüre  (S.  47)  sei  ^eppte  sich  nicht  langsam  fort,  auch  wurde 
sie  nicht  durch  gramma  ische  und  lexicalische  Bemerkungen  und  Be- 
sprechungen ohne  Noth  unterbrochen,  noch  zur  Grundlage  für  Ge- 
lehrsamkeit gemacht,  sondem  rasch  und  lebendig  zu  dem  Zweck 
weiter  geführt,  das0  der  Inhalt  und  die  Form  des  Schriftstellers 
richtig  gefasst  und  den  Schülern  angeeignet  werde.  Wo  keine 
Schwierigkeiten  einzutreten  schienen,  eilte  Meineke  vorwärts;  wo 
sie  hervortraten,  scheute  sich  Meineke  nicht,  die  Kiitik  walten  zu 
lassen  und  seine  Schüler  für  Anwendung  derselben  vorzubereiten 
und  anzuleiten'.  Auf  diese  Art  pflegte  er  bei  dreistündigem  Unterricht 
zwei  Tragödien  in  einem  Semester  zu  lesen.  'Auf  den  Schulunterricht 
allein  aber  beschränkte  sich  Meineke  nicht.  Durch  Privatlectüre  den 
Kreis  der  zu  lesenden  Schriftsteller  zu  erweitern  und  dadurch  einmal 
den  Vortheil  einer  umfassenden  Eenntniss  der  Literatur  hervorzu- 
rufen, zweitens  aber  die  Selbstthätigkeit  der  Schüler  mächtig  zu  er- 
regen, ist  eins  der  Hauptgeheimnisse  der  Wirksamkeit  unseres  Meineke 
?on  Anfang  an  gewesen . . .  Die  grammatischen  Studien  (8. 49)  wurden 
meist  praktisch  getrieben,  die  Syntax  namentlich  nicht  eigentlich 
systematisch  gelehrt.  Ihm  selbst  war  alles  bis  ins  Einzelnste  fest  und 
sicher  bekannt;  zu  diesem  Erfolge  wünschte  er  es  auch  bei  den 
Schülern  zu  bringen,  weniger  jedoch  durch  weitgehende  schwierige 
and  feine  Erörterungen,  die  er  lieber  vermied,  als  durch  Hinweisung 
auf  eigene  Beobachtung  und  Auffassung  des  Gelesenen  mit  Verstand 
und  Gedächtniss.  Ebensowenig  gieng  er  bei  der  Lectüre  auf  ästhe- 
tische und  ethische  Bemerkungen  ein  und  machte  nur  zuweilen  mit 
einem  kurzen  Wort  auf  die  Schönheit  der  Form  und  die  Wahrheit  des 
Gedankens  aufmerksam'. 

Achnliche  Ausführungen  finden  sicü  auch  S.  86  ff.,  worauf  ich 
den  Leser  verweise,  dem  ich  das  anregende  Buch  überhaupt 
angei^entlich  empfehle.  Als  ein  kleiner  Irrthum  mag  berichtigt 
werden,  dass  Bergk  (S.  166)  nicht  in  Froiburgin  der  Schweiz,  sondem 
in  Freiburg  im  Broisgau  Professor  war. 

Wien.  Johann  Schmidt. 


Nomenciator  Philologorum   von  Friedrich  August  Eckstein. 

Uipzig.  Druck  und  Verlaj?  von   B.  G.  Teubner,  1871.    VII.  1-6.% 
Nomenciator  philulogoruui.  637-  656  Nouienclator  typographoruin.  8. 

'Dies  Buch  soll  die  Grundlage  eines  umfassenderen  bio-  biblio- 
graphischen Lexikons  worden,  dessen  Bearbeitung  vorbereitet  wird.' 
Es  enthält  daher  ausser  d'^n  Namen  und  kurzen  Lobensnotizon  nur 
biographisch  -  litterarische  Nachweisungen,  aber  keine  Angabe  der 
Werke.  Vielleicht  würden  sich  die  Leser  noch  etwas  länger  geduldet 
haben,  bis  sie  gleich  Alles  beisammen  gehabt  hätten.  Indessen  da  etwas 
immer  besser  ist  als  nichts  —  so  darf  man  wol  sagen  —  so  wollen 


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»    :  /;.    .UV.  llx,.-. ./.  .  V'^:.     i-^b.  1511.  x^^^-h  Mdrrn  1512. 


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A.  EelUiem,  Nomendator  Philologonim,  ang.  v.  J.  Schmidt.     61 

Bicchieh  geb.  1453,  nach  a.  1450,  gest.  1525,  nach  a.  1520.  Ulrich 
TonHntten  geb.  22.  April  1488,  nach  Strauss  nnd  Goedcke  21.  April; 
seine  Todeszeit  (angeblich  29.  August  1523)  bestimmen  beide  vor- 
sichtig mit  'Ende  Angnst\  Giovio's  Geburtsjahr  1483  oder  1486? 
Haloander's  Todesjahr  1531  oder  1532?  Markland  geb.  29.  October 
1693  zu  Childwall,  nach  F.  A.  Wolf  (Anal.  II,  370.  KL  Sehr.  II, 
1096.)  1692  zu  London.  'Sein  Gebnrtsmonat  wird  verschieden  ange- 
geben; von  einten  der  October,  von  neuem,  vermuthlichnach  genauerer 
Erkundigung  der  August.'  Vettori  soll  1585  gestorben  sein,  nicht 
1584,  ebenso  Sigonius,  als  dessen  Geburtsjahr  auch  1523  angegeben 
wird,  1585,  nicht  1584.  In  Muret's  Lebonsskizze  S.  392  befremdet 
derSchlnsssatz:  'wurde  1576  Priester,  befleiss igte  sich  eines 
züchtigeren  Lebens  und  starb'  etc.  Was  hat,  abgesehen  davon 
dass  im  Vorhergehenden  von  seinem  Lebenswandel  und  seiner  augeb- 
lichen Flucht  aus  Toulouse  keine  Rede  ist  und  dass  man  nicht  gerade 
alles  glauben  muss,  was  seine  Feinde  von  ihm  ausstreuten ,  was  hat 
eine  solche  sittenrichterliche  Note  unter  diesen  kurzen  Nachrichten 
f&r  einen  Platz? —  Wilhelm  Ganter  starb  nach  anderen  Angaben  am 
28.  (nicht  18.)  Mai  1575.  Ebenso  ungewiss  ist  Fran9ois  Pithou's 
Todestag:  21.,  25.  oder  26.  Januar  1607;  sein  Geburtsjahr,  welches 
Eckstein  vorsichtigerweise  nicht  angibt,  wird  von  andern  mit  1543  oder 
1544  bestimmt.  Delrio  soll  1551  (nicht  1561)  geboren  und  19.  (nicht 
29.)  October  1608  gestorben  »ein.  Janus  Wilhelm  geb.  1554  — nach 
andern  1550.  Friedrich  Lindenbrog  geb.  1573,  nach  a.  1575,  gest. 
1648,  nach  a.l647.  G.J.Vossius  gest. 27. (nach  andern  17.oder  19.) 
März  1649.  Emmengesi  am  19.(9.)December  1626  (1625).  Samuel 
Petit  gest.  1643  (1645).  Facius  geb.  1750  (1751).  Morelli  gost.  5. 
(19.)  Mai  1819.  Entschieden  unrichtig  ist  die  Angabe  von  Heyne's 
Todestag:  er  starb  nicht  am  14.  September,  sondern  14.  Juli  1812. 
Ebenso  trat  Meineke  nicht  1814,  sondern  1811  als  Professor  ins 
Conradinum  zu  Jenkau. 

Was  die  beigebrachten  litterarischen  Notizen  betrifft,  so 
ergab  sich  eine  nicht  unbedeutende  Lücke  für  das  Buch  dadurch,  dass 
sein  Verfasser  den  Almanach  der  k.  Akademie  der  Wissenschaften 
in  Wien  nicht  kannte.  Wenn  auch  manche  der  dort  mitgetheilten 
biographischen  Nachrichten  nur  Compilationen  sind,  so  erheben  wieder 
andere,  oft  von  nahestehenden  Bekannten  der  betreifenden  Gelehrten 
verfasst,  Anspruch  auf  selbständige  Bedeutung  und  Beachtung.  So 
enthält,  um  nur  einige  Beispiele  zu  geben,  der  Almanach  von  1855 
Angelo  Mai  von  Ferdinand  Wolf,  nach  dem  officiellen,  von  Eckstein 
nicht  citierten  Nekrologe  von  Giuseppe  Marchi,  der  einige,  wie  man 
annehmen  muss,  wichtige  Abweichungen  in  den  Angaben  bietet;  Kaoul 
fiochette,  über  den  der  Nomendator  keine  litterarische  Nachweisung 
hat,  von  demselben,  ebenfalls  mit  Abweichungen  über  das  Geburtsjahr 
und  den  Todestag.  1860  Karl  Ritter  und  Friedrich  Wilhelm  Thiersch 
TOD  demselben.     1868  Kaiser  Leopold  I.  und  Peter  Lambeck  von 


k 


«1    n   r«yl,  He  Srteneldi.  B«l|7«Baiita.  a^  i-  Z  ? 


K«in)rtn.  nlii  Vortrag,  b  d« 
AltiiiiMt  ))<>tvrJili,  Fr&iu  Bupp,  Kjoud  Goihud  n= 
Mliii'  AxonilirUchD  Bolbstbio^pbi«  nn  Chr.  Aug.  S'. 
MiUmiIii>i  v,.n  MiUösich,  der  ingloidi  oehren»***  ^'H  i 
M"h\  ..lifH^  Nekrologe  anfuhrt;  1S70  Olto  Jito*wTiSi» 
Im  lvt')i|n«i  lislio  ich  nicht  rid  nadiiatra««!!-    •■  -»'•*' 
iltii  ii.'ii  Vuhlon  (I,,  Vallae  ppuscalatria.  4,  Extra»  i- **<£"' 
««(tiKHv   Sitmidmi^  dca   JiirisU'ii   und  dos  Philotfl»»  ta 
f\m>iiiimi>   tu    Irjci^nd   niner  Weiae  bemitrtlirJi  la  m^st  f 
It'ii   MiA'r.ii.1  «ar  dio  oben  orwähnl«  Aliliandlnnj  F.  1. 1 
I'"  iini    Victorii  achriob  aadi  3.  CuA».  ^ 

'  > /Amuyski  oitiort  Uofftnuis,  _^ 

' '  . .    Bfi  Casaubonua  kannU  erwJhal  '^^^^IP 

'' '  KIne  Tita  Beinesii  pbl  aa  von  J.  i.  ft*''"*' 

"'  '  .1  gehörige  Bächwr  findet  mnajetittai«^ 

liLhn'B  BibliolhoV'.    Ffliiftw  Abti*e^  1 8^ 
.mh'it.  ihrer  Anstalten  und  Vortf««',  ä- * •■ 
''  ■  uli  nur  »erweise. 

Vfrlilor:  S.  86  Z.  10  ».  n.  l.  Jos.  «■»  **i 
'^  .  .'..!*  v.u.  LEndlicherBtaUEirfliei^*» 

*"'"'*  '^'^.v.-..  *t.  Vinkuoie.  143  Z.  16t.0-1  la  4« 
»t.  hl  <I«UH  >'Wh.UI  31  V.  u.do  8t.  dc.39H  Z.  ISt.ilLTiS- 
M\\\\*\  V.ilUMMtk;  icbenda  Z.  12  v.  n.  1777  sl.  1774?)  *0 
*  "»  '!■  I  l(,  0  Mviu-ken  st.  Fr.  A.  Meucka.  464Z.  8  ».«.»- 
Mllttfl,  hOitl»  rtl».  ll.6?.o.l.ijist.  iii.  S.  57nnd58,ta» 
"Hl"  l«!  ilt«  «It'^HWtMtclw  Reihe  nicht  in  Ordnong, 

WlUki  .1.  SubmidL 


Am  Um  . 
mi  \ 

bjiuiit  uikI    I 

l-anilv8  kul,'.    \ 
in  <kr  Bwk" 
aettrtirtii    . 
ist  dwgal,.^.' 


"«WM,  «ich  der  Sach«  ,tür  K 
»■»idinAwIta  AnsinhU«  ui 


litvtlh-XTUMsifiD  Ton  Dr.  ThetMlor  Vo^. 

'  1    xorsiut  !,eipiiK,  Verlig  ftr  ertiifci» 

luil    lfi73.  41  Seiten.  —  46  kr. 

i!iii!wr  etwas  aphoristisch  gesekn»- 

_  .1  r  der  KealgyranasieB  ab»* 

■  li.'re.    Als  jiasBende«  H  " 
■■ilt:  .MitdenSchaleii« 
iT  iöiner  ßegienuig:  W  — - 
1."   Der  Inhalt  der  SchriB 
1  ■in  Einleitung  (S.  1  — >) 

■  M'"  ncie  geistige  Btdkrf- 
■  ...■■  -'    ' '-'rt  doa  Stiutwchid' 

l.'iiiiu.  die  STvm 
;  licmäciitigt " 

11  Aniiprncbc 

Vt..-irl>nitl  (8.  4—12) 


«w»»>nt(  imd  AMl.roiti.iis  der  BealgymiMwieii.  dii 


F.  T<ri§t^  Schal-Atlas  der  alten  Geographie,  ang.  v.  H,  Ficker.   6S 

eiDe  goldene  Mittelstrasse  zwischen  Gymnasial-  and  Realschulbil- 
dnng  herzustellen  berufen  waren.  Mit  ihnen  wurde  in  Gestenreich  im 
Jahre  1864  in  Wien  der  eigentliche  Anfang  gemacht,  indem  daselbst 
zwei  Anstalten  in*s  Leben  gerufen  wurden,  die  vor  allem  Communal- 
iDteressen  fördern  sollten.  Die  Anzahl  der  Rea]g}'mnasien  stieg 
dann  bis  aof  48.  Der  dritte  Abschnitt  (S.  13 — 24)  handelt  aber  den 
Einfluss  der  Realgymnasien  auf  die  Gesellschaft.  Die  neuen  Lehran- 
stalten sollten  eine  angebliche  Kluft  zwischen  den  Gebildeten  ver- 
schiedener Stände  —  welcher  Stände,  ist  nicht  gesagt  —  ausfüllen. 
Aber  die  Verschiedenheiten,  die  wir  überall  erblicken,  sind  natür- 
lich und  bilden  noch  keinen  Gegensatz,  viel  weniger  einen  Krebs- 
schaden der  Gesellschafb,  welcher  der  Heilung  bedürfte.  Es  kann 
femer,  sagt  der  Verfasser  S.  21,  gar  kein  besseres  Bcf5rderungs- 
mittel  für  Halbbildung  und  anspruchsvolles  Wesen  geben,  als  eine 
gemeinsame  Schale  für  verschiedene  Berufsstände.  Der  vierte  Ab- 
schnitt handelt  (S.  25 — 32)  über  den  pädagogischen  Werth  der  Real- 
gymnasien. S.  32  wird  das  Urtheil  über  die  Realgymnasien  zusam- 
meogefasst  und  dabei  gesagt,  dass  dieselben  sich  im  Kriege  mit  dem 
gesunden  Menschenverstände  bolindou,  weil  man  nicht  zweien  Herren 
auf  einmal  dienen  kann.  „Das  Realgymnasium'^  so  schliesst  der  Ver- 
fasser seine  Auseinandersetzung,  „als  echtes  Kind  des  pädiigogischen 
Dilettantismus,  ist  darum  werth,  dass  es  zu  Grunde  gehe.^  Die  An- 
merkungen von  S.  33 — 41  eitleren  die  bei  der  Abfassung  der  Bro- 
schüre benützte  Literatur. 

Die  Broschüre  ist  sowol  für  Freunde  als  auch  für  Gegner  der 
Bealgymuasieu  lesenswerth.  Die  äussere  Ausstattung  ist  anständig, 
der  Druck  correct,  der  Preis  nicht  übertrieben. 

Wien.  Ig.  Prammer. 

Schul-Atlas  der  alten  Geographie,  bearbeitet  von  F.  Voigt, 
Professor  an  der  königlichen  Realschule  zu  Berlin.  Dritte,  ver- 
besserte und  vermehrte  Auflage,  herausgegeben  von  Dr.  F.  Voigt, 
Oberlehrer  an  der  königlichen  Realschule  zu  Berlin.  Querfolio. 
Berlin,  Nicolai,  1871.  —  IV4  Thlr. 

Dieser  Atlas  enthält  in  einer  von  der  gewöhnlichen  abwei- 
chenden Anordnung  folgende  Blätter:  I.  das  persische  Reich,  II.  das 
römische  Kaiserthum,  lU.  Spanien,  IV.  Gallien,  V.  Britannien  und 
Irland ,  dazu  ein  Nobenkärtchen ,  welches  die  Vorstellungen  Cäsars 
Ton  der  geographischen  Lage  der  britischen  Inseln  und  Galliens  ver- 
anschaulicht, VI.  und  VII.  Italia  superior  und  inferior,  VIII.  die 
Balkanhalbinsel  mit  Dacion  und  Pannonicn,  IX.  Griechenland,  X.  den 
Peloponnes,  Attika  und  den  südlichen  Theil  Böotiens,  XI.  Kleinasiou, 
Syrien,  Phonicion,  XU.  die  Euphrnt-  und  Tigrislandschaften  nebst 
Kolchis,  Iberieu,  Albanien  und  Medien,  XIU.  die  östlichen  Gebiete 
des  Reiches  der  Achämenidon,  XIV.  Aogypten,  das  poträischo  Ara- 
bien und  Palästina,  XV.  in  der  oboron  Hälfte  Nordafrika  von  den 
Sialen  des  Herkules  bis  Marmarika ,  in  der  unteren  einerseits  f 


•4    F  Vf^gt,  Schul-Atlas  -fer  alten  G*>t^phw.  in^.  ▼.  H.  Ficker. 

mania  inferior,  and^rs^itä  «ü»?  üzri  decuHLites .  Vindeiiciea,  Bätien, 
N.-rkiira  ,  XM.  Latiim,  Campanien.  di«?  Un^eoan?  Athens .  «ias  Ge- 
biet \'jn  Tr.'ii  an-i  -iie  Plane  «■■•n  Rom.  Athen  iind  speciell  der 
Akri'pvlis.  Die  zweimalige  V-  rfühnin?  des  Pel  -p^'nüeses  war  über- 
ftn.">ia':  eine  strenge  «"»ek  n-  mie  hatte  den  d::r':Ii  Wegfall  der  Halb- 
insel iiüf  Tafel  IX.  VI  irewinn»*nden  Ra-^m  '•enürzt.  um  für  Mittel- 
un«l  Nord-*  frie»rhenl*ind .  w-  z^ideci  «üe  B«:'denverhiiltni.*se  sehr  ver- 
naohlääsifft  sind,  einen  <^xwx^  .rr>5»rren  Mai^jtab  zu  erzielen;  auch 
konnten  auf  diesem  r.nd  dem  fdgen-len  Blatte  die  Kartchen  Athens 
und  der  Umgebung  angebracht  werden.  Hiedun:h  und  durch  Ver- 
legunir  auch  der  übrigen  Bestandtheile  -ier  SchLi-^skarte  Hesse  ^ch 
Platz  zu  einer  eingehenderen  t'arstelliiKjr  R.)ms.  speciell  des  Forums 
und  Capitoliums.  schaffen:  das  G»^gebene  genügt  selbst  filr  Schul- 
zwecke durchaus  nicht.  Auch  ein  Plan  v.^n  Karthago  u^t  schwer  zu 
entbehren.  St-hr  dürftig  ist  femer  Palästina  behandelt  worden :  man 
vemüsst  viele  wichtige  Puncte,  ja  ^.>g;ir  die  Eintheilung  des  Landes, 
so  dass  hier  «i'ffHubar  auf  Benützung  einer  Specialkarte  gerechnet  ist. 
Zum  Gemeingut  fast  aller  historischen  Karten  Lst  die  Bezeichnung 
der  griechischen  Colonien  im  Allgemeinen  .-der  wo  möglich  selbst 
nach  den  einzelnen  Stämmen  gew.-rlen:  diese  fehlt  hier  ganzlich. 
Wie  anscliaulich  tritt  uns  z.  B.  in  Kiepert's  Atlas  antiquus  Bl.  II.  der 
Kranz  hellenischer  Ptlanzstilte  eutgf-gen,  der  sich  rings  um  das 
Becken  des  gastlichen  P^ntus  schlingt  I  In  gleicher  Schärfe  wird  das 
Bild  des  überreichen  griechi-^chen  Lebons.  welches  sich  über  Unter- 
italien  und  Sicilien  orgo>sen.  mich  seiner  räumlichen  Ausdehnung 
durch  Farbe  und  Schrittzeichen  markiert.  Wir  halten  es  für  nichtig, 
dass  frühzeitig  solche  pnlgnaute  Vorstellungen  im  Gedächtnisse  feste 
Wurzeln  schlagen,  und  können  nicht  einsehen ,  wesshalb  in  dem  vor- 
liegenden Atlas  von  einem  so  einfachen  und  trefflichen  Veranschau- 
lichungsmittel  kein  Gebrauch  gemacht  wird.  Auf  das  Auseinander- 
halten der  Zoitgrenzen  sollte  strenger  geachtet  werden.  So  zeigt  die 
zweite  Karte  das  imperium  Romanum  in  seiner  Theilung,  wenn  die^is 
gleich  die  Ueberschrift  nicht  ausdrücklich  besagt .  schliesst  aber  in 
dasselbf^  auch  noch  das  längst  durch  Aurelian  aufgegebene  Dacien 
mit  der  Farbe  des  Ostreiches  ein.  —  Wir  begnügen  uns  mit  diesen 
Bemerkungen  nnd  verzichten  auf  eine  detaillierte  Aufzählung  des 
Vcrmissten  oder  Unrichtigen .  indem  wir  im  Gegensatz  zu  einem  an- 
dern Atlas,  den  wir  kürzlich  in  diesen  Blättern  zu  besprechen  hatten, 
dius  Streben  nach  Correctheit  anerkennen ,  das  bei  der  Ausarbeitnng 
wenigstens  im  Grossen  und  Ganzen  gewaltet  hat.  Die  Karten  sind 
gefallig  ausgeführt,  frei  von  Ueberladung,  nnd  dürften,  zumal  wenn 
sie  in  einer  etwaigen  neuen  Auflage  noch  manche  Verbesserungen 
und  Ergänzungen  erfahren,  im  Unterricht  mit  Nutzen  verwendet 
werden,  ubschon  wir  nicht  verhehlen  können,  dass  wir  nur  die  vor- 
zuglichsten Hülfsmittel,  welche  die  Literatur  dieses  Zweiges  hervor- 
gebracht hat,  in  den  Händen  der  Schüler  zu  sehen  wünschen. 

Wien.  Heinrich  Ficker. 


X  Sörgd,  Die  gegenw.  Gymnasialbild,  etc.,  ang.  v.  Enghnann.   65 

Sacontala  annulo  recognita.  Fabula  scenica  Calidasi.  In  usum 

scholaruin   academicarnm    textum   recensioDis    Devanagaricac    reco- 

S novit    atque    glossario  Sanscritico  et  Pracritico  instruxit   Carolus 
orkhard,  phiL  doctor,  in   Gymnasio  academico  Vindoboiiensi  pro- 
feasor.  Vratialaviac  Kern.  1872. 

Obgleich  das  Werk,  welches  wir  hiomit  znr  Anzeige  bringen, 
ausserhalb  der  in  dieser  Zeitschrift  vertretenen  Disciplinen  steht,  so 
glauben  wir  dennoch  die  Leser  auf  dasselbe  besonders  aufmerksaui 
machen  zu  müssen,  insoferno  als  es  vollkommen  geeignet  ist,  diejenigen, 
welche  dem  Studium  der  vergleichenden  Sprachforschung  und  iluor 
Grundlage,  des  Sanscrit,  sich  zuwenden,  in  ihren  Bemühungen  zu 
onterstützen.  Abgesehen  davon,  dass  die  Sanskrittoxte  ziemlich  kost- 
spielig und  nur  mit  grösseren  Geldopfern  zu  beschaffen  sind,  bildet 
in  der  Regel  das  Lexicon  die  Klippe,  an  welcher  der  Eifer  und  die 
Geduld  jenes  Studierenden,  dem  nicht  ein  Lehrer  zur  Seite  steht,  zu 
scheitern  pflegen.  Während  z.  B.  das  St.  Petersburger  Lexicon  — 
abgesehen  vom  hohen  Preise,  der  an  100  fl.  hinaureicht  —  zu  gross 
angelegt  und  für  den  Anfänger  schwer  zu  gebrauchen  ist,  sind  di» 
kleineren  Loxica  (z.  B.  Bopp*s  Glossar)  viel  zu  dürftig,  als  dass  man 
mit  ihnen  jede  Stelle  genau  verstehen  konnte.  Unter  diesen  Umstän- 
den war  es  ein  glücklicher  Gedanke  Dr.  Burkhards,  durch  dessoii 
Bealisierung  er  sich  ein  grosses  Verdienst  erworben  hat,  den  ver- 
besserten Devanajar-Text  der  Sakuutala,  dieses  Juwels  nicht  nur 
der  indischen  Dramatik  sondern  der  ganzen  Sanskrit-Literatur,  mit 
einem  sorgfältig  gearbeiteten  Sanskrit-  und  Prakrit-Glossar  zu  pu- 
blicieren,  als  damit  der  angehende  Sanskrit-Philolog  um  einen  sehr 
massigen  Preis  ein  wichtiges  Rüstzeug  in  die  Hände  geliefert  be- 
kommt, das  ihm  bei  seinen  Studien  gute  Dienste  leistet.  Es  wän^  zu 
wünschen,  dass  mehrere  Texte  in  ähnlicher  Weise  publiciert  worden 
möchten ;  sowol  Lehrern  als  Lernenden  würde  damit  wesentlich  ge- 
holfen. 

Wien.  F.Müller. 


Die  gegenwärtige  Gymnasialbildung  mit  besonderer  Berück- 
sichtigung des  bairiächen  Gymnasial wcscnn.  Vun  J.  Sörgol,  Gym- 
nasial profcssor.  Nordlingen,  1872.  132  S.  8". 

Während  des  letzten  Decenniums  hat  sich  unter  dont  bairischen 
Gymnasialloh  rpersonal  ein  reges  Ringen  und  Kämpfen  geltend  ^^einacht 
und  zwar  in  zweifacher  Kichtung,  erstens  nach  Reform  dos  Gymna- 
sialwesens,  zweitens  niush  gehaltlicher  Gleichstellung  mit  den  übrigen 
Beamten.  An  dieser  doppelten  Arbeit  hat  sich  Hr.  Prof.  Sorgtd  in 
Erlangen  besonders  in  seiner  Eigenschaft  als  Mitglied  der  Abgoord- 
netenkaninier  auf  dem  Landtage  in  hervorragender  Weise  bei  joder 
Gelegenheit  betheiligt  und,  nachdem  das  eine  Ziel,  die  Gleichstellung 
mit  den  andern  Staatsdienem,   glücklich  erreicht  war,   das  andere 

X«ltiichri/t  f.  d.  ott«rr.  Gymii.  18721. 1.  Haft.  5 


60   J.  Särgel.  Di«  gagenw.  OyrapasislbiH.  etc..  wi?   r.  Engh 

Ziel,  diu  Returiu  der  Gjmuasieu,  oiliig  im  Aagc  bahalteii.  Zul^fait' 
{Pabrnar  1872irichtet«erai>  die Rcgiening  eine laterpellatiim,  welche 
die  einEpliieii  Puncte  bozeicliuotc,  die  ihm  besonders  reformbedürftig 
BcheiDen.  Letzteres  Voi^ehen  fand  vielfach  Widers pnicli,  besonder» 
voD  Seite  der  ultramoDtan  oder  partikularistiech  gesinnteti  Berufs- 
genossen.  Hiednrch  ward  er  veranlaBst.  obige  Schrül  erscheinen 
la  lassen.  Sie  zerf?illt  in  zwei  Tlieile.  Im  ersten  Theil  (.Ceber  Gym- 
nasialbildnng  überhanpt,  namentlich  im  Geg^nsati  mr  Rcalschnlbil- 
dung")  Tertritt  Hr.  Sorget  mit  gr<3sster  Sachkenntnisa  und  sch&rfst^r 
Dialoktill  den  Humanismus  gegen  den  Realismus,  dem  er  übrigens 
auch  sein  Kecht  widerfahren  l&sst.  Der  zweite  Theil  (lieber  iits 
bairische  Gymnasialwesen")  behandelt  die  in  der  oben  angezogenen 
Interpellation  enthaltenen  Gebrechen  der  bairischen  Gymnasien  und 
sucht  die  dort  aufgestellten  Behauptungen  ausfOhrlicli  zu  begründeu- 
—  Wir  unterlassen  es.  aas  der  Schrift  Einzelheiteu  hier  berausm- 
heben,  und  ersuchen  olle,  die  Interes«»  am  Gjmnasialwosen  haben, 
die  Schrift  selbst  zu  lesen,  um  so  mehr,  da  der  Verfasser  selber 
wünscht  (S.  63).  ^dass  auch  ausserhalb  un^ierer  engem  Landesgrenzen 
die  hier  besprochenen  Gegenstände  eine  unparteiische  Benrtfaeilnng 
finden".  Wer  den  Verfasser  persönlich  kennt,  weiss  ohnehin,  daas  er 
ein  Mann  ist,  der  Kopf  und  Herz  auf  dem  rechten  Flecke  hat;  wer 
ihn  aus  dieser  Schrift  kennen  lernt,  wird  nicht  umhin  können,  die 
Sachkenntnis .  den  Ernst  nnd  den  Freiinuth  zu  bewundern,  womit  er 
seinen  Gegenstand  behandelt.  In  einem  Nachwort  bespricht  Hr.  Sör- 
gel  den  bei  uns  eben  erst  geschaffenen  -obersten  Schulrath"  und 
stellt  demselben  ein  trauriges  Progno^tikon.  Es  ist  leider  zu  fSrchten, 
dass  er  sich  hierin  als  wahren  Propheten  erweisen  werde. 


Hüncheu  im  Januar  1S73. 


Engl. 


Vierte  Abtheiluug. 


MiBcellen. 

(Der  n.  Ö.  Landesschalrath)  hat  in  der  Sitzang  vom  5.  Fc- 
bnar  L  J.  die  Berathang  des  Antrages:  in  den  Volks-  and  Bür^r- 
Khalen  den  Unterricht  in  der  deutschen  Grammatik  ohne  grammatiJui- 
liadies  Handbach  f&r  den  Gcbraach  der  Kinder  zu  ertheilen,  mit  dem 
BeKhlaase  beendigt,  die  Erörterung  der  principiellen  Frage  des  Antrages 
dar  oicbsten  Landeslehrerconferenz  vorzubehalten.  —  Das  Uebereinkom- 
maa  mit  den  Cisterdenser-Stiften  Heiligenkreuz,  Zwettl,  Lilien- 
feld und  Neukloster,  welche  früher  das  in  ein  Staatsgjmnasium 
umgestaltete  Gymnasium  in  Wr.-Neustadt  erhalten  und  nunmehr  Bei- 
tril^  rar  Erhaltung  dieser  Anstalt  zu  leisten  haben,  wird  an  das  Un- 
temchtsministerium  zur  Genehmigung  geleitet  und  bei  dieser  Gelegen- 
heit das  neuerliche  Gesuch  des  Conventes  in  Zwettl,  auf  Kosten  des 
Stiftes  in  der  Stadt  Zwettl  ein  Untergjmnasium  eröffnen  zu 
dürfen  (das  Gebäude  ist  bereits  fertig),  bedingt  befürwortet.  -  Herr 
Lukdesschulinspector  Lang  legt  den  Bericht  über  die  im  Schuljahre 
1S71/72  abgehaltenen,  im  Ganzen  zufriedenstellend  ausgefallenen  Matu- 
ritätsprüfungen an  den  10  Obergymnasien  Nieder-Oesterreichs  vor^  der 
ein  reiches  Material  für  eine  l&igere  Debatte  bietet.  Wir  erwähnen  unter 
Anderem ,  dass  75  pCt  von  den  Gymnasiasten ,  die  sich  der  Prüfung 
TuterEogen ,  das  2^agniss  der  Reife  erhidten  haben ,  40  pCt.  von  diesen 
mit  der  Classification  genügend,  60  pCt.  mit  einer  besseren  Classication. 
Im  Darchschnitt  wurde  das  beste  Resultat  erzielt  in  der  Geschichte,  das 
zweitbeste  in  der  Physik  und  sodann  in  weiterer  Reihenfolge  in  der 
deotschen  Sprache,  in  der  Mathematik,  in  der  griechischen  Sprache  und 
"  an  letzter  Stelle!  --  in  der  lateinischen  Sprache,  ein  auffalliger  Um- 
stand, der  zu  einer  lebhaften  Erörterung  führte,  welche  sich  auch  über 
die  Frage,  ob  nicht  allgemeine  Naturkunde  unter  die  obligaten  Prüfun^- 
gegenst&nde  aufzunehmen,  über  die  den  classisehen  Sprachen  zu  wid- 
mende Stundenzahl  etc.  veroreitete.  Der  Bericht  geht  an  das  Unterrichts- 
mioitterium  mit  der  Betonung  der  dringenden  Noth wendigkeit  eines 
Organisationsgesetzes  fßr  die  Gymnasien.  (Wr.  Ztg.) 


(In  Betreff  der  Substitutionsgebühr  für  Supplenten 
III  Staats-Mittelschulen  u.  8.  w.)  Wien,  2.  Februar.  Sc.  Majestät 
der  Kaiser  haben  zu  genelimigen  geruht,  dass  den  Supplenten  an  Staats- 
Mtttelschalen  und  stuitlichen  Lehrerbildungsanstalten  die  SabstitutionR- 
gebflhr  ohne  Unterschied,  ob  der  Substitutionsauftrag  vor  Beginn  dos 
aeoen  Schuljahres  erlischt  oder  noch  weiter  fortdauert,  auch  für  dies 

6» 


88  IGsoellen. 

beideu  FciiLiiniouato  erfolgt  wordc.  Auf  den  Antrag  eines  Landesschnl- 
rathcs,  die  Entlohnung  aller  ungeprüften  Supplentcn  im  vorhinein  durch 
Gewährung  entsprechender  Rennincrationen  auf  den  Jahresbctra^  von 
(500  fi.  zu  erhöhen,  wurde  nicht  eingegangen,  weil  eine  derartige  Mass- 
nahme dem  Gesetze  vom  IK  April  1870,  weiches  die  geprüften  Suppleuten 
in  materieller  Beziehung  gunstiger  behandelt  wissen  will,  zuwiderlaufen 
würde.  In  Wien  kommt  auch  den  ungeprüften  Supplenten  an  den  Staats- 
Mittelschulcn  der  Jahresbetrag  von  GOO  Ü.  als  directivmässig  entfallende 
Substitutionsgebühr  bereits  zu ,  falls  diese  Supplenten  den  diesfälligen 
Bedingungen  des  Substitutionsnormales  entsprechen.  (Wr.  Ztg.) 


(Vorausstellung  für  die  Collectivausstellung  von  Un- 
terrichtsmitteln.) Das  k.  k.  Ministprium  für  Cultus  und  Unterricht 
veranstaltet  eine  Vorausstellung  aller  jener  Objecte,  welche  für  die  Col- 
lectivausstellung von  Unterrichtsmitteln  in  der  Gruppe  XXVI  b  der  Welt- 
ausstellung angemeldet  wurden. 

Die  Vorausstellung  findet  zu  Anfang  März  in  den  Räumlichkeiten 
des  k.  k  Oborgymnasiums,  Wien,  9.  Bezirk,  Wasagasse  10,  stutt,  wohin 
die  Ausstellungsobjectc  mit  Beigabe  genauer  Verzeichnisse  vom  1.  bis 
längstens  zum  15.  Februar  abzuliefern  sind. 

In  Bezug  hieniuf  erfloss  an  sämmtliche  Landes-Ausstellungscom- 
missionen  ein  Krlass,  in  welchem  der  Minister  für  C.  u.  U.  die  Mitwir- 
kung derselben  dahin  in  Anspruch  genommen  hat,  dass  dort,  wo  inner- 
halb der  Commission  nicht  schon  ein  fachmännisches  Comite  für  jenen 
Theil  der  AusstcUun^c  bestand,  welcher  in  die  Abtheilung  B  der  Gruppe 
2()  des  Weltausstellungsprogranimcs  fällt,  ein  solches  sofort  niederzu- 
S4;tzen  war.  Dieses  ('omite  sollte  an  der  Hand  des  Specialprogrammes 
erwägen,  welche  Aiistalt4?n  und  in  welcher  Richtung  die  Einzelnen  aaf- 
zufordern  wären,  sich  an  der  Ausstellung  zu  l>etheiligen,  damit  ohne 
allzu  grosse  Anhäufung  gleichartiger  Objecte  doch  ein  möglichst  voll- 
ständiges Bild  der  Unterrichtszustiindc  des  Gebietes  der  Commission,  so- 
weit dieselben  sich  mittelst  einer  Ausstellung  veranschaulichen  lassen, 
geboten  werde.  Durch  die  Aufforderung  wurde  selbstverständlich  die  An- 
nahme anderweitiger  Anmeldungen  nicht  ausgeschlossen,  doch  sollte  es 
Sache  dos  fachmännischen  Conute  sein,  als  Jury  eine  Sichtung  der 
eingelaufenen  Objecte  vorzunehmen ,  damit  nur  dasjenige  nach  Wien 
gelange,  was  den  Zweck  der  Ausstellung  in  der  fraglichen  Gruppe  wirk- 
lich zu  fonlern  geeignet  ist. 

Der  Minister  für  C.  u.  U.  bemerkte  weiter,  dass  er  nach  dem 
Vorgange  des  Jahres  1J5G2  eini»  Vorausstellung  sammtlicher  Ünterrichts- 
geg<Mistäiide  in  grosseren  F'äumliohkeiten,  als  ihnen  der  Industriepalast 
einzuräumen  \ennag.  zu  veranstulton  beabsichtige.  Wa«  die  Kosten  der 
AussUdlung  anbelangt,  so  hat  das  Ministerium  für  Cultus  und  Unter- 
richt alle  diejenigen  Kosten  übernommen,  welche  sich  nuf  die  Platzmicthe, 
die  erforderlichen  Sehränke  und  Tische,  die  sonstige  Adjustierung  der 
AuHsttdlungsräume  sowie  auf  den  Tnnis)H)rt  innerhalb  Wiens  und  die 
ViTsicherung  gegen  Beschädigungen  und  dergleichen  beziehen,  hingegen 
jene  Auslagen^  welelie  aus  dem  Transporte  der  auszustellenden  Objecte 
nach  Wien  odor  von  Wien  zurück  erwachsen,  nur  insoferne,  als  Staats- 
hrhranslalten  als  Aussteller  erscheinen.  Bezüglich  anderer  Anstalten 
müssten  dii.'se  Kosten  entweder  von  den  Erhaltern  der  betreffenden 
Schulen  getragen  oder  von  den  Lande seommissionen  aus  den  ihnen  zu 
Gebote  stehenden  Fonds  bestritten  werden.  Sämmtliche  Schulbehorden 
wurilen  zugleich  angewiesen ,  den  Landescommissionen  auf  das  thatkrftf- 
tigste  an  (He  Hand  zu  gehen.  (Wr.  Ztg.) 


IfisceUen.  69 

(ArcbBeologische  Expedition  nach  der  Insel  Sanio- 
thrake.)  Wien,  25.  Jänner.  Sc.  k.  u.  k.  Apostolische  Majestät  haben 
mit  Allerhöchster  Entschliessung  vom  17.  Jänner  d.  J.  allergnädigst  zu 
gestatten  geniht,  dass  im  Monate  Mai  1873  eine  Exjpedition  zum  Zwecke 
der  Untersnchnne  der  altgriechischen  Ruinen  aur  der  Insel  Samo- 
thrake  durch  den  ordentuchen  Professor  der  classischen  Archaeologie 
an  der  Universität  zu  Wien  Dr.  Alexander  Conze,  den  Architekten  und 
I>ocenten  an  der  Eunstgewerbeschule  des  Museums  für  Kunst  und  In- 
dustrie Alois  Hauser  und  den  Architekten  und  ausserordentlichen 
Professor  an  der  Akademie  der  bildenden  Künste  in  Wien  Georg  Nie- 
mann  unter  der  Leitung  des  Erstgenannten  vorgenommen  werde. 

(Wr.  Ztg.) 

(Grillparzer-StiftuBg.)  Am  15.  Jänner  1875  gelangt  der 
Ton  weiland  Frans  Grillparzer,  in  Erfüllung  des  ihm  an  seinem  80. 
Geburtstage  geäusserten  Wunsches,  aus  dem  ihm  zu  diesem  Zwecke  von 
einem  Wiener  Damen-Comite  zur  Verfügung  gestellten  Fonds  gestiftete, 
,zur  Hebung  der  dramatischen  Production**  bestimmte  Preis  im  Betrage 
von  1500  fl.  österr.  Währung  in  Silber  laut  §.  IIL  alin.  1  des  am  27. 
September  1872  ausgestellten  Stiftbriefs  zum  ersten  Mal  zur  Vcrthcilung. 
Derselbe  ist  laut  §.  III.  alin.  1  und  2  desselben  Stiftbriefs  bestimmt 
stur  das  relativ  beste  deutsche  dramatische  Werk  (ohne  Unterschied  der 
Gattung),  welches  im  Laufe  des  letzten  Trienniums  (vom  Tage  der 
Preisvertheilung  an  zurück  gerechnet)  auf  einer  namhaften  deutschen 
Bühne  zur  Aufführung  gelangt  und  nicht  schon  von  einer  andern  Seite 
durch  einen  Preis  aus^zeichnet  worden  ist;  wobei  jedoch  nur  solche 
Dramen  zu  berücksichtigen  sind,  welche  durcli  eigenthümliche  Erfindung 
und  durch  Gedi^enheit  in  Gedanken  und  Form  auf  die  Anerkennung 
dauernden  Werthes  Anspruch  machen  können**.  Die  Zuerkeunung  des 
Preises  erfolgt  durch  das  von  der  philosophisch-historischen  Clusse  der 
kaiserliehen  Akademie  der  Wissenschaften,  welcher  sowol  laut  t}.  11  des 
Stiftbriefes  die  Verwaltung  des  Stiftungsfondes,  wie  nach  §.  IV  desselben 
die  Initiative  bei  Bestellung  der  Preisrichter  zukommt,  den  in  §.  IL  alin. 
2  und  3  enthaltenen  Bestimmungen  gemäss  zu  berufende  und  seinerzeit 
namhaft  zu  machende  Preisgericnt  Wien,  am  82.  Geburtstage  Grill- 
parzerV,  den  15.  Jänner  1873. 

Die  ])hilosop)iisch-historische  Classe 

der  kaiserl.  Akademie  der  Wissenschaften. 


Lehrbücher  and   Lehrmittel. 

(Fortsetzung  vom  Jahrgang  1872,  Heft  IX,  S.  707.) 

Günter  (Michael) ^  das  metrische  Mass,  seine  Theile  und  deren 
gegenseitige  Werthe  in  ihren  Boziehungon  zum  Wiener  Mass.  2.  Anfl. 
Wien.  A.  richler.  1873.  Pr.  1  fl.  80  kr.,  auf  Leinw.  iiufgozogen  und  mit 
Stäben  verheben  4  fl. 

11  It  MiniiUrial-ErlMg  v.  29.  November  167L',  Z.  U.90.S,  auf  Grund  diT  AeuMsvruiifi; 
d»r  k.  k.  Normal-AkhungscouimiMloD,  den  Volks-  und  Mittelschulen  zur  Anschaflung  zu 
cBi'fchlen. 

Kofinek,  Cviöebmi  kniha  ku  pfekladäni  z  i^eAtiny  na  fecky 
(Uebungsbuch  beim  Uebersctzen  aus  dem  Höhmischen  in^s  Griechische) 
Pr^,  Kober.    Pr.  1  fl. 

Mit  Minliterial-Erlass  vom  15.  Jiuner  1R78,  Z.  15.489,  zum  LchrKehraudio  in  ien 
Ob«rcUsMn  der  OymnMleii  und  Kralgymnaiieo  mit  böhmitoher  Unterrichtitspruche  allge« 
■■1b  sag«l«M«a. 


i 


Verordnnngen  für  die  Österreichisehen  Gymiiaaion 
and  Bealscbalen;  Fersonalnoüzeu;  Statistik. 


betrcrrond    die   Erfolgung    der    Substitntionsgebtiliten    an 

dcü  vom  Staate  orhaltenon  MittoUcbulcn  und  Lchrer- 

bildiingsanstaltcn. 

Seine  k.  u,  k,  Äpostuliacho  Majestät  baben  mit  AUorhikbetor  Ent- 
EulilioEsung  vom  IT,  December  1872  zu  gunchmigen  gernbt.  dass  die  im 
oret«D  Abeatie  des  §.  13  dos  SubstitutioDs-Nonnales  vom  3.  Juiü  1839 
entbatt^iDt'  Beschränfung,  so  weit  es  sieli  um  die  EntlobnQDg  der  iJDp- 
(ileuteo  an  Staats-  and  Mittebchalen  und  staatlichen  l^iebrorbildung«- 
anstalteu  liaiidelt,  aosacr  Kralt  geBetzt  wcrdo. 

Denigemäss  wird  den  an  dieseu  Anstalten  verwendeten  Suiiplenten 
vom  Jahre  1873  angefangen  die  SubstilntJonagebSbr  ohne  Unterschied, 
ob  der  Substitution  sauftrag  vor  Beginn  des  neuen  Schuljahres  erlischt 
oder  noch  weiter  fortdauert,  snuh  für  die  beiden  Ferianmonata  zu  er- 
folgen sein. 


Erlasa  äa  k.  k.  MinUters  für  CvUm  vnd  Unterricht  vom  1.  Jänjitr  1873. 
Z.  380. 
an  sämmtliche  Landesschuliäthe  und  die  Statthalter  fär  KDstonland 
und  Tirol, 
betreffend  die  Privatanstaltcn,  welche  Unterricht  in  den 
Gegenständen  des  Gymnasiums  oder  der  Bealschnle 
ertheilen. 
Wiederholt  vorgekommene  Versuche,  die  Bestimmungen  der  S$, 
4—8  der  kais.  Verordnung  vom   27.  Jnni  18B0  (R.  G.  B.    Nr.  309)   m 
umgehen,   bestimmen  mich,    es  als  unstattbaft  kq  erklären,  dass  eine 
Anstatt,  welche  den  Namen  eines  Gymnasiums  oder  einer  Bealscbole  £ii 
fuhren  nicht  berechtigt  ist ,   die  Classeu ,    m  welchen  sie  ihren  Unter- 
richt gliedert,  als  Gymnasial-  oder  als  Kealschulclassen  bezeichne. 


ErläBse.  71 

Uebrigens  Tersteht  es  sich  von  selbst,  dass  jede  Priyataustalt, 
welche  in  den  Lehrfächern  des  Gyinnasiams  oder  der  Realschale  Unter- 
richt ertheilt.  sie  mag  den  Namen  eines  Gymnasiums  oder  einer  Real- 
schule fuhren  oder  nicht  nach  §.  14  der  ot^edachten  kais.  Verordnung, 
ihren  Schölem  staatsgiltige  Zeugnisse  zu  erÜieilen  insolangc  nicht 
berechtigt  ist,  als  ihr  dieses  Recht  nicht  ausdrücklich  vcrlielien  wurde, 
weshalb  der  Hinisterialerlass  vom  10.  Juni  1871,  Z.  5332,  neuerlich  in 
Erinnerung  zu  bringen  ist 

Um  schliesslich  der  Regierung  die  M^lichkeit  zu  ttichcrn,  sich 
im  Sinne  des  §.  12  derselben  Verordnung  von  dem  Zustande  jeder  solchen 
nicht  mit  dem  Oeffentlichkeitsrechte  ausgestatteten  Anstalt  genaue 
Kenntnis  zu  verschaffen,  hat  die  Landesschulbehörde  jene  öffeniliclie 
Lehranstalt  zu  bezeichnen,  an  welcher  die  Schüler  der  Privatanstalt  sich 
der  Prüfung  zur  Erlangung  stuatsgilti^er  Zeugnisse  unterziehen  können, 
wobei  es  zur  Emioglichung  einer  richtigen  Beurtheilung  der  Leistungen 
der  fraglichen  Privatanstalt  nothwendig  erscheint,  sämmtlicho  Zöglinge 
denelbeu  an  die  nämliche  öffentliche  Lehranstalt  zu  verweisen  und  Aus- 
nahmen nur  in  spedell  begründeten  Fällen  zuzulassen 

Am  Schlüsse  jedes  Schuljahres  sind  die  bei  diesen  Prüfungen  sich 
ergebenden  Wahrnehmungen  über  die  bezügliche  Privatanstalt  zu  meiner 
Kenntnis  zu  bringen. 


Verürdnung  des  k,  k,  Ministera  für  CüUm  und  Unterricht ,  vom 

10.  Jänner  1873,  Z.  10,517, 

an  alle  Länderchefs, 

betreffend  die  Verrechnung  der  den  Directiouen  der  Staats- 

Mittelschuicn   und   staatlichen    Lehrerbildungsanstalten 

aus  Staatsmitteln  zugewiesenen  Geldverläge. 

Bei  Verrechnung  der  Geldverläge,  welche  den  Directiunen  der 
Staatsmittelschulen  und  staatlichen  Lehrerbildungsanstalten  von  Jahr 
zu  Jahr  für  Rechnung  der  durch  das  Finanzgesetz  bewilligten  Credito 
ins  Staatsmitteln  zugewiesen  werden ,  wurde  bisher  fast  durchgehonds 
das  Schuljahr  als  Verrechnungsjahr  angenommen.  Da  dieser  Vorgang 
jedoch  mit  den  allgemeinen  Verrechnungsvorschriften  nicht  im  Einklänge 
steht,  sind  vom  Jahre  1873  angefangen  die  Rechnungen  über  die  Ver- 
wendung jener  Verläge  stets  für  das  Solarjahr  zu  logen,  für  welches 
die  Verläge  bestimmt  und  angewiesen  wurden. 

Was  die  am  Schiasse  eines  Solariahres  verbleibenden  baren 
Geldreste  anbelangt,  gestatte  ich,  dass  dieselben  noch  in  den  ersten 
fünf  Monaten  des  nächstfolgenden  Jahres,  jedoch  nur  zu  Auslagen  für 
den  Dienst  des  Vorjahres  verwendet  werden,  in  welchem  Falle  für  dieso 
Periode  eine  Nachtragsrechnung  zu  legen  ist.  Von  dieser  Ermächtigung 
kann  so  lange  Gebrauch  gemacht  werden  ,  als  dem  Unterrichtsnüniste- 
rinm  durch  das  Finanzgesetz  das  Recht  eingeräumt  wird,  über  die  bezüg- 
lichen Credit«  auch  noch  während  der  ersten  Hälfte  des  nächstfolgenden 
Soiaijahres  zu  vorfügen. 

Die  Uebeitragung  des  mit  Ende  eines  Solarjahros  etwa  verblie- 
benen Abganges  in  die  nächste  Jahresrechnung  ist  ganz  unstatthaft. 
Ergibt  sich  ein  solcher  Abgang  und  erscheint  derselbe  auch  genügend 
gerechtfertigt,  muss  für  dessen  Bedeckung  in  anderer  Weise  j^esorgt 
werden,  zu  welchem  Ende  besondere  Anträge  an  das  Ministerium  zu 
entitten  sein  wOTden. 


72  Personal-  nnd  Schnlnotizcn. 

Personal-  und  Schulnotizon. 

—  (Ernennungen,  Versetzungen,  Beförderungen,  Aus- 
zeichnungen u.  s.  w.)  —  Se.  k.  u.  k.  Apostolische  Majestät  haben  mit 
Allerliöchster  Entschliessung  vom  2.  Jänner  d.  J.  dem  Bibliothekar  im 
Ministerium  für  Cultus  und  Unterricht,  kaiserlichen  Rathe  Dr.  Salom^n 
Hennann  Kitter  v.  Mosenthal,  den  Titel  und  Rangeines  Regiernngs- 
rathte  allergnädigst  zu  verleihen  geruht. 

Stremayr  m.  p. 

—  Se.  k.  und  k.  Apostolische  Majestät  haben  mit  Allerhöchster 
Entschliessung  vom  5.  Jänner  d.  J.  dem  Director  der  theresianischen 
Akademie  Dr.  Alexander  Ritter  v.  Pawlowski  den  Titel  und  Charakter 
eines  Hofrathes  mit  Nachsicht  der  Taxen  allergnädigst  zu  verleihen 
geruht.  Stremayr  m.  p. 

—  Se.  k.  und  k.  Apostolische  Majestät  haben  mit  Allerhöchster 
Entschliessung  vom  5.  Jänner  d.  J.  dem  emeritierten  Professor  des  Meraner 
Gymnasiums  P.  Pius  Zingerle,  in  Anerkennung  seiner  vieljähri^cn  aus- 
gezeichneten Thätigkeit  im  Lehramte,  taxfrei  den  Titel  und  Charakter 
eines  Schulratlies  allergnädigst  zu  verleihen  geruht 

Stremayr  m.  p. 

—  Se.  k.  und  k.  Apostolische  Majestät  haben  mit  Allerhöchst 
unterzeichnetem  Diplome  dem  Wiener  Gemeinderathe  und  Curator  des 
österreichischen  Museums  für  Kunst  und  Industrie  Achilles  Melingo 
den  Adelstand  mit  dem  Ehrenworte  „Edler**  und  dem  Prädicate  „ Sa- 
gin th**  allergnädigst  zu  verleihen  geruht. 


—  Der  Minister  für  C.  und  U.  hat  die  luspection  der  Volksschulen 
des  Bezirkes  Freistadt  in  Oberösterreich  f&r  den  Rest  der  gesetzlichen 
Functionsdauer  dem  Gymnasialdirector  Adolf  Weichselmann  in  Froi- 
t>tadt  übertragen;  ferner  den  Haaptlehrer  der  k.  k.  Lehrerbildungsanstalt 
in  Krems  Karl  Wegzwalda  zum  Bezirks -Schulinspector  im  Bezirke 
Krems  und  den  Director  des  KG.  in  Bninn  Dr.  Joseph  Parthe  zum 
Bezirks-Schulinspector  im  Stadtbezirke  Brunn  auf  den  Rest  der  gesetz- 
lichen Functionsdauer  ernannt. 


—  Der  Minister  für  C.  und  U.  hat  für  die  Dauer  des  Studien- 
jahres 1872/3  zu  Mitgliedern  der  Koalschul-Prüfungscommission 
ernannt:  A)  zu  Graz:  als  Director  den  ordentlichen  Professor  an  der 
landüchaftlich-technisclien  Hochschule  Johann  Rogner;  a)  bei  der 
Abtheilung  für  das  Realschullehramt:  als  Fachexaminatoren: 
für  deutsche  Sprache  den  ordentlichen  üniversitätsnrofossor  Dr.R.HoinzcI 
und  don  PrivaMocenten  an  der  Universität  Aoalbert  Jeitteles;  fflr 
Geschichte  die  ordentlichen  Universitätsprofessoren  Dr.  Franz  Krön  es 
und  Eduard  Roesler;  für  Geographie  den  ordentlichen  Professor  ander 
Universität  Dr.  Karl  Fries  ach  und  den  Professor  der  landschaftlichen 
Realschule  Dr.  Franz  Ilwof;  für  Mathematik  den  ordentlichen  Professor 
an  der  technischen  Hochschule  Johann  Rogner;  für  darstellende  Geo- 
metrie und  Lincarzeichnen  den  ordentlichen  Professor  an  der  landscUaft- 
lich-tcchnischon  Hochschule  K.  Koutny;  für  Physik  die  Universitäts- 
professoren Dr.  Ludwig  Boltzmann  und  Dr.  Simon  S u b i ö ;  für  Chemie 
don  Professor  an  der  landschaftlichen  Realschule  Dr.  Maximilian  Buch ner; 
für  Mineralogie,  Geologie  und  Zoologie  den  ordentlichen  Professor  an 
der  Universität  Dr.  Karl  Peters  und  den  Professor  der  landschaftlichen 
K'iilsohulo  Dr.  K.  Hoffor;  für  Botanik  den  ordentlichen  Professor  an 
der  Universität  Dr.  Hubert  Leitgeb  und  den  ordentlichen  Professor 


Personal-  und  Schulnotizen.  78 

der  landschaftlich- technischen  Hochschule  Dr.  W.  Eichler ;  für  slavinche 
Sprachen  den  ausserordentlichen  Universitätsprofessor  Dr.  Gregor  Krek; 
f£r  italienische  Sprache  den  Universitätsprofessor  Dr.  Anton  Luhin; 
h)  hei  der  Abtheilung  für  das  Lehramt  der  Handelswissen- 
Bchaften:  als  Fachexaminatoren:  für  Handolsgcschichte ,  Handels- 
geographie und  Volkswirthschaftslehre  den  Privatdoccnten  an  der  Uni- 
versität Dr.  Hennann  Bischof;  für  Handelsarithmetik  und  Buchhaltung 
den  Lehrer  an  der  Akademie  für  Handel  und  Industrie  Adolf  Ruck; 
für  Handels-  und  Wechselkunde  den  ordentlichen  Universitätsprofessor 
fiegierungsrath  Dr.  Johann  Hlaschke;  endlich  die  bei  der  ersten 
Abtheilung  für  die  Unterrichtsspracheu  bestellten  Examinatoren  A. 
Jeitteles,  Dr.  6.  Krek  und  Dr.  A.  Lubin.  —  B)  zu  Prafi"  als  Director 
den  ordentlichen  Professor  des  deutschen  polytechnischen  Institutes  Dr. 
Karl  Ko^istka;  a)  bei  der  Abtheilung  für  das  Realschul- 
lehramt:  als  Fachexaminatoren:  für  deutsche  Sprache  den  ordentlichen 
UnivcrBitätsprofessor  Dr.  Johann  Kelle;  für  böhmische  Sprache  den 
ordentlichen  Universitätsprofessor  Martin  Hattala;  für  tranzösische 
Sprache  den  Lehrer  der  französischen  Sprache  an  der  Universität  Dr.  A. 
Ricard;  für  Geschichte  die  ordentlichen  Universitätsprofessoren,  Re- 
giemngsrath  Dr.  Constanstin  Höfler  und  Regierungsrath  Wlad.  Tomek; 
rar  Geographie  den  Professor  des  deutschen  polytechnischen  Instituts 
Dr.  Karl  Kofistka;  für  Mathematik  die  Universitätsprofessoren  Dr.  H. 
Dureee  und  Dr.  Franz  Studni^ka;  für  darstellende  Geometrie  die 
ordentlichen  Professoren  der  polytechnischen  Institute  Dr.  Karl  Küpper 
und  Dr.  Franz  Tilier;  für  Physik  den  Universitätsprofessor  Dr.  Albert 
von  Waltenhofcn  und  den  Professor  des  böhmischen  polytechnischen 
Institutes  Karl  Zenger;  für  Chemie  die  Professoren  der  polytechnischen 
Institute  Dr.  Wilhelm  Gintl  und  Dr.  Adalbert  §afaf  ik;  für  Natur- 
geschichte den  ordentlichen  Professor  des  bölimisch  -  polytechnischen 
untitutes  Johann  KreiSi  und  den  ordentlichen  Universitätsprofessor 
Begierungsrath  Dr.  Friedrich  Stein;  b)  bei  der  Abtheilung  für  das 
Lenramt  der  Handelswissenschaften:  als  Fachexaminatoren: 
für  Handelsgeschichte  die  ordentlichen  Uuiversitätsprofessorcu,  Ro^io- 
nmgsrath  Dr.  Constantin  Höfler  und  Regierungsrath  Wenzel  Wlad. 
Tomek;  für  Uandelsgeographie  den  Professor  des  deutschen  polytech- 
nischen Institutes  Dr.  Karl  Kori st ka;  für  Handelsarithmetik  die  Profes- 
soren des  deutschen  polytechnischen  Institutes  Dr.  Johann  Lieb  lein 
und  den  Uniyersitätsprofessor  Dr.  Franz  Studni^ka;  für  Buchhaltung, 
Handels-  und  Wechselkunde,  dann  Handelscorrospondenz  den  Landes- 
advocaten  Dr.  Anton  Mernik  und  den  ausserordeutliclien  Universitäts- 
professor Dr.  Dominik  Ulimann;  c)  bei  der  Abtheiiung  für  das 
Lehramt  des  Freihandzeichnens:  als  Fachexaminatoren:  für  be- 
schreibende Geometrie  und  pädagogisch-didaktische  Fragen  die  Profes- 
soren der  polytechnischen  Institute  Dr.  Karl  Küpper  und  Franz  Til§er; 
für  allgemeine  und  Culturgoschichte  den  Dr.  Agathen  Klemt;  für  Ana- 
tomie des  menschlichen  Körpers  den  Prosector  an  der  Universität  Dr. 
Wenzel  Steffal;  für  ornamentales  Zeichnen  und  Kunststyllehre  den 
Architekten  Anton  Barvitius;  für  Figurenzeichnen  den  Director  der 
Kunstakademie  Matthias  Trenkwald;  mr  das  Modellieren  den  Lehrer 
der  Modellierkunst  Th.  Seidan;  und  für  die  betrofioudcu  Untorrichts- 
iprachen  auch  in  den  beiden  letzten  Abtheilungen  die  in  der  ersten 
bestellten  Examinatoren,  Professor  M.  Hattala  und  Dr.  Kelle.  —  Q  zu 
Wien:  als  Director  den  pensionierten  ordentlichen  Professor  der  tech- 
nischen Hochschule  Regierungsrath  Johann  Honig;  als  Directors-Stell- 
rertreter  den  ordentlichen  Professor  derselben  Hochschule  Dr.  Josef  Kolbe; 
a)  bei  der  Abtheilung  für  das  Realschullehramt:  als  Fach- 
ezaminatoren:  für  die  deutsche  Sprache  den  ausserordentlichen  Professor 
der  technischen  Hochschule  Karl  Schröer;  für  französische  Sprache  den 


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Penonil-  nnd  Schulnotiien.  75 

—  Der  Minister  fiLr  C.  und  ü.  hat  för  die  Daaer  des  Studienjahrai 
187i^  in  Mitgliederu  der  PrfifaDgscommiBsion  für  das  Lehramt  der 
Stenographie  ernannt:  A)  tu  Innsbruck:  als  Pr^es  den  k.  Sani- 
tätsrath  Dr.  Josef  Plaseller;  als  Fachoxaminatoron :  den  Realschuluro- 
fessor  in  Innsbruck  Alois  Messmer;  den  Gyninasialpofessor  in  Hall  P. 
Hubert  Riedl  und  den  Dooenten  an  der  Handelsschule  in  Innsbruck  August 
Schenk.  —  B)  zu  Lemberg:  als  Abtheiiung  der  Gymnasiallchr- 
amts-Prüfungs-Commission:  als  Präses  denk.  k.  Hofrath  Professor 
Dr.  Eosebius  CxerkawBki;als  Fachexaminatorcn:  den  Lehrer  der  Steno- 
graphie Lnbin  Olewinski  und  den  Universitätslehrer  Josef  P o l i n s k i.  — 
O  zu  Prag:  ila  Präses  den  k.  k.  Sehulrath  Dr.  Wilhelm  KÖjgler-.als 
Fachexaminatoren:  den  Universitätslehrer  Georg  Grouskj;  &\i  Gym- 
nasidprofessor  Eduard  Nowotny;  den  Realschulprofcssor  Karl  von  Ott 
und  den  Professor  an  der  deutschen  Lehrerbildun^^sanstalt  Joseph  G  u  kl  e  r. 
-  C.  in  Wien:  s.  Jhrg.  1872,  Hft.  XI,  S.  876. 


—  Der  Minister  für  C.  u.  U.  bat  den  Director  der  Lühi'orbildunfrs- 
aiiktalt  zu  Lembe^  und  Mitglied  des  Laudosschulrathes  für  Galizien 
Sigismund  Sawczynski  zum  Vorsitzenden  der  in  Lemberg  zu  acti- 
Tierenden  Prftfungscommission  für  Lehramtscandidaten  des 
Turnens  an  Mittelschulen  und  Lehrerbildungsanstalten  ernannt. 

—  Der  Minister  für  C.  und  U.  hat  den  k.  k.  Landcsschulinspcctor 
Raimund  P irker  zum  Director  der  Prüfungscommission  für  Volks-  und 
Bärgerschulen  in  Laibach,  ferner  für  die  in  Innsbruck  cinzuset- 
lende  Prnfungscommission  für  allgemeine  Volks-  und  Bürgerschulen  den 
Universitatsprofessor  Dr.  Alfons  Hub  er  und  zu  dessen  Stellvertreter 
den  Director  der  Lehrerbildungsanstalt  in  Innsbruck  Eduard  Scholz, 
üann  zu  Commissionsmitgliedem  die  Gymnasial professoren  Dr.  Joseph 
Egger,  Dr.  Christian  Lechleitner  und  Michael  Lisch,  die  Real- 
ücunlprofessoren  Joseph  D  u  r  i  g  g,  Joseph  Weiler  und  Gabriel  von  K  a  1  c  r, 
die  Hauptlehrer  Johann  Bilck  und  Johann  Hintorwaldner  au  der 
Lehrerbildungsanstalt  und  Martin  Joachim  an  der  Lehrcrinnenbil- 
■iun^i^nstalt,  den  Katecheten  an  der  Lehrerbildungsanstalt  Karl  Moser 
und' die  Uebunesschullehrer  Johann  Ni  gg  und  Martin  Spcchtcn- 
banser,  ondlicn  den  akademischen  Turnlehrer  Franz  Thurner, 
lämmtliche  für  die  Zeit  bis  zum  Schlüsse  des  Scliuljahrcs  1874/5  ernannt. 

—  Der  Wcltpriester  Joseph  Kohle r  zum  wirklichen  Rcligions- 
lehrcr  am  Staats-G.  in  Ried;  der  Supplent  Albert  Fietz  zum  wirk- 
lichen Lehrer  am  Staats<OG.  in  Cilli,  der  Professor  am  Comm.  G.  zu 
Triest  Lorenzo  Schiavi  zum  Lehrer  am  Staats-G.  zu  Capodistria, 
der  Präfoct  der  k.  k.  Theresianischen  Akademie  Dr.  Jakob  Seif  fort 
zom  wirklichen  Lehrer  am  Staats-G.  inTroppau,  der  Supplent  Johann 
Lopot  zum  wirklichen  Lehrer  am  Staats>RG.  zu  Weidenau.  der 
Professor  am  deutschen  Staats-G.  in  Olmütz  Leopold  Dworak  zum 
birector  des  Staats-BG.  in  Freud enthal  und  der  Priester  Arkadius 
WasBJlowicz  zum  gr.  or.  Religionsichrer  am  G.  zu  Suczawa. 


—  Der  Supplent  an  der  Staats- Rsch.  zu  Innsbruck  Heinrich  v. 
Schmuck  zum  wirklichen  Rcligionslehrer  au  dieser  Lehranstalt  und 
der  Weltpriester  Anton  Suhac  zum  wirklichen  Religionsichrcr  an  der 
Staits-Rsch.  zu  Marburg. 

—  Der  Director  des  k.  k.  Uof-Mineraliencabinets  und  ausserordontl. 
Ph>lMK>r  der  Petrographie  an  der  Wiener  Universität  Dr.  Gustav 
Tiehermak    zum   ordentlichen  Professor  der  Mineralogie  und  Potro- 


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zw'..v.  .S.rliv.r. 

—  Iß-.r  z-.'L  .r:-:!.:!.  Pr.f.--.:r  i-r  äjjviuirlKhrri  Bi/Unik  and 
Ij.:v"-..r  .'-  :■  tar.U./-rr.  Girt-ir.-  i:.  :■..•  Prijtr  1;:.:-,^^«:^-  ernannte 
I-r;.  A:.t..L  K  -ner  :.i*  i-f  sei:.*::..  ::•.  rljvr.  i*:.-?::.:?!^^  in  Inns- 
'..•-■•. jL  W.TiT.i'iiT-*  ''-li^^^s. 

—  i':.'  i'r:7i*.i.>:L:  iT.  ir  r:.iTrr5:*-i:  :l  I-:?..<rick  Dr.  Victor 
liiV'f  .  Kr.:.-:r  z-tu  a-.«rr;rirr.:l;:'r.rn  Prrf-Hj.::  fjir  Hi-u»l>g*:.»  nnd 
K  . '.»;'.'«:•:  1  •::.;.> L'^vchicrt';  ar;  i^r  Ur.iT-rrsi'-ät  zu  ijraz. 

—  l;-^r  rkrij ^:r  «irT  k.  k.  rfv:  iivibibli.-thrk  in  KUf^enfnit  Dr. 
LAttI/  V.  Hörrr.anii  2::ni  ^crlio.r  an  ivr  k.  k.  UniTvr^itätAbibliothek 

—  I-Nrr  abv^lYi.;rtf;  H'-'prr  i-r  P;;il>s.'}iii'.'  Bvbuslaw  Czermak 
/..'ii  Afiian-i-vn-ia  an -ivr  k.  k.  Unir-rr?iijtsbibliüth«?k  in  Prag. 

—  I'-rn  Bfschluss«  «i»:*  mr'iioini sehen  Pr«»fossorencolle- 
j.'i=ifi-  in  Prat'  ^f-mÄsii.  I»r.  Viomt  Janovskj  ZTim  i*rivat*luoenten  fnr 
ti»".f:).i  hn   ']-r  MfMÜ'.in  an  Art  •!•  rtii'-.n  Unirersität. 

I»«r  .i'i^v/piplonili'.'ii-:'  Pr'.'iV'ff,""-'r  «i'-r  aliir"iii*-in>'ii  »T».'s«'iüchte  an 
'I-r  I'nr.T-iUl  in  L»?iiib»;rEr  Dr.  Xav.r  LUko  ziiiii  i>ril'.-utlicheu  Pro- 
f.-.-.ir  iJi..— -  Fa'.h'-.'r  an  «i'.r  j'-iutJniton  H"cli>chul»?. 

-    l>»-r   Pr'if'-aOi   «i»T    niO'b^jjri'?  an   ier   lM*i"'>an-L»hranätalt  zu 
I  ri»Mil  Jii:— j»h  Wi.-scr  znin  Pr^«i-.-t  and  Stadt}ifarrcr  in  Bozen. 


—  \)*'T  Hau{'traann-AuJit'>r  1.  i'I.  AK-i»  Hubne r.  der  tecbn.  Mi- 
litariika>l*'iiii».-.  zum  '«nlent).  PrutVs>'.>r  >iitscr  An.^talt  (ür  die  Vorträge 
iih».'r  Militärstraf^e^'-tze  und  Kni  yklu|>a><i'k'  der  KeobUiwis^nächaften,  dann 
•I« T  au'^.vrordMitlicli«.' Pnd'osor  d'.rt.'ultur^'e^idiichto  an  der  Kricgsscbale 
lu.  n':inrich  Kirbter,  fb^^nfalU  zum  ordentlicbcn  Professor,  mit  6e- 
lai-sun^  in  der  pejrenwärtijroii  Stellung. 

—  Der  kon.  ung.  Hütt'.nprakticant  zu  ^bemnitz  Josepb  Tinger 
zum  As^^iKtentPu  für  Bergbau.  Markscbeido-  und  Aufbereitungskunde  bei 
der  k.  k.  Bergakademie  zu  Leobon. 

—  Dem  Di>brrigen  Amanuen^is  d.\s  k.  k.  Münz-  und  Antiken- 
cabinets  Dr.  Kni^t  Hart  mann  Kdien  von  Franzensbuld  ist  der 
Titel  und  <'baraktvr  eines  Custos  an  dieMin  Oabiuette  Allergnädigst 
verlieben  worden. 

—  iVofeÄä<jr  Dr.  K.  Vincent  zum  boeidt.-ten  Dolimetsclicr  für  die 
«•ngliscbc  Sprache  bei  dem  k.  k.  Landesgeriebte  in  Wien. 


—  Sr.  k.  u.  k.  Apostoliäobe  Majestät  haben  mit  Allerhöchster 
Kntscblicäsun^  vom  8.  Jänner  d.  J.  die  Errichtung  eines  Tierclassigen 
^>taatsgymnasmnl8  zu  Zloczow  in  Galizien  allergnädigst  zü  genehmigen 
geruht.  (Wr.  Ztg.) 


Personal*  und  8chn]notizeii.  77 

—  Der  Milliliter  för  C.  u.  U.  hat  der  neu  errichteten  Coniin.-ÜR. 
zs  Eremsier  Tom  Scho^ahrc  1872/73  ab,  anter  Anerkennung  der  des 
Bestandes  der  Redprocität  im  Sinne  des  §.  11  des  Gesetzes  vom  9.  April 
1870  (B.  G.  BL  Nr.  4G),  vorläufig  auf  drei  Jahre  das  Oeffentlichkeitsrccht 
Tcrliehen.  (Verordn.  El.) 

—  Der  k.  k.  Oberfinanzrath  und  pens.  ordentl.  Universitatspro- 
fessor  Dr.  Johann  Chlupp  Ritter  von  Chlonau  zum  Viceprases  der 
iteatswissenschaftL  StaatsprQfunKs-Commission  in  Prag. 

—  Der  als  Ciavier-  und  Orgelspiel-Meister  in  Wien  wirkende 
Inatnunentalcomponist  Otto  Müller,  Ehrenmitglied  des  Salzburger 
Mozarteums,  vorm  Schlüsse  des  Jahres  1872  zum  Doctor  der  Musik  von 
dar  Universität  zu  Philadelphia.  (Vgl.  Beil.  z.  A.  a.  Ztg.  v.  5.  Jänner 
1873,  Nr.  5,  S.  81.)  

—  Dem  Professor  der  Chirurgie  und  der  chir.  Klinik  an  der  med. 
chir.  Lehranstalt  inLemberg,  Dr.  Karl  Nagel,  ist,  aus  Anlass  der 
laf  sein  Ansuchen  erfolgten  Versetzung  in  den  bleibenden  Ruhestand,  in 
Anerkennung  seines  vieljährigen  verdienstlichen  Wirkens,  das  Ritterkreuz 
des  Franz  Joseph-Ordens;  dem  Turnlehrer  Richard  Kümmel  in  Wien, 
ii  Anerkennung  seiner  verdienstlichen  Leistungen,  das  goldene  Ver- 
diensikreaz  mit  der  Krone  allergnädigst  verliehen ;  ferner  dem  Docenten 
ander  k.  k.  Universität  zu  Wien  Dr.  Emil  Ritter  Stofella  von  Alta 
Bupe  den  kais.  russischen  St  Stanislaus-Ordon  2.  Cl.;  dem  corr.  Mit- 
glieae  der  kais.  Akademie  der  Wissenschaften,  k.  u.  k.  Gcneralcon- 
sol  u.  Ministerialrathe  Dr.  Karl  Ritter  v.  Scherzer  den  kais.  ottomanischen 
Medjidie-Orden  3.  CL,  das  Officierskreuz  des  kön.  belgischen  Löwen- 
Ordens,  so  wie  die  2.  Cl.  des  Ordens  der  siamesischen  Krone  und  dein 
k.  k.  Schulrath  und  Gymnasialdirector  Dr.  Richard  Peinlich  in  Graz 
das  Ritterkreuz  1.  Cl.  des  kön.  württemberg'schen  Friedrich-Ordens 
umehmen  und  tragen  zu  dürfen  allergnädigst  gestattet  worden. 


(Chronik  der  Erledigungen,  Concurse  u.  s.  w.  Fortsetzung 
von  Heft  XI,  1872,  S.  884.)—  Tabor,  Staats-RG.,  Lehrstelle  für  clas- 
*idche  Philologie,  subsid.  für  bölimische  oder  deutsche  Sprache;  Jahres- 
gehalt: 800  fl.;  Termin:  31.  Jänner  1.  J.;  s.  Amtsblatt  z.  Wr.  Ztg.  v. 
9.  Jänner  1.  J.,  Nr.  6.  —  01m  ütz,  Staats-OR.,  Supplentenstellen  für 
friniosische  u.  für  deutsche  Sprache;  s.  Amtsbl.  z.  Wr.  Zt^.  v.  11.  Jänner 
L  J. ,  Nr.  8.  —  Troppau,  Staats-OR.,  Supplentenstelle  für  deutsche 
Sprache,  Geographie  u.  Geschichte,  mit  der  normalmäss.  Substitionsge- 
bübr.  der  20nerc.  Theuerungszulago  u.  Reisokostenvergütung;  Termin: 
1.  Februar  1.  J.,  s.  Amtsbl.  z.  Wr.  Ztg.  v.  11.  Jänner  1.  J. ,  Nr.  8;  an 
eben  dieser  Ijehranstalt  Ijehrstelle  für  üVeihandzeichnen ,  mit  den  norm. 
Bezogen;  Termin:  10.  Februar  l.  J.,  s.  Amtsbl.  z.  Wr.  Ztg.  v.  15.  Jänner 
L  J.,  Nr.  11.  —  Brunn,  (deutsche)  k.  k.  Lehrerbildungsanstalt  fflr 
MHtbematik  u.  Physik,  ndt  den  norm.  Bezügen;  Termin:  25.  Jänner 
1.  J.,  s.  Amtsbl.  z.  Wr.  Ztg.  v.  14.  Jänner  1.  J.,  Nr.  lü.  --  Krems, 
lu  M.  Ijandes-OR. ,  Lehrstelle  für  Mathematik  n.  Physik;  Jaliresgehalt : 
VI(fl}  fl..  Quartiergeld :  150  fl.,  nebst  Anspruch  auf  5  Quinquennalzulagon 
pr.  2U0  fl.  und  Pensionierung;  Termin:  15.  Febr.  1.  J.,  s.  Amtsbl.  z. 
Wr.  Ztg.  vom  15.  Jänner  1.  J.,  Nr.  11.  ■—  Wien  er- Neustadt,  n.  ö. 
Lande.H-OR.,  Lelirstello  für  Mathematik  u.  darstellende  Geometrie,  even- 
iaell  f.  Mathematik  u.  Physik;  Jahresgehalt:  1200  fl.,  Qnartii>rgeld: 
150  fl.,  neigst  Anspruch  auf  5  Quinquennalzulagen  pr.  200  fl.  und  Pen- 
fioniening;  Termin:  15.  Febr.  I.  J.,  h.  Amtsbl.  z.  Wr.  Ztg.  v.  15.  Jänner 
L  J^  Nr.  11.  —  Czernowitz,  landwirthschaftl.  Lehranstalt ^  Lehrstelle 
fl&r  Chemie,  Mineralogie  u.  landwirthschaftl.  Technologie;  Bezüge:  900  fl. 


PereonBl-  nrnl  Sehalnotiwn. 

Jtliresguh&lt,  nalwt  üehaltserhüliuDg  tou  15  '„  nacli  je  11)  Dienstiahreo 
and  Pensionaßhigkeit;  Termin:  31.  Jänner  1.  j.,  &  Wr.  Ztg.  t.  Ib.  JiaDw 
1.  J.,  Nr.  11.  8.  174.  -  Neuhaas,  k.  k.  U..  Lokiitelle  fOt  claGsiscfae 
Philologie,  mit  wilD9<:faensw0rtlier  Befähignug  iQm  Vortrage  der  deut- 
schen Sprache ;  Juhrcagehalt:  800  a.;  Tennio:  15,  Febr.  I.  I,  ä.  Amt»!»!. 
i,  Wr.^tp.  V.  31.  Jänner  1.  J..  Nr.  36.  -  Prag.  k.  k.  akad.  G,, 
Katecbetenetelle  in  der  unteren  ADtbeilang  mit  dem  system.  üehalte 
von  T3ä  fl.;  Termin :  2U.  Februar  1.  J.,  a.  Amtobl.  i.  Wr.  Ztg.  vom 
30.  Jänner  1.  J.,  Nr.  24;  ebend,  (Deutsches)  Poljtecbn.  LandMiiulitat, 
Professur  fiir  chemische  Technologie,  mit  der  Verpflichtung  su  eingehenden 
Vorträgen  über  die  einschlägigen  FScber  u.  lor  praktischen  üntenrei- 
sung  im  tecbn.  Laboratorium-,  Jabresgohalt :  3OÜ0  fl..  eventfleU  SSOOft. 
und  300Ü  H.  ö.  W.  nebat  4Ü0  fl.  Ciuartiergeld;  Termin:  15.  HS»  1.  J., 
s.  AintsW.  t.  ffr.  Ztg.  v.  8.  Februar  I.  J,.  Nr.  27.  -  Beichenberg. 
Staats-BG  n  Oft.,  3  Lehrstellen,  u.  zwar  CQr  altclasa.  Philologie,  ßr 
deutBche  Sprache  ab  Hauptfach  und  für  franzOsigche  Sprache;  Ternnn: 
'iO.  Jänner  t.  J.,  s.  Verordn.-Bl.  1813.  St.  II.  S.  39.  —  Dalmatien, 
k.  k.  Staata-Gjmnaaien,  Lehratetleti  ffir  clasaische  Philologie,  für  deatBOhe 
Sprache  ,  fOr  Natargescbichte ,  fir  Mathematik  und  Phjstk  ,  dir  Oe- 
scbichte  und  Geograohie,  mit  den  System,  BciQgoii:  ferner  an  dorügro 
k.  k.  ^taats-Reatschulen.  Lehrstellen  fDr  das  linguiittische .  geograpliiKh- 

teschichtliche  Fach,  dann  für  Naturwisacnitchaften,  mit  den  oberir&htiten 
eiflgen;  Termin:  31.  Jfinnet  I.  J.,  s.  Verordn.-BL  1873,  St  II.  a  30.  — 
Teltsch,  LantleR-lIK.  (mit  böhm.  Unterr.-Spracho),  Suvplentenetelle  fBr 
Oeographio  nnd  Ueachichte  vom  2.  Sem.  d.  J.  an;  s.  Verordn.-Bl.  18T3. 
St.  111,  S.  55. 


(Nekrologie.)  —  Am  14.  Dec«mber  v.  J.  zu  New-Vork  der  aus- 
geieichiiete  aroertcanische  Landschaftsmaler  John  Frederick  Kenfutt 
(geb.  tn  Chesire  in  Connecticut,  am  22.  JtSn.  1813). 

—  Am  22.  December  v.  .1.  zu  Fraukfurt  a/lil.  der  ausgezeichnete 
Maler  Prof,  Jacob  Becker. 

—  Am  24.  December  t.  J.  zu  Aachen  der  Schrirtatellct  Lonia 
Lax  (geb.  lu  Dortrecht),  seit  30  Jahren  Redactenr  der  „Aachener  Zä- 
tang",  67  Jahre  alt. 

—  Am  3S.  December  t.  J.  zu  Hollcschau  Su.  Hochw.  der  Hochpriest*r 
und  Pfarrer  Ladwig  Freiherr  i.  Horeckj.  ein  Studiengenosae  und 
Jugendfreund  N.  Lenan's. 

—  Am  29.  December  l.  J.  zu  Prag  Johann  SworG,  ProfDBSorwn 
pomologiachen  Institute  in  Troja  und  an  der  Oewerbescbule  in  Smichow, 
im  32.  Lebensjahre;  zu  ßaab  Se.  Hochw.  der  Urosapropat  des  dortigen 
Enthcdral-Capitele  Sigismund  Deikj,  Bischof  von  Casaropolis,  seiner- 
zeit Lehrer  und  Erzieher  des  Prinzen  von  Lucca,  Verfasser  der  ersten 
ungarischen  Grammatik  fSr  Italiener,  im  78.  Lebensjahre;  auf  dorn 
Schlosse  Bois-Dauphia  im  Sarthe- Departement  der  bekannte  Aegjptologe 
Vicomte  Emanuel  de  Kougä,  Mitglied  dos  Institutes,  Professor  der 
ArchwlDgie  am  College  de  France,  Conuervator  des  ägyptischen  Hn- 
Mums  im  Lonvre.  im  Alter  von  62  Jahren. 

—  Am  30.  December  v.  J.  in  ffinterthur  der  Nestor  der  Schweiser 
EBnstlei,  der  ausgezeichnete  Kupferatecher  J.  Friedrich  Aberli,  72  Jahre 
alt;  in  Baden  bei  Wien  Fr.  S,  Staaduar,  durch  viele  Jahre  Eigen- 
thQmer  and  Bedact^ur  der  .^gramer  Zeitung",  im  7G.  Lebensjahre;  xa 
Paris  der  Haler  Henri  Josopli  Forestier.  im  85.  Lebensjahre 

—  Am  31.  Deo.  v,  J.  der  beliebte  Volk.'jp rigor  Ignaz  Fr.  Nagel- 

—  Anfang»  Deciniber  1.  J.  zu  Paris  LuuiK  Mezieres,  rrUer 
Rector  der  Akademie  tn  Metz.  Verfasser  miehrerer  Werke  über  engliacbe 
Lltpratur 


PetBonal-  and  Schulnotisen.  79 

—  In  der  1«  Hälfte  des  Monats  Deceiuber  v.  .1.  zu  Petersburg 
der  Schrift jtefler  Michael  Dimitriewitsch  Ymyrow.  im  42.  Lebensjahre. 

—  In  der  3.  Decemberwoche  v.  J.  zu  Breslau  Prof.  Dr.  Kuh. 
ausgezeichneter  Augenarzt. 

—  Gegen  Ende  des  Monats  December  v.  J.  zu  Wien  Henri  Bla- 
gnove,  ausgezeichneter  Violinist,  Schüler  L.  Spohr's. 

—  Im  December  v.  J.  zu  Paris  Josuah  Pierce,  amerikanischer 
Philologe  Yerfasitcr  einer  „Internationalen  Sprachlehre" ;  im  Haag  der 
ausgezeichnetste  Kirchenhistohker  Hollands  Jansonius. 

—  Ende  December  y.  J.  zu  Paris  der  bekannte  Historiker  Cape - 
figne  (geb.  zu  Lille  1802);  in  Gent  der  Componist  Emil  Stein  kühler; 
n  Glasgow  Macuuorn  Rankin»;,  Professor  der  Maschinenbaukunst  an 
der  dortigen  UniTersität;  zu  Bologna  Giovanni  Tadolini,  italic- 
oiflcher  Opemcomponist ,  seinerzeit  untcb  Bossini  Chordirector ,  über 
80  Jahre  alt.  und  auf  seinem  Landsitze  bei  Bologna  der  als  Satiriker 
bekannte  italienische  Dichter  Graf  Ottavio  Darca  (Tarca?). 

—  Am  I.  Jänner  1.  J.  zu  Göttingen  der  geheime  Justizrath 
Dr.  Wilh.  Theodor  Kraut  (geb.  zu  Lüneburg  am  15.  März  18(X)). 
ordentl.  Professor  der  juristischen  Facultät  der  dortigen  Universität; 
zs  Berlin  Dr.  Hermann  Runkel,  ehemaU  Redacteur  der  „  Düsseldorfer 
Zeitung**,  spater  Translator  im  preussischen  Ministerium  <Ies  Auswärtigen. 

—  Am  2.  Jänner  1.  J.  zu  Kerlin  der  ausgezciclmete  Historien- 
maler Raymond  de  Baux;  zu  Frankfurt  a/M.  Philipp  Winter- 
wcrd,  begabter  Maler;  in  Paris  der  Ingenieur  Apollinaire  Lc  Bras. 
fhemak  (Konservator  des  Mus«3e  naval,  der  unter  Louis  Philipp  den 
Obelisken  von  Luxur  aus  Aegypten  geholt  und  auf  dem  Concordia-Platze 
in  Paris  aufgestellt  hat:  zu  Charkow  in  Russland,  Dimitri  Kasche- 
nowsky,  Professor  des  Staats-  und  Völkerrechtes  an  der  dortigen  Uni- 
versität, ein  mit  ;deutsclien,  französischen,  englischen  und  auch  öster- 
reichischen Berufsgenossen  in  steter  Verbindung  stehender  Gelehrter. 

Am  3.  Jänner  1.  J.  der  Professor  des  Polytechnicums  in  Riga, 
Betts ard.  durch  Sturz  von  einer  Eisenbahnbrücke. 

->  Am  5.  Jänner  1.  J.  zu  Pest  der  Schriftsteller  Bemäs  Gazfi, 
als  Humorist  bekannt,  im  6G.  Lebensjahre. 

Am  6.  Jänner  1.  J.  zu  Jena  Dr.  Lud  wie,  Professor  der  Chemie 
and  Pharmacie  an  der  dortigen  Universität,  Redacteur  des  y^Archives  der 
Pharm  acie^. 

—  Am  8.  Jänner  1.  J.  zu  Loosdrecht  bei  Utrecht  Dr.  Johann 
Konrad  Hacke  van  Mynden,  der  j^odiegene  Uebersetzer  von  Dante 's 
„Commedia**,  eine  der  besten  Kräfte  der  niederländischen  Literatur. 
(Vgl.  Wr.  Abendpost  v.  31.  Jänner  1.  J.,  Nr.  25,  S.  1%  f.) 

—  Am  9.  Jänner  1.  J.  zu  Chislehurst  in  England  der  Kaiser  der 
Franzosen  Carl  Ludwig  Napoleon  IIL  (geb.  zu  Paris  am  20.  April  1806); 
n  Frankfurt  V^-  Ernst  Schubert,  bekannter  Astronom. 

—  In  der  Nacht  zum  12.  Jänner  L  J.  zu  Florenz  der  hochw. 
Cknonicns  Giuseppe  Lonio,  ständiges  Mitglied  der  Accademia  della 
Cnuca. 

—  Am  12.  Jänner  L  J.  zu  Ofen  Jos.  Carl  Vafs,  Professor  am 
katholischen  Obcr^ymnasium  alldort  und  corr.  Mitglied  der  k.  ungar. 
Akademie  der  Wissenschaften;  zu  Neapel  der  Dichter  Professor  Fran- 
cesco DairOngaro  (geb.  1808  zu  Oderzo  im  Venotianischcn). 

—  Am  14.  Jänner  l.  J.  zu  Hochkirch  bei  Grossglochau  in  Schie- 
nen der  als  Schriftsteller  bekannte  Pfarrer  Aurclius  Mein  hold. 

—  In  der  Nacht  zum  17.  Jänner  1.  J.  zu  Tübingen  Dr.  med. 
Beinhuld  Köhler,  Professor  der  Medicin  an  der  dortigen  Hochscliule 
vnd  Vorstand  der  medicin.  Polyklinik,  im  48.  Lebensjahre. 

—  Am  18.  Jänner  1.  J.  zu  Totschon  So.  Exe.  Graf  Franz  Thun, 
k.  k.  Ö.  Kammerer  und  Geheimrath,  durch  sein  humanitäres  Wirken  und 


Persontl-  and  Schnlnotiien. 

seine  Sorgfalt  [&r  dio  VolkwicimlbilJuDg  bekannt,  im  87.  Lebensjahr«  i  in 
Torqnaj,  seinem  gewaiinlichon  Winteranfanthalte ,  der  berahrote  Ronan- 
schnftsteller  Edward  Bulwer  Lytton,  otgentUcb  Lord  Edward  öeofixej 
l^rle  Ljtton  [gob.  im  Mai  'itm  auf  Haydon  Hall  in  der  Urafscha» 
Norfolk),  3.  Sütin  des  Vm  verstorbenen  Generals  Bnlwer. 

—  Am  20.  Jänner  I.  J.  xu  Wien  der  I^ndscbaftsmaleT  Frani 
Barbarini  (eeb.  in  Znaini)  im  69.  Lebensjahre i  zu  Weiuar  der  Schrift- 
steller Heinrien  Jade. 

—  Am  24.  Jänner  1.  J.  ta  Frcibarg  i.  Br.  der  geh.  Hofratb  Dr.  Kail 
Zell,  emerit  Professor  der  Philologio  an  den  UniverBität«n  Frubore  und 
Heidelberg,  &U  Archieolog  nnd  Epigraphisi.  hochgeachtet,  im  SO.  Leben»- 
jähre;  zu  Paris  der  geschstite  Maler  Ricard  im  49.  Leben^alire  nnd 
{nach  Andern  am  27.  Jänner  1.  J.)  in  Moskan  der  kais.  rass.  Gehoimrath 
FOlst  Obolenskj.  DLector  der  bedeotendsten  Archive  altdort. 

—  Am  26.  Jänner  1.  J-'  lu  Nürnberg  der  Bildhauer  EranBaer, 
Lehrer  an  der  dortigen  Gcworbcschule.  ale  trefflicher  Künstler  bekannt; 
XU  Dijon  der  Professor  der  Zoologie  Graf  Brülle,  llecan  der  dortigen 
Facnltät  der  Naturwissenachaften. 

—  Am  27.  JSnncr  I.  J.  xu  Cumhridge  Prof^sor  Dr.  Adiuit 
Sedgwick  <geb.  im  Jun:  1784  in  Uent  in  Yorkshire).  einer  der  gri)asten 
Geologen  der  Nenzeit. 

—  Am  3S.  Jänner  1.  J.  tn  Leitomischl  Se.  Uochw.  P.  Weniel 
Hilarins  Dr.  DJdina.  Eector  des  Piaristen -CoUegin ms  und  Director 
des  k.  k.  Gymnasiums  alldort,  im  51.  Lcbcnajahrc;  in  Landshut  der 
ätndiondirector  Dr.  Fertig  nnd  zu  Leipzig  der  ehemalige  Professor  der 
Hnsik  an  der  Dniverutät  Edinhnri;h  Henry  Hc^h  Pierson  (geb.  ta  Ol- 
ford  am  12.  April  1816).  als  Lieder-.  (Äatonen-  nnd  Opem-Componlst 
bekannt.    (Vgl.  Beil,  i.  A.  a.  Ztg.  vom  6.  Febr.  1.  J..  Nr.  37,  S.  SA  f.) 

—  Am  30.  Jänner  l.  J,  zu  Üreelau  Ignaz  Lflstncr  (geb.  am 
S2.  December  1792  zu  Frischwitz  bei  Janer),  ein  Veteran  unter  den 
Violin tirtuosen,  Vater  einer  patriarchalischen  Tonkünstler-Familie. 

—  Am  31.  Jänner  1.  J.  zu  Berlin  Professor  Dr,  Schnakenbnrg, 
Lehrer  an  der  Kriegs- Akademie  und  an  der  Königin-Angustn-TSchter- 
schale. 

—  In  der  letzten  Jännerwocho  1.  J.  in  Bern  Dr.  Gustav  Fr5hlich- 
Vugt.  Director  der  höheren  Tflcht^irschuU'  alldort.  sU  Pttdagog  bekannt, 
Schwager  Karl  Vogfs. 


(Diesem  Hefte  ist  eine  literarische  Beilage  beigegtiben.) 


Erste  Abtheilung. 


Abhandlniigen. 

Goethe  als  Student  in  Leipzig  (1765-68). 
Hemmende  und  befreiende  Einflüsse. 

II. 

la  Ausübang  der  bildenden  Kunst  rückte  Goethe  zu  Leip- 
1^)  wie  er  selbst  sagt'),  nicht  weiter.  Vielmehr  befestig^te  sich 
Böne  skizzistische  Manier,  nach  welcher  über  der  Tendenz,  den  all- 
gemeinen Eindruck  zu  überliefern,  das  Detail  seiner  Zeichnungen 
ohne  Gestalt  blieb.  Diese  Mängel  wui-zeln  im  Abgange  genügender 
Anleitung,  sowie  des  Fleisscs  im  Technischen  der  Kunst  und  hierin 
w  znnädist  der  Zeichenunterricht,  den  Goethe  bei  Oeser  in  Leipzig 
erhielt,  geradezu  von  nachtheiligem  Einflüsse.  Oeser  selbst,  wie 
Goethe  andeutet,  bei  einem  sehr  schönen  Naturell  hatte  seine  jungen 
Jahre  nicht  in  genügsamer  Thätigkeit  verwendet,  deswegen  er  auch 
me  dahin  gelangt  sei ,  die  Kunst  mit  vollkommener  Technik  auszu- 
üben*). In  dieser  Beziehung  stellte  ihm  Heinrich  Meyer  Raphael 
Mengs  entgegen  '),  der  bei  ganz  massigem  Talente  durch  Fleiss  seine 
Aasbildung  erlangt  habe.  Zudem  gehörte  Oeser  selbst  zu  den  Skiz- 
orten  und  Poetisierem ,  er  neigte  zum  Allegorischen,  einen  Neben- 
fBdanken  Erregenden,  seine  Zeichnung  war  unsicher,  seine  Ausfüh- 
rung nebulistisch  ,  mehr  auf  das  Anmuthige ,  Zierliche  und  Humo- 
ristische als  auf  das  Schöne  und  Erhabene  gewandt*).  Dessen- 
ungeachtet ist  die  Stellung  Oesers  in  der  Eutwickelung  der  deutschen 
Kunst  keine  unbedeutende.  Einer  der  eisten ,  hierin  vielleicht 
urspränglich  durch  den  österreichischen  Bildhauer  Raphael  Donner 


•)  WW.  IL  liA'- 

*)  Ebd.  703'- 

*)  In  einem  Anfsatze  über  Oeser  in  den  Propyläen  III.  Bd.   I.  St 
ä  125  ff.    Hiermit  ist  zu  vgl.  Karl  Jasti ,  Winckolmann  I.  343  ff. 

0  Vgl  W.  u.  D.  a.  a.  0. 

IritNhrlft  f.  d.  öttorr.  Gymn.  ilTS.  U.  u.  m.  Btfi.  6 


82  K.  Tomai<3>ek.  Goethe  als  Student  in  Leipiig. 

bestimiDt  >) ,  dringt  er  dorn  BarocUetilo  gegenüber  auf  Vereinfachung, 

anf  Beinigung  des  Geschmackes.  In  dieser  Bücksiebt  wär  Dach 
Goethes  Wort^)  dos  Erste,  was  er  empfahl  und  woimif  er  immer 
wieder  zurüclckam ,  die  Binfult  in  allem ,  was  Knust  und  Bandwerk 
vereint  hervorzubringen  berufen  sind.  Zudem  wies  er  unablässig 
anf  die  antike  Kunst,  tnübeaoudero  die  nntiken  Statuen  nud  gi-öseeni 
Bildwerke  bin  als  den  Grund  und  Gipfel  aller  Kunstkenntnias 'j. 
Hierin  Echon  liegt  der  Einflnse  zu  Tage,  den  Oeser  auf  Winckelmiuui 
nehmen  konnte,  als  dieser  zehn  Jahre  vor  Goethe  zu  Dresden  Oaeera 
Umgang  nnd  Unterricht  im  Zeichnen  gouoss.  Als  ein  abgesagter 
Feind  alles  SchnCrket-  und  Muschelwesons  und  des  ganzen  vorkom- 
menen  Benaissancestiles  erstreckte  Oeser  sein  Streben  nach  ge- 
schmackvoller Einfachheit  bis  auf  dJe  Einrichtigung  seines  Zimmers 
nnd  verschmübte  nicht,  selbst  durch  Vergleichung  von  Kupfern  ver- 
schiedener Zimmemmgebniigcn  einfacher  und  dberladener  Art  den 
Sinn  Goethes  und  seiner  Genossen  zu  bilden,  auf  welche  um  so  eher, 
als  alles  um  ihn  her  mit  seinen  Maximen  Übereinstimmte,  die  Worte 
und  L«hren  des  Meisters  einen  guten  und  dauernden  Eindruck 
übten  *).  Dazu  stimmt  eine  bedeutsame  Bemerkung  im  Briefweclisel 
mit  Zelter,  Hier  erzählt  Goethe  *),  wie  in  seiner  Jugend  der  Kupfer- 
stich eines  Meisters "}  aus  jener  unseligen  Zeit,  wo  alle  Umgebungen 
des  Menschen,  Eleidtr  und  Mobilien  sich  ins  Abgeschmackte  .ver- 
loren und  die  Bilder  mit  widerwärtigen  Pi-achtschnörkoln  überhäuft 
wurden,  ihn  mit  Abscheu  erffillt  hätte ''].  Er  fügt  erklärend  binm, 
dass  er  selbst  hingegen  gerade  bei  der  KDckkchr  der  Einfalt  sich  zu 
bilden  anfieng.  An  dieser  Rückkehr  der  Einfalt  eben,  sowie  an  der 
Leitung  Goethes  in  ihre  Bahnen  hat  Oeser  einen  wesentlichen  Anthell. 
Den  Mangor  seines  Zeichenunterrichte  bei  Oeser  fasst  Goetba 
in  den  Worten  zusammen ,  dass  er  ihm  und  seiuen  Genossen  (es  sind 
OeGflrs  Privatschüler  *)  gemeint)  die  Begriffe  von  den  Gestalten  g©- 

'j  Vgl.  Justi  a.  a.  0.  350  f. 

')  W.  0.  D.  304° 

»)  Ebd.  705-' 

')  Ebd.  7M°- 

')  Briofw.  jn,  Zelter  VI.  301. 

*)  Es  iat  ein  Stieb  gemeint,  die  Kaiseriu  Katharina  II.  von  KoBBland 
darstellend,  von  U.  F.  Schmidt  (geb.  zu  Berlin  1T12,  pestoTbän 
ebd.  1775).  Schmidt  war  ein  Broder  von  Zelters  Orossniotter 
(vgl.  a.  a.  0.  S94  f.)  und  fttr  den  letztern  hatte  Goethe  des  tob 
Bchmidt  bändelnden  Absatz  auB  der  Calcognifia  da  G.  Loaghi 
fMilano  1830,  VoL  I.  p.  185)  nbcrseUt  (Brlefw.  m.  Z.  a.  a.  0. 
286  fF.). 

')  Ana  ähnlichen  Gründen  tadelte  Goethe,  von  Leipzig  ins  Vaterhaas 
zurflckgekehrt,  an  des  letztern  neuer  Einrichtung  "emige  schnörkel- 
hafte Bjiiegelrabmen  and  gewisse  chinesische  Tapeten"  zum  grossen 
Verdrusse  des  Valara,    W.  u.  D.  717'- 

')  Uober  diese  vgl.  Freih,  v.  Biedermann  a,  a.  0.  L  IG8  ff. 


K.  Tomaschek.  Goethe  als  Student  in  Leipzig.  88 

geben  und  verlangt  hätte,   sie  sollten  sie  in  sich  lebendig  worden 
kssi.li.     Diess  konnte  auf  die  Auffassung,  nicht  unmittelbar  auf  die 
Ausübung  wirken ,  da  ihnen  als  Anffingern  nur  eine  unzulängliche 
Technik  zu  Gebote  stand.    Die  Kenntniss  wuchs,  die  Hand  vermochte 
nicht  zu  folgen :  und  was  hierin  schon  im  Vaterhausc  und  so  auch 
in  Leipzig  versäumt  ward ,  gelang  Goethen  auch  im  spätem  Leben 
nicht  vollkommen  nachzuholen.     Lub  und  Tadel  deutete  Oeser  bei 
ihren  Arbeiten  nur  indirect  und  lakonisch  an,  man  musste  über  die 
Sache  denken  und  kam  in  der  Einsicht  allerdings  schnell  um  vieles 
weiter;  er  ermangelte  übrigens  nicht,  sie  vom  AVissonschaftlichen  der 
Kunst,  von  der  Perspective,  von  Licht  und  Schlitten  zwar  genugsam, 
doch  immer  nur  so  zu  unterrichten ,  dass  sie  sich  anzustrengen  und 
ZQ  quälen  hatten ,  nm  eine  Anwendung  der  überlieferten  Grundsätze 
zu  treffen.     Hierin  sieht  Guethe  die  muthmassliche  Absicht  Oesers, 
üD  ihnen ,  die  sie  doch  nicht  Künstler  werden  sollten ,  nur  die  Ein- 
sicht •  und  den  Geschmack  zu  bilden  und  sie  mit  den  Erfordernissen 
eines  Kunstwerks  bekannt  zu  machen.     Auch  Goethes  Uebungen  im 
Badieren  und  Holzschneiden  unter  Anleitung    des  Kupferstechers 
Stock  kamen  über  skizzenhafte  Versuche  und  blosses  Vignottenwesen 
nicht  heraus.   Die  ganze  Hichtung  auf  Bildung  seines  Ui-theils  mehr 
denn  seiner  technischen  Fertigkeit  liess  Goethe   sich  um  so  nach- 
debiger  gefallen,  als,  wie  er  selbst  sagt,  die  Kenntniss  bequemer  als 
das  Thun  ist  und  der  Fleiss  eben  seine  Sache  nicht  war.  Hiezu  kamen 
die  Unterhaltungen   im  Kreise  der  Kunstsammler   und   Liebhaber 
Leipzigs  'j.  welche  gewohnt  waren,  stets  auf  die  Schule  und  Zeit,  aus 
weicher  ein  Kunstwerk  hervorgegangen  und  auf  das  Naturell  des 
Kün*tlei*s  ihr  L'rtheil  zu  stützen ;  und  da  in  diesen  Kreisen,  obgleich 
man  sich  im  Ganzen  mehr  gegen  die  niederländische  Schule  richtete, 
glücklicherweise  keine  einseitige  VorlieBe  für  bestimmte  Stuffc  der 
malerischen  Darstellung  herrschte ,  so  wurde  die  Frage  immer  auf 
düc  Kunst gomässc  überhaupt  hingelenkt.     Damals  war  gerade  das 
*Lei»en  d»?r  Maler  von  Kafael  bis  auf  die  neueste  Zeit'  von  Dezalliers 
dArirenville  in  deutscher   üubersetzung  (von  Volkmauu   1707.  68) 
erj^chienen;  Goethe   versenkte  sich   iu  das   Studium  dieses  Buches 
und  indem  Üeser  aus  den  grossen  Lei])ziger  Sammlungen  durch  man- 
che>  Portefeuille  der  Anschauung  zu  Hilfe  kam,  sah  er  sich  kräftig 
in  das  Studium  der  Kunstgeschichte  eingeleitet.   Selbst  mit  archaeo- 
[•'»gischen  Schriften,  so  mit  jenen  des  Grafen  Caylus  und  unter  den 
Deutschen  mit  dej>  Leij)zigor  Christ  bahnbrechenden  Arbeiten  wurde 
er  schon  damals  wenigstens  einigerma^seu  vertraut  und  da  bei  Oesers 
Hinweisuugen  auf  die  antike  Plastik  Goethen  die  Anschauung  und 
das  Versländuiss  der  Statuen  und  grossem  Arbeiten  der  Alten  noch 
ferne  lag,  so  ist  es  von  grosser  Bedeutung ,  dass  er  ihm  die  Kennt- 


*)  Ueber  diese  vgl.  Freih.  v.  Biodermann  a.  a.  0.  184  fi. 

6* 


»4  K.  r.Wi.-.-'c^it  «>:»irJi*  iL*  '5?ra«i'*nt  in  Leipzig. 

T.jr:  7  :  L."  .«^r.T  r-Lr'l.-.ih-r  7.iniin'»-l:e  ^).  Die  s*f  erhaltenen 
ri.r.  :.■■*.:  if  ii.  Ti^ri  :^'.i*:!:-ri::    :-r  Z'jüt:  bL-ibt^n  moiSLrebend  für  Goe- 

:•=::.  iiii  il-  r. ':*i~  A--.!:^:il:-!ii-r  -  •:::  z.  r  -m^rrn  üllu'eineineren 
A". ?■:•:. .1-  ':'.-  -:'.*■_■;  '[--r-z.s-irLl-.vi'ir:'")  Lai-üreri^i^rreu  kann, 
L. -?=*•:;-:  r:  J: -.•_■.::  iz   5:1  ::zj  ?-::.-?  A-v'-?"^  'in-l  Urrheils  auf 

iri-.  'T^' .:::--  It:*.!:  i:  i  5*L-i>  i:-:':  «-ii»::  ilohterUciien  Ent- 
'^i  £-..Lj  ;•".  '--"r  i  Hl.- -  I*-  ":  *'i  -  .ciiisz'i<K'z*rA ,  dass  durch 
•ii^  trz'ir:.  Ir  :.t.:  .r.^-r.  :•:'•  Er.  it-:  :  r  Mildere:  5*^:r.e  i-'eti^che  An- 
l^i'T  IL  :-r  :.:  1* .'..:  i":"  :>  .-.j-ir  :"..■:•  Ej^'^r. •■■•*. ailichkcit  gleich 
ur?:  rli^vi.".  '>-:;.~-?s-  x^i.  >.  iirtf-  "v.r  i-f^  Citr^inc.  den  Goethe 
Z-:  Lt.i;:j  ::.  S^.*.: -i  ir*  ■.!:■:- ■-:.  S..-?:  :::?*- ►^s'i lere  aus  dem  Ver- 
kth:-:  Li-  '-•■rTe:  :  ■-:.  .-  1:  :\i  vi:*  i  y'i'irr:::-^  als  Di':hter  in  An- 
-.:LLi^  rii-Tr:..  !•  i:  -*  "..-:.  n::  i:  ^er  iie  Aürv^r'.i.iien  Oesers 
iri  n-.-:!  '■•:<". z::i:''frTi:  I.i-.il:':.  -'.:.•.:;. ^'-:  Wir  hv-n  die  Dichtung 
ai.lär. -•-:.:  ».-.rrhei  rj.:!:;  i  i::  H::.?:.!"  i::  M:5ter  "iid  Grundsätze, 
Uli:  ^ruiKi:  '  lili-r^V"  Ver- ::'..-..  ■: li :::':: --i-:::.  v  I!  M:>:ruuen  in  seine 
eijeiie  Kii:-.  ■.•  ...  v'.l.^--.::  Vr-i^rei  i-r:r:f  ::.  D:i  war  es  kein 
liii'i- T T  i!*  «Je^-r:.  ^el.Le:  ?':r::^r. :  ur.l  err/.::::er:'.l  an  seine  Seite 
r:ii:.  Dr::  E:-:e  ir:  eii^re::- -li::  ■:::!  ::.i::ii:ilt:i:  wirksam»>r  AVeise 
!»:iin-  •.'..■*er  G  e:'..-.L  -:..L  se;l-'.  riiile*;.  i-ir  tieibenien  Kraft  seines 
«it:!:i'>  -v-erTa'-ei.  .v.i  -x-u^ite  ihiii  i::r'.-.:;::  l:::  a'.ljomeinen  aber  be- 
L-ei.-.-r:.  le:.  lu:  l-^u  rechreii  UV^  eLiirlle::  l- 'a  W  rten  ein  ideales 
Ziel  dtr-  .S:r-'-:::^  zu  Uzei.:hLen.  I::  I-r  Erk-en'itni<s  dieses  Ge- 
wiii:ie*.  'leii  '*ir  liJii.Iii  Ijviii  Lfiii-r  fi'.v»i.  i./.n,  ^ohrieb  G'.»ethe  später 
v-r.  Frahkf^irt  au-  .iL  v'e^-r'  ,  er  :?e:  i'iu:  iLehr  ^childig.  als  er  ihm 

liinkeii  kannte,  wie  .lu^  eiLeiL  FliLi'jieLl'a»:-.  >••!  er  a:s  seinem  Unter- 
ri'.'h!«"  h'TY.'rget:j.Ui:en.  -i^rr^-aiize  L'iiterschied  Je><en.  was  or  gewe- 
ft»Mi.  'hl  er  in  L-iiiiJ  zu  ihm  kam,  uiid  -ams  -i^r  war,  als  er  von  ihm 
irieiiL:.  -^ei  •.'e<»-r'?  V\\Tk. 

Die-er  L'ntorschied  wird  dem  schärfer  luickenden   insboson- 
dert*  aus  G-jethts  Ci;'rr»:?p...udeuz  deLtlich  erkennbar.    Im  Vertrauen 


•)  Vgl.  zum  Vorher?.,  -soweit  os  auf  dorn  Borichto  in  W.  u.  ü.  boniht 
II.  7<>4  ff.  TOS-  " 

^}  rjch'^n  hier  möchten  wir  iardii  verweison.  djiss  zuerst  Dr.  Hein- 
r-jth  in  seinem  L-'hrliici.-.'  !.;■  Anthr'iv\»i:i.'  .Leipzig?,  1S22  Ö. 
.'i>5T  f.)  «i'.'vtiiOa  D.-:!k\\;iiU' ,i\-..  übcrliauju.  \\m  dosten  Art  zu  be- 
zeichnen .  tr •' u' e  n  ? t ä II  d  l i c  ii  nennt .  ein  Au?«iruck ,  iior  G«M-thes 
l'.bhatt'.-^t';  Zi.'itiminung  hatte  und  worin  ».t  mit  H».*inroth  ans- 
i^esjir'Kjheii  tind'.t  das.«  sein  Ansohaui.'n  <'.db>t  ein  Denken  und 
-'■in  JK'nken  ein  An.schaucn  <'A,  iZur  Xaturw.  im  Allg.  '  Bodeu* 
iimhi  F'ird'-rniaa  durcli  ein  einziges  geistreiches  Wort'  WW.  IIL 
\'2f!^t  1...  Wie  dioijea  »Sclihigwort  gerade  seine  dichterische  Weise 
an fzu klären  gw'ignet  ist,  liegt  vor  Augen. 

')  \l  Nfiv.  17t;s.  Jahu,  Driofe  an  Leipz.  Fr.  S.  12U  vgl.  auch  den 
iJriirl"  an  üKscr  v.  14.  Febr.  lTh9.  den  erst  Freih.  v.  Biedermann 
mitgctheilt  bat  (a.  a.  U.  II.  31  fl'.). 


E.  Tonuucfiekf  Goethe  als  Student  in  Leipzig.  85 

auf  äussere  Autorität,  Bestimmung  uiiil  Hilfo  auch  für  sein  Dichten 
vnu  Meistern  und  den  Lehren  der  Schule  erwartend ,  so  trat  Goethe 
in  LeipziiT  ein.  Den  Verzagton  ,  in  seinem  Vertrauen  ,  in  seinen 
Erwartungen  Getäuschton  richtet  Oeser  wieder  auf.  Er  zeigt  ihm, 
dass  es  in  den  Künsten  vor  allem  auf  die  Naturanlage,  auf  die  Kraft 
und  Arbeit  de.-^  Künstlers  selbst,  auf  sein  Xachdcnken,  auf  seinen 
Geschmack  ankomme ,  dass  hier  niclits, gelte,  was  bloss  überliefert 
und  nicht  erworben  ist,  dass  liier  wie  nu-gends  der  Grundsatz  Platz 
greife:  selber  ist  der  ilann.  Hiehor  gehört  es,  wenn  Goethe  an 
Oeser  schreibt,  wie  gewiss,  wie  leuchtend  wahr  durch  ihn  der  selt- 
same ,  fast  unbegreifliche  Satz  ihm  geworden  sei ,  dass  die  Werk- 
statt des  gMSsen  Künstlers  den  keimenden  Philosoi)hen,  den  kei- 
menden Dichter  mehr  entwickelt,  als  der  Hörsaal  des  Weltweisen 
und  des  Kritikers;  Lehre  thue  viel,  aber  Aufmunterung  thue  alles. 
Keiner  unter  allen  seineu  Lehrern  habe  ihn  jemals  aufgemuntert 
als  er:  entweder  man  habe  ihn  ganz  getadelt  oder  ganz  gelobt  und 
nichts  könne  Fähigkeiten  so  s»'hr  niederreissen.  Seine  Aufmunte- 
rung nach  dem  Tadel  sei  ihm  Sonne  nach  dem  Regen,  fruchtbares 
Gedeihen  geworden.  Hätte  er  seiner  Liebe  zu  den  Musen  nicht 
aufgeliulfen,  er  wäre  verzweifelt;  er  habe  ihn  gelehrt;  demüthig 
ebne  Niedergeschlagenheit  und  stolz  ohne  Praesumtion  zu  sein*). 
Und  in  einem  Briefe  an  Oesers  Tocliter  Frii^derike ")  spricht  es 
Goethe  gera«lezu  aus,  dass  es  ihr  Vater  war,  der  ihn  zuerst  auf  den 
rechten  Weg  gewiesen  und  hiefür  die  Form  Sidnor  Seele  bereitet 
Labe.  «?ine  Form  fügen  wir  hinzu,  welche  Goethe  seither  mich  allen 
Seiten  erfüllte  und  nie  wieder  verlassen  hat. 

Welcher  Art  dieser  Weg,  welcher  Art  flioso  Form  ist,  bleibt 
uns  nivht  vorborgen.  Kurz  v«>r  seinem  Abganjre  von  Frankfurt 
na«:h  Stnissburg  schreibt  Goethe  an  den  Buchhändler  Reich  in  Leip- 
zig: ^),  wie  sehr  er  sich  sogne,  Oesern  zum  Lehrer  gehabt  zu  haben. 
Dio  Uebung  der  Haud  wäre  zwar  nur  s»mu  Nebenaugenmerk  gewesen, 
aber  er  wäre  in  «lie  Seele  gedrungen  und  man  nulssto  keine  haben, 
um  ihn  nicht  zu  nutzen:  Oesers  Unterricht  werde  auf  sein  ganzes 
Leben  Fnlgen  haben:  *er  lehrte  mich  das  Ideal  sei  Einfalt 
und  Stille  .  Bezeichnend  für  den  ermunternden  Einfluss  Oesers 
fügt  er  hinzu,  daraus  folge,  dass  kein  Jüngling  Meister  worden  könne. 
Vertnuift  Dir  sidbst  und  folge  d'Mn  Ideale  der  Einfalt  und  Stille,  das 
war  die  Lnsimg.  mit  welcher  Oeser  ihn  erfüllte,  wornach  sich  fortan 
<'li»i»rhe.-^  Streben,  seine  ganze  Seele  zu  formen  begann.  Einfalt  und 
Stille. I  Es  liegt  liierin  der  Versuch  vor,  dem  reinen  Eindruck  einiger- 
mcLSseii  mit  Worten  beizukommen,  welchen  das  wahrhaft  Schöne,  zu 
dessen  (lefnhle  Oeser  an  der  Antike  gelangt  war,  immer  und  übor- 

')  Rr.  a.  L.  Fr.  12()  tf. 
3)  El>4l.  Ib^J. 

\  2U.  Febr."  1770,  ebd.  21ü  u.  H.  llirzol,  Briefw.  G.'s  mit  Lavatcr 
1B4  f. 


«M|  K    1\ma8chek,  Groethe  als  Stadent  in  Leipzig. 

kI]  ^i>!^*^^*^t'^tt  muss,  ein  Yei'such,  diesen  Eindruck  anf  objective 

|J^rtltf*o•^iV«  Äurückzufühi-en  und  damit  zugleich  weniger  für  die 

|i^.^fii.«*f;.v&  üls  fOr  den  Tact  und  das  praktische  ürtheil  einen  all- 

ciim«»?»*'"  M4S88tab  darzubieten,  um  die  Gegenstände  der  Kunst  auf 

Jj,*i.  *^?^;  S*'h«»nhoit   zu  prüfen.    Mögen  die   Mangel  der  eigenen 

^•,',„^ff>vw>r  Ooscrs  noch  so  zahlreich  und  auffallend  sein,  für  den 

«pl^-,.iv'.\^u  (iiischmack,  den  er  besass  und  mitzutheilen  verstand, 

fi\f*a  ^-''''^  Worte  ein  glänzendes  Zcugniss ,  sie  beweisen  eine  Rich- 

tunir.  ^wiK"»'^f  von  allem  untergeordneten  Interesse  und  von  allen 

^„I^^UviMi  Nnbcnaifectcn  hinweg  den  aesthetlschen  Sinn  und  GK^nuss 

^'  Vvliston  Kunstform  zuzulenkcn.    Und  der  gelegte  Keim  schlug 

X^'h\^A  in  lioftthes  Gemüthe.    Er  durfte  an  Oeser  schreiben ') ,  den 

\^^  «um  Wahren  und  Schönen  habe  er  ihm  gezeigt,  ihm,  gesteht 

(iic\  drtuko  er  das  Gefühl  des  Ideales. 

Noch  eine  andere  bedeutsame  Förderung  Goethes  knüpft  sich 
^1)  üoiiuMi  Verkehr  mit  Oeser.     Wie  es  in  Wahrheit  und  Dichtung 
\\^\^iii,  halte  Oeser  eine  leidenschaftliche  Verehrung  für  Winckel- 
iMciun,  die  er  seinen  Schülern  gar  leicht  eiuzuüössen  vermochte '). 
Mah  kann   Winckolmann  auf  dem  Gebiete  der  Kunstauffassung  als 
((iiii  ulls<^itl^en  und  gründlichen  Vollender  dessen  ansehen,  was  bei 
Otw«r  nur  als  Richtuug  und  in  gelegentlichen  genialen  Aeusseiningen 
hi»rviM'l  rat.    Wir  fürchten  uicht  zu  fehlen,  wenn  wir  die  Bezeichnung 
iliin  iiili^emeinen  vorzüglichen  Charakters  der  Meisterwerke  griechi- 
urlior  Kunst,  welches  AViuckoImaun  in  eiue  edle  Einfalt  und  stille 
ih'uHHH  Howol  in  der  Stellung  als  im  Ausdrucke  setzte,  Oesers  direc- 
iimi  Kinflusso  zuschreiben"*).     In  Oesers  Kreise  wurde  begeistert 
uul'  das  hohe  Kunstlcbon  Winckelmanns  in  Italien  hingedeutet^)  und 
hni  allen  Bemüliuugen ,  die  sich  auf  Kunst  und  Altei-thum  bezogen, 
hatte  man  ihn  stets  vor  Augen  ^).     Fleissig  und  mit  Andacht  lasen 


*)  Br.  a.  L.  Fr.  120. 

*)  An  Friederike  ebd.  165. 

*)  U.  705- 

')  Auch  Justi  (a.  a.  0.  410)  vermuthet,;dass  Winckelmann  gleich 
Goethe  das  'Evangelium  des  Schönen,  die  Lehre  vom  Ideal,  das 
„Einfult  und  Stille"  sei*,  wahrscheinlich  zuerst  aus  Oesers  Munde 
vernommen  habe.  Diese  Vcnnuthung  gewinnt  aus  *Wahrh.  u. 
Dicht. ,  wo  Oesers  EinÜuss  auf  Winckelmann  entschieden  betont 
wird,  und  aus  Goethes  Correspondcnz ,  in  welcher  bei  Gelegenheit 
jenes  Grundsatzes  allein  von  Oeser  die  Rede  ist,  eine  bedeutende 
Stütze.  Dass  Goethe  Oesers  im  Leben  Winckelmanns  mit  keinem 
\yort<3  Erwähnung  thuc,  wie  Otto  Jahn  meint  (a.  a.  O.  114),  ist 
ein  Irrthuni;  dass  er  ihn  darin  nur  vorübergehend  als  Beförderer 
der  Kunst  aufführt  (II.  476''-),  Hegt  in  dem  allgemeinen  Charakter 
der  Schrift  begründet,  welche  zudem  vorzüglich  auf  die  spatere 
Wirksamkeit  Winckelmanns  gerichtet  ist. 

*)  W.  u.  D.  705-- 

•)  Ebd.  709* 


K.  TcmoBthA,  Goethe  als  Student  in  Leipzig.  87 

Goethe  and  seine  Genossen  Winckehnanns  erste  Schriften^)  und 
wiewol  er  später  wiederholt  anf  deren  problematischen ,  ja  sibylli- 
nischen  Charakter  hinweist'),  den  sie  zu  entziffern  vollständig  nicht 
in  der  Lage  gewesen  wären,  so  musste  sich  Goethe  doch  durch  diese 
Arbeiten  in  jenen  Kichtungen  aufs  Kräftigste  bestärkt  und  geför- 
dert finden ,  in  welche  wir  ihn  von  Oeser  eingeleitet  sahen.  Gleich 
in  Winckelmanns  frühester  Schrift,  in  den  Gedanken  über  die  Nach- 
ahmung der  griechischen  Werke ,  darin  er  wie  in  einem  Manifeste 
die  Künstler  zur  Bewunderung  und  Nachahmung  der  griechischen 
Meisterwerke  versammeln  möchte,  als  auf  demselben  Wege,  den  auch 
Michel  Angelo ,  fiaphael  und  Poussin  einst  zu  ihrer  Grösse  einge- 
schlagen, dient  jener  Oesersche  Grundsatz  zur  Bestimmung  des 
griechischen  Ideals').  Doch  es  soll  keine  blinde  Nachahmung  sein, 
das  Ideal  müsse  in  der  selbständigen  Kraft  des  Künstlers  lebendig 
werden.  Noch  im  Alter  verglich  Goethe  in  Bücksicht  auf  diese 
Schrift  Winckelmann  mit  Columbus,  als  er  ahnungsvoll  die  neue  Welt 
im  Sinne  trug;  er  fügt  bezeichnend  hinzu,  man  lerne  nicht  sowol 
daraas,  aber  man  wird  etwas ^). 

Die  Anregungen,  welche  Goethe  aus  dem  Verkehre  mit  Oeser 
nnd  durch  Winckelmann  gewann,  berflhi-ten  die  Dichtkunst  nur  von 
Seite  ihrer  allgemein  künstlerischen  Eigenschaften.  Ohne  Mislei- 
tang  und  fruchtbar  auf  dem  Gebiete  der  Dichtung  konnten  sie  sich 
erst  erweisen ,  wenn  die  besondere  Eigenthümlichkeit  der  Letztem 
festgehalten  und  erfasst  war.  Da  galt  es  diingcnd  für  die  aestheti- 
Bchen  Anschauungen  der  Zeit ,  für  die  Bildung  und  Entwickelung 
Goethes  insbesondere,  eine  klaffende  Lücke  auszufüllen.  Aus  Winckel- 
mann jedoch,  von  Oeser  zu  schweigen,  war  in  Betreff  des  richtigen 
Verhältnisses  und  der  Grenzen  von  bildender  Kunst  und  Poesie  keine 
Aufklärung  zu  schöpfen.  Zwar  die  Herrschaft  der  platten  Grund- 
sätze von  der  blossen  Natumachahmung  und  der  Belehrung  und 
Besserung  durch  die  Kunst  und  Dichtung  war,  nach  Winckelmanns 
Von^nge  bei  Betrachtung  und  Beurtheilung  der  hellenischen  Kunst, 
für  immer  gebrochen.     Der  Weg  war  gezeigt,  über  das  Copieron 


')  Ebd.  Vor  allem  wird  hier  an  Winckelmanns  Erstlingsschrift  und 
deren  Anhänge  zu  denken  sein.  Die  Kunstgeschichte  mochte  Goethe 
wol  erst  später  namentlich  in  Italien  vorgenommen  haben. 

'}  Zu  W.  u.  D.  709*-  ist  in  dieser  Beziehung  eine  Stelle  im  Leben 
Winckelmanns  IL  476^-  zu  halten. 

')  Die  Aufforderung  zur  Abfassung  seiner  ersten  Schrift,  darin  die 
Anwendung  jenes  Grundsatzes  unstreitig  den  Glanzpunct  bildet, 
ja  einen  grossen  Theil  des  Geschriebenen  verdankte  Winckelmann 
(X'sern  (vgl.  Jnsti  a.  a.  O.  383.  395.  406  f.).  So  fanden  auch 
Goethe  und  dessen  Genossen  in  Winckelmanns  ersten  Schriften 
manche  Ansichten,  die  sich  von  Oesern  horzuschroiben  schienen, 
ja  sogar  Scherz  und  Grillen  nach  seiner  Art'.    W.  u.  D.  709*- 

*)  Geiiprache  mit  Eckermann  L  341. 


H8  K.  Tomaxelifh,  Gootbe  Mi  Student  in  I.■^iptig. 

schöner  Natnrgegonstände  hinaus  im  KonstwerkB  ein  ans  4er  geatal- 
tenden  Kraft  der  Phaotasle  hervorgehendes  vereinigtes  Ganze  erhJiner 
Formen,  die  Schflnheit  ftberhanpt  als  höchsten  Zweck  der  hildenden 
Knnst,  das  gewährte  Ergetion  als  nothwendige  Fulge  der  Schönheit 
KU  erkennen;  ja  minmehi'  lag  es  nicht  ferne,  diese  Principien  ancfa 
für  die  übrigen  Künste  zur  Geltung  zu  bringen.  Anderseits  jedoch 
sehen  wir  Winckelmann  in  den  Fesseln  der  Aestheiik  seiner  Z?it. 
Die  fiboi^reiiende  Parallele  der  Malerei  und  Poesie,  von  welcher,  wifl 
wir  wissen,  selbst  Breitingcr  noch  ausgieng,  beherrscht  auch  Winckel- 
mansH  allgemeine  Auffassnng.  Deshalb  findet  er  es  nicht  wider- 
sprechend, wie  er  ausdrücklich  sagi^),  dass  die  Malerei  eben  so 
weite  Grenzen  als  die  Dichtkunst  haben  kOnne.  Dieae  Ansicht  aber 
muas  nothwendig,  um  mit  Leasing  zu  reden,  in  der  Poesie  die  ScbU- 
dernngBSucht  und  in  der  Malerei  die  Ällegoristerei  orzengen;  jene 
wolle  man  zu  einem  redenden  Gemälde  machen,  ohne  eigenUich  zn 
wissen,  was  sie  malen  k<^nne  und  aolle  und  diese  zu  einem  stununen 
Geilichto ,  ohne  überlegt  zu  haben ,  in  welchem  Masse  sie  allgemeina 
Bogriffe  ausdrücken  könne,  ohne  aich  von  ihrer  Bestimmung  zu  ent- 
fernen und  zu  einer  willkürlichen  Schriftart  zu  werden ').  Und  ia 
der  That  hat  Winckelmaun  dem  Allegorisieren  und  Poetisieron  in 
der  bildenden  Knnst  besonders  in  seinen  ersten  Schriften  einen  brei- 
ten Raum  gestattet,  ja  eine  hohe  Stellung  für  die  EunstentwicketnoK 
angewiesen.  Treffend  konnte  in  diener  Beziehung  Hermann  Hettuer 
sagen:  die  künstlerische  Schwäche  Ocsers  wird  eine  wissenschaft- 
liche Schwäche  Winkelraanns").  Da  oben  griff  im  rechten  ZeitpUDCte, 
willkommen  and  wie  gerufen ,  Leasings  Kritik  klArend  tmd  be> 
freiend  ein. 

Geradezu  der  bedeutendste  Fortschritt,  zu  welchem  Lesaiiig 
die  aeslhetische  Einsicht  leitete  nn<l  wodurch  er  Goethen  mehr  viel- 
leiclit  als  durch  alle  andern  seiner  grossen  Leistungen  schon  zu  Leip- 
zig ftirdern  sollte,  knüpft  sich  an  die  siegreiche  Bekämpfung  jenes- 
aus  Frankreich  eingeschleppten  GiTiudsatzes  von  der  Gleichstelluag 
der  Malerei  imd  Dichtkunst.  Auch  hierin  führte  Leseing  die  fiilsche 
Auffassung  einer  antiken  Kunstregel  auf  deren  richtiges  Vorst&nd- 
niss  hei  den  Alten  selbst  zurück,  wie  er  später  in  der  Dramaturgie 
an  ausschlaggehenden  Stellen  gegenüber  einem  von  franzrxiischea 
Kritikern  und  Dichtem  mis verstandenen  den  echten  Aristoteles  zur 
Geltung  zu  bringen  bemüht  war.  Wir  wissen,  die  europäische  Woh- 
tung  seit  der  sogenannten  Wiederherstellung  der  Wissen  schaftos 
stand  auf  der  gemeinsamen  Grundlage  des  Atterlliuma :  aie  war  in 
den  verschiedenen  Stadien  ihrer  Entwickelung  mehr  oder  weniger 


*)  WW.  L  107. 

')  Vorrede  zum  Lookiwn  (WW.  Luch  man  n-Maltuhn  VI.  3C3). 

')  Lit-Gesch.  des  XVUI.  Jabrh.  111.  2.  (2.  And.)  416. 


JSl  Tomasdtek,  Goethe  als  Student  in  Leipxisr.  80 

Ton  den  antiken  Mustern  nnd,  entsprechend  den  innigen  Beziehungen 
der  Aesthetik  und  Ausübung  in  der  neuern  Zeit,  wesentlich  von  «lou 
antiken  Kunstlehron  bestimmt  und  abhängig.  Am  stätigsten  und 
deutlichsten  zeigt  die  französische  Dichtung  diesen  Zuzammenhnng. 
Der  Huhestand  ,  zu  welchem  sie  in  der  Epoche  Ludwigs  XTV.  sich 
auf«ichwang,  mussff>  jedoch  schon  deshalb  eine  Vorstufe  bleiben,  weil 
die  Zeit  weder  zum  ganzen  und  rechton  Verstandnisse  der  luass- 
j^ebenden  Muster  des  Alterthums,  noch  insbesondere  der  antiken 
kunstlehren  gediehen  war.  Erst  der  deutsrhon  Nation .  wolcher  es 
äVierhaupt  gegeben  ist ,  die  Elemente  des  europäischen  Geisteslebens 
am  tiefsten  zu  verarbeiten ,  war  es  vorbehalten  ,  in  dieser  Kichtung 
zum  Ziele  vorzuschreiten  und  so  die  Vollendung,  den  Gipfel  der 
antikisierenden,  der  Renaissancedichtung  zu  erreichen.  Dass  dieser 
in  der  Epoche  Goethes  und  Schillers  und  vor  Jillem  in  des  ersteren 
Wirksamkeit  hervortreten  konnte,  daran  sind  Winckelmann  und  Les- 
sing  anfs  Bestimmteste  botheiligt ;  jener  indem  er  das  Verstäudniss 
der  antiken  Plastik ,  der  für  den  künstlerischen  Geist  der  Griechen 
am  meisten  charakteristischen  Kunst,  erschloss  und  das  classischo 
Ideal,  welches  der  Oeserschc  Satz  von  der  Einfalt  und  Stille  im  All- 
g<»meinen  bezeichnet  hatte,  am  Einzelneu  der  bildenden  Kunst  des 
Alterthums  entwickelte,  iHoser,  indem  es  ihm  gelang,  den  Geschmack 
und  das  Interesse  an  der  antiken  Dichtung  zu  erhrihen  und  vor 
liTungen  zu  bewahren ,  das  Haften  an  Aousserlichkeiten  in  Nach- 
ahmung derselben  abzuthun ,  den  Wetteifer  mit  den  Alton  auf  dem 
Boden  unserer^eigenen  Kraft  und  Volksthünilichkoit  anzuregen  und 
namentlich  die  Einsicht  in  die  überlieforten  antiken  Kunstrogeln 
wirksam  zu  reinigen  und  zu  vortiefen.  Der  Kampf  Lossings  gegen 
die  französische  Dichtung  und  deren  Filiation  in  Deutschland  srowinnt 
unter  diesen  Gesichtspuncten  eine  allgemeinere  Bciieutung.  Zugleich 
erhellt  aus  ihnen  von  vornherein  die  umfassende  Wichtigkeit,  welche 
d**r  Richtigstellung  jenes  Grundsatzes  über  das  Verhältniss  der  Ma- 
lerei und  Poesie  durch  Lossing  und  hiermit  der  Beseitigung  oiues  «lor 
drückendsten  Misverständnisso  «lor  antiken  Aesthetik  für  die  go- 
sammte  spätere  Dichtung  und  für  Goethes  Entwickolung  insbeson- 
dere beizumessen  ist. 

Dpr  Satz,  wie  die  Malerei  so  die  Dichtkunst  beruht  auf  dem 
Sprnche  des  Simonides,  dass  die  Malerei  eine  stumme  Poesie  und 
die  Poesie  eine  redemie  Malerei  sei*).  Es  war.  wie  Lessing  sagt^), 
eine  blendonde  Antithese  des  griechischen  Voltaire,  deren  wahrer 
Th»Hl  so  einleuchtemi  sei,  dass  mau  das  ünbestinmite  und  Falsche, 
wM'hfs  er  mit  sich  führt,  übersehen  zu  müssen  glaubte.  Glcichwol 
hätten  es  dio  Alten,  deren  Vorrecht  es  sei,  keiner  Sache  weder  zu  viel 


')  Plut.  de  glor.  Athen.  3:  nh)v  n  ^^tuton'^tjg,  rr)r  uh'  fwj'ofa/Y«!' 
>)  A.  a.  0.  362. 


>  PlifUTfliiaclHB  V«tt  im  Wate  dl 

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N  ter  «iPWH«!«^  ßnhin  tanctevbert  ml. 


^^  ^'^        &!>».■  «M«a-«MtlNiwti  mm  ffiboui.  »ii  Uhe  ito» 

^^  ■  '!""^-  ^^«afcfr  ^»1— In,  fa  Htm  iwrciaimiiig  an  dam 
k  TWliu.'  IC  haManawii  ps^fiul 
»  «w  «k  dam  QMlkktMchniber 

B«rt<nffatn.  rait  jenen 


K.  Tomasdiek,  Goethe  als  Student  in  Leipzig.  Ol 

Doch  auch  in  anderer  Beziehung  war  Lessings  Laokoon  von 
ep>)chemachender  Anregung.  Hatte  Winckelmann  bei  der  Schönheit 
der  Antike  den  Ausdruck  eines  für  sich  Wertvollen,  so  hei  der  Statue 
des  Laokoon  jenen  einer  grossen  Seele  im  Sinne,  so  fasste  Lrssing 
die  Selbständigkeit  der  schönen  Körperform  ins  Auge.  Der  Laokoon 
des  Bildwerkes  schreit  nicht ,  um  seiner  grossen  Seele,  sondern  um 
den  schönen  Gesichtsformen  nichts  zu  vergeben.  Mit  diesem,  gegen 
Winckelmann  gerichteten  wesentlichen  Inhalte  der  ersten  beiden 
Absclmitte  seines  Laokoon  warf  Lessing  die  Kucksicht  auf  das  Stoff- 
liche über  Bord;  und  so  fuhrt  überhaupt  das  Work  die  Lehre  aus, 
dass  die  Schönheit  als  höchstes  Princip  der  bildenden  Kunst  auf  der 
Korperform  beruhe.  Damit  war  unabweislich  der  Anstoss  gegeben, 
•las  Schöne  überhaupt  nicht  in  der  Bedeutung,  sondern  in  der  Form, 
nicht  in  dem  Was ,  sondern  in  dem  Wie  der  Erscheinung  und  Dar- 
stellung zu  suchen.  Die  Frage  lag  nahe,  ob  nicht  alles,  was  in  den 
bildenden  Künsten,  ja  in  der  Dichtung  und  Kunst  überhaupt  als  schön 
zu  hezeichnon  sei  und  als  solches  gefalle,  vielmehr  durch  die  Formen, 
die  Verhältnisse,  in  welchen  es  sich  darstellt,  als  durch  den  Stoff 
als  solchen  diesen  Eindruck  hervorrufe.  Hier  wui*zelt  Goethes  An- 
schauung, mit  welcher  in  der  Epoche  des  Ilöhestands  seiner  Einsichton 
alle  seine  aesthetischen  Maximen  und  ürtheile  in  Beziehung  stehen, 
dass  es  in  der  Kunst  auf  die  Behandlung,  auf  die  Form  ankomme; 
hier  liegt  eben  so  der  Keim  zu  Schillers  Grundsatze,  «iass  in  der  Vor- 
tilgung des  Stoffs  durch  die  Form  das  Kunstgoheimniss  des  Meisters 
bestehe  '). 

Wol  als  sichere  Erinnerung  kann  es  gelten ,  wenn  Goethe  er- 
zählt •).  wie  ihn  und  seine  Genossen  am  meisten  die  Schönheit  dos 
Gedankens  entzückte ,  dass  die  Alten  den  Tod  als  den  Bruder  des 
Schlafs  anerkannt  und  beide,  wie  es  Menächmen  geziemt,  zum  Ver- 
wechsebi  gleich  gebildet  hätten  ^).  Diess  zeugt  für  den  tiefen  Ein- 
druck, welchen  Lessings  Formprincip  schon  damals  bei  Goethe 
zorückliess.  Denn  gerade  hier  liegt  ein  Stoff  vor,  der  in  den  Gestal- 
tangen des  christlichen  Mittelalters  als  solcher  widrig  hervortrat,  bei 
den  Alten  aber  durch  die  künstlerische  Auffassung  und  Behandlung 
eine  Form  gewinnt ,  welche  ihn  in  ein  Objcct  der  Schönheit  ver- 
wandelt. Ja  Goethe  ist  gleich  ursprünglich  geneigt ,  dem  formellen 


■)  Diesen  Zusammenhang  hat  Gervinns  genau  erkannt,  vgl.  a.  a.  0. 
IV.  ;J22. 

>)  W.  u.  D.  706-- 

\)  Ifierboi  wnrc  an  die  Stelle  im  Laokoon  a.  a.  0.  423  Anm.  a  zu 
denken.  Lessings  Schrift  'Wie  die  Alt^^n  den  Tod  pebildot\  welche 
durch  die  Hinwendung  Klotzens  gegen  die  Ansiolit  jeniir  Annior- 
kunjr,  dass  die  Alten  den  Tod  nicht  unter  doni  Bilde  eines  Sk«d«'tcs 
dar>t«jllton ,  hervorgiTufon  ist,  onschicn  erst  17<>9.  also  im  ersten 
Jaliro  nach  Goothos  Lci]»zip:er  Aufenthalte.  Der  ganze  Bericht 
akr  iiber  den  Eindruck  der  Grundsätze  Lessings  gilt  von  der 
lioipziger  Zeit. 


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■  ::---^  — '-:    ~:I  v-  I-:.:  -j  .-  i^T-r'-ir  --lij??  Prin- 

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r  :  -  :    :   :    n:.T:  """rrde  «ie 

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::":.  -:*--:  -  -  -  :■-  "^-^  ■  :  -^^.v  rr-'-  "•  t.  Fr.-i  ähn- 
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K.  Tomaechek,  Goethe  als  Student  in  Leipzig.  93 

Ulli  GrundbcgrilTe  orbclieine  nur  dem  Gemüth,  auf  wcIc}le^i  hie  ihre 
uuen*Uiche  \^'i^k^amkeit  uu^üben,  erscheine  nur  der  Zeit,  iu  welcher 
>ie  ci'sehnt,  im  reehteu  Augenblicke  hervortreten;  da  beschai'tigen 
Msicli  die,  welchen  mit  sulcher  Nahrung  gedient  isst,  liebevoll  ganze 
Epochen  ihre^  Leben.s  damit  und  erfreuen  sich  eines  übersohweug- 
hihen  Wachsthunis,  so  war  diess  seine  eigene  Erfahrung.  Indem  wir 
ihn  aller  die  angeregten  Gedanken  sogleich  verfolgen  sahen  und  darauf 
hindeuten  konnten,  dass  auch  auf  dem  llühestande  seiner  Einsichten 
die  Nachwiikuug  der  Les^ing^chen  Ideen  erkennbar  ist,  so  müssen 
wir  schon  hier  daran  erinnern,  dass  es  Goethen,  in  L'ebereinstimmung 
udt  seiner  künstlerischen  Anlage,  welcher  das  gesonderte  Wirken  des 
Verstandes  widerstrebt,  niemals  um  die  begriüliche  Entwickelung 
•ier  Gedanken  als  solcher,  vielmehr  um  Maximen  zu  thun  war,  welche 
praktisch  die  Anschauung  und  Ausübung  zurecht  zu  legen  uud  zu 
tuidern  und  über  eigentliches  Theoretisieren  ihn  hinauszuheben  geeig- 
net waren.  Liese  kathartische  Wirkung,  wornach  er,  dem  Triebe  und 
Bedürfnisse  nach  gedankenmässiger  Orientierung  genug  thuend,  sich 
viju  einseitiger  Anspannung  des  Kellectierens  befreit,  bewährte  sich 
auch  den  Grundsätzen  desLaokoon  gegenüber.  Die  Aufklärung,  welche 
er  daher  wie  durch  Ue&er  und  Winckelmann  gewann,  hatte  vorzugs- 
«eiäe  die  Wirkung,  sein  tastendes  llerumsuchen  bei  der  Kritik  nach 
bestimmender  Führung  für  immer  ahzuschliessen.  Alle  bisherige  an- 
leitende und  urtlieilende  Kritik,  sagt  er  in  dem  oben  berührten  Berichte, 
ward  wie  ein  abgetragener  Uock  weggeworfen,  wir  hielten  uns  von 
allem  Uebel  erlöst.  Unbefangener  konnte  er  nunmehr  der  Kuustbe- 
trachtung  und  seinen  poetischen  Neigungen  sich  hingeben.  Von  der 
Warheit  war  Goethe  überzeugt,  dass  sie  praktisch  erleichtere  *)  und 
in  der  Praxis,  wie  er  an  anderer  ^UiÜM  sagt  ^),  fiuid  er  «ien  Prüfstein 
-les  Wahren.  i)w>6  eriuhr  er  auch  in  Hinsicht  jener  Principien.  Lud 
da  er  bei  allem  Theoretischen  jetzt  wie  später  immer  die  Anwendung 
und  Ausübung  im  Sinne  trug,  lag  ihm  beson«lcis,  wie  aus  den  nächsten 
Briefen  nach  der  Leipziger  Zeit  zu  entnehmen  ist,  die  Frage  an,  auf 
welchem  Wege  gelangt  der  Künstler  zu  jener  Formvollendung,  die 
den  Werken  der  bildenden  Kunst  den  Charakter  der  Einfalt  und  Stille 
aufprägt,  eiueu  Charakter,  den  er  auch  von  der  Dichtung  um  so  mehr 
in  Anspruch  nahm,  als  er  geneigt  war,  auch  diese  demselben  Gesetze 
der  Schönheit  zu  unterwerfen.  Goethe  beantwiutet  sich  rasch  diese 
krage.  Der  Künstler,  schreibt  er  an  Friederike  Oeser**),  gehe  denselben 
Weg,  den  die  Xatur  selbst  einschlägt,  er  beachte  das  leichte  eintiiltige 
Buch  der  Natur,  nichts  sei  doch  wahr,  als  was  einfältig  ist;  wer 
diesen  einfältigen  Weg  gehe,  der  gehe  ihn  und  schweige  still,  Deniuth 
ij.d  Bedächtlichkeit  seien  die  uoth wendigsten  Eigenschaften  unserer 


•)  WW,  1.  420 

')  Kunst  u.  Alt.  VI.  1.  215. 

^)  Br.  au  Leipz.  Fr.  15Ji. 


94  R.  IbmMchek,  Goethe  als  Stadent  in  Leipzig. 

Schritte  daraaf,  deren  jeder  endlich  belohnt  werde.  Wir  stehen  hier 
an  der  Genesis  von  Goethes  Maxime,  die  Natur  rein  und  ungetrübt  in 
sich  walten  zu  lassen,  ja  hier  liegt  ein  Keim  jener  späteren  Ansichten 
vor,  in  welchen  er  von  Seite  der  objectivon  Natur  dem  Wesen  des 
Schönen  und  der  Kunst  beiznkommen  sucht.  Die  Richtung,  die  Goethe 
auf  diese  Weise  einzuschlagen  beginnt ,  widerspricht  keineswegs  den 
Lessing- Winckelmannschon Anregungen. Man  müss  sich  dabei  erinnern, 
dass  auch  Lessing  den  Künstler  auf  die  formbildende  Natur  verwies, 
denn  der  Maler  müsse  malen,  Vie  sich  die  plastische  Natur  das  Bild 
dachte,  ohne  den  Abfall,  welchen  der  widerstrebende  Stoff  unvermeid- 
lich macht,  ohne  den  Verderb,  mit  welchem  die  Zeit  dagegen  an- 
kämpft' ^),  ja  dass  er  überall  ein  Ideal  nicht  vorhanden  sah,  wo  die 
*Natur  selbst  sich  nichts  bestimmtes  vorgesetzt*  habe  ^),  Man  wird 
sich  erinnern;  dass  ähnlich  wie  Lessing  in  seinem  spätem  Kampfe 
mit  dem  französischen  Theater  gegenüber  der  mangelnden  Naturwahr- 
heit desselben  auf  Seite  dos  Natürlichen  sich  stellte ,  so  schon  die 
Erstlingsschrift  Winckelmanns  ein  Protest  war  gegen  die  herrschende 
Unnatui'  in  den  bildenden  Künsten  namentlich  gegen  den  verkün- 
stelten Stil  Beminis  und  seiner  Nachfolger,  wogegen  er  die  Weise  der 
Hellenen  als  Einfalt  und  Natürlichkeit  pries,  welche  sie  befähig^, 
bei  häufiger  Gelegenheit  zur  Beobachtung  der  umgebenden  schönen 
Natur  über  die  Gegenstände  ihrer  Einzelerfahrung  hinaus  in  der 
Bichtung  der  Schönheit  zum  Ideale  sich  zu  erheben  ^). 

Die  Erfahrungen,  welche  Goethe  bei  Erweiterung  seiner  An- 
schauung von  Werken  der  biUenden  Kunst  an  sich  selber  machte, 
waren  geeignet,  seine  Kichtuug  auf  das  Natürlich-Wahre  zu  uater- 
stützeu.  Denn  jenen  Gedanken,  jener  Einsicht,  welche  bei  ihm  durch 
Oeser,  Winckelmann  und  Lessing,  den  drei  grossen  Lehrmeistern 
seiner  Leipziger  Epoche,  doch  vorzugsweise  nach  Seite .  des  Kunst- 
massigen  und  Idealen  geweckt  waren,  vermochte  er  auf  dem  Gebiete 
der  bildenden  Kunst  mit  voller  Neigung  und  eigenem  Geschmacke 
noch  immer  nicht  nachzukommen.  Seiner  Art  alles  concret  zu  fassen, 
seinem  Drange  gemäss,  vom  Begrifif  zui-  Anschauung  zu  schreiten, 
konnte  Goethe,  wie  er  berichtet  *),  die  neuen  Gedanken  nicht  lange 
verarbeiten,  ohne  dass  ein  unendliches  Verlangen  in  ihm  entstanden 
wäre,  doch  einmal  bedeutende  Kunstwerke  in  gi*össerer  Masse  zu 
erblicken.  Es  lag  nahe,  in  der  Dresdner  Galerie  diese  Sehnsucht  zu 
stillen.  Der  stofiTliche  Eindruck  ist  in  aller  Kunst,  insbesondere  der 
bildenden  der  erste  und  mäciitigste,  so  lange  der  Genuss  am  Vollen- 
deten nicht  geübt  ist  und  Einsicht   und  aesthetischer  Genuss  sich 


')  Worte  des  Malers  Conti  in  Emil.  Galotti  I.  Act  IV.  Auftr. 

»)  Zum  Laoküon  WW.  XI.  1.  192. 

^)  Vgl.  Jasti  a.  a.  0.  392.  397  f.  u.  Winckelmann.  Ein  Vortiae  von 
Friedrichs  (Hamb.  1862;.  S.  11. 

*j  W.  u.  D.  7Ü6-- 


'jk 


£•  TowtoBthAj  Goethe  alB  Student  in  Leipzig.  05 

wechselweise  noch  nicht  zu  fördern  vermögen  ^).  Diess  sollte  sich  auch 
bei  Goethe  jetzt.so  wie  lange  noch  und  mehr  und  länger  als  in  Hinsicht  der 
Dichtung  in  seinem  Verhältnisse  zu  den  bildenden  Künsten  bewähren. 
Die  Antiken  Hess  er  bei  Seite,  aber  auch  den  Werth  der  italieuischon 
Meister  nahm  er  nur  erst  auf  Ti-eu  und  Glauben  an  und  wandte  sich 
Tor  allen  den  Niederländern  zu,  deren  derbe  NatQilichkeit  ihm  fass- 
lich war.  Sah  er  doch  auch  die  Kunstsammler  seines  Leipziger  Ver- 
kehres wie  ehemals  die  Liebhaber  und  Künstler  zu  Frankfurt  einer 
ähnlichen  persönlichen  Vorliebe  und  Richtung  hingegeben^.  Was 
er  nicht ,  so  ei'zählt  er  ^) ,  als  Natur  ansehen ,  an  die  Stelle 
der  Natur  setzen,  mit  einem  bekannten  Gegenstande  vergleichen 
konnte,  war  auf  ihn  nicht  wirksam,  dagegen  entzückten  ihn  Bilder, 
wo  die  Vergleichung  mit  der  bekannten  Natur  den  Werth  der  Kunst 
nothwendig  erhöhen  musste  *),  Und  so  übertrug  er  auch  nach  einer 
mit  dauernder  Vorliebe  gepflegten  Weise  die  gesehenen  Bilder  in  die 
Wirklichkeit  und  fand  in  der  Stube  des  Schusters ,  bei  dem  er  in 
Dresden  wohnte,  seine  bewundei-ten  Ostade  und  Schalken  wieder  % 

Kehren  wir  zurück  zu  seinen  Fortschritten  in  der  Dichtung. 
Mehr  und  mehr  war  sie  ihm  das  unentbehrliche  Organ  geworden,  sein 
Inneres  auszusprechen.  Die  Weise,  in  sich  selbst  den  Quell  und  Mit- 
telpunct  für  seine  Darstellungen  zu  finden,  war  ihm  bequem  und 
natürlich.  Schon  in  den  ersten  Schulexcrcitien,  in  den  Erfindungen 
seiner  Knabenmährchen ,  ja  selbst  in  den  Stilübungeu  für  Gcllorts 
Practicum  ^)  zeigt  sie  sich  wirksam.  Und  als  ihm  die  Zoitdiohtung 
nicht  mehr  imponierte ,  als  er  durch  seinen  Freund  Behrisch  iu  der 
Neigung,  für  sich,  nicht  für  andere  zu  dichten,  sich  bestärkt  sah"), 
als  durch  Oeser  sein  Selbstvertrauen  mächtig  angeregt,  durch  Lessiug 
sein  allseitiges  ängstliches  Ausblicken  nach  kritischer  Leitung  be- 
seitigt war,  da  trat  er  mehr  und  mehr  mit  seinem  ganzen  inuern 
Menschen  in  die  Dichtung  ein.  Die  Zeit  und  die  Kreise,  darin  er  auf- 
wuchs und  sich  bildete,  waren  nicht  geeignet  durch  grosse  Anregungen 
ihn  auf  das  äussere  Leben  und  Treiben  zu  lenken,  kein  Zwang  der 
Schale,  kein  Zwang  und  Druck  der  Lebensverhältnisse  regten  ihn  wie 
Schillern  und  die  andern  Stürmer  und  Dränger  zum  Ankämpfen  gegen 
die  umgebenden  Ordnungen  an  und  störten  seinen  'deutscheu  Fi-ei- 


*)  'Der  materielle  Eindruck  ist  es,  der  den  Anfang  selbst  zu  jodor 
höheren  Liebhaberei  macht.*  Ebd.  708*- 

')  ebd.  705* 

')  ebd.  708- 

•;  ebd.  707-' 

^)  ebd. 

•)  vgl.  ebd.  687* und  die  betrofFendcn  Fragmente   bei  Scholl,  Briefe 
und  Au&.  V.  Goethe  aus  den  J.  1766  bis  1786.  S.  20  ff. 

')  TgL  W.  u.  D.  700  f. 


od  £  TomakhA,  Goethe  als  Student  in  Leipxigi 

und  Frohsinn^  ^)  und  seine  ^unsclmldige  Darstellongslnst  *).  Eswnrde 
und  blieb  seine  Art,  alles  Aeussere  in  den  massyoUen  Bewegungen 
seines  Innern  wiederzuspiegeln  und  abzuklären.  Hier  wurzelt  der 
tiefe  lyrische  Zug  von  Goethes  ganzer  Dichtung.  Die  Verwandtschaft 
derselben  mit  dem  epischen  Chai-akter,  auf  die  hinzuweisen  geläufiger 
ist,  liegt  minder  in  der  besonderen  Art  seines  Dichtens  als  in  dessen 
allgemeinen  künstlerischen  Vorzügen.  Die  gewaltigen  Impulse  wech- 
selnder Liebe,  bei  Goethe  stets  von  unerschöpflicher  Tiefe,  griffen 
hier  früher  wie  später  bestimmend  ein.  Schon  die  Lieder,  ja  selbst 
die  beiden  Lustspiele,  welche  aus  der  Leipziger  Zeit  übrig  sind,  obwol 
sie  bekanntlich  noch  mehrseitig  an  die  Zoitdichtung  sich  anlehnen, 
sind  von  der  Wahrheit  des  innerlich  Durchlebten  erfüllt.  So  begann, 
wie  er  sagt^),  jene  Bichtung,  von  welcher  er  sein  ganzes  Leben  über 
nicht  abweichen  konnte,  nämlich  dasjenige,  was  ihn  erfreute  oder 
quälte  oder  sonst  beschäftigte,  in  ein  Bild,  ein  Gedicht  zu  verwandeln 
und  darüber  mit  sich  selbst  abzuschliesson.  Und  da  er  dazu  gelangt 
war,  zunächst  die  Natur  frei  und  unbefangen  in  sich  walten  zu  lassen, 
neigte  sich  sein  eifriges  Dichten  am  Schlüsse  der  Leipziger  Zeit,  um 
seine  eigenen  Worte  *)  zu  gebrauchen,  nunmehi*  ganzlich  zum  Natür- 
lichen, zum  Wahren.  Hierin  fanden  dann  die  ei-weiterten  und  ver- 
tiefenden Anregungen  zu  Strassburg  einen  vorbereiteten  Boden. 

Wien.  Karl  Tomaschok. 


')  *)  der  erete  Ausdruck  einer  \eu88erang  Goethes  im  allgemeinen  (W. 
u.  D.  688* ),  der  zweite  einem  \Vürte  Mercks  über  Goethe  selbst 
entnommen  (ebd.  Tßä*'). 

»)  ebd.  696- 

')  ebd.  TOÜ«- 


J.  Mähiy,  Miscellen.  01 


Miscellen. 

Lncret.  Y.  311  seqq. 

Denique  non  monimenta  virum  dilapsa  videmus 

[qaare  proporro  sibi  cumqne  sencscere  credas] 

non  rucre  avolsos  silices  a  montibus  altis  etc. 

Der  (von  Bemays)  eingeklammerte  (also  für  interpoliert  ge- 
haltene) Vers  lautot  in  den  beiden  Loydencr  Handschriften gtia er  er  c 
proporro  sibi  cunique  scticsccrc  credas.  Bemays  äussert  sich  in  der 
Vorrede  (pg.  VII)  über  diesen  und  ähnliche  Verse,  dass  sie  ^nisi 
codicum  scripturas  vioJenter  mutat'crifi ,  non  potcrunt  Lucretia- 
norum  verhorum  tcnori  adaptari'^.  Wenn  er  fortfahrt:  contra  aut 
nihil  atit  letissima  mtUanda  sunt,  ut  vel  irrisio  vel  cxplicatio  in- 
terpolatoris  appareat,  so  vermag  man  in  der  That  nicht  einzusehen, 
wie  durch  seine  allerdings  loiclite  Aendcrung  (quarc)  diese  Erschei- 
nung zu  Tage  treten  soll.  Es  scheint  weder  ein  innerer,  noch  ein 
äusserer  Grund  —  denn  die  Anaphora  von  non  v.  311  und  313  kann 
diich  nicht  für  einen  solchen  gölten  —  vorhanden  zu  sein,  um  den 
Vers  dem  Lucretius  abzuerkennen  und  eine  stattliche  Zahl  von  Heilungs- 
rersuchen,  die  vor  und  nach  Lachmann  gemacht  worden  sind,  beweist, 
dass  derselbe  denn  doch  bei  vielen  Gelehrten  für  lucretianisch  gilt. 
Lachmann  selber  hat,  genial,  wie  gewohnlich,  geschrieben  qimc 
forc proporro  vetitumque  senescere  credas;  und  ähnliches,  dem 
Inhalte  nach,  muss  wohl  der  Vers  enthalten  haben,  trotz  Herrn  PoUe's 
anglücklicher  und  nur  der  Curiosität  wegen  anzuführender  Ideen:  es 
sei  klar,  dass  der  verderbte  Vers  den  Gedanken  ausgedrückt  hat :  die 
verfallenen  Denkmäler,  die  das  Andenken  eines  verfallenen  (sie!) 
Mannes  bewahren  sollten ,  suchen  ihr  eigenes  Andenken  durch  ein 
neues  Denkmal  zu  bewahren  u.  s.  w.  (s.  Jahn's  Jahrb.  f.  Pliil.  1866, 
pg.  75r,  f.)  Diese  originelle  Idee  fülirt  denn  Herrn  PoUe  naturgemäss 
auf  die  ebenso  originelle  Conjectur 

denique  non  monimenta  virum  dilapsa  videmus 

quaerere  proporro  sibi  qui  de  se  quoque  dicat. 

Sein  Verdien^it  besteht  an  der  angeführten  Stelle  hauptsächlich  in  der 
Nachweisun^' des  eigentlichen  Gebrauches  von  i>ro|)orro,  welches 
in  der  Lachnianu'sehen  Conjectur  nicht  mit  demjenigen  des  Dichters 
stiniuit.  Ist  US  erlaubt,  zu  den  vorhandenen  Ememkitionsversucheu 
einen  neuen  zu  fügen,  so  möchten  wir,  ohne  Furcht  vor  Herrn  Polle's 
Verdict  und  mit  Annahme  von  Lachmann's  f'orc  schreiben 

quao  furo  p  p  e  t  u  o  n  i  h  i  1  u  m  que  senescere  credas 

iypetuo  [pcrpctuo]  in  der  Abbreviatur  kann  sehr  leicht  mit  pro- 
porro verwechselt  werden). 

Zeiudirift  I.  d.  uttcrr.  Gymo.  IbTJ.  U.  u.  111.  U^St.  7 


08  X  MäMy,  MiBcellen. 

Horat.  Epist.  ad  Fisonos  v.  57  sqq. 

Ut  silvao  foliis  privos  mntantur  iu  annos 
(prima  cadunt),  ita  vcrbomm  vetus  intorit  aetas, 
et  iavonnm  ritu  florent  modo  nata  vjgentque. 

So  schreibt  der  neueste  Herausgeber  der  Episteln,  0.  Ribbeck,  die 
vielbesprochenen  Verse,  indem  er  bemerkt,  dass  der  so  gerechte 
Anstoss,  den  Bentley  an  dem  Ausdruck  silvae  foliis  mutaniur  nahm, 
noch  nicht  durch  einen  befriedigenden  Vorschlag  beseitigt  sei.  Er 
hat  Recht,  denn  es  gibt  noch  andere  stärkere  Bedenken  iu  diesen 
Versen,  welche  selbst  dann  bestehen  bleiben  würden,  wenn  wir  Bib- 
beck's  Vorsclilag  in  silvis  folia  ut  .  .  ,  mutantur  annehmen  wollten, 
abgesehen  davon,  dass  dieser,  wie  andere  ähnliche  Vorschläge  von 
Perlkamp,  Ottema  u.  a.,  selbst  wenn  sie  durchaus  befriedigend  wären, 
die  Entstehung  der  handschriftlichen  Ueberlieferung  durchaus  uner- 
klärt lassen.  Die  Ilauptschwierigkeit  besteht  nämlich  darin,  dass  der 
Satz  prima  cadunt  aller  Verbindung  eimangelt  und,  soll  er  sich  dem 
Ganzen  fügen,  parenthetisch  behandelt  werden  muss,  während  er  doch 
(was  merkwürdiger  Weise  keiner  der  Herausgeber  bemerkt  hat), 
gei-adezu  die  Hauptsache  beim  Vergleich  ist  und  daher  gar 
nicht  parenthetisch  gefasst  werden  darf.  Es  ist  ein  föimliches  Ver- 
kennen des  eigentlichen  Kernes  in  unserem  Gleichnisse ,  wenn  auch 
pritna  dem  Interpreten  Schwierigkeiten  (^gerechte^,  meint  Bibbeck) 
machen  konnte,  „da  doch  alle  Blätter  schliesslich  fallen,  nicht  bloss 
die  ersten"  I  Gewiss  fallen  schliesslich  alle,  aber  sie  fallen  doch  nach 
und  nach,  je  nachdem  sie  eben  entstanden  sind ;  die  zuerst  entstan- 
denen (prima)  zuerst,  gerade  wie  auch  die  Wörter  nach  und  nach 
aussterben,  die  alte  Ordnung  eben  (vcfus  ordo)  vor  einer  später  ent- 
standenen. Die  Vergleichung  erstreckt  sich  nicht  mehr  (und  braucht 
das  auch  nicht)  auf  den  folgenden  Vers  et  juventwi  ritu  florent  modo 
nata  vigcntq^ic^  weil  sie  für  jeden  auf  der  Hand  liegt  und  sich  ihm 
aufdrängen  muss,  welcher  das  vom  Dichter  Gebotene  auch  nur 
oberflächlich  liest:  es  brauchte  nur  der  erste  Ton  angeschlagen  zu 
werden,  so  stellt  sich  die  Tonreihe  von  selbst  ein;  es  war  daher  von 
Schnei Jewin  doppelt  verfehlt ,  wenn  er,  indem  er  prima  cadunt  pa- 
renthetisch fasste,  noch  als  stillschweigende  Ergänzung  aus  dem  fol- 
genden :  florent  modo  nata  vigcnUiuc  hinzunahm  (Philol.  III  130). 
H.  Perlkamp  hat,  obschon  er  dem  Texte  tief  in*s  Fleisch  schneidet, 
mit  seinem  ut  modo,  cum  silvae  privos  mutantur  in  annos^  folia 
cadunt ,  ita  vcrhorum  v,  i,  aet.  Doch  das  Verdienst  gefühlt  zu  haben, 
dass  ein  ganz  anderes  Satzverhältniss,  als  die  Herausgeber  glauben, 
vorliegt.  Ich  glaube  mit  Hinzufugung  eines  einzigen  Buchstabens 
die  Hauptsache  herzustellen,  nämlich  das  richtige  Verhältniss  der 
verglichenen  Zustände  im  Ganzen  wie  auch  dasjenige  ihrer  Glieder: 

ut  silvae  e  foliis 

prima  cadunt,  ita  verborum  vetus  interit  aetas. 


/  Mähly,  Miscellen.  00 

,\^e  von  den  Blättern  des  Waldes  die  zuei'st  eutstaudoueu  fallen,  so 
geht  die  alte  Ordnung  der  Wörter  unter/ 

Nun  fragt  sich  aber,  wie  lautet  das  Endo  des  ersten  Verses,  da 
jetzt  mutantur  eine  ganz  andere  Rcction  erhalten  muss.  Das  einfachste 
scheint  zu  schreiben  (wie,  wenn  ich  nicht  irre,  schon  Wakefield  vor- 
geschlagen hat)  pronos  mutant is  in  annos.  In  der  Tliat  ist  kein 
Grund  dou  intransitiven  Gehniuch  von  mutarc  dem  Horaz  abzusprechen, 
während  classische  Zeitgenossen  dessolbou  sicli  in  keiner  Weise  davor 
scheuen.  Nur  scheint  mutarc  für  jenen  Naturprocess  nicht  das  rich- 
tige wenigstens  nicht  das  schlagende  Wort  zu  sein.  So  glaube  ich 
denn,  dass  der  Dichter  geschrieben  liat 

ut  silvae  e  foliis,  pronos  nutant  ubiiu  annos, 

prima  cadunt  —  ita  v.  v.  i.  aet. 

»Wie  von  den  Blättern  des  Waldes,  wenn  sie  gegen  Ende  des  Jahros 
hin  wanken,  die  ersten  fallen,  so"  u.  s.  w.  nutarc  bezeichnet  das  dem 
cadere  vorhergehende  Stadium ;  proni  anni  „die  vorwärts  geneigten 
Jahre"  sind  völlig  unanfechtbar  solange  nicht  Jemand  Horat.  Carm. 
IV.  6,  40  celcrcmquc  pro)ws  volvcrc  menses  anzutasten  für  gut 
findet.  Eine  Zeitbestimmung  ist,  unserem  Gefühl  nach  unentbelirlich, 
priros  .  .  .  i«  annos ^  was  Bcntley  vorschlug,  gewährt  eine  solche 
nicht;  und  fragt  man,  warum  denn  die  Zeit  des  Fallens  der  Blätter 
eher  zu  erwähnen,  als  der  Umstand,  dass  sie  überhaupt  jedes  Jahr 
fallen,  so  lautet  die  Antwort:  weil  jenes  malerischer,  daher  poe- 
tischer ist  *). 

0  V  i  d.  T  r  i  s  t.  lib.  I,  VI.  In  der  sechsten  Elegie  des  ersten  Buches 
ergeht  sich  der  Dichter  in  Lobsprüchen  über  die  Treue  und  Tugend 
fi«iner  Frau,  welche  er  den  Heroinnen  des  Alterthums  an  die  Seite 
s»tellt,  einer  Laodamia,  einer  Penelope.  Er  lässt  es  dabei  unentschieden, 
ob  sie  ihre  Vorzüge  sich  selber  verdanke ,  oder  —  eine  fein  ange- 
brachte Schmeichelei!  —  dnr  ausgezeichneten  Gattin  des  Herrschers, 
der  femina  princeps,  Livia.  Darauf  beklagt  er  seine  eigene  dichte- 
rische Schwäche,  welche  ihm  nicht  erlaube ,  ihr  Lob  in  würdiger  und 
ent*;prechender  Weise  zu  besingen ,  gelobt  aber  zu  thun ,  was  seine 
Kräfte  ihm  nur  erlauben.  Die  Elegie  ist  einfach  und  übersichtlich 
gegliedert,  nur  dass ,  im  heutigen  Text ,  zwei  Verso  sich  von  ihrer 
Stelle  verirrt  und  dadurch  eine  erhebliche  Störung  verursacht  haben. 
Merkwürdig  nur,  dass  bisher  noch  Niemand  darauf  verfallen  ist.  Ich 
will  von  V.  19  an,  die  Elegie  vorfuhren  nach  ihrer  richtigen 
Reihenfolge: 


•)  Ich  sehe  nachtraglich,  dass  Prinz  in  der  Revue  de  rinstnict  publ. 
Belg.  VI  p.  196  —  201  bei  Besprochung  unserer  Stolle  conjiciert 
lä  folia  in  ftilois  nova  progigfiuntur  oder  prooenerantur  in  annos 
—  ein  VorHchla|:,  der  abgesehen  von  seiner  ünwahrschoinlichkoit 
vom  paläographiBchen  Gesichtspmict  aus,  an  dem  oben  berührten 
HanptÜbel  krankt,  prima  cadunt  parenthetisch  zu  fassen. 

7* 


100  /.  Mähly,  MiBoellen. 

Nee  probitate  tna  prior  est  aut  Hectoris  uxor; 
20        Aut  comes  exstincto  Laodamia  viro. 
Ta  si  Maeoniuni  Yatem  sortita  fuisses, 
Penelopes  esset  fama  secunda  tuae. 
Prima  locum  sanctas  heroidas  inter  haberes, 
Prima  b9nis  animi  conspicerere  tui. 
26    Sive  tibi  boc  debes,  nulla  pia  facta  magistra 
Cumque  nova  mores  sunt  tibi  luce  dati, 
Femina  seu  princeps,  omnes  tibi  culta  per  annos, 

Te  docet  exemplum  coujugis  esse  bonae, 
Adsimilcmque  sui  longa  adsuetudine  fecit, 
30        Grandia  si  parvis  adsimilare  licet. 

Hei  milii,  non  magnas  quod  habent  mea  carmiua  vires, 

Nostraque  sunt  meritis  ora  minora  tuis  ! 
Si  quid  et  in  nobis  vivi  fuit  ante  vigoris. 
Exstinctum  longis  occidit  omne  malis 
35    Quantumcumque  tamen  pi'aeconia  nostra  valebunt, 
Carminibus  vives  tempus  in  omne  meis. 

Hier  ist  Zusammenhang  und  Consequenz !  Nun  denke  man  sich  die 
beiden  Verse  23  u.  24  an  ihrer  bisherigen  Stelle  als  v.  33  u.  34,  wo 
auf  einmal  wieder  die  Heroinnen  auftauchen,  nachdem  der  Dichter 
oben  schon  langst  auf  die  Livia  übergegangen  war;  wo  jeder  Zusam- 
menhang zwischen  den  correlativen  prior  (v.  19  alter  Ordnung) 
secvmda  (v.  22  a.  0.)  und  prima  (t.  33  a.  0.)  wegfallt;  wo  der 
Dichter  seine  ganz  logisch  gehaltenen  Gedanken  über  das  schwache 
Maass  seiner  Kräfte  einerseits  und  seinen  gleichwohl  feststehenden 
Entschluss  anderseits  auf  ganz  unmotivierte  Weise  plötzlich  unter- 
bricht ;  wo  femer  und  zuletzt  die  Conjunctive  hahercs  u.  conspice- 
rere gar  nicht  zu  erklären  sind,  denn  es  fehlt  jeder  Conditionalsatz, 
als  dessen  Nachsätze  die  beiden  Verse  prima  —  tui  könnten  gefasst 
werden,  während  sie  an  der  von  mir  ihnen  angewiesenen  Stelle,  in  der 
Umgebung  der  Laodamia  und  Penelope,  nur  weitere  anodoaeig  zu 
Vers  21  sind: 

Tu  si  Maeonium  vatem  sortita  fuisses. 


Zu  Avian*s  Fabeln.  Folgende  Vermuthungen  zu  Avian, 
welche  ich  ohne  weitere  Begründung  (zu  der  mir  Zeit  wie  Lust  fehlt) 
mittheilen  will,  mochten  vielleicht,  die  eine  oder  die  andere  wenigstens 
irgend  einen  Liebhaber  des  Fabeldichters  interessieren.  Ich  lege  dabei 
die  Ausgabe  von  Fröhner  (Leipzig  1862)  zu  Grunde. 

11,  2  si  quis  se  in  coelum  sponte  tulisset  humo. 
(codd.  eam  volucrem  u.  volucrum,  constituisset  humi) . 

rv,  1  immitis  Boreas  placidusque  ad  viscera  Phoebus 
(codd.  ad  sidera,  Fröhn.  cithuristaque). 


J.  Mä9iy,  MiBoenen.  101 

Vn,  1  seq. 

Haud  facile  est  pravis  innatam  montibus,  ut  se 
muneribüs  dignas  snppliciove  patent. 

So  Lachmann  and  Fröbner  nacb  den  Handschriften,  aber  selbst  ein 
Interpolator  kann  doch  nur  geschrieben  haben 

Hand  facile  est  pravis  innat  i  mentibns  at  se 
munenbas  dignos  snppliciove  putent 

IX,  14  nam  sollt us  motu  liqaerat  ossa  calor 
(codd.  mentis), 

Xy  6  incertomqae  vagas  amnis  habebat  iter 

{amnis  ist  Genitiv,  von  üer  abhängig,  codd.  vagtui). 

—  7  ne  tarnen  allisam  confringeret  aerea  testam 

jnrabat  se  omnem  longins  ire  viam 
(codd.  elisam  and  sociam), 

JILf  2  Thesanrom  salcis  promicnisse  videt 
(codd.  prosiluisse). 

XIII,  7  tristis  abit  longeqae  fagax,  de  calle  locutus, 
nam  timor  exclasum  iargia  obire  vetat 
(codd.  longaque^  ezpulsumy  iurgia  ferre), 

XVII,  11  qnid  demam  ille  foret,  qai  talia  vulnera  ferret 
(codd.  dum  quis  ille  foret). 

—  6  nnnc  tibi  qnavaleam  nuntius  iste  refert 
(codd.  qualis  eram), 

XXI,  3  rosticas  hanc  gracili  cupiens  decerpere  culmo 
(codd.  fragili). 

XXII  6  seq. 

^pr^cibus  Jupiter  aequus^  alt 
praestabit  facilis  — 
(codd.  pracsta7idi). 

—  11  rem  sibi  confidens  alieuo  crescere  voto 
(codd.  spcm). 

XXIV,  13  0  si  nostra  ho  min  am  caperet  sollertia  sensum 
(codd.  nouMMi), 

XXVI,  9  Vera  licet  moneas  molioraque  pascua  tollas, 
tu  tamen  bis  dictis  non  facis  esse  Mem 
(codd.  maiora  pericula  toUas). 

XXV in,  15  nimirum  exomplum  naturao  derat  iuiquae 

qua  ferri  posset  cum  ratione  nocons 
(codd.  fieri), 

XX Villi,  17  ille  ubi  ferventem  labris  contingere  tostam 

horruit,  algenti  rassas  ab  ore  reflat 

(codd.  suflat  [sufflat]). 


J.  MMy.  MiscoUen. 

SXXVnil,  5  inlorea  votis  hora  adfuit  — 

(codd.  sors). 
XL,  4  protinns  hus  miaerum  crodidit  esse  genuä 

(codd.  Ais). 
—  6  sulus  18  exemplum  nobilitatia  erat 

(codd.  in  cxcmpL). 

Gellius  noct.  Att.  11.  XII.  4.  Der  Schriftsteller  spricht  »on 
dem  bekannten  Sotonigcbeu  Gesetz,  welches  denjenigen,  der  bei  bflrger- 
lichen  Spaltungen  wow  allerutra  parte  sesc  atijunxerit  seil  soläarius 
separalusque  a  commMti  mälo  civitatis  seccsscrit,  mit  Confiacation 
niid  Verbannung  belegte.  Er  findet  das  in  der  Ordnung:  vom  s«  boni 
omnes,  gui  «n  princijiio  coercendae  sedüioni  impares  fnerint,  po- 
pulum  pcrcitum  H  amentem  mm  deseruerint,  ad  alterutram  par- 
tem  dividi  sesc  atfjttnxerint,  tum  eveniet,  ut .  .  .  concordia per 
eos  .  •  .  regtititi  conciliariquc  possä.  Dass  hier  dividi  weder  dem 
Sinn  noch  der  Syntax  nach  in  den  Zneamiitenhang  sich  fügen  wUI, 
leuchtet  ein.  üeraeus  glaubte  daher  mit  inäittidvi  helfen  zu  sollen, 
indem  er  sich  fBr  den  Gebranch  dieses  Wortes  auf  Tac.  Ann.  VI,  16 
[10]  bezog;  allein  dadurch  käme  ein  ganz  falscher  Sinn  heraus,  weil 
ja  die  boni  nicht  nothwendig  nngethoUt  derselben  l'ai-thei  ange- 
hören, sondern  gegebi?nen  Falls  sich  auch  spalten  können.  GelUas 
sagt  ja  deutlich  tum  crenicl,  ut  cum  socü  partis  senrsum 
utriusque  fuerint  raeque partes  ab  kisulmaioris  auctoritatw 
viris  tempcrari  ac  reiji  coeperinl,  coneordia  eqs.  Gronov's  diviai 
ist  daher,  dem  Sinne  nach,  noch  immer  das  richtigere,  nur  ist  schwer- 
lich anzunehmen,  dase  die  boni  von  vornherein  schon  als  getrennt 
bezeichnet  werden  sollton,  im  Gogontheil,  in  den  meisteri  Fällen  wer- 
den sie  ja  wohl  einer  und  derselben  Parthei  angehört  haben.  Gsnz 
genau  hat  Gellius  allerdings  auch  nicht  geepruchen,  sonst  hätte  er 
sagen  müssen  aä  utramlibel  parlem  scse  a^urucerint,  dass  er 
aber  das  meint,  geht  nnwidersprcchlich  aus  dem  folgenden,  schon 
oben  geltend  gemachton  cum  socii  partis  seorsum  ulritiaqw  fut- 
rint,  heiTor.  Wollen  wir  nicht  dividi  durch  das  gewaltsame  Mittel 
einer  „Glosse"  ausmerzen,  so  werden  wir  schi'oibeii  mQssea  ad  alk- 
rutram  partem  discidi  {discidii)  sesc  adjunxerivt. 

Basel.  J.  Mäbly. 


i 


c7.  Vahlen,  Zu  Lirius.  lOS 

Zu  Livius. 

XLIl  11.  5  in  Eumciies*  Anklagerodo  gegen  Perseus  haec  eum 
(Phiiippum)  volutantem  in  unimo  oppressmn  f'ato  regnum  ci 
reliquissc,  quem  infcsUssimum  esse  scnsisset  Ramanis,  itaquc 
Persea  liertiUtarium  a  paire  rdtcftim  bellum  et  simul  cum 
imperio  tradiium  inm  iam proximum  alere  ac  foverc  omnibus 
consiliis.  Die  Handschrift  primum.  Eumeues  bezeichnet  den 
Krieg  als  einen  jetzt  bereits  ganz  nahe  bevorstehenden. 

ILW.  39,  1  in  Aemilius*  Paulus'  Bede,  mit  der  er  den  Aufschub 
der  Schlacht  rechtfertigt  at  herculc  aciem  quidem  inconditam 
inordinatamquc  habuisscmus:  habuissemus  castra  munita, 
provisam  aquationem^  tutum  ad  eam  Her  praesidiis  imposHiSj 
cxplorata  circ-a  omnia:  an  nihil  nostri  Jutbentcs  praeter  nudum 
ctimpum,  in  quo pugnaremus ,  sine  ulla  sede  vagi  dimi^ 

t  cassvmus,  ut  quo  victores  nos  reciperemus?  maiores 
rcstri  ciistra  munita  portum  ad  omnis  casus  exercilus  ducebant 
esse,  unde  ad  pugnam  exirent,  quo  iactati  tempestatc  pugnae 

3  receptum  haberent.  ideo  cum  munimentis  ca  saepsissent,  prae^ 
sidio  quoque  valido  finnabant,  quod  qui  castris  exutus  erat^ 

4  etiamsi  jmgrMndo  ade  vicisset,  pro  victo  hibereiur.  castra 
sunt  rictari  receptaculum,  victo  perfugiam,  quam  multi  exer- 
cilus,  quibus  minus  prospera  px4,gnae  fortuna  fuit,  intra  Val- 
ium compulsij  tempore  suo  interdum  momento  j)os/,  eruptione 

5  facta  victorem  hostcm  pepulerunt?  patria  altera  est  militaris 
htt'c  sedes  rallumquc  pro  moenibus  et  tentorimn  suum  cuiquc 

6  militi  domus  ac  pönales  sunt.  Ins  difficuUatibus  et  impedimentis 
pufftiar  illud  opponitur:  quid  si  hostis  hac  interposita  nocte 
abissetf  quantum  rursus  sequcndo  eo  penitus  in  ultimam  Mace- 

7  doniam  cxliauriendum  lnboris  erat?  egoautem  neque  mrinsurum 
(um  ncquf  in  aciem  copias  educturum  fuisse  certum  habeo,  si 
ccdere  hine  statuisset.  quanto  enim  facilius  abire  fnit,  cum 
procul  abessemus  f  quam  nunc  cum  in  ccrtucibus  sumus?  nee 

8  (allere  nos  nunc  interdiu  aut  nocte  abeundo  potest;  quid 
nutem  fjnt  nobis  optatius  quam  ut  quorum  castra  i)raealta  flu- 
mitiis  riiHi  tuta^  vallo  insuper  saepta  ac  crvbris  turribus,  oppu- 
'jimre  adorti  sumus,  eos  relictis  munimentis  agminr  effufio 
(ihfuntes  in  pntentibus  eampis  ab  tergo  adoriamur?  In  diesem 
Theile  der  schOn  ausgeführten  Kode  habe  icli  §  1  nach  habuisse- 
»»us  i.'in  zweites  h*/buissrmus  eingesetzt,  das  durch  den  Gi'j^nnsatz 
gefordert  schien;  sodann  hinter  pugnaremus  die  Worte  sine 
Ml...  rediicrcmus  eingefügt,  die  dort  gefordert  sind  und  wie 
angegossen  sitzen ,  wahrend  sie  da  wo  sie  die  Handschrift  giobt 
§  5  hinter  penates  sunt  zumal  ohne  ein  wenigstens  den  Gegen- 
satz markirendes  nos  vcro  matt  und  nachschleppend  sind.  Das 
Homoeotelenton  pugnaremus  —    reciperemus   scheint   der 


104 


J.  Vohim,  Zu  LiTios. 


Grand,  dass  die  Worte  erst  übersprungen ,  dann  auf  dem  Bande 
nachgotrag^on.  an  falschoin  Orte  eingeschoben  wurden.  Ob  es  an 
dieser  Stelle  nöthig  war,  auch  den  Fall  der  Niederlage  ins  Äuge 
zu  fassen,  etwa  nach  Anleitung  von  §  4  victori  receplacuXmn, 
victo  perfugiitm  iu  der  Form  ul  quo  viclores  nos  recipercmuSf 
vidi  perfupercmus  (Flecküisun's  Jahrb.  1869  S.  353),  bleibt 
dahin  gestellt.  Iu  §  7  habe  ich  Jas  vor  interdia  stehende  nee 
der  Handschrift  iu  nunc  geändert.  Der  Gedanke  iat  zweigliederig: 
ich  bin  Überzeugt,  der  Feind  wollte  nicht  abziehen,  was  flrülicr 
leichter  war  als  jetzt.  Und  jetzt  kann  sein  Abzug  uns  nicht  rer- 
borgen  bleiben,  uns  al>er  ist  nichts  erwflnschter,  als  ihu  im  offe- 
nen Felde  anzugreifen. 
XLV  17,  "2  legatos  dcinde ,  quorum  de  sententia  imperiUore» 
L.  Paulus ,  L.  Anicius  componerent  res,  dcercverunt  decem  «i 
Maeedoniam,  qutnque  in  Mlffricttm.  in  Macedoniam  primi 
nominati  A.  Postumius  Tmscus,  C.  Claudius,  aml>o  ki  eensorii, 
C.  Linnius  Crassus,  colletja  in  cnnsviatu  Pauli,  tum  proroffot» 
imperio  provinciam  Galliam  habebnt;  his  consularibus  addidere 
Cn.  DomiHum  Ahenobarbum  cd.  Die  Worte  his  consularibus 
addidere  zeigen ,  dass  LiviuB  eine  Distribution  gemacht  hat: 
daraus  ergieht  sich,  dass  iu  dem  verderbten  culpmi  kaum  etwas 
anderes  als  primi  stecken  kann.  Der  Abschreiber  war  von  Ma- 
cedoniam auf  Macedoniam  Qinnqw  ai^irrt,  batt«  aber  den 
Fehler  mitten  tnno  wahrgenommen  und  mir  halb  uuagefUirt, 
Üebrigens  verlangt  his  amsulnribus  nicht,  dass  Turlter  Bocb 
ein  Consular  genannt  war:  sind  ja  die  beiden  Censorii ,  «ras 
setbstTerständlich  war,  auch  als  Consulare  zu  betrachten. 
XLV  38,  3  in  der  Hede  des  ServiliuB  über  Panlua'  Triiiiuph  erratia, 
mititeB,  si  Iriumphum  ivtperaloris  tantum  et  non  mititum 
quoque  et  ttttitvrsi  pojmli  Jtomani  citsc  decus  cfnsetis. 
unius  in  hoc  Pauli  konoa  aijilur:  imm  o  qtiiil  hoc  inter- 
est  Pauls?  multi,  etinm  qui  uh  senalu  non  inpetrarani 
triumphum,  in  montt  Albano  triumphttrunt:  nemo  L.  Paulo 
magis  eripere  dfeua  perfecti  belli  Mncedonici  polest  jmim 
P,  Lulatio  primi  Punici  belli,  (fuam  P.  Cornelio  si>eu»di. 
quam  Uli  qui  triumphavcrant,  nee  L.  Pauliim  minorem 
maiorem  impcratorem  Mumphua  facir/.  militam  magis  in  hoe 
et  imircrsi  populi  Homani  fama  agitur.  Die  erste  LQcke  diUikA 
ich  dem  Oodankcn  nach  ,  denn  die  «wisdiuiigescbobcne  Be- 
gründung multi  etiam .  .  .  Irivmphus  fuciet  schlieest  nicht  an 
den  Satz  non  unius  in  hoc  Pauli  au,  und  was  die  Wieder- 
holung des  Namens  Pauli  betrilft,  die  den  Anlass  der  Iiflcke 
erklärt,  auch  der  Form  nach  richtig  ergiinrt  za  halten;  die  zweite 
Lücke,  denn  in  den  nherliefertcn  Worf,on  sollte  mau  iilchtg  Sndem, 
entbleit  wol  einen  mit  nee  L.  Paulum  de.  parallbleu  allgemoine- 
ren  Gedanken,  von  dem  quam  ilU  qui  triumphaverant  der  Eeat  ist. 
J.  VahUn. 


B.  Boeüer,  Einiges  über  das  Thrakische.  105 


Einiges  über  das  Thrakische. 

Es  scheint  mir  an  der  Zeit  zu  sein,  den  Yorrath  thrakischer 
Glossen  und  Eigennamen^)  einer  neuen  Prüfung  zu  unterziehen ,  um 
zn  sehen ,  oh  nicht  einiges  davon  der  Erklärung  sich  zugänglich  er- 
weise. Die  Aufhellung,  welche  die  „Verwandtschaftsverhältnisse  der 
indogermanischen  Sprachen'*  durch  die  schöne  Untersuchung  Jo- 
hannes Schmidts ^)  orfahien,  macht  es  jetzt  leichter  auch  in  Be- 
ziehung  auf  das   Thrakische  schon   vor   aller  Untersuchung  eine 
bestimmte  Yermuthung  zu  gewinnen,  eine  Vermuthuug,  welche  durch 
das  geprüfte  Material  volle  Bestätigung  empfangt.     Damach  sind 
lUjrisch,  Thrakisch,  Gotisch,  Dakisch,  Skythisch,  Sarmatisch,  Ala- 
nisch als  Wellen  einer  und  derselben  von  Osten  aus,  durch  die  nörd- 
lichen Pforten  Irans,  in  Austoss  versetzten  Vulkerüuth  anzusehen, 
in   der  jede   westlichere  Welle  vom  ursprünglichen  Arisch   weiter 
abweicht  als  die  nachfolgende  östlichere.     Alles  im  Umkreise  zeigt 
sich  verwandt,  das  nähere  näher.     So  mag  das  Skythische,  Sarma- 
tische,  Alanische   dem  Arisclieu,   speciel   dem  Altbaktrischen   am 
nächsten  gestanden  sein  ,   ungleich  näher  als  das  Dakische  ,  Thra- 
kische, Hlyrische.     Folgende  Untrrsuchungcu  werden  darüber  noch 
maüches  Licht  zu  werfen   vermögen.     So  wird  es  begreiflich ,  dass 
das  Thrakische  neben  vielem  das  an  die  arischen  Sprachen  anklingt 
nicht  weniges  aufweist,  das  zum  Griechischen  und  Latein  stimmt, 
so  begreiflich,  dass  für  das  Dakische,  ein  dem  Thrakische»  unleugbar 
verwandtes  Idiom,  das  nördlich  nahe  angrenzende  Litauisch  wie  auch 
das  Slavi.sche  mit  Glück  herangezogen  werden  konnte ,  denn  einige 
darauf  gestützte  Erklärungen  von  Pflanzennameu  des  Dioscorides 
sind  gewiss  die  sichersten  aller,  die  man  bisher  über  das  Dakische 
aufgestellt  hat.  So  hängt  dak.  krusianc  chcUdonium  maius  gewiss 
mit  lit.  kregzdyne  zusammen ,  kregzdc  aber  bedeutet  Schwalbe ,  das 
verwandte  aslov.  Wort  hastvU   Wachtel   (romän.    cristciü);   dak. 
dochein  stimmt  zu  dagillelci  ein  dorniges  Kraut  (Grün  in  Kuhn's 
Zeitschrift  3,  192).   So  darf  man  auch  amaluda  zu  lit.  anuiHs  lett. 
anmls  Mistel  stellen,  das  auch  dem  Slav.  geläufig  ist,  slov.,  serb., 


')  Wilhelm  ToniaHchek  hnt  sich  das  Verdienst  erworben,  viele  der 
Eigennamen  aus  Inschriften  zu  sammeln.  Brumalia  und  Hosalia. 
Sitzangsber.  d.  kais.  Akad.  d.  Wisscnsch.  GO.  Band.  1869.  Andere 
finden  sich  bei  Heuzey  et  Daumet,  mission  archcolog.  en  Mac<3- 
doine.    Ftoit  1864  ff. 

1)  Wdmtr  1872. 


IM  S.  Boeder,  Einiges  über  das  Thrakisebe. 

niss.  omeUif  sloYak.  omdo,  poln.  jemiola^  cech.  jmelL^)  Doch 
dürfte  wegen  der  Ueberseizung  von  dak.  amalusia  durch  bene  olens 
auch  an  jsd.ama  stark  und  lit.  us-ti  reiclien ,  lat.  odor  gedacht  wer- 
den. Dak.  tiira  lebt  violleicht  noch  foi-t  im  pers.  tAr  nomen  herbae 
acris  gustatu  (YuIIers  Lex.). 

Dagegen  dürfen  wir  nach  Diefenbach's  YermuthuDg  in  dak. 
olma  gewiss  lat.  cb-ulum  erkennen ,  ohne  dass  wir  aber  damit  einen 
weitem  Aufschluss  gewönnen.  Ob  dak.  axiaQrj  im  i-om.  schiau,  scau 
Weberdistel,  dak.  zovXßrjla  im  romän.  turburc  scundix  cliacrc^ 
foUum  L.  Kerbelkraut  (umgj.  turbui^a,  turbolya,  nslov.  ircbelje 
Sumpfkreuzwurz.  Mikloskh)  steckt?  Schwerlich.  (Vgl.  W.  Tema- 
schek,  Zeitschrift  für  d.  Oest.  Gymnasien  1872,  S.  144.)^ 

Es  findet  sich  doch  leider  unter  allen  den  dakischen  Pflanzen- 
namen nicht  ein  einziger ,  der  so  klaren  Aufschluss  gäbe ,  als  etwa 
der  eine  makedon.  rJkivoiQoxoy  Ahorn ,  wie  man  um  den  Geburtsort 
des  Aristoteles  sprach ;  wenn  hier  im  ersten  Bestandtheil  russ.  klen^ 
öech.  klen,  poln.  Jdon,  altn.  JiUnr,  mhd.  lln  {boum)^  nhd.  Lehne, 
altcom.  kelin^  cambr.  A-c/yw,  armor.  kelen  Ahorn  nicht  zu  vorkennen 
ist,  so  bietet  auch  der  zweite  eine  sichere  Verwandtschaft  in  skr.  dru, 
goth.  friu,  engl,  trcc,  ir.  darach,  iipers.  dir-cch-t  Baum,  Holz. 

In  die  Prüfung  der  thrakischcn  Glossen^  und  Eigennamen 
ziehen  wir  nui*  solche,  die  sicher  für  thrakische  gelten  dürfen.  In 
Bendis  der  thrakischen  Göttin,  welche  Artemis  gleichgestellt  wird, 
hat  man  pers.  band,  bezwingen,  bändigen  erkannt;  sie  ist  also  die 
Zwingende,  Siegende.  Unter  den  Personennamen  begegnet  eine 
Bendidora  aus  Lysimachia  iu  Thrakien.  Der  sarmatische  Name 
Banad-aspos  wird  als  Pferdehändiger  zu  deuten  sein.  Die  Neben- 
form zu  Bendis  Mevölg  ( Choeroboscus ,  Anecdota  ed.  Bekker 
3,  1192)  erklärt  die  Bedeutung  von  (nccvdayj^g,  Band  (Eustath. 
818,  23).  Auch  hier  ist  fiavd  =  band. 

In  kolabrismos ,  der  thrakischen  und  karischon  Bezeichnung 
für  Wagen  (ytolafigtoinog  O^q^hiov  0QXt]fict  xcd  xaQixov  Pollux  4, 
100)  ist  der  erste  Bestandtheil  nicht  zweifelhaft.  Botticher  (Lagarde) 


*)  Das  Wort  ist  daher  in  dem  Verzeichnisse  der  nur  slavisch-deutschcn 
Worte  bei  Job.  Schmidt  zu  streichen. 

')  Wenn  das  walach.  doinii  Lied  alt  ist,  so  könnte  es  leicht  aus  dem 
Dakischen,  oder  demGetisch-Tbraki8chen(Moesiens)  stpmmen,  denn 
von  den  Nachbarsprachen  des  Komänischon  kennt  es  keine  und  das 
entfernte  Litauisch  {dahUi  Volkslied)  stand  niemals  mit  ihm  in 
Berührung.  Das  Wort  ist  sonst  nur  dem  abaktr.  eigen  {davna 
Gesetz).  Vielleicht  war  daUiu  di>ina  die  Bezeichnung  für  ^ie  Ge- 
sänge der  Daker  oder  Thraker  oder  beider  im  Allgonicinen  und 
der   wie  bei  den  Agathyrsen,  von  denen  es  bezeugt  ist,  in  stro- 

Shiscbo  Form  gebrachten  Gesetze  im  Besondern.    Das  baktrische 
acna  gin^  in  der  parsischen  Form  din  auch  in  das  Arabische 
über  und  bedeutet  daselbst  Religion. 

')  Die  meisten  sind  gesammelt  bei  Lagarde,  Gesammelte  Abhand- 
lungen.   Leipzig  1856,  S.  278—283. 


B.  BoeMer,  Einiges  über  das  Thrakischc.  107 

lAig  ilaför  slav.  kolo  Rad  (nslov.  n.  kroat.  kolesa  Wagen  herzu,  das 
aach  im  altn.  hvel,  deutsch  Welle  erhalten  ist.  Bqiafiog  erscheint 
m  nicht  zusammengezogener  Form  im  phr jg.  ßgi/ua/^a  {ßQixiafiava 
OQX^i^^S  €fQvyicr/.r;  Hesych.),  das  wir  ein  weitverbreitetes  Wort  nen- 
nen dürfen,  altn.  barke  Schiff,  lat.  barca  im  frühen  Mittelalter 
(Diez)  und  in  den  roman.  Sprachen,  engl.  6r/^^.  Auch  arab.  markab 
scheint  hieher  zu  gehören.  ^) 

G€fkta  (yivta'  nQha  OTrlayxvci  Hesych.) gehört  nach  Analogie 
Ton  yiroQi  «rog,  ylaqi  iaq,  yhiai  earea  u.  a.  zu  gr.  ivr-,  lat. 
int.  und  bedeutet  Yomehmlich  Eingeweide ,  dann  Fleisch. 

Das  bekannte  TaA/zoc:  Fell  (Porphyr,  vit.  Pythag.  14)  ist 
langst  aus  skr.  darman,  pcrs.  carm  gedeutet  worden  (Lagarde,  ge- 
sammelte Abhandlungen)  und  wird  diese  Deutung  kaum  wo  Wider- 
sprach finden.  Wir  entnehmen  daraus ,  dass  ursprüngliches  arisches 
r  im  Thrakischen  wie  in  anderen  europäischen  Sprachen  zu  l  wurde, 
lagarde  erinnert  auch  an  die  ^aXvfioi  Lykiens,  welche  nach  Eustath. 
ad  Homer.  369 ,  635  von  den  Eingebomen  TCiXvfMOi  genannt  wur- 
den, d«>ch  möchte  ich  diese  Zusammenstellung  für  gewagt  halten. 
Dagegen  darf  nach  den  Einwendungen  desselben  Forschers  ^ctA/ioc; 
nicht  länger  als  Bestandthoil  von  Zalmoxis  (Zamolxis)  augesolien 
Verden.  Aber  gewiss  als  ein  solcher  in  dem  thrakischen  Namen 
'4ßQolUXfir-g  (Xenoph.  Anabas.  7,  6,  43).  Wegen  e  für  ursprüng- 
liches a  —  eine  den  europäischen  Sprachen  gemeinsame  Schwächung 
des  altarischen  Lautstammes  —  vergleiche  man  ZaQfiig  und  Sannis- 
tgcihusa,  Serdica  und  Sardica,  KeQüoßXhmif^  KeQüt'iiavlog  Ccr- 
fii/a  neben  Carsion  u.  a. 

Sicher  steht  die  Bedeutung  von  ßQta,  fiqta  Stadt,  wenigstens 
in  den  bekannten  Composita  Maatjii'ßQiaf  lloXzv^i-ßqia  (Foltys 
bege^niet  auch  sonst  als  thrakischer  i*orsonenuame).  ^ijkvßQla  (Sc- 
lymbria)  Osset.  bm  Burg  steht  am  nächsten.  Aber  auch  abakt.  vaic 
fara  locus  circumscptus,  npors.  barti  arx  custcllumy  bat,  öArgdh, 
königl.  Kesidonz,  slav.  wari  turriSy  domus  rctjia,  iber.  berris  dürfen 
hieher  bezogen  werden. 

In  dem  Oi-tsnamen  Tasi-basta  hat  W.  Tomaschek  (lieber 
Rromalia  und  Rosalia  S.  382)  glücklich  osset.  bnsta  Wohnort,  Stätte 
erkannt,  welches  sich  im  skr.  tY?s/M,  n«s(/a ,  in  ras  wohnen ,  gr. 
aoTv  wiederfindet. 

Ein  drittes  Ortsappellativuni  ist  dama,  erhalten  in  Uscudama, 
der  alten  Bezeichnung  von  Adrianopel ;  seine  Verwandten  sind  weit 
verbreitet,  so  skr.  (Unnas  Haus,  abaktr.  denia  Wohnung ,  gr.  dofiog 
iQfia,  lat.  domus,  a.slov.  domii  u.  s.  w. 

In  Stana  wie  inyolustana(iugum  Cambunioruni  montium  Volu- 
stana  Llv.  44,  2),  das  freilich  nur  auf  thessalischem  Boden  belegt 


*)  Fiek  nach  dem  Vorganffe  Fr.  Müller's  leitet  es  von  skr.  bhra^ 
Mlen  ab.    Phrygische  Glossen  in  Kühnes  Beitrag.  VU.  383. 


lOS  R.  Boeder,  Einige»  fiber  das  Tbrakiache.  j 

ist,  erblicken  wir  abairtr.  (läna  locus  silus,  skr.  sthäna  Platz,  Stadt,     j 
apers.  stän  wie  in  Baylaravov  np>g,   Ja^iatävt}  (StepU.  Byz.),     \ 
Aitöazma  (Änian.  Ind.  38  ,  5) ,  npers.  noch  erhalten  als  hSuflges     | 
SofOx  znr  Bildang^  von  Land-  und  Ortsbozeichunngen.     Stände  voht 
sicher  als  abaJrtr.  fonru,  ttm,  breit  skr.  urus,  gr,  ev^v-,  so  wäre  Vo- 
Instana  etwa  gleich  Breitenfeld.')  , 

Para,  in  welchem  wir  gr.  nöhg,  Ut.  ptfis  Burg,  skr.  pur  purt 
Stadt,  Barg  erkennen  dürfen,  begegnet  häufig  in  Thrakien  (Binaija 
Brjhxtdinaqa,  Bi^iTtaqa,  Bessapara,  Böanaqa.Ja^ärraqa,  Drmi'     i 
para,  layineqa,  Subzapara,  Zapara),aher  auch  sonst  so  Tramuparaam 
AxioB  in  Felagonia.     Es  mnss  auch  pora  vorgekommen  sein ,  das 
Ethnikon  Scajiorenus  (Henzey.  Mission  arch^ologique  8.  251)  l&sst 
auf  einen  Ortsnamen  Sca-pora  Bchliessen;  in  Breieropkara  begegnet 
auch  die  Form  phara.    Weniger  sicher  scheint  es.  dak,  Zuro-hara,     ' 
Stymbara  in  Pelagonia,  Elaröfia^a  iu  Baktrieu,  So^aga  in  Eappa-     J 
dokien  anf  dasselbe  naf/a  zurQckzufQhrau. 

Die  Ortsnamen  JovQO-aTo^ov,  KoTtov-arfiQos  (Procop.  de 
aed.308),  Kam-atnvQta,  BijXa-OTveas  (Procop,  a.  a.  306)  weisen  ' 
noch  ein  Appellativ  nach ,  welches  stitrn  stora  lauten  musste.  Das  ' 
durch  Tomaschek  iu  den  Acta  S.  Philippi  ep,  Heracleonsis  aufge- 
fundene Gestistyrum  (S.  282)  gehört  auch  hieher.  Dass  wir  dabei  — 
es  wird  mit  loeua  possessoru7H  übersetzt  —  im  skr.  sthtwara  und 
sthUl^i  stabilis,  armen,  stovar,  osset.  stur  immohUit  grandis  den- 
ken dürfen,  ist  wenigstens  sehr  wahrscheinlich,  obgleich  thrak.  stufa 
vorzugsweise  kurzen  Yocal  zeigt. 

Nach  einer  Notiz  bei  Steph.  Byz.  führte  Thrakien  einst  die 
Bezeichnungen  Perhe  und  Aria  {iari  is  i'  ©g^Kiy  X'^P"-  ^  fli^^ft 
hiaXeltn  xnt  4qia)  für  Aria ,  d,  i.  Ariertand,  bedarf  es  keiner  wei- 
tem Aufklärung,  hiess  doch  auch  ein  Theii  Persions  so  {I^qlu 
ntQaixi)  X'^9'^)-  Fcrke  aber  darf  gedeutet  werden  aus  gotb. 
baurgs.  bairga  behüten,  gr.  nv^og,  armen,  bürg  und  ist  sicherlich 
^Bei^land".  Es  begegnet  der  Stamm  iu  Ortsunmen  anf  kleinaaiati- 
schem  und  thrakischem  Boden  nicht  gelten ,  wo  der  Wechsel  von  ft 
nnd  p  wie  in  andern  Fällen  (Bisa  und  Pisa)  nichts  Auffälliges  hat, 
so  Begyv  St.  iu  Thrakien,  Bseyi-noXii:  bei  Abdera.  /leg/l  ii  Pwt* 
phylien  (auf  einem  Hügel,  Ili^a^oc  Burg  von  Troja  und  eine  Stadt 
in  Thrakien  am  Btrjrmonischon  Bu^en,  fi«^£x-iTroL,- BergiuPhryglen. 

Nach  einer  Ölosso  in  den  Äuced.  gr,  ed.  Bekker  fff^nc*  i^vfia 
erklärt  sich  auch''/(T/in^og  St.  der  Eikonen  in  Thrakien  nnd  tofiO^l^ 
Xiftvii-    Thrak.  Xofios  Wald  findet  sich  wieder  im  aliaktr.  ae^na,*^ 

Ur.  väfiaq  in  der  Bedeutung  Qnelle  (Hesych.)  gehnrt  ta  skr. 
nepa  Wasser,  abakt.  vap  feucht  sein,  napta  nass,  lat.  Ueptunus. 


")  Oll  .{'•"•'osev^  in  Lydicn  aurh  zu  stAna  gehört,  bldhf.  fraglich, 

')  Die  Abkitnng  vou  einet»  Stammu  tn,  ith  wlUischeu  bd  Cikrtius, 

(iiondzüge  d.  gr.  Etymol.  8.  3^  iat  verfehlt.  Auch  die  'Im 

etellnng  von  Haemos  und  oefma  kann  ich  nicht  billigun. 


R  SoeOer,  Einiges  über  dM  ThiakiBcha.  109 

Wir  finden  aber  Najtig  Ort  in  Skjthien  (Steph.  Byz.) ,  Ndtti]  auf 
Lesbos  (Strab.  9,  426),  Naparis  Neboufluss  des  Ister  (Herod.  4,  48) 
und  mit  dem  Suffix  oca  Napoca  in  Dakien. 

Der  Stamm  ar  fliessen  begegnet  nicht  selten,  so^LiQ-aQog  Ne- 
benfloss  zur  Donau  (vgl.  Ärar  im  Xoltenland),  ^!/i^iaßog  Nebeufluss 
des  Hebrus  (Strab.  13,  h^O)/Aqiaßti  Stadt  in  Troas  und  auf  Lesbos, 
ähnlich  wie -^p-afiyg , '^^-a^o^*  Ar-oj?us  neben  Oaxes^^ii^og  und 
^A^iog.  Man  vergleiche  auch  Idq-alvog  (Suid.),  ^Q-aivov  oxt»; 
(Plut.  Quaest.  gr.  30)  neben  dem  einfachen  Alvog^  Äenius  Fluss  in 
Thessalien  und  Troas  n.  a.  m. 

Häufiger  noch  ist  art  ard^  wozu  gr.  agö  netzen,  skr.  ard 
strömen  zu  vergleichen  sind,  so  in  'udod-tjOTtog  Nebenfiuss  des  Ister 
(Hesiod.  Theogon.  345)  neben  l^ld-ijaxog  (Suidas)  und  ''Alö-tiaxog 
Fluss  zum  Pontus  Euxinus  (Dionys.  Pericgcs.  314).  Herodots^  O^d- 
rfloog  (4,  48)  ist  sicherlich  derselbe  Niime  und  ist  ^V>^d-//ax(K.  zu 
lesen;  L4QT'avfig  Nebenfiuss  des  Ister  (Herodot.  4,  ^9,  liQT-dyijg 
Fluss  in  Bithynion ,  ^'AqT-iainjog  Fluss  im  Odrysengebiete  (Hero Jot. 
4,  92). 

Jstros  nach  Jordanis  hessisch,  nach  Andern  thrakisch  schlecht- 
hin, geht  auf  den  Namen  sru,  gr.  qito  fiiessen  zurück.  Dieselbe 
Einschaltung  eines  nicht  ursprünglichen  t  zeigt  auch  der  Flussname 
SjQV-fitjy,  wie  auch  die  Ortsnamen  JSzQVf^r^  in  Thrak. ,  ^tqvfAOvioy 
in  Maked.,  ohne  diese  finden  wir  Sj^r-mus  (Plin.  h.  n.  4,  11,  50). 
Auf  skythischem  Bodeu  trefTen  wir  'largiavog,  Fluss  auf  der  taur. 
Halbinsel  (Ptol.  III,  6),  osset.  don  Fluss  darf  erkannt  werden  in 
San-danus  Fluss  in  Thrakien,  Ajn-davog  Fluss  in  Thessalien  und 
Troas. 

^KidX/irj  in  der  Bedeutung  Messer,  Schwert  thrakisch  (ücsych. 
Phot.)  gehört  zur  Wurzel  skarj  kar  schneiden. 

Für  eetraiüy  dem  die  Bedeutung  x^'^Q^  Topf  beigelegt  wird 
(Pollux  10,  95),  gibt  vielleicht  Aufschluss  skr.  hu  opfern.  Wenn  wir 
zu  dem  letzteren  tiXa,  Kelkcc  {Wmi  6  olvog  7€aqd  Oqu^i  Hesych. 
tula  Tov  oivov  oi  &Qa7C€g  Phot.  Lex.  halten,  zu  welchem  mit 
Becht  skr.  häla^  hiluka^  gr.  x^^^  merum  verglichen  worden  sind 
(Böttcher,  Tomaschek  a.  a.  0.  S.  358),  so  sehen  wir  in  zwei  Fällen, 
dass  thnüdsches  z  sanskritischem  A,  grioch.  x  entspricht.  *) 

Briza,  der  Name  eines  Getreides  in  Thrakien  (Galen,  de  ahm. 
facult.  I,  13  zum  Stamme  vridh  gehörig  (skr.  vrthi^  Beis)'),  zeigt, 
•iass  skr.  r  wenigstens  anlautend  thrak.  h  werden  kann ;  doch  auch 
inlautend,  wie  die  Glosse  bei  Hesych.  beweist,  ^ißvd-iäegy  ai  Qq^aaai 


•)  Fick,  Phrvg.  Glossen  in  Kuhn'a  Beitrag.  VII,  380  stellt  C«r(>«i« 
zur  Wz.  gnad  fassen  und  zeigt  Fällu  anf,  in  denen  phryg.  C  skr.  gh 
entspricht. 

')  lieber  die  culturgcschichtlichcn  Fragen,  die  sich  an  ßifiC^  ÖQvCa 
Reis  u.  a.  knüpfen  s.  Hehn,  Culturpnauzen  und  Hausthiere.  Berlin 
1870.  S.  401.  402. 


i 


HO  S.  BoeOer,  Einiges  über  das  Thnkiache. 

rj  Ggaueg  yv^cioi,  also  frei,  edelgeboren,  wofür  skr.  sev  colere,  gr. 
aeßag  aefivog  (fQr  aeFvog)  heranzuziehen  sind.  Mit  Wechsel  von 
b  und  p  scheint  ^ißv-  übrigens  auch  zu  stecken  in  den  Eigennamen 
Zißoltijg  ZißvTVß  (Diodor.  19,  60),  ZcjioiTijg  Stepli.  B.  {Zttcoi' 
riov  Stadt  in  Bithyuien) ,  ZeiTtoivr^g  Plut.  quaest.  gr.  49 ,  Arrian 
bei  Tzetzes  Chil.  3,  950  ZvßoiTtfi  ZvTtotTijg  Pausan.  5,  12,  7, 
Zipacenthus.  Darf  man  zu  diesem  Stamme  sev  auch  thrak.  sahoi 
stellen?  {oi  QQay,€g  ytaXovai  xai  oaßovg  ro^g  uQOvg  avtiov. 
Schol.  in  Aristoph.  Vesp.  9)  JSaßooKovv/hjg  war  Beiname  des 
thebanischen  Dionysos  nach  Chiliad.  VIII.  584  2dog  erscheint  als 
thrak.  Name. 

Porus,  poris,  als  Grundwort  von  Eigennamen  häufig  in  Thra- 
kien wie  ausserhalb  desselben  auf  dem  verwandten  Gebiete  Phry- 
giens  und  Dakiens,  in  JtvdiTtOQig  (Bithynien.  C.  J.  Gr.  3795), 
Mucaporis  (Bithynien,  W.  Tomascbek  386) ,  Semporus  (Thrakien, 
Acta  S.  Philippi  S.  550),  mit  Wechsel  des  r  in  /  in  Äbrupolü 
(Thrakien,  Liv.  42,  13  und  sonst)  und  mit  dem  älteren  Vocal  a 
wie  in  Dcrziparus,  Zuparus  und  Paralissum  neben  PoroUssum 
und  Daci  petoporiani  (Dakien,  Tab.  Peut.)  ist  in  der  Bedeutung 
Fürst,  König  erschlossen  worden  (Tomaschek  S.  385) ;  es  gehört  zu 
skr.  pdHa^  phryg.  ßakiiv  König.  Dak.  Dccehalus,  sowie  jQtißaXig 
und  OvaQLßalog  der  obbischen  Inschriften  (2067.  2070)  zeigen  den 
schon  bemerkten  Wechsel  von  b  und  p. 

Auch  bei  taradostu,  das  unsere  Quelle  (Jordanis  de  reb.  get. 
c.  5.)  mit  pileatus  überträgt,  dürfte  die  Erklärung  wenig  Bedenken 
erwecken.  Für  die  erste  Hälfte  bietet  sich  tiara,  die  bekannte  per- 
sische Kopfbedeckung.  Das  Wort  war  aber  auch  phrygisch  nach 
dem  Scholiasten  zum  Juvenal  6,  516:  sacerdotis  habitu,  tyara 
cst^  frigium  quod  dkufd  und  Sorvius  zu  Vergils  Aen.  7,  247,  der 
sie  pilet^  phrygius  nennt.  Der  Ausfall  des  /  in  tara  kann  befrem- 
den, ist  aber  kein  Grund  zum  Zweifel,  denn  die  sogenannt  phry- 
gische  Mütze  und  der  dakische  Hut  sind  eins  und  dasselbe,  wie 
die  Monumente  zeigen.  In  bosta  erkenne  ich  skr.  xoas  paq  bhashy 
piers.  püi'Uden  bekleiden,  Kleid.  Die  Bedeutung  ist  also,  mit  der 
Tiara  bekleidet,  behütet.  M 

Das  Wort  yLaiivoßavrfi  bei  Strabo  dürfte  seines  griechischen 
Aussehens  ungeachtet  doch  thrakisch  sein,  obgleich  ich  es  nicht 
klar  zu  machen  weiss;  skr.  kapij  Jcapilas,  lit.  kvapas  Hauch,  Duft 
steckt  wol  darin.  Zu  ßdvrjg  vergleiche  ich  Bovaßazog ,  Beiname 
der  Artemis  bei  den  Thrakern  (Hosych.). 

Betrachten  wir  nun  einige  Suffixe,  soweit  solche  in  Personen-, 
Orts-  und  Yölkeruameu  sich  kundgeben.    Eine  auffallende  Gemein- 


')  Merkwürdig  ähnlich  lanttit  arab.  tarbui,  in  Aegypten  und  Tunis 
gebrauchte  Bezeichnung  für  jeno  Kopfbedeckung,  welche  man 
sonst  nacli  dem  Manufacturorte  Fez,  fea  nennt. 


R  Sotiler,  EänigeB  Aber  das  ThrakiBche.  111 

samkeit  mit  kleinasiatiflchen  und  dakischen  kann  dabei  nicht  ver- 
kannt werden. 

Das  häufigste  Suffix  der  Ortsnamen  ist  kar.  -aa-,  thrak. 
-wT-,  aber  auch  kleinasiatisch  -i^a-  (-/ycya-),  getisch-dakisch  -la-.  So 
Zi(^7ta{Ta,ßa^aaa,  KwQaaa,  Mvlaaa,  Ilrjdaaa,  l^Kogaacog  u.  a. 
^Ayriac-og  in  Thrak.,  'JiyoQrfla-oi;  (Kar.),  lAvLaX-rfla-Oi^  (l^yl^-)» 
'Od-rflo-og  und  Sakfiyd-tjoa-og  in  Thrak.,  Teq^-ifiO'Og  in  Pisi- 
dien,  Telfi-rjoa-og  in  Lykien,  Aly-ioa-og  bei  den  Geteu,  ParaU 
iss-us  (vgl.  ParaUatai),  Patau-iss-a  in  Dakien,  ZilfÄ-iaa-og  (nicht 
ZiX'fÄiGOog,  wie  W.  Tomaschek  S.  358  vorschlägt,  der  darin  ßila 
Wein  erkennen  will,  man  vgl.  vielmehr  dazu  Idßqo-lUXfji'r^ ;  i;  und 
f  sind  nicht  immer  sorgfaltig  geschieden ,  so  begegnet  neben  7*£^jU- 
laa-og  {ThQfuaog)  auch  TsQ^irficog  neben  Tskn-rfia-og^  Tel' 
luooog. 

Dasselbe  Suffix  dient  zur  Bildung  von  Yölkeruamen;  thrak. 
Tfl  {es)  wird  getisch  und  dak.  nasalirt  {rjva  ens),  so  BeQ-rja-ioi  von 
BfQf^  (Thrak.),  ^Tov^i-^fl-ioi  von  2t^^i]  (Thrak.),  dagegen 
Jijfi'rjva-ioif  VßovX'^a-ioi  Olrrjvotoi  (der  Stamm  am  FL  Utus), 
niaQ^ijva'ioi,  TQiTLOQv-rjva-ioi  sammtlich  bei  den  Geteu,  Alßo^i" 
ijVO'ioi,  BovQiSe'tjvO'ioi  (vgl.  Buridava),  KavytO'tjva'ioi. 
KoT-^wO'ioi  {KoTiyoi  Dio  Cass.  71,  12),  NaQ'rjva-iOi  (Na- 
resii  Plin.  3,  26),  norovXaT'Tjva'iot ,  IlQedav-rjva'toi ,  ^oXq- 
^MT-iot,  Srjv-aioi  (?)  bei  den  Dakern. 

Da  neben  Sr^/^^a-iog  auch  STQVfi-^t/v-og  auftritt,  so  dürfte 
man  etwa  r^va  für  Erweiterung  aus  7jv  und  rjg  für  Zusammenziehung 
ans  diesem  ansehen.  Das  Suffix  i]y  ist  als  Gcntile  häufig  auf  thra- 
kischem  wie  kleinasiatischem  Boden  und  entspricht  latein.  an-us, 
so  Taaißaat'rjv-og  (Thrak.),  rh-rpf-oi  neben  ritm  (Arrian.), 
Scapor-en-us  (Thrak.),  l4QT(xX't]v6g ,  BiCvr^v-og,  J(XT'i]V'6g, 
KaßvX-r^v-6g  {KaßvXrj  Thrak.),  JSeßaaT-rjV'Og ,  JSxovjt-rjvog 
TvQoöiu'r/V'og  u.  a.  m. 

Minder  verbreitet  ist  das  dem  Griechischen  so  geläufige  Suffix 
ro  {TTjg).  Es  begegnet  uns  in  den  Stammnamen  der  Coelaletae, 
Dansaletae ,  Jav^alfjrai  (sing.  Dansala) ,  ^laktxai  in  Thrakien, 
nuyyiTai  (?)  in  Dakien. 

In  Fluss-  und  Bergnamen,  sowie  in  allen  davon  abgeleiteten 
Stadtnamen  finden  wir  auf  dem  gesammten  thrakisch-getisch- 
thrakischen  wie  auf  klcinasiatiscliom  Boden  das  Suffix  (Tx  (/ax, 
T,<;x),  so  dak.  TlßiayLog  (jetzt  Tcmes)  neben  Tlßiatg  auf  dem  linken 


in  Dakien,  Jqaßrjaxog  jQaßiey.og  (Strab.  331),  wol  nach  einem 
Flusse  benannt,  der  die  erweiterte  Form  enthält  des  bekannten 
Namens  J^oißog  jQaog  Dravus.  Securisca  (Itin.  Ant.  S.  221). 
raf^uxog    roQt flxog   in    Paiorbelien    (Ptol.),  ^Euyiaxrj   Stadt 


i 


11t  R  Soeüer,  Einiges  aber  daa  Thxakiache. 

in  Thrakien  (Demosth.  7,  37),  BoqfAtü'Mg  in  Maked.  Biqvioxor 
OQog  in  Mak.  (Strab.  7,  329),  ZalionLog  Fluss  in  Paphlagonien. 

In  einem  Volksnamen  Thrakiens  begegnet  ox  in  STia^iaxoi, 
worin  es  aber  abgeleitet  erscheint  von  dem  Gebirgsnamen ,  Tgl. 
SxoQdov  OQogy  ^xoQdiaxog  Berg  in  Eleinasien  Ptol.  5,  6.  Darf  man 
zu  dem  mit  Shordos  identischen  Scardiis  auch  den  Volksnamen 
der  im  Gebirge  sesshaften  Ka^ovx^i  stellen? 

In  Personennamen  zeigt  sich  das  Suffix  al  und  i#Z,  so  Sadala 
fodrys.),  Dieala  (neben  Bisa  und  JiLaarog),  Sadala  (neben  JScr- 
aoxog)j  Zantiala  (hessisch),  PrjanavdiaXog  (sarmat.),  CernUaj 
'  wovon  das  Etymon  begegnet  in  KiQaoßXimrfi ,  KeQoißavJiog, 
l4^i6yt€Qaog  Lenula,  Polula  (neben  PoUcs  und  PoUa),  Sintula, 
SusuUa,  B,  welches  so  häufig  ist  in  deutschen  Personennamen, 
finde  ich  nur  in  Jqoyy-iXov  Gegend  Thrakiens  (Hesych.),  Tragilos 
Oi-t  bei  Philippi  iu  Thrakien  und  ßi/ulig  Name  eines  Dakers. 

Ausser  mit  bria  und  dama  werden  Stadtuamen  am  häufigsten 
mit  düus  gebildet,  dessen  Bedeutung  nicht  ermittelt  ist,  so  Arbo- 
dieo^  Bc(o)diso,  Burtudisus  (vgl.  Burticum  in  üakien,  welches 
etwa  zusammenhängt  mit  abakt.  peretu  Brücke),  Kiatiditog  (Procop. 
de  aed.),  JSnadiLog  {spa  violleicht  abaktr.  fpa  Hund,  also  etwa 
Kvvonohg)^  Tarpodizo. 

Das  bekannt^)  Suffix  aica  lautet  thrak.  oc  und  beschränkt  sich 
in  dem  bisher  bekannt  gewordenen  Material  auf  Personennamen, 
wie  Amadocus  (Liv.  39,  35),  ^/«adoxo«;  (Strab.  331,  p.  48,  auf 
einem  ägyptischen  Papyrus  im  Louvre  rar  Id^adoidov  &q<fA6g), 
BUhocus  (Liv.  Epit.  ai),  Sadocus  :S7iaQadoy.og  (Thucyd.  2,  101), 
neben  ^yiagdaxog^  ^ndodoxog  Spurtac^ts ;  ^jiaqtoi/Log  auch  Name 
eines  bosporanischen  Fürsten).  In  Dakien  tritt  es  auf  im  Ortsnamen 
Napoca.  Das  ältere  ac  kann  aber  in  Thrakien  selbst  noch  nicht 
ganz  verdrängt  gewesen  sein,  wie  eben  Spartacus ,  Volks-  und 
Personenname,  beweist.  Bei  den  Skythen  begegnen  wir  ihm  in 
Camacae  neben  Camae,  (Plin.  h.  n.  6,  17,  19),  2oßadaKog 
(Appian.  Mithr.  79). 

Das  Suffix  ag,  von  dem  das  Ossetische  reichen  Gebrauch  macht, 
bezeugt  für  das  Dakische  der  Personenname  Susagus;  besonders 
zahlreich  bieten  es  die  sarmatischen  und  poutischen  Namenreihen, 
wie  ^udßqayog,  ^'A^vayogj  Idqyovavayog^  Jadayog,  Kaaayog,  Md- 
'Aayog,  Movqdayog,  ^jcdäayog.  Dasselbe  Suffix  ag  {og)  glaube  ich 
übrigens  in  einem  Worte  erkennen  zu  dürfen,  welches  das  Neugrie- 
chische gebraucht :  aXoyov  für  das  alte  T/tTtog,  Die  Ableitung  von 
layog  und  a  privativum  darf  nicht  besonders  befriedigend  genannt 
werden.  Wir  hören,  dass  Igk.  und  karisch  das  Pferd  äla  genannt 
wurde.  Durch  Suffixerweiterung  des  wahrscheinlich  viel  weiter  ver- 
breiteten Wortes  entstand  ak-oy-ov  ganz  so  wie  pers.  char,  eher 
Esel,  osset.  zu  cJiarag  sich  erweiterte.  Wir  haben  es  also  in  akoyov 
wol  mit  keiner  Neubildung  des  Neugriechischen  zu  thun,  sondern 
mit  einem  alten  Worte,  ähnlich  wie  das  romanische  caballus  (xa- 


R  Soeaer,  Einiges  über  das  ThnJdsche.  IIS 

ßoiXrfi)  in  hohes  Altorthum  hinaufgeht,  wie  das  skr.  kaväla  schlech- 
tes Pferd,  sl.  kohyla  (lit.  kumele)  beweisen. 

In  einigen  Gauuameu  tritt  -tc-  auf,  so  l4o%i%r  benannt  nach 
dem  Stamme  der  yioTai  im  östlichen  Thrakien,  FijU//aixi}  (Pt^ti" 
aioi) ,  26Qdiy.f;  (^eQÖfti) ,  JStvtiy.)j  {^ivjoi).  Vielleicht  darf  anch 
Iv/eavi'ATi  in  Pannonieu  beigesellt  werden. 

Wir  untersuchen  noch  einige  Eigennamen ,  ohne  uns  zu  ver- 
hehlen, dass  wir  damit  einen  weit  unsichreren  Boden  betreten.  Ich 
beginne  mit  dem  problematischesten  aller,  mit  dem  Namen  des  goti- 
schen Hauptgottes  Gebdcizis,  welchen  ich  als  eine  Zusammen- 
setzung betrachte.  Als  zweiter  Thcil  darin  erscheint  abakt.  yaeata^ 
skr.  yajata ,  apers.  yojsd  von  yazu  gross,  erhaben ,  npers.  ieed-iXn; 
eizis  ist  also  =  cisit-s.  Ich  erblicke  es  auch  in  dein  sarmat.  Namen 
^UZd^ayog,  Yielleicht  bildet  es  aber  auch  einen  Bestandtheil  in 
dem  thrak.  MBJYZH^  auf  einer  luschrift  (vgl.  Midag,  Mrfia, 
yir-doTLog.  Gobel  aber  halte  ich  für  eines  mit  pamphyl.  ßaßiliog 
=■  rhog  (Heraclid.  bei  Eustath.  p.  1654,  20).  Mit  iiücksicht  auf 
die  Glossen  bei  Hesychius :  dfiekhjV  }]li£ciirjv  lla^q^vhoi  uud  aßi- 
hol"  rjhov  KQ^reg  verwirft  allerdings  G.  Curtius,  Griech.  Etym. 
358  dieses  [iaßiXiog  und  will  nur  diilXiog  als  richtige  und  beglau- 
bigte Form  gelten  lassen.  Ich  meine,  mit  Unrecht.  Don  Wechsel 
Ton  g  und  h  {v)  bezeugen  übrigens  fuv  das  Thrakische  Grcsti- 
styrum ,  Galgesiia  (Heuzey  S.  456) ,  ZeQ/iinäi'yearog  neben  Büro- 
bista  (Burrista),  JiTV-ßioTog  (ein  Dardaner). 

In  dem  Namen  der  grossphrygischon  Stadt  !Aßo6'OToXa  wie 
in  den  persischen  Eigennamen  ui^qo-'/ji^iag,  lißQa'daxrig  hat  Pott 
lAngst  das  eranische  ahura  erkannt.  (Uebcr  altporsische  Eigen- 
namen. Zeitschrift  der  deutschen  morgenländ.  Gesellschaft  13,  440). 
Dasselbe  ahura  ist  ersichtlich  in  dem  pontischen  ^Idßqayog  (Struve, 
Pontisch^  Briefe,  Klicin.  Museum  1870,  S.  352)  und  in  einigen 
thrakischen  wie  l4ßQ0'LiXi,ir^  (Anab.  7,  6,  43),  Abru-polis  (Fürst 
der  Sapaeer)  in  'Aßon-lißa  „Ahurastadt"  (in  Astica,  Theophan.  728), 
jiß{kotovov  (thrak.  Buhlerin  uTid  angebliche  Mutter  des  Themisto- 
kles.  Piutarch  Them.  c.  1).  Die  Deutung  gewinnt  Kraft  durch  das 
makedonischo  aßgoi,  die  Bezeichnung  der  Sileneu.  Ob  nicht  auch 
gr.  aßQO^  üppig,  für  welches  man  keine  Wurzel  noch  gefunden  hat 
(G.  Curtius  a.  a.  0.  472)  hiemit  zusammenhängt? 

Eine  ansehnliche  Gruppe  thrakischer  Personennamen  besteht 
aus  Verbindungen  von  sonst  bekannten  Namen  mit  -centhus^  centus, 
so  Bithi-centuü  (Bithys) ,  Disa-ccntus  {JiKa,  yJtjKog^  Bieo,  Ko- 
axodf  Cac).  Zipa-ccntus  (Zipa)  u.  a. 

Ich  stelle  dieses  centhus  rentus  zu  skr.  gan  zeuge,  gan-lta 
Eneuger,  gantu  Geschöpf,  Wesen,  Mensch,  abakt.  ra»,  lat.  gi'g(e)no^ 
gen-itus,  gmitus,  gr.  yevijg,  ahd.  chhit  und  fasse  es  auf  als  Bil- 
dungen, wie  gr.  Geo-yvrjTog ,  JiO'yvijiog^  ^HQo-yvtfiog  n.  a.  oder 
ags.  Godcund  (von  Gott  abstammend)  oder  kelt.  CatugnatuSy  De- 
xognatuSf  Ädgcntius.     Auch  armenisch  ist  Mimuigana  Sohn  des 

Zciuchrm  f.  d.  0»t*rr.  Oyuin.  1873.  11.  u.  IlT.  lUit.  8 


114  R  Soesler,  Einiges  Ober  das  Thrakiscbe. 

Minuas.  Demnach  ist  Bithicentus  Bith/s'  Sohn ,  Disacentus  Dizas 
Sohn,  Zipacentus  Zipas'  Sohn  nnd  wahrscheinlich  auch  Prja'xwdvg 
Sohn  des  Bhesos  (wegen  i;  =  t  vgl.  ZtjQ-wS^os  und  ZrjQ'ivd'og), 
In  vielen  Fällen  (Rabocentus,  Sudicentius,  Btmcentius  {BovQL' 
xivtiOQ)  bleiben  die  Vaternameu  ohne  Beleg. 

In  Burovista  {BoiQ€(iiaTrjg)  sind  zwar  auch  sonst  verwen- 
dete Bestandtheile  vertreten,  wie  die  Personennamen  ^irißiOTog 
(vgl.  JiTi'l^rjXi]  eine  bithyn.  Königin  phrygischor  Abkunft),  und  die 
Geutilia  Biavovia,  BiaTwv,  Biaz-iQog  zeigen.  Es  ist  pers.  vista 
Besitzer.  W.  Tomaschek  S.  383  stellt  hieher  Gcst-styrum  und 
ZeQ/ioäiyeaTOi;,  Wäre  Büro  oder  vouru  breit  weit,  so  würde 
dem  Sinne  nach  gr.  IIokvyivrjfAwv  entsprechen.  Vielleicht  dürfte  zu 
yearog  auch  der  Name  Tegy^OTtj  (Strab.),  Tiq-yrflTOv  (^Ptol.) 
herangezogen  werden,  da  der  thrakische  Ursprung  der  Bewohner 
Istriens  behauptet  wird. 

Wenn  Jordanes  unter  den  Hochpriestem  der  Geten  auch  den 
Zeutes  nennt  (et  Zeutam  prius  habuerunt  eruditum,  30  ed.  Closs), 
80  dürfen  wir  dabei  wol  an  ed.  saotarj  eaothra  Opfprer,  Priester 
denken  und  den  häufigen  Namen  2ev&t]g  daher  erklären. 

Wenn  IdqKpaQv^^gt  wie  ein  thrak.  Fürst  sich  nannte  (Diod. 
20, 22),  nicht  wie  sehr  möglich  ein  dem  Persischen  schlechthin  ent- 
lehnter Namen  ist,  so  stellt  es  sich  zu  pers.  ld^a(piQvi](;  (Uerod.) 
und  Vidafrana  (Keilschrift)  und  pont.  MaLcpaqvog  (Struve),  so- 
dann Ario barsanes,  Ario mases  (A r i mascs)  u.  a. 

So  gering  der  Vorrath  von  Worten  und  Formen  ist,  welche  hier 
in  Betracht  gezogen  werden  konnten ,  sollte  die  Vormuthung  nicht 
ius  Schrankenlose  fallen,  so  gestattet  er  doch  einige  Beobachtungen 
über  die  Laptverhältnisse  zu  machon.  Zunächst  ist  der  Wechsel  von 
m  und  b  charakteristisch,  wo  b  meist  als  der  ältere  Laut  anzu- 
sehen sein  wird.  MaqyoQ  und  Baqyog  {Bqoyyog)  sind  augenschein- 
lich identisch  und  wird  es  zum  Ueberfluss  bezeugt.  Zu  Baqyog, 
welches  später  gegen  Moi(fyog  (j.  Morava)  zurücktritt,  vergleicht 
sich  BaQy-aaa  jrolig  KaQiag  (Herodian.  Techn.  I,  309).  Neben 
dem  älteren  Bevdig  sahen  wir  Mevdlg,  für  Tißtaxog  zeigt  sich 
später  Tifir^oi^g  (Constantin.  Porphyrog.),  aus  jQaßrjCTLog  wird 
Drama.  Vgl.  u.  a.  apei-s.  Bardiya  und  S^eQÖig  {Megdig), 

Dieser  Lautwandel  griff  über  das  Thrakische  hinaus.  Wenig- 
stens für  Makedonien  bezeugt  ihn  Stephan-  Byz.  Idßavrig '  %6 
lißavüici  ^ylvKov,  ojteQ  ytaca  ßaqßaQixrjV  r^Ttr^v  %ov  ß  dg  fi 
Id^avxia  eMX^V  '^^^  !Avi:iy6v(p  iv  MaKadovinfj  neQiijyiQaei* 
Hier  wechselte  selbst  tt  und  ^,  man  sagte  für  gr.  äiraXog  dfiakag. 
So  kommt  'Aßvdwv  neben  uifivdwv.  Auch  sarmat.  7a^a/uaTat  neben 
^la^aßatat  (Steph.  Byz.)  wird  so  zu  erklären  sein.') 


*)  Anders  K.  Müllenhoff  über  die  Herkunft  und  Sprache  der  ponti* 
Dchen  Scythen  und  Sanuaten  S.  5ü8w 


i 


R  Boaüer,  Eini^s  über  das  Thrakiache.  115 

Dann  kommt  der  Wechsel  von  d  und  /  zu  betrachten,  in  dem 
dals  ursprünglicher  Laut  erscheint  (vgl.  skr.  niadhu,  gr.  fxiXi, 
lat.  mel,  skr.  hhratar,  lit.  brolis,  skr.  hrd-ayam,  npers.  rfi7, 
6ay.Qvtia  lacruma ,  öar^q  Jevir),  Zu  Perga  sagte  man  hiq)vi]  für 
ia(fvr.  (Hesvch.).  Von  den  Thessaliem  wird  überliefert,  dass  sie 
ittv/y^'»  sprachen,  zu  welchem  lat,  laurus  zu  gehören  scheint  (Hehn, 
Caltur])flanzen  432).  Auf  unserem  (lObiete  ist  besonders  ein  Wort, 
in  dem  der  Lautwechscl  von  d  m  l  sich  äussert,  von  Interesse, 
dak.  ddva^  die  bekannte  viclverwondeto  Ortsbezeichnung.  Auf  dem 
Brvden  Thrakiens ,  wo  es  seltener  ist ,  begegnet  es  mit  zu  e  abge- 
schwächtem Vocal,  zeigt  aber  anstatt  der  Spirans  die  gewiss  ältere 
Media,  V  so  Koviiovdeßa,  MovQidißd,  ^^Atdeßa.Zixideßa,  Ziavov- 
ießa  und  Javedeßai  (?)  (sämmtlich  bei  Procop.  de  aed.  IV).  Wol 
darf  auch  hieher  gezählt  werden  das  karischo  Tivdi]ßa, 

Nun  gibt  uns  aber  Hesychios  die  Notiz ,  dass  im  Thrakischen 
'Ußa  Stadt  bedeutet  (leßa'  ;r6hi:  vno  Qqqiaov)  und  sie  wird  bestä- 
tigt durch  yißQoleßa  Stadt  in  Astika  in  Thrakien  (Theophan.  728), 
liarüJßf^  in  Lydien  (Stcph.  Byz.).  Hierin  sehen  wir  die  jüngere 
Furm  von  dtßa.  Dakischem  difn  (Nessel)  gegenüber,  das  nur  nicht 
ganz  sicher  steht  (kymr.  di/uad)  begegnet  gr.  Xlvov,  com.  u.  armor. 
h'md  (Hehn  a.  a.  0.  4.-J0). 

Für  die  Lautgleichung  gr.  x  =  thrak.  r  =r  zend.  r  finden  sich 
die  Belege  /tr^«:  zvtraia,  yah^:  uiXa,  Li)m,  Man  darf  aber  auch 
Sifiihj  mit  gr.  x^f-^^'*  1^*"  humufi,  slav.  zomJja,  pers.  sem-hi  zu- 
sammenstellen und  als  thrak.  Bezeichnung  für  Erde  gelten  lassen, 
wie  Hehn  (412)  vennuthet.  Dann  wäre  das  Wort  ein  neues  Beispiel 
für  die  wenige  Schärfe  der  Unterscheidung  in  den  anlautenden  Sibi- 
lanten, denn  es  findet  sich  wie  wir  sahen  /Jrmis  Zermiz  \m^  Syrmus 
Sermius,  ^aldaiia  (Theophylact.  1,  8)  und  Zaldana  (Procop.  de 
aed.  IV,  11,  S.  308),  Zildena  (Hierocl),  Srufhes,  l'av»fß,  Zeuta 
^Jordan.  S.  30). 

Q  wechselt  mit  s,  s  und  d  in  den  uns  erhaltenen  Schreibungen, 
so  Jiv9cd7:rai,I>afisahiae,  in  Kloinasien  GvftßQalog:  ZvjußQoiog ; 
JviißQio^,  Thamyris  {thami  viru  Erdmensch  ^'/y/cj'^i;?)  und/SrmeZf, 
Sfihethius  ^aßaLiot;  ^aßßduoc;. 

Auffallend  ist  der  Wechsel  der  Schreibung  zwischen  v  und  oi^ 
wo  wir  annehmen  dürfen ,  dass  das  Thi-akische  zuerst  m  zeigte ,  so 
Bi^ßiort;^  Boigeßiarag:  Burvistn  (Jordan.),  .Jvöa)M6c:  JoidaX- 
ao^  (in  Bithynien),  Mi'(TOi\^iyLiQr  31oesi,Fvfi6idlztjQPoif4tjTdly.fi(; 
(Äntiquites  du  Bosphoro  cimmerien  nr.  LXX),  Bhocmrtalces  Rumi- 
taha  (Ammiau.  Marceil.  26,  8,  1),  ZißoUtfi  und  Zißvrjji;, 

In  dem  Vorliegenden  ist  die  Zusammengehörigkeit  von  Thra- 


» 


V  Man  darf  vormuthcn.  dass  dak.  däva  zurücksteht  auf  ült<;res  dama, 
wofür  freilich  nur  ein  Bjdspiel  i-arudaitHi  sich  findet.  Auffallend 
ist  auch  Jtßu'laxiie  in  Phrygien  (Hierocl.)  im  Verfflcich  zu  ^^«x^- 
auu  St.  in  Thessalien  und  -i«xf-Ja/^o»'  (dama '/), 

8» 


B.  Roeder,  Einiges  über  das  ThinklBche. 

kern,  Goten,  Dakern,  welche  tuBtorisch  feststeht,  aacb  für  i 
Spracblicho  vorausgesetzt  worden  anJ  es  habeu  sich  dam  einige 
bestätigeniie  Lautverhältnisse  aufzeigen  lassen.  Noch  weise  Wh  kon 
auf  andere  Zeu^isse  hin,  welche  die  Gleichheit  von  Orteouoen 
südlich  und  nSrdlich  der  Donau  an  die  BunA  gibt. 

Wir  finden  Burtu-disus  St.  in  Tbraltien ,  Burt-icum  in  Da- 
kien,  Marisca  Fl.  in  Thrakien,  Maris  in  Dakien,  Naparis  südlicher 
Nebenfl.  dee  Istros  nnd  Napoca  St,  in  0akien.  Padi-sara  (Procop. 
de  aed.  4  S.  30») ,  Saiii-sara  (Gmter  DXXU  or.  7)  Orte  in  Moft- 
aieu,  Dfpi'sara  (siebenb.  Wachstafel  bei  Ackncr  und  Müller  nr.  628) 
in  Dakien,  SaWanä  in  Ünter-Moesieu,  der  Stamm  der  Sald-i^iot 
in  Dakien,  Tibisis  Fl.  in  Thrakien,  Tibiscus  Fl.  in  DakJen.  Tut- 
aetra  St.  in  'Ihr.,  Tutes  Fl.  in  Dakien,  Zirus')  FI.  in  Niedermoeaitin, 
Ziridava  Ort  in  Dakien,  Zmnis  (Tab.  Poutiny.  G.  Kar.  4,  7)  0. 
in  Thrakien,  Zarmix-  effethusa  neben  Zermit-egetkvaa'^,  Zermis- 
irpa  Städte  in  Dakien,  Olanog  FI.  in  Moosien,  Uscudania  in  Thra- 
kien, Ovaxevov  Ort  im  Gebiet  der  Jäzj^es,*  daselbst  auch  der  Fl. 
t'narovag,  mit  welchem  zu  vergleichen  der  Gran-icus  in  Hyeien. 

Ich  begnüge  mich  mit  diesen  aphoristischen  Andeutungen. 
Vielleicht  wird  der  Fund  roichlicbem  Namenmaterials  oder,  was  raui 
doch  noch  hoffen  darf,  einer  zweispracliigen  Inschrift  weitere  befrie- 
digendere Aufschlösse  gewähren.  Bisher  bleibt  der  Verlust  aller 
Sprachen  des  pontisclien  Kreises  und  der  Häuinshalbinsel  «ins 
schmerzliche  Lücke  in  der  Sprachforschung  und  Ethnographie  4es 
Alterthums,  für  welche  Combinationen  keinen  Ersatz  geben  können. 

Graz,  25.  Nov.  1872.  Bobeit  Eoesler. 


')  Flin.  4,  II,  8  Sillii;  bat  das  irrige  Riras  im  Texte  belassen. 

')  Eine  Inschrift  ans  Lcmnos  bei  Conze.  Reise  auf  der  Insel  I>e»1 
1865  S.  5  Taf.  5;  Sfv  ii^/oicp  Tt.  ArUo^  'A^gtarAs  'A>.[(]iavi(fitf 
ßovliv[ji\i]  Jaxla;  xoliavtlai  Zegftiiiy[i\9avaJtt  tvriir  ävtStpitv. 
Uan  vergleiche  aach  Surmm  (Plin.  4,  11,  50)  und  Sermiw  (Acta 
ü.  Aletandri  BoU.  M&i  OL  198)  und  Sardika  hds  atrdioa  und 
den  Personen  Damen  Zig/joH-yemiK,  Näaioi  und  tfitnot  (Stapli. 
Bji.),  Zakäani  Procop.  de  aod.  ä.  308.  ZUitna  Hierocl.  S.  637), 


Zweite  iibtheilung. 


Literarische  Anzeigen. 

Des  Q.  Horatins  Flaccns  Episteln  und  Buch  von  der  Dichtkunst  mit 
Einleitnng  und  kritischen  Bemerkungen  von  Otto  Bibbcck.  Berlin. 
Verlag  von  J.  Gattentag,  1869.  VI  n.  260  S.  gr.  8*.        1%  Thlr. 

Referent  hat  schon  im  vorhergehenden  Bande  dieser  Zeitschrift 
(Heft  5,  S.  346)  versprochen  das  vorliegende  Buch  anzuzeigen  und  bei 
dieser  Gelegenheit  die  Becension  des  Horaz  von  Lehrs  durch  Bespre- 
chung einiger  seiner  Bemerkungen  zu  den  Episteln  zu  ergänzen.  Ziel  und 
Richtung  des  Buches  sind  allerdings  dem  Leser  dieses  Blattes  durch  den 
trefflichen  Aufsatz  Yahlen's  (1871,  S.  1  ff.)  über  Horatius  Brief  an 
Angnstus,  welcher  mehrere  von  Ribbeck  über  diese  Epistel  aufgestellten 
Ansichten  bekämpft,  sowie  durch  die  Entgegnung  Ribbeck's  (S.  241  ff.) 
and  das  Schlusswort  Vahlen's  (S.  254  ff.)  ')  einigermassen  bekannt; 
indessen  wird  es  doch  nicht  überflüssig  sein  vor  der  eigentlichen  Be- 
sprechung hierüber,  sowie  über  Einiichtung  und  Anlage  des  Buches 
einiges  mitzutheilen.   Nach  einem  Vorworte  (S.  I — VI),  in  welchem 
der  Verf.  das  Recht  der  Kritik  betont  den  Text  mehr  nach  der  zwin- 
genden Gewalt  innerer  Evidenz  als  nach  den  äusseren  Zeugnissen  von 
unsicherer  Autorität  festzustellen,  folgt  S.  1—76  der  Text  der  Epi- 
steln, nach  den  Untersuchungen  des  Verf.  hergestellt ;  Aenderuugen 
der  handschriftlichen  Ueberlieferung  sind  unter  dem  Texte  vei-zeich- 
net.  Daran  schliessen  sich  S.  77 — 260  die  kritischen  Bemerkungen 
mit  einer  Einleitung ,  in  welcher  über  den  Titel  dieser  Dichtungen, 
die  Zeit,  wann  sie  herausgegeben,  wann  die  einzelnen  Briefe  abgefasst 
wurden,  und  über  ihre  Ueberlieferung  gehandelt  wird.    Hier  spricht 
sich  nun  der  Verf.  S.  109  dahin  aus,  dass  die  Episteln  uns  stark  ent- 
stellt überliefert  seien ;  es  fanden  sich  zwar  darin  nicht  so  viele  Wort- 
verderhnisse ,  dagegen  aber  seien  in  einem  und  demselben  Briefe 
Öfters  einzelne  Verse  oder  ganze   Versgruppeu  an  einen  falschen 

•]  Man  vergleiche  hicza  dos  kleine  Scliriftoheu  ron  K.  Lehrs  'Nach- 
trag  m  Horatias.  Erneute  Erwägungen  durch  Valilün  veranlasst 
über  die  Epistel  an  Aagustas'i  Leipzig  1871. 


118  O.  Sibbedc,  Des  Q.  HoratLos  Flaccns  etc..  ang.  v.  K.  Schenkl. 

Platz  gestellt,  sowie  kleinere  and  grössere  Abschnitte  irrthümlich 
ans  einem  Briefe  in  den  anderen  versetzt  worden.  Als  Beispiel  dafür, 
wie  solche  Versetzungen  stattfinden  konnten,  führt  er  «ien  codex  Go- 
thanos  B  61  aus  dem  fQnfzehnten  Jahrhun'ione  an,  in  welchem  der 
Text  der  Satiren  und  Episteln  durch  deranlee  Fehlor  in  «iie  grOsste 
Verwirrung  gerathen  sei.  Diesen  C«"kdex  beschreibt  er  ausfuhrlich  und 
schliesst  daran  die  Bemerkung:  «Aehnliche  Unordnungen,  durch 
Ueberspringen  von  Columnen  odor  Uebei-schlagen  von  Blättern  oder 
Verwirrung  ursprünglich  loser  Theile  eines  Manuscriptes  hervorge- 
rufen, können  sich  in  dem  Exemplare  befunden  haben,  welchem  die 
jetzige  Textgestalt  unserer  übrigen  Uundschriften  im  Grossen  und 
Ganzen  verdankt  wird.  Wenn  nach  dem  Todp  des  Dichters  aus  seinem 
Nachlass  eine  Ausgabe  der  Episteln  und  der  Poetik  veranstaltet  wonlen 
ist,  so  konnten  eben  diese  losen,  vielleicht  auch  ungleichen  chartae  sich 
verschoben  und  ein  ungeschickter  Diaskeuast,  ohne  den  Anhalt  eines 
authentischen,  vom  Verfasser  in  letzter  Hand  revidierten  Exemplars, 
mag  nur  sehr  oberflächlich  nachgeholfen  haben." 

Was  nun  das  Beispiel  des  Gothanus  anbelangt,  s^)  hat  dies  für 
die  vorliegende  Frage  eigentlich  gar  keinen  Weith.  Die  Verwirrung 
in  demselben,  einer  Handschrift  der  zweiten  Classe  (vgl.  die  Ausgabe 
von  Keller  und  Holder  Vol.  IL  Fase.  II,  p.  IX)  rührt  doch  davon  her, 
dass  in  dem  Archetypus,  aus  welchem  er  durch  mehrere  Mittelglieder 
geflossen  ist,  der  Verband  lose  geworden  war.  einzelne  Quatemionen 
auseinanderfielen  und  bei  einem  neuen  Einbände  Quateinionen  und 
Blätter  falsch  zusammengefügt  wurden.  So  sind  die  Episteln  zum 
Theile  mitten  in  die  Satiren  hineiugerathen.  Dieser  Fall  steht  nicht 
vereinzelt;  es  lassen  sich  noch  andere  Handschriften  nachweisen, 
welchen  ähnliches  begegnet  ist.  Die  Episteln  aber  sind  wenigstens 
im  dritten  Jahrhunderte  so  gelesen  worden,  wie  sie  uns  vorliegen. 
Dies  erhellt  aus  dem  Commentare  des  Por}»hyrio;  denn  wenn  der^ 
selbe  auch  in  der  üeberlieferung  manche  Veränderung  erfahren  hat, 
so  ist  er  doch  im  Grossen  und  Ganzen  so  erhalten,  wie  ihn  jener 
Grammatiker  geschrieben  hat,  und  sein  Zeugniss  wird  durch  das 
Wort  Bibbeck's  'unsere  erbärmliche  Scholieii*  (S.  97)  nicht  erschüt- 
tert. Es  müsste  also  jene  Verwirrung  im  Texte  der  Briefe  sehr  alt 
sein.  Das  scheint  auch  der  Verf.  nnzunehmon,  indem  er  von  einer 
Ausgabe  der  Episteln  und  der  Poetik  aus  dem  Nachlasse  des  Dichters 
spricht,  welche  ungeschickt  besorgt  wurde.  Dies  könnte  aber  nur  von 
dem  zweiten  Buche  und  der  Poetik  gelten;  denn  möglich  ist  es  aller- 
dings, dass,  wie  der  Verf.  S.  06  annimmt,  diese  drei  Episteln  bei 
Lebzeiten  des  Iloraz  wol  in  engeren  Kreiden  gelesen  wurden,  eine 
Sammlung  und  Hcransgiibo  derselben  aber  einstweilen  unterblieb. 
Dagegen  wissen  wir  \on  dem  ersten  Buche  bestimmt,  dass  es  von  dem 
Dichter  selbst  der  Oeffentlichkeit  übei-goben  wurde,  und  zwar  muss 
dies  vor  dem  December  des  Jahres  734  geschehen  sein,  wie  aus  dem 
Schlnsso  des  zwanzigsten  Briefes  erhellt.  Ist  es  nun  glaublich,  dass, 
nachdem  dieses  Buch  lange  schon  verbreitet  nrd  allgemein  gelesen 


*  ^ 


0.  RHibed:,  Des  Q.  Horatias  F1a«^cas  etc.  ansr.  v.  K.  Schmkl   110 

war.  eine  solche  Verwinmng,  wie  sie  Ribbeck  annimmt,  Platz  pn'eifen 
konnte.  Aber,  sagt  der  Verf..  das  Bnrh  ist  ja  nach  dem  Tode  dos 
Dichters  in  einer  zweiten,  verraehi-ten  Auflage  hei-ausgegeben  worden  ; 
denn  die  3..  8.,  9.,  18.  (bei  Ribbeck  17.)  Epistel  sind  734,  die  zwölfte 
735  geschrieben,  während  man  allen  Grund  hat  die  zwanzigste  in  den 
December  733  zu  setzen,  wo  Horaz  das  44,  Lebensjahr  erreichte 
(S.  83  ff.).  —  Ein  zwingender  Grund  den  December  733  als  Abfas- 
sungszeit der  20.  Epistel  anzunehmen  ist  nicht  vorhanden;  sie  kann 
ganz  gut  noch  im  November  734  verfasst  sein,  also  später  als  der  8., 
9-,  18.  Brief,  etwa  gleichzeitig  mit  dem  dritten;  denn  der  IJchrus 
nhnJi  rompede  i'indus  (y.  3)  führt  in  dem  Schncelamle  Tlirakien 
nicht  nothwendig  auf  einen  späteren  Monat.  Und  warum  soll  die 
zwölfte  Epistel  erst  in  das  Jahr  735  fallen?  Der  Cantabrische  Feld- 
zng  lässt  sich  in  dieses  Jahr  nur  auf  Grund  des  Umst^ndes  setzen, 
dass  bei  Dio  Cassius  im  55.  Buche  die  Unterwerfung  der  Cantubrer 
erst  nach  dem  Berichte  über  die  Unruhen  in  Rom  unter  dem  Consu- 
late  des  C.  Sentius  Satuniinus  (735)  ei7.ählt  wird.  Hält  denn  aber 
Dio  sonst  immer  eine  so  strenge  chronologische  Ordnung  ein?  Trägt 
er  nicht  mehrfach  Dinge  nach,  dio  eigentlich  schon  vorher  berichtet 
werden  sollten?  Man  sieht  also,  dass  sich  für  dio  Annahme  einer 
zweiten,  vermehrten  Ausgabe  des  ersten  Buches  der  Nachweis  nicht 
führen  lässt. 

Ribberk  legt  übrigens  auf  diese  äussere  n  Gründe  selbst  kein 
besonderes  Gewicht ;  er  bemerkt  mit  Recht,  dass  seine  Hypothese  nur 
durch  innere  Gründe  gerechtfertigt  werden  könne.  Wir  werden 
daher,  um  die  Richtigkeit  derselben  zu  erproben,  eine  Reihe  von 
Episteln  des  ersten  Buches  (1—10)  durchnehmen  und  dio  Ansichten 
des  Verf.  einor  eingehenden  Prüfung  unterziehen,  wobei  sich  uns  die 
Gelegenheit  bieten  wird  einige  Beiträge  zur  Kritik  und  Erklärung 
dieser  Briefe  zu  liefern. 

Was  die  erste  Epist«'l  anbelangt,  so  finden  wir  in  den  kritischen 
Bemerkungen  zuerst  eino  ganz  treffliche  Vertheidigung  der  überlieferten 
Versordnung  16  —  19  gegen  Sanadon  und  M^Mueko.  welche  bekaunt- 
lich  die  Verse  18  und  19  oder  17  —  19  umstellen  wollten.  Weiterhin 
fidgt  eine  Empf«*hlung  der  Bentley'schen  Conjoctur  v.  21  loffa  für 
lonfffi,  welrhe  ich  nicht  für  nöthig  halte,  weil  der  Dichter  bei  dem 
strf-ngen  Gegensatzo  von  vo.r  und  dies  und  dem  beabsichtigten  Chi- 
ai»mns  Grund  genug  hatte  dasselbe  Adjoctivum  zu  gebrauchen.  Sodann 
Werden  die  Ansichten  über  die  ursprüngliche  Gestalt  des  Briefes  ent- 
wickelt. Es  sollen  die  Vurse  20  20  naoh  12  oiugoschoben .  dann 
hinter  19  die  Verse  41  -  48,  52—68,  49—51  goi^tellt  werden,  wi.rauf 
dann  28  — 40,  27,  70-108  zu  folgon  hatten.  Fragen  wir  nun  zu- 
nicljjit  um  dio  Giündo,  warum  vv.  20—26  nach  12  versetzt  worden 
!*idlen,  welche  Vermuthung,  wio  der  Verf.  selbst  bonierkt,  eigentlich 
von  seinem  Schülor  Lütjtdiann  herrührt,  so  wird  uns  gesagt,  es  sei 
zwar  nicht  unbedingt  nothwendig,  aber  doch  die  natürliche  Ordnung, 
dasB  auf  die  Versicherung  ruro  et  rogo  et  omnis  in  Iwc  sum  nach 


120  O.  EMedt.  Des  Q.  Huintius  Flaccas  eU..  mg.  v.  K.  So^nJJ. 

T.  12  unmittelbar  diu  nusgefilhrto  Schilderung  dieeos  Eifers  in  tt. 
20 — 36  folge.  Dann  aber  kOnnc  die  nähere  Erklärung  über  dlose 
Sichtung  des  Stuiüums  (13- — 19)  ohne  Bedenken  angeknüpft  werdep. 
Empfohlen  werde  diese  Umstellung  noch  insbesondei-e  durch  die  Ba- 
»iehung,  welch«  lukr  v.  13  zu  noccbit  v.  26  gewinne.  —  Ich  meine, 
dass  eich  an  das  qttid  verum  afjwc  di'cens  7.  1 1  ganz  paasoQiI  die 
Frage  anscbiiestit,  welchem  ttysttune  der  Dichter  folge;  dieser  Frage 
begegnet  er  durch  die  Erklärung,  welche  er  vv.  13  ff.  gibt,  er  hul- 
dige keinem  beutiuunten  Systeme,  sondern  kehre  bald  da,  bald  dort 
ais  Gast  ein,  immer  beschäftigt,  worauf  recht  ^Tut  eine  Scluldenmg 
seines  Eifers,  die  er  durch  einige  humoristigche  Gleichnisse  erläutert, 
folgen  kann. 

Wenn  B.  an  v.  27  Anstoss  nimmt,  so  wird  man  ihm  nur  bei- 
stimmen können,  Der  Vers  steht  ohne  Beziehung  zum  Vorhergehen deu 
da,  kis  elcmentis  kann  nicht  auf  dos  oben  Gesäte  gehen,  weil  ja  keine 
Onudsätze  entwickelt  oder  angedeutet  wurden,  endlich  restal  kann 
nichts  anderes  heissen  als  'es  bleibt  (mir)  übrig  .  Aber  der  Platz, 
den  R.  dem  v.  27  anweist,  nämlich  vor  70,  istnm  nicht  vieles  besser ; 
auch  hier  besteht  zwischen  ihm  und  v.  40,  der  nach  B.  vorhergehen 
soll,  keine  Verbindung  und  die  Worte  ttt  his  cpo  mc  ipse-  regam  so- 
lerque  elcmentis  wollen  gar  nicht  zu  der  folgenden  Geschichte  von 
LGwen  und  Fuchse  passen.  Alles  aber  wird  klar,  wenn  man  annimiot, 
dass  nach  v.  26  einige  Verse  ausgefallen  sind.  Der  Dichter  musste 
nach  seiner  Schilderung  v.  8  ff.  und  v.  13  IT.  den  Vorwurf  erwartfn. 
dass  er  schon  etwas  alt  sei  und  bei  seiner  Cnbeständigkeit  schwerlich 
daran  denken  dürfe  ein  grosser  Philosoph  und  Tugenheld  zu  werden, 
8o  etwas  muss  in  den  verlorenen  Versen  gestanden  haben.  Horu 
gibt  dies  nun  lächelnd  zu  mit  dem  Bemerken,  es  bleibe  ihm  da  njchts 
übrig  als  sich  bei  dem  Satze  'etwas  ist  besser  als  nichts  zu  beruMgen 
und  ihn  als  Bichtschnur  in  seinem  Leben  gelton  zu  lassen.  Es  ist 
also  his  eUmentis  auf  das  folgende  zu  beziehen.  Dass  man  das,  was 
eben  aagedeutet  wurde,  etwa  im  Gedanken  ergänzen  könne,  wird  wol 
Niemand  im  Ernste  behaupten ;  man  müsste  dem  Dichter  sonst  die 
wunderlichsten  Sprünge  zumuthen.  Lässt  man  nnn  diese  Vermuthnng 
gelten,  so  ist  alles  in  der  schönsten  Ordnung.  Die  Verse  28—42  be- 
sagen, dass  mau,  wenn  auch,  nicht  zur  Vollkommenheit,  doch  zu  einer 
gewissen  Stufe  sittlicher  Veredlung  gelangen  könne ;  schon  das  Kein- 
sein  von  Lastern,  wenn  auch  eigentlich  kein  positives  Besaltat,  sei 
\on  grossem  Werthe  als  die  erste  Stufe  der  Tugend  und  Weisheit. 
Von  42 — 49  spricht  der  Dichter  seine  Verwunderung  darüber  aus, 
dass  man  den  Lehren  der  Philosophie,  welche  man  so  leicht  erhalten 
könne,  das  Ohr  verschliesse,  während  man  ilie  grössten  Muhen  nicht 
scheue,  um  Geld  oder  Ehren  zu  erlangen.  Um  diesen  Satz  zu  ertäutern 
gebraucht  er  49 — 51  das  Gleichniss  von  dem  Klopffechter,  der  gewiaa 
nicht  den  Siegerkranz  im  Olympischen  Festspiel  verschmähen  wiid, 
sofern  er  hoffen  kann  ihn  anf  leichte  Wme  zu  erreichen.  52 — 69  die 
Philosophie  lehrt:  'lugend  ist  das  Höchst«,  die  Welt  predigt:  Es  geht 


T  V 


O.  BStbeek,  Des  Q.  Horatin«  Flaocu  etc.,  wag.  t.  K.  S<^enkL  121 

üchtB  über  das  Geld.  Ihr  Terschmäht  die  bessere  Bathgeberin  und 

folgt  der  schlechteren.  Und  dabei  verlangt  ihr  noch,  dass  Jedermann 

nf  eurem  Wege  gehe,  nnd  scheltet  den,  welcher  es  nicht  thun  will, 

•men  Thoren.  Das  ist  der  verbindende  Gedanke  zwischen  dem  mit 

T.  69  abschliessenden  und  dem  mit  v.  70  beginnenden  Abschnitte. 

IMese  Gedankenreihe  ist  vollkommen  riclitig  und  ein  jedes  Glied  fugt 

■ch  trefflich  an  das  andere  an.  Nimmt  man  aber  die  von  B.  vorge- 

icUagene  Ordnung  an,  so  wird  man  diesen  Brief  nicht  lesen  können, 

«kne  an  mehreren  Stellen  anzustossen  und  den  Zusammenhang  zu  ver- 

■iisen.  Die  Verse  41 — 69  sollen  nach  26  (eig.  19}  treten,  damit  der 

Sdpunct  des  philosophischen  Strebens,  der  feste  Punct,  welchen  auch 

te  dilettantische  Eklektiker  im  Auge  habe,  das  ritium  fugere  an 

JBT  Spitze  der  ganzen  folgenden  Auseinandersetzung  stehe.  Das  ist 

ä  reiner  Machtspruch.  Es  ist  im  Gegentheile  sehr  schwer  bei  dieser 

Anordnung  den  vermittelnden  Gedanken  zwischen  v.  19  und  41  zu 

lüden,  während  sich  nach  der  Ueberlieferung  alles  leicht  ergibt.  Die 

Bedeutung  jenes  Gleichnisses  vom  Klopffechter  hat  B.  gar  nicht  er- 

kumt,  indem  er  die  Verse  49 — 51  nach  69  versetzt,  wo  sie  ganz 

bedeutungslos  sind.  Und  wenn  nun  auf  dieses  Bild  die  Verse  28  bis 

40  folgen  sollen,  so  muss  man  doch  fragen,  was  denn  zwischen  dem 

Gedanken:  'Selbst  der  Gemeinste  möchte  das  Höchste  erringen,  wenn 

•B  nur  leicht  zu  erreichen  ist'  und  jenem :  'Es  ist  worthvoll  auch  nur 

«ne  Stufe  auf  dem  Wege  zur  Vollendung  erklommen  zu  habend  für 

One  Verbindung  besteht. 

Zu  V-  46  wird  richtig  bemerkt,  dass  j;cr  mare  mit  fugkns  zu 
Terbinden  ist,  was  übrigens  schon  längst  bemerkt  und  auch  meistcn- 
theils  durch  die  Interpunction  ad  Ltdos,  anerkannt  ist;  ebenso  richtig 
wild  T.  56  als  aus  Sat.  I,  6,  74  entlehnt  mit  Guyet  verworfen,  des- 
gleichen vv.  60  und  61  mit  Meineke  die  pomphaften ,  hier  ganz  un- 
gehörigen Worte  hie  7nurus  aheneus  esto  nil  conscire  sibi,  nulla 
paUescere  culpa.  Nur  kann  ich  micli  nicht  damit  einverstanden  er- 
küren, dass  B.  mit  Meineke  v.  60  die  Worte  si  rede  facies  beibe- 
hält. Wir  müssten  dann  annehmen,  es  seien  nach  facies  die  echten 
Schlussworte  ausgefallen  und  darauf  jene  ungeschickte  Ergänzung 
eingetreten.  Dies  hat  wenig  Wahrscheinlichkeit  für  sich.  Man  wird 
daher  besser  thun  mit  Gruppe  (Minos  S.  248)  auch  noch  die  erste 
Hälfte  von  v.  60  zu  streichen  und  anzunehmen,  dass  der  Dichter  jenes 
allgemein  bekannte  Liodchen  durch  die  Anfangsworte  rex  eris  (denn 
der  Vers  konnte  ebensogut  in  der  Form  rex  erit  qui  rede  facid:  qui 
non  faciet  non  erit,  wie  ihn  Porphyrie  citiert,  oder  rex  eris  si  rede 
facies:  si  non  facies  non  eris  gosungen  werden,  so  wie  auch  unsere 
Kinderlieder  in  mohrfaclion  Umformungen  üblich  sind)  bezeichnet 
habe.  K.  will  dies  nicht  empfehlen,  weil  in  den  Worten  si  rede  facies 
der  wahre  Schwerpunct  unserer  Stelle  liege;  so  bekannt  sie  also  auch 
dem  Lesor  sein  mochten,  so  erfordei-te  schon  die  Klarheit  des  Zusani- 
menhuiges  ihre  Hinzuffigung.  Aber  Gruppe  ist  schon  einem  solchen 
Einwände  dadurch  begegnet,  dass  er  auf  v.  63  verwiesen  hat,  wo  die 


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O.  Ribbedc,  Des  Q.  Horatias  Flaccus  etc.,  ang.  v.  K.  Schenkl.   1S3 

wie  öfters  unser:  'es  ist  zum  Lachen'  eingeschoben),  dann  kommt  der 
andere  Grund  Bentleys  zur  Geltung,  den  wir  ja  auch  würdigen  müs- 
sen: 'Illnd  quoque  mecum  consiiiera,  quod  paullo  post  sequitnr:  si 
occurro  tibi  inaequaliter  tonsus  aut  tognni  habens  tunicao  dissidontom, 
rides  o  Maecenas:  at  cum  sententia  mea  secum  pugnat  et  toto  vitae 
ordine  sibi  disconvenit,  non  ridei>.  Cur  non,   sodes?  quia  hoc  sol- 
lemne  et  commune  omnium  Vitium  esse  existimas.  Negat  ergo  Mae- 
cenas  rem  sollemnem  et  omnibus  innatam  risu  excipiendam  esse.  Quid 
ergo?  an  minus  soUemnia  crant,  qnae  Noster  in  pauporibus  castigat, 
mutare  domos  et  balnea?  nuUa  igitur  neque  illic  materia  risus :  et 
stalte  profecto  iubet  ri«lero,  quem  mininie  risurum  fore  probe  intol- 
ligit*.  Welch  seltsame  Missverständnisse !  In  den  Versen  94  ff.  ist 
ja  doch  davon  die  Bede,  dass  <lie  Menschen  an  dem  geringsten  äusseren 
Fehler  Anstoss  nehmen  und  sich  darüber  lustig  machen,  währcud  sie 
über  iiie  grössten  geistigen  Verkehrtheiten  ruhig  hinweggehen.  Was 
hat  diese  Stelle  mit  der  obigen,   welche  in  so  launiger  Weise  den 
Armen  dem  Reichen  gegenüberstellt,  irgendwie  zu  schaffen?   Ich  be- 
greife daher  nicht,  wie  ]{.  die  Gründe  Bentleys  so  als  unwiderlegliche 
hinstellen  konnte.  Wie  es  mir  scheint,  war  ihm  Bentleys  Conjectur 
nur  deshalb  so  ans  Herz  gewachsen,  weil  er  durch  sie  das  unange- 
nehme ride  fortschaffen  konnte;  bei  ridc  Hess  sich  nämlich  an  den 
[lopulns  nicht  denken,  da  derselbe  doch  nicht  über  sich  selbst  lachen 
kann.    Damit  kommen  wir  zu  der  zweiten  Stelle  v.  94  ff.,  wozu  R. 
bemerkt:  *Hier  auch  nur  vorzugsweise  an  das  Verhältniss  des  Mae- 
renah-  zu  Horaz  zu  denken  wäre  beider  unwürdig.  Angeredet  ist  auch 
hier  das  Volk,  welches  aber  wie  der  Löwe  (v.  73)  als  Individuum  ge- 
fasst  wird,  daher  eine  beliebige  einzelne  Persönlichkeit,  obwol  selbst 
nichts  Anderes  als  Glied  jener  Gesanimtheit,  doch  ihr  als  Freund  oder 
Client  gegenüber  gestellt,  sie  selbst  als  Obhut  und  Aufseherin  {tutrla) 
des  Einzelnen  aufgefasst  werdtm  kann.  Von  ilirem  Urthcil  hängt  dcr- 
5<*lbe  ab  {dr  tv  pcfidcntis),  nach  ihrem  Vorbilde  richtet  er  sich,  um 
nicht  aufzufallen  (rfiijßidfnth).^   Also  Horaz,  der  «len  populus  kurz 
vorher  als  brhia  muUorum  cnpiium  bezeichnet  hat,  der  sich  nicht 
mit  ihm  einlassen  wollte,  weil  er  fürchtete  seine  Selbständigkeii  zu 
verlieren,  der  soll  jetzt  sagen,  dass  er  von  dem  Urtheile  des  populus 
üMiange  und  sich  nach  dessen  Vorbilde  richte?   Und  was  soll  denn 
mit  ijem  amici  (v.  105)  geschehen,  das  R.  zu  erklären  vergossen  hat? 
I>t  es  ferner  denkbar,  dass  Horaz  den  Maecenas  im  Eingänge  ango- 
sjiri»rheu  und  dann  weitrrhin  im  Briefe  gar  nicht  mehr  berücksichtigt 
hätte  V  \i'\\  will  hiebei  gar  nicht  darauf  eingehen,  welchen  Zwang  die 
Erklärung  Rihbeck's  il(»ii  Worten  anthut,  nanientlirji  dem  verum  tit- 
ichi  fnearuM^  welches  sichtlich  an  die  Stellen  Od.  1, 1,  2  (jirarsidium), 
II,  17,  4  {tiicnnim  rfvayidc  decus  colnmcnque  rcrum)  erinnert.  Wir 
müssen  daher  als  den  Angeredeten  uns  hier  Maecenas  und,  da  dieser 
eigentlich  nur  ein  Vertreter  des  Publicums  ist,  den  Leser  denken. 
Horaz  stellt  sich  als  Philosophen  der  grossen  Gesellschaft,  zu  welcher 
auch  Maecenas  gehört,  gegenüber  und  rechtfertigt  seineu  besonderen 


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wie 

0.  SObeek,  Des  Q.  Hontins  Flaocus  etd.,  ang.  v.  £  Sch^nkl  ItS 

schon  froher  bemerkt  wurde,  den  v.  46,  der  entfernt  werden  muss, 
wofern  man  zwischen  den  einzelnen  Sätzen  einen  Zusammenhang 
bersteilen  wüi.  Und  an  diesen  Abschnitt  schliesst  sich  ganz  unver- 
mittelt der  Katechismus  von  Sentenzen  an,  die  eintOuig  dahiurollen. 
Man  vergleiche  noch ,  nm  sich  die  Sache  recht  klar  zu  machen,  die 
beiden  Hälften  dieser  Epistel  v.  1 — 31  (denn  soweit  gehen  die  Bilder 
ans  Homer)  und  v.  32^71  mit  einander.  Welch  ein  Abstand!  Die 
eine  Hälfte  sprudelnd  Ton  Geist  und  Laune,  voll  reizender  Einzeln- 
kdten,  z.  B.  in  jenen  Versen  19  ff.,  welche  den  Eingang  der  Odyssee 
wiedergeben,  in  dem  v.  7,  der  sich  im  feierlichen  Schritte  des  Epos 
bewegt,  in  dem  komischen  amica  luto  sus  (v.  26)  u.  dgl. ;  die  andere 
di^egen  so  nüchtern,  trocken,  zum  Theil  in  einem  Predigertone 
geschrieben.  Ist  es  glaublich ,  dass  Horaz  eine  solche  Compusition 
geschaffen  hat?  Ich  wünschte  sehr,  dass  man  diese  Gründe  wider- 
legen und  die  Anordnung  im  zweiton  Theile  der  Epistel  entsprechend 
rechtfertigen  möchte.  Bis  dahin  kann  ich  nicht  umhin  vv.  44 — 63  für 
eine  Interpolation  zu  erklären. 

Gehen  wir  nun  nach  dieser  allgemeinen  Eroberung  zu  dem  über, 
was  R.  zn  einzelnen  Stellen  dieses  Briefes  bemerkt  hat,  so  heben  wir 
zuerst  die  Note  zu  v.  70  f.  hervor,  in  welcher  die  Behauptung  von 
Lehrs,  dass  die  Schlussworte  in  diesem  Zusammenhange  und  in  dem 
Verhältnisse,  in  welchem  Horaz  zu  Lollius  diese  Epistel  schrieb,  ab- 
geschmackt seien  und  den  echten  Schlass  verdrängt  haben,  treffend 
widerlegt  wird.  Nur  möchte  ich  die  Worte  noch  etwas  anders  fassen. 
Lollius  wird  vom  Dichter  als  pucr  bezeichnet;  nichts  ist  daher  natür- 
licher als  dass  er,  wenn  er  einmal  etwas  ergreifk,  dies  mit  jener  Hast 
and  Hitze  thut ,  welche  dem  jugendlichen  Alter  cigenthümlich  ist. 
Der  Dichter  gibt  nun  dem  jungen  Freunde  zu  verstehen ,  dass  er  als 
Mann  in  reiferen  Jahren  sich  nicht  aus  dem  gewohnten  Tempo  bringen 
lassen  werde,  möge  Lollius  nun  seiner  Aufforderung  nur  säumig  nach- 
kommen oder  in  seinem  Enthusiasmus  ihm  vorauseilen.  Darin  liegt  zu- 
gleich eine  feine  Mahnung  an  den  jimgen  Mann  auch  in  diesem  Streben 
das  richtige  Mass  zn  halten.  —  Ausser  zwei  Bemerkungen  gegen 
Prien,  der  v.  14  getilgt  wissen  wollte,  und  gegen  Döderlein,  der 
nach  turpis  interpnngiert  und  die  Stelle  so  wiedergibt:  Vard  er 
schmählich  der  Buhlerin  Knecht\  welchen  Bemerkungen  man  nur 
beistimmen  kann,  gibt  R.  noch  zwei  kritische  Noten  zu  v.  45  und  66, 
die  eine  nähere  Besprechung  wol  verdienen.  An  der  ersteren  Stelle 
nimmt  er  an  pacantur  Anstoss,  das,  wie  Lachmann  im  Commentare 
zu  Lucrez  p.  338  richtig  bemerkt  habe  *),  nur  heissen  könne :  'sie 
werden  von  wilden  Thieren  befreit^  während  doch  Horaz  bloss  von 
Urbarmachung  des  Bodens  sprechen  wolle«  Auch  erwarte  man  im 
Zusammenhange  unserer  Stelle  weniger  ein  Wort,  welches  den  civi- 


')  pacantur  enim,  sagt  Lachmann,  sätfae,  cum  ferae,  utaratro  locus 
Sit,  Tel  fugantur  ?6l  traddantur. 


126    0.  BMcck,  Dce  H  Horatins  FIoccdü  etc..  ang:.  v.  K   SrVnU. 

lisatoriBchen  Zweck  des  Äckerbaues  heirorhebe,  vielmehr  liege  es  in 
der  Tendens  des  Verfassers  die  harte  Arbeit  and  Mühe  am  des  Er- 
werbes willen  zu  betonen.  Es  solle  daber,  wie  schon  Nodoll  (üd  Avian. 
c.  4,  p.  92)  vennnthöt  habe,  perarantur  beigestellt  worden ,  was  ab- 
gekfirzt geschrieben  in  paranlur  und  j^jcinfiir  verderbt  wurde.  Allein 
doss  pacare  doch  auch  die  allgemeine  Bedeutung  von  t^ftsgovy,  i^t}- 
/jegoTv  bat  und  einem  mitigare,  mansiiefacere  gleichkommt,  dafir 
zeugt  die  Stelle  iu  den  Aratea  des  Domitisnos  v.  117  f.,  wo,  wenn 
anch  alle  Hnndsctirißen  plicata  bieten,  dennoch  frurtusque  dabat 
pacota  colono  sponte  sua  tellus  geschrieSeu  werden  muss;  denn 
placata  'versOhat,  begütigt'  (R.  will  es  freilich  bloss  als  'freundlich 
gesinnt,  durch  Opfer  gewonnen'  fassen,  was  a,bsT plaaita  nicht  be- 
deutet) passt  nicht  in  die  Schilderung  des  goldenen  Zeitalters,  wo  ee 
die  Menschen  noch  nicht  niüthig  hatten,  den  Zorn  der  Gi3tter  r.a  besänf- 
tigen, weil  Ede  ihn  eben  durch  kein  Vorgehen  rege  gemacht  hatten. 
Aber  in  jenem  Zeitalter,  sagt  R,.  war  ja  die  Krde  durch  den  Acker- 
bau noch  uubo  rührt,  wie  konnte  also  pacala  hier  richtig  sein? 
Und  warum  nicht?  Steht  nicht  in  unserem  Verse  colono  und  heisst 
es  nicht  bei  Aratos  v.  111  ff,  nai  ßinv  ovmi}  vij£^  ÜTthnqoQev  ^yi- 
vtaxov  I  aiUä  ßötg  nai  äffotga  Kai  uvrij  Ttozvia  kawy  \  ftiftia 
näyitt  na^elxt  ~/'Ki/  diöiti^  d/Kce/(uf.  Domitianns  wollte  offenbar 
durch  pacala  ciilotia  ßoeg  xal  aQOtQa,  durch  sua  sponte  uvn;  wieder- 
geben. Auch  pacatms  art<um  Ovid.  ex  Punto  I,  2,  10^  ist  nichts 
anderes  als  ari<um  magis  cultum,  so  wie  auch  hier  incultae  dem  pa- 
canlur  entgegengesetzt  ist.  Das  Unkraut  nnd  Gestrüpp  mit  seinen 
densa  hastilia  erscheint  ebenso  gut  als  ein  Feind  des  Menschen  wi£ 
die  wilden  Thiere.  Was  den  zweiten  Grund  Itibbeck's  anbetrifft,  so  ist 
mit  incultae  pacantitr  vomere  silvae  die  harte  Mähe  hinreichend 
angedeutet.  —  Wir  kommen  zu  der  zweiten  Stelle  v.  04,  wo  R.  mit 
Handschriften  der  zweiten  Ülasse  laceravil  i^tatt  des  von  den  besten. 
Codices  bezeugten  und  gegenwärtig  allgemein  angenommenen  latravÜ 
hergestellt  hat.  Oewiss  mit  liccht;  denn  nicht  auf  das  Anbellen, 
sondern  auf  das  Anpacken  kommt  es  hier  an.  Auch  das  hat  R,  gaiu 
gut  bemerkt,  dass  das  Scholiou  des  Acre  latravil]  gustaiU,  perse- 
cutus  fuerat  eher  auf  laceravil  als  auf  latravil  zu  geben  acheint. 
Sehr  bezeichnend  ist  übrigens  die  schon  von  Obbarius  angezogene 
Stelle  des  Plutarch  de  uudit.  VI,  p,  175  It  oitoi  fiev  ovv  xarä 
rhv  'le^vvfioy  bianee  ni  deiKoi  xai  yiJaxQoi  «ntiUaxEg  jä  di'p- 
fiara  däxvovTeg  ihtuii  xai  zä  tiXfiata  (violleicht  rgf/nl^oca) 
tiXXovTig  tüv  i^iiqmv  avjiäv  fiv%anzov%at. 

Die  dritte  Epistel  giebt  uns  wenig  Stoff  zur  Bespi-echung ; 
denn,  was  hier  fi,  zu  v.  .S5  gegen  DOderleiu  bemerkt,  ist  vollkommen 
berechtigt  und  auch  die  Coitjectar  von  Lehrs  an  male  sarta  gratia 
nequiquam  coity  an  rescinditur  et  ros  .  ,  .  cerviee  feros?  verlohnt 
keine  eingehende  Widerlegung,  da  sie  weit  eutfei'ut  den  Gang  sicherer 
nnd  lebhafter  zu  machen,  Zusammengehöriges  auseinanderreisst  und 
Ungehöriges  verbindet.  Dage|,'en  aber  bietet  das  kleine  Billet  an 


O.  Bihbfck.  Des  Q.  Boratiua  FIaccus  etc„  smg.  v.  JT.  ^tttnkl  It^ 

Tibnllus  nicLt  unbedenteuih  Schwierigkeiten  dar.  Zwai'  eras  (7. 6) 
«rl«digt  sich  leicht,  wenn  niao  mit  Th.  Sclimidt.  dem  K.  folgt,  daa- 
.  Silbe  erklärt  'da  du  iioch  mit  mir  in  Rom  zugammeii  wärest';  anch 
corpus  sine  jiectore,  an  dem  neulich  Campe  (PhilolügoB  XKIS,  465) 
Anstoss  genommen  bat,  lässt  eich  wo!  rechtfertigen.  Warum  sollen 
dieae  Worte,  wie  Camiie  meint,  Woss  bedeuten  kCnneu :  'du  warst  doch 
sonst  nicht  ein  Mensch  von  Stein,  du  Terscbmäbtest  doch  somit  einen 
Gqdds»)  nicht,  dn  warst  kein  Spielverderber'?  Wenn  Ovi<t.  Herold.  16, 
805  f.,  welcheStoUe  allgemein  in  den  Commentaren  citiert  wird,  sagen 
konnte:  'buncine  ttt  speres  hominem  sine  jicctorc  dotes posse 
tatis  formae,  Tgndari,  nosse  (uae',  was  doch  nnr  licissen  kann  'ein 
ICensch  ohne  Ueist  unil  Gefähl',  so  wird  man  auch  corpus  sine  pee- 
tore  ebenso  erklären  mQesen  und  es  nicht  dem  Horaz  absprechen 
darfen,  wie  dies  Campe  thnt,  der  v.  6  f.  als  ein  Einschiebsel  ver- 
wirft. Aber  was  divükts  (v.  7)  anbelangt ,  bat  Campe  eutacliieden 
Becht,  wenn  er  behauptet,  dass  sich  dieser  Ausdruck  mit  den  Klagen 
dee  Tibullus  über  seine  beschränkten  Verhältnisse  nicht  zuNamraen- 
leünen  lasse.  MOssen  wir  aber  darum  an  eine  Interpolation  denken? 
Ich  mnchto  eher  annehmen,  dase  divilias  eine  mittelalterliche  Glosse 
iat,  welche  das  echte  fortunas  verdrängte.  Immerhin  konnte  ein 
Schreiber  fortunas  durch  divUias  erklären,  wie  sich  denn  genug 
Bwspiele  von  solchen  Glossen  beibringen  Hessen,  wenn  es  überhaupt 
nSthig  vhre.  Fortunas  aber  würde  ganz  dem  ovaiav  in  der  Giionie 
des  Menaiidros  (p.  46  Mein.)  entaprecheti :  fiaxä^iog,  oaits  ovaiav 
lud  voi-v  e'x^t.  Uoclite  auch  Tibullus  viel  verloren  haben,  so  lebte  er 
doch  nicht  in  Dürftigkeit,  er  konnte  einen  anständigen  Haushalt  führen 
nnd  brauchte  nicht  nbertiieben  zu  sparen.  Die  schlimmste  Stelle 
aber  bleibt  v.  9,  Hier  erweist  B.  schlagend,  dass  die  gewülinliche 
Erklärung,  welche  übrigens  schon  von  Lambin  herrührt,  wornach  mau 
constroiercn  soll:  quid  voveat  nutricula  dulci  alumno,  qui  sapcrc 
. . .  cnimcna,  maius  quam  hacc,  rein  unm6glidi  ist.  Alan  musa  sich 
doch  offenbar  die  Amme  an  der  Wiege  ihres  theureu  Pfleglings  denken, 
»ie  sie  seinen  süssen  .Schlaf  mit  treuem  Auge  bewacht  and  fromme 
Wfinacbe  für  sein  Wohl  zu  den  Göttern  emporsendet,  Uebrigeus 
eclieint  man  schon  im  Altcrthume  an  dieser  Steile  angestossen  zu 
haben,  wie  dies  die  Leseurt  quam  statt  qui  in  Handschriften  der 
sveiten  Claese  verrath.  Lambin  hat  darnach  quam  sapcrc  et  fari 
ntjK/ssit  quae  setUiat  uiqur  geschrieben,  dem  Sinne  nach  gau£  ent- 
qmchend;  aber  die  Stellung  dos  ul  und  das  nachsclileppeude  Htijvf 
machen  diese  Conjectnr  ganz  unwahrscheinlich.  Sehr  sinnreich  ist  die 
Erklärung  Bibbeck's,  der  qui  als  Wuuschpartiket  fasst  und  für  cui 
ebenfalls  qui  schreibt,  worauf  er  nach  alamno  ein  Fragezeichen  setzt: 
'denn  was  kann  selbst  die  Amme  ihrem  Liebling  Grösseres  wünschen  ? 
Eben  doch,  dass  er  .  .  ,  Es  ist  dies  gewiss  das  Beste,  was  über  diese 
Stelle  gesagt  worden  ist,  und  anch  ich  möchte  ihm  beistimmen,  wenn 
ich  den  Vorschlag  in  zwei  Puncten  modiflcieron  könnte.  Einmal  näm- 
li^  möchte  ich  die  Worte  qui . . .  crwmcna  als  die  Woi-te  der  Amme, 


118  0.  SMeA,  Da  Q.  Hontias  Flaccos  etc.,  ang.  t.  JT.  8(heM. 

ÜB  ihr  Gebet  fassen :  *Was  kann  selbst  die  Amme  ihrem  Lieblinge 
Grosseres  wünschen  in  ihrem  Gebete :  Wenn  er  doch  u.  s.  w.\  indem 
qui  dem  griechischen  jtiißg  av  gleichsteht.  Sodann  kann  bei  contingat, 
wie  schon  Th.  Schmidt  richtig  bemerkt  hat,  ein  Dativ  nicht  fehlen ; 
es  wäre  also  zu  erwägen,  ob  man  statt  et  cui  nicht  atque  et  herstellen 
solle.  Doch  mag  es  sich  mit  dieser  Stelle  verhalten,  wie  immer,  das 
ist  sicher,  dass  R.  mit  Unrecht  die  Conjectur  Bentley's  et  domus  et 
victus  für  et  mundus  victtts  aufgenommen  hat.  Campe  (a.  a.  o.  S.  463) 
hat  ganz  gut  bemerkt ,  dass  die  Yerbindaug  von  domus  und  victus 
auffallend  ist;  auch  konnte  victus  ohne  ein  Epitheton  hier  gar  nicht 
stehen.  Ueberflnssig  ist  also  mupidus  nicht,  wozu  noch  non  deficiente 
crumena  begründend  hinzutritt.  Dieser  Beisatz  zeigt  uns  ganz  deut- 
lich, dass  wir  hier  Worte  der  Amme  vor  uns  haben ;  denn  die  crumena 
erinnert  uns  an  den  Seckel  des  Hermes,  der  als  Wunschseckel  in  den 
Ammenmärchen  eine  grosse  Bolle  gespielt  haben  wird  ^).  Wir  sind 
aber  noch  nicht  mit  allen  Schwierigkeiten  zu  Bande.  Besteht  wirklich 
zwischen  v.  11  und  12  ein  Zusammenhang?  Muss  man  nicht  einen 
weiten  Sprung  machen,  um  von  dem  einen  zu  dem  anderen  zu  gelan- 
gen? Woher  kommen  diese  Mahnungen  an  Tibullus,  die  durch  nichts 
motiviert  sind?  Ich  glaube  daher,  dass  uns  dieser  Brief  mit  einer 
Lücke  nach  v.  12  überliefert  ist,  und  zwar  scheinen  einige  Verse  aus- 
gefallen zu  sein.  Es  ist  freilich  eine  üble  Sache,  den  Inhalt  derselben 
errathen  zu  wollen;  indessen  wird  man  doch  die  Yermuthung  wagen 
dürfen,  dass  Horaz  hier  von  der  Liebe  des  Tibullus  gesprochen  habe, 
die  nach  dessen  Dichtungen  zu  schliessen,  sein  ganzes  Wesen  durch- 
drang und  seine  Seelenstimmung  hauptsächlich  beeinflusste. 

In  der  reizenden  fünften  Epistel  will  B.  den  Vers  6  nach  11 
stellen,  wobei  gleich  bemerkt  werden  muss,  dass  er  v.  12 — 20  nach 
Gruppe  (Minos  S.  253  ff.)  als  unecht  ausscheidet.  Die  Gründe,  welche 
er  fQr  diese  Umstellung  anfßhrt,  sind  folgende.  Es  werde  die  Ein- 
ladung, welche  doch  dem  Freunde  Lust  maclien  solle  ihr  zu  folgen, 
in  der  Mitte  unterbrochen  durch  v.  G.  der  selbst  als  Parenthese  ge- 
fasst  sich  gar  trocken  und  kurz  angebunden,  ja  so  allein  und  an  dieser 
Stelle  so  zu  sagen  patzig  ausnehme.  Man  sehe  nicht  ein,  warum  nicht 
der  Verfasser  dieses  Billets  einstweilen  ruhig  mit  v.  7—11  fortfahre 
den  gehofften  Gast  durch  freundliche  Versprechungen  und  Vorstellungen 
zu  locken.  Erst  nachdem  diese  l^Iittel  erschöpft  seien ,  könne  er  im 
bescheidenen  Gefühle  ihrer  Unzulänglichkeit  einem  Verwöhnten, 
Anspruchsvolleu  gegenüber  ihm  in  humoristischem  Kleinmuth,  aber 
nur  um  ihn  desto  sicherer  zu  gewinnen,  jene  Alternative  stellen,  der 
unmittelbar  darauf  die  reizenden  Bilder  des  Beliagens  am  sauberen 
Tisch  im  trauten,  harmonischen  Freundeskreise  (21  ff.)  gegenüber- 
treten. Erst  durch  die  Stellung  von  v.  6  nach  11  gewinne  ego  nnd 


')  Keller  und  Holder  rerweisen  noch  auf  die  offenbare  Nachahmung 
bei  Amm.  Marc  XXXI V^  6  'mundiore  victu*. 


0.  MQibeek,  Des  Q.  Horatius  Flaccas  etc.,  ang.  v.  K,  Schenkl.  129 

imperor  die  rechte  Beziehung  zu  dem  Gast,  dem  die  Wahl  gelassen 
war  entweder  selbst  Wirth  zu  sein  oder  bei  dem  Anderen  vorlieb  zu 
nehmen.  —  Ich  kann  dieser  Versetzung,  so  sehr  sich  auch  der  Verf. 
bemüht  sie  zu  rechtfertigen,  nicht  beistimmen.  Die  Worte  p?  wrlius 
quid  habes  arcesse  erklären  sich  sehr  einfach,  wenn  man  sie  auf  die 
oben  erwähnten  einfachen  Weine  bezieht,  nach  v.  1 1  bleiben  sie  ganz 
Unverstand] ich.  Der  Dichter  sagt:  Eh  bleibt  dir  unverwehrt,  wenn 
du  willst,  einige  Krüge  auserlesenen  Weines  mitzubringen  (si  tecum 
attuleris  heisst  es  in  dem  13.  Gedichte  des  Catullus),  im  anderen 
Falle  musst  du  vorlieb  nehmen.  Ich  sehe  nicht  ein,  was  hierin  Trok- 
kenes  oder  Patziges  ist.  Dazu  kommt,  dass  durch  die  Stellung  des 
Verses  6  nach  11  die  Beziehung  des  haec  in  dem  letzteren  erschwert 
oder  geradezu  aufgehoben  wird.  Auch  schliesst  sich  an  vel  Imperium 
fer  sehr  passend  die  Schilderung  des  für  den  Gast  blank  geputzten 
Hauses  und  dann  die  wiederholte,  drängende  Einladung  an.  Man  wird 
daher  gut  thun  es  bei  der  hergebrachten  Ordnung  bewenden  zu 
lassen. 

Was  R.  sonst  noch  zu  diesem  Briefe  bemerkt,  kann  ich  nur 
billigen.  So  weist  er  überzeugend  nach,  dass  Gruppe  vollkommen 
Recht  hatte,  wenn  er  die  Verse  12 — 20  als  eine  Interpolation  ver- 
warf. Wir  haben  hier  wiederum  eine  Sammlung  von  Sprüchen  vor 
ans,  die  eigentlich  nur  nothdürftig  zusammenhangen,  weshalb  die 
Vermuthung,  dass  der  Interpolator ,  den  wir  früher  kennen  gelernt 
haben,  auch  hier  die  Hand  im  Spiele  hatte,  wol  nicht  unberechtigt 
ist.  Diesmal  verräth  er  sich  durch  den  ungeschickten  Gebrauch  von 
assidet  (v.  14).  was  Horaz  sicherlich  nicht  in  den  Sinn  gekommen 
w4re.  Auch  die  Notiz  zu  v.  9,  dass  unter  cras  nato  Cacsare  festtfs 
dies,  wie,  soviel  ich  weiss,  zuerst  Ducier  bemerkt  hat,  der  Geburtstag 
des  C.  Julius  Caesar  zu  vei-stehen  ist,  was  K.  treffend  begründet, 
sowie  die  Widerlegung  der  Conjectur  Meineke's  festivam  statt 
aestivam  (v.  11)  verdienen  alle  Beachtung. 

Eine  schwierige  Epistel  ist  die  sechste,  an  Numicius  gerich- 
tete. B.  widerlegt  hier  die  Ansicht  Döderleins,  der  ein  Zwiegespräch 
zwischen  Horaz  und  Numicius  annehmen  wollte,  findet  aber  den  Brief, 
80  wie  er  uns  vorliegt ,  unerklärlich.  Derselbe  bestehe  nämlich  aus 
zwei  Theil«?n  ganz  widersprechenden  Inhaltes.  Während  der  erste 
(bis  V.  27)  Gemüthsruhc,  Masshaltung  in  allen  Dingen,  selbst  in  dem 
edelsten  Streben  liach  Tugend  empfehle,  vollends  alles  äussere  Gut 
als  eitel  bezeichne,  führe  der  zweite  {w.  28 — 66)  in  der  rücksichts- 
losesten Weise  aus,  was  man  einmal  als  Mittel  zum  glücklichen  Leben 
nach  subjectivcni  Ermessen  erkannt  habe,  gleichviel  nb  Tugend,  ßeicli- 
thum,  Ehre  undEinüuss,  die  Freuden  des  Magens  oder  der  Liebe 
müsse  man  auch  consequent  und  energisch  verfolgen.  Dies  sei  nun 
freilich  bloss  ironisch  gemeint,  aber  es  fehle  doch  jede  Widerlegung, 
jede  Ausgleichung  zvvischen  zwei  so  entgegengesetzten  Standpuncteii. 
Wie  der  zweite  Theil  schroff,  ohno  eine  Spur  von  Uebergang  an  den 
«nten  herantrete,  so  schliesse  unmittelbar  hinter  ihm  jählings  der 

X«lifehrlft  I.  d.  öitorr.  Gyao.  1878.  II.  u.  lU.  Utti.  9 


ISO  0.  Süfbetk,  Des  Q.  Horatias  Flaccns  etc^  ang.  y.  K.  Sdmdd. 

Brief  ab  und  doch  in  einer  Weise,  als  ob  der  Verfasser  etwas  Posi- 
tives aufgestellt  hätte:  his  utere  meoum.  Das  sei  ja  heller  Hohn. 
Oder  müsse  man  beides,  bald  dieses,  bald  jenes  als  sein  Princip  be- 
trachten? —  Ich  meine,  dass  man  Unrecht  thut,  wenn  man,  wie  dies 
gewöhnlich  geschieht,  diese  Epistel  schrofif  in  zwei  Theile  (1 — 27)  und 
28 — 66)  zerlegen  will.  Eine  Analyse  derselben  wird  die  Unrichtigkeit 
dieser  Scheidung  nachweisen.  Ich  möchte  nur  noch  vorausschicken, 
dass  dieser  Brief  allerdings  einen  anderen  Charakter  hat  als  alle 
übrigen;  der  Ton  ist  scharf,  der  Witz  schneidend  und  nur  in  den 
Erzählungen  vonLucuUusundGai^ilius  tritt  der  alte,  gewohnte  Humor 
zu  Tage.  Wer  mag  es  aber  dem  Dichter  übel  nehmen,  wenn  er  ein- 
mal einen  anderen  Ton  anschlägt ,  der  uns  an  die  späteren  Satiriker 
mahnt?  Es  kann  hier  ebenso  die  augenblickliche  Stimmung,  wie  der 
Wunsch  massgebend  gewesen  sein,  des  Gontrastes  wegen  einmal  eine 
andere  Weise  zugebi-auchen.  Warum  sollte  der  Dichter  nicht  einmal  als 
strenger  ^io\kex^ii\&mrtuti8V€raecu8tosrigidusqucsatelle8  sprechen? 
Sehen  wir  uns  nun  die  Epistel  näher  an.  Horaz  beginnt  mit  dem  bekannten 
Axiome  der  Stoiker  xov  aoq>6y  ovdiv  d-avfdäKsiv  twv  Ttaqado^wv 
und  führt  dies  nun  mit  Rücksicht  auf  die  Himmelserscheinungen  (tot 
lÄ€t€WQa\  dann  die  Güter  und  Ehren  dieser  Erde  aus.  Wer  glücklich 
leben  wolle,  der  dürfe  weder  nach  Reichthum  und  Würden  trachten, 
noch  den  Verlust  dieser  Güter,  oder  Armuth  und  Niedrigkeit' fürchten, 
weil  er  sonst  den  für  ein  glückliches  Leben  erforderlichen  Gleichmuth 
verlieren  würde.  So  nothwendig  ist  das  richtige  Mass  in  allen  Dingen, 
dass  selbst  das  Streben  nach  Tugend  in  Schwärmerei  und  Unbillig- 
keit ausai-ten  kann  (vv.  1 — 16).  Daran  schliesst  sich  nun  die  ironische 
Aufforderung,  dass  man  nur  immerhin  noch  solchen  Erwägungen  jenen 
irdischen  Gütern  nachjagen  möge.  Hinfallig,  wie  sie  sind,  verdienen 
sie  es  nicht,  dass  man  sein  Herz  an  sie  hänge,  und,  mag  man  sie  auch 
in  der  reichsten  Fülle  besitzen,  so  muss  man  sie  doch  beim  Scheiden 
aus  diesem  Leben  zurücklassen  (17—27).  Jeder  Mensch  will  glück- 
lich loben.  Welche  Bahn  soll  er  nun  betreten,  um  zu  diesem  Ziele  zu 
gelangen,  da  zwei  Wege  dahin  zu  führen  scheinen.  Hat  man  die 
Uebei-zeugung  gewonnen,  dass  nur  die  Tugend  glücklich  machen  kann, 
dann  müsse  man  rüstig  auf  dieser  Strasse  fortwandem.  Kenne  man 
aber  kein  höheres  Ideal ,  dann  müsse  man  den  anderen  Weg  wählen 
(28 — 32).  Und  nun  entrollt  der  Dichter  eine  Reihe  von  Bildern, 
welche  uns  die  Verkehrtheiten  der  Menschen  schildern,  die  Habsucht 
(32—48),  die  Ruhmsucht  (49—55),  die  Schwelgerei  (56-64),  die 
Wollust  (65  f.).  Und  nun,  Freund  Numicius,  lebe  und  lebe  glücklich. 
Kannst  du  einen  besseren  Rath  für  das  Leben  ertheilen,  so  gib  ihn, 
wenn  nicht,  so  folge  mir.  —  Ist  diese  Analyse  richtig,  dann  hat  B. 
die  Epistel  missverstanden  und  es  sind  daher  seine  oben  erwähnten 
Bedenken  nicht  begründet.  Wo  ist  jene  strenge  Scheidung  in  zwei 
Theile?  Wo  macht  sich  in  der  ganzen  Erörterung  ein  Widersprach 
geltend?  Die  Ausgleichung  zwischen  den  entgegengesetzten  Stand- 
puncten,  dem  objectiven  der  Sittlichkeit  und  dem  subjoctiveu  der  Lei* 


^ 


0.  Bibbe€k,  Des  Q.  Hontius  Flaceas  etc.,  ang.  v.  K.  Sdienkl.  ISl 

denschaft,  fehlt  allerdings,  aber  ist  denn  da  eine  Ausgleichung 
möglich  ? 

Doch  R.  hat  noch  andere  Bedenken.  Das  t  nunc  (v.  17),  sagt 
er,  blicke  wie  mit  Befi-iedigung  auf  einen  Beweis  zurück,  dor  keines- 
wegs, wie  diese  Formel  erwarten  hisse,  im  Obigen  indirect  geführt 
sei,  wo  man  nur  kategorische  Lehren  lese.  Diese  Partie  hier  oben 
gestellt  beraube  den  Dichter  durch  ihre  ironischen  Hathschläge  des 
Stoffes  für  die  dann  erst  folgende  ebenfalls  ironische  Einrede,  welclie 
sich  sehr  gut  an  v.  16  anschliessen  könne.  Darum  will  er  vv.  17 — 27 
Tor  67  stellen.  Weil  aber  trotz  aller  Ironie  die  von  28 — 66  vor- 
getragenen Lehren  nicht  für  einen  indirccteu  Beweis  des  nil  admi- 
rari  gelten  können,  indem  sie  vielmehr  das  Gegentheil,  die  Berech- 
tigung der  Leidenschaft,  vertreten  (?),  so  müsse  man  nach  66  eine 
Lücke  annehmen,  welche  dadurch  auszufüllen  sei,  dass  man  aus  der 
zehnten  Epistel  w.  26 — 41  aushebe  und  hier  einschiebe.  —  Der 
Dichter  sagt  jenes  i  nunc  im  vollen  Bewusstsein  von  der  Unumstöss- 
Uchkeit  seines  Satzes,  der  für  ihn  keines  Beweises  bedarf,  uud  fordert 
den  Leser  auf,  die  Probe  von  der  Richtigkeit  desselben  e  contrario  zu 
machen ;  er  möge  nur  jenen  äusseren  Dingen  nachjagen  und  sich  selbst 
von  der  Hinfälligkeit  derselben  überzeugen.  Damit  ist  aber  der  Stoff 
für  die  folgende  Erörterung  nicht  vorweggenommen.  Diese  betont 
Dämlich,  dass  es  zwischen  den  zwei  Principien  der  Sittlichkeit  und 
Leidenschaft  keine  Ausgleichung  gibt,  dass  man  sich  entweder  dem 
einen  oder  dem  anderen  unterordnen  müsse.  Sie  ist  daher  gegen  jene 
halben  Menschen  gerichtet ,  welche  das  eine  thun ,  das  andere  nicht 
lassen  wollen.  Uebrigens  kann  suspicc  (v.  18)  wol  nur  in  unmittel- 
barer Nähe  von  mirari  und  dem  ihm  gleichstehenden  dcfixis  ocuUs 
animoque  et  corpore  torperc  (v.  14)  gedacht  werden,  so  wio  es 
durchaus  passend  ist,  wenn  vor  der  Auseinandersetzung  v.  28  ff.  die 
Hinfälligkeit  der  äusseren  Güter  betont  wird  (v.  24  ff.). 

Eben  so  wenig  kann  ich  mich  mit  der  Versetzung  der  Verse 
26—41  aus  dem  zehnten  Briefe  in  unsere  Epistel  einverstanden 
erklären,  da  sich  dieselben  ganz  gut  an  dem  Platze,  wo  sie  überliefert 
sind,  halten  lassen.  R.  will  dies  freilich  nicht  zugeben.  Nach  der 
frischen  Schilderung  des  Landlebens,  sagt  er,  überrascht  uns  eine 
dogmatische  Gedankenreihe,  welche  eine  rocht  rauhe  Zurechtweisung 
des  Aristius  enthalte,  eine  Zurechtweisung,  wie  sie  der  nur  in  Botreff 
des  zu  wählenden  Aufenthaltes  abwoicliendc  Geschmack  des  trefflichen 
Freundes  nicht  verdient  hätte.  Solle  nun  Aristius  keine  edleren  und 
feineren  Motive  gekannt  haben  an  der  Stadt  zu  hängen  als  Habsucht, 
Ehrgeiz  und  Huffart  aller  Art,  als  geistige  Unfreiheit  V  —  Wäre  die 
Sache  so  schlinmi ,  wio  sie  R.  schildert,  dann  müsste  man  allerdings 
die  Verse  entfernen.  Es  verhält  sich  aber  damit  ganz  anders.  Aus 
der  siebenten  Epistel  und  den  Bruchstücken  von  Briefen  des  Augustus, 
die  uns  Suetonin.s  in  der  vita  Horati  erhalten  hat,  wissen  wir,  dass 
imser  Dichter  vielfache  Vorwürfe  von  seinen  Fronndou  erfuhr,  weil  er 
et  vorzog,  zurückgezogen  auf  seinem  Landgütchen  zu  leben  statt  in 

9» 


ist  0.  BMeck  Des  Q.  Horatins  Flaccos  etc.,  ang.  t.  K  Sekenü. 

den  besten  Kreisen  der  Hauptstadt  eine  hervorragende  Stelle  einzu- 
nehmen. Auch  dieser  Brief  enthält  me  der  siebente  eiueVertheidigung 
dieses  seinen  Standpunctes.  Daher  betont  er ,  nachdem  er  die  Reize 
des  Landes  geschildert  hat,  auch  noch  den  grossen  Vortheil  der  Frei- 
heit und  Unabhängigkeit,  der  ihm  aus  diesem  Leben  erwachse.  Wer 
im  Gewühle  der  Menschen  lebt,  der  muss  mit  den  Leuten  gehen;  er 
kann  sich  nicht  dem  allgemeinen  Zuge  widersetzen,  sondern  muss 
mit  dem  Strome  schwimmen.  Um  mit  Seinesgleichen  leben  zu  können, 
muss  er  nach  Geld  trachten,  um  nicht  verachtet  dazustehen,  muss  or 
nach  Ehren  streben.  Also  nicht  dem  Aristius  als  Person  gilt  diese 
^Predigt^  wie  sie  E.  nennt,  sondern  dem  Städter  Aristius.  Man  lese 
nur  V.  8  f. : 

vivo  et  regno,  simul  ista  reliqui, 
quac  ros  (ihr  Städter)  ad  caelum  fcrtis  rumore  secundo. 

Freilich  mochte  Aristius  seiuem  Freunde  öfters  Klagen  über  Unzuläng- 
lichkeit des  Besitzes,  über  Zurücksetzung  u.  dgl.  vorgebracht  haben, 
Klagen,  welche  bei  den  grossen  Ansprüchen  des  Lebens  in  der  da- 
maligen Zeit  ebenso  gut  zu  hören  waren,  wie  jene  in  der  unsrigen 
üblich  sind.  Auf  diese  kann  sich  allerdings  ein  Theil  jener  Mahnungen 
beziehen.  Wenn  ich  nun  dies  erwäge,  so  sehe  ich  nicht  ein,  warum 
nicht  der  Dichter  nach  der  Schilderung  des  Landlebens  im  Gegensatze 
zum  Stadtleben  mit  den  Gedanken  fortfahren  konnte :  die  Hauptsache 
ist  das  wahre  Glück  vom  blossen  Scheine  zu  unterscheiden.  Ich  bin 
in  meiner  Armuth  wahrhaft  glücklich,  ihr  seid  es  trotz  eurem  Ver- 
mögen und  eurer  angesehenen  Stellung  nicht,  weil  ihr  eure  Freiheit 
verkauft  habt,  weil  ihr  nicht  zufrieden  seid  mit  eurem  Geschick, 
immer  mehr  haben  wollt  und  dabei  immer  fürchtet  das ,  was  ihr  be- 
sitzt, zu  verlieren.  Und  dann  hangt  nicht  v.  41  und  42  eng  zusam- 
men V  Schliesst  sich  nicht  cui  fton  conveniet  sua  res  und  das  Gleich- 
niss  vom  Schuhe  treffend  an  quia  parro  nennet  uti  an?  ß.  hat  freilich 
V,  42  und  43,  vor  welchen  er  eine  grössere  Lücke  annimmt,  in  der 
zehnten  Epistel  belassen,  offenbar  weil  der  Ton  und  das  Bild  von  dem 
Schuhe  nicht  zu  der  ganzen  Haltung  des  Briefes  an  Numicius  passen 
wollte.  Endlich  beachte  man  noch,  dass  die  Verse  45  ff.  deutliche 
Beziehungen  auf  das  Vorhergeliende  enthalten,  besonders  v.  47  m- 
perat  aut  servit  auf  40  f.  dominum  .  .  .  sertnet. 

Die  sonstigen  Bemerkungen  Kibbock's  zum  sechsten  Briefe 
lassen  sich  mit  wenigen  Worten  abthnn.  V.  7  fasst  er  ludicra  als 
Apposition  zu  ^>/(/w«m.s  und  dontif  was  unstreitig  das  Zweckmässigste 
ist ;  bei  der  Conjectur  von  Lehrs  htdirraque  et  bleibt  die  Deutung  von 
ludiera  unklar  (denn  dass  es  hier  nicht  öffentliche  Spiele  bezeichnen 
kann,  hat  Döderloin  richtig  b(?merkt),  auch  würde  man  nur  ungerne 
die  nachdrückliche  Wiederholung  von  quid  aufgeben  *).  V.  31  hat  K. 


')  V.  22  nimmt  Lehrs  13entlcy*s  VorBchlag  qui  statt  quod  zu  schreibeii 
an,  ändert  aber  die  Interpnnction  demselben  et  (indiffnum)  qui  tU 


O.  BMeek,  Des  Q.  Horatius  Flaccus  etc.,  ang.  ?.  K,  Scfienkl.   1S3 

die  Leseart  schlechterer  Handschriften  uf  statt  et  aufgenommen,  mit 
Recht,  da  der  Vergleich  viel  passender  ist,  als  die  blosse  Anreihuug. 
Auch  die  Aufnahme  von  Bentley's  Conjectur  campuwque  statt  popn- 
lunique  (v.  59),  welche  auch  Lehrs  billigt,  lässt  sich  wol  rechtfer- 
tigen. Es  ist  bei  dem  unmittelbar  folgenden  j^opnlo  (v.  60)  schlech- 
terdings unmöglich  die  L>berlieferung  zu  vortheidigen. 

Was  die  siebente  Epistel  anbetrifft,  so  gibt  1{.  zu  v.  29  eine 
Note,  in  welcher  er  die  auch  von  Lehrs  und  L.  Müller  angenommene 
Conjectur  Bentley's  nitedula  statt  rnlpccHla  mit  ßecht  empfiehlt. 
Dasselbe  gilt  von  der  Note  zu  v.  73,  wo  mit  Döderlein  nach  Hand- 
schriften der  zweiton  Classe  hinv,  statt  hie  als  das  Richtige  bezoiclinet 
wird.  V.  79  requicm  erklärt  R.  sfhr  treffend  *Ruhe  vor  den  langweiligen 
Lobreden  des  Mena  auf  das  Landleben  {uon  ecssat  lau  dar  c  v.  7ö).^ 

Der  achte  Brief  hat  zu  keiner  Bemerkung  Veranlassung  gege- 
ben. Dagegen  will  R.  in  der  neunten  Epistel  nach  dem  Vorgange 
von  Gruppe  im  Minos  (S.  258  ff.)  die  Verse  4  und  5  als  ein  Ein- 
schiebsel beseitigen.  Auch  Lehrs  verwirft  wenigstens  den  ersten  von 
beiden.  Betrachten  wir  die  Gründe  Gruppe's  näher.  Gegen  den  ersten 
Vers  wendet  er  ein,  dass  derselbe  sehr  schlecht  gebaut  sei  und.  um 
seine  Worte  zu  gebrauchen ,  im  Hundt^trabe  galopicre.  Es  ist  dies 
schon  von  älteren  Herausgebern  gerügt  worden  und  allerdings  ist 
zuzugeben,  dass  sich  ein  ähnlicher  Vers  bei  Horaz  nicht  findet ;  denn 
Ep.  II,  2,  1  Flore  hono  elaroque  ftdrJis  amiee  Neroni  hat  doch 
eine  männliche  Cäsur  im  zweiteu  Fusso.  Wenn  aber  Gruppe  eben 
darin  das  Anzeichen  der  Fälschung  sieht,  so  will  mir  dies  nicht  oin- 
leachteu-  Ein  Fälscher  in  der  alten  Zeit  würde  sich  wol  gehütet  haben, 
einen  so  schlechten  Vers  zu  macheu  imd  an  eine  Interpolation  im 
Mittelalter  ist  hier  nicht  zu  denken.  Die  Fälschungen,  von  welchen 
oben  die  Rede  war,  geben  zum  grossen  Theile  sehr  gut  gebaute  Verse, 
der  Rest  ist  wenigstens  nicht  fehlerhaft.  Uebrigens  unerhört  ist  eine 
solche  Versform  in  der  lateinischen  Dichtung  nicht:  man  vergleiche 
nur  Verg.  Aen.  IV,  448  spargens  kunnifa  mella  soporil'cruffHjuc 
paparrr^  es  kann  sich  also  auch  Horaz  einmal  einen  solcjien  Vors 
erlaubt  haben.  Wenn  Gruppe  ferner  jedes  Wort  in  diesem  Verso  in- 
«iiscret  findet  und  meint,  dass  eine  solche  Forderung  eigentlidi  den 
Empfiihlenen  blamiere,  so  ist  dies  einer  jouer  MachtsprOclio.  weh'lie 
er  s».»  gerne  zu  fiillen  pflegt.  Soll  Horaz  den  Septimius  ouipfehlon,  so 
inass  er  ihn  doch  dem  Geiste  und  Charakter  nach  für  würdig  erachten 
mit  Tiberius  in  nähere  Beziehung  zu  trotpu  und  dies  ist  in  unserem 
Verse  ausgedrückt.  Welche  Feinheit  liegt  ül)rigens  in  den  Worten 
domoque  legctäis  honesta  NeronLs^  die  uns  «las  erlauchte  Geschloclrt 


peioribys  ortus  in  die  übliche  et  {indignum,  qui  sit  peioribus 
ortus)  um.  Dass»  der  Dichter  so  schreiben  konnte,  ist  klar;  wenn 
aber  Lehrs  sagt  'in  dem  matten  q}tod  erkennen  wir  den  Horaz 
nicht',  so  liegt  die  Uebcrtrcibung  auf  der  Hand.  Bentley  hatte 
bloss  bemerkt:  *elegantias  paallo  exiret.' 


134    O.  nihbfFk;  0P5  Q.  Horatins  Flactns  eU..  nng.  v    K.  SdiatM. 

der  CUudier  vor  Jas  Au^-e  föhren  nnd  betonüu,  tlass  das  HaiiB  d«- 
selben  immer  uur  wackorc  Männer  anf^nommen  habe.  Ebenso  wenig 
liberzea^nd  Ut,  waa  Gmppe  gegen  Jen  zweiten  Vers  vorbringt.  Pro- 
pioris  amiei  soll  \-iel  zu  viel  sein,  a1)er  auch  amici  dfirfo  nicht  in 
Beziehung  auf  Claudius  gehraucht  werden,  da  es  »(gleich  von  Sep- 
timus  gesagt  werde  ob  amici  ittssa ;  zadem  sei  dos  doppelt«  mm  hier 
.  2  gewiss  ganz  unerträglich.  Nun  ist  aber  propinria  amiä 
offenbar  deshalb  gesagt ,  weil  man  mit  di^m  Titel  amicus  in  diesff 
Zeit  nicht  sehr  sparsam  war  und  daher  Uorax  ein  propior  amtaiB 
sein  musste,  wenn  er  an  Tjberius  die  Bitte  um  Aufnahme  des  Sep- 
timius  in  den  engen  Kreis,  welcher  jenen  nmgab,  stellen  »u)llte.  Darin. 
dasB  der  Diditer  »ioben  Verse  später  den  Septimius  mit  amicus  be- 
zeichnet ,  dass  er  woiter  den  ei^ton  Satz  (lfm  rmjat  rt  prccc  cogit 
nochmals  duith  mm  .  .  .  rrnsrf  aufnimmt,  was  so  häulig  vorkommt, 
kann  ich  nichts  AuA'allendes  .sehen. 

Au^sser  jener  kurzen  Notiz  über  vv.  4  und  5  finden  wir  noch 
«ine  Bemerkung  zu  v.  11  frovtis  ad  nrbftnae  drscendi  }trai-mia,  in 
welcher  der  Verf.  die  von  Halm  in  dieser  Zeitschrift  {1857,  S.  126) 
gegebene  Erklärung  bekämpft  und  sich  für  die  bereit..«  von Th,  Schmidt 
gegebene,  unzweifelhaft  richtige  Deutung  entscheidet:  'ich  liess  mich 
dazu  herbei  von  den  Vorrechten  der  weltmännischen  Stirne  Gehntuch 
zu  machen.' 

Wir  haben  nun  nur  noch  Aber  eine  Stelle  der  zchnteu  Epistel, 
n&mlich  Qber  v.  37  zu  sprechen,  wo  die  Handschriften  srd  postquam 
Mclor  violens  (viotcMn  rirtor  haben  die  der  zweiten  Clusse)  discfssit 
nA  Aö.f/f  überliefern.  Dass  dies  unhaltbar  ist,  hat  man  schon  Mh 
erkannt.  Die  editio  Cadomensis  von  1480  bietet  virtjtr  %-iclo  nnd  naeb 
ihr  steht  ilies  in  mehreren  Ausgaben,  neuerdings  hat  es  Iiehrs  wieder 
aufgenommen.  Benticy  hat  viriii  nonipes  oder  dotnilo  i*ktor  vorge- 
schlagen, Andere  anderes.  B.  hat  sich  fllr  die  Conjectur  Hanpt's  ftrfo 
ridcns  entsciüeden,  die  auch  L.  HQller  in  den  Text  goBi>tzt  hat.  Aber 
jenes  r!(Jr«s  erscheint,  wie  auch  l.ehrs  bemerkt,  an  unserer  Stelle 
so  matt,  dass  man  es  nnmJ^lich  als  die  echte  Lcsoai-t  ansehen  kann ; 
man  erwartet  einen  Begriff  wie  rxwitanf  nnd  das  hat  R.  gelbst  wol 
gefQhlt.  weil  or  meint,  dass  das  freudige  LebensgefQhl  des  siegreichen 
Thierea  vielleicht  volitans  noch  plastischer  ansdrflcken  würde.  Wamm 
aber  hat  man  die  alte  Emendation  von  Jevor  nnd  Clericus  Mdo  t>itu- 
lans ')  ganz  bei  Seite  geschoben?  Sie  liegt  den  Buchstaben  und  dem 
Sinne  nach  am  nächsten  und  das  Bedenken,  dass  Horaz  filuJari  als 
ein  der  älteren  Poesie  angohCriges  Wort  verschmäht  haben  wflrde. 
wiegt  doch  nicht  so  schwer,  nm  deswegen  diese  sehr  ansprechende 
Vermuthung  zu  verwerfen. 

Wir  haben  nno  unsere  Aufgabe  eifüllt.  Bei  näherer  Be- 
trachtung der  ersten  zehn  Episteln  hat  sich  uns  herausgestellt, 
dass    die    Hypothese     Ribbeck*s    von    einer    zweiten    Ausgabe    der 

')  Enniui  bei  Festn«  pg.  369  vitoluii  victorin 


K.  Schenkt,  C.  Valeri  Flacci  Setini  etc.,  ang.  v.  W.  Hartel    185 

Briefe,  bei  welcher  die  Ordnung  der  Verse  in  den  einzelnen  Briefen 
vielfach  gest^^rt  und  sogar  ganze  Versgrnppcn  aus  einer  Epistel  in  die 
andere  übertragen  wurden,  wenigstens  für  die  besprochenen  Gedichte 
nicht  berechtigt  ist.  Nur  Interpolationen,  welche  bereits  in  frühe 
Zeit  zu  setzen  sind,  liessen  sich  nachweisen.  Wenn  sich  aber  auch 
diese  Hypothese  nicht  bestätigt  und  wir  gezwungen  waren  dem  Verf. 
mehrfach  zn  widersprechen ,  so  unterschätzen  wir  doch  den  Worth 
des  Buches  nicht;  es  enthält  eine  nicht  geringe  Zahl  treffender  Be- 
merkungen für  Kritik  und  Erkläning  und  wird  auch  da,  wo  es  nicht 
das  Richtige  trifft,  dadurch,  dass  es  zu  eingehender  Forschung nothigt, 
gi'wiss  vieles  zum  besseren  Verständnisse  dieser  Dichtungen  beitragen. 

Graz.  Karl  Schenkl. 


C.  Vakri  Flarn  Setini  Balbi  Argonauticon  libri  oclo  ed.  Ca- 
rolus  Schenkl,  cum  tabula  geoprraphica.  Bcrolini,  apud  Weid- 
mannes 1871.    S.  171. 

Studien  zu  den  Argonautica  des  Valerius  Placcus  von  Dr.  Karl 

Schenkl.  wirkl.  Mitffli«.MK'  der  kais.  Akademie  der  Wissenschaf tpn. 
Wien  1871,  S.  114.  (Ans  dem  Juniheftc  des  Jahrganges  1871  der 
Sitzungsberichte  der  phil.  histor.  Classe  der  kais.  Akademie  der 
Wissenschaften  (LXVIII.  Bd.  S.  271)  besonders  abgedruckt.) 

Professor  Sclienkl  hat  iu  den  beiden  Schriften  die  Früchte  einer 
langjährigen  Bescliäftigung  mit  dem  Gedicht  des  Valerius  Flaccus 
niedergelegt;  der  in  der  Weidmännischen  Classikersammlung  er- 
Tfchicnene  Text  theilt  in  derPraefatio  und  in  dem  knappen  kritischen 
Commentar  die  teitkritischen  Rosultato  in  kurzen  Worten  mit;  die 
Studien  vei-suchon  eine  nähere  Begründung  und  vorhalten  sich  zu  der 
andern  Arbeit  wie  ein  ausführlicher  Commentar.  Beide  Schriften 
sind  höchst  verdienstvoll  durch  den  Fleiss  und  die  Gewissenhaftigkeit 
der  Arbeit,  sowie  eine  Reihe  glücklicher  Godanken ,  welche  dem  arg- 
verilerbten  Text  fortan  zu  Gute  kommen  worden. 

Die  Kritik  dieses  Gedichtres  zählt  unter  die  schwierigsten  Ar- 
bi'iten  der  philologischen  Wissenschaft.  Nicht  bloss  deshalb,  weil 
die  handschriftliche  Ueberlieforung  alle  Schäden  einer  laugen  Tra- 
■iition  an  sich  trägt  —  dies  Schicksal  theilt  der  Text  des  Valerius 
mit  den  Texten  vieler  anderer  Autoren  —  sondern  weil  wir  nicht  ein- 
mal wissen ,  inwieweit  Valerius  sein  Gedicht  zum  Abschlüsse  ge- 
bracht, mit  welcher  Vorbildung  er  an  sein  Werk  lierangotreten, 
.>b  demnach  nicht  Kühnheit  und  IJngowolnilichkoit  dos  Ausdrucks. 
Schwulst,  Hai-te,  Uubeholfenhoit,  Lückenhaftigkeit  bis  zu  einem  ge- 
wissen Grade  dem  Dichter,  nicht  aber  den  Abschreibern  auf  die 
Bechnnng  zu  stellen  seien.    Die  *  Studien'  beschäftigen  sich  zunächst 


i 


156     Ä,  Schtnkl,  C.  Tsleri  Flacci  Setini  etc.  ang.  v.   W.  Sarld. 

im  1.  CapitBl  S.  1 — 35  mit  diesen  Vorfragen  ,  mit  der  Nationnlit&t 
des  Dichters,  mit  der  Abfassungszeit  und  dem  Grad  der  Vollendung 
der  Argonautica. 

Scbenkl  hältValehus  für  einen  Spanier,  indem  er  dasCogaomen 
Setinus  anf  eine  der  beiden  spanischen  Städte  dieses  Namens  in 
Hispania  Baetica  und  Tarraconensis  bezieht.  'Erwägt  man ,  dass 
sich  in  dem  Gedicht  des  Valeiius  zahlreiche  Härten  im  Änsdrncke 
finden,  dass  an  manchen  Stellen  sogar  eine  entschiedene  Ungelenk- 
heit der  Form  hervortritt,  so  sehr  auch  Valerius  sich  den  Vergil  mm 
Vorbilde  nahm  und  so  häufig  er  ihn  auch  oachahmte,  dass  es  ferner 
bei  uLserm  Dichter  nicht  an  nenen  und  Vöhnen,  aber  auch  verfehlten 
Wendungen  mangelt,  so  mSchte  man  in  Valerius  einen  Provincialen 
vermuthen,  weicher  trotz  aller  Studien  doch  niemals  vollkommen  in 
die  rOmisuhe  Sprache  eindringen .  sich  nie  ganz  in  dieselbe  einleben 
konnte.'  Belege  dafür  sind  in  den  Commentaren  und  Abhandinngen 
zu  den  Argonaiitica  zerstrent;  Sammlungen  begann  Thilo  in  den 
Proleg.  p,  XIII  ff.  (dazu  die  Berichtigungen  in  der  ßecension  von 
Tbilo's  Bnch  in  den  JJ.  89,  382  S.).  Wichtige  Beiträge  enthalten 
die  'Studien'  S.  4,  Anm.  1.  Die  nächste  und  wichtigste  Aufgabe  bei 
diesem  Autor  scheint  nach  dieser  Seite  hin  zu  liegen.  Die  Kritik 
kämpft  auf  Schritt  und  Tritt  mit  der  mangelhaften  Einsicht  in  die 
Stileigenthümlichkeiten  dieses  schwierigen  Poeten  und  dürfte  am 
der  Anfertigung  zuverlässiger  sprachlicher  Sammlungen  einen  dauer- 
hafteren und  reicheren  Gewinn  ziehen  ala  ans  den  sich  immer  mehr 
häufenden  Versuchen  divinatorischer  Spielerei.  Die  genauere  Ein- 
sicht in  das,  was  man  einem  mit  dem  Ausdruck  ringenden  Dichter 
wie  Valerius  zutrauen  dürfe,  wird  die  Kritik  ebenso  behutsam  die 
Spuren  der  handschriftlichen  Uehnrlicferung  beachten  lehren,  wie  sie 
jetzt  unbesonnen  und  geringschätzig  mit  derselben  umspringt. 

Ebenso  wichtig  für  die  Handhabung  der  Kritik  wie  dieser  Panct 
ist  die  Frage  nach  der  Abgeschlossenheit  des  Werkes.  Schenkl  be- 
gründet in  ansfQhrltcher  Erörterung  die  ältere  Ansicht  des  Baptiata 
Pius  und  Petrus  Crinitas,  welche  Thilo  in  den  Prolegomenen 
(p.  XXVI  ff.)  vertritt,  dass  Valerius  an  der  Vollendung  und  letzten 
Durchsicht  des  Gedichtes  verhindert  wurde,  dass  wir  einen  Torso  vor 
nns  haben,  ein  Werk  von  unglelchmässiger  Ausführung  und  mit  allen 
Spuren  der  ünfortigkeit.  Schenkl  versucht  zum  Theil  in  Ueberein- 
stlnimung  mit  den  Ansichten  älterer  Gelehrten  Verse  nachzuweisen, 
welche  der  Dichter  am  Rande  seines  Handexemplars  kurz  notiert 
hatte,  um  sie  später  passend  einzureihen  wie  1  410,  III  273,  oder 
um  durch  sie  an  die  weitere  Ausführung  und  Einfügung  von  Partien 
bei  der  letzten  Dwchsicht  erinnert  zu  werden,  wie  VII  57,  VIII 
449  ff.,  Verse,  welche  bei  der  letzten  Prüfung  getilgt  worden  wären, 
wioV  308,  VI  31  f.  238,  doppelte  Eecensionen  einer  Stelle,  zwischen 
denen  noch  die  Wahl  zu  treffen  war  I  779—784,  831  f.,  IV  662, 
V  &6S,  Vn  572.  mangelhafte  Verbindungen  wie  U  170.  178.  196. 
329.  333,  m  311.  330.  Vin  139.  440.  458.  464,  Widersprüche 
des  Inhalts  wie  VII  423  and  I  441  mit  Buch  VI. 


K  SdieM,  C.  Valeri  Flacci  Setini  etc.,  ang.  v.  W.  Hariel    1S7 

Bei  Besprechang  dieser  Stellen  ist  das  Erträgniss  fär  Kritik  und 
Exegese  nicht  anerheblich.  Aber  ob  sie  beweisen  was  sie  beweisen 
sollen  ?  ob  derartige  Auffälligkeiten  nur  unter  der  Annahme  einer 
halbfertigen  Recension  ihre  Erledigung  finden,  ob  hier  nicht  etwa 
Vermengung  verschiedener  Textgestaltungen  stattgefunden,  ob  diese 
Störungen  nicht  vielleicht  wie  die  anderen  Zerrüttungen ,  wie  z.  B. 
die  versetzten  Verse  und  der  verderbte  Text  aus  einer  viel  späteren 
Zeit  stammen?  Doch  bevor  wir  uns  über  die  Tragweite  dieser  Indi- 
cien  den  Kopf  zerbrechen .  prüfen  wir  sie  selbst.  Es  ist  durch  die 
Baomverhältnisse  dieser  Anzeige  versagt,  auf  alles  einzugehen.  Wir 
wollen  uns  auf  einige  mehr  beispielshalber  herausgegriffene  Stellen 
beschränken. 

Bei  Entscheidung  einer  derartigen  Frage  fallen  am  meisten  die 
Doppelformen  in*s  Gewicht.  Sie  begegnen  auch  sonst  nicht  spärlich, 
so  dass  ihre  methodische  Ausbeutung  an  der  Hand  bestimmter  Ana- 
logien eine  recht  sichere  ist.  unter  den  angeführten  Beispielen  machen 
die  Verse  565  und  566  des  V.  B.  am  meisten  den  Eindruck  derar- 
tiger Bildungen  (tariis  florct  via  äiscolor  armis) 

566  qualis  ab  Oceano  nitidum  chorns  aethera  vcstit 
qualibus  adsargcns  nox  aurea  cingitur  astris. 

Jeder  der  beiden  genügt  vollständig;  eine  Verbindung  derselben  (etwa 
durch  qwilis  et  statt  qualibxis)  kann  nicht  beabsichtigt  sein  bei  so 
frenauer  Uebereinstimmung.  So  sicher  das  nun  ist,  dass  nur  der  eine 
Ton  beiden  für  diese  Stelle  bestimmt  sein  kann,  so  unsicher  ist  die 
Erklärcmg,  woher  der  andere  rühi-t.  Schon  Ch.  Bulaeus  dachte  an  eine 
doppelte  Möglichkeit :  nisi  forte  unus  super fluit  a  glossatore  htser- 
tH$  aut  a  poeta  quidem  faetus  sed  ut  cligcretur  e  duobus  qui  sit 
optimus.  Und  in  der  That  hat  der  glossenhafte  Urspnmg  dos  V.  566, 
wie  Ph.  Wagner  (JJ.  89,  391)  ihn  sich  vorstellte,  dass  ein  Leser  sich 
eine  diese  Stelle  verdeutlichende  Rcminiscenz  aus  einem  anderen 
Gedichte  notierte,  viel  für  sich.  Natflrlicli  ward  ursprünglich  nichts 
wtiert  als  ad^urgens  nox  aurea  cingitur  astris,  die  Zufügung  des 
ungeschickten  qualibus  und  die  Einreihung  fallt  später. 

Noch  weniger  scheinen  mir  die  anderen  Beispielo  den  Charakter 
von  Doppelformen  an  sich  zu  tragen.  So  I  779 — 784:  Aeson  und 
Akimede  werden  bei  dem  Tudtenopfer  durch  den  Lärm  der  Leute,  die 
P'-lias  sie  zu  ermorden  gesandt,  unterbrochen  und  wollen  nach  Er- 
kenntniss  der  Gefahr  zusammen  sterben : 

ergo  Sacra  novat,  vctcris  sub  nocte  cupressi 
775   Bordidas  et  malta  pallens  fcrruginc  taurus 

stabat  adhuc,  cui  caerulcae  per  cornua  vittae 

et  taxi  froDB  hirta  comis ;  ipsc  aeger  anhelans 

inpatiens  loci  visaque  extcrritns  nmbra. 

hanc  sibi  praecipauro  gcntis  de  roorc  nofandae 
T80  Thessalis  in  serös  Ditis  servaverat  usus. 

tergeminam  tom  placat  cram  Stjgiasquc  sapremo 


1S8     K.  Scheiikl  C.  Valcri  Flacci  Setini  etc.,  ang.  v.  W.  Härtet. 

obsccrat  \gn^  domos  iaui  iam  cxorabile  rito 
Carmen  agens:  neqnc  enim  ante  leres  niger  avehit  uinbras 
]K)rlitor  et  vinctac  primis  stant  faucibns  Orci. 
7H5    illura  ubi  terrifici  supercsse  in  tempore  sacri 
conspexit,  statuit  1ct<>  supremaquc  fatur 
ipse  mann  tangens  damnati  cornua  tauri. 

Schonkl  sieht  in  don  V.  779 — 784  einen  früheren  Entwurf,  wekhen 
der  Dichter,  nachdem  er  ihn  durch  die  Verse  785  ff.  ersetzt  hatte, 
zu  beseitigen  ver^ass.  lloren  wir  die  lirunde  für  diese  AnuJihme: 
'die  Verse  779—784  unterbrechen  in  sehr  st4*»reiidor  Weise  den  Zu- 
sanimenliang.  Wie  sich  nämlich  von  selbst  er^nbt,  nmss  ilhim  (7H5) 
auf  taurus  (775)  bezogen  werden,  was  aber  bei  der  gegenwärtigen 
Gestalt  des  Textes  nicht  uniglich  ist;  denn  darnach  müsstc  unter 
ilhnn  Orcus  oder  Charon  verstanden  werden,  Wius  rein  sinnlos  ist. 
Dazu  kommt,  dass  hunc  (770)  ebenfalls  auf  tuums  (775)  ziirückpfcht, 
wornach  es  keinem  Zweifel  unterliegt,  dass  die  Verse  779 — 784  aus 
dieser  Stelle  auszuscheiden  sind\  Aber  wenn  jenes  iUum ,  wie  .sich 
von  selbst  ergibt,  nur  auf  taurus  bezogen  wei*den  kann  und  jede 
andere  Beziehung  sinnlos  ist,  so  behebt  sich  ja  die  Unklarheit  mit 
den  ersten  Worten  des  Verses  785  von  selbst.  Zugleich  kann  die 
Beziehung  auf  faurua  im  V.  779  nicht  besser  ausgedrückt  werden  als 
durch  hunc  und  nachdem  die  Erzählung  von  dem  Hauptobject  sich 
etwas  entfernt  hat,  nicht  passentier  und  lebendiger  erneuert  werden 
als  durch  iHuiti  im  V.  785,  während  dasselbe  illuw  nach  Streichung 
«ier  Verse  779—784  eine  recht  ungefällige  Verbindung  ergäbe  und 
sich  in  ftunf  umwandeln  müsste.  Der  Zusammenhang  aber,  welcher 
innerhalb  dieser  Digression  njich  meinem  CJefühl,  worauf  aber  Schenkl 
kein  Gewicht  legt,  durch  turn  im  V.  781  vordunkelt  ist,  gewinnt 
durch  die  leichte  Aenderung  des  handschriftlich  überlieferten  cum 
in  dum,  (i^eber  den  Modus  vergl.  Hand  Turs.  11  .'UO.  320.  Nimmt 
man  diese  Aenderung  vor,  wie  man  wohl  muss,  so  ist  die  Unentbehr- 
liclikeit  dei"  athetirton  Vrrse,  welche  die  Existenz  dieses  Opferrestes 
zu  motivieren  haben,  noch  evidenter. 

Aehnlieh  urtheilt  Schenkl  über  die  Stelle  1  827  ff. ; 
n^s      Tartaroi  sedct  aulii  patris.  nun  ilhi  rucnti 
acrcssura  pole,  victam  »i  volverc  molem 


Kji      iugcnti  iacct  ore  Chaos.  <|Uod  pondere  fcssam 
materioiii  1apsumi|ue  «luoat  consuint^ro  iminduni 

in  welcher  liinter  H28  ein  oder  mehrere  Verse  ausfielm  ,  welche 
ita litauische  (ielchrte  in  verschiedener  Weise  zu  ergänzen  suchten. 
81)1  -  2  und  S28  ff.  stehen  sich  nach  SchenkKs  Ansicht  so  gegenüber 
*dass  lu.in  in  ihnen  deutlirh  einen  ilop))elten  Entwurf  für  eine  uu<l 
dieselbe  Stelle  erkennen  niuss*.  l^i-i  der  unzweifelhaften  Lückenhaf- 
tigkeit der  Stelle  i-^t  die  Annahme  einer  Doppel  form  von  methodischer 
Seite  bedenklich,  aber  es  eröffnet  sich  die  Möglichkeit  einer  anderen 


K.  SeheM,  C.  Valeri  Flaoci  Setini  etc,  ang.  v.  W.  HarteL    139 

Erklärung.  Oder  warum  sollte  nickt  diese  Lücke  in  alter  Zeit  bomerki 
worden  sein  und  in  831  —  2  uns  der  Versuch  einer  geschickten  Aus- 
füllung vorliegen  ? 

V.  661  ff.  schildert  der  Dichter   das  Zusammenschlagen  der 
Cvanischen  Felsen: 

sicut  multifidus  ruptis  c  nubibus  horror 
h  2      offugit  et  t-ODcbras  nimbusquc  interniicat  ignis 
tcrrificiquc  ruunt  tonitrus  olisiiquc  noctein 
liii  diriniit,  ])avor  ora  viruin,  ]»avor  occupat  artub. 

Schenkl  hält  V.  662   för  eine  ältore  Variante»,   woh'lio  der  Dichlor 
später  verwarf  und  durch  tlie  auiiero  Fassung  ersotzto.  *I)ies  hewoisi 
ruunt  neben  cffugit,  die  b<?ido  gleichmässig  mit  nuhibus  zu  vorbinden 
sind,  und  dann  vlisaque  Hocttmi  äirimii ,  was  doch  nur  ein  anderer 
Ausdruck  für  tenebras  nhnbosquc  hitnniicut  hjnis  ist'  (Stu«l.  S.  20). 
Auch  hier  scheint  mir  gegen  eine  solche  Annahme  zunächst  ein 
methodisches  Dedcnken  xu  sprechen,  dass  das  Missfallige  der  Stelle, 
die  sich  wiederholende  Fülle  des  Ausdruckes,  durch  Streichung  des 
Vers«\s  662  nicht  ganz  behoben  wird.  Denn  multifidus  Jiorror  (vcrgl. 
VI  5.3  trifidis  ardoribus  igncs)  und  disa  lux  sind  zwei  Ausdrücke 
für  dasselbe,   wobei  die  Trennung  durch   ruunt  tonitrus  das  Bild 
noch  unruhiger  macht,  als  in  der  iiberlieferton  Fassung.    Man  wird 
aber  dem  Dichter  die  Breite  nachsehen  ,  wenn  sie  einem  poetischen 
Zvecke  dient.  Und  das  ist  hier  der  Fall.    Es  sollen  die  sich  wiedor- 
hitlenden  (vergl.  659  bis  fragor  —  flnmmn  cxprcssa  bis  f'ulsit  in 
(w6n')  und  sich  steigernden  (wmi^o.s  intcrmicnt  ignis  —  rltMiquc 
noctrm  lux  diriniit)  Erscheinungen  des  Gewitters  dadurch  veran- 
schaulicht werden. 

So  glaube  ich  auch  nicht,  dass  VII  572  der  zweite  v<m  dem 
Verspaar 

taiiruj)  et  inniani  profiavit  turbine  flammas 
ardmis  atque  atro  volvcus  incondia  tluctu 
iilh  fiberllüssig  zu  tilgen  sei ;  rolrrrr  inccndia  ist  mehr  als  proflnrr 
fi'itnitin^i  und  was  wichtiger  ist,  wir  verlieren  zwei  Merkmale,  die 
Irt'ffeiiil  die  Kraft  (ardnus)  und  den  Schrecken  malen;  eine  Hauch - 
W"lke(ff<ro  flu<;tu)miht  sich  einher  hinter  den  feuerspeienden  Unge- 
heuern. 

Ausser  den  Dopj»elformen  sei  n»H-h  mit  einem  Worte  jener  Verse 
Hacht,  welche  nach  Seh. 's  Ansicht  der  Dichter  kui-z  notierte,  um  sie 
5*läter  weiter  auszuführen  und  einzureihen.  Als  ein  solcher  Vers 
wird  1410: 

linqnit  et  Act<^rides  natnm  Chironis  in  antro, 
\\t  socius  cnro  paritcr  mcditctur  Achill i 
fila  lyrac  pariterquc  loves  puer  incitet  hastai?, 
41»     diKoat  cquct»  ))lacidi  conscendcrc  tcrga  magistri 
bweichnet,  weil  das  unleidliche  Asyndeton  nicht  zu  emendieren  und 
4er  Ausfall  eines  Verses  nicht  wahrscheinlich  sei.  Aber  welch'  weitere 


140     £.  SckefiH  G.  Valeri  Flacci  Setini  etc.,  ang.  v.  W.  Hartel 

Ausfährimg  hätte  sich  an  diesen  Vers  knüpfen  sollen?  Das  Asyndeton 
ist  übrigens  durch  eine  leichte  Emendation  zn  beheben,  man  schreibe : 
discat  eques  placidi  q  u  e  e  s  cendcre  terga  .magistri. 

escendere,  wenn  man  nicht  das  gewöhnliche  ascendere  vorzieht,  malt 
die  Mühe  des  Emporklimmens.  Die  Stellung  des  que  ist  bei  Dichtern 
eine  freiere  (vorgl.  Tib.  III,  6,  48  de  facili  camposuitque  luto\  zu- 
mal bei  Valerius.  Beispiele  bei  Bnrmann  in  der  Praef.  p.  7,  Thilo 
praef.  p.  XX. 

Nicht  so  leicht  ist  zu  sagen ,  was  man  mit  III  273  cur  etiam 
flammas  miserosquc  moramur  honores,  der  an  seiner  jetzigen  Stelle 
unmöglich  ist,  beginnen  solle.  Thilo  (pg.  LXI)  hat  den  Vorschlag 
gemacht,  ihn  nach  310  zu  stellen,  wo  Jason  nach  einer  längeren  Klage 
ganz  unmotiviert  mit  3  Versen  zur  Bestattung  der  gefallenen  Cyzi- 
cener  auffordert: 

311      TOS  age  funereas  ad  litora  volvite  Silvas 

et  Bocios  lustratc  rogos;  date  debita  caesis 

munera,  quae  nostro  inisissct  Cyzicus  igni 
Wie  aber,  wenn  wir  um  diese  Motivierung  zu  gewinnen,  den  platzlosen 
Vers  mit  einer  allerdings  starken  Aenderuug  des  eben  auch  leicht  zu 
beschädigenden  Anfangs  als  Schlussvers  dieser  Rede  auf  813  folgen 
Hessen : 

iam  dudnm  flammas  miserosquc  moramur  bonores. 
Mindestens  scheint  dies  nicht  kühner  als  SchenkVs  Meinung:  *Dcr 
Dichter  hatte  jene  Aufforderung  des  Jason  zur  Bestattung  derCyzicener 
nicht  vollständig  ausgearbeitet,  sondern  nur  drei  Verse  im  Text  und 
einen  am  Band  geschrieben,  welcher  dann  bei  der  Herausgabe  an  eine 
falsche  Stelle  gesetzt  wurde.' 

und  ähnliche  Mittel  der  Erklärung  werden  wol  auch  bei  den 
anderen  Versen, in  denen  Seh.  Spurender  Unfortigkeit  zu  finden  meinte, 
deren  nähere  Besprechung  wir  uns  hier ,  um  vorwärts  zu  kommen, 
versagen,  als  gleichberechtigt  zu  erwägen  sein.  Denn  dies  ist  leider 
der  Zustand  des  Textes  der  Argonautica,  dass  selbst  die  kühnsten 
Mittel  der  Emendation  wie  Umstellung  von  Versen  hier  in  grossem 
Umfang  zugelassen  werden  müssen. 

üeber  die  Art  der  Ueborlioforuug  dieses  Textes,  welche  seinen 
Zustand  erklärt,  handelt  das  zweite  Capitol  der  Studien  (S.  35  ff.)  in 
so  eingehender  Weise  und  mit  so  umsichtiger  Prüfung  aller  Umstände, 
dass  die  noch  zunickbleibenden  Zweifel  auf  ein  sehr  enges  Gebiet  be- 
gränzt  erscheinen.  Ich  unterlasse  es  hier  die  Resultate  aller  dieser 
minutiösen  und  schwierigen  Untersuchungen  über  Handschriften  und 
Dnickc,  welche  in  viele  dunkle  Beziehungen  Licht  gebracht  haben, 
vorzuführen ;  ich  will  nur  über  einen  Punct ,  der  mir  nicht  ausser 
Trage  gestellt  zu  sein  scheint ,  spreclien ,  allerdings  über  einen  sehr 
wichtigen  Punct. 

Schenkl  ist  der  Ansicht,  dass  sämmtliche  Handschriften  aus 
der  noch  vorhandenen  ältesten,'  aus  Deutschland  stammenden  und  in 


JL  Sd^efikl,  C.  Yaleri  Flacei  Setini  etc.,  ang.  t.  TT.  Hartel     141 

Dentschland  geschriebenen,  welche  dem  IX.  Jahrh.  angehört  nnd  jetzt 
in  der  Vaticana  (3277)  sich  befindet,  geflossen  sind.   Es  scheint  das 
Terhältniss  bei  allen  evident  bis  anf  eine ;  ich  meine  die  von  Ludwig 
Carrion  für  die  Antwerpener  Ausgabe  von  1565  benützte,  welcher  Car- 
rion ein  Alter  von  600  Jahren  beilegt.  Schenk!  erblickt  auch  in  dieser 
eine  von  einem  italienischen  Gelehrten  des  15.  Jahrh.  revidierte  Ab- 
schrift des  codex  Vaticanns  und  meint,  dass  die  genaue  Nachbildung 
der  Schriftzüge  des  10.  Jahrh.  Carrion  zu  dem  Glauben  brachte,  eine 
Originalhandschrifti  des  10.  Jahrh.  vor  sich  zu  haben.   Aber  am  die 
Behauptung  festzuhalten,  dass  im  Mittelalter  vom  9.  bis  15.  Jahr- 
hmiderte  nnr  jener  Yaticanus  3277  vorhanden  war,  muss  Seh.  dieselbe 
Täuschung  noch  ein  zweites  Mal  annehmen  bei  Angelus  Politianus, 
der  (misc.  cent.  I  5)  gleichfalls  das  junge  Fabricat  einer  florentischen 
Fabrik  sich  als  einen  Codex  pervetus  habe  zeigen  lassen.  Ein  solcher 
Doppelzufall  drückt  die  Wahrscheinlichkeit  solcher  Annahme  etwas 
herab.  Aber  freilich  im  10.  Jahrh.  kann  nach  den  orthographischen 
Eigenthümlichkeiten  (Stud.  49)  der  Codex  nicht  wohl  geschrieben 
sein;  denn  wir  finden  in  ihm  die  ganze  Barbarei  späterer  Jahrhunderte. 
Wenn  aber  nicht  im  zehnten,  so  vielleicht  doch  im  zwölften.  Dagegen 
f&hrt  Seh.  eine  Beihe  kühner  nnd  willkührlicher  Verbesserungen  aus 
demselben  an,  welche  mit  den  Versuchen  italienischer  Gelohrton  auf 
gleicher  Stufe  stehen.  Diese  Stellen  können  darum  so  wenig  beweisen, 
weil  es  nur  zu  wahrscheinlich  ist,  wie  Seh.  richtig  erkannt  hat,  dass 
Carrion  in  unredlicher  Weise  manche  Conjecturen  als  Lesearten  seines 
alten  Codex  ausgab ,  um  ihnen  eine  grössere  Autorität  zu  verleihen, 
und  weil  dieselben  kühnen  Conjecturen  so  gut  einen  Mann  des  9.  wie 
des  15.  Jahrh.  zum  Verfasser  haben  können.  Wir  sind  nur  zu  geneigt 
die  früheren  Jahrhundorte  in  der  Neigung  und  dem  Vermögen  lesbare 
Texte  heraustellen  zu  unterschätzen  und  eine  Geschichte  der  Kritik 
im  Mittelalter,  welche  uns  den  richtigen  Maassstab  an  die  Hand  gäbe, 
fehlt  uns  noch.     Doch  wäre  es  unschwer  an  einer  Reihe  zeitlich 
bestimmbarer  textkritischer  Versuche,   welche  den  Conjecturen  des 
C'Arrion'schen  Codex  an  Kühnheit  nicht  nachstehen,  darzuthun,  dass 
dem  9.  oder  einem  frühem  Jahrhundert  derartiges  gar  wohl  zuge- 
traut werden  kOnne. 

Indessen  kann  uns  die  Frage  nach  dem  Alter  der  Handsclirift 
eanz  gleichgiltig  lassen;  es  ist  ja  immerhin  möglich,  dass  nebon 
der  Recension  des  Vaticanus  eine  andere  oder  Reste  einer  solchen 
auf  oinem  nicht  mehr  nachweisbaren  Wege  sich  fortpflanzten  und 
?anz  zutallig  in  einem  jüngeren  Ct>dex  wieder  auftauchten.  Und 
fcinf  solche  Vermuthung  wird  in  der  That  durch  eine  diese  Frage 
entscheidende  Stelle  bestätigt.  I  .-331  bietet  nämlich  der  Vatic.  das 

sinnlose 

cythicura  ractuens  potumquo  cretamqnc 

und  die  von  ihm  abhängigen  Texte  haben   denselben  Fehler  oder 

nnwahrscheinliche  Emendationsversuche  desselben.   Der  Codex  des 

Cairion  hingegen  hatte  *sine  ulla  litura': 

Mjthieam  metuens  pontamqne  polamqae 


14S    K.  Schenü,  C.  Valeri  Flacci  Setini  etc.,  ang.  t.  W.  Hartel 

eine  Lesart,  deren  Richtigkeit  durch  Stat.  Theb.  XI  67,  Süt.  III  2 
vollkommen  bestätigt  wird  und  sich  überdies  durch  die  von  Valerius 
gern  gesuchte  Alliteration  empfiehlt.  Schenkl  meint  nun  freilich, 
die  Lesart  könne  auf  conjecturellem  Wege  gewonnen  sein.  Diese 
Meinung  wird  aber  völlig  widerlegt  durch  die  mit  Canion's  Codex 
übereinstimmende  Lesart  der  einzigen  ältei-n  Handschrift ,  welche 
neben  dem  Vaticanus  auf  uns  gekommen,  des  Codex  Paiisinus  7647 
s.  XIII,  welche  Excerpte  aus  Valerius  enthält.  Oder  es  wäi-e  doch 
ein  mehr  als  wunderbares  Zusammentreffen,  an  welches  Seh.  zu  glauben 
sich  veranlasst  sieht,  dass  zwei  Correctoren  unabhängig  von  einander 
das  Richtige  getroffen,  das,  wie  ein  Blick  auf  die  Stelle  und  noch 
mehr  ein  Blick  auf  die  neueren  Verbesserungsvorschläge  zeigt,  nicht 
gerade  auf  der  Hand  lag.  Nun  gewinnen  auch  eine  Reihe  von  Stellen, 
an  welchen  Carrion's  Codex  allein  die  ursprüngliche  Lesart  erhalten 
hat,  eine  andere  Bedeutung. 

Was  folgt  nun  daraus  für  die  praktische  Kritik?  Leider  nicht 
viel.  Denn  jener  Codex  ist  nicht  mehr  auffindbar,  wii'  wissen  von 
ihm  nur  so  viel,  als  Carrion  mitzutheilen  für  gut  fand  und  sind  bei 
dem  Mitgetheilton  nicht  einmal  sicher,  ob  Carrion  nicht  zahlreiche 
neuere  Coujecturcn  unter  der  Etikette  des  Codex  in  Umlauf  setzte,  so 
dass  die  Frage  als  eine  offene  beti-achtot  werden  muss,  ob  derselbe 
eine  andere  Textgestalt  neben  der  des  Vaticanus  darstellte  oder  ob 
sein  schliesslich  doch  auf  den  Vaticanus  zurückgehender  Text  nach 
einer  solchen  an  mehr  oder  weniger  Stellen  corrigiert  wurde.  Aber 
selbst  wenn  wir  von  der  ersten  Annahme  ausgehen,  werden  die  Re- 
sultate unseres  kritischen  Verfahrens  nicht  sehr  abweichend  sein, 
da  bei  der  Gemeinsamkeit  zahlreicher  Fehler  und  vor  allen  zahlreicher 
Lücken  beide  Recensionen  auf  einen  Archetyp  zurückführen,  der  bereits 
überaus  starke  Scliäden  an  sich  trug.  Der  Vaticanus  wird  demnach 
stets  Grundlage  der  Emendation  bleiben,  nur  dass  der  Kritiker  die 
Lesai-tcu  der  andern  Handschrift  nicht  von  vornherein  verachten  und 
die  Carrion'schen  Zeugnisse  nicht  als  unnützen  Variantenkram  über 
Bord  werfen  darf. 

Also  nicht  die  Wahl  zwischen  gleichberechtigten  Varianten 
ist  das  Hauptgeschäft  bei  der  Kritik  der  Argoiiautica,  sondeni  Ver- 
besserung der  Lesart  durch  Conjectur  und  bei  dem  Vorrath  an 
fertigen  Conjecturen  die  Auswahl  zwischen  diesen.  Unsere  Aus- 
gabe hat  mit  grossem  Fleiss  die  brauchbaren  Resultate  der  voraus- 
gehenden Kritiker  zusammen  goti-agen,  wie  die  Studien  zeigen 
nicht  ohne  die  eingehendste  Erwägung  zwischen  ihnen  entschieden  und 
durch  eine  beträchtliche  Anzahl  neuer  berücksichtigungswei-thor 
Vorschläge  die  Kritik  gefordert.  Wir  erwähnen  kurz  einige  dieser 
Vorschläge,  um  daran  die  Besprechung  von  Stellen  des  1.  B.  zu 
reihen,  welche  eine  andere  Behandlung  zu  verlangen  scheinen. 
Für  berücksichtigungswerth  halte  ich  II  90  dum  st.  cum,  191 
funesta  st.  festina,  368  lonffum  st.  longus,  395  corpora  st.  tem- 
porOf  453  ceu  st.  cum,  507  patriisque  st.  patriisue,  517  (luter- 


K.  SdieM,  C.  Valeri  Flaoci  Setmi  etc.,  ang.  ▼.  W,  Hartel    14S 

ponction),  566  ostendet  st.  ostendat,  III  13  addit  at  st.  addidit, 
104  (Interpnnction),  140  delataquc  st.  delicataque,  300  (Iiiter- 
panctiou),  469  tendunt  st.  tendit,  524  strictaquc  coturnus  st.  6'^ 
striata  nitfrtus,  641  (Interpunction),  738  /ort?a  st.  /rr^a,  IV  287 
artificum  rotat  Aetna  manus  st.  artificum  notata  et  manus,  365 
tendisset  st.  ^tmutsse^  565  cum  ima  lahant  etc.,  643  (InterpuDction), 
651  viso  mentes  st.  ccrte  viso,  758  mt7i7o  st.  inviso,  V  282  (luter- 
panction),  369  aut  st.  at,  470  propior  st.  |>r(>jpiu$,  660  ci«/  st.  qui, 
VI  48  Bisaltis  st.  Bisaltae,  63  (luterpunction),  214  af  st.  c^,  453 
fia/a  st.  mente,  607  iraiove  st.  iratoque,  627  fremant  st.  fremunt, 
721  (Interpunction),  Vn  198  o  st.  s«,  213  /7/a  st.  «i?sa,  226  r6?pe- 
^tinfur  st.  repetentur,  421  tion  st.  guitJ,  483  tinguunt  st.  i)/rt>2- 
^nf,  486  natique  st.  nataeque,  630  adiere  st.  viderCj  VIII  10  ipsc 
st.  i7/f,  168  fia/a  st.  nunc,  215  significat  st.  significans,  370  ntf/tr 
st.  fifc,  womit  die  Zahl  der  gemachten  Conjectaron  nicht  etwa  er- 
schöpft ist.  Die  meisten  von  diesen  werden  wol  das  Kichtigc  gotroiTen 
haben,  andere  haben  das  nicht  geringe  Verdienst,  zuerst  auf  den 
richtigen  Sitz  des  Fehlers  hingewiesen  und  dadurch  einer  endlichen 
Heilung  vorgeai'beitet  zu  haben. 

£twas  eingehender  soll  über  folgende  Stellen  gehandelt  werden: 

I  12  heisst  es  in  der  Ansprache  an  Vespasianns: 

vcrsam  proles  tua  pandct  Idumen 
(namqne  potest),  Solymo  nigrantcm  pulvere  fratrem 
spargentemquc  faccs  et  in  omni  turro  furentcm, 

in  welchen  Worten  das  Asyndeton  bereits  Carrion  mit  Recht  miss- 
fiel  Schenkl  will  demnach  Solymo  et,  fax  das  Bachrens  (in  Fleck- 
eisens  Jahrb.  105, 198)  Solymo  ac  vorschlug,  ohne  Rücksicht  darauf, 
dass  sonst  ac  bei  Valerius  nirgends  nachgestellt  zu  werden  pflegt. 
Mir  scheint  aber  eine  solche  duich  et  oder  ac  bewerkstelligte  Ver- 
bindung nicht  die  passende  zu  sein,  denn  das  allgemeine  versa  Idumv 
kann  füglich  nicht  durch  ein  et  mit  dem  speciellsteu  Solymo  nigr an- 
itm  etc.  wie  gleichbedeutendes  verbunden  werden.  Ich  vermutho, 
dass  Valerius  versa  in  proles  tua  pandct  Idumc  geschrieben  initl 
damit  auf  den  Titel  des  Domitianischeu  Gedichtes  augespielt  habe. 

I  63:  heisst  es  von  dem  Futter,   das    Medea  dem  Drachen 
verabreicht : 

et  dabat  externo  livcntia  mella  veneno. 

ixtrrno  ist  nicht  zu  erklären.  Man  fasste  es  als  ab  oris  exiernis 
üUatü,  Aber  was  soll  im  Lande  der  Gifte  und  in  der  Nähe  des 
giftereichen  Caucasus  (VII  357)  der  Import  dieses  Artikels  aus  der 
Fremde?  Ueber  die  verschiedenen  Conjecturen  zu  der  Stelle  hestrrno, 
iäiertto,  tnterno^  insperso  urtheilt  richtig  und  erschöpfend  Schenkl 
(Stud.  75).  Aber  was  er  selbst  vorschlägt  arcano,  'was  leicht  (?)  in 
(Mirno  und  dann  weiter  in  rur/tr?/o  verderbt  werden  konnte*  befriedigt 
ttch  nicht.    Denn  in  diesem  Zusammenhang  ist  arcano  ein  entweder 


L 


144    K.  St^enkl  C.  Yaleri  Flacci  Setini  etc.,  ang.  t.  W.  Hartel 

sehr  überflüssiges  oder  vielleiolit  sogar  ungehöriges  Epitheton.  Ich 
vermnthe : 

et  dabat  ex  totro  liventia  mella  Tencno. 

(Vergl.  Prop.  I,  24,  27  tetra  venefiä).  Dem  Drachen  warden  Honig- 
kuchen aus  soheusslichom  Giftstoff  vorgesetzt. 

1  15t>  Jason  überl^  bei  sich,  ob  er  nicht  Pelias  Sohn  Acastus 
mit  auf  das  Schiff  nehmen  uud  den  Ge&hren  entgegen  führen  solle, 
welche  der  König  ihm  bestimmt : 

tulia  iaotanti  laevum  Jovis  armiger  acthre 
advenit  et  Talidis  tixam  gerit  unguibos  agnam. 
at  procul  e  stabuUs  trcpiJi  clamore  secantur 
pastores  fremitusque  canum:  citus  occnpat  aoras 
raptor  et  Aegaoi  super  effagit  alta  profundi. 

So  stellte  Schenkl  den  Text  her.  indem  er  statt  des  handschriftlichen 
coftanti  mit  Braun  iavtanti,  statt  des  im  V  befindlichen  regit  (ve  in  ras.) 
aus  diMu  iVdex  Carrionis  (ft*nt  aufnahm,  iactanti  ist  nach  meinem 
Gettlhl  für  diesi«  stille  Teberlegung  ein  unmöglicher  Ausdruck  und 
das  richtige,  von  der  Uoberlieferimg  nur  um  einen  Strich  abwei- 
chende coHtaPtti  d.  i.  ctiHciafiti  bereits  in  der  edit.  Bononiensis  vom 
.1.  IVM  gefunden  worden.  Für  die  Construction  lässt  sich  ver- 
weisen nioht  sowol  auf  v.  757  quam  multa  leo  cunctatur  in 
arta  molf  rirutn^  als  auf  11  9^1  miiierf'ntqHC  fovcntque  alternos 
avtn'o  V H  n c taut e m  poplitc  // r c s s u s.  Es  bedeutet  mithin  jenes 
tah'a  curtctanti  soviel  als  falia  cnnvtantcr  secum  deliberanti  und 
das  stimmt  zur  Situation.  In  den  nächsten  Vers  passt  gerit  nicht, 
es  kann  doch  nicht  von  dem  ankommenden  Adler  heissen,  dass 
er  ein  Lamm  in  den  Krallen  trage,  sondern  nur,  dass  er  sich  ein*8 
hole,  suche,  mit  sich  fortführe,  also  was  den  Zügen  der  mass- 
gebenden Handschrift  am  nächsten  liegt:  crehit. 

I  227.  Nachdem  Mopsus  in  ausfülniichor  Weise  die  Gefahren, 
welche  bevorstehen,  prophezeit,  heisst  es: 

iam  dudum  Minvas  auibago  ducemque 

terrificat 

Den  lückenhaften  Vei-s  sucht  man  verschieden  auszufüllen  rat  es 
MifiyaSf  longa  Minyas,  hac  ratvs  Mfnyas^  hac  Minyas  rates, 
Schenkl  viel  entsprechender  durch  tali  Mhtyas.  Aber  das  richtige 
wird  wohl  nimia  Minyas  sein,  das  sich  durch  Sinn  und  pa- 
läographisclie  Leichtigkeit  gleichmässig  em]>fichlt.  Die  ausdrückliche 
Setzung  des  Subjectes  rates  oder  Mopsna  ist  durch  nichts  ge- 
fordert. 

I  242.  Günstiger  lautet  der  Spruch  des  Sehers  Idniou  ,  der 
den  Griechen  die  glückliche  Rückkehr  verkündet: 

Vix  ea  fatus  erat,  iungit  cum  talia  ductor 

Acsonius:  ,,8Ui)cruni  quando  conäulta  videtis, 

0  socii  quandoque  datur  spes  maxima  coeptis, 

vos  quoquc  nunc  vires  animosque  adferte  paternos. 


./J 


JL  SdkenH  C.  Yakri  Flaod  Setini  etc.,  ang.  y.  W.  Hartd.      146 

qnandoque  ist  vermuthlich  eine  Conjectur  Carrion's  für  das  von  allen 
Hdscli.  gebotene  quantisque ;  tantisque,  was  Heinsius  vorschlug, 
ist  für  den  Zusammenhang  kaum  brauchbar,  richtig  aber  ist  die 
Vermuthung,  dass  in  quantis  eine  Epitheton  für  coeptis  zu  suchen 
sei.  Valerius  schrieb  nämUch:  sanctisque  datur  spcs  tttajrima 
coeptis,  ein  Gedanke,  der  sich  aus  dem  folgenden  sofort  erklärt: 

non  mihi  Thessallci  pietas  culpanda  tyranni 
suspective  doli:  den 8  haec,  deas  omine  deztro 
imperat;  ipse  sno  voluit  commercia  mundo 
Jappiter  et  tanios  hominum  miscere  labores. 

Yergl.  II  5:  placitosque  deis  ne  dcserat  actus. 

II  154.  Fama  reizt  Eurynome  auf,  indem  sie  ihr  das  Schick- 
ssal  ihrer  Kinder  ausmalt,  wenn  ein  anderes  Weib  ihren  Platz  ein- 
genommen : 

me  tua  matris  egens  damnataque  pelice  proles 

cxanimat,  quam  iam  miseros  transversa  tuentem 

letalesque  dapes  infectaque  pocula  cemo. 

Die  Anknüpfung  mit  quam  ist  mit  Bücksicht  auf  das  vorausgehende 
iiart  und  wie  Yossius  unrichtige  Bemerkung  zeigt:  scribe  ex  loci 
sententia  ^miseras*  sogar  dem  Missverständniss  leicht  ausgesetzt; 
aber  auch  in  Hinblick  auf  das  folgende  nicht  gefällig.  Ich  zweifle 
nicht,  dass  exanimat:  iam  iam  miseros  herzustellen  sei.  iam 
fiel  neben  iam  leicht  aus  (vergl.  VIII  39)  und  wui-de  unrichtig 
ergänzt.  Durch  das  Asyndeton  gewinnt  die  Stelle. 

Noch  heben  wir,  bevor  wir  von  den  recensirten  beiden  Schriften 
Abschied  nehmen,  hervor,  doss  Schenkl  sich  kein  geringes  Verdienst 
durch  eine  den  Studien  boigegebene  sorgsame  Sammlung  jener  Stollen 
des  Vergil  und  anderer  Autoren,  welche  Valerius  nachahmten,  er- 
worben hat,  so  wie  S.  96  ff.  an  schönen  Beispielen  gezeigt  wird, 
wie  Tiel  durch  gewissenhafte  Exegese  für  Valerius  noch  sich  thun 
lasse. 

Wien  im  Januar  1873.  Wilhelm  Hartel. 


UtMhrlft  f.  <!.  ötitrr.  Gyma.  187t.  n.  s.  III.  H«fi.  10 


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Zs    '■:    -.:  :::    •:::    .e.:.:=.    -LDekaiintes  ^-i-ir.  :31t  Teiciiem  wir 

•:-  "-.— T  ;>>»-■■  l.-.-.'.-- ::*  rf  •» sannt  :i  naciit-n  :i«''thiür  hätten 
"".■V--  >'*i.  irr  -  -■  ^i^:::--  lie  "'"-rLitfirendf  ^«.-arif:  ".ni  -Taiir- 
-Twni--  >' ".  ■-  •-•■■:.-■::  -•:  -^±i:-'!-!2  ■.•n'/'.'t  !iat.  iTnd  iücii  ziaub»*n 
^  :  ::.■:"  "''.Mr-^".::.- 1::"-  "■:  ~.:r.::rri:'.:it'=  :ti  "liun.  Tonn  ^ir 
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"./►•'•    .*lr-    .{."v::.---:     :>i»-:-.-i:iL"'-n    '•'rT'ir.ir.ir   ".'i  ■a*?ssen  ist.   mit 

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.i\z^T    :..■!     7:--:i::'     j*   ^i!  i    .r*     "  r^jurTcii   ILiuii»^^.     ier  -.'    lajige 

--j".-'-..-;--.  ■■:   ::  ■:■.<•■"■--  'I."-  -•'•-vr>:T.    ■■  r  lir  S»reie  -rrilie.  \\i>  'liesi*?r 

«■'  :  ir-     '.■'?■:::   n::   -rvi^v.   ^- •.mzirn    iLmeric^iniren.    'A'ir  haben 

i.--    '.x:.'     '.■  -?    ■  ;■    :ii     ::t    .^^e- t -'::■■: ^c    T»-i-£ii-^at[ikeit    und  'ia» 

i.:*"..-:: -     -^1^1:..^.      ■  '      "-.  ..ec     ;vr        -nzi'.'nr^r     :ti    Aristoteles 

M^'-.i: ::'"..  Ä   -■   j::::^    r*^.!'    r.    _:::'     ;■><   ::-    ::^.rk:i>*he  Scharfe. 

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^.•"  :;ir  .1;^:  ta-'-a'  ii-  ieü  A«:'^!i  i 'ir'':-Lüi';::'c  S.mst  Mijeirtiver 
'  ')::  •■tkT.er?>'.k.  v..ii:i»-  -•■:.:  :-:::L:?r  :n  ieiu  ,''--äresv.jnvandren  Tren- 
ji'!Mri!iM.;-T -"  M.-iii'Q  -rpr  ■ 'Tr  Z.-  v -Liiinr  r:-x  i'.'in  .üleu  hier  noch  ein 
.ii«-:i"  .*'\\'\\i  :m  iiaiiier-Qd^-  Zr'vn-f.  ^-'»iches  Allen,  die  Bonitz 
if»"!-"-'! .  tie>H  '^i'iinft  ■k»'S.Ti«ier*  vi-»>!'  niu-hr.  E^  ist  nicht  iler 
R'Mir/.  wv  '»r.iijh^rsnii.'e.  '«■nd»rrn  wi'  SLiUi»«.  nioiu  sowol  der 
/■■r-n-iier  t»?  Ihv  Lfiir-r.  inr  uia  -i  ier  ItHTür»?  ier^lben  mit 
li'-ii  't*'.:v:i  ir>.-.f*ii:iii:.*!i(:"!i  Z:Lr=':>oiur*'.-Li  ::".::rifii.'h.  'Jiit  seiner  Ge- 
:«h;--Mnii%r»ir.  -lemem  Sfh.ir:s:nu  iiid  meiner  tiarhoic  s»  unmittelbar 
/••!/.':.;i  ■•*rr;"r.    t^-    viri-;  -r  t>  •.•Jei«rm  v.  n  dem  Ka:he«ier  henib 

V^v.w:/.  h;tr.  w.e  T-ciii«?  ^iea  '?rz:euendeu  Eiurius^  der  Wis- 
.-'■ii-'^hit'^.  'III  -loh  »»'•f.ihr'in  .:nd  w-eL?.- w:»*  wenige  diesen  auf  andere 
/n  '.'-.^'r^rrP/PTi,  .Vii  1.;.!^^  wirksam  zü  mach-a.  Nir^t^n'li  buhlt  er 
Hin  -I^Tj  ..^!«';---n'Ir:»  *;•  i.r^ii.  iiaib-vw. lirer  Godansen.  verblüffender 
\\tAtA>,^:\,\,if,:u  .'iiT  Hjripi  iib»^r  .SI:w:»rrL''ii"i:en  hinweirtäuscheuden 
A|ir..-.  t  ;../.|,.-.  Uf-iiii  P;oi  'i'-r  Ljsui.^-  irg'en-l  eiuos  vernickelten  Pro- 
\t\'u\f'.-  (\\t^^'t'  \\(\<*\\(»\i\{'n\v-\i  lins  v-Twärts  brinsinn  kanu ,  so  ist 
i\\('<-  l,r.i  /|f.r  Frjcr..  <\(r  YaW  ,  w-imit  der  B.jnitz'sche  Vortrag  sich 
h<'.'.rh/"ini/f  und  wo|r:hr;  rbi«  Streb^^n  alles  zu  wissen  und  zu  er- 
kliiri«ri  iwH'i^'  /II  f^irM'f  rocht,  verwickelten  gemacht  hat.  Der 
?<ihw«'i|»'iMM    /|#.r  rriUirswrJiunjf   Jje^   nicht   sowol  in  den  äusseren 


A  BotUU^  Ueber  den  Unprang  etc.,  ang.  r.  W-  Harteh       147 

Zeugnissen,  welche  uns  über  die  Art  der  Uobcrlieferung  der  home- 
rischen Gedichte  und  die  im  AUorthum  verbreitotou  Meinungen 
über  üomer  und  homerische  Poesie  unterrichten  —  denn  diese 
künneii  iu  keiner  Weise  der  Frage  nach  der  einheitlichen  roiire]i- 
tion  prüjud leieren  —  vielmehr  sind  es  EigeuthQmlichkeiteii  der  Ooin- 
position ,  widersprechende  Voraussetzungen  einzelner  Theile,  Wieder- 
holungen derselben  Motive  und  dergleichen  in  den  Gedichten  selbst 
liegende  Anzeichen,  welche  vor  allem  klai-zustellen  sind.  Und  darüber 
L<t  durch  Anwendung  einer  gesunden,  vorurtheilslosen  Exegese  eine 
Einigung  nicht  bloss  möglich,  sondern  bereits  in  grossem  Umfange 
erfolgt,  und  es  ist  ein  nicht  geringes  Vordienst  dieses  Vortrages 
die  An^umeute,  mit  welchen  an  andern  Stellen  ehier  solchen  Eini- 
gung begegnet  wird,  iu  ihrer  methodischen  Haltlosigkeit  aufgedeckt 
zu  haben.  Sobald  man  aber  diesen  Boden  exegetischer  Thatsachen 
verlässt  und  ihre  Deutung  unternimmt,  da  trennen  sich  schliesslich 
auch  die  Wege  der  verschiedenen  Parteien  und  die  einen  finden  jene 
Auffälligkeiten  des  Inhaltes  vollständig  erkläil  durch  die  Annahme 
ursprünglich  selbständiger  Theile  oder  Lieder,  aus  denen  das  Epos 
zusammenwuchs;  die  andern  glauben,  dass  die  Störungen  im  Zu- 
sammenhange mit  der  Auflösung  eines  wohl  zusammenhängenden 
Grauzen  in  einzelne  Partien  zum  Zwecke  des  mündlichen  Vortrages 
in  Verbindung  stehen  und  im  Ijaufe  jahrhundertelanger  Tradition 
bich  mehrten,  indem  zugleich  aus  der  Fülle  der  f roischwebenden 
epischen  Lieder  das  eine  und  andere  Eingang  fand.  Aber  dass 
dennoch  die  streitenden  Parteien  oiilo  ziemliche  Strecke  Weges 
zusammengehen,  ilass  jetzt  bereits  das  Streitige  und  Zweifelhafte 
auf  gar  enge  Grenzen  beschränkt  ist,  diess  so  recht  klar  gezeigt  zu 
haben  ,  ist  ein  weiteres  Verdienst  der  Bonitz'schon  Auseinander- 
setzung. 

Bonitz  geht  über  das  Gebiet  dos  unzweifelhaft  Festgestellten 
••der  dessen,  was  mit  der  Anerkennung  jener  Eigenthümlichkeiten 
des  Inhaltes  als  festgestellt  gelt-en  sollte,  kaum  hinaus;  er  meidet 
dtn  Versuch,  ni  der  uns  überlieferten  Gestalt  der  Gedichte  Lieder 
iider  Liedertheile  zu  entdecken  und  zu  den  alten  neue  Hypothesen 
hinzuzufügen.  Him  kommt  es  eben  darauf  allein  an,  aus  den  bis- 
herigen Untersuchungen  die  Summe  der  sicheren  Ergebnisse  zu 
äehtfu.  Darum  scheint  er  ursprünglich  auch  die  Ilias  so  ausschliesslich 
berücksichtigt  zu  haben  ;  denn  die  Untersuchung  über  die  Odyssee 
kam  erst  in  den  letzten  10  Jahren  durch  KirclihotTs  Anstoss  in 
lebliaftem  Fluss  und  indem  man  endlich  aufliörte.  die  an  der  Ilias 
geübte  Methode  der  kleinen  Lieder  mechanisch  auf  die  Odyssee  zu 
üliertragen,  auf  die  rechte  Bahn.  Ausser  Frage  gestellte  Resultate 
sind  n»H:h  nicht  in  beträchtliciier  Zahl  aufzuweisen ;  Forscher  der- 
M}*en  Kichtung  liegen  noch  über  Hauptfragen  mit  einander  im 
Streit.  Doch  hat  Bonitz  in  dieser  Aullage  seines  V'ortrages  in  einigen 
üheraus  reichen  Anmerkimgen  mit  gewcdmiiT  Klarheit  und  Objec- 
tivität  den  Gang  der  bisherigen  Untersuchungen  gezeichnet,  so  dass 

10» 


148       H.  Bonüi,  Ueber  den  Ursprung  etc.,  ang.  ▼.  W.  BairUL 

in  der  That  nun  keine  Schrift  geeigneter  scheinen  möchte,  den 
Philologen  in  das  Studium  der  homerischen  Frage  in  ihrem  gesamm- 
ten  Umfang  einzuführen  wie  diese. 

Aber  auch  die  Behandlung  der  homerischen  Gedichte  in  der 
Schule  kann  aus  ihr  einen  nicht  geringen  Nutzen  ziehen.  Alleitlings 
die  homerische  Frage,  d.  h.  die  Untersuchung  über  die  Entstehung 
der  II  las  und  Odyssee  gehört  nicht  in  den  Schulunterricht.  Aber 
da  diese  von  der  Exegese  so  vieler  und  so  wichtiger  Stellen  aus- 
zugehen hat,  wird  auch  der  Unterricht  von  ihr  berührt.  Man  kann 
ohne  Schädigung  dos  Gefühles  fQr  Wahrheit  die  Uias  nicht  lesen 
wie  die  Aeneis,  als  ob  die  Einheitlichkeit  des  Zusammenhanges  und 
der  Conception  nicht  weiter  in  Frago  zu  kommen  habe.  *Ein  solches 
Verfahren  der  Erklänmg'  bemerkt  Bonitz  in  dem  Vorwort  ^halte 
ich  für  unvereinbar  mit  der  Gewissenhaftigkeit  des  Unterrichts. 
Ich  sehe  bei  der  Schullcctüro  von  Stellen  wie  AQIO—B  2,  11  777, 
0  1  u.  a.  m.  nur  dreierlei  Möglichkeit  dos  Verfahrens;  entweder 
man  rechnet  auf  die  Unaufmerksamkeit  der  Schüler,  oder  man  er- 
kennt den  Widerspruch  an,  oder  man  beseitigt  ihn.  Das  erste 
Verfahren  wird  hoffentlich  keine  Fürsprache  finden.  Welche  Willkür 
und  welche  sprachwidrige  Gewaltsamkeit  der  Deutelei  in  Schulaus- 
gaben aufgeboten  wird,  um  den  dritten  Weg  einschlagen  zu  können, 
habe  ich  au  Beispielen  zu  zeigen  gesucht.  Es  bleibt  also  nur  übrig, 
die  vorhandenen  Widersprüche,  insoweit  sie  sich  einem  aufmerk- 
samen Schüler  darbieten  müssen,  unverholen  anzuerkennen.  Um 
dies  ohne  Beeinträchtigung  der  Achtung  vor  den  Dichtungen  thnn 
zu  können,  ist  es  nöthig,  als  Ergbenis  von  Untersuchungen,  die 
über  den  Bereich  der  Schule  hiuauslangon ,  einige  kurze  Bemer- 
kungen über  die  wahrscheinliche  Entstehung  dieser  beiden  Dich- 
tungen vorauszuschicken  oder  an  geeigneter  Stelle  einzufügen.  Ob 
dieüjo  auf  das  Nothwendigste  beschränkten  Bemerkungen  je  nach  der 
Ueberzeugung  des  Lehrers  sich  näher  an  die  Richtung  von  Lachmann 
oder  iinNitzsch  anschliessen,  ist  für  den  vorliegenden  Zweck  nicht  von 
Bedeutung ;  denn  es  handelt  sich  eben  nicht  darum,  die  'Homerische 
Finge*  zu  behandeln,  sondern  die  Erklärung  von  der  Anwendung 
unzulässiger  Mittel,  der  Gewaltsamkeit  gegen  die  Sprache  oder  des 
veni  ecken  den  Schweigens  zu  befi-eien  und  zu  verhüten,  dass  nicht 
denen,  die  noch  später  sich  um  Homer  kümmern,  der  Schulunter- 
richt wie  ein  absichtliches  Vei-steckenspielen  erscheine*. 

Wien  im  Januar  1873.  Wilhelm  Hartel. 


r 
.« 


</.  ZacKer,  Gernian.  Uandbibliothekf  ang.  v.  R.  Heinsei.       149 

Germanistische  Handbibliothek,  herausgegeben  von  Julius  Za- 
cher. I.  Band  (Wal tlier  Toii  dor  Vocelwcidi»,  bi*raiiggo>;ebr»n  und 
erklärt  von  W.  WilmannsV  Halle.  Verlag  dor  Buchhandlung  des 
Waisenhauses.    1869.    26  Bog.  gr.  8.  geh.  1  Thlr.  1.')  Sgr. 

Germanistische  Handbibliothek,  herausgegeben  von  Julius  Za- 
cher. II.  Band  (Kadmn,  herausgegeben  und  erklärt  von  Ernst 
Martin).  Halle,  Buchhandlung  des  Waisen hau&es.  1872.  128  Bog. 
gr.  8.  geh.  1  Thlr.  15  Sgr. 

Von  Zacher *s  Handbibliothf'k  liegen  nun  zwei  Bände  vor  uns, 
Wilmanns*  Walther  und  Martin's  Gudrun,  bt^des  sorgfältige  Aus- 
gaben mit  orientierenden  Einleitungen  und  mit  Anmerkungen,  wolrhe 
nur  selten  den  Gebrauch  von  grammatischen  und  historischen  Hand- 
bfichern  ersetzen  sollen,  sondern  in  lier  Regel  wirklichen  Schwierig- 
keiten zu  begegnen  suchen,  das  heisst .  unter  der  Fülle  grammatisch 
und  lexicdlisoh  möglichen  Auffassungen  auf  die  durch  den  Zusam- 
menhang gebotene  weisen.  Beide  Bücher  geben  aber  wio  alle  guten 
Schulausgaben  noch  beträchtlich  mehr  als  was  ihr  nächster  Zweck 
«»rfordert.  Die  hohe  Bedeutung  dfs  Wilmannschen  Walther  für  die 
Kritik,  vor  allem  für  den  Strofonbostand  der  Gedichte,  ist  allgemein 
anerkannt  und  die  Anmerkungen  sind  so  wo!  eine  reiche  Quelle  für 
die  Erkenntniss  von  Walthers  individuellem  Sprachgebrauch  als  er- 
wünschte Vorarbeiten  für  den  Ausbau  der  rahd.  Syntax.  Ebenso  bie- 
ten Martin'8  Anmerkungen  zur  Gudrun  reiche  Samminngen  gramma- 
tischer, stilistischer,  poetischer  Thatsachrn,  welche  den  Verfasser 
befähigten,  anch  vielfach  die  höhern  Kritik  des  Gedichtes  durch  ge- 
naue Charakterisierung  der  interp<diorten  Strofen  fester  zu  begrün- 
den.   Nur  letzteres  Buch  wtdlen  wir  hier  nähur  besprechen. 

Die  Einleitung  beschäftigt  sich  nach  einem  kurzen  Bericht  über 
die  Handschrift  und  die  Literatur  unsres  Werkes  eingehend  mit  der 
metrischen  Foim  und  der  Entstehung  des  Gedichtes ;  den  Sclilu^^s 
macht  eine  Abhandlung  über  die  Gudrunsage. 

In  dem  metrischen  Abschnitte  wäre  hie  und  <Ia  grössere  Klar- 
heit der  Darstellung  erwünscht.  In  der  Beschreibung  der  (tudrun- 
strofe  ist  keine  Bücksicht  auf  stumpfe  Ciisur  genommen  p.  VJ ,  bei 
der  Cäsur  von  der  Form  ^c  hatte  deutlich  hervorgehoben  werden 
müEsen,  dass  eben,  weil  diese  Form  möglich  ist  und  vorkommt, 
die  andre  A  nicht  statthaben  kann,  dass  aber  die  Form  v,  nur  ein- 
treten kann  ,   wenn  der  erste  Accent  Hochton  ist :  hörf"  aber  nicht 

rrUhov^  p.  XII;  cngcgem:  dcgcnc  kann  man  doch  kaum  eine  Frei- 
keil nennen  p.  VIII,  Lachmann  zu  Nib.  191G,  1,  und  .s7^  nah  tj,  ir 
mich  an  sind  keine  auffallenden  Versschlüsse  p.  XI 11,  s.  Iwoin 
3185  und  Lachmann ,  zu  Iwein  4098  S.  iG9 ,  Ahd.  Betonung  uu<l 
Verskunst  S.  27.  —  Es  wäre  vielleicht  zweckdienlich  .gewesen ,  die 
metrische  Praxis  der  Gu<lrun  in  allen  Puncten  durch  Vcrgloichung 
mit  den  Nibelungen  und  einem  der  jüngeren  Gedichte  im  Nibelungen- 
masse zu  beleuchten. 


r- 

k 


150         J-   Zacher.  G^rmun.  Uändbibliotbek,  ang.  t.  R.  BeimcL 

üeber  die  Eütstehiins  des  Geiiiclits  fribt  Martin  natürlich  die 
Resultate  der  Hnllonhoer sehen  Kritik,  doch  mit  einigen  Abweichungen, 
die  Echtheit  der  einen  and  der  andern  Strofe  betreffend,  ond  was 
wichtiger  ist  mit  einer  Tei-gchiedenen  Auffassung  der  CompositJon. 
Die  Gudinn  soll  ebenso  wie  das  Gedicht  von  Hilden  uicht  in  Liödem, 
sondei'u  nur  in  Abschnitten  godiciitet  worden  eein.  Der  Beweis  fflr 
die  Sfllbständigkeit  der  von  Müllenhofl  als  Lieder  bezeichneten  Stro- 
fenreihen  ist  nicht  so  leicht  zu  erbringen  als  für  Lachmanu's  Nibe- 
lungenlieder. Erhebliche  Widersprüche  in  dou  Voraussetzungen  und 
wesentlich  verschiedene  Kunstformon  kommen  nicht  vor.  Anfang 
und  SchluGS  ist  nicht  deutlicher  bezeichnet  als  bei  den  Abschnitten 
und  —  was  die  Kritik  der  Gudrun  überhaupt  gegenäber  der  der 
Nibetangen  so  sehr  erschwert  —  man  darf  aberall  starke  Omfor- 
mungoo  der  echten  Strofen  durch  die  Hand  der  Ueberarbeiter  ver- 
muthen.  Die  Möglichkeit,  dass  die  ganze  echte  Gudrun  für  zusam- 
menhängenden Vortrag  bestimmt  war  und  nur  TollBt>1udig  oder  mit 
infölligen  Theilungen  vorgeleaen  wurde,  kann  man  nicht  bestreiten. 
Martin  beruft  sich  S,  XXVII  anf  das  20.  Nibelungenlied,  desses 
Ausdehnung  die  Gudrun  nur  wenig  übersteigt.  — Aber  wahrscheinticb 
ist  diese  Möglichkeit  nicht.  Der  fortwährrinde  Scencnwochsel  und  die 
Composition  in  Abschnitten  unterscheidet  die  Gudiiin  beträchtlich 
vom  20.  Nibelungenliede.  Das  Beispiel  des  ganzen  Gedicht»  vod 
den  Nibelungen  würde  gerade  für  Behandlung  der  durch  den  Zu- 
sammenhang gegeb«non  Theile  des  Stoffes  in  Liedern  sprechen.  Diese 
können  kaum  andre  Vorgänge  im  Leben  der  Gudrun  und  ihrer  Ver- 
wandten zu  einem  untergeordneten  Ganzen  vereinigt  haben  als  jene, 
welche  MüllenhofF  ihnen  Kugewiesen  hat.  Sie  verhalten  sich  zu  den  Ab- 
schnitten, untergeordneter  Einheiten  noch  niedereren  Grades  als  die 
Lieder,  wie  in  den  Nibelungen  einige  Lieder  zu  deu  Liederb üchero, 
in  welchen  sie  vereinigt  waren.  Aus  einer  bequemen  Praxis  konnte 
sich  ein  Kunstprincip  entwickelt  haben.  — ÄberdieeinzelnonGudrun- 
Ueder  konnten  für  sich  uicht  wol  verstanden  werden ,  da  die  Sage  in 
der  Heimat  dos  Dichters  ziemlich  unbekannt  war:  so  Martin  XXVH. 
Wissen  wir  das  eo  gewiss,  und  musste  der  Dichter,  dem  sie  jedeoiklls 
wol  bekannt  war.  daran  denken? 

Uebrigens  gibt  es  sogar  trotz  der  wahrscheinlichen  Identität 
des  Verfassers  Widersprüche  zwischen  den  MüllenhofT sehen  Liedern, 
s.  zu  1264.  Zwischen  Abschnitt  nnd  Abschnitt  wird  dies  wol  nicht 
vorkommen. 

Fflr  die  Krkenntniss  der  jüngeren  Znsfitze  ist  wichtig  die  poe- 
tische Charakterisierung  der  Interpol atoren  S.  XXXI  nnd  vielfach  in 
den  Anmerkungen.  Aber  die  Müllenhoirsche  Ausscheidung  der 
echten  Bostandtheile  wird  dadurch  kaum  irgendwo  mit  Evidenz 
berichtigt.  Nur  zweifeln  kann  man  hie  nnd  da.  so  z.  B.  1486,  2. 
Es  war  vielleicht  dem  Zweck  der  Ausgabe  angemessen,  die  verschie- 
denen von  Müllcnhoff  angenommenen  Hände  nicht  zn  bezeichnen  und 
in  der  Charakterisierung  nicht  zu   trennen,  aber  hie  nnd  da  wird 


1 


/.  Zacher,  Gennan.  Handbibliothek,  ang.  v.  R.  HeiweL       151 

sogar  der  Anfänger  an  der  Incongruonz  der  interpolierten  Theile  An- 
stoss  nehmen.  So  gleich  im  Anfange,  wenn  Ute  erst  als  Sigeband's 
Matter,  dann  als  desselben  Frau  erscheint,  s.  zn  1, 3,  —  oder  wenn  1142 
die  Anker,  welche  1127  preis  gegeben  worden  waren,  wieder  dasind.  — 
Zn  den  Kriterien  der  ünächtheit  kann  man  kaum  die  Wiederholung 
desselben  Wortes  oder  die  Verwendung  zweier  stammverwandter  in 
derselben  Strofe  rechnen,  wie  das  1356,  4  und  öfters  geschieht. 
Anch  die  echten  Theile  der  Gudrun  sind  reim-  und  wortarm,  noch 
mehr  als  das  Nibelungenlied.  S.  657,  1.  3  rersmähct,  848,  3.  4 
gmach  gemache,  868,  1.  2  ff  unten  giiot,  2.  4  shie  vhule,  sinen 
ttnäen,  1227,  2.  4  äicnent,  1437,  3.  4  von  ir  jutiffeUngcn,  von 
irhiäer  seichen  1479,  4.  1480,  1  edelc  Mniffinne ,  maget  edele. 

Dass  die  Gudrun  in  Steiermark  ontstaudcu,  ist  sehr  wahr- 
scheinlich. Spraclilich  es  beweisen  zu  konneu  wäre  gegenwärtig  wol 
eine  vergebliche  Hoffnung.  Vielleicht  wenn  man  die  deutschon  Ur- 
ktinJcn  von  Steiermark,  Kärnten,  NiedcrGstorreich  bis  in*s  15.  Jahr- 
hundert untersuchte,  dass  sich  dann  für  diese  Läuder  ein  verachie- 
dener  Sprach-  und  Schreibegebrauch  ergäbe ,  den  man  dann  mit 
einiger  Wahrscheinlichkeit  schon  im  13.  Jahrhundort  anuohmen 
könnte.  Nur  wäre  auch  dann  noch  die  Frage,  ob  die  Literatur- 
sprache mit  der  geschäftlichen  oder  der  Prosa  des  gewöhnlichen 
Verkehrs  übereingestimmt  habe.  Die  Gudrun  zeigt  nur  die  bekann- 
ten österreichischen  Formen,  s.  S.  XXXIII.  Was  die  Chronologie  an- 
belangt, so  ist  es  Martin  gelungeu,  dio  gewölmliclie  Annahme  durch 
Hinweis  auf  einige  durch  das  Gedicht  vorausgesetzte  politische  Ver- 
liältnisso  noch  fester  zu  begründen. 

Die  Abhandlung  über  die  Sage  thcilt  die  nöthigen  Thatsachen 
mit.  lieider  scheint  das  Material  an  verschiedenen  Sageuformen 
nicht  auszureichen,  um  eine  Geschichte  der  Gudrunsago  zu  con- 
strniren.  Das  hat  auch  Martin  uicht  vermocht.  Nur  auf  einen 
Panct  möchte  ich  aufmerksam  machen.  Die  Localisieruug  an  der 
ScheMemündung  kann  veranlasst  oder  begünstigt  worden  sein  durch 
den  Ort  Hedensee  Ilcidensee,  in  dem  man  das  Hithinsu  (d.  i.  Hiddon- 
see  bei  Rügen,  s.  Martin  XXXVIII)  der  Siu,'o  von  Hithiuus  und  Hognius 
bei  Saxo  zu  erkeunen  glaubte. 

In  der  Snorra  Edda  ist  bereits  eine  Mischung  der  Motive  zu 
erkennen.  Dass  die  Gefallenen  zu  Stein  werden,  hat  keinen  Sinn, 
»ewn  sie  am  Morgen  wieder  zum  Leben  erweckt  werden. 

Der  Schwerpunct  von  Martinas  Leistungen  für  die  Gudrun  liegt 
■ibor  in  der  Erklärung.  Sie  ist  sehr  eingehend  und  berücksichtigt 
etensowol  die  Sprache  als  das  Sachliche  und  Künstlerische.  Zur 
Vcrgicichung  wurde  natürlich  zunächst  das  Epos  der  deutschen  Hel- 
densage herangezogen,  ausser  dem  Nibelungenlied  erwies  sich  beson- 
ders Biferolf  fruchtbar.  Dio  trefflichen  Aimierkungon  Jänickes  zu 
letzterem  waren  hier  eine  sehr  erwünschte  Vorarbeit.  Das  mnl., 
altu.  und  frz.  sind  mehr  berücksichtigt  als  das  gewöhnlich  zu  ge- 
schehen pflegt  und  zeigen  die  weite  Verbreitung  gewisser  Stilformen, 


152       /.  Zadi€r,  Gennao.  Handbibliothe1[,  ang.  t.  R,  Htmzd. 

oder  die  Aehnlichkeit  der  Innern  Sprachform  bei  verschiedenen  aber 
Terwandten  Völkern. 

Wünsche  und  Bedenken  drängen  sich  natürlich  wie  bei  jeder 
erklärenden  Ausgabe  auch  hier  auf.  Ich  will  nur  einiges  herans- 
gp'eifen.  21,  3  der  si  geicältk  taete  drtzic  knnegc  lant]  lant 
als  apokopierten  gen.  plur.  anzunehmen  ist  bedenklich .  da  so  starke 
Apokopeu  sonst  nicht  vorkommen,  s.  S.  XVI.  Vielleicht  ist  es  eine 
ähnliche  absolute  Constniction  wie  die  zu  208.1.  besprochenen,  deren 
bekanntestes  Muster  das  Waltherische  zicir  ein  fürstc  Stire  und 
Osterrlehe  ist ;  Walther  35,  1.  vgl.  Gudrun  594,  2.  599,  1.  Aller- 
dings sind  es  immer  zwei  durch  und  verbundene  Nomina.  Möglich 
aber ,  dass  auch  ein  blosser  Sprachfehler  vorliegt,  durch  die  Reimart 
veranlasst;  1658.  3  ff.  sollt«  auch  der  Conjunctiv  stehen:  die  ritfer 
des  gedähten  wie  sie  über  sant  ilende  gen  der  schonten  mit  pa- 
nieren  vuoren:  sinwren,  —  53,  2  lacken  wird  hier  wie  220,  4 
nur  Ausdruck  der  Freude  sein.  —  70,  2  Der  Unterschied  in  der  Be- 
griffssphäre zwischen  dem  mhd.  und  nhd.  sorge  ist  nicht  hervorge- 
hoben: dieses  bezieht  sich  nur  auf  die  Zukunft,  jenes  auf  Zukunft 
und  Gegenwart.  —  156,  2  phclle  oh  Uehten  vederen  ist  *Seide  mit 
Pelzwerk  gefüttert'.  —  174,  3  wie  irhiic  er  (König  Sigebant)  des 
liez  des  si  an  in  gerten].  Martin  erklärt,  der  König  hätte  alle  For- 
derungen ,  welche  seine  Amtleute  in  Betreff  des  kommenden  Festes 
an  ihn  gestellt  hätten,  befriedigt.  Das  wäre  doch  zu  undeutlich  aus- 
gedrückt. Unmittelbar  vorher  geht  fif  einem  wUcn  plane  Herbergen 
man  dö  kies  des  riehen  küneges  gesfe.  Diese  werden  unter  jenen 
SI  zu  verstehen  sein.  Die  Darstellung  greift  vor.  — 179, 1  und  1030,4 
sähe  man  lieber  einen  Juristen  citiert  als  Weinhold  und  Frommann.  — 
184,  4  Die  man  gesunde  tccste  die  buhurdierten  vor  den  rrouu'cn 
alle].  Martin  fragt  ob  ein  Kampf  vorausgegangen  sei,  in  dem  einige 
verwundet  worden  wären.  Neiu  :  ^nur  Krankheit  köunte  einen  An- 
wesenden abhalten  am  Turnier  Thcil  zu  nehmen\  —  214,  2.  Man  ver- 
misst  zu  dieser  Stelle  eine  Sammlung  des  in  der  Gudrun  häufigen 
OTTO  xoivov.  Im  Index  fehlt  ein  Hinweis.  Ich  habe  angemerkt 
291,  2.  752,  2.  780.  4.  885,  2.  1024,  2.  1592,  2.  —  239,  4  sollte 
redebaerc  nicht  auch  facundus  heissen  können ,  vgl.  Mhd.  Wb.  2, 
1,  597a,  32.  —  242,  1.  Wate  muss  errathen,  dass  er  um  Hilden  wer- 
ben soll;  ebenso  fehlt  401 ,  4  die  Antwort  auf  die  Frage  nach  dem 
Namen.  —  386,  4  Martin  sagt  für  den  wilden  Hagen  passe  diese  rüh- 
rende Familienscene  nicht,  aber  in  der  echten  Strofe  431  zeigt  er 
sich  freundlich,  ja  beinahe  sentimental. —  453,3(f/f/  schifdiu  wären 
dürkel],  'Es  wird  nicht  ausdrücklich  gesagt,  dass  Wate  die  Schiffe 
Hagens  habe  anbohren  lassen*,  bemerkt  Martin.  Das  ist  wol  auch 
nicht  gemeint:  die  Schiffe  zogen  Wasser,  weil  sie  nicht  zu  einer 
Seefahrt  vorbereitet  waren,  lange  auf  dem  Gestade  gelegen  hatten.  — 
521 ,  4  Friedrich  soll  dasselbe  rieh  enthalten ,  wie  Fähndrich  Gän- 
serich. Abgesehen  von  allem  andern,  warum  schreiben  die  bairi- 
schen  Denkmäler  Friedreich?    Ist  das  ein  Missverständniss   wie  in 


/.  Zacher,  German.  Huidbibliottaek,  ang.  t.  R.  HeinzeL       158 

dem  Namen  Weinhold? — 575,  2  losen  wir,  dasscs  nicht  bekannt  soi, 
dass  bairiscb-^totreichische  Schreiber  in  mhd.  ff  zu  ch  entstellt  hät- 
ten. Aber  ee  verhält  sich  hier  doch  ganz  so  wie  bei  Chriemhilt, 
s.  S.  XLY  Müllenhotr  Zs.  12, 180  ff.,  Weinhold  Bair.  Gram.  §.  180.  - 
803,  4  das  geschadete  stt  in  aller  dar  nach  maneges  werden 
ritters  kinde],  sH  in  alter  kann  wie  Martin  zeigt  nicht  durch  in 
senectute  übersetzt  werden.  Es  wird  heissen  'später  einmal',  s.  Graff  1, 
199  und  besonders  Notkers  Psalter  87,  14,  obwol  die  mhd.  Wörter- 
bficher  diese  Erhaltung  der  ahd.  Phrase  nicht  verzeichnen.  —  810,  3 
h€r::enlich'\  Mst  unorganisch,  da  lieh  sonst  im  hd.  nicht  mit  einem  Casus 
verknüpft  wird,  sondern  mitdemStamm\  Das  ist  incorrect  ausgedrückt. 
—  848,  4  duz  sich  ir  schade  mnosc  nach  ir  gemache  grimmicUche 
wdden^  *eiu  kühner  Ausdruck\  Im  Oesterreicliischen  sagt  man :  *Die 
Gicht  meldet  sich  wieder  an\  —  902, 4  e  das  si  die  scldc  rümen^  selde 
mnss  eine  Stelle  im  Meer  meinen ,  da  von  der  normannischen  Flotte 
die  Rede  ist.  'Eine  höchst  unpassende  Ausdrucksweise'.  Doch  vgl.  die 
ycazzerkilelen  selde  448,  2.  — 1074,  1  suo  dem  sc  soll  Attribut  von 
si  sein :  das  halte  ich  für  unmöglich ;  si  suo  dem  se  kann  nicht 
heissen  'sie,  die  sich  an  der  See  befanden.' — 1109,  1  Man  vermisst 
eine  zusammenfassende  Anmerkung  über  ausgelassene  Partikeln: 
ein  sehr  wichtiges  Capiteldes  intimeren  mhd.  Syntax.  Vgl.  zu  1454,4. 
1470,  3. —  1132,  4.  ich  steuere  tüsent  eide  deich  nimmer  guot  ge- 
wänne,  das  ich  ror  diseme  berge  mit  guoten  winden  Azer  not 
enirunne'].  Die  Bedeutung  des  das  'unter  der  Bedingung  diiss' 
hätte  angegeben  werden  sollen. — 1318,  4.  des  erlachtv  Kudrun  diu 
kfre],  Gudrun  freut  sich,  während  ihre  Frauen,  welche  von  der 
nahenden  Erlösung  nicht-s  wissen,  weinen.  Wie  passt  dazu  die  Xn- 
merknng  von  der  germanischen  altepischen  Schadenfreude?  — 1346, 1 
Der  lufl  ist  so  heiter  so  riche  und  so  breit].  Dieses  breit  hätte  wol 
erklärt  werden  sollen.  —  1518,  2.  noch  suochte  Wntc  der  alte  die 
videricarten  sin] ,  d.  i.  Gerlind.  Eine  persönliche ,  «anders  als  in 
den  erzählten  Vorgängen  dosGodichtes  begründete  Feindschaft  braucht 
Wate  nicht  gegen  Gerlind  gehegt  zu  haben,  wie  Martin  aus  dem 
Ausdruck  widervcarten  sin  schliesscn  will. — 1G78  und  1G79  ist  eine 
gute  Illustration  zu  der  bekannten  Stelle  in  Walther  84,  14.  Ilart- 
mu(»t  ist  in  der  Fremde  uud  bekommt  von  seinem  Wirthe  das  nothigc 
Gut  zum  Verschenken  an  die  Fahrenden. 

Die  Anmerkungen  stehen  nicht  immer  dort,  wo  die  besprochene 
Ersclieinung  zuerst  vorkommt.  So  wäre  die  bos(mdero  Bedeutung 
vvn  künnv,  über  welche  563,  2  gehandelt  wii-d ,  schon  bei  247,  4 
ZQ  besprechen  gewesen ,  die  Anmerkung  zu  554 ,  4  könnte  schon 
460,  2  stehen,  die  zu  618.  4  schon  247,  2. 

Der  Text  wird ,  wie  sich  das  bei  der  so  ungünstigen  Ueber- 
lieferung  von  selbst  versteht,  noch  lange  die  Kritiker  beschäftigen. 
Manches  wird  wid  immer  disputabel  bleiben ,  besonders  da  man  es 
Bit  mindestens  drei  dichterischen  Individualitäten  zu  thun  hat. 
Martin  bat  schon  in  den  'Bemerkungen'  (Halle  1867)  mehreres  für 


-     -  ■■  ■  .    '       _:  .-::;  -•■■rar.uäst  Besse- 

■    ■  •    ■      ; ::      .  "r.jzii   ::    r^vrzen.      r-.'li 

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•  *  ■•'     '-      ■'  /  '  ■•/.    ■  w    "«   //    r'fffft .  f'c  frfts 

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'■■     ■•■'    '■      *  •'"    :-^»-       -    ■--.--■.r  .»i!    -riviäi'.    -vipl  oiuiirer- 

'.'^  *^    ■     *':^':      ■■:■       •   •      •'.'.■  .>■<-.  — '-1.  t    r  hft'^  Hfich 

.t'ff  .■,■.•■  ■'•n-     .•■/..  ■•  »j   '.  •-      ^' I.  §i.  r -.  V  .    i*'i.*Hana<i;hrift 

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tf.     !//•/      <i'VA    '/'/,.    .'//..•       r'    ■  r  77t.    i      '     ••'•      '"/•    ''dth"    Kfldt'Xn 

fin'h       //"//.     tf»ntfi     .f.f    ..-/./, .///'y  i':.-    ,■■*/  r;,  ,•»».;.  1     AMr'iül    Dlchl    lldCll 

r  f  i.   I..  ri«fiii-    r.i- r   «irr,   .ij.--  fn^^rrp  ".iKt.it  n .  v-pw...!  ii:h  uiolit  weui, 
.».    if  /  i'h'r,    1,  r  Ff  iri/l^ri,rifr;  von   -lern  Herausgeber   vervrerthet 


J.  Zauber,  Gennaii.  Handbibliothek,  ang.  ▼.  TL,  Ileimel.       155 

handschhftliclier  Schreibuiifr  vreUrhai  rroltchen?—  854, 3.4i;/awr- 
^f  w  der  selten  truoc  durch  die  gotes  ere  daz  criuze :  des  engclten 
muosen  die  iU  Ormanie**)  scre].  So  weit  braucht  man  nicht  von 
der  Handschrift  abzuweichen.  Sie  hai  manegen  der  das  ereutzr 
trüge  seifen  durch  die  gotes  ere  an  seinen  claiden  des  mucsten 
tntgelten  die  heldu  aus  Ormanie  sere.  Ich  lese :  manegm  der  das 
criuse  truoc  selthi  durch  gotes  ere.  des  muostcn  entgelten  die 
helde  üs  Ormanie  sere.  —  875,4  des  tages  vrunite  er  sweisie  ma- 
nege  hrünnr  schtn^  warum  manege  statt  des  handschriftlichen  mn- 
neger?  —  884,  1  T)ie  von  den  Stürmen  rächen  d/)  des  küneges  töf] 
ät'»  fehlt  in  der  Handschrift.  Nach  Einleitung  S.  XI  ist  es  aber  auch 
nicht  nothwendig.  —  959 ,  3  e  ich  llartmuoten  naeme ,  ich  wolle  c 
resen  tot,  im  emcaere  es  von  dem  rater  gestallt  das  er  mich  solle 
minnen,  den  11p  ml  ich  Verliesen .  e  ich  in  sc  rriunde  welle  gwin- 
nen.]  Es  empfiehlt  sich  waere  für  emcaere  zu  lesen  und  zu  erklären 
*  selbst  wenn  er  mir  ebenbürtig  wäre,  so  wollte  ich  doch  eher 
sterben  als  sein  Weib  werden.'  Vgl.  G18,  4  ob  es  diu  magct  nü 
Uiete,  es  was  dem  künee  Iletelen  nicht  sc  muote,  247,  2  ob  miehs 
des  kiinee  erliese^  so  wolle  ich  nicht  he  warn  ^  ich  cn  wolle,  8  Gl,  4 
ob  sis  nü  gerne  taeten,  so  mochte  den  schaden  nieman  wöl  cnwen- 
flen.  Ohne  ob  in  iudirecter  Rede  1025,  1  d/i  riefen  sine  rriunde, 
*•£  liep  oder  Int  shier  muoter  waere ,  das  er  die  schoene  meit  in 
:^inen  willen  hraehte.  —  1168,  2  d6  wolle  si  niht  getrouwen  das 
immer  alsam  der  wilde  rogel  wurde  das  er  reden  künde]  für 
alsam  hat  die  Handschrift  allesam.  Martin  beruft  sich  für  seine 
Auffassung  auf  567 ,  2  sam  was  sH  ir  liebe  das  er  die  irerli  alle 
rerkürr  durch  si  eine,  aber  liier  hat  der  von  sam  abhängige  Conse- 
cutivsatz  ein  andres  Subject  als  jenes,  zu  wolchom  satn  praediciert 
Tinl.  Es  wird  heissen  alse  sam.  —  1258,  4  sult  ir  werden  künighi, 
ihs  IM  man  iueh  übele  geniesen]  sagt  Ortwiu  zu  Gudrun,  irnuiit- 
telhar  vnrlior  setzt  er  voraus ,  dass  sie  Hartmut  Kinder  geborou  liat. 
Ortwin  hat  keinen  Grund  zu  vormuthon,  dass  Hartmut  Gudi-un  nicht 
sr*fheiratet,  nur  als  Kebsweib  gehalten  habe.  Ebensowenig  sieht  man 
wie  sie,  wenn  dem  so  wäre,  doch  noch  Aussicht  hätte  Konigin  zu 
werden.  Die  Handschrift  hat  sult  ir  ymmer  werden  kuniginne. 
Ich  vennuthe  Sit  ir  ein  werdiu  ki'nngh},  oder  ohne  ein,  s.  1561,  1. 
-■  1263.  4  wnn  wil  du  mich  läsen ^  oder  wes  soll  ich  mich  armer 
r^iiie  trofsten';']  Die  Handschrift  hat  wem  last  du  mich.  Das  erfordert 
•l<»rh  keine  so  starke  Aenderung.  —  1309,  4  swar  si  dicke  snehen, 
T  tnnhte  ein  trürec  herse  rreude  Ivren].  Die  Handschrift  hat  wohin 
*/  dicke  sähe.  Das  könnte  auch  ein  swer  si  dicke  saehe  voraussetzen. 
—  1G52,  4  er^  derjenige,  welcher  Herwigs  Schwester  bringen  sollte, 
müestf  es  hnn  arbeit,  e  ich  irnun  geleite  dar  sa^ulc.  Die  Erklärung 
Martins  ist  sehr  gezwungen :  'er  würde  damit  nicht  zu  Stande  kommen, 

•>  Schcrer  tbcilt  mir  mit.  dass  analog  dem  Orm.inic   für  Norinanic, 
auch  Iffland  für  Nivland  Livland  vorkomme. 


t 

m 


156  K  Martin,  FergiUf  ftng«  ▼•  -B.  Heinzeh 

wenn  ich  sie  nicht  selbst  durch  Boten  dazu  aufforderte/  Vorher  besteht 
die  Schwierigkeit  nur  in  der  weiten  Reise :  auch  wenn  man  sich  beeilte 
würde  man  zwölf  Tage  brauchen.  Man  erwartet  ein  Mittel  die  lange 
Reise  abzukürzen :  ich  lese  gakide  statt  geleite.  Dieses  Schiff  er- 
scheint 1657.  Die  Boten  machen  den  Weg  zu  Herwig*s  Schwester 
zu  Lande,  den  Rückweg  aber  zur  See.  Als  sie  von  der  seeländischen 
Burg  zum  Gestade  kommen,  finden  sie  eicogaleide  und  zxccnc  hoc- 
ken. Sie  wählen  daraus  einen  kocken  und  eilen  nach  Mat«lane. 
Das  ißt  allerdings  nicht  ganz  genau.  Aber  es  ist  doch  möglich, 
dass  Herwig  erst  ein  Schiff  vorspricht  und  dann  vier  zur  Auswahl  schickt. 
Druckfehler  habe  ich  bemerkt:  XVII  Zeile  3  v.  u.  'Hebung  zu 
Senkung'  statt  ^Senkung  zu  Hebung',  zu  284,  1  fingunt  siatt  figunt, 
304,  1  hove  statt  höre,  zu  379,  4  mUid  statt  rantui,  764,  4  in 
statt  in,  gegenüber  781,  4. 

Wien,  27.  August  1872.  Richard  Hoinzel. 


Fergus,  Roman  von  Guillaume  le  Giere,  herausgegeben  von 

Ernst  Martin.    Halle,  Verlag  der  Bnchhandlung  des  Waisen- 
hauses, 1872. 

Es  ist  eines  der  wenigen  bekannton  Gedichte  der  französischen 
Kuustepik,  welches  uns  hier  in  einer  sorgfältigen  Ausgabe  mit  Ein- 
leitung, Lesarten  und  Noten  ausgestattet  vorliegt.  Aber  keineswegs 
ein  uninteressantes  Werk.  Es  stammt  wol  aus  guter  Zeit,  aus  der 
ersten  Hälfte  des  13.  Jahrhunderts,  es  lehnt  sich  an  bekannte 
Muster  an,  doch  so,  dass  die  eigenartige  Pei*sönlichkeit  des  Dichters 
noch  immer  deutlich  erkennbar  bleibt,  und  es  galt  seinem  Publicum 
jedenfalls  für  nicht  werthlos,  da  es  in's  Niederländische  übertragen 
wurde.  Letzterer  Umstand  allein  würde  genügen,  diesem  Roman 
geschichtliche  Wichtigkeit  beizulegen. 

£s  ist  schon  lange  bekannt,  dass  der  Anfang  der  Erzählung 
von  Fei*gus  ganz  nach  dem  Muster  von  Parzifals  Jugendgeschichto 
erfunden  ist.  Da  auch  in  der  Form  Nachahmung  des  Chrestion  de 
Troyes  unverkennbar  ist,  so  hat  Martin  geradezu  den  Percheval  le 
Gallois  für  die  Quelle  uusres  Dichtei-s  erklärt.    S.  XVII  f. 

Aber  nur  bis  zu  dem  Besuche  auf  Schloss  Lidel  geht  die 
Aehnlichkeit.  Was  Martin  von  da  ab  an  Uebcreinstimmungeu  auf- 
führt ,  ist  zu  allgemein  oder  findet  sich  auch  in  andern  bekannten 
Romanen.  Aber  sicher  hat  auch  der  Löwenritter  dem  Dichter  des 
Fei-gus  wiederholt  vorgescliwebt ,  s.  Martin  S.  XVIII.  —  S.  XIX 
sagt  Martin,  Guillaume  zeige  sich  auch  mit  Tristan  bekannt.  Das 
ist  uiizwcifelhaft,  aber  das  Citat  114,  22  würde  nur  Bekanntschaft 
mit  der  Sage  beweisen.  Die  war  Gemeingut,  während  viel  dafür 
spricht,  dass  Guillaume  die  erhaltene,  unter  den  Namen  Thomas  und 
Berox  gehende  Tristaugedichte  kannte.  Zwei  sehr  ins  Gehör  fallende 
stilistische  Formen  im    Fergus  haben  ihre  Analogie  bei  Thomas: 


£  Martin^  Fergns,  ang.  ▼.  22.  Heingd.  157 

die  Wiederholung  uud  Kritik  eines  Ausdrncks,  welcher  dem  in 
Affect  Sprechenden  entschlüpft,  z.  B.  49,  31  Galionens  Monolosr: 
Ohi.  FerguSf  bei  amis  chier!  Amis?  fole  que  ai  je  dit!  usw. 
50.  30  Mes  pere  me  reut  marier  Ä  un  roi,  qui  richrs  hom  est 
Et  plus  hiel.  espoir,  que  eis  n'esL  Plus  biel?  or  ai  ge  dit  foUc 
usw.  51, 1  Jamais  ne  m'aimeroit,  je  cuit.  Amer?  fte  taut  ne  quant 
M  m'aimme;  vgl.  Thomas  Zs.  14,  378,  —  und  die  Manier,  einen 
eben  ausgesprochenen  Satz  dadurch  zu  begründen ,  dass  man  ihn 
hypothetisch  negiert,  woraus  sich  ein  anerkannt  unrichtiger  Folge- 
satz ergibt,  so  24,  3  H  me  connissoient  violt  pou,  sagt  Fergus  von 
den  Baubem.  Se  il  auques  me  comirussent,  Ja  envrrs  moi  tarne 
ne  fuissent;  vgl.  Thomas  Zs.,  14,  372.  An  eine  Scone  in  Berox' 
Gedicht  aber  scheint  Guillaumc  gedacht  zu  haben ,  wenn  or  schil- 
dert, wie  die  Heldin  sich  zum  Sprunge  vom  Thui*mo  vorbereitet:  155, 
31  Entor  li  esiraint  durement  Scs  draSy  qu'ele  vcut  vraiemcnt 
Que  li  rcns  ne  s*i  enhatist  Ne  que  il  le  contretenist,  vgl.  Berox 
in  Michels  Tristan  1,  V.  950  ff.  —  Auch  die  so  ausführliche  Bo- 
schreibung der  Hirschjagd  wird  im  französischen  Tristangedichte 
ihr  Vorbild  gehabt  haben ;  Gottfried  und  der  englische  Sir  Tristrem 
veisen  darauf  hin.  —  Denkbar  wäre  es  aber,  dass  Chrostion  seinem 
Tristan  das  Werk  des  Thomas  uud  die  dem  Borox  zugeschriebenen 
Gedichte  zu  Grunde  gelegt  und  sich  nicht  nur  im  Stoffe  sehr  nahe 
ao  seine  Vorlage  gehalten,  sondern  auch  die  rhetorischen  Künste 
des  Thomas  nachgeahmt  habe.  Die  corrigierende  Wiederholung  hat 
er  auch  sonst,  s.  Martin  XVIII.  Es  wäre  dies  ein  ähnliches  Vcr- 
haltniss,  wie  wir  es  zwischen  Percheval  le  Gallois  und  der  Vorlage 
des  Wolfram'schen  Parzifal  annehmen  müssen.  Guillaumes  dich- 
terisches Vermögen  würde  dadnrch  in  noch  grösserem  Umfange  auf 
die  Schule  Chrestiens  zurückgeführt,  als  dies  aus  den  Aufstellungen 
Martins  S.  XVIII  hervorgeht. 

Aber  des  Eigenthumlichen  bleibt  noch  immer  genug.  So  naiv 
nun  der  Dichter  oft  erscheint,  so  ist  sein  Verfahren  doch  nicht 
onbewusst.  Er  will  seinen  Stoff  verschöneni ,  s.  28,  37  Des  mes 
H€  ros  quer  faire  fable.  Er  lehnt  also  die  Beschreibung  des  Diners 
ab,  we  oft  137,  23,  vgl.  106,  16.  110,  30.  168,  16.  Ascs  orent 
a  lor  voloir.  S'or  volare  dire  Ic  voir  De  lor  mes,  con  faire  saroic, 
Ma  materf  en  alongeroie  Et  Vovre  en  poroie  enpirier.  Por  ce 
fte  j»V«  vel  travillier,  Car  au  mius  dire  rel  pencr^  Sc  je  m\m 
yuis  aporpenser,  Ne  n'estudie  a  pior  metrc.  Es  ist  dies  das  be- 
kannte Princip  der  französischen  Kunstdichter,  gegen  welches  Waco 
eifert.  Und  indem  Guillaume  seine  Kunst  nicht  an  Beschreibung 
der  Tafelherrlichkeiten  verschwenden  will,  bringt  er  in  der  That 
seine  Knnstregel  zur  Ausführung. 

In  der  angezogenen  Stelle  handelt  der  Dichter  von  seinem 
Verhältnisse  zu  einem  vorhandenen  Stoff.  Nach  42,  11  könnte  man 
eine  mündliche  Erzählung  als  Quelle  vormuthen :  Aisi  com  il  m'est 
aeonte^  aber  110,  34  spricht  er  geradezu  von  einer  schriftlichen 


158  E.  Martin,  Fergus,  ang.  v.  J2.  HeinzeL 

ViTlage .  die  wol  ein  Werk  der  schönen  Literatur ,  prosaisch  oder 
in  Versen  gewesen  sein  musä ,  wenn  sie  eingehend  über  die  Schön- 
heit des  Schildes  berichtete.  Martin  verdächtigt  S.  XYII  diese  Be- 
rufung, weil  keine  Sage  von  Fergus  bekannt  sei  und  weil  der  Stoff 
mit  dem  Tvpus  Chrestienscher  Werke  grosse  Aehnlichkeit  zeige. 
Man  kOnute  hinzufügen ,  es  sei  unwahrscheinlich ,  dass  die  Volks- 
sage ,  welche  noch  einige  Zeit  vor  Entstehung  unsres  Gedichts  im 
ersten  Viertel  >{es  13.  Jahihu^iderts  sich  gebildet  haben  müsste, 
den  um  das  Jahr  1101  gestorbenen  Clanshäuptling  Fergus  zu  einem 
Hauornsohu  gemacht  habe.  In  der  Anlehnung  an  die  Peredus-  oder 
Tarzitalsage  war  kein  Aulass  dazu.  Aber  einmal  ist  es  misslioh, 
Gr.illaumo  geradezu  der  Lüge  zu  zeihen,  während  wir  doch  den  Be- 
hauptungen andrer  Kunstdichter  aus  der  Blüthezeit  über  die  Xatur 
ihrer  Quellen  Glauben  schenken,  und  dann  —  wer  zwingt  uns  denn 
in  dieser  schriftlichen  Vorlasre  Guillaume^  eine  lateinische  oder  in 
einer  celtischeu  Laudessprache  abgetasste,  natürlich  als  historisch 
geltende  Aulzeichnuug  der  bretonischen  oder  galischen  Volkssage' 
zu  sehen.  Kanu  nicht  ein  älterer  Kuust«lichter  dem  hochländischen 
Fürsten  die  vorliegende  Fabel  angedichtet  haben:  —  in  einer  fran- 
zösischen Epopöe  oder  einem  lateinischen  Romane?*)  Im  orstoi-en 
Falle  hätten  wir  in  unserm  Fergus  nur  eine  Ueberarbeitung  eines 
altern  Werkes  wie  in  Chrestiens  Percheval  und  in  der  gedruckten 
Ausgabe  des  Chevalier  au  Lion. 

Für  diese  Annahme  sprechen  einige  nachträgliche  Motiviruugen, 
die  elHMiso  von  des  Dichters  künstlerischer  Einsicht  als  Unge- 
schicklichkeit zeugen:  15G,  M  Et  >'t'  aucuns  iw'r/4  npremloit  Por 
ivi  Sf  Viibahic  v:itüit  La  pucelc  dt  cii  isku,  Quiwt  autrc  fois  Vavoit 
Vi'u  Au6$i  ihr  vt  aus6i  /u/dsri///.  Je  li  MOi>U'rou'  bricmant  (Tofi^ 
ques  mais  iru  nc  Vavoit  En  la  biaute  u  il  estoit,  Co  est  la 
rerite  pivnr  Quv  cn  heh  mathtce  Avoit  un  pdit  roustlie.  S'cn 
l'u  /'(^st•M^•  un  pou  mouillir  Et  li  iOlaus  toi  a  droit  uriFiee  ses  rais 
efi  la  paihturv  Et  rcsplcmlist  et  reflamboie.  Aehnlich  9,  .*J7.  11,  23. 
172,  17.  liei  eigener  Erfindung  sollte  man  meinen  hätte  hier  der 
Dichter  »loch  die  Erklärung  der  Thatsachen  in  die  Darstellung  verwobeu. 
Dazu  kommt  noch  ein  Umstand.  Die  geographischen  Angaben 
unsres  Gedichtes  sind  sehr  genau,  s.  9,  17.  110,  12.  118,  8. 
Wenn  von  dem  Berge  in  la  Nuquetran .  Grafschaft  Roxburgh ,  also 
wol  ein  Gipfel  dos  Cheviotgebirges,  gesagt  wird,  mau  sehe  von  da 
das  irische  Meer  ,  England  und  Cornwallis ,  so  ist  das  wol  nur  eine 

*)  C  Hoffmann  würde  einen  französisehep  Prosaronian  vennuthen, 
s.  .Sitzungsberichte  der  Muiiohner  Akademie  lb7ü  S.  51.  Aber  die 
dabclbät  vurgetragene  Hyi)Otheäe  scheint  höchst  bedenklich.  Die 
Conipositii^n  und  die  Darstellung  des  prosaischen  Laucelut  und 
Tristan  hträuhen  sich  entschieden  gegen  den  Versuch,  aus  diesen 
Kouianen  die  Kpopö«;n  abzuleiten.  Aber  es  müssto  viel  Licht  auf 
die  Kntstehuiifcsf^cschichtc  des  französischen  Kunst4>i)08  werfen, 
wenn  Jemand  MoffuiauD*s  Theorie  durch  eingehende  Untersuchung 
widorlegen  wollte. 


E.  Martin,  Texgns,  ang.  ▼.  £.  Heingd.  159 

poetische  üebertreibung  einer  umfassenden  Aussicht.  Aber  (Lis  iat 
allerdiu&rs  unmöglich,  dass  Artus  in  Karadigan  iu  Southwalos  Hof 
hält,  1.  2,  die  Hofjagd  auf  den  weissen  Hirsch  aber  in  der  Grafschaft 
Cumberland  und  in  Schottland  vor  sich  geht.  Der  Hirsch  wird  gohotzt 
Tor  Goriinde,  hs  Cardueh  d.  i.  Carlisle  in  Cumberland  2,  19  über 
Gedeorde  4 ,  35  in  der  schottischen  Grafschaft  fioxburgh,  Lande- 
more  6,  4  d.  i.  Lammermoor,  den  Wald  von  Glasgow  6,  7,  Aroie  G, 
10.  d.  i.  Ayrshire.  Südwestschuttlaud  bis  nach  Ingeval  (»,  K»,  dem 
aus  W.  Scott  bekannten  Gallowav.  Dort  in  der  Nähe,  hart  am 
irischen  Meere,  ist  Soumilluit  ansässig  9.  16.  Es  ist  ein  gewal- 
tiger Bogen,  über  den  nur  ein  Poet  eine  llirschjagd  ausdehnen 
wird .  aber  es  ist.  die  wunderbare  Schnelligkeit  des  Hirsches  und 
Parzifals  zugegeben ,  eine  aiischauliche  und  verständliche  Beschrei- 
bung. Ganz  unpoetisch  ist  es  aber .  die  ungelicure  Eutferiunig 
ron  der  königlichen  Besideuz  gar  nicht  in  die  Erscheinung  tre- 
ten zu  lassen,  gar  nicht  eine  Kei.<e  durch  halb  England,  von 
Wales  nach  Schottland,  zu  erwähnen,  welche  der  ganze  Hof  doch 
machen  musste.  bevor  er  auf  dem  Schauplatz  der  Jagd  ankam. — Nach 
der  Ja?d  kehrt  Ai*tus  nach  Wales  zurück  und  hält  in  Carduel  Hof, 
wo  sich  ihm  Fergus  vorstellt,  9,  12.  19.  3.  20.  Aber  wieder 
kein  Wort  von  der  Reise:  Puls  chcvauccnt  delirremcut  vers  (■«»*- 
doil  Sans  arcstemcni  9,  12.  Von  Fergus  hei^^st  es  allerdings; 
Tant  cerauche  par  ses  Jonices  Par  montaingncs  ei  pur  rallccs  Qne 
il  rint  a  Carduel  cn  Gallcs.  Aber  doch  ist  er  iu  einer  Tagereise 
wieder  in  Cumberland  41,  21  ff.  am  Liddle.  Diese  Widersprüche 
erklären  sich ,  wenn  man  annimmt,  in  Guilluumes  Vorlage  habe  als 
XTiü>  beständiger  Wohnsitz  nicht  das  wales'sche  Carduel,  sondern 
iii>  cumberlauil'sche,  die  Stadt  Carlisle,  gegolten,  die  auch  in  unserm 
Gedichte  vorkommt  2,  19,  —  der  Wald  Goriende  wird  durch  die  Nähe 
dieses  Carduel  bestimmt,  —  Giiillaume  habe  aber  andern  richtigeren 
Traditionen  folgend  Artus'  Hof  nach  Wales  zurückversetzt  und  ihn 
dort  in  zwei  von  der  Sage  bezeugten  Köuigssitzen  in  Karadigan,  s. 
L  B.  Chrcstiens  Erec  1025 ,  und  iu  Carduel  residieren  lassen :  s. 
CLevalier  au  lion  v.  7  a  Carduel  tu  Galcs,  Lancelot  Jonckbloet  2, 
LXI,  Iluchat  „Ueker  einen  bisher  unbekannten  Percheval"  S.  17.'J. 
Die  Cuvereinbarkeit  der  örtlichen  Angaben  Guillaumes  sind  uns  ein 
Zeugniss  für  die  Treue,  mit  welcher  er  den  missverstandenon  Worten 
^«ner  Vorlage  folgte. 

Allerdings  verlieren  wir  durch  diese  Voraussetzung  beinahe 
jetif  Berechtigung,  über  Guillaumes  Erfindungsgabe,  Compositions- 
weise,  iioetische  Ookonomie  zu  urtlioilen  und  srin  Verdienst  von 
dem  seines  Vt»rgängers  zu  s<indern.  Die  Ablehnungen  ausführliith«')* 
BeM^hreibungen  jedoch  k«)mmen  Guillaumes  Kunstverständniss  zu 
Gute,  wi«'  aus  der  citierteu  Stelle  hervorgeht.  Aber  wer  li:it  Aron- 
deleus  ßeise  erfunden  V  Das  ist  in  der  That  eine  gesrhicktc  Wen- 
dung. Galiene  ist  auf  ihrer  Bui-g  eingeschlossen  und  muss  binnen 
acht  Ti4(<»u  einen  Kiimpt'cr  stolleii,  der  ihre  Sache  gegen  zwei  K'itter 


L 


160  E.  Martinf  Fergus,  ang.  r.  E.  HekucL 

aus  der  Zahl  ihrer  Feinde  vertheidigen  solle.  Der  Bitter  wird  natür- 
lich Fergus  sein,  der  in  der  Nähe  weilt,  zugleich  muss  Fergns  aber 
zur  Tafelrunde  zurückgebracht  werden,  welche  den  verkannten  Hel- 
den schmerzlich  vcrmisst.  Nun  weiss  aber  Fergus  nicht,  dass  Galicne 
ihn  noch  liebt,  und  der  Hof  des  Königs  Artus  mit  seiner  Tafel- 
runde ist  dem  Leser  über  den  Abenteuern  des  Helden  beinahe  ganz 
aus  dem  Gesicht  gekommen.  Durch  die  Heise  Arondelens,  welche 
sich  natürlich  zunächst  an  den  Hof  König  Artus  wendet,  um  einen 
Kämpfer  für  ihre  Herrin  zu  erlangen,  wird  sowol  die  Aufmerksam- 
keit des  Lesers  wieder  der  zweiten  Handlung  des  Gedichtes  zuge- 
wendet, der  Erwerbung  Fergus'  für  die  Tafelrunde,  und  Fergus  er- 
hält Nachricht  über  die  dauernde  Liebe  Galienens  und  wird  dadurch 
zu  entscheidenden  Thaten  aufgemuntert.  Allerdings  andres  ist  gerade 
hier  wieder  unklar.  Aroudelo  spricht  145,  4  die  Absicht  aus,  den 
Bitter  mit  dem  schönen  Schilde,  das  ist  Fergus ,  zum  Kampfe  för 
das  Becht  ihrer  Herrin  aufzufordern.  Aber  sie  thut  es  nicht.  Und 
als  sie  zu  Fergus  kommt,  ohne  ihn  zu  erkennen,  da  begreift  man 
weder  warum  sie,  deren  HofTnuugen  in  Betreff  der  Tafelrunde  eben 
getäuscht  worden  waren,  nicht  ihren  unbekannten  aber  jedenfalls 
streitbaren  (150,  2)  Wirth  bittot,  Galionen  beizustehen,  noch  wa- 
rum Fergus  sich  ihr  nicht  zu  erkennen  gibt. 

Auch  solche  Kunstfehler  erklären  sich  loicht  unter  der  Vorans- 
sotzung  einer  schriftlichen  Vorlage.  Sie  sind  nicht  vereinzelt.  Dass 
Gallone  Princessin  von  Lodlan  ist,  muss  der  Leser  fast  errathen. 

Zwei  Widersprüche  scheinen  auf  den  ersten  Blick  zu  weitem 
Vermuthungen  über  die  Natur  der  Quelle  zu  ermächtigen.  115,  4 
heisst  es,  dass  neun  Stufen  zu  dem  schönen  Schilde  und  dem  Baume, 
unter  welchem  die  Schlange  liegt,  hinaufführen.  Einige  Verse  später 
115,  18  steigt  Fergus  zehn  Stufen  hinauf.  Aber  nur  die  zweite  Zahl 
steht  im  Beim,  die  erste  allerdings  in  beiden  Handschriften  gleich, 
kann  ein  alter  Fehler  sein ,  wenn  nicht  eine  Erkläioing  der  abwei- 
chenden Zahlen  möglich  wäre.  115,  1  ff.  schreibt  Martin  llueques 
—  d.  i.  en  un  praiel  —  li  hons  cscus  pent  De  desus  un  piler  de 
marbrc.  Elucc  est  la  guirre  sos  Varbre.  31oU  hien  taillies  a 
noef  dcgrcs  Bien  halt  a  ordne  compasscs.  Diese  abgerissene  Dar- 
stellungsweise wird  bedeutend  verbessert,  wenn  man  mit  Hilfe  der 
Handschrift  A  schreibt:  lUucques  li  hons  escus  pent  De  desus  un 
piler  de  marhre,  —  la  se  siet  li  scrpens  sos  Varbre,  —  bien  en* 
taillie  a  noef  dcgrcs,  Jlalts,  a  ordcne  compasscs.  Dann  ist  es  aber 
auch  ganz  richtig,  dass  um  aus  einer  schiefen  Ebene  eine  Stiege 
von  zehn  Stufen  zu  machen ,  neun  nicht  zehn  Stufen  eingohauen 
werden  müssen.  Allerdings  ist  mir  sonst  kein  Beispiel  einer  so 
technischen  genauen  Darstellung  bekannt.  Aber  s.  Martin  zu  Gu- 
di-nn  1022,  1.  —  Der  andre  Widerspruch,  der  mir  aufgefallen,  ist 
die  rohe  Drohung  des  gut  gezeichneten  Hitzkopfs  Arthofilans ,  der 
König  werde  Galienen  nicht  heiraten ,  sondern  den  Knechten  preis* 
geben  141,  8,  während  aus  149,  28.  152,  29.   158,  35  immer 


i 


£  Martin^  Fer^us,  ang.  ▼.  JB.  Hemid.  101 

nur  Yon  einer  Nöthignng  znr  Heirat  mit  dem  Könige  die  Bede  ist. 
Man  könnte  Tennuthen,  dass  in  der  Vorlage  deutlicher  als  in  Guil- 
laumes  Gedicht  Arthofilaus'  Worte  nur  als  eine  übermüthige,  auf 
eigene  Gefahr  hin  gewagte  Einschüchterung  Galienens  gelten  sollten. 
Aber  da  die  Verse,  welche  die  Drohung  enthalten,  sich  leicht  aus- 
scheiden lassen ,  werden  sie  wol  interpoliert  sein,  s.  unten. 

Zeichen  von  künstlerischer  Absicht  scheint  mir  noch  die  Drei- 
xahl  der  Abenteuer  zu  sein,  welche  Fergus  vor  seinem  Wahnsinn 
nach  Besiegung  des  schwarzen  Bitters  und  der  Nachricht  von  Ga- 
lienens Flucht  besteht:  der  Bitter  mit  dem  Zwerg,  der  Bäuber  an 
der  Brücke,  die  fünfzehn  Baubritter. 

Aber  gegen  die  poetische  Oekonomie  Verstössen  Guillaume  oder 
sein  Vorbild  sehr  häafig.  Die  Ausführlichkeit  oder  Gedrängtheit 
der  Darstellung  steht  in  keinem  Verhältnisse  zu  der  Wichtigkeit  der 
beschriebeneu  Vorgänge  für  den  Aufbau  der  ganzen  Fabel.  Die  Er- 
zählung von  der  Hirschjagd  im  Anfang  und  von  Perchevals  Bethei- 
ligong  daran  ist  recht  hübsch,  aber  die  ausführliche  Behandlung 
ist  unpassend,  da  sie  nur  dazu  dienen  soll,  Fergus  den  Anblick 
bewaffneter  Bitter  zu  verschaffen,  -  und  verfühi-t  obendrein  zu  der 
Torstellung,  als  solle  Percheval  Held  des  Bomans  werden. 

Unmotiviert  kurz  ist  wieder  die  Erzählung  von  Fergus*  zwei- 
tem Kampfe  mit  dem  schwarzen  Bitter  zum  Schlüsse  des  Gedichts 
179,19. —  DiePiincipiender  Darstellung  sind  nicht  fest.  Diners  will 
Goillaume  nicht  beschreiben  28,  37.  137,  23,  den  schönen  Schild  auch 
nicht  1 10, 30,  auch  die  schottischen  Ortschaften  will  er  nicht  aufzählen, 
welche  Fergus  passiert  habe  106  ,  16:  die  Stationen  der  Hirsch- 
jagd aber  waren  uns  nicht  geschenkt  worden  und  die  Einrichtung 
TOB  Fergus  Sclilafz immer  beim  königlichen  Kämmerer  ei-fahrt  eine 
begeisterte  Schilderung ,  ohne  dass  daselbst  etwas  Besonderes  vor- 
gienge  33,  24.  —  Dagegen  zeugt  es  von  künstlerischer  Absicht,  wenn 
die  Beschreibung  von  Fergus*  Erscheinung  bis  zu  seinem  Zusammen- 
treffen mit  Galienen  verschoben  wird  45,  9 ;  35 ,  9  war  ganz  allge- 
Hiein  gehalten.  Ebenso  wird  der  blendende  Glanz  des  Schildes,  den 
Goillaume  Anfangs  nicht  schildern  will  110,  30,  des  längeren  be- 
sprochen in  der  effectvolleu  Scenc,  als  Galiene  sich  vom  Thurm 
stürzen  will  und  Fergus  plötzlich  aus  dem  W^alde  hervorreitet ,  der 
Ton  den  Strahlen  des  Schildes  in  Flammen  zu  stehen  scheint. — Seelen- 
zostände  werden  so  wol  geschildert  als  durch  Monologe  dargethan  49, 
23.  153,  5.  Auch  die  Gesinnungen  der  grossen  Masse  erfährt  der 
Leser  durch  ein  anonymes  Gespräch  174,  7. 

Wir  wissen,  dass  Guillaume  auch  in  den  rhetorischen  Mitteln 
ein  Nachahmer  Chrestions  ist.  Einen  Theil  seiner  besten  Wir- 
kungen erzielt  er  aber  doch  durch  ein  natürliches  Talent  für  dra- 
itische,  oft  humoristische  Darste  11  ungs weise,  in  welcher  er  selbst 
Partei  nimmt  für  und  gegen  die  Personen  seiner  Dichtung  durch 
lebendigen  charakterisierenden  Dialog,  sowie  durch  eiDO  naive  Ver- 
tnudichkeit  dem  Leser  gegenüber. 

MlNkrlll  f.  d.  6«urr.  Qymii.  1873.  II.  a.  m.  Htft.  1 1 


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^"----   —1    .1    _  r«  ~   _-.^"  -1  i-T-sr-i  ki'iinfi 

-IL-  L:^   .-•_■.    :.....*.  >:*   '            ..r    *  ^,\  T..Ll'jfnst- 

■^7 "  •*      ~—-.*  ■  ■-— ■^  *.  !•  »i  T  ■-    ^     ^«»  4  TIP  11 

-    -  — —     —        .L  .    ■"      ■  ■        ■-  '       '  ^" 

■.•---:      -:   •        '    "  .         -         -•.     -  rsi'inr*-!   Dar- 

^- — -' ■      .-^    '     L"      .  :  ^    -       -i.:AUi>;sT.  eure* 

--"         »  •  ...--,-•.      ^K"  !U]{«f- fiel 

"^--    ---     I — -■      >.  .            -                          :.:    .-^.k:   ^  Mm"  wie 

;•■    --   -        *-  '   ■-         "                     -     ■  .       --  fioi  Tagd 

-■^^      '-     ■    :"  :-                          ^^.^  :.    li-nrf  steht 


R  Martin,  Fergos,  ang.  ?.  R,  Heimd,  16S 

Doü  ne  ortelj  tant  pctis  fast.  189,  5  Par  des  tables  vont  si  espes 
Qh€  derant  dcus  plus  en  metotcnt  Qtic  sis  autre  n'en  mangeroient. 
Ergötzlich  ist  es,  wenn  der  Dichter  sich  selbst  für  die  Ge- 
schöpfe seiner  nachbildenden  Phantasie  erhitzt  oder  sich  an  ihre 
Stelle  versetzt.  Der  feindliche  König  bittet  Fergus  um  Gnade 
161,  18  :  Ne  m^esvcrvelCy  en  moie  foi,  Se  il  avient  ensi  au  rot, 
Qmnt  il  veoit  la  mort  venir  Por  lui  grever  et  envair.  On  ne  le 
doit  pas  irop  hlasmer,  Se  Ja  mort  pooit  eskiver  Sohment  par  crier 
merchi.  Volentiers  fefisse  autresi  Que  de  la  mort  merchi  proiaisse, 
vgl.  die  humoristischen  Darstellungen  65,  16.  123,  33.  184,  30 
oder  andre,  in  denen  des  Dichters  Mitgefühl  mit  seiner  Heldin  her- 
Tortritt  160.  19.  Or  /c  (Galienen)  vauroit  tenir  son  veul  Sor  le 
eol  de  son  auferrant ;  Plus  de  cent  fois  en  un  tenant  Le  baisse- 
rmt,  mon  ensient:  187,  20:  Celui  a  saissi  s'amie  Qui  por  Vavoir 
de  Xormendie,  Ne  le  rendist,  co  est  la  some^  Non  por  tot  Venpire 
de  Roume.  Or  a  s'amie,  or  est  joians.  S'il  Vaimtne,  et  ele  lui  trois 
tans.  S'il  est  hiaus,  et  ele  ensement;  121:  23  Talent  a  qu'il  voist 
ierbergies  El  castiel  por  lui  reposer.  Mius  li  venist  avant  aler. 
Ein  Ausdruck  der  Theilnahme  des  Dichters  an  dem  Geschicke 
der  handelnden  Personen  seines  Romans  ist  auch  die  häufige  An- 
kündigung unmittelbar  folgender  Ereignisse.  114, 14.  Fergus  glaubt 
schon  den  schönen  Schild  zu  haben:  Mais  molt  li  sera  contredit 
Ancois  qu'il  Vait  a  delivre,  oder  122,  6:  Or  comuent  que  Fergus 
soit  sage  De  lui  bien  deffendre  et  gaitier:  Gar  li  paians  vaura 
ttngeTy  Se  il  puet,  molt  procainnement  La  mort  sa  femme  et  le 
serpent:  Si  aura  Vcscu  en  baillie.  Vgl.  58,  16.  59,  37.  62,  30. 
120,27.  147,  17.  164,  16.  131,  37. 

Ebenso  aber  setzt  Guillaumo  auch  das  lebhafte  Interesse  der 
Zohörer  an  den  Wcchselfallen  seiner  Erzählung  voraus.  So  4,  12: 
die  Hundemeute  bellt  beim  Anblick  des  Hirsches  Molt  vos  pleust  a 
escoter,  —  oder  5,  9 :  Es  lors  veissiez  en  la  lande  ces  tres  desten- 
dre  et  trebucer;  vgl.  19,  19.  33,  30.  58,  3.  —  Verleihen  doch  die- 
selben Bedeformen  der  französischen  Umgangssprache  ihre  unnach- 
ahmliche Liebenswürdigkeit. 

Diese  Versenkung  in  den  zu  behandelnden  Stoff,  so  glückliche 
Wirkungen  .«ie  mitunter  dem  Dichter  gestattet ,  ist  seiner  künstle- 
rischen Ausbildung  nicht  gleich  günstig  gewesen.  Der  Stoff  in- 
teressiert ihn  ungleich  mehr  als  der  Stil.  Wo  ihm  nicht  die  Theil- 
Dfthme  an  dem  Dargestellten  rhetorische  Mittel  an  die  Hand  gibt, 
wird  seine  Sprache  leicht  nachlässig  und  schleppend ,  auch  lästige 
Wiederholungen  fehlen  nicht.  39,  31—40,  8.  41,  8:  Ätant  a  Fergus 
amgie  pris  Au  roi  et  n  barons  de  pris,  Meismement  par  desus 
tos  A  monsignor  Gavain  le  prous  A  congie  pris  et  demande ; 
4,  14 :  Li  cers  n'ot  eure  d'arcster  =  4,  30  JA  cers  n'a  eure  d'a- 
fester  —  Auch  Thomas,  ein  Dichter,  der  wie  wenige  den  Zugang  zum 
Gemfithe  des  Lesers  findet,  drückt  sich  mitunter  unbeholfen  und 
ans,  wenn  ihn  die  Sache  kalt  lässt;  Zs.  14  363. 

11* 


184  E.  Martin.  Pergiu,  ang.  r.  B.  Heitutl 

Aber  einige  SDakolnthiache  FügimgeD  dienen  eher  der  Lebhaf- 
tigkeit des  Aasdruolis  als  dass  sie  Tadel  verdieuten.  141 ,  31  sagt 
G^ene  in  ihrer  herben  Spottredo  zu  Ärthofilaus  Alfs  ros  u»  poi 
reposer.  Sie  fingiert  nämlich  ihn  für  betranken  zn  baiton.  —  Puia 
«■  vos  retenes  fahler  De  vos  novielespar  ««or,  —  romtnl  est  a 
vostre  signor?  Ce  cuit  jo  que  tl  set  piecha  Nonbrer,  quantcs  che- 
villta  a  Ens  rs  porles  dr  cest  manoir.  Die  Begier,  ancb  dem  König 
etwas  beissendes  zd  sag'en  ,  lässt  Qalienen  die  eben  auageGprochen« 
Eedin^ng  vergeaseD.  Ai'thüfiiaaa  mOge  erst  aoäBuhlnfen.  Aber  viel- 
leicht ist  mit  Hülfe  von  A  zu  lesen ;  Pws  ci  (si  AP)  roa  rewwr« 
fahler.  —  Ebenso  drückt  das  Zeugma  71 ,  37  die  rasche  Wecbseliede 
ans:  Li  Ostea  d'an,  eil  respont  il'el.  —  63,  21  ist  kein  wirklichee 
ttffo  xoivov,  sondern  nur  eine  naive  Wiederhotong :  El  faisoU  tel 
noise,  der  neisae  Hirsch,  et  telbruit,  con  se  Ircslout  licerfen 
mit  De  la  forest  i  asavhlaisstnt :  Ja  grinnor  noisse  ne  me- 
naissent. 

Aber  die  Verwendung  derselben  Phrase  bei  denselben  An- 
lassen ist  wol  nur  Bequemlichkeit :  so  daa  komische  plus  tost  qtte 
pot,  das  an  gegenwärtige  übertreibende  Ausdrücke  des  Französischen 
erinnert  16,  19.  34,  20.  16,  62.  10.  75,  16.  89,  31  s.  Martin  m 
16,  19,  und  et  plus  l'en  priase  je  i,  22.  9.  25.  30,  12.  140,  20. 

Zn  der  Sorglosigkeit  ia  Botreff  der  stilistischen  Form  stimmen 
die  starken  Ungenau igkeiten  des  Heims,  Martin  S.  IX  ff. 

Die  naive  Derbheit,  welche  uns  in  so  manchen  der  gescJiilderlen 
Eigen thQmlichkeiten  entgegentritt ,  ist  gewiss  der  nahi-e  Charakter 
des  Dichters.  Aber  er  ist  bemfibt,  darüber  hJDauszugehen  und  sich 
auch  die  Zierlichkeiten  der  höfischen  Kunstsprache  zu  eigen  zu 
machen.  Schon  oben  haben  wir  von  Nachiihranngeu  der  Ohreatien'- 
scbeu  und  Thnmas'schen  Rhetorik  gosprochen,  s.  Martin  XVm  f. 
Die  Wiederholungen  und  die  Kritik  eiuzelnur  Worte ,  die  hypothe- 
tische Negation  einer  Tliese,  die  eingefiochtenon  SprQchwörter  schei- 
nen Nachahmungen  der  herrschenden  Schule  zu  sein.  Aber  er  hat 
auch  ihre  Wortspiele  53,  19,  ihre  Dialektik  164,  10,  ihre  Um- 
schreibungen Gottes  79,  8.  85,  27.  118,  28,  ihre  Mythologie  imd 
Allegorie  45,  23,  Amors  Pfeile,  52.  26  Liebe  und  Scham.  In  diesen 
Künsten  ist  er  nicht  recht  zu  Ilause :  das  Wortspiel  mit  Herz  Ö3,  19 
ist  geradezu  albern. 

Der  Dichter  des  Fergus  galt  bis  vor  Kurzem  auch  fQr  den 
Verfasser  des  Besagt  de  Dieu  und  andrer  didaktischer  Gedichte. 
Martin  nimmt  Mussafias  Unterscheidung  an,  der  Centralblatt  1869 
nr.  69  lien  Dichter  des  Bestiaire  und  des  Besaut  als  QuiUaume  le 
Normand  sondert  von  Guillaume  le  Clerc,  der  den  Fergus  geschrie- 
ben. Die  Sittengodichte  zeigen  ascetische  Gesinnung  und  haben  reine 
Reime :  die  Beime  in  Fergus  sind  sorglos  und  die  Lebensauffassung 
des  Dichters  ist  ritterlich.  Der  Gegensatz  kann  sich  durch  das  Alter 
erklären.  Wonn  der  Bestiaire  1211,  des  Besant  de  Dien  1226.  7 
eUlt,  so  wärt-  es  immertün  mOglich,  dass  der  Fergus  mit  noch  unge- 


B.  Martin,  Forgu«.  ang.  t.  R.  Beiftsel.  1(15 

äbter  Kunst  in  dem  ersten  Jabrzebnt  des  13.  Ja&rhanderts  m  Ehren 

des  Alain  vmi  Gallo way ,  welcher  1200  bis  1233  regierte,  gedichtet 
wordeu  sei.  Das  Wichtigste,  was  Martin  an  neuem  Material  für  die 
Frage  beibringt,  sind  die  picardischen  Doppelforraen  S.  XII.  Aber 
üe  sind  spärlich  und  os  wäre  wol  möglich ,  dass  sie  nnr  der  uns 
vorliegenden  durch  die  picardische  Handschrift  A  am  Besten  reprä- 
sentierten Bedaction  zur  Last  falten,  die  eich  vielleicht  zum  Original 
ihßlich  verhält  wie  P  zu  A. 

Dass  der  Dichter  ein  Picarde  gewesen ,  ist  unwahracbeinlich. 
Wie  er  von  England  nud  Schottland  spricht,  möchte  man  iLn  am 
liebsten  für  einen  in  England  lebenden  Normannen  baiton.  S.  die 
Stellen  bei  Martin  S.  XXIV  und  die  Anrufung  des  h.  Mango  S. 
XXn,  wozu  noch  manches  andre  kämmt;  28,3  werden  die  eng- 
lischen Bitter  als  die  besten  der  Welt  gepriesen,  die  englischen 
P/erde  übertreffen  gleichfalls  alle  übrigen  127,  12;  3,  9  heisst  es: 
IW  mantiei  cn  tolle  Englcterre  N'ot  n'en  Kscochc  n'en  Irlande, 
ao  konnte  man  doch  kanm  in  Frankreich  Hprocheu,  vgl,  107^  20. 
6,  10.  Die  richtige  Geographie  könnte  allerdinga  der  Vorige  ent- 
gtammen,  s.  oben. 

Aber  nicht  für  den  Norden  von  England  war  das  Werk  be- 
stimait.  Dort  übliche  Sitten  werden  als  etwas  absonderliches  dem 
Hörer  unbekanntes  beschrieben  17,  6.  Une  corgie  a  nels  en  son 
Portent  tos  jors  eil  del  pais  Dont  U  volles  estoit  nais.  IS,  35 
weideu  die  schottischen  Sumpfpferde  so  eingefohrt :  Et  sacica  l)ien 
eartiünnement  Qite  la  costume  en  est  if^ats  El  pais  de  pluissors 
enals  Qu'il  corent  plus  delivrcment  Sor  le  tnarois  qui  vait  hocent 
Que  ne  feroit  nus  kom  a  pie.  Auch  nicht  fQr  den  Westen,  da  , 
dort  die  oben  berührten  geographischen  VnmJ^lichkeiten  Anstosg 
gegeben  hatten.  Aber  am  englischen  Hofe  konnte  die  Erzählung 
immerbto  vorgetragen  werden. 

Die  Vorlage  könnte,  wie  Martina  verranthet,  Allan  von  Gallo- 
way  gewidmet  worden  sein ,  wenn  bei  den  hochländischen  Häupt- 
lingen de.3  13.  Jahrhunderts  Kenntniss  dur  französischen  Sprache 
Terbreitet  war  ^  aber  vielleicht  war  die  Vorlage  lateinisch  —  und 
wenn  es  Allan  schmeichelhaft,  oder  wenigstens  nicht  beleidigend 
dünken  konnte  von  einem  Bauernsohn  abzustammen.  Beides  scheint 
mir  zweifeibaft,  Dass  aber  die  Namen  Fergus  und  Soumiljoit  in 
Erinnerung  an  hervorragende  Clanführer  t<ewäb!t  worden  seien  ist 
wol  glaublich.  Die  darüber  boigehfachteu  Notizen  Martins  sind 
sehr  dankonswerth.  Es  ist  wol  der  erste  Bomau,  der  hochschotti- 
Bohe  Helden  und  hoch  seh  ottisches  Costum  in  die  Weltliteratur 
einfährt;  s.  Marlin  S.  XXIV.  Auch  die  Bestimmung  englischer  und 
schottischer  Oertlichkeiten  S.XIX  ff.  begi;üsBen  wir  freudig  als  einen 
Beitrag  zu  einer  sehr  vernachlässigten  Discipltn.  Nur  hätten  wol 
alle,  oder  doch  die  für  die  geographiacho  Bestimmung  wichtigen 
Citate  beigesetzt  worden  sollen.  Und  süllte  Luenois  nicht  weiter  zn 
beatimmen  sein  als  dnrch  ein  Fragezeichen  und  die  Bemerkung,  dus 


IM  K  Martm,  Fergni,  ang.  t.  R.  Heinzel, 

dieses  Land  öfters  in  Artosgedichten  erwähnt  werde?  Schon  y.  d. 
Hagen.  MS.  4,  570  hat  hiebei  auf  bretonische  Locale  verwiesen. 

Die  Ueberlieferang  ist  recht  misslich :  Zwei  schlechte ,  stark 
interpolierte  Handschriften  von  nur  entfernter  Verwandtschaft ,  auf 
einen  vielleicht  interpolierten,  s.  oben  über  154,  22,  jedenfalls  schon 
fehlerhaften  Archetypos  zurückweisend;  s.  unten  zu  39,  28.  111,  3. 
139,4. 152,  15.154,  22.161,  22. 162, 17.—  P  hat  bei  weitem  mehr 
Text:  es  interpoliert  auf  gedankenlose  Weise,  so  dass  häufig  drei  Reime 
herauskommen,  Martin  S.  VII.  Vor  allem  liebt  diese  Handschrift 
Beden  und  Monologe  rhetorisch  zu  erweitern  131,  31  ff.  135,  29  ff. 
136,  18  ff.  143,  13.  15  ff.  144,  27  ff.  150,  27  ff,  153,  16  ff.  31  ff. 
36  ff.;  auch  Gelehrsamkeit  zeigt  sie  128,  4  ff.  153,  36  ff.  Dieses 
Bestreben  tritt  aber  erst  gegen  Ende  dos  Gedichtes  deutlicher 
hervor.  Der  Seelenkampf  und  Monolog  Galienens  49 ,  23  ff.  z.  B. 
hat  noch  keinen  Zuwachs  erfahren.  A  aber  kürzt  gerade  ab  je  mehr 
sich  das  Gedicht  dem  Sclilusso  zuwendet.  Das  erschwert  oft  die 
Beurtheilung ,  ob  Mehrzeilen  der  Handschrift  P  einen  Zusatz  dieser 
Redaction,  oder  eine  Lücke  in  A  bedeuten.  Der  kritische  Grundsatz 
Martins  S.  VII  f.  ist  unter  den  gegebenen  Verhältnissen  der  allein 
richtige.  Freilich  führt  er  nicht  zu  zweifellosen  Resultaten.  Beson- 
ders deshalb,  weil  die  zu  Grunde  gelegte  Handschrift  A,  obwol  durch 
geringere  Interpol ierung  und  unreinere  Reime  dem  Ursprünglichen 
näher,  s.  Mussafia  Centralblatt  1862,  S.  364,  die  andre  an  Güte  kaum 
übertrifft.  Man  ist  häufig  genöthigt  hinter  die  üeberlieferung  auch 
der  Handschrift  A  zurückzugehen ,  um  nicht  nur  einen  besseren, 
öfters  auch  um  nur  einen  möglichen  Text  zu  bekommen.  Aber  die 
Verderbnisse  liegen  tief  und  an  ganz  verzweifelten  Stellen  fehlt  es  nicht. 
Martin  hat  in  den  Anmerkungen  eine  Reihe  dergleichen  aufgeführt. 
Manches  dürfte  ausdauernden  Versuchen  sich  doch  noch  orgeben. 

Mussafia  hat  bereits  mehreres  gebessert.  Einige  Vermnthongen 
will  ich  auch  mittheilen.  34,  34  f.  Si  grant  Haute  li  a  donee 
Dames  dius  quivaut  mctrepainne  Ä  former  de  sc  main  demainne]. 
Das  Object  im  letzten  Vers  scheint  unentbehrlich :  A  hat  Qtäl  e  fist 
a  se  main  demainne:  das  weist  auf  Qu'il  le  fist  a  sc  main  de- 
mainne. 189,  1  ergänzt  man  das  Object  leicht  aus  dem  unmittelbar 
Vorhergehenden.  —  39,  28:  Et  nequedent  nus  fors  cestui,  nämlich 
Gawan  N'est  de  Gauvain  miudres  de  JuiJ.  Der  Dichter  will  sagen 
nur  Gawan  stehe  sein  Held  nach.  Martin  hätte  in  der  Anmerkung  die 
ungefüge  Stelle  doch  mit  aller  Entschiedenheit  als  verderbt  hinstellen 
müssen.  Ich  vermnthe  statt  des  letzten  Verses  n'cst  desormais 
miudres  de  lui.  —  43, 32  N'icrt  pas  bicle  tant  solement,  Ancois  est 
sage  en  sa  biautc]  im  zweiten  Vers  ert  mit  A. — 47, 12:  Ensi  fu^  la 
mute  sonnec  Bntrels  deus  plus  d'une  liueej.  Die  unerhörte 
Phrase  der  Handschrift  A,  welcher  Martin  hier  folgt,  erklärt  Tobler: 
*e8  wurde  beständig  zum  Aufbruch  geblasen',  d.h.  *es  ging  nicht  los.* 
Das  ist  doch  nur  ein  Scherz.  Ursprünglich  wird  gestanden  haben : 
Ensi  ni  ot  note  sonee,  daraus  machte  P  Ensi  fu:  ni  ot  mot  sonne^ 


E.  Martin,  Fergns,  ang.  t.  R.  Heintel.  167 

vas  ganz  gut  ist,  s.  11,  8:  A  las  gedaDkenlos  aus  den  Buchstaben  der 
Vorlage  seinen  Unsinn  heraus. —  115,4  s.  oben. — 121,  5:  Mais  une 
roie  le  dccoit  Quil  forcc  en  son  esgardement  Sa  voie  laist  une 
n%Urr.  prent]  force  wird  wol  dasselbe  Wort  sein,  das  18,  15  begegnet 
var,  La  charriere  la  U  forcha,  s.  Martin  dazu.  Ich  glaube  das 
Wort  kann  nichts  anders  heissen  als  *sich  gabeln,  spalten .  sich  thei- 
len\  Leider  ist  121,  6.  7  in  V  ausgefallen;  aber  auch  so  kann  man 
mit  einiger  Wahrscheinlichkeit  vormuthen :  Mais  une  roir  le  decoit 
Qui  force.  en  son  esgardement  Sa  roie  laist,  une  autrc  2)rent.  — 
122,  13  Quejamais  nus  Vescu  n'ara  Fors  que  eil  est  qui  ore  Va] 
Jamais  nus  Vescu  n'avera  Fors  que  il  est  qui  ore  Va  A.  Quo  mes 
autres  lara  L'escu  fors  que  eil  Jci  or  la  P.  E^tin  A  ist  sicher 
falsch:  Que  jamais  nus  autres  n'ara  L'escu  fors  eil  qui  ore  Va. 
—  131.  31  Punct  zu  tilgen:  Seuls  a  armes  sor  son  destrier  Se 
pense  que  prover  s'ira.  —  139,  4  .sor  rostre  pois]  wol  sos  vos- 
trv  pois.  —  141,  5  bis  10  die  Drohung  Galicnen  den  Knechten 
zu  überliefern,  kann  ganz  gut  herausgenommen  werden ,  es  fallt  da- 
durch der  oben  erwähnte  Widerspruch  weg. —  152,  15  Galiene  war 
so  abgehäimt,  dass  sie  ihre  Schönheit  nicht  wieder  erlangen  könnte, 
Qu'ele  neust  pas  recovree  ,  Kn  un  des  plus  long  jors  d*estc.  Das 
ist  doch  zu  albern.  P  hat  Ne  Vcust  mie  recovree  Que  cn  \kn  mois 
ou  lonc  d'e.  Vielleicht  En  un  mois  ou  le  lonc  d'cste.  —  154,  22 
S'ert  li  termines  de  ma  finj.  Was  soll  das  heissen?  Ich  lese  SVst 
de  mon  termine  la  fin.  Termines  als  Lebensdauer  s.  156,  3  De 
mon  termine  »V*  a  plus. —  161,  22  On  nc  Ic  doit  pas  trop  blasmer, 
Se  la  mort  pooit  eskiver  Solrmcnt  par  crier  nierrhi.  Volontier s 
fe.'iisse  autresi  Que  dr  la  mort  mcrvhi  proiaissr].  In  der  zweiten 
3^ile  liegt  ein  altor  Fehler,  denn  auch  P  hat  se  il  la  mort  purt  cskire.r. 
Es  wird  geheissen  haben  On  nc  le  doit  pas  trop  blasmcr.  Se  la  mort 
pooit'  eskiver  Solement  par  crier  merchi,  Volentiers  fesitisr  au- 
frcfi  u.  s.  w.  —  162,  17  Que  a  la  damc  rendissies  Enbonne  pais 
trestot  quites  Ses  castials  et  scs  fermetes].  P  hat  statt  des  zweiten 
Verses  JJ»  toutes  pais  en  tous  cuites.  Lh  zweifle  nicht,  dass  es 
heisst:  En  pais  trestotes  ses  citcs.  Man  vermisst,  abgesehen  von 
•ier  ungrammatischen  L'eberliefening ,  das  Wichtigste  in  der  Auf- 
zählung, die  Städte. 

Auch  die  Worterklärung  bat,  wie  sich  das  eigentlich  bei  jedem 
altfranzösischon  Text  von  selbst  versteht,  ihre  Schwierigkeiten. 
Interpretation  und  Kritik  entbehren  der  siclieren  Grundlage,  so  lange 
der  Sprachgebrauch  nicht  in  übersichtlichen  Sammlungen  vorliegt. 
Manches  hat  Maiiin  glücklich  beleuchtet  durch  Heranziehung  beson- 
ders Chrestien'.scher  Sttillen ,  auf  manches  der  Erklärung  bedürftige 
weist  er  hin:  aber  wie  ist  138,  6  zu  vorstehen:  Krus  est  li  rois  en 
trepcl?  Und  in  99,  33  Ton  est  alcs  et  drsnorris  wird  wol  nicht 
gleich  perdus  sein,  wie  vielleicht  113,  33,  sondern  Mle. 

Wien,  20.  August  1872.  Richard  Ueinzel. 


108     K.  Bartsdt,  Deatsche  Dichtungen  etc.,  ang.  ▼.  JET.  Lambd. 

Deutsche  Dichtnngen  des  Mittelalters.  Herausgegeben  von  Karl 

Bartsch.   Erster  Band:  König  Rother.    Ueransgegeben  Yon 
Heinrich  Rücker t.    Leipzig,  F.  A.  Brockhaas.  18'/z.  8*. 

Als  vor  nan  acht  Jahren  F.  Pfeiffer  seine  „Deutschen  Clas- 
siker  des  MA.''  begründete,  da  galt  es  den  Versuch,  ob  sich  für 
die  hervorragendsten  Dichtungen  unserer  mittelhochdeutschen  Lite- 
ratur über  den  Kreis  der  Fachmänner  hinaus  ein  allgemeineres  In- 
teresse erwecken  liesse.  Ohne  den  Eifolg  etwa  als  den  Gradmesser 
zur  Würdigung  eines  Buches  anzusehen,  muss  man  wol  zugeben, 
dass  er  bei  einem  solchen  Unternehmen  entscheidend  ins  Gewicht 
fiel.  Dass  er  den  'Classikern*  in  so  reichem  Maasse  zu  Theil  wurde, 
war  ein  schlagender  Beweis  nicht  nur  für  das  Vorhandensein  eines 
allgemeineren  Interesse,  sondern  auch  dafür,  dass  Einrichtung  und 
Methode  im  Allgemeinen  wenigstens  ihrem  Zwecke  entsprach.  Dabei 
war  nicht  ausgeschlossen,  dass  diese  im  Einzelnen  der  Verbesserung 
nicht  nur  fähig,  sondern  bedürftig  sein  konnte. 

So  in  den  erklärenden  Anmerkungen.  Sie  sollten  ausser  dem, 
was  man  sonst  von  einem  Commentar  verlangt,  auch  noch  den  for- 
mellen Theil  der  Grammatik  und  das  Glossar  ersetzen,  wobei  ein 
Wortverzeichniss  zu  Hülfe  kam.  Das  war  zu  viel  und  ebendeshalb 
auch  zu  wenig.  Die  mangelnden  grammatischen  Vorkenntnisse  waren 
damit  keineswegs  überflüssig  zu  machen,  die  Wortbedeutung  schwer- 
lich ohne  Verzettelung  zu  erschöpfen,  der  sachliche  Commentar  aber, 
die  Erklärung  syntaktischer  Schwierigkeiten  u.  a.  lief  Gefahr,  bei 
aller  Sorgfalt  und  Geschicklichkeit  eines  Erklärers  doch  unter  der 
ihm  aufgelegten  Gedrängtheit  zu  kurz  zu  kommen.  Dieser  üobelstand 
war  freilich,  da  es  weder  auf  Schulausgaben  abgesehen,  noch  überall 
mit  dem  vorhandenen  Interesse  zusammen  auch  grammatische  Vor- 
bildung allgemein  vorauszusetzen  war,  damals  schwerlich  zu  ver- 
meiden. Aber  man  muss  wol  glauben ,  dass  jenes  einmal  geweckte 
Interesse  auch  zur  Beschäftigung  mit  altdeutscher  Grammatik  und 
zur  Aneignung  der  wichtigsten  Vorkenntnisse  daraus  geführt  haben 
werde.  Man  wird  voraussetzen  dürfen,  jenes  Interesse  werde  den 
theilnehmenden  Leser  allmählig  willig  gemacht  haben,  zu  Gunsten 
eines  eindringlicheren  Verständnisses  auch  ein  wenig  auf  seine  Be- 
quemlichkeit zu  verzichten. 

Man  wird  daher  nur  freudig  zustimmen  können,  wenn  E.  Bartsch 
im  Begriffe,  die  gewonnene  Theilnahmo  für  eine  neue  Sammlung  theils 
vor-  theils  nachclassischer  Dichtungen  des  deutschen  Mittelalters  in 
Anspruch  zu  nehmen ,  keineswegs  starr  an  der  hergebrachten  Ein- 
richtung bis  in  alle  Einzelheiten  festhält.  So  ist  es  gewiss  ^zweck- 
mässig, die  Worterklärungen  möglichst  zu  beschränken  und  dafür  dem 
Wortregister  mehr  die  Gostalt  eines  Glossars  zu  geben\  Ich  meine, 
Wortorklärungen  wären  nur  in  solchen  Fällen  in  den  Commentar 
aufzunehmen ,  wo  eine  besondere  Nüancirung  der  Bedeutung  anzu- 
geben  ist,   wo  der  Leser  trotz  der  Hülfe  des  Glossars  schwanken 


IL  JBoftscA,  Deutsche  Dichtungen  etc.,  ang.  y.  H.  Lambel     109 

könnt«,  oder  wo  mit  der  Worterklärung  zugleich  eine  Sacherklämng 
verbunden  ist,  also  jene  mit  zur  Erklfiruug  der  ganzen  Stollo  gehört. 
In  allen  übrigen  Fällen  wird  das  Glossar  vollkommen  ausreichen. 
Vollständigkeit  der  Citate  in  diesem  ist  ausser  bei  seltenen  Worten 
oder  Bedeutungen  nicht  nöthig,  dagegen  wären  wol  Hedensarton  oder 
sprichwörtliche  Verwendung  auch  im  Glossar  mit  Citat  zu  bemerken, 
was    im  vorliegenden  Bande  wenigstens  nicht  immer  geschehen  ist. 

Ich  denke  aber,  das  Glossar  könnte  dem  Commentar  noch  an- 
deres abnehmen:  z.B.  regelmässig  wiederkehrende  dialektische  Wort- 
formen oder  die  geläufige  R^ction  der  Verba  und  Adjectiva  u.  ä., 
was  sich  ein  für  allemal  mit  ein  paar  schlagenden  Belegen  abthun 
lüsst.  Das  Glossar  würdo  dadurch  keineswegs  übei-füllt,  im  Com- 
mentar aber  Raum  gewonnen  für  um  so  eindringlichere  Behandlung 
wirklich  dunkler  schwieriger  Stellen  und  Sacherklärungeu.  Erklärung 
jrrammatischer  Formen  aber  lässt  sich  wi>l  füglich  auf  schwierigere 
o<ier  seltener  vorkommende  oder  dialektische  Erscheinungen  ein- 
schränken. Zu  solcher  Einschränkung  fordert  das  Programm  der 
neuen  Sammlung  von  selbst  auf.  Denn  zur  Leetüre  von  Denkmälern 
des  12.  Jahrhunderts  oder  noch  älteren  althochdeutschen,  ja  selbst 
altsächsischen  oder  niederdeutschen  wie  Holland  und  Roiiioke  de  Vos, 
die  gleichfalls  in  Aussicht  genommen  sind,  kann  mn:i  ja  unmöglich 
jemand  heranziehen,  der  gar  keine  grammatischen  Kenntnisse  mit- 
brächte. 

Accente  nnd  Puncte  als  metrische  Zeichen  sind  im  vorliegenden 
Bande  nicht  verwendet.  Ich  weiss  nicht,  ob  das  för  die  ganze  Samm- 
lung so  gehalten  werden  soU.  Beschränkung  wird  auch  in  diesem 
Pimcte  nicht  schaden,  denn  Kenntniss  der  Hauptgesetze  des  altdeut- 
schen Versbaus  wird  man  im  Allgonioinen  dem  Leser  zutrauen  müs- 
sen, die  Art  des  einzelnen  Dichters  aber  wird«  wie  es  im  ersten  Bande 
bereits  versucht  wurde ,  die  Einleitung  darzulegen  haben ,  nur  für 
schwierige  Fälle,  wo  ein  ungeübter  Leser  doch  schwanken  könnte, 
möchte  ich  jenen  Zeichen  als  bequemen  Mitteln  der  Nachhülfe  das 
Wort  reden. 

Mit  R^cht  hat  der  Herausgeber  *einc  schablonenhafte  Anwei- 
sung verschmäht,  um  der  Selbständigkeit  seiner  Mitarbeiter  mög- 
lichst freien  Spielraum  zu  lassen/  Mit  seinem  Principe  aber  wird 
man  sich  einverstanden  erklären  können  und  meine  obigen  Bemer- 
kungen wenden  dasselbe  nur  auf  einige  Puncto  weiter  an ,  als  er 
selbst  im  Vorworte  thut,  vielleiclit  eben  nur  um  eine  Schablone  zu 
vermeiden.  Für  eine  solche  mochten  natürlich  auch  meine  Bemer- 
kungen am  wenigsten  gelten:  aber  eine  klare  Verständigung  darübor, 
wie  weit  man  eine  Beschränkung  des  ComuHMitars  und  Erweiterung 
des  Glossars  ausdehnen  könne,  ohne  damit  die  Ausgaben  ihrem  näch- 
sten Zwecke  zu  entfremden,  wird  kein  Nachtheil  sein,  jedenfalls  die 
Freiheit  «ler  Mitarbeiter,  auf  deren  Tuet  natürlicli  die  ganze  Durch- 
führung ruht,  nicht  beschränken  können. 

Ich  habe  aber  noch  einen  Wunsch  auf  dem  Herzen ,  den  ich 


^ 


170      ff.  Bartsch.  Deutsche  Uichtungcn  elc,  arg.  v.   H.  I-rnnhä. 

dem  Herausgeber  und  der  Vorlagshandlaiig  ?mt  Erwägung  empfehlen 
möcbte. 

Diese  Anegabeu  wollten  und  wollen  nicht  blos  die  Denkmäler 
den  ausserhalb  der  Fachgreuze  stehenden  commentiren  ,  sie  wollen 
auch  die  Kritik  deTsellKQ  fOrdem.  Damit  fallen  sie  doch  nach  dieser 
Seite  mindestens  in  das  Gebiet  der  Fachleistungeu  und  beauapruehen 
die  Beachtung  des  Fachmannes.  Wird  dieser  aber,  in  ei^ie  Stodien 
und  Arbeiten  vertieft,  jedesmal  Mitsse  habou.  das  ganze  Denkmal  neu 
duRhxnstudireu  ,  um  die  Stellen  zu  finden ,  an  welchen  der  neue 
Herausgeber  den  hisherigen  Tort  verläset  ?  Man  erräth,  was  ich 
wilnsche:  eine  adnotatio  critica,  wie  sie  für  lateinische  und  grie- 
chische Schulausgaben  längst  in  Gebranch  sind.  Wenn  kleiner  und 
compresGer  Druck  daför  verwendet  wird,  Ist  keine  Gefahr,  dass  die- 
fuelbe  zu  viel  Raum  in  Anspruch  nehmen  wQrde.  In  vielen  Fällen 
reicht  ein  Toneichnisa  der  Abweichungen  von  einer  gangbaren  kriti- 
schen Ausgabe  oder  auch  einem  verlässlichen  Abdruck  einer  einzigen 
Handschrift  ToUkommen  hin,  wie  sie  i.  B.  Fr.  Eraner  seinem  Caesar 
selbst  mit  ganz  kurzer  Begründung  meist  durch  blosse  Vorweisungen 
beigegeben  hat.  Wo  neue  Handschriften  verglichen  wurden,  wären 
beachten Rwertho  Losarten,  namentlich  solche,  welche  Aenderungen 
im  gangbaren  Text  zur  Folge  hatten,  mitzutheilen.  Nur  wo  auf  völ- 
lig erneuter  Grundlage  ein  neuer  Teit  aufgebaut  ist  oder  ein  unge- 
d  ruck  tes  Denkmal  mit  um  fangreichem  Apparat  zum  ersten  Mal  herans- 
gegeben  wird,  wird  dies  Verlangen  nicht  immer  erfüllbar  sein:  in 
diesen  Fällen,  wo  aber  auch  jeder,  der  nachpröfen  will,  natürlich  das 
ganze  Denkmal  durcharbeiten  muss,  wäre  Mittheilung  des  Apparates 
Inder  „Germania"  unerläasltch ;  wo  aber  eine  einzige  Handschrift 
die  Grundlage  des  Textes  bildet,  würde  die  Mittheilung  ihrer  abwei- 
chenden Lesai'ten  schwerlich  das  billige  Maass  einer  adnotatio  critica 
überschreiten.  Polemik  oder  aasführliche  Begründung  kannte  natür- 
lich keinen  Platz  in  dieser  finden  and  ist  selten  ndthig:  gelungene 
Emendationen  rechtfertigen  sich  selbst, 

Prüft  man  nun  nach  dem  oben  ansgesprochenen  Grundsatz  den 
Cemmentar  des  vorbegenden  ersten  Bandes,  der  den  ersten  Vorsucb 
enthält,  deu  'KGnig  Bother'  auf  Grund  einer  neuen  Vergleichnng  der 
Handschrift  kritisch  zu  bearbeiten,  so  weist  er  besonders  in  den 
grammatischen  und  auch  sachlichen  ErkIS,rungen  eine  entsprechend 
grössereAnsführlichkeitauf.bietot  auch  öfter  kritische  Erörterungen, 
die  vordem  nur  ausnahmsweise  in  den  Erklärungen  Aufnahme  finden 
konnten.  Doch  hätte,  wie  ich  früher  ausgeführt,  noch  gar  manchem 
im  WCrterverzeichniss  Platz  finden  können,  das  noch  zu  wenig  Glos- 
sar geworden  ist.  Während  z.  B.  die  Form  gen  (  —  gern  hd.  ekein) 
im  Cemmentar  zu  3232  erklärt  ist,  fehlt  sie  tm  Wortverzeichniss. 
Dass  sprichwörtliche  Eedensarten,  wie  dcme  dAvele  an  das  bei»  Ue- 
gen  (3138)  oder  auf  eigenthümlicher  alter  Anschauung  bomhender 
Wortgobrauch,  wie  waczcr  für  'Gewässer  der  Hölle',  'HöUenpfuel' 
(4&&6),  die  allerdings  in  den  Anmerkungen  besprochen  werden ,  im 


iL  fiartfcft.  Deutsch«  Dichtnngr^n  etc.,  ang.  t.  H,  LamM.      171 

WortTerzeichniss  übergangen  sind .   ist  schon  früher  im  Vorbeigehen 
bemerkt  worden.     Natürlich  würen   in  solchen  Fällen  Citate  noth- 
wendig.  el»enso  bei  Angaben  über  doppeltes  Genus  der  Substantira, 
wo  namentlich  für  selteneren  Gebraucli  sogar  Vollständigkeit  wün- 
Khenswerth  wäre :  volc  ist  aber  im  Wortverzeichniss  als  sfni,  und 
neuir,  aufgeführt .   ohne  Beleg  für  den  ersten  gewiss  nicht  häutigen 
Gebrauch,  der  im  mhd.  Wörterbuch  ganz  fohlt.  Verweisung  auf  3393 
var  hier  nnerlässlich.  Auch  Anderes,  wie  der  Gebrauch  von  dan  nach 
dem  Positiv  (1575),  schien  mit  ne  (40G3),  hätte  wol  darin  Erwäh- 
nmg  verdient.    In  den  Anmerkungen  ist  nichts  von  alledem  über- 
gangen.     Auf  einige  Erklärungen ,    die  mir   verfehlt  erscheinen, 
bmme  ich  später  zurück.      Alle  diese   Bemerkungen   sollen  aber 
die  verdiente   Anerkennung   der  Sorgfalt   und    Genauigkeit    nicht 
Khmälem. 

Ehe  ich  noch  auf  die  Textkritik  des  Herausgobers  eingehe, 
ns8  ich  seine  in  der  Einleitung  vorgetragenen  Ansichten  über  das 
Gedicht  einer  Prüfung  unterziehen. 

H.  Rückert  erwähnt  zuerst  die  Zeugnisse  für  unser  Gedicht, 

die  schon  ans  W.  Grimms  Heldensage  bekannt  sind.     Dazu  habe 

ich  zu  bemerken,  dass  der  Dichter  des  Reinfrit  von  Braunschweig 

knaeswegs  'eine  von  der  uns  bekannten  sehr  abweichende  Gestalt 

deg  Rother'  vor  sich  gehabt  haben  oder  ihn  *nur  von  Hörensagen^ 

(S.  yin)  gekannt  haben  muss.    Nur  seine  Darstellung  ist  confus 

Bnd  unklar.     Er  nennt  die  drei  Riesen,  die  auch  im  Gedicht  allein 

lamentlich  hervorgehoben  werden,    wirft  sie  aber  mit  andern  zu- 

sunmen  und  kommt  dann  schliesslich  wieder  auf  sie  als  Begleiter 

Bothera  zurück.     Er  kann  also  unser  Gedicht  recht  wol  gekannt 

haben,  vielleicht  in  einer  späteren  üeberarbeitung,   aber  er  weiss 

Bichtn,  was  er  nicht  aus  diesem  erfahren  konnte. 

Ausser  diesen  directen  Zeugnissen  erwähnt  Rückert  noch  'in- 
directe\  die  nach  seiner  Ansicht  in  den  'sichtbaren  Spuren  der 
Einwirkung  des  Rother  auf  die  Anlage  und  noch  mehr  auf  die 
Ansfahrung  einer  Reüie  anderer  uns  noch  erhaltener  deutscher 
6edichte\  nämlich  Salman  und  Morolt ,  dem  Wolfdiethch  von 
Salnecke  und  Dietrichs  Flucht,  besteht.  Für  Salman  und  Morolt 
nag  diese  Ansicht  vielleicht  richtig  sein,  doch  will  ich  keine  bo- 
rtimmte  Ansicht  aussprechen,  da  ich  dieses  Gedicht  augenblicklich 
nicht  zur  Hand  habe  und  ein  ürthoil  aus  blosser  Erinnonmg  miss- 
lich ist  Für  das  Vorhältniss  des  Rother  zum  Wolfdietrich  aber 
scheint  das  Entscheidende,  wogegen  alles  andere  zurücktritt,  doch 
die  Frage  zn  sein,  mit  welchem  der  beiden  Gedichte  die  Sago  von 
Berhtnng  und  seinen  Söhnen  in  organischerem  nothwondigercn  Zu- 
sammenhang steht.  Und  diese  Frage  wird  immer  zu  Gunsten  dos 
Wolfdietrich  beantwortet  werden  müssen.  Demnach  halte  ich  dio 
ÄMicht,  zn  der  W.  Grimm  hinneigte  und  die  K.  MüllenhofT  am 
totBchiedensten  vertritt,  wornach  die  Priorität  dem  Wolfdietrich 
pbahrt»  noch  nicht  für  erschüttert.    Wenn  aber  geltend  gemacht 


172     K.  Satisd^  Deutsche  Dichtungen  etc.,  ang.  v.  H.  Lambel, 

wird,  dass  ^alle  vergleichbaren  Zage  im  Wolfdietrich  viel  gröber 
oder  prägnanter,  mit  sichtbarem  Streben,  noch  grösseren  Effect 
damit  zu  erzielen,  heraosgearbeitet  seien  als  im  Eothe/,  so  dürfte 
dieses  Streben  schwerlich  klar  demonstrirt  werden  können  und 
die  behauptete  grössere  Boheit  auf  der  einen  Seite  ist  bei  Ge- 
dichten solchen  Ursprungs  doch  nicht  nothwendig  ein  Beweis  der 
Entlehnung ,  um  so  weniger,  als  wir  ja  den  Bother  nicht  unmit- 
telbar mit  dem  um  so  viel  jüngeren  uns  erhaltenen  Wolfdietrich 
zusammenstellen  dürfen,  das  ältere  Gedicht  aber,  das  wir  hier  sup- 
poniren  müssen ,  uns  nicht  erhalten  ist.  Fasson  wir  aber  einzel- 
nes ins  Auge,  wie  die  hervorgehobeue  Berathung  Hugdietrichs  mit 
seinen  Dienstmannen  über  die  Brautwerbung  mit  der  entsprechen- 
den Scene  des  Bother ,  so  spricht  der  Umstand ,  dass  hier  Lüpolt 
ein  Sohn  Borhters  an  die  Stolle  Borhtungs  als  Rathgeber  tritt, 
kaum  für  die  Ursprünglichkeit  des  Bother.  Die  Verkleidung  Hug- 
dietrichs aber  'für  eine  Travestie  des  als  Dietrich  vermummten 
Bothers*  zu  fassen,  ist  doch  eine  allzu  kühne  Annahme  und  wenn 
Berhtung  im  Wolfdietrich  16  Söhne  hat,  Vährend  sich  Borhtor  im 
Bother  mit  der  immerhin  noch  stattlichen  aber  solenn  formelhaften 
Zahl  von  12  begnügt^  so  hat  W.  Grimm  schon  gerade  in  diesem 
Puncte  Verwirrung  der  Sage  auf  Seite  des  Bother  erkannt  (Hel- 
densage S.  52.  53).  Unbestritten  ist  der  Eiufluss  dieser  auf  die 
'Flucht^  aber  er  wird  sich  auf  eine  ziemlich  äusserliche  Entleh- 
nung einiger  Personen  und  Namen  beschränken,  engerem  Zusam- 
menhange widerspricht  doch  schon,  dass  König  Ladincr  das  gerade 
Gegentheil  des  bösartigen  Constantin  im  Bother  ist. 

Von  diesen  'Zeugnissen^  führt  uns  die  Einleitung  weiter  auf 
die  Geschichte  der  Sage  und  bespricht  zunächst  die  ältere  Fassung, 
wie  sie  uns  in  freilich  jüngerer  Aulzeichnung  der  Vilcinasaga  vor- 
liegt, und  das  Verhältniss  derselben  zu  unserm  Bother.  Für  diese 
ältere  'sächsische'  Bedaction  einen  'Durchgang  durch  eine  lateini- 
sche Bearbeitung'  (S.  XXVI)  vorauszusetzen  sind  aber  die  darin 
erscheinenden  lateinischen  Namensformen  kein  hinreichender  Grund. 
Diese  erklären  sich  einfacher  aus  dem  Wesen  der  Spielmannsdich- 
tung und  auf  einer  solchen  beruht  ohne  Zweifel  der  Bericht  der 
Wilcinasaga. 

Den  Versuch  einer  Deutung  als  Naturmythus,  die  Zusammen- 
stellung mit  Skirnf's  för,  die  Erklärung  des  Namens  als  eines  Cul- 
tusnamens  des  Frf)  und  dadurch  die  Einführung  des  langobardischen 
Bothari,  den  auch  Bückcrt  in  dem  Helden  uusers  Gedichts  erblickt, 
die  Besprechung  der  übrigen  historischen  Elemente  in  der  Sage, 
namentlich  der  bairischen,  begnüge  ich  mich  erwähnt  zu  haben. 
Dass  ich  in  dem  Hehlnamen  Dietrich,  den  Bother  wie  Osangtrix 
führen ,  Bezug  auf  den  fränkischen ,  nicht  den  ostgotischen  Theo- 
drich  sehe,  ist  nur  eine  selbstverständliche  Consoquenz  der  Ansicht 
über  das  Verhältniss  des  Wolfdietrich  zum  Bother  und  ich  will  nur 
gegen  die  Bemerkung,  'dass  Dietrich  von  Bern  and  Bother  beide  ihre 


4 


K.  BoitM^i  DentBche  Dicntangen  etc.,  ang.  ▼.  JET.  LemlM.     178 

Heimath  in  der  Lombardei  haben^  (S.  XXXYII),  erinnern,  dass  diess 
nicht  auch  für  Osantrix  gilt ,  weshalb  jene  Uebereinstimmung  nichts 
entscheiden  kann. 

Kehren  wir  zu  unserm  Gedichte  selbst  zurück,  so  finden  sich 
die  ^eigentlich  handgi-eiflichen  Anknüpfungspnncte  an  die  geschicht- 
liche Wirklichkeit^  in  den  schon  von  Wilken  heiTorgehobenen  ver- 
wandtschaftlichen Zügen  des  griechischen  £6nigs  Constantin  im 
Bother  mit  dem  Kaiser  Alexius  Comnenus  (1081 — 1118).  Wenn 
Bückert  weiter  bemerkt ,  dass  der  Verfasser  des  Bother  aber  'den , 
Orient  und  Konstantinopel  nicht  aus  eigner  Anschauung  zu  kennen 
braucht',  so  muss  man  ihm  wol  zustimmen.  Diese  Frage,  au  und  für 
sich  von  untergeordneter  Bedeutung,  lässt  sich  schwerlich  entscheiden. 

Die  Entstehungszeit  fixiert  der  Herausgeber  nach  diesen  histo- 
rischen Beziehungen^  dem  Alter  der  Handschrift  und  dem  Charakter 
der  Dichtung  selbst  ungefähr  um  die  l^Iitte  des  12.  Jahrhunderts. 
Wenn  hiebei  in  zwei  Stellen,  worin  die  Glaubwürdigkeit  des  Be- 
richts in  ähnlicher  Weise  betont  und  lügenhaften  Erzählungen 
gegenübergestellt  wird  wie  im  Eingange  der  Kaiserchronik  (2,  5 
Diemer),  eine  deutliche  Hinweisung  auf  diese  erblickt  wird ,  so 
bekenne  ich,  dass  mir  die  Nothwendigkeit  einer  solchen  Annahme 
keineswegs  einleuchtet.  Solche  Versicherungen  gehören  zum  Stil 
dieser  Dichtungen.  Benutzung  des  Alexander  durch  den  Bother 
nimmt  der  Herausgober  selbst  nicht  mit  Sicherheit  an  (vgl.  S.  LVUI 
n.  zu  4952).  Ich  bezweifle  sie  entschieden.  Konnte  der  Dichter 
den  Namen  des  Wundersteines,  den  er  schwerlich  erfunden,  anders- 
woher nehmen,  so  wird  er  die  ganze  Notiz  aus  dieser  uns  unbe- 
kannten Quelle,  nicht  aber  aus  dem  Alexander  haben  (vgl.  Haupts 
Zeitschr.  12,  392).  Ein  ähnliches  Verhältniss  nimmt  der  Herans- 
geber zwischen  Bother  und  Herzog  Ernst  an,  aus  welchem  jener 
nach  Haupt  die  Blattfüsse  entlehnt  hätte.  Bartsch  und  Bückert 
halten  dagegen  den  Bother  für  älter  als  den  H.  Einst  und  die 
Sache  war  allerdings  schon  früher  bekannt,  aber  wann  und  wo 
kam  zuerst  dicserName  (es  gab  auch  einen  andern:  hreitfuoz) 
aof?  und  woher  nahm  ihn  der  Dichter  des  Bother,  wenn  nicht  aus 
dem  Ernst? 

In  Beantwortung  der  Frage  nach  der  Heimat  des  Gedichtes 
folgt  der  Herausgeber  Haupt,  der  annnimmt,  dass  der  Bother  von 
einem  rheinischen  Dichter  in  Baiem  gedichtet  ist.  Der  Dichter 
heroft  sich  aber  mehrfach  auf  eine  ältere  Vorlage,  ein  huoch,  auch 
lid,  also  ein  Gedicht,  das  er  bearbeitete.  Der  Herausgeber  macht 
den  Versuch,  die  Gestalt  dieser  Vorlage,  Ort  und  Zeit  der  Ent- 
stehang  zu  ermitteln.  Er  scheidet  mit  Bestimmtheit  die  specifisch 
bairischen  Zusätze  (Berhter  vonMeran  aber  wol  nicht  nach  S.  XL  VI), 
mit  Wahrscheinlichkeit  den  Zug  Helforichs  (47G),  den  er  auf  die 
Kreaz&hrt  gegen  die  Wenden  (1147)  bezieht,  aus  dem  älteren 
Werke  aas,  und  nimmt  an,  dass  dieses  am  Bheine  entstanden,  noch 
vor  der  Mitte  des  12.  Jahrhunderts  und  von  einem  gleichfalls  rhei- 


V 


:  i-k     'X»  Bmrt$eh,  Coatacha  Dichtangen  eic.,  ang.  y.  H.  Latnbd. 

..^itii  Ihchittr  nach  Baiem  gebracht  und  zu  unserni  Bother  yer- 

..vi'^tL  •«iirtie.  spätestens  in  den  60er  Jahren  des.  Jhs.  Allein  nach 

'-4.>  viuuttf  das  alte  htioch  schon  Wolfrat  von  Tengelingen:  bairi- 

>4.k:\  iuddrze  fand  der  Bearbeiter  also  in  demselben  schon  vor.     Ob 

«iti  l>u-i&i<>hung  von  Helferichs  Elbezug  richtig  ist,  lasse  ich  dahin- 

^«»Ctfll^  'Vgl.  Zeitschr.  6,  450).     Er  ist  allerdings  entbehrlich  und 

Is^^'urVrich  kommt  sonst  nirgends  vor ,   allein  (bedenklich  macht  mich 

j[y|l^^n  die  Ausscheidung ,  dass  auch  dann  noch  die  schon  erwähnte 

Wrwirrung  in   der  Zahl  der  Söhne  bleibt.     Mit  etwas  grösserer 

Wahrscheinlichkeit  glaube  ich  an  folgenden  Stellen  spatere  Zusätze 

lu  erkennen. 

Nachdem  erzählt  ist,  dass  Bother  einen  Hoftag  nach  Born  ein- 
beruft, heisstes  630—639: 

einin  brief  er  dö  sande 

zö  eime  unkundigen  lande, 

da  was  ein  riese,  der  hiez  Aiprian 

der  uimer  (2.  iii  mer)  zö  hove  nequaro. 

durch  die  starken  nüraäre 

hüb  er  sich  zew&re 

mit  unkundiger  diete 

vor  den  kuninc  göten. 

der  Yuorte  riesiniske  man, 

die  trogin  stangin  vreissam. 

Diese  Verse  unterbrechen  nicht  nur  den  Zusammenhang  der  Er- 
zählung von  der  Einberufung  der  hovcspräche  ,  sie  stehen  auch 
mit  dem  Folgenden  nicht  in  Einklang.  Asprian  wird  652  ff.  neu 
eingeführt ,  als  wüssten  wir  noch  nichts  von  ihm ,  und  will  man 
auch  dai-auf  kein  Gewicht  legen,  so  fällt  doch  auf,  dass  Berhter 
auch  den  König  nicht  blos  erst  mit  ihnen  bekannt  machen ,  son- 
dern die  Aufforderung  hinzufügen  muss  intfä  sie  nach  dinen  ercn. 
Das  ist  doch  gewiss  überflüssig,  wenn  er  einin  brief  nach  ihnen  ge- 
sandt und  Asprian  persönlich  entboten  hat.  Selbst  im  Ausdrucke 
scheinen  die  starJcen  nümdre  aus  640  entlehnt.  Stroicht  man  diese 
Verse,  die  über  Asprian  und  die  Biesen  doch  nichts  genaueres  wis- 
sen, so  fügt  sich  V.  641  ganz  glatt  an  639,  ohne  dass  man  irgend 
etwas  vermisst.  Der  Anlass  zur  Interpolation  aber  ist  klar:  sie 
soll  die  Ei-scluiinung  der  Biesen ,  die  nicht  genügend  motiviert  er- 
schien, vorbereiten. 

Die  Verse  4115 — 42  fehlen  in  den  Münchener  Bruchstücken. 
Der  Text,  der  uns  in  diesen  vorliegt,  ist  allerdings  ein  überarbei- 
teter, aber  soviel  wir  beurtheilen  können,  beschränkte  sich  die  üeber- 
arbeitung  auf  die  Uebertragung  der  rheinischen  in  die  bairischo 
Mundart  und  die  Entfernung  metrischer  Eigenthümlichkeiten,  die  dem 
hochdeutschen  Ueberarboiter  Anstoss  erregten.  An  eine  absicht- 
liche Kürzung,  zu  der  keine  Veranlassung  sich  zeigt,  wird  aber  nicht 
zu  denken  sein;  wol  aber  könnten  die  Verse  durch  ein  Versehen 


J&  Borfoeft,  Deutsche  Dichtungen  etc.,  tag.  t.  JS.  Lambü.    175 

ausgefallen  sein.  Diese  Ansicht  spricht  auch  A.  Amelnng  aus  in 
Zachers  Zeitschrift  3, 255,  der  freilich  zugesteht,  dass  das  Stück  allen- 
falls entbehrlich  wäre,  aber  hinzufügt,  es  deute  auch  nichts  auf 
Interpolation.  Indessen  unterbrechen  sie  doch  die  Erzählung  und  sind 
nicht  viel  mehr  als  eine  ziemlich  müssige  Wiederholung  der  Rede 
Arnolds  4057 — 80,  namentlich  der  V.  4070—74.  Damit  zusam- 
mengehalten wird  ihr  Fehlen  in  M  doch  bedeutsamer  und  die  Be- 
glaubigungen ihrer  Echtheit  geringer. 

Eine  dritte  ähnliche  Stelle  ist  4825-32: 
4823    ßother  der  riebe 

Idnede  vromicliche 
4825    [den  güden  knechten  allen  gant 
lech  her  die  riehen  Seotelant, 
undc  demc  helede  Grimme, 
der  büete  dar  inne 
bit  miehelen  erin. 
4830    Aspriäne  gaf  her  Römis 
unde  16eh  ime  die  marke, 
der  hete  gedienet  starke.] 
den  z^n  riesen  allen  samt 
l^ch  her  die  riehen  Scotelant  u.  s.  w. 

Die  eingeklammerten  Verse  tragen  das  Gepräge  der  Interpolation 
deutlich  an  sich. 

Die  doppelte  Erzählung  der  Belehnung  der  Biesen  muss  yor 
allem  Anstoss  erregen,  umsomehr,  als  die  Va.  4825.  26  mit  ihrem 
unklaren  Ausdruck  das  güden  Knechten  sichtlich  aus  4833,  34 
geborgt  sind,  wie  4832  aus  4841.  42 : 

her  merten  allin  ir  got, 

sie  bäten  ime  wol  gedienot. 

Zu  der  Belehnung  mit  Schottland  passt  dann  wieder  nicht ,  dass  As- 
prian  Remis  erhält,  worunter  man  wol  nichts  andres  als  Bheims 
yerstehen  kann.  Der  Grund  der  Interpolation  ist  klar:  die  summari- 
sche Erwähnung  schien  zu  wenig,  man  yermisste  Namen,  die  denn 
ungeschickt  genug  zugefügt  wurden:  denn  einer,  Widolt,  wurde  doch 
wieder  vergessen,  üebrigens  ist  auch  in  4833  ein  Fehler :  denn  es 
sind  nicht  zehn  Riesen,  sondern  zwölf,  mit  Asprian  dreizehn 
(vgl.  757.  2681.  2747.  4212).  Eine  Aenderung  wäre  aber  übel  an- 
gebracht ,  denn  alles,  was  von  Belehnungen  erzählt  wird,  ist  willkür- 
lich genug  und  beruht  mehr  oder  weniger  auf  ^Einfallen  des  letzten 
Bearbeiters',  wie  auch  Rückert  zu  4837  bemerkt.  Unter  den  von 
mir  bezeichneten  Interpolationen  könnte  übrigens  wol  nur  die  erste 
von  dem  üeberarbeiter  des  alten  Buches ,  dem  rihtcBre ,  wie  er  an 
einer  Stelle  wenigstens  (5199)  wol  richtig  heisst ,  herrühren,  die 
zweite  und  dritte  müssen  junger  sein. 

Diesen  "^rihttBre  nun  will  der  Herausgeber  durchaus  nicht  als 
einen  ^Spielmann^  gelten  lassen ,  sondern  eher  einen  Geistlichen  in 


170     K.  Bartadi,  Deatsche  Dichtangen  etc.»  ang.  t.  H.  Lambel. 

ihm  erblicken,  wiewol  seine  Stellunisr  zu  dieser  Frage  keineswegs 
besonders  klar  ausgesprochen  ist.  Ein  stichhältiger  Grund,  warum 
der  Bother  nicht  wie  man  bisher  glaubte  zur  Spielmannspocsie  dürfe 
gerechnet  werden,  ist  nicht  angegeben.  Denn  wenn  Kückort  geltend 
macht,  der  Dichter  Vollte  ausdrücklich  nicht  dazu  (nämlich  zu  den 
Spielleuten)  gezählt  werden',  sonst  hätte  er  nicht  ^mit  solchem  scha- 
denfrohen Humor  das  schmähliche  Missgeschick  seiner  Standesge- 
nossen ,  die  Prügelstrafe  ,  die  an  hundert  spileman  Vollzügen  wird, 
schildern  können  ,  so  hat  er  übersehen ,  dass  an  der  angezogenen 
Stelle  (4296;  ausdi-ücklich  gesagt  wird,  dass  man  sie  durch  Ymdotis 
•mJlcn^  also  nicht  als  blosse  Spielleute,  sondern  als  Diener  eines 
heidnischen  Fürsten  züchtigt.  Von  dem  angeblichen  'schadenfrohen 
Hnmor^  kann  ich  aber  in  der  Stelle  nichts  entdecken. 

Die  Darstellung  der  sprachlichen  und  metrischen  Eigenthüm- 
lichkeiten  des  Gedichtes  hängt  unmittelbar  mit  der  Textbehandlung 
zusammen ,  auf  die  ich  daher  hier  gleich  eingehe.  Der  Herausgeber 
geht  von  der  richtigen  Ani>icht  aus,  dass  die  Mundart  des  Schreibers 
der  Heidelbergerhs.  nicht  dieselbe  ist  mit  der  Mundart  des  Dichters, 
versucht  es  aber,  durch  Beobachtung  des  Keimgebrauchs  eine  Son- 
derung derselben  vorzunehmen  und  hat  consequenterweise  mundart- 
liches ,  was  bloss  dem  Schreiber  angehöil ,  nicht  in  seinen  Text  auf- 
genommen. Aber  wie  weit  lässt  sich  für  eine  solche  Souderung ,  die 
an  sich  schon  wünschcnswerth ,  ja  nothwendig  wäre ,  in  den  unge- 
nauen Beimen  dieser  Zeit  eine  Gewähr  tinden?  Man  nimmt  fi*eilich, 
wo  er  sich  durch  dem  Dichter  geläufige  Foi-men  leicht  bietet,  genauen 
Reim  an;  so  plausibel  dies  scheint,  sicher  ist  es  doch  nicht.  Die 
Ueberarbeitung  in  B  (=  Badener  Bnichstück)  gibt  darüber  einen 
beachtenswerthen  Wink.  1032.  33  hat  P  (=  Heidelbergerhs.  bei 
Massmann)  nähe  undersagen  im  Beim.  Bückert  macht  ihn  rein : 
nähen:  undersähen.  Diesen  reinen  Beim  kann  aber  B  nicht  vor 
sich  gehabt  haben,  da  sonst  kein  Grund  zur  Aendorung  vorhanden 
gewesen  wäre,  die  nur  begreiflich  ist,  wenn  ungenauer  Beim  vorlag, 
den  wir  also  dem  Dichter  wol  zutrauen  müssen,  so  leicht  sich  genauer 
Beim  darbietet.  Das  noch  nicht  an  genauen  Gleichklang  gewohnte 
Ohr  vermisste  diesen  nicht,  und  suchte  ihn  daher  auch  nicht,  wo  er 
sich  ganz  leicht  bot.  Dergleichen  möchte  sich  noch  öfter  zeigen, 
wenn  von  den  Ueberarbeitungen,  wie  sie  in  den  Badencr  und  Hano- 
ver'schen  Fragmenten  vorliegen,  nfehr  erhalten  wäre. 

Ueberhaupt  scheint  der  bei  solchen  Aufgaben  nahe  liegenden 
Gefahr,  einmal  zu  weit  zu  gehen ,  ein  andermal  nicht  ganz  consequent 
zu  sein,  der  Herausgeber  nicht  immer  entgangen  zu  sein.  Wenn 
um  den  Beim  auszugleichen  an  der  Ueberlieferuiig  geändert  wird ,  so 
verstehe  ich  das,  ohne  das  Verfahren  für  absolut  berechtigt  zu  halten. 
Wenn  aber  an  der  einen  Stelle  getilgt  wird,  was  an  anderer  geduldet, 
ja  sogar  in  der  Einleitung  als  boi-cchtigt  erklärt  wird,  so  ist  mir  das 
unverständlich.  So  z.  B.  setzt  der  Herausgober  V.  5.  6  großen  erln  .- 
hMn  gegen  das  handschriftliche  gröi^tn  iren:  heren  (nach  Mass- 


K  Bartmii,  Deatiehe  Dichtungen  etc.,  ug.  t.  R.  Lambel     177 

mann),  nnd  so,  nicht  wie  im  Texte  steht,  wird  in  demCitat  S.LIXXIX 
der  Einleitung  geschrieben;  damit  vgl.  Y.  14,  wo  wieder  umgekehrt 
aber  hier  doch  methodisch  er  in  in  eren  (iherc)  geändert  wird,  wäh- 
rend 60  das  überlieferte  aUMrren:  eren  nach  dieser  Biclitung  unan- 
getastet bleibt.  V.  15  wird  das  überlieferte  grozen,  was  V.  5  gegen 
die  Hs.  gesetzt  ist,  wieder  gegen  diese  in  gros  in  geändert,  ebenso 
50  helet  in  heJtt,  94  ez  in  £?,  140  wieder  icoldÜ  in  tcoldet,  145  ma- 
get  in  magit  u.  s.  ö.  S.  LXXII  ist  i  =  mhd.  ie  ausdrücklich  für  zu- 
lässig erklärt,  79  aber  dienet  statt  handschr.  dtnet  gesetzt.  Wa- 
rum wird  die  Form  irr  =  wie ,  die  94  geduldet  und  auch  nach 
LXXII  berechtigt  ist,  182  entfernt?  Warum  soll  c  :=  c?i,  das 
LXXVIII  als  richtig  anerkannt,  115  in  durc  neben  durch  (108) 
geduldet  ist,  nicht  ebenso  in  ic  (120),  mic  (140)  gelten?  warum 
ran,  zu  39  ausdrücklich  anerkannt,  165  entfernt  werden?  Ein 
Princip  kann  ich  in  diesen  und  ähnlichen  Fällen  nicht  finden, 
ich  führe  sie  aber  auch  nicht  an,  um  einen  Vorwurf  gegen  den  Heraus- 
geber zu  erheben,  so  lange  ich  nicht  weiss,  in  wie  vielen  und  welchen 
von  diesen  Fällen  der  Massmann'sche  Abdruck  durch  die  neue  Ver- 
gleichung  des  Hs.  berichtigt  worden  ist.  üeber  das  Ergebniss  der- 
selben hätte  man  gerne  wenigstens  im  Allgemeinen  etwas  erfahren, 
eine  adnotatio  critica  würde  sich  hier  nützlich  erwiesen  haben. 
6  Verse  (390 — 95) ,  die  ich  bei  Massmann  nicht  finde .  hat  sie  neu 
eingebracht.  In  den  oben  erwähnten  und  ähnlichen  Fällen  (V.  5.  6 
liegt  vielleicht  ein  Druckfehler  vor)  muss  ich  also  wol  annehmen, 
dass  der  Herausgeber  im  Allgemeinen  die  Hs.  gegen  Massmann  rich- 
tig wiedergibt. 

Die  Darstellung  der  metrischen  Eigenthümlichkeiten  würde 
wahrscheinlich  wesentlich  anders  ausgefallen  sein,  wenn  der  Heraus- 
geber noch  den  schon  einmal  citiertentreffiichen  Aufsatz  von  Art.  Ame- 
Inng  in  Zachers  Zeitschrift  3,253  ff.  hätte  benützen  können.  Aller- 
dings bemerkt  auch  Kückert ,  dass  die  Senkungen  häufig  überladen 
sind,  aber  auf  ein  durchgreifendes  altbegründetes  Gesetz  ist  diese 
Erscheinung  doch  erst  in  jenem  erwähnton  Aufsatz  zurückgeführt, 
nnd  dies  Princip  der  doppelten  Senkungen  als  ein  unterscheidendes 
Merkmal  mitteldeutscher  und  niederdeutscher  Versmessung  mit  ge- 
meinsamer Wurzel  in  der  altsächsischen  Metrik  nachgewiesen  wor- 
den. Mit  grösserer  oder  geringerer  Einschränkung  im  Einzelnen  hat 
Amelung  dasselbe  ausser  fQr  den  Rother  noch  für  Hartman  Vom 
Geloüben,  Lamprechts  Alexander^  den  niederrheinischen  Tunda- 
luSf  die  alten  Fragmente  von  Herzog  Ernst  ^  den  Grafen  Rudolf 
die  Bruchstücke  von  Karl  und  Galie  und  wahrscheinlich  auch 
den  Friedherger  Krist  erwiesen.  Auf  den  Aegidius  (a.  a.  0.  269) 
findet  das  Princip  nur  sparsame  Anwendung:  göte  dleneter  girne 
Fandgruben  I,  247,  36.  stnc  sündq  er  dd  mite  clägete  247,  42. 

des  swirtis  er  niht  ne  girete  248,  9.  si  sprdchin,  i$  were  michil 

ctt  249,  2.  Damach  würde  man  auch  Verse  wie  loMtltchis  getoinnis 

■•llMärlfl  U  4.  5ittrr.  QjmB.  1878.  IL  u.  UL  Haft.  12 


178     £  BarUdi,  Dentaohe  Diohtimgan  etc.,  ang.  ▼.  H,  Lawibd. 

246,  21.   und  äntwMint  in  Criste  247,  15.  der  niemer  nichein 

eünge  247,  18.  swdnne  sin  väter  mere  248,  2.  sinen  vianden 
vdrhtsam  248 .  8.  wdjs  er  mit  swerte  sölde  tun  249,  8,  natürlicher 
mit  doppelter  Senkung  losen.  Anch  das  von  mir  Germania  12,  76 — 
80  herausgegebene  Fragment  einer  Legende  vom  h.  Andreas  zeigt 
doppelte  Senkungen:  so  wüi*de  der  schon  aus  Sprachfoimen  ver- 
muthete  mitteldeutsche  Ursprung  auch  durch  den  Versbau  bestätigt.*) 

Ich  meine  Verse  wie  in  were  ddz  du   der  wärheite  nicht  inuer- 

stä'st  Sp.  a.  7.  dtn  ö'en  du  here  kere  Sp.  a.  13.  daß  sie  dne  den 
kinde  stn  Sp.  a.  14.  dd  stnem  mustere  di^  füoec  Sp.  b.  12.  <inz 
zu  idic  rütnne  das  hlüot  Sp.  b.  14.  also  ir  sie  gcMtin  häte  Sp.  b. 

15.  dö  quämin  die  bürgere  ddre  Sp.  b.  23.  dö  in  des  rihtires  hol- 
den Sp.  d.  4.  do  inmöhtin  sie  in  gerürin  Sp.  d.  5.  sine  törstin  in 

getrüwen  nitoet  mere  Sp.  d.  10.  den  hiiden  er  predigote  Sp.  d.  12. 
das  s{  im  gelöubin  nicht  in  virliesin  Sp.  d.  14.  Einige  dieser 
Verse  Hessen  sich  wol  ohne  oder  mit  geringer  graphischer  Aende- 
mng  mit  einfachen  Senkungen  lesen,  einige  aber  widerstreben  ent- 
schieden, daher  wird  man  auch  die  andern  lieber  gleich  benrtheilen, 
am  wenigsten  aber  ändern.  Volle  Sicherheit  ist  bei  so  spärlichen 
Bruchstücken  überhaupt  nicht. 

Es  ist  klar,  dass  durch  Annahme  dieser  doppelten  Senkungen 
eine  Menge  der  scheinbar  überlangen  Verse  im  Bother  lesbar  wer- 
den (die  zu  kurzen  beruhen,  soweit  sie  es  nicht  bloss  scheinbar 
sind,  ebenso  auf  Verderbnis  als  die  wirklich  zu  langen),  für  die  min- 
dere Zahl  derer,  die  sich  nicht  fügen,  hat  Amelung  (a.  a.  0.  267 — 
69)  schon  Besserungsvorschläge  beigebracht.  Zerlegung  in  2  Verse 
hilft  öfter;  Kückert  selbst  zerlegt  den  überlangen  Vers  1146  nicht 
unwahrscheinlich  in  3  Zeilen.  Aber  V.  94  wird  auch  ohne  Zer- 
legung gelesen  werden  können :  imde  wiit  auch  wol  toe  ie  umbe  das 

wff  stät  nach  den  von  Amelung  unter  U  1.  g.  IV.  V,  1  aufgestellten 
Regeln;  ebenso  145  das  si  ir  Mrrqn  umbe  die  mdgit  vörcn  nach 
V,  1,  oder  wenn  die  Aenderung  von  er^ne  in  ir  auch  noch  zu  stark 
scheinen  sollte,  klingend  mit  4  Hebungen ,  weil  auch  144  so  ge- 
lesen werden  kann. 

Tilgung  überflüssiger  den  Vers  überfüllender  Worte  ist  öfter 
unerlässlich :  so  wird  man  280,  den  Amelung  zerlegen  will,  lesen : 


*)  Dass  das  Beispiel  des  Umlautes  von  a  nur  durch  ein  Versehen 
unter  die  Belege  8.  77  gerathen  ist,  brauche  ich  wol  nicht  zu 
versichern.  Sp.  b.  21.  22  ist  zucorrigiren  egeas,  vorher  ist  consul 
zu  ergänzen  (vgl.  Sp.  c.  14.  15)  Das  Loch  Sp.  c.  9  nach  mn  (in 
Sp.  b.  9  zwischen  note  und  />aj),  war  schon  vor  der  Schrift  nii 
Pergament:  es  fehlt  also  nichts.  Ich  hätte  es  entweder  gar  nicht 
oder  auch  in  Sp.  b.  anzeigen  sollen. 


£  BarttdL  Deutsche  Dichtnngeii  etc..  ang.  v.  H.  Latkbei.     179 

do  redite  ein  rrofce  hei^  Hcrlint  [jcL  Bückerts  Anmerkung),  aber 
498  (=492  Massm."»  wird  es  genügen   ÄVA^r  zu  streichen  :  rf^s 

dhttcorde  ime  do  der  geirütce  man.  1077  (=  10o9  Mi  kann 
omH  als  Anftact  stehen  bleiben,  1583  (=  1575  M.")  kann  si'  bleiben, 
wenn  man  liest:  unde  mochte  dairsölihie  sin  atiiin  nach  V.  1. 
38<32  wird  es  genügen  den  Artikel  zu  streichen:  sie  sdUin  sie 
kvninc  Böfhere,  2094  streiche  ich  ober  den  hof  ohne  weitere 
Aenderung.  2223  (=  2215  M.^  wird  der  tugindc  zu  tilgen  sein. 
2246  (=  2238  M.)  nu,  3846  (=  3839  M.)  1.  deme  ^(i:  bi  Edsi- 
HsijuM. 

Zum  Schlnss  noch  einige  wenige  vereinzelte  Bemerkungen 
zu  Steilen,  wo  ich  der  Auffassung  des  Herausgebers  eine  andre 
entgegenzusetzen  habe. 
270  üf  den  hof:  Bückert:   (J)N:  Massmann:  ist  M/s  Angabe 

richtig,  so  läge  An  näher. 
1204  lebete  kann  natürlich  auf  kuninptn   nicht  reimen.     Das  in 

des  Hs.  folgende  gen  hilft  auch  nicht.   Ich  denke  hbendec  si, 
3411  tcalle  gute  wird  man.  so  lange  ein  Compositum  traUegare 

nicht  anderwärts  nachgewiesen  ist .  doch  a]s  tcale  gare  := 

icolc  gare  (4082)  fassen  müssen. 
3483  Die  Form  Pippitichtnis^  die  Bückert   au6  Pippinchis  der 

Hs.  gemacht  hat,  bezweifle  ich  :  im  Beime  steht  neben  Pippin 

als  Nom.  Pippinin  als  Acc.  (5004).    Von  jenem  Pippinchis 

steht  Pippipigis  (5038  nicht  5042)  in  der  Muudart  kaum  ab ; 

wenn  hier  Pipptnis  au  die  Stelle  gesetzt  wurde,  ist  auch  an 

jener  früheren  Stelle  zu  Pippinchinis  kein  Grund  Torhauden. 
3658.  59: 

8one  worde  die  grantreste 
nüwit  der  helle  gesten 

icorde:  die  Hs.,  vor  de:  Bückert,  der  gesten  als  Verbum  er- 
klärt, wozu  freilich  die  waseer  der  Hölle  4556  passen  würden. 
Aber  tcorde  kann  cox\j.  imperf.  sein  =  würde  und  gesten 
dat.  pl.  'es  käme  die  Erde  nicht  in  die  Gewalt  der  Feinde 
aus  der  Hölle'. 

3983  lu  der  Anmerkung  wäie  besonders  hervorzuheben  gewesen 
die  Vollstreckung  der  Strafe  durch  den  Ui-theilsprecher  ange- 
sichts der  Standesgenossen  des  Verurtheilten; 
auch  auf  die  Wahl  der  Tudcsart .  die  Kother  anhcim  gestellt 
wird  3970,  wäre  aufmerksam  zu  machen  gewesen. 

3992  ff.  lässt  jedenfalls  deutlichen  Zusammenhang  vormis|»n.  Es 
ist  eine  Lücke  nach  3992,  nicht  aber  nach  3998  wio  Bückert 
will,  anzunehmen.  Oder  beruht  diese  Ziffer  auf  einem  Druck- 
fehler ? 

408ri  An  drteic  ist  nichts  zu  ändorn.  os  stimmt  zu  den  früheren 
Angaben  3818.  3988.  4166  nahmen  sechs  ihr  Ende  und  sva£ 
er  der  andren  anc  quam^  den  tcdv  her  sicherltche  sam,  so 

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V:rArC':^r.rjf  i/i  aOfn^n^.  ::.•>.:.>  ..:h  »L-üen.  Wirwwden  an« 
».:  '.*:  :»rr  Kr£.iriU9F  J  ^'rr.:ti'ji*  '2fei-^!hr.  'i.  393;,  die  nicht 
hir.«  •::.*:r*4.hr.*.  bi«:;^#<rfi  ^y...«:.'!,  h*r;hur»*n  k<fDnen.  Ist  aber 
ni*ihk  nui\r/,  »,*?  j';h  jrlÄiif,«:,  dann  ist  auch  «eine  Emenda- 
iiffU  dm  Uif  di-.mi:^  da-,  zur  (ranzen  SitoatioD  nicht  passt,  un- 

r»IH4:  K'ii}i«?r  hat  AiMim  Krau  'lau  £ath  Berhters  in  ein  Kloster  zu 
K«hiiri  iiniyi'.Miniii,  nju  erwidert: 


JMfäl.  Praktische  Lo^k.  vag.  t.  L.  CTieralier.  181 

iz  ist  der  bezziste  rlt 
den  Berhter  getan  hat. 
51(4    nn  volge  uns  koninc  edcle 
iz  ne  komit  ans  nicht  nbele. 
Mn$  ysLSst   nicht,   denn  der  Rath  ging  von  Berhtii'r  allein    aas: 
1.  ime,  der  Fehler    ist  durch  das  uns  der  folgenden  Zeile  leicht 
erklärbar. 

Oberhollabrunn  im  Augnst  1872.  H.  LambeL 


I.  Praktisdie  Logik  oder  Uenklehre.    Für  Lehrerbilduugs-An- 

stalten  and  MitteLschalen ,  sowi»  für  die  Gebildot^n  jeglichen 
Standes.  Mitpraktischen  Beiä^pieleu.  Von  Dr.  .H.  A.  Drbal. 
ITien  1872.    w!  Braamüller. 

II.  Darstellung  der  wichtigsten  Lehren  der  Menschenkunde  und 

Seelenlebre  als  Grandlage  der  Erziohan^lehre  für  Lclirerbil- 
dangs- Ansialten,  sowie  fUr  die  Gebildeten  jeglichen  Staude«;  von 
Dr.M.  A.DrbaL    Wien  1872. 

I.  Die  Schulbücher-Literatur  in  Oesterreich  kann  sich,  ¥ra8 
die  philosophische  Propädeutik  betrifft,  rühmen,  keineswegs  hinter 
Deutschland  zurückgeblieben  zu  sein;  ja  es  zeigt  sich,  wenn  man  die 
an  Gymnasien  Deutschlands  gang  und  gäben  Lehrbücher  durch« 
mustert,  dass  sich  bei  uns  des  Guten  und  Methodischen  mehr  findet. 
Grund  dieser  Thatsache  ist  die  besonnene  und  klare  Richtung  der 
Lehrbücher ,  die  der  von  Herbart  gegebenen  Grundlage  folgen.  In 
der  Psychologie  wird  alles  Nebelhafte  und  Metaphysische  fern  ge- 
halten und  der  Boden  der  Erfahrung  nicht  verlassen;  in  der  Logik 
aber  die  Vermischung  mit  den  angewandten  Wissenschaften  ver- 
mieden, woduixb  sie  gerade  ihren  propädeutischen  Charakter  voll- 
kommen festhalten  kann.  Mag  immerhin  die  Frage  über  den  pro- 
pädeutischen Unterricht  noch  eine  offene  sein ,  so  viel  steht  fest, 
dass  die  Weise,  wie  die  genannte  Schule  ihn  in  Angriff  genommen, 
die  gymnasialen  Zwecke  fördert  und  alles  vermeidet,  was  den  philo- 
sophisch-propädeutischen  Unterricht  in  Miskredit  gebracht  hat. 

Die  firüher  von  demselben  Verfasser  erschienenen  und  in  dieser 
Zeitschrift  mit  Anerkennung  besprochenen  Schriften  haben  den  Be- 
ruf desselben,  ein  gutes  Lehrbuch  zu  schi-eiben,  in  günstigster 
Weise  gezeigt.  Vorliegende  Bücher  weichen ,  obwohl  sie  denselben 
Zweck  haben ,  von  den  frühem  Arbeiten  des  Verfassei-s  durch  ge- 
drängtem Inhalt  und  geänderte  Methode  ab.  Letztore  will  or  als 
einen  Vorzug  seines  logischen  Werkleins  angesehen  wissen.  Wäh- 
rend in  ähnlichen  Büchern  die  synthetische  Behandlung  vorwiegt 
oder  die  analytische  und  synthetische  Methode  in  einander  gearbeitet 
sind ,  zerföllt  die  vorliegende  Deuklehre  in  z^-ei  Thoile ,  von  denen 
der  eine  analytisch,  der  andere  synthetisch  die  Denkgesetze  behan- 
delt; flreilicb  niobt  ausschliesslich.     Der  Stoff  wird  somit  eigentlich 


182  Drhdl,  Praktische  Logik,  ang.  ▼.  L.  Chevalier. 

zweimal  vorgetragen ,  nnd  naturgemäss  ist  der  zweite  (synthetische) 
Theil  ausführlicher  als  der  analytische ,  der  das  andeutet ,  was  der 
andere  voll  ausführt. 

Es  hat  eine  solche  doppelte  Behandlung  des  Stoffes  ihre  Nach- 
theile, nnd  es  verbergen  sich  diese  auch  nicht  ganz  in  Drbals  Buch. 
So  muss  S.  21  die  Erklärung  der  Grattungs-  und  Artbegriffe  in  die 
Klammer  gesetzt  und  auf  die  Lehre  vom  Begi-iff  im  zweiten  Theil 
hingewiesen  werden.  Ebenso  wird  S.  11  von  bejahenden  und  ver- 
neinenden, allgemeinen  und  bosondern  Urtheilen  gesprochen,  ohne 
dass  der  Anfänger  weiss .  was  diese  Uitheile  sind.  —  Es  gehört  für 
jeden  Fall  grosse  Gewandtheit  dazu,  den  Stoff  so  zu  zerlegen  und 
einzurichten,  dass  das  Interesse  des  Lernenden  festgehalten  und  mehr 
dls  eine  blosse  Wiederholung  geboten  wird.  Diese  Klippe  hat  der 
Verfasser  mit  grossem  Geschicke  vermieden.  Es  wird  nach  dem 
Grundsätze  der  Vertiefung  und  der  Besinnung  der  im  ersten  Theil 
ausgespannte  Rahmen  ausgeweitet.  Fehlendes  ergänzt,  Wichtiges 
begründet,  und  so  der  logische  Stoff  für  den  vorgestellten  Zweck  er- 
schöpfend in  das  Buch  hineingeaibeitet.  Während  z.  B.  der  analy- 
tische Theil  Urtheil  und  Begriff  vom  Gesichtspunkte  des  Schlusses 
aus  behandelt,  lässt  der  synthetische  Theil  Begriff  und  ürtheil  zu 
ihrem  vollen  Rechte  kommen.  Die  Schwierigkeiten  des  logischen 
Unterrichtes  verlangen  öfteres  Zurückgehen  auf  die  Elemente,  für 
die  noch  nicht  hinreichend  geschulte  und  gestärkte  Denkkraft  der 
Schüler  an  Lehrerbildungs -Anstalten ,  die  dieses  Buch  wol  meist 
gebrauchen  werden ,  ist  in  einem  solchen  doppelten  methodisch  ge- 
stalteten Gurs  gründliche  Wiederholung  dos  Erlernten  geboten,  zu- 
gleich ist  das  ganze  Buch  ein  praktisches  Beispiel  des  so  wichtigen 
Unterschiedes  beider  Methoden  selbst. 

In  der  Logik  kann  nicht  genug  Werth  auf  treffende  Beispiele 
gelegt  werden.  Was  Aristoteles  (Top.  LVI.  am  Schluss)  sagt:  ^Man 
definiere  selbst  bei  sich  genau  und  richtig  den  vorliegenden  Gegen- 
stand oder  rufe  sich  früher  kennen  gelernte  richtige  Definitionen  ins 
.Gedächtnis,  dann  wird  man,  wenn  man  darauf  wie  auf  Musterbilder 
sieht,  das  Mangelnde  oder  Ueberflüssige  in  seiner  eigenen  finden**, 
gilt  von  allen  Denkformen.  Selbstverständlich  müssen  Beispiele  auf-  « 
gestellt  werden,  wie  sie  in  den  Schriften  klarer  Denker  sich  finden, 
nicht  beliebig  construierte,  wie  die  „Cajusbeispiele"  in  vielen  Hand- 
büchern ;  Beispiele  somit,  aus  denen  der  Schüler  ausser  der  logischen 
Form  noch  andei-es  lernen  kann.  Th.  Vogt  hat  in  diesen  Blättern 
(Jahrg.  69,  S.  45)  den  Vorschlag  gemacht,  es  möge  eine  geordnete 
und  übersichtliche  Zusammenstellung  vou  Auszügen  aus  den  Schriften 
derjenigen  Philosophen,  welche  in  besonderer  Kraft  und  Reinheit 
dargestellt  worden  sind,  der  Jugend  gegeben  worden;  eine  solche 
würde  die  Zwecke  des  philosophischen  Vorbereitungsunterrichtes  am 
besten  erfüllen;  auch  werden  hier  dem  Schüler  Ansichten  geboten 
und  wenigstens  ein  Uobcrgang  gebildet  zum  Studium  der  Philosophie 
an  Universitäten.     Gerade  in  der  sorgföltigen  Wahl  von  Beispielen 


Dfbal.  Praktische  [.ogik,  »nj;.  v.  L.   Chevalier.  188 

liegt  uoch  ein  Voriiienst  für  den  Vorfasser  eines  aolclien  logischen 
Lehrbuciies ;  iu  Schalbüchern  können  ja  so  nur  die  Hauptpunkte  be- 
handelt werden,  und  diese  sind  iu  allen  Logiken  ziemlicb  gleich  und 
höchstens  die  Anordnung  oder  die  grössere  Präcision  der  Darstellung 
TOrscbioden.  Trendelenbnrg  (Erlänterungeu  zu  den  Elementen  der 
aristot.  Logik)  macht  auf  die  Wahl  solcher  Beispiele  aufmerksain.  Sucht 
man  Beispiele  oder  Induction,  so  Sndet  man  sie  reichlich  in  Xenophons 
Hemorabiücn  und  dort  fast  in  ihrem  wiäEenschaftlichen  Ursprung; 
die  logischen  Bestimmungen  müssen  nicht  bloss  im  ein- 
zelnen belebt,  sondern  auch  in  den  Wissenschaften  als 
ergiebig  erkannt  sein.  —  In  der  Logik  des  Verfassers  ist  wol  in 
dieser  Beziehnng  ein  grosser  Forlschritt  zu  ersehen,  noch  aber  ist  des 
Guten  nicht  genug  getban.  Noch  losen  wir  Beispiele  tou  so  zweifel- 
haftem Charakter,  wie:  „Alle  Menschen  sind  sterblich,, .  Cajus  ist.., 
etc. ;  ^  alle  FoTtepianos  sind  musikalische  Instrumente ;  —  wenn  es 
regnet,  wird  es  nass;  —  alle  Neger  sind  würdevoll;  dieser  Cha- 
racter  ist  himmlisch  gesinnt  etc.*^ 

Es  ist  Ton  dem  Verfasser  der  sehr  verständige  Versuch  ge- 
macht worden,  in  den  Schriften  bedeutender  Denker  logische  Fehler 
nachzuweisen;  es  ergibt  sich  eben  aus  einem  aolchen  Hinweis,  was 
Stuart  Mill  im  zweiten  Theil  seines  logischen  Werkes  bemerkt,  dasa 
in  wisse nsohaftl ich on  Werken  nicht  selten  Veratöase  gegen  die  oinfach- 
ston  Umkehningsregeln  vorkommen.  Wie  belehrend  ist  das  aus  Mill 
aufgenommene,  eine  falsche  Analogie  zeigende  Beispiel,  dass  politische 
Kdrper,  wie  die  NatnrkSrper,  Jugend,  Boife  und  Tod  an  sich  erfahren? 
Hinwiederum  können  solche  Beispiele;  „Die  reine  Mathematik  ist  theils 
Arithmetik,  theils  Geometrie,  theils  Trigonometrie'  —  „Weder  das 
Herz  noch  die  Schlagadern  sind  Apparate"  —  „Ich  weiss,  dass  allen 
vernünftigen  Wesen  das  Prädikat  „würdevoll'  zukommt,'  —  anch  ans 
andern  Gründen  nicht  empfohlen  werden. 

Referent  hat  uoch  einige  Bedenken  gegen  einzelnes.  —  S.  I 
wird  ee  wohl  heissen  müssen  „logisch  denken  ist  die  mit  Bewusstsein 
vollzogene  Verknüpfung  etc.,"  sonst  wäre  der  Begriff  denken  viel  zu 
eng,  dann  denken  freilich  Kinder  uml  der  Wilde  nicht.  Es  ist  zu  weit 
gegangen,  wenn  S.  19  behauptet  wird,  dass  die  C'onsequenz  des 
Schlusses  nicht  einmal  von  meinem  Verständnisse  desselben  abhängt. 
8.  31  findet  der  Verfasser  die  Prüfung  der  Richtigkeit  des  StofTos 
doch  für  uöthig.  Es  ist  zu  viel ,  oder  wenn  man  will ,  zu  wenig  von 
der  Logik  verlangt,  dasa  jemand,  der  das  Wort  „zuckerhaltig" 
gar  nickt  verstanden  {S.  IS),  den  Schlusssatz  zugeben  muss.  Um  uns 
davon  zu  überzeugen,  sagt  der  Verfasser,  wollen  wir  an  die  Stelle 
eines  der  Begriffe  irgend  ein  , bedeutungsloses"  Zeichen,  wie 
1.  B.  einen  Buchstaheu  des  Alphabets  setzen.  Irgend  ein  bedeutungs- 
loses Zeichen  ist  aber  der  Buchstabe  S  etc.  nicht.  Er  hat  die  Be- 
deutung einer  Classe  von  Begriffen,  darum  heisst  es  S.  21  richtig, 
daes  man  für  die  Begriffe  etc.  allgemeine  Zeichen,  wie  8  und  P,  sotien 
kann,  und  S.  26  ebenso  richtig,  dass  Buchstaben  für  Begriffe,  die 


^ 


184  Drbdl,  Pnktüche  Logik»  ang.  ▼.  L.  Cheoälier, 

einen  Sinn  geben,  gesetzt  sind.  Das  Beispiel  S.  25  ^Allo  Menschen 
sind  entweder  Heiden  oder  Juden  oder  Mohammedaner^  ist  kein  voll- 
ständiges disjunctives  Urtheil.  —  S.  12  dürfte  der  Denkprocess  sich 
regolArer  gestalten ,  wenn  der  angegebene  Schlnss  nach  der  dritten 
Figor  einen  particalären  Untersatz  bekömmt.  S.  37  steht:  „Das  Ur- 
theil ist  ein  Satz,  in  welchem  etwas  ausgesagt  wird,  dass  etwas  ist 
oder  nicht  ist,  und  8.  70  „das  Urtheil  ist  die  Aussage ,  dass  etwas 
ist  oder  nicht  ist.''  Wie  stimmt  dies  zu  der  richtigen  Bemerkung 
S.  71,  dass  ist  nicht  sein  bedeutet?  Wenn  der  Verfasser  nicht 
gleich  darauf  das  Richtige  sagte,  „  das  Urtheil  ist  die  Aussage  über 
Verknüpfung  oder  Trennung  zweier  Begriffe,  so  wurde  man  glauben, 
er  wolle  das  wirkliche  Sein  behaupten,  da  er  doch  sehr  gut  weiss, 
dass  dieses  ist  nur  die  Bezeichnung  der  Einheitsform  der  Glieder 
ist  und  ja  nicht  mit  dem  ist  des  wirklichen  Seins  verwechselt  werden 
darf.  (Herbart  I,  92.) 

Gegen  einen  freilich  noch  nicht  allgemein  anerkannten  Irrthum 
muss  sich  der  Referent  in  Kürze  wenden.  S.  17  behauptet  der  Ver- 
fasser, wie  weiterhin  öfter,  dass  im  Syllogismus  ein  wirklicher  Fort- 
schritt im  Denken  geschehe.  S.  5  heisst  es  freilich,  „durch  die 
Logik  könne  keine  neue  Wahrheit  gefunden  werden"  und  S.  7  „der 
Zweck  der  Logik  bestehe  nicht  darin,  unser  Wissen  zu  bereichern." 
Worin  besteht  nun  dieser  wirkliche  Fortschritt?  In  jedem  mittel- 
baren logischen  Schluss  ist  doch  bereits  in  den  beiden  Prämissen  die 
Verbindung  Unterschiedener  gesetzt,  und  die  ganze  Bewegung  des 
Wissens  dabei  ist,  die  in  dem  Obersatz  allgemein  ausgesprochene 
Verbindung  im  Schlusssatze  für  einen  beschränkten,  aber  in  dem 
Obersatz  schon  mitumfassten  Begriff  oder  für  ein  Einzelnes  zu  wie- 
derholen. Der  logische  mittelbare  Schluss  ist  daher ,  wenn  die  Prä- 
missen gegeben  sind,  eine  reine  Tautologie.  Mit  Recht  hat  daher 
Stuart  Mill  darauf  hingewiesen,  dass  das  Auflinden  des  terminus 
medius  des  Obersatzes  in  dem  terminus  minor  des  Untersatzes  die 
Hauptsache  ist;  um  die  Subsumtion  dieses  unter  jenen  dreht  sich 
das  ganze  Interesse  in  der  Begp*ündung.  Ist  diese  Subsumtion  einmal 
gefunden  oder  gar  in  dem  förmlichen  Schluss  dem  Schüler  gegeben, 
80  ist  die  Conclusion  eine  rein  mechanische  Wissensbewegung ,  die 
nur  einige  Uebung  in  schwereren  Fällen  braucht.  Der  Fortschritt  im 
Wissen  besteht  in  der  Feststellung  des  Minor.  Alle  Bedeutung  ruht 
auf  dem  Wiedererkennen  des  begrifflichen  Stückes  im  Einzelnen. 
Weiss  ich ,  dass  dieser  Himmelskörper  ein  Planet  ist ,  dann  ist  der 
Schluss,  dass  er  elliptische  Bahnen  beschreibt,  leicht  gemacht. 
Stuart  Mill  untersucht  diese  Frage  in  seinem  logischen  Werke  I,  220. 
Er  stellt  die  Gründe  und  Gegengründe  zusammen  und  erkennt  die 
leere  Tautologie  einer  Conclusion  aus  gegebenen  Prämissen ;  räumt 
aber  dennoch  ein ,  dass  eine  Erweiterung  der  Kenntnisse  durch  das 
Schliessen  gewonnen  werde.  Seine  Lösung  ist  die ,  dass  alle  Ober- 
sätze  durch  Induction  gewonnen  werden.  Aber  es  ist  schon  dagegen 
bemerkt  worden ,  dass  Mill  die  erste  Gewinnung  eines  allgemeinen 


Drbälj  Praktische  Logik,  ang.  v.  L.  ChevaUer.  185 

Satzes  mit  dem  spätem  Gebrauch  durch  andere  verwechselt,  deuon 
solches  Gesetz  unmittelbar  als  allgemeines  mitgetheilt  wird.  Beneke 
hat  in  seiner  Logik  I.  216  längst  dargethan,  dass  das  Charakte- 
ristische alles  Schi  iessens  die  Substitution  ist.  Die  Sub- 
stitution kann  aber  nur  dann  eintreten ,  wenn  der  eine  Bestandtheil 
in  keiner  Weise  über  den  alten  hinausgeht.  Wenn  nun  der  Verfasser 
ausdrücklich  S.  84  sagt:  „Bei  blossen  Schlüssen  worden  die  Vorder- 
sätze als  richtig  angenommen,  es  kommt  daher  nur  darauf  an,  ob  die 
Form  der  Ableitung  richtig  ist,  ob  der  Schlusssatz  aus  den  Vorder- 
sätzen mit  Richtigkeit  folgt, **  wo  ist  denn  da  der  Fortschritt  im 
Denken? 

Die  Lehre  vom  ürtheil  ist  in  den  §§.  27 — 31  klar  entwickelt 
und  der  Stoff  eingehend  behandelt.  Mill  hat  hier  sehr  beherzigens- 
werthe  Worte  gesprochen :  „  In  einem  Handbuch  für  junge  Studie- 
rende wäre  es  ganz  geeignet,  bei  der  Umwandlung  und  Aequipollenz 
der  Urtheile  noch  länger  zu  verweilen ;  es  gibt  keine  wichtigere  gei- 
stige Gewohnheit,  deren  Pflege  mehr  in  den  Bereich  der  Logik  fiele 
als  die ,  sicher  und  rasch  die  Identität  einer  Behauptung  zu  unter- 
scheiden ,  wenn  sie  durch  eine  sprachliche  Verschiedenheit  vordeckt 
ist.  Der  Studierende  soll  die  Gewohnheit  einer  vorsichtigen  Aus- 
legung der  Wörter  und  eines  genanen  Bewnsstseins  der  Länge  und 
Breite  seiner  Behauptungen  bekommen,  eine  Gewohnheit,  welche  zu 
den  unumgänglichsten  Bedingungen  einer  irgendwie  bedeutenden 
geistigen  Vollkommenheit  gehört,  die  zu  pflegen  einer  der  Haupt- 
zwecke der  Logik  sein  muss. 

S.  81  heisst  es,  die  Umkehrung  des  besonders  bejahenden  Ur- 
thcils  ist  demnach  eine  mit  unveränderter  Quantität;  vom  Stand- 
punkt der  Logik  folgt  nicht  mehr,  und  deshalb  ist  dies  die  allge- 
meine Regel;  die  Umkehrung  von:  „Einige  Gebirgsarten  sind  Basalte" 
in:  „Alle  Basalt«  sind  Gebirgsarten"  stösst  als  Ausnahme  die  Regel 
nicht  nm.'  Damit  dürfte  der  Anfanger  nicht  sehr  zufrieden  sein, 
ihm  werden  von  der  Logik  andere  Erwartungen  rege  gemacht.  Hier 
muss  eben,  wie  Strümpell  (S.  85  u.  86)  zugibt,  nach  dem  Sinne  des 
gegebenen  Urtheils  gefragt  werden.  Derlei  Behauptungen  sind  es, 
die  Trendelenburg  zu  dem  harten  Urtheil  bi-achten,  dass  die  formale 
Logik  gegen  Aristoteles  (entgegen  der  Behauptung  Kaut's)  Rück- 
schritte gethan,  indem  sie,  was  Aristoteles  in  seinem  grossen  Sinn 
nie  wollte,  die  Formen  dos  Denkens  von  allem  Bezug  auf  den  Gegen- 
stand zu  isolieren  meinte.  Und  auch  Strümpell  (S.  18)  gibt  zu,  dass 
ein  solcher  Tadel  in  Beziehung  auf  einzelne  Fälle,  wo  der  Unterschied 
zwischen  reiner  und  angewandter  Logik  zu  scharf  gofasst  ist,  richUg 
sei.  Zimmermann  hat  in  seiner  Logik  diese  Klippe  vermieden.  S.  80 
heisst  es,  „es  ergibt  sich  das  Gesetz^  dass  allgemeine  bejahende  Ur- 
theile sich  meist  nur  verändert  umkehren  lassen..."  Im  Begriff  eines 
Gesetzes  liegt  eben  eine  solche  Unbestimmtheit  nicht.  —  Vollkommen 
zweckentsprechend  ist  die  Theorie  der  Gleichheits-  und  Entgegen- 
setznngsscUüsse  behandelt.  Das  Urtheil  ist  überhaupt  auch  in  seiner 


186    Drbal,  Menicheiikaiide  und  Seelenlehre,  uig.  v.  L.  Chevalier. 

sprachlichen  Form  dem  Anfanger  rocht  klar  zu  machen,  da  die 
sprachlichen  Lehrbücher  leider  noch  vielfach  mit  den  Becker'schen 
Kategorien  durchzogen  sind,  und  das  ist  dem  Verfasser  im  Ganzen 
gelungen. 

Die  Lehre  von  den  Schlussfiguren  zeigt  gleichfalls  eine  fleissige 
und  geschickte  Behandlung.  Mit  yoUem  Recht  lässt  der  Verfasser 
die  beiden  letzten  modi  in  der  3.  Figur  fallen.  Wird  schon  einmal 
genauer  auf  die  Schlussfigur  eingegangen,  wie  Herbart,  Drobisch  und 
Überweg  rathen ,  so  ist  gewiss  der  in  diesem  Buche  eingeschlagene 
Weg  der  richtige  und  füi*  den  Anföuger  leicht  zu  erfassende;  die  Be- 
weisformen sind  durch  Beispiele  bestens  erläutert,  die  ganze  Metho- 
denlehrc  präcis  und  klar  dÄrgestellt.  So  kann  man  nur  den  Wid- 
mungsworten  zustimmen:  „Aus  langer  Praxis  hervorgegangen,  möge 
das  Buch  bezeugen  ,  dass  die  Entwickelung  der  anal}'tisch-synthoti- 
sehen  Lehrmethode  an  dem  Gebäude  einer  populären  Denklehro 
geeignet  sei,  die  Logik  fasslich  darzustellen.''  Gegen  den  Zusatz 
allein  geeignet  dürften  sich  viele  Fachmänner  verwahren. 


IL  Der  Standpunct  des  Verfassers  in  seinem  zweiten  Werk- 
chen wird  mit  den  Worten  gekennzeichnet:  «Die  Darstellung  der 
Menschenkunde,  welche  ich  hiemit  gebe,  unterscheidet  sich  von  der 
sonst  üblichen  dadurch,  dass  ihr  Augenmerk  ebenso  sehr  dahingeht, 
das  geistige  Leben  als  integrierenden  und  gleich  berechtigten  Factor 
des  Menschendaseins  möglichst  erschöpfend  zu  behandeln.  Das  Buch 
ist  den  Lehrerbildungsanstalten  und  den  Gebildeten  überhaupt  ge- 
widmet." 

Die  Somatologie  ist  in  demselben  besonders  berücksichtigt,  sie 
umfasst  mit  der  Sinnesempfindung  den  weitaus  grössern  Theil  dos 
Buches;  der  rein  psychologische  Theil,  so  kurz  er  auch  dargestellt 
ist,  bringt  alles,  was  der  Lehrer  wissen  muss  in  schlichter  Darstel- 
lung, die  hier  bei  der  Schwierigkeit  einzelner  Entwickelungen  beson- 
ders noth  thut.  In  diesem  Buche  hat  der  Verfasser  den  Fehler  seiner 
grossem  Psychologie,  die  zu  breite  Darstellung  psychologischer  That- 
sachen,  glücklich  vermieden,  und  hat  sich  auf  das  Nöthige  beschränkt. 
Eine  Fülle  vortrefflicher  Beispiele,  interessanter  Vergleiche  und 
werthvoller  Citate  stehen  ihm  zu  Gebote.  Es  ist  nicht  leicht ,  aus 
dem  massenhaften  Stoffe  das  Passende  herauszufinden ,  insbesondere 
ruht  die  Somatologie  auf  einer  weiten  Basis  naturwissenschaftlicher 
Studien,  die  in  fortwährendem  Flusse  sind ,  da  die  Entdeckungen  auf 
diesem  Gebiete  heut  zu  Tage  täglich  wachsen,  und  der  Fortschritt  in 
den  Bcalwissenschaften  so  grosse  Erfolge  aufweist ,  dass  es  dem ,  der 
nicht  Fachmann  ist,  schwer  wird,  gleichen  Schritt  zu  halten. 

Da  der  Verfasser  die  Aufgabe,  die  er  sich  gestellt,  dahin  defi- 
niert, die  wichtigsten  und  wissenswerthesten  anatomischen  und  phy- 
siologischen Thatsachen  einerseits  mit  den  wichtigsten  psychologi- 
schen zu  verbinden  ,   so  musste  diesem  ersten  Theil  ein  grösserer 


Drbai,  Menscbenkünde  und  Seelenlehre,  ang.  ▼.  JL  Chevalier.      187 

Baum  gegönnt  werden.  Nach  einer  kurzen  Einleitung  über  Begriff, 
Eintheilung  und  Methode  der  Menschenkunde  werden  die  Haupt- 
lehron  der  Anatomie  und  Physiologie  des  Menschen  behandelt.  Nicht 
überall  ist  es  dem  Verfasser  gelungen,  dem  Stoffe  nach  dem  Grade 
seiner  Wichtigkeit  gerecht  zu  werden.  Das  Skelett,  dessen  Form  und 
Bildung  die  Menschengestalt  bedingt,  ist  z.  B.  gegenüber  einem  viel 
minder  wichtigen  Kapitel  vom  Kauen  und  Schlingen  zu  kurz  gekom- 
men ;  während  im  letztem  jede  Bewegung  des  Mundes  und  der  Zunge 
mit  minutiöser  Genauigkeit  beschrieben  wird,  sind  dort  die  einzelnen 
Knochen  mehr  aufgezählt  als  beschrieben.  —  Auch  dürften  die 
tormini  technici  des  Buches  den  Naturhistorikern  manchen  Anlass  zu 
Bemerkungen  geben.  Somatologie  lässt  sich  nicht ,  wie  es  S.  1  ge- 
schieht, mit  „Naturlehre  des  Leibes^  Obertragen,  statt  mit  dem  alten 
Ausdruck  »Naturgeschichte ^^i  welche  die  beschreibende  Naturge- 
schichte, Anatomie  und  Physiologie,  einschliesst.  So  spricht  der 
Verfasser  im  §.  4  yom  Blutsystem,  Athmungs-  und  Verdauuugs- 
system  statt  vom  System  der  Blutgefösse  etc.  Vorkammer  und  Herz- 
kammer werden  zu  einem  Vor-  und  Herzzimmer ;  so  wird  vegetati?  in 
der  Klammer  durch  ^jpflanzlich"  erklärt  §.  25,  wodurch  wir  an  dieser 
Stelle  zu  dem  non  ens  pflanzlicher  Nerven  kommen. 

Die  wiederholten  Vergleiche  gehen  aus  dem  löblichen  Streben 
hervor,  recht  klar  die  Thatsachen  und  Erscheinungen  zu  entwickeln 
(siehe  den  weitausgeführten  Vergleich  zwischen  dem  Blutkreislauf 
des  Menschen  und  einer  Wasserleitung),  aber  es  trifft  selbe  der  Vor- 
wurf, dass  hier  und  da  statt  Klarheit  eine  schiefe  Auffassung  der 
Vorgänge  im  Menschen  sich  herausstellt,  was  die  gewonnene  Klar- 
heit wieder  in  Frage  stellt. 

Im  §.  6  geht  der  Verfasser  auf  den  Unterschied  zwischen  Thier 
und  Pflanze  ein,  doch  ist  derselbe  nicht  wissenschaftlich  gefasst.  Es 
sind  eben  nur  die  höheren  Thiere  ins  Auge  gefasst,  die  niedem  sind 
unberücksichtigt  geblieben.  Die  Pflanzen  nehmen  nicht  allein  durch 
Oeffnungen  an  der  Oberfläche  ihre  Nahrung  auf.  Ebenso  ist  S.  8 
und  9  der  Unterschied  zwischen  Mensch  und  Thier  mangelhaft.  Der 
Hauptunterschied  in  körperlicher  Beziehung  zwischen  dem  Men- 
schen und  dem  Affen  ist  der,  dass  der  Mensch  Fasse  hat,  die  hin- 
tern Extremitäten  des  Affen  aber  sind  Hände.  „  Hand  nennen  wir 
die  Fussbildung  mit  gegenüberstellbaren  Daumen  *"  sagt  die  Natur- 
geschichte. Somit  ist  der  Nr.  3  behauptete  Untei-schiod  falsch, 
Fuss  und  Wade  wären  die  spocifischon  körperlichen  Unterschiode 
des  Menschen  als  durchgreifende  Merkmale.  In  §.  12  sind  die 
hintern  Felsenbeine,  die  die  Gehörknöchelchen  enthalten,  nicht  aus- 
geführt. Das  Zungenbein  gehört  nicht  zu  den  Gesichtsknochen 
(S.  24).  Eine  vortreffliche  Ausführung  zeigt  der  §.  11.  —  Im  §.  16 
ist  unter  den  Lyinphgefassen  nur  der  Milchgang  iu's  Auge  gefasst, 
die  vielen  Lymphgefösse  im  Saugadersystem  sind  nicht  berück- 
sichtigt. —  S.  33  heisst  es:  „Das  Blut  wird  am  Daime  vorboigcführt, 
wo  es  Nährstoffe  von  Speise  und  Trank  aufnimmt."     Die  Blutge- 


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IMaü,  Maudieiikaiide  und  Beelenkhre.,  ang.  ▼.  /.  Ckewüiir.      189 

zudenten  und  hier  und  da,  soweit  es  der  Baum  gestattet,  auszuführen ; 
dmm  wird  der  angehende  P&dagoge  das  Buch  mit  dem  grössten 
Nutzen  in  die  Hand  nehmen. 

Im  einzelnen  wendet  sich  der  Referent  gegen  einige  Behaup- 
tungen des  Verfassers.  Noch  immer  wird  S.  168  das  Gesicht  defi- 
niert als  das  unmittelbare  Bewusstsein  der  Steigerung  oder  Herab- 
stimmung der  eigenen  psychischen  Lebensthatigkeit.  Schon  Kant 
sagt  in  der  Anthropologie  §.  58:  ^Lust  ist  das  Gefähl  der  Beförde- 
rung des  Lebens,  Schmerz  des  eines  Hindernisses.^  Aber  diese 
Definition  ist  werthlos ,  weil ,  wenn  sie  auch  vOllig  wahr  wäre ,  was 
nicht  der  Fall  ist,  sie  immer  nur  einen  andern  Zustand  bietet  und 
nicht  das  Gefühl.  Ferner  wäre  ein  tieferes  Eingehen  in  die  ästhe- 
tischen Gefühle  erwünscht  gewesen,  noch  machen  sich  in  den  Poe- 
tiken der  Schulen  die  Hegerschen  Anschauungen  breit.  Dem  grossem 
Publicum,  das  in  der  Aesthetik  noch  „am  Stoffe  klebt **,  wäre  die 
ihm  fremdartige  Auffassung  des  Formalen  in  der  Schönheit  klar  zu 
machen  gewesen.  Aendeningen  im  Ausdruck  wären  an  einigen 
Stellen  erwünscht;  so  S.  152,  wo  es  heisst,  dass  die  Empfindungen 
und  Vorstellungen  „  wellenai-tig  emporsteigen  und  wieder  zurück- 
sinken.'* S.  153  steht  „übergeht  eine  Vorstellung'^  S.  148 
„die  Unerwartetheit  der  Reize''.  S.  189  „zugerechnet  wird 
eine  Handlung,  so  fem  man  sie  betrachtet  als  Ausdruck,  als 
Symbol?)  eines  bewussten  Willens".  Was  S.  149  über  das  Musik- 
drama gesagt  wird ,  dass  es  eine  psychologische  Unmöglichkeit  ist, 
muss  in  den  Gründen,  die  der  Verfasser  anführt,  bestritten  wer- 
den. Die  Verbindung  der  Künste  als  solche  ist  hinderlich  der  Ent- 
faltung jeder  einzelnen,  aber  das  Gesammtbild  mehrerer  Empfin- 
dungen gleichzeitig  aufgefasst,  ist  keine  psychologische  Unmöglich- 
keit; dann  wäre  die  Oper  überhaupt  nicht  möglich.  Dass  das  Schöne 
Selbstzweck  sei,  ist  eine  Phrase. 

Referent  glaubt ,  dass  sich  der  Verfasser  nicht  getäuscht  hat, 
wenn  er  mit  seinem  Buche  ein  Bedürfnis  der  Volksschullehrersemi- 
nare befriedigen  will ;  seine  gründlichen  Kenntnisse ,  seine  bedeu- 
tende Darstellungsgabe  auf  diesem  schwierigen  Gebiete  bürgen  dafür, 
dass  sein  Buch  die  Anerkennung  findet,  die  es  verdient.  Die  Buch- 
handlung Braumüller  hat  auch  für  die  äussere  Ausstattung  alles 
gethan. 

Dr.  L.  Chevalier. 


IM  M.  GMe,  Learbnnh  ii>r  G<»o«iacki«!.  mg.  7.  R  BaenUr. 

r.wr-in  ^'nartii^n  hcn»*r-:r  Biluanrwnr-^alvn.  5«}wi^  i:isi.Sir:fi'si]s*:rr.;i:v 

Z*!iiarnift  ao  toti  'irfsoi  h^A^Wr,  dar.  ea  in  Tr^ir^gn  Kreii^n  refiii'ien. 
Tn.]  wir  'iürfÄn  woi  a«;.^rtX>rech«Ti.  -iAe.^  nun  ii^ses  2Tlnüi»:h';.  w-»l 
'Inf.hrfAAhtf: ,  kUrft  W^rk  nkhr.  z-:  7:>I  kb«n  kann:  «üe  Aufn-rliin^r 
jrw/^.hi/thtl icher  Gn-l  ethnoeraphiächer  Moment**  durch  ffei-^zripiiiä«!he 
f/*wUit.anjr*'Ti .  trer/rraphi.aoher  darch  geschichtliche  B«tra»:hnr2^c. 
die  knapp<i  c/iirecte  Form,  die  afire^«;isde  Friäche  sind  Vorzt^'r.  di-ir 
dftm  iJarhe  Ori^srall  inniire  Frerjnde  erwerb'-n  müüs*!!.  Uebenl!  :*-- 
herrHchf.  <1er  Meiatijr  dftn  Htoff  in  einer  Weise,  wie  vir  dies  von  keinem 
andern  ähnlichen  Werke  ver:-»ichem  m'^hten.  Eä  braucht  danm  niclit 
\m»onf\hrH  vernichert  zn  werden ,  das3  wenn  wir  im  Fol^end-irn  eine 
lieihe  von  A«A.Hetzrinj?en  vorbrinL'en,  diese  den  umremeinen  Wert  von 
Onthe'ft  f Suche  in  minimaler  Weise  einschränken  und  dass  >io 
niir  gemacht  werden,  um  anderseits  ein  wenij?  beizatnigen .  dass 
kleine  Mans^el,  rlje  Hich  an  die  beste  menschliche  Arbeit  anheften,  in 
kOnftif^en,  wie  wir  hoffen  recht  zahlreichen,  Auflagen  verschwinden. 

Wenn  auf  H.  147  behauptet  wird,  .die  Kt'^mer  haben  nichts 
ffir  die  Vermehrunf^  der  Kenntnisse  von  Afrika  gethan*^,  so  müssen 
wir  die»  einen  Irrtum  nennen.  Ihre  Expeditionen  zur  Erforschung  des 
NiilaufH  unter  Xero  und  die  Entdeckuntrsreise  des  Septimius  Flaccus 
und  JuliuH  Maternns  nach  Phazania  (Fezzan),  des  Letztgenannten 
nai;h  A^iHymba  im  Sudan  dürfen  wol  in  Erinnerung  behalten  werden. 
(VkI-  über  sie  u.a.  Peschel,  Geschichte  der  Erdkunde  S.  25.26.)  Damit 
iHt  auch  die  Behaujitung  entfernt,  dass  die  Kumer  keine  Entdeckungs- 
raiHen  unternommen  haben.  (S.  2.'M.)  Ausser  den  beiden  eben  er- 
wähnten wäre  auch  die  zur  Aufiindnng  der  wahren  Fundstatten  des 
({eniHteins  zu  nennen.  (IMin.  h.  n.  27,  2.  Solia.  c.  20,  vgl.  auch  Mul- 
lonhofT,  Deutsche  Altortumskundo  I,  213.) 

Die  /iigouner  Hind  nicht  „erst  seit  dem  Ausgang  des  Mittel- 
ulierH  ((/oncil  zu  ('ouHtanz !)  in  Europa  erschienen^  (S.  252),  sondern 
wiiniii.  wie  Hchon  Datjüllard  längHt  nachwies,  ein  Jahrhundort  früher 
in  (irifuihnnland  zu  IIuumo.  Zeugnisse  über  ein  längeres  Verweilen  in 
dinHiMn  Landn  hdion  noch  jetzt  in  ihrer  Sprache  fort,  wie  dies  Miklo- 
nirli  in  Hch^inor  Weise  liuluuchU^t  hat.  (Vgl.  Karl  Hopf,  die  Einwan- 
dfirung  der  /igouner.  (rotha  1K70,  Miklosich,  lieber  die  Mundarten 
und  di(^  Wanderungen  dor  Zigeuner  P^uropas,  Wien,  1872.) 

Din  ^Mongiilenschlacht  bei  Olniütz  im  J.  124  P  (S.  505)  ist 
aus  der  ^chlacht^Mireichen  (roschichto  glücklich  entfernt  und  man 
kann  den  von  kidnom  Unparti^iischon  angefochtenen  Nachwei.s  darüber 
lioi  Ed.  Srliwiimmel,  ZeitHchrifb  für  ostorr.  Gymnasien  1857,  Sitzbor. 
d.  Wirm-r  Akud.  d.  Wiss.  XXXIII  17'J-  218  losen. 

Dil»  Schlacht  von  Austerlitz  hätte  nicht  in  die  Nähe  von  Olmütz 
vor»<(d/.(  worden  so1I(Mi.  donn  Austerlitz  liegt  südöstlich  von  Brunn. 


H,  Ou^,  Lehrlnieli  der  Geographie,  ang.  v.  JB.  Boe$l$r.  101 

Wenn  die  Emilia  als  Bezeichnung  des  Theils  der  Lombardei, 
der  dem  Kirchenstaate  angehörte^  aufgeführt  wird  (S.  292),  so  ist 
dies  nicht  ganz  genau,  weil  die  Provinz  Emilia  nicht  nur  die  papst- 
lichen Delegationen  Bologna,  Ferrara,  Forli,  sondern  auch  die  alten 
Herzogtümer  Parma,  Piacenza,  Modena  mit  Beggio  einschliesst. 

Es  ist  durchaus  irrig,  die  sarmatischen,  also  arischen  Jazygen 
des  Alteilhums  mit  den  von  einigen  Gelehrten  des  16.  Jahrhunderts 
so  getauften  Jazygen  Ungarns  im  Mittelalter,  welche  ursprünglich 
Enmanen,  also  ein  ugrisch-türkisches  Volk  waren,  zu  identificieren 
(S.  435).  Es  «beruht  ebenso  auf  keinem  statthaften  Zeugnisse,  wenn 
an  derselben  Stelle  Aquincum,  das  jetzige  Ofen,  die  Stadt  auf  dem 
rechten  Donanufer  als  Etelvär  zu  einem  Sitze  Attila*s  erhoben  wird. 
Etelvär  ist  auch  nichts  anders  als  gelehrte  Fiction  einiger  Magyaren ; 
den  Sitz  Attila^s  auf  der  grossen  Ebene  zwischen  Donau  und  Theiss, 
wo  er  wol  lag,  heute  bestimmen  zu  woUen,  ist  vergebliches  Bemühen 
und  die  magyarische  Sage  weiss  darüber  nicht  mehr  sicheres,  als  die 
Gelehrten,  denen  der  Bericht  des  Priskos  zum  alleinigen  Wegweiser 
dient. 

Die  Behauptung,  dass  Wien  seit  der  Befestigung  durch  die 
Bömer  in  ,, ununterbrochenem  Leben"  gewesen  (S.  501),  ist  wenig- 
stens unerweislich,  da  vom  Ende  des  5.  bis  in  das  10.  Jahrhundert 
Wiens  nirgends  gedacht  wird.  Es  ist  die  Zeit,  in  welcher  im  Munde 
der  zahlreich  im  Lande  wohnenden  Slaven  aus  dem  alten  Vindomlna, 
welches  durch  die  jüngere  römische  Umformung  Vindobona  nicht  hatte 
verdrangt  werden  können,  das  neue  Videu,  später  Wien  wurde.  „Der 
Gesammtanblick  Wiens  erinnert"  nach  dem  Verfasser  ^lebhaft  daran, 
dass  sie  ursprünglich  Grenzfestung  war**.  Dies  war  wol  vor  der  Stadt- 
erweiterung richtig,  ist  es  aber  heute  nicht  mehr,  wo  alles  was  an 
eine  Befestigung  mahnt  geschwunden  ist.  Ueberhaupt  ist  die  Cha- 
rakteristik Wiens  veraltet  und  wird  der  heutigen  Stadt  nicht  gerocht. 

Die  geschichtliche  Notiz  der  Tabelle  zum  J.  895  „Kyrillus  und 
Methodius  in  Prag  müssen  wir  als  durchaus  falsch  bezeichnen.  Beide 
Prediger  waren  niemals  in  Prag,  am  wenigsten  im  J.  895,  denn  Gon- 
stantinus-Cyrillus  starb  869  und  Methodius  885.  Auch  empfieng  der 
Böhmenherzog  Bofivoj  die  Taufe,  an  welche  wahrscheinlich  hier  ge- 
dacht ist,  durch  Methodius  in  Mähren  (J.  874). 

Einmal  heisst  die  Pilgerfahrt  der  Mohammedaner  ein  „läppischer 
Irrwahn''  (S.  233).  Darf  man  in  einem  gläsernen  Hause  sitzend  mit 
Steinen  um  sich  werfen?  Zeigt  das  Ghristenthum  nicht  ähnliches 
genug?  ist  der  „Iladsch"  nach  Jerusalem  besser  als  der  nach  Mokka? 
Und  der  „Irrwahn"?  —  ist  des  „Wahns"  nicht  schon  genug? 
Warum  die  Tautologie  „Irrwahn"? 

Dass  der  Monotheismus  die  ursprüngliche  Religiousform  sei 
(S.  94),  von  welchem  die  Folgezeit  abgefallen,  wird  auch  sonst  da  und 
dort  vorsichert,  ist  aber  donnoch  gruiulirrig.  David  Strauss  (Alter 
und  neuer  Glaube)  hat  darüber  richtigere  Ansichten.  Es  ist,  als  ob 
man  die  Bildung  organischer  Wesen  mit  dem  Menschen  beginnen  und 


19S  A  Qiähe,  Lehrbnch  der  Geoi^pliie,  aog.  ?.  JS.  Baeder. 

mit  den  formlosesten  aller,  den  Moneren  nnd  dem  Bathybios  Haeckelii 
enden  Hesse. 

Von  falschen  Schreibungen  der  Namen  fielen  mir  auf  Ismaila 
(S.  149)  statt  Ismailia  oder  Ismailiah,  Scbuschter  (231)  st.  Schuster, 
Sophia  (280)  st.  Sofia,  San  Just  (320)  st.  San  Yuste,  Digoiug  (340. 
347)  st.  Digoin,  Lescinsky  (353)  st.  Leszczynski,  Luneville  (353) 
st.  Luneville,  College  (mehrmal)  st.  College,  Pripetz  (413)  st.  Prypec 
poln.  oder  Prypet  russ.,  Schyll  (429)  für  Schil,  walach.  Jil,  Körösch 
(429)  neben  Szamos,  Uegyalla  (431)  st  Hegyällya,  Pietrozza  (430) 
st.  Petroasä,  Mohacz  (435)  st.  Moh&cs,  Danubius  (436)  st.  Da- 
nnvius,  Akkerman  (413.  426)  st.  AUjerman  ,  Syrmien  (433) 
st.  des  richtigen  alten  Sirmien  nach  der  Stadt  Sirmium,  Freisingeu 
(584)  st.  Freising.  Zur  Entschuldigung  ffir  letzteres  mag  dienen,  dass 
nahezu  sämmtliche  österreichischo  Historiker,  denen  Fi-eising  ein  sehr 
gewohnter  Name  sein  sollte,  die  auf  baierisch-österreichischem  Sprach- 
gebiete unmögliche  Form  Freisingen  schreiben.  Ein  störender  kleiner 
Verstoss  ist  Murg  (472  und  im  Register  632)  statt  Mürz  (alt  Murec 
d.  i.  kleine  Mur).  Eine  längst  yeraitete  ü'oim  ist  Bucharest  für  das 
jetzt  übliche  Bukarest  (wal  Bucureäti),  Serbier,  wofür  man  jezt  wol 
durchaus  Serben  sagt.  Unrichtig  wenngleich  verbreitet  ist  die 
Eisack,  welches  man  einer  Ableitung  vom  deutschen  ache  zu  Liebe  so 
gebraucht,  da  es  doch  vom  alten  Isarcus  kommt  und  man  in  Tirol 
selbst  der  Eisak  spricht.  Tadelnswert  ist  auch  der  unbegründete 
Wechsel  von  c  und  k  in  romanischen  Namen,  aber  auch  sonst,  so 
Vulcanpass  in  Siebenbürgen  (429)  neben  Vulkan  (Ithome)  in  Grie- 
chenland. Statt  der  Flut  ganz  uimützer  Ausrufuugszeichen  wurde  ich 
die  Einführung  von  Accentzeichen  empfehlen  für  alle  Namen,  deren 
Betonung  den  Deutschen  ungewöhnlich  oder  ganz  unbekannt  ist  und 
deren  giebt  es  doch  nicht  wenige. 

Au  Druckfehlem  finde  ich  folgende  zu  berichtigen:  Westküste 
(122)  st.  Westkette,  Dalagoabay  (160)  st.  Delagoabai,  Dschammel 
(163)  st.  Dschamel,  Wladikaukas  (190)  st.  Wladikawkas,  das  Bilo- 
dagh  (265)  neben  der  Schard  Dagh,  Dschurdewo  (281)  st.  Dschur- 
dschewo,  gebildet  (345)  st.  getrennt,  Isle  le  Leon  (311)  st.  Isla  de 
Leon|  Komaron  für  Eomärom,  Besterize  Banya  für  Besztercze  Bdnya, 
Werschitz  (Versacs)  für  Werschatz  (Versec)  sämmtlich  auf  S.  443, 
Gmünden  (474)  für  Gmunden,  Sumava  (499)  für  Sumava,  Grain  (501) 
für  Grein. 

Graz,  19.  November  1872.  Robert  Roesler. 


Demairia,  OAChPIjiOY  EPOTEAOS  etc.,  ang.  t.  TT. Fomtw.     19S 
OAOOIjiOY  EPSirEjtOS  KAI  EPASMIA.    GU  amori 

di  Erogelo  e  di  Erasmia.    Istoria  Greca  trovata  e  Tolgarizzata 
da  Innocente  Demaria.    Torino  1872.  —  83  pp.  klein  8^  L.  1.50. 

Wer  hätte  nicht  bei  dem  Gedanken  an  die  Handschriftenfunde 
im  Orient  die  Hoffnung  gebunden,  es  dürfte  noch  so  manches  ehr- 
würdige Opus  desAlterthams  ans  Tageslicht  kommen,  sei  es  in  Perga- 
mentstreifen bestehend  oder  in  Papyrusrollen ,  die  man  in  Gräbern 
gefanden,  sei  es  ein  Foliant  aus  einem  orthodoxen  Kloster  —  wer 
hätte  nicht  bei  der  Leetüre  des  Photius,  der  noch  im  9.  Jahrhundert 
80  Tieles  jetzt  yerlorene  besessen,  mit  Zuversicht  auf  kommende  Ent- 
deckungen gezählt?  Wider  Erwarten  wäre  also  der  oben  bezeichnete 
Fond  —  einem  Jeden  werden  die  fremden,  zum  Theil  sonderbar  ge- 
bildeten Namen  aufgefallen  sein  —  nicht  gekommen ,  aber  Wunder 
ninunt  es  uns  nur,  dass  sich  der  Zufall  gerade  solcher  Werkzeuge  oder 
Oefasse  bedient  und  einmal  den  einfachsten  Weg  eingeschlagen  hat. 
Der  Finder  ist,  wie  er  in  seiner  an  Se.  Majestät  den  König  von 
Italien  gerichteten  Dedication  sich  selbst  zeichnet,  ein  allievo  del  B. 
Liceo  Cavour,  nach  unsern  Begriffen  mithin  ein  Gymnasialschüler, 
und  hat  das  kostbare  ?Qfiaiov,  denn  so  hätte  er  es  doch  nennen 
sollen,  nicht  im  Orient,  sondern  in  Piemont,  nicht  von  einem  Beduinen 
oder  einem  langbärtigen  Mönch  erhalten ,  sondern  in  einem  Kasten 
seines  Geburtshauses  gefunden.     Eine  eingehende  Beschreibung  des 
Codex  wird  Niemand  erwarten,  wir  erfahren  nur,  es  sei  ein  quademo 
foderato  di  porgamena,  auf  dessen  Umschlag  die  Worte  stünden: 
Becepte  |  par et  la |  1669:  1670,  wobei  die  Punkte  ver- 
wischte Stellen  bezeichnen.     Innen  stehe  geschrieben:  tu  neQl  rov 
^Equtyeljov  \  Y.al  z^g  ^Eqaa^iaq  vtto  rov  ^Oh>qtii>ov  zov  2rQa  | 
joq)ilov  yeyQafiifxava,  |  iv...  iv  t^  iviavvffi,  ?X^^'  naqay^/qa^" 
fiiva  I  Aqx^^^  ^  \oToqia  f/  &av/daaia.  und  unten  auf  derselben 
Seite:  OiXiTtrtog  fiiv  (piXel  /i£,  iywye  de  tuxI  avxov  quljü  liav, 
xcu  di)  i^  bkrjg  rrjg  xagdiag.   Ttaqeyqaxfja  rade  tytayt  |  akovaia 
i  malrj  rj  iMxkovfiivr^  (I)  auf  der  andern  Seite :  'O  OiliTtrcoi;  edcjxsv 
ifiöi  Tfjaäe  iafOQiaf;  tl  \  %BLq6yqaq>ov  Tcakaiorarov  juiv,  naliig 
di  I  yeyQUfifievov  f  o   dij   evd-a   itaqiyQaiba,    dia  \  vovxo    q>iXu 
(piiiTTnov  noXv  Xiav ,  aviog  yiq  tau  ycat  xcdog  äajceq  c  Equ- 
yiXog  i^v.     Daraus  glauben  wir  also  Folgendes  erschliessen  zu  kön- 
nen:   Eine  griechische  Maid  empfingt  im   17.  Jahrhnndei-t  nach 
Christi  Geburt  (1629)  von  ihrem  Geliebten  einen  griechischen  Roman 
als  zeitgemässe  Leetüre,  den  diese  dann,  wahrscheinlich  zur  Ausfül- 
lung ihrer  zahlreichen  Mussostnnden  abschreibt.     Diese  Copie  wäre 
uns  also  erhalten.     Bedauern  müssen  wir  nur,  dass  der  Ortsname 
verwischt  ist,  was  insofern  zu  bedauern  ist,  als  wir  erfahren  hätten, 
wo  im  XVII.  Jahrhundert  es  noch  Mädchen  gab,  die  griechisch,  und 
zwar  nicht  etwa  neugriechisch  schreiben.    Jedenfalls  brauchen  wir 
uns  nicht  zu  wundem,  wenn  die  paläographischen  Kenntnisse  des 
Mädchens,  das  die  alten  Godd.  für  unleserlicher  geschrieben  hielt, 
als  die  späteren,  nicht  ganz  unsern  Erfahrungen  entsprechen,  wie  wir 

Mlidttift  f.  d.  tetarr.  Ojmn.  1878.  II.  o.  HZ.  Etft.  18 


194     Dmaria,  OA(»IAOY  EPSiTEAOS  etc.,  ang.  ▼.  TT.  Fotftier. 

auch  die  eine  dem  N.  T.  entlehnte  Wendung ,  sowie  den  Partikelge- 
branch  uns  erklären  können.  Der  Hr.  Verfasser,  Herausgeber  will 
ich  sagen,  hat  es  unterlassen,  aus  der  so  eben  angefahrten  Stelle 
einen  Schluss  auf  die  Vorlage  zu  machen,  den  wir  daher  aus 
eigenem  hinzufugen.  Der  Cod.  muss  sehr  alt,  ohne  Abkürzungen 
geschrieben  gewesen  sein,  wenn  er  dem  interessanten  Copisten  ge- 
läufig war  und  wir  werden  uns  hüten ,  im  Folgenden  nach  Art  der 
jetzigen  Philologen  von  librariis  sciolis,  indoctis  u.  s.  f.  oder  von 
putidis  librariorum  mendis  zu  reden. 

Auf  der  3.  Seite  stehe  nun,  erfahren  wir  weiter  aus  der  Vor- 
rede: ^PXBT^/ £10^  ITM-^^/^  l  I2T0PIA.  I  Tii^ePani 

Wir  begreifen  die  Neugier  unseres  Gymnasiasten,  den  Inhalt 
sothaner  Handschrift  kennen  zu  lernen.  'Ma  non  essende. .  in  quol  tempo 
del  greco  idioma  a  sufficienza  intenditore,  non  potei  di  subito  soddis- 
£are  Tardente  mia  brama  di  poter  leggere  tutto  quanto  il  manoscritto. 
Non  perdetti  perö  il  coraggio,  ma  in  vece  diedimi  tutto  allo  studio 
della  lingua  greca;  e  con  tanto  ardore  mi  accinsi  all*  impresa,  con 
tanta  volontä  ed  assidua  cura  mi  vi  adoperai,  che  presto  mi  fu  dato 
comprendere  tutto  quanto  il  manoscritto  e  Yolgarizzarlo.  E  per  ren- 
dere  me  certo  allora  che  questa  istoria  non  era  ancora  stata  pubbli- 
cata  da  alcun  altro,  lessi  con  assai  diligenea  da  capo  a  fondo 
tutta  la  vohMninosa  biblioieca  greca  del  Fdbrizio,  consultai  nwlte 
opere  di  illustri  critici  tedeschi  e  di  altre  nazioni,  ma  in  nessuna 
mi  fu  dato  di  vederla,  neppur  ricordata.  Per  la  quäle  cosa,  e  per 
consiglio  di  un  uomo  dottissinw,  ottimo  intendente  delle  lettere 
greche  ed  italiane,  mi  son  posto  a  correggere  il  mio  Yolgarizzamento 
ed  a  pubblicarlo  col  teste  greco  a  fronte...  Man  sieht,  zu  welcher 
Kraftanstrengung  solch  ein  zufalliger  Fund  anspornen  kanni 

Von  nicht  besserm  Erfolge  waren  die  Untersuchungen  des 
strebsamen  'Herausgebers'  über  die  Aloysia  imd  ihren  Philippos  ge- 
krönt, er  wagt  nur  die  Vermuthung,  Aloysia  sei  die  Tochter  des  Gra- 
fen, der  den  Gebirgsstrich  in  den  Cottischen  Alpen  beherrscht,  gewe- 
sen und  das  ihr  geschenkte  Msc.  sei  zur  Zeit  der  Kreuzzüge  in  den 
Besitz  einer  Familie  gelangt,  deren  Sprössling  Philippos  es  als  Minne- 
gabe verwendet.  Hierauf  rühmt  der  ^Herausgeber'  die  Süssigkeit 
und  Lieblichkeit  seines  Fundes,  bewundert  die  lebhafte,  wahrheits- 
getreue Schilderung  und  zuletzt  die  Bündigkeit,  denn  Lycophron, 
Xenophon  aus  Miletos  und  Longos  hätten  denselben  Stoff  zu  einer  bei 
weitem  langem  Geschichte  ausgesponnen.  Ich  gestehe,  dass  mir  ein 
Erotiker  Lycophron  unbekannt  ist  —  vielleicht  trifft  dieser  Vorwuif 
den  Tragöden—  und  der  Xenophon  Milesius  dürfte  deijenige  sein,  den 
die  Ephesier  bisher  ab  ihren  Landsmann  beti-achtet  hatten.  Zugleich 
ersehen  wir  aus  dieser  hingeworfenen  Bemerkung,  dass  der  ^Heraus- 
geber* sich  die  Sache  nicht  leicht  gemacht,  sondern  die  Erotiker  ge- 
lesen, femer  den  Thukydides  und  des  Apuleius  Metamorphoses  in  den 
Kreis  seiner  Studien  hineingezogen  hat,  was  alles  mit  den  Bänden 


Dmaria,  OAOt^lAO  T  EPOTEAOS  etc.,  ang.  ▼.  W.  Foenter.     105 

der  griechischen  Bibliothek  dos  Fabricias  and  der  vielen  Werke  dent- 
scher  und  anderer  ansländischer  Kritiker  zusammengehalten,  eine 
Zeit  in  Anspruch  nimmt,  wie  sie  sonst  die  Gjmnasialstudien,  die 
unsern  zum  mindesten,  nicht  immer  zu  gönnen  pflegen.  Den  pädago- 
gischen Einwurf,  den  mancher  der  Leser  im  Stillen  bei  sich  gemacht 
haben  dürfte,  die  Erotiker  und  Apuleius  sei  nicht  eben  eine  Loctüre, 
die  einem  Gymnasiasten  anzuempfehlen  sei,  wollen  wir  bei  Seite 
lassen,  da  die  Noth wendigkeit  derartiger  Studien  sich  mit  der  Ab- 
sicht, unser  Werk  herauszugeben,  rechtfertigen  lässt.  Der  sonst  un- 
bekannte Holophilos  nämlich  erzählt  im  Verlauf  seines  Bomans  Be- 
gebenheiten ,  die  auch  Thukydides  im  2.  Buche  seines  (Teschichts- 
werkes  behandelt,  wie  der  jugendliche  Herausgeber  gefunden  hat, 
wenn  auch  beide  in  Einzelnheiten  nicht  immer  übereinstimmen.  Viel- 
leicht reizt  dies  einen  deutschen  Philologen ,  um  die  Glaubwürdigkeit 
des  Thukydides  zu  prüfen.  Was  den  Apuleius  betrifft ,  gönnen  wir 
dem  ^Herausgeber'  das  Wort :  Anzi  midele  venne  pei'fino  il  dubbio  che 
Apuleio  abbia  conosciuto  questa  istoria  e  che ,  leggendo  quel  grazio- 
sissimo  episodio  di  Psiche  et  di  Amore  pieno  di  tanta  e  cosl  alia 
filosofia  abbia  immaginato  quel  suo  racconto,  che  leggesi  neir  asino 
d*oro...  Vorrei  eziandio  qul  favellare  del  senso  recondito,  che 
parmi  avere  questo  racconto;  ma  il  propostomi  termine  ciö  non  mi 
permette.  Wie  man  sieht,  fQhrt  das  Studium  der  Alten  nothge- 
drungen  zu  dem  der  Philosophie ,  welchem  Einflüsse  auch  unser 
Herausgeber  sich  nicht  hat  entziehen  können.  Derselbe  berührt  nun 
die  Sprache  des  Holophilos ,  die  ä  per  lo  piü  schietta ,  pura  e  tiene 
quasi  sempre  del  attico ,  wenn  auch  jonische  Formen ,  wie  ^aidlcjQf 
ijiwv  sich  darin  finden.  Der  Schriftsteller  schreibe  ausserdem  mit 
grosser  Einfachheit,  ohne  rhetorischen  Schmuck  —  ma  per  questa 
sua  semplicita  appunto,  e  famigliare  favella,  ti  parra  in  molti  luoghi 
di  sentire  Senofonte  mismo. 

Einem  Einfall  der  Laune  folgend,  wollen  wir,  bevor  wir  noch  den 
Inhalt  des  Bomans  näher  untersucht  haben,  die  Sprache  dieser  neuen 
attischen  Biene  etwas  eingehender  besichtigen.  Dieselbe  zeigt  so 
viele  Eigenheiten,  dass  wir  eine  eigene  kurze  Darstellung  der  darin 
befolgten  Flexion  und  Syntax  geben  möchten.  Zur  Kennzeichnung 
der  ersteren  mögen  Fälle  genügen,  wie  Kovaav  p.44.  dLrjf/rfJio^ai  fut. 
p.  G6,  fÄifÄvtjftai  (ib.  u.  oft)  in  histor.  Zeit,  iomog  mascul.  (^uhriv 
ib.  (dual.  impf,  von  oinicj) ,  u.  s.  f.  Auffallig  ist  zum  mindesten 
dv¥OVTog  xov  ^kiov,  eine  stete  Wendung,  sowie  inavae  ifdwv  (hörte 
auf) ,  das  sonst  nur  so  im  Imper.  gebraucht  wird ,  dann  der  regel- 
mässige Gebrauch  von  axig  in  der  Bedeutung  ^stehend'.  Doch  die 
ersteren  Formen  können  Fehler  des  Copisten  sein  und  fQr  die  andern 
Fälle  lassen  sich,  füi-  einige  wenigstens,  späte  Beispiele  anführen.  Die 
Syntax  zeigt  jedoch  sehr  verdächtige  Freiheiten.  Das  Imperfect  wird 
als  historisches  Tempus  gebraucht,  dafür  wieder  der  Aor.  als  Tem- 
pus der  Wiederholung^  z.  B.  MviUu  %ag  t^vqoQ  re  xal  Irtetid'H 
Uitovg  nollovg  und    Efacfda'  ^Soac/ila  av  ifpdvrfisv,  aüdi 

18* 


196      DmaHa,  OA(»TAOY  EPSirEAOZ  etc.,  ang.  ▼.  TT.  Foen/ter. 

%a  UKonela  to  g>iXr(nov  ovofia  drcsKQi&rjaav.    Wenn  das  Sabject 
eine  Zweiheit  ist,  steht  das  Verb  jedesmal  im  Dual. 

Statt  der  einfachen  Personalpronomina  stehen  re^I  massig  die 
reflexiven,  ohne  jede  besondere  Beziehung.  Z.  B.  p.  40.  die  Bauber 
schleppten  die  Erasmia  weg  TtaXoiaav  y^  f^^/^^S  V^'^^h  ^V^  kawTg 
fOjfuiqa  re  xort  tov  ^Equtyihiv  iW  iavtff  ßorjdtiaiv.  Einen  sonder- 
baren Gebrauch  der  Partikeln  zeigt  die  unmittelbar  sich  anschlies- 
sende Stelle:  ixeivog  di  ravra  fif-v  idav,  svofuKiv  ye  dno&avsiv 
^dr,  mal  Trv  ^Egaa^ilav  ohokevar  oV  de  idovreg  avrov  Hqo  drj 
TiQog  eavTovg  Tqixovra ,  xat  kaßovreg  tot  xat  öfflavtsg  axoivoig 
inißrioav  enl  %o  ttXoiov.  Auch  der  letzte  Accusativ  bei  ini  ist 
auffällig.  Auf  derselben  Seite  sagt  der  Geliebte:  ^'Eyvr/e  av  du  fii;v 
iv^dde  ßioTBveiv  rj  ßovloiinrpff  dild  di  //era  aov.  Was  soll  p.  42: 
^Egaa^iav,  rj  rot  tov  q>6ßov  Vvey^a  (?)  rwv  vavviov  zat  drj  tov 
dsivov  veifiwvog  edousi  dnod-OLvovaa ,  dict  ydq  Tccg  TQelg  ^fieQCtg 
dg  ovo  hf  eßovkrj^n  firj  te  iad-iuv  niveiv  ts.  p.  44.  /ijy  (pnßfjaai, 
ov  ydq  sti  mat  vtv  eiaiv  oi  TietQoralf  i'qtvyov  yciQ  iv  Tjj  axdq>r^  Tial 
vtj  fiovü)  naTiliTrov  vi{tv.  EiueS^ihe  von  Bedenken  erregt  der  Ajifang 
von  I,  10.  ToT6  de  dvaßdvre  elg  ttjv  TTQifiQav  Trg  veiog,  eldeTvjy 
Ott  rj  vavg  rjv  iv  dvolv  anoneXotv  luifuvr]  ovtwq  üioTe  ov 
d'vaad-ai  tu  xtymra  Ttjg  d-dXoTTrjg  (sie)  ßldrtTBiv  avrijV  ovdev, 
xcri  ort  av  ^rjiäuog  dvvahSrjV  dict  tiov  anorcehov  ano  tov  ttKolov 
elg  tfjv  yfjv  xaro/öf^va/,  xai  hxßovre  i%  T^g  vetog  aneq  ^XQÜ^^^V^ 
wg  ye  eiiTQixf}oi4evo)  ex  TteTQov  7tvq  xat  alXa  TTOir^aofuviOf  y.aTe- 
ßnnpf  eigTrjv  y^v.  ttjv  de^Eoccofilav  ei  xat  äga  aeawafiivrjv  eig  ttjV 
yr^v  TVjg  vrjoov,  o^itag  tb  de  aga  Ttjg  firjTQog  latTfc  dva^vr^üx^^vai,  • 
Xvneia^ai  r£  xcrt  fiev  naQTa,  ov  Tqonov  de  tcüi'  avdQWTvov  (sie)  xat 
diiTtov  (X  'hoTct  vnoiieivavre  fueydlovg  Th  Kai  deivovg  xivdvvovg, 
ovxi'  ^eiAvrfi&ov  eti  tiov  TiQoad'ev  ytaxciv.  Der  hier  vorkommende 
Inf.  historicus  findet  sich  fast  auf  jeder  Seite.  Gelungen  ist  die  Häu- 
fung von  T€  de  aga,  die  relat.  Anknüpfung  in  ov  tqottov  durfte  auch 
nicht  alle  befriedigen.  —  Im  Folgenden  fordert  Erogelos  seine  Ge- 
liebte auf  nicht  zu  weinen.  lOTe  de  avv  avuli  ndw  r^deiog  eni^iei- 
dia  (!)  xort  eyiXa  xal  edgafitv ,  avrij  te  dQtoaa&ai  fudXa  piovr^v 
fjvvtatoÖ^aL  avtqf.  xal  qdvai  ort  av  ycd)Maiog  e'^eivog  o  Tonog. 
Etwas  weiter  unten:  x^'xfl  o  ^EQiir/ekog  (ifita  (!)  ri;  EQaOf.iiff  ißov- 
Ituaa  (!)  oly.ijaeiv.  ycal  oxtioq  ov  (!)  rgoTiov  twv  vewv,  oväe  im- 
^eXovf.tevoj  tov  fukkoviog,  ytad-i'^ovct  de  eni  Ttjg  noäg  (!)  rot* 
aiyiaXov^  e(payeTr^v  Tovg  d:to  Trfi  (poiviTtog  ßakdvovgj  ovg  ye 
aw&ovovg  o\  Ttjc,  vrjcov  (foivtxeg  eq>egov.  dvvovTog  de  rfit]  toZ 
•fikiov,  eig/jTfpf  eig  to  olvtqovj  v.ai  rfiiwg  lidvv  exax^evöeTfjv.  Als 
letzte  Probe  folge  noch  der  Anfang  von  I,  12,  'Eonioag  denoTe  tv 
w  iJtijv  dfiq>OTeQ0)  nagd  rrp  aTO^iazi  Tr^g  areyrig  ( Höhle')  xa^/- 
^ovre,  xatjucTcr  fieydXijg  r^dovfjg  xareaxorveiTrjv  Ttjv  aeXrjVtjV 
uaxQoO^ev  ano  twv  xtymrciiv  tov  rceXdyovg  dvateXXovaav  xai  Tij 
yiq>godiTp  donovaav  xai  m  Xevx^  q>oni  diaq>aiaxovaav  Tag 
vriaov  riovag  xai  tu  vtpfjXd  Tuiv  divdqtav  xai  ra  twv  axonihov^ 


Demaria,  OA04»IAOY  EPSITEAQS  eto.,  ang.  v.  TT.  Foerster.     107 

n  *EQaafjiia  el^ev  aivfp'  xal  dij  %fi  x^i^Qi  tq  äe^ia  ^ododaxtvky 
vnoY.OQitouivri  rfiiov  fiipuoi  ye  tov  ^liXiTog,  xa«.  rag  y^oua^  avzov 
Tolg  daxtvloig  Y.oaf.iovija  xe  xal  aixdklovaa,  „^'Hg  ye  aqa  tluIjov 
IdelVy  €(prjf  äg  t€  iuoi  a^eCKCi  toZto,  i'yioye  av  id-eloi^i  aet  avv 
GOL  ^lovip  rrjv  aeXrjvtjv  xai  ttiv  d^akawayf  Tcai  tov  ägv^iov,  xai 
Wor,  ja  ay,o7C€ka  dd'QBiv ,  i]OiaTe  fjLOv,^  xal  ivvav^a  ä^  avrti 
d<p&ovwtata  za  (pikrjina  (sie)  fiivedldov.  ^'Eyiaye,  tq>t},  %*  avra 
ayafdaiy  akX\  wg  ye  drj  naXoi  alaiv  oi  6q>&aXfiol  aov  xai  ykavTLoi 
ioOTtBQ  df)  fj  y^aXaxxaX  äio^ai  aov,  eig  ifii  ßXtite,  o/tiog  ye 
ÄadvQdi  ifiauTOv  iv  röig  oolg  dq>d'ai.f.iöig ,  xai  xtiv  aekrjvriv  nai 
raXla  a  dtj  aQeaxei  aoi  xal  i/dol  Uav*^.  „Kai  fitjy  aoi  (sc. 
6q>&aXfioi)  elalvxaloi,  tifv),  oXog  äi  xal  av  xdXXiaTog  il,  xal 
q^ikzoTog  ei  ijttoi ,  xal  fiakkov  tov  tvv^^ovXov  tov  ifiov  vtjniov. 
(Man  sieht,  dass  wenn  sie  auch  keinen  Kanarienvogel  hat,  wenigstens 
ein  Ersatz  da  ist.)  Aqiaxet  ^iov  aoi  xal  ro  dxoveiv  tov  avifiov 
iv  Tolg  qwXXoiQ  twv  devdgiov  avBiTTOvzog;*".  ,,^'Eywye  udka 
v^öofiai  xat  fir^v  örj  et  tovto  laö-i;   .    ,,OLÖa  yaq    fcpi;. 

In  diesem  Kauderwälsch  geht  es  fort.  Das  letzte  Citat  ist  auch 
bezeichnend  für  das  Hereinziehen  der  modern-romantischen  krank- 
haften Sentimentalität,  so  dass  man  auf  die  Vermuthung  gefuhrt 
werden  könnte ,  Holophilos  habe  Lamartine's  Graziella  oder  unsern 
lavendelduftenden  Clauren  gelesen,  denn  an  starken  Mimiliaden  fehlt 
CS  nicht.  Während  die  griechischen  Bomane  mitunter  etwas  zu  rea- 
listisch sind,  ist  hier  alles  in  lüsterner  Weise  verhüllt. 

Die  wiederholte  Anspielung  an  des  Sophokles  jedermann  be- 
kannten Chor  ^'Ej^cog  ^'Egiog  dvixaze  fiaxav  etc. ,  sowie  Bcminis- 
cenzen  an  homerische  Epitheta,  wird  Niemanden  irre  führen,  während 
der  aus  allen  Zeiten  der  griechischen  Literatur  zusammengeklaubte 
Wortvorrath  auf  die  starke  Benützung  eines  ital.(?)-griech.  Lexikons 
hinweist,  ohne  Bücksicht  auf  das  Alter  der  Vocaboln.  Ob  das  Stück 
gerade  italienisch  ursprünglich  gedacht  worden  ist,  kann  ich  nicht 
entscheiden ,  da  ich  für  Italianismen  zu  wenig  Spi-achgefühl  habe. 
So  viel  ist  sicher,  griechisch  ist  das  Zeug  nicht.  Wir  könnten  noch 
auf  die  eingestreuten  lyrischen  Partien,  die  kaltblütig  über  Regeln 
griech.  Verskunst  sich  hinwegsetzen,  auf  die  in  den  meisten  Fällen 
durchweg  moderneu  Vergleiche ,  Bildnisse  und  Gefühle  hinweisen  — 
allein  ich  glaube,  die  angefdlirten  Stellen  genügen.  Nur  ein  Distichon 
sei  als  Ouriosum  noch  aufgeführt,  p.  36.  Y.al  örj  avrog  6  Egioyalog 
(so  durchwegs)  oinug  tcpr]  iv  lot  coiv  aviov  Xvqixcüv  ßißXitir 

jfJIokXttXI,   <^fiu)    ßiov   /HOI'OV   ftVttl    7t(CVTU   7(t    ^HVOJi 

BovXtTtti.  «tTOs  "E(tiüi  oitji^toit'  tii't  ßoioi:'* 

Wem  die  Stelle  nicht  ganz  klar  ist,  der  wird  mit  Vergnügen 
die  Uebersetzung  leseu :  S]»e8so  dicendo  vo  esser  c  la  vita  quello  pure 
che  ncl  petto  forte  ^^ridundo  si  vuole  amore.  Und  so  sei  denn  das 
recht  elegant  ausgestattete  Büchlein  allen  Freunden  gesunden  Hu- 
mors empfohlen,  vielleicht  geht  so  bald  der  Wunsch  des  Herausgebers 
nach  einer  neuen  Auflage  in  Erfüllung  und  wir  erfahren  dann  noch 


108      DemariOt  OAO^IjiOY  EPSirEjtOZ  etc.,  ang.  t.  W.  Foenter, 

andere  schöne  Sachen;  Molte  altre  cose  spettanti  alla  filologia,  ed 
osservazioni  fatte  da  me  sul  testo  greco  sarebbe  mio  grande  desiderio 
di  manifestare;  ma  essendomi  proposto  dl  non  accrescere  di  molto 
qnesto  libro,  e  Yolendo  prima  vedere  il  giudizio  che  sarä  fatto  di  lai, 
mi  riservo  di  farle  noto  in  un'  altra  edizione,  se  questa  presto  verra 
escurita. 

Meiner  Ansicht  nach  haben  wir  es  hier  mit  einer  Mystification 
zu  thun,  deren  einzelne  Umstände  ich  freilich  nicht  aufhellen  kann. 
Der  paläografische  Aufputz  wird  doch  Niemanden  tänschen,  so,  wenn 
das  Ende  des  1.  und  der  Anfang  des  zweiten  Bnches  verstümmelt 
sind  und  sieh  dabei  die  Note  findet:  to  x^iQoyQaq)oy  dia  ttjv  na- 
XaiOTTjva  ov  dwafiat.  ovdafuog  avayiyvvjoneiv  ^  nXijv  twv  avTrj 
fyqaxpa  a  ys  fiewoi  ovn  oida  xi  nug  arjfAaiyei.  Wir  bemerken 
nur,  dass  derselbe  seltsame  Gebrauch  der  Partikeln  in  dem  Text 
des  Holophilos  und  den  Noten  der  liebenswürdigen  Aloysia  sich  findet. 
Wer  ist  der  Urheber  und  was  die  Veranlassung  dieser  Schöpfung? 
Hat  man  Jemanden  hinter  das  Licht  führen  wollen  oder  ist  es  sonst  ein 
literarischer  Scherz?  Dann  hätte  man  das  Buch  doch  nicht  dem 
italienischen  König  gewidmet.  Wir  müssen  daher  annehmen,  dass 
der  Herausgeber  bona  fide  handelte  und  wirklich  in  jenem  be- 
sagten Kasten  ein  Manuscript  fand.  Dann  wäre  es  aber  die 
Pflicht  jenes  uomo  dottissimo,  ottimo  intendente  delle  lottere  gro- 
che  gewesen,  den  jungen  Mann  auf  den  Werth  des  Fundes  auf- 
merksam zu  machen.  Was  soll  aber  das  Prahlen  mit  einer  Gelehr- 
samkeit sein ,  wie  die  aus  der  Einleitung  oben  ausgezogenen  Stellen 
dasselbe  zeigen ,  das  bei  einem  Gymnasiasten  ein  Lächeln  erregt? 
Wenn  also  das  Msc,  wie  wir  annehmen,  wirklich  existirt,  wessen 
launische  Stilübung  haben  wir  vor  uns  und  wie  kommt  der  moderne 
Sentimentalismus  hinein.  Wir  fordern  daher  den  Herrn  Herausgeber 
in  seinem  eigenen  Interesse  auf,  das  Msc.  einem  kundigen  Kenner 
griechischer  Handschriften  zur  aufmerksamen  Prüfung  vorzulegen, 
wofür  sich  gerade  in  Turin  eine  glückliche  Gelegenheit  findet,  da  der 
bekannte  Hellenist,  Prof.  J.  Müller,  eine  Zierde  der  dortigen  Hoch- 
schule, wol  sich  dieser  Prüfung  unterziehen  dürfte.  So  lange  dieses 
nicht  geschehen,  dürfte  sich  immerhin  Mancher  finden,  der  in  dem 
besprochenen  Opusculum  einen  Auswuchs  jener  Kunst  zu  sehen  ver- 
leitet sein  könnte,  die  jetzt  in  Italien  zu  blühen  scheint  und  in  den 
Elucubrationen  eines  Schreibkünstlers,  den  Charte  d'Arborea,  einen 
bedeutsamen  Ausdruck  fand. 

Paris,  December  1872.  Dr.  W.  Foerster. 


G,  Ändresen,  Taciti  dialo^B  etc.,  ang.  t.  J.  Prammer,  109 

■ 

Gornelins  Tacitas,  dialogns  de  oratoribns.    Für  den  Schalge- 

^ebraach  erklärt  von  Georg  Andresen,  ordentlichem  I/ehrer  am 
Grjninasiam  znm  grauen  Kloster  in  Berlin.  Leipzig,  Druck  und 
Verlag  von  B.  G.  Teubner,  1872.    78  S.    7  Ngr. 

Mit  dem  Erscheinen  des  Dialogus  sind  in  der  Teubner^schen 
Sammlang  commentirter  Schulausgaben  die  vorhandenen  Werke  des 
Historikers  Tacitus  nunmehr  fast  vollständig  herausgegeben ,  da  nur 
noch  die  Germania  fehlt.  In  der  9  Seiten  langen  Einleitung  zum  Dia- 
logus lässt  der  Herausgeber  ganz  deutlich  durchblicken,  dass  er  ihn 
fQr  unecht  hält  und  einem  gebildeten  Zeitgenossen  des  Tacitus  zu- 
schreibt. Das  Werkchen  ist,  wie  S.  1  und  2  behauptet  wird,  nach 
Domitian  geschrieben,  also  in  einer  Zeit,  wo  Tacitus  seinen  histo- 
rischen Stil  im  Agricola  und  in  der  Germania  bereits  „vollständig^ 
ausgebildet  hatte.  Wir  möchten  allerdings  eine  ,, vollständige"  Aus- 
bildung des  Taciteischen  Stiles  erst  in  seinem  letzten  Werke,  in  den 
Annalen,  annehmen.  Darauf  kommt  die  Gliederung  des  Inhaltes. 
Der  Verfasser  unterscheidet  vier  Abschnitte,  von  denen  eigentlich 
nur  der  dritte  das  im  cap.  1  angegebene  Thema  behandle.  Er  gibt 
sodann  ausführlichere  Nachrichten  über  die  vier  Personen ,  welche 
im  Dialoge  redend  eingeführt  werden:  M.  Aper,  Julias  Secundus, 
Vipstanus  Messalla  und  den  unter  Domitian  hingerichteten  Curiatius 
Maternus,  in  dessen  Hause  das  Gespräch  gehalten  wii'd  und  den  der 
Autor  als  Hauptperson  betrachtet  wissen  will.  Denn  des  Autors 
Tendenz  war  nach  A.  nicht  nur,  eine  wichtige  Frage  des  romischen 
Culturlebens  (den  Verfall  der  Beredsamkeit  unter  den  Kaisern)  zu 
behandeln,  sondern  auch  in  verhüllter  Form  eine  Apologie  seines 
hingerichteten  Freundes  Matemus  zu  schreiben. 

Darauf  wird  S.  7  und  8  die  Behauptung  aufgestellt ,  dass  der 
Stil  dos  Dialogus  mit  dem  historischen  Stile  dos  Tacitus  nichts  ge- 
mein hat.  Eine  grosse  Verschiedenheit  findet  allerdings  statt ,  die 
wol  zum  guten  Theile  durch  den  Stoff  bedingt  ist.  Die  Schreibart 
des  Dialogus  gehöi-t  der  Gattung  des  regenerirten  ciceronischen 
Stiles  an. 

Der  Abdruck  des  Textes  und  der  des  Gommentai-s  reichen  von 
S.  10 — 68.  Der  Text  des  Dialogus  ist  bekanntlich  in  einem  schlim- 
men Zustande  überliefert.  Daher  finden  wir  auch  bei  Andresen  zahl- 
reiche Einklammerungen  von  Woi*ten ,  die  er  als  unecht  ansieht,  und 
Einschiebungen  an  Stellen,  die  er  für  lückenhaft  hält.  Auch  an 
Acnderungen  fehlt  es  nicht ,  die  vom  Herausgeber  selber  oder  von 
anderen  Ki'itikern  herrühren.  Dem  entsprechend  ist  auch  der  klei- 
nen Schrift  ein  verhältnissmässig  starker  kritischer  Anhang  (S.  69 
— 78)  beigegeben.  An  drei  Stellen  findet  sich  ein  Interpreta- 
tionskreuz gesetzt:  cap.  19  nach  cum  rix,  cap.  20  nach  Pa- 
cuvii  und  37  fin.  nach  secura.  Lücken  werden  angenommen 
und  durch  Sternchen  bezeichnet  an  folgenden  Stellen:  cap.  10  fin. 
nach  sermonibus  ferriy  cap.  35  fin.  nach  ventum,  cap.  36  nach 
apud  pkbem  parabat  and  nach  eminentem  Zocum,  cap.  40  nach 


—   f..-A,. 


M  'IIa  AM..'i.:n,v   'I*'    J'iii«.-«^  wr6««,    du  Bitl«r  a 
Wj  *4(i'M4  A  «tt  4(1«  nhrtlMkiHM 


II  nhrtlMiH«!«  »r^«  frvIbUl.  Cftp.  7  init.  Ocb« 


O.  Andresen.  Taciti  dialogns  etc.,  ang.  v.  J.  Premmer»  201 

fawrabilis  Tgl.Heräns  zn  Hi8t.n,97.  Cap.  8  med. hat  A,angu3tiae 
rerum  in  den  Text  aufgenommen.  Allein  der  überlieferte  Singular 
angustia  ist  genügend  durchAnn.IV,72  geschützt.  Dazu  siehe  Nip- 
perdey.  der  noch  eine  Stelle  aus  Cicero  citirt.  Cap.  9  ist  in  der  Anm.  zu 
suum  ingenium  propitiare  vor  ^gründen*  und  ^zwingen'  das  Wort-  , 
chen  'zu^  ausgefallen.  Cap.  10  med.  ändert  A.  nicht  unpassend  von 
dem  überlieferten  äliarum  artium  studiis ,  um  einen  Gegensatz  zu 
dem  folgenden  ludicras  quoque  artis  zu  bekommen,  äliarum  in 
altiomm.  Ibid.  fortuitac  et  suhitae  dictionis  impetu.  Dieselbe 
Häufung  des  Ausdruckes  findet  sich  Germ.  XI,  2  nisi  quid  fortuitum 
et  subitum  incidiL  Ibid.  fin.  finden  wir  es  nicht  gerade  noth wen- 
dig, nach  sermonibus  ferri  eine  Lücke  anzunehmen,  wie  A.  thut. 
Denn  dass  die  anstössigen  Worte  des  Dichters  auch  zu  den  Ohren 
der  Gewalthaber  dringen,  vorsteht  sich  ohnehin  unschwer  aus  dem 
Vorausgehenden.  Cap.  IG  inaudUum  et  indefensum.  Diese  Häufung 
des  Ausdruckes  kommt  bciTacitus  noch  dreimal  vor.  Ibid.  fin.  mJ/or- 
tensio.  Diess  erfordert  eine  kurze  Notiz,  so  wie  im  folgenden  Capitel  die 
Person  des  Q.  Pedius.  Vgl.  über  denselben  Pauly's  Realencyclo- 
pädie  S.  1271  f.  Ibid.  cum  maxime,  das  auch  cap.  37  steht.  Es 
heisst  jedoch  nicht,  wie  A.  in  der  Note  erklärt,  „welche  (posiYio 
eoeli)  in  einem  bestimmten  Augenblicke  stattfindet^,  sondern:  jetzt 
eben.  Cap.  17  med.  wird  centum  et  viginti  anni  wol  als  runde 
Zahl  zu  betrachten  sein.  Begierten  doch  auch  Claudius  und  Nero 
streng  genommen  zusammen  nicht  bis  quaternos  denos  annos, 
sondern  nur  27.  Ibid.  tn  Britannia  vidi  senem,..,  Britanniae 
arcere  litoribus . . .  aggressi  suftt.  Bei  aggressi  sunt  ist  Britanni 
Subject,  das  aus  dem  Zusammenhange,  namentlich  aus  dem  Dativ 
Britanniae  zu  entnehmen  ist.  Cap.  18  ncc  quaero  quis  discrtis- 
simus  seil,  sit  verdient  eine  kurze  Bemerkung.  Cap.  21  ist  bei 
in  quibusdam  antiquorum  der  Abi.  quibusdam  wol  schwerlich  als 
Neutrum  zu  nehmen,  sondern  besser  als  Masculin.  Ibid.  scheint 
CS  uns  bei  quotus  enim  quisque  Calvi  in  Äsitium  aut  in  Dru- 
sum  legit?  noth  wendig  zu  sein,  mit  Ritter  nach  Drusum  den  Acc. 

libros  einzuschieben.     Ibid.  fin.  oratio  autcm ea  demum.    Die 

Nachstellung  von  ea  demum  ist  erwähnenswcrth.  Cap.  23  med. 
gehört  die  Anm.  zu  quos  more  prisco  vor  die  zu  fabulantes.  Fa- 
bulari  kommt  vom  Kcdncr  auch  cap.  39  in.  vor.  Ob  es  an  beiden 
Stellen  verächtlich  ist ,  möchten  wir  dahingestellt  sein  lassen.  Cap. 
28  in  gehört  die  Anm.  zu  non  reconditas  vor  die  zu  aut  — 
nut  —  reL  Ibid.  eoram  qwt  veque  dicerc  fas  erat  quod  turpe 
dietu.  Hier  bezieht  sich  connn  qua  offenbar  auf  die  Verwandte  (pro- 
pinqua),  nicht  auf  suboles,  und  steht  qua  parallel  mit  dem  voran- 
gehenden cuius.  Im  folgenden  Satze  ist  es  eine  nicht  geriuge  Schwie- 
rigkeit, dass  bei  temperabnt  kein  Subject  genannt  ist.  Aber  selbst 
wenn  mater,  das  A.  als  Subject  zu  temperabat  nimmt,  wirklich  im 
Texte  stQnde,  so  wäre  die  Schwierigkeit  der  Stelle  noch  bei  weitem 
nicht  behoben,  da  im  vorausgehenden  Satze  fortwährend  von  der 


202  G,  Äfidresen,  Taciti  dialogns  etc. ,  ang.  v.  I.  Prammer. 

propinqua  die  Rede  war.  Sollte  nicht  vielleicht  vor  sie  Corneliam 
eine  Lücke  anzunehmen  sein?  Cap.  33  med.  et  hi  significare  vultu 
videntur,  Zn  diesen  Worten  ist  eben  so  wie  zu  äbnues  wegen  der 
Verbindung  der  beiden  Verba  mit  nee  —  et  der  yoranstehende  Äcc. 
cum  inf,  neque  enim  solum ....  contineri  Object.  Und  Aper  und 
Secundus  stimmen  auch  sogleich  bei,  dass  Maiernus  in  ihren  Mienen 
richtig  gelesen  habe.  Cap.  34  init.  Die  Worte  principem  in  cltri- 
tate  locum  kommen  in  ganz  gleicher  Stellung  auch  Ann.  III ,  75 
init.  Yor.  Ibid.  ist  in  der  Anm.  zu  contrarie  das  Citat:  und  cap.  34 
stuHte  aliquid  aut  contrarie  dicit  zu  streichen,  da  ja  zu  dieser 
Stelle  die  Note  gerade  gegeben  wird.  Ibid.  med.  schiebt  A.  nach 
nee  hene  die  Worte  nee  minus  bene  ein.  Minus  bene  erscheint 
jedoch  gesucht  statt  male.  Die  Einschiebung  ist  auch  nicht  nöthig, 
sobald  man  nee  vor  bene  in  der  Bedeutung  „  auch  nicht  *"  nimmt. 
Ibid.  fin.  iis  orationibus  insecuti  sunt  insequi  heisst  hier:  angrei- 
fen =  invehi  in  aliquem ,  und  ist  wegen  des  beigesetzten  Abi.  iis 
orationibus  nicht  mit  dem  griechischen  didyceiv  'gerichtlich  verfol- 
gen' zu  vergleichen.  Gap.  36  med.  sehen  wir  die  dringende  Noth- 
wendigkeit  nicht  ein,  vor  hi  cUentelis  eine  Lücke  zu  statuiren.  Denn 
der  Gedanke,  der  nach  Andresen  ausgefallen  sein  soll ,  dass  die  be- 
deutendsten Redner  jener  Zeit  zu  einem  ganz  ausserordentlichen 
Einfluss  gelangten,  ist  im  Vorhergehenden  ohnehin  zur  Genüge  aus- 
gedrückt. Eben  so  wenig  geben  wir  die  Noth wendigkeit  zu,  in  dem- 
selben cap.  vor  nee  mirum  eine  Lücke  anzunehmen.  Es  versteht 
sich  zu  nee  mirum  aus  dem  Vorhergehenden  leicht :  quod  oratorcs 
sibi  ipsi  persuaserant  etc.  Gap.  37  non  viribus  nwdo  ctarmis.  Sonst 
steht  mit  armis  der  Sing.  t*i  verbunden.  Jb'id.hancilli  famam  circum- 
dederunt.  Die  Phrase  famam  alicui  circumdarc  kommt  ausser  der 
von  A.  citirten  Stelle  noch  Hist.  IV,  11  vor:  qui prindpatus  ina- 
nem  ei  famam  circumdarent.  Ibid.  proeliatores.  Das  Wort  proe- 
liator  kommt  auch  Ann.  II ,  73  von  Germanicus  gebraucht  vor. 
Gap.  39  fin.  ändert  A.  das  überlieferte  egerunt  in  leichter  und  be- 
stechender Weise  in  legcrunt.  Allein  der  Gedanke,  dass  selbst  die- 
jenigen Redner,  welche  die  angeführten  Reden  hielten,  durch  keine 
Reden,  die  sie  von  anderen  hörten,  mehr  begeistert  wurden,  als  durch 
diese  selbstgehaltenen  ,  ist  unseres  Erachtens  dem  Sinne  der  Stelle 
ganz  angemessen.  Auch  bezeichnet  wol  ipsi  quoque  die  Redner  sel- 
ber, nicht  ihre  Leser.  Gap.  41  med.  in  obsequium  regentis.  regcns 
steht  hier  intransitiv  für  imperans  oder  imperitans.  Vgl.  Nipper- 
dey  zu  Ann.  IV,  33  Tibcrio  rcgente. 

Die  Ausstattung  des  Werkchens  ist  die  in  der  Teubner^schen 
Sammlung  commentirter  Ausgaben  gewöhnliche ,  eben  so  der  Preis. 
Der  Druck  muss  sorgfaltig  genannt  werden.  Es  sind  uns  nur  zwei 
unbedeutende  Druckfehler  aufgefallen:  in  der  Einleitung  S.  4  Z.  1 
V.  u.  „dass''  statt  Mas^  und  im  Texte  S.  34  Z.  6  v.  o.  admonen 
tatque  statt  admonent  atque, 

Wien.  Ig.  Prammer. 


C  F.  BMcke,  Die  Sehiebtang  der  Völker,  ang.  t.  F.  HMner,      tOS 

Die  Schichtung  der  VGlker  und  Sprachen  in  Deutschland  auf 

Grund  der  vergleichenden  Sprachforschang  nachgewiesen  an  Orts-, 
Familien-,  Thiemamen,  Titeln  and  Idiotismen  von  Dr.  med.  (1)  C. 
F.  Riecke.  Gera,  1872,  XX  u.  140  SS.  —  Pr.  16  Sgr. 

Herr  Dr.  medicinae  C.  F.  Biecke  hat  die  AVissenschaft,  aber 
nicht  die  medicinischo,  sondern  die  Sprachwissenschaft,  wieder  mit 
einer  Schrift  bereichert*).  Es  würde  diese  neueste  Schrift,  wie  die 
frfi]ieren,  gewiss  keine  Zeile  verdienen,  wenn  nicht  der  Titel  in  unver- 
schämter Weise  so  geschrieben  wäre,  dass  mancher  Neuling  sich  da- 
durch verleiten  lassen  könnte,  die  16  Gr.  dafür  anszugeben,  die  er 
wahrlich  für  etwas  Besseres  verwenden  soll.  Man  könnte  glauben,  dass 
Hr.  B.  die  Besultate  der  vergl.  Sprachwissenschaft  gewissenhaft  be- 
nutzt habe.   Doch  der  Inhalt  des  Buches  belehrt  uns  eines  anderen. 

Hr.  B.  ist  ein  Keltomano,  wie  ihm  in  neuester  Zeit  etwa  nur 
noch  Hr.  Obermuller  an  die  Seite  gestellt  werden  kann.  Ich  wül  mit 
meiner  Anzeige  möglichst  kurz  sein.  Hr.  B  sagt  (S.  135),  er  habe 
tüchtige  Vorarbeiter  gehabt  in  Leo,  Mone,  Sparschuh  u.  A.,  daher 
konnte  er  weiter  kommen  als  diese.  Wohin  er  kam,  sagt  B.  freilich 
nicht  und,  wollte  ich  es  sagen,  ich  müsste  einen  sehr  unparlamen- 
tarischen Ausdruck  dafür  gebrauchen;  ebenso  unglimpflich  müsste 
ich  mich  ausdrucken,  wollte  ich  sagen,  wohin  H.  B.,  der  solch  tolles 
Zeug  schreibt ,  eigentlich  kommen  sollte.  Doch  ich  stelle  den  Leser 
ein  Paar  Proben  vor,  damit  er  selbst  urtheilen  kann,  ob  ich  zuviel 
gesagt  habe  oder  ob  sich  überhaupt  über  eine  solche  Schrift  zuviel 
sagen  läss^. 

8.  XVI:  Der  Name  Eomeros  ist  gracisierter  kelt.  Plural  von 
amar  =  SBmm\\xngyOmeros  sind  „Sammlungen'^.  Der  Tiroler  Ortsname 
Ambrass  ist  dasselbe  Woi-t  [ich,  als  Tiroler,  kann  mich  nur  freuen, 
möglicherweise  den  Homer  als  Landsmann  zu  haben].  S.  126:  Die 
homerischen  Gesänge  sind  urspr.  keltisch ,  erst  später  ins  Griech. 
übersetzt.  S.  124:  Homer  war  ursprünglich  eine  kelt.  Sammlung 
von  Sagen,  die  unserer  Jugend  jetzt  als  griechische  Geschichte  „ein- 
geochst^ wird.  S.  122:  Remus  {keli.  rhoim,  rheim  [8ic!!'\  =Hei- 
ligthum),  der  Bruder  dos  Bomulus,  soll  von  Bom  entflohen  sein  und 
Bheims  gestiftet  haben,  also  eine  Priestcrcolonie  von  Bom  [Hr.  Ober- 
müller, Deutsch-kelt.  Wörterb.  II,  S.  517  lässt  den  Bemus  =  reim 
—  eus  einen  befehlshaborischen  Mann  sein].  S.  117:  Abraham,  der 
Name  des  Stammvaters  der  Juden,  ist  rein  irisch :  ab  ^  vater,  ram 
Zweig,  also  Zweigvater  [Obermüller  dagegen,  I,  S.  61,  hat  ihn  zu 
einem  Stamm-Steine  gestempelt ,  aihh  =  Stamm,  ram^  rann  Stein, 
oder  zu   einem  Berge,  a  =  Artikel,  hram  Berg,  oder  noch  besser 


*)  Aehnliche  tolle  Einfalle,  wie  in  der  vorliegenden  Schrift,  hatte  der 
Hr.  Verfasser  schon  früher  in  anderen  Schriften  niedergelegt,  z.  B. 
DerVolksmand  in  Deutschland.  Sonst  und  Jetzt.  —  Urspr.  und 
Namen  der  Städte  Berlin  und  Kölln  an  der  Spree.  —  Ueber  den 
Ursprung  der  Sprachen,  Sa^en  und  Mythen.  — -  Die  Urbewohner 
undf  Alterthümor  Deutschlands  u.  b.  w. 


204  Zar  lateinischen  Orthographie.    Von  F.  Hintner. 

zu  einem  Wassermanne:  y-bior-  amW  Armer  Abraham!].  Daselbst: 
Eain  =  kelt.  cain  der  Verbrecher ,  erschlug  seinen  Bruder,  kelt. 
äbail  der  Tod  [Kain  ei-schlug  also  den  Tod ;  eine  solche  Morithat  ist 
wirklich  schauderhaft!  —  Bei  Obermüller  S.  4  ist  indess  Abel  der 
kleine,  a-bil^  während  er  den  Eain  sehr  sinnig  zu  einem  Chinesen 
machen  möcht«,  S.  152,  B.  11]. 

Noch  ein  Paar  Beispiele  aus  der  Bum.  Geschichte.  Numa  Pom- 
pUius  =  der  heilige  mit  Pomp  celebrierende  Priester  (ir.  neambh 
heilig,  uUu3  =  ilius  Priester,  Lat.  pompa  wurde  Yorgesetzt).  Tnllns 
Hostilius  =  der  pnesterliche  Kriegsherr  (aus  ullus  wurde  ein  TuUus 
gemacht,  osda  ist  Kriegsherr).  Ancus  Martius  =  der  Held  des  Mars 
{anchus  Held).  Tarquinius  =  böser  Fürst  {inr  böse,  cinn  Purst). 
Titus  Tatius  =  Herr -Regent  (tele  Herr,  Mh  Regent).  Mctus  fuf- 
fetius  =  der  eifersüchtige  Feigling  mit  dem  Heere  (kelt.  mcta  Feig- 
heit, fuad  Feind,  ed  Eifersucht  u  Heer).  Irisch  feasda  die  Feierlich- 
keit wurde  zu  Vcsta.  Amulius  =  Mann  -  Volk  -  Mann.  Pontifex 
=  kelt.  ponC'i'feachd  Spitze  des  Heiligthums  u.  s.  w.  Ich  glaube, 
der  Leser  wird  nach  solchen  Proben  nicht  zweifelhaft  sein  über  den 
Oi-t,  wohin  Hr.  K.  eigentlich  gehört. 

Wien,  V.  Hintner. 


Kurz  gefasste  Lateinische  Orthographie  für  Schulen  von  Dr. 

Carl  Wagen  er.  Berlin,  Ebeling  et  Plahn,  lö71,  41  SS.  —  1%  Sgr. 

Regeln  und  Wörterverzeichnis  für  die  Lat.  Orthographie  zum 

Schulgebrauch   herausgegeben  von  einem  Berliner  G}Tnuasial-Ober- 
lehrer.  Berlin,  Ebeling  et  Plahn,  1871,  7  SS.  —  1  Sgr. 

Hülfsbüchleiu  für  Lat.  Reditschreibung  von  W.  Brambach. 

Leipzig,  Toubner,  1872.  VIII  u.  66  SS.  -  %  Tbl. 

Handweiser  der  Lat.  Becbtschreibung.  Auszug  aus  dem  früheren. 

4  SS.  25  Exemplare  10  Ngr.    50  Exempl.  18  Ngr.  100  Ex.  1  Thlr. 

Ein  Hülfsbuch  für  Lat.  Rechtschreibung  war  schon  lange 
ein  piuM  dcsidcrium.  Denn  schon  längst  hatte  es  sich  heraus- 
gestellt, dass  in  den  landläufigen  Texton  Böm.  Classiker  eine  Masse 
zum  Theilo  falscher,  zum  Theile  geradezu  barbarischer  Schreib- 
weisen, die  uns  aus  dem  Mittelalter  überliefert,  geboten  werden. 
Zwar  haben  bereits  viele  neueren  Herausgeber  Rom.  Schriftsteller 
weniger  oder  mehr  aufgeräumt  nnd,  freilich  fast  jeder  nach  seiner 
Weise,  eine  richtige  Orthographie  herzustellen  versucht.  Allein 
darin  liegt  eben  für  die  Schüler  (und  auch  für  den  Lehrer)  das 
Missliche,  dass  eine  Einigung  in  vielen  Fällen  nicht  erzielt  worden 
war.  Während  dieser  Herausgeber  von  diesem  Princip  sich  leiten 
Hess,  glaubte  ein  anderer  ein  anderes  befolgen  zu  müssen,  und 
80  kam  es,  dass  die  Schüler,  welche  derlei  Texte  gebrauchen  müssen, 
eher  verwirrt  wurden,  als  dass  sie  einen  Nutzen  daraus  zogen. 
Auch  Lehi-er,  namentlich  solche  aus  der  alten  Schule,  wusaten  den 
Schülern  keinen  Anfschluss  zu  geben.  Sie  stellten  sich  tiesen  an- 


Zur  kteinischen  Orthographie.  Von  F.  Hininer,  t06 

geblichen  Neuerungen  sehr  sprOde  gegenüber.  So  z.  B.  hörte  ich 
einen  solchen  Lehrer  dutzende  Male  auf  Bitschi  (denn  nur  diesen 
Namen  hatte  er  vielleicht  einmal  gehört)  losdonnem,  der  ihm  diese 
Verwirrung  anrichte;  so  dass  ich  selbst  vor  Herrn  Kitschi,  wenn 
er  mir  begegnet  wäre,  wie  vor  der  Stampe  oder  Berchte  drei 
Kreuze  hätte  schlagen  mögen. 

Ja  selbst  namhafte  Gelehrte,  wie  z.  B.  Ferd.  Schultz,  fühlten 
sich  bewogen,  zum  Theil  wenigstens  öffentlich  dagegen  aufzutreten. 
Jetzt  ist  auch  dieser  Gelehrte  vielfach  von  seiner  ehemaligen  Ansicht 
abgekommen*)  und  man  thut  ihm  Unrecht,  ihn  fernerhin  für  diese 
arthographicarum  quaestionum  decas  verantwortlich  zu  macheu. 

Freilich  fehlte  es  auch  nicht  an  Gelehrten,  die  einem  wenig- 
stens für  die  Schule  gewiss  nicht  zu  billigenden  Principe  huldigten. 
So  ist  es  für  Schüler  gewiss  unpraktisch,  ein  und  dasselbe  Wort 
in  einer  Schulausgabe  bald  so  bald  anders  drucken  zu  lassen,  gerade 
wie  es  die  zu  Grunde  gelegton  Handschriften  an  der  jedesmaligen 
Stelle  bieten.  In  einer  für  Gelehrte  bestimmten  Ausgabe  mag  dies 
Verfahren  hingehen,  wenn  es  nicht  auch  hier  gerathener  ist,  überall 
die  gleiche,  für  den  betreffenden  Autor  wahrscheinlichste  Schreib- 
weise aufzunehmen  und  die  Abweichungen  in  die  Variantenliste 
zu  verweisen. 

Vorliegende  Schriften  sind  nun  bestimmt,  den  Schülern  als 
Führer  zu  dienen,  bei  denen  sie  sich  vorkommenden  Falls  Raths 
erholen  könnten.  Zugleich  sollte  auch  der  Lehrer  Winke  erhalten, 
um  dem  Schüler  das  Richtige  auseinander  zu  setzen.  —  Beide  Schriftchen 
entsprechen  im  Grossen  und  Ganzen  der  gestellten  Aufgabe  und  wir 
müssen  sie  nur  willkommen  heissen.  Wenn  Bef.  in  einzelnen  Puncten 
anderer  Meinung  ist,  so  ist  das  häufig  bloss  Principiensache,  worüber 
man  nicht  streiten  kann.  Doch  sei  es  gestattet,  meine  Ansicht  auch 
darüber  auszusprechen. 

Brambach  sagt  (S.  VIII) :  ,,Namentlich  sind  Verweisungen  auf 
grössere  grammatische  Werke,  so  weit  es  thunlich  war,  vermieden, 
weil  selbst  die  Lehrer  oft  nicht  in  der  Lage  sind,  solchen  Verweisungen 
nachzugehen.  Dagegen  sind  Belegstellen  aus  den  Schulautoren  an- 
gegeben. Indem  so  der  Leser  auf  die  ihm  zugängliche  Quelle  ver- 
wiesen wird,  ist  ihm  die  Möglichkeit  geboten  orthographische  Beobach- 
tungen zu  verfolgen  und  dadurch  lebendig  zu  erhalten.''  Das  Princip 
gebe  ich  zu,  allein  ich  finde  es  von  Brambach  nirgends  befolgt.  Am 
häufigsten  citiert  finde  ich  neben  des  Verfassers  Buch  „die  Neuge- 
staltung der  Lat.  Orthographie''  die  Ausgabe  des  Horatius  von  Keller 
und  Holder,  Ribbeck  prol.  in  Vergil.,  Fleckeisen,  fünfzig  Artikel  und 
das  corpus  inscriptionum  Latin.    Ausserdem  Neue,  Formenlehre  und 

*)  Man  vgl.  die  Vorrede  z.  5.  Aufi.  seiner  CTÖsscrcn  Lat.  Grammatik 
18G2.  Allerdings  hiittc  er  aus  Brambach^s  Buche:  „Die  Neuge- 
staltaug  der  Lat.  Orthographie,  1868^,  viel  lernen  können,  was 
aber  fUr  die  7.  Ausgabe  der  genannten  Grammatik,  1870,  leider 
nicht  giM^ehen  itt 


tos  Zur  kteiniBchen  Orthographie,  Von  F.  SMf/^sr. 

zahlreiche  Verweisungen  anf  Zeitschriften.  Dagegen  sind  die  Werke 
Corssen*8  yerhältnissmässig  sehr  selten  citiert,  oft  auch  da  nicht,  wo 
man  bei  Corssen  allein  das  ganze  handschriftliche  und  inschriftliche 
Material  übersichtlich  beisammen  findet.  Das  muss  ich  als  eine  ün- 
voUständigkeit  bezeichnen.  Die  Ausgaben  des  Horatius  von  Keller 
und  Holder,  die  des  Vergilins  von  Bibbeck  und  andere,  worauf  Bram* 
bach  verweist,  sind  denn  doch  keine  Schulausgaben;  dies  beweist 
schon  der  Preis  der  Werke  (Vergil.  5  voll,  bereits  12  Thlr.,  Horatius 
5  Thlr.  10  Ngnr.)  und  man  kann  sie  daher  auch  nicht  immer  in  den 
Händen  der  Lehrer  voraussetzen.  Fleckeisens  50  Artikel  sind  längst 
schon  vergriffen  und  auch  antiquarisch  nur  zufällig  aufzutreiben.  Das 
Corpus  inscriptionum  Lat.  wird  man  wol  auch  nicht  im  Ernst  in  den 
Händen  des  Lehrers  verlangen. 

Meine  Ansicht  wäre  folgende.  Für  Schüler  reicht  der  Auszug 
von  Brambach  (und  das  bei  Ebeling  erschienene  Wörterverzeichniss) 
vollkommen  aus.  Citate  sind  überflüssig.  Für  ihn  handelt  es  sich  ja 
nur  um  Thatsachen,  nicht  wo  man  dieselben  näher  erörtert  findet. 
Anders  steht  es  mit  einem  Buche,  das  ftlr  Lehrer  bestimmt  ist.  Be- 
ginnt man  da  überhaupt  mit  Verweisungen  auf  die  Litteratur,  was  mir 
natürlich  scheint,  so  sollen  dieselben  möglichst  vollständig  sein.  Die 
Werke  Gorssen's  sind  doch  anerkanntermassen  derart,  dass  sie  in  so 
manchen  Fällen  nicht  übergangen  werden  können.   So,  um  nur  ein 
Paar  Beispiele  herauszugreifen,  sagt  Brambach  S.  47  zu:  „mille, 
plur.  milia,  besser  als  mülia*^.  In  der  Anmerkung:  „millia,  millmrius 
kommt  auch  vor  und  ist  inschriftlich  wie  handschriftlich  bezeugt,  vgl. 
Bibbeck  prol.  in  Verg.p.429.  Hör.  ed.  Holder  u.  Keller  II  p.  428  cet.'^ 
Dagegen  verlangt  Corssen ,  Ausspr.  I^,  226  die  Schreibweise  millia 
und  begründet  dieselbe  auch.     Brambach  erwähnt  Corssen  nicht. 
Ebenso  wäre  aufCorssen  zu  verweisen  gewesen  bei  condiciOfCotivicium, 
cottidie,  suspicio,  cet.  Bei  paedor  wäre  nicht  bloss  auf  Fleckeisen, 
Jahrb.  f.  Phil.  83,  S.  574  zu  verweisen  gewesen,  sondern  zunächst 
wieder  auf  die  gründliche  Erörterung  von  Corssen,  Ausspr.  I^,  648  fif. 
Unter  pernicies  hätte  doch  auch  die  Form  permicies  einen  Platz  ver- 
dient, worüber  zu  vergl.  Corssen,  Beitr.  S.  266  ff.  Bei  temptare  oder 
tentare  hätte  nach  Corssen,  Ausspr.  I',  S.  122  f.  der  letzteren  Schreib- 
weise der  Vorzug  gegeben  werden  sollen.  Bei  R/ienus  hätte  Brambach 
bemerken   können,  dass  eig.  die  Schreibweise  Benus  die  richtige 
sei,  wie  man  ja  auch  nur  reda,  Redones  (Caes.  b.g.  II,  34;  VII  75), 
Remifltauricicet.  schreiben  soll,  da  Keltische  Wörter  kein  aspiriertes 
r  haben  (Zeuss-Ebel,  Qramm.  Celt.  p.  40;  Glück,  Die  bei  Caesar  vor- 
kommenden Kelt.  Namen  S.  148 ;  ders.  in  den  Sitzungsberichten  der 
königl.  bair.  Akad.  d.  Wissensch.  1865,  I,  1,  S.  2  ff.).  Doch,  das 
sind  am  Ende  Kleinigkeiten,  welche  verschwinden. 

Werfen  wir  kurz  einen  Blick  auf  das  Verhältniss  der  beiden 
Hilfsbücher,  so  finden  wir,  dass  ein  wesentlicher  Unterschied,  was  das 
Princip  betrifft,  nicht  besteht.  Beide  setzten  mit  Becht  das  Zeitalter 
des  Qointilian,  also  ungefähr  die  Zeit  von  Nero  bis  Hadriau  als  Norm 


C.  Wagener,  Kungefiuste  lat  Orthographie,  ang.  t.  0.  Raren.     t07 

an.  Die  GrQnde  hiefÜr  hat  Bitschi  (opnsc.  11,  p,  725,  778)  und 
Bramhach  (Neugestaltung  d.  Lat.  Orth.  S.  67)  auseinandergesetzt. 

Wagener  hat  keine  Einleitung,  sondern  beginnt  nach  einer  kurzen 
Vorrede  ein  schlichtes  Wörterverzeichniss  mit  ziemlich  genauer  An- 
gabe der  Quellen,  die  ihm  zuganglich  gewesen.  Freilich  scheinen  ihm 
mehrere  wichtige  Quellenwerke  gefehlt  zu  haben.  Auch  hätten  ein 
Paar  doch  sicher  veraltete  Werke,  wie  z.  B.  Schneider*s  (einst  tüch- 
tige) Grammatik,  nicht  so  oft  citiert  werden  sollen.  Im  Allgemeinen 
ist  das  Büchlein  recht  brauchbar. 

Brambach*s  Buch  dagegen  steht  doch  yiel  höher.  Schon  die 
Einleitung  Y — VIII  und  die  allgemeinen  Kegeln  der  Rechtschreibung 
(1 — 20)  sind  eine  willkommene  Beigabe.  Das  Wörtenrerzeichniss 
selbst  ist  viel  ausführlicher  als  bei  Wagener,  und  trotz  des  oben  er- 
wähnten sich  auferlegten  Principes  ist  Brambach  doch  in  den  Citateu 
bei  weitem  gründlicher. 

Die  beiden  Auszüge,  für  Schüler  vollkommen  ausreichend,  unter- 
scheiden sich  wenig  von  einander,  ja  ich  möchte  eher  sagen,  Bram- 
bach hätte  doch  etwas  mehr,  als  bloss  4  Seiten  darauf  verwenden 
sollen. 

Ich  kann  also  nicht  umhin,  beiden  Werkchen  eine  recht  baldige 
und  weite  Verbreitung  zu  wünschen. 

Wien.  Val.  Hintner. 


Eurzgefasste  lateinische  Orthographie  furSohnlen  von  Dr.C.  Wa- 
ge ner,  BerliD,  1871,  41  S. 

Gewiss  wünscht  mancher  bei  der  üngleichmässigkeit ,  die 
in  der  lateinischen  Orthographie  herrscht,  hie  und  da  über  einige 
Formen  Auskunft,  ohne  dass  es  ihm  Zeit  und  Gelegenheit  gestatten, 
diesen  speciellen  Zweig  philologischer  Untersuchungen  selbständig 
zu  verfolgen.  Diesem  Wunsche  entspricht  das  angezeigte  Büchel- 
chen. Wagener  stellt  die  gebräuchUchsten  in  orthographischer 
Bücksicht  strittigen  Worte  alphabetisch  zusammen,  bezeichnet  in 
jedem  einzelnen  Falle  die  richtige  Schreibart  und  verweist  genau 
auf  die  betreffenden  Hauptwerke  von  Brambach,  Corssen  u.  s.  w.,  so 
dass,  wer  sich  genauer  orientiren  will,  die  noth wendigen  Citate 
schnell  bei  der  Hand  hat.  Bei  der  Feststellung  der  Schreibweise 
eines  jeden  Wortes  wurde  das  Zeitalter  Quintilians  als  massgebend 
angenommen  und  dem  gemäss  jede  Bücksicht  auf  Usus,  Etymologie 
u.  a.  bei  Seite  gesetzt.  Mancher  wird  freilich  bedenklich  den  Kopf 
schütteln,  wenn  er  von  nun  an  statt  heri  here  schreiben  soll ,  in- 
cohare  statt  inchoare,  Pulydamas  statt  Folydamas.  Wenn  man  also 
auch  in  einzelnen  Fällen  Bedenken  tragen  wird^  die  Besultate  dieser 
orthographischen  Studien  auch  practisch  ein-  und  durchzuführen, 
80  wird  man  doch  vielfach  über  die  Schreibung  von  Worten  be- 


tos    W.  Wülerding,  Lateiniflches  Elementarbach,  ang.  ▼.  0.  Koren, 

lehrt  sein.  Deswegen  kann  das  Schriftchen  warm  empfohlen  wer- 
den. Um  noch  eine  sachliche  Bemerkung  hinzuzufügen ,  so  scheint 
es  doch  etwas  gar  zu  genau  genommen  zu  sein,  wenn  S.  34  quicquam 
gebilligt)  quidqtiam  verworfen  und  gleich  hierauf  in  einem  doch 
g^anz  analogen  Fall  quidquid  empfohlen  und  quicquid  zurückge- 
wiesen wird.  Wenn  man  der  Etymologie  bei  der  Feststellung  der 
Orthographie  sosehr  jede  Bedeutung  nimmt ,  wie  es  der  Verfasser 
thut ,  der  z.  B.  S.  36  schreibt :  y^saffitta  ist  mit  doppeltem  t  zu 
schreiben,  nicht  mit  einem  t,  wie  etymologisch  richtig  ist^,  oder  S.23 
„kauere,  wohlaufsein,  war  zur  Zeit  des  Quintilian  (1,6,  21)  die 
gebräuchliche  Form  und  muss  in  Folge  dessen  so  geschrieben  wer- 
den, nicht  auere,  wenn  letzteres  auch  das  etymologisch  richtige  ist^ , 
so  ist  es  wol  etwas  gewagt  für  cottidie  und  cotidie  gegen  quotidic 
auf  S.  15  folgende  Stellen  aus  Corssen  zu  citireu.  „Also  die 
Schreibweise  cottidie  ist  die  ältere  und  mehr  verbürgte  als  cotidie, 
während  quotidie  gar  keine  urkundliche  Gewähr  für  sich  hat.  Doch 
zogen  schon  Grammatiker  vor  Quintilian  die  Schreibweise  quotidie 
vor,  I,  7,  6 :  quotidie,  non  cotidie,  ut  sit  quot  dicbus.  Aber  cotidie 
ist  die  etymologisch  richtige  Schreibw^eise." 


W.  Willerding,  Lateinisches  Elementarbucli.  2.  Theil,  für  Quinta. 

Hüdeshcim  1870.    8«.    141  S. 

Dies  Elementarbuch ,  für  die  2.  Gymnasialciasse  nach  öster- 
reichischen Verhältnissen  bestimmt,  ist  Grammatik  und  Uebungs- 
buch  zugleich.  Referent  gesteht  gleich,  dass  ihm  eine  derartige  Com- 
bination  nicht  empfehlenswei-th  scheinen  kann.  Ein  Zerreissen  des 
Stoffes ,  wie  es  eine  solche  Eintheilung  nothwendig  mit  sich  bringt» 
macht  ein  übersichtliches  Zusammenfassen  grammatischer  Kegeln 
sehr  schwierig,  hindert  die  Eepetition  des  schon  einmal  durchge- 
nommenen und  bewirkt  schliesslich,  dass  der  Schüler  nach  einem 
Studium  von  einigen  Jahren  sich  nicht  einmal  in  einer  Grammatik 
zurechtfinden  kann.  Dies  vorausgeschickt  bemerken  wir,  dass  das 
Buch  in  zwei  für  je  ein  Semester  bestimmte  Theile  zerfällt,  deren 
erster  alles  auf  das  Nomen  bezügliche  und  die  Verba  anomala  ent- 
hält, deren  zweiter  die  Coniugatio  periphrastica  und  die  unregelmäs- 
sigen Verba  behandelt.  Den  einzelnen  Abschnitten  des  ersten  Theiles 
hat  der  Verf.  lateinisch-deutsche  Wörterverzeichnisse  vorangeschickt, 
die  er  memorirt  wissen  will  und  womit  er  die  Noth wendigkeit  ein  allge- 
meines alphabetisches  lateinisch  -  deutsches  Worterverzeichniss  am 
Schluss  anzuhängen  für  beseitigt  hält.  Dem  kannKef.  nicht  beistimmen. 
Jeder,  der  Sprachen  gelernt  hat,  wird  zugeben ,  dass  es  beinahe  un- 
möglich wird,  sich  jedes  Wort  beim  ersten  Vorkommen  schon  für 
immer  zu  merken;  umsoweniger  wird  man  dies  von  etwa  11jährigen 
Knaben  verlangen  können.  Noch  unpractischer  wird  die  Sache  aber, 
wenn  z.  B.  gleich  im  ersten  Abschnitte  in  den  Uebuugssätzeu  Worte 
und  Wendungen  vorkommen,  die  in  dem  einzigen  erst  vorangegan- 


W.  Wiüerding,  Lateinisches  Elementarburh,  ang.  v.  0.  Karen.    SOO 

genen  Wörterverzeichniss  gar  nicht  vorkamen,  z.  1^  Seite  4  in  fol- 
gendem Satz:  ^Scipio  has  pacis  canditioncs  vidis  Carthaginiensi- 
hus  äixity  ut  Romanis  pvrfugas  (Ueberläufer)  et  capfivos  onwrs 
redderent,  uavrs  Ion  gas  (Kriegsschiffe)  praeter  decem  triremes 
(Trireme)  fradtrent,  derem  milia  talentum  (Talent)  solverent  neu' 
(und nicht)  beUum  aut  in  Afiica  au(  (aut —  aut,  entweder — oder) 
extra  Afrtcam  hijussu  (ohne  Fjrl2L\ibmas)  populi  Romani  gercrent.'^ 
Einem  Schüler,  dem,  wie  die  Erklärungen  in  Klammem  zeigen,  aut 
—  aut  noch  nicht  ganz  geläufig  ist,  wird  wol  die  liedensart  condi- 
tiones  pacis  alicui  dicere  und  peraniam  solverc  nicht  sehr  bekannt 
sein.  Da  diese  Ausdrücke  aber  im  vorausgeschickten  Vocabularium 
sich  nicht  finden,  ein  vollständiges  lateinisch-deutsches  Wörterver- 
zeichniss auch  nicht  vorhanden  ist,  so  dürfte  wol  der  als  Beispiel  gewählte 
Satz  für  viele ,  die  auf  die  eigenen  Kräfte  angewiesen  sind ,  unüber- 
setzbar sein.  Aehnliches  Hesse  sich  mehrfach  beweisen.  Was  nun  das 
einzelne  "betrifft,  so  hat  der  Verfasser  die  speciellen  Genusregeln 
bei  der  3.  Declinatii^n ,  sowie  die  Regeln  für  den  Acc.  auf  im ,  Abi. 
auf  «,  gen.  plur.  ium  uach  eigenem  Geschmack  umgewandelt.  Da 
bei  derartigen  Dingen  etwas  neues  und  besseres  sich  wahrlich 
uicht  mehr  her^rusbringen  lässt,  so  wäre  es  wol  klüger  gewesen,  der 
Verfasser  hätte  sich  in  den  betreffenden  Fällen  mit  der  alten  Fassung 
begnügt,  welche,  wenn  nichts  anderes,  so  doch  das  für  sich  hat, 
dass  sie  eingebürgert  und  seit  langem  verbreitet  ist.  Entschieden 
wehren  muss  man  sich  aber,  wenn  in  einem  Elementarbuch  statt  einer 
leicht  begreiflichen  und  kurzen,  dabei  aber  doch  richtigen  Begel, 
eine  neue  zum  mindesten  minder  gute  substituirt  wird.  So  sagt  z.  B. 
F.  Schultz  in  seiner  kleinen  lat.  Grammatik  über  gen.  plur.  auf  tum. 
„Dieser  steht:  ...  2)  bei  allen  imparisyllabis,  in  denen  vor  der 
Casusendung  zwei  Consonanten  stehen''.  Hr.  Willerding  hat  statt 
dessen  auf  S.  8  folgende  Formulirung:  „Im  gen.  plur.  haben  die 
Endung  ium  statt  um :  ...  G)  die  einsilbigen  Substantiva  auf  s  und 
X  mit  vorhorgehendoui  Cunsoiianten ;  7)  die  mehrsilbigen  auf  rs,  ns, 
war,**  und  da  er  selbst  hierin  noch  nicht  alle  untergebracht  hat,  folgen 
unter  9)  noch  as,  o.s,   raro^  nox. 

Etwas  auffallend  i^:t  auch  folgende  Stilisirung  auf  S.  12:  „Im 
gen.  plur.  haben  um  statt  ium :  3)  die  Composita  von  corpus,  color, 
t(ys  un«l  ffx,^  S.  13  wird  als  unrogcl massiges  Substantiv  auch  iecur 
angeführt  mit  dem  Genitiv  jecinoris  und  jorlnoris ,  über  welch* 
letztere  Furm  Kef.  sich  bei  Klt>tz  Rath  erholte  und  auch  wirklich 
fand,  dass  sie  einmal  bei  Cels.  2,  8  sich  finde.  Also  doch  nicht  so 
wichtig  für  einen  Qniutaner.  Zu  tadeln  ist  ferner,  dass  auf  S.  31  ff. 
iu  d»?m  Abschnitt  ^  Anmerkungen  zur  Comparatiou  der  Adjectiva 
und  Adverbia"  über  die  ^Vdverbia  gar  nichts  gesagt  ist ,  da  nur  die 
Comparation  von  (//// ,  sufpc  \  fiuper  wriil  ^Y///.s  angeführt  ist,  und 
dass  bei  den  Adjectiven  die  Superlative  auf  illimus^  die  Comparatiou 
'dXJif  entior,  cntissimus  und  die  unregelmässige  Steigerung  von  bonus 
etc.  ganz  fehlt.     Ebenso  verraisste  Ref.  die  Erwähnung  der  pluralia 

IftllMhrifir.d.ötterr.  Qrnn.  Ift73.  U.  u,  111.  H^ft.  14 


BIO       G.  Tiadier,  üebungsbuch  s.  Uebenetzen,  ang.  ▼.  0.  Kitren, 

tantum  und  eine  zusammenhängende  Beispielsammlung,  über  die 
Constrnction  der  Städtenamen.  Am  2.  Theile,  der  über  die  uuregel- 
mässigen  Verba  handelt ,  hat  Bef.  nichts  auszusetzen.  Lobenswerth 
ist  die  Sammlung  der  Uebungssatze ,  die ,  Yon  Einzelnheiten  abge- 
sehen, recht  sorgfältig  ausgewählt  und  zusammengestellt  sind. 


üebungsbuch  zum  Uebersetzen  aus  dem  Deutschen  in's  Latei- 
nische für  mittlere  G}'mnasialcla8seQ^yon  Dr.  G.  Tisch  er,  2.  Aufl. 
besorgt  von  Dr.  0.  Müller.  Braunschweiff  1872,  233  S. 

Genanntes  Üebungsbuch  enthält  Uebersetzungsmaterial  aus 
dem  gesammten  Gebiete  der  lateinischen  Syntax.  NiU;urgemäss  wird 
mit  der  Casuslehre  begonnen,  hierauf  zur  Moduslehre  übergegangen, 
woran  sich  noch  specielle  Partien  schliessen,  wie  z.  B.  über  Bei-  und 
Unterordnung  der  Sätze  durch  Conjunctionon ,  Negationspartikolu, 
Pronomina  u.  s.  w.,  ein  Lehrstoff,  der  im  Grossen  und  Ganzen  in  der 
dritten  und  viei-ten  Classe  durchzunehmen  ist.  Was  nun  schon  a  2)rion 
das  Buch  für  unsere  Schulbedürfniss^c  als  ungeeignet  erscheinen 
lässt,  ist  die  grammatische  Anordnung  der  einzelnen  Theile.  Wäh- 
rend an  österr.  Gymnasien  weitaus  überwiegend  die  Grammatiken  von 
P.  Schultz  und  C.  Schmidt  in  Gebrauch  sind ,  folgt  Tiscliers  Buch 
der  Bearbeitung  der  madyigischen  Grammatik  von  demselben  Autor. 
Was  nun  den  Inhalt  selbst  anbelangt,  so  sind  die  in  Oesterreich  überwie- 
gend eingeführten  Vielhaberischen  Uebungsbüclicr  wirklich  so  vortreft- 
lich,  dass  es  schwer  ist,  ihnen  glcichzukomincu.  Tischer  hat,  um  das 
Interesse  der  Jugend  mehr  zu  wecken,  den  PLin,  eine  bestimmte  Re- 
gel in  lauter  einzelnen ,  auf  sie  l)ezng1iabcndon  Sätzen  durchzuar- 
beiten, zum  grossen  Theil  iiufgegoben  und  verwendet  wol  die  Hälfte 
des  Raumes  zu  selbständigen  kleinen  Erzählungen,  in  welchen  freilich 
die  betreffende  Regel  vorwiegt,  allein  nirht  in  dem  Masse,  um  die 
Reihenfolge  von  Sätzen ,  die  alle  ausschliesslich  nacti  dem  einen  Ge- 
sichtspuncte  ausgewählt  sind,  zu  ersetzen.  Auch  bleibt  das  Quantum 
des  Ganzen  etwas  zurück.  Die  gesammte  Casuslehre  z.  B.  wird  von 
S.  1 — 77  durchgenommen,  Vielhaber  behandelt  den  nämlichen  Stoff 
in  144  Seiten,  und  zwar  in  einer  Fülle  von  so  gewissenhaft  gewähl- 
ten Beispielen ,  dass  Tischer  gegen  ihn  gar  weit  zurückbleibt.  Das 
Buch  soll  soweit  führen,  dass  der  Schüler  nach  Absolviiniug  dessel- 
ben für  Seyfferts  „üebungsbuch  für  Secunda"  genügend  vorbereitet 
sei.  Diesem  Zwecke  scheinen  aber  die  besondei-s  in  den  letzten  Par- 
tien gewählten  allzuleichten  Sätze  nicht  zu  entsprechen.  So  finden 
sich  z.  B.  auf  S.  220,  also  auf  einer  der  letzten  Seiten,  folgende, 
willkürlich  herausgegriffene  Sätze :  23.  „Sich  selbst  lieben  alle  von 
Natur.^  24.  „Den  Cn.  Pompejus  ziehe  ich  allen,  den  Lentulus  mir 
selbst  vor.*"  25.  „Die  Mutter  des  Königs  Darius  soll,  als  sie  Alexan- 
ders Tod  vernommen  hatte,  sich  selbst  den  Tod  gegeben  haben"  u.s.  w. 


G.  Wendtv.  C.  Schnelle,  Aufj^bensammlunff,  an^.  v.  O.  Koren.  211 

Aufj^bensammlnng  zum  Uebersetzen  in*s  Griechische  von  1>r. 

G-QstaT  Wen  dt   and  Dr.   Carl  Schnelle.   2.  Abtheilang.   Berlin, 
1870,  334  S. 

Es  dOrften  der  UebungsbAcher  zum  Uebersetzen  ans  dorn  Deut- 
schen in*s  Griechische  wol  niclit  viele  sein,  die,  was  FQlle  des  Materials 
und  Sorgfalt  der  Zusammenstellung  anlangt,  es  mit  der  angezeigten 
„Aufgabensammlung  von  Wendt  und  Schnelle"  aufnehmen  kOnnen. 
Für  die  oberste  Stufe  des  Gymnasiums,  Secunda  und  Prima  berechnet, 
bringen  sie  das  Gesammtgebiet  der  griechischen  Syntax  zur  Anwen- 
dung. Der  erste  Theil  behandelt  auf  118  Seiten  in  171  Uebungcu 
die  Casus,  genera  des  Verbs,  iempora,  modi,  Infinitiv  und  Particip, 
woran  sich  noch  41  „gemischte  Aufgaben"  schliessen;  der  zweite 
Theil  enthält  100  „freie  Aufgaben''. 

Die  Uebun^cn  bilden  lauter  zusammenhängende  Stücke,  durch 
die  allein  es  möglich  wird,  die  Feinheit  der  VerbindungsfoiTnen  u.  s.  w. 
durchzuüben.  Der  Stoff  ist  dem  classischen  Alterthum  und,  der  SachQ 
entsprechend,  vorwiegend  der  griechischen  Geschichte  entnommen. 
Die  Anmerkungen  zu  den  einzelnen  Uebungen  stehen  nicht  unter  dem 
Text,  sondern  befinden  sich  zusammenhängend  am  Schluss  derselben 
lind  enthalten  ausser  der  Angabe  einzelner  griechischer  Worte,  die 
an  den  betreffenden  Stellen  zu  gebrauchen  sind,  sehr  zahlreiche  Ver- 
weisungen auf  die  Grammatiken  von  Krüger,  Curtius  und  Kühner, 
so  dass,  wer  sich  gewissenhaft  präparirt,  zu  einer  sehr  genauen  Be- 
kanntschaft und  Verti-autheit  mit  seiner  griechischen  Grammatik  an- 
j^eleitet  und  gezwungen  wird.  Am  Schluss  ist  ein  deutsch-griechisches 
Wörterverzeichniss  angehängt.  Die  Aufgabensammlung  ist  eine  so 
reiche,  dass  natürlich  immer  nur  eine  Auswahl  zur  Dui-chübung  vor- 
genommen werden  kann,  gewinnt  aber  in  Folge  dessen  durch  die  Mög- 
lichkeit der  Abwechslung.  Trotz  aller  Vorzüge,  die  in  dem  Werke 
wirklicli  ghlnzend  zu  Tage  treten,  scheint  es  doch  aus  einem  Grunde 
für  unsere  Verhältnisse  nicht  empfehlenswert  —  wegen  der  zu  grossen 
Schwierigkeit.  Bei  der  so  spärlichen  Bemessung  der  griecliischen 
Stunden  in  Oosterreich  kann,  um  nur  halbswcgs  in  der  Loctüre  nicht 
gar  zu  weit  zuiUckzubleiben,  auf  die  andere  Seite  des  Unterrichtes, 
das  Uebersetzen  in's  Griechische  und  das  damit  verbundene  praktische 
Durcharbeiten  der  Syntax,  ein  nur  geringes  Gewicht  gelegt  werden. 
Deswegen  fürchte  ich,  die  Anforderungen,  welche  dieses  Buch  stellt, 
seien  zu  hi)ch,  als  dass  ihnen  die  Mehrzahl  der  Gymnasiasten  ent- 
sprechen könne. 

Wien.  0.  Koren. 


14 


tu  Programmenachan,  von  0.  Karen. 

Frogrammenschau. 
Programm  des  Landes -Realgymnasiums  in  Baden.    1872.  M. 

Gutwengerins:  Vindiciae  Horatiana«'.  de  Horatii  dignitate,  pretio 
ac  moribus.  21  S. 

Aus  der  Einleitung  entnimmt  man.  dass  Verf.  eine  Beui-tlicilun^ 
des  Horaz  geschöpft  aas  des  Dichtei-s  Werken  und  möglichst  eigenen 
Worten  geben  will,  bemerkt  aber  zugleich  mit  Bedauern,  dass  Hr. 
Gutwenger  sich  auf  die  Oden  beschränkt,  daher  nicht  vollständig 
sein  kann.  Die  Abhandlung  zerfallt  in  sieben  Theile.  In  dem  ersten 
werden  die  Oden  citiert,  in  denen  der  Dichter  über  seine  eigene  Poesie 
handelt;  es  wird  ihm  grosses  Selbstvertrauen  zugeschrieben,  welches 
jedoch  gemildert  werde  durch  die  freiwillige  Beschi-ankung  im  Stoffe 
und  Vermeidung  epischer  Sujets.  Im  zweiten  Capitcl  werden  die 
Liebschaften  Hurazens  untersucht.  Nach  kurzer  Inhaltsangabc  der 
hieher  gehörigen  carmina  gelangt  Verf.  zum  Resultat,  der  Dichter 
habe  nie  die  Grenzen  des  Erlaubten  überschritten,  was  S.  10  am 
prägnantesten  mit  den  Worten  Iloi-atius  ^bofm  cum  cousrictttia" 
amat  ausgedrückt  wird.  Nr.  3  kommt  die  Freundschaft  au  die  Reihe. 
Die  Hingabe  an  die  Freunde  wird  geh»bt.  Die  hiehergehörige  Frage, 
ob  der  Vorwurf  der  Charakterlosigkeit  im  Bcnelimen  August  gegen- 
über begründet  sei  oder  nicht,  berührt  Verf.  nicht  selbständig,  sondern 
druckt  Dillenbui-gei-s  Ansicht  wieder  ab.  Nr.  4  umfasst  den  heiteren 
Lebensgenuss.  Vor  allem  wird  Horaz  vom  Vorwurf,  er  sei  ein  Trun- 
kenbold gewesen,  frei  gesprochen,  sodann  seine  :<aim  mens  gepriesen, 
die  sich  besonders  darin  zeige,  y^quod  nataram  vitamqua  rusticam 
tanto  amplectitur  amore^.  Nr.  5  Tod,  Kürze  des  Lebens,  Gemüths- 
ruhe  etc.  Blosses  Verzeichniss  der  betreffenden  Stellen.  Nr.  6  Tadel 
der  Sittenverderbniss.  Allgemeine  Inhaltsangabe  der  Oden  II  15,  18; 
III  2,  6,  24.  Nr.  7  Gottesfurcht,  üeber  «las  jenseitige  Leben  sei 
Horaz  nicht  so  genau  unterrichtet  gewesen,  wie  die  übrigen  berühmten 
Schriftsteller  des  Aiterthums,  daher  berühre  er  diesen  Punct  nur  an 
wenigen  Stellen.  Doch  sei  seine  Ehrfurcht  vur  den  Göttern  zweifellos 
und  an  einzelnen  Stellen  klar  ausgesprochen.  Zum  Schlüsse  wird  auf 
knapp  zwei  Seiten  noch  Tfiuffel  abgefertigt,  der  über  Horaz  eine  viel 
zu  geringe  Ansicht  habe.  Wie  man  sieht,  sind  in  dieser  Programm- 
abhaudlung  nicht  viel  neue  Gedanken  enthalten,  doch  desto  mehr 
sinnstörende  Drucklehler. 

Programm  des  k.  k.  Gymnasiums  in  Brixen.  1872.  Ueber  Wesen 

und  Bedeutung  des  Hermes  von  Prof.  Alois  Glira.    47  S. 

Ausgehend  von  dem  sogenannten  homerischen  Hymnus  auf 
Merkur ,  sucht  der  Verfasser ,  der  eine  äusserst  anerkonnenswerthe 
Kenntniss  der  hieher  gehörigen  Literatur  zeigt,  die  ursprüngliche 
Bedeutung  der  Gottheit  festzustellen  und  aus  dieser  heraus  die  ver- 
schiedenen besonderen  Eigenschaften,  wie  sie  sich  allmälig  ent- 
wickelten, abzuleiten. 


Programmensclian,  von  0.  Koren.  218 

Die  Grnndanscliaunng  des  ursprünglichen  Mythus  von  Hermes 
iiit  in  der  Erzählung  vom  Riuderdiebstahl  enthalten,  die  keine 
specifisch  griechische  ist,  sondern  sich  schon  bei  den  Indern  findet. 
Dieser  Umstand  gibt  einen  Fingerzeig  ftür  die  Etymologie  des  Na- 
mens. Verf.  schliosst  sich  der  Ansicht  derer  an,  die  Hermes  von 
oQuav  ableiten,  so  dass  Hermes  vollkommen  dem  indischen  Sara- 
roöyas  entspricht,  dem  Sohn  des  Sarama,  des  „Sturmes".  Hermes  ist 
also  ursprünglich  „Gott  des  Sturmes",  sodann  „Gott  der  meteorolo- 
gischen Veränderungen  von  Liclit  und  Dunkel".  Aus  der  Fähigkeit 
in  i^o  kurzer  Zeit  so  grosse  Veränderungen  hervorzubringen ,  ent- 
wickelt sich  bei  deji  Naturvölkern  die  Ansicht,  er  sei  „eine  höchst 
kluge  und  listige  Grossmacht  in  der  Natur".  Diese  ursprüngliche  Be- 
deutung findet  sicli  erhalten  in  dem  Mythus  vom  Binderdiebstahl, 
wobei  die  Kinder  mit  Berücksichtigung  der  ähnlichen  Erzählung 
von  den  Kiudern  des  Helios  in  der  Odyssee  und  der  indischen  My- 
thologie als  Tage  oder  nocli  ursprunglicher  als  Wolken  aufzufassen 
sind.  Niich  seinen  Wirkungen  wird  nun  der  Gott  mit  den  verschie- 
densten Eigenschaften  ausgestattet,  und  zwar  zerfallen  diese  nach 
dem  Verf.  in  3  Haupttheile : 

1)  Die  Eigenschaft  der  befruchtenden  Kraft,  daher  iQiovviog^ 
dunoiQ  idwr^  a/.a%r/ra,  aoizog.  Daraus  erklärt  sich  auch,  wa- 
rum der  Gott  bei  den  Pelasgeim  mit  einem  Phallos  dargestellt 
wurde.  Hieher  rechnet  der  Verf.  auch,  ohne  jedoch  den  Ueber- 
gang  deutlich  zu  machen ,  die  Darstellung  des  Gottes  unter 
dem  Zeichen  eines  Steinhaufens  (f-'Qfia/.si;),  dann  eines  4eckigen 
Steines,  dem  schliesslich  noch  ein  Kopf  aufgesetzt  wurde.  Von 
da  aus  war  der  Uebergang  zum  'EQ/ti^g  ivodiog,  dem  Schutzgott 
der  Wege  und  Felder,  leicht.  Seine  Eigenschaft  als  befruch- 
tender (Jott,  tritt  wieder  deutlich  hervor  im  (nijurjhog  und 
v6f.uog.  Doch  zeigen  sich  Spuren,  dass  diese  Auffassung  ur- 
sprünglich eine  viol  weitere  war  und  er  auch  als  Ketter  und 
Heiler  der  Menschen  galt. 

2)  Ferner  als  öici'atoqo^.  Di»  regelmässige  Aufeinanderfolge  der 
Wirkungen  des  Gottes  machte,  dass  man  ihn  als  im  Dienste 
einer  höheren  Macht,  des  Zeus,  stehend  ansah,  so  dass  er  die 
von  diesem  gewollte  Ordnung  in  der  Welt  als  „Ausrichter* 
durchführte,  daher  Jiac  ayyiXog,  ayyiXog  a&avaTwv,  Hiemit 
hangt  zusammen  soine  Bezeichnung  als  agyeiffori  r^g  =  ag- 
yiJ-itfdvTifi,  der  in  der  Eile  erscheinende,  der  Eilbote,  dei 
Herold.  Dadurch,  dass  er  aus  dem  Innern  der  Matorie  die 
Lebenskraft  der  Pflanzen  und  Thiere  an  das  Licht  der  Oberwelt 
fflhr«>,  werde  er  Vermittler  der  Ober-  und  Unterwelt,  i/fr/o- 
TtoftTiog,  seine  vermittelnde  Kraft  zeige  er  besonders  als  Brin- 
ger tles  Schlafes  und  der  Traume,  als  solcher  habe  er  einen 
Stab ;  damit  hänge  zusammen  seine  Vermittlung  zwischen  Leben 
und  Tod,  sein  Amt,  die  Todtcn  in  die  Unterwelt  zu  führen. 
Hiedurch  kommt  er  auch  in  die  Zahl  der  unterirdischen  Götter, 


214  ProgrammeDBcbKu,  von  0.  Koren, 

er  ist  x^onog,  wie  aus  einigen  Stellen  bei  Aeschylns   und 
Sophokles  sich  klar  zeigt. 

3)  Des  Hermes  Verschlagenheit  und  erfinderisches  Wesen.  Dies 
macht  ihn  zum  Schutzgott  der  Diebe  und  Eaufloute  einer-,  der 
Dichter  und  Denker  andererseits.  Dieser  Zug  liegt  schon  im 
alt«n  Mythus,  „denn  insofeme  man  den  Hermes  in  der  Materie 
waltend  dachte,  war  seine  Thätigkeit  eine  heidilichO;  listige. " 
Ebenso  galt  er  für  einen  gewandten  Redner,  Xoyiog.  Zu  diesen 
geistigen  Eigenschaften  treten  nun  auch  die  entsprechenden 
körperlichen  ^Egiirjg  ayioviog. 

An  diese  sehr  gefallig  geschriebcue  Abhandlung  über  das  Wesen 
des  Hermes  schliesst  sich  ein  kurzer  Anhang  „über  die  homerischen 
Hymnen  und  den  Hymnus  auf  Mercur'^,  in  welchem  einiges  allgemeine 
über  die  Hymnen,  deren  Namen,  Entstehungszeit  etc.  gesagt  und  mit 
wenig  Worten  der  Inhalt  des  Hymnus  auf  Merkur  angegeben  wird. 


Prograuim  des  k.  k.  Gymnasiums  in  Linz.  1872.  J.  Walser: 

Schiller's  ,.Macbt  des  Gesanges'*,  ferner  Nr.  1  und  2  aus  Seh.  „Kampf 
mit  dem  Drachen**,  endlich  Goethe's  „Muth^  in  lateinische  Poesie 
übertragen,  nebst  einschlägigen  Bemerkungen.  24  S. 

Je  mehr  bei  Philologen  die  Sitte  eingerissen  ist ,  den  oi;^'cneu 
Gebrauch  der  lateinischen  Sprache  zu  vernachlässigen,  dost«»  ange- 
nehmer überrascht  uns  jeder  Versuch,  sprachlich  oder  sonstwie 
schwierigere  Abschnitte  möglichst  mustergiltig  in*s  Latein  zu  über- 
tragen. Vernunftig  durchgeführt  ist  dies  mehr  als  blosse  Spielerei. 
Prof.  Walser  versucht  dies  in  den  in  der  üeberschrift  genannten  drei 
Gedichten.  In  Bezng  auf  die  metrische  Form  wählte  er  mit  richtigem 
Verständniss  ffir  die  zwei  ersten  Stucke  das  voll  dahinfliesscnden 
Schilderungen  so  angemessene,  dem  lateinischen  übcrdiess  so  ent- 
sprechende heroische  Versmass ,  das  dritte  ist  in  Glyconeeu  wieder- 
gegeben. Die  Verse  sind  sämmtlich  correct,  die  Ausdrücke  und  Wen- 
dungen echt  lateinisch,  oft  mit  grossem  Geschicke  gewählt  und  wie 
die  ausführlichen  und  sehr  eingehenden  ..Bemerkungen^  zeigen,  auf 
ausgebreitetem  und  gründlichem  Studium  lateinischer  Dichter  beru- 
hend. Trotzdem  wird  es  gestattet  sein,  gegen  Einzelnes  Einwand  zu 
erheben.  So  beginnt  die  üeborsetznng  der  „Macht  dos  Gesanges^ 
folgendermassen : 

qualis  nocte  ingi  scissa  ruptisiiue  lotebris 
Emicat  et  vasto  pluvias  venit  impeto  torrens. 
Hier  ist  iugi  sicher  nicht  am  Platze,  ein  Adjectiv,  das  bekanntlich 
fast  ausschliesslich  zur  Bezeichnung  des  Wassers  dient  und  sich  nie- 
mals bei  fiox  findet.  Auf  Grund  von  Virg.  Aen.  2,  360  würde  ich 
eher  cava  vorschlagen.  Vers  3.3  desselben  Gedichtes  wird  proicit 
homo  et  als  Choriamh  gebraucht,  die  Synäresis  wäre  hier  besser 
vermieden  worden ,  es  würde  sich  demovet  z.  B.  sehr  gut  einfügen 
und  der  Stelle  ganz  entsprochen,  vgl.  Hör.  Sat.  l,  1,  39.  Aus  dem 


Programmenschan,  von  0,  Koren.  215 

• 

^Eampf  mit  dem  Drachen"  werden  die  Worte  des  deutschen  Textes : 
„Die  Ritter  des  Spitals"  wiedergegeben  durch:  sacra  cohors^  columen 
miseris  mortdlibus  ingens.  Diese  Uebersetznng  ist  ungenau,  indem 
hiebei  das  Wort  „Spital^  ganz  yerlorcn  geht;  im  lateinischen  miseris 
aliein  liegt  dieser  Begriff  keineswegs,  dem  wäre  abgeholfen,  wenn  an 
Stelle  von  intens  (was  ohnehin  schon  in  columen  liegt)  aegris  ein- 
gesetzt würde. 

Programm  des  k.  k.  Iteal-Obcrgymnasiiuus  in  Oberhollabrunn. 

1872.  Qao  iure  carmcu  Catulli  duodeseptaagesimum  a  nounallis  virb 
doctis  in  dao  carmina  dirimatur.  Von  £.  K ich  1  er,  13  S. 

Innere  Gründe  hatten  eine  Reihe  von  namhaften  Gelehrten  be- 
wogen, das  G8.  Gedicht  CiUulls  in  zwei  vollständig  selbständige, 
nicht  zusammengehörige  Gedichte  zu  trennen,  so  dass  die  Verse  1 — 40 
das  ei-st«,  alle  folgenden  das  zweite  bildeten.  Diese  Gründe  unterzieht 
nun  der  Verf.  einer  Prüfung,  findet  sie  nicht  stichhaltig  und  wendet 
sich  daher  wieder  der  alten  Ansicht  der  Einheit  des  Gedichtes  zu.  Der 
Gedankengang  ist  in  kurzem  folgender:  DorV.  11  genannte  Manlius 
an  den  der  metrische  Brief  gerichtet  ist,  ist  identisch  mit  den  V.  41 
genannten  ÄUius,  Beide  Theilo  sind  zu  gleicher  Zeit  und  zwar  60 
V.  Chr.  geschrieben,  beide  in  Verona,  der  Inhalt  des  zweiten  Theils 
widerspricht  nicht  dem  ersten.  Die  Wiederholung  der  gleichen  Verse 
20—24  und  92—95  werden  durch  ähnliche  Beispiele  aus  CattUl 
gestützt,  die  aber  nicht  beweisend  sind.  Soweit  die  negative  Seite. 
Positive  Beweise  der  Einheit  werden  zwei  vorgebracht,  erstens  der 
vermeintlich  unpassende  Schluss  des  ersten  Gedichtes  mit  Vers  40, 
zweitens  soll  Vers  149  f.  sich  auf  den  ersten  Theil,  speciell  auf  v.  10 
beziehen. 


Programm  des  landschaftlichen  Gymnasiums  in  Pettau.     1872. 

J.  A.  Kümmerer:  Ueber  das  Schuld bcwusstsein  de^s  sophoklci- 
schcn  Oedipus  auf  Kolonos.    24  S. 

Gegen  eine  Schrift  von  Prof.  Dr.  Joh.  Müller  ^die  thebanischen 
Tragödien  des  Sophokles  als  Einzeldramen  ästhetisch  gewürdigt" 
gerichtet,  iu  welcher  der  Verfasser  als  Resultat  seiner  Untersuchun- 
gen den  Satz  ausspricht  .«König  Oedipus  aber,  das  ist  gewiss,  ist 
sich  einer  Schuld  bewusst",  sucht  der  zu  besprechende  Programm - 
aufsatz  den  Nachweis  zu  liefern ,  dass  von  einem  wirklichen  Schuld- 
bewusstsein  des  Helden  keine  Rede  sein  könne  und  die  bezüglichen 
Stellen  des  Textes  sich  anders  interpretiren  lassen.  Diese  sind  Vers 
258  ff.,  546—548,  944  ff.,  besonders  960  ff.,  in  welchen  Oedipus 
mit  den  klarsten  Worten  seine  völlige  Schuldlosigkeit  ausspricht. 
Dem  scheint  vor  allem  V.  203  ff.  zu  widei-sprcchen ,  indem  Oedipus 
sich  scheut  den  Chor  über  seine  Abkunft,  seine  Person,  sein  Vater- 
land Auskunft  zu  geben,  ferner  510  ff.,  wo  er  sich  in  ähnlicher 
Weise  sträubt,  die  Frage  des  Chors  nach  seinen  Schicksalen  zu  bcant- 


S16  Pro^rammeiiBchau,  von  0.  Koren, 

Worten,  und  schliesslich  besonders  1130,  wo  er  sich  dem  Theseus 
gegenüber  selbst  einen .  Unseligen  nennt,  dem  jeder  Makel  des 
Unheils  anhaftet.  Diese  scheinbar  widerstreitenden  Aeussemngen 
sacht  Prof.  Kummerer  dadurch  in  Uebereinstinimung  zu  bringen, 
dass  er  zwischen  innerer  und  äusserer  Schuld  unt^Tscheidot  uu«i 
letztere  dem  Oedipus  zuerkennt.  Doch  glaube  ich,  braucht  man  nicht 
einmal  dies  zuzugestehen.  Ein  Frevel,  selbst  der  prrös.sto  kann,  wenn 
er  unabsichtlich  und  unwissentlich  be&rangen  wunU» .  nimmermehr 
als  Schuld  gelten.  Doch  ist  es  natürlich,  dass  niemand  eines  solchen 
ohne  Schaudern  gedenken  wird.  In  diesem  Fall  bofindet  sich  Oedipus 
dem  Chor  gegenüber.  Soll  und  kann  man  denn  das  Sträuben,  das  Ab- 
lehnen der  Erzählung  so  gewaltigen  Unheils  als  Bekenutniss  der 
eigenen  Schuld  auffassen?  Nimmermehr.  Nicht  anders  sind  die  zu 
Theseus  gesprochenen  Worte  aufzufassen.  Diesem  die  gastliche  Auf- 
nahme, das  Ende  seines  Umherirrens,  persönliche  Sicherheit  und  die 
Rettung  beider  Töchter  verdankend  und  nicht  im  Stando  ihm  für  den 
Augenblick  seine  Erkenntlichkeit  zu  bowoijsen,  fühlt  er  sich  plötzlich 
dem  König  gegenüber  so  arm,  so  unglücklich,  so  (dond,  dass  in  ihm 
sich  die  Erinnerung  an  die  fortlaufende  Kette  von  Leiden,  die  sein 
Leben  bilden,  erhebt  und  er  schmerzlich  den  Abstand  von  Theseus 
fühlend  sich  einen  Unseligen  nennt,  dem  jeder  Makel  dos  Uebids 
anhaftet.  Die  persönliche  völlige  Schuldlosigkeit  des  Helden,  der  von 
einem  grauenvollen  Schicksal  zu  grauenvollen  Thaten  ohne  sein  Wissen 
und  Willen  getrieben  wird,  ist  glaub'  ich  so  klar  und  deutlici»  aus- 
gesprochen und  zieht  sich  so  wesentlich  durch  das  ganze  Stück  durch, 
dass  hieran  gar  nicht  gezweifelt  werden  kann;  und  die  drei  scheinbar 
widersprechenden  Stellen  lassen  sich  leicht  erklären  durch  das  Grauen 
und  Entsetzen,  das  jeden,  selbst  den  Schuldlosesten  bei  so  grässlicher 
Erinnerung  überkommen  muss. 


Programma  deir  i.  r.  ginnasio  di  Trento.  1872.  B.  Dalpiaz: 

val^atae  quam'  dicunt  editionis  scripturam  quod  Dcmosthenis  Phi- 
lippicae  tertiae  paragmphos  6  et  7  spectat,  esse  retinendam,  19  S. 

Man  weiss,  welche  Bedeutung  und  welchen  Einfluss  die  Be- 
nützung des  Parisinus  ^auf  die  Demostheneskritik  ausgeübt  hat. 
Er  ist  es  auch,  und  zwar  er  allein  und  ausschliesslich,  dem  die  Para- 
graphe  6  und?  der  3.  philippischen Eede  zum  Opfer  gefallen  sind.  Hr. 
Dalpiaz  will  sie  aber  noch  retten  und  zwar  auf  folgende  Weise.  Zuerst 
wird  gezeigt,  es  sei  kein  Grund  vorhanden,  sie  zu  beseitigen,  «Irnn 
Inhalt  und  sprachlicher  Ausdruck  bewähren  sich  als  echt  demostho- 
nisch.  Während  nun  bei  den  meisten  Interpolationen  <lor  Grundsatz 
gilt,  sie  verdanken  ihre  Entstehung  Anmerkungen  der  Schreiber  oder 
alten  Leser,  die  dann  von  späteren  Abschreibern  mit  in  den  Toxt 
aufgenommen  wurden,  ist  Hr.  Dalpiaz  in  un.^erf^ui  Falle  anderer  An- 
sicht, indem  er  S.  9  schreibt:  si  quis  cum  codd,  optinifs  vihilominuR 
eas  (paragraphos)  eicimdas  esse  putat,  alterum  de  his  duobus 


Programm enschau.  von  O.  Knren.  IM 7 

aca'piat  nvcease  ess^  credo:  orntorem  posteriori  oratio» i$  recensione 
aut  omisisfie  aut  addidi^^si:  Unter  orator  ist  hier  Deniosthenes  sell)et 
gemeint.  Zweitens  wird  bewiesen,  diese  beiden  Paragraphe  seien  für 
das  Verständuiss  dt'r  Rede  nothwendijr.  Wenn  dieser  Beweis  gelange, 
dann  freilich  würde  man  seihst  der  Autorität  des  i'  sich  nicht  fügen 
können,  doch  leider  ist  das  nicht  der  Fall.  Der  Verf.  behauptet  näm- 
lich, dass  zwischen  §  5  und  8  gar  keino  Verbindung  bcstohe,  ferner 
dass  Demostehenos  zur  Besprechung  der  L-ngercchtigkeit  Philipps 
gar  nicht  übergolien  könne,  ohne  früher  den  Grund  darzulegen,  warum 
er  dies  thue  und  das  biMe  eb<m  den  Inhalt  von  {}  G  unii  7.  Diese 
beiden  Beliauptnugeu  sind  aber  ebensowenig  stichhaltig  als  die  dritte, 
dass  weil  §  H  mit  den  Worteji  et  itn'  nir  ^'^idriv  aiQt]yijr  ayiiv 
rr^  :r6l€i  xai  €(jp'  i^nh'  fan  lovtn  beginnt,  §  7  aber  mit  den  ähn- 
lichen Worten  schliesst  ti  hf  rjav  ian  to  (iovlavea^ai  Tiegi  rov 
.TfWionr  eigt^rt^p  ayaiv  r^  /loAfi/i-iJ' (Je?  diese  letzteren  vorangegangen 
>ieJn  mrisM'n.  Der  umgekehrte  Schluss  wäre  wol  der  richtige  gewesen. 
Ausserdem  wird  noch  ein  (irnnd  iuV  Fehl  geführt,  den  zu  verstehen 
mir  übrigens  nicht  gelungen  ist.  weswegen  ich  ihn  im  lateinischen 
Original  anführen  will.  S.  12:  Nam,  quod  vnimt  est,  si  §§  6  r/  7 
vxpcUmitur,  aentcittia  el  dt  Tig  cH.  nihil  nJind  continrre  polest^ 
quam  vftuprrfitiotfnH,  in  quam,  .s/  qui  belhim  favrrv  Philippnm 
neffcntf  adducantur  ncrrssf  est:  quam  oh  rem  fierrf,  nt  orator, 
cum  dixisfirt  mMos'iam  d^  iniHriis  Philippi  vcrba  farrrr,  eadcm^ 
quin  causam  addurrret ,  repHendo  aures  ririum  fatiffarri :  quod 
nuUum  oratortnn,  von  dicam  Dcmosthrnrni,  frvissr  hnnd  facUr 
tibi  pcrsHudras.  Zum  Schlüsse  werden  noch  «lie  einzelnen  Worte  und 
Construcli«>n<*n  der  fraglichen  Stelle  besjjrochen,  um  zu  zeigen,  dass 
sie  vollkommf'n  am  rechten  Platze  sind.  Bewiesen  wird  also  durch 
diesen  Programmaufsatz  gar  nichts.  Denn  so  gornft  man  zugeben 
mag,  dass  die  beiden  Paragi'aphe  ganz  gut  in  der  Rede  selbst  stehen 
konnten ,  ja  so  unrecht  offenbar  die  hätten,  welche  ohne  sich  auf 
handschriftliche  Auctorität  stützen  zu  können  aus  rein  inneren  Grün- 
den dieselben  beseitigen  wollten,  mit  der  gleichen  Entschiedenheit 
muss  man  jetzt  die  Fnige  nach  der  entgegMigesetzton  Richtung  ent- 
scheiden. Durch  den  Pari.^inus  haben  wir  eben  eine  ganz  andere 
Basis  für  die  Kritik  und  sowie  diese  durchgreifende  Verschiedenheit 
sich  in  einer  höchst  bedeutenden  Zahl  von  Stellen  besonders  der  3. 
jihilippischen  Rede  zeigt,  so  steht  auch  die  Entscheidung  über  §§  6 
und  7  im  eugsteu  Zusammenhang  mit  der  Frage  einer  ansehnlichen 
Reihe  anderer  Interpolationen.  Solange  aber  die  Bedeutung  des  Pari- 
dinas  nicht  gebi*ochen  ist.  wird  die  rnltjuta  wol  schwerlich  mehr  zur 
Anerkennung  kommen. 

Zum  Schlüsse  möge  man  es  nicht  ühül  nehmen,  wonn  ich  «li<^ 
Latinität  des  Verfassers  «Mitschieden  verurthoile,  denn  von  einzelnen 
Stellen  kann  nun  \\«d  mit  Ketht  sagen:  fibhurmni  a  Jalinitatc,  so 
z.  B.  wenn  es  S.  <>  heisst  „w/fv/  qnidem  sententia,  locum  non  cSi^r 
verum,  non  ^vwpfr  rcH*:  amdudi  puitst^  oder  S.  8  hacc  parafjrn- 


218  Programmenschnn.  von  0.  Koren, 

phi,  8.  15  stultissinti  .  .  .  qui  crederent,  cum  adhuc  tarn  potentem 
fion  esse,  S.  18  non  est  tarnen  alienum  pmrpauca  aildere^  {juibua 
ostefidamus,  quomodo  viri  docti  etcplicarc  conati  sint,  ut  is  loeus 
totus  exciderit^  u.  s.  w. 


Programm  dos  k.  k.  Gymnasiums  in  der  Josephstadt  in  Wien  1872. 
W.  FociBtcr:  De  Rufi  breviario  ciusque  codicihus. 

Während  die  sogenannten  kleineren  Historiker  der  späteren 
r<^misrhen  Zeit  allmälig  ihre  Bearbeiter  gefunden  haben  und  küi*zlich 
erst  Harte]  den  Eutrop  kritisch  feststellte,  fehlt  noch  eine  ähnliche 
Ausgabe  des  Breviariums  von  Rufns.  Förster  unterzog  sich  nun  der 
Aufgabe,  durch  Untersuchung  der  massgebenden  Handschriften  eine 
feste  kritische  Basis  für  eine  folgende  Herausgabe  dieses  Schriftstellei's 
zu  fixieren.  Das  Resultat  dieser  Studie  ist  folgendes:  Die  von  früheren 
Editoren  unzuverlässig  benützen  Handschriften  sind:  L  =  Lcidcnsis 
snec.  15,;  JV=  Nonnii  saee.  15.;  B^  =  Basiliensis  primus ^  B^ 
=  BamüivMsh  senmdus  und  der  codex  Burmann i.  Alle  sind  wertlos. 
Verf.  untersuchte  folgende  Hdsch. :  IV  =  Vindobonensfs  saec.  ff ; 
G  =:  Gofhanus  sarc. !), ;  B  =  Bamberffensis  saec  XI:  W^  =  Vln- 
dohonensis  sarc.  1^;  TV*  =  Vhidobonsis  sacc.  12:  W'^  =  Vindo^ 
bonensis  sacc.  14 ;  W^  =  Vindobonensis  sacc.  15 ;  ferner  wäre 
noch  beizuzählen  P  =  Posnaniensis  sacc.  15.  Letztere  zwei  sind 
wertlos. 

Aus  Försters  Untersuchung  ergibt  sich  nun,  dass  alle  Hdsch. 
in  zwei  Familien  zerfallen;  dargestellt  durch  G  (zu  welchen  BW^ 
gehören)  und  >V,  mit  dem  W^  verwandt  ist.  Zunächst  muss  nun  das 
Verhältniss  von  VV^  zu  W  klargelegt  werden.  Aus  dem  Umstand, 
dass  beide  die  gleichen  Fehler  thoilen,  W^  aber  eine  thoilweise  ver- 
änderte Wortstellung  sowie  einen  der  Eleganz  zu  liebe  vorgenommenen 
Wechsel  der  Synonyme  enthält,  ergibt  sich,  dass  W*  aus  W  geflossen 
ist.  Tn  diese  Familie  gehören  auch  BW*,  sie  bieten  aber  keine  Aus- 
beute. Die  zweite  Familie  der  Hdsch.  wird  repräsentirt  durch  (rBW^: 
durch  Vei-gleichung  entscheidender  Stellen  kömmt  Verf.  zudem  Schluss, 
dass  alle  drei  auf  eine  gemeinschaftliche  nun  verlorene  Quelle  X  zu- 
rückführen, aus  welcher  GB  ziemlich  genau,  W  schon  mannigfach 
verändert  abgeschrieben  wurde.  Diese  Hdsch.  X  muss  aber  selbst 
schon  in  manchen  Puncten  fehlerhaft  gewesen  sein.  Es  bleibt  nun 
das  Verhältniss  von  X  zu  TV  festzustellen  für  die  Kritik  von  höchster 
Wichtigkeit.  In  Bezug  hierauf  ergibt  sicli,  dass  Grundlage  des  Textes 
X  (dargestellt  durch  GBW*)  sein  muss,  und  wo  dieser  offenbar 
fehlerhaft  ist,  W  heranzuziehen  ist.  In  manchen  Fällen  wird  mau  bei 
der  Kritik  auf  Florus,  Eutrop  und  schliesslich  Jordanos  Rücksicht 
nehmen  müssen ,  der  viel  aus  Rufus  entlehnt  hat.  Förster  beweist 
nun,  dass  Jordanes  ein  Exemplar  des  Rufus  aus  der  Familie  X  be- 
nützte, das  jedoch   älter  war  als  X  selbst.   Dem  entsprechend  gibt 


Tgchierfch,  Reinrnnr  von  Zwetor.  an?-  t.  A.  SchnnfHwh.        91 A 

Verf.  folgende  Handschriften-Genealogie,  wobei  A  der  Archetypus  ist 
und  A  S  der  die  Fehler  beider  Hauptfamilien  enthält : 

A 


1' 


/ 

X 


G  B         \\ 


71 


w 


TP    V    B'     ir«  h'    L 

Dieser  sorgfaltigcu  Üiirloguug  der  philologisclieu  Grundlage  des  Kufus 
ist  nnch  die  kritische  Behandluug  einzelner  Stollen  eben  mit  Zuhilfe- 
nahme der  massgebenden  Hdbch.  beigefügt. 

Programm  des  k.  k.  Gymnasiums  in  Znaim.  1872.  A.  Krichen- 

bauer:  ücbcrsctzuiig  cimr  Stelle  aus  Jordan 's  Dciniurgos.  2  S. 

Director  Krichenbauer ,  der  schon  im  Iglauer  Gymuasialpro- 
gramni  \om  J.  18G7  eine  griechische  Uoberselzung  der  Volkshymne 
in  trochäischeu  Octuuaren  veröffentlichte,  stattet  auch  heuer  sein 
Programm  mit  einer  griecliischen  Version  aus.  Als  Text  wählte  er 
eine  St<3lle  aus  Jordans  Dcmiurgos,  Buch  9,  Thl.  2,  S.  146  fg.,  ein 
Gespräch  zwischen  Fürst  und  Alexander  (von  Humboldt)  enthaltend, 
in  welchejn  letzterer  von  der  Gewalt  des  gestirnten  Himmels  ergriffen 
sich  vom  Glauben  losreisst  und  in  die  ewige  Ordnung  der  Welten 
versenkt.  Dir.  Kri<henbauer wählte  für  seine  griechische Uobersotzung 
das  dem  Stoffe  völlig  entsprechende  Metrum  des  jambischen  Trimeters, 
den  or  mit  grosser  Corrcctheit  handhabt,  indem  er  sich  auf  jene  so 
genannten  Liccnzon  beschränkt,  welche  die  besten  Dramatiker,  So- 
phocles  vor  allen,  nicht  überschreiten.  Der  Form  entspricht  auch  die 
Sprache,  die  von  einem  eindringlichen  Vertiefen  in  die  Dramatiker 
zeugt.  Aussetzen  könnte  man  etwa,  dass  ein  paar  Worte  gebraucht 
sind,  die  sonst  bei  griech.  Tragikern  nicht  vorkommen.  z.B.  ifwcfA/iUOv, 
•loch  ist  dies  unbedeutend. 

Wien.  0.  Koren. 


Dr.  Tschiersch,  Beurtheilung  der  von  Gödeke  aufgestellten 

BchaoptuDg,    dass  Keinmar  von   Zweter  und  der  Mamer   identisch 
seien.  Programm  des  Gymnasiums  zu  Luckau,  1872. 

Unter  den  altdeutschen  Lyrikern  <ler  Nachblüte  nimmt  Roinmar 
V.  Zweter  eine  hcrvon-agonde  Stellung  ein.  Nicht  bloss  durch  seine 
Fruchtbarkeit,  sondern  vor  Allem  dadurch,  dass  er  die  Spruchdich- 
tung von  der  Höhe  der  Leidenschaft,  von  der  ganz  persönlichen  Energie 
des  Patriotismus,  wie  ^io  bei  Walthor  von  der  Vogel  weide  uns  deut- 


MO        Tschieneh,  Reinmar  von  Zweier,  ang.  v.  A,  Schönbach. 

lieh  werden,  hcrabloitcte  zu  der  ruhigen  Ebene  ganz  allgemein  aus- 
gedrückter Gefühle  und  ziemlich  schaler  politischer  Gesinnung.  Kaum 
der  Kampf  gegen  Rom  vermag  ihm  kräftige  Laut«  zu  cutlocken  und 
auch  seine  religiösen  Sprüche  leiden  an  Mattherzigkeit.  Endlich  ist 
er  wol  der  erste  gewesen,  welcher  die  Spruchform  zur  Entwicklung 
blasser  moralischer  Begritfo  und  Sentenzen  verwendete. 

Reinmar  war  kein  bedeutende!'  Mensch.  Die  Enge  seines  Ge- 
sichtskreises wird  uns  erst  recht  klar,  wenn  wir  oiwiigen,  dass  in  den 
240  Sprürhen.  welche  die  wüste  Compilation  v.  d.  Hagens  uns  bietet, 
kaum  15  verschiedene  Themata  besprochen  werden.  —  Gotti^s  und 
Marias  Lob  und  Preis.  Schilderungen  der  einzelnen  Tugenden,  prak- 
tische Lebensregeln,  etwas  Politik  und  sehr  wenig  Minne,  das  sind 
wol  alle  Elemente  seiner  Poesie.  Aber  auch  innerhalb  dieses  engen 
Kreises  verstellt  es  Reinmar  nicht,  sich  frei  und  unabhängig  zu  be- 
wegen, mehr  als  einmal  geschieht  es  ihm,  dass  er  bei  der  Besprechung 
eines  schon  erörterten  Themas  auf  ganz  dieselben  Gedanken  in  ganz 
•lersolben  Folge  geräth.  So  entwickeln  46  und  47  (MSH,  II)  in 
gleiche]'  Weise  «iie  Sätze,  dass  es,  wenn  auch  im  Allgemeinen  Liebe 
zu  zwei  Frauen  zugleich  als  verbrecherisch  gelten  müsse,  doch  eine 
Ausnahme  gäbe :  wenn  nämlich  Ehre  und  Minne  die  beiden  Frauen 
sind,  dann  ist  der  Minner  gar  wohlgeborgcn.  50  l)riugt  dreimal  die- 
selbe Lehre,  ein  braver  Mann  müsse  Ritter  seiner  Thateu,  Knecht 
seiner  *Milte'  und  Leibeigener  seiner  Zucht  sein,  58  nimmt  sie  wieder 
auf.  71— -70  tragen  dieselben  drei  Definitionen  der  Ehre  in  kaum  er- 
wähnenswerten Umgestaltungen  vor.  Ebenso  83.  81;  120 — 123; 
234—235.  237  ;  238-242.  Noch  woiter.  Strophe  lüO  ist  eine  blosse 
Bearbeitung  von  09;  187  ä  und  h  zwei  ganz  gleichgobildeto  Darstel- 
lungen eines  Räthsels  vom  Jahre;  77  und  234  handeln  von  der  Tri- 
nität  in  ganz  gleicher  Art;  ja  70  und  225  unterscheiden  sich  nur 
durch  unbedeutende  Varianten.  Allerdings  mag  von  den  genannten 
Beispielen  eins  oder  das  andere  durch  eine  gesunde,  auf  die  Unter- 
suchung der  handschriftlichen  Spruchordimngen  gestützte  Kritik  be- 
seitigt werden,  aber  auch  dann  erübrigt  genug,  um  den  Vorwurf  äus- 
serster  Gedankenmagerkeit  für  Reinmar  v  Zweter  gerechtfertigt  zu 
finden. 

Für  die  äussere  Form  der  Reinmar'schou  Sprüche  gilt  dasselbe. 
Die  Einförmigkeit  des  Tones  —  24G  mal  dieselbe  Melodie,  dieselbe 
Reirastellung  -  ist  schon  lange  aufgefallen,  der  Ausdruck  selbst  ist 
höchst  dürftig.  Vier  Fünftheile  der  ganzen  ei-wähnten  Masse  sind 
Sprüche,  in  welchen  derselbe  Stamm  oiler  doch  dasselbe  Wort  al» 
Fangball  dient.  An  die  Figur  der  Epanaphora  (Tschiersch  S.  19)  ist 
hier  gar  nicht  mehr  zu  denken,  die  blosse,  kahle  Unfähigkeit  wird 
durch  die  unzähligen  Wiederholungen  chnrakterisiert.  Str.  78  enthält 
11  mal  das  Wort  *Unere',  80  gibt  12  mal  den  Stamm  Vdel'  90  be- 
steht fast  nur  aus  Repetitionon  der  Phrasen  'liep  geschehen^  und 
*wol  geschehen',  101  führt  uns  5  mal  Adam,  8  mal  Eva  vor.  Dabei 
ist  zu  berücksichtigen,  dass  jeder  Spruch  nur  12  Verse  hat. 


TBMen^  Beininar  von  Zweier,  ang.  y.  A.  Sehänbadi,      fXl 

Es  scheint  mir  nicht  schwierig,  sich  die  Art^  in  welcher  Bein- 
mar  dichtete,  vorzustellen.  MHsste  man  es  nicht  ohnediess  voraus- 
setzen, dass  er  Alles  schriftlich  ausarbeitete,  so  müsste  man  es  aus  den 
vorliegenden  Sprächen  sicher  crschlicssen.  So  sitzt  er  und  grübelt 
nach  aber  das  Wort  ^Saelde'  oder  ^Milte\  das  er  zum  Thema  dos  neuen 
Spruches  gewählt  hat  und  wälzt  es  umher  im  sinnenden  Geiste.  Und 
siehe  da,  es  fliegt  hier  eine  Phi-ase,  dort  eine  Definition  an  das  Wort, 
ein  paar  hinkende  Vei*glüiche  kleben  sich  noch  an,  wenn's  gut  geht, 
erobert  sich  das  Thema  noch  eine  litei'arisch  interessante  Anspielung 
—  und  flngs  wird  der  Spruch  aufgeschrieben,  denn  die  lange  IJebung 
im  gleichen  Tone  hat  alle  Schwierigkeiten  der  Versification  bei  Seite 
geräumt.  —  Es  fehlt  uns  nicht  an  äusseren  Zeugnissen,  dass  die 
Zeitgenossen  KeinmarV  und  die  späteren  Meistersinger  doch  Empfin- 
dung hatten  f(ir  die  Inferiorität  des  Beinmar*schen  Geistes,  in  dem 
gerühmten  ^männlichen  Charakter'  (Bartsch,  Liederdichter  Einleitung 
S.  XL  VI)  vermag  ich  nicht  mehr  als  geschraubte  Langeweile  wahr- 
zunehmen. Nicht  unterdrücken  will  ich  die  Bemerkung,  dass  die  An- 
deutungen, welche  in  dem  häufigen  Nebeneinander-  und  Zusammen- 
nennen des  alten  Beinmar  und  des  v.  Zweter  (zwenc  Befjinmdrc) 
liegen,  mir  nicht  unwichtig  scheinen.  Auch  der  alte  Beinmar,  wenn 
auch  ein  Mann  von  feinem  poetischen  Gefühl  und  dem  unsern  gar  sehr 
weit  überlegen,  litt  doch  erheblich  an  Stoffmangel  und  brachte  mit 
spitzfindigem  Baffmement  nur  neue  Variationen  alter  Gedanken.  Er 
hat  auch  mehreremale  den  Parallelismns  der  Strophen,  welchen  wir 
bei  dem  von  Zweter  so  häufig  beobachten  können.  Als  Beispiele  mögen 
dienen  JJfSF173,  20— 26  und  27—33;  17Ü,  lü  -  26  und  27—37; 
178,  8— 14  und  22— 28;  199,25—201,  11.  Die  feingewundenen 
Sätze  sehen  mir  fast  Mustern  der  plumpen  Bandwurmgestalten  gleich, 
welche  der  jüngere  zu  Tage  gefordert  hat  und  an  einigen  Stelleu 
glaube  ich  sogar  directere  Entlehnung  wahrgenommen  zu  haben. 

Wollten  wir  fQr  den  Marner  ein  Muster  unter  den  bedeutenden 
älteren  Dichtern  suchen,  so  könnte  uns  nur  Walther  von  der  Vogel- 
weide beifalleii.  Sind  ja  doch  an  sehr  vielen  Orten  Walthersche 
Wendungen  vom  Marner  entliehen  oder  nachgeahmt  worden.  Auch 
der  Marner  ist  keineswegs  frischen,  energischen  Geistes,  aber  er  ist 
>.ehr  viel  leichter  als  Beinmar.  Leichtfertigkeit,  wie  sie  Tschiersch 
(S.  14)  ihm  zusprechen  wollte,  kann  ich  in  seinen  Gedichten  nicht 
finden,  Tagelieder  hat  auch  der  ernste,  grosse  Wolfram  gesungen, 
von  dem  unser  Spätling  das  schöne  Bild  borgt 

'Du  der  tac  die  wölken  spielt*  (MS II  11  237  h). 

Seine  Verse  sind  nicht  bloss  kürzer,  sondern  auch  viel  leicht- 
tiüssiger  und  die  vielen  Rnjambements  geben  dem  Ausdruck  einen 
gewissen,  theatralischen  Schwung.  Um  die  Logik,  welche  dem  guten 
Keinmar  so  viel  Kopfbrechens  veiursacht,  kümmert  sich  der  Marner 
wenig,  ziemlich  toll  und  sinnlos  häuft  er  die  Bilder  zusammen,  welche 
seine  Vielwisserei  ihm  schenkt  (vgl.  a.  a.  0.  240  h^  X.  1). 


2K        IMtiersA,  Reinxnar  ron  Zwcter,  ang.  f.  A.  Sthönhach. 

Die  äussere  Form  ist  dem  Marner  wertvoll  und  er  liebt  kunst- 
volle Verssysteme,  wie  z.  B.  XV  37 — 42  lehrt.  Er  ist  sich  seines 
S&ngergowcrbes  wol  bewusst  und  hat  die  Technik  desselben  ganz 
anders  in  seiner  Gewalt  als  der  schwerfällige  Reinmar.  Während 
dieser  an  der  einzigen  Stelle,  wo  er  von  Stoffen  aus  der  Heldensage 
spricht,  dieselben  verwirft  und  verschmäht,  freut  sich  der  Manier 
pi'ahlerisch  seiner  Kenntniss.  da  er  weiss,  dass  das  Publicum  gerade 
diese  Stoffe  am  lebhaftesten  begehrt. 

Man  sollte  glauben,  es  hätte  Niemaudem  einfallen  können,  diese 
zwei  in  Denknngsweise,  Begabung  und  äusserer  Formgebung  so 
grundvei-schiedeuen  Dichter  zu  einer  Gestalt  zusam  mensch  weissen  vax 
wollen.  Es  ist  doch  geschehen  und  Gudekc,  dem  wir  so  viele  treffliciie 
Arbeiten  und  Untersuchungen  in  seinem  ganz  ausgezeichneten  Grund- 
riss  verdanken,  hat  diesen  Einfall  gohabt.  Offenbar  verleitete  ihn 
dazu  der  Umstand,  dass  ^Marner'  theilweiso  umgokelirt  gelesen  und 
verstellt  *Renmar*  gil»t,  eine  nicht  selten  vorkomnionde  Form  des 
Namens,  «lenn  die  übrigen  Gründe  sind  doch  bei  genauerer  üeber- 
legung  kaum  in  Anschlag  zu  bringen.  Für  jeden  andern  als  den  Ur- 
heber der  Hypothese  —  Gödeke  wird  sie  schwerlich  aufgaben,  werden 
ja  missrathene  Kinder  stets  am  meisten  geliebt  —  ist  die  Frage  von 
vornherein  entschieden. 

Die  fleissige  Arbeit  des  Hrn.  Dr.  Tschiersch  hat  das  Verdienst 
den  Anstjss  für  immer  aus  dem  Wege  geräumt  zu  haben.  In  einigen 
Abschnitten  führt  der  Verfasser  nach  einer  Kritik  der  äusseren  Zeug- 
nisse eine  Vergleichung  beider  Dichter  durch,  nicht  vollständig,  aber 
doch  sorgfaltig.  Seine  philologischen  Kenntnisse  sind  mangelbuft: 
v.  d.  Hagen  gilt  ihm  als  Autorität  (S.  12,  21.),  er  schreibt  ihm  denn 
auch  dio  Worterklärungen  nach ;  weiss  ein  Citat  ausBodniers  Samm- 
lung MS  11  122*  nicht  zu  finden,  da  er  nur  die  v.  d.  Hagca's  kennt: 
citiert  *  Minnefrühling*  und  hält  den  Manier  für  eine  Uebergangsstufe 
zu  Konrad  v.  Würzburg.  Schlimmer  ist,  dass  er  weder  die  schlechte 
Arbeit  von  Meyer  über  ßcinuuir  (Basel  18G6),  jioch  Wilmann's  treff- 
liche Leistung  II Z,  XIII.  kennt.  Auch  mit  seinem  grammatischen 
Wissen  ist  es  übel  bestellt,  wie  Abschnitt  VI  über  die  Dialecte  aus- 
weist, die  Schreibereigenthümlichkeiten  sind  vernachlässigt.  Endlich 
ist  auch  dio  Disposition  der  Arbeit  kaum  zu  loben,  die  Abschnitte  V  und 
VII  fallen  zusammen ;  der  Stil  leidet  an  lateinischen  Einmcngungen 
und  an  mehr  barocken  als  originellen  Ausdrücken.  Trotz  alledem 
aber  geht  ein  frischer  Zug  von  Arbeitsfreu«ligkeit  durch  das  Ganze 
und  wollen  wir  die  beschränkten  Hülfsmittel  einer  Luckauer  Bildiothek 
berücksichtigen,  so  müssen  wir  dem  Verfasser,  der  neben  21)  Stunden 
wöchentlicher  Schularbeit  noch  Lust  zu  solch  mühsamen  Tbnn  fand, 
unsere  volle  Anerkennung  ausdrücken. 

Wien,  November  1872.  Anton  Schonbach. 


Vierte  Abtheilung. 


Miscellen. 

(Aas  dem  11.  ö.  Landes  schul  rat  he).  Der  n.  Ö.  Landesschulrath 
hat  in  seiner  Sitzung  vom  2<5.  Februar  1.  J.  unter  anderen  Gegenständen 
auch  nachstehende  zur  Besprechung  gebracht.  In  den  oberen  Classen  des 
Realgymnasiums  auf  der  Landstrasse  soll  das  constructive  Zeichnen  als 
Lehrgegenstand  eingeführt  und  das  Ministerium  sodann  auch  ersucht  werden 
im  Interesse  einer  gleichförmigen  Behandlung  sich  auszusprechen,  welche 
Bezeichnung  den  vom  Staate  erhaltenen  Mittelschulen  zukomme.  —  Zu 
einer  längeren  Erörterung  gab  die  Regelung  des  landwirthschaftlichen 
Fortbildungsunterrichtes  Anlass.  Die  Bezirksschulräthe  sind  darüber 
gutachtlich  gehört  worden.  Sie  sind  darüber  einig,  dass  die  Regelung 
auf  administrativem  Wege  vorgenommen  werden  möge.  Es  empfiehlt 
sich,  dass  an  den  Lehrerbildungsanstalten  der  Ausbildung  der  l4ehrer 
in  der  Landwirthschaftskunde  erhöhte  Aufmerksamkeit  gewidmet,  dass 
die  Lehrer  angewiesen  werden,  bei  Behandlung  der  Realien  deren  An- 
wendung auf  die  Landwirthschaft  nicht  ausser  Acht  zu  lassen,  dass  in 
den  oberen  Classen  der  Volksschulen  ein  landwirthschaftliches  Lesebuch, 
tnr  dessen  Beschaffung  das  Ministerium  Sorge  tragen  wolle,  einzuführen , 
dass  endlich  der  Landesausschuss  bei  Vertheilung  der  zur  Hebung  der 
Landwirthschaft  und  des  landwirthschaftlichen  Unterrichtes  gewidmeten 
Summen  auch  dem  Jjandesschulrath  Ingerenz  einräume. 

—  In  der  Sitzung  vom  5.  März  1.  J.  beschäftigte  sich  der  n.  ö. 
Ijandesschulrath  eingehend  mit  den  Verhältnissen  der  staatlichen  Leh- 
rerbildungsanstalten. Eine  Beschlussfassung  wurde  mit  Rücksicht  auf 
die  heute  zu  eröffnenden  Verhandlungen  bei  dem  niederösterroichischen 
Ijandesausschuss  über  die  vom  Landtag  beschlossene  Errichtung  von 
I^ehrerbildun^nstalten  mit  einer  grösseren  Anzahl  von  Stipendien  und 
verbunden  mit  einem  Internat  ausgesetzt.  —  Wogen  der  Weltausstellung 
wird  heuer  in  Wien  kein  Lehrerfortbild ungscurs  abgehalten  werden,  son- 
dern nur  in  Krems.  —  In  einer  Wiener  Oberrealschule  ist  eine  grössere 
Zahl  von  Schülern  wegen  ungenügender  Fortschritte  ausgeschlossen  wor- 
ilen.  Der  Landesschulrath  bestätigte  diese  Ausschliessung  nur  theil- 
weise. 

—  Sitzung  vom  26.  März  L  J.  Die  vom  niederösterreichischen 
Landesschulrath  beschlossenen  Anträge  wegen  einer  Reform  der  Lehrer- 
bildungsanstalten gelten  dahin :  1.  mit  Beginn  des  nächsten  Schuljahres 
seien  Vorbereitungsclassen  für  die  Lehrerbildungsanstalten  je  nach  Be- 
darf zu  eröffnen  und  2.  25.000  fl.  fQr  die  Staatsstipendien  zu  widmen ;  das 
Mehr  über  die  im  letzten  Jahre  bewilligte  Summe  soll  ausschliesslich  für 
Lehramtscandidaten  verwendet  werden;  3.  mit  jeder  Lehrerbildungsanstalt 


224  Misc«llen. 

in  Wien  sei  eine  Bürgerschule  als  Uobungsbchulc  zu  verbinden ,  mit  den 
Anstalten  ausserhalb  Wiens  \v>^nigstons  eine  vi^rclnssige  staatliche  Schule 
als  (Jebungsschule;  4.  es  sei  für  entsprechende  bloibende  Locälitäten  für  die 
Lehrerbildungsanstalten  saniiut  üebungsschuleii  iSorge  zu  tragen,  cyentuell 
durch  Neubauten;  5.  das  Civil-Mädchcn]»eUhiouat  iu  Wien  sei  in  eine  Lehre- 
rinnenbildungsanstalt mit  IntK?rnat  umzugrstalton  und  di«^  liChnTbildungs- 
anstalt  in  Korneuburg  womöglich  schon  mit  dem  Schuljahre  1873/4  nach 
Wiener-Neustadt  zu  verleben :  ü.  eine  neue  JiChrerbildungsanstalt  sei  aus- 
serhalb Wiens  zu  eröffnen,  der  iStandort  derselben  nach  Eröffnung  deiLandu?;- 
lU'useminare  zu  bestimmen  und  dabf.'i  l{ücksicht  /.u  nehmen  auf  die  Fre- 
nui.'uz  der  Bürger-  und  Mittelschulen  aussurhulb  Wiens,  so  wie  auf  ili-.' 
Heimatsgegend  der  Schüler  der  Prosera inan^;  7.  die  Revision  des  Lehr- 
)danes  für  die  Lehrerbildungsanstalten  sei  zu  verbinden  mit  einer  Revision 
der  das  Lehrerbild ungswosen  butreiTenden  Verordnungen  und  dabei  die 
Frage  der  Lehrbücher  für  diesi»  Anstalten,  d.jr  Vorbildung  der  Ifaupt- 
lehrer  u.  s.  w.  im  Auge  zu  behalten-,  8.  d«Mn  niederösterreichischen  Land- 
tage sei  <l«'r  wärmste  Dank  zu  sagen  für  seine  auch  in  der  letzten  Ses- 
sion bekundete  Opferwilligkeit  zu  Guubteu  des  Volksschulwesens. 

—  Der  n.  ö.  liandesschulrath  hat.  nachdem  er  in  Erfahrung 
gebracht,  dass  an  einzelnen  Mittelschulen  die  Ferien  ohne  behördliche 
Bewilligung  über  das  vorgeschriebene  Mass  ausgedehnt  worden  sind,  die 
Dirt'ctionen  sämmtl icher  Mittelschulen  Nieder-Üesterreichs  aufgefordert, 
in  Bezug  auf  die  Schulferien  sich  streng  an  die  diesbezüglichen  Vor- 
schriften zu  halten ,  insbesondere  den  Unterricht  genau  an  den  vorge- 
schriebenen Terminen  zu  beginnen  und  zu  schliessen  und  in  jedem  Falle, 
wo  sich  aus  locabn  Rücksichten  eine  Verlängerung  der  Ferien  als  unbe- 
dingt nothwendig  erweisen  sollte,  rechtzeitig  um  die  behördliche  Bewil- 
ligung einzuschreiten.  Ebenso  muss  es  als  dem  Unterrichte  und  der 
Schuldisciplin  abträglich  unterlagt  werden,  die  Lehrerconferenzen,  aus- 
serordentliche Schülerprüfungen  wie  Aufnahme-  und  Privatistenprüfungcn 
in  die  Zeit  der  regelmässigen  Unterrichtsstunden  zu  verlegen.   (Wr.  Ztg.; 


(Aenderung  im  Realsohulgesetzo  für  Oberösterreich.) 
Se.  k.  und  k.  Apostolische  Majes>tät  haben  mit  Allerhöchster  Entschlie»' 
sung  vom  13.  Februar  d.  J.  dem  vom  oberösterreichischen  Landtage  in 
der  L*3.  Sitzung  am  6.  Decombr»r  1S72  beschlossenen  Gesetzentwürfe,  wo- 
mit der  §  9  des  Realsrhulgesetzestür  Ober-Oesterreich  vom  :iO.  April 
18bH  abgeändert  wird,  dit;  Allerhöchste  San.tion  allergnädigst  zu  erthei- 
len  geruht.  Das  Maximum  der  wochentlichon  Unterrichts»tund«u  in  den 
Oberclassen  der  Realschule  ist  hiennch  von  :.^  auf  31  erhöht  und  die  bis- 
herige Beschränkung  d-^s  ünterriciites  in  di-r  französischen  Sprache  auf 
die  Cla?sen  der  Unterr«: alschule  beseitigt,  ko  dass  der  im  Interesse  df^ 
Unterrichtes  gebotenen  Ausdehnung  dieses  Ixjhrgeg.'n Standes  auf  die 
Oberclassen  kein  Hinderniss  mehr  im  Wege  Ntoht.  --  Nach  Durchfüh- 
rung dieser  Modificatiou  wird  der  in  den  olicrösterreirhischtii  Realschulen 
eingehaltene  Lehrplan  in  allen  wesentlichen  Puncten  mit  den  in  den 
Nachbarländern  an  den  trleichartigen  Anstalten  bnfolrrton  LohrplSnen 
übereinstimmen  und  sohin  diese  wünschen>v"erth«'  l''ii,Mdütfijrki'it  di*n 
gedachten  Lehranstalt-iu  lit:-! gestellt  sein.  (Wr.  Ztg.; 


Mi8c«Ilen.  225 

(K.  k.  Hochschule  für  Bodencnltur  zu  Wien.)  —  Vor- 
lesungen im  Sommer-Semester  1873.  (Das  Sommer-Semester  beginnt 
am  1.  März.)  Dr.  med.  M.  Wilckcns,  ord«  Prof.,  Allg.  Anatomie  und 
Physiologie  der  Thiere,  woch.  2  St.  Allg.  Thierzuchtlehrc  (Kacen-  uiul 
Züchtigungskunde),  woch.  3  St.  Mikroskopischer  Curs,  woch.  3  St.  De- 
monstrationen auf  der  Wiener  Weltaussteilung.  W.  Hecke,  ord.  Prof., 
ist  für  das  Sommer-Semester  beurlaubt,  wird  vertreten  durch  Dr.  D eurer. 
F.  Haberlandt,  ord.  Prof.,  Spec.  Pflanzenbau,  woch.  5  St.  Uobungen 
im  landw.  Laboratorium,  woch.  4  St.  Dr.phil.  Ph.  Zöller,  ord.  Prof., 
Organische  Chemie,  woch.  3  St.  Agricultur-Chemie,  woch.  2  St.  Uebungcn 
im  agricultur-chemischen  Laboratorium,  woch.  15  St.  Dr.  phiL  E.  Pe- 
reis, ord.  Prof.,  Einleitung  in  die  landw.  Maschinenkunde,  woch.  2  St. 
Drainage  und  Wiesenbau,  woch.  3  St.  Demonstrationen  auf  der  Wiener 
Weltausstellung.  F.  S ch  wa  c k  h ö  f e r,  a.  ord.  Prof.,  Analytische  Chemie, 
woch.  2  St  Uebungen  im  analyt.  Laboratorium,  woch.  12  St.  Dr.  phil. 
F.  Brauer,  Privatdocent,  hält  im  Sommer-Semester  keine  Vorlesungen. 
Dr.  phiLA.  Oncken,  Privatdocent,  Nationalcekonomik  des  Ackerbaues, 
woch.  3  St.  Demonstrationen  über  alle  Theile  der  Wiener  Weltausstel- 
lung.   Dr.  phil.  L.  Deurer,  Privatdocent,  Betriebsorganisation,  woch. 

2  St  Taxation,  woch.  2  St  Tutterbau,  woch.  2  St.  Dr.  jur.  F.  Lent- 
ner,  Privatdocent,  Encvklopsdie  des  Landwirthschaftsrechts,  woch.  3  St. 
Landw.  Verwaltungsrecht,  woch.  2  St  öffentlich.  (Die  Berufung  eines 
ordentlichen  Professors  für  National-Oekonomie  und  landw.  Statistik  ist 
im  Zuge.)  —  Professoren  anderer  Hochschulen,  welche  an  der  Hochschule 
(Ür  B^encultur  Vorlesungen  halten:  Dr.  phü.  J.  Pohl,  ord.  Prof.  der 
k.  k.  technischen  Hochschule  zu  Wien,    cnemische  Technologie,    woch. 

3  St  Dr.  phil.  J.  Wiesner,  ord.  Prof.  der  k.  k.  Forsthochschule  zu 
Mariabrunn,  Botanik,  woch.  3  St.  Dr.  phil.  A.  Frh.  v.  Seckendorff. 
ord.  Prof.  derselben  Hochschule,  Forstliche  Betriebs- Einrichtung  und 
Statik,  woch.  2  St.  Dr.  phiL  F.  Grossbauer,  ord.  Prof.  derselben 
Hochschule,  Waldbau,  woch.  3  St.  Dr.  jur.  G.  Marchet,  aussorord. 
Prof.  derselben  Hochschule,  landw.  Gesetzkunde,  wöch.  3  St.  Die  übrigen 
für  Studierende  der  Landwirthschaft  geeigneten  Vorlesungen  können  an 
der  k.  k.  Universität  und  an  der  k.  k.  tecnnischen  Hochschule  zu  Wien 
gehört  werden.  Im  Auftrage  des  Professoren-Collegiums :  Dr.  M.  Wil- 
ckens,  d.  Z.  Rector. 


(Ueber  die  Wirksamkeit  der  Immatriculation  an  der 
Hochschule  für  Bodencultur  bezüglich  der  anderen  Hoch- 
schulen Wiens.)  —  Eine  Verordnung  des  Ackerbauministcriums  vom 
19.  Februar  1873  bestimmt  hierüber:  „Mit  der  Verordnung  des  Acker- 
bauministcriums vom  2.  August  1872,  li.  G.  B.  Nr.  122,  wurde  ausdrück- 
lich erklärt,  dass  die  ordentlichen  Hörer  der  Hochschule  für  Bodencultur 
bei  der  Aufnahme,  beziehungsweise  Immatriculation  an  eine  der  beiden 
anderen  Hochschulen  Wiens  zur  Beobachtung  der  dortsolbst  geltenden 
Nonnen  verbunden  sind. 

«Da  nach  den  an  der  k.  k.  Universität  geltenden  Normen  nur  der- 
jenige als  ordentlicher  Hörer  aufgenommen  und  immatriculiert  werden 
kann,  welcher  sich  mit  einem  staatsgiltigen  Zeugnisse  von  einem  Ober - 
^ymnasium  ausweiset,  so  folgt  £iraus,  dass  nur  solche  ordentliche 
Hörer  der  Hochschule  für  Bodencultur  den  mit  obiger  hierortiger  Ver- 
ordnung gewahrten  Anspruch  auf  Immatriculierung  an  der  k.  k.  Uni- 
versität erheben  können,  welche  auf  Grund  staatsgiltigcr  Maturitätszcug- 
niaae  von  Obergyninasien  an  der  Hochschule  für  Bodencultur  aufgenom- 
men wurden.  Studierende,  welche  auf  Grund  staatsgiltigcr  Maturitäts- 
zeugnisse von  Oberrealschulen  an  der  HoclischuTe  für  Bodencultur 
immatriculiert  wurden,  können  demnach  nicht  an  der  k.  k.  Universität, 

atoiiMhffllk  f.  d.  ötttn.  Ojmn.  1878.  II.  u.  III.  Btft.  15 


mOa  nf  'fauHt  ih«  1  in  il^i  Md   J 
tiMiMd»  I»  BMtat  -In-  iMililiulMlpi  ^ 


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(Ceker  ZahlpliUe.  dann  m 
L  <1m  .VAbcr*  Im  AmtnUattr 


Winer-Z«tBi«*<.iBaLMinLJ^yr.6I.   ' 


h»n«  Jo^ph  OiBier.  Biich<Inii:liueib«itict  Pnlr.  Gerul.l.  l.  k.  Obcr- 
Imamtii  Tliwiihll  Ililtor  i,  tUimeu,  k.  t.  FddwonneUter  Krani  Rittor 
*.  Haii*lftb,  «ralcr  UafctiwU'»^ ■■>«''  Jobuin  EUrbcck.  Bildbnwr 
KnrI  Krindmann.  üirMlut  iler  k.  k.  IfonUktdemc  in  Ihriabninii 
.(uhann  NowAhl,  Btadiendirtctor  d<e  k.  k.  Miljt.  tbimrttioi-UstitDtM 
Ifr.  Pidr.  Hohe  lUlI.  k.  k.  H«k.  lUth  ond  CherredAutcur  der  .Wienw 
MtutiK'  Krdr.  IJhl.  R«:tof  der  Wi*D«  flochMhuie  ftlr  ßodoncaltot 
Martin  WUukun»  t>,  A. 


Fünfte  Abtheilung. 

Verordnungen  für  die  österreichischen  Gymnasien 
nnd  Realschulen;  Personalnotizeu ;  Statistik. 

Erlässe. 

Erla»  den  Ministers  für  CuUms  und  Unterricht  vom  n.  Februar  1873, 

Z,  11425  ex  1872, 
an  alle  Landesschulbehordeu, 

in  Betreff  der  Taxe  für  die  Ausfertigung  von  Duplicat- 
Zeugnissen  der  Staatsmittelscnuleu. 

Ich  finde  mich  feranlasst,  den  seinerzeit  an  den  Landesschulrath 
fQr  Böhmen  ergangenen  Minister ialeriass  vom  13.  October  187Ü,  Z  10146 
(V.  B.  Nr.  loO),  betreffend  die  Taxe  für  die  Ausfertigung  von  Duplicaten 
der  Maturitätszeugnisse,  der  k.  k.  Landesschulbehördc  zur  Richtschnur 
in  ähnlichen  Fällen  mitzutheilen  nnd  es  ihr  anheimzugeben,  eine  analoge 
Anwendung  auf  die  Ausfertigung  gewöhnlicher  Semestralzeugnisse  der 
.Staats-Mittelschule II.  jedoch  mit  Herabsetzung  der  Taxe  auf  1—2  fl.,  im 
eigenen  Wirkungskreise  zu  verlügen. 


Krlass  des  k.  k.  Ministers   für  Cultus  wui  UtUerricht^  vom 

24.  Februar  1873,  Z.  9453, 

iXü  sämiiitliche  Landesschulrätbe  und  die  Statthalter  für  Küstenland 

und  Tirol, 
betreffend  die  Wiederholungsprüfungen  an  Gymnasien 

und  Realgymnasien. 

Die  Terschiedene  .\uslegung.  welche  an  einzelni;n  Gymnasien  (Real- 
gymnasien) dem  §.  l'.\  des  Organisationsentwurfes  gegeben  wird  und  die 
damit  im  Zusammenhange  steh«;nde  auffallende  Zunahme  gestatteter 
WiederholungsprüfungiMi  bestimmen  mich,  die  Aufmerksamkeit  der  k.  k. 
auf  fok'end»»  Puncto  zu  lenken  und  di«*  Kinhaltung  dieser  Fest- 
setzungen einer  besonderen  Ueberwachung  durch  den  betreffenden  Landes- 
schulinspector  anzuempfehlen. 

Aus  den  Grundpriucipien  des  §.  73,  welcher  nach  Z.  (l  jeden  nach 
den  Leistungen  des  Schuljahres  auch  nur  in  einem  einzelnen  Gegenstande 
für  den  Unterricht  in  der  nächst  höheren  Classe  entschieden  unreif  er- 
kannt.'n  Schüler,  von  dem  Aufsteigen   in  diese  nächst  höhere  unbedingt 

15* 


ttS  Erlässe. 

ansBchliesst,  und  nach  Z.  2  nur  dort,  wo  in  dem  Ürtheile  der  Lehrer 
fiher  die  Versetz  barkeit  eines  i:>cliülcrs  am  Schlüsse  des  Schuljahres  noch 
irgend  eine  Unsicherheit  blieb,  die  Vornahme  einer  Versetzun^sprüfung 
gestattet,  geht  wohl  unzweifelhaft  hervor,  dass  in  der  Regel  nur  die  bei  der 
Yersctzungsprnfung  constatierten  ungenügenden  I^eistuiigen  eines  Schülers, 
und  zwar  lautZ.  H  nur  solche  in  einem  einzigen  Geg<:ns Linde,  den  Ausgang^- 
punct  der  Gestattung  einer  Wiederholungsprüfung  bilden  können,  indem  das 
im  Laufe  eines  ganzen  Schuljahres  gewonnene  feststehende  Urtheil  des  Lch- 
rors  unmöglich  der  Erprobung  oder  Widerlegung  durch  den  Ausschlag 
einer  Prüfung  unterzogen  werden  kann.  Aber  nicht  in  jedem  Falle,  in 
welchem  das  Ilindernis  derVersotzbarkeit  eines  Schülers  in  den  ungenügen- 
den Leistungen  aus  einem  einzigen  Gegenstande  liegt,  ist  die  Wiederholungs- 
prüfung zulässig,  sondern  nur  dann,  wenn  zu  helfen  steht,  der  Mangel 
werde  sich  in  kurzer  Zeit  durch  Privatfleiss  nachholen  lassen.  Selbst 
wenn  man  von  der  Individualität  der  Schüler  absieht,  findet  gewiss  be- 
züglich der  Lehrgegenstände  ein  sehr  erheblicher  Unterschied  in  ihrem 
Verhältnisse  zu  dieser  Bedingung  statt. 

Nur  höchst  ausnahmsweise  wird  sich  mit  Grund  erwarten  lassen,  die 
im  Laufe  eines  ^nzen  Schuljahres  begründete  Unreife  für  den  Unter- 
richt der  nächst  nöhoren  Classe  aus  einem  der  Spracbfächer  oiler  aus  der 
Mathematik  durch  Privatfleiss  binnen  acht  Wochen  behoben,  die  erforder- 
liche Gründlichkeit  der  Kenntnisse ,  Sicherheit  und  Gcwandtlieit  in  ihrer 
Handhabung  binnen  dieser  kurzen  Zeit  erworben  zu  sehen. 

Aber  auch  bezüglich  der  übrigen  Lehrgegenstände  darf  die  HolT- 
nun^  auf  Behebung  des  Mangels  nicht  ohne  T6\fc  Erwägung  anerkannt 
werden,  damit  es  nicht  den  Anschein  gewinne,  dasjenign ,  was  Aufgabe 
der  Aneignung  und  Durchübung  während  eines  ganzen  Jahres  ist,  lasse 
sich  auch  nur  bezüglich  eines  einzelnen  Gegenstandes  innerhalb  zweier 
Monate  in  ebenso  genügender  Weise  erlernen. 

Die  Erlaubnis  zu  einer  solchen  Wiederholungsprüfung,  auf  welche 
der  Schüler  nach  der  mehrgedachten  gesetzlichen  Bestimmung  niemals 
einen  ausdrücklichen  Anspruch  hat,  ertheilen  nach  Z.  7  des  erwähnten 
Paragraphes  die  Lehrer  der  Classe,  aus  welcher  der  Schüler  versetzt 
werden  soll ,  mit  Zustimmung  des  Dijrectors ,  jedoch  unbeschadet  der 
Kechte,  welche  der  Gesammtconferenz  nach  §.  ll2,  Z.  2  des  Orgauisa- 
tionsentwurfes  zustehen.  Eine  Schulbehörde  wird  nur  in  den  sel&nsten 
Fällen  die  vom  LehrkÖr])er  verweigerte  Gestattung  ihrerseits  auszusprechen 
in  der  Lage  sein. 

Der  ungünstige  Calcul,  l)ezüglich  dessen  die  Wiederholungsprüfung 
platzgreifen  soll,  ist  gleich  allen  anderen  Noten  in  den  Hauptkatalog 
einzutragen ,  die  Gestattung  der  Wiedt»rholungsprüfang  in  der  Anmer- 
kungsrubrik ersichtlich  zu  nmchen,  die  Rubrik  filr  die  allgemeine  Zeug- 
nissclasse  und  FiOcationsnummer  aber  oifen  zu  lassen,  weshalb  dif*  Locä- 
tionsnummer  jener  Schüler,  deren  Classification  am  Emle  des  Schuljahres 
definitiv  festgestellt  wurdi»^  den  Beisatz  erhalten  muss:  „unter loder- 
ten Schulern." 

Nach  abgelegter  Wiederholungsprüfung  wird  das  Ergebnis  der- 
selben mit  dem  Beisatze:  „in  Folge  der  Wiederholungsprüfung"  im 
Hauptkataloge  ersichtlich  gemacht  und  sonach  die  allgemeine  Zeugnis- 
classe  für  den  betreflenden  Schüler  festgestellt,  wobei  aber  seine  Locie- 
rung  zu  unterbleiben  hat.  Erst  als  Copie  der  in  solcher  Weise  er^^änz- 
ton  Rubriken  des  Hauptkataloges  kann  dem  Schüler  das  Semestralzeug- 
nis  ausgefertigt  werden ,  wogegen  das  im  Ministerialcrlasse  vom  12.  Jänner 
1863,  /.  121/ C.  U.,  erwähnte  Interimszeugnis  die  Natur  eines  Privat- 
zeugnisses an  sich  trägt. 

D(^r  eben  erwähnte  Minist»Tialerlnss  hat  auch  bereits  erinnert,  dass 
eine  Wiederholungsprüfung  nach  §.  73  des  Organ isatiousentwurfes  in  der 


Personal-  and  Schnlnotizen.  SSO 

Recel  nur  an  jener  Lehranstalt  vorgenommen  werden  kann,  welche  die- 
selbe zu  dem  Behufe,  um  die  i'ti  suspenso  gelassene  Classification  eines 
Schülers  abzaschliessen,  gestattet  bat,  und  dass  nur  bei  ganz  besonderen 
Verbältuisseu  eine  andere  Anstalt,  bei  welcher  ein  solcher  Schüler  Auf- 
nahme in  die  nächst  höhere  Classc  uachsuclit,  denselben  einer  AuCnahms- 
prüfung  übor  die  Gesammtheit  der  Gegenstände  der  vorhergegangenen 
Ciasse  unterziehen ,  aber  weder  hierüber  ein  Zeugnis  ausstellen ,  noch 
die  Lücken  des  etwa  beigebrachten  Interimszeugnisses  ausfüllen  darf. 

Die  von  den  lichrkorpern  der  Gymnasien  (Realgymnasien) ,  an 
denen  ein  obligatorischer  Unterricht  im  Freihandzeichnen  oder  in  der 
Kalligraphie  l)cst^ht,  fortwährend  geübte  und  durch  wiederholte  Ministe- 
rialorlässe  sanctionicrtc  Anwendung  des  §.  54  des  Organisationsentwnrfes 
für  Realschulen  auf  jenen  Unterricht,  wornach  die  Lehrkörper  in  jedem 
einzelnen  Falle  zu  beurtlieilen  haben ,  ob  mangelhafte  Leistungen  eines 
Schulers  in  einem  dieser  Fächer  bei  Tüchtigkeit  in  den  übrigen  Gebieten 
sein  Zurückbleiben  in  der  niederen  Classe  zu  motivieren  geeignet  sind 
oder  nicht,  steht  mit  dem  §.  73  des  Organisationsentwurfes  för  Gymna- 
sien nicht  im  Widerspruche ,  da  sich  aus  jenen  beiden  Gegenständen 
das  Lehrziel  der  einzelnen  Classen  nicht  eben  so  fixieren  lässt,  wie  aus 
anderen  Fächern. 

Die  Directionen  sämmtlicher  der  k.  k.  Landesschulbehördo  unter- 
stehenden Gymnasien  (Realgymnasien)  sind  von  dem  gegenwärtigen  Er- 
lasse in  Kenntnis  zu  setzen. 


Personal-  und  Schulnotizen. 

—  (Ernennungen,  Versetzungen,  Beförderungen,  Aus- 
zeichnungen u.  s.  w.)  —  Se.  k.  u.  k.  A])ostoli sehe  Majestät  haben  mit 
Allerhöchster  Kntschliessung  vom  9.  März  1.  J.  den  Ministerialconcipisten 
im  Ministerium  für  Cultus  und  Unterricht  Karl  Ger  man  zum  Mini- 
sterialsecretär  extra  statum  daselbst  allergnädigst  zu  ernennen  geruht. 

Stremayr  m.  p. 

—  Se.  k.  u.  k.  Apoötolisclie  Majestät  haben  mit  Allerhöchster 
Entschliessnng  vom  IK  März  1.  J.  den  Minist«rialcuncipisten  im  .Alinisterium 
für  Cultus  und  Unterricht  Dr.  Benno  Ritter  v.  David  und  Dr.  Krich 
Wolf  den  Titel  und  Charakter  von  Mini»terialsccretären  mit  Nachsicht 
der  Taxen  allergnädigst  zu  verleihen  geruht. 

Stremayr  m.  p. 

—  Se.  k.  u.  k.  Ai)ostolische  MaJLjtüt  haben  mit  Allerhöchster 
Entschliessung  vom  18.  Februar  l.  J.  den  Director  der  Lchrcrbildungs- 
an-^talt  in  Budwois  Leüiihard  Uradil  zum  Landesschulinspector  aller- 
gnädigst zu  ernennen  geruht  Stremayr  m.  p. 

—  Se.  k.  u.  k.  A]>ostolische  Majestät  haben  mit  Allerhöchster 
Entschliessung  vom  24.  Februar  1.  J.  den  Director  der  Lehrerbildungs- 
anstult  zu  Truppau  Karl  Riedel  zum  fachmännischen  Mit^liede  des 
Landesboliulrathes  für  Schlesien  für  den  Rtst  der  gesetzlichen  Functions- 
duuer  allergnädigst  zu  ernennen  geruht. 

Stremayr  m.  p. 


—  Der  Ministor  fiir  Cultns  und  Unterricht  hat  den  Conccpte- 
prakticanten  der  n.  ö.  Finanzprocurütur  Armand  Freih.  v.  Dumreicher 
zum  Ministerial^ncipisten  im  k.  k.  Ministerium  für  Cultus  und  Unter- 
richt ernannt. 


Personal-  und  Scbulnotizen.  281 

—  Der  Welpricstcr  Monsignor  Anton  Rosam  zum  Religionslehrer 
an  der  Leopoldstädter  Staati>-R5cb.  in  Wien;  der  Wcltpriester  Franz 
Brei  ich  zum  wirklichen  Religiouiilehrer  an  der  Staatsreal  schule  zu 
Marburg;  der  Prozessor  am  deutschen  IStaatä-KG.  in  Pra^  Dr.  Adalbert 
Kusch ka  zum  Professor  an  der  deutschen  Staats-Ksch.  in  Prag;  der 
Supident  Ferdinand  Richter  zum  wirklichen  Lehrer  an  der  Staate-OR. 
in  Troppau;  und  der  Lehramtscandidat  Dr.  August  Dorfwirth  zum 
wirklichen  Lehrer  an  der  Staats-UR.  in  Imst. 


—  Der  Supplent  an  der  k.  k.  Lehrerbildungsanstalt  zu  Bor^o 
Eri/Zft  (I>alniatien)  Joseph  Paulo  vi  ch-Lncic  h  zum  Hauptlehrer  oa- 
selbbt:  der  Unterlelirer  an  der  slavischen  k.  k.  Lehrerbildungsanstalt  in 
Brunn  Anton  Vorel  zum  Lehrer  an  derselben  Anstalt;  die  Unterlehrer 
an  dt-r  Uebungs)>chule  der  k.  k.  Lehrerbildungsanstalt  in  01m ntz  Anton 
Slezak  und  Hermann  Schneider  zu  Lehrern  an  dieser  Anstalt;  die 
Volksschulh'hrer  in  Laibuch  Johann  Sima  und  Anton  Wisiak  zu 
Lehrern  an  der  Uehungsschule  der  k.  k.  Lehrerbildungsanstalt  dortselbst; 
die  Volksschullehrer  in  Kger  Joseph  S  aatz  er  und  Joseph  P ist  1  zu  Lehrern 
an  der  neuerrichtoteii  staatlichen  Ucbungsschule  der  k.  k.  Lehrerbildungs- 
anstalt in  E^er;  der  prov.  Lehrer  an  der  Uebungssthule  der  slavischen 
Lehrerbildunirsanstalt  in  Brunn  Joseph  Vrabec  zum  detinitiven  Lehrer 
an  dieser  Schule;  der  prov.  Lehrer  an  der  Uebungsschule  der  k.  k. 
Ijehrerbildun^'sanstalt  in  Troppau  Karl  Hradecky  zum  wirklichen 
Lehrer  alldurt;  die  Titularlehrerin  Claudine  Mayerhof  er  zur  wirk- 
lichen Lehrerin  an  der  Uebungsschule  der  k.  k.  Lehrerinnenbildungs- 
anstalt  in  Wien  und  die  Lehrerin  an  der  Volkschule  in  Smichow  Mario 
Wächter  zur  Lehrerin  an  der  Uebungsschule  der  deutschen  k.  k. 
Ljhrerinnenbildung.^austalt  in  Prag. 

—  Der  Trolessor  des  Briinner  technischen  Institutes  Alexander 
Makow>ky  zum  ordentlichen  Professor  der  Mineralogie  und  Zo«jlogie 
und  «1er  ausserordentliche  Titularprofessor  der  Wiener  technischen 
Hochschule  Franz  Unf erdinger  zum  Vertreter  der  neuerrichteten 
zweiten  ordentlichen  Lehrkanzel  für  Mathematik  am  technischen 
r  nst  iiute  in  Hriinn. 

—  Der  Professur  des  Briinner  technischen  Institutes  Leopold 
Hauffc  zum  Vertreter  der  nftuerrichteten  zweiten  ordentlichen  Lehr- 
kan/L'l  für  Maschinenbau  an  der  technisohcn  Hochschule  in  Wien. 


-  Der  ordentUrhe  Professor  der  deutschen  Sprache  und  Literatur 
an  der  Universität  in  Graz  Dr.  Uichapl  Heinzel  zum  ordentlichen 
Professor  desselben  Farhes;  der  ausserordentl.  Professor  für  experimentale 
Pathologie  an  der  Wiener  Universität  Dr.  Salomon  Stricker  zum 
ordentlichen  Professor  tler  allgem  inen  und  ex^wrimentalen  Pathologie; 
der  Cu.'Nt«)s  d»;s  botanischen  Hofcabinets  und  Privatdocent  an  der  üni- 
vprsität  in  Wii-n,  Dr.  Heinrich  Wilhelm  Reichardt,  zum  ausserordent- 
lichen I*rofessor  der  Botanik  und,  flcm  Beschlüsse  des  rechts-  und 
staatswissenschaftl.  Professor enc»»llegiums  in  Wien  gemäss, 
Dr.  Ludwig  Schiffner  zum  PrivatdoctMit«'n  des  österr.  u.  röm.  Privat- 
roilites,  lind  Dr.  Heinrich  Schuster  zum  Privatdocenten  für  deutsches 
Rvcht.  sämmtlich  an  der  Universität  in  Wien. 

—  Der  ausserordentliche  Professor  an  der  Wiener  Universität  Dr. 
Franz  X.  Neu  mann  zum  ordentlich»«n  Professor  für  Volkswirthschafts- 
Ichre  und  A^^rastatistik  an  der  Hochschule  für  Bodencultur  in 
Wien,  bei,  mit  Rücksicht  auf  seine  gleichzeitige  Verwendung  für  den 
statistischen  Dienst  im  Ackerbauministtrium,  erfolgter  allergnädigstcr 
taxfreier  V«'r1eihung  des  Titel.«  und  Charakters  eines  Regierungsrathes. 


Ter^TOa-  nsd  SdiiÜBotiMB. 


—  I'^  FrzTüi  j.<Yri  u  ä*r  Wiener  raifwril&t  I>r.  Anfen  Schli- 

'  t'  1  z'-".  tTL-r^y. nrä- r::i?'xie£  Frrfessi?  der  dentadunSpcmehe  vad Tilmtir 
fa:  '.>'  Vr.TJi-^j'i.:  ri  'irs:  ht^c  ö-rr  Dc^noruid  dv  Philosophie  Ukot 
.' «. :    -  • '  1 '.  c  r:.::.  *  v:?--r-->T!si_v  ui  der  ä.^rturen  k.  k. TTiil ¥r tu ititihihliiiftit 

—  !,'■:  A:LLL--rLi>  ik:.  dt>r  k.  k  UiiTerutätsbibliothek  in  Gm 
Ifi-v:^  f:  i.:.Lr.-  7 -IL  <rr:;v.r  :i:  der  k.  k.  Stndienbibliotihek  n 
iL    üTri*  .  :' 

—  IjrT  fc.  .    Pr:ft'5s.T  dfr  ik  btis-cheL  Oekonomie  u  der  üiifw- 
■j^\  X,  rr^i   l'r.  Khrl  TL:n.&fr  KicLttr   zum  ordentliGheii  IVpfcw 

'••r  Lv-.?:.T  iti  F&?:< nJiLe^l.'pe  rifttf  laümi  an  der  Uuter- 
.« '  . '  .',  -.  ". '.  -.rz  VT  K .:  i . ü  L  r  w  i  •:  c  i  zum  ansserordeiitlieiMn  PlofeM 
r  in-f"  f  fc'.:.'r;  n:'.  li.liiy.Lrr  Uiiv.rri'.hissjyncLc  dortaelbsi. 

I^-s:  &L.->9if::.ri^i::iicbt  Frw'f>ä-jr  aer  lliDerftlogie  an  der  Umvcr- 

-a'    '  \>.'j-'^:zz  L'r.  Frlii  KrruTz  zum   ordentlichen  Pkofenor  dieM 

rv-f'   :'C    .^r  G}rL:^ä?i2Jpr:'fes>.  r   und  Priratdooent  an  der  Uoivaiittt 

.r    J>r'.>.v   1'*'     ii-iRi&r    SiBScoki   znm  ordentlichen    ProfesMir  dv 

rT./-./  4i  'i'?.'  l'^ireraiiät  zu  Lcmberir. 

—  L'ir  Vz.wvi'K'-.vX  füi  Oeschichfe  der  Udlkunde  an  der  Un- 
.<'^.r4.:    :i    lLT'<k'^i^-^  Dr.   Jo^pL  Oei tinger   zum   anssenwdentlichflB 

—  \.^.z  offrsil.  ord^ntl.  Profess<?r  der  allgemeinen  Pathologie  und 
K'%r;:>.iL  !  .-r>  \n  Akxäsder  Ajtai  und  der  SffentL  ansBeroideatL  Plo- 
>.'.."'.:  -i^-r  r  ::.lr/;.rT.  K-?^bt^  an  der  UniTersitit  in  Elansenbnvg  Dr.  Ladmg 
lr^iM.\'  zz  'Tf!ent liehen  ordentlichen  Professoren  ihrer  Ficher  ander 
^,'r..T«rr-.tsit  z'-  KU  Nienburg. 

—  Imt  KTiLstmeifter  und  Mark s>choi der  der  Tiroler  Staatsberv- 
n  T<f:  Vr^Tii  Ko'  h'fit  znm  ProfessiT  der  Bori;ban-  nnd  Markscheidelninde 
«r.  -^^r  k    V.  J^rsrakademie  zn  Leobon. 


'  \}*:x  V.  k.  ordcntl.  Profes?i»r  der  Rechte  an  der  Universität  in 
Wjr.rj  \)r.  L*<'j<'ld  Pfaff  zum  2.  VicoiTä>es  der  jndiciellen  Staatsprd- 
/ ■;  n jrv/; m  r/i  i = •  ir- n  das^l b<>t . 

—  liern  ans  serordentlichen  Professor  der  Elektro-Therapie  nnd 
\h],\A.  VftAH^T/jT  dor  praktischen  Medicin  an  der  medicinisch-  Chirurg. 
J Ob «;ph 8- Akademie  in  Wien.  Reg.-Arzte  1.  Cl.,  Dr.  Franz  Ch Wo- 
rt ek  i^jt  der  TiV:I  eines  ausserordentlichen  Professors  der  specicUen  med. 
Pathologie  nnd  Therapie  verliehen  worden. 

—  An  .Stelle  des  in  den  Weltpriesterstand  übergetretenen  Rectora 
tUis  Löwen bur^ 'sehen  Convictes  in  Wien  Johann  Czermak  wurde 
der  Piaribtcn-Ordenspriester  P.  Johann  Indrak  znm  Bector  des  Convictei 
ernannt. 

—  Der  ordentliche  Professor  des  Ofner  OG.  Ferdinand  Mes- 
K;iro8  zum  ordentlichen  Dircctor  des  in  Neusatz  neu  zu  errichtenden 
O^i.  mit  Ungar.  Lehrsprache. 

iK'r  l^jligionslehrcr  am  OG.  zu  Epcries  Consistorialrath  Ale- 
landfT  Uojkovics  zum  Canonicus- Junior  am  EiH'ricser  gr.  kath.  Dom- 
capitcl. 

—  Der  Primararzt  des  allgemeinen  Krankenhauses  in  Pest  Dr.  Theo- 
dor na,k  od  y,  zum  öffentlichen  ausserordentlichen  Professor  ffir  homieo- 
patliiKcho  hiK;cit'llc  Pathologie  uud  Therapie,  und  der  kön.  Kath  und 
HiiHserordciitl.  Professor  der  Kinderheilkunde  Dr.  Johann  Bokai,  in 
Anorkonnung  seiner  20jährigen  eilVigon  nnd  erspriesslichcn  wissen- 
schaftlichen Tliätigkcit,  zum  Öffentlichen  ordentlichen  Professor  an  der 
Fester  Hochschule;  ferner  hat  der  Primararzt  im  R.  Rochus-Spitale 
und  Privatdocent  an  der  Universität  in  Post  Dr.  Emerich  Navratil 
den  Titel  eines  ausserordentlichen  Professors  erhalten. 


Personal-  und  Schulnotixen.  881 

~  Der  Custos  am  k.  k.  soologischen  Hofcabinct  Georg  Kitter  von 
Franenfeld  sura  answärtigen  Mitgliede  der  kon.  Gesellschaft  der 
Wissenschaften  zn  Gothenburg. 

—  Seine  k.  und  k.  Apostolische  Majestät  haben  mit  Allorhöclistcr 
Entschliessang  vom  11.  Jänner  1873  allergnädigst  za  bewilligen  geruht, 
dasB  der  Director  und  die  Hanptlchrer  an  der  Lehrerbildungsanstalt  in 
Bregenz  bezüglich  der  Localzulagen  so  behandelt  werden,  als  wenn  in 
Bregenz  eine  staatliche  Mittelschule  1.  Classe  bestände.  (Verordn.-Bl.) 

—  Sc.  k.  und  k.  Apostolische  Majestät  haben  mit  Allerhöchster 
Eutschliessung  vom  13.  Februar  1.  J.  allergnädigst  zu  genehmigen  ge- 
ruht,  dass  das  vollständige  Gymnasium  in  baaz  vom  1.  October 
l.  J.  angefangen  in  die  unmittelbare  Verwaltung  des  Staates  übernommen 
werde.  (Wr.  Ztg.) 

—  Se.  Majestät  der  Kaiser  haben  die  Umgestaltung  der  bestehen- 
den Lehrkanzel  für  Naturgeschichte  und  technische  Waarenkunde  am 
Brünner  technischen  Institute  in  eine  ordentliche  Professur  für 
Mineralogie  und  Geologie,  die  einstweilige  Fürsorge  für  Vorträge  über 
Botanik  und  technische  Waarenkunde  durch  Bestellung  eines  honorierten 
Docentcn  und  die  Errichtung  einer  zweiten  ordentlichen  Lehrkanzel  für 
Mathematik  daselbst  zu  genehmigen  geruht.  (Wr.  Ztg.) 

—  Se.  Majestät  der  K  a  i  s  e  r  haben  für  die  Lehrkanzel  der  chemischen 
Technologie  an  der  technischen  Akademie  zu  Lemberg  die  Errichtung 
eines  Laboratoriums  mit  der  Jahresdotation  von  000  il.  zu  bewilligen 
geruht  (Wr.  Zt^.) 

—  In  Berücksichtigung  der  von  dem  Landesschnlrathe  für  Galizien 
dargelegten  Verhältnisse  wird  auf  Grundlage  der  mit  Ministcrialverord- 
nune  vom  10.  September  1870.  Z.  9167  (Verordn.-Bl.  Nr.  132)  kundge- 
machten Prüfnngsvorschrift  in  Lemberg  eine  Prüfungscommission 
für  Candidäten  des  Lehramtes  des  Turnens  an  Mittelschulen 
nnd  Lehrerbildungsanstalten  errichtet.  (Vgl.  österr.  Gymn.-Ztschr.  1873, 
Heft  I,  S.  75.) 

—  Die  Prager  wissenschaftliche  Prüfungscommission  für 
Candida tcn  des  Lehramtes  an  Realschulen  wurde  (It  Verordn. 
des  Ministeriums  für  C.  u.  U.  vom  12.  Jänner  l.  J.,  Z.  14.73(0  ermäch- 
tigt, künftighin  auch  Prüfungen  aus  d'3in  französischen  Sprach  fache  ab- 
zuhalten. (Verordn.-BL) 

—  Dem  Professor  und  llegierungsrathc,  Dr.  Karl  Aberle,  Leib- 
arzt weil.  Ihrer  Majestät  der  Kaiserin  Carolina  Augusta  ist,  sowie  dem 
Präses  der  Akademie  der  Wissenschaften  zu  Krakau,  Dr.  Joseph  Major, 
ordentl.  öflfeiitl.  Professor  an  der  dortigen  Universität,  in  Anerkennung 
seines  vieljährigen  verdienstvollen  Wirkens,  und  dem  k.  k.  Hofschauspicler 
und  Regisseur  des  Uofburgtheaters  Karl  La  Roche,  in  Anerkennung 
seiner  vierzigjährigen  erfolgreichen  Wirksamkeit  am  k.  k.  Hofburgtheater, 
taxfrei  der  öst.  kais.  Orden  der  eisernen  Krone  3.  Cl.;  dem  Vorstande 
der  historisch-philosophischen  Abtheilung  der  Akademie  der  Wissen- 
schaften in  Krakau,  Dr.  Joseph  Krem  er,  ordentl.  öffontl.  Professor 
an  der  dortigen  Universität,  in  Anerkennung  seines  vieljährigen  ver- 
dienstvollen Wirkens,  dann  dem  (auch  als  novclli»tischer  Schriftsteller 
vortheilhaft  bekannten)  Titular-Obcr-Rechnungsratho  Friedrich  St  ein  o- 
bach,  in  Anerkennung  seiner  besonders  eifrigen  und  erspriesslichen 
Dienstleistung,  und  dem  ordentl.  Professor  am  höheren  Geniecurse  Eduard 
Holzhey,  in  Anerkennung  seiner  ausgezeichneten  und  besonders  im 
Lehrfache  verdienstlichen  Leistungen,  desgleichen  dem  Dichter  Otto 
Prechtler  das  Ritterkreuz  des  J^ranz  Joseph-Ordens;  dem  Religions- 
lehrer am  G.  zu  Innsbruck  Michael  Lisch,   in  Anerkennung  seiner 


SS4  Perfional-  und  Schulnotizen. 

violjähri^en  und  aus^ezcichnt^teii  Dicnütleistung,  das  goldene  Vcrdienst- 
krou/i  mit  dor  Krone;  dem  Professor  der  Malerknnsi  an  der  k.  k.  Akademie 
der  bildenden  Künste  in  Wien  Karl  JHa.is  für  ein  AH.  Ortos  überreichtes 
und  allcrgnädigst  entgegengenommenes  Album  die  goldtMio  Meduillo  für 
Kun>t  nnd  Wissenscbaft ;  den  orJentlioben  Professoren  an  der  Univer- 
sität in  Wien  Dr.  Karl  Rittor  von  Schroff  und  Dr.  Ailalbert  Duchek, 
in  Anerkt'nnung  ihrer  Vordienste  um  die  Wi:?sensehaft  und  das  Lehramt 
sowie  dem  Director  der  geologisohen  Keichsanstalt.  Sectiunsrath  Dr.  Franz 
Kitter  von  Hauer,  taxfrei  der  Titel  und  Charakter  eines  Hof rath es,  und 
dem  Cnstos  am  k.  k  ztxdogisdien  Cabinette  Georg  Kitter  von  Frauen- 
feld, in  Anerkennung:  seiner  wissenschaftliclien  J.eistuiigen,  der  Titel 
eines  kaiserlichen  Rathes  allergnädi;;st  verlii»lien  .  ferner  dem  k.  k.  Jlof- 
rath  und  Univorsitätsprofessor  Dr.  Theodur  lüllroth  in  Wien  den  kais. 
russ.  St.- Annen-Orden  2.  Cl. ;  dem  Professor  an  der  k.  k.  Hochschule 
für  Bodencultur  Friedrich  Haberlandt  in  Wien  das  Kittfrkreuz  des 
königl. -Ordens  der  Krone  von  Italien:  dein  k.  k.  Universitätsprofessor 
Dr.  August  Emanuel  Ritter  Keuss  in  Wien  das  Ritterkreuz  des  königl. 
sächsisclien  Albrecht-Ordens  und  dem Hisütrienmaler  und Co8tüme-Zei<hner 
der  k.  k.  Hijftheat^T  Franz  Gaul  in  Wien  das  Verdienstkreuz  1.  Cl.  des 
herzogl.  braunseh weigisehen  Ordens  Heinrichs  des  Uöwen  annehmen 
nnd  tragen  zu  dürfen  allergnädigst  g'\stattet  worden. 

Der  Minister  für  C.  und  U.  hat  für  die  Periode  bis  Ende  des  Schul- 
jahres 1874/^  zum  Director  der  Prüfungscoinuiission  für  allge- 
meine Volks-  und  Bürgcrsch uleu  in  Trien t  den  k.  k.  Landesschul- 
Inspector  Dr.  Ernst  Gnad  und  zu  dessen  Stell vertrt-t er  den  Direktor  der 
Ijebrerbildungsanstalt  Johann  K  locker,  dann  zu  Mitgliedern  der  Com - 
raission:  den  Director  der  Lehrerin nenbildungsaustalt.  Franz  Holzer, 
den  Religionslehrer  an  der  Lehrerbildungsanstalt  Narciso  Haldessa- 
relli,  den  pensionierten  Gjmnasialprofcssor  und  ßezirksschulinspecutr 
Joseph  Sicher,  den  (lymnasialprofessor  und  Bezirksschulinspector  Do- 
minik Agostini,  die  Gymnsi.ilprofessoivn  Peter  Disertori  und  Mat 
thäus  Sembiarti.  die  Hauptlehrer:  Franz  Masera  und  Peter  Mo  »er 
Bämmtlich  in  Trient,  den  Gymnasialprofessor  Dr.  Jacob  Mühl  berg  in  L*o- 
veredo,  den  Oberlehrer  Joseph  Pigarelli  in  Mezzolombardo.  den  uebuug^- 
schuUehrer  und  Bezirksschulinspector  Johann  Bartolotti  in  Trient, 
den  Gvmnasialprofessor  Gyprian  Leonardi  in  Roveredo,  den  Turnlehrer 
Karl  kndrizzi  in  Trivnt  und  die  Inotitutsinhaberin  Magdalena  Ricci 
in  Trient  ernannt. 

—  Der  Minister  für  C.  und  U.  hat  die  früher  bestandene  Einrichtung 
der  Prüfungscommissionen  für  Volks-  und  Bürgerschulen  in 
Mähren  in  der  Art,  dass  nur  zwei  ungetheilte  Conmiissionen  in  Brunn 
und  01m ütz  zu  bestehen  haben,  wiederherzustellen  befunden,  und  diese 
zwei  Commissiouen  für  die  Zeitperiode  bis  zu  Ende  des  Schuljahres  1874/.") 
in  folgender  Weise  zusammengesetzt:  Prüfungscommi.ssion  in  Brunn: 
Director:  Dr.  Parthe  Joseph,  Director  des  Realgymi.asiums;  Directors- 
Stell Vertreter:  Scholz  Joseph,  provi.«iorischer  Director  der  slavi.^chen,  und 
Dr.  Kretschmayer  Franz,  Director  der  deutschen  Lehrerinnenbild uncs- 
an««talt;  Mitglieder:  Dechet  Wilhelm.  Volksschullehrer  und  lUzirks- 
schulins]><'ctor.  Ho  ff  mann  Franz,  Director  der  deutschen  Lehrerbil- 
dungsanstalt, Kment  Ferdinand,  Religion^lohrer.  Krasser  Fridolin, 
Oberrealschuldirector ;  L a i  z n  e r  Joseph,  Realschulprofessor,  M  a  c  h  a  c  A iit. 
Volksschullehrer,  Mayssl  Anton,  Realschul ]irofeBsor.  Novotny  Johann. 
Hauptlehrer,  Ruprecht  Franz.  Religionslehrer,  Schmieiek  Karl, 
Hauptlehrer.  Schulz  Emilian.  Director  der  slavischen  Lehrerbildungs- 
anstalt, Wasica  Ludwig,  Hauptlehrcr,  sämmtlich  in  Brunn,  dann  Po rm 
Adolf,  Bürgerschuldirector  und  Bezirksschuliuspoctor  in  Zwittau,  und 
6eT£ik  Maximilian.  Oberlehrer  in  Tischnowitz.  —  Prüfungscommission  in 


Personal-  und  Schulnotizen.  285 

Olmütx:  Director:  Schreier  Heinrich,  Gymnasialdirector;  Directors- 
Stell Vertreter:  Kosina  Johann,  Diroctor  des  slavischen  Obergymnasiums, 
und  Decker  August,  Director  d<T  Lehrerbildungsanstalt;  iMitgli<^dt>r: 
Havelka  Johann,  Supplent.  Ko  mar ek  Anton ,  l^•1igionslehTcr,  Ku- 
bi  e n a  Valentin,  R'jalschnlprofeKSor,  L o s t ä k  Joseph,  Hauptlchrer. 0  e r t c  1 1 
Joseph,  Realschulprofessor,  Schmi«lt  Franz,  Hauptlohrer,  Schober  Job.. 
Bürgerschuldirector ,  Sitko  Joseph,  Oymnasialprofossor,  Th  an  na  bau  er 
Adolf,  Kealschulprofessor.  Tkany  Wilhelm,  Gymnasialprofessor,  Ȋmmt- 
lich  in  Olmütz,  dann  Drabok  Joseph,  BürgerschiiUlirector  und  Bozirks- 
srhulinsp'^ctor  in  Littau.  Drlik  lludolf,  Oberlehrer  in  Stofanau  und 
Tauber  Kduard.  Oberlehrer  in  Namiest.  Die  Bostimniun?  der  Prftfungs- 
Commis.säre  für  fremde  S])rachen,  llaushaltnngskunde.  weibliche  Hand- 
arbeiten. Landwirthschaft  und  Turnen  nach  Massgiibe  des  ErfoMernisscs 
wurde  dem  k.  k.  L:indosschulrathe  überlassen 

-  Der  Minister  für  ('.  und  U.  hat  di«?  rrlifungscommission  für 
allpemoino  Volks-  und  Bürgerschulen  in  Krakau  und  Lem- 
berg  für  die  Periode  bis  Ende  des  Schuljahres  1875/B  nachst^hends 
zusammengesetzt.  PrüfinigsiommiHsion  in  Krakau:  Director:  der  Directur 
d('r  Lehrerbildun;.'sanstalt  J  ose f c zyk  Andreas,  Direotors-St»dl Vertreter:  d'.-r 
Director  der  Oberroalsciiul«  St  udzinicki  Marcel;  Mitglieder:  der  Director 
der  Lehrerinnenbildungsanstalt  Jablonski  Vincenz,  der  Hauptlehrer  an 
der  Lehrerinnenbildungsanstalt  Stroka  H«nnrich:  der  Hauptlehrer  an  der 
Lebrerinnenbildungsanstalt  Z.i;:orzalewicz  Julian:  der  Hauptlehrer  an 
der  I-^hrerbildungsanstalt  Zgorek  Ludwig,  der  Lehrer  an  der  Lehrerbil- 
dungsanstalt Langie  Thaddäus,  die  Lehrerin  an  der  Uebungsschulo  der 
Lehrerinnen bildungsa II stalt  Rozwadowska  Cölestina;  die  Hilfslehreiin 
an  der  LehrerinnenbiMung^anstalt  Smoglawska  Julia,  dt^r  Hilfslehrer 
an  der  Lehrerbildungsanstalt  Piccard  Leo,  der  Hilfslehrer  an  der  Lehrer- 
bildungsanstalt Tarorynski  Heinrich,  der  Lehrer  an  der  Uebungsschule 
der  Lehrerbildungsanstalt  Niemczyk  Karl  und  der  Volksschullehrer 
Szerepanski  Joseph,  sämmtlich  in  Krakau.  —  Prüfungscommission  in 
Lern berg:  Director:  der  Director  der  Lehrerldldungsanstiilt  Sawcynski 
Sigmund;  Di reet»>rs-St»jll Vertreter:  der  Director  der  Lehrerinnenbildungs- 
anstalt Lui:zkiewiz  Anton;  Mitglieder:  die  Hauptlijhrer  an  der  Lehrer 
bildnngsanstalt  Kutuzkowski  Adam,  Bartycki  Emil,  Tatomir 
Lucian.  Kurylowicz  Stefan;  der  Hanptlehrer  an  der  Lebrerinnenbil- 
dungsanstalt Zulinski  Joseph,  der  Gymnasial professor  Hikel  Eduard, 
der  J^ehrer  an  der  Uebungsschule  der  Lehrerbildungsanstalt  Biczaj 
Johann;  der  Hilfslehrer  an  der  Lehrerbildungsanstalt  SHodnicki  Karl; 
der  Volksschullehrer  Majcher  Andreas;  die  Lehrerin  an  der  Uebungs- 
schule der  Lehrerinnenbildungjjanstalt  Weiler  Stephania;  die  Haupt- 
lehrcrin  an  der-Lebrerinnenbildungsanstalt  Macherynska  Antonia,  und 
den  Volksschullehrer  Kosciuk  Eduard,  sämmtliche  iu  f/emberg. 


((.'hronik  der  Erledigungt.il,  (Jone ut?.o  u.  s.  w.  Fort^ietzung 
V.  Heft  1.  1.  J.  S.  78).  —  Brunn,  (slav.)  Staats-G.,  3  Lehrstellen  u.  zw. 
1  für  altclass.  Philologie  mit  subs.  VtTwendung  für  das  Deutsche  am 
l)G.,  1  für  Mathematik  und  Physik  am  ganzen  G.  u.  1  für  Naturge- 
schichte am  ganzen  und  Mathematik  u  Piiysik  am  U(t..  bei  beiden  letzten 
Stellen  event.  Verwendbarkeit  f.  phil<»s.  Propsp ji-utik  wün.sihenswerth; 
B«»zfige:  di«"  .«^vsti'misiert^Mi:  Termin:  lö.  Mär/.  1  J..  s.  Amtsbl.  z.  Wr. 
Ztg.  V.  2S.  Febr.  1.  J.,  Nr.  r»():  dann  mit  Termin  bis  zum  20.  April  I.  J., 
s.  Verordn  -Bl.  1878.  St.  VI.  S.  1;J1 :  ebend..rt  (deutsche)  k.  k.  L.'hrerin- 
nenbildungsan stalt,  Lehrstelle  für  Freihand-  und  geometr.  Zeichnen,  Arith- 
metik,  Buchführung   und  Wi.-chselknnde  und  Snireibcn,  mit  den  norm. 


2M  PfTMul-  na^i  Schdsr-cix^s. 

f>ir.z^n:  T^rrr.in:  Ä  FVr..r.  1.  J..  =.  Ariisbl.  z.  Wr   Z:r.  t.  .?.  F-»Vr  1.  J.. 
Nr.  Ä:  «b<ni»:rt.  k   k.  t«hz.  Ißjtit-:.   A-nsttcfcs^vÜr   i^:    i^r  L^hr- 

J2hre«!i?^cuilt:  Wj  f-.  Termin:  Eni-r  Min  l  J..  •  AntitL-  ;.  Wr.  Zw. 
▼.  12.  Mirz  L  J.  Nr.  *».  iinn  el^üi.  Ar-ir.r::::^::--':^!!-  :-r:  irr  L-rirkinzel 
fnr  Bräck^nbai  'ind  Bi-inircLa^iik.  n.:*  irs  JiirT«j-r.i'.r-:  v:-  lyVi  i  t.-.t- 
liafiz  acf  2  Jahr<:  T^rrr:i:.:  Enir  A:r.I  1.  J..  ?  "Ar..:ib:.  i.  Wr.  Zt?.  t. 
Ä  März  1.  J..  Nr.  7:j-.  i->rL::r:  !--*-.;..i>  <Lü*.--'t..  o  Lr:r.r*v;!!en  ftr 
;&ltcU&3i-':ü-i  Philvl-'.^ie  iii  1  f=:r  I'.i'*.!!.  aN  FLi":r::V-  :*:  V.fr;>in- 
•Jan^  mit  alti^Liseii'^r:  Phl.  I  .•:-.  z.i'.z  izr.  -•.=:■;:.■.  h.:^*:-.!:  T-rißin: 
Vk  SUi  1.  J..  3.  Amt.T-1.  z.  Wr.  Zv.  ..:.  ''S\  yilri  '.'.  J  .  Nr.  71: 
-■  Wien.  k.  k.  Hochs-rh-!-:  f=:r  i>>i-2:-l".-:r.  .S*-:'.!-:  -li-c^  H.i-*-  cni 
M'i^^aMi^n^r-;  b-;i  l^r  Lshrkanz-:!  fc  rh:;r-Ph_v;i-:.j!«:  i!:!  T^ion-chtj' 
Uhr-^  Tind  'li'i  >t';ll>;  '^iriis  Lit-;raz:cn  flr  jjulytis-jhr  ».LvEiie;  Trrrmin: 
Kmi"  F-;L-rf:ar  1-  J  :  Niiiir*5  «.  Aritjbl.  ;.  Wr.  Z:j.  t.  •?.  pTbriAT  1.  J.. 
Nr.  'M*:  ebeni  rt.  k.  k.  Ti;:b*r:::.:n:s-Ia5t::-:.  LrhrsVlle  Lii:  IvM»  d. 
Gehalt  cn4  Aiisj-rcch  a':f  <^ii- ;~'.r-riAlz-Ui:s.  ünn  Nitin!  jaarti^r  oder 
^ß}ü.  Q^iarri- Ts:-!  1 :  Tennin:  i'o.  Miri  1.  J..  *.  Ar::ti " '..  z.  \Vr.  Ztg.  Tom 
2.  3firz  1.  J..  Nr.  52:  -rbieni.  k.  k.  t'r'.:izia.::ir  Ho-.'h-  a::U.  AxiUt^nten- 
::X^IU  M  '\:T  I.vLrkjinzel  lür  -iArsM-r-vEi.-  «jc.'^-jrri-e  uii:  -ivm  Jahr»- 
Er«;halt  V-  *jfß)  fl.  zn-i  1»»  ±  V^uartierseli  ■T.rl.iuri:  auf  2  J^hr^  :  T-erniin: 
14  lai^e  Tom  9.  April  an:  ?.  Airitsbl.  z.  W*r.  Ztz  V  ?.  April  1.  j.,  Nr.  S3. 
—  bielitz.  k.  k.  5täats-UG  .  l>:hr?MlIc  lür  olaisiäch-:  Phil-.lozie.  mit  den 
normalen  Bezüff-rn;  Termin:  10.  März  i.  J-.  ?.  Arn  tili.  z.  "Wr.  Ztgr.  v. 
11.  Febr.  1.  J..  Nr.  34.  35. —  Grat z.  lamUcLaftL-ZciohLunj?-Akad^mic. 
Lehrstelle  f9r  das  Hiitorien-,  Genre-  und  Portrait :".v.':i  iow  1  im  Zeichnen, 
als  im  3IalenK  mit  Einbe^aii  dor  r»iro<tion  nber  di-.  -.rwiliate  Akademie  nnd 
die  landachaftl  Bildersralerie  iu  Graz:  Termin:  Eride  Fobr.  I.  J  .  über  das 
Nähere,  s.  Wr.  Zt^f.  v.'  1»>.  Febr.  1.  J..  Nr.  *.».  S.  *'A0:  ri-in  l.  .Staats-OK.. 
3  Lehrst^lKn  und  zwar  dit  1.  fnr  IIoliji.-'L.  ii».  2.  i'ir  Naturcr^scliichte 
aU  Han^it-,  und  für  Mathemasik  nnd  Physik  a!*  NvKnücb.  die  3.  für 
Franz'^'ai^.h  al*  Hanptfarh,  wo  iii»"^l;o}i  mit  Vorwendbirkoit  für's  Eng- 
lische: Kezüire:  die  ?y?tem.:  Irrmin:  End»»  Apiil  l.  J..  >  Anitsbl.  z.  Wr. 
Ztff.  V.  'Jh.  März.  Nr.  73:  ebi.'ndurt  k.  k.  UniT•:niitätc^  Hibliothnk .  Aina- 
nn<:n3t5.-t»dle  mit  dvin  Jabresirohalt  von  ÄO  d.:  Termin:  .'X'.  April  l.  J.. 
b.  Amt^bl.  z.  Wr.  Ztg.  wm  1».  April  1.  J..  Nr.  NJ.  —  Trebitsch, 
(slav.^  Staats- UG..  IJ#?ligionslclirt.'r?t*»l!f.'  nv.t  iiem  nvrii»alraä>>icr»*n  Jahres- 
^ehalte  v.  525  fl.:  Termin:  10.  März  l.  J..  ?.  Amt?bl.  z.  Wr.  Ztjr.  v, 
19.  Febr.  l.  J..  Nr.  42:  f'^rnt^r  ebendort.  lichrstollo  fnr  « ? O'.'irrai'iiie  nnd 
GeK-hichtv  mit  aubsid.  Verwendung  fnr  IV^hniidch'  und  lieatscli.  mit  den 
normalmääsigen  Bezügen:  Tonidn:  3.  Mai  1.  J..  ?.  Amtsbl.  z.  Wr.  Ztg. 
V.  12.  März  1.  J..  Nr.  60.  —  Loitomischl.  fUthm)  t; .  nir'.ct.irsstolle 
mit  8^10  fl.  Jahrei«gehalt.  30(.)fl.  Gehaltszulage  und  Natural wohnnn?  iMer 
(^uartierL'ebi:  Termin:  15.  März  1.  J..  s.  .Vmtsbl.  z.  Wr.  Zti?.  v.  19.  Febr. 
1.  J..  Nr.  42;  ferner  an  demscllMun  G..  Lehrstelle  für  Nat::.'c.-;hichtc  alä 
IIati|it!,'.-^,^T] stand.  Physik  und  Mathoüiatik  mit  d-.m  Jahresgohalt  v.  8<.»U  ti. ; 
T'Tinin:  *VK  April  1.  J..  s.  Amtsbl.  z.  Wr.  Ziir.  v,  2.  April  1.  .1..  Nr.  77. 
Ung.-Hradisch.  k.  k.  R.  n  CHt..  Supplentenstelle  für  Mathematik  und 
Phy>ik;  Rei minerat ion :  4'^J  ti.,  resj>.  für  geprüfte,  selbst  Probecan-lidaten 
6«/»  fl.,  nelj.-t  Tli'.uerunffszulagen:  Termin:  baldii:>t  s.  Amtsbl.  z.  Wr.  Ztg. 
V.  2f».  F^.'bruar  1.  J..  Nr.  43;  eben.l.  Staats-lJ.  u.  OG.,  4  Lehrstellen  für 
altclaÄS.  Philuliigie,  1  für  daä  Deut  sehe  in  Verbindung  mit  alU^lass.  Phi- 
lologie, 1  für  ä'ihmisch  in  Verbindung  mit  altelass.  Philologie,  l  für 
FranzrVsiscb  und  sulKf^idiarisoh  für  lin  anderes  der  obligaten  Sprach fächcr 
nnd  1  f^r  Geograiihic  und  Ge5chi«-hte:  Bi'züge:  die  t^ystemisierten ;  s. 
Amtibl.  z.  Wr.  Ztg.  v.  29.  März  1.  J.,  Nr.  74.  —  Auspftz.  Landes-UR., 
Lehrstelle  für  das  französische  Snrachfacfa.  mit  den  system.  Bezügen; 
Termin:   14  Tage  Tom  12.  Febr.  1.  J.  an.   s.  Amtsbl.  z.  Wr.  Ztg.  Tom 


Persooal-  und  Scholnotiien.  tST 

21.  Februar  l  J.,  Nr.  44;  ebend.  Lehrstelle  far  Geographie  und  Geschichte 
mit  subs.  Verwendang  im  Dcutöcbeii;  Bezüge:  die  System isierten ;  Ter- 
min: 8.  April  1.  J.,  s.  Anitsbl.  z.  Wr.  Ztg.  v.  29.  März  1.  J.,  Nr.  74.  — 
Cernowitx,  landwirthsöhaftl.  Lehranstalt,  Lehrstelle  für  Thierpro- 
doctionslehre  und  Zoologie,  mit  900  Ü.  Gehalt  und  anderweitigen  Emolu- 
menteu;  Termin:  Ende  Mai  1.  J. ;  das  Nähere  s.  Amtsbl.  z.  Wr.  Ztg.  v. 
28.  Febr.  L  J.,  Nr.  50;  cbenJort:  gr.-or.  OR.,  3  Lehrstellen,  1  für  Natur- 

r schichte  als  Hauptfach  in  Verbindung  mit  Mathematik  und  Physik, 
för  französisch  als  Hauptfach,  in  Verbindung  mit  Deutsch  oder  Englisch 
als  Nebenlach  und  1  für  Englisch  in  Verbindung  mit  Französisch  oder 
Deutsch ;  Bewerber  gr.-or.  Bekenntnisses  haben  den  Vorzug ;  Termin : 
L  Mai  1.  J.,  s.  Amtsbl  z.  Wr.  Ztg.  v.  23.  März  1.  J..  Nr.  70;  ebend. 
k.  k.  G.,  3  Lehrstellen  für  Latein  und  Griechisch  und  1  für  Deutsch  in 
Verbindung  entweder  mit  Latein  und  Griechisch,  oder  mit  Geographie 
und  Geschichte ;  Termin :  15.  Mai  1.  J.,  s.  Amtsbl.  z.  Wr.  Ztg.  v.  28.  März 
1.  J.,  Nr.  73.  —  R  u  d  0 1  f  3  w  e  r  t  h ,  Staats-  R  u.  GG.,  Lehrstelle  für  deutsche 
Sprache,  wo  möglich  in  Verbindung  mit  der  classischen  Philologie;  even- 
toell  Snpplentenstelle  hiefür;  Termin:  25.  März  1.  J.,  s.  Amtsbl.  z.  Wr. 
Ztg.  V.  t».  März  L  J.,  Nr.  55;  ebend.,  6  Lehrstellen  u.  zw.  4  für  class. 
Philologie,  davon  1  in  Verbindung  mit  Italienisch  und  1  in  Verbindung 
mit  Deutsch  oder  mit  philosoph.  Propädeutik,  1  für  Naturgeschichte  in 
Verbindung  mit  Mathematik  und  Physik  bei  Kenntnis  der  slovenischcn 
Sprache  und  1  für  Zeichnen  wo  möglich  in  Verbindung  mit  Kalligraphie; 
äexfige:  die  normierten,  Termin:  15.  Mai  1.  J.,  s.  Amtsbl.  z.  Wr.  Ztg. 
V.  5.  April  L  J.,  Nr.  80.  -  Teltsch,  (slav.)  Landes-UR.,  Lehrstelle  für 
Naturgeschichte  mit  subsid.  Verwendung  für  Pliysik  und  Chemie,  mit 
den  norm.  Bezügen;  Termin:  10.  April  l.  J.,  s.  Amtsbl.  z.  Wr.  Ztg.  v. 
7.  März  1.  J.,  Nr.  5ß.  —  Prag,  (deutsch.)  Neustädter  G.,  3  Lehrstellen 
für  classische  Philologie,  mit  den  norm.  Bezügen;  Termin:  Ende  April 
L  J.,  s.  Amtsbl.  z.  Wr.  Ztg.  v.  7.  März  1.  J.,  Nr.  56,  ebend.  (deutsch.) 
Kleinseitncr  6taats-G.,  2  Lehrstellen  für  classische  Philologie;  mit  den 
System.  Bezügen:  Termin:  15.  Mai  L  J.,  s.  Amtsbl.  z.  Wr.  Ztg.  v.  23.  März 
1.  J.,  Nr.  70;  ebend.  (bölim.)  k.  k.  URG.,  Religionslehrerstelle  mit  dem 
jähr].  Gehalt  von  735  fi.  und  Lehrstelle  für  (Geographie  und  Geschichte 
mit  dem  jährl.  Gehalte  v.  800  fl.  und  Localzulagen  von  150  fl.;  Termin: 
:J0.  April  L  J.,  s.  Amtbl.  z.  Wr.  Ztg.  v.  2.  April  1.  J.,  Nr.  77.  —  Teschen, 
1.  Staats-G.,  Lehrstelle  für  classisclic  Philologie,  mit  den  norm.  Bezügen ; 
Termin:  20.  April  1.  J.,  s.  Amtsbl.  z.  Wr.  Ztg.  v.  12.  Märzl.  J.,  Nr.  60.  — 
Ciörz,  (deutsches)  Staats-OG.  1.  Gl.,  Lehrstelle  für  classische  Philologie 
mit  den  system.  Bezügen ;  Termin :  10.  April  l.  J.,  s.  Amtsbl.  z.  Wr. 
Ztg.  V.  15.  März  1.  J.,  Nr.  63.  —  Viiikovce  (croat.  slav.  Militärgrenze), 
OG.,  Lehristelle  für  Naturgeschichte  im  ganzen  und  Physik  im  HG.,  bei 
Kenntnis  der  cn>at  Sprache,  Jahresgtihalt:  900  H.,  eventuell  1(XX)  fl.  und 
1100  fl.,  mit  Anspruch  auf  Quartiergeld  bis  10/,  des  Gehaltes,  dann 
Quinquennalzulagon  v.  1(K)  fl  ;  Termin:  12.  April  1.  J.,  s.  Amtsbl.  z.  Wr. 
Ztg.  V.  16.  März  l.  J.,  Nr.  64.  —  Rakovac  (croat.  slav.  Militärgrenze), 
OR.y  3  Lehrstellen  und  zwar  1  für  Deutf^ch  als  Haupt-,  und  französisch 
als  Nebenfach,  1  für  Chemie  als  Haupt-,  un«!  Naturgeschichte  als  Neben- 
fach und  1  für  darstellende  Geometrie  und  Linearzeichnen  als  Haunt- 
und  Mathematik  oder  Physik  als  Neben facli  (sämmtlich  bei  Kenntnis  der 
croat.  Sprache);  Jahresgehalt  iKX)  Ü.,  mit  dem  Vorrückungsrechtc  in 
11(X)  fl.,  Quartiergeld  bis  10%  und  Quiniiuennalzulagen  pr.  lOOfl.;  Ter- 
rain: 12.  April  1.  J„  s.  Amtsbl.  z.  Wr.  Ztg.  v.  16.  März  1.  J.,  Nr.  64. 
—  Petrin la  (croat.  slavon.  Mil.  Grenze)  UR.,  3  lichrstellen  und  zwar 
1  für  Croatisch  als  Haupt-  und  GiHigraphie  und  Geschichte  als  NelHmtach, 
1  für  Geographie  als  Haupt-  und  Naturgeschichte  als  Nebenfach  und  1 
f&r  Freihandzeichnen,  geometr.  Anschauungslehre  und  Kalligraphie, 
sämmtlich  bei  Kenntnis  der  croat.  Sprache;  Jahresgehalt  800  fl.,  nebst 


286  Personal-  nnd  Schalnotizen. 

Bezügen;  Termin:  22.  Febr.  1.  J.,  s.  Amtsbl.  z.  Wr.  Ztgf.  v.  5.  Febr.  1.  J., 
Nr.  29;  ebendort,  k.  k.  techn.  Institut,  Assistentenstclle  bei  der  Lehr- 
kanzel far Wasser-,  Strassen-  und  f^r  Eisenbahnbau  (vorläufijyr  auf  2  Jahre); 
Jahresgehalt:  600  fl.;  Termin:  £nde  März  L  J.,  s  Amtsbl.  z.  Wr.  Ztg. 
V.  12.  März  1.  J.  Nr.  60 ,  dann  ebend.  Assistentenstellc  bei  der  Lehrkanzel 
f&r  Brückenbau  und  Banmechanik,  mit  dem  Jahresgehaltc  von  600  fl.  (vor- 
läufig auf  2  Jahre);  Termin:  Ende  April  1.  J.,  s.  Amtsbl.  z.  Wr.  Ztg.  v. 
28.  März  1.  J.,  Nr.  73;  cbendort  deutsches  Staats-G.,  3  Lehrstollen  für 
altclassischo  Philologie  und  1  fnr  Deutsch  als  Hauptfach  in  Verbin- 
dung mit  altclassischer  PhiIulof,ne,  mit  den  «ysteii».  Bezügen;  Termin: 
15.  Mai  1.  J.,  8.   Amtsbl.  z.  Wr.    Ztg.    vom    29.   März   1.   J..    Nr.  74; 

—  Wien,  k.  k.  Hochschule  für  Bodencultur,  Stelle  eines  Haus-  und 
Musealdiener«  bei  der  Lehrkanzel  für  Thicr-PhvsiologK)  und  Thierzuchts 
lehre  und  die  Stelle  eines  Laboranten  für  analytische  Chemie;  Termin: 
Ende  Februar  1.  J. ;  Näheres  s.  Amtsbl.  z.  Wr.  Ztg.  v.  6.  Februar  1.  J., 
Nr.  30;  ebendurt,  k.  k.  Taubstummen -Institut,  Lehrstelle  mit  1(.)0()  H. 
Gehalt  und  Anspruch  auf  Quinquennalzulagen,  dann  Naturalquartier  oder 
30011.  Quartiergeld;  Termin:  25.  März  1.  J.,  s.  Amtsbl.  z.  Wr.  Ztg.  vom 
2.  März  1.  J.,  Nr.  52;  ebend.  k.  k.  technische  Hochschule,  Assistenten- 
stelle bei  der  Lehrkanzel  für  darstellende  Goi>metrie  mit  dem  Jahres- 
gehalt V.  600  fl.  und  100  11.  Quartiergeld  (vorläufig  auf  2  Jahre) ;  Termin : 
14  Tage  vom  9.  April  an;  s.  Amtsbl.  z.  Wr.  Ztg.  v.  9.  April  1.  J.,  Nr.  83. 

—  Bicl  itz,  k.  k.  Staats-UG ,  Lehrstelle  für  classischc  Philologie,  mit  den 
normalen  Bezügen;  Termin:  10.  März  1.  J.,  s.  Amtsbl.  z.  Wr.  Ztg.  v. 
11.  Febr.  1.  J.,  Nr.  34,  35.  —  Gratz,  laiidschaftL-Zeichnungs-Akademie, 
Lehrstelle  für  das  Historien-,  Genre-  nnd  Portraitfach  (sowol  im  Zeichnen, 
als  im  Malen),  mit  Einbezu|^  der  Direction  über  die  erwähnte  Akademie  und 
die  landschaftl  Bildergalerie  in  Graz;  Termin:  Ende  Febr.  1.  J..  über  das 
Nähere,  s.  Wr.  Ztg.  v.  16.  Febr.  1.  J.,  Nr.  40,  S.  640;  ebend.  Staats-OK., 
3  Lehrstelleu  und  zwar  die  1.  für  Keligion,  die  2.  für  Naturgoscliichte 
als  Haupt-,  und  für  Mathematik  und  Pliysik  als  Nebenfach,  die  3.  für 
Französisch  als  Hauptfach,  wo  möglich  mit  Verwendbarkeit  für*s  Eng- 
lische; Bezüge:  die  System.;  Termin:  Ende  April  1.  J.,  s  Amtsbl.  z.  Wr. 
Ztg.  V.  28.  März,  Nr.  73;  ebendort  k.  k.  Universitäts- Bibliothek,  Ama- 
nnensisstclle  mit  dem  Jahresgehalt  von  600  fl.;  Termin:  30.  April  1.  J., 
s.  Amtsbl.  z.  Wr.  Ztg.  vom  9.  April  1.  J.,  Nr.  8.*^.  —  Trcbitsch, 
(slav.)  Staats-UG.,  Keligionslehrerstelle  mit  dem  normuhnässigen  Jahres- 
gehalte V.  .525  fl.;  Termin:  10.  März  1.  J.,  s.  Amtsbl.  z.  Wr.  Ztg.  v. 
19.  Febr.  1.  J.,  Nr.  42;  ferner  ebendort,  Lehrstelle  für  (Jeographie  nnd 
Geschichte  mit  subsid.  Verwendung  für  Böhmisch-  und  Deutsch,  mit  den 
normal  massigen  Bezügen:  Teniiin:  3.  Mai  1.  J.,  s.  Amtsbl.  z.  Wr.  Ztg. 
V.  12.  März  L  J.,  Nr.  60.  —  Leitomischl,  (böhm.)  G.,  Directorsstelle 
mit  800  fl.  Jahresgehalt,  300  fl.  Gehaltszulage  und  Naturalwohnung  oder 
Quartiergeld;  Termin:  1,5.  März  1.  J.,  s.  Amtsbl.  z.  Wr.  Ztg.  v.  19.  Febr. 
1.  J.,  Nr.  42;  forner  an  demselben  G.,  Lehrstelle  für  Naturgeschichte  als 
Hauptgegenstand,  Physik  und  Mathematik  mit  dem  Jahres^ehalt  v.  800  H. ; 
Termin:  30.  April  1.  J.,  s.  Amtsbl.  z.  Wr.  Ztg.  v.  2.  April  1.  J.,  Nr.  77. 
Ung.'Hradisch,  k.  k.  R.  u.  OG.,  Supplentenstelle  für  Mathematik  und 
Physik;  Remuneration:  480  fl.,  resp.  für  geprüfte,  selbst  Pro becamlidaten 
600  fl.,  nebst  Theuoruiigszulagen;  Termin:  baldigst  s.  Amtsbl.  z.  Wr.  Ztg. 
V.  20.  Februar  1.  J.,  ^lr.  43;  ebend.  Staat^-R.  u.  ÜG.,  4  Lehrstelleu  für 
altclass.  Philologie,  1  fiir  das  Deutsche  in  Verbindung  mit  altclass.  Phi- 
lologie, 1  für  Bölimisch  in  Verbindung  mit  altclass.  Philologie.  1  für 
Französisch  und  subsidiariscli  für  ein  anderes  der  obligaten  Sprach facher 
und  1  für  Geographie  und  Geschiehte:  Bezüge:  die  systemisierten ;  s. 
Amtsbl.  z.  Wr.  Ztg.  v.  29.  März  1.  J.,  Nr.  74.  —  Au  spitz,  Landes-ÜR., 
Lehrstelle  fikr  das  franzosische  Sprachfach,  mit  den  System.  I3ezÜgen; 
TemÜD:   14  Tage  vom  12.  Febr.  1.  J.  an,   s.  Amtsbl.  z.  Wr.  Ztg.  vom 


PenoDal-  und  Schnlnotixen.  t87 

21.  Februar  l  J.,  Nr.  44;  ebend.  Lehrstelle  für  Geoj^phio  und  Geschichte 
mit  subs.  Verwendang  im  Deutschen;  Bezüge:  die  System isierten ;  Ter- 
min: 8.  April  1.  J.,  8.  Amtsbl.  z.  VVr.  Ztg.  v.  29.  März  1.  J.,  Nr.  74.  — 
Cernowitz,  landwirthsöhattl.  Lehranstalt,  Lehrstelle  für  Thierpro- 
duCtionslehre  und  Zoologie,  mit  900  iL  Gehalt  und  anderweitigen  Emolu- 
menten;  Termin:  Ende  Mai  1.  J.;  das  Nähere  s.  Amtsbl.  z.  Wr.  Ztg.  ▼. 
28.  Febr.  L  J.,  Nr.  50;  ebcndort:  gr.-or.  OR.,  3  Lehrstellen,  1  für  Natur- 

f  schichte  als  Hauptfach  in  Verbindung  mit  Mathematik  und  Physik, 
für  franzosisch  als  Hauptfach,  in  Verbindung  mit  Deutsch  oder  Englisch 
als  Nebenüach  und  1  für  Englisch  in  Verbindung  mit  Französisch  oder 
Deutsch ;  Bewerber  gr.-or.  Bekenntnisses  haben  den  Vorzug ;  Termin : 
1.  Mai  1.  J.,  s.  Amtsbl  z.  Wr.  Ztg.  v.  23.  März  1.  J.,  Nr.  70;  ebend. 
k.  k.  G.,  3  Lehrstellen  für  Latein  und  Griechisch  und  1  für  Deutsch  in 
Verbindung  entweder  mit  Latein  und  Griechisch,  oder  mit  Geographie 
und  Geschichte;  Termin:  15.  Mai  1.  J.,  s.  Amtsbl.  z.  Wr.  Ztg.  v.  28.  März 
1.  J.,  Nr.  73.  —  Rudolf 3 wer th,  Staats-R  u. OG., Lehrstelle  für  deutsche 
Sprache,  wo  möglich  in  Verbindung  mit  der  classischen  Philologie;  even- 
tuell Supplentenstelle  hicfür;  Termin:  25.  März  1.  J.,  s.  Amtsbl.  z.  Wr. 
Ztg.  V.  b*.  März  L  J.,  Nr.  55;  ebend.,  6  Lehrstellen  u.  zw.  4  für  class. 
Philologie,  davon  1  in  Verbindung  mit  Italienisch  und  1  in  Verbindung 
mit  Deutsch  oder  mit  philosoph.  Propädeutik,  1  für  Naturgeschichte  in 
Verbindung  mit  Mathematik  und  Physik  bei  Kenntnis  der  slovenischen 
Sprache  und  1  für  Zeichnen  wo  möglich  in  Verbindung  mit  Kalligra])hie; 
Bexüge:  die  normierten,  Termin:  15.  Mai  I.  J.,  s.  Amtsbl.  z.  Wr.  Ztg. 
V.  5.  April  1.  J.,  Nr.  80.  •  Teltsch,  (slav.)  Landes-UR.,  Lehrstelle  für 
Naturgeschichte  mit  subsid.  Verwendung  für  Physik  und  Chemie,  mit 
den  norm.  Bezüg«^n;  Termin:  10.  April  1.  J.,  s.  Amtsbl.  z.  Wr.  Ztg.  v. 
7.  März  1.  J.,  Nr.  5(j.  —  Prag,  (deutsch.)  Neustädter  G.,  3  Lehrstellen 
für  classische  Philologie,  mit  den  norm.  Bezügen;  Termin:  Ende  April 
l.  J.,  s.  Amtsbl.  z.  Wr.  Ztg.  v.  7.  März  1.  J.,  Nr.  56,  ebend.  (deutsch.) 
Kleinseitner  Staats-G.,  2  Lehrstellen  für  classische  Philologie;  mit  den 
System.  Bezügen:  Termin:  15.  Mai  l.  J.,  s.  AmtsbL  z.  Wr.  Ztg.  v.  23.  März 
1.  J.,  Nr.  70;  ebend.  (böhm.)  k.  k.  URG.,  Religionslehrerstelle  mit  dem 
jährl.  Gehalt  von  735  fl.  und  Lehrstelle  tür  Geographie  und  Geschichte 
mit  dem  jährl.  Gehalte  v.  800  fi.  und  Localzulagen  von  150  fl.;  Termin: 
30.  April  1.  J.,  s.  Amtbl.  z.  Wr.  Ztg.  v.  2.  April  I.  J.,  Nr.  77.  —  Teschen, 
1.  Staats-G.,  Lehrstelle  fOr  classische  Philologie,  mit  den  norm.  Bezügen ; 
Termin:  20.  April  1.  J.,  s.  Amt^jbl.  z.  Wr.  Ztg.  v.  12.  Märzl.  J.,  Nr.  60.  — 
Görz,  (deutsches)  Staats-OG.  1.  CI.,  Lehrstelle  für  classische  Philologie 
mit  den  syst«^m.  Bezügen;  Termin:  10.  April  1.  .1.,  s.  Amtsbl.  z.  Wr. 
Ztg.  v.  1.0.  3Iärz  1.  J.,  Nr.  (53.  —  Viiikovce  (croat.  slav.  Militärgrenze), 
OG.,  Lelir.'stelle  für  Naturgeschichte  im  ganzen  und  Physik  im  UG.,  bei 
Kenntnis  der  croat  Sjjrache,  Jahresgehalt:  IK)0  fl..  eventuell  1(XX)  fl.  und 
1100  fl.,  mit  Anspruch  auf  Quartiergeld  bis  10"/^  des  Gehaltes,  dann 
Qniuquennalzu lagen  v.  100  fl  ;  Termin:  12.  April  1.  J.,  s.  Amtsbl.  z.  Wr. 
Ztg.  V.  16.  März  1.  J.,  Nr.  64.  —  Rakovac  (croat.  slav.  Militärgrenze), 
OK.,  3  Lehrstellen  und  zwar  1  für  Deutsch  als  Haupt-,  und  französisch 
als  Nebenfach,  1  für  Chemie  als  Haupt-,  und  Naturgeschichte  als  Neben- 
fach und  1  für  darstellende  Geometrie  und  Linearzeichnen  als  Haupt- 
und  Mathematik  oder  Physik  als  Nebenfach  (sämmtlich  bei  Kenntnis  aer 
cniat.  Spraclie);  Jahresgehalt  IKJO  fl.,  mit  dem  Vorrückuugsrechto  in 
1100  fl.,  Quartiergeld  bis  10%  und  Quinunennalzulagen  pr.  100  fl.;  Ter- 
min: 12.  April  1.  J„  s.  Amtsld.  z.  Wr.  Ztg.  v.  16.  März  1.  J.,  Nr.  64. 
—  Petrin la  (croat.  slavon.  Mil.  Grenze)  UR.,  3  l^ehrstellen  und  zwar 
1  für  (*roatisch  als  Haupt-  und  (i<'ographie  und  Geschichte  als  Nebentach, 
1  Tür  Geographie  als  Haupt-  und  Naturgeschichte  als  Nebenfach  und  1 
für  Freihandzeichnen,  gcometr.  Anschauungslehrc  und  Kalligraphie, 
sämmtlich  bei  Kenntnis  der  croat.  Sprache;  Jahresgehalt  800  fl.,  nebst 


288  Personal-  und  Schulnotizen. 

Anspruch  auf  Quartiergcld  und  Quinquenualzulagen ;  Termin:  12.  April 
l.  J.,  3.  Amtsbl  z.  Wr.  Ztg.  v.  16.  iMärz  1.  J.,  Nr.  64.  —  Mitrovic 
(croat.  slavon.y  Mil.-Grenze),  UR.,  Lehrsteile  für  croat.  Spruche  als  Haupt-, 
und  Mathematik  als  Nebenfach;  Jahrcsgehalt  8(X)  H..  mit  (juartiergeld 
und  Quinquennalzulagcn ;  Termin:  12.  April  1.  J.,  s.  Amtsbl.  z.  Wr.  Ztg. 
V.  16.  März  1.  J.,  Nr.  64.  —  Somlin  (croat.  sla\.  Mil. -Grenze),  Uß., 
Lehrstelle  für  croat.  Sprache  :ils  nau]>t-,  und  Cieugraphie  und  (jieschichte 
als  Nebenfach;  Jahresgehalt:  8UU  H.,  mit  Quartiergehl  und  Qninquennal- 
Zulagen;  Termin:  12.  April  1.  J ,  s.  Amtsbl.  z.  Wr.  Ztg.  v.  16.  März 
l.  J.,  Nr.  64.  —  Krems,  n.  ö.  Landcs-OK.,  Tarnlehrerstelle;  Jahresge- 
halt: lOiK)  rt.  mit  Anspruch  auf  Pensionierung;  Termin:  30.  Juni  1.  J., 
s.  Amtsbl.  z.  Wr.  Ztg.  v.  16.  März  L  J..  Nr.  64.  -  St.  Polten,  n.  ö. 
lindes  OK..  Turnlehrerstelle,  Jahrcsgebalt:  ICMK)  H.  mit  Pcusious  Fähig- 
keit: Termin:  iJO.  Juni  1.  J.,  s.  Amtsbl.  z.  Wr.  Zt^.  v.  16.  März  1.  X, 
Nr.  64.  —  Wr.-Neu Stadt,  n.  ö.  Landcs-(Ul.,  'lurnlehrersteUe,  mit 
1000  ü.  Gehalt  und  Anspruch  auf  Pension:  Termin:  30.  Juni  1.  J.,  s. 
Amtsbl.  z.  Wr.  Ztg.  v.  16.  März  L  J.,  Nr.  ♦;4.  -  Troppau,  Staats-ÜG., 
Lehrstelle  für  clussisohe  Philologie,  mit  den  System.  Bezügen;  Termin: 
25.  März  1.  J.,  s.  Veronln  -Bl.  1873,  St.  V,  S.  94;  ferner  an  der  Staats-OR., 
Lehrstelle  für  französische  Sprache  mit  den  system.  Bezügen;  Termin: 
Ende  Juni  1.  J.,  s.  Amtsbl.  z.  Wr.  Ztg.  v.  21.  März  l.  J.,  Nr.  68;  cbcnd. 
Uebungsschule  der  k.  k.  Lehrerinnen bildgsanst..  Lehrerstello  mit  den 
norm.  Bezügen;  Termin:  20.  April  1.  J.,  s.  Amtsbl.  z.  Wr.  Ztg  v.  23.  März 
l.  J.,  Nr.  70.  —  Meseritsch  (Wallachiscli),  (bi>hin.)  Staats-UG..  2  Lehr- 
stellen, die  eine  mit  snbs.  Verwendung  im  Französischen,  die  andere  des- 
gleichen für  böhm.  oder  deutsche  Sprache;  Bezüge  die  System.;  Termin: 
Ende  April  1.  J.,  s.  Amtsbl.  z.  Wr.  Ztg.  v.  23.  März  1.  J.,  Nr.  70.  — 
Reichenberg,  Staats- RG..  3  Lehrstellen.  1  für  altclassische  Philologie, 
1  für  Deutsch  als  Hauptfach  und  1  für  Französisch;  mit  den  system. 
Bezügen;  Tennin:  Ende  April  1.  J.,  s.  Amtsbl.  z.  Wr.  Ztg.  v.  23.  März 
L  J.,  Nr.  70.  Ol  mutz,  Staats-ÜR ,  2  Lehrstelleu,  die  eine  für  Fran- 
zösisch, die  andere  für  Mathematik  und  Physik,  mit  den  system  Bezügen; 
Termin:  Enile  Ai>ril  1.  J.,  s.  AmtsbL  z'  Wr.  Ztg.  v.  25.  März  1.  J., 
Nr.  71;  ebend.  deutsches  Staats-(jJ.,  3  Lehrstellen  Mir  altclassische  Phi- 
lologie, mit  den  system.  Bezügen;  Termin:  15.  Mai  l.  J..  s.  Amtsbl.  /.. 
Wr.  Ztg.  V.  2i>  Alärz  1.  J.,  Nr.  74.  —  Triest,  (omm.-u.  GR.  (mit  ital. 
Unterrichtssprache),  2  Lehrstellen,  die  eine  für  deutsche  Sprache  und 
Literatur,  rlie  andere  für  französische  Sprache  und  Litt-ratur;  Gehalt: 
11(X)H.  Quim^uennalzulagen  v.  200  ii.,  Quartiergeld  von  .-100  i1. ;  Termin: 
Ende  April  l.  J.,  s.  Verordn.-Bl.  1873,  St.  V.  S.  93. 


(Nekrologie.)  —  Am  1.  Febr.  l.  J.  zu  Lexington  in  Virginia, 
der  Professor  der  Naturwissenschaften  am  dortigen  Virginia  Military 
Institute,  (.'ommondore  Matthew  Foutain  Maury,  der  „Pfadfinder" 
ungebahnter  Meere,  der  den  Seefahrern  durch  seine  Werke  („Physical 
Gcography**,  und  „Relation  between  Magnutism  and  the  Circulation  of 
the  Atmosphere**)  eine  neue  Welt  er8chlo.«ih  und  den  praktischen  Werth 
•1er  Meteorologie  in  ihrer  Anwenilung  auf  «las  Meer  darthat. 

—  Am  2.  Februar  1.  J.  zu  Madrid  die  Sehriftstellerin  Honua  Ger- 
trmlis  Gomez  de  Avallaneda  (geb.  im  .\piil  1S16  zu  IVrto  Principe 
auf  Cuba),  durch  i»ramen.  Gedichte  u.  d.  gl.  bekannt  und  die  spani.sche 
Sand  genannt;  zu  Zürich  Professor  Dr.  Hermann  Behn -Eschen  bürg 
^geb.  am  4.  Februar  1814  zu  Stralsund),  Profi-ssor  der  englischen  Sprache 
an  der  dortigen  Universität  u.  s.  w. 

—  Am  3.  Febr.  1.  J.  in  Pollakshields  unweit  Glasgow  der  pupulär*» 
schottische  Schriftsteller  und  Porträtmaler  John  Kallo  Hunten  im 
71.  Lebensjahre;  zu  Königsberg  Dr.  Wilhelm  Kruse,  ordentlicher  Pro- 


Personal-  und  Schalnotixen.  880 

fedior  der  Medicin  an  der  dortigen  Universität,    und  zu  Berlin  der  Ar- 
chitekturmaler de  Ca u wer. 

—  Am  4.  Februar  1.  J.  zu  Zürich  die  (iattin  des  Professors  Johannes 
Scherr,  unter  ihrem  Mädchennamen  „Maria  Susette  Kühler*^  als  Ver- 
fasserin gediegener  Volksachrifton  fur's  häusliche  lA^beii  (u.  a.  „ilie  Schule 
der  Mutter")  seit  Jahren  lj.'kannt;  zu  Darmstadt  Dr.  Johannes  Wilhelm 
Mitzcnius.  langjähri^^er  r)iri;ctf)r  der  grosshorz  -hessischen- Hof bibliothek, 
in  Genf  der  bekannte  liiWhauer  Anton  Van  Kunume;  in  London  Mr. 
William  Skean.  SchriftstelliT  nnd  Mitarbeiter  «1er  ^Morning  Post**. 

—  Am  6.  Februar  1.  J.  zu  Wien  Joseph  Kadnitzkv  sen.,  k.  k. 
Hof- Wappen graveur  Vater  des  bekannten  Medailleurs  Karl  K.,  Professors 
an  der  k.  Akademie  «lor  biMenden  Künste  in  Wien  und  Schwiegervater 
des  Sectionschefs  im  Unterrichts-Ministorium  Dr.  (Just.  Heider,  im 
79.  Lebensjahre. 

—  Am 8. Februar  1.  J.  zu  Linz  Daniel  Haydcr,  Lehreram  dortigen 
Bliniieninstitute  und  Rechenkünstler,  im  5L  Lebensjahre. 

—  Am  9.  Februar  1.  J.  in  Wien  Ihre  Majestät  die  Kaiserin  Caro- 
lina Augusta  (Tochter  weil.  Sr.  Majestät  des  Königs  von  Kayein 
Maximilian,  geb.  am  S.  Fehr.  1792),  vierte  Gemahlin  Sr.  Majestät  des 
Kaisers  Franz  L  v.  Ocsterreich;  ebemlaselbst  der  Schriftsteller  Max  Emanuel 
Stern  bekannt  als  vorzüglicher  Orientalist,  im  Alter  y.  B^i  Jahren,  und 
zu  Leipzig  Dr.  Julius  Fürst.  Titularprofessor  an  der  dortigen  Univer- 
sität und  Lector  publicus  der  aramäischen  und  talniudischen  Sprachen, 
im  Alter  von  G7  Jahren. 

—  Am  11.  Februar  l.  J.  zu  Wien  Joseph  Beuescli,  Mitglied  der 
k.  k.  Hofcapelle,  [lens.  Orchester-Director  des  k.  k.  Hofburgth^^aters.  als 
Violinvirtuose  und  Musiklehrer  bekannt,  Schwager  des  Kapellmeisters 
Proch,  78  Jahre  alt. 

—  Am  13.  Februar  l.  J.  auf  seinem  Landsitze  zu  Targofryco  in 
der  Provinz  Posen  der  bekannte  polnische  Literat  uml  Culturhistoriker 
Joseph  Lukaszewicz,  im  74.  Lebensjahre:  im  Haag  der  verdienstvolle 
liolländische  Gelehrbj  van  Limburg-Hrouwer,  ausgezeiehneter  Orien- 
talist, Verfasser  »-in  schlägiger  werth voller  Arbeiten. 

—  Am  14.  Februar  1.  J.  zu  Paris  Stanislas  Julien,  Professor  der 
chinesischen  Sj>rache  am  „College  de  France",  im  7o.  Lebensjahre;  zu 
Berlin  der  geh.  Justizrath  Dr.  A.  Rudorff  (geb.  am  21.  März  1803  im 
Hannorvcr\schen),  Professor  des  römischen  Rechtes  an  der  dortigen  Univer- 
sität, der  wissenschaftliche  Testamentsvollstrecker  Savigny*s  untl  Puchta's, 
durch  hervorragende  Fachwerke  bekannt. 

—  Am  V).  Februar  l.  J.  zu  Sigmaringen  der  ausgezeichnete  Bari- 
toui.st  Job.  Bapt  Pischek  (geb.  zu  Mscheno  im  Jungbunzlauer  Kreise 
in  Ostböhmen  am  14.  Octob.  1814),  als  vorzüglicher  Opernsänger  allge- 
mein gekannt  und  geachtet.  (Vgl.  Beil.  z.  A.  a.  Ztg.  vom  7.  März  1.  J., 
Nr  6G.  S  991  f.; 

—  Am  18  Februar  1.  J.  zu  Freiburg  Dr.  med.  Anton  Werber, 
grossherz.  ba<lischer  Hofrath,  Professor  an  der  nietlicin.  Facultät  der 
dortigen  Hochschule,  im  Alt<>r  von  7l)  Jahren. 

—  Am  19.  Februar  l.  J.  zu  Berlin  Dircctor  Joseph  Moriz  Leh- 
mann (geb.  zu  Glogdu  am  2^.  Febr.  IJ^H),  Redacteur  des  „Magazin  für 
die  Literatur  de«  Auslandes"  t>eit  1832.  geachteter  Literat.  (Vgl.  Beil.  z. 
A.  a.  Ztg.  V.  r>.  März  l.  J.,  Nr.  (vi.  S.  9r)0  f.);  zu  Zürich  Dr.  H.  Locher- 
Bai  her,  Professor  der  Me*licin  alMort,  7G  j.  alt. 

—  Am  23.  Febraur  1.  J.  /u  lUdsingfors  der  bedeutenstt^  Maler 
Finnlands  Eck  mann,  ein  gewesener  Schüler  Paul  de  la  Roche's,  im 
64.  Lebcn.sjahre ;  zu  Glasgow  Dr.  Thomas  Barklay,  Rector  der  dortigen 
Universität,  als  ausgezeichneter  Sprachkenner,  besonders  als  Forscher  für 
Kcandinavische  Sprachen,  bekannt,  im  Alter  von  81  Jahren. 


i40  Personal-  und  Schalnotizen. 

—  Am  24.  Februar  l.  J.  za  Athen  Speridion  TrikoupiB  (geb. 
1788  zu  Missolunghi),  seinerzeit  griech.  Minister  und  Gosanvlter,  Freand 
Lord  Bjron's,  durch  seine  „Geschichte  des  hellenischen  Aufstandes'^  u.  m.  a. 
bekannt;  zu  Aarau  der  Literarhistoriker  Heinrich  Kurz  (geb.  als  Sohn 
deutscher  Eltern  zu  Paris  am  28.  April  1805),  Professor  an  der  Cantons- 
schule  zu  Aarau  und  Gantons-Bibliothckar ,  auch  als  tüchtiger  Sinologe 
bekannt.  (Vgl.  Beil.  z.  A.  a.  Ztg.  v.  2.  März  L  J.,  Nr.  61,  S.  919  f.) 

-—  Am  25.  Februar  L  J.  zu  Paris  Graf  Philipp  ?.  S^gur,  der 
letzte  noch  lebende  General  aus  dem  russischen  Feldzuge  v.  1812,  seit 
18£K)  Mitglied  der  französ.  Akademie,  als  Verf.  des  Geschichtswerkes  über 
den  russischen  Feldzus,  eine  Geschiente  Ensslands  und  Peters  des  Grossen, 
eine  Geschichte  des  Königs  Karl  VIII.  v.  Frankreich  u.  s.  w.  bekannt, 
im  Alter  von  93  Jahren;  zu  Leipzig  Domherr  Professor  Dr.  G.  L.  Th. 
Marezoll  (geb.  zu  Göttingen  am  13.  Febr.  1794),  einer  der  bedeutend- 
sten Juristen  Deutschlands,  durch  ausgezeichnete  Fachschriften  („Insti- 
tutionen  des  römischen  Rechtes*,  nNaturrecht^ ;  „Zeitschrift  fär  Civilrecht 
und  Praxis**  mit  Linde,  Wening-lngeheim  und  später  auch  mit  Schröt- 
ter  u.  m.  a.)  bekannt. 

—  In  der  Nacht  zum  26.  Februar  1.  J.  in  Stuttgart  der  Schrift- 
steller und  Pnblicist  Dr.  Adolf  Bacme ister,  seinerzeit  Redacteur  der 
n Augsburger  Allgemeinen  Zeitung**  und  des  „ Ausland*',  ein  vielseitig 
gebildeter  Literat,  bekannt  durch  sein  Buch:  n Alemannische  Wanderun- 
gen", seine  Uebersetzungen  des  Tacitus,  des  Horaz  u.  v.  a.,  zuletzt  Mit- 
arbeiter der  „Presse**  in  Wien,  kaum  46  Jahre  alt.  (Vgl.  „Die  Presse** 
vom  2G.  Febr.  1.  J..  Nr.  56.) 

—  Am  26.  Februar  l.  J.  zu  Altbunzlau  Sr.  Hochw.  Dr.  theol.  u. 
phil.  Johann  Paul  Padlesak,  Inf.  Propst  ▼.  Altbunzlau  und  Landes- 
prälat, seinerzeit  Profcssi^r  der  allg.  Erziehungskunde  und  der  Keligionswis- 
senschaft  an  der  k.  k.  Universität  zu  Prag,  em.  Decan  der  theol.  Facul- 
tät  u.  s.  w.,  im  Alter  von  67  Jahren. 

—  Am  28.  Februar  1.  J.  zu  London  Robert  Graves,  ausgezeich- 
neter Kupferstecher  und  Mitglied  der  königlichen  Akademie  der  Künste, 
im  75.  Lebensjahre. 

—  Anfangs  Februar  1.  J.  in  Wien  Friedr.  Bruckl,  einer  der  bo- 
ntbtesten  Künstler  im  Kupferstecherfache,  seit  längerer  Zeit  tcchn. 
OfGcial  im  milit.  geogr.  Institute  in  Wien ;  zu  London  der  ausgezeichnete 
Ohirurg  Isak  Baker  Brown,  im  61.  licbensjahre. 

—  Im  Februar  l.  J.  zu  St.  Leonards-on-See  Dr.  Guthrie  (geb. 
1803),  Geistlicher  der  schottischen  Froe-Kirk,  Herausgeber  des  „Sunday 
Magazin**,  als  liberaler  Anhänger  der  calvinistischen  Theologie  und  als 
Philanthrop  bekannt. 

—  Ende  Februar  1.  J.  zu  Petersburg  der  iwlnischc  Dichter  und 
ehemalige  Professor  an  der  dortigen  Universität  Anton  Czajkowsky, 
im  56.  Lebensjahre;  zu  Münclien  der  Historienmaler  Glink,  durch  be- 
deutende künstlerische  Schöpfungen,  namentlich  auf  religiösem  Gebiete, 
selbst  jenseits  des  Oceans  bekannt 


Verbesserung. 

Heft  I,  S.  77.  Z.  26  v.  o.  lies:  Medjidjü-Ordon  2   Cl."  st.  „8.  Ol.' 


(Diesem  Doppelhefte  sind  vier  literarische  Beilagen  beig^eben.) 


Erste  Abtheilung. 


Abhandlnngen. 

Zu  Cicero's  philosophischen  Schriften. 

De  natura  deorum^)  II  2,  6  P.  enim  Vatinius,  avus 
huius  aduhscentiSj  cum  c  praefectura  Eeatina  Botnam  venienti 
noctu  duo  iuvenes  cum  equis  albis  dixissent  regem  Persen  illo 
die  captum,  cum  scnatui  nuntiavisset^  primo  quasi  fernere  de  re 
publica  locutus  in  carcerem  coniectus  est,  post  a  Paulo  litteris 


*)  Ich  nenne  die  Bücher  nach  altem  Brauch  de  natura  deomm,  während 
es  seit  Baiters  grosser  Ausgabe  Uebung  geworden  ist,  de  deorum 
natura  zu  schreiben,  wie  bereits  auch  in  die  Litteraturgeschichten 
übergegangen  ist  Ich  möchte  mir  bei  dieser  Gelegenheit  die  be- 
scheidene Anfrage  erlauben,  mit  welchem  Rechte  man  in  diesem 
Falle,  wo  die  unzweifelhaftesten  Zeugnisse  des  Schriftstellers  selbst 
Yorliegen,  den  Handschriften  und  einigen  Citaten  später  Gram- 
matiker den  Vorrang  einräumt.  Cicero  eröffnet  seine  Schrift  mit 
den  Worten  perdifficüis  et  perobscura  quaentio  est  de  natura 
deorum,  und  lässt  den  Baibus  am  Sciiluss  des  II  Buches  67, 
168  sagen  liaec  mihi  fere  in  mentem  veniebatUy  quae  dicenda 
putarem  de  natura  deorum,  und  den  Cotta  gegen  Ende  des 
III  B.  39,  93  haec  fere  dicere  hahui  de  natura  deorum.  Wäre 
die  Schrift  uns  allein  und  ohne  Titel  überliefert,  wer  würde 
zweifeln,  welclie  Aufschrift  ihr  nach  des  Verfassers  Meinung  zu 

febfusei?  Aber  Cicero  citiert  sein  Werk  selbst  wiederholt:  de  divin. 
4,  7  in  iis  tribus  libris  quos  de  natura  deorum  scrijtsimus; 
ibid.  1  5,  8  verlegt  tuum  paulo  ante  tertium  de  natura  deo- 
rum; ibid.  11  1,  3  quibus  libris  editis  tres  libri  perfecti  sunt  de 
natura  deorum;  ibid.  II  72,  148  in  iis  libris  dictum  est  qui 
sunt  de  natura  deorum,  de  fato  1,  1.  in  iis  libris  qui  sunt  de 
natura  deorum.  Für  ihn  ist  de  natura  deorum  die  einfache 
und  natürliche  Ubbersetzung  des  griechischen  ntijl  d^ttor;  daher 
citiert  er  die  griecliisch  jit^l  x^euh'  genannten  Bücher  des  Xeno- 
crates  de  nat.  deor.  I  13.  34  Xenocrates,  cuius  in  libris  qui  sunt 
de  natura  deorum;  des  Chrysippus  ibid.  1  15,  41  liaec  quidem 
in  jtritno  libro  de  natura  deorum;  des  Posidonius  ibid.  I  44, 
123  Posidonius  disseruit  in  libro  quinto  de  natura  deorum. 
Und  sein  eigenes  sollte  er  anders  genannt  haben?  Daran  niö^iren 
sich  uuch  allgemeine  Wendungen  anschliesseu ,  wie  de  nat.  dcor. 
I  6,  V6  pofiam  in  medio  sententias  phüosophorum  de  natura 

JMtKhxiA  f.  d.  Mtfr.  Qjmn.  I87S.  IV.  Heft.  IG 


242  J»  VahUn^  Zu  Gicero^s  philosophischen  Schriften. 

adlatis,  cum  idem  dies  constUissctf  et  agiu  a  st  natu  et  rarutione 
donntus  est.  Ich  habe  cum  hintor  rnptum ,  wo  es  leicht  ausfallen 
konnte,  eingesetzt.  Die  Handschriften  captum  senatui  nu7it.,  wofür 
man,  um  die  fehlende  Verbindung  herzustellen,  gewöhnlich  senatui- 
quo  nunt.  schreibt;  allein  die  Beschaffenheit  der  beiden  Vordersätze, 
deren  zweiter  den  näheren  Anlass  enthält,  ist  der  Verbindung  dui-ch 
que  nicht  günstig,  angemessen  dagegen  die  Wiederholung  von  cum, 
ganz  wie  de  divin.  I  24,  51  at  vero  I\  Becius  üle,  Quinti  filius, 
qui  primus  e  Deciis  consul  fuit,  cum  esset  tribunus  militum  M, 
Valerio  Ä.  Cornelio  consulibiis  a  Smnnüihusque  prcmcrefur  nostcr 
exercituSy  cum  pericula  proeliorum  iniret  audncius  moncreturque 
ut  cautior  esset  ^  dixit,  quod  cxtat  in  annalibuSf  sibi  in  somnis 
Visum  essCf  cum  in  mediis  hostibus  versaretur^  occidere  cum  ma- 
xima  gloria.  Vgl.  Parad.  1 1,  8  cuius  (Biantis)  cum  patriam  Prie- 
nam  cepisset  hostis  cctcrique  ita  fugerent,  ut  multa  de  suis  rebus 
asportarent,  cum  esset  admonitus  a  quodam  ut  idem  ipse  fnceret 
^ego  vero  inquit  ^fado^ 

De  natura  deorum  11  59,  147  lam  vero  animum  ipsum 
mentemque  hominis,  rafio7iem,  consilium,  prudcntiam  qui  non 
divina  cura  perfecta  esse  perspicit,  is  his  ipsis  rebus  mihi  ridctur 
carere,  de  quo  dum  disputarem,  tuam  mihi  dari  veUem,  Cotta, 
cloquentiam,  quo  enim  tu  illa  modo  dieeres:  quanta  primum  in- 
telligentia,  deinde  consequentimn  rerum  cum  primis  coniunctio 
et  comprehensio  esset  in  nohis,  ex  quo  iudicamus  uidclicet,  quid 
ex  quibusque  rebus  cffieiatur  idquc  ratione  condudimuSy  singu- 
lasque  res  definimus  circumscripteque  compUctimur :  ex  quo 
scientia  intelUgitur  qtiam  vim  habcat,  qualis  sit,  qua  ne  in  deo 
quidem  est  res  ulla  praestantior.  Ich  habe  iudicamus  jor  uidclicety 
wo  es  bei  der  Aehnlichkeit  der  Anfangssilben  unschwer  übersehen 
werden  konnte,  eingesetzt  und  damit  wie  ich  denke  die  ursprüngliche 
Satzform  wiedergewonnen.  Denn,  um  von  Heindorf  zu  schweigen,  der 
alles  streicht  bis  auf  ex  quo  ratione  concludimus,  woher  idquc  ra- 
tione, das  Schoemann  getilgt  wissen  will,  entstanden  sei,  wird 
schwerlich  Jemand  begreiflich  machen ,  und  idquc  ratione  concludi- 
mus  verbindet  sich  gut,  wie  de  divin.  I  38,  82  quam  quidem  esse 
re  vera  Jiac  Stoicorum  ratione  concluditiir  (vgl.  auch  Madvig  do 
finn.  S.  G6),  und  idque,  dessen  sich  Cicero  zur  Anknüpfung  nicht 


(2 6 or um;  ibid. III  40,  95  Stoicorum  de  natura  deorum  oratio; 
de  divin.  I  B,  b  Epicurwn  balbutictttem  de  natura  deorum:  de 
nat.  deor.  I  22,  61  in  ea  quaestione  qiuie  est  de  7iatura  deo- 
rum; de  divin.  I  51, 117  ea  ratio  quae  est  de  natura  deorum, 
quae  a  te  secmido  Itbro  est  expiUcata,  die,  wie  sie  an  sich  nichts 
beweisen,  im  Verein  mit  den  andern  zeigen,  wie  geliiufi?  ihm 
dieser  Ausdruck  in  dieser  Wortstellung 'war.  Es  ist  schier  zu  ver- 
wandern, dass  Baiter  sich  nicht  daran  gestossen  hat,  dass  während 
man  in  den  Büchern  fast  nur  einem  jiatwra  deorum  begegnet,  seine 
Titel  und  Colnmnen Überschriften  dem  Les«r  ein  deorum  natura 
aufdrängen. 


r  ■ 


J.  VMen,  Zu  Cicero*s  philosophischen  Schriften.  248 

selten  bedient  (vgl.  n.  a.  de  divin.  II  61,  127),  hat  hier  seine  zweck- 
mässige Beziehung.  Nur  für  die  erste  Hälfte  des  Satzes  quid .  .  e/*- 
ficiaiur  ward  ein  dem  coticludimus  paralleles  Yerbum  vermisst,  und 
das  hatte  schon  der  Schreiber  des  Voss.  B  eingesehen,  der  nicht  vt- 
delicet,  sondeni  ex  quo  videmus  quid  ex  quibusque  rebus  efficia- 
tur  schrieb,  an  sich  vollkommen  gut  —  denn  auch  videre  war  ein 
hier  angemessenes  Verbum ,  wie  hinwiederum  auch  inteUigere,  das 
nur  hier,  wo  es  gleich  folgt  und  inteUigentia  vorhergeht,  Niemand 
wird  einsetzen  wollen  —  aber  rideUcet  möchte  ich  wenigstens  nicht  ^ 
opfern  und  dann  ist  der  Zusatz  iudicamus  das  einfachste  und 
natürlichste.  Da  man  in  dem  gleich  folgenden  qualis  sit,  weil  es  ohne 
Verbindung  hinter  qtmm  vim  habeat  gestellt  ist,  tilgt,  so  ist  es  wol 
nicht  nutzlos  an  de  divin.  I  5,  9  zu  erinnern  id  si  placet  wdeamus 
quam  habeat  rim  et  quäle  sit. 

De  natura  deorum  III  14,  35  Scd  omnia  vestri^  Balbe, 
solent  ad  igneam  vim  refcrrr,  Ileraclitum,  ut  opinor,  sequentes, 
quem  ipsum,  non  enim  omnes  interpretantur  uno  modo,  quoniam 
quid  dicerct  intclUgi  noluity  omittamuSy  vos  autem  ita  dicitis, 
omnem  t^m  esse  igneam.  Zwischen  non  und  omnes  habe  ich  enim 
eingefügt.  Die  Vulgata  quem  ivsum  non  omnes  interpretantur  uno 
modo;  qui  quoniam  quid  diceret  intelligi  noluit  omittamus  ist  an 
sich  nicht  gefällig  und  hat  an  den  Handschriften,  die  qui  vor  quoniam 
nicht  kennen,  keine  Stütze.  Darin  hat  Baiter  unstreitig  Recht,  dass 
er,  wie  es  die  Handschriften  vorzeichnen  und  der  Gegensatz  verlangt, 
quem  ipsum  .  .  omittamus  ^  vos  autem  ita  dicitis  verbindet,  nur 
folgt  daraus  nicht ,  dass  man  den  Satz  non  omnes  interpretantur 
uno  modo  tilgen  müsse,  der,  durch  enim  in  die  Construction  einge- 
fügt, seinen  Platz,  wie  ich  meine,  wol  behauptet.  Denn  was  die  Stelle 
dieses  erläutoniden  Zwischensatzes  betrifft,  kann  man  de  off.  III 
33,  ]  19  sed  de  hoc,  magna  enim  res  est,  alio  loco  pluribus  ver- 
gleichen. 

TuscuL  disp,  I  48,  116  Clarae  vero  mortcs  pro  patria 
oppetitae  non  solum  gloriosac  rhctoribus,  sed  etiam  beatae  inderi 
solent.  repetunt  ab  Frechtkco^  cuius  etiam  filiae  cupide  mortem 
expetivcrunt  pro  vita  civium;  commemorant  Codrum,  qui  se in 
medios  immisit  hostes  vestc  famulari,  nc  posset  agnosci  si  esset 
ornatn  regio,  quod  oraculum  erat  datum,  si  rex  interfectus  esset, 
vidricis  Athenas  fore;  Menoecus  non  praetermittitur,  qui  item 
oraculo  ediio  largitus  est  patriae  suum  sanguinem;  Iphigenia 
Aulide  duci  se  immolandam  iubet,  ut  hostium  eliciatur  suo  ;  veni- 
unt  indv  ad  propiora,  Jfarmodius  in  ore  et  Aristogiton,  Lacedae- 
monius  Leonidas,  Thcbanus  Epaminondas  vigent.  Vor  Codrum 
ist,  wie  ich  glaube,  das  mit  derselben  Silbe  beginnende  Yerbum 
commemorant  ausgefallen;  dass  dies  wenigstens  ein  durchaus  an- 
gemessener Zusatz  ist,  dafür  wird  es  genügen  die  zutreffende  Paral- 
lele anzuführen  aus  dem  Lucullus  (Academ.  pr.  II)  5,  13  repetunt 
a  I\  Valerio,  qui  exactis  regibus  primo  anno  consul  fuit,  com- 

16» 


£14  /■  Vahlen.  Za  Cic^rQ'a  philiKophischen  SchrifteiL 

memor'jnt   f'iloi ?«<;* .    *i*Ai   l»**j*f>.  p •  .j, '*/•  / r r ä   ■  *<;   ^ r '^ »oai tto ^ ii^i j 

trih\ir..*A.i  i'    'n'rf'.z  ->"•,:.,  -.^utra  -t  o-  «"-p  b'j  '/'jh^'u  ;'z':*'i-  ?/'. 

mos  fr ■  i •  .'•  ? .  P.  '. V •.i'.^-i :}i  ^r  p,  .^1' ■•►■••. , /. r ni .  . r < i< r« r  Ji .  / ^ r- r .;». h -.  ^^]\im 

i MS/,  V '. ■■ ; H r 'i r  •; /; ^ *; >* /• : 'i ? .  :  '.•  l'ih'  -'' i ••  m  C^  Jln't  4m,  -:t  -U  ''-.■•■  -^ ?< <"'./'.  »h 
n/Ä*/  //'-■.*:r//«M:»ir.  L:ii  hälr  Le-se  i:«=lle  :z  .hres  ^itj-ku,  Zisd^iren- 

ist.  xi-r  kh   ieLn  L  E.  nvh:  ^iiä":-f.    iA5i  r-r-ir^i.  Ez-Ik  •«*  "  i- wi^. 

itt  riUiHii^  "X'A  :e  ci:.  ir«"r.  I  -'o.  72  '<f  'iV-^M'^?  ;/.  rv 7 ■•».?.  von 
dem  an  lern  i:::r  \KrzL^\Liz.-^i  :;l:  lzi  E:::;rin^^  Lal:c  l'i  r>j.  *?''/»  .*  -i 
für  das  ban-isciirifrlioiie  r*j.''.Viht  o'iti  a.lfia  tlr  rioL::^.  Tni  wer 
endL<:h  t>im  nd  /?.;>  /.i../'vr»>  si.;ii  n-kii:  wiLI  i:»>til:eL  lassex  k'L:.:-?.  .:m 
von  Daviii:^  vertVhltiea  Einilll'rii  zu  s.rlixriren.  na«:h  M^s^ric-r  der 
Parallele  ind*-nT;'.<t:a:i::e!i  *'tiu  '••  f  i  't  h  t  '".l  /<"?  >■•  V-r-  ?  sohreibrn. 
so  gewi-s  bes>er.  weil  au*a  der  Ausfall  des  W..r:es  i\\^r.rz  tim  sich 
leicht  erklar:,  als  na«.'h  Kavsers  VermurLun;:'.  der  hinter  h'-tiorr:^  eine 
Lücke  annahm,  in  we^'hor  v:ell.'i.:b.:  r*t,iitt'.t  gestarJen  hale.  Man 
kann  nooh  veivloioheii  Acad.  II  VI,  \'2  tum  f'.rr*:ni>{h.t  U'l  miw 
parfffh,  und  ibid.  -S.  i^2  t'int  ifiutis  fidditi.:'  i>'r.if.i']  ^-.rirai.  Den- 
noch so  pa>>on.i  und  aucemessea  gerade  iinser  Zusatz  i-t.  ihn  für 
nothwenvlisr  zu  erkl.ireu  wa^e  loh  iiiclit:  s-.broib:  '1--.Ü  au-.h  Cioero 
in  einem  l^niohstück  a;:?  ien  Academ.  n.  Tj^  Fair,  if-'h;  »vi  i'irji'tw: 
de  divin.  11  70,  144  mr^'jr  ad  Ohin'iia  i-iK>p.\i^':i  '.*•■•/'/'? ^?  ri^ns 
est hi  ;>i'mpiis  attru  j j<tj(/<'/i7<'rww  !> hi:  m n  n €  a d  ».  •> t-.  it  cto r  r m ; 
at  Hh  ^  vihO'S*  iv.quit  ,  , ,  post  idtht  ad  Ätti}  h"tt:ih:  und 
(rleich  im  Eiuiranir  des  Luoullus  selbst  d*  ih.d»  abS'^t-.y  ;Wof-r<  atdih's, 
cofitihuo  prattt>r.  lic'shat  in  im  t'?''.//«?  /*'//^  ii''i».mio.  p06t  hi 
A/r i c a m ,  / n d c  a d  c 0 n ^ ulat u m  u.  a.  ähnlich.  Per  präpo- 
sitioualö  Ausdruck  zumal  iu  Verbind üT;g  mit  einer  Zeitpanikel  er- 
leichtert die  Ergänzung  eines  passenden  Verliums  so  seiir,  dass  man 
sich  hüten  mus-s,  hier  hinzuzusetzen,  was  dor  Schriftsteller  lern  Leser 
zu  denken  überliess.  Anders  ist  os  freilich  bei  O-drum  in  der  Sudle 
der  Tuscuhinen;  gerade  die  Nacktheit  dieses  Accusativs  macht  das 
Bedürfniss  eines  VerbuuiS  um  so  fühlbarer,  zumal  bei  der  rhetori- 
schen Gleichartigkeit  in  der  Aufreihung  .ier  I>eisidoI»'.  Und  ein 
geeigneteres  Verbum*j  oder  an  geeignetererstelle  wirJ  man  nicht  ein- 


•)  Für  die  Angemessenheit  grade  dieses  Verbums  kann  man  noch 
vergleichen  de  uff.  II  r>,  1»;  qui«  est  enim  cui  non  iHirapicua  f^int 
Ula^  quae  pUirihua  verbis  a  Pauaetio  cowmemomntur,  ueminem 
neque  ducem  belli  nee  prificiptem  domi  mnguas  res  et  salutaris 
8ifi€  hoiiiinum  studiis  gerere  potuisse.  commemoratur  ab  eo 
Tfi^mis-ttKle^,  Pericleß,  Cyrus  cd. 


/.  VähhHt  Zn  Ciceto's  philosophischen  Schriften.  245 

setzen  können;  nnd  doch  ist  es  gerathen,  auch  hier  nicht  mit  zu  viel 
Confidenz  zu  reden.  Denn  die  Unmöglichkeit,  aus  repetunt  ah  Erech- 
theo  ein  passendes  Verbum  zu  Codrum  zu  ergänzen ,  wird  nicht  be- 
haupten wollen,  wer  z.  B.  eine  Stelle  beti-achtet,'- wie  de  nat.  deor.  III 
30,  74  repete  superiora^  TubuU  de  pecunia  capta  ob  rem  iudican- 
dam,  postenora,  de  incestu  rogatione  Pcducaea,  tum  hacc  quoti- 
diana,  sicae,  reneni,  peculatus,  tcstamentorum  etiam  lege  nova 
quaestiones ,  wo  repefe  nur  zu  super iora  gedachtes  Verbum  ist  (wie 
de  fato  15,  35  superiora  repetentcm),  zu  posteriora,  zu  haec  quoti- 
diana  dagegen  ein  anderes  ergänzt  werden  muss.  Allein  ganz  gleich- 
artig ist  dies  Beispiel  nicht,  schon  wegen  des  hier  hinter  repetunt  ab 
Erechtheo  (womit  noch  de  orat.  I  20,  91  cum  repeteret  usque  a 
Corace  ttcscio  quo  et  Tisia  zu  vergleichen)  eintretenden  "Wechsels 
der  Construction  in  Codrum,  und  überhaupt  macht,  wie  bemerkt,  die 
ganze  rhetorische  Fassung  der  Stelle  es  wahrscheinlicher,  Cicero  habe 
selbst  den  Zusatz  gemacht  und  commemorant  Codrum  sei  erst  in 
den  Handschriften  gekürzt  worden.  Ucbrigens  bemerke  ich  noch  zu 
den  Worten  ne  posset  agnosci  si  esset  ornatu  regio,  die  Jemanden 
anstössig  waren,  dass  Cicero  sich  derselben  Ausdrucksweise  bedient 
Academ.  prior.  II  21,  68  cum  tarn  vitiosum  esse  constet  adsentiri 
quicqnam  aut  falsum  aut  incognitum,  sustinenda  est  potius  omnis 
adsensio,  ne  praecipitet,  si  temerc  processcrit,  und  de 
nat.  deor.  II  57,  144  flc.xuosum  iter  Mbet,  ne  quid  int  rare 
possitf  si  Simplex  et  directum  patcret,  wo  Schoemann 
nicht  gut  erklärt  und  ein  einziges  Beispiel  aus  Gellius  anfuhrt,  das 
aber,  soviel  ich  sehe,  nicht  ähnlich  sondern  verschieden  ist  V  19,  9 
tarn  iure  hgequr  filius  siety  quam  si  ex  eo  patre  natus  esset,  denn 
das  ist  vielmehr  zu  de  legibus  II 22,  56  accrhiore  odio  incitatusquam 
si  tam  sapiens  fnissct  quam  fnit  vehemcns  und  den  dort  angeführten 
zu  stellen  und  anderen  Ciceronischen,  wie  Tusc.  I  24,  57  ut  grada- 
fim  respondens  codcm  pcrvrniat,  quo  si  geometrica  didicisset :  U 
7,  18  dixerit  sane  idem  in  Phnlaridis  tauro  quod  si  esset  in  Icc- 
tulo.  Acad.  II  39,  123  u.  a.  Was  endlich  den  mit  soviel  Confidenz 
wie  Unüberlegtheit  hingeworfeneu  Gedanken  betrifft,  dass  die  ganze 
den  Codrus  angehende  Stelle  eine  Interpolation  sei,  so  genüge  darüber 
folgendes :  wenn  die  Erwähnung  des  Codrus  als  gegen  die  im  Uebrigen 
festgehaltene  chronologische  Ordnung  eingezwängt  und  darum  als 
von  Cicero  nicht  herrührend  bezeichuct  wird,  so  ist  dabei  nicht  be- 
dacht worden,  dass  es  für  die  Anordnung  noch  andere  und  wichtigere 
Motive  gebe  als  die  Chronologie  und  dass  es  unzulässig  und  uner- 
träglich gewesen  wäre,  wenn  Cicero  die  beiden  Helden  der  Athe- 
nischen Sage,  Erechtheus  und  Codrus,  die  unter  gleichem  Gesichts- 
punct  auch  de  nat.  deor.  III  19,  49  und  de  fmn.  V  22,  62  zusam- 
mengestüllt  werden,  zum  deutlichen  Beweise,  dass  wo  Erechtheus  ist, 
Codrus  sich  einstellt,  hier  hätte  von  einander  trennen  und  denMcnoecas 
der  Thebanischen,  die  Iphigenie  der  Argivischen  Sage  zwischen  jene 
stellen  wollen.  Da  aber  Cicero  das  Natürliche  und  Vernünftige  thut, 


248  J'  VMen^  Zn  Giccro's  phLlosopbischen  Schriften. 

Terfallt  er  dem  Tadel  der  Kritiker,  oder  vielmehr  die  einzig  natür- 
liche Ordnung  wird  dem  Intorpolator  zugewiesen,  vom  Schriftsteller 
dagegen  erwartet  man,  was  jeder  Unbefangene  für  verkehrt  halten 
müsste.  Und  dabei  sitzt  das  Yorurtheil  so  fest,  dass  zwar  dio 
Schreibung  gui  item  oraculo  edito,  die  nur  bestehen  kann,  wenn 
vorher  vom  Orakel  des  Codrus  die  Rede  war,  festgehalten,  Codrus 
aber  beseitigt  wird. 

Cato  mal,  11  j  61  Qunnta  (auctorttcis)  füll  in  L.  Caccilio 
lictcUOj  quanta  in  A,  Ätilio  Calatino,  in  quem  ilJud  elogium: 
^unum  hunc  plurimac  conscjäiunt  gentes  yopuli  primarium  fuissc 
vinim.*  fwtum  est  vobis  Carmen  incisum  in  scpulcro,  iure  igitur 
gravis,  cuius  de  laudibus  omnium  esset  fama  conscniicns.  quem 
virum  nuper  P.  Crassi^m ,  pontificcm  maximum,  quem  postea  M. 
Lepidum,  eodem  sacerdotio  praeditum,  vidimus.  quid  de  Paulo 
aui  Africafw  loquar  aut  iam  ante  de  Maximo:  quorum  non 
in  sentcntia  solum  sed  etiam  in  mUu  residebat  auctoritas.  Ich  habe 
notum  est  vobis  {uob)  Carmen  geschrieben:  denn  für  augemessen 
kann  ich  weder  notum  est  totnm  noch  notum  est  id  iotum  earmcn 
halten ;  passend  war  notum  est  earmcn^  aber  dass  vor  Carmen  noch 
ein  Wort  stand,  dafür  spricht  dio  Ucbeiliefening,  im  Leid,  notum 
est  itiotum  Carmen,  in  Baitcrs  Q.  notum  cxtimo  Carmen ;  denn  was 
die  übrigen  bieten  notum  est  totum  oder  notum  totnm  est  c. 
scheint  zurechtgemachte  Lesung.  Mit  notum  est  vobis  Carmen  vgl. 
6,  16  ceteraquc  gravissime:  notum  rnim  robis  Carmen  est.  Do  nat, 
deorum  I  40,  113  adnuere  tc  vidvo;  nota  enim  tibi  sunt,  Laol.  3, 
1 1  quid  dicam  de  moribus  facUlumis  ,  ,  .  nota  sunt  vobis.  Ferner 
habe  ich  aut  iam  ante  de  Maximo  mit  den  Handschriften  (auch  dem 
Leid.)  festgehalten;  denn  die  Vulgata  quid  de  Paulo  aut  Africano 
loquar  aut  ut  iam  ante  de  Maximo,  wofür  man  auf  c.  4  verweist, 
kommt  mir  wenigstens  seltsam  vor,  oder  lag  nicht,  wenn  Cicero  das 
gemeint  hatte,  nam  de  Maximo  iam  ante  nahe  genug.  Jetzt  deutet 
er  an,  dass  noch  vor  Paulus  (dem  Macedonicus,  wie  ich  meine,  vgl. 
6,  15;  23,  82)  und  Africanus  von  Fabius  Maximus  zu  reden  sei, 
ähnlich  wie  de  nat.  deor.  I  24,  GG  isla  cnim  f  lag  Uta  Dcmocriti  sirc 
etiam  ante  Leucippi^  wo,  was  au  unserer  Stelle  nicht  einmal 
nothwendig,  etiam  ante  nur  mit  dem  Namen  Leucippi  zu  verbinden 
ist,  wie  hinwiederum  Tusc.  IV  5,  l()  in  his  explicandis  (prrturba- 
tionibus)  vetcremillam  equidem  Pgthagorae primum,  dein  Pia- 
tonis  descriptionem  sequar  dio  Zeitbestimmungcu  primum,  dein  nur 
zu  den  Genetiven  der  Nauien  gehören  ('ich  will  vou  jener  Eiutheilung 
Gebrauch  machen,  die  Pythagoras  zuerst,  daun  Plato  aufgestellt 
hat'),  eine  Verbindung,  die  ja  auch  sonst  nicht  unerhört  ist,  so  dass 
man  sich  billig  wundem  muss,  über  die  Kritik,  die  der  neueste  Er- 
klärer der  Tusculanen  ül)er  diese  Stelle  verhängt  hat. 

Laelius  23,  ^G  Una  est  enim  amicitia  in  rebus  humanis  de 
cuius  utilitatc  omnes  uno  ore  consent iunt.  quam  a  multis  rirtus 
ipsa  contcmnitur  et  Kcnditatio  quuedam  atque  ostenlatio  esse  diel- 


«/.  VMen,  Zu  LiTins  fünfter  Decade.  247 

tur ;  muUi  diffitias  despidunt^  quos  parva  contentos  tenuis  victus 
ctiUmqiiC  dclectai;  honores  vero,  guorum  cupiditate  quidam  *n- 
flammantur,  quam  multi  ita  contemnunt^  ut  nihil  inaniuSy  nihil 
esse  Icvius  existinicnt,  itemque  cetera,  quac  quibusdam  admirdbilia 
ridcniur,  permulti  sunt,  qiiipro  nihilo  putent:  de  amicitia  omnes 
ad  unum  idcm  scntiu7iL  Ich  habe  quam  a  tnultis  geschriobou;  dass 
die  Uoberliefernng  quamquam  a  multis  dem  Zusammenhang  zuwider 
sei,  hat  Madvig  bewiesen,  aber  quamquam  mit  ihm  zu  tilgen,  hat 
das  Bedenken,  dass  man  den  Anlass  zur  Einfügung  dieser Conjunction 
nicht  erkennt.  Mit  der  Wortstellung  quam  a  multis  vergleiche  de 
off.  II 19,  67  sed  tarnen  ridcmus,  quibus  extinctis  oratoribus  quam 
inpaucis  spcs,  quanto  in  paucioribus  facultas,  quam  in  multis 
Sit  audacia. 

Wien,  im  März  1873.  J.  Vahlen. 


Zu  Liyius  fünfter  Decade. 

XLIY  6,  5  (in  der  Schilderung  der  Unbesonnenheit,  mit  welcher 
König  Ferseus  beim  Herannahen  des  römischen  Heeres  seine  festen 
Plätze  aufgegeben)  duos  enim  saltus,  per  quos  lüde  eradere possent^ 
habehant  Romani,  unum  per  Tempe  in  Tlicssaliam,  altcrum  in 
Maccdoniam  praeter  IJium,  quac  utraquc  regis  tcncbantur  prae- 
sidiis,  itaquc  si  sua  intrcpidus  custodiens  primam  speciem 
adpropinquantis  terroris  sustinuisset ,  neque  reccptus  Romanis 
per  Tcmpe  in  ThvssaUam  neque  commeatibus  pervehendis  ea 
patuissct  iter.  Die  Handschrift  itque  sidua  inirepidus  x  dies.  In 
der  daraus  gewonnenen  Vulgata  itaquc  si  dux  inirepidus  x  dies  kann 
weder  dux  bestehen  noch  x  dies,  das  wie  jede  Zeitbezeichnung  — 
man  \\iii  vm  paueos  dies  gedacht  —  durch  primam  speciem  ad- 
projjinquantis  terroris  sustimiisset  ausgeschlossen  ist.  Wie  in  obiger 
Schreibung  aus  intrcpidustodicns  (nachdem  ciis  von  dus  verschlun- 
gen) viio  handschriftliche  Lesung  geworden,  erkennt  man  leicht;  für 
das  hier  angemessene  allgemeine  sua  vgl.  u.  a.  33,  22,  4  Boios  .  . 
ad  sua  tuendu  aversos  esse. 

Nachdem  im  Folgenden  die  für  den  König  ebenso  günstige  wie 
für  die  Kömer  ungünstige  Position  dargelegt  ist,  heisst  es  zum  Schlüsse 
desselben  Capitels  (§  17) :  quorum  nihil  cum  dispexisset  caecata 
mens  subito  terrorc^  nudatis  omnibus  praesidiis  patefactisque  bcllo 
cunctis  aditibus  Vtßdnam  refugit,  ])\{i  l\^üz\i,  pntefactisquae 
bcllo  f actis  addypißCam  rcfugit.  Dass  zu  pale  facti  s  bcllo  ein  zweites 
iJomen  erforderlich  sei,  erkannte  Madvig,  dass  aber  weder  portis 
noch  claustris  sondern  aditib.  das  richtige  sei,  dafür  bürgt  die  ausser 
Acht  gelassene  Schreibung  addypfiVam,  worin  aditib.  pydnam 
deutlich  vorgezeichnet  ist,  und  überdies  die  genaue  Parallele  im  Ein- 


t48  /.  VäMen,  Zu  Lmos  fünfter  Decade. 

gang  des  Capitels  (§  2)  ex  prnesidiis  rerocat  omnesque  aditus  aperit 
hello.  Dass  cunctis  in  Folge  der  Einwirkung  des  nahen  patcfactis 
in  faciis  übergieng,  begreift  wer  die  Wiener  Handschrift  kennt. 

In  dem  knrz  yorhergehenden  (§  15)  Olywpi  rndires  montis 
verlangen  Madvig  und  Weissenborn  die  Umstellung  OJywpi  montis 
radices.  An  dem  was  37,  4,  7  steht  Coracem  occupaverunt  montem 
hat  Niemand  Anstoss  genommen. 

XLV  24,  14  schliossen  die  Rhodier  ihre  Rede  mit  den  Worten 
hostes  Rhodios  esse  Romani  iudicare  possunt^  [fa cere  no7\  pos- 
sunf]:  est  enim  et  nostrum  aliquod  de  nobis  iudicium,  quo 
numquam  iudicfibimus  ttos  vestros  hostes,  nee  quiequam  hostiJe 
etiamsi  omnia  patiemur  fuciemus.  Ich  habe  facere  non  possunt 
hinter  possunt  eingeschoben,  das  den  Gegensatz  in  den  Gedanken 
bringt,  der  im  Folgenden  ausgeführt  wird.  Die  Vulgata  E.  iudieare 
possunt:  est  tarnen  et  nostrum  thut  der  handschriftlichen  Uebor- 
liefening  iudicare  possunt  teste  est  enim  et  nostrum  nicht  Genüge 
und  ebenso  wenig  überzeugend  ist  Madvigs  iudieare  potcstis:  est 
tarnen  et  «.  Dass  vielmehr  in  possunt  teste  est  enim  das  unbrauch- 
bare teste  als  eine  deutliche  Dittographio  seiner  Umgebung  einfach 
auszuscheiden  sei.  ist  eine  richtige  Bemerkung  eines  Scminarmit- 
gliedes,  dessen  Versuch  jedoch  danach  die  vorangehenden  Worte  zu- 
rechtzurücken, keine  Billigung  finden  konnte.  Der  Zusatz  der  Worte 
facere  non  possunt,  deren  Ausfall  leicht  erklärlich  ist,  macht,  denke 
ich,  alles  klar. 

Wien,  März  1873.  J.  Vahlen. 


H.  Crott,  Kritisches  za  des  Earipidcs  Helena.  249 


Kritisches  nmi  Exegetisches  zu  des  Euripidos  Helena. 

Hei.  151.  nlov^f  ij^ev\  aviot;  atji^avei.  So  kann  Helena  dem 
Teukros  nicht  erwidern.  Dieser  erklärt  144 — 150  als  eigentlichen 
Zweck  seiner  Hieherkunft  die  Absicht,  sich  bei  Theonoe  Kaths 
zu  erholen ,  wo  er  das  von  Apollo  ihm  als  Wohnsitz  zugewiesene 
Inselland  Kjpros  zu  suchen  habe.  Darauf  hin  entgegnet  ihm  Helena, 
er  solle  von  diesem  Vorhaben  abstehen,  da  ein  längeres  Verweilen  an 
diesem  Orte  mit  der  höchsten  Gefahr  für  ihn  verbunden  sei.  Theonoe 
also  könne  ihm  nicht  das  Ziel  seiner  Fahi-t  näher  bestimmen,  sondern 
—  80  hcisst  es  in  der  überlieferton  Schreibung  —  die  Fahrt  selbst 
wird  es  zeigen.  Allein  das  ist  ja  doch  kein  verstandiger  Gegensatz. 
Dieser  vorlangt  nothwendig  die  Opposition:  nicht  Theonoe,  sondern 
du  selbst  musst  für  dich  allein  das  Beisezicl  finden.  Kurz  für 
nhwg  ist  zu  setzen:  vovg,  lo  ^bv\  at^vog  ai]f.iavei:  dein  eigener 
Verstand  wird  dir's  sagen. 

267  f.  oacig  fuev  ovv  eig  (,dav  aTtoßliniov  Tvxfjv 

TrQog  ^6(dv  xaxoviai,  ßagv  wfcV,  oiazeov  dofifog, 

Hermann  bemerkt  zu  der  Stelle:  quoniam,  qui  unam  ali- 
qtuitn  in  fortunam  infuetur,  in  en  felicitatem  suam  positatn 
putatf  rede  sane  dictum  est  elg  /aiav  ajroßleniov  Tvxr^v.  Non 
male  Unncn  scriberctur:  oacig  fjiv  ovv  «Je;  fiiav  OLnoßXejtTOv 
Tvxfjv  TTQog  d-euiv  yLay.ovrai,  Bleiben  wir  vorläufig  bei  der  Her- 
mannschen  Erklärung  der  Ueberliofcning  stehen,  so  kann  der 
Sinn  derselben  nichts  anderes  bedeuten,  als  das:  Glücklich  ist 
im  Verhältniss  zu  mir  jeder,  der  nur  des  einzigen  Glückes,  das 
er  besitzt,  beraubt  wird.  Anders  Härtung,  der  übersetzt:  Wer  Göt- 
terunbill leidet,  stets  nur  einerlei  Schicksal  erfahrend,  trägt  es 
schwer  und  trägt  es  doch,  und  in  der  Anmerkung  zu  dieser  Stelle  zur 
Rechtfertigung  seiner  Auffassung  auf  Med.  247 :  rjftli'  (V  ayayxt] 
^Qog  (xiav  if'vxhv  ßl^neiv  verweist  zum  Beweise,  dass  airoßXeneiv 
eg  Tiva  oder  ßXtJiEiv  nqog  xiva  bedeute,  von  jemand  abhängig  sein, 
sich  nach  ihm  richten.  Der  Gedanke  sei  also  der  oft  wiederkehrende, 
dass,  wer  ein  Glück  nie  gekannt  hat,  die  Entbehrung  weniger  schmerz- 
haft empfinde,  als  wer  es  verloren  habe.  Allein  zugegeben,  dass  dies 
ein  echt  Euripideischer  Gedauke  ist,  wie  er  es  wirklich  ist  —  man 
vergleiche  nui*  unsre  Fabel  V.  417  fl'.  ovav  d'dvrjQ  j  nga^fj  xaYMg 
vilff-Xngj  elg  dtj&iav  \  Tiiirrei  naxiio  tov  7idlai  dvadai/itovng  oder 
Iph.  Taur.  1118  ff.  Cr/A^/fd'  alaav  did  nav  \  zog  dvadcu^ov'  iv 
yoQ  avdy  \  'Aaig  ov  TLOftvei  avvzQoq^og  wv  \  ^ieroißdXko)v  dvadai- 
^oyiav  \  ro  di  ^er  evivxiav  yMxov  \  a&ai  dvaudig  ßaQvg  alwv 
oder  Herc.  für.  1291  TLi/Jkr^inivo)  de  (f(orl  fiaxaQUit  nore  \  ai  fue- 
TaßnXai  Xvjiifiov  (t)  d^del  xaxwg  |  €av\  ovdiv  dXy€7  avyyenug 
dvatrpfog  wv  oder  frg.  287  (Nauck)  15  ff.  o  ^  ovdiv  oidelg^  did  \ 
tiXovg  di  Svarvxuiv  |  voatode  vix^'  zov  ydq  bv  rr/ttifievog  \  ova 


tSO  J7.  CroHt  KritiflcbeB  zn  des  Enripidcs  Helena 

oiSey,  ael  dvarvxiav  xaxcSg  t*  Ixtov,  \  ovrnyg  ofieivoy  /nij  Ttenei" 
Qaa&ai  ycaXciv.  Ebouso  Hec.  375  ff.  —  allein,  dies  zugestiiudon, 
muss  sich  diese  Sentenz  auch  hier  wiederholen,  wo  sie  gar  nicht 
am  Platze  ist?  Denn  dann  müsste  Helena  im  folgenden  Beweise 
für  ihr  frühei-es  Glück  aufzählen,  dessen  sie  nun  verlustig  ge- 
gangen ist.  Davon  aber  findet  sich  keine  Spur.  Nur  von  ihrem 
jetzigen  Unglück  spricht  sie.  Noch  oberflächlicher  ist  der  zweite 
Grund  Hartungs  für  seine  Erklärung ;  denn  wenn  auch  in  der  an- 
gezogenen Stelle  aus  der  Medea  in  dem  fiXiireiv  stgog  f,uav 
tlwx^jv  der  Gedanke  vollstündiger  Abhängigkeit  des  Weibes  vom 
Manne  liegt ,  so  bedeuten  die  Worte  eben  docli  nichts  anderes ,  als 
dass  der  Frauen  Pflicht  es  ist,  den  Blick  gericlitot  zu  lialten  auf  den 
Wink  des  Eheherm.  Doch  auch  die  Hermann*sche  Erkh"iruug  scheint 
mir  einen  schiefen  Gedanken  in  die  Stelle  hineinzulegen  insofern  als 
es  sich  nach  seiner  Auffassung  um  die  Lage  einer  solchen  Person 
handelt,  welche  angewiesen  auf  ein  einziges  Schicksal  —  qui 
unam  aliqwim  in  fortunam  inhictur  —  in  der  Veränderung  dieses 
ihi'  Unglück  findet.  Wäre  aber  dies  der  Sinn,  so  müsste  Helena  im 
Gegensatz  hiezu  bei  sich  hervorheben,  dass  im  Unterschied  zu  jenen 
niedrigstehenderen  Persönlichkeiten,  deren  Glück  und  Unglück  von 
einem  einzigen  Umstände  abhängt,  sie  als  hochgestellte  li'ürstin 
gleichsam  eine  ganze  Reihe  von  Angriffspunkten  für  das 
Schicksal  bietet,  von  deren  jedem  einzelnen  aus  das  Unglück  über  sie 
hereinbrechen  kann.  Allein  auch  von  einer  derartigen  Gedankenver- 
knüpfung vermag  ich  nichts  zu  entdecken.  Ebenso  bringt  der  even- 
tuelle Besserungsvorschlag  Hermanns  a7i6{iXe:rcoy  etwas  Fremdarti- 
ges in  unsere  Stelle.  Warum  nämlich  soll  gerade  nur  von  einer  coft- 
spicua  fortuna  hier  die  Rode  sein.  Ich  sehe  auch  keinen  Grund  zu 
Correcturen.  Die  Stelle  scheint  mir  bei  unbefangener  Betrachtung 
einen  ganz  einfachen  und  angemessenen  Verstand  zu  haben.  Helena 
klagt  2(;9  ft".  über  di<*  vielfachen  (Jnglücksschlage,  die  sie  getroffen» 
und  zählt  diese  dann  zuerst  mit  7iQ(otov  inir  270  und  tjienct  27J5 
auf,  dann  einfiich  mit  ob  immer  den  neuen  anfügend  277,  280,  282, 
284,  um  den  Schluss  mit  to  ö^  loxcttov  vovt  287  zu  machen.  Ist 
sie  besonders  unglücklich  durch  die  Menge  der  L'nglücksschläge,  die 
sie  betroffen,  so  ist  ihr  gegenüber  glücklich  zu  nennen,  wer  nur  in 
ein  Unglück  gerieth.  Dies  aber  besagt  V.  207:  Schwor  zwar,  doch 
erträglich  ist  die  Last  dessen,  welcher  nur  auf  eine  einzige  Schick- 
salsfügung sciiauend  d.  h.  in  Rücksicht  auf  eine  einzelne  Fügung  des 
Schicksals  von  den  Gottern  geschädigt  wird. 

325.  Diesen  Vors,  der  immer  scliworfiillig  bleibt,  mag  man 
Hermanns  oder  Musgraves  Interpunction  annehmen ,  möchte  ich  ge- 
strichen wissen.  Dom  Gedanken  fügt  er  kein  neues  Moment  hinzu, 
sondern  wiederholt  nur,  was  317  gesagt  war  ^  i«  jutvi'  i^iiaicaai. 
Entstanden  ist  der  beanst^indete  Vers  aus  V.  .*U7  und  uns  530  ?/  ytavi 
alrjO^dg  aide.  Mau  vergleiche  auch  823:  :iavr  olö'.  Dagegen 
glaube  ich,  dass  das  Wort  7iavia  aus  dem  ochtou  V.  326  verdhüigt 


//.  CroH,  Kritisches  zu  des  Earipides  Helena.  tSl 

wurde,  nachdem  einmal  vor  diesen  der  interpolierte  o^evTfSQ  eiaei 
navta  eingefügt  war,  und  dass  die  Lücke  ergänzt  wurde  durch  Ein- 
setzong  von  vdiade.  V.  326  also  wird  nach  Entfernung  von  325  zu 
lesen  sein:  h%oia  iv  oiytoig  nawa  ri  ßXirvEig  TtQooa); 

577  f.  Gerade  die  Menge  der  Vorschläge  zur  Heilung  desTeites- 
verderbnisses  in  Y.  578  und  die  Verschiedenheit  der  Erklärungsver- 
suche beweist,  dass  ein  sicheres  Eesultat  noch  nicht  erzielt  worden 
ist,  rechtfertigt  aber  zugleich  einen  neuen  Versuch,  zu  helfen.  Meiner 
Ansicht  nach  lässt  sich  der  Vers  577  to  ouifi  ofioiov,  %o  de  aaq>ag 
fi  ajroaT€Q€i,  me  er  überliefert  ist,  erklären.  Nur  scheint  mir  Her- 
manns sed  id  quod  certum  est  {reram  Jlelenam  in  antro  esse)  prirat 
me  te  uxore  zu  gekünstelt.  Ich  nehme  an ,  dass  Menelaus  mit  dno- 
CTeoel  nicht  seine  Rede  schliessen  wollte,  sondern  dass  er  hier  bloss 
durch  die  in  lebhaftem  Gefühl  losbrechende  Helena  unterbrochen 
wurde.  Nach  dnoCTSQU  ist  demnach  zum  Zeichen  dessen  ein  Gedan- 
kenstrich zu  setzen.  Menelaus  aber  führt  579  zwar  den  Inhalt,  nicht 
aber  die  Form  der  577  unterbrocheneu  Kede  weiter.  dnooTeqüv  ist 
hier  wie  gleich  hernach  ^(faiqHO^ai  V.  680  mit  dem  doppelten  Ac- 
cusativ  construicrt.  cf.  Krug.  47,  13.  10.  Menelaus  also  sagt:  Der 
Leib  ist  ähnlich ;  der  Sicherheit  (nämlich  der  Uoberzeugung,  dass  ich 
in  der  That  in  dir  Helena  vor  mir  habe)  beraubt  mich  —  nun  wollte 
er  fortfahren,  der  Umstand,  dass  ich  eine  andere  als  meine  wirkliche 
Gattin  Helena  kouno,  wie  es  581  heisst :  i'AÜ  voaovfUVy  ozi  da- 
jua^'  akk7]v  €X(o.  Vollständig  ausgeführt  könnton  die  Worte  des 
Menelaus  etwa  so  lauton:  to  de  aaqfig  ^i  dnOGTsqüi  Tgohji^sv 
aXkr^v  (hl  yrvdixa  vavatoho.  Bei  dem  Worte  aTTOGTeQEi  aber  unter- 
bricht ihn  Helena,  welche  nicht  zugeben  will ,  dass  irgend  etwas  an 
der  Sicherheit  der  Ueberzeugung  fjphlen  könne,  wenn  die  Augen,  der 
Sinn,  auf  welchen  allein  es  ankommt,  ihr  Zeugniss  geben.  In  den 
Worten  der  Helena,  die  su  überliefert  sind:  axii/^a^'  tI  anv  del  rig 
iari  aov  aotfwieQog  muss  zunächst  zweiorlei  beibehalten  werden. 
Erstlich  das  a/iipcti ;  denn  dem  Bedenken  des  Menelaus  V.  575  gegen- 
über, der  seinen  Augen  nicht  trauen  will,  muss  gerade  auf  diese,  als 
die  sichersten  Richter  über  Wahrheit  oder  Schein,  hingewiesen  wer- 
den. Ebens<»  darf  an  dem  rlg  tOTi  aov  aoqxoTtgog  nicht  geändert 
werden.  Entsprechen  doch  diese  Worte  dem  ei-sten  Theile  der  Frage 
des  Menelaus  in  V.  575  ov  :iov  (pQoya)  fiiv  ev  ebenso  gut,  wie  das 
aiuüfai  dem  zweiten  Theile  des  angezogenen  Verses.  Audi  djis  Wort 
diäa^ei  580  schützt  das  überlieferte  aocpwzeQog.  Denn  da  die  Auf- 
gabe dos  äiddazaXog  ist  aXXov  riva  aoq>6v  Jtoiiiv,  so  bedarf  eben 
nur  der  keines  Lehrmeisters ,  der  selbst  weise  ist.  Es  bleiben  noch 
die  Worte  li  aov  du  übrig.  Hier  muss  aov  gcstrichon  werden.  E^ 
entstand  durch  Ditt4>graphie  aus  dem  gleich  nacli folgenden  zig  lazi 
aov  aoffMieQog,  oder  violmehr  der  Abschreiber  —  wir  sind  ja  hier 
bloss  auf  einen  einzigen  angewiesen  —  irrte,  verleitet  durch  die 
Aehnlichkeit  des  Anfangs,  bei  der  ersten  Frage  tI  du  gleich  auf  die 
zweite  ilg  iaii  aov  ab,  und  die  spätere  Correctur  führte  zu  dem  vor- 


nt  B.  Cron,  Kritisches  zu  des  Eoripides  Helena. 

liegenden  Fehler,  indem  nun  zwar  das  richtige  Sei  eingesetzt,  daß 
unrichtige  aov  aber  daneben  beibehalten  wurde.  Der  ganze  Vers  ist 
80  zu  schreiben :  ayJiliar  xi  dei;  zig  iaii  aov  aocpdreQOi;;  betrachte 
mich!  Was  fehlt?  Wer  ist  klüger  als  du?  (nämlich,  dass  du  erst  auf 
ihn  zu  warten  brauchtost),  üie  abgebrochene  Rede  scheint  niir  der 
aufgeregten  Stimmung  der  Sprechendon  anpassend  zu  sein.  Das  fra- 
gende t/  dei  hat  sein  Correlat  in  dem  Behauptungssatze  Suppl  594 
iv  d€i  fjovov  ftov  X.  r.  X,  Die  Auslassung  des  Dativs  der  Person  an 
unserer  Stolle  erklärt  sich  daraus,  dass  die  Beziehung  au  sich  klar 
ist  und  die  Lebhaftigkeit  des  bewegten  Gemüthes  das  Ueberflässige 
bei  Seite  lässt. 

Für  den  vielbchandolten  Vers  679  mochte  ich  folgende  Fassung 
Yorschlagen:  xi  d^  elg  XQiatv  aoi  zon'd^  *'^'/X'  'Hqcc  yx(y,6v;  In- 
wiefern hat  Hera  in  Rücksicht  auf  den  Streit  zwischen  diesen  dir 
Leid  zugefügt.  Diese  Form  genügt  einerseits  dem  Zusammenhang ; 
denn  dem  ti  d*  entspricht  das  folgende  wg  dffehuTo,  xazor  aber 
wird  näher  erklärt  durch  V,  682  t?M!iiova  T?Mfumog  en/iMO  ^i- 
yvjiT(i)  Andrerseits  ist  die  Veränderung  des  handschriftlichen  r«rf* 
in  ri  d*  und  die  von  y.ayiwv  in  y.axov  eine  sehr  leiclite. 

712  f.  £1?  de  nwg  cLvaaiQhffhi  \  i'/.eiai  yay.ela  avwftQVJV.  Ueber 
den  Sinn  dieser  Worte  kann  kein  Zweifel  walten,  er  ist  derselbe, 
welchen  Euripides  so  oft  ausdrückt,  unter  anderem  in  ähnlicher  Fas- 
sung in  den  V.  1137  ff.  unserer  Tragödie:  or/  ^tog  r-  jui^  ^eog  rj  rn 
fiiaor,  Tig  (frfl  eqtvrr\öctg  ßqovviv  funxQOvauov  TitQctg  evQelv,  og 
TQ  &€iüv  faoQ^  devQO  xat  avxhg  ixetoe  xal  7iahv  dvriXoyntg  jirp 
dilivz'  dveXTiiaimg  xvxaig;  Aber  die  Fonn  erregt  mir  höchsten 
Anstoss.  Wie  lässt  sich  hier  ein  Object  sei's  zu  avaocQtcpei.  sei's  zu 
avaiftQiov  entbehren?  Wie  sehr  dies  nothig  sei,  davon  geben  unwill- 
kührlich  die  Uebersetzer  Zeuguiss.  Härtung  z.  B.  sagt:  Wie  wunderbar 
—  ist  dos  Himmels  Fügimg !  Weise  droht  und  wendet  er  hinüber  und 
herüber  alles.  Was  aber  berechtigt  ihn  bei  Beibehaltung  der  hand- 
schriftlichen Ueberlieferung  zu  dem  Zusatz  „alles  ?•  Const.  Matthiä, 
der  den  Mangel  fühlt,  sucht  dadurch  abzuhelfen,  dass  er  vorschlägt: 
ev  8i  TTiog  avaarqicfBi  f.xilae  y.dy.itae  draqtQiov,  og  f,iiv  jrorti 
I.  €,  facile  deiis  in  mcUns  conrcrtit  quamvis  huc  illtic  jactans  /a- 
borantcm,  und  fügt  hinzu:  quihus  aptisslme  dvpingitur  Hdenac  et 
Mcnelai  sors,  qui  diujactati  adtrrsae  fortunac  fluctibns  in  partum 
jam  pvrvcntxiri  erant.  Dem  Sinne  nach  entsprechend,  allein  erstlich 
ist  die  Anknüpfung  des  Relativums  og  mit  Härte  verbunden,  sodann 
erwarten  wir  zu  dvaaiqiqu  oder  dvarfiqiov  ein  sächliches  Object 
statt  eines  pei-sönlichen.  Was  aber  hier  einzusetzen  ist,  das  zeigt  uns 
die  Panillelstolle  Suppl.  331  6  yctq  d-eo^  nai-x  dvctaiQhrfei  ndhv. 
Auch  hier  ist  zu  schreiben:  iv  de  ndw  avaavqfcfei  fyeiae  Tcdy.eia^ 
dva<fiqiov.  Die  Autorität  des  Stobäus,  der  ^nog  hat,  wird  man  nicht 
gegen  diese  Correctur  anführen.  Wie  wenig  sich  dieser  bei  seinen 
Citaten  genau  ans  Wort  band,  zeigt  eine  vergleichende  Betrachtung 
der  Citate  nur  aus  einer  Tragödie  mit  der  Ueberlieferung  unserer 


H,  Cron,  Kritisches  zu  des  Earipides  Helena.  25S 

Handschriften.  Hat  er  ja  auch  gleich  im  vorhergehenden  Verse  og 
iXBi  Ti  7coixtlov  für  dg  k'q)v  tt  TtOixiXov,  Höchstens  kann  die  Ab- 
weichung des  Stobäischen  Citats  dafür  Zeugniss  geben,  dass  das 
Flickwort  Tiwg  schon  frühe  für  7capt^  eindrang.  C.  Matthiä  aber 
nimmt  an  dem  o  fiiv  novei  an  sich  Anstoss.  Quid,  so  sagt  er,  insuU 
sum  illud  0  fiiv  Tiovel?  quod  6  f,iiv  jtoviUv  avoQd-ovtai  vel  stmili 
modo  dicendum  fuissc  dedarant  et  quae  proxime  sequuntur  et 
quae  722 — 72!}  ad  haec  illustranda  upponuntur.  Diese  Bemerkung 
ist  unrichtig.  Der  Bote  beginnt  mit  dem  allgemeinen  Gedanken,  dass 
die  uuerforschliche  Gottheit  trotz  des  gegentheiligen  Scheines  alles 
zum  Besten  zu  lenken  pflege.  Diese  Sentenz  will  er  durch  Beispiele 
nüher  beleuchten.  Auch  diese  Exemplification  leitet  er  zunächst  in 
allgemeiner  Form  ein  o  ftiiv  rcovei,  obwol  ihm  hier  gleich  der  concrote 
Einzelfall  d.  h.  das  Schicksal  des  Menelaus  vorschwebt,  der  bis  dahin 
ein  novüjv  nun  aus  der  Noth  eirettet  ist.  Nun  ist's  aber  durch  Praxis 
und  Theorie  reichlich  bekräftigt  —  in  letzterer  Beziehung  vergleiche 
man  nur  die  Menge  von  Antithesen  in  den  Tragikern  —  dass  der 
Satz  durch  Gegenüberstellung  des  Gegensatzes  viel  entschiedener  her- 
vorgehoben wird.  So  drängt  sich  auch  beim  Boten  nach  dem  o  fiiv 
novei  in  V.  714  f.  sogleich  der  Gegensatz  ein,  und  erst  716  kehrt  er 
wieder  zum  ursprünglichen  Gedanken  zurück,  der  aber  nun  eine  Ver- 
änderung der  Form  erleidet.  An  Stelle  des  allgemeinen  o  ^uv  nnvu 
tritt  das  spezielle  öv  yuq  x.  t,  X.  Erklärt  wird  dieser  Wechsel  da- 
durch, dass  schon  bei  dem  o  /niv  novei  der  Bote  an  Menelaus  dachte, 
erleichtert  der  Uebergang  durch  die  gleichsam  parenthetisch  einge- 
schobenen Verse  714  f. 

785.  vßqiv  d^  ißqltiiv  elg  e'fi  ijV  bvXr^v  iyco.  Belässt  mau 
den  Vers  so,  wie  ihn  die  haudsC|^iriftliche  Ueborlieferung  bietet,  so 
kann  der  Sinn  keiu  anderer  sciu,  als  den  Hermann  angibt,  dass  sich 
nämlich  Helena  damit  auf  ihre  Stellung  als  Sclavin  bezieht,  von  der 
sie  schon  275  ff.  sprach.  Allein  unmöglich  kann  Helena  inmitten  der 
Worte,  die  von  der  Gefahr  ihrer  Vermählung  mit  Theoklymenos  han- 
deln, plötzlich  von  der  Sclavorei,  in  der  sie  steht,  sprechen  und  noch 
dazu  in  so  allgemeinen  Ausdrücken,  die  für  jede  schmachvolle  Be- 
handlung passen,  nicht  bloss  für  die  Versetzung  in  Knechtschaft.  Hier 
kann  aber  von  letzterer  gar  nicht  die  Rede  sein,  wie  das  Vorhergehende 
und  Nachfolgende  zeigt.  V.  784  fragt  Meuelaus  staunend  und  drän- 
gend zugleich,  ob  wirklich  die  783  gegebene  Andeutung  einer  ander- 
weitigen Vermählung  der  Helena  auf  Wahrheit  beruhe.  Die  Antwoi-t 
der  Helena  785  muss  also  eine  Bejahung  oder  Verneinung  dieser  Frage 
enthalten.  Und  dass  ersteres  der  Fall  ist,  beweist  uns  ganz  sicher  V. 
788  Toö'  ioT  l'/Mv  GLiviypL  o  nQoaiiolov  xXviOy  der  seine  Erklärung 
durch  V.  470  ff.  erhält.  Die  Antwort  der  Helena  aber  785  enthält 
nicht  nur  eine  Bejahung  der  Frage  dos  MenelaiLs,  sondcm  erweitert 
auch  noch  deren  Inhalt ;  denn  in  dem  vßgiv  &^  vßqiteiv  ist  nicht 
nur  gesagt,  dass  von  Seite  eines  anderen  ein  Ehbund  mit  Helena  beab- 
sichtigt ist,  sondern  auch,  dass  diese  Absicht  in  einer  beschimpfenden 


254  H.  Cfon,  Kritiflches  zn  des  Enripidcs  Helena. 

Weise  durchgefQhrt  werden  soll.  Eben  deshalb  ist  auch  Boissonades 
Aenderung  von  d'  in  /  zu  vorwerfen ,  da  mit  ye  nicht  ein  neues 
Moment  hervorgehoben  wird ,  sondern  nur  eine  frühere  Behauptung 
durch  Hervorhebung  einer  besonderen  Seite  an  derselben  verschärft 
wird.  Die  Aenderungen  des  Folgenden  nun,  sei's  Madvi^^'s  eiy  i'zhjy 
fyw  oder  Hartungs  ijv  ye  fnj  TJiahjv  iyio  befriedigen  midi  nicht.  Ich 
glaube,  dass  der  Fehler  zunäishst  in  den  Worten  elg  f/i*  rjv  zu  suchen 
ist,  in  denen  wir  eine  falsche  Trennung  der  ursprünglich  zusammen- 
geschriebenen Buchstaben  €IC€M€  vor  uns  haben.  Diese  waren  viel- 
mehr aufzulösen  in  £i'  oe  fitj. 

Was  in  den  noch  übrig  bleibenden  Buchstaben  zu  suchen  ist. 
kann  mit  Sicherheit  niclit  angegeben  werden.  Wol  aber,  welcher  Sinn 
in  denselben  lag.  Dem  Gedanken  entspricht  diese  Ergänzung :  hl^itja 
fyd.  Lässt  sich  ein  sinnverwandtes  Verbum  finden,  welches  den 
überlieferten  Zügen  mehr  entspricht,  um  so  besser;  bis  dahin  schreibe 
ich  den  Vers  so:  vßgiv  &"  viiQtuiVj  u  ae  ftij  WifiijO  fyio.  Jeden- 
falls entspricht  so  derselbe  dem  Zusammenhang  der  vorliegenden 
Stolle  wie  den  sonstigen  Angaben  uusres  Stückes  über  das  Verhältniss 
der  Helena  zu  Theoklymenos.  Um  seinen  Nachstellungen  zu  ent- 
gehen, flüchtet  sie  sich  zu  dem  Grabmal  des  Proteus  cf.  V.  G3,  315, 
528,  797,  1178;  ihm  traut  sie  541  ff.  zu,  dass  er  einen  anderen  ab- 
gesandt habe,  um  sich  ihrer  zu  bemächtigen.  Mit  I?eclit  also  kann  sie 
von  dessen  vßqig  sprechen,  wie  sie  auch  833  sich  so  ausdrückt:  ya- 
fiovfiai  Vj  raXaiv  iyw  ßl<f.  Was  sie  aber  zu  so  standhaftem  Beharren 
bei  ihrem  Widerstand  ^(^^(in  das  Drangen  des  neuen  Herrschers  ver- 
mochte ,  war  die  Ehrfurcht  für  ihren  Gatten ,  die  Kücksicht  auf  die 
diesem  schuldige  Treue.  Dies  aber  drückt  sie  mit  eben  dem  Vorbum 
xif.iav  aus  V.  04  tov  7rakca  6  i/aov  -noaiv  \  riiaoacc  IJQioTewg 
^yfjfia  TiQoaTriTVüi  Toäe  \  r/Jtig^  Vr   dväQL  rdfia  öictGilfOi]  X^yj]. 

Für  V.  866  möchte  ich  als  leichteste  und  doch  genügende 
Aenderung  der  Ueberliefemng  d^elov  da  ae^urov  ^eofidv  «i/lfgot; 
ftivxiov,  deren  ünhaltbarkeit  anerkannt  ist,  vorschlagen:  ■!)'€ifo  di 
ae^ivov  d^ig  tov  aii^tQog  fivyov.  Die  Verwechslungen  von  ov  und  (i), 
von  ov  und  ov  sind  so  häufig,  dass  eine  Heilung,  die  nur  diese  zu 
Hilfe  nimmt,  jedenfalls  gelind  zu  nennen  ist.  Die  Vertauschung  von 
(OV  und  ov  ist  in  Wahrheit  gar  keine  Aenderung.  So  bleibt  nur  noch 
die  Trennung  von  &ea/[t6v  übrig.  Nachdem  aber  einmal  ^eg  tov  in 
O^eOTOv  zusammengewachsen  war,  erklärt  sich  der  Uobergang  von 
diesem  zu  {yea^iov  von  selbst. 

105C.  naXaioTrigyaQTfoXoyfif  y  tvsau  Tig.  Hermann  führte 
statt  7ralai6Ti]g  aus  Hesychius  d;rai6Xrj  ein.  Härtung,  der  „das  selt- 
same Wort"  verwirft,  schreibt  7rdXaia/Aa  fiuv  ydg  toj  loytt)  y  kvea- 
TL  Tif  nicht  ohne  dreifache  Aenderung  und  ohne  das  Flickwort  ftiv. 
Ich  kann  mich  überhaupt  nicht  von  der  Nothwendigkeit  einer  Cor- 
rectur  überzeugen.  Mit  Recht  sagt  allerdings  Hermann :  kic  qui  in- 
terpretantur  stultitiam  vel  s^implicitatefn,  non  solum  in  ipso  i'ora- 
huJo  falluntur:  remm  ctiam  scntentiam  infernnt  plane  absurdam, 


H.  Cron^  Kritisches  zu  des  Enripidcs  Helena.  255 

absurdcquc  enunciatam.  Als  tbOrichtos  Begimieu  bozeiclmot  Moiio- 
laus  weder  vorher  noch  nachher  den  Vorschlag  der  Helena,  dem 
Theoklymenos  die  Nachricht  von  seinem  Tode  zu  überbringen.  Nur 
sieht  er  nicht  ein,  wie  derselbe  zum  Ziele  führen  soll.  Darauf  sind 
demnach  auch  alle  seine  Fragen  gerichtet.  In  dem  Zusatz  1056  aber 
liegt  ein  Ausdruck  des  Zutrauens  in  seine  Gattin,  nicht  des  Miss- 
trauens.  Eben  dies  Zutrauen  veranlasst  ihn  auch,  dem  Vorschlag 
derselben  bis  auf  den  Grund  nachzugehen,  während  Misstrauen  ihn 
bestimmt  haben  müsste,  denselben  gleich  abzuweisen.  Den  Grund 
seines  Vertrauens  in  die  Zweckmässigkeit  des  von  seiner  Gattin  in 
Vorschlag  gebrachten  Rettungsmittols  gibt  er  an  in  den  Worten  yr«- 
hxioTf^g  yag  x.  t.  X.  Inwiefern,  das  ist  der  Zusammenhang  von 
V.  1055  und  1056,  verhilft  uns  dein  Vorschlag  zur  Rettung?  Ich 
glaube  nämlich,  dass  dies  der  Fall  ist,  „denn  eine  gewisse  Altor- 
thümlichkeit  liegt  in  deinem  Worte*'.  Das  kann  aber  nichts  anderes 
bedeuten  als :  der  Umstand,  dass  dein  Itath,  einen  Lebenden  für  todt 
auszugeben,  schon  öfters  Eettung  brachte,  bestimmt  mich  auch  ihm 
zu  vertrauen ;  nun  will  ich  noch  das  Nähere  von  dir  hören.  Ich  möchte 
nun  glauben,  dass  Euiipides  absichtlich  diese  Fassung  des  Verses 
1056  wählte,  um  an  Soph.  El.  59 — 66  zu  erinnern.  Will  man  aber 
dies  nicht  annehmen,  so  geben  doch  die  Schollen  zu  der  angeführten 
Sophoklesstelle  deutlich  zu  erkennen,  dass  dieser  Kunstgi-üf  X6y(t} 
9av6vru  tQyoioi  aq^d^r^vai  ein  altbekannter  und  altbewährter  war, 
so  dass  also  einerseits  Menelaus  von  vornherein  auf  ihn  Zutrauen 
setzen,  andrerseits  Euripides  ihn  mit  dem  Worte  7calai6Tt]gf  dem 
nichts  weniger  als  eine  verächtliche  Bedeutung  beiwohnt,  bezeichnen 
konnte. 

1074.  'jt6in7Tif.ioi  f.i6vov  I  kaicpei  Ttvoal  ytvoivvo  y.at  vecjg 
dQOfdog,  Nun  kann  aber  doch  der  Hauch  des  Windes  und  der  Lauf 
des  Schiffes  nicht  einander  parallel  gegenübergestellt  werden  als  zwei 
Dinge,  welche  für  das  Segel  zu  wünschen  sind,  da  ja  der  Lauf  des 
Schiffes  abhängt  von  dem  Wehen  des  Windes.  Der  Nominativ  3q6' 
flog  ist  unei-träglich,  statt  seiner  muss  der  Dativ  gesetzt,  also  gelesen 
werden:  7i6fi7ii/iioi  fnovnv  Xai(pei  nvoai  yivoivTO  xat  vetog  ögofifp. 

1117.  Man  glaubte  hier  mit  Aufnahme  der  Aenderung  von  L. 
Huffhiann  geholfen  zu  haben,  der  an  Stelle  des  überlieferten  dg  e^o- 
lay  u.  8-  w.  schrieb  or*  e^ioXev,  Die  ganze  erste  Strophe  von  1107 
bis  1121  schloss  sich  dann  wesentlich  zu  einer  Periode  zusammen, 
und  die  Verbindung  ist  folgende:  Nachtigall  komme,  mir  in  meinen 
Klagen  über  das  Leid  der  Helena  und  die  Noth  Trojas  beizustehen, 
„als  er  kam,  kam,  der  die  rauschenden  Fluren  mit  ausländischem 
Fahrzeug  durcheilte,  der  zum  Unheil  für  dio  Priamiden  den  Ehbund 
mit  dir,  o  Helena,  herbeibrachte,  der  unselige  Freier  Paris  miter  dem 
Geleit  der  Aphrodite".  Zweierlei  wird  man  von  vornherein  zugeben. 
Erstlich,  dass  die  ganze  Periode  nicht  bloss  äussei-st  langathmig, 
sondern  auch  sehr  schwertallig  ist;  —  sodann,  dass  dio  Anknüpfung 
des  mit  .als^  beginnenden  Satzes  in  V.  1117,  wodurch  das  Sa- 


256  IL  Cron,  Kriüscbes  zn  des  Enripides  Helena. 

Tcgioeyra  noTfiOP  l/ixccicSv  vno  Ijdyxaiq  näher  erkläi-t  werden  soll, 
ganz  ungelenk  ist.  Nun  beruht  aber  gerade  diese  Verknüpfung  auf 
Conjectur,  eine  Correctur  aber,  die  solche  Nachtheile  im  Gefolge  hat, 
scheint  mir  zui*ückzn weisen.  Das  zweimal  in  den  Handschriften  am 
Anfang  des  1117.  wie  1118.  Verses  wiederkehrende  o<;  verbürgt 
zunächst  nur  die  Aechthoit  des  ersten  Buchstabens  o,  der  zweite  C 
konnte  beide  Male  leicht  durch  Dittographie  aus  dem  nachfolgenden 
£  entstanden  sein.  Nun  ist  aber  in  V.  1117  o  (T  zu  schreiben  und 
im  folgenden  oi*.  Demnach  lautet  der  Schluss  der  1.  StropJie:  o  d* 
Sfiolav  tiLioXe,  nidia  ßaqßaqti}  nXdvif  \  ot  idgafie  ^o^/«,  fulea 


nQiafudatg  aywv 


^axedaiuoyog  ano  lix^^  I  (^i^^^^  co  Ekiva, 


TlaQtg  alvoya^iog  noftTiaiaiv  Idq^QOÖhag.  Das  6  d*  bezieht  sich 
auf  noT^iov  des  V.  1115  zurück,  und  die  Verse  lauten  deutsch  so: 
Das  Verhängniss  aber  kam,  kam,  als  der  Unglücksfreier  Paris  unter 
dem  Geleit  der  Aphrodite  mit  ausländischem  Fahrzeug  die  rauschen- 
den Fluren  durcheilte,  von  Lacodämon  her  den  Priamiden  zum  Unheil 
den  Ehbund  mit  dir,  o  Helena,  führend.  So  erhalten  wir  zugleich 
ungesucht  eine  treffliche  Gliederung  der  ersten  Strophe,  wie  eine 
von  selbst  sich  ergebende  conforrae  Eintheilung  des  ganzen  Chorlieds. 
An  die  Aufforderung  des  Chores  an  die  Nachtigall,  ihm  Beistand  zu 
leisten  in  seinen  Klagen  über  der  Helena  und  Trojas  trauriges  Loos 
1107—1116,  schliesst  sich  naturgemäss  die  Erinnerung  an  den  An- 
fang des  Unglücks  an  1117—1121.  Gieng  diese  in  den  Worten  der 
Helena  229  ff.,  welche  zum  Theil  bis  ins  Einzelne  des  Ausdrucks  mit 
unsrer  Strophe  übereinstimmen,  zurück  bis  auf  den,  welcher  die  Tanne 
fällte,  die  das  Material  zum  Schiffe  des  Paris  bot,  so  begnügt  sich  der 
Chor  hier,  auf  diesen  als  den  handgreiflichen  Urlicl)er  des  Unglücks 
zurückzuweisen.  Nun  zur  äusseren  Conciniiität ,  welche  durch  die 
Annahme  eines  stärkeren  Einschnittes  nach  hr/x^ig  entsteht.  In 
sämmtlichen  4  Strophen  unseres  Chorliedes  sehen  wir  eine  Zweithei- 
lung durchgefülirt,  die  auf  einer  in  jeder  Strophe  gloichmässig  zu 
Tage  tretenden  Gegenüberstellung  von  allgemeineren  Gedanken  und 
speziellerer  Ausführung  derselben  beruht.  In  Strophe  I  zuerst  Angabe 
des  Themas  des  Liedes  überhaupt:  Klage  über  das  Leid  von  Helena 
und  Troja,  dann  Hervorhebung  des  einzelnen  Urhebers  solchen  Lei- 
des, des  Paris.  In  der  entsprechenden  Gogenstrophe  ist  zuerst  im 
allgemeinen  von  dem  Unglück ,  das  alle  Achäer  auf  der  Heimfahrt 
betraf,  die  Kode ;  dann  aber  von  dem  spociellen  des  Menelaus.  Die 
2.  Strophe  beginnt  mit  der  Klage  über  die  ünerforschlichkeit  der 
göttlichen  Geschicke  und  den  unsteten  Wechsel  menschlichen  Schick- 
sals. Diesen  Gedanken  erläutert  die  zweite  Hälfte  an  dem  Beispiel 
der  gottgebomen  Helena,  der  das  schlimmste  Schicksal  zu  Theil 
wurde.  Die  Antistrophe  bewährt  den  anfanglich  ausgesprochenen  Ge- 
danken von  dem  Unheil,  welches  das  Streben  nach  Kriegsruhm  an- 
nchtet,  in  ihrer  zweiten  Hälfte  durch  den  Hinblick  auf  das  Loos 
Trojas. 


H.  Cron,  Kritisches  zu  des  Euripides  Helena.  257 

Diese  Gegensetzung  von  Behauptung  und  Beispiel  tritt  in  dem 
zweiten  Strophenpaar  immer  gerade  in  der  Mitte  einer  jeden  Strophe, 
nach  dem  7.  Verse,  ein.  In  der  ersten  Antistrophe  finden  wir  den 
entsprechenden  Einschnitt  nach  dem  10.  Verse,  nach  kccfiipag.  Wie 
aber  hier  durch  einen  Punct  der  Einschnitt  bezeichnet  ist,  so  werden 
wir  Gleiches  auch  nach  dem  10.  Verse  der  Strophe  erwarten.  Dies 
aber  hat  sich  uns  von  selbst  ergeben  durch  die  Veränderung  der  über- 
lieferten (ig,  einmal  in  6  d\  das  auderemal  in  ot\  eine  Aenderung,  zu 
der  uns  zunächst  die  Hücksicht  auf  den  Sinn  nöthigte. 

1180,  ).v€x}^  Ut/riTcag  \  (pacvagy  OTtadoi,  y.axxoiniLed-^  ag- 
flava.  Härtung  übersetzt:  Holiah!  die  Pforten  aufgeschlossen,  los- 
gelöst die  Boss  im  Stall!  Dass  dies  der  erforderliche  Sinn  sei,  ist 
klar;  wie  aber  derselbe  aus  den  vorliegenden  Worten  herausgefunden 
werden  könne,  sehe  ich  nicht  ein.  Denn  )yV€^  iTTiXiTLag  q^aTvag  kaiiti 
nur  heissen :  Loset  die  Pferdekrippcn !  Was  aber  soll  das  heissen  V 
Hier  glaube  ich  ist  das  Heilmittel  einfach.  Für  iTi/mag  ist  zu 
schreiben  UnriTtd  und  dies  Adjectivum  zu  verbinden  mit  aqiiava, 
eine  Verbindung,  die,  nur  mit  der  Veränderung  dass  statt  der  Fonii 
urnrAfig  die  gleichbedeutende  ijü/nng  eintritt,  wiederkehrt  in  V.  1495 
fiokoivi  noO-i/iniov  ccQiua  \  di  alO^igog  ufievot  \  TiaidegTvvda" 
Qidat.  q'CLTvag  aber  ist  in  den  Genetiv  q^rvtjg  umzuändern.  Löset, 
so  heisst  es  jetzt,  die  Kossgespanne  von  der  Krippe  und  führt  sie 
heraus ! 

1233 — 1237  ist  eine  Verschiebung  in  der  ursprünglichen  An- 
ordnung der  Verse  vor  sich  gegangen.  Klar  wird  dies  vor  allem  da- 
durch, dass  zwischen  1234  und  1235  durchaus  kein  vernünftiger 
Gedankenzusammenhang  besteht.  Auf  den  Vorschhig  der  Helena  1233 
der  Vergangenheit  ganz  zu  vergessen,  antwortet  Theoklymenos:  LTnter 
welcher  Bedingung?  denn  eine  Gunst  ist  der  andern  worth.  Nun 
verlangt  doch  ein  vernünftiger  Fortschritt,  dass  Helena,  wenn  sie 
wirklich  den  Theoklymenos  um  die  Gewährung  einer  Bitte  angehen 
will  —  und  sie  ist  ja  eben  jetzt  im  Begriff,  die  Erlaubuiss  den  Mene- 
laos  zu  bestatten  sich  anszubitteu  —  die  günstige  Gelegenheit  er- 
greift und  antwortet:  Uer  Gegendienst,  den  du  mir  leisten  sollst,  und 
die  Bedingung  meiner  Aussöhnung  mit  dir  sei  die  Gestattung  des 
Begraimisses  meines  Gattvn.  Davon  aber  kommt  kein  Wort  vor,  son- 
dern 1235  heisst  es  einfach  wieder:  Lasst  uns  einen  Vertrag  schliossen 
und  versöhne  dich  mit  mir,  worauf  Theokl.  antwortot:  loh  lasse  allen 
Groll  gegen  dich  fahren,  er  iViogo  empor  in  die  Lüfte.  Jetzt  endlich 
kommt,  was  wir  schon  nu<li  1231  erwarten  musston.  in  1237  die 
Bitte  nachgehinkt.  Nun  könnte  man  allerdings  zunädist  an  eine  In- 
terpolation der  beiden  lästigen  Verse  1235  und  123G  denken,  zumal 
sie  einen  neuen  Gedanken  nicht  einführen.  Allein  das  Mittel  ist  zu 
gewaltsam,  besonders  da  der  Ausdruck  in  V.  123G  acht  poetisch  ge- 
halten ist.  L'nd  nicht  die  Wiederholung  desselben  Gedankens  bewirkt 
den  lästigen  Eindruck  der  besprochenen  Verse,  sondern  die  unpassende 
Stellung.  Bei  der  überraschenden  Neuheit  des  Vorschlages  der  He« 

Muchrlfl  f.  d.  5ii«rr.  Qymn.  1S73.  IV.  Iltfl.  17 


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Ih'i   .<iiiii   vriliiifl    Hill  liw  »'ihll!',   liiis  /«'il^t  «Ii.-r  ".     "IT.J"*:-: 

hili'.i'ii'l«'  \«i-.  «I.i      Mnii'l.iir.    .|iM"  M  H»  v- I.     •  z.  r* :  ;.: 
«I»' .  I  lü'lii' I.      |iiiilii  il.i  ■  iliMi  xMtli'rl'iilir,  ih'T  ::_  >';    :■ 

<l,li  ml  lii'inll  .  ij.i  !•  iin-iMiM  lif  wir«',  W'CUI.  ■?-.:.  .":.r 
«I.MU'imIr.  -.rill  '.Mii.li'.  hfl  III  «li'iii  iiiitfi'ii  iiMi«.- l.*-ir-i  ^- :.  "--—  ^2 
i'iimi'il,  -l.i .  II  •  li'iii  nliiii.il-  Ulli  Mrli»siiHL' /".  -i  -  ~  ~:  r-:~-' 
Ii;iIh«  l.i;.|iiM  .iIhi  lim  .Uli  I  hii"i'ii  <M'il:inl<f'n  I.-.:.  -'i,:.*-':  ^-r  .- 
in  \ .  I  MV  ••liiii"  Hill  iiiir  wiiklnlii«  Vt'ran'U'r:i;.  j  ;-.  r  ".-—••.•"•'"_:- 
iiöllii^^  /ll  li.iliiMi.    rtii  l»i.iinlii'M   um  .las   .ft//./.(r/üi'~7i  ..:.*• 

fn'iiiH'U.  .ll.'.  ••     «liM    I  "ll     11    ilii'i.   n.imlirli  i*v  m- :"- •.  "j^-i   _•     -  -^ 
uytnni'  iiini     l»ii   \     Mli   l.iutiM  .|;inn  >«•:  Ihr  —  . '..        -  — .  •    -■-- 
t;u"li  nliiu'   Niil/iMi   \Mii   Ulli    .111 'i'i iilVii   wonii-n,    Tj.i-.:.   :      .'"-::.    -'? 
n«'ulr;ii»'ii  Ailu'i  liM-    in//n    nun  nynitnd'  .-iin«!  a-Iver*  .  ..  .■'*.     :' 
ein  iM'luaurli,  iln   ln«'i   v ••III.miuiih'U   j'.iMiM'liHVitiL'f  i<  ui.:    '     .   i-" 
IJi'M'hr.inkuui'.i'u.  ilu-  llniii.inu   111    i'nnT  AnnuTki.iiir  Z".  i*"-     r"'*:: 

•J'Jll    UnsiMiT  'l'l.ir'i.iir    lii.H  ht       lliMlU     /i/J.liitU     .in/j.a    *:;£      ".  '     '' 

»•li«*n  lili  irli  ///> MI.'/.'  <#»>/i'  i(/in ni m k: /.Xniti^.  FOi  -it:  .-.'.t.:- 
«Ir^  fiil^riuli'n  Vri.  ••  1  I  ••Uli'  .il»ii|iil  shluTi'  Mni('Tnla"i  '  .••  '•'- 
iIitIiIimi  /.((i  h.i{ii(  y  \v"l  unlii  /u  rnruluMi.  Nimmt  ü.-.l  ..  -  '.'. 
h'icliti'sti'  V»»r;iuiliMi!ii':  •■•  .iIi-ti  .  /i'/  //  nt  au,  >n  isf  li':/.'»'r7- 
ihm.'Ii  alr>  \\<Mt»'ri»  u.iImmi'  I'.i'  iiuiumu"  /ii  /.■'/// rj///  711  fa^^en.  v..'.  — 
wenJon  «laniit  «ii«'  '»11  wii-il.'rlniljiMi  .\iirul"un::«'n  ili-r 'it"»tt«M'  m«L:  .  *? 
i»l»ji;cti\  als  v«'1>?i'IiImIh'.  smulriu  aiu-li  n.ich  iIit  si]l»j«*rtivtTi  >c.:v  il*. 
«•bell  \M»j4t«n  iliivr  Vi'ri;i«l»li«hk«Mi,  Ir.iuriiri'  lir/iMrlinci. 

Hif)*.).  hi»»  .^cIih'iIhiu"  iIi".  Vi'i>r-:  lu  ui-v  ytui  uti  im  .'iJ- 
Quvm  vir  yoninr  ln-inhi  auf  CouiiMtiii  v«mi  M.  Si(»p]ianus.  dv'  ij> 
haiulMlirifUirlu'  /./'  iu  //,•  i.uiwaiiili'lli'.  Sn  Irli  hl  uuii  «Ücm?  Ai'iuit*rur.i: 
aurh  i^!.  m»  vMMiii^  sirh»'!  i'1'ilnMul  '  ic  lui"  hiiT.  wo  <icli  >«"»  vi^'.e 
Mi^sln'hki'itrn  ihiiuif  MTiiiu-hn.  hnni  wi-i  winl  l>«'i  iinlM'!a!:;rvi;or 
L»'.*iiiii:  i.]ii'<«T  Vi'r<«'  im«  h  «ia/u  im  Xi'ilanli'  .Irr  im  t^o^•k^.*^^t^'n.  ich 
iii«'kIiii' <a'-:'«'ii  jri*MliälKni;i.-ML'«'u .  'iiiiu'  ir«*halli'U«»n  \\«»rt('  ih-r  l*i"S- 
küirii  uirht  lia.^  tu  mit  ilriii  /nuaih-i  .-'.«'lu'Uih'u  cJ// M'ilümlt.-n.  ^tatt 
all  «'in  llyiKM'iialuii  kij  mv  .tuanna  iii-  yoninv  zw  «lonki'n.  lUi:^ 
->iMm'  I']nts(liiil«liiriin;j:  ii"h  nur  in  aurL'"i*r«'L''liT  K'nli»  lintiet,  «li«»  sit-h 
jiiclit  naeli  «U-n  stri-ntrstiMi  I'^l'«'!!!  iIim"  «'••n^trurlinii  rii-hiot.    .S«»dai)ii, 


H.  Cron,  KritiäcLes  zu  des  Earipides  Helena.  85S 

die  Möglichkeit  des  Hyperbaton  zugestanden,  was  lesen  wir  dann 
hier  ?  Bis  zu  der  jetzt  gegenwärtigen  Zeit  mnsste  jene  immerdar  iu 
deinem  Hanse  wohnen.  Ein  Widerspruch,  wenn  ich  nicht  irre,  und 
ein  entbehrlicher,  wenn  auch  nicht  fiilscher,  Pleonasmus.  Das  unbe- 
grenzte ^ immer'*  und  die  zeitliche  Einschränkung  auf  den  Termin 
„bis  zur  gegenwärtigen  Stunde"  enthält  den  Widerspruch.  Auch  so 
kann  man  denselben  nicht  wegräumen,  dass  man  sagt  aei  bedeute 
nur  die  ununterbrochene  Dauer  des  Aufenthalts,  die  mit  dem  gegen- 
wärtigen Augenblick  allerdings  ihr  Ende  erreicht  habe,  die  aber  bis 
dahin  doch  eine  fortwährende  gewesen  sei.  Denn  dies  widerspricht 
der  historischen  W\ihrheit,  da  Helena  ja  gar  nicht  von  je  her,  son- 
dern erst  seit  einem  gewissen  Zeitpunct  in  Aog}'pten  ist.  Ueberflüssig 
aber  ist  das  zu  Tragovra  gesetzte  vvr.  Ich  denke  ei  entstand  aus 
ursprünglichem  ov  und  viv  ist  Glossem  zu  nagovia  XQOvov,  das 
ein  urspi-üngliches  d*  elg  verdrängte.  Zu  schreiben  ist:  ov  fiiv  yaQ 
ael,  Tov  TtaQOvva  d'  lig  xqovov  \  y.Eivr^v  KavoiTteiv  aolöiv  iv 
öoitoig  ixQ^,^'^ 

Ansbach.  Heinr.  Cron. 


17 


Zweite  Abtheiluiig. 


Litcrarisclio  Anzeigen. 

Äddenda  lexicis  Latinis.  CoUegit,  annotatione  illasti*aYit  C. 
Paucker.  Dorpati,  1872.  pp.  104  u.  42  in  8.  —  Ladenpr.  2  Th. 

Suhindenda  lexicis  Laiims  a  quinti  potissimum  p.  C.  seculi 
scriptoribus  coUegit  C.  Paucker  (abe^edruckt  im  Bulletin  de  l'Aca- 
demie  des  sciences  de  Öt.  Petersboiir«».  tüine  III.  p.  399-458) 

Äddendorum  lexicis  Latinis  Siibrrlirta.  Colletifit  C.  Paucker. 
Dorpati,  1872.  pp.  32  und  28  (Programni  zum  70.  Jahrestag  der 
Universität  Dorpat). 

Herr  Prof.  Paucker,  durch  seine  Schrift  de  Latin itate  sniptorum 
bist.  Aug.  melotemata  ad  apparatnm  vocabuloriini  spectantia  (Dorpati 
1870)  als  Arbeiter  im  Fache  der  latein.  Lexicographie  schon  rühm- 
lich bekannt,  hat  sich  durch  vorstehende  Schriftwerke  ein  neues 
Verdienst  um  die  Kenutniss  der  Latinität  der  Grammatiker,  spätem 
Aerzte  und  Kirchenschrit'tstellor  (denn  aus  diesen  ist  bei  weitem  die 
grösste  Anzahl  der  Zusätze  entnommen)  erworben.  Ganz  ausgebeutet 
scheinen  freilich  nur  die  Aerzte  zu  sein,  aus  den  Grammatikern  und 
Kirchenschj'iftstellevn  hat  sich  «ier  Hr.  Verf.  wo!  nur  die  ihm  bos«>n- 
ders  aufgefallenen  Worter  notiert,  wie  im  Folgenden  meine  Zusätze 
zu  dem  in  obigen  Schriften  Gebotenen  zeigen  werden.  In  den  zahl- 
reichen Anmerkungen  giebt  der  Verf.  zu  den  als  Zusätze  im  Text 
gegebenen  Wörtern  entweder  blos  die  Anzahl  der  übrigen  von  gleicher 
Endung  an  (wobei  er  ält(  re  und  neuere  scheidet),  oder  er  führt  die 
bei  Späteren  vorkommenden  allo  wortlich  auf,  wobei  er  noch  manches 
in  keinem  Wörterbache  stehende  Wort  beibringt.  Da  obige  Schriften 
wol  nur  in  die  Hände  Weniger  komm«'n  dürften,  so  wollen  wir  eine 
Beihe  der  Zusätze  unseni  Lesern,  und  zwar  nach  den  Endungen  ge- 
ordnet, vorführen  und  mit  Zusätzen  aus  unseren  Sammlungen  be- 
gleiten. Also:  1.  Adjectiva  auf  r/r;  commituu-,  Ps.  Kuiin.  comm.  in 
Oseam  3  in.  —  dcficax,  Facund.  defens.  trium  capitul.  5,  2.  —  mag- 
niloquaXy  Intpr.  Orig.  in  L*<ai.  hom.  8,  2.  Gloss.  Labb.  —  praesagax^ 
Anecd.  Helv.  ed.  Hagen,  p.  74,  24.  —  vuniloquax^  Ps.  Augustin, 


C.  Paucker,  Addenda  lex.  Lat.,  ang.  v.  K.  E.  Georges,       t6I 

serm.  290,  2.  —  ventisonax,  Anthol.  Lat.  682,  7  R.  —  2.  Adjectiva 
auf  hundus:  incundahundus,  Eugar.  consultat.  Zacch.  Christ,  et 
Apollonii  phil.  1,  18.  —  ludifkahunus,  Sidon.  ep.  7,  14.  —  muta- 
hundus,  Petr.  Chr}'solog.  serin.  57.  —  rotabundus,  Chalcid.  comm. 
in  Tim.  15.  —  scrutabundus  (Jina/Miiiov),  ibid.  7.  —  ventilabun- 
duSf  ibid.  91.  —  Dazu  noch  (nicht  bei  Paucker):  aurigabundus, 
Jul.  Val.  rer.  gest.  Alex.  1,  17  ed.  Paris.  —  baldbundus,  Cypr.  ep. 
45,  3  (oves).  —  t^iabundus,  Jul.  Val.  rer.  gest.  Alex.  3,  33  ed.  Rom. 
(Itin.  Alex.  57  liest  ed.  Paris.  visabunduSy  welches  auch  zu  notieren). 

—  3.  Adjectiva  auf  fer-,  aseUifer,  Anthol.  Lat.  761,  57  ed.  Riese. 
(Cancer).  —  largifer,  Drepan.  Vulfino  v.  5  (puteus).  —  nübifer^ 
passiv  =  von  Wolken  getragen,  lectica  nub.,  Ps.  Augustin.  serm. 
180,  3.  —  sanctifcr^  spiritifer,  templifer,  Ignat.  ep.  ad  Ephes.  vers. 
vet.  9.  —  4.  Adjectiva  auf  ger:  anguiger,  Anthol.  Lat.  761,  57. 
R.  —  cristiger,  Anecd.  Helv.  p.  164,  15.  —  urniger,  ibid.  616,  6. 

—  5.  Adjectiva  auf  icius:  coacticius,  Cassian.  coli.  24,  26.  Fulg. 
Rusp.  de  quinque  qnaest.  36.  —  gladiatoricius ,  Marc.  Emp.  16 
(herba).  —  6.  Adverbia  auf  im :  adversim,  Claud.  Mam.  de  stat.  anim. 

1,  25,  2.  —  breviatim,  Isid.  de  offic.  occl.  2,  23,  5.  —  conceptimy 
Chalcid.  comm.  in  Tim.  337  (ut  conc.  dicatur).  —  faviUatimy  Vere- 
cund.  in  cant.  Habac.  27.  —  figuratim,  Intpr.  Iren.  4,  10,  1.  — 
reversim,  Mar.  Victorin.  adv.  Arium  2,  11.  —  Ein  Verzeichniss  der 
Adverbia  auf  im  gibt  (doch  ohne  Beleg)  Mahne  misc.  2  p.  92  sqq. 
aus  dem  ich  diejenigen  nicht  bei  Paucker,  Klotz,  auch  theil weise 
nicht  bei  Georges  stehenden,  deren  Fundorte  ich  nachzuweisen  ver- 
mag, hier  anfüge:  admcmbratim ,  Gloss.  Labb.  —  anseratim, 
Charis.  p.  182,  22  K.  —  caesariatim,  Gloss.  Labb.  —  conflatim, 
Gloss.  Paris,  ed.  Hildebr.  p.  67.  no.  257.  —  copulatim,  Diom.  p.  407, 
4  K.  Gloss.  Labb.  Gloss.  Paris,  ed.  Hildebr.  p.  67.  no.  257.  —  cm- 
ticulnthn,  Veget.  5,  2,  5.  —  didatim,  Gloss.  Paris,  ed.  H.  p.  104. 
no.  218  (wo  ditatim).  Isid.  Gloss.  p.  21  (6).  ed.  Graev.  —  disceptim, 
Glcss.  Labb.  —  enucleatim,  Prise.  12.  §  13.  Thom.  thes.  prol.  p. 
42.  —  gcminntimy  Diom.  p.  407,  8  K.  —  mucronntim,  Charis.  p. 
182,  5  K.  —  passcratim,  Charis.  p.  182,  22  K.  —  pvditcmptin, 
Gloss.  Labb. ;  vgl.  Gloss.  Paris,  cd.  H.  p.  335.  no.  104.  —  rcpentim, 
Glohs.  Labb.  —  Dazu  füge  noch :  altcrim,  s.  Ritschi  zu  Plaut.  Pseud. 
357.  —  glutinatim,  Thom.  thes.  p.  259  und  264,  6  (glutinatim,  i. 
e.  conjunctim).  —  perstrictim ,  Cassiod.  inst.  div.  litt,  praef.  extr. 
p.  509  od.  Garet. ;  expos.  in  psalm.  70  extr.  —  prolatatim,  Diom. 
p.  407,  6  K.  —  ui>natit}i,  Cod.  Theod.  1,  16,  12.  —  7.  Adjectiva 
auf  ifius:  agnotinus,  Diom.  p.  388,  7  K.  —  capniUnus  (=  ca- 
preolinus),  PI.  Val.  5,  36  (caro).  —  citriniis  (==  citreus).  Firm.  math. 

2,  12  extr.  (color).  —  coffscothms  {av.oturo^),  Lucif.  de  non  parc. 
p.  972  u.  990.  —  conacrprntinus,  ibid.  p.  1004.  —  curtalinus 
(=  cohortalinus),  Paul.  Nol.  e]>.  22,  2.  —  gruinuH,  Marc.  Emp.  18 
PI.  Val.  5,  33.  —  herinus  (=  hesternus).  PI.  Val.  2,  30.  —  hysi- 
dmuSy  PI.  Val.  5,  33.  —  ibicinus,  PI.  VaJ.  5,  45.  —  pecorinus,  PI. 


kr.t^vr.-  .  Mir--:,  riz::.  IC-  .>.ii  .  —  -■'■ -^^  ■»  .*.:  =  ri-ir^ii-iäN  Cüro- 
r*'.y:.  r:.  M:!::::l-  :.  »MS  «5^:2  .  —  :-'■  i-»''^o  Nicir^'-.ir:  .  Seit. 
P^.a/.i*.  14.  10.  —  i-v»i*<*t:*'"».'i;.  r..  Vil  j.  ::••  ii^i-sL  —  iui/- 
/^ii*»«^.  •jTrz.-*.  T:r.  i..-.:.  rrm«:.  10.  ü  i:^r3:r4  .    —    Düt:   a-i^s 

—  ro^^«!»»«*.  PriiiZ"  L.  Ter.  »5.  :-.  j^i  .>:x  .  —  7ii  ;:  .■r.n::i  innr 
mit  .v.h'^.  Lar/.  :r.  'i^n  L^u.  -•^I^^r:   i>ii  Pi.  Val.  1.  5?.  ?rit-  Plaoit. 

54,  3  rp«ll:5i.  —  ^.  A-ijr':::Ti  i^::  *>•<.?  tu:  AiTcrbii  i-i  < '•••.■  'j>.sv- 
lutivu.i,  [n:m.  p.  337.  l->  K.  iv^r*-,!  .  S^r^.  V:rz.  Ae-.  10.  j«.  iii. 
^ÄtalGsi.  —  flr'y«o^4^-?■^•'f.  Chirli.  r-.  114.  ;:3  ::.  r.  2o3.  y  K.  D::m.  p. 
;Jf!^,  20  K.  —  adopto-^.,  II:;:.  Irrn.  4.  20.  5.  —  'zf'.x  <*<r  ?>.  An-rcd. 
H<iiv.  p.  161,  Li  fori:!:-  •  —  •/rif'<''if-  •«?.  D:ä::ii.  p.  51.  7  K.  .iah. 
wol  auch  Invin.  p.  417.  17  mit  ei-:.  co«:.  Fans.  7530  zn  irsen:  adnu- 
tativa;  Ke.l  mit  Ojih  -4ß  a-inutiva».  —  oiritn-»i-^..  iHimaä.  «irp.  dub. 
2,  6.  —  f;r/mitha,  ae.  f..  Paul.  y.l.  *p.  'Jo  -ritr.  1  iazi  Veget.  mil. 
2,  9  p.  43.  13  ed.  Lani?.  A^igii-tm.  eaarr.  in  p-aizi.  34.  ^erm.  1. 
§  12:  virl.  c-raitiva  povr^tit-.  Aar:=tir..  ep.  :J2'>.  7  eiir.»  —  oyiw- 
jtro»fi-.-'KUr.  lio-iith.  p.  51.  7  K.  —  «o»' '•'./' '»i*.  Prl^^r.  pru^rrs.  2.  6. 

—  Ufrpnlr^^tiKHfi.  Ph-ei^d.  -..  Ar:ian.  2".  --  'h:r--*j-ftirir^.  I»i...in. 
ji.  3;;6,  2.  —  irrlntnad'*',  .V«  r-n  ai.  Hör.  .-p.  2.  2,  2:^.  —  rjrplan- 
fifiUiHH,  .Miir.  Vi'';roiiri.  Art.  «/r.  1.  2.  p.  4,  2-*^  K.  —  onyKftit'nus^ 
Vr\>(\.  i:i.  ^  i'l.  —  ifrOf'-nfjstat'J.irtiy,  Vigil.Tap?.  trinit.  7.  p.  266. 

—  fncrriiOtn.H'tf  Hieran,  in  Irh  38  in.  Aiu.'t.  pniedest.  *^.  11.  — 
motlrnir,  Chal'üd.  coinm.  in  Tim.  222.  Gi-'S-s.  LiiM».  —  n*  'itsirus, 
Mart.  Cap.  6  §  504.  Olo--?.  LhM«.  yf*nt'yit'(i'fto  u>,  I<i.l.  i|uu.  in 
Levit.  2,  2  Mazu  Aujruatin.  c.  iDen'iar.  §  26  »?xtr. :  c.  Faust.  »>.  0  in. 
22,  17;.  —  pHrificfttint.i^  Kiifin.  Ori;r.  in  iium.  iK'in.  24,  1.  —  >aht~ 
tativus,  Anecd.  Helv.  p.  243,  19  glos>.  cod.  Bi^rn.  (casus,  V..oativ). 

Dazu:  audh-uH,  Diom.  p.  417,  19  K.  Dn>ith.  p.  51,  10  K.  Fi»itii- 
nat.  art.  rliet.  3,  20  ed.  Halm.  —  consr^niivus  =:  bejahend.  IVinal.ad 
Ter.  Andr.  1,  2,  34.  —  diAimtativus^  auch  Anecd.  Helv.  p.  161,  13. 
—  nuntiuptilirr^  Facund.  Herrn,  del.  trium  capil.  1.4. —  vnravtivHS, 
fjampr.  Alf;x.  Sev.  15.  3  ed.  Peter,  fs.  George's  HandwOrterb.  Aufl.  6). 

9.  Adjectiva  auf  orhis  und  Adverbia  auf  orie:  alh'ctofiu^^  PI. 
Val.  4.  29  ''<;atapotia).  —  confpositorhis,  Eu^5t.  hoxaem.  1.  9.  — 
rofisuniwf/torltis,  Eust.  hf'XarMn.  2,  3.  —  contimitlntorius,  ibid.  1. 
7.  n.  <^ii»»>s.  Labb.  ■—  ro)ttf}rtntoriu<,  IjOo  ej).  23.  1.  —  dispitistflurir. 
Af-ron  »i\  Um,  S^it.  1,  10,  l.'i.  —  ^Xfiffffcnttoiie^  Intrp.  Orip.  in 
Malili.  1;M.  —  l'rustrfifnrif.  Leo  pp.  23,  2.  —  fflorificntorhis,  Eust. 
IiHxai'm.  4,  7  fvores).  -  lacnmatoriiis,  Sext.  Placit.  17,  1.  —  o^•^.»«- 
tittnrir^  Eust.  h(jxa«*m.  5,  6,  —  suhsann(ttnrfUi<^  Hieron.  in  lob  15 
fs««rnii)j.  —  Dazu:  afffTiurius  und  fahr icntor ins,  Aujrustin  de  genes, 
ad  liU.  §  !(!  viquadaui  affoctoria  et  fabricatoria,  wojedobh  vielleicht 
offectorla  zu  lenon  ist).  —  (ipptUtorinH  und  rxinihorius ,  Dionys. 
lixig.  de  crcat.  honi.  31.  —  exsecutorius,  August,  c.  litt.  Petil.  3, 


C  Paudser,  Addenda  lex.  Lat,  ang.  v.  K.  E.  Georges,       2ffS 

§  29  extr.  (potestas,  G^tz.  pot.  jiidicaria).  —  purificatorius,  Ambros. 
enarr.  in  psalm.  118.  serm.  16.  §  22  extr.;  hexacm.  2,  4.  §  17. 
Prosper,  c.  Collat.  15.  §  2.  -  10.  Adjectiva  auf  osus  und  Adverbia 
auf  05c;  fifnpeciosus,  Th.  Prise.  1,  6  in  lemm.  —  argumcvhiose^ 
Anecd.  Helv.  p.  55,  15.  —  brumosus,  Isid.  ord.  creat.  6  (aer).  Gloss 
(8.  Hildebr.  zu  Gloss.  Paris  ]>.  35.  no.  55).  —  cacrnlosus^  Sodiil.  op. 
pasch.  3.  p.  657.  tom.  19  od.  Migne.  —  cancro:>us,  Sext.  Placit.  11, 
6(vulnera);  17,  21  (ulcera);  dazu  Veget.  6,  2H,  5  (vulnera).  — 
carcinosuSy  Marc.  Emp.  4  (ulcera).  —  conviviosCy  August,  serm. 
126, 8 {dazu  convitiosuSy  Gloss.  Paris.  \).  79.  no.  429).  —  dacff/losus, 
Isid.  17,9,48.  —  dclicioscy  Intpr.  Orig.  in  Mattli.61.  —  dorsuosuSy 
Sülin.  27,  3  ed.  Momms.  —  effrduoi<Hif ,  PI.  Val.  praef.  (wo  Superl.). 

—  familiotius,  Porphyr,  ad.  Hör.  epod.  2,  65  (domus).  —  fvi-mcn- 
tosus,  Th.  Prise,  p.  4.  f.  317(6).  —  ffctiosuSy  Pjs.  Cypr.  de  aleat.  7 
exii".  (nomen).  —  fovtcrotius  (foctorosus),  Zeno  1.  tr.  15.  6  Ccada- 
vera).  —  f'ocifföftSy  Th.  Prise.  1,  21  (dehilitatio).  —  furrulosus, 
Apul.  her)),  56."  —  (fibbosifSy  Firm,  niath.  3,  5,  6  u.  6,  8;  4,  4  ii. 
ö.  a.  Isid.  quae-st.  in  Levit.  13,  3.  -  htqnobosus,  Ps.  Cypr.  sing, 
der.  26  (convivatjonos,  welcJies  auch  noch  bei  Klotz  und  Georges 
fehlt).  —  hffr.st}fo,sii!>y  Firm,  niath.  8,  30  (coitus).  —  hflcnt/osus, 
(Kuagr.)  Zacch.  et  Apoll,  consult.  1,  20  («Iah.  auch  vi«  lloicht  Schul. 
Juven.  11,  15  intentiose,  was  dort  codd.  PS.  habeu,  richtig;  Jahn 
intensius).  —  hnurntosus^  Euchypp.  vit.  Severin.  20  (vocifeiatio) 
libcntinsr^  Hist.  Apollon.  Tyr.  39.  —  niatcrtosnuy  Th.  Prij^o.  4.  f. 
317  (a)  vd.  Aid.  —  tnonnius  (von  mora),  Cassian.  coli.  17,  5  (reditus. 
langsame,  lancr  aufgeschobene).  —  nauf  raff  osus,  (M.  >lani  anim, 
1,  1  (pelagus).  Aeron.  ad.  Hör.  op.  9,  31  ed.  Hauth.  —  nibidosus, 
Lucif.  pro  Alhana>.  1.  p.  865  ed.  Miguo  (canes).  —  tainirostta^ 
Marc.  Einp.  33  (Pliu.  nat.  Ivist.  -ii).  ^  136  jetzt  Jan  und  Dotl.  rami-, 
to.si>).  —  trf'r/ffirasHs^  t^rfrischend.  Ps.  Augustin.  serm.  181  (amoe- 
nitas).  —  saitcbmsus,  (Hilar.  Arelat.)  carm.  in  genes.  7H7  (fnmes). 

—  yioftufosusy  Gloss.  LaM).  {H^ntfodtiy)  w.  GiM.  sap.  1,  14.  —  .sy>/- 
ntsus.  Isid.  17.  9,  :>  (herba).  —  Mahne  misc.  2.  p.  80  s<pi.  giebt 
auch  ein  Vorzeichniss  aller  ihm  bekannter  Adjertiva  auf  o.sus.  von 
denen  die  meisten,  welche  noch  ni<:ht  in  den  Lexicis  stehen,  theils 
in  (iloss.  Labb..  in  Isid.  Gloss.,  in  den  Gloss.  in  den  Gl.ass.  auct.  ed. 
Mai  tom.  3,  6  und  8  zu  finden  sind.  Au>serdem:  ninnsns,  Variante 
bei  Apul.  herb.  57  (58).  —  dut'mojuosus.  Kuhn,  rocogn.  3,  3  u.  a. 
Kerl.  )s.  yuiclierat  Addend.  lex.  Lat.).  —  unntHurfosuSy  Augustin. 
>enn.  183.  no.  3  e.l.  Mai.  llenediei.  reg.  4.  no.  39.  Gloss.  Labb.  — 
tjun't'lusNii,  Porpliyr.  ad  Hör.  carm.  3.  21,  2.  ('assiod.  var.  7,  14.  — 
rirluosusy  Enger,  l'nrmiil.  s]»irit.  p.  212  (rirituist\  (rruter  inscr.  807, 
3).  —  Dazu  ri£()}>us,  rixutfsfts.  rixiwsc.,  Them.  thes.  p.  504.  —  11. 
Substautiva  auf  ns  (4.  Decl.):  ap^jlaiisHS ,  Firm,  niath.  1,  10.  — 
asscflaiuSy  Th.  Prise.  4.  f.  314  (a)  cd.  Aid.  —  conqniJiius,  //,  M. 
Victorin.  adv.  Arium  1,  45.   — ■  confluxus,  //,  Cassian.  coli.  12,  9. 

—  consectatuSy  Dativ  und  Ablat.,  (Kulin.)  comm.  in  Oseam  1.  ad 


284         C.  Taucker,  Addenda  lex.  Lat.,  ang.  y.  JT.  E.  Georges. 

2,  5—7  und  14—17;  ad  3,  1—15).  —  convolutus,  GM.  1,  14 
(convolutibus).  —  crepitatus,  Dativ,  (ßufin.)  comm.  in  Joel.  ad  2  v. 
4  sqq.  —  denuntiatus,  Dativ,  (Eufin.)  comm.  in  Amos.  2.  ad  c.  7, 
4.  —  düapsuSj  Flur.,  Eucher.  formul.  spirit.  intell.  4.  —  dilecttis, 
Non.  p.  320,  18  ed.  Merc.  —  efflatuSj  Non.  p.  308,  4  (aber  schon 
Sen.  nat.  quaest.  5, 14,  3  Acc.  Plur.).  —  enuntiatus,  w,  Mar.  Victorin. 
art.  gi-amm.  1,  7.  —  ezcituSy  u,  Apul.  met.  6,  27  ed.  Eyssenh.  — 
figuratus,  m,  Diom.  p.  446,  14  K.  —  informntus,  w,  (Rufin.)  comm. 
in  Jo§l.  ad  2.  v.  21—23.  —  luxatuSy  Th.  Prise.  4.  f.  312  (a).  — 
ministratus,  u,  Paul.  Nol.  ep.  19,  5.  —r  mitigatus,  m,  Eufin.  comm. 
in  Amos  1.  ad  5.  v.  16  sq.  —  palpatus,  w,  Vig.  Taps.  c.  Eutych.  4, 
22  (dazu  Thom.  thes.  p.  427).  — perceptus,  w,  Gl.  Mam.  anim.  1, 
4.  —  perditus ,  Ps.  Cypr.  aleat.  6  ed.  Hartel.  —  permixtus ,  w, 
(Kufin.)  comm.  in  Amos  1.  ad  5.  v.  7  sq.  —  primitivatus^  Kufin. 
Orig.  comm.  in  ep.  ad  Kom.  1,  6;  in  numer.  hom.  3,  2  u.  4.  —  pri- 
mogenituSy  w,  Anonym,  (saec.  V)  de  genealog.  patriarch.  tom.  59. 
p.  523  ed.  Migne.  —  proculcatus,  Dativ,  (Kufiu.)  comm.  in  Amos. 
1.  ad  5,  1  sq.  —  raptafus,  Chalcid.  Tim.  18  u.  comm.  in  Tim.  72. 

—  rcvrrsus,  u,  Mar.  Victorin.  ai-t.  gramm.  3,  7.  —  sthnulatus,  Ps. 
Cypr.  ad  Vigil.  8.  —  reneratus,  m,  (Kufiu.)  comm.  in  Oseam.  1.  ad 
c.  2.  V.  5  sqq.  —  Dazu;  actäus,  u,  Prise.  6.  §  78  (et  forsitan  ideo 
etiam  acus  ab  acutu).  —  12.  Demiuutiva:  admotntiuncula,  Cassian. 
collat.  18,  11.  —  anulhi  =  anilla  (von  auus),  Prud.  perist.  6,  149. 

—  hasHicula,  Paul.  Nol.  ep.  32,  17.  —  campanolln^  Anecd.  Helv. 
p.  182,  29.  —  ckerculumy  Marc.  Emp.  IG  (auch  Not.  Tir.  ]>.  112). 

—  conserruhis,  Paul.  Nol.  ep.  22,  2.  —  cnntradictiuncnhiy  Vigil. 
Taps.  c.  Eutych.  5,  7.  —  cuairhitclla.  PI.  Val.  2,  30.  —  historiola. 
Gild.  Sap.  praef.  —  hmncnluSy  Marc.  Emj).  30.  —  lurictda  (von 
X(xiQa?)j  Ps.  Eucher.  in  regg.  comm.  3,  11.  —  manvipinlum,  Paul. 
Nol.  ep.  15  extr.  —  medinhim,  PL  Val.  1,  64  (ovorum  mediola).  — 
fiutrhuhis,  Petr.  Chr}'8ol.  sorm.  62.  — oblatinncula,  Cassian  incarn. 
Chr.  praef.  —  'püsiiUulua,  Marc.  P^rap.  16.  — platuln,  PI.  Val.  3, 1. 

—  posctila,  Th.  Pris.  1,  8.  — prudenticulus,  Auecd.  Helv.  p.  236, 
29.  —pustella,  PI.  Val.  3,  40;  4,  10.  Sext.  Placit.  5,  7;  7,  16, 
jmstiUay  PI.  Val.  3,  31.  —  scripturula,  Faust,  ep.  6  p.  853  B.  und 
856  D.  —  spicella,  Sext.  Placit.  11.  14^  —  surcilhis,  PL  Val.  2,  5 

—  icmpuscuhim,  Porphyr,  ad  Hör.  sat.  1,  4,  9.  —  tiHnt'olum,  Vita 
Hilar.  Arelat.  19,  wie  iiiunbulum,  Gloss.  Labb.  —  turbuhis  (von 
turbo),  Hist.  Appollon.  Tyr.  12.  —  raruluSy  Marc.  Emp.  8.  —  Dazu 
(tcrcnsfu>fculnf  (Inih^ifHa^  fj  voam^),  (tIoss.  Labb.  —  aratiuncula, 
Vulg.  1.  regg.  18,  32  (aratiunculae  duae).  —  arcella,  Augustin.  c. 
Faust.  5,  5  (aurum  in  arcellis  habere).  —  astulus  (von  astus,  List), 
Apul.  met.  9,  1.  —  graifola,  Thom.  thes.  p.  253.  —  grrgiculuSy 
Augustin.  ep.  93.  no.  49  cxtr. —  Jiorfatiunciila,  Thom.  thes.  p.  273. 

—  hosticufuSy  Not.  Tir.  p.  79.  —  ohicula,  Thom.  Thes.  p.  402  (6). 

—  raniculus.  Anal,  gramm.  ed.  Endlicher  p.  80.  —  rlxuUiy  Henzen 
inscr.  6187.  Thom.  thes.  p.  504.  —  ripariolus,  Gloss.  Labb,  — 


C,  Paucker,  Addenda  lex.  Lai,  ang.  y.  K,  E.  Gearges,      265 

veneficiolum,  Not.  Tir.  p.  134.  —  vitioliMu,  Gloss.  Labb.  —  13. 
Deponentia:  admentiri,  Intpr.  Iren.  2.  30,  9  (commentiri  auch 
ibid.  3,  3,  3).  —  adopcrari.  Solin.  2,  §  26.  —  aesculari  u.  alogiari, 
Dosith.  p.  59.  1.  K.  —  castrametari ,  Hieron.  de  situ  et  nom.  loc. 
Hebr.  p.  218  ed.  Vallars.  Gloss.  Labb.  —  causidimrL  Dosith.  p.  59, 
7  K.  —  ciraimobversari,  Intpr.  Iren.  1,  13,  6  (circumobversantos 
=  7C£QinoXiUoyT€g),  —  coauspicari,  ibid.  5,  5,  1  (coauspicantes 
=  7CQOOifuaK6u€VOi).  —  coinfantiari ,  ibid.  4,  38,  2.  —  cohifir~ 
mari,  Intpr.  Orig.  in  Matth.  72.  —  cougloriari,  Isid.  ord.  creat.  15, 
1.  —  contrartari,  Th.  Prise.  2.  ehr.  1.  —  dcfiteri  Verocund.  in 
cant.  Azar.  5.  —  ddiciari,  Kufin.  Orig.  in  psalm.  36.  Hom.  2,  6. 
Yen.  Fort.  11,  25,  2.  —  eludificariy  Porphyr.  adHor.  ep.  2,  2,  215. 

—  exaporiarf,  Itala  ep.  ad  Cor.  2,  4,  8  ap.  intpr.  Orig.  corani.  in 
ep.  ad  Roman,  praef.  —  cxoperari ,  Gloss.  Labb.,  exopcratuf^ ,  passiv, 
Intpr.  Orig.  in  Matth.  71.  —  imhecillari,  Dosith.  p.  60,  2  (Gloss. 
Labb.  aadbvio  invecillor,  d.  i.  imbecillor).  —  hifirmurf\  krank  sein, 
Vulg.  Job.  4,  46;  6,  2  u.  ö.  a.  Rufin.  Orig.  in  psalm.  37,  hom.  1,  2; 
infirmans,  siech,  krank,  Sulpic.  Sev.  vit.  S.  Mart.  18,  4  (vgl.  übh. 
Rönsch.  Itala  p.  370>.  —  ohsecundari,  Lucifer  de  reg.  apost.  p.  802 
ed.  Migne.  —  ojiprobari.  Exe.  de  idiom.  cas.  in  Gramm.  Lat.  tom. 
4.  p.  567,  8  K.  (opprobor  tibi  oveiäiuoj  aoi),  —  pactuari.  Exe.  de 
Const.  Chi.  Const.  M.  et  all.  impp.  49  (cui  Thcodoricus  pactuatus 
est,  ut  etc.).  —  phanfasman,  Intpr.  Iren.  2,  28,  7.  —  postscquiy 
Intpr.  Origin.  in  Matth.  124.  —  rvcapitulari,  Intpr.  Iren.  3,  21,  9. 

—  reMerprctari ,  Genad.  scrr.  eccl.  11.  —  rhythmizari ,  Intpr. 
Irfin.  2,  15,  3.  —  serehi,  Propprt.  4.  3,  21.  —  s\ü)indigniiri,  Max. 
Taur.  serm.  61.  —  suhpartiri,  Intpr.  Iron.  1,  15,  9.  —  ^upcrgra- 
iulnri.  Baruab.  ep.  vers.  vft.  5.  —  tolkdari ,  Dosith.  p.  61,  7.  — 
rerbosarü  Ps.  Augustin.  .»^erm.  265,  3oii.  283,  1  u.  a.  Eccl.  (s.  ßönsch 
Itala  p.  171;  davun  mhosator.  Them.  thes.  p.  72).  —  Dagegen 
fehlen  bei  Pauckor  aus  Dosith.  p.  58  bis  62  folgende:  apinari  (apinor, 
ei/Minloyio,  p.  58  not.  er.  17  ox  Charis.).  —  comitiari ,  cxtirnari^ 
fistuhiri .  hiundari ,  iurgnri  (auch  oft  in  don  Vulg.,  z.  B.  gen.  49. 
23;  exod.  17,  2  u.  Amm.  27,  3,  14:  aber  Hör.  sat.  2,  2.  100  i.st  jur- 
gatur  das  Passiv  und  Justin.  21,  5,  7  liest  Jeep  jurgare),  inUingiari, 
neifian',  jdoslrart ,  prarfrngari ^  itrarsidiari ,  praestiginrl  (auch 
Gloss.  Labb.  p.  145,  6).  rrgnlari,  sffHtiftri,  subsidiär iy  fibichmri, 
rrrtichian  (=  vortigiiiari ;  vgl.  Gloss.  Labb.),  rescari,Vi}\'\'  rrscatus 
au  tu,  —  atitidf  (auiictor.  yttQtiicM.nncct),  rvpvti  (repetior,  avad^yo- 
uai),  resdf  Porf.  (vosror,  iQHpnaai,  vestus  sum).  —  df-hirgiri,  — 
Dazu:  adjunuiy  Vulg.  gen.  50.  6  (adjuratus  es).  — admininihiri. 
Augustin.  c.  Acad.  1.  no.  21  oxtr.  —  argrotari,  Fronto  ad  M.  Caes. 
1,  3  p.  5  N.,  wo  nach  Studoniunds  Angabe  (bei  R.  Klussmann  Emen- 
datt.  Froton.  p.  18  not.  h)  nach  der  Handschr.  zu  lesen:  habe,  nequo 
doleo  jam  quicquam  nee  aegrotor  (wo  Studemund  die  Form  aegi*otor, 
die  in  den  hier  oben  angeführten  Depon.  ihre  zahlreichen  Analogien 
hat,  nicht  hätte  anzweifeln  j^ullon.  Er  liest  acgroto).  —  anxiari,  Vulg. 


206       C.  Patukerf  Addeiida  lex.  Lai,  ang.  v.  K.  E,  Georges. 

psalm.  60,  3;  142,  4.  Aroob.  in  psalm.  80.  Gloss.  Paris,  ed.  Hildebr. 
p.  273.  no.  228  (soUicitus,  anxians).  —  arckitectonarl  =  künstle- 
risch schaffen,  Augustin.  quaest.  in  exod.  qu.  138.  —  campcstrari, 
sich  mit  dem  Eampfschurz  (campestre)  umgürten,  Augustin.  de  napt. 
ctconc.  2.  §  52  extr.  —  contumclmri,  Gloss.  Labb.  —  depilari^ 
Prise.  18.  §  287  (depilatus  deos  dccumas  et  deorum  decumas).  — 
enictari,  Gell.  17,  10,  13  od.  Hertz.  —  /«/w»VaW,  Vulg.  eccl.  28,  6. 
Rufin.  Orig.  in  psalm.  3,  12.  Gloss.  Labb.  —  illudi,  Tac.  ann.  13, 
17  (illusum  esse  cod.  M.  u.  Nipp.,  illusum  ire  Draeger).  —  vaufra- 
gari,  Gloss.  Labb.  p.  119  (n).  Not.  Tiv.  p.  131.  — participari,  ülp. 
dig.  4,  4,  9.  §  4  (si  protiuni  pai-ticipatus  est).  —  rebdlari,  Val. 
Max.  9,  10,  1  (rebellatus).  —  sopharL  Poeta  Walthaii  1266;  vgl. 
Haase  misc.  5,  25.  —  tcMperarL  Lact.  7,  5, 12.  —  pryvfreri,  Donat. 
ad  Ter.  eun.  2,  3,  11  (senem  perveritus). 

Als  Bcroichennig  für  die  gramnuitis<hcn  Formen  haben  wir 
uns  notioi*t :  attarfus,  us,  im  Nouiin.  und  Accus.,  Cl.  Main.  1,  23 
(asper  attactus).  Cassian.  roll.  10,  16  (corporalom  leminac  attaciuni). 
Aniob.  jun.  de  deo  trino  1,  0  (duaruin  nianuum  unum  att:u:tuui);  v^l. 
ibid.  2,  20.  —  Ebenso  prnrirttfuSy  Th.  Prise.  2.  dir.  \)  (cum  luima- 
nior  ]»raovoutu.s  causariim  arriserit).  —  Per  ff.  frifjni  (von  frigo?<co), 
Augustin.  serm.  135,  7.  trfrifful  (von  rofri^esco),  Augustin.  serm. 

03,  5.  Marc.  Emp.  36.  PI.  Val.'  2,  ir>;  2,  29:  2,  30:  2,  Wl  rVoget. 

4,  12,  1  Vulg.  rclriguit,  Schneider  rclVixit),  prrfr'ujui  (von  porfri- 
gesco),  PI.  Val.  1,  57.  (Dazu  notiere  man  sich  auch  (iffithji  von  af- 
l'ulgeo.  Amin.  19,  10,  3  ed.  Eyssenh.).  —  parrscitur,  Cassio«!.  in 
psalm.  68,  17  (quoniam  bonc  generaliter  pocuniosus  pavoscitur).  — 
bihituii,  auch  Sext.  Placit.  14,  13  (dazu  bibiturus.  auch  Sulp.  Sev. 
dial.  1  |2J,  6,  5  ed.  Halm.).  —  cs^/.s-,  a,  um  (von  edo.  c».sson),  Sext. 
Placit.  11.  1  (vgl.  comestu.««  von  comedo).  —  fforituno-.  Porj)!».  ad 
Ifor.  carni.  2.  20.  5  mi.  —  /////w/V?/.'-',  liustic.  c.  xVcopii.  p.  11 SH  und 
1221  (dazu  IN.  t^ypr.  <lo  XU  abus.  saec  3.  tom.  3.  p.  155,  17  ed. 
llartel.  Gregor.  .Magii.  <'i».  H,  24:  12,  8.  u.  htquin,  Gregor,  Tur.  de 
mii-ac.  5.  Jul.  45.  p.  882  B  ed.  Kuinart. )  —  Für  flie  Syntax  landen 
wir:  adjievi'v  alqm  alqa  re,  Aur.  Vict.  Caes.  21,  1  (incognita  uiune- 
rum  spccie  urbem  adjiciens,  wo  vielleicht  adli<'ions  zu  lesen).  -  rv- 
pulare  mit  Iniinit.,  Solin.  praef.  1.  —  yrquinrr  ah[ani  de  alqa  re, 
CassiOfl.  inst.  div.  libb.  praef.  (toni.  2  p.  509,  a  ed.  Garet).  —■  tunu- 
dus  mit  Genetiv,  Claud.  Mam.  auim.  2,  9,  1.  —  virjidus  mit  (Jenet. 
ibid.  3,  9,  1,  y»enes  consilii  vigi^los). 

Als  Zusätze  und  Berichtigungen  zu  Krebs  Antibarbarns  habe 
ich  gefunden:  nnfrnnriashHus,  der  vorletzte,  Maxim.  Victorin.  de 
rat.  metr.  j).  218,  25  K.  (antenovissimus  pes  hujus  versus).  -  ap- 
^dausHü,  Firm.  math.  1,  10.  —  ('xtiiatrniia,  Cl.  Man).  3,  UK  2.  Chalcid. 
comm.  in  Plat.  Tim.  2H3  u.  a.  Eccl.  —  dirtdor,  Intpr.  Iren.  3, 
25, 1  (necesse  est  cognoscere  suum  directoremi.  —  hivalitudo,  PI. 
Val  1,  18  (dazu  Thom.  thes.  p.  600, 1).  -  ffh'his  (hibitus),  Alcim. 
Avit.  carm.  3,  142.  Ps.  Eucher.  c(»mm.  in  rcgg.  3,  20.  —  rotiona' 


C.  Paucker,  Addenda  lex.  Lat.,  ang.  v.  K.  E.  Georges.      t67 

bilis,  Cassiod.  in  psalm.  2  (tom.  2.  p.  3,  a,  ed.  Gai-et.,  Ggstz.  irratio- 
Tiabilis),  nicht  mehr  bei  CqIs..  Quint.  u.  Sen.,  wo  wol  auch  de  vit. 
beat.  15,  5  ed.  Haase  (14,  1  Vulg.)  rationalem  (Haase  noch  ratio- 
nabilem)  mit  cod.  G.  zu  lesen;  vgl.  Spalding  zu  Quint.  2,  16,  16, 
p.  371. 

Für  den  Philologen  von  Fach  durften,  ausser  vielen  oben  schon 
angeführten,  noch  etwa  folgende  Zusätze  von  Interesse  sein:  ahlin' 
gcrc,  Marc.  Emp.  8.  —  aäacqMitarc,  Anm.  15,  13,  3.  —  adjuratio, 
Diom.  p.  391,  24  K.  —  aequisonatio ,  Boöth.  de  mus.  5,  12.  — 
amendarc  =  amandare,  Amm.  18,  6,  18  Eyss.  —  anacUtos,  Schol. 
German.  Amt.  p.  57  cd.  Buhle  uz  p.  399,  2  Eyss.  (in)sella  anaclito 
sedons).  —  nrmator,  armntrix,  Prise,  part.  XII  vers.  Aen.  §  16 
(p.  463,  11  H.);  vgl.  „armator  67ihaTf]g^y  Gloss.  Labb.  —  arti- 
graphia,  Anecd.  Helv.  p.  174,  3.  —  histaciüy  Acren.  a<l  Her.  sat. 
1,  6,  106  (vgl.  Quicherat  Add.  lex.  Lat.  p.  26.  a:  Bisaccia  vel 
Bisacia,  ae,  /*.  =  bisaccium  Gloss.  Vat.  in  Class.  auct.  ed.  Mai  tom. 
6.  p.  533:  mantica,  bisacia.  —  ibid.  tem.  7.  p.  568:  mantica.  bar- 
gila,  bisaccia.  —  ibid.  tom.  6.  p.  511:  bissacea,  mantica.  —  Gloss. 
Paris,  bisacia,  sai'cina,  mantica).  —  calightarc,  von  den  Augen,  Marc 
Emp.  8  (und  so  auch  Ps.  Cyi)r.  de  XII  abus.  saec.  2.  p.  1 54,  2  ed. 
llartel;  vgl.  Könsch  Itala  p.  154).  —  campanella,  Anc'cd.  Helv. 
1».  182,  29.  —  carbonrits,  Anthol.  kit.  727.  20  od.  Riese.  —  vir- 
aimnimpcre,  Dosith.  p.  63,  10  K.  —  drcumsolvere,  Dositli.  p.  62, 
27  K.  —  combivntio,  Diom.  p.  504,  5  K.  (Plur.).  —  condrffcre, 
Gargil.  Mart.  de  arb.  poniif.  2,  6.  —  coHdimenluria  (n.  pl.),  subst. 
Schol.  Juven.  3,  293.  —  constNpyatio.  Sulp.  Sev.  cp.  2,  11.  -  cor- 
rrpiirc,  Donat.  ad  Ter.  adclph.  4,  2.  34.  Gloss.  Labb.  —  (orrigiumy 
Nebcnf.  von  corrigia,  Marc.  Emp.  10  u.  15.  —  dcJionrstfts,  Acren, 
ad  Hör.  ep.  1,  17,  24.  —  dcnotahUis,  Dosith.  p.  55,  11  K.  (p.  54, 
lo  vomplaudo  tccuni  u.  p.  56,  2  genibus  obroluians  hat  der  Verf. 
nicht  notiert).  —  dhpmsatnrfr,  Acron  ad  llnr.  sat.  1,  10,  13.  — 
'hnfrhuUu8  (Adj.),  Cat4)  le<in.  lib.  4  dist.  27  v.  264  ed.  Zaruckr.  — 
duraiiHnlarv,  Dositli.  p.  64,  23.  —  dorsnosus.  Solin  27,  3  M.  — 
dmpachtd,  Schol.  .luven.  13.  151.  —  cffiitiUs,  Anecd.  IIolv.  \),  74, 
16.  rnuntiatio  =  jiroditio,  Aur.  Vict.  Caes.  39,  46  (IMnr.).  — 
rxurium,  Propert.  5  (4).  10.  6.  —  fabuhitio,  Firm.  math.  5.  9. 
Arnnb.  jun.  in  psalm.  118  (dazu  Vulg.  psalm.  118,  15;  überall  Plur.). 

—  flammifiuus,  Anthol.  Lat.  490,  19  1{.  —  /Ifj-ibiliffis,  Solin.  52, 
.^6  M.  (P.  Add.  p.  29  falsch  flexibilitor).  —  yamdla  (l)cmin.  von 
i,Mmma),  Anecd.  Helv.  p.  96.  3  (vgl.'p.  9.').  15  wo  Plur.  von  jramma). 

—  hircfgenn,  Anthol.  Lat.  682,  2  K.  —  homonyimis,  a,  um.  Intpr. 
Origin.  in  Matth.  11  (appellationes ;  dazu  Prise.  15.  §  38  nomina). 

-  Hium,  Marc.  Emp.  36.  ilium  )sr/w\\  Exe.  ex  Charis  p.  554,  17  K. 
(p.  107  ed.  Endlich).  —  incrptinis,  Donat.  ad.  Ter.  eun.  2,  3,  55; 
ad  adelph.  2,  1,  14  (dazu  Diom.  p.  :UJ7,  2  K.).  —  Jepornrius, 
subütv.,  Anthol.  Lat.  761,  72  K.  —  Ugntor ,  Acron.  ad  Hör.  sat.  1, 
6,  121  ed.  Hauth.  —  longunus.  Anecd.  Helv.  p.  222,  3  (litterae). 


808        C.  Paudcer,  Addenda  lex.  Lat.,  ang.  y.  K.  E.  Georges. 

—  longiarCy  Diom.  p.  505,  22  K.  —  histrhagu^,  Anthol.  Lat.  682, 
IE.  —  malefidus,  Amin.  30,  7,  8;  31, 10,  11.  Rufin.  Orig.  in  psalm. 
36.  hom.  3,  11  (dazuBoeth.  cons.  phil.  1,  1.  v.  17).  —  nmnducare 
=  edcre.  Marc.  Emp.  13  sq.  u.  ö.  a.  PI.  Val.  2,  17.  Vulg.  Isai.  7,  22 
u.  a.  Eccl.  —  mortalitas,  Sterblichkoit  =  Sterben,  Clironogr.  ed. 
Momms.  p.  64^  2  (his  imi)eratoribus  magna  mortalitas  fuit).  — 
nigrogcmmcus ,  Solin.  22,  UM.  —  normarr,  Diom.  p.  335.  7 
(normabatur).  —  nutrificarc.  Anecd.  Holv.  p.  282,  12  (inter  nutrit 
et  nutrificat  hoc  interest.  quod  nutrit  mulier,  nutrificat  nutrix). — 
ominnlis,  Dosith.  p.  25,  G  K.  (quaedam  ominalia,  riva  de  oiojvia' 
tiTta),  —  omnhnode,  Chalcid.  Tim.  23  (aber  schon  Com.  pall.  ine. 
27.  p.  101  ed.  Ribb.).  —  opificius,  Apul.  flor.  9  p.  10, 11  ed.  Krueg. ; 
opificus,  Eust.  hexai'm.  7,  1).  —  opistopraphia,  Acron  ad  Hör.  ep. 
1,  20,  9,  wo  epistographiae  epistolarum ;  opidographum  auch  Acron 
ad.  Hör.  ep.  1,  20,  12  und  Porphyr,  ad  v.  10,  wo  epistograpba  epi- 
stolarum). —  parfcrtitm.  Chronogr.  ed.  Momms.  p.  674,  4  u.  p.  648, 
25.  — pcrcnVdAAs,  PI.  Val.  2,  29  (aqua).  —  pvrhumilis,  Amm.  16, 
10,  10  (schon  in  Gesneri  thes.).  —  pvroffcndrre,  Amm.  27,  1,4.  — 
peroptatris.  Firm.  math.  3,  10,  5  (gaudia).  — perutiiiUr,  PI.  Val. 
1,  55.  — porisnia,  BoiUh.  cons.  phil.  3,  10  (pros.).  — portrsis  = 
portonsis,  Chronogr.  od.  Momms.  p.  637,  7,  wo  via  portese;  vgl. 
montescs  deos,  Commod.  instr.  21,  1;  und  Dianae  Nomoresi,  Orelli 
inscr.  1455).  —  pravfascinnn,,  Porphyr,  ad  Hör.  epod.  8,  17.  — 
quotuslibet,  Cl.  Mam.  anim.  1,  18,  3;  2,  3,  6.  —  quomodoHhct, 
ibid.  1,  3.  —  rcpositorium  =r  anothy/j^,  horreum,  Acron.  ad  Hör. 
sat.  1,  1,  53  (auch  Augnstin.  de  opero  monach.  §  27.  Isid.  15,  5,  8). 

—  ntiaculum  bringt  Hr.  P.  aus  den  Vulg.  bei,  unterscheidet  aber 
die  Bedeutungen  nicht.  Es  ist  a)  =  Netz,  Vulg.  psalm.  140,  10 
(auch  Augustin.  in  psalm.  30.  cnarr.  2.  no.  10).  b)  =  Gitter.  Vulg. 
exod.  38,  5  u.  39,  39.  r»)  =  Reif  an  e.  Ornamente,  Vulg.  3  ve^^. 
7,  17;  2.  paral.  4,  12;  Jerem.  22,  52  sqq.  —  santjxiinatus^  Por- 
phyr, ad  Hör.  opod.  17,  21  sq.  (pauni).  —  sardinarius,  Edict.  Diocl. 
5,  12  (vascellum).  —  snhirtce  (=  satirice),  Porphyr,  ad  Hör.  ep.  1, 
15,  28  u.  2,  1, 11  ed.  Hauth.  (Pauly  satirice).  —  i<nfuricos,  Porphyr, 
ad  Hör.  ep.  1,  18,  19  sq.  —  snxaUlis  =  saxeus,  Solin.  10,  15 
(nicht  5)  M.  —  scmialphay  Boeth.  mnsic.  4.  3.  p.  311,  16  ed.  Priedl. 

—  semiuncialis  (Variante  semuncialis).  Solin.  53,  27.  —  se2ftiqjlus. 
Rufin.  Orig.  in  num.  hom.  23,  11  (auch  Augustin  cnarr.  in  psalm  8, 
no.  16  in.).  —  s^rxcuptrx,  Eucher.  instr.  2.  15  (vgl.  sextuplox,  Gloss. 
Labb.).  —  siliquastrcfisis ,  Anthol.  Lat.  761,  46  R.  — spiadator, 
als  Henker.  Firm.  math.  4,  4;  8,  26.  Vulg.  Marc,  6,  27.  Hieron.  ep. 
1,  8.  Augustin.  sem.  307,  1  (dah.  will  Herr  P.  auch  Sen.  de  ira.  1, 
18,  4;  bon.  3,  25.  Tert.  ad  uxor.  2.  5.  p.  691  od.  Oehl.  spiculator 
statt  speculator  lesen).  —  sjfhtulentus,  Solin.  46,  4M.  —  squi^ 
nanlium  r=  ayonav^iov,  PI.  Val.  2,  18  (dafür  schoenoanthos  = 
axolvov  (ivö^(h;y  Veget.  2,  31,  schoenanthos,  Voget.  6,  13,  3,  schoe- 
neanthon,  Th.  Prise.  2  ehr.  13,  schoinuanthos,  Veget.  5,  39,  1, 


C.  Taucker^  Addenda  lex.  Lat.,  ang.  v.  £.  K  George«,      ^6& 

schoenuanthos,  Pelagon.  vet.  p.  108,  squinuanthos,  Fall.  11,  14,  13, 
verderbt  schoematos,  Pelagon.  vet.  28.  p.  95).  —  subcommuniSy 
Diom.  p.  301,  13  K.  —  subtus^  Präpos.,  Dosith.  p.  42,  9  (subtus 
lectum  vjio  ttjv  yMrrjv,  Dort  auch  lin.  17  subtra  neben  intra).  — 
suffercnter,  Anecd.  Helv.  213,  27.  —  susurna,  Amm.  16,  5,  5.  — 
transpellcre,  Schol.  ad  Gcrmanic.  Arat.  p.  48  od.  Buhle  (p.  389,  1 
ed.  Eyss.,  wo  Partie,  transpulsi).  —  triformiter,  Diom.  p.  335,  15 
K.  (ausserdem  Argument,  vet.  in  Matth.  bei  Quichcrat  Add.  lex.  Lat. 
in  V.  quaterdenarius).  —  unitCy  Non.  p.  542,  13Merc.  (in  v.  Tapete). 

—  usucaptio  =:  usucapio,  Acn»n  ad  Hör.  ep.  2,  2,  162  ed.  Hauth. 

—  variabllfs,  Acron  ad  Hör.  carm.  2,  6,  32.  Boeth.  arithm.  1,  1. 
p.  8,  10  Fried!.;  2,  31.  p.  123,  3  u.  124,  1  u.  2,  32.  p.  125,  6.  — 
vcUtareSy  substv.,  Amm.  19,  3,  1.  —  vespillWy  Nobeuf.  von  vespillo, 
Firm.  math.  8,  28.  —  vigenns,  Sing.  Anthol.  Lat.  741,  lü  (vigenam 
quartam  partem  unciae).  —  Dazu  gebe  ich  aus  meinen  Sammlungen 
aus  den  Buchstubeu  A  u.  B :  abactor,  Viehdieb ,  auch  Cod.  Just.  5, 
17,8.  §2.Cod.Theod.  9,  10,  3.  —  abaUcrutrum,  von  einander,  Hygin. 
de  munit.  castr.  §  43  (dazu  Lange  S.  192^.  —  abltere  (abbitere)  auch 
Lucil.  9,  27  ed.  L.  Mueller  (vgl.  Müller  p.  225  sq.).  —  abrogatio 
legis  Oppiae,  Val.  Max.  9,  1,  3.  -  lulinsumo,  Grat.  Africani  bei 
Gell.  6  (7),  11,  9  (adinsumpsisti  die  codd.).  — abnuentia  criminis,  Aur, 
Augustin.  de  rhct.  §  11  p.  144,  2  ed.  Halm.  —  absconditio  Adae  a 
facie  domini,  Augustin.  aimot.  in  lob  7  in.  —  äbsidn^  Augustin.  ep. 
1,  23,  3  extr.  (absidac  gradatae).  —  absorbitio  libidinis,  das  Ver- 
schlungen werden  von  der  Wollust,  Augustin.  serm.  162,  2.  —  ac- 
cepior  =  accipiter,  auch  Cypr.  ep.  60,  2  ed.  Hartel.  —  accrbatio, 
Cypr.  ep.  45,  2  ed.  Hartel.  —  acquisitor,  Augustin.  serm.  302,  7 
(hujusvitaeaequisitoressunt).  —  «cw/>/W?ira,  Stickerei,  Caesar.  Arelat. 
reg.  ad  Virg.  42.  —  adduciio  partium,  Ggstz.  extensio,  Cael.  Aur. 
chron.  2,  1,  3.  —  admoderntor ^  Inscr.  de  l'Alg.  ed.  Renior.  2928 
nach  Buechelers  Verb<'sserung  in  Jahn's  Jahrbb.  77,  70  fg.  —  adun- 
care,  Paul.  Diac.  ex  Fest  p.  11,  8.  Augustiu.  enarr.  in  psalm.  102,  9 
(aquilae  pars  rostri  superior  supra  inferiorem  aduncatur).  —  aörinus 
(von  aer)  =  himmelblau,  oves,  Tert.  de  cult.  fem.  1,  8  (dazu  Gehler 
tom.l.p.  710).  —  aüromaiitiSy geomantiSj  hydromantiSypyromantis, 
Serv.  Virg.  Aen.  3,  395  (aus  VarroV).  —  adfavere.  Augustin.  serm. 
312,  2  extr.  (malis  suis).  —  acvlfivarc,  Enn.  ann.  404  nach  Vahlen*s 
Vermuthung  im  Rhein.  Mus.  16, 576.  —  aginare,  Petr.  61  ed.  Buech. 

—  aZ6«<wdo,  Sulp.  Sev.  chron.  1,  16,  5  ed.  Halm  (cod.  Vat.) alcinus 

(von  alces),  Anecd.  Basil.  ed.  Kiossling  (Basil.  1863).  p.  5,  28 
(cornua).  —  altifronSy  Corp.  iuscr.  II.  no.  2660  (cervom  altifrontum 
comua).  —  alyseidium  {dh  aeldtov ,  dlvaidiop),  Lucr.  4,  1122  B. 
(1130  L.),  nach  Haupts  evidenter  Vermuthung.  —  nmanuensis  auch 
Paul.  sent.  3,  6,  70.  —  ambubeia ,  Form  ambubaia  jetzt  Plin.  nat. 
bist.  1.  ind.  ad  20,  29  p.  44  ed.  Detl.  u.  20.  §  73  ed.  Detl.  —  am- 
ndlis^  Inscr.  Gsc.  in  Aiinal.  dell*  inst.  arch.  XXXI,  240  (navium  mari- 
oarom  [et  a]mnalium).  —  ampla ,  ae,  f,  ~  ausa,  Serv.  Virg.  Aen, 


270        V.  Paucker,  Addeiida  lex.  Lat.,  ung.  v.  K.  E.  Georges. 

7,  796  und  Amm.,  s.  Vales.  ad  Amm.  21,  2,  1.  Kiessling  Jahn*s 
Jahrhb.  103,  486.  —  ampliarc,  Diom.  p.  506,  7  K.  —  amputntrix, 
Ambros.  de  interp.  lob  2,  3  extr.;  de  lob  et  David  4,  3,  2  extr. 
(vitioruui).  —  anasccua  (cJraaxcn)),  Isid.  2,  12,  1  sq.,  avascrua^ 
sticus  (araaxetaanxot:) ,  Fortimat.  art.  rlict.  1,  13  ed.  Halm.  — 
antecolumnmm^  Ps.  Ascon.  ad  C^c.  Von*.  II,  1,  19,  51.  p.  171  od. 
Baitcr.  —  antlspcciare^  Gell.  9,  4,  6  ed.  Hertz. ;  vgl.  Ritschi  op.  2. 
p.  558  sq.  —  apirocalua  («yifcigoxaAos:),  Gell.  11,  7,  7  cd.  Hertz. 

—  appe^isiOf  die  Zu  wägung,  ubtr.  =:  l^eurtheilung ,  Augustin.  op. 
imperf.  c.  Julian.  2.  c.  140  u.  142.  —  arvhipimtkus,  Not.  Tir.  p.  79. 

—  apruffincuSy  Apic.  7  §  267  ed.  Schucli  (^dali.  auch  wol  Solin.  32. 
§  30  mit  codd.  TL.  richtig).  —  aquihnius^  Ci»\  uat.  deor.  2,  19,  50 
(regio).  Liv.  40,  58,  8  ed.  Hertz,  (regio).  Solin.  9.  §  8  (regio).  — 
arbitra  bonorum  ac  maloruni,  Sou.  ep.  66,  35  ed.  Haase.  —  archi- 
posia  (itqxinoaia),  Porphyr,  ad  Hör.  sat.  2,  2,  123.  —  arvuaiura, 
Froutin.  aqu.  5  cod.  ('assin.  —  assrnitio  scieuiiao ,  Augustiu.  op. 
imperf.  c.  Julian.  5.  1.  —  assonutio  (im  Plur.),  Cassiod.  in  psalui  1 
(tom.  2.  p.  9,  a,  ed.  Garet).  —  attentto  (absol.)  =  Aufmerksamkeit, 
auch  Vulg.  sap.  12,  22.  Serv.  Viig.  Aeu.  2,  69.  —  auditns,  Lehr- 
vortrag, auch  Lact.  4,  16,  15.  —  ausicrc,  Compar.,  Vulg.  2.  Mach. 
14,  34  (austerius  agcro  cum  alquo).  —  anramcutnm  ^  X^ra^j/za, 
Gloss.  Labb.  —  harcibaUutH,  etwa  -  dicke  Nudel,  Petron.  61  ed. 
Buech.  —  arcrta,  auch  Edict.  Diocl.  10,  1,  dazu  Mommsen  S.  69.  — 
barbasculusy  Gell.  15,  5.  3  ed.  Hertz.  —  barnihu\  Petr.  67.  ed. 
Buech.  (vielleicht  nach  M.  Hertz  Vermuthung  nos  barbulae,  wir 
Bärtchen  ~  wir  Männer). — batvnim,  scherzhaftes  Wort,  Plaut.  Epid. 
1,  1,  86  cod  Ambros.;  s.  Studemund  im  Hermes  1.  p.  295.  —  bei- 
Icaris  pellis,  Edict.  Diocl.  8,  15  (nach  Mommsen  -■  pilcaris.  Ob 
vielleicht  =  vellearis  v.  vellus,  eine  Haut  mit  der  AVollo?;.  —  bonc' 
memorius,  christL  Inscr.  in  Inscr.  ehret,  de  la  Gaule  1.  i>.  135;  vgl. 
Haase  im  Jouni.  des  Savans  1858.  p.  90.  —  botrus  {{ioTQvg},  Vulg. 
deut.  32,  32.  Hieron.  ep.  108.  no.  11:  als  Gestirn,  Isid.  de  nat.  rer. 
26,  6.  —  bublarius  (=  bubularius)  vicus,  Gruter  inscr.  621,  4  und 
auf  dem  capitol.  Stadtplan,  s.  Jordan  Berl.  Monatsberichte  der  Acad. 
1867,  S.  16  f.  u.  bubularius  substv..  Testam.  porcelli  p  232,  4  ed. 
Buech.  (am  Petron.  ed.  min.  2j ,  wo  Haupt  botularius  nach  Ver- 
muthung liest.  — 

Interessant  ist  auch  die  in  einigen  Anmerkungen  gegebene 
Aufstellung  derjenigen  Wörter,  welche  Einem  Schriftsteller  allein 
eigen  sind  oder  wenigstens  zuerst  bei  ihm  vorkommen.  So  AdtUp.  77. 
A.  61  die  Wörter  aus  Solinus  (wozu  wir  bemerken,  dass  aubfcrrarafu.^ 
auch  Veget.  miL  4,  2o  oxtr.  steht  u.  z.  B.  hiipvrbnUouUa  die.^,  1. 
§  42  M.  fehlt;,  Add.  p.  89.  A  74  ans  -Vmmianus  (aber  es  fehlen 
z.  B,  tibstnisf'ns,  28,  1,  49;  fns.srsr(rr,  22,  13.  4  ed.  Eyss.  nach 
Haupt's  Conjectur;  dciuiscrunfhia,  15,  2,  1  ed.  Ey.«»s.  [wo  Lange 
Emondatt.  Amm.  Dueren.  1867.  p.  5  permiseraudus  lesen  will] ;  />/- 
2M?W(',  Compar.  inquietius,  15..  5,  4;  27,  3,  2;  der  Positiv  steht  Vulg, 


C.  Pmicker,  Addendu  lex.  liut.,  ang.  v.  K.  E.  Georges.        2T1 

Thess.  3,  11  [aber  S4»lin. :]()  §  14  liest  Mommsen  getrennt  in  quiete] ; 
scitatio,  18,  5,  1.  [von  Paiicker  Subr.  p.  19  noch  aus  Chalcid.  in 
Tim.  127  nachgewiesen],  rostitare,  16,  4.  4;  26,  5,  9  ed.  Eyss.).  — 
Add.  p.  95  A.  80  aus  Marcellus  Emp.  (aus  dem  eine  ganze  Keihe 
neuer  Belege  zu  bis  jetzt  als  ana^  Ityofutva  in  den  Lexicis  aufge- 
führten Wörteni  beigebracht  werden,  z.  ß.  heniiosus,  c.  33,  [wozu 
noch  füge  Acron  et  Porphyr,  ad  Hör.  Sat.  1.  1,  105.  Vulg.  Levit. 
21,  20],  imJuhitaU\  c.  8  [wozu  noch  Liv.  epit.  70:  indub.  absolutus 
est],  i>crfuwcu/MÄ,  c.  4  [auch  Pelagon.  vet.  7.  p.  39:  pedunculi  tres 
humani ;  und  das. ;  si  equus  pedunculos  intestini  habuerit] ;  ramu- 
sculus,  c.  16  u.  26  [in  eigentlicher  Bedeutung  auch  Vulg.  Isai.  18,  5. 
Prob,  bei  Burni.  zu  Serv.  ad  Virg.  georg.  1,  405.  not.  47  =  Schol. 
Bernens.  ed.  Hagen,  p.  720];  aber  Cael.  Aur.  acut.  3,  16,  129  am 
Ende  von  A.  80  steht  Adv.  onmifaiiam,  nicht  omnifarius ,  welches 
Gloss.  Labb.  haben).  —  Add.  p.  96  A.  81  aus  Ohalcidius  (wozu  wir 
bemerken,  dass  introgredi  ausser  Clialcid.  Tim.  24  auch  Vulg.  1  regg. 
23.  7 ;  4.  regg.  9,  34  und  sonst  noch  viennal  steht,  uu«!  contrarietas 
ausser  Chalcid.  comm.  in  Tim.  284.  323.  Cassian  coli.  14,  3  auch 
Serv.  Virg.  Aen.  1,  4  hat).  —  Add.  p.  08.  A.  83  aus  Theod.  Pris- 
cianus  (wozu  wir  nachtragen ,  ilass  viridesccre  auch  Gregor.  M.  lob 
30.  §  80  extr.  gelesen  wird;.  —  Add.  p.  103.  A.  86  aus  Firmicus 
(wo  es  bei  joculatio  heissen  niuss,  V,  5,  7.  p.  133  u.  V,  6,  4.  p.  136 
und  bei  supputatio,  Vitruv.  3,  1,  6  ed.  Schneid. ;  Naber  hat  super- 
lationem).  —  Subr.  p.  24.  A.  17  aus  Augustinus,  bes.  Substantiva 
auf  tor.  An  Substantiven  auf  tor  und  trix  sind  die  Eccl.  überhaupt  so 
reich,  dass  wir  gegen  250  nachtragen  konnten,  welche  noch  in  den 
Lexicis  fehlen. 

Subind.  p.  448  ff.  giobt  der  Verf.  eine  übersichtliche  Zusam- 
menstelluug  derjenigen  als  Zusätze  gegebenen  Wörter,  welche  dem 
5.  Jahrh.  Uiicli  Chr.  nngeliören,  «Ionen  er  in  den  Anmerkungen  schon 
bekan.ite  und  bisher  noch  unbokannte  anreiht;  wie  er  schon  p.  430  ff. 
A.  14  die  Substantiva  auf  men  und  nientum  zusammengestellt  hat, 
wobei  er  irrt,  wenn  er  sagt:  „sternu  tarnen  tum,  Cic.  sqq.,  sternumen- 
tum,  Pliu.",  da  jetzt  Cic.  de  divin.  2,  40,  84  ed.  Christ,  sternumenta 
steht  und  bei  Cels.  u.  Plin.  überall  sternumeutum  zu  lesen  ist,  siehe 
Daremberg  Annot.  crit.  ad  Cels.  p.  XVIII  (ad  p.  33,  2).  Gronov  zu  Plin. 
20, 17.  §  189.  Siliig  zu  Plin.  32.  §28,  welche  bereits  in  meinem  Hand- 
würterbuche  (Aufl.  6)  unter  sternutameutum  angeführt  worden  sind. 

Ob  die  von  Herrn  Paucker  gegebenen  Zusätze,  namentlich  die 
aus  den  Eccl,  alle  in  ein  Handwöi-terbuch  der  Lat.  Sprache  aufzu- 
nehmen sind,  dürfte  denn  doch  zweifelhaft  sein;  aber  in  einen  The- 
saurus totius  Latinitiitis  gi*lioreii  *^ie  .sicher  und  ein  kleiner  Theil  steht 
auch  bereits  (hier  und  da  mit  andern  B«;legen)  in  der  von  Hrn.  Prof. 
I>e-Vit  in  Rum  besorgten  jieuen  Ausgabe  iles  Forcellini  (Prati  1858  ff.), 
welche  bis  jetzt  bis  zu  Unn.  V.  p.  28H  ^Sacordotalis;  getiiehen  ist. 
Möge  Herr  Prof.  Paiu  ker  daher  immerhin  noch  ein  Spicilegium.  wie 
er  Subr.  p.  25  versprirht,  rollen  hisM«n. 

Gotha,  K.  E.  Georges, 


Vii         Saahe  u,  Schüler,  Geschichte  Nero's,  ang.  v.  0.  Lorenz, 


Dr.  A.  H.  Kaabe,   Geschichte  und  Bild  von  Nero  nach  den 

Quollen  bearbeitet.  1.  2.  Hälfte.    Utrecht.  Kcmin  und  Zoon,  1872. 

Hermann  Schiller,   Geschichte   dos   römischen  Kaiserreichs 

unter  der  Regierung  des  Nero.    Berlin,  Weidmann,  1872. 

Fa.st  gleichzeitig  haben  ciiihollfindisclier  unddoutscherGelehiler 
Nero's  Geschichte  zum  Gegenstände  der  Forschung  gewählt.  Der  Un- 
terachied  in  den  Resultaten  der  Untersuchungen  und  in  Folge  davon 
die  Verschiedenheit  der  Darstellung  in  Anordnung  und  Bourtheilung 
der  Dingo  können  nicht  leicht  grösser  gedacht  werden.  Der  hollän- 
dische Gelehrte  Herr  Kaabo  hat  sich  zwar  vun  vornherein  eine  be- 
schränktere Aufgabe  gestellt,  als  Herr  Scliiller,  aber  es  verhindert 
dies  nicht,  dass  man  sich  über  eine  Keilie  von  Fragen,  nicht  bloss 
die  Person  Xero's  betreuend,  sundern  audi  was  die  Methode  der 
Quellenbehauillung  anbelangt,  zur  Vergleichung  herausgefordert  .»^ieht. 
Und  zwar  unwillkOhrlich.  denn  Herr  liuabe  nimmt  einen  so  ausge- 
sprochenen und  consequeuten  Standpunct  g^'genüber  der  römischen 
Uebcrlieferung  ein,  dass  er  wenigstens  für  den  gegenwartigen  Augen- 
blick als  der  Repräsentant  einer  ganzen  Richtung,  eines  methodischen 
Princips  betrachtet  werden  darf.  Herr  Schiller  hat  das  Ruch  Raabes 
nach  dem  Krsclieineu  der  ersten  Hälfte  und  l»evor  noch  seine  um- 
fangreichere und  viel  v«  dl  ständigere  eigene  Arbeit  erschienen  war. 
einer  pehr  scharfen  Kritik  in  den  Heidelberger  Jalirbüchern  nuter- 
zogen. Hierauf  antwortete  Herr  Raabe  in  einem  offenen  Briefe  an 
Schiller,  welcher  der  zweiten  Hälfte  des  Ruiiies  beigedruckt  ist,  in 
französischer  Spra<-he,  weil  Schiller  dagegen  gesprochen,  dass  sich 
Herr  Raabe  des  deutschen  Idioms  bei  seinem  Werke  bedient  habe, 
dessen  derselbe  nicht  ganz  mächtig  ist.  Die  Polemik  ist  so  viel  mir 
bekannt  und  man  niöchti«  sagen  glücklicherweise  nicht  fortgesetzt 
worden.  Sie  liat  durch  das  rasch  folgende  grosse  Werk  Schillers 
jedenfalls  den  würdigsten  Abschluss  gefunden. 

Schiller  hat  sein  Werk  seinem  Mei^^er  Theodor  Monnnsen  ge- 
widmet; er  sagt,  dass  er  dessen  Methode  folgend,  versucht  habe  die 
Wege  der  römischen  (feschichtsschn'ibung  in  die  Kaiserzeit  hinein 
vorzubereiten.  Wer  >ich  doiiiuaih  znv.eilen  neugierig  die  Frage  vor- 
gelegt hat,  wie  denn  wol  der  (Jescliichtsebreiber  der  römischen  Re- 
publik den  Uoberlielerungen  des  Kaiser! liums  gegenüber  sich  ver- 
halten werde,  der  kann  an  dem  Ruchi»  Sclullers  sich  einen  Vorge- 
schmack der  (ieschielite  der  Kai.serzeit  versriialfen,  welche  ilie  Welt 
immer  noch  vtin  Mommsen  erwarten  darf.  Weiiig>ten>  wird  man  nicht 
irre  gehen,  wenn  man  annimmt.  da>^  Mnnimscu  den  Standpunct 
Schillers  gegenüber  den  (Quellen  de.s  St<dles  durchaus  billigen  würde 
und  es  versteht  sich  v(»n  selbst,  dass  die  freilich  nur  spärlichen  Winke, 
die  Mommsen  für  historisrlu»  Kritik  «ler  Geschichtschreilnvr  der 
Kaiserzeit  in  einer  Anzahl  kleinerer  Abhandlungen  gegeben,  von 
Schiller  sorgfältig  beachtet  wurden.  Man  empfindet  daher  gleich  bei 


Saahe  u.  Sdiüler^  Geschichte  Nero's,  ang.  ▼.  0.  Lorenz.       87S 

der  Lectüi-e  der  ersten  Seiten  des  Schiller'schen  Werkes  die  ange- 
nehme Buhe  und  Sicherheit  einer  Kritik,  welcher  der  leidenschaftliche 
Streit  üher  die  GlaubwünlijLckeit  des  Tacitus  —  wenigstens  in  dem 
Sinne,  als  ob  man  hierauf  eine  einfach  bejahende  oder  verneinende 
Antwort  geben  konnte  —  als  ein  überwundener  Standpunct  gelten 
durfte:  nnd  gera«io  nach  dieser  Seite  betrachtet  that  es  wol,  einen 
Mann  sprechen  zu  hören,  der  ebensoweit  entfernt  ist  von  den  dilet- 
tantenhaften  Angriffsgefechten,  wie  von  den  seminarmässigen  Inter- 
pretationsübungen,  in  welchen  beiden  Si>ecialitäten  in  der  letzten 
Zeit  eine  nur  zu  grosse  Littt>ratur  zu  Tage  gefordert  woitlen  ist.  Indem 
aus  der  kritischen  Beurtheiluiig  der  alten  Schriftsteller  mit  Noth wen- 
digkeit die  frappanten  Stellungen  der  von  ihnen  geschildei-ten  Kaiser 
hervorgehen  mussten,  darf  man  heutzutage  andererseits  sagen,  es 
gehört  ebensoviel  Rettungslust  und  Eifer  dazu,  för  ihre  Wahrheits- 
liebe nnd  Treue  einzustehen.  Den  Settungen  des  Nei-o  stehen  die 
Rettungen  des  Tacitus  gegenüber.  Gerettet  —  so  schien  es  fast  — 
müsste  also  unter  allen  Umstanden  werden,  wenn  man  von  römischer 
Kaisergeschichte  zu  s]irechen  begann. 

Mit  Recht  hobt  Herr  Raabe  hervor,  dass  die  Versuche  Nero  in 
der  Meinung  der  Menschheit  zu  rehabilitieren,  nicht  neu  sind.  Herr 
Raabe  konnte  denen ,  welche  in  neuester  Zeit  sidi  der  undankbaren 
Mühe  unterzogen  haben,  die  Menschen  von  der  Vorstellung  eines 
Scheusals  zu  befreien,  mit  gutem  Grunde  die  Originalität  absprechen. 
Bekanntlich  hat  sich  schon  Voltaire  über  die  Autorität  des  Tacitus  wie 
über  manche  andere  hinausgesetzt,  Herr  Raabe  thut  aber  unrecht,  wenn 
er  behauptet,  dass  die  nun  schon  oft  versuchten  Vertheidigimgen  der 
von  den  alten  Schriftstellern  an  den  Pranger  gestellten  Persönlich- 
keiten aus  der  moralischen  Veikehrtheit  solcher  Zeiten ,  welche  der 
Neronischen  ähnlich  seien,  entständen.  In  der  That  braucht  man  nicht 
durch  Insinuationen  dicsi^r  Art  eine  Sadie  erklären  zu  wollen,  welche 
sich  viel  einfacher  aus  der  i)sych«»logischen  lieschaffenheit  der  Menschen 
seilest  ergibt.  Herr  Rjiabe  hält  es  beinahe  für  einen  Act  besonderer 
Bosheit,  gerade  die  Schriftsteller  des  Kaisei-thums  in  ihren  Erzählun- 
gen zu  bezweifeln,  und  er  durfte,  wie  alle  seine  Vorgänger  auf  diesem 
Gebiete,  darauf  hinweisen,  dass  kein  einziger  Bericht  vorläge,  welcher 
die  L^oberlieferung  auf  (innid  eines  gegeutheiligen  Zeugenbeweises 
umstürzen  könnte.  Allein  bei  dieser  kritischen  Betrachtung  ist  ein 
Factor  ausser  Rechnung  gesetzt ,  welcher  sich  nun  einmal  durchaus 
nicht  wegschaffen  lässt.  und  der  sich  bewusst  oder  unbewusst  immer 
wieder  in  einem  Masse  geltend  macht,  dass  man  es  als  eine  gelehrte 
Pedanterie  ansehen  darf,  denselben  vornehm  zu  ignorieren.  Jede  Ueber- 
lieferuug  enthält  ein  undefmierbares  inneres  Moment,  welches  seine 
Glaubwürdigkeit  verbürgt  oder  aufliebt.  Wenn  Jemand  mit  einer  ge- 
wissenhaft scheinenden  Kritik,  vergnügt  lächelnd,  an  die  Untersu- 
chung herantreten  und  lediglich  auf  seinem  Schein,  wie  Shylock  vor 
dem  Richter,  bestehen  wollte,  so  wüsste  man  nicht,  warum  ein  sidcher 
Kritiker  nicht  lieber  die  Tugenden  der  elfbausend  Jungfrauen  im  An- 

ZMtiiehrlft  f,  d.  oitcrr.  Gymn.  1P73.  IV.  Dcft.  18 


t74     Biaabe  u.  Schiller,  Geschichte  Ndro's»  ang.  ?.  0.  LormiB. 

denken  der  Welt  conserviert,  da  doch  viel  weniger  Zeugen  gegen  die 
Legenden  dieser  and  anderer  Heiligen  bestehen,  als  gegen  die  Autori- 
tät des  Tacitus.  Mit  einem  Worte  darf  man  es  sagen,  und  wir  geste- 
hen, dass  uns  die  aufmerksame  Leetüre  des  Buches  von  Herrn  Baabe 
hierin  nicht  irre  gemacht,  es  gibt  einen  Punkt  bei  der  Leetüre  dieser 
altrömischen  Quellen  der  Kaiserzeit ,  wo  der  simple  Zweifel  ebenso 
gerechtfertigt  ist,  als  das  sorgfaltigste  Kreuzfeuer  des  Zeugenverhörs. 
Es  ist  nichts  gethan  mit  dem  Yorwui-f  der  Willkür,  der  Subjectivi- 
tät,  des  Mangels  an  wissenschaftlicher  Strenge  u.  dgl.  m. ,  womit 
Herr  Baabe  die  Gegner  der  Taciteischen  Erzählungen  einschüchtern 
möchte,  nur  eines  ist  gewiss,  dass  allerdings  auch  auf  diesem  Gebiete 
eine  ungeordnete  und  liederliclio  Zweifolsucht,  willkürlicher  Wider- 
spruchsgeist von  Verderben  wäre,  und  schädlich  ward. 

So  aber  steht  es  mit  des  Tacitus  Geschichtschreibung  bekannt* 
lieh  nicht,  dass  nur  freche  Lust  zu  zweifeln  an  seiner  Glaubwürdig- 
keit rüttelte.    Wenn  jemand  die  Litteratur  über  Tacitus  nach  dieser 
Seite  hin  schcmatisiei-te,  so  würde  von  solchen  nur  ein  verschwinden- 
des Häuflein  bleiben,  welche  sich  als  strenggläubige,  als  wirklich  or- 
thodoxe Tacitus- Verehrer  bezeichnen  lassen.  Alle  übrigen  sind  mehr 
oder  weniger  der  Ketzerei  vorfallen,  und  es  macht  einen  in  der  That  viel 
frappanteren  Eindruck  heutigen  Tags  jemanden  mit  einer  so  unbeding- 
ten Kettung  des  Tacitus  debütieren  zu  sehen,  als  auf  die  meisten  mit  dem 
Gegenstande  vertrauten  Gelehrten  seinerzeit  das  Erscheinen  von  Stahrs 
Tiberius  gemacht  haben  dürfte.  Wenn  demnach  Herr  Baabe  gekränkt 
schien ,  dass  die  Heidelberger  Jahrbücher  gleichsam  einen  Gegensatz 
zwischen  seiner  Forschung  und  demjenigen,  was  in  Deutschland  heute 
als  Aufgabe  erscheint ,  bezeichneten ,  so  müssen  wir  allerdings  auch 
von  unserem  Platze  aus  bemerken,  dass  Baabes  Arbeit  mehr  geeignet 
scheint  eine  Beihe  methodischer  Versuche  zur  Bettung  des  Tacitus 
abzuschliessen  ,  als  eine  neue  Balm  für  die  Geschichtsclu-eibung  des 
Nero  zu  eröffnen.    Baabe  ordnete  den  Stoff  in  19  Capiteln  nach  den 
hervorragendsten  Momenten  der  Lebensgeschichte   des   Nero.    Die 
Frage,  die  jedesmal  in  den  Vordergrund  gestellt  wird,  ist  die,  ob  der 
Bericht  des  Tacitus  Widerspruch  in  andern  Quellen  finde,  oder  nicht  V 
Wir  wollen  dabei  absehen  von  der  schon  an  und  für  sich  nicht  genug 
gründlichen  Voi-tiofung  in  die  wichtigere  Vorfrage  nach  den  Quellen 
der  antiken  Historiker,  und  bloss  auf  die  Behandlung  der  uns  erhal- 
tenen abgeleiteten  Berichte  blicken.  Allein  auch  hier  wird  sich  nicht 
verkennen  lassen,  dass  der  Autor  oft  holTnungslose  Gefechte  führt. 
Wer  kennt  nicht  die  Geschichte  der  Ermordung  von  Non^s  Mutter 
mit  dem  ganzen  des  Bernaus  vom  Greifen  von  Monte  Christo  höchst 
würdigen  Apparat.  Baabe  beschäftigt  sich  mit  einer  wahrhaft  ermü- 
denden Gelehrsamkeit  mit  allen  den  Mitteln,  Mordwerkzeugen  und 
Giften,  welche  bei  der  Ermordung  Messalinas  m  Anwendung  kommen 
sollten.  UeborGift  und  Gegengifte  hatte  er  schon  ein  paar  Capitel  früher 
gelehrte  Auseinandersetzungen  mit  einem  englischen  Essayisten,  der 
beiläufig  nach  derselben  Methode  zu  den  entgegengesetztesten  Besul- 


f- 


Saabe  u.  Scf^iUer,  Geschichte  Nero's,  aug.  v.  0.  Lorenz»       875 

taten  gelangte.  Alle  diese  Für  und  Wider  bringen  jedi>ch  die  Sache  um 
keinen  Schritt  vom  Flecke.  Sclilicsslicli  ist  man  immer  wieder  da  an- 
gelangt, wovon  man  ausgioni^,  wM  diu  Zweifel  sind  zwar  nicht  Ih3- 
schwichtigt,  aber  Ireiiich  oiu  bündiger  Gegenbeweis  ist  auch  nicht 
erbracht  worden. 

Herr  Kaiibc  nimmt  manchmal  in  dieser  oftenkundigen  Notlage 
der  Kritik  die  Art  ilieologischcr  (»elehrten  gegenüber  der  Hibel  an. 
Er  ^<ucht  uns  auch  moralisch  im  Ghiuben  zu  ätärken.  Begreiflich  ist 
es  zwar  nicht,  aber  der  scliwuclie  Mensch  soll  sich  nicht  vermessen 
über  die  Autorität  lüuau^zuguhon.  Nun  wären  dergleichen  wolmei- 
nende  Lehren  zwjxr  gut,  aber  die  Frage  ist,  ob  nicht  viele  uui  diesen 
pR'is  lieber  ganz  jiuf  ein  Wissen  dieser  Art  verzichten  möchten.  Wer 
die  abejit^juerliclie  Goschichte  mit  dem  zerlegbaren  Schifte  als  einen 
Plan  teufli-scher  Erlindung  dem  Nero  und  seinem  Kathgeber  auch  zu- 
mutet, wird  sich  doch  niemals  über  die  von  denselben  Schriftstellern 
erwähnte  Thatsacho  hinw«.»gsetzen  können,  dass  der  Einfall  aus  einem 
Theaterstück  stammte,  und  dass  der  römische  Kaiser  einen  ungeheu- 
erlichen Aiijjariit  von  der  Bühne  entlehnte  —  um  den  Muttormord 
mittelst  eines  nicht  zu  entrathseliiden  Geheimnisses  sicher  ausführen 
zu  können.  Das  also  sollte  ein  (.leheimniss  sein,  was  alle  Menschen 
vom  Theater  her  gekannt  haben?  Fürwahr  es  ist  die  umgekehrte  Ge- 
schichte Hamlets,  hier  wir«!  oben  der  Mörder  durch  das  Schauspiel 
cjitdeckt,  ilurt  will  sich  Nero  dadurch  vor  Entdeckung  sichern,  dass 
er  das,  was  im  Theater  zu  sehen  war,  nachahmen  lässt. 

Nienulls  wird  es  möglich  sein  W^idersprüche  dieser  Art  durch 
äussere  Autoritäten  zu  verdecken,  sie  werden  sich  immer  wieder  auf- 
ilrängen,  und  man  miisste  es  für  ein  wahres  Unglück  halten,  wenn 
sich  der  natürliche  Menschenverstand  solchen  Ueberlieferungen  ge- 
genüber durch  eine  gelehrte  kritische  Formel  einschläfern  Hesse. 
Dinge  dieser  Art  und  hun-iert  ähnliche,  welche  die  alten  Schriftsteller 
aus  der  Kai.serzeit  olme  W-iderspruch  anderer  uns  erhaltener  Quellen 
berichten,  nicht  glauben  zu  dürfen,  muss  man  als  ein  angebornes 
Menschenrecht  in  Auspruch  nehmen,  und  wir  scheuen  uns  nicht,  diess 
einmal  gegenüber  den  aufkommenden  Phrasen  von  positiver  Kritik 
und  ähnlichem  ausdrücklich  auszusi)rechen.  Denn  indem  wir  das  der 
Vernunft  widersprechende  als  solches  vorwerfen,  oll  neu  wir  keineswegs 
dem  subjectiven  Belieben  das  Thor,  wie  die  Vertheidigcr  der  Autoritäten 
auf  diesen  historischen  wie  uuf  andern  Gebieten  abmahnend  zu  klagen 
pflegen.  Es  gibt  eine  Willkür,  welche  durch  Maugel  an  üebung, 
Schule  und  Erfjihrung  freilich  vieles  verwirft,  was  die  sorgfältige  For- 
schung wid  zu  schätzen  weiss,  aber  nicht  diese  ist  es,  welche  wir 
meinen,  wenn  wir  die  Gesetze  der  Kritik  nicht  auf  die  mechanische 
Zählung  der  Stimmen  beschränkt  wissen  wollen.  Die  Vergleichung 
und  Zusammenstellung  der  Schriftsteller,  wie  sie  eben  schul  massig 
geübt  zu  werden  pflegt,  und  wovon  die  Schrift  Uaabes  oiu,  wenn  auch 
nicht  nach  Stil  und  Darstellung,  so  doch  der  Sache  nach  fleissiges 
Exempel  bietet,  vermag  bei  der  Tacitusfrago  nicht  weit  fortzuhelfen. 

IS* 


im^f^^^fi^ 


—  fc—  t  .    I  r  »fc  äiB 


Hatibe  u.  Schüler,  Geschichte  Nero's,  ang.  v.  0.  Lorenz»       277 

Diesem  üebelstande  wird  selbst  durch  das  gute  Register  nicht 
vollständig  abgeholfen,  welches  übrigens  einige  Lücken  hat  (z.  B. 
Thrasea). 

Auf  den  antiquarischen  rechtshistorischen  und  litterarischeu 
Untersuchungen  beruht  das  Hauptgewicht  der  Arbeit  Schillers. 
Anders  dagegen  verhält  es  sich  mit  den  Theilen ,  wo  die  politische 
und  persönliche  Geschichte  der  Zeit  behandelt  wird.  Indem  das  Quel- 
lenmaterial hier  kaum  mehr  als  ausreichend  betrachtet  werden  durfte, 
um  zu  dem  zu  gelangen,  was  wir  mit  Kaabe  Geschichte  und  Bild 
Nero's  nennen  möchten,  verliess  Schiller  auch  die  gebräuchliche  Dar- 
stellungsweise und  zog  es  vor  die  Form  der  Jahrbücher  für  seine 
Untersuchungen  zu  wählen.  Der  Geschichtschreiber  sichert  sich  hie- 
durch  ohne  Zweifel  am  besten  gegen  jeden  zu  weit  gehenden  Prag- 
matismus. Die  annalistische  Darstellung,  welche  eine  Reihe  von 
Thatsachen  in  ihrer  einfachsten  Gestalt  festzustellen  gestattet,  muss 
als  nächste  Aufgabe  der  Forschung  fQr  diese  unsichere  Periode  gel- 
ten, denn  der  Fehler  aller  bisherigen  Geschichte  der  Kaiserzeit  lag 
ohne  Zweifel  in  der  übereilten  Beui-theilung  der  Personen,  bevor  man 
auch  nur  einen  Versuch  gemacht  hatte  die  Thatsachen  objectiv  und 
jede  für  sich  zu  erörtern.  Es  ist  also  auch  in  dieser  Beziehung  durch 
die  Arbeit  Schillers  ein  grosser  Fortschritt  bezeichnet.  Wenn  es  über- 
haupt eine  Methode  gibt ,  um  aus  dem  Chaos  der  historiographischen 
Leidenschaften  herauszukommen,  so  ist  es  diese.  Wir  wollen  das  gerne 
anerkennen  und  freuen  uns  einen  Anfang  rein  objectiver  Feststellungen 
<les  Thatbestandes  gemacht  zu  schon.  Es  war  dadurch  wenigstens 
eine  Anzahl  von  Puncten  bis  zu  einem  hohen  Grade  von  Sicherheit 
zu  bringen.  Das  vielbesprochene  Capitoi  des  Brandes  von  Rom  ist 
auf  diese  Weise  über  die  persönlichen  Anklagen  hinausgehoben  und 
in  allen  seinen  Umständen  klar  und  vei-ständlich  geworden.  Zu  ebenso 
objectiver  Einsicht  wird  man  durch  die  Untersuchungen  über  die 
Opposition  gegen  Nero  geführt.  Der  Verfasser  widmete  diesem  Ge- 
genstande einen  besonderen  Abschnitt,  der  zu  den  besten  und  inte- 
ressantesten Partien  des  Buches  zu  zählen  sein  wird. 

Freilich  aber  lässt  sich  nicht  verkennen,  dass  schon  mit  diesem 
Versuche  der  ganz  neutrale  Boden  einer  Feststellung  des  objectiven 
Thatbestandes  überschritten  ist.  Indem  sich  vor  den  Augen  des 
Lcsoi*s  die  Persönlichkeiten  in  ihrem  Thun  und  Wollen  zu  bestimmten 
Parteien  gnippicren,  indem  die  Menschen  in  den  Motiven  und  Absich- 
ten ihrer  Handlungen  charakterisiert  werden,  wird  die  Darstellung  doch 
schon  in  einem  Masse  von  der  vorgezeichnoten  Auffassung  der  Quellen 
und  insbesondere  von  dem  die  übrigen  Schriftsteller  soweit  überflü- 
gelnden Tacitus  abhängig,  dass  man  nicht  mehr  bestimmt  behaupten 
könnte,  der  Gcschichtschreiber  stehe  hier  über  der  herkömmlichen 
Tradition,  wenn  auch  die  Augen,  mit  denen  der  heutige,  unbefangen, 
die  Opposition  im  kaiserlichen  Rom  betrachtet,  andere  sein  mögen, 
als  die  iles  verführerisch  geistreichen  Römers.  Um  nun  nach  dieser 
Seite  hin  einen  freiereu  Blick  sich  zu  sichem ,  gibt  Schiller  in  <^'*' 


S78      Baabe  u,  ScMüer,  Geschichte  Nero's,  'smg,  ▼.  0.  LorenM, 

Einlöitung  seines  Werkes  einen  Bericht  über  die  Quellen,  denen  ge- 
genüber er  eine  bestimmte  Stellung  notwendig  einnehmen  muss. 

Zwei  Puncte  sind  es  insbesondere,  »ieren  Feststollung  die  Auf- 
fassung des  Tacitus  bestimmt.  Der  Nachweis  der  Vernachlässigung 
jeglicher  archivalischer  Forschung  und  des  Mangels  an  ernster  Kritik 
erscheint  am  geeignetsten  die  Angaben  des  römischen  Autors  auf  ihr 
Mass  zu  bringen.  Darnach  hat  man  wenigstens  im  allgemeinen  eine 
gewisse  Handhabe,  um  sich  der  zudringlichen  Leidenschaftlichkeit 
der  die  Opposition  verherrlichenden  Geschichtschreiber  Koms  zu  er- 
wehren. Zu  einer  bis  in's  einzelne  vordringenden  Feststellung  der 
verschiedenen  Quellen,  oder  gar  zur  Erkenntniss  der  Natur  dieser  letz- 
teren zu  gelangen,  diese  Hoffnung  dai*f  man  als  beseitigt  betrachten 
and  es  ist  ohne  Zweifel  erfreulich,  dass  die  neueste  Schule  ein  für 
allemal  dai-auf  verzichtet  durch  Speculationen  aller  Art  über  den  Cha- 
rakter der  von  Tacitus  benutzten  zweifelhaften  Bücher  klar  zu  werden. 
Vielleicht  war  der  Misbrauch,  den  man  mit  der  an  und  fQr  sich  recht 
ansicheren  Idee  der  Existenz  von  Memoiren  getrieben  hat,  der  Tropfen, 
welcher  das  volle  Fass  der  Conjecturen  überlaufen  machte.  Die  rö- 
mische Litteraturgeschichte  gibt  wenigstens  nicht  viel  mehr  feste  An- 
haltspunkte für  den  Charakter  und  die  Existenz  der  Älemoiren  Messa- 
linas,  als  für  den  Bestand  von  historischen  Komanen  nach  der  Art 
von  Louise  Mühlbach  und  Eugen  Sue.  Bis  dergleichen  nicht  littei-ar- 
historisch  sichergestellt  ist,  bleibt  oben  nichts  übrig,  als  den  alten 
Oeschichtschreibern  mit  euier  gewissen  conservativen  Schonung  zu  be- 
gegnen, ohne  jedoch  das  Vei-ti-auen  auf  das  eigene  Schi uss vormögen 
über  das,  was  möglich  und  unmöglich  ist,  aufzugeben.  Ob  aber  bei 
diesem  Stande  der  Quellen,  insbesondere  was  die  an  Denkmälern  an- 
derer als  schriftstellerischer  Art  vergleiclisweise  arme  Zeit  Nero's 
betrifft,eine  wirkliche  und  wahre  i>olitische  und  persönliche  Geschichte 
überhaupt  möglich  sei,  ob  man  sich  nicht  vielmehr  mit  der  überraschend 
reichen  Ausbeute  antiquarischer  Kenntniss  der  Kaiserzeit  begnügen 
müsse,  darüber  mögen  wir  urtheilen,  wenn  es  einem  Stärkeren  gelungen 
sein  wird,  die  Frage  zu  beantwoiien.  Soviel  ist  gewiss,  je  mehr 
der  Stoff  für  andere  Partieen  der  politischen  Geschichte  im  Wachsen 
begriffen  ist,  und  je  höher  der  Begiift",  den  man  über  Sicherheit  in 
der  Geschichtswissenschaft  gewinnt,  steigt,  desto  schwieriger  wird  es 
werden  Vertrauen  für  eine  Geschichte  der  Kaiserzeit  zu  erwecken. 
Darin  sind  wii*  aber  mit  Herrn  Schiller  vollständig  einvei-standen, 
dass  der  Weg  der  Conjocturalkritik  nach  rier  einen  und  der  andern 
Seite  der  „Kettungen"  hin,  als  vollstäTidig  verloren  zu  betrachten  ist 
und  dass  eine  Methode  und  Si>eculationen ,  wie  die  sind,  welche  in 
letzter  Zeit  so  zahlreich  anfgetreton,  feste  üeber/eugungen  nimniftr- 
mohr  begründen  werden.  Der  Boden  für  die  Erkenntniss  der  allge- 
meinen Erscheinungen  des  römischen  Keichos  ist  nur  durch  Dotailar- 
beitcn  über  Institutionen  und  Verhältnisse  auf  staatlichem  und  so- 
cialem Gebiete  zu  gewinnen,  wie  sie  in  Mommsens  Richtung  in  der 
vorliegenden  trefflichen  Arbeit  begrüsst  werden  müssen. 

Wien.  OttokarLoronz. 


2>.  MMer,  Geschichte  d.  deutschen  Volkes,  oDg.  ▼.  0.  Lorenz,    S79 
Prof.  Dr.  David  Müller,  Geschichte  des  deutschen  Volkes  in 

knrzgefasster  übersichtlicher  Darstellung,  zum  Gebrauch  an  höheren 
Unterrichtsanstalteu  und  zur  SelbstbeleTirun^.  3.  verb.  luid  bis  1871 
vervollständigte  Autlage.  1Ö71.  Berlin,  Fr.  Vahlcn. 

Wenn  das  vorliegendo  Buch,  dessen  erste  Auflage  bereits  im 
Jahre  1864  erschienen  ist,  in  derZtsclift.  f.  d.  österr.  Gymnasien  bis- 
her nicht  entsprechend  gewürdigt  wurde,  so  dürfte  diess  dem  Um- 
stände zuzuschreiben  sein,  dass  deutsche  Geschichte  in  nnserm  Lelu*- 
plan  nicht  im  besnuderu  behandelt  erscheint  und  daher  das  Bodürfniss 
nach  einem  Lehrbuche  für  diesen  GegcnsUmd  nicht  in  erster  Linie 
hervortritt.  Trotzdem  muss  aber  bei  der  innigen  Verwandtschaft 
deutscher  und  östeiToichischer  Geschichte  die  Schul-  und  Unterrichts- 
litteratur  für  das  erstei-e  Gebiet  sorgfaltig  im  Auge  behalten  werden, 
und  es  sollte  in  den  Lehrer-  und  Schülerbibliotheken  kein  Mangel  an 
guten  Unterrichtsbüchem  für  deutsche  Geschichte  sein,  um  soweniger, 
als  die  meisten  Werke,  welche  unter  dem  Namen  osteiToichischer  Ge- 
schichte im  Gebrauche  sind,  ausserordentlich  mangelhaft  sind.  Ein 
entsprechender  Unterricht  über  österreichische  Geschichte  wird  überall 
nur  mit  Zuhilfenahme  von  Schul  werken  über  deutsche  Geschichte  ge- 
leitet werden  können  und  wir  müssen  daher  den  Professoren  des 
Faches  dringend  empfehlen,  sich  mit  guten  Büchern  dieser  Richtung 
bei  dem  vorgeschriebenen  Untemchte  über  österreichische  Geschichte 
zu  versehen. 

Das  vorliegende  Buch  darf  man  zu  den  besten  dieser  Art  zahlen 
und  es  erlullt  in  vorzüglichem  Masse  gerade  die  Zwecke,  welche  für 
den  Gymnasialunterricht  entscheidend  sind.  Es  hat  gleicli  bei  seinem 
Erscheinen  durch  die  sorgfältige  Auswahl  culturgeschiclitl icher  That- 
sachen  und  durch  die  Aufnahme  der  wichtigsten,  das  geistige  Leben 
der  Nation  charakterisierenden  Momente  der  Geschichte  sich  zahlreiche 
Freunde  erworben ;  in  Bezug  auf  Uebersichtlichkeit  der  politischen 
Ereignisse  wetteifert  es  bei  sehr  eingehendem  Detail  mit  manchem 
umfangreichen  Werke.  Wir  können  nicht  untersuchen ,  ob  dasselbe 
auf  iler  Unterrichti>.stufe,  für  welche  es  in  den  preussischen  Gymna- 
sien bestimmt  ist,  nicht  etwa  allzu  hohe  Anforderungen  an  den  Schüler 
stellt;  sicherlich  aber  kann  es  in  der  Hand  eines  guten  Lehrers  auch 
schon  für  Knaben  von  12 — 14  Jahren  recht  nutzbar  genuwht  worden. 
In  den  Österreich isohen  Gymnasien  könnte  das  Buch  ohnehin  nur  als 
Hilfsbuch  für  die  ol)ereu  Classen  dienen  und  würde  sicli  daher  die 
Frage  der  Scliwierigkeit  veilialtnissmiissig  noch  günstig(.<r  gestalten. 
Da  es  einen  ungen\ein  grossen  Keichtlmm  von  StoÜ'  entliiilt ,  so  hat 
Heir  Müller  schon  selbst  darauf  hingewiesen,  dass  er  es  niciit  darauf 
abgesehen  habe,  das  Gedächtniss  der  Schüler  durch  eine  vollständige 
Aufnahme  des  ganzen  Inhalts  zu  überbürden.  Höchst  auerkennens- 
werth  ist  es  aber,  dass  der  Verlauf  der  Local-  und  Landesgeschichten 
neben  der  Reichsgeschichte  nirgends  vernachlässigt  erscheint,  und 
dass  es  daher  möglich  ist  mit  Bücksicht  auf  die  HeimatsverhultnissQ 


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.'^klri  V^:-.:.:-_-i^  1^7  i-i:;z-r.  WtI:  :rr:a-rn  .  rizrlirrs  s«.«Ilte. 
Vi  I,LL  i-i-i.- i-r':  Z-;  -ir-^iiri  irir  '.r-i-r-il:.'-  -rrs-ii-riri  5^:2.  Man 
zjb'  i'-^:  Ai-i  :.^  S>.ir  7.^1  rre^r- i-rrr  Fri-f::!:--!!*.  Le  ^i-rh  für  die 
a:a.l  »s'-:  Prr.:':-r  .1  Er-i-'-i:-«!  lir.z-:  eir-^r'r"::  T-Jl:.  j:?  ■izr'r^reiiiohen 
•jrr'.iiT-  :_-i-T:  Trm.rir:..  W^rin  ^-r:  nui  l:  1::  E:-:-."he  der 
r*x;.-v-l:: :.-.;.--  Er.:*,  k-rl.-.r  irr  \r^  r-::h55:Iz::?.-:.-::i  L'eberge- 
»i.±>.  .'i-rr  =..!:'-r".h:*re  :•:.■: L?«uiL-i:-..L-j  Ki->.ir  Z^^iiurch  würde 
eine  "•'.•r^n.i:n:r:r  V-r-yvll""^  zlrioh  b-i  -irz:  Tivl  fir  -Ilt  Peri«>le 
erJTr'ii':.  '^r  :jr'£rz.-sirr,2  i!-  r:wi--  :■"  f-  .:1-lj  :i5  '><  «nrii-sbar  er- 
kLcI".  -1:  iiir:  -vi:':  -r".>7.  i-ob  j2i  Eni-*  ■:-■?  '."2:err::2:f  unver- 

iT.i-rr-rr'xiii'ei  ■::•::  i-rr.  •".r.irikTr:  ifr  Prrl.i^.  ^^•?r  iie  jafkom- 
ner^i-r:.  Iit*.:  .'i-iri  irr  Kri .b--:  '.Ir-zirz  -.  5.  w..  i.j  in  ieni  vorlie- 
^ridr..  r;-.:.r  z.  f.i:ri  -:;.:.  •■.■:"rr:rü:j-;r.  UEi?.  :ä5?  iurJi  üe  saohire- 
=Arr<  r.-Lrii.-'.i? r.:.r:?r:.  ■:r-:.*rz-i-:hL-.i3?:n iT-jiJ^.^eirareteQ Sinne 

•i-T'-li^.^  in  P,4*.Ir  TT.-.  r"-r«i»"^- 

I-  r:ii.;.ri  X.-  irr^a  P.-r.::«e:.  wire  tiie  A'^irr^  Fass-in^ -ie.s 
W:r.li.-v^  r.  T-i-.-'-h-r.^Trrii.  ^»b  auf  >.  lo?  iie  Anspielcns?  auf 
•Lr  Tr  .:'rl.--.  ir:7r  'irr  Mi-::rL^l:rr>  <  uiu-  Ke:.:L:r:i??  li'irriir: scher  und 
ccr--: .:_-.:.  .-.-.ir:.- Vrr:.ll:i'5?e  r-?'?.:  vrrsrA :;-:•: n  werirn  kinn.  ni'Vhten 
•»:7  :....'.-.  -•r..i:.r:.  -.irr  v-riiriiirn.  Dai:oc«?3  s-ii;:«?  ebeaia^elbat  die 
•r.'^.v-.r  V.;-v..  .:..^  77.  irr  S:rl!i:r.j  G  ■::nie'Is  von  B.>uillon  als 
K.-r ..> .: v i'-y ■. •  •'- •  >■•";;.-. ::.'r:  iiri .k^rwi^^s-^u  Stin.  E:-e::^>  erwartete 
r:.ir.  :...•.•.  -..  >:  :--.  -. -..  F;-r:.ii:*ri  ^ils Veni !;<:.»!:»■:  :">  t?. Kreuzzugs 
*.:.'<rr..  r.  >. .  'r-.'..  />-.  irm  Abschi-i::  '.:*  vi  M^u::-.5- uui  Ritter- 
:■;-'.  »  ..  ;.v  .  .  '::*'.. ^...-..\j  ■;rrLi>:or::cU>vr  füi-  •ir'.t^-.'hoC.'löni'saiion 
-m  -i  .'  .r".   /'  .1    .:..:  -.:.  j-i^ip  Worei.  vr^iViir.:  w^rieii. 

r.  J^:/./  1..:'  ;>  ir-'.-rhen  S:üd:»^  wAi»?  ei'-  i.r.:re:e$  Beispiel, 
e-.Wfi  -•..-*- - '  . .-/  ..  -  •  v; . r::.-.  iletailiner av.szäführrii.  /.lid  i:i»^ran  eleich- 
öaci  :.r  •vi-;-.ry:.-i.-.r  ---.kTraphi^ijh  g'euaiivr  :.u  veiiV-l^ea  gewesen, 
w.ifirfri -.',:*  .r.'.-.  :rr  *--tO?"ii':he.  rheini^-'he  und  dt^r  nordostliche. 
aÄ».liiifir.h'.  Z-^  i-'.  -i^^üti-chen  LeWns  hä't-?  ;tii<»*hauli«:h  niai.'hen  las- 


2).  Müller,  Gescbicbte  d.  deutschen  Volkes,  aug.  v.  0.  XrorcN«.    281 

sen.  Warum  unter  den  ländlichen  rcichsfreien  Gemeinwesen  S.  123 
neben  den  Friesen  nicht  auch  die  Schweizer  oder  wenigstens  Uri  so- 
gleich genannt  wurden,  ist  nicht  abzusehen.  Die  Gründung  Königs- 
bergs durch  König  Ottokar  II.  hätten  wir  lieber  unter  die  sagenhaften 
oder  wenigstens  zweifelhaften  Thatsachen  verbannt  gesehen ,  wogegen 
dieMarchfeldschlacht  heute  wol  schonziemlich  allgemein  als  Schlacht 
bei  Dümkrut  bezeichnet  zu  werden  pflegt;  denn  das  Marchfeld  ist 
gar  zu  unbegrenzt  und  stimmt  nicht  genau  mit  dem  Locale  der 
Schlacht,  wenn  man  die  engere  kartographische  Bezeichnung  für  das- 
selbe vindiciert.  —  Die  Bedeutung  des  Geleitsbriefes  für  Johann  Hus 
S.  139  durfte  nach  den  nun  vorliegenden  Forschungen  und  Verglei- 
chungen  mit  andern  Pässen  etwas  abzuschwächen  sein,  —  Für  Ber- 
thold von  Mainz  wünscht  man  dringend  einige  gewichtigere  Worte 
zur  wolverdienteu  Erinnerung  an  den  Regenerator  des  Reiches  zu 
lesen,  wogegen  S.  144  die  Stellung  Maximilians  zur  Reichsreform  weder 
zutreffend  bezeichnet,  noch  die  letztere  überhaupt  genügend  erör- 
tert wird. 

Dagegen  ist  die  Darstellung  der  Territorien  und  ihrer  Geschichte 
eine  in  Anbetracht  des  Raumes,  auf  wolclion  dieser  Tlieil  zu  beschrän- 
ken war,  höchst  gelungene  Leistung.  Gerade  durch  diese  Zusammen- 
stellung kann  das  Buch  jedem,  der  sich  auf  der  Schule  einmal  damit 
befreundet  hat,  ein  wei-thes  Nachschlage-  und  Hilfsbuch  filr  das  Leben 
bleiben.  Dabei  fehlt  es  den  genealogischen  und  geographischen  Mit- 
theilungen nicht  an  einer  erfreulichen  Lebendigkeit  der  Schilderung 
und  manchem  glücklich  gewählten  Vers. 

Was  die  neuere  und  neueste  Geschichte  anbelangt,  so  wäre  auf 
Karls  V.  Project  seinen  Sohn  Philipp  zum  Kaiser  zu  machen,  auf  das 
Zerwürfniss  zwischen  den  luibsburgischen  Brüdern  und  überhaupt  auf 
die  grosse  Verschiedenheit  der  Politik  beider  Linien  aufmerksam  zu 
machen  gewesen.  Bei  der  Narh  folge  frage  nach  dem  zu  erwartenden 
Tode  Matthias  ist  der  wichtigen  und  geraile  in  die  pfälzischen  und 
jülichschen  Verwickelungen  eingreifenden  si^anischen  Ansprüche  und  der 
daraus  entstehenden  Verpflichtungen  Ferdinands  II.  gar  nicht  gedacht 
worden.  Auch  das,  was  die  maritime  Politik  der  Habsburger  genannt 
worden  ist,  tritt  in  den  Ostseekämpfen  zu  wenig  während  iles  30jäh- 
rigen  Krieges  hervor.  ~  Von  der  Annäherung  Russlands  an  Oester- 
reich  im  Jahre  174G  zu  sprechen,  reicht  heute  zum  Verständniss  des 
siebenjährigen  Krieges  nicht  mehr  hin,  es  ist  unentbehrlich  das  Ver- 
tragsverliältniss  näher  zu  kennzeichnen. 

Alle  diese  Bemerkungen  sollen  indoss  nicht  als  Tadel  dem  ge- 
genüber gelten ,  was  in  David  Müllers  Buche  geleistet  ist,  sondern 
nur  den  Wunsch  ausdrucken,  dass  da  und  dort  vielleicht  noch  durch 
eine  schärfere  Formulierung  des  einen  und  des  andern  Satzes  das  wahre 
Sachverhältniss  noch  deutlicher  und  prägnanter  hervortreten  konnte. 
Wer  da  weiss,  wie  schwer  es  ist  hei  historischer  Darstellung  kurz  zu 
sein  und  wie  viel  lei«:hter  sich  auf  einer  Seite  auszulassen ,  wo  dem 
Schüler  nur  ein  Satz,  vielleicht  ein  Wort  zugemesseii  werden  darf, 


88S    A   Hahn,  Altlioch deutsche  Grammatik,  anj.  v.  W.  Scheret. 

der  niril  auch  v«u  vornherein  äheiTon^  sein,  da&s  GOchcr  itieser  Art 
nur  durch  immer  neue  Verbosiseningen  inr  Vollkommenheit  gebracht 
werden.  Indem  wir  zuvci-eichtlich  erwarten ,  dass  dpm  vorliegenden 
Werke  noch  viele  eolche  Verliesserungen  zn  bringen  bestimmt  sein 
wird,  wie  es  denn  die  grösste  Verbreitung  verdient,  mochten  wir  auch 
unsererseits  ein  Scherftein  fQi  neue  Auflagen  beitragen. 

Zum  Schlüsse  wollen  wir  auch  noch  die  Frage  stellen,  ob  es 
nicht  zweckmässig  wäre  in  den  Seitenüberschriften  die  Jahreszahlen 
in  fotterSchrift  zu  gehen,  und  »h  nicht  hervorragende PersoneuDamen 
als  Wegweiser  neben  den  Paragraphen  vielleicht  als  Marginalboieich- 
nungen  anzusetzen  wfiren. 

Wien.  0.  Lorenz. 


Schriften  zur  deutschen  Grammalik. 


K.  A.  Hahn's,  Althochdeutsche  Grramniatik.  Nebst  einigen 
I.esestücten  und  einam  Glossar.  Mit  Röcksieht  auf  dio  Fortflchritto 
der  Wisaensehaft  bearbeitet  von  Adalbort  Jeitteles.  Dritte  vielfach 
vurÜDdertti  und  vermehrte  AuUuge.  Prag,  Teinpsky.  IH7U.  XV  und 
132  S.  —  1  fl.  30  kr. 

Die  althoch  de  utsclie  Gramuiatik  von  Hahn  leistete  von  vornher- 
ein nicht  das,  was  man  seiner  mhd.  Grammatik  und  seiner  Auswahl 
aas  ülfilas  nachrnbmen  darf.  Sie  war  kein  praktisches  Schulbuch, 
die  sklavische  Abhängigkeit  von  Jacob  Grimm  stiftete  darin  Unheil, 
und  der  Verfasser  war  in  keiner  Weise  ausgeröstet,  den  schwierigen 
Stoff  zu  bewältigen.  Die  erste  Ausgabe  kam  1852  heraus;  die  1843 
erschienenen  vortrefilicheu  „Iteiträge  zur  'ieutschen  Grammatik'  von 
Theodor  Jacohi  waren  darin  nicht  benutzt  und  dadurch  allein  schon 
gewisse  Partien  im  Dunkel  gelassen,  welche  ohne  Höhe  hätten  klar, 
durchschaubur  und  in  ihrer  geaetz massigen  Begründung  aufgeEt«[lt 
werden  kCunen. 

Eine  Bearbeitung  des  Buches  fand  eine  daukbare  Aufgabe  vor: 
d,  h.  sie  konnte  alles  von  Gniiid  auf  neu  machen  und  unter  einer 
schon  bekannten  Firma  wichtige  Fortachritte  der  Wissenschaft,  mit 
selbstgewonucnen  vermehrt,  in  bequemer  Form  dem  deutschen  Dni- 
versitätsuuterrichte  zuführen.  Daia  musste  sie  freilich  in  die  rechten. 
Bände  gelegt  werden,  •  l'nd  das  war  leider  uicht  der  Fall. 

Die  zweite  Aufiage  erschien  1866  „bearbeitet  von  Adalbort 
Jeitteles",  hierauf  187Ü  unter  etwas  pomphaft  erweitertem  Titel  die 
„dritte  vielfach  veränderte  und  vermehrte  Auflage",  „mit  Rflcksieht 
auf  die  Fortschritte  der  Wissenschaft  bearbeitet",  von  demselben  Uerra 
Adalbert  Jeittelea.  Die  Fortschritte  der  Wissenschaft  mDssen  nicht 
gross  gewesen  sein  zwischeu  1806  und  1870.  wenn  man  darauf  voa 
dem  Unterschiede  dieser  beiden  Ausgaben  schliessan  soll.  Oder  war 


J 


JL  Bahn,  Althochdeiitsche  Grammatik,  aog.  v.  1^.  Sckerer.    t8t 

Tielleicht  des  Bearbeitci-s  Wille  und  Fähigkeit  zu  gering,  um  sie  auf- 
zufassen und  zu  verwerthen? 

Fassen  wir  einmal  den  ci-stcn  Abschnitt  der  Lautlehre,  den  Yo- 
calismus,  ius  Auge.  Dieser  war  bekanntlich  bei  Hahn  dadurch  ent- 
stellt, dass  er  die  von  Jacob  Grimm  in  der  Geschichte  der  deutschen 
Sprache  vorgetragene  Vocaltheorie  ohne  weiteres  acceptierte,  ohne 
alle  Kucksicht  auf  das,  was  besonnene  sprachvergleichende  Methode 
dagegen  einzuwenden  hatte.  Seitdem  sind  nun  die  Anschauungen  der 
Linguistik  durch  Schleichers  Compendium  so  sehr  Gemeingut  gewor- 
den, dass  man  ohne  Unbilligkeit  auch  Herrn  Jeitteles  einige  Kenntniss 
derselben  zumuthen  darf.  Keine  Spur  davon.  Noch  immer  wii-d  d  aof 
ia,  i  auf  ui  zuj-ückgeführt,  und  ein  flüchtiger  Einfall  Jacob  Grimms 
dergestalt  auf  Jahre  hinaus  denen,  die  altdeutsch  lernen,  immer  wieder 
beigebracht. 

Ueber  6  hatte  Hahn  die  Bemerkung,  in  Bildungen,  Ableitungen 
und  Flexionen  deute  es  auf  den  Diphthong  i«a  zurück  (auch  dies  aus 
Grimms  Vocaltheorie  in  der  Geschichte  d.  d.  Spr.) ;  wo  dieser  Fall 
auch  in  Wui*zeln  vorkomme,  müsse  es  für  eine  diaJectische  Beson- 
derheit angesehen  werden.  Vollständig  ausser  Acht  gelassen  also, 
dass  t/,  mit  dem  gothischen  übcreinstimineud,  die  ältere  Form  dieses 
Diphthongs  ist,  und  allen  mlid.  Dialecten  ursprünglich  gemein,  und 
dass  hieraus  erst  iw  und  un  geworden  sind. 

Herr  Jeittelos  behält  das  in  der  zweiten  Ausgabe  wörtlich  bei, 
indem  er  Hahns  citatloses  Boisidel  „/»r  für  l'uor'*  durch  zwei  mit  Ci- 
taten  versehene  Beispiele  ersetzt.  Er  fügt  aber  noch  einen  eigenen  Ar- 
tikel über  ua,  ho  hinzu,  worin  er  die  Geschichte  d.  d.  Sprache  anführt 
und  gothisches  6  zwar  nicht  auf  an  nach  Grimm,  sondern  ganz  sinn- 
los —  denn  Jacob  Grirams  Grundgedanke  war:  Combinationon  der 
reinen  Kürzen  n  i  it  als  Kei'u  aller  Längen  und  Diphthonge  —  auf 
HO  zurückführt  und  dabei  noch  feierlich  die  grössere  Alterthümlich- 
keit  des  Althochdeutschftn  lifegenüber  dem  Gothischen  betheuert  — 
ahnungslos,  dass  das  Gothisch«;  in  diesem Puncte  mit  den  verwandten 
Sprachen  übereinstimmt  und  d:uss  das  6  eine  Färbung  des  u  ist  und 
dass  diesK  sich  begreifen  lagst  und  in  einem  weiteren  grossen  Zusam- 
menhange von  Krscheinungoii  steht,  während  das  „ursprüngliche"  i«f, 
vollends  uo,  in  «ler  Luft  schwebt. 

Herr  Jeitteles  fährt  fort:  „Was  das  ?<«  betrifft,  so  haben  es  jene 
bair.-fränkischeu  Donkmäler,  die  auch  in  für  io  zeigen,  z.  B.  überall 
der  Ütfrid,  ebenso  die  meist oii  in  alemannischer  Mundart  geschrie- 
benen Quellen  der  vornotkorischen  Zeit.**  Der  Ausdruck  „bairisch- 
f ränkisch"  ist  kostbar.  Woun  (?r  iiberhaupt  einen  Sinn  haben  soll, 
so  kann  er  nur  sasjen  wnlh'u:  jono  fränkis^'lie  Dialectnuance ,  die 
mit  dem  Bairiscben  verwandt  ist.  hii.'sn  hat  aber  gerade  nicht  uu 
und  nicht  /Vf.  sDiidurn  no  uncl  io.  Und  otfrid  gehört  nicht  ihr,  son- 
dern dem  Südfrankischen  an,  das  dem  Alemannischen  näher  steht. 
Ueber  alle  diese  Dialectverhältnisse  zu  orientieren,  beiläudg,  ist  dem 


184    A.  Mahn,  Altfaochdeatscbe  Grammatik,  ang.  r.  IT.  Sckerer. 

Verfasser  gar  nicht  eingefallen.  Was  denkt  sich  als<D  ein  Anfanger 
unter  .,bairisch-frankisch'*. 

Herr  Jeitteles  schliesst ,  nach  einer  richtigen  Bemerkung  über 
Schwanken  zwischen  ho  und  na  im  Wei^senb.  Katechismus,  mit  den 
Worten:  .Im  Tatian  und  Xntker  ist  no  durchgedrungen.'"  Durchge- 
drungen !  In  der  Dialectnuance,  welcher  der  Tatian  angehört^  war  na 
nie  vorhanden. 

Das  Ganze  nun  in  der  dritten  Auflage  wörtlich  beibehalten,  nur 
dass  das  überall  (.überall  der  Otfrid")  in  allenthalben  geän- 
dert und  ans  dem  ursprünglichen  im  (recte  wi  nach  Grimms  Mei- 
nung) durch  Druckfehler  no  geworden  ist.  Ausserdem  Folgendes  hin- 
zugefügt: „Beide  Formen,  wi  un-l  »/o,  erleiden  übrigens  schon  frühe 
die  Schwächung  in  u^,  die  in  verschiedenen  Quellen  mit  jenen  vollen 
Formen  wechselt.  Vgl.  z.  B.  z*:  tnmnr  K.  29.  37.  41;  stHen  Mosp. 
V.  2b. ^  Die  Bemerkung  an  sich  ist  richtig,  obwohl  keineswegs  neu, 
die  Beispiele  sind  falsch:  turnn^  ?toht  fxir  tuoffie^  (wicfihe, d,h.  durch 
einen  seltsamen  mir  noch  nicht  klaren  Voi-gang  wird  das  zweite  Ele- 
ment in  uOj  na  durch  den  darauf  folgenden  Flexionsvocal  verdrangt ; 
stuen  im  Musp.  aber  entspricht  dem  gothischen  sföjnn  und.  wie  man 
auch  sonst  darül>er  denken  mag.  jo<IeufalIs  ist  n  lang  und  e  gehört 
der  Flexion.  —  L'nd  auf  seine  neuem  Beispiele?  ist  Herr  Jeitteles  so 
stolz:  „Annicht  wenigen  Stellen  gelang  es  —  sagt  er  in  der  Vorrede 
—  die  Belege  zu  den  grammatischen  Lehren  passend  zu  vermehren 
nder  statt  aus  Graft'  oder  Grimm  geschopflei-  Citate  s».'lche  aus  den 
Quellen  hinzuzuthim.**  Merkwürdige  Weltanschauung!  Es  ist  wirklich 
ganz  gleichgiltig,  woher  in  einer  Grammatik  für  Anfanger  die  Bei- 
spiele genommen  werden.  —  man  kann  si»»  auch,  wenn  man  sie 
II US  Graff  oder  Grimm  hat.  nachher  in  den  Quell on  nachschlagen,  — 
(las  einzige,  worauf  es  ankommt,  ist  das<  diese  Beispiele  richtig 
seien.  Das  aber  wäre  ein  sehr  grosses  Ver-lienst,  das  sich  Herr 
Jeitteles  so  leicht  hätte  erwerben  können,  wenn  in  einem  solchen 
Buche  das  ganze  im  Graff  aufgespeicherte  Material  ordentlich,  sauber 
und  übei-sichtlich  vorgelegt  würde. 

Ich  habe  früher  wol  manchmal  Hahns  ahd.  Grammatik  mei- 
nen Zuhörern  empfohlen.  Das  geschah,  weil  ich  selbst  die  erste 
Ausgilbe  als  Lernender  in  der  Hand  gehabt  und  viel  benutzt,  und 
weil  ich  mir  die  neuen  Auflagen  nie  recht  angesehen  hatte.  Ich 
bereue  das  jetzt  aufrichtig.  Das  Buch  gehört  zu  den  schlech- 
testen, die  mir  vt>rgekomuien  siuii.  Es  ist  ganz  un- 
brauchbar,   und  für  den  Anfänger  geradezu  schädlich. 

Damit  es  nicht  den  Anschein  hat,  als  ob  ich  zu  rasch  ein 
so  verwerfendes  Urteil  ffille,  will  ich  das  Bündchen  zwar  nicht 
durchcorrigieren,  aber  doch  noch  einiges  zur  Charakteristik  desselben 
anführen.  Und  damit  dem  Leser  und  mir  die  Sache  nicht  zu  lang- 
weilig werde,  sei  es  mir  erlaubt,  einige  selbständige  Beiträge  zur 
ahd.  Grammatik  einzuflechten,  welche  diesem  oder  jenem  vielleicht 
willkommen  sein  mögen. 


iL  Hahn,  Althochdeutsche  Grammatik,  ang.  ▼.  W.  Scherer,     285 

S.  2,  Z.  11  oin  sehi*  simistörcnder  Druckfehler:  s  tatt  c, 

ai  nicht  'vorzugsweise  almannisch'  wie  Herr  Jeittoles  aus 
Weinhold's  baier.  Grammatik  S.  717  lernen  konnte. 

au  ou.  Das  ganze  Gerede  über  die  einzelnen  Denkmäler,  in 
denen  dieses  oder  jenes  oder  beide  stehen,  ist  überflüssig  und  ver- 
wirrend. Dagegen  was  man  erwartet,  dass  au  (wie  af)  ältere  Form, 
ou  (wie  ei)  jüngere  Form  ist,  wird  nirgends  gesagt,  dass  eine  Zeit 
lang  Schwanken  herrscht,  würde  sich  dai*aus  von  selbst  ergeben  haben. 

S.  3  ia  soll  *durch  Zusammenstoss  zweier  Silben  nach  Abfall 
dazwischen  stehender  Consonanten*  entstanden  sein.  Ueber  die  sog. 
reduplicierenden  Vcrba,  welche  hier  als  Beispiele  erwähnt  werden, 
s.  unten.  „Aber  auch  in  andern  Fällen*'  —  fahrt  der  Verfasser 
fort  —  „z.  B.  in  miafa  (gotli.  misdo)^  fiar  (goth.  fidror)  0.  I. 
19,  23."*  Ich  bitto,  wo  sind  denn  in  mkdö  die  zwei  dui-ch  Con- 
sonanton  getrennten  und  durch  deren  Wegfall  zusammengeflossenen 
Silben  ?  Nach  des  Verfassers  Rccept  müssten  wir  statt  goth.  misdo 
ahd.  mio  erwarten.  Und  das  fiar  mit  dorn  feierlichen  Citat  aus 
Otfrid.  Da  wäre  es  doch  besser  gewesen,  GrafF  4,  671  aufzuschla- 
gen und  zu  lernen,  dass  die  Formen  f'cor  fior  ficr  die  gewöhnlichen 
sind  und  in  Otfrids  fitir  der  Diphtli.  ia  gerade  so  für  io  steht, 
wie  sonst. 

in  entweder  Diphthon^j:  oder  Umlaut  von  ü.  Nach  vernünftiger 
Methode  würde  zuerst  der  ursprüngliche,  von  Umlauten  unberührte 
Vucalstand  des  Ahd.  hingestellt  und  dann  erst  die  Veränderungen 
in  späteren  Jahrhunderten  nachgetragen  sein.  Ein  so  unpädagogischer 
MissgriiT  wäre  natürlich  Hahn  nicht  begegnet,  diese  Neuerung  blieb 
Herrn  Jeittel es  vorbehalten.  Und  für  in  als  Diphthong  fuhrt  er  glück- 
lich ausser  hiuiia  lautei  Beispiele  an,  in  denen  das /u auffallen  muss : 
iiuf\  sinh,  diup :  man  erwartet  überall  /V>,  welches  denn  auch  neben 
iu  vorkommt.  Wenn  daini  das  iu  inpUuiru  durch  Zusammenziehung 
aus  goth.  hliggva  entstanden  sein  soll,  so  ist  das  bekanntlich  nicht 
wahr,  sondern  hliggva  steht  für  blivra,  und  das  iuin  dem  Worte  ver- 
dankt vielmehr  dem  nachfolgenden  w  sein  Dasein. 

e  „als  Verdichtung  vtm  ia  provinzielle  Eigenheit.**  Weder  Ver- 
dichtung von  ia  noch  provinzielle  Eigenheit :  e  erscheint  ganz  allge- 
mein in  den  ältesten  Denkmälern,  daraus  ist  ia  jüngere  Diphthongi- 
rung  durch  die  Mittelstufe  von  ra,  welche  S.  5  als  „Spielart"  von  ia 
aufgefühit  wird. 

Ich  beflnde  mich  noch  immer  auf  den  zwei  ersten  Seiten. 
Ich  kann  in  dieser  Ausführlichkeit  natürlich  nicht  fortfahren. 

S.  5.  „«/  Diphthongirung  von  o,  z.  B.  aigi  für  egt.  Es  ist  nach- 
gewiesen, dass  aigi  vielmehr  die  älteste  Form  mit  der  ältesten  Ge- 
stalt des  Umlautes  für  agi  ist. 

„rto  für  ua,  uo.^  Dieser  P'all  ist  von  Weinhold  Bair.  S.  74 
ausfuhrlich  belegt,  vgl.  auch  Denkmäler  zu  LIV,  17,  Pfeiffer,  For- 
schung und  Kritik  2,  34.  Es  wäre  aber  wohl  einer  ausführlicheren 
Untersuchung  werth.  Wenn  im  8.  und  9.  Jahrh.  gaot  für  goat  guoi, 


MO    A.  Hahn,  Althochdcutscho  Grammatik,  ang.  v.  W,  Scherer. 

« 

resp.  got,  steht,  so  entspricht  das  im  10. — 12.  Juhrh.  einem  gout 
für  guot  Und  dieses  kommt  thatsiichlich  vor,  gerade  auch  im  Be- 
reich des  baierischen  Dialectes  wie  jenes  uo,  AVcnii  in  den  Monum. 
Germ.  Cburat  durch  Cuanrat  aufgelöst  wird,  so  liabcii  wir  das  oft 
tadeln  hören.  Aber  es  fragt,  sich,  ob  mit  Kocht.  Auch  in  den  ^Denk- 
mälern*' ist  regelmässig  überliefertes  o  als  un  dargestellt.  Aber  die 
Uoberlieforung  gewahrt  daneben  nitj  z.  B.XC,  lii)  ff rouhcduy  XCI,  14 
gouthUchi.  Und  so  bin  ich  bedenklich,  ob  hier  nicht  eine  wirkliche 
charakteristisrhe  Lautgostaltung  v(»rschnell  vorwischt  wuide.  Beson- 
ders da  nach  Öchineller  Mundarten  Baicrns  S.  77  ^an  den  nord- 
lir.hen  Zuflüssen  der  Donau*"  noch  lieiite  on  herrscht:  honch,  hlond,^ 
broiider.  Vgl.  das  nach  AVeigand  südwettorauische  bnncli  Denkm. 
zu  XXXIII,  F,  68.  Auch  das  von  Hahn  nachgewiesene  oi  für  wo, 
dem  sicli  das  nach  Siliincllcr  a.  a.  0.  spessartischc  iti  in  goid,  hloid^ 
hroider  vergleicht,  gehurt  Ijiidier.     Anders  WeinhcjM  Bair.  S.  103  f. 

Die  ganze  Kategorie  der  „Siiielarton"  bei  Hahn- Jcitteles  taugt 
nichts.  Es  handelt  sich  darum,  für  jeden  dieser  Vocale  und  Diph- 
thongen die  richtige  Stelle  in  «ler  Geschichte  und  daruach  im  Sy- 
stem des  ahd.  Vocalismus  zu  linden :  nc  ist  nur  andere  Schreibung 
für  f;  ai  iix  aigi  gehört  nuter  „Umlaut"  (vgl.  Ahho  luv  Aribo 
Haupt  Zs.  XI.  44  ?j;  ao  ist  in  der  Regel  Mittelstufe  für  die  Mö- 
nophthongierung  des  au  zu  r>,  im  Hildebrandsliod  Uwe  von  einem 
Schreiber  gesetzt, der  zwischen  dem  niedord.  6  und  dem  hoclid.  ati^ou 
nicht  sicher  zu  wählen  wusste;  ca  Mittelstufe  der  Diphthongierung 
des  ^  (zu  cft,  ia);  vi  für  c  {cinü,  chig'd)  gehört  vieMeicht  unter 
^Umlaut**  und  ist  dann  jenem  ni  in  aigi  gleichzuachten,  zur  Gesch. 
d.  d.  Spr.  S.  144;  co  ältere  Form,  wofür  später  //>;  ic  für  i,  f 
bei  Nütker  gehört  in  das  Capitel  «ConsonanteinÜüsse  auf  beuach- 
bai-te  Vocale,"  das  man  fi-eilich  hier  vergebens  suclit;  oa  Ueber- 
gangsform,  die  zwischen  6  und  uo,  un  liegt.  Die  Diphth.  cu  und 
m  erfordern  eine  besondere  Betrachtung. 

Für  i'ti  unterscheidet  Hahn  „zweifachen  Gebrauch*' :  1.  „für 
iu  z.  B.  CHwih  für  iutrfh^:  das  ist  die  ältere  Form  des  aus  au 
durch  Färbung  des  a  zu  c  und  i  hervorgegangenen  Diphthongs; 
2.  „eine  Art  Umlaut  des  au  z.  B.  ftrmcidhu  für  fniuwidha*^ :  diese 
Schreibung  ist  nicht  richtig,  es  muss  heissen:  frewidhn  für  /Va- 
widha.  Und  damit  ist  die  Sache  erklärt.  Es  handelt  sich  nicht  um 
einen  Umlaut  des  Diphthongs  au,  der  in  dem  Worte  damals  kaum 
schon  existierte,  sondern  um  einen  Umlaut  des  n.  Bekanntlich  ist 
die  Lautverbindung  (aiv)  ow  sjiäter  zu  (auw)  ouw  geworden,  sofern 
sie  nicht  früher  schon  sich  zu  dir  gewandelt  hatte.  Jener  Umlaut 
gehört  in  eine  Zeit,  in  welcher  das  kurze  n  noch  unangetastet  war: 
ouw  hat  erst  veihältnissmässig  spät  den  Umlaut  öuw  erhalten. 

Für  das  ui  statt  iu  hätte  man  bei  Weinhold  Bair.  S.  109 
melir  Beiego  erwartet.  Diejenigen,  die  er  gibt,  sind  zum  Theil 
nicht  bairisch,  sondern  ans  dem  mitteldeutschen  Theil  der  Vorauer 
Handschrift  entnommen.  Dio  Aussprache  tl  für  m  muss  so  alt  sein,  als 


Ä.  Hahfif  Althochdeutsche  Grammatik,  ang.  ▼.  TT.  ScAerer.    t87 

die  Bezeichnung  des  Umlautes  von  ü  durch  iu,  denn  dieser  Umlaut 
kann  nie  anders  als  ü  gelautet  haben.  Vielleicht  aber  ist  das  ui 
ein  Beweis,  dass  sich  iu  auf  dem  Wege  zu  ü  befand.  War  etwa 
die  Aussprache  iü  gebräuchlich,  so  konnte  das  Sprachgefühl  unsicher 
werden,  welclier  der  beiden  akustisch  wenig  verschiedenen  Bestand- 
theile  des  Diphthongs  vorausgieng  und  welcher  nachfolgte.  Es  ist 
auch  zu  beachten,  diiss  die  Mehi-zalil  der  Fälle  Namen  sind,  deren 
erstes  Compositionsglied  Luip  und  Liut:  l  aber  attrahiert  den  dum- 
pfen Laut,  zur  Gesch.  d.  d.  Spr.  31.  In  mitteldeutschen  Quellen  dage- 
gen sucht  sich  reines  Sprachgefühl  gegen  das  mundaitliche  i%  zu 
wehren,  verkennt  nur  die  richtige  Stelle  des  /. 

Ob  aber  das  Woi-t  fair  hierhergehört,  möchte  ich  bezweifeln. 
Die  Schreibung  scheint  weiter  verbreitet,  als  sonst  der  Laut  ul,  Dass 
es  im  Weissonburger  Katechismus  Z.  lOU  steht,  habe  ich  mich  selbst 
überzeugt.  Auch  im  Tatian  kommt  es  vor,  nicht  ausnahmslos,  aber 
nur  in  diesem  Worto  (Sievors  S.  47).  Das  Muspilli  hat  siuh  piutit 
kitrmfit  nrUugan,  aber  (Müllenhoffs  Altd.  Sprachproben  1871) 
Z.  11.  24  fuir,  Z.  60  vnh'u,  Z.  63  sogar  migir.  Die  ältesten  ahd. 
Sprachquellen,  Vocab.  S.  Galli  und  Gl.  Kcr.  gewähren  ebenfalls  /u/r. 
Dieses  setze  ich  dahur  unbedenklich  als  ursprüngliche  Form  an,  aber 
nicht  fuir  mit  dem  Diphthongen  ///,  sondern  fn^ir,  (f^Jir)  fngir; 
das  fyur  des  Isidor  und  der  Frugm.  theot.  mag  den  Uebergang  bilden 
EU  f'iur,  welches  in  allen  germanischen  Sprachen  (mit  Ausnahme  des 
goüiischen)  der  Form  des  Wortes  zu  Grunde  liegt.  Also  eine  Bil- 
dung aus  der  AVurzcl  pu  mittelst  des  Suffixes  ira.  Letzteres  ist 
aber  für  ir  eingetreten  wie  griech.  riviQ  (Cui-tius  Etym.  260)  zeigt. 
Daneben  jn-Q-  Bildung  mit  blossem  r?  Eins  bleibt  auffallend; 
ilass  ir  ohne  Gunierung  des  Wurzel vocals  angetreten  ist.  Haben 
wir  etwa  im  Germauischen  von  vornherein  2  Formen  anzunehmen : 
l'A'i'r  miil  fiu-iy'i 

Ueber  den  Ablaut  S.  6  kramt  Herr  Jeitteles  wieder  eigene 
Weisheit  aus.  Dass  Bopp,  Jacobi  und  Holtzmann  unter  einander  kei- 
neswegs übereinstimmen,  dass  auch  andere  Ablautstheorien  aufge- 
stellt sind  und  dass  die  Hauptrollo  dabei  Accent  und  Färbung  spie- 
len: hiervon  keine  Ahnung.  War  es  nicht  besser,  wenigstens  das 
was  Hahn  gab  ruhig  beizubohaltcn,  ohne  Zusätze  zu  wagen?  Dann 
hätte  er  auch  den  Schriftfolilor  ^wridhi**  vermieden  und  nicht  ge- 
zeigt, dass  er  ..guna''  für  ein  Femininum  hält.  Man  bekommt 
wahrhaftig  Lust,  die  verbrauchtesten  Hecensentenwendungen  hervor- 
zusuchon  und  «lern  Verfasser  ein  Si  tacuisses  zuzurufen. 

Indem  Abschnitt  über  die  Brechung  lässt  er  glücklicher- 
weise wieder  Hahn  alloin  das  AVort,  der  nur  vollständig  im  Irrtum 
war,  wenn  er  die  Brechung  des  in  zu  eOj  io  nicht  vollkommen  auf 
eine  Stufe  mit  der  von  n  zu  o  stellt. 

Die  Lehre  von  der  Brechung  an  sich  aber  bedarf  freilich 
einer  lieform.  Sie  ist  lange  nicht  so  einfiich  als  man  sie  darzu- 
stellen pflegt. 


188    A.  Bahn^  Althochdeatsche  Graninatilc,  ang.  ▼.  TT.  Schenr, 

Altarisch  knnes  a  wird  bekanntlich  im  europäischen  theils 
zu  e  theils  zu  o  gefärbt,  theils  bleibt  es  unverändert.  Im  gothi- 
schen  geht  die  Färbung  zu  c  weiter  bis  /.  die  Färbung  zu  o  weiter 
bis  u:  nhun  nimnm  nnm  uuwnns,  dem  /  wie  dem  n  liegt  nichts 
als  a  zu  Grunde;  altar.  snrfhns  (stif}^<h\  .«'/////>),  german.  sVffüs.  goth. 
sißis.  Vgl.  ArnihiiNS,  Uvrwinohta^  Innhi.  Im  ahd.  wird  die  wei- 
tere Färbung  des  ^"  zu  /,  d«>s  o  zu  it  in  der  ßogel  ebensu  vorge- 
nommen: aber  sie  wird  aufiri-halton,  wenn  ein  '/  der  Flexion  oder 
Ableitung  folgt :  vhtnr  nhnis.  aber  hiinntfi,  fiauointut. 

Die>1»  ahd.  Wahl  und  Entsclieidunjr  nui<s  bereits  eifolgt  sein, 
ehe  noi-h  das  vocalisclie  Aushiutsg'esetz  <eino  Wirkung  erzeigt:  in 
i/vV/,  irolf  11.  dgl.  ver.lanken  /"  uuil  «»  dem  durch  das  vocalische 
Auslaut?gesetz  aus  der  letzten  Silbe  h in wotrg»^?«:]i äfften  //  ihre  Existenz, 
ilire  Erhaltung.  Es  muss  feruor,  «las  eriribt  sich  nebenbei,  das  im 
ahd.  bald  als  o  bald  als  n  erhaltene  n  '=:niA  sich  bereits  vj»rdcm 
Eintritt  des  Auslautsiro>etzes  zu  o  trcfarbt  hab.»ii,  ^on^^t  würden  wir 
nicht  ifhuu  (Grundform  unttd ,  älter  nrttcK  ursprünglich  wima), 
sondern  vielmehr  ni'ntu  vorfinden.  Ebon>o  mu^^s  das  n  des  Praesens- 
stammes  im  Imperativ,  ehe  es  abfiel,  -lie  Färbung  r  iider  /  ange- 
nommen haben :  wir  hätten  st»n*^t  ht'iii  {(yxwwAUxm  ni'ma,  ursprüng- 
lich fiamfi\  nicht  fiim,  welches  dem  ircmäss  für  ////w",  nhni  steht. 

Ausser  dieser  erhalt en«len  Kraft  hat  das  <i  der  Ableitungs- 
imd  Flexionssilbo  nun  aber  auch  noch  eine  andere.  Es  ist  kein 
Zweifel,  dass  unter  dem  Einflüsse  eines  solchen  a  wurzelhaftes  u 
regelmässig  in  o  verwandelt  o»ier  —  wenn  man  so  will  —  in  o  ge- 
brochen wird,  gleichviel  ob  es  sich  um  ein  selbständiges  u  oder  um 
ein  H  als  Thoil  des  üiphth«ing<'n  in  handelt.  Die  ablautenden  Wur- 
zeln mit  innerem  n  gelten  der  Belege  genug  an  die  Hand :  hhftu 
hhitis  hutninx  aber  hiotam  gohottm.  Diese  Brechung  dos  h  durch 
(I  ist  Regel. 

Dagegen  ist  nicht  Regel  die  Brechung  des  /  durch  n  (zu  r). 
Das  beweisen  wiederum  die  ablautenden  Vorba.  Die  mit  innerem  / 
haben  ausnahmslos:  ffnriUi})  gastrUan  giuli'jan  u.  dgl.  Doch  kommt 
ausnahmsweise  allerdings  auch  diese  Brechung  vor.  Die  Fälle  sind 
zusammengestellt  von  Schleicher  in  Kuhns  Zeitschrift  7,  224. 11,  52. 
Sieben  Beispiele  im  Ganzen,  wovon  übrigens  eV,  das  geschlechtl. 
Pronomen  der  dritten  Person,  anders  aufzufassen  ist:  hier  war  nie 
in  a  die  Ableitung  vorhanden,  es  steht  wohl  nach  falscher  Analogie 
von  dvr  hwiir,  unter  Einwirkung  von  f^^,  goth.  ifa  (Gruuilfonn  iddm). 
Im  Isidor  noch  ir,  wie  auch  wista  und  Nr  neu  neben  tcesta  lernen 
sich  erhalten  haben.  Die  übrigen  Fälle  sind  l'ebni,  stec  stega^ 
esstty  irehhft. 

Die  Sache  ist  wichtig  auch  fürs  Gothische,  das  bekanntlich 
einige  ai  aufweist,  die  unabhängig  von  nachfolgendem  /*  und  r  sind. 
Sie  scheinen  sämmtlich  auf  Färbung  des  a  zu  beruhen :  mi7a,  jainSf 
aiththau,  ai  inderRedaplicationssilbe, -fl/ III.  Sing.  Conj.  Praes.,NonL 
Plur.  Masc.  st.  Adj.,  -atze  -aUö  -aleös.  Und  daher  wird  es  zweifei« 


LJ 


e 

a 

0 

• 

t 

u 

••  • 

a 

OfU 

i.ie-) 

U,0 

• 

a 

u 

u 

A.  Hahn,  AUhücbJcutsche  Gramniütik,  ang.  v.  W.  Sdierer.    289 

haft,  ob  bnHrs  (Wurzel  hü)  auch  dazu  gerechnet  werden  düife  und 
nicht  vielmehr  bditrs  aufzufassen  sei ;  altnordisch  beitr  scheint  frei- 
lich unsicher  bezeugt. 

AVir  haben  mithin  ahd.  ein  zweifaches  i,  je  nachdem  es  auf 
urspr.  ?  oder  n,  und  zweifaches  u,  je  nachdem  es  auf  urspr.  u  oder 
a  beruht.  Wir  haben  ein  zweifaches  o:  für  a  oder  u.  Wir  haben 
ein  dreifaches  e:  l.  if  aus  a,  regulär;  2.  e  aus  t,  ausnahmsweise;  3.  e 
aus  a  durch  Umlaut. 

Tabellarisch  stellen  sich  die  kurzen  Vocale,  wenn  wir  im 
Althochd.  vom  Umlaut,  im  Gothischen  von  allen  ai  und  ad  absehen, 
so  dar: 

Altarisch  a  tu 

Europäisch 

Althochd. 

Gothisch 

Nach  dieser  Abschweifung  wende  ich  mich  wieder  Hahn- Jeitteles 
und  ihrer  Lehre  von  der  Assimilation  zu.  Jeitteles  hält  es  für  nöthig, 
den  von  Hahn  gegebenen  Beispielen  ehono  icuntorötun  hungorogon 
die  Gitate  aus  Otfrid  beizuschreiben,  die  es  ihm  aufzufinden  „ge- 
langt. Und  ausserdem  leistet  er  die  Bemerkung :  „Vereinzelt  tritt 
diese  Lautveränderung  sell)st  in  Wurzeln  auf,  z.  B.  jnUu  für  jihu 
Denkm.  182,  4.  7.  11  tf.*'  Aber  erstens:  in  dem  augeführten  Denk- 
mal steht  giuhu  neben  iuliu,  es  ist  also  iu  an  die  Stelle  von  i  ge- 
treten, nicht  ii.  Und  zweitens  das  Denkmal  ist  nicht  althoch- 
deutsch, sondern  altniederdeutsch,  daher  es  in  der  von  ihm  citierten 
Ausgabe  die  Ucberschrift  Sächsische  Beichte  trägt:  altsächsisch  ist 
aber  bekanntlich  nicht  althochdeutsch. 

Auch  diu  Erscheinung  der  Assimilation  bietet  noch  dunkle 
Paiiiien  dar,  unter  denen  sich  vielleicht  wichtige  Sprachgeheimnisse 
verbergen :  vhonn  für  ebano  begreift  sich,  der  tieftonige  Vocal  hat 
es  über  den  unbetonten  davon  getragen.  Li  tcuntörötim  aber  hat 
nicht  der  Acccnt,  soudern  die  Quantität  entschieden  ,  und  in  7mn- 
gorogoH  für  hhigärugun  ist  zwar  og  wohlverständlich,  aber  ar  ist 
nach  der  Regel  stärker  betont  als  on.  Ueberblickt  man  die  Bei- 
spiele bei  Grimm  Gramm.  1^,  Ö7  und  bei  Kelle  Otfrid  2,  433  ff.,  so 
fühlt  man  sich  versucht,  die  Kegel  so  zu  fassen:  der  assimilierte  Vocal 
gehurt  der  Ableitung,  der  as.similierende  der  Flexionswendung  an : 
der  veränderliche  und  darum  chai-akteristischere  Theil  des  AVortes 
trägt  es  über  den  constanten  und  unveränderlichen  davon  (und  daher 
von  zwei  Ableitungssilben,  die  neu  hinzutretende  über  die  der  Wur- 
zel näher  verbundene,  z.  B.  Hnntiringon  für  suntaringo}i).  Jener 
Vocal  ist  stets  a,  dieses  stets  r  /  o  oder  u.  Aber  nur  ein  geord- 
netes Verzeichniss  sämnitlicher  althochd.  Beispiele  würde  lehren,  ob 
die  Kegel  richtig  ist  und  ob  alle  scheinbar  widerstrebenden  eine 
andere  Auffassung  zulassen.  Wenn  z.  B.  sibitu  für  sibuni  zu  ste- 
hen scheint,  so  findet  sich  doch  ein  siban  daneben,  sibini  kann 

Mttchrlft  f.  d.  fiiitrr.  O71110. 1673.  lY.  Ktft,  19 


800    A.  Hahn,  Althochdentache  Grammatik,  ang.  ▼.  W,  Seherer. 

also  für  sibani  eingetreton  sein,  und  die  Regel  wäre  bewährt.  Der 
Unterschied  aber  zwischen  constauten  und  A'eränderlichen  Wortele- 
menten wäre  sehr  merkwürdig. 

Nächst  der  Wurzelsilbe  hätten  die  Flexionssilben  die  meiste 
Kraft.  Die  Herrschaft  der  Wurzelsilbe  war  unantastbar.  Aber  die 
zweite  Bolle  spielen  jene  Silben,  auf  denen  die  Function  des  Wortes 
innerhalb  des  Satzes  beruht.  Diess  aber  prägt  sich  nicht  in  der 
Betonung  aus,  sondern  nur  —  wenn  ich  so  sagen  darf  —  in  dem 
Lichte,  das  eine  Silbe  ausstrahlt,  in  der  Farbe,  die  sie  ihren  Nach- 
barn mittheilt.  Und  wenn  dabei  e,  f,  o,  u  sich  thätig  verhalten, 
a  aber  leidend,  so  kommen  uralte  Gegensätze  wieder  zur  Geltang, 
die  auch  in  der  Conjunction  mitspielen :  ein  unbetontes  a  der  Wurzel- 
silbe kann  ausfallen,  /  und  u  bleiben  unverletzt ;  a  ist  der  Indif- 
fercnzvocal,  nur  die  andern  gelten  als  charakteristisch. 

Assimilierende  Kraft  der  Wurzelsilbe  in  Bezug  auf  Vorsilben 
und  vorangehende  oder  nachfolgende  Ableitungsvocale  ist  bisher 
noch  wenig  beobachtet  worden,  vgl.  darüber  die  zweite  Auflage  der 
Denkmäler,  Anm.  zu  LXXII  *Lorscher  Beichte*.  In  Compnsitis  ge- 
rathen  dann  zwei  Wurzelsilben  mit  einander  in  Streit,  bald  ist  die 
eine  stärker,  bald  die  andere.  Vgl.  die  Beispiele  bei  Kelle  Otfried 
2,  437.  Da« «  in  armiWi,  samilth^  giwarilih  verdankt  gewiss  dem 
i  von  lih  seine  Existenz.  Dagei^en  wird  in  vrcgfehttn,  ivegcrihtt, 
lobosam,  hotoscaf  der  Vocal  dos  ersten  Compositionsgliedes  sich 
geltend  machen.  Was  freilich  nicht  sicher  ist,  da  auch  unabhängig 
davon  a,  o  und  c  als  Compositionsvocale  sich  vertreten. 

Die  „Schwächnng"  S.  9  rührt  im  wesentlichen  noch  von 
Hahn  her.  Dagegen  lässt  sich  viel  einwenden :  in  ei  für  ai,  ou  für 
au  liegt  doch  wol  nicht  Schwächung  vor,  die  beiden  Elemente  des 
Diphthongs  haben  sich  nur  einander  mehr  genähei-t.  Auch  uo  und 
IM  sind  nur  daraufhin  zu  betrachten.  Wogegen  allerdings  ie  für  ia 
und  io  hierher  gerechnet  werden  mag.  Dieses  fällt  denn  auch  chro- 
nologisch mit  den  Erscheinungen  zusammen ,  in  denen  wir  vorzugs- 
weise „Schwächung^  erblicken,  mit  der  entschiedenen  Annäherung 
der  vollen  Flexionsvocale  an  das  farblose  c  des  Mittelhochdeutschen. 

Was  Hahn  noch  ausserdem  zur  Schwächung  rechnet,  scol, 
holön  für  scal,  halön,  das  ist  gewiss  keine.  Diese  Wandlung  des 
a  in  0  findet  sich  vor  /,  w  (fana,  fona^  giwon)  und  h  {joh,  oÄ, 
mohta) :  also  vermutlicli  consonantische  Assimilation,  wie  sie  auch 
vorhergehendes  w  bewirkt  {tvola,  ivocha,  rhona  goth.,  (jvinö,  und  die 
Formen  von  Wurzel  Ämw). 

Ueber  die  Wandelbarkeit  der  Quantität  redet  wieder 
im  wesentlichen  Hahn.  Herr  Jeitteles  begnügt  sich,  ihm  einige  ver- 
meintliche Stilfehler  zu  corrigiereu.  „isVs^  in  Jst  fs"  zu  verwan- 
deln und  Grimms  „ganjs:  e  ige  nihil  mliche  fceise'^  in  eine  „eigentiUn- 
liehe  weise**  abzuschwächen.  Er  lässt  etwas  unentschieden,  was 
Hahn  „geschienen"  hatte.  Und  er  vermehrt  die  Beispiele,  in  denen 
kurzer  Worzelvocal  gedehnt  sein  soll,  durch  ein  falsches  (goth.  4i). 


A,  HiOin^  Altliocbdeütscbe  Grammatik«  ang.  ▼.  TT.  Seherer.    291 

Uebrigens  ist  alles  hergehörige  schon  hesprochcu.  Dass  dähia 
brähta  dühta  auf  alte  Na,«?alierung  des  a  und  u  zurückgehen,  weiss 
man  hinlänglich.  Zur  Geschichte  der  Yierzahl  sei  bemerkt,  dass 
ahd.  ftdvdr  zu  Grunde  liegen  muss,  woraus  zunächst  fewör  (vgl. 
alts.  und  ags.),  dann  mit  Ausfall  dos  w  und  Yerküi^zung  des  6  (um- 
gekehrt wie  in  hwco  für  hiveo)  fcor.  Der  Diphthong  durchläuft  dann 
die  gewöhnliche  Entwickelung. 

Hier  sind  wir  mit  dem  Vocalismus  zu  Ende.  Ueber  ahd.  Betonung 
erfahi't  man  kein  Wort.  Haben  meine  Loser  noch  zum  Consonantis- 
mus  Lust?  Ich  meinerseits  bin  müde.  Auch  stosse  ich  im  Anfang 
dieses  neuen  Capitels  gleich  auf  so  colossale  Fehler,  Verwirrungen 
und  Missverständnisse,  dass  es  mir  wirklich  leichter  wäre,  den  gan- 
zen Abschnitt  neu  zu  schreiben,  als  alle  Einzelheiten  zu  corrigieren, 
zu  entwirren  und  in  Ordnung  zu  bringen.  Wie  es  mit  den  physiolo- 
gischen Grundbegriffen  bestellt  ist,  sei  mir  erlassen,  zu  beschreiben. 
Wie  die  Lehre  von  der  Lautverschiebung  aussieht,*  sei  vei*sch wiegen. 
Hier  war  es  die  Aufgabe  des  Bearbeiters,  Müllenhoffs  Abgrenzung 
der  fränkischen  Mundarten  in  das  Lehrbuch  einzuführen ,  den  Sinn 
des  Schwankens  zwischen  h  und  p^  zwischen  g  und  k  zu  erklären 
und  das  gosetzmäsisige  Verhalten  der  ahd.  Verschiebungslaute  zu  den 
goth.  nachzuweisen.  Was  Consonantumlaut  sei,  und  dass  es  so  ein 
Ding  überhaupt  gebe,  erfährt  man  nirgends.  Auch  was  der  Unter- 
schied zwischen  z  und  z  bedeute,  und  wie  sich  letzteres  zum  s  ver- 
halte, wird  nicht  gesagt. 

Darüber  kann  man  denn  freilich  auch  bei  andern  Leuten  oft 
die  wunderlichsten  Vorstellungen  trelfen.  Hat  doch  neulich  jemand 
behauptet,  sb  neben  sp  und  sg  neben  sk  beweise,  dass  b  und  p 
Tenuis  seien ;  denn  das  tonlose  s  werde  niemals  tönend.  Umgekehrt, 
das  6'  ist  im  ahd.  so  sehr  tönend,  dass  es  selbst  in  den  alten  Gruppen 
sp  sk  st  (denn  auch  hiefur  kommt  sd  vor)  die  Tenuis  sich  assimiliert 
und  in  dem  Sprachgefühl  gewisser  Schreiber  zu  Medien  gemacht 
hat.  Wenn  s  nicht  tönend  war.  wie  in  aller  Welt  konnte  es  denn 
vom  ^  unterschieden  werden  V  Oder  hatte  das  z  vielleicht  noch  eine 
Spur  des  /  in  sich,  sprach  man  watssar;  obgleich  nicht  opffan,  ob- 
gleich nicht  brrkrhan'^  Und  wann  verschwand  ein  solches  < ?  Und 
woher  rührt  die  gelegentliche  Vormischung  zwischen  z  und  s  im  Aus- 
laut? Wenn  jemand  die  altkarantanischen  Monumenta  Frisingensia 
genauer  darautliin  untersuchen  wollte,  in  denen  Slavisch  durch  latei- 
nische Schrift  wiedergegeben  ist,  so  würde  er,  glaube  ich,  ünden, 
dass  in  der  Ke^el  r  dem  tonlosen,  s  dem  tönenden  Laut  entspricht. 
Aus  dem  an  si<'ii  räthselhaften  Tönendwerden  der  lingualen  und  den- 
talen Spirans  (s  und  tfi)  erklärt  sich  allein  die  Möglichkeit  eines 
hochdeutschen  d  aus  (dft)  ih. 

Ein  sehr  schwieriger  Punct  des  ahd.  Consonantismus,  über  den 
eine  Specialuntersuchung  wünschenswert  wäre,  ist  die  Behandlung 
der  Media  im  Auslaut.  Mhd.  tritt  bekanntlich  regelmässig  die  Te- 
nnis ein.    Wie  weit  ist  das  schon  ahd.  der  Fall?  Am  meisten  kommt 

19* 


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o'J<:r  .S'jir<:ihf*r.M»;r   l.'.i;!..-.  ■:.;•...  ^r!-..-.;!    •.'"r':::   ';■;■.'•   F"r::i   /t'.'/' 

A'j'h  .H.  4'^  .•.•ipi"  HiiMi.- :  .Kir.»-  r-:.:.  A". 'a »::•.":.::;-*  i^t  h?. 
w<jriii  L  MI.  Sin/.  l'r'Ls.  ^'  nj.  z';-.w.i^:*n  ^/  i'ir  <■  zi-::"  —  weiii^steTis 
TiirJitH  unrir-htiK*-'  ^nMj.iir.ri  li.jri.h :  v.j.,  ri.,.:i  \  .:.  J-.ilL.rrn.Toitteu'S : 
-Kirj<;  Arrtv<ji«-hij|jjr  v-.:»  .■ir-rM"iij.Ii-;iit.'iii  'i».'iiii.T  ;-i  ■•.-.  'Vtri-n'  ii.  s.  w. 
Im«J«t  i.i'ht,  lj<:liHii|it.«.*ji  !::!iji.     A!: '-ri liiiiliKii  i.-t  »iii':"-"-!  -.rar  liii.-hts. 

I>;is;.  i\'w.  \.  IM.  ::,;.-'.  l'rä-.  ».'"i.j.  uii  i  «i;.-  I.  i'ia.-t.  >\\vi.  Coiij. 
„ii;fh  'iMn  ^iiit.li.  zu  i.r-'-!i<:n '  iir.-jir;:!:i:ii'h  Vivwiyw  V»'i;il  o-luibt  lia- 
Jmti  inot<«'ii,  v».Tsi''li*rrt  mi-  ifi-ir  .[«r.'it-i'-.«»  /v.rimal,  S.  49  tiu«!  S.  .'»fi. 
Oii'  Ii'l'-jit.ijrki'it  ilMr.si-r  Vf-ririiir.iiiiir  v  ii-.iiiun:h  ihn- \VK'-l»Th"luiiir  nidit 
»riln'iht.  Ih'iT  J<iiU»'l«'S  knimi«;  v,i.-st,.]|,  i1ü.->  iiiiiii  oiii.jiii  gotli.  o\  nie 
;iiiHii'lit,  (»l»  *'.s  hiplitlhnij,'  .mI«-!"  kiirzi-^  ^  i^t,  iiml  «iass  in  ilor  III. Sing. 
(!onj.  I'riis.  j^unnlr  das  ;iliil.  ffir  lüo  Kurze  siiriclil.  Kr  konnto  auch 
wibH4Ui,  dass  gotli.  ijibü^i  sich  uus  rjibi{)am^  uUd.  ^c^c  oder  ,(7c6(X  aus 


A.  Hahn,  Althochdeutsche  GraniTnatik,  ang.  ?.  TT.  Sdicrer.    20S 

gehahn,  ifuth.  fffhjnn  aus  fitnjahjmti,  ali'l.  ^<(///  aus  ffagahhn  er- 
klären. 

Für  «loTi  f,'r>]>ruiiif  der  srhwjMlu.ai  Perfcrtbildung  hatte  Halm 
mir  vprwii'son  auf  «lio  (irsrhiclito  «Icr  doutschen  Sprache.  Sein  Be- 
arbeiter entnimmt  d:iraiis.  tlassjrntli.-riff/  ahd.  -tn  «^nt^ipreoh«»  lat.  darr 
(S.  50>.  Waruiri  «Mithilintf  er  d«M'  Kr'irtrrunc:  Grimms  nicht  lieber 
den  Hinwi'is  auf  unser  llnm'i  Der  Irrtum  Grimms  in  dieser  Stelle 
i^t  lan;r>t  »Mkiiniit,  uiul  jedermann  weiss,  dass  unser  thii}i  vielmehr 
mit  liihm  verwandt  ist. 

Auf  S.  5»)  f.  rühren  die  IJemerkung'en  1,  4 — 7  und  9  vom 
I[«Mausireber  hör  (der  es  vorsiiumte  die  unrichtifre  Bemerkung  2  zu 
stndrhen).  Darin  wird  «iie  V«>rwandlunjr  ilcs  auslautenden  m  in  n 
♦»iiif  „Kfir/unir"  u'fuannt.  Ja  wohl  Kürzung  I  d.  h.  das  m  verliert 
einen  Strich  un«i  ist  dann  ein  ;/?  Auf  andere  Weise  wüsste  ich  wirk- 
lich nicht,  wnrin  die  Kürzung  stecken  soll.  —  Unter  8  ist  Jacob 
firimms  Beobaditunir  über  -tom  -tot  -ton  des  PI.  der  schwachen 
l*»-rfe«ta  einjrctr.jgen,  ai)er  ilas  -//  des  Conjunctivs  vergessen;  und  die 
•^ben  liahin  irehririiren  und  von  Hahn  angeführten  Formen  des  Isidur 
falsch  lieh  weirLTclassen.  K<  würd«*  sich  zugleich  ergeben  haben,  dass 
nicht  liMÜL-lii  li  .'ine  Kitreutümlirhkeit  des  alemannischen  Dialcctes 
vorlici^t. 

Im  ubriiren  hat  Herr  Jeittele.v  in  der  ganzen  l'artie  von  der 
( -onjii'jfutinn  nur*  'it;>te  eiiiL'^t  ragen.  Bei  den  Verha  iJraeterito-praesentia 
vi-rlässt  iliii  i'Iötzlich  «lir  ritatenwutli  S.  5.s  -  <ii>.  um  dann  ebenso 
jilot/.ljfb  Imm  dorn  Verlium  fcrffan  S.  \\:\  wieder  auszubrechen,  bei 
f'(tfit  S.  «14  scliwjulier  zu  werden  'ind  auf  den  beiden  letzten  Seiten 
•«icii  «Tidlirb  Vi>llkiUnmeM  zu  beruhigen. 

Kl;iirli«-1i  ist  die  l.'nsirheriieit.  mit  welcher  Herr  Jeitteles  ül)er 
die  <2uantit;it  der  Flexinnssilben  urt^dlt.  Ein  Beispiel  habe  ich  schon 
irt'ircb«'!),  an  w^dti-nMi  ist  k«»in  Mangel.  Wenn  er  sicdi  'loch  hätt-e  da- 
rauf l-«'>rhiank('n  wtdien.  vw  cnnstatiren.  was  im  Anfang  des  IX. 
.lalirh.  iinrh  al<  laut:'  gelVihlt  und  in  <len  Handschriften  bezeichnet 
wird  und  deniveniiiss  di«*  raradigriiaia  »-inzuricliten.  Auf  ilie  feineren 
rnter^chie  b' wind»'  man  dann  in ''iner  Klemcntarirrammatik  gerne 
ver/.iibten. 

B(>kanntlich  ist  ein  iir>prünglich  langes  li  im  Ahd.  nirgends 
mehr  als  lang  ua»ln\ei>bar.  Wenn  wnl  in  den  Schriften  der  Siingaller 
die  Ki'minina  wie  ///////  in\  Xoin  Acc  IMur.  den  (Jircumtlex  bekommen 
(ifi'hn),  s.»  srlieint  das  nur  ein  erdarhter  Unterschied.  Im  IX.  Jh. 
Niiid  Xom.  <Ien.  A<'< .  Sinir.  und  Nom.  Acc  IMur,  einander  gleich:  alle 
Zeigen  n.  aber  niemals  wird  f/rfififf  gesi-.hrii'ben. 

Kinig«'  nr>iiiünglirlH'  germanische  und  altariM'he  n  werden  zu 
Anfang  de^  IX.  .11».  crms^ant  als  ff.  auilere  cnnstant  als  o  gefunden 
mit  der  bekannte!!  F;ii-I»unir,  irrierli.  oi, 

Aihb're  iirsi-rüngliriie  gi*rinanise,he  und  altarisclie  d  schwanken 
iA\  «lersplben  Zeit  zwischen  e  und  'f,  o  setzt  -ich  niu'hher  durch,  um 
sciuerseits  bald  durch  r  verdrängt  zu  werden.   »Ta  in  manchen  Fällen 


S94     Ä.  Hahn,  Althochdeatsche  Gzammaük,  ang.  r.  TT.  Sk^erer» 

trifft  man  o  oder  u  nur  mehr  in  den  allcrältesteu  Denkmälern,  die 
übrigen  haben  es  ganz  verloren.  Oder  es  ist  vielleicht  überhaupt 
nicht  mehr  nachweisbar  und  spurlo's  verschwunden :  s6  das  ehemals 
lange  goth.  a  in  ita  ahd.  üs,  in  hlindana  ahd.  Hintan,  in  nimaina 
ahd.  nemin,  in  ncmeina  ahd.  nämin^  das  unverändert  lauge  I  und  e 
der  letzten  Silbe  in  den  beiden  zuletztgenaunten  Beispielen  beweist, 
dass  diese  Silbe  nicht  ursprünglich  auslautete,  und  dem  starken  6/m- 
tan  goth.  hlindana  steht  schwach  hlinton  oder  hlintun  goth.  bUndan 
charakteristisch  gegeuüber. 

Ich  habe  den  Gegensatz  zwischen  jeuen  constanten  Vertret-ern 
des  ä  und  diesen  veränderlichen,  ilüchtigon,  leicht  vei-sch windenden 
Elementen  dadurch  zu  erklären  gcsuclit ,  dass  ich  annahm :  in  jenem 
Fall  sei  nach  der  Wirkung  des  vocalischcn  Auslautsgesetzes  noch 
wirkliche  Länge  vorhanden  gewesen,  in  diesem  Falle  jedoch  ä  (oder 
besser  ö)  durch  das  Auslautsgesetz  zu  o  oder  u  verkürzt  worden. 
Dazu  stimmt,  dass  das  Goth.  dort  in  der  Kegel  Länge  (e  oder  6)  hier 
kurzes  a  aufweist.  (Zur  Geschichte  der  deutschen  Sprache  S.  1 14  f.) 
Die  tiefere  Erklärung  liegt  in  einer  altarischen  Unterscheidung  von 
d  =  aaa  und  d  :~  aa.  Jene  bleiben  auch  nach  der  Wirkung  des 
Auslautsgesetzes  noch  immer  lang,  diese  verkürzen  sich. 

Schwanken  zwischen  a  und  e  im  Anfang  des  IX,  Jh.  verräth 
einstiges  altarisches  ai\  so  in  der  II I.  Sg.  Conj.  Präs.  ncnm  oder 
newe  aus  manaU,  so  im  Nom.  Plur.  Masc.  der  starken  Adjectiva: 
blinta  oder  blinfe  aus  blindai. 

Wie  aber  steht  es  mit  i?  Zweifelhaft  ist  namentlich  eins :  das 
/  der  /-Stämme  im  Gen.  Dat.  der  Feminina,  im  Nom.  Acc.  IMur.  der 
Masculina  und  Feminina.  Es  scheint  nicht,  dass  dieses  t  zu  Anfang 
des  IX.  Jh.  noch  als  ein  langes  gefühlt  wurde.  Für  die  Erklärung 
dieser  Formen  kommt  Alles  hierauf  an.  Goth.  ansfais,  anstai;  Plur. 
gasteis,  ansteis  ergeben  sirh  lautgesetzlich  aus  den  Grundformen 
anstajaSf  anstaji;  gastijns,  austijas.  Ist  nun  der  ahd.  Nom.  gasti, 
ans// jenem  gothischen  gleich  V  Das  ebenso  lautende  ansti  des  Gen. 
Dat.  Sing,  würde  dann  auf  die  Grundform  austijas,  austiji  zurück- 
gehen; das^"  wäre  im  Ahd.  wie  im  Goth.  bewahrt,  der  Vocal  der 
Flexionssilbe  durch  das  Auslautsgesetz  getilgt.  Diis  dann  auslautende 
I  müsste  wie  n  und  6  im  Anfang  lies  IX.  Jh.  nicht  mehr  als  lang  ge- 
fühlt worden  sein. 

Es  ist  aber  auch  eine  andere  Erklärung  möglich.  Der  ahd.  Gen. 
Plur.  gesteo  ensleo  geht  bekanntlich  auf  gastijam  anstijdm  zurück 
mit  Ausfall  des  j  zwischen  Vocalen.  Wie  wenn  dieser  Ausfall  auch 
in  jenen  fraglichen  Formen  anzunehmen  wäreV  Oder  ist  vielleicht 
gar  keine  Gunieiung  des  Stamme.sauslaatos  eingetreten,  so  djiss  an- 
stjaSy  aftstji  zu  Grunde  lägen?  In  beiden  Fällen  wäre  das  ahd.  /  jener 
Casus  seit  der  Wirkung  des  vocalischen  Auslautsgesctzes  nicht  mehr 
lang  gewesen. 

Ich  wollte  diese  Schwierigkeit  nur  hervorheben,  ohne  sie  für 
jetzt  lOsen  za  können.  Eine  umfassende  neue  Untersuchung  der  Quau- 


Ä.  Bahn,  Althochdeutsche  Grammatik^  ang.  t.  W.  Sckerer.    805 

tit&t  althochdeutscher  Flexionen  ist  notwendig.  Sie  wird  am  besten 
verschoben  bleiben,  bis  die  Glossen  in  neuer  Bearbeitung  und  hand- 
licher Ausgube  vorliegen.  Wie  die  zu  Anfang  des  IX.  Jh.  noch  als 
lang  gefühlten  Flexionen  im  Laufe  dieses  Jahrhunderts  schwankend 
werden  und  sich  der  Kürze  zuneigen ,  hat  jüngst  Wilmanns  aus  den 
Keimen  Otfrieds  scharfsinnig  zu  zeigen  gesucht. 

Es  sei  mir  schliesslich  erlaubt,  noch  über  die  reduplicierenden 
Verba  ein  Wort  zu  sagen.  Das  auch  von  Hahn  vorgeführte  keronische 
pihrialt  mit  den  Consequenzen ,  die  man  daraus  gezogen  hat,  ist, 
scheints,  nicht  umzubringeu. 

Dieses  einmal  vorkommende  pihemit  soll  neben  goth.  Jiaihald 
beweisen,  dass  der  Reduplicationsvocal  im  abd.  ei  war,  und  dann  soll 
durch  hUilt  Jiialt  hcalt  hell  entstanden  sein.  Das  ist  lautgesetzlich 
unmöglich :  nirgend  hat  sich  ahd.  et  zu  i  monophthongiert.  Und  die 
chronologische  Aufeinanderfolge  der  Perfectformen  ist  gerade  die 
umgekehrte:  hvU  und  ähnliche  sind  die  ältesten  (Weinhold.  Bair. 
S.  284  ff.  belegt:  fei,  weh  ßnc^  9^nc;  Us,  sUf^ples;  mecje),  dann 
kommt  hcalt  y  dann  hialt,  endlich  hielt  vollkommen  im  Einklang  mit 
den  Lautgesetzen:  c  hat  auch  sonst  sich  zu  ea,  ia  (oder  io)y  ie  diph- 
thongiert. Theils  ist  es  noch  im  ahd.  selbst,  theils  in  den  übiigen 
germanischen  Sprachen  nachweisbar:  vgl.  Theodor  Jacobi,  Beitrage 
S.  121.  wo  nur  nicht  alles  im  einzelnen  richtig  gefasst  erscheint. 
Z.  B.  ags.  Mrd,  langobardisch  miita,  ahd.  in  der  ältesten  Keichenauer 
Glüssensamralung  mtUi,  dann  mrata  miata  (Graff  2,  703  f.),  goth. 
/Irr/i,  ahd.  fha  feara  fiarn  (Graff  3,  579,  668 — 670).  In  den  Hraban. 
Glossen  teeri  (Graff  5,  701),  Enimeraner  Gl.  eeeriila  (ibid.  702),  Gl. 
Jun.  8  zearrvr  (ibid.  700),  gewöhnlich  eiari  ziert  u.  s.  w.  In  den 
ältesten  ahd.  GlossHi  skecre,  dann  skioro,  skiero  (Graff,  6, 537).  Goth. 
alts.  ags.  altn.  ßih\  ahd.  hear  hinr  (Graff  4,  696).  Goth.  nies,  ahd. 
mcaa  uiins  (Graff  2,  874)  Ags.  rrw,  gl.  Ker.  Pa.  ken,  chvn,  später 
rhkii  (Graff  4,  451).  Hioher  auch  wol  ahd.  kn\ff  (Graff  4,  589)  mhd. 
hier.  Auf  die  Fremdwörter  hat  bereits  Jacobi  a.  a.  0.  hingewiesen. 
Wenn  die  Formen  vhrcrhi,  chreavhi,  kriuehi  vorkommen  (Graff  4, 
591),  so  wird  angesichts  von  ihaecu»  doch  wol  die  zuerst  genannte 
die  älteste  sein:  vgl.  Bmtia  Riez.  Femer  IXbriA  fiebar  (Graff 
3,  385).  Aber  auch  btrre  briaf  (Graff  3,  301  f.),  speculum,  spiagil 
(Graff  6,  326).  tfgulae  zegnluHy  zengal  zhufnl  (Graff  5,  626),  aus 
unorganisch  verlängertem  r;  und  prht  prinst  ftriastar  (Graff  3,  369) 
^u^jßrestar  für  presbykr  mit  Ersatzdehnung.  Gelegentlich  kommt 
in  diesen  Woltern  ei  vor,  aucli  in  den  Perfectis,  aber  ganz  selten, 
vorübergehend  und  verein  zeit ,  wie  umgekehrt  ie  für  ei  gefunden  wird. 
In  lieji  Hdsch.  A  der  Fuldacr  Beichte  (zu  Denkw.  LXXIII,  9.  10. 
15.  16)  bihriit,  furleiz,  gihezi,  forlrzi  (letztere  beiden  mit  überge- 
schrielKjni'ni  /  narli  r)  irrt  eigentlich  der  Schreiber,  dessen  Vorlage  e 
gewährt,  in  der  Auflösung  desselben  und  setzt  ei  statt  ie. 

Von  /'  in  hrlt  und  analogen  Formen  ist  also  auszugehen.  Jenes 
h^iali  setzte  ein  Schreiber,  <ler  zwischen  hmU  und  hiali  schwankte. 


206    A,  Hahn,  Altboclideatsche  Grammatik,  ang.  v.  TT.  Seherer. 

wie  der  Aufzeichner  des  Wiener  Hundsegens  deioh  schreibt  im  Zweifel 
ob  deob  oder  diob.  Wenn  auf  jenes  pihciaH  Eero  57  unmittelbar  die 
Präposition  anao  folgt,  so  bessert  jedermann  aano.  Mohr  Autorität 
hat  jenes  piheialt  auch  nicht,  als  dieses  mtao. 

Das  von  uns  angenommene  hclt  nun  seinerseits  kann  nicht  ans 
heilt  hervorgegangen  sein:  denn  die  Monophthongierung  von  ai  zu  e 
ist  im  Ahd.  an  ganz  bestimmte  Bedingungen  geknüpft,  welche  hier 
nicht  zutreffen.  Anderei-seits  sind  die  meisten  jener  ahd.  e  nicht  mit 
voller  Sicherheit  zu  beurteilen :  so  weit  ein  Urteil  möglich  ist,  werden 
wir  auf  Ersatzdehnung  eines  kurzen  e  geführt :  ags.  mrd  steht  z.  B. 
neben  meord  für  weVd,  goth.  mizdd,  also  mcda  mHa  wol  für  merda 
merta:  vgl.  z.  Geschieh,  d.  d.  Spr.  S.430Anm.  Aber  darauf  allein  und 
das  wenige  was  sich  sonst  ergibt,  würde  man  nichts  zu  bauen  wagen. 

Auch  das  Gothischo  lehrt  nichts.  Es  kann  nicht  oft  genug 
wiederholt  werden :  goth.  ai  an  sich  sagt  uns  gar  nichts,  erst  die 
übrigen  germanischen  Sprachen  lehren  uns,  ob  wir  den  Diphthongen 
ai  oder  kurzes  c  vor  uns  haben.  Also  haihald  oder  haihnld? 

Den  Aufschluss  gewährt  das  Angelsächsische.  Jacob  Grimm 
hat  zu  Andreas  614,  zu  Elene  1023  und  1105  die  entscheidenden 
Foimen  behandelt.  Wir  haben  von  hätan  das  Perfectum  heht  goth. 
haihait  neben  jüngerem  het,  von  1/t-can  leolc  goth.  lailaik  neben 
jüngerem Z^c,  von  redan  reord  gotli.roh'ddf  von  andrcedun  ondreord 
und  ofidreard  neben  jüngerem  ondred.  Dazu  noch  leorty  welches  für 
leolt  goth.  lailöt  stehen  muss,  in  jüngerer  Gestalt  IH^  von  Icptan. 

Man  sieht :  alle  diese  Formen  stehen  in  einem  ganz  bestimmten 
Verhältniss  zu  den  entsprechenden  gothischon.  Der  Wurzelvocal  ist 
verschwunden,  der  Eeduplicationsconsonant  ist  erhalten:  Vorstufe 
mu8S  Verkürzung  des  Wurzelvocals  gewesen  sein.  Der  Reduplications- 
vocal  aber  lautet  ea  neben  eo  in  ondrenrd  ondreord,  co  in  allen 
übrigen,  e  in  heht.  Ob  letzteres  e  kurz  oder  lang,  das  wissen  wir  nicht. 
Aber  ea  steht  niemals  für  e,  ein  cd  für  goth.  n;/.  ist  unmöglich,  bleibt 
nur  ea  für  ags.  ä,  also  ondrärd.  Auch  eo  steht  niemals  für  e :  das 
Fremdwort  mese  meöse  mfjse  (Ettmüller  226)  lat.  mrnsa  wird  nie- 
mand anschlagen ;  ebenso  wenig  preost  neben  ahd.  prest.  Das  eo  tritt 
für  Cj  gerade  wie  en  ffir  ä  nach  bestimmten  Gesetzen  ein,  welche  hier 
zutreffen:  das  tiefe  Timbre  mit  welchem  r  und  l  gesprochen  werden, 
bewirkt  den  Nachklang  hinter  dem  halben  Vocal.  Demgemäss  steht 
leolc  fQr  leläc,  reord  für  rer(pd,  ondreord  für  ondedreed,  leort  für 
leleety  und  das  c  in  heht  ist  kurz.  Das  goth.  ai  ist  kurzes  e.  Zu  leolc 
verhält  sich  aber  lec  wie  meord  zu  med^  d.  h.  das  lange  e  steht  durch 
Ersatzdehnung. 

Lehrreich  ist  besonders  ondreord  für  ondedrfp.d.  Diese  Per- 
fecta reduplicata  sind  ein  ganz  exceptionelles  Gebiet,  worin  Dinge 
geschehen,  die  anderwärts  in  der  Sprache  nicht  möglich  wären.  So 
wie  durch  cinreissendc  Verschweigung  des  Wurzelvocals  die  Integrität 
des  Wortes  in  Frage  gestellt  is-t^  so  tritt  auch  die  Correctur  ein. 
Strenge  Durchführung  der  Regel  würde  zu  ondedrd,  etwa  onderd, 


Ä.  Hahn,  Althochdeutsche  Grammatik^  sn^,  r-  W.  Scherer,    t07 

schliesslich  onded  führen.  Da  bilden  die  übrigen  nicht  reduplicierten 
Formen  des  Wortes  ein  Correctiv :  dr  tritt  in  den  Anlaut.  Ich  weiss 
mich  im  Augenblick  nicht  besser  auszudrücken,  als:  die  Spi-ache 
ahnt,  da  SS  anded  entstehen  müsst<),  sie  beugt  rechtzeitig  vor  durch 
ein  an  sich  ganz  irregulän?s,  nach  keiner  Ifogel  zu  rechtfertigendes 
ondrtord.  Wir  sehen  hier  an  einem  Musterbeispiel,  wie  oflFenbar  in 
allen  mit  Doppelconsonanz  (ausser  st  s]>  sk)  anlautenden  Wurzeln 
verfahren  werden  niusste.  Vergl.  über  die  ganze  Frage :  Zur  Gesch. 
d.  d.  Spr.  S.  11.  17.  Das  wesentliche  hatte  schon  EttmüUer  Lex. 
anglosai.  (1851)  S.  LX  f.  richtig  gesehen. 

Die  Kürze  dos  I\cduplicatiousYOcals  lässt  sich  nun  aber  auch 
noch  auf  andere  Art  beweisen:  aus  dem  ahd.  selbst.  Einmal  durch 
das  wohlerhaltene  Porf.  rcdupl.  der  Wurzel  dha  :  teta.  Dann  durch 
die  folgenden  Erwägungen. 

Der  bisher  geschilderte  Weg,  auf  welchem  ursprünglich  redu- 
plicierende  Perfecta  einsilbig  werden,  war  nicht  der  einzige.  Er  galt 
nur  für  Verba  mit  innerem  a,  a  und  ai.  Nur  für  diese  sind  im  ahd. 
die  Perfecta  mit  «  nachweisbar  (für  ni:  meizzan,  mes).  Nur  für  diese 
(eigentlich  nur  für  </und^/;)  beweisen  jeneangels.  merkwürdigen  Reste. 

Die  Wurzeln  mit  innerem  a  mögen  vt»rangegangon  sein,  das  a 
fällt  immer  am  leichtest-en  ans.  Die  anderen  genannten  folgten  nach 
und  verkürzten  sich  nach  derselben  Methode. 

Nicht  so  die  Wurzeln  mit  innerem  (3,  au  nnd  n.  Sie  lialnui  sich 
zwar  im  allgemeinen  nach  jenem  Vorbilde  gerichtet:  die  wenig  zahl- 
reichen Verba  dieser  Gattung  konnten  nicht  alb;in  gegon  so  vielo  ihre 
Perfecta  reduplicata  unverletzt  behaupten.  Das  Verfahren  aber  war  ein 
anderes.  Das  Muster  wurde  nur  in  drei  Dingen  nachgeahmt:  in  B«^- 
wahrung  des  KeduplicjitiousvocaN,  in  Verlust  «b's  oder  der  zwischen 
Keduplicationsvocal  und  Wur/.»*lvociil  stehenden  ronsonanton,  in  Ver- 
kürzang  des  Wurzelvorals.  Nicht  aber  auch  in  der  gänzlichen  Ver- 
M'hweigung  des  Wurzel viwjtjs. 

l.'m  es  auscliaulichrr  zu  miirhcn:  «iasl'errcrtumvnn  shi/ttn  hätte 
etwa  folgende  Fornn*n  durchhiufen :  .scs/r//' (goth.  nf/izlep),  srafnf, 
siefaf  {\vdd\  nptdnnrd).  sfrf /' iu\<*\' slrrf  {jwwh  hort)^  sfrf.  Dajregen 
ploznn  itbiozmi:  pfplutt^,  })f'p/uc,  pfrttu,  fdr-iu.  Fl)ensö  stocfin: 
sttsid:ij  .s/^\s/o.r,  sfc-nz.  Ebeii'^o  sriuffDn  srrarrof,  sresrrnf  scrrsrof^ 
sm-ot.  ^^bonsn  h'hiti  hihn/H,  wovon  wir  die  III.  IMur.  Indic.  nehmen 
vfwWew.  hrbatriDi,  hrhutvint,  hr^utrnu.  Die  Endpuncto  dor  Bewegung 
^'ATQU  plfn::  pfhtc  (vgl.  fiu/',  übriirens  auch  rtt;  hrt*uf),  stvoz  stim, 
scrt'ot  scrfoty  heu  bin. 

Jene  letzten  /.wcisilliiiron  Können,  die  <lcr  Einsilbigkeit  unmil- 
t»'lhai  vorausgehen,  sin.I  bek:inntlich  mit  dem  hiatiisfü Monden  i'  (vgl. 
f^cri-r-um,  bl-r-itw:  Mrillenlmfr  in  Ilaupfs  Zeitschrift  lL>,  ;}1»7  :50l»; 
erhalten  in  pff-r-iu^hi  cfiplr-r-nzzi,  str^r-o^  str-r-nzntiy  kiacre-r^ 
ot,  bi-r^unn  bi-r-uunifi. 

Diese  Formen  beweisen  erstens  die  Verkürzung  des  Wurzel- 
vocals:  denn  wenn  man  auch  stcröz  ansetzen  könnte,  wie  will  mau 
pleriJus  rechtfertigen? 


M8    Ä.  Hahn,  Alihodideatftche  Grammatik,  ang.  t.  TT.  Sdierer. 

Sie  beweisen  zweit ens,  dase  diese  letzten  Acte  des  Kampfes 
gegen  das  zweisilbige  Perfectum  reduplicatum  in  eine  Zeit  fällen 
müssen,  in  welcber  in  stdean  scrotan  das  ursprüngliche  au  monoph- 
thongiert und  in  pluoean  das  ursprüngliche  o  diphthongiert  war, 
sonst  würden  wir  nicht  dort  o  hier  u  vorfinden.  Das  führt  uns  frü- 
hestens in  die  erste  Hälfte  des  achten  Jahrhunderts  (Jacobi  a.  a.  0. 
S.  113.  115).  Wenn  wir  ao,  die  Mittelstufe  zwischen  au  und  o,  nicht 
als  Lange  zu  dem  o  in  steroz  gelten  lassen  wollen,  so  dürfen  wir 
genauer  sagen :  frühestens  gegen  750.  So  mögen  denn  im  Laufe  des 
siebenten  Jahrhundei*ts  die  Perfecta  reduplicata  zuerst  angegriffen 
worden  sein. 

Jene  Formen  beweisen  drittens  —  und  darauf  wollte  ich 
kommen  —  Kürze  des  Beduplirationsvocals.  Denn  wenn  sich  e  in 
bi-r-uun  zu  /  färbt,  so  war  es  nicht  lang  und  dies  wird  auch  dadurch 
bestätigt,  dass  unmöglich  ein  c.  775  entstandenes  steoz  sich  um 
800  bereits  deu  übrigen  eo  so  weit  gleichgestellt  haben  konnte,  um 
wie  diese  in  io  überzugehou. 

Was  ist  wol  der  Grund  des  verschiedenen  Verfahrens  bei  Wur- 
zeln mit  innerem  o  au  ü?  Wie  gleichgiltig  man  gegen  ein  a  der 
Wurzel  war  ist  schon  hervorgehoben.  Zwischen  dem  Beduplications- 
vocal  e  und  dem  ai  oder  ei  der  Wurzel  herrscht  kein  grosser  Unter- 
schied der  Klangfarbe :  ei  konnte  wcgfalleu,  ohne  dass  der  Verlust 
eines  charakteristischen  Tones  sich  dem  Ohr  stark  bemerklich  machte. 
Dagegen  e  und  jene  dumpferen  Klänge  stehen  so  weit  von  einander 
ab,  dass  die  Vemaclilässigung  eines  u  oder  o  der  Controle  des  Ohres 
schwerlich  entgangen  wäre. 

Der  Unterschied  geht  durch  alle  nachgothischen  Sprachen  durch. 
Im  Altnordischen  entweder  e  oder  jö :  nur  geht  bl/*ta  merkwürdiger 
Weise  nach  der  a-  Analogie,  wenn  ich  so  sagen  darf,  Perf.  hltl.  Das 
j6  ist  eingeschränkt  auf  die  Verba  mit  ursprünglich  innerem  au  und 
ü,  zu  denen  durch  fiilsche  Analogie  auch  spyju  goth.  speiran  tritt: 
s.  Wimmor  Altnord.  Gramm.  S.  109.  110. 

Am  schwierigsten  zu  verstehen  sind  die  angelsächsischen  ehe- 
mals reduplicierenden  Verba,  mit  Ausnahme  der  oben  behandelten 
Formen.  Was  ich  zur  Aufhellung  der  übrigen  glaube  bieten  zu 
können ,  theile  ich  unter  allem  Vorbehalt  mit.  Eine  so  heikle  Frage 
wird  wol  nicht  mit  einem  Male  gelöst. 

Ganz  klar  sind  zunächst  die  Verba  mit  dem  dunklen  Wurzel - 
vocal :  bldtan  (ahd.  pluo^an)  bleot,  das  kennen  wir  und  setzen  un- 
bedenklich blröt  an  far  bh-oly  d.  h.  ro  als  Diphthong,  nicht  als  Re- 
präsentant von  e  in  reonl.  Ebenso  hropan  hreöp,  vepan  (für  vopjan) 
veöp^  grovan  grc6t\  rovaft  reov,  spw'an  spe6v,  hlOran  hleov. 

Ebenfalls  bekannt  sind  uns  Medpan  (ahd.  Maufan)  bedtan 
hedvan.  Ihre  Perfecta  hleöp  beöt  heöv  unterliegen  derselben  Beur- 
theilung,  sie  .stehen  für  hle-op,  be-oty  he-ov. 

Völlig  neu  tritt  uns  eine  andere  Kategorie  entgegen,  die  dem 
gothischen  saian  oder  saijan  Perf.  saiso  entspricht;  sävan  seov^ 


A.  Hahn^  Althochdeutsche  Grammatik,  ang.  v.  W,  Scherer,    290 

mdvan  tneov,  pravan  preov  u.  s.  w.  Auch  hier  sind  die  Mittelstufen 
offenbar  scsdv  sesov  se-nv,- mithin  scöv  meöv  u.  s.  w.  Das  gothische 
wird  hier  vom  ags.  bestätigt,  während  die  Färbung  gretan  gaigrU, 
flekan  faiflok  sich  durch  ags.  grata n  gret  als  eine  verhältnissmässig 
späte  und  specifisch  gothische  erweist. 

Da  nun  jene  saian  vahn  mit  ihren  saiso  vaivo  sich  den  Ver- 
bis  mit  a  im  Präsens  und  o  im  Perfectum  anreihen,  so  nimmt  es  nicht 
Wunder,  dass  ags.  veaxan  im  Perf.  rcox  für  uöj?,  spanan  speon  ffXr 
sp^H  (Grein  Sprachschatz  2,  467)  aufweisen,  mithin  in  die  nächst- 
verwaiidt^  reduplicierende  Classe  übergegangen  sind. 

So  weit  ist  keiue  Schwierigkeit.  Sie  wird  vielmehr  gerade  durch 
die  Classen  dargeboten,  welche  nach  unseren  obigen  Auseinander- 
setzungen als  Vorbild  der  soeben  erörterten  gelten  müssen. 

Nicht  allerdings  durch  die  Classe  mit  innerem  (e  goth.^ahd.  d: 
neben  reord  dreord  leort,  später  red  dred  lety  steht  s/rrjwiw  slep, 
gratan  grdi  ganz  regelmässig. 

Aber  wol  bei  der  Classe  mit  innerem  d  (goth.  ai,  ahd.  ei). 
Neben  hole  heht,  später  Uc  h(H,  steht  sväpatty  sveop,  scädan  sceod. 
Wie  ist  das  aufzufassen?  Am  nächsten,  scheint  mir,  liegt  die  Mög- 
lichkeit eines  Uebergangos  in  die  Classe  sävan  seöv:  das  ä  des  Prä- 
sens bot  den  Ausgangspunct  der  Formübe i-tragung. 

Und  ganz  seltsam  stellt  sich  die  Classe  mit  Innerem  a  dar.  Wir 
haben  Präs.  feaUp,  Perf.  fcoll,  femer  ebenso  veaUe  veoU,  healde 
ht:oId,  vcnlde  veold,  vealce  veoli.  Dagegen  spanne  spenn ,  fange 
f'eng,  havge  lieng,  gange  geng, 

Jacob  Grimm  hat  Gramm.  1^,  372  f.  gezeigt,  dass  das  co  in 
frull  hvold  u.  s.  w.  kein  gebrochenes  sein  kann.  Denn  diese  Bre- 
«;hung  unterbleibt  gerade  vor  U  und  Jd.  Auch  haben  wir  hier  kein 
*'.  vorauszusetzen ,  sondern  e\  in  leolc  ist  der  Anfangsconsonant  der 
Wurzel  noch  vorhanden,  in  hcold  ist  er  weggefallen.  Wie  mit  dem 
Wegfall  des  zweiten  /  in  leole  die  Wertform  Uc  notwendig  verbunden 
ist.  so  müsst<)n  wir  hier  held  erwarten. 

Es  kann  aber  doch  kein  Zweifel  sein,  dass  sich  einerseits  die 
Wurzeln  auf  //,  Id  mit  eo^  andererseits  die  Wui*zeln  auf  ««,  vg  mit 
f?  gegenüberstehen.  Und  davon  ist  jedenfalls  bei  der  Erklärung 
auszugehen.  Form  Übertragung  nach  Muster  der  Wurzeln  mit  dunk- 
lem innerem  Vocal  würde  den  Gegensatz  nicht  erklären,  und  der 
Punct  der  entschiedenen  theil weisen  Gleichheit,  welche  dann  zur  völ- 
ligtMi  Gleichheit  wird  ,  lasst  sich  nicht  wie  oben  bei  srdpan  scädan 
augt-ben.  r)«ler  will  jemand  das  ra  für  ä  in  fvallan  healdnn  auf 
gleiche  Stufe  stellen  mit  dem  en  für  an  in  hledpan  bedtan'i  Das  ist 
^chon  darum  nicht  möglich,  >veil  die  geschichtliche  Entwickelung  der 
beiden  Laute  eine  ganz  andere  war.  ihr  Unterschied  daher  fortwäh- 
rend gefühlt  sein  muss  (Kuch  Hist.  Gramm.  1,  49.  62).  Es  wider- 
spricht auch,  dass  mehrere  ursprüngliche  eö  später  zu  t  werden ,  s. 
Koch,  1,  242. 


800     -  E,  Ott,  ücber  eine  Sophoklesbibliothck. 

Vielleicht  aber  darf  man  etwas  anderes  geltend  machen.  In  ea 
für  n  steht  eigentlich  c  dem  ä  gleich,  und  das  nachfolgende  a  gehOrt 
streng  genommen  zu  dem  Consonanten,  es  bedeutet  Aussprache  des- 
selben mit  tiefem  Timbre.  So  steht  rrtU  für  nU :  man  spreche  II  mit 
dem  tiefen  Timbre,  wie  das  polnische  durchstricheiie  /  oder  wie  etwa 
die  Siebenbürger  Sachsen  all  u.  dgl.  aussprechen. 

Wir  haben  demnach  die  Grundformen  fefcnll,  hchrnld  anzu- 
setzen, und  das  tiefe  Timbre  des  /  in  Ü  und  Id  geht  nicht  verloren, 
wenn  auch  feil  und  held  der  Regel  gemäss  eingetreten  sind.  Wenn 
man  um  dieses  tiefe  Timbre  hier  norh  e  ebenso  ausdrücken  will,  wio 
in  CO  für  r.  so  ergäbe  das  ßnll,  hpold^  und  ähnlich  niiiss  das  gowiss 
einst  geklungen  halten.  Solches  vo  aber  knuut«?  freilich  der  Anab»- 
gie  sonstiger  eo  nicht  widerstolien,  gerade  wie  ahd.  rn  und  htveo  sich 
mit  CO  und  huro  vollständig  anfeine  Linie  str'lltpii. 

Wenn  neben  ap^jin  auch  sjKotfv  vorkommt,  so  wj'j^s  ich  nicht 
ob  es  ältere  oder  jun.ü'Te  Form  ist.  l«h  würdt»  im  letzten  Falle  Form- 
übertragung  von  njnunn}  sjufUi  veiinut.heii. 

Ganz  anders  sind  finntfi  tfioini  fjinnf  zu  iMMirt.eiUMi.  ent^^chie- 
den  alten»  Nobenform«Mi  von  (frmj.  Ich  wriss  nicht,  oh  sonst  je  in 
diesen  IVrfectis  ic  für  rn  eintritt,  die?  Grammatiker  ^^^Ix'm  kein  Hoi- 
spiel.  Ich  glaube,  rj  steht  hier  lür  in  wie  in  sa^lnr  für  smhtr. 
Und  solches  f/rfhff/  vcTgleichl  sirh  djinn  »len obigen  Imrf  rro/v/ u.dgl. 
Nämlieh  so:  wir  müssen  fff;i<niif  tiffn'tf  ansetzen.  Für  fivffuff  trat 
f/fnffhff  ein  gerade  wie  f/nnpi  für  v////  (Grein  Sprachschatz  1,407). 
lind  wi«'  die  weit«'ren  P'ornien  ffrt/  rind  ffffh/,  so  v«M*lia]ten  sich  f/Phff 
und  das  siipprinierte  //'>/////.  Dieses  wäre  mithin  »«in  Zeiigniss  für 
einstiges  fifaffnfh  wie  Icnlr-.  Keduplnrationsvocal  irebrocluMi,  Wur/el- 
vocal  geschwundeji. 

Wenn  das  alles  richtig  ist,  wovon  i<h  kriuj'swrgs  sehr  ti^f 
dunlidrungen  hin,  so  haben  wir  nicht wenigiM*  als  vi«?rerh'i  mj  in  «lie- 
sen  ags.  eiiemals  redupl.  Forfertis  gefunden:  \.^r^^  für  r  m  Imlr 
rtord  n.  s.  w.  '2.  fö  tnr  ^-o  hei  den  Veibis  mit  dunkh-m  inneren 
V'ocal  ;  *».  (f>  für  ro  iiei  ilen  Verlds  mit  nt  im  Präsens:  l.  rn  für  r/i 
in  gcofuf.  Dazu  kommen  drirrh  Fonnühert ragung:  .5.  ///  für  o  in 
rrn.rnn  syinv/n*;  (J.  nj  für  '*  in  srnjHiri  srudnn  (iMnl  f^iunnian'^). 

Strasshurg,  21.  Februar  l-S 7."..  W.   Scherer. 


IJchcr  ei  in«  So]»hokh'shi  l»rn)tiick. 

Al.-^  irh  Vor  zw«'i  Jaliren  für  das  Olmütznr  k.  k.  deutsHie  tJvm- 
nasium  zu  dem  schon  vorhamb'uen  sachlidwn  IJihliothekskataloge 
»'inen  zweiten  lieweglichen  alphahetisch^'n  Zetlidkatalo^'  abfasste, 
machte  idi  die  Heoi>a«litung.  dass  unter  manrhen  andern  wcrtbvtdlou 
Werken  aus  ([m  verschiedenen  Fächern  sich  hesonders  viele  über 
Sophokles  vorlinden. 


K  Oitj  Ueber  eine  Sophoklcsbibliothek.  301 

Sofort  kam  mir  der  Gedanke,  ob  und  wie  es  möglich  werden 
könne,  auf  dieser  relativ  günstigen  Grundlage  eine  Sophoklesbibliothek 
zu  gründen,  die  mit  der  Zeit  immer  mehr  zu  vervollständigen  und 
selbst  bis  zu  einem  gewissen  Abschlüsse  zu  führen  wäre. 

Das  erste,  was  ich  that,  um  diesen  meinen  Plan  auszuführen, 
war  das ,  dass  ich  aus  dem  Ilauptkataloge  jene  Zettel ,  welche  sich 
unmittelbar  oder  doch  wenigstens  mittelbar  (wie  jene  der  Litteratur- 
geschicht«,  Metrik  u.  s.  w.)  auf  Sophokles  beziehen,  noch  einmal 
abschrieb  und  sie  in  einem  neuen  Kataloge  zusammenstellte,  der  die 
Aufschrift:  „Sophokles"  erhielt,  während  die  andern  nach  den  Haupt- 
fächern des  Gymnasialunterrichtes  die  Titel:  „Latein"  „(Triechisch" 
u.  s.  w.  haben. 

An  die  Werke  über  Sophokles  schlössen  sich  weiter  die  Pro- 
gramme desselben  Inhiiltes  an  und  fanden  ebenfalls  mit  ihren  Titel- 
copien  Aufnahme  im  Specialkataloge. 

Dazu  kamen  ferner  noch  diejenigen  Werke  über  den  Tragiker, 
welche,  obwol  der  k.  k.  Studienbibliothek  (früher  Universitätsbib- 
liothek) angehörig,  doch  einstweilen,  als  in  Olmütz  befindlich  und 
der  Bi-nützung  zugänglich,  conscribirt  und  mit  aufgenommen  worden 
konnten ;  mit  der  Zeit  dürften  sie  dui-ch  Kauf  oder  Schenkung  wohl 
auch  in  den  wirklichen  Besitz  des  Gymnasiums  gelangen. 

Die  Summe  aller  dieser  in  Olmütz  jetzt  schon  wirklich  vorhan- 
denen Sophoclea  reicht  schon  ins  zweite  Hundert  —  ein  nennens- 
werther  Anfang  und  ein  Büclierschatz,  wie  er  nicht  leicht  einer  andern 
Mittelschule  für  einen  einzigen  Autor  zu  Gebote  stehen  wird. 

Das  war  nun  der  erste  Bestand  der  Sophoklesbibliothek,  die 
auch  während  der  Abfassung  des  Katalogs  aus  dem  Nachlasse  des 
verstorbenen  Profi-ssor  Franz  Lissuer  'j  auf  einmal  um  mehrere  Werke 
vi'rgrössert  ^\urdo. 

Da  mir  selbst  matoriollo  Mittel  nicht  zu  Gebote  standen,  um 
die  Gründung  rasch  z.(  fördern,  und  ich  doch  soviel  leisten  wollte,  als 
mir  eben  möglich  wnr,  glaubte  ich  die  einstige  Sophoklesbibliothek 
wenigstens  in  der  N'oralinung  setzen  ,  im  l'm risse  andeuten  und  im 
Schema  jrvben  zu  müssen. 

Dif'se  SupbnklessaniHiInng  vortrete  indessen  ein  vollständiger 
Titelkatnlog  dachte  ich  mir,  Zfit,  Pflege  und  mancher  kommende 
Muecenas  weiden  <lie  wirklichen  Werke  schon  bringen;  dann  darf 
der  Zettel  nur  aus  dem  eiuen  Verzeichnisse  mit  einer  Signatur  in 
den  reelli'ii  Snph(»kh'!*katalog  hinülnji-wandern,  und  die  ideale  Sophok- 
Iesbibli«)th<>k  wird  nacli  und  iun-\\  zur  wirklichen! 

Cm  den  »'heu  gr*nannten  Titel kata log  zusannnenzustellen,  sah 
ich  mich  narh  al!>>  dem  um.  was  irgen<l  auf  So]diokles  und  seine 
Dramen  liezug  hat  und  in  seIhÄtäudi^n*u  Werken  oder  in  Aufsätzen 

')  Die  meist«!»  dor  am  Olinüt/»T  dcut.>i'hiii  (iyinnasium  vorhandenen 
St)j»horlo:i  hatt .  ••!•  in  dru  Jahn-ri  isi")7  -  71  wc^'ou  seiner  specivlleu 
Studien  über  «lieben  Dichter  auüchaflen  lassen. 


SOS  B.  Ott,  üeber  eine  SophoVIesbibliothek. 

wissenschaftlicher  Blätter  oder  sonst  wo  erschienen  ist,  nnd  zwar  in 
den  verschiedenen  Sprachen,  vom  Griechischen  angefangen  durch  die 
ganze  Reihe  derselben  hindurch. 

Weil  ich  kurze  Zeit  vorher  an  der  Olmützer  k.  k.  Studienbib- 
liothek in  Verwendung  gestanden,  so  konnte  ich  die  bibliographischen 
Werke,  die  dort  vorhanden,  in  ausgedehnterer  Weise  benützen,  als  es 
einem  andern  möglich  gewesen  wäre  und  so  schritt  die  Arbeit  rasch 
vorwärts.  Die  Form  der  Sammlung  blieb  auch  dabei  dieselbe,  wie  sie 
bei  obenerwähntem  Kataloge  eingehalten  wurde. 

Jedes  Werk  und  selbst  jeder  einzelne  Aufsatz  erhielt  seinen 
eigenen  Zettel  in  Gross-Octav,  quer  geschrieben,  mit  Anführung  des 
Verfassers,  ausführlichem,  genauen  Titel,  sammt Inhaltsangabe;  weiter 
wurde  auch  Verleger,  Druckort,  Jahr  und  Preis  verzeichnet;  wo  eine 
Kritik  oder  Würdigung  des  Werkes  zu  finden  war,  wurde  auch  diese 
citiert. 

Die  Zahl  der  Zettel  erreichte  bald  die  Nummer  200(),  das  dritte 
Tausend  wächst  nach  und  nach  seinem  Abschlüsse  entgegen. 

Um  Beispiele  des  Vorgehens  bei  der  Sammlung  anzuführen, 
will  ich  hier: 

1.  Ein  selbständiges,  grösseres  Werk  beschreiben  und  zwar  die 
Bemh.  Tauchnitz'sche  Stereotyp- Ausgabe  des  Sophokles  in  8",  besorgt 
von  Theodor  Bergk  und  zwar  gerade  so,  wie  sie  im  Kataloge  beschrieben 
ist  und  wie  meiuem  Plane  und  Wunsche  gemäss  boim  Abschlüsse  der 
Sammlung  jedes  einzelne  Werk  beschrieben  sein  soll. 

Bd.  I.         8^     Theod.  Bergk 

Kritik: Sophoclis  Tragoediac  Edidit  Tb.  Bergk. 

Editio  stereotypa. 

Tit.  Praefatio  pg.  V — VI.  (Dat.  plur.)  Commcntatio  de  Vita 
Sophoclis  pg.  VII — XLII.  Adnotatio  critica  pg.  XLIII — XLIV.  u. 
S.  1—346  Text;  S.  347—356  index  der  Eigennamen. 

Lipsiae  ex  officina  MDCCCLVIII.  1 2  Ngr. 

Bemh.  Tauchnitz. 

2.  fdr  Aufsätze  aus  Zeitschriften  ein  Beispiel : 

P.  W^.  Forchhammer 

Jahn  Jahrb.  f.  Ph.  BJ.  XCIX  pg.  513-519. 

An  Ribbcck. 

Die  Rede  des  Oedipus  in  Sophokles 
Oodipus  Tyrannus  vs.  216—275. 

Kritik:  N.  Jahrb.  f. Philol.  und 

Paedag.  v.  Fleckeisen  u.  Masius 

Bd.  101.  102.  Heft.  8.  S.  568  ff. 

1869 


E.  Ott,  Ueber  eine  SopholclesbibUothek.  SOS 

3.  Für  Programme,  Doctordissertatiooen,  Beden,  Indjces  lectio- 
nnm  etc.  ein  drittes  Beispiel : 

Gym.  Progr.  4^  A.  Buttmann 

Ueber  das  2.  Stasimon  in  des  Sophokles 
15  S.  Antigone. 

Prenzlau  1869. 

4.  Für  bezügliche  Werke  führe  ich  an: 

Aug.  Pauly  (Witzschel) 

Real-Encyklopaedie  der  classischen 
Alterthumswissenschaft 

Artikel :  Sophokles  gearbeit  ▼.  Witzschel. 
Bd.  VI.  1.  Abth.  S.  1294  - 1323. 
Stuttgart,  Metzler.       1852. 

Als  einen  wesentlichen  Theil  meiner  bibliographischen  Arbeit 
aber  sah  ich  es  an,  die  Citate  zu  sammeln,  die  sich  auf  Sophokles  be- 
ziehen und  mein  Vorgang  dabei  und  feinerer  Plan  bei  dieser  schon 
Ins  speclell  philologische  Gebiet  hineinreichenden  Arbeit  mag  hier 
in  Kürze  dargelegt  werden. 

Vorerst  beschränkte  ich  mich  auf  die  griechischen  und  latei- 
nischen Classiker;  denn  die  Erwähnungen  des  Sophokles  bei  den 
Classikem  und  in  den  Werken  der  deutschen  sowie  der  anderen 
neueren  Sprachen  zu  sammeln,  das  bedarf,  um  nur  annähernd  eine 
Vollständigkeit  zu  erreichen,  längerer  Zeit  und  mehrerer  Arbeits- 
kräfte ;  doch  —  darüber  werde  ich  unten  in  einem  eigenen  Absätze 
ausführlicher  sprechen. 

Die  eine  Abtlieilung  dieses  Citatenkataloges  führt  nur  die  blossen 
Citate  an,  für  jeden  Schriftsteller  auf  einem  und  nach  Massgabe  des 
Umfangos  selbst  auf  mehreren  Zetteln,  wie  das  z.  B.  bei  Cicero, 
Suidas  u.  a.  der  Fall  ist.  Ich  gebe  nun 

5.  ein  Beispiel  für  Citate.  Abthoilung  I.  und  zwar: 

8^  Lud.  Bachmann 

Anecdota  Graeca  e  codd.  mss.  bibl. 
Reg.  Parisin.  descr.  —  Sophocles. 

pg.  53,  23     pg.  6li,  19.  pg.    99,  31  u.  35      pg.  366,    4 

.  60,  26       .   76,  :]2  ^  366.  21  .  369,  20 

.   61,  21       „  96,  23  u.  27       ^  360,  24 

Lipsiae.  J.  C.  Hinrichs.  1828. 

Ebenerwähnte  Abtheilung  ist  jetzt  wenigstens  zu  einem  relativen 
Abschlüsse  gekommen;  denn  sie  wird  immerhin  weit  über  1000  Er- 
wähnungen des  Dichters  und  seiner  Werke  u.  a.  bei  mehr  als  100 
Schriftstellem  enthalten. 


S04  E,  Ott,  üeber  eine  Sopholclesbibliothek. 

Die  zweite  Abtheilung  des  Citatenkataloges  ist  erst  im  Beginne 
ilires  Werdens  begrilfen ,  wird  aber  an  Volumen  die  erste  um  ein 
vielfaclios  überholen. 

Darin  sollen  nämlich  alleCitatc  wirklich  ausgeschrieben  werden, 
z.  B.  jenes  aus  Tacitus,  in  der  Weise : 

G.  Ein  Beispiel  für  Citate,  Abtheilung  II. 

C.  Com.  Tacitus 

(Teubner) 

Dialogns  de  oratori])us  Cap.  12:  Sophocles: 

^illud  certe  mihi  concedis,  uon  minorem  honorem  Homero,  quam 
„Demosthcni  apud  posteros  nee  angustioribus  terminis  famamEuri- 
^pidis  aut  Sophoclis,  quam  Lysiae  aut  Hyperidis  includi.^ 
Lipsiae.  Teubner.  1852. 

In  ähnlicher  AVeise  wären  die  Citate  aller  gi'ieehischen  und 
lateinischen  Schriftsteller  W'ort  für  Wort  wirklich  anzusetzen,  theils 
um  ein  bequemes  Nachsclilagen  zu  ermöglichen,  theils  um  Anregungen 
zu  allseitigem  Studium  des  Dicliters  zu  geben  und  seine  Erklärung 
auf  der  vollständigen  Basis  der  Ueberlieferung  ausgiebigst  zu  fordern, 
vorzüglich  aber  deshalb,  um  aus  historisch-statistischen  Nachweisen 
zu  sehen,  welche  Bedeutung  man  diesem  Dichter  seit  jeher,  besonders 
in  neuester  Zeit  beilegte. 

Der  gesammelte  Schatz  dieser  Sophoclea  lässt  sich  nun  nach 
sachlichen  Gesichtspuncten  in  mannigfacher  Weise  übersichtlich  zu- 
sammenstellen ;  diese  Ordnung  aber  führt  in  vorliegenden  Katalogen 
den  Namen :  Beal-Index. 

Nächstliegend  war  es,  die  Werke  in  chronologischer  Folge  zu 
verzeichnen,  im  Grossen  und  Ganzen  bin  ich  damit  fertig,  wenigstens 
für  die  Gesammt-  und  Einzelausgaben ,  die  kleineren  Schriften  und 
Aufsätze  warten  der  Einreihung. 

Die  Keihe  beginnt: 
1502  Aldina.     Venetiis.    Siehe  Aldus 
1513  Juntiua.  Fluren tiae   Siehe  Juncta  (Junta) 
und  geht  durch  alle  2000  und  soviel  Nummern  herab  bis  zum  Jahre 
1872—73. 

Weitere  Gesichtspuncto  gäben  die  Rubriken:  äussere  Momente: 
Vorleger,  Druckorte,  Formate;  dann  innere  Momente:  als  Aesthetik, 
Bibliographie,  Fragmeute,  Grammatik,  Lexica,  Litteratiirgeschichte, 
Meti'ik,  Maiuiscripte  und  anderes,  womit  im  Volumen  VII.  schon  ein 
Anfang  gemacht  ist. 

All  dies  bisher  besprochene  Material  bringt  meine  Sophokles- 
Idbliothek  in  VII  Abthi^lungen  unter,  bis  ji»tzt  auch  in  sieben  Bänden, 
doch  kann  bei  weiterem  Zuwachse  die  Zahl  der  letzteren  beliebig  ver- 
mehrt werden. 

Zugleich  sei  erwähnt,  dass  in  allen  Bänden  und  zwar  in  Haupt- 
nnd  Unterabtheilungen  die  Zettel  immer  nach  dem  Namen  des  Her- 
ausgebers oder  Verfassers  alphabetisch  geordnet  sind. 


E.  OH,  Ueber  eine  Sophoklesbibliothek.  SOS 

Vol.  I.  Gesammtausgaben:  (Texte,  Texte  mit  Commentar, 
Texte  mit  Uebersetzung  und  Commentar: 

A)  a)  aller        ) 

b)  mehrerer  )  ' 

B)  Erkläruiigsschriften  a)  b)^ 

C)  Vita, 

D)  Fragmente, 

E)  Schollen. 

Vol.  II.  Einzel-Ausgaben: 
A)  Texte  mit  und  ohne  Erklärung  und  Uebersetzung, 
ß)  Erkläruugssdirit'teu. 

Vol.  III.  Uebersetziingen: 
A)  aller  Stücke, 
ß)  mehrerer  Rtficko 

C)  einzelner      „     Aias»  Antigene  etc. 

D)  einzelner  Sceneu  und  Stelleji. 

Vol.  1 V.  P  r  0  g  r  a  m  m  e :  Doctordissertationen,  Gratulatiunschrei- 
beu,  Einladungschriften,  Indices  scholarum,  Reden  etc. 

Vol.  V.  Zeitscli  riften,  alphabetisch  geordnet,  grössere,  wie 
der  Philologus  mit  speciollem  Alpliabot. 

Vol.  VI.  Citate  (Abtheilung  1.  u.  IL  S.  oben) 
A)  aus  griech.  u.  latoiii.  Classikeru, 
ß)  andern  ScJirifts toller n. 
C)  K^al  Index.   (S.  oben.) 

Vol.  VII.  Bezügliche  Werke:  Li tterat Urgeschichten,  (le- 
schiihtswerke,  Oonvcrsationsloxicu  otc. 

Wenn  iiiiu  weiter  nnrh  melinTe  Werke  zu  verzeichnen  sein 
werden,  dann  kann  jedes  Volum  noch  oine  zweite,  auch  eine  dritte 
Abtheilung  erlialten:  dio  ganze  Masse  aber  lässt  sich,  da  die  Zettel 
beweglich  sind,  ,>clir  leicht  nach  andern  und  stets  nach  neuen  Go- 
sichtspuncten  beliebig  ordnen,  was  der  grösste  und  nicht  audvrs  zu 
ersetzende  Vortheil  bei  dieser  All.  von  bibliographischen  und  litte- 
rarischcu  Sammlungen  ist.  ^) 

Die  weitere  Frage,  wie  denn  die  Werke,  deren  Titel  hier  mas- 
senhaft aufgeführt  ersclioinon,  auch  wirklicli  angeschaift  und  dem 
eingangs  erwähntni  Anfange  der  wirklich  vorhandenen  Werke  dos 
Olmützer  deutsriien  «Jymnasiums  angereiht  worden  konneu,  diese  zu 
beantworten  und  zu  lösen,  dürfte  im  Laufe  dur  Zeit  vielleicht  auf  fol- 
gende Weise  möglich  sein :  Einmal  kann  von  lier  Summe,  dit*  für 
Bibliotheksauslagen  bestimmt  und  dem  jährlichen  Einkommen  des 
Gymnasiums  für  Lehrmittelaust^haffung  entnommen  ist,  ein  (jowisses 
zur  Venollständigung  der  Sophoklesbibliothek  verwendet  werden  uml 

»)  Diesp  Kataloge  kounn».n  zur  W.'lttiusötdlung,  \m  der  Grupj)«  di'i 
Lt'hnnit.t4*lsaninilungr?n  der  Mittelsi-hulmi  und  zwar  fürs  Oliiiüt/.«  r 
di;uUciie  Gyiimasiuni;  da  wird  vs  jedem  möglich  sein.  di<>s<>lb('U 
zu  sehen,  ihre  Einrichtung  zu  pruleu  und  zu  bcuitheiien. 

Z«itMhrift  f.d.  ÖRtarr.  (Jyuin.  1973.  IV.  Heft.  2(> 


806  S.  Ott,  Ueber  eine  SophoUeebibliothek. 

zwar  von  10  fl.  aufwärts ,  je  nach  Tliunlichkeit  und  Verhältnissen. 
Auch  die  Studienbibliothek  wird  Neuerscheinungen  von  allgemeinem 
Interesse  oder  auf  besonderen  Wunsch  der  Lehranstalten  in  bisher 
gepflogener  loblicher  Weise  nach  ihren  Verhältnissen  gerne  anschaffen 
und  so  den  Zweck  der  Sophoklesbibliothek  mitfurdem,  ohne  ihren 
Hauptzweck  aus  den  Augen  zu  lassen. 

Femer  wäre  ein  Hohes  Ministerium  darum  anzusuchen,  dass 
•Sophoklesduplicate  der  verschiedenen  Staatsbibliotheken  von  diesen 
letzteren  an  die  Olmützer  Gymnasial bibliothek  abgegeben  werden :  ein 
blosser  Tausch,  indem  dabei  die  Werke  nur  von  einer  Staatsaustalt 
an  die  andere  Staatsanstalt  übergehen. 

Weiter  könnten  auch  die  andern  Mittelschulen  von  Olmötz 
manches  beistellen,  besonders  bezügliche  Werke  (Vol.  VII.)  und 
deutsche  oder  anderssprachige  Uebersetzungen  *)  (Vol.  IV.),  welche 
beide  Arten  von  Werken  einerseits  mit  Rücksicht  auf  den  Bestand  der 
Sophoklesbibliothek  augeschafft,  andererseits  zwar  in  der  Bibliothek 
der  betreffenden  andeni  Anstalt  aufgestellt,  aber  mit  den  Titelropieu 
in  den  Sophokle&katalog  eingereiht  werden  konnten.  Die  Zettel  be- 
kämen dann  nur  die  betreffende  Signatur,  z.  B.  Sophokles  übersetzt  ins 
Franzosische  von  Brumuy  (0.  Kealschulbibliothek  Fach —  Nr. — )  u,  s.  w. 

Auch  die  andern  G\Tnnasien  und  Mittelschulen  Oesterreichs 
wären  aufzufordern,  dasjenige,  was  sie  an  Sopliokleswerkeu  oder 
Programmen  u.  s.  w.  entbehren  können,  an  die  Olmützer  Sammlung 
einzuschicken.  Sehr  leicht  wäre  dies  möglich  in  Fällen,  wie  bt^i  der 
Weidmann'sciien  Ausgabe  von  Schneidewinn  —  Nauck.  Schon  1869 
erschien  z.  B.  von  der  Antigone  die  G.  Auflage  oder  erscheint  bald 
eine  7.  Da  konnten,  wenn  die  ueueste  Ausgabe  augeschafft  wird,  die 
älteren  an  Olmutz*)  abgetreten  werden,  weil  sie  in  Olmütz  der  Voll- 
ständigkeit der  ganzen  Sammlung  wegen  sehr  werthvoll  und  sogar 
wichtig,  an  andern  Ürteu  weniger  bedeutsam  oder  gar  platzranbend  sind. 

Auch  bei  ält«;ren  Ausgaben  wie  z.  B.  den  Brubachianae,  selbst 
wenn  sie  an  einer  Gymuasialbibliothek  nur  in  einem  Exemplare  vor- 
handen sind,  ist  ein  Cediren  wflnschenswerth,  da  sie  dort  vereinzelt 
unter  dpu  andern  Werken  verschwinden,  während  sie  im  Ganzen  der 
Sophoklessammlung  in  Olmfitz  uothwcndig  vertreten  sein  sollen. 

Dass  auch  die  Philologen  der  Olniut/er  Anstalten  mit  dem 
Wachsen  der  Sammlung  immer  mehr  zu  den  eingehendsten  Sophokles- 
stiidifMi  werden  veranla.sst  werden,  ist  wohl  zu  erwarten ;  dass  dann 
die  specielle  Dichtung,  die  ihre  diesfalligeu  Arbeiten  nehmen,  sie  ver- 
anlassen wird,  kleinere  Werke,  besonders  Programme,  Dissertationen, 
Separatabdrücke  ans  älterer  und  neuerer  Zeit  für  ihre  Zwecke  sich 
anzuschaffen,  ist  nicht  minder  gewiss ;  ebeuso  wie,  dass  sie  letztge- 
nannte Spt^cialion  gerne  dem  Gymnasium  überlassen  werden,  wenn  sie 
dieselben  benützt  habon;  muh  ihre  eigenen  Arbeiten,  ob  in  Program- 

^)  Z.  B.  ho  die  Obi>r-licalschuIe  in  Olmütz  eine  französische,  eng- 
ILscIk'  oder  itali(.>nische  Uebernetzung  ii.  a.  m. 


E,  Ott,  üeber  eine  Sophoklesbibliothek.  S07 

men  oder  sonst  gedruckt  und  selbst  auch  ihre  Manuscripte  können  wol 
in  Voraussicht  als  einstiger  Zuwachs  mit  in  Rechnung  gezogen  werden. 

Sollte  nicht  manclier  College  wünschen  und  bestrebt  sein,  der 
Sophoklesbibliothek  zuliebe  nach  Ohnütz  übersetzt  zu  werden  ? 

Ist  dies  der  Fall,  so  hat  die  Gründung  auf  ein  godeihlichos 
\V eiterschreiten  zu  hoffen,  und  wird,  wie  an  Umfang  so  besonders  un 
Gehalt  gewinnen.  Als  Förderer  des  Unternehmens  ist  auf  diese  Ken- 
ner und  Pfleger  der  Werke  des  Dichters  insofeme  zu  rechnen,  als 
sie  bezügliche  Excerpte,  Abschriften,  Noten  u.  dgl.  entweder  schon 
besitzen  oder  sie  durch  Andere  besorgen  lassen  und  selb«,'  dann  mit 
der  Zeit  dem  Gymnasium  verehi-en  werden. 

Die  beste  Hoffnung  abor  setze  ich  in  die  Zöglinge  der  Anstalt, 
welche,  wenn  jeder  auch  nur  Weniges  beiträgt,  doch  durch  die  Summe 
ihrer  Leistungen  das  Unternehmen  am  ausgiebigsten  fordern  können. 

Ich  meine  die  Sache  so:  Die  Schüler  des  Olmützer  deutschon 
Gymnasiums  werden  wt»hl  durch  geschenkte  Werke  manches  zur  Ver- 
grösser ung  der  Bibliothek  beitragen;  doch  weit  mehr  köimen  sie 
nützen,  wenn  sie  während  ihrer  Studienjahre  an  den  Universitäten 
die  Citate  aus  dem  Citatenkatalogo  Nr.  1  für  jnnen  Nr.  2  zweckent- 
sprechend in  der  bestimmten  Form  abschreiben  und  einschicken,  was 
selbst  bei  einigen  Dutzend  Zetteln  doch  kein  so  grosses  Opfer  ist,  dasa 
es  nicht  vun  einem  dankbaren  Schüler  der  Anstalt  gebracht  werden 
sollte;  letztere  wird  sicher  die  Namen  der  Boitn'iger  durch  üeberliefe- 
rung  zu  ehren  wissen.  Auch  kleinere  Aufsätze  aus  Zeitschriften  Vol. 
V.  und  die  Notizen  aus  bezüglichen  Werken  (Litteraturgeschichte, 
Lexicis,  Encyklopädieu)  werden  von  ihnen  in  Abschrift  gewünscht 
werden;  denn  es  ist  wohl  nicht  wahrscheinlich,  dass  Olmütz  je  in  den 
Besitz  aller  aufgeführten  Werke  gelangen  wird,  aber  möglich,  nach 
und  nach  die  auf  Sophokles  ])ezüglichen  Artikel  und  Stellen  daraus 
zu  sammeln  und  sie  dem  Citatenkatalogo  Tl.  einzureihen. 

Der  ehrenvolle  Sinn  der  Jünglinge  und  das  gut«  Beispiel  lassen 
viel  erwarten ! 

Wird  auch  die  Stadt  Olmütz  an  der  Sache  ein  ähnliches  Inte- 
res.'^e  nehmen,  wie  die  Stadt  Triest  an  der  Pflege  der  Petrarcabibliothek 
genommen  hat  und  noch  nimmt,  dann  wird  der  Erfolg  bei  materieller 
Unterstützung  von  dieser  Seite  rasch  sichtbar  sein.  Auch  da  scheint 
mir  gute  Hoffnung  nicht  ungegründet.  / 

Soll  ich  noch  weiter  die  anzuhoffend«Mi  Gruincr  und  Fönlercr 
aufzählen?  --  Ihre  wirklichen  Namen  wird  einst  die  Chnmik  des 
Gymnasiums  dankb.ir  in  ehrenvoller  Erinnenmg  bewahren! 

Und  so  wäre  ich  tlonn  ans  Ende  meines  Aufsatzes  gekomnien, 
di*r  einerseits  hi^tori^ch  das  Entstehen  des  Gedankens  dieser  Special- 
gründung, sowie  die  ersten  Anfänge  der  Gründung  selbst  berichtet; 
anderseits  daim  den  gegenwärtig«Mi  Stand  bespricht  und  Zweck,  Plan, 
Mitt<jl  und  Wege  zur  Wi'itcrförderung  des  Unternehmens  in  kommen- 
der Zeit  in  Kürze  anzudeuten  und  auseinandi»rzusetzon  bestrebt  war. 

Wien.  ._  .._  Ed.  Ott. 

2U* 


Vierte  Abtheilung. 


Miscellen. 

(Aus  dem  n.  o.  Landesschulrathe.)  Der  n.  ö.  Landesschul- 
rath  hat,  wie  seinerzeit  berichtet  wurde,  beschlossen,  dassges^en  pflicht- 
vergessene, renitente  Mitglieder  des  Ortsschulrathes  bei  dem  Miangel  i'iner 
positiven  Vorschrift  die  Bestimm  uneben  der  kais.  Verordnung  vom  20.  April 
1854  über  die  Vollstreckung  der  Verfügungen  und  Erkenntnisse  der  lan- 
desffirstlichen,  politischen  und  polizeilichen  Behörden  anzuwenden  seien. 
In  der  letzten  Sitzung  vom  30.  April  1.  J.  wurde  ein  Bedenken  des  Ilrn. 
Statthalters  gegen  den  BeHehlus.s,  insoferne  dieser  zur  Ausführung  jener 
analogen  Anwendung  den  Bezirksschulrath,  nicht  den  Bezirkshauptmann 
berufen  will,  zur  Keuntniss  gebracht  und  b&Kihloss  der  Landesschulrath, 
die  Frage  nochmals  in  Erwägung  zu  ziehen.  —  Den  Direi^tionen  der 
Mittelsciiulcn  ist  anheimgegeben,  vier  Feri^tage  im  Jahre  bei  besonderen 
Anlassen  zu  bestimmen.  Eine  Direction  will  auf  diese  Facultat  verzich- 
ten und  dem  Laudesschulrath  die  Beurtheilung  des  geeigneten  Anlasses 
und  hienach  die  Bestimmung  der  Ferialtage  überlassen.  Der  Laudes- 
schulrath lehnt  indes  das  Ansinnen  ab,  weil  die  Facultat  grundsatzlich 
feststeht  und  von  der  Direction  geübt  werden  muss.  —  Der  n.  ö.  Lan- 
desausschuss  glaubt,  dass  die  Formel,  mit  welcher  der  Laudesschulrath 
bisher  den  Ernennungen  von  Mittelschuld irectoren  zugestimmt  hat,  den 
Ausdruck  einer  nicht  erforderlichen  formellen  Bestäti&;ung  enthalte.  Nach 
längerer  I^ebatte  wird  beschlossen,  dem  Bedenken  des  Lanaesausschusses 
durch  eine  geeignete  Abänderung  der  Formel  Kechuung  zu  tragen.  —  Die 
Sparcasflc  in  Oberhollabrunn  hat  zur  Unterstützung  von  Studierenden  am 
Ouerhollabrunner  üWrgynmasium  eine  namhafte  Summe  gewidmet. 
Der  Landesschulrati)  votiert  seinen  lebhaften  Dank  für  die  löbliche 
Widmung. 

—  Der  n.  ö.  Laudesschulrath  hat  in  seiner  Sitzung  vom  7.  Mai 

1.  J.  den  Bericht  über  den  Zustand  der  Gymnasien  und  Realgym- 
nasien in  Nieder-Oesterreich  im  Schuljahre  1871/72  zur  im  allgemeinen 
befriedigenden  Kenutniss  genommen  und  nach  einer  eingehenden  Erör- 
terung der  Details  dessell^n  die  nachfolgenden  Anträge  an  das  Mini- 
sterium für  C.  und  U.  beschlossen :  1 .  Um  dem  fühlbaren  Mangel  der  Mit- 
telschulen an  tüchtigen  Lehrern  der  modernen  Cultursprachen  zu  begeg- 
nen, ist  das  Gesetz  über  die  Prüfung  der  Gymnasial-Lehramtscandidaten 
vom  Jahre  185(>  durch  eine  Novelle  zum  §  5  folgenden  Inhalts:  „Die 
Befähigung  zur  Stelle  eines  ordentlichen  Gymnasiallehrers  gewährt  auch 
die  Approbation  aus  dem  Französischen  oder  Englischen,  verbunden  mit 
jener  für  J^atein  und  Griechisch  am  Untergymnasium",  zu  ergänzen.  — 

2.  Zur  Förderung  der  Unterrichtserfolge  an  den  österreichischen  Gymna- 
sien und  Realgymnasien  ist  die  Approuation  der  Lehramtscan didaten  für 
die  obligaten  Fächer  der  Mittelschulen  seitens  der  k.  k.  wissenschaftli- 
chen Prüfungscommission  abhängig  zu  machen  von  dem  bei  der  münd- 
lichen Prüfung  zu  erbringenden  Beweise  eines  gründlichen  Studiums  des 
Organisationsentwurfes  und  der  demselben  beigegebenen  didaktisch- pteda- 
gogischen  Instructionen,  mit  denen  viele,  insbesondere  jüngere  Lehrer 
viel  zu  wenig  vertraut  befunden  werden.  —  J5.  Die  wichtigen,  aus  der 
Zeit  nach  der  Neugestaltung  der  österreichischen  Gvninasien  herrühren- 
den Normalien  sind  zu  revidieren  und  mit  Ausscheidung  der  nicht  mehr 
ffiltigen  zu  republi eieren.  —  Ein  vierter  Antrag  betrifft  die  Erhaltung 
des  vor  dem  aKademischeu  Gymnasium  gelegenen  Baugrundes  als  freier 
Platz  und  die  Bestimmung  das  Hofraumes  zum  Sommertarnplatz. 


Misrellen.  309 

9.  MaL  Der  Minister  für  C.  und  U.  bat  den  niedcrösterr.  Lan- 
desschnlrath  ermächtigt,  Schülern  der  1.  CI.  einer  Mittelschule,  welche 
in  beiden  Siemes tern  ein  Zeugnis  der  dritten  Fortgangsciasso  erhalten 
haben,  in  besonders  rncksichts würdigen  Fällen  auf  Antrag  des  Lehrkör- 
THjrs.  untor  strenger  Wahrung  des  Interesses  der  Schule,  namentlich  im 
Hinblick  auf  die  Gefahr  der  uebi^rfüllung  der  Classon,  die  Wiederholung 
der  ersten  Classe  an  derselben  Lehranstalt  zu  gestatten. 

— ,  23.  Mai.  An  den  Vortrag  de»  Berichtes  iiber  den  Zustand  der  Real- 
schulen in  Niederosterreich  im  Schuljahre  187 1/2  knüpfte  der  Landesschul- 
rath  eine  Keihe  von  Anträgen:  1.  es  sei  so  bald  als  möglich  eine  Staats- 
Unterrealschule  in  der  Leopoldstadt  wehen  der  bereits  bestehenden  Oberreal- 
schule zu  errichten ;  ausserdem  2.  eine  Oberrealschule  im  V.  Bezirk,  und 
3.  im  Hinblick  auf  die  projectierte  Vorlegung  der  Communal-Oberrealschnle 
in  der  Kossau  gegen  die  innere  Stadt  zu  eine  Staatsrealschule  im  IX.  Bezirk 
oder  im  an|frenzenden  Theil  von  Döbling:  4.  für  Lehrer  der  englischen 
und  französischen  Sprache,  welche  die  Lehramtsprüfung  abgelegt  haben. 
i>eien  Subventionen  zu  bewilligen,  «laniit  sie  zu  ihror  weiteren  Ausbildung 
Terialreisen  nach  Frankreich,  resp.  England  machen  können;  5.  der  Lehr- 
plan f^r  den  Religionsunterricht  sei  zu  revidieren;  6.  desgleichen  das 
Substitutionsnormale  mit  einer  zeitgemässen  Erhöhung  der  Remuneration 
der  Supplenten;  7.  eine  Conferenz  der  Directoren  und  Professoren  sei 
einzuberufen  zu  einer  gründlichen  Revision  des  Realschullehrplanes,  und 
zwar  mit  einer  Vorlage  ganz  bestimmter  Berathnngsfragen.  —  Weitere 
Anträge  betreffen  die  Berufung  von  Lehrern  der  englischen  und  fran- 
zösischen Sprache  und  der  Geopraphie,  die  Prüfung  der  Religionslehrer, 
die  Sammlung  und  Revision  der  Realschul-Norroalien,  die  Veranstaltung 
einer  Ausstellung  von  Lehrmitteln,  namentlich  der  phjsicalischen  in 
Wien,  damit  die  nach  Wien  kommenden  Professoren  neue  Lehrmittel  und 
die  beste  Bezugsquelle  derselben  kennen  lernen  können  u.  s.  w. 

(Wr.  Ztg.) 

K.  k.  öffentliche  Lehranstalt  für  die  orientalischen 
Sprachen.)  Mit  Allerhöchster  Entschliessung  vom  19.  Juni  1851  waren 
über  Anregung  des  Handelsministers  am  Wiener  polytechnischen  Insti- 
tute, an  welchem  zu  jener  Zeit  noch  eine  commercielle  Abtheilung  be- 
stand, eine  Lehrkanzol  der  vulgär-arabischen  und  eine  Lehrkanzel  der 
türkischen  Sprache ;  forner  mit  Allerhöchster  Entschliessuuff  vom  9.  Sep- 
tember 1851  eine  Lehrkanzel  der  persischen  Sprache  errichtet  worden, 
und  zwar  zu  dem  Zwecke,  um  jungen  Männern,  welche  sich  PSlt  den  Con- 
sulardienst  im  Oriente  auszubilden  wünschen,  auch  ausserhalb  der  orien- 
talischen Akademie,  die  nur  eine  beschränkte  Zahl  von  Zöglingen  auf- 
nehmen konnte,  dann  solchen,  die  sich  dem  Handel^lstande  widmen,  die 
Möglichkeit  zu  bieten,  sich  die  Kenntnis  der  orientalischen  Sprachen  an- 
zueignen. 

Als  mit  der  Rectrganisation  dos  polytechnischen  Institutes  im  Jahre 
18«>5  die  commercielle  Abtiieilung  aufgehoben  wurde,  entstand  die  Frage, 
ob  nunmehr  auch  diese  SpruchiMirs«  aufzuheben  seien,  oder  ob  es  nicht 
für  jene  Interessen,  denen  zu  boff«.'giieii  die  Aufgab«;  dieser  Spracheurse 
war,  entsprechender  «Tschieno,  hie  in  einem  Looale  der  iiinern  Stadt  zu 
vereinigen  und  somit  der  Benützung  zugänglicher  zu  machen. 

I)ie  Ministerien  des  Aeussern,  des  Handels  und  des  Unterrichts 
einigten  sich  in  der  Ansiclit,  dass  diese  für  den  öffentlichen  Unterricht 
in  den  orientalischen  Sprachen  bestimmt.-  histitiition  unter  dem  Titel 
vun  Kxterneneursen  d.r  urientali^.'h.'ii  Akadeini«!  diesei  Anstalt  affiliicrt 
zu  werden,  jedoch  »'ine  selbständige  Ahtheilung  «lerselben  zu  bilden 
hätte,  welche  mit  ihr  in  keinem  anderen  Zusammenhange  stünde,  als  dass 
sie  unter  die  Aufsicht  und  Leitung  des  jeweiligen  Directors  derselben 
gestellt  werde. 


SIO  Miscellen. 

Die  anf  diese  Einrichtung  abzielenden  Anträge  wurden  mit  Aller- 
höchster £ntschlics8ung  vom  14.  {September  1867  genehmigt  und  der  Be- 
soldungsaufwand  so  wie  die  Kosten  für  Beheizung,  Beleuchtung  und  Kr- 
haltung  der  Lehrsäle  auf  den  niederösterreichischen  Studienfond  über- 
nommen. 

Seither  wurden  auch  die  bezüglichen  Vorlesungen  in  eigenen,  hie- 
für  bostiromtcu  Localitätcn  des  Jakoberhofes  abgehalten  und  diese  soge- 
nannten Extemencursc  der  orientalischen  Akademie  haben  während  der 
kurzen  Zeit  ihres  Bestandes  die  volle  Bedeutung  einer  tüchtigen  Pflege- 
stätte des  orientalischen  Sprachstudiums  erlangt  und  erfreuten  sich  einer 
namhaften  Frequenz  seitens  des  lernbegierigen  Pu  blicums.  „Nachdem 
jedoch  die  orientalische  Akademie  seitdem  eine  gemeinsameReichs- 
anstalt  geworden  und  sich  dadurch  die  Noth wendigkeit  ergeben  hat. 
dass  die  gedachte,  ihr  affiliierte  Institution  nicht  blos  factisch,  wie  bis- 
lier  der  Fall  war.  sondern  auch  nominell  von  derselben  getrennt  werde, 
so  haben  Se.  k.  k.  Apostolische  Majestät  mit  Allerhöchster  Kntschlies- 
sung  vom  29.  März  d.  J.  allergnädigst  zu  genehmigen  geruht,  dass  die, 
sogenannten  Exteniencurse  derselben  künftighin  die  Benennung  „K.  k. 
öffentliche  Lehranstalt  für  die  orientalischen  Sprachen"  so 
wie  ihr  eigenes  Wappenschild  und  Siegel  zu  führen  haben.**  (Wr.  Ztg.) 

(Eröffnung  der  Vor-A  usstcllung  des  österreichischen 
Unterrichtsministeriums.)  Am  28.  März  1.  J.  wurde  im  Rossauer 
Gymnasialgebäude  die  Vor-Ausstellung  des  österreichischen  Unterrichts- 
ministeriums eröffnet.  In  die  hier  ausgestellte  Sammlung  ist  Alles  auf- 
genommen, was  auf  das  Unterriclitswesen  Bezug  hat,  um  dem  Beschauer 
bei  der  Wcltaustellung  Gelegenheit  zu  bieten,  die  Fortschritte  zu  erken- 
nen, welche  Oesterreich  in  diesem  Fache  gemacht.  Um  9  Uhr  erschien 
Sc.  Exe.  der  Herr  Unterrichtsministcr  Dr.  von  Stremajr  in  Beglei- 
tung des  Hofrathes  F  ick  er  in  dem  zur  Ausstellung  verwendeten  Ge- 
bäude und  wurde  von  dem  gesammten  Lehrkörper,  den  Director  an  de^ 
Spitze,  empfangen.  In  Begleitung  zahlreicher  Fachmänner  trat  nun  Sc. 
Exe.  den  Rundgang  durch  die  mit  Ausstellungsgegenständen  überfüllten 
Räumlichkeiten  an.  Im  Erdgeschosse  betindet  sich  die  Ausstellung  der 
Lehrmittel  für  Kinder-  und  Elementarschulen,  darunter  besonders  schön 
eine  vollständige  Einrichtung  eines  Kindergartens  en  minature. 

Im  Prüfungssaale  ist  das  Lehrmaterial  für  österreichische  Mittel- 
schulen aufgestellt,  während  in  den  Gängen  die  Pflanzensammlungen  des 
„üesterreichischen  Apothekerrereins"  ein  Bild  der  OfficinalÜora  Oestor- 
rcichs  geben.  Im  Zeichensaale  sind  die  Ausstellungsobjecte  der  Hoch- 
schulen untergebracht,  unter  denen  die  prachtvollen  Präparate  des  Prof. 
Hofrath  Hyrtl  allgemein  bewundert  werden.  In  der  mhe  dieser  Prä- 
)arate  befindet  sich  eine  Sammlung  des  Herrn  Prof.  Froih.  v.  Ettings- 
iausen  unter  dem  Titel  „Die  Entdeckung  des  gemeinschaftlichen  Ur- 
sprungs der  Floren  der  Erde**,  die  Frucht  einer  22jälirigen  wissenschaft- 
lichen Arbeit.  Sc.  Exe.  der  Herr  Unterrichtsminister  Dr.  vonStremayr 
verweilte  über  zwei  Stunden  bei  den  einzelnen  Sammlungen  und  entfernte 
sich  dann  augenscheinlich  befriedigt  von  deren  Besichtigung  aus  dem 
Rossauer  Gyninasüilgebäude.  (Wr.  Ztg.) 

(Eröffnung  des  neuen  <iymnasiums  in  Linz.)  Ans  Linz. 
5.  Mai  1.  ,].,  lM?richtet  die  „L.  Z.**:  »i Heute  vormittags  erfolgte  die  feier- 
liche Krölfnung  des  neuen  Gymnasialgebäudes  in  Linz.  Aus  diesem  An- 
lasse war  Se.  Exe.  der  flun*  Minister  für  C.  und  U.  Dr.  von  Stremayr 
gestorn  Abends  von  Wien  hier  eingetroffen  und  heute  um  11  Uhr  in  Be- 
gleitung des  Herrn  Statthalters  Otto  Ritters  von  Wiedenfeld  in  dem 
Festsaalc  des  neuen  Gymnasialgebäudes  erschienen,  wo  sich  bereits  Civil- 
und  Militärautoritäten  der  Stadt,  geistliche  Würdenträger  u.  s.  w.,  dann 
die  studierende  Jugend  mit  den  Professoren  eingefunden  hatten.  Der  hoch- 


i; 


Misoellen.  Sil 

würdii^  Herr  Bischof  von  Linz  nahm  unter  zahlreicher  Assistenz  von 
Geistlichen  die  Weihe  der  Gymnasialcapelle  vor  und  celebrierte  die  Fest- 
messe,  wobei  der  verstärkte  Säugcrchor  des  k.  k.  Gymnasiums  den  ge- 
sanglichen Theil  ausführte.  Nachdem  hierauf  Architekt  Karl  Stattler 
aus  Wien  die  Bauurkunde  verlesen  hatte,  wurde  dieselbe  von  Sr.  Exe.  dem 
Herrn  Ont^^rrichtsminister,  dem  Herrn  Statthalter,  dem  Herrn  Landes- 
hauptmanne  etc.  unterzeichnet.  Sodann  hielt  Herr  Gvmnasialdirector  La 
Roche  die  Festrede.  Hierauf  erpriff  das  Wort  So.  Kxc.  der  Herr  ünter- 
riohtsminister  Dr.  v  Stremayr  und  bemerkte,  dass  er,  unmittelbar  an 
die  letzten  Worte  des  Festredners  snkuiipfend.  auch  seinerseits  dem  Wun- 
sche Ausdruck  geben  müsse:  es  ni<>ge  der  wahre  Geist  sittlichen  Ernstes 
in  diese  dem  Unterrichte  geweihten  Käume  einziehen.  Da  ist  aber  das 
harmonische  Zusammenwirken  aller  betheiligten  Lehrkräfte  eine  Noth- 
wendigkeit,  denn  es  handelt  sich  ja  darum,  während  der  Gymnasialstu- 
dien, welche  in  der  Zeit  der  Jugend  vom  10.  bis  zum  20.  Lebensjahre 
fallen,  den  wahren  Character  als  Kernpunct  der  ganzen  künftigen  Lauf- 
i)ahn  des  .Tünglin^s  heranzubilden.  Iliezu  steht  uns  nun  die  Einrich- 
tung des  Gymnasiums  zu  Gebote,  wie  sie  sich  durch  Jahrhunderte  her- 
ausgebildet hat  und  woran  auch  die  realistische  Strömung  unserer  Zeit 
vergebens  rütteln  wird.  Sc.  Esc.  der  Herr  Minister  gediwhte  sodann  der 
besonderen  Verdienste,  welche  sich  der  Architekt  Stattler  um  diesen  Bau 
erworben  hat.  Hierauf  wurde  von  dem  Studentenchor  die  Volkshymne 
abgesungen  und  schloss  hicmit  um  1  Uhr  15  Minuten  Nachmittags  die 
erhebende  Feier  der  Eröffnung  des  neuen  Gymnasiums  in  Linz.'' 

(Wr.  Ztg.) 

(In  Betreff  der  Wahl  der  Lehrbücher  und  Lehrmittel 
an  den  Volks-  und  Bürgerschulen.)  —  Wien,  30.  April  1.  J.  Es 
ist  eine  durch  die  eigenen  Wahrnehmungen  des  Ministeriums  für  Cultus 
und  Unterricht  so  wie  durch  vielseitige  Klagen  bestätigte  Thatsachc, 
flass  an  den  Volks-  und  Bürgerschulen  die  gesetzlichen  Vorschrif- 
ten, welche  die  Wahl  der  Lehrbucher  und  sonstigen  Lehrmittel  regeln, 
vielfach  unbeachtet  bleiben,  dass  Lehrmittel,  welche  die  Zulässigkeitser- 
klärung  des  Ministeriums  nicht  erlangt  haben,  im  Gebrauche  belassen 
und  nicht  selten  die  Schüler  sogar  verhalten  werden,  ausser  den  einge- 
führten J.ehrtexteu  noch  andere  Bücher  anznkaufen,  die  ihnen  von  den 
I^hrem  unbefugter  Weise  als  Hilfsbücher  bezeichnet  werden. 

Diesen  Misbräuchen,  welche  die  Autorität  des  Gesetzes  wie  das 
Schulinteresse  in  hohem  Grade  schädigen,  den  Volksschulunterricht  un- 
gebührlich vertheuern  und  in  den  Lehrern,  welche  ihren  eigenen  litera- 
rischen Erzengnissen  unter  unerlaubten  Vorwänden  einen  Absatz  zu 
sichern  suchen,  den  ganzen  Lehrstand  entwürdigen,  muss  von  den  Schul- 
behördon  auf  das  nachdrücklichste  entgegentreten  werden. 

Zu  diesem  Zwecke  hat  der  Herr  Minister  für  Cultus  und  Unter- 
richt in  einem  Erlasse  (ddo.  25.  ^lärz  1S73,  Z.  1118)  an  sammtliche 
Landesschulräthe  und  die  Statthalter  in  Innsbruck  und  Triest  die  auf 
das  Schnlbücherwesen  bezüglichen  Normen  in  Erinnerung  gebra':ht  und 
durch  eine  Reihe  neuer  Anordnungen  ergänzt.  Ein  vollsSndigcß  Ver- 
zeichnis der  zu  dem  Lchrgebrauche  in  den  Volks-  und  Bürgerschulen 
allgemein  zugelassenen  Lehrbücher  (abgeschlossen  mit  Ende  März 
1^73;  und  Lehrmittel  enthält,  im  Anschlüsse  an  obigen  Erlass  das 
Verordnungsblatt  für  den  Dienstbereich  des  Ministeriums 
für  Tultus  und  Unterricht,  Jahrg.  1«7:J,  Stück  IX,  S.  203— 22L** 
(Vergl.  «Zeitschrift  für  die  Österreich isclien  Gymnasien**  Jahrgang  1872, 
Heft  IX,  S.  701.) 

(Verlautbarung  betreffs  des  für  Kün..tlorunters  tü- 
tzungen  für  das  Jahr  1873  bewilligten  Betrages.)  In  dem  mit 
dem  Finanzgf»set7j;  vom  11.  April  1.  J.  genehmigten  Stasitsvoranschlacc 
für  das  laufende  Jahr  ist  der  Betrag  von  fünfschntausend  Guldon  bewil- 


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fC** Vieler.  viUh!  h^!Tr^.j  V** iienjffii^^  «Z^'.*?<  har^sn.  zzi  •:•  r»^  £r- 

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l*rt;  i  .  *r'.  r.  »:'.-r. .  -.2i   ß»»r:zli'a   irr  'irt^kinzr  t.--  P-»  151:1 2*11 

K^n-'^T  *■:*  ■:*n:  B^^üh'i  i^r  Di ti :'*■:::••..  il-sik  -zi  i«r  bil- 
'irni-'-s  K'Si".  Ar.'h'/^r:^  v-lrr -r  zzi  Mil-:?»:  * ■:  1  i r n  im 
H*-i'\r.'7\''r.'T  TrT'.T-.z^ZrL  K  ■  s:z7*;:h«*s  i-i  Li2i*rn.  wtl.:h» 
2kQi  ZcTT^Ti'iinz  -»CE*«  .S?:ze  all  1313   Aniin-b  x^:  hib-ri  elai->i:.  Äüf- 

^efordrr:.  •:•:>.  i:*^?^alL-  lÄEg^^rHi  bi'  !.:•.  J::ni  1  J.  b«:  i*ii~  b-eiref -»nden 
LacirrT-vII-in  :l  ßrTr*rb"inz  zn  5*tz*i.  —  Kr  •i-rr::h-T  hab'ra  n  «nt- 
ha!t«n;  L  Di*  Darl*r:i:z  i^  Bil i-nz^zinz^  lii  ier  c^rs-ralichen  Ver- 
hÄltni**^  d^  ß«^->rrrb^rs:  2.  L-r  Anzab^  •!•??  Art  mi  ^ris^.  in  w*>h'?T 
•-T  T'-n  d*Tn  stip^nii-m  xin  Zw^ck*  i*r  wilwren  Au-bildzng  <i*br»ich 
mar,h*n  wiü,  -:nd  3.  ü*  Vorlage  t-ü  Kan«tproben  i-rs  Bittatellers. 

Vrr:rin.-BL' 

L'^b^r  di-*  A-fsihra-r  T.n  Frey-'^-'antrii  a-s  dem 
CiviU  in  die  k.  k.  Picnni-rr-Lai^tt-jn  scn"  U  zt:  Hainbnrg  an 
der  DonaU;  s.  das  Näher*  in  Brrr-rfT  der  Moiaiitäten  im  .Locale- 
Anzeig^r  der  Presse".  Beilage  zz  Nr.  ^l  vom  2.  April  1>T3. 

YATiäschreib::ng  ron  k:  stenfreien  \lil:tärzö2linj?«plä- 
tz^n  im  Militärcolle?ium  z-  st.  Polten  iind  in  der  techni- 
fcrhen  Militärakademie  in  Wien.  —  Ueber  die  näheren  Moialiti» 
ten.  unter  welchen  auch  für  da«  nächste  S«±:il;ahr  S'hne  Ton  CItII- 
Staat^beamten  A.  U.  Ortes  z'^Ir  anänahm »weisen  Betheili^runf?  mit  kosten- 
freien Militärzösrlinsr^plätzec  in  den  ob^c  genannten  Anstalten  beantragt 
werden  ».  das  Nähere  in  der  -Wiener  Zeitnng-  rom  Dinstag  d.  13.  Mai 
1.  J.,  Hanptbl.  nicht  amtl.  Theil.  i.  Tö8  f. 

(Die  k.  k.  Akademie  der  Wissenschaften  in  Erakan) 
wurde  am  7.  3Iai  1.  J.  nach  12  Uhr  von  sr.  k.  k.  Hoheit  Herrn  Erzherzog 
Karl  Ludwig  mit  folgender  Ansprache  eröffnet:  ^Meine  Herren!  Mit 
Verijrniigen  sehe  ich  sfie  hier  zum  ersten  Male  Ter?ammelt,  am  öffent- 
lich ilie  Thätigkeit  des  Institutes  zu  inaugurieren,  welches  die  Gnade  Sr. 
Majestät  für  die  Pflege  der  Wissenschaften  in  diesem  Theile  des  Vater- 
landi.»  zu  gründen  gi^^ruhte.  Meine  Freude  ist  um  so  inniger,  wenn  ich 
daran  denke,  dass  ich  der  Protector  der  Aka*lemie  bin  und  dass  Sie 
Ihr»*n  hohen  Aufgaben  gerecht  werden,  welche  Ihnen  durch  den  erhabe- 
n»'n  Gründer  zugedacht  worden  sind.  So  erklärte  ich  denn  dieses  Insti- 
tut Jils  ».röffnet.  wobei  ich  Sie  herzlich  willkommen  heisse.**  Die  Rede 
wurde  st'.'hend  angehört:  am  i^chluFse  derselben  brach  die  Versammlung 
in  *rin  drinialig-.s  Hoch  auf  Se.  3Iaje?tät  aus.  Der  Präsident  der  Aka- 
demie. Majer,  drückte  den  tiefgefüiiltyn  Dank  5>r.  Majesät  aus.  nicht 
nur  für  die  erfüllten  Landeswünsche  und  das  höchst  gnädige  Insleben- 
rufen  di«s»'r  Institution,  sondern  auch  für  die  Verleihung  des  Protecto- 
rat-i  an  Allerhöolistdcssen  erlauchten  Bruder.  Die  Akademie  wird 
nufrii^htigst.  bemüht  sein.  6e.  Majestät  von  den  Gefühlen  iler  Dankbar- 
lir'it  für  die  i'rhalteni'n  Wohlthaten  zu  überzeugen,  damit  die  Institution 
•I*r  Monarrhi*'  und  dem  Landf  nutzbringend  werd«.«.  (Dreimal  stürmi- 
sches 1J(h:Ii,)  D»fr  Prärfidi-nt  sprach  sodann  über  die  Aufgabe  der  Akade- 
mie im  .'lilgi.'meini.'n  und  über  die  historische  Entwicklung  derselben  in 
i'oh-n.  Ih'T  Generalsecretär  Özujaki  sprach  über  die  Beziehungen  der 
Aka^lemie  zum  f^nde  und  zur  allgemeinen  wissenschaftlichen  Thä- 
tigkeit. —  _^___-..— , 


Fünfte  Abtheiluiip:. 

Verordnungen  für  die  Österreich) sclien  Gymnasien 
and  Realschalen;  Personalnotizen:  Statistik. 


Erlässe. 

Gesetz  vom  15,  April  1873, 

betreffend  die  Rej^relung  der  Activitätsbezüge  des  Staats- 
lehrpersoiials  and  der  Bibliotheksbeamton. 

Mit  Zustimmung  der  beiden  Häuser  des  Reicbsratbes  finde  Ich 
anzuordnen,  wie  fol;,^: 

§  1.  Die  Professoren  und  Lehrer  an  Staatslchranstalten  so  wie  die 
Beamten  der  Bibliotheken  sind,  insofeme  nicht  durch  ein  Gesetz  eine 
Aenderung  eintritt,  in  die  durch  das  für  die  Staatsbeamten  gleichzeitig 
erlassene  Gesetz  festgestellten  Rangscüssen  einzutheilen ,  welche  den 
ihnen  nach  den  bestehenden  Vorschriften  zukommenden  Disetenclassen 
entsprechen. 

Die  Directoren  der  Staatsmittelschulen  und  Lehrerbildungsanstalten 
werden  in  die  VIL  Rangsclasse  eingetheilt. 

Die  Profes<toren  an  Mittplschul^n  und  Lehrerbildungsanstalten 
können  nach  Erlangung  der  dritten  Quinauennalzulage  (Gesetz  vom 
9.  April  1870.  R.  G.  Bl.  Z.  46,  und  vom  19.  März  1872,  R.  G.  Bl.  Z.  29) 
und  auf  Grund  ihrer  besonders  anzuerkennenden  Dienstleistung  vom  Un- 
terrichtsminister in  die  VIII.  Kan^sclasse  befördert  werden. 

S  2.  Das  mit  (ichalt  angestellte  Personal  an  Staatslehranstalton 
und  Bibliotheken  hat  den  Anspruch  auf  eine  in  die  Ruhegehalte  nicht 
anrechenbare  ActivitStszuWc. 

Diese  Zulage  ist  nach  ilouselben  Grundsätzen  und  in  demselben 
Ausmasse  fostzuslelI«M).  w«*1«')ii'  für  die  entsprechenden  Rangsclassen  der 
(ijtaatsbeaniten  durch  das  ^lci4:liz«.>iti^  erlassene  Gesetz  über  die  Activi- 
tatsbezügo  der^elb<'n  festgesetzt  werden. 

§  3.  Der  systemmäsäige  Gelialt  der  wirklichen  Lehrer  an  Staats- 
uiittelsc'hnlcn  (Gymnasien.  Realg}'mnasien ,  Realschulen,  nautische  Schu- 
len u.  8.  w.),  so  wie  der  liauptlehrer  an  den  Lehrerbildungsanstalten 
wird  für  Wien  mit  l-lK)  fl.  und  für  die  iibrigen  Orte  mit  KHK)  fl.  fest- 
gesetzt. 

Die  Gehalt»}  der  ühri^t'n  Kategorien  des  Staats-Lehrpers<males  und 
«ler  ßibliotheksbeamten  worden  durch  dieses  Gesetz  nicht  berührt. 

Die  für  das  gOHaumite  Lehrpersonal  so  wie  für  die  Lehrer  an  den 
mit   den    Lehrerbililungsanstalten    verbundenen    und   aus   Staatsmitteln 


814  Erlässe. 

erhaltenen  üebun^chnkn  gesetzlich  festgestellten  Qain()nennalziilagen 
so  wie  die  Functionszu lagen  für  die  Direc^ren.  endlich  die  bestehenden 
Vorschriften  über  die  Gehalto  der  lieligionslehrer  an  den  genannten 
Lehranstalten  werden  durch  dieses  Gesetz  nicht  abgeändert. 

§  4.  Die  vorgeschriebene  Diensttaxe  so  wie  die  Einkommensteuer 
ist  nur  von  dem  Gehalte  zu  ontrichten,  hingegen  ist  auch  nur  der  Ge- 
halt in  die  Pension  einrechenbar. 

§  5.  Die  in  Wien  und  an  den  bisherigen  Staatsmittolschulen  und 
Lehrer1)ildungsanstaltpn  erster  Classe  systemisierten  Localzulagen  so  wie 
die  Quartiergeldcr  in  Iriest  und  Wien  haben  künftic:  und  zwar  die  letz- 
teren mit  dem  auf  den  1.  Juli  1873  folgenden  nächsten  Fälligkeiteter- 
niine  zu  entfallen. 

§  6.  Den  Mitgliedern  des  Staat.slchrpersoualeK.  welolie  den  Ansprurli 
auf  ein  Naturalquarticr  haben,  ist  die  Activitälszulage  nur  mit  der  Hiilftc 
des  auf  sie  entfallenden  Betrages  zu  erfolgen. 

§  7.  Auf  Mitglieder  des  Staatslehrpersonales,  deicn  Hesüge  auf 
einem  vertragsm aasigen  IJebereinkonimeu  beruhen ..  finden  di«»  Bestim- 
mnngon  dieses  Gesi'tzes  keine  Anwendung. 

§  8.  Der  §  ^  des  Anhanges  zu  dem  Gesetze  betreffend  die  Rege- 
lang  der  Bezüge  df»r  activen  iStnatsbeaniteu  hat  auch  auf  die  FunctionSre. 
fÖr  welche  das  gegenwärtige  (iesetz  gilt.  Anwenilung  zu  finden. 

§  9.  Dieses  Gesetz  tritt  mit  1.  Juli  187.')  in  Wirksamkeit  und 
treten  mit  diesem  Zcitpunctc  alle  mit  demselben  in  Widerspruch  ste- 
henden früheren  Gesetze  und  Verordnungen  ausser  Kraft 

§  10.  Mit  dem  Vollzüge  werden  «ler  Unterrichts-,  beziehungsweise 
Ackerbauminister  beauftragt. 

Wien,  am  15.  April  JS8.S. 

Franz  Joseph  m.  p. 

Auersperg  m.  p.  Stromayr  m.  p. 

Prctis  m.  p.  Chlumccky  m.  p. 


Erlass  des  Ministers  für  CulUis  utul  Unterricht  vom   '^9.  Aprü  Jfi7S 

Z,  4651, 

womit  das  nachfolgende  Statut  des  philologischen  Seminars 
der  Universität  in  Wien  genehmigt  wird. 

Statut 

des  philologischen  Seminars  der  Universität  in  Wien. 

§  1.  Der  Zweck  des  philologischen  Seminars  ist,  die  Studieren- 
den durch  praktische  Uebungen  im  Bereiche  der  classischen  Alterthums- 
wisscnschaft  zur  Handhabuiiir  der  philologischen  Methode  und  zur  selbst- 
ständigon  wissenschaftlichen  Arbeit  anzuleiten  und  sie  auf  diesem  Wege 
zu  tüchtigen  Lehrern  für  Gymnasien  und  höhere  Lehranstalten  zu  bilden. 

§  2.  Die  Uebungen,  welche  in  eine  lateinische  und  griechische  Ab- 
theilung zerfallen ,  werden  von  zwei  ordentlichen  Professoren  der  clas- 
sischen Philologie  in  je  zwei  Stunden  wöchentlich  geleitet.  Die  Directoren 
vereinbaren  unter  sich  die  Abwechslung  in  der  Leitung  der  beiden  Ab- 
theilungen. Einer  derselben  hat  zugleich  die  Geschäftsführung  zu  über- 
nehmen. 

§  3.    Die  Uebungen  im  Seminar  sind  ÖlVentlich  und  unentgeltlich. 

g  4.  Die  Uebungen  befassen  die  Interpretation  lateinischer  und 
griechischer  Schriftsteller,  die  Abfassung  schriftlicher  Arbeiten  aus  dem 
Bereiche  der  classischen  Alterthumswissenschaft  und  Recension  derselben 
sowie  die  Disputation  über  Thesen  aus  diesem  Gebiete. 


Erlässe.  S15 

Die  üebuueen  der  lateinischen  Abtheilang  des  Seminars  sind  in 
lateinischer  Sprache  abzulialton  und  in  dieser  Sprache  aach  die  betref- 
fenden Arbeiten  abzufassen. 

§  5.  Die  Theilnohmer  an  den  Seminarübungen  zerfalK^n  in  ordent- 
liche und  ausserordentliche  Mitglieder. 

Die  Zahl  der  ordentlichen  Mitglieder  ist  auf  zwölf  festgestellt;  die 
Znlassung  von  ausserordentliclien  Mitgliedern  ist  an  keine  bestimmte  Zahl 
gebunden. 

g  B  Als  ausserordentliches  Mitglied  kann  jeder  Studierende  den 
Uebungen  beiwohnen  .  und  in  soweit  es  einerseitK  seine  Vorbildung,  an- 
derseits die  Rücksicht  auf  die  vorzugsweise  Bescbäftigung  der  wirk- 
liclien  Mitglieder  gestattet,  zur  Betheiligung  an  den  Uebungen  zugelassen 
werden. 

Wer  als  ordentliches  Mitglied  des  Seminars  aufgenommen  werden 
will,  rouss  bereits  ein  Jahr  philosophische  Vorlesungen  besucht  und  ein 
Semester  bereits  an  den  lateinischen  und  griechischen  Uebungen  des 
Seminars  theilgenommo«  und  durch  entsprechende  Leistungen  sich  den 
beiden  Directoren  bekannt  gemacht  haben. 

§  7.  Ueber  die  Aufnahme  neuer  Mitglieder  entscheiden  am  Ende 
eines  jeden  Semesters  die  beiden  Directoren  gemeinsam. 

§  8.  Die  ordentlichen  Mitglieder  sind  verpflichtet ,  in  jedem  Se- 
mester in  beiden  Abtheilungen  des  Seminars  die  Interpretation  eines 
ihnen  zugewiesenen  Abschnittes  aus  einem  Autor  zu  übernehmen,  in 
beiden  Abtheilungen  je  eine  schriftliche  Arbeit  einzureichen,  sowie  der 
Recension  einer  Arbeit  sich  zu  unterziehen. 

§  9.  Jedes  ordentliche  Mitglied  hat  am  Schlüsse  eines  jeden  Se- 
mesters, jedoch  nur,  wenn  es  die  im  §  8  bezeichneten  Verpflichtungen 
vollkommen  orfnllt  hat.  Anspruch  auf  ein  Stipendium  von  ;')()  fl.  ö.  W. 
Auch  die  auf  Gniud  ihrer  Leistungen  am  Schlüsse  des  Semesters  neu 
aufgenommenen  Mit<^lieder  haben  Anrecht  auf  den  Bezug  dieses  Stii^en- 
diums  für  das  abgelaufene  Semester. 

§  10.  Der  (lenuss  des  Seminar-Stipendiums  soll  in  der  Regel  nicht 
über  zwei  Jahre  dauern.  Nur  unter  besonderen  Umständen,  deren  Beur- 
thrilung  den  Directoren  überlassen  bleibt,  kann  er  noch  auf  ein  drittes 
Jahr  verlängert  werden. 

Jedes  ordentliolic  Mitglied  hat  seinen  Austritt  aus  dem  Seminar 
dem   gcschäftsführenden  Din'otor  anzuzeigen. 

§  II.  Das  ]diil(>logisi'he  Seminar  besitzt  eine  Bibliothek,  deren 
Verwaltung  der  jedesmalige  eeschäftsführende  Director  zu  übernehmen 
hat.  Die  Benützung  dieser  Bibliothek,  ist  den  ordentlichen  Mitgliedern 
des  Seminars,  sowie  denjenigen  Theilnehmem  gestattet  welche  den 
Directoren  ]iersönlich  bekannt  sind 

Die  ordentlichen  Mitglieder  des  Seminars  haben  ausserdem  das 
l^?cht.  wenn  sie  sich  in  dieser  Eigenschaft  durch  ein  Certiticat  der  Se- 
rn inar-Direction  legitimiren ,  ohne  Kriegung  einer  Caution.  jedoch  im 
übrigen  unt^r  Beobachtung  der  bestehenden  gesetzlichen  Bestimmungen 
aus  der  k.  k.  Universitiitsbiblinthifk  wissenschaftliche  Werke  zum  häus- 
lichen Gebrauche  zu  enth'hnen. 

§  \±  Pie  Direotion  des  Seminars  hat  am  Schlüsse  eines  jeden  Se- 
mesters an  das  k.  k.  Ministerium  für  Cultus  und  Unterricht  über  den 
Stand  des  Seminars  und  die  neu  aufzunehmenden  Mitglieder  Bericht  zu 
erstatten.  Am  Schlüsse  eines  jeden  Studienjahres  hat  jeder  der  beiden 
Directoren  einen  Specialbericht  über  die  von  ihm  geleiteten  Uebungen 
dem  Ministerium  vorzulegen.  Diesen  Berichten  sind  zugleich  die  während 
des  Jahres  gelieferten  scliriftliohen  Arbeiten  beizufügen,  welche  dann, 
nach  erfolgter  Erledigung,  im  Archive  des  Seminars  aufzubewahren  sind. 

§  lo.  Jedes  ni'U  eintretende  Mitglied  des  Seminars  erhält  ein  ge- 
drucktes Exemplar  dieses  Regulativs  zu  seiner  Instruction. 


m»§*%  a,A«,— k.L«.k  l^ma^^t  M^rt*  iAs^ll 

MMr  OiMit  S^AkM  «Bt^  ^q^fii^  niwtoAn^iria 
ir^iji  mm  rj^ll.  »»li-ll     |l  »MMiMg 

___ bC  Im  C^iHM 

r  M  *v  L  k.  T  1    I  ir*     jj       -  "  dl  DMsCirt  Pc^iari 
CfcUf  ■■Jliarw BuniiliiiliiBiilH  il^»BW»^3tT«i«aag— j 

n»  B^arfcaKbÄMrtir  Ar  *■  Bnrk  Eattobcif.   *■  Dkdtari 

' ■g«»t»  — »iifiti  ifcirw|Miirfafi«l-l     '   IJ 

tL^(«at«kl  ni  Poiteik».  *t»  Wn4 
iDackci  "      *     ~ 


Hkssftttar.  Md  ^lämtilM 

JCr«MaB  d«a  OkirMm  la  Birtn  Aatw  Zk«ick  . 
tn(a;    c»d]id   d«»   Bwiifa»digliMywtor  fkr  di*  «lir.  tSäaStm 
l^MllM-  OtBtU.  ÜMflMm'  Pan  Sekraicd.   (kr  iTm  Dnv 
Vwpfitiom  al*  B*nfkMc»«lia«pMt«r  «««k  di«    iMpcOkn  der  8d 
B«t.liUrBk«rf ,  Mirit  tarn  BraMMctalinspcctor  Ar  da  BeL 

ItolM*«tor'— -   " ■- '-  " —     —*■  "'  •— 

An  Scbibi 

rttr  Pralwor  un  (Hr.  in  TlnkoTcr  Alfcot  t.  ßerg«r  ran  n 
Iktm)  Ubrer  *ra  SluU^.  in  rilli;  •1er  Vn\<^  ».m  StM*>B. 
aili  Vakotln  K^rnafntr  Mm  ProrMwr  am  8tut4-().  in  Lsi' 
d*(  linpplwt  Ntkniui  ItDlkorir  inni  irirkliefam  Lehrer  an  Sl 
tn  8i>*Utf..    'Ii'   SuppUntMi    TH^r  ßaffanpHi   Pind    hotwt   \ 
TtDia  10  wirklidii>D  ln^nn  &&■  ätaat«-Q.  tn  Zara-,  der  P 
l.  Kuata-G,  In  Tnchnn  Jobann  Wondra^rk  lum  ProfeMora) 
In  KAnlfcrritz;    dn  r>npp1irnt  am  Prag-AUst&dttr  Sluto-G..  W 

ßnW  mm  VoaAljr.  lom  wirklichen  R^ligioiMletir»  dortcelbBt, 
ppIcnUii  Waltiirii'RtRr  Ab»  Bniilii^kfl  am  ätaata-ÜG  in  Treblil 
/lim  «rirkllrhen  Knlltrionilulifi-t  allJuri  und  Frani  Slawicki  am  Stt 
IUI,  in  BIrllli  tarn  wirklichfn  L^hmr  an  darnelben  Lehranstalt. 

-  Uor  imlnntl    Prnfmanr  am  kün.  ö<j.  in  Pressbiirg  PanlSrj 
/lim  iJImrtor  itw  OH.  in  Arnrl.  '' 

Uor  »uiiiilt'nt  all  dir  k.  li.  l.uhriTliililuii^aiiBUll  in  Inofbr» 
Dr.  Ji'liann  l(aiiiott..'r  tum  HaiipUi-'liror  an  diemr  Anatalt,  dnr  SnnA 
Ml  ilvr  lifllimUclien  KlaaU-Oll.  in  l'rng  Vinam«  Jaroliniek  tum  """ 
llRhrn  l.clirrr  an  (I^tkkIIicii  l.nliraniitalt:  Aet  Unterlfbror  in  Grai  J< 
liauby  mm  l.«lit«r  an  ilnr  UebnnifBsnhiilB  der  Lobrerbildan^ 
iilliliTt)  ilcr  l.iiliri'r  iIt  flnilwciicr  VnVt*-  n.  BUreerschtite  Johann  Kai 
mm  Lolirur  an  der  UubiugBicliule  der  liehrerbildungsamitalt  j 


PetBonal-  und  Scholnotizen.  S17 

weis;  der  Oberlehrer  in  Bernarditz  Anton  Pribik  zum  Lehrer  an  der 
üebuDffsschule  der  Lehrerbild angsanstalt  in  König g ratz,  der  Iiehrer 
in  Wodfian  Anton  Dada  zum  Lehrer  an  der  Uebungsschule  der  Lehrer- 
bildungsanstalt in  Sobeslau  und  der  Yolksschullehrer  Anton  Skubin 
in  Gradisca  zum  ünterlohrcr  an  der  Uebungsschule  der  k.  k.  Lehrerbil- 
dnngsanstalt  in  Görz. 

—  Der  Professor  des  deutschen  Landespolytechnicums  in  Prag 
Gustav  Schmidt  zum  ordentlichen  Professor  der  technischen  Mechanik 
und  Maschinenlehre  und  der  Ingenieur  Heinrich  GoUiier  zum  ordent- 
lichen Professor  des  Maschinenbaues  am  obbenannten  deutschen  l^andes- 
poljtechnicum  alldort. 

—  Der  ausserordentl.  Professor  an  der  Universität  in  Wien 
und  Vorstand  der  psychiatrischen  Klinik  an  der  n.  o.  Landes -Irrenanstalt 
Dr.  Theodor  Meynert  zum  ordentlichen  Professor  der  Psychiatrie;  femer, 
dem  Beschlüsse  des  philosophischen  Profcssoroncol  legi  ums  gemäss,  der 
Med.  u.  Chir.  Dr.  Johann  Pey ritsch  zum  Privatdocenten  fiir  morpho- 
logische und  systematische  Botanik  und  phil.  Dr.  Franz  Geh  ring  zum 
Privatdocenten  für  höhere  Mathematik  und  analytische  Geometrie  an 
der  Wiener  Universität 

—  Der  ausserordentliche  Professor  der  classischen  Philologie  an 
der  Universität  zu  Innsbruck  Dr.  Johann  Müller  zum  ordentlichen 
Professor,  ferner  der  Privatdocent  an  derselben  Universität  Dr.  Joseph 
Oellacher  zum  ausserordentlichen  Professor  für  Histologie  und  £nt- 
wickelungsgeschichte ,  endlich ,  dem  Beschlüsse  des  philosophischen 
ProfessorencoUegiums  gemäss,  der  Gymnasialprofessor  Anton  Zin- 
ize  r  le  zum  Privatdocenten  der  classischen  Philologie  an  der  philosophischen 
Facultät,  sämmtlich  an  der  Innsbrucker  Hochschule. 

—  Der  Privatdocent  an  der  Universität  in  Graz  Dr.  Arnold 
Luschin  zum  ausserordentlichen  Professor  der  deutschen  Reichs-  und 
Kechtsgeschichtc  an  dieser  Universität 

—  Der  Privatdocent  an  der  Universität  zu  Prag  Dr.  Philipp 
Pick  zuni  ausserordentlichen  Professor  für  Hautkrankheiten  und  der 
Privatdocent  ebeudort  Dr.  Alfred  Pribram  zum  ausserordentlichen  Pro- 
fessor für  klinische  Medicin  an  der  gedachten  Universität,  ferner  der 
Aroanuensis  an  der  Prager  Universitätsbibliothek  Ferdinand  Tadra  zum 
Scriptor  an  derselben. 

—  Der  ausserordentliche  Professor  der  deutschen  Sprache  und  Lite- 
ratur an  der  Universität  zu  Lemberg  Dr.  Eugen  Janota  zum  ordent- 
lichen Professor  dieses  Faches,  ferner,  dem  Beschlüsse  des  rechts-  und 
staatswissensrhaftl.  Professctrencollegiums  in  Lemberg  gemäss,  Dr.  Auffust 
Balasits  zum  Privatdocenten  für  österr.  Civilprocess  und  Dr.  Kaban 
Freih.  v.  C  ans  tan  zum  Privatdocenten  für  österr.  Handels-  und  Wechsel- 
recht  an  der  genannten  Universität 

—  Das  Mitglied  der  ung.  Akademie  der  Wissenschaften  Emerich 
Henszlmann  zum  öffentl.  ausserordentlichen  Professor  fiir  die  neuer- 
richtete Lehrkanzel  für  Kunstgeschichte  und  der  ordentl.  ö£fentl.  Univer- 
sitätsprofessor Dr.  Friedrirli  Korinyi  /.um  ordentlichen  Professor  an 
der  in  eine  zweite  medicinische  Klinik  und  Ijchrkanzel  für  specielle 
Pathologie  und  Therapie  umgestalteten  bisherigen  intimen  Klinik  und 
Lehrkanzel  fi:r  Chirurgen  an  der  Universität  in  Pest. 

—  Dem  öifontlichen  ordentlichen  Professor  des  Strafrechtes  an 
der  Universität  zu  Klausenburg  Dr.  Gustav  G r o i  s z  wurde  ag.  gestattet 
auch  über  das  Civilgerichtsverfahrcn  Vorlesungen  zu  halten. 

—  Der  Professor  des  civilgerichtlichen  und  aussergerichtlichen 
Verfahrens  an  der  A gramer  Rechtsakademie  Dr.  Alexander  Brcsz- 
tyenszk^*  zum  ordentlichen  Professor  der  (»benerwähnten  Lehrgegen- 
stände  bei  derselben  Kechtsakademie. 


SI8  Personal-  und  Schalnotizen. 

Der  geweaene  Kedactear  Karl  Yigil  Kapnik  zam  GerichtsdoU- 
metacher  für  franxösiäche  Sprache  bei  dem  k.  k.  oäterr.  Oberlandes- 
gerichtt;. 

--  Der  Uiiiversitätsprofcssor  Dr.  Heinrich  Siegel  zum  ersten 
Vicepräses  und  der  Hofaecretär  1>nm  Obersten  Gerichtshöfe  Dr.  Stephan 
Sei<ll»?r  zum  Mitglieds  der  rechtshistori:iohen  Staataprüfungä- 
Cornniisnion  in  Wifjn. 

—  Der  Minister  für  C  u.  U.  hat  dein  k.  k.  ordentlichen  Professor 
der  Rechte  an  der  Univer»ität  in  Wien  Dr.  Moriz  Hey ss  1er.  aus  An- 
lass  der  auf  .i»;in  Ansuchen  erfol<^en  Enthebung  von  der  Stelle  eines 
Viccpräses  der  judiciellt-n  Staatsprürungacomuiission.  seine  Anerkennung 
fijr  die  in  dieäiT  Stellung  von  ihm  gel<.'istftt?n  Dienste  ausgedrückt. 

—  Der  k.  k.  Schatzmeist«*r  und  Vorstand  des  Hof- Waffen museuras 
Quirin  Leitner  zum  wirklithen  k.  k.  Regierungsrat  he. 

—  Dem  Aspiranten  im  Hau?-,  Hof-  und  Staatsarchive,  Piaristen- 
OrdeUHpriestor  Karl  Seh  rauf,  ist  taxfrei  der  Titel  und  Rang  eines 
Archivsconcipisten  verliehen  worden. 

—  Hofmth  Dr.  Joseph  Hyrtl  und  Professor  Dr.  Joseph  Petzval 
KU  auswärtigen  Mitgliedern  der  kOn.  ungarischen  Akademie  der  Wissen- 
schaften. 

—  Der  (Gustos  des  k.  k.  Münz-  und  Antikencabinets  Phil.  Dr. 
Em.st  Hartman n  Kdler  von  Franzenshuld  zum  Correspondenten  der 
k.  k.  Centralcommission  zur  Erforschung  und  Erhaltung  der  Baudenkmale. 

—  Der  (.'ustos  des  k.  k.  zoologischen  r*abinets,  kais.  Rath  Georg 
Ritter  von  Krauenfeld  Ut  zum  Ehrenmitgliede  des  zoologi&ch-niincra- 
1ogi.sclien  Vereines  in  Regensburg  und  des  Vereines  für  Naturkunde  in 
Fulda;  ferner  zum  corr.  Mitgliede  der  Senkenberg'schen  naturforschenden 
Gesollschuft  in  Frankfurt  a.  M.  ernannt  und  dem  Aufseher  an  demselben 
k.  k.  Jlofcabineto  Joseph  Mann  von  dem  kön.  Museum  in  Florenz  für 
wissen.schaftl.  Förderung  der  Mikrolepidopt4>rologie  die  silberne  Verdienst- 
medaille verliehen  worden. 

—  Se.  Majestät  der  Kaiser  haben  die  Wahl  des  Classendireotors 
der  Krakauer  Akademie  der  Wissenschaften  Dr.  Joseph  Dietl 
zum  Vicepräses  dieser  Akademie  zu  genehmigen  geruht. 

—  Der  Bezirks-Schulinspector  Andreas  Allibranti,  Pfarrer  in 
Janjna,  dann  der  Katechet  an  der  Volksschule  in  Sebenico  Anton  Depolo 
zu  Chorherren  dos  Oollegiatcapitels  zu  Curzola. 

—  Dem  k.  k.  Rcgierungsrathc  Schatzmeister  Quirin  Lcitner  ist, 
in  Anerkennung  seiner  Verdienste  um  die  Umgestaltung  des  bürgerl. 
Zeughauses  in  Wien  in  ein  städtisches  Waffenmuseum,  die  grosse  goldene 
Salvator-Meduille  zuerkannt  worden. 


—  Wien,  S.  Mai.  Mit  Erlass  vom  7.  Mai  an  den  n.  ö.  Landes- 
schulrath  hat  Sc  Excellcnz  der  Herr  Minister  für  Cultus  und  Unterricht 
in  Erledigung  des  Horichtes  vom  15.  Jänner  1.  J.  mit  Rücksicht  auf  die 
Wiener  Weltausstellung  in  Betreff  des  Schlusses  des  laufenden  Schul- 
jahres für  alle  Mittelschulen  Wiens  und  dessen  Vororte  angeordnet,  ilass 
der  Unterricht  bis  Ende  Juni  1.  J.  in  regelmässiger  Weise  fortzuführen, 
in  der  ersten  Hälfte  des  Monates  Juli  sodann  die  Versetzungs-  und 
Matuntät'(i)rürungen  abzuhalten  und  nach  deren  Beendigung  die  Schüler 
nach  Miissgabo  ihrer  Betheiligung  an  den  einzelnen  Prüfungen  für  dieses 
Schuljahr  zu  entlassen  sind.  Der  Landesschulrath  hat  hienach  das  weiter 
Erforderliche  zu  veranlassen.  (Wr.  Ztg.) 

—  Die  18  Gymnasien  und  Realgymnasien  in  Nieder-Oester- 
rtnch  wurden  im  Schuljahre  1S71/72,  wie  sich  aus  einer  Zusammenstel- 
lung der  (naäsiücatiunsiiaten  crgiebt,    von  4äüü  öffentlichen    Schülern 


Personal-  and  Schulnotizen.  SlO 

besucht,  von  denen  675  mit  dor  Vorzugäclasse,  2267  uiit  der  ersten  Clas- 
sification bezeichnet  worden  sind.  Unter  den  18Ö  Pri?atisten  gehörten  47 
Eur  Vorzugs-  und  118  zur  ersten  Classe.  Gegen  das  Schuljahr  1870/71 
hat  sich  im  Schuljahro  1871/72  die  Schülerzahl  um  IHH  vermehrt. 

—  Se.  k.  und  k.  Apostolii»che  Majestät  haben  mit  Allerhöchster 
Entschtiessuiig  vom  26.  FeDraar  1.  J.  die  L'eber nähme  des  Kremsierer 
Ordensgymnasiums  in  die  uumittelbare  Verwaltung  des  Staates  vom 
1.  October  1.  J.  angefangen  uilerguädigst  zu  bewilligen  geruht. 

(Wr.  Ztg.) 

—  Se.  k.  und  k  Apostolische  Majestät  haben  mit  Allerhöchster 
Entsch liessang  vom  12.  Mai  1.  J.  allergnädigst  zu  genehmigen  geruht, 
dass  das  Communalgymaasium  in  Weisskirchen  vom  1.  October  1.  J. 
angefangen  in  die  unmittelbare  Verwaltung  des  Staates  übernommen 
werde.  (Wr.  Ztg.) 


~  Dem  Curator  der  Theresianischen  Akademie,  Ersten  Präsidenten 
des  Obersten  Gerichtshofes  Dr.  Anton  Kitter  v.  Schmerling,  ist,  in 
Anerkennung  seiner  dem  kais.  Hause  und  dem  Staate  während  einer 
langen  Keihe  von  Jahren  mit  treuer  Hingebung  geleisteten  ausgezeich- 
neten Dienste,  das  Grosskreuz;  dem  Erzieher  Sr.  k.  k.  Hoheit  des  Kron- 
prinzen Erzherzoges  Rudolf  Generalmajor  Joseph  Latour  von  Thurn- 
berg  das  Commandeurkreuz  und  dem  Lehrer  Sr.  k«  k.  Hoheit  des  Kron- 
prinzen Erzherzogs  Kudolf,  Hyacinth  Johann  Ronay,  Propste  des  Press- 
barger  Collegiatcapitels,  das  Ritterkreuz  des  St.  Stephan-Ordens;  dem 
Professor  am  akademischen  Gymnasium  in  Wien  Alois  Egg  er,  in  Aner- 
kennung der  bei  dem  Unterrichte  Ihrer  kais.  Hoheit  der  Frau  Erzherzogin 
Gisela  geleisteten  vorzügliclien  Dienste,  dem  Sectionsrathe  des  ungar. 
Ministeriums  fQr  Cultus  und  öffentlichen  Unterricht  Titus  von  Kärffy, 
dem  Pester  Universitätsprofessor  Dr.  Karl  Than  und  dem  Universitäts- 
professor und  Mitgliede  der  ung.  Akademie  Dr.  Eugen  Jendrassik, 
ferner  dem  Director  des  k.  k.  Hofoperntheaters  Hofcapellmeister  Johann 
Herbek.  in  Anerkennung  seiner  ausgezeichneten  künstlerischen  Leistun- 
gen, jedem  taxfrei  der  Orden  der  eisernen  Krone  3.  Cl.;  dem  pens. 
Ministerialrathe  Med.  Dr.  Franz  Ritter  v.  Güntner  (seinerzeit  auch  im 
Lehrfache  thätig)  das  Conithurkrcuz,  dem  vormaligen  Tlieaterdirector  in 
Wien  Karl  Treu  mann,  dann  dem  Kammermedaillour  Joseph  Tauten- 
hayn,  in  Anerkennung  seiner  künstlerischen  Leistungen,  femer  dem 
akademischen  Maler  Jonann  Nowopacky  und  dem  Hoforganisten  Piu8 
Richter,  sowie  dem  Architektt^n  Karl  S tat 1 1er,  in  Anerkennung  seiner 
ausgezeichneten  architektonischen  Leistungen  bei  Herstellung  des  Linzer 
GYninasialgebiiudes,  jedem  das  Ritterkreuz  des  Franz  Joseph-Ordens ;  dem 
Klavierlehrer  und  (jompositeur  Karl  Gerber,  dem  Kalligraphen  und 
Handelsschulinhal)or  Joseph  Der  f fei,  in  Anerkennnng  seines  vieljährigen 
erspriesslichen  Wirkens  im  lichrfachc,  und  dem  Architekten  und  Civil- 
Ingenieur  Gustav  Gröbner,  in  Anerkennung  seiner  ausgezeichneten 
Verwendung  bei  dem  Hau  des  chemischen  Institutes  der  Wiener  Uni- 
versität, das  goldene  Vcrdienstkrouz  mit  der  Krone;  dem  Künstler 
J.  M.  Kaiser  in  Linz,  für  zwei  mit  ßleistift  gezeichneto  jjand- 
schaftsbilder,  <lie  grössere  goldene  Medaille  für  Kunst  und  Wissen- 
schaft, dem  Kegierungsrathe,  Universitätsprofessor  und  Herrenhausmit- 
gliede  Dr.  (^onstantin  Höflor  und  dem  pens.  Professor  der  Kechte 
Dr.  Franz  Kotter  als  Kitter  des  Ordens  der  eisernen  Krone  3.  Ol.,  in 
Gemässhcit  der  Ordeiisstatutc,  dor  Ritterstand,  dem  Professor  der  civil- 
rechtlichen  Fächer  an  der  Orient.  Akademie  in  Wien  Dr.  Friedrich  Edlen 
V.  Huze,  in  Anerkennung  seiner  vorzüglichen  Leistungen  in  dem  ge- 
dachten Lehramte,  und  dem  mit  dem  Titel  und  Charakter  eines  Statt- 
haltcreisecretärs   bekleideten  StHtthaltereiconcipisten  und  Redacteur  der 


StO  Personal-  and  Schulnotizen. 

^Linzer  Zeitung*  Anton  Tuczek  der  Titel  und  Charakter  eines  Begie- 
rnngsrathes  mit  Nachsicht  der  Taxen,  dem  Mitgliede  der  öster.  Conunis- 
sion  für  die  europaische  Gradmessung,  ausserordentl.  Universitatsprofessor 
Dr.  Theodor  Ritter  v.  Oppolzer  der  Titel  und  Charakter  emes  Be- 
gierungsrathes  mit  Nachsicht  der  Taxen;  dem  ordentl.  Professor  der 
classischen  Philologie  an  der  Universität  in  Graz  Dr.  Karl  Sehen  kl,  in 
Anerkennung  seiner  wissenschaftlichen  und  lehramtlichen  Verdienste,  und 
dem  üniversitätsbibliothekar  in  Wien  Johann  Wussin,  au»  Anlass 
seines  Uebertrittes  in  den  dauernden  Buhestand,  in  Anerkennung  seiner 
mehr  als  vierzigjährig^  erspricsälichen  Wirksamkeit  im  Staatsdienste, 
taxfrei  der  Titel  eiiies^egieruugsratheä,  endlich  dem  ordentl.  Professor  an 
der  Pest  er  Universität  Dr.  Johann  Wagner,  dem  Director  der  Hilfs- 
ämter im  k.  ung.  Ministerium  für  Cultus  and  öifentlichen  Unterricht 
Johann  Nemeth  und  dem  akademischen  Mitgliede  Ivan  Paur,  jedem 
der  Titel  eines  kön.  Käthes  allcrgnädigst  verlictien  worden.  —  Auslän- 
dische Orden  und  Auszoichnungon  erhielten  u.  A.  die  Nach  benannten 
und  zwar:  der  k.  k.  Hofrath  und  Director  der  Centralanstalt  für  Meteo- 
rologie und  Erdmagnetismus  Dr.  Karl  Jelinek  in  Wien  den  kais. 
ruBS.  St.  Annen-Orden  2.  Cl.  und  den  ottoman.  Medschidje-Orden  4.  Cl., 
der  k.  k.  Reg.  Rath,  Professor  und  Vorstand  d«  statistisclicn  Departement« 
im  Handelsministerium  Dr.  Hugo  Braclielli  in  Wien  den  kais.  russ. 
St.  Stanislaus-Ordcn  2.  C\.  und  das  Ofticierskreuz  des  kön.  Ordens  der 
Krone  von  Italien;  der  Hofsccretär  bei  der  Direction  der  k.  k.  admini- 
strativen Statistik  Gustav  Schimmer  in  Wien  und  der  k.  k.  Professor 
an  der  böhm.  OR.  und  Vorstand  des  statist.  Bureau  der  Landeshauptstadt 
Prag  Joseph  Erben  den  kais.  rubS.  St. -Annen-Orden  3.  CL;  der  General- 
Consul  Hofrath  Dr.  Karl  Ritter  v.  Scherz  er  dus  Commandeurkreuz,  der 
Director  des  k.  k.  mineralog.  Hofcabinets  Prof.  Dr.  Gustav  Tschermak 
das  Ofticierskreuz,  und  der  Historiograph  Peter  von  Radios  in  Wien  das 
Ritterkreuz  des  kais.  brasilianischen  Rosenordons;  der  Herausgeb«^r  und 
Redacteur  der  Gemeinde  -  Zeitung  Joseph  Pfund  hei  1er  in  Wien  das 
Officierskreuz  des  k.  griech.  Krlöser-Oraens  und  der  Architekt  Friedrich 
Ritter  von  Stäche  in  Graz,  das  Ritterkreuz  1.  Cl.  des  grossherzogl.  ba- 
dischen Ordens  vom  Zähriuger  Löwen;  der  k.  k.  Hofschauspieler  und  Re- 
gisseur Karl  La  Roche  die  kön.  baycr.  Ludwigs-Medaille  für  Wissen- 
schaft und  Kunst. 


(Chronik  der  Erledigungen,  ConcuräC  u.  s.  w.  Portsetzung 
v.  Heft  II.  u.  IIL  1.  J.  S.  238.)  —  Cilli,  k.  k.  Staats-G.,  2  Lehrstellen, 
die  eine  für  Deutsch,  allenfalls  mit  Prupsedeutik,  die  andere  für  classische 
Philologie;  Bezüge:  die  system.;  Termin:  15.  Mai  l.  J.,  s.  Amtsbl.  z. 
Wr.  Zte.  v.  28.  März  L  J.,  Nr.  73.  -  Marburg,  k.  k.  Staats-G.,  2  Lehr- 
stellen lür  class.  Philologie,  wo  möglich  in  Verbindung  mit  der  Befähigung 
für  philos.  Propädeutik  oder  für  slov.  Sprache;  Bezüge:  die  system.; 
Termin:  15.  Mai  1,J.,  s.  Amtsbl.  z.  Wr.  Ztg.  v.  28.  März  1.  J.,  Nr.  73;  — 
ebendort,  Staats-OR.,  2  Lehrstellen,  die  eine  tTir  Französisch  und  Eng- 
lisch, die  andere  für  Mathematik  als  Haupt-  und  darstellende  (xeometne 
als  Nebenfach;  Bezüge:  die  system.;  Termin:  Ende  April  1.  J.,  s.  Amtsbl. 
z.  Wr.  Ztg.  V.  28.  März  1.  J..  Nr.  73.  —  Iglau,  Staats-G.,  2  Lehrstellen, 


k.  k.  ROGv  4  Lehrstellen ;  nämlich  2  für  classische  Philologie,  wo  möfirlicfa 
mit  Lehrbefähigung  für  Französisch.  1  für  Freihand-  imd  geometr.  Zeichnen 
und  1  für  die  Religionslehre ;  Bezüge:  die  system.;  Termin:  15.  April 
L  J.,  s.  Amtsbl.  z.  Wr.  Ztg.  v.  30.  März  l  J.  Nr.  75.  -  Znaim,  k.  k. 


Personal-  und  Schulnotizen.  S21 

Staats-G.  (mit  deatscher  Unterrichtssprache),  3  Lehrstellen  u.  zw.  2  für 
altclassischc  Philologie  und  1  für  Deutsch  in  Verbindung  mit  altclass. 
Philologie;  Bezöge:  die  system. ;  Termin:  15.  Mai  l.  J.,  s.  Amtsbl.  z. 
Wr.  Ztg.  V.  30.  Mära  1.  J.,  Nr.  75.  —  Chrudim.  (böhm.)  k.  k.  ORG., 
2  Lehrstollen,  die  1  für  Geschichte  und  Geographie,  die  andere  für 
Freihand-,  goometr.  Zeichnen  und  Kalligraphie;  Jahresgehalt:  800  fl. ; 
Termin:  30.  April  1.  J.;  s.  Amtsbl.  z.  Wr.  Ztg.  v.  2.  April  1.  J.,  Nr.  77. 

—  Mähriscn-Schönberg,  Lande:;-RG.  (mit  deutscher  Unterrichts- 
sprache), Lelirstelle  für  classische  Philologie,  mit  den  System.  Bezügen; 
lermin:   15.  Mai  1.  J.,  s.  Amtsbl.  z.  Wr.  Ztg.  v.  3.  April  1.  J..  Nr.  78. 

—  Budweis,  k.k.  Lehrerbildungsanstalt  sainmt  Uebungsschule,  Directors- 
stelle,  womöglich  mit  Befähigung  zum  Unterrichten  der  Piedagogik  und 
Mathematik;  Bezüge:  die  system.;  Termin:  15.  Mai  1.  J.,  Nr.  79.  — 
Kger.  k.  k.  Lehrbildungsanstalt,  Lehrstelle  für  die  Naturwissenschaften 
und  Mathematik,  mit  den  sysU'm.  Bezügen;  Termin:  15.  Mai  1.  J.,  s. 
Amtsbl.  z.  Wr.  Ztg.  v.  4.  April  1.  J.  Nr.  79;  ebend.  (deutsches)  Staats- 
G.,  Lehrstelle  für  classische  Philologie;  Termin:  Ende  Juni  1.  J.,  s.  Amtsbl. 
z.  Wr.  Ztg.  V.  9.  Mai  l.  J..  Nr.  1U9.  —  Auspitz,  Landes-Uß.,  Lt^brstelle 
für  Freihand-  u.  goometr.  Zeiciinen,  mit  den  system.  Bezüjren;  Termin: 
25.  April  1.  J.,  s.  Amtsbl.  z.  Wr.  Ztg.  vom  17.  April  1.  J.,  Nr.  89.  — 
Saaz.  k.  k.  Staats-G.  (v.  1.  Oct.  1.  J.  an),  Direotorsstello  und  11  Lehr- 
stellen, nämlich  die  Eatechetens teile,  6  Stellen  für  class.  Philologie, 
1  für  Geschichte  und  Geographie,  1  für  Deutsch  als  Hauptfach,  1  für 
Mathematik  und  Physik  und  1  für  Naturgeschichte  als  Hauptfach; 
Bezüge:  die  system.:  Tennin:  Ende  Mai  L  J.,  s.  AmtsbL  z.  Wr.  Ztg. 
vom  18.  April  1.  J.,  Nr.  90.  —  Triest,  (deutsche)  Staats-OU.,  3  Lehr- 
stellen u.  zw.  1  für  Chemie,  l  für  Französisch  und  1  für  Mathematik  und 
Physik  als  Hauptfach;  Termin:  15.  Mai  1.  J.,  s.  Amtsbl.  z.  Wr.  Ztg.  v. 
19.  April  1.  J.,  Nr.  91.  —  Capodi Stria,  k.  k.  ÜG.,  5  Lehrstellen  u.  zw. 
4  für  classische  Philologie  und  I  für  deutsche  Spniche  und  Literatur  für 
das  OG.  in  Verbindung  mit  der  class.  Literatur;  Bezüge:  8<K)  ii.  mit 
den  System.  Quinquennalzulagen ;  Termin:  binnen  (>  Wochen  vom  7.  April 
1.  J,  au;  8.  AmtsbL  z.  Wr.  Ztg.  v.  22.  April  1.  J.,  Nr.  93,  94.  —  Krain- 
burg,  k.  k.  Staats-RG.,  2  Lehrstellen  für  classische  Philologie,  die  eine 
mit  subs.  Verwendbarkeit  für  französisch,  dann  1  für  den  Zeichenunter- 
richt mit  subs.  Verwendbarkeit  für  den  arithmetischen  und  kalligraphi- 
schen Unterricht,  mit  den  nom'i.  Bezügen;  Termin:  20.  Mai  1.  J.,  s. 
Amtsbl.  z.  Wr.  Ztg.  v.  22.  April  1.  J.,  Nr.  93,  94.  —  Salzburg,  Staats- 
OR.,  katholische  Religiunslehrerstellc  mit  dem  Jahresgehalte  v.  735  fi., 
Termin:  20.  Mai  1.  J.,  s.  Amtsbl.  z.  Wr.  Ztg.  ?.  23.  April  1.  .1.,  Nr.  95. 

—  Tabor,  k.  k.  (böhni.)  RG.,  Lehrstelle  für  classische  Philologie; 
Jahresgehalt:  8<K)  ll. ;  Termin:  Ende  Mai  1.  J.,  s.  Amtsbl.  z.  Wr.  Ztg. 
V.  23.  April  1.  J.,  Nr.  95.  —  Gottschee,  k.  k.  G.  (mit  deutscher  Un- 
terrichtssprach«'^  2  Lehrstellen,  die  einir  lür  classische  Philologie,  die 
andere  für  Naturi^Tsoliichte  in  Verbindung  mit  Mathematik  un<l  Physik; 
Bezüge:  die  gesitzlich  normierten:  Termin:  31.  Mai  I.  J..  s.  AmtsbL  z. 
Wr.  Ztg.  V.  23.  April  1.  J.,  Nr.  95.  —  Wien,  k.  k.  akad.  (J.,  Lehrstelle 
für  Mathematik  und  Physik;  —  ebend.  k.  k.  G.  (im  1  Bez.,  Fichtegasse), 
Lehrstelle  für  classische  Philologie;  —  ebend.  k.  k.  K.  u.  OG.  auf  der 
Landstrasse  (3.  Bez.).  2  Lehrstellt?n  für  classische  Phihdogie:  —  ebend. 
k.  k.  R.  u.  Od.  in  der  Rdssau  (9.  Bez.),  2  Li'hrisr eilen  für  classische 
Philologie,  dünn  l  für  «lassische  Philologie  und  Deutsch,  sämmtlich  mit 
den  System.  Bezügen;  l'crmin:  20.  Mai  I.  J..  s.  Amtsbl.  z.  Wr.  Ztg.  v. 
29.  April  l.  J.,  Nr,  1(H>;  —  ebend.  k.  k.  Hochschule  für  Bodencultur, 
Laborantenstelle  am  cliemischm  Laborutorium ;  Gehalt:  500  fl.  nebst 
100  fl.  Quartiergeld;  eventuell  Fnimiarticr;  Termin:  binnen  G  Wochen 
vom  «i.  Mai  1.  J.  an;  s.  Amtsbl.  z.  Wr.  Ztg.  v.  8.  Mai  l.  J.,  Nr.  108;  — 
ebend.  k.  k.  Universitätsbibliothek,  Vorstehcrstclle ;  Jahrcsgchalt:  2200  fl., 

ZalUehrifl  f.  d.  Ötttrr.  Oymn.  1879.  IV.  Heft.  21 


822  Personal-  und  Scbnlnotizen. 

nebst  Quartiergeld  v.  4(NJ  tl.;  Termiu:  2L  Mai  1.  J.,  s.  Auitsbl  z.  Wr. 
Ztg.  V.  14.  Mai  1.  J.,  Nr.  113.  —  Hernais  (bei  Wien),  k.  k.  RG.,  1  Lehr- 
stelle für  classisclio  Pbiloloirie,  mit  wünscbeiiswertlier  Betabigang  tiir 
französische  Spruche,  und  1  biclle  für  tr«*ihand-  und  geometr.  Zeichnen, 
mit  den  systcjii.  Bezügen ;  Termin :  20.  Mai  1.  J.,  s.  Amtsbl.  z.  Wr.  Ztg 
V.  2*J.  April  1.  J..  Nr.  M).  ■■  Oberboi  hibrunn,  k.  k.  R.  u.  OG".. 
4  Lehrstellen  für  classische  Pbilolugie.  mit  den  system.  Bezügen:  Ter- 
min: 20.  Mai  1.  J.,  s.  Amtsbl.  z.  Wr.  Ztg    v.  29.  April  1.  J.,   Nr.  lai 

—  Klage  ufurt,  k.  k.  Staats-G.,  2  Lohrstellen,  die  eine  für  clasäiscbe 
Philologie,  die  andt-re  für  Naiur^'iscliicbte  mit  ]\lathemat.ik  und  Physik; 
Bezüge:  die  normierten,  Termin:  3J.  .tlai  1.  J  ,  s.  Amtsbl.  z.  Wr.  Ztg. 
V.  29.  April  1.  .1..  Nr.  lüU.  — Jägern dorf.  Comm.  üR.,  Lehrstelle  für 
Freibandzeichnen  als  Hi^upt-  und  goometr.  Zeichnen  als  NeUnraoh; 
Jahresgehalt :  800  tl.  mit  Anspruch  auf  fünfmalige  Qninquennalzulagc 
a  2<.H)  iL  und  Theuerungsbeitra.:  von  bO  ti.  (für  das  1.  Jahr),  TiTmin 
>ogI.irli.  s.  Wr.  Ztg.  v.  1.  Mui  1.  J.,  Nr.  102,  S.  578.  —  Villacb. 
k.  k.  i>taats-liG.,  Lehrstelle  für  G'^ographie  und  Geschichte  als  Hjiupl- 
fiich.r;  Termin:  Ende  Mai  1.  J  ,  s.  Anitsbl.  z.  Wr.  Ztg.  v.  7.  M:ii  1.  J  , 
Nr.  107.  —  Pirano.  k.  k.  yy\i.,  8  I-ehrstellen,  u.  zw.:  '1  für  llali«'ni<i:b 
in  Verb.  m.  Geogr.  u.  (ieschichtc,  1  für  Deutsch  in  Verbindung  mit 
Italienisch,  Oeogr.  und  Geschichte,  1  für  Deutsch  in  Verbindung  mit 
Französiscii,  1  für  Chemie  und  Niiturgeschichte.  1  für  Mathematik  in 
Vorbindung  mit  Darstell.  Geometrie  und  g-'ometr.  Zeichnen;  1  für  Matbe- 
matik  in  Verbindung  mit  geometr.  Zeiebnen  und  1  für  Freibandzeicbeu. 
wo  möglich  in  Verbindung  mit  Schönschreiben  und  St-nograpliie:  .labres- 
gehalt:  800  fl.  mit  den  system.  Quinquennalzulageii  v.  2(H)  fl.;  Termin: 
binnen  fi  Wochen  vom  28.  April  l.  J.  an;  s.  Amtsbl.  z,  Wr  Ztg.  v. 
8.  Mai  l.  J.,  Nr.  108.  -  Prag,  (deutsche)  k.  k.  OR  .  Lebr>,t.lle  für 
französische  Öpracbe,  mit  den  norinalmässigen  Bezügen  und  jhbrl.  150  fl. 
Functiün*zulage;  Termin:  20.  Mai  1.  J.,  s.  Verordn.  ßl.  187:>,  IX.  8t., 
S.  225;  —  ehend.  (deutsche)  k.  k.  Lehrerinnenbildungsanstalt,  Hauptlehror- 
stelle  für  deutsche  Sprache,  als  Hauptfach,  mit  den  norm.  Bfxügen: 
Termin:  Ende  Mai  1.  J.,  s.  Verordn.  Bl.  1873,  St.  IX.  S.  22ü:  -  ebend. 
(deutsches)  8taats-G.  ^ Kleinseite),    Lebrstelle    für    elassische    Philologie; 

—  dann  (deutscbcs)  St:iats-UKG..  elx-nlalls  Lehrstelle  für  classiselie  Pliilo- 
logie;  Termin:  Ende  Juni  1.  J..  s.  Anitsbl.  z.  Wr.  Ztg.  v.  9.  Mai  l.  J., 
Nr.  109;  —  ebend.  (böhm.),  k.  k.  LeJirerinnenbildnngsanstalt,  Jfaupt- 
lehrersstelle  u.  zw.  für  bölim.  -Sprache.  Geographie  und  lieiebi.hte; 
Jahresgehalt:  800  fl.  nebst  Anspruch  auf  Quiuuuennalzulagen  v.  2(.MJ  ti. ; 
•Termin:  Ende  Mai  1.  J.,  s.  Verordn.  Bl  187;j,  a.  St..  S.  224.  -  Arn  au, 
(deutsches)  Staats-RCG.,    3  Lehrstellen,    u.  zw.  1   für   class.    Philologie, 

1  für  Geographie  und  Ueschichte,  bei  w^ünschenswerther  Verwendbarkeit 
für  französisch  und  1  für  Freihand-  und  geometrisches  Zeichnen,  wo 
möglich  mit  Verwendbarkeit  für  Böhmisch;  Termin:  Ende  Juni  1.  J.,  s. 
Amtsbl  z.  Wr.  Ztg.  v.  9.  Mai  l.  J..  Nr.  19.--  Krumau  (deutscbes;, 
Staats-URG.,  Lehrstelle  für  classische  Pliilologie;  Termin:  Ende  Juni 
1.  J.,  s.  Amtbl.  z.  Wr.  Ztg.  v.  9.  Mai  l.  J..  Nr  103.  —  Landskron. 
(deutschosj  Staats-G.,  Lehrstelle  für  da.^sische  Philologie,  mit  subs.  Ver- 
we?idbarkeit  für  Französisch;  Termin:  Ende  Juni  1.  J..  s.  Amtsbl.  z.  Wr 
Ztg.  V.  9.  Mai  1.  J.,  Nr.  109.  —  Prachatitz.  (deutschest  Staats-UR'3., 

2  LtdirstelliMi.  die  eine  für  class.  Philologie,  die  andere  tür  Naturgeschichte 
als.  Hauptfach;  Termin:  Ende  Juni  1.  J..  s.  Amtsbl.  z.  Wr.  Ztg.  v.  IV  Mai 
1.  J..  Nr.  109,  —  Brunn  eck.  8taats-üR..  2  Lehrstellen,  die  eine  für 
Zeirlinen.  ilie  andere  für  Italienisch,  mit  den  system.  Bezügen,  ueb:^t 
Activiiäts/ulage  v,  2l.K>  li..  Termin:  15,  Juni  1.  J.,  s  Amtsbl.  z.  Wr.  Ztg. 
V.  10.  Mai  1.  J.,  Nr.  115.  —  Im  st,  Staats-ÜR.,  2  Lehrstellen,  die  eine 
für  Zeichnen,  die  andere  für  Italienisch,  mit  den  system  Bezügen,  nebst 
Acti vi täts Zulage  v.  2üO  ü.;    Termin:    15.  Juni  1.  J.,   s.  Amtsbl.  z.  Wr. 


Personal-  tind  Srhulnotizen.  32S 

Ztg.  V.  16.  Mai  1.  .1..  Nr.  11j.  —  Kcutc.  Zoichnenfortbildungsschulc, 
Lehrer  (dem  Status  d«'r  Rsrh.  in  Imst  einf^eri3ibt»;  Tcnnin:  15.  Juni  l.  J., 
s.  Amt.sbl.  z.  Wr.  Zt;:.  v.  16.  Mai  1.  J.,  Nr.  115.  -  Ifadaiitz,  k.  lt.  Uü., 
•J  F.t?hrstelleM  (mit  doutscber  Unterrichtssprache),  die  eine  für  Matliomatik 
nnd  Physik,  die  ander«  für  cla.ss.  Philologie,  wobei  die  etwaijre  Befahi- 
j;ung  für  den  Unterricht  im  Freihandzeichnen  oder  im  Französischen 
besonders  lit.riicksichtitjt  wird;  Termin:  Knde  April  1.  J..  s.  Verordn.  Bl. 
1878,  St.  VJI,  S.  17;').  —  Leitmeritz,  Lehranstalt  für  Taubätumme, 
Stittendiensti.'lle  von  ;5(X)  fl..  mit  freier  Station,  auf  3  Jahre,  und  Aussicht 
AUt  den  Gehalt  eines  .*i.  Hauptbdirers  dieser  Anstalt  mit  800  fl.  u.  mehr; 
Termin:  Ende  Juli  1.  J..  s.  Verordn.  Bl.  1873,  St.  IX.  S.  222.  —  Bre- 
men z.  k.  k.  Lehrerbildungsanstalt,  Hauptlehrerstellc  für  die  naturwis- 
si.'nschaftlich-mathematischen  Fäi'ln»r .  mit  den  norm.  Bezügen  u.  150  fl. 
Localzulage;  Termin:  1.").  Juni  1.  J..  s.  Verordn.  Bl.  1873.  ht.  IX,  S. 226. 

-  Trauten  au.  k.  k.  Lehrerbildgsanst^ilt.  Ilauptlehrorstelle  für  Natar- 
L'eschiclite  und  Naturlehre,  mit  d«Mi  norm.  Bczügi'n:  Termin:  Ende  Mai 
K  J.,  s.  Verordn.  Bl.  1873,  IX,  S.  226;  -    rlwnd.  Comm.  ÜB.,  eine  Lchr- 

-  tolle,  wie  oben. 

iNekmlogie.^  -  Am  3.  Miii/  1.  J.  zu  Wien  der  Hof-  und  Ge- 
richtsadvocat  Dr.  Leoriold  Edler  von  Sonnleithner  (geb.  zu  Wien  am 
!.').  November  1707),  Kitter  des  Ordens  der  eisernen  Krone  3.  Cl..  Director 
lind  Bechtsanwalt  drr  Ersten  öst^jrr.  Sparcassa  u.  s.  w.,  durch  seine  Liebe 
für  die  Tonkunst,  seine  musikalischen  Kenntnisse  und.sei||e  freundschaft- 
lichen ßeziehungj'n  zu  allen  musikalischen  NotabiliUite*n  seiner  Zeit  in  der 
Kunotwelt  Tortheilhaft  bekannt.  (Vgl.  „Presse**  v.  5.  März  \.  J.,  Nr.  63, 
Local.-Anz.  S.  11.) 

—  In  der  Nacht  zum  4.  März  1.  J.  in  Wien  der  pens.  Hofrath 
Dr  iSiegfried  Becher  {rreh.  zu  Plan  in  Böhmen  am  28.  Februar  1803), 
seinerzeit  Prof«  .-sor  am  Polvtechnicum  in  Wien,  durch  eine  Reihe  natio- 
nal-oekonomischer  Werke,  namentlich  durch  f-ein  Buch  «Das  österreichische 
Münzwesen  von  1021- -1838",  vortheilhaft  bekannt,  einer  der  bedeutend- 
ctpn  Statistiker  <Vsterreichs. 

—  Am  4.  März  1.  J.  zu  Gratz  Dr.  «ieorp:  Goth.  pens.  Studien- 
director  und  Custos  am  Joanneum  alldort.  als  topographischer  Schrift- 
^tf^ller  und  genauer  Kenner  St^iermarks  bekannt. 

—  Am  f>.  MäiÄ  1.  J.  zu  Frankfurt  a.  M.  der  ausgezeichnete  Kupfer- 
stecher Joh.  Nikolaus  Hoff  (geb.  ebeud.  1798). 

—  Am  8.  März  1.  J.  zu  Wien  Karl  Descovich,  suppl.  Gjmna- 
sialprofessor,  23.  Jahr.;  alt;  auf  seiner  Villa  isan  Carbone  bei  Figline  der 
Senator  Raphael  Lambruschini  (jjeb.  zu  Genua),  ausgezeichneter 
Schriftsteller,  als  Repiasoutant  dt-r  Accadpmia  de  la  Ousca  um  die  Rein- 
heit und  Originalität  der  ital.  iSpr.vhi-  hochverdient,  im  höchsten  Greisen- 
alter. 

--  Am  0.  Mavz  1.  J.  zu  Lf>ndun  der  Verlagsibuchhändler  und  Schrift- 
steller Charles  Kright  ;geb.  zu  Windsor  1791).  durch  werthvolle  Schriften 
über   , nützliche*   und  ^unterhaltende-*  Wisse n.-?ehaft  bekannt. 

—  Am  10.  März  1.  J.  John  Torrey,  Professor  am  Columbian- 
College,  bekannter  Botaniker .  Verfasser  von  Werken  über  die  Flora  Ton 
Amcrikii.  insbcsondHrr  d'-.s  Stnat»v^  New-York,  74  Jahre  alt. 

—  Am  11.  Miirz  1.  J.  zu  Wien  l»r.  Fiiodrich  Gcyling.  Docent 
an  der  Wiener  Univ.i>ität,.  im  31.  Ltb-n-jjahre. 

—  Am  12.  Miir/  1.  ,1.  /ii  Wien  Jnluinn  Karl  k>andrini,  gewes. 
Profi-ss.tr  der  ital.  :  |>r;t<]i»'  am  Mu.-ikeonservatorium.  72  J.  alt. 

-  Laut  M'lilun;^'  .ms  Loh'lnn  \om  12.  Mürz  1.  J.  dorlselbst  Sir 
FiK'iliuh  .Miidd'  n.  M'it  vi<lrn  Juln.n  Custo.^  der  Manuscripte  im  bri- 
tischen Mu-siuiii.  'iMrch  zalilreirlh-  lii,turic.cho  und  genealogische  iSchriften 
U'khunr. 

21* 


9P 
1 


324  Personal-  und  Schulnotizen. 

—  13.  März  1.  J.  in  Wien  der  kais.  Rath  Joseph  GeoTg  Beer 
Besitzer  des  goldenen  Yordienstkreozes  mit  der  Krone.  Mitglied  der  k. 
Leop.-Carol.  Akademie  u.  a.  gel.  Gesellschaften .  als  Botaniker  von  beden- 
tenacm  Kafe;  eben  daselbst  der  Genie>Oberst  Andreas  Ritter  Tunkler  y. 
Treuiinfeld,  einer  der  verdienst vollrtten  Officiere  der  österr.  Armee, 
jahrelang  Professor  an  der  Ingenieur- Akademie,  auch  als  Fachschriftsteller 
(^Lehrbuch  der  Fortification*^  u.  tu.  a.)  bekannt,  im  53.  Lebensjahre. 

—  Am  18.  März  1.  J.  zu  Wien  Dr.  Franz  Matejko,  früher  Docent 
an  der  Jagellonischen  Universität  in  Krakau  und  Custos  der  dortigen 
Bibliothek,  durch  seine  bibliographischen  Schriften  auf  dem  Gebiete  der 
slavischen  Literatur  bekannt,  Bruder  des  bekannten  Historienmalers  u.  s.  w., 
im  Alter  von  45  Jahren. 

—  Am  19.  März  1.  J.  zu  Giessen  Dr.  phil.  Wilhelm  Stahl,  Pro- 
fessor der  philos.  Facultät  an  der  dortigen  Hochschule,  hervorragender 
Vertreter  der  national-oikonomischen  Wissenschaft. 

—  Am  19.  (?)  März  1.  J.  zu  Jasenitz  bei  Stettin  Ludwig  Giese- 
brcchi  (geb.  am  5.  Juli  1792  zu  Mirow  in  Mccklonburg-Strelita),  seiner- 
zeit Professor  am  Gymnasium  zu  Stettin,  Veteran  von  1813.  Onkel  des 
Historikers  Friedr.  Wilhelm  Benjamin  G.,  als  schätzenswerther  Dichter 
bekannt.   (Vgl.  a.  o.  Beil.  z.  A.  a.  Ztg.  v.  28.  März  1.  J.,  Nr.  87,  S.  1321  f.) 

—  Am  20.  (2L)  März  1.  J.  in  Wien  Flora  Modreiner,  geb.  Zadig, 
nnter  dem  Anafframm:  ^Arolf"  als  Lustspieldichteriu  („Jeder  nach  seiner 
Art**  n.  a.)  bekannt.  37  Jahre  alt;  zu  Athen  der  bekannte  Philhelleae 
General  Richard  Church,  (geb.  in  der  Grafschaft  Cork  1785)  zweimal 
Oberbefehlshaber  der  griech.  Jiandarmee.  Staatsrath  und  Senator. 

—  Am  21.  März  1.  J.  zu  Bayreuth  Dr.  Job.  Christ,  v.  Held,  seit 
32  Jahren  Rector  des  dortigen  Gymnasiums,  ein  verdienter  Philolog. 

—  Am  23.  März  1.  J.  zu  London  Dr.  Partridge,  Professor  der 
Anatomie  am  Kings-College. 

—  Am  25.  März  1.  J.  zu  Kopenhagen  der  Dircctor  der  dortigen 
Kunstakademie  Staatsrath  Prof.  Wilh.  N.  Marstrand  (geb.  ebend.  1816), 
als  Maler,  namentlich  durch  seine  humoristischen  Bilder  nach  Holberg^s 
Lustspielen,  bekannt. 

—  Am  26.  März  1.  J.  zu  Paris  Amedeo  Thierry  (geb.  zk  Blois 
am  2.  August  1697),  Mitglied  dos  Institutes,  ehemal.  Senator  des  Kaiser- 
reiches, Bruder  des  berühmten  Historikers  Augustin  Th.,  selbst  durch 
zahlreiche  Geschieh ts werke  («Histoirc  des  Gaulois"  u.  v.  a.)  bekannt,  im 
Alter  von  75  Jahren. 

—  Am  27.  März  1.  J.  zu  Landshut  Frz.  Xav.  K  o h  l .  Director  des 
dortigen  kön.  Erziehungsinstitutes,  namhafter  Stenograph.  56  Jahre  alt. 
und  zu  Koburg  Dr.  Eduard  Mushacke,  durcli  36  Jahro  Oberlehrer  an 
der  Königstädtischen  Realschule  in  Berlin,  langjähriger  Herausgeber  des 
prcuss.  »Schulkalendcrs^. 

—  Am  28.  März  1.  J.  zu  Paris  der  Professor  des  Strafrechtes  an 
der  Pariser  Rechtsfaculfcit  Ortolan,  Verfasser  geschätzter  Schriften, 
bedeutender  Kechtsgelehrter,  71  Jahre  alt. 

—  Am  29.  März  1.  J.  zu  Prag  Rudolf  Mang  er  (geb.  zu  Potsdam 
am  3<).  August  179.S),  cinor  der  grössten  Industriellen  Oesterreichs .  in 
früherer  Zeit  Correspondent  der  k.  k.  geologischen  Reichsanstalt,  auch 
durch  werthvolle  Fachschriften  über  das  österr.  Bergrecht,  über  die  österr. 
Berggesetze  u.  s.  w.  bekannt. 

—  Am  30.  März  1.  J.  zu  Olmütz  Dr   med.  &  Chir.  Jos.  Köhler 
(geb.  zu  Tachau  in  Böhmen,  am  4.  Juli  1792).  seinerzeit  Professor  an 
der  medicin.  chirurg.   Lehranstalt  in  Prag,  dann   Professor  der  Natur- 
geschichte an  der  Universität  in  Innsbruck,  zuletzt  Professor  an  der  Ober 
Kealschule  in  Olmütz,  und  zu  Paris  Marquis  de  Chasseloup-Laub 
(geb.  am  29.  März  1805  zu  Alessandria  in  Piemont),  von  1858  bis  1 
Marine-Minister,  als  Geograph  zum  Präsidenten  der  geograph.  Gesellscl 

in  Paris  ernannt,  geschätzter  Fachbchriftsteller. 


Personal-  and  Scliulnotizen.  SS5 

—  Am  31.  März  1.  J.  zu  Tabor  (Böhmen)  der  Professor  des  dor- 
tigen Obcrfrymnasiuins  Wen/.el  tiakowsky,  im  28.  Lebensjahre. 

—  Anfangs  März  in  America  James  Henry  Coffin.  «eit  1846 
Professor  der  Mathematik  und  Astronomie  am  Lafajet.U*-CoUo^'c,  durch 
sein  Werk  über  die  Winde  auf  der  nördlichen  Hemisphäre  besonders 
bekannt,  im  Alter  von  67  Jahren. 

—  In  der  1.  Hälfte  des  Monates  März  1.  J.  der  hoffnungsreiche 
französische  Diclitor  und  Dramatiker  Jean  du  Boys,  im  Alter  von 
40  Jahren,  un'l  in  Bischheim  der  elsässische  Antiquar  Max  von  King, 
durch  sein  Werk  iiher  die  ScIilÖsser  im  Südwest!.  Deutschland,  sowie  durch 
seine  Schriften  über  celtische  und  gallische  Grabhügel  bekannt,  im 
74.  Lebensjahre. 

—  Ende  März  1.  J.  zu  Bologna  der  Maler  Carlu  Ariente,  Director 
der  dortijjen  Akadt-mi«»  der  bildenden  Künste. 

Am  1.  April  1.  J.  zu  Innsbruck  Johann  Maische  dl  Kitter  von 
Alpenburg  fgeb.  zu  Stoyr  1800;,  Ritter  des  Ordens  der  eisernen  Krone 
3.  Ol,  im  J.  1848  Tiroler  Schützenhauptmaim ,  Gründer  des  Radetzky- 
Vereines  und  Herausgeber  des  Radetzky-Albums,  auch  durch  poetische 
Versuche  und  Mittheilungen  über  tirolische  Sagen  bekannt,  und  zu  Karls- 
ruhe Professor  Wilhelm  Stern,  i^ns.  Director  des  dortigen  evang.  Se- 
minars, durcli  seine  literarische  und  paedagugische  Thätigkeit  in  weiten 
Kreisen  bekannt,  im  80.  Lebensjahre. 

—  Am  2.  April  1.  J.  zu  Brüssel  Charles  Bosselet,  Mitglied  der 
Akademie  der  Wissenschaften  und  der  schönen  Künste.  60  Jahre  alt. 

—  In  der  Xarht  zum  3.  A])ril  1.  J.  in  Linz  Sr.  Hochw.  Dr.  Franz 
Friedrich  Ried  er,  Dompropst,  seinerzeit  Decan  der  thcolog.  Facultät 
der  Wit-ner  Universitilt. 

—  Am  4.  April  1.  J.  zu  Braunschweig  der  dortige  Conoertmeister 
Karl  Müllor,  als  Violinvirtuose  und  Quartettspieler  von  weitverbreitetem 
Kufe:  dann  zu  Arhiii  Professor  Karasuzas,  griechischer  Dichter,  be- 
sonders als  Lyriker  geschützt. 

—  Ain  ö.  A]iril  1.  J  in  L«'ipzig  Franz  Lackonbachor,  als  tieiü- 
siger  und  k.iintnisr».'icl»<.T  Schriftsteller  auf  naturwissenschaftlichem  und 
technischen)  Gebiete  bekannt,  im  63.  Lebensjahre. 

—  Am  7.  April  l.  J.  zu  München  Karl  Häfncr.  trefflicher  Land- 
schaftsmaler, namontlicli  durch    naturgetreue  Gebirgsbilder  bekannt. 

—  Am  10.  April  1.  J.  zu  München  der  Schriftsteller  Arthur 
Müll»'r,  als  Diamatiker.  Lyriker  und  Novellist  vortheilhaft  bi^kannt. 

—  Am  11.  Ai)ril  1.  .1.  zu  Morfäng-sur-Seine  bei  Paris  Francois 
Anirust  Saint  Marc-G  irardin  (geb.  zu  Paris  am  21.  Febr.  1801), 
Vie«'prä>iiient  der  National  Versammlung ,  Mitglied  der  Akademie,  kurze 
Zi'it  ünterriohtsminister  unt«T  der  Juli -Regierung,  als  Schriftsteller, 
Gilthrter  und  Politikrr  hochgeschätzt,  seinerzeit  Professor  der  Geschichte, 
dann  ijor  frauzr)s Ischen  Po«'si..»  u.  s.  w. 

—  Am  12.  A])ril  1.  J.  in  (iöttingen  Dr.  jur.  W^ilhelm  Francke 
(gt'b.  am  2r,.  Juli  i,S(K}  in  Linieburg),  Professor  der  juristischen  Facultät 
an  der  dortigen  Universität,  durch  eine  Sammlung  civilistischer  Abhand- 
lungen bi.'kannt;  dann  zu  Dn-sden  der  elu-malige  Director  des  histor. 
Museums  Karl  Cun.stantin  Kran  kling  fg«'b.  am  28.  August  1792  zu 
Bauske  in  Kurland),  durch  seine  literarische  Thätigkeit,  sowie  durch 
seine  autographisciien  iSummlungen  in  der  Gelehrtenwelt  bekannt. 

—  Am  11).  April  1.  .1.  /u  Novara  der  Comi><>siteur  zahlreicher  Imj- 
liebb^r  italienischer  Opern  Carlo  i'occia  (geb.  zu  N.-apel  im  A]>ril  17«2). 

—  Am  14.  April  1.  ,1.  zu  Wien  Karl  Häfrle,  ProfesFor  am  k.  k. 
Staatsgyni  nasin  IM  im  VIII.  Bezirke  (Rossau),  seit  mehr  als  20  Jahren, 
durch  st^hir  Wirk.sainktit  an  v<rrschiedenen  «Vsterr.  Leliranstalten  bekannt 
im  45.  Leben.sjahre,  ferner  dasolbst  Raimund  Heilsbcrg,  Professor  der 
Mathematik  am  Wiener  Pädagogium,  30  Jahre  alt,  dann  zu  Ulm  der 


l 


PxrsoDäl-  and  Schnlnotit^n. 

k^n.  iTärE«inb.  lAnde^ron^rTator  und  ObcrBtatadienrath  Prnf««sAi  Dr.  C- 
n.  Hassler.  VoretanJ  der  SlMtssaniuilang  vaterlind iwli«  Kunst-  und 
AlUnhiimsdenkmaU.  r.n  Posen  f>r.  Enjr«r.  I>iT*ctordos  kaihnl.  Mi»««- 
fiyinniuiuins  altdort,  itu  Hanau  der  Reell tsanwalt  (iottfr.  Klohrj  nl« 
läterat  durch  iiOT«Ui*^tlsclip .  politiaclii'  und  li n muri ati seh o  Arbeiten  be- 
kannt. 4e  Jahre  alt.  und  in  nostork  Dr.  pliil.  Kranj  F.'rdinand  Schall», 
ordcntl.  Professur  au  der  uhila^opli.-PHcnltät  der  dortigen  LyniverütlL 

—  Am  16.Äprill.  J.  in  Tabiir  Dr.  Augiislin  Scijwarzer,  Direetot 
der  dortifcen  landwirtbsc:haftlicben  Anslull. 

—  Am  15.  (Id.i  April  1.  J.  zu  Clirisliania  der  nrs|jrl:iiglicb  diniKfae 
Prufeaiior  Chiistopli  Hansleen  (Keb.  eWnd.  stii  -J6  September  1784). 
neiner^eit  die  grösstc  Notabilität  der  no-~""' ■■•'■"■*  '''«;..-«.!.:.  «-j  ._ 
dieselbe  noch  ror  der  Trennang  NorWL'j;ei) 
bernTen 

—  Am  16.  April  1.  J,  zu  Cnen  in  der  Nonnhudie  AroeisKe  dn  Cau- 
inont  (gob.  el'cndort'.  ausgemchnetef  ArcbwiloR,  im  72.  Leb?nsji«bre. 
(Vgl.  Beil.  i.  A,  a  Zte.  v.  27.  April  1.  .T..  Nr.  117.  S.  17S3  t.) 

-—  Am  17,  April  1.  J.  xo  FariN  Fulgarire  Gürart.  fraDzösiGclwr 
Schriftataller.  durch  «einp  Swrnindne  bekannt,  durch  lanpe  Zeit  Mit- 
arbeitjif  Kngen  Sue's.  7.1  («3?)  .Talir«  alt. 

—  Aiu  18.  April  I.  J.  tu  München  Juatiis  Freiherr  i.  Liebig 
(gub.  lu  Darrnxtadt  ani  IS.  Mai  IW3l.  IVühcr  Pruieesor  an  d«r  HochechnM 
in  GieKSen,  dann  un  der  Müni:hi-ncr  Universit&l,  i-inn  europäiächc  .Aotori- 
Ut  im  Fache  der  Chemie,  der  Agrictillur.  der  HauBwirthschad.  u.  t.  W. 
aUgeiiieiii  liuchTirn'hrt  und  durch  die  Pdnnkrität  iteinar  Uarstellangsmltt 
in  den  weitcsteti  Kreisen  lieliaTiiit,  (Vj;!.  Wirnrr- Abend nnat  v.  32.  Apill 
1.  J.  Nr.  !e.  R.  732.  V.  V.  KleUinsliy).  und  zu  Kecakemet  Andreas  Tat«». 
Mit  40  Jahren  Professor  der  Philosojibic  am  dortigen  rollegiHin. 

—  \m  13.  April  1.  J.  in  Wien  der  Conipnsitenr  und  C»pellnieister 
Anton  Storch  jun..  ferner  lu  Hannover  Obere omraeriralh  Heinr.  Willi, 
Hahn,  IloffurViliSudti'r,  öesilter  der  Verlagsshandlupg  In  l.eipiig.  aiB 
die  flltrlassi.it h''  l.iliTLitur  hochverdient.  79  Jahre  all.  »ii  Venedig  der 
SchnlUteller  Peter  Nilolaiift  Feujter  (geh.  bei  Bunn'' .  Mitarbeiter  von 
mehreren  Wiener  BliitUm  in  der  Rubrik  „LandwirthEcliaft",  im  39.  Le- 
bensjahre, und  in  Kempten  Karl  Ol  tu-Beven tlow  ("cb.  [line),  nia 
Mnemoteehniker  allgemein  bekannt, 

—  Am  20.  April  1,  J.  in  Wieu  Philos.  Dr.  Philipp  Ritter  ». 
Escherich  (eeb,  lu  Scheinfeld  Im  Regatkr.  BaremB.  am  18.  April  ISIfö), 
k.  k.  Hofrath  iu  Pension,  emer.  Uecan  und  Uniter*ilät«profefisor,  BitUf 
des  k,  k.  Ost.  Ordens  der  eisernen  Krone  3,  Cl,.  Terf.  wertnvoller  Schriften 
itber  StaBtsrechnann -Wissenschaft  u.  t,  w..  als  Lehrer  und  Beamt«! 
gleich  geachtet,  lu  Linz  Karl  ßchmutü  (geb.  am  1.  Jänner  1781  sa 
rrondäberg  in  Sleiermarli},  vormals  k.  k.  Ilaoptmann,  dann  k,  k.  KaU- 
ttra]8chätiunj.'sconimis8Bj.  peneioniertcr  .Secretär  der  uberöaterr.  Landwiitli- 
dcbarts^esellschaft ,  Ueraasgeber  des  umfangreichen  NacbschlBgebnchea 
.histonBch-Topogiaphischei  I.eiikon  vna  Steiermark  (Graz.  I831~2S]  und 
zahlreicher  anderer  vaterländischer  Werke  und  zu  London  Dr.  BenciD 
Jones.  ;tns gezeichneter  Arit  und  Chemiker,  Biograph  Furadaj's  und 
Herausgeber  mehrerer  wisaenschaftlicher  Werke, 

—  Am  21,  April  l.  J.  lu  Jma  Dr.  jur.  Reinhold  ^ihmid,  vor- 
mals Professor  der  Eechte  In  Bern, 

—  Laut  Meldung  aus  London  vom  al.  April  1,  J.  das  Parlaments- 
mitglied Sir  William  Tito,  ausgcieichlieter  Architekt,  der  viele  nffbat- 
liehe  'iiid  privat*^  Gebäude,  darunter'die  bedeutendsten  Bahnhöfe  In 
England  und  Frankreich,  rrbaut  hat.  seinerieit  auch  Präsident  d«e 
-Institute  of  British  Arcbitects",  im  Alter  von  71  Jahren. 

—  Am  23,  April  l.  J.  ru  Wien   Johann  Gottfried  B. 
Stialflund  in  Preussen),  PortrMt-  und  Historienmaler,  V;iter  des  k  k. 


,.j 


Personal-  und  Schalnotizen.  S27 

Tersitätü Professors  i;iid  Akadf^mikors,  Hofratlia  Dr.  Krnst  Br.,  im  77.  l^e- 
bensjahre,  dann  zu  München  der  Landschaftsmaler  Tobias  Andreae 
(geb.  zu  Frankfurt  a.  M.,  am  6.  Mnr/.  L^-Jo  ,  und  zu  Stuttgart  Dr.  Wolf- 
gang  Mcuzol  geb.  iim  21.  Juni  1798  zu  Walrlenburg  in  Schlesien),  als 
Literarhistorikor,  Kritiker,  Geschichtsschreiber.  KoniauscliriftsteHer  u.  s.  w. 
iuvt»rd»frst  als  liegründr^r  und  Herausgeber  de^  dem  Stuttgarter  „Morgen- 
blatf  beigegebeneii  Litoraturblattes  durch  längeri-  Zeil  als  fast  dictatA>- 
riflcber  Urtheilssjuvelier  h^k.iv.iit. 

—  Am  "24.  April  1.  J.  zu  Dublin  Dr.  Lottnor,  Professor  dos 
Sanskrit  un  i  Hilfsbibliothekar  am  Trinitj-Colh'ge  alldort. 

—  Am  25.  A])ril  1.  J.  zu  Wien  der  k.  k.  Kammer-  u.  Ilofoijern- 
sÄnger  Mtnl.  l>r.  Karl  Öchmid  (geb.  1825  zu  Aaraii  in  der  fcfchweiz)  als 
ernst  strebender  Künstler,  wie  als  Familienvater,  hochgeachtet,  ferner  in 
Putersburg  (iraf  IVodor  v.  Tolstoi  fgeb.  1783,,  Fhrenraitglied  und 
Vicepräsident  der  Petersburger  Kunstakademie,  durch  ausgezeichnete 
Scnlplurarbeiteii  bekannt,  auch  selbst  Maler  und  Kupferstecher. 

-  Am  26.  April  1.  J.  zu  Paris  der  deutsche  Schriftsteller  Heinrich 
Schüler,  als  Pariser  Correspondent  für  deutsclie  lUätter  seit  Jahren 
thätig;  zu  Bern  Dr.  Karl  Pabst  (geb.  1810  bei  Kll>erfeldi,  Professor 
der  deutselieu  Sprache  an  der  Berner  Hochschule,  aucis  lit<  rarisch  thätig. 

—  Am  27.  April  1.  J.  zu  Leitomischl  Joseph  Kormunda,  Pro- 
fessor an  d.r  dortigen  Oberrealschule,  und  in  riieltenham  der  ausge- 
zeichnete eUj^'lis.he  Tragoede  William  Charles  Maeready,  80  Jahre  alt. 

—  Am  28.  April  1.  .1.  zu  Wien  Dr.  Theodor  Georg  Kittcr  von 
Karajaii  (geb.  zu  VVien.  am  22.  Jänner  1810),  liitter  des  k.  k.  österr. 
L*rOpolil-  und  des  Franz-Joseph-Ordens,  Commandcur  des  kais.  mexica- 
uisenm  (^uadaloupe-Ordens,  Mitglied  des  k.  k.  österr.  Herrenhauses,  k.  k. 
Kegi-rungsrath ,  ('u.stos  der  k.  k.  Hofbibliothok.  ordentl.  Professor  der 
tleutscIuMi  Sprach.*  und  Literatur  an  der  Wiener  Universität,  wirkl.  Mit- 
glied uml  lungere  Jahre  himlurch  Vicepräsident  und  Präsident  der  kais. 
Akademie  d.Wissen.schaften  in  Wien,  der  Akademien  zu  Berlin  und  München 
und  zahlreicher  gelehrter  (lesoUschaften  Mitglied,  als  Geschichte-  und 
Sprachtwrscher,  in.she.sondere  als  Germanist  ehrenvtdlst  bekannt  (Vgl. 
Wionrr  Abendpost  v.  5.  Juni  1.  J..  Nr.  128.  S.  1019  tV.  v.  Rieh,  ileinzl). 
eb»n  daselbst  der  allgemein  geachtete  Kinderarzt  Dr.  med.  Joseph  Michael 
<.i  ü  t  z,  iiuch  durch  Fachsohrilt<'n  tdirenvoll  bekannt,  im  Alter  von  79  Jahren. 
dauFi  zu  Schatfliau.'^en  der  Bildhauer  Oechslin,  ein  Schüler  Danneckers 
und  Thorwaldsens,  79  (77)  Jahre  alt,  und  zu  liom  der  ausgezeichnete  Bild* 
hauer  Giovanni   Maria  Bonzoni.  fi^  Jahre  alt. 

—  In  di-r  Nacht  zum  29.  April  1.  J.  zu  Bern  der  Nationalrath, 
Professor  Dr.  jur.  Walther  Mun/. ing»r,  Bruder  Munziger  Bey*s,  als 
hervorragender  Jurist  bekannt. 

-—  Am  ."K).  April  1.  J.  /.\x  Hihle.sheim  Professor  Dr.  Johannes 
Leunis  /geb.  lNt>2  /.u  Mahlerten  in  Hannover/,  Vicarius  dea  Domcapitels 
zu  Hildesheim.  Frofe^sor  am  dortigen  Gymnasium  Josephinum,  bekannt 
durch  sein,  „Synopsis-  betiteltes.  Lehrbuch  der  Naturgeschichte. 

—  Anfang:  April  l.J.  zu  Lemborg  Dr.  Rudolf  Rudy  nski,  Redacteur 
des  dortigen  AmtshLiti»--.  «lureh  I»»'ut>i:he  Bildung  und  wi>.senschaftliche 
Forschungen  vortlieiliidtt   hekanni,  im  r>4.  l.ehensjahre. 

—  Mitte  AjMil  1.  J.  laut  Nachricht  au;;  London  Charles  A.  Collins, 
BrudcT  de?  bekannten  Nuvtdlisten  Wilkie  <',  St'hwiegersohu  des  verst. 
Charles  Dirki-n- .  /.in  r.»t  al^  M.ih.r.  dann  al"  Litrrat  thütiLr. 

-  In  »Ui  1.  Haifte  des  Alonuls  April  1.  J.  /ii  Paris  der  sehr  ge- 
lehrte Archi\ar  dieser  Stadt  August  lal,  durrh  /ahireiehe  Werke,  t  heil - 
weise  nauti-rli'-n  Inhaltes,  insbesondere  sein  „Dictioimairo  antiqne  de 
geographie  «'t  «Ihistoire**.  bekannt,  im  Alter  von  78  Jahren. 

—  Am  2.  Mai  1.  J.  zu  Karlsbad  Joseph  Szanto,  iSchriftBteller 
and  Besitzer  einer  bekannten  Erziehungsanstalt. 


:*  nai  5 


—  Aü'  -  Ma:  "..  j.  i-  tr..ri:.  ^r.  Hx'hw.  der  dorüf^e  Dechut 
/*.  Pr.i.;  "sirjLk.  lU  l'Z.zz^'i:'-  >:ir.r^iA\iT  (i.  B.  durch  seil» 
^'-..•zTirZizzi^-  ijQ  ^PiviL  •-  V;:.:-/:.:*  •:  a.  .  vortbeilhaft  bekannt,  iiD 
•i.>-  Lr'.-ri?>i.jr.  •>  A*.  xiT^::  c  :  -...-•::>  Talniadist  Dr.  Emaniicl 
r-rit:-: ;.  \:-rl.  £:  N.:.-.-  .l  >  LI  t-  -.IS?!'  .  Bibliothekar  im  .Britisk 
M--sc-m*.  i^r.':*  ^^  in-,   rrol^rr^l.-- .-.  r-:s:  i:":^nz  mit  dem  PhönicischeD, 

A'.  4.  M-i  1.  J  ::  ^^  -  -  Ir  >"."'.  S.:b'>naich.  Assistent  an 
•:-r  KliLik  de*  Pr«.'ii«-:r^  i':.  :  j^rj:- ","rr.  ::::  Alwr  Ton  30  Jahren,  za 
l^rc£.>äha  der  *tadii>:hv  :->./.  •.i->-ä-  Viriiv.  ein  talentvoller  junger 
---j-if  Schrift.» iclW.  durch  u- die:  t^'-  *..  ZTiai 7=  and  Lustspiele  bekannt, 
•13  i".  Laibai'h  Sr  HiVMiw.  W.  i:: :.  *:. :  -Vir:  L  ;  s  j  Ak.  Ortsschulinspector 
11 :  U^siiWhrer  an  dor  dortii.--.!:  I..:     .:"  ■.-•jji^nsialt. 

—  Am  Tl.  Mai  1..J.  in  Pnis:  i-::  I'.r:  T^r  -m  Altetädter  böhmischen 
sir^-rrchulv  J.siph   Ri»hak.  l^;>:::-.r    :>    ^.^Idenen   Verdionstkreuzea, 

-.".  4'^  »'ahren  aU  l.tl.ror  ih*rc    ".:'    'I.  L^Vnsjahre. 

—  A::  •;.  Mai  1.  J.  iM  l>r.>.:.:  A.i.r.  jfjjiflner  (geb.  "zu  Leipxigr 
i"  j:.  TThr-ur  17in? .  tin  v..r:üj/.-.  .:•.::  ii-»  geüsrraphiscbe  und  hiato- 
•  ..;. :  L:>r4:-:  ,>a-.Lj».iis  lAxiiurL.  :.:.:  NrhriftäWÜer,  Verf.  « 'hlreicber 
'^^'g,- '^n.'^TT^.L'zT  -Li  j:e5oh:/:i:l.s.i:  :  Werke,  auch  Vollende*  des  von 
/•*i-rm  T.  Lichicnstein  b-.jroar.»:..:  .AlL-.-iruöchen  Sachw«  .  »erbnches 
J...-r  ~Tr_s.'il;.Le::  K-nninis^^c  v.".:  Kfrt'.^ie-.toc-  u.  s.  w. 

—  A:.  7.  Mii  1.  J.  fu  N-w-\,:s.  J.hr.  Kriueyn  Brodhead,  nord- 
i.i->^.  .3i.U-.i.*r  •ie*^.hicht?f..r**;::or. 

—  A=:  •-  Mai   !.  J.  :^   TL:r:r.    IV:".    T :;:; ermann s,    ICector  der 

—  A-:  :*.  Mai  L  J.  ir.  W:,  n  :  r  k  k  Mir:>:-?rialratb  im  Ministerium 
f  - .•  •-./.--.  - .■■. :  L" :.  :o rri-.  L:  Vir  c«.  i\  •  K : . : ". .  ^  r :  K  i  I-r  v.  E  h  r b  a  r  t  s  t e i  n 
g*::  i\  ;iL-._.r:.k  arr.  13.  Jj-it.  I'^-Vi  .  xi.::  ics  i.iuWmialrathes  und 
fr .*^.':.r:.:\Ä  ..  L.  i'.r  aU  H'V.iu-i:-.l- r  iiT  •.r?i.;u  m'^-licinisch-cliirurg. 
Zr.t.ijr  -..-.i:  ■ir.-rr.  g';ai:h:'jier.  Nait.'r.  rwirUr.  Latte.  Am  <jymnaaium 
v-.r.*f  Vi>ra"-a,it  kainpft«*  vr  r.:i:  >L:r.v:u  Treu::  i-.*  Alis  Messnicr,  nachmals 
1'tA>  ./..-  *:.  i::  ihe»^l.'l-^hra::stult  i:i  Hrix-.n.  ur.i  ieu  Khrvnplatz.  Während 
'>,r  p:.ii>:..;.ir.is.:aerj  -r.i  jur.iU  i..n  >:-.;-.:i.:'.  *  >.Lattii:te  er  sich,  unter 
VViT.  .v.:.-MV,;.  ir.i  Alb^r:  .l;«irvT  oit'rij  hj::  A..>:h'-tik.  P]iil.isopbio  u. 
«i'rv.Ki-.ht*.  Im  J.  IMI^  bi-rit  er  >i.-h  ".är.ire'.L-  /.  it  in  Mainz  auf.  um  bei 
•iTn  «lort  a?/jr^halU:n-n  Aisi^rn  «i' n  i'.v.in.lli'iji'n  >irafpryoe*6  zu  studieren. 
Nv.h  im  s<lb>-:n  Jar.re  trat  '.r  in  Innsltru-k  in  dif  Gerichupraxis  oiu. 
Narh  d';D  Zwisi.heRatali'.-n  U-i  der  5>iaatsa  n  wall  schuf  t .  der  Gt-neral-Pro- 
f.iXTiXx^T  ifj  Wi-n  :j.  3.  w.  trat  er  im  J.  l-.M  aU  Minist.  Concipist  in  das 
L'rit*:mnbt-!mir;i3t.;riuni  über,  in  lein  er  l^^M  /um  .SfCiionsratnc  u.  1S7Ü 
z'irn  Mini it/:ri;;l rat ht:  vurrückte,  in  welch'  1- tztr  S?toUung  er  vorzugsweise 
all  J>f«-r»:nt  iür  L'niversitäts-Aneele^onheiten  funirierto.  Durch  vielseitige 
<i«S!*t.aft-.k-:nntr:i».  feine  ßiblung  und  echto  Humanität  ausir'^«t?iclin«'t, 
'M.iT  "T  als  Menoch»  wie  als  Beamter  «rleich  ireai'htet:  aucl«  uU  recht*- 
winV:n^:haftlich<rr  Schriftsteller  hat  er  .Xncrki'ununi;  gelunden 


Biricbtigungen. 

Hi-ft   IJ  u.  111.    S.  234,   Z.  26  v.  u.  lies:    „Öcmbianti«  st.  „Sem- 
biartj«' ;    S.  230,  Z.  20  v.  o.  lies:  „Studzinski  st.  iStudzinicki". 


(Diesem  Hefte  sind  drei  Uterariache  Beilagen  beigegeben.^ 


Erste  Abtheilung. 


Abhandinngen. 

Ergänzungen  zum  lateinischen  Lexicon. 

I. 

Zweihundert  Wörter  ans  sp&terer  Latioitat  mit  neuen  Belegstellen,  die 
grösstentheils  eine  ältere  Gewährschaft  oder  sonst  (in  zeitlicher  oder 
anderer  Hinsicht)  eine   grössere  Beglaubigung  f&r  die  Gebräuchlichkeit 

der  Wörter  darbieten. ') 

f  abrenuntiatio:  Augustin.  Contra  secund.  responsion.  Ju- 
lian! Pelagiani  n,  224  si  hoc  loco  .  .  mors  abrenuntiatio  uocatur, 
ut,  qui  peccato  äbrenuntiat,  peccato  moriatur,  et  Jul.  ib.,  freq.  Cas- 
sian.  (A  p.  73).  Cf.  inf.  ^renuntiatio'. 

absurditas:  Aug.  epist.  89,  5  illos  uana  sentientes  (de 
baptismo)  tanta  absurditas  sequitur^  ut  quo  ah  ea  fugiant  non 
inueniant  al.,  Claud.  Mamert.  De  statu  anim.  (Lexx.),  Fulgent.  Kusp. 
Ad  Monim.  I,  21  tibi  statim  illa  consequetur  absurditas,  ut  dicatur, 
quia  Deus  .  .  in  se  habuerit  iniquitatis  originem,  si  hominem  a  se 
factum  ipse  praedestinauerat  peccatorem,  Cassiod.  in  psalm.  50,  6 
al.,  Ferrand.,  Fac.  Pro  defens.  trium  capit.  VIII,  4,  alii;propr.  Prise. 

f  accensto:  Julian,  ap.  Aug.  c.  sec.  resp.  Jul.  V,  11  impu- 
beres  stimulat  quidem  praecoqua  uoluptas,  sed  sine  annorum  legibus 
sterilis  scintillat  accensio,  Boeth.,  Isid.,  Beda. 

•)  Bei  Verweisungen  auf  unsere  bis  jetzt  veröflTentlichten  Supplemente 
zum  lateinischen  Lexicon  bezeichnet: 

A  (in  der  Schlussannierkung  I):  Addenda  Lexicis  Latinis  coUegit 
annot.  illustrauit  C.  P.,  Dorpati,  1872.  Glaeser; 
B  (in  der  Schlussannierkung  2):  Subindenda  Lexicis  Latinis  a 
quinti  potiss.  p.  0.  seculi  scriptoribus  coli.  C.  P.  (Bulletin  de  1* 
Acad.  Imp.  des  sciences  de  St.  Petersb.  t.  XVIII,  col.  190 — 231); 
C  (in  der  Schlussanmerkang  3):  Addendorum  Lexicis  Latinis  S  u  b- 
relicta  coli.  C.  P.  (e  programro.  indicendis  soUemnibus  Vniuer- 
sltatis  Caesarea«  Dorpatensis  Nataliciis  septuagesimis  edito); 
•  bezeichnet  das  Wort  als  in  einer  besonderen  Bed^tung  betrachtet; 
t  als  nicht  vorkommend  in  K.  E.  Georges  trefflichem  Lat.  deutschem 

Handwörterbuch,   6.  Aufl.,   Leipzig,  1869; 
reec  spätere  (nachhadrianische)  Sprachqnellen. 

X«luehrirt  r.  d.  6aUrr.  Gymn.  187«.  Y.  H«lt.  22 


SSO  C.  Paucker,  Ergänzangen  zum  lateiniflchen  Lexicon. 

faeternaliter:  Zenotr.  II,  4,  Aug.  diu.  Dei  X,  15  non  tem- 
poraliter,  sed,  ut  ita  dicam,  aeternaliter,  Aug.  (?)  Ad  fratres  in 
eremo  serm.  17,  Hier.  (?)  in  Job  (A  p.  3*),  Primas,  (c.  550)  Comm. 
in  Ep.  ad  Hebr.  c.  1  qua  (omnipotentia)  aeternaliter  ipse  possidet 
omnia  cum  Patre,  ib.  ad  c.  10  al.,  Beda;  adi.  aeternalis  habent 
quidem  iam  Tertull.,  S(acra)  S(criptura)  uers.  ant.  aliq(uoties),  ut 
Leuit.  24,  9  ap.  Rufin,  intpr.  Origen.  in  Leuit.  hom.  13,  6,  alii,  sed 
cf  Aug.  Ad  Gros.  5  ^quamuis  quidam  interdum  etiam  aeternale 
audeant  dicere,  ne  latinae  lingaae  de^sse  nideatur  ab  eodem 
nomine  (i.  e.  aeternus)  deriuatio\ 

faffectionalis:  Aug.  c.  Julian.  VI,  18  affecUo  est  timere, 
affectionaUs  qualitas  timidum  esse;  sicut  aliud  est  iratus,  aliud 
iracundus,  aliud  ebrius^  alitui  dmasus :  illae  'affectiones,  istae 
affectioiiales  sunt  qtMlitateSf  et  aliq.  idem  et  Julian.  1.  1.,  Gelas. 
pap.  ep.  (B  col.  191). 

f  archidiaco  (pro  archidiaconus) :  Cassiod.  (Epiph.)  Uist. 
tripart.  V,  48  archidiaconem  eius  ecclesiae  .  .  archidiacone  eius 
manum  tenente,  Yen.  Fort.  Cf.  bist.  trip.  VI,  23  Sunm  diaconem\ 
et  A  n.  75. 

f  aspectio:  Aug.  in  Joann.  tract.  14  tnagis  illud  inuenit 
lectio  qimm  aspectio,  Fest.  p.  333,  Eustath.  Heiaem.  (B  c.  192.) 

fassecutio:  Aug.  c.  secw  resp.  Jul.  V,  1  scientiae  lahoriosa^ 
Eust.  Hex.  (k  p.  4  *). 

bestialis:  Ambros.  de  philos.  contra  Fiat.  ap.  Aug.  c  Julian. 
II,  7,  id.  de|Elia  16,  59  al.,  Aug.  lib.  arbitr.  III,  69  animaruni 
hestialium^  id.  Ciu.  D.  XVIII,  16  al.,  Prud.,  trnsl.  Jul.  ap.  Aug. 
c.  sec.  resp.  Jul.  VI,  38  bestialem  seditiosorum  furorem^  Sidon. ; 
t  a  d  u.  Aug.  nuptt.  et  concup.  1, 4  isto  bono  (nuptiarum)  male  utitur, 
qui  bestialiter  utitur,  Salon.  Vienn.  (B.  c.  193). 

f  blasphemator:  Aug.  Contra  aduersar.  Legis  et  Proph.  I, 
10,  13  indoctis  blasphematorihus  Uterarum  sacrarumy  ib.  II,  2. 
8,  ib.  c.  mendac.  5,  anim.  orig.  II,  2, 4,  in  Joann.  tract.  11, 13,  serui. 
19,  4,  56,  10,  58,  4,  61,  10,  105,  8  et  10,  286.  6,  311,  11  et  15 
al.,  Ps.  Aug.  serm.  101,  2,  Pacian.  ep.  3,  1,  id.  paraenes.  ad  poenit. 
5,  Mar.  Mei-c.  Cyrill.  apol.  adu.  Orient,  p.  336  t.  XL VIII  Patrolog. 
(lat.)  ed.  Migne  quis  adeo  blasphemator  est,  ut ,  .  ? 

brcuiator:  Aug.  consens.  euang.  I»  2  Marcus  .  .  tanquam 
breuialor  eius  (Matthaei),  Gros. 

cnenositas:  Aug.  Contra  epist.  Manich.  33,  36  cnenosita- 
tem  turbidam,  Fulgent.  Verg.  Cont..  Cassiod.  in  ps.  39,  7  in  mundi 
istius  caenositate  demersum,  id.  in  62,  10. 

*  capitellum  (columnae):  Aug.  quaestt.  in  Heptateuch.  II, 
110  bases  non  eas  tantuni  uidetur  dicere  Scriptura,  quibus  colum- 
nae  ab  imo  fnlciuntur^  sed  etiam  superiores,  quae  capiteJJn  nos 
dicimus,  S.  S.  uers.  Vulg.,  Coripp.,  Isid. 

f*casula  (genus  uestimeati) :  Aug.  Ciu.  D.  XXII,  8.  i)  qui- 
dam svnex  .  .  religiosus  et  pauper  .  .  atsulam  pcrdiderat,  et  utide 
sibi  emeret  fio$i  habebat,  Vita  Folg.  Busp.  (A  p.  5*),  Isid.  Orig. 


C.  Pauckety  Krgfänzungen  zQm  lateinischen  Lexicon.  SSI 

cauernare:  Aug.  quu.  in  Heptat.  ü,  17t,  7  ne  columnae 
foraminibus  cauerndrentur^  quo  intrarent  serae,  Cael.  Aur. 

f  cellerarius:  Reg.  S.  Ben.  31  cellerarius  monasterii  (U- 
getur  de  congregatione  sa}nens  . :  sobrius,  ib.  35,  3C  al.,  Greg.  M. 

f  centupliciier:  Aag,  in  Joann.  tract.  119,  3  habebat 
centupUciter  plura,  quam  dimisei^at,  Ignat.  uera.  ant.  (C  p.  4). 

Christianitas:  Aug.  de  sann.  mont.  (c.  393  p.  C.)  II,  12 
in  professione  Christian UatiSj  Cod.  Theod. 

circumpositio:  S.  S.  ners.  ant.  Num.  16,  38  ap.  Aug.  quu 
in  Heptat.  IV,  30  tollite  turibula  aerea  c  medio  eitustorumj  .  .  et 
fac  ea  laminas  dudiles  circwmpositionem  altari,  Ambr.,  Aug.  1.  1. 
et  al. 

circumterminare:  Mar.  Victorin.  (A),  Aug. c. Adimant.  28, 
2  non  envm  Deum  forma  corporea  circumterminatf  Iren,  lat.,  Isid. 

f  coactrix:  Jul.  ap.  Aug.  c.  sec.  resp.  Jul.  III,  71  scelerum 
mm  .  .  in  lätia  uniuersa  coactricem  a].,  Fulg.  Cont.  Verg. 

f  coessentialis:  Mar.  Mercator.  p.  806  tom.  48  Patrolog. 
(lat.)  ed.  Migne  constU^stantiuus  uel  coessentialis  id  est  ofioovaiog 
Fatriy  Gennad.  et  Ps.  Aug.  serm.  (B  c61.  196),  Isid. 

cognoscibilis:  Aug.  Trinit.  XTV,  8, 11  sunt  cognoscibilia, 
ei  antequam  cognoscantur,  ib.  10,  13,  Boeth.  (aduerb.  Vulg.). 

combustio:  Hier,  in  Arnos  II  ad  4,  9  TivQCjaiv,  quam  nos 
combustionem  possumus  dicere,  id.  intpr.  Origen.  in  Jereui. 
hom.  13  peccator  .  .,  qui  combustione  purgatur,  ib.  superius,  Aug. 
quu.  in  Heptat.  IV,  33,  Vulg.,  Firm,  math.,  Theod.  Prise.  (C  p.  3*), 
Folg.  Busp.  c.  Fastidios.  22  al. 

f  commaculatio:  Aug.  De  unico  Bapt.  Ib  sine  ulla  sui 
rommaculatione^  Herrn.  Past.  (C.  p.  5). 

f  commassare:  [Hilar.]  intpr.  anon.  in  Job  U,  p.  145  t.  16 
Orig.  Opp.  ed.  Lommatzsch  in  puluerem  commassari  humore  ulce^ 
rum,  qui  ex  ipsis  liquescentibus  carnibus  elicitur  ^  Verecund.  in 
cantic.  Azar.  (A.  p.  7*)  ^panis  ex  multis  granis  comma^satur'  al. 

f  commatice:  Hier,  in  Abac.  II ad  3,  11  ^(\.postea  LXX 
(h.  e.  textum  iuxta  LXX  interpretes)  commatice  per  capittUa  disse- 
ramuSy  Arnob.  iun.,  Thom.  Thes.  *c.  brcuiter,  compendiose\ 

f  commutabiliter:  Aug. Trinit.  II,  8,  15  q'uae  commuta- 
biliter  sunt,  Boeth. 

compendiose:  Theod.  Prise.  Medie.  praes.  11,  1  ex.,  ib. 
chron.  21  et  saep.,  Faeuud.  epist.  fid.  cath.  in.  compendiose  ratio- 
nem  sibi  reddi  flagitant,  Cassiod.  in  ps.  100,  1  al.,  eompar.  Th. 
Prise.  II  ehr.  19,  Sidon. 

compens\atiuus\  Aug.  eontra  mendae.  10,  23  in  omnibus 
actilnis  nostris  maxime  etiam  bonos  turbant  compensatiua  peccata^ 
iia  ut  nee  peccata  existimentur ,  si  habeant  tales  causaSy  propter 
quas  fianty  et  in  quibus  uideatur  peccari  potiuSy  si  non  fiant,  ib. 
9,  20  al.,  Cassiod.  Var.  VIII,  6  expedit  studio  pietoHs  afflictam 

22  ♦ 


382  C.  Paueker,  Ergänzungen  zum  lateinUcbeu  Lexicon. 

mentem  compensatitw  remedio  consolariy  id.  in  ps.  130,  4,  Fab. 
Victoriu.  in  Cic.  Khet.  (ine.  aet.). 

rompügnantia:  ine.  auct.  (sec.  V)  de  uoeat.  omn.  gentium 
I,  1  de  hac  compugn<intia  opinionum,  ib.  II,  28,  Gennad.,  Isid. 

voncauitas:  Aug.  qua.  in  Heptat.  II,  113  medium  conca- 
uitatis  eius  (altaris),  in  ps.  80,  5  al.,  Coel.  Aur.  (ine.  aet.)  et  scriptt. 
sec.  VI  (C.  p.  3*  et  25*). 

f  con  cisor:  S.  S.  uers.  uet.  Isai.  (Ap.  13),  ine.  quu.  ex  utroq. 
Test.  (t.  35  Migne)  101  lignorum  concisoreSy  Coripp.  (In  laud. 
Just.  min.  W,  22). 

concrematio:  Aug.  quu.  inHept.  IV,  33  ^et  cremabunt  eam 
in  coffspectu  eius*  (Num.  19,  5):  puto  quia  concrematio  ad  Signum 
pertinet  resu^rectionis ;  natura  est  quippe  ignis,  ut  in  superna 
moueatur  .  ,,  Aug.  (?)  ad  fratrr.  erem.  serm.  26,  Fulg.  Myth.,  Pri- 
mas, in  Hebr.  10  nidore  carnium  et  concrematione  animalium. 

( oniacere:  Petr.  Chrysol.  serm.  80  medicum  iacentihus 
coniacentem^  ib.  sup.,  id.  serm.  93,  Myth.  Vatic.  11. 

connumeratio:  Mar.  Merc.  eicerpkt.  Theod.  Mops.  5,  2 
quando  alterum  alteri  indifferens  creditur,  iuxta  quod  duorum 
uocabvlum  connumerationemque  sortitur,  Prise. 

*  conquadrare  intr.:  Aug.  Contra,  epist.  Parmeniani  II, 
10,  2(^  haec  si  eo  modo  intelligenda  sunt^  quo  ah  istis  intelliguntur, 
nee  nohis  nee  ipsis  conquadrat  ratio  ueritatis,  Sid. 

•/•  consempiternus:  Mar.  Merc.  Blaspb.  Nestor,  p.  916  al., 
Leo  M  (B  c.  198),  [Fulg.]  serm.  52  Filii  et  Sinritus  savcti  cum 
Patre  omnipotente  consimilis  et  consempiterna  potest/iSy  Greg.  Tnr. 

f  consolatiuus:  Cassiod.  in  ps.  13,  15  responsio,  Isid. 

consol atorie:  Aug.  in  Job  1,  1  notandum  quam  consoJa- 
torie  loquatur,  Sidon.;  adi.  Cic,  Suet.,  Hier,  in  Os.  I  ad  2,  14  uerba, 
Cassiod. 

conspicabilis:  Aug.  pecc.  orig.  23,  27  mundi  huius  ron- 
fipicabiUs,  Prud.,  Sulp.  Seu.  (Rönsch  Itala  und  Vulgata  p.  114).  Sidon. 

f  constupratio:  Jul.  Pelag.  ap.  Aug.  c.  Jul.  III,  17,  31  a 
Manichaem-um  constupratione.  Sulp.  Seu.  ep.  dub.  (C.  p.  6),  Fulg. 
Husp.  remiss.  pecc.  I,  16  nisi  perßdas  ac  peruersas  cogitationes 
adultn'ina  diäbolicae  constuprntionis  seminatione  concipercnt. 

f  consumrnafp:  Hier.  Didym.  de  Spir.  scto  8,  Aug.  gen.  ad 
lit.  VI,  11,  19. 

f  contradictiuncula:  Aug.  consens.  euang.  I,  8,  13;  30, 
46;  Vigil.  Taps.  (B  c.  198). 

f  corporascere:  Aug.  genes,  ad.  lit.  II,  13  (globus  aeris 
terrenae)  exhalationibus  humidis  corporascit,  Cl.  Miiin.  an. 

er  e  pul  US  (crepo,  ui):  Aug.  c.  sec.  resp.  Jul.  I,  119  aUitudini 
iudiciorum  Eius  cedat  uestroriim  crepulu  ruina  uerhorum,  Sidon. 
Cf.  ftiriolus  (faiiari)  s.  liariolus,  secula  (seco,  ui),  rec<'.  adoptuiusV, 
anteuent-ulus?,  crepit-ulumV,  laniolum  (A  n.  76). 


C.  Taucher^  Ergänzungen  zum  lateinischen  Lexioon.  888 

f  deceptiosus:  Rufin.  Orig.  de  principiis  II,  4,  3  nee  decep^ 
tiosa  qiiaedam  sophismata,  Ennod.,  Cassiod.  (C  p.  25*),  Greg.  M. 

fäegradatio:  Aug.  c.  Crescon.  gramm.  III,  48  presbyteri,. 
facifius  sola  degradatione  punire,  IV,  11  al.,  Greg.  M.,  Thom.  Thes. 

deluerc:  Aug.  c.  sec.  resp.  Jul.  IV,  118  cur  eorum^  quos 
prudentes  uiros  dicis  et  catholicos  sacerdotes ,  te  dida  defendere 
atque  deluere  .  .  mentiris,  si  et  ipsa  dissiliunt  fulminibus  tuis  ? 
si  autem  defenduntur  atque  deJuvmtur^  et  oh  hoc  manent  integra, 
ipsis  tu  pothfs  fuhninaris  .  .  nam  quod  ait  Ambrosius  .  .,  si  faU 
sutn  esse  dicis,  oppugnas  ergo  prudentium  uirorum  ,  .  dicta^  non 
defendis  ar  dehiis  .  .,  Julian.  1.  c.  105,  Agroec. 

dietor:  Aug.  c.  Faust.  XVI,  26  o  hominem  se  cog^itantem 
dictorem  et  aliuw  no^i  cogitantem  coniradictorem ,  doctr.  Christ.  IV, 
15,  32.  ib.  26,  56  al.,  Serg.  ad  Donat. 

dil  ucidare:  Tert.  adu.  Jud.  1,  Zeno,  Hier,  in  Jon.  pr.  uf, 
quae  ohscura  sunt,  breuite rapertequedilucidet, TichoJi,eiYig.T9,'ps. 
(B  c.  200  sq.,  ubi  uid.),  Primas,  in  Apoc.  U^  7,  Cassiod.  in  ps.  87, 
13,  id.  In.-t.  Diu.  8,  Agapet.  pap.  I  ep.  2  (in  fid.  conf.  Justiniani); 
cf.  t  1  ucidare  Petr.  Chrysol.  C.  p.  12*,  Ale.  Auit.,  Cassiod.  Inst. 
Diu.  7  ' Joannem  Augustinus  copiosa  et  insigni  expositione  Incidauit 
al.,  gloss.,  elucidare  C.  p.  7*. 

dissipator:  Aug.  in  Joann.  tract.  11,13  dissipatores  Ec* 
clesiae  al..  Prud. 

f  dissulcare:  Aug.  c.  epist.  Manich.  24  terra  tenebrarum, 
quae  terram  lucis  .  .  penetratione  dissulcaty  Ven.  Fort. 

distractor:  Non.  Marc.  p.  38*  Gerl.  et  Roth  qui  isemtis) 
uenuhdatus  ob  aliquod  U4tium  out  malefadum  a  distractore  tect- 
piatur,  Codd.  Tlieod.  et  Just.,  al.  Anth.  (161  Riese). 

domnaedius:  (dominus  aedium):  Aug.  c.  Petilian.  11,83, 
184  ita  f(f  cuiusdam  diacofti  nostri  furnarius  inquilinus  domnae- 
da  sui  panem  incoctum  abiecerit,  eique  .  .  communicationem  . .  in 
domo  mamegauerit,  id.  eimrr.  in  psalm.  38,  21,  inscr.  (cf.  A  p.  23). 

draconarius:  Vqp.  Aur.  31,  7  aquiliferi  legionis  III  cum 
uexilUferis  et  dracona/io^  Veg.  m.,  Amm.,  inscr. 

f  duumuixnUcius:  Aug.  de  cura pro  mortt.  12  (municipii 
Tnllensis,  quod,  Hipponi  proximum  est,  curialis  pauper,)  uix  iUius 
loci  di4umtf^iralicius,  inscr.  (Forc.  s.  u.). 

cbuUitio:  Hier.  inNaum.  2, 10  ebullitio,  quae  significan^ 
''H,s  iv  graeco  dicitur  ivißqaa^io^ ,  proprie  siquidem  hßQaafiog 
in  istiusfhodi  rebus  ponitur,  cuiHj  quod  latebat  intrinsecus,  erum- 
pH  in  fadem.  Sern.,  Ps.  Soran.  quu.  medic.  110  ebullitione  sangui- 
nis al.,  M3th.  Vat.  I. 

t  effluxio:  Cass.  (Epiph.)  bist.  eccl.  tripart.  1, 14  natum  . . 
noN  secundum  corporum  similüudines  incisionibus  aut  dtuisionum 
rffluxionibus,  slcut  Sabellio  et  Valentlno  pläcet^  Beda. 

rffo<fiio:  Aug.  c.  duas  epistt.  Pelag.  IV,  6, 15,  plur,  C.Theod, 


S84  C  Paucfcer,  Ergänzungen  som  lateinischen  Lczicon. 

elizatura:  Dynamid.  I,  18  (Class.  auctt.  e  Vatic.  codd.  ed. 
Mai.  t.  yil)  elixatura  eius  (lupini)  alopecias  infantium  curat^  ib.  24 
et  61,  n,  12  et  22,  Macer  (elixare  Apic,  Theod.  Prise.  IV,  fol.  314* 
Aid.  *pernae  eKxatae',  Plin.  Val.  III,  8). 

episcopalis:  Hier,  in  Mich.  lad  2,  9  sq.,  Aug.  gestt.  Pelag. 
6,  19  in  episcopali  iudido^  ep.  44,  5  et  saep.,  Prud.,  Leo  M.  et  aact. 
Praedest.  (B  s.  u.  presbyteralis),  Sidon.,  all.  eccl.  postt. 

f  essentialis:  Folg.  Busp.  Ad  Trasimund.  114  hie  essen^ 
iialis  natura  monstratur  al.,  Isid.  Thom.  Thes.,-  adu.  (quod  Folg. 
1.  1.  3  legitur)  Aug.  aliique  post  eum  (C  p.  7*). 

f  excaecatio:  Aug.  c.  Faust.  XXI,  9  in  opere  malo  id  est 
excaecatione  infidelium,  c.  sec.  resp.  Jul.  ü,  115,  quu.  in  Matth.l4, 
2  al.,  gloss. 

excitator:  Julian,  ap.  Aug.  c.  sec.  resp.  Jul.  I,  50  excitator 
cinerum  al.,  Prud. 

exeoriare:  Hier,  in  Mich.  I  ad  2,  6 — S pellem  suam  exeo- 
riaueruni,  .  .  et  qiMsi  nudas  carnes  absque  ctäe  et  tegmine  reit- 
queruntf  Cassiod.  (Epiph.)  bist,  tripart.,  Aug.  (?)  ad  fratrr.  erem. 
serm.  4,  gloss. 

ezcruciatio:  Hier.  Orig.  in  Jerem.  hom.  9  p.  825  ValL, 
Aug. »  Cassiod.  in  ps.  20,  9  poenali  excruciatione  torquendi. 

fexeusatorius:  Aug.  ep.  83,  2  rerum  suarum  uenditionem 
per  moras  illas  excusatorias  dilatitri  sunt,  Sid.,  gloss. 

exhilaratio:  Hier,  in  Abac.  I  ad  2,  5  sqq.  mentis  exhila- 
ratio  uertitur  in  ruinam,  Aug.  in  ps.  108  s.  3,  13  al. 

expugnatrix:  Julian,  ap.  Aug.  c.  sec.  resp.  Jul.  11,  11, 
Cassiod. 

f  exsufflatio:  Aug.  c.  sec.  resp.  Jul.  III,  \%2  parate  uos 
in  fades  uestras  easdem  exsufflationes  dignissime  excipere,  quae 
in  ecclesia .  .  et  maioribus  adhibentur  et  paruulis ;  talibus  quippe 
exsufflationibus  exst^fflandi  estis,  qiMlibus.  .,  ib.  199  in  paruu^ 
lorum  mundatione  et  exsufflaUione,  Gennad.  et  Goelest.  pap.  ep.  B 
col.  203.  ^ 

extramundanus:  Hier.  Orig.  in  Ezech.  hom.  14,  2  res^ 
Mai-t.  Cap. 

'^  facto r  q.  fabricator  (sine  cuiusuis  rei  quilibet  siue  renim  om- 
nium  Dens) :  Tert.  adu.  Hermog.  20  factor  id  est  Dens,  et  facta  id 
est  omnia  al.,  Lact.. (Inst.  IX,  1  al.),  Pall.  (doliorum),  Aug.  c.  Jul.  I, 
5,  17  ut  (coi-pus)  domus  sui  factoris  esse  mereretur  al.,  Salu.  Gub. 
Dei  IV,  110,  Gl.  Mam.  an.  I,  11,  Dig.,  Vulg.,  Coripp.;  —  factura 
q.  creatura  intpr.  Iren,  (hominem  .  .  augelorum  facturam :  Bönsch  op. 
c.  p.  329),  Vulg.  Eph.  Prud.,  Phoebad.  de  Fil.  diuin.  3. 

f  firmatrix:  Laurent,  hom.  2  dextera  mea  Deo  sacrata  ,.  . 
firmatrix  cordis,  Coripp. 

f  fixio:  Aug.  c.  Faust.  Manich.  XXXII,  7  cruds  mysticam 
fixionem^  intpr.  Iren.  (A.  p.  13*),  gloss.  (crucifixio  Prosp.  Aqt, 
Ale.  Auit.). 


C  Panckevi  Ergänzungen  zum  lateinischen  Lezicon.         S95 

fornicatrix:  Aug.  c.  Faust.  XXXII,  4  illa  ne  awiire  w>$ 
uelle  credo.  .,  prophetas  (dormire)  ciMnforn$c(Uricilm8f  Lammt,  hom. 
1,  Isid. 

fractor:  Aug.  c.  Secundin.  19  nee  ideo  n(m  est  fragile  lig» 
num,  si  nullus  fractor  accedaty  Sidon. 

ffucatio:  (Euod.  Yzalens.)  Contra  Manich.  de  fide  38  e^ror- 
nans  eam.  .  lenoeiniis  et  fucationibusy Act.  adHor^  (C  p.8*),  Ennod. 

historialis:  Aug.  Ciu.  D.  X,  32  nondum  in  sttam  notiUam 
eändem  uiam  historiali  cognitione  perlatam^  Bofin.  Orig.  de  prin- 
cipp.  IV,  1,  12,  16  al.,  Sid.,  Boeth.,  Isid-^  ci  A  p.  34  et  20*. 

iactanticulus:  Aug.  doctr.  Christ.  lY,  26  nonnuUa  non 
iadanticula,  sed  quasi  necessaria,  atque,  ut  üa  dicam^  ipsis  rebus 
extorta  numerositas  clausularum,  c.  sec.  resp,  Jol.  lU,  32,  Y,  39  al. 

*  illatioq.  collaUp,  depensio  tributaria:  Yaler.  aj^.  Yop.  Aar. 
9,  2  illationes  prouinctarum  y  Cod.  Theod.  XI,  1,  2  tributorum  al., 
Cassiod.  Yar.,  Hist.  trip.  IX,  32,  Ynlg.  Expd. 

imaginarie:  k\xg,  c.  epist.  Manich.  43,  49  phantasmata 
quae  de  carruili  sensu  tracta  imaginarie  eogüoHo  nostra  uersai  et 
cantinet,  Sid.,  Isid.  (C  p  9*). 

immobiliter:  Aug.  Conf.  Xn,  20,  29  qui  Moysen ,  .in 
spiritu  ueritatis  locutum  esse  immobiliter  credunt^  Pompei.  gramm., 
Prosp..  Jul.  uit.  coDtempl.,  Cassiod.  in  ps.  99  conel. 

fimpassibiliter:  UskT.  Yict,  Aug.  Collat.  cum  Maximino 
p.  730  t.  42  Migne  si  nostra  anima  incorruptibiliter  generat  et  im^ 
passibilüer,  nullam  sentiens  diminutionemj  Bufin.  (C  p.  9*),  Cassiod. 

imperspicabilis:  Hilar.  Pict.(t  368),in  p8alm.l29,  Ipro- 
funda  imperspicabilis  iudicii  decreta,  ib.  inf.  et  (suppar  illi)  Ambr. 
(quem  cit.  Georges)  ante  Cassiod. 

imperturbabilis:  Aug.  Tiin.  IX,  6,  11  aeternitas,  serm. 
348,  2  al.,  Gros.  Contra  Pelag.  p.  618  Haverc.,  Fulg.  Rusp. 

inaccessibilitas:  Aug.  Coli.  c.  Maxim,  p.  732  M.  tnoor- 
ruptibilitatem  et  inaccessibilitatem  utique  a  PcUre  cum  uita  accepit, 
Arnob.  iun. 

inadibilis:  Fortunat.  Manichi  ap.  Aug.  c.  Fortunat.  1,  3 
quod,.  .  Sit  Deus,  .  inadibilis  ^  intenibilis,  impassibiliSy  (Euod.)  c. 
Manich.  de  fide  18,  Sid.,  Cassiod.  (Epiph.)  hist.  trip. 

inchoator:  Aug.  gen.  ad  lit.  1 ,  4,  28  ab  omnium  rerum 
non  solum  formatarum,  sed  etiam  formahilium  inchoatore  Deo 
atque  Creatore^  Prud.,  ine.  quu.  ex  nouo  Test.  part.  alt.  29  inchoator 
nouae  praedicationis. 

f  incoinquinabilis;  Aug.  c.  Fortunat.  1,  1  Deum  esse,  . 
inuiolabilem  et  incoinquinabilem  al. ,  (Euod.)  c.  Manich.  de  fide  1, 
ib.  18  al.,  Fulg.  Busp.  Ad  Trasim.  I,  5  incmnquinabilem  sapientiae 
atatumj  ib.  sup.,  Ferrand.  (A  p.  14*);  —  cf.  incoinquinatus 
Ambr..  Egesipp.  Bell.  Jud.(C  p.  9*),  Volg.  Sap.,  Augi  coli.  c.  Maxim, 
p.  726,  id.*  gen.  ad  lit.  X,  17,  31,  anon.  iu  Job  Ip.  25  diuitias,  , 
incolnquinatas,  i^contaminataSf  ib.  p.  36  al. 


S86  C  Paudcer^  Erg&nztingeii  zum  lateinischen  Lexicon. 

t  incomparabilitas:  Aug.  Coli.  c.  Maxim,  p.  729,  de  cuius 
incomparabilitate,  uers.  uet.  Ignat.  ep.  ad  Trall.  (C  p.  11). 

incompetenter:  Bufin.  Clem.  Recogn.  III,  23  si  ignoras^ 
quod  absurde  et  incompetenter  interroges ,  ib.  inf. ,  C.  Just.,  Cassiod., 
Ennod. 

inconsönans:  Aug.  c.  Fausi  XXXIH,  3  scripturas  tarn 
incansonantea  et  uarias^  Pompei.  gramm. ;  —  adu.  incousonanter 
intpr.  Iren,  (consonanter  Vitr.  superl. ,  Cassiod.  in  ps.  58  p.  194  Gar. 
^Jesum  Christum  confiteri  consonanter  omnes  instruimur  et  docemur\ 
Rustic.  c.  Acephalos  p.  1189  t.  67  Migne,  Verecund  ,  Ps.-Soran.  quu. 
medic.  20  ^in  se  commixta.  .  tamen  consonanter^). 

inconsonantia:  Bufin.  Clem.  Becogn.  II,  34  quod  si  con^ 
sonantia  prophetam  non  facity  multo  magis  nee  inconsonantia ^ 
[Hilar.]  anon.  in  Job  I  p  101  ut  suam  ince^sonantiam  atque  aduer-- 
sus  inuicem  contrarietatem  ostenderent,  Prise. 

increpatiue:  Aug.  in  Joann.  tract.  37,  3  homines  de  his 
rebus  quas  certas  habent  aliquando  increpatiue  duhitanty  id  est 
uerbum  dubitationis  ponunt,  cum  corde  non  dubitent  ( . .  apostolus . . 
qui  dicit  *puto'  dubitare  uidotur ,  sed  ille  increpabat ,  non  dubitabat), 
Acr.  ad  Hör.  (B  c.  208),  Sidon.,  Cassiod.  in  ps.  54, 13  hie  et  sequens 
uersus  increpatiue  legendi  sunt  al. ;  t  adi.  intpr.  Iren.,  auct.  Praed. 
et  Hier,  in  Job:  B  1. 1..  Cassiod  in  ps.  61,  1. 

t  inculpabiliter:  Julian,  ap.  Aug.  c.  sec.  resp.  Jul.  III, 
87  fit  hoc  inculpabiliter,  Aug.,  Bufin.,  Liberat. ,  Cassiod..  Greg.  M. 

t  indifficulter:  Aug.  Ciu.  D.  X,  15  incunctanter  atque 
indifficulter,  Cl.  Mam.  an.  (cf.  B  n.  17),  Verecund. 

indiscussus:  Aug.  Ad  Gros.  2  istam  quaestionem  spemere 
et  indiscussam  relinquere  non  oportet y  Cl.  Mam.  an.  11,  7,  6,  EU,  1 
quae  ex  opusculo  huius  ,  ,  supersunt  indiscussa,  ,,11,  1"  al., 
Cassiod. 

findissociabiliter:  Bufin.  Orig.  de  princc.  II,  5,  3  si  in 
istis  contrarils  indissociabüiter  inhaeret  uel  malo  iniustitia  uel 
imustitiae  malum,  ib.  6,  3,  [Hilar.]  intpr.  anon.  in  Job  I  p.  48  inde» 
sinenter  atque  indissociabiliter  adstant  in  conspectu  Bei ,  Cl.  Mam. 
an.  (adi.  Buf.  1.  1.  et  all.  eccl.) 

f  induratio:  Aug.  grat.  et  üb.  arb.  20,  41  Pharaonis, 
Faust,  et  Isid.  (B  c.  208). 

/  infamator:  Jul.  ap. Aug.  c.  sec.  resp.  Jul.  IV,  108  diuinae 
aequitatis  infamator,  Cassian.  et  Gennad.  (B  c.  209). 

f  infitiabilis:  Jul.  ap.  Aug.  c.  sec.  resp.  Jul.  VI,  30  non  in^ 
fitiabili  coniectura,  sed  certo  res  tenetur  exemplOy  Chalcid.  (ine.  aet.) 
Ap.  41. 

f  inflator:  Aug.  grat.  et  lib.  arb.  14,  27  non  defensores^ 
sed  inflator  es  et  praecipitatores  Itberi  arbitrii,  id.  c.  sec.  resp.  Jul. 
II,  154,  Anth.  Lat.  (B  c.  209),  gloss. 

f  inflexibiliter:  Aug.  quu.  m  Heptat.  II,  18  hoc  est  quod 
dicitur  induratum,  quia  non  flexibiliter  consentiebaty  sed  inflexibi" 
liier  resistebat^  Damas.  ep.  dnb.  (A  p.  41). 


C.  Piiudcer,  Ergftnznngen  zum  Iftteinischen  Lexicon.         887 

ingeniculare  intr. :  S.  S.  uers.  ant.  Num.  22,  27  (Keusch 
Theol.  Quartalschriffc  1870,  p.  36)  et  Vulg.  3  Esdr.  (Rönsch  p.  194), 
Lampr. 

"  f  insuauiter:  Aug.  catech.  1^ propterea  tristis  itisuamter 
catechieas,  doctr.  Christ.  IV,  11,  Boeth. 

f  insultanter:  Aug.  serm.  88,  18,  id.  c.  sec.  resp.  Jul. 
VI,  25  eorum  me  principem  insultanter  appellas  contra  scientiam 
et  conscientiam  tuam,  [Bufin.]  in  Arnos  I  ad  4,  4  sqq. 

/  insultator:  Aug.  c.  Faust.  XV^,  9  nee  rtircr^  (Ecclesia) 
imperitum  insultator em,  serm.  105,  8. 

f  intellectualiter:  M.  Vict.,  Aug.  gen.  ad  lit.  I,  9,  17 
intellectualiter  sibimet  impressas  ah  incommutabili  Bei  sapientia 
rationes  al.,  Gl.  Mam.  an.  II,  5,  2  ex.,  Boeth.,;  adi.  Tert.,  Aug.  Conf. 
XII,  8,  9  *creatura  aliqua  intellectualis^  ib.  18,  16  'coelum  coeli, 
coelum  intellectuale*  et  saep.,  GL  Mam.  I,  5  al.,  et  all. 

f  intransgressihilis:  Aug.  gen.  ad  lit.  II,  10  propter 
intransgressihilem  terminum  superiorum  et  inferiorum  aqu^rum, 
Triu.  XI,  11,  8,  Ps.  Aug.  serm.  c.  Jud.  Pagan.  et  Arianos  6,  Maxim. 
Taur.,  Cassiod.  (Epiph.)  hist.  trip. 

/  intransmeabilis:  Maxim.  Taurin.  (c.  420)  senn.  61,  Ol. 
Mam.  an.,  Jörn.,  Isid. 

introductor :  Aug. Ciu.  D.  XVIII,  39  ^y^fifjiaToeiaayvr/äg, 
qui  latine  dici  possunt  inductores  uel  introductores\  Bufin.,  Gassiod. 
Inst.  Diu.  10  ^primum  est,  ut  ad  introductores  scripturae  sollicita  mente 
redeamus,  id  est  Tichonium  Donatistam,  sanctum  Augustinum  de  doc- 
trina  christiana,  Hadrianum,  Eucherium  et  Junilium  ,  ib.  11  al. 

f  irrefre  nahilis:  Aug.  bon.  coniug.  5  concupiscentia  .  . 
Habens  de  se  ipsa  irrefrenabilem  carnis  infirmitatem ,  Chalcid. 
(Ap.  41). 

f  irreparabilite  r:  Aug.  c.  Faust.  XV,  3  (nisi  mihi  uerus.. 
sponsus  tuus  . .  remissionem  peccatorum  posuisset, . .)  terram  factum 
serpens  irreparabiliter  deuorasset,  de  uirgin.  29,  Vigil.  Taps. 
(B  c.  210). 

irrisorius:  Aug.  don.  perseu.  2  irrisoria  illa  actio  gratia- 
tum,  c.  sec.  resp.  Jul.  IV,  112,  Mart.  Gap.;  adu.  Sei-u. 

iudicialiter:  Jul.  ap.  Aug.  c.  sec.  resp.  Jul.  VI.  28  (cibos 
et  spinas  et  sudores  primo  fuisse  naluraliter  iustituta,)  i>os^  in  aliqui- 
bus  aucta  iudicialiter^  Sidon. 

iugalis  subst.  q.  coniux;  Ambr.  OflF.  min.  III  19,  112  uir 
leuita  acceperat  sibi  iugalem,  ib.  inf.  ut  cum  sua  iugali  repararet 
gratiam,  ib.  115,  id.  Hexaem.  V,  7,  18  al.,  Gassiod.  in  ps.  5o,  1^ 
Eudoxia  iugalis  eius  (Theodosii),  id.  Var.  X,  23,  24  legatum  domni 
iugalis  nostri  al.,  hist.  tripai-t.  II,  14,  Vonant.  Fort.,  De  miraculis 
S.  Steph.1, 6  iugalis  eiusdem,  mariti  sui  luctu  perculsa,  Anth.,  iuscr. 

iugalitas:  Jul.  ap.  Aug.  c.  sec.  resp.  Jul.  I,  36  illam  urraw 
esse  uirtutew,  quae  hac  qundriM  iugalitnte  perficitur,  Fulg.  Myth. 


M8  C  PumckeTy  EigäniuDgeii  zam  lateiniBcheB  LexicoB. 

f  laiealis:  Oassiod.  (?)  in  Canticw  4,  1  simplicium  fidelium 
in  laicali  ardine  constitutorum,  Venant.  uita  Hilar.  I,  3»  Greg.  Tor. 
(A  p.  44). 

f  lamentabiliter:  [Hilar.]  int^r.  anon.  in  Job  HI  p.  233 
conquiritur  ita  et  amarüer  et  miserabiliter  et  lameniabüüer^  ut . ., 
Caasiod.  (C.  p.  26*),  Beda. 

f  latificare:  S.  S.  Gen.  ap.  Ambr.  (citat  Bönsch.  Itala 
p.  177)  et  ap.  Ang.  c.  Faust.  XU,  24,  Ang.  1. 1.  hoc  doletis  . .,  quia 
latific(U  Deu8  Japheth,  gloss.  Phllox. 

laudabilitas:  Jol.  ap.  Ang.  c.  sec.  resp.  Jul.  VI,  14  quid 
laudabilitatis  in  eo  su&picabimnr  aninumtet  qui  nee  ad  utüium 
electionem  oculos  uigentes  habet .  .  ? ;  nt  tit.  honor.  (1.  tna)  Cod. 
Theod. 

flinastimus'.  Ang.  c.  Faust.  VI,  9  Ivnostima  ueste  indm 
aliquando  peccatum  fuit  (cf.  Vnlg.  Deuter.  22,  11:  non  indueris 
nestimento,  quod  ex  lana  linoque  contextum  est),  ib.  1,  linostema  Isid. 
Orig.  (Forc.  s.  n.) 

f  litator:  S.  S.  1  Jo.  4,  10  ap.  Aug.  In  Joann.  Ep.  ad  Par- 
tbos  tract.  7,  9  et  misit  Filium  suum  litatorem  pro  peccatis  nostris^ 
et  id.  loc.  ap.  Bed.  (Qnicherat  Add.  Lex.  Latinis  s.  u.). 

longiuscule:  Aug.  in  Jo.  Ep.  ad  Parth.  tr.  4,  11  haec  dixi 
longiuscule,  Cl.  Mam.  an.  I,  1  longiuscule  quam  uolui  praefatus 
sunif  Sid. ;  adi.  Cic.  Aug.  Conf.  XI,  27,  36  'si  uolnerit  aliquis  edere 
longiusculam  uocem . 

f  lucipeta:  Aug.  c.  Faust.  Manicb.  XIX,  24  muscas  lucipe* 
tas  et  hlattas  lucifugas^  Isid.  (Orig.  XII,  8,  7)  'musca  lucipeta\  Cf. 
lucripeta  arg.  acrost.  Plaut.  Most.,  heredipeta  Petron.,  recc.  cornu- 
peta,  bonoripeta. 

f  malesanus:  Aug.  c.  Faust.  XVIII,  1  quia.  .  eum  acsi 
impium  ac  malesanum  ne  audiendum  quidem  existimarent  /yLst. 
Merc.  Symb.  Tbeod.  Mops,  praef.  3,  cf.  (Prise.)  De  accent.  8  obserua- 
tur  . .  aecentus  . .  in  compositis  tmus ,  ut  maUsanus,  intereälod, 

f  martyrialis:  Aug.  Ad  Donatist.  post  collat.  16,  20  utr 
gloriae  martyrialis  et  aliq.  ib.  et  17,  21,  Vita  Fulgent.  (A.  p.  52). 

f  medicinaliter:  Aug.  c.  Cresc.  III,  63  cum  .  .  uestra 
quae  sanari  uolumus  uuHnera  medicinaliter  pcrsequamur  et  saep., 
Gaudent.  (t  410)  C  p.  12*,  Gelas.  pap.  (492-96)  ep.  B  c.  210, 
Ennod.,  Cassiod.  in  ps.  76,  17,  all. 

millefarmis:  Aug.  quant.  anim.  72  ludendi  ac  iocandi 
causa  milleformes  simulationes,  id.  Cin.  Dei  XXII,  22,  3  miUefor» 
mes  daemonum  iucursus,  Prud. 

f  Minorica  (ut  nomen  Balearicae  minoris):  epist.  Seneri 
(scripta  sec.  V  in.)  2  t.  41  Migne  (ib.  4,  16  Maioricensis),  Vict 
Vitens.  (sec.  V  ex.),  cf.  A  p.  51. 

mulionicus:  Kd.  Diocl.  X,  18  flagellumj  Lampr.,  Prise 
Inst.  U,  48. 


C.  Ftntcker,  ErgäazongeD  zum  lateinischen  Leiicon.         MO^ 

multoties:  Aug.  c.  Faust.  XXIX,  1  cum  mulioUes  . .  angeU 
et  uisi  hominibus  et  locuti  esse  monstrentur,  Nou.  Juat.  praef., 
Eostic.  (C  p.  13*). 

naufragosus:  Aug.  anim.  orig.  I,  9  naufragosi  gurgüis 
al.,  Cl.  Mam.  an.,  Acro  B  c.  211  (naufragiosus  Sid.). 

nuptialiter:  Aug.  bon.  coning.  23  qui  nuptns,  ut  ita 
die  am,  nuptialiter  usi  sunt,  Mart.  Cap. 

f  obdormitare:  [Hilar.]  intpr.  anon.  in  Job  I  p.  45  non^ 
obdormitabat,  neque  obUuiscebatur,  II  p.  195,  Yen.  Fort. 

oblocutio:  Jul.  c.  sec.  resp.  Jul.  VI,  17  antnes  Uli  obhcu- 
cutionum  rubi  .  .  radicittts  .  .  euülsi,  CSassiod.,  Ennod. 

f  obnoxiare:  Aug.  uer.  relig.  12  quid  est  dolor  qui  dicUur 
corporis,  nisi  corruptio  repentina  sakäis  eius  rei,  quam  male 
utendo  anima  corruptioni  obnoxiauit?y  id.  c.  sec.  resp.  Jul.  IV^  104, 
al.,  Cl.  Mam.  an.  (II,  9). 

oceursio:  Aug.  mus.  VI,  32  eos  (motus  animi)  qui  tenentur 
ex  occursionibt^s  passionum  corporis  impressi  de  sensibus,  Sidon., 
Cassiod.  (Epiph.)  bist,  tripart.  IV,  29  plebis  uotiuas  occursiones, 
Ven.  u.  Leob.  9,  Greg.  M.  (C  p.  14*) ;  —  occursor  Ang.  mus. 

f  ordinabiliter:  Zeno,  anon.  in  Job  I,  p.  24  omnia  ,  . 
ordinabiliter  supputata  iujcta  numerum  fUiorum,  et  ib.  p.  a.,  Greg. 
M.»  gloss.,  adi.  Boetb. 

perieoma:  Hier,  in  Zachar.  III  ad  11,  14,  Aug.  c.  epistt. 
Pelag.  I,  16  debuü  ambiguitas  euitari,  ut,  quemadmodum  graecus 
(Genes.  3,  7)  perieomaia  posuit .  .,  sie  et  latinus  aut  ipsum  grae- 
cum poneret,  quia  et  ipso  iam  consuetudo  utitur  pro  latino, 
uel,  sicut  quidam,  succinetoria,  uel,  sicut  alii  melius  campestrin 
nominarunt  (ex  illo  quippe  hoc  nomen  est,  quod  pudenda  iuuenes 
tegebant .  .,  qnando  nudi  oxercebantur  iu  campo,  unde  campestrati 
appellantur  hodieque,  qui  eadem  membra  cingendo  eooperiunt),  c.  Jul. 
V,  2,  7  al.,  Vulg.  Gen.,  Isid. 

perscrutator:  Hier.  in.  Gal.  II  in.  etal.,  Aug.  c.  Faust.  III, 
3  religiosis  perscrutatoribus  dtuinarum  literarum,  id.  in  Joann. 
tract.  44,  3  cordis,  Petr.  Chrysol.  et  Ferrand.  (C  p.  14*),  Cassiod. 

peruentor:  Aug.  c.  Faust.  XXX,  7  tales  Jiomines,  quicun- 
que  ad  potentium  quodammodo  inaccessibües  animos  siue  per  se 
ipsos  siue  per  alias  ambitionis  arte  pertingunt,  iam  etiam  uulgo 
peruentor  es  uocan^ur,  et  id.  aliq.  (uQum  locum  iam  Georges  habet), 
Sidon.  Cf.  peruentio  Aug.  c.  sec.  resp.  Jul.  VI,  7  *nec  sine  fructu  per- 
uentionis  ipso  (Deo)  adiuuante  conaniur',  nuptt.  et  concup.  I,  7,  8, 
Conf.  „VI,  1",  Ciu.  Dei  IX,  15,  2  al.,  M.  Cap. 

phantasticus:  Aug.  Ciu.  D.  XVIII,  18,  2  per  imaginem 
pkantasticam  al.,  Phoebad.,  Amob.  iun.  et  Gelas.  (C  p.  14*),  Fulg. 
M.,  Cassiod. 

fphilosophaster:  Julian,  ap.  Aug.  c.  sec.  resp.  Jul.  V, 
1 1  iUe  Mantuanus  poeta  naturaUum  gnarior  quam  philosopluister 
Poenorum,  Aug.  op.  c.  VI,  18  qui  ualde  acutus  ei  eruditus  et  phi" 


840  C.  Paucker,  Krgjkmnwgen  zum  lateinischen  Lexicon. 

losophaster .  .  uult  uideri,  quo  confirmatnr,  qtiod  in  dabiam  nocaba- 
tur,  Ciu.  D.  „II,  27"  uir  grauis  et  philosophaster  Tullius. 

plausibiliter:  Aug.  c.  Cresc .  IV,  4  5  dein  de  plausibiliter 
tibi  uideris  adiungere  .  .  al.,  Sidon. 

praecisor:  Aug.  in  Joann.  Ep.  ad  Parth.  tract.  1,  8  (claudit 
ora  diuidentibus  ecclesiam  Dei  .  .)  noli  sequi  falsos  iustificatores  et 
ueros  praecisores  („sie  mss.*';  cf.  praecisio  -  schisma  Aug.  ^p.  87, 
8  al.)i  Isid.  (pr.  dentes). 

f  praenuntiatiuus:  Aug.  c.  Faust.  XIX,  14  antiqui  iusti 
pro  Ulis  praenufitiatiuis  sacramentis  et  rerwn  nondum  impletarum 
figuris  omnia  dura  et  horrenda  perpeti  parati.  fuerunt  al.,  Isid. 
(C  p.  16). 

praesumenter:  Aug.  Coli.  c.  Maxim,  p.  740  saepius  nos 
accusas,  quod  audenter  atque  praesumenter  ea  quae  non  sunt 
dicenda  a  nobis  dicantur  al.,  Cassiod.  Var. 

f  praeuaricatorius:  Jul.  ap.  Aug.  c.  sec.  resp.  Jul.  V,  20 
uestra  figmenta  . .,  qui  id  praeuaricatorium^  non  naturale  iuratis, 
Gelas.  (B  c.  216). 

primaeuitas:  Jul.  ap.  Aug.  c.  sec.  resp.  Jul.  I,  54  qui  in- 
fucata  primaeuitate  felioior  bonum  simplicitatis  suae  uitiare  non 
potuitf  id.  ib.  II,  116,  inscr. 

profanator:  Aug.  quu.  euang.  II,  33  legis,  Prud.,  C.  Theod., 
Isid. 

f  progenerator:  Aug.  c.  Faust  XXIII,  8  si  alius  enume- 
raret  progeneratores  Christi  a  Bauid  usque  ad  Joseph,  ib.  inf.  et 
9,  III,  2.  enchir.  47,  consens.  euang.  II,  3,  serm.  51,  27. 

f  promurale:  Rufin.  Orig.  in  Cant.  IV,  p.  75  promurale 
dicUur,  cum  extra  muros^  qui  ambiunt  ciuitatem^  alius  ducitur 
murus,  et  est  murus  ante  murum,  S.  S.  Cant.  2,  14  ap.  Rufin.  1.  1. 
p.  74  in  uelaminibus  petrae  iuxta  promurale  (Vulg. :  in  foraniinibus 
petrae  in  cauerna  maceriae),  Isid.,  gloss. ;  f  adi.  Rufin.  1.  1.  p.  77 
peruenit  ad  promuralem  locum,  ib.  p.  82. 

proportionalis:  Aug.  Ciu.  Dei  IX,  13,  2  ut proportionali 
ratione  librata  medietas  neque  sustollatur  in  summa,  neque  in 
infima  deprimatur,  Boeth.  (C  p.  16*),  Lib.  Colon.  I. 

prostratio:  S.  S.  ners.  ant.  Job  16,  15  ap.  Aug.  in  Job  1.  1. 
deiecerunt  me  prostratione  magna,  Tert.,  Amm.,  Cass.  (Cp.  16*  sq.). 

protr actio:  Ang.  uer.  relig.  43  ipsc  ordinis  (in  rerum 
natura)  modus  uhiit  In  ueritatc  perpetua,  nee  male  uastus,  nee 
protractione  uolubllis  (sed  potentia  supra  omues  locos  magnus,  aeter- 
nitato  super  omnia  tempora  immobilis),  Th.  Prise,  et  (Ps.)  Hier.  C 
p.  17*,  Macr.,  Cassiod.  Var.  XII,  2  dilatio  fributi  maior  fit  causa 
dispendii,  quando  irriie  suspenditur,  quod  nulh's  protractionibus 
puitatur, 

f  pseudodoctor:  [Hilar.]  anon.  in  Job  Ip.  92  per  .  .pseu- 
dodoctores,  quibus  hie  mundus  repletus  est,  Vine.  Lirin. 

quadrifarius:  Aug.  uer.  relig.  29  anni  quadrifariam  tem- 
perationem,  Amob.  iun.,  Cassiod.,  alii.  Cf.  A  p.  96. 


C  PatAckeTf  Ergänzungen  zum  lateinischen  Lexicon.  841 

quadrimembris:  Aug.  mos.  IV,  16,  36  licet  minimum 
bimemhrem,  medium  trimembrem  et  ultimum  quadrimembrem 
uocare;  hos  enim  (circuitus  h.  e.  jiSQiodovg)  Graeci  öinuoXov  tqi- 
TuoXov  TeTQoaojjlov  uocant,  V,  13,  28,  Mart.  Cap. 

ramusculus:  Jul.  Val.  III,  8,  Hier.  ep.  ad  Ctesiph.  (Grg.), 
id.  in  Joel  ad  1,  6  sq.  albi  atqui  emortui  ramusculi;  Marc.  Emp., 
PI.  VaL,  Cassian.  (A  n.  80) ;  Cassiod.  in  ps.  57  rhamnus  .  .  ramus- 
culos  producit  acuminatos,  alii. 

raucedo:  Coel.  Anr.  signif.  diaet.  pass.  86,  Cassiod.  in  ps. 
68,  3  raucedo  quando  faires  nostras  possidet,  in  107,  1,  PI.  Val. 
A  n.  84,  Dynamid.  II,  40  potui  da  ad  omnem  raucedinem^  Isid. 

recogitatio:  Aug.  Ciu.  Dei  XV,  25  cogitatio  Eius  et  reco- 
gitatio  mutandarum  rerum  est  immiUabilis  ratio  al.,  Cassian.  (B  c. 
217,  cf.  Gg.  s.  u.). 

recompensatio:  Cassiod.  in  ps.  125,  6  figura  antistath- 
misis  est  recompensatio,  „Nouell.^  (Bönsch  p.  82),  Greg.  M., 
Aldhelm.,  Beda. 

rectitudo:  Victorin.  Petanion.  (f  303)  in  Apoa  ex  cap.  21 
et  22  separari  a  rectitudine,  Hier.,  Aug.  c.  sec.  resp.  Jul.  VI,  12 
delinquendo,  hoc  est  rectitudinem  suam,  in  qua  (actus  erat,  dcpra- 
uatione  mutando  al.,  Aggeu.  Vrbic.  „Grom.  p.  3  Lm^,  alii. 

regradatio:  Aug.  gen.  ad  lit.  U,  16  regradationes  siderum 
uel  fortasse  tarditates,  C.  Theod.,  Chalcid.  (C  p.  17*). 

reluctatio:  Aug.  Conf.  (c.  400)  VII,  6,  9  omnis  reluctaiio 
mea  resoluta  concidit  al.,  C.  Theod.  „XII,  1,  179**  (415),  anon.  in 
Jol  I  p.  7,  Seuer.  ep.  de  conuers.  Jud.  Minoiic.  17,  Cassiod. 

renuntiatio:  q.  recnsatio  Aug.  ep.  85,  2  t^^  etiam  rebus , 
quilms  renuntiastiy  te  post  renuntiationem  inserueris ,  Cassian.  (A 
p.  73);  ceteruin  sim.  ut  t.  t.  iur.  Dig.  Cod.  Just.  Ps.  Ascon.  (cf.  Dirk- 
sen  Man.  latinit.  fontt.  iur.  et  Gg,  s.  u.). 

repletio:  JuL  Val.  III,  l(y  tU.  .  intestina  nimia  ciborum 
reph'tione  disiendantur ,  Aug.  c.  Faust.  XV,  1  si  dissimilia.  .super- 
fundasy  ut  melli  fei  et  aquam  uino .  . ,  non  repletio  uocabitur  haeCj 
sed  adulterium,  C.  Just.,  Isid. 

repositio:  S.  S.  uers.  ant.  Luc  (Bönsch.  p.  77),  Aug.  quu.  in 
Heptat.  IV,  33  illius  cineris  cangregatione  et  repositione  in  loco 
mufido,  [Hilar.J  intpr.  anou.  in  Job  I,  p.  25  qui .  .  neque  sperauerit 
in  argenii  repositio no,  Pallad.,  inscr. 

reprehensiöiliter:  Bufiu.  adult.  libror.  Orig.  p.  395  Ter- 
tulliani  lihellum  de  Trinitate  reprehensibiliter  scriptum,  Leo  M.  ep. 
12,  6  r.  ordinatum,  Ale.  Auit. 

rt'.pHlsio:  Aug.  c.  Crescou.  IV,  7  quo  utrumque  recusante, 
et  eos  qui  tnissi  sunt  iuiuiiosa  lepulsionetractante,  Pompei.,  Coel.' 
Aur.,  Isid. 

f  Romania  i.  orbis  terrarum  ßomano  iinperio  subditus :  Pos- 
sid.  nita  Augustini  ^U  ab  Ulis  Ronumiae  euersoribus  (intell.  barba- 
ris  irruentibus,  ut  Vandalis  etc.),  Venant.  (Forc.  Lex.). 

f  saluati'ix.  Prosp.  carm.  deiugrat.  456,Gelas.(B  c.  219). 


S48  C  Paucker.  ErgftDzunj^en  zaro  lateinischen  Lexicon. 

f  San  et  imonium:  Aug.  ep.  61  ex.  ut  habeant.  .  honorem 
sandimonii  et  eontinentiae,  id.  enarr.  in  psalm.  99,  13,  serm.  188, 
3  al.,  ine.  qoaestt.  ex  uet.  Test.  12  (sanctimonia,  ae  Cic.  Tac.  all.). 

f  scabia  (pro  Scabies):  Dynamid.  II,  91  sc&bias  et  impe- 
tigines  tollit,  gloss.  Cf.  A  p.  28. 

f  sectatrix:  Aug.  de  sancta  uirg.  ISsectatores  et  sectatriees 
perpetuae  continentiae,  quaetotidem  uerbis  refert  Isid.  (C  p.  20),  Jul. 
ap.  Aug.  c.  sec.  resp.  Jul.  IV,  43  (Grates  Cynicus)  cum  uxore .  .  pari 
animo  istius  philosophiae  sectatrice, 

f  seminatrix:  Aug.  uuptt.  et  concup.  II,  31  seminatrix 
commixtto  al.,  intpr.  Orig.  in  Matth.  (A  p.  79),  Sarisb. 

sequentia,  ae:  Aug.  Ooll.  cum  Maxim,  p.  7S3  aut  certe 
secundum  sequentiam  leeHonis  (Phil.  2,  7)  Filium  obedienteni 
Patri  approbent,  schol.  Bob.  in  Cic,  Boeth. 

*  solatium  synon.  anxilium  adiumentum:  Aug.  in  ps.  62,  10 
caro  nostra  quwndiu  mortalis  est  .  .  habet  solatia  ista  quibus 
uiuimus ,  panem ,  aqtmm ,  fructus ,  uinum  ,  oleum  {ista  omnia 
solatia  et  subsiäia  si  nos  deseruni,  utique  durare  non  possu- 
mus)  .  .  sie  et  anima  nostra  .  .  habet .  .  solatia  uerbi,  solatia  ora- 
tionis,  solatia  disputationis,  Gassiod.  (Epiph.)  bist,  tripart.  VI,  1 
hl  barbari^  quorum  imp.  Constantius  contra  Magnentium  solatia 
petieratf  VIII,  13  Valens  terras  eis  (Oothis)  tribuit  Thraciarum, 
arbitratus  praeparatum  se  contra  omnes  barbaros  habere  solatium, 
et  ib.  inf.,  IX,  34  columnue  suffulturae  solatio  nudatae,  X,  30  hu- 
mono  solatio eonsurgunt  (elephanti  supinati),  VI,  29,  IX,  1  al.,  Greg. 
Tur.  (A  p.  81). 

splendificus:  Fulg.  Rusp.  remiss.  peccat.  I,  15  splendi- 
fico  liberationis  munere,  „poet*  uet.  ap.  Fabretti  p.  101  (?)**;  ^ 
adu.  Fulg.  Myth. 

f  steriliten  Aug.  serm.  87,  11,  c.  Jul.IV,  3, .22 /im  nott 
potest,  ut  steriliter  boni  simus,  sed  boni  non  sumus,  quidquid 
steriliter  sumus,  Julian,  ib.  19  aut  fructuose  aut  steriliter  boni, 
ine.  de  uocat.  omn.  gent.  I,  7. 

f  subbaiulare:  Aug.  c  Faust.  XV,  5  istum  (Atlantem) 
sul^aiulare  tantam  moiem,  Intpr.  Ii*en.,  gloss. 

f  subinducere:  Aug.  c.  Petilian.  II,  62,  140  uoluisH  per 
transHum  stMndi4cere  differentiam  peccatorum,  Ps.  Gypr.  et  quos 
cit.  Quicherat  Add.  Lex.  Lat.  s.  u. 

f  subrisio:  Hier,  in  Arnos  II,  ad  5,  8  sq.  (iBidlapLCL .  .  quod 
nos  subrisionem  possumus  appellare,  [Rufin.J  comm.  in  Amos  ad 
1.  1.  (C  p.  21). 

f  subterponere:  Aug.  Conf.  XIII,  15, 17  (non  noui  alia  tarn 

*  castaeloquia,  quae. .  lenirent  ceruicem  meam  iugo  tuo. .)  da  mihi  haec 

subterposito ,  quia  subterpositis  solidasti  ea  al.,  Boeth.,  gl.  Plac. 

superambulare:  Aug.  de  beata  uita,  3  (superbum  Studium 
inanissimae  gloriae,)  quod  ita  nihil  inius  plenum  atque  solidum  ha- 
bet, ut  inflatos  sibi  superambulanies  suecrepante  fragili  solo  de^ 
mergat  ae  sorbeat,  äeduK 


C.  Pa%icker,  Ergänzungen  zum  lateinischen  Lexicon.         34S 

superpositio:  Aug.  qnu.  in  Heptat.  II,  154  manuSf  transl. 
Vict.  Petauion.  (C.  p.  21*),  al.  t.  med.  C.  Aur.  chrou.  „H,  13,  179« 
al.,  id.  signif.  diaet.  pass.  4,  Ps.-Soran.  qun.  medic.  189  al.  Vocum 
Coelio  Anreliano  propriaram  ac  fere  peculiarium,  quae,  cum  ex 
Morborum  Acutorum  et  Morborum  Chronicorum  libris  eius  iampridem 
innotuerint,  in  nuper  editis  einsdem  De  salutaribus  praeceptis 
et  De  significatione  diaeticarum  passionum  librorum  re- 
Hquiis  reperiuntui*  et  ipsis,  —  «xempla  sunt :  bromosus  signif.  63  al., 
cauitas  sign.  149,  *  condnctio  (CTtaa^og)  sign.  32  sq.,  35  sq.,  99  aL, 
crassificare  sign  146,  exscreatus,  usign.  84  al.,  formicabilissign.  148, 
fonnicalis  ib.  38,  frieator  praecc.  36,  fHgidare  ib.  36,  38,  grauatio 
praecc.  52,  sign.  24,  62,  99  al.,  insuete praecc.  56,  interdianus  praecc. 
31  sq.,  latinare  sign.  121,  läuigatio  sign.  21,  mordicatio  sign.  84, 
117  sq.  al.,  ^ala  (q.  scapula)  sign.  65, 87  al.,  praemouere  praecc.  61, 
^resumptio(q.  recreatio  ab  aegrltudine)  sign.  60,  saudetas  praecc.  63, 
sedimen  praecc.  43,  54,  sign.  154,  155,  156  (Ps.  Soran.  quu.  193), 
transuoratio  sign.  65,  66  al.,  turbor  ib.  54 ;  —  idia  talia  rare  quidem, 
at  inueniuntur  tarnen  etiam  apud  alios  scriptores,  quorum  plerosque 
tempore  anteriores  esse  Aureliano  aut  constat  aut  certe  band  impro- 
babile  est,  uelnti  apprehensio  sign.  55  (Macr.),  coUaxare  ib.  40 
(Lucr.),  digestibilis  passiu.  praecc.  46  (Tb.  Prise.  I,  32,  II,  10  al.), 
exstantia  sign.  109  (CoL,  al.  Vig.  Taps.),  extensio  sign.  101  al.  (Aug. 
in  Job  7  al.  et  all.),  fluminalis  praecc.  39  (Jnn.  Philos.),  bumectatio 
praecc.  42  (Cassiod.  Isid.),  implementum  praecc.  31  (interdiano 
somno  ad  implementum  solitae  quantitatis  utendum,  —  Th.  Prise.  IV, 
f.  317*  :  ut  post  implementum  nasculorum  »ingrnis  excludatur),  pra- 
efocatio  sign.  26  sq.  (Scribon.),  ructuatio  ügn,  68,  64  al.  (ructatio 
Chron.  V,  3,  56,  alii),  sputus,  us  sign.  78,  85  al.  (Aug.),  titillatus 
sign.  75  al.  (Plin.),  uentositas  inf.  s.  u. 

aupportaiorius:  S.  S.  uers.  ant.  Exod.  25,27  ap.  Aug. 
quu.  in  Heptat.  II,  lOG  et  (neutr.  subst.)  Aug.  1.  1.  quod  ait  ^erunt 
annuli  in  thecis  auppartatoriis  ad  ioUendam  menscm,  hoc  intelli- 
gefidman  est^  quod  annuli  essent  uelut  thecae  supportatoriorum,  id 
est  quo  supportatoria  tanquam  in  thecas  inducantur;  supportato- 
num  etiam  Ambr.  (Quich.  et  Gg.). 

surreciio:  Oros.  c.  Pelag.  p.  602  non  iudiaans perpetra- 
tarn  msi  in  morte  atque  in  surrectione  uictoriam,  intpr.  Orig.  in 
Matth.  (C  p.  21*),  Arator,  Prise. 

*  suspensio  abstr.:  Aug.  de  ord.  I,  28  suspensione  atque 
immobiiitate  membrorum,  Diom.  (C  I.  1.),  C.  Aur.  ac.  III,  5, 50,  Isid. 

tardicors:  Aug.  c.  sec.  resp.  Jul.  VI.  16  quid  dicam  de 
uitiis  animorunif  quibus  sunt  quidam  natura  Uhidinosi, . .  quidam 
tardicordes,  quidam  excordes  atque  ita  fatui,  ut .  ,?,  ep.  93,  31 
al  Cf.  cetera  Augustino  peculiaria  nomina  composita:  torticordius, 
turpilucrus,  meribibulus,  daemonicola,  regnicola  c.  Faust.  XV,  5  al, 
oentricola,  ueutricultiM .  falsiloquium,  suauiloquium,  alia. 

tectio:  Aug.  in  Job  7  (absconditio  Adae  . .)  et  tectio  foliorum, 
Coel.  Aur. 


S44  C.  PauckeTf  Ergänzungen  zum  lateinischen  Lezicon. 

temporarie:  Ang.  anim.  orig.  HI,  13,  19  quibusdam  non 
baptisatis  temporarie  collatum  esse  paradisum,  Gaudent.  (C  p.  22*), 
Saluian.,  Consolt.  Zach,  et  Apoll.  0-  ^O* 

tinctio:  Aug.  de  Bustic.  6  an,  quos  haptizauerant,  fuma  et 
recenti  tinctione  ecdesiae  stiae  pepererunt?,  in  Jo.  tr.  62,  3  al., 
Barnab.  ep.,  Folg.  Busp.  c.  Fabian,  fragm.  29  tinctionis  uisibile  so- 
cramentum  al.,  Ferrand.  (C  p.  22). 

f  tonsurare:  Paul,  et  Steph.  (c.  sec.  VI  med.)  Beg.  ad 
monach.  29  nullus  fratrum  aitdeat  tonsurari  sine  oratione  (MxUis 
(gen.  obi.),  nee  alia  tonsura  quisquam  nisi  nobis  sölüa  tonsurari 
affectetf  exceptis  infirmis,  quos  .  .  pressit^s  forsitan  expedit  tonsu- 
rari, —  forsitan  uel  ante  Greg.  Tur.  (f  595)  et  Greg.  M.  (c.  540  — 
604),  qui  citantur  Quich.  s.  u. 

uentositas  transL:  Aug.  Ciu.  Dei  IX,  20  in  superbiam 
inanissimae  quasi  uentositatis  extollere  al.,  Fulg.  M.;  —  propr. 
Cael.  Aar.  acut,  et  chron.  morb.,  idemque  sigu.  diaet.  pass.  67  al., 
App.  herb.,  Ps.-Soran.  quu.  medic.  201  al. 

uilefacere:  Aug.  uer.  relig.  16  omnia  quae  habere  cupien 
tes  non  recte  uiuebamus  carendo  uilefecit,  Lact,  ad  Stat. 

uituperabiliter:  Aug.  doctr.  chiist. IV,  24  uituperabüiter 
uiuere,  Cassiod. 

f  unitio:  Jnliau.  ap.  Aug.  c.  sec.  resp.  Jul.  II,  59  quo  uni- 
tionis  nomine  uoluptas  illa  coeuntium  .  .  a  Deo  .  .  corporibus  ante 
peccatum  doceretur  inserta,  Leo  M.,  Petr.  Diac.  iucarn.  et  grat.  (A  p. 
102),  Boeth.  aliique  Ulis  posteriores. 

uterinus:  Capit.  Ant,  P.  1,  5  soror,  Codd.  Theod.  et  Just.*). 

Dorpat,  März  1873.  C.  Paucker. 

*)  Andere  Wörter  dieser  Kategorie,  namentlich  solche  Wörter,  f&r 
welche  Gewährsmänner  angeführt  werden,  die  älter  sind,  als  die 
bis  dahin  beigezogenen,  finden  sich  zerstreut  in  unseren  bis  jetzt 
veröffentlichten  (im  Eingang  genannten)  Supplementen  zum  lateini- 
schen Lexicon,  als  aduerbialiter  3,  f  aggregatio  3  p.  24*,  f  alle- 
nator  2,  -f  alteritas  3,  animaliter  3,  ascella  1  p.  4*,  f  augmenta- 
tor  3,  f  benefactor  3  (add.:  [Hilar.]  anon.  in  Job  p.  18  crecUor 
uniuersorum  ac  benefactor  omnium  al.,  Cassiod.  s.  Epiphan.  GÜst. 
trip.  VI,  1  nee  animum  benefactoris  placans,  IX,  25  aL),  cal- 
eulatio  3,  carentia  3,  f  caumaliter  3,  f  chrysatticus  I,  f  circam- 
si>umans  3,  comestio  3  (add.:  [Hilar.]  anon.  in  Job  III  p.  224  aL, 
Fuljr.  Rnsp.  c.  Fastidios.  19,  alii),  f  cominensuratus  1  p.  7*,  com- 
plcjtiuus  3.  complicabilis  3,  comprouincialis  3,  condoctor  3,  f  con- 
famulus  2  (add.  Cassiod.  in  ps.  121,  5,  Hist.  trip.  1,  19  in  epist. 
inip.  Constantini  Dei  poptdos,  id  est  confamulos  meos),  f  confri- 
^ere  3,  f  connaturalis  1,  f  coustitutiuus  1,  f  consumptibilis  3, 
t  cooperatrix  3,  f  coornare  3,  t  crapulatio  3  p.  25*,  cursualis  3, 
t  damnificare  3,  f  debriare  3  p.  25*,  f  decoptiuus  1,  f  decibilis 
3  p.  25*,  decipula  3,  t  defoliare  3,  f  deliciari  1  p.  9*  et  22*,  t  de- 
prauator  3,  discemibilis  3,  f  disparere  3  p.  25*,  f  dispeusatorius, 
3,  t  dispersor  3  (add.:  Ps.-Aug.  de  sjmb.  ad  catech.  serm.  I,  5, 
12  non  glorietur  dispersor),  f  dolatio  3,  efifatio  3,  enarratiuus  3, 
energia  3  (add.:  Runn.  Orig.  de  priucc.  111,  3,  4  humana  anima 


C.  Paucker,  Ergänzungen  zum  lateinischen  Lexioon.  S45 

recipere  patest  diuersas  energias  id  est  inoperationes  spirituum 
diuersorum  incUorum  ac  bonorum  al),  f  excussor  3  p.  25*,  ex- 
honorare  3,  f  exigentia  3,  f  exprobrabilis  3,  facitergium  3,  fera- 
liter  3,  f  figaralis  1.  f  filiatio  1  et  3,  filietas  3,  fluctuabtindas  3, 
fractuose  3  (add.:  Fulg.  roiniss.  pecc.  II,  22  'nunc  fructuose  poe- 
nitentia  geritur*),  t  genninabilis  3,  hostilitas  3,  hnioilitare  3, 
t  identitas  I,  imaginabilis  1,  imitatiuus  3,  f  immaculate  3  p.  25*, 
improbabiliter  3,  f  impulsare  3,  incessanter  1,  f  indesinens  3 
p.  26*,  indissecabilis  3,  f  inexsistens  1,  f  infigaratns  1,  inintelligi- 
bilis  3,  t  innumerosus  3,  f  mtellectibilis  1,  f  introcludere  3, 
inololabiliter  3,  litigatlo  3,  mediatriz  3,  meretricari  3,  mun- 
datorius  3,  f  munerator  3,  mutilatio  3,  normula  1,  nouiter  3, 
nntritio  3.  originarius  3,  otiositas  3,  partialiter  3,  peramarus  3, 
perexire  3,  perseuerabilis  3,  f  peruagatio  3,  f  plänare  3,  postre- 
mitas  3,  potentialiter  3  (add.:  Aug.  c.  epist.  Manich.  25,  27  cum 
Dem  artifex per  sapientiam  suam  potentialiter,  nt  itadicaui 
operaretuT,  ut  posset  esse  quod  non  erat  al.),  f  praecessio  3,  f  prae- 
intelligere  1  et  3,  praesentalis  3,  probamentum  3,  puUulatio  propr. 
3,  t  qaadragesimafis  3,  f  quaternitas  3,  t  reinterpretari  3,  t  repau- 
sare  1,  f  repensio  3,  repletiuus  3,  »f  reseratio  3,  restaurator  3, 
scissio  3.  t  seditionari  3,  t  separabiliter  3  jf,  20,  sequestratim  2 
et  3,  sibilatus,  us  3,  f  significatiue  3,  solitane  2,  f  subalternus  3, 
t  sobdiaconalis  3,  sabdolositas  3,  f  sublimatio  3,  aubsistentia  2 
8.  uu.  exsistentia  et  subsistentialis,  saccisio  3,  saffultura  3,  f  sus- 
ceptrix  3,  susnrro,  onis  3,  telonarius  3.  tinctor  1,  f  traco  3,  f  uetos- 
tare  1,  nirnlentia  3,  umbratiliter  3,  alia.  [auch  coactiliarios  1  p.  96, 
inhumanatio  2  n.  19.  lineatus  I,  roatutinalis  3,  u;elioratio  3, 
monachalis  und  monasterialis  2  c.  216  a.  a.] 


MiMlurin  1  d.  totaR.  Ojma.  187t.  Y.  H«A.  28 


S46  F.  PoUe,  Zu  Lacretias. 


Zu  Lucretius. 

EntgegnuDg  far  J.  Mähly. 

Herr  J.  Mähly  in  Basel  bespricht  oben  S.  97  dieser  Zeitschrift 
die  Verse  des  Lncrez  311  ff.  Nachdem  er  Lachmann's  Herstellungs- 
versuch  erwähnt  hat,  fährt  er  fort :  ^nnd  ähnliches,  dem  Inhalte  nach, 
mnss  wol  der  Vers  enthalten  haben,  trotz  Herrn  Polle*s  nnglflcklicher 
und  nur  der  Cnriosität  wegen  anzuführender  Ideen :  es  sei  Uar,  dass 
der  verderbte  Vers  den  Gedanken  ausgedrückt  hat:  die  verfiällenen 
Denkmäler,  die  das  Andenken  eines  verfallenen  (sie!)'  —  dieses  sie! 
rührt  von  Herrn  M.  her  —  ^Mannes  bewahren  sollten,  suchen  ihr 
eigenes  Andenken  durch  ein  neues  Denkmal  zu  bewahren  n.  s.  w. 
(s.  Jahn's  Jahrb.  f.  Phil.  1866,  pg.  756  f.).  Diese  originelle  Idee 
führt  denn  Hm.  PoUe  naturgemäss  auf  die  ebenso  originelle  Coigector 

denique  non  monimenta  virum  dilapsa  videmus 
quaerere  proporro  sibi  qui  de  se  quoque  dicat. 

Sein  Verdienst  besteht  an  der  angeführten  Stelle  hauptsächlich  in 
der  Nachweisung  des  eigentlichen  Gebrauches  von  proporro,  welches 
in  der  Lachmann*schen  Conjectur  nicht  mit  demjenigen  des  Dichters 
stimmt.  Ist  es  erlaubt,  zu  den  vorhandenen  Emendationsvorsuchen 
einen  neuen  zu  fügen,  so  möchten  wir,  ohne  Furcht  vor  Hm.  Polle*s 
Verdict  und  mit  Annahme  von  Lachmann's  fore  schreiben 

quae  fore'  u.  s.  w. 

Um  hier  die  Worte  *ohne  Furcht  vor  Hrn.  Polle's  Verdict*  ver- 
ständlich zu  machen,  muss  ich  folgendes  mittheilen.  Ich  denke  von 
depi  wenigen,  was  ich  veröffentlicht  habe,  sehr  bescheiden.  Es  ist 
sehr  möglich,  dass  auch  im  vorliegenden  Falle  mein  Gedanke  ein  un- 
glücklicker  gewesen  ist  und  den  Spott  des  Hrn.  M.  verdient,  nur  mag 
er  das  beweisen. 

Im  klaren  Bewnsstsein  dieser  ganz  geringen  Bedeutung  meiner 
Arbeiten  habe  ich  mich  auch  stets  einer  ganz  bescheidenen  Sprache 
beflissen ;  nur  einige  Male,  wo  ich  es  mit  litterarischen  Erzeugnissen 
zu  thun  hatte,  die  wissenschaftliche  Gewissenhaftigkeit  veimissen 
Hessen,  habe  ich  eine  etwas  schärfere  Sprache  gefuhrt,  was  ich  noch 
heute  nicht  bereuen  kann.  In  diesefi  Falle  befand  ich  mich  einem 
Aufsatze  des  Herrn  M.  gegenüber.  Ignorieren  konnte  ich  denselben 
nicht,  da  ich  einen  sogenannten  Jahresbericht  über  Lucrez  zu  schreiben 
hatte,  wo  ich  notgedrangen  alle  innerhalb  eines  gewissen  Zeitraumes 
Aber  Lucrez  erschienenen  Schriften  besprechen  musste.  So  habe  ich 
denn  im  Jahre  1868  im  Philologus  XXV  S.  498  f.  ein  Urteil  über  die 
erwähnte  Arbeit  des  Hm.  M.  ausgesprochen ,  das  für  diesen  nicht 
eben  schmeichelhaft  ist,  das  ich  aber  so  lange  für  gerecht  halten 
werde,  als  es  nicht  widerlegt  ist ,  wozu  Hr.  M.  bis  jetzt  auch  no< 
nicht  einmal  einen  Versuch  gemacht  hat.  —  So  viel  zur  Erklänu 
der  Qbigen  Worte, 


F,  Volle,  Zu  Lucretius.  847 

Habe  ich  in  meinem  Jaliresbericlit  Hrn.  M.  manchen  schwer- 
wies^enden  Vorwurf  machen  müssen,  so  muss  ich  diesen  Vorwürfen 
hente  einen  noch  schwereren  hinzufügen,  den  der  Unredlichkeit. 
In  zwei  Beziehungen  ist  seine  Polemik  gegen  mich  unredlich.  Erstens 
ist  sein  *8icl*  eine  ünwahi-heit.  Ich  habe  Jahrb.  f.  Phil.  1866  S.  757 
geschrieben  ^eines  (verfallenen)  Manne8\  Wenn  nun  Hr.  M.  die 
Klammem  weglässt  und  doch  sie  dahinter  setzt,  so  würde  dieses  sie 
selbst  dann  unwahr  sein,  wenn  die  Klammem  von  ganz  geringer  Be- 
deutung wären.  Man  braucht  aber  nur  meine  Miscelle  ganz  zu  lesen, 
um  sofort  zu  sehen ,  dass  ihre  Bedeutung  nicht  so  ganz  gering  ist. 
H&tte  Hr.  M.  die  Klammem  gesetzt,  so  lag  zu  einer  Exclamation  kein 
Gmnd  vor. 

Der  zweite  Punct,  in  dem  ich  Hra.M.  der  Unredlichkeit  anklagen 
muss,  ist  dieser.  —  Ich  habe  a.  0.  gesagt:  *Das  bis  hierher  Vorge- 
tragene glaube  ich  als  so  sicher  bezeichnen  zu  dürfen,  wie  überhaupt 
gtwas  auf  diesem  Gebiete  sein  kann.  Was  ich  hinzuzufügen  habe 
bleibt  unsicher.  Ich  glaube  nämlich,  dass  uns  in  der  zweiten 
Hälfte  des  Verses  nicht  verstümmelte  Worte  des  Dichters,  sondern 
verstümmelte  Worte  einer  Bandglosse  vorliegen;  dann  aber  kann 
auch  nicht  von  einer  Emendation  die  Bede  sein,  sondern  nur  von 
einer  Herstellung  des  als  erforderlich  erkannten  Gedankens  durch 
eine  neue  Interpolation\  Was  ich  also  mit  dürren  nicht  misveratänd- 
lichen  Worten  als  eine  Interpolation  von  meiner  Seite  bezeichne, 
das  schiebt  mir  Hr.  M.  unredlicher  Weise  als  Conjectur  unter,  um 
es  sodann  mit  wolfeiler  Ironie  ^originell'  zu  nennen.  Dass  aber  nach 
deutschem  philologischem  Sprachgebrauch  ein  Unterschied  ist  zwischen 
einer  Conjectur  und  einer  Interpolation,  das  wird  Hr.  M.  gewiss  nicht 
in  Abrede  stellen  wollen. 

Dresden.  Fr.  P olle. 


23  ♦ 


Zweite  ibtheilunsr. 


Literarische  Anzeigen. 

Griechische  Literaturgeschichte  von  Theodor  Bergk.  Erster  Band. 
Berlin,  Weidmann'sche  Buchhandlung,  1872.  8  S.  1024. 

Hiemit  ist  endlich  der  lang  angekündigte  nnd  nach  Veröffent- 
lichung des  originellen  Ahrisses  der  Griech.  Literaturgeschichte  in 
Ersch  und  Gruber's  Encyclopädie  mit  Spannung  erwartete  Anfang  des 
ansführlichen  Werkes,  welches  auf  1024  Seiten  die  erste  Periode 
950—776,  Homer  und  Hesiod,  behandelt,  erschienen.  Dass  wir  es 
mit  einer  bedeutenden  Leistung  zu  thun  haben ,  verbürgt  der  Name 
des  Verfassers ,  der  hierin  die  langsam  gereiften  Ergebnisse  eines 
langen  Forscherlebens  auf  jenem  Gebiete,  dem  die  beste  Kraft  seines 
vielseitigen  Wesens  zugewandt  war,  uns  mitgetheilt  hat.  Dass  das- 
selbe mit'getheiltem  Gefühle  werde  aufgenommen  werden,  dürfte  Nie- 
mand überraschen,  der  auch  nur  einige  Bogen  durchblättert.  Auf  eine 
sich  der  Prüfung  entschlagende  Hinnahme  fertiger  Urtheile ,  die  nur 
vom  Studium  der  literarischen  Denkmäler  abziehen  könnten ,  kam  es 
auch  dem  Verf.  nicht  an ,  der  zunächst  zu  den  Quellen  hinfahren ,  zur 
Forschung  anregen  will,  wie  das  kurze  Vorwort  in  bezeichnender  Weise 
erklärt : 

„Es  ist  eine  nicht  eben  erfreuliche  Wahrnehmung,  dass  in  Zei- 
ten, wo  es  nur  ungenügende  literarische  Hülfsmittel  giebt,  das  Studium 
der  literarischen  Denkmäler  selbst  mit  desto  grösserem  Eifer  und  hin- 
gebender Liebe  betrieben  wird ,  gleichsam  als  ob  die  gründliche  hi- 
storische Forschung  von  den  Quellen,  zu  denen  sie  hinführen  soll,  ab- 
lenkte, da  die  Bequemlichkeit  der  Lesorwelt  es  vorzieht,  fertige  Ur- 
theile aus  fremder  Hand  zu  empfangen.  Gerade  Lehrbücher,  welche 
auf  deu  Ruhm  wissenschaftlicher  Methode  vorzugsweise  Anspruch 
machen  und  durch  scheinbare  Unbefangenheit  der  Kritik  den  Leser 
für  sich  einnehmen,  pflegen  zumeist  diese  Wirkung  zu  üben.  Auch 
der  Verfasser  dieser  Geschichte  der  griech.  Literatur  ist  bemüht  ge- 
wesen, nicht  nur  sorgföltigund  gewissenhaft  die  Thatsachen  zu  prüfen, 
sondern  auch  frei  von  einseitiger  Vorliebe  oder  Abneigung  Gerechtig- 
keit des  Urtheils  walten  zu  hissen.  Indessen ,  wer  vermöchte  wol  bei 
der  Abschätzung  literarischer  Leistungen  sich  völlig  der  subjecÜTen 


'.  Brrgk,  Gripchische  Litertturgeschkhte,  ang.  ».   W.  MarfeL  S4ft 

Kritik  zu  «nlhulten  ?  Und  ich  deoke  eben  diese  Aufrichtigkeit  and 
nniiiitt«tbarkeit ,  welche  die  Eindrücke,  die  sie  empfaßgen  hat,  nach 
jeder  Seit«  Wn  treulieh  wieder  gibt,  verdient  den  Voi-zng  vor  jener 
marmoi^l.ttten ,  aber  auch  marmoTkalten  Buhe,  in  welcher  eine  er- 
ktnstelt«  Objectivität  sich  geHIIt." 

Mit  dieser  aasgesprochenen  Tendenz  und  der  nnverhüllten  Be- 
tonung d6§  BubJBctiven  Standpnnctes ,  der  in  der  AusfQhrung  einen 
breiten  Raam  beanBpnicht.  ist  der  Leserkreis  ziemlich  eng  umgränzt, 
tut  welchen  das  Werk  bestimmt  ist.  Es  suU  nicht  geleugnet  werden. 
dass  mauche  Abschnitte  anch  dem  Nicht-Fachmanne  g^euQber  ein 
hinreichend  spannendeR  Interesse  aueflben  kOnnen.  Der  gelehrte  Ap- 
parat der  Noten,  die  lersteckt  nach  allen  Seiten  hin  gerichtete  Pole- 
mik, die  öberalt  vorausgesetzte,  nirgends  näher  angegebene  Detail- 
fofBChung  anderer,  worauf  Thatsaohen  nnd  Urtheile  basiren.  zeigen, 
dMS  Bergk  bei  der  Abfassung  seine  engeren  Facligenossen  im  Auge 
hatte.  Aber  von  diesen  doch  wiederum  nicht  Alle,  nicht  die  werdenden, 
BODdern  die  fertigen .  die  sattelfesten.  Nur  diejenigen,  welche  auf  dem 
«etl«D  Gebiete  der  griechischen  Literaturgeschichte  gleichuäseig  be- 
wandert sind  und  die  zahlreichen  Streitfragen  nach  allen  Seiten  hin 
itodirt  haben,  werden  die  reiche,  kie  und  da  freilich  sehr  unruhige, 
Gedankenarbeit  iles  Verfs.  zu  echätzen  und  zu  würdigen  ganz  in  der 
LagBsein;  nnr  im  Hinblick  auf  solche  Leser  durfte  sieb  derYerf.  jede 
VarwoisuRg  auf  Untersnchungen  seiner  Vorgänger  erlassen ,  deren  An- 
gab« ihn  sofort  hätte  darauf  aufmerksam  machen  müssen,  dass  er  die 
Arbeiten  der  letzten  Jahre  in  etwas  unvollständiger  Weise  seiner  Anf- 
mnrkaamkcit  gewQrdigt  habe ;  denn  den  Schein  zn  erregen,  alles  das 
fldber  gefunden  zu  haben,  was  raitgetheUt  wird,  lag  dem  Verfosser 
sicherlich  fem. 

Es  drängt  sich  bei  solcher  Saclilage  allerdings  die  Frage  anf,  ob 
iw  TftTfaeser  seinen  Zweck  nicht  besser  erreicht  hätte,  wenn  er  seine 
originellen  Ansichten  in  einer  Beihe  von  Kinzeluntersuchungen  begrOn- 
dnt,  oder  insoweit  eine  Begründung  auch  in  dem  vorliegenden  Werke 
noch  nicht  vi-rsucht  worden  ist,  in  der  Form  philologischer  Thesen  mit- 
geHuilt  hCitte.  Doch  fühle  ich  nicht  die  Neignng,  daröber  mit  dem  Verf. 
ten  und  vielleicht  ungerecht  zu  urtheilen,  bevor  die  weiteren 
Ip.^Keren  Kinblick  In  die  gros^n  Gedanken  gewährt,  von  denen 
g  der  griechischen  Literaturgeschichte  thateächlich  erfüllt  nnd 

Sit  ist,  und  die  vorab  in  spärlicher  und  zerstreuter  Andeutung 
Mrfdie  Darstellung  maassgebenden  Einfluss  nicht  genommen  haben. 

Was  die  Form  der  Darstellnng  betrifft,  so  unterscheidet  aie  sich 
von  der  andeutenden  Weise  eines  anderen  unter  setner  Gelehrsamkeit 
niturxHndeii  Hitödbuclios  durch  Klarheit  und  Durehsichtigkoit  nnd  erfreut 
ab  und  m  dun^h  warmen  Ton  und  bellore  Färbung.  Reichere  Gelegen- 
heit für  Er|irabung  der  historischen  Charakteristik  werden  erst  die  in- 
dlTidunik^niii  Gostalten  der  folgenden  Zeiträume  bieten.  Homer  bleibt 
auch  untur  der  Hand  Burgk'»,  der  sieh  ihn  d<i<:h  mit  demOriffel  in  der 
Hand  am  Schreibpult  denkt,  ein  blosses  Schemen;  und  beim  Dichter 


0 


SM  T.  Bergt,  Griedindie  LHenUmgOBdikhie,  aog.  t.  W.  HarteL 

der  OdjBsae  —  eme  denn  dodi  greifbarere  Gestalt  —  kommt  er  fiber 
eehwadie  Ansitze  einer  Charakteristik  nielit  hinaos.  Andi  wird 
dieser  erste  Band  T<m  einer  starken  Ungleichmissigkeit  in  Behandlang 
einzelner  Capitel  nnd  Fragen  kaom  freizusprechen  sein.  Yiel&ch  er- 
müdet die  mit  dem  Endresultat  contrastirende  Breite,  zn  oft  stftren 
Wiederholnngm  nicht  etwa  blos  desselben  Gedankens,  sondern  derselben 
Sitze.  Man  sidit,  dass  das  Werk  zn  yerschiedenen  Zeiten  entstanden 
nnd  aof  yersdiiedene  Anlisse  hin  Erwdterongen  &nd,  die  Yon  jetzt 
nnter  dem  Text  gedruckten  Bandbemerinuigen  ihren  Ausgang  nahmen, 
wie  das  alles  wohl  in  einem  GoUegienheft  zu  sein  pflegt. 

Mit  diesen  Bemerinmgen  soQ  kein  T^el  ausgesprochen  sein, 
sondern  das  Werk  nur  an  jene  SteUe  und  in  jene  Beleuchtung  gesetzt 
werden,  die  es  verlangt  und  yertrigt.  Man  würde  es  ungerecht  beur- 
theilen,  wenn  man  in  ihm  die  lang  erwartete  lesbare  Literatarge- 
schichte  erwartete,  welche  g^t  abge&ssty  nicht  wie  der  Verf.  fürchtet, 
Ton  den  Quellen  ableiten  mfisste.  Vielmehr  müsste  sie  mit  dem  tie- 
fnren  Verstindniss  einer  in  ihrer  Art  einzigen  Literaturentwickelung 
Bewunderung  und  Liebe  zu  den  Denkmilem  erwecken,  indem  zugleich 
das  auf  der  üeberzeugung  Yon  dem  Werth  dieser  unverginglichen 
Güter  beruhende  Interesse  aller  Gebildeten  wieder  gewonnen  würde, 
welches  mit  der  zunehmenden  Ezdusivitit  unseres  Gelehrtenthums 
allm&hlig  zu  erlöschen  droht.  Ein  solches  Werk  hat  Bergk  nicht  ge- 
liefert, nicht  liefern  woUen.  Was  er  gab,  ist  dennoch  höchst  schätz- 
bar, zunächst  für  die  Forscher,  welche  für  die  zahlreichen  Anregun- 
gen sich  zu  Danke  Terpflichtet  fühlen  werden.  Bergk*s  Zweifel,  wenn 
auch  häufig  you  keiner  Begründung  begleitet,  werden  doch  die  Wieder- 
aufiiahme  mancher  für  abgeschlossen  geltenden  Untersuchung  veran- 
lassen. 

Bevor  wir  an  einigen  Proben  das*Bergk'sche  YerMren  vor- 
führen, sei  vorher  mit  einem  Worte  der  Inhalt  des  ersten  Bandes 
erwähnt.  „Das  griechische  Land  und  Volk  S.  6 — 33,  Yerhältniss 
der  Hellenen  zu  den  Barbaren  S.  33—  52 ,  die  griechische  Sprache 
S.  52 — 135,  Charakter  der  griechischen  Literatur  S.  135 — 185,  die 
Schrift  und  ihr  (Gebrauch  in  der  Literatur  S.  185—257,  Leistungen 
der  Griechen  für  die  Geschichte  der  Literatur  S.  257 — 301,  Perioden 
der  griechischen  Literaturgeschichte  S.  302 — 307 ,  Vorgeschichte*' 
S.  307 — 407,  das  sind  die  Capitel,  welche  der  Behandlung  der  ersten 
Periode  950 — 776  vorausgeschickt  werden.  Diese  Periode  wird  durch 
zwei  Namen,  Homer  (S.  411—913)  und  Hesiod  (S.  913—1024)  er- 
füllt, mit  deren  Würdigung  sich  der  erste  Band  beschäftigt. 

Von  den  einleitenden  Capiteln  ist  für  diese  Würdigung  von  nicht 
geringem  Belang  jenes,  welches  die  Schiift  und  ihren  Gebrauch  in  der 
Literatur  (S.  185 — 257)  zum  Gegenstande  hat.  Bergk  wendet  sich 
gegen  die  von  Wolf  begründete  Ansicht^  dass  die  Homer.  Gedichte  ohne 
irgend  eine  Unterstützung  der  Schi-ift  entworfen  und  vollendet  wurden 
und  sich  lange  Zeit  hindurch  nur  durch  mündliche  Ueberlieferung 
fortpflanzten,  indem  er  zu  beweisen  sucht,  dass  die  Schrift  bereits  in 


T.  Bergk^  Griechische  Literataigeschichte,  ang.  t.  W.  HarieL  S51 

der  Zeit  vor  dem  troischen  Krieg  recipirt  wurde  und  im  Gebrauche 
war,  als  ^das  rührige  Volk  von  Tyrus  und  Sidon  eine  unbestrittene 
Herrschaft  in  den  griechischen  Meeren  behauptete."  S.  198.  Zu  diesem 
Resultat  gelangte  Bergk ,  indem  er  den  Bericht  Herodots  Aber  Ur- 
sprang und  Verbreitung  des  phdnicischen  Alphabets  (Y  58)  zum 
Ausgangspunkt  nimmt,  den  Kirchhoff  und  andere  för  unzuverlässig 
erkl&rt  haben.  „Die  einzige  wirklich  geschichtliche  Thatsache,  welche 
allenfalls  der  Ueberlieferung  zu  entnehmen  w&re,  ist  die,  dass  das 
griechische  Alphabet  aus  dem  phönicischen  abgeleitet  ist;  allein  die 
Angabe  würden  wii*  dahin  gestellt  sein  zu  lassen  genöthigt  sein,  wenn 
wir  uns  nicht  in  der  Lage  bef&nden ,  sie  anderweitig  zu  erh&rten  und 
als  begpründet nachzuweisen.^  (Kirchhoff,  Studien  zur  Gesch.  d.griech. 
Alph.,  2.  Aufl.,  S.  1.^  Zu  dieser  gl&ubigen  Hinnahme  eines  hand- 
greiflichen Mythus  gesellt  sich  die  durch  nichts  gerechtfertigte  Behaup- 
tung, dass  die  Beception  des  Alphabets  nur  unter  Voraussetzung  der 
unbestrilftenen  Herrschaft  der  Phönicier  in  den  griechischen  Landen 
denkbar  sei,  dief^ilich  unerl&sslichist,  wenn  es  «innere Wahrschein- 
lichkeit^ haben  soll ,  „dass  in  Böotien ,  wo  der  äolische  und  jonische 
Stamm  sich  unmittelbar  berOhrten,  das  semitische  Alphabet  zuerst 
Eingang  fand." 

Bergk  glaubt  aber  auch  aus  der  Anwendung  der  Schriftzeichen 
selbst  unzweideutige  Beweise  entnehmen  zu  können,  dass  ihre  Einfüh- 
rung weit  hinter  der  Blüte  der  epischen  Dichtung  in  Jonien  zurück- 
liege. Er  sucht  sie  in  dem  umstände,  dass  die  Diphthonge  €i  und  ov 
häufig  durch  das  einfache  Vocalzeichen  £  und  o  bezeichnet  wurden, 
„üeberall,  wo  der  zweite  Laut  ursprünglich  und  der  Diphthong  nur 
durch  Verbindung  der  früher  gesonderten  Laute  entstanden  ist,  schreibt 
man  El  und  OK;  dagegen,  wenn  der  Doppellaut  späteren  Ursprungs 
ist  und  nur  zum  Ersatz  dient  fQr  eine  Schwächung,  welche  die  Laut- 
form des  Wortes  erlitten  hat ,  begnügt  sich  die  Schrift  mit  dem  ein- 
fachen Vocale.  Man  sieht,  wie  diese  Schreibart,  die  nicht  etwa  aus 
einem  Mangel  des  altgriechischen  Alphabets  hergeleitet  werden  kann, 
in  der  geschichtlichen  Entwickelung  der  Sprache  selbst  begründet  ist. 
Diess  deutet  darauf  hin,  dass  die  Schrift  in  einer  Zeit  eingeführt 
wurde,  wo  namentlich  der  jonische  Dialect  noch-  nicht  den  Beichthum 
an  Diphthongen  wie  später  besass,  oder  dass  es  zunächst  der  äolische 
Stamm  war,  der  im  Verkehr  mit  den  Phöniciem  sich  das  semitische 
Alphabet  aneignete.^  Diess  Argument  hält  Bergk  für  so  zwingend, 
dass  er  die  Ansicht,  in  Jonien  in  der  Blütezeit  des  epischen  Gesanges 
oder  wohl  noch  später  sei  die  Ausübung  der  Schreibekunst  zuerst  auf- 
gekommen und  habe  sich  von  dort  aus  zu  den  übrigen  Stämmen  ver- 
breitet, für  immer  beseitigt  zu  haben  erklärt.  (S.  200.) 

Die  Thatsache,  auf  welche  sich  Bergk  beruft,  ist  richtig.  Diet- 
rich hat  in  Kuhns  Zs.  1864  S.  53  ff.  65  ff.  nach  genauer  Untersuchung 
der  älteren  Inschriften  im  Corpus  inscriptionum  gefunden ,  dass  man 
bis  circa  400  y.  Chr.  O  statt  des  später  üblichen  ov  schrieb ,  wo  die 
spätere  Entstehung  dieses  ov-Lautee  durch  Contraction  oder  Ersats- 


86S  T.  Bergk,  Griechische  LiteraturgeMhichte,  ang.  v.  W,  Hartel 

dehnuDg  sich  nachweisen  lässt  (7t)  KOINO  ==  rov  xoivov,  T02 
EKrON02  =  Tovg  inyovovg,  XPY202=juivaovg),  hingegen 
immer  Oy,  wo  das  v  als  ursprüngliches  Lautelement  auftritt  wie  in 
ovj  ovTi,  ovTog;  und  ebenso,  dass  man  den  hysterogenen  Doppellaut 
€1  durch  ^bezeichnete  wie  in.JOKES=doxdg,  EMI:=  eifii,  KAE- 
rENE2  =  KkeiyevrjQ,  hingegen  nur  EI  schrieb,  wo  das  i  sich  als 
ursprünglich  erweist.  Die  Thatsache  ist  richtig,  der  daraus  gezogene 
ScMuss  ist  falsch.  Denn  ohne  Willkühr  kann  man  daraus  kaum  mehr 
entnehmen  als  Dietrich  that.  In  jenen  Worten,  wo  man  EI  und  OY 
schrieb,  wird  man  auch  €  und  i,  o  und  v,  d.  i.  wirkliche  Doppellaute 
gehört  haben,  und  hierin  gehen  auch  die  yerscbiedenen  Dialecte  in 
bezeichnender  Weise  miteinander.  Hingegen  wo  u  durch  «,  ov  durch  o 
ausgedrückt  wurde,  mag  der  «-  und  o-Laut  einen  gewissen  Beiklang 
gehabt  haben,  der  an  et  und  ov  erinnerte,  und  im  Laufe  der  Zeit  u 
und  ov  sich  immer  mehr  anglich,  aber  nicht  ganz  mit  jenen  Diph- 
thongen sich  deckte,  daher  die  verschiedenen  Dialecte  verschiedene  Aus- 
drucksweisen versuchten,  z.  B.  der  aeolische  und  dorische  Dialect  hat 
oft  den  kurzen  Yocal  gewahrt,  die  Jonier  sagen  eifil^  die  Dorier  if^iy 
die  Aeolier  l/u/ue.  Man  würde  sehr  irren  und  sich  den  Einblick  in  die 
griechische  Lautentwickelung  versperren,  wenn  man  in  rj  nichts  weiter 
als  ein  gedehntes  e  sähe.  Also  in  der  geschichtlichen  Entwickelung 
der  griechischen  Sprache  ist  allerdings  jene  Gebrauchsweise  begründet, 
ein  chronologisch  fester  Punkt  ist  aber  daraus  nicht  zu  gewinnen. 

Nicht  besser  steht  es  mit  einem  dritten  von  Bergk  vorgebrach- 
ten Argument:  ^Wie  jene  eigenthümliche  Orthographie  für  das  hohe 
Alter  der  Schrift;  entscheidend  ist,  so  beweist  die  wunderbar  correcte 
und  durchsichtige  Gestalt  der  Sprache ,  dass  die  Schrift  schon  früh- 
zeitig in  bedeutender  Ausdehnung  angewandt  wurde.  Jene  seltene 
Reinheit,  in  der  sich  die  griechische  Sprache  erhalten  hat,  ist  ohne 
fleißsige  Uebung  der  Schrift  kaum  denkbar;  denn  wie  die  Schrift 
die  Grundlage  aller  höheren  Cultur  ist,  so  gewinnt  auch  die 
Sprache  selbst  dadurch  an  Festigkeit  und  ist  im  Stande,  sich  gegen 
schädliche  Einflüsse  zu  schützen. "*  529.  Bergk  hat  es  beliebt  nur  eine 
Beihe  sprachlicher  Erscheinungen  ins  Aug  zu  fassen  und  kam  so  zu 
einem  Resultate ,  welches  dem  Urtheile  J.  Bekkers ,  des  tüchtigsten 
Kenners  homerischer  Sprache,  schnursti-acks  entgegenlauft.  „Diese 
Sprache",  so  heisst  es  in  den  Hom.  Bl.  I  136,  , erwachsen  während 
einer  Yölkerwandening  unter  bestäudigen  Berührungen,  Reibungen, 
Mischungen  verwandter  Stämme  und  geregelt  allein  durch  Gesang  und 
Saitenspiel ,  ist  zwar  zu  Reichthum  und  Wohllaut  in  Fülle  gediehen, 
scheint  aber  die  Formen  alle  erst  anzuversuchen ,  und  kennt  keine 
festen  unabänderlichen  ausschliesslichen,  dei-gleichen  später  die  Ver- 
breitung der  Schrift  einführt,  littera  scripta  manct.^  So  viel  dürften 
diese  unvereinbaren  Anschauungen  klar  machen,  dass  die  Erschei- 
nungen, von  weichen  sie  ausgehen,  vor  der  Hand  zu  einer  Entscheidung 
dieser  Frage  nicht  führen. 


r.  Btrgk,  Gripchieclic  Literalnr(*eschichte,  »ng.  i.   W.  Srtrtel.    853 

WeoD  uiau  mit  Bergk  die  Ueception  der  Sthrifl  l&oge  ¥or  den 
troischen  Krieg  setzt .  wird  man  währeod  der  Blüte  der  homBrischen 
Poesie  allgemeine  Eenntniss  and  üebung  derselben  anzunehmen  ein 
Recht  liabeu ;  denn  es  spricht  gegen  alle  Erfahi-ung ,  die  wir  an  der 
griechischen  Entwickelung  gemacht  hahen,  iaaa  eine  Ertindnitg  tou 
so  einleuchtender  Bedeutung  und  Nützlichkeit  Jalirbunderte  lang  un- 
beuOtzt  liegen  blieb.  Dafür  sind  aber  aus  den  Gedichten  selbst  keine 
KengniBBe  beizubringen,  weil,  wie  Bergk  S.  204  bemerkt,  .die  Suhil- 
deruQg  der  alten  Heroenzeit  eben  keinen  Aolass  gab ,  der  Schrift  zu 
gedenken",  ond  S.  205  in  der  Änm.  46,  „weil  die  Kunde  des  Lesens 
und  Schreibens  dem  Dichter  mit  dem  idealen  Bilde  einfacher  mensch- 
licher Kostende  nicht  vereinbar  schien."  Aber  da^s  sich  wirklich  An- 
Ibbe  bot,  darauf  haben  Aristarcb  nnd  nach  ihm  Wnlf  aufmerksam  ge- 
macht nnd  Bergk  ist  es  nicht  gelongeu,  den  beiden  Sl«llen  Z  138  und 
H  172  ff.,  an  welchen  solche  Kunde  sich  hätte  verrathen  müssen,  tou 
ihrer  BeweiBkraft  etwas  zu  nehmen.  Und  warum  hätte  di«  Schreib- 
knnst  in  jenes  ideale  BÜd ,  das  für  so  viele  der  Zeit  des  Dichters  an- 
gehörende Verhältnisse  nach  Bergk'a  Meinung  Baom  bot,  nicht  passen 
mügen .  wenn  sie  bereits  in  jener  alten  Zeit  gekannt  und  geübt  war. 
Bergk  beruft  sich  auf  die  Aeneis .  aus  der  man  mit  gleichem  Rechte 
folgern  könne,  dass  die  Römer  in  der  Zeit  des  Augustus  die  Kunst  des 
Schreibens  nicht  kannten,  ni'il  Vet^t  diese  Fertigkeit  mit  keinem 
Worte  erwähnt,  und  von  seinem  Standpuncte  aus  mit  vollem  Recht. 
Denn  ihm  ist  Homer  ein  Eunstdichter  wie  Vergil;  beide  entwerfen  auf 
QruDd  antiquarischer  Untei-suchnugen  das  Bild  der  Ueroeuzoit,  nur 
mit  dem  Futerschiede ,  dass  die  grössere  Kunst  oder  KOnetelei  für 
Homer  in  Anspruch  genommen  wird ,  indem  jener  selbst  etwas  jener 
allen  Zeit  nicht  unbekanntes  vei-wirft,  bloss  weilesihm  mit  dem  idealen 
Bilde  einfacher  menschlicher  Zustände  nicht  vereinbar  schien.  Dem- 
nach darf  auch  gegen  Bergk  die  Erfahrung  nicht  angerufen  werden, 
dass  mit  dem  Beginn  schriftlicher  Aufzeichnung  Qberaü  die  Pflege 
der  volksthumlichen  Dichtung  aufhört.  Die  Töne  dieser  waren  nach 
seiner  Meinung  längst  verklungen,  als  die  grossen  Epen  jene  Form 
empfingen,  in  der  sie  uns  im  wesentlichen  noch  erbalten  sind. 

Diese  Form  empfingen  sie  aber  durch  hervorragende  Dichter, 
anter  denen  einer  der  bedeutendsten  Homeros  ist.  der  Verfasser  der 
Bias.  Das  ist  der  Kern  von  Bei^k's  Darstellung  der  homerischen  Frage. 
Homer  gilt  ihm  als  eine  historische  Persönlichkeit,  deren  Vaterland, 
Schicksale ,  Zeit  er  glaubt  aus  der  bunten  Ueberlieferuug  nber  diese 
Ding»  gewinnen  zu  können.  In  dem  dieser  Sache  gewidmeten  Capit«l 
.Homer,  eine  historische  Persönlichkeit"  S.  440  ff.,  vorhält  er  sich 
dnnhaus  ablehnend  gegen  die  Resultate  der  Sengebusch 'sehen  Unter- 
suchungen, welche  mit  kritischem  Verständniss  die  Masse  der  Nach- 
richten sonderten,  ihre  Entstehung  erkläi-t«n,  und  ansderEigenthüm- 
Uchkeit  dieser  iu  ihrer  Art  einzigen  Ueberlieferung  die  Geüchichte 
nicht  üomer's,  aber  wol  der  homerischen  Poesie  in  ihrem  ümriss 
entoabmen ,  wonogleich    auch    Sengebusch   mit   zu    grosser    Cnn- 


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14 


»/■»r  4ir.iflr».  vw4r%  teti^r.  .-la.:.*  j  ^'_ii*i  Aia 

fÄU'.h'.fijr  i^s-nsninT  Z^ar.:  --.r  i^r  Tncl  ■i-K'  Schrift  s*i  geftla 
ici?H/(cf.  fr«f/ir^  w'yhl  nfACi  ^.j^h  £:>:•:  i*r  klASScken  PMode 
rniM(  korz  vor  Ol.  111  trrfÄi^..'^  win  »S.  443,.  Es  ist  tob  Wich 
i\iin%  iUtrffk  yi*:\\A%  ^\>Ahu  «üf'^LtIica«zi Zw«k  dieser  Schrift  an« 
rfjfiHM,  i\\t'.  AuHiirtith^.,  ^Afs  kilz^Ita  Städte  aaf Homer michten, 
tr,Uürhtiu  nw\  'Im  fur-chMtrn^rn  reb^rliefernngen  za  combinii 
dfirn  'yAnr  üUm  g<;wifiK«Ber«^.htitning  zu^eätandea  wird  (S.442 
iifif  «liiifuiri  ijn<i  ahn  lieh  f;n  CombinatjonsTersachen  beruhen  die 
iiinritAtionftri  Itorgk'R,  wi^lche  Smrrna  als  allein  berechtigte  Ya: 
MoiiHir'H,  flomer  hIh  Aeolier  hinstellen.  .Dass  Smyma  seil 
iillii/fiit  rOhmt«!,  die  eigentliche  Vaterstadt  Homers  zusein,  wil 
lirli  nicht  vi«!  tifidftuten ;  allein  desto  entscheidender  ist  die  Thi 
ilaNN  iing()a<*Jit<)t  der  Kivalität  der  verschiedenen  Orte  doch 
KiiiiK  iillK<«niNn  direct  oder  indirect  als  die  echte  Heimath  des  ] 
iinorkiinnt.  wird;  weder  Athen  noch  Jos,  weder  Eolophon  noch 
wuRon  ON,  diu«  Kiu'.ht  dieser  Stadt  streitig  zu  machen,  sondern 
luir  iiiioli  hW\\  (dnon  gowisson  Antheil  zuzaeignen**  (8.  454). 
dio  volkHntilMHigo  in  den  auf  Homer  Anspruch  machenden 
loUrndt'  ro)>orlioft>rung  sich  hoscheiden  dem  allein  berechtigte] 
WA  untorginirdnot,  davon  wissen  wir  nichts  oder  wissen  das  Geg 
Pio  Hio^raiduMi.  woloho  don  ursiirünglichen  Sinn  dieser  wv 
iH^ndoii  KrrAhlun^on  auszugleichen  um  so  mehr  sich  gedrängt 
mivhton.  woil  dooh  oin  Oichter  nicht  zugleich  einem  halben  ] 
Sudto  an»;^'h\\n'i)  kann,  orsannen  die  Ausflucht,  dass  Home 
s^mc  Muttor  mit  dor  odor  jonor  Stadt,  durch  seine  Reisen  mit< 
h'uou  Orton  \i\  WrlMudunir  stoho.  Diese  Combinationen  dür 
<\*w^4r\ilivir  MoilH'n.  nicht  so  das  dazu  verwandte  Material  toU 
*A-hor  l>:idituM^  dossion  IVutunir  freilich  noch  nicht  bis  zur  Bi 
/.,\<  *o?5tcs»»  i'^oifols  cxHliohon  ist. 

«^*  ¥ov/c\'r  dto  nn:^  orhaltoneu  Nachrichten  einen  Anl 
;  V-.  ocr  l  ^v*'--<  i^^  ov^schcr  Dichtung  zu  geben  iwiuCgei 
•wy>*  'ivS.'^-  r^jiv  Vx^^h:  :::  s<»:r.  .r.:<  der.  Oedichten  selbst,  an 
s:.v>,'  .■y*/.  '-  vr-  o.cr  lH-h*r..:V.:rj:  :it^M>>  Stoffen  fnr  ErginzoBg 
>>-iv.'Y  7  v^  *v>^r  Ar>.A!::iv.i:v:^-  su  c^fwrünen.    Die  Entelehn 

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1 


^^^^pP-  B^h  Giiecltiäch«  LiloTatargeiichicht«,  aog.  v.  W.  Harttl.   856         ^^^H 

'      nach  Borgk  ein  UDZweifelb&ft  historiscbea  Ereignüs.  Gleich  nach  der  : 

Bäckkehr  der  achäiscb - äolischen  Krieger,  die  Troja  zerBtört,  bildeten  i 

üichdle  Sagen  und  nahmen  sofort  auch  dichterische  Qestalt  an,  bc- 
sonderg  in  ThessalieD,  dem  Vatorlande  des  hervorragendsten  Helden, 
des  Achillee.  Von  da  uehmeu  die  in  grossen  Massen  auswandernden 
Aeolier  ihre  Sagen  und  Lieder  mit  in  die  neue  HeimatL,  wo  im  Ange- 
sichte des  Schauplatzes  der  aiten  Heldenthaten  diese  Erinnerungen' 
besonders  gepflegt  wurden  und  mit  jonischen  Ueberliefernngon  zusam- 
menwuchsen. Hier  gewann  unter  den  Häuden  der  bichter  die  Sage 
Tön  Trojas  Fall ,  sowie  von  der  Heimkehr  der  Holden  eine  immer 
festere  Gestalt  (S.  459). 

Auf  Gnind  solcher  Auffassung  gibt  nun  Bergk  der  weiteren  Ge- 
schichte des  griechischen  Nationalepos  eine  Wendung,  welche  selbat 
jene  bedenklich  linden  werden,  welche  nicht  mit  mir  die  hergebrachte 
Meinung  von  der  Bildung  der  griechischen  Sageustoffe  durch  Müllen- 
hotTs  Unte  reu  Übungen  für  beseitigt  ansehen.  Nachdem  nämlich  diese 
alten  in  äolischer  Mundart  abgefassteu  epischen  Lieder  manche  Stadien 
'  der  Entwickelang  zurückgelegt,  geraume  Zeit  nach  der  mit  dem  J.  1043 
I  beginnenden  Gründung  der  jonischen  Colonien,  ganz  nahe  vor  dem  An- 
'  bruch  der  historischen  Zeit,  tritt  ein  Dichter,  der  seiner  Geburt  nach 
den  Aeoliem  angehört,  unter  Joniem  in  Chios  auf,  wo  gerade  Hector, 
ein  Urenkel  des  Qründors  Am|)hiclus,  seinen  Stamm  zu  Macht  und 
Herrschaft  gebracht  hatte,  Homeros  aus  Srayma,  der  jene  Heldenlieder 
\  zQ  einem  grossurtigen,  kunstreichen  Epos  umschafFt  und  mit  derselben 
bewns8t«n  Kunst,  mit  welcher  er  diese  alten  StofTe  bearbeitete,  eine 
eigene  Sprache  sieb  bildet^der  epische  Gesang  nimmt  jetzt  den  joni- 
schen  Dialect  an,  aber  so,  dass  noch  deutliche  Spuren  der  älteren 
Weise  sich  erhalten;  daher  Aeolismenvorzfiglich'inalthei^ebracbtsn. 
formelhaften  Wendungen,  die  Homer  Überkommen  hat.  (S.  462  ff. 
467  ff.)  Indem  Homeros  die  Dias  dichtete  —  die  Odyssee  röhrt  von 
tämm  anderen  Dichter  her  —  schnf  er  etwas  wesentlich  Neues,  noch 
nie  Dagewesenes:  ermusste  die  knappe  einfache  Weise  der  früheren 
Heldenlieder  aufgeben  und  einen  anderen,  volleren  Ton  anstimmen. 
Demnach  konnten  jene  Lieder  schon  um  ihres  Stiles  willen  nicht  ein- 
fach in  der  neuen  Schöpfung  Aufnahme  finden.  Es  kam  ein  neuer 
Stil  anf,  in  welchem  die  jüngeren  Lieder  von  den  Fahrten  des  Odys- 
seos,  welche  sich  beim  Volke  und  bei  den  Sängern  einer  gewissen  Be- 
liebtheit er&euten,  bereits  gesungen  wnrden.  Desshalb  konnte  der 
Dichter,  «elcher  den  Plan  zu  einem  grösseren,  einheitlichen  Epos  ent- 
warf, solche  Lieder  in  ausgedehntem  Masse  benutzen  (S.  &2.S}.  Diese 
Dichter  waren  die  Ersten,  welche  von  der  Sohreibekunst  ausgedehnten 
Oebraach  machten. 

„Homer  hat  gerade  so  gedichtet,  wie  jeder  Andero  auch.  Man 
geht  von  dem  Gegensatze  zwischen  Volks-  und  Kunstdichtuug  aus, 
dieser  Gegensatz  hat  anderwärts  Berechtigung,  auf  die  griechische 
Literatur  ist  er  eigentlich  nicht  anwendbar.  Das  ist  eben  das  Eigen- 
'iche,  dass  hier  Kunst  und  Natur  sich  das  Gleichgewicht  halten; 


SM  T.  Bergk,  Griechiiebe  LiterAtnrgesehicbte,  ang.  t.  W.  HaHd. 

diese  Dichter  sind  naiv  und  ganz  anmittelbar,  gleichwol  stehen  sie 
auf  dem  Gipfel  der  Ennsf"  (S.  527). 

Es  wäre  wohl  verlorene  Mühe,  die  windigen  Hypothesen,  welche 
aof  so  classische  Zeugen  wie  der  pseadoherodotische  Boman  und  die 
Jahrbücher  des  Feuilletonisten  Jon  von  Chios  sind,  sich  berufen,  und 
die  noch  windigeren,  die  auf  diese  gebaut  sind,  wie  z.  B.  die,  dass 
"Homeros  in  dem  mit  sichtlicher  Liebe  behandelten  Hector  der  Ilias 
seinem  Könige  Hector  von  Chios  ein  Denkmal  gesetzt  (S.  468) ,  zu 
widerlegen ;  denn  das  ist  eben  Glanbenssache.  Es  bleiben  aber  eine 
Reihe  von  Gedanken  in  der  mitgetheilten  Ansicht  Bergk's  vom  Ent- 
wickeluDgsgange  der  griechischen  Epik  übrig,  die  eine  von  diesen 
Zeugen  unabhängige  Geltung  beanspruchen,  nämlich  die  Behauptungen, 
dass  die  troische  Sage  im  Mutterlande  Hellas  und  nicht  an  der  klein- 
asiatischen Küste  im  Angesichte  der  Trümmer  Ilion*s  entstanden,  dass 
die  Ausbildung  des  epischen  Gesanges  sich  auf  zwei  Stämme  ver- 
theile  und  im  Laufe  dieser  Entwickelung  ein  völliger  Wechsel  der 
Form  in  Stil  und  Sprache  sich  vollzogen,  dass  es  einen  Unterschied 
zwischen  Volks-  und  Ennstdichtung  nicht  gebe,  welche  die  eingehend- 
ste Discussion  verdienten ,  wenn  dieselbe  nur  nicht  einen  mindestens 
eben  so  gprossen  Baum,  als  Bergk  ihrer  Yertheidigung  widmete,  ver- 
langte. Wir  beschränken  uns  auf  einige  Bemerkungen.  Diese  Thesen 
widersprechen  allen  Erfahrungen,  welche  man  auf  dem  Gebiete  der 
griechischen  Literatur  und  anderer  Literaturen  noch  gemacht  hat. 
Man  kann  bemerken ,  dass  jede  literarische  Gattung,  nicht  blos  die 
poetischen,  jene  sprachliche  Form  festhält,  die  sie  zugleich  mit  ihrer 
Entstehung  empfangen  und  die  ja  auch  in^er  Regel  aufs  beste  mit 
ihrem  Wesen  harmoniert,  und  dass  diese  Form  so  innig  mit  der  Gattung 
verwächst,  dass  sie  diese,  wenn  auf  fremden  Boden  zu  anderen  Stäm- 
men verpflanzt,  nicht  abzulegen  vermag.  Und  die  epische  Dichtung 
sollte  erst  im  äolischem  Dialect  erwachsen  und  dann  in*s  Jonische 
übertragen  worden  sein?  Sie  sollte  ihre  schönsten  Blüten  —  das  sind 
doch  wol  die  Lieder  —  auf  äolischem  Boden  entfaltet  haben,  und 
von  dieser  Blütenfülle  sollte  uns  nichts  als  nur  spärliche  Remini- 
scenzen  in  verstreuten  Anklängen  an  den  Aeolismns  erhalten  sein? 
Der  überall  vorhandene  Unterschied  zwischen  Volks-  und  Kunstepos 
sollte  nur  hier  nicht  gelten,  obgleich  so  deutlich  die  Ilias  und  Odyssee 
einerseits,  die  kyklischen  Epen  anderseits  und  innerhalb  der  Ilias 
und  Odyssee  ganze  Partien  jene  Merkmale  an  sich  tragen,  welche, 
wenn  nicht  das  Gefühl ,  so  der  an  der  vergleichenden  Betrachtung 
dieser  Literaturgattung  geübte  Blick  als  charakteristisch  für  die  volks- 
tbümliche  und  die  Kunstepik  auffassen  muss? 

Wenn  nun  die  Ilias  und  Odyssee  einheitliche  Dichtungen  be- 
wnsst  schaffender,  durch  eine  lange  Uebung  der  Kunst  gewandter  und 
von  der  Schreibekunst  unterstützter  Dichter  sind,  wie  soll  ihr  gegen- 
wärtiger Zustand ,  die  Widersprüche  und  Unebenheiten,  die  Wieder- 
holungen und  Lücken,  die  Unterschiede  im  poetischen  Werth  einzel- 
ner Theile,  sich  erklftren?   Bergk  unterscheidet  sich  in  Ffllmuig 


T,  Ber^,  (}rir-chi»rlio  LiteraturßuacliicliL*,  ang.  r.    W.   HarM.    357 

die»«'  Cnterfiucbung  vortbHIhaft  von  äelehrten  win  Muulein,  Fäsi, 
Ämeis  n.  a.,  welclie  nbor  iinerBch^i) fliehe  Mittel  und  Mittelcheo  ver- 
fügen ,  am,  was  immer  gegen  die  cinhetttiche  Conception  sprechen 
kiSniite,  hinwegzndeutea.  Er  wendet  Dur  einige  wenige  dieser  Kunst- 
Htfickchen  an.  Den  Tliathestand  stellt  er  in  den  umfangreichen  Ab- 
schnitten, welche  mit  der  Aji^lyse  dur  Ilias  und  Odyssee  sieb  beschäf- 
tigen (S,  552  -  726),  mit  grosser  Genauigkeit  und  Klarheit  fest.  Auf 
diesem  Boden  tässt  ihn  sein  durchdringender  Verstand  wu!  selten 
straucheln.  Die  Erklärung  »her,  wie  die  aus  dei'  Hand  eines  Dichters 
hervorgegangenen  Epen  in  den  uns  vorliegenden  tief  zerrütteten  Zu- 
stand kamen .  kann  unmöglich  befriedigen.  Jene,  welche  mit  Bergk  an 
einsn  Homer  glauben,  sehen  den  Grund  der  Zerrüttung  in  der  jahr- 
hundertelangen Oeber lieferung  durch  mündlichen  Tortrag  und  die 
dadurch  bedingte  ZerstQckelnng  des  Ganzen  in  einzelne .  ihi-em  Um- 
fange na<'h  den  verschiedenen  Gelegenheiten  des  Vortrags  angeposste 
Partien.    Bei^k  sucht  ihn  in  der  schriftlichen    Aufseichnung. 

,Q«rade  bei   mündlicher  Tradition  war  die  treue  Eihaitong  im  Ein- 

heaser  gesichert,  ein  Gesang  der  blos  von  Mund  zu  Mnnd 

,  wurde  weit  eher,  wie  man  ihn  empfangen  hatte,  Qberliefert, 

ne  Unigestaltung  erfuhr,  war  es  eine  durchgreifende; 

(siegen  fahrte  die  schriftliche  Anfzeichnung  manchen  Nachtheil  mit 
sich.  Jeder  Bhapaode,  der  einen  Gesang  für  sich  abschrieb,  konnte 
mit  Leichtigkeit  ganz  nach  Belieben  den  Text  umtormen ;  zumal  grOs- 
eere  Gedichte  forderten  zu  theilweiser  Abändernng,  üu  willkürlichen 
Zufätsen  nnd  neuen  Verbesserungen  auf-  (S.531).  Dass  trotz  schrift- 
licher Aufzeichnung  Ueberarbeitungen  vorkommen,  lässt  sich  nicht 
blos  durch  solche  allgemeine  Erwäguugcn  plausibel  machen ,  sondern 
ist  eine  ganz  gewOhuücbe  Thatsache  der  griechischen  Literaturge- 
schichte :  Arktinos  behandelte  in  seiner  'IXiov  ntQOic  zum  Theil  den- 
selben StoJf.  der  den  letzten  Pallien  von  Lesches'  'ihäg,  fiix^  zu 
Qrunde  liegt,  desPei-vinous  Epos  soll  in  Pisamlers  Heracleia, des  Xan- 
thus  Gedicht  in  Stesichoros'  Oresteia  aufgegangen  sein,  um  hier  die 
Ueberarbeitungen  auf  dramatischem  Gebiete  ganz  zu  übei-gehen.  Bergk 
muas  es  unbenommen  sein  im  Hinblick  auf  solche  Analogie  zn  be- 
banpteu,  iaas  auch  die  scliriftlicli  aufgezeichneten  homeinschon  Dich- 
tungen ein  gleiches  Schicksal  treffen  iionnte;  dass  aber  „die  /ahl- 
reichea  Widerspräche,  der  Hangel  an  Zusammenhang  und  Symmetrie,  die 
Verschiedeiilieit  de»  Tones,  die  wir  wahrnehmen,  die  mit  der  Vorstellung 
«ine.s  «in ho it liehen  Uurkes  nicht  vereinbar  erscheinen,  eben  auf  die 
Tbatigkeit  dieser  Nachdichter  zurückzuführen  sind"  (S.  538),  ist  bei 
Hcbriftlicher  Abfassung  nicht  so  leicht  begreiflich,  wenn  man  nicht 
TOT»UMii)lien  will,  dass  die  widerspruchslose  und  wohl  zusummenh&n- 
Ifeude  iirsprÖJiglieho  Fassung,  i^elche  duch  durch  die  Schrift  in  zahl- 
reichen Gxcmplaien  würde  verbreitet  worden  sein ,  bald  spurlos  ver- 
Hhwunden  seL  Di>^  Kritik  hatbis  jetzt  eine  nicht  unbetr&ditlicheHeihe 
von  Erscheinungen  11- ausgelegt,  welche  die  deutlichsten  Spuren  nacb- 
dichliand«r  Thtitigkeit  an  sieb  trafen.   Hiebet  ist  aber  vielfach  unver- 


} 


A-i 


358  2\  B9r^  Griechische  Literatorgeschichte,  ang.  v.  W.  Hwrtd. 

kennbar  —  ich  verweise  nur  beispielshalber  auf  die  Rede  der  Athene 
im  1.  Bache  der  Odyssee  — ,  dass  den  Nachdichtem  die  Situationen  in 
anderen  Theilen  der  Gedichte,  von  denen  sie  ausgehen,  nur  in  allge- 
meinen Umrissen  vorschweben  und  dadurch  unlösliche  Widersprüche 
entstehen,  die  nie  entstanden  wären ,  wenn  solche  üeberarbeitnng  an 
einem  geschriebenen  Exemplare  sich  vollzogen  h&tte. 

An  Wahrscheinlichkeit  gewinnt  auch  eine  andere  Annahme 
Bergk's  nicht,  wenn  wir  die  Existenz  geschriebener  Exemplare  voraus- 
setzen, dass  n&mlich  zahlreiche  Lücken  im  ursprünglichen  Texte  ent- 
standen, welche  dann  von  den  Nachdichtem  nach  Gutdünken  und  Ver- 
mögen mit  Füllstücken  verdeckt  wurden ,  eine  freilich  sehr  bequeme 
Hypothese,  um  Schwierigkeiten  zu  entfemen ,  in.  sich  aber  viel  ge- 
waltthätiger  als  alle  Uebertreibungen  Lachmann^scher  Jünger. 

üebrigens  ist  es  nicht  Bergk's  Meinung,  alle  EigentUnlick- 
keiten  des  Inhalts  aus  solcher  Umdichtung  herzuleiten.  Be  bleiben 
eine  erhebliche  Anzahl  von  Widersprüchen  übrig,  die  auf  andere  Ur- 
sachen zurückzufahren  sind.  Bergk  kann  mit  Becht  vielen  Anh&ngem 
der  Lachmann'schen  Ansicht  den  Vorwurf  machen,  dass  sie  methode- 
los in  jedem  wirklichen  oder  vermeintlichen  Widersprach  sofort  ein 
sicheres  Kriterium  erblicken,  dass  hier  die  Arbeiten  verschiedener 
Dichter  nur  änsserlich  mit  einander  verbunden  sind  (S.  539).  Ver- 
einzelte Widersprüche  in  Nebensachen  sind  gar  wohl  erklärbar  und 
besagen  gegen  den  einheitlichen  Urspmng  einer  Dichtung  nichts.  Frei- 
lich möchte  ich  mich  dafor  nicht  mit  Bergk  auf  Vergil's  Aeneis  be- 
rufen. Die  in  diesem  Epos  vorhandenen  Widersprüche  erklären  sich 
zum  Theil  aus  dem  unfertigen  Zustande  desselben  und  der  langen 
Arbeitszeit  des  Dichters,  zum  Theil  aber  dürfte  Asper  Becht  haben 
mit  seiner  Bemerkung  zu  Aen.  X.  559 :  dum  nimio  sttulio  Virgilius 
ad  Hoftierum  trahitufy  neque  temporis  neque  loci  habet  curam; 
wie  auch  die  bei  Valerius  Flaccus  bemerkten  Discrepanzen  unter  den- 
selben Gesichtspunct  fallen.  Aber  passende  Beispiele  finden  sich  in 
Mure*s  Critical  History  of  the  language  and  Uterature  of 
andent  Grecie  I  512,  bei  Nitzsch  in  den  Beiträgen  S.  77,  wo  auf 
andei-e  Sammlungen  verwiesen  ist ,  bei  Nutzhom  100  ff.  Demnach 
möchte  z.  B.  der  Widersprach,  dass  ^233,  v  399  Odysseus'  Haar 
blond  genannt  wird,  tv  176  aber  dunkel,  an  sich  nicht  viel  zu  be- 
deuten haben ;  aber  er  gewinnt  sofort  an  Bedeutung,  wenn  man  er- 
wägt, was  Kirchhoff(Oomposition  142)  erkannt,  dass  dieVerwandlungs- 
scene  dieses  Buches  demselben  Bemühen  wiq  die  des  13.  Buches  ihren 
Ursprung  verdankt,  widerstrebende  Motive  zu  vereinigen.  Verein- 
zelte Indicien  werden  von  dem  Verdachte  zufölliger  Entstehung  nicht 
loszulösen  sein. 

Behutsame  Ausbeutung  jener  Kriterien,  welche  in  der  Sprache, 
dem  Vers  und  dgl.  liegen,  ist  eine  weitere  berechtigte  Forderung 
Bergk^s;  denn  bei  einer  Poesie  von  so  wandelbarer  Ueberlieferang,  mit 
80  merkwürdigen,  zum  Theil  dunklen  Schicksalen  muss  nothwendig 
das  Flüchtigste  und  Wandelbarste,  Vera  und  Sprache,  den  gröaaten 


T.  Bergk.  liriKulnselic  Literat  iiri-eschiclite.  anff.  t.   W.  Iliirlel.  359 

Schaden  erlitten  huben,  der  tiefsten  Veränderung  auageaetzt  gewesen 
sein.  Aber  wer  die  Untereuchung  nach  dieser  Seite  hin  für  gänzlich 
unergiebig  und  unzuverläsitig  hielte,  wrirde  sich  nberfius  werthvoUer 
Indicien  berauben,  die  uns  den  sichersten  Änhaltspimct  für  dieBestim- 
muiig  des  relativen  Alters  einzelner  Fni-tien  versprechen.  Die  Zuver- 
lässigkeit derartiger  Indicien  ergiebt  sich,  wenn  man  sie  an  Stücken 
erprobt,  deren  Selbstständigkeit  aus  anderen  Gründen  bereits  feststeht, 
wie  z.  B.  an  der  Doloneia.  Der  Dichter  dieses  Baches  perborrescirte  die 
Pos itions Vernachlässigung  der  Muta  und  Liquida  durchweg.  Muta  und 
Liquida  längten  ihm  vorausgehende  Kürze  selbst  an  solchen  Stellen  des 
Verses,  wo  solche  Läugung  durchans  gemieden  wurde,  nämlich  in  der 
3.  und  b.  Thesis  K  LI,  womit  nur  A  554  zu  vergleichen  ist,  und  E252, 
wie  ich  in  meinen  Hom.  Studien  I S.  82, 88  der  2.  Aud.  nachgewiesen. 
Anderes  der  Art  bietet  die  Tabelle  am  Schluss  der  Studien. 

Neben  den  Nachdichtern  sind  es  nach  Bergk's  Ansicht  die 
Bedactoren,  welche  an  der  vorliegenden  Gestalt  der  hoiu.  (iedichte 
sichtbare  Spuren  hinterlassen  haben.  Nachdem  zur  Zeit  der  Blüte 
der  epischen  Poesie  zahlreiche  Dichter  sich  an  llias  undUdyssee  ver- 
sucht, Partien  omgehildet,  Motive  der  alten  Dichtung  mit  einer  ge- 
wissen Virtuosität  wiederholt  und  gesteigert,  Bpisodien  hinzngethan, 
und  90  mit  Üppigem  Schlinggewächs  den  ehrwürdigen  Bau  Überzügen 
hatten,  waren  die  auf  jene  Nachdichter  folgenden  Redactoien  be- 
müht, .nicht  sowohl  das  ursprüngliche  Gedicht  in  seiner  Reinheit  her- 
Eustellen,  sondern  mehr  besorgt,  nichts  untergehen  zu  lassen,  und  die 
Nachdichtungen ,  so  gut  es  gehen  wollte,  einzuscbalt«n.  Allein  die 
Thäügkeit  dieser  Kedactoren  gieng  weiter,  sie  fügten  auch  Eigenes  liiu- 
EU.  oder  überarbeiteten  mit  mehr  oder  minder  Willkür  die  ältere 
Poesie,  suchten  Widersprüche  und  Unebenheiten  anszu gleichen,  wirk- 
liche oder  vermeintliche  Lücken  der  Darstellung  auszufüllen.  Doch  ward 
diese  Verschmelzung  verschiedenartiger  Elemente  nur  sehr  oberÜäch- 
lieh  Tullzogen,  so  dass  zahh-eiche  Discrepanzen  and  Spuren  des  man- 
gelnden Zusammenhanges  zurückblieben"  (S.  544).  Solche  Kedactoren 
meint  die  Notiz  bei  Suidas  (Homer):  avveii&n  xai  awena^^i]  vno 
nokXüy  xal  ftäXtata  ino  nstatatQÖTOv.  lu  diese  Kategorie  gehöi-t 
Cynaethos  aus  Chios.  Uit  den  Kyklikern  und  dem  Aufkommen  neue- 
rer Gattungen  der  Poesie  verlieren  die  homerischen  Gedichte  immer 
mehr  in  der  Volksgunst.  Die  Sitte,  sie  vollständig  imd  in  geordneter 
Folg«  vorzutragen,  kummt  ab;  die  Khapsoden  begnügten  sich  ein- 
xelne  Stücke  herauszuheben,  welche  ihrer  individuellen  Neigung  oder 
dem  Oeschmacke  des  Publicums  besonders  zusagteu  und  indem  diese 
eklektische  Weise  des  Vortrags  zur  Kegel  wurde,  litt  darunter  die  Er- 
haltung der  Qedicbte  weseutlich.  Der  Zusammenhang  der  einzelneu 
Theile  lockerte  sich,  .manche Partien  gerietheu  fast  in  Vergessenheit, 
xoäeleo  in  Folge  der  Sorglosigkeit,  die  bei  der  schriftlichen  Üeber- 
lieferuug  ebim  so  gut  wie  hei  mündlicher  einreissen  konnte,  ganze 
AbGcbnitte  ans,  und  es  entstanden  Lücken,  welche  die  Rhapsoden 
sp&ter,  um  die  gestörte  Ordnung  heraustelleu,  nothdUrftig  ergönztAii,'' 


MO  T.  Bergk,  Griecliische  Literat argeschicbte.  zng.  r,  W  HartH. 

wie  z.  B.  die  Gdttenrersaminliiiig  im  Eingänge  des  fünften  Boches  der 
Odjssee  oder  den  Erie^srath  im  zweiten  Buche  der  Uias,  die  beide  das 
▼oUständigste  dichterische  Unvermögen  verrathen.  ^  Diese  Ergänzun- 
gen gehören  sichtlich  einer  Zeit  an ,  wo  die  Kunst  des  epischen  Stils 
schon  fast  erloschen,  wo  in  den  Rhapsoden,  die  ihren  Beruf  hand- 
werksmassig  übten ,  kaum  noch  ein  Funke  poetischen  Geistes  war. 
Solche  Stellen  zeigen  am  besten ,  wie  schonend  Onomacritos  und  seine 
Freunde  mit  der  Ueberlieferong  umgiengen,  indem  sie  so  geringhal- 
tiges Machwerk  duldeten''  S.  547.  Diese  Bedaction  des  Peisistratos, 
welche  vor  allem  darauf  bedacht  war,  den  überlieferten  Bestand  zo 
bewahren  und  den  Zusammenhang  ab  und  zu  durch  Einfügung  ein- 
zelner Verse  zu  verbessern  und  Anstösse  durch  Emendationen  zu 
beseitigen,  bUdet  den  Schlussstein. 

Man  wird  aus  dieser  Darstellung  entnommen  haben ,  dass  die 
von  Bergk  versuchte  Erklärung  der  in  der  Ilias  und  Odjssee  uns 
entgegentretenden  Eigenthümlichkeiteu  des  Inhaltes  eine  überaus 
complicirte  ist.  Nachdichter,  Bedactoren,  Rhapsoden  und  letzte 
Ordner  bezeichnen  die  4  Abschnitte  in  der  Textgeschichte,  inner- 
halb welcher  Veränderungen  stattfinden,  deren  Zugehörigkeit  in 
den  einen  oder  anderen  Abschnitt  durch  nichts  anderes  als  den 
poetischen  Werth  dieser  Veränderungen  bestimmt  werden  soll.  Es 
ist  ein  Weg  der  Irrung  und  Verwirrung,  auf  welchen  Bergk  die 
Forschung  drängen  will.  Es  kann  aber  auch  diese  Erklärang  nur 
durchgefQhrt  werden  bei  Anwendung  einer  bedenkenlosen  Kühnheit, 
welche  die  conservative  Hand  eines  Lachmann  und  Kirchhoff  uns 
erst  schätzen  lehrt  und  welche  die  Verlegenheiten  übel  deckt,  in 
welche  diese  Kritik  geräth. 

Zum  Beweise  dieser  Behauptung  gebe  ich  einige  Pn»ben  ans 
Bergk's  Analyse  der  Odyssee.  Dieselbe  wendet  sich  vorerst  (S.  655) 
gegen  KirchhofTs  Versuch ,  die  Odyssee  in  einige  grössere  Epen  za 
zerlegen,  ein  Versuch,  der  wie  Bergk  meint,  darin  seinen  Grund  habe, 
dass  die  Auflösung  in  kleinere  Lieder  hier  nicht  glücken  wollte.  Bergk 
meint  es  nicht  berücksichtigen  zu  sollen,  dass  die  Mehrzahl  der  der 
Odyssee  gewidmeten  Untersuchungen  und  darunter  mehrere  jüngeren 
Datums,  wie  die  von  Anton  (Rhein.  Mus.  18,  91  ff.),  Hennings  (^J.  J. 
S.Suppl.  133  ff.),  La  Roche  (Zs.  f.  öster.  G.  14, 186  ff.),  Köchly  u.  a., 
sich  gerade  dieses  Ziel  gesetzt;  dass  sie  es  nicht  erreicht,  ist  freilich 
offenbar.  Durch  Kirchhoff's  Verfahren  werde,  meint  B.,  der  Organis- 
mus zerrissen :  „denn  nicht  so  sehr  das  Verhältniss  der  gprösseren  Ab- 
schnitte zueinander  verursacht  Schwierigkeiten,  sondern  gegründete 
Bedenken  erheben  sich  hauptsächlich  innerhalb  dieser  Abschnitte.^ 
Auch  das  mag  richtig  sein  im  Hinblicke  auf  das  gewöhnliche  Ver- 
fiEÜiren  vieler  Einzeluntersuchungen,  die  es  sich  zur  Aufgabe  stellea, 
innerhalb  einer  beschränkten  Partie  das  Auffällige  in  ihrer  Besiehnag 
zur  Umgebung  aufzusuchen  und  auf  Grund  dessen  ihre  ehemalig« 
Selbständigkeit  zn  behaupten.  Kirchhoff  durfte  ein  solcher  Vor- 
wurf nicht  treffen.  Auch  ich  habe  in  zwei  Abhandlungen  dieser  Zeit- 


^  T.  Bergk,  Griechische  Literaturgeschichte,  ang.  v.  W,  Haftel.   861 

Schrift  (15,  472  ff.;  16,  317  ff.)  zu  zeigen  gesucht,  dass  die  Mängel 
der  Erzählung  zumeist  da  hervortreten ,  wo  grössere  Abschnitte  an 
einander  stossen  und  innerhalb  dieser  Abschnitte  Mängel  solcher  Art 
die  per  accidens  nach  Vereinigung  ursprünglich  selbständiger  Par- 
tien sich  ergeben  mussten.  Zwei  Beispiele  mögen  die  sich  entgegen- 
stehenden Betrachtungsweisen  klar  stellen. 

Betrachten  wir  die  von  Telemachos'  Reise  erzählenden  Bücher 
a — d  612,  0  75  ff.  für  sich,  losgelöst  aus  ihrer  Verbindung  mit  den 
übrigen  Theilen  der  Odyssee,  so  finden  wir  guten  Zusnmmenhang  und 
die  Zeitangaben  bieten  nicht  den  mindesten  Anstoss ;  Telemachos'  Ab- 
wesenheit von  Ithaka  sollte  sich  nur  auf  eine  kurze  Zeit  erstrecken 
/J  373;  in  11  bis  12  Tagen,  also,  wie  immer  man  den  Sinn  derWorte, 
ob  wörtlich  oder  bildlich  fasse^  in  kurzem  hofft  er  zurück  znsein, 
so  dass  er  glaubte,  die  Mutter  in  Unwissenheit  über  seine  Entfernung 
halten  zu  können.  Nestor^s  Mahnung  treibt  zu  eiliger  Bückkehr  an 
/  313  ff.;  d  587  ff.  weist  er,  dieser  Mahnung  eingedenk,  Menelaos* 
freundliche  Einladung,  bis  zum  11.  oder  12.  Tage  in  seinem  Hause  zu 
weilen,  zurück  mit  wohlgewürdigter  Entschuldigung  594  ff.  Als  er 
(Buch  6)  zu  seinen  Schiffsgenossen  zurückkehrt,  erfolgt  sofort  die 
Bückfahrt.  Die  ß  373  ff.  in  Aussicht  genommene  Zeit  wird  kaum 
▼erbraucht.  In  der  Erzählung  der  Bückkehr  missfällt  nur  das  eine, 
dass  er,  ohne  bei  Nestor  zu  rasten,  wie  er  nach  o  155  ff.  gedacht,  mit 
lächerlich  motivirter  Eile  o  194  bis  221  (vgl.  diese  Zs.  15, 479)  sofort 
zu  dem  Schiffe  eilt. 

Betrachten  wir  dieselbe  Erzählung  in  der  uns  vorliegenden 
Verbindung  mit  der  Odyssee,  so  verkehiii  sich  Alles:  das  Angemessene 
wird  unangemessen,  das  Unangemessene  begreiflich.  Dazu  bleibt 
Telemachos  im  Widerspruch  mit  seinem  Vorsatz  und  Nestor 's  Mahnung, 
ohne  dass  der  Dichter  diess  dem  Hörer  erklärt,  was  nach  der  Ankün- 
digung des  Gegentheils  einer  Erklärung  bedarf,  und  ohne  dass  Tele- 
machos ein  Wort  der  Entschuldigung  an  seine  ungeduldig  harrenden 
Schiffsgenossen  richtet,  30  Tage  in  Sparta,  und  begibt  sich  plötzlich 
mit  begreiflicher  Eile  von  Sparta  zum  Schiffe;  denn  eine  Nacht  bei 
Nestor  hätte  des  Odysseus  nutzlosen  Aufenthalt  bei  Eumaeos  noch 
um  einen  weiteren  Tag  verlängert.  Welche  Annahme  ist  nun,  abge- 
sehen von  allen  anderen  unterstützenden  Momenten,  welche  der  citirte 
Aufsatz  geltend  macht  und  auf  den  zu  verweisen  genüge,  einfacher  als 
die,  dass  diese  Unzukömmlichkeiten  und  Unbegreiflichkeiten  dadurch 
per  accidens  zum  Vorschein  kamen ,  dass  man  diese  Telemachosreise 
in  einen  Znsammenhang  mit  der  Erzählung  von  Odysseus'  Bückkehr 
brachte,  für  welchen  sie  ursprunglich  nicht  berechnet  war. 

Dagegen  findet  sich  Borgk  mit  den  von  ihm  anerkannten  Schwie- 
rigkeiten in  folgender  Weise  ab:  die  et — d  erzählton  Begebenheiten 
sind  gleichzeitig  zu  denken  mit  den  Ereignissen  in  €  und  den  folgen- 
den Büchern.  „Das  ist  aber  die  Weise  des  Homerischen  Epos^ 
Gleichzeitiges  nach  einander  zu  erzählen^  S.  657.  Da- 
durch wird  die  Zeit  der  Handlung  der  Odyssee  „wesentlich "*  (?)  vw- 

/.cttBObHft  f.  d.  Ö8tiirr.  C>yHin.  1H73.  V.  HoXt.  24 


86t  T.  Bergk,  Griechische  Literatnrgeschichte,  ang.  y.  W.  Hmiü. 

kürzt,  indem  die  41  Tage  sich  auf  36  reduciren.  ,,Auch  ist  es  durch 
nichts  motivirt,  d€tös  Odysseus  durch  18  Tage  auf  dem  Flosse  hemm- 
föhrt,  und  doch  von  dieser  langwierigen  Fahrt  nichts  zu  melden  war. 
Nicht  weniger  auffallend  ist ,  dass  Poseidon  nach  der  gewöhnlichen 
Rechnung  29  Tage  bei  den  Aethiopen  verweilt.  Jene  18  Tage  sind 
nichts  als  üebertreibung  eines  Rhapsoden,  dem  die  ursprüngliche  Zahl 
zu  gering  erschien . . .  Poseidon  wird  bei  den  Aethiopen ,  wie  es 
Brauch  ist,  11  Tage  verweilt  haben,  am  zwölften  kehrt  er  heim,  so 
dass  der  Held  nur  7  Tage  auf  der  Meerfahrt  zubringt  und  am  8.  nahe 
dem  Ziele  ist,  als  Poseidon  ihn  erblickt  und  sein  Schiff  zertrümmert.'' 
„Auch  hier  hat  der  Ueberarbeiter  sich  eine  sehr  ungeschickte  Aen- 
derung  erlaubt,  indem  er  den  Odysseus  trotz  des  hilfreichen  Beistandes 
der  Götter  zwei  volle  Tage  und  Nächte  auf  dem  Meere  schwimmen  und 
erst  am  dritten  landen  lässt.*"  Er  wird  noch  am  8.  Tage  gegen  Abend 
das  Ufer  schwimmend  erreicht  haben.  Nachdem  also  Odysseus  sich 
in  3  Tagen  nach  des  Heimes  Sendung  das  Floss  gezimmert ,  am 
5.  Tage  die  Insel  der  Ealypso  verlassen,  ist  es  der  13.  Tag,  an  wel- 
chem er  im  Hause  des  Alkinoos  anlangt.  Aber  auch  hier  ist  durch 
spätere  üeberarbeitnng  die  Zeit  des  Aufenthaltes  verlängert  worden, 
indem  nun  die  Abfalirt  sich  bis  zum  dritten  Tage  vei-zögerte.  Odysseus 
wird  bereits  am  14.  Tage  Abends  abgefahren  sein,  nachdem  er  beim 
Mittagsmahl  seine  Abenteuer  erzählt  hatte,  und  gelangte  mithin  am 
15.  nach  Ithaka.  Am  15.  unterredet  sich  Odysseus  mit  Athene  und 
diese  geht  zu  Telemachos  nach  Lacedämon,  während  Odysseus  sich 
zu  Eumaeos  begiebt.''  Telemachos  bricht  alsbald  auf  und  bringt  die 
Nacht  vom  fün&ehnten  zum  sechszehnteu  Tage,  wo  Odysseus  bei  Eu- 
maeos verweilt,  in  Pherae  zu,  am  Tage  geht  er  nach  Pylos,  besteigt 
dann  sein  Schiff  und  fahrt  die  Nacht  hinduich,  während  Odysseus 
wieder  mit  Eumaeus  den  Abend  zubringt.  Früh  am  Morgen  des 
17.  Tages  ist  Telemachos  wieder  daheim  und  eilt  zu  Eumaeus.  So 
ist  die  Zeitrechnung  im  schönsten  Einklänge.  Am  2.  Tage  war  Tele- 
machos abgereist,  er  war  also  gerade  15  Tage  entfernt,  während  er 
eine  Abwesenheit  von  etwa  12  Tagen  in  Aussicht  gestellt  hatte ^  S.  660. 
Eine  so  überaus  gewaltsame  Zeiteinrenkung  richtet  sich  von 
selbst.  Zudem  ist  es  eine  ganz  unnütze  Operation,  da  dadurch  nicht  der 
„schönste  Einklang"  hergestellt  wird ,  sondern  der  Hauptanstoss  ganz 
unverändert  bestehen  bleibt,  indem  Telemachos'  Aufenthalt  bei  Mene- 
laos  zwar  von  30  auf  13  Tage  herabgemindert  wird,  aber  ebenso  un- 
motivirt  bleibt,  wie  der  endlich  erfolgende  überhastete  Aufbruch  schlecht 
motivirt  wird  o  49  ff.  Was  diese  Erzählung  betrifft,  die  in  unent- 
wirrbarem zeitlichen  Widerspruche  zu  dem  Bericht  in  v  439  steht,  so 
erkennt  Bergk  die  in  meiner  Abhandlung  (a.  a.  0.  479)  besprochenen 
Aufifalligkeiten  mit  aller  Offenheit  an.  „Die  Göttin  konnte,  wenn  sie 
von  Ithaka  nach  Lacedämon  eilte,  auch  erst  am  Moi-gen  dieses  Tages 
dem  Telemachos  erscheinen,  aber  sie  unterredet  sich  mit  ihm  des  % 
Nachts,  und  bald  darauf  bricht  der  Tag  an  (o50.56).  Hier  liegt  ein  un- 
löslicher Widerspruch  vor,  an  dem  alle  Künste  der  Erklärung  zuSchan- 


T,  Bergk,  Griechische  Literaturgeschichte,  ang.  v.  W.  Hartel  868 

den  werden"  S.  703.  Aber  anstatt  dadurch  das  Vertrauen  zu  den 
früheren  gekünstelten  Combinationeii  zu  verlieren,  nimmt  er  zu  wenn 
möglich  noch  unwahrscheinlicheren  Annahmen  seine  Zuflucht.  Er  be- 
hauptet, dass  der  Ueberarbeiter,  dieser  gefalligste  Löser  der 
schwierigsten  Probleme,  die  ursprüngliche  Dichtung  in  o  völlig  besei- 
tigt habe.  „Was  ihn  bestimmte,  die  ursprüngliche  Dichtung  völlig  zu  be- 
seitigen, statt  sich  mit  einzelnen  Zusätzen  zu  begnügen,  wissen  wir 
nicht;  doch  verfahrt  er  auch  anderwärts  mit  ähnlicher  Willküi*.  Wie 
ihm  ein  umfassender  Ueberblick  abgeht,  so  scheint  er  gar  nicht  be- 
merkt zu  haben,  dass  der  alte  Dichter  hier  Gleichzeitiges  nach  ein- 
ander erzahlt,  und  so  verlegt  er,  unbekümmert  um  den  chronologischen 
Widerspruch,  die  Erscheinung  der  Athene  auf  das  Ende  der  Nacht, 
vielleicht  nur,  um  etwas  mehr  Zeit  für  die  bevorstehende  Beise  zu 
gewinnen"  S.  704. 

Blosse  Willkür  im  Drange  der  Noth  und  nicht  heuere  Gründe 
sind  es,  auf  die  gestützt  Bergk  an  sämmtlichen  Zeitangaben  etwas  ab- 
zwackt, um  die  Zeit  der  Handlung  der  Odyssee  zu  verkürs^en.  Zunächst 
die  v^  Nitzsch  (Sagenpoesie  S.  240  fif.,  Phil.  17,  1  ff.  27. „  Die  An- 
griffe auf  die  belobte  Einheitlichkeit  der  Odyssee^,  Beiträge  S.  415) 
aufgebrachte  Theorie  der  Parallelerzählungen ,  wonach  des  Dichters 
Kunst  darin  besteht,  das  Gleichzeitige  nacheinander  zn  berichten  und 
beim  Hörer  so  viel  Unaufmerksamkeit  vorausgesetzt  wird,  um  den  Dich- 
ter durch  ziffermässiges  Nachrechnen  in  dieser  Kunst  nicht  zu  stören, 
wie  diess  Nitzsch  mit  anerkeunonswei-ther  Offenheit  darlegt  (Beitr. 
415):  „Wie  es  Parallelen  zu  erzählen  gab  und  Gleichzeitiges  nur 
^ines  nach  dem  Anderen  zu  erzählen  war,  so  brachte  ein  üeber- 
gang  von  einer  Scene  zur  anderen  mit  anderen  Personen  auch  eine 
neue  Zeitrechnung.  So  hat  gewiss  kein  Hörer  Homer's  oder  der 
Bhapsoden  die  23  Tage  und  Nächte,  welche  nachgezählt  die  Heim- 
kehr des  Odysseus  von  Ogygia  nach  Ithaka  beträgt,  mit  der  Zeit 
der  Abwesenheit  des  Telemachos  zusammengerechuet ,  so  dass  sie 
35  Nächte  und  34  Tage  gedauert  hätte.*'  Es  muss  freilich  schlecht 
mit  einer  Kunst  bestellt  gewesen  sein,  die  allenthalben,  wie  diess 
Bergk  ausdrücklich  anerkennt,  z.  B.  S.  657,  704,  bereits  die  nächsten 
Nachfolger  Homer's  so  wenig  vei-standen,  dass  sie  sich  dadurch  zu 
Interpolationen  und  mannigfachen  Verkehrtheiten  verleiten  Hessen. 
Und  es  erweckt  nicht  gerade  Vertrauen  in  dieselbe ,  wenn  Bergk 
sich  nicht  glaubt  bei  diesem  Kunstgesetz  mit  Nitzsch  beruhigen 
zu  dürfen,  sondern  Alles  anwendet,  um  wenigstens  die  eine  der 
beiden  parallelen  Handlungen  zu  kürzen.  Die  18  Tage,  die  Odys- 
seus auf  dem  Flosse  zubringt,  mindert  er  auf  17  herab,  da  Odys- 
seus von  dieser  Idtägigen  Fahrt  nichts  zu  melden  habe,  die  2  Tage 
und  2  Nächte,  die  Odysseus  schwimmend  auf  dem  Meere  zubringt,  ' 
streicht  er,  weil  solche  herzlose  Art,  die  Leiden  und  Qualen  des 
Helden  zu  vermehren,  nicht  homerisch  sei;  als  ob  man  nicht  auch 
von  einer  7tägigen  Fahrt  reichere  Meldung  erwarten  sollte  und  als  ob 
nicht  gerade  durch  die  letzte  Noth,  die  der  Held   wunderbar  be- 

24  ♦ 


864  T.  Bergk,  Griechische  Literatargeschichte,  ang.  ▼.  W.  Hartel. 

steht  —  wunderbar  ist  in  jener  Partie  Alles  —  die  Grösse  des  Zornes 
ins  hellste  Licht  gesetzt  würde.  Berechtigt  ist  nur  eine  Kürzung, 
die  des  Aufenthaltes  bei  den  Phäaken  (vgl.  diese  Zs.  15,  336  ff.) 

Es  wäre  unbillig,  wenn  man  die  Gründe  verschwiege ,   welche 
Bergk  die  Meinung  als  unannehmbar  erscheinen  Hessen,    dass   die 
Odyssee  aus  der  Verbindung  ursprünglich  getrennter  Epen  oder  epen- 
artiger  Gebilde  entstanden,  und  ihn  so  überaus  gekünstelte  Hypothesen 
vorziehen  Hessen.    Es  sind  zwei  Gründe,  dass  die  Telemachos'  Reise 
behandelnden  Bücher  nicht  als  ein  Epos  von  selbständigem  Interesse 
gelten  könnten  und  dass  sie  einen  unentbehrlichen  Bestandtheil  der 
Yorliegenden  Odyssee  bilden!   Beides  gebe  ich  zu.  Die  Telemachie,  die 
uns  nur  trümmerhaft  vorliegt  —  ich  habe  in  der  citirten  Abhandlung 
ß  1 — d  619,  0  75 — 282    als  echt  angesehen   und    freue  mich  in 
einem  Hauptpuncte,  der   Verwerfung   des   Anschlages   der   Freier 
d  625 — 84f ,  mich  mit  Bergk  in  Uebereinstimmnng  zu  finden  —  ist 
ein  recht  mittelmässiges  Gedicht,  das  schon  wegen  seines  mageren 
Stoffes,  der  den  frischen  Zug  der  Volkssage  gänzlich  vermissen  lässt, 
ein  tieferes  Interesse  nicht  erweckt.    Es  liegen  unverächtHche*Indi- 
den  vor  (vgl.  diese  Zs.  15,  500),  dass  das  Gedicht  in  jene  mythen- 
ergänzende und  fortspinnonde  Bewegung  gehöre,  welche  die  Kykliker 
uns  zeigen,  wie  denn  das  Hauptgewicht  sichtlich  auf  den  Erzählungen 
Nestofs  und  Menelaos*  ruht.    Es  beansprucht  demnach  keine  grös- 
sere Selbständigkeit  als  die  kyklischen  Epen.  Wenn  diese  wie  Pla- 
neten sich  um  die  Sonne  der  Dias  bewegen,  will  es  ein  bescheidener 
Trabant  neben  den  Nosten  und  der  Telegonie  die  Sonne  der  Odyssee 
umkreisen,  durch  sie  Halt  und  Leben  empfangen.    Es  setzt  eine  fer- 
tige Odyssee  voraus.  Zu  berücksichtigen  bleibt,  dass  der  Schluss  des 
Gedichtes  uns  fehlt,  der  Anfang  verstümmelt  erhalten  ist.     Wenn 
Telemachos  in  demselben  bei  seiner  Kückkehr   die  Freier  getödtet, 
den  Vater  als  glückHchon  Sieger  traf,  worauf  Manches  führt  (vgl.  a.  a. 
0.  492),  80  wäre  dieser  Ausgang  nicht  ohne  poetische  Wirkung,  die 
in  der  zwar  vorbereiteten,  aber  noch  immer  unerwartet  eintretenden 
Peripetie  läge.    In  Kummer  war  er  ausgezogen ,  Mutter  und  Haus- 
wesen in  arger  Bedrängniss  hinterlassend,  vom  Volk  und  von  Freun- 
den verlassen ;  wo  und  wen  er  fragte,  von  dem  heissersehnten  Vater 
erfuhr  er  nichts.    Da  findet  er  bei  der  Rückkehr  den  Vater    als 
Sieger,  die  Mutter  befreit,  das  Haus  gerettet.     Eine  rührende  Er- 
kennungscene  schloss  das  Stück. 

Aber  die  Telemachie  ist  unentbehrlich  für  die  ganze  Odys- 
see. Sie  versetzt  uns  auf  das  Terrain  der  Haupthandlung,  wir 
lernen  durch  sie,  wenn  auch  nicht  den  Hauptholden,  so  doch  sein 
.  Schicksal  kennen,  auf  das  ein  Theil  des  Interesses  sich  auch  my 
und  d  concentrirt;  wir  sehen  das  Treiben  der  Freier  in  Ithaka, 
das  Bedrängniss  des  alten  Fürstenhauses ,  wir  bewundern  die  stand- 
hafte Treue  der  Penelope.  Es  ist  nicht  zu  leugnen,  dass  diese 
Rhapsodien  in  der  Compoeition  des  Ganzen  ein  leidlich  passendes 
Glied  bilden,  dass  wenn  wir  sie  ausscheiden,  etwas  vermisst  wird. 


W.  Masing,  Heber  ein  Goethe'sches  Lied,  ang.  v.  A.  SehÖhbaeh.    355 

Aber  wenn  sie  für  Zwecke  der  Exposition  nicht  tauglich  erschienen 
wären,  wie  hätte  man  auf  ihre  Einordnung  verfallen  können.  Aach 
die  alte  Odyssee,  wie  wir  sie  uns  denken,  mnss  ihre  Exposition 
gehabt  haben;  die  ersten  noch  dnnklen  Nachrichten  von  den  Zu- 
ständen im  Hause  des  Odysseus  empfing  der  Hörer  am  Eingang 
des  Gedichtes,  Odysseus  in  der  (Jnterwelt,  bis  wohl  Athena  ihn 
ausreichend  unterrichtete.  Wo  das  geschah,  hat  Bergk  mit  ge- 
wohntem Scharfsinn  entdeckt.  „Odysseus,  der  nach  langer  Ab- 
wesenheit aus  der  Fremde  zurückkehrt,  musste  hier,  wo  er  den 
heimischen  Boden  wieder  betritt,  von  den  Zuständen  seines  Hauses 
und  Landes  genauer  unterrichtet  werden.  Aber  was  wir  hier  (y  373  ff.) 
lesen,  ist  gar  zu  dürftig   und  ungenügend.''  8.  701. 

Wenn  Bergk  schliesslich  behauptet,  dass  dieTelemachiedesshalb 
ein  organisches  Glied  der  Odyssee  bilde ,  weil  sie  die  Entwiekelung 
des  Charaktei*s  des  Telemachos  uns  vor  Augen  führe,  indem 
der  schüchtern  bescheidene  Jüngling  aus  der  Stille  des  Hauses  in  die 
Welt  1  iniiustrctend ,  Beife  und  männliche  Kraft  gewinne,  die  er 
später  bewährt,  so  ist  zuzugestehen,  dass  ein  geistvoller  Dichter 
diesen  Gedanken  au  diesen  Stofif,  das  Werden  des  Charakters,  das 
allmählige  Keifen  des  Jünglings  hätte  darstellen  können.  Hier  war 
zu  zeigen,  dass  er  ihn  dargestellt  hat.  Telemach  ist  fertig,  bevor 
er  das  SchifT  betritt. 

Wir  brechen  hier  mit  unserer  Besprechung  ab.  So  viel  wird 
durch  sie  klar  geword^^n  sein,  dass  hier  ein  Werk  vorliegt,  an- 
regeud,  freilich  oft  anregend  zum  Widerspruch  wie  nicht  leicht  ein 
anderes,  ein  Werk,  das  auf  keiner  Seite  seinen  geistreichen  Verfasser 
verleugnet.  Wir  sehen  mit  grosser  Spannung  den  folgenden  Bänden 
entgegen,  deren  Stoff  einen  vielfach  geeigneteren  Boden  für  die 
Evolutionen  eines  so  scharfsinnigen  Forschers  bieten  wird. 

Wien  im  März  1873.  Wilhelm  Hartel. 


Ueber  ein  Goetlie'sches    Lied.     Vortrag   von  Dr.   Woldemar 

Masin^,  Doccnt  an  der  Universität  Dorpat.    Leipzig,  E.  Bidder, 

1872.     32  Seiten  8^ 

Der  Verfasser  benutzt  das  bekannte  Lied  „(Jeher  allen  Gipfeln 
ist  Kuh**,  'um  alle  wesentlichen  Gesetze  dos  Liederkunstwerks  und 
damit  das  Wesen  des  einfach  Schönen  überhaupt  zur  Anschauung  zu 
bringen'.  S.  6. 

Diese  inimirhin  bedeutende  Aufgabe  zu  lösen,  ist  ihm  wolkaum 
gelungcMi.  Docli  hat  er  mit  anerkennenswertem  Geschick  die  Fülle 
der  Schönheit  auff,'edcckt,  welche  in  den  wenigen,  einfachen  Bildern 
des  Gedichtes  liegt  und  welche  in  der  äusseren  Ausstattung  durch 
Kythmns    und  Vokalwechsel  zum   sinnlichen  Ausdruck   gelangt.     In 


SOG     W.  Masing,  Ueber  ein  Qoethesches  Lied,  ang.  v.  A.  Schötibach. 

Bezug  auf  das  erstere  aber  ist  auch  Masing  der  Gefahr  nicht  entgan- 
gen ,  welche  Deutungsversuche  von  Stimmungsgedichten  mit  sich 
bringen,  der  Geßihr,  in  das  Gedicht  hineinzulesen  und  Processe  in 
der  Seele  des  Dichters  vorauszusetzen  und  darnach  zu  entwickeln, 
welche  entweder  gar  nicht  vorgegangen  sein  können,  oder  sich  bis  zu 
den  äusserlichsten  Momenten  verfluchtigt  hatten.  Unrichtig  scheint 
mir  desshalb  vor  Allem  die  Erörterung  auf  S.  13,  in  welcher 
die  Bolle,  die  der  Vogel  in  dem  Gedichtchen  hat,  besprochen  wird. 
—  Ein  glücklicher  Gedanke  war  es,  das  Morgenstandchen  in  Shakes- 
peare*s  Cymbeline  zur  Vergleichung  heranzuziehen ,  um  die  Art ,  in 
welcher  die  beiden  Dichter  einen  ähnlichen  Gegenstand  behandeln, 
zu  charakterisiren ;  aber  auch  hier  wurde  in  dem  Aufspüren  eines 
kunstgemässen  Planes  zu  weit  gegangen.  Diess  wird  recht  deutlich 
aus  Folgendem. 

Die  Strophe  Shakespeare's  (Cymb.  Act  II.  Scene  III.)  lautet: 
Hark!  Hark!  the  lark  at  heavens  gate  sings, 

Aod  Pboebns  *gins  arise, 
His  steeds  to  water  at  those  Springs 

Od  chalicM  flowers  that  lies; 
And  winking  Mary-bads  begin 

To  ope  their  golden  eyes; 
With  every  thing  that  pretty  ig, 
My  lady  sweet,  arise; 
Arise,  arise! 

Schon  Delius  vergleicht  in  einer  Anmerkung  ein  paar  Verse  des 
29.  Sonett's  Shakespeares  ') : 

Haply  I  think  on  thec,  and  tbeii  niy  stato 
(Like  to  the  lark  at  break  of  day  arisiug 
from  Süllen  earth)  sings  hynins  at  heavens  gate. 
Klar  ist:  Dass  die  Lerche')  während  ihres  raschen  Emporstei- 
gens  von  der  Erde  bis  zur  Wolkenhöhe  singt,  gibt  die  Veranlassung 
zu  dem  Bilde ;  dass  es  beliebt  war  zeigt  ausser  unsern  beiden  Stellen 
noch  Eomeo  and  Juliet,  Act  III.  Sc.  V. : 

Nor  that  is  not  the  lark,  whose  notes  do  beat 
the  vaulty  heaven  so  high  above  our  heads 
*at  heavens  gate*  zieht  unmittelbar  die  Vorstellung  von  den  Bossen 
des  Phoebus,  deren  Morgenfütterung  u.  s.  w.  nach  sich.     Das  letzte 
Bild  von  den  Blumen,  welche  die  golduen  Augen  öflFnen,  ist  ange- 


*)  Die  Frage,  welche  von  beiden  Stellen  früher  entstanden  sei,  ist 
hier  ohne  Bedeutung.  Vergl.  übrigens  Delius  11.  607.  Simrock, 
Die  Quellen  Shakepeare's  2.  Aufl.  i.  272. 

»)  Wolframs  Parzival  378,  5  ff.: 

diu  naht  tet  nach  ir  alten  sile: 

am  urte  ein  tag  ir  zogte  mite. 

den  kos  man  nilit  h\  lerchen  nanc. 


W.  Mofsing,  üeber  <*in  Goethisches  Lied,  ang.  v.  A.  Schönbach,    S87 

wandt  entweder,  weil  ein  üebei-gang  von  der  Schilderung  des  Mor- 
gens zur  erwachenden  Frau  nöthig  schien  und  dieser  am  besten  durch 
das  tertium  comparationis  der  Augen  herbeigeführt  wurde,  oder  — , 
mir  wahrscheinlicher  —  an  ^chalic'dflowers'  der  4.  Zeile  anknüpfend. 
Also  kein  plangemässer  Aufbau,  sondern  ruhiges  Ablaufen  sich  ver- 
knüpfender Bilder.  — 

Dass  der  Rythmus  des  Goethe'schen  Gedichtes  ein  sinkender 
sein  soll  (S.  27),  beweist  eine  Vergleichung  der  geläufigen  mit  der 
älteren  Fassung  von  1779.  Ueberhaupt  wäre  auch  die  hübsche  Dar- 
stellung, welche  Masing  S.  27  ff.  von  den  äussern  Kunstmitteln  gibt, 
lehrreicher  geworden,  wenn  er  auf  die  Umformung,  die  das  Ge- 
dicht durch  den  Meister  erfahren,  mehr  Bücksicht  genommen  hätte. 
Aber  der  Verfasser  scheint  historisch-philologische  Untersuchung  der 
ästhetischen  weit  nachzusetzen. 

Da  auch  Viehoff  in  seinem  Commentar  (2.  Auflage  I.  S.  118  ff.) 
Nichts  darüber  sagt,  so  scheint  es  mir  nicht  unzweckmässig,  die 
wenigen  leicht  zu  machenden  Bemerkungen  hier  zu  verzeichnen. 

1779  lautet  das  Gedicht  (A)  : 

Ueber  allen  Gipfeln  ist  Buh, 
lu  allen  Wäldern  hörest  da 
Keinen  Laut! 

Die  Vögelein  schlafen  im  Walde; 
Warte  nur,  balde,  balde 
Schläfst  auch  du. 

1783  aber  (B) : 

Ueber  allen  Gipfeln 

Ist  Ruh, 

In  allen  Wipfeln 

Spürest  Du 

Kaum  einen  Hauch; 

Die  Vögelein  schweigen  im  Walde; 

Warte  nur,  balde 

Ruhest  da  auch. 

Vorei-st  fällt  auf,  dass  wir  in  A  6,  in  B  8  Zeilen  haben. 
Diese  Vermehrung  der  Zeilenzahl  ist  dadurch  entstanden,  dass  Vers 
1  und  2  der  Fassung  A  in  je  2  Zeilen  zerbrochen  wuidon.  Der  Zweck  ist 
einleuchtend.  Eine  rythmische  Pause  muss  nach  jeder  Zeile  gemacht 
werden ,  dalier  muss  der  Lesende  in  B  2mal  so  oft  mit  der  Stimme 
fallen  und  aussetzen,  der  Rythmus  bekommt  mehr  vom  sinkenden, 
es  wird  langsamer  gesprochen  und  jede  Silbe  der  kleineren  Verse 
schwerer  betont. 

A  hat  *in  allen  Wäldern  B  ^in  allen  Wipfeln^ 
Es  ist  ein  Beim  mehr  aus  einer  schwachen  Assonanz  entwickelt, 
die  Wiederholung  (Wäldern  —  Wald)  vermieden  und  zugleich  der  Be- 
griff auf  das  näherliegende  beschränkt  worden. 


SM         Wüümer,  Experinientdphjsik,  anj?.  t.  A.  v,  WalUnhofen. 

A :  ^hörest  dn  keinen  Laut*,  B :  'spürest  da  kaoin  einen  Hancl 
Aus  der  Beziehung  aof  den  Gehörsinn  ist  eine  auf  die  gesammte  £] 
pfindnngsfahigkeit  geworden:  das  Wahrnehmen  der  Rahe,  welch 
firüher  nur  durch  das  Gehör  stattOand.  ist  d au  in  das  ganze  Wes 
des  Menschen  eingedmngen.  2  Assonanzen  mehr:  spürest,  kam 
ein  Beim  mehr:  Haach:  auch;  der  Rythmus  ist  dem  entsi^rechend 
des  letzten  Verses  angeglichen  worden.  A:  'die  Vögelein  schlaf 
im  Walde ,  B:  die  Vögelein  schw  eigen  im  Walde'  —  auch  k 
wird  das  Empfinden  der  absolaten  Rahe  durch  die  Aendernng  dei 
licher  gemacht.  A  hat  zweimal  'halde\  B  uur  einmal.  Diese  Ae 
derang  scheint  mir  mit  der  des  letzten  Verses  zusammenzohäng« 
Die  persönliche  Beziehung  auf  den  Dichter  wird  durch  beide  Aenc 
rangen  verwischt  und  zu  einer  allgemeinen  Bezieh uug  auf  kommen 
Buhe  nach  stürmischen  Tagen  erweitert.  Ceberdiess  stört  das 
'balde'  den  gleichmässigen  Abfall  des  Rjthmus.  —  In  die  letzt 
Zeilen  ist  ein  neuer  Reim  gekommen  und  das  t/,  gleichsam  derGruii 
ton  des  Ganzen,  ist  noch  einmal  erklungen.  — 

Masings  Büchlein  ist  vortrefflich  geschrieben,  geistreiche  I 
merkungen,  schlagende  Bilder  sind  nicht  selten.  — 

Dass  der  obenerwähnte  Gesichtspunct,  die  verschiedenen  Fi 
sungen  Goethe'scher  Gedichte  unter  einander  zu  vergleichen,  zu  nie 
unfruchtbaren  Resultaten  führe ,  glaubt  der  Unterzeichnete  in  eii 
jüngst  erschienenen  kleinen  Arbeit  (Recension  von  Viehoff's  Goett 
Commentar,  2.  Auflage  iuHerrigs  Archiv  für  das  Studium  der  neuei 
Sprachen,  50.  Band  1.  Heft)  vielleicht  klar  gemacht  zu  haben,  u 
erlaubt  sich  daher,  auf  dieselbe  zu  verweisen. 

Wien,  im  November  1872.  Anton  Schönbach. 


Wüllner's    Lehrbuch    der   Experimentalphysik.    II.  AuHat 

Leipzig,  B.  G.  Teubner.  Vier  Bände.  1870-1872. 

Die  zweite  Auflage  (beziehungsweise  dritte  Ausgabe)  \ 
Wüllner's  Lehrbuch  der  Experimentalphysik  ist  nunmehr  vollstän« 
erschienen. 

Bei  einem  Buche  von  bereits  bewährter  und  anerkannter  V( 
züglichkeit,  wie  das  vorliegende,  kann  sich  die  Besprechung  eil 
neuen  Auflage  fuglich  auf  dasjenige  beschränken ,  was  im  Vergloi( 
mit  früheren  Ausgaben  wesentlich  geändert  ist,  zumal  wenn  sol( 
Aenderuugen  umfangreich  und  wichtig  sind,  wie  im  gegenwärtig 
Falle. 

In  dieser  Hinsicht  kommen  vor  Allem  die  Wärmelehre  u 
die  Electricitfttslehro  in  Betracht,  welche  auf  neuen  Grundlagen  e 
gänzliche  Umarbeitung  erfahren  haben. 

Was  zunächst  die  Lehre  von  der  Wärme  betrift't,   welche  c 
Gegenstand  des  dritten  Bandes  bildet,    hat  der  Hr.  Verfasser 
sehr  verdienstliche  Aufgabe  gelöst,  die  mechanische  Warn 


WüUner.  Experimeptalphysik,  ang.  v.  A.  v.  Walienhofen,     S69 

theorie  nicht  nur  in  sein  Lehrbuch  aufzunehmen,  sondern  dieselbe 
auch  mit  den  anderen  Disciplinen  der  Wärmelehre  in  möglichst 
innige  Verbindung  zu  bringen,  indem  letztere  theils  vorausgehend 
zur  Begründung  der  mechanischen  Auffassung  der  Wärme  hinführen, 
theils  nachfolgend  mit  Hilfe  der  vorgetragenen  Lehrsätze  der  mecha- 
nischen Wärmetheorie  eine  dem  gegenwärtigen  Höhepuncte  der  Wis- 
senschaft entsprechende,  eine  tiefere  Einsicht  in  die  Bedeutung  und 
den  Zusammenhang  empirischer  Resultate  eröffnende  Behandlung 
gewonnen  haben.  Letzteres  gielt  vornehmlich  hinsichtlich  der  Lehre 
von  den  Aggregationszuständen  und  vom  Verhalten  der  Dämpfe. 

Die  Behandlung  der  (in  der  Hauptsache  mit  Beibehaltung  der 
Zeuner'schen  Bezeichnungen  dui-chgeführten)  mechanischen  Wärn^e- 
theorie  hat  natürlich  die  Anwendung  der  Differential-  und  Litegral- 
rechnung  nothwendig  gemacht,  wenn  der  Gegenstand  nicht  entweder 
durch  Einschränkung  auf  elementare  H^chnungsoperationen  auf  ein 
ganz  ungenügendes  Mass  reduciert,  oder  dessen  Darstellung  durch 
jene  widerlichen  Nolhbehelfe  verstümmelt  werden  sollte ,  mit  welchen 
manche  Lehrbücher,  bei  entsprechend  grossem  Aufwände  von  grie- 
chischen Delta's  und  Sigma's,  die  Differential-  und  Litegralrechnung 
in  eleiiientarer  Gestalt  zu  radebrechen  versucht  haben. 

Wir  sind  dem  Hrn.  Verfasser  sehr  dankbar,  dass  er  es  vor- 
gezogen hat  die  höheren  Kechnungsformen  und  deren  übliche  Benen- 
nungen un verstümmelt  beizubehalten  und  den  damit  noch  nicht  vor- 
trauten Lehrer  von  Fall  zu  Fall  mit  deren  Sinn  und  Anwendung 
bekannt  zu  machen,  'indem  die  Ableitung  der  erforderlichen  mathe- 
matischen Lehrsätze  so  zu  sagen  an  den  eben  vorliegenden  Problemen 
selbst  durchgeführt  wird,  und  zwai*  in  einer  auch  für  elementare  Vor- 
kenntnisse verständlichen  Weise. 

Diese  Behandlungsart  zeigt  zugleich,  was  wir  zu  bemerken  bei 
keiner  Gelegenheit  unterdrücken  können,  wie  leicht  ausführbar  und 
wie  nützlich  es  wäre,  schon  in  den  Mittelschulen  die  ersten  Elemente 
der  Differential-  und  Integralrechnung  zu  lehren,  was  bei  zweck- 
mässigerer  Auswahl  und  Behandlung  des  übrigen  mathematischen 
Lehrstoffes  sogar  ohne  vermehrte  Anstrengung  geschehen  könnte. 
Wenn  in  an  beachtet,  wie  viel  bei  der  Behandlung  physikalischer 
Lehren  an  AlJicenieinheit  und  Gründlichkeit  mit  einem  sehr  geringen 
Aufwand«;  von  höheren  mathematischen  Hilfsmitteln  gewonnen  werden 
kann,  niuss  man  die  angedeutete  Mangelhaftigkeit  des  mathematischen 
Unterrichtes  an  unseren  Mittdschulen  lebhaft  bedauern;  und  jede 
literarische  Erscheinung,  welche,  wie  Wüllner's  Lehrbuch,  zu  einem 
Fortschritte  in  dieser  Kichturisi;  Anstoss  gibt,  ist  schon  desshalb  ver- 
dienstlich. 

(Jb  es  bei  einei  nächsten  Aullage  nicht  vielleicht  vorzuziehen 
wäre,  die  in  dem  ganzen  Werke  zur  Anwendung  kommenden  Lehr- 
sätze der  höhrren  Matlieniatik  in  einer  kurzen  mathematischen  Ein- 
leitung vorauszuschicken  (wie  es  z.  B.  bezüglich  gewisser  Lehrsätze 
der  analytischen  Geometrie  in  Duhamers  Mechanik  der  Fall  ist),  um 


870        Wüllner,  Experimentalphysik,  angr.  v.  A.  v.  WcUtenhofen, 

damit  späterhin  Wiederholungen  zu  ersparen  und  die  Darstellung  zu 
kürzen  und  zu  vereinfachen,  wollen  wir  der  Erwägung  des  Hrn.  Ver- 
fassers anheimstellen. 

Wüllner\s  Wärmelehre  müssen  wir  übrigens  noch  in  anderer 
Hinsicht  als  eine  sehr  willkommene  Ei*scheinuug  begrüssen,  indem 
sie  als  eine  für  Studierende  geeignete  Einleitung  in  die  mechanische 
Wärmetheorie  eine  fnlilbare  Lücke  in  unserer  Literatur  ausgefüllt 
hat,  die  bisher  für  den  besagten  Zweck  theils  zu  Ausführliches  und 
Schwieriges,  theils  zu  Elementares  und  Populäres  darbot. 

Als  wesentlich  neu  bearbeitet  kommt  auch  die  Electricitätslehre 
(vierter  Band)  in  Betracht.  Wir  begegnen  auch  hier  einer  Aenderung 
von  höchster  Wichtigkeit,  nämlich  der  Aufnahme  der  Potential- 
theorie in  den  Lehrplan  des  Buches. 

Schon  bei  der  Besprechung  des  magnetischen  Zustandes  der 
Erde  im  ersten  Abschnitte  dieses  Bandes  wird  der  Leser  (wie  bereits 
in  der  ersten  Auflage  geschehen  ist)  zum  Begriffe  der  Potential- 
function  hingeführt  und  mit  der  Bedeutung  ihres  ersten  Diflferential- 
quotienten  bei  der  Bestimmung  der  Kraftcomponcnten  bekannt  ge- 
macht, und  dadurch  ermöglicht  das  Wesen  der  Gauss'schen  Theorie 
des  Erdmagnetismus  in  den  Grundzügen  darzustellen.  —  An  das 
Gesagte  anknüpfend  wird  nun  in  der  zweiten  Auflage  auch  das  elec- 
trische  Potential  eingeführt  und  zwar  zunächst  in  Verbindung  mit 
der  Frage  über  die  Anordnung  der  Electricität  auf  Leitern. 

Auch  bezüglich  der  Potentialtheorie  müssen  wir,  so  wie  es  be- 
züglich der  mechanischen  Wärmetheorie  der  Fall  ist,  das  Verdienst 
einer  ziemlich  eingehenden  und  sehr  leicht  fasslichen  Behandlung 
anerkennen.  In  der  That  kommen  alle  wichtigeren  Lehrsätze  vom 
Potential  soweit  zur  Sprache ,  dass  der  Leser  von  der  Bedeutung 
dieser  Function,  ihren  Eigenschaften  und  Anwendungen  einen  klaren 
Einblick  erhält  und  zum  Studium  schwierigerer  Schriften  über  diesen 
Gegenstand  befähigt  wird. 

Dass  mit  Voraussetzung  solcher  Vorkenntnisse  vom  Potential 
auch  alle  Vorgänge,  welche  mit  einer  Arbeitsleistung  der  Electricität, 
also  mit  einer  Aenderung  ihres  Potentials,  zusammenhängen,  ent- 
sprechend gi-ündlichor  und  instructiver  al«j  in  der  ersten  Auflage  ge- 
lehrt werden  konnten,  liegt  in  der  Natur  der  Sache.  So  namentlich 
die  Abschnitte  von  der  Entladung  der  Electricität  und  deren  Wir- 
kungen, von  der  Entstehung  und  den  Gesetzen  des  galvanischen 
Stromes  und  seinen  Wirkungen  in  und  ausserhalb  des  Schliessungs- 
kreises, insbesondere  also  auch  die  Lehre  von  den  Beziehungen  zwischen 
Electricität  und  Wärme,  welche  Partien  jetzt  nicht  nur  in  experimen- 
teller Richtung  durch  Berücksichtigung  der  neueren  Arbeiten,  son- 
dern auch  in  theoretischer  Hinsicht  sehr  wesentlich  bereichert  er- 
scheinen. 

Von  der  mathematischen  Behandlung  dieser  Abschnitte  hin- 
sichtlich der  Lehre  vom  Potential,  sowie  überhaupt  von  den  in  der 
neuen  Auflage  vielfach  vorkommenden  Anwendungen  der  Differential- 


Wüllner,  Exp<»rinientalphysik,  ang.  v.  A.  v,  WeUtenhofen.        371 

und  Integralrechnang  gilt  dasselbe,  was  bereits  bezüglich  der  mecha- 
nischen Wärmetheorie  gesagt  worden  ist. 

Vielfache  Bereicherungen  durch  sorgföltige  Berücksichtigung 
der  neueren  Arbeiten  haben  auch  die  übrigen  Abschnitte  dieses  Ban- 
des (Elektromagnetismus,  Diamagnetismus,  Induction)  erfahren.  Das- 
selbe gilt  von  der  Akustik  und  Optik  (im  ersten  und  zweiten  Bande), 
die  wir  jedoch  von  vornherein  nicht  in  unsere  Besprechung  einbe- 
zogen haben,  weil  sie,  wenn  auch  wesentlich  umgearbeitet,  doch  nicht 
so  massgebende  theoretische  Erweiterungen  eifahren  haben,  wie  be- 
züglich der  Wärme  und  Electricität  hervorgehoben  werden  musste. 

Häufiges  Eingehen  in  die  Aufzählung  einzelner  Zahlenresul- 
tate bei  wichtigeren  Untersuchungen  und  stete  Begleitung  des  Textes 
mit  zahlreichen  Citaten  erhöhen  den  Werth  und  die  Brauchbarkeit 
des  Werkes  als  Nachschlagebuch  sehr  wesentlich. 

Wenn  man  eingehende  Gründlichkeit  in  der  theoretischen  Be- 
handlung, Umsicht  und  VoUständigkcfit  in  der  Bewältigung  des  expe- 
rimentellen Materiales  und  in  den  Literatumach Weisungen  als  Vorzüge 
betrachtet,  die  ein  Lehrbuch  für  Hochschulen  in  sich  vereinigen  soll, 
80  nimmt  Wüllner's  Lehrbuch  die  erste  Stelle  ein.  —  Die  zweite 
Auflage  wird  noch  viel  mehr  als  die  erste  dem  Lehrer  und  jedem 
Fachmanne  ein  sehr  nützliches  Handbuch  sein  und  dem  Lehramts- 
candidaten  ein  viele  andere  Bücher  ersetzendes  Repertorium  sowol  bei 
seinen  Studien  für  das  Staatsexamen  als  auch  späterhin  zu  jener 
näheren  Orientierung  über  einzelne  Fragen  seines  Faches,  welche  den 
Entwürfen  von  selbstständigen  Forschungen  und  Arbeiten  voraus- 
gehen muss. 

Mit  Bücksicht  auf  Studierende,  welchen  der  Umfang  des  nahe 
dreitausend  Seiten  starken  Buches  in  den  meisten  Fällen  wol  zu  gross 
sein  dürfte,  mochten  wir  die  Veranstaltung  eines  den  Umfang  eines 
Bandes  nicht  überschreitenden  Compendiums  in  Form  eines  Auszuges 
befürworten,  der  in  gedrängter  Textierung  und  Einschränkung  auf 
das  hervorragend  wichtige  ein  Resum^  des  grösseren  Werkes  geben 
würde,  auf  dasselbe  bezüglich  des  Uebergangenen  oder  ausführlicher 
Nachzulesenden  verweisend.  —  Was  schon  an  den  Mittelschulen 
(Obergymnasien  und  Oberrealschulen)  gelehi-t  zu  werden  pflegt,  könnte 
der  Auszug  in  der  Mechanik  ganz  entfallen  lassen  und  auf  dem  eigent- 
lich physikalischen  Gebiete  nur  soweit  recapitulieren,  als  es  zur  Her- 
stellung einer  zusammenhängenden  Gliederung  des  Ganzen  nöthig  wäre. 

Ein  solches  Compendium  (Auszug)  wäre  namentlich  für  jene 
Studierende  an  technischen  Hochschulen  erwünscht,  welchen  die  über- 
wiegende Inanspruchnahme  mit  anderen  Lehrgegenständen  nicht  ge- 
stattet, sich  mit  Physik  in  solcher  Ausdehung  zu  beschäftigen,  wie 
es  das  vorliegende  Werk  voraussetzt. 

Der  Verbreitung  des  letzteren  würde  der  Auszug  gewiss  nicht 
abträglich  sein,  sondern  vielmehr  nur  seine  Benutzung  in  weiteren 
Kreisen  erleichtern  und  fördern. 

Prag,  23.  Jänner  1873.  A.  v.  Walteiihofen. 


Vierte  Abtheilung. 


Miscellen. 


(Aus  dem  n.  ö.  Landesschnlrathe.)  —  Sitzung  vom  18.  Juni 
d.  J.  unter  Anderm  legte  Landesschulinspector  Dr.  Ullrich  den  Bericht 
über  den  befriedigenden  Zustand  der  Staats- Lehrerinnen-Bildungs- 
anstalt bei  St.  Anna  in  Wien  vor.  Der  Zudrang  ist  so  gross,  dass 
sich  das  Bedürfniss  besserer  und  grösserer  Localitäten  immer  fühlbarer 
macht.  Der  Landcsschulrath  wird  bei  dem  Ministerium  aut  dieses  Bedürf- 
niss hinweisen,  wieder  um  die  baldmögliche  Errichtung  einer  zweiten  Anstalt, 
zugleich  um  die  Einführung  des  Turnunterrichts  bitten.  —  Ein  zweiter 
Bericht  betrifft  die  luspicierung  der  öffentlichen  Lehrcrinne  n-B  i  l  d  u  n  g  s- 
anstalt  bei  St.  Ursula  in  Wien.  Es  werden  der  sehr  gute  Unterricht 
in  dieser  Anstalt,  die  vorzügliche  sittliche  Haltung  der  Schülerinnen, 
die  den  grossen  Vortheil,  dort  eine  Unterkunft  zu  finden,  geniessen,  endlich 
die  ausgezeichneten  Leistungen  der  Industrieschule,  welcher  Herr  Director 
Hofrath  v.  Eitelberger  lebhafte  Thoilnahme  zuwendet,  rühmend  aner- 
kannt. —  Sitzung  vom  25.  Juni.  Der  n.  ö.  Landesschulrath  beschloss 
in  derselben  entsprechend  der  Aufforderung  des  Ministers  für  C.  u.  U.,  durch 
Mittheilung  des  Erlasses  vom  11.  Juni  aufklärend  und  warnend  auf  die 
Unterrichtsorgane  einzuwirken,  den  Erlass  den  Schulbchörden  Nieder- 
österreichs zur  Damachachtung  mitzutheilcn.  Gleichzeitig  wird  er  bei  dem 
Minister  der  Ueberzeugung  Ausdruck  geben,  dass  die  in  der  Vorstellung 
vom  19.  Februar  d.  J.  unterbreiteten  Anschauungen  des  Landesschul- 
rathes  in  Betreff  der  religiösen  Uebungen  an  den  Volksschulen  seither 
keine  Aenderung  erfahren  haben.  —  Nach  den  geschehenen  Ermittelungen 
wird  es  möglich  sein,  2üO  fremden  Studierendon,  die  zur  Weltausstellung 
nach  Wien  kommen,  Nachtquartiere  in  hiesigen  Schulen  (Gymnasium  im 
9.  Bezirk,  akademisches  Gymnasium  etc.  etc.)  für  40  kr.  anzubieten; 
20  kr.  entfallen  für  das  Bett,  20  kr.  für  die  übrigen  Auslagen.  Die 
Genehmigung  des  Ministeriums  ist  noch  einzuholen  und  die  General- 
direction  der  Weltausstellung  wegen  Beistcllung  der  Betten  anzugehen. 
Vorgelegt  wird  ein  Erlass  des  Unterrichtsministeriums  in  Betreff  der 
Wiederliolungsprüfungen,  durch  den  ein  früherer  Erlass  vom  24.  Februar 
d.  J.  auch  auf  die  Kealschnlen  ausgedehnt  wird  Ein  wichtiger  Beschlus« 
i^eht  dahin,  dass  die  Vorbcrcitungsschule  für  Lelirlinge  an  dun  hiesigen 
Gewerbeschulen  für  diejenigen  Schüler  die  nocli  keine  Schule  besucht 
liaben  oder  nicht  reif  für  die  Gewerbeschule  sind,  Pfliclitschule  sein  solL 
—  Sitzung  vom  30.  Juli.  Der  n.  ö.  Landesschulrath  beschloss  in  der- 
selben, den  Directionen  namentlich  der  Mittelschulen  in  Erinnerung  zu 
bringen,  dass  die  Exclusion  vou  Schülern,  eine  Massregel,  welche  ihrer 


Miscellen.  87S 

Tragweite  wegen  nur  mit  grosser  Torsicht  zu  verbäDgen  ist,  der  gesetz- 
lichen Bestimm QDg  gemäss  der  Bestätigung  des  Landesschnlrathes  bedarf 
und  dass  auch  die  locale  Exclusion  vor  dieser  Bestätigung  nicht  zu  publicieren 
sei.  —  Auch  ist  aus  der  letzten  Sitzung  des  n.  ö.  Landesscbulrathes 
noch  einer  Erörterung  über  die  Cumulierung  von  Lehrstellen  an  öffentlichen 
Anstalten  zu  erwähnen.  Der  Landesschulrath  bezeichnet  eine  solche  Cumu- 
lierung als  misslich  und  unerspriesslich,  inbesondere  mit  Rücksicht  auf  die 
Professoren  an  Mittelschulen,  die  durch  18  Stunden  wöchentlich  in 
Anspruch  genommen  werden.  Ein  specicller  Fall  gab  zu  der  Erörterung 
Anlass.  Der  Landesschulrath  wird  in  die  Lage  Kommen ,  sein  Votum 
praktisch  anzuwenden.  —  Sitzung  vom  6.  August  l.J.  Der  n.ö.  Landesschul- 
rath beschloss  in  derselben  aus  Anlass  einer  Petition  des  Gau  Verbandes  der 
Turnvereine  Niederösterreichs  und  einer  Eingabe  des  Turnrathes  des  ersten 
Wiener  Turnvereins  in  einer  Vorstellung  aii  das  Ministerium  für  C.  u.  ü.  auf 
die  Wichtigkeit  eines  systematischen  Turnunterrichtes  hinzuweisen.  Dieser 
Unterricht  möge  auch  für  die  Gymnasialschüler  obligatorisch  werden  und 
es  empfehle  sicn  die  Abfassung  eines  Lehrbuches,  mit  dessen  Hilfe  nament- 
lich Lehrer  auf  dem  flachen  Lande  Lücken  in  ihren  Kenntnissen  des 
Tumwesens  erganzen  können.  —  Sitzung  vom  13.  August  L  J.  Bei  dem 
Ministerium  wird  eine  ausserordentliche  grössere  Dotation  zur  Anschaf- 
fung von  Lehrmitteln  für  die  Lehrer-  und  Lehrerinnen bildungsanstalten 
beantragt  werden.  (Wr.  Ztg.) 


(In  Betreff  der  Maturitätsprüfungen.)  —  Wien,  2.  August 
1.  J.  Der  Minister  für  C.  u.  U.  hat  die  an  Gymnasien  mit  Abhaltung 
der  Maturitätsprüfungen  für  die  Universitätsstudien  betrauten  Commissionen 
ermächtigt,  bezüglich  eines  Candidaten,  der  sich  mit  einem  gesetzlich 
erworbenen  Maturitätszeugnisse  für  Studien  an  technischen  Hochschulen 
ausweist,  von  der  Prüfung  aus  der  Mathematik,  Physik  und  Naturge- 
schichte in  dem  Falle  abzustehen,  als  die  in  jenem  Maturitätszeugnisse 
enthaltenen  Noten  betreffs  dieser  Fächer  nicht  unter  „befriedigend**  lauten. 
In  das  neuerworbene  Zeugnis  sind  die  Noten  bezüglich  der  so  ausgelassenen 
Fächer  aus  dem  ersten  Zeugnisse  unter  Berufung  auf  dasselbe  einzusetzen. 

Bei  Feststellung  des  Grades  der  Reife  (ob  schlechthin  oder  „mit 
Auszeichnung")  sind  sämmtliche  Noten  des  neuen  Zeugnisses  in  Anschlag 
zu  bringen.  Im  übrigen  bleiben  alle  Normen  aufrecht,  welche  über 
die  Zulassung  txterner  Candidaten  zu  den  bezeichneten  Prüfungen  bestehen. 


(Provisorische  Errichtung  von  Schulen  für  den  Unter- 
richt im  Freihandzeichnen.)—  Von  der  Ueberzeugung  geleitet,  dass 
es  nothwendig  sei,  sowol  jenen  Personen,  welchen  die  Anei^ung  einer 
gewissen  Fertigkeit  imFreihandzeichnenfür  ihren  Beruf  ein  Bedürfnis 
ist,  als  auch  insbesondere  solchen,  die,  einem  inneren  Drange  folgend. 
ihre  künstlerische  Begabung  erproben  und  sich  für  eigentliche  Kunst- 
studien vorbereiten,  wollen ,  Gelegenheit  zu  ihrer  Ausbudung  zu  geben, 
hat  der  Minister  für  C.  u.  U.  die  Einleitung  getroffen,  dass  in  einzelnen 
grösseren  Städten  der  im  Reichsrathe  vertretenen  Königreiche  und  Länder 
womöglich  schon  mit  dem  Beginne  des  Studienjahres  1873/74  eigene 
Schulen  für  den  Unterricht  im  Freihandzeichnen  provisorisch  errichtet 
und  unter  die  Leitung  bewährter  Fachleute  gestellt  werden. 

Ziele  des  Unterrichtes  werden  sein :  Bildung  des  Geschmackes,  Ver- 
ständnis der  Formen  sowie  richtige  Auffassung  und  Fertigkeit  in  der 
Darstellung  körperlicher  Erscheinungen.  Den  verschiedenen  Bedürfnissen 
der  Schüler  entsprechend,  wird  das  Zeichnen  sowohl  nach  guten  ornamen- 
talen Stilmustem  als  auch  nach  plastischen  Modellen  zu  pflegen  und  der 


tT4  MiMsellor. 

Unterricht  mit  der  oorrecten  Darsteliong  der  menschlichen  Gestalt  nach 
dem  Banden  abznschliessen  sein. 

Der  Unterricht  wird  mit  dem  Schuljahre  za  beginnen  und  zn  schliessen 
sein  und  an  allen  Wochentagen  Abends  von  5  bis  8  Ubr  stattzufinden  haben. 
Hiebei  werden  den  Vortrag^i  Aber  die  Entstebong  perspectiviscber  Bilder, 
über  die  bei  ihrer  Wiedergabe  za  beachtenden  Grundsätze  und  über 
Scbattengebun^  so  wie  den  sie  begleitenden  Uebungen  an  Einem  Tage  in 
der  Woche  drei  unmittelbar  auf  einander  folgende  S^den  zu  widmen  sein. 

Wo  sich  das  Bedürfnis  für  einen  Nachmittagsunterricht  herausstellt 
and  die  Verhaltnisse  einen  bolchen  zulassen,  wird  derselbe  an  Tier  Tagen 
in  der  Woche  auf  die  Dauer  des  Schuljahres  einzufuhren  sein. 

Die  Schüleraufnabme  wird  in  den  ersten  Tagen  des  Monats  October 
beginnen  und  so  lange  dauern,  als  in  den  der  Schule  zugewiesenen  Localitaten 
Platz  vorhanden  sein  wird. 

In  diesen  Schulen  werden  alle  jene  unbedingt  aufgenommen 
werden,  weldie  die  vierte  Classe  der  Unterrealschule  oder  des  Realgym- 
nasiums mit  genügendem  Erfolge  zurückgelegt  haben. 

Dagegen  haben  solche  Aufoahmsbewerber,  welche  das  Untergym- 
nasium mit  gutem  Erfolge  absolviert  oder  welche  den  §.  21  des  Reichs- 
volksschulgesetzes vom  14.  Mai  1869  in  Betreff  der  Schulpflicht  bereits 
genüet  haben,  so  wie  Personen,  welche  in  reiferem  Alter  stehen,  eine  ent- 
sprechende Fertigkeit  im  Freihandzeichnen  durch  eine  Aufnahmsprüfung 
nachzuweisen. 

Jüngere,  noch  unselbständige  Leute  werden  bei  der  Aufnahme 
noch  die  schriftliche  Zustimmung  zum  Besuche  der  Schale  von  ihren 
Eltern  oder  Vormündern  beizubringen  haben. 

Als  Schulgeld  wird  für  den  Jahrescurs  ein  Betrag  von  5  fl.  bestimmt, 
welcher  für  je  2  Monate  per  1  fl.  in  vorhinein  zu  entrichten  sein  wird. 
Dasselbe  wird  nur  in  besonders  berücksichtigenswerthen  if  allen  erlassen. 

Von  jedem  Aufgenommenen  wird  das  Versprechen  abverlangt,  den 
Unterricht  fleissig  zu  besuchen  und  die  Schulordnung  pünctlich  zu  beob- 
achten. Schüler,  welche  das  Ziel  des  an  diesen  Schulen  zu  ertheilenden 
Unterrichtes  erreicht  haben,  erhalten  ein  Abgangszeugnis. 

Die  Zuweisung  vorhandener  Lehrmittel  für  den  Gebrauch  dieser 
Schulen,  beziehun^weise  die  Bewilligung  zur  Neuanschaffung  derselben 
so  wie  die  Bestellung  der  Lehrer  rar  diese  Schulen  wird  durch  den 
Minister  für  C.  u.  Ü.  erfolgen. 

Der  Lehrer  wird  mit  dem  Unterrichte  an  der  Zeichenschule  und 
zunächst  auch  mit  der  Leitung  derselben  betraut  und  hat  demnach  die 
Aufnahme  der  Schüler,  die  Ueberwachung  der  Disciplin  so  wie  die  nöthigen 
Geschäfte  zu  besorgen. 

Die  Schulen  werden  zwar  im  allgemeinen  dem  k.  k.  Landesschul- 
rathe,  an  den  die  betreffenden  Eingaben  zu  richten  sind,  unterstehen,  sie 
werden  aber  durch  besondere  Sachverständige  zu  inspicieren  sein,  wdcho 
von  dem  Unterrichtsminister  bestellt  und  entsendet  werden. 

Gleichzeitig  beabsichtigt  der  Minister  auch  die  Errichtung  von 
Zeichenschalen  für  das  weibliche  Geschlecht  in*s  Leben  treten  zu  lassen 
und  mit  der  Eröffnung  einer  solchen  in  Wien  den  Anfang  zu  machen. 

Für  diese  Schulen  wird  der  Lehrplan  in  Anwcndun;;  zu  kommen 
haben,  der  für  den  Zeichnungsunterricht  in  den  Lehrerinnen  -  Bildungsan- 
stalten aufgestellt  wurde,  wobei  jedoch  vorgeschrittenere  Schülerinnen 
auch  mit  schwierigem  Aufgaben  zu  beschäftigen  sein  werden. 

(Wr.  Ztg.) 


^^^^^^^^^  Hiscelkn.  (78 

tFTttDzSsisch- englich usSominar  ander  Wiener  Uni vet- 
sUlt.)  —  Die  B«<lürfnis8e  der  ß^alsclmlen  erheiachen  gemäss  der  neueren 
diesfiUigen  Gesetzgebung  ^nd  der  mit  ihr  übereiDstinimeDdeD  Lehrplisc 
uinc  Vcraiutaltiing,  dasG  der  Unterricht  in  den  mudernun  CulturBprecben 
nacb  Strang  systematlaclica  Gnin(isltz«D  nnd  nicht,  wie  bisher  grössten- 
theils  flblich,  nach  rein  empirisohen  M<xitneu  ertheilt  werden  ][önne. 

Zq  diesem  Bebofe  ist  an  der  Wiener  Universität  ein  fran- 
tOsiacb- englisches  Seminar  errichtet  worden,  dessen  Statuten  einen 
durch  mebiere  Semester  erprobten  Lehrgane  nurmiorcn  und  an  die  Vor- 
aowetiQng  gelmSpfC  sind,  döss  die  ätudicrenden  eine  hinreich  endo  Kenntnis 
der  Formenlehre  nud  der  S^tai  nebst  einiger  Geübtheit  ini  mündlichen 
Ansdiuclie  mitbringen. 

Da  diese  Voraussetzung  unter  den  jetzigen  VoThältniBson  nicht 
immer  mtriSt,  hat  dar  Minister  fnr  C.  u.  U.  schon  für  das  Schuljahr 
187^3  dii>  Erriehtung  eines  Proseminars  als  Vorsiufe  dos  eigentlichen 
Seminars  senehinigt  und  sich  durch  die  gfinstigcn  Erfolge  vemnlassl 
gesehen,  uasselbe  »at  die  Dauer  dee  dringenden  Bedarfes  fortbestehen 
xa  lauen. 

Auch  ist  der  Minister  nach  wie  tot  licreit,  einzelnen  Studierenden, 
die  schon  durch  ihre  Vorstudien,  aei  es  in  den  bezeichneten  oder  in  den 
aJteUuwischeD  Sprachen  einer  besonderen  Baekaicht  würdig  urscheinon, 
Stipendien  zu  gewähren. 

Im  Interesse  der  Sache  liegt  es,  auch  an  jenen  Gjmnasion,  in 
welchen  Geicevulieit  lum  Erlernen  moderner  Cnltursprachen  geboten  ist. 
ia»  nicht  obligate  Studium  mit  wissenschaftlichem  Ernst  zn  betreiben 
und  die  SchBIcr  der  obersten  Clnsscn  aber  die  Sachlage  und  insbesondere 
darüber  aufzultiüri'n.  daas  die  Lehrer  moderner  Sprachen  an  Realschulen 
in  allen  Stücken  dun  Lehrern  der  Sbrigen  Obligatfachor  gleichgestellt  sind. 
_^__^  (VTr.  Ztg.) 

(Stenographisches  Wettachreiben  in  Wien.)  -  Bei  dem 
am  S2.  Juni  I.  J.  im  PrQfungssaale  der  HandelsolLaderaie  abgehaltenen 
Stenograph  isthenWettBchreiben,  doa  von  ungcfihr  60  jugendlichen 
Competenten  besucht  war,  erhielt  ein  Schüler  des  k.  k.  Joaephstädter 
O^ranasiums  in  Wien,  Earl  Erhard,  den  Preia  (3  Dacaten)  ia  der 
diittcn  Äbtlieilung  (r.  120  Worten  in  der  Minute.) 

(Das  pruTisorischo  Statut  des  n.  ö.  Landes-Proseminats 
in  Wicncr-Kcustadt)  lautet  folge ndermassen:  1.  Das  Proseminar  in 
Wr.<Nciutadt  ist  eina  n.  ci.  Landesan statt.  2.  Aufgabe  des  Proseminars  ist, 
die  Schüler  luui  Eintritt»  in  die  dritte  Clasae  der  staatlichen  Lehrer- 
bild ungsanstAlt  IQ  bolUhigen.  3.  Die  Anstalt  umfasst  drei  Jahrgänge. 
4.  Es  bestehen  an  dieser  Anstalt  150  Landessti^ndien  zu  'MO  fl.  S.  W., 
welche  den  betreffenden  Schülern  in  je  10  anticiTintiven  Monatsraten  lu 
Sl  ä.  ausgefolgt  weiden.  5.  Auf  jede  ClasBC  culCallen  in  der  Regel  50  Lan- 
dMstinplütce.  B.  Die  Oesammtzalil  der  Schüler  in  einer  Clasae  darf  niemals 
aber  ÖOsbiiEen,  Zum  Kintritt-  in  lien  ersten  Jahrgang  der  Anstalt  sind 
erfurdvrlii^b :  a)  diLi  2uiii'^k).'i.>K't;ii'  14.  Lebenswahr  oder  die  Erreichung 
dcsKclbcn  jiij  uanilieht'u  Kaleiidirjuliro ,  b)  physuchc  Tüchtigkeit,  c)  aitt- 
Uohfl  Unbesclioltenholt,  d)  <]iu  Eutlassungsxeugnis  der  Volksschule.  Com- 
[ictiiuttu.  welche  gleiciizuitig  um  L-inen  Landtxstil'tplatz  ansuchen  haben 
■ich  xur  Unlerieichnuug  eines  Rercrses  bereit  zn  erklären,  durch  welchen 
ne  T«rplliehtct  sind,  sieh  nach  dem  Austritte  ans  der  staatlichen  Lehrer- 
bildungsanstalt durch  mindestens  seuhs  Jahre  dem  öffentlichen  Schal- 
diewto  in  NiedorOsterreich  zu  widmen.  Die  Gesuche  sind,  mit  den  nöthigen 
Belegen  fcrwlien,  längstens  bis  1.  September  jedes  Jahres  Iwi  der  'botref- 
fflldeDBetirkschulbohSrdeeiniureicIien,  welche  diesolben  sammelt  und  an  den 


878  BGsoelleD. 

Landesausschoss  übermittelt.  Der  Act  ist  mit  einem  Votum  des  Bezirksschul- 
inspectors  zu  versehen,  in  welchem  derselbe  sich  über  die  geistige  Begabung 
der  einzenlen  Petenten  zu  äussern  und  die  Gesulhe  je  nach  dem  Grade  ihrer 
Würdigkeit  zur  Aufnahme  und  zur  Verleihung  eines  Stiftplatzes  zu  reihen 
hat.  Die  definitive  Aufnahme  in  die  Anstalt  so  wie  die  Verleihung  der 
Stiftplätze  erfolgt  durch  den  Landesausschuss.  8.  Zur  ersten  Aufnahme 
in  die  späteren  Jahrgänge  ist  das  Bestehen  einer  Aufnahmsprüfung,  welche 
das  Lehrziel  der  nächstvorhergenden  Classe  umfasst,  das  diesem  Jahr- 

fange  nach  Punct  7  a)  entprechende  Lebensalter  sowie  die  Erfüllung  der 
uncte  7  6)  und  c)  erforderlich  Die  belegten  Gesuche  sind  vor  dem  1.  Sep- 
tember jeden  Jahres  unmittelbar  bei  dem  Landesausschusse  einzureichen. 
9.  Landest iftplätze  welche  etwa  im  zweiton  oder  drittK}n  Jahrgange  in 
Erledigung  kommen,  verleiht  der  Landesausschuss  nach  Anhörung  des 
Lehrkörpers  und  auf  Grund  des  im  Punct  7  geforderten  Kcverses.  10.  Schü- 
ler, welche  nicht  Landestiftlinge  sind  und  in  den  nächstfolgenden  Jahr- 
gang der  Anstalt  aufzusteigen  wünschen,  haben  sioli  ain  Schlüsse  des 
ersten  und  zweiten  Schuljahres  zur  Aufnahme  zu  melden  und  erhalten 
hiedurch  das  Vonrecht  vor  andern  Aufnahmsworbei-n.  11.  Schüler,  welche 
sich  als  gänzlich  unfähig  erweisen,  können  nach  den  ersten  drei  Monaten 
des  Schuljahres  von  der  Anstalt  entfernt  werden.  1'2.  Die  Landesstipendien 
werden  unter  Voraussetzung  einer  erfolgreichen  Verwendung  für  die  Dauer 
des  Studiums  am  Proseminar  verliehen.  Ucber  die  allfallige  Entziehung 
eines  Landesstipendiums  wegen  Unwürdigkeit  entscheidet  der  Landes- 
ausschuss nach  Anhörung  des  Lehrkörpers.  13.  Die  Schüler  haben  keinerlei 
Zahlung  an  die  Anstalt  zu  leisten.  14.  Ausserordentliche  Schüler,  welche 
nur  den  Unterricht  in  einzelnen  Fäcliern  geniessen  wollen,  und  Privat- 
schüler  werden  nicht  zugelassen.  15.  Der  Lelirkörper  besteht  aus  einem 
Director,  aus  den  Professoren,  Hilfs-  und  Nebenlenrern.  Iß.  In  Betreff 
der  Rechte  und  Pflichten  der  Mitglieder  des  Lehrkörpers  sowie  der  Admi- 
nistration und  Geldgebahrung  gelten  bis  auf  weiteres  dieselben  Bestim- 
mungen wie  an  den  n.  ö.  Landcs-Mittelschulen,  in  Bctrefl^  der  Disciplin, 
der  Conferenzen,  der  Prüfungen  und  Classification  aber  dieselben  wie 
an  den  staatlichen  Lehrerbildungsanstalten.  17.  In  Betreu' der  paidagogisch- 
didaktischen  Aufsicht  untersteht  das  Proseminar  denselben  Behörden, 
welchen  die  staatlichen  Lehrerbildungsanstalten  untergeordnet  sind.  Der 
Minister  für  C.  u.  U.  hat  dem  vom  niederösterreichischen  Lanaes- 
ausschusse  beschlossenen  provisorischen  Statute  für  das  am  1.  October  d.  J. 
zu  eröffnende  Landes-Proseminar  in  Wiener -Neustadt  die  Genehmigunsj 
ertheilt.  (Wr.  Ztg.) 


(Das  Statut  des  historischen  Seminars  der  Universität 
Prag)  ist  vom  Minister  für  C.  u.  U.  genehmigt  worden.  Der  Zweck  dc5 
Seminars  ist,  den  an  der  Prager  Universität  imniatriculiei-ten  Studieren- 
den der  Geschichte  eine  methodische  Anleitung  zum  Quellenstudium  und 
zu  eigener  wissenschaftlicher  Forschung  auf  dem  Gebiete  der  allgemeinen 
und  der  alten  Geschichte  insbesondere  zu  geben.  Zu  diesem  Bchufe  dienen 
gemeinsame  üebungen,  mit  deren  Leitung  diejenigen  ordentlichen  Uni- 
versitätsprofessoren, welche  diese  Fächer  an  der  Universität  vertreten, 
betraut  sind.  Diese  Üebungen  im  historischen  Seminar  bestehen:  in 
schriftlichen  Arbeiten  aus  dem  Gebiete  der  allgemeinen  und  alten  Ge- 
schichte, welche  in  deutscher  Sprache  abgefasst  sein  müssen.  Die  Wahl 
der  Themata  steht  den  Theilnehmerii  frei,  jedoch  müssen  dieselben  spä- 
testens vier  Wochen  nach  dem  gesetzlichen  Beginne  des  Semesters  den 
Directoren  des  Seminars  zur  Begutachtung  mitgetheilt  werden.  Wissen- 
schaftlich ungeeignete  Themata  können  abgewiesen  und  an  Stelle  der- 
selben Aufgaben  zur  Bearbeitung  gegeben  werden.  Jede  eingelieferte 
Arbeit  wirf  einem  ordentlichon  Mitglicde  d^s  S'^mirars  zur  Prüfung  und 


Miscelleti.  877 

eingehenden  Besprechung  ffir  eine  der  nächsten  Sitzungen  übergehen. 
Die  Discnssion.  an  der  sich  auch  die  ausserordentlichen  Mitglieder  des 
Seminars  zu  betheiligen  berechtigt  sind,  wird  vom  Director  geleitet;  es 
hat  dieselbe  in  deut^her  Sprache  stattzufinden. 

Die  üebungen  bestehen  femer  in  Erklärung  und  Kritik  der  Quellen 
zur  allgemeinen  und  alten  Geschichte.  Die  Auswahl  der  vorzulegenden 
Schriftsteller  oder  Urkunden  steht  den  Directoren  des  Seminars  zu;  die 
Interpretation  der  Quellen  geschieht  durch  di^enigen  Mitglieder  des 
Seminars,  welche  die  Directoren  filr  jede  einzelne  Stunae  dazu  designieren. 

Das  Seminar  besteht  aus  ordentlichen  und  ausserordentlichen  Mit- 
gliedern. Die  ordentlichen  Mitglieder  sind  verpflichtet,  an  allen  Üebungen 
sich  zu  betheiligen,  regelmässig  in  allen  für  dieselben  festgesetzen  Stun- 
den zu  erscheinen  und  in  jedem  Semester  eine  wissenschaftliche  Arbeit 
aus  dem  Gebiete  der  allgemeinen  oder  der  alten  Geschichte  einzuliefern. 
Die  ausserordentlichen  Mitglieder  haben  das  Recht,  aber  nicht  die  Pflicht^ 
eine  solche  Arbeit  einzuliefern:  im  übrigen  haben  sie  dieselben  Be- 
dingungen wie  die  ordentlichen  Mitglieder  zu  erfüllen.  Die  Zahl  der  ordent- 
lichen Mitglieder  ist  auf  sechs  festgesetzt.  Die  Zahl  der  ausserordent- 
lichen Mitglieder  hängt  Yon  dem  Ermessen  der  Directoren  ab.  Die  Dauer 
der  Theilnahme  als  ordentliches  Mitglied  darf  in  der  Regel  nicht  über 
zwei  Jahre  ausgedehnt  werden. 

Zur  Förderung  des  historischen  Seminars  sind  sechs  Stipendien  zu 
je  50  fl.  für  jedes  Semester  bestimmt.  Die  Stipendien  werden  unter  die 
ordttitlichen  Mitglieder  gleichmässi^  vertheilt.  Die  Auszahlung  erfolgt 
am  Schlüsse  des  Semesters  an  diejenigen  ordentlichen  Mitglieder,  welche 
durch  eine  von  den  Seminardirectoren  geroeinsam  unterzeichnete  Erklärung 
den  Nachweis  führen,  dass  sie  allen  Verniiichtungen  gewissenhaft  nach- 
gekommen sind.  Wenn  die  Stellen  der  ordentlichen  Mi^^lieder  nicht  voll- 
ständig besetzt  sind,  so  steht  es  den  Seminardirectoren  zu,  auf  gemein- 
samen Beschluss  die  nicht  verwendeten  Stipendien  an  solche  ausseror- 
dentliche Mitglieder  zu  veriheilen,  die  sich  durch  Einreichung  einer  guten 
wisBenschaftlichen  Arbeit  und  durch  eifriges  Streben  ausgezeichnet  haben. 

Für  hervorragende  Leistungen  in  einer  der  beiden  Unterrichtsfor- 
men des  Seminars  können  die  Directoren  den  gemeinsamen  Autrag  auf 
Erhöhung  der  für  die  ordentlichen  Mitglieder  festgesetzten  Stipendien 
und  auf  Zuwendung  ausserordentlicher  Stipendien  an  ausserordentliche 
Mitglieder  des  Seminars  für  das  Semester  stellen.  (Wi^.  Ztg.) 

(Leoben ur  Bergakademie.)  —  Se.  k.  u.  k.  Apostolische  Majestät 
haben  mit  Allerhöchster  Entschliessung  vom  1.  Juli  d.  J.  allergnädig^t 
zu  genehmigen  geruht,  dass  a)  vom  nächsten  Studienjahre  angefangen 
für  die  Lehrfächer  des  zufolge  der  Allerhöchsten  Entschliessung  vom 
17.  Juni  1870  wieder  eingeführten  Vorbereitungscurses  der  Leobner 
Bergakademie  vier  ausserordentliche  Professoren  mit  der  siebenten 
Kan^classe  und  dem  Gehalte  von  eintausend  fünfhundert  Gulden  bestellt 
werden  und  deren  Ernennung  vom  Ackerbauministerium  zu  erfolgen  habe; 
dAnn  dass  h)  vom  Jahre  1874  angefangen,  statt  der  bisherigen  32  berg- 
akademischen  Stipendien  zu  200  und  800  fl.,  zehn  Stipendien  zu  200  fl., 
zwanzig  zu  300  fl.  und  zehn  zu  400  fl   zur  Verleihung  kommen. 

Nachdem  femer  mit  Beginn  des  nächsten  Studienjahres  bereits  an 
allen  österreichischen  technischen  Hochschulen  mit  Ausnahme  der  beiden 
Landesinstitute  in  Prag,  an  denen  noch  die  bisher  üblichen  Aufnahme- 
prüfen^  bestehen  bleiben,  bei  der  Inscribierung  der  neu  eintretenden 
ordentlichen  Hörer  das  Maturitätsprüfuneszeugnis  gefordert  werden  wird, 
so  bat  das  Ackerbauministerium  die  Bestimmung  getroffen,  dass 
als  ordentliche  Hörer  des  Vorbereitungscurses  an  der  Bergakademie 
xa  Leoben  von  dem  genannten  Zeitpuncte  angefangen  auch  nur  iene 
absolvierten  Gymnasial-  und  Oberrealschülar  aufxmehnien  sind,  welche 
lieh  mit  einem   enttprechenden  Matoritätsprüfangaseugnisse  ausweisen. 

(Wr.  Ztg.) 

fiHiitom  f.  d.  f tlMrr.  Oywi.  ItTI.  T.  B^H.  35 


878  Mifloelleii« 

(Jurors  bei  der  Weltausstellung  1873  für  die  Grupoe 
26(£rziehuD|f8-,  Unterrichts-  und  Bildangswesen).  —  Als  soicua 
fungieren  a)  mr  Oesterreicb;  M.  Achtner,  k.  k.  Landes-Schulin- 
spector  in  Prag;  Dr.  Ernst  Brücke,  k.  k.  Hofrath  and  Universitats- 
profesaor  in  Wien;  Alois  Czedik  v.  Bründelsberg,  k.  k.  Sectionschef 
a.  D.,  Director  der  Wiener  Handelsakademie;  Dr.  Friedrich  Dittes,  Di- 
rector  des  stadtischen  Lehrerpssdagonums  in  Wien;  Dr.  Rudolf  Eitel- 
bergerv.  Edelberg,  k.  k.  Hofrath  und  Director  des  österreichischen 
Museums  fQr  Kunst  und  Industrie  in  Wien;  Gonstantin Bitter  v.  Höfler, 
Professor  in  Prag;  Dr.  Joseph  Hyrtl,  k.  k.  Hofrath  und  Universitäts- 
professor  in  Wien;  Dr.  Salomon  Hermann  Bitter  v.  Mosenthal,  k.  k. 
Kegierungsrath  und  Bibliothekar  in  Wien;  Dr.  Franz  Joseph  Pisko, 
Director  der  k.  k.  Realschule  in  Sechshaus;  Eduard  Suess,  k.  k.  Uni- 
versitätsprofessor in  Wien,  und  Joseph  Weber,  k.  k.  Schulrath  in  Prag; 
^h)  für  Ungarn:  Anton  Zichy,  königlich  ungarischer Ministerialntn 
in  Pest;  Vincenz  Weninger,  Generaldirectorder  allgemeinen  Greditbank 
in  Pest;  Alfred  Molnär,  königlich  ungarischer  Sectionsrath  im  Unter- 
richtsministerium in  Ofen;  femer  als  Ersatzmänner :  Dr.  Anton  Masch, 
Director  der  höheren  landwirthschaftlichen  Lehranstalt  in  Ungarisch- 
Altenburg;  Dr.  J.  Levin,  Director  der  Handelsakademie  in  Pest,  und 
Franz  Elaid,  Schuldirector  in  Agram.  (Wr.  Ztg.) 


(Die  Beform  der  k.  k.  Gentralcommission  zur  Erfor- 
schung und  Erhaltung  der  Baudenkmale)  ist  eine  vollzogene 
Thatsache.  Das  neue  Statut  hat  laut  Allerhöchster  Entschliessung  vom 
18.  Juli  1.  J.  die  Sanction  Sr.  Majestät  des  Kaisers  erhalten.  Die  Gen- 
tralcommission wird  gänzlich  umgestaltet,  sie  wird  einen  erweiterten 
Wirkungskreis  erhalten  und  sich  nicht  mehr  bloss  auf  Bandenkmale  — 
insbesondere  mittelalterliche  —  beschränken,  sondern  ihre  Thätigkeit  auf 
Kunstdenkmäler  überhaupt  und  historische  Monumente  ausdehnen.  Sie 
wird  dadurch  in  die  Lage  versetzt,  den  Anforderungen  der  Kunst-  und 
Alterthumswissenschaft  in  höherem  Grade  zu  entsprechen,  als  es  bisher 
der  Fall  war,  und  Obiecte  vor  Verschleppung  und  Zerstörung  zu  wahren, 
die  bisher  ihrem  Wirkungskreise  entzogen  waren.  (Wr.  Ztg.) 


(Zahlplätze  in  der  k.  k.  Marine-Akademie  inFiume.)  — 
Ueber  die  näheren  Modalitäten  bei  Ansuchen  um  Aufnahme  absolvierter 
Schüler  einer  vollständigen  Unterrealschule  oder  eines  vollständigen  Un- 
tergymnasiums oder  aber  eines  Realgymnasiums,  s.  Anitsbl.  z.  Wr.  Ztg. 
V.  15.  Juni  1.  J.,  Nr.  138,  S.  828. 


Lehrbücher  und  Lehrmittel. 

(Fortsetzung  von  Jahrgang  1873,  Heft  1,  S.  69.) 

Kr  ist  Joseph,  Dr.,  Anfangsgründe  der  Naturlehre  für  die  unteren 
Glassen  der  Mittelschulen.  Fünfte  Aufl.  mit  309  Holzschnitten  und  einer 
chromo-lithographierten  Tafel.  Wien,  Braumüller,  1873.  Pr.  2  fl.  20  kr. 

Zum  Lehrgebranche  an  den  dentichen  Mittelschnlen  allgemein  als  sml&asig  wkliii, 
lant  Ministerialerlassee  Tom  Sil.  Jänner  1873,  Z.  591. 

Smolik  Joseph,  Po^tarstvi  vykonnö (Angewandte  Arithmetik).PraiP. 
Kober,  1872.  Preis  1  fl. 

Znm  Untarrichta^bnnche  in  der  S.  Cl.  der  Unterrealschnlen ,  beüeheailich  der 
Bealgjnnasien  mit  bAhmudier  Unterrichtssprache ,  allgemein  zngelassen ,  lant  Viniatorial- 
•rlastes  van  f  1.  Jteaw  1879,  Z.  U.107. 


Misoellen.  879 

Gindely,  DSjepis  yleobecny  (Allgemeine Geschichte),  in  böhmischer 
Ausgabe  von  J.  Erben,   1.   Theil:    Das   Alterthum.    Prag,   Tempsky, 

1872.  Pr.  70  kr. 

Zum  Lehrgebrauche  in  den  Real-  and  Untergjrmuaüien  mit  böhmischer  Unterrichts 2 
spräche  allgemein  zogtiaseen,  laut  MinlBterialerlasses  vom  22.  J&nner  1873,  Z.  16.494. 

Die  unter  der  Leitung  des  Lehrers  Michael  Günter  in  Wien  an- 
gefertigten und  in  der  Verlagsbuchhandlung  A.  Pichler*s  Witwe  und 
oohn  in  Wien  vorräthigen  ^^Modelle  der  metrischen  Masse  und  Chßwichte«*, 
welche  nach  Bestätigung  der  k.  k.  Normal-Aichrtngs-Commission  den 
Vorschriften  der  Mass-  und  Gewichtsordnung  vom  23.  Juli  1871  (R.  G. 
Bl.  ^om  Jahre  1872,  Nr.  16)  vollkommen  entsprechen,  werden  als  ein 
zur  Veranschaulichung  der  neuen  österreichischen  Masse  und  Gewichte 
geei^etes  Lehrmittel  den  (Volks-  und)  Mittelschulen  zur  Anschaffung 
empfohlen. 

Diese  Modelle  sind  in  zwei  Sammlungen  verkäuflich ;  ^  in  einer 
grossen,  welche  46  (Pr.  32  fl.)  und  in  einer  kleinen,  welche  16  Modelle 
umfasst  (Pr.  10  fl.). 

Die  von  demselben  Verfasser  und  Verleger  herausgegebene  und  mit 
Ministerialerlass  vom  29.  November  1872,  Z.  14.900  (s.  öst.  Gvmn.  Ztschrft 

1873,  Heft  I,  S.  69)  empfohlene  Wandtafel:  „Das  metrische  Mass*"  enthält 
die  Umrechnungszahleii  vom  Wiener  Mass  in  metrisches  Mass  und  um- 
gekehrt. 

Laut  Miniaterialerlasses  vom  25.  Jinner  1873,  Z.  16  188. 

Steinhauser  Anton,  Geographie  von  Oesterreich- Ungarn.  Mit  112 
in  den  Text  gedruckten  Holzschnitten  und  einem  alphabetischen  Namen- 
regidter.  Prag,  Tempsky,  1872.  Pr.  1  fl.  50  kr. 

Diese  Geo|^phie  wird  zum  Lehrgebrauche  in  den  unteren  CUssen  der  Oymnasien 
und  Reftlgymnasien ,  dann  der  siebenclasBiffen  Bealscholen,  sowie  zum  Lehrgebrauche  in 
den  oberen  Clamen  der  sechaclaasigen  Bealschulen  mit  deutscher  Unterrichtsfprache  als 
zaUssig  erklärt. 

In  Hinblick  auf  die  Ausführlichkeit  des  Textes  wird  den  betreffenden  Fachlehrern 
beim  Gebrauche  dieses  Buches  ein  massvolles  Vorgehen,  mit  Vermeidung  jeder  UeberbOr- 
diiBg  dee  BchtUers  empfohlen. 

Das  Buch  wird  fibrigens  den  Mittelschulen  sowol  als  den  Lehrerbildungeanstalten, 
wie  nicht  minder  den  Bezirks- Lehrerbiblioth«sken  auch  als  zur  Anschaffung  fftr  Bftcher- 
sammlungen  empfehlenswerth  bezeichnet. 

Laut  Ministerialerlasses  vom  i».  Februar  1873,  Z.  16.648. 

F.  Schmitt,  Statistik  des  österreichisch-ungarischen  Kaiserstaates. 
4.  Aufl.,  neu  bearbeitet  von  Gustav  Adolf  Schimmer.  Wien,  C.  Gerold's 
Sohn,  1872.  Pr.  1  fl.  60  kr. 

Dieses,  in  den  früheren  Auflagen  mit  Ministerialerlass  vom  13.  Februar  1866 
Z.  8882,  zum  Lehrgebrauche  in  den  Oberrealschulen  und  mit  Erlass  Tom  17.  August  1866, 
Z.  4553,  zum  Lehrgebrauche  in  den  Oyinnasien  und  Realgymnasivn  mit  deutscher  Unter- 
richtssprache allgemein  zugelassene  Lehrbuch  wurde  auch  in  der  Torliegenden  4.  Auflage 
zum  Lehrgebrauche  in  den  genannten  Mittelschulen  als  allgemein  zui&ssig  erkUrt. 

Laut  Ministeiialerlasses  vom  3.  M&rz  1873,  Z.  2159. 

Hermann  Edw.,  Lehrbuch  der  deutschen  Sprache.  Ein  Leitfaden 
für  den  Unterricht  au  den  unteren  Classen  der  Gymnasien  und  der  ver- 
wandten Anstalten.  4.  verb.  und  verm.  Aufl.  Wien,  Alfred  Holder.  1872. 
Pr.  1  fl.  20  kr. 

Zum  Lehrgebrauche  in  den  unteren  Classen  der  Gymnasien  und  Realgymnasien 
mit  deutschtT  Unterrichtssprache  allgemein  zul&esig. 

Laut  MinisterialerlosBes  vom  10.  März  1873,  Z.  16.399. 

Villicus,  Franz,  Die  neuen  Masse  und  Gewichte  in  der  Öster- 
reichischen Monarchie.  Mit  einer  Mass-  und  Gewichtstabelle  in  Farben- 
druck. 3.  verm.  und  verb.  Aufl.  Wien,  L.  W.  Seidel  und  Sohn,  1873. 
Preis  1  fl. 

Sammt  Tafel,  im  Einvernehmen  der  k.  k.  Normal- Aichungs-Commission ,  in  der 
ncenwArtigen  S.  AuAage  als  Lehrmittel  zur  Anschaffung  f&r  die  (Volks-  mnd  BQrgerschnlen, 
Lshrerbildungsanstalten  und;  Mittelschulen  genehmigt. 

Laut  MiuisterialerUisses  vom  12.  M&rz  1873,  Z.  2823. 

25* 


Heinrich  Anton,  Grammatik  der  dentschen  Sprache  fnr  Mittel- 
schalen nnd  Terwandte  Angtüten  in  mehrsprachigen  Landern.  Laifaacfa, 
Kleinmajrr  n.  Bamberg,  1873. 

Auf  Antng  dM  LaadeMdralnthes  ron  Kraim  zum  LehifeltnQek»    aa  llittel«ckml«i 
mit  Sdbiftleni  sloreniichflr  Mvttanpraelie  als  zoliasig  «rklärt. 
Laat  ItinisterulerlaMM  vom  ».  Apnl  loTS,  Z.  S3€9. 

Niederle  K,  Mlarnice  reckeho  jazyka  pro  gymnasia  ^^eska.  (Grie- 
chische Grammatik  för  böhmische  Gymnasien.)  1  ThL  Prag,  Greger  il 
Dattel.  Pr.  96  kr. 

Zun  Lehrgebnnch  in  der  3.  a.  snccesive  4.  Ci.  der  Unter-  und  B<algynn«i«iB 
mit  bohmucber  Unterxiebtwpirsebe  myeliiien. 

Lant  JCinirteriakrlMMS  Tom  9.  Mai  187S,  Z.  3251. 

Neumann  (AL)  o.  Gehlen  (Otto),  Dentsches  Lesebach  f&r  die 
1.  Cl.  der  Gymnasien  a.  verwandten  Anstalten  4.  verb.  Aufl.  Wien,  F.  Meyer, 
1873.  Pr.  1  fl.  —  Dieselben,  Deutsches  Lesebuch  för  die  2.  Ol.  a.  a  w. 

4.  verb.  Aufl.  Wien,  ebend.  1873.  Pr.  1  fl. 

Auch  in  dieMr  4.  Auflage  xnm  L^hrgdbraache  in  den  Gjmnasien  nnd  B^algymrien 
als  znlissig  erklirt. 

Lant  MinisterialerUssee  rom  17.  Mai  1873^  Z.  5609. 

Schinnagl  (Maurus),  Theoretisch-praktisches  lateinisches  Elemen - 
tarbuch  f&r  die  erste  Gymnasialclasse.  8.  Aufl.,  darchges.  und  berausg. 
von  Heinrich  Maschek,  Wien,  1871.  Beck.  Pr.  12  kr. 

Derselbe,  Lateinisches  Lese-  und  ücbungsbuch  für  die  zweite  Gym- 
nasialclasse. 7.  Aufl.  Herausgegeben  von  Heinrich  Maschek.  Wien,  Beck, 
1873.  Pr.  1  fl. 

Diese  beiden  Lehrbftcher  werden  in  den  gefenw&rtigen  Anflaicen  som  Li'hrfebnack 
in  den  bezeichneten  Qymnasialclassen  aUgemein  zugelassen. 
Laut  Ministerialerlasses  rom  16.  Juni  1873.  Z.  4886. 

Ptaschnik  (J.),  Leitfaden  beim  Lesen  der  geographischen  Karten. 

5.  Aufl.  Wien,  1873.  Beck.  Pr.  90  kr. 

Das  Buch  wird  in  der  ge|[enw&rtigen  Auflage  zum  Lehrgebranche  in  den  anterea 
ClaKsen  der  Mittelschulen  allgemein  zugelassen. 

Laut  Ministerialerlasses  vom  19.  Juni  1973.  Z.  609S. 

Koppe  (Karl),  Der  erste  Unterricht  in  der  Naturlehre,  mit  80  in 
den  Text  eingedruckten  Holzschnitten.  4.  Aufl.  Essen,  G.  D.  Bfidecker. 
1873.  Pr.  12  Sgr. 

Das  Buch  wird  in  der  gegenwärtigen  Auflage  zum  Lehrgebranche  in  den  untern  Classen 
der  Mittelschulen  allgemein  zugelassen. 

Laut  Ministerialerlasseti  Tom  13.  Juni  1873,  Z.  6303. 

Lindner  (Dr.  G.  A.),  Lehrbuch  der  formalen  Logik.  3.  Aufl.  Wien, 
1873.  C.  Gerold.  Pr.  1  fl.  40  kr. 

Dieses  Lehrbuch  wird  in  der  gegenwärtigeo  dritten  Auflage  zum  Lehrgebraaeh« 
in  den  OTmnasien  allgemein  zngelaasen. 

Laut  Ministerialerlasses  vom  16.  Juni  1873,  Z.  4126. 

Plötz,  pr.  Karl),  üebungen  zur  Erlernung  der  französischen  Syntax. 
3.  Aufl.  Berlin  1872,  Herbig.  Pr.  10  Sgr. 

Die  mit  Ministerialerlass  vom  7.  September  1871,  Z.  lOHi2,  ausgesprochene  Zulassung 
dieser  .Üebungen"  zum  Lehrgebrauch  an  Realgymnasien  (gegebenen  Falls  auch  an  Real- 
schulen) wird  auf  die  gegen wftrtige  3.  Auflage  ausgedehnt. 

Laut  Ministerial-Erlasses  vom  13.  Juni  1873,  Z.  6362. 

Fischer  (Franz  X.),  Aritmetika  pro  niz§i  tfidy  strednich  skol 
(Arithmetik  für  die  ünterclassen  der  Mittelschulen.)  I.  Theil.  2  Aufl.  Prag. 
1873.  Selbstverlag.  Pr.  1  fl.  50  kr. 

Das  Buch  wird  in  der  gegenwirtigen  zweiten  Auflage  zum  Lehrgebrauch  in  den 
Ünterclassen  böhmischer  Mittel»chnlen  allgemein  zugelassen. 
Laut  MiniNterialerlasses  Tom  13.  Juni  1873,  Z.  6136. 

Riss  (J.),  Latinska  cvicebnä  kniha  pro  I  gymnasialni  tHdu.  (Latei- 
nisches  üebungsbuch  für  die  1.  Gymnasialclasse.)  3.  Aufl.  Prair,  1873, 
Kober.  Pr.  90  kr.  /  -s  » 

Dieses  Uebungibvoh  wird  in  der  gegenwärtigen  dritten  Auflage  zum  LehrgebrAvdi« 
in  böhmischen  Üntergrmnaaien  allgemein  ab  snliasig  erkl&rt. 

Laut  Miaist«rial«rUsaes  Tom  18.  Juni  1873,  Z.  6M7. 


lOsoeUen.  881 

ßcbmidt  (Karl,)  Lateinische  Scbnlgrammatik.  2.  Aufl.  WioD,  1871. 
Holder.  Pr.  1  fl.  30  kr. 

Dies«  Grammatik  wird  in  der  gegenwärtigen  Auflage  Eum  Lehrgebraach  an  Oymnasien 
nnd  Realgymnasien  mit  deutscher  Unterrichtssprache  allgemein  zogeussen. 
Laut  Ministerialerlasses  vom  19.  Juni  1873,  Z.  7543. 

Drechsl  fAlexander  W.),  Christliche  Sitten-  und  Pflichtenlehrc 
als  Lehrbuch  für  die  Mittelschulen.  Wien,  1873.  Kirsch.  Pr.  90  kr. 

Gegen  die  Verwendung  dieses  Buches  als  Lehrbuch  beim  katholischen  Bellgion»- 
unterrichte  an  den  Unterclassen  der  im  Bereiche  der  Wiener  ErzdiÖoese  befindlichen  Beal- 
schnlen  waltet  kein  Anstand  ob. 

Laut  Ministerialerlasses  vom  83.  Juni  1873,  Z.  7011. 

Neu  mann  <A1.)  und  Gehlen  (Otto),  Deutsches  Lesebuch  für  die 
I.  Classe  der  Gymnasien  und  verwandten  Anstalten.  4.  Aufl.  Wien, 
Ferdinand  Meyer,  1873.  Pr.  l  fl. 

Dieselben,  Deutsches  Lesebuch  für  die  2.  Classe  der  Gymnasien 
nnd  verwandten  Anstalten.  4.  verb.  Aufl.  Wien,  Ferdinand  Meyer,  1873. 
Pr.  1  fl. 

l>iese  mit  Ministerial-Erlass  vom  17.  Mai  1873,  Z.  5609  (s.  oben),  sum  Lehrge- 
brauche in  den  Gymnasien  und  Realgymnasien  zugelassene  Auflage  wird  auch 
xum   Unterrichtsgebrauche   in  den  Realschulen  als  zul&ssig  erkl&rt. 

Laut  Ministerialerlassen  Tom  7.  Juli  1873,  Z.  7783. 

Kauer  (Dr.  A.),  Elemente  der  Chemie  gemäss  der  neueren  Ansichten. 
Für  ßealgmnasien  und  Unterrealschulen.  2.  Aufl.  Mit  27  Holzschnitten 
and  einer  Tafel  in  Farbendruck.  Wien  1872.  Holder.  Pr.  1  fl.  60  kr. 

Das  Buch  wird  in  der  gegenwärtigen  zweiten  Auflage  ram  Lehrgebrauche  in  Real- 
schulen und  Realgymnasien  mit  deutscher  Unterrichtssprache  allgemein  als  zolissig  erklftrt. 
Laut  Ministerialerlasses  vom  3.  Juli  1873.  Z.  7633. 

Woldermann's  und  Baaz*s  photolithographische  Reliefkarte  von 
1.  Europa,  2.  Asien,  3.  Afrika,  4.  Nord- Amerika,  5.  Süd-Amerika,  6.  Deutsch- 
land und  7.  Palästina,  wovon  die  unter  1,  2,  6  and  7  genannten  bereits 
mit  Erlass  vom  5.  Februar  1873,  Z.  15.121,  als  ein  geeignetes  Lehrmittel 
für  den  geographischen  Unterricht  in  den  Bürgerschulen  bezeichnet  worden 
sind,  werden  zum  Lehrgebrauche  in  den  Mittelschulen  und  Lehrerbil- 
dungsanstalten, sowie  in  den  nautischen  Schulen  als  zulässig  erklärt 

Pr.  der  einzelnen  Karten,  aufgezogen,  Europa  5  Thlr.,  Asien  4  Thlr., 
Afrika  4  Thlr.,  Nord- Amerika  4  Thlr.,  Süd- Amerika  2  Thlr.,  25  Sgr.,Deut8ch- 
land  5  Thlr.,  Palästina  3  Thlr.,  20  Sgr. 

Laut  Ministerialerlasses  vom  3.  Juli  1873.  Z.  1579. 


Fünfte  Abtheilung. 

Verordnungen  für  die  österreichischen  Gymnasien 
und  Realschulen;  Personalnotizen;  Statistik. 


Personal-  und  Schulnotizen. 

—  (Ernennungen,  Versetzungen,  Beförderungen,  Aus- 
zeichnungen u.  8.  w.)  —  Se.  k.  u.  k.  Apostolische  Majestät  haben  mit 
Allerhöchster  Entschliessung  vom  1.  Juli  1.  J.  den  Director  der  Lehrer- 
bildungsanstalt in  Capodistria  Stephan  Scarizza  zum  fachmännischen 
Mitgliede  des  Istrianer  Landesschulrathes  für  den  Best  der  gesetzlichen 
Fonctionsdauer  allergnädigst  zu  ernennen  geruht. 

Stremayr  m.  p. 

—  Se.  k.  u.  k.  Apostolische  Majestät  haben  mit  Allerhöchster  Ent- 
schliessung vom  3.  Juli  1.  J.  den  Sectionsrath  im  Ministerrathspräsidium 
Karl  Stransky  v.  Heilkron  zum  Ministerialrat  he  extra  statum  im 
Ministerium  für  Cultus  und  Unterricht  allergnädigst  zu  ernennen  geruht. 

Stremayr  m.  p. 

—  Se.  k.  u.  k.  Apostolische  Majestät  haben  mit  Allerhöchster 
Entschliessung  vom  14.  Juli  1.  J.  den  Director  der  Wiener  Communal- 
Oberrealschule  in  der  Eossau,  Schulrath  Eduard  Walser,  in  Anerken- 
nung hervorragender  Leistungen,  den  Titel  und  Charakter  eines  Regierungs- 
rathes  mit  Nachsicht  der  Taxen  allergnädigst  zu  verleihen  geruht. 

Stremayr  m.  p. 

—  Der  Minister  für  Cultus  und  Unterricht  hat  die  mit  dem  Titel 
und  Charakter  von  Ministerialsecretären  ausgezeichneten  Ministerial-Con- 
cipisten  im  Ministerium  für  C.  u.  U.  Benno  Ritter  von  David  und  Dr. 
Erich  Wolf,  femer  die  Ministerial-Concipisten  Dr.  August  Ritter  von 
Kleemann  und  Alois  Khayl  zu  Ministerial-Vicesecretären  ernannt. 

—  Der  Minister  für  C.  und  U.  hat  den  mit  Titel  und  Rang  eines 
Rechnungsrathes  ausgezeichneten  Rcchnungsoflficial  erster  Classe  Hermann 
Igl  zum  Rechnungsrathe  im  Rechnungsaepartement  des  Ministeriums 
für  Cultus  und  Unterricht  ernannt. 

—  Der  Minister  für  C.  und  U.  hat  den  Statthai terei-Conceptsad- 
juncten  August  Tauber  v.  Taubenberg  zum  Ministerialconcipisten 
im  Ministerium  für  C.  u.  U.  ernannt. 


—  Im  Unterrichtsministerium  ist  die  Revision  zwischen  den  Hrn. 
öectionschefs  Fidler  und  Dr.  Heider  getheilt  worden.  Der  erstere 
hat  Cultus,    Volksschulen  und  die  admiuis^ativen  Agenden  erhalten,  der 


PiTäuiia]-  und  Sthulnutiüen, 


i»t 


MtUre  die  Bochschnlen ,  die  tcchniBchen  and  Mittel  schalen.  Vam  Uni- 
versitÄtsdepftrtement  des  Ministeriums  wurden  Herrn  Sootionsrath  Dr. 
bemayer  alle  allgeueinen  Unirersitätsiuieelegt^nheiten  ond  die  Agenden 
der  tlitwiogiecben  and  juridischen  Facoltät,  Herm  Sectionsrath  Dr.  S  c  h  u  1  z 
T.  Stiainicki  die  Agenden  der  philosophischen  und  mediciniBchcn  Fa- 
catUt  lugetheilt  (Wr  Ztg.) 

—  Der  Conceptapracticant  des  kön.  Guherninnis  in  Fiunie  llraf 
Felii  Cfäkj  lum  Honoräreoncipiaten  bei  dera  iingariachen  ttinistürium 
fät  Caltna  and  öffentlichen  Unterricht 


—  Der  Minister  für  C.  u.  U.  h«t  tit  pro vi»ori sehen  Bezirksschul- 
inspv'ctoren  für  den  Bezirk  Ampezzo  and  die  deutschen  Schulen  indes 
Beiirktn  Tricnt  und  ßnrgo  den  Gymnasialprofeasor  Anton  Michae- 
let  in  B(i/,en,  und  fäv  die  ladinischvn  Suhul'.'n  im  Gerieb Isbezirke  Enne- 
ber^  den  Volksscbullehrcr  Anton  Zangerle  in  Brnneck;  den  Uebunga- 
Bchallehrer  an  der  Lebrcrhildun ^anstatt  in  Laibacb  Johann  Eppich 
mm  BsEirksBchulinspector  fnr  den  Bezirk  Littaj  in  Krain;  den  Qjni' 
nasialdiret-tor  in  Pilsen ,  Bruno  Bajerl ,  lutn  pror.  Bezirksschulin- 
spector  fQr  den  Bezirk  Mies  ond  für  die  deutschen  Schalen  im  i>tadt' 
und  Landbezirke  Pilsen,  den  ßürgerscboldirector  in  Nachod,  Johann 
Hrase.  mm  prov.  Bezirkaacbulinspectoi  f&r  die  böhmischen  Schulen  in 
den  Bezirken  Neustadt,  Braunaa  nnd  Trantenan;  den  Hauptlehier 
an  der  k.  k.  LahrerhÜdungaanstalt  in  Budwüis,  Franz  Uaksch.  lam  pro- 
visorischen Bezirksschnlinspect<ir  für  die  böhmischen  Schulen  in  den  Be- 
zirken: Stadt  nnd  Land  Bndneis,  Moldauthein,  Eruman,  Kap- 
litz  und  Pracbntitz  ernannt 

—  Femer  bat  der  Minister  fQr  C.  u.  U.  des  Dienstes  befunden, 
die  Bezirk ii8chnlanf»!icht  in  der  Grafschaft  G5rz  undGradiaka  bis  auf 
weiteres  blos  dnrcb  drei  Bezirksschalinspectoren  besorgen  zu  lassen,  als 
solche  die  bisherigen  Bezirk sachnlinspectoren  Johann  Trojanäek  und 
AndteaaZnidareij,  dann  den  Hauptlehrer  der  Gnrzer  Lehrer- Bildungs- 
«natalt  Franz  Vodopivec,  unter  gleichzeitiger  Ernennung  desselben 
zum  provieorischen  Brairksschulinsjiector,  zu  bestimmen  nnd  dem  Inspector 
Trojansek  in  dem  von  ihm  bisher  inspieiert^n  Bezirke  Stadt  üöri 
noch  die  Inspicierong  der  italienischen  Volksschulen  im  Bezirke  Gra- 
diaka,  dem  Inspector  Vodopivec  jene  der  sloveniscben  Toltsschnlci) 
in  den  slariscLen  Bezirken:  Umgebung  QQrz  nnd  Seaana,  sowie  im 
Bezirke  Gradiaka.  zu  übertragen,  dem  Inspector  ZnidarCiü  alwr  den 
Beiirk  Tolmein  zu  belassen,  endlich  dem  Hauptletarer  an  der  Marbur- 

K  Lehrerb ildnngsanstalt  Franz  Kobitsch  die  Scholinapectioii  in  den 
irken  tJragebune  Marhnrg,  St.   Leonhard  und  Windisch-Fei- 
Btrtti  proTJsorisch  zazuireisen. 

—  Der  Lehrer  am  Staats- G.  in  Krems  Plus  Kn511  zum  wirklichen 
Lehrer  am  Staats-G,  im  I.  Bezirke  7n  Wien:  der  Professor  am  Staata- 
UO.  In  Biclitz  Hermann  Scherff  und  der  Professor  an  der  Militär- 
■Jiadainie  in  Wiener-Neustadt  Karl  Strobel  zu  Professoren  am  Slaats- 
Q.  ia  Hernats  bei  Wien;  der  Lehramte candidat  Jakob  Purgaj  zum 
wirklichen  Lehrer  am  Staats-G.  in  Marburg;  der  Supplent  am  2.  Staats- 
G.  in  Graz  Jobann  Plön  er  zum  wirklichen  Lehrer  am  StaaU-G.  in  Cillii 
«!er  Profwflor  am  Sta«ts-G.  in  Linz  Johann  von  KlebeUberg  zum  Pro- 
fettor  am  tüt^sts-G,  in  Klat^enfurt:  der  Supplent  am  Staats-G.  in 
Sniiis  Gabriel  Mi tterstillcr  zam  wirklichen  Lehrer  am  Staats-G.  in 
(jSrii  der  Professor  P.  Constantin  Uatas  zam  wirklichen  Director  am 
8(ut»-G.  in  Sign  (Sinj),  der  Director  des  G,  auf  der  Kleinscile  in  Prag 
Dr.  Uatthias  Eawka  zum  Director  des  Frag-Altslädter-Q,;  der  Pro- 
(cMw  un  Stoats-O.  zu  Leitmeritz  Karl  Pecho  znm  Professor  nnd  der 


t84  Personal-  und  Schvlnotizeii. 

Snpplent  J)r.  Alois  Rzach  zum  wirklieben  Lehrer  am  deutschen  Staats« 
G.  auf  der  Kleinseite  in  Prag;  der  wirkliche  Lehrer  am  Staata-G. 
in  Trient  Johann  Alton  und  der  wirkliche  Lehrer  an  der  Coromunal- 
mittelschule  in  Komotau  Moriz  Plahl  zu  wirklichen  Lehrern  am  Prag- 
Neustädter  G. ;  der  Sui)plent  am  Prag- Altstadter  G.  Joseph  Novak 
zum  wirklichen  Lehrer  am  Staats-G.  in  Neuhaus;  der  Professor  des 
Staats-G.  in  Eger  Joseph  Ho  Hub  zum  wirklichen  Director  des  Staats-G. 
in  Saaz;  der  Snpplent  am  Staats-G.  in  Eger  Heiniich  Eerbl  zum 
wirklichen  Lehrer  derselben  Lehranstalt;  der  bupplent  Anton  Cern^  znm 
wirklichen  Lehrer  am  deutschen  Staats-G.  in  ßrünn;  der  Lehrer  am 
Staats-RG.  in  Weidenau  Dr.  Eduard  Formanek,  der  Snpplent  am  G. 
in  Leitoinischl  Karl  Bejelik  und  der  Suppient  am  deutschen  Staats-G. 
in  Brunn  Franz  Kolacek  zu  wirklichen  Lehrern  an  dem  slavischtin 
Staats-G.  in  Brunn:  der  Lehrer  am  G.  in  Brtix  Franz  Bau«»r  und  dei 
Suppient  am  G.  zu  Kremsier  Joseph  Öech  zu  wirklichen  Lehrern  am 
Staats-G.  zu  Kremsier;  der  Lehrer  am  Staats-G.  in  Marburg  Georg 
Margesin  zum  wirklichen  Lehrer  am  Staats-G.  in  Znaim;  der  Supp- 
ient Franz  Schmied  zum  wirklichen  Lehrer  am  ersten  Staats-G.  in 
Teschen;  der  wirkliche  Lehrer  am  Comm.-R.  u.  OG.  in  Komotau  Hein- 
rich Gross  zum  wirklichen  Lehrer  am  Staats-G.  in  Troppau;  der  Sup- 
pient Ftüu'l  Streitzig  zum  wirklichen  Lehrer  am  Staats-G.  in  Czer- 
nowitz  und  die  Supplenten  Samuel  Isopescul  und  Demeter  Isopes- 
cul  zu  wirklichen  Lehrern  am  gr.-oi.  G.  in  Suczawa;  ferner  der  Pru- 
fessor  an  der  Staats-OR.  in  Linz  Joseph  Gejliug  zum  Professor  am 
Staats-UG.  zu  Hern  als;  der  Professor  am  gr.  or.  G.  in  Suczawa  Dr. 
Johann  Klrikawa  zum  Professor  und  der  Suppient  am  G.  in  Pilsen 
Albin  Mende  zum  wirklichen  Lehrer  am  Staats-UG.  in  Arnau;  der 
Professor  am  gr.  or.  G.  in  Suczawa  Johann  Kfiz  zum  Professor  am 
Staats-UG.  in  Wallarhisch-Meseritsch,  und  der  Professor  am  Staats- 
RG.  in  Brody  Nikolaus  Ustyanowicz  zum  Professor  und  der  Lehrer 
an  der  Comm.  OR.  in  Pardubitz  Franz  Paul  zum  wirklichen  Lehrer  am 
Staats-UG.  zu  Radautz;  endlich  der  Sunplent  Joseph  Zösmair  zum 
wirklichen  Lehrer  an  der  Staatsmittelschule  in  Feldkirch;  die  Sup- 
plenten Friedrich  Maschek  und  Aurelius  Polzer  zu  wirklichen  Lehrern 
an  der  Staats-Mittelschule  in  Reicbenberg  und  der  wirkL  Lehrer  am 
Comm.-RG.  in  PHbram  Franz  Domorizek  zum  wirklichen  Lehrer  an 
der  Staats-Mittelschule  in  l'abor. 

—  Der  Professor  am  Staats-RG.  in  Uernals  Joseph  Hülsenbeck 
zum  Professor  und  der  wirkliche  Lehrer  am  deutschen  Staats-G.  in  Olmütz 
Karl  Penka  zum  wirklichen  Lehrer  am  Staats-R.  u.  OG,  im  IX.  Bezirke 
in  Wien  (Alservorstadt);  der  Suppient  am  Staats-R.  u.  OG.  im  IX.  Bez. 
in  Wien  (Alservorstadt)  Reinhold  Stranskv  zum  wirklichen  Lehrer  am 
Staats-R.  u.  OG.  in  Chrudim;  der  Weltpriester  und  Cooperator  in 
Kladrau  Wenzel  Füssl  zum  wirklichen  Religionslehrer  und  der  Supp- 
ient Joseph  He  ekel  zum  wirklichen  Lehrer  am  Staats-R.  u.  OG.  m 
Mies;  der  Suppient  am  Staats-G.  in  Znaim  Heinrich  Götzl  und  der 
Sunplent  an  der  Landes- UR.  in  Sternberg  Eduard  Du dik  zu  wirklichen 
Lenrern  am  Staats-R.  u.  OG.  in  Ungarisch-Hradisch;  der  Lehrer 
an  der  Bürgerschule  in  Hartberg  Joseph  Klaus  zum  wirklichen  Lehrer 
am  Staats-KG.  in  Villach;  der  Professor  am  Comra.  R.  u.  OG.  in 
Klattau  Dr.  Ferdinand  PoSik  zum  Professor  am  böhm.  Staats-RG.  in 
Prag;  der  Prämonstratenser  Ordenspriester  und  Suppient  am  G.  in  Saaz 
P.  Adrian  Hatle  zum  wirklichen  Lehrer  am  Staats-KG.  in  Prachatitz; 
der  Gymnasiallehrer  zu  Zengg  Dr.  Johann  Reichert  zum  Lehrer  am 
Staats-RG.  in  Trebitsch;  der  Lehrer  am  Comui.  G.  in  Jung-Boni- 
lau  Johann  Pochop,  der  Lehrer  am  Landes-RG.  in  Alährisch-Neustadt 
Thi'odor  VodiSka  und  der  Lehrer  am  Comm.  RG.  in  Freiberg  ßudolf 
Kjidefavek  zu  wirklichen  Lehrern  am  Staats-KO.  zu  Weisski rohen 


PtnonMU  and  SehnlnotiieB« 

•Bdlioh  der  bisherig«  Director  dieser  mit  nächstem  Schuljahre  in  die  un- 
mittelbare  Verwaltan^  dee  Staates  zu  übemehmonden  Anstalt  Joseph 
Miknsch  zum  wirklichen  Director  derselben. 

—  Der  Weltpriester  und  Supplent  an  der  Staats-OR.  in  Salzburg 
Karl  Wolf  znm  wirklichen  Beligiouslehrer  an  dieser  Lehranstalt;  der 
Weltpriester  Ignaz  Zauns  eh  irm  zum  wirklichen  Relig^onslehrer  und 
der  wirkliche  Lehrer  am  Staats-G.  in  Marburg  Dr.  Franz  Standfest 
zum  wirklichen  Lebrer  an  der  Staats-OR.  in  Graz;  der  Lehraratscandidat 
Julius  Fries 8  zum  wirklieben  Lehrer  an  der  Staats-OR  in  Olmütz;  der 
Hauptlehrer  an  der  k.  k.  Lehrerinnen-Bildungsanstalt  in  Troppau  Florian 
Haschek  zum  wirklichen  Lehrer  an  der  Staats-OR.  in  Troppau;  der 
Probecandidat  am  L  Staats*G.  in  Graz  Dr.  Peter  Salcher  und  der  Sup- 
plent an  der  Staats-Rsch.  zu  Triest  Moriz  Mussafia  zu  wirklichen 
Lehrern  an  der  letztgenannten  Anstalt,  endlich  der  Supplent  an  der  gT.-or. 
Realschule  zu  Czernowitz  Constantin  Stefanowicz  zum  wirklichen 
Lehrer  an  dieser  Unterrichtsanstalt. 


—  Der  proYisorische  Hauptlehrer  an  der  Lehrerbildungsanstalt  in 
Borgo-Erizzo  Matthäus  N e k i ö  zum  wirklichen  Haüptlehrer  daselbst ; 
der  Pfarrcooperator  zu  Buje  Johann  Benati  zum  Religions-lehrer  an  der 
k  k.  Lehrerbildungsanstalt  nebst  Uebungsschnle  in  Capod' Istria;  der 
Professor  an  der  Landes-UR.  in  Stemberg  David  Hilty  zum  Hauptlehrer 
an  der  deutschen  Lehrerbildungsanstalt  in  Brunn;  der  Gymnasiallehrer 
in  Wallachisch- Meseiitscb  Anton  Bur  jan  zu  einem  der  Hauptlehrer  an  der 
slaTischen  Lehrerbildungsanstalt  in  Br  ü  n  n ;  der  Hauptlehrer  an  der  Lehrer- 
bildungsanstalt in  Trautenau,  Alois  Jelinek  zum  Hauptlehrer  an  der 
deutschen  Lehrerinnenbildungsanstalt  in  Brunn;  der  Oberlehrer  in  Grulich 
Alois  Steuer  zum  UebungsschuUehrer  an  der  k.  k.  Lehrerinnenbildungs- 
anstalt in  Troppau  und  der  Professor  der  königlichen  Eunstffewerbe- 
schule  zu  Nürnberg  August  Ortwein  zum  Director  der  Geweroeschule 
in  Graz. 


—  Der  mit  Titel  und  Rang  eines  ausserordentl.  Professors  aus- 

fezeichnete    Adjunct    der    technischen    Hochschule  in  Wien   Dr. 
hilipp   Weselskj  zum  ausserordentlichen  Professor  der   analytischen 
Chemie  an  der  genannten  Hochschule. 

--  Dem  ausserordentl.  Professor  des  deutschen  Landespoly- 
tcchnicums  in  Prag  Dr.  August  Vogl  ist  der  Titel  eines  ordentlichen 
Professors  und  dem  honorierten  Docen&n  des  böhmischen  Lande s- 
polytechnicums  in  Pra|^  Joseph  Solin  der  Titel  eines  ausserordent- 
lichen Professors  allergnädigst  verliehen  worden 

—  Der  Doeent  für  Kunstgeschichte  an  der  Kunstgewerbeschale 
des  Museums  für  Kunst  und  Industrie  Albert  Ilg  zum  Gustos 
dieses  Museums. 

—  Der  ordentliche  Universitätsprofessor  Dr.  Joseph  Späth  zum 
ordentl.  Professor  an  der  neu  errichteten  zweiten  Silinik  der  Geburtshilfe 
und  Gynäkologie  für  Aerzte  an  der  Universität  in  Wien,  und  der 
disponible  Professor  der  med.  Chirurg.  Josephs- Akademie  Dr.  Gustav 
Braun  zum  ordentl.  Professor  des  bisher  vom  erstgenannten  rertretenen 
Faches,  an  derselben  Hochschule;  femer  der  Universitätsprofessor  in 
Göttingen  Dr.  Karl  Claus  zum  ordentl.  Professor  der  Zoologie  und  der 
vergleichenden  Anatomie,  und  der  erzherzogl.  Bibliothecar  und  Galerie- 
Iiispector  Dr.  Moriz  Thausinf  zum  ausserordentlichen  Professor  der 
Kunstgeschichte;  endlich  dem  Beschlüsse  des  medicin.  Professoren-Col- 
leginrns  g*»mä88  Dr.  Obersteiner  zum  Privatdoccnten  für  Physiologie 
und  Pathologie  deb  Gehirns,  Dr.  Victor   ürbantschich  zum  Prirat- 


S86  Personal-  nnd  Schnlnotimn. 

docenten  f&r  Otiatrik  und  Dr.  Hans  Knndrat  zum  PriTatdocenten  f&r 
pathologische  Anatomie,  dann  entsprechend  dem  Beschlüsse  des  philoso- 
phischen Professoren-Collegiums  Dr.  phil.  Heinrich  Streintz  zum  Pri- 
vatdocenten  für  Physik,  sämmtlich  an  der  Wiener  Hochschule. 

—  Der  ansserordentliche  Professor  der  vergleichenden  Sprachwis- 
senschaften an  der  Universität  zn  Bonn  Dr.  Johann  Schmidt  znm  or- 
dentlichen Professor  dieses  Faches  und  der  Privatdocent  der  Philosophie 
an  der  Universität  in  Graz  Dr.  Alois  Biehl  zum  ausserordentlichen 
Professor  dieses  Faches,  beide  an  der  zuletzt  genannten  Hochschule. 

—  Der  Professor  an  der  Innsbrucker  Universität  Dr.  Karl  Heine 
zum  ordentlichen  Professor  der  neuerrichteten  zweiten  Klinik  für  Chirur- 
gie an  der  Universität  zu  Prag;  der  Professor  an  der  Universität 
in  Würzburg  Dr.  Theodor  Edwin  Klebs  zum  ordentlichen  Professor 
der  pathologischen  Anatomie,  der  Professor  der  Kunstgeschichte  am 
polytechnischen  Institute  zu  Karlsruhe  Dr.  Alfred  Weltmann  zum  or- 
dentlichen Professor  dieses  Faches;  der  Assistent  der  Lehrkanzel  für 
Anatomie  und  Privatdocent  an  der  Universität  in  Prag  Dr.  Walter  Flem- 
ming  zum  ausserordentlichen  Professor  der  Histologie  und  Entwickele 
ungsgeschichte ;  der  Begimentsarzt  und  Privatdocent  der  Ohrenheilkunde 
an  der  Prager  Universität  Dr.  Emanuel  Zaufal  zum  unentgeldlicben 
ausserordentUchen  Professor  dieses  Faches,   endlich  dem  Beschlüsse  des 

Ehilosouhischen  Professorencolleg^ums  an  der  Universität  zu  Prag  Dr. 
»eopola  G eitler  zum  Privatdocenten  für  vergleichende  indo-germanische 
Sprachforschung  mit  böhmischer  Vortragssprache  an  der  philosophischen 
Facultät,  sämmtlich  an  der  Universität  zu  Prag. 

—  Der  Supplent  für  Österreichische  Geschiente  an  der  Univer- 
sität zu  Lemberg  Gymnasialprofessor  Szaraniewicz  zum  ordent- 
lichen Professor  dieses  Faches  an  der  genannten  Hochschule. 

—  Dem  Beschlüsse  des  rechts-  und  staatswissenschaftlicheu  Pro- 
fessorencollegiums  an  der  Universität  zu  Krakau  gemäss  Dr.  Michael 
Bobrzvnski  zum  Privatdocenten  des  alten  polnischen  Bechtes  und  der 
Geschichte  an  dieser  Hochschule. 

—  Der  ausserordentl  Professor  der  Moraltheologie  an  der  grie- 
chisch-orientalischen theologischen  Lehranstalt  inCzernowitz  Constantin 
Morariu  zum  ordentlichen  Professor  dieses  Lehrfaches. 

—  Se.  k.  und  k.  Apostolische  Majestät  haben  mit  Entschliessung 
vom  30.  Mai  1.  J.  die  Gleichstellung  der  Professoren  an  der  Forstata- 
demie  in  Mariabrunn  mit  jenen  der  Hochschule  für  Boden- 
cnltur  in  Wien  hinsichtlich  der  Disetenclasse  und  der  Gehaltsbeznge 
zu  genehmigen ;  die  gegenwärtigen  ordentlichen  Professoren  dieser  Alui- 
demie:  Franz  Gross  Dauer,  Dr.  Johann  Oser,  Dr.  Wilhelm  Einer, 
Dr.  Julius  Wiesner,  Dr.  Arthur  Freih.  v.  Seckendorff  und  Joseph 
Schlesinger  in  die  6.  Bangsclasse  zu  befördern  und  den  Dr.  Gustav 
Marchet  zum  ausserordentlichen  Professor  an  derselben  Akademie  ag. 
zu  ernennen  geruht.  (Wr.  Ztg.) 

—  Eugene  Pian-Thomery  zum  Privatdocenten  der  französischen 
und  englischen  Sprache  an  der  k.  k.  Forst- Akademie  zu  Mariabrunn. 

—  Der  Assistent  der  geologischen  Beichsanstalt  Bergrath  Dr.  Guido 
Stäche  zum  Chefgeologen  und  der  Hilfsgeologe  Bergrath  Heinrich  Wolf 
zum  Geologen  der  geologischen  Beichsanstalt. 

—  Der  Hauptmann  in  der  Beserve  des  Hoch-  und  Deutschmeister 
4.  k.  k.  Infanterieregiments  August  Lengnick  zum  Conservator  der 
k.  k.  Schatzkammer. 

—  Die  Gemeindevertretung  von  Mährisch-Weisskirchen  hat 
Se.  Excellenz  den  Minister  för  U,  und  U.  Dr.  v.  Stremayr  zum  Ehren- 
bürger ernannt. 


Persoual-  and  Scholnotizen.  887 

—  Der  ehemalige  Lehrer  der  ungar.  Geschichte  bei  Sr.  k.  k.  Hoheit 
dem  Kronprinzen  Erzherzog  Rudolf,  Se.  Hochw.  der  Propst  des  Fressbnrger 
Collefi^tcapitels  Dr.  Hjacinth  Johann  Eonay,  zum  Titularbischof  von 
Szkodar. 

—  Der  Prof.  der  Comm.-OR.  in  der  ßossau  in  Wien  Dr.  Philipp 
Zamboni  zum  corr.  Mitgliede  der  italien.  Gesellschaft  für  Geschichte 
und  Archaeologie  in  Rom. 

—  Der  Professor  der  Botanik  in  Prag,  Dr.  A.  Weiss,  zum  wirklichen 
Mitgliede  der  deutschen  Akademie  der  Wissenschaften  Leopoldina  Carolina, 
unter  dem  Beinamen  Hugo  t.  Mohl. 

—  Der  bekannte  Mitarbeiter  der  „Presse*^  Wilhelm  Lauser  zum 
corr.  Mitgliede  der  spanischen  Akademie. 

—  Am  21.  Juni  1.  J.  feierte  Dr.  jur.  und  phil.  geh.  Begierungs- 
rath  Schönmann,  ordent.  Professor  der  altclassischen  Literatur  an  der 
Universität  Greifswalde,  sein  ßOjähri^es  Amtsjubiläum.  —  Zu  Berlin  fand 
am  3.  August  1.  J.  die  Feier  des  fünfzigjährigen  Amtsjubilaums  des  Ober- 
thbunalrathes  a.  D.  Dr.  Heffter  statt,  der  1823  als  Professor  der  Rechte 
in  Bonn,  dann  seit  1831  in  Halle  gelehrt  und  seit  1833  ununterbrochen 
als  Professor  des  Staats-  und  Kirchen-,  dann  des  Straf-  und  Process- 
rechtes  an  der  Berliner  Hochschule  gewirkt  hat. 

—  Dem  jubil.  Oberlandesgerichtsrathe  Dr.  Joseph  Dölzer  wurde, 
aus  Anlass  der  auf  seinen  Wunsch  erfolgten  Enthebung  von  der  Function 
eines  Vicepräses  der  judiciellen  Staatsprüfungscommission  in  Graz, 
von  Seite  des  Ministers  für  C.  und  U.  die  besondere  Anerkennung  für 
seine  langjährige  ausgezeichnete  Verwendung  in  dieser  Stellung  ausge- 
sprochen. 

—  Der  bisherige  zweite  Präses-Stellvertreter  der  ludiciellen  Staatsprü- 
fnngs-Commission  in  Graz,  k.  k.  Oberlandesgerichtsrath  Joseph  Geym  ayr, 
zum  ersten  Präses- Stellvertreter,  der  k.  k.  Oberlandesgerichtsrath  Ulrich 
Lininger  zum  zweiten  Präses  -  Stellvertreter  bei  derselben  Staatsprü- 
fungs  -  Commission ,  femer  der  k.  k.  ordentliche  Universitäts- Professor 
Dr.  Karl  Gross  und  der  Advocat  Dr.  Lucas  Raraor  zu  Mitgliedern  der 
judiciellen  Staatsprüfungs-Commission  alldort. 

Der  Statthai terei-Concipist  und  Supplent  des  kanonischen  Rechts 
an  der  Universität  in  Lern b er g,  Dr.  Eduard  Rittner,  zum  Prüfungs- 
Coramissär  bei  der  rechtshistorischen  Abtheilung  der  theoretischen  Staats- 
prüfungs-Commission und  der  Supplent  der  Lehrkanzel  des  österreichi- 
schen Civilrechts  (mit  rutbenischer  Vortragssprache)  an  der  Universität 
in  Leroberg,,  Dr.  Alexander  Ogonowski,  zum  Mitgliede  der  theoretischen 
judiciellen.  Abtheilung  daselbst 

—  Der  a.  o.  Professor  der  Rechtsphilosophie  und  des  europäischen 
Völkerrechts  an  der  Universität  in  Krakau,  Dr.  Franz  Kasparek,  zum 
Mitgliede  der  Staatswissenschaften  Abtheilung  der  theoretischen  Staats- 
prünings-Commission*  in  Krakau. 

—  Der  Oberlandesgerichtsrath,  Dr.  Gregor  Branowitzer  in 
Prag,  zum  Mitgliede  der  iudiciellen  Abtheilung  der  theoretischen  Staats- 
prüfungs-Commission da.selbst. 


—  Auf  Grund  des  von  dem  Genieindeausschuss  der  Stadt  Brüx 
in  der  Sitzung  vom  28.  Mai  1873  gefassten  Beschlusses  hat  der  Minister 
für  C.  und  U.  mit  dem  Erlasse  vom  9,  Juni  1873,  Z.  3172  den  Bestand 
des  Reciprocitäts- Verhältnisses  in  Betreff  der  Behandlung  der  Directoren 
und  Lehrer  an  dem  Comm.-Roal-  und  Obergymnasium  in  Brüx  und  zwar 
an  Staatsmittelschulen  im  Sinne  des  §.  11  des  Gesetzes  vom  9.  April  1870, 
K.  G.  Bl.  §.  46,  betreffend  die  Gehalte  der  Professoren  an  den  vom  Staate 
erhaltenen  Mittelschulen  anerkannt.  (Verordn.  BL) 


t88  Penonal-  imd  Sebnlnotiseii. 

—  Anf  Grand  des  in  der  Sitzung  vom  23.  Mai  1878  geCeissten 
Besehlusses  des  Gemeinde- Ausschusses  der  Stadt  Freiberg  in  Mahren 
hat  der  Minister  für  C.  und  U.  gleichfalls  den  Bestand  der  Beciprocitat 
zwischen  dem  Comm.-Bealgymnasium  in  Freiberg  einerseits  und  der 
Staats-Mittelscbule  anderseits  anerkannt.  ^Verordn.  BI.) 

—  Der  Minister  für  C.  u.  ü.  hat  mit  Erlass  vom  24.  Juni  1873, Z. 
7278,  dem  CommunaURealgymuasium  in  Kaaden  vom  laufenden  Schol- 
jahre  angefangen  das  OefiTentlichkeitsrecht  verliehen,  und  zugleich  zufolge 
der  auf  den  Sitzungsbescbluss  vom  13.  März  1.  J.  gegründeten  rechtsver- 
bindlichen Erklärung  des  Gemeinde-Ausschusses  der  Stadt  Kaaden  den 
Bestand  des  Beciprocitätsverhältnisses  in  Betreff  der  Behandlung  der 
Directoren  und  Lehrer  an  der  genannten  Communal- Mittelschule  und 
jener  an  den  Staatsmittelschulen  im  Sinne  des  §.11  des  Gesetzes  vom 
9.  April  1870.  R.  G.  Bl.  Nr.  46,  betreffend  die  Gehalte  der  Professoren 
an  den  vom  Staate  erhaltenen  Mittelschulen,  anerkannt. 

(Verordn.  Bl.) 

—  Se.  k.  n.  k.  A^stolische  Majestät  haben  mit  Allerhöchster  £nt- 
schliessung  vom  28.  Juli  d.  J.  allergnädigst  zu  genehmigen  geruht,  dass 
die  Orden  Bgymnasien  in  Pisino  und  Nikolsburg  mit  nächstem  Schul- 
jahre in  die  unmittelbare  Verwaltung  des  Staates  übernommen  und  im 
selben  Zeitpuncte  inProssnitz  eine  Staats-Unterrealschule  mit  deutscher 
Unterrichtssprache  errichtet  wurde.  (Wr.  Ztg.) 

—  Zufolge  der  auf  den  Beschluss  des  Stadtverordnetencollegiums 
vom  4.  Jänner  1870  gegründeten  rechtsverbindlichen  Erklärung  des  Stadt- 
rathes  der  Stadt  Prag  vom  4.  März  1873  hat  das  Ministenum  für  C. 
u.  ü.  mit  dem  Erlasse  vom  30.  Juli  1873  Z  5061,  dan  Bestand  der 
Beciprocitat  bezüglich  der  Behandlung  der  Directoren  und  Lehrer  an  der 
Communal-Mittelschule  in  Prag  und  jener  an  den  Staatsmittel- 
schulen im  Sinne  des  §  11  des  Gesetzes  vom  9.  April  1870,  R.  G.  Bl. 
Nr.  46,  betreffend  die  Gehalte  d^r  Professoren  an  den  vom  Staate  erhaltenen 
Mittelschulen,  anerkannt. 

—  Se.  k.  und  k.  Apostolische  Majestät  haben  mit  Allerhöchster 
Entschliessung  vom  19.  Juni  d.  J.  die  Wahl  des  Universitätsprofessors 
in  Berlin  Dr.  Gustav  Rose  zum  Ebrenmitgliede  der  k.  Akademie 
der  Wissenschaften  in  Wien  allergnädigst  zu  genehmigen,  den  ordent- 
lichen Professor  des  römischen  und  kanonischen  Rechtes  an  der  Univer- 
sität in  Wien  Dr.  Friedrich  Maassen,  den  ordentlichen  Professor  der 
classischen  Philologie  an  der  Universität  in  Innsbruck  Dr.  Bernhard  Jülg 
und  den  ordentlichen  Professor  der  Geschichte  an  der  Universität  in  Graz 
Dr.  Adam  Wolf  zu  wirklichen  Mitgliedern  der  philosphisch-histo- 
rischen  Classe  der  Akademie  der  Wissenschaften  in  Wien  allergnädiest 
zu  ernennen,  ferner  die  von  der  Akademie  der  Wissenschaften  für  die 
philosophisch-historische  Classe  getroffenen  Wahlen  des  Vorstandes  des 
steiermärkischen  Landesarchives  in  Graz  Joseph  Za'hn,  des  Ministerial- 
rathes  und  ordentlichen  Professors  der  Gescnichte  an  der  technischen 
Hochschule  in  Wien  Dr.  Adolf  Beer  und  des  ordentlichen  Professors  der 
semitischen  Sprachen  an  der  Universität  in  Wien  Dr.  Eduard  S ach  au 
zu  correspondierenden  Mitgliedern  im  Inlande  und  die  von  der 
Akademie  getroffene  Wahl  des  Professors  an  der  Universität  in  Utrecht 
Dr.  F.  C.  Donders  zum  correspondierenden  Mitgliede  der  mathe- 
matisch-naturwissenschaftlichen Classe  im  Auslände  allergnädigst  su 
genehmigen  geruht. 

~  Dem  Historienmaler  Hans  Makart  und  dem  Porträt-  und 
Genremaler  Heinrich  v.  Angeli  ist,  in  Anerkennung  ihrer  Eunstlei- 
stungen.  das  Ritterkreuz  des  Franz  Josephe-Ordens;  dem  Professor  am 
Prag-Kleinseitner  Gymnasium  Anton  Ullrich,  in  Anerkennung  seiner 
Tielj&nrigen   und   verdienstvollen   Verwendung  im  Lehramte^  und   dem 


Personal-  nnd  Schnlnotuen.  tfit 

Director  des  Gymnasiums  und  Rector  des  Piaristen-Ordens-Colle^iums  in 
Bräx,  Peter  Johann  Nepoiiiuk  Neusser,  aus  Anlass  seiner  vieljährigen, 
vollkommen  entsprechenden  und  verdienstlichen  Verwendung  im  Lehr- 
amte, sowie  der  Professorin  des  dramatischen  Gesanges  am  Musik-Con- 
servatorium  in  Wien  Mathilde  de  Castrone-Marchesi  das  goldene 
Verdienstkreuz  mit  der  Krone;  der  Firma  Miethke  &  Wawra  für  das 
trefflich  ausgeführte  photographische  Album  der  henrorragendsten  Kunst- 
werke des  Belvedere  in  Wien  die  grosse  goldene  Medaille  für  Kunst 
und  Wissenschaft;  den)  in  a.  o.  Dienstleistung  des  Handelsministeriums 
stehenden  Professor  um  polytechnischen  Institute  in  Wien,  Regierungsrath  Dr. 
Hugo  Brachelliin  Anerkennung  seiner  vorzüglichen  Leistungen  taxfrei  den 
Titel  und  Charakter  eines  Hofrathes;  dem  ordentl.  üniversitätsprofessor 
der  descriptiven  Anatomie  an  der  Universität  in  Innsbruck  Dr.  Karl 
D  a n  ts c  h  e  r,  in  Anbetracht  seiner  ausgezeichneten  lehramtlichen  Verdienste, 
taxfrei,  der  Titel  und  Charakter  ein<»  k.  und  k.  Begierungsrathes;  dem 
pens.  Universitätsprofessor  in  Prag,  kaiserlichem  Käthe  Dr.  Wilhelm 
Matzka,  taxfrei  der  Titel  eines  Begierungsrathes;  dem  k.  k.  Hofschan- 
spieler  und  Begis^eur  Karl  Laroche,  als  Bitter  des  Ordens  der  eisernen 
Krone  3.  Cl.,  in  Gemässheit  der  Oidensstatuten,  der  Bitterstand;  dem 
Landessauitätsrathe,  Professor  Dr.  Ferdinand  Skibinski«  in  Anerkennung 
seines  vieljährigen  erspriesslichen  Wirkens  im  off.  Sanitätsdienste,  der 
Titel  eines  kaiserlichen  Bathes  mit  Nachsicht  der  Taxen,  verliehen ;  dem 
Professor  am  G.  der  k.  k.  thcresianischen  Akademie  Dr.  Iganz  Berthold 
Winter,  aus  Anlass  seiner  über  sein  Ansuchen  erfolgten  Versetzung  in  den 
bleibenden  Buhestand,  der  Ausdruck  der  AH.  Zufriedenheit  mit  seiner  lang- 
jährigen treuen  und  vorzuglichen  Dienstleistung,  so  wie  dem  Director  des 
r  rag- Alt  Städter  Gymnasiums  Thomas  Bilek,  aus  Anlass  seiner  Ver- 
setzung in  den  wohlverdienten  Buhestand,  der  Ausdruck  der  AH.  Aner- 
kennung für  seine  viejjährige,  treue  Dienstleistung  allergnädigst  bekannt 
gegeben  worden.— Ausländische  Orden  und  Auszeich  ungen  erhielten  u.  A. 
die  Nachbenannten  und  zwar  der  Director  der  thcresianischen  Akademie  in 
Wien  Dr.  Alexander  Bitter  v.  Pawlowsk  i,  der  Director  der  k.  k.  Sternwarte 
und  k.  k.  ünivcrsitätprofessor  Dr.  Karl  v.  Littrow  in  Wien,  der  Director 
des  Taubstummeninstitutes  in  Wien  Alexander  Venus,  der  Custos  am 
k.  k.  zoologischen  Hofcabinet  Georg  Bitter  v.  Frauen feld  und  der 
k.  k.  Professor  an  der  technischen  Hochschule  in  Wien  Dr.  Ferdinand 
v.  Hochstetter  das  Commandeurkreuz,  der  Custos  des  botanischen  Hof- 
cabinetes  Professor  Dr.  H.  W.  Beichardt  das  Officierskreuz  und  der 
k.  k.  Hofballmusikdirector  Eduard  Strauss  in  Wien  und  der  Eigen- 
thümer  und  Herausgeber  des  „Wiener  Salonblatts*  Moriz  Engel  in  Wien 
das  Bitterkreuz  des  kais.  brasilianischen  Bosenordens;  der  k.  k.  Universi- 
tätsprofessor Dr.  Lorenz  Bitter  v.  Stein  in  Wien  den  kais.  russ.  St.  Annen- 
Orden  2.  Cl. ;  der  k.  k.  Reg.  Bath  und  Professor  an  der  evang.  theolog. 
Faculät  in  Wien  Dr.  Karl  Kitter  von  Otto  den  kön.  preuss.  rotnen  Adler- 
Orden  3.  Cl. ;  der  k.  k.  Hof-  und  UniversitätsbucVhändler  Wilhelm  Bitter 
V.  Braumüller  das  Bitterkreuz  des  königl.  belg.  Leopolds-Ordens  und 
das  Bitterkreaz  2.  Cl.  des  herzogl.  sachsen-ernestinischen  Haus-Ordens, 
der  Maler  Hans  Makart  in  Wien  das  Rittorkreuz  des  kön.  belg.  Leopold- 
Ordens  und  der  Schriftsteller  Dr.  Wilhelm  Lauser  vom  Fürsten  Karl 
T.  Rumänien  die  goldene  Medaille  für  Kunst  und  Wissenschaft. 


—  Der  Minister  für  C.  u.  U.  hat  als  Standort  der  in  Istrien  zu 
activiereuden  Prüfungscommission  für  allgemeine  Volks-  und 
Bürgerschulen,  in  Abänderung  des  §.  2  der  bezüglichen  Prüfungs- 
vorschrift  vom  5.  April  1872,  Z.  2845,  die  Stadt  Capo  dlstria  anstatt 
Rovigno  bestimmt,  und  gleichzeitig  zum  Director  dieser  Prüfungscommission 
den  k.  k.  Landes-Schulinspector  Stephan  Zar  ich,  zu  dessen  Stellvertreter 
den  Director  der  LehrerbildungsaDstalt  in  Capo  d'lBtrift  Stephan  Scarizsa, 


890  Personal-  und  Schalnotizen. 

und  zu  Commissionsmitgliedern :  den  Gymnaälaldirector  Jakob  Babuder 
und  den  G^mnasialprofessor  Johann  von  Favento  in  Capo  dlstria,  den 
RealschuldirectoT  Dr.  Franz  Locati  in  Pisino,  die  Hauptlehrer  Franz 
Merkel,  Jobann  Mi  lohn  ich  und  Karl  T  reche,  dann  die  Uebungsschul- 
lehrer  Ferdinand  Niederkorn  und  Anton  Orbanich  in  Capo  d'Istria, 
sammtlich  auf  die  Zeit  bis  zum  Schlüsse  des  Schuljahres  1873/5;  femer 
den  Gymnasialprofessor  Dr.  Benno  Karlez  zum  Mitgliede  der  Prüfungs- 
commission für  allgemeine  Volks-  und  Bürgerschulen  in  Bud- 
weis  den  Gymnasial-Professor  Matthäus  Lazar  zum  Mitgliede  der  Prü- 
fungs-Commission  für  allgemeine  Volks-  und  Bürgerschulen 
in  Görz;  endlich  sum  Direc(or  der  in  Laibach  neu  einzusetzenden 
Prüfungscommission  für  Volks-  und  Bürgerschuleu  den  Landes- 
schulinspector  Raimund  Pirker,  zu  dessen  Stellvertreter  den  Director 
der  Lehrerbildungsanstalt  Blasius  Horvath,  dann  zu  Commissions- 
mitgliedern den  Bauptlehrer  und  Bezirks-Schulinspector  Leopold  Bitter 
von  Gariboldi,  den  Hauptlehrer  Wilhelm  L  in  hart,  den  Gymnasial- 
professor und  Bezirks-Schulinspector  Michael  W urner,  den  Oberreal- 
schulprofessor Joseph  Opl^  den  Oberlehrer  Mitglied  des  Landesschnl- 
rathes  Andreas  Traprotnik,  die  UebungsschuUehrer  Johann  Eppich 
und  Johann  TomSid,  endlich  den  Gymnasialprofessor  Dr.  Karl  Ahn  für 
französische  und  italienische  Sprache  und  den  Musiklehrer  Nedved  für 
Musik  und  Gesang;  sammtliche  für  die  Zeit  bis  zum  Schlüsse  des  Schul- 
jahres 1875.76  ernannt. 

—  Der  Minister  für  C.  und  ü.  hat  den  Professor  der  Universität 
zu  Graz,  Dr.  Julius  von  Planer,  zum  Vorsitzenden  und  Examinator, 
femer  den  Universitätsprofessor  Dr.  Franz  Kr ones,  dann  den  Universitäts- 
Turnlehrer  A.  A  u  g  u  s 1 1  n,  endlich  den  Turnlehrer  Alexander  N  i  m  p  f  1  i  n  g 
zu  Mitgliedern  und  Examinatoren  der  in  Graz  errichteten  Prüfungs- 
commissionfürCandidaten  des  Turn -Lehramt  es  an  Mittelschulen 
und  Lehrerbildungsanstalten  ernannt. 

(Chronik  der  Erledigungen,  Concurse  u.  s.  w.  Fortsetzung 
V.  Heft  IV,  1.  J.  S.  323.)  —  Salzburg,  k.  k.  Lehrerbildungsanstalt, 
Hauptlehrerstelle  für  deutsche  Geographie  und  Geschichte,  mit  den  System. 
Bezügen;  Termin:  Ende  Juni  1.  J.,  s.  Amtsblatt  z.  Wr.  Ztg.  v.  21.  Mai 
1.  J.  Nr.  119.  —  Feldkirch,  verein.  Staats-Mittelschulen,  Lehrstelle  für 
altclass.  Philologie;  Jahresgehalt:  lOOO  fl.  nebst  Activitätszulage  v.  200  fl. 
und  Anspruch  auf  Quinquennalzulagen,  Termin :  30.  Juni  L  J.,  s.  Amtsbl. 
z.  Wr.  Ztg.  v.  22.  Mai  l.  J.  Nr.  120.  —  Ried,  Staats-R.  u.  OG.,  3  Lehr- 
stellen, und  zwar :  2  für  class.  Philologie,  davon  eine  mit  subsid.  Verwen- 
dung für  Französisch  und  1  für  Mathematik  und  Physik;  Termin:  30. 
Juni  1.  J.,  s.  Amtsbl.  z.  Wr.  Ztg.  v.  22.  Mai  1.  J.  Nr.  1&).  —  Freistadt, 
Staats-R. u.  OG.,  3  Lehrstellen  f.  classische  Philologie  und  1  für  Mathematik; 
Termin:  30.  Juni  1.  J.,  s.  Amtsbl  z.  Wr.  Ztg.  v.  22.  Mai  l.  J.  Nr.  120. 
—  Steyr,  Staats-OR.,  1  Lehrstelle  für  Deutsch  und  l'für  Naturgeschichte 
und  Mathematik;  Termin:  30.  Juni  1.  J.,  s.  Amtsbl.  z.  Wr.  Ztg.  v.  22. 
Mai  1.  J.  Nr.  120.  -  Jißin,  k.  k.  G.,  Lehrstelle  für  classische  Philologie 
(mit  der  Befähigung  zum  Vortrage  in  der  böhm.  oder  deutschen  Sprache); 
Jahresgehalt:  1000  fl.;  Termin:  Ende  Juni  1.  J.  s.  Amtsbl.  z.  Wr.  Ztg. 
V.  22.  Mai  1.  J.,  Nr.  120.  —  Brüx,  Comm.-ROG.  (mit  zugesicherter 
Reciprocität  mit  den  k.  k.  Staats- Gymnasien),  die  Directorsstelle,  1  Lehr- 
stelle für  classische  Philologie  und  für  Geographie  und  1  für  Geschichte  als 
Hauptfach;  Bezüge:  die  normierten;  Tennin:  30.  Juni  1.  J.,  s.  Wr.  Ztg. 
V.  28.  Mai  1.  J.  Nr.  124,  S.  971.  —  Freudenthal,  Staats-RG.,  2  Lehr- 
stellen, nämlich  eine  für  den  kathol.  Religionsunterricht  mit  subsid. 
Verwendbarkeit  für  Mathematik  und  eine  när  altclass.  Philologie  mit 
subsid.  Verwendbarkeit  für  das  deutsche  Sprachfach ;  Bezüge :  die  gesets- 
lich  normierten;  Teraiin:  15.  JnU  L  J.,  s.  Amtsbl.  s.  Wr.  Ztg:  v.  ^.Hai 


Pereonal-  und  Sfliutnotizeii. 


S91 


|.J.Nr.  127.  —  Weld«nsit,  tJtsatH-BG.,  2  Lebrstelbu,  die  oisiü  fUtalUliM^. 
Pbilolo^u,  die  andera  tat  üeoersphie  a.  Uesckichte  mit  subdd.  Vi<rffciiil- 
bftrlwlt  (Dr  das  deatsulio  äiirftcbfitch;  BeiQgei  die  gSEct^ltch  normierten; 
Termin:  15.  Juli  l.  J.,  8.  Amttbl.  z.  Wr.  Ztg.  t.  31.  Mü  1.  J.  Nr.  127; 
ferner  an  ebeod.  Lebrstella  far  Natargeacbiclite  ala  Haupt-,  nnd  für 
Hatheniatik  uod  Physik  als  NcbeuFarh,  mit  den  system.  Bezügen;  Terrain: 
25,  Aognrt  1.  J.,  B,  Amtsbl.  i.  Wr.  Ztg.  v.  31.  Juli  1.  J.  Nr.  177.  -  Wie», 
k,  k.  L«opäldstldter  Rscb.  (II.  BfZ.),  2  Lehrstelkn  u,  zw.  die  eine  fDr 
Frantödech  in  Verbindung  mit  dem  Deutseben,  die  andere  für  (leoKrupliie 
und  Geschieht«  und  deutsehe  Spracbe;  mit  den  sytem.  Be^tSgen;  Termin: 
15.  Joni  1.  J.,  8.  Amtabi.  i.  Wr.  Ztg.  r.  21.  Mai  1.  J.  Nr.  119;  -  oben- 
diMlbst,  k.  fe.  tcchn.  Hochscliulc,  LehrataUe  für  französische  Sprache; 
JahrearenmneratiPD :  50Ü  fl.,  Termin:  21.  Juni  t.  J.  a.  Äintsbl.  z.  Wr.  v. 
31.  Haf  1.  J.  Nr.  127;  -  an  ebendieser  li.  k.  techn.  Ui^chaehale.  2  Assi- 
•tcnteiiBtallen  und  zwar  die  eine  bei  der  Lehrkanzel  !äi  cliemiHche  TL-fthno- 
loffi«  orwuiischer  Vorbindangen,  die  andere  beider  für  Hochbau;  Jallrea- 
geh«It:S00fl.  nebst  Qnartiergeld  von  100  fl.;  Termin;  15.  Septemb.  1,  J., 
a.  AmtsU.  z.  Wr.  Ztg.  v.  18.  Juli  1.  J.  Nr,  IWi.  -  ebend..  Wiedenor 
Oomm.  OR.  (IV.  Bez.),  3  Lehnttellen  u.  zw.  I  fbr  FraniösUch  als  Haupt-, 
und  Dcutdcb  oder  Englisch  als  Nebenfach;  1  tUr  M^tthematik  als  Hnupt-. 
und  daratell,  Geometrie  ab  Nebenfach;  dann  1  für  Geog^phie  und  Ue- 
schichte  ala  Hanptfäeber  und  deutsche  Sprache  ak  Nebenfach;  Jahresge- 
halt: 1300  S.,  nelut  Quartiergeld  t.  300  H..  sowie  Anspruch  auf  Quinqucnnal- 
nlagen;  Tomiin  28.  Juni  I.  J.,  s.  Amtsbl.  t.  Wr.  Ztg.  v.  6.  Juni  I.  J. 
Nr.  131;  —  ebend.,  Mariahilfer  Cunim.  Ksch.  (VI.  llezj,  2  neue  Lehr- 
Btellen  u.  z.  die  1  fär  Mathematik  nnd  daretell.  Oeoraetrie,  die  andere 
fOr  Fmixüaiacb  in  Vcrbindang  mit  DeutaclM  Kmolnmcnt«,  wie  an  der 
Wiedner  Comm.  ÜB.;  Termin:  30.  Juli,  I.  J.  s.  Amtsbl.  z.  Wr.  Ztg.  t.  7. 
Juni  I.  J.  Nr.  132 ;  Termin  reetringiert  auf  den  15.  Juli  1.  J,,  s.  Amtsbl.  z. 
Wr.Ztg.  *.ä.Jnlil.J.  Nr.  157.;  —  ebend.  Staata-DR.  in  Sedishaus,  3  Lehr- 
atoUea  O.  »».  eine  für  Naturgeschichte  »erb.  mit  Geographie  oder  Mathema- 
tik, «ne  für  Freihau  die  lehnen  und  die  Beligionslebrerstelte ;  Belöge  die 
eeMtzlichen;Termin:5.JnIil,J.s,  Amtsbl.  z.Wr.  Ztg.  V.  17.  Juli  1.  J.  Nr. 
lää;  -  ebend.,  k.  k.  Bau-  und  Maschinen-Gewcrbeschale  Profossors.'ttcllc  der 
niKdianitehcn  l'echnologie ;  Termin:  b.  Juü  1.  J.,  s,  Amtsbl.  z.  Wr.  Ztg. 
f.  lä  Juai  1.  J.  Nr.  l£).:  ferner  ebend.  Assiatentenatelle  für  die  Ban-Con- 
stntctionslehreund  das  Bauieichnen  mit  einer  Jahresremuneration  t.  600  11.; 
Temin:aO.Jnlil.J.,B.Amt8bI.z.  Wr.Ztg.¥.4.Julil  J-Nr.lM;  -  ebend. 
k.  k.  Therea.  Akademie,  mehrere  Pr&fectenslellen:  Termin:  31.  Juli  1.  J. 
daa  N&bere  s.  Amtsbl.  z,  Wr.  Zw.  v.  6.  Juli  l.  J.  Nr.  IM.,  —  ebend. 
Hoeeum  für  Kunst  und  Industrie,  Kaniliatenstelle  mit  600  fl.  Gehalt 
nnd  300  tl.  Actirität«ZDlage ;  Termin:  binnen  6  Wuchcn  v.  4.  Juli  an,  s. 
Amtsbl.  z.  Wr.  Ztg.  v.  d.  Juli  I.  J.  Nr.  158:  —  ebend.  k.  k.  OB.  am 
Schott«nfeld .  Suppletitenatelle  lilr  franzosische  und  deutsche  Sprache; 
Termin  1*.  August  L  J..  s.  Ämtabi.  i.  Wr.  Ztg.  ».  27,  Juli  I.  J.  174; 
—  ^nd.  Uebungssohnic  an  der  k.  k.  LehrerbildungHiiiBtalt,  Lehrerslelle 
mit  den  normalmäaswen  Bezügen;  Termin:  15.  Jub  1.  J-,  a.  Amtebl.  z. 
Wr.Ztg.  Y.  lH,Juni  I.  J.  Nr.  140.  —  Krema(inVerbindiuig  mit  der  dortigen 
Uuulsa-OB.  neu  zu  «rriclitrmk)  ö.  Handelsschulu,  Professur  fQr  Arithmetik, 
kufinlno  liechnm  und  HanJetikonde;  Jabresgehalt:  120011.  mit  Quartier- 
geld  1.  IM  II.  und  Anspruch  auf  fünfmalige  Quinquennalzuh^^  v.  200  fl. 
nnd  PeuNionierung;  Termiu:  30.  Juü  1.  J.,  ».  Amtsbl.  z.  Wr.  Ztg.  v. 
1.  JuBi  I.  J.  Nr,  läS.  —  ebend.  Undes-t^B.  (mit  Beciprucität),  Lehratelle 
nr  rraDtäaisclio  Sprache,  mit  1200  U.  Jatireigehalt.  151)  &.  Quurtiergvld 
BOd  Anspriii'h  auf  Qui nquenualzu tagen ;  Termin:  30.  Juli  1.  J.,  h.  Amwbl. 
t.  Wi.  Zig.  V  1.  Juni  !.  J.  Nr.  128;  -  obohd.  Uobungaschulo  der  k.  k. 
Labnrbllduniraaiistalt.  U-brateile  mit  den  norm.  Üeiügen;  Termiu:  Bnd» 
JnU  I  J-  *■  AmUbl.  z.  Wr.  Ztg.  v.  21.  Juni  1.  J.  Ni.  143.   -  iJaden, 


SM  Personal-  und  ScfaolMflic#ii. 

Landes-G.  (mit  Redpiocitat),  Lehretelle  tür  classische  Philologie;  Jahrde- 
sehalt:  1200  fl.  nehst  150  fl.  Quartieiveld  and  Ansprach  aaf  fünfmal. 
Qainoaenalzalagen ;  Termin:  90.  Jali  T  J.,  s.  Amtsbl.  z.  Wr.  Ztg.  r.  1.  Jani 
1.  J.  Nr.  128.  —  Hörn,  Landes-G.  (mit  Reciprocität),  2  Lehrsteilen,  die 
eine  für  class.  Philologie,  die  andere  f&r  Mathematik  und  Physik;  Jahrea- 
gehalt:  1200  fl.  —  ebend.  Snpplentenstelle  für  classische  Philologie  mit 
Wünschenswerther  Befähigung  für  Französisch,  vorläuflg  für  ein  Jahr,  mit 
Monatshonorar  ton  50  fl.  und  monatl.  Theaerungsaoshilfe  von  10  fl. ;  Termin : 
30.  Juli  1.  J.,  8.  Amtsbl.  z.  Wr.  Ztg.  v.  21.  Juni  L  J.  Nr.  128.  —  St.  Polten. 
Landes-OR.  (mit  Reciprocität),  Lehrstelle  für  englische  und  franzosische 
Sprache ;  Emolumente  wie  bei  Baden  und  Krems ;  Termin :  30.  Juli  1.  J., 
8.  Amiabi.  z.  Wr.  Ztg.  ▼.  1.  Juni  L  J.  Nr.  128;  —  ebend.  (mit  d.  OR. 
yerbundenes)  BG.,  Lehrstelle  für  classische  Philologie;  Jahresgehalt:  1200  fl. 
mit  150  fl.  Quartiergeld  und  Anspruch  auf  Quinqaennalzulagen  ▼.  Je  200  fl. 
auf  Grundlage  der  Keciprocitat,  und  auf  Pensionierung ;  Termin :  30.  August 
1.  J.,  s.  Amtsbl.  z.  Wr.  Ztg.  v.  25.  Juni  1.  J.  Nr.  172.        Stockerau, 
Landes-G.  (mit  Reciprocität),  Lehrstelle  für  classische  Philologie;  Emolu- 
mente wie  bei  Hörn;  Termin:  30.  Juli  L  J.,  s.  Amtsbl.   z.  Wr.  Ztg.  v. 
1.  Juni  1.  J.  Nr.  128.    —    Waidhofe n  a.  d.  Thaya.  Landes-G.  (mit 
Reciprocität),   Lehrstelle  für  classische  Philologie;   Emolumente  wie  bei 
Stockerau;  Termin:  30.  Juli  l  J.,  s.  Amtsbl.  z.  Wr.  Ztg.  v.  l.  Juni  L  J. 
Nr.  128.  —  Kremsie r,  Staats-G.  (mit  deutscher  Unt.  Spr.),  6  Lehrstellen, 
nämlich  4  für  altclass.  Philologie,   1   für  Böhmisch  als  Hauptfach   in 
Verbindung  mit  altclass.  Philologie  oder  Geographie  und  Geschichte  und 
1  Stelle  für  Mathematik  und  Physik;  Bezüge:  die  systemisierten ;  Termin: 
20.  Juni  1.  J.,  s.  Amtsbl.  z.  Wr.  Ztg.  ▼.  8.  Juni  1.  J.  Nr.  133.  —  ebend. 
Comm.  OR.  (mit  Reciprocität) ;  Lehrstelle  für  Freihandzeichnen  als  fiauptr, 
und  geometr.  Zeichnen  (in  den  untern  Classen)  als  Nebenfach;  Bezüge: 
die  normierten  (eventuell  suppletorisch  mit  einer  Gebühr  von   600  fl.); 
Tennin:  20.  Juli  1.  J.,  s.  Verördn.  Bl.  1873,  St.  XÜL  S.  367.       Brüan, 
k.  k.  techn.  Hochschule,  Stelle  e.  ordentl.  Professors  für  Maschinenbau  u. 
Stelle   e.   ordentl.  Professors  f&r  Brückenbau  u.  Baumecbanik;  Jahres- 
gehalt 1800  fl.  nebst  Quinqaennalzulagen  v.  200  fl.  und  einer  Activitats- 
zulage  von  480  fl.;  Termin:  30.  Juni  1.  J.,  s.  Amtsbl.  z.  Wr.  Ztg.  v.  8.  Jani 
Nr.  133;  -   ebend.  Staats- RG.,  2  Lehrstellen .  die  eine  für  katholische 
Religionslehre,  die  andere  für  altclassische  Philologie,  mit  den  System. 
Bezogen;  Termin:  10.  Juli  1.  J..  s.  Amtsbl.  z.  Wr.  Ztg.  v.  14.  Juni  L  J. 
Nr.  137.  —  Mähr.  Weisskirchen,  Staats-RG.,   7  Lehrstellen  o.  zw. 
1  für  röro.  katb.  Reiligonslehre,  t   für  Mathematik,  Physik  u.  Naturge- 
schichte, 3  für  altclassische  Philologie,  1   für  Böhmisch  als  Hauptfach 
in    Verbindung   mit  altclass.  Philologie  und  1   für  Deutsch  als  Haupt- 
fach in  Verbindung  mit  class.  Philologie  oder  Französisch;  Bezüge:  aie 
systemisierten;  Termin:  20.  Juni  1.  J.,  s.  Amtsbl.  z.  Wr.  Ztg.  v.  8.  Juni 
1.  J.  Nr.   133.     -    ebend.  (deutsche)  Staats-UR.,   Directorsstelle,  je  eine 
Lehrstelle   für  Deutseh;  f.  Geographie  u.   Geschichte,  f&r  geometr.  a. 
Freihandzeichnen,  für  Französisch  mit  subsid.  Verwendbarkeit  in  e.  anderen 
obligaten  Lehr^egenstande,  für  Religionslehre  u.  2  Stellen  für  die  mathe- 
matisch-naturhistorischen  Fächer,  mit  den  gesetzlichen  Bezügen ;  Termin : 
15.  Aug  1.  J.,  s.  Amtsbl.  z.  Wr.  Ztg.  v.  1.  Aug.  l.  J.  Nr.  178.  —  Laibaek^ 
k.  k.  GR.,  2  Lehrstellen,  die  eine  für  die  italiemsche.  die  andere  für  die 
deutsche  u.  slo venische  Sprache;  Bezüge:  die  normierten ;  Terrain:  25.  Juni 
1.  J.,  8.  Amtebl.  z.  Wr.  Ztg.  v.  8.  Juni  1.  J. ;  Nr.  133.  —  ebend.  Lehrer- 
bldgsanst.,  Hauptlehrcrstelle  für  das  deutsche  Sprachfach,  Erziehungs-  u. 
Unterrichtslehre ;  Termin :  10.  August  1.  J. ;  —  eoend.  k.  k.  Lehrehnnei- 
Bldgsanst.,   Haoptlehrerstellen  für  Freihandzeichnen  u.  Mathematik  n. 
Stelle  einer  Lehrerin  für  die  mit  dieser  Anstalt  verb.  Uebgssch.;  Be- 
züge: die  sy^misierten;  Termin:  10.  Aognst  1.  J.,  s.  VerordL-BL  1873, 
ßt,  XV.,  S.  12.  —  Rndolfswerth,  k.  k.  R.  u.  OG.,  6  Lehrstellen,  n&Blieh 


PeceoQtil-  und  Scbalnotiien. 


S0S 


4  Ittr  c1a«a.  Philologie,  davon  I  in  Verbindung  mit  ItAlienisch  d.  1  ia 
Varblndang  mit  DonUch  oder  pfailos.  Propedentik,  feroei  1  Lehrstelle 
nir  Naturgeschichte  in  Verbiadong  mit  Mathemntik  a.  Pbjsik  o.  1  Lehr- 
stelle TQc  Zeichnen,  iromöglicfa  in  Verb  1d dang  mit  Kalligraphie i  Termin: 
16.  Jnli  L  J.,  s.  Amtäbl.  i.  Wr.  Ztg.  t.  10.  Juni  1.  J.,  Nr.  IM.  — 
Csernowiti,  k.  k.  LebreriDDen-BildnngsanatBlt,  3  HaupUobrcrstellen 
(mit  tbeüweiser  Verwendnng  an  der  Lehrer- Bild nogsanstaltj  u.  tw.  die 
eine  ttr  Mathematik,  Physik  tt.  Naturgeschichte,  die  andere  [lir  Geograpliin. 
Onchichte  n.  dcotsche  Spruche;  Bezüge:  die  gesetzlich  normierten;  Termin: 
10.  Jnli  1.  J.,  s.  Amtabi.  i.  Wr.  Ztg.  t.  10.  Jni  L  J.  Nr.  134.  —  Ü 1  m  0 1  j. 
8tBat«-0R,  Lebrttelle  für  das  deutsche  Sprachlkch;  mit  den  normierten 
BeiOgen;  Tennin:  Ende  Juni  1.  J.,  b.  Amtshl.  i.  Wr.  Ztg.  t.  13.  Juni 
1.  i.  m.  1:^6 ;  —  an  ebend.  OK.  Lehrstelle  far  das  deuUcfae  Spracb- 
fach  mit  den  norm.  Beziigen;  Termin;  Ende  Jnui  1.  J.,  s,  Amtibl.  t. 
Wr.  Ztg.  y.  18.  Jnui  L  J.  Nr.  140;  —  ebend.  k.  k.  Lehre rbildgEanata», 
Lebntelle  für  das  deatacbe  Sprachfach,  (iec^aphie  □.  Geschichte,  mii 
den  norm.  Bezügen;  Termin:  SO.  August  1.  J.,  s.  Amtebl.  t.  Wr.  Ztg.  v. 
Sa  Juli  1.  J.  Nr.  168.  —  Tescben,  erstes  Staats-G.,  Lehrstelle  für 
clusiiche  Philologie  als  Haapt-,  u.  für  bSbmische  Bprache  nla  Nebenfach. 
mit  den  geeetzlica  normierten  BetQgen ;  Tennin :  20.  Juli  I.  J.,  s.  Amtsbl. 
I.  Wr.  7,tg.  T.  li.  Juni  I.  J.  Nr.  136;  —  ebend.  üebungsichule  der  k.  k. 
Lebret bildgsanstalt,  Lebrerstelle  mit  den  norm.  Bezügen ;  Tennin :  25.  Aug. 
h  J.i  a.  Amtebl.  z.  Wr,  Ztg.  t.  30.  Juli  I.  J.  Nr.  178.  —  Prarau,  Staata- 
BO.  (niit  bähm.  Dnt.  8pr.),  2  Lehrstellen,  die  eine  f.  class.  Philologie 
mit  Buhsidiar.  Verwendung  im  Böhmischen,  die  andere  für  das  geometrische 
ik  Freihandzeichnen;  Bezüge:  die  STstemisierten ;  Termin:  10.  Jnli  1.  J., 
B.  Amtebl.  I.  Wr.  Zt«.  ».  14.  Juni  I.  J.  Nr.  137.  —  Gotschoe.  Staats- 
UO.  (mit  deutscher  Unterr.  Rpr.)  Lehrstelle  (üt  Naturgescbichte  ein  Verb. 
mit  Uatbematik  u.  Phjsik;  Termin:  Ig.  Juli  1.  J..  s.  Amtsbl.  i.  Wr.  Ztg. 
T.  Iß.  Juni  1.  J.  Nr.  140.  —  Wr.  Neuatadt,  Staata-Q.,  6  LfibrsteUen 
n.  iw.  4  rur  classiacbo  Philologie,  1  för  Geographie,  Geachichte  o.  Deutsch 
n.  1  fUr  Xtathematik  n.  Physik,  mit  den  norm.  BezBgen;  Termin:  16.  Joli 
l.  J..  a.  Amtshl.  I.  Wr.  Ztg.  18.  Juni  1.  J.  Nr,  140;  —  ebend.  (neu  m 
etöffn.),  3  class,  Proseminar,  Directorsstelle;  s.  das  Nähere  im  Verordn. 
BL  1873,  St.  XII,  S.  337  f.;  —  ebend.  k.  k.  Militärakademie;  Professora- 
st«lle  fOr  lateinische  Philologie;  Jahreseehalt:  1000  fl.,  mit  Anspruch 
snf  Quinqaennahulagen  pr.  200  fl,  bis  incT.  25.  Dienstjahre;  Termin;  Ende 
Angnst  I.  J.,  B.  Amtsbl.  z,  Wr.  Ztg.  t.  22.  Juli  1.  J.  Nr.  169.  -  Görz, 
Staate-Oß.  (mit  deutscher  Unterr.  Spr.),  Lehrstelle  für  Deutsch  als  Hanpt-, 
and  Ueugraphio  und  Geschichte  oaer  e.  andern  Gegenstand  als  Nelün- 
f»chi  Torrain:  8.  Juli  1.  J-,  s.  Amtabi.  i.  Wr.  Ztg.  v.  18.  Juni  1.  J.  Nr, 
140:  —  an  derselben  St.-Üß.  LchreteUc  für  das  französische  Spraehfach, 
nit  den  norm.  BezDgen  q.  e.  Activitätsialage  Ton  350  &,;  Tennin:  15,  Juli 
LJ.K-Amtabl.  i.  Wr.  Ztg.  v.  19.  Juni  1.  J.  Nr.  141.  —  ebend.,  national- 
wftlldlsierte  Lehrerbild^nstalt,  2  Lehrstellen,  die  eine  mit  ital.  Sprache 
nr  NkturgCBChichte  n.  Physik  ala  Haupt-  n.  für  Italienisch  oder  Geo- 
gnphie  u.  Geschichte  als  Nebenfach,  die  andere  mit  sloven.  Unt.  Spr. 
fttr  Naturgeschichte  als  Hanpt-,  u.  f.  Sioveniscb  oder  Geographie  u.  Cfe- 
(chichtc  als  Nebenfach;  l'crinin:  8.  Juli  I.  J.,  s.  AmUbl,  i.  Wr.  Ztg.  t. 
18.  Jtinl  1.  J.Nr,  140.  -  Ober hollabrunn,  k.  k.  B  u,  0.  G..  Lehr- 
stellen für  dasaische  Philologie  mit  den  norm.  Bezügen;  Termin:  20.  Jnli 
I.  J..  e.  AmUM.  z,  Wr.  ZtÄ.  V.  21.  Juni  L  J,,  Nc.  143;  —  ebend.  4  Lehr- 
itelltn  für  clBsaiacho  Philologie,  mit  den  norm.  Bezügen;  Termin:  25. 
Augdit  I,  J.,  8.  Aralsbl.  ».  Wr.  Ztg.  i.  31.  August  1.  J,  Nr.  177.  —  IgUu, 
landH-QR.,  3  Lehrstellen  u,  zw.  1  für  Uentach  mit  aubsid.  Verwend- 
harktit  fOr  KnuiiJttisch,  1  fl»  Doutacli  mit  subsid.  Verwendbarkeit  ßr 
BAbnÜBcli  und  t  für  Naturgeechichto  als  Hauptfach,  Mathematik  n.  Physik 
all  Nobcnfichcr;  Beitgc  <iie  normierten;  Termin:  lO.  Juli  1.  J,,  a.  Anittibl. 


r.  OTon. 


26 


SM  Penonal-  und  Bchalnotiien. 

t.  Wr.  Ztg.  T.  25.  Juni  L  J.  Sr.  146.  —  Auspiti,  Landea-ÜB.,  Lehr- 
stelle  mit  den  nonnierten  Bestkgen;  eyentaell  sappletorisch  gegen  Being 
T.  j&hrL  600  fl.;  Termin:  binnen  3  Wochen,  Yom  19.  Juni  L  J.  an,  •• 
Aintsbl.  a.  Wr.  Ztg.  v.  26.  Juni  1.  J.  Nr.  147.  —  Villach,  k.  k.  BG., 
Beligionslehrcratelle  (für's  ÜG.);  Jahresgehalt:  525  fl.,  mit  Ansprach  auf 
Decennalznlasen  tob  je  105  fl.;  Termin:  Ende  Juli  L  J.,  s.  Amtsbl.  s. 
Wr.  Ztg.  y.  27.  Juni  I.  J.  Nr.  148.  —  Capodistria.  k.  k.  üebungwchnle 
der  Lenrerbildungsanstalt,  Lehrerstelle  (bei  voller  Kenntnis  der  italieii. 
Sprache),  mit  den  system.  Bezfigen;  Termin:  binnen  6  Wochen  vom 
19.  Juni  1.  J.  an;  s.  Amtsbl.  z.  Wr.  Ztff.  v.  27.  Juni  1.  J.  Nr.  148.  — 
Graz,  8teicrm.;landschaftl.  OB,  Lehrstelle  fftr  Französisch  als  Hauptfach 
in  Verbindung  mit  Geographie  u.  Geschichte,  oder  mit  der  deutschen 
Sprache;  Jahresgehalt:  SüO  fl.  mit  Localzulage  v.  150  fl.  u.  Theuerungs- 
zulage  f.  d.  J.  1873  mit  20%  des  Gehaltes,  nebst  Anspruch  auf  Quinquennal- 
zulagen  pr.  200  fl.;  Termin:  20.  Juli  1.  J.,  s.  Amtsbl.  z.  Wr.  Ztff.  t. 
1.  Juli  1.  J.  Nr.  151;  —  ebend.  steierm.  landschaftl.  techn.  Hochschule, 
Assistentenstelle  fUr  Strassen-  u.  Wasserbau  L  u.  II.  Curs  (vorläuflff  auf 
2  Jahre;  Gehalt:  800  fl.;  Termin:  15.  Juli  1.  J.,  s.  Verordn.  BL  1878, 
St.  XIII,  S.  866.  —  an  eben  dieser  Hochschule,  Professorsstelle  fQr  Hoch- 
bau mit  1800  fl.  Jahresgehalt,  mit  Anspruch  auf  Quinquennalzulagen  Ton 
je  200  fl.  und  Pensionsfähigkeit;  Termin:  Ende  Septemb.  1.  J.  s.  AmtsbL 
z.  Wr.  Ztg.  V.  27.  JuU  1.  J.  Nr.  174.  S.  134.  —  ebendaselbst,  Staats-OB., 
Lehrstellen  für  französische  und  englische  Sprache,  Termin:  Ende  Juli 
1.  J.  8.  Amtsbl.  z.  Wr.  Ztg.  y.  8.  Juli  1.  J.,  Nr.  157.  —  ebend.  k.  k. 
Lehrerbildungstalt,  Hauptlehrererstelle  ftr  Naturwissenschaften,  mit  den 
normalen  Bez^en;  Termin:  binnen  6  Wochen  von  10.  Juli  1.  J.  an; 
8.  Amtsbl.  z.  Wr.  Ztg.  y.  24.  Juli  1.  J.  Nr.  171 ;  —  ebend.  1.  Staata-G., 
Lehrstelle  fftr  den  Beligionsunterricht  in  allen  8  Classen;  Jahresgehalt: 
1000  fl.,  mit  Activitätszulage  y.  300  fl.  u.  Quinquennalzulagen  v.  200  fl.; 
Termin:  Ende  August  1.  J.,  s.  Amtsbl.  z.  Wr.  Ztg.  t.  25.  Juli  L  J. 
Nr.  172;  —  Prag,  böhm.  OB.,  Lehrstelle  fQr  Französisch  mit  subs.  Ver- 
wendung fftr  eine  der  beiden  Landessprachen  oder  f.  Geogr.  u.  G^schiclite; 
mit  dem  system.  Bezügen;  Termin:  31.  Juli  L  J.;  s.  Amtsbl.  z.  Wr.  Ztg. 
T.  8.  Juli  1.  J.  Nr.  153.  —  k.  k.  böhm.  Lehrerinnen bildungsanstalt 
u.  damit  yerb.  Uebungssehule ,  Stelle  eines  katbol.  Bcligionslebürars  mit 
800  fl.  Gehalt  mit  Quinquennalzulage  r.  100  fl. ;  Termin :  10.  August  1.  J., 
8.  Verordn.  Bl.  1873.  St.,  XIV.  8.  390.  —  Marburg,  Staats-G.,  Lehr- 
stelle fftr  Mathematik  u.  Physik,  mit  den  gesetzlichen  Bezögen;  Termin: 
15.  August  1.  J.,  s.  Amtsbl.  z.  Wr.  Ztg.  y.  8.  Juli  L  J.  Nr.  153.  —  ebend. 
Staats-OB^  Lehrstellen  (eyentuell  Supplentenstellen)  fftr  firanzösische  und 
englische  Sprache;  Termin:  Ende  Juli  1.  J.);  s.  AmtsbL  z.  Wr.  Ztg.  y. 
8.  Juli  1.  J.  Nr.  157.  —  Cilli,  Staats-G.,  Lehrstelle  für  deutsche  Sprache; 
Termin:  Ende  Juli  L  J.,  s.  Amtsbl.  ».  Wr.  Ztg.  v.  8.  Juü  L  J.  NK  157. 

—  Wall.  Meseritsöh,  sloy.  St.UG.,  Boligionslehrerstelle  mit  d.  sytemis. 
Bezügen;  Termin:  6.  Juli  L  J.,  s.  Verordn.  Bl.  1873  St  XIIL  S.  867; 

—  an  eben  dems,  ÜG.,  Lehrstelle  fftr  Naturgeschichte  in  Verbindung 
mit  Mathematik  und  Physik;  mit  den  system.  Bezügen;  Terrain:  Ende 
Juli  L  J.,  8.  Amtsbl.  z.  Wr.  Ztg.  y.  16.  Juli  1.  J.  Nr.  164.  —  Troppau, 
Staats-OB.,  Lehrstelle  fftr  die  französische  Sprache,  Termin :  15.  September 
1.  J.,  8.  Amtsbl.  z.  Wr.  Ztg.  v.  17.  Juli  1.  J.,  Nr.  165 ;  —  ebend.  k.k.  Lehrerinnen- 
bildungsanstalt,  Hauptlehrerstelle  fftr  Naturgeschichte,  mit  den  system. 
Bezfteen;  Termin:  25.  August  1.  J.,  s.  Amtäl.  z.  Wr.  Ztg.  y.  30.  Juli 
1.  J.  Nr.  176.  —  Fi  um e,  (itaL)  höhere  Staatsmittolschule,  4  Lehrstellen 
u.  zw.  1  für  Physik  u.  Nebenwiisenscbaften,  1  ftir  Geometrie  und  geo- 
metrisches Zeichnen  als  Nebenfach,  1  fftr  cte'jsische  Philologie  u.  1  fÄr 
Geschichte  u.  Geographie  mit  deutscher  Sprache  als  Nebenfech?  Gehalts 
1200  fl.  u.  200  fl.  Quartieigeld  mit  Anrecht  auf  QuinquennalzulMeo; 
Vermin:  81.  Juli  L  J,,  s.  AmtsbL  z.  Wr.  Ztg.  y.  18.  JuU  L  J.  Nr.  16(K  — 


FcrsDiuLl-  qdJ  Sclmlnotizen.  81)5 

Eise^g,  seltisL  ßeaUcliDle,  Lehrstelle  für  daratcUende  Geometrie  a. 
Baukunst;  Jahresgelialt:  lOOÜ  ü.  aebst  den  geaeteliclien  DecennidzalKen 
V.  2UU  li.;  Tennin;  2Ü.  August  l.  J.,  fl.  Hau[itbl.  z.  Wr.  Ztg.  t.  2C.  Juli 
l  J.  S.  314.  —  Polo.  k.  k.  (selbst,  idsass.)  MBrine-UB.  {mit  deutscher 
DSpr.),  Lehrstella  für  Freiband-  u.  goometr.  Zeichnen;  Jaliresgehalt: 
eUU  fl.  mit  Quwtiergeld  n.  Mäbekins  v.  ]äbrl.  436  Ü.  80  kr.  n.  Qainquennal- 
■alagen  vun  je  2Ü0  fl.;  Tennin:  lü.  Sept.  1.  J.,  s.  Amtsbl.  z.  Wi.  Ztg. 
r.  S7.  Juli  L  J.  Nr.  174.  _  Bielttz,  (neu  in  enicliteBde)  Gewerbndiule, 
IHiectonatelle  mit  SOÜO  fl.  u.  4  weitere  LehTersteUen  mit  je  12Ü0  &.  für 
die  nwtb«iuati«ch-&aturwi8eeDacb&ftlicb6n  Fächer;  Terrain:  05.  Augnst 
1.  J.,  «.  AmtflbL  t.  Wr.  Z(g,  v.  3.  Änguatl.  J.  Nr.  18a  —  Vinkovoo, 
OG.,  Lehrstelle  Tor  Naturguach lebte  am  ffimzan  n.  Mathematik  n.  Physik 
txa  OQ.i  Jahresgebalt  OOU  iL,  oTentuell  1000  fl.  u.  1100  fl.  mit  Aasprncb 
•af  QDortiergeld  bis  10%  n.  QutnqaeDcialzukgen  v.  100  fl.;  Tenma; 
2b.  Aoguet  1.  J.,  s.  AinUbl.  i.  Wr.  Ztg.  v.  3.  Augast  L  J.  Nr.  180.  — 
BAkovae,  OK.,  Lehrstelle  f.  Deutsch  als  Hau|ft-,  n.  Franiösiseh  all 
Nebenfkieh,  dann  e,  Lehrstelle  für  Chemie  als  Haapt-,  u.  NatnrgeBobicbte 
■1«  Nebenfach ;  BeiQge  wie  oben  bei  Vinkoice ;  Termin :  25.  August  L  J., 
B.  Aratflbl.  2.  Wr.  Ztg.  t.  3.  Augnst  1.  J.  Nr.  180.  —  Petrinia,  ÜB., 
Ldiratolle  fiit  croatiacho  Sprache  a!s  Hanpt-,  n.  Geographie  u.  GcHoliichto 
als  Nebenfach,  LehrBtellu  f.  Geographie  als  Haupt-,  uad  Naturgeschichte 
als  Nebenfach,  dann  Lehrstelle  für  FieibandzeichDen,  geometr.  Anscban- 
nogalthre  u.  Kalligraphie;  Jahresgeholt:  800  fl.  mit  Quartierg«!J  \na 
10%  des  Gehaltes  und  Ansprach  auf  Quiaquennalznlageu  v.  100  fl. ; 
Termin:  25.  Augn»t  I.  J.,  s.  Amtsbl.  z.  Wr.  Ztg.  v.  3.  AuL'uat  L  J. 
Nr.  ISO.  —  llitroTii.UK.  Lehrstelle  rar  croatische  Sprache  als  Hutipt-, 
u.  Mathematik  ala  Nebenfach;  liexiigc  a  Termin,  wie  bei  Petrinia.  h. 
imUhl.  t  Wr.  Ztg.  v.  3.  Ang.  1.  J.  Nr.  ISO.  —  Somlin,  ÜB..  Lolr- 
aivlle  für  croatisclie  Sprache  als  Haupt-,  u.  Geographie  u.  Goachiobto  als 
Nebenfach;  Bezüge  n.  Termin  wie  bei  Petrinia,  a.  Amtabi.  i.  Wr.  2tg. 
«.3.  August  LJ.Nt.  180. —  Nikolsbarg,(de)itsehaB)Staat8-BD.OG..titetb 
dc8  Directory  Stelle  e.  kath.  ReligionsleliTers,  4  LehrEtallen  (.  ctass. Philologie 
Inüt  wduscheitfiwerther  liefahiKuog  Sär  FraniQsisch  n.  eines  zweiten  f. 
BÜbmiHcb),  LebrBt«lle  f.  Deutsch  als  Hauptfach  nebst  I^tein  u.  Griediisoh 
oder  Geographie  a.  GeEohicht«.  1  Stelle  f.  Mathematik  n.  Physik  am 
guiUQ  G.,  1  Stelle  f.  Naturgoadiichto  am  gnmen  n.  f.  Mathematik  n. 
PtifEik  am  UG.,  1  Stelle  f.  das  Zeichnen;  Bezüge:  die  System isierten ; 
TermiBi  20.  Augnst  1.  J.,  a.  Amtsbl.  z.  Wr.  Ztg.  t.  3.  August  1.  J.  Nr.  180. 

—  Trio  st,  (deutsche)  t;tsats-OIt.,  Assistentecstolle  für  die  Zuichnun^- 
Rcber,  eventuell  fUr  Modellieren,  mit  Jabreshonomr  v.  600  fl.;  Termm: 
Ende  August  1.  J^  s.  ÄmtahL  z.  Wr.  Ztg.  v.  6.  Augnst  I.  J.  Nr.  181. 

—  Linz,  k.  k.  Lehierinnen-BildnngsaDstalt,  3  Uanptlehrerstellen,  die 
eine  fOr  l'»dagogik  n.  die  bnnianisUschcn  Fächer,  die  andere  für  Matbe- 
niatik  u.  Zeichnen;  Termin:  Sl.  Jnü  I.  J.,  s.  Terordn.  Bl.  1ST3.  St.  XIII, 
li.3£tf.;  —  ebend.,  Staats-ÜG.  Lehrstelle  f^cltias.  Philologie  mit  den  gcseti- 
Uchnorm.BezUgeu;  Termin:  l.Septl.J.,  «.Amtsbl.  z.  Wr.Ztg.  v.  8,  August 
L  J.  Nr.  184.  —  EaadoD.  Coma.  BG.  (mit  Baclprouitat),  3  Lebrstdieu 
fQi  claas.  Philologio;  Jabresgehalti  800  fl.  init  Anspruch  auf  ijuinquennnl' 
nbLgm  k  2ÜU  U,;  TcvniUi:  m  Juli  L  J ,  s.  Vorordn.  BI.  18T3,  St.  XI, 
"    '  Trient,   L   k.   LfhrariunenbilduDgsanstalt ,  SteUc    oincB 

a  für  riiykik  u.  Chemie  nU  Haupt-,  uud  K.itur^-ui-cliichtc  oder 

■  ■  i.ipliio  11.  GescUichtu  al-  '•'  l'.ir.'ii.    nw.[i;,'ii:  (Be 

.  l.'i.  August  1.  J.,  b.  V,       ■  .    I  ;    1   ;■     ■-..  XIV. 

i:l-irt,  k.  k.  Loliruriiin.i  .  l!.;iiner 

ü.inilarbcitim,  mit  Vcrnn i     ':.'.<.>iümt- 

^,.,j.ill;  »üü  IL,  Hobst  ÖHJ  11.  .Vatwuu-^UA^^  u.  An- 
ucunaUnliiean  roa  100  fl„  l'cruiiii ;  10.  Augu^-t  1.  J.. 
t.  St  XV, S.  412.  -  Iniiäbtuck.k.  k.Lohminnon- 
2tJ' 


Wi i 

Tri.D 

Ulmir.  1    ; 

■Brach  auf  G  <iü>m 

i:  V«reidii.  Bl.  uns 

806  Personal-  and  Schnlnotizen. 

bildnanst,  Stelle  eines  Haaptlehres  für  deniscbe  Sprache,  Geographie  n. 
Oesdiidite,  mit  den  norm.  Bezügen;  Termin:  25.  Aagost  1.  J.^  s.  Ycrordn. 
BL,  lB7d,  St  Xy,  S.  412. 

(Nekrologie.)  —  Am  19.  Februar  1.  J.  zu  Königsberg  in  Pr. 
Dr.  Heinrich  Czolbe,  ein  hervorragender  Vertreter  der  gegenwärtigen 
dentschen  Philosophie  nnd  namhafter  philosophischer  Schriftsteller,  53  J. 
alt.  (Vgl  BeiL  ».  A.  a.  Ztg.  v.  21.  Jnni  L  J:,  Nr.  172,  S.  2641.) 

—  Am  12.  März  L  J.  zn  Camorrnms  der  Africa-Reisende  Dr.  Wilh. 
Lühder  ans  Greijfewalde,  auf  einer  wissenschaftlichen  firforschungsreise 
an -der  Westküste  des  äcmatorialen  Africa. 

—  Am  9.  Mai  L  J .  zu  Stockholm  der  hochw.  Bischof  und  apost. 
Vicar  M.  L.  Stndaoh,  auch  seiner  gelehrten  Arbeiten  halber  bekannt 
nnd  geschätzt,  nnd  zu  Avignon  der  Philosoph  und  Nationaloskonom  John 
Stuart  Mi  11  (geb.  zu  London  am  20.  Mai  1806),  Sohn  des  Historikers 
von  Indien  James  M.,  durch  seine  schriftstellerischen  Leistungen,  Torzugs- 
weise  auf  dem  Gebiete  der  Volkswirthschaft,  bekannt.  (Vgl.  Beil.  z.  Augsb. 
allg.  Ztg.  y.  17.  Mai  1.  J.,  Nr.  137,  S.  2097  f.) 

—  Am  10.  Mai  L  J.  zu  Wien  Friedrich  Joseph  Ritter  ron  Bartsch 
(geb.  zu  Wien  am  2.  Juli  1798),  k.  k.  Begierungsrath,  pens.  Custos  der 
k.  k.  Hofbibliothek,  in  der  ihm  seit  langen  Jahren  zunächst  die  werth- 
ToUe  Kupferstichsammlung  anrertraut  war,  über  die  er  einen  wissen- 
schaftl.  Katalog  yeröffentBcht  hat,  Verf.  mehrerer  kunsthistorischer 
Schriften,  auch  ausübender  Künstler. 

—  Am  12.  Mai  1.  J.  zu  Inzersdorf  nächst  Wien  der  pens.  Sections- 
rath  im  k.  k.  Ministerium  für  C.  u.  ü.  Lorenz  CfergheÖ  ron  Neraes 
Tacskänd,  zu  Dresden  Dr.  Friedrich  Maximilian  Oertel,  1824—1826 
Professor  an  der  kön.  sächs.  Landesschule  in  Meissen,  bekannt  als  Genea- 
log, Verfasser  statistischer,  historischer  und  geographischer  Werke, 
Herausgeber  von  nCannabich^s  Lehrbuch  der  Geographie^  u.  s.  w.,  im 
Alter  von  78  Jahren. 

--  Am  13.  Mai  L  J.  auf  der  Mauer  (nächst  Wien)  der  ehemtilige 
Artillerie-Hauptmann  und  Professor  der  Chemie  der  technischen  Militär- 
Akademie  in  Wien,  Alexander  Exner,  derzeit  Agent  der  Börse;  zu  Laibach 
Kaspar  Masohek,  pens.  k.  k.  Musiklehrer,  gewesener  Chormeister  und 
Gesanglehrer  des  philharmonischen  Vereines,  geschickter  Componist,  im 
79.  Lebensjahre,  und  zu  Greifs walde  Dr.  Pütter^  Professor  der  Juris- 
prudenz an  der  dortigen  Universität. 

—  Am  14.  Mfu  1.  J.  zu  Stuttgart  Dr.  Hermann  Karl  Reuehlin 
(geb.  zu  MarkgrÖningen  nächst  Stuttgart,  am  9.  Jänner  1810),  als  Histo- 
riker (iiGeschichte  Italiens",  „Lebensbilder  zur  Geschichte  des  neuen 
Italiens"  u.  a.^  geschätzt  (Vgl.  „Presse«  vom  20.  Mai  1.  J.,  Nr.  138.) 

—  Am  15.  Mai  1.  J.  zu  Heidelberg  der  bekannte  Fürst,  eigentL 
Cuza  (geb.  am  20.  März  1820  zu  Galacz  in  der  Moldau),  durch  einige 
Zeit  (1859^1866),  als  Alexander  Johann  L,  Fürst  von  Rumänien.  Vgl.  BeiL 
%.  A.  a.  Ztg.  V.  28.  Mai  L  J ,  Nr.  148,  und  zu  Turin  Baron  Da  vi  so,  ehemals 
Professor  der  Rechtswissenschaft  an  der  dortigen  Universität. 

—  Am  16.  Mai  L  J.  zu  Potherajst  Karl  Balla,  Mitglied  der  k. 
Ungar.  Akademie,  im  82.  Lebensjahre,  viel  mit  Meteorologie  beschäftigt. 

—  Am  17.  Mai  L  J.  zu  Ansbach  Dr.  Christian  Elsperger  (^b. 
ebend.  am  28.  September  1798),  kön.  bayr.  Schulrath  u.  quiesc.  Gjmnasial- 
Rector,  geschätzter  Philolog. 

—  Am  19.  Mai  1.  J.  zu  Graz  der  jubil.  k.  k.  Statthalterei-Viceprft- 
sident  Joseph  Fellner,  Ritter  des  kais.  öst.  Leopold -Ordens  und  des 
Franz  JosepVOrdens,  im  83.  Lebensjahre. 

—  Am  20.  Mai  L  J.  zu  Turin  der  bekannte  Archaeologe  Prof. 
Cavalier  Carlo  Promis,  (geb.  am  la  Febr.  1808),  Mitglied  der  dortigen 


Personal-  nnd  Sobulnotizen.  897 

Akademie  der  WissenscliafteD.  (Vgl.  Beil.  z.  A.  a.  Ztg.  t.  2Ö.  Jniü  1.  J., 
Nr.  171,  S.  2021.) 

—  Am  22.  Mai  1.  J.  zu  Angsbnrg  Se.  Hochw.  der  dortige  Dom- 
propst Dr.  Franz  Joseph  y.  Allioli  (geb.  in  Sulzbacb  am  10.  Aa&^ust 
1793),  durch  zahlreiche  Schriften,  namentlich  archaeologischen  Inhaltes, 
besonders  durch  seine  Uebersetznng  der  „Ynlgata**  in  den  weitesten 
Kreisen  bekannt,  nnd  zn  Mailand  der  bedeutendste  italienische  Dichter  der 
Neuzeit  Alessandro  Manzoni  (geb.  laut  officieller  Kichtigstellung  am 
7.  März  17fö),  der  Classiker  des  italienischen  Bomaneff  (»I  promessi  sposi**), 
auch  als  Lyriker  (^Inni  sacri**,  insbesondere  „11  cinque  Mag^io  1823  auf 
Napoleons  L  Tod),  so  wie  als  Dramatiker  („H  conte  di  Garmagnola'^, 
„Adelghis«)  bekannt.  (Vgl.  Beil.  z.  A.  a.  Ztg.  y.  13.  Juni  1.  J.,  Nr.  164.) 

—  Am  24.  Mai  1.  J.  zu  Greifswalde  phil.  Dr.  Job.  Friedrich  Leopold 
George,  ordentl.  Professor  an  der  pbilosoph.  Facultät  der  dortigen 
Hochschule. 

—  Am  25.  (24.)  Mai  L  J.  zu  Stockholm  Auditeur  Georg  S<^hentz, 
der  Nestor  der  schwedischen  Journalistik,  Erfinder  der  bekannten  Rechen- 
maschine, im  88.  Lebensjahre. 

—  Am  25.  Mai  1.  J.  zu  Wien  Dr.  phil.  &  iur.  Karl  Bitter  yon 
Heintl,  Besitzer  des  Donatkreuzes  des  souy.  Johanniter-Ordens,  k.  k. 
Truchsess  u.  s.  w.,  emer.  Vicedirector  der  philos.  Studien  und  emer.  DeCan 
der  phik».  Faeultät  an  der  Wiener  Uniyersit&t,  jub.  Üniversitäts-Syndicus 
md  J^anzleidirector,  k.  k.  Begierungsrath ,  Vorstand  und  Mitglied  zahl- 
reicher HumanitätsTereine  u.  s.  w.,  im  75.  Lebensjahre. 

—  Am  26.  Mai  l.  J.  zu  Berlin  der  Musikdirector  August  Conradi, 
als  Gomponist  melodiöser  Operetten,  Singspiele,  Lieder  u.  s.  w.  bekannt, 
im  Alter  yon  52  Jahren. 

—  Am  27.  Mai  1.  J.  zu  Salzburg  Johann  Ey.  Schlier,  ein  gedie- 

fener  Oomponist,  Schüler  Michael  Hayan*s,  im  81.  Lebensjahre;  zu  Paris 
ierre  Antoine  Lebrun  (geb.  ebend.  am  29.  Decemb.  1785),  das  an  Jahren 
nnd  der  Anciennität  nach  älteste  Mitglied  der  Akademie  (seit  1828),  unter 
der  Juli-Regierung  Staatsrath  und  Director  der  Nationaldruckerei  u.  s.  w., 
geschätzter  französischer  Dichter. 

—  Am  29.  Mai  1.  J.  zu  Pilsen  Florian  Kern,  jubil.  Bealschul- 
director,  Inhaber  des  goldenen  Verdienstkreuzes,  83  Jahre  alt. 

—  Am  30.  Mai  1.  J.  zu  Düsseldorf  der  Professor  der  Kupferstecher - 
kunst  Joseph  y.  Keller  (geb.  zu  Linz  am  Bhein  1811),  einer  der  ersten 
Meister  neuerer  Zfeit.  (Vgl.  Wr.  Ztg.  y.  7.  Juni  1.  J.,  Nr.  132,  S.  1110. 

—  Anfangs  Mai  1.  J.  zu  London  John  Arrowsmith,  englischer 
Geograph,  83  Jahre  alt. 

—  In  der  1.  Hälfte  des  Monats  Mai  1.  J.  zu  Tlympton  (Deyon- 
shire)  Dr.  Patrick  Nicol,  dessen  Name  in  Darwin*s  Werke:  ,der  Aus- 
dmck  der  Empfindungen  bei  Menschen  und  Thieren«  mehrfach  genannt 
ist,  im  26.  Lebensjahre. 

—  Ende  Mai  1.  J.  zu  Barbisson  in  der  Nähe  yon  Fontainebleau 
Charles  Lucy  (geb.  zu  Horeford),  ausgezeichneter  englischer  Maler,  im 
Alter  yon  59  Janren. 

—  Am  2.  Juni  1.  J.  zu  Paris  George  Hainl  (geb.  1807  zu  Issoire 
in  der  Auyergne),  seit  1863  Orschester-Dirigent  an  der  grossen  Oper;  zu 
Breslau  Dr.  phil.  Cbristlieb  Julius  Braniss  (geb.  zu  Breslau  am  18.  Sept. 
1790),  Professor  der  Philosophie  an  der  dortigen  Universität,  und  zu 
Danzig.Prof.  Schulz,  Director  der  dortigen  Kunstschule,  durch  kunstge- 
schichtliche Werke  bekannt. 

—  Am  5.  Juni  1.  J.  zu  Heidelberg  Dr.  Konrad  Franz  Bosshirt, 
grossherz.  badischer  Geheimrath,  Professor  der  Bechte  an  der  dortigen 
Uniyersität 

—  Am  7.  Juni  l.  J.  zu  Graz  der  Linguist  Ob.  A.  Bonyin. 

—  Am  8.  Juni  1.  J.  zu  Dresden  Meno  Mühlig,  sehr  talentvoller 
Maler,  in  seiner  Studienzeit  zu  den  Schülern  des  Professors  Hübner  ge- 


898  Penonal-  und  Schalnotisen. 

hörig,  besonders  im  Fache  des  in*B  Oenrebildliche  gesogenen  Elementes  der 
Historie  geübt,  wie  seine  Darstellungen  ans  dem  Bauernkrieg  bekondea; 
in  Born  der  bekannte  Bildhauer  Lotscfa  aus  Baden,  im  hohen  Alter. 

— >  Am  13.  Juni  1.  J.  zu  Qraz  der  landschaftliche  8ecretar  nad 
Cnstos  am  Joanneum  Gottlieb  Bainer  Kitt  t.  Lindenbichl,  67  J.  alt; 
zu  Berlin  der  Nestor  unter  den  deutschen  Geschichtsschreibern  Friedrick 
Ludwig  Georg  t»  Baum  er  (geb.  zu  Wörlitz  bei  Dessau  am  14.  Mai  1781), 
Professor  der  Geschichte  an  den  Universitäten  zu  Breslau  (1811),  dann 
zu  Berlin  (1819),  durch  seine  historischen  Werke  rühmlichst  bekannt  (YgL 
BeiL  z.  A.  a.  Ztg.  t.  81.  August  1.  J.,  Nr.  243  ff.),  und  zu  Genua  der 
Stadtmnsikdirector  Angelo  Mariani  (aus  BaTenna),  der  TorzügliohBte 
Orchesterdirector  des  modernen  Italiens. 

•—  Am  14.  Juni  1.  J.  zu  Edinbur^^h  Dr.  William  Steyenson,  Pro- 
fessor der  Theologie  und  Kirchengeschichte  an  der  dortigen  UniversitfiL 

—  Am  16.  Juni  1.  J.  zu  Marienbad  der  k&n.  sächs.  Etefirath  Dr. 
Albert  y.  Zahn,  (jtoneralsecretar  der  kön.  Kunst-Sammlungen,  bekannter 
Kunstschriftsteller,  im  87.  Lebensjahre. 

-—  Am  16. jfl3.)  Juni  1.  J.  zu  Berlin  der  geh.  Medicinalrath  Pro- 
fessor Dr.  Moriz  Heinrich  Bomberg,  Begründer  der  neueren  Neuropa- 
thologie  und  Verf.  eines  Werkes  über  NerTenkrankheiten,  im  Alter  ?ott 
78  Janren. 

—  In  der  Nacht  zum  20.  Juni  1.  J.  auf  der  hohen  Warte  nSchst 
Wien  Leopold  Oesterreicher,  Director  des  israelitischen  Blinde»- 
Listitutes  allda,  ein  ausgezeichneter  Pndagog,  kaum  40  J.  alt. 

-—  Am  20.  Juni  1.  J.  zu  Innsbruck  der  k.  k.  Ministerialrath  L  P. 
Frans  Freiherr  v.  Hell,  früher  Chef  der  Pressleitung  in  Wien,  Bitter 
des  k.  ung.  St.  Stephans-Ordens,  des  kais.  öst.  Ordens  der  eisernen  Krone 
iL  GL  und  des  Frua  Joseph-Ordens  u.  s.  w.,  auch  in  der  Kunstwelt  als 
taleBtfoIlflr  Landschaftsmaler  bekannt,  im  61.  Leben^ahre.  (YgL  Wr. 
Ztg.  T.  10.  JuU  1.  J.,  Nx.  159,  S.  132  £E:) 

—  Am  22.  Juni  1.  J.  sa  I^si  der  Oniversititsprofessor  und  Direetor 
des  botanischen  Gartens  Dr.  Julius  Kovacs  im  57.  Lebensjahre. 

—  Am  25.  Juni  1.  J.  zu  London  Tfaomton  Hunt,  ein  sehr  geach- 
tetes Mit^ied  der  Zeitungspresse,  Verf.  dee  Bomanes  »Fester  Brother*, 
u.  s.  w.^  62  Jahre  alt. 

—  Am  26.  Juni  1.  J.  zu  Kassel  Dr.  Heinrich  Henkel  (geb.  am 
9.  Juni  1802  zu  Schmalkalden),  Justisrath,  ausgezeichneter  Fachmann 
rygL  Beil.  z.  A.  a.  Ztg.  v.  20.  Juli  1.  J.,  Nr.  201.);  zu  Wien  Med.  Dr. 
Emanuel  August  Michael  (geb.  zu  Karlsbad),  seinerzeit  o.  Ö.  Professor 
der  chirurgischen  Yorboreitungswissenschaften  an  der  k.  k.  UniversitftI 
zu  Innsbruck,  78  Jahre  alt. 

—  Am  27.  Juni  1.  J.  zu  Florenz  der  bekannte  americaniscbe  Bild^ 
hauer  Hiram  Powers  (geb.  am  29.  Juli  1805  zu  Woodstock  im  Staate 
Vermont);  zu  Mailand  Francesco  Boss!,  ein  Freund  und  Studiengenoaw 
Manzoni*s,  Mitglied  des  lombard.  Institutes,  dessen  Präsident  er  2  Jahre 
lang  war,  ausserdem  corr.  Mitglied  der  kais.  Akademie  der  Wissenschaften 
in  Wien,  Verfasser  zahlreicher  gelehrter  Schriften. 

—  Am  28.  Juni  L  J.  zu  Speyer  der  Doincapitular  Dr.  phil.  Franz 
Xayer  Bemling,  Historiograph,  Mitglied  der  kön.  bayr.  Akademie  der 
Wissenschaften. 

—  Am  29.  Juni  1.  J.  zu  Neuenahr  der  gesch&tzto  rheinische  Dichter 
Dr.tWolfgang  Müller  v.  Königswinter  (geb.  am  15.  März  1816  in 
Königswinter  unter  dem  Dracheniels) ,  als  Lyriker,  Novellist  und  Dra- 
matiker Tortheilhaft  bekannt  (Vgl.  Beil.  z.  A.  a.  Ztg.  t.  6.  Juli  L  J., 
Nr.  187,  S.  2872  t) 

—  Am  30.  Juni  1.  J.  zu  Wien  Abraham  Utiz,  pcns.  Director  der 
ehemaligen  Josephstädter  Bealschule,  Inhaber  des  goldenen  Verdienst- 
kreoiee;  zu  Strassburg  der  ho£fnungs?ollo  junge  Historikw  Oscar  Grand. 


Penonal-  niid  Sehnlnotiien.  899 

-*  AnüangB  Juni  L  J.  zu  Basel  Dr.  jnr.  Job.  Rudolf  Bnrokhardt, 
ebenala  Staatsanwalt,  Fischs  des  Cantons  Basd-Stadt,  duidi  historische^ 
ebrooiologische  und  biofi^pfaische  Schriften  bekaimt,  75  Jabie  alt. 

—  Li  der  1.  Hälfte  des  Monats  Juni  1.  J.  zn  Pest  der  Stadtreprä» 
sentant  Dr.  Joseph  Polya,  als  Pomolög  bekannt,  im  Alter  von  72  Jahren; 
in  iunerica  Dr.  G.  Rott  (geb.  1804),  der  berühmteste  amerieanische 
Avthropolog  der  Gegenwart,  durch  seine  mit  dem  Terstorb.  £.  R.  Giddoa 
heiau^effebenen  Werke  («Types  of  Mankind",  und  »Indigenous  Baces  of 
ihe  Barths  bekannt. 

—  Ende  Jani  L  J.  zu  Venedig  der  französische  Historienmaloc 
Henri  Scheffer,  Neffe  Ary  Sch.*s  und  Schwager  Ernst  Renans. 

—  Am  1.  Juli  1.  J.  zu  Baden  bei  Wien  dtr  pens.  £anzlei4)irector 
dea  Obeistkämmeramtes,  k.  k«  Hofrath  Joseph  Ritter  Ton  Raymond, 
Ritter  des  k.  ö.  Ordens  der  eisernen  Krone  3.  CL,  u.  vieler  anderer  Orden, 
Sdiaizmeister  des  erstgenannten  Ordens,  Ehrenbürger  der  Stadt  Baden, 
eine  in  Dicfateis  Schauspieler-  und  Künstlerkveisen  vordem  viel  umwor- 
bene u.  vielbeliebte  Persönlichkeit,  im  Alter  v.  72  Jahren. 

*  —  1.  (2.)  Juli  zu  München  Adolf  Döhlemann,  ordent).  Professor 
für  Brücken*  u.  Tunnelbau  und  Vorstand  der  Ingenieur-Abtheilung  am 
der  dortigen  polytechn.  Schule.  « 

—  Am  2.  Juli  1.  J.  zu  Badweis  Julius  Pirkl,  Professor  am  dori^en 
deatsehen  Staats-Gymnasium,  im  30.  Lebensjahre. 

—  Am  4.  Juli  L  J.  zu  Darmstadt  Johann  Jakob  Kaup  (geb.  ebend. 
am  IOL  Anril  180S),Ii»pector  des  dortigen  grosshevzogL  Naturaliencabinetee 
ausgezeienBeter  fklaeontolog;,  (vergL  BeiL  zr.  A.  &  2Jkg.  t.  15.  Juli  L  J. 
Nt.  196);  zu  London  der  als  Musiker  und  Opemcomponist.  bekannte  Fürst 
Joseph  Michael  Poniatowski,  (geb.  zu  Rom  am  21.  i'ebr.  1816),  firüher 
in  hohen  diplomatiscben  Stellungen  verwendet;  zu  Marienberg  beiMeran 
8e.  Hoehw.  P.  Firmin  Rufinatscha,  durch  längere  Zeit  Professor  und 
Direetor  des  Meraner  Gytnnasiams,  und  zu  Graz  Joseph  Rauter,  Prolessov 
an  der  dortigen  Lehrerbildungsamst.,  im  27.  Lebensjahre. 

—  Am  6.  Juni  1.  J.  zu  Wien  der  bekannte  JUanaturmaler  Emanuel 
Peter  (geb.  zu  Jä^emdorf  in  Schlesien  1799),  und  zu  Wetdling  bei  Wien 
Dr.  Ignaz  Rudolf  Sc  hin  er,  Sectionsrath  im  Finanzministeriom,  einer  der 
th&tigsten  Begründer  des  zoologisch-botanischen  Vereines,  und  einer  der 
hervorragendsten  Dipterologen  (Kenner  der  ^Zweiflügler),  Naturforschei, 
VerfL  des  einschlägigen  wissenschaftlichen  Werkes  MDiptera**  (Wien,  Gerold, 
1862—1864),  im  60.  Lebensjahre. 

—  Am  8.  JuU  1.  J.  zu  Brandenburg  Professor  Dr.  Moriz  Helft  er, 
im  Alter  v.  82  Jahren. 

—  Am  9.  Juni  1.  J.  zu  Deggendorf  der  bekannte  k.  Besirksfurzt  Dr. 
Karl  Müller,  Verf.  zahlreicher  humoristischer  Gedichte;  zu  Frankfurt 
a.  M.  der  ausgezeichnete  Porträtmaler  Franz  Winterhalter  (geb.  zu 
Meuenschwand  in  Baden  in  J.  1806). 

—  Am  10.  Juli  1.  J.  in  Posen  der  Schriftsteller  u.  gewesene  Ab- 
geordnete Leo  Wagner,  im  40.  Lebensjahre. 

—  Am  12.  Juli  L  J.  zu  Köln  der  Architektur^  n.  Landschaftsmaler 
Prof.  Karl  Emanuel  Kon r ad  aus  Düsseldorf,  im  63.  Lebens^r«;  lu 
Dobhin  der  pensionierte  Direetor  des  Pilsener  Gymnasiums,  Se.  Hochw. 
Gottfried  Böckl,  Prämonstratenser  Ordenspriester  des  Stiftes  Tepl. 

—  Am  (12.)  13.  Juli  1.  J.  zu  London  Mrs.  Olive,  Verfasserin  von 
,Paul  FerrolP,  Paul  Ferrolls  Wife''  u.  m.  a,  bekannte  belletristische 
Schriftstellerin. 

—-  Am  13.  Juli  1.  J.  zu  Pest  Graf  Gedeon  Raday  (eeh.  ebend. 
1806),  ein  kunstsinniger  Theaterfreund,  schon  1843^  dann  abermals  seit 
1854,  Intendant  des  un^.  Nationaltheaters. 

—  Am  15.  Juli  1.  J.  zu  Wien  der  bekannte  Gesangslehrer  Alois 
Pscherer;  zu  Knittelfeld  in  Steiermark  Johann  Hör  mann,  Mitarbeiter 


408        0.  Bennderf,  üeber  das  Selbstportrait  des  Theodoros. 

schützt  die  Lesung  „eam"  (das  Viergespann,  vom  Wagen  unter- 
schieden) durch  einen  Hinweis  auf  Plinius  36,  36  ^quadriga  cur- 
rusque  et  Apollo  ac  Diana  ex  uno  lapide^. 

Dass  nicht  alle  Theile  dieser  Stelle  richtig  überliefert  sind, 
scheint  so  gewiss,  als  dass  keine  Veränderung  ihi-es  Wortlauts  Ein- 
fluss  auf  ihren  Sinn  haben  darf.  So  wunderbar  sich  derselbe  aus- 
nimmt, so  deutlich  wird  er  doch  durch  zwei  andere  Stellen  desselben 
Schriftstellers  bestätigt. 

Als  Beispiel«  für  eine  ungewöhnliche  Ausbildung  des  Gesichts- 
sinnes führt  Plinius  (7,  85)  nach  Cicero  und  Varro  an  ,,in  nuce  in- 
clusam  niada  Homeri  carmen  in  membrana  scriptum'',  ferner  dass 
ein  gewisser  Strabo  in  Lilybaeum  die  aus  dem  Hafen  Karthagos  aus- 
laufenden puuischen  Kriegsschiffe  habe  zählen  können,  schliesslich 
einige  kleine  Elfenbeinarbeiten  des  Kallikrates  und  des  Myrmekides : 
„Callicratesexebore  formicas  et  alia  tam  parva  fecit  animalia  ut  partes 
eomm  a  ceteris  cemi  non  possent.  Myrmecides  quidem  in  eodem  ge- 
nere  inclaruil  quadiiga  ex  eadem  materia  quam  musca  integeret  alis 
fabricata  et  nave  quam  apicula  pinnis  absconderet. '^  Auf  diese  näm- 
lichen Arbeiten  kommt  Plinius  später  (36,  43)  noch  einmal  zurück, 
nur  dass  er  sie  dort,  im  Widerspruch  mit  sich  selbst,  nicht  in  Elfen- 
bein sondern  in  Marmor  ausgeführt  sein  lässt:  ^Sunt  et  in  parvolis 
marmoreis  famam  consecuti  Myrmecides,  cuius  quadrigam  cum  agita- 
tore  operuit  alis  musca^  et  Callicrates,  cuius  formicarum  pcdes  atque 
alia  membra  porvidere  non  est.^  Dasselbe  Kunststück  der  Fliege,  die 
ein  Viergespann  mit  ihren  Flügeln  deckte,  war  also  auch  den  Arbeiten 
des  Myrmekides  eigen,  und  durch  diese  Identität  wird  der  Sinn  der 
erstgenannten  Stelle  vollkommen  gesichert.  Die  zu  suchende  Erklä- 
rung wird  beiden  Berichten  in  der  nämlichen  Weise  gerecht  werden 
müssen. 

Myrmekides  und  Kallikrates  worden  häufig  von  spätem  Schrift- 
stellern erwähnt,  leider  ohne  dass  sich  eine  nähere  Kenntniss  daraus 
gewinnen  liesse.  Werthlos,  weil  aus  Plinius  geschöpft,  ist  die  Angabe 
des  Apuleius  gramm.  de  orthographia  p.  12,  57  ed.  Osann:  „Myrme- 
cides .  .  fuit  scalptor  admirandus  in  minutis  marmoreis  operibus  for- 
mandis,  meliorque  Theodore  et  Callicrate^,  und  auch  die  folgenden 
Stellen  bieten  keine  wesentliche  Erweiterung  der  Ueberlieferung : 
Plutarch  ady.  Stoicos  de  commun.  notit.  44,  5  nairoi  Xiyerai  ^iv  6 
AvY^^g  ixeivoQ  dia  Tvizgag  xai  dia  dgrog  ogäv  hoqa  de  rig  ano 
(jxonrjg  iv  2ix€Xi<f  Tia&eCofjievog  rag  Kaqxrjdovuov  ex  tov  hßivog 
vavg  ianXeovaag^  ^I^^Q^^S  >t«i  vvxrdg  auexovaag  ÖQOfiov  ol  de 
Tteoi  KttlXiyiQaTi]  aal  MvQ^rjxldi]  Myovrai  ötjutovQyelv  aq^ata 
fiviag  n:reQo7g  ytdkvTtTo^eva,  ymI  diaxoqeveiv  fv  arjaaf4(p  yQafi- 

Aelian  var.  hist.  1 17  ed.  Horcher  Tavra  ixQa  la%l  xa  d-av^a- 
(^6fieva  MvQjUTjxiöov  rov  Mikrpiov  xal  KaklixQatovg  tov  Aonu- 
äai/novinv  fttyoa  i(ff(t.  rid^oijTTta  (xev  inotrjaav  vno  fiviag  xoütv- 
fiTOfUiLc,  7Mi  !i'  üifiOfKit  olonxov  fXeyelov  xqvaoig  yQa/ifioaiv 


Erste  Abtheilun^. 


Abhandlangen- 

'     üeber  das  Selbstportrait  des  Theodoros. 

Bi-unn  sagt  in  der  Geschichte  der  griechischen  Künstler  I  p.  35 : 
„Ton  Theodoros  kennt  Pausanlas  kein  Werk  in  Erz,  dagegen  meldet 
Plinins  (34,  83),  dass  er  in  Samos  sein  eigenes  Bild  in  Erz  gegossen 
habe.  An  demselben  ward  ausser  der  wunderbaren  Aehnlichkeit  noch 
besonders  die  grosse  Feinheit  der  Arbeit  gerühmt.  Es  hielt  in  der 
Bechten  die  Feile,  in  der  Linken  aber  mit  drei  Fingern  ein  Vierge- 
spann von  solcher  Kleinheit,  dass  das  ganze  Gespann,  Wagen  und  Len- 
ker, von  den  Flügeln  einer  zugleich  gemachten  Fliege  zugedeckt 
wurden.  Es  war,  sofern  nicht  etwa  die  Worte  des  Plinins  gänzlich 
verderbt  sind,  von  Samos  nach  Praeneste  versetzt  worden.  So  fabel- 
haft diese  Nachricht  überhaupt  klingt,  so  muss  sie  bei  dem  hohen 
Alter  des  Künstlers  noch  mehr  Verdacht  erregen.  Nichts  desto  weniger 
möchte  ich  sie  nicht  zu  vorschnell  verwerfen,  da  wir  sehen  werden, 
dass  Theodoros  sich  ebenso wol  auf  Metallarbeit  im  Kleinen,  als  im 
Grossen  verstand.^ 

Die  Stelle  des  Plinins  lautet:  „Theodorus,  qui  labyrinthum 
fecit,  Sami  ipse  se  ex  aere  fudit,  praeter  similitudinis  mirabilem  fa- 
mam  magna  (magnam  B  ^)  suptilitate  celebratus.  dextra  limam  tenet, 
laeva  tribus  digitis  quadrigulam  tenuit  translatam  Praeneste,  tantae 
(tantae  om.  B.)  parvitatis  ut  miraculo  pictam  eam  cumimque  et  anri- 
gam  integeret  alis  simul  facta  musca."  Sillig  wollte  „fictam^  lesen ^); 
ürlichs  chrestomathia  Pliniana  p.  329  edirt  „parvitatis*  miraculo^ 
pictam  ut  eam^,  erklärt  „miraculo"  für  den  Ablativns  causae  udd 

*)  Dilthey  schlägt  vor:  „tantae  parvitatis  ut  —  ndrairiU  dktu  — 
eam^  etc.  mit  Hinweis  auf  35,  88  „imagines  adeo  similitudinis 
indiscretae  pinxit  ut  —  incredibüe  dictu  —  Apio  grammaticus 
scriptum  reliquerit  qnendam  ex  facie  hominum  divinantem,  quos 
metoposcopos  vocant,  ex  iis  dixisse  ant  fatorae  mortis  annos  ant 
praeteritae.'  —  Parenthetische  Exclamationen  und  ein  sehr  häufiger 
Gebrauch  des  Supinum  auf  u  sind  langst  als  Eigenthümliehkeitan 
des  Pünianischen  Stils  erkf^nnt,  vergl,  Qj^er  de  usu  Pliniano 
p.  80  und  88,  Fels  de  codd.  Plini  fatis  p.  11  folg. 

MUehrfft  r.  d.  6ftcrr.  Grnn.  187t.  VL  B«ft.  27 


404        0.  Benndorf,  üeber  das  Selbstportrait  des  Theodom. 

neTtoix^a  yiyviiaiieiv,  ovi  ^rfiev  roirtov  iari  r^pi^cfarii 
T£  TTLXTBvqinTBlv  (was  schon  laugst  durch  jrsvavQiOrä»  virtMt 
worden  ist)  /mi  ßaöluiv  i/il  ö^oivkov  Xejcvcov,  iy  xvxluns^p 
dtveia&ai  firj  axoTovfjevov,  ola  rd  z€  MvQUKxidov  rovAifm 
y.ai  KaXhxQavovg  tov  ylay.edaifi(moi\  To  oe  zuiv  a^lipS^kit 
ffjdev/ja  ixovov  inoTtTevoj  y.tX,  Schliesslich  wird  auf  dieadbep» 
uiatische  Quelle  eine  Erwähnung  des  Julian  orat.  III  p.  111  DA 
Spanheim  zurückgehen,  welche  von  Snidas  v.  I^eXoiog  und  tefe 
sowie  im  Append.  proverb.  I  68  wiederholt  ist:   xal  el  /manA 
ovog  Tcc  TOictirva  ditf/iiiatj  leSsi  äi  fjölaT]]  TcoaftfSv  nun  htümr 
vwv  TO  q^vkov  aal  ayeveg,  yeXoioieQOv  vofnXsi  Ttoy  anotofo^ 
rag  ueyxQovg  f.7nxeiQovvuov'  xax^a/r«^,  ol^at,  qiceai  top  Mvftf 
Tfddrjv  avTinquvTOfiivov  Tg  Oeidiov  Tixvrj, 

Fügt  man  diesen  Notizen  hinzu,  dass  Athenaens  XI  p.  7811 
II  p.  347  ed.  Meineke  in  einer  Liste  berühmter  Toreuten  Mv^ioft^ 
drig  6  MiXrjaiog  und  KalXixQaTr^g  6  ^axiov  nennt,  dass  Gmi 
Acad.  prior  II38,  120  Myrmokidos  als  ^minutoram  opnsciüoniB  A^ 
ricator''  erw&hnt  und  Yairo  de  lingua  lat.  VII 1  (vergl.  IX  108)  enttl 
wie  man  die  Elfenbeinarbeiten  des  Mynuekides,  um  sie  besser  sebaa 
können,  auf  schwarzes  Haar  gebi*acht  habe^),  so  dürfte  im  WmhI- 
lichen  alles  erschöpft  sein,  was  von  beiden  Künstlern  überliefert  kL 

Man  sieht  es  diesen  Zeugnissen  an,  dass  die  Autoren  sfimBtU 
eine  bestimmte  Vorstellung  mit  ihrem  wunderbaren  Bericht  nicliifi^ 
banden.  Daraus  erklärt  sich  die  schillernde,  fast  überall  unglöcki 
Form  desselben.  Bald  ist  esMyrmekidcs  in  Verbindung  mit  KaHiknte 
bald  Myrmekides  allein,  dem  das  Wunder  zugeschrieben  wird;  baldiik 
es  Elfenbein,  Marmor,  Erz  oder  sogar  Eisen,  worin  es  ausgeführt  tm 
soll ;  bald  wird  das  Viergespann  von  der  Fliege  nicht  bedeckt,  sondni 
gezogen. 

Eine  deutliche  Vergegenwärtigung  dos  Räthsels  haben  ancb  dk 
neueren  Forscher  nicht  versucht.  Sie  denken  an  toreutische  Kfinsto- 
leieu,  ohne  sich  über  ihre  bestimmte  Form  näher  auszusprechen  vai 
widmen  einem  Gegenstande,  welchen  die  alten  Schriftsteller  mit  ao^ 
gesprochener  Geringschätzung  behandeln,  ofifenbar  absichtlich  knü 
eingehendere  Aufmerksamkeit.  Ich  glaube  indessen ,  dass  er  sick 
durch  eine  einfiEiche  Betrachtung  mit  einiger  Wahrscheinlichkeit  erle- 
digen lässt. 

ürlichs  chrestom.  Plin.  p.  329  hat  die  einer  ersten  Betrachtnng 
naheliegende  Ansicht  geäussert,  dass  die  Fliege  dem  Viergespann  bei- 
gegeben gewesen  sei,  um  seine  Kleinheit  zu  versinnlichen.  Allein  fti 
diesen  Zweck  müsste  eine  Fliege  als  bedeckend  nur  gedacht  werden, 
dürfte  nicht  wirklich  bedeckend  mit  ausgearbeitet  sein;  denn  abge- 
sehen davon,  dass  sie  in  der  Ausführung  bei  ziemlicher  Vergrösserung, 
ja  selbst  in  relativ  colossaler  Bildung,  immer  noch  den  Eindruck  einer 


')  ^Extrinsi'CUB  admovent  nigras  setas**^  niciit  ^schwane  Seide*  wie 
ßruun  Künsllerg.  U  p.  40i  angibt. 


0.  Benndarf,  üeber  das  Selbstportrait  des  Theodoros.  405 

Fliege  hätte  geben  können,  so  wiude  sie  für  die  richtige  Schätzung 
der  Massverhältnisse  nicht  blos  überflüssig,  sondern  hinderlich  ge- 
wesen sein.  Je  kleiner  ein  Kunstwerk  ist,  um  so  mehr  bedarf  es  der 
Möglichkeit  ungehindert  im  vollem  Licht  dem  Auge  nahe  gebracht 
zu  werden.  Dieser  Forderung  würde  ein  solches  Beiwerk  ¥nder- 
sprechen;  eine  Fliege  in  gleicher  Grösse  über  dem  Viergespanne 
schwebend  und  dasselbe  mit  den  Flügeln  bedeckend,  würde  dem 
Kunststücke  jede  Wirkung  entzogen  haben.  Der  ganze  Einfall  wäre 
abenteuerlich  und  zwecklos;  er  erschiene  überdiess  technisch  unaus- 
führbar, da  nicht  abzusehen  wäre,  wie  das  Insect  mit  den  Füssen 
Fühlung  und  Stand  auf  einer  derartigen  Basis  hätte  erhalten  können. 
Diese  Unmöglichkeiten  leiten  am  natürlichsten  auf  die  Voraus- 
setzung, dass  in  den  ursprünglichen  Nachrichten  nur  von  einer 
Fliege  die  Bede  war,  welche  die  kleinen  Viergespanne  hätte  bedecken 
können.  Darin  könnte  auch  die  Wahrnehmung  bestärken,  dass  toreu- 
tisehe  Kunststücke  in  solcher  Kleinheit  der  antiken  Kunst  nicht  fremd 
waren.  Wie  L.  Stephani  mich  belehrt,  besitzt  die  k.  russische  Ermi- 
tage zwei  goldene  Ohrgehänge  des  vierten  Jahrhunderts  v.  Ch.  mit 
einem  analogen  plastischen  Schmuck.  Dei-selbe  befindet  sich  in  dem 
mittelsten  durchbrochenen  Kern  der  Bosette,  welche  das  Ohrläppchen 
zn  decken  bestimmt  ist,  und  zeigt  nicht  in  Belief,  sondern  in  runder 
Arbeit  ein  Viergespann,  auf  welchem  Nike  und  ein  Heros  steht,  während 
an  jeder  Seite  ein  Erot  neben  den  Pferden  einherschreitet.  Die  ganze 
Gruppe,  welche  so  fein  und  zart  ausgeführt  ist,  dass  nur  ein  scharfes 
Auge  alle  Einzelheiten  ohne  Vergrösserungsglas  erkennen  kann,  würde 
ein  grösseres  Insect  bequem  mit  den  Flügeln  bedecken  können,  und 
wenn  man  die  beiden  Eroten  wegdenkt,  selbst  eine  gewöhnliche 
Fliege*).  Wie  schlagend  aber  auch  auf  den  ersten  Blick  die  Analogie 
dieser  Kunstwerke  zu  sein  scheint,  so  werden  doch  durch  dieselbe  die 
Schwierigkeiten  der  Ueberlieferung  nicht  gehoben.  Dass  eine  derartige 
Metallarbeit  vor  dem  vierten  Jahrhundert  v.  Ch.  in  Griechenland 
möglich  gewesen  sei,  wird  man  nach  dem  Entwickelungsgang  welchen 
die  hellenische  Kunst  genommen  hat,  für  durchaus  unwahrscheinlich 
halten ;  dass  sie  aus  den  Zeiteu  der  beginnenden  Kunst,  von  Theodoros, 
herrühren  könne,  noch  dazu  als  Attribut  in  der  Hand  einer  Statue 
oder  selbst  einer  Statuette,  schlechterdings  verneinen  ^).  Das  Attribut 
wäre  unplastisch;  um  es  ciuigonnassen  zur  Geltung  zu  bringen,  hätte 
es  auf  der  Fläche  der  offenen  Hand  oder  auf  der  Spitze  eines  Fingers 
gehalten  werden  müssen,  nicht  tribus  digitis  wie  ausdrücklich  ange- 
geben ist.  Dazu  kommt,  dass  man  den  Irrthum,  der  in  den  erhaltenen 


*)  Publ.  in  den  Antiqu.  du  Bosphore  Cimmärien  pl.  12»  Nr.  5  und 
ii:i  vergrössertera  Massstabe  Nr.  5.  Goldarbeiten  von  annähernd 
ähnlichen  Dimensionen  scheinen  sich  auch  im  Pariser  cabinet  des 
medailles  vorzufinden,  vergl.  Chabouillet  catalogue  g^neral  des 
camöes  p.  380  folg. 

*)  Aus  diesem  Grunde  stellte  Boeokh  C.  I.  G.  I  p.  872  die  Äechtheit 
des  Selbstportraits  von  Theodoros  in  Abrede. 


40fl        0.  BefMdarf,  üeber  das  Selbstportrait  des  Theodoros. 

Nachrichten  angenommen  werden  mtisste,  nicht  verstehen  würde;  so 
leicht  man  der  ünknnde  späterer  Knnstschriftsteller  ein  technisches 
Missverständniss  zamuthen  darf,  so  schwer  hält  es  sich  mit  einem 
blos  grammatischen  Missverständnisse  abzufinden.  Wenn  wirklich 
ursprünglich  nur  gesagt  war,  dass  ein  Insect  das  Viergespann  hätte 
bedecken  können,  wie  wäre  es  glaublich,  dass  alle  Schriftsteller 
diese  verständliche  Schilderung  gleichmässig  missverstanden  und  in 
einen  gleichmässig  sinnlosen  Bericht  verdreht  hätten?  Wie  würde 
man  erklären  können,  dass  PHnius  zwischen  einer  Fliege ,  die  ein 
Viergespann,  und  einer  Biene  die  ein  Schiff  bedeckt,  bestimmt  unter- 
scheidet? —  Kurz,  das  unglückliche  Insect  bleibt  problematisch, 
gleichviel  ob  man  annimmt,  dass  es  mit  ausgearbeitet  war  oder  dass 
es  nur  hinzugedacht  werden  sollte. 

Da  das  Attribut  der  Statue  des  Theodoros ,  welches  später  in 
Praeneste  aufbewahrt  wurde,  wie  die  Arbeiten  des  Myrmekides  beweg- 
lich waren,  so  ist  für  die  Vorstellung  die  Möglichkeit  gegeben,  dass 
die  Fliege  sich  nicht  oberhalb  des  Wagens  befand,  sondern  denselben 
von  unten  bedeckte.  Diese  logische  Möglichkeit,  auf  den  ersten  Blick 
befremdlicher  als  die  andere,  erweist  sich  bei  näherem  Nachdenken 
allein  ausführbar.  Wir  besitzen  ja  noch  eine  Menge  ähnlicher  An- 
ticaglien,  in  der  Begel  allerdings  nicht  von  Toreuten,  sondern  von 
Steinschneidern :  fein  ausgearbeitete  Insecten,  welche  alle  möglichen 
Eunstgegenstände,  sogar  grosse  figurenreiche  Compositionen ,  mit 
ihren  Flügeln  bedecken.  Es  scheint  mir  zweifellos,  dass  jene  frag- 
lichen Werke  nach  dem  Muster  von  Scarabaeen  zu  denken  sind. 
Auf  der  ebenen  glatten  Fläche  war  das  Viergespann  mit  dem  Wagen- 
lenker graviert  •),  auf  der  convexen  Bückseite  das  Insect  in  relief- 
artiger Arbeit  angebracht. 

Bei  der  Portraitstatue  des  Theodoros  wird  man,  da  das  Material 
nicht  angegeben  ist,  geradezu  an  einen  geschnittenen  Stein  denken 
dürfen'').  Denn  derselbe  Theodoros  von  Samos  hatte  sich  durch 
verschiedene  kostbare  Arbeiten  in  Edelsteinen  ausgezeichnet  und  galt 
als  der  Verfertiger  des  berühmten  Siegelrings  des  Polykrates  von 
Samos  (Herodot  m  41)^  wie  denn  Samos  die  früheste  uns  bekannte 
Pflegestätte  der  griechischen  Glyptik  ist^).  Unter  dieser  Annahme 
wird  vollkommen  verständlich : 


*)  Derartige  Darstelluneen  sind  erhalten,  vergl.  z.  B.  ein  Dreige- 
spann mit  Wagenlenker,  welcher  mit  beiden  erhobenen  Uanaen 
die  Zügel  hält,  auf  einem  Carneolscarabaeus:  Caylus  rec.  d' antiqn. 
IV  p.  90  pl.  30,  3,  H.  K.  E.  Köhler  gesamm.  Schriften  von  Ste- 
phani  V  p.  190;  ferner  Chabonillet  catal.  general  des  cam^ 
p.  249,  Tölken  Verzeichn.  der  vertieft  geschnittenen  Steine  der 
k.  preuBs.  Sammlung  p.  356  Nr.  126—139.  lieber  Gemmen  mit 
Darstellungen  von  Sdiinen  vrgl.die  Schrift  von  Graser,  Berlin  1871. 

^)  Bewegliche  Ringe  mit  Gemmen  an  metallnen  Statuen  sind  inschrift- 
lich hez^ngt,  vergl.  E.  Hübner  Hermes  I  p.  354. 

*)  Brunn  Gesch.  d.  griech.  Künstler  11  p.  467. 


0.  Benndorf,  Ueber  das  Selbstportrait  des  Theodoros         407 

1.  dass  das  fragliche  Attribut  mit  drei  Fingern  gehalten  wurde, 
was  für  einen  geschnittenen  Stein  der  von  zwei  Seiten  zu  betrachten 
war,  durchaus  angemessen  ist, 

2.  dass  man  dasselbe  in  späterer  Zeit ,  als  man  mit  grossem 
Sammeleifer  werthvoUe  Daktyliotheken  zusammenbrachte^,  ausbrach 
und  nach  Italien  entfQhrte:  auch  den  Stein  des  Poljkratesringes  besass 
man  oder  glaubte  man  in  Rom,  im  Tempel  der  Goncordia,  zu  be- 
sitzen ^^, 

3)  dass  die  rechte  Hand  der  Statue  eine  lima  hielt ;  denn  es 
ist  bekannt,  dass  gewisse  Arten  von  Edelsteinen  die  nöthige  Politur 
durch  die  lima  erhielten  ^^).  Theodoros  hatte  sich  also  in  seinem 
Selbstportrait  mit  einem  Werke  und  einem  Werkzeuge  seiner  Kunst 
als  berühmten  Steinschneider  verewigen  wollen. 

Bei  den  Arbeiten  des  Myimekides  und  Kallikrates,  welche  nur 
einmal  von  Plinius  und  zwar  in  Widerspruch  mit  sich  selbst,  unter 
Steinarbeiten  aufgeführt  werden,  nach  andern  Zeugnissen  aus  Elfen- 
bein, Erz  oder  Eisen  bestanden  haben  sollen ,  ist  die  Annahme  von 
Edelsteinen  selbstverständlich  ausgeschlossen.  Welchem  Material 
man  auch  den  Vorzug  geben  mag  —  die  getrübte  Ueberlieferung 
wird  schwerlich  eine  sichere  Entscheidung  erlauben,  Eisen  ist  unwahr- 
scheinlich, Marmor  unmöglich  —  immer  werden  sie  als  toreutische  Ar- 
beiten zu  denken  sein.  Toreutische  Nachbildungen  geschnittener  Steine 
besitzen  wir  aber,  zum  Theil  von  hohem  künstlerischen  Werth.  Ich  er- 
innere nur  an  jene  4  kostbaren  Binge  ^')  der  k.  russ.  Ermitage,  welche 
in  beweglichem  goldenen  Bügel  an  der  Stelle  und  in  der  Form  gewöhn- 
licher geschnittener  Steine  einen  hohlen  goldenen  Kasten  zeigen,  auf 
dessen  innerer  flacher  Seite  intaglioartige  Darstellungen  eingegraben 
sind ;  bei  einem  derselben  hat  die  Aussenseite  des  Kastens  die  Form 
eines  liegenden  Löwen,  bei  einem  zweiten  die  Form  eines  mit  gi-osser 
Sorgfalt  ausgearbeiteten  Insects,  eines  Scarabaeus '^)  nach  Stephani. 
Derartige  Nachbildungen  geschnittener  Steine  auch  in  anderm  Metall 

*)  Plinius  37,  11  Geniinas  pluris,  quod  peregrino  appellant  nomine 
dactyliotbecam ,  primus  omnium  Romae  baboit  priviffnus  Snllae 
ScanruS;  diuque  nulla  alia  fuit,  donec  Pompeius  Magnas  qoae 
Mithridatis  regia  faerat  inter  dona  in  Capitolio  dicaret . .  .  multum 
praelatam  Scaori.  hoc  exemplo  Caesar  dictator  sex  dactyiiothecas 
in  aede  Veneris  Genetricis  consecravit,  Marcellas  Octavia  geuitus 
in  aede  Palatini  Apollinis  unam. 

'•)  Plin.  37,  4,  vergl.  Urlichs  rhein.  Mus.  N.  F.  X  p.  24. 

1 ')  Vcrgl.  Plinius  37,  709  eadem  sola  nobilium  limam  sentit,  cetetae 
Naxio  et  cotibas  poliuntnr.  Anthol.  latin.  epigramm.  ed.  H.  Meyer 

I  82,  3  nee  qnos  Thynica  lima  perpolivit  anellos  nee  iaspios  la- 
pillos.  Einen  politor  gemmarum  erwähnt  Marqnardt  röm.  Privatalt. 

II  p.  297,  2685  aus  Firm.  Matemus  math.  IV  7.  Ueber  das  Schleifen 
der  Steine  Krause  Pyrgoteles  p.  223  folg. 

*»)  L.  Stephani  corapte-rendu  1866  Taf.  III,  Nr.  23—26. 

")  Anf  einen  Scarabaeus  oder  die  Nachbildung  eines  solchen  in  edlem 
Metall  wird  die  Notiz  des  Athenaeus  XI  p.  474  c  (Meineke  fragro. 
com.  gr.  IJI  34)  zu  beziehen  sein:  Bn  dt  xal  ywaixiiov  xocf^d' 
Qiov  iari  X€iv(^aQogf  jivjiffavrig  it^t^xiv  iv  Bonn  tu. 


498        0.  Benmdorf,  üeber  das  8elb8tportrait  des  Tbeodoros. 

oder  in  Elfenbein  Yorauszosetzen  steht  nichts  im  Wege;  wnrden  doch 
Fingeringe  anch  aus  Silber,  Eisen,  Erz,  und  Elfenbein  ^^)  häufig  getragen. 
So  viel  ich  sehe ,  können  zwei  Einwendungen  gegen  die  gege- 
bene Erklärung  erhoben  werden.  Zunächst,  dass  fibereinstimmend 
Yon  einer  Fliege,  ausserdem  einmal  von  einer  Biene,  nie  aber  von  einem 
Käfer  berichtet  wird.  Da  diese  Berichte  aus  späten  Zeiten  herrühren, 
in  denen  die  Scarabaeenform  geschnittener  Steine  ausser  Gebrauch 
gekommen  war,  so  wäre  eine  Ungenauigkeit  der  Bezeichnung  nicht 
undenkbar;  eine  andere  Erklärung  ist  indessen  wahrscheinlicher. 
Ffir  die  griechische  Glyptik  hatte  die  aus  Aegypten  überkommene 
Scarabaeenform  weder  eine  religiöse  noch  eine  natiouale  Bedeutung; 
es  erscheint  daher  an  sich  natürlich  und  lässt  sich  aus  dem  Vorrathe 
erhaltener  Denkmäler  beweisen,  dass  sie  dieselbe  nicht  mit  gleicher 
Strenge  festhielt,  sondern  durch  verschiedene  Spielarten  ersetzte.  An 
drei  geschnittenen  Steinen  und  der  Nachbildung  eines  solchen  in 
Gold  *')  ist  ein  Löwe  an  Stelle  des  Scarabaeus,  auf  diei  anderen  **) 
eine  Seirene  auf  dem  Bücken  des  Scarabaeus  angebracht.  Dass  auch 
andere  Sculpturen  dafür  vorkamen  —  mit  sichtlicher  Vorliebe  sind 
Thierbilder  gewählt  —  scheint  aus  zwei  Stellen  des  Plinius  hervor- 
zugehen. Plinius  37,  124  sagt  von  den  Amethysten:  „magorum 
vanitas  ebrietati  eas  resistere  promittit  et  iiide  appellatas;  prae- 
terea,  si  lunae  nomen  ac  solis  inscribatur  in  iis  atquo  ita  suspendantur 
e  collo  cum  pilis  cynocephali  et  plumis  hirundinis,  resistere  veneficiis. 
lam  vero  quoquo  modo  adesse  reges  adituris,  grandinem  quoque  aver- 
tere  ac  locustas  precatione  addita  quam  demonstrant.  Nee  non  in 
smaragdis  quoque  similia  promisere,  si  aquilae  sculperentur 
aut  scarabaei,  quae  quidem  scripsisi^o  eos  non  sine  contemptu  et 
inrisu  generis  humani  arbitror.^  Die  Erwähnung  von  Scarabaeen 
schliesst  hier  den  Gedanken  an  vertiefte  Darstellungen  auf  der  ebenen 
Fläche  des  Steines,  wenn  ich  nicht  irre,  mit  grosser  Wahrscheinlich- 
keit aus.  Weiterhin  sagt  Plinius  37,  187,  wo  er  unter  allerhand 
naturwissenschaftlichcu  Unmöglichkeiten  Steiue  aufzählt,  cae  von 
Thieren  benannt  worden  seien:  „myrmecitis  innatam  repentis  f o r- 
micae  efiigiem  habet,  scarabaeorum  cantharias^,  eine  Stelle,  welche 
eine  mineralogische  Erklärung  nicht  zulässt,  da  Steine  welche  Bilder 
von  Ameisen  oder  Käfern  entliielten,  unbekannt  und  undenkbar  sind. 
Kav&OQog  ist  die  gewöhnliche  griechische  Bezeichnung  des  Käfers, 

'*)  Artemid.  oneir.  II  5  p.  89,  18  ed.  Hercher  aovxwoi  Jt  xal  IXf- 
tfavTivot  Xttl  öüoi  (iXXot  ^(txxvhoi,  yCrovrai  yvvai^l  ^ovtti^  avfi- 
wigovaiv, 

'')  Stephani  compte-rendu  1865  p.  77,  1869  p.  139;  Wiescler  Gott 
gel.  Anz.  1869,   p.  2074. 

'*)  Stephani  compte-rendu  1866  p.  46,  Nr.  115  und  116;  de  Witte 
catal.  Durand  Nr.  2184;  Wieseler  Denkmäler  a.  K.  IE  Nr.  752. 
Stephani  bemerkt  zu  Köhler's  gesammelten  Sehr  V  p.  138,  2: 
j,aach  sind  neuerdings  noch  mehrere  Scarabaeen  mit  Darstellungen 
auf  dem  Rücken  der  Füfcr  bekannt  geworden.  Impr.  gemm.  oeU' 
inst.  arch.  UI  1.  2.  V  44-46.« 


0.  Benndorf,  Ueber  das  Selbstportrait  des  Theodoros.  409 

welchen  die  Scarabaeeu  reproducieren.  Kard-ctfiag  US'&g  konnte 
daher  Gattungsname  für  „Käfersteine^  sein,  denen  das  Bild  (effigies) 
eines  Käfers  gleichsam  angewachsen  schien;  ^tvQf^rfXitig  kid-og  für 
Steine  die  anstatt  des Scarabaeus  eine  Ameise  ^^)  zeigten.  Ob  unter 
den  erhaltenen  Scai-abaeon  anderweitige  Insecten  als  Spielarten  f&r 
die  gewöhnlichen  Käfer  vorkommen,  ist  mir  unbekannt  und  wird  sich 
nur  durch  eine  zu  diesem  Zweck  angestellte  Untersuchung,  die  mir 
unmöglich  ist,  feststellen  lassen.  Eine  gewisse  Wahrscheinlichkeit 
dafür  wird  man  nach  dem  Gesagten  zugeben  ^^). 

Ein  zweiter  auf  den  ersten  Blick  weiter  greifender  Einwand : 
dass,  wenn  die  Viergespanne  auf  Flachen  graviert  gewesen  wären, 
die  allgemein  bewunderte  Kleinheit  des  Massstabes  weder  als  etwas 
besonders  Schwieriges  noch  als  etwas  Ausserordentliches  erschiene,  da 
wir  Gemmen  und  Goldringe  dieser  Art  in  Menge  besitzen  —  verwan- 
delt sich  bei  näherer  Betrachtung  zu  einer  sehr  erwtLnschten  Stütze 
für  die  gegebene  Erklärung.  Die  fraglichen  Berichte  scheiden  sich 
deutlich  in  eine  doppelte  Ueberlieferung,  in  eine  kunsthistorische 
über  das  Selbstportrait  des  Theodoros,  welche  aUein  durch  Plinius 
34,  83  vertreten  ist,  und  in  eine  grammatische  über  Myrmekides 
und  Kallikrates,  deren  Werke  zur  Exemplification  von  Mikrotechnie 
und  scharfem  Gesichtssinn  verwandt  wurden.  Die  Pointe  aber,  welche 
beiden  Ueberlieferungen  gemeinsam  ist,  von  dem  Insect  welches  mit 
seinen  Flügeln  ein  Viergespann  bedeckt,  weist  deutlich  auf  die  epi- 
grammatische Poesie  als  gemeinsame  Quelle  hin.  Sinngedichte 
auf  geschnittene  Steine  hat  es  ohne  Zweifel  in  grosser  Menge  gegeben ; 
unmöglich  konnte  sich  die  epideiktische  Poesie  der  alexandrinischen 
Zeit  ein  so  reiches  Gebiet  von  Kunstwerken  entgehen  lassen,  welche 
durch  den  ihnen  überall  eigenthümlichen  Charakter  des  Zierlichen, 


*'')  Darch  diese  Erklärung  erhält  die  Stelle  des  Cicero  academ.  II  38, 
120  neues  Licht:  «negatis  haec  (seil,  tam  mnlta  pestifera^  tarn 
polite  tamqae  snbtiliter  effici  potoisse  sine  divina  aliqaa  sollertia, 
cuius  quidem  vos  maiestatem  dedncitis  usque  ad  apium  formt- 
carumque  perfectioDcm,  ut  etiam  inter  deos  Myrmecides  aliqai,  mi- 
nutoruinopusculoram  fabricator,  faisso  videatur". —  Ob  Myrmekides 
die  Ameise  als  sprechendes  Symbol  für  seine  Fabricate  benutzt 
habe,  oder  ob  der  Name  Myrmekides  etwa  nur  eine  Fiction  für 
diese  gewesen  sei,  wird  sich  nicht  entscheiden  lassen. 

*•)  Auf  meine  Bitte  hat  C.  Bursian  die  Güte  gehabt  sich  zu  verge- 
wissern, dass  in  der  8chrift  von  G.  G.  Pappadopolos  ntQtyQtttf.fj 
ixtvnwfidiüjv  (io)^uiiüV  a{ff)uytolii^o)v  dvixSoTtav  Athen  1855 
(aus  der  Zeitschrift  Pandora),  in  welcher  von  (i03  Steinen  27  als 
Scarabaeen  bezeichnet  werden ,  kein  Beispiel  dafür  enthalten  ist.  — 
Ein  „^geflügelter  Scarabaeus«  wird  erwähnt  von  Sacken  und 
Kenner  Samml.  d.  Münz-  u.  Antikencab.  p.  432  no.  237.  —  Ein 
„scarabeo  a  distese  ale**,  bull.  d.  inst.  1840  p.  140.  —  In  einer 
athenischen  Sammlung  sah  ich  auf  einer  0™,  04  langen  Muschel, 
in  der  Mitte  der  convexen  Seite  in  erhobener,  überaus  feiner  Arbeit 
ausgeführt  ein  Ow,  Ol  langes  Insect  mit  je  drei  Beinen  znr  Seite 
und  zwei  Fühlhörnen,  das  mir  von  einem  Kenner  als  der  Familie 
der  Chrysomeliden  angehörig  bezeichnet  wurde. 


410  0.  Benndorf,  üeber  das  Sdll>stportrait  des  Theodoros. 

Ausgesuchten,  in  Witz  oder  Anmuth  Piquanten  eine  Art  Wahlver- 
wandtschaft mit  Epigrammen  zeigen.  In  die  griechische  Anthologie 
sind  ihrer  verhältnissmässig  wenige  nnd  dürftige  aufgenommen  worden 
(vergl.  Anthol.  Palat.  IX  746—754).  Ihr  Witz  läuft,  wie  fast  bei 
allen  Dichtungen  die  sich  mit  Kunstwerken  beschäftigen,  durchweg 
auf  eine  poetische  Verwechselung  der  technischen  Darstellung  mit 
dem  dargestellten  Gegenstande  hinaus.  Wenn  beispielsweise  von 
sieben  auf  einem  Jaspis  ausgeführten  Rindern  gesagt  ist,  sie  seien  so 
voller  Leben,  dass  sie  fortlaufen  würden,  wenn  der  kleine  Stein  sie 
nicht  zurückhielte ;  wenn  bei  dem  auf  einen  Hyakinth  geschnittenen 
Bilde  von  Apollon  und  Daphne  gefragt  wird ,  wem  der  Gott  mehr 
angehöre,  ob  dem  Hyakinth  oder  der  Daphne;  wenn  der  Widerspruch 
hervorgehoben  wird,  dass  Dionysos  auf  einen  Amethyst  gerathen 
sei  u.  s.  w.  so  liegt  in  allen  diesen  Wendungen  klar  derselbe  Kunst- 
griff vor  durch  die  in  einem  Wort  beschlossene  Identität  des  dar- 
gestellten und  des  wirklichen  Gegenstandes  einen  witzigen  Doppel- 
sinn zu  erzielen.  Ganz  den  nämlichen  Kunstgriff  enthalten,  und  ganz 
zu  dem  Charakter  dieser  harmlos  spielenden  Grodanken  passen  würden 
Epigramme,  wie  ich  sie  als  letzte  Quelle  unserer  üeberlieferun- 
gen  voraussetze,  worin  Käfer,  Fliegen  oder  Bienen  geschildert 
waren,  welche  trotz  ihrer  bewunderungswürdigen  Kleinheit  Vierge- 
spanne oder  Schiffe  mit  ihren  Flügeln  bedeckten.  Ganz  in  dem 
Charakter  der  griechischen  Anthologie,  die  man  wol  einem  Nachti- 
gallenbusch vergleichen  könnte,  aus  welchem  unermüdlich  dieselbe 
Melodie  tönt,  würde  sich  die  Voraussetzung  halten,  dass  jene  Pointe 
öfters  wiederholt  und  verschiedenen  Kunstwerken  anpepasst  worden 
sei.  Vor  Allem  aber  würde  sich  trefflich  erklären,  wie  spätere  Schrift- 
steller, denen  die  Einrichtung  eines  Scarabaeus  aus  dem  Gebrauche 
ihrer  Zeit  nicht  geläufig  war,  die  Dichter  unverständig  beim  Wort 
nahmen,  wie  namentlich  Plinius,  von  dem  sich  mit  gutem  Gewissen 
behaupten  lässt,  dass  er  Spass  so  wenig  als  Griechisch  verstand, 
ihien  scherzhaften  Einfall  in  ein  ernsthaftes  Wunder  verwandeln 
konnte. 

Wie  häufig  in  den  Kunstnotizen  des  Plinius  Reminiscenzen 
griechischer  Epigramme  vorliegen,  ist  seit  der  Abhandlung  Otto  Jahn's 
über  die  Kunstnrtheile  des  Plinius  ^®)  allgemein  anerkannt.  Die  Stelle 
(34,  8.3)  über  das  Selbstportrait  des  Theodoros,  von  welcher  die  Un- 
tersuchung ausgegangen  ist,  gehört  einem  Abschnitte  der  Künstler- 
geschichte an,  welcher  an  epigrammatischen  Wendungen  reich  ist*^ ; 
einige  derselben  lassen  sich  sogar,  wie  man  längst  bemerkt  hat,  in 


**)  Abhandl.  der  sachs.  Ges.  der  Wiss.  1850  p.  lOö  folg.  Vergl.  Brieger 
de  fontibus  libroruin  XXX— XXXVI  naturalis  historiae  Plinianae 
p.  35;  Kekule  die  Gruppe  des  Künstlers  Menelaos  p.  14;  Barsian 
Griechische  Kunstgeschichte  in  Ersch  und  Gruber  Band  82,  p.  384 ; 
ürlichs  Skopas  p.  163. 

**')  Dies  wird  auch  wohl  von  Schreiber  qnpest.  de  artificum  aetatibus 
p.  30,  28  nicht  verkannt 


0.  Benndorf,  üeber  das  Selbstportrait  des  Theodoros.  411 

erhaltenen  Gredichten  der  griechischen  Anthologie  nachweisen*'). 
Otto  Jahn  hat  die  Yermuthung  aufgestellt,  dass  diese  Epigramme  in 
der  von  Plinius  im  index  der  Bücher  XXXIII-  XXX VI  genannten 
Schrift  des  Künstlers  Pasiteles  „quinque  volumina  nobilium  (oder 
mirabilium)  operum  in  toto  orbe"  gesammelt  waren;  er  macht  darauf 
aufmerksam,  dass  Plinius  für  die  berühmten  Künstler  und  Kunstwerke 
fast  regelmässig  und  wie  eine  technische  Auszeichnung  die  Worte 
nohilis,  nobiJitare  anwendet,  und  findet  es  natürlich,  dass  Pasiteles 
bei  Aufzählung  der  Kunstwerke  auch  jedesmal  die  Erzeugnisse  der 
Dichtkunst  anführte,  welche  zu  ihrem  allgemeinen  Ruhme  vorzugsweise 
beitrugen.  Sollte  sich  diese  Yermuthung  bewahrheiten,  so  wäre  es 
vielleicht  möglich  auch  in  den  Ausdrücken  mirabilem  und  celebratus 
jener  Stelle  ähnb'che  Hindeutungen  zu  erkennen. 

Prag,  im  Mai  1873.  Otto  Benndorf. 


*■)  Dem  ürtheil  über  deu  Philoktet  de6  Pythagoras  (34,  59)  verwandt 
im  Ausdruck  sind  Wendungen  in  den  Epigrammen  Authol.  Plan. 
113,  112.  Die  Pointen  über  den  Earotas  des  Entychides  (34,  78) 
und  den  Ganymedes  des  Leochares  (34,  79)  finden  sich  Anthol. 
Pakt  IX  709,  XU  221  wieder. 


Zweite  Abtlieilung. 


Literarische  Anzeigen. 

Forschungen  zur  spartanischen   Verfassungsgeschichte  von  Conrad 
Trieber.  Berlin,  Weidmannsche  Buchhdlg.  1871.  138  S.  8. 

Die  trümmerhafie  Ueberlieferung  von  der  spartanischen  Ver- 
fassung reizte  zu  vielfachen  Forschungen,  besonders  seit  Grote  mit 
einer  Auffassung  hervortrat,  die  viele  Momente  derselben  in  ein  neues 
Licht  zu  setzen  geeignet  war.  Auch  C.  Trieber  wandte  seine  Thätig- 
keit  diesem  Theile  der  griechischen  Geschichte  zu  und  als  Früchte 
dei'selbon  erschienen  schon  früher  seine  quaestiones  Laconicae  und 
neuerdings  nebst  einzelnen  kleinen  Abhandlungen  in  den  Jahn'schen 
Jahrbüchern  die  „Forschungen  zur  spartanischen  Verfassungsge- 
schichte.'^  Diese  behandeln  1.  die  spartanische  Heeresorganisation, 
2.  die  Bhetra  des  Lykurg  nebst  dem  Zusätze  des  Theopomp  und 
Polydor,  3.  das  Leben  des  Lykurgus,  4.  den  Zusammenhang  der  spar- 
tanischen Verfassung  mit  der  kretischen  und  5.  die  spartanische  Ver- 
fassung. 

Bezüglich  der  spartanischen  Heeresorganisation  sucht 
der  Verf.  hauptsächlich  die  widersprechenden  Berichte  des  Xenophon, 
Thukydides,  Herodot  in  Uebereinstimmung  zu  bringen.  Er  geht  von 
Xenophon  aus,  nach  dessen  Angabe  (Hell.  VL  LI;  4.  3.  u.  4.  17 
und  B.  L.  11.  4)  das  lakedaemonische  Heer  in  6  Moren  eingetheilt 
ward,  jede  More  2  Lochoi  8  Pentekostyen  und  16  Enomotien  ent- 
hielt und  die  einzelnen  Abtheilnngen  unter  Polemarchen,  Lochagen, 
Pentekonteren  und  Enomotarchen  standen.  —  Thukydides  erwähnt 
bei  der  Aufstellung  in  der  Schlacht  bei  Mantineia  (V.  68)  7  Lochoi 
zu  4  Pontekostyen,  die  Pentekostys  zu  4  Enomotien  und  da  nach  ihm 
4  Mann  für  die  Enomotie  die  Front  bildeten,  so  ergibt  sich  ihm  als 
Frontlänge  7.  4.  4.  4  =  448  Mann.  Der  Widerspruch  zwischen  ihm 
und  Xenophon  wurde  bisher  dadurch  gelöst,  dass  man  (Schömann, 
Dunker  und  E.  Muller)  annahm,  es  sei  die  Eintheilung  in  Moren  später 
entstanden  und  daher  dem  Thukydides  noch  unbekannt  gewesen.  Da- 
gegen erklärt  sich  jedoch  der  Verf.  Er  will  aus  der  Erwähnung  von 
Polemarchen  bei  Thukyd.  schliesseu,  dass  er  auch  die  Moren  kannte, 


C  TVieber,  Zar  spart.  Verfassnngsgeschichte,  ang.  v.  E,  Hannak.     418 

ja  schon  bei  Herodot  IX,  60  komme  die  Moreneintheilung  vor.  Was 
Thnk.  anbelangt,  so  ist  es  einleuchtend,  dass  der  Schlnss  von  Pole- 
marchen  auf  Moren  zu  gewagt  ist,  zumal  Thuk.  Y.  71  die  Polemarchen 
als  Führer  von  Lochoi  bezeichnet  (ovo  Xoxovg  %iav  TtolefiOQX^^  •  •)• 
bezOglich  der  Stelle  bei  Herodot,  an  der  Pausanias  die  Athener  auf- 
fordert Trjv  nifiCofjihrpf  (LtaXidTa  ttiv  fjioiqi(av  zu  Hilfe  zu  kommen, 
ist  es  klar,  dass  hier  unter  Moira  nicht  eine  Unterabtheilung  des  la- 
konischen Heeres,  sondern  das  ganze  Heer  der  Spartaner  sammt  dem 
Bundescontingent  der  Tegeaten  gemeint  und  als  The il  der  ganzen 
Armee  bezeichnet  wird.  —  Um  femer  Thuk.  und  Xenoph  in  völlige 
üebereinstimmung  zu  bringen,  wendet  der  Verf.  ein  gewaltsames  Mit- 
tel an,  er  setzt  statt  ivioufniai  ziaaa^g  —  i,  dvo,  das  allerdings 
sich  leicht  aus  dem  Zahlzeichen  d'  erklären  Hesse.  Aber  da  nach  dieser 
Emendation  die  Frontlänge  des  Heeres  nicht  erklärlich  wäre  —  7. 4 
2.  4  gibt  erst  224  — ,  so  muss  noch  riuaaQeg  in  oxrii  verwandelt 
werden,  wo  es  sich  um  das  tvyoy  einer  EnomotJe  handelt.  Dass  dieses 
Verfahren  kein  besonderes  Zutrauen  zu  der  Emendation  erweckt,  braudit 
kaum  erwähnt  zu  werden. 

Den  wirren  Nachrichten  des  Lezikogi*aphen  Photius  und  Hesy- 
chinslegt  der  Verf.  mit  Recht  wenig  Werth  bei,  dagegen  sollte  er  den 
Schol.  zu  Arist.  Lysist.  453  nicht  so  geringschätzig  behandeln,  da  die 
Angabe  der  Namen  der  von  ihm  erwähnten  5  Xoxot  doch  auf  zuver- 
lässige Quellen  zurückgeffihrt  werden  muss,  zumal  der  Schol.  zu  Thuk. 
lY  8  nicht,  wie  der  Verf.  meint,  „stark  im  Einzelnen  abweicht^^sou- 
dem  völlig  mit  ihm  übereinstimmt;  denn  4  Namen  decken 
sich  vollständig  [^'EdcoXog  =  AidwXiog^  2ivig  =  2ivrjg,  Ttkoag 
=  nXvag,  Meaoatrjg  =  Meaoatrjg)  und  der  fünfte  lautet  bei  dem 
einen  Idqi^iag,  bei  dem  anderen  ^aQivag,  was  durch  Ersetzung  des 
Spiritus  durch  ein  ö  offenbar  nur  als  dialectische  Variation  und  durch 
Verwechslung  des  N  und  A  als  häufige  Verschreibung  erklärlich  ist. 
Anch  hat  er  übersehen,  dass  bei  Herod.  die  Eintheilung  in  Lochoi 
vorkommt,  denn  in  der  Schlacht  bei  Plataeae  erscheint  Amompharetos 
als  Lochagos  des  IIiTavrjTrß  Xoxog  IX.  53.  57  und  es  dürfte  nicht 
ohne  Interesse  sein  von  demselben  Schriftsteller  III.  55  zu  erfahren, 
dass  Pitane  ein  d^itiog  der  Lakedaemonier  war.  Aus  dem  bisher  Ge« 
sagten  ist  ersichtlich,  dass  der  Verf.  den  Beweis,  die  Moreneintheilung 
habe  schon  zur  Zeit  der  Perserkrioge  bestanden,  keineswegs  über- 
zeugend hat  führen  können.  Wir  mussten  vielmehr  daran  festhalten, 
dass  dieselbe  erst  nach  dem  peloponnes.  Kriege  in  Qebrauch  kam  und 
dass  früher  die  Eintheilung  in  Lochoi  herrschend  war.  In  Bezug  auf 
die  Zahl  derselben  stehen  uns  die  Berichte  des  Aristophanes,  der 
Lysistr.  453  von  4  Lochoi  spricht,  das  Schol.  zu  dieser  Stelle  und  das 
Schol.  zu  Thuk.  IV.  8,  die  5  Lochoi  annehmen  und  deren  Namen  sie 
sogar  anführen,  unter  denen  wir  aber  vergebens  den  TIiTavriTeg  Xo- 
Xag  des  Herod.  suchen ,  und  Thukyd.  mit  seinen  7  Lochoi  (V.  68) 
unvermittelt  gegenüber. 


414    C.  Trieber,  Zur  spart.  Verfassun^geschicbte,  ang.  v.  E.  HamuiJc, 

Es  folgt  nun  eine  kleine  Digression  über  die  Würde  der  Ta- 
xiarchen :  Verf.  stellt  fest,  ^dass  die  Taxiarchen  Söldnerführer  sind, 
was  jedenfalls  bei  Xenophon  zutrifft,  aber  im  Allgemeinen  nicht  rich- 
tig ist.  Um  nur  Herod.  anzuführen,  so  kennt  auch  er  diese  Bezeich- 
nung beim  spart.  Heere  (IX.  53) ,  doch  nicht  als  besondere  Würde, 
sondern  wie  aus  der  angezogenen  Stelle  ersichtlich  ist,  als  aUgemeine 
Bezeichnung  für  die  Anführer  der  Truppenabtheilungen.  unter  der 
auch  der  Ijoxayiiov  tov  IIiTavrjtew  loxov  einbegriffen  ist. 

Damach  beschäftigt  sich  der  Yerif.  mit  den  unteren  Abthei- 
langen  des  spart.  Heeres  und  hebt  insbesondere  als  unterste  Abthei- 
lung die  Syssitien  hervor,  wobei  er  sie  als  militärische  Einrichtung 
von  den  öffentlichen  Mahlzeiten,  für  die  er  nur  den  Namen  (Diöiua 
gelten  lassen  will,  sondert,  eine  Annahme,  die  sich  in  ihrer  ganzen 
Strenge  nicht  aufrecht  halten  lässt,  da  die  Ausdrücke  häufig  wechsebi. 
Indem  zu  einem  Syssition  etwa  15  Mann  gehörten,  die  Zahl  der  Glie- 
der einer  Enomotie  zwischen  25  und  36  schwankt,  so  liegt  die  An- 
nahme nahe,  es  habe  eine  Enomotie  aus  2  Syssitien  bestanden  und 
die  Normalzahl  der  Glieder  sei  30  gewesen.  Wenn  nun  Herod.  I.  65 
Enomotien,  Triakaden  und  Syssitien  als  Unterabtheilungen  des  spart. 
Heeres  bezeichnet,  so  ist  TQirjxag  offenbar  überflüssig  und  erscheint 
nur  als  Umschreibung  der  Enomotie.  Damm  betrachtet  Verf.  dieses 
Wort  als  interpoliert,  was  viel  Wahrscheinlichkeit  hat. 

Das  zweite  Capitel:  „Die  Rhetra  des  Lykurg  nebst  dem 
Zusätze  des  Theopomp  und  Polydor''  hebt  mit  der  den  Köni- 
gen Theopomp  und  Polydor  zugeschriebenen  Bhetra  an.  Der  Verf. 
weist  die  Widersprüche  nach,  die  zwischen  dieser  Bhetra,  durch  welche 
die  Gewalt  der  Volksversammlung  beschränkt  erscheint  und  der  dem 
Könige  Theopomp  zugeschriebenen  Einfühmng  der  Ephoren  liege  und 
führt  unter  anderm  auch  die  Zahlenangaben  desEusebius  ins  Treffen  (1). 
Statt  auf  Wege  zu  sinnen ,  diesen  Widerspruch  zu  lösen  oder  sich 
den  bisher  herrschenden  Ansichten  anderer  Forscher  anzuschliessen, 
läugnet  der  Verf.  kurzweg  die  Echtheit  der  Bhetra.  Und  aus  der  Un- 
echtheit  der  Zusatzrhetra  schliesst  er  auch  auf  die  Unechtheit  der 
Hauptrhetra,  zumal  auch  diese  der  Erklärung  mancherlei  Schwierig- 
keiten entgegensetze.  Weil  der  Zevg  ^EXlaviog  und  die  li&ava  ^Ek- 
lavia  „ein  Kreuz  der  Erklärer '^  gewesen  sind,  die  Eintheilnng  in 
Phylen  dem  Verf.  nicht  einleuchtet,  da  schon  früher  die  3  dorischen 
Phylen  bestanden,  die  Oben  sonst  nur  bei  den  Lexikograph,  vorkom- 
men und  schon  diesen  unverständlich  sind,  die  geograph.  Bezeichnun- 
gen Baßina  nudKvaTudv  nicht  richtig  gedeutet  werden  können  und 
endlich  die  Ausdrücke  selbst  nur  mit  Anwendung  vieler  Sorgfalt  er- 
klärt werden  konnten ,  muss  die  Bhetra  gefälscht  sein.  Dazu  kömmt 
noch,  dass  die  3  kleinen  Bhetren,  die  Plutarch  und  eine  vierte  Bhetra, 
die  Polyaen  überliefert  hat ,  gefälscht  seien  und  dass  Plutarch,  der 
auch  die  beiden  grösseren  Bhetren  überlieferte,  in  seinem  Leben  des 
Lykurgus  einer  sehr  späten  und  tmben  Quelle  gefolgt  sei,  was  der 
Verf.  damit  beweist,  dass  er  darthut,  er  stimme  mit  Xenophons  Bach 


C,  Triebeff  Zar  spart.  Verfassnngogescbichte,  ang.  ▼.  E.  HcMnak.    4I& 

de  rep.  Lac.  nnd  mit  Dikaearch,  der  doch  als  sorgföltiger  Sammler 
gilt,  überein.  Ich  habe  den  Gedankengang  des  Verf.  in  kurzer  üeber- 
sicht  gegeben  und  kann  es  wol  dem  Leser  überlassen  aus  dem  Ange- 
führten die  Unhaltbarkeit  der  vorgebrachten  Gründe  abzuleiten.  Wenn 
man  Alles,  was  der  Erklärung  Schwierigkeiten  entgegensetzt  als  ge- 
fälscht beseitigen  würde ,  so  wäre  dies  wol  für  den  Ferscher  bequem, 
aber  für  die  Wissenschaft  sehr  nachtheilig.  Und  gerade  im  vorliegen- 
den Falle  zeugt  die  Schwierigkeit  der  Erklärung  für  die  Altertümlich- 
keit der  beiden  Bhetren,  deren  Echtheit  bisher  von  keiner  namhaften 

*  

Seite  angefochten  wurde ,  trotzdem  die  kleineren  Bhetren  allgemein 
als  unecht  gelten. 

Das  dritte  Capitel  behandelt  das  Leben  des  Lykurgus. 
Der  Verf.  setzt  in  dem  ersten  Abschnitte  dieser  Abhdlg.  (p.  44—69) 
die  Widersprüche  auseinander,  welche  in  Bezug  auf  die  Zeit  dieses 
Gesetzgeber  in  derUeberlieferung  desAlterthums  herrschen.  Er  bringt 
im  Wesentlichen  nur  bekanntes  und  dieses  in  einer  Form  vor,  die  den 
Leser  ermüdet.  Das  Einzige,  was  auf  Originalität  Anspruch  erheben 
darf,  ist  die  Behauptung,  dass  Flut,  und  der  Schol.  zu  Fiat.  rep.  X, 
p.  599,  der  mit  Flut,  übereinstimmt,  ihren  Bericht  aus  Ephoros  ge- 
schöpft haben.  Und  selbst  diese  Annahme  ist  nur  schwach  begründet. 
Daraus,  dass  nach  Strabos  Bericht  Ephoros  den  Lykurgos  htrov  dno 
%ov  IlQoydeovg  und  kvdeyiazov  dq>*  ^HfayiXiovg  rechnet  und  auch 
bei  Flut,  dieselbe  Zählung  vorkömmt,  lässt  sich  noch  nicht  unbedingt 
auf  eine  Benützung  jenes  durch  diesen  schliessen.  Sagt  doch  Strabo 
an  der  betreffenden  Stelle,  dass  diese  Annahme  ganz  allgemein  sei 
(oftokoyäa&aL  naqa  7rdvT0)v),  Und  warum  sollten  wir  nach  einer 
anderen  Quelle  suchen,  wenn  Flut,  uns  deutlich  sagt,  woher  er  seinen 
Bericht  schöpfte.  Er  nennt  an  der  betreffenden  Stelle  /Jiewvxidagf 
das  richtig  /Jievxiäag  zu  lesen  ist,  einen  Namen,  der  uns  unter  den 
gpriech.  Geschichtsschreibern  auch  aus  anderen  Citaten  bekannt  ist 
und  in  dessen  megarischer  Geschichte  gewiss  auch  Lykui^s  Erwähnung 
geschah.  Dadnrch  ist  freilich  nicht  ausgeschlossen,  dass  Dieuchidas 
seine  Nachrichten  aus  Ephoros  entlehnt  haben  konnte.  Doch  eine 
derartige  Annahme  passt  dem  Verf.  nicht  und  er  setzt  sich  desshalb 
auf  leichte  Art  über  den  Text  Flutarchs  hinweg,  indem  er  wg  Juv- 
xiiog  iatOQrjyLcv  kurzweg  als  Glosse  entfernt,  so  wie  er  auch  die 
Schwierigkeit ,  die  darin  liegt ,  dass  Appollodor  den  Lykurg  nach 
Diod.  und  Forphyi'.  um  das  Jahr  884  setzt ,  während  er  ihn  nach 
Eoseb.  in  das  8.  (18.)  J.  des  Alkamenes  herabrücken  würde,  dadurch 
beseitigt,  dass  erden  Eusebius  statt ''Eq>OQog!A7io)Ll6dii)QogleB9u. 
lässt.  Nachdem  man  sich  durch  das  Chaos  der  chronologischen  Wider- 
sprüche hindurchgewunden  hat  und  eine  neue  Lösung  der  Schwierig- 
keiten erwartet,  gelangt  man  zu  dem  kärglichen  Besultate  p.  64. 
„Darum  bleibt  nichts  Anderes  übrig,  als  das  Geständniss,  dass  wir 
über  die  ältere  Zeit  Spartas  nicht  mehr  wissen,  als  Tyrtaeos  in  den 
erhaltenen  Fragmenten  zufälliger  Weise  berührt  hat^  —  Wenn  dem 
Verf.  dieses  negative  Besultat  als  Ziel  seiner  BeweielÜhmng  vor- 


410     C,  Trieber,  Zar  spart.  Verfassnngsgeschicht«,  ang.  v.  E.  Hannak, 

schwebte,  so  hätte  er  wol  statt  der  20  Seiten,  die  er  mit  allgemein 
bekannten  Citaten  anfüllte,  mit  dem  5.  Theile  sich  begnügen  können, 
auf  denen  die  widersprechenden  Berichte  der  Alten  über  Lykorgos 
Platz  gefanden  haben  würden. 

Doch  blicken  wir  anf  den  2.  Abschnitt  der  vorliegenden  Abhan- 
dlung. Dieser  beschäftigt  sich  zunächst  mit  den  Quellen,  die  über 
Lykurgos  erhalten  sind.  Er  sucht  hauptsächlich  zu  beweisen,  dass 
Plut.  seine  Biographie  des  Lykurgos  aus  Ephoros  geschöpft  habe. 
Doch  sind  die  beigebrachten  Parallelen  zwischen  Strabo  und  Plut. 
keineswegs  geeignet  uns  von  seiner  Behauptiiug  zu  überzeugen.  So 
ist  die  Aehnlichkeit  von  Plut.  V.  Lyc.  c.  3  init.  mit  Strab.  X.  p.  482 
auf  p.  66,  von  V.  Lyc.  c.  4  fin.  mit  den  3  Zeilen  Strabos,  die  p.  68 
daneben  gestellt  sind,  von  V.  Lyc.  c.  2  mit  Strabo  VIII.  p.  365  auf 
p.  71  u.  72  keineswegs  so  bedeutend,  dass  wir  daraus  schliessen 
dürfen,  beide  Schriftsteller  hätten  unmittelbar  aus  dei-selben  Quelle 
geschöpft.  Dagegen  lässt  sich  nicht  läugnen,  dass  in  den  Hauptzügen 
Strabo  mit  Plut.  stimmt  und  dies  findet  darin  seine  Erklärung,  dass 
Plut.  eine  Quelle  benutzte,  die  sich  im  Wesentlichen  auf  Ephoros 
stützte  oder  was  wahrscheinlicher  ist,  dass  er  seinen  Bericht  aus 
mehreren  Quellen  compilierte,  von  denen  die  meisten  ihre  Nachrichten 
mittelbar  oder  unmittelbar  aus  Ephoros  geschöpft  haben.  Welche 
Hauptquelle  er  seiner  Vita  Lyc.  zu  Grunde  legte,  wird  sich  bei  der  vor- 
handenen lückenhaften  Ueberlieferung  nicht  leicht  nachweisen  lassen. 
Hat  doch  fast  jeder  Forscher  in  dieser  Frage  eine  eigene  Ansicht  I 
Grote  nennt  Sphairos,  Peter  Phylarchos,  C.  Müller  Ephoros  und  Her- 
mippos,  Flügel  Apollodoros,  Phylarchos  und  Aristokrates  als  Haupt- 
quellen Plutarchs.  Doch  kehren  wir  zur  vorliegenden  Abhandlung 
zurück  und  folgen  den  kühnen  Schlüssen  des  Verf.  Weil  Ephoros  eine 
unzuverlässige  Quelle  ist  und  die  alte  Geschichte  Spartas  fast  durchaus, 
die  Geschichte  der  übrigen  griechischen  Staaten  zum  grossen  Theile 
auf  ihm  beiiiht,  so  ist  die  ältere  griech.  Geschichte  unsicher  und  der 
Verf.  wundert  sich,  dass  C.  F.  Hermann  sich  der  Mühe  unterzog  ver- 
fassungsgeschichtliche Fragen  der  ältesten  Zeit  aus  den  Berichten 
des  Ephoros  zu  lösen.  Freilich  würde  sich  dieser  gründliche  Forscher 
seine  Aufgabe  eileichtert  haben,  wenn  er  dem  Ginindsatze  des  Verf. 
huldigend  air  dasjenige,  dessen  Lösung  grosse  Schwierigkeiten  bietet, 
kurzweg  als  unhistorisch  bezeichnet  oder  durch  kühne  Emendationen 
sich  zurecht  gelegt  hätte.  Nachdem  der  Verf.  dann  noch  die  bekann- 
ten mythischen  Elemente  in  der  Erzählung  von  Lykurgos  angeführt 
und  sie  durch  einzelne  nicht  durchgehends  richtige  Momente  ergänzt 
hat ,  hebt  er  das  Schweigen  der  älteren  Quellen  hervor,  die  keinen 
Lykurgos  kennen  und  gelangt  zu  dem  Resultat,  ^dass  es  zwar  geföhr- 
lich  wäre  von  dem  mythischen  Lykurg  einen  Kückschluss  auf  Lykurg 
überhaupt  zu  ziehen  und  seine  Existenz  zu  bestreiten ,  dass  es  aber 
durchaus  unkritisch  ist,  gesetzgebrische  Maassregeln  irgend  welcher 
Art  auf  ihn  zurückzuführen.  „Es  ist  also  wiederum  ein  negaÜTea 
Besultat,  zu  dem  uns  dar  Verf.  f&hrt  und  de»  wir  desshalb  ni^ht  bei- 


C.  Trieher,  Zur  spart  VerfassuDgsgeschichte,  ang.  v.  E»  Hannak,     417 

pflichten,  weil  wir  die  Hauptrhetra  als  eine  durch  alte  Tradition  über- 
lieferte ansehen  müssen ,  weil  femer  das  Schweigen  des  Tyrtaeos, 
Alkman  und  Terpander  nicht  hoch  angeschlagen  werden  kann,  da 
wir  nicht  sämmtliche  Gedichte  dieser  Sänger  kennen  und  weil  gegen- 
über Hellanikos  die  Nachrichten  seines  jungern  Zeitgenossen  Hero- 
dotos  der  bei  seinen  Berichten  über  Lykurg  sich  ausdrücklich  auf 
laked.  Quellen  berufk,  den  Vorzug  verdienen.  Natürlich  muss  zuge- 
geben werden,  dass  an  die  Persönlichkeit  des  Lykurgos  sich  mythische 
Elemente  anschlössen  und  dass  ihm  Einrichtungen  zugeschrieben  wer- 
den, die  entweder  nicht  erst  eingefühii;  zu  werden  brauchten,  weil 
sie  schon  seit  der  Heroenzeit-bei  den  griech.  Stammen  bestanden,  oder 
die  erst  einer  spätem  Periode  ihren  Ursprung  verdankten. 

Das  vierte  Kapitel  „über  den  Zusammenhang  der  spar- 
tanischen Verfassung  mit  der  kretischen**  eröffnet  der  Verf. 
mit  einer  Polemik  gegen  0.  Müller's  Hypothese  von  der  uralten  An- 
siedlung  der  Dorier  auf  Kreta.  Er  selbst  scheint  das  üeberflüssige 
einer  derartigen  Widerlegung  eingesehen  zu  haben ,  weil  er  es  für 
nötig  hielt  p.  83  A.  2  hervorzuheben,  dass  er  es  für  seine  Pflicht  ge- 
halten habe,  nocheinmal  Müller  ausführlich  zu  widerlegen.  Er  musste 
demgemäss  wiederholen,  was  schon  andere  Forscher  vor  ihm  (Hoeck, 
Hermann,  Schömann,  Grote,  Dunker  und  Cortius)  vorgebracht  haben. 
Darnach  gibt  er  eine  gute  Uebersicht  jener  Momente,  die  der  Ver- 
fassung und  Zucht  der  Kreter  und  Spartaner  gemeinsam  waren.  Diese 
Gemeinsamkeit  erklärt  er  aus  dem  Umstände,  dass  die  wichtigsten 
Städte  Kretas  und  gerade  diejenigen,  in  welcher  die  Aehnlichkeit  mit 
spartanischen  Zustanden  am  deutlichsten  zu  Tage  tritt,  Colonien  Spar- 
tas waren,  eine  Ansicht  die  schon  im  Altertume  ihre  Vertreter  fand, 
der  aber  Ephoros  mit  Entschiedenheit  entgegentritt.  Der  Verf.  wider- 
legt nun  die  Gegengründe  des  Ephoros,  und  da  in  diesem  Punkte  Ari- 
stoteles mit  Ephoros  übereinstimmt,  so  sucht  er  auch  die  Glaubwür- 
digkeit dieses  Forschers  zu  entkräften,  indem  er  es  wahrscheinlich 
macht,  dass  Aristoteles  aus  Ephoros  schöpfte.  Wir  pflichten  im  Ein- 
zelnen dem  Verf.  vollkommen  bei,  ja  wir  könnten  vielleicht  noch  einen 
Beweis  für  seine  Annahme  aus  Arist.  Polit.  n.  7.  1  beibringen.  Er 
erwähnt  daselbst,  dass  die  Lyktier  Ansiedler  der  Lakonier  sind  und 
fügt  hinzu  xavilaßov  d*  oi  TtQog  rrjv  djcoixlav  iXd'Ovreg  Ttjv  Tcf- 
^iv  Ttüv  v6(.iiov  VTcaQxovaav  iv  röig  totb  xotoixo^iv  dio  xat 
yvv  oi  7T€Qtoty,oi  xov  avxov  tqotiov  x^^^fwcf*  avrölg,  wg  xotra- 
oycevaaavuog  Mino  jtqojtov  t^v  ta^iv  xtiv  v6/da)v.  Liegt  es  nicht  in 
diesen  Woi-ten  des  Aristoteles,  dass  die  Lakedaemonier  die  als  Oikisten 
nach  Lyktos  kamen  andere  Gesetze  mitbrachten ,  während  die  Nach- 
barstädte bei  denen  des  Minos  verblieben?  Doch  hat  sich  der  Verf. 
die  Widerlegung  des  chronolog.  Bedenkens  das  Ephoros  äussert  zu 
leicht  gemacht.  Mit  einem  „also  Ephoros  wirft  sich  auf  die  Chrono- 
logie .  .  .,  dann  lässt  sich  freilich  nicht  viel  erwarten^  lässt  sich  dies 
wol  nicht  abthun.  Gerade  in  dieser  Hinsicht  würden  wir  dem  Verf. 
za  erwägen  geben,  von  welcher  weittragenden  Bedeutung  eine  voU- 

ZtitMhrlfl  f.  d.  öturr.  Qymo.  1878.  VI.  H«ft.  28 


418    0.  THeber,  Znr  spart.  Yerfassungsgeschicbtei  ang.  v.  E,  Hannak. 

ständige  Beseitigung  der  chronologischen  Schwierigkeit  sein  müsste. 
Kann  er  stricter  den  Beweis  führen,  dass  die  kretischen  Einrichtungen 
aus  Sparta  stammen,  so  gewinnen  wir  ziemlich  viele  Anhaltspuncte 
für  die  Feststellung  des  Charakters  einer  specifisch  spartanischen 
Verfassung  und  Zucht  schon  in  der  frühesten  Periode  spartanischer 
Geschichte  und  da  dieser  specifisch  spartanische  Charakter  der  Ge- 
setzgebung wol  auf  einen  Gesetzgeber  zurückgeführt  werden  muss 
und  der  Verf.  die  Persönlichkeit  des  Lykurg  als  eines  Gesetzgebers 
nicht  läugnet,  so  wird  er  folgerichtig  zugeben,  dass  die  Sparta  und 
Kreta  gemeinsamen  Institutionen  aller  Wahrscheinlichkeit  nach  dem 
Lykurgos  zuzuschreiben  sind.  Er  könnte  dann  noch  weitere  Schlüsse 
aus  seiner  Annahme  ziehen.  Stammten  die  kretischen  Einrichtungen 
aus  Sparta,  so  muss  die  spartanische  Gesetzgebung  älter  sein,  als  die 
Gründung  von  Lyktos  und  somit  wäre  eine  Grenze  gegeben,  unter 
welche  Lykurgos  nicht  herabgedrückt  werden  dürfte.  Wir  müssten 
ihn  dann  in  eine  verhältnismässig  frühe  Periode  setzen  und  würden 
der  Ueberlieferung  des  Hellanikos  nahekommen,  nach  welcher  Prok- 
ies und  Euiysthenes  die  spartanische  Verfassung  begründeten.  Wir 
könnten  dann  die  Nachricht  Xenophons  (de  rep.  Lac.  10.  8),  nach 
welcher  Lykurgos  xoto  tovq  ^HQaxleidag  lebte,  als  Beweis  herbei- 
ziehen und  die  Annahme  des  Timaeos  erklärlich  finden,  der  den  älte- 
ren seiner  zwei  Lykurge  ov  noQQio  twv  ^Of^rjQOv  setzt. 

In  dem  letzten  Capitel :  „Die  spartanische  Verfassung", 
tritt  der  Verf.  zunächst  0.  Müller  entgegen,  der  die  spart.  Einrichtungen 
als  allgemein  dorische  betrachtet.  Er  sucht  darzuthun,  dass  einzelne 
derselben  sich  als  Ueberreste  eiuer  grauen  Vorzeit  erhalten  haben 
(Phiditien,  Staatssclaven  und  eisernes  Geld),  andere  nicht  Sparta  allein 
sondern  allen  Griechen  eigenthümlich  sind  (Verachten  des  Handwerks, 
die  300  Auserwählten  bei  gefahrlichen  Kämpfen,  die  Achtung  vor  dem 
Alter)  und  wiederum  andere  mit  den  Zuständen  des  homerischen  Zeit- 
alters übereinstimmen  und  in  einer  früheren  Periode  allen  Hellenen 
gemeinsam  waren  (Stellung  der  Könige,  der  Volksversammlung, 
Wohnen  in  offenen  Städten).  Dass  er  die  Gerusie  nicht  zu  den  letztem 
zählt  darin  pflichten  wir  ihm  bei,  dagegen  können  wir  diess  nicht  bei 
der  Stellung  der  Volksversammlung  zugeben.  Die  spart.  Volksversamm- 
lung hat  doch  eine  wesentlich  andere  Bedeutung  als  die  Volksversamm- 
lungen in  der  Uias  und  Odyssee.  Bei  Homer  geht  die  Volksversamm- 
lung meist  ohne  jedes  Besultat  auseinander,  sie  hört  blos  die  Forde- 
rungen von  Fürsten  an,  beräth  nicht  und  fasst  keine  Beschlüsse,  sie 
wird  auch  nur  selten  bei  besonderen  Veranlassungen  berufen. 

Eine  andere  Quelle,  aus  welcher  der  Verf.  spai-tanische  Zustände 
ableitet,  sind  fremde,  namentlich  phönikische  Einflüsse.  Er  f&hrt  mit 
gutem  Grunde  die  mit  Blutopfem  verehrte  Artemis  Orthosia  und  die 
Aphrodite  Urania  auf  die  phönikische  Astarte  zurück,  sagt  aber  damit 
nichts  Neues.  Niemand  nimmt  es  Wunder,  wie  der  Verf.  befürchtet, 
dass  in  dem  nach  Süden  offenen  Lakonien  Phöniker  landeten  und 
daselbst  ihre  Cultur  einführten.  Dabei  sei  im  Vorbeigehen  bemerkti 


C.  Trieber,  Zt^r  spart.  Verfasssüngsgeschichte,  ang.  v.  E.  Hännak,  419 

dassSpureu  phöuikiscberCultor  iu  Theben  nicht  erstBrandis  entdeckte, 
dass  schon  Bochart  diess  that  und  mit  Ausnahme  von  0.  Müller  und 
Welker  alle  bedeutenden  Forscher  annehmen.  Grosse  Bedenken  haben 
wir,  den  Jupiter  Ammon  auf  phönikischen  Einfluss  zurückzuführen. 
Da  dieser  Cdt  erst  durch  Plut.  und  Paus,  bezeugt  ist,  so  liegt  es  nahe, 
seine  Einführung  erst  in  die  nachalexandrische  Zeit  zu  setzen,  wo 
derselbe  von  Aegypten  aus  sich  verbreitete.  —  Auch  die  Dios- 
kuren  können  wir  nicht  gut  mit  Movers  für  phönikische  Gottheiten 
halten.  Sie  s'md  auch  mit  Helene  so  innig  verknüpft  und  mit  den 
A9vinen  so  nahe  verwandt,  dass  wir  sie  für  arische  Gottheiten  halten 
und  E.  Curtius  beistimmen  müssen,  der  sie  auf  die  Leleger  zurückführt, 
die  aus  Eleinasien  herüberkamen.  Dasselbe  gilt  von  Pasiphae.  — 
Wenn  der  Verf.  Europa  als  unbestreitbar  phönikischer  Herkunft 
betrachtet,  bei  den  Gottheiten  Qavavog,  rihaq  und  Ooßog  phöni- 
kische Einflüsse  sieht,  so  scheint  er  als  allzu  eifriger  Parteigänger 
Movers'  mit  diesem  verdienstvollen  Forscher  die  Manie  zu  theilen, 
überall  in  Hellas  semitische  oder  speciell  phönikische  Culturelemente 
nachzuweisen. 

Andei>e  Eigentümlichkeiten  Spartaks  führt  der  Verf.  auf  die 
Furcht  vor  der  Tyrannis  zurück.  Namentlich  erklärt  er  die 
gedrückte  Stellung  der  Heloten  auf  diese  Weise.  Indess  können  wir 
ihm  in  diesem  Punkte  nicht  vollkommen  beipflichten.  Ein  derartiges 
Verhältniss  der  besiegten  Bevölkerung  zu  den  Siegern  ist  Sparta  nicht 
eigentümlich.  In  den  meisten  dorischen  Staaten  des  Peloponneses  flndet 
sich  eine  solche  abhängige  Bevölkerung.  Die  KoQvvrffOQOi  in  Sikyon, 
die  yv^vrixeg  in  Argos  werden  ausdrücklich  mit  den  Heloten  zusammen- 
gestellt. Auch  in  den  übrigen  griechischen  Staaten  haben  wir  Analogien 
von  einer  solchen  Bedrückung  der  Besiegten.  So  wurden  die  Penesten 
in  Thesalien,  die  Bithyner  in  Byzanz,  die  Eallikyrier  in  Syrakus 
den  spartanischen  Heloten  gleichgestellt.  Wir  dürfen  darum  mit 
Wahrscheinlichkeit  annehmen,  dass  die  Stellung  der  Heloten  im 
Wesentlichen  mit  der  Besiegung  de»  frühem  achaeischen  Bevölkerung 
schon  gegeben  war  und  nicht  erst  in  Folge  der  angestrebten  Tyrannis 
des  Pausanias  sich  so  ungünstig  gestaltete.  —  Auf  die  Furcht  vor  der 
Tyrannis  führt  er  femer  die  Erweiterang  der  Macht  der  Ephoren  zurück. 
Doch  ist  er  in  Feststellung  des  Zeitpunktes  nicht  ganz  klar.  Aus  dem 
tyrannischen  Regiment  Kleomenes'  I.  schliesst  er,  dass  die  Macht  der 
Ephoren  unter  diesem  Könige  noch  sehr  gering  war  und  fügt(S,  132) 
hinzu :  „Hingegen  gleich  nach  dem  Tode  des  Kleomenes  bestrafen  sie 
den  Leotychides  .  .  .  ganz  energisch.^  Damach  würde  man  erwarten, 
dass  er  die  Machterweitemng  der  Ephorie  gleich  nach  Kleomenes  eintre- 
ten lässt.  Darum  staunt  mau  auf  derselben  Seite  zu  lesen,  dass  erst  der 
Schlag,  der  gegen  „den  Verräther  Pausanias  gefQhrt  wurde,  der  Ephorie 
die  Macht  für  alle  Zeiten  verschafft  hat. ^  Abgesehen  von  dieser  Unklar- 
heit wäre  gegen  eine  solche  Annahme  Manches  einzuwenden.  Thatsache 
ist,  dass  Herodot  die  Ephoren  auf  Lykurg  zurückführt,  also  dieselben 
als  ein  altes  Institut  Spartaks  betrachtet;  dass  die  erste  historisch 

28» 


420      C.  Trieber,  Zar  spart  Verfasflnngsgeschichte.  ang.  v.  E.  Eannäk, 

beglaubigte  Nachricht  über  ihre  Thätigkeit  nicht,  wie  der  Verf.  meint, 
erst  in  die  Herrschaft  des  Eleomenes  fällt,  sondern  dass  schon  sein 
Vater  Anaxandridas  von  denEphoren  aufgefordert  wurde  seine  unfrucht- 
bare Gattin  zu  entlassen  und  eine  zweite  Frau  zu  nehmen  und  dass 
die  Ephoren  es  waren,  die  bei  der  Niederkunft  seiner  Gattin  darüber  zu 
wachen  hatten,  dass  nicht  ein  Kind  unterschoben  werde  (Herod.  III. 
39.  40  und  41).  —  Dass  Eleomenes  sich  nicht  durch  Ephoren  be- 
schränken liess,  zeugt  von  seiner  Thatkraft,  nicht  aber  von  der  Ohn- 
macht der  Ephorie.  Finden  wir  doch  auch  in  der  späteren  Geschichte 
Spartaks,  dass  Lysandros  ohne  auch  nur  König  zu  sein  ganz  selbstän- 
dig und  unbeschränkt  die  Geschicke  Sparta's  lenkt.  Zudem  lässt  sich 
Manches  in  der  Regierung  des  Eleomenes  aus  der  bevorzugten  Stellung 
des  Eönigthums  in  Sparta  erklären.  Nach  Herodot  VII.  57  hatten  die 
Eönige  das  Recht  Erieg  zu  fahren  gegen  wen  sie  wollten,  ohne  dass  ein 
Spartiate  sie  daran  hindern  durfte  und  die  Uebergriffe  des  Eleomenes 
beziehen  sich  meist  auf  seine  kriegerische  Thätigkeit.  Dass  die  An- 
nahme die  Ephorie  sei  durch  Asteropus  oder  durch  Cheilon  zu  ihrer  her- 
vorragenden Stellung  gelangt,  eine  blosse  Combination  ohne  ausreichende 
historische  Unterlage  ist,  darin  pflichten  wir  dem  Verf.  vollkommen  bei ; 
aber  auch  seine  Ansicht  können  wii*  nicht  als  besser  begründet  bezeich- 
nen. Halten  wir  uns  an  die  Tradition,  so  müssen  wir  die  Ephorie  als  einen 
altspartanischen  Magistrat  auffassen,  dessen  Competenz  zuerst  unter 
Theopomp  dann  unter  Cheilon  und  Asteropus  in  einer  uns  unbekannten 
Weise  erweitert  wurde.  —  Wie  die  Ephorie,  so  bringt  der  Verf.  auch 
die  Xenelasie  und  das  Verbot  für  Eünstler  und  Hetären  in  Sparta  zu 
bleiben  mit  der  Furcht  vor  der  Tyrannis  in  Zusammenhang.  Wir  können 
ihm  hierin  beipflichten,  da  er  selbst  hinzufügt,  dass  auch  die  Furcht  vor 
Vernichtung  der  heimischen  Sitte  bei  diesen  Einrichtungen  massgebend 
war.  Auch  hierin  stimmt  wol  die  gesammte  neuere  Geschichtsforschung 
dem  Verf.  bei,  dass  die  politischen  Verhältnisse  Sparta's  keineswegs 
so  stabil  waren  als  sie  sich  Aristoteles  und  das  Alterthum  dachten,  dass 
das  Gesetz  des  Epitadeus  und  die  Gesetze,  die  sich  auf  den  Einder- 
segen in  der  Ehe  beziehen  und  welche  der  Ehe  auf  dem  Wege  der 
Gesetzgebung  aufzuhelfen  suchten,  einer  späteren  Periode  angehören. 

Wir  schliessen  mit  der  Bemerkung,  dass  vorliegende  Abhand- 
lungen manches  Anregende  enthalten  und  insofern  die  Erforschung 
des  hellenischen  Altertums  fördern  können.  Freilich  wäre  hier  und  da 
dem  Verf.  grössere  Mässigung  anzuempfehlen,  namentlich  hätte  er 
gut  gethan,  das  zweite  Capitel  ganz  wegzulassen.  Seine  Methode  und 
seine  glückliche  Gombinationsgabe  hätte  sich  uugetheilter  Anerken- 
nung erfreut. 

Wien.  Dr.  E.  Hannak. 


L,  Lange,  de  formala  Bomerica,  ang.  ▼.  Jl  Kviöala.  4t  1 


Lange   L.,   de  formula  Homerica,    ei  d    aye   commentaüo. 

Leipziger   Universitatsprogramm    1872.    Drack    von    A.   Eddlmann. 
27.  S.  4. 

Die  vorliegende  AbhaDdlong  zeichnet  sich  durch  Akribie,  me- 
thodische Behandlung  und  eihe  feine  Observation  ebenso  ans,  wie 
überhaupt  alle  syntaktischen  Leistungen  des  geehrten  Hm.  Verfassers. 
Wir  wollen,  da  diese  Schiift  auf  Beachtung  von  Seiten  der  Grammatiker 
und  Erklärer  Homer*s  gegründeten  Anspruch  machen  kann,  den 
Gang  der  inhaltreichen  Untersuchung  möglichst  vollständig,  so  weit 
dies  die  bei  einer  Recensiou  anzustrebende  Kürze  zulässt,  wiedergeben: 

„Aus  Eustathios'  Bemerkung  zu  A  302  (p.  107,  18)  geht 
hervor,  dass  die  bei  Homer  neunzehnmal  vorkommende  Formel  ei  d' 
aye,  sowie  das  einmal  in  der  Dias  vorkommende  ei  ä*  ayere  und 
das  zweimal  in  der  Ilias  vorkommende  ei  de  bei  den  alten  Gramma- 
tikern eine  doppelte  Erklärung  fand.  Nikanor  erklärte  nach  Eusta- 
thios'  Zeugniss  diese  Formol  mittelst  des  oxijficc  Ix  TtaQaXkrjXoVf 
nnd  die  üebeiTeste  der  Schrift  Nikanor's,  die  sich  in  den  Scholia 
Veneta  finden,  bestätigen  dies." 

„Auf  dieselbe  Weise  erklärte  ApoUonios  Dyskolos,  wie  aus  der 
Schrift  de  coni.  p.  513,  10  hervorgeht,  diese  Formel.  Der  Urheber 
dieser  Erklärung  ist  unbekannt,  aber  wahrscheinlich  existierte  sie 
neben  der  zweiten  Erklärung  schon  zu  Aristarch*s  Zeit.  —  Die  älteren 
Anhänger  dieser  zweiten  Erklärung,  die  auf  dem  oxfjfia  iilelipewg 
beruht,  ergänzten  nicht  ßovXei,  sondern  &iXeiq,  wie  sich  denn  ei  o 
i^ileig  wirklich  findet  T 142,  q  277,  tc  82,  y  323.  Die  alten  Gi-am- 
maüker  aber,  welche  dieser  Ansicht  huldigen,  hielten  nicht  aye  ayere 
für  die  Apodosis  einer  verkürzten  Protasis,  sondern  sie  fanden  die 
Apodosis  vielmehr  in  dem  auf  aye  folgenden  Imperativ  oder  Coignnctiv. 
Bei  den  Grammatikern  der  römischen  und  byzantinischen  Zeit  über- 
wog die  Autorität  Nikanor^s,  während  in  neuerer  Zeit  die  elliptische 
Erklärungsweise  bei  weitem  mehr  Anklang  findet.  Nikanor's  Erklärung 
folgte  bloss  Schaefer  (zu  Lamb.  Bos.  eil.  gr.  p.  589^  und  J.  H.  Voss 
zu  H.  Ä  302  und  453  (der  Vergil's  eia  age  verglich;,  ferner  Düntzer, 
der  aber  inconsequenter  Weise  H.  I  46  ed^eXovoiv  ergänzt  ^).  Einen 
anderen  Weg  schlugen  Goerlitz  und  Antenrieth  ein,  von  denen  ersterer 
ei'd*  aye  geschrieben  und  eYö*  für  eine  Imperativform  von  idelv  be- 
halten wissen  will,  während  letzterer  das  ei  in  der  Formel  ei  d*  aye 
aus  y&i  entstanden  denkt.  ^ 

„Die  elliptische  Erklärung  ist  aber  zu  vei-werfen;  denn  von 
den  22  oberwähnten  Stellen  ist  keine  einzige  (?)  so  beschaffen,  dass, 
wenn  die  elliptische  Erklärung  i&ileig  angewandt  wird,  die  betref- 
fende Stelle  ähnlich  würde  den  vier  Stellen  T  142,  q  277,  n  82, 


')  Dass  hierin  keine  Inconseqnenz  liegt,  wird  Bef.  onien  in  hemerkan 
Gelegenheit  haben. 


4t2  L.  LangCj  de  formnla  Homerica,  ang.  v.  /.  KwicHa, 

y  323  ^)y  an  denen  u  S  i&ileig  mit  folgendem  Imperativ  gelesen 
wird  und  an  denen  „es  qui  loquitur  duas  res  proponit,  quarum 
optio  alteri  datur* .  Und  wenn  man  auch  zugesteht,  dass  eine  solche 
Aehnlichkeit  zwischen  der  vollständigen  Ausdrucksweise  und  der  durch 
den  Gebrauch  abgeschwächten  Formel  nicht  gefordert  werden  könne : 
so  wäre  es  doch  sehr  sonderbar,  dass  die  Formel  ei  ö^  aye  duich  den 
Gebrauch  sich  so  abgeschwächt  und  in  ihrer  ursprünglichen  Bedeutung 
verdunkelt  hätte,  dass  die  Partikel  de,  die  nicht  für  ötj  stehen  kann, 
blos  an  5  Stellen  ■)  ihre  advei-sative  Geltung  bewalirt  hätte,  näm-* 
iich  W  579,  ^  300,  T  107,  ©  18,  w  336.  Diese  5  Stellen  können 
zwar  elliptisch  erklärt  werden  „si  sententiam  formulae  non  urge^ 
mus^;  sie  können  aber  ebenso  gut  nach  Nikanor's  Weise  erklärt 
werden.  —  An  7  anderen  Stellen  zeigt  de  keine  adversative,  wol  aber 
eine  adnexive  Geltung.  Auch  diese  7  Stellen,  nämlich  /  259,  ^  581, 
a  267,  ^  522,  l  37,  (p  217,  /  165  *)  können  zwar  elliptisch  erklärt 
werden  (obzwar  in  ¥^581  und  i  37  andere  Schwierigkeiten  hinzu- 
treten), aber  eben  so  gut  passt  die  Erklärung  Nikanor's.  —  In  den 
noch  übrig  bleibenden  10  Beispielen  ist  aber  die  elliptische  Erklärung 
sehr  unwahrscheinlich.  „In  Septem  enim  locis  formula  illa  in  ipso 
initio  orationis  est,  ut  nihil  omnino  sit^  cui  adhortatio  vel  opponi 
vel  adnecti  possit,  quam  di/ficuUatem  iam  Nicanor  et  eius  asseclae 
adver sariis  ohiecisse  mdentur.^  Diese  Stellen ,  nämlich  11  667, 
fi  112,  xp  35,  Z  376,  P  685,  ß  178,  x  391,  können  dagegen  nach 
Nikanor's  Weise  trefflich  erklärt  werden;  de  bietet  hiebei  keine  grös- 
sere Schwierigkeit  als  in  lebhaften  Fragen,  die  zu  Anfang  einer  Bede 
stehen,  z.  B.  A  540.  —  An  zwei  Stellen  (X  378  und  6  831)  ist  die 
Annahme  einer  verkürzten  Protasis  ganz  unerträglich,  weil  hier  die 
Aufforderung  ei  d*  ayer    und  ei  d^  aye  die  Apodosis  einer  vollstän- 


')  Hier  ist  die  Argumentation  des  Hrn.  Verf.*s  nicht  zwingend.  Eine 
formelle  Gleichheit  existiert  allerdings  nicht  zwischen  diesen 

4  Stellen   und   zwischen  3  von   den    gleich    darauf  besprochenen 

5  Stellen,  nämlich  ff" 579,  ^300,  9  18;  aber  eine  Aehnlichkeit 
könnten  die  Vertheidiger  der  elliptischen  Erklärung  geltend  machen ; 
sie  könnten  nämlich  auch  von  letzteren  Stellen  sagen,  dass  ^ii 
qui  loquittir  ducis  res  proponit,  quarum  optio  alteri  datur**.  So 
könnte  beispielsweise  von  S  5 — 27  ^esa^t  werden,  dass  auch  hier 
eine  Alternative  involviert  ist,  die  mlgende  Formulierung  zu- 
lässt :  „Entweder  erkennet  bereitwillig  meine  üeberlegenheit  an, 
oder  wenn  ihr  wollet,  nun  so  machet  einen  Versuch^  um  dieselbe 
zu  erproben." 

•)  Eigentlich  sollte  es  hier  vielleicht  „an  3  Stellen*  heissen,  da  T 107 
und  (0  336  von  den  Yertheidigem  der  elliptischen  Erklärung  eher 
zu  der  folgenden  Gru]^pe  von  Beispielen  gerechnet  werden  dürfte. 

*)  Ein  und  das  andere  Beispiel  könnte,  was  seine  Einreibung  in  diese 
zweite  Gruppe  betrifft,  oemäneelt  werden.  So  könnte  in  A  524  di 
von  den  Yertheidigem  der  ellipt.  Erklärung  als  adversative  Par- 
tikel genommen  werden,  so  dass  der  Zusammenhang  wäre:  ^Gehe 
jetzt  getrost  und  vertrauensvoll  fort;  meine  Sorge  wird  das  sein. 
Doch  wenn  dir  dies  nicht  genügt  und  du  mehr  willst,  woltn  ich 
will  dir  eine  untrügliche  Bürgschaft  geben.'' 


L.  Lange,  de  fonnnla  Homerica^  ang.  ▼.  J.  Kviöaia.  4tS 

digen  temporalen  oder  conditionalen  Protasis  bildet,  während  nach 
der  anderen  Eiklämng  de  nicht  schvneriger  zu  erklären  ist  als  das 
di  in  apodosi  überhaupt  (vgl.  besonders  fi  53  und  tt  274).  —  An 
der  letzten  noch  übrig  bleibenden  Stelle  I  46  kommen  vollends  die 
Vertheidiger  der  elliptischen  Erklärung  in  die  äusserste  Verlegen- 
heit *)." 

„Welche  Gründe  nun  bewogen  die  neueren  Gelehrten  zur  Ver- 
werfung von  Nikanor^s  Erklärung?  G.  Hermann  föhrt,  indem  er 
Schäfer  entgegnet,  gar  keinen  Grund  an ;  Nitzsch  (zu  i  37)  begeht 
eine  petitio  principii;  Nägelsbach's  Argumentation  bewegt  sich  im 
Zirkel.  Diese  Gelehrten  mögen  aber  noch  andere  (unausgesprochen 
gebliebene)  Gründe  gehabt  haben.  Es  missfiel  ihnen  vielleicht  das 
oxfjficc  £'/  TtccQaXXtjkoVf  nach  welchem  sowol  ei  als  auch  aye  in  der- 
selben adhoitativen  Geltung  gesetzt  sein  sollen  ^).  Es  missfiel  ihnen 
wol  auch  die  Vergleichung  des  ei  mit  ela  oder  eia  und  die  Her- 
leitung von  eia  aus  el.  Es  missfiel  ihnen  endlich  wol  die  Unter- 
scheidung eines  doppelten  eif  nämlich  eines  conditionalen  und  eines 
bald  Optativen  bald  adhortativen  ei.  Diese  Unterscheidung  ist  aller- 
dings unwahrscheinlich,  aber  man  kann  bezweifeln,  dass  auch  Nikanor 
ein  doppeltes  ei  annahm.^ 

Hierauf  wird  vom  Herrn  Verf.  auseinandergesetzt,  dass  alle 
Conjunctionen  ursprunglich  eine  adverbiale  Geltung  hatten,  und  wenn 
man  nnn  fragt,  aus  welcher  adverbialen  Geltung  sich  der  conjunctio- 
nale  Gebrauch  von  ei  entwickelte,  so  biete  sich  von  selbst  das  euk- 
tische  ei  dar;  denn  die  enktische  Geltung  dürfe  nicht  aus  der  condi- 
tionalen hergeleitet  werden,  sondern  umgekehrt.  Ebenso  könne  die 
conditionale  Geltung  aus  der  adhortativen  entstanden  sein,  wie  vier 
homerische  Beispiele,  in  denen  eben  el  d*  aye  sich  findet,  diess  zeigen, 
nämlich  ^  302,  0  18,  /  46,  /  262. 

Endlich  wird  noch  gegen  die  elliptische  Erklärung  aus  der  bei 
Homer  vorherrschenden  Parataxis  und  der  erst  sich  entwickelnden 


^)  Aber  an  dieser  Stelle  ist  die  Erklärung  nach  Nikanor's  Weise  be- 
denklich. Auch  ich  glaube,  dass  hier  mit  Bezug  auf  €i  &i  aol 
ttvrt^  d^vfiog  iniaavrai  diara  viiad-m  (42)  xarä  avviaiv  zu  ver- 
vollständigen ist  el  Sk  xal  avrol  (&iXovai  v^ia&tu.  Einen  Beweis 
hiefür  finde  ich  in  dem  unverkennbaren  Parallelismus  der  Sätze 
zwischen  V.  42—46  und  46—49;  denn  ei-viea^tu  =  ti  &k  xal 
avToi  I  ^QX^o  =  <fevy6vT(ov  \  dXV  aXXoi  fieviovai  xag,  ui^-  =^  ^*''* 
<f*,  iycj  Zd^ivtlog  Tf  uaxriaofj.ed'^  \  lig  o  xi  teeq  Tq.  Sunnigaofiiv 
=  iiq  o  xe  T^xfiüfQ  IXCov  evotofitv.  Uebrigcns  kann  man  /  46 
sehr  wol  i&fXovoir  ergänzen,  onne  hiemit  der  Nikanor'schen  Er- 
klärung von  ii  6'  aye  untreu  zu  werden;  denn  an  dieser  Stelle 
lässt  der  Context  eine  solche  Ergänzung  zu,  da  ein  Ausdruck 
des  Wollens  V.  42  vorausgeht. 

*)  Wenn  hinzugefügt  wird  „ac  conßendwn  est  ple&ncLsmum,  gut 
tM  explicatwne  evadit,  non  magis  esse  probabüem  quam  ellipsin 
in  altera  explkcUione*^ ,  so  lässt  sich  die  Zulässigkeit  dieser  Be- 
merknne  bezweifeln;  denn  ein  ähnlicher  ^Pleonasmus^  ist  gerade 
keine  seltene  Erscheinung,  wie  z.  B.  versichernde  Partikeln  gern 
gehäaft  wurden;  vgl.  ^  juriv,  ^  fiiv  in  Schwüren. 


424  L.  Lange,  de  formula  Homerica,  ang.  ▼.  J.  Kvicala, 

Hypotaxis  ein  Argument  entnommen ;  „prarsus  incredibile  est  hy- 
potaxin tanto  temporis  spaiio  ante  Homerum  iam  stäbilitam  fuisse, 
quanto  opus  fuerit  plenae  formulae  ei  ö^  i&ileig  aye  ndgr^aai  ad 
cursum  eum  absolvendum,  quem  absolutum  esse  statuendum  est 
eif  qui  ellipticam  formulae  ei  ö*  aye  explicationem  amplcctitur, 
Atque  hoc  quidem  argumentum  .  .  ,  eo  gravius  mihi  mdetur  esse, 
quod  in  recentiore  sermone  graeco  locutiones  non  desunt ,  quae 
doceant  formulas  dicendi,  quales  usus  vitae  quotidianae  amat^  in 
enuntiatione  conditionali  ei  öi  ßovXei,  ei  ö*  ed^eXeig,  fadlius  con- 
iunctione  ei,  quam  verhi  volendi  notione  carere,  h,  e.  fadlius  in 
paratactico  dicendi  genere  subsistere,  quam  hypotacticwm  decur- 
tare  potuisse.  Locutiones  dieo  ßovlec  anoTtwfieVf  d^eleig  fAeviofiev 
post  Homerum  demum  usu  receptas""  '^. 

Hiemit  sind  wir  am  Schlüsse  der  Abhandlung  angelangt,  die 
—  wie  nicht  zu  bezweifeln  ist  —  wesentlich  geeignet  ist  die  alte 
Erklärungsweise  Nikanor^s,  die  bei  neueren  Gelehrten  so  wenig  An- 
klang gefunden  hat,  zu  Ehren  zu  bringen.  Auch  ich  habe  die  ellip- 
tische Erklärung  immer  mit  Misstrauen  betrachtet,  wie  ich  überhaupt 
gegen  zahlreidhe  Ellipsen,  die  gewöhnlich  angenommen  werden,  mich 
skeptisch  verhalte.  Die  Abhandlung  dos  Heirn  Verf.'s  nun  hat  mich 
von  der  elliptischen  Erklärung,  der  man  gewöhnlich  in  Folge  einer 
gewissen  Sorglosigkeit  huldigt,  vollständig  abgebracht.  Nicht  anders 
nämlich  denn  als  Sorglosigkeit  ist  es  zu  bezeichnen,  wenn  man  sich 
bei  der  allerdings  bequemen  elliptischen  Erklärung  beruhigt,  ohne  sich 
die  Frage  vorzulegen,  ob  eine  solche  Ellipse  des  Verbums  der  Pro- 
tasis  i^eXeig  oder  ßovlei  durch  irgend  welche  Analogie  bestätiget 
wird  und  ob  sie  überhaupt  in  natürlicher  Weise  angenommen  werden 
kann.  Bezeugt  und  denkbar  ist  doch  auch  im  Griechischen  nur  eine 
Brachylogie,  bei  welcher  das  Verbum  aus  dem  Con  text  sich  ergänzen 
lassen  muss,  wie  z.  B.  Plat.  Symp.  212  C  rovrov  ovv  zov  Xoyov,  to 
Odidge,  ei  fiiv  ßovXei^  wg  iyxwfiiov  eig^'EQwza  vouiaov  eiQfj* 
G&ai,  ei  de  (näml.  ßovXei,  wenn  du  dagegen  willst),  o  ti  xai  o/rw 
XcciQeig  ovofia^wv,  tovto  dvoficiCe  oder  Plat.  ßep.  VI,  497  E  ov  to 
fiT]  ßovXea&ai . .  .  aXk  eiTceq  (näml.  xi  öiaxwlvaeijn  to  i^rj  övva^ 
a&ai  diaxwXvaet,  An  der  Stelle  IL  IX,  46  ist  der  Begriff  des  WoUens, 
der  nach  den  Worten  ei  de  xai  avToi  suppliort  werden  muss,  nahe 
gelegt,  da  eben  42  ei  öi  aoi  avTt^  xH^iog  ineaamai  vorausgeht. 

Es  bietet  sich  nun  aber  eine  doppelte  Frage  dar:  Welche 
Geltung  hatte  ei  6*  ursprünglich,  als  eben  die  Formel  ei  d*  aye  ent- 
stand? und  in  welcher  Geltung  fühlte  man  diese  Wörtchen  später, 
als  die  Formel  im  Usus  vulgär  geworden  war?  Auf  die  zweite  Frage 
kann  man  wol  ohne  Bedenken  antworten,  dass  man  später  die  ur- 
sprungliche Geltung  der  einzelnen  Elemente  nicht  fühlte,  sondern 

0  Diese  Andeutung  ist  wol,  wenn  ich  sie  nicht  missverstehe,  nicht 
richtig.  In  ßovUi  axonw/jiiv  sind  zwei  arsprünglich  selbständige 
Fragesätze  „vin  tu?^  und  der  deliberative  ConjonetiT  ^eonti- 
deremus?*'  verschmoUen, 


L,  Lange,  de  formala  Homerica,  ang.  v.  J.  Kvicala.  425 

die  ganze  Formel  als  einen  adhortativen  Ausdruck  fühlte.  Was  aber 
die  Beantwortung  der  ersten  Frage  betriflFt,  so  hat  der  Hr.  Verf.  seine 
Ansicht  über  diesen  Punct  in  dieser  Abhandlung  noch  nicht  in  be- 
stimmter Weise  entwickelt ;  wol  aber  deutet  er  an,  dass  er  dem  ei 
eine  interjectionale  Geltung  vindiciert,  sowie  auch  Nikanor  von  einem 
parakeleusmatischen  el  spricht.  S.  25  sagt  er  nämlich  „itaque  nunc 
scttis  habeo  monere  etiam  pleonasmi  Vitium  a  formula  illa  amoveri, 
si  el  ab  initio  adverhium  interiectionis  instar  esse  statuatur;  nam 
hoc  si  statuimus,  vis  adhortativa  non  in  ipso  illo  et  inest ,  id  quod 
etiam  ex  aliis  causis  negandum  videtur  esse,  sed  in  imperativo 
adverbiali  aye  et  in  imperativis  aut  coniunctivis  sequentibus,  sicut 
optativa  quoque  vis  non  inest  in  ipsa  particula,  sed  in  modo  verb 
Optative,^  Eine  genauere  Untersuchung  wird  S.  25  angekündigt. 
Mittlerweile  ist  im  VI.  Bande  der  Abhandlungen  der  philologisch- 
historischen Classe  der  k.  sächs.  Gesellschaft  der  Wissenschaften 
Nr.  IV  (Leipz.  1872)  der  erste  Abschnitt  einer  auf  acht  Abschnitte 
bei*echneten  Abhandlung  „Der  homerische  Gebrauch  der  Partikel  al^ 
erschienen.  In  diesem  ersten  Abschnitte,  den  zu  beurtheilen  Ref. 
nächstens  Gelegenheit  haben  wird,  hält  der  Hr.  Verf.  (S.  15  f.)  mit 
Recht  für  äusserst  wahrscheinlich  die  Zusammenstellung  von  cX,  ei 
(vgl.  Hesych.  ßaixav  .  .  .  KQtjreg)  mit  osk.  svae^  umbr.  sve,  lat.  sei, 
si,  goth.  sva,  sve,  also  die  Herleitung  von  ai\  el  aus  dem  Pronomi- 
nalstamm sva.  Dass  er  ei  für  eine  interjectionale  Wortform  hält, 
geht  hervor  aus  der  Schlussbemerkung  (S.  178):  „Sonach  bleibt  nach 
dem  bishengen  Material  nichts  anderes  übrig,  als  ei  für  eine  zur 
Einleitung  von  Wünschen  und  Fallsetzungen  geeignete  interjections- 
artige  Partikel,  und  ?:war  fQr  das  Gegentheil  der  prohibitiven  Partikel 
firj  zu  erklären.^  Daraus  darf  man^  wenn  wir  nicht  irren,  schliessen, 
dass  der  Hr.  Verf.  später  auseinandersetzen  wird,  es  sei  eigentlich 
gegenstandslos,  bei  der  Partikel  £t  einer  ursprünglichen  Bedeutung 
(in  strengem  Sinne)  nachzuspüren,  da  Inteijectionen  keine  Be- 
deutung haben,  und  man  könne  nur  sagen,  dass  die  interjections- 
artige  Wortform  at,  el  ui-sprünglich  überhaupt  nur  dazu  diente,  in 
unbestimmter  Weise  als  Exclamation  die  Aufmerksamkeit  zu  er- 
regen (vgl.  mit  bI  d"  aye  das  lat.  en  age).  Der  Fortsetzung  dieser 
ebenso  scharfsinnigen  als  gründlichen  und  eine  erstaunliche  Masse 
von  Detailuntersuch uugen  enthaltenden  Erörterung  sieht  gewiss  nicht 
blos  der  Ref.  mit  lebhafter  Spannung  entgegen. 

Prag.  J.  Kvifiala. 


4?6        J»  Egger,  zu  Gregorius  Hartmann's,  ang.  v.  /.  Schmidt. 


Beiträge  zur  Kritik  und  Erklärung  des  Gregorius  Hartmann's 

von  Aue  von  Joseph  Egger,  Gvmnaaial- Professor.  Separatabdruck 
aus  dem  Jahresberichte  des  k.  k.  11.  Staats-Gymuasiuras  zu  Graz  vom 
Jahre  1872.  Graz.  In  Commission  bei  Leuschner  u.  Lubensky,  k.  k. 
Universitäts-Buchhandlung.  44  S.  in  gr.  8.— 

Diese  Schrift  zerfallt  in  2  Haupttheile :  A.  Einleitende  Bemer- 
kungen über  die  Handschriften  des  Gregorius  und  über  die  bisherigen 
Resultate  der  Kritik.  (S.  1 — 14.)  B.  Beiträge  zur  Kritik  und  Erklärung 
des  Gregorius.  (S.  15 — 42.)  Ein  Nachtrag  (iS.  43  f.)  bespricht  die  in 
der  Germania  XYII,  28  mitgetheilten  Bruchstücke. 

Fürs  erste  gibt  der  Verf.  eine  Charakteristik  der  einzelnen 
Handschriften.  Das  Besnltat  lautet:  ^Auf  der  einen  Seite  steht  A, 
auf  der  andern  alle  die  übrigen'  (S.  4).  Dass  dieser  Satz  nicht  aus- 
nahmslos zu  gelten  habe,  führt  er  gleich  selbst  des  weitem  durch  und 
bemerkt  dann :  ^Aber  selbst  die  Combination  BDEG  hat  A  gegenüber 
nur  die  Geltung  einer  Handschrift;  es  steht  daher  jede  Combination 
ausser  A  vor  einer  solchen  mit  A  principiell  an  Werth  zurück.  Schon 
aus  diesem  Grunde  scheint  es  mir  nicht  zweifelhaft,  dass  Pfeiffer  die 
Uebereinstimmung  von  EG  nicht  selten  überschätzt  hat.'  (Ebda.)  Das 
mag  sein;  nicht  minder  zweifellos  ist  mir  aber,  dass  Egger  selbst, 
wie  es  demnach  scheint,  gegen  seine  eigene  Ueberzeugung,  unwillkürlich 
diesen  beiden  Handschriften  A  gegenüber  Vorrechte  eingeräumt,  ohne 
dass  ich  ihn  desshalb  tadeln  möchte:  denn  da  einerseits  feststeht,  dass 
A  sowol  mit  G  als  mit  E,  und  nicht  in  nebensächlichen  Dingen,  öfter 
übereinstimmt,  und  anderseits,  wie  Egger  selbst  im  Nachtrag  bemerkt, 
die  Yerlässlichkeit  von  A  nicht  unbedingt  ist,  so  ist  man  vollständig 
im  Bechte,  wo  es  die  ratio  erfordert,  von  der  im  Uebrigen  als  leitend 
anerkannten  Handschrift  abzuweichen,  und  das  ist  öfter  der  Fall  als 
vom  Verfasser  hier  zugestanden  wird.  Eine  Classificierung  der  einzelneu 
Handschriften  versuchend  sagt  er  ferner  (S.  6):  *  Wollte  man  eine  mit 
A  gleichzeitige,  aber  nicht  aus  derselben  Quelle  fliessende  (?)  Hand- 
schrift annehmen ,  die  sich  nach  drei  Seiten  hin  verzweigte ,  so  dass 
von  der  ersten  Abschrift  G  unmittelbar,  von  der  zweiten  B,  von  der 
dritten  DCE  abstammten  —  natürlich  beide  Male  mit  den  entsprechen- 
den Mittelgliedern  — ,  von  C  endlich  F:  so  würde  diese  Voraus- 
setzung, ohne  weitere  Ansprüche  zu  machen,  geeignet  sein,  die  that- 
sächlichen  Textverhältnisse  zn  illustrieren,  wobei  zugleich  die  Hand- 
schriften nach  ihrem  kritischen  Werthe  geordnet  erscheinen  (A — 
GBDCEF)\  Das  letztere  bezweifle  ich  entschieden :  wenigstens  E  wird 
bei  dieser  Location  unbillig  zurückgesetzt. 

Hierauf  gibt  der  Verf.  eine  etwas  breit  angelegte  Art  Geschichte 
der  Textkritik  des  Gregorius,  d.  h.  nachdem  er  Greith's  und  Lach- 
mann's  Ausgaben  besprochen,  theilt  er  mit,  was  ihm  in  Bech's  Texte 
dem  Lachmaun's  gegenüber  richtig  gebessert  scheint:  seien  es  nun 
Vorschläge  Pfeiffers  im  'Quellenmateriar  oder  Lesarten  aus  A,  G  und 
den  andern  Handschriften  oder  eigene  oder  Lachmann's  Besserungen  — 


J.  Egger^  zu  Gregoriu8  Hartmann^s,  ang.  v.  J.  Schmidt.        487 

zum  Schlüsse  aufzählend,  was  ihn  von  Bartsch'  Emendationen  (Germania 
XIV,  427)  getroffen  dünkt. 

Diese  Methode,  ein  bestimmtes  Stück  durchzuarbeiten  nach  der 
Sicherheit  des  Emeudierten,  ist  sehr  lobenswerth  und  nützlich :  mag 
auch  manches  Subjective  bei  derBeurtheilungder  Lesarten  unterlaufen, 
es  ist  doch  ein  Schritt  nach  vorwärts  und  bei  fortgesetzter  Betrachtung 
wird  das  Unsichere  auf  einen  stetig  kleiner  werdenden  Ereis  zurück- 
gedrängt werden.  Wenn  Egger  aber  (S.  12)  sagt:  *Ich  habe  mich 
die  Mühe  nicht  verdriessen  lassen,  alle  Stellen,  an  denen  sich  die 
kritische  Thätigkeit  des  neuen  Herausgebers  bemerklich  machte  — 
es  sind  deren,  ungerechnet  die  in  den  Beiträgen  besprochenen^  an 
dritthalbhundert  —  aufzusuchen,  zu  prüfen  und  die  wirklichen  Bes- 
serungen übersichtlich  zusammenzustellen.  Denn  bei  der  überraschend 
gehässigen  Aufnahme  dieser  ganzen  Classikersammlung  gerade  von 
massgebender  Seite  hielt  ich  es  —  zwar  nicht  den  Fachmännern, 
wohl  aber  dem  täglich  mehr  dafür  sich  erwärmenden 
Publicum  gegenüber  —  für  angemessen,  ja  fast  für  nothwendig 
u.  s.  w.  —  so  mussichihn  aufmerksam  machen,  dass  er  sich  damit  einer 
argen  Täuschung  hingibt.  Das  'Publicum^  dessen  kann  ich  ihn  ver- 
sichern, liest  seine  ^Beiträge'  nicht  und  wenn  er  dieselben  nicht  so 
eingerichtet  hat,  dass  sie  von  Fachmännern  gelesen  werden,  so  bleiben 
sie  überhaupt  ungelesen.  Doch  bietet  mir  jene  Stelle  anch  nach  einer 
andern  Seite  hin  Anstoss.  Er  fahrt  nämlich  fort: ' —  ja  fast  für  noth- 
wendig, einmal  *'aus  den  Acten"  die  Untersuchung  zu  führen,  ob  an 
diesen  Ausgaben,  die  in  einladendster  Form  nur  die  Frucht,  nur  den 
süs.sen  Kern  bieten,  ohne  Schale,  d.  h  ohne  eine  vornehm-bissige 
Vorrede  mit  einem  leicht  vernehmlichen  "odi  profanum — !  *  zwischen 
den  Zeilen  und  ohne  den  obligaten  hochaufgestapelten  Kehrichtwagen 
von  Lesarten  hintendrein,  —  ob  an  diesen  Ausgaben,  sage  ich,  auch 
die  Wissenschaft  ihren  Antheil  hat  und  welchen,  ja  ob  sie,  wie  man 
diess  verlangen  muss,  auf  der  Höhe  der  kritischen  Forschung  stehen, 
oder  aber,  ob  sie  aus  Popularitätssucht  Ooncessionen  machen  und  an 
der  Wissenschaft  Verrath  üben/  Ei,  wer  wird  denn  so  undankbat 
sein !  Ohne  diesen  ^obligaten  hochaufgestapelten  Kehrichtwagen  von 
Lesarten'  wären  ja  die  ganzen  ^Beiträge' Eggers  nie  möglich  geworden; 
Ich  bemerke  zugleich,  dass  ich  den  im  Verlauf  dieser  und  auch  an 
andern  Stellen  Moriz  Haupt  gegenüber  angeschlagenen  Ton  nicht 
billigen  kann,  obwol  ich  ja  im  Uebrigen  die  Ansichten  des  Verf. 
über  die  Sache  vollständig  theile. 

Zur  Besprechung  der  eigentlichen  ^Beiträge'  übergehend,  freue 
ich  mich  gleich  im  Allgemeinen  sagen  zu  können,  dass  wir  es 
mit  einer  sehr  gründlichen  und  tüchtigen  Arbeit  zu  thun  haben. 
Da  es  die  Absicht  des  Verf.  war,  'alles,  was  im  Texte  des  Gregorius 
—  mit  Rücksicht  auf  den  gegenwärtigen  kritischen  Apparat  —  noch 
nicht  niet-  und  nagelfest  schien,  zur  Discussion  zu  bringen'  (S.  14), 
so  beschränkte  er  sich  nicht  darauf,  blos  solche  Stellen  zu  besprechen, 
an  denen  er  selbst  Neues  vorzubringen  im  Stande  war,  sondern  es 


428     J.  EggcTj  zu  Gregorius  Hartmann's,  ang.  ▼.  J.  Schmidt. 

wird  der  ganze  Gregorius  durchgeDommen  und  alles  behandelt,  was 
ihm  noch  streitig  und  unentschieden  schien,  wobei  wir  natürlich  ganz 
davon  absehen,  dass  andern  anderes  als  unsicher  erscheinen  kann.  Es 
werden  also  zumeist  Lesarten  aus  den  Handschriften  hergestellt  oder 
es  wird  die  Ansicht  anderer  durch  Gründe  gestützt  und  bestätigt  oder 
gar  nur  eine  Frage  angeregt,  deren  Lösung  weitere  Beobachtungen 
erforderte,  oder  Mgene  z.  Th.  recht  hübsche  Beobachtungen  und  Ver- 
muthungen  mitgetheilt,  alles  gegründet  auf  eine  sehr  achtenswerthe 
Kenntniss  des  Hai-tmannischen  Sprachgebrauches  in  Verbindung  mit 
einem  methodischen,  verständigen  Urtheile,  so  dass  das  Ganze  recht 
wol  als  Vorarbeit  zu  einer  neuen  Ausgabe  des  Gregorius  gelten  könnte^ 
für  die  freilich  noch  manche  genaue  Untersuchung  anzustellen  wäre; 
auch  das  hie  und  da  zu  Tage  tretende  Streben,  soviel  als  möglich  Aus- 
wüchse dos  Textes  zu  beseitigen  —  ein  Streben,  welches  von  G  theil- 
weise  unterstützt  wird  —  dürfte  nicht  einseitig  durchgeführt  werden. 
Ich  gehe  nun  an  die  Besprechung  einzelner  Stelleu. 

In  der  verstümmelt  überlieferten  Einleitung  hat  der  Verf.  einen 
einheitlichen  Gedanken  durchgeführt,  was  viel  werth  ist :  ob  aber  den 
vom  Dichter  beabsichtigten  und  in  der  vom  Dichter  beabsichtigten 
Weise,  wage  ich  doch  nicht  zu  entscheiden. 
17.  Dö  diu  kint  wären  —  komen  ze  zehen  jären,  —  do  ergi-eif  den 
vater  euch  der  tot.  'Abgesehen  von  dem  rhythmischen  Gewinne, 
bemerkt  Egger,  ist  hier  nü  (=  E)  für  die  Darstellung  kaum  zu 
entbehren,  um  das  Ueberspringen  mehrerer  Jahre  zu  Gehör  zu 
bringen\  Diess  halte  ich  für  unrichtig:  dass  E  allein  nü  über- 
liefert, muss  gerade  zur  Vorsicht  auffordern,  ferner  wird  man 
regelmässig  im  Gregorius  und  auch  sonst  entweder  dö  oder 
nü  (vgl.  nü  daz)  zur  Ueberleitung  gebraucht  finden,  aber  nicht 
beide  Partikeln  neben  einander,  und  der  rhythmische  Gewinn 
darf  bei  Hartmann  nicht  eben  besonders  betont  werden :  desshalb 
kann  ich  auch  das  zu  2438  Bemerkte  nicht  billigen,  wozu  wieder 
E  den  Anlass  bot.  Wenn  Egger  aber  zu  20  do  er  im  sin  zuokunfb 
enböt  bemerkt,  dass  der  Vers  durch  Einsetzung  des  wieder  nur 
in  E  überlieferten  knnft  rhythmisch  gewinnen  würde,  so  wird 
ihm  diess  niemand  glauben,  abgesehen  davon,  dass  hier  E  zu  folgen 
unmethodisch  wäre. 

22.  dö  er  von  siecheite  —  sich  des  tödes  entstuont  —  wird  nach  E 
statt  dö  und  gelesen :  auch  in  dem  auf  der  hiesigen  Universitäts- 
bibliothek aufbewahrten  Handexemplare  Pfeiffer's  findet  sich 
neben  der  Hinweisnng  auf  die  in  8  Versen  folgenden  dö  frage- 
weise ein  und  verzeichnet:  dasselbe  gilt  von  Vers  32 
siniu  kint  sach  er  dö  an  — 

wo  Egger  dö  streichen  will. 

27  den  er  getrüwen  wolde 

und  in  bevelhen  solde 
sine  adle  and  sinia  kint  — 


/.  Egger,  zu  Gregorind  Hartmann's,  ang.  v.  J.  Schmidt       429 

mit  E  zu  schreiben  solde :  woMo  liegt  gar  kein  Anlass  vor,  wenn 
auch  der  von  Egger  betonte  Zusammenhang:  'er  berief  die  Vor- 
nehmsten des  Landes,  denen  er  vertrauen  durfte  und  denen  er 
empfehlen  wollte',  für  einen  Augenblick  bestechen  möchte.  Der 
angezogene  Vers  2845 

reht  als  er  wünschen  wolde,  —  ob  er  wünschen  solde, 
unterstützt  doch  wol  die  gewöhnliche  Lesart :  Denen  er  vertrauen 
wollte  oder  konnte  und  in  Folge  dessen  empfehlen  musste  oder 
durfte  (oder  gar  zu  empfehlen  im  Begriffe  war,  die  Absicht 
hatte  —  denn  das  ist  bekanntlich  ebenfalls  in  solde  enthalten). 
102  ein  solhe  bivilde  er  nam 

so  ez  landes  herren  wol  gezam  — 

'Wol  ist  mit  £  zu  streichen,  um  so  mehr,  als  herren  in  A  fehlt, 
der  Vers  daher  zu  kurz  erschien.  Es  ist  daher  mit  Hilfe  von  E  zu 
schreiben:  so  ez  landes  herren  zam^.  Gewiss  nicht;  das  Versehen  in  A 
kann  doch  nichts  beweisen? 

156  Daz  eine  was  diu  minne 

dia  im  verriet  die  sinne, 

daz  ander  sinei  swester  schoene, 

daz  dritte  der  tievel  hoßne, 

daz  vierde  was  sin  kintheit, 

diu  üf  in  mit  dem  tievel  streit, 

nnz  er  in  dar  üf  brähte  .  .  . 

Eier  will  Egger  statt  der  tievel  hoene  (A)  nach  EG  des  tievels 
hoene  setzen,  'der  tievel  hoene  ist  entschieden  falsch,  denn  der  Teufel, 
der  nach  149  alles  bewirkt  (148  f.  lautet:  an  slner  swester  minne  — 
so  riet  er  im  ze  verre),  kann  unmöglich  hier  wiederum  den  von  ihm 
gebrauchten  Mitteln  beigeordnet  werden,  des  tievels  hoene  ist  aber 
nicht  "des  Teufels  Uebermuth'\  sondern  Gregors,  den  der  Teufel  in 
ihm  bewirkt,  oder  allenfalls  /'der  teuflische  üebermuth".  Soweit 
Egger.  Fürs  erste  kann  ich  zwischen  der  tievel  hoene  und  de^  tievels 
hoene  keinen  so  gewaltigen  Unterschied  erblicken,  halte  aber  die  erstere 
Lesart  als  die  einfachere  und  der  Verderbniss  leichter  ausgesetzte  für 
entschieden  ursprünglich.  Der  Umstand  femer,  dass  gerade  der  tie- 
vel hoene  an  dritter  Stelle  als  eines  der  Lockmittel  angeführt  wird 
—  erstens  die  Liebe  zu  seiner  Schwester  (die  minne  als  eine  Ausge- 
burt des  Teufels  zu  betrachten  wäre  wol  nicht  im  Geiste  des  Mittel- 
alters), zweitens  deren  Schönheit,  drittens  die  Eingebung  der  bösen 
Lust,  diess  ist  ja  doch  gemeint,  viertens  seine  die  Folgen  nicht  beden- 
kende ünerfahrenheit  —  dieser  Umstand  beweist  mir,  dass  die  Alle- 
gorie vom  Teufel  nicht  wörtlich  zu  nehmen  ist,  wie  es  Egger  thut. 

Eine  Bemerkung  wie  zu  188  und  sleich  vil  harte  Ilse  —  'Wollte 
man  vil  mit  Estreichen,  so  würde  der  Vers  mit  seinem  gehaltenen 
Rhythmus  sich  dem  üihalte  malerisch  anschmiegen'  wäre  besser  er- 
spsirt  geblieben:  man  sieht,  wie  der  Verf.  sich  oft  nur  mit  Mühe  der 
andringenden  Versuchung  einer  ansprechenden  Lesart  erwehrt. 


480       cf.  Egger  j  zu  Gregorins  Hartmann*s^  ang.  y.  J  Schmidt, 

Beachieoäwerth  ist  das  zu  230  auf  Grund  der  Lesarten  in  G  und 
E  Vorgeschlagene: 

der  si  schünde  der  luoder, 
der  hegunde  s'  mere  schünden; 

ebenso  zu  285  f : 

alsam  was  in  erwallen 
daz  honic  mit  der  gallen. 

Die  Verse  425 — 28,  welche  Egger,  als  an  ihrer  jetzigen  Stelle 
den  Zusammenhang  in  störender  Weise  durchbrechend,  nach  412 
einsetzen  will,  lassen  sich  doch  wol  rechtfertigen.  Der  Alte  sagt: 
Berufet  eure  Leute  und  verkündet  ihnen,  dass  ihr  ins  heilige  Land 
fahren  wollt.  Die  Herrschaft  während  eurer  Abwesenheit  übergebt 
euerer  Schwester  und  büsset  redlich  eure  Schuld:  ereilt  euch  dort 
der  Tod,  so  ist  für  sie  gesorgt.  Ferner  befehlt  sie  meiner  besondoni 
Fürsorge  als  des  Aeltesten  und  Reichsten:  ich  werde  es  schon  so 
einrichten,  dass  sie  das  Kind  in  aller  Verschwiegenheit  zur  Welt 
bringe.  Ist  das  vorbei,  dann  möge  euch  Gott  wieder  heim  geleiten  und 
ich  hege  desshalb  das  festeste  Vertrauen  zu  ihm :  bleibt  ihr  aber  unter- 
wegs, dann  wird  euch  sein  Segen  zu  Theil.  Freilich  in  dem  Falle  ist 
es  mein  Bath^  u.  s.  w. 

619  rehte  liep  noch  gröz  herzeleit  — 

^Der  Gegensatz  ist  rehte  liep  und  herzeleit;  gröz  (A)  ist 
daher  mit  E  zu  streichen,  wodurch  der  Vers  erst  lesbar  wird*.  Pfeiffer 
ist  dei-selben  Ansicht. 

633  Der  leide  wären  vieriu, 

der  diu  vrouwe  al  eine  dria 
gar  an  ir  in  den  ziten  truoc  — 

Diese  schwierige  Stelle  will  Verf.  so  schreiben : 
Der  leide  wären  driu  dar, 
diu  din  vrouwe  al  eine  gan 
an  ir  in  den  ziten  truoc. 

'dar,  d.  h.  bis  dahin,  mit  Beziehung  auf  das  neu  hinzukommende 
und  erst  zu  erwähnende  (651  f.)  viei-te  Leid.  Vgl.  Er.  792.  dar 
umbe  het  erz  dar  gespart.  795.  euch  het  er  sines  llbes  kraft  vil  wol 
enthalten  dar\  An  diesen  beiden  Stellen  ist  freilich  die  Beziehung 
des  dar  nicht  zweifelhaft ,  an  der  vorliegenden  vorsteht  es  aber  nui* 
derjenige,  welcher  schon  weiss,  dass  noch  ein  viertes  Leid  nachfolgt. 
Dem  gegenüber  findet  man  sich  doch  noch  eher  mit  Lachmanns  Her- 
stellung ab. 

702  den  aller  tinristen  man 

der  ie  ritters  namen  gewan. 
Egger  schlägt  vriundes  vor  und  vergleicht  Walther  13,  27  (Pf.) 
eines  friundes  minne  —  diu  ist  niht,  da  ensl  ein  ander  bl,  womit 
nicht  viel  bewiesen  wird:  dagegen  die  von  Lachmann  citierte  Stelle 
Iwein  1456  ist  nicht  blos,  wie  er  sagt,  Mer  unserigen  sehr  ähnlich^ 
sondern  vollkommen  gleich;  er  findet  es  offenbar  bedenklich  Gott 


J.  Egger ,  zu  Gregorius  Hartmaun's,  ang.  y.  J.  Sehmdt.        4SI 

einen  ritter  zu  nennen,  dem  kann  man  aber  entgegensetzen,  dass 
doch  das  Wort  helt  yorausgeht. 

1173  f.  würde  ich  es  ebenfalls  für  pedantisch  halten  an  den 
durch  A  überlieferten  Worten  etwas  zu  ändern: 
er  ergreif  ein  sselige  vart, 
daz  er  dem  abbet  zuo  kam. 
wan  daz  er*n  dmemvater  nam  — 
Die  Aenderung  in  E  wurde  offenbar  durch  den  weder  auffälligen 
noch  seltenen  Wechsel  des  Subjectes  hervorgerufen. 
1198  und  unwizzer  dinge  qaam 

gar  an  ein  ende  — 

'In  A  steht  unwiser  st.  unwizer  bei  Greith,  mit  dem  ich  jedoch 
nichts  anzufangen  weiss ;  ich  halte  Bechs  Vorschlag  unwizzener  für 
das  Wahrscheinlichste'.  Könnte  sich  unwiser  nicht  auf  das  unkluge 
Benehmen  der  Frau  beziehen  ? 

Für  durchaus  gelungen  halte  ich  Eggers  Emendation  zu  1256; 

Sit  si  ez  einer  hat  gesagt. 
1491  f.       deswär  ich  gefüege  dir  / 

ein  also  riebe  hirat 

diu  wol  nach  diaem  willen  stat, 

unde  gib  dir  al  die  yrist 

daz  du  vil  schdne  Tarende  bist. 
*Höfer  (Germ.  XIV,  424)  hat  die  Stelle  gänzlich  missverstanden 
al  die  vrist  bezieht  sich  auf  die  Zeit  bis  zur  Wehen"  Heirat;  oder 
wer  hätte  ihn  als  Ritter  ausstatten  sollen,  wenn  nicht  der  Abt?'  Ich 
fürchte,  das  Miss  verstehen  ist  hier  auf  Eggers  Seite.  Woraus  schliesst 
er  denn,  dass  al  die  vrist  ^bis  zur  Heirat'  bedeute?  Dass  der  Abt  dem 
Jüngling  den  täglichen  Lebensunterhalt  verschaffe,  ist  doch  wol 
selbstverständlich,  und  als  Bitter  ist  er  ja  schon  ausgestattet,  vgl. 
1475,  1550  ff.  Aber  es  handelt  sich  um  die  Alternative :  entweder 
fortziehen  und  arm  bleiben  (von  seinem  Vermögen  erfährt  ja  der 
Jüngling  noch  nichts  und  wenn  der  Abt  ihm  etwas  geben  will,  so 
kann  er  es  auch  für  die  Reise  thun :  so  engherzig  wird  er  doch  nicht 
sein)  oder  bleiben  und  durch  eine  Heirat  reich  werden. 

1617  älch,  so  meret  sich  diu  kraft 

diner  tagelichen  misse  tat. 

Beachtenswerth  sind  die  gegen  tagelichen  vorgebrachten  Gründe, 

sowie  die  Vermuthung :  dlnor  klägellchen  missetät.  Was  in  der  wol 

eine  Spur  des  Richtigen  enthaltenden  Lesart  von  G  Deiner  zal  tseg- 

leichen  missetät  stecke,  konnte  ich  nicht  enträthseln. 

1658  ist  die  Lesart  von  G  nicht  vart  sondern  vare. 

1660  er  gebot  den  marnaeren 

daz  si  den  winden  wsren 

nach  ir  willen  ondertan, 

und  daz  schef  liezen  g&n 

swar  ez  die  winde  Idrten, 


4S2        cf.  Egger,  zu  Gregorins  Hartmann's,  ang.  v.  J,  Schmidt, 

und  anders  niene  kerten. 

ein  starker  wint  do  waete  .  .  . 

So  schreibt  Bach  nach  den  Handschriften  und  ich  glaube  mich 
ebenfalls  dabei  beruhigen  zu  können.  Lachmann  schrieb  an  erster 
Stelle  ünden :  Egger  möchte  es  an  zweiter  Stelle  setzen  und  findet  in 
der  Lesart  von  G  die  winden  hiefür  einen  Anhaltspunct ;  da  1665 
noch  einmal  wint  folgt,  so  gehöre  das  Wechselwort  zweifellos  in  die 
Mitte.  Ein  Fall,  wie  jemand  von  einer  Ansicht  aufs  tiefste  überzeugt 
sein,  dafür  die  scheinbar  einleuchtendsten  Gründe  anführen  —  und 
doch  irren  kann.  Zweifellos  ist  doch,  dass,  da  die  Erzählung  in  einem 
fortschreitet,  das  Wort  wint  1665  sich  auf  das  unmittelbar  Vorherge- 
hende beziehen  müsse,  also  nur  an  erster  Stelle  ünden  gesetzt 
werden  dürfe.  Das  hat  Lachmann  gewiss  wohl  überlegt. 
1927  na  ersach  in  der  muctreste, 

unde  wäfent'  sich  sä 

onde  euch  niemen  m^re  da 

allen  die^r  da  häte, 

den  mofter,  daz  man  drate 

im  sin  ors  gewänne: 

er  vorht'  daz  er  'm  entrünne. 
Um  mit  den  3  letzten  Versen  anzufangen,  so  hat  Egger  in  für 
mich  überzeugender  Weise  nachgewiesen,  dass  die  üeberlieferung  die 
ruoften,  daz  man  dräte  —  im  sin  ors  gewünne  -- 
als  vollkommen  entsprechend  beizubehalten  ist.  Daraus  fcjgt  aber, 
wie  ich  glaube,  mit  Nothwendigkeit,  dass  der  vorhergehende  Vers  eben- 
falls 80,  wie  er  fast  einstimmig  überliefert,  gelesen:  alle  die'r  da 
häte  —  und  dies  an  den  folgenden :  die  ruoften  —  angeschlossen 
werden  müsse.  Somit  bleibt  nur  übrig:  unde  euch  niemen  mere  da. 
Das  hiesse:  er  waffnete  sich  allein  und  sonst  niemand  von  seinen 
Leuten.  Einen  solchen  Gedanken  finde  ich  seltsam:  gegen  den  einen 
werden  doch  nicht  alle  zu  Felde  ziehen  ?  Ich  schlage  daher  vor,  diesen 
Vers  mit  dem  vorhergehenden  die  Stelle  wechseln  zu  lassen : 

nu  ersach  in  der  muotveste 

unde  euch  niemen  mere  da 

unde  wäfent*  sich  sa. 

alle  dieV  da  häte, 

die  ruoften,  daz  man  dräte 

im  sin  ors  gewünne: 

er  vorht'  daz  er'm  entrünne. 
1936  vil  wol  erbeitte  er  sin  da  vor. 

'Wenn  die  theoretisch  allerdings  richtige  Schreibung  erbeitto 
nur  auf  un8ei*er  Stelle  beruht  (s.  Lexers  mhd.  Wörtercb.),  wo  es  nur 
in  A  steht,  so  dürfte  wohl  wie  sonst  erbeite  oder  mit  G  erbeit  zu 
schreiben  sein/  Eben  weil  es  nur  in  A  steht,  muss  es  festgehalten 
werden.  1966  wird  die  Lesart  von  E: 

unde  ez  niuoste  da  für  war 


J.  Egger,  zu  Gregorins  Hartmann's,  ang.  t.  /.  Schmidt.       48S 

den  strit  nnder  in  beiden 

kunst  unde  gelücke  scheiden  — . 

mit  sehr  heachtenswerihen  Gründen  empfohlen. 
2025  und  heten  wir  einen  herren, 

sone  möchte  uns  nicht  gewerren. 

^So  ursprünglich  das  plötzliche  üeberspringen  in  die  directe  Rede 
scheinen  mag,  ich  halte  es  doch  für  verderbt  nnd  lese  sl  und  in 
nach  EG  st.  wir  und  uns  in  A  imd  den  Ausgaben.  Ich  würde  es  be- 
greiflich und  von  Wirkung  finden,  wenn  die  Bede  an  die  Herzogin  ge- 
richtet wäre ;  aber  selbst  in  der  Berathnng  wäre  die  directe  Form 
kaum  erträglich,  in  der  Vorberathung  (vgl.  2027)  ist  sie  ohne  alle 
Wirkung.  Wer  spricht  diese  Worte?  An  wen  sind  sie  gerichtet?'  Die 
Edelleute  (2016)  des  Landes  besorgen,  sie  möchten,  wenn  ihre  Herrin 
unvermählt  bliebe ,  wiederholt  so  gefährliche  Angriffe  zu  bestehen 
haben  als  sie  eben  einen  überstanden.  Sie  sprachen  —  so  helsst  es 
ja  ausdrücklich  2022  und  an  wen  sie  ihre  Worte  richteten,  ersehen 
wir  aus  2028:  under  in  —  ein  Weib  sei  nicht  im  Stande,  ein  so 
grosses  Land  zu  schützen:  ^hätten  wir  einen  Herrn,  so  könnten 
wir  ganz  ruhig  leben'  -  also  ein  Fortschritt  von  den  Gedanken  zur 
Bede,  von  der  indirecten  Bede  zur  directen,  und  wieder  zur  indirecten: 
In  Folge  dessen  beschlossen  sie  alsbald  ihre  Herrin  inständigst  zu 
bitten  u.  s.  w.  Auf  den  unterschied  zwischen  Vorberathung,  Be- 
rathnng und  Bede  an  die  Herzogin  möchte  ich  kein  Gewicht  legen. 
2562  sus  senftet  sinen  muot, 

den  wir  so  gar  erzürnet  hAn. 
So  will  Egger  im  Anschlüsse  an  Pfeiffer  bis  auf  erzürnet,  statt 
erbeiget  schreiben.  Allein  er  wird  mir  zugeben  müssen,  dass,  wenn 
man  den  Gedanken,  den  G  an  die  Hand  gibt,  billigt,  man  auch  der 
von  Pfeiffer  verbesserten  Lesart  zu  folgen  habe,  da  doch  offenbar 
ist,  dass  E  das  seltene  Wort  durch,  das  gewöhnliche  ersetzte. 
2836  ich  k^re  durch  dinen  willen  dar 

und  hilfe  dir  üf  den  stein 

nnd  behefte  dir  so  dinia  bein 

mit  der  isenhalten, 

daz  du  da  muost  alten,  ' 

nnd  daz  da  wsrliche 

üf  disem  ertriche 

mich  niemer  gedrangest, 

des  bin  ich  gar  an*  angest. 

Diese  Vei-se  schreibt  Egger  so : 

und  behefte  dir  dioiu  bein 

mit  der  isenhalten. 

daz  du  da  müezest  alten 

und  daz  du  wserliche 

üf  disem  ertriche 
mich  niemer  gedrangest, 
des  bin  ich  gar  an  angest. 

ZfitMhrift  f.  d.  ftstorr.  Gtiui.  1878.  VL  H«ft.  29 


4S4        J'  B99€T,  xn  OregorioB  Hirtnuuui*«,  ang.  t.  J.  Sckmidt. 

Seise  Beweisf&hning  hat  mich  nicht  überxengt.  Zwar  das  2836 
durch  G  überlieferte  s6  will  ich  nicht  vertheidigea  Es  scheint  aller- 
dings za  dem  Zwecke  eingefögt,  um  den  folgenden  Satz  als  Consecutiy- 
satz  deutlicher  hervortreten  zn  lassen ;  dass  aber  desshalb  die  üeber- 
lieferung  desselben  Satzes  unrichtig  sein  müsse,  folgt  durchaus  nicht 
daraus,  omsoweniger  da,  wenn  wir  das  ganze  Gefüge  unbefangen 
betrachten,  uns  gar  nichts  nöthigt,  die  natürliche,  beim  Lesen  sich 
ungezwungen  darbietende  Satzverbindung  ausgeben.  Der  Fischer 
sagt,  er  könne  demGregorius  gar  wohl  helfen.  Er  wisse  einen  Stein, 
der  ganz  nach  dessen  Wunsch  sein  müsse.  Ja  noch  mehr,  er  habe  eine 
Eisenfessel,  die  er  ihm  gern  abtrete,  damit  er  ja  immer  auf  dem  Steine 
bleiben  könne.  Die  wolle  er  ihm  an's  Bein  befestigen.  Wenn  ihn  dann 
auch  sein  Entschluss  reue,  so  müsse  er  doch  bleiben,  denn  gefesselt 
könne  er  sich  gewiss  nicht  allein  helfen.  Also  —  nun  folgt  die  An- 
wendung —  wenn  es  ihm  ernst  sei,  so  möge  er  jetzt  schlafen  gehn 
und  morgen  früh  seine  Fessel  nehmen  und  sich  ins  Schiff  des 
Fischers  setzen :  der  wolle  dann  um  seiuet willen  zum  Felsen  fahren, 
ihm  hinaufsteigen  helfen  und  seine  Füsse  mit  der  Beinschelle  so 
fesseln,  dass  er  gewiss  da  bleiben  müsse  und  ihn  auf  dieser  Welt  nie 
mehr  belastige:  des  bin  ich  gar  an'  angest,  davon  bin  ich  fest 
überzeugt.  Man  kann  demnach  nicht  sagen,  dass  der  SchiusBsati  ohne 
Inhalt  dasteht.^ 
3200  ff.  'Lachmann' 

üf  die  kurzen  reise 

80  wart  er  tiwere  gemant: 

die  gelobt  er  in  ze  hant 

des  morgens  fooren  sl  vmo 

dem  wilden  steine  zuo. 

Do  A  mit  arbeiten 

die  harke  zuo  bereiten, 

do  si  üf  den  stein  qaamen 

und  des  war  nämen 

wä  Grßgoijus  wsBie  .  .  . 

Die  von  Bech  an  dieser  Stelle  vorgenommenen  Aenderungen 
möchte  ich  ebenfalls  für  zu  gewaltsam  und  doch  nicht  ganz  befrie- 
digend halten.  Wenn  Egger  aber  vorschlägt : 

daz  si  üf  den  stein  qnaemen 

and  des  war  naemen  — 

und  bemerkt;  'Ebenso  halte  ich  es  für  unglaublich,  dass  Hartmann 
schrieb : 

dö  si  üf  den  stein  quämen 
und  des  war  nämen 
wä  Gr^gorjns  w»re, 
und  dann  3234  .  35  noch  einmal 
dd  suochen  s!  begunden 
of  dem  wilden  steine 


H.  E.  Beteenberger,  Fridankes  Bescheidenheit,  ang.  v.  Ä,  8ehönb<teh,  485 

(so  schreibt  Egger  diese  Verse),  welche  Darstellung  ja  eigentlich  einen 
Schritt  zurück  thun  würde'  —  so  bemerke  ich  dagegen,  dass  ich  die 
Ausdrücke :  dö  s!  war  nämen  nnd  suochen  begunden  für  vollkommen 
identisch  halte.  Die  Männer  kamen  auf  den  Stein  und  sahen  sich 
um,  wo  Gregorius  wäre:  diese  Gelegenheit  benützt  der  Dichter, 
um  auf  die  folgende  Schilderang  von  Gregorius*  Aussehen  yorzu- 
bereiteu,  indem  er  darstellt,  wie  er  nicht  aussah;  zur  Erzählung 
zurückkehrend  nimmt  er  nach  den  Worten :  Ich  sage  iu  waz  sl  funden 
—  das  obige  war  nämen  wieder  auf  mit  dö  sl  in  beg^den  suochen  üf 
dem  steine  und  berichtet  nun,  in  welchem  Zustande  sie  ihn  antrafen. 
Danach  dürfte  Eggers  Aendorung  nicht  noth wendig  sein.  Das  unzweifel- 
haft Anstössige  sucht  Pfeiffer  in  seinem  Exemplare  anf  folgende  Weise 
zu  beseitigen: 

des  morgens  fuoren  si  yrao 

dem  wilden  steine  zuo^ 

da  Sl  mit  arbeiten 

die  barke  zuo  bereiten. 

do  si  üf  den  stein  qnämen  .  .  . 

Wien,  April  1873.  Johann  Schmidt. 


H.  E.  Bezzenberger,  Fridankes  Bescheidenheit.  Halle,  Verlag 

der  Buchhandlung  des  Waisenhauses,  1872.  XIV.  469.  8*. 

Uralt,  schon  mit  dem  Beginne  der  Abstraction  überhaupt  ge- 
geben, ist  der  Brauch,  in  rythmischen  Sätzen  die  Resultate  speculativer 
Ueberlegung  und  die  Lehren  praktischer  Erfahrung  niederzulegen. 
Erst  spät  wurden  diese  Sprüche,  durch  deren  feierliche  Mittheilung 
sonst  die  Greise  dem  aufblühenden  Geschlechte  die  Lebensfahrt  zu  ' 
erleichtern  gedachton,  in  Sammlungen  vereint.  Und  wunderlich  ver- 
schieden sind  die  Geschicke  dieser  Spruchsammlnngen  unter  den 
Völkern. 

Dem  Oriente  imponiert  die  einfache  Weisheit  der  Vorfahren 
nicht.  Das  geheimnissvolle  Gewand  göttlichen  Ursprunges  wird  den 
Sprüchen  umgeworfen  und  in  mystische  Form  hüllt  sich  die  Lehre. 
Auch  hier  noch  weitere  Unterschiede.  Das  trotzige  Völkchen  an  den 
Ufern  des  Jordan  brauchte  den  Spruch  in  der  Form  des  Gebotes,  das 
an  schwere  Drohung  geknüpft  war ;  die  Sammlungen, welche  dort  von 
bloss  menschlicher  Autorität  geschützt  waren,  sind  nachweisbar  die 
spätesten.  Kurz  und  scharf  ist  der  Ausdruck,  Bilder  werden  vermieden, 
die  Wirkung  muss  unmittelbar  sein  und  nicht  herzliche  Aufnahme 
ins  Gemüth,  sondern  strenge  Befolgung  wird  gefordert.  Diesem  Ver- 
fahren koiumt  zu  gute,  dass  Gesetz  und  praktische  Lebensregel  sich 
vielfach  noch  enge  genug  berühren,  um  leicht  in  einander  übergehen 
zu  können. 

Anders  wird  es  unter  dem  gesegneten  Himmel  Indiens,  an  den 
reichen  Ufern  des  Ganges,  wo  ein  edler,  arischer  Stamm  in  ungestörter 

29» 


486  TJ.  B,  Besgenberger,  Fridankes  Bescheidenheit,  ang.  t.  A.  SMnbach. 

Herrschaft  seine  Tage  verbringt  Das  treffliche  BOhtlingk*sche  Boch 
lehrt  uns  den  indischen  Moralcodex  kennen.  Vor  grossen  Verbrechen 
braucht  wenig  gewarnt  zu  werden,  denn  diese  Vegetaiianer  sind  nicht 
geneigt  zu  gewaltiger  Leidenschaft  —  ihren  grössten  epischen  Helden 
fehlt  zwar  nicht  der  Buhm  ungeheuerlicher  Thaten,  aber  doch  die 
Energie,  der  kräftige  Ausbruch  des  Pathos  —  mehr  oder  minder  redu- 
cieii;  sich  die  Absicht  der  Sammlungen  darauf,  Friede  und  Behaglich- 
keit, ruhiges  Wohlsein  unter  den  Menschen  zu  erhalten.  Das  drückende 
Gefühl  der  Schwäche,  welches  das  unwürdige  Beligionssjstem  ge- 
schaffen hat,  beherrscht  auch  die  blumigen  Sprüche.  ^£s  fehlen  die 
Männer." 

Ganz  anders  steht  es  in  Griechenland.  Hier  wird  die  Grenze 
zwischen  Lebensweisheit  und  Gesetz  strenge  gezogen.  Der  Sinn  für 
Harmonie,  welcher  dem  glücklichen  Volke  innewohnt,  zeigt  sich  auch 
hier.  Nicht  einzeln  und  für  sich  gilt  ein  Spruch,  stets  ist  er  verbun- 
den mit  ii-gend  einer  besonderen  Auffassang  des  Lebens  überhaupt 
und  steht  innerhalb  eines  philosophischen  Systems.  Praktische  Weis- 
heit allein  scheint  undenkbar,  sie  muss  verknüpft  sein  mit  einer 
sicheren  Vorstellung  vom  Ursprünge,  von  der  Beschaffenheit  und  Be- 
stimmung des  Lebens.  Wo  anders  als  bei  den  Griechen  hätte  das  Be- 
dürfniss  nach  —  man  möchte  fast  sagen  —  symmetrischer  Ergänzung 
zu  wenigen  praktischen  Lehren  das  System  der  älteren  Stoa  gezeugt? 

Und  wieder  anders  in  Rom.  Der  kühle,  berechnende  Sinn  des 
italischen  Bauern  liebte  das  kurze  nnd  witzige  Sprichwort,  das  noch 
in  den  Comödien  des  Plautus  in  seiner  ganzen  Ursprünglichkeit  uns 
entgegentritt ,  vergleichbar  etwa  nur  mit  dem  beissenden  Sarkasmus 
Sancho  Pansa's  und  dem  kaustischen  Witze  des  niedersächsischen 
Landmanns.  Ein  lehrhafter  Zug  beherrscht  auch  die  gebildete  römi- 
sche Literatur,  so  weit  sie  überhaupt  etwas  Eigenartiges  hat.  Die 
Historiker  eröffnen  ihre  Bücher  mit  Sentenzen  und  Sentenzen  mischen 
sie,  wo  es  nur  angeht,  in  den  Context  der  Erzählung.  Der  bedeu- 
tendste —  formal  bedeutendste  Poet,  Horaz,  hilft  seiner  matten  Phan- 
tasie oft  mit  den  plattesten  Sentenzen  fort,  originell  wird  er  nur  in 
der  Satire,  dieser  Abzweigung  der  Didaxis.  Auf  dem  Gebiete  der- 
selben pflücken  denn  auch  die  kräftigeren  Geister,  CatuU  und  Juve- 
nal,  ihre  Lorbeem. 

Bei  den  Germanen  existierte  uralte  Spruchweisheit  Die  Sätze 
des  Havamal  weisen  zum  Theil  noch  auf  die  asiatische  Heimat,  bn 
Allgemeinen  ist  uns  nur  wenig  davon  erkennbar,  denn  Sammlungen  — 
ob  in  deutscher  oder  lateinischer  Sprache,  ist  gleichgültig  —  begin- 
nen doch  erst  frühestens  im  XI.  Jahrhundert.  Diese  Sammlungen 
bieten  bereits  ein  wunderliches  Gemisch,  das  so  recht  bezeichnend  ist 
fui'  den  Aufbau  der  germanischen  Geistes  weit,  nachdem  die  erste, 
grosse  historische  Aufgabe  mit  Anstrengung  aller  Kräfte  gelöst  war. 
Bunt  untei-einander  liegen  in  diesen  Büchlein  die  heimischen  derben 
Sprüche  neben  den  strafenden  und  mahnenden  Worten  der  Bibel, 
neben  der  kurzen  und  kahlen  lateinischen  Sentenz;  hier  und  da 


^^EjE£  BtMin\)ier\jr.T,  l-viiliiiike)i  H'-fclicidunhcit,  mig   v.  .1.  Sduiiibnali.  t&l     J 

finden  sieb  Versp,  welche  unUtti  iudiüulie  WtfUiJivit  Kiifduri;abi)u,  uaiili  I 
der   Itinfjen  Wanderung  öbei'  Afrku   iind   Simnien   sonderbar  ver-  I 
«tUmmell.  Die  Strophen  •deü  slteren  Siiorvogel  douten  uns  au,  daäs  1 
die  Fahroiidcn  auch  diesen  geistigen  Uesiti  uuseios  Volkes  frühzeitig 
in  Vernaltuiig  genommen  lialien.  Aber  diuserBesitzfluotuiert  beständig, 
aJles  verliert  sich,  neues  fliegt  an,  nnd  ao  lag  der  Gedanke  gur  nahe, 
die  Kerstreuten  Tiilmmei'  zu  einem  grösseren  Ganzen  zu  vereinen.  In 
der  ersten  Hälfte  des  XIIL  Jahrhauderts  übernahm  denn  auch  ein     i 
Fahrender  —  Freidank  nannte  er  sich  —  das  Sammle rgeschäFt.  Die 
zalilreichen  Handschriften  laseeu  seine  ComKÜation  bis  zu  4000  Versen    J 
anschwellen.  I 

Ol)  Freidauk   wol   reibet  gcdtuhtot  hat?   Wenn  die  ordnende  I 
Thätigkeit,  welche  hunderte  der  in   wildester  Form  circnlierenden  I 
Sprüi-Jie  in  ein  geuioiusames  rjthmiüches  Mass  zwängt,   Dichten  I 
{g'ünanut  werden  kann,  dann  ist  auch  Freidank  ein  Dichter  gewesen ;  1 
üelbittändige  poetische  Schilpfnng  steckt  in  der  'Bescheidenheit'  wenig,  I 
mitti  miiss'to  denn  die  Spriichü ,  wclrhe  historische  Gegenstände  be-  1 
.  handeln  ~  die  Verse  gegen  K<)m  sind  nur  ein  schwacher  Abklatsch  der 
Stimmung,  die  in  Walther's  Sprüchen  so  gewaltigen  Ausdruck  sich 
schuf  —  dem  Urheber  der  Sammlung  mit  zuschreiben,  was  mir  an  und 
filr  sich  wenig  Wahrscheinlichkeit  zu  haben  scheint.  Ausserordentlich    . 
viel  haben  nnter  den  Händen  dieses  Sammlers  die  alten  Sprüche  einge-   ■ 
büsst.  Tlis  anf  wenige  Stollen  ist  der  Glanz  der  alten  Bilder  hinweg-  I 
gewischt,  die  Schärfe  nnd  Prägnanz  gemindert,  derTon  ist  ruhig,  matt 
geworden.  Mit  einem  Worte:  die  frische  Kruft,   welche  dem  volks- 
tbOmlichen  Sprichworte  innewohnte  und  die  sich  durch  Berührung 
mit  dem  schaffenden  Volksgeiste  immer  wieder  erneut,  ist  veiinron 
gegangen,  wir  haben  daftr  eine  in  glatten  Verden  ablaufende  Col-    . 
loction  erhalten.  ')  J 

Dem  'Freidank'  bat  die  deutsche  Philologie  schon  seit  langer  I 
Zeit  hetfondere  Aufmerksamkeit  zugewendet.   An  die  erste  Edition 
durch  Wilhelm  Grinmi  knüpften  sich  dessen  fast  bis  an  sein  Lebens- 
ende fortgenthrten  Dntersuchuni;en,  welche  das  bekannte  Resultat  zum 
Voischoiii  brachten :  Freidank  und  Walthor  von  der  Vogelweiile  sind 
identisch.  Der  Sti'eit,  den  Grimm  mit  PfoifTer  auszufi'chten  hatte  und 
in  welchem  ihm  wol  ausser  Wackei-nagel  Niemand  zur  Seite  stand,  J 
hat  Anlass  gegeben,  dor  Spruchsammlung  genauere  Betrachtung  zu  I 
widmen.    In   einer  zweiten  Ausgabe  snchte  Grimm  seine  Hypothese  1 
durch  TexUindprungon  zu  stützen.  Aber  schon  früli  machte  Zarucko,   I 
dem  seine  eingehende  Beschäftigung  mit  dem  deutschen  Gate  Gewandt-  I 
hoit  in  lief  Behandlung  von  derlei  Frogpn  verschafft  hatte,    darauf  1 
berksam,  duss  die  Grundtage  der  GrimmVhen  Aufstellung,  die  I 
üime  der  Kh.  A.  als  der  ältesten  und  deren  Anordnung  a,h  der  I 

'*)  Im  w««eDtHchaa  bat,  wie  ich  avhe,  scliun  ächerer  in  doti  UentHChcD  I 

8*fldi"nS.  M,  ff.  dloBp  AuiTswnriß  der'Be»cheidenheit' voTgetngon.  I 

Beantnb«riTcr  handalt  in  der  Einleitung  8.  81  - 1^  darüber.  abtT  I 

nwM  lu  wenig  bestimmt.  I 


488  H.  E.  BeMefiberger,  Fridankes  BeBcheidenheit,  ang.  v.  Ä.  Schönbadk. 

ursprünglichen,  unsicher  sei.  Vielmehr  sei  die  sogenannte  IV.  Ordnung, 
vertreten  durch  die  Hs.  N.  als  authentische  zu  beti-achten.  Diese, 
Ansicht  Zamcke's  wurde  von  H.  Paul  in  eineV  1870  erschienenen 
Leipziger  Dissertation  durchgeführt.  Eine  neue  Ausgabe  von  Bezzen- 
berger  liegt  uns  vor,  eine  commentierte  hat  Bartsch  versprochen,  auch 
Paul  bereitet,  wie  wir  hören,  eine  Ausgabe  vor,  also  ein  wahrer 
embarras  de  richesse. 

Was  kann  eine  neue  Ausgabe  Freidank's  bieten? 

Zweierlei:  Es  kann  eine  Revision  des  Textes  gegeben  werden, 
welche  die  ursprüngliche  Ordnung  herzustellen  sucht  und  einzelne 
Verse  mit  Bücksicht  auf  die  Arbeit  W.  Grimmas  in  der  ersten  Ausgabe 
zu  bessern  unternimmt.  Oder  ein  fortlaufender  Commentar  soll 
Erklärungen  und  Parallelen  beibringen. 

Bezzenberger  ist  in  seiner  Untersuchung  der  Spruchordnungen 
zu  denselbem  Resultate  gelangt  wie  Paul,  behält  aber  nichts  desto 
weniger  die  Grimms'che  Ordnung  bei.  Soweit  Referent  diess  zu 
erkennen  vermag,  geschieht  es  aus  dem  einzigen  Grunde,  weil  Mn 
allen  seit  1834  erschienenen  Schriften,  in  welchen  Sprüche  Freidank's* 
citiert  werden,  dieses  nach  der  I.  Ausgabe  W.  Grimmas  geschieht,  es 
also  onzweckmässig  gewesen  wäre,  um  einer  strengen  kritischen 
Forderung  willen,  die  Ordnung,  welche  ich  für  die  älteste  halte ,  für 
diese  Ausgabe  anzunehmen.^  Würde  dieser  Grundsatz  für  alle  Heraus- 
geber gelten,  so  wüi*de  der  Fortschritt  wissenschaftlicher  Erkenntniss 
in  den  Ausgaben  nie  zu  Tage  treten  und  wir  stünden  stets  am  alten 
Flecke.  Man  hat  sich  nicht  gescheut,  in  allen  späteren  Ausgaben 
Walther's  v.  d.  Vogelweide  die  wirre,  ganz  äusserlich  nach  der 
Handschrift  gegebene  Folge  in  Lachmann's  Edition  zu  ändern  und 
diese  Aenderung  war  berechtigt;  auch  aus  Bequemlichkeitsgründen 
konnte  Niemand  Anstoss  nehmen,  da  Tabellen  das  Verhältniss  zur 
Lachmann'schen  Ausgabe  klarstellten.  Endlich  hat  Bezzenberger  sein 
Buch  ja  nicht  einmal  für  Gelehrte  bestimmt,  sondern  zumeist  für 
Laien,  denen  eine  Umstellung  wohl  kaum  Unannehmlichkeiten  berei- 
tet hätte. 

Im  Allgemeinen  lehnt  B/s  Arbeit  die  Forderungen  ab,  welche 
an  eine  wissenschafbliche  Leistung  gestellt  zu  werden  pflegen.  Dem- 
gemäss  bietet  die  Einleitung  blos  eine  Zusammenstellung  bereits 
bekannter  Dinge,  die  Widerlegung  der  thörichten  Hypothesen  Grion's 
kann  man  nicht  in  Anschlag  bringen.  Dabei  ist  der  Abschnitt  über 
Metrik  und  Reimkunst  S.  33 — 36  doch  gar  zu  kurz  gekommen.  Der 
Text  hat  sehr  wenig  Aeuderungen  gegenüber  der  I.  Ausgabe  W.  Grimmas 
erfahren,  die  wenigen  sind  in  den  Anmerkungen  genügend  motiviert. 
Von  Varianten  hat  B.  nur  eine  nicht  immer  glückliche  Auswahl  aus 
der  Fülle  dei'  Grimmischen  Angaben  zusammengestellt.  Ein  Anhang, 
die  unechten  Zusätze  und  die  nicht  in  Freidankhandschriften  vorkom- 
menden,Citate  (nach  Grimm)  enthaltend,  ein  Reimreglster(nach  Grimm) 
endlich  zwei  Tabellen  mit  Yergleichungen  der  Grimmischen  und 
Myller'schen  Ordnungen  sind  schätzenswerthe  Zuthaten. 


H.  E.  BeJiBenberger,  Fridankes  Bescheidenheit,  angf.  v.  Ä,  Schönbctek.  490 

Die  neue  Ausgabe  gehört  zur  zweiten  Gattung,  sie  legt  das 
Hauptgewicht  auf  die  Anmerkungen.  Und  auch  in  den  Anmerkungen 
ist  sie  eigenthümlich.  ^Es  kam  mir  nur  auf  Beibringung  der  Quellen 
und  Verständniss  der  schwierigen  Sprüche  an',  heisst  es  in  der 
Widmung  S.  VI. 

'Beibringung  der  Quellen'!  Glaubt  der  Verfasser,  der  ja  doch 
an  anderer  Stelle  die  blosse  Sammlerthätigkeit  Freidank*s   richtig 
hervorhebt,  wirklich,  dass  nach  der  Lecture  der  Anmerkungen,  'Nie- 
manden mehr  zweifelhaft  sein  werde,  Freidank  habe  einen  sehr  grossen 
Theil   seiner  Sprüche    aus   lateinischen   Autoren  geschöpft'    (Einl. 
s.  41)  ?  'Beibringung  der  QueDen'  wird,  wenn  diesen  Worten  der 
landläufige  technische  Sinn  untergelegt  werden  soll,  kaum  der  passende 
Ausdruck  sein ;  nur  indirect  kann  er  genommen  werden,  soll  meine  oben 
gegebene  Erörterung  nur  einigermassen  richtig  sein.  Vielleicht  wäre 
hinzuzusetzen    gewesen   'und   Parallelen\    Wie  Beferent   sich   bei 
genauerer  Durchsicht  der  Anmerkungen  überzeugt  hat ,  gehört  auch 
thatsächlich  eine  grosse  Zahl  der   angeführten   Moci'  mehr  zu  den 
Parallelen  als  zu  den  Quellen.  Dürfen  aber  solche  Parallelstellen 
schlechtweg  verzeichnet  werden,  wie  sie  die  Leetüre  irgend  welcher 
Bücher  bringt?  Es  will  dem  Referenten  scheinen,  als  wenn  solche 
Sammlungen  nur  dann  Werth  hätten,  wenn  sie  unter  gewissen  literar- 
historischen Gesichtspunkten  veranstaltet  werden,  und  er  erlaubt 
sich  zum  Belege  auf  die  kleinen  Zusammenstellungen  hinzuweisen, 
die  in  MüUenhoff  und  Scherer's  Denkmälern  z.  B.  zu  Nr.  XXVII  ge- 
geben wurden.  Dort  wird  ein  Versuch  gemacht,  die  Geschichte  des 
Sprichwortes  in  der  ältesten  Zeit'  deutscher  Sprache  zu  zeichnen, 
für  die  späteren  Perioden  werden  nur  diejenigen  Verzeichnisse  durch- 
gesehen, welche  gewissermassen  die  Knotenpunkte  in  der  Litei*atur 
des   Sprichwortes  bilden.   Es  ist  dem  Beferenten  nicht  gelungen, 
in  den  Sammlungen  Bezzenberger*8  einen  bestimmten  herrschenden 
Gesichtspunkt  wahrzunehmen;   denn   dass  durch   Beibringung  von 
Parallelen  der  Sinn  des  Freidankverses  aufgeklärt  werde,  versteht 
sich  von  selbst.    Zunächst  hat  der  Verfasser  die  Bibel  mit  Sorgfalt 
und,  wie  Referent  gerne  glaubt,  erschöpfend  ausgezogen.  Die  übrigen 
lateinischen  Stellen  entstammen  den  verschiedensten  Autoren  classi- 
Rcher  und  später  Zeit,  bei  deren  Zusammenstellung  weder  Vollstän- 
digkeit noch  sichtende  Auswahl  durchgeführt  sind.  Für  alle  Sammlungen 
B.'s  aber  gilt,  dass  Beschränkung  fehlt.  Oft,  leider  sehi*  oft  werden 
Stellen  zusammengebracht,  die  mit  den  Versen  Freidank*8  in  einer 
nur  sehr  entfernten,  manchesmal  kaum  wahrnehmbaren  Beziehung 
stehen.  Ein  Beispiel  statt  sehr  vieler:  Freid.  47,  10.  11  lauten: 

Der  diep  ist  bcßse  nähe  bi; 
sin  nächgebür  wirt  selten  fr!. 

Dazu  die  Anmerkung:  *Ein  Dieb  ist  ein  schlimmer  Nachbar; 
vgl.  Graf  und  Dietherr  311.  —  Plaut  Menaechm.  4,  4.  31.  Verum 
illud  verbum  esse  experior  vetus:  aliquid  mali  esse  propter  vicinum 
malum.  Oder  ganz  insbesondere  die  Anmerkung  zu  28,  23  ff.  Für  die 


440  H.  E.  Bezgenberger,  Fridankes  Bescheidenheit,  ang.  t.  A,  Sehonbaäi. 

Sammlungen  ans  deutschen  Schriftstellern  gilt  im  Allgemeinen  das- 
selbe was  über  die  lateinischen  Stellen  bemerkt  wurde.  Hierzu  kömmt, 
dass  die  Art  zu  eitleren  ganz  merkwürdig  ist.  MS.  MSH.  MSF  nicht 
blos  nebeneinander  citiert,  abwechselnd  mit  oder  ohne  Angabe  des 
Minnesängers,  auch  die  alten  Beiträge  Benecke's  werden  immer  noch 
angezogen.  In  wie  weit  diese  Ai-t  zu  eitleren  mit  der  des  Müller- 
Zamcke'schen  Wörterbuches  zusammenhängt,  hat  Referent  nicht 
geprüft.  Das  durchstehende  ^Wiusbkin'  wird  Jedermann  für  unschön 
halten.  Dunkel  ist,  wie  Leser,  denen  die  gewöhnlichsten  mhd.  Worte 
erklärt  werden  müssen,  Gitate  wie :  Golm.  Garel.  Laber.  Schamel  u.  s. 
w.  verstehen  sollen.  Die  Predigtliteratur  scheint  verhältnismässig 
wenig  berücksichtigt. 

'Verständniss  der  schwierigen  Sprüche'  wollen  die  Anmerkungen 
noch  geben.  Insofern  darunter  eine  Erklärung  einzelner  Stellen  zu 
verstehen  ist,  haben  die  Anmerkungen  Tüchtiges  geleistet,  wenig  wird 
nachzutragen  sein.  Mit  der  Interpretation  einzelner  Worte  aber  kann 
Referent  sich  nicht  einverstanden  erklären,  denn  es  ist  ihm  unklar 
geblieben,  auf  welchen  Leserkreis  der  Verfasser  gerechnet  hat.  Auf 
sprachkundige  Leser  kaum,  denn  wozu  hat  er:  muot,  pfliht,  sache, 
nlt,  riebe,  genseme,  smashe,.  bl  u.  s.  w.  weitläufig  erörtert;  für 
unkundige  Leser  bietet  er  viel  zu  wenig.  Weder  die  Sammlung  von 
Pfeiffer-Bartsch  noch  die  Zacher'sche  können  als  Muster  gedient 
haben. 

S.  XI  der  Widmung  heisst  es :  ^Das  Lexikalische  habe  ich  knapp 

gefasst,  ohne  Wiederholungen  ängstlich  zu  vermeiden '  imd 

damit  sollte  wohl  eine  Art  carta  bianca  geschaffen  werden,  aber  es  ist 
noch  zu  viel  geboten,  um  Entschuldigung  zuzulassen.  So  sind  folgende 
Anmerkungen  fast  identisch : 

leben  10, 4;  26,4. 10;  27, 1—6; ort.  14, 1;  80, 19;  pflicht  17;  19; 
48,  5;  98.  8;  130,  20;  unmare  22,  2;  70, 1;  107, 19;  117,  6;  genaßme 
23,  8;  48,  3;  nlt  29,  3;  60,  1;  betrage  31,  9;  78,  18;  tougen  34, 15; 
99,  18;  gast  37,  6;  97,  12;  rlche  41,  15;  108,  17;  verhorn  50,  11; 
98,  2;  riuwe  51,  18;  57,  4;  gäbe  86,  1;  116;  19;  leide  110,  5. 
135,  18;  karc  148,  2;  167,  20.  und  viele  andere  mehr.  —  Wozu 
dienen  die  massenhaften  Verweisungen  auf  das  mhd.  Wb.?  Sollten  die 
Freidankleser  nicht  aufsuschlagen  verstehen? 

Die  Anmerkungen  insgesammt  haben  das  Aussehen,  als  ob  sie 
durch  übereilte  Aneinanderreihung  der  Fruchte  von  gang  unmotho- 
discher  Leetüre  entstanden  wären. 

Zum  Schlüsse  noch  Eins.  Abgesehen  davon,  dass  der  Verfasser 
sich  öfter  in  wenigstens  für  dieses  Buch  ganz  unpassenden  theo- 
logischen Excursen  ergeht,  drängt  er  dem  Leser  seinen  Moralstand- 
punkt in  sonderbarer  Weise  auf.  S.  11  der  Einleitung  noch  geneigt, 
die  Sprüche  104,  11.  a — f  als  Freidank  angehörig  anzuerkennen, 
erklärt  er  S.  63,  dass  er  sie  aus  dem  Texte  fortlasse,  weil  sie  obscön 
seien,  wiederholt  diese  Erklärung  in  der  bezüglichen  Anmerkung  und 
wirklich  steht  im  Texte  ruhig  Vers  104, 11.  neben  104,  11g;  in  den 


J.  0.  Opely  Der  niederaäcbsich  dänische  Krieg,  ang.  v.  0.  Lorenz.     44l 

Varianten  aber  heisst  es:  'a — f  ein  obscöner  Spruch,  im  Anhange'. 
Daselbst  S.  236  finden  sich  denn  die  Sprüche. 

Damit  man  aber  sehe  wie  empfindlich  das  sittliche  Gefühl  des 
Verfassers  ist,  setze  ich  die  censurierten  Verse  hieher: 

Ein  haore  and  ein  katze 

die  lebcnt  in  einem  satze. 

drizec  pfamie  maose  yoI 

die  verramt  ein  katze  wol; 

het  ein  hnore  drizec  man, 

si  het  ouch  nicht  genuoc  daran. ') 
Referent  erlaubt  sich  desshalb  nochmals  zu  fragen:  Welche 
Leser  hat  sich  der  Verfasser  vorgestellt?  —  Wären  doch  wenigstens 
die  incriminierten  Stellen  —  denn  die  Scherzverse  169,  29  a—o  sind 
auf  dieselbe  Weise  ausgeschlossen  worden,  weil  nach  S.  63  dieser 
Spruch  Freidank's  Wahrheitsliebe  widerspricht*  —  auf  einem  letzten 
Blatte  zusammengedruckt  worden  (wie  in  Schmeller's  Ausgabe  der 
Carmina  Buraua),  damit  em  besorgter  Vater  die  scheusslichen  Sprüche 
aus  dem  Buche  tilgen  könne,  bevor  er  es  seinem  Töchterchen  übergibt. 
Es  ist  sehr  schade,  dass  Bezzenberger  so  viel  redliche  Mühe  an 
eine  resultatlose  Arbeit  gewandt  hat. 

Wien,  im  Februar  1873.  Anton  Schönbach. 


Opel,  Julius  Otto,  Der  niedersächsich-däuische  Krieg.    Erster 

Band:  Der  niedersächsischc  Krieg  1621  — 1623.    Halle,  Waisenhaas- 
bachhandlang,  1872. 

Die  Detailforschung  feiert  ihre  grössten  Erfolge  überall  da,  wo 
sie  an  ein  im  allgemeinen  scheinbar  völlig  bekanntes  Gebiet  herantritt, 
und  das  festgestellte  System  der  Ueberlieferungen  in  den  Grundlagen  zu 
modificieren  im  Stande  ist.  Die  Geschichte  des  dreissigjahrigen  Kriegs 
ist  in  einer  solchen  völligen  Umgestaltung  begriffen.  Unter  den 
Werken ,  welche  in  dieser  Richtung  für  einen  kleinen  Zeitraum  einen 
sehr  durchgreifenden  Einfluss  auf  Eenntniss  und  Auffassung  der 
Dinge  üben,  wird  das  vorliegende,  sorgföltig  gearbeitete  Buch  Opel's 
an  erster  Stelle  zu  nennen  sein.  Die  Kämpfe,  welche  den  Eintritt 
der  dänischen  Macht  in  den  grossen  Krieg  vorbereiteten  und  diesen 
Ereignissen  gleichsam  den  Weg  bahnten,  sind  besonders  in  ihren 
localen  Verhältnissen  und  Ursachen  zusammenfassend  und  vollständig 
behandelt  worden.  Es  war  daher  ein  sehr  glücklicher  Gedanke,  die 
innem  Zustande  der  niedersächsischen  Länder  einer  ganz  eingehenden 
Untersuchung  zu  unterziehen.  Naturgemäss  Hess  sich  in  der  geschicht- 
lichen Darstellung  das  meiste  zugleich  um  eine  hervorragende  Persön- 
lichkeit gruppieren,  welche  ihrerseits  auch  noch  nicht  in  neuerer  Zeit 
eine  monographische   Behandlung  erfahren.    So    vermochte  OpePs 

*)  Ich  füge  hinzu,  dass  8.  10  der  Einleitung  eine  Stelle  aas  Scifr. 
Holbl.  mitgeteilt  wird^  d'w  wirklich  ar^  obscön  ist. 


444  (P.  Jaeger,  Darstellungen  a.  d.  rom.  (4oschichtt*,  ang.  v.  O.  Lorenz. 

noch  manche  Schwierigkeit  zu  besiegen,  aber  der  Fortsetzung  sehen 
wir  nach  dem  treiflichen  Beginne  mit  Spannung  entgegen. 

Zum  SchluHso  wollen  wir  äbrigons  noch  bemerken,  dass  uns  auf 
S.  113  die  Bemerkung  aufgefallen,  da88  Gabriel  Bethlen  von  den 
Deutschen  gewöhnlich  Bethlen  Gab(^r  genannt  werde,  —  da  dies» 
doch  der  ungarische  Namengebrauch  ist. 

0.  Lorenz. 


Darstellungen  aus  der  römischen  Geschichte.    Für  die  Jugend 

und  för  Freunde  geschiclitlichor  Leetüre.  Besorgt  von  Dr.  Oskar 
Jaeger.  VII.  Bändchen.  Die  Feldzüge  der  Römer  in  DeutsohUnd 
unter  den  Kaisern  Augustus  und  Tiberius.  Nach  den  Quellen  dar- 
gestellt von  Gust.  Hertzberg.   Halle,  Wai.seuhau8buchhdlg.,  1872. 

Bei  den  immer  weitergehenden  Ansprüchen,  welche  die  moder- 
nen Wissenschaften  an  die  Schule  stellen,  wir.l  es  stets  schwieriger, 
die  Kenntniss  des  Alterthums  den  kommenden  Genei-ationen  in  dem 
Masse  zu  erhalten,  wie  sie  dio  früheren  besassen.  Diese  Erscheinung 
bezieht  sich  nicht  blos,  wie  man  zuweilen  sich  einredet,  auf  den 
classischen  Sprachunterricht,  sondern  betrifft  ebenso  oder  vielleicht 
noch  mehr  die  sogenannten  Realien  der  griechischen  und  römischen 
Welt.  Deim  die  Kenntniss  der  alten  Sprachen  drückte  sich  auch  ehe- 
dem, als  dieselben  noch  fast  ausschliesslich  den  Unterricht  beherrsch- 
ten, bei  der  grossen  Masse  der  Gebildeten  auf  ein  gewisses  Niveau 
herab;  ohne  dass  desshalb  die  Früchte  der  classischen  Studien  ver- 
misst  worden  wären.  Dagegen  darf  man  sagen ,  dass  diejenige  Kennt- 
niss von  der  antiken  Weit,  welche  man  sonst  bei  Staatsmännern, 
Feldherren,  Dichtern  und  Künstlern  gleichsam  als  etwas  alltägliches 
zu  finden  oder  vorauszusetzen  gewohnt  war,  ohne  dass  man  gerade 
nach  dem  Quantum  sprachlicher  Erinnerungen  gefragt  hätte,  mehr 
und  mehr  abhanden  kommt.  In  Oesterreich  natürlich  noch  mehr  als 
irgendwo  anders,  doch  ist  ein  Rückgang  auch  in  Deutschland  zu  be- 
merken. Eine  grosse  Anzahl  älterer  Leute  war  ehemals  durch  onmii- 
telbare  Leetüre  alter  Schriftsteller  zu  einer  soliden  Basis  olassischer 
Kenntnisse  gelangt.  Wenn  wir  die  Napoloonen  unseres  Jahrhunderts 
in  römischer  Geschichte  bewandert  sahen,  als  wären  es  Fachgelehrte, 
so  war  das  durch  die  ausgiebige  Leetüre  der  alten  Schriftsteller,  sei 
es  auch  in  Uebereetzungen ,  möglich.  Man  darf  im  allgemeinen  be- 
haupten, dass  unsere  Vorfahren  mehr  von  der  alten  Literatur  gelesen 
haben,  als  die  heutige  Welt. 

Um  nun  diesen  Mangel  zu  ersetzen,  ist  das  Erscheinen  von 
Werken  und  Unternehmungen,  wie  das  vorliegende,  ohne  alle  Frage 
freudig  zu  begrOssen.  Die  gleichen  Resultate  werden  wir  auch  anf 
diesem  Wege  zwar  nicht  erreichen.  Aber  ein  junger  Mensch,  welcher 
die  nach  den  Quellen  erzählten  punischen  Kriege  von  Oskar  Jaeger  in 
der  erwähnten  Sammlung  liest,  wird  doch  von  Uannibal  und  den 
Scipionen  einiges  für  das  Leben  behalten,  was  als  Ersatz  für  die  g^ 


I 


Zar  Weltgescbickte,  Ton  Br.  SckuUr.  445 

schmälerte  Leetüre  der  clasBiächen  Autoren  selbst  augeseheu  werdeu 
kann.  Ebenso  sind  die  beiden  Bändchen  der  Sammlung,  welche  Dar- 
stellungen aus  der  ältesten  Geschichte  Roms  von  Georg  Hess  enthal- 
ten, geeignet  den  historischen  Unterricht  an  den  Gymnasien  zu  er^ 
ganzen  und  zu  yervollständigen.  Professor  Hertzberg  endlich,  der 
schon  früher  eine  ansprechend  geschriebene  Geschichte  des  Königs 
Pyrrhos  im  Kampfe  mit  Born  geliefert,  bietet  nun  im  letzt  erschiene- 
nen Bändchen  dieser  Sammlung  eine  werthvolle  Gabe,  deren  Bedeu- 
tung über  das  Interesse  der  Schülerwelt  hinaus  zu  gehen  scheint.  Bei 
den  vielen  schwierigen  Fragen,  die  auf  dem  Gebiete  der  römisch-ger- 
manischen Kriege  noch  ungelöst  sind,  gehörte  eine  genaue  Kenntniss 
des  Gegenstandes  dazu,  eine  allseitig  befriedigende  Darstellung  zu 
liefern.  Je  mehr  Beiz  die  ältesten  Germanenkämpfe  gewähren,  desto 
dringender  ist  ein  tüchtiger  Führer  durch  die  Quellen  dieser  Zeit 
nöthig,  derselbe  hat  sich  in  dem  kleinen  lebendig  geschriebenen  und 
anziehenden  Büchlein  Hertzberg's  gefunden. 

Wien,  März  1873.  O.Lorenz. 


m 

1.  Bilder  aus  der  Weltgeschichte.  Ein  Hilfsbuch  beim  biographischen 

Geschichtsunterrichte  für  Lehrer  und  ein  Lesebuch  für  Schüler.  Von 
W.  Dietlei  n.  Inspector  der  evangelischen  Volks-  und  Bürgerschulen 
in  Hildesheim.  Braunschweig,  Verlag  von  Friedrich  Wreden.  1871. 
VIU   424  S.  8. 

2.  Lehrbuch  der  Weltgeschichte  für  Schulen.    Von  S.  Klein.  Dritte 

verbesserte  und  vermehrte  Auflage.  Freiburg  im  Breisgau.  Herde r'sche 
Verlagshandlung.  1872.  VIH.  428  S.  8. 

Ad  1.  Das  vorliegende  Buch  soll  zunächst  „ein  Hilfsbuch  für 
Lehrer"  sein.  Das  sagt  der  Titel,  und  auch  das  „Vorwort",  wo  der 
Verfasser  seine  „fast  zwanzigjährige  Praxis"  erwähnt,  nimmt  darauf 
Bezng;  daneben  wird  es  noch  „ein  Lesebuch  för  Schüler""  genannt. 
Wie  entspricht  nun  das  Buch  seinem  Zwecke? 

Der  Verfasser  fertigte,  wie  er  angibt,  seine  Bilder  an  der  Hand 
vei'schiedener  Geschichtschreiber  und  führt  im  Inhaltsverzeichnisse 
viele  derselben  namentlich  an.  Allein  wir  lesen  darunter  wenige 
Namen  von  besondorcr  Bedeutung,  insbesondere  fehlen  fast  ganz  die 
eigentlichen  Geschichtsforscher,  und  zwar  gerade  da,  wo  sie  unbedingt 
benützt  werden  sollten.  Und  dass  diese  wirklich  nicht  berücksichtigt 
wurden,  verräth  das  Buch  schon  beim  ersten  Durchblättern,  nament- 
lich wo  die  confessionelle  Anschauung  mit  in's  Spiel  kömmt. 

Offen  und  frei  für  seine  religiöse  und  politische  Ueborzeu- 
gnng  einzustehen,  kann  den  Mann  immer  nur  ehren,  und  thut  im 
Grunde  jed^r  Charakter ;  allein  die  religiösen  und  politischen  Gefühle 


449  Zar  Wettgiodiidite.  tob  Dt,  StkmUr, 

und  Wfinsdie  dfirfen  niemals  die  Wahrheit  beeintrachticHi. 
Geschichte  handelt  es  sieh  um  Geschehenes,  im  That&achea.  rad 
müssen  anrerfalscht ,  wahr  erzahlt  werden.  —  Allein  Diedcis  irt 
darchans  Parteimann,  der  gar  oft  die  Wahrheit  seiner 
iicht  opfert.  Dieses  xeigt  sich  mehr  oder  weniger  durch  da« 
Bnch  hindnrch,  besonders  anfEaLlIend  jedoch  in  den  Nnmmem;  .,85.  Je» 
hannes  Huss*:  ..95.  Die  Pariser  Blathochzeit^:  ,97.  C.  Die  Zcrstf- 
mng  Magdeburgs '^;  etc.  Ohne  alle  Rücksicht  aof  iarch  die  Gesckichts- 
forschong  erwiesene  geschichtliche  Wahrheit  benätzt  der  Yerbaam 
diese  n.  a.  Nammem  zu  Vorwürfen  und  Schmähongen  gegen  die  Ka- 
tholiken. Ans  demselben  Grunde  lasst  Dietlein  Karl  Y.  imner  ai 
Krieg  gegen  die  Protestanten  denken  S.  251.  spricht  er  ronder  groescB 
Frömmigkeit  GustaT  Adolfs,  die  ihn  nach  Deutschland  führte  S.  272, 
tadelt  er  Johann  Georg  Ton  Sachsen  scharf,  weil  er  sich  nicht  firnk 
an  Gustav  Adolf  anschliesst  S.  273,  etc. 

Zu  diesen  Vorstossen  kommen  noch  mancherlei  andere  (i.  R 
lebte  S.  7  Semiramis  um  1220,  S.  423  aber  um  2000;  die  Erobe- 
rung Milet^s,  die  Geschichte  des  Miltiades,  Marathon  haben  S.  47  ff. 
und  S.  423  die  Jahrzahl  500:  S.  50  scheint  Xerxes  die  Zählung 
seiner  Truppen  in  A  sien  vorgenommen  zu  haben;  S.  133  (Mitte)  ist 
die  Angabe  über  Caesar,  der  zwei  Mal  in  Spanien  war  als  Quästor  und 
Proprätor,  mindestens  ungenau;  S.  145  heisst  es:  ..(Petrus)  soll,  wie 
Paulus,  in  Bom  zur  Zeit  Nero*s  gekreuzigt  worden  sein.  etc. 

S.  lY  sagt  der  Verfasser,  dass  er  sich  ferne  gehalten  „von  dem 
geisttödtenden  Aufzählen  von  Namen  und  Zahlen  *";  allein  die  Zeitan- 
gabe gehört  eben  auch  zur  Greschichte ;  Dietlein  aber  hat  sie  zu  sehr 
Temachlässigt.  So  z.  B.  hat  er  för  Aristides  die  eine  Zahl  450  und 
für  Kimon  469  und  doch  spricht  er  fünf  Seiten  lang  von  ihnen;  Pe- 
rikles  nimmt  vier  volle  Seiten  ein  mit  der  einzigen  Zahl  469 ;  für 
Nikias  auf  der  zweiten  Seite  427 ;  für  Alkibiades  (4  Seiten)  keine 
Zeitangabe,  und  so  noch  oft,  ja  gewöhnlich.  Dass  manche  Partieen, 
z.  6.  Bamniterkriege  ganz  übergangen  sind,  mag  nach  dem  Titelblatt 
kein  Fehler  sein;  dass  mitunter  die  Reihenfolge  der  Bilder  ganz  eigen 
ist,  z.  ß.  Nr.  59 :  Bonifacius,  61 :  Adalbert  von  Prag,  62  aber  Mo- 
hammed, obgleich  dieser Jahrhundei-te  früherlebte,  will  ichnicht  weiter 
betonen;  erwähnen  muss  ich  noch,  dass  Dietlein  vieles  durchaus 
Sagenhafte  ohne  alle  Bemerkung  als  geschichtliche  Thatsache  erzahlt 
z.  B.  S.  169  des  Bonifacius  Antwort  an  Eadbod,  S.  218  ff.  Teil  etc. 
In  anderen  Fällen  bringt  er  bei  historisch  sicheren  Begebenheiten  sehr 
freigebig:  »soll",  „wird  erzählt *•  etc. 

Druckfehler  finden  sich  nicht  viele  und  sind  auch  leicht  zu  ver- 
bessern z.  B.  S.  84:  lybisch,  richtig  libysch,  S.  83:  60,000,  richtig 
600,000,  etc.  Richtiger  ist  jedenfalls  auch:  der  Parthenon,  der 
Cölibat,  als  das.  Auch  besondere  Sprachfehler  und  Härten  kommen 
nur  wenige  vor;  frei  dagegen  ist  das  Buch  nicht  von  leeren  Phrasen 
und  „einem  breiten  moralisierendem  Sermon"  (S.  IV.),  wol  aber  fehlt 
auch  die  allernöthigste  Ki'itik  zu  oft.    Wurden  die  Fehler  streng  ge- 


Zar  Weltgeschichte,  von  Br.  Schüler.  447 

rfigty  so  dürfen  auch  die  Vorzüge  nicht  unbeachtet  bleiben.  Das  Buch 
liest  sich  im  Ganzen  leicht  und  ist  recht  unterhaltend;  die  Darstel- 
lung ist  anziehend ;  Stoff  ist  viel  da,  besonders  aus  dem  Gebiete  des 
Unterhaltenden:  Sagen,  Anekdoten  und  zwar  neben  allbekannten 
auch  manches  weniger  bekannte.  Viele  Schilderungen  sind  recht  gut, 
ebenso  reich  als  anschaulich  und  klar  z.  B.  vom  Nil,  Einbalsamiren 
der  Todten,  Pyramiden,  Labyrinth  und  viele  andere.  Auch  die  neue- 
sten Ereignisse  sind  ausführlich  erzählt. 

Ad  2.  Klein  bietet  auf  428  S.  verhältnissmässig  sehr  viel  und 
im  Ganzen  gut  verarbeiteten  geschichtlichen  Stoff.  Ebenso  gut  ist 
die  getroffene  Auswahl.  Der  Verfasser  weiss  im  Allgemeinen  aus 
dem  reichen  Gebiete  der  Geschichte  das  Interessanteste,  wirklich 
Wissenswertheste  geschickt  auszuwählen,  wobei  namentlich  auch  die 
Cnlturgeschichte  gebührende  Beachtung  findet.  Er  ist  vertraut  mit  dem 
geschichtlichen  Material  und  die  neuesten  Besultate  der  Geschichts- 
forschung sind  ihm  nicht  fremd  geblieben.  Manche  §§.  sind  sehr  gut 
z.  6.  21,  22)  46,  47,  59  u.  a.;  andere  freilich  auch  mangelhaft,  wie 
§.  20,  63  (Ludwig  von  Bayern)  u.  ä. 

Der  Verfasser  zeigt  sich  als  gläubigen  Katholiken;  in  seinem  ür- 
theile  über  Andersdenkende  ist  er  aber  milde  und  gerecht,  so  dass 
dieses  Buch  auch  für  Schulen  gemischter  Gonfession  gut  brauchbar 
ist;  wie  es  denn  auch  in  dem  neuen  Schullehrerseminar  zu  Strassburg, 
das  für  Katholiken  und  Protestanten  errichtet  wurde,  benützt  wird. 
—  Auch  die  neuesten  Ereignisse  haben  gebührende  Beachtung  ge- 
funden. 

Die  sprachliche  Darstellung  ist  lebendig,  anschaulich  und  klar, 
und  doch  gedrängt,  nur  ausnahmsweise  undeutlich  z.  B.  S.  17  unten: 
leere  Redensarten  und  fahles  Geschwätz  sind  vermieden.  Leider  sind 
ziemlich  viele  Druckfehler  stehen  geblieben:  S.  41  Z.  9  v.  o.  lies: 
riss,  nicht  riess;  S.  68  Z.  17  v.  o.  lies:  Cunctator,  nicht  —  tur;  S. 
86  Z.  3  V.  u.  1.:  Monate,  nicht  Jahre;  S.  96  Z.  7  v.  u.  1.:  Pollentia, 
nicht  —  tio;  S.  114  Z.  160  L:  aus,  nicht  nach  Mecca;  S.  135  Z. 
17  0.  1.:  1056,  nicht  1046;  S.  149  Z.  2  u.  1.:  Schlacht,  nicht 
Schlucht;  S.  166  (in  d.  Mitte)l.:  Regensburg,  nicht  Würzburg:  S.  178 
Z.  4  0.  1.:  Adolf,  nicht  Albrecht;  S.  202  Z.  2  u.  1.:  1498,  nicht 
1448;  S.  321  Z.  2  o.  1.:  Bischof,  nicht  Erzb.;  S.  329  1.:  XVI,  nicht 
XrV;  S.  339  Z.  1  u.  1.:  beiden,  nicht  zeiden:  S.  402  Z.  12  o.  1.: 
1855,  nicht  1845.  Richtiger  ist  auch  der  Parthenon;  Aegyptier, 
Kor-(Ker-)kyraer,  Dorier  etc.  —  Manchmal  vermisst  man  ungerne 
die  Zeitangabe  z.  B.  S.  38  hinter  Mykale:  479;  S.  45  hinter:  (Der 
hl.  Krieg);  S.  63  oben  fehlt  Ort  und  Zeit  des  Todes  des  Decius  (Sohn); 
8.  95  fehlt  Jahrzahl  für  die  Hunnen;  S.  126  fehlt  fär  Arnulfs  Sieg 
Ort  und  Zeit;  S.  128  fehlen  mehrere  Jahreszahlen,  ebeiiso  129  etc. 
Auffallend  fand  ich,  dass  kein  Wort  über  „Dante^,  den  grössten  italie- 
nischen Dichter,  gesagt  ist,  während  doch  S.  248  andere  Namen  ge- 
nannt sind.  Allein  trotz  all'  dieser  Mängel  ist  Kleines  Lehrbuch  offen- 
bar eine  recht  gute  Arbeit.  —  Wollte  man  das  Buch  an  Gymnasien 


448  H.  Piek,  yonehnle  der  Physik,  ang.  ? .  J.  Maresch. 

für  die  drei  ersten  Oeschichtscnrse  gebrauchen,  wozu  es  recht  geeig- 
net wäre,  so  dörfke  nach  Yeibessemng  des  Gerügten  die  Geschichte 
der  Griechen  und  Bdmer  theilweise  noch  etwas  ausführlicher  zu  be- 
handeln sein. 

Offenbnrg.  Dr.  Schnler. 


Vorschule  der  Physik  von  Med.  Df.  H.  Pick,  k.  k.  Schul- 

rath  etc.  für  die  untereo  Classeu  der  Mittelächuien.  Zweite  Auflage. 
Wien.  Gerold,  1873.     -  Pr.  1  fl   30  kr. 

Das  vorliegende  Bach  behandelt  die  wichtigsten  Lehren  der 
Physik  in  einem  Umfange  und  einer  Tiefe,  wie  es  der  Fassungskraft 
der  Schüler  nnd  dem  vorgeschriebenen  Lehrplan  entspricht.  Die 
Wahl  des  Stoffes  ist  gut  und  die  Anorduung  zweckmassig;  die  Dar- 
stellung ist  im  Ganzen  einfach  und  klar,  doch  gerath  sie  zuweilen  in 
Wiederholungen  und  unnöthige  Breite ,  insbesondei^  wäre  in  den 
mathematischen  Partien  mehr  Schärfe  und  grössere  Eüi*zo  sehr  wün- 
Hchenswerth.  Die  Begriffsbestimmungen  sind  meist  treffend  und  die 
Erörterung  und  Begründung  ist  leicht  fasslich  und  überzeugend.  Der 
beigefügte  chemische  Theil  ist  genügend.  Die  in  den  Text  aufge- 
nommenen Zeichnungen  und  Abbildungen  von  Apparaten  sind  gut 
und  zweckmässig.  Von  Mängeln  im  Einzelnen  mögen  bemerkt  werden: 

§  7.  Unter  den  Aeusserungen  der  Trägheit  vermisst  man,  dass 
kein  in  Bewegung  befindlicher  Körper  den  Zustand  der  Bewegung 
(Geschwindigkeit  und  Richtung)  selbstthätig  zu  ändern  vermag. 
Wenn  es  femer  am  Schlüsse  dieses  §  heisst:  „Die  Trägheit  steht 
mit  der  Masse  in  geiudem  Verhältnis;  hiei-aus  ergiebt  sich  sofort, 
dass  zwar  alle  Eöi-per  träge,  aber  nicht  in  gleichem  Grade  träge  sind*^, 
so  ist  der  letzte  Satz  mindestens  überflüssig,  wenn  nicht  gar  bedenk- 
lich, da  er  zusammengehalten  mit  dem  Satze:  „Alle  Körper  sind 
schwer  und  zwar  in  gleichem  Gi-ade**  (folg.  S.)  leicht  zur  Vermuthung 
fuhren  könnte,  es  sei  die  Verschiedenheit  der  Trägheit  von  der 
materiellen  Verschiedenheit  abhängig. 

§  8.  Von  der  Behauptung:  „dass  alle  Körper,  sie  mögen  ma- 
teriell noch  so  verschieden  sein,  in  gleichem  Abstände  vom  Erdmit- 
telpuncte  gleich  stark  von  der  Erde  angezogen  werden,  dass  nicht 
bloss  alle  Körper  schwer,  sondern  auch  in  gleichem  Grade  schwer 
sind "^9  ist  der  erste  Theil  nur  für  gleiche  Massen  richtig,  der  zweite 
Theil  aber  ist  nur  eine  Umschreibung  des  ersten  und  wäre  umsomehr 
fallen  zu  lassen ,  als  der  Ausdruck  „gleichschwer"  doch  erst  einer 
Erklärung  bedarf  und  leicht  zu  irriger  Auffassung  Anlass  gibt. 

§  31.  In  dem  Satze:  „dass  das  Uebergehen  eines  tropfbaren 
Körpers  in  einen  ausdehnsamen  nicht  bloss  bei  der  Siedhitze,  sondern 
bei  jeder  über  dem  Schmelzpunct  liegenden  Temperatur  stattfindet^, 
wäre  „über  dem  Schmelzpuncte^  wegzulassen,  da  bekanntlich  Wasser 
auch  unter  0^  flüssig  sein  und  verdunsten  kann. 


H,  Pick,  Vorschule  der  Physik,  ang.  v.  J.  Maresch,         449 

§  35.  Wenn  es  in  diesem  §  heisst:  „Vergleicht  man  den  zurück- 
gelegten Weg  mit  der  darauf  verwendeten  Zeit,  so  erlangt  man  eine 
Vorstellung  von  der  Geschwindigkeit**,  so  bleibt  doch  die  Hauptfrage 
ohne  Antwort :  Wie  erlangt  man  eine  Vorstellung  von  der  Geschwin- 
digkeit und  was  ist  der  Ausdruck  derselben  ?  Darauf  erhält  man  auch 
im  folgenden:  ^Legt  ein  Körper  in  derselben  Zeit  einen  längeren 
Weg  zurück,  als  ein  anderer,  oder  bedarf  er  zur  Zurücklegung  eines 
gleich  grossen  Weges  einer  kürzeren  Zeit,  so  sagt  man  von  ihm,  er  be- 
sitze eine  grössere  Geschwindigkeit^,  keinen  Aufschluss ;  denn  einer- 
seits ist  hier  die  Vergleichung  des  Weges  mit  der  Zeit  wieder  fallen 
gelassen,  und  dafür  die  Vergleichnng  der  Wege  bei  gleicher  Zeit  oder 
der  Zeiten  bei  gleichem  Wege  gesetzt,  andrerseits  aber  ist  durchaus 
nicht  ersichtlich ,  wie  letzteres  mit  ersterem  zusammenhängt.  Wäre 
es  nicht  natürlicher  und  einfacher,  Vorstellung  und  Ausdruck  der 
Geschwindigkeit  aus  der  Vergleichung  der  in  gleichen  Zeiten  zurück- 
gelegten Wege  zu  schöpfen  und  den  in  der  Zeiteinheit  zurückgelegten 
Weg  für  den  Ausdruck  der  Geschwindigkeit  zu  nehmen? 

Die  in  einem  folgenden  Absätze  dieses  §  gemachte  Unterschei- 
dung „momentane^  (nur  eine  ud messbar  kurze  Zeit  wirkenden)  Kräfte 
dürfte  vielleicht  überflüssig  sein,  wenigstens  wird  sie  von  neuem 
Physikern  fallen  gelassen. 

§  60.  In  dem  Satze:  „Der  vertical  nach  aufwärts  gerichtete 
Druck,  der  lediglich  eine  Folge  der  Unzusammendrückbarkeit  der 
tropfbaren  Flüssigkeiten  ist,  heisst  Auftrieb^  ist  erstens  der  aufwärts 
gerichtete  Druck  und  der  Auftrieb  irrthümlich  verwechselt,  und 
zweitens  ist  keine  von  beiden  lediglich  eine  Folge  der  Unzusammen- 
drückbarkeit. Der  aufwärts  gerichtete  Druck  wächst  mit  der  Tiefe 
anter  dem  Spiegel ,  der  Auftrieb  aber  ändert  sich  nicht ,  und  beide 
sind  vielmehr  eine  Folge  der  gleichmässigen  Fortpflanzung  des  (durch 
die  Schwere  geübten)  Druckes  nach  allen  Seiten. 

§  79 — 89.  Trotz  aller  Aufmerksamkeit  ist  es  nicht  gelungen, 
weder  in  diesen  §§  (die  von  den  wichtigsten  Bewegnngsarten  han- 
deln) noch  im  §  35  (über  die  Bewegung  im  Allgemeinen)  das  Gesetz 
der  gleichförmigen  Bewegung  aufzufinden. 

Wenn  demnach  das  vorliegende  Buch  von  Fehlem  nicht  frei 
ist,  so  bleibt  es  doch  immer  —  selbst  bei  ungünstigen  Schulverhält- 
nissen —  ein  brauchbares  Lehrbuch. 

Innsbruck,  am  1.  Febr.  1873.  J.  Maresch. 


/.elti«hrin  f.  (\.  6«terr.  Oynin.  1873.  VI.  H«'ft.  30 


Vierte  Abtheilnng. 


Miseelleii* 


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f   welchem  Untscner  aoco  g«-- 

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..ii.M.n    welche  von  Zeit  in&it  Ift« 

>i  >uL*Jru  O'-bietes  Bach  fthrenjaton« 

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\.-x.:,:    .rv.r  k*ulo.ridening  der  östenö^- 


Miscellen.  4SI 

liehe  Anfragen  wurden  in  erwünschter  Weise  beantwortet,  nur  ein  paar 
blieben  unerwidert.  Es  ergab  sich  bei  diesen  Nachforschungen  in  ausge- 
dehnterem Masse,  als  ich  vorausgesetzt,  dass  sehr  viele  Gymnasien  und 
Realschulen  entweder  überhaupt  oder  seit  einer  Reihe  von  Jahren  keine 
Programme  veröffentlicht  oder  doch  im  letzten  Schuljahre  davon  Umgang 
genommen  haben.  Diess  ^ilt  namentlich  von  einer  grossen  Zahl  böhmi- 
scher, mährischer,  dalmatischer  und  nach  den  mir  von  verlässlicher  Seite 
gewordenen  Mittheilungen  von  fast  sämmtlichen  galizischen  Mittelschulen. 
Absolute  Vollständigkeit  ist  auf  diesem  Terrain  schwer  herzustellen; 
eine  annähernde  aber  glaube  ich  erreicht  zu  haben.  Sollte  mir  indess  ein 
oder  das  andere  Programm  entgangen  sein,  so  wäre,  ich  sehr  dankbar, 
wenn  ich  darauf  aufmerksam  gemacht  würde,  um  einen  etwaigen  Nachtrag 
zur  Kenntnis  der  Leser  dieser  Zeitschrift  bringen  zu  können.  Eine  viel- 
leicht nicht  unwillkommene  Ergänzung  möge  eine  Anzahl  von  Jahres- 
berichten aus  dem  Bereiche  der  Länder  jenseits  der  Leitha  bilden. 
Da  diese  jedoch  nicht  innerhalb  des  Rahmens  der  gegenwärtigen 
Arbeit  liegen,  so  wurden  hier  keine  umfassenderen  Schritte  snr  Erwei- 
terung des  in  Wien  gebotenen  Materials  unternommen,  mit  Ausnahme 
jener  Publicationen,  welche  den  bewährten  Schulen  der  Siebenbfirger 
Sachsen  angehören;  die  vollständige  Aufnahme  der  letzteren  schien  mir 
eine  Ehrenpflicht.  In  Croatien  und  der  früheren  Militärgrenze  hat  man 
bisher  auch  an  der  während  der  Herrschaft  des  österreichischen  Orga- 
nisatiousentwurfes  eingebürgerten  Sitte  festgehalten,  die  im  übrigen 
Ungarn  unseres  Wissens  fast  ganz  ausser  Gebrauch  gekommen  ist.  Dass 
ich  mich  trotz  der  Ueberschrift  nicht  auf  Abhandlungen  im  strengen 
Sinne  des  Wortes  b  schränkt  habe,  ist  selbstverständlich.  Die  Anordnung 
nach  den  beiden  Hauptgruppen  Gymnasien  und  Realschulen  und  inner- 
halb derselben  nach  Ländern,  welche  bei  einer  mehrere  Jahre  umspan- 
nenden Uebersicht  der  systematischen  Gliederung  nach  dem  Innalt 
weichen  müsste,  dürfte  für  den  beschränkten  Stoff  eines  Jahres  ihre  Be- 
rechtigung haben.  Die  Titel  der  Aufsätze  glaubte  ich  durchwegs  in  der 
Originalsprache  geben  zu  sollen;  die  Ueberäetzung  der  slavischen  ver- 
danke icn  der  Gefälligkeit  meiner  Collegen  Dr.  l&nvalina  und  Öuman. 
Die  Abkürzungen  OG.,  UG.,  RG.,  OR.,  UK.  sind  in  der  Zeitschrift  ohne- 
diess  gangbar;  wo  der  Name  Gymnasium  oder  Realschule  schlechtweg 
gebraucht  wird,  ist  eine  vollständige  Anstalt  zu  verstehen. 

Der  Inhalt  der  folgenden  Blätter  ist  geeignet,  zu  manchen  Be- 
trachtungen anzuregen.  Nur  eine  Bemerkung  sei  mir  gestattet.  So  weit 
auch  die  Urtheile  über  den  Werth   der  Programmliteratur  auseinander- 

fehen  und  so  ungleichartig  in  der  That  ihre  Leistungen  sind:  mich 
unkt  es  keine  erfreuliche  Erscheinung,  wenn  in  weiten  Kreisen  die 
selbständige  Betheiligung  an  derselben  erloschen  ist.  Die  Jahresberichte 
sind  unstreitig  ein  Lebenszeichen  der  Bildungsstätte,  von  welcher  sie 
ausgehen;  selbst  die  darin  enthaltenen  Schulnachrichten,  welche  aber  nach 
einer  Bestimmung  des  Organisationsentwurfes  nicht  für  sich  allein  aus- 
fl^geben  werden  sollen,  haben  einen  gewissen,  wenngleich  begrenzten 
Werth ;  eine  Lehranstalt,  die  nicht  blos  vorübergehend  auf  die  Veröffent- 
lichung eines  Progranimes  verzichtet,  tritt  damit  auch  ans  dem  leben- 
digen Verbände  jener  in-  und  ausländischen  Schwesteranstalten,  welche 
im  Programmaustausche  stehen.  Wenigstens  sollte  die  Schule  von  Zeit 
SU  Zeit  mit  einer  grösseren,  gediegenen  Schrift  hervortreten.  Wenn  meine 
anspruclislose  Arbeit  dazu  beitragen  würde,  diesem  Literaturzweige  wieder 
erhöhte  Theilnahme  zuzuwenden,  so  wäre  der  Zweck  derselben  volikom- 
men  erreicht. 


30* 


Wies« 

Jakob  Meister.  Exjmn^mtht  ÜBt*Tfs<teu  iber  saL  sa«l  und 
T4Tvafidu  WuietiL  17  S.  ft*. 

ßcbotteDgjTBBftsiiiai. 

Aik-ina*  Borschke.  Aeidijlas  oad   Sof^wUeL   Ose  dimmatudie 
ßUdie.  70  S   ><•. 
Jo§effta4t«r  Gjninfiri^Tn 

Karl  Landsteiner.  Eis  ^sierrnchü^er  SdialmeK^o-  *).  89  S.8*. 

W^Mkdelin  FöT^i^T.  I>e  Rafi  brenaiio  ejuqve  codidlMis.  19  S. 

Tberecianom. 

Lw^pold  Vielbaber.  LiTiaoiatbe  SI«di<B.  U.  (Ueber  die  xwei 
Aldiniscbeo  Aoü^beo  det  Lina»  io  Bezog  auf  die  Tierte  Ddade.)  8  S.  8*. 

Dr.  Tbeod.  C  i  c  a  1  e  k.  Beit ri^  rar  Gesducbte  des  Tbcnsiaiiams.  eO  & 

Leopold Btidter  B  a.  CH'i. 

Heinrich  Koziol.  Zcr  Kritik  asd  ErkÜrvag  der  kleineo  Sdirift» 
des  Apaleins.  iL  TbeiL  45  S   8*. 

Mariabilfer  B  il  06. 

Josef  Scb Dellinger.  Gesetze  der  rdatiren  Bewegung  und  ihre 
Anwendung  ani  den  Wurf  mit  Bdcksicht  auf  die  RotatioD  der  Erde.  36  S.  8*. 

Landstrasier  B  n.  OG. 

Jobann  Losertb.  Beiträge  znr  Kunde  östoreicbiacber  Geschicbts- 
uoellen.  (L  Der  angebliche  Bemardns  Noricos.  IL  Petras  von  Zittau  and 
die  Cosnuubandsdmft  zu  Donaoescbingen.)  26  S.  8*. 

B  0«  OG.  im  IX.  Bezirk. 

Stefan  Kapp.  Mittbeilnngen  ans  zwei  griechischen  Handschriften, 
als  Beitrag  zar  Geschiebte  der  Alexandersage  im  Mittelalter.  79  S.  8*. 

Baden  BG. 

Michael  Gntwenger.  Vindieiae  Horatianae.  De  Horatii  dignitate, 
pretio  ac  moribns  oonscripsit.  ...  21  S.  8*. 

Krems  OG. 

Dr  Josef  Hirn.  Kirchen-  and  reichsrechtliche  Verhältnisse  des 
salzbnrgischen  Saffragaubisthams  Gark.  91  S.  8*. 

Melk  OG. 

Eduard  Freiherr  y.  Siber.  M.  Porcius  Cato  Censorius.  47  S.  4*. 

Oberbollabrunn  B  u.  OG. 

Edmund  Eich  1er.  Quo  jure  carmen  Catulii  duodeseptageaimum 
a  nonnuUis  viris  doctis  in  duo  carniina  dirimatur,  quaesirit  ...  11  S.  8*. 

Franz  Kraus.  Uebersichtliche  Zusammenstellung  der  meteorolo- 
gischen Verhältnisse  von  OoerbolUbrunn  für  das  Jahr  1871.  15  S. 

Beitenstetten.  OG. 

Godfried  Friess.  Studien  über  das  Wirken  der  Benedictiner  in 
Oesterreich  f&r  Cultur,  Wissenschaft  und  Kunst.  V.  Vom  Aussterben  der 
Habsburger  bis  auf  unsere  Tage.  51  S.  8*. 

Stockerau  EG. 

Franz  Kubin.  Lotbar  III.,  der  Sachse,  in  seiner  Stellung  zum 
Pabstthume.  Eine  historische  Abhandlung.  29  8.  8*. 


*)  Jobann  Wurth,  Lehrer  zu  Münchendorf  in  Niederösterreich,  f  l^?^ 


Miscellen.  45S 

Waidhofen  an  der  Thaia  R6. 

Josef  Talih  Arithmetische   Reihen    höherer  Ordnungen  nnd   die«, 
figurierten  Zahlen.  20  S.  8^ 

Oberösterreich. 
Freistadt.  R  u.  06. 

Emanuel  Urban«  Einiges  über  die  Natnrverhaltnissd  von  Frei- 
stadt 4  S.  4^ 

(Adolf  Weichselmann.)  Proben  einer  Sentenzensammlung  aus 
römischen  Classikem.  4  S. 

Kremsmünster. 

Paulus Proschko.  Ueber Piatons  Dialog  „Menon**.  (Gedankengang 
und  Gliederung  des  Dialogs.)  20  S.  4^ 

Linz  00. 

Jakob  Walser.  Schiller's  ^Macht  des  Gesanges**,  femer  Str.  1 
und  2  aus  Seh.  ,,Eampf  mit  dem  Drachen**,  endlich  Göthe's  ,,Mut**  in 
lateinische  Poesie  übertragen,  nebst  einschlägigen  Bemerkungen  von  •  .  . 
22  8.  4«. 

Ried  R  u.  OG. 

Josef  Palm.  Erster  Beitrag  zur  Kenntniss  der  Dipterenfauna  von 
Ried.  30  S.  8*  nebst  einer  Tafel. 

Errichtung  des  Gymnasiums  (2  S.) 

Salzburg. 
Salzburg  OG. 

Dr.  E^d  Schreiber.  Die  Urodelen  Oesterreichs.  24  S.  8*. 
Katalog  des  Hoppe'schen  Herbariums.')  38  S. 

Stetertnark. 
Cilli  OG. 

Anton  äantel.  Die  Gesetze  der  Lichtbrechung  in  einem  Systeme 
kugelförmig  begrenzter  Medien.  20  S.  8^ 

Karl  Glaser.  Odlomek  francoske-slovenske  sloynice.  Spisal  .  .  . 
(Bruchstück  einer  französisch-sloyenischen  Grammatik  .  .  .)  —  11.  —  20. 
Lection.  12  S. 

Graz. 

Erstes  Gymnasium. 

Dr.  Richard  Peinlich.  Geschichte  des  Grymnasiums  in  Graz. 
Zweite   Periode.    CoUegium,   Gymnasium   und   Universität  der  Jesuiten. 
(Schluss.)  107  S.  4». 

Zweites  Gymnasium. 

Josef  Egg  er.  Beiträee  zur  Kritik  und  Erklärung  des  Gregorius 
Hartmann's  von  Aue.  44  S.  8^ 

Dr.  Vitus  Graber.  »Beitrag  zur  Histologie  der  Stachelhäuter  (mit 
zwei  Tafeln).  14  S. 

Nathan  Kohn.  Notiz  über  eine  seltenere  Justinianus-Goldmünze 
in  der  Sammlung  des  Gymnasiums.  2  S. 

Leoben  RG. 

Dr.  Alois  Unterhuber.  Ueber  Determinanten.  14  S.  8". 

Dr.  Gregor  Fuchs.  Das  AdmontthaLEine  geographische  Skizze.  22  S. 
Marburg.  OG. 

Franz  Voregger.  Philipp  U.,  König  von  Makedonien,  wird  Her^ 
der  Griechen.  30  S.  8^ 

Josef  §  u  m  a  n.  Etymologische  Tafeln  nach  Curtius  und  Miklosich, 
zusammengestellt  von  ...    22  S.  (wird  fortgesetzt.) 

')  Geschenk  Seiner  kaiserlichen  Hoheit  des  Kronprinzen  Bud'^^^ 


454  MisceUen. 

Tabellarische  üebersicht  der  regelmässigen  Temposbildnng  im 
Oriechischen.  Abdruck  eiDiger  Schülerarbeiten  vom  L  Semester  der  IV.Classe, 
als  Beitrag  zur  Methodik  des  griechischen  Spraehunterrichtes  mitgetheilt 
von  Prof.  Snman. 

Pettau  RG. 

Rupert  Kämmerer. üeber das Schnldbewnstsein des  sopbokleischen 
Oedipos  auf  Eolonos.  22  S.  8*. 

Kärnten. 
Klagenfurt  OG. 

Michael  Petschenig.  Zar  Kritik  der  Horaz-Scholiasten.  32  S«  8*. 

Villach  RG. 

Franz  Jäger.  Geschichte  Kärntens  von  der  ältesten  Zeit  bis  zum 
Untergange  des  weströmischen  Reiches,  476  n.  Chr.  Geb.  (37  S.  8*  nebst 
einer  Karte  von  Kärnten  mit  Bezeichnung  der  römischen  Strassenzüge 
und  der  Fundorte  römischer  Alterthümer). 

Krain. 
Krainburg  RG. 

Michael  2olgar.  RazliSnosti  v  slovenskem  Ijudskem  jeziku.  (Die 
Verschiedenheiten  im  slovenischen  Volksdialekte.)  14  S.  8*. 

Laibach  OG. 

Michael  Wurner.  Niederschlagsverhältnisse  Oberkrains  nach  den 
Beobachtungen  der  Jahre  1864—1869  dargestellt  von  ...  13  S.  8*  nebst 
einer  Tafel. 

Rudolfswerth  R  u.  OG. 

Dr.  August  Böhm.  Die  geologischen  Verhältnisse  der  Umgebung 
von  Rudolfswerth.  9  S.  8'. 

Lukas    Kunstek.    F^  W.  Schneidewin's  und   Ad.  SchölFs  Stand- 

?uncte  in  der  Frage  über  die  Motive  und  den  Plan  der  Sopbokleischen 
'ragödien.  12  S. 

KüsUnkMd. 
Capodistria  OG. 

Dr.  Bemhurd  BenussL  Saggio  d'una  storia  delV  Istria  dai  primi 
tempi  sino  all*  epoca  della  dominazione  Romana.  60  S.  8*. 
Görz  OG. 

Josef  Culot.  Intomo  la  congettura  Niebuhriana  di  vasti  poemi 
epici  popolari  nell*  antica  Roma.  Dissertazione  del  .  .  .    28  S.  8®. 

Triest. 
Staats^ymnasium. 

Fidel  Mähr.  Typische  Zeichnungen  in  Piatons  Dialog  Gorgias. 
72  8.  8». 

Commnnalgymnasinm.  • 

Basil  Cappelletti.  L'  Elettra  di  Sofocle  raffrontata  colP  Eletira 
di  Euripide.  Saggio  critico.  28  S.  8*. 

Tirol  imd  Vorarlberg. 
Bozen  OG. 

Vincenz  G redler.  Fauna  der   Kriechthiere   und  Lurche    Tirols. 

45  S.  8». 

Briien   OG. 

Alois  Glira.  Wesen  und  Bedeutung  des  Hermes  bei  den  Griechen. 

46  S.  8». 

Feldkirch  R  u.  OG.  (nebst  drei  Classen  der  UR.). 

Anton  Äusserer.  Ueber  den  botanischen  Garten  in  Feldkirch. 
24  S.  4«. 


Miscellen.  455 

Innsbruck.  06. 

Dr.  Josef  Malfertheiner.  Zam  Unterrichte  in  den  alten  das- 
sischen  Sprachen  an  den  österreichischen  Gymnasien.  14  S.  4^ 

Heran  OG. 

Bernhard  Koch.  Jurisdictionsstreit  des  Benedictiner-Stiftaa  Marien- 
berg  mit  den  Herren  von  Trapp.  36  S.  4^ 

Rovereto  OG. 

Compendio  di  trigonoroetria  coroparata.  16  S.  4^ 

Trient  OG. 

Bartholomäns  D  a  l  p  i  a  z.  Volgatae,  quam  dicunt,  editionis  scripturam, 
quod  Demosthenis  Philippicae  tertiae  paragraphoa  6  et  7  spectat,  esse 
retinendam.  17  S.  8*. 

Cronichetta.  69  S. 

Datmatien, 
Ragusa  OG. 

Anton  Vudetic.  0  Dubrovaökoj  pomorskoj  sili  do  svrhe  srednjega 
▼ijeka.  (üeber  Ragusas  Seemacht  bis  zum  Ende  des  Mittelalters.)  25  S.  S*. 

Pietas  Austriaca  triumphans.  Lib.  I.  ^  27  S. 

Dr.  G.  A.  Eaznae^iö.  Ne§to  o  Dru.  Gjuru  Higji.  (Hidli.)  (Einiges 
über  Dr.  Georg  Higja.)  7  S. 

Matthäus  lYterit  Delle  Ricompense  e  dei  Premi.  Discorso  tennto 
il  4.  di  Aprile  1872  depo  la  lettura  delle  Classificazioni  del  L  Semestre 
dal  Direttore  ...     7  S. 

Spalato  OG. 

C.  A.  Bakotiö.  0  magneti6nom  navodn  proizvedenom  za  meme 
kolanja  kovnih  ploiah,  ili  kojekakyih  drugih  tielesah  (Arago  1824  —  Fara- 
day  1832  —  Matteucci  1854)  (üeber  die  während  der  Rotation  von  Me- 
tallplatten oder  irgend  welchen  andern  Körpern  erzeugte  magnetische  In- 
dnction.)  16  8.  8«. 

Johann  Devid.  L.  J.  R.  Museo  di  antichita  in  Spalato.  18  S. 

Zara  OG. 

Speratus  Nodilo.  Storia  primitiva  dell*  Uomo  (snlla  baae  degli 
atudi  piu  recenti).  58  S.  8^ 

Böhmen. 
Böhmisch  Leipa  OG. 

Dr.  Otto  Weishaupt.  Piatons  Lob  der  Philosophie.  44  8.  8*. 

Brüi  R  u.  OG. 

W.  Zacharias  Res  sei.  Die  Erziehung  der  Völker.  18  S.  4*. 
Bndweis. 
Deutsches  Gymnasium. 

Dr.  Ferdinand  Maurer.  Grundzüge  der  Determinantenlehre.  18  S. 4*. 

Slavisches  Gymnasium. 

Franz  Sembera.  Genesis  indickd  Trimurti.  Podivä  proL  .  • 
(Genesis  der  indischen  Trimurti.  Verfasst  von  Prof.  .  .  )  11  S.  4^ 

Eger  OG. 

Dr.  Ignaz  Baukonhaider.  Einfluss  von  Land  nnd  Wasser  auf 
das  Klima.  27  S.  S\ 

üebersichtliche  Zusammenstellung  der  meteorologischen  Verhält- 
nisse von  Eger  für  die  Jahresperiode  vom  1.  Jänner  bis  31.  December  187L 
20  S. 


^  Ein  zeitgenössisches  episches  Gedieht  auf  den  siebenjährigen  Krieg 
vonVincenz  Petrovich    in    Ragusa.  (Vorausgeschickt   kurze  bio^a- 

5 bische  Notizen  über  denselben  und  eine  lateinische  Ode  auf  seinen 
'od  von  P.  Bolich.) 


450  Miscellei. 

Johann  Lissner.  Die  für  das  Egerer  k.  k.  Gymnasium  nenerrichteie 
P.  J.  Bloman*8che  Stadentennnterstützangs-Stiftung.  3  S. 

Jungbunzlan  OG. 

Dr.  Josef  Podhajsky.  fted  co  svrchovan]^  zjev  rnchu  ÜYotn6ho. 
(Die  Sprache  als  die  yollendetste  Erscheinung  der  Lebensthätigkeit.)  16  S.  8^ 

Tiburtius  Jaschek.  Pi-ehled  d$jin  zdejsiho  gjmnasia.  Podavä 
r§ditel  .  (Uebersicht  der  Geschichte  des  hiesigen  Gymnaaiams,  Ter- 

fasst  vom  Director  .  .  .  ).  1  S. 

Kaaden  RG. 

Josef  LooB.  An  die  Leser.  2  8.  8^ 
„         y,      Kurze  Geschichte  der  Anstalt.  9  S. 

Leitmeritz  OG. 

Wenzel  Kloudek.  Miscellen  zu  Vergilius.  18  S.  8^ 

Mies  R  u.  OG. 

Dr.  Ludwig  Chevalier.  Ueber  den  Unterricht  in  der  deutschen 
Sprache  an  anderssprachigen  Gymnasien  mit  besonderer  Rücksicht  auf 
czechische  Obergymnasien.  35  S.  8**. 

Neuhaus  OG. 

Dr.  Eduard  Schöbl.  Pusobeni  clektHny  do  mitf  tdles  (dobr^ch 
YOdidd.)  [Die  Wirkung  der  Elektricitat  auf  das  Innere  der  Edn>cr  (der 
guten  Leiter.)]  14  S.  8«. 

Pilgram  RG. 

Z  d^jin  mösta  Pelhifimova.  (Aus  der  Geschichte  der  Stadt  Pilgram.) 
13  S.  4«. 

0  zfizeni  dstayo.  (Von  der  Errichtung  der  Anstalt)  1  S. 

Pilsen  OG. 

Alfons  Jelinek.  Untersuchungen  über  die  Intersection  eines  ge- 
theilten  und  ungetheilten  Hyperboloides  mit  einem  geraden,  kreisförmigen 
Kegel.  (Fortsetzung  und  Schluss  des  Aufsatzes  im  Programm  1871.)  12  S.  8'. 

Prachatitz  RG. 

Dr.  Theodor  Stieglitz.  Historisch  -  geogiiaphische  Bemerkungen 
zum  ersten  Buche  der  Commentarien  de  hello  gallico  von  C.  Julius  Cäsar. 
21  S.  8«. 

Prag  OG.  auf  der  Kleinseite. 

Friedrich  Schubert.  Syntaktisches  zu  Sophokles.  27  S.  4^ 

OG.  in  der  Neustadt. 

Josef  Deil.  Die  deutschen  Stammesherzogthümer  in  ihrem  Verhält» 
niss  zum  Königthume.  7  S.  4^ 

Communal-RG.  auf  der  Kleinseite. 

Josef  Smolik.  Jan  Caramuel  z  Lobkovic  a  jeho  dilo  „Mathesis 
biceps,  vetus  et  nova**  (dokonöeni)  (Johann  Caramuel  von  Lobkowitz 
und  sein  Werk  „Mathesis**  .  .  .)  (Schluss  folgt.)  10  8.  4t\ 

Tabor  R  u.  OG. 

•  Wenzel  Kfl2ek.  Slovo  o  realn^ch  gymnasiich  v  nynSjSi  soustavi 
Skolske.  PodAvä  ^editel  . . .  (Ein  Wort  über  Realgymnasien  in  dem  jetzi- 
gen Schulsystem  vom  Director  . .  )  15  S.  4*. 

Wenzel  Bakovsk^.  Ukäzka  z  metrickeho  pfekladu  tragoedie  Enri- 
üidovy  ,,Hipüolytos«  (V.  1173  —  1254,  die  vydäni  Nauckova).  PodävA  •  • . 
[Probe  aus  der  metrischen  Uebersetzung  von  Euripides  Tragödie  Hippo- 
lytos  (V.  1173  —  1254  nach  der  Ausgabe  von  Nauck)  von  .  .  .]     1  S! 

Taus  RG. 

Antonin  Srna.  Ob£h  a  dftleiitost  fosfoJH^nanft  v  piirod6.  (Circu- 
lation  und  Wichtigkeit  der  phosphorsauren  Salze  in  der  Natur.)  8  S.  8^ 


Misoellen.  457 

■  Mähren, 

sBrttnn. 
Deutsches  GymnasionL 

Dr.  Karl  Friedrich  Dittrich.  Die  Karolinger  und  die  Normannen. 
^-Bin  Fragment.  24  S.  4«. 

iSlavisches  Gymnasium. 

r  .  Dr.  Adam  Stosek.  0  matematick^ch  zakladnich  operacich  se  zvliü§t- 

nim  ohledem  na  5isla  tak  zvanä  pomyslnä.  (Pokraöoyani  a  ukonöeni) 
.[Ueher  die  mathematischen  Grundoperationen  mit  besonderer  B&cksicht 
auf  die  sogenannten  imaginären  Zahlen.  (Fortsetsung  und  Schluis.)]  26  S.  8^ 

B6. 

Dr.  Josef  Part  he.  Die  Realgymnasien)  ihr  Wesen,  ihr  Zweck  und 
Dir  Ziel.  17  S.  8*. 

Dr.  Moriz  Grolig.  Kaufs  Erkenntnislehre  im  Lichte  der  neuesten 
Kritik  8  S. 

Iglau  OG. 

Heinrich  Sonnek.  Qua  ratione  et  quo  consilio  Livius  res  gestas 
Bomanorum  tractaverit.  10  S.  4^ 

Mährisch  Neustadt  KG. 

Karl  Klement.  Einige  Winke  über  Rechtschreibung.  7  S.  8^ 

Mährisch  Schönberg.  RG. 

Josef  Zelenka.  Einige  Worte  über  die  Dipteren.  12  S*  8^ 

0 1  m  ü  t  z. 

Deutsches  Gymnasium. 

Wilhelm  Nather.  üeber  das  Wesen  des  Ostradsmus  in  Athen. 
16  S.  8». 

Eduard  Ott.  Tabellen  und  Beispiele  für  mittelhochdeutsche  Verse 
▼OD  drei  Hebungen  mit  klingendem  —  weiblichem  <-  Reime.  Verfasst 
TOD  ...  14  S. 

Slavisches  Gymnasium. 

Johann  Havel ka.  0  Privinori  a  Kocelovi,  knilatech  Slovanft  pan- 
nonsk^ch.  (üeber  Privina  und  Kocel,  die  Fürsten  der  pannonischen 
Slaven.)  21  S.  &•. 

Prerau  RG. 

Josef  Sikola.  0  pohybu  a  tvaru  zeml  a  nikter^ch  tkazieh  z  obo- 
jiho  yypl^'vajicich.  (Ueber  die  Bewegung  und  Gestalt  der  Erde  und  einige 
Erscheinungen,  die  sich  aus  beiden  ergeben.)  11  S.  8*  nebst  einer  Tafel. 

Ungarisch  Hradisch  R  u.  OG. 

Theodor  Gärtner.  Ferialphysik.  24  8.  4«. 

Znaim  OG. 

Anton  Krichenbauer.  üebersetzung  einer  Stelle  aus  Jordan's 
Demiurgos.  (Buch  9  Th.  2  S.  146.)  ^4  8.  i\ 

Dr.  Leo  SmoUe.  Kaiser  Karl  V.  in  seinen  Beziehungen  zum  eng- 
lischen Könige  Heinrich  VIII.  bis  zum  Sturze  Wolsey'a.  20  S. 

SMesien. 
Freudenthal  RG. 

Ludwig  Schmu  ed.  Einige  Nachrichten  über  das  Piaristen-CoUo- 
gium  und  Gymnasium  zu  Frcudenthal  (1731—1777).  41  S.  8®. 

Ludwig  Sclimued.  Die  Begründung  und  feierliche  Eröffnung  des 
Realgymnasiums.  20  S. 

Teschen. 

Erstes  Gymnasium. 

^)  in's  Griechische. 


458  Misc^Uen. 

JoRef  Werber.  Die  Rede  des  Isokrates  ^eg^en  die  Sophiften ii ikra 
Beziehungen  zu  der  Kra<?o  über  die  Abfassun^szeit  dos  platonischen  FUta. 
U  S.  8«. 

Josef  Smita.  Di«.'  Chemie  als  formal-bildendos  Element  u  Tolb- 
nnd  Mittelschulen.  9  S. 

Zweites  Gymnasium. 

Gottlieb  Bier  mann.  Verfassongsgeschicbte  der  Stadt  Tmpl 
bis  1614.  32  S.  8». 

Troppau  CG. 

Disposition  des  Platonischen  Dialogs  Phädms.  6  8.  4*. 

Anton  Vadek.  V^'klad  slovanskj'ch  inistnlch  jmen  t  Optviln. 
(Erklärung  der  slavischen  Ortsnamen  im  Troppauischen.)  19  8. 

Dr.  Karl  Einer.  Ueber  eine  Naturerscneinung  und  deren  einbckc 
Erklärung.  2  8. 

Weidenau  RG. 

Dr.  Eduard  Formänek.  Das  Gesetz  der  Befruchtung  in  der  o^ 
ganischen  Natur.  26  S   8^ 

Gnlizien. 

Krakau. 

Gymnasium  bei  8t.  Anna. 

Dr.  Theophil  Ziemba  Tadousz  Czaoki  i  jego  zaslugi  zwiasica 
w  dziejach  naszego  szkolnictwa.  Napisa?  .  .  .  (Thaddäus  Czacki  und  seiiie 
Verdienste,   besonders  in  der  Geschichte    unseres  Schulwesens.  Yerftiit 

von  .  .  .)  28  S.  8». 

Gymnasium  bei  St.  Hyacinth. 

Juliusza  Sfowackiego  ^Ojciec  Zadzumionjch'^  na  jqzjk  niemiedi 
przeJozyJ  Teodor  Stahlberger  (^ Der  Vater  der  Verpesteten"  von  Julioi 
Slowacti,  in's  Deutsche  übertragen  durch  Theod.  Stahlberger.)  14 S. 8' 

Bukowina. 

Czernowitz  OG. 

Ernst  Rudolf  Neubauer.  Ueber  die  Theilnahme  nonninnitehcr 
Fürsten  am  ersten  Kreuzzuge  und  die  von  manchen  Historikern  ange- 
führten „Folgen**  dieser  Theilnahme  für  die  normannischen  Staaten. 
38  S.  8«. 

Suciawa  OG. 

Stefan  y.  Repta.  Cicero's  Kampf  mit  den  zeitgenössischen  Bednera. 
42  S.  8«. 

B)  Realschulen. 

Niederösterreich. 

Wien. 

Landstrasser  Oberrealschule. 

Dr.  Eduard  Czumpelik.  Ueber  Synthese  organischer  Verbin- 
dungen. 22  S.  8^ 

Dr.  Josef  Weiser.  Wohlgemeinte  Worte  an  Eltern,  welche  die 
Absicht  haben,  ihre  Söhne  einer  Mittelschule  zuzuführen.  J8  S. 

Schotten felder  Oberrealschule. 

Josef  Götzersdorfer.  Ueber  den  Unterricht  im  Französischen 
an  der  Realschule.  28  S.  4^ 

W  i  e  d  n  e  r  Oberrealschule. 

Dr.  Valentin  Teirich.  Das  Unterrichtswesen  auf  der  ersten  inter- 
nationalen Jahrcsausstellnng  in  London  im  Jahre  1871.  20  S.  4*. 


Miscellan.  459 

Obenrealschule  im  IX.  Bezirk. 

Karl  Faulmann.  Die  Aufgabe  der  Schrift  erörtert  an  der  histo- 
rischen Entwicklung  der  Buchstabenschriffc  und  der  Stenographie.  Mit 
VIU  Tafeln.  37  S.  8^ 

Leopoldstadter  Oberrealschule. 

Josef  Langl.  Die  Anatomie  in  den  Bildwerken  der  Alten.  78  S.  8**  mit 

3  Tafeln. 

Doli  'sehe  Oberrealschule. 

Franz  Unferdinger.  Beitrag  zur  Theorie  der  elliptischen  Inte- 
grale. 11  S.  8». 

M  e  i  X  n  e  r'sche  Oberrealschule. 

Heinrich  Richard.  Das  Arsen.  66  S.  8^ 

Krems  OR. 

Leopold  Gegenbauer.  Bestimmung  kosmischer  Geschwindigkeiten. 
Eine  populär-wissenschaftliche  Abhandlung  von  .  .  .  28  S.  8^ 

Julius  Du  puls.  Ueber  die  zweideutigen  Fälle  bei  der  Auflösung 
der  sphärischen  Dreiecke.  12  S.  mit  einer  Tafel. 

St.  Polten  OR.  u.  RG. 

Gustav  Held.  Der  Unterricht  im  Deutschen  an  7claBsigen  Mittel- 
schulen, 51  S.  8®. 

Waidhofen  an  der  Ybbs  ÜR, 

Eduard  Seid].  Ueber  den  Gebrauch  der  Modi  und  Tempora  im 
Französischen,  verglichen  mit  dem  Deutschen.  40  8.  8^ 

Wiener  Neustadt  OR. 

Ignaz  Pölzl.  Die  Bartholomäusnacht.  13  S.  4^ 

Oherösterreich. 
Linz  OR. 

Ludwig  Lämmermayer.  Ueber  die  Berechnung  solcher  gerad- 
liniger Dreiecke,  bei  denen  einzelne  Winkel  besonders  nahe  an  Null, 
einem  oder  zwei  Rechten  liegen.  15  S.  4*. 

SalMburg, 

Salzburg  OR. 

Heinrich  Reitzenbeck.  Franz  Stelzhamer.  44  S.  8^ 

Steiermark. 
Graz  OR. 

Dr.  Eduard  Hoffe  r.  Der  gegenwärtige  Standpunct  der  Infnsorien- 
kunde  mit  Berücksichtigung  der  jüngsten  Forschungsresultate,  darge- 
stellt von  .  .  .  II.  Theil.  26  8.  8». 

Marburg  OR, 

Franz  Fasching.  König  Samo.  18  S.  8^ 

Anton. Franz  Reibenschuh.  Üeber  den  Antheil  der  Wurzeln  bei 
der  Ernährung  der  Pflanzen.  Eine  Zusammenstellung  der  hierüber  be- 
kannten neueren  Untersuchungen  von  ...  20  S. 

• 

.  Kärnten, 

Klagenfurt  OR. 

Edmund  Aelschker.  Ueber  Schiller's  dramatische  Fragmente. 
38  S.  8^ 

Krain, 
Laibach  OR. 

Josef  Finger.  Studien  aus  der  Physik.  16  S.  8^ 

Hugo  Bitter  v.  P erger.  Aus  dem  chemischen  Labomtorinm.  2  S. 


MO  lÜBoellen. 

Küstenland, 
Görz  OE. 

Jakob  Filippi.  CeDni  sal  dramma  italiano  nel  medio  eyo.  (Con- 
tinua.)  39  8.  S\ 

Pirano  OK. 

Dr.  Franz  Locati.  Garattere  e  condizioni  differenti  delle  lettere 
classiche  e  moderne.  24  S.  8^ 

Fola  Marine-UB. 

Anton  Gasparini.  Zam  Gebrauch  des  attributiven  Adjectivs  bei 
Lessing.  31  S.  8^ 

Triest. 

Staats  oberrealschnle. 

Allgast  Vierthaler.  Die  Erfolge  der  chemischen  Synthese  bis 
anf  die  Gegenwart.  81  S.  8^ 

Josef  Str  eis  sie  r.  Beitrag  zur  directen  graphischen  Bestimmung 
des  geographischen  Kngelnetzes.  19  S.  nebst  zwei  Tafeln. 

Commnnal  oherrealschnle. 

Matthäus  Co v rieh.  Vibrazioni  di  una  corda  elastica  tesa  formata 
di  dne  pezzi.  40  S.  8^ 

Tirol. 
Innsbruck  OB. 

Adolf  Hu  eher.   Ueber  Heribert  von  Salurn*).  45  S.  8^ 

Bo?ereto  OB. 

Nikolaus  Tessari.  Monografia  della  concia  delle  pelli  di  .  .  . 
68  S.  8». 

Böhmen, 
Böhmisch  Leipa  OB. 

Adolf  Schors.  Die  österreichische  Dichterschule.  Dire  Entwick- 
lung und  Charakteristik.  17  S.  8°. 

Budweis  OB. 

Dr.  Matthias  Koch.  Auflösongsmethoden  algebraischer  Gleichungen 
des  III.  und  lY.  Grades  mit  öiner  Unbekannten.  54  S.  8^ 

Franz  Smolik.  Die  Strictionscurre  und  die  entwickelbare  asym- 
ptotische Fläche  einer  windschiefen  Fläche.  Dargestellt  von  Professor  . . . 
(hiezu  5  lithograph.  Tafeln).  8  S. 

Prag. 
Deutsche  OB. 

Josef  Bichter.  Die  Zusammensetsnng  der  Wellen  mit  ihren  An- 
wendungen in  der  Akustik.  78  S.  8**  nebst  4  Tafeln. 

Beichenberg  OB. 

Wilhelm  Smetaczek.  Explication  geometrischer  Grundbegriffe 
und  Versuch  einer  neuen  naturgemässen  Entwickfung  der  Parallelen- 
theorie aus  derselben.  9  S.  8^ 

Budolf  Stecker.  Ueber  den  Pragmatismus  in  der  Geschicht- 
schreibung. 10  S. 

Mähren, 

Auspitz  ÜB. 

Adolf  Bei  SS.  Ueber  Entstehen,  Vorkommen  und  Verbreitung  der 
wichtigsten  Inflammabilien.  25  S.  8^ 


*)  Prediger  ans  dem  Kapnziiierorden  (1037—1700). 


lOseelliBn.  4SI 

Brunn. 

Staats  oberreal8<;hule. 

Benedict  Fogler.  Surzgefasste  yergleichende  Zosammenstellang 
über  das  Wesen  und  die  Bedeatang  des  Piurticips  im  Deutschen,  Italie- 
nischen, Französischen  und  Engliscnen.  4  S.  4^ 

Dr.  Franz  Wies  er.    Die  Bannnng  Philipp's  von  Stanfen.  11  S. 

Oeffentliche  Oberrealschnle  und  autorisierte  Handels-Lehranstalt 
des  Jos.  A.  Auspitz,  k.  k.  Landesschulinspeetors  a.  D. 

Josef  Tesaf.  Die  Transformation  des  Projections-Centrums.  8  S. 
4®.  (hiezu  2  Steindrucktafeln.) 

Paul  Scheiner.  Der  Handel  des  Alterthnms  und  der  Neuzeit.  17  S. 

F.  Gumpoltsberger.  Beiträge  zu  den  Witterungs- Verhältnissen 
Mährens  und  Schlesiens.  12  S. 

Iglau  OR. 

Anton  Honsig.  Ueber  den  Stoss  fester  Eörpc^.  28  S.  8^ 

Kremsier  ÜB. 

Heinrich  Weber.  Schicksale  der  Stadt  Kremsier.  (Kurze  Geschichte 
unserer  Stadt.)  19  S.  8«. 

Emilian  Schulz.  Vergleich  der  Oceane  der  Erde  und  ihrer  Neben- 
meere nach  ihren  räumlichen  Verhältnissen  und  Umgränzungen.  13  S. 

Sternberg  UR. 

(Albert  Rille.)  Der  Auflösnngsprocess  der  deutschen  Romantik. 
6  S.  8». 

Znaim  OR. 

Josef  Ortmajr.  Das  metrische  Mass  und  G«wicht.  73  S.  8^ 

Karl  Seeberge r.  Die  geometrischen  Oerter  der  fftnf  merkwürdigen 
Puncte  des  Radienvectoren-Dreieckes  der  Ellipse.  13  S.  mit  2  Tafeln. 

Julius  Sonntag.  Mittheilungen  aus  dem  chemißchen  Laborato- 
rium. 9  S. 

Vincenz  Bartl.  Barometrisches  Nivellement.  2  S. 

Adolf  0  bor  HJ.  Zweites  Verzeichnis  der  in  der  Umgebung  von 
Znaim  gesammelten  und  beobachteten  Samenpflanzen.  Zusammengestellt 
von  .  .  .  6  S. 

Schlesien, 
Jägerndorf  UR. 

Franz  Müller.  Bemerkungen  zu  unserer  Realschule.  4  S.  8^ 

AugustB  e  u  1 1  e  r.  Das  Sprachstudium  und  sein  bildendesElement.  71.S. 

Troppau  OR. 

Josef  Wünsch.  Ueber  Influenzmaschinen  unter  besonderer  Be- 
rücksichtigung einer  Holtzschen  Maschine  erster  Art  mit  zwei  rotieren- 
den Scheiben.  21  S.  8*  mit  einer  Tafel. 

Bukounna. 
Czernowitz  OR. 

Constantin  Stefanowicz.  Theorie  der  Dispersion  d^s  Lichtes. 
64  S.  S\ 

Programme  aus  den  Ländern  jenseits  der  Leitha. 

Ungarn. 
Fiurae  OG. 

Johann  Zunan.  Nföto  o  kritici  u  oböe  —  a  o  historiökoj  napose 
(Etwas  über  die  Kritik  im  Allgemeinen  und  über  die  historische  insbe- 
sondere.) 6  S.  4^ 
Neusatz  OG.  (das  Programm  mit  cyrillischen  Letten  gedruckt) 

Dr.  Johann  Turoman.  Demostenov  drugi  olintBki  gOTor.  (Des 
Demosthenes  zweite  olynthische  Rede.)  8  S.  8*. 


4S2  MboeUen. 

Oberschtltzen  (Seminar  und)  BG. 

Julius  Stettner.  A  nemzeti  elemröl  a  magyar  zen^ben.  (Ueber 
das  nationale  Element  in  der  ungarischen  Musik.)  19  S.  4^ 

Joh.  Neubauer.  Meteorologische  Beobachtungen  zu  Oberschützen 
im  Jahre  1870.  6  S 
Pressburg  katholisches  Gymnasium. 

Emil  Bözsaj.  N^melj  f^lreismert  emlösok  es  madarak  (Einige 
verkannte  Säugethiere  und  Vögel.)  25  S.  8®* 

CrocUiefi  und  Müüärgrenze. 
Agram  OG. 

Josef  Jan  da.  Darwin  i   darwinizam.  (Darwin  und  der  Darwinis- 
mus.) 16  S.  4». 
Agram  OB. 

Johann  Selev§ek.    0  d^lovanju  topline,  svitlosti  i  rounjine  na 
bilje.  (Ueber  die  Einwirkung  der  Wärme,  des  Lichtes  und  der  Elektiicität 
auf  die  Pflanzen.)  25  S.  8*. 
Esseg  OG. 

Eduard  8treer.    Kratak  pregled  povöstnice  kr.  gimnazije  o§e£ke. 
(Kurze  Uebersicht  der  Geschichte  des  königlichen  Gymnasiums  zu  Esseg.) 
15  S.  4". 
Karlüwic  OG.  (das  Programm  in  cyrillischen  Lettern  gedruckt). 

Milan  Dimirije  vi<^.  Neäto  iz  fisikalnc  geografie.  (Einiges  aus  der 
physischen  Geographie.)  13  IS.  8^ 
Karlsstadt  ÜG. 

Johann  Steklasa.  Gar  Klaudij  iL  i  njegovo  doba.  Stanje  carstTa 
rimskoga  za  oto  doba.  (Kaiser  Claudius  II.  und  seine  Zeit.  Der  Zustand 
des  römischen  Kaiserreiches  in  jener  Periode.)  13  b.  4^ 

Pancsova  OB. 

Jakob  A.  Zeitler.    Die  Sprachenfrage  im  Unterrichte  an  Mittel- 
schulen in  Gegenden  mit  nationalgemischter  Bevölkerung.  28  S.  8*. 
PoÄega  OG. 

Josef  Starä.  Filosofija  historije.  PiSe  .  .  (Die  Philosophie  der  Ge- 
schieht». Verfasst  von  .  .  .).  6  S.  4'. 

Bakovac  OB. 

Augustin  J.  Löffler.  Novi  nauk  o  georaetriji  (Neue  Theorie  der 
Geometrie).  15  S.  4». 

Vinkovci  OG. 

Martin  Senekoviö.  0  liturgijah  i  atelijL  (Von  den  Liturgien  und 
der  Atelie.)  20  S.  8». 

Warasdin  OG. 

Franz  Folprecht.  Novi  naöin  röäavanja  jednadbah  drugoga,  tre- 
öoffa  i  Cetvärtoga  stupnja.  Pro  dru.  Ljudevitu  Matthiessenu  priredio  . .  . 
(Neue  Art  der  Lösung  der  Gleichungen  des  zweiten,  dritten  und  vierten 
Grades.  Nach  Dr.  Ludwig  Matthiessen  bearbeitet  von  .  . .  ).    16  S.  4*. 
Zengg  OG. 

Dr.  Johann  Beichert.  Beiträge  zur  Geschichte  Siciliens  unter 
der  Herrschaft  der  römischen  Bepublik.  8  S.  4*. 

Siebenbürgen  ^). 
Bistritz  OG. 

Gustav  Decani.  Die  höhere  Bildung  unserer  Zeit  und  das  Gym- 
nasium. 43  S.  8®  nebst  einer  Tabelle. 


^)  Mit  den  sächsischen  Gymnasien  sind,  Mühlbach  und  Sächsisch- 
Begen  ausgenommen,  Unterrealschulen  —  in  Hermannstadt  eine 
Oberrealschule  —  und  Schullehrersenünare)  sowie  durchwegs  Ele- 
mentarschulen verbunden. 


Miscellen.  468 

Hermannstadt 
eyangelisches  Gymnasiam. 

Martin  Schuster.  Ein  Beitrag  zur  Statistik  des  ev.  Oyronasiniiis 
A.  B.  zu  Hermannstadt   und  der  mit   demselben    verbundenen  Lehran- 
stalten  in   den    zwanzig  Jahren  von  1850/1—1869/70.  41  S.  4«  nt-b^t 
5  Tabellen  (der  Schluss  folgt  im  nächsten  Programme.) 
katholisches  Gymnasium. 

Ignaz  Yeress.  Aristophanes  Felhöi  (Die  Wolken  des  Aristophaiies.) 
10  S.  4^ 
Kronstadt  evangelisches  Gymnasium. 

Franz  Eduard  Lurtz.  Berechnung  des  Pensions-Binheiten-Werthes 
für  alle   Altersclassen   der   Kronstädter  allgemeinen   Pensions-  Anstalt 
40  S.  8». 
Mevliasch  OG. 

Karl  Werner.  Die  evangelische  Pfarrkirche  in  Mediasch.  32  S. 
8*.  nebst  einem  Grundriss. 
Mühlbach  UG. 

Einige  meteorologische  Gesetze,  erläutert  an  den  Ergebnissen  einer 
6jährigen  Beobachtungsperiode  in  Mühlbach.  28  S.  4*. 
Sächsisch-Begen  RG 

Johann  fr.  Rosler.  Die  Elektricität  als  Quelle  des  Lichtes,  der 
Wärme  und  des  Magnetisratis.  50  S.  8*. 
Schässburg  OG. 

Josef  Hoch.    Geschichte   des   Schässburger   Gymnasiums    (Fort- 
setzung-VIIL  1807-1850.)  42  S.  4*. 

Wien.  H.  Ficker. 


(Aus  dem  n.  ö.  Landesschnlrathe.) — Sitzung  vom  27.  August 
1.  J.  Das  k.  k.  Staatsgymnasium  in  der  inneren  Stadt  in  Wien 
ist  derzeit  im  städtischen  Psdagogium  untergebracht.  Der  Wiener  Ma- 
gistrat stellte  zwei  Obicationen  weiters  zur  Verfügung,  theilte  jedoch 
mit,  dass  im  Schuljahre  1874/5  dieses  Staatsgymnasium  anderweitig' 
untergebracht  werden  müsse,  nachdem  dann  diese  Räumlichkeiten  niclit 
mehr  verfügbar  seien.  Der  k.  k.  Landesschulrath  beschloss,  doni  Wiener 
Magistrate  für  die  Beistellung  dieser  Räume  seinen  Dank  auszusprechen 
und  zugleich  bei  dem  hohen  Ministerium  für  C.  und  U.  auf  die  Dring- 
lichkeit der  Verlegung  dieses  Gymnasiums  in  ein  anderes  Gobauilt^  auf- 
merksam zu  machen.  —  Zum  Bebufe  der  Unterbringung  des  k.  k  Josf  p)i- 
städter  Gymnasiums  in  den  Localitäten  des  gpräflich  LöwenburgVhen 
Convictes  wurde  ein  commissioneller  Augenschein  vorgenommen.  Der 
Landesschulrath  berichtet  über  das  Ergebnis  dieser  Verhandlung  an  da» 
hohe  Ministerium.  —  Dem  h.  Ministerium  wird  ein  Gutachten  ti  b  e  r  d  o  n 
Lehrplan  für  Lehrerbildungsanstalten  vorgelegt  und  in  dem- 
selben vorzugsweise  auf  Verminderung  der  zu  hochgestellten  ADfonlerun^^eti 
im  Interesse  der  Gründlichkeit  Rücksicht  genommen.  —  Der  Primararzt 
Dr.  Gausse  erklärt  sich  bereit,  an  der  k.  k.  Lehrerbildungsanstalt 
in  Wien  unentgeltlich  Vorträge  über  Hyp^iene  zu  halten,  welches  Aner- 
bieten mit  Dank  angenommen  wird  —  Sitzung  vom  10.  September.  Das 
k.  k.  Ministerium  für  C.  u.  U.  theilt  mit,  dass  Se.  k.  u.  k.  Apostolische 
Majestät  mit  AH.  Entschliessung  die  Herstellung  eines  eigenen  Gebäudes 
für  die  Realschule  in  der  Leopoldstadt  (11.  Bez.  v  Wien)  auf  dem 
Baugrunde  im  sogenannten  „Volkert^  zu  genehmigen  und  hierzu  den 
Betrag  v.  500.000  fl.  ag.  zu  bewilligen  geruht  haben.  Der  Landesschul- 
rath beschliesst,  dem  h.  Ministerium  hiefür  seinen  Dank  auszusprechen. 
—  Dem  Ministerium  werden  Anträge  über  die  Zulässigkcit  neuerer  Lehr- 
bücher für  (Volks-  und  Bürgerschulen  und  für)  Mittelschulen  zum  Lehr- 
gebrauche erstattet.  —  Der  Entwurf  einer  Disciplinarordnung    für  dus 


464  MisoeUen. 

Landes-Beal-  nnd  Obergymnasinm  in  Hörn  erhält  die  GenehmigiDif. 
—  Dem  J.  C.  Hoff  mann  wird  die  provisorische  Uebemahme  der  Leitoag 
der  bisher  yon  Prof.  Dr.  Rot  he  geführten  Privatlehranstalt  ftlr  Gegen- 
stände des  Realgymnasiams  bedingungsweise  gestattet.  (Wr.  Zt^) 

(Ausschliessung  von  Schülern.)  —  Mit  Rücksicht  aafyorf»- 
kommene  Fälle  hat  der  n.  ö.  Landesschulrath  die  Directioncn  und  Lekr- 
körpcr  sämmtlicher  Mittelschulen  angewiesen  ,  sich  bezüglich  der  Avt- 
schfiessung  von  Schülern  strenge  an  die  bestehenden  Vorschriften,  spedell 
an  den  §  71  Nr.  7,  §  76  Nr.  8  und  an  Nr.  12  des  Organ isationsent- 
wurfes  für  Gymnasien  so  wie  an  die  Ministerial Verordnung  vom  10.  Mai 
1.  J.  zu  halten  und  das  zur  Beurtheilung  eines  Ausschliessungsantngtt 
erforderliche  Material  gleichzeitig  mit  dem  Ausschliessung^santrageMen 
k.  k.  Landesschulrathe  vorzulegen.  Oeberhaupt  soll  die  Ausschuettang 
eines  Schülers,  da  sie  oft  geeignet  ist,  über  dessen  ganzes  Lebenssicl  n 
entscheiden,  nur  in  den  äussersten  Füllen  als  letztes  Strafmittel  xar 
Anwendung  kommen. 

(Schulen  für  den  Unterricht  im  Freihandzeichnen.)  — 
Oeber  die  näheren  Modalitäten  betreffs  dieser  Schulen,  welche  schon  mit 
dem  Beginne  des  Studienjahres  1873/74  provisorisch  errichtet  nnd  untflr 
die  Leitung  bewährter  Fachleute  gestellt  werden  sollen,  über  die  Stunden- 
Eintheilung,  so  wie  über  die  Schüleraufnahme,  das  Schulgeld  (5  fl.  för 
den  Jahrescurs)  u.  s.  w.,  s.  die  „Wiener  Zeitung**  v.  12.  Aufirust  1.  J. 
Nr.  187,  S.  527,  528.  

(üeber  die  Lehrpläne  für  das  Zeichnen),  Welche  kraft  der 
Verordnung  des  k.  k.  Ministers  für  C.  u.  ü.  ddo.  9.  Augast  1873, 
Z.  6708,  an  den  im  Wirkungskreise  der  Landesschulbehörden  stehenden 
Lehranstalten  l  a)  Volksschulen,  h)  Bürgerschulen,  c)  Bildungsanstaltsn 
für  Lehrer  u.  Lehrerinnen,  d)  Ober-Realschulen,  e)  RealgjmnasieD 
und  f)  den  gewerbl.  Fortbildungsschulen]  einq-effthrt  werden,  s.  namentlich 
in  Bezug  auf  die  in  den  Bereich  dieser  Zeitschrift  zunächst  fallenden 
Kategorien  d)  u.  e),  das  Nähere  im  ^Verordnungsblatt  für  den 
Dienstbereich  des  Ministeriums  für  Cultus  u.  Unterricht* 
Jahrg.  1873,  Stück  XVII,  S.  452-464. 

(K.  k.  Akademie  der  bildenden  Künste  in  Wien.)  —  Das 
neue  Schuljahr  an  derselben  beginnt  mit  1.  Octob.  1.  J.  Ueber  die  Erfor- 
dernisse zum  Eintritt  in  die  allgemeine  Maler-  und  Bildhaner- 
schule,  ferner  in  die  Snecialschulen  der  Historienmalerei, 
Landschaftsmaleroi,  Kupferstechoroi,  Graveur-  und  Medail- 
leurkunst,  so  wie  der  höheren  Bildhauerei,  dann  in  die  Archi- 
tekturschule, s.  das  Nähere  Wiener  Zeitung  vom  27.  August  L  J., 
Nr.  199,  Hauptbltt  S.  687. 


(K.  k.  orientalische  Akademie.)  —  Ueber  die  Aufnahme  ron 
Zöglingen  in  diese  Anstalt  im  Schuljahre  1873/4,  Zahlzöglinge,  so  wie 
Stiftlin^e,  nnd  ül>er  die  bestehenden  Modalitäten,  s.  das  Nähere  im 
Hauptbl.  d.  Wiener  Zeitung  vom  31.  August  1.  J.,  Nr.  203,  S.  738. 


Fünfte  Abtheilung. 

Verordnungen  für  die  österreichißchen  Gymnasien 
und  Realschulen;  PersonalnotizeD ;  Statistik. 


Erlässe. 

ErUus  des  Ministers  für  CuUus  und  üfUerrickt  vom  27.  Mai  1873^ 

Z,  $796, 

an  alle  Landes-SchnlbehÖrden, 

betreffend  die  Verbreitung  der  Kenntnis  der  neuen  öster- 
reichischen Maass-  und  Gewichtsordnung  durch  die  Schalen. 

Das  Gesetz  vom  23.  Juli  1871  (B.  G.  Bl  1872,  Nr.  16),  womit  eine 
neue  Maass-  und  Gewichtsordnung  festgestellt  wurde,  gestattet  im  Artikel 
VIU  die  Anwendung  der  neuen  (metrischen)  Maasse  und  Gewichte  schon 
mit  dem  Beginne  des  Jahres  1873,  und  bestimmt  im  Artikel,  dass  diese 
Anwendung  mit  dem  Beginne  des  Jahres  1876  im  Öffentlichen  Verkehr 
ausschliesslich  einzutreten  hat. 

Hierdurch  ist  an  alle  öffentlichen  und  Privatschulen  die  Forderung 
herangekommen,  das  Rechnen  mit  den  neuen,  für  Oesterreich  gesetzlich 
eingeföhrten  Maassen  und  Gewichten  in  den  Unterricht  aufzunehmen  und 
eifrigst  zu  pflegen. 

Ich  darf  voraussetzep,  dass  die  Mittelschulen,  Lehrer-Bildungs- 
anstalten und  Bürgerschulen  ohne  Ausnahme  der  Sache  bereits  ihre  volle 
Aufmerksamkeit  zuwenden  und  fortan  zuwenden  werden,  woran  ich  nur 
die  Bemerkung  knüpfe,  dass  auch  einschlägige  Bächer  künftig  nur  dann* 
meine  Approbation  für  den  Lehrgebrauch  erlangen  werden,  wenn  in  den- 
selben die  neue  österreichische  Maass-  und  Gewichtsordnung  in  erster 
Linie  berücksichtigt  ist. 

Eingreifendere  Vorkehrungen  erheischen  dagegen  die  allgemeinen 
Volksschulen,  deren  Lehrer  zunächst  berufen  sind,  die  Kenntnis  der  neuen 
Maasse  und  Gewichte  in  die  weiten  Kreise  der  Bevölkerung  zu  verbreiten 
nnd  für  deren  rasche  und  sichere  Einbürgerung  mit  voller  Kraft  einzu- 
treten; damit  die  Volksschulen  dieser  Aufgabe  gerecht  werden  können, 
habe  ich  vor  allem  veranstaltet ,  dass  die  im  Wiener  k.  k.  Schulbücher- Ver- 
lage herausgegebenen  liechenbüchel  mit  den  Bestimmungen  der  neuen 
Maass-  und  Gewichtsordnung  in  Einklang  gebracht  werden.  Dies  ist  be- 
züglich der  deutschen  Rechenbücher  bereite  erfolg  und  bezüglich  der 
anderssprachigen  zum  Theilc  noch  im  Werden.  Die  Umarbeitungen  dei 
letzteren  erfolgen  auf  Grund  des  deutschen  Originaltextes,  doch  wurden 
auch  sofort  die  vorhandenen  nicht  deutschen  Rechenbüchel  mit  einem  An- 
hange versehen,  welcher  die  nothwendige  Belehrung  über  die  neuen  Maasse 

Z«IUohrlft  f.  d.  Ott«rr.   Oymo.  1878.  VI.  Heft.  31 


460  Erlässe. 

und  Gewichte  enthält,  üeherdiess  wurde  der  Text  der  neuen  Maass-  und 
Gewichtsordnung  in  die  im  Schulbuch  er- Verlage  befindlichen  »Anleitungen 
zum  Gebrauche  des  zweiten <*  sowie  des  „dritten"  Rechenbuches  eingeschaltet. 

Als  Mittel  zur  Versinnlichung  und  praktischen  Auffassung  der 
neuen  Maasse  und  Gewichte  wurden  von  mir  den  Volksschulen  zur  An- 
schaffung empfohlen  : 

G unteres  „Plastische  Modelle«  (Minist- Verordgsbl.  1873, Stück IV) ; 

ferner  die  bildlichen  Darstellungen:  Swoboda-Hartinger  „Die 
fünf  Maasseinheiten  des  metrischen  Systems"  (Minist.- Verordgsbl  1872, 
Stück  XX)  ; 

Matthej-Guenet  „Das  neue  österr.  metrische  Maass  u.  Gewicht* 
(Minist.- Vdgsbl.  eben  daselbst); 

Günter- Pichler  „Das  metrische  Maass,  seine  Theile  und  deren 
gegenseitige  Werthe  in  ihren  Beziehungen  zum  Wiener  Maass*  (Minist.- 
Vdgsbl.  1872.  Stuck  XXI  V>. 

Eine  Anzahl  Exemplare  dieser  Lehrmittel  wurde  behufs  unent- 
geltlicher Vertheilung  an  dürftigere  Volksschulen  von  mir  sofort  auch  an- 
geschafft, und  werden  weitere  Anschaffungen  unter  Berücksichtigung  aller 
Länder  nach  Zulass  der  mir  zu  Gebote  stehenden  Mittel  noch  erfolgen. 

Zur  Belehrung  der  Volksschullehrer  selbst  wurde  das  Handbüchlein: 
„Die  neuen  österreichischen  Maasse  und  Gewichte  und  das  Rechnen  mit 
denselben  mit  besonderer  Rücksicht  auf  die  Schule,  dargestellt  von  Dr. 
Franz  Ritter  von  Moönik",  im  Wiener  k.  k.  Schulbucher- Verlage  heraus- 
gegeben und  allgemein  zur  Anschaffung  empfohlen  (Minist-Vdgsbl.  1873, 
Stuck  II). 

Die  üebersetzung  dieses  Büchleins  in  andere  Sprachen  ist  eingeleitet. 

Als  geeignetes  Lehrmittel  wurde  auch  Franz  Villicus'  Schrift: 
„Die  neuen  Maasse  und  Gewichte  in  der  österr.  Monarchie",  mit  einer 
Maass-  und  Gewichtstabelle  in  Farbendruck,  dritte  Auflage,  empfohlen 
(Minisi-Vdgsbl.  1873,  Stück  VII). 

Hiermit  sind  meinerseits  die  nothwendigsten  Vorbedingungen  theils 
schon  erfüllt,  theils  der  Erfüllung  nahe,  um  dem  bezüglichen  Unterrichte 
den  erwünschten  Erfolg  zu  sichern. 

Für  alles  Weitere  muss  ich  die  energische  Einwirkung  der  Landes- 
und Bezirks-Schulbehörden,  insbesondere  aber  die  k.  k.  Bezirks-Schul- 
inspectoren  hiermit  in  Anspruch  nehmen.  In  erster  Linie  muss  dafür  ge- 
sorgt werden,  dass  in  jenen  Volksschulen,  wo  das  Rechnen  mit  Decimalen 
ungeachtet  der  allgemeinen  Bestimmung  des  §  52  der  Schul-  und  ünter- 
richts-Ordnung  bisher  wenig  betrieben  worden  wäre,  mit  Rücksicht  auf 
die  neue  Maass-  und  Gewichtseintheilung  und  in  stetem  Hinblick  auf  die 
Bedürfnisse  des  praktischen  Lebens  eifrigst  gepflegt  werde.  Daran  hat 
sich,  sobald  als  möglich,  die  Einführung  der  Schüler  in  das  Verständniss 
der  neuen  Maasse  und  Gewichte  zu  knüpfen,  und  ist  auf  die  genaue  Kennt- 
nis derselben,  welche  eine  vorwiegend  praktische  Bedeutung  hat,  in  der 
nächsten  Zeit  ganz  besonders  bei  jenen  Schülern  und  Schülerinnen  das 
Augenmerk  zu  richten,  welche  ihren  Bildungsgang  In  der  Volksschule 
bald  abschliessen.  Die  Detailvorschriften  in  beiden  Richtungen  sind  mit 
Berücksichtigung  der  verschiedenen  Einrichtung  der  allgemeinen  Volks- 
schulen festzustellen.  Dem  Erfordernisse  der  Anschaulichkeit  dieses  Unter- 
richtes ist  durch  die  Beschaffung  der  nothwendigsten  Lehrmittel,  wo 
solche  noch  fehlen,  mindestens  durch  die  Beschaffung  eines  hölzernen 
Metorstabes  und  eines  Würfels  mit  der  Seitenlänge  eines  Decimeters 
(Kubik-Decinieter)  in  Anwendung  des  X.  Abschnittes  der  Schul-  und  ün- 
terrichts-Ordnung  für  jede  einzelne  Schule  ehestens  Rechnung  zu  tragen. 
Wo  plastische  Modelle  beschafft  werden,  müssen  diese  den  wirk- 
lichen Maassen  und  Gewichten  genau  entsprechen. 

Die  Bezirks-Schulinspectoren  sind  anzuweisen,  sofort  zu  ermitteln, 
ob  und  in  wie  weit  znr  besseren  Orientierung  der   Volksschullehrer    im 


Erlässe.  467 

Gegenstande  besondere  Veranstaltungen  zu  treffen  seien,  und  hierüber  an 
die  Landes-Schulbehörde  zu  berichten.  Da,  wo  sich  das  Bedürfnis  nach 
specieller  Belehrung  herausstellt,  ist  der  Gegenstand  auf  die  Tagesordnung 
der  nächsten  Bezirks-Lehrerconferenzen  zu  setzen,  und  sind  nach  Erfor- 
dernis auch  besondere  Conferenzen  sowohl  für  die  einzelnen  mehrclassigeu 
Schulen,  als  auch  för  ganze  Bezirke  zu  diesepi  Zwecke  ehestens  zu  Ter- 
anstalten.  Geeignete  Fachmänner  —  namentlich  aus  den  Lehrer-Bildungs- 
anstalten —  sind  zu  veranlassen,  in  diesen  Conferenzen  oder  auch  in  an- 
dern geeigneten  Wegen  durch  mit  Demonstrationen  verbundene  Vorträge 
das  nöthige  Verstäncbis  für  die  Sache  zu  vermitteln.  Ob  es  etwa  in  ein- 
zelnen Fällen  erforderlich  wäre,  selbst  Wanderlehrer  zu  gleichen  Zwecken 
zu  bestellen,  kann  ich  nur  der  weiteren  Erwägung  und  eventuellen  An- 
tragstellung der  Landes-Schulbehörden  überlassen. 

Als  ein  besonderes.  Verdienst  seitens  der  Lehrerwelt  im  allgemeinen 
werde  ich  es  erkennen,  wenn  sie  über  die  neue  Maass-  und  Gewichtsord- 
nung neben  der  Thätigkeit  in  der  Schule  auch  durch  Abhaltung  populärer 
pra]d;ischer  Vorträge  für  das  Publicum  direct  dem  Volke  in  Staat  und 
Dorf  anschauliche  Belehrung  geben  werden. 

Speciell  finde  ich  noch  anzuordnen,  dass  in  den  an  den  Lehrer- 
Bildungsanstalten  abzuhaltenden  Fortbildungscursen  insbesondere  im  laufen- 
den Jahre  und  in  den  nächsten  der  in  Kede  stehende  Gegenstand  nach 
Maassgabe  des  Bedürfnisses  berücksichtigt  werde,  wobei  jedoch  stets  das 
praktische  Moment  im  Auge  zu  behalten  ist. 

Auch  haben  die  k.  k.Prüfungs-Gommissionen  für  Volks-  und  Bürger- 
schulen hinfort  von  den  Candidaten  die  für  den  praktischen  Unterricht 
erforderliche  Kenntnis  des  neuen  österreichischen  Maass-  und  Gewichts- 
Bjstemes  streng  zu  fordern. 

Ich  ersuche  die  k.  k.  Landes-Schulbehörde,  den  Inhalt  dieses  Er- 
lasses unter  Beifügung  der  erforderlichen  weiteren  Anordnungen  den  unter- 
stehenden Schul- Aufsichtsorganen,  Prüfungs-Gommissionen  und  Schul- 
leitungen zur  Kenntnis  zu  bringen,  insbesondere  auch  die  Lehrer  der 
Mittelschulen  und  Lehrer-Bildungsanstalten  sofort  einzuladen,  dass  sie  in 
der  oben  angedeuteten  Weise  zunächst  im  Interesse  der  Volksschullehrer, 
dann  aber  auch  in  weiteren  Kreisen  im  Interesse  des  Publicums  that- 
kräftig  einwirken,  und  mir  seinerzeit  jene  Schulmänner,  die  sich  in  dieser 
Richtung  hervorgethan  haben,  zur  geeigneten  Anerkennung  namhaft 
machen. 


Erlass  des  k.  k.  Ministers  für  CuHius  und  Unterricht  vom  16,  Jum  1873 

an  sämmtliche  LandesschulbehÖrden, 

betreffend  die  Abhaltung  von  Wiederholungsprüfungen  an 

Realschulen. 

ÄUe. 
Im  Nachhange  zu  meinem  Erlasse  vom  24   Februar  1873,  Z.  9453 
ex  1872,  über  Wiederholungsprüfungen  an  Gymnasien  und  Realgymnasien 
finde  ich  denselben  auch  auf  die  Realschulen  auszudehnen. 

Niederösterreich,  Ober  Österreich,  Salzburg,  Steiermark,  Kärnthen,  Istrien, 
Vorarlberg,  Mähren,  Schlesien,  Bukowina,  Daimatien,  Tirol. 

Das  Landes-Realschulgesetz  fasst  die  Wiederholungsprüfung  nur  als 
eine  ausnahmsweise  Gestattung  auf,  und  bringt  sie  mit  der  Versetzungs- 
prüfung in  den  nächsten  Zusammenhang. 

Niederösterreich,  Oberösterreich, 

wobei  der  Umstand,  dass  ihre  Zulässigkeit  auf  zwei  ungünstige  Noten 
erstreckt  wird,  gewiss  keine  Aenderung  ihrer  Natur  in  sich  schliesst. 

31» 


408  Erltoe. 

Kraithj  Oörg,  Böhmen,  Chdieien,  Tfiest, 

Der  Miniäterial-£rla8  ?om  20.  Juni  1853,  Z.  120(^/850  ex  1852, 
setzt  ausdrücklich  den  §  73  des  Organisationsentwurfs  für  Gymnasien  auch 
für  Realschulen  in  Kraft  und  erläutert  die  vorgezeichnete  Rücksichtsnahme 
auf  die  Bedeutsamkeit  der  einzelnen  Gegenstände  und  auf  die  Frage,  in 
welchem  Grade  der  Wissensmangel  in  den  einzelnen  Fächern  den  Schüler 
am  Fortschreiten  hindern  könne,  durch  die  ad  §  73  angeführten  Aus- 
nahmsfalle. 

Alle. 

Namentlich  für  die  Realschulen  haben  diejenigen  Lehrgegenstande, 
welche  ich  in  meinem  Erlasse  vom  24.  Februar  1873,  Z.  9&3,  als  nur 
ausnahmsweise  zur  Gestattung  einer  Wiederholungsprüfung  sich  eignend 
hervorhob,  eine  besondere  Bedeutung,  die  Mathematik  nach  dem  Wesen 
dieser  Anstalten  überhaupt  und  die  Sprschfächer  als  die  Träger  jener 
humanistischen  Bildungs-Elemente,  deren  Hintansetzung  in  den  früheren 
Lchrplänen  mit  vollem  Rechte  so  sehr  bedauert  wurde,  deren  Zurück- 
drängung durch  Adoption  einer  allzu  leichten  Zulassung  von  Wieder- 
holungsprüfungen aus  denselben  unwillkürlich  gefördert  würde.  Auch  an 
der  Realschule  wird  die  Wiederholungsprüfung  aus  der  Mathematik  oder 
aus  einer  der  Sprachfacher  nur  höchst  ausnahmsweise  zulässig  sein, 
wenn  diese  Gestattung  nicht  ein  sehr  folgenschwerer  Misbrauch  wer- 
den soll. 

üebcr  die  eigenthümliche  Stellung  des  Unterrichts  im  Freihand- 
zeichnen und  in  der  Kalligraphie  zur  vorliegenden  Frage  habe  ich  mich 
bereits  in  meinem  Erlasse  vom  24.  Februar  umständlich  ausgesprochen. 
Inwiefeme  das  Turnen  den  Obligat-Gegenständen  angereiht  erscheint  oder 
einzelne  freie  (nicht  relativ-obligate)  Lehrgegenstände'  durch  die  Ent- 
scheidung der  Eltern  eines  Schülers  oder  ihrer  Stellvertreter  für  denselben 
in  den  Kreis  der  obligaten  Lchrgegenstände  eintreten,  hat  diese  Obligats- 
erklärung nur  die  Bedeutung,  dass  der  betreffende  Schüler  zur  unaus- 
gesetzten Theilnahme  am  Unterrichte  in  diesen  Fächern  ebenso,  wie  zu 
jener  am  Unterrichte  in  den  übrigen  Obligatfachem,  verpflichtet  ist. 

Die  Directionen  sämmtlicher  der  Landesschulbehörde  unterstehen- 
den Realschulen  sind  von  dem  gegenwärtigen  Erlasse  unter  Mittheilung 
einer  Abschrift  meines  Eriasses  vom  24.  Februar  1873,  Z.  9453  ex  1872, 
in  Kenntnis  zu  setzen. 

Erlass  des  k.  k.  Ministers  für  Ctiltus  tmd  Unterricht  vom  17,  Juni  1873, 

Z.  7702, 

an  alle  Landesschulbehörden, 

betreffend  Gcldsammlungen  in  den  öffentlichen  und  Privat- 

(Volks-  und)  Mittelschulen. 

Schon  mit  dem  Ministerial-Erlasse  vom  24.  Jänner  1853,  Z.  1220, 
wurden  die  Schulbehörden  angewiesen,  Geldsammlungen  zu  wohlthätigen 
oder  gemeinnützigen  Zwecken  in  den  Volks-  und  Mittelschulen  strengstens 
zu  überwachen. 

Da  neuerlich  Misbräuche  in  Bezug  auf  Geldsammlungen  zu  meiner 
Kenntnis  gekommen  sind,  und  bei  der  allseits  angestrebten  Ermässigung 
der  ünterrichtskosten  eine  Belastung  der  Aeltern  der  Schüler  mit  Bei- 
trägen, welche  mit  dem  Zwecke  der  Schule  keinen  oder  nur  einen  sehr 
entfernten  Zusammenhang  haben,  als  unzulässig  erkannt  werden  muss, 
finde  ich  sowohl  für  die  öffentlichen  als  für  die  Privat- Volks-  und  Mittel- 
schulen folgendes  anzuordnen: 

1.  Geldsammlungen  unter  den  Schülern  und  Schülerinnen  zu  dorn 
Zwecke,  um  Schulvorstehem  oder  Lehrern  aus  irgend  einem  Anlasse  ein 
Geschenk  unter  welcher  Form  immer  zu  machen,  sind  durchaus  unzuläsdg. 

2.  Geldsammlungen  zu  einem  anderen  Zwecke  dürfen  nicht  ohne 
ausdrückliche   Bewilligung  der  Landesschulbehörde  veranstaltet  werden. 


Erlässe.  460 

Im  Bewillisrungsfalle  sind  jene  Bücksichten  genan  zu  beobachten,  welche 
in  dem  obigen  Ministerial-£rlafse  näher  bezeichnet  wurden. 

3.  üebertretungen  der  vorstehenden  Anordnungen  durch  Vorsteher 
und  Lehrer  öffentlicher  Schulen  sind  im  Disciplinarwege,  bei  Privat- 
schulen mit  ernsten  Verwarnungen,  im  Wiederholungsfälle  aber  bei  jenen 
derselben,  welche  von  Corporationen  erhalten  werden,  mit  der  Entfernung 
der  schuldtragenden  Vorsteher  und  Lehrer^  und  bei  jenen,  welche  von 
Einzelnpersonen  erhalten  werden,  mit  Schliessung  ihrer  Schulen  zu  ahnden. 


Verordnimg  des  k,  k.  Mmisters  für  CnUtis  und  Unterricht  vom 

17.  Juni  1873 
an  sämmtliche  Landesschulräthe,  excl.  Lemberg,  und  die  Statthalter    in 

Innsbruck  und  Triest, 

betreffend  den  Gebrauch  von  Lehrtexten   und  Lehrmitteln 

in   den  Mittelschulen. 

Im  Nachhange  zu  meiner  Verordnung  vom  25.  März  1.  J.,  Z.  1418, 
finde  ich  bezüglich  des  Gebrauchs  von  Lehrtexten  und  Lehrmitteln  an 
Mittelschulen  zu  verordnen,  wie  folgt: 

§  1.  Dem  Unterrichte  an  Mittelschulen  können  nur  solche  Lehr- 
und  Lesebücher,  Classiker-Ausgaben,  Schreib-  und  Zeichnungsvorlagen, 
Landkarten^  historische  und  naturgeschichtliche  Darstellungen  und  andere 
ähnliche  Lehrmittel  zu  Grunde  gelegt  werden,  welche  vom  ünterrichts- 
minister  für  zulässig  anerkannt  worden  sind. 

§  2.  Die  Zulassung  eines  Lehrtextes  oder  Lehrmittels  kam  nur 
vom  Lehrkörper  einer  Mittelschule  im  Wege  der  Landesschulbehörde  bean- 
tragt werden. 

§  3.  Ein  Antrag  auf  Zulassung  einzelner  Theile  eines  noch  unvoll- 
endeten Werkes  ist  nur  dann  gestattet,  wenn  ein  solcher  Theil  ein  für 
sich  abgeschlossenes  Ganze  bildet  und  für  einen  eben  so  abgeschlossenen 
Theil  des  Unterrichts  genügt. 

§  4.  Im  Manuscript  vorgelegte  Lehrtexte  und  Lehrmittel  können 
nicht  in  Verhandlung  genommen  werden. 

§  5.  Die  Erklärung  der  Zulässigkeit  erfolgt  in  der  Regel  so,  dass 
sie  für  den  fraglichen  Gegenstand  und  die  betreffende  Unterrichtsstufe 
allgemeine  Giltigkeit  hat,  und  wird  durch  das  Verordnungsblatt  des  Mini- 
steriums für  Cultus  und  Unterricht  bekannt  gegeben.  Ein  gleiches  gilt 
von  der  Ausserkniftsetzung  einer  derartigen  Zulassung.  Gleichzeitig  mit 
dem  Erlasse  dieser  Verordnung  wird  die  Drucklegung  und  Veröffentlichung 
eines  Verzeichnisses  aller  noch  m  Kraft  bestehenden  Zulässigkeitserklärungen 
der  erwähnaen  Art  veranlasst  und  sohin  im  Januar  eines  jeden  Jahres 
erneuert  werden. 

§  6.  Alle  auf  den  Gebrauch  einzelner  Lehranstalten  beschränkten 
Zulassungen  verlieren  mit  dem  Schlüsse  des  Schuljahrs  18734  ihre 
Giltigkeit. 

Künftighin  können  solche  Zulassungen  nur  ausnahmsweise  und 
stets  nur  für  eine  bestimmte  Zeitilauer  bewilligk  werden. 

§  7.  Eine  Zulässigkeits-Erklärung  der  einen  (§  5)  oder  der  anderen 
Art  (§  6)  gilt  nur  für  jene  Auflage,  weiche  der  Verhandlung  zu  Grunde 
gelegen  hat,  und  erstreckt  sich  auf  neue  Auflagen  nur  dann,  wenn  diese 
ein  unveränderter  Wiederabdruck  des  ursprünglich  zugelassenen  Lehr- 
textes oder  Lehrmittels  sind  und  als  solche  auf  dem  Titelblatte  bezeich- 
net werden. 

§  8.  Die  für  jedes  Schuljahr  in  Gebrauch  zu  nehmenden  Lchrtexte 
and  Lehrmittel  sind  aus  der  Reihe  der  allgemeinen  oder  für  die  betref- 
fende Anstalt  bereits  zugelassenen  durch  Conferenzbeschluss  des  Lehr- 
körpers jedesmal  noch  vor  Schlnss  des  vorausgehenden  Schuljahrs  festzu- 
stellen und  dem  Landesschulräthe  mittelst  des  SchlussprotokoUs  in  moti- 


470  Erlitte. 

Tierter  WeiM  bekannt  zn  eeben.  Von  den  festgestellten  darf  im  Teduli 
des  Schnliahres  nicht  menr  abgegangen  werden. 

§  9.  I^brteite  oder  Leurmittel,  welche  dem  Unterricht  dnreh 
mehrere  aaf  einander  folgende  Carse  znr  Omndlage  za  dienen  bestimmi 
sind,  müssen  im  Gebranche  jener  Schüler,  denen  sie  bei  Beginn  des  be- 
treffenden Unterrichts  vorgezeichnet  worden,  aach  bei  dem  regelmissimi 
Aufsteigen  in  die  höheren  Classen  bis  zum  Abschlösse  jener  Cnrse  be- 
lassen werden. 

§  10.  Den  Landesschulinspectoren  wird  anter  ihrer  persönlichen 
Verantwortlichkeit  znr  strengsten  Pflicht  gemacht,  sich  in  fortwahrender 
Kenntnis  der  znm  Lehrgebraache  zugelassenen  Lehrtexte  nnd  Lehrmittel 
zu  erhalten,  ein  Verzeichnis  derselben  bei  der  Schalinspection  stets  mit 
sich  zu  f&hren  und  sich  jedesmal  die  Ueberzeogang  zu  verschaffen,  dass 
in  den  Schalen  keine  anderen,  als  die  för  zalässig  erklärten  Lehrtexte 
und  Lehrmittel  im  Gebrauche  sind.  Nicht  zugelassene  Lehrtexte  und 
Lehrmittel  sind  sofort  ausser  Gebrauch  zu  setzen;  der  schuldtragende 
Director  und  die  Fachlehrer  haben  den  Sch&lern  die  Anschaffungskosten 
zu  ersetzen. 

§  11.  Es  steht  den  Lehrkörpern  nicht  zu,  Schüler  zur  Anschaffung 
noch  anderer  Lehrtexte  oder  Lehrmittel,  als  der  zum  Unterrichte  un- 
mittelbar erforderlichen,  zu  verhalten.  Nur  dort,  wo  Schüler  selbst  durch 
ihre  Studien  auf  das  Bedürfnis  solcher  Hilfsbüchcr  geführt  werden,  haben 
sie  durch  ihren  Rath  auf  eine  zweckmässige  und  für  dieselbe  Unterrichts- 
stufe möglichst  gleichförmige  Wahl  einzuwirken.  Eine  Zulässi^keitser- 
kläruug  solcher  Uilfsbücher  findet  nicht  statt;  erweisen  sich  derartige 
Bücher  als  ungenügend  oder  bedenklich,  so  hat  der  Landesschulinspector 
den  Gebrauch  derselben  zu  untersagen. 

§  12.  Alle  hiermit  getroffenen  Verfügungen  gelten  eben  so  für  die 
Privatanstalten,  welche  in  den  Gegenständen  des  Gymnasiums  oder  der 
Realschule  unterrichten. 

§  13.  Bis  zum  Schlüsse  des  Schuliahres  1873/4  kann  der  Landes- 
schulinspector ein  Lehrmittel,  bezüglich  dessen  eine  Zulässigkeitserklärung 
nicht  vorliegt,  vorläufig  im  Gebrauche  belassen,  hat  aber  gleichzeitig  den 
Leiter  der  Schule  wegen  etwaiger  Erwirkung  der  Zulässigkeitserklärung 
auf  den  gesetzlichen  Weg  zu  verweisen.  Wenn  jedoch  das  im  Gebrauche 
vorgefundene  Lehrmittel  Anlass  zu  gewichtigen  Bedenken  gibt,  hat  der 
Landesschulinspector  dasselbe  auch  innerhalb  jenes  Zeitraums  sofort  ausser 
Gebranch  zu  setzen  und  gleichzeitig  hierüber  unter  Vorlage  eines  Exem- 
plars Bericht  zu  erstatten. 

Von  dieser  Verordnung  wolle  die  k.  k.  Landesschulbehörde  jede 
öffentliche  Mittelschule  und  durch  §  12  desselben  betroffene  Privatanstalt 
des  Amtsbezirkes  unter  Mittheilung  eines  Exemplars  derselben,  sowie  des 
angeschlossenen  Verzeichnisses  in  Kenntnis  setzen. 


Verordnung  des  k.  k.  Ministers  für  CuUus  und  Unterricht  vom 

28.  Juni  1873, 

an  sämmtliche  Landesschulbehörden, 

betreffend  den  Zeitpunct  des  Dienstaustrittes  beiLehrern 

und  Supplenten  an  Mittelschulen.- 

Aus  Anlass  wiederholt  vorgekommener  Fälle  wird  die  k.  k 

auf  die  bestehenden  Verordnungen  aufmerksam  gemacht,  wonach  Beamte, 
also  auch  Lehrer  und  Supplenten  letztere  mögen  beeidet  sein  oder  nicht) 
vor  erfolgter  Annahme  der  Verzichtleistung  und  Enthebung  den  Dienst 
nicht  verlassen,  daher  auch  keine  neue  Bedienstung  oder  Verwendung 
antreten  dürfen. 

Auch  wird  der  Erlass  des  Ministeriums  für  Cultus  und  Unterricht 
vom  5.  Februar  1858,  Z.  1664,  in  Erinnerung  gebracht,  wonach  die  Ueber- 


Erlässe.  471 

Setzung  und  der  Dienstaustritt  eines  Gymnasiallehrers  (Supplenten)  in  der 
Regel  nur  mit  Schluss  eines  Semesters  erfolgen  darf.  Diese  Verfügungen 
beziehen  sich  auf  sämmtliche  Mittelschulen,  demgemäss  auch  auf  jene, 
die  nicht  vom  Staate  erhalten  werden. 

Vorkommenden  Falls  gibt  der  hierorti^e  Erlass  vom  4.  December  1870, 
Z.  12492  (Verordnungsblatt  des  Min.  für  Cultus  und  Unterricht,  Jahr- 
gang 1870,  Z.  162),  dem  k.  k die  Möglichkeit  an  die  Hand,  den 

Ernennungen  von  Lehrindividuen  an  den  nicht  vom  Staate  erhaltenen 
Mittelschulen  die  Bestätigung  zu  versagen. 

Erlass  des  k,  k,  Ministers  für  Cultus  und  Unterricht  vom  1.  Juli  1873, 

Z.  132, 

an  sämmtliche  k.  k.  Landesschulbehörden, 

mit  welchemjenen  Ca  ndidaten,  die  sich  mit  einem  Maturitäts- 
zeugnisse für  technischeStudien  ausweisen,  Erleichterungen 
beiAblegungderMaturitätsprüfungfürüniversitätsstudien 

zugestanden  werden. 

Die  an  Gymnasien  mit  Abhaltung  der  Maturitätsprüfungen  für  die 
üniversitätsstudien  betrauten  Commissionen  wt^rden  ermächtigt,  bezuglich 
eines  Candidaten,  der  sich  mit  einem  gesetzlich  erworbenen  Maturitäts- 
zeugnisse für  Studien  an  technischen  Hochschulen  ausweist,  von  der 
Prüfung  aus  Mathematik,  Physik  und  Naturgeschicli te  in  dem 
Falle  abzusehen,  als  die  in  jenem  Maturitätszeugnisse  enthaltenen  Noten  be- 
treffs dieser  Fächer  nicht  unter  „befriedigend**  stehen. 

In  das  neuerworbene  Zeugnis  sind  die  Noten  bezüglich  der  so  aus- 
gelasseneu Fächer  aus  dem  ersten  Zeugnis  und  unter  Berufung  auf  das- 
selbe einzusetzen. 

Bei  Feststellung  des  Grades  der  Reife  (ob  schlechthin  oder  „mit 
Auszeichnung")  sind  sämmtliche  Noten  des  neuen  Zeugnisses  in  Anschlag 
zu  bringen. 

üebrigens  bleiben  alle  Normen  aufrecht,  welche  über  die  Zulassung 
eiterner  Candidaten  zu  den  bezeichneten  Prüfungen  bestehen. 

Erlass  des  Ministers  für  Cultus  und  Unterricht  vom  8.  Juli  1873^ 

Z.   5261, 

an  sämmtliche  Landesschulbehörden  und  Gymnasial-Prüfungscommissionen 

betreffend  die  an  die  Gymnasial-Lehramtscandidaten  für 
die  deutsche  oder  eine  Landessprache  zu  stellenden  Anfor- 
derungen aus  der  classischen  Philologie. 

Ich  linde  mich  bestimmt,  alinea  1  e  des  §  5  der  Gymnasial-Prü- 
fungs Vorschrift  provisorisch  dahin  abzuändern,  dass  die,  an  die  Lehr- 
amtscaudidaten  für  die  deutsche  oder  irgend  eine  Landessprache  zu  stel- 
lenden Anforderungen  aus  der  griechischen  und  lateinischen  Sprache  auf 
das, für  das  Untergymnasium  festgesetzte  Ausmass  zu  beschränken  sind. 

Erlass  des  k.  k.  Ministers  für  Cultus  und  Unterricht  vom  16.  Jvli  1871, 

Z.  5179, 

in  Betreff  der   an   die  Gymnasial-Lehramtscandidaten  in 
Galizien    zu   stellenden   Anforderungen    hinsichtlich    der 

deutschen  Sprache. 

Auf  Vorschlag  des  k.  k.  galizischen  Landesschulrathes  finde  ich  an- 
zuordnen : 
1.  dass  alle  jene  Gymnasial-Lehramtscandidaten  für  Geschichte  und  clas- 
sische  Philologie,  welche  bei  Ablegung  ihrer  Prüfung  in  polnischer 
Sprache  nicht  schon  die  eine  oder  andere  Clausurarbeit  in  deutscher 
Sprache  geliefert  haben,  eine  besondere  deutscho  Clansararbeit  zu  dem 


472  Personal-  und  Schnlnotizen. 

Zwecke  abanfassen  haben,  um  eine  Probe  ihrer  Fertigkeit  nnd  Correct- 
heit  im  schriftlichen  Ausdruck  zu  geben,  und 
2.  dass  die  auf  Orund  des  §  14  der  Gymnasialvorschrift  an  alle  Lehr- 
amtscandidaten  zu  stellenden  Anforderungen  aus  der  deutschen  Sprache 
sich  nicht  blos  auf  die  Kenntnis  der  Grammatik,  sondern  auch  auf  die 
Belesenheit  in  wenigstens  Einem  der  deutschen  Classiker  zu  erstrecken 
haben.  

Verordnung  des  Ministers  für  CuUus  und  Unterricht  vom  17.  Juli  1873, 

Z.  4972, 

betreffend   die  Ziele  und  den  Stufengang  des  (nicht  obli- 
gaten) Unterrichtes  in  Stenographie  an  Mittelschulen  mit 

deutscher  Unterrichtssprache. 

Zur  Herstellung  der  nöthigen  Einheit  im  stenographischen  Unter- 
richte an  Mittelschulen  mit  deutscher  Unterrichtssprache  bestimme  ich 
Folgendes : 

Der  Unterricht  wird  in  der  Regel  in  zwei  Jahrescursen  ertheilt. 

I.  Curs. 

a)  Lehrziel.  Die  Schüler  sollen  so  weit  gebracht  werden,  dass 
sie  ungekürzte  Schrift  richtig  schreiben  und  gekürzte  lesen  können. 

oj  Lehrstoff.  L  Semester.  Unter  sorgfältiger  Pflege  der  steno- 
graphischen Kalligraphie :  Wortbildungslehre,  Vor-  und  Nachsilben,  Sigel 
mit  Ausschluss  des  Kammersigel. 

II.  Semester.  Wortkürzungslehre,  Lese-  und  Schreibeübungen  be- 
züglich der  Wortbildung  und  der  Wortkürzung.  Vollständige  Theorie  der 
Satzkürzungen.  (Einlagehefte  genügen.) 

n.  Curs. 

a)  Lehrziel.  Die  tüchtigeren  Schüler  sollen  einem  Dictate  von 
mindestens  90  Worten  in  der  Minute  zu  folgen  im  Stande  sein. 

b)  Lehrstoff.  Der  UnteViicht  besteht  in  beiden  Semestern  in 
Lese-  und  Schreibeübungen  bezüglich  der  Satzbildung;  die  Schreibe- 
übungen nach  allmählich  rascheren  Dictaten. 

Bezüglich  der  zulässigen  Lehr-  und  Lesebücher  wird  gleichzeitig 
eine  Verfügung  getroffen. 

Erlass  des  k,  k.  Finanzministeriums  ddo.  2,  Juni  1873,  Z,  1816, 

betreffend  die  mit  der  Verleihung  des  Titels  einer  höheren 
Diensteskategorie  an  Staatsbeamte  Terbundenen  Bechte. 

Auf  Grund  der  Allerhöchsten  Entschliessung  vom  5.  April  1873 
'  gewährt  eine,  vom  Tage  dieser  Allerhöchsten  Resolution  an  erfolgende 
Verleihung  des  Titels  einer  höheren  Diensteskate^orie  an  einen  Staats- 
beamten dem  damit  Betheilten  das  Recht,  sich  nicht  nur  der  Titulatur, 
sondern  auch  der  dieser  höheren  Kategorie  entsprechenden  Uniformsab- 
zeichen zu  bedienen. 


Personal-  und  Schulnotizen. 

—  (Ernennungen,  Versetzungen,  Beförderungen,  Aus- 
zeichnungen u.  8.  w.)  —  Se.  k.  u.  k.  Apostolische  Majestät  haben  mit 
Allerhöchster  Entschliessung  vom  5.  August  1.  J.  den  Capitular  des  Be- 
nedictiner-Stiftes  in  Krerosmünster  Amand  Baumgarten,  den  Chorherm 
des  Prämonstratenser-Stifbes  Schlögl  und  Professor  am  Staatsgymnasimn 
in  Linz  Dr.  Sigmund  Lutz,  den  Senior  und  Pfarrer  in  WaUem  Ji^ob 
Ernst  Koch,  den  Rabbiner  der  israelitischen  Cultusgemeinde  Linz-Ur- 
fahr  Dr.  Abraham  Frank,  den  Director  der  Lehrer-  und  Lehrerinnen- 


Personal-  und  Schalnotizen.  478 

bildangtsanstalt  in  Linz  Joseph  Berger  nnd  den  Gymnasialprofessor  in 
Linz  Dr.  Michael  Walz  zu  Mitgliedern  des  Landesschulrathes  in  über- 
Oesterreich  allergnädigst  zu  ernennen  geruht. 

ünger  ni.  p. 

—  Se.  k.  u.  k.  Apostolische  Majestät  haben  mit  Allerhöclister  Ent- 
schliessung  vom  6.  August  1.  J.  den  Bezirkshau^tmann  Valerian  Boda- 
kowski  zum  Statthai tereirathe  und  zweiten  Beierenten  für  die  admini- 
strativen und  (ökonomischen  Angelegenheiten  beim  Landcsschulrathe  für 
Galizien  allergnädigst  zu  ernennen  geruht. 

Stremayr  m.  p. 

—  Se.  k.  u.  k.  Apostolische  Majestät  haben  mit  Allerhöchster 
EntSchliessung  vom  25.  August  1.  J.  den  Director  des  zweiten  Staats- 
gymnasiums in  Graz  Anton  Maresch  zum  Landesscholinspector  aller- 
gnädigst zu  ernennen  geruht. 

Stremayr  m.  p. 

—  Se.  k.  u.  k.  Apostolische  Majestät  haben  mit  Allerhöchster  Ent- 
schliessung  vom  4.  September  1.  J.  den Statthaltereirath  Andreas  Wink  1er 
zum  Referenten  für  die  administrativen  und  oekonomischen  Schulange- 
legenheiten von  Triest,  Görz  und  Istrien  allergnädigst  zu  ernennen 
geruht.  Stremayr  m.  p. 

—  Der  Minister  für  C.  u.  ü.  hat  auf  Grund  des  Gesetzes  vom 
6.  April  1872,  R.  G.  B.  Nr.  67,  den  k.  k.  Landesschulinspector  Anton 
Maresch  dem  k.  k.  Landcsschulrathe  für  Schlesien  mit  dem  Amtssitze 
in  Troppau  zur  Dienstleistung  zugewiesen  und  mit  der  Inspection  der 
Mittelschulen  (Gymnasien  und  Realschulen)  Schlesiens  betraut. 

—  Der  Professor  aui  deutschen  Staats-G.  in  Brunn  Joseph  Dyoifak 
zum  Professor  am  akademischen  G.  in  W  i  e  n ;  der  Professor  am  Staats-G. 
in  Czemowitz  Angust  Klimpfiuger  zum  Professor  und  die  Supplenten 
am  Staats-G.  zu  Wiener -Neustadt  Kourad  Schimek,  Edmund 
Kamprath  und  Maximilian  Fellegger  zu  wirklichen  Lehrern  an  letzt 
genannter  Lehranstalt;  der  Supplent  am  Staats-G.  in  Krems  Franz 
Würzner  zum  wirklichen  Lehrer  an  derselben  Anstalt;  der  Supplent 
am  Staats-G.  in  Trient  Valentin  Zambra  zum  wirklichen  Lehrer  an 
derselben  Anstalt;  der  Supplent  am  G.  zu  Böhmisch -Leipa  Dr.  Adolf 
Uromada  zum  wirklichen  Lehrer  am  G.  zu  Marburg;  der  wirkliche 
Lehrer  am  Staats-G.  in  Iglau  Dr.  Julius  Steiner  zum  wirklichen  Lehrer 
am  Staats-G.  in  Klagen  fürt;  der  Supplent  am  Staats-G.  zu  Capo- 
d' Istria  Friedrich  Simzig  zum  wirklichen  Lehrer  an  derselben  Lenr- 
anstalt;  der  Professor  am  Gl  in  Pilsen  Alois  Karl  Wach  zum  Professor, 
der  wirkliche  Lehrer  an  der  Staatsroi ttelschule  in  Feldkirch  Eduard 
Gnad,  der  wirkL  Lehrer  an  dem  deutschen  Staats-G.  in  Budweis  Julius 
Gärtner,  der  Supplent  am  Staats-R.  u.  OG.  in  Ober-Hollabrunn  Franz 
Becker,  der  Präfect  der  k.  k.  Theresianischeu  Akademie  und  Supplent 
Johann  Schwarz  und  der  Lehramtscandidat  Dr.  Johann  Wenzel^  dann 
der  wirkliche  Lehrer  am  Comm.  RG.  in  Brüi  Franz  Tamchyna  zu 
wirklichen  Lehrern,  und  der  Katechet  an  der  Komotauer  Volks-  und 
Bürgerschule  Franz  Mach  zum  wirklichen  Religionslehrer  am  Saazer-G.; 
der  Supplent  an  der  Lehrerbildungsanstalt  in  Egcr  Joseph  Kost  er  zum 
wirklichen  Lehrer  am  deutschen  Staats-G.  in  Budweis;  der  Supplent  am 
Staats-G.  in  Tabor  Wilhelm  Wocadlo  zum  wirklichen  Lehrer  eben- 
dort;  der  Lehrer  am  G.  in  Rcichenau  Wenzel  Horpodka  zum  wirk- 
lichen Lehrer  am  Staats-G.  in  Jicin;  der  Supplent  am  G.  in  Saaz  Otto 
G  all  US  zum  wirklichen  Lehrer  am  Staats-G.  in  Lands  krön;  der 
wirkliche  Lehrer  an  der  Staats- OR.  in  Marburg  Hugo  Horak  zum  wirk- 
lichen Lehrer  am   deutschen   Staats-G.  in  Brunn;    der   Supplent   am 


474  Personal-  and  Schalnotizen. 

Staats-R  n.  OG.  in  Üng.-Hradisch  Johann  Kischa  zum  wirklichen 
Lehrer  am  Staats-G.  inKremsier;  der  Supplent  Gabriel  Balcanu  »am 
wirklichen  Lehrer  am  gr.  or.  G.  in  Suczawa;  femer  der  Sapplent  am 
Staat8-G.  in  Cilli  Anton  Pischek  zum  wirklichen  Lehrer  am  5>taat8-ÜG. 
in  Gottschee  and  der  Sapplent  am  slavischen  Staats-G.  in  Brunn 
Johann  Tereba  zam  wirklichen  Lehrer  am  Staats-ÜG.  in  Wallachisch- 
Meseritsch. 

—  Der  Professor  am  Staats-G.  in  Marburg  Franz  Vor  egger  mm 
Professor  am  Staats-R.  a.  OG.  auf  der  Landstrasse  in  Wien  (IlL  Bez.); 
der  Sapplent  am  RG.  in  Hemals  Christian  Jänike,  der  Lehrer  am  Comro. 
RG.  in  Freiberg  Ignaz  Pavliöek  und  der  Gymnasialsapplent  in  Ober- 
Uollabrann  Joseph  Wybiral  zu  wirklichen  Lehrern  am  Staats-R.  n.  OG. 
in  Ober-Hollabrunn;  der  wii  kl  ich  e  Lehrer  an  der  Staats-Mittelschnle 
in  Feldkirch  Hermann  Jaeger  und  der  Lehramtscandidat  Dr.  Theodor 
Rellig  zu  wirklichen  Lehrern  am  Staats-R.  u.  OG.  in  Ried;  der  Supplent 
an  der  Staats-Rsch.  in  Salzburg  Adam  Wapienik  und  der  Sapplent  am 
Staats-R.  u.  OG.  in  Freistadt  Arthur  L an  km  ayr  zu  wirklichen  Lehrern 
an  der  letztgenannten  Lehranstalt;  der  Weltpriester  Joseph  Koch  zam 
wirklichen  Keligionslehrer  am  Staats- RG.  in  Vi  11  ach;  der  Lehramts- 
supplent  zu  Ellbogen  Heinrich  Peti-ina  und  der  supplierende  Lehrer 
der  Realschule  in  GÖrz  Franz  Suklje  zu  wirklichen  Lehrern  am  Staats- 
R.  u.  OG.  in  Radolfswerth;  der  provisorische  Director  des  Staats- RG. 
in  Prachatitz  Dr.  Theodor  Stieglitz  zum  wirklichen  Director  der- 
selben Anstalt;  der  Professor  an  der  k.  k.  nautischen  Akademie  in  Triebt 
Christian  Nie  per  zum  Lehrer  am  Staats- RG.  zu  Reichenberg  in 
Böhmen;  der  Professor  des  RG.  zu  Brunn  Dr.  Wilhelm  Vyslouiil  zum 
Director,  dann  der  Supplent  an  der  Comm.-Rsch.  auf  der  Wieden  in 
Wien  Johann  Wittek,  der  Lehramtscandidat  Dr.  Anton  Grienberger 
und  der  Supplent  am  Staats-G.  in  Saaz  Maximilian  Vrgal  zu  wirklichen 
Lehrern  des  Staats-R.  u.  OG  in  Nikolsburg;  die  Supplenten  an  dem 
Staats-RG.  in  Prerau  Dr.  üdalrich  Kramal-  und  Ignaz  Kroh  zu  wirk- 
lichen Lehrern  an  derselben  Lehranstalt;  endlich  der  Sapplent  am  Staats-RG. 
in  Weidenau  Julius  Neagebaaer  zum  wirklichen  Lehrer  an  derselben 
Lehranstalt 

—  Die  Supplenten  an  der  Staats-OR.  in  der  Leopoldstadt  in 
Wien  (IL  Bez.)  Adolf  Bechtel  und  Walter  Vernaleken,  so  wie  der 
Supplent  an  der  Staats-Rsch.  am  Schottenfeld  in  Wien  Franz  Willo- 
mitzer  zu  wirklichen  Lehrern  an  der  zuerst  genannten  Lehranstalt; 
der  Lehrer  avn  der  Comm.  Mittelschule  in  Ellbogen  Albert  Zimmeter 
zum  wirklichen  Lehrer  an  der  Staats- Rscli.  in  Steyr;  der  Realschul- 
lehrer in  Brunn  Jakob  Punk  und  der  Lehrer  an  der  ÖffentL  Rsch.  in 
der  Josephstadt  in  Wien  Joseph  Meixner  zu  wirklichen  Lehrern  an  der 
Staats-OR.  in  Marburg;  der  Supplent  an  der  Land  es- UR.  in  Sternberg 
Emerich  Müller  und  der  Supplent  an  der  Landes-Rsch.  zu  Krems  Job. 
Kornfeind  zu  wirklichen  Lehrern  an  der  Staats-Rsch,  in  Görz;  der 
Professor  an  der  OR.  in  Pancsova  Johann  Hopfner  zum  wirklichen 
Lehrer  an  der  Staats-OR.  in  Triest;  der  Lehramtssupplent  an  der 
Staats-Rsch.  zu  Olmütz  Wilhelm  Appelt  zum  wirklichen  Lehrer  ander 
böhmischen  Rsch.  in  Prag;  der  Lehrer  an  der  Comni.  OR.  zu  Ellbogen 
Joseph  John  und  der  Lehrer  an  der  Comm.-OR.  zu  Budweis  Anton 
Friebel  zu  wirklichen  Lehrern  an  der  Staats-OR.  in  Pilsen;  der  Lehrer 
am  Comm.  G.  in  Jaslo  Rudolf  Juuowicz  zum  wirklichen  Lehrer  an 
der  gr.  or.  OR.  iuCzernowitz;  ferner  der  Weltpriester  Michael  Mecht- 
1er  zum  wirklichen  Religionslehrer  an  der  Staats  UR.  in  Sechs  haus 
bei  Wien;  der  Lehramtscandidat  Ludwig  Schönlaub  zum  wirkliohen 


Personal-  nnd  Schul noliaeu.  47S 

Lehrer  an  der  Staata-UB.  inßrnnQecli,  der  Assistent  an  der  deutschen 
Staats-OK.  in  Prag  Joseph  Siersehner  nnä  der  Zeichenlehrer  an  der 
Central- PeUrtaK*sch Die  in  Münclien  Karl  Pitiner  la  wirklichen  Lehrern 
an  der  Stnnts-IJB.  in  Imst,  Ictitg'enannter  zugleich  lam  Leiter  der 
Zeichenfort bililuagEschule  in  Ite  ii  1 1  e ;  der  Piaristen  Orden spriester  Johann 
ätejrer,  der  Profewor  an  der  ungar.  höheren  landwirthschaftl.  Lehr- 
anstult  XU  Unguisch-Altenbnrg  Emerich  ßiithaj  nnd  der  Lehrer  an 
der  ^ffentL  OB.  in  der  Josephstadt  in  Wien,  Friedrich  Hasalwauder 
IQ  wirklkhcn  Lehrern  an  der  ÜR.  in  Sechshans  bei  Wien. 

—  Von  Seite  des  n.  B.  LandeunsBchaBaes  wnrden  fSr  die  Landen 
Real-Gymoasien  folgende  ProfesBOren  ernannt,  nnd  zwar:  flir  das  in 
Hörn:  Gabriel  v.  Mohr  fflr  Philologie  nnd  Hans  Wittek  für  Mathe- 
matik und  Physik,  fnr  das  in  Waidhofen  a.  d.  Thaya:  Clemens 
Blüniel  und  Johann  Wrisens,  beide  fBr  Philologie;  als  Turnlehrer 
[fir  Wicner-Neuatadt:  Mebins  nnd  fhr  ät.  Polten:  Schneek. 

—  Der  Büreerachnllehrev  Franz  Brankj  in  Wien  zum  Uebungs- 
Bchull ehrer  an  der  K.  k.  Lehrcrbildongsanstalt  daselbst;  der  Sumtent 
an  d«r  Lehrer bildnngoanstalt  zu  Bregenz  Franz  Hanslifek  zum  Haupt- 
lehrer an  derselben  Lehranstalt;  der  Hsupllehrer  an  der  Lehrerbildung»- 
austtlt  in  Bregenz  Angust  Wejmann  znni  Hanptiehrer  an  der  V.  k. 
dentschen,  und  der  Volksschallehrer  in  Sraicbow  Joseuh  Sokol  zum 
Lehrer  an  der  üebungischule  der  k.  k.  hohmischeD  Lehrerbildnngs- 
anstalt  in  Prag,  der  Rcal«ehiitEiQpplent  Franz  Himler  zum  Haaptlehrer 
an  der  k.  k.  Leurorbildungsaustalt,  in  Trautenau  und  der  Weltpriester 
Constantin  Popowic»  znin  ^.  or.  Religion slehrer  an  der  k.  k.  Lehrer- 
bildungsanstalt in  Czernowitz, 

—  Der  Gymnasiallehrer  Julius  Gärtner  zum  Hauptlehrer  ander 
t.  k.  L«hrerinnenbildangsanstalt  in  Linz;  der  Gymnasialsnp- 
plflnt  in  BoTsredo  Lorenz  Mfllter  znm  Uauptlehrcr  an  der  k.  k.  Lehre- 
rinnenbildungsarBtalt  in  Trient;  ferner  ebenda  die  ünterlehrarin 
Xert^sa  Bentiro^lio  zur  Lehrerin  nnd  Emesta  Zambra  zur  Dnter- 
lehrerin  an  der  mit  dieser  k.  k.  Lehrerinnen  MI  dungs  anstatt  verbundenen 
Debungsschule ;  der  Raaptlehrer  an  der  Lehrerbild angsanstalt  Sobeslan 
Joseph  Melichar  zn  einem  der  Hanptiehrer  an  der  k.  k.  bäbmischen 
LehrerinnenbiJdungsansialt  in  Prag;  der  Ünterlehrer  an  der 
DebongsBchnle  der  Lehrerbildungsanstalt  in  Olmülz  Franz  Krfek  und 
der  Lehrer  an  der  Volksschnlo,  Franz  Kumpöst  zu  Lehrern  an  der 
Oebnngsscbule  der  k.  k,  slavisi-hen  Lehrerin nenbildnngsanstalt  in  Brlinn, 
dknn  der  Oborrealschulhhrer  I>r.  Ludwig  Gabi,  der  Gyninasialsupplent 
Leon  Halicki  zu  Uauptlehrern  an  der  k.  k.  Lohrerinncnbildungs- 
tnatalt  in  Cxernonitz. 

—  r>cr  Buppl.  Professor  für  Waarenkunde  nnd  Teehnologio  an  der 
WIcnBrHandelsakadcmiennilHiH'slahreranderk. k,  Bau-  u.  Maschinen- 
gBworbeBohule  Johann  Hniiptfleisch  znin  Lehrer  der  mechanischen 
Technologie  an  der  letztgenannten  Anstalt. 

—  Der  ordentliche  Professor  der  niederen  und  höheren  Geodäsie 
nnd  snbnrlschen  Astronomie  an  der  teclinlsrhcn  Militärakademie  in  Wien 
Dr.  Wilhelm  Tinter  znm  ordentlichen  Professur  der  praktischen  Oeometrie 
und  der  Priratdocent  der  Wiener  Universität  Dr.  Ludwig  Polej  zum 
honorierten  Lehrer  fBr  Tran  zAsisrhu  Bprur  he  an  der  Wiener  technischen 
Hochschule;  femer  ist  jedem  der  beiden  Adjuncten  dieser  Hochschule 
Johann  Radingor  und  Karl  KAnig  der  Titel  eines  ansserord entlichen 
pTxfeasun  tcrliiAion  worden;  endlich  rockte  der  Präparator  des  Labora- 

I      tariauie  filt  allgem.  Chemie  allda  Joseph  Habermann  zum  Adjuncten 
^^^l^^iMm  Lahontorinm  tor. 

^^^^K^  —  Der  Ingenieurassis tent  der  Karl  Ludwigs-Bahn  Stanislaus  Ziem- 
^^^^Hr!  In  Krakan  mm  ordentlichen  rmfessor  der  mechan.  Teehnologio 


476  Personal-  und  Schalnotizen. 

und  beschreibenden  Maschinenlehre;  der  Sectionsgeologe  der  geolog. 
Rc'ichsanstalt  Julian  Niedzwiedzki  in  Wien  zum  ordentlichen  Professor 
der  Mineralogie  und  Geognosie  und  der  Bildhauer  Leonard  Marconiin 
Warschau  zum  ausserordentlichen  Professor  des  Omamentenzeichnens  und 
Modellierens  an  der  technischen  Akademie  in  Lemberg. 

—  Der  ordentliche  Professor  der  mathematischen  Physik  an  der 
Universität  in  Graz  Dr.  Ludwig  Boltzmann  zum  ordentlichen  Professor 
der  Mathematik ;  der  ordentl.  Professor  an  der  Forstakademie  zu  Maria- 
brunn Dr.  Julins  Wiesner  zum  ordentlichen  Professor  der  Anatomie 
und  Physiologie  der  Pflanzen;  der  disponible  Professor  der  Augenheil- 
kunde an  der  medicinisch-chirurgischen  Josephs- Akademie  Dr.  Stell  wag 
von  Carion  zum  ordentlichen  Professor  dieses  Faches;  der  ausserordent- 
liche Professor  der  classischen  Philologie  an  der  Universität  in  Wien 
Dr.  Theodor  Gomperz  zum  ordentlichen  Professor  dieses  Faches;  der 
ausserordentliche  Professor  der  ägyptischen  Alterthumskunde  an  der 
Universität  in  Wien  Dr.  Simon  Leo  Rein i seh  zum  ordentlichen  Pro- 
I'cssor;  der  Privatdocent  für  Volkswirthschaft  an  der  Universität  in 
Wien,  Ministerialsecretär  Dr.  Karl  Menger  zum  ausserordentlichen 
Professor  der  politischen  Oekonomie  und  der  Privatdocent  für  Palacon- 
tologie  an  der  Universität  zu  Heidelberg  Dr.  Melchior  Neumaver  zum 
aEsserordentlichen  Professor  dieses  Lehrfaches,  sämmtlich  au  der  Uni- 
versität zu  Wien. 

—  Der  Privatdocent  an  der  Wiener  Universität  Dr.  Eduard  Albert 
zum  ordentlichen  Professor  der  chirurgischen  Klinik  und  der  Professor  aui 
G.  zu  Innsbruck  und  Privatdocent  der  classischen  Philolof^ie  an  der  dor- 
tigen Universität  Dr.  Anton  Zingerlc  zum  ausserordentlichen  Pro- 
fessor dieses  Faches    an    der    Universität  zu  Innsbruck. 

—  Der  Privatdocent  an  der  Wiener  Universität  Dr.  Karl  Hoff  mann 
zum  ausserordentlichen  Professor  der  physiologischen  und  pathologischen 
Chemie  an  der  Universität  und  der  Doctorand  der  Rechte  Jos.  Freiherr 
von  Anders  zum  Amanuensis  an  der  k.  k.  Universitätsbibliothek 
in  Graz.  « 

—  Der  kais.  russ.  Staatsrath  und  Universitätsprofessor  in  Dorpat 
Dr.  Moriz  Willkomm  zum  ordentlichen  Professor  der  systematischen 
Botanik  und  Director  des  botanischen  Gartens ;  der  Professor  des  Bibel- 
studiums des  neuen  Bundes  an  der  theologischen  Facultät  in  OliAütz 
Dr.  Franz  Bauer  zum  ordentlichen  Professor  desselben  Faches  an  der 
theologischen  Facultät;  und  dem  Beschlüsse  des  philosophischen  Profes- 
sorencoUegiums  an  der  Universität  zu  Prag  gemäss  der  Professor  an  der 
böhm.  OR.  in  Prag  Dr.  Joh.  Gebauer  zum  Privatdocenten  für  böhmische 
Sprache,  sämmtlich  an  der  Universität  in  Prag. 

—  Der  Privatdocent  an  der  Universität  und  Lehrer  an  der  OR. 
in  Lemberg  Dr.  Oscar  Fabian  zum  ausserordentlichen  Professor  der 
mathematischen  Physik  und  der  Statthaltereiconcipist  in  Lemberg  Dr. 
Eduard  Rittner  zum  Privatdocenten  des  kanonischen  Rechtes  an  der 
Universität  zu  Lemberg. 

—  Dem  Beschlüsse  des  philos.  Professorencollegiums  der  Univer- 
sität in  Krakau  gemäss  Dr.  Karl  Olszewski  zum  Privatdocenten  für 
Chemie  und  gleicherweise  Dr.  Eduard  v.  Janczewski  zum  Privatdocenten 
tür  Pflanzen -Anatomie  und  Morphologie  der  Kryptogamen  an  der  philos. 
Facultät  dai;elbst;  ferner  dem  Beschlüsse  des  rechts-  und  Staatswissen* 
schaftl.  Professorencollegiums  gemäss  Dr.  Gustav  Römer  zum  Privat- 
docenten des  römischen  Rechtes  an  der  «lortigen  Hochschule,  dann  der 
Privatdocent  für  Kinderheilkunde  an  der  Universität  in  Krakau  Dr. 
Matthias  Jakubowski  zum  unbesoldeten  ausserordentlichen  Professor 
dieses  Faches  sämmtlich  an  der  genannten  Hochschule. 

—  Der  Seminarprafect  Basil  Repta  zum  ordentlichen  Prufcssor 
des  Bibelstudiums  neuen  Bandes  an  der  Csernowitzer  gr.-or.-theolo* 
gischeu  Lehranstalt 


Personal-  und  Schnlnotizen.  477 

—  Zu  ausserordentlichen  Professoren  an  der  Leoben  er  Berg- 
akademie die  bisherigen  Docenten  Radolf  Seh Öf fei  für  Physik  and 
Chemie,  Franz  Lorber  für  darstellende  und  praktische  Geometrie  nnd 
Rupert  Bock  für  Mechanik  und  Maschinenbaukunde. 

—  Der  Minister  f.  C.  u.  ü.  hat  dem  k.  k.  Oberbergrath  und  pen- 
sionierten üniversitatsprofessor  Dr.  Franz  Schneider  in  Prag,  aus  Anlass 
seiner  Enthebung  von  der  Function  eines  Präses  der  rechlihistorischen 
Staatsprüfunfi^scommission  daselbst,  seine  Anerkennung  für  die  Yon  ihm 
in  dieser  Stellung  während  einer  Reihe  von  Jahren  geleisteten  erspriess- 
lichen  Dienste  ausgedrückt. 

—  Der  ordentliche  üniversitatsprofessor  in  Prag,  Dr.  Anton  Rauda, 
zum  Präses  der  rechtshistorischon  Staats-Prüfungscommission. 

—  Der  Oberstlieutenant  Johann  Roskiewicz  des  Inf.  Reg.  Lud- 
wig II.  Konig  V  Bayern  Nr.  5,  zum  Vorstande  der  topographischen  Ab- 
theilun«^  des  militär-geogr.  Institutes  in  Wien. 

-  Der  Historienmaler  in  Krakau  Johann  Matejko  zum  provi-* 
sorischcn  Director  der  dortigen  Kunstschule. 

—  Der  Hilfsgeologe  an  der  k.  k.  geologischen  Reichsanstalt  Karl 
Maria  Paul  zum  Geologen  und  der  Practicant  Dr.  Oscar  Lenz  zum 
Hilfsgeolo^en. 

—  Der  Vicedirector  des  Seminars  und  Professor  der  Theologie  zu 
Stuhlweissenburg,  Se.  Hochw.  Moriz  König,  zum  Magister  Cano- 
nicus  Junior  am  dortigen  Domcapitel. 

~  Die  Wahl  des  geh  Rathes  und  Kammerers  Emanuel  üdalrich 
Grafen  Dubsky  zum  Director  und  des  pens.  Oherfinanzrathes  und  Bürger- 
meisters in  Brunn  Christian  Ritter  d'Elvert  zum  Director-Stellvertreter 
bei  der  mährisch-schlcsischeii  Gesellschaft  zur  Beförderung 
des  Ackerbaues,  der  Natur-  und  Landeskunde  hat  die  AH.  Bestä- 
tigung gefunden. 

—  Der  Custos  am  k.  k.  zoolog.  Cabinet,  kais.  Ratli  Georg  Ritter 
V.  Frauen feld,  zum  Ehrenmitgliede  des  Vereines  der  Naturfreunde  in 
Reichenborg. 

Der  k.  k.  Hofrath  Dr.  Karl  v.  Scherzer  zum  Ehrenmitgliede 
der  wissenschaftl.  u.  literar.  Gesellschaft  „El  Chark**  (der  Orient)  in  Con- 
stantinopel,  sowie  des  Museums  für  Völkerkunde  in  Leipzig. 


—  Se.  Majestät  der  Kaiser  haben  zu  genehmigen  geruht,  dass 
den  in  Gemässheit  des  Gesetzes  vom  19.  März  1872  mit  Cnarakterpen- 
sionen  zu  bethcilcnden  Witwen  nach  Directoren  und  Hauptlehrern  an 
staatlichen  Lehrer-  und  Lchrerinnenbildnngsanstalten  künftig  für  die 
hinterblicbenen  Waisen  dieser Functionäre  charaktermässige Erziehung s- 
beitrage  im  Ausmasse  jährlicher  60  fl,  per  Kopf  beim  Vorhandensein 
der  vorjjoschriebenen  B«»fiingungcn  bewilligt  werden.  (Wr.  Ztg.) 

—  Se.  Majestät  der  Kaiser  haben  die  Systemisierung  von  drei 
Lehrerstellen  über  die  schon  genehmigte  Zahl  an  der  böhmischen 
Staats-Realschule  in  Prag  für  dio  Zeit  des  unabweislichen  Bedürf- 
nisses zu  j^<'iu'ljini<,'pn  i,'erubt.  (Wr.  Ztg.) 

—  8e.  k.  u.  k.  Apostolisclie  Maiestät  haben  mit  Allerhöchster  Ent- 
schliessung  vom  16.  August  1.  J.  die  Errichtung  von  vier  Lehrstellen  für 
die  Zeit  des  unabweislichen  Hodürfnisses  an  der  Staats-Realschule  in 
Brunn  vom  Beginne  des  Schuljahres  1873/74  an  allergnädigst  zu  be- 
willigen geruht.  (Wr.  Ztg.) 

—  Se.  k.  u.  k.  AiK)stülisch<!  Majestät  haben  mit  Allerhöchster  Knt- 
schliessung  vom  12.  August  1.  J.  die  Uebcrnahrae  der  Grazer  land- 
schaftlichen technischenHochscbule  auf  Staatskosten  vom  1.  Jänner 
1874  angefangen   unter   der  Bedingung  der  Annahme   einer  Reihe  von 


478  Personal-  nnd  Schnlnotizen. 

Punctationen  seitens  des  steiermarkischen  Landtages  nnd  vorbehaltlich 
der  Bewilligung  des  hierdurch  entstehenden  Erfordernisses  durch  die 
Beichsyer tretung  allergnädigst  zu  genehyiigen  geruht.  (Wr.  Ztg.) 

—  Se.  k.  u.  k.  Apostolische  Majestät  haben  mittelst  Allerhöchst-er 
Entschliessung  vom  23.  September  1.  J.  die  Errichtung  einer  neuen  ünter- 
realschule  mit  deutscher  Unterrichtssprache  in  Prag  auf  Staatskosten 
und  ihre  Activierung  mit  sämmtlichen  vier  Classen  am  1.  October  1873 
genehmigt.  (Wr.  Ztg.) 

—  Se.  Majestät  der  Kaiser  haben  zu  gestatten  geruht,  dass  an  der 
Lemberger  technischen  Akademie  eine  ausserordentliche  Lehrkanzel  für 
StrassenbaUy  Wasserbau  und  Encjklopsedie  dieser  Fächer  errichtet  werde. 

(Wr.  Ztg^) 

—  Prag,  15.  September.  Wie  wir  vernehmen,  wurde  die  Her- 
stellung eigener  Gebäude  für  die  Institute  der  allgemeinen  und  medici- 
niscnen  Chemie,  dann  das  anatomische,  endlich  das  physikalische  Institut 
der  Prager  Universität  von  Sr.  Majestät  dem  Kaiser  genehmigt  und 
sind  hicfür  die  Beträge  von  423.200  fl.,  beziehungsweise  267.300  n.  und 
172  600  fl.  aus  dem  Staatsschatze  bewilligt.  Von  den  genannten  drei  Ge- 
bäuden werden  das  chemische  und  anatomische  Institut  auf  dem  soge- 
nannten Salm-Arator'schen  Gartengrund,  das  physikalische  hingegen  auf 
der  Area  der  benachbarten  Wenzelsbad-Bealität  zu  stehen  kommen  und 
sind  die  nöthigen  Vorarbeiten  und  Einleitungen  bereits  getroffen  worden, 
80  dass  der  baldigen  Inangriffnahme  dieser  dringenden  Neubauten  kein 
Hindernis  im  Wege  steht  (Wr.  Ztg.) 

—  Die  Vertretung  der  Stadtgemeinde  Kru mau  hat  in  der  Sitzung 
aiy  1.  September  1.  J.  Se.  Excell.  den  Herrn  Cultus-  und  Unterrichts- 
minister I)r.  Karl  v.  Stremayr  einstimmig  zum  Ehrenbürger  der  Stadt 
Kruroau  ernannt.  —  Demzufolge  hat  eine  Deputation  der  Stadt  Kru  mau 
in  Böhmen  am  17.  September  1.  J.  Sr.  Exe.  dem  Herrn  Minister  für 
Cultus  und  Unterricht  Dr.  Karl  v.  Stremayr  das  Ehrenbürger-Diplom 
dieser  Stadt,  sowie  auch  Anerkennungsschreiben  an  den  Herrn  k.  k.  Mini- 
sterialrath  Dr.  Adolf  F  ick  er  und  den  Sectionsrath  Johann  Freiherm 
V.  Päumann  in  dankbarer  Anerkennung  für  ihre  Vorsorge  und  die  be- 
sonderen Verdienste  um  das  Schulwesen  der  Stadt  Ej'umau  überreicht. 

(Pr.) 

—  Verzeichnis  der  an  den  österreichischen  Universitäten  im  Stu- 
dienjahre 1873/4  fungierenden  akademischen  Würdenträger.  A.  U  n  i  v  e  r- 
sität  in  Wien:  Rector:  Prof.  Regierungsrath  Dr.  Johann  Vahlen; 
Prorector:  Dr.  Joseph  Späth;  Decan  der  theol.  Facultät:  Prof.  Dr.  Karl 
Werner;  Prodecan  der  theol.  Facultät:  Prof.  Dr.  Hermann  Zschokke; 
Mitglied  des  akad.  Senats:  Prof.  Dr.  Franz  Laurin;  Decan  der  rechts-  u. 
staatsw.  Facultät:  Prof.  Dr.  Heinr.  Siegel ;  Prodecan  der  rechts-  u.  staatsw. 
Facultät:  Prof.  Hofrath  Dr.  Leop.  Neumann;  Mitglied  des  akad.  Senats: 
Prof.  Wilh.  Dr.  Wahlberg;  Decan  der  medic.  Facultät:  Dr.  Karl  Langer; 
Prodecan  der  medic.  Facultät:  Prof.  Dr.  Karl  Wedl;  Mitglied  des  akad. 
Senats:  Prof.  Dr.  Job.  Freiherr  v  D umreicher;  Decan  derphilos.  Facul- 
tät: Prof.  Dr.  Eduard  Suess;  Prodecan  der  pbilos.  Facultät:  Prof.  Dr. 
Theodor  Sickel;  Mitglied  des  akad.  Senats:  Dr.  Joseph  Stefan.  — 
B.  Universität  in  Prag:  Rector:  Prof.  Dr.  Salesius  Mayer;  Prode- 
can: Prof.  Dr.  Johann  Nep.  Schier;  Docan  der  theol.  Facultät:  Prof. 
Dr.  Johann  Reinwarth;  Prodecan  der  theoL  Facultät:  Prof.  Clemens 
Borovy;  Mitglied  des  akad.  Senats:  Prof.  Vincenz  Nahlowsky;  Decan 
der  rechts-  und  staatsw.  Facultät:  Prof.  Dr.  Joseph  Krainz;  Prodecan 
der  rechts-  und  staatsw.  Facultät:  Prof.  Dr.  Anton  Ran  da;  Mitglied 
des  akad.  Senats:  Prof.  Dr.  Dominik  Uli  mann;  Decan  der  medic.  Facul- 

&t:  Prof.  Regierungsrath  Dr.  Joseph  Maschka;  Prodecan  der  medic. 
Facultät:  Prof.  Dr.  Joseph  Halla;  Mitglied  des  akad.  Senats :  Prof.  Dr. 
Joseph  Kaulich;  Decan  der  philos.  Facultät:  Prof.  Dr.  Adolf  Weiss; 


Personal-  und  Schulnotizen.  47fl 

Proilecui  der  philos.  FftculCät:  Prof.  Dr.  Emat  Hach;  Mitglied  des  akaU. 
Senats:  Prof.  Dr.  Johann  Kelle.  —  C.  Dniitrsitit  in  Öra);:  Kector: 
Prof.  Dr.  Mai  Ritter  von  Eaiajan;  I'rorector:  Prof.  Dr.  Alexander 
EoUet;  Decan  der  theol.  Pacnttät:  Prüf.  Dr.  Michael  Fruhmann; 
Prodecau  der  tlieol.  PaciMt;  Prof.  Dr.  Mariellin  Sehlagrer;  Hitglii-d 
de»  aliad  Honats:  Prof.  Dr.  Karl  Pötil;  Deean  der  r^clits-  und  ctaataw. 
Facoltät:  Prof.  Dr.  Hermann  Ridermann;  Prodecan  der  rechte-  nnd 
etaatew.  Facoltät:  Prof.  Dr.  Ignai  Neubauer;  Hitglied  Am  akad. 
8enata:  Prof  Dr.  Johann  Blaacbke;  Decan  der  med,  Facoltät:  Prof. 
Dr.  Karl  Blodig;  Pro.lecao  der  med.  Facnltat:  Prof.  Dr  Karl  Edler 
ton  Helly;  Mitglied  des  akad.  Senats:  Prof.  D/.  Bichard  Heachl;  Ducan 
d*r  pliiloB.  Facultat:  Prof.  Dr.  Wilhelm  Kurgel;  Prodacan  der  pliilos. 
Facultat:  Prof  Dr.  Franz  Kronea;  Mitglied  dea  akad.  Senate:  Prof. 
L'r.  Hubert  Leit^ek  —  A.  Universität  in  Innsbruck:  Rector  [die 
K«etor»walil  wird  im  t>otober  erfolgen);  Prorector:  Prof  Dr.  Eraannel 
Ullinann;  Decan  der  theol.  Facoltiit:  Prof.  Dr.  Joliaun  Wenig;  Pro- 
decan  der  theol.  Facnität:  Prof.  Dr.  Ferdinand  Üteotrup;  Decan  der 
rechts.  unJ  staatsw.  Facnität:  Prof.  Dr.  Joh.  Paidiera;  Prodecan  der 
rechts-  und  staatsR.  Facnität:  Prüf.  Dr.  Karl  v.  Inana  Sterne^g; 
Deean  der  modio.  Facnität:  Prof.  l'r  Ed.  Hoffinann;  Prudecan  d<T 
niedic.  Facultat:  Prof.  Dr.  Otto  Rembold;  Decan  der  pbiloe.  Facultät: 
Prof.  Dr.  Ferd.  Pecho;  Praduoan  der  pliilos  Pacultfit:  Prof  Dr.  Leopold 
Pfaundler.  Die  Wahl  der  Mitglieder  des  akad.  Senats  von  Seit«  der 
weltL  Facultnten  wird  nachträglich  erfolgen.  —  E.  Universität  in 
Krakan;  Reetor:  Prof.  Dr.  UuutaT  Piotröwati;  Prorector:  Prof.  Dr. 
Eduard  Fierich;  Di'can  der  theol.  Facnität:  Prof  Dr.  .\]ei.  Schindler', 
Prodecan  der  theol.  Facultät:  Prof.  Dr.  Joseph  Czerlmiciakiewiez; 
Mitglied  des  akad.  Senats:  Prof.  Dr.  Johann  Droidiiewici:  Decan 
der  reuhts-  und  staatsw.  Facaltat:  Prof.  Dr.  Mai  Ritter  von  Zatorski; 
Prodecan  d«r  rechts-  nnd  staatsw.  Facoltät:  Prof.  Dr.  Alexander  Saa  i. 
Bvjaraki;  Mitglied  des  akad.  Senats:  Prof.  Dr.  Julian  Dun^ijc wski; 
Decan  der  uedic.  Facultät:  Prof.  Dr.  Stanislaus  Janikoweki;  Prodecan 
der  medic.  Facnität:  Prof,  Dr.  Ludwig  Teich  mann;  Mitglied  do»  akad. 
Senats:  Prof.  Dr.  Joseph  Majori  Decan  der  philos.  Facultät:  Prof.  Dr. 
Fraui  Mertens;  Prodecan  der  philos.  FaculÜt:  Prof  Dr.  Frans  Ear- 
lidaki;  Hitglied  des  akad  Senats:  Prof.  Dr.  Emil  CEyrnianski.  — 
F.  Universität  in  Lemberg:  Rector:  Prof.  Dr.  Albert  Filarski; 
Prorector:  Prof.  Dr.  Anton  Malecki;  Decan  der  tbeol.  Facultät:  Prof. 
Dr.  Joseph  Watcka;  Prodecan  der  tbeol.  Facnität:  Prof.  Dr.  Silvester 
Hombratowici;  Mitglied  des  akad.  Senats:  Prof  Dr.  Clemens  Sar- 
nielrii  Decan  der  rechts-  nnd  staatsw.  Facultät:  Prof  Dr.  Andreas  Fan- 
go r;  Prudeean  der  rechts-  nnd  ntiiatsw,  Facnität:  Prof.  Dr.  Ednard  tinhl; 
Mitglied  d^fl  akad. Senats:  Prof.  Dr.  FelUGry  jiecki;  D.'cnn  der  philos 
Facnllät:  Prof.  Hr.  Euaebius  C»arktt*«ki;  Prodecan  der  philos,  Fncul- 
Ut:  Prof.  Ilr.FebiKreut»;  MitgUe.1  de«  akad.  Senate:  Pr 'f  Dr  Xarer 
Lisku.  — f/.  An  di^r  theologischen  Facultät  in  Ulniül:«:  Decan: 
Prof.  Ur.  Anton  Klug;  Prodecan:  Prof.  Dr  Jueeph  Sjmerskv.  - 
H.  An  der  theologischen  Facnität  in  SaUbnrg:  DoenniPror. 
Dr.  Fran»  Brandner;  Prodecan:  Prof.  Ür.  Joseph  Neumayr 

—  Dem  k.  k.  Ubeibnurathe  Friedrich  Schmidt,  d.  a.  Rector  der 
k.  k.  Akademie  der  bildenden  Künate  in  Wiun.  ist,  aas  Anlass  der  Voll, 
enilnng  de»  Pfanki»  henhanes  nnter  den  Wci«.-.gärhein  in  Wien,  das  Rit- 
terkreut  dt->  Lcopold-Urdeiia  mit  Nachsicht  der  Taien;  dem  Bildhauer 
und  artistischen  Leiter  der  Kanst^losserei  in  Wien  Franz  Pfiuninsei, 
in  Annkennoug  seiner  rerdinnsthchen  l^istungen  das  Kitterkreai  des 
Pranii  Joseph-Ürdeus;  dum  ordentlichen  Professor  der  Hatbvntatik  an 
der  Wiener  ITuiruraität  Dr.  Frarit  Moth,  anlaeslich  üeines  Uebertrittcs 


^ 


480  Personal-  und  Schnlnotizen. 

in  den  bleibenden  Ruhestand,  in  Anerkennung  seiner  mehr  als  vierzig- 
jährigen vorzüglichen  Verwendung  im  Lehramte,  der  Titel  und  Charakter 
eines  Hofrathes  taxfrei;  dem  Professor  an  der  Realschule  auf  der  Land- 
strasse in  Wien  Dr.  Emil  Hornig  und  dem  ordentlichen  Professor  der 
Staatsarzneikunde  an  der  Universität  in  Prag,  Dr.  Joseph  Maschka,  in 
Anerkennung  seines  höchst  verdienstvollen  Wirkens,  der  Titel  und  Charakter 
eines  Rcgierungsrathes  mit  Nachsicht  der  Taxen,  und  dem  Architekten 
in  Wien  Rudolf  Bayer,  in  Anerkennung  seiner  verdienstlichen  Leistun- 
gen, taxfrei  der  Titel  eines  Baurathes,  allergnädigst  verliehen  worden. 
—  Ausländische  Orden  und  Auszeichnungen  erhielten  u.  A.  die  Nach- 
benannten und  zwar :  der  k.  k.  Universitätsprofessor  in  Prag  Dr.  Eberhard 
Jonak  den  kais.  russ.  St.  Stanislaus -Orden  2.  Cl. ;  der  k.  k.  Hof-  u. 
Universitätsbuchhändler  Wilhelm  Ritter  v.  Braumüller  das  Ritterkreuz 
1.  Cl.  des  grossherzogl.  hessischen  Verdienst-Ordens  Philipp  des  Gross- 
müthigen  und  den  ottomanischou  Medschidj^-Orden  4.  CL;  der  Historien- 
maler und  fürstlich  Metternich'sche  Archivar  in  Wien  Karl  Hemerlein 
das  Ritterkreuz  des  pänstL  St.  Gregor-Ordens  und  der  Professor  an  der 
k.  k.  Akademie  der  oildenden  Künste  in  Wien  Karl  Radnitzky  das 
Ritterkreuz  des  päpstl.  St.  Sylvester-Ordens ;  ferner  der  Musikdirector  in 
Karlsbad  August  Labitzky  das  Verdienstkreuz  in  Silber  des  grossher- 
zogl. mecklenburg-schwerin'schen  Haus-Ordens  der  wendischen  Krone  und 
der  Chef-Redacteur  der  „Wiener  Zeitung**,  Regierungsrath  Friedrich  Uhl» 
das  Conithurkreuz  des  kön.  portugiesischen  Christus-Ordens. 


(Chronik  der  Erledigungen,  Concurse  u.  s.  w.  Fortsetzung 
V.  Heft  V,  1.  J.  S.  396.)  —  Brunn,  (neu  zu  errichtende)  Gewerbeschule, 
Directorsstelle  mit  2000  fl.  und  4  Lehrerstellen  für  die  mathemat-phys. 
Gruppe,  für  Zeichnen  und  Baukunde,  mit  je  1200  fl. ;  Termin:  30.  August 
1.  J.,  8.  Amtsbl.  z.  Wr.  Ztg.  v.  9.  August  1.  J.,  Nr.  185;  —  ebend.  k.  k. 
(deutsche)  Lehrerinnenbildungsanstalt,  Supplentenstelle  für  die  sprach- 
lich-hist.  Fächer  mit  Befähigung  für  den  Musikunterricht  (Gesang,  Ciavier); 
Jahresgehalt:  GOO  fl.,  Termin:  15.  Sept.  1.  J.,  s.  Amtsbl.  z.  Wr.  Ztg.  vom 
12.  Augast  1.  J.,  Nr.  187 ;  —  ebend.  k.  k.  technische  Hochschule,  6  As- 
sistcntenstellen  für  die  verschiedenen  Baufacher,  dann  für  allg.  Chemie 
und  chemische  Technologie,  mit  600  ii.  Jahresgehalt  (vorläufig  auf  die 
Dauer  eines  Jahres);  Termin:  Ende  Septemb.  1.  J.,  s.  Amtsbl.  z.  Wr.  Ztg. 
V.  17.  August  1.  J.,  Nr.  191;  —  ebend.  k.  k.  slavische  Lehrerinnenbil- 
dungsanstalt, Hauptlelirerstelle  zunächst  für  Naturgeschichte  und  Arith- 
metik, mit  subsid.  Befähigung  zum  Unterricht  im  Zeichnen  und  im  Gesang 
und  Turnen  (auch  aushilfsweise  zur  Verwendung  an  der  slav.  Lehrer- 
bildungsanstalt); Bezüge:  die  normierten:  Termin:  30.  Aug.  L  J.,  s.  Verordn. 
Bl.  1873,  St.  XVI,  S.  437.  —  Troppau,  k.  k.  Lehrer-  und  k.  k.  Lehre- 
rinnonbildungsanstalt,  Musiklehreretelle;  Jahresgehalt:  800  fl.  mit  jährl. 
Activitäteznlage  von  200  fl.  und  Anspruch  auf  die  gesetzlichen  Qainquen- 
nalzulagen;  Termin:  Ende  August  1,  J.,  s.  Amtsbl.  z.  Wr.  Ztg.  vom 
9.  August  1.  J.,  Nr.  185;  —  ebend.  Lehrerbild ungsau.stalt,  Lehrstelle  für 
Landwirthschaft  ^verbunden  mit  dorn  Posten  eines  Secretärs  der  öst.-schles. 
Landes-  u.  Porstwiithschafts-CjesoUschaft);  Termin:  15.  Sept.  1.  J.,  s.  Wr. 
Ztg.  V.  15.  August  1.  J.,  Nr.  190,  S.  575.  —  Mährisch- Neustadt. 
Landes-RG.  (mit  beantragter  Reciprocität),  Lehrstelle  für  Freihand-  und 
geometr.  Zeichnen,  mit  den  norm.  Bezügen;  Termin:  31.  August  L  J., 
s.  Amtsbl.  z.  Wr.  Ztg.  v.  10.  August  1.  J.,  Nr.  186;  ferner  an  ebend. 
Lehrstelle  für  classische  Philologie  (bei  deutscher  ünt.  Sprache),  wo  mög- 
lich mit  subs.  Verwendbarkeit  f.  Höhmisch  oder  Franzikisch ;  (eventuell 
Supplentur  mit  600  fl.  Jahresgebühr);  Termin;  31.  August  1.  J.,  s.  Amtsbl. 
z.  Wr.  Ztg.  V.  19.  August  I.J.,  Nr.  192.  ~  Marburg,  k.  k.  OG.,  Lehr- 


P«isonal-  and  Schuluotize 


481 


fit«lli<  fllr  Kutorgeschicbte,  üa  HauptAtch  in  Verbindang  mit  den  Neben- 
nchern  Hatlicmatik  und  Physik;  BezTige:  die  ni)tinierC.'ii ;  Termin:  S.  äopt. 
1.  J-,  ».  AmUbl.  t.  Wr.  Ztif.  v.  12.  Aog.  I.  J.,  Nr.  187;  fenat  an  obend. 

1  Li'linit-.'lla  (,  olaBsiscbe  Philotagie  und  1  für  Dontscb  in  Verbind,  mit 
philoB  Propsdeotik  oilcr  BltclasB,  l.itemtur;  mit  1000  II.  Gohalt  and 
25U  ft.  AttivitätBiuJaee;  Terrain:  IG.  Sept  1.  J..  8.  Ämtsbl.  i.  Wr.  Ztg. 
V.  20.  Angnst  1.  J..  Nr.  193.  —  Trautenan,  k.  k.  U-lirerbildnngsan- 
i(t>lt,  HiiuittlebreTstolle  für  M.itbeinatik  und  Zoicbneii .  mit  den  nun». 
BetUgen;  'iVrmin:  15.  Scptemb.  1.  J.,  s.  Amtabi.  t.  Wr.  'Üg.  i.  10.  Aue.- 
1.  J.,  Nr.  186.  -  Pisino.  (neu  la  arBffn.)  4  claa*  Stiuite-ÖÜ.  (mit  itiil. 
u.  dealHchrr  UnterrichtaspriLche),  Directorsiit«Ile  und  b  Lckrstelien,  uKui- 
licb  1  für  Ki'ligiuD,  2  [itr  cIbbs.  Philologie.  1  für  die  mathem.-natnrw. 
Ffcober  und  1  iDr  Geographie  und  Geschichte:  mit  den  norm.  Bexägeo; 
Termini  15.  Beut,  1.  J.,  b.  AmtabL  ».  Wr.  Ztg.  vom  12.  Angost  I.  J., 
>.  Amtsbl.  t.  Wr.  Ztg.  Tom  12.  Angnst  I.  J.,  Nr.  187.  —  l.eobon. 
(4  clase.)  Luiilfa-K(j..  Lehrstelle  für  classliclie  Philologie  (mit  deatsobxr 
Dntcrricbtaiprache) ;  Jabresutlialt:  801)  9.  mit  The uerongsbei trage  von 
aOX  und  Ansprach  auf  Quinqnctinnhulagcnr.  jeSOOfl-i  Termin:  16.8«pt. 
1.  J..  B.  Wr.  Ztg.  V.  12.  AoguBt  I.  J.,  Nr.  Iö7.  8.  637;  —  ebend.  k.  k. 
Bergakademie.  4  aueiierorJrntliclic  ProlbfBuren  I.  PhjEik  und  Chemi>f, 
tilgcm,  Mechanik  und  Mnicliinenk-brs.  daratellende  und  praktische  Geo- 
metrie, dann  Mineralogie,  üeogiiosio  ntid  Petrofactenknndo ;  Q^halt:  IDÜOIl. 
ttebtt  Activitätsznlage  von  280  fl.;  Termin:  Knde  August  I.  J.,  s,  Amtabt. 
^.  Wr.  Zig.   V.   13.    August  l.  J.,   Hr.  IJiB.  —  Frciberg,   Comm.  KU., 

2  L'dirst<'lleji  \1.  ew.:  die  eine  <ieogriiphie  und  Geschichte  mit  »ubs.  Ver- 
«rendbarkL'it  (itr  BAhmiueh  und  Dpatnoh,  äitt  andere  mt  Nalurgescfaichti.', 
Mathematik  und  Phjsik  mit  höhin.  oder  deutschur  Duterriciltasprauhe: 
Befähigung  lum  Unterricht  im  Frani5eiiicben  erwünscht:  Jabresgebalt 
80()  fl.  mit  Anspruch  auf  (JninqueDDalialaifcu ;  Termin :  Ende  August  1.  J., 
».  AmteW.  ».  Wr.  Ztg.  v.  13.  August  t.  J.,  Nr.  la».  —  Soteth,  meu 
10  erMfn.)  DR.  (mit  deutscher  gpracbe),  Lehrstelle  (eTontuell  Supplenturi 
fBr  geometr.  ZeichDen  oud  Hathcmatik.  wo  mSglicIi  bei  Kuniitnis  des 
PnDiiteiMhen;  Termin:  28.  August  1.  J.,  s.  Amtsbl.  t.  Wr.  Ztg.  vom 
la  Anguat  l.  J.,  Nr.  188.  —  Pilsen,  (deutsche)  Staata-UB^  3  Lelir- 
»tdlen,  die  eine  16t  Geographie  und  Oesdiicbto  nnd  deutsche  üpracbe 
(mit  deren  einer  das  Directorat  verbunden  ist),  die  «weite  Wr  diu  muth.- 
natunr.  FScher,  die  dritte  für  geomatr.  und  Frei h nnd lei ebne n ;  Il«/.il;;e: 
die  normierten;  Termin:  binnen  4  Wochen  vom  SO,  .Inli  an;  das  Nähere 
f.  Amf«bl.  I.  Wr.  Ztg.  v.  13.  August  I.  J..  Nr.  188.  —  Tosehen  (neu 
lo  errlcht-mdn)  StaatB-OIt.,  8  Lehrstellen  o.  ivr  :  2  fär  Deot^b.  Geogra- 
phie nuil  GcHi^iiicbte,  1  fUr  Fransäsisch,  1  für  Mathematik,  1  [iir  geometr. 
Zeichnen  und  darstellen  de  Geometrie,  I  fQr  Frei  hau  Jmchnen  und  Sohün- 
schreiben  und  2  fQr  PUjrtik,  Naturgescbichte  nnd  Chemie  (mit  dem  Be- 
merken. diiBB  mit  einer  dieser  7  Stellen  das  Directorat  verbanden  wir<l), 
dann  die  Lehrstelle  fSr  den  kalbol.  ReLigiuosnnterricht;  wünschen ^iwertb 
jat  Kenntnis  der  puhiiscben  Sprache;  Boiüge:  die  normierten;  Termin: 
6.  September  1.  3..  s.  Amtsbl.  i.  Wr.  Ztg.  \.  14,  Angust  1,  J.,  Nr.  189. 
—  Bleliti,  8tBBts-U0.,  I«lirstelle  f&r  altclaaaiiche  Philolugie.  mit  den 
norm.  Belügen;  Tennin;  10.  8<;ptenib,  I.  J.,  s.  Amtsbl.  z.  Wr.  Ztg.  vom 
15.  Angii«t  1.  J.,  Nr.  190.  —  Grui,  k.  k.  Lehren nnenbild an g.^anatalt. 
Hanptlehrerstellii  für  Deutsch  und  Qeaohiebte,  mit  den  gesetzl.  Ueihgeu; 
Termin:  binnen  6  Woihnn  vom  11.  Aug.  L  J.  an;  s.  Amtsbl.  i.  Wr.  Ztg. 
*om  20.  Angust  1.  J.,  Nr.  193:  -  ebcnd.  2.  btaats-G.,  DirectorntelU, 
mit  lOüi)  ä.  ÜehalC,  liuinqeennuUnlagen  tu  2(10  B.,  300  H  Functions- 
niid  310  fl.  ActiritatBunlag«  nnd  statt  des  Natoralquartiera  S5Ü  fl.  Qnai- 
tieivMd;  Termin:  Ende  Septenib,  1.  J..  s^  Amisbl,  i.  Wr.  Ztg.  t.  T,  Supt. 
I.  f..  Nr.  M09.  -  Cilli.  SUats-OO..  Lehrstelle  für  douUcho  SpHche  in 
Tertiludung  mit  altclaiis.  Literatur  oder  Prupanlcntik.  mit  1000  II.  <l':haU 

a-ll«fc.tfl(.  il.Ar^rr,  Otu.».  Ult,    II.  IIkIi,  '.i'J 


488  Peraonal-  und  Scbulnotizen. 

und  200  fl.  Activitatsxulag^e-,  Termin:  (verlängert)  bU  16.  8ept.  1.  J.,  •. 
Amtebl.  z.  Wr.  Ztg.  v. 20.  Aug.  1.  J.,  Nr.  193.  —  Sternberg,  Landes-ÜR. 
(erentuell  mit  Beciprocität),  3  Lehrstelleo  und  zwar:  1  für  das  Zeichen- 
fachf  1  för  Mathematik  und  Physik  und  1  für  Französisch ;  mit  den  norm. 
Bezügen,  nöthigenfalls  auch  suppletorisch  gegen  Bezug  v.  600  fl. ;  Termin : 
10.  Sept.  L  J.,  8.  AmtsbL  z.  Wr.  Ztg.  y.  21.  August  1.  J.,  Nr.  194;  - 
obend.  UR.,  Supplentenstelle  für  Geographie  und  Geschichte;  Jahres- 
romuneration  600  fl.;  Termin:  15.  Sept.  L  J.,  s.  AmtsbL  z.  Wr.  Ztg.  ▼. 
Jb.  Sept.  1.  J.,  Nr.  207.  -  Olmütz.  Staats-OR.,  Directorsstelle  mit  den 
.systemisierten  Bezügen;  Termin  10.  Sept  L  J.,  s  AmtsbL  z.  Wr.  Ztg. 
V.  21.  August  L  J.,  Nr.  194.  —  Teltsch,  (slaWsche)  Laiides-ÜR.  (mit 
eTent  Beciprocität),  Lehrstelle  für  Geometrie  mit  subs.  Verwendung  für 
das  Freihandzeichnen;  Termin:  10.  Sept.  L  J.,  s.  AmtsbL  z.  Wr.  Ztg.  y. 
21.  August  1.  J..  Nr.  194.  —  Römerstadt,  (neu  err.)  I^ndes-UR.  (mit 
eYent.  Keciprocitat^,  3  Lehrstellen,  (mit  deren  einer  die  Directorsstelle 
verbunden  ist),  nämlich  1  für  Deutsch  u.  Französisch,  1  für  die  mathem.- 
naturhistor.  Fächer  und  1  für  das  Zeichenfach;  Bezüge:  die  gesetzlichen; 
Termin:  10.  Sept.  L  J.,  s.  AmtsbL  z.  Wr.  Ztg.  v.  22.  August  1.  J.,  Nr.  195. 

—  Budweis,  (7  class.)  Comra.  OR,  Supplentenstelle  für  französische 
Sprache,  mit  Remuneration  von  600  fl.  und  20  %  Theuerungsbeitrage; 
Terrain:  15.  Sept.  L  J.,  s.  Wr.  Ztg.  y.  22.  August  L  J.,  Nr.  lyö,  S.  644. 

—  Wien,  Lehrerptsdagogium,  2  Lehrstellen,  die  eine  für  Mathematik, 
die  andere  für  Geschichte;  Remuneration:  für  jede  wöchentliche  Unter- 
richtsstunde jährlich  100  fl.;  Termin:  6.  Sept.  L  J.,  s.  AmtsbL  z.  Wr. 
Ztg.  Y.  23.  August,  Nr.  196;  —  cbend.  k.  k.  technische  Hochschule. 
Zeichnerstelle  zur  Besorgung^  der  mit  der  Lehnnittclsammlung  für  mecban. 
Technologie  Yerbundencn  Schreibgeschäftc ;  Remuneration:  monatlich  50  fl. 
Termin:  24   Sept  L  J.,  s.  AmtsbL  z.  Wr.  Ztg.  v.  23.  Aug.  L  J.,  Nr.  196; 

—  ebend.  k.  k.  Ministerium  f.  Colt.  u.  Üuterr ,  Rcchuungsdepartement, 
1  Rechnungsofficialsstelle  und  2  Reclmungsassistontenstellen;  Termin: 
binnen  3  uochen  rom  23.  August  1.  J.  an;  s.  AmtsbL  z.  Wr.  Ztg.  vom 
24  Aug.  L  J.,  Nr.  197;  —  ebenda  k.  k.  Hofmusikcapelle,  Aufnahme  von 
Hofsängcrkuaben  (im  ijrräfl.  Löwenburg*schen  Gonvicte);  Aufnahmsprüfung 
am  18.  Sept.  L  J.;  über  das  Nähere  s.  AmtsbL  z.  Wr.  Ztg.  v.  29.  Aug. 
1.  J.,  Nr.  201 ;  —  ebend.  k.  k.  R.  u.  OG.  in  der  Alservorstadt  (IX.  Bez.), 
Supplentenstelle  für  Latein  und  Griechisch;  Termin:  25.  Sept.  L  J.,  s. 
AmtsbL  z.  Wr.  Ztg.  v.  1^  Sept.  l.  J.,  Nr.  21 4.  -  Innsbruck,  k.  k. 
Staats-G.,  Lehrstelle  für  claesische  Philoloß:ie,  rail  den  sjstem.  Bezügen : 
Termin:  10.  Scpterab.  1.  J.,  s.  AmtsbL  z.  Wr.  Z.  v.  26.  Aug.  L  J.,  Nr.  198. 

—  Znaim,  Landes-OH.,  Stelle  des  katb.  Religionslehrers,  mit  den  für 
die  weltl.  Professoren  normierten  Bezügen;  dann  ebend.  Supplentenstelle 
für  Franzosisch  mit  der  Substitutionsgebühr  v.  jährL  600  iL;  Termin: 
10.  Sept.  l  J.,  8.  AmtsbL  z.  Wr.  Ztg.  v.  28.  August  1.  J.,  Nr.  200.  - 
Weidenau.  Staats- RG.,  Lehrstelle  für  geometrisches  und  Freihand- 
zeichnen; Jahresgehalt:  10(X)  fl.  mit  Activitätszulage  v.  2C)0  fl.  und  Ab- 
Spruch  auf  Quinquennalzalagen;  Termin:  25.  Sept.  L  J.,  s.  AmtsbL  s. 
Wr.  Ztg.  Y.  28.  August  L  J.,  Nr.  200.  —  Feldkirch,  (vereinigte)  Staats- 
Mittelschulen,  Lehrstelle  für  deutsche  Sprache,  eventuell  eine  solche  für 
classische  Piiilologie;  Jahresgehalt:  1000  fl.  mit  einer  Activitätszulage  ▼. 
2ü0  fl.  und  Anspruch  auf  Quinquennalzulageu ;  Termin:  30.  Sept.  1.  J., 
s.  AmtsbL  z.  Wr.  Ztg.  v.  2ö.  Aug  L  J.,  Nr.  200.  —  Ozernowitz,  (neu 
errichtete)  höhere  Gewerbe fachschule  (mit  deutscher  Unterrichtssprache), 
Directorsstelle  mit  2000  fl.,  und  4  Lchrerstellen  mit  1200  fl.  Jaliresge- 
halt,  vorläufig  für  den  1.  Jahrgang  der  bau-techn.  Abtheilung  (Vorbe- 
reitungscurs);  Termin:  20.  Septemb.  1.  J.,  über  das  Näl)üre,  s.  AmtsbL 
1.  Wr.  Ztg.  T.  ^.  August  1.  X,  Nr.  201.  —  Jißin.  k.  k.  G.  LohrsteUc 
für  classische  Philologie  (mit  Berücksichtigung  der  Befähigung  sum 
Vortrage  der  böhmi8ohoa«der  deutschen  Sprache);  Jalir<;sgeha1t :  lUOOiL ; 


Persozuil-  und  Schuluotisen.  48S 

TeriniD:  Ende  Septerob.  1.  J.,  s.  Atntsbl.  z.  Wr.  Ztg.  ?.  30.  August  l.  J., 
Nr.  202.  —  Linz,  Staats-OG..  Lehrstelle  für  class.  Philologie,  mit  de« 
gesetzl.  Bezügen;  Termin:  1.  Sent.  l.  J.,  s.  Verordn.  Bl.  1873,  St.  XVI, 
8.  434;  —  ebend.  Staats-OR.,  Nebenlehrerstelle  für  den  Unterricht  im 
Turnen,  mit  GOO  fl.  Gehalt;  Termin:  20.  Sept  1.  J.,  8.  Amtsbl.  z.  Wr. 
Ztg.  Y.  31.  August  1.  J.,  Kr.  203.  — Mari  ah  rann,  k.  k.  Forstakademie, 
Assistentenstelle  für  die  Lehrkanzel  der  mathematischen  Fächer  (Mathe- 
matik, darstell.  Geometrie,  Mechanik),  Torläufig  auf  2  Jahre.  Jahresge- 
halt ^00  fl.,  nebst  freier  Wohnung  im  Akademiegebaude;  Terrain:  Ende 
8eT>t.  1.  J.,  8.  Amtsbl.  z.  Wr.  Ztg.  v.  4.  Sept.  1.  J.,  Nr.  20ß.  -  Gott- 
Bchee,  k.  k.  Staats-ÜG.  (mit  deutscher  Unterrichtssprache),  Lehrstelle 
für  classische  Philologie,  mit  den  gesetzlich  norm.  Bezügen;  Termin: 
20.  September  1.  J.,  s.  Amtsbl.  z.  Wr.  Ztg.  v.  6.  Sept.  1.  J.,  Nr.  208. 
Salzburg,  k.  k.  Staats-OR.,  Lehrstelle  für  die  französische  Sprache  als 
Haaptfach  (mit  Wünschenswerther  Befähigung  für*s  Englische):  Termin: 
Ende  September  1.  J.,  s.  Amtsbl.  z.  Wr.  Ztg.  v.  X3.  Sept.  1.  J.,  Nr.  213. 
>-  Prag,  k.  k.  (böhm.)  OR.,  2  Lehrstellen,  die  eine  für  das  böhm.  und 
deutsche  Sprachfach  mit  subs.  Verwcnd.  f.  Französisch  oder  Geographie 
und  Geschichte,  die  andere  für  Mathematik  als  Hauptfach  mit  subsid. 
Verw.  für  darstellende  Geometrie;  Bezüge:  die  sjstemisierteu ;  Termin: 
20.  Sept.  1.  J.,  8.  Amtsbl.  z.  Wr.  Ztg.  v.  13.  Sept.  1.  J.,  Nr.  213. 


(Nekrologie.)  —  Am  27.  Juli  L  J.  zu  Zarskoje-Selo  Theodor 
Iwanowitsch  Tutschew,  bekannter  russischer  Schriftsteller. 

—  Am  28.  Juli  1.  J.  zu  Wien  Leo  Meissner  (geb.  zuNikolsdorf 
1804),  Nordbahn beamter,  durch  mehrere  dramatische  Versuche  (^Wlasta". 
„Wilhelm  und  Marie**  oder  „die  Kron-Rivalen*  u.  a.),  die  von  Talent 
zeugten,  bekannt  und  zu  Rom  Rinaldo  Rinaldi,  bekannter  Bildhauer, 
im  80.  Lebensjahre. 

—  Am  29.  (30.)  Juli  l.  J.  auf  dem  Landsitze  Ekudden  bei  Wax- 
holm  der  schwedische  Bildhauer  Johann  Peter  Molin  (geb.  am  17.  März 
1814  in  Gothenburg),  dessen  Hauptwerk,  das  in  Erz  gegossene  Stand- 
bild Karl  Xll.,  in  Stockholm  steht. 

—  Am  31.  Juli  l.  J.  zu  Grimma  Prof.  Mag.  Christian  Gottlieb 
Lorenz,  emerit.  Lehrer  an  der  dortigen  Landesschule,  vorzüglicher 
Pwdagog,  als  Cliionist  der  Stadt  Grimma  ehrenvoll  bekannt. 

—  In  der  1.  Hälfte  des  Monats  Juli  1.  J.  zu  Ealaniata  im  Pelo- 
ponnes  der  griechische  General  Mauromichalis,  Bruder  des  bekannten 
Petro '  Bey ,  selbst  ein  Mitkam pfer  im  griech.  Unabhänigkeitskriego 
(1824-1828). 

—  In  der  zweiten  Hälfte  des  Monats  Juli  1.  J.  zu  Constantinopel 
Baron  Jgnaz  Testa  (geb.  am  6.  Juni  1812),  bekannter  politischer  Schrift- 
steller, Vf.  einer  Anzahl  auf  den  Orient  bezüglicher  Schriften,  nament- 
lich des  »Recueil  des  Traites^  u.  s.  w. 

—  Im  Juli  l.  J.  in  dem  schwedischen  Städtchen  Carlshamm  der 
ausgezeichnete  schwedische  Componist,   Musikdirector  C.  F.  Uli  mann. 

—  Am  1.  August  1.  J.  zu  Wien  der  akademische  Maler  Joseph 
Mahlknecht,  61  Jahre  alt. 

—  Am  4.  August  1.  J.  zu  Schwerin  der  Gymnasial-Oberlehrer  Dr. 
Christian  Schüler,  in  der  Gelehrtenwelt  durch  seine  Studien  auf  dem 
Gebiete  des  Mittelniederdeutschen  bekannt. 

—  Am  5.  August  1.  J.  zu  Salzungen  Oberschulrath  Dr.  Müller, 
emeritierter  Director  des  Gymnasiums  zu  Rudolstadt,  und  zu  Kanocfa 
der  ungarische  Jugendschriftsteller  und  Pssdagog  Panl  Lnkacs,  im 
70.  Lebensjahre. 

—  Am  7.  August  1.  J.  zu  Pressburg  Joseph  v.  Korbeiyi,  In-* 
tpector  der  Pressbur^er  Coroitatsschule,  im  ^.  Lebensjahre. 

32* 


484  Personal-  und  Scbalxiotixen. 

—  Am  11.  August  1.  J.  zu  Wion  Jobann  Krejci,  Gymnasial- 
];rofcssor,  27  Jahre  alt. 

—  Am  12.  August  L  J.  zu  Stuttgart  der  Vorstand  der  dortigen 
kön.  Bibliothek,  Dr.  Christoph  Friedrich  v.  Stalin  (geb.  am  4.  August 
1805  zu  Calw  im  Württemberg'schen),  Oberstudienrath,  Mitglied  der 
histor.  Commission  in  München,  und  als  solcher  bei  der  Redaction  der 
^Forschungen  zur  deutschen  Geschichte",  so  wie  bei  der  Herausgabe  der 
„Monumcnta  historica  Germaniae''  beschäftigt,  ausw.  Mitglied  der  kais. 
Akademie  der  Wissenschaften  in  Wien,  durch  seine  württembergische 
Geschichte,  (Bd.  1—4  Stuttgart  1841—1870)  ruhmlich  bekannt  (vgl.  Wr. 
Abendpost  Tom  28.  August  1.  J.,  Nr.  198,  S.  1581)  und  ebendaselbst 
V.  Köstlin,  Staatsrath  a.  D.,  früher  Ober- Consistorial  -  Präsident,  im 
61.  Lebensjahre. 

—  Am  13.  August  L  J.  im  Eisenburger  Comitate  Ungarns  der 
evangel.  Geistliche  Johann  Kar  dos,  Verfasser  zahlreicher  wendischer 
Schulbücher,  im  76.  Lebensjahre,  und  zu  Soden  der  Landschaftsmaler 
Fritz  Bamberger  (Vgl.  Beil.  z.  A.  a.  Ztg.  v.  14.  Sept.  1.  J.,  Nr.  257, 
S.  3911  f.). 

—  Am  14.  August  1.  J.  zu  Stuttgart  Heinrich  Eck  hart,  Buch- 
händler, V.  1815—1870  Besitzer  des  J.  B.  Metzler' sehen  Geschäftes,  um 
die  Verbreitung  tüchtiger  Uebersetzungcn  der  alten  Ciassiker  besonders 
verdieut. 

—  Am  16.  August  1.  J.  zu  Neuwaldegg  bei  Wien  Georg  Hellmes- 
berger  (geb.  am  24.  April  18(X)),  Besitzer  des  goldenen  Verdienstkreuzes 
mit  der  Krone,  Mitglied  der  k.  k.  Hofcapelle,  1.  Orchesterdirector  des 
Hofopemtheaters  in  Pension,  Ehrenbürger  von  Wien,  Vater  des  Concert- 
meisters  und  artistischen  Directors  des  Wiener  Conservatoriums,  seiner- 
zeit selbst  als  Violinvirtuose  ausgezeichnet  u.  s.  w. 

—  Am  17.  August  1.  J.  zu  München  der  Schriftsteller  August 
Dempwolff,  bekannter  Feuilleton  ist,  im  Alter  von  40  Jahren,  und  zu 
8t.  Gallen  der  Bibliothekar  und  Museumsdirector  Jakob  Wart  mann, 
im  70.  Lebensjahre. 

—  Am  18.  August  1.  J.  zu  Potsdam  der  Professor  und  Hofgartner 
a.  D.  Wilhelm  Legeier. 

—  Laut  Meldung  aus  London  v.  18.  August  1.  J.  alldort  der  be- 
kannte Gelehrte  Sir  Francis  Bonaids,  Director  des  Observatoriums  in 
Kew  Gardens,  85  Jahre  alt. 

—  Am  19.  August  1.  J.  zuWildbad-Gastein  Karl  Albrecht  Fichtner 
(geb.  zu  Koburg  in  Sachsen  am  7.  Juni  1805),  pens.  k.  k.  Hofschauspieler 
und  Regisseur,  Ritter  des  kais.  öst.  Franz  Josephs-Ordens,  des  Herzogl. 
Sachsen  Erncstinischen  Hausordens  u.  s.  w.,  einer  der  Koryphäen  des 
k.  k.  Hofburgtheaters  in  Wien,  ein  durch  edle  Natürlichkeit  und  langan- 
dauernde Jugendfrische  gleich  ausgezeichneter  Mime,  als  Künstler  und 
Mensch  hochgeachtet  (vgl.  Wr.  Ztg.  v.  20.  August  1.  J.,  Nr.  193,  S.  617), 
und  zu  Leipzig  der  ordentl.  Honorar* Professor  der  Rechte,  Hofrath  Dr. 
jnr.  Hermann  Theodor  Schletter,  ein  in  der  Juristen  weit  wie  in  der 
periodischen  Presse  wohlbekannter  Schriftsteller. 


(Dieseni  Hefte  sind  zwei  literarische  Beilagen  beigegeben.) 


Erste  Abtheilung. 


Abhandlungen. 

Eine  alte  Handschrift  der  disticha  Catonis. 

Als  ich  im  April  dieses  Jahres  in  der  Gapitularbibliothek  zu 
Verona  Handschriften  für  meine  Ausgabe  des  Ambrosios  yerglich, 
zeigte  mir  der  überaus  freundliche  Vorstand  Monsignore  Graf  Carlo 
Oiuliari  unter  anderen  Cimelien  auch  jenen  Ck)dex  des  Glaudianus, 
über  welchen  Ludwig  Jeep  in  der  Festschrift  der  Leipziger  Thomas- 
schule zur  Begrüssung  der  Philologenversammlung  in  dieser  Stadt 
1872,  S.  43  ff.  berichtet  hat. 

Der  Codex,  bezeichnet  mit  n.  163,  der  Form  nach  Eleinoctay, 
ist  am  Anfange  des  neunten  Jahrhunderts  geschrieben.  Eigentlich 
haben  wir  an  ihm  nur  Beste  einer  Handschrift,  deren  Eingang  und 
Ende  verloren  ist,  nämlich  vier  Quatemionen  und  drei  Blätter,  die 
dem  fünften  angehören.  Vod  fol.  1  bis  30  b  enthält  der  Codex  eine 
Reihe  kleinerer  Gedichte  des  Claudianus,  über  welche  man  das,  was 
Jeep  a.  a.  0.  S.  45  f.  berichtet,  nachsehen  mag,  von  da  aber  bis 
f.  35,  womit  er  endet,  die  dicta  Marci  Catonis  ad  filium  suum. 

Der  Veronensis  erregt  nun  schon  dadurch  unsere  Aufmerksam- 
keit, dass  er  unter  den  Handschriften  dieses  Spruchgedichtes  die 
älteste  ist;  der  Turicensis  C.  78, 451  (vgl.  Zamcke^  der  deutsche  Cato, 
Leipzig  1852,  S.  171)  gehört  dem  Ende  des  neunten  oder  dem  An- 
fange des  zehnten  Jahrhundertes  an  und  der  Parisinus  2659,  den 
Hauthal  in  seiner  Ausgabe  des  Cato,  Berlin  1870,  S.  IV,  beschreibt 
und  ins  neunte  Jahrhundert  setzt,  dürfte  bei  dem  Umstände,  als  Hau- 
thal das  Alter  seiner  Handschriften  etwas  zu  überschätzen  pflegt  ^), 
jedenfalls  jüngeren  Ursprunges  sein;  alle  übrigen  Codices  fallen  in 
spätere  Zeit.  Der  Veronensis  ist  aber  auch  voa  besonderer  Wichtig- 
keit, da  er  für  sich  eine  eigene  Familie  bildet  und  einen  Text  bietet, 
der  weniger  überarbeitet  ist,  während  die  übrigen  Codices,  welche 
sämmtlich  einer  Becension  angehören,  in  ihrem  Texte  deutlich  die 
Spuren  einer  sehr  willkürlichen  Umgestaltung  offenbaren. 


')  Vgl  den  philologischen  AnKeigfer  1879,  8.  405. 

Z«ltMhrm  f.  d.  6ttorr.  Qyiun.  1073.  YH.  n.  VIU.  H«ft.  33 


486       £.  Schenkh  Eine  alte  Handschrift  der  disticha  Catonis. 

Schon  die  Aufschrift  ^tncipiunt  dida  Marci  Catonis  ad  fUium 
8uum  ist  bemerkenswerth.  Sie  beweist,  dass  der  Verfasser  unseres 
Gedichtes  dasselbe  anf  Grundlage  der  Tradition  von  den  damals  wahr- 
scheinlich schon  verschollenen  praecepta  ad  filium  des  M.  Porcius 
Cato  und  dessen  Carmen  de  moribus  also  betitelte.  An  einen  Betrug 
ist  desshalb  nicht  zu  denken.  Der  Dichter,  wenn  wir  ihn  so  nennen 
wollen,  hatte  eine  Spruchsammlung  vor  sich,  welche  er  metrisch  bear- 
beitete. Allerdings  wird  er  sich  nicht  ängstlich  an  dieselbe  gehalten, 
sondern  ohne  Bedenken  auch  anderweitiges  aufgenommen  und  ver- 
wendet haben,  was  ihm  gerade-  passend  erschien. 

Eine  solche  Spruchsammlung  unter  dem  Namen  des  Cato  gab 
es  &chon  in  alter  Zeit.  Die  yviofioXoyiai,  welche  Plut.  Cat.  mai.  2  a. 
E.  neben  den  a7ro<pd-iy/iiaTa  erwähnt,  können  wol  nichts  anderes 
gewesen  sein;  auch  stammen  Oitate,  wie  bei  Seneca  Ep.  119,  de  benef. 
y,  7,  wol  aus  einer  solchen  Sammlung.  Diese  scheint  allmälich,  be- 
sonders da  sie  in  der  Schule  gebraucht  wurde,  fremdartige  Bestand- 
theile  in  sich  aufgenommen  zu  haben  ^.  Im  Mittelalter  wurde  sie  mit 
anderen  derartigen  Gnomologien  vermengt  und  dann  auch  Excerpten 
aus  einem  solchen  Sammelsurium,  weil  in  ihnen  ein  oder  der  andere 
Spruch  vorkam,  welchen  die  Tradition  dem  Cato  beilegte,  dieser 
Name  vorgesetzt.  Hieher  gehören  die  sententiae  Catonis,  welche  sich 
im  Parisinus  lat.  4841  aus  dem  zehnten  Jahrhunderte  finden  (vgl. 
Philologus  Villi,  S.  681  ff.).  Aus  einer  solchen  Gnomologie  stammen 
auch  die  prosaischen  Sprfiche  am  Eingange  unseres  Gedichtes,  welche 
wenn  auch  nicht  vom  Verfasser  desselben,  so  doch  schon  in  alter  Zeit 
beigefögt  wurden^),  wie  dies  z.  B.  n.  5  Foro  parce  (d.  h.  lass  dich 
nicht  viel  in  gerichtliche  Händel  ein),  23  Pugna  pro  patria,  33  Äd 
praetorium  stato,  36  Trocho  lüde  bestätigen.  Auch  ergeben  sich 
zwischen  diesen  Sprüchen,  so  wie  einzelnen  Distichen  im  Gedichte 
und  einigen  der  oben  erwähnten  sententiae  Catonis  bedeutsame  Aehn- 
lichkeiten,  z.  B.  n.  54  Aliena  ne  concupieris  verglichen  mit  Sent. 
Cat.  alt.  n.  6,  welcher  Spruch  eben  so  lautet,  Liberalibus  stude,  was 
nur  imVeronensis  n.  24  steht,  mit  n.  21  Liberales  disciplinas  cole; 
n.  42  Existimationem  retine  erinnert  ann.  5  (Pseudosen.  107)  FaciU 
Urne  bonam  existimationem  mereberis,  si  ea  uitaveris  quae  uitu- 
peraberis ;  das  Distichon  I,  2  Plus  vigila  sempcr  neu  somno  dedi- 
tus  esto :  nam  diuturna  quies  uitiis  alimenta  ministrat  fallt  dem 
Gedanken  nach  zusammen  mit  n.  11  (30  somno  pro  seruo,  non  pro 
domino  utere:  turpe,  est  enim  Oriente  sole  raro  uideri  und  38 
Somnus  tibi  quies  sit ,  non  uoluptas,  und  dabei  kommt  noch  die 


')  Vgl.  H.  Jordan  im  Rhein.  Mos.  XIV,  S.  273,  Catonis  reliqui« 
ü.  107  f. 

^  ich  will  noch  darauf  hinweisen,  dass  im  Veronensis  diese  Sprüche 
nicht,  wie  dies  sonst  der  Fall  ist,  durch  ein  Itaque  eingeleitet 
werden.  Uebrigens  versteht  sich  von  selbst,  dass  diese  Sprüche  uns 
nicht  in  der  ursprünglichen  Form,  sondern  wie  die  Disticna  in  einer 
überarbeiteten  und  interpolierten  vorliegen. 


K.  Schenkt,  Eine  alte  Handschrift  der  disticha  Catonis.       487 

Stelle  bei  Sen.  Ep.  122  in  Betracht  ^sunt  quidam  homines  .  .  . 
qui  ut  M.  Cato  ait  nee  solem  occidentem  umquam  uiderunt  nee 
arientem,  welcher  Spruch  auch  bei  Cicero  de  fin.  IJ,  8,  23  ohne  den 
Namen  des  Cato,  blos  mit  dem  Beisatze  ut  aiunt  angefahrt  ist  *), 

Dieses  Spruchgedicht  nun  war,  wie  wir  aus  der  epistula  ad 
Imp.  Valentinianum  des  Vindicianus  comes  archiatrarum  wissen, 
wo  der  zweite  Vers  des  Distichon  ü,  22  corporis  awcüiwn  medico 
committe  fideli  mit  den  Worten  illud  Catonis  eingeleitet  wird,  am 
Ende  des  viei-ten  Jahrhundertes  nach  Christus  weit  verbreitet  und 
wurde  als  ein  Werk  des  alten  Cato  angesehen.  So  tief  war  die  Bil- 
dung in  jener  Zeit  gesunken.  Besonders  scheint  es  dem  Unterrichte 
in  den  Schulen  gedient  zu  haben,  ja  auch  dafür  berechnet  zu  sein; 
daher  die  vielen  Sentenzen,  in  welchen  das  Streben  nach  geistiger 
Bildung  empfohlen  wird,  wie  UT,  1,  5,  IV,  19,  23,  27,  29,  48  und 
in  den  prosaischen  Sprüchen  26,  27^  28,  38 ;  jenes  trocho  lüde  kann 
sich  nur  auf  Knaben  beziehen.  Die  Moral,  die  hier  gepredigt  wird, 
lässt  allerdings  manches  zu  wünschen  fibrig;  sie  ist  nicht  blos  heid- 
nisch, wie  z.  B.  I,  26,  wo  Heuchlern  gegenüber  das  gleiche  Verfahren 
empfohlen  wird,  I,  40,  wo  man  den  Grundsatz  liest:  semper  tibi  pro- 
ximus  estOf  oder  III,  3,  wo  man  aufgefordert  wird  auch  vor  Gericht 
nicht  wider  seinen  Freund  zu  zeugen,  sondern  mitunter  trifft  man 
auch  Sprüche,  die  geradezu  abscheulich  sind,  wie  jenen,  der  nur  im 
Veronensis  I,  v.  17  f.  allein  erhalten  ist: 

Dissimula  laesus,  si  non  datur  ultio  praesens : 
qui  celare  potest  odium  pote  laedere  quem  uult. 

Dass  wir  uns  ein^n  Heiden  als  Verfasser  zu  denken  haben,  er- 
gibt sich  auch  aus  dem  Gebrauche  des  Plurals  dii,  welcher  trotz  der 
Ueberarbeitung  an  manchen  Stellen  in  den  ältesten  Handschriften 
noch  hervortritt,  z.  B.  in  der  Form  des  Distichon  11,  2  Mitte  arcana 
dei  caelumque  inquirere  quid  sit :  cum  sis  mortalis  quae  sunt  mor- 
ialia  cura,  welche  der  Turicensis  erhalten  hat :  An  dii  sint  caelum- 
que regant  ne  quaere  doceri,  oder  I,  24  incusare  deum  noli,  sed 
ie  ipse  coerce,  wo  man  im  Veronensis  deos  liest;  hieher  gehört  auch 
n,  27  Qtwd  sequitur  specta  quodque  inminet  ante  uideto:  ülum 
imitarc  deum^  partem  qui  spectat  utramque,  was  der  XJeberarbeiter 
ungeändert  liesS;  weil  er  nicht  verstand,  dass  mit  jenem  deus  Janus 
gemeint  sei. 

Eine  Bearbeitung  des  Gedichtes  im  Mittelalter  steht  ausser 
allem  Zweifel.  Es  geht  dies  schon  aus  dem  hervor,  was  eben  erör- 
tert worden  ist.  Dabei  wurde  natürlich  das  Heidnische  möglichst  ge- 
tilgt, doch  hat  sich  manches  derartige  erhalten,  indem  es  aus  älteren 
Codices  am  Rande  bemerkt  und  wieder  in  den  Text  übertragen  wurde, 


*)  Die  Sentenz  in  den  sent.  Cat.  alt.  20  (Pseudosen.  16)  Quod  taci- 
tum  uelis  esse  nemini  dixeris  liest  man  im  Veronensia  II,  v.  19 
in  der  Form  Quod  tacitum  esse  uis  dicere  noli,  was  wol  einmal 
Quod  tacitum  esst  uelis  äliis  tu  dicere  ncU  laniöte. 

8Ä* 


486      £•  SOiCfM,  Eine  alte  Handschrift  der  disticha  Catonia. 

wie  dies  eben  der  Toricensis  bei  n,  2  zeigt,  wo  beide  Formen,  die 
ältere  und  jüngere,  neben  einander  überliefert  sind.  Ein  weiterer  Be- 
weis liegt  in  den  Procemien,  welche  dem  zweiten  bis  vierten  Bnche 
vorangehen.  Dieselben  sind  in  ihrer  Fassung  und  im  Ansdmcke  so 
Bchal  und  theilweise  so  ungeschickt,  dass  man  sie  schon  ans  diesem 
Grunde  als  mittelalterliche  Erzeugnisse  ansehen  muss;  man  vergleiche 
z.  B.  praef.  libri  II,  v.  6  si  quid  amare  uelis  (oder  libet)  uel  discerc 
amare  legendo,  wobei  noch  zu  bemerken  ist,  dkss  v.  8  discere,  v.  10 
disce  legendo  wiederkehrt,  praef.  libri  IV,  v.  2  nee  uitiis  haerere 
animum  quae  moribus  obsunt.  Aber  viel  wichtiger  in  dieser  Hin- 
sicht sind  die  Fingerzeige,  welche  die  praefatio  des  zweiten  Buches 
in  Betreff  der  Autoren  gibt,  an  welche  man  sich  bei  den  verschieden- 
artigen Studien  zu  halten  habe : 

Telluris  si  forte  uelis  cognoscere  cultus, 
Yergilium  legito.  quod  si  mage  nosse  labores 
herbarum  uires,  Macer  has  tibi  carmine  dicet. 
si  Eomana  uelis  (oder  cupis)  et  Punica  noscere  bella, 
Lucanum  quaeras,  qui  Martis  praelia  dixit. 
si  quid  amare  libet  uel  discere  amare  legendo, 
Nasonem  petito. 

Der  lächerliche  Verstoss  im  vierten  Verse  hat  schon  Scriverius  bewogen 
iüT  Punica:  ciuica  zu  schreiben,  und  diese  Conjectur  ist  in  die 
meisten  Ausgaben^  auch  in  die  von  Hauthal  übergegangen,  obwol 
dieser  selbst  bemerkt:  qtMtnquam  uerum  sit  'ciuica  bella  eiiam 
esse  'Romana  ,  Man  muss  darnach  annehmen,  dass  entweder  Luca- 
num verderbt  und  dafür  Italicum  zu  schreiben  sei  (vgl.  Ovid.  Met 
XV,  9),  was  aber  schon  desshalb  nicht  angeht,  weil  Silius  nicht  in 
gleicher  Weise  wie  Lucanus  als  Vertreter  des  heroischen  Epos  gelten 
kann,  oder  dass  der  Verfasser  dieser  Verse  den  Lucauus  nur  vom 
Hörensagen  kannte  und  daher  auch  über  den  Inhalt  des  Gedichtes 
nichts  Bestimmtes  wusste,  weshalb  er  sei  es  nun  durch  Verwechslung 
mit  Silius  ^)  oder  weil  ihm  Livius  vorschwebte,  in  diesen  Irthum  ver- 
fiel. Da  nun  die  letztere  Erklärung  die  Wahrscheinlichkeit  für  sich 
hat,  so  muss  man  diese  Verse  dem  Mittelalter  zuschreiben.  Dann  ist 
mit  Macer  nicht  das  Gedicht  de  herbis  des  Aemilius  Macer  aus  Ve- 
rona, des  Zeitgenossen  des  Vergilius  ^),  sondern  jenes  des  Arztes  Odo 
aus  der  karolingischen  Zeit  gemeint,  welches  in  Handschriften  den 
Namen  des  Aemilius  Macer  führt  und  de  uiribus  oder  uirtutibus  her- 


')  Der  Inhalt  des  Gedichtes  des  Silius  war  im  Mittelalter  aus  Mari 
IV,  14  bekannt. 

*)  Dass  Macer  ein  Gedicht  de  fierbis  geschrieben  hat,  wird  nicht 
sowol  durch  die  Citate  bei  Gharisius  p.  72,  17,  100,  33  als  durch 
die  Stelle  Ovid.  Trist.  IV,  10,  i3  wahrscheinlich:  Saepe  suas 
uolucres  legit  mihi  grandior  aeuo  |  quaeque  nocet  serpens  quae 
iuuat  herba  Macer:  denn  mit  suas  uolucres  sind  die  Ürthogoma, 
mit  nocet  serpens  die  I%maca  bezeichnet,  während  iuuat  herba 
nur  auf  ein  solches  Gedicht  de  herbii  gehen  kann. 


K.  ScheM,  Eine  alte  Handschrift  der  disticha  Catonis.       489 

barum  betitelt  ist ''),  was  mit  y.  3  herbarum  uires  übereinstimmt. 
Von  demselben  Verfasser,  wie  die  Rrooemien,  stammt  anch  der  Epilog 
IV,  49,  ans  dessen  nnbehilflichem  Stammeln  man  den  Sinn  nnr  schwer 
enträthseln  kann. 

Wir  haben  so  einen  Anhaltspnnct  gewonnen,  nm  die  Zeit,  wo 
jene  üeberarbeitnng  stattfand,  zn  bestimmen.  Der  Bedactor  scheint 
hiebei  ziemlich  willkürlich  vorgegangen  zu  sein.  Einmal  schied  er 
ohne  Bedenken  eine  Anzahl  von  Sentenzen  ans.  In  dieser  Hinsicht 
sind  nnn  die  beiden  Handschriften,  der  Turicensis  und  Yeronensis, 
von  Wichtigkeit,  indem  sie  uns  den  Beweis  liefern,  dass  der  Umfang 
des  Cato  ein  grösserer  war,  als  er  uns  nun  in  der  Masse  der  Hand- 
schrifken  vorliegt.  So  hat  der  Turicensis  im  zweiten  Buche  um  f&nf 
Verse  mehr,  als  sonst  die  Codices  bieten,  nämlich  nach  v.  8  das 
Distichon; 

Laetandum  est  uita,  nullius  morte  dolendum : 
cur  etenim  doleas  a  quo  dolor  ipse  recessit?^, 
nach  V.  13  den  Spruch: 

Dulcis  enim  labor  est  cum  früctu  ferre  laborem, 

und  sodann  das  Verspaar : 

Quod  scieris  opus  esse  tibi*)  dimittere  noli: 
oblatum  auxilium  stultum  est  dimittere  cuiquam. 

Nun  findet  sich  das  erstgenannte  Distichon  Laetandum  est  usw.  nebst 
dem  Verse  Dulcis  enim  usw.  in  einer  Spmchsammlung  (Riese,  Anth. 
lat.  n.  716),  welche  in  mehreren  Handschriften  in  verschiedenfachem 
Umfange  vorkommt^®) ;  der  Vers  Dulcis  enim  usw.  erscheint  daselbst 
als  der  zweite  eines  Distichon,  indem  mit  ihm  noch  der  v.  52  Quod 
nocet  interdum,  si  prodestj  ferre  memento  **)  verbunden  ist.  Uebri- 
gens  bietet  jene  Sammlung,  welche  sonst  nur  einzeilige  Sprüche  ent- 
hält, noch  zwei  Distichen,  nämlich  v.  48  f. 

Cum  uitia  alterius  satis  acri  lumine  cemas 
nee  tua  prospicias,  fis  vero  *')  crimine  caecus 


^  Tgl.  Uneer  de  Aemilio  Macro  p.  10  f.,  Bahr  Supplement  HI  der 

Gesch.  der  röm.  Lit.  §.  56. 
*)  So  ist  das  Distichon  in  jener  Spruchsammlung  nur  mit  dem  Fehler 

fiuZZu  überliefert;  dagegen  bietet  der  Tor.  Laetanda . .  .  cur  enim 

doleas  cum  a  q,  d.  i.  secessit. 
•)  Im  Tur.  steht  esse  tibi  opus, 
'^  Der  Vaticanus,  Par.  8069,  Pithoeanos,  Turonensis,  Vindobonensis 

sind  mehr  oder  minder  umfangsreiche  Excerpte  aus  einer  grösseren 

Sammlung  einzeiliger  Sprüche;  v^l.  diese  Zeitschrift  18^,  576  f. 

Dieselbe   führt    im  Tnronensis   die  Aufschrift  Proverbia  Catonis 

phüosophi  und  ähnlich  muss  sie  auch  im  Vindobonensis  betitelt 

fewesen  sein  (a.  a.  0.  S.  716).   Wir  haben  also  hier  ein  gleiches 
irzeugniss  wie  unsere  disticha  Catonis. 
")  Biese  vermnthet,   dass   im   zweiten  Verse  dolorem  statt  laborem 
stand,  aber  der  Verfasser  scheint  absichtlich  Uü>or  im  doppelten 
Sinne  *Mühe'  und  'Leid*  gebraucht  zu  haben. 
")  So  Bücheier  statt  uerua. 


UM       K,  SAoM,  Eine  alte  Handschrift  der  disticha  Catonis. 

und,  W18  man  Insher  äbersehen  hat.  t.  20  f. 

Qoanto  nudor  eris ,  tanto  moderatior  esto : 
alta  cadont  odüs,  pama  eitoUnntor  amoie  ^*). 

Darnach  darf  man  wol  Tennnthen,  dass  auch  dies«  Sentenzen  orapröng- 
lich  in  den  Distichen  des  Gate  standen. 

Gehen  wir  non  zun  Yeronensis  nber.  Donselhe  nberiiefert 
mehrere  nene  Sentenzen .  nämlich  im  ersten  Boche  t.  15  1  einen 
Sprach«  dessen  zweiter  Vers  leider  dnrch  eine  Basar  nnferstiuidlich 
geword«  ist: 

Perde  sonel  (Perdideris?)  sociom  qnem  ingratom  noneris  esse: 
aeqnins  addes, 

dann  unmittelbar  hierauf  t.  17  f. 

Dissimnla  laesnss  si  non  datür  nltio  praesens : 
qni  celaie  polest  odinm  pote  laedere  quem  Tnlt, 

weiter  t.  21  f. 

Qui  pn^desse  potest  non  est  fiisriendns  amicos, 
si  laesit  nerbo :  bonitas  sine  crimine  nil  est, 
T.  57  f. 

Cvntia  hominem  astutom  noli  nersntos  (innersotns  ?)  haben : 
non  ci^[4an  (captare)  malos  stnitnm  est  sed  (nee  ?)  nelle  nocere, 

endlich  t.  63 

Dal  leg«n  natura  tibi,  non  accipit  ipsa. 

Im  zweiten  Buche  liest  man  t.  19  den  Spruch:  Qmod  tacitum  esse 
ms  dieere  noli  wahrscheinlich  Qnod  Uuümm  «i>  f$j^  aliis  iu  dicere 
mfJü  endlich  im  dritten  Buche  t.  21  sed  tibi  eum  maUas  semper 
smperesse  pmimtc,  und  dann  am  Schlüsse  t.  34  f.  das  Disticbon :  For^ 
immae  domis  semper  paruisse  (ScriT.  dammis  s.psrere;  Tielleicht 
domis  parmmm  tribrnsse)  tnewemio:  mom  cpibus  boma  mOatur  (fama 
datmr  ScriT.  *.  sed  tmonbms  ipsis  *^V. 

Ton  diesen  Senienien  findet  sich  L  t.  21  in  dem  Carmen  mono- 
stichon  deis  Oolumbaniis  (t.  25. 109K  IU.  35  eben  daselbst  (t.36)  >^); 
übrigens  enthalt  diese  Sprochsammlnnp  mdirere  Verse  aus  den  dl- 
sticha  CzUHDis,  wie  16  =  IV,  24,  2:  93  =  OL  K\  1 ;  99  =  IV,  16, 
1;  100  =  IV,  23, 1 :  101  f .  =  I,  10:  111  =  I.  30,  1 ;  154  =  II, 
22.  2.  biswiNkn  mit  einigen  Abaaderaagen,  wie  12  =  lY.  23,  2; 
41  =  I.  32,  1:  140  =  U.  22,  1 :  157  =  D,  25.  1,  auch  aus  den 


**>  VkHekbt  a«ch:  t.  41  f.  iwwo  %ia  <fe<peetvf.  ^vim  potsU  laedere 
imems:  #<f<  (statt  iDf »  ««xW  ^rmittf  fwm  im  eomiemmere  oonw. 

*^  Mui  kaaa  dtmich.  das»  di<rMts  Di5ti^o>ii  icdi  in  der  Aussähe  yob 
Scrirerias  steht,  dem  Schls^s  ndifs.  dxss  dieser  eisen  aoiiliehen 
Coiex  wie  des  VeT\>w«Ki$  rc^r  skh  hatte.  So  hat  er  aneb  IV.  11. 
2  wie  der  Terc«.  pfweeipme  statt  prmeieipiö  piiesefL  Üebrigems  rg) 
die  Mg.  Aasettvi^. 

*^  IWb  Bat  der  Abwekkaag  winlw  ahwL  üeMgcw  hatte  Idi  bei 
fi«Hr  Veighithaiy  die  AwicaKe  de»  Otasbaa«  v«i  BL  GÜaiaf 
1601  aas  dem  ««äks  FVtnarcasis  tw 


K.  Schenkl,  Eine  alte  Handschrift  der  disticha  Gatonis.       491 

sogenannten  Proverbia  Catonis,  wie  103  =  2,  104  =  8, 105  =  20, 
wobei  zn  bemerken  ist,  dass  diesem  Verse  daselbst  angeschickt  ein 
anderer  cumque  alium  causes,  propriam  prior  inspice  uitam  ange- 
schlossen ist,  während  in  den  Proverbia  der  nngleich  passendere  folgt: 
alta  cadunt  odiis^  parua  extolluntur  amore. 

Man  sieht  daraus,  dass  der  Cato  ursprünglich  einen  grösseren 
Umfang  hatte  und  von  dem  Eedactor  willkürlich  beschrankt  wurde. 
Nicht  anders  verfuhr  derselbe  bei  der  Gestaltung  des  Textos.  Wenn 
er,  wie  schon  oben  bemerkt  wurde,  kein  Bedenken  trug  die  heidni- 
sche Form  an  dii  sint  caelumque  regant  ne  qtmere  doceri  in  fol- 
gende umzuändern  Mitte  arcana  dei  caelumque  inquirere  quid  sit, 
so  lässt  sich  denken,  was  er  sich  überhaupt  erlaubt  haben  mag.  Eine 
Beiho  von  Beispielen  wird  die  folgende  Besprechung  der  wichtigsten 
Varianten  im  Veronensis  liefern.  Da  endlich  die  Verbindung  der  beiden 
Verse  im  Distichon  sehr  oft  nur  eine  ganz  lose  war,  so  wurden  bei 
dieser  Bedaction  nicht  selten  Versgruppen  versetzt  und  so  Bichtiges 
getrennt,  dagegen  Ungehöriges  verbunden.  Hiefür  gibt  der  Veron. 
ein  schlagendes  Beispiel  III,  30  f.  =  IV,  36,  wo  in  allen  anderen 
Handschriften  überliefert  ist: 

Est  iactura  grauis  quae  sunt  amittere  damnis: 
sunt  quaedam  quae  ferro  decet  patienter  amicum, 

im  Veron.  aber,  abgesehen  davon,  dass  er  richtig  quaesituma.  damno 
bietet,  als  zweiter  Vers  gelesen  wird  sed  tibi  cum  valeas  semper  su- 
peresse putato,  was  einen  jedenfalls  viel  entsprechenderen  Gedanken 
enthält.  So  hat  man  auch  aus  vielen  Distichen,  indem  man  die  beiden 
Verse  auseinanderriss,  einzelne  Sentenzen  gemacht.  Beispiele  hiefÜr 
sind  im  Vorhergehenden  gegeben.  Man  vergleiche  noch  Proverbia 
Catonis  v.  73,  wo  der  zweite  Vers  des  oben  erwähnten  Distichon  zu 
einem  selbständigen  Spruche  gemacht  ist :  8at  dülcis  labor  est  cum 
fructu  ferre  laborem. 

Das  prosaische  Vorwort,  welches  der  Spruchsammlung  vorge- 
setzt ist,  entspricht,  besonders  wenn  man  die  Fassung,  wie  sie  im 
Veron.  vorliegt,  in  Betracht  zieht,  ganz  dem  Gtoschmacke  der  dama- 
ligen Zeit.  Schon  in  den  Silvae  des  Statins  liegen  uns  solche  Vorreden 
in  der  Form  von  Widmungsepisteln  vor;  andere  Beispiele  sind  die 
praefaüones  des  Ausonius,  Sjmposius,  Avianns,  Merobaudes.  Man 
hat  also  keinen  Grund  in  diesem  Vorworte  etwa  ein  mittelalterliches 
Machwerk  zu  sehen. 

Aus  der  Sprache  wird  man  keinen  Abschluss  auf  späte  Abfas- 
sung ziehen  können ;  sie  ist  ganz  erträglich  und  versetzt  uns  in  den 
Anfang  des  vierten  Jahrhunderts  nach  Christus.  Der  Versbau  ist, 
wenn  auch  eintönig,  doch  correct.  Was  man  gewöhnlich  als  fehler- 
haft anfthrt,  der  Hiatus  I,  14  iudex  tu  esse  memento,  ist  dadurch 
beseitigt,  dass  Veronensis  von  zweiter  Hand  tuus  und  ebenso  der 
TuricensB  von  erster  bietet;  petere  als  Anapäst  in  der  Hebung  der 
Penthemimerys  I,  31  ist  sehr  zweifelhaft,  da  Fronomina  öfters  in 


492       K.  SdtiM,  Eine  alte  Handschrift  der  disticha  Gatonis. 

diesem  Gedichte  aasgefallen  sind  und  man  daher  leicht  mit  einem 
jungen  Ck>dex  petere  id  herstellen  kann.  So  bleibt  denn  nur  IV,  4 

DtHg^  denäfium  übrig,  wo  man  falschlich  denarium  als  Molossus 
messen  wollte,  während  die  Verkürzung  des  griechischen  a  bei  einem 
Dichter  in  jener  Zeit  nicht  so  aufföllig  ist. 

Wir  wollen  nun,  indem  wir  die  wichtigsten  Lesearten  des  Veron. 
kurz  besprechen,  den  hohen  Werth  desselben  füi-  die  Kritik  nach- 
weisen. Wir  können  uns  hiebei  um  so  kürzer  fassen,  als  der  im  fol- 
genden gegebene  Text  mit  den  ihn  begleitenden  Anmerkungen  alles 
Weitere  aufklären  wird.  So  liest  der  Veron.  in  der  Praefatio  unzwei- 
felhaft richtig  et  consulendiim  famae  existimaui  maximc  [uf|  istis 
gloriose  uiuere  et  honeste  mori  contingeret.  quare  isla  facienda 
atque  imitanda  perscripsi,  ut  (actis  eorum  uitam  cognoscas.  igitur 
praecepta  is  legat  qui  intellegit  legere  etc.  Man  vergleiche  nun  damit 
die  Fassung,  wie  sie  der  Bedactor  gegeben  hat,  wobei  famae  in  fore 
verderbt,  der  Gegensatz  von  uiuere  und  mori  verdunkelt  wurde. 

In  den  prosaischen  Sprüchen  ist  5  Foro  parce  statt  F.  pare 
erst  durch  diese  Leseart  verständlich,  ebenso  richtig  ist  46  patieniia 
siAÜ  patienter ;  auch  11  Magistratum  metue  leuchtet  mir  mehr  ein 
als  das  sonst  überlieferte  Magistrum  metue. 

Im  ersten  Buche  heben  wir  hervor  die  Varianten  v.  1  neu  statt 
ne  oder  necy  v.  4  semper  enim  coniux  seruum  quem  diligis  odit, 
V.  11  polliciti^  V.  13  tuus  ^•),  v.  29  his  artibus,  v.  40  morte^  v.  52 
esse\  im  zweiten  v.  8  praedpue  tibi  scito,  v.  11  cum  tempus  postu- 
lat  ipsum,  v.  12  loco  cum  tempore  laus  est,  v.  15  saepe,  v.  18  uini 
nullum ;  im  dritten  v.  2  Successtim  indigni  noli  tu,  v.  21  sed  tibi  cum 
valeas  semper  superesse  putato,  worüber  schon  früher  gesprochen 
wurde ;  im  vierten  v.  4  sed  se  (oder  te)  fastidiet  (oder  fastidies)  ip- 
sum,  V.  10  loquentis,  v.  17  dictum  aut  factum. 

Indessen  fehlt  es  doch  auch  nicht  an  Stellen,  wo  die  Lesearten 
der  übrigen  Handschriften  den  Vorzug  verdienen,  wie  I,  v.  17,  v.  45, 
V.  50,  n,  V.  14,  m,  V.  7,  V.  17,  IV,  V.  9. 

Was  die  Anordnung  und  Beihenfolge  im  Veron.  anbetrift,  so 
ist,  wie  ein  Blick  in  das  Folgende  zeigt,  in  demselben  alles  bunt 
durcheinander  geworfen;  es  lässt  sich  daher  daraus  kein  SchluBS  auf 
die  ursprüngliche  Anreibung  und  Vertheilung  der  einzelnen  Disticha 
machen. 

Ich  hätte  jetzt  nur  noch  eine  genaue  Vergleichung  dieses 
Codex  beizuf&gen,  aber  eine  CoUation  desselben  würde  bei  seiner 
eigenthümlichen  Beschaffenheit  vielfach  der  Klarheit  und  Ueber- 
sichtlichkeit  entbehren.  Desshalb  ziehe  ich  es  vor  im  Folgenden  eine 
genaue  Abschrift  des  Codex  zu  geben  und  in  Anmerkungen  unter 
dem  Texte  alles,  was  kritisch  beachtungswerth  ist,  kurz  zu  besprechen. 


'*)  So  auch,  wie  schon  bemerkt  wurde,  der  Turicensis,  der  öfters  mit 
dem  Veron.  stimmt,  wie  I,  v.  40  morte,  v.  52  esse  uidtri,  U,  v. 
11  cum  tempus  u.  5. 


K.  Schenkiy  £ine  alte  Handschrift  der  disticha  Catonis.      40S 

Da  wo  die  Lesearten  des  Veronensis  unhaltbar  sind,  ist  das,  was  sich 
nach  der  Ueberlieferung  in  den  übrigen  Handschriften  als  das  Rich- 
tige herausstellt,  ohne  jede  weitere  Bezeichnung  angeführt;  sonst 
werden  die  Lesearten  der  anderen  Codices  mit  gr  bezeichnet.  Wo  es 
wichtig  schien,  sind  auch  die  Varianten  der  einzelnen  Handschriften 
angegeben;  im  Uebrigen  verweise  ich  auf  die  Ausgabe  von  Hauthal. 


(f.  30,  b)  Incp.  dicta  marci  catonis  ad  filium  suum. 

Dum  aduerterem  plurimos  grauitate  mumm  errare  succurrendum 
opioni  (m^  opinioni)  eorum  consulendum  famae  aestimaui  maxime 
istis  gloriose  uiuere  et  honeste  mori  contingere  quae  ista  facienda 
atque  imitanda  esse  perscripsi  ut  facti  eorum  uita  cognoscaes.  igitur 
praecepta  {f.  31  a)  is  legat  qui  intellegit.  legere  enim  et  non  intelle- 
gere neglegere  est. 


Deo  supplica 

1 

Pngna  pro  patria 

23 

Parentes  ama 

2 

Furo  paroe 

Cum  Donis  ambola 

5 

Cognatas  cole 

3 

6 

Ante  ne  qnanne 

7 

20  Nihil  temere 

24 

accesseris 

credideris 

5  Mnndns  esto 

8 

Meretricem  cane 

25 

Saluta  libenter 

9 

Aleam  fnge 
Litteras  disce 

37 

Maiori  concide 

10 

38 

Magistratu  metne 

11 

Liberalibns  stnde 

Uerecnndiam  sema 

12 

25  Bono  benefacito 

39 

10  Rem  taam  cnstodi 

13 

Täte  consule 

40 

Matanm  da 

16 

Maledicns  ne  esto 

41 

Cui  des  uideto 

17 

Jrascere  ob  rem 

30 

Conuinare  raro 

18 

(f,  31f  h)  Iracnndiam  rege 

45 

Coniügem  ama 

20 

20  Libros  lege 

26 

15  Jns  iurandnm 

21 

Quae  legeris  memento 

27 

Uino  tempera 

22 

Cum  animadfAerterem;  aduerterem  kann  übrigens  richtig  sein.  — 
quam  plurimos  g  (doch  fehlt  quam  im  Cantabrig.^.  —  grauster  in 
uia  morum.  —  et  consiUendum.  —  famae  vortrefflich;  fore  g.  — 
existimaui.  —  maocime  [tUjistis  gloriose  uiuere  et  honeste  mori  con- 
tmgeret  unzweifelhaft  richtifl^,  maxime  ut  gloriose  uiuerent  et  ho- 
norem contingerent  g.  —  Wahrscheinlich  quare  ista  facienda  atque 
imitanda  perscripsi,  ut  faetis  eorum  tUtam  cognoscas;  die  übrigen 
Codices  interpoliert  nunc  te  ßi  carissime  doceho,  fuo  pacto  mores 
onimt  tui  conponas.  igitur  praecepta  men  Ha  legvto  ut  intellegas. 
legere  usw.  —  Itaque  deo  g. 

Bei  den  folgenden  Sprüchen  bezeichnet  die  rechts  stehende  Zahl 
ihre  Reihenfolge  in  der  Hauthal*schen  Ausgabe.  3  Cognatos.  — 
4  Antequam  uoceris  ne  accesseris.  —  10  concede.  —  11  Ma^i- 
Stratum  wol  richtig;  mapistrum  g,  —  13  Conuiuare  (so  auch  Taric.) 
scheint  dem  conuiua  in  den  meisten  Codices  vorzuziehen.  —  15 
Jusiurandum serua,  — 18  parce  vortrefflich;  pare  g.  — 19 ambuia, 
—  24  fehlt  in  den  übrigen  Codices,  vgl.  Sent.  Cat.  alt.  n.  21 
(Phil.  Vim,  683)  Liberales  disciplinas  cole,  —  25  fuge  g,  vgl. 
I,  V.  19.  —  j38  Jrasci  ob  rem  no^.  —  29  J,  tempera  ud  rege  g, 
indem  über  rege  als  andere  Leseart  uel  tempera  oemerkt  war.  — 


28 

trio)  uirium  feceris 

48 

29 

Beneficii  accepti 

50 

54 

esto  memor 

52 

45  Pauca  in  conuinio 

51 

32 

loqui 

33 
34 

Ezistimation  c» 
retine 

42 

55 

Uirtute  utere 

35 

Troco  lüde 

36 

46 

Diligentiam  adhibe 

14 

50  Familiam 

15 

47 

cura. 

404        K,  Schenü,  Eine  alte  Handschrift  der  disticha  Catonis. 

Libero  erudl 

Blandus  esto 

Aliena  ne  concnpieris 
35  Miserum  noli  inridere 

In  iudicio  adesto 

Ad  praetorium  stato 

Consnltus  esto 

Illud  adore  fm,  agore)  de  re  55 

qnod  iastam  est 
40  Parente  (m^  Parentem)  pa-  46 
tientia  aince 

Minorem  ne  contempseris    47 

Nihil  arbitriam  /m,  arbi- 

(f.  82,  a) 

Plus  uigila  semper  neu  somno  deditus  esto:  I,  2 

nam  diatnma  quies  uitiis  alimenta  ministra. 
Nil  temere  uxnri  (m,  axori)  de  seruis  crede  querenti :  I,  8 
semper  enim  coniux  serunm  quem  diligis  odit. 
5     Cum  (m,  Cumque)  mones  aliquem  ne  se  uult  ille  moneri,  I,  9 
si  tibi  (sit  add.  nt,)  cams  est  (^est'  del  m^)  noli  desistere 

coeptis. 
Disce  sed  a  doctis,  indoctos  ipse  doceto :  IV,  23 

Propaganda  etenim  est  rerum  doctrina  bonorum  (m^  bonamm). 
Contra  uerbosos  noli  contendere  uerbis :  I,  10 
10         sermo  datnr  cunctis,  animi  sapientia  paucis. 
Spem  tibi  poUiciti  certam  promittere  noli:  I,  13 
rai*a  fides  ideo  est,  quia  multi  multa  locuntur. 
Cum  te  aliquis  laudat,  index  tibi  (m,  tuus)  esse  memento:  1, 14 
plus  aliis  de  te  quam  tu  tibi  credere  noli. 
15     Perde  semel  socium  quem  ingratum  cognoueris  (cog.  del.  m^) 

esse: 
pe . .  . .  to  bonis  scieris  bene  (ne  del,  m^)  ponere  aequios  addes. 

32  Liberos.  —  (üienum  ncii  concupiscere  g,  vgL  Sent.  Cat.  alt. 
n.  6  Aliena  ne  concupieris,  —  35  riäere  Turic.  und  andere.  —  36 
iudicium  Par.  2772  und  8093  nebst  anderen.  —  39  Tielleicht  lüud 
adorire,  dagegen  Illiid  stude  agere  5.  —  40  patientia  (so  auch 
coli.  Voss.)  unzweifelhaft  richtig;  patienter  g.  —  48  arbUrii  Turic. 
und  andere.  —  46  Existimationem.  —  48  Trocho. 

1  neu  richtig ;  ne  oder  nee  ?.  —  i  ministrai,  —  4  saepe  etenim 
mtUier  quem  coniux  düi^t  odit  c,  was  entschieden  nachsteht.  — 
5  Vielleicht  Cktm  remones  aliquem  nee  se  utUt ;  remones  nach  Art 
der  späteren  Schriftsteller,  welche  gerne  Composita^  mit  re  ge- 
brauchen, wird  dadurch  empfohlen,  dass  die  meisten  Codices  Cum- 
que mones  bieten,  obwol  freilich  in  denselben  durchaus  uelü  gelesen 
wird.  Will  man  dies  nicht  gelten  lassen,  dann  muss  man  mit 
Par.  2772  Cum  moneas  a.  nee  se  uelit  schreiben.  —  8  est,  das 
sonst  fehlt,  steht  auch  im  Turic.  —  11  poUiciti  richtig;  promissi 
oder  promissam  ?.  —  13  tuus  (so  auch  Turic.)  sehr  wahrscheinlich; 
unmöglich  dagegen  tu  f.  —  15  und  16  bisher  unbekannt.  Der 
zweite  Vers  auf  einer  Rasur  geschrieben  ist  unleserlich;  als  voll- 
kommen sicher  kann  nur  scieris  und  aequius  addes  gelten.  Da- 
durch wird  es  sehr  erschwert  für  das  verderbte  Perde  semei  die 


K.  ScheM,  Eine  alte  Handschrift  der  disticha  Catonis.    ,  405 

Dissimula  laesus,  si  non  datur  ultio  praesens : 
qui  caelare  potest  odium  post  est  ledere  quem  vult. 
(f.'  32,  h) 

Bumores  caue,  ne  studeas  nouus  auctor  haberi:  I,  12 
20        nam  tacnisse  nocet  nullit  nocet  esse  locutom. 
Qui  prodesse  potest  non  est  fngiendas  amicns, 

si  laesit  uerbo:  bonitas  sine  crimine  nihil  est. 
Hoc  adhiue  quod  possis  uiuere  sanns :  IV,  24 
morbi  causa  mali  est  nimia  quaecumque  noluptas. 
25     Laudaris  qnodcuinque  palam  qaodcamque  damnariSy  IV,  25 
hoc  uide  ne  rursus  lenitatis  crimina  damnis. 
Noli  putare  malos  homines  peccata  Jacrari :  II,  8 

temporibus  peccata  latent  et  tempora  parent. 
Cum  tibi  sint  nati  nee  opes  bis  {m^  tone)  artibus  ülos  I,  28 
30         instrue  (e  in  ras,)  quo  possint  inopem  defendere  uitam. 
Officium  alterius  moltis  narrare  memento:  I,  16 

et  quaecumque  benefeceris  ipse  sileto. 
Multorum  cum  facta  senes  ac  dicta  rephindas,  I,  16 
fac  tibi  succurrant  iunenis  que  feceris  ipse. 
35     Ne  eures  si  qui  tacito  sermone  loquator:  I,  17 
(f.  33,  a) 

conscius  ipse  s  .  .  .  e  se  putat  omnia  dici. 
Si  fueris  felix  q  .  .  .  nnt  adnersa  caueto:  I,  18 

non  eodem  cnrsu  respodent  ultima  primis. 
Qu  dubia  et  fi-agilis  nobis  sit  nita  tributa:  I,  19 
40         in  morte  alterius  spem  (tu  s.  l.  m,)  tibi  ponere  noli. 
Exiguum  munus  cum  det  tibi  pauper  amicus,  I,  20 

accipito  laetus  plane  (plene  m^  et  laudare  memento. 
Infantem  ndum  (nudum  m^)  cum  te  natura  creaoit,  I,  21 
paupertatis  onus  patienter  ferre  memento. 
45     Noli  timere  illam  quae  est  ultima  finis :  I,  22 
qui  mortem  timet  perdit  quod  niuit  id  ipsum. 


ursprüngliche  Leseart  zu  finden;  etwa  Perdideris?  —  17  und  18 
bisher  unbekannt,  v.  18  ist  pote  laedere  zu  schreiben.  —  19  Btt- 
mores  fuge  g.  —  21  und  22  bisher  unbekannt,  der  erste  Vers  fin- 
det sich  in  dem  Carmen  roonostichon  des  Columbanus  v.  109.  — 
nü  est.  —  23  Hoc  bibe  quod  possis  si  uis  tu  u.  s.  —  24  nimia 
est.  —  25  probaris.  —  26  crimtne  dcwines.  —  27  Dass  der  Dichter 
noti  gemessen  hat,  ist  schwer  zu  glauben  (vgl.  v.  45);  man  wird 
daher  mit  den  übrigen  Codices  Nolo  putes  prauos  zu  schreiben 
haben.  —  28  et  (at?)  tempore.  —  29  his  artibtis  scheint  richtig, 
nur  muss  dann  quo  in  quts  geändert  werden;  tunc  g.  —  32  qucte- 
cumque  aliis ;  dagegen  cUiis  quatUum  oder  cum  tu  g.  —  33  senex 
ac  d.  reprendis  scheint  dem  s.  et  d.  recenses  g  vorzuziehen.  — 
35  quis.  —  36  sibi  de.  —  37  Cum  fueris  g.  —  quae  sunt.  —  40 
Cum  dubia.  —  morte  (auch  im  Turic.)  ist  besser  als  mortem  g. 
—  41  dat.  —  Statt  laetus  plene  et  geben  placide  pUne  oder  pUicide 
et  plene  g.  —  43  crearit.  —  45  Ne  timeas  iUam  quae  uOae  (oder  uitae 
quae)  est ;  vgl.  v.  27.  —  46  mortem  m€tuit.  —  47  ipse,  —  iSi  tibi 


496        K.  Schenkly  Eine  alte  Handschrift  der  disticha  Catonis. 

Incusare  deos  noli  sed  te  ipsnm  coerce,  I,  23 

si  tibi  pro  meretis  (meritis  m^)  nemo  snccnrrit  amicus. 
Ne  tibi  desit  quod  qnaeris  utere  parce,  I,  24 
50        nt  quidquid  est  seinies  semper  tibi  deesse  putato. 

Quod  praestare  potes  nee  nis  (bis  m,)  promittere  noli,  I,  25 

ne  sis  uentusns  dum  uis  bonus  esse  uideri. 
Qui  simnlat  nerbis  nee  corde  est  firmus  anücus,  I,  26 
(f.  33,  b) 

tu  quoque  fac  simile :  sie  ars  delnditur  arte. 
55    Noli  homines  blandes  n  nimio  sermone  probare:  I,  27 
fistula  dolee  canit  Toluerem  dum  deeipit  aneeps. 
Contra  hominem  astuium  noli  yersutus  haberi : 

non  eaptare  malos  stoltum  est  sed  nelle  noeere. 
Quae  eolpare  solis  ea  tu  ne  feeeris  ipse :  I,  30 
60        tnrpe  est  reeturi  (rectori  m,)  com  eulpa  arguat  ipsum. 
Quod  iustum  est  petito  et  quod  uideatur  honestum:  I,  31 

nam  stultnm  est  petere  quod  possis  iure  negare. 
Dat  legem  natura  tibi,  non  aceipit  ipsa: 

cognita  iudieio  eonstat  ineognita  easu:  I,  32. 


Exp.     Lib.     pri.     inep.     lib.     see. 

Telluris  si  forte  uelis  eognuscere  cultus,  praef.  libri  II 
Vergilium  legito.  quod  si  mauis  nosse  labora 
herbarum  uires  macer  haec  tibi  carminU  dieit. 
si  romam  uelis  et  puniea  eognuscere  bella, 
5    Luganum  quaeres  qui  matis  praelia  dixit. 
si  quid  amare  uelis  u^l  diseere  amare  legende 
(f.  34,  a) 

Cum  tibi  praeponas  animalia  euneta  timere,  lY,  11 

unum  praeeipue  seito  tibi  hominem  esse  timendum. 
Utere  quaesitis  modiee.  cum  sumptus  habundent  (n  del.):  U,  17 


p.  m.  nemo  respondet  a,  incusare  deum  n,  sed  te  ipse  e.  —  49  quid 
desit  qwiesitis  (so  einige  Handschriften  als  Correctur).  —  50  utque 
quod  est  serues,  —  61  ne  bis  promiseris  uUi.  —  52  uentosus.  — 
esse  auch  im  Turic,  ipse  g.  ~  54  vielleicht  simüe  huic;  dagegen 
simules  g,  was  nur  haltbar  wäre,  wenn  man  Qui  in  Si  änderte. 

—  55  blando  ninUinn,  —  57  und  58  bisher  unbekannt.  Der  Ge- 
danke dürfte  derselbe,  wie  v.  53  f.  sein,  also  etwa  C  h.  a.  noli 
inuersutus  (freilich  lässt  sich  diese  Bildung  sonst  nicht  nach- 
weisen) Juiberi:  tion  eaptare  mahs  sttdtum  est  nee  u,  n,  ~  59 
soles.  —  60  doctori,  —  redarguit,  —  61  uel  quod.  —  possit  i 
negari,  —  63  sonst  nicht  überliefert,  steht  übrigens  mit  dem 
zweiten  Verse  in  keiner  Verbindung.  —  64  constant, 

H  1  cognoscere.  —  2  möge  nosse  Idbores,  —  5  hos  tibi  carmine 
dicet  ~  4  Bomana  uelis  (Momana  cupis  g),  —  et  ciuica  Coniectur 
de«  Scriverius.  —  noscere,  —  5  Lucanum.  —  quaeras  Par.  2659  u.  a. 

—  Martis:—  6  amare  Übet  g  (Par.  2874  ueliSy  s.  1.  libet),  —  8  prae- 
eipue tibi  scito  unzweifelhaft  richtig;  praecipio  tibi  phts  g.  — 


£  ScheM,  Eine  alte  Handschrift  der  disticha  Gatonis.       407 

10        lanitur  exiguo  qnod  partum  est  tempore  longo. 

Insipiens  esto  cum  te  (te  deh)  tempus  postolat  (postolat  mj 

ipsum :  11,  18 
stoltitiam  simnlare  loco  cum  tempore  laus  est. 
Luxuriam  fogito,  simul  et  uitare  memento  ü,  19 
cum  Yenere  et  Baccho  est  seiuncta  uoluptas.  lY,  30 
15    Nolito  quaedam  referenti  credere  saepe:  ü,  20 
exigua  est  tribuenda  fides  qui  multa  locuntur. 
Quae  potus  (potu  m^)  peccas  ignuscere  (ignoscere  m^)  tu  tibi 

noli:  n,  21 
nam  crimen  uini  nullum  est  sed  culpa  bibentis. 
Quod  tacitum  esse  vis  dicere  noli. 
20    Consilium  arcanum  tacito  committe  sudall:  Uy  22 

corporis  auxilio  ( —  um  m^)  socio  (s.  l.  m^ ;  medico  m^) 

committe  fideli. 
Hoc  breuitas  fecit  sensu  (sensus  m^)  coniungere  binos.  lY,  49 


Exp.    lib.    sec.    ine.    lib.    terti. 
(f.  34,  b) 

Quod  laeto  est  animo  conplectere  sed  fuge  lites.  lY,  30. 
Successus  indigni  nolito  ferro  moleste :  II,  23 

iudulget  fortuna  maus  ut  uincere  possit 
Prospice  qui  ueniant  casus  hos  esse  ferendus :  11,  24 
5         nam  leuius  laedit  quidquid  praeuidemus  ante. 
Rebus  in  aduersis  animum  submittere  noli :  11,  25 
spes  una  retinet  hominem  nee  in  morte  relinquit. 
Rem  tibi  quam  scieris  aptam  promittere  noli:  n,  26 
Quod  sequitur  specta  quodque  imminet  an 11,  27 


—  10  Utbitur,  —  11  dum  (cwtn  Taric.^  tempus  postiüat  aut  res  g; 
es  scheint,  dass  diese  Leseart  aus  II,  5  entstanden  und  somit  die 
üeberlieferung  im  Yeronensis  vorzuziehen  ist.  —  Yielleicht  uel 
tempore?',  wUlkUhrlich  umgeändert  loco  pruderUia  summa  est  g. 

—  H  Baccho  lis  est  et  iuncta,  —  15  Noli  tu.  —  saepe  ist  dem 
semper  g  entschieden  vorzuziehen.  —  16  Man  möchte  mit  junee- 
ren  Codices  Exigua  iis  schreiben^  wenn  nicht  III,  13  ein  ähnUchos 
Beispiel  der  Aaslassang  des  Fron,  demonstr.  vorläge.  -  17  ignos- 
cere. —  18  minder  ^at  nuMum  uim  g.  —  19  Vielleicht  Quod 
tacitum  esse  uelis  aliis  tu  dicere  noli,  oder  haben  wir  hier  eine 
nar  halbe  metrische  Zuformang  des  Spruches  Sent.  Cat.  alt  20 
(Psea dosen.  16)  Quod  tcu^um  uelis  esse  nemtm  dixeris'^\  vgl 
Wölfflin  Publ.  Syrus  p.  137,  meine  Beiträge  zur  Kritik  des  Scneca 
S.  41.  —  22  Hos  ist  Ck)njectar;  Hoc  oder  Haec  g;  sensu  scheint 
richtig. 

III,  1  Ouod  lautum.  —  2  Successum  indigni  noli  tu^  so  ebne 
Zweifel  ricntig;  successus  tu  noli  indignos  Far.  8093,  successus 
indignos  (dignos)  noli  tu  ^,  —  4  hos  casus  g.  -   5  prouidimus, 

—  7  spem  retine.  spes  una  Ihominem  g,  was  den  Yorzag  vordient; 
unä  finde  allerdings  eine  Analogie  in  petere  1,  31,  wofür  man 
freilich  leicht  petere  id  herstellen  kann.  —  8  noscis  oder  nosces 
g.  —    dimittere.         9  ante  uideto,   —  10  scieris  non  te  esse-, 


498        K.  Schenkt,  Eine  alte  Handschrift  der  disticha  Catonis. 

10    Olli  te  solaris  non  esse  parem  pro  tempore  cede :  TL,  10 

nictorem  a  uicto  saepe  snperari  nidemus. 
Dimissos  animis  et  tacitos  uitare  memento :  IV,  31 

quod  flnmen  placidnm  est  forsitan  manet  altias  unda. 
Dnm  fortuna  remm  tibi  sit  discrimine  peior,  IV,  32 

15         alterius  specta  cum  sit  discrimine  peior. 

Qaod  potest  id  tempta:  nam  litus  carpere  remis  IV,  33 
utilias  multo  est  quam  ...  um  tendere  in  altnm. 

(f.  35,  a) 

Fortius  ut  ualeas  interdom  parcior  esto:  II,  28 
pauca  Yolontati  debentor,  plnra  saluti. 

20     Est  iactura  grauis  quaesitnm  amitaere  damno:  IV,  36 
sed  tibi  cum  ualeat  seper  saperesse  pntato. 
Ereptis  opibus  noli  merere  dolendo,  IV,  35 
sed  gaude  potius  si  tibi  contingat  habere, 
ludicium  popiüi  nomqnam  contempseris  nnos,  II,  29 

25         ne  nnlli  placeas  dum  uis  contempnere  multos. 

Somnia  ne  eures;  nam  mens  humana  quod  optat,  n,  31 

dum  uigilat  sperat,  per  somnum  cernit  id  ipsum. 
Instrie  (Instrue  m,)  praeceptis  animum,  ne  discere  cessa :  III,  1 

nam  sine  doctrina  uita  est  quasi  mortis  imago. 

30     Haec  praecepta  tibi  semper  legenda  memento.  praef.  lihri  IV, 
semota  (semotam  m^  a  uitiis  si  uis  prodacere  uitam.  praef. 

lihri  IL 
inuenies  quod  te  ipsum  uitare  magistrum.  praef.  lihri  IV. 
nee  uitiis  erere  (herere  m^  animi  qui  moribus  obsunt.  praef, 

libri  IV. 
Fortunae  donis  semper  pai-uisse  memento:  ni,  1,  b 
35         non  opibus  bona  uitatur  sed  moribus  ipsis. 


dagegen  scieris  non  esse  ^rem  te  tempore  g.  —  12  Demissos 
animo.  —  13  forsan.  —  vielleicht  tneat,  was  durch  manat  glos- 
siert wurde;  lotet  g.  —  14  Cum  fortuna  tibi  rerum  tua  displicet 
ipsi;  eigentlich  fortuna  tua  rerum  tibi  g,  vgl.  v.  7.  —  15  cui.  — 
16  potes,  —  17  tutius  est  multo  g,  was  vorzuziehen  scheint.  — 
uelum.  —  19  uoluptati.  —  20  quae»itum  entschieden  richtig ;  quae 
sunt  g.  —  amittere.  —  damnis  z,  —  21  bisher  unbekannt;  wahr- 
scheinlich fMÜeas  semper.  Diese  Sentenz  passt  viel  besser  zu  dem 
vorhergehenden  Verse  als  die,  welche  mit  ihm  in  den  übrigen 
Codices  verbanden  ist:  sunt  quaedam  quae  ferre  decet  patienter 
amicum  (oder  amice).  —  22  maerere,  —  23  tibi  si,  —  27  uigilat  darf 
nicht  nach  der  coli.  Voss,  in  uigilans  geändert  werden.  —  28  ces- 
ses  g.  —  30  relegenda,  —  31  per  quae  semotum  uitiis  deducitur 
aeuum  g.  —  33  animum  oder  animos  g.  —  quae,  —  34  und  35 
sonst  nur  bei  Scrivcrius  überliefert.  —  34  damnis  semper  parere 
Scriverins;  vielleicht  donis  paruum  tr^isse.  —  30  bona  fama 
datur;  b.  mta  d,  was  näher  läge,  ist  kaum  zulässig. 


K,  ScheiM,  Eine  alte  Handschrift  der  distiolia  Oatonis.       499 

(f.  35,  b) 

Expl.     IIb.     IIT.     ine.     Hb.     IUI. 

Hoc  quicumque  uult  Carmen  cognoscere  lector,  |>rae/'.  lihri  111. 

cum  praecepta  ferat  quae  sunt  gratissima  uitae, 
commodo  multa  feret ;  sin  autem  spreuerit  illud, 

non  me  scriptorem  sed  se  fastidiet  ipse. 
5     Cum  recta  niuas  ne  eures  uerba  malorum :  m,  2 

arbitrio  non  est  nostro  quid  quisque  loquatur. 
Productus  testes  salua  tamen  ante  pudo  .  .  .  III,  3 

quantumcumque  potes  celato  crimen  a  .  .  .  . 
Sermones  blandos  ethlesos  uitare  memento:  III,  4 
10        simplicitas  siuiri  fama  est  laus  ficta  loquentis. 
Segnitiem  fugito  quae  uitae  ignauia  fertur:  UI,  5 

nam  cum  animus  languet,  consumit  inertia  corpus. 
Tempora  longa  tibi  noli  promittere  uitae :  lY,  37 

quocumque  incedis  sequitur  mors  corporis  umbra. 
,  15     luterpone  tuis  interdum  gaudia  curis,  m,  6 

ut  possis  animo  quemuis  sufferre  laborem. 
Alterius  dicto  aut  facto  ne  carpseris  us  .  .  .  .  m,  7. 


Aus  dieser  Erörterung  erhellt,  dass  der  Veronensis  nicht  bloss 
für  die  Kritik  einzelner  Stellen  von  Wichtigkeit  ist,  sondern  auch 
schätzbare  Ahhaltspuucte  gibt,  aus  denen  sich  überdie  Entstehung  des 
Gedichtes  und  dessen  Umarbeitung  Schlüsse  mit  grosser  Wahrschein- 
lichkeit ziehen  liesen.  ^'^) 

Graz.  Karl  Schenkl. 


TV,  1  iwlet ;  uoles  5.  —  3  feres  5.  —  apreueris  g.  —  4  ipsum; 
te  neglexeris  ipsum  g;  se  fastidiet  ipsum  ist  jedenfalls  gewählter. 

—  5  rede.  —  6  arbürii  n.  e.  nostri,  —  7  testis  saluo  L  a.  pudore. 

—  8  amici.  —  9  hlaesosque  cauere  (uiitare  hat  auch  Par.  8320  und 
andere).  —  10  Simplicitas  ueri  fama  est  fraus  fieta.  —  loquentis^ 
wofür  loquendi  g,  scheint  richtig.  Die  Septenz  muss  also  erklärt 
werden:  Die  Wahrheit  glänzt  durch  Einfachheit,  die  trügerische 
Sprache  ist  gekünstelt.  —  14  ingrederis  g.  —  17  dictum  aut  fac- 
tum Bern.  403  und  andere,  jedenfalls  richtiger  als  was  die  meisten 
bieten  factum  ac  dictum. 

*'')  Ich  füge  hier  noch  die  Emcndationen  zum  Texte  des  Cato  bei, 
welche  ich  im  philol.  Anzeiger  a.  a.  0.  S.  408  gegeben  habe,  näm- 
lich I,  5  cur  culpas  (die  besten  codd.  cum  ciUpant),  37  Seruorum 
culpa  (die  besten  S.  culpam),  40  mit  Umsetzung  der  beiden  ersten 
Vershälfton  Cum  fueris  felix  notis  haud  parcus  amicis,  dapsüis 
interdum  f  semper  tibi  proximus  esto,  II  t  5  qua  uitae^  8  Quae 
tibi  fors  dederü  tabvXis  suprema  notato:  at  eadem  serua,  ne  sis 
quem  fama  loquatur;  IV,  4  Dilige  denarium  sed  parce^  despice 
fetius,  quod  nemo  sanctus  nee  honestus  captat  habere,  21  Exerce 
studio,  2ö  amicum. 


500    F.  Kündmer,  Herzog  v.  Marlboiongh  als  d.  BeichsfUnt 


Der  Herzog  y.  Marlborough  als  deutscher  Beichsfärsi 

Nach  den  Acten  des  L  k.  Beichs-Finanz-ArchiTS. 

Eine  interessante  Episode  in  dem  Leben  des  englischen  General- 
Capitains,  der  mit  dem  Prinzen  Eugen  den  Siegesrahm  des  spanischen 
Erbfolgekrieges  theilt,  bildet  die  deutsche  Beichsstandschaft  desselben, 
welche  hier  insofern  einen  kurzen  Bückblick  rechtfertigen  dürfte,  als 
sie  nach  Einer  Seite  hin  in  der  Geschichte  noch  immer  in  das  Oapitel 
der  ungeklärten  Fragen'gehört.  Nach  dieser  einen  Seite  hin  soll  nun  auf 
Ginind  bisher  unbeachtet  gebliebener  Actenstücke  der  Gegenstand 
besprochen  werden,  wobei  ich,  um  nicht  zu  wiederholen,  was, bereits  an 
anderen  Orten  ausführlich  behandelt  ist,  die  Thatsache  selbst  füglich 
als  bekannt  voraussetzen  kann  und  sie  nur  soweit  berühre,  als  diess 
der  Zusammenhang  erfordert. 

Schon  in  der  ersten  Zeit  des  spanischen  Erbfolgekrieges  hatte 
sich  der  Herzog  von  Marlborough  durch  seine  erfolgreiche  Kriegsleitung 
grosse  Verdienste  um  Kaiser  und  Beich  erworben.  Um  denselben  die 
gebührende  Anerkennung  zu  ei'weisen  und  wohl  auch  der  verbündeten 
Macht  ein  Zeichen  seines  Dankes  zu  geben,  beschloss  der  Kaiser  den  Be- 
fehlshaber der  englischen  Armee  zum  deutschen  Beichsfürsten  zu 
erheben.    Die  zustimmende  Antwort  der  Königin  war  ohne  Zögerung 
erfolgt,  und  Mai-lborough  erhielt  noch  1704  auf  seinem  siegreichen 
Zuge  an  die  Donau  die  erste  Kunde  von  der  ihm  zugedachten  Aus- 
zeichnung. Der  Kaiser  hatte  nämlich  die  Absicht,  irgend  eine  seiner 
Besitzungen  im  Beiche  zum  Fürstenthum  zu  erheben  und  Marlborough 
damit  zu  belehnen ,  welcher  demgemäss  in  den  Beichsversammlungen 
von  rechtswegen  unter  den  regierenden  Beichsfürsten  Sitz  und  Stimme 
führen  sollte.  Es  war  aber  nicht  leicht,  das  entsprechende  Territorium 
im  Beiche  ausfindig  zu  machen,  und  Marlborough  trug  seinerseits 
wieder  Bedenken,  den  ihm  zugedachten  Titel  anzunehmen ,  so  lange 
derselbe  nicht  im  Sinne  der  Beichsverfassung  mit  dem  angemessenen 
Besitzthum  verbunden  war.   Nach  mancherlei  Berathungen  wurde  die 
Stadt  Munderkingen  in  Schwaben   zu   dem   gedachten   Zwecke   in 
Aussicht  genommen,  bald  aber  wegen  der  allzu  geringen  Erträgnisse 
wieder  fallen  gelassen.    Darüber  war  Kaiser  Leopold  I.  gestorben, 
und  sein  Nachfolger  Josof  I.  ergriff  den  ersten  sich   darbietenden 
Anlass,  um  dem  verdienstvollen  Feldherm  den  noch  immer  ausste- 
henden Dank  seines  Hauses  und  des  Beiches  abzutragen.  Inzwischen 
war  nämlich  die  Herrschaft;  Mindelheim,  welche  bis  dahin   dem 
jüngst  verstorbenen  Herzoge  Max  von  Baiern,  dem  Oheim  des  soeben 
geächteten  Kurfürsten  gehörte,    heimgefallen.    Diese  wurde  sofort 
zum  Beichsfürstenthum  erhoben  und  dem  Herzoge  von  Marlborough 
zugewiesen.  Noch  im  November  1705  wurden  die  betreffenden  Diplome 


F.  Kündmer,  Herzog  y.  Marlboroogh  als  cL  Reichsfftrsi        501 

ausgefertigt,  woraaf  der  neue  Beichsfarst  sein  Gebiet  in  Besitz  nahm 
und  in  den  Beichstag  eingeführt  wurde.  ^) 

So  blieben  die  Dinge^  bis  zu  Ende  des  Krieges.  Als  aber  nach 
den  bekannten  Verhandlungen  zu  Bastadt  endlich  auch  fßr  Kaiser 
und  Beich  der  Friede  zu  Baden  im  Aargau  1714  yerhandelt  wurde, 
da  bildete  auch  die  Mindelheimer  Anlegenheit  eine  vielbesprochene 
Frage.  Indem  nämlich  die  beiden  Kurfürsten  von  Köln  und  Baiern 
von  der  Beichsacht  befreit  wurden  und  nun  wieder  in  ihre  Länder 
und  Besitzungen  eingesetzt  werden  sollten,  musste  auch  das  neue 
Fürstenthum  Mindelheim  an  den  Kurfürsten  von  Baiem  wieder 
zurückfallen,  welches  demnach,  trotz  der  Einsprache  des  nunmehrigen 
Kaisers  Karl  VI.  für  Marlborough  verloren  gehen  sollte.  Daraus  resul- 
tierte die  weitere  Frage  wegen  einer  entsprechenden  Entschädigung 
des  Letztern.  Auf  die  Intervention  des  Prinzen  Eugen,  der  Mai'lborough's 
Sache  vertrat,  versprach  der  Kaiser  dahin  zu  wirken,  den  Herzog 
entweder  noch  im  Besitze  des  Furstenthums  zu  erhalten,  oder  ihm 
doch  eiue  Entschädigung  dafür  auszumitteln,  und  eher  von  seinen  Erb- 
gebieten einen  Landstrich  von  gleichem  Ertrage  auszuscheiden,  als 
den  Herzog  ohne  Entschädigung  zu  lassen.  Inzwischen  war  der  Friede 
zu  Baden  abgeschlossen,  der  über  die  Bestitution  von  Mindelheim 
entschied.  So  war  das  Fürstenthum  für  Marlboi*ough  endgiltig  ver- 
loren, doch  sollte  er  gleichwol  Titel  und  Bechte  eines  BeichsfÜrsten 
und  demgemäss  Sitz  und  Stimme  auf  der  Fürstenbank  behalten. 
Mittlerweile  war  man  in  Wien  ernstlich  bemüht,  um  dem  Herzoge 
für  den  erlittenen  Verlust  ein  passendes  Aequivalent  zu  bieten ,  wie 
Prinz  Eugen  demselben  in  einem  Briefe  vom  26.  März  1715  mittheilte. 
Man  dachte  in  dieser  Hinsicht  zunächst  an  die  österreichischen 
Besitzungen  in  den  Vorlanden.  Schon  am  2.  Februar  war  nämlich 
an  das  oberösterreichische  Gubernium  in  Innsbruck  ein  kai- 
serliches Bescript  mit  dem  Auftrage  ei*gangen,  ein  Gutachten  abzugeben, 
,,was  dem  englischen  Capitain  General  Fürsten  von  Marlborough  anstatt 
der  einsmahls  zu  seinem  Favor  in  ein  Beichs-Fürstenthum  erhobenen, 
durch  den  Baadischen  Frieden  aber  dem  Churhaus  Bayern  widerumben 
restituirter  Herrschaft  Miudelheimb  zu  weiterer  Beibehaltung  der  im 
Reichs-Fürstenrath  ingehabten  praerogativen  des  Sitzes  und  Stimm 
für  Güter,  Stadt  oder  Herrschaften  ausser  Tirol  und  Breisgau  in 
andern  österreichischen  Ländern,  ohne  des  landesfürstlichen  Gameralis 
sovil  möglich  mindesten  Abbruch  ausersehen  und  erwehnten  Hei-zog  auf 
seine  Person  und  Leben  allein  zu  einem  männlichen  Lehen  verliehen 
werden  könnten." 

Hierauf  wurde  die  oberösterreichische  K  a  m  m  e  r  um  ihr  Gutachten 
befragt  und  erstattete  einen  für  die  Kenntniss  des  damaligen  Standes 
der  vorländischen  Besitzungen  höchst  beachtenswerthen  Bericht,  indem 


')  Die  weiteren  Vorsänge  dabdi  s.  Coxe.  Herzogs  Job.  v.  Marlborough 
Leben  und  Denkwürdigkeiten,  flbersetst  von  F.  A.  v.  H.  Wien, 
1820.  II.  364  ff. 

»•HMhiifl  f.  d.  »tUrr.  Oyma.  1678.  VU.  n.  VQL  H«ft.  34 


50t        F.  Eündmer,  Eimog  y.  Marlborough  als  d.  Beiohifftni 

sie  zunächst  bemerkt,  dass  die  österreichisch-schwäbischen  Cameral- 
Herrschaften  und  Güter  schon  ehedem  entweder  verpfändet  oder 
als  Lehen  hinweggegeben  worden  seien,  und  somit  das  meiste  in 
fremden  Händen  sich  befinde,  so  dass  in  diesem  Falle  nur  noch  die 
Landgrafschaft  Neuenbürg,  die  Markgrafschaft  Burg  au,  die 
Landvogtei  Schwaben,  die  Herrschaft  Bregenzund  Hohenegg, 
die  fünf  Donaustädte,  endlich  die  Stadt  und  Herrschaft  Vi  Is  und 
Hohenfreibergin  Betracht  kommen  können.  Ins  Einzelne  eingehend 
gibt  die  Kammer  folgendes  zu  bedenken : 

1.  Was  zunächst  die  Landgrafschaft  Nellenburg  betrifft,  so 
lässt  sich  schon  aus  einem  früheren  Gutachten  vom  J.  1706  zur 
Genüge  entnehmen,  welche  Bedeutung  wegen  ihrer  Lage  am  Bodensee 
die  Landgrafschaft  Nellenburg  für  die  sämmtlichen  yorderösterreichi- 
schen  Gebiete  habe,  so  dass  zu  einer  Hintangabe  derselben  keineswegs 
eingerathen  werden  könne. 

2.  In  ähnlicherweise  nmfasst  die  Markgrafschaft  Burgau 
ein  ansehnliches  Territorium,  yon  welchem  fiberdiess  das  Erzhaus 
Oesterreich  den  Titel  führt,  zudem  grenzt  sie  mit  yerschiedenon 
Reichsständen  und  zwei  meist  akatholischen  Reichsstädten,  Ulm  und 
Augsburg,  mit  denen  sie  in  mancherlei  Reichshändeln  befangen  ist. 
Uebrigens  ist  noch  bekannt,  welche  Schwierigkeiten  es  zur  Zeit,  als 
das  Stift  Augsburg  diese  Markgrafschaft  durch  längere  Zeit  in  Pfand- 
besitz gehabt,  insbesondere  bei  Hereinbringung  der  Lehen  gegeben 
habe.  Aus  diesen  Rücksichten  scheint  es  nicht  gerathen,  diese  Mark- 
gi*afschaft  aus  der  Hand  zu  geben,  zumal  hier  noch  die  Zollfrage  sowie 
auch  die  schönen  wildreichen  Forste  in  Betracht  kommen. 

3.  Was  es  ferner  mit  der  Landyogtei  Schwaben  für  eine 
Bewandtniss  habe  und  wie  ohne  diese  das  Landgericht  daselbst  nicht 
wohl  bestehen  könnte,  wie  denn  schon  früher  die  Reichsstände  yer- 
schiedene  Versuche  gemacht,  dieselbe  dem  Erzhause  ganz  zu  entziehen, 
ist  gleichfalls  aus  den  seinerzeit  erstatteten  Gutachten  hinlänglich 
bekannt. 

4.  Die  Herrschaft  Bregenz  und  Hohenegg  gehört  zu  den 
yorarlbergischen  Gebieten  und  bildet  mit  Feldkirch,  Bludenz  und 
Sonnenberg  Einen  Bestand,  so  dass  Bregenz  mit  Hohenegg  dayon 
nicht  ohne  Nachthell  getrennt  werden  kann,  zumal  das  Ganze  ein 
wichtiger  Pass-  und  Grenzort  gegen  die  Schweiz  und  Graubündten  und 
zugleich  eine  Vormauer  für  Tirol  ist. 

5.  Die  fünf  Donaustädte  —  ein  der  Kammer  geläufiger 
GesammtbegrifffnrSulgau,  Mengen,  Riedlingen,  Waldsee  und 
Munderkingen  —  könnten  noch  am  füglichsten  dem  Füraten  yon 
Marlborough  überlassen  werden.  Doch  ist  hier  wieder  zu  bedenken, 
dass  sie  nur  einen  geringen  Ertrag,  etwa  2000  fl.,  abwerfen  und  kein 
abgerundetes  Territorium  darstellen,  zumal  die  Abgaben  yon  Riedlingen 
und  Munderkingen  bisher  an  die  Gasse  yon  Ehingen  abgeliefert  wurden. 
Zudem  waltet  noch  das  Hinderniss,  dass  diese  Städte  auf  die  Yer- 


F.  Künc^iner,  derzog  v.  Marlborongh  als  d.  Beichsffint.  508 

sichernng  hin,  dass  sie  nicht  weiter  verpftndet  werden  sollen,  sich 
selbst  ausgelöst  hatten. 

6.  Was  endlich  die  Stadt  nnd  Herrschaft  Vils  und  Höhen- 
frei  her  g  betrifft,  so  trägt  das  Erzhans  die  Stadt  Vils  nnd  das 
Schloss  Yilsegg  (nebst  Schloss  nnd  Herrschaft  Hohenegg)  vom 
Stifte  Kempten  zu  Lehen,  so  dass  es  noch  dahin  steht,  ob  das  Stift  auf 
eine  Weiterbelehnung  eingehen  werde,  zumal  dieselbe  einem  Akatho- 
liken  gelte.  Uebrigens  ist  der  jährliche  Ertrag  dieser  Herrschaft  nicht 
bedentend  g^nng,  Hohenfreiberg  ist  aber  bisher  um  6000  fl.  ver- 
pfändet, doch  hat  die  oberösterreichische  Kammer  die  anbefohlene 
Einlösung  bereits  veranlasst. 

Da  nun  bei  allen  diesen  Herrschaften  nnd  Gütern  verschiedene 
Umstände  vorwalten,  welche  gegen  eine  Vergabung  derselben  sprechen, 
nnd  die  Kammer  grundsätzlich  und  im  Sinne  wiederholt  ergangener 
kaiserlicher  Verordnungen  nicht  nur  gegen  eine  Veräusserung  der 
Kammergüter  einzurathen,  sondern  vielmehr  auf  Wiedergewinnung 
derselben  Bedacht  zu  nehmen  hat,  und  da  endlich  bei  Marlborough 
auch  das  i*eligiöse  Moment  in  Erwägung  fällt:  so  sieht  sich  die 
Kammer  genöthigt,  nach  andern  Auskunftsmitteln  zu  suchen,  womach 
sie  denn  ihre  Vorschläge  richtet.  Zunächst  stellt  sie  vor,  ob  der  Kaiser 
nicht  gewillt  wäre,  eine  hinlängliche  Summe  Geldes  aus  den  nieder- 
ländischen Einkünften  vorwegzunehmen  und  damit  das  eine  oder  andere 
verpfändete  Gut  im  Reiche  auszulösen  oder  ein  anderes  zu  erkaufen 
und  dem  Herzoge  zu  überlassen.  Wäre  aber  von  den  Niederlanden  ein 
Vorschuss  nicht  leicht  zu  erlangen,  so  glaubt  die  Kammer  auf  die  bei 
der  Landschaft  in  Steier  erliegenden ,  aber  dem  oberösterreichischen 
Aerar  in  Ansehung  des  verpfändeten  Hohenberg  zustehenden  400.000  fl. 
hinzuweisen,  um  daraus  die  zur  Einlösung  einer  Pfandschaft  nöthige 
Summe  zu  entnehmen.  Würde  aber  auch  dieser  Vorschlag  dem  Kaiser 
nicht  genehm  sein,  so  ist  man  der  Meinung,  dass  doch  die  Herrschaft 
Vils  und  Hohenfreiberg  dem  Herzoge  mit  den  schon  bei  Mindelheim 
gemachten  Cautelen  auf  lebenslang  als  Mauns-Afterlehen  überlassen 
werden  möchte.  Da  jedoch  der  hievon  entfallende  Ertrag  zu  einem 
ganzen  oder  halben  Reichsfürsten-Anschlag  nicht  hinreichen  wurde, 
so  bliebe  es  dem  Kaiser  überlassen,  das  betreffende  Reichs-Matricular- 
Qnantnm  auf  den  österreichischen  Kreis  zu  übernehmen  und  diessfalls 
den  Fürsten  gegen  das  Reich  zu  vertreten,  wobei  demselben  gleich- 
wol  jährlich  4 — 5000  fl.  zur  Bestreitung  der  Gesandtschafts- Unter- 
haltung beim  Reiclis-Convent  zu  Regensburg  auf  die  Kammer  anzuweisen 
wären.  Obschon  diese  Last  dem  ohnehin  ganz  entkräfteten  Aerar  schwer 
fallen  würde,  so  wäre  diess  doch  nicht  so  empfindlich,  als  wenn  von 
den  noch  vorhandenen  Kammergütem  eine  ganze  Herrschaft  wegge- 
geben und  8(»mit  der  Gefahr  ausgesetzt  würde,  bei  den  Wechselfällen 
der  Zukunft  nach  dem  Tode  des  ohnehin  bejahrten  Fürsten  gar  nicht 
mehr  an  die  Kammer  zurückzufallen. 

Das  Gubernium  schloss  sich  diesen  Ausführungen  der  Kammer 
an,  indem  es  auch  «einerseits  betonte,  wie  wenig  rathsam  es  aus 

84» 


504     .  F,  Künehneft  Herxog  y.  Marlboroagh  als  d. 

begreiflichen  politischen  nnd  anderen  Gründen  wäre ,  eine  von  den 
namhaft  gemachten  Land-  und  Herrschaften,  zumal  von  den  erstge- 
nannten  fünf  wegzugeben^  und  gelangt  zu  dem  Schlüsse,  dass  es  das 
Nächste  und  Beste  wäre,  wenn  auch  die  Stadt  Vils  nebst  Hohenfrei- 
berg  bei  der  oberösterreichischen  Kammer  verbliebe,  und  der  Kaiser 
es  durch  seinen  Einfluss  beim  Beiche  dahin  bringen  möchte,  dass  der 
Herzog  Sitz  und  Stimme  im  Fürstenrath  zeitlebens  behalten,  wegen 
des  fürstlichen  Beichsanschlags  aber  vom  österreichischen  Erzhanse 
vertreten  würde ,  bis  sich  eine  passende  Reichs-  oder  österreichische 
Herrschaft  ausfindig  machen  liesse,  wobei  die  erwachsenden  Auslagen 
aus  den  Hohenberg'schen  Pfandschaftsgeldern,  deren  Zinsen  in  der 
Höhe  von  6 — 8000  fl.  auch  richtig  einfliessen,  gedeckt  werden  durften. 
Die  Zustimmung  des  Reiches  wäre  in  Anbetracht  der  hohen  Verdienste 
des  Fürsten  um  Kaiser  und  Reich  leicht  zu  erreichen,  zumal  es  an 
Beispielen  dieser  Art  aus  nächstvergangener  Zeit  nicht  fehlt.  So  war 
schon  1654  Maximilian  Fürst  von  Dietrich  st  ein  auf  kaiserliches 
Fürwort,  obwohl  er  sich  damals  noch  nicht  mit  unmittelbaren  Reichs- 
gütem  und  einem  fürstlichen  Reichsanschlage  ausweisen  konnte,  f&r 
seine  Person  zu  Sitz  und  Stimme  auf  den  Reichstagen  zugelassen 
worden.  Zur  selben  Zeit  war  gegen  den  Fürsten  Johann  Weickard  von 
Auersperg  und  wenig  später  gegen  den  Fürsten  Johann  Ferdinand  von 
Portia,  ja  neuestens  erst  1712  gegen  den  kaiserlichen  Obersthof- 
meisler  Anton  Florian  Fürsten  von  Liechtenstein  die  gleiche  Rück- 
sicht geübt  worden. 

Nachdem  auf  diese  Weise  die  schwebende  Angelegenheit  von  der 
oberösterreichischen  Regierung  und  Kammer  durchberathenwar,  wurde 
sie  an  die  Hofkammer  geleitet^  wo  sie  ihrer  Natur  nach  in  den 
Geschäftsbereich  der  Fiscalcommission  fiel,  einer  jener  acht 
Hauptcommissionen,  wie  sie  behufs  einer  geregelten  (jeschäftsbehand- 
lung  noch  auf  Anregung  Kaiser  Joseph's  L  bei  der  Hofkammer 
bestanden.  Die  Haupt-Fiscalcommision  nun  stimmte,  wie  sie  in  ihrem 
Sitzuugsprotokoll  vom  13.  Jänner  1716  des  weitem  ausführt,  den  ihr 
vorgelegten  Anschauungen  im  Ganzen  und  Grossen  zu,  fand  aber 
gleichwol  die  Sache  noch  nicht  spruchreif  genug,  um  ihrerseits  einen 
endgiltigen  Beschluss  zu  fassen,  sondern  ist  vielmehr  der  Meinung  die 
Hofkanzlei  aufzufordern,  dass  diese  wie  es  übrigens  schon  vor  Erlas- 
sung des  Rescriptes  an  das  oberösterreichische  Gubemium  hätte 
geschehen  sollen,  mit  der  Hofkammer  zu  einer  gemeinsamen  Be- 
sprechung zusammentrete,  um  sodaun  nach  gegenseitiger  Verständi- 
gung dem  Kaiser  in  dieser  so  wichtigen  Saclie  vorzustellen,  was  ihre 
Pflicht  gegen  denselben  erfordere.  Der  Hofkammer  war  es  voi*züglich 
darum  zu  thun,  dass  die  Hofkanzlei  nicht  auf  eigene  Hand  eine  vor- 
schnelle Resolution  fasse,  die  dann  nicht  mehr  zu  widerrufen  wäre.  ^ 


>)  Uebrig^ns  anterliess  es  die  Hofkammer  nicht,  in  einer  an  die  Hof- 
kanzlei  gerichteten  Note  vom  23.  Jänner  d.  J.  zu  bemerken,  dass 
man  ,|gehofft"  habe,  die  Hofkanzlei  werde  noch  vor  Ausfertigaog 


F.  Kürschner,  Herzog  v.  Marlborongh  als  d.  Beichsffirsi         505 

lodern  so  die  Verhandlungen  noch  im  Zuge  waren,  wurde  der 
greise  Marlborough  von  jenen  schweren  Unfällen  heimgesucht,  von 
welchen  er  sich  nicht  mehr  erholen  sollte.  Schon  im  Mai  desselben 
Jahres  traf  ihn  der  erste  Schlaganfall  mit  solcher  Heftigkeit,  dass  er 
Sprache  und  Besinnung  verlor.  Obwol  sein  Zustand  sich  wieder  zu 
bessern  schien,  so  erlag  seine  geistige  und  körperliche  Kraft  den 
wiederholten  Anföllen,  obschon  er  sein  Leben  noch  mehrere  Jahre 
fristete.  —  Dass  bei  dieser  unerwarteten  Wendung  die  £ntschädlgnngs- 
angelegenheit  in's  Stocken  gerieth,  lag  wol  in  der  Natur  der  Sache, 
zumal  der  Hauptpunkt  der  Frage  in  der  Führung  von  Sitz  und  Stimme 
auf  den  Beichstagen  bestand,  was  unter  so  bewandten  Umständen  für 
unbestimmte  Zeit  auf  sich  beruhen  bleiben  musste.  Wenn  aber  dem 
Kaiser  in  der  Folge  der  Vorwurf  der  Undankbarkeit  gemacht  wurde, 
so  geht  aus  der  Darstellung  des  wahren  Sachverhaltes  doch  soviel 
hervor,  dass  der  Kaiser  zunächst  bemüht  wai*,  Marlborough  im  Besitze 
des  ihm  anfanglich  zugewiesenen  Fürstenthums  Mindelheim  zu  er» 
halten,  und  als  diess  nicht  mehr  möglich  wurde,  wenigstens  alle 
Anstalten  traf,  um  die  entsprechende  Entschädigung  auszumitteln  — 
bis  das  traurige  Schicksal  des  Füi'sten  selbst  störend  dazwischentrat !  — 

Franz  Kürschner. 

jenes  Bescripts  an  das  oö.  Gnbemium  sich  mit  der  Hofkammer 
verständigen,  woran  sie  die  Bitte  knüpft,  in  der  Folge  in  solchen 
Dingen  nicht  mehr  allein  vorzugehen. 


MM  C.  PaudseTj  Nachtrag  zom  lateiniaclieD  Leikon. 

Nachtrag 

xn 
Ergänzungen  zum  lateinischen  Lexicon  L 

(S.  Heft  V,  8.  a2d-34ö.) 

Adulanter:  Angostin  in  psalm  78,  13  qui  nobis  aduUnder 
arridenty  Fnlg.  Contin.  Yerg.  —  amorifer:  Dracont.  carm.  (ed. 
Duhn)  VI,  hOplus  serü  amoriferis  certanHa  membra  sagittis^  Yen. 
Port.  —  f  augmentaiio:  Ang.  in  ps.  80,  8  Joseph  interpretaimr 
augmenkUiOf  Boeth.,  Bened.  Begola  2.  ^  f  blandifluus:  Dra- 
cont. cann.  VI,  76  rasa  blandifluas  rutilans  uertehai  habenas,  Till, 
13,  Yen.  Fort.  (cf.  f  dnlciflnns  Dracont.  cann.  de  Deo  49,  meUiflnns 
Drac.  cann.  EK  Dnhn,  207,  Anien.,  Boeth.,  all.,  f  moUiflnns  Drac. 
carm.  YII,  11  'Cypris  .  .  agmine  molliflno  dncens  .  .  choreas\  Sem. 
Centim).  —  f  brucosus:  Adaman.  De  locis  sanctis  I,  21  non  enim 
brucosüj  sed  herbosa  et  florida  iUius  terrae  quaUtas;  eadem  pro- 
pemodnm  nerba  Beda,  qnem  citat  Quicherat.  Add.  Lex.  Lat.  s.  n.  — 
f  captiuairix:  Jnlian.  ap.  Ang.  c.  Jnl."  (h.  e.  contra  secnnd.  resp. 
Jaliani)  II,  11,  Yerecund.  (Pore.  Lex.  ed.  De- Vit  s.  n.).  —  cognos- 
cibilis:  Aug.  in  pe.  118  prooem. propter  eins profunditatem pauds 
cognoscibilemf  „8.  S.  uers.  uet.  Job  18,  19",  intpr.  Iren.,  Boeth.; 
aduerb.  Yulg.  Sap.  —  communieeps:  Aug.  Conf.  YI,  14,  24  Ro- 
manianuSf  communieeps  noster,  inscr.  —  f  commutabilitas: 
Aug.  in  ps.  109,  12  fons  lucis  sine  commutabilitate,  Ps.  Encher. 
(Quicherat).  —  f  compatruelis:  Aug.  in  Euang.  Joann.  tract. 
10,  2,  2  fratres  .  .  campalrueles  aut  consobrinos,  —  completio: 
Hier,  in  Gal.  II  ad  4,  21  inter  reprommissionem  et  cotnpletionem^ 
Yulg.  Leuit.,  Aug.  ep.,  ICti  postt.,  Paul.  Diac. — f  condicionalis  subet.: 
„Tert.  idololatr.  12",  Aug.  c.  Faust.  XXII,  55  ut  etiam  per  hanc 
condicionalem  (Zelpham  ancillam :  Gen.  30,  9)  libera  illa  uxor  Jacob 
(Lia)  laborans  fUios  heredes  regni  suscipiat.  Cod.  Theod..  Jul.  epit. 
Nou.  —  decertator:  Ambr.  in  ps.  36,  11  noli  esse  contentiostis 
et  decertator  in  zelOj  Cassiod.  (Epiph.)  Hist.  eccl.  tripart.  (YI,  16 
al.).  —  dulciloquus-,  Aug.  Conf.  IV,  8,  13  simul  legere  libros 
dukiloqtios,  Auson.  (aetate  non  inferior,  sed  poeta),  Sid.,  Anth.  Lat. 
(ed.  Riese)  664,  2.  —  f  duodennis:  Aug.  in  ps.  101,  Imirantur 
sapientiam  pueri  duodennis ,  Sulp.  Seu. ;  duodennium  Myth.  Vat.  HI 
(Mai.,  al.  duodecennium).  —  ^expresscq,  plane  ac diserte :  Ambr. 
De  Noe  34,  126  (genus  terrae)  arenosum  et  puluerulentum,  imOt 
ut  expressius  dicam,  puluis  al.,  Aug.  in  ps.  49,  9  Matthias  est  er- 
presse  nominatus  in  Actt,  Apost.,  Cod.  Just.  —  exstantior: 
Ambr.  Hexaem.  VI,  19,  62,  ideo  exstantiores  aures  sunt,  CoeL  Aur. 
—  impensio :  Ennod.  ep.  V,  11  u^  amor  mutuus  de  uicaria  im- 
pensione  gratulctur^  id.  dict.  10,  Pompei.  gramm.,  Gloss.  Cyr.  da- 
Ttaytj.  —  incessabilis:  Aug.  in  ps.  39,  1  per  angustias  mütH" 
formes  et  incessabiles  tentationeSy  Yulg.,  Gros.,  Mart.  Gap.,  Coel. 


C.  PaudBeTf  Nachtrag  mm  lateinisohen  Lexicon.  507 

Aur.;  adu.  Hier.,  Aug.  in  ps.  93,  23,  M.  Cap.,  alii.  —  incessan- 
ter:  Cassian  (sec.  Y  ante  med.)  CoUat.  VII,  3,  Flauian.  ap.  Leon. 
M.  pap.  (t  461)  ep.  22  lacrimis  qttas  incessanter  fundo,  Sidon., 
Sedol.  Op.  Pasch.  III,  p.  654  t.  19  Patrol.  lat.  ed.  Migne,  Bustic.  c. 
Aceph.  p.  1209  t.  67  Migne,  Cod.  Just.,  Isid.  qnn.  in  Deater.  21,  2, 
alii  (Rönsch  Itala  p.  153).  —  incurabilis:  Theod.  Prise,  med. 
praes.  II,  chron.  7  ex.  (phthisin),  Coei.  Aar.  tard.  pass.  11,  12,  143 
iis  qui  omnem  fluorem  de  pulmonibus  utenieniem  incuräbüem  dt- 
cufU  assentiendutn  non  est,  HI,  8,  107,  acut,  n^  37,  191,  Cassiod. 
(Epiph.)  Hisi  trip.,  gloss.  (curabilis  Coel.  Aur.  tard.  lY,  7,  93  dif« 
ficüe  curabilis,  U,  12,  137).  —  indagahilis  act.;  Cassiod.  in  ps. 
145,  1  uirtus  anitnae  .  .,  quae  causas  .  .  creaturarum  indagabili 
r<Uione  perquirit,  in  148  concl.  in  150  concl.  al.,  „Boeth.  geom.  p. 
394  Lachm.'^,  Isid.  indolor ia,ae  (dvaXytjaia):  Hier,  in  Eph.  II, 
ad  4,  20,  Aug.,  Sidon.  —  f  inexcusabiliter:  Aag.  in  ps.  73,  3 
si  iüi  inexcusabiliter  terrenis  inhäeserunty  Cassian.  Collat.  XXI, 
29,  Ale.  Auit.,  Facund.,  Greg.  M.  (Quich.  et  De- Vit).  —  inaiccabi- 
Iis:  Aug.  in  ps.  41,  2  fons  Sid.  —  insufflatio:  Ambr.  parad. 
5,  28  quomodo  lignum  uitae  plus  operari  uidetur  ad  uitam  quam 
insufflatio  Dei?^  ib.  29  et  7,  35,  Hier.,  Aug.  De  gen.  contra  Manich. 
II,  6  anhnae  sensus  est  additus,  ista  insufflatione,  et  ib.  aliq.,  id. 
De  animae  orig.  I,  14,  22  cum  et  spiritum  hominis  (Dens)  in  ipso 
fmgat,  quaerendum  est,  iUrum  noua  iusufflatione,  an  tractum  ex 
propagine,  ib.  19,  33  ex.  al.,  intpr.  Iren.,  Leo  M.  serm.,  Cassian. 
Coli.  VIII,  21,  Cassiod.  anim.  1,  Coel.  Aur.  —  interuersor:  Aug. 
in  ps.  99,  10  (non  damnauit  seruum  qui  interuertit  quod  accepit,  sed 
qui  non  erogauit)  inielligatur  poena  interuersaris  ex  poena  pigri, 
Cassian.  et  Caes.  Arel.  (De- Vit),  Cod.  Just.  —  *inuectio  transL: 
Ambr.  in  Luc.  Vin,  21  ne  quem  uel  austera  percellat  inuectio, 
Julian,  ap.  Aug.  c.  Jul.^  III,  203,  „Eufin.  apol.  11,  29**,  schol.  Gron. 
ad  Cic,  Fulg.  M.  —  irroratio:  Aug.  in  ps.  38,  6  usquequo 
U.  donec.  C  p.  24)  ille  .  .  ab  irroratione  quadam  guttarum  domini- 
carum  de  scripturarum  nube  uenientium  ueniret  sicut  ceruus  ad 
fontem  uitae  (ps.  41,  2),  Cassiod.  —  lineatus  adi. :  Solin.  27,  51 
serpens  .  .  lineatus  caput,  Hier.  „ep.  117,  6  comatos  lineatosque 
iuuenes^y  Isid.  —  lucificus:  Aug.  c.  Faust.  XXII,  9  inaccessibilis 
illa  ludfica  lux,  Coel.  Aur.  —  f  mcditator:  Ambr.  in  ps.  118 
serm.  13,  8  meditator  Jjcgis  et  Euangelii  praedicator,  ib.  sup.,  Paul. 
Nol.  ep.  11,  7,  Dub.  Prud.  —  f  monasticus:  Cassiod.  (Epiph.) 
bist.  trip.  X,  2  conuersatione  monastica,  Greg.  M.  et  Beda  (Quich.), 
Thom.  Thes.  —  f  obdormitio:  Aug.  in  ps.  75,  10  duritia  cordis 
obdormitio  est,  quae  refert  Ps.  Eucher.  (quem  cit.  Ä  p.  56).  — 
f  pleniter:  Hier,  in  ps.  118  tunc pleniter  morledictionem  accep- 
turi  erunt  mali  id  est  haeretici  uel  reliqui,  in  ps.  17,  ..Aug.  serm. 
143,  n.  1  ed. Mai.'*,  Theod.  Prise.  I,  2^ pleniter  comburis,  et.,,  aceto 
restinguiSy  Ennod.,  „Vigil.  pap.  (538 — 55)  ep.  ad  Euther.  n.  7". 
—  f*praecipitatio  transL  (priScipitation) :  Ambr.  Öffic.  ministr. 


S08  K  E,  Oeof^a,  Kritische  Misoellen. 

1,  2,  8  grauiora  sunt  uerba  praecipäetHonis  quam  otiosa;  ergo  si 
pro  otioso  uerbo  ratio  poscitur,  quanto  tnagis  pro  sermone  impie- 
tatis  poena  exsoluitur?,  Isid.  (Sent.  ü,  17,  4  qui  uel  praedpita^ 
iione  delinquit  al.:  C  p.  16).  —  praeuaricatrix:  Ambr.  parad. 

2,  11  praeuaricatricem  mentem  aL,  Hier.,  ynlg.,  Aug.  saep.,  Jal.  ap. 
Aug.  c.  Jul.^  n,  221  ante  legem  pecccUrix,  post  legem  autem  prae- 
uaricatrix,  Yl,  26^  intpr.  Iren.,  Gelas.  —  f  pseudomagister: 
Hier,  in,  Eph.  n  ad  4,  11  sq.,  Vinc.  Lirin.  —  f  rotella:  Aug.  in 
ps.  76,  20  unde  breui$  etiam  rotella  orhicula  id  est  orbiculus  ap^ 
pellatus,  et  hinc  totidem  fere  oerbis  Isid.  (Or,  XIV,  2,  1).  —  sO' 
nator:  Aug.  Conf.  lY,  3,  5  ilUus  morbi  tu  sanator,  in  ps.  36  seim« 
2,  8,  P.  Nol.  carm.,  Hier.  (?)  in  Job  34,  Isid.  Sent  I,  14,  8.  — 
scabridus:  Ennod.  ep.  ü,  27  quidquid  scabrida  poposcit  lingua^ 
moxmeruit,  V,  7,  Ven.  Fort,  (uit  Mart,  IV,  18  al.).  —  f  scortatio: 
Aug.  in  ps.  10,  9  exsüUant  in  potu,  in  luxuria,  in  scortationibuSf 
Ps.  Cjpr.  dupl.  mart.  36,  Greg.  M.  —  sinuatio:  Ambr.  Hexaem. 
VI,  9,  62  sinuatio  interiorum  aurium,  id.  Noe  9,  28  in  illa  intesti- 
norum  reflexione  ac  sinuatione,  Fulg.  M.  —  f  subiugatioi  Ang. 
in  ps.  119,  7  hostium^  Verecund.  Ä  p.  84.  —  ueniabilis: 
Ambr.  parad.  14»  71  culpa,  in  Luc.  X,  75  et  freq.,  Pmd.,  Salnian., 
Sid.;  hdvL.f  ueniabiliter:  Petr.  Chrysolc^.  (c.  405^50)  senn. 
90,  compar.  Alcim.  Auit.  (de  adiectiuis  quae  a  nominibus  snbst.  de- 
clinata  sunt  bifariam  uel  in  -alis  uel  in  -abilis  cf.  C  p.  22  sq.  n.  16). 

—  (uicine):  compar.  Hier,  in  Matth.  13,  31  Uli procul,  disdputi 
uidnius  audiebant,  Boeth.,  Ven.,  sup.  Aug.  —  uisibiliter:  Ambr. 
in  Luc.  VI,  86,  Aug.  serm.  10,  2  al.,  P.  Nol.,  Gl.  Mam.  De  anima. 

—  uoluptuose:  Aug.  in  ps.  39,  21  sanato  non  erit  onerosum 
(sc.  praeceptum  quod  Eu.  Matth.  5,  44  continetur),  uoluptuose  düiges 
inimicfMn  sanatus,  Sidon.  — 

Dorpat.  0.  Paucker. 


Kritische  Miscellen. 

Madvigii  Adversaria  critica  yoI.  2  p.  328.  not.  1  heisst  es: 
(Val.  Max.  VII)  Cap.  6,  1  Latinum  non  est,  quod  e  Vahlenii  con- 
jectura  [ad  Naev.  reliqu.  p.  6]  Halmius  edidit  data  armatura; 
nam  armatura  tantum  de  certo  armorum  genere  militibusque  ea 
habentibus  dicitur;  armaturam  dare pro  e.  q.  e.  arma  dare 
(armare)  nemo  dixit.  So  Madvigs  Machtsprnch  vom  Throne  des 
Kritikers.  Aber  der  gute  Mann  irrt  sich !  armatura  f&r  arma  steht 
oft  in  der  Vulgata,  nämlich  2.  par.  2,  6;  cant.  4,  4;  sap.  18,  22; 


K,  K  Georges,  Kritische  Miscellen.  509 

Ezech.  26,  9.  Hierher  gehören  aber  besonders  die  Stellen  Yulg.  sap. 
5,  18:  accipiet  armaturam  Zclus;  Ephes.  6,  11  induite  vos  arma' 
turam  deiy  oder  ibid.  13:  accipite  armaturam  dei.  Aber  auch  für 
müites  überhaupt  steht  armatura  bei  Nazar.  paneg.  Oonstant.  23,  1. 

Das.  p.  598  wird  ubertus  (bei  Gell.  7,  14,  7)  ein  inauditum 
et  inaudiiae  formae  adjectivum  und  im  Index  verborum  ein  voca- 
bulum  fictum  genannt.  Aber  s.  Labb.  Gloss.  Lat.  gr.  p.  85,  d 
^Hubertus  y6vif.iog\ 

Veget.  vet.  5  (3),  47.  §.  14:  in  sole  calido  exereetur  a  sessore 
trepidans,  dum  sudet.  So  noch  Ed.  Schneid.  Lies:  tripodans; 
Yergl.  Pelagon.  vet.  17,  p.  71:  in  calido  sole  sedentes  exerccmu^ 
(equum)  tripodo  (=  tripudio^  Trab,  Trott  od.  Galopp?);  u.  Pelag. 
yet.  11.  p.  53 :  si  aut  in  duro  aut  inter  lapides  equus  fortiter  tri- 
podaverit;  u.  Gloss.  Labb.  Uripedo  (sie!)  TQiTtodi^tJ.  Deritalien. 
Uebersetzer  hat  Pelagon.  11  p.  53  galoppato;  ebenso  übersetzt  Rost 
deutsch-griech.  Wörterbuch  galoppieren  durch  xQiTtodiCHv.  Aber 
die  neueste  Auflage  von  Passow's  Griech.-deutschem  Handwörterbuch 
giebt :  tqinodov,  den  T  r  i  1 1  des  Pferdes,  sonst  6  dia  xaXTtr^  dgo^iog 
(mit  welchen  letzteren  Rost  Trab  übersetzt);  und  TQCTtodi^iüy  im 
Tritt  gehen,  vom  Pferde,  das  lat.  tripedo,  Gloss.  Wer  hat  nun 
wol  Recht? 

Gotha.  E.  £.  Georges. 


Zweite  x^btheilung. 


Liteirarische  Anzeigen. 

Dracontii  carinina  minora  plurima  inedita  e  codice  NeapolitiM 

edidit  Fridericas  de   Dulin.    Lipsiae  in  aedibas   B.  G.   TaabierL 
MDCCOLXXIII  (VIII  und  114  S.),  kl.  8.  -  12  Sgr*). 

In  dorn  Handschriftenkataloge  der  königlichen  Bibliothek  n 
Neapel,  den  Cataldo  Jannelli  1827  verfasst  hatte,  war  auch  ein  Coda 
verzeichnet  und  beschrieben,  welcher  mehrere  noch  unbekannte  Gedkkti 
des  Drac^ntiiia  enthält.  Merkwürdiger  Weise  wurde  diese  Notii  iiicfcl 
beachtet  und  erst  die  ^Appendix  ad  opei-a  edita  ab  Angele  Maw 
welche  1871  zu  Rom  erschien  und  aus  jener  Handschrift  das  Gedidt 
de  raptu  Helenae  brachte,  machte  die  Aufmerksamkeit  rege.  Eil 
Schüler  Bücheler's,  Friedrich  von  Duhn,  reiste  nach  Neapel  und  ver- 
anstaltete vorliegende  Ausgabe ').  Es  ist  also  mit  jenen  GedichteD 
ebenso  gegangen ,  wie  mit  der  Orestis  tragoedia ,  die  schon  l&ngst 
durch  den  Sinnerschen  Katalog  (1760/62) bekannt  war,  aber  erst  1858 
von  K.  W.  Müller  herausgegeben  wurde. 

Der  Codex  (IV,  E,  48)  ist  ein  Folioband  von  Papier,  der  auf 
115  Seiten  die  Gedichte  des  Dracontius  enthält.  Er  war  einst  im 
Besitze  des  Janus  Parrhasius,  kam  dann  durch  Vermäcbtniss  an 
Antonius  Soripandus  und  später  als  Geschenk  in  das  Augustinerkloster 
S.  Giovanni  a  Carbonara,  mit  dessen  Aufliebung  er  der  königHchen 
Bibliothek  zufiel.  Wie  Hr.  Duhn  in  dem  Vorworte  S.  IV  bemerkt,  ist 
er  eine  Abschrift  eines  Bobiensis,  den  Thomas  Phsedrus  Inghirami  um 
1494  aus  Bobbio  nach  Rom  brachte.  Gegenwärtig  scheint  dieser  ver- 
loren zu  sein,  was  um  so  mehr  zu  bedauern  ist,  als  die  Abschreiber 
gewiss  manches  falsch  gelesen   oder  auch  willkürlich   umgeändert 

*)  Da  diese  Anzeige  der  Redaction  schon  einige  Zeit  vorliegt,  so  konnte 
der  Verf.  die  inzwischen  orßchienene  Recensiou  desselben  Bncbes 
Ton  E  Bährens  in  den  N.  Jahrb.  f.  Philol.  und  Päda^.  1873, 
3.  u.  4.  Hft.  nicht  benutzen.  Anm.  d.  Red. 

>)  Schon  Jannelli  wollte  die  Helena  und  Medea  veröffentlichen  und 
1816  waren  von  dieser  Ausgabe  bereits  einige  Seiten  gedruckt,  als 
die  Kiforsucht  des  Bibliothekars  Angelo  Antonio  Scotti  hindernd 
dazwischen  trat. 


F.  Duhn,  Dracontii  carmina  mioora,  angez.  v.  K.  Schefild,         511 

haben.  Nach  den  Verderbnissen  und  Lüoken  in  unserer  Abschrift 
besonders  am  Anfange  und  Schlosse  der  Verse  kann  man  den  Schluss 
ziehen,  dass  der  Bobiensis  alt  und  abgenützt  war^). 

Von  Dracontius  kannte  man  bisher  nur  ein  Hexaemeron  in  drei 
Büchern,  in  Hexametern  geschrieben,  und  eine  satisfactio  in  Distichen, 
worin  er  den  Vandalenkönig  Guthamund  (484 — 496)  um  Verzeihung 
anfleht,  dass  er  nicht  ihn,  sondern  einen  Feind  desselben  in  Gredichten 
gefeiert  habe.  Jetzt  erhalten  wir  nach  einem  Widmungsgedichte  in 
trochäischen  Tetrametem  an  den  Grammatiker  Felicianus  folgende 
epische  uud  rhetorische  Dichtungen,  die  sammtlich  in  Hexametern  ge- 
schrieben sind,  Hylas,  Verba  HercuUs  cum  mderet  Hydrae  serpentis 
capita  pullulare  post  caedes  ^)  ebenfalls  mit  einer  praefatio  ad 
Felicianum  grammaticum,  eine  controversia  de  statua  mri  fortis, 
welche  fQr  die  Behandlung  solcher  Themen  in  den  damaligen  Bheto- 
renschulen  von  Interesse  ist^),  ein  Epithalamium,  dem  Brüderpaar 
Victorianus  ^)  und  Bufinianus  gewidmet,  ein  anderes  für  Joannes  und 
Yitula,  dann  das  opus  de  raptu  Helenae,  ein  rhetorisches Uebungsstück 
deliberativa  Ächillis  an  corpus  Hectoris  vendatj  endlich  die  Medea. 

Durch  diese  Gedichte  wird  es  übrigens  zur  Gewissheit,  dass, 
wie  Hl*.  Duhn  (S.  VIII)  vermuthet,  die  namenlos  überlieferte  Orestis 
tragoedia  unserem  Dracontius  angehört.  Stil,  Ausdruck,  Metrik,  das 
ganze  rhetorische  Beiwerk,  endlich  die  Gomposition  zeigen  die  grösste 
Aehnlichkeit  mit  den  anderen  Gedichten.  Sogar  einzelne  Verstheile 
finden  wir  wiederholt,  z.  B.  Orest.  487  non  estis  Furiae  verglichen 
mit  Modea  458,  oder  fast  ganz  gleiche  Verse,  wie  Orest.  670  gaudia 
dant  gressus  celcres  quos  denegat  actus  verglichen  mit  Helena  110 
dat  celeres  pictas  gressus  quos  denegat  aetas,  gerade  so  wie  in  der 
Satisfactio  143  uud  der  Deliberativa  360  sich  derselbe  Vers  findet 
tftnntt  praedo  cibos  qtios  non  facit  ipse  cadaver.   Man  vergleiche 

^)  Der  Herausgeber  bemerkt,  dass  sich  in  der  Neapolitaner  Hand- 
schrift ausser  dem  Zeichen  .*.,  womit  sowol  einzelne  Wörter  als 
auch  ganze  Verse  als  verderbt  bezeichnet  werden,  noch  die  Chi£fer 
JS  finde,  'cuim  causae  mmuB  facüe  perapiciuntur'.  Aber  jenes  ß 
bedeutet  sicher  ^require' ;  man  vergleiche  das  in  griechischen  Hand- 
schriften übliche  t^r**. 

•)  Man  vergleiche  die  verba  ÄchiUis  in  Parthenone^  cum  tubam 
Diomedis  audisset  in  der  Anthologia  latina  bei  Riese  198,  Bur- 
raann  I,  89,  Meyer  695. 

*)  Man  vergleiche  die  Verse  des  Octavianus  bei  Biese  21,  Haupt 
Berichte  über  die  Verh.  der  k.  sachs.  Ges.  der  Wiss.  1846/7,  S.  211  ff. 

^)  Da  der  v.  103  des  Gedichtes  Victorianus  enim  et  Bufinianus  un- 
vollständig überliefert  ist,  so  vermuthet  Duhn,  dass  entweder  der 
Narae  des  ersteren  Bruders  Victorinia^us  lautete  oder  ein  Wort 
am  Ende  des  Verses  ausgefallen  sei,  wie  z.  B.  amantes.  Aber  im 
ersteren  Falle  würden  wir  ein  wahres  Monstrum  von  Vers  erhalten, 
das  man  einem  so  geschickten  Versificator  wie  Dracontius  nicht 
zutrauen  kann.  Man  muss  sich  also  für  die  andere  Annahme  ent- 
schliessen,  die  um  so  wahrscheinlicher  ist^  als  die  Verse  in  unserem 
Codex  mehrfach  am  Ende  verstümmelt  smd;  ich  möchte  aber  eher 
uterque  als  arnantes  ergänzen. 


512       F.  Duhn,  Dracontii  carmina  minora^  angez.  v.  JSC  Sd^enü. 

nur  den  Schlnss  der  Medea  mit  jenem  des  Orestes  und  man  wird 
gewiss  darin  denselben  Dichter  erkennen.  Ich  will  bei  dieser  Gelegen- 
heit darauf  hinweisen,  dass  ich  in  den  Prolegomena  zn  meiner  Aos- 
gabe  der  Orestis  tragoedia  (p.  21  f.  und  38  f.)  gegenüber  anderen 
Ansichten  behauptet  habe,  der  Verfasser  sei  ans  Afrika  entsprossen 
und  Ohrist  gewesen  und  habe  in  der  zweiten  Hälfte  des  fünften  Jähr- 
hnndertes  nach  Ohristus  gelebt,  was  nun  durch  den  Beweis,  dass  das 
Gedicht  von  Dracontius  herstammt,  sämmtlich  bewahrheitet  ist. 

Blossius  Aemilius  Dracontius  (denn  so  gibt  seinen  Namen  die 
subscriptio  der  Oontroversia)  war  Sachwalter  zu  Karthago.  Dass  er 
Ohrist  gewesen  ist,  dafür  gibt  ausser  dem  Hexaemeron  seine  Satisfactio 
an  vielen  Stellen  Zeugniss.  Im  Jahie  439  hatten  bekanntlich  die  Van- 
dalen  unter  Geiserich  Karthago  erobert.  Dracontius  hasste  dieVandalen 
als  Barbaren  und  Arianer  und  dies  war  wol  der  Grund,  weshalb  er  in 
einem  Gredichte  den  Kaiser  von  Konstantinopel,  wahrscheinlich  Zenou 
den  Isaurer ,  als  seinen  Herrn  feierte^).  Aber  dies  bekam  ihm  schlecht ; 
König  Guthamund  Hess  ihn  in  den  Kerker  werfen,  in  welchem  er  lange 
geschmachtet  zu  haben  scheint  (vgl.  Epith.  Joannis  et  Vitulae  v.  120 
f.sed  si  me  claustra  fatigant  temparis  imnzoJioi;  Satisfactio  312 
pristina  sufficiant  verbera  vincla  fames).  Vielleicht  hat  ihn  die  de- 
müthige  Abbitte  daraus  befreit. 

Dracontius  ist  ein  Mann  von  entschiedenem  Talente  und  auch 
nicht  ohne  dichterische  Begabung;  wie  alle  Afiikaner  hat  er  ein 
heisses  Blut,  eine  ausschweifende  Phantasie.  Daher  und  aus  dem 
Geschmacke  seiner  Zeit  erklären  sich  das  masslose  Pathos,  die  grellen 
Farben  der  Rhetorik,  welche  er  in  seinen  Dichtungen  allzureichlich 
aufträgt.  Auch  offenbai-t  sich  in  der  ganzen  Oomposition,  wie  in  allen 
Einzelnheiten  der  tiefe  Verfall  der  Poesie.  Immerhin  aber  erregt  es 
unser  Interesse ,  dass  ein  Dichter  dieser  Zeit  es  versucht  den  alten 
Mythenstoff  wieder  neu  zu  behandeln.  Er  hat  freilich  auf  diesem  Gebiete 
Vorgänger,  sowol  Griechen,  wieNonnos  und  Musaios,'')  als  Lateiner,  wie 
Olaudianus  in  seinem  Gedichte  de  raptu  Proserpinae,  seiner  Gigan- 
tomachia;  aber  er  zeigt  sich  in  seiner  Behandlungsweise  ganz  selbstan- 


')  Ich  sehe  nicht  ein,  warum  in  der  Satisfactio  y.  93  f.  in  der  Ueber- 
lieferung 

culpa  mihi  faerat  dominos  reticere  modestos 

ignotumque  mihi  scribere  vel  dominum 

etwas  geändert  werden  soll.  Der  Herausg.,  welcher  dieses  Gedicht 
am  Schlüsse  beifügt,  hat  Sirmond's  Oonjectur  nee  domintwi  auf- 
genommen, bemerkt  aber  hiezu:  quam  posui  Sirmondi  lectio  ah 
Areualo  recepta  parum  placet.  Lotet  fortasse  nomen  proprium 
vel  'ceu\  Warum  soll  man  aber  den  zweiten  Vers  nicht  also  er- 
klären 'und  einen  Unbekannten  sogar  als  meinen  Herren  zu  feiern*. 
Dominus  ist  aber  derge wohnliche  Titel  für  den  römischen  Kaiser, 
den  daher  auch  die  ^ndalenköni^e  führten  (vgl.  v.  194  f.).  Es 
steht  daher  dominum  dem  dommos  im  vorhergehenden  Verse  scharf 
g^enüber. 

^  Kollnthos  mit  seiner  IdQnayr  'Mlirris  fallt  später  als  Draoonüas. 


F.  Dinhn^  Dracontii  carminft  minora,  angez.  ?.  K,  SchenkL        51S 

dig  und  verfolgt  seinen  eigenen  Weg.  Allerdings  vorfahrt  er  dabei,  wie  ich 
diess  anch  in  meinen  Prolegomena  zu  Orestis  tragoedia  p.  16  f.  gezeigt 
habe,  ganz  willkürlich  mit  der  alten  Sage.  So  z.  B.  in  der  Helena 
V.  50  ff.,  290  macht  er  die  Hesione  zur  Mutter  des  Aias,  in  der 
Medea  v.  366  ff.  verwechselt  er  den  Kreon  von  Eorinth ,  den  Vater 
der  Glauke,  mit  dem  Kreon  von  Theben,  dem  Bruder  der  Jokaste ,  in 
der  Medea  lässt  er  den  Jason  von  der  Argo  ins  Meer  springen  und  an 
das  Ufer  von  Kolchis  schwimmen,  worauf  er  ergriffen  wird  und  als 
Fremdling  von  der  Medea,  der  Priesterin  der  Diana,  welche  hier  die 
Bolle  der  Iphigenia  übernimmt,  der  Göttin  geopfert  werden  soll;  den 
einen  Sohn  der  Medea  nennt  er  v.  532  Fer^tits  statt  Feres,  in  der 
Helena  v.  478  f.  macht  er  den  Ganymedes  zum  Stifter  der  Auguren- 
kunst und  nennt  v.  480  als  eiuen  bedeutenden  Yogelschauer  in  der 
Zeit  des  Paris  den  PoUes,  welchen  Namen  ein  Grammatiker  aus  Aigai 
in  Kleinasien  führte,  den  Suidas  unter  TloiXr^  und  Mslifinovg  und 
Andere  ei-wähnen.  Merkwürdig  ist  auch  die  Stelle  Satisfact.  187  ff., 
wo  er  von  Commodus  Augustus  sagt:  uir  pietate  bonus,  modico 
sermone  poeta. 

Im  Ausdrucke  ist  Dracontius  eben  so  gespreizt  und  gekünstelt, 
als  vielfach  eintönig,  indem  er  sich  häufig  in  denselben  Wendungen 
bewegt.  Mit  besonderer  Vorliebe  gebraucht  er  gewisse  hochtönende 
Phrasen,  die  er  irgendwoher  entlehnt  oder  selbst  erfunden  hat,  z.  B. 
Hei.  48,  365  dtu)  fulmina  belli,  Controv.  208  bellorum  Scipio 
fulmen  (Lucr.  m,  1047,  Verg.  Aen.  VI,  842,  Sil.  It.  VHI,  223)«), 
Hyl.  26  cUpeo  rutilante  tonet,  verba  Herc.  43  clipeo  rutiJ^Jtnte 
tonas,  Deliberat.  67  umbone  tonantem. 

Dracontius  war  für  seine  Zeit  ein  belesener  Mann.  Zwar  mit 
seiner  Kenntniss  der  griechischen  Autoren  scheint  es  nicht  besonders 
bestellt  gewesen  zu  sein ;  gelesen  hat  er  wol  manches,  aber  auch  nur 
mit  halbem  Verständnisse,  da  seine  Sprachkenntnisse  nicht  ausreichend 
waren.  Von  griechischer  Metrik  weiss  er  so  gut  als  nichts,  wie  seine 
ganz  willkürlichen  Messungen  griechischer  Eigennamen  zeigen.  Aber 
in  der  römischen  Literatur  ist  er  ziemlich  bewandert.  Er  kennt 
Lucretius,  Vergilius^,  den  er  sehr  häufig  nachahmt,  Horatius  *°), 
Ovidius,  Lucanus,  Valerius  Flaccus"),  Statins,  sein  Vorbild  in  den 


")  Dieses  hätte  in  dorn  ganz  verdienstvollen  Sermonis  Dracontei  spc- 
cimen  am  Schiasse  der  vorliegenden  Ausgabe  aufgenommen  zu 
werden  verdient 

')  Vgl.  meine  Prolegomena  zu  Orestis  tragoedia  p.  19  ff. 

*")  Vgl.  die  praef.  ad  Fei.  gramm.  vor  den  vorba  Herc.  v.  10  nun- 
quam  positura  comas  oliva  und  die  im  Index  bezeichneten  Stellen 
aus  dem  Gedichte  de  deo  mit  Hör.  Od.  111,  4,  60. 

")  So  ist  z.  B.  Med.  171  ff.  mit  Rücksicht  auf  Arg.  I,  515  f.  gedich- 
tet, 567  fuscare  diem  erinnert  an  Arg.  I,  396  f%Mcat  nube  dient ; 
die  Stelle  un  H;^las  94  ff.  ist  im  Einzelnen  Aig.  I,  107  ff.  und 
HI,  486  nachgebildet. 


514        F.  Dtthn,  Dracontii  carmina  ininora^  angez.  v.  K  Schenkt. 

Epithalamien,  Silius  Italicus,  Juvenalis  *^,  dieTragödieo  des  Seneca") 
u.  s.  w.  Bücheier  im  Ehein.  Mus.  XX Vn,  477  scheint  darauf  hinzu- 
deuteu,  dass  dem  Dichter  bei  seiner  Schilderung  der  Cassandra 
Hei.  134  ff.  dieselbe  Figur  im  Alexander  des  Ennius  (vgl.  Eibbeck 
fi-agm.  trag.  Graec.  Alex.  VI  und  VII)  vorgeschwebt  haben  mag.  Und 
sicher  ist  jener  Skythe,  der  in  der  Medea  des  Dracontius  die  Argo 
zuerst  erblickt  und  sich  über  sie  entsetzt  (v.  36  fif.),  der  Medea  des 
Attius  entnommen  (Fr.  I — DI.). 

Soviel  über  die  Bedeutung  dieses  Fundes.  Wir  gehen  nun 
daran  zu  untersuchen,  was  in  der  vorliegenden  Ausgabe  für  die  Textes- 
kritik geschehen  ist.  Schon  als  die  Helena  in  der  Appendix  zu  den 
Werken  von  AngeloMai  erschien,  gab  Bücheier  im  Ehein.  Mus.  XXVII, 
477  eine  Eeihe  von  Verbesserungen  zu  derselben,  später  theilte  er 
Hm.  Duhn  für  seine  Ausgabe  eine  grosse  Zahl  von  Emendationen  zu 
s&mmtlichen  Gedichten  mit,  so  dass  er  eigentlich  für  den  kritischen 
Bearbeiter  des  Textes  gelten  kann**);  denn  Duhn  hat  nach  den  Her- 
stellungen Bächeler*s  nur  weniges  und  meist  unbedeutendes  beige- 
steuei-t.  Ausser  den  beiden  gab  noch  E.  Bährons  in  den  Neuen 
Jahrb.  für  Phil,  und  Päd.  Bd.  107,  S.  69  f.  eine  Eeihe  Ver- 
besserungsvorschläge zur  Helena,  für  welche  er  die  Neapolitanische 
Handschrift  selbst  mit  dem  Texte  von  Mai  verglichen  hatte,  dann  0. 
Eibbeck  zu  demselben  Gedichte  und  nebenbei  zu  einigen  anderen  im 
Ehein.  Mus.  XXVUI,  461  ff.  zahlreiche  Emendationen. 

Die  Kritik  hat  im  Dracontius  keine  geringe  Aufgabe.  Bei  der 
Willkür,  womit  er  die  Sprache  behandelt,  womit  er  die  bunten  Lappen, 
die  er  überall  aufgelesen  hat,  zusammensetzt,  bei  seiner  gespreizten, 
verkünstelten  und  schwülstigen  Ausdrucksweise,  seinem  Haschen  nach 
Neuem  und  Ungewöhnlichem  weiss  man  oft  wahrlich  nicht,  was  mau 
ihm  noch  zutrauen  darf  oder  schon  absprechen  muss.  Jedenfalls  darf 
man  ihn  nicht  nach  dem  Massstabe  anderer  Dichter  aus  besseren 
Zeiten  beurtheilen,  weil  man  sonst  Gefahr  läuft  nicht  weniges  als 
verderbt  zu  bezeichnen  und  zu  ändern,  was  sicher  vom  Dichter 
herrührt,  und  so  den  Vorwurf  der  Willkürlichkeit  auf  sich  zu  laden. 
Bücheier  und  Duhn  haben  meistens  eine  besonneue  Kritik  geübt; 
dagegen  findet  man  unter  den  Bemerkungen  von  Bährens  und  noch 
mehr  unter  denen  Eibbeck's  neben  einigen  trefflichen  Emendationen 
ziemlich  viele  unnöthige  Conjecturen.  indem  sich  Stellen,  welche 
geändert  werden  sollen,  ganz  gut  erklären  lassen.  Ich  greife,  um  das 
Gesagte  zu  beweisen,  aufs  Gerathewol  einige  Beispiele  heraus.  In  den 
verba  Herculis  (bei  Duhn  IV)  v.  20  nam  mihi  reptanti  tumida 
ceruice  dracones  Juno  duas  misit  hat  Bücheier  das  überlieferte 


")  Vgl.  Bücheier  Ehein.  Mus.  XXVUI,  S.  ai9. 
)  Vgl.  die  prolegomena  zu  Orestis  tragoedia  p.  20 .  und  Deliberat 

IvB  Quod  miserftm  fortuna  iuhet  mit  Sen.  Troad.  721  und  Hei. 

523  %U88U8  adorem  (211  8ummi99us  adorat)  mit  Troad.  719. 
**)  Einige  Nachträdr®   und  Eetractationen   gibt  Bücheler  im  Bhein. 

MuB.  XXVm,  S.  d4b  f. 


F»  Duhn,  Dracontii  carmina  minora,  angez.  7.  K.  Schenkl        515 

r^tanti  in  reptantes  umgeäDdert;  aber  reptanti  scheini  noth wendig,, 
um  zu  bezeichnen,  dass  Hercules  damals  noch  ein  Kind  war.  Vielleicht 
hatte  Dracontius  hier  die  Stelle  in  Sen.  Herc.  für.  221  f.  quos  contra 
obvius  raptauU  infans  igneos  serpentium  vuUus  vor  Augen  und  las 
in  seiner  Handschrift,  welche  der  zweiten  Classe  angehörte,  reptauit. 
In  der  Controy.  (V)  v.  20  aut  ex  hoste  manet  simplex  ac  fidus  amicus 
hat  Bücheier  für  manet :  uenit  vorgeschlagen ,  was  Duhn  mit  Becht 
bloss  in  den  Anmerkungen  erwähnt,  ohne  es  in  den  Text  zu  setzen; 
denn  manet  bezeichnet  hier  mit  Bücksicht  auf  den  dauernden  Frieden: 
^statt  des  früheren  zeitweiligen  Feindes  steht  nun  bleibend  da  ein 
aufrichtiger  und  treuer  Freund'.  Epithal.  (VI),  y.  60  ibat  in  obsequium 
risus  amplexibus  haerens,   Bücheier  hat  complexibus  geschrieben, 
was  ich  als  unnöthig  erachte.   Dass  u  in  risus  durch  die  Arsis  ver- 
längert wird ,  kann  doch  nicht  befremden  (vgl.  Controv.  35,  Med.  139, 
519,  Orest.  358,  783).  Med.  188  sonuerunt  tela  pharetris'^  hiezu 
in  den  Noten  die  Bemerkung  fort.  Hecta  (Buech,).  Aber  tecta  ist 
unverständlich,  während  s.  telaph,  an  die  homerische  Stelle  B.  I,  46 
sukay^av  d'  olq  oigtoI  in   (*^(üv  xtaofxhoio  avtov  yuvrjd'evTog 
erinnert.   Ebenso  wenig  kann  ich  z.  B.  folgende  Emendationen  von 
Bährens  zur  Helena  billigen:  v.  14  quisquis  Maeonio  descendit 
fönte  poeta  (wie  soll  mau  sich  aber  dann  fönte  erklären?  zu  in  Äonio 
fönte  vergleiche  man  Äonias  aquas  Ovid.  Fast,  in,  356),  38  dare 
dura  Minervae  statt  dare  iura  M.  (war  denn  Paris  nicht  Bichter?), 
64  thalamum  promisit  statt  talem  promisit  (aber  was  ist  an  talem 
qualis  nuda  fuit  irgend  auszusetzen?)  u.  s.  w.    Am  willkürlichsten 
verfahrt,  wie  gesagt,  Bibbeck  mit  dem  überlieferten  Texte.  So  soll  in 
der  Helena  v.  32  nach  61  versetzt  und  im  v.  33  stabat  et  in  iam 
stabtUa  umgeändert  werden.  Ich  halte  aber  die  Ueberlieferung: 

iam  gremiura  caespes,  iam  surgens  herbida  tellas 
stabat  et  aatheriam  fuerant  berbosa  tribunal 

für  vollkommen  richtig.  Oremium  (die  Mitte)  bezeichnet  den  Platz 
vor  dein  Tribunal,  wo  die  zu  Beurtheilenden  standen,  vor  ihnen  er- 
hebt sich  das  Tribunal,  ein  sanft  ansteigender  mit  Kräutern  üppig 
bewachsener  Hügel.  Was  soll  nun  hier  anstössig  sein?  Zu  caespes 
ist  natürlich  aus  stabat  ein  erat  zu  ergänzen ;  stabat  ist  aber  ebenso- 
wenig anstössig  als  z.  B.  saxo  stant  antra  Ovid.  Fast.  V,  383. 
Dagegen  wäre  stabula  herbosa ,  was  Bibbeck  herstellt ,  geradezu  un- 
erhört **).  —  V.  62  soll  statt  flumina  rura :  flumina  curua  geschrieben 
werden ,  schon  wegen  der  Concinnität  zu  dulcis  fistula.  Mit  rura 
würde  dem  vorgegriffen,  was  erst  v.  66  folge,  sordent  arua  uiro. 
Wenn  man  nur  einen  solchen  Massstab  an  Dracontius  anlegen  dürfte ; 
aber  einem  Dichter,  dem  es  bloss  auf  Häufung  von  Wörtern  ankommt 
und  der  daher  alles  zusammenwirft,  kann  man  fontes  casa  pascua 
siltiae  flumna  rura  wol  zutrauen,  besonders  wenn  man  v.  ^01  pascua 


'*)  Auch  turgens.   was  Bährens  statt  surgens   vorschlägt,   ist  gani 
übtfflQiaig  una  nicht  einmal  pauend. 


510       F.  Duhn,  Dracontii  carmina  minora,  angez.  y.  K.  Sdkmiä, 

rura  nemua  fontes  et  flumina  prata  damit  vergleicht.  —  v.  218  tarn 
regno  non  impar  erat  will  Bibbeck  iam  regno  socius  Paris  est 
schreiben,  weil  die  Bezeichnung  des  Subjectes  Paris  nothwendig  sei. 
Da  aber  an  der  ganzen  Erzählung  Paris  das  Hauptsubject  ist,  so 
ist  die  Stelle  ^^)  bei  einer  Becitation,  wenn  man  nur  nach  v.  212 
eine  längere  Pause  ansetzt,  gar  wol  verständlich.  Will  man  aber  dies 
nicht  gelten  lassen,  dann  ist  es  doch  zweckmässiger  mit  Duhn 
eine  Lücke  nach  v.  212  anzunehmen,  als  zu  einer  so  willkürlichen 
Aenderung  zu  greifen.  Dass  der  mit  sed  eingefuhi-te  Gegensatz  sich 
nicht  auf  die  Fähigkeit  des  Paris  zum  Herrschen,  sondern  auf  seine 
Aufnahme  in  das  Herrscherhaus  beziehen  müsse,  ist  nicht  berechtigt. 
Der -Gedanke  ist  vielmehr:  Er  war  seiner  Stellung  vollkommen  ge- 
wachsen, konnte  also  ganz  gut  als  Fürst  schalten  und  walten;  aber 
Scepter  und  Krone  galten  ihm  nichts,  er  begehrte  nach  Buhm,  nach 
glänzenden  Thaten,  um  dadurch  seine  einstige  Niedrigkeit  vergessen 
zu  machen.  —  v.  250  et  inuentas  ferrum  pertundit  harenas  soll 
et  inmensas  hergestellt  werden.  Warum  ?  Das  Seil  mit  dem  Anker  wird 
an's  Ufer  geschleudert,  der  spitze  Zahn  findet  die  Stelle,  wo  er  packen 
kann,  und  wühlt  sich  tief  in  den  Sand.  So  ist  die  Schilderung  ganz 
malerisch,  inmensas  aber  wäre  matt.  —  Zu  v.  250  num  dictatenehant 
bemerkt  ßibbeck:  'Warum  mchi  gerehanf^^  Weil  tenere  oft  einem 
habere  gleich  steht,  gerebant  aber  bei  Dracontius  wegen  des  vorher- 
gehenden gerunt  auflßlllig  wäre.  —  v.  282  litwr  malus  inde  creditur. 
Hiezu  Bibbeck :  %efür  Bährens  diditur,  ich  habe  poscitur  oder  prodi- 
tur  vermuthet.'  Näher  läge  traditur  (Vgl.  Sil.  Ital.  IV,  32  traduntque 
metus)f  indessen  kann  doch  creditur  nchüg  sein;  das  gehässige  Gerede 
geht  von  Einzelnen  aus  und  findet  dann  in  der  Masse  Glauben.  —  Med. 
(X),v.72.  nee  castus  Olgmpumdestituat soll staXt nee:  n^ geschrieben 
werden.  Aber  ne  ist  mir  unverständlich,  während  nee  einen  ganz  guten 
Sinn  gibt,  wenn  man  also  construiert :  iubes  despiciat  me  saepe  nee 
castus  (gleich  atquc  incestus)  Olympum  destituat.  Doch  es  mag  an 
diesen  Beispielen  genug  sein. 

Dass  durch  die  Becension  des  Textes  in  der  vorliegenden  Aus- 
gabe noch  lange  nicht  alle  Schwierigkeiten  beseitigt  sind,  wird  Jeder- 
mann, der  diese  Gedichte  durchliest,  zugeben  müssen.  Es  ist  hier  noch 
ein  weites  Feld  für  den  Kritiker.  Ich  gebe  daher  im  Folgenden  eine 
Beihe  von  Verbesserungen,  ohne  freilich  der  Meinung  zu  sein,  dass 
ich  mit  allen  das  Bichtige  getroffen  habe.  Doch  hoffe  ich  mich  von 
dem  Vorwuife  willkürlicher  und  unnöthiger  Aenderungen  frei  er- 
halten zu  haben. 

Hyl.  (II)  38  ncc  natus  matris  amator  dulce  ncfas  cupiai. 
Duhn  bemerkt  richtig  ^praestat  vel\  aber  noch  näher  liegt  ac  natus. 
V.  57  Uulcanique  sonant  captiuo  Marte  catenas  kann  sonant,  wie 
der  folgende  Vers  quis  audire  Übet  de  nostra  clade  canentem  zeigt, 
nicht  richtig  sein.  Dazu  kommt,  dass  dieser  Vors  nur  in  Verbindung 

*')  Und  dafür  sind  diese  Gedichte  augenscheinlich  bestimmt 


F.  Duhn,  Dracontii  carmina  minora,  angez.  v.  K.  Schenkl,       517 

mit  V.  56  meque  suo  prensam  Nymphas  monet  indice  Sole  er- 
träglich ist.  Diese  Schwierigkeiten  heseitigt  man,  wenn  man  sanant 
in  sonat  ändert  and  dann  die  Verse  56  und  57  umstellt.  Liest  man 
nämlich: 

Solls  amata  canit  Clymene  mea  erimina  Nymphis 

Uolcanique  sonat  captiuo  Marte  catenas 

meque  suo  prensam  Nymphas  monet  indice  Sole, 

so  ist  kein  Anstoss  mehr  vorhanden.  —  v.  92  cur  fönte  relicto  terras 
cautapetit  i^t petit  bedenklich,  da  das  Subject  des  Satzes  fehlt;  turha 
aus  dem  Folgenden  zu  ergänzen  dürfte  kaum  angehen.  Was  soll  ferner 
catUa  bedeuten?  Die  sonst  Vorsichtige?  Nach  alledem  liegt  es  nahe 
sisittpetit :  petunt  oder petunt  zu  schreiben,  in  cauta  aber  ein  Neutrum 
pluralis  zu  yermuthen,  Yon  welchem  terrae  (statt  terras)  abhangen 
könnte.  Vielleicht  ist  an  terrae  clara  zu  denken,  was  dem  fönte 
passend  gegenüberstehen  würde :  puer  ist  natürlich  mit  Amor  eng 
zu  yerbinden.  —  Nach  ?.  127  muss  jedenfalls  eine  Lücke  angenom- 
men werden;  es  folgte  ein  durch  cum  eingeleiteter    Temporalsatz, 
welcher  dem  Hauptsatze  uix  .  .  .  suhmisit  entsprach.  Der  Schreiber 
irrte  von  einem  cum  auf  das  andere  ab.  Pauidusque  im  folgenden 
darf  nicht  mit  Duhn  in  littusque  geändert  werden,   da  sonst  ?.  132 
non  te  decet  ora  rigare  flatibus  nicht  begründet  wäre.  —  v.  147 
uoce^n  deus  Her  cutis  hausit. Unter  deus  müsste  hier  Amor  verstan- 
den sein ;  aber  dann  würde  cui  im  Folgenden  keine  rechte  Beziehung 
haben,  denn  matri  ist  zu  weit  entfernt.  Daher  vermuthe  ich,  dass 
statt  deus  :  dea  zu  schreiben  ist  (vgl.  Med.  327,  565,  Orest.  215, 
892,  944).  —  Verba  Herculis  (IV),  v.  37  saeuos  gladius  mihi 
suggerit  hostiSy  non  rapit  ecce  meos,  sed  proelia  uicta  reformat. 
Hier  lässt  sich  allerilings  meos  mit  hostis  verbunden  noch  einiger- 
massen  erklären ;  aber  der  Dichter  hat  wol  unzweifelhaft  meus  ge- 
schrieben. —  Controv.  (V)  v.  60  nee  haec  tarnen  ipse   meretur. 
Unter    haec    sind    die    vota  clientis  zu  verstehen;   darnach  sollte 
man  wol  ipsa  erwarten.  —  v.  65  sponte  petens  tormenta  cruces  per 
membra  per  artus  carnifices   flammas  proprio  satiare    cruore. 
Wäre  per  artus  richtig,  dann  müsste  in  wechselnder  Construction 
der  Infinitiv  satiare  von  petens  abhängig  sein.  Da  aber  per  artus  nur 
dasselbe  ist  wie  per  membra,  so  drängt  sich  die  Vermuthung  auf, 
dass  ursprünglich  paratus  geschrieben  war,  wodurch  auch  die  Con- 
struction erleichtert  würde.  —  Nach  v.  68  wird  man  wol  eine  Lücke 
annehmen  müssen,  da  es  schlechterdings  unmöglich  scheint  zwischen 
diesem  und  dem  folgenden  Verse  einen  Zusammenhang  herzustellen ;  das 
Subject  von  reputet    kann  nur  diues  sein.   Auch  amari  v.   70  ist 
schwerlich  richtig,  ebensowenig  das  von  Duhn  ergänzte  ut  am  Anfange 
des  Verses.  Verstandlich  wäre  ne  talis  .  .  .   haberi,  —  V.  73  ff.  ut 
teneant  fauces  obsessas  nocte  latrones  \  aut  pelagi  r abidos  fluctus 
pirata  uagetur  \  yiec  timeat  validas  sub  tempestate  procellas  \  praeda 
uiuet  petulans  lU  luxurietur  adulter  \  et  traget  de  clade  uiri  de 
marte  maritu  Diese  Stelle  ist  in  der  Art  und  Weise,  wie  sie  hier 

MlMksill  t  d.  MtR.  Oymn.  1878.  Vn.  tl  Ym.  H«ft.  35 


518       F.  JMmt  Dnoontli  carmina  minora,  angez.  ?.  K.  BokmM. 

vorliegt,  nicht  verständlich.  Zuerst  nehme  ich  an  ui  Anstoss^  da  sich 
dies  nicht  logisch  an  das  Vorhergehende  anschliesst;  ich  möchte  daher 
iam  vermathen.  Weiterhin  hat  Dahn  nicht  richtig  das  überlieferte 
praeda  in  praedo  geändert,  was  ja  nach  dem  vorhergehenden  piraia 
überflüssig  wäre ;  auch  ist  aus  uiuet  keineswegs  iut^et  sondern  iubet 
zu  entnehmen.  Man  muss  daher  v.  74  f.  also  schreiben  proceUas, 
praeda  iübet  (parallel  den  folgenden  Indicativen)  petulans  ut 
Itucurietur  adtUter.  —  v.  86  fortisque  in  paupere  diues  quid  timet 
aut  optet  vos  saltim  aduerUte  eiues  ist  doch  optet  nach  dem  vor^ 
hergehenden  timet  auffällig  und  wahrscheinlich  optat  herzustellen.  — 
Die  Verse  92  f.  %ain  si  fortis  erat  saeua  mrtute  superbus  praemia  non 
ueniam  peteret  stib  hoste  reorutn  unterbrechen  den  Gedankenzusam- 
menhang, der  sich  alsogleich  klar  herausstellt ,  wenn  man  v.  94 
unmittelbar  an  91  anschliesst.  Wo  aber  dieselben  unterzubringen  sind, 
wo  namentlich  das  n<im  seinen  Beziehungspunct  findet,  das  vermag  ich 
nicht  zu  enträthseln.  —  v.  104  si  moribus  esset  itte  bonos.  Bücheier 
hat  boniis  vermuthet ,  ich  möchte  bonis  vorziehen.  —  Epithal.  (VI), 
V.  31  sed  precor  asper gani  nostrum  tua  carmina  pectus  ist  carmina 
schwerlich  richtig,  da  hier  weder  die  Bedeutung  ^Lieder^  noch  die 
'Sprüche^  am  Platze  zu  sein  scheint.  Ich  denke  daher,  dass  Dracontius  tua 
flamina  geschrieben  hat,  was  auch  viel  besser  zu  aspergant  passt.  — 
V.  50  sponsa  maritales  cognoscai  utra  uapores.  Hiezu  bemerkt 
Duhn  ^totere  uidetur  pura  an  uirgof  Ich  möchte  an  laeta 
denken.  —  Epith.  Joannis  (VII),  v.  24  etpost  fatadeos  faceret  super 
astra  senatum  ist  mir  unerklärlich.  Wie  ?  Mars  soll  in  brünstiger 
Liebe  die  Priesterin  der  Vesta  umarmt  haben,  damit  er  die  Senatoren 
nach  ihrem  Ableben  zu  Göttern  im  Olympo  mache?  Alles  wird  ver- 
ständlich, wenn  man  schreibt  e^l>o$^/a^a(2euii»/'aoere^s.  a.  senatus.  — 
35  Oreadas  Faunis  iungant  et  Naidas  amnes  (so  Bücheier  statt 
omnes).  Es  muss  aber  Oreades  F.  i.  et  Naides  a.  heissen,  wie  die 
Vergleichung  der  vorhergehenden  und  folgenden  Verse  zeigt  Statt 
iungant  könnte  man  leicht  iungant  se  schreiben ,  was  aber  nicht 
anzurathen  ist,  da  Dracontius  iungere  häufig  intransitiv  gebraucht, 
wie  VI,  51,  X,  271,  was  im  Index  verzeichnet  werden  konnte.  —  Die 
Verse  42  ff.  sind  verstellt  und  verderbt.  Meiner  Ansicht  nach  sind 
sie  also  zu  verbessern: 

42  Gratia  uemantes  adnectat  pulchra  colores  (statt  dolores) 
44  floribos  ex  uariis  texat  per  prata  Coronas 

55  lilia  mixta  rosis  socians  uiolasqae  hjacintbis. 

43  casta  Pudicitia  stricto  placitura  marito 
purporet  et  niteät  gemmae  pallente  mbore 
Sardoasque  iuget  poclis  Sitifensibas  herbas. 

So  gewinnt  man  für  die  Gratia  und  Pudicitia  eine  passeade 
Schilderung  in  zwei  dreizeiligen  Sti*ophen.  —  Nach  v.  70  dürfte  wol 
ein  Vers  ausgefallen  sein,  in  welchem  das  Verbum  des  mit  a8l  ego 
geleiteten  Satzes  enthalten  war.  —  Da  die  Verw  182  1  o&i 


F.  Duhnj  DraconUi  carmina  minora,  anges.  ▼.  K.  Sehenkl,      519 

vorhergehenden  in  keinem  logischen  Zusammenhange  stehen,  so  wird 
man  sie  wol  nach  y.  134  setzen  müssen.  Liest  man  die  Stelle  in 
folgender  Anordnung: 

134  at  cum  Über  ero  domino  ignosoente  reductas 

132  (nam  deos  omnipotens  compongit  corda  regentis 

133  qaando  labet  pietate  sna  ueniamque  relazat), 

so  sind  alle  Schwierigkeiten  behoben.  —  Hei.  (VIII),  13  mollia 
blandifluo  delimas  rerba  pälato.  Duhn  schlägt  für  das  sinnlose 
delimas  :  defundas  vor,  indem  er  hiezu  bemerkt  'cedet  inuento 
meliort.  Vielleicht  ist  delibes  das  Richtige.  —  V.  73  muri  pars  certa 
repente  concidit  ist  certa  allerdings  anfi^ij^.  Man  kann  es  zwar 
znr  Noth  so  fassen .  dass  es  unserem  ^ein  gewisser  Theil  der  Mauer* 
gleichkommt,  aber  es  hat  dies  keine  Wahrscheinlichkeit  für  sich. 
Duhn  meint,  dass  hier  ein  Eigenname  gestanden  haben  könne ;  welcher 
aber  sollte  dies  gewesen  sein?  Was  Bährens  vorschlägt  Vecto\ 
ist  mir  unverständlich.  Eher  könnte  man  an  dextra  oder  noch 
besser  an  tiersa  denken.  —  v.  85  cetera  natorum  turha  stipatits  adi- 
bat.  Hier  darf  man  blos  abibat  in  adibat  umändern,  ohne  an  den 
anderen  Worten  zu  rütteln;  denn  cetera  'auf  der  übrigen  (hinteren) 
Seite'  entspricht  ganz  gal  dem  vorhergehenden  ad  dextram  und 
laeuam.  Wenn  Bähi-ens  und  Bibbeck  cetera  natorum  turba  sti* 
pata  subibat  lesen ,  so  entfernen  sie  sich  zu  weit  von  der  Ueber- 
lieferung  und  verdunkeln  zugleich  die  Hauptperson,  die  wie  hier 
in  dem  natorum  turba  stipatus  adibat  so  auch  in  den  folgenden 
Versen  reginam  interea  natorum  turba  coronat  et  nuribus  comitata 
venit  bedeutsam  hervortritt.  —  v.  ITOmuss  statt  mortilmsinsontiMn 
vielmehr  mortibus  in  sontum  geschrieben  werden ,  weil  nur  so  der 
Gegensatz  des  folgenden  sed  uos  mactate  nocentem  ut  liceat  seruare 
pios  klar  wird.  —  v.  237  muss  es  frenet  statt  frenat  heissen,  v.  268 
petens  statt  potens,  was  wol  keiner  weiteren  Begründung  bedarf. 

—  Die  Verse  272  ff.  sind  wol  also  zu  schreiben: 

Rex  iuuicte  armis,  felix  in  pace  senesce, 

qoamuis  nemo  ducum  uos  umquam  in  bella  lacessit  {statt  lacesset), 

ox  quo  Troia  perit:  nee  uester  crenerat  Aiax. 

at  modo,  rex,  ter  cuncta  domans,  ter  cuncta  reuellens, 

murus  erit  socüb,  aries  metuendus  in  hostes 

Aiax,  magne,  tuus. 

So  ist  mit  leichten  Mitteln  geholfen ;  auf  die  willkürlichen  Aen- 
derungen  Ribbeck's,  die  man  im  Bhein.  Mus.  XXVIII,  466  nachlesen 
mag,  will  ich  hier  nicht  weiter  eingehen.  —  Von  dem  Schiffe  des 
Paris  heisst  es  v.  429  f.  sublata  carina  tollitur  et  Cypro  dassis 
depulsa  resedit.  Vergleicht  man  damit  das  folgende :  post  Signum 
venere  rates  residente  proceUa  et  Cyprum  tenuere  simul,  so  sieht 
man,  dass  classis  nicht  richtig  sein  kann ;  denn  der  Sachverhalt  ist 
offenbar  der,  dass  das  Hauptschiff  mit  Paris  zuerst  in  Cypem  an- 
kommt und  auf  das  von  ihm  gegebene  Feuerzeichen  die  anderen 
Sdiiffe  herankommen  und  zugleich  bei  Cypem  vor  Anker  gehen. 

a5» 


520       F.  Ihüi/n,  Dracontii  carmina  minora,  angei.  y.  Z.  Sd^eM. 

Schreibt  man  aber  classi ,  so  ist  alles  in  Richtigkeit  und  man  hat 
nicht  Noth  zu  solch  weitgehenden  Aendeningen ,  wie  die  Bücheler*8 
tollitur  et  scopulo  c.  d,  rccedit  oder  Eibbeck's  tollitur  ec  limo  c.  d, 
recedit  zo  greifen,  welche  dennoch  nicht  befriedigen  können.  —  Y. 
513  fif.  ist  mir  die  Coustruction  nicht  verständlich;  sie  wird  klar, 
wenn  man  also  schreibt: 

quod  tarn  (mit  Bibbeck  staU  iam)  pulcherrima  coniax, 

cam  (statte  z)  tepido  deserta  uiro  neglecta  uacaret, 
Sacra  Dionaeae  matris  uel  templa  petisset 

Nachdem  cum  ausgefallen  war,  wie  denn  öfters  die  Verse  in 
diesen  Gedichten  im  Eingange  verstümmelt  sind,  wurde  a  ergänzt.  ^ 
V.  545  ff.  ruft  Paris  auf  der  Flucht,  indem  er  sich  an  Helena  wendet : 
occidimus  regina  pares :  nos  Gnda  iuuentus 
insequitur,  gladio  uestigia  nostra  sequaci 
captatum  penienit  iter  quicunque  satellcs 
eoniugis  Atridis  sabniins  et  hospite  tarma. 
Bücheier  hat  erkannt,  dass  in  der  Stelle  ein  Fehler  sei,  und 
mit  Becht  iter  als  verderbt  bezeichnet.  Aber  mit  seinem  Vorschlage 
iet  ist  nichts  geholfen,  passender  scheint  das  auch  graphisch  näher 
liegende  item.  Wenn  Ribbeck  pavesco  statt  pares  nos  schreibt,  so 
hat  er  die  meti*ischen  Gesetze ,  welchen  Dracontius  folgt ,  nicht  be- 
achtet. —  V.  624  fion  inuitus  adestnecgaudet  fortior  Ilector.  Es  muss 
at  inuitus  adest  heissen,  was  wol  keines  Beweises  bedarf.  —  Deliberat. 
(IX),  V.  29  lässt  sich  allerdings  urnapolorum  als  eine  Art  Oxymoron 
erklären ,  es  muss  aber  nach  dem  vorhergehenden  non  cur<mt  uile 
sepulcrum  dieser  Ausdruck  doch  befremdl  ich  erscheinen.  In  der  analogen 
Stelle  Med.  (X),  500  ff.  stohi  sphaera  polorum,  was  passender  sein 
würde ;  man  könnte  auch  an  aura  polorum  denken ;  urna  verdankt 
seinen  Ursprung  wol  dem  urnas  im  v.  27.  Uebrigens  ist,  um  dies 
gleich  hier  zu  bemerken,  auch  die  eben  bezeichnete  Stelle  der  Medea 
verderbt;  es  muss  nämlich  v.  502  statt  ignes  wol  igni  geschrieben 
werden.  —  v.  33  liest  man  ganz  verkehrt  si  mitis  Achilles  nee 
post  bella  manes  statt  si  immitis  Achilles  (wem  fällt  nicht  Verg. 
Aen.  III,  87  immitis  Achilli  ein?),  ebenso  v.  35  parciiis  statt 
parcis  ei:  dagegen  ist  morientis  v.  33  nicht,  wie  Duhn  meint, 
augenscheinlich  verderbt ;  man  vergleiche  nascentis  Verg.  Aen.  IV, 
515.  —  V.  164  hat  Duhn  das  sinnlose  si  qua  iacent  sororis  solis 
in  si  q.  t.  dispersa  solis  verbessert  mit  dem  Bemerken  i>osui 
temerius  fortasse  quam  rectius!  Es  ist  schwer  hier  die  ursprüng- 
liche Leseart  zu  errathen ,  da  eine  Dittographie  vorzuliegen  scheint 
(so  .  .  .  so  ...);  in  dem  roris  aber  mag  wol  rotis  stecken ,  we88- 
halb  ich,  bis  etwas  besseres  gefunden  ist,  dispersa  rotis  Torscblagen 
möchte.  —  Da  v.  188  mit  dem  Vorhergehenden  in  gar  keinem  Zu- 
sammenhange steht  (denn  auch,  wenn  mam  parat  statt  parant  schreibt, 
ist  wenig  geholfen),  so  wird  mannach  187  eine  Lücke  annehmen  müssen. 
—  V.  193  Astpanacta  uidens  ist  uidens  neben  resjnce  selbst  bei  eiimii 
Dichter,  wie  Dracontius,  unerträglich;  aber  uigens,  was  Dnhn  Tor^ 


F,  Duhn^  Dracontii  carmina  minora,  angez.  t.  K.  ScheM,        5S1 

schlägt,  kann  ich  nicht  verstehen;  das  richtige  wird  wol  fierens  sein.  — 
Med.  (X),  V.  5  hat  Bücheier  das  sinnlose  pendere  in  perferre  umge- 
ändert, was  aber  nicht  dem  Zusammenhange  entspricht;  ich  möchte 
daher  patrare  schreiben.  —  y.  32  f.  lesen  wir 

diues  apad  Colchos  Phrixei  uellens  aurom 

pellis  erat  semata  diu  cnstode  draoone. 
Die  Stelle  ist  augenscheinlich  verderbt ;  wie  soll  man  aurum 
constmieren,  me  pellis  neben  uelleris  erklären?  Ich  vermuthe  daher, 
das  pellis  nur  eine  ungeschickte  Ergänzung  des  verlorenen  Versan- 
fanges und  dafür  arbor  herzustellen  ist ;  für  aurum  wird  man  aber 
auro  schreiben  müssen.  —  Zu  v.  53  uenustas  amoris  hat  schon 
Duhn  bemerkt  ^corruptum  uidetur  und  Bibbeck  dem  Sinne  nach 
entsprechend  uenusta  decora  vorgeschlagen;  aber  dem  Buchstaben 
der  Ueberlieferung  liegt  offenbar  näher  uenusta  suauis.  —  Die  Yer- 
gleichung  des  Amors  mit  dem  Phönix  v.  102  ff.  muss  nach  richtiger 
Interpunction  also  lauten : 

sie,  abi  poniceos  ratilaus  Aurora  capillos 

pectinat  ante  diem,  quae  mox  perfandet  Eoum, 
Phoenix  sola  genus  senio  lassata  uetusto, 
cinnama  cui  folium  nardom  tns  balsama  amomum 
Informant  post  saecla  pyram  reditura,  sepulcrum 
conscendit  factura  rogos:  et  nerberat  alas 
üt  flammas  adsciscat  auis  sibi  (statt  sie):  nasdtor  ignis 
ante  alitem  ambrosios  iam  consumptoms  odores: 
sie  pner  Idalios  spargebat  plansibns  ignei. 
—  V.  115  kann  gueii»  segui^ur  unmöglich  richtig  sein ;  Dra- 
contius  hat  qui  sequitur  geschrieben.  --  v.  185  schlage  ich  statt 
strepUurttf  das  keine  Gonstruction  zulässt,  strepitu  vor.  Medea  ver- 
muthet  nach  dem  Klirren  der  Pfeile,  dass  der  keuschen  Diana  Waffen 
im  Heiligthum  ertönten.  —  v.  281  hat  Bücheier  für  das  sinnlose 
tMcuu^  :  Bacchus  geschrieben,  gewiss  mit  Unrecht,  da  dieser  Ver- 
muthung  sponte  widerspricht.  Duhn  bemerkt  hiezu  ^malis  currus  uel 
simile  quii\  indess  lässt  sich  mit  leichten  Mitteln  helfen,  wenn  man 
schreibt  dixerat  et  Scyihiam  uacuam  iam  sponte  petebant.  —  v.  440 
ist  der  Accusativ  turpia  membra  nicht  erklärlich;  man  wird  daher 
statt  funduntur  :  fundunt  in  schreiben  müssen.    Allerdings  kommt 
fundere  niemals  so  vor ;  aber  Dracontius  geht  in  dem  intransitiven 
Gebrauche  von  Verben  so  weit,  das  man  ihm  auch  dies  zutrauen  kann. 
Sonst  wäre  es  ein  Leichtes  fundunt  se  in  zu  schreiben.  —  Die  Verse 
454 — 456  passen  nicht  in  den  Zusammenhang;  stellt  man  sie  dage- 
gen nach  460,  so  ist  alles  in  schönster  Ordnung.  Dann  schliesst  sich 
precor  an  exaudiat  an,  der  Satz  Uirginitas  si  casta  placet  usw.  setzt 
den  Gedanken  et  puerum  Ueneris  quem  iam  tempsistis  amate  fort, 
endlich  bildet  innuptae  nuptam  exhorrete  sorores  einen  effectvollen 
Schluss.   Vielleicht  wäre  auch  virginitas  sin  casta  placet  herzu- 
stellen. —  V.  462  quo  steterat  Medea  loco  telluris  hiatu  finditur. 
Was  soll  hier  das  Subject  von  finditur  sein?  Dass  es  unpersönlich 


5f2        F.  Ikihn,  DnooDÜi  earmina  minora,  angez.  ▼.  K.  Sekenü. 

gebraucht  ist  'es  eoteteht  eio  Spalt',  wird  man  wol  schwerlich 
annehmen.  Daher  empfiehlt  sich  loco  in  locus  oder,  was  noch  mehr 
entspräche,  in  solum  zu  ändern  ^^). 

Was  die  Interpunction  in  der  vorliegenden  Ausgabe  anbetrifift, 
so  bleibt  gar  manches  zu  wünschen,  wie  dies  schon  Ribbeck  (a.  a.  0. 
S.  4  70)  an  mehreren  Beispielen  gezeigt  hat.  Wir  fugen  hier  noch  einige 
andere  hinzu :  I,  7  ff.  ist  zu  schreiben  adfuit.  non  lupum  . . .  iugiter, 
arte  sed,.,  —  V,  47  qimm  sanxerat  ante.  —  216  ni  satis  offerreti 

—  VI,  35  f.  sorores.  quoium  .  .  .  uiuo,   -  VIII,  358  tra  leonis. 

—  IX,  62  Lacaena  sanguine  ...  —  204  timet.  Te.  —  208  iL 
foedans  —  omine  ....  pietas?  —  X,  15  decet :  quae  .  .  . 

Ausser  den  genannten  Gedichten  hat  der  Herausgeber  noch  die 
Satisfactio  ad  Guthamundum  regem  aufgenommen,  welche  zuerst 
J.  Sirmond  aus  interpolierten,  Ton  Eugenius  Toletanus  überarbeiteten 
Handschriften,  dann  Faustus  Arevalus  nach  dem  Beginensis  508  (1267) 
saec.  XI  herausgegeben  hatte.  Hr.  Duhn  hatte  von  diesem  Codex  eine 
neue  sorgfältige  Collation,  nach  welcher  er  den  Text  construiert  hat. 
Freilich  lässt  die  Becension  noch  viele  Bäthsel  übrig,  welche  wenig- 
stens als  solche  hätten  bezeichnet  werden  können,  wiez.B.v.  123.  Doch 
wir  wollen  hierauf,  da  diese  Anzeige  ohnehin  lang  genug  geworden 
ist,  nicht  weiter  eingehen.  Der  Dichter  hat  in  der  Satisfactio,  wie  dies 
übrigens  zu  erwarten  war ,  die  im  elegischen  Versmasse  geschriebenen 
Gedichte  des  Ovidius  benützt,  z.  B.  v.  214  Maurus  iMqtte  iacet  ver- 
glichen mit  Ovid.  Fast.  I,  218. 

Den  Schluss  bilden  zwei  Indices,  nämlich  ein  index  nomin  um 
und  ein  sermonis  Dracontiani  specimen.  Beide  sind  sehr  fleissig  und 
genau  angelegt,  so  dass  man  nur  weniges  nachzutragen  findet,  z.  B.  unter 
cadaiAcr  statt  corpus  die  Stellen  VIII,  139,  IX,  214,  unter  paenitet 
die  Stelle  Satisfact.  105  f.,  wo  es  doch  ausus  heissen  muss,  unter 
osculapura  rogans  II,  6  konnte  bei  der  Stelle  Orest.  61  auch  auf 
n,  38  oscula  nata  petat  verwiesen  werden  u.  dgl. 

Graz.  Karl  Schenkl. 


''"')  Einige  Kleinigkeiten  mögen  in  dieser  Note  nachgetragen  werden. 
VIU,  93  hat  Duhn  für  das  überlieferte  et  uiribus  indolis  aUnae: 
et  tu  lux  ».  a.  vorgeschlagen,  Bibbeck  will  bloss  tu  uiribus  i.  o. 
schreiben.  Nun  ist  tu  ohne  et  vorzuziehen,  da  der  Dichter  hier 
ohne  Zweifel  die  Anaphora  angewendet  hat;  aber  uiribus  vermag 
ich  mir  nicht  zu  erklären,  weshalb  ich  an  tu  uirtus  t.  a.  denken 
möchte.  —  X,  151  ist  Amor  statt  amor  zu  schreiben.  —  IV,  30 
musste  maurtu,  wofOr  im  Index  zweifelnd  arcus  vorgeschlagen 
wird,  als  verderbt  bezeichnet  werden. 


R  KSRnng,  BiddArasögar,  ang.  v.  R  HemMeL  5fiS 


Dr.  Eugen  Kölbing,  Eiddarasögur.   Strassburg,  Trübner,  1872. 

Es  ist  gewiss  dankenswerth,  dass  uns  hier  in  einer  deutsche, 
leicht  zugänglichen  Ausgabe  ein  Theil  jener  altnordischen  Literatur 
geboten  wird,  welcher  gegenüber  der  im  Allgejueinen  so  grossen  Ver- 
schiedenheit deutscher  und  skandinavischer  Gultur  und  Poesie  im  Mit- 
telalter, die  Aehnlichkeit  der  Interessen  und.  des  Greschmackes  der 
yerwandten  Nationen  zu  illustrieren  am  meisten  geeignet  ist. 

Aber  was  das  philologische  Verdienst  der  Eölblng'schen  Arbeit 
anbelangt,  so  scheinen  die  kritischen  Ziele  und  Grundsätze  nicht 
immer  hinlänglich  klar  und  genügend  befestigt,  zuweilen  vermisst 
man  auch  die  corrocte  und  saubere  Ausführung  des  Einzelnen.  Ich 
beschränke  mich  auf  Besprechung  der  zwei  wichtigsten  Editionen,  der 
Iventssaga  und  der  Mirmanssaga. 

In  der  Iventssaga  betrachtet  Kölbing  Ä  und  B  als  zwei  Hss. 
einer  durch  ^gemeinsame  Verderbnisse''  charakterisierten  Famili#,  p.Vl. 
Er  bescheidet  sich  nur  die  Hs.  Ä  dieser  Familie  darzustellen,  als  die 
bessere  und  vollständigere,  —  B  ist  am  Schlüsse  verstümmelt.  —  Den 
Archetypus  der  Familie  zu  reconstruieren  ist  nicht  seine  Absicht, 
da  ihm  nicht  entgangen  sein  kann,  dass  dann  alle  Stellen  von  B,  in 
denen  diese  Hs.  Stellen  des  französischen  Originales  übersetzt,  welche 
in  A  fehlen,  hätten  aufgenommen  werden  müssen.  Denn  das  ist  doch 
unglaublich,  dass  die  ursprüngliche  Bearbeitung  des  ftunzösischen 
Romans  nur  das  Ä  und  B  gemeinsame  umfasst  habe,  worauf  dann 
Bowol  ^  als  B  mit  Ghrestiens  Löwenritter  in  der  Hand  eine  ergän- 
zende Revision  vorgenommen  hätten.  Kölbing  selbst  macht  p.  XXXV 
wahrscheinlich,  daäs  unseren  Bearbeitungen  ui  und  B  eine  ältere 
vollständigere  zu  Grunde  liegt,  aus  welcher  unmittelbar  das  schwe- 
dische Gedicht  geflogen  sei.  —  Wenn  Kölbing  nun  blos  zeigen  wilf 
was  der  mannigfach  verkürzende  Redactor  ^  aus  der  ihm  und  dem 
Redactor  B  gemeinsamen  Vorlage  X  gemacht  habe,  wie  kann  er  Con- 
jecturen  in  den  Text  aufnehmen,  welche  jene  für  die  Familie  als  cha- 
rakteristisch geltenden  Fehler  hinwegschaffen  sollen.  Das  geschieht 
p,  78,  Z.  2,  p.  117,  Z.  25.  Er  geht  also  in  diesen  Fällen  hinter  die 
Familie  zurück,  und  gibt  etwas ,  dem  nach  seinen  Voraussetzungen 
nienuUs  historische  Existenz  zugekommen  sein  kann.  Ist  aber  auch 
hierin  nicht  consequent.  Nur  an  den  zwei  erwähnten  Stellen  setzt  er 
seine  Conjecturen  in  den  Text  ^,  an  den  zwei  andern  dieser  auf 
p.  VI  ff.  coordinierten  p.  98,  Z.  22,  p.  103,  Z.  14  thut  er  es  nicht. 

Allerdings  den  Archetypus  der  Kölbing*schen  Familie  darzu- 
stellen durch  Vereinigung  der  Plusstellen  von  ^  und  B  wäre  nicht 
angegangen,  da  die  Abweichungen  beider  Hss.  in  der  Stilisierung  der 
gemeinsamen  Stellen  nicht  daran  zweifeln  lässt ,  dass  auch  der  Aus- 
druck der  Plusstellen  in  A.  oder  B  oder  in  beiden  Redactionen  alte- 
iiert  worden  sei.  Aber  wonn  es  sich  darum  handelt,  der  ursprüng- 
lichen Gestalt  der  Familie  m(^lichst  nahe  zu  kommen,  hätte  B  den 


524  E.  KÖtbing,  BiddaraBöga^,  ang.  y.  R.  HemeeL 

Vorzug  verdient,  das  an  46  Stellen  gegen  ^  das  französische  Original 
wieder  gibt,  während  ^  nur  an  18  vor  B  diesen  Vorzug  hat. 

Die  Gründe  jedoch,  aufweiche  hin  E.  seine  Familie  ^£  annahm, 
sind  ganz  unsicher. 

P.  78,  Z.  2.  Die  Lesearten  von  u4  und  B  geben  einen  ganz- 
guten Sinn.  „Er  sagte  mir  wie  lange  Zeit  verstrichen  sei  {hversu 
löngu)^  seit  er  das  letzte  Mal  {naest)  einen  solchen  Ritter  {thann  rid- 
dara)  gesehen  habe,  der**  usw.  Vgl.  den  schwedischen  Text.  Das 
französische  wurde  nicht  wörtlich,  aber  dem  Sinne  nach  ganz  richtig 
übersetzt. 

P.  98,  Z.  22.  Es  ist  gar  nicht  nothwendig  das  fi-anzösische  qm 
ne  s'an  aproche  zu  übersetzen,  da  der  Sinn  durch  die  üebersetzung 
des  zweiten  Relativsatzes  Et  qui  na  ne  lengue  ne  hoche  Ne  san, 
dorn  acointier  se  sacke  hinlänglich  klar  gemacht  wii-d.  Aber  auch 
hier  wird  dorn  acointier  sc  sacke  nicht  ausdrücklich  wiedergegeben. 
Allerdings  elegant  ist  die  üebersetzung  nicht,  sie  war  vielleicht  auch 
manchem  Leser  nicht  ganz  verständlich,  aber  vorzüglich  im  Ausdruck 
sind  ja  diese  jungen  Sagas  überhaupt  nicht. 

In  der  folgenden  Stelle  z.  B.  p.  103,  Z.  14  hat  der  üebersetzer 
das  französische  seignor  für  den  Singular  gehalten  und  sinnlos  durch 
gödr  riddari  übersetzt.  Wir  haben  nicht  die  Aufgabe  sein  Pensum  zu 
corrigieren. 

Auch  p.  117,  Z.  25  kann  sehr  wol  das  Original  sehenden 
Wechsel  der  Construction  gehabt  haben.  ^  ist  zu  Grunde  zu  legen. 
Snüa  um  heisst  evertere :  i  vesald^  das  B  bietet,  mag  aus  ok  veni 
von  A  stammen.  Venda,  welches  Dativ  oder  Accusativ  regieren 
kann,  setzt  hier  sein  Object  erst  in  den  Dativ,  verführt  durch  die 
vorhergehenden  Dativconstructionen  von  .  ti/na  und  snüa  und  fahrt 
dann  im  Accusativ  fort.  A  und  B  sind  demnach  verschiedene  Redac- 
tionen  des  Originals,  von  welchem  B  weniger  abweicht  als  -^. 

Mirmanssaga.  Hier  ist  die  Ueberlieferung  allerdings  richtig 
behandelt.  Wir  haben  eine  Hs.  ^,  zu  der  a  und  b  in  nächster  Be- 
ziehung stehen:  nur  b  erlaubt  sich  hie  und  da  Aenderungen.  Die 
Ausgabe  beruht  also  wesentlich  auf  u4  a.  Unter  dem  Text  wird  eine 
ganz  freie  Bearbeitung  C  mitgetheilt.  Aber  was  p.  XXXIX  über  die 
Hs.  a  bemerkt  wird  ist  unklar  und  verwirrend.  Die  Hs.-/^,  in  welcher 
mit  vielen  andeiii  die  Mirmanssaga  auf  Bl.  62 — 69  enthalten  ist, 
hat  nach  Bl.  69  eine  Lage  verloren,  s.  p.  11,  auf  welcher  die  zweite 
Hälfte  der  Saga  gestanden  haben  wird.  Aber  wenn  Hs.  a,  welche 
durch  Auslassung  schwer  lesbarer  Worte  in  ^  sich  deutlich  als  eine 
Copie  dieser  Hs.  zu  erkennen  gibt,  an  dem  Puncto,  wo  ihre  Vorlage 
in  ihrer  gegenwärtigen  Gestalt  abbricht,  eine  Lücke  von  einer  halben 
Seite  zeigt,  so  ist  dieser  Umstand  an  sich  so  wenig  ein  Anzeichen, 
dass  auch  das  was  in  a  nach  der  Lücke  folgt,  aus  der  verlorenen  Lage 
von./^  stamme,  dass  er  vielmehr  auf  die  Vermutung  fuhrt,  a  habe  seine 
Fortsetzung  anders  woher  bezogen,  aber  keine  unmittelbare  An- 
knüpfung gefunden.  Wenn  nicht  die  Hs.  b,  welche,  wenn  auch  keine 


E.  KÖlbingy  Riddarasögor,  ang.  y.  22.  Heinzel,  5S5 

anmittelbare  Abschrift  von  Hs.  ^,  s.  unten,  dieser  doch  nor  ein 
weniger  femer  steht  als  a,  die  Erzählung  von  ^  ohne  Lücke  auf- 
nähme und  sodann  mit  Hs.  a  fortfühi*te,  bis  ungefähr  zwei  Capitel 
vor  dem  Schluss  der  Text  beider  Hss.  mitten  im  Satz  bei  dem  selben 
Worte  abbricht,  —  und  wenn  nicht  die  Ueberarbeitung  C  sich  zu  ^ 
wenig  anders  verhielte  als  zu  jenem  Theile  von  a,  der  auf  Bl.  69  des 
uns  erhaltenen  Restes  von  ^  folgt.  Der  Text  von  a  und  b  setzt  dem- 
nach allerdings  einen  Zustand  der  Hs.  ui  voraus,  in  welchem  die  Lage 
nach  Bl.  69  noch  vorhanden  war.  Die  Mlrmanssaga  beginnt  mit 
der  vorhergehenden  Lage  Bl.  62*  und  kommt  Bl.  69*  bis  gegen  Ende 
des  11.  Capitels.  Was  a  und  b  als  Capitel  12  ff.  bis  ins  24.  hinein  brin- 
genkommt an  Umfang  dem  Text  von  Ä  ziemlich  gleich,  ii  62*  — 69* 
=  779  Zeilen  der  Ausgabe,  das  folgende  nach  6=: 808  Zeilen.  —  Die 
Lagen  müssen  längere  Zeit  gebraucht  worden  sein,  bevor  sie  geheftet 
wurden.  Die  ersten  und  letzten  Seiten  haben  sehr  gelitten,  s.  p.  11. 
Das  zeigt  sich  auch  hier:  Bl.  62*ast  im  Anfang  unleserlich,  Bl.  69* 
ist  noch  mehr  beschädig  worden,  s.  p.  163,  164,  165.  Ja  mehr  als 
irgend  eine  letzte  Seite  eines  Quatemio,  s.  p.  U.  Sie  wii-d  also  länger 
ohne  schützende  Decke  bestanden  haben  als  die  übrigen  Lagen.  —  Die 
ganze  Hs.  bestand,  wenn  man  die  verlorenen  mit  zählt,  aus  147  Blät- 
tern. Möglich  dass  sie  aus  zwei  nicht  ganz  gleichen  Theilen  vereinigt 
worden,  deren  einer  von  1*  — 69*  ,  der  zweite  von  70*  — 137*  ge- 
gangen wäre.  Die  Lücke  von  einer  halben  Seite  in  a  nach  Bl.  69*  von 
^  wird  sich  demnach  am  einfachsten  dadurch  erklären,  dass  man 
annimmt,  als  der  Schreiber  a  an  sein  Geschäft  ging,  sei  der  Anfang 
von  ^  Bl.  70*  so  abgerieben  gewesen,  dass  er  ihn  als  unlesbar  ein- 
fach fortliess,  wie  er  das,  nur  in  geringerem  Umfang,  auch  mit  dem 
Bl.  62*  seiner  Vorlage  gethan  hatte,  s.  p.  139.  Ebenso  ist  ja  Bl.  1* 
unlesbar,  s.  p.  IV. 

b  wäre  demnach  vor  a  entstanden.  Oder  nicht  sowol  6,  als  eine 
andre  ihr  sehi*  ähnliche  x,  aus  welcher  einerseits  b,  andrerseits  die 
Ueberarbeitung  C  stammt.  C  setzt  eine  Abschrift  von  A.  voraus 
die  im  wesentlichen  =  b  ist.  P.  164,  4):  A  hat  lat  helde  af  (un- 
leserlich) h6g6nia,bC:  lät  heldr  af  thinutn  hSgöma,  — a:  Idt  heldr 
af  h6g6mu;  —  170,  1)  lässt  a  was  es  in  seiner  Vorlage  nicht  hat 
lesen  können,  nach  seiner  Gewohnheit  und  unbekümmert  um  den  Sinn 
aus.  C  stimmt  mit  6 ;  —  168,  1)  die  einzige  sachliche  Aenderung, 
welche  sich  6  erlaubt:  C  führt  sie  nur  weiter  aus.  Aber  C  stimmt 
in  den  Namen  mit  a,  während  6  165,  2)  Gladefant  bietet  statt  Be- 
vard  A  a  (.\  und  auch  im  Anfange,  wo  wir  C  nicht  vergleichen 
können,  Helena  A  a  mit  Catrirui  139,  4),  Meginza  A  a  mit  Argenga 
139,  5)  vertauscht.  Es  ist  nicht  glaublich,  dass  die  Ueberarbeiter 
C  die  wahren  Namen  gewusst  uud  gegen  seine  Vorlage,  wenn  diese 
b  gewesen,  eingesetzt  hätte. 


5f  6  M  Räfbing,  Biddarasdgar,  ang.  v.  B.  RemMd. 

Der  Stammbaum  wäre  demnach : 

A  (bis  Schluss  a  b) 


X  (=  b  ohne  geänderte 
Namen) 


Auch  die  einzelnen  Stellen  des  Textes  geben  hie  und  da  zu  Be- 
denken Anlass.  So  z.B.  Iventssaga  84,6)  ek  txientir  mik A,  ek  vaenti 
eh  B.  Kölbing  setzt  ek  vaenti  in  den  Text,  um  diesen  lapsus  calami 
der  Hs.  A  zu  corrigieren.  Aber  nach  B  ist  es  doch  wahrscheinlich, 
dass  die  mit  B  gleiche  Schreibung  der  Vorlage  Ursache  des  Irrthums 
gewesen.  —  100,  1)  Kölbing  scheint  die  ganz  richtige  Lesart  von 
B  nicht  zu  verstehen  —  ok  mit  Conjunctiv  gleich  qttamquam,  fehlt 
bei  Cleasby,  aber  s.  Möbius  Glossar,  —  die  allerdings  nicht  genau 
zum  französischen  Texte  stimmt,  aber  einen  sehr  passenden  Sinn 
gibt.  Auch  A  muss  er  vorgeschwebt  haben,  das  nur  durch  die  ähn- 
lichen auf  einander  folgenden  Laute  ok  ek  ekkd  etwas  in  Verwirrung 
gerathen  ist.  —  Mlrmanssaga,  144,  1)  Kölbing  glaubt  s^intst  oss 
sem  ydhr  se  eigi  til  annarr  A  a  durch  b  ergänzen  zu  müssen,  das 
kostr  2^^ni  anhängt.  Aber  diese  Ellipse  ist  ja  ausserordentlich  häufig; 
s.  schon  Munch  Forn-Swenskans  Sprokbyggnad  (1849)  p.  108  umd 
Cleasby  unter  kostr,  so  Njala  143  er  oss  wk  engi  annarr  tu,  207, 
Egilss.  405  er  ydhr  engi  annarr  d  görr  en  snüa  aptr,  —  148, 1) 
Nu  fanst  kann  Katrin  dröttning  um  thetta  allt  saman  framan  en 
höfi  gegndi  wie  Kölbing  nach  A  b  setzt  scheint  mir  nicht  bestehen  zu 
können,  ebensowenig  als  die  Lesart  von  a:  nü  fannst  that  ä  drött- 
ningu  um  allt  thetta  usw.  Es  wird  die  Construction  nUr  finnst  at 
imu  (probo  äliquid)  zu  Grunde  liegen;  unt  allt  thetta  aller  dieser 
Dinge  wegen.  Nti  fannst  at  hänum  Katrin  dröttning  für  Kairinu 
dröttningu.  Das  t^iat  d  in  B  ist  wahrscheinlich  aus  diesem  at  hänum 
verlesen.  Mir  finnst  um  eitt  heisst  nur  sentio  de  aliqua  re.  —  153, 
2)  er  (Christus)  ekki  gat  s6r  fordhat,  en  er  kalladhr  gudh  nach  b; 
A  a  lassen  er  aus.  A  wird  kallidh  kallit  er  oder  kalli  thir  haben 
schreiben  wollen  —  quem  vos  deum  appellatis.  Wie  kalladh  kallat 
steht  154,  2)  heitat  ^  6  für  heitit,  und  der  phonetischen  Schreibung 
kalladhr  für  kalladh  6r  entspricht  skapa,  thd  155, 1)  für  skapat,  thä, 
—  163,  1),  hier  wie  auch  sonst,  ist  es  doch  gewagt  ok  am  Anfange 
des  Nachsatzes  gegen  die  ältere  Hs.  fortzuschaffen.  In  der  Gragas 
steht  bekanntlich  ok  in  diesem  Falle  ganz  regelmässig,  und  Möbius 
weist  es  auch  sonst  nach.  —  167,  Z.  17).  Wenn  a  und  b  wirklich  so 
haben,  so  gebietet  der  Sinn  und  C  ckki  einzusetzen :  ef  lydhr  thessi 
vill  ekki  undir  kristni  ganga.  —  In  der  Mittheilung  des  Apparates 
fehlt  es  mitunter  an  der  nöthigen  Genauigkeit:  79,  26)  fehlt  das 
Zeichen  der  Hs.  B,  94,  21)  p.  103  fehlt  im  französischen  Citat  der 


K.  Nipperdey,  Cornelius  Tacitas,  ang.  v.  I.  Ppammer.  517 

zweite  Vers  Cil  Chevaliers  qui  lee  vos  siet  —  Sollte  100, 1)  B  wirk- 
üch  ok  ok  ek  ekki  haben?  —  164,  6)  was  gibt  a?  —  165,  1)  hat 
A  wirklich  er  er  .  .  .  ladhi?  -  172,  1).  Was  gibt  6?  —  In  der 
Orthographie  vermisst  man  die  Scheidung  von  ö  und  o.  Was  Kölbing 
S.  LI  darüber  sagt  ist  keine  Entschuldigung.  Er  musste  doch  die 
Ausgaben  kennen. 

Dankenswerth  sind  die  Untersuchungen  über  die  Quellen  der 
Iventsaga  und  über  das  Verhältniss  zum  schwedischen  Gedicht  von 
herr  Ivan  lejonriddaren.  Doch  gehe  ich  auf  diesen  Theil  der  Ausgabe 
nicht  ein. 

Graz,  28.  Felnruar  1873.  Richard  Heinzel. 


Cornelius  Tacitus,  erklärt  von  K.  Nipperdey.  I.  Band;  ab  excessn 

divi   Augusti  lib.  I— VI.  5.  verb.  Auflage;  Berlin,  Weidmännische 
Bachhandlung,  1871.  XUI  u.  376  S.  —  27  Sgr. 

Cornelius  Tacitas  a  Carolo  Nipperdeio  recognitus,  pars  prima  ab 

Q2C68SU  divi  Angugii  libros  sex  primos  continens.  Berolini  apud  Weid- 
mannes a.  MDCCCLXXI.  X  u.  157  S.  -  9  Sgr. 

Die  5.  Auflage  des  ersten  Bandes  dieser  bekannten  und  in  ihren 
Vorzügen  und  Mängeln  längst  gewürdigten  Ausgabe  isfc  der  vierten 
nach  fast  sieben  Jahren  gefolgt.  Dieser  längere  Zeitraum  hat  begreif- 
lich auch  mehrfache  Veränderungen  hervorgerufen.  Mit  diesen  Aen- 
derungen  wollen  wir  uns  im  folgenden  vorzugsweise  beschäftigen,  da 
die  früheren  Auflagen  ohnehin  in  verschiedenen  Zeitschriften,  zum 
Theile  sehr  eingehend  und  ausführlich,  wie  von  ürlichs  in  den  Jahn'- 
sehen  Jahrbüchern  1854  und  von  Wurm  in  den  Münchener  gelehrten 
Anzeigen  1855  besprochen  wurden.  Geändert  ist  in  der  neuen  Auflage 
auch  der  Preis,  der  von  25  Sgr.  auf  27  Sgr.  erhöht  wurde. 

Die  Einleitung  (eine  Vorrede  fehlt  auch  in  der  neueston  Aufla- 
ge) hat  durch  Zusätze  gegen  die  frühere  Ausgabe  nahezu  VI  S.  ge- 
wonnen. Unter  den  Zusätzen  beflnden  sich  zwei  längere  Anmerkungen 
S.  XXVI  f.  und  XXXI  f.  Die  erste  dieser  Anmerkungen  ist  gegen  Th. 
Mommsen  gerichtet,  der  in  der  Zeitschrift  Hermes  die  Behauptung 
aufgestellt  hatte,  dass  Plutarch  in  seinen  Biographien  Galba  und  Otho 
und  Tacitus  in  den  ersten  zwei  Büchern  der  Historien  fast  alles  einer 
und  derselben  Quelle,  dem  Cluvius  Kufus,  entlehnt  haben.  Dem  ge- 
genüber behauptet  Nipperdey,  dass  Plutarch  den  Tacitus  stark  be- 
nützt habe.  Die  zweite  Anmerkung  ist  in  einem  sehr  entschiedenen 
Tone  gegen  diejenigen  Forscher  gerichtet,  die  in  neuester  Zeit  die 
Zuveriässigkeit  und  Gerechtigkeit  des  Tacitus  namentlich  in  Bezug 
auf  Tiberius  anzweifelten  und  diesen  Imperator  zu  „retten"  versuch- 
ten. Allen  diesen  Angriffen  kann  nach  Nipperdey  nur  zum  äusserst 
geringen  Theile  eine  Berechtigung  zugestanden  werden.  Andere  Zusätze 


5S8  K,  Nipperdey,  GomeliiiB  Tacitns,  ang.  t.  /.  Prammer. 

sind  z.  B.  S.  m,  IV  f.,  XIV,  XXIL  S.  XXm,Z.  10  v.o.  ist  der  Druck- 
fehler  80  st.  88  stehen  geblieben. 

In  der  neuen  Auflage  ist  zugleich,  wie  eine  Note  am  Schlosse 
der  Einleitung  angibt,  aus  der  Orthographie  des  Textes  das  Ungewöhn- 
liche und  die  Schüler  Störende  entfernt  worden.  Dem  entsprechend 
wurden  auch  im  Gommentare*  die  betreffenden  Anmerkungen  wegge- 
lassen. Ebenso  sind  die  ^Varianten  (Abweichungen  vom  Mediceus), 
die  in  der  früheren  Auflage  14  Seiten  füllten,  jetzt  einer  Teitausgabe 
beigegeben,  welche  drei  Monate  nach  der  commentierten  Ausgabe  er- 
schienen ist.  JedenMls  hat  Nipperdey  versucht,  durch  diese  Aende- 
rungen  den  Bedürfnissen  und  Anforderungen  einer  Schulausgabe  in 
erhöhterem  Masse  Rechnung  zu  tragen,  als  diess  früher  geschehen  ist. 
Was  jedoch  die  Consequenz  in  der  Orthographie  anbelangt,  so  ist 
dieselbe  nicht  immer  streng  eingehalten,  wie  es  doch  für  eine  Schul- 
ausgabe wünschenswerth  ist.  So  steht  z.  B.  I,  25  rcttulerant,  26 
wieder  retulisse;  IV,  14  u.  29  reüülit,  31  u.  32  rettuli^  dagegen 
cap.  10  desselben  Buches  re^u^« ;  ibid.  cap.  15  in  der  einen  Zeile 
apud,  in  der  unmittelbar  folgenden  aput;  cap.  34  fin.  steht  zuerst 
sei,  dann  sedy  cap.  35  hingegen  zuerst  sed,  dann  zweimal  sei. 

Was  den  Commentar  anbelangt,  so  hat  derselbe  gegen  die  4. 
Auflage  durch  Zusätze  zu  den  früheren  Anmerkungen  und  durch  neue 
Anmerkungen  grammatischer  und  sachlicher  Natur  20  Seiten  gewon- 
nen. Man  merkt  bei  den  Aenderungen  an  nicht  wenigen  Stellen  den 
Einfluss  der  Dräger'schen  Ausgabe,  die  also  doch  in  einem  wenn 
auch  noch  so  kurzen  Vorworte  hätte  erwähnt  werden  sollen.  Bei  ein- 
zelnen Zusätzen  geben  wir  allerdings  die  Möglichkeit  zu,  dass  Nip- 
perdey selbständig  auf  die  Zweckmässigkeit  derselben  verfallen  ist. 
Natürlich  wird  zugleich  öfter  die  Gelegenheit  benützt,  das  in  den 
betreffenden  Noten  Dräger's  Gesagte  stillschweigend  zu  ergänzen  und 
zu  berichtigen.  Einzelne  Fälle  dieser  Art,  die  uns  wichtiger  dün- 
ken, werden  wir  besonders  anführen.  Wir  wenden  uns  nun  zur  Be- 
sprechung von  Einzelnheiten  im  Commentar,  und  halten  uns  dabei 
zur  leichteren  Uebersicht  genau  an  die  Reihenfolge  der  einzelnen 
Bücher  undCapitel. 

I,  2  per  acies  aut  proscriptione.  per  bezeichnet  wol  nicht  den 
Ort  *in^ ,  wie  Nipperdey  in  der  Note  sagt ;  sondern  per  acies  ist  zur 
Abwechselung  mit  dem  Ablativ  des  Mittels  proscriptione  gesetzt. 
Zudem  kommt  die  Form  aciebus  nicht  vor  und  Tacitus  hätte  proeliis 
sagen  müssen.  VI,  22  ^nagnas  per  opes ,  welche  Stelle  N.  citiert,  be- 
zeichnet per  allerdings  den  Ort.  cap.  6  Das  transitive  dural  mentem 
steht  nicht  IV,  15  —  wie  in  der  Anmerkung  gesagt  ist  —  sondern 
III,  15  von  Cn.  Piso.  —  cap.  26  cur  venissety  si  neque  augendis 
miliium  stipendiiSf  neque  adlevandis  laborihis,  denique  nulh'  bene- 
faciendi  licentia?  Im  Med.  fehlt  si,  Ritter  schiebt  nach  venisset  die 
Partikel  si  ein,  welchen  Vorschlag  N.  in  der  neuen  Auflage  accep- 
tiert.  Auffallend  ist  uns,  dass  N.  die  Einschiebung  Ritter's  in  den 
Text  auMmmt,  ohne  in  einer  noch  so  kurzen  Note  ihre  Zweck- 


K,  Nipperdey,  Cornelius  Tacitus,  ang.  v.  L  Frommer.  52tt 

mässigkeit  zu  begründen.  Auch  die  Textausgabe  sagt  S.  13  blos:  st 
adiecit  Ritterus.  Dem  gegenüber  hat  Dräger  mit  Becht  die  einfachere 
Ueberliefemng  beibehalten  und  auch  das  Komma  nach  venisset  und 
stipendiis  getilgt.  —  cap.44  init.  ob  inminentem  partium  et  hiemem. 
Es  ist  fraglich,  ob  inminentem  auch  zu  hiemem  gehört,  wie  N.  in 
der  Note  auch  jetzt  behauptet.  Nothw endig  ist  es  daselbst  gewiss 
Dicht.  —  ibid.  stahant  pro  contione  legiones  etc.  mit  darauf  folgen- 
dem in  suggestu.  N.  nimmt  wie  früher  pro  contione  =  in  modwm 
contionis  Rist,  I,  55  fin.  Daselbst  folgt  ebenfalls  esu^^es^u.  Allein 
N.  ist  auch  in  der  neuen  Auflage  nicht  im  Stande,  j>ro  contione  in  der 
angenommenen  Bedeutung  durch  irgend  eine  Stelle  zu  belegen.  — 
cap.  50  iuvit  nox  sideribus  inlustris,  Ann.  XIV,  5  init.  steht :  noctem 

siderihus  inlustrem dei  praebuere.  —  cap.  51  versteht  N.  in  der 

Note  zu  auxiliariae  cohortes  diesen  Ausdruck  von  allen  Hilfscohor- 
ten,  und  ignoriert  das  nach  vicesima  legio  terga  firmavit  folgende 
post  ceteri  sociorum,  das  er  unnöthig  durch  einen  Strichpunct  von 
firmavit  abtrennt.  In  Folge  dessen  muss  er  natürlich  überrascht  und 
verwirrt  sein ,  wenn  er  hernach  im  Nachtrab  Uilfscohorten ,  leves 
cohorteSf  findet.  Es  werden  eben  bei  den  ceteri  sociorum  auch  leves 
cohortes  gewesen  sein.  Dräger  macht  sich  zu  der  ganzen  Stelle  gar 
keine  Scrupel,  und  interpungiert  nach  firmamt  mit  einem  Comma.  — 
cap  54  init.  widei-spricht  bekanntlich  das  von  den  sodales  Titii^^e- 
sagte  der  Stelle  in  Rist.  II,  95.  (Dräger  citiert  in  der  ersten  Auflage 
irrthumlich  92).  Doch  ist  es  gewagt,  desshalb  die  ganze  Stelle  in  den 
Historien  mit  Bitter  als  interpoliert  anzusehen,  wie  N.  in  der  Note  es 
thut.  Einfacher  ist  die  Annahme,  dass  Tacitns  sich  hier  (an  der 
späteren  Stelle)  corrigiert,  —  cap.  58  utrum  praevaleat  etc.  utrum 
nimmt  N.  als  Fragepartikel,  und  citiert  dazu  drei  Stellen  aus  Tacitus, 
wo  sie  sich  noch  findet.  Allein  an  unserer  Stelle  in  den  Annalen  kann 
utrum  auch  ganz  gut  Neutrum  des  Fi*agepronomens  se;n  und  als 
Snbject  zu  praevaleat  betrachtet  werden.  —  cap.  73  med,  mimum 
corpore  infamem.  Dazu  fehlt  eine  kurze  Erklärung  bei  N.  und  Dräger, 
wie  sie  Kritz  zu  Germ.  XII,  2  corpore  infames  gibt.  Ann.  XV,  49 
fin.  steht  bei  infamis  statt  corpore  das  abstracto  tnollüia  corporis. 
—  cap  77  de  modo  lucaris.  Hier  konnte  von  N.  und  Dräger  die  An- 
merkung von  Lipsius,  die  auch  Eiessling  in  seiner  Ausgabe  hat, 
aufgenommen  werden.  — 

U,  cap.  4  ubi  minitari  Ärtabanus.  Zu  diesem  historischen 
Infinitiv  in  einem  Zeitsatze  citiert  N.  andere  Beispiele  aus  Tacitus  mit 
ubi ,  mit  postquam  und  mit  donec  noch  immer  Eist  Ui,  10  —  was 
eine  Dittographie  des  zwei  Zeilen  voi'ausstehenden  Oitates  zu  ubi  ist. 
donec  mit  Inf.  hist.  steht  Ann.  XIII,  57  fin,  donec  ^  ....  agrestis 
quidam  eminus  saxa  iacere,  wo  Bitter  ganz  unnöthig  iacere  in 
iaceret  ändert.  Heraus  zu  H.  III,  10  lässt  das  Gitat  mit  donec  weg; 
ob  absichtlich  oder  aus  Versehen^  wissen  wir  nicht.  — Zu  dem  Schlüsse 
von  cap.  6  bezüglich  der  Bheinmündungen  konnte  Eist.  V,  23  spoHum 
i^lut  aequoris  electum,  quo  Mosae  fluminis  os  umnem  Shenum 


580  K,  Wipperdey,  Cornelius  Tacitns,  ang.  v.  L  Praimmer, 

Oceano  adfundit  citiert  werden.  —  cap.  10  ist  die  kurze  Note  za 
roniugem  et  filium  eius  wol  veranlasst  durch  Dräger's  verfehlte  Er- 
klärung der  Stelle,  von  der  sonderbarer  Weise  auch  in  der  zweiten 
Auflage  ein  Theil  stehen  geblieben  ist.  —  cap.  16  init.  behauptet  N.  zn 
rui  Idisiaviso  nomen,  dass  Tacitus  bei  nomen  est  den  Dativ  nur  bei 
Adjectiven   habe,  sonst  gewöhnlich  den  Nominativ.  Für  nomen  est 
mit  dem  Genetiv  führt  er  vier  Stellen  aus  Tacitus  an.  Von  diesen  vier 
Stellen  können  aber  zwei  auch  Dative  sein :  Ann.  IV  59  init.  in  villa, 
eui  rocabulum  Speluncae  und  XV,  37  fin.  nomen  Pt/thagorae  fuit 
Die  Stelle  Germ,  XLIII,  4  ea  vis  numini,  nomen  Aids,  wo  Aids 
unzweifelhaft  Dativ  Pluralis   ist,   und  auch  von  Kritz  so  erklart 
wird,  will  N.  jetzt  (in  der  4.  Auflage  hatte  er  sie  noch  übersehen) 
durch  Aenderung  von  Alois  in  das  „nahe  liegende''  Alces  oder  Alci 
beseitigen.  Allein  es  liegt  wol  noch  näher,  den  Dativ  des  Substantivs 
Aids  zu  belassen,  ebenso  Ann.  IV,  59  Speluncae  und  XV,  37 
Pythagorae  als  Dative,  nicht  als  Genetive  zu  fassen,  und  die  aufge- 
stellte Eegel ,  dass  Tac.  bei  der  Redensart  nomen  est  den  Dativ  nur 
bei  Adjectiven  habe ,  als  in  ihrer  Allgemeinheit  unrichtig  zu  betrach- 
ten. Die  seltene  Construction  von  nomen  est  mit  dem  Gen.  kommt 
somit  bei  Tac.  nur  an  zwei  sicheren  Stellen  vor.  —  cap.  30  med. 
ist  im  Med.  überliefert:  uni  tarnen  libello  manu  Libonis  nonUni- 
bus  Caesarum  aut  senatorum  additas  atroces  vel  occultas  notas 
etc.  uni  ändert  N.  jetzt  nach  Krit^  in  den  Abi,  uuo ,  und  begründet 
in  der  neuhinzugefügten  Anm.  die  Aenderung  kurz.  Das   folgende 
nominibus  wird  dabei  als  Dativ  gofasst  und  von  additas  abhängig 
gemacht.  Wir  halten  diese  Aenderung  Eritz's  für  zweifelhafii,  weil 
man  bei  dem  Abi.  uno  libello  die  Präposition  in  unangenehm  ver* 
misst.  —  cap.  31  med.  gehört  cum  mensa  seiner  Stellung  nach  wol 
eher  zu  adpositum,  als  zu  evertefiiibus,  mit  welchem  es  N.  verbunden 
wissen  will.  —  cap.  34  tempus  atque  iter  ducens.  Statt  tempus 
atque  iter  einfach  als  iV  öia  dvöiv  =  tempus  iiineris  zu  fassen , 
zieht  es  N.  auch  in  der  5.  Auflage  vor,  in  gesuchter  Weise  iter  für 
tempus  itineris  zu  erklären,  das  zur  „grösseren  Veranschaulichung** 
zu  dem  allgemeinen  tempus  hinzugefügt  sei.  Denken  wir  uns  aber 
einmal  im  Texte  tempus  atque  tempus  itineris  ducens  wirklich  ge- 
schrieben —  würden  wir  da  nicht  vielmehr  von  einer  grossen  Abson- 
derlichkeit des  Ausdruckes,  als  von  einer  „grösseren  VeranschauUch- 
ung"  sprechen?  —  cap.  39  med.  schiebt  N.  jetzt  ad  vor  promun- 
turium  nach  eigener  Vermuthung  ein ,  und  macht  diese  Präposition 
von  dem  vorausgehenden  vectus  abhängig.  Es  ist  aber  nicht  glaublich, 
dass  der  falsche  Agrippa  gerade  zu  dem  Vorgebirge  bei  Cosa  fuhr, 
und  nicht  nach  der  Stadt  selbst.  —  Ca]).  39  fin.  citiert  N.  zu  dem 
Neutrum  incertis  in  der  Note  schliesslich  auch  Hist.  IV,  32  neee 
externa  arma  („so  ist  zu  schreiben"*)  falsis  velaret^  wo  dann  falsi9 
substantivisches  Neutrum  wäre.  Allein  daselbst  ist  armis  überliefert» 
und  daran  schwerlich  etwas  zo  ändern.  —  cap.  42  regnum  in  prih- 
wnciam  redao^um  est,  in' provinoiam  steht  hier  karz  statt  des 


E.  Nipperdey,  Caroelins  Tacitus,  ang.  t.  I.  Pranmet.  SSI 

gewöhnlichen  in  provincicte  fornmm^   wie  es  auch  Tac.  cap.  56; 
XIV,  31  med,,  Ägric.  14  init.  hat.  —  cap.  46  hat  N.  jetzt  tres 
vagas  legiones  aufgenommen,    wo  vagas  eine  Conjectur  Dräger*8 
statt  des  überlieferten  vacuas  ist.  Die  passende   Coigectur  stützt 
sich  auf  eine  Stelle  ans  Dio  Cassius.  Die  Erklärnng,  die  N.  in  der 
Note  yon   vagas  gibt,  ^umherirrend'  weicht  im  Ausdrucke  eini- 
germassen  von  der  Drager's  ab,  der  es  mit  „nicht  concentriert^  über- 
setzt. —  cap.  52  gibt  N.   zu   ne  bellum  metu  eWderent  dieselbe 
Note  wie  früher:  „dass  die  Feinde  es  aus  Furcht  vor  der  üebermacht 
der  Eömer  nicht  zum  Kampfe  kommen*  lassen  müchten^.  Diess  wider- 
spricht d#m  unmittelbar  vorausgehenden,  wo  von  dem  Corps  des 
Furius  Camillus  gesagt  ist:   modicam  manum,  si  mültitudinem 
Numidarum  atque  Maurorum  spectares.   Der  richtige  Grund  für 
die  Furcht  der  Nnmidier  ist  lY,  24  von  Tacitus  selbst  angegeben : 
terrore  nominis  Bomaniy  et  quia  Numidae  peditum  aciem  ferre 
nequetmt  Diese  Stelle  war  einfach  zu  citieren.  —  cap.  55  locaque 
corum  (centurionum^  tribunorum)  clientibus  ....  attribueret,  loca 
ist  in  der  Bedeutung,  Beamten-Qfficiersstelien,  sonst  häufig,  bei  Tac. 
jedoch  kommt  es  nur  hier  vor.  Vgl.  Sirker,  Taciteische  Formenlehre 
S.  33  —  cap.  72  init.  saevienü  förtunae.  Der  Ausdruck  scheint  von 
Sallust  entlehnt  zu  sein  Cat.  10,  1 :  saevire  fortuna  .  .  .  coepit  Al- 
lerdings ist  in  der  Bedeutung  von  fortuna  an  beiden  Stellen  ein  Un- 
terschied, da  es  bei  Sallust  das  allzu  grosse  Glück  der  Bömor  bezeich- 
net. Ann;  lY,  1  init.  steht  ebenfalls  mit  einem  gewissen  Anklänge 
an  die  Sallust'sche  Stelle :  cum  repente  turbare  fortuna  coepit,  sae- 
iHre  ipse  aut  saevientibus  vires  praebere,  —  cap.  73  fin.  könnte  in 
Germanicum  passend  auch  vor  misericordia  gestellt  sein.  —  cap.  87 
fin.  ist  es  nicht  nöthig,  das  Yerbutn  dixerant  in  verschiedener  Weise 
zu  den  beiden  Objecten  divinas  occupationes  und  ipsum  dominum 
zu  nehmen  wie  N.  in  der  neuen  Note  es  thut.  Es  ist  einfacher,  divinas 
als  Prädicat  zu  occupationes ,  und  dominum  als  Prädicat  zu  ipsum 
zn  fassen.  „Bitter  schalt  er  diejenigen,  die  seine  Beschäftigungen 
göttlich  und  ihn  selbst  Gebieter  genannt  hatten.*'  Dicere  behält  dabei 
bei  beiden  Objecten  die  Bedeutung  „nennen''.  —  cap.  88  ist  in  der 
Note  zu  qui  venenum  u.  s.  w.  G.  Fabricius  noch  immer  Gonsul  d.  J. 
287  V.  Gh.  statt  278.  Passend  ist  am  Schlüsse  der  Anm.  der  Zusatz: 
„venenum  in  Pyrrhum  ist  neu  und  sehr  prägnant.''  Das  Gewöhnliche 
wäre :  qui  Pyrrho  regi  venenum  parari  vetuerant  idque  agi  ei  pro- 
diderant. 

III,  cap.  9  dieque  et  ripa  frequenti.  Es  ist  keine  Nothwendig- 
keit  vorhanden,  frequenti  auch  zu  die  zu  beziehen,  die  steht  statt 
des  adverbialen  interdiu,  und  ripa  frequenti  ist  die  Folge  davon. 
—  Cap.  19  med,  is  finis  fuit  ulciscenda  Germanici  morte.  Nw  gibt 
jetzt  in  der  Note,  wie  in  der  Textausgabe  S.  76  auch  die  Möglichkeit 
zu,  dass  Tac.  vielleicht  ulciscendae  G.  morti ....  iactatae  geschrieben 
bftbe.  Gewöhnlicher  als  der  blosse  Abi.  wäre  nach  N.  an  unserer  Stelle 
Mch  der  Genetiv.  Das  gewöhnlichste  und  einfkchste  ist  aber,  wenn 


5S2  E,  Nipperdey^  Cornelias  Tacitns,  ang.  t.  I.  Frommer. 

man  die  Stelle  schon  ändern  will  (was  wii-  allerdings  für  angezeigt 
halten),  vor  ulciscenda  das  Wörtchen  in  einzuschieben,  wie  es  Halni*s 
Vorschlag  ist.  Cap.  22  ist  die  Rede  von  dem  Processe  der  Lepida, 
den  ihr  geschiedener  Gatte  Quirinius  gegen  sie  anstrengt.  Von  ihm 
wird  gesagt:  post  dictum  repudium  adhuc  infensus.  N.  zweifelt  jetzt 
an  der  Richtigkeit  des  überlieferten  post  dictum  repudium  {adhuc 
infensus),  weil  es  durchaus  nichts  auffälliges  sei,  dass  Jemand  nach 
der  Scheidung  voq  seiner  Frau  diese  noch  hasse.  Es  müsse  das  Moment 
erwähnt  werden,  wodurch  der  Hass  auffällig  war,  dass  näml  ich  schon 
eine  Reihe  von  Jahren  seit  der  Scheidung  verstrichen  war.  In  einem 
gemssen  Sinne  ist  diess  allerdings  durch  adhuc  bezeichnet,  und 
vielleicht  zur  Genüge.  Zugleich  bezweifelt  N.  die  Richtigkeit  von  post 
vicesimum  annum  bei  Sueton  Tib.  49  (wo  von  dem  Processe  der 
Lepida  die  Rede  ist,  und  die  angefühi*te  Zahl  eine  runde  zu  sein  scheint), 
und  meint,  dass  Tac.  an  unserer  Stelle  vielleicht  post  quintum  deci- 
mum  repudi  annum  geschrieben  habe.  Diese  Vermuthung  hat  wenig 
oder,  besser  gesagt,  gar  keine  Wahrscheinlichkeit  für  sich.  N.  erwähnt 
sie  auch  in  seiner  Textausgabe  S.  77  mit  den  Worten :  puto  fuisse 
post  quintum  decimum  annum  adhuc.  Wollte  man  schou  den  Um- 
stand, dass  die  Ehescheidung  des  P.  Quirinius  von  der  Lepida  lange 
(die  genaue  Angabe  der  Jahre  ist  gewiss  nicht  erforderlich)  vor  deren 
Processe  erfolgte,  schärfer  als  durch  das  blosse  adhuc  vor  infensus 
hervor  gehoben  sehen ,  so  könnte  man  einfacher  und  minder  gewalt- 
sam als  N.  schreiben :  post  diu  dictum  repudium ,  wo  diu  vor  diC' 
tum  leicht  ausfallen  konnte.  VI,  49  steht  ähnlich  pridem  repudiata 
von  der  Mutter  des  Sex.  Papinius.  —  cap.  25  init.  ist  das  überlieferte 
deinde  vor  de  jetzt  mit  Wölfflein  in  dein  geändert.  —  ibid.  ist  in  der 
Anm.  zu  Julias  rogaiiones  das  Gesetz  des  Augustus  vom  J.  28  v.  Chr. 
G.  übergangen.  Die  lex  Julia  de  maritandis  ordinibus  gab  Augustus 
nicht  im  J.  13  V.  Chr.  —  wie  in  Folge  eines  Druckfehlers  oder  Ver- 
sehens in  der  Anm.  steht  (ebenso  in  der  4.  Auflage)  —  sondern  im 
J.  18.  Vgl.  Geschichte  Rom*s  von  C.  Peter  III.  Bd.  1.  Abth.  S.  44. 
—  cap.  40  init.  exstimulator,  Dräger  behauptet  in  seiner  ersten  Aus- 
gabe, dass  diese  neue  Form  an,  eIq.  sei.  N.  citieii;  jetzt  noch  H.  n, 
71  und  fügt  vorsichtig  hinzu,  dass  das  Wort  bei  Andern  nicht  vor- 
zukommen scheine.  —  cap.  42  ist  die  Stellung  inconditam  mutH- 
tudinem  adhuc  überliefert.  N.  stellt  jetzt  adhuc  vor  multitudi- 
nem,  um  es  dem  inconditam  näher  zu  bringen,  —  cap.  48  ist 
überliefert  expugnatis  per  Cilidam  Homonudensium  castellis.  N. 
ändert  in  der  neuen  Auflage  per  nach  dem  Vorschlage  von  M.  Haupt 
in  super,  und  erklärt:  jenseits  Ciliciens.  Die  Ueberlieforung  per 
Cilidam,  an  der  N.  doch  selbst  in  vier  Auflagen  festgehalten,  erklärt 
er  in  der  Note  jetzt  als  unrichtig,  da  die  Homonaden  sich  nicht 
über  einen  grössern  Theil  Ciliciens  erstreckten.  Da  jedoch  auch  Strabo, 
wie  N.  selbst  anführt,  die  Homonadenser  als  Cilicier  bezeichnet,  sehen 
wir  keinen  triftigen  Grund ,  das  überlieferte  per  in  super  zu  ändern. 
Man  müsste  dann  ja  auch  die  Notiz  Strabo's  corrigieren.  —  cap.  49 


JL  Nipperdey,  Cornelias  Tacitas,  ang.  v.  J.  Prammer.  S8S 

init.  und  50  zweimal  schreibt  N.  jetzt  nach  der  Ueberliefemng  Clu* 
torins,  nicht,  wie  er  früher  gethan  und  wieDräger  in  seiner  ersten  Aus- 
gabe, Lutorius,  da  die  Form  Clutorius  nunmehr  anch  aus  Inschriften 
nachgewiesen  ist.  —  ibid.  hat  der  Med.  per  vaniloquentiam  legerat. 
Hier  ändert  N.  jetzt  nach  dem  Vorschlage  von  Weissbrodt  legerat  in 
iecerat,  welche  Aenderung  auf  VI,  31  med.  per  vaniloquentiam  ac 
minas  iaciehat  gestützt  ist.  Der  Herausgeber  behauptet  in  der  Note, 
dass  das  überlieferte  legerat  weder  zu  per  vaniloquentiam  passe  (es 
müsste  vanitatem  heissen),  noch  zu  der  vorausgesetzten  Absicht  des 
Clutorius.  Allein  es  ist  nicht  abzusehen,  wie  legerat  zu  per  vatiilo- 
quentiatu  ^um  zu  prahlen  (flunkem)\  ^aus  Prahlerei*  nicht  passen  soll. 
Legerat  passt  dazu  sicherlich  eben  so  gut  wie  das  conjicierte  iecerat. 
Auch  zu  der  vorausgesetzten  Absicht  des  Clutorias,  das  Gedicht ,  das 
er  aegro  Druso  angefertigt,  nach  dessen  Tode  maiore  praemio  zu 
veröffentlichen,  passt  legerat  sehr  wol,  denn  das  Vorlesen  eines  Ge- 
dichtes in  einem  Kieise  von  Bekannten  ist  noch  keine  Veröffentlich- 
ung. Auch  passt  zu  legerat,  weniger  zu  iecerat ,  die  strenge  Bestraf- 
img des  Clutorius,  wie  sie  cap.  51  init.  erzählt  wird.  —  cap.  50  med. 
vita  .  .  .  in  integre  est.  Hist.  III,  2  fiu.  steht  dieselbe  Phrase :  qui- 
bus  fortuna  in  integro  est,  —  cap.  53  fin.  atque  illa  feminarum 

propria,  quis  lapidum  causa  pecuniae  nostrae transferun- 

tur.  N.  bezieht  den  Ablativ  quis  als  Neutrum  auf  illa  propria,  und 
erklärt  Vodurch',  'in  Folge  wovon'.  Möglich  ist  es  aber  auch .  quin 
als  Dativ  auf  feminarum  zu  beziehen,  und  zwar  entweder  als  dativus 
commodi  oder  als  dativus  graecus.  Dräger  sagt  uns  auch  in  der 
2.  Auflage  nicht,  als  welchen  Casus  und  als  welches  Genus  er  quis  be- 
trachtet. —  cap.  58  bleibt  N.  der  Aenderung  Lachmann's  quifique  et 
septuaginta  annis  etc.  getreu.  Ueberliefeii)  ist  jedoch  nicht  duo  et 
septuaginta  annis ,  wie  N.  in  der  Note  sagt,  sondern  duobus  etc. 
Da  weiters  Merula  sich  87  v.  Ch.  tödtete,  und  Augustus  das  flami- 
nium  Diale  i.  J.  11  v.  Ch.  wiederherstellte,  so  ergibt  sich  eigentlich 
ein  Zwischenraum  von  76  Jahren.  Dräger  hat  in  seiner  Note  densel- 
ben kleinen  Bechenfehler,  wie  N.  —  cap.  62  qui  non  modo  templo, 
sed  duobus  milibus  passuum  candem  sanctitatcm  tribuerant.  Man 
erwartete  nach  passuum  noch  circum  '^rund  herum'  oder  ambitu,  wie 
es  IV.  49  steht.  —  cap.  64  steht  simul  statt  simul  cum  mit  dem  Ab- 
lativ septemviris  et  sodalibus  Augustalibus  verbunden.  N.  citiert  in 
der  Note  dazu  vier  Stellen  aus  den  Annalen.  Darunter  ist  IV,  8  senatum 
victö  gemitu,  simul  oratione  continua  erexit.  Dort  sagt  N.  selbst,  es 
sei  natürlicher,  victo  gemitu  als  Abi.  absoL  zu  fassen.  Und  oratione 
continua  ist  Abi.  des  Mittels  zu  erexit.  Somit  ist  simul  Adverb.  XIII, 
34  init.  steht  Nerone  tertium  consule  simul  iniit  consulatum  Vale- 
,  rius  Messalla  —  wo  es  ganz  gut  angeht,  Nerone  tertium  consule  als 
Abi.  abs.  und  simul  als  Adverb  zu  fassen ,  wie  Dräger  es  auch  thut. 
Diese  zwei  Stellen  sind  somit  aus  den  Citaten  auszuscheiden.  —  cap. 
65  med.  erfordert  der  Ausdruck  pedarii  Senator  es  eine  sachliche  An- 
merkungy  wie  Dräger  sie  hat.  Zu  dem  Schlüsse  des  Capitels  konnte  11, 

StHtehrlfl  f.  d.  6it«rr.  Ojinn.  1873.  VII.  U.  VIH  Htft.  36 


584  je;  Nipperäeyy  Cornelius  Taeitns,  ang.  t.  Z  Frommer. 

87  fin.  8ub  principe^  qui  libertatem  metuebat,  adulaüonem  oderai 
citiert  werden.  —  cap.  72  ist  jetzt  eine  längere,  dnrch  Wölfflin  her- 
▼orgernfene  Anmerkung  über  tamquam  vom  wirklichen  Grande  auf- 
genommen, ebenso  über  quasi  und  relut  in  derselben  Bedeutung  zu 
VI,  11  —  wo  N.  am  Schlüsse  einer  Reihe  von  Citaten  aus  Tacitus  be- 
merkt :  Hiemach  ist  das  zu  einigen  dieser  Stellen  früher  Bemerkte  zu 
berichtigen.  —  cap.  74  med.  zieht  Bläsus  im  Kriege  gegen  Tacfarinas 
acta  aestate  seine  Truppen  nicht  zurück,  fuhrt  sie  auch  nicht  in  die 
Winterquartiere,  sondern  beunruhigt  fortwährend  den  Feind.  Er  macht 
es  also  so  wie  Agric.  18  der  gleichnamige  Feldherr.  Daselbst  ist  über- 
liefert: sed  ut  in  limine  belli  dispositis  castellis  . . .  Tacfarinatem 
proturbabat.  ut  in  limine  belli  heisst:  als  stünde  er  an  der  Schwelle 
(am  Beginne)  des  Krieges,  als  wäre  der  Feldzug  nicht  bereits  vorüber. 
Passend  bemerkte  N.  noch  in  der  4.  Auflage  dazu:  j^tU  ist  hinzuge- 
fugt wegen  des  metaphorischen  Ausdrucks  in  limine  belli^.  In  der 
5.  Auflage  lässt  er  nach  eigener  Vermuthung  ut  weg,  und  erklärt  in 
limine  belliy  an  den  äussersten  Puncten  des  römischen  Gebiets,  welche 
einem  Angriff  des  Feindes  ausgesetzt  sein  konnten\  Allein  dann  wäre 
in  limine  belli  ein  geschraubter  und  dunkler  Ausdruck  für  in  extre- 
mis finibus  imperii.    Zu  dispositis  castellis  wird  eine  Ortsangabe 
nicht  eigens  verlangt,  wie  N.  in  der  Note  weiters  behauptet,  da  die 
Ortsangabe  „im  Feindeslandes  sich  leicht  aus  dem  Vorhergehenden 
versteht.  Es  hätte  somit  N.  bei  der  früheren  Leseart  und  bei  seiner 
früheren  Erklärung  verbleiben  sollen.  Dräger  belässt  ut  in  limine 
belli,  und  gibt  eine  kurze  Note  über  den  tropischen  Gebrauch  von 
Urnen.  — 

rv,  9  origo  concret:  Stammvater.  Auch  Sali.  Jug.  19,  1  steht 

origo  concret  in  der  Bedeutung  „Mutterstadt^  und  im  Plural.  11 

ist  von  Tiberius  gesagt :  insita  den  ique  etiam  in  extraneos  cunc- 

tatione  et  mora  adversum  unicum  et  nullius  ante  flagitii  conper- 

tum  .  .  .  Man   möchte  hier  wegen  des  Gegensatzes  in  extraneos 

etwa  nach   conpertum  filium  eigens  ausgedrückt  sehen.  —  ibid. 

ist  gesagt:  neque  quisquam  scriptor  tarn  infensus  extitit,  ut  7V- 

berio  obiectaret,  cum  omnia  alia  conquirerent  intenderewtque,  N. 

gibt  hier  eine  neue,  gegen  Dräger  gerichtete  Note  zu  intenderewt: 

intenderentque  in  gewöhnlicher  Bedeutung ,  ^gegen  ihn  richteten ! 

Allein  dann  konnte  intenderent  als  selbstverständlich  weggelassen 

werden,  zumal  da  obiectaret  vorausgeht.  Es  ist  daher  intendere  mit 

Dräger  in  der  Bedeutung  ^übertreiben'  =  augere  zu  nehmen,  welche 

Bedeutung  es  bei  Tacitus  öfter  hat.       cap.  12  fin.  hatte  N.  noch 

in  der  4.  Auflage  statt  des  überlieferten  inter  intimes  aviae  et  fUr 

intimos  das  Feminin  intimas  geschrieben  und  et  getilgt.  Von  dieser 

doppelten  Aenderung  sagt  Wurm  mit  gutem  Grunde,  dass  sie  besser 

unterblieben  wäre,  ürlichs  hatte  in  seiner  Recension  der  1.  Auflage 

die  Worte  inter  intimos  aviae  als  Glossen  zu  dem  nachfolgenden  m 

animo  Äugustae  valida  betrachtet  und  vorgeschlagen,  sie  sammt  ei 

als  unecht  einzuklammern.  Diesem  Vorschlage  folgt  nun  N.  in  dtr 


K,Nipperdeyt  Cornelius  Tacitos,  ang.  v.  J.  Prammer.         53^ 

5.  Auflage,  ohne  freilich  in  seiner  Textausgabe  S.  104  den  Namen 
tJrlichs  zu  nennen.  Er  sagt  dort  unter  dem  Texte:  uncus  (Druck- 
fehler statt  uncos)  ego  posui.  Allerdings;  aber  den  Vorschlag  hat 
Urlichs  gemacht.   Zugleich  stellt  dort  N.  die  Frage  auf,  x)b  nicht 
Bitter's  Aenderung  Litnae  statt  aviae  zu  acceptieren  und  inier  intü 
mos  Liviae  et  vor  per  adulterium  MuHliae  Priscae  zu  stellen  sei. 
Wir  halten  den  ürlichs 'sehen  Vorschlag  für  einfacher  und  wahr- 
scheinlicher. —  cap.  15  init.  neque  minus  morte  amici.  Is  fuit  Lu- 
cilius  Longus,  Zu  diesem  üebergange  citiert  N.  H.  III,  47  is  fuit 
Änicctus  etc.  üebergangen  ist  Ann.  II,  1  is  fuit  Vonones.  —  ibid. 
fin.  hält  der  junge  Nero,  der  Sohn  des  Germanicus ,  eine  Rede  im 
Senate  laetas  inter  audientium  adfectiones ,  qui  recenti  memoria 
Germanici  illum  aspici,  illum  audiri  rebantur.  Zu  vergleichen  ist 
die  bekannte  Stelle  bei  Livius  XXI,  4,  2  Hamilcarem  iuvenem  red- 
ditum  sibi  reter  es  milites  credere,  —  cap.  23  adhuc  raptabat  Af- 
ricam  Tacfarifias.  Zu  raptare  ^plündern'  vergleicht  N.  wie  in  der 
4.  Auflage  aus  Tacitus  trahere  und  fQhrt  dann  Stellen  über  rapere 
in  derselben  Bedeutung  aus  Vergil,  Lucan  und  Statins  an,  aus  letzte- 
rem Dichter  auch  eine  Stelle  mit  raptare.  N.  konnte  aber  mit  Be- 
nutzung der  Dräger'schen  Note  zu  obiger  Stelle  aus  Tac.  selbst  noch 
Ann.  XII,  54  med.  igitur  raptare  inter  se  und  XIII,  6  init.  rapi 
Armeniam  eitleren.  —  cap.  25  infensus  miles  memoria  laborum 
et  adversum  eludentis  optatae  totiens  pugnae  se  quisque  ultione 
et  sanguine  explebant.  Hier  wird  jeder  unbefangene  Leser  in  ein- 
facher und  natürlicher  YfeS&e^  adversum  eludentis  zu  optatae  totiens 
pugrute  beziehen,  und  diesen  Genetiv  so  wie  laborum  von  dem  Abi. 
memoria  abhängig  machen.   In  dieser  Weise  erklärt  auch  Dräger 
die  Stelle.  N.  aber  intei-pungiert  auch  in  der  neuen  Auflage  nach  du- 
dentiSy  und  gibt  in  der  durch  zwei  Zusätze  vermehrten  Note  an,  dass 
adversum  eludentis  entweder  von  dem  nach  et  wiederholt  gedachten 
laborum,  oder  noch  wahrscheinlicher  von  infensus  abhänge.  Diess 
ist  der  1.  Zusatz.  Optatae  totiens  pugnae  gehört  nach  N.  zu  ultione 
et  sanguine,  die  jedoch  nach  unserer  Meinung  diesen  Genetiv  gar 
nicht  verlangen.  Von  eludentis,  fährt  N.  fort,  könne  der  fragliche 
Genetiv  nicht  abhängen,  ebenso  wenig  von  memoria ;  auch  adversum 
eludentis  könne  nicht  zu  pugnae  gehören.   Diess  ist  der  2.  Zusatz. 
Aber  der  Grund,  den  N.  gegen  die  Verbindung  von  optatae  totiens 
pugnae  mit  memoria  und  mit  adversum  eludentis  anfuhrt,   ist 
schwerlich  stichhältig.  Denn  die  immer  währende  Vereitelung  des 
sehnlichsten  Wunsches  der  römischen  Soldateska,  endlich  einmal  mit 
dem  höhnenden  Feinde  handgemein  zu  werden,  der  stets  wie  ein  Aal 
ihr  entschlüpft,  ist  als  Grund  der  Erbitterung  von  Seiton  der  Römer 
gewiss  ebenso  erheblich,  als  die  Eiinnerung  an  die  überstandenen 
Strapazen.  Auch  ist  man  nach  der  obigen  Erklärung  über  die  Be- 
ziehung des  adversum  eludentis  nicht  in  Zweifel.  —  cap.  27  med. 
ist  überliefert :  cui  provincia  vetere  ex  more  calles  evenerant.  Hier 
hat  N.  auch  in  der  neuesten  Auflage  die  Aenderung  des  Lipsius  Cales 

36  ♦ 


i9tatt  oiUeH  anftreiioiiiineaL  Allein  jbirawiiai  liaTQn.  iaas  «ü«  PkDTinx 
Ot^<»  ain^entid  ia»trickli*!fa.  erwäimc  vinL  ^pridkc  «ncichiedcB  fegen 
die  AAulermir  <iie  voa  L'ri^^r  Jog<^fäiirtä  Steüfl  bei  Soetoa  Cmb.  cap. 
10  med.  op^ra  «6  optimtitühus  *iat^  ^.-it.  *U  prorin^Ha^  fuimna  «or- 
iuiihHS  ih^hnJo  ftCn^sari  mimimi  m€*jt}UL  id^^t  iilrae  cmllei' 
quf,  tUcernf^r-'ntHf.  Aicb.  an obig»»r SceQe  les Tic.  steht  ira Zeileo 
7or  ealUa  -iein  4<7raf  Sueti}!!'^  •»nt«prpi:iieiuL  p*fr  ^*}n*jimqwt3  saitms, 
worauif  iich  wie  aiif  Brußdisinm  -ft  'nrcumiect^  '}ppidtt  das  folgende 
ü'i^m  r^(^onih*M  b»»zie]it.  —  -:ap.  2>?  klammert  N.  jetrt  4k3  über- 
lieferte p^rora^ti  fillo  nach  •eigener  Venna^an?  ils  inecht  ein.  — 
ibid.  Der  Kriee  zeiren  Sacrc-Tir  fan«i  ni<!hii  i.  J.  24  n.  »rhr.  —  wie  in 
der  Note  zn  in  G*iUiam  steht  —  statt,  5*}adeni  21.  —  cap.  33  init 
i^itur  »t  olim  .  .  .  noiceßtiti  r*ilji  n>atur*j,  ft  quihus  utodis  tew^ 
p^ranter  kah^,ntytr  ^tc.  Hier  hatte  N.  noch  in  der  4.  Aafiage  «öf- 
cenda  .  .  .  natvkra  ali  Ablativ  acf^eäiast  und  in  einer  längeren  Note 
erklärt:  darch  Erforichun^  des  Wr?s.?n<  der  Meni^e.  Diese  Note  bat 
y.  jetzt  weggelassen,  and  s*)  ist  anzccehmen.  dass  er  gleich  Dräger 
nosc^j^da  r,  natura  als  Nominativ  nimmt  and  **rat  dazn  ergänzt.  — 
cap.  34  med.  q^Ar^rum  r^a  g^stad^  ':Mm  plnrimi  o'^mpc^uerint^  nemo 
$iH^,  honore  memoraKÜ.  Zd  dem  2.  Satze  ist  nach  N.  tos  ans  quorum 
za  denken.  Allein  q^orum  res  gfstas  gehört  auch  zn  memorariL 
Wollte  N.  za  der  Stelle  sch^n  eino  Note  geben.  s«>  konnte  er  bemer- 
ken, daäs  Tac.  hier  statt  der  ge wohnlicheren  Parataxe  quorum  res 
gcsias  piurimi  composnernnt  etc.  in  dem  1.  Satze  die  Hypotaxe  mit 
cum  angewendet  hat.  —  Die  Scblnsssätze  von  cap.  35  erinnern  an 
Agric.  2  bezüglich  des  Inhaltes.  —  cap.  38  befriedigt  uns  die  Er- 
klärung, welche  N.  zu  pro  sepukris  sp^rmtntur  gibt,  nicht.  Tiberios 
will  .sagen,  dass  Tempel  und  Bildsäulen,  die  man  einem  Imperator  zu 
Khren  errichtet,  dann,  wenn  «las  Unheil  der  Nachwelt  über  ihn  un- 
gfinstig  ausfällt,  nicht  mehr  gelten,  als  ein  gewöhnliches  Grabmal, 
daa  man  auch  bekomme,  ohne  ein  anderes  Verdienst  zu  haben,  als  — - 
gestorben  zu  sein.  —  cap.  42  med.  ergänzt  N.  überflüssig  zu  pur* 
gaiurum  das  Object  probra.  Das  Object  ist  das  vorausgehende  se. 
Der  Subjectsaccu.sativ  fehlt,  wie  häufig.  —  cap.  43  med.  ita  secun* 
dum  Messenios  datum.  Dass  diese  juristische  Bedensart  bei  Tac 
nur  noch  Hist.  III,  7  vorkommt,  konnte  bei  N.  und  Dräger  erwähnt 
»ein.  —  cap.  45  saltuosos  locos.  Diess  steht  noch  VI.  34.  nicht  IV, 
34  -  wie  in  d  r  Anm.  steht.  —  cap.  49  med.  ist  Dräger  durch  das 
.Streiken,  eine  neue  Erklärung  aufzustellen,  dazu  verleitet  worden, 
bcUaiaruw  imbdlium  als  Oiymoron  aufzufassen,  also  imhelltHm  als 
Attribut  zu  beUatorum  zu  nehmen.  Aber  die  angeschlossenen  Thia- 
cler  sind,  soweit  sie  zu  den  bellatorcs  gehören,  und  nicht  zu  den 
aetate  oder  sexu  inbecilli  (cap.  50)  oder  zu  den  matres  et  conmge$ 
(cap.  51)  —  keineswegs  imbelles.  Bichtig  interpungiert  N.  in  der 
neuen  Auflage  nach  beUatorum  und  erklärt  in  der  neu  hinzugefügten 
Note  beUatorum,  imbeUium  als  Asyndeton  der  Gegensätze.  Allem 
Anscheine  nach  ist  diese  neue  Note  Nipperdey^s  und  die  Interponetioii 


K,  Nipperdey,  Cornelius  Tacitns,  ang.  v.  i«  Pratnmer.  587 

durch  die  verfehlte  Erklärung  Dräger's  veranlasst.  [JebrigenshatDräger 
seinen  Irrthum  in  der  zweiten  Auflage  bereits  verbessert.  — ibid.  fin.ist 
aus  den  früheren  Auflagen  die  unnöthige  Note  beibehalten,  dass  dis- 
cordia  Nominativ  ist.  Wer  wird  es  für  einen  Abi.  halten?  —  cap.  50 
med.  behält  N.  zwar  im  Texte  das  überlieferte  properum  finem  (das 
auch  cap.  58  vorkommt),  und  erklärt  die  Stelle  als  Zeugma,  indem 
er  aus  dem  folgenden  clamitans  zu  properum  finem  das  Particip 
suadens  ergänzt  —  was  allerdings  ein  etwas  starkes  Zeugma  ist. 
Aber  in  der  Textausgabe  S.  120  sagt  er  in  der  kritischen  Note: 
„properandttm  ScheihiuSy  properum  per  Haasius**.  properandum^ 
das  Dräger  wol  mit  Recht  in  seine  Ausgabe  aufgenommen  hat,  führt 
bereits  von  Ricklefs  her.  Siehe  die  Note  Ruperti's  zu  der  Stelle.  — 
cap.  54  citiert  N.  zu  non  vultu  aut  sermone  flecti  auch  Agric.  43 
med.  —  wo  speciem  tarnen  doloris  animo  vultuque  prae  se  tulit 
überliefert  ist.  Das  daselbst  überlieferte  animo  ist  unzweifelhaft  ver- 
derbt, aber  zweifelhaft  ist  es,  ob  man  richtig,  wie  N.  sagt,  sermone 
für  animo  verbessert  hat.  Dräger  hat  dort  mitErnesti  animo  in  hdbitu 
geändert.  —  cap.  58  fin.  moenia  urbis  adsidens.  Hier  ergänzt  und 
berichtigt  N.  in  der  neu  hinzugefugten  Note  die  Angaben  Dräger*s 
zu  der  Stelle,  der  behauptet  hatte,  dass  adsidere  mit  Acc.  ausser  den 
zwei  Stellen  bei  Tacitus  nur  noch  bei  Apulejus  vorkomme.  —  cap.  59 
flu.  exstimulatur  {Nero)y  ut  erectum  et  fidentem  animi  ostenderet. 
Mit  gutem  Grunde  vermuthet  hier  N.  in  der  neuen  Note,  dass  irgendwo 
(vielleicht  nach  erectum)  das  Object  zu  ostenderet,  nämlich  se  aus- 
gefallen sei.    Den  anderen  Vorschlag,  mit  Pichena  animum  statt 
animi  zu  schreiben,  halten  wir  für  weniger  ansprechend.  Bitter  schiebt 
das  von  N.  vermisste  se  vor  ostenderet  ein.  Dräger  hingegen  hält  an 
der  Ueberlieferung  fest,  ohne  in  der  1.  Auflage  zu  der  Stelle  eine  Be- 
merkung zu  machen.  —  cap.  62  med.  hatte  N.  in  der  4.  Auflage  nach 
dem  Med.  geschrieben :  unde  gravior  pestis  fuit,  conferta  mohy  dein 
convulsa,  dum  ruit  etc.  —  was  Dräger  beibehalten  hat.  In  der  neuen 
.Auflage  schreibt  N.  mit  Bitter  conferta  moles,  dein  convulsa  dum  ruit 
in  tus  etc.  —  was  allerdings  für  den  Sinn  der  Stelle  angemessener 
ist.  Denn  nicht  in  der  Volldrängung  des  Baues  mit  Menschen  und  der 
darauf  folgenden  Erschütterung  desselben  bestand  die  gravior  pestis^ 
sondern  in  dem  völligen  Einstürze  des  Amphitheaters  nach  innen  und 
aussen.  Der  Satz  mit  dum,  der  die  Hauptsache  enthält,  darf  also 
nicht  als  Erklärung  zu  den  Ablativen  conferta  mole,  dein  convulsa, 
sondern  muss  als  Begründung  zu  dem  Hauptsatze  unde  gravior  pestis 
fuit  bezogen  werden,  conferta  und  convulsa  (als  Nom.  natürlich) 
bezeichnen  dabei  bloss  die  aufeinanderfolgenden  Momente  oder  Phasen 
in  der  Entwickelung  des  unglücklichen  Ereignisses.  Dass  bei  dieser 
Aenderung  der  Leseart  und  Interpunction  die  Partikel  dum  nach 
dem  Subjecte  mit  den  beiden  Participien  steht,  kann  für  Tacitus  nicht 
auffällig  sein.    Die  Darstellung  selbst  ist  eine  spannende  und  an- 
schauliche, indem  der  Leser  gleichsam  das  Amphitheater  einstüi-zen 
sieht.  —  ibid.  ergänzt  und  berichtigt  N.  in  der  sehr  vermehrten 


588  Et  Nipperäey,  Cornelias  Tacitns,  «ig.  t.  I.  Prammer, 

Note  zu  praeceps  (=  in  praeceps)  trahit  die  Behauptung  Drige'rs, 
dass  praeceps  als  Adverb  ausser  den  zwei  Stellen  bei  Taciios  and 
einer  bei  Ammianus  Marcellinas  sonst  nicht  vorkomme.  —  cap.  63 
med.  cui  minor  quadringentorum  milium  res.  Hier  onterl&sst  es 
N.  auch  in  der  neuen  Auflage,  den  Genetiv  quadringentorum  müium, 
statt  dessen  man  den  Abi  erwartete,  darch  eine  kurze  Note  zn  er- 
klären. Dräger  gibt  die  betreffende  Erklärung  und  citiert  Stellen 
dazu.  -  cap.  72  init.  trihutum  iis  Drusus  iusserat  modicum.  Die 
neue  Note  N.'s  in  der  5.  Auflage  ergänzt  die  Anm.  Dräger*8  zu  der 
Stelle  durch  zwei  audere  Stellen  aus  Statins'  Thebais  und  durch  zwei 
Stellen  bei  Curtius.  Auch  an  der  weiters  von  N.  citierten  Stelle  aus 
Cicero's  Briefen  ad  Atticum  IX,  13,  2  ist  mihi  wol  nicht  dativus 
ethicus,  wie  der  Herausgeber  angibt,  sondern  von  iubent  abhängig. 
So  fasst  die  Stelle  auch  das  Leiicon  von  Georges  s.  v.  Bei  dieser  Ge- 
legenheit mfissen  wir  erwähnen,  dass  so  wol  Dräger  als  auch  N.  es 
unterlassen  haben,  zu  III,  58  cur  Bialibus  id  vetiium  den  Dativ  der 
Person  iJialibus  bei  vetnre  mit  einer  Anmerkung  zu  versehen,  vetiium 
ist  daselbst  =  non  licerc.  Wir  konnten  eine  ähnliche  Stelle  bis  jetit 
nicht  finden.  —  cap.  74  ffßagitaha'ni,  visendi  sui  copiam  facerent. 
Hier  verdient  die  Verbindung  des  Plurals  sui  mit  dem  Singular  des 
Gerundivums  visendi,  um  die  Schuler  darauf  aufmerksam  zu  machen, 
eine  kurze  Note  mit  Citaten.  Di*äger  und  N.  haben  diess  unterlassen. 
Vgl.  Zumpt  §  660  od.  Schultz  §  420  Anm.  — 

V,  3  init.  ist  die  neue  Note  zu  incohimi  Augusta,  noch  bei 
Lebzeiten  der  Angusta'  durch  ein  Versehen  an  das  Ende  von  cap.  2 
gestellt.  —  ibid.  ist  im  Med.  überliefert  haud  muUum  post,  eben  so 
XII,  4  haud  multum  ante.  An  beiden  Stellen  schreibt  Dräger  mit 
Halm  nach  dem  Vorschlage  von  Heinsius  den  gewöhnlichen  Ablativ 
multOy  während  N.  auch  in  der  5.  Auflage  sich  begnügt,  in  der  Anm. 
vorsichtig  zu  erklären,  dass  vielleicht  auch  an  diesen  beiden  Stellen 
multo  zu  schreiben  sei.  Uebrigens  ist  das  überlieferte  multum  auch 
von  Ritter  beibehalten  worden.  —  cap.  10  fingebant  simul  crede- 
bantque.  Zu  dieser  Verbindung  citiert  N.  Hist.  11  8  init.  pluribus 
vivere  eum  (Neronem)  fingentibus  credentibusque.  Sie  findet  sich 
ausserdem  noch  Hist.  I,  51  plurima  ad  fingendum  credendumque 
materies  in  ipsis  castris,  —  ibid.  med.  hatte  N.  früher  mit  dem  Med. 
inanium  (=  inanium  rerum)  spe  geschrieben.  Jetzt  schreibt  er 
inani  ^te  nach  eigener  Vermuthung,  weil  die  Dinge,  auf  welche  der 
falsche  Drusus  hoffte,  keineswegs  nichtig  waren,  sondern  nur  seine 
Hoffnung.  So  ist  die  Aenderung  wenigstens  in  der  Note  begründet. 
Es  ist  kein  Zweifel,  dass  inani  spe  passt,  weil  seine  Hoffnung  wirk- 
lich eine  nichtige  war.  Aber  auch  inanium  lässt  sich  als  obj.  Gen, 
erklären.  Es  sind  damit  iuventutis  concursus  und  die  publica  studia 
gemeint,  überhaupt  die  üebeTschwänglichkeiton,  durch  welche  er  von 
den  thörichten  Griechen  ausgezeichnet  wurde,  und  auf  welche  er  eben 
so  thöricht  seine  Hoffnung  setzte.  — 


K,  Nipperdey,  Cornelins  Tacitas,  ang.  y.  L  Prammer.  580 

VI,  4  init.  hält  N.  anch  jetzt  noch  fest  an  dem  überlieferten 
praebebantur.  Dräger  und  Bitter  haben  die  leichte  Aenderong  von 
Muretus  und  Ursinus  praebebant  in  den  Text  aufgenommen ,  ebenso 
Halm.  —  Haase  hat  gleich  N.  praebebantur  —  cap.  5  init.  hatte 
N.  früher  statt  der  verderbten  Ueberlieferung  pleraque  Caium  Cae- 
sarem  quasi  incerta  virilitatis  mit  Freinsheim  Gaiam  Caesarem 
und  mit  Rhenanas  incestae  geschrieben.  In  der  neuen  Auflage  behält 
er  incestae  und  schreibt  mit  Muretus  in  C,  Caesarem.  incesta  viri- 
Utas  soll  dabei  Selbstschändung  bezeichnen  und  pleraque  „natür- 
lich^ von  dem  erst  zwei  Zeilen  später  folgenden  dixisse  abhängen. 
Die  Stelle  ist  mit  dieser  doppelten  Aenderung  schwerlich  geheilt. 
Wir  würden  es  vorziehen,  die  corrupte  Leseart  des  Med.  mit  einem 
Interpretationskreuz  in  den  Text  aufzunehmen.  Am  wenigsten  möch- 
ten wir  an  Khenanus'  incestae  mit  solcher  Beharrlichkeit  festhalten, 
sondern  der  Ueberlieferung  näher  incertae  virilitatis  schreiben.  Es 
wollte  Cotta  Messalinus  vielleicht  damit  maliciös  andeuten,  dass 
Tiberius  auch  den  Caligula  unter  den  spintriae  (VI,  1)  zur  Befriedi- 
gung seiner  unnatürlichen  Gelüste  missbrauche.  —  ibid.  Als  dies 
natalis  der  verstorbenen  Augusta  Livia  bezeichnet  N.  jetzt  nicht  den 
28.  September,  wie  in  der  4.  Auflage,  sondern  den  30.  Januar  nach 
einer  neu  gefundenen  Arvaltafel.  —  cap.  12  init.  Caninius  Qallus 
quindecimuirüm.  In  den  früheren  Auflagen  hatte  N.  die  unnöthige 
Aenderung  des  Beroaldus  quindecimvir  in  den  Text  aufgenommen, 
wie  auch  Dräger  und  Ritter  gethan.  Jetzt  ist  der  Herausgeber  zur 
Leseart  des  Med.  zurQckgekehit,  und  erklärt  den  partitiven  Genetiv 
in  der  Note  als  Prädicat  oder  Apposition.  Zugleich  führt  er  Belege 
dafür  an  und  citiert  fOr  den  verkürzten  Genetiv  virum  die  lateinische 
Formenlehre  von  Neue.  Auch  Sirker  erklärt  (Taciteische  Formen- 
lehre S.  8)  quindecimvirum  an  unserer  Stelle  für  unzweifelhaft. 
—  cap.  13  advectaret.  Dieses  Frequentativum  erklärt  Dräger  in 
der  Note  zu  der  Stelle  für  ein  an.  elq,  im  Latein.  Aber  das  Le- 
xicon  von  Georges  citiert  s.  v.  noch  eine  Stelle  aus  Valerius  Flac- 
cus  Argon.  IV,  106  (ed.  Burmann):  sicubi  saems  \\  advectet  ratis 
acta  notis  tibi  pabula  dira  \\  et  miseras,  Folypheme,  dapes,  - 
cap.  17  steht  ad  hoc  senatus  praescripserat  etc.  ad  hoc  erklärt 
N.  wie  früher  *hiefür\  ^desshalb'.  In  der  neuen  Auflage  spricht 
er  jedoch,  da  ad  hoc  sonst  ^überdies'  heisst,  (was  an  dieser  Stelle 
nicht  passe)  die  Vermuthung  aus,  dass  Tacitus  vielleicht  ob  hoc  ge- 
schrieben habe.  Eben  so  sagt  er  in  der  Textausgabe  S.  142 :  fortasse 
ob  hoc.  Wir  acceptieren,  indem  wir  die  Aenderung  N.'s  für  unnö- 
thig  halten,  die  Erklärung  Dräger's,  der  das  überlieferte  ad  hoc  in 
seiner  gewöhnlichen  Bedeutung  Mazu  noch,  obenein^  nimmt  und  hin- 
zufügt: „Die  Lage  ward  nämlich  gegen  den  Willen  des  Senates  ver- 
schlimmert.^ ad  hoc  bezieht  sich  nicht  auf  das  unmittelbar  Voraus- 
gehende, sondern  auf  die  Verfügung  des  Tiberius  cap.  16  fin.  — 
und  gibt  dazu  einen  Zusatz,  wodurch  die  üebelstände  jener  Verfügung 
möglichst  beseitigt  werden  sollten.  —  cap.  19  med.  ist  die  onnö- 


540  K.  Nipperdey,  Cornelius  Tacitus,  ang.  v.  J.  Ptwnmer. 

thige  Anm.  zu  amnis  sexus,  dass  es  Nom.  sei,  beibehaÜen.  Da  vor- 
aus ein  Nom.  steht  und  lauter  Nominative  nachfolgen ,  so  wird  es 
nicht  leicht  Jemanden  beikommen,  omnis  sexiiS  als  Genetiv  zu 
nehmen.  —  ibid.  ubi  .  .  .  non  cremare  quisquam,  non  contingere. 
Dieser  historische  Infinitiv  in  Nebensätzen,  die  dem  Hauptsätze  nach- 
folgen, verdiente  eine  kurze  Bemerkung  mit  Citaten.  —  cap.  20  init. 
rupta  voce.  Die  Phrase  voccm  rumpere  steht  bei  Tac.  wie  bei  Ver- 
gil  z.  B.  Aen.  II,  129  c&mposito  rumpit  vocem.  —  cap.  22  ist  über- 
liefert contra  alii  fatum  quidcm  congruere  rebus  putanty  nnd  so 
hatte  N.  auch  noch  in  der  4.  Auflage  geschrieben.  Der  Ansdrnck, 
das  Factum  stimme  mit  den  Ereignissen  überein,  ist  allerdings  etwas 
auffällig.  Natürlicher  wäre  jedenfalls:  res  quidetn  congruere  fato, 
die  Ereignisse  würden  durch  das  Fatum  bestimmt.  In  der  5.  Auflage 
ändert  N.  nach  eigener  Vermuthung  im  Texte  congruere  in  ingruere 
'hereinbrechen .  An  den  von  ihm  für  ingruere  citierten  Stellen  ist 
kein  Dativ  damit  verbunden,  wie  hier  rebus,  sondern  das  Verbum 
steht  absolut.  Das  unmittelbar  folgende  sed  non  e  vagis  stellis  ver- 
bindet N.  mit  ingruere ;  aber  der  Satz  verum  apud  principia  et 
nexus  naturalium  causarum  (der  doch  mit  verum  an  das  voraus- 
gehende sed  non  sich  enge  anschliesst)  „muss  als  Apposition  zu 
fatum  gefasst  werden :  'indem  es  seinen  Sitz  hat  bei^  usw.  Wie  man 
bei  reiflicher  Erwägung  des  von  N.  neu  Aufgestellten  ersieht,  ist  die 
ohnehin  schwierige  Stelle  durch  diese  Aonderung  und  Erklärung  nur 
noch  schwieriger  und  verwickelter  geworden.  —  cap.  23  defuercA 
tempus  subeutfidi  iudicium  consulari  seni,  tot  consularium  parentu 
Hier  bleibt  N.  seiner  früheren  Erklärung  getreu,  und  lässt  wieder  die 
Dative  consulari  seni  und  tot  consularium  parenti  von  subeundi 
abhängen:  „dass  ein  greiser  Consular  sein  Gericht  bestehen  konnte". 
Dann  müsste  es  jedoch  subeundi  iudicii  heissen.  Es  bleibt  sonach 
nichts  übrig,  als  die  fraglichen  Dative  von  defuerat  abhängig  zu 
machen.  „Es  hatte  für  den  Greis  die  Zeit  gefehlt,  sein  Gericht  zu 
bestehen.*'  Dräger  gibt  zu  der  Stelle  keine  Anmerkung  bezüglich 
der  Construction.  —  cap.  28  S.  353  ist  in  der  Anm.  zu  de  nitmero 
annorum  Z.  18  v.  o.  1.  bei  der  Zahl  MDCCCCLXI  das  Zahlzeichen  D 
zu  tilgen.  —  ibid.  fin.  aspici  aliquando  in  Aegypto  eam  volucrem 
non  ambigitur.  In  der  Note  dazu  behauptet  Di*äger,  das  verneinte 
ambigerc  mit  Acc.  c.  Inf.  stehe  nur  hier  und  Gurt,  HI,  3,  5.  Dabei 
sind  unseres  Wissens  drei  Stellen  aus  Tacitus  übersehen :  XI,  4  med. 
illud  haud  ambigitur,  qualicunque  insomnio  ipsi  fratrique  per- 
niciem  allatam ;  XII,  65  ne  quis  ambigat  etc.  und  Hist.  IV,  49  nee 
ambigitur  provinciam  et  militcm  alicnato  vrga  Vespasianum  animo 
fuisse.  Die  gewöhnliche  Construction  von  non  oder  haud  ambigere 
ist  die  mit  einem  indirecteu  Fragesatze ,  nicht  mit  quin,  wie  man 
erwarten  möchte.  Besagton  Fehler  hat  D.  auch  in  der  2.  Auflage  bei- 
behalten. —  cap.  32  init.  res  externas  moliri.  Hist.  III,  5  med.  steht 
ne  ...  externa  molirentur,  aber  in  anderer  Bedeutung,  da  dort  externa 
^=  hostilia  ist.  —  cap.  35  med.  hat  die  commentierte  Ausgabe  wie 


JE.  Nvpperdey,  Cornelius  Tacitus,  ang.  v.  J.  Prammer,  541 

in  der  4.  Anflage  conserta  ckdes  nach  der  üeberliefening  des  Med.  Die 
Textansgabe  weicht  ab,  und  nimmt  die  leise  Aenderung  des  Heinsins 
ade  auf.  —  cap.  36  med.  occultos  consiUi.  Hier  ist  vielleicht  vor  oder 
nach  consillii  conscios  ausgefallen.  —  cap.  46  Uli  (Tiberio)  non  pe- 
rinde  curae  gratia  praesentitmi  gtuim  in  posteros  ambitio.  N.  hält 
hier  an  seiner  früheren  Erklärung  fest,  und  fd^si  praesentium  wieder 
als  Neutrum  ,,der  Gegenwart^.  Neu  ist  in  der  kurzen  Note  nur  die 
Verweisung  auf  III,  18.  Allein  gratia  passt  nicht  zu  praesentium 
=  praesentium  rerum,  wol  aber  zu  praesentium  seil,  hominum. 
Auch  der  Gegensatz  in  posteros  führt  darauf,  praesentit$m  lieber  als 
Masculin  zu  nehmen.  —  ibid.  med.  non  abdita  ambage,  Ueber  den 
Singular  ambage  vgl.  Sirker  a.  a.  0.  S.  26.  —  cap.  50  fin.  Die  Phrase 
vitam  finire  steht  nicht  Y,  3,  wie  in  der  Note  gesagt  ist,  sondern 
V,  8  fin.  — 

Von  Druckfehlem  sind  uns  in  der  commentierten  Ausgabe  aus- 
ser den  bereits  erwähnten  noch  folgende  aufgefallen :  S.  24  i.  T.  Z.  7 
V.  u.  steht  müitae;  S.  29  Z.  1  v.  u.  r.  ist  vor  19  die  Capitelzahl  23 
ausgefallen ;  S.  59 ,  61  u.  63  ist  oben  am  Bande  iiTthümlich  p.  Gh.  14 
st.  15  geschrieben;  S.  72  in  der  Note  Z.  13  v.  o.  1.  ist  IX  st.  XI  zu 
schreiben;  S.  73  i.  d.  N.  Z.  7  v.  u.  1.  steht  XXI  st.  XXII;  S.  76  i.  d. 
N.  Z.  9  V.  u.  r.  evQTjd'ivTa  st.  evQe&ivza',  S.  84  i.  T.  Z.  9  v.  o.  steht 
dedetus  st.  dedecus ;  S.  91  i.  d.  N.  Z.  13  v.  u.  1.  ist  44  init.  st.  43 
zu  schreiben;  S.  96  i.  d.  N.  Z.  12  v.  u.  r.  steht  19  st.  49;  S.  120  i. 
d.  N.  Z.  1  V.  u.  1.  steht  ingravescebant  st.  ingravescebat ;  S.  126 
i.  T.  Z.  5  V.  u.  ab  st.  ob;  S.  133  ist  oben  am  Bande  II  st^  I  zu 
schreiben;  S.  136  i.  d.  N.  Z.  14  v.  u«  r.  soll  es  erat  nee  heissen; 
S.  145  Z.  8  V.  u.  r.  fehlt  i.  d.  N.  vor  23  die  Gapitelbezeichnung  65 ; 
S.  150  i.  d.  N,  Z.  1  v.  u.  r.  steht  scelens  st.  scelere;  S.  152  i.  d.  N. 
Z.  2  V.  u.  r.  fehlt  vor  18  die  Gapitelbezeichnung  75,  die  irrig  auf  die 
folgende  Seite  Z.  5  v.  o.  1.  versetzt  wurde,  wo  sie  zu  tilgen  ist.  S.  155 
i.  d.  N.  Z.  8  V.  0.  r.  steht  *um*  st.  *und';  S.  160  steht  i.  d.  N, 
Z.  14  V.  0.  r.  „mitttelmässige*" ;  S.  163  i.  d.  N.  Z.  7  v.  u.  1  ist 
XXI  f.  st.  XX  zu  schreiben;  S.  167  i.  d. N.  Z.  15  v.  o.  1.  ist  *57stem'  zu 
schreiben;  ibid.  steht  i.  T.  Z.  4  v.  u.  Aprippinam  st.  Ägrippinam; 
S.  180  ist  i.  T.  Z.  2  v.  u.  isque  zu  schreiben;  S  181  i.  d.  N.  Z.  5 
V.  0.  r,  steht  7  st.  75;  S.  182  ist  i.  T.  Z.  1  v.  u.  velcreditum  zu  tren- 
nen ;  ibid.  i.  d.  N.  Z.  7  v.  u.  r.  steht  13  st.  12;  S.  184  i.  d.  N.  Z.  11 
v.  0. 1.  Hteht  Ligionar  st.  Legionär;  S.  185  steht  i.  T.  Z.  5  v.  u.  in 
sonderbarer  Entstellung  intcrogarlra  st.  iwterrogari;  S.  186  i.  d.  N. 
Z.  6  v.  0.  r.  steht  63  st.  36 ;  S.  210  gehört  die  Note  zu  dempsit 
aut  addidit  bereits  unter  cap.  47 ;  S.  223  i.  d.  N.  Z.  13  v.  u.  1.  steht 
tum  St.  tam ;  S.  227  i.  d.  N.  Z.  8  v.  o.  r.  ist  VlIU  st.  VIII  zu 
schreiben;  S.  231  ist  i.T.  Z.  2  v.  u.  Gaesar  zu  schreiben;  S.  234  i.  d. 
N.  Z.  10  V.  0.  r.  ist  bei  uv  Accent  und  Spiritus  abgesprungen ;  S.  238 
steht  i.  T.  Z.  Iv.  u.  maugis  st.  magnis;  S.  248  fehlt  i.  T.  Z.  4  v.  u. 
nach  tolerari  der  Beistrich,  den  die  Textausgabe  hat;  S.  249  steht  oben 
am  Bande  VI  st.  IV;  S.  251  steht  i.  T.  Z.  6  v.  o.  acepta  st.  accepta ; 


54t  K,  Nipperäey,  Cornelias  Tacitus,  ang.  v.  7.  Prammer. 

S.  252  fehlt  i.  d.  N.  Z.  3  v.  o.  r.  nach  Tigel  des  Abtheilungszeichen ; 
S.  253  steht  oben  am  Rande  I  st.  IV;  S.  255  i.  d.  N.  Z.  14  v.  o.  L 
ist  bei  lovg  der  Accent  abgesprungen ;  S.  256  steht  i.  T.  Z.  4  y.  a. 
cupessendas  st.  capessendas ;  S.  265  ist  i.  d.  N.  Z.  4  v.  u.  1.  retere 
ex  st.  vetusto  zu  schreiben ;  S.  266  ist  der  Text  Z.  5  und  7  v.  o. 
durch  Vertauschung  der  Buchstaben  entstellt,  minere  steht  daselbst 
st.  minore,  und  orus  st.  reus.  S.  272  steht  in  T.  Z.  4  v.  u.  praedi' 
cibat  st.  praedicahai;  S.  277  steht  i.  T.  Z.  6  v.  o.  centemni  st.  coi»- 
temni]  S.  279  ist  i.d.N.  Z.  4  v.  o.r.  bei  „woh"  der  Buchstabe  1  aus- 
gefallen. 8  Zeilen  später  ist  Vol'  geschrieben ;  S.  282  soll  es  i.  d.  N. 
Z.  11  V.  0.  r.  Augusta  st.  Augusto  heissen;  S.  288  ist  i.  d.  N.  Z.  1 
V.  u.  r.  statt  *und  zu  schreiben:  prae  z=  -  ibid.  Z.  16  v.  o.  r.  ist 
bei  au  der  Buchstabe  t  ausgefallen ;  S.  291  i.  d.  N.  Z.  5  v.  u.  r. 
ist  ^des'  st.  'der  zu  schreiben ;  S.  295  i.  d.  N.  Z.  3  v.  u.  r.  ist  t  bei 
poiuerun  ausgefallen ;  S.  304  i.  d.  N.  Z  1  v.  u.  r.  ist  das  erste  e 
von  ediofic  vor  Tuscis  einzuschieben;  S.  308  i.  d.  N.  Z.  1  v.  o.  r. 
ist  imped.  statt  imp,  ed,  zu  schreiben ;  S.  338  i.  d.  N.  Z.  8  v.  u.  1.  ist 
Vgl.  zu  schreiben  statt  Vgt.  —  S.  340  i.  d.  N.  Z.  4  v.  o.  1.  ist  g 
bei  „egen**  ausgefallen ;  eben  so  S.  352  i.  d.  N.  Z.  1  v.  o.  r.  bei  ra  der 
Accent;  S.  355  i.  d.  N.  Z.  2  v.u.  r.  steht  I  st.  II;  S.  363  i.  d.  N.  Z.  1 
V.  u.  l.  ist  t  vor  in,  ausgefallen. 

Diesem  ansehnlichen  Sündenregister  gegenüber,  das  auf  Voll- 
ständigkeit keinen  Anspruch  zu  erheben  wagt,  muss  es  billig  Wunder 
nehmen,  dass  N.  sich  nicht  veranlasst  gesehen  hat ,  der  commentier- 
ten  Ausgabe  ein  Druckfehlerverzeichniss  beizugeben.  Unter  den  Druck- 
fehlem sind  solche  die  sich  bereits  durch  mehrere  Auflagen  fortschlep- 
pen. Wir  können  demnach  nur  wünschen,  dass  diesem  Uebelstande 
in  der  nächsten  Auflage  einmal  gründlich  abgeholfen  werde.  — 

Die  bereits  erwähnte  Textausgabe,  deren  1.  Theil  wie  bei  der 
commentierten  Ausgabe  die  ersten  sechs  Bücher  der  Annalen  umfasst, 
enthält  auf  jeder  Seite  unter  dem  Texte  in  kleinerer  Schrift  die  Ab- 
weichungen des  Mediceus  und  viele  aufgestellte  Conjecturen.  Der  Text 
stimmt  mit  dem  der  commentierten  Ausgabe  fast  vollkommen  über- 
ein. Zudem  sind  die  Druckzeilen  in  beiden  Ausgaben  ganz  gleich  ^  so 
dass  auch  das  Format  dasselbe  ist.  Die  praefatio  editoris  (S.  III — X) 
führt  an,  dass  N.  vorzüglich  die  Collation  Kitter 's  als  die  neueste  und 
sorgfaltigste  benützt  hat.  Doch  verkennt  er  nicht  die  Mängel  von  dessen 
letzter  (1864  erschienenen)  Ausgabe.  Mit  Recht  spricht  sich  N.  auch 
S.  V  gegen  die  prava  ambitio  mancher  Kntiker  aus,  passende  ältere 
Conjecturen  durch  neue  eigene  zu  ersetzen.  Das  interessanteste  in 
der  praefatio  ist  wol  die  etwas  scharfe  und  gereizte  Polemik  des 
Herausgebers  gegen  den  Sammeleifer  und  die  Aufstellungen  des  gram- 
matischen Statistiker's  Wölfflin  in  vei*schiodenen  Bänden  des  Philo- 
logus,  meist  bei  Gelegenheit  seiner  Jahresberichte  über  Tacitus  (S.\1 
bis  IX).  Wölff'lein  hatte  allerdings  sowol  Anmerkungen  N's  zu  den 
Annalen ,  als  auch  Behauptungen  in  dessen  Universitätsprogramme 
Emendatianes  historiarum  Taciti  mit  grosser  Lebhaftigkeit  ange- 


F.  HifUner,  Wörterbuch  der  lat.  Etymologie,  ang.  y.  F.  Müller.     548 

griffen  und  zn  widerlegen  versncht.  Die  Polemik  schliesst  mit  einem 
Hiebe  anf  nrtheÜBlose  Leser  (S.  IX) :  quae  occtUtanda  non  cxisti^ 
mavi,  et  ne  mea  sententia  in  re  gram  ignoraretur,  et  quia  multi 
nova  et  speciosa  arripere  sine  iudicio  consuertmt.  Darauf  führt  er 
einiges  an  z\xt  Orientirung  beim  Gebrauche  des  kritischen  Apparates. 
Von  Druckfehlem  sind  uns  in  der  Textausgabe  aufgefallen: 
S.  8  Z.  9  V.  u.  protegenetur  st.  protegeretur ;  S.  44  Z.  6  v.  u.  ist  bei 
reductus  der  Buchstabe  c  abgesprungen;  S.  46  Z.  4  v.  u.  steht patae 
st.  datae,  S.  51  Z.  12  v.  u.  ist  das  i  von  clemen-  i  an  das  Ende  der 
folgenden  Zeile  zu  versetzen  und  statt  5  —  si  zu  schreiben ;  S.  53  Z.  4 
Y.  0.  ab  statt  ob ;  S.  54  Z.  2  v.  u.  fehlt  am  Baude  die  Capitelbezeich- 
nung  50;  S.  56  Z.  16  v.  u.  st.  nitentom  st.  nitentem  u.  Z.  17  refU" 
vebat  st.  refovebat;  S.  70  Z.  7  v.  u.  fehlt  nach  imagines  die  Inter- 
puDction,  die  in  der  commentierten  Ausgabe  steht ;  S.  84  Z.  8  v.  o.  ist 
bei  dem  Schlussworte  ne  —  das  Abtheilungszeichen  zu  tilgen;  S.  85 
enthält  nicht  weniger  als  drei  Druckfehler.  Z.  8  v.  o.  steht  corupti 
st.  corrupti;  Z.  9  v.  u.  Silo  st.  Silio;  Z.  13  v.  u.  aecipiendis  st. 
accipiendis.  S.  93  Z.  8  v.  u.  ist  nach  ederent  ein  Punct  zu  setzen ; 
S.  101  Z.  14  V.  0.  ist  nach  Ulis  interpungiert,  in  der  commentierten 
Ausgabe  nach  dem  folgenden  Worte  ac;  S.  104  steht  in  der  kritischen 
Note  Z.  4  Y.  u.  uncus  statt  uncos;  S.  118  Z  20  y.  o.  ist  a-  dortus 
abgetheilt.  Ein  Druckfehlerverzeichuiss  ist  auch  dieser  Ausgabe  nicht 
beigegeben. 

Wien,  im  März  1872.  Ig.  Prammer. 


Hintner,  Valentin.  Kleines  Wörterbuch  der  lateinischen  Ety- 
mologie, mit  besonderer  Berücksichtigung  des  Griechischen  und  Deut- 
schen. Brixen,  Weger,  1873   8.  VIII.  264  S. 

Unter  den  Wissenschaften,  welche  einen  integrierenden  Bestand- 
theil  des  höheren  Jugendunterrichtes  bilden,  hat,  etwa  mit  Ausnahme 
der  Naturwissenschaften,  in  den  letzten  fünfzig  Jahren  keine  in  un- 
serer Methode  so  durchgreifende  Umänderungen  erfahren,  als  die 
Grammatik.  Und  keine  andere  scheint  auch  mehr  bestimmt,  die  eigen- 
thtkmlichen  Vorzüge  der  historisch -philologischen  Bildung  gegenüber 
den  immer  grösser  auftretenden  Ansprüchen  der  sogenannten  Bealien 
ins  helle  Licht  zu  stellen,  als  die  Wissenschaft  der  Sprachen,  des 
Werkzeuges  menschlicher  Denkkraft.  Während  sie  früher  in  ihrer  Me- 
thode als  rein  sammelnder  und  beschreibender  Wissenszweig  den  in- 
ductiYon  Naturwissenschaften  diametral  entgegengesetzt  war,  und  in 
Folge  dessen  von  den  Jüngern  der  letzteren  verkleinert  wurde,  hat 
sie  sich  heut  zu  Tage  durch  ihre  inductiv-comparative  Methode  den- 
selben so  weit  genähert,  dass  mit  Ausnahme  des  grösseren  Materials 
nnd  der  allgemeineren  Ausdehnung  der  Gesetze  der  Natnrwissen- 


544  /.  ZnpUea,  Zum  Unterrichte  in  der  englischen  Sprache. 

Schäften  zwischen  diesen  und  ihrer  jüngeren  Schwester  kein  wesent- 
licher Unterschied  aufgefunden  werden  kann. 

Die  sicheren  auf  dem  Wege  der  comparativen  Forschung  ge- 
wonnenen Resultate  vor  allem  den  beiden  auf  den  Gymnasien  gepflegten 
Sprachen,  dem  Griechischen  und  dem  Lateinischen  zuzuwenden,  ist 
die  dankbare  Aufgabe,  welche  namentlich  den  jüngeren,  in  der  neuen 
Schule  gebildeten  Philologen  zugefallen  ist.  Nachdem  in  den  Werken, 
der  griechischen  Grammatik  von  Georg  Curtius  und  der  lateinischen 
von  Schweizer-Sidler  zwei  von  Meistern  des  Faches  ausgeführte 
Arbeiten  vorliegen,  an  denen  Lehrer  und  Schüler  treffliche  Führer 
auf  diesem  Gebiete  besitzen,  erscheint  es  uns  ganz  zcitgemäss  dass 
Professor  Hintner  vom  akademischen  Gymnasium  in  Wien,  ein  Schüler 
des  Innsbrucker  Professors  Jülg,  sich  daran  gemacht  hat,  die  in 
VQrschiedeuen  Werken  und  Zeitschnften  niedergelegten  Etymolc^ien 
der  lateinischen  Spiuche  zu  sammeln,  kritisch  zu  sichten  und  durch 
selbststandig  Gefundenes  vermehrt ,  zu  einem  kleinen  Wörterbnche 
der  lateinischen  Etymologie ,  zunächst  als  Wörterbuch  zu  den  vom 
Verfasser  1870  erschienenen  Yiri  inlustres  urbis  Bomae  a  Bomulo  ad 
Augustum  bestimmt,  zu  verarbeiten.  Die  Arbeit  wenn  auch  durch  den 
also  gesteckten  Umfang  vorwiegend  für  die  Schule  bestimmt,  hat  auch 
ihren  selbstständigen  Werth  und  wird  selbst  dem  Sprachforscher  vom 
Fache  als  Bepertorium  zu  dem  sehr  zerstreuten  und  kritisch  noch 
wenig  gesichteten  Materiale  gute  Dienste  leisten.  Die  saubere,  wenn 
auch  nicht  gleichmässige  Ausführung,  die  strenge,  von  vagen  Hypo- 
thesen so  viel  als  möglich  sich  fernhaltende  Methode  werden  dem 
bescheidenen  Büchlein  den  Weg  selbst  ebnen,  so  dass  es  einer  beson- 
deren Anempfehlung  nicht  bedarf.  In  den  Citaten  aus  dem  Sanskrit 
sind  manche  Unrichtigkeiten  und  Druckfehler  unterlanfen,  wodurch 
jedoch  dem  Werthe  des  Ganzen  kein  besonderer  Eintrag  geschehen  ist 

Wien,  Juni  1873.  F.  Müller. 


Zum  Unterricht  in  der  englischen  Sprache. 

Die  Bedactionder  Zeitschrift  für  die  österreichischen  Gymnasien 
hat  mir  eine  Anzalil  von  Werken  zur  Anzeige  übergeben,  die  Hilfs- 
mittel beim  Unterricht  in  der  englischen  Sprache  sein  wollen.  Es 
scheint  mir  angemessen,  dass  ich  ilire  Brauchbarkeit  nicht  nnr  nach 
dem  mir  etwa  vorschwebenden  Ideal  dieses  Unterrichts  prüfe,  sondern 
mit  specieller  Bücksicht  auf  den  „Lehrplan  für  die  Bealschnlen  dtt 
Erzherzogthums  Oesterreich  unter  der  Enns  (auf  Grund  des  Landes- 
gesetzes vom  3.  März  1870)". 

Nach  diesem  Lehrplane  ist  der  englische  Unterricht  aaf  die 
drei  obersten  Classen  beschränkt:  in  der  5.  Ol.  sind  ihm  3,  in  der 
6.  und  7.  je  2  Stunden  eingeräumt.  Das  ist  sehr,  sehr  wenig.  Die 


jr.  ZHpiiMa,  Zum  unterrichte  in  der  englischen  Sprache.         546 

prenssischen  Bealschulen  lehren  das  Englische  in  5  Classen  mit  je  4, 
resp.  3  Stunden  wöchentlich,  obwol  es  prenssischen  Realschülern,  die 
Latein  können,  natürlich  leichter  fallen  muss.  Wenn  es  aber  bei  dem 
Entwurf  des  Lehrplanes  nicht  gerathen  schien  oder  möglich  war  mehr 
Stunden  dafür  anzusetzen,  so  hätte  man  dann  doch  auch  das  Lehrziel 
in  üebereinstimmung  mit  der  geringen  Stundenzahl  niedrig  stellen 
müssen,  man  hätte  sich  begnügen  sollen,  zwar  wenig,  dieses  aber 
sicher  zu  erreichen.  Statt  dessen  soll  ebensoviel,  wenn  nicht  mehr, 
als  in  Preussen,  geleistet  werden.  Der  Lehrstoff  des  3,  Jahres  bei 
2  Stunden  wöchentlich  ist :  „Cursorische  Wiederholung  der  gesamm- 
ten  Grammatik  mit  englischem  Vorti-age.  Kurze  Uebersicht  der  wich- 
tigsten Perioden  der  Literaturgeschichte.  Leetüre  poetischer  Werke, 
wobei  neben  dem  Lesebuche  noch  in  jedem  Semester  ein  abgeschlos- 
senes Werk  von  grösserer  Bedeutung  durchzunehmen  ist.  Im  An- 
schlüsse an  die  Leetüre  schreiten  die  Schul-  und  Hausarbeiten  bis 
zu  freien  Aufsätzen  fort.  ^  Kann  irgend  eingewissenhafter  Lehrer 
dieser  Forderung  genügen?  Ich  erkläre  mit  Charles  Dickens:  ^If  you 
shauld  happeny  hy  any  unlihely  chance ,  to  know  (such)  a  num . . ., 
all  I  can  say  is,  I  should  like  to  know  him  too,  Introduce  htm  to 
me,  and  Pll  cultivate  his  acquaintance\ 

Es  freut  mich,  dass  ich  trotz  dieses  Planes,  der  nun  einmal  zu 
Recht  besteht  und  an  dessen  Aenderung  vorläufig  nicht  gedacht  wird, 
das  erste  Buch,  das  mir  vorliegt,  doch  unbedingt  empfehlen  kann: 
es  ist  das  die 

Grammatik  der  englischen  Sprache  nebst  methodischem  Debungs- 

buche.  Naturgemässe  Anleitung  zur  Erlernung  und  Einübung  der 
Aussprache,  der  Formenlehre  und  der  Hauptregeln  der  Syntax.  Für 
den  Gebrauch  in  Schulen,  wie  auch  für  den  Selbstunterricht.  Von 
Dr.  Rudolf  Sonnenburg,  Director  der  grossherzogl.  höheren  Lehr- 
anstalt  zu  Ludwigslust.  Zweite  rollständig  umgearbeitete  und  ver- 
besserte Auflage.  Berlin,  Verlag  von  Julius  Springer.  1872. 

Den  ersten  Theil  des  Buches  (S.  1 — 92)  bildet  eine  „syste- 
matische Grammatik^,  die  von  einer  Einleitung  abgesehen  in  eine 
Uebersicht  über  die  Regeln  der  Aussprache,  die  Formenlehre  und  die 
Syntax  zerfallt.  Der  zweite  Theil  (S.  93 — 240):  „  methodisches  Uebungs- 
buch^  behandelt  in  seiner  ersten  Abtheilung  die  Aussprache  und 
Formenlehre  nebst  den  wichtigsten  Regeln  der  Syntax  und  zwar  in 
zwei  Abschnitten,  nämlich  im  ersten  die  Aussprache  der  einsilbigen 
Wörter  und  zweisilbiger  auf  er,  or  u.  dgl.,  zugleich  aber  auch  die 
regelmässige  Declination  und  Conjugation,  im  zweiten  Abschnitt  den 
Accent,  die  Aussprache  der  mehrsilbigen  Wörter,  Unregelmässigkeiten 
und  was  sonst  von  der  Formenlehre  noch  übrig  blieb.  Die  zweite 
Abtheilung  dient  zur  Einübung  der  Syntax.  Das  Uebungsbuch  greift 
die  Regeln  der  Grammatik  in  der  Reihenfolge  heraus,  in  der  sie  nach 
des  Verfassers  ganzem  Plane  am  besten  gelernt  werden,  und  versieht 
sie  sofort  mit  den  nöthigen  Uebungsstücken  zum  Uebersetzen  aus  dem 
Soglisohen  und  ins  Englische.  —  An  den  zweiten  Theil  schliessen 


546         J.  Zupitza,  Zum  unterrichte  in  der  englischen  Sprache. 

sich  dann  noch  Wörterverzeichnisse,  Lesestücke  zur  eisten  Lectfire 
(S.  303 — 324),  ein  Register,  ein  Inhal tsverzeichniss  und  ein  ver- 
schiedenartiges enthaltender  Anhang.  —  Der  Lehrstoff  läset  sich  in 
zwei  Jahren  wol  bewältigen :  im  dritten  Jahre,  für  das  der  Lehrplan 
ja  cursorische  Wiederholung  der  gesammten  Grammatik  mit  englischem 
Vortrage  vorschreibt,  schliesst  sicii  dann  desse11)en  Verfassers  Abstract 
of  English  Grammar  with  Questions  (Berlin,  1870)  an. 

Als  der  Hauptvorzug  des  Buches  ist  die  ausserordentlich  prak- 
tische Behandlung  der  Aussprache  hervorzuheben.  Das  Buch  steht 
wirklich  ganz  einzig  in  dieser  Beziehung  da.  Während  der  Schüler 
die  Formenlehre  lernt  und  einübt,  wird  er  zugleich  mühelos  in  der 
Aussprache  fest.  Die  Lehre  von  derselben  ist,  wie  der  Verfasser  (S.  V) 
mit  Recht  hervorhebt,  so  dargestellt,  „dass  anstatt  des  bunten  Ge- 
wiiTes  von  zusammenhanglosen  Einzelheiten  und  Unregelmässigkeiten 
ein  fQr  die  Entwickelung  des  Denkvermögens  geeigneter  Stoff  erscheint, 
ein  Stoff,  welcher  sich  nach  einfachen,  klaren  und  aus  der  Beschaffen- 
heit des  Gegenstandes  sich  ergebenden  Regeln  gliedert."  —  Als 
weitere  gute  Eigenschaften  nenne  ich  die  klare  Fassung  aller  Regeln, 
die  inhaltsreichen  Uebungssätze  und  Aufsätze  und  die  den  letzteren 
angehängten  Fragen  zur  Uebung  in  dem  freien  mündlichen  Gebrauche 
der  englischen  Sprache. 

Ich  wünsche  dem  Buche  die  weiteste  Verbreitung,  erlaube  mir 
aber  für  eine  neue  Auflage  einige  kleine  Ergänzungen  und  Berichti- 
gungen vorzuschlagen.  Ich  vermisse  z.  B.,  wie  freilich  auch  in  den 
meisten  übrigen  Grammatiken,  die  Bemerkung,  dass  (ursprünglich) 
kurze  betonte  Vocale  vor  gutturalem  r  verlängert  werden :  im  Gegen- 
theil  §  5,  3  (S.  7)  finden  sich  unter  den  Belegen  für  o,  das  „wie  ein 
kurzes  o  (konnte)"  laute,  /br,  or,  nor,  fork,  form^  storm,  hörn. 
Bei  form  kommt  überdies  die  Ungenauigkeit  hinzu,  dass  „Form,  Bank"* 
als  Bedeutung  angegeben  ist.  ^Form  meaning  figure^  must  be  di- 
stinguished  iv  pronunciation  from  fo  rm ,  meaning  a  hench  , 
Smart,  Principles  of  Pronunciation  (vor  seiner  Ausgabe  von  Walker's 
Pronouncing  Dictionary)  §  37;  vgl.  130.  Die  Amerikaner  freilich 
sprechen  form  immer  färm  (um  mich  der  Bezeichnung  Sonnenburg's 
zu  bedienen),  nie  form:  s.  Webster  s.  v.  —  Manche  Regel  könnte 
wol  bestimmter  gefasst  werden;  warum  heisst  es  §  21  nur;  „6  und^ 
sind  zu  weilen  stumm"?  oder§23:  ^ch  lautet  in  einigen  Wörtern, 
wie  Ä;"  ?  —  Unrichtig  ist  die  Bemerkung  §  22 :  „^  am  Ende  lautet 
fast  gar  nicht"  und  Lection  3,  3  „in  Wörtern,  wie  bring  bringen, 
long  lang,  lautet  g  fast  gar  nicht  und  das  n  wird  etwas  nasal  ge- 
sprochen", g  ist  im  Auslaut  nach  n  ganz  stumm,  n  aber  ist  nicht 
etwas  nasal,  sondern  ist  guttural  zu  sprechen :  ng  wird  also  ganz 
gleich  ausgesprochen  in  dem  englischen  bring  und  dem  deutschen 
„bringen",  bei  denf  wol  nirgends  in  Deutschland  ng  anders,  denn  als 
gutturales  n  gesprochen  wird.  Der  Imp.  „bring"  aber  lautet  z.  B.  in 
meiner  Heimat  Schlesien,  „brink",  anderwärts  freilich,  wie  engl.  6riii^. 
—  Auch  §  23  Anm.  2  bedarf  die  Bemerkung  über  ng  einer  Erg&n- 


/.  ZiuipiiMa,  Zum  unterrichte  in  der  englischen  Sprache.  547 

zang.  Es  heisst  da:  „Das  g  am  Ende  eines  Wortes  behält  seinen 
Laut  [d.  h.  nach  dem  Zusammenhange :  wird  nicht  wie  j  gesprochen], 
wenn  eine  Silbe  (cd,  er,  est,  ing)  antritt ,  z.  B.  long-er ;  sirang-er ; 
sing-ifig;  hang-ed'^.  Die  Sache  ist  jedoch  die»  dass  in  den  meisten 
dieser  Fälle  ng  auch,  wenn  es  inlautend  geworden,  nur  als  gutturales 
n  gesprochen  wird,  aber  bei  Comparativen  und  Superlativen  wird  gut- 
turales n  —  g  ebenso  gehört  (s.  Smart  a.  a.  0.  §  158,  sowie  s.  y. 
long,  strong,  young),  wie  z.  6.  in  finger,  das  keineswegs  in  der  Aus- 
sprache mit  deutschem  ,,  Finger^  übereinstimmt.  —  S;  14  oben  kommt 
unter  den  Beispielen  für  die  Regel,  dass  in  Wörtern  deutschen  Ur- 
sprungs g  auch  vor  e  und  i  den  harten  (richtiger  „gutturalen")  Laut 
behalte,  aach  tiger  vor.  Das  Wort  ist  aber  in  beiden  Sprachen  ein 
Lehnwort  aus  später  Zeit,  aus  der  Zeit  nach  der  hochdeutschen  Laut- 
verschiebung, weil  das  hochd.  Wort  ebenso  t  im  Anlaut  hat ,  wie  das 
englische.    Der  Grund  für  die  Aussprache  des  g  in  tiger  und  dem 
gleichstehenden  conger  ergibt  sich  aus  den  lateinischen  und  franzö- 
sischen Formen  tigris,  tigre;  congrus,  congre:  vgl.  Koch  I  139. 
Mätzner  I*  66.  —  Es  wundert  mich  in  §  46  die  freilich  auch  sonst 
häufige  Bezeichnung  „die  regelmässigen  oder  schwachen  Yerba",  „die 
starken  oder  unregelmässigen  Verba"  anzutreffen,  da  doch  Abstract 
§  64  ff.  die  Sache  ganz  richtig  dargestellt  ist:  dort  steht  z.  B.  feel 
feit  richtig  unter  den  ^weak  verbs*,  obwol  es  doch  vom  einseitigen 
Standpunct  des  Modern-Englischen  aus  unregelmässig  ist.  —  Physio- 
logisch ganz  undenkbar  ist,  was  S.  101  über  th  gesägt  wird:  „Das^A 
hat  zwei  Laute,  einen  weichen  und  einen  scharfen.  Der  weiche  Laut 
liegt  zwischen  s  und  d,  der  scharfe  und  harte  zwischen  s  und  t ;  doch 
nähert  sich  der  Laut  mehr  dem  d  und  t,  als  dem  s.^  S.  über  th  „Qrund- 
züge  der  Physiologie  und  Systematik  der  Sprachlaute  von  Dr.  Ernst 
Brücke"  S.  39  f.  Praktisch  vollkommen  genügend  ist  die  Erklärung 
▼on  Smart  LI.  67.  68,  wonach  das  harte  (richtiger  „tonlose'')  th 
^consists  of  breath  made  audible  in  a  lisp^  by  forcing  it  between 
the  tongue  and  teeth  white  the  tip  of  the  tongue  is  placed  between 
the  teetfC  und  das  weiche  (richtiger  „tönende")  Hs  the  same  as  the 
foregoing,  only  that  the  breath  is  vocaXize£.  —  S.  107  (Lect.  6, 
4  b)  heisst  es:  „Geht  dem  stummen  e  ein  Zischlaut  vorher,  so  wird 
[wenn  das  Plural-s  antritt],  weil  man  nicht  zwei  Zischlaute  z  ugl  e  i  c  h 
aussprechen  kann,  das  e^  wie  ein  deutsches  e  in  unbetonter  Silbe,  ge- 
sprochen". Statt  „zugleich^  muss  es  „unmittelbar  hintereinander^ 
heissen :  auch  in  names,  plates,  takes  werden  doch  ms,  ts,  ks  nicht 
„zugleich"  ausgesprochen. 

Ich  wende  mich  nun  zu  dem 

Lehr-   und  Lesebuch  der  englischen  Sprache.  Nach  der  An- 

schauungs-Methode  mit  Bildern  bearbeitet  von  Dr.  J.  und  Dr.  £.  M. 
Lehmann,  Vorsteher  (so!)  einer  Knaben -Erziehungsanstalt  zu  Nflrn- 
bere.  IL  Stufe:  Die  Anschauune  im  Bilde.  Mannheim  &  Strassburg. 
Verlag  von  J.  Bensheimer,  1873. 

Ich  muss  mich  fi'eilich  scheuen  das  Buch  zu  beurtheilen:  die 
Y^rAtfser  werden  sagen,  für  mich  sei  es  nicht  geschrieben^  ic\i  ^ 


«IM         /  TSmfiiitm.  Zam  CiCEmdis  in  ii*r  -sugiiKiiaK  s^ 


für 'izwrLfti  Leoritr  iubea  v:r  a.ta-:  z^achrJeboi :  inifi:^  üucnc  äir 
!i»r  <'#rainma;f'r  m  Ii»flr<»a  ▼'^■^n.  i:*^  i^cc  S*!iiil4r  kein.  irz<mr«Q  fi 

^  ^  ^  ^ 

Pra^  st«Leiu  «ib  ii«  pnk:iä«iiiii  S:iL  J^e.  Lt^  Sriioie  for  Volk  md  Lmco. 

H^DilhjiKLn^,  aufä  Spr<KiiiMi  irr*rr->ia.  Eläiricskat  rd  leöinffii  bK. 
Dum  la^Me  lOS  ml  S-^l»  jei  -^r  A  iTlla^i^r.  der  .  .  .  EadliiäL  lötr 
biueu  wir  eamz  zeh'iraaast  ii«  H*^rrea  7'jiiiK.iuiLeder  and  B  i  c  k- 
Stift,  iie  Bacherw»iT>'»a  ind  Bl>:a«ir7araL«r.  die  für  Jk 
Volk  anii  j^in  Leben  ki^in  TeT3U^*i:iiää  cu'ora.  •iieJMiijeciL.  'ütf  littv 
TW^Gftmlkhkeit  lieben  onii  sidi  aar  im  HerkiSmmlichen  and  im.  Sdil«»- 
dhao  wofü  fähieiL  >iie  Herren,  die  mit  den  Kindern  nicht  zun  KjbI»« 
mit  'ler  Jagend  nicht  wie«ier  jonz  werden  b^'Cnen.  «s  Tielleidit  oie- 
okaL)  waren,  -iie  reibet  ao«:h  .ViiJün^r  in  der  Sprache,  oder  »L«  seihst 
maalfaal  «>i«r  ächwachbrnstig  sind  —  wir  bitten  sie  nnz  srehntr- 
«tarnst:  .Meine  Herren,  bleiben  Sie  UTönl* 

Indessen  ein  Paar  Worte  aber  diese  ^Anichanangsmettok* 
will  ich  mir  do^rh  erlanben.  Daä  als  Motto  aaf  den  Utel  gesetzte  ate: 
'yiikü  e$i  in  dieses  in  fehlt  bei  den  «iebrädem  [»^der  nichts]  Lth- 
maun^  inUlUctu,  quod  non  fwtrit  in  s*'n:au  will  ich  keineswe^  be- 
streiten, meine  aber,  was  in  intellectu  bereits  sei.  branche  nicht  mehr 
dorch  Bilder  and  dazu  noch  doroh  schlechte  in  sensttm  gebnkJit  m 
werden.  Schlecht  sind  die  8  vorhandenen  Bilder.  Ganz  widersinnif 
ist  die  Grappiemng :  auf  dem  3.  z.  B.  werden  Hirsch  und  Reh  utar 
Hondegebell  and  Hörnerklang  gejagt,  während  anf  derselben  Stelk 
Hasen  spielen,  eine  Viper  .sich  ringelt  ond  ein  Fachs  hinter  einem 
Farrikraat  zosieht.  Die  Zeichnung  ist  oft  so  andeatiich.  dass  man 
ohne  Erklärang  die  Gegenstande  nicht  erkennen  würde,  ond  Terlelzl 
mei<4t  alle  Kegeln  der  Perspective.  Ich  l>ehaupte.  dass  keiner  der  Be- 
griffe, die  in  den  Bildern  veranschaulicht  werden  sollen,  in  dem  In- 
tellecte  eines  Knaben  oder  Mädchens  fehle,  dem  nicht  nur  Englisch 
zu  lernen,  sondern  sogar  (S.  240)  ein  Sonett  von  Bedwitz  in  die 
fremde  Sprache  zu  übersetzen  und  einen  Abriss  der  Literaturgeschichte 
Englands  (S.  296  flf.)  zu  verstehen  zogemuthet  wird :  manches  von  dem. 
was  das  Buch  enthält,  macht  freilich  dagegen  den  Eindruck,  als  wäre 
^s  für  Kinder  von  höchstens  5  Jahren  bestimmt. 

Ein  drittes  Buch: 

Enf(lischcs  Elementar-Lesebuch.    Von  Gottfried  Gurke.  Zweite 

Anflage.  Hambarg.  Otto  Meissner,  1872, 
will  für  die  Bedürfnisse  der  Leetüre  in  den  ersten  beiden  Jahren  sorgen. 
])\v  Auswahl  ist  gut,  die  den  Stücken  augehängten  Fragen  dankens- 
werth,  das  Wörterbuch,  in  dem  die  Aussprache  auf  einfache  Weise 
genügend  bezeichnet  ist«  recht  brauchbar.  In  n«  o.  Realschulen  win 
das  Buch  freilich  nur  innerhalb  des  ersten  Jahres  zu  verwenden,  wo 


J.  ZupÜMOf  Zum  Unterrichte  in  der  engliflclien  Sprache.  540 

der  Plan  allein  ^erzählende  und  beschreibende  Prosa*'  als  Leetüre  er- 
laubt. Von  didaktischer  und  oratorischer  Prosa,  die  für  das  2.  Jahr 
verlangt  wird,  enthält  das  Buch  nichts. 

Ich  gehe  weiter  zu : 

England.  Praktische  Anleitung  zum  üebersetzen  aus  dem  Deut- 
schen ins  Englische  mit  grammatischen  und  synonymischen  Anmer- 
kungen von  Dr.  G.  Jaep.  Dritte  verbesserte  Auflage.  Berlin,  Haude- 
und  Spener'sche  Bachhandlung.  1872. 

Dass  das  Buch  brauchbar  ist ,  zeigt  schon  der  Umstand ,  dass 
innerhalb  10  Jahre  drei  Auflagen  erschienen  sind.  Es  enthält  zum 
grösstenTheile  interessante  Stücke,  die  ein  ziemlich  abgerundetes  Bild 
vom  englischen  Leben  geben.  Ich  habe  nur  Kleinigkeiten  daran  aus- 
zusetzen, die  eine  neue  Auflage  leicht  beseitigen  könnte.  Ich  bin  zu- 
nächst anderer  Ansicht,  als  der  Veifasser,  wenn  er  in  der  Vorrede 
zur  ersten  Auflage  (S.  IV  f.)  sagt:  „Was  nun  die  Gestaltung  des 
deutschen  Textes  aubetrifft,  so  habe  ich  denselben  soviel  als    möglich 

dem  englischen  Originaltexte  anzupassen  gesucht Sollen  die 

Leistungen  des  Schülers  .  .  einigermassen  befriedigend  ausfallen,  so 
wird  diess  Ziel  nicht  dadurch  erreicht,  dass  man  ihm  ein  Buch  mit 
eleganten  deutschen  Wendungen  in  die  Hand  gibt  und  die  englischen 
Wendungen  dabei  setzt,  sondern  dadurch ,  dass  man  den  deutschen 
Text  m(>glichst  eng  an  den  englischen  Urtext  anschliesst  und  so  den 
Schüler  auf  leichterem  Pfade  zu  idiomatischem  Englisch  fühi-t."  Ele- 
gante Wendungen  verlange  ich  gerade  auch  nicht,  wol  aber  stets  gut 
deutsche :  jedeufalls  halte  ich  keinen  Ausdruck  für  zulässig ,  den  man 
einem  Schüler  beim  üebersetzen  aus  dem  Englischen  nicht  durthgehen 
Hesse.  Das  Buch  scheint  mir  aber  einigemal  Wendungen  zu  enthalten  , 
die  dem  Schüler  unverständlich  bleiben  müssen ,  wenn  er  nicht  den 
englischen  Ausdruck  dafür  schon  kennt  und  auch  im  Augenblick  er- 
rath.  Kennt  er  ihn  aber  schon ,  so  wäre  er  auch  bei  dem  entsprechen- 
den richtig  deutschen  Ausdrucke  darauf  gekommen:  kennt  er  ihn 
nicht ,  was  dann '?  Schlechte  deutsche  Ausdrücke  wird  er  doch  ver- 
geblich im  Wörterbuch  suchen!  Freilich  sind  die  deutsch-englischen 
Wörterbücher  noch  mangelhafter,  als  die  englisch-deutschen :  in  Fäl- 
len, wo  sie  im  Stich  lassen ,  bleibt  nach  meiner  Ansicht  nichts  übrig , 
als  den  englischen  Ausdruck  in  der  Anmerkung  zu  geben,  in  einzelnen 
Fällen  meinetwegen  auch  in  der  Anmerkung  (nicht  im  Texte)  ganz 
wörtlich  zu  übersetzen.  S.  11  heisst  es  z.  B :  „Wenn  irgend  welche 
Herren  .  .  .  Lust  haben  Sr.  Majestät  zu  dienen  .  .  .  dann  mögen  sie 
zu  dem  edlen  Sergeant  Kite  kommen  im  Schilde  „des  Raben"  in 
dieser  guten  Stadt  Shi-ewshury.*"  „Im  Schilde  des  Baben^  ist  nicht 
deutsch,  wird  aber  meines  Erachtens  mindestens  zu  ebenso  schlechter 
üebersetzung  führen,  wie  das  richtig  deutsche  „im  Gasthaus  zum 
Baben^  oder  einfach  ,,im  Baben''.  Uebrigens  wäre  hier,  da  die  Lexica 
schwerlich  etwas  bieteu  möchten,  anzugeben,  dass  ,,im  Gasthaus  zu^ 

BtltiehHft  f.  d.  «tterr.  Gymn.  187S,  VII.  U.  VIII.  Htft,  37 


550  J.  Zupüea,  Zam  unterrichte  in  der  englischen  Sprache. 

oder  „in**  =  at  the  sign  ofm.  —  S.  9  wird  Sir  Isaak  Newton  als  der 
berähmte  englische  ^Philosoph"  bezeichnet.  Nach  deatschem  Sprach- 
gebrauch ist  er  doch  nur  ^Naturforscher/  wenn  ihn  auch  die  Englän- 
der, da  er  nach  dem  ihrigen  ein  natural  philosopher  ist ,  schlechtweg 
einen  philosopher  nennen  können,  worüber  ja  eine  Anmerkung  kurz 
belehren  könnte. 

Eine  Durchsicht  des  Buches  nach  dieser  Seite  hin  wäre  mir 
also  für  eine  neue  Auflage  erwünscht :  dabei  würde  sich  auch  Ge- 
legenheit bieten  etwaige  Versehen  beim  Wiedergeben  des  englischen 
Originals  zu  verbessern.  Aufgefallen  sind  mir  z.  B.  zwei  Stellen  in 
dem  letzten  Aufsatze  (S.  342  f.).  Der  Anfang  lautet  bei  dem  Verfas- 
ser: „Da  es  fui*  den  grössten  Theil  der  Menschen,  wenn  nicht  für  alle, 
unmöglich  ist  manche  Meinungen  zu  sagen  ohne  sichere  und 
unzweifelhafte  Beweise  ihrer  Wahrheit**  statt  „unvermeidlich 
ist  mancherlei  Meinungen  zu  hegen**  (is  unavoidable  to 
have  several  opinions).  Weiter  unten  lesen  wir:  „Wenn  er  unsere 
Beweisgründe  nicht  für  wichtig  genug  ansehen  will  .  .  .  . ,  so  ist  es 
nur,  was  wir  in  ähnlichen  Fällen  oft  selbst  thun,  uud  wir  soll  ten  es 
übel  nehmen,  wenn  andere  uns  vorschreiben  wollten,  welche  Puncte 
wir  studieren  sollten?**  Nach  dem  Zusammenhang  ist  das  Fragezeichen 
ganz  unberechtigt  und  we  shoüld  nicht  durch  „wir  sollten **,  sondern 
durch  „wir  würden"  zu  geben. 

Der  Verfasser  darf  versichert  sein ,  dass  mich  nur  das  höchste 
Interesse  an  seinem  Buche  zu  diesen  Ausstellungen  veranlasst:  ich 
wünsche  ihm  die  ausgedehnteste  Verwendung,  auch  hierin  Oester- 
reich,  wo  freilich  (im  letzten  Jahre)  nur  einige  wenige  leichtere 
Stücke  ^^erden  übersetzt  werden  können,  indem  es  zu  mehr  an  Zeit 
fehlen  wird.  —  Es  liegen  mir  endlich  noch  mehrere  Schulausgaben 
englischer  Schriftsteller  vor  und  zwar : 

CoUection  of  British   and  American  Standard  Authors.  With. 

Biographical  Sketches,  Introductions.  and  Explanatory  Notes.  For 
the  üse  of  SchooLs  and  Private  Tuition  editud  by  F.  U.  Ahn,  Ph. 
Dr.  VII.  A  Selection  from  the  Sketch  -  Book  of  Washington  Ir- 
ving. Leipzig,  publishod  by  Ernst  Fleischer  1872. 

Dasselbe.  VIII.  A  Selection  from  the  Works  ofBobertBro  wning. 

Ebenda  1872. 

The  Cricket  on  the  Hearth.  A  Fairy  Tale  of  Home.  By  Charles 

Dickens.  Für  die  oberen  Classen  höherer  Schalanstalten  und  den 
Selbstunterricht  bearbeitet  und  erläutert  von  H.  A.  Werner.  Kub- 
bürg.  Otto  Meissner.  1872. 

Die  Auswahl  aus  Bobert  Browning  ist  nach  meiner  Ansidit 
keine  Schullectüre:  die  Jugend  hat  weit  vorzüglicheres  nach  Form 
und  Inhalt  genug  zu  lesen.  Eine  desto  bessere  bieten  die  beiden  anderen 
Bücher,  freilich  nicht  für  Niederösterreich;  denn  das  eine  ist  be- 
schreibend-erzählende ,  das  andere  nur  erzählende  Prosa ,  welche  der 
Lehrplan  nur  in  der  5.  Gl.  zulässt*  für  diese  wäre  aber  diese  Lectflre 
natüi'lich  zu  schwer. 


J.  ZupitMa,  Zam  unterrichte  in  der  engliaöb^  fipracba.  B6I 

Was  die  Zothaten  der  Herausgeber  anbelangt,  so  sind  die 
Anmerkungen  von  Ahn,  die  englisch  abgefasst  sind  und  hinter  dem 
Text  stehen,  zum  grössten  Theil  überflüssig.  Wozu  wird  Vn  192 
tmhappf^  durch  unlucky ;  spoiler  dnrch  cUstroyer ;  btU  durch  ordy , 
merely,  touching  durch  affectingt  movingj  paihetic;  troubles  durch 
riots ;  dissipate  durch  disperse  glossiert  usw.  ?  Wer  an  solche  Lec- 
türe  geht,  wii-d  diese  Vocabeln  meist  kennen  und,  kennt  er  sie  nicht, 
so  findet  er  sie  im  ersten  besten  (oder  sogar  schlechtesten)  Wörter- 
buehe.  Oft  kommt  aber  zu  einer  unnöthigen  Erklärung  ein  noch  viel 
onnöthigeres  Citat.  Ebenda  wird  suit  nicht  nur  durch  the  act  of 
suing,  the  attempt  io  win  a  woman  in  marriage;  courtship  erklärt, 
sondern  auch  noch  aus  Pope  belegt.  Dieser  Beleg  ist,  wie  alle  andern, 
die  ich  nachgeschlagen  habe,  stillschweigend  aus  Webster  genommen. 
Daher  stammt  z.  B.  auch  das  Citat  aus  Byron  zu  der  Stelle  (S.  60) : 
such  humble  attempis  to  express  hy  outward  signs  that  grief  which 
passes  showy  anstatt  dessen  auf  Shake^ware's  Hamlet  1,  2,  85  hinzu- 
weisen war,  da  Irving  auf  diesen  Vers  anspielt:  ^But  I  have  that 
within  which  passeth  show*  —  Auch  einige  Ungenauigkeiten  sind 
uiii*  aufgestossen.  YIII  171  (Anm.  zu  I  7)  wird  ^em  als  ^contraction 
of  them  erklärt.  Aber  ^eni  ist  doch  vielmehr  das  des  anlautenden 
/(t  verlustig  gegangene  alte  ^eni.s.  Mätzner  I*  312.  Uebrigens  erklären 
(um  diess  hier  gelegentlich  zu  bemerken)  nach  meiner  Ansicht  sewo) 
Mätzuer  als  Koch  den  Ursprung  des  jetzt  in  höherer  Sprache  allein 
herschenden  they,  their,  ihem  nicht  richtig.  Mätzaer  I^  310  setzt  zu 
ihey  ags.  oder,  wie  wir  wol  besser  sagen,  ae.  (altenglisch)  pä,  zu 
iheir  ae.  para  (pcera ,  zu  them  ae.  ptem,  Koch  spricht  I  469  von  dem 
Demoustrativum  se  (pe) ,  das  zuletzt  siege.  Aber  me.  jbet,  pey,  pai , 
pay  werden  streng  von  pa,  po  geschieden :  die  letzteren  sind  in  Form 
und  Bedeutung  ae.  pä  die,  diese,  diejenigen ;  jene  aber  haben  die  Be- 
deutung des  ae.  hie,  M,  also  „si^^  2*  B.  Ormulum  Widmung  45  ff.: 
pu  shallt  findenn,  patt  min  word.  .  .  mayy  hellpenn  pa,  patt  redenn 
ittf  to  sen  annd  tunnderrstanndenn  all  pess  te  heitre^  hu  peyym 
birrp  pe  goddspell  unnderrstanndenn,  zu  deutsch :  du  wirst  finden , 
dass  mein  Wort  kann  helfen  denjenigen,  die  es  lesen,  zu  sehn  und 
zu  verstehen  all  desto  besser,  wie  ihnen  zukommt  das  Evangelium 
zu  verstehen.  Auch  der  me.  und  ue,  Vocai  ei,  ey  spricht  gegen  die  Her- 
leitung von  thcy  dMs  pä.  Mir  ist  es  nicht  im  geringsten  zweifelhaft, 
dass  me.  pdy  pdire,  peitn  {pem)y  ne.  they^  iheir,  them  altnordischen 
Ursprungs  sind,  indem  ihnen  altn.  peir  sie,  pei(r)ra  ihrer,  peim  ihnen 
ganz  genau  entsprechen :  vgl.  me.  bape,  bapre  gegenüber  altn.  bädir, 
b4dra  (neben  begra).  Dass  im  Dat.  u.  Acc.  schliesslich  them  statt 
iheim  eintrat,  daran  könnte  das  alte  /»em,  jetzt  'em  schuld  sein.  —  S.  1 78 
(zu  II  441)  heisst  es  (zum  Theil  nach  Webster)  „Wot.]  The  imper- 
fed  of  weet  {Anglo-Saxon^  witan)  =  to  wit  to  know,^  Erstens  darf 
man  u^o^  ebenso  wenige  als  deutsches,  „weiss",  das  ja  damit  identisch 
iBt,  für  ein  Imperfectum  erklären  ohne  den  Zusatz  „mit  Präsensbe- 
deutung**.  Ferner  ist  to  mt  oder  to  weet  ebenfalls  Präteritum  mit 

37* 


55t  /•  ZupiUa,  Zam  Unterrichte  in  der  englischen  Sprache. 

Präsensbedentnng,  ganz  wie  deutsches  „wissen'';  vgl.  gr.  olila»  £fde- 
vai;  lat.  novi,  novisse  usw.  —  S.  185  (zu  III  838)  wird  von  Tho- 
mas Chatterton  gesagt :  "^He  .  .  imitated  the  poems  of  Bowlqß,  a 
priest  of  Bristol  of  the  15.  Century  .  Das  klingt  doch  so,  als  h&tti 
Chatterton  die  Gedichte  eines  Rowley  vor  sich  gehabt,  während  be- 
kanntlich die  Literaturgeschichte  von  einem  dichtenden  Priester  dM 
15.  Jahrb.  Namens  Rowley  nichts  weiss,  indem  eben  nur  Chatterton 
seine  alterthflmelnden  Producte  ftlr  die  Werke  eines  solchen  ausgab. 
—  VII  197  (zu  73,  20)  wird  yore  etymologisch  als  ae.  geö  übt  erklirt 
Es  ist  dies  die  zweite  von  den  beiden  Etymologien  bei  Webster  nsd 
ohne  alle  Berechtigung:  ne.  yore  lässt  sich  von  me.  i^ore^  jßare  nicht 
trennen  und  dieses  wieder  nicht  von  ae.  geära ,  das  unmöglich  gt^ 
der  sein  kann,  sondern  nur  der  Gen.  PI.  von  geär=:ffear. 

Die  (im  Princip)  deutschen  Anmerkungen  bei  Werner  sind 
reicher  und  eingehender,  offenbar  mit  grosser  Liebe  zur  Sache  nai 
nicht  ohne  grundlichere  Kenntniss  des  modernen  Sprachgebrauch 
gemacht.  Aber  ihre  Fassung  ist  mitunter  nicht  besonders  glücUkk. 
So  lesen  wir  in  der  Anmerkung  zu  126,  4  Mrs.  Eduard  Plummer: 
«Nach  englischer  Sitte  nimmt  die  Frau  in  allen  ausserhänshch« 
Beziehungen  den  Vornamen  des  Mannes  in  Gebranch,  z.  B.  auf  Via- 
tenkarten,  Biiefadresseu^.  105,  2.  ^^Girl  als  zärtliche  Bezeichnnag 
einer  Frau  darf  in  diesem  Falle  am  wenigsten  überraschen,  da  Fni 
Dot  wirklich  noch  ein  Kind  ist.  Heisst  doch  Penolope  noch  puella  ii 
lat.  und  giiechischen  [also2>u^//a  auch  griechisch?]  Dichtem,  alaikr 
Sohn  Telemach  nach  zwanzigjäliriger  Abwesenheit  des  Gatten  nd 
Vaters  auf  Reisen  geht  um  ihn  aufzusuchen  Ein  wurzelhaft  Terwind- 
tes  finden  wir  in  dem  betreffenden  griechischen  Wort,  dem  das  ndd.„G(lr^ 
sicher  nicht  fremd  ist.^  An  der  letzten  Stelle  ertappen  wir  den  Yo- 
fasser  auch  überm  Etymologisieren,  an  das  er  sich  aber  ohne  üehr 
gehende  sprachwissenschaftliche  Studien  zu  wagen  scheint.  Girl  inl 
ndd.  ^Gör"  werden  in  der  Regel  verglichen,  vielleicht  mit  Becht; 
welches  griechische  Wort  meinte  aber  Werner V  doch  wol  xogr^^  xoiff^ 
dieses  aber  mit  girl  zusammenzustellen  verbietet  das  Gesetz  is 
Lautvei-schiebung.  —  Zu  2,  3  heisst  es :  j^Match  Wetteifer  ans  mäi 
(make)  GenosßQ ,  meet  zusammentreffen.^  match  xmd  make  gehfim 
allerdings  zusammen,  aber  mit  mate  und  meet  haben  sie  zonicW 
nichts  zu  thun.  —  56,  20:  ^das  uralte  (!)  deutsche  gähi  gau«  gei  [w 
soll  das  sein  ?] ,  lustig  [dass  es  in  nhd.  jäh  erhalten,  scheint  Wemv 
nicht  zu  wissen]  bildet  ein  Deteriorativ  'geir**  usw.  usw.  —  AmA 
über  die  Interpretation  mancher  Stelle  könnte  man  wol  verschiedaMr 
Ansicht  sein.  9,  18  z.  B.  for  fear  I  should  spoil  it  kann  schwariU 
mit  Werner  in  dem  Sinne  gefasst  werden,  „er  wollte  durch  soldi 
Schmeicheleien  den  jungen  Weltbürger  nicht  hochmüthig  maciMi 
(spoil).  Der  weitere  versteckte  Scherz  aber  liegt  darin,  dass  er  füwfc' 
ten  muss  die  geliebte  kleine  Frau  noch  mehi*  zu  ärgern  {sp^ü  kr 
good  humour).^  Ebenso,  wie  12,  9  1  should  only  have  spoiUüwi 
21,  9  i  know  I  sl^ould  spoil  it  und  sonst,  fuichtet  John  hier 


^v 


A.  Heinrich  ^  Grammatik  d.  deatschen  Sprache,  ang.  y.  /.  Bappol^    55S 

sich  ihm  aufdraogenden  Witz  nngeschickt  heraaszubringen ,  ihn  zu 
Terderben,  weshalb  er  ihn  lieber  nicht  vollendet.  -  Der  Verfasser  wird 
jedenfalls  gul;  than  bei  einer  etwaigen  zweiten  Auflage  auf  >den  sprach- 
lichen Ausdruck  mehr  Sorgfalt  zu  verwenden  und  na^nentlich  alle 
Etjrmologien ,  die  ohnediess  in  erklärenden  Anmerkungen  nur  ganz 
ausnahmsweise  angebracht  sind,  vollständig  zu  streichen. 

Wien,  Juni  1873.  Julius  Zupitza, 


Grammatik  der  deutschen  Sprache  für  Mittelschulen  und  ver- 
wandte Anstalten  in  mehrsprachigen  Landern.  Von  Anton  Heinrich, 
Professor  am  kais.  kgl.  Obergymnasium  in  Laibach.  Laibach  1873. 

Gymnasialschüler  in  der  deutschen  Sprache  zu  unterrichten, 
selbst  solche,  deren  Muttersprache  die  deutsche,  ist  nicht  so  leicht  als 
mancher  glauben  dürfte,  der  wenig  theoretischen,  noch  weniger  prak- 
tischen Einblick  in  die  Sache  hat;  die  Wichtigkeit  dieses  Unterrich- 
tes aber  entgeht  wol  keinem.  Wo  liegt  nun  die  Hauptschwierigkeit? 
In  dem  Weg  zum  Ziele ,  in  dem  Wie  des  Unterrichtes.  Ueber  das 
Ziel  selber  ist  sich  jeder  Lehrer  klar,  aber  der  sicherste  Weg  dazu 
ist  noch  nicht  gefunden.  Man  werfe  nur  einmal  (ich  gehe  auf  den 
grammatischen  Unterricht  allein  über)  einen  kurzen  Blick  in  meh- 
rere Grammatiken  der  deutschen  Sprache  I  Wie  muss  schon  die  Ver- 
schiedenheit in  der  Nomenklatur  der  technischen  Ausdrücke  diesen 
Unterricht  im  Allgemeinen  stören,  ja  sogar  in  seinen  Gmndprincipien 
schädigen,  besonders  bei  Lehrerwechsel,  wie  er  jetzt  leider  nur  zu 
häufig  vorkommt!  Wie  verschieden  gehen  femer  die  Verfasser  vor 
in  der  Zergliederung  des  grossen  Stoffes,  in  der  Anordnung  der  ein* 
seinen  Theile!  Wie  mannigfaltig  sind  femer  die  Methoden  bei  der 
Behandlung  des  Ganzen,  sowie  der  einzelnen  Theile !  Für  manches 
freilich  werden  sich  wie  anderwärts  so  auch  da  nie  allgemeine  Nor- 
men aufstellen  lassen,  es  wird  vom  Individualismus  entweder  des 
Lehrers  oder  der  Schüler  abhängen ;  auf  der  anderen  Seite  aber  wird 
es  im  Laufe  der  Zeit  doch  dazu  kommen,  dasseine  bestimmte  Methode 
als  die  am  sichersten  und  leichtesten  zum  Ziele  führende  anerkannt 
und  angewendet  wird.  In  letztererBeziehung  nun  darf  kein  Versuch 
Ifleich  von  vomberein  zurückgewiesen  werden ;  wenn  er  aber  wirklich 
snr  Klärang  des  Gebietes  beiträgt,  so  muss  man  ihn  mit  Freude 
willkommen  heissen.  Ein  solcher  Versuch  nun,  ja  bedeutend  mehr 
als  ein  Versuch,  ist  die  Grammatik  der  deutschen  Sprache  von 
A.  Heinrich.  Der  Verfasser  hat  von  manchen  anderen  Verfassern 
deutscher  Grammatiken  das  voraus,  dass  ihm  eine  langjährige  Pra- 
xis zu  Gebote  steht ;  schon  daraus  lässt  sich  ein  Schloss  ziehen  auf 
lie  vielen  Vorzüge,  welche  dieses  Lehrbuch  für  die  Praxis  hat.  Näher 
Saranf  einzugehen  und  diesen  Punct  erschöpfend  zu  behandeln,  ist 
Dicht  meine  Absicht.    -Nicht  das  habe  ich  mir  zur  Aufgabe  gestellt, 


554    Ä.  Heiimck,  Grammatik  d.  deutschen  Sprache,  ang.  v.  /.  BappM. 

sondern  ich  gedenke  durch  diese  kleine  Abhandlung,  auf  dem  Stand- 
puncte  stehend ,  den  Heinrich  einnimmt,  einige  Partien  seiner  Me- 
thode zu  beleuchten,  resp.  zu  begründen,  femer  Aenderungen  vorzu- 
schlagen und  zu  begründen.  Ich  will  al^o  Bemerkungen  zum  gram- 
matischen Unterrichte  in  der  deutschen  Sprache  an  Gymnasien 
überhaupt  geben,  Bemerkungen  die  allgemeines  Interesse  haben  dürf- 
ten; die  Grammatik  von  Heinrich  bietet  mir  nur  den  leitenden  Faden 
dazu.  Üeber  den  ersten  Theil  der  Grammatik,  die  Wortlehre,  werde 
ich  wenige  Bemerkuugen  machen,  einerseits  weil  in  diesem  Theile 
die  Methode  sowie  der  Lehrstoff  nicht  so  vielen  Schwankungen  unter- 
liegen, andererseits  weil  an  Gymnasien  die  Satzlehre  in  den  Vorder- 
grund des  grammatischen  Unterrichtes  tritt  (Org.-Entw.  S.  123). 
Hiebei  sehe  ich  davon  ab,  dass  diese  Grammatik  für  mehrsprachige 
Länder  berechnet  ist.  Trotz  dieses  Umstandes  aber  knüpfe  ich  meine 
Bemerkungen  an  diese  Grammatik ,  weil  sie  vermöge  der  darin  be- 
obachteten Methode  sehr  gut  auch  in  solchen  Classen  sich  verwen- 
den lässt,  wo  nur  Schüler  von  deutscher  Muttersprache  sind.  Gerade 
diese  Grammatik  aber  habe  ich  mir  zu  dem  genannten  Zwecke  ausge- 
sucht, weil  sie  (in  ihrem  syntaktischen  Theile)  nach  meinem  Urtheile 
die  beste  ist  von  allen  bisher  erschienenen ,  die  ich  genauer  kenne. 

Wortlehre. 

§  6.  „Der  Vocal  wird  entweder  gedehnt  oder  flüchtig  ausge- 
sprochen.* An  anderen  Stellen,  z.  B.  §  7,  2,  §  8  Ende,  spricht 
Heinrich  von  langen  und  kurzen  Vocalen.  Entweder  die  eine  oder 
die  andere  Benennung  hätte  consequent  durchgeführt  werden  sollen. 
Heutzutage  wird  sich  wol  wenigstens  die  Mehrzahl  der  Lehrer  für 
die  erstere  entscheiden ;  denn  spricht  man  in  der  ersten,  zweiten  und 
dritten  Glasse  von  langen  und  kurzen  Vocalen  ,  so  hat  man  dies  in 
der  vierten  Classe,  wo  die  Metrik  gelehrt  wird  (um  von  anderen  pä- 
dagogischen Misslichkeiten  zu  schweigen),  wiederum  auszumerzen, 
wenn  anders  man  nach  dem  Standpuncte  der  Wissenschaft  vorgeht, 
die  da  sagt,  dass  der  Versbau  im  Deutschen  auf  dem  Accent,  auf  der 
Betonung  und  Tonlosigkeit  der  Silben  beruht ,  im  Lateinischen  und 
Griechischen  auf  der  Quantität,  auf  der  Länge  und  Kürze  der  Silben, 
dass  man  also  zwar  im  Lateinischen  und  Griechischen  von  langen 
und  kurzen  Silben  (Vocalen)  sprechen  kann,  im  Deutschen  aber  nicht 
oder  blos  insofern,  als  man  „langen  Vocal**  gleichbedeutend  mit  „ge- 
dehnten Vocal"  nimmt;  und  wozu  diese  Verschiedenheit  der  Bedeu- 
tung bei  einem  und  demselben  Wort,  wenn  sich  ein  anderer,  bezeich- 
nender Ausdruck  für  die  eine  Bedeutung  findet? 

§  95.  Hier  sollte  einiges  über  die  sogenannten  Grundformen 
bemerkt  sein,  dass  man  dai'an  die  Conjugation,  ob  stark  oder  schwach, 
erkenne,  dass  sie  Grundformen  heissen ,  weil  sie  der  Conjugation  zu 
Grunde  liegen,  d.  h.  weil  man  mittelst  ihrer  alle  Formen  des  Zeit- 
wortes bilden  könne ;  dann  Beispiele  ich  lob-«,  ich  lob-^e,  geAöb^t ; 


iL  Eeiffifidi,  Grammatik  d.  deutschen  Sprache^  ang.  ▼.  /.  ^ppoUL    55S 

schwach :  ich  sing-e,  ich  sang,  ge-^ung-en :  stark :  and  so  mehrfach 
durch  Beispiele  nnd  Fragen  einüben.  Das  ist  ein  für  die  Conjugation 
wichtiger  Punct. 

§  97,  3.  Was  hier  gelehrt  wird,  ist  unrichtig.  „Er  ist  be- 
flissen, er  ist  bekümmert,  er  ist  ergeben*"  sind ,  strenggenommen, 
nicht  die  Perfecta  zu  ^Er  befleisst  sich,  er  bekümmert  sich  ,  er  er- 
gibt sich  ^,  sondern  die  Perfecta  heissen:  „Er  hatsichbefli8sen"u.8.w.y 
wie  ja  Heinrich  selbst  §  100,  2  richtig  lehrt,  dass  alle  reflexiven  Zeit- 
wörter das  Perfect  mittelst  des  Zeitwortes  haben  bilden.  Vielmehr 
sind  „beflissen,  bekümmert,  ergeben^  zu  Adiectiven  gewordene  Par- 
ticipien  Perfecti. 

Man  vergleiche  der  Bedeutung  nach  „gelegen,  besonnen^  u.  ä. 
„Die  Stadt  liegt  auf  einem  sanft  ansteigenden  Hügel^,  gleichbedeu- 
tend mit  „ist  gelegen^.  Namentlich  das  Wort  „gelegen^  sollte 
irgendwo  besprochen  sein,  weil  es  öfters  vorkommt  und  von  den  Schü- 
lern gewöhnlich  falsch  verstanden  wird. 

Satzlehre. 

Hat  man  Schüler,  welche  in  die  erste  Gymnasialclasse  eintre- 
ten, in  der  Satzlehre  der  deutschen  Sprache  zu  unterrichten,  so  muss 
man  sich  vor  allem  umsehen,  was  sie  mitbringen  und  wie  sie  diess 
innehaben ;  hiezu  aber  hat  man  u.  a.  auch  einen  Blick  auf  die  Volks- 
schule zu  werfen.  Da  ist  nun,  wie  allgemein  bekannt,  vor  Kurzem 
eine  bedeutende  Aenderung  eingetreten:  die  deutsche  Grammatik 
^wird  sowoi  qualitativ  als  auch  quantitativ  an  Volksschulen  jetzt  nicht 
so  gelehrt  wie  früher.  Dieses  darf  das  Gymnasium  nicht  übersehen, 
und  auch  das  Lehrbuch  hat  diesen  sowie  manchen  andern  im  Laufe 
der  letzten  Jahren  geänderten  Verhältnissen  Rechnung  zu  tragen. 
Jetzt  bi-ingen  die  Schüler  von  der  Volksschule  geringe  (intensive) 
Kenntniss  der  Satzlehre  mit.  Kein  Punct  darf  daher  als  bekannt 
vorau^esetzt,  jeder  muss  gleich  gründlich  behandelt  werden ;  ferner 
muss  die  Satzlehre  von  vom  begonnen ,  und  es  muss  dann  so  fortge- 
schritten werden,  wie  es  die  Genesis  des  Satzes  verlangt.  —  Aus 
dieser  kurzen  Erwägung  ergeben  sich  wichtige  Anforderungen  an 
die  Methode,  Anfordeningen,  'Welche  das  Gymnasium  früher  nicht  zu 
erfüllen  hatte,  denen  es  aber  jetzt  unbedingt  nachkommen  muss. 
Bios  einige  davon  sollen  kurz  besprochen  werden. 

Zuerst  wird  den  Schülern  die  neue  Kegel  gesagt,  dann  werden 
sie  zum  Verständniss  und  zur  Aneignung  derselben  hingeleitet.  Wo- 
durcÄ  aber  wird  diess  am  besten  und  sicherten  erreicht,  erprobt, 
emgeübt,  festgehalten  ?  Durch  Beispielsätze  (ich  sage  ausdrücklich : 
Sitze,  denn  Verbindungen  von  Wörtem,  wie  sie  Heinrich  an  meh- 
reren Stellen,  z.  B.  §  126,  bietet,  halteich  nicht  für  passend).  Deren 
genügen  jetzt  nicht  mehr  so  wenige  wie  früher.  Mit  Freuden  ist  es 
daher  zu  begrtissen,  dass  Heinrich  zur  Einübung  der  Regeln  sehr 
viele  Beispiele  gesammelt  hat;  diess  ist  einer  der  wichtigsten  Pancte, 
worin  sich  diese  Schalgrammatik  von  mancher  anderen  vortheilhiaft 


556    Ä,  Hemricky  Gramtnatik  d.  deotschen  Sprache,  %ng.  ▼.  J.  Rappotd, 

unterscheidet,  sowol  in  der  Wortlehre,  als  auch  in  der  Satzlehre ; 
in  der  letzteren  sind  Beispielsätze  noch  nothwendiger  als  in  der  erste- 
ren,  damit  die  syntaktischen  Regeln  gründlich  verstanden  und  gleich- 
sam gefühlt  werden.  Der  Lehrer  wird  sich  selbst  mit  der  grossen 
Anzahl,  welche  Heinrich  bietet,  in  manchen  Fällen  nicht  begnügen, 
sondern  noch  manche  Beispiele  aufsuchen  oder  bilden,  namentlich 
zum  Zwecke  grammatischer  Aufgaben ;  diese  sind  ja  auch  viel  noth- 
wendiger, als  oft  geglaubt  wird. 

Auch  über  die  Qualität  der  Beispielsätze  habe  ich  einiges  zu 
bemerken.  Vor  allem  eine  wichtige  Anforderung  an  dieselben,  welche 
ich  noch  nirgends  erfüllt  gefunden  habe :  In  den  Sätzen  sollen  keine 
anderen  Satztheile  vorkommen,  als  die  bis  zu  jener  Stelle  der  Syntax 
behandelten:  warum  diess,  wird  sich  Jeder  selbst  sagen  können,  zu- 
mal wenn  er  einmal  in  den  letzten  Jahren  praktisch  mit  diesem  Un- 
terrichte sich  beschäftigt  hat.  Nur  bisweilen  können  auch  andere  Sätze 
eingefügt  werden ;  die  Schüler  müssen  dann  von  selbst  herausbrin- 
gen oder ,  wenn  diess  nicht  der  Fall ,  aufmerksam  gemacht  werden, 
dass  ihnen  dieser  oder  jener  Satztheil  noch  unbekannt  ist.  Wenn 
nun  der  Verfasser  diese  Anforderung  erfüllen  will  (nach  einer  pri- 
vaten Mittheilung  wird  er  es  thun),  so  wird  es  ihm  freilich  viele  Mühe 
kosten,  doch  der  Lohn  für  die  Praxis  ist  gross !  Geht  er  an  diese 
Arbeit,  so  dürfte  er  gut  thun,  auch  manche  andere  Sätze  auszuschei- 
den, die  vermöge  ihres  Inhaltes  nicht  recht  passen  wollen.  Beispiele 
lassen  sich  ja  genug  bilden  oder  finden;  wie  viele  können  nicht  schon 
der  Naturgeschichte,  der  Geographie,  der  Mathematik,  der  äusseren 
und  inneren  Geschichte  der  Griechen  und  Römer  entnommen  werden ! 
Man  glaube  janicht,  dass  ich  die  Andeutungen  des  Org. -Entw.  S.  122 
unrichtig  auffasse!  Warum  sollen  denn  immer  nnr  Sätze  geboten 
werden,  wie  sie  sich  z.  B.  bei  Wilhelm  Prakt.  Pädag.  S.  129  finden? 
Bei  den  einen  denkt  der  Schüler  zu  wenig  (z.  B.  Wir  lesen.  Es  reg- 
net), bei  den  anderen  sollte  er  mehr  denken,  als  ihm  möglich  ist 
(z.  B.  Sich  regen  bringt  Segen.  Aufgeschoben  ist  nicht  aufgehoben) : 
und  dann  soll  er  oft  lange  in  demselben  Genre  bleiben!  Warum 
sollen  Beispielsätze  wie :  Die  Römer  waren  kriegerisch.  —  Die  Grie- 
chen waren  den  Wissenschaften  sehr  ergeben.  —  Kyros  der  Aeltere 
war  der  erste  König  der  Perser.  —  Alexander  der  Grosse  war  ein 
tüchtiger  Feldherr.  —  Der  Adler  ist  der  grösste  Raubvogel  Europa's. 
—  Ist  der  Mond  grösser  als  die  Erde?  —  Welches  ist  der  wichtigste 
FlussOesterreichs?  —  Warum  also  sollen  solche  Sätze,  an  passender 
Stelle  angewendet,  tadelnswerth  sein?  Man  lasse  nur  einmal  die 
Schüler  selbst  Sätze  bilden,  und  man  wird  sich  bald  überzeugen,  dass 
sie  sich  mit  Vorliebe  auf  diesen  Gebieten  bewegen.  Sollen  sie  aber 
immer  Sätze  allgemeinen  Inhaltes  bilden,  so  ahmen  sie  entweder  ge- 
hörte Beispiele  nach,  oder  sagen  etwas  sinnloses,  oder  unsinniges, 
oder  —  gar  nichts ;  alles  dies  kommt  bei  einem  derartigen  Verfah- 
ren öfter  vor,  als  vielleicht  mancher  gestehen  will.  —  Nur  muss 
sich  dann  der  Verfasser  und  nicht  weniger  der  Lehrer  an  das  hal- 


A.  Hemrich,  Grammatik  d.  deutschen  Sprache,  an^.  ▼.  /.  BaijßpM,    557 

ten,  was  z.  B.  Wilhelm  a.  a.  0.  S.  123  ff.  gut  hemerkt:  Es  dürfen 
Tor  allem  keine  Sätze  geboten  werden,  deren  Inhalt  erst  erklärt  wer- 
den müsste,  and  der  Lehrer  darf  nicht  erklären  wollen,  was  die 
Schüler  von  selbst  wissen. 

Ich  möchte  dem  Verfasser  rathen,  n.  a.  auch  ein  lateinisches 
[Jebnngsbuch  der  ersten,  resp.  der  zweiten  Olasse  zur  Hand  zu  neh- 
men und  zweckmässige  Sätze  auszuwählen;  er  wird  deren  gewiss 
manche  finden.  Auf  diese  Weise  verschafft  er  seinem  Lehrbuche  auch 
einen  anderen,  praktischen  Vortheil.  In  der  ersten  und  zweiten 
Classe  sind  nämlich  Deutsch  und  Latein  gewöhnlich  in  der  Hand  des- 
selben Lehrers,  sollten  es  wenigstens  sein.  Ein  solcher  Lehrer  wird 
nun  mit  Freude  die  Gelegenheit  ergreifen,  kurze  Sätze,  bei  denen  es 
leicht  möglich  ist,  ins  Lateinische  überti-agen  zu  lassen,  gewöhnlich 
wol,  wenigstens  anfanglich,  von  einem  der  „besseren"*  Schüler,  damit 
die  Sache  schneller  von  statten  gehe.  Man  werfe  mir  ja  nicht  vor, 
dass  ich  wie  oben  so  auch  hier  das  Deutsche  zum  Knecht  anderer 
Fächer,  hier  des  Lateinischen,  mache!  Oder  kann  man  sagen,  dass 
ich  dadurch  den  Zweck,  das  Ziel  des  grammatischen  Unterrichtes 
verkenne  oder  verfehle  ?  Gewiss  Niemand.  Ich  wenigstens  musste 
es  vom  Standpuucte  des  Erfolges  aus  nie  bedauern,  dieses  Verfahren 
bisweilen  angewendet  zu  haben.  Die  so  verwendete  Zeit  ist  auch 
keine  verschwendete  zu  nennen ;  es  wird  ja  dadurch  das  eben  vor- 
liegende Ziel,  das  Verständniss,  die  Aneignung  und  Einübung  der 
Regel  und  des  Beispieles  in  hohem  Grade  gefördert.  Oder  sollte 
zwar  die  üebertragung  eines  lateinischen  Satzes  ins  Deutsche  bei 
einer  lateinischen  Begel  für  obige  Zwecke  förderlich  sein,  aber 
die  Üebertragung  eines  deutschen  Satzes  ins  Lateinische  bei  einer 
deutschen  Regel  für  dieselben  Zwecke  nicht? 

Auf  diese  Weise  kommt  auch  mehr  Leben  und  Abwechslung 
(diese  ist  ja  für  den  jugendlichen  Geist  so  wichtig  1)  in  die  Schule. 
Anfangs  freilich,  das  muss  ich  nach  meinen  Beobachtungen  gestehen, 
werden  die  Schüler  dadurch  von  dem  eigentlichen  Gegenstande  des 
Unterrichtes,  dem  Deutschen,  etwas  abgelenkt;  aber  dieses  ver- 
schwindet bald  in  Folge  der  Angewöhnung.  Selbstverständlich  muss 
hiebei  der  Lehrer  nur  ganz  passende  Sätze  (z.  B.  die  betreffenden 
lateinischen  Wörter  müssen  allen  Schülern  gut  bekannt  sein)  aus- 
wählen, überhaupt  sehr  rationell  verfahren. 

Also  nur  Sätze  nehmen  auch  aus  anderen  Fächern  und  aus 
irgend  einem  lateinischen  Uebungsbuche!  Dadurch  wird  der  deutsche 
Unterricht  nicht  im  geringsten  geschädigt,  sondern  nur  gefördert ; 
letzteres  gilt  auch  von  der  Gesammtbildung  des  jugendlichen  Geistes, 
was  ich  nicht  erst  zu  beweisen  brauche. 

Heinrich  schlägt  nur  einen  Weg  von  der  Regel  zum  Beispiele 
ein :   er  bietet  nach  der  Regel  das  fertige  Beispiel,  und  aus  diesem 
muss  dann  die  Regel  herausgesucht,  der  Satz  muss  analysiert,  res*^ 
definiert  werden  u.  s.  w.  Es  gibt  noch  einen  Weg,  der  von  der  B( 
nun  Beispiele  führt;  man  küm  z.  B.  von  einem  Schüler  verla 


«men  Anssagesatr  za  MMen.  mit  »ien  zw^i  nntfaweiidisra 
tMlen.  amserd^n  ^'msm  Obj^rtdaecasatirand  zw^  attributiv 
tfreu,  Ton  den«»fi  dt?r  en»  mm  Subj«t.  »ier  anii<?re  zvmObject 
ten  habe.  Dies  Terfahren  \si  far  den  jcgendfieheii  Geist  seltf  bQ- 
dend,  nr^ä  t^i^.  irewAhnlich  mehr  als  z.  B.  die  Amljse  eines  rteebe- 
nen  Satze»,  ob  'fie  Regel  Terstanden  w«»rden.  Der  Lebrer  m^  mAt 
onterhtöäen.  biäweüeQ  derartige  Fragen  za  steüen.  SoRte  nicht  f« 
Lebrboeb  bierin  Toramreben? 

Was  die  Aneinanderreibnog  der  Sätze  betrifft.  s«t  dürfte  es  gvt 
sein,  die  einzelnen  nicht  znsnnniengeh(^gen  Sätze  durch  —  zn  tren- 
nen. Sonst  ist  zn  besorgen,  dass  der  Schfiler.  welcher  ja  die  Bei- 
spiele  j^fters  darchlesen  wird,  nmmterbrocben  fortlese :  dadurch  wird 
das  Denken  nicbt  besonders  gefordert. 

Ein  anderer  Gnmd  dafür  ist  z,  B.  ans  §  8  ersichtlich.  Im  er- 
sten Dirtando  sind  zwei  dnrch  Pnncte  getrennte  Satze,  welche  dem 
Sinne  nach  znsammengebl^ren.  Diess  kann  nun  dem  Scbfiler,  wenn 
nicht  obiges  Mittel  angewendet  wird,  anf  keine  andere  Weise  im 
Drucke  anscbanlich  gemacht  werden;  von  selbst  wird  er  es  in  man- 
chen Fällen  nicht  heransbringen ;  nnd  woza  soll  der  Lehrer,  der  die 
Schüler  jedesüills  darauf  aofmerksam  machen  müsste.  so  riele  Worte 
nntzlos  verschwenden? 

So  viel  habe  ich  fiber  die  Anzahl,  namentlich  aber  über  äle  Bie- 
«chaffenheit  der  Beispielsätze  bemerken  wollen.  Ich  gehe  zu  einem 
anderen  Pnncte  fiber. 

In  der  dent.«chen  Schnlgrammatik  von  Gottfried  Gnrcke  §  96 
wird  die  Genitivbes-timmnng  des  Prädicates  behandelt.  Da  kommen 
nnn  vor  der  pradicative  Genitiv,  der  Objectsgenitiv,  der  adverbiale 
Genitiv  und  zwar  des  Ortes,  der  Zeit  und  der  Weise,  endlich  der  pr§- 
positionale.  Eine  derartige  Anordnung  befolgt  Gnrcke  im  allgemei- 
nen; und  so  noch  manche  andere  Grammatiken.  So  konnte  man  an 
Gymnasien  froher  die  Syntai  behandeln ,  als  an  Volksschulen  die 
Satzlehre  intensiver  und  extensiver  behandelt  wnrde,  aber  jetzt 
durchaus  nicht  mehr.  Jetzt  muss  die  Genesis  des  Satzes  massgebend 
sein.  Und  hiemach  richtet  sich  Heinrich  bei  der  Zergliederung  der 
ganzen  Satzlehre  und  zwar  (um  die  Wahrheit  zu  sagen)  auf  eine 
meisterhaft  klare,  übersichtliche,  sachgemässe  Weise.  So  ist  es  vor 
allem  zu  billigen,  dass  er  eine  strenge  Scheidung  zwischen  Object 
und  Adverbiale  durchfuhri;  zwischen  beiden  Arten  von  Satztheilen 
besteht  denn  doch  im  allgemeinen  ein  wesoijtlicher  Unterschied.  Fer- 
ner kann  man  es  nur  billigen,  dass  die  Satzverbindung  nach  dem 
Satzgfiffige  behandelt  wird  (abweichend  von  den  meisten  Grammati- 
ken). Der  natürliche  Gang  vom  einfachen  erweiterten  Satze  fQhrt 
nicht  zur  Satzverbindung,  sondern  zum  Satzgefüge,  da  ja  letzteres 
nichts  anderes  ist  als  ein  einfacher  Satz,  worin  ein  Nebensatz  eiu 
Satztheil  ist.  Was  das  praktische  betrifft,  so  könnte  man  freilich 
einwenden,  die  Lehre  vom  Satzgefüge  sei  viel  umfangreicher,  ver- 
wickelter, (ftir  die  Schüler)  schwerer  verständlich,    ümtku^^elclft 


Ä.  Heinrich,  Grammatik  d.  deutschen  Sprache,  an^.  ▼.  J.  RappM,    569 

ist  sie  freilich ,  doch  verwickelter  und  schwerer  za  verstehen  nnr 
scheinbar.  Der  Schüler  findet  nach  dem,  was  er  bereits  gelernt  hat, 
in  den  meisten  Fällen  viel  leichter  heraus ,  in  welchem  Verhältnisse 
ein  Nebensatz  zn  einem  Hauptsätze  stehe,  als  in  welchem  Verhält- 
nisse zwei  Hauptsätze  zu  einander  stehen.  Bei  der  Satzverbindung 
hat  ja  der  Schüler  die  ihm  ganz  fremden  Begriffe  Anreihung,  Ent- 
gegenstellung u.  s.  w.  zu  lernen;  bei  dem  Satzgefüge  aber  dreht  es 
sich  um  die  Satztheile  Subject,  Prädicat,  Object  u.  s.  w.  und  wa- 
rum soll  übrigens  mitten  zwischen  die  Besprechung  der  Satztheile 
etwas  ganz  hetei-ogenes  eingeschoben  werden? 

So  könnte  noch  manches  angeführt  werden ,  wie  Heinrich  den 
Stoff  trefflich  zergliedert.  Zu  ändern  dürfte  daran  sehr  wenig  sein; 
ich  will  hier  und  weiter  unten  einige  Puncto  kurz  besprechen. 

Vor  allem  will  mir  vorkommen,  dass  die  Gliederung  bisweilen 
ins  Uebertriebene  gehe.  Wenn  z.  B.  (in  der  Syntax)  von  einem 
Präpositionalausdruck  die  Bede  ist,  so  braucht  nicht  mehr  gegliedert 
zu  werden  d)  Dativ  mit  Präposition ,  b)  Accusativ  mit  Präposition, 
wie  §  126,  6  geschieht.  So  werden  die  Schüler  zu  sehr  von  der 
Hauptsache  abgelenkt.  Obige  Gliederung  wissen  sie  schon  selbst, 
übrigens  kommt  sie  hier  gar  nicht  in  Betracht.  Multum,  non  mnlta. 
Der  Schüler  soll  ja  nur  eine  knappe,  richtige  klare  Uebersicht  der 
Satzlehre  bekommen,  aber  als  verstandenes,  nie  zu  verlierendes  Eigen- 
thum !  Und  das  kostet  dem  Lehrer  und  dem  Schüler  Zeit  und  Ar- 
beit genug!  Alles  überflüssige  muss  daher  wegfallen.  Um  noch 
ein  Beispiel  anzuführen:  §  126,  5  wird  der  attributive  Genitiv  ein- 
getheilt:  a)  subjectiv,  b)  objectiv,  c)  qujditativ,  d)  partitiv.  Diese 
Gliederung  (die  übrigens  nicht  vollständig  ist,  man  kann  ja  auch 
von  einem  Genitiv  des  Ursprunges,  des  Inhaltes,  des  Eigenthums, 
von  einem  quantitativen  Genitiv  u.  s.  w.  sprechen)  halte  ich  für 
überflüssig.  Alles  das  lernt  der  Schüler  später  in  der  lateinischen 
und  in  der  griechischen  Syntax  eingehender  und  ausführlicher;  um 
aber  diese  Eenntnisserweiterung  an  der  gehörigen  Stelle  einfügen  zu 
können,  muss  er  gleichsam  die  Grundpfeiler  der  Satzlehre  richtig 
verstanden  haben  und  fest  im  Gedächtnisse  behalten. 

Das  Attribut  habe  ich  überall  vor  dem  Öbjecte  aufgezählt  und 
behandelt  gefunden.  Ist  das  vom  Standpuncte  der  Praxis  ans  zu 
billigen  und  sachgemäss?  Keines  von  beiden.  Nicht  sachgemäss 
ist  es  :  das  Prädicat  ist,  was  die  Schüler  nach  dem  bisherigen  schon 
wissen,  der  wichtigste  Bestandtheil  des  Satzes,  wie  die  Betonung 
zeigt:  Der  Knabe  lernt  (sollte  daher  nicht  auch  das  Prädicat  vor 
dem  Subjecte  behandelt  werden?).  Es  ist  daher  sachgeibäss  die 
Ob] ectser Weiterung  des  Prädicates  vor  dem  Attribute  zu  behandeln. 
Freilich  kann  man  einwenden,  für  die  Praxis  sei  die  Lehre  vom  At- 
tribute einfacher ,  die  vom  Object  complicierter ,  umfangreicher 
(wenigstens  wenn  sie  so  behandelt  wird,  wie  von  Heinrich,  was  tfnr 
zu  loben),  und  daher  empfehle  es  sich  zuerst,  jene  vorzunehm^b. 
Doch  dagegen  lasst  sich,  ebenfalls  in  Bteog  BEiif  die  Praxis,  etwM 


560    Ä,  Heinrich,  Grammatik  d.  deutschen  Sprache,  aug.  ?.  J.  BappoUL 

angeben,  was  für  die  Behandlung  des  Objectes  vor  dem  Attribute 
spricht.  Wird  nämlich  das  beachtet,  ^was  ich  oben  in  Betreff  der 
Beispielsätze  bemerkt  habe,  werden  also  nur  solche  Sätze  gewählt, 
in  welchen  blos  die  bereits  behandelten  Satztheile  vorkommen,  so 
lässt  sich  die  Lehre  vom  Attribut  sachgemässer  behandeln,  wenn  die 
vom  Object  vorausgegangen  ist,  da  Attribute  auch  zu  Objecten  tre- 
ten ;  der  Schüler  gewinnt  also  auf  diese  Weise  einen  besseren,  rich- 
tigeren Einblick  in  die  Lehre  vom  Attribut.  Zugleich  lassen  sich 
viel  leichter  Beispielsätze  geben.  —  Es  ist  also  zu  behandeln  :  Prä- 
dicat,  Subject,  Object,  Attribut,  Adverbiale.  Die  Theorie  freilich  ist 
damit  nicht  einverstanden,  dass  zwischen  Object  und  Adverbiale,  die 
zu  Verben  treten,  das  zum  Nomen  tretende  Attribut  eingeschoben 
wird ;  doch  für  die  Praxis  bietet  es  manche  nicht  zu  unterschätzende 
Vortheile. 

Ein  grosser  Vorzug  der  Heinrich'schen  Grammatik  ist  es, 
Jass  den  Schülern  vor  jedem  Abschnitte  der  Syntax  zuerst  eine  kurze 
Uebersicht  geboten  wird.  So  gehen  sie  dann  mit  Verständnis  an  die 
nähere  Ausführung  der  ünterabtheilungen  und  verlieren  den  Zusam- 
menhang viel  weniger  aus  den  Augen.  —  Es  gibt  ein  Mittel,  bei 
dessen  Anwendung  der  Schüler  zu  zeigen  hat,  dass  er  auch  die  ün- 
terabtheilungen in  ihrem  Znsammenhange  mit  den  Hauptabschnitten 
inne  habe.  Es  kann  z.  B.  gefragt  worden :  was  für  ein  Satztheil 
kann  der  Genitiv  sein  ?  So  kann  am  Schluss  der  Lehre  vom  ein- 
fachen Satze  gefragt  werden,  was  für  ein  Satztheil  der  Nominativ, 
der  Genitiv,  der  Dativ,  der  Accusativ,  der  Prapositionalausdmck  sein 
könne.  Das  kann  auch  mit  manchen  anderen  Pnncten  der  Syntax 
geschehen ,  mit  „es" ,  einem  (verkürzten  Satz  mit  einem)  Infi- 
nitiv mit  »zu",  femer  wie  ein  Substantiv  zu  einem  andern  Substantiv 
treten  könne,  u.  s.  w.  Ich  wünsche,  dass  das  Lehrbuch  hierin  vor- 
angehe, nicht  der  Sache  an  und  für  sich  wegen  (diese  muss  der 
Schüler  selbst  finden),  sondern  wegen  der  damit  verbundenen  Um- 
stände; es  müsste  nämlich  eine  derartige  Fi*age  gestellt,  dann  mit 
der  nöthigen  Gliederung  kurz  die  Antwort  gegeben,  hiebei  auf  die 
betreffenden  §§  verwiesen,  und  für  jeden  Fall  blos  ein  Beispiel  ge- 
boten werden,  vielleicht  am  besten  eines  der  bereits  dort  behandel- 
ten; oder  es  könnte  dem  Schüler  durch  blosse  Verweisung  auf  die  be- 
treffenden §§  die  Antwort  gegeben  werden ;  jedoch  auch  bei  diesem 
Verfahren  Gliederung  und  Beispiele. 

Die  folgenden  Bemerkungen  knüpfe  ich  an  den  leitenden  Faden 
der  Grammatik  an. 

§.  117.  Die  Entstehung  eines  Satzes  muss  den  Schulern  an- 
schaulicher gemacht  werden.  Da  ist  sehr  gut,  was  Wilhelm  a.  a.  0. 
S.  129  bemerkt.  Auch  später,  wenn  die  Erweitemngen  behandelt 
werden,  sind  die  Schüler  öfters  aufmerksam  zu  machen  auf  die  Be- 
griffseinheit, wie  z.  B.  das  Attribut  mit  dem  Hauptworte,  zu  dem  es 
tritt,  einen  einheitlichen  Begriff  bilde,  das  Prädicat  mit  dem  Objecte, 
wie  dann  die  einzelnen  einheitlichen  Begriffe  lu  einer  Gedankenein- 

i 


A.  Heinmch,  Gnimmatik  d.  deutschen  Sprache,  ang.  t.  J.  BappoUL    661 

heit  verbanden  werden  u.  s.  w.  Aehnlich  muss  beim  Satzgefftge 
und  bei  der  Satzverbindung  mit  den  Sätzen  verfahren  werden. 

§  119,  2,  Anm.  Die  Bemerkung  über  .es**  als  Vorläufer  des 
(bestimmten  sollte  hinzugefügt  sQm\  Subjectes  ist  unrichtig.  Wenn 
^^es*"  deshalb  falsch  wäre,  weil  ,,alles^  Subject,  so  würde  es  ja  auch 
in  „Es  rollt  der  Donner*^  falsch  sein.  Es  muss  vielmehr  heissen: 
,.  Dieses  es  steht  immer  vor  dem  conjugiertan  Verb  (nach  welchem 
dann  das  bestimmte Subject  steht);  kann  es  diese  Stellung  nicht  ein- 
nehmen, so  muss  es  wegfallen.  Beispiel:  Es  lebte  einst  ein  König, 
aber:  Einst  lebte  ein  König,  und:  Ein  König  lebte  einst.  Es  steht 
gewöhnlich  nur  in  Aussagesätzen;  vgl.  Es  rollt  der  Donner:  Aas- 
sagesatz, regelrechte  Wortfolge:  Der  Donner  rollt,  mit:  BoUt  der 
Donner?  Fragesatz. 

§  123.  Der  Fall:  „Das  ist  Freundschaft.  —  Das  sind  Schätze, 
—  Es  sind  meine  Freunde''  u.  ä.  (z.  B.  was)  ist  übergangen. 

§  124.  Auch  die  Betonung  der  Satztheile,  die  eben  mit  der 
Wortfolge  zusammenhängt,  sollte  besprochen  sein.  Gut  behandelt 
von  Wilhelm  a  a.  0.  S.  130  f.  —  So  auch  im  folgenden  an  den  ent- 
sprechenden Stellen. 

§  128.  Die  Schüler  sind  aufmerksam  zu  machen  auf  den  we- 
sentlichen Unterschied  zwischen  Object  und  Adverbiale,  dass  das 
Object  zur  Vollständigkeit  des  Begriffes  der  Thätigkeit  erfordert 
werde,  entweder  nothwendig  oder  bedingt  u.  s.  w. 

§  130,  Anm.  3.  Es  sollte  angegeben  sein,  wann  bei  der  Ver- 
wandlung ins  Passiv  n^on'%  wann  „durch**  anzuwenden.  Dagegen 
wird  von  den  Schülern  nicht  selten  gefehlt. 

§  132.  „Zwei  Objecto  von  einem  Verb  regiert."  Der  Fall  3 
,,zwei  Accusative"  sollte,  weil  wesentlich  verschieden,  wie  sich  u.  a. 
bei  der  Verwandlung  ins  Passiv  zeigt,  von  den  andern  drei  Fällen 
getrennt,  d.  h.  entweder  vor  oder  nach  ihnen  behandelt  werden,  eher 
letzteres.  Die  andern  drei  Fälle  findet  der  Schüler  leicht,  wenn 
man  ihm  sagt,  dass  das  nichts  anders  sei,  als  Verbindungen  der  ein- 
fachen Fälle,  also  Accusativ  and  Dativ,  Accusativ  und  Genitiv,  Accu- 
sativ  und  Präpositionalausdf  uck,  mit  der  Hinzufügung,  dass  die  noch 
übrigen  Verbindungen  Dativ  und  Genitiv,  Dativ  oder  Genitiv  und 
Präpositionalausdruck  sich  nicht  finden. 

§  153.  (Die  Hauptsache  von)  §  153  versteht  der  Primaner 
oder  Secundaner  schon  vor  §  124.  Soll  nun  dieser  §  dort  seine 
Stelle  erhalten  ?  Ja.  Dadurch  wird  für  die  Praxis  etwas  erreicht, 
was  nicht  zu  unterschätzen  ist.  In  den  Beispielen  vom  einfachen 
erweiterten  Satze  kann  dann  der  Lehrer  die  Sätze  nicht  blos  analj- 
Siüien,  sondern  auch  definieren,  d.h.  nicht  blos  die  einzelnen  Satztheile 
angeben  lassen,  sondern  auch  nach  Qualität  des  Satzes  in  Bezug  auf 
Inhalt  und  Form  fragen,  fragen  ob  ein  Satz  ein  Aussage-  (Erzähl-), 
ein  Frage-,  ein  Imperativ-,  ein  Wunschsatz  sei. 

Gorade  diese  Seite  eines  Satzes  erfordert  eine  sehr  eingehende 
Behandlung  und  lange  Uebung;  man  kann  die  Schüler  hierin  nie  g^ 


56t    Ä,  Heinrich,  Ghrammatik  d.  dentschen  Spimohe,  Mig.  t.  J.  BappoUL 

nag  üben,  welche  üebei*zeugung  sich  leicht  verschaffen  l&sst.  Anf 
diese  Weise  hat  man  auch  ein  Mittel  etwas  zu  verhüten,  was  sich  sonst 
leider  nur  zu  häufig  einstellt,  nämlich  dass  das  Anal  jsiereü  des  Satzes 
,,in  gedankenlosen  Mechanismus  ausarte  und  keineswegs  den  siche- 
ren Beweis  vom  Verständnisse  des  Satzes  liefere*'  (Wilhelm  S.  140). 

Dass  in  den  §§  120,  122,  134,  127,  136,  138,  140,  142, 
144,  146,  148,  150, 152  die  Subject-,  AUribut-  und  Adverbialsätze 
ziemlich  ausführlich  besprochen  werden,  billige  ich  vom  Standpuncta 
der  Praxis  aus  nicht.  Das  ist  fQr  den  Schüler  verwirrend,  es  geht 
ihm  dadui*^  das  verloren,  was  anf  der  betreffenden  Stelle  eigentlich 
gelehrt  wird,  die  genaue  Eenntniss  der  Satztheile,  welche  nicht  S&tse 
sind.  Erst  wenn  vom  Satzgefüge  die  Rede  ist,  soll  diess  alles  be- 
sprochen werden.  Ich  machte  es  so.  Bei  der  Aufzählung  desaen, 
was  z.  B.  Attribut  sein  könne,  fügte  ich  zum  Schlüsse  hinzu :  ein 
Nebensatz  (Attributsatz).  Am  Schlüsse  der  Besprechung  der  ein- 
zelnen Satztheile  mussten  sich  also  die  Schüler  merken,  dass  auch 
ein  Nebensatz  dieser  Satztheil  sein  köune.  So  kann  es  dann  in 
§157  heissen:  „Ein  Nebensatz  kann  somit  im  Verhältniss  zum 
Hauptsatze  das  sein,  was  ein  Nomen  iu  einem  einfachen  erweiterten 
Satze  sein  kann,  nämlich  Subject,  Prädicat  u.  s.  w.  Es  gibt  also 
Subjectsätze,  Prädicatsätze  u.  s.  w.^ 

§§  156  und  178.  „Zu  einem  logischen  Ganzen*'  versteht  der 
Primaner  oder  Secundaner,  dem  man  diese  Definition  des  zusammen- 
gesetzten Satzes  ganz  gut  bieten  kann  und  gewiss  bieten  muss,  nicht ; 
wol  aber  versteht  er  es,  wenn  mau  sagt  „Zu  einem  einheitlichen 
Gedanken**.  Dass  der  Gedanke  wirklich  ein  einheitlicher  sei,  muss 
dann  bei  Besprechung  der  Beispiele  öfters  dargelegt  werden,  s.  oben 
zu  §  117. 

§  157.  Ich  nehme  hierund  in  der  Aufschrift  vor  §  171  in 
Uebereinstimmung  mit  der  Aufschrift  von  §  141  die  Bezeichnung 
Causalitätsätze  und  sage :  diese  zerfallen  iu  Causalsätze,  Finalsätze 
u.  s.  w.  Den  Unterschied  zwischen  Causalsätzen  und  Caosalitätsätzen 
fühlt  der  Schüler  bald  heraus.  Analog  nehme  ich  dann  bei  der 
dritten  Art  der  Adverbialsätze  die  Bezeichnung  Modalitätsätze  nnd 
sage :  Diese  zerfallen  in  Modalsätze  u.  s.  w. 

§  158.  Der  Vollständigkeit  halber  könnte  es  heissen:  ,,Die 
Nebensätze  sind  entweder  Substantiv-  oder  Adjectivsätze.  —  Ein 
Nebensatz,  welcher  ein  Substantiv  oder  eiuen  substantivisch  ge- 
brauchten Redetheil  vertritt ,  heisst  Substantivsatz.  Welcher  Satz 
heisst  also  ein  Adjectivsatz  ?  —  Der  Substantivsatz  kann  im  Satzge- 
füge das  sein,  was  das  Substantiv  im  einfachen  erweiteii;en  Satz, 
also  1)  ein  Subjectsatz*'  u.  s.  w. 

In  den  §§  186,  .187  und  188  möchte  ich  viel  mehr  Beispiel- 
sätze sehen.  Diese  §§  bringen  zwar  für  den  Schüler  nichts  neues, 
sondern  nur  Anwendung  des  bereits  gelernten  in  weiterem  Umfange; 
aber  gerade  diese  Anwendung  ist  für  den  Verstand  und  das  Ver- 
st^ndniss  dei'  Sätze  ungemein  bildend,  schärfend  nnd  übend  and 


A,  AtfirM,  Grammatik  d.  dentBchen  Sprache,  ang.  y.  J.  fiappold.    6SS 

muss  an  zahlreichen  Beispielen  yorgenommen  werden.  Die  Gram- 
matik soll  mehr  Beispiele  bieten;  dann  erst  kaim  ma^  passende 
S&tze  bei  der  Leetüre  auswählen,  und  so  behandeln  lassen. 

Zum  Schlüsse  will  ich  noch  einen  andern  hier  in  Betracht  kom- 
menden Punct  kurz  besprechen.  Heinrich  hat  die  t)ekaiinte  Methode 
bei  (mehrfach)  zusammengesetzten  Sätzen  die  einzelnen  Sätze  dnrch 
Buchstaben  zu  bezeichnen  und  so  das  gegenseitige  Verhältniss  der  Sätze 
auch  gleichsam  äusserlich  zu  veranschaulichen  —  diese  Methode  also 
hat  er  nicht  angewendet.  Ich  bin  im  Allgemeinen  auch  nicht  fOi*  diese 
Methode,  namentlich  nicht  beim  einfachen  Satze  und  bei  dem  ein- 
fach zusammengesetzten.  Hier  kann 'ja  der  Schuler  das,  was  er 
sagt,  sich  leicht  merken  und  gleichsam  geistig  überschauen  ;  es  nützt 
ihm  ausserordentlich  wenig,  wenn  er  eine  derartige  Bezeichnung  an- 
wendet, wol  aber  kann  es  zu  bios  mechanischer  Thätigkeit  führen ; 
überdies  geht  ja  Zeit  verloren.  Anders  Mngeg^  ist  es  beim  mehr- 
fach zusammengesetzten  Satze ;  der  Schüler  kann  zwar  oft'  das  Ver- 
hältniss der  Sätze  zu  einander  angeben,  behält  es  aber  nicht  im  Ge- 
dächtnisse, so  dass  dann  wieder  von  yoni  begonnen  werden  xnuss  und 
Zeit  verloren  geht,  um  von  andern  Diugen  nicht  zu  sprechen.  Ich 
bin  also  dafür,  dass  hier  der  Schüler  die  einzelnen  Sätze  in  der  ge- 
hörigen Aufeinanderfolge  definiere,  ihr  gegenseitiges  Verhältniss  an- 
gebe und  zugleich  das,  was  er  sagt,  auf  eine  leicht  vei'ständliche 
Weise  auf  die  Tafel  schreibe.  Dabei  sollen  die  Sätze  nicht  durch 
beliebige,  sondern  durch  zugleich  an  das  Wesen  erinnernde  Buch- 
staben bezeichnet  werden,  z.  B.  Hauptsatz  =  Hau.,  Objectssatz 
=  obj.,  Subjectssatz  =:  subj.,  attr.  u.  s.  w.  Nehmen  wir  den  Satz 
bei  Heinrich  S.  152:  „Die  Liebe  zur  Familie  ist  es,  die  uns  zu  An- 
strengungen treibt,  die  uns  das  Gluck  mitMässigunp  gemessen  lehrt, 
und  die  im  Unglück  unsere  Kräfte  aufrecht  erhält".  Diese  lasse  ich 
so  bezeichnen  Hau.  |  pr.,  |  pr.^  |  und  pr.,.  Der  Schüler  sieht  an- 
schaulich, dass  hier  ein  Hauptsatz  ist  und  drei  Prädicativsätze.  Neh- 
men wir  den  Satz:  „Es  ist  in  der  Ehrfurcht  für  das  Alter  so  viel 
sittliche  Schönheit  enthalten,  dass  selbst  diejenigen,  welche  sie  unter- 
lassen haben,  gezwungen  sind,  andern,  von  denen  sie  geübt  wird, 
den  vollsten  Beifall  zu  zollen.*'  (Ich  nehme  „zu  zollen''  nicht  als 
Satz,  abweichend  von  Heinrich.)   Da  haben  wir 

cons. 


Hau. 


mod. 


subj.  obj. 

Dieses  Schema  wird  der  Schüler  leichter  finden  als  das  bei 
Heinrich,  dann  wird  er  daraus  mehr  ersehen  denn  aus  jenem,  femer 
werden  Zeit  und  Worte  erspart  werden.  Oefters  wird  auch  eine 
Bezeichnung  wie  a*.  (6:  A)^  oder  ^  |  a  |  a,  oder  A(  a  \ai  d\  A 
genügen,  wenn  die  Bedeutung  der  verschiedenen  Alphabete  ui 


564        M.  Muth,  Die  bur-österr.  Mundart,  ang.  t.  ä.  SMn^OdL 

Klammem  kurz  erklärt  wird  (die  Bezeichnungen  der  letzteren  Art 
wendet  Nägelsbach,  ein  bekannter  Pädadog,  in  seiner  lateinischen 
Stylistik  darchgehends  an).  Doch  eine  solche  Bezeichnung  wird  na- 
türlich erst  in  der  dritten  und  vierten  Classe,  besonders  aber  im 
Obergymnasinm  bei  den  classischen  Sprachen  in  Anwendung  kommen 
dürfen. 

Elagenfnrty  im  September  1873. 

Jakob  Bappold. 


Bichard  yon  Mutb.  Die  bairisch-österreichische  Mundart  darpe- 

dtellt  mit  Rücksicht  auf  den   gegenwärtigen  Stand  der  deutschen 
Dialectforschung.  Wien,  Alfred  Holder,  1873. 

Hermann  Wagn  er.  Der  Unterricht  im  Deutschen  mit  Bücksicht 

auf  die  österreichische  Mundart.  Ein  Versuch.   Wien ,  in  Coiumission 
bei  Eubasta  und  Voigt  1873. 

Dr.  F.  S.  Hügel   Der  Wiener  Dialect.    Lexicon  der  Wiener 

Volkssprache.    Wien,  Pest,  Leipzig,  A.  Hartlebens  Verlag.  1873. 

In  der  ersten  der  angeführten  Schriften,  einem  Separatabdrocke 
aus  dem  diessj ährigen  Kremser  Bealschulprogramme ,  gibt  der  Ver- 
fasser nach  einer  in  ziemlich  wunderlichem  Stile  geschriebenen  Einlei- 
tung, die  von  der  Dialectforschuug  im  Allgemeinen  handelt,  ohne  jedoch 
Bemerkenswerthes  yorzubringen ,  nachstehende  Aufklärung  über  den 
Zweck  seiner  Arbeit:  „In  der  folgenden  Abhandlung  nun  ist  zwar 
keineswegs  eine  derartige  (lautphysiologische)  Untersuchung  des  bai- 
rischen  Dialects  unternommen,  wol  aber  ist  darnach  geti-achtet,  neue 
allgemeine  Gesichtspuncte ,  die  auf  den  eigänzteu  und  berichtigten 
Ergebnissen  der  bisherigen  Forschung  beruhen,  zu  gewinnen  und 
festzustellen,  welche  einerseits  zu  erneuter  kritischer  Untersuchung 
der  Frage  über  die  Abstammung  der  Baiern  anregen,  andererseits 
die  Grundlage  bilden  sollen  zur  lautphysiologischen  Darstellung  der 
Mundai-t.  Daran  knüpft  sich  eine  gedrängte  Uebersicht  der  Formen- 
lehre, um  die  charakteristischen  Eigenthümlichkeiten  festzustellen 
und  einiges  über  Volksdichtung  und  Alliteration ,  als  Beleg  für  die 
obeu  entwickelten  Behauptungen  von  der  erhaltenden  und  zerstören- 
den Kraft  des  Dialects".  Es  wiid  sich  zeigen,  in  wie  ferne  der  Ver- 
fasser seine  eigenen  Versprechungon  erfüllt  hat. 

Zunächst  wird  unter  HI.  S.  12  —  15  die  Annahme  vorgef^rt, 
dass  der  bajuvarischo  Stamm  mit  dem  gotisch-vandilischen  in  Zusam- 
menhang stehe.  Diese  Annahme  ist  nicht  neu,  auch  Scherer  hat  sie 
zur  Gesch.  d.  d.  Spr.  S.  164  aufgestellt,  v.  Muth  unternimmt  ihre  Be- 
gründung in  sechs  Puncten.  Ueber  die  Bewahrung  der  dualen  Form 
für  den  Plural  der  II.  Person  des  Pronomen  personale  und  des  Yer- 
bums,  welche  er  zuerst  anführt ,  kommen  wir  später  zu  apraclüB. 


',  Huth,  die  bair-östen.   Mundart,  ang.  v.  A.  Schünbacli. 


jüä 


Piuict  3  heisst:  „Die  consonantiBcheBrecbuug.uh nein ildergotisclieii 
vor  h  nnd  p".  Der  Verfasser  selbst  wagt  die  beiden  verglicbeneo 
Erscheinungen  bloss  als  ^ch  „ähnelnd"  zu  bezeichnen,  in  Wahrheit 
haben  sie  sonst  nichts  mit  einander  zu  schaffen,  uls  dass  sie  beide 
durch  CoDSODanten  hervorgebrachte  VocalveräDderiingeii  enthalten. 
Und  eine  Verbindung  solcher  der  Art  und  Zeit  nach  vollständig  aus- 
einander liegender  sprachlicher  Processe  erlaubt  man  sicli  als  Grund 
fOr  die  Verwandtschaft  zweier  deutscher  Stämme  anzugeben. 

„3.  Die  vielfache  Berührung  des  Tiroler  Dialects  mit  gotischem 
Spntchge brauche."  Sehr  viele  der  Beobachtungen,  welche  an  den  vom 
Verfasser  citierlen  Stellen  sich  finden,  sind  dilettantisch  angestellt 
and  ohne  wissenschaftücboo  Werth.  Sie  und  die  von  Jacob  Grimoi  an- 
gegebenen Wahmehrauiigen  würden  im  Falle  der  Richtigkeit  aber 
h^hstens  für  einen  Gruchthoil  des  bajuvarischen  Stammes  den  Zu- 
sammenhang mit  den  Goten  beweisen.  Als  4.  Grund  föhrt  der  Ver- 
fasser seine  eigene  Hyjiothese  von  der  Beception  des  westgotischen 
Eechtes  durch  die  Baiern  an.  Nach  der  Zurückweisung,  welche  dieser 
Einfall  im  Liter.  Centralblatt  1871,  Sp.  60  f.  erfahren  hat,  muss  es 
wunder  nehmen,  ihn  hier  nieder  anflehen  zu  sehen. 

5.  Die  Verschiedenheit  des  Namens  des  Kriegsgottes  bei  Ata- 
mannen  nnd  Bajuvaren.  Was  damit  für  die  Verwandtschaft  der  Goten 
und  BtOuvaren  bewieseu  werden  soll,  verstehe  ich  nicht,-  es  kann  da- 
durch nnr  die  Verschiedenheit  des  Ursprungs  der  Alamannen  und  Ba- 
jnvaren  bestätigt  werden,  die  Niemand  bestritten  bat.  Der  6.  Gmnd 
wird  wol  besser  ganz  citiert:  „Endlich  die  Localisienmg  der  gutischen 
Stammsage  u.  zw.  der  Wilkinen-  und  Harlungensage  im  Donauthal, 
in  der  Wachau  und  an  der  Erlafmüudung ,  der  Amelungensage  in 
Tirol,  namentlich  in  der  Etschklause  um  Heran  und  in  Passeier ;  das 
lotzttre  bedarf  keines  Beleges;  ebensowenig  die  (?)  HarUungoburg; 
Ober  Wielaui]  nnd  Wate  vgl.  Much  a.  a.  0,  —  derjenige  Grund,  auf 
den  ich  das  grösste  Gewicht  zu  legen  geneiL^'t  bin."  Ausser  der  confu- 
aen  StilisieruQg  ist  an  diesem  Satze  noch  bemerkons werth  die  ganz  un- 
glaubliche ünkenntniss,  die  der  Verfasserin  Bezug  auf  dis  Geschichte 
der  deutschen  Heldensage  an  den  Tag  legt,  vor  Allem  scheint  er  die 
Yilkiua  saga  nicht  zu  kennen. 

Alle  diese  Gründe  —  sofern  sie  nicht  vollständig  worthlos  sind 
—  gehören  zu  jenen,  deren  sechzig  zwar  aut  ein  Schuck  gehen ,  aber 
DOch  keinen  stichhältigen  Grund  ausmachen.  Staunenswerth  ist  die 
Sicherheit,  mit  der  sie  vorgetragen  werden.  Dass  ganz  andere  Gründe 
fOrjene  Philologen  und  Historiker,  welche  die  Annahme  eines  Ziisam- 
menhanges  zwischen  Goten  und  B^uvaren  begünstigten,  massgebend 
waren,  scheint  dem  Verfasser  fremd. 

In  dem  folgenden  Abschnitte  bespricht  v.  Mtith  nach  einigen 
«berfl&chlichen  Bemerkungen  über  die  Quantität,  gleich  oberflächlich 
den  Umlaut  und  schliesst  mit  dem  Satze:  „Cer  Mangel  desselben 
(dee  Umlants)  in  3.  3.  Präs.  erklärt  eich  aus  dem  frühen  Ausfall  des 
Siodevocal»  —  i  — ,  der  vielleicht  in  der  Bede  dua  V  '  ^ii 

«.»iMir.  87«!.  Uli.  VU,  a.  VUI.  Bali. 


586     R  Muik,  die  bair.-Merr.  Mundart,  ing.  t.  A.  SMtdbiKh. 

stattfand,  vor  (!)  noch  die  trübende  Wirkung  des  t  im  Deutschen 
überhaupt  begonnen  hatte.*'  Es  scheint  diess  eine  Lieblingsansicht 
des  Verfassers,  sie  kehrt  S.  33  f.  in  folgender  streng  logischer  Form 
wieder:  ,,Den  Grund  der  Bewahrung  der  ungebrochenen  und  unge- 
trübten Prasensformen  sehe  ich  im  frühen  Ausfalle  der  Bindeyocale, 
die  zwar  geschwächt  ihre  Fähigkeit  zu  brechen  und  umzulauten 
nicht  einbüssen,  im  lebendigen  Brauche  des  Volkes  aber  wahrschein- 
lich schon  abgeworfen  wurden ,  bevor  noch  irgend  eine  Form  ihren 
Einflüssen  unterlegen  war.''  Man  kann  nicht  annehmen ,  dass  der  Ver- 
fasser die  §§  281.  2.  der  bairischen  Grammatik  Weinhold*s  nicht 
gekannt  habe ,  in  denen  eine  grosse  Zahl  umlautender  Prasensformen 
ans  altbairischen  Denkmälern  verzeichnet  ist,  vielmehr  beruhen  diese 
Sätze  auf  einem  auch  sonst  noch  hervortretenden  Grundirrthume  des 
Verfassers.  Er  glaubt  nämlich ,  dass  neben  den  in  althochdeutschen 
Denkmälern  bairischen  Dialects  schriftlich  fixierten  Lauten  und  Formen 
noch  ganz  andere  in  der  Volkssprache  existiert  hätten,  die  nicht  aufge- 
zeichnet worden  seien.  Er  versetzt  somit  das  heutige  Verhältniss 
zwischen  Schriftsprache  und  Dialect  in  die  althochdeutsche  Zeit  und 
ignoriert  dabei  gänzlich,  dass  die  althochdeutschen  Denkmäler  für  die 
Sprachwissenschaft  nur  desshalb  werthvoll  sind,  weil  sie  eine  möglichst 
treue  Aufzeichnung  der  gesprochenen  Lante  und  Formen  enthalten. 
Es  berührt  sich  v.  Math's  Ansicht  in  fataler  Weise  mit  der  des  bie- 
dern Notars  Prinzinger  in  Salzburg,  der  in  seinen  im  Selbstverlage 
erschienenen  Büchern  allerdings  noch  ein  bischen  weiter  geht,  indem 
er  behauptet,  des  Ulfilas  Bibelübersetzung  wäre  eben  nur  ein  verdäch- 
tiges Stück  Pergament,  eigentlich  hätten  die  alten  Germanen  sammt 
und  sonders  gut  salzbui-giscben  Dialect  geredet. 

Was  im  folgenden  Absatz  über  Vocalerhöhung  bekannt  gegeben 
wird ,  leidet  ausser  an  Unvollständigkeit  noch  daran,  dass  alle  dialedi- 
schen  Erscheinungen  mit  dem  Stande  der  neuhochdeutschen  Schrifk- 
sprache  verglichen  werden.  Es  wird  dadurch  vieles  als  der  schu- 
pfenden Kraft  der  Mundart  entsprungen  bezeichnet,  was  nur  als  das 
Alte  bewahrend  aufgefasst  werden  kann. 

Absatz  VI  über  Nasalierung  und  Brechung  im  Zusammenhange 
zu  verstehen,  muss  Boferent  Anderen  überlassen;  das  Stück  wird  wol 
bedeutenden  Inhalt  haben,  da  der  Verfasser  am  Schlüsse  bemerkt: 
„Es  sind  hiemit  keine  neuen  Resultate  gewonnen ,  sondern  bekannte 
Thatsachen  unter  einem  neuen  Gesichtspunct  gefasst,  von  dem  aus 
weitere  und  wichtigere  Folgerungen  sich  vielleicht  werden  entwickeln 
lassen." 

Die  folgenden  Abschnitte  VII  über  Consonantismus ,  VIII  und 
IX  über  Declination  bieten  nichts  bemerkenswerthes.  Im  X.  Abschnitt 
„Grundformen  des  Verbums"  wird  auch  der  dialectische  Abfall  der 
Silbe  ge-  vor  dem  Part.  Prät.  erörtert  und  folgender  Ausspruch  gethan: 
„Es  ist  mir  gelungen,  die  Kegel  des  Abfalls  ausfindig  zu  machen: 
die  Vorsilbe  ge-  fallt  ans  vor  jeder  Media  und  Tennis  und  vor  der 
Aspirata  jT,  bleibt  jedoch  vor  allen  Halbvocalen,  f  und  h  ,  oder  mit 


ir 


j^ttth,  die  bair.-Usterr.  Hnndurt,  ang.  v.  vi.  SnliörAacIt.       507 

andern  Worten;  vor  allen  Lauten,  welche  aus  <ler  zweiten 
Lau  tvei'ücbiebuDghervor^egaDgea  sind,  wirft  das  Part. 
Pf.  Puaa  in  bairiBch-iisterreic bischer  Mundart  das  Aug- 
ment ab."  Abgesehen  davon,  dass  die  citierten  Beispiele  uicht  alle 
für  die  neue  Begal  taugen ,  t^ugt  die  Regel  an  und  fQr  »ich  nickte. 
Was  bat  der  besprocheue  Abfall  des  ge-  mit  dem  Umstände  zu  thnn 
dasB  einige  der  CoDHunnnteu,  Tor  denen  er  statt  bat,  aus  der  zweiten, 
Laotverscliiebiuig  hervorgegangen  sind:'  Ob  die  CousoiianteuverbiD- 
doDg  leicht  oder  schwer  auszusprechen  ist,  entscheidet  und  sonst  gar 
nichts.  Dass  g'baut  „mindestens  ebenso  leicht  anaznaprechen"  sei, 
als  gfunden,  ist  einfach  nicht  wahr.  Dem  Verfasser  ist  dberdiess 
eotgaagen,  datis  in  ganz  analoger  Weise  wie  beim  Part.  Prät.  der 
dialectische  Abfall  des  ge  ^  con  vor  Substantiven  stattfindet.  — 
S.  34  ff.  hat  Verfasser  willkommenen  Anlass  gefunden ,  in  der  li'ra^e 
ober  den  Ursprung  der  österreichisch  -  bairiscben  Foimen  auf-  ts  in 
der2.Pers,P]nr.gegenWeiuliuldgrCbliuh  zu  polemisieren,  ja  er  mochte 
auch  den  neuen  Abdruck  der  Grimm'schen  Grammatik,  den  er  wol 
sonst  noch  zu  tadeln  wei^s  (S.  8.  Anm.)  corrigieren.  Er  identifioiert 
die  genannten  Formen  mit  dem  gotischen  Dual.  Leider  hat  er  dabei 
des  ahd.  Auslautgesetzes  vergessen ,  das  er  ans  Scherers  oben  dtiertem 
Buche  S.  97  hätte  lernen  können,  wie  er  auch  ebendaselbst  S.  Uli 
sich  die  nOtbige  Aufklärung  in  der  ganzen  Frage  hätte  holen  mögen. 

Kinigc  oberflächliche  und  gehaltlose  Bemerkungen  fällen  die 
beiden  letzten  AbscJinitte  über  Präpositionen  und  Syntaktisches.  S.Sif 
bia41  fassen  die  Resultate  der  Arbeit  iu  energischen  und  bildor- 
teicben  (dem  Forscher,  der  sich  in  die  Mundart  vertieft,  „quillt  da, 
wie  aus  einem  hundertjährigen  knorrigen  Baume  der 
Saft,  ein  Born  schlichter  Treue  entgegen")  AusdrOckeo  zusammen. 

Die  ganze  Abhandlung  leidet  an  Flüchtigkeit  und  Ungenaaigkeit , 
wenn  auch  der  Verfasser  sich  für  sorgSItig  hält  (S.  41).  Schwer  ist 
eine  Vorstellung  eu  gebeu  von  der  Confusiiin ,  die  in  diesen  zwanzig 
Blättern  herrscht,  eine  Conl'usion,  die  mit  gi'oben  Stilfehlern  beginnt 
und  mit  argem  Ci  taten  Wirrwarr  endet.  Die  Unkonntuiss  in  ganz  ele- 
lutiutareri  i>ingen  liegt  klai'  am  Tage. 

Erwähnen  will  ick  noch  ein  paar  Beispiele  für  die  Art  der  Po- 
l«jnik,  die  v.  Muth  gegen  Waiuhold  fQhrt.  S.  13  Anm.  2  (Ober  con- 
sonantiBclie  Brechung^  lautet:  „Dagegen  in  absprechender,  nichts 
beweisender  Weise  Weinbold  §  Ibb."  Dort  aber  beiHst  es:  „Wenn 
Uriinm  Gesch.  d.  d.  Spr.  10:11  jenes  schd  für  rt  ohne  weiters  dem 
got.ni  -  sf;=  späteren  rt  gleich  »etzt,  so  scheint  er  mir  zu  irren,  da 
das  bair.  ithi  erst  ans  rt  hervovgieng,  wie  das  aus  der  reinen  Formel 
r«(  deutlich  erhellt."  S.  15.  Anm.  l  sagt  v.  Muth:  „Er  ^W>inllold) 
thnt  das  (die  Sonderung  der  Dlalecte  in  Untorarten)  voruclim  ab 
S.14.*  Vergleicht  man  dio  Stelle  bei  Weinhold  im  Zusummeuhange,  su 
lautet  sie:  „Aber  das  sind  kleine  Zuckungen  einzelner  Uu.-k«i' 
nicht  Abweicbungen  im  Körperbau ;  die  Farbe  spinlc  hier  un^l  da ' 
der»,  doch  die  Zeichnung  bleibt  dieselbe.  Das  Kärntische  uutur» 


äS» 


M 


568      R.  Wagner,  der  üflterricht  im  Deutschen,  vag.  t.  ÄMSehömbaih' 

det  sich  von  dem  Tiroler  oder  Steirischen  nicht  mehr  als  das  Layant- 
thaler  Kämtisch  von  dem  Gailthaler  oder  Möllthaler,  oder  die  unter- 
innthalische  Mundart  ?on  der  etschländischen.  Wer  hier  nach  Abgren- 
zungen strebt,  geräth  zuletzt  darauf,  nicht  die  Länder  sondern  die 
Häuser  von  einander  zu  sondern.  Ein  einziger  Laut,  zwei  oder  drei 
besondere  Worte  genügen  in  die  sprachliche  Physiognomie  besondere 
Züge  zu  tragen.  Aber  die  Wissenschaft  ordnet  nicht  nach  oberfläch- 
lichen Varietäten,  sondern  nach  organischen  Unterschieden.^  v.  Muth 
spottet  über  Weinhold's  Unklarheit  S.  10.  Anm.  2.  Man  yergieiche 
dazu  folgenden  Satz  v.  Muth's  S.  20  7)Der  Grund  des  Einflusses  der 
Liquidae  liegt  noch  nicht  klar,  doch  die  Ausnahme,  die  m  macht , 
erhellt  aus  der  zur  Hervorbringung  desselben  nothwendigen  Lippen- 
beweg u  ng  und  der  daraus  folgenden  Abneig ung  zur  Verengerung  der 
MundO£fh  ung  unmittelbar  vor  Hervorbringu  ng  der  labialen  Liquida.** 

Sapienti  sat. 

Eine  ungleich  erfreulichere  Erscheinung  ist  die  zweite  der  oben 
genannten  Schriften.  Ihr  Verfasser  bemüht  sich,  durch  eine  syste- 
matische Aufeählung  der  Eigenthümlichkeiten  des  niederösterreichi- 
schen Dialectes  dem  Lehrer  das  Vermitteln  zwischen  der  Untenichts- 
und  der  Schülersprache  zu  erleichtern.  Die  Arbeit  hat  also  zunächst 
einen  praktisch-pädagogischen  Zweck  und  erreicht  denselben  yoU- 
kommen.  Die  Zunammenstellung  mundartlicher  Eigenheiten  ist  weit- 
aus sorgföltiger  und  genauer  als  die  in  der  erstgenannten  Brochüie 
vorgelegte,  des  Verfassers  eigene  Bemerkungen  sind  anspruchslos 
und  von  groben  Fehlem  frei ;  die  kleine  Schrift;  scheint  daher  durch- 
aus zu  empfehlen. 

Es  dürfte  sich  sonderbar  ausnehmen,  dass  in  einer  wissenschaft- 
lichen Zeitschrift  ein  Buch  von  der  Qualität  des  an  dritter  Stelle  ge- 
nannten angezeigt  wird.  Wenn  Referent  einige  Worte  darüber  ver- 
liert, so  geschieht  es  nur,  um  der  Anmassung  entgegen  zu  treten, 
die  in  den  von  der  Verlagshandlang  verbreiteten  Annoncen  herrscht. 
Die  einleitenden  Worte  der  Hügerschen  Schrift  zeugen  von  gänzlicher 
Unkenntniss  der  einschlägigen  Forschungen,  das  Wörterverzeichniss 
ist  arg  unvollständig,  die  Erklärungen  sind  sehr  mangelhaft,  mitunter 
äusserst  trivial.  Das  Buch  mag  für  den  fremden  Besucher  Wiens 
nicht  ohne  einen  gewissen  practischen  Werth  sein,  eine  andere  Be- 
deutung besitzt  es  nicht. 

Graz,  im  September  1873.  Anton  Schönbach. 


pmKiTt 


Wayner.  Archi*  f.  a.  Gesch.  DautHcii,  Siiraclie,  iag.  v.  H.  Liimbd.  569 


Archiv  (ur  die  Geschichte  Deutscher  Sprache  und  Dichtung. 
Ini  Versiue  mit  Fachgelehrten  uoii  Litcrstnrfreonden  boräusgegebcn 
»on  J.  M.  Wagner.  Wien.  Verlag  tob  Knbasta  und  Voigt.  8*. 
Januu-'  und  Febmtrheft. 
Die  neue  Zeitschrift,  auf  welche  ich  hipr  mit  einigen  Wnrtcn 
aiitoerksam  machen  mSclite,  hat  sich  die  Anf^bo  gestellt,  hsapt- 
sächlich  fOr  die  neuhochdeutsche  Periode  unsei'er  Sprache  und  Lite- 
ratur ein  „Organ  für  Stofflieferung"  zu  bilden,  imgeföhr  in  dem  Sinne 
wie  früher  schon  zeitweilig  dnrch  HoFFmann's  und  Schade's  „Wei- 
marischeB  Jahrbach",  durch  doa  Ersteren  „Findlinge"  und  theilweiee 
auch  dnrch  Nanmann's  „Sei-apenm"  für  diess  Bedürfhiss  vorgesorgt 
war.  Gleich  diesen  Zeit-  und  Sammelschriften,  durch  kleinere  Ab- 
bandlangen, AnszOge.  bibliographische  Hittheilnngen,  Abdruck  von 
Texten  nnd  Bruchstücken  von  aolchen,  Veröffentlich  ang  von  Briefen, 
auch  wol  durch  gelegentliche  Anzeigen  einschlägiger  Bücher  u.  a,  f., 
will  das  neugegröndete  ^Archiv"  auf  dem  beregt«n  Gehtete  wirkeu. 
Vor  allem  soll  das  15 — 17.  Jahrhundert  dem  Programme  nach  Be- 
rücksichtigung Süden,  aber  schon  die  beiden  vorliegenden  Hefte  be- 
weisen, dasB  auch  die  ältere  Zeit  etwa  bis  in's  14.  Jahrhundert  zuräck 
sowie  die  eigentliche  classiscbe  Epoche  unserer  neueren  Literatur 
nicht  ausgeschloxsson  sein  soll.  Das  Wort  „Deutsch"  ist  dabei  wie 
bill^  in  weiterem  Sinne  aufgefasst,  der  auch  das  ältere  Niederlän- 
dische, Englische  und  Skandinavische  hereinzuziehen  gestattet.  Änf 
diesem  so  abgegrenzten  Gebiete  kann  die  neue  Zeitschrift,  ohne  mit 
Olren  älteren  germanistischen  Schwestemntemebmungen  in  störende 
Berfihrung  zu  kommen,  für  neuere  Studien  sehr  fördernd  werden :  jeder 
der  sich  mit  derlei  Dingen  überhaupt  beschäftigt  weiss,  dass  wir  ge- 
rade für  den  angegebenen  Zeitraum  unserer  Literatur  trotz  mancher 
herrorragenden  Leistung  noch  alle  Hände  voll  zn  thun  haben,  das 
Uaterial  zu  sammeln,  zu  sichten  und  zu  ordnen  und  den  richtigen  Ein- 
blick in  den  geschichtlichen  Zusammenhang  der  Thatsacheu  zu  ge- 
winnen. Ein  Organ,  das  die  einzelnen  arbeitenden  Kräfte  vereinigt 
nnd  in  BerQbrung  bringt,  kann  da  sehr  anregend  wirken,  wozu  noch 
der  ungemeine  Vortheil  kommt,  dass  dnrch  eine  solche  Zeitschrift 
auch  kleinere  Hittheilnngen  und  Notizen  vor  der  Geßihr,  unbeichtet 
verloren  zu  gehen,  geschützt  sind. 

Hit  den  beiden  ersten  Heften  führt  sich  das  neue  Unternehmen 
tat  eine  recht  hübsche  Interesse  erweckende  Weise  ein.  An  der  Spitze 
steht  ein  Beitrag  W.  Schere r's  'Zur  Geschichte  des  lateini- 
schen Dramas  im  16.  und  17.  Jahrhundert',  dem  weitere 
folgen  sollen.  In  dem  vorliegenden  zieht  der  Verfasser  unter  nach- 
drUcklichor  Hinweisung  auf  die  Wichtigkeit  deutscher  Leistungen  in 
lateinischer  Poesie  und  Prosa  für  die  Geschichte  unserer  Literatur 
einen  'vortrefflichen  lateinischen  Dichter  des  ausgehenden  16.  Jahr- 
huaderte'  ans  dem  Dunkel  hervor,  Christophorus  Brockhagius  aus 
Westphaleo,  von  dessen  'Nymphocomus  ,  einer  'im  Dienste  des  luthe- 


570  «/•  3£.  Wagner,  Archiv  f.  d.  Gescb.  Deutsch.  Sprache,  ang.  t.  J7. 

liM'liou  IhrotoHtantismuß'  geschriebenen  zu  Rostock  1595  gedrackten 
iltduiatischen  Bearbeitung  der  Pai-abel  von  den  klugen  und  tfaörich- 
toii  Jungfrauen  ein  Scenarinm  mitgethoilt  win],  das  freilich,  wie  der 
V(*rf.  Hülbst  bemerkt,  kaum  einen  Begriff  geben  kann  von  dm  Vor- 
'^itgon  feiner  echt  dramatischer  Behandlung  des  Gegenstandes,  noch 
wiuiigor  der  klaren  scharfen  anschaulichen  Sprache  voll  Leichtigkeit, 
KnMhoit  und  Gewandtheit  und  des  gelungenen  Versbaues,  weldbe 
Sdierer  diesem  wie  es  scheint  einzigen  Werke  des  Dichters  nach- 
rühmt ,  der  sich  unmittelbar  an  den  Alten  namentlich  Plaatus  geschult 
hat,  an  dessen  miles  gloriosus  sein  Drama  mehrfach  anklingt. 

Einen  zweiten  grösseren  Beitrag  hat  A.  Schönbach  geliefert 
mit  der  Heransgabe  eines  bisher  unbekannten  satirischen  Gedichtes 
HUH  dem  14.  Jh.  aus  der  Hs.  2880  der  Wiener  Hofbibliothek,  worin 
der  Teufel  Meister  Beuaus  mit  seinem  Knechte  Lasterbalg  als  Ani 
auftritt,  seine  Salken.  die  7  Todsünden,  anbietet  und  —  es  ist  eben 
Ostern  —  seinen  Rath  ertheilt,  wie  man  sich  von  der  langen  auirei- 
benden  Fastenzeit  erholen  soUe.  Das  Gedicht  ist  culturliistorisch  nicht 
ohne  Interesse.  Schönbach  weist  ihm  seine  Heimath  in  Oesterreich 
an,  wohin  nicht  blos  der  Sprachschatz ,  sondern  auch  die  Schildernn- 
gen  fQhren  (nur  die  Frage  ob  die  Vv.  5—588.  603  Anspielungen  auf 
Oesterreich  enthalten,  daif  man  bestimmt  verneinen)  Anregung,  Dis^ 
])08ition,  ja  den  ganzen  Rahmen  seines  Gedichtes  veidankt  der  Dichter 
dem  Renner  des  Hugo  von  Trimberg  ').  Weniger  glücklich  als  in  der 
Darlegung  dieses  Zusammenhanges  war  Schönbach  mit  dem  Yersncb 
den  obenerwähnten  überlieferten  Namen  Reuaus,  den  er  irrthüm- 
lieh  für  den  Namen  des  Dichters  ansieht,  der  sich  vielmehr  gar  nicht 
nennt,  in  Rennaus  zu  emendieren  und  darnach  das  Gedicht  „Meister 
Rennaus"^  zu  betiteln.  Da  ich  dem  Herausgeber  des  Archivs  soeben 
einige  Bemerkungen  zu  dem  Gedichte  eingesendet  habe,  in  welchen 
ich  den  Nachweis  versuchte,  dass  zu  einer  solchen  Aenderung  über- 
haupt kein  Grund  vorhanden  ist,  darf  ich  mich  hier  begnügen  auf  die 
nächsten  Hefte  des  Archivs  zu  verweisen.  Dort  werde  ich  ausser 
einigen  kritischen  Bemerkungen  auch  auf  Grund  einer  seit  Jahren 
in  meinem  Besitze  befindlichen  Abschrift  weitere  Berichtigungen  zum 
Abdruck  mittheilen,  welche  Schönbach,  der  im  2.  Heft  selbst  'Nach- 
trägliches zum  Meister  Rennaus'  bringt  (Berichtigungen  auf  Grund 
neuerlicherVergleichung  und  Kritisches)  noch  entgangen  sind^.Schön- 
bach  hat  sich,  da  eine  Umschreibung  iu*s  i*eine  Mhd.  nicht  mögUch 


*)  Bei  dieser  Gelegenheit  will  ich  nicht  unterlassen,  Herrn  Professor 
Schöubach  für  die  freundliche  Belehrung  S.  15  Anm.  zu  dankeo, 
worin  er  auf  einen  von  mir  (Erzählungen  und  Schwanke  S.  äl5) 
übersehenen  Vers  des  Renner  aufmerksam  macht,  durch  welchen 
die  Hypothese,  nach  welcher  Hugo  das  Gedicht  'der  Wiener  mer- 
vart'  gekannt  hat,  zur  Gewissheit  erhoben  scheint*.  Indes  sweifle 
ich,  ob  dieser  Vers,  auch  wenn  er  mir  gegenwärtig  gewesen  wäre, 
mich  bewogen  haben  würde  die  Sache  so  apodictisch  hinsusteUoi. 

*)  Vgl.  das  mittlerweile  erschienene  Maiheft  S.  235—240. 


J.  If.  Wagner,  AksMv  f.  d.GeBoL  Deutsch.  Sprache,  ang.  v.  H,  Lambel.  571 

ist,  mit  der  Wiedergabe  des  Gedichtes  nach  der  Handschrift,  die 
übrigens  einen  ganz  andern  mitteldeutschen  Dialect  aufweist,  begnügt 
'mit  Beseitigung  der  gröbsten  Unsauberkeiten',  HinzufQgung  der 
Interpunction  und  Anmerkungen,  worin  er  vorlegt  was  sich  ihm  zur 
Besserung  und  Erklärung  des  Textes  ergab.  Dabei  hätte  nun  ent- 
schieden mit  den  Beimen  des  Dichters  im  Widerspruch  stehendes 
(wie  meinst,  meinster,  was  Schönbach  selbst  bemerkt)  wol  füglich 
auch  entfernt  werden  dürfen;  auch  bedauere  ich,  dass  auf  den  Ver- 
such die  metrischen  Eigenthümlichkeiten  genauer  darzustellen,  ver- 
zichtet wurde.  Was  darüber  im  2.  Hefte,  S.  95.  96  beigebracht  ist, 
ist  sehr  allgemein  und  bedarf  namentlich  bezüglich  der  fehlenden 
Senkungen  noch  der  Ergänzung ,  vielleicht  Berichtigung.  Fehlende 
Senkungen  werden  fQr  diese  Zeit  bei  einem  Gedichte,  das  so  reichlich 
Kürzungen  und  ungrammatische  Betonungen  aufweist,  di&  gewiss  in 
dem  Streben,  dem  Vers  ohne  Rücksicht  auf  den  Accent  seine  Silben- 
zahl zukommen  zu  lassen,  begründet  sind,  nur  unter  ganz  bestimmten 
Einschränkungen  angenommen  werden  dürfen.  Gewiss  ist  an  manchen 
Stellen,  wo  scheinbar  die  Senkungen  fehlen,  die  Ueberlieferung  durch 
Ausfall  \on  Worten,  die  für  den  Sinn  entbehrlich  schienen,  verderbt. 
Einschlägige  Untersuchungen  für  das  14.  und  15.  Jahrh.  fehlen  uns 
noch  sehr  und  wären  gewiss  nichts  überflüssiges. 

Unter  den  kleineren  Beiträgen  des  ersten  Heftes  Zur  Fisch- 
art bibliographie,  Johann  Casimir  Kolb  von  Wartenberg 
Dichter  geistlicher  Lied  er.  Ein  böser  Druckfehler  König- 
blum  statt  hönigblum  in  der  Grabsclurift  auf  Melanchthon  bei  Ph. 
Wackemagel  Kirchenlied III,  1160)  von  W.  Crecelius,  Der  Pabst 
lebt  herrlich  in  der  Welt  von  B.  Hein,  Lavaters  Hand- 
bibliothek von  J.  Schrader  und  Findlinge  von  Hoffmann 
von  Fallersleben  (1.  Goethe  an  den  geh.  Bath  Schnauss,  aus 
'Jardin  Fontaine  vor  den  Thoren  von  Verdun  d.  10.  Sept.  1792'  2. 
Goethiana.  3.  Studenten  Trinkcommeut)  hebe  ich  aus  diesen  letzteren 
N.  2  hervor:  einen  Brief  Gruber's  aus  Weimar  7.  September  1806, 
worin  zwei  Gedichte  Goethe's  mitgetheilt  werden :  'Er  und  sein  Name^ 
(auf  Klopstock's  grammatische  Studien)  und  der  'Prolog  zu  dem^  (am 
24.  Nov.  1781  aufgeführten)  'Zauberspiel:  Midas':  Nachricht  von 
diesem  hat  bereits  A.  Scholl  gegeben,  Goethes  Briefe  an  Fr.  v.  Stein 
2,  115  Anm.,  wornach  Grubor's  Mittheilung  nicht  vollständig  zu  sein 
scheint ,  denn  die  Inhaltsangabe  zu  den  einzelnen  Acten  (Scholl, 
S.  116)  fehlt. 

Das  zweite  Heft  eröffnet  ein  sehr  interessanter  Beitrag  eines 
ungenannten  Mitarbeiters,  'Johannes  Nas  und  die  Jesuiten^ 
worin  'nach  einer  Abschrift  im  Museum  Ferdinandum  zu  Innsbruck 
ein  Schreiben  des  J.  N.  aus  Innsbr.  30.  Jänner  1573  an  den  Pfarrer 
von  Klausen  (Brixener  Diöcese)  mitgetheilt  wird ,  das  sowol  durch 
den  Aufschluss  den  es  über  den  Conflict  des  berühmten  Predigers  mit 
den  Jesuiten  gewährt,  als  durch  den  köstlichen  Ton  voll  Kraft  und 


572  J.  M,  Wagner,  Archiv  f.d.  Gesch.  Deutsch.  Spi^he,  ang.  ▼.  ülZamM. 

Ironie  anzieht,  womit  der  unberufene  Friedensyermittler  abgethan 
wird  •). 

Der  Herausgeber  selbst  hat  zu  diesem  Hefte  zwei  Beitr&ge  bei- 
gesteuert: den  Abdruck  eines  Theiles  des  Spmchgedichts  „Die  fanl- 
schelmzunft  der  zwelf  pfaffenknecht^  von  Hans  Betz, 
der  eine  Bearbeitung  des  aus  Grimm  Kinder-  und  Hausm&rchen  Nr. 
151  u.  151*  bekannten  Schwankes  enthUt,  und  Ueber  Lessing's 
Entdeckung  einer  altdeutschen  Messiade  in  Kloster- 
neu  bürg  (die  Hs.  N.  von  Philipps  Marieuleben). 

Ausser  diesen  Beiträgen  und  den  schon  erwähnten  Nachträgen 
zum  Meister  Bennaus  enthält  das  Heft  Beiti-age  von  K.  GOdekezDie 
Lieder  des  Hans  Sachs  (Mittheilung  des  genauen  Verzeichnisses 
'aus  dem  autographischen  Register  über  alle  seine  Dichtungen*  auf 
der  Zwickauer  Kathsbibliothek),  von  A.  Lütolf:  Ueber  ein  Schau- 
spiel von  St.  Wilhelm  d.  i.  ^Graf  Wilhelm  von  Aquitanien,  der  die 
Partei  des  Gegenpabstes  Analect  ergriff,  endlich  dann  vom  hl.  Bernhard 
sich  bekehren  liess  und  in  S.  Jago  di  Compostella  1137  starb.  ''MitgetheUt 
wird  daraus  ein  Beleg  f.  die  Sitte  des  Abschiedstrinkens  als  St.  Jo- 
hannessegen), von  Th.  Yernaleken:  Klopstock  an  Herder 
und  von  Ho  ff  mann  von  Fall  er  sieben:  Findlinge  (4.  Jean  Paul 
an  Alexander  I.  Kaiser  von  Russland.  5.  Theodor  Kömer  an  seine 
Eltern.  6.  Briefe  an  Karl  Bayer  von  Helmina  von  Chezy,  Ernst  Fr. 
V.  Feuchtersieben  u.  E.  M.  Arndt.  7.  Müllner's  Dichteri*uhm).  Zu  diesen 
letzteren  muss  ich  bemerken,  dass  der  Brief  Th.  Kömer's  bereits  ge- 
druckt ist  in  der  Ausgabe  seiner  Werke  von  Adolf  Wolff,  Berlin  18 58. 
8®.  Bd.  4,  233;  doch  stimmen  die  Abdrucke  an  mehreren  Stellen 
nicht:  statt  einzuimpfen  (S.  89  Z  15)  hat  Wolff:  einzuflössen, 
statt  Böblingen  (Z.  22):  Döbling,  statt  Harri  (Z.  25)  richtig 
Herrl,  die  Worte 'Den  Ancillon- Freunde^  am  Schlüsse  fehlen 
bei  Wolff. 

Indem  ich  schliesslich  noch  die  gefällige  Ausstattung  hervor- 
hebe, wünsche  ich  dem  'Archiv'  das  beste  Gedeihen  durch  eifrige 
Unterstützung  von  Seite  seiner  zahlreichen  Mitarbeiter,  aber  auch  durch 
jene  Theilnahme  der  Leser,  ohne  welche  ein  solches  Unternehmen 
auf  die  Dauer  nicht  bestehen  kann. 

Oberhollabrunn  27.  April  1873.  H.  Lambel. 


')  S.  61,  15  ist  euch  wol  Druckfehler  für  auch. 


af.  Pangerl.  ürkandsnbnch  d.  CiätenianserBtäfteg,  iing.  v,  F.  Krones  578 


TJrlundenbnch  des  ehemaligen  Gisterzienserstiftes  Golden- 
bron  in  BSfamen.  Besrb.  v.  Mathiaa  Paneerl.Hit  einem  NiLchtrage 
und  einet  Karte.  Wien  1872.  XVI.  692  SS.  8°. 

(FontM  rerum  anstr.  2.  A.  XXXVII.  Bd.] 
Der  Name  des  Bearbeiters  der  Goldenkroner  UrkuDdonsamtu- 
Inn^  hat  in  der  Bpecialgeschichtliclien  Literatur  Oesterreicha  einen 
guten  Klang,  Der  gewissenhafte  Fleiss ,  der  Geist  der  Ordnung  und 
Sorgfalt,  der  mikruskopi sehen  Genauigkeit  so  zu  sagen,  die  richtig« 
Selbstbeschränknug  auf  ein  geschichtliche b  Gebiet ,  dae  er  nach 
allen  Richtungen  darchpflngt  und  darum  auch  vollkommen  beherrscht , 
diese  verdienstlichen  Eigenschaften  von  bleibendem  Werthe  sichern 
Pangerl,  inabesondere  als  Specialhisturiker  des  südöstlichen  Böhmens, 
seiner  engem  Heimat,  einen  achtbaren  Platz.  Seins  verschiedenen 
Abhandlungen  in  dem  Organe  für  Geschichte  der  Deutschen  in  Böh- 
men, insheaundere  die  jüngsten:  ^Wok  von  Bosenboi^''  und  _Ziiwisch 
von  Falkenstein"  *) ,  liefern  den  Beweis  dafür;  vor  Allem  jedoch  bot 
das  in  einem  fiühem  Bande  der  Fontes  rerum  aui>triacai-nui  abgedruckte 
.ürkundenbuch  von  Hohenfurt".  dieses  LiebÜngaklosters  der  Rosen- 
berge den  AafschlusB,  wie  sehr  auf  diesem  Boden  der  Geschichte 
Böhmens  der  Verf.  heimisch  sei,  dasa  er  das  südöstliche  Angelände 
des  Böhmertraldes  eelne  archivalische  Domaine  nennen  dürfe.  Das 
Goldenkroner  Urkundenbuch  ti'itt  dem  Hohonfurter  ebenbürtig  an 
die  Seite,  ja  wir  sind  versucht,  dem  letzteren,  was  Reichhaltigkeit 
der  ErUateruDgen  und  namentlich  topographisch-  ethnographischer 
Daten  betrifft,  den  Vorzug  einzuränmen.  Nur  langjähiige  Studien  und 
der  Vollbesitz  der  Kenntniss  des  archivalischen  Materiales ,  über  wel- 
chen das  fürstlich  Schwarzenbei^ische  Haue  verfügt,  beföbtgten  den 
Verf.  SU  einer  solchen  eindringlichen  Arbeit.  Die  eigentliche  Urkun- 
de nsammtung  umfasst  262  Stöcke,  welche  vom  J.  136^  bh  1559 
reichen.  Daran  schliesst  sich  ein  Nachtrag ,  entnommen  einer  Gol- 
denkroner Series  abbatum ,  welche  in  den  sechziger  Jahren  des  17. 
Jabrbanderts  niedergeschrieben  wurde  und  nunmehr  im  Stifte  Hohen- 
fart  aufbewahrt  wird ;  andererseits  einer  zweiten  ebenfalls  daselbst 
verwahrten  Series  und  einem  Kmmauer  Verzeichnisse  der  urkuudlicheu 
Bestände  des  Goldenkroner  Archives.  Es  sind  im  Ganzen  56  Stücke, 
«eiche  zwischen  die  Jahre  1281  imd  l&OO  fallen. 

Das  reiche  Orts-  Personen  und  Sachenregister,  78  Seiten,  zwei- 
spaltig, umfassend,  macht  die  Benützung  der  Urkunden  und  Acten 
leicht;  überdiess  unterstützt  ein  gutes  Kärtchen  der  Goldenkroner 
DotationBgQter  den  topographischen  Einblick  in  die  Sache. 

Das  „Vorwort"  bespricht  die  Zugehörigkeit  der  dem  Buche 
einverleibten  Urkunden,  Briefe  und  Acten,  rechtfertigt  das  Vorgehen 
in  Verf.  in  der  Wiedei'gabe  der  Eigennamen  und  der  von  solchen 
gtbildeten  Adjectiva,  besonders  der  in   deutscher   und   böhmischer 


•)  In  IX  und  X.  Jahrg.  der  Mitth.  des  V.  f.  Gesch.  der  Dentechen  i.  B. 


574       F.  ExaWj  zur  Geschichte  Oesterreich^B,  ang.  v.  F.  Krone». 

Sprache  vorfindlichen ,  den  chronologischen  Schlusepunct  der  Edi- 
tion, als  welcher  das  Jahr  1500  erscheint,  obschon  auch  darüber 
aus  sachlichen  Gründen  hinausgegriffon  wurde  und  die  Natur  der 
reichlichen  Anmerkungen  und  Belege. 

Die  „Einleitung"  richtet  zunächst  den  Blick  auf  den  Ur- 
sprung dos  Klosters,  wobei  die  geläufige  Ansicht,  Goldenkron  sei  von 
Otokar  II.  zum  Andenken  an  den  KroissenbrunnerSieg  (1260,  12.  Juli) 
gegründet  worden,  zurückgewiesen  erscheint  und  skizziert  die  weitere 
Geschichte  des  Klosters. 

Mit  besonderer  Vorliebe  und  mit  vielem  Bechte  hat  sich  der 
Verf.  der  colonisatorischen  Bedeutung  der  Goldenkroner  Pun- 
dation  und  dem  deutschen  Ansiedlungswesen  des  ganzen  Ge- 
bietes zngewcndet.  Man  braucht  da  nur  die  gehaltvollen  Bemerkun- 
gen der  Einleitung  (S.  IX — XIII),  der  Anmerkungen  S.  2 — 8,33—35, 
49 — 50,  117—118,  149 — 150  usw.  in's  Auge  zu  fassen.  Nicht  min- 
der anerkennungswerth  ist  die  scharfe  Auseinanderhaltung  der  echten 
und  unechten  Urkunden.  Die  Hauptzahl  der  Urkunden  ist  lateinisch, 
denen  sich  solche  in  deutscher  und  böhmischer  Sprache  zugesellen. 
—  Für  die  historische  Ortskunde  des  südöstlichen  Böhmens  und  die 
Hausgescliichte  der  mächtigen  Rosenberge  ist  mit  Pangerl's  Urkun- 
donbucho  von  Goldenkron  ein  reiches  und  wohlgeordnetes  und  mehr 
als  das  —  ein  lichtvoll  verarbeitetes  Material  geboten. 

Graz.  F.  Krones. 

Zur  Geschiclito  Oesterreiclis  unter  Ferdinand  L  1519  —  1522. 

Ein  Bild  ständischer  Parteikämpfe ;  iiacli  den  Quellen  bearbeitet  von 
Prof.  Victor  v.  Kraus.  Im  Anh.  Briefe  und  Actenstücke  dieser  Pe- 
riode. Wien  1873,  Alfred  Holder,  Beck'sche  Univ.  Buchandlung.  V. 
114  XXXIII  SS.  8«. 

Mit  Vergnügen  bogrüsst  Ref.  diesen  willkomenen  Beitrag  zur 
Staatsgeschichte  Oest^^rreichs  in  einer  der  bedeutsamsten  Epochen.  Seit 
Buchholz'  Geschichte  Ferdinands  I.  —  diesem  schwerfälligen ,  schwer 
verdaulichen  aber  stofTreichen  Werke  —  kam  es  zur  Veröffentlichung 
massenhaften  Quellonstoffes  für  die  Zeit  von  1526  —  1564;  die  ein- 
leitende Periode  von  1519  an  erscheint  ungleich  kürzer  bedacht  und 
doch  verdient  sie  eine  quellcnmässige  Beleuchtung  in  hohem  Grade. 
Die  Lage  der  deutschhabsburgischen  Provinzen  nach  Maximilian's  L 
Tode ,  ihr  autonomes  Selbstgefühl ,  der  Zusammenstoss  dos  letzteren 
mit  den  landesfürstlicheu  Hoheitsansprüchen,  deren  fremdländischer 
Beigeschmack  missüel ,  das  Wetterleuchten  des  Bauernkrieges  usw. 
vorleihen  diesem  Eingangscapitcl  zur  Gesammtstaatsgeschicbte  Oester- 
reichs,  wie  man  die  Zeit  v.  1519  —  1525  zu  nennen  versacht  wird, 
ein  besonderes  Interesse. 

Die  vorliegende  Arbeit  bietet  eine  ungemein  sorgfältige  und 
erschöpfende  Monographie  der  ständischen  Bewegung  des  Oesterrei- 
chischen  Landes  v.  1519  —  1522.  Durch  sie  ist  Oberleitner'a  gleich- 
artige Schrift  in  Allem  and  Jedem  überholt. 


• « 


.  Kravn 


t  Gtöcliichte  Oeetetreich's. 


'.  ÜTOnes. 


315 


Die  ,eiiile!tpndcn  Momente"  (1 —  10)  sldmieron  dio 
ng  Max  1.  zu  den  Ständen  seiner  Provinzen,  das  Vorhalten  des 
fiüteB  zu  der  Landeohaft  und  mr  Wiener  Commune,  die  traa- 

er  Voi-ät.immnng  letzterer. 

Per  erste  Absclinitt  (10  —  47)  behnndelt  „den  Keim  iinil 
Jio  Entwicklung  einer  allgemeinen  Bewognng  in  den  n jede rOsterreidii- 
Bchon  Erbländern".  Mit  genauer  Kenntniss  aller  maBsgobendon  Vor- 
gänge wird  der  Gang  des  CfFentlichen  Lebens,  die  Pbpiognomie  dos 
Ständetliums  Eezeir.bnet,  das  Gleicharf.igft des  ständischen  GebaUrenB 
tD  der  gfiUroadcn  üehergangBoiiocho  gekennzeichnet.  „Bei  aller  Ver- 
Echiedenlieit  der  Ziele,  zu  denen  die  fflnf  Lander Ediliesslich  gelangen, 
liegt  doch  etwas  ungemein  Annluges  in  den  Anfängen  nnd  Motiven. 
£s  ist  der  eine  Sinn,  der  Fie  noch  Tön  Innsbruck  her  beseelend,  alle 
noch  umfaEst,  der  Geist  der  Abwehr  gegen  den  scheinbar  gesicherten 
Stand  der  bestehenden  Ordnung,  derselbe  Geist  derKenitonz,  sd  Kiem- 
lich der^f^lbe  Eingriff  in  das  Cammergut,  die  Absage  gegen  das  bis- 
herige Eegiment  und  die  Einführung  der  SelbstTerwaltnng", 

Der  zweite  Abschnitt  (47  —  59)  concontriert  die  Ge- 
schieh taerzählung  auf  die  Pragmatik  der  niederösterreichischen  Vor- 
gänge bis  zum  KloHterneuburgerOctobei'tage(1520)j  mit  ihm  schliesst 
die  zweite  Phase  in  der  ständischen  Bewegung  ab.  Der  Hauptworth 
der  Arbeit  ruht  jeduch  im  dritten  und  letzten  Abschnitte 
(59  —  80)  der  den  Schiusakampf,  die  Krise  und  den  -vollständigen 
Sieg  der  Tiandesherrlicbkcit  über  das  stäudisclio  Frincip"  behandelt. 
Die  Verhältnisse  werden  scharf  in 's  Auge  gefasst,  Liebt  und  Schat- 
ten billig  verlheilt.  Zutreffend  erscheint  das  Drthoil  über  die  W .  Neu- 
st&dter  Katastrophe :  „Selten  ward  nach  Abschluss  grosser  Bewegun- 
gpu  ein  Act  blutiger  Natur  so  täuschend  in  die  Form  dos  Tiber  den 
Parteien  ateh enden  ßechtos  gebracht.  Gewiss  in  einer  Zeit,  in  der 
man  noch  so  wenig  klar  über  die  Frage ,  ob  die  ilfTentUche  Macht  im 
Laude  mehr  ein  Privatbesitz  des  Fürsten  oder  zum  Privatinteresse 
der  Stände  sei,  wo  der  Mangel  einer  gesicherten  Rechl-ssiihäro  immer 
wiailer  bei  den  kleinsten  Fragen  den  Kampf  dtuKer  -/wci  Gewalten 
heraufbeschwCreu  mnsste,  stand  es  der  landesfürstltehen  Herrlichkeit 
in  ihrem  Uidiergewicbte  tu  ,  nicht  etwa  aus  verletitrcm  Kechtsgefnhl, 
Boodeni  trot/dom,  dass  dieses  durch  sie  verletzt  wui-de,  den  Gegner 
tn  vernichten.  Denn  zu  allen  Zeiten  sind  grosse  Neubildungen  ge- 
rade ans  blutigen  Thaten  zur  Geltung  gekommen.  Tm  gegebenen  Falle 
aber  wird  uns  bange  vor  der  ganzen  Härte,  mit  der  hier  die  eine 
Qewalt  über  die  andere  zu  Gericht  sitzt  nnd  daas  sie  dieses  QonVhl 
unter  dar  olirsamen  Maske  des  Rechtes  und  der  Unparteilichkeit  hält, 
wo  das  Crtlieit  schon  vorlängst  gesprochen  war".  Anderseits  jedoch 
liriclit  der  Verf.  (liier  die  „[larticulären  Tenderrion"  des  ständischen 
Wesens  den  Stab.  En  gilt  ihm  in  sich  gebrochen,  auf  den  Stand|iunct 
Hinor  alten  Haltlosigkeit  zurOckvorsunken.  An  die  eigentliche  Ah- 
bAmllnng  schliessen  sich  4  Ezcurse.  Der  I.  bietet  die  „Kritik  der 
Quollen  nnd  Hilfusrhriflen  zu  Periode   1519  — IßSi"  {S.  84  -88j 


576       F.  KroMt  zur  Geschichte  Oesterreich's,  aDg.  v.  F,  Kronci. 

und  beweist  wie  sorg^tig  der  Verfasser  alles  bezügliche  gedmckte 
und  handschriftliche  Quellenmaterial*)  herbeizog  und  prüfte.  Beson- 
ders dankbar  sind  wir  ihm  jedoch  ffir  das  ^Bruchstück  aus  Martin 
Siebenbürgers  Leben  und  seiner  öffentlichen  Wirksamkeit"  (89 — 101), 
da  wir  darin  sehr  charakteristischen  Aehrenlesen  aus  Siebenbürgers 
Tagebuche  —  namentlich  was  den  wichtigen  Laufner'schen  Handel 
betrifft  —  begegnen. 

Der  III.  Excurs  (101-^103)  bespricht,  auf  Grundlage  der  4 
bezüglichen  Belationen  des  Kremser  Stadtarchires,  die  Verhandlun- 
gen auf  dem  Generallandtage  zu  Brück  a.  d.  M.  v.  März  1519.  Der 
letzte  Excurs  erscheint  den  ^ständischen  landesfürstlichen  Betrach- 
tungen über  die  Vorfälle  nach  dem  Tode  Maximilians  I.  beim  Beginn 
des  dreissigjährigen  Krieges"  (103  —  114)  gewidmet.  Schon  der 
chi'onologische  und  sachliche  Parallelismus  zwischen  österreichischen 
Vorgängen  von  1519  und  1619  legte  diesen  Excurs  nahe;  überdiess 
jedoch  haben  die  Stände  und  der  LandesfQrst  des  17.  Jahrhundertes  in 
ihren  juristischen  Deductionen,  Apologien  usw.  Torzugsweise  die  ana- 
logen Verhältnisse  von  1519  angezogen.  „Es  war  ein  unglücklicher 
Versuch  Ferdinands  II.  die  Continuität  der  regierenden  Gewalt  acten- 
mässig  beweisen  zu  wollen.  Was  die  oberösterreichischen  Stände  da- 
gegen vorbrachten,  wird  sich  kaum  entkräften  lassen.  Es  ist  ganz 
richtig,  Karl  V.  ging  über  die  alte  Begierung  Maximilians  einfach 
hinweg.  Wie  in  Deutschland ,  so  geht  auch  in  Oesterreich  unbeküm- 
mert um  das  Alte ,  mit  den  spanischen  Habsburgem  ein  neues  Begie- 
rungssystem an.  Aber  auf  nicht  minder  schwankendem  Boden  bewegt 
sich  die  ständische  Beweisführung." 

Den  Schluss  macht  ein  Anhang  von  „Briefen  und  Actenstücken 
zur  Periode  1519 — 1522".  Es  werden  uns  11  Nummern  geboten  u. 
z.  1.  Verzeichniss  der  Ständemitglieder  am  Wiener  Landtage  1519  — 

2.  Errichtung  einer  neuen  Landesordnung  für  Oesterreich  u.  E.  1519. — 

3.  Errichtung  einer  neuen  Landesordnung  fürKärnten  1519.  —  4.  Briefe 
verschiedenen  Inhalts  1519  (Nro  IV— VIII.)  u.  z.  Zuschriften 
Margarethas  von  Oesterreich  aus  Mecheln  an  die  neuen  ständischen 
Begenten,  desMarkgrafen  Ernst  von  Baden  an  die  Erzherzogin  und  des 
österreichischen  Landrathes  an  Michel  von  Eytzing  und  Martin  Sie- 
benbürger. —  5.  Die  Correspondenz  zwischen  dem  alten  und  neuen 
Begiment,  W.  Neustadt  und  Wien  (1520).  —6.  Landtagsverhand- 
lungen zu  Linz  1520.  — 7.  Polheims  Brief  an  seinen  Schwager  Losen- 
stein, Köln  7.  Oct.  1520.  -  8.  Martin  Siebenbürger's  Bericht  über 
seine  Verhandlungen  zu  Mastricht  1520. — 9.  Verzeichniss  der  St&nde- 
mitglieder  am  Neustädter  Tage  (24.  Aug.  1521).  —10.  Mandat 
Ferdinand's  im  Streite  der  Wiener  mit  ihrem  Stadtrichter.  September 


*)  Als  die  wesentlichsten  Mscrr.  erscheinen:  Martin  Siebe nbürgers 
Anfzeichnanj^en  (Hofbibliothek,)  Wolfgang  Kirchhof  fers  &ge- 
bach  von  zeitgenössiBchem  Werthe  and  des  spateren  HaniiB  Sen- 
ker's  Denkw.  z.  Gesch.  Karl  V.  und  Ferdinand  I. 


E,  Heidrich,  zum  Unterricht  im  Hebrfiisehen,  ang.  y.  E.  Sctehau,    577 

1521.  — 11.  Die  im  Nenstädter  Processe  dem  Kirchhoffer  und  andern 
Personen  vorgelegten  Pragestücke. 

Dem  stofflichen  Gehalte  der  bespi-ochenen  Monographie  ent- 
spricht eine  klare  Anffassang,  eine  gewandte  bündige  Sprache,  nnd 
wir  können  uns  nur  freuen,  wenn  der  H.  Verf.  den  Grundsatz  so  ernst 
nimmt,  dem  er  am  Schlüsse  des  Vorwortes  Ausdruck  gibt .  .  „Dass 
auch  historische  Darstellungen  in  bescheidenster  Abgrenzung  nicht 
jenes  Masses  von  kritischer  Behandlung  und  grfindlicher  Wissenschafk- 
lichkeit  entbehren  können,  die  gediegene  Darstellungen  grösserer  Zeit- 
perioden sonst  zu  charakterisieren  pflegt.^ 

Jedenfalls  hat  der  Geschichtsfreund  durch  diese  Monographie 
fär  eine  umfassendere  Erkenntniss  der  österreichischen  Vorg&nge  1519 
bis  1522  alle  Wege  geebnet. 

Graz.  P.  Krones. 


Materialien  für  den  Unterricht  im  Hebräischen.  Von  R  Heid- 
rich, Oberlehrer  am  k.  Priedr.-Wilh.-Gymnasium  zu  Posen.  Berlin, 
Weidmann,  1871. 

Dibrg-6meth.  Hebräisches  Vocabularium  für  jüdische  Schalen, 

nebst  einem  Anhange,  enthaltend:  Leseübnnffen  in  der  rabbiniscben 
Schrift.  Herausgegeben  von  R.  Bendit.  Frankfurt  a.  M.,  Jäger,  1872. 

Zwei  Handbücher  kleinsten  Umfanges  für  den  Elementarunter- 
richt des  Hebräischen  in  christlichen  und  jüdischen  Schulen.  Beide 
sind  sehr  sorgfaltig  gearbeitet  und  geben  ein  beredtes  Zeugniss  fftr 
den  pädagogischen  Tact  ihrer  Verfasser. 

Heidrich's  Büchlein  ist  für  christliche  Gymnasien  bestimmt,  in 
deren  letzten  beiden  Classen  die  angehenden  Theologen  und  Philologen 
zur  Erlernung  des  Hebräischen  angehalten  werden  (nicht  in  Oester- 
reich).  Dieser  Unterricht  liegt  im  allgemeinen  ziemlich  danieder; 
man  treibt  die  Sache  vier  Jahre  lang  und  lernt  in  der  Begel  herzlich 
wenig.  Die  Schuld  hiervon  tragen  weniger  die  Hülfsmittel  und  die 
Schüler,  sondern  vielmehr  die  Lehrer.  Diese  Stunden  werden  nämlich 
vielfach  von  Candidaten  der  Theologie  ertheilt,  die  das  Gymnasium 
nur  als  Durchgangsstadium  zum  Pfan*amt  betrachten ;  daher  ein  häu- 
figer Wechsel  der  Lehrer.  Auch  kommt  noch  hinzu,  dass  in  den 
meisten  Fällen  diese  Lehrer  ihr  Lehrobject  selbst  nicht  genügend 
durchdrungen  haben,  um  das  Interesse  dafür  bei  den  Schülern  erregen 
und  wach  halten  zu  können. 

Das  vorliegende  Buch  enthält  sorgföltig  gewählte  Materialien 
zum  Uebersetzen  aus  dem  Hebräischen  in  das  Deutsche  und  vice  versa 
zum  Zweck  der  Einübung  der  Formenlehre.  Wir  sind  aber  der  Meinung, 
dass  diese  Materialien  noch  ganz  bedeutend  vermehrt  und  strenger 
eingetheilt  werden  müssen.  Der  Verfasser  hätte  für  alle  Capitel  der 
Flexion  besondere  Abschnitte  machen  sollen  (wie  etwa  im  ersten  Theil 
der  Arabischen  Chrestomathie  von  Freytag),  femer  auch  für  die  Haupt- 
eigenthümlichkeiten  der  Syntax.  Anstatt  der  unpunotierten  Psalmen 


578         J.  Röntsch,  über  Indogermanen,  ang.  v.  K  SachaiL 

Jiätten  wir  es  vorgezogen  einige  nicht  -  biblische  Textstücke  abzn- 
drucken,  von  denen  den  Schülern  nicht  in  jeder  Gymnasial-Bibliothek 
Uebersetznngen  zur  Hand  sind.  £s  handelt  sich  vor  allen  Dingen 
darum,  den  Schüler  zum  eigenen  Denken  zu  zwingen  —  eine  Mühe, 
der  er  sich  in  den  allermeisten  Fällen  durch  die  Lutherische  Bibel- 
übei-setzung  überhebt.  Ausserdem  gibt  der  Verf.  ein  kleines  Glossar 
zum  Auswendiglernen  und  eine  Anleitung  zur  Präparation  der  Genesis. 
Sein  Büchlein  ist  sehr  dankons-  und  empfehlenswerth.  Er  hat  den 
richtigen  Weg  eingeschlagen ;  nur  wünschten  wir ,  dass  er  bei  einer 
Neubearbeitung  dasselbe  iu  der  angedeuteten  Weise  bedeutend  ver- 
mehre und  seine  Bestimmung  auf  die  eines  Handbuches  für  die  zweit- 
letzte Classe  (Secunda)  beschränke,  damit  es  vollständig  werde,  was 
es  zu  sein  wünscht  —  ein  Substrat  für  den  Elementarunterricht. 

Das  nicht  viel  umfangreichere  Buch  von  R.  Beudit  hat  eine 
ganz  andere  Bestimmung :  es  soll  das  jüdische  Kind  in  das  Verstand- 
niss  der  Sprache  seiner  Vorfahren  eiirführen.  Hauptsächlich  enthält 
es  eine  theils  nach  Gegenständen  theils  nach  grammatischen  Katego- 
rien georduete  Wörtersammlung ,  und  ausserdem  eine  Anleitung  zum 
Lesen  der  rabbinischon  Schrift.  In  dem  Vocabular  sind  immer  Ab- 
leitungen derselben  Wurzel  zusammengestellt.  So  verschieden,  wie 
die  Zwecke  des  hebräischen  Unterrichts  bei  Juden  und  Christen,  ebenso 
verschieden  ist  auch  die  Methode  bei  beiden.  Die  Lehrart  der  Juden 
entzieht  sich  aber  unserer  Kritik,  da  sie  in  den  meisten  Fällen  ledig- 
lich im  Auswendiglernen  besteht,  wobei  auf  die  Genesis  der  Formen 
wie  auf  die  Eigenthümlichkeiten  des  syntaktischen  Ausdrucks  wenig 
oder  gar  keine  Rücksicht  genommen  wird. 

Ed.  Sachau. 
lieber  Indogermanen-  und  Semitenthum.  Eine  völkerpsvcholo- 

gischc  Studie.   Von  J.  Röiitscb,  Prediger  in  Miltitz  bei  Meissen. 
Leipzig,  Hinrichs,  1872. 

Seit  längerer  Zeit  erscheint  eine  zusammenhängende  Beihe  von 
Büchern,  Brochüren  und  Artikeln  zur  Würdigung  dur  characteristi- 
schcn  Geistesanlagen  der  Semiten  und  Indogermanen,  und  ihrer  bei- 
derseitigen Verdienste  um  die  Entwickelung  des  Menschengeschlechts. 
Die  Meinungen  gehen  sehr  weit  auseinander  und  der  Streit  ist  von 
einigen  dar  Combattanten  —  berufenen  und  unberufenen — mit  solchem 
Eifer  gofülirt,  dass  sie  geradezu  Apologeten  der  einen  oder  der  anderen 
Völkerfamilie  geworden  sind.  Den  Stein  des  Anstosscs  legte  ursprünglich 
Renan  in  seinem  Werk:  Histoire  generale  et  syst&ipie  compari  des 
langucs  Semitiqucs  1855  mit  seiner  ebenso  geistreich  wie  allgemein 
vorstandlich  geschiiebenen  Würdigung  semitischer  Raceneigenthüm- 
lichkeit.  Seine  Ansichten  haben  unter  Fachmännern,  die  nui*  za  wohl 
wussten,  wie  wenig  abschliessend  die  seinen  Verallgemeinerungen  sn 
Grunde  liegenden  Detailforschungen  waren  (soweit  überhaupt  solche 
existierten)  keinen  grossen  Beifall  errungen.  Man  las  seine  Theori« 


J.  Sönlseh.  Cebiir  Indogormfiiion,  ang.  t.  E.  I^Imii.        57!) 

n  der  mnuolheistischeii  Anlage  ilor  äemitun  ma  ein  gnt  geäclirie- 
benes  Feuillt-ton  mit  Iiitereggc  and  sagte  gidi  hinterher,  iaa  sei  xwar 
nlleB  sehr  schön,  über  —  uicht  «dir. 

Sein  Werk  fund  eiue  grosae  Verbreitung  nnd  seine  Lorbem 
lieesen  nuu  an ilere  nicht  ruhen,  welr.]mtini'ileiu  gleichen FelJegleiebes 
erringen  zu  müssen  glaubten.  Kenan'a  Ansichten  wurden  von  geineii 
Nftohfolgom  fast  in  allem  nn<I  jedem  bekämpft  und  während  jener 
sich  besonders  anf  eine  Analyse  des  Semitismus  stützte,  bemähte  miin 
sich  vi>n  dieser  Seite  das  Verständniss  von  dem  Wesen  der  Indogor- 
manen  zu  vertiefen  und  zu  verallgemeinem ,  besonders  M.  Müller. 
Noch  den  Schriften  von  tirau,  Leo,  Böntech.  Chwulson  u.  a.  ist  neuer- 
dings die  Discuasion  dieses  Gegenstandes  ancli  in  die  Journale  über- 
trftgen.  Im  allgemeinen  gehen  in  allen  diesen  Schiedsgerichten,  so 
Terschieden  auch  die  üütiviei'ung  des  Drtheils  ausfallen  mag,  die 
Indogennnnen  mit  dem  Löwenantheil  davun,  während  die  Somiten 
herzlich  schlecht  fuhren  —  trotz  der  Aiiolugie  C'bwolsou'ä. 

Der  Streit  ist  nach  unserer  Ansicht  gänzlich  verfrüht.  Die 
Detail for«chung  über  die  Entwickelung  der  semitischen  Vülkei  ist 
noch  viel  zu  wenig  volles ohritten,  als  dass  sie  als  ein«  angemesseno 
OnuHÜage  erscheinen  könnte,  anfder  solche  äeneraHsierungen  erlaubt 
und  berechtigt  sein  mögen.  Man  muss  in  diesen  Schriften  auf  jeder 
Seile  sesquipedalia  verba  —  so  apodiktisch  und  von  einer  solchen 
Tragweite  —  hinnehmen,  dass  es  dem  gewissenhaften  Special  forscher 
dabei  ganz  eigenthitmiich  und  nicht  besonderä  angenehm  zu  Huthe 
irird.  Es  ist  mitunserer Eenntniss der OriginesSemiticao  sehrschlecht 
bestellt  und  gerade  in  Urzeiten  üegtdieBlUthe  der  meisten  semitischen 
Natienen.  Die  Geschichte  der  Assyrer  ist  uns  in  zahl-  und  umfang- 
reichen Denkmälern  erhalten;  aber  man  wltrde  sich  sehr  täuschen, 
wollte  man  glauben,  dass  die  Wissenschaft  viel  weiter  ak  bis  an  den 
Anfang  eines  grammatisuhen  Vorstfindnisses  derselben  voigesch ritten 
E«i.  Ganz  unbekannt  ist  das  Alterthuni  der  Aramäer  im  Nerdwoston 
wie  im  Südosten,  fast  ganz  unbekannt  das  der  Himyariten  und  Aethio- 
pen,  nur  sehr  einseitig  bekannt  das  der  Juden,  sehr  sporadisch  bekannt 
das  der  PhOnicier.  Alle  diese  VOlker  haben  Perioden  erlebt,  in  denen 
ihre  Eigenthflmlichkeiten  ihren  Stempel  der  Weltgeschichte  aufprägten. 
in  denen  ihr  Wesen  zu  einem  freien  und  vollkommenen  Ausdrnck  iu 
allen  Institutionen  des  materiellen  und  geistigen  Lebens,  in  Staat, 
Kunst  und  Wissenschaft  gelangte.  Aber  diese  Perioden  gehären  einem 
'f«raaB  Altarthum  an ,  dessen  Kunde  uns  wo!  für  immer  Terschlosseii 
bleihsn  wird,  die  Rnle  mSsste  denn  aus  ihrem  Schoosse  ganze  Bi- 
bliotheken enthüllen,  um  uns  anch  nur  die  Contoiiren  aJtseuiitischen 
Wesens  bei  diesen  Vnikem  zur  Anschauung  zu  bringi>n. 

Dfir  Verfiiäser  des  vurliegonden  Werkes  tritt  nicht  als  Karb- 
mann,  sondern  als  Laie,  als  Theologe  an  ilie  .Sache  heran.  Wenn  wir 
nun  anch  nttch  dem  oben  gesagten  von  dem  Nutzen  und  Werthe  dieser 
puizen  Literatur  keine  besonders  günstige  Meinung  bogen  können,  so 
sind  wir  doch  gerne  bereit  anzuerkennen,  dass  Pastor  Böntsch,  seinen 


580        J.  Böntach,  Über  Indog^ermanen,  ang.  t.  K  Sadum, 

Gegenstand  mit  lobenswerther  Vorsicht  und  nicht  ohne  Oeschick  be- 
handelt hat.  Freilich  konnte  er  kein  nenes  Material  zur  Entscheidaiig 
der  Hauptfragen  beibringen,  und  gerade  das,  was  er  seinerseits  als 
einen  neuen  Beitrag  angesehen  wissen  will,  die  Hineinmischnng 
christlich  theologischer  Elemente,  halten  wir  für  ebenso  ungerecht- 
fertigt wie  unwissenschaftUch. 

Der  Verf.  macht  es  sich  zur  Aufgabe  speciell  die  Geistesanlagen 
der  Indogermanen  zu  analysieren.  Um  nun  ihren  ureigensten,  mit 
fremden  Elementen  noch  nicht  vermischten  Geist  in  aller  Beinheit 
und  Vollendung  zu  gewahren,  zieht  er  nicht  diejenige  Periode  in  der 
Geschichte  dieser  Nationen  in  Betracht,  wo  sie  auf  demhöchsten  Gipfdl 
ihrer  Macht  und  politischen  Bedeutung  angelangt  waren,  sondern  er 
wendet  sich  ihrem  urzeitlichen  Leben  zu  und  studiert  ihren  Character 
im  Spiegel  ihrer  epischen  Dichtungen.  Eine  gewiss  sehr  richtige  Idee! 
Zu  dem  Zwecke  werden  die  Ilias,  Nibelungenlied  und  Mahabharata 
untersucht,  und  was  der  Verf.  über  den  Ursprung  wie  über  die  ein- 
heitlichen Bestandtheile  derselben  bemerkt,  ist  im  allgemeinen  sehr 
beherzigenswerth  und  einem  weiten  Leserkreis  ganz  besonders  in 
empfehlen.  Er  legt  mit  grosser  Klarheit  dar,  welche  Ideen  und  My- 
then in  diesen  ältesten  und  bedeutendsten  Epen  der  Indogermanen 
allen  gemeinschaftlich  sind  —  lauter  Dinge,  die  bisher  über  fach- 
männische Kreise  sehr  wenig  hinausgedrungen,  die  aber  sehr  wol 
geeignet  sind  jedem  Gebildeten  diese  ihm  wol  bekannten  Dichtungen 
in  einem  ganz  neuen  Licht  erscheinen  zu  lassen  und  das  Verwandt- 
schaftsband, das  alle  Indogermanen  umschlingt,  an  einem  allgemein 
bekannten  Beispiel  bündigst  zu  illustrieren. 

Die  Schlussfolgerungen,  zu  denen  der  Verf.  gelangt,  siud  durch- 
aus zu  Gunsten  der  Indogermanen.  „Dem  Indogermannen  gebührt  der 
Preis  vor  dem  Semiten  nach  allen,  auch  der  religiösen  Seite  hin* 
(S.  254).  Trotzdem  äussert  er  kurz  dai*auf  die  folgende  Ansicht: 
„Weil  aber  die  Religion  das  Beste  und  Höchste  ist,  was  ein  Volk  be- 
sitzt, da  in  ihr  seine  Beziehungen  zu  dem  Ewigen,  Himmlischen  sich 
aussprechen,  desshalb  gebührt  wieder  Israel  Kranz  und  Palme  vor 
allen  Völkern  der  Erde.''  (S.  255.)  Das  Beste,  was  der  Semitismiis 
besass,  führte  er  den  Indogermanen  zu  —  den  Monotheismus,  der 
durch  letztere  (besonders  Paulus)  zur  Weltreligion  wurde.  Benan  hat 
den  Ui-sprung  des  jüdischen  Monotheismus  auf  einen  gewissen  „Bacen- 
instinct''  zui'ückzuführen  gesucht  —  ein  Ausdruck,  der  viel  böses 
Blut  gemacht  hat.  Herr  Pastor  Böntsch  weiss  das  besser :  „Israel's 
Glaube  wurzelt  in  einer  unmittelbar  göttlichen  That,  in  einem  directen 
Eingreifen  Gottes  in  seine  Geschichte.  Wir  sprechen  es  aus,  der  israe- 
litischeMenotheismus  ist  eine  Frucht  göttlicher  Offenbarung.^  (S.  346.) 
Damit  sind  wir  am  Ende  der  Wissenschaft,  am  Anfange  der  Theologie 
angelangt.  Mit  einem  solchen  Deus  ex  machina  lässt  sich  natürlich 
alles  erklären.  Warum  soll  man  sich  dann  noch  plagen,  Eracheinmi- 
gen  in  dem  Leben  eines  Volkes  oder  einer  Völkerfamilie  su  erkUnn, 
wenn  man  ohne  weiteres  annehmen  kann,  dass  „göttliche  Offenbaning'' 


J.  G,  CunOf  die  Elemente  der  allg.  Geographie,  ang.  y.  O,  Herr»    S8l 

den  Menschen  eingegeben  habe  so  zu  denken  und  zn  handeln,  wie  sie 
es  thaten,  nnd  eben  nicht  anders.  Der  Hr.  Pastor  vergisst  in  seinem 
Streben  den  Urgrund  der  Dinge  zu  erkennen,*  dass  es  viele  Dinge 
gibt,  deren  Erklärung  des  menschlichen  Verstandes  spottet  und  yer- 
muthlich  immer  spotten  wird.  Wie  wenig  ist  die  vorgeschrittenste 
Physiologie  im  Stande  die  Entstehung  der  individuellen  Einzelart 
eines  Menschen  zu  erkennen !  um  wie  viel  weniger  ist  dies  bei  dem 
Character  ganzer  Völker  und  Völkergruppen  möglich !  Solche  Dinge 
erklären  zu  wollen,  ist  ein  Unterfangen,  welches  nur  zu  deutlich  be- 
weist, dass  sein  Urheber  sich  über  die  Grenzen  der  menschlichen  Ver- 
nunft noch  nicht  klar  geworden  ist  —  wenigstens  für  alle  diejenigen, 
welche  der  Ansicht  sind,  dass  ernste  wissenschaftliche  Arbeit  nicht 
durch  theologische  Phrasen  gefördert  wird. 

Ed.  Sachau. 


Die  Elemente  der  allgemeinen  Geographie.    Ffir  die  oberen 

Klassen  der  Gelehrtenschulen.  Von  Johann  Gustav  Guno.  Erster 
Theil :  Die  Elemente  der  mathematischen  Geographie.  Berlin,  Weid- 
männische Buchhandlung.  1871.  8.  148  S.  90  kr. 

Wir  haben  es  hier  wieder  mit  einer  der  kürzlich  in  dieser  Zeit- 
schrift charakterisirten  Schriften  zu  thun  und  beziehen  uns  auf  das 
dort  Gesagte,  um  es  zu  rechtfertigen,  wenn  wir  auch  auf  eine 
nähere  Besprechung  des  vorliegenden  Werkchens  eingehen.  Es  handelt 
sich  eben  um  einen  sehr  wichtigen  Unterrichtszweig,  welchen  wir  um 
so  mehr  vor  unverdienter  Discreditirung  bewahrt  sehen  möchten,  da 
derselbe  ja  einen  Theil  jener  „allgemeinen  Naturkunde*"  bildet,  welche 
den  naturwissenschaftlichen  Unterricht  in  der  obersten  Classe  unserer 
Gymnasien  abzuschliessen  berufen  ist. 

Die  vorliegende  Schrift  gibt  sich  auf  dem  Titelblatte  als  erster 
Theil  eines  die  „Elemente  der  allgemeinen  Geographie"  um- 
fassenden grösseren  Werkes;  die  noch  ausstehenden  Theile  sollen 
wol  die  physikalische  und  die  politische  Geographie  behandeln;  indessen 
bezieht  sich,  wie  aus  der  Einleitung  hervorgeht,  die  Bezeichnung 
^allgemeine  Geographie^  im  Sinne  des  Vcrfassei*s  nicht  auf  diese  den 
Stoff  erschöpfende  Eintheilung ,  sondern  auf  den  räumlichen  Gegen- 
satz zwischen  Erdbeschreibung  und  Länderbeschreibung. 

Auch  in  der  vorliegenden  Schrift  hat  es  offenbar  nicht  an  dem 
guten  Willen  gefehlt,  das  schwienge  Thema  möglichst  sachgemäss 
zu  behandeln ;  im  Ganzen  aber  kann  der  Vei-such  nicht  als  gelungen 
bezeichnet  werden.  Schon  die  Darstellung  ist  eine  dem  Gegenstande 
wenig  gemässe.  Der  sprachliche  Ausdruck  leidet  sehr  häufig  an 
Schwerfälligkeit  und  Dunkelheit  und  versteigt  sich  mitunter  zu  einem 
gerade  hier  unpassenden  Schwulste.  So  wenig  wir  mit  denjenigen 
Bjmpathisiron,  welche  über  Alles  die  Nase  rümpfen,  was  nicht  ge- 
messen und  gewogen  werden  kann,  ebenso  entschieden  müssen  wir 

Z«itoehriri  f.  d.  öturr.  Qjmn.  1S73.  VII.  u.  Vm.  U«ft.  39 


68C    J*  O.  Cmho,  die  Elemente  der  allg.  Geographie,  ang.  ?.  Q,  Herr. 

ims  aber  auch  gegen  das  Hereinzerren  alles  Transscendentalen  in  das 
mathematisch-naturwissenschaftliche  Gebiet  erklären.  8%Mm  cuique, ' 
Solcher  Stellen  aber,  die  nun  einmal  in  eine  mathematische  Geographie 
nicht  gehören,  findeli  sich  in  dem  vorliegenden  Buche  nicht  wenige, 
z.  B.  S.  32,  40,  ßß  u.  a. 

Auch  sonst  lässt  der  sprachliche  Ausdruck  viel  zu  wünschen 
übrig.  So  S.  5  wo  vom  „Durchmesser  des  Himmels^  und  yom  „Mittel- 
punkt des  Horizontes*'  die  Rede  ist.  Zur  sachlich  richtigen  Definition 
der  Ebene  des  Horizontes  gelangt  man  eben  am  einfachsten,  indem 
man  ?on  der  Richtung  der  Schwerkraft  ausgeht,  welche  durch  das 
Bleiloth  greifbar  dargestellt  ist;  eine  Ebene  senkrecht  auf  diese 
Richtung  gelegt,  ist  horizontal.  Die  Unklarheit  und  Schwerfälligkeit 
der  Darstellung,  sowie  die  logische  Unordnung  bilden  aber  eine  der 
schwächsten  Seiten  des  Buches;  wir  verweisen  in  dieser  Beziehung 
z.  B.  auf  das  2.  Kapitel:  „Die  Umdrehung  der  Erde  um  ihre  Achse", 
wo  von  den  verschiedensten  Dingen,  am  wenigsten  aber  von  der 
Rotation  der  Erde  gehandelt  wird.  Was  hier  §.13  vom  Himmels- 
Aequator  und  den  Parallelkreisen  gesagt  wird,  kommt  schon  früher 
vor,  und  wird  S.  14  und  15  nochmals  wiederholt.  S.  17  wird  der 
Ausdruck  „Tagbogen^  vermieden,  obwohl  er  schon  früher  gebraucht 
worden.  An  anderen  Stellen  ist  der  Ausdruck  ungeschickt  oder 
geradezu  unpassend,  z.  B.  S.  51,  34.  I.  „Angenommen,  man  hätte 
einen  Gegenstand  6^,  zu  dem  man  nicht  gelangen  kann''  n.  s.  w.  S.  56: 
„Das  Viertel,  welches  .  .  .  culminirt**  statt:  Der  Mond  culminirt  im 
.  .  .  Viertel.  S.  9,  wo  es  statt  „Durchmesser  des  Horizontes"  besser 
„Halbmesser"  heissen  soll,  weil  der  Durchmesser  bezüglich  des  im 
Mittelpunkte  stehenden  Beobachters  entgegengesetzte  Richtungen  be- 
zeichnet. S.  26,  wo  vom  „Gipfel  des  Sonnenrandes **  gesprochen  wird. 

Wenig  Gutes  lässt  sich  von  dem  mathematischen  Theile 
der  Arbeit  sagen.  Vor  Allem  ist  hier  die  tygographische  Anordnung 
des  Satzes  zu  tadeln ,  welche  gerade  beim  mathematischen  Texte  so 
wichtig  ist.  Es  kostet  wirklich  eine  ganz  unverhältnissmässige  Mühe, 
sich  durch  das  Gewirre  von  Buchstaben  undlndices  hindurchzuarbeiten, 
wie  es  z.  B.  die  Seiten  25,  80  u.  a.  bieten.  Bei  einem  füi*  die  Schule 
bestimmten  Buche  sollte  das  doch  vermieden  werden.  Es  fehlt  aber 
hier  auch  nicht  an  Unrichtigkeiten,  haarsträubenden  Ausdrücken  und 
höchst  schwerfälligen  Deductionen,  wie  z.  B.  S.  19:  „Der  Winkel 
MQBy  als  welcher  ein  Theil  dieser  Ebene  ist''  —ein  Winkel, 
der  ein  Theil  einer  Ebene  ist!  Ebendort  steht  der  Winkel  senkrecht 
auf  (der  Geraden)  NSl  Die  ganze  hier  gegebene  Entwickelung  muss 
gewiss  jeden  Mathematiker  abschrecken.  Dasselbe  gilt  von  S.  25« 
Hier  muss  es  auchZeile  17  von  oben  statt:  „Zenithdistanz  (C)^  heissen: 

„Zenithdistanz  des  Poles  (Q."  Zeile  20  von  oben  heisst  es :  „B*^ 

nach  N^ —  welches  „JV^  jedermann  auf  die  nebenstehende  Figur  16 
beziehen  wird;  es  soll  aber  ganz  einfach  „Norden''  heissen!  Als  St3- 
probe  kann  auch  S.  69  dienen,  wo  die  arithmetische  Reihe  1.  Ordnung 
so  definirt  wird :  „eine  nach  einem  bestimmten  Gesetz  der  CoefEidentui 


h  Citno,  die  Elemente  der  ȟg.  Oeograpfaie,  Uig.  v,  G.  Herr.    583 

)  gleichen  Factors  zuoebmende  oder  abnelimende  Beibe" !  Wuzu 
flberhaapt  derlei  in  einer  mathematischen  Oeo^mphie?  Da  istdoclt 
nicht  der  Ort,  Mathematik  zn  lehren.  Das  letztere  gilt  auch  von  dem 
S.  79—88  über  die  Wurfbewegung  [Eot Wickelung  der  Parabel, 
Gleichung  derselben  u.  s.  w.)  Gesagten.  AbE^esehen  von  der  hOchat 
unbehulfenen  Darstellnng,  welche  mitunter  (so  in  dem  S.  83  oben 
ober  die  Proportion  uj'  :  w"  =:  h:  h'  Gesagten)  geradezu  unrer- 
st&ndlich  wird ,  so  muss  doch  dergleichen  entweder  vorausgesetzt 
werden,  oder  es  ist  hier  ganz  zwecklos.  Auch  S.  90  erscheint  die 
Formel  für  die  CentripetaUiraft  ungenügend  darchgeführt. 

Auch  der  Physiker  wird  an  dem  Buche  wenig  Freudoliaben.  Es 
kommen  da  mitunter  arge  Terstösse  gegen  die  elementaron  Lehren 
der  Naturkunde  vor ,  welche  uns  hOchlich  Qberraschen  müssen.  So 
erhalten  wir  S,  67  die  Belehrung:  Üeberall  im  Baume  heiTscht  das 
Gesetz  der  Scliwere,  nach  welchem  leichtere  Körper  von 
schwereren  angezogen  werden"!  Also  nmgekehi-t  ist  die ss  nicht 
der  Fall?  Darauf  folgen  Beispiele  handgreiflicher  Natnr.  wie  sie  der 
Verfasser  liebt,  bei  welchen  er  aber  der  MolekularkräRe  ganz  ver- 
giBst.  S.  68  erhalten  wir  eine  eigenartige  Defimtion  der  Dichtigkeit, 
und  gleich  darauf  ist  ^die  Masse  also  ein  Erzeugniss  oder  ein  Product 
des  Rauminhaltes  und  der  Dichtigkeit"  I  S.  70  und  71  folgt  eine 
ganz  confnse  Darstellung  der  Gesetze  des  freien  Falles  und  Einiges 
über  den  .Weltäther",  was  ebenso  wenig  hierher  gehört,  als  ea  zu 
etwas  nützt.  S.  72  „ist  der  Mittelpunkt  (einer  Kugel)  der  Repräsentant 
der  Schwere",  und^dem  Mittelpunkte  der  Erde  kommtanziehende  Kraft 
zu,  doch  nicht  dem  Mittelpunkte  an  sich,  sondern  nur  inwiefern  um 
ihn  Masse  gelagert  ist" !  Hierzu  stimmt  S,  78  der  Satz :  „Doch  ausser 
der  Anziehungskraft  der  Sonne,  deren  Ursache  sie  selbst  ist,  herrscht 
in  diesem  Reiche  noch  eine  andere  Macht,  deren  Ursprung  wir 
nicht  kennen,  ubwol  sie  nur  eine  mechanische  jst.  Diess  ist  die 
Tangentialkraft*]  3.  89  heisst  es  dann  weiter:  „Die  Himmels- 
kSrper  werden  von  einer  Tangentialkraft  getrieben,  welche 
nicht  minder  mächtig  und  nicht  minder  ewig  ist  als  die 
anziehende  Kraft  des  CentratkQrpers.  Die  angezogenen 
KOr per  sind  selbständige  Individuen*  u.  s.  w.  Das  ist  Alles 
theils  unrichtig,  theila  unklar,  theils  am  unrechten  Orte. 

Der  astronomische  Thoil  wird  bei  allem  aiclitlicheu  Be- 
streben des  Verfassers,  möglichst  vorständllcb  und  anschaulich  zu 
verfahren,  kanm  seinem  Zwecke  entsprechen.  Während  einerseits 
Eltmentares  verfehlt  erscheint,  wird  andererseits  Vieles  liereiDgeiogen, 
was  der  eigentlichen  Astronomie  angehört,  wobei  aber  der  gute 
Wille  des  Verfassers  häufig  nicht  ausreicht .  den  ihm  nur  oborfiäch- 
lich  vertniuten  Stoff  zu  bewältigen.  Wir  sind  nun  einmal  der  Ansicht, 
lUss  der  Unterricht  in  der  mathematischen  Geographie  desto  erfolg- 
reicher sein  wild,  je  mehr  er  sich  auf  das  unerlässHch  Kotkwendige 
besehrftokt  nnd  auf  jedes  Prunken  mit  astronomischer  Gelehrsamkeit 
vcriiclilvt.  Lettteres  rAi-lit  sich  gur  leicht,  wie  wir  au  dem  vortii'g'i>ndfU 
,  39' 


684    X  G'  Ouno,  die  Elemente  der  allg.  Geographie,  ang.  ?.  O,  Serr. 

Bnche  sehen.  Es  ist  schon  sehr  verdienstlich,  wenn  das  Elementare  in 
correcter  und  yerständlicher  Form  gegehen  wird,  nnd  dass  diess  nicht 
ganz  leicht  sein  kann,  mögen  folgende  Belegstellen  zeigen. 

S.  7,  5.  „Die  Zeit  zwischen  einem  Sonnenaufgang  and  dem 
nächstfolgenden  heisst  ein  Tag.^  Wer  wird  von  diesen  Epochen  aas- 
gehen, die  ganz  ungleiche  Taglängen  ergeben? 

S.  8  werden  der  Ost-  und  der  Westpunkt  als  der  Anfangs-  resp- 
Endpunkt  des  Tagbogens  der  Sonne  erklärt,  was  natfirlich  ganz  un- 
richtig ist.  Ebenso  ungeschickt  erscheint  die  Definition  des  Nord- 
und  Südpunktes. 

S.  10,  III  heisst  es,  dass  die  Winkel,  welche  die  Ebenen  der 
Tagbogen  mit  der  Ebene  des  Horizontes  bilden,  ein  Maximum  (21. 
Juni)  und  ein  Minimum  (21.  December)  haben.  Und  doch  sagt  der 
Verfasser  selbst,  dass  die  Ebenen  der  Tagbogen  „einander  parallel* 
sind,  daher  diese  Winkel  immer  dieselben  sein  müssen.  Er  verwechselt 
eben  diesen  Winkel  (nichts  anderes  als  die  Aequatorhöhe)  mit  »Mit- 
tagshöhe^ der  Sonne. 

S.  24  heisst  es:  „Geht  man  nun  noch  bei  der  Angabe  des 
Stundenwinkels  von  einem  bestimmten  Declinations- 
kreise  aus^  u.  s.  w.  Kann  da  noch  von  einem  „Stundenwinkel''  die 
Rede  sein  ? 

Was  der  Verfasser  S.  26  u.  ff.  über  den  Theodolit  (er  sagt 
wol  weniger  passend  „das''  Theodolit)  vorbringt,  hätte  besser  weg- 
bleiben* sollen;  es  fehlt  hier  ebenso  sehr  an  Yerständniss  der  Sache, 
als  an  Gründlichkeit  und  Präcision.  Um  nur  Einiges  hervorzuheben ,  so  ist 
es  z.  B.  wol  eben  nicht  nöthig,  dass  der  Horizontalkreis  drehbar  sei, 
er  darf  sich  jedenfalls  bei  der  Winkelmessung  nicht  mitdrehen.  — 
Das  Fadenkreuz  befindet  sich  nicht  „hinter  dem  Objectivglas,"  sondern 
im  Brennpunkte  des  Objectivs  oder  in  der  Bildebene.  Was  S.  29,  20. 
I.  über  Längenuntei*schied  und  Zeitunterschied  gesagt  wird,  kann  sich 
nur  auf  solche  Oi-te  beziehen,  welche  auch  in  derselben  geogra- 
phischen Breite  liegen.  —  Es  geht  ferner  nicht  an,  in  dem  Zeit- 
unterschied einen  „Beweis"  für  die  Kugelgestalt  der  Erde  zu 
erblicken ,  denn  diese  Erscheinung  muss  bei  jeder  Gestalt  eintreten, 
die  Gleichförmigkeit  der  Axendrehung  vorausgesetzt.  —  Aach  das 
über  das  Passageinstrument  und  dessen  Gebrauch  Gesagte  ist  theils 
überfiüssig  theils  unrichtig.  Das  Letztere  gilt  auch  von  den  Bemer- 
kungen über  die  ^parallaktische  Aufstellung  des  Fernrohres"  und  das 
Aequatorealinstrument.  Dass  es  bezüglich  aller  dieser  Dinge  an  dem 
richtigen  Verständnisse  mangelt,  ersieht  man  z.  B.  auch  aas  den 
Eingangsworten  zu  Absatz  22.  (S.  31):  „Gesetzt,  man  hätte  mit 
Hilfe  der  ühr  gefunden,  dass  die  beiden  westpreussischen  Städte 
Thorn  und  Danzig  beide  unter  dem  36®  17'  ö.  L.  liegen"  u.  s.  w.  Die 
Uhr  allein  thut's  wohl  nicht.  Was  da  weiter  über  die  Schwierigkeiien 
einer  unmittelbaren  Messung  einer  „Gradlänge"  und  über  die  «Walir- 
heit"  der  „sichtbaren  oder  materiellen  Welt""  gesagt  wird,  mGchteii 
wir  den  Köpfen  unserer  Schüler  doch  nicht  zumuthen. 


/.  G,  Cuno,  die  Elemente  der  allg.  Geographie»  ang.  y.  (7.  Herr.    566 

S.  36  verwechselt  der  Yerfassei;  die  Sternbilder  des  Thier- 
kreises  mit  den  Stemz eichen,  und  behauptet,  dass  die  ersteren  sich 
Yon  allen  anderen  Sternbildern  dadurch  unterscheiden,  dass  sie 
„geometrisch  genau  abgegrenzt  sind." 

S.  39  finden  wir  wieder  die  so  häufige  unrichtige  Definition 
der  Ekliptik. 

S.  40  meint  der  Verfasser ,  wenn  die  Erdachse  senkrecht  auf 
der  Ekliptik  stünde ,  „hätten  das  Jahr  und  seine  Zeiten  nur  fOr 
Astronomen  einen  Sinn".  Wir  meinen,  in  dem  gesetzten  Falle  hätte 
das  Jahr  immerhin  auch  noch  für  andere  Leute  Bedeutung,  seine 
„Zeiten"  existierten  aber  weder  für  diese  noch  für 'die  Astronomen. 

S.  48  „dreht  sich"  der  Fruhlingspunkt  yon  0.  nach  W.  In 
diesem  Absätze  (32.)  herrscht  yrieder  arge  Unordnung.  S.  49  sagt 
der  Verfasser:  „Der  Bückgang  der  Nachtgleichen  hängt  zusammen 
mit  der  sogenannten  Nutation  der  Weltachse."  Man  möchte  nun 
glauben y  dass,  nachdem  im  Vorhergehenden  yon  der  Präcession  die 
Bede  war,  jetzt  die  Nutation  erklärt  wird.  Aber  die  mit  den  weiteren 
Worten:  „Die  Pole  des  Himmels  nämlich  beschreiben  ebenfalls  lang- 
sam einen  Ereis  yon  0.  nach  W.  ebenfalls  50''  in  einem  Jahre"  — 
angedeutete  Erscheinung  ist  ja  nichts  anderes  als  die  Präcession  und 
yon  der  Nutation  ist  hier  .weiter  keine  Bede.  Der  darauf  folgende 
Satz  schliesst  sich  mit  den  Worten:  „Es  kann  also  auch  die  Schiefe 
der  Ekliptik  keine  constante  Grösse  sein^  ganz  unlogisch  an,  da  die 
Säcularänderung  der  Schiefe  der  Ekliptik  (und  yon  dieser  ist  hier 
die  Bede)  keine  Folge  der  Präcession  oder  Nutation  ist. 

Sehr  ai'g  ist  es,  wenn  der  Verfasser  S.  55  sagt:  „der  Mond 
....  erscheint  uns  zuweilen  am  Tage  als  dunkler  Voll  kreis, 
welcher  zugleich  mit  der  Sonne  culminirt"!  Wann  ist  das 
möglich  I 

S.  65.  Die  Bahn  des  Mondes  ist  keine  „Epicykloide",  sie  hat, 
unseres  Wissens,  überhaupt  in  der  Geometrie  keinen  besonderen 
Namen. 

Das  fünfte  Kapitel,  welches  yon  dem  „Gesetze  der  allgemeinen 
Anziehung"  handelt,  ist  eines  der  schwächsten  in  diesem  Buche.  Es 
yoUständig  zu  kritisieren  würde  fast  wieder  ein  Buch  erfordern,  üeber 
die  hier  yorkommenden  Verstösse  gegen  die  Lehren  der  Physik  haben 
wir  schon  oben  Einiges  yorgebracht  und  wollen  hier  nur  noch  Weniges 
beifügen.  Schon  der  Eingang  (Absatz  45)  über  die  „Welt"  oder  „das 
Uniyersum"  bringt  wieder  Unnöthiges  in  schwulstigen  Phrasen :  dann 
wird  in  ganz  unlogischer  Art  über  „die  Wärme"  gehandelt  und  sodann 
in  ganz  unvermittelter  Weise  ,,das  Gesetz  der  Schwere"  aufgestellt. 
Der  Verfasser  kommt  hierauf  zu  der  schon  früher  erwähnten  confusen 
Ausführung  der  „Fallgesetze",  der  „Schwungkraft"  und  der  „Wurf- 
bewegung" ;  in  seinem  Bestreben ,  die  Dinge  recht  begreiflich  zu 
'  machen,  geht  der  Verfasser  oft  viel  zu  weit,  wie  z.  B.  S.  54,  52.  Auf- 
gabe, weil  die  Dinge,  um  welche  es  sich  hier  handelt,  eben  nicht  so 
einfach  sind,  um  nur  so  obenhin  behandelt  werden  zu  können.   Das 


586    J.  ö.  Cuno,  die  Elemente  der  allg.  Geographie,  ang.  v.  O.  Herr. 

zeigt  sich  namentlich  auchS.  97,  wo  der  Verfasser  von  den  „Störungen* 
der  Himmelskörper  handelt,  und  wolgemnth  meint:  „die  An^be 
(nämlich  der  Berechnang  der  Masse  des  störenden  Planeten)  l&oft 
dai-anf  hinaus,  von  einem  aas  zwei  Factoren  bestehenden  gegebeneu 
Producte,  deren  einer  bekannt  ist ,  den  anderen  durch  Rechnung  zu 
finden."  Das  stellt  sich  der  Verfasser  denn  doch  gar  zu  leicht  vor, 
wie  ihm  z.  B.  ein  genaueres  Studium  der  Entdeckung  des  Neptun 
zeigen  wl^rde. 

Diese  Sucht,  opima  fide  das  Grosse  klein,  das  Schwierige  leicht 
erscheinen  zu  lassen,  führt  den  Verfasser  zu  manchen  Ungereimtheiten 
wie  z.  B.  S.  98,  65.  oder  S.  100,  11.  wo  er  meint,  „an  sich  undenkbar 
wäre  der  Fall  gleicher  Umlauf szeit  (sämmtlicher Planeten)  eben  nicht* 
Wozu  solchen  Nonsens  denken  ? 

Auch  über  die  Kometen  handelt  der  Verfasser  mit  gprosser  Ober- 
flächlichkeit. Gewiss  ist  es  besser,  über  derlei  Dinge  gar  nichts  zu  sagen, 
als  Oberflächliches  und  Unrichtiges.  So  S.  107  soll  es  heissen:  „bilden 
die  Kometenbahnen  mit  der  Ekliptik  Winkel  bis  zu  einem  Rechten* 
statt  „bis  fast  zu  einem  Rechten^ ;  ebenda:  „der  Schweif  der  Kometen 
hält  man  für  eine  Ausströmung  des  Lichtes,  welches  der  an  sich 
dunkle  Kern  von  der  Sonne  empfangen  hat."  Lässt  sich  das  so  allge- 
mein behaupten?  ^)  Was  S.  108,  71  über  die  Construction der  Parabel 
und  Ellipse  gesagt  wird,  ist  nicht  gar  so  „leicht"  auszuführen,  na- 
mentlich aber  mit  Rücksicht  auf  den  da  besprochenen"  Winkel  von 
einer  Secunde"! 

Sehr  schlimm  ist  es  von  den  Astronomen,  dass  sie  uns,  wie  der 
Verfasser  ebendort  ccmstatii-t,  „noch  nicht  gesagt  haben,  wie  wir  uns 
eine  parabolische  Kometenbahn  in  der  Wirklichkeit  vorzustellen 
haben. **  Den  Astronomen  fehlt  es  vielleicht  an  jenem  kühnen  Fluge 
der  Phantasie,  mit  welcher  der  Verfasser  S.  109  dem  Kometen  von 
1680  in  den  unendlichen  Raum  folgt.  Jedenfalls  hofifen  wir,  dass  sich 
der  Verfasser  nicht  allzusehr  abmühen  wird  mit  der  Beantwortung 
der  Fragen:  „wie  sollen  wir  uns  den  ersten  Parabelast  denken,  wo 
kommt  der  Komet  her"  ? 

Die  Ergebnisse  der  neuei*en  Untersuchungen  über  den  Zusam- 
menhang der  Kometen  und  Sternschnuppen  scheinen  dem  Verfasser 
nicht  bekannt  zu  sein. 

Ueber  die  Genauigkeit  der  Höhenangaben  der  Mondberge  („bis 
auf  einzelne  Fusse")  dürfte  sich  der  Verfasser  einiger  Täuschung  hin- 
geben. Aber  ebenso  unmöglich  ist  das  S.  115  über  Mars  und  Venus 
Gesagte,  denn  diePerihele  der  Bahnen  beider  haben  verschiedene  Länge. 


1)  WenijE^tens  hezüglich  des  Halley*8chen  Kometen  spricht  Bessel 
die  VerronthnDg  aus,  dass  er  auch  eigenes  Licht  ausstrahle.  Wir 
verweisen  übrigens  auf  die  Spectraluntersnchungen  von  HuggiDi 
am  Kometen  II  1868,  sowie  auf  die  von  Faye  und  Zöllner  auf- 
gestellten Theorien  und  Tyndall's  Hypothese  über  die  Natur  der 
Kometen  (vgl.  H.  E.  Boscoe,  die  Spectralanalyse,  deutMh  von  CL 
Schorlemmer.  2.  venu.  Aufl.  S.  217  ff.) 


^  G.  Cuno,  die  Elemente  der  allg.  Geographie,  uig.  t.  S.  UtTT.    S87 

In  das  Reich  der  Phantasien  gehört  das  S.  117  über  Jnpitflr 
Gesagte;  über  die  Methode  des  Verf.  aber  kläi't  er  selbst  aus  am 
besten  S.  llSauf,  wo  er  von  den  Jnpitersmonden  bandelt  —  ^alles 
nnr  ganz  ungefähr"  —  wie  er  selbst  sagt. 

Im  Vn.  Kapitel,  welches  von  den  Fiisternen  handelt,  ver- 
tieft sich  der  Verfasser  zunächst  in  eine  in  sehr  bedenklicher  Welse 
durcbgefßbrte  Abhandlnng  über  das  Spectrum,  und  gibt  sodann  wieder 
auch  astronomische  Blossen.  So  ist  es  nicht  richtig,  dass,  wie  S.  139 
gesagt  wird,  die  Parallaie  „für  eine  sehr  grosse  Zahl  von  Fix- 
sternen bestimmt  ist"  —  kaum  für  ein  Dutzend. 

Wir  wollen  znm  Schlüsse  nnr  noch  anf  Eines  hinweisen ,  was 
vollkommen  geeignet  ist,  den  astronomischen  Standpunkt  des  Verfassers 
zu  kennzeichnen.  S.  130  nnd  131  bandelt  der  Verfasser  von  der 
mehrmals  beobachteten  Erscheinung  des  plötzlichen  Aufflammens  und 
Verschwindons  von  Fixstemeo,  sowie  von  den  Veränderungen  ihres 
Glanzes  nnd  der  Erklärung  dieser  Erscheinungen  durch  die  Annahme 
dunkler  um  die  Fiistome  kreisender  KSiper.  Um  diess  darch  ein 
Beispiel  za  illustriren,  wählt  er  das  Schauspiel,  welches  ein  Voröber- 
gang  des  Jupiter  vor  der  Sonne  einem  Bewohner  des  Sternes  61 
Cjgni  darbieten  würde.  Daas  der  für  da.s  Beispiel  gewählte  Kall  über- 
haupt unmöglich  ist,  weil  61  Oygni  weit  ausserhalb  der  Ebene  der 
Jopitersbahu  liegt,  mag  noch  hingehen.  Folgen  wir  aber  der  weiteren 
Bechnung.  Ans  der  Distanz  von  der  Sonne  und  der  Umlanfszeit  das 
Jupiter  berechnet  der  Verfasser,  dass  Jupiter  in  seinei'  Bahn  in 
einem  Tage  einen  Wog  von  etwa  156.000  Meilen  zurücklege,  und 
somit,  um  den  Wog  von  IKS.OOO  Meilen,  gleich  dem  Sonnendurch- 
messer,  zurückzulegen,  ungefähr  1^^  Tage  brauche.  Und  nun  föbrt 
er  fort:  „da  aber  dieser  Durchgang  jn  einer  Entfernung  von  550.000 
Erdweiten  gasehen  wird,  so  wird  er  jenen  Beobachtern  (nämlich  auf 
61  Cjgni)  1„  X  550.000  Tage  =  676.000  Tage  oder  1850  Jahre 
w&hreD",  ohne  pich  einen  Augenblick  zu  besinnen,  dass  während  dies?r 
Zeit  Jupiter  156  UmlKufe  um  die  Sonne  gemacht  hat,  also  ebenso 
viele  Durchgänge  stattgefunden  haben  mnaatenl") 

Eine  Schattenseite  des  Buches  bilden  auch  die  beigegebenen 
Figuren.  At^osehen  von  ihrer  ungof^ligou  Ausführung  sind  sie  zum 
Thoile  ungesdiickt  construirt  (wie  z.  B.  Fig.  10,  11.  19,  20.  24,  2Ö) 
theils  incorrect  (wie  Fig.  6,  wo  die  Buchstaben  M  und  M'  zu  ver- 
WMhaeln  sind,  Fig.  31.  wo  oben  Ä  zu  streichen  ist);  ausserdem  haben 
#ir  im  Texte  noch  folgende  Druckfehler  bemerkt: 


')  Da  übrigens  der  Verfasser  an  jener  Stelle  eerade  der  Im  Mal  B866 
an  T  uiruUHe  borcalig  beobachte lan  ETscTicinuuKen  crnfthot.  «o 
inBobtnn  wir  doch  darauf  hinw«i»ei>.  da»a die  Jamale  von  Haggin» 
— ''.  Miller  aoBgeritUrten  teleipectruskopiscben  Untenucbungen 
^Di  andere  ürBacbeu  des  plätzlichen  Auflcachtens  eine»  Sternes 
llilieaaen  lauan,  welche  mit  der  Uj'polheH  von  dunklen,  die  Fii- 
~    umkreisenden  Körpern  nichts  gemein  haben. 


XJ 


588        J»  F088,  Geographiiche  Repetitionen,  ang.  v.  ö.  Herr. 

S.  59,  Z.  21  V.  0.  lies:  Aequator  statt  Ekliptik;  S.  70,  Z.  9 
V.  0.  lies:  in  der  ersten  Secunde  statt:  in  einer  Secunde;  S.  77,  Z.  9 

V.  0.  Ues:  ^  X(6olx)^  ^^^^''  ^  ""  TbÖ^'  ^-  ^^'  ^-  ^  ^-  "' 

lies:  -jl^  statt ;^^;  S.  97,  Z.  7  t.  0.  lies:  Das  Volum  stott:  die 

Dichtigkeit. 

Wien.  Gustaf  Herr, 


Geographische  Repetitionen   von   Prof.   Dr.  J.  Foss.    Berlin, 

^  Rudolf  Gärtner  1870.  124  S.  8. 

Geographische  Repetitionen  für  die  oberen  Classen  von  Gymna- 
sien und  Realschulen  Ton  Prof.  Dr.  Carl  Götze,  Oberlehrer  am  Päda- 
gogium des  Klosters  Unserer  lieben  Frauen  in  Magdeburg.  Mainz,  1871. 
Verlag  von  C.  G.  Kunze's  Nachfolger.  95  S.  8.  Pr.  12  Sgr. 

Für  denjenigen,  welcher  gegenüber  den  schon  so  oft  laut 
gewordenen  Klagen  über  den  unbefriedigenden  Erfolg  des  geogra- 
phischen Unterrichtes  unserer  Gymnasien  nicht  blos  ein  wohlfeiles 
Achselzucken  hat ,  muss  es  von  hohem  Interesse  sein ,  auf  die  ganz 
ähnlichen  Klagen ,  welche  aus  Deutschland  erschallen ,  zu  horchen, 
und  die  dort  zu  Tage  tretenden  Versuche  emer  Abhilfe  des  üebels 
aufmerksam  zu  verfolgen.  Es  ist  nicht  unsere  Absicht,  hier  auf  eine 
ausführliche  Untersuchung  über  die  Grundursachen  des  allseitig  con- 
statierten  Uebels  einzugehen :  vorläufig  wollen  wir  uns  nur  gestatten, 
daraufhinzuweisen,  dass  die  Geographie  in  ihrer  gegenwärtigen 
Entwickelung  eben  noch  der  jüngsten  Zeit  angehört,  und  billigerweise 
nicht  gefordert  werden  kann ,  dass  diese  Disciplin  gleich  mit  einem 
Male  jene  Form  gewinne,  in  welche  sie  gebracht  werden  muss, 
damit  ihr  die  ihr  am  Gymnasium  gebührende  Stellung  werde.  Einst- 
weilen ist  schon  sehr  viel  damit  gewonnen ,  dass  die  Erkenntniss  der 
Noth wendigkeit ,  die  Geographie  aus  der  unnatürlichen  Stellung  als 
blosse  Hilfswissenschaft  der  Geschichte  zu  befreien,  immer  weiter  um 
sich  greift,  und  die  Einsicht  in  die  Unhaltbarkeit  des  gegenwärtigen 
Zustandes  zum  offenen  ungeschminkten  Ausdrucke  gelangt.  In  dieser 
Beziehung  spricht  sich  der  Verfasser  des  zweiten  der  oben  angeführten 
Bücher  so  entschieden  aus,  dass  über  die  Gleichartigkeit  der  bezüg- 
lichen Zustände  bei  uns  und  in  Deutschland  weiter  kein  Zweifel  sein 
kann.  Prof.  Götze  spricht  von  dem  „fortdauernden  Nothstande,  in 
dem  sich  der  geographische  Unterricht  zunächst  in  den  oberen  Gym- 
nasialclassen  befindet^ ;  er  bemerkt,  dass,  „da  für  specielle  geogra- 
phische Lehrstunden,  in  den  Schulplänen  der  Gymnasien  wenigstens, 
kein  Baum  gelassen  ist,  dem  Geschichtslehrer  meist  nichts  übrig  bleibt, 
als  die  Schüler  anzuweisen,  sich  das  entschwundene  geographische 
Material  privatim  zu  diesem  Zwecke  wieder  anzueignen  und  sich 
auf  Grund  der  schon  weiter  fortgeschi'ittenen  geistigen  Entwickelung 
selbst  ein  lebendiges  anschauliches  Bild  zu  schaffen ,  das  sie  dann  in 


/.  Fitf».  Geographische  Bepetitionan,  i 


'.  Smt. 


HL' 
■puater  Frist  als  ^geographische  Bepetition"  iu  der  Classo  zu 
Hdocieren  haben". Uan  sieht,  der  „Notb stand"  fährt  auch  zu  einem 
othbelielf".  Dass  dieser  nicht  entfernt  genOgen  kann,  ist  soibat- 
Btindlich  nnd  vtird  anch  von  Prof.  Göt/o  ausdrücklich  hervor- 
^  Jffthoben.  „Die  Erfahmng  lehrt,  wie  mungolhaft  derartige  Bepetitionen 
^os^en,  wenn  die  Schüler  auf  ihre  alten  Schulbücher  aus  Quarta  nnd 
{Quinta  verwiesen  werden."  Das  ist  denn  anch  nur  ganz  natürlich.  Ein 
[itlosses  Wiederkäuen  des  bereits  in  den  unteren  ClasGen  Gelernten  kann 
nicht  allein  keine  weitere  Förderung  doa  Wissens  bringen,  sondern  ea 
moBB  auch  Lust  und  Freude  an  der  Sache  geradezu  tödten.  Und  dass 
in  letzterem  Umstände  einer  der  Hauptgründe  der  uu  befriedigen  den 
Erfolge  in  diesem  Unterrichte  liegt,  mnss  jeder  bestätigen,  dem  eine 
J&Dgere  Erfahrung  zur  Seite  steht.  Nun  mangelt  es  keineswegs  an 
Ifeographiscben  Lehrbüchern  für  die  höhere  Unterricbtastufo,  aber  es 
M  mangelt  an  Zeit  zu  ihrer  Benützung ;  bis  diese  durch  eiue  zweckmässige 
Organftati<'ii  des  Gymnasial) ehrplanes  gewonnen  sein  v\iA,  müssen 
•ben  .  Nothbehelfe"  aushelfen.  Als  stjlche  sind  oben  die  vorliegenden 
Xwei3ücher  zu  betrachten,  und  wir  freuen  uns.  constatierenzu  können, 
dasB  beide  Werke  nicht  blos  einen  ephemeren  Werth  haben,  sondern 
Anspruch  machen  können,  als  solbstatidigo  Arbeiten  beti-achtet  zu 
Verden,  welche  eine  jener  Gutwickolungsstufen  bezeichnen,  durch  die 
d«r  geographische  Unterricht  iu  methodischer  Beziehung  sich  aus 
dem  bisherigen  unfertigen  Zustande  herausarbeitet. 

Obwol  beide  Bücher  für  deuselben  Zweck  bestimmt  sind  und 
■Ich  auf  Europa  beschränken  (von  den  übrigen  Erdthoilen  sind  nur 
die  Cotunia  11  ander  der  europäischen  Staaten  behandelt),  so  uuter- 
ecbeiden  sie  sich  doch  sehr  wesentlich  beinglich  der  Art  der  Behand- 
lung des  Stoffes.  Zunächst  tritt  bei  Foss  mehr  das  geschichtliche  und 
fiultnrgeschichtliche ,  bei  Gütze  mehr  das  geographische  Moment  in 
dfln  Vordei^und.  Foss  ergeht  sich  mehr  iu  breiter,  lusammen- 
bäugender  Darstellung ,  bei  welcher  sichtlich  auch  der  stilistischen 
Seite  besondere  Sorgfalt  zugewendet  wurde  —  Götze  gibt,  wie  auch 
in  der  Vorrede  ansdrücklich  hervorgehoben  wird,  .nicht  ausgefflhrte 
Bilder,  sondom  Skizzen",  mit  deren  Hilfe  die  Schüler  ,iu  das  vor 
ihnen  wie  todt  daliegende  Karteubild  wieder  Gestalt  und  lieben  zn 
bringen  linbeu".  Beide  Bücher  ergänzen  sich  so  in  einer  für  die  Interes- 
sen des  geographischen  Unterrichtes  höchst  erspricHslichen  Weise. 

FoBS  „geographische  Bepetitonen"  enthalten  ausser  einer  kurzen 
allgfemeiuen  Einleitung  über  Europa  elf  Aufsätze :  Spanien.  Frankreich, 
das  britische  Baich,  China  und  ludien,  Island,  die  Insel  Thule,  Skan- 
dinavien, das  europäische  Russland,  Ungarn,  die  Uämushalbinsel, 
Italien.  Jeder  dieser  Aufsätze  bietet  ein  in  sich  abgeschlossenes  Bild 
dea  botflTenden  Landes,  in  welchem  die  Geographie,  Geschichte, 
Cult Urgeschichte,  Ethnugraphio  und  Literatur  in  meist  sehrgelungener 
Weise  zu  einem  ansprechenden  Ganzou  verbunden  sind.  Wenn  hier 
nnd  da  die  Ueliergängo  etwas  weniger  vermittelt  erscheinen.  Geschichte 
Hid  Poeaie  mit  dem  geographischen  lliema  mitnoter  etwus  lose  zusnm- 


lata* 


690       «7.  FasSf  Geograpbifche  RepetitioDen,  aog.  t.  G.  Herr, 

menhängen,  so  thutdiess  dem  Werthe  des  Baches  durchaus  kernen  Ein- 
trag, denn  es  handeltsich  hierum  ^Bepetitionen'*,  in  welchen — und 
darauf  legen  wir  bei  diesem  Bache  den  Hauptwerth  —  zum  ersten 
Male  der  Versuch  gemacht  wird ,  die  Geographie  als  das  eigentlich 
concentrierende  Lehrfach  im  Gymnasialunterricht  hinzustellen, 
freilich  nicht  in  dem  Sinne,  wie  es,  ein  bekanntes  Herbart'sches  Wort 
zu  Tode  hetzend,  Harnisch,  Grassmann,  Zachariae  u.  a.  mit  dem 
gebührenden  Misserfolge  versuchten. 

Am  gelungensten  erscheinen  uns  die  Aufsatze  über  Spanien, 
Frankreich,  Skandinavien  und  das  europäische  Bussland.  Besonders  in 
den  ersten  beiden  erscheint  die  Behandlung  der  Orographie  nnd 
Hydrographie  in  so  lichtvoller  übersichtlicher  Weise  durchgeführt, 
dass  der  dauernde  Erfolg  gewiss  gesichert  ist.  Sehr  hübsch  sind 
die  Aufsätze  über  Island  und  „die  Insel  Thule'^.  üeber  erstere  haben 
allerdings  die  letzten  Nordpolfahrten  ein  hier  noch  nicht  verarbeitetes 
umfangreiches  Materiale  aufgehäuft,  lieber  das  interessante  Phänomen 
des  Geysir  wäre  vielleicht  etwas  ausführlicher  zu  handeln  gewesen, 
wobei  auch  Bunsen's,  durch  Müller's  Apparat,  wie  es  scheint,  bestätigte 
Erklärung  ein  Plätzchen  finden  konnte.  Einen  ganz  interessanten 
Excursus  bringt  Foss  über  die  Insel  Thule.  Er  nimmt  sich  billiger- 
weise des  vielgeschmähten  Pytheas  an,  der  das  Schicksal  so  manches 
anderen  Entdeckers  theilen  musste.  Wenn  aber  Foss  „bei  unbefan- 
gener Betrachtung  der  Tradition"  sich  dafür  erklären  zu  müssen 
glaubt,  dass  die  vielgesuchte  „ultima  Thule  **  in  Island  zu  suchen  sei, 
so  wäre  wol  zu  bemerken,  dass  nach  Müllenhofif  s  grundlicher  Unter- 
suchung dieser  Frage  (Deutsche  Alterthumskunde  I.  387  ff.)  diese 
Annahme  wol  nicht  mehr  aufrechtzuerhalten  ist.  Müllenhoff  gelangt 
nach  gründlichster  Prüfung  aller  einschlägigen  Momente  zu  dem 
Schlüsse,  dass  der  ultima  Thule  nur  die  shetländischen  Inseln  (Main- 
land oder  ünst)  entsprechen,  für  welche  Ansicht  sich  übrigens  auch 
schon  firüher  Andere  ausgesprochen  haben  (vgl.  u.  a.  Zurla,  Di  Marco 
Polo  e  degli  altri  viaggiatori  Yeneziani  piü  illustri  dissertazioni  etc. 
Venezia  1819.  Vol.  II.  c.  3.  4.).  Wenn  übrigens  des  Pytheas 
Beschreibung  von  Thule  vielfach  auf  Norwegen  bezogen  wurde,  so  ist 
diese  wol  zunächst  schon  dadurch  erklärlich,  dass  über  die  Gesüdtong 
der  nördlichen  Küste  Europa^s  bis  in  den  Anfang  des  16.  Jahr^ 
hunderts  hinein  ganz  irrige  Vorstellungen  herrschten.  Aus  den  älteren 
Karten  geht  hervor,  dass  die  längs  der  niederdeutschen  KüsteFahrenden 
einen  rein  nördlichen  Lauf  einzuhalten  glaubten,  daher  die  skandina- 
vische Halbinsel  viel  zu  weit  nach  Westen  vorgeschoben  erschein! 
So  zeigen  die  Tabulae  nauticae  von  1351  in  Florenz  die  skandina- 
vische Halbinsel  noch  über  den  Meridian  der  Westküste  Irland's  hin- 
ausgerückt (vgl.  Wuttke,  Zur  Geschichte  der  Erdkunde  im  letzten 
Drittel  des  Mittelalters.  Dresden  1871).  Der  Norden  tritt  eben  erst 
verhältnissmässig  spät  aus  dem  mystischen  Dunkel  hervor.  Noch  anf 
der  Weltkarte  desFra  Mauro,  welche  zwischen  1457  und  li59flült| 


w 


J.  Fost,  GcographiHchfl  Rppetitioi 


erscheint  „liilanda"  (Island)  vom  ErdkreiBö  durchschnitten,  womit 
Fra  Maaro  wol  andeuten  wollte,  dass  dort  anch  sein  Wissen  ende. 

Wenn  wir  den  Anfaatz  ober  Ungarn  als  den  am  weni^ten  ge- 
lungenen bezeichnen,  so  wollen  wir  damit  dem  Buche  durchaus  keinen 
Torwnrf  machen.  Es  iet  eine  in  der  geographischen  Literatur  dee 
ADElandee  immer  wiederkehrende  Erscheinung,  dass  über  äster- 
reichiflch- ungarische  Verhältnisse  viel  Äßtiqniertes  sich  forterbt. 

Unrichtiges  haben  wir  in  dem  Buche  wenig  gefunden.  Einiges 
mag  hier  bemerkt  werden.  S.  29.  Der  Äthos  kann  „Vormittags" 
nicht  leicht  seinen  Schatten  nach  dem  östlich  gelegenen  Lemnos 
werfen.  S.  56,  Z.  4  v.  u.  müssen  Irland  tiud  Island  umgestellt  werden. 
S.  75  lies  Cnlloden.  S.  121,  Z.  1  v.  o.  lies  irländischen  statt  ielän- 
diacben.  S.  135  bedarf  das  über  die  „Vörzfige"  Schwedens  vor  an- 
deren Staaten  Gesagte  wol  einer  Berichtigung.  S.  160.  Dass  die  heu- 
tigen Walachen  ein  „Mischvolk  ans  BCmern  und  Slaven"  sind,  dürfte 
nach  dem  gegenwärtigen  Stande  der  bezüglichen  Forschungen  wol 
kaom  zu  behaupten  sein.  S.  161.  In  Siebenbürgen  „mischen  sich" 
wol  einige,  aber  nicht  „alle  möglichen'  Völker.  S.  163,  Z.  7  v,  o. 
lies  Syrmien  etatt  „Sjrmium".  S.  165  lies  Künig  Heinrich  1.  statt 
„Kaiser".  S.  168.  Die  Debreciiner  Haide  dehnt  sich  Östlich,  nicht 
„westlich"  von  der  Donan  aus;  ebd.  lies  Csikos  statt  Csiko.  S.  175. 
Ragusa  darf  bezüglich  der  Nationalität  der  Mehrheit  seiner  Bevöl- 
kerung nicht  mit  Zara.  Spalato  und  Cattaro  zusammengestellt  werden. 
S,  205  lies  Enrico  Dandojo  statt  Henri  Dandalo.  S.  210  lies  Berici 
statt  „Berenici' sehen". 

Wenn  wir  uns  einerseits  nicht  verhehlen  können,  dass  Fobb' 
Bocb  sehr  gereifte  SchQIer  voraussetzt  und  selbst  für  diese  manchea 
ihnen  noch  ferne  Liegende  bietet,  so  möchten  wir  dasselbe  um  so 
mehr  den  Lehrern  der  Geographie  und  Geschichte  zur  Beachtung 
empfehlen ,  und  zwar  nicht  so  sehr  wegen  des  darin  verwertheten 
Stoffes,  als  vielmehr  wegen  der  in  demselben  durchgeführten 
Methode.  Gerade  in  Bezug  auf  letztere  scheint  uns  dieses  Buch 
einer  möglichst  weiten  Verbreitung  werth  zu  sein, 

Götze  hat  sich  in  seinen  „Geographischen  Repetitlonen"  ein 
engeres  Ziel  als  Foss  gesteckt.  Zunächst  ist  es  bestimmt,  „dem  Un- 
terrichte in  der  Geschichte  des  Mittelalters  und  der  neuern  Zeit  in 
den  obersten  Claseen  eine  feste  geographische  Grundlage  zu  geben". 
Mit  Rücksicht  darauf,  dass  in  den  Lehrbüchern  der  alten  Geschichte 
ohnediess  geographische  Uebersichten  der  bei  der  Geschichte  Gri«- 
chenland's  und  Bom's  zunächst  in  Betracht  kommenden  Länder  vor- 
BUSgeschickt  werden,  fehlen  hei  Götze  die  Äpeuninen-  und  die  Bat- 
kanhalbinsel ,  wb£  wir,  in  Betracht  der| herkömmlichen  Magerkeit 
dieser  Skizzen,  welche  meist  nur  trockene  Namensyer^eichniese  bieten, 
bedauern.  Das  „lebendige  Wort  des  Lehrers",  auf  welches  Götze  hier 
verweiat,  dOrfte  wol  kaum  ausreichen,  sonst  wären  ja  eben  keine  ge- 
druckten „Ropetitionen"  nöthig;  anch  thnt  es  dem  jnngen,  streb- 
samen Lehrer  recht  wohl,  etwas  in  der  lland  zu  haben,  was  ihm 


592       J.  F088,  Geograpbiiche  BepetitioneD,  ang.  t.  G.  Herr. 

einen  festen  Anhalt  bezüglich  der  Methode  bietet;  denn  daran 
fehlt  es  meist,  nicht  am  Wissen. 

Ausser  einer  kurzen  allgomoinen  Uebersicht  Europa*8  enthält 
Götzens  Buch  folgende  Abschnitte :  die  Länder  der  Germanen  (Deutsch- 
land mit  Luxemburg  und  Deutsch-Oesterreich,  die  Schweiz,  die  Nieder- 
lande, die  skandinavischen  Länder,  Grossbritanien  und  Irland),  die 
Länder  der  Bomanen  (Frankreich,  die  iberische  Halbinsel),  die  Länder 
der  Slayen  (das  Karpathenland  mit  dem  mittleren  und  untern  Donau- 
gebiete, das  europäische  Bussland).  Bei  den  einzelnen  Staaten  sind 
auch  ihre  auswärtigen  Besitzungen  behandelt.  Auf  den  wenigen 
Seiten  des  Buches  ist  ein  ungemein  reichhaltiger  Stoff  verarbeitet; 
physische  Geographie  und  Topographie,  geschichtliche  und  culturge- 
schichtliche  Beziehungen  drängen  sich  im  Texte  wie  in  den  zahlreichen 
Anmerkungen;  Vieles  ist  nur  durch  Schlagwörter  angedeutet,  das 
Ganze  mehr  aphoristisch  gehalten,  aber  auch  auf  das  Einzelnste  ein- 
gehend, überall  dieSelbstthätigkeitdes  Schülers  anregend  und 
beanspruchend,  dabei  von  durchaus  echt  deutschem  Geiste  getragen. 

Wenn  wir  unser  ürtheil  über  dieses  Buch  in  wenigen  Worten 
zusammenfassen  sollen,  so  müssen  wir  sagen,  dass  es  ganz  geeignet 
ist,  mit  Benützung  eines  Atlas,  wie  z.  B.  Sydow's  „Methodischer 
Hand-Atlas^,  einer  gründlichen  Bepetition  der  Geographie  und  Ge- 
schichte zur  Grundlage  dienen  zu  können.  Aber  bei  der  Fülle  des 
Materiales  und  der  Knappheit  der  Darstellung  macht  es  allerdings 
nicht  unbedeutende  Ansprüche  an  den  Schüler;  darin  erblicken  wir 
aber  einen  Vorzug  des  Werkes. 

Mit  besonderer  Aasführlichkeit  ist  wie  billig  Deutschland  be- 
handelt, es  nimmt  reichlich  ein  Drittel  des  Buches  ein.  Es  findet  sich 
hier  eine  solche  Fülle  knapper  Charakteristik,  feiner  Beobachtungen, 
geschichtlicher  und  culturhistorischer  Beminiscenzen  zusammenge- 
drängt, dass  die  Bewältigung  derselben  gewiss  reichlichen  Stoff  für 
einen  Jahrescurs  bietet.  Dann  kennt  der  Schüler  aber  auch  sein 
Deutschland,  wie  sich's  gebührt. 

Auch  in  den  übrigen  kürzer  gehaltenen  Partieen  des  Buches 
zeigt  sich  dieselbe  Sorgsamkeit  in  der  Behandlung  des  geographischen 
Details,  dieselbe  Behendigkeit  in  der  Combination  und  dieselbe 
Knappheit  des  Stiles.  Letztere  führt  freilich  bisweilen  zu  Dunkel- 
heiten, deren  Aufhellung  derSelbstthätigkeitdes  Schülers  nicht 
so  leicht  werden  dürfte.  Vielleicht  dürfen  wir  auf  ihre  Bechnung 
auch  eine  und  die  andere  minder  gelungene  Stelle  setzen.  So  z.  B. 
S.  30,  wo  die  Donau  als  „Steppenfluss"  bezeichnet  wird;  S.  31,  wo 
es  hcisst:  „Hochalpen,  Begion  des  ewigen  Schnees  bis  14800  Fuss"; 
S.  34,  wo  Anmerkung  2  nicht  zum  Texte  passt ;  hier  wie  an  anderen 
Stellen  wird  eben  die  Interpretation  des  Lehrei's  eingreifen  müssen. 
Wesentliche  Unrichtigkeiten  sind  uns  nicht  aufgestossen ;  Unwesent- 
liches, wie  z.  B.  S.  29,  wo  den  slovakischen  Drahtflechtem  „südsla- 
vischer  Typus  und  walachische  (Schafhirten-)  Tracht^  angedichtet 
wird,  mag  hingehen,   Hin  und  wieder  verleitet- den  Verfasser  wn 


J.  F088,  Geographische  Bepetitionen,  ang.  v.  &,  Berr,       SftS 

deutscher  Patriotismus  zn  etwas  gewagten  Aufstellungen,  wie  denn 
auch  manchen  Stellen  eine  gewisse  specifisch  preussisch-hohenzol- 
lernsche  Färhung  anhaftet,  die  uns  üherflfissig  erscheint.  Wenn  der 
Verf.  z.  B.  S.  19  zur  Burg  HohenzoUem  die  Anmerkung  macht:  „die 
Hahsburg  eine  verfallene  Buine  im  Aargau^  —  so  müssen  wir  fragen, 
wozu  die  Antithese?  Derlei  Abspurigkeiten  thun  aber  dem  Werthe 
des  Buches  keinen  Eintrag,  das  wir  als  eine  sehr  verdienstliche 
Arbeit  bezeichnen  müssen.  Sie  bringt  uns  die  erfreuliche  Kunde, 
dass  in  der  deutschen  Lehrerwelt  das  Bedürfiiiss,  der  Geographie  in 
der  Schule  zu  grösserer  Beachtung  zu  verhelfen,  immer  mehr  zur 
Geltung  kommt,  was  gewiss  auch  auf  unsere  Verhältnisse  günstig 
rückwirken  wird« 

Wien.  Gustaf  Herr. 


Dritte   Abtheilung. 

Zur  Didaktik  und  Pffidagogik. 

üeber  den  Unterricht  im  Französischen  am 

Gymnasium. 

Soll  der  Unterricht  im  Französischen  am  Gymnasium  förderlich 
sein,  so  muss  er  sich  wenigstens  anDähemd  dem  Lehrplane  fftr  die  Beal- 
schnle  fügen;  auch  das  Oymnasiam  darf  sich  nicht  mit  oberflächlicher 
Fertigkeit  der  Conversation  begnügeD^  es  mass  ebenfalls  grtLndliehes 
Verständnis  der  Sprache  und  Literatur  anstreben. 

Das  Lehrzie]  f&r  die  Realschule  muss  also  im  Wesentlichen  auch 
am  Gymnasium  erreicht  werden,  es  lautet :  Vollständige  Aneignung  und 
Verständnis  der  Formenlehre  und  Syntax ;  Erwerb  eines  ausgiebigen  Wör^ 
tervorraths,  Gewandtheit  im  mündlichen  Gebrauche  der  correcten,  ge- 
wöhnlichen Umgangs-  oder  Conversationssprache ,  freie  schriftliche  Be- 
arbeitung leichter  Themata ;  übersichtliche  Kenntnis  der  Literatur,  nähere 
Bekanntschaft  mit  hervorragenden  prosaischen  und  poetischen  Leistun- 
gen derselben. 

Setzen  wir  anstatt  „Gewandtheit  im  mündlichen  Gebrauche  der 
correcten,  gewöhnlichen  Umgangs-  oder  Conversationssprache" :  „einige 
Sicherheit  usw."  —  ein  Vorschlag,  den  die  Experten- Versammlung  ftlr 
die  modernen  Sprachen,  welche  der  Verein  „die  Realschule"  einberief, 
auch  für  die  Realschule  annahm,  so  ist  das  Ziel  für  das  Gymnasiom 
nicht  zu  hoch  gegriffen,  vorausgesetzt,  es  werden  dem  Gegenstande  min- 
destens 3  Stunden  wöchentlich  gewidmet;  denn  mit  einer  geringeren  Stun- 
denzahl lässt  sich  nur  Lückenhaftes  erreichen,  um  so  mehr,  wenn  man 
bedenkt,  dass  der  Lehrer  eines  facultativen  Lehrgegenstandes  fast  gar 
keine  Anforderungen  an  den  häuslichen  Fleiss  der  Schüler  stellen  dait 
dass  also  in  Hinblick  auf  die  Forderungen  in  den  obligaten  Fächern,  das 
in  der  Schule  Vorgetragene  nicht  nur  in  der  Schule  verarbeitet,  sondern 
auch  grossentheils  nur  in  derselben  erlernt  werden  soll. 

Angemessen  erscheint  es,  die  unteren  Classen  (etwa  L  bis  3.)  Tom 
Unterrichte  noch  auszuschliessen,  da  die  Schüler  dann  nicht  nur  am 
Lateinischen  eine  wesentliche  Stütze  finden  würden,  sondern  auch  hereiti 
im  Griechischen  so  weit  sind,-  dass  das  Erlernen  einer  neuen  Spradie 


J,  Oöteersdoffer,  Üeber  den  Unterricht  im  Franzöeischen.      505 

nicht  störend  auf  den  Gesammtnnterricht  einwirkt;  aach  die  weitaus 
gründlichere  Kenntnis  der  Muttersprache,  welche  Gjmnasialschüler  vor 
Bealschülem  voraus  hahen,  würde  dann  fördernd  wirken. 

Was  den  Lehrstoff  betrifft,  so  habe  ich  es  Tersucht  (Programm  der 
k.  k.  Ober-Realschule  am  Schottenfeld  1872),  denselben  mit  möglichster 
Berücksichtigung  des  Lehrplanes  ftlr  Realschulen  den  einseinen  Classen 
anzupassen  und  den  Untericht  in  drei  Stufen  getheilt: 

Die  erste  Stufe  (1.  und  2.  Classe)  umfasst  den  Elementarunterricht. 
Die  Grammatik  wird  vorwiegend  methodisch  behandelt  und  führt  zur 
sicheren  Handhabung  der  wichtigsten  Formen;  auf  richtige  Aussprache 
und  Erwerbung  eines  ausreichenden  Wortschatzes  ist  besonders  zu  sehen  ^ 
einfache  selbständige  Satzbildungen  werden  versucht. 

Auf  der  zweiten  Stufe  (3.  und  4.  Classe)  tritt  neben  der  metho> 
dischen  auch  systematische  Behandlung  der  Grammatik  ein.  Aussejr  den 
Formen  sind  auch  die  wichtigsten  syntaktischen  Verhältnisse  zu  erörtern ; 
auf  verständiges  Präparieren  für  die  Leetüre  ist  besonders  zu  sehen; 
diese  selbst  dient  nicht  als  Endzweck,  sondern  nur  als  Mittel  zum  Zweck, 
indem  sie  das  in  der  Grammatik  Gelernte  veranschaulicht;  Versuche  in 
französischer  Conversation  finden  statt. 

Auf  der  dritten  Stufe  (5.  und  6.  Classe)  wird  die  Grammatik  nur 
systematisch  behandelt  mit  vorherrschender  Berücksichtigung  der  Syntax. 
Das  Hauptgewicht  wird  auf  die  Leetüre  gelegt,  welche  nun  nicht  mehr 
bloss  Mittel  zum  Zwecke  sondern  auch  selbst  Endzweck  ist,  dadurch,  dass 
sie  mit  den  wichtigsten  Erscheinungen  der  französischen  Literatur  be- 
kannt macht;  der  Inhalt  derselben  gibt  Stoff  zu  französischen  Conver- 
sations-Uebungen. 

Die  7.  Classe  bildet  keine  eigene  Stufe,  es  wird  bloss  das  bereits 
Erworbene  zum  freien  mündlichen  und  schriftlichen  Gebrauch  der  Sprache 
benutzt,  die  Grammatik  wird  in  französischer  Sprache  wiederholt,  die 
Leetüre  wird  ergänzt  und  dient  als  Basis  einer  gedrängten  G^eschichte 
der  französischen  Literatur  mit  Rücksichtnahme  auf  die  allgemeine  Cul- 
turgeschichte^  insbesondere  auf  die  Geschichte  der  deutschen  Literatur; 
während  des  Unterrichtes  wird  nur  französisch  gesprochen;  die  Sprach- 
übungen werden  auch  zur  Wiederholung  des  Lehrstoffes  in  der  deutscheu 
Literatur,  der  Geschichte  und  Naturgeschichte  verwendet.  Sollte  die 
Realschule  acht  Classen  erhalten,  was  nur  eine  Frage  der  Zeit  ist,  so 
würden  die  7.  und  8.  Classe  insofern  eine  eigene  Stufe  bilden,  als  dann 
der  praktischen  Richtung  mehr  Rechnung  getragen  werden  könnte;  auch 
wäre  es  dann  möglich  ganze  Stücke  zu  lesen. 

Demgemäss  müsste  sich  auch  am  Gymnasium  der  Unterricht  im 
Französischen  in  drei  Stufen  theilen,  wobei  zu  bemerken  ist,  dass  auch 
die  oben  erwähnte  vierte  Stufe  höchst  wünschenswert  wäre.  Es  ergibt 
sich  also  ein  Curs  für  Anfänger,  für  Vorgeschrittenere,  und  für  gram- 
matikalisch bereits  vollständig  Durchgebildete,  ganz  analog  den  im  Lehr- 
plane für  die  Realschulen  auf  Grund  des  Landesgesetzes  vom  8.  Man 
1870  für  das  Schuljahr  1870/71  angeordneten  Uebergangsbestimmungen : 
„3.  Der  Unterricht  in  der  französischen  Sprache  wird  für  die  Schüler  der 


506      J."  GätzersdorfeTf  Uebcr  den  Unterricht  im  Französischen. 

3.  und  i.  Classe  sofort  anbedingt  obligat  und  gliedert  sich  nach  Corsen, 
so  dn«;s  Anfanger,  Vorgeschrittenere  und  grammatikalisch  bereits  yoll- 
ständig  Durchgebildete  gesondert  unterrichtet  werden.*^  Ein  Modus,  welcher 
sich  nur  darum  nicht  bewährte,  weil  er  auf  einen  obligaten  Gegenstand 
angewendet  wurde,  für  welchen  aber  sowol  pädagogische  wie  didaktische 
Grunde  sprechen,  sobald  von  einem  facultativen  Gegenstande  die  Bede 
ist.  Bezüglich  des  vierten  Curses,  welcher  vorwiegend  der  praktischen 
Richtung  gewidmet  wäre,  würden  nöthigenfalls  auch  2  Stunden  wöchent- 
lich genügen. 

Wenden    wir    die  an  der  Realschule  approbirten  Lehrbücher  von 
Ploetz  am  Gymnasium  an ,  so  ergeben  sich  bei  ihrer  Vertheilung  auf  die 
einzelnen  Stufen  nur  geringe  Modificationen.  Im  ersten  Curse :  „Elementar- 
Grammatik",  anolog  der  ersten  Stufe  (1.  und  2.  Classe)  an  der  Realschule; 
nur  entfiele  vielleicht  das  dort  in  Verwendung  stehende  Vocalbuch ;  selbst 
bei  3  Stunden  wöchentlich  dürfte  keine  Zeit  dazu  bleiben,  da  die  Schüler 
den  für  zwei  Jahrgänge  bestimmten  Lehrstoff  in  einem  Jahre  durchzu- 
machen haben;   dann   erwerben   sich   die  Gjmnasialschüler  auch  ohne 
dessen  Hilfe  noch  immer  viel  leichter  eine  entsprechende  Copia  verborum 
als  die  Realschüler.  Im  zweiten  Curse:   „Schulgramroaltik''  und  *^LectU' 
res  choisies",   wie  an  der  Realschule  (3.  und  4.  Classe);  auch  hier  sind 
zwei  Jahrgänge   in  einem  Jahre   durchzumachen,  doch  finden  sich  die 
Gymnasialschüler   nicht  nur  mit  grosser  Leichtigkeit    in   die  Leetüre, 
welche  gerade  an  der  Realschule  unendliche  Schwierigkeiten  darbietet,  da 
es  die  Schüler  mit  der  ersten  fremden  Sprache  zu  thun  haben,  sondern  wird 
ihnen  auch  das  Studium  der  Grammatik  durch    stete  Hinweisung  auf 
das  Lateinische  und  Griechische  wesentlich  erleichtert.  Was  den  dritten 
Curs  betrifft,  so  ist  die:  Syntax  und  Formenlehre,  welche  ich  für  die 
entsprechende  Stufe  an  der  Realschule  (5.  und  6.  Classe)  in  Vorschlag 
brachte ,  darum  nicht  zu  verwenden,  weil  dieser  Curs  am  Gymnasium  den 
Abschluss  bildet,  also  wol  eine  in  französischer  Sprache  abgefasste  Gram- 
matik  notwendig  erscheint,    folglich:    „Nouvellc    grammaire    franfaise" 
analog  der  7.  Classe  an  der  Realschule;  übrigens  könnte  selbst  an  der 
Realschule  die  „Syntex  und  Formenlehre**  entfallen,  falls  der  Unterricht 
in  der  Schulgrammatik  auf  zu  grosse  Hindemisse  stossen  würde;  diese 
wäre  dann  vielleicht   auch  für  die  5.  und  6.  Classe  beizubehalten,  nar 
müsste  mit  Schluss  der  4.  Classe  der  ganze  systematische  Theil  der  Gram- 
matik durchgenommen  sein,  da  mit  dieser  Classe  insoferne  ein  Abschluss 
stattfindet,  als  die  Lecture  zum  letzten  Male  als  Mittel  zum  Zweck ,  die 
Grammatik  gleichsam  unterstützend,  dient,  in  der  nächsten  Classe  aber 
selbständig  auftritt  und  also  die  Kenntniss  der  Grammatik  im  Wesent- 
'lichen  voraussetzt. 

Im  dritten  Curse  wäre,  ebenso  wie  in  der  7.  Classe  an  der  Realschule 
auch  an  ein  in  französischer  Sprache  abgefasstes  Compendium  zu  denken, 
etwa  Magnin-  Dillmann,  doch  sind  die  Schüler  bereits  mit  Ploeti  ver- 
traut und  ist  es  daher  angezeigt  das  Buch  desselben  Verfassers  zu  be- 
nützen. Derselbe  Grundsatz  gilt  auch  im  Lateinischen.  «Von  Lehrena 
und  Schülern  ist  der  Grundsatz  festzuhalten,  dass  im  ObergTnuuttium 


J.  Götzersdorfer^  tJeber  den  Unterricht  im  Fr&nzQsischen.      597 

als  Hilfsbuch  keine  lateinische  Sprachlehre  benützt  werden  soll,  die 
einen  yon  dem  Verfasser  der  im  Untergymnasiam  benutzten  Sprachlehre 
Terschiedeuen  Verfasser  hat**.  (M.  E.  Tom  10.  Juni  1854,  Z.  4063.) 

Zar  Lectnre  wird:  „Manuel  de  la  littärature  frangaise'  benützt. 

Die  Schüler  dieses  Curses  hätten  wol  analog  der  dritten  Stufe  an 
der  Realschule  (5.  und  6.  Classe)  nicht  nur  zwei  Jahrgange  in  einem 
Jahre  zu  bewältigen,  sondern  auch  die  Grammatik  in  französischer  Sprache 
zu  widerholen,  wie  diess  in  der  7.  Classe  an  der  Realschule  geschieht; 
doch  haben  dieselben  die  Grammatik  bereits  im  zweiten  Curse  erschöpft, 
was  bei  den  Realschülern  erst  in  der  dritten  Stufe  (der  6.  Classe)  der 
Fall  ist;  weitdrs  ist  ihnen  die  Möglichkeit  geboten,  dem  Curse  zwei  Jahre 
zu  widmen,  selbst  vorausgesetzt,  dass  sie  den  eristen  Curs  zwei  Jahre 
frequentieren,  wenn  wir  annehmen,  dass  der  Unterricht  im  Französischen 
mit  der  4.  Classe  beginnt;  es  scheint  daher  geboten,  im  zweiten  Jahre 
in  der  Leetüre  wo  möglich  Neues  zu  bieten,  um  das  Interesse  der  Schüler 
wach  zu  erhalten,  ohne  desshalb  ausser  Acht  zu  lassen  in  jedem  Jahre 
ein  G^sammtbild  der  französischen  Literatur  zu  geben. 

Das  „Vocabulaire  systematique**  für  welches  sich  auch  an  der  Re- 
alschule, falls  die  Stunden  nicht  vermehrt  werden  sollten,  keine  Zeit 
linden  dürfte,  hätte  am  Gymnasium  zu  entfallen;  sollte  ein  vierter  Curs 
errichtet  werden,  so  wäre  es  zur  Unterstützung  der  in  demselben  vor- 
zugsweise zu  pflegenden  Conversation  am  Platze;  dieser  Curs  müsste 
überhaupt  ganz  unabhängig  von  den  anderen  drei  Cursen  gedacht  werden, 
als  eine  wenn  auch  nicht  nnbedingt  nothwendige,  so  doch  wünschens- 
werthe  Zugabe;  auch  könnten  in  demselben,  wie  bereits  erwähnt,  ganze 
Stücke  gelesen  werden. 

Lectionsplan. 

I.  Curs :  Die  Regeln  der  Aussprache  und  des  Lesens  mit  Inbegriff 
der  Lehre  vom  Accente;  avoir  und  etre;  einfache  Formen  der  ersten 
Conjugation;  bestimmter  und  unbestimmter  Artikel;  Numerale;  adjec- 
tifs  possessifs,  d^monstratifs ,  interrogatifs.  Qesammte  übrige  Formen- 
lehre der  flexiblen  Redetheile  einschliesslich  der  häufigst  vorkommenden 
unregelmässigen  definitiven  und  unpersönlichen  Verben;  Adverbien  und 
Conjunctionen ;  Regel  über  das  participe  passä.  Aneignung  eines  ent- 
sprechenden Wörter-  und  Phrasen  -  Vorraths  mittelst  des  Memorierens. 
Hebungen  im  Dictandoschreiben  und  im  Uebersetzen  leichter  Sätze,  so- 
wol  mündlich  als  schriftlich. 

Wöchentlich  3  Stunden. 

Ploetz,  Elementargrammatik  der  französischen  Sprache. 

Im  ersten  Semester  wird  genommen:  Leetion  1 — GO;  ee  bleibt  da 
noch  Zeit  genug  übrig  zu  den  unbedingt  notwendigen  häufigen  Wieder- 
holungen, weil  es  oft  möglich  ist,  zwei  Lectionen  in  eine  zusammen- 
zuziehen. Besonders  die  Verbalflexionen  müssen  geradezu  in  der  Schule 
gelernt  und  fortwährend  geübt  werden ,  da  in  einem  freien  Gegenstande 
80  wenig  als  möglich  an  den  häuslichen  Fleiss  appelliert  werden  darf,  sollen 
die  Schüler  nicht  überbürdet  werden  und  in  Folge  dessen  bald  alle  Lust 

Z«ltt«hHft  f.  d.  öttcrr.  Qjmm,  1873.  YU.  a.  VIII.  H«ft.  40 


596    /.  CHiUenäorfer,  üeber  den  ünterrioht  im  FranzöBischaii. 

va  demBelbeii  verlieren;  gilt  doch  in  den  obligaten  Fächern  der  Grund- 
latz  des  Lehrens  and  Lernens  in  der  Schale  selbst. 

„In  den  Lehrstanden  selbst  and  darch  dieselben  mass  der  Schüler 
VI  Arbeiten  gelernt  haben,  am  za  Haose  ohne  des  Lehrers  Hilfe  arbeiten 
zu  können.  Diess  gilt  in  besonders  hohem  Grade  für  die  nntersten  Lehr- 
stafen;  denn  aaf  diesen  ist  es  eine  Haaptaafgabe,  eine  solche  Aafmerk- 
samkeit  der  Schüler  za  erreichen,  dass  der  Gegenstand  des  Unterrichtes 
der  Haaptsache  nach  in  der  Stande  selbst  gelernt  wird,  und  die  häus- 
liche Arbeit  nur  das  feste  Einprägen  des  schon  im  Wesentlichen  Gelern- 
ten zu  vollenden  hat.''  (0.  E.  Seite  100.) 

Ln  zweiten  Semester  wird  genommen  Lection  61  — 112:  Der 
ganze  Stoff  wird  systematisch  wiederholt  und  dazu  die  dem  methodischen 
Elementarbache  vorangehende,  systematische  Elementargrammatik  benützt. 
Die  am  Ende  der  Elementargrammatik  enthaltenen  Lesestücke  müssen 
von  den  besseren  Schülern  wenigstens  mündlich  übersetzt  werden;  die- 
selben wären  dann  auch  zu  reproducieren ,  zuerst  deutsch  und  dann  mit 
Hilfe  des  Lehrers  französisch.  Im  Wesentlichen  ist  die  Einrichtung  des 
Unterrichtes  dieselbe,  wie  sie  der  Organisations- Entwurf  der  Gymnasien 
and Bealschulen  für  das  Lateinische  Inder  ersten  und  zweiten  Classe  des 
Untergymnasiums  vorschreibt  (Seite  103).  Die  an  die  Versionen,  so  wie 
Betroversionen  zu  knüpfenden  Sprechübungen  u.  A.  werden  nur  dadurch 
bedingt,  dass  die  Sprache  eben  eine  lebende  ist. 

Wiewol  der  ganze  Unterricht  mit  Zugrundelegung  der  lateinischen 
Sprache  ertheilt  wird,  so  gilt  diess  insbesondere   von  diesem  Curse,  wo 
es  sich  vorwiegend  um  Etymologie  und  Formenlehre  handelt;  doch  wird 
nur  in  solchen  Fällen  unmittelbar  au  das  Lateinische  angeknüpft,  wo 
den  Schülern  wirklicher  Nutzen    für  das  Französische  daraus  erwächst, 
Formen  wie  Ctdran ,  potion  prägen  sich  leicht  dem  Gedächnisse  ein ,  wenn 
an  den  lateinischen  Accusativ:  Ciceronem^  potionem  erinnert  wird.  Tem- 
pora, deren  Flexion  sichtlich  auf  lateinische  Formen  gegründet  ist,  können 
in  einzelnen  Personen,  wo  diess  förderlich  erscheint,  direct  auf  dieselben 
zurückgeführt  werden,  wie:  am-  avistis-  astes-  ätes,  woraus  sich  in  die- 
sem Falle  auch  der  A.    erklärt.  Futur  und  Conditional  lassen  sich   aus 
dem  Französischen  selbst  erklären:  aim-  er-  at,  aim-  er-  ais,  wiewol  an: 
amare  habea  und  amare  habebam  gedacht  werden  kann ;  jedoch  erscheint 
es  unnütz  Formen  wie  sacke  (sapiam)  vom  Lateinischen  abzuleiten,  da 
die  Schüler  mit  den  Ergebnissen  der  romanischen  Sprachforschung  nicht 
bekannt  sind  und  es  einfacher  ist  sacke  mit  sacJiant  in  Verbindung  zu 
bringen.  In  jenen  Fällen,  wo  die  Ableitung  nicht  aus  dem  klassischen, 
sondern  aus  dem  Bustik  -Latein  erfolgte ,  wie  houcke-  bwicay  ist  es  viel- 
leicht vorzuziehen  an  eine  andere  romanische  Sprache  (ital.  bocca,  span. 
port  boca)  anzuknüpfen.  Auch  Fälle,  in  welchen  die  Vergleichung  mit  dem 
Deutschen,  insbesondere  dem  Mittelhochdeutschen  oder  der  Mundart  mög- 
lich ist,  bieten  Interesse  und  Förderung. 

Besonders  wichtig  ist  es  auf  gute  und  reine  Aussprache  lu  seheB* 
Wenn  Dr.  Körting  in  seinem  vortrefflichen  Auftatze  „Ueber  den  Unter- 
richt im  FxaniöBschen  aof  dem  Gymnasium*  (Nene  Jahrbücher  für  Phi» 


J.  Götgerad&rfer^  lieber  den  DDtorriclit  im  $t9aMmAaa.      fliltt 

lologie  und  Pädagogik  IIL  Heft  1870)  ee  als  eine  reine  Umirik^liolikeit 
hinstellt,  dem  Gymnasium  eine  gate  Auaspxaehe  des  Fransteisohea  itu: 
Bedingung  zu  machen  und  behauptet,  daraelbe  dürfe  deshalb  auf  die 
französische  Aussprache  kein  grosses  Grewicht  legen,  so  ist  das  entschie- 
den zu  weit  gegangen;  dass  sich  im  öffentlichen  Unterrichte  der  Pflege 
einer  guten  Aussprache  viele  Hindernisse  entgegenstellen,  ist  gewiss 
und  das  gilt  noch  mehr  vom  Gymnasium  als  von  der  Bealsohnle,  weil 
sich  an£rsterem,  abgesehen  von  der  weit  geringeren  Stnndensahl,  Schüler 
von  verschiedenen  Classen  in  einem  Curse  susammenfinden  und  also  an  ein 
gemeinsames  Zusammenwirken  erst  gewöhnt  werden  mfissen,  eine  reine 
Aussprache  aber  nur  durch  häufiges  Lautlesen  der  ganzen  Classe  ersielt 
werden  kann.  Erst  wenn  die  Schüler  geübt  darin  sind,  ist  es  möglich  dass 
die  feinen  Nuancirungen  von  den  Einzelnen  deutlich  gehört  werden;  auch 
wird  es  gut  sein,  wenn  der  Lehrer  die  Schüler  gleich  im  Anfange  auf 
die  häufigst  vorkommenden  Fehler  aufmerksam  macht,  insbesondere  auf 
solche,  zu  welchen  die  Mundart  Anlass  gibt,  wie  nicht  genaue  Uateraditi- 
dung  von  p  und  b,  i  und  d  usw.  Auch  auf  eine  helle  Aussprache  des  a  und  t 
ist  besonders  zu  achten,  ebenso  auf  die  Yerschluckung  des  stummen  «  in 
Vorsilben  und  in  der  Mitte  des  Wortes,  auf  geschlossenes  und  offenes  « 
auf  die  Nasallaute,  auf  mouillirtes  {  und  n,  auf  s  in  Verbindung  mit  t 
und  Pf  auf  strenge  Scheidung  von  j,  g  und  oh. 

II.  Curs :  Cursorische  Wiederholung  des  Lehrstoffes  des  ersten  Cuvsss 
und  Ergänzung  der  systematischen  Kenntniss  der  gesammten  Formen- 
lehre durch  die  selteneren  abweichenden  Formen;  die  unregelmissigen 
Verben;  Formenlehre  des  Substantivs,  Adjectivs,  Adverbs;  das  Numerale; 
die  Präposition:  Wortstellung.  Lehre  vom  Gebrauche  der  Tempora  und 
Modi;  Syntax  des  Artikels,  des  .Adjectivs  und  des  Adverbs;  das  Pro- 
nomen; Concordanz  des  Verbs  mit  seinem  Subject,  Casus  der  Verben, 
Infinitiv  und  Conjunctionen.  Fortgesetzte  mündliche  und  schriftliche  Ue- 
bungen  mit  Hervorhebung  der  GaUicismen  und  der  wichtigeren  Syno- 
nymen, bei  steter  Berücksichtung  einer  Vermehrung  des  Wortvorraths 
und  der  französischen  Phraseologie. 

Wöchentlich  3  Stunden. 

Ploetz,  Schulgrammatik  der  französischen  Sprache. 
„     Lectures  choisies.  Französische  Chrestomathie. 

In  diesem  Curse  erscheint  eine  Trennung  des  grammatischen  Un- 
terrichtes von  der  Leetüre  angemessen,  in  der  Weise,  dass  jedem  von 
beiden  besondere  Stunden  gewidmet  werden.  In  Berücksichtigung  dessen , 
dass  es  sich  hier  um  einen  freien  Gegenstand  handelt  und  also  den  Schür 
lem,  um  ihre  Lust  an  demselben  rege  zu  erhalten,  so  viel  als  möglich 
Abwechslung  geboten  werden  soll,  dürfte  es  angezeigt  sein,  diese  Tren- 
nung in  jeder  einzelnen  Stunde  vorzunehmen  und  die  erste  Hälfte  der 
Grammatik,  die  zweite  der  Leetüre  zu  widmen.  Gelegentliche  Wiederhol- 
ungen der  Enteren  werden  in  französischer  Sprache  versucht.  Was  die 
Leetüre  betrifft,  so  werden  prosaische  Stücke  mit  Hilfe  des  Lehrers  frei 
nacherzählt,  poetische  in  Prosa  wiedergegeben,  wobei  insbesondsre 
Vermeidung  der  nur  in  der  Poesio  TorkommendAn  AnidrfidDe  Md 

40* 


000    /•  Q^uiftäofftf^  Ueber  den  Unterricht  im  Fransösischen« 

genommen  wird.  Directe  Bede  wird  in  indirecte  Terwandelt  and  nmge- 
kehrt.  An  die  gelesenen  Stücke  werden  Versache  in  französischer  Conrer- 
sation  geknüpft  bei  steter  Berücksichtigung  der  französischen  Phraseo- 
logie; auch  auf  die  Synonymik  kann  schon  Bücksicht  genommen  werden. 

Im  ersten  Semester  werden  Lection  1—45  durchgenommen,  nach- 
dem vorher  der  systematische  Theil  der  Grammatik  zur  cursorischen 
Wiederholung  des  Lehrstoffes  des  ersten  Curses  benützt  wurde.  In  der 
Leetüre  dürfen  nur  sehr  massige  Anforderungen  an  die  hausliche  Prapa- 
ration  gemacht  werden,  ja  dieselbe  muss  sogar  häufig,  besonders  bei 
schwierigeren  Autoren ,  gemeinschaftlich  von  Lehrer  und  Schüler  in  der 
Schule  selbst  vorgenommen  werden;  nur  bei  leichteren  Autoren  oder  bei 
solchen  in  welche  sich  die  Schüler  bereits  eingelesen  haben ,  kann  davon 
abgesehen  werden.  Es  ist  eben  geboten,  in  einem  freien  Gegenstände  die 
Schüler  so  wenig  als  möglich  zu  belasten,  da  selbst  in  den  obligaten 
Fächern  der  häuslichen  Beth&tigung  derselben  nicht  zu  viel  zugemuthet 
werden  darf. 

„Mit  dem  Aufsteigen  zu  den  höheren  Lehrstufen  gewinnt  aller- 
dings die  häusliche  Bethätigung  der  Schüler  eine  selbständigere  Bedeu- 
tung ;  aber  für  die  gesammte  Schulzeit,  von  der  untersten  Classe  bis  zur 
obersten,  bleibt  es  eine  unerlässliche  Forderung  an  die  Schule ,  dass  sie 
was  für  die  Anleitung  des  Schülers  zu  seinen  eigenen  häuslichen  Arbeiten 
erforderlich  ist,  alles  selbst  in  ihren  Lehrstunden  leiste.*  (0.  E.  Seite  100.) 

Im  Wesentlichen  wird  die  Leetüre  so  behandelt,  wie  es  der  Or- 
ganisations  -  Entwurf  für  das  Lateinische  auf  dieser  Stufe  fordert,  wobei 
natürlich  nicht  ausser  Acht  gelassen  werden  darf,  dass  es  sich  um  eine 
lebende  Sprache  handelt. 

Gelesen  wird  etwa,  ausser  einigen  Anecdoten  im  Anfange  des  Buches : 

Charlemagne  ä  Bome,  protecteur  du  pape,  proclamä  empereur  ro- 
main.  800.  (Sismondi.)  —  La  mer  morte.  (Chateaubriand.)  —  Don  Qui- 
chotte: Däpart  de  Don  Quichotte  et  de  Sancho.  Combat  de  Don  Quichotte 
avec  les  moulins  ä  vent.  Le  Chevalier  s'empare  du  casque  de  Marobrin. 
(Florian.)  —  Le  gourmand.  L'impudent.  L'important.  (La  Bruyäre.)  — 
Une  singuli^re  le9on,  scäne  du  bourgeois  gentilhomme.  Le  cuisinier-cocher, 
scäne  de  l'avare.  Le  medecin,  sc^ne  du  malade  imaginairc.  (Meliere.)  — 
Le  corbeau  et  le  renard.  La  grensuille  qui  vent  se  faire  aussi  grosse  qae 
le  boeuf.  Les  deux  mulets.  La  poule  aux  ceufs  d^or.  Le  laboureur  et  les 
enfants.  Les  animaux  malades  de  la  peste.  (La  Fontaine.)  —  Le  ro. 
des  annes.  (Goethe,  traduction  par  Emile  Descbarops.)  —  Les  hiroudelles 
Adieux  de  Marie  Stuart.  Mon  habit.  (B4ranger.) 

Von  La  Bruyere,  Meliere,  Lafontaine  und  Bäranger  werden  Bio- 
graphien, so  wie  eine  kurze  Charakteristik  gegeben.  Das  von  La  Fon- 
taine und  Beranger  Gelesene,  so  wie :  Le  roi  des  aunes  werden  declamiert. 

Im  zweiten  Semester  werden  Lection  46—79  durchgenommen.  J>r 
ganze  systematische  Theil  der  Grammatik  wird  schliesslich  wiederholt 
und  so  der  grammatische  Unterricht  abgeschlossen. 

Gelesen  wird:  Le  diplomate,  comädie  en  deux  actes  par  Scribe  et 
Delavigne,  corsoriscb,  dann:  Athalie»  trag^die  en  cinq  actes  par 


J.  GötMersäorfer,  üeber  den  Unterricht  im  Französischen.     601 

theil weise  statarisch,  theilweise  cursorisch.  Bleibt  noch  Zeit  übrig,  so 
wird  dieselbe  auf  die  Leetüre  yod  solchen  Lesestücken  Terwendet,  welche 
im  ersten  Semester  übergangen  wurden.  Von  Scribe  und  Racine  werden 
Biographien  und  Charakteristik  gegeben,  zuerst  deutsch,  dann  französisch 
und  werden  ebenso  abgefragt;  gelegentlich  der. Leetüre  Bacine's  werden 
die  französische  Metrik  und  Prosodie,  insbesondere  der  Alexandriner  er- 
klärt und  mit  der  deutschen  Metrik  und  Prosodie  verglichen;  auch  wird 
das  Wichtigste  von  den  antiken  Versmassen  durchgenommen.  Schliesslich 
werden,  die  Yerpuche  in  der  französischen  Conversation  fortgesetzt  nnd 
herrorragende  Stellen  aus  der  Athalie  in  der  Schule  vorgetragen. 

III.  Curs:  Wiederholung  der  ganzen  Grammatik  in  französischer 
Sprache.  Sprechübungen  und  scliiiitliche  Aufsätze  mit  besonderer  Rück- 
sichtnahme auf  die  französische  Leetüre.  Lesung  von  leichteren  Muster- 
stücken der  classischen  Literaturperiode ,  von  Musterstücken  aus  der 
nachclassischen  Literaturperiode  und  schliesslich  schwierigerer  Stücke  aus 
der  classischen  Periode.  Gedrängte  Geschichte  der  französischen  Literatur 
an  der  Hand  der  Leetüre,  unter  steter  Verweisung  auf  ihren  Zusammen- 
hang mit  der  allgemeinen  Gulturgeschichte ,  insbesondere  aber  mit  der 
Geschichte  der  deutschen  Literatur. 

Wöchentlich  3  Stunden. 

Ploetz:  Nouvelle  grammaire  fran^aise, 
„       Manuel  de  la  litt^rature  fran^aise. 

Die  Trennung  des  grammatischen  Unterrichtes  von  der  Leetüre 
findet  in  der  besprochenen  Weise,  und  zwar  zweimal  wöchentlich  statt, 
doch  genügt  etwa  der  dritte  Theil  der  Stunde  zur  Wiederholung  der 
Grammatik  in  französischer  Sprache,  so  dass  der  grössere  Theil  der 
Leetüre  zufallt,  an  welche  sich  Sprechübungen  knüpfen.  Eine  Stunde 
wöchentlich  wird  für  freie  Vortrage  verwendet,  an  welche  sich  dann 
eine  Discussion  anschliesst.  Das  Thema  wird  immer  angegeben  und  ist 
vorwiegend  literarhistorischer  Natur;  bleibt  noch  Zeit  übrig,  so  wird  sie 
zur  Conversation  verwendet.  Der  Stoff  dazu  wird  theilweise  vom  Lehrer 
bestimmt,  theilweise  von  den  Schülern  gewählt,  doch  stets  früher  be- 
kannt gegeben,  damit  dieselben  in  der  Lage  sind,  sich  die  entsprechende 
copia  verhorum  anzueignen.  Die  Leetüre  erstreckt  sich  im  ersten  Semester 
auf  die  leichteren  Stücke  des  17.  Jahrhunderts  und  auf  das  18.  Jahr- 
hundert, wobei  möglichst  darauf  Rücksicht  zu  nehmen  ist,  dass  die  Lese- 
stücke wechseln,  da  viele  Schüler,  und  zwar  gerade  die  strebsameren 
diesem  Curse  gerne  zwei  Jahre  widmen,  und  ihnen  auch  die  Möglichkeit 
dazu  geboten  ist,  selbst  für  den  Fall,  als  sie  in  den  ersten  oder  zweiten 
Curs  zwei  Jahre  frequentieren. 

Gelesen  wurde  im  Auszuge,  wie  er  sich  im  Manuel  findet,  im 
ersten  Semester  etwa: 

Corneille:  Horace.  —  Meliere:  L'avare.  — La  Fontaine:  Le  ebene 
et  le  roseau.  Le  rat  qui  s'est  rdtir^  du  monde.  Le  savetier  et  le  finan- 
cier.  —  Mm«  de  Sdvig^^:  Lettres  adressöes  ä  madame  de  Grignan,  la 
fiUe.  —  Racine:  PhMre.  —  La  Bmy^re:  Les  caract^res.  (Parallele  entre 
Corneille  et  Racine.)  —  Boileau:  L'art  po^tique.  —  Montesquieu:  Esprit 


^1  .^ 


E   r'Tr*r»-iorr-*!i 


EL  Lanckteiner,  Histor.  Rückblick  auf  d.  GymiL-Beorgaiiisationspliii«.  60S 


Historischer  Rückblick  auf  die  Gymnasial-Reorganisationspläiie 

in  Ocsterreich  nebst  bist,  etat  Ausweisen  über  das  Czernowitzer 
k.  k.  Gymnasiam  seit  1850—72.  Von  St.  Wolf,  k.  k.  Gymnasial- 
Director  und  Mitglied  des  k.  k.  Landesscbnlnthes ,  GzamowitB, 
Eckhardt.  In  Wien  bei  Seidl  am  Graben.  8.  60  S.  Mit  mehreren 

Tabellen. 

Angesichts  der  lebhaften  Thätigkeit  auf  dem  Gebiete  des  öster- 
reichischen Schulwesens,  welches  durch  eine  Reihe  von  tiefeingreifenden 
Beformen  den  Forderungen  der  Zeit  Bechnong  trug,  ohne  bis  jetzt  jedoch 
sn  einem  definitiven  Abschlüsse  gekommen  zu  sein,  ist  es  ein  gewiss 
dankenswertes  Bemühen,  lehrreich  und  interessant  auch  för  das  gebildete 
Publikum  überhaupt,  einen  Bückblick  zu  werfen  auf  die  bisher  gewon- 
nenen Resultate,  und  dadurch  eine  Basis  zu  schaffen  für  das,  was  noch  gewon- 
nen werden  soll.  Insbesondere  ist  es  die  Mittelschule,  die  uns  hier  zunächst 
berührt  und  deren  Entwickelungsphasen  in  oinem  übersichtlichen  Bilde 
XU  schauen,  uns  in  hohem  Grade  fesseln  muss!  Der  als  strebsamer,  päda- 
gogischer Schriftsteller  bekannte  Director  des  k.  k«  Gymnasiums  in 
Czemowitz,  St.  Wolf,  hat  es  unternommen,  dieses  übersichtliohe  Bild 
der  Entwickelung  unseres. Mittelschulwesens  zusammenzustellen  und  hiebei 
das  Verhältniss  dergegenwärtigeu  Gymnasialeinrichtung  zu  der  bis  zum  Jahre 
1848  bestandenen  in's  Auge  zu  fassen.  Veranlasst  wurde  diese  Schrift  durch 
den  Beschluss  der  HL  Fachcommission  der  bukowinaer  Weltausstellungs- 
Landescoramission,  dem  zu  Folge  das  k.  k.  Czernowitzer  Gymnasium  sieh 
mit  der  Ausstellung  sammtlicher  an  demselben  erschienenen  Programme 
und  mit  historisch-statistischen  Ausweisen  über  diese  Lehranstalt  nebst 
einer  historischen  Einleitung  hiezu  an  der  Wiener  Weltausstellung  in 
der  Gruppe  des  ünterrichtswesens  betheiligen  sollte.  Indem  nun  das 
Gymnasium  seine  vom  Jahre  1850 '-1872  erschienenen  Programme  zur  Aus- 
stellung bringt,  gibt  es  zugleich  Nachricht  über  alle  Directoreu  und 
Professoren,  welche  während  dieses  Zeitraumes  an  der  Lehranstalt  thatig 
waren,  dessgleichen  über  die  Frequenz,  die  Muttersprache  und  das  Beli- 
gionsbekenntniss  der  Schüler  ^  sowie  über  die  Torhandenen  Lehrmittel, 
ferner  einen  Ausweis  über  den  Zustand  des  Gymnasiums  in  dem  yer- 
flossenen  Schuljahre.  Das  ist  alles  sehr  danJcenswerth ;  wir  wollen  aber 
unser  Augenmerk  besonders  auf  die  Einleitung  richten,  welche  eben  den 
bereits  erwähnten  Rückblick  auf  die  bisherigen  Gymnasial-Reorganisa- 
tionspläne  enthält  Der  Verfasser  bemerkt  im  Eingange,  dass  in  der 
Entwickelung  des  österreichischen  Mittelschulwesens  in  den  letzten  fünfzig 
Jahren  zwei  Epochen  von  ungefähr  gleicher  Länge,  aber  sehr  yerschiedenem 
Charakter  zu  unterscheiden  seien.  Die  erste  reicht  Tom  Jahre  1819  bis 
1848  uud  „ist  eine  Zeit  der  ruhigen  Neugestaltung^,  während  die  zweite, 
mit  der  früheren  Einrichtung  der  Gymnasien  vollständig  brechend,  „eiuB 
Regsamkeit  sowohl  seitens  der  hohen  Regierung  als  der  Schulmänner 
wach  gerufen  hat,  bei  welcher  unsere  Gymnasien  bis  aufuien  heutigen 
Tag  noch  nicht  zu  einer  festen  und  allgemein  befriedigenden  Gestaltung 
gelangt  sind.'' 


604  K.  Landiteiner,  Hittor.  Bückblick  anf  d.  G7inn.-BeorgMiuatioii8pli]te. 

Bis  zum  Jahre  1818  gab  es  zwei  Kategorien  von  Gymnasien  1.)  solche 
mit  6  Classen  und  2.)  solche  mit  5  Classen.  Der  Verfasser  entwirft  ein 
Schema,  welches  die  Vertheilang  der  Gegenstände  und  die  Stundenzahl 
eines  sechsclassigen  Gymnasiums  der  damaligen  Zeit  anzeigt;  er  gedenkt 
hierauf  des  a.  h.  Erlasses  v.  31.  August  1815,  welcher  von  den  Pr&fecten 
der  österreichischen  Gymnasien  ein  Gutachten  abverlangt,  ob  Fach-  oder 
Classenlehrer  eingeführt  werden  sollten.  Man  entschied  sich  für  das 
Letztere;  mit  Ausnahme  der  Beligionslehre  vnirden  sämmtliche  Lehr- 
gegenständeeiner Classe  in  Einer  Hand  vereinigt  und  zugleich  alle  Anstalten 
in  sechsclassige  (4  Gramm.  Cl.  2,  Hum.  Cl.)  verwandelt  Die  Modifica- 
tionen  des  neuen  Lehrplanes  (in  Folge  a.  h.  Entschliessung  v.  20.  September 
1819)  repräsentierten  neben  mehreren  Rückschritten  auch  einige  Fort- 
schritte; es  wurde  eine  Art  Gehaltsregulierung  der  Lehrer  vorgenommen, 
Decennalzulagen ,  Remunerationen  für  ausgezeichnete  Dienstleistung  und 
Pensionen  festgesetzt  Die  studierende  Jugend  wurde  verhalten,  fünfmal 
des  Jahres  mit  Beichtzetteln  sich  auszuweisen.  Die  Classification  geschah 
nach  dem  Normale  der  drei  Rangstufen :  prima  cl.  cum  em.,  prima  cL  c- 
acc.  ad  em.,  und  prima  cl.  —  Ein  Schema  versinnlicht  den  Lehrplan  seit 
1819,  nach  welchem  die  Religionslehre  mit  12,  Latein  mit  60,  Griechisch 
mit  8,  Geographie  und  Geschichte  mit  16,  Mathematik  mit  12  Stunden 
wöchentlich  betheilt  war,  und  im  Ganzen  auf  jede  Classe  18  Stunden 
die  Woche  entfielen. 

Obwol  es  bei  dieser  Einrichtung  bis  zum  Jahre  1848  blieb,  so 
wurde  doch  seit  den  vierziger  Jahren  das  Bedürfniss  einer  Reorganisa- 
tion der  Gymnasien  gefühlt  und  von  Seite  der  k.  k.  Studien- Hofcom- 
mission ein  neuer  Entwurf  ausgearbeitet,  welcher  mit  dem  hohen  Studien- 
hofcommissions-Decret  von  12.  Februar  1848  unter  Berufung  auf  frühere 
Decrete  den  Gymnasien 'mitgetheilt  wurde.  Dieser  Entwurf  bezeichnet  noch 
keinen  besonderen  Fortschritt,  wol  aber  der  gleichzeitige  für  die  soge- 
nannten Probegymnasien  in  Wien,  Prag^  Lemberg  und  Mailand,  denn 
in  diesem  ist  einerseits  die  Unterrichtssprache  und  anderseits  die  Natur- 
geschichte und  Naturlehre  aufgenommen,  die  Lehrstunden  für  die  latei- 
nische Sprache  um  9  vermindert,  |die  für  das  Griechische  um  eine,  für 
Geographie  und  Geschichte,  Mathematik  und  Naturwissenschaft  um  je 
zwei  Termehrt  und  die  wöchentliche  Stundenzahl  auf  20  erhöht.  Lidern 
auch  für  die  andern  Gymnasien  die  Einführung  der  Landessprachen,  der 
Kalligraphie  und  des  Zeichnens,  sowie  der  Musik  empfohlen  wurde,  so  war 
allerdings  ein  AnfiEtng  zu  zeitgemäss^n  Reformen  gemacht,  doch  kam  es 
nicht  zur  Durchführung  dieses  Planes.  Die  Revolution  begrub  denselben 
wie  so  manches  Andere.  Am  23.  März  des  Sturmjahres  wurde  ein  Ministe- 
rium für  Cultus  und  Unterricht  geschaffen,  welches  sogleich  durchgrei- 
fende Neuerungen,  die  eine  totale  Umgestaltung  des  Gymnasialwesens 
anbahnten,  einfährte.  Das  Princip  der  Lehr-  und  Lemfreiheit  für  die 
Fakultätsstudien,  die  Autonomie  der  Lehrkörper,  die  Aufhebung  der  Local- 
und  Provinzial  -  Gymnasial -Directorate,  das  den  Lehrkörpern  bewilligte 
Yorschlagsrecht  bei  Erledigungen  von  Lehrerstellen ,  die  Regelung  der 


K  Landsteiner,  Histor.  Rückblick  auf  d.  Gymn.-Eeorganisationspläne.  005 

jährlichen  Ausweise,  die  Vereinigung  der  zwei  philosophischen  Lehrcurse 
mit  dem  Gymnasium,  wodurch  es  ein  achtclassiges  wurde,  Alles  verrieth, 
dass  för  das  österr.  UnterrTchtswesen  eine  neue  Zeit  gekommen  sei.  Im 
August  1848  erschien  ein  Entwurf  der  Grund  Züge  des  öffentlichen 
Unterrichtswesens  in  Oesterreich,  welcher  Sachverständigen  und 
den  Lehrkörpern  der  Gymnasien  überhaupt  zur  Begutachtung  zugemittelt 
wurde.  Er  ist  auf  die  liberalsten  Grundsätze  basiert  und  enthalt  bereits 
im  Keime  die  meisten  jener  Ideen,  die  seitdem  die  pädagogischen  Kreise 
in  Oesterreich  beherrscht  haben. 

Gleichzeitig  wurde  unter  dem  Vorsitze  des  Ministe rialrathes  Einer 
eine  Enquete,  an  der  die  Professoren  Enk  v.  d.  B.  und  Podlaha  sowie 
Lehrer  Lesar  Theil  nahmen,  berufen,  um  über  die  weiteren  Reformen 
zu  berathen.  Das  Ergebniss  waren  die  provisorischen  Anordnungen  zur 
Verbesserung  des  Zustandes  der  Gymnasien  für  das  Schuljahr  1849.  Durch 
dieselben  wurde  wieder  das  Fachlehrersystem  eingeführt  und  die  Gym- 
nasien aus  „Lateinschulen"  zuInstituten  für  allgemeine  Bildung  erhoben. 
Demgemäss  sollte  Naturgeschichte  in  der  1.  Classe,  deutsche  Sprachwis- 
senschaft an  deutschen  Gymnasien  in  allen  Classen  gelehrt  werden;  an 
den  Gymnasien  mehrsprachiger  Länder  sei  die  Landessprache  als  freier 
Gegenstand  vorzutragen  und  Religion  in  dieser  Sprache  zu  lehren.  Die 
lateinische  Sprache  als  Vortragssprache  wurde  abgeschafiPt  und  die  Leetüre 
vollständiger  lateinischer  und  griechischer  Autoren  gestattet.  Der  sehr 
reformbedürftige  Unterricht  in  der  Mathematik  wurde  ganz  umgestaltet; 
das  Studium  der  Geographie  erweitert.  Die  Einführung  modemer  Sprachen, 
der  Stenographie,  des  Zeichnens,  des  Gesanges  und  der  Gymnastik  ¥rurde 
empfohlen  und  die  Anlegung  von  Lehrmittelsammlungen  angebahnt. 
Femer  wurde  gestattet,  die  Zahl  der  wöchentlichen  Obligatstunden  auf 
20  zu  erhöhen,  wie  das  in  dem  Lehrplane  für  die  Probegymnasien  früher 
schon  präliminiert  war.  Die  Schlussprüfungen  wurden  als  unnöthig  erkannt 
und  Classificationen  auf  Grundlage  der  Gesammtleistungen  angeordnet. 
Auch  hinsichtlich  des  öffentlichen  Gottesdienstes  wurden  Bestimmungen 
getroffen,  welche  mehr  zeitgcmäss  waren.  Die  endgiltige  Verbindung  der 
früheren  Lycealclassen  mit  dem  Gymnasium  und  die  Ernennung  von 
Directoren,  welche  sich  mit  wenigstens  8  Stunden  an  dem  Unterrichte  zu 
betheiligen  hätten,  sowie  die  in  Folge  einer  Eingabe  des  Prof.  Enk 
herbeigeführte  Einrichtung  eines  philologischen  Seminars  in  Wien, 
zu  dessen  Leitung  der  rühmlichst  bekannte  Prof.  H.  Bonitz  aus  Preussen 
bemfen  wurde,  gab  den  Mittelschulen  erst  eigentlich  den  Charakter  von 
Staatsinstituten. 

Den  provisorischen  Verordnungen  für  das  Jahr  1849  folgte  ein 
provisorischer  Lehrplan  für  das  J.  1850,  welcher  in  Bezug  auf  die  unteren 
6  Classen  des  Gymnasiums  den  Bestimmungen  des  Organisations-Entwurfes 
bereits  sehr  nahe  kam,  während  für  die  oberen  2  Classen  mit  Rücksicht 
anf  die  mitgebrachte  Vorbildung  der  Schüler  der  frühere  philos.  Lehrplan 
einstweilen  noch  beibehalten  wurde. 


606  K.  LanästeineTy  Histor.  Rückblick  auf  d.  Gyron.-Reorganisationspl&ne. 

Nachdem  am  30.  August  1849  das  Gesetz  über  die  Prüfung  der 
Lehramtskandidaten  publiciert  worden,  erfolgte  mit  dem  Minist.  Erl. 
vom  15.  September  1849  die  Kundmachung  des  „Organ isations- Ent- 
wurfes für  Gymnasien  und  Realschulen  in  Oesterreich**,  jenes 
festen  und  unvergleichlichen  Bollwerkes  unseres  jetzigen  Mittelschul wesens. 
Der  Verfasser  des  Rückblickes  bringt  nun  einige  Aussprüche  Podlahas 
über  die  Bedeutung  des  Organisations-Entwurfs  bei,  welche  auch  heut- 
zutage vielen  Pädagogen  zur  aufmerksamsten  Beachtung  empfohlen  zu 
werden  verdienen. 

Der  üebergang  zu  den,  nach  den  Grundsätzen  des  Organisations- 
Entwurfes  eingerichteten  Gymnasien  wurde  durch  die  provisorischen 
Lehrpläne  des  Jahres  1851,  1852, 1853,  1854 — 1856  bewerkstelligt,  welche 
Wolf  in  sorgfaltigen  Schematen  versinnlich t.  In  diese  Uebergangsperiode 
fallen  einige  sehr  bedeutsame  Veränderungen  und  Modificationen  des 
Lehrplanes,  wie  sie  die  Praxis  erforderte.  So  vermehrte  man  die  dem 
Unterrichte  in  der  lateinischen  Sprache  zugewendeten  Stunden  und  wendete 
der  phil.  Propädeutik  grössere  Sorgfalt  zu,  bis  durch  den  Minist.  Erl. 
v.  5.  Febr.  1856  bestimmt  wurde,  dass  in  der  7.  Cl.  die  allgemeine  Logik 
und  in  der  8.  Classe  die  empirische  Psychologie  gelehrt  werde.  Sonach 
gestaltete  sich  ein  Lehrplan,  der  seit  1856,  trotz  der  bald  folgenden 
Modificationsvorschläge  und  des  heftigen  Kampfes,  der  aus  Anlass 
derselben  entbrannte ,  fast  unverändert  bis  zur  Stunde  beibehalten  worden 
ist,  nur  dass  dem  Religionsunterrichte  seit  d.  J.  1870  in  der  8.  eine 
Stunde  entzogen  und  der  Mathematik  zugewendet  und  seit  d.  J.  1871  der 
Geographie  in  der  2.,  4.  und  5.  Classe  eine  besondere  Stunde  gewidmet 
wurde.  Das  Minimum  der  wöchentlichen  Stunden  am  Gymnasium  beträgt 
jetzt  22  (resp.  24),  das  Maximum  25  (resp.  27)  Stunden. 

Indess  machte  sich,  man  möchte  sagen,  ausserhalb  der  von  dem 
Organisations  -  Entwurf  gesteckten  Grenze,  eine  neue  Richtung  geltend, 
welche  zur  Creirung  der  sogenannten  Realgymnasien  führte.  Aller- 
dings findet  sich  der  Gedanke,  der  denselben  zu  Grunde  liegt,  im  Orga- 
nisations-Entwurfe  angedeutet,  aber  die  Realisierbarkeit  desselben  wird 
bezweifelt.  Dennoch  unternahm  man  das  Wagniss.  In  dem  h.  Minist.  Erl. 
V.  17.  April  1872  werden  sie  als  Untergymnasien  bezeichnet,  in  denen 
durch  alle  4  Classen  obligatorischer  Zeichenunterricht  ertheilt  und  für 
die  vom  obligaten  Unterrichte  im  Griechischen  enthobenen  Schüler  jener 
in  der  französischen  Sprache  gesetzt  wird.  Seit  dem  J.  1865  wurden 
mehrere  solcher  Lehranstalten  in's  Leben  gerufen  und  ein  vom  Vereine 
^Mittelschule**  im  J.  1864  ausgearbeiteter  Lehrplan  für  dieselben  adoptiert. 
Viel  trug  hiezu  die  Wahrnehmung  bei,  dass  die  Realschulen  nicht 
ganz  den  Anforderungen  der  Gegenwart  entsprachen  und  selbst  nach 
erfolgter  Reorganisation  derselben  (1868—1869)  blieb  die  Anschauung 
immer  noch  massgebend,  dass  Gymnasialschüler  mehr  formelle  Bildung 
besässen,  als  Realschüler. 

Nachdem  ein  von  dem  >irn.  Hofrathe  Dr.  Ad.  Fieker  unterstütstes 
Promemoria  des  damaligen  Hrn.  Landesschulinspectors  K.  Enk  ▼.  d.  B. 
zur  Ausführung  gelangt  und  die  oommuualen  Realgymnasien  in  Wien  mit 


K,  Landsteiner ,  Histor.  Rückblick  auf  d.  Gjmn.-Reorganisationspläne.  607 

Obergymnasien  ▼erbnnden  worden,  hatte  man  nun  Unter-  und  Ober- 
Realschulen,  Real-  und  Obergymnasien  und  Unter- nn^  Ober- 
Gymnasien.  St.  Wolf  ventiliert  in  seinem  Rückblicke  (von  p.  32  an) 
die  Frage  eingehend,  ob  die  Einrichtung  der  Realgymnasien  sich  bewährt 
habe  und  fordert  die  Lehrerwelt  auf,  die  Erfolge,  die  an  diesen  Lehr- 
anstalten erreicht  wurden^  im  Hinblicke  auf  das  allgemeine  Lehrziel  der 
Gymnasien  in's  Auge  zu  fassen.  Indem  er  zugibt,  dass  den  Realgymnasien 
ein  ganz  richtiges  Princip  zu  Grunde  liege,  nämlich  dem  Schüler  Gelegen- 
heit zu  bieten,  jenes  Mass  von  allgemeiner  Bildung  sich  anzueignen, 
welches  sowol  für  den  Uebertrittj  in  die  Obcrrealschule  als  auch  in  das 
Obergymnasium  genügt,  verhehlt  er  andererseits  doch  auch  die  grossen 
Bedenken  nicht,  welche  gegen  eine  allgemeine  Einführung  der  Real- 
gymnasien obwalten.  Hiebei  verweist  er  auf  die  trefflichen  Abhandlungen 
des  Hrn.  Landesschulinspcctors  Lang  über  diesen  Gegenstand  und  schliesst 
sich  der  Anschauung  dieses  verdienten,  erfahrungsreichen  Pädagogen  an, 
der  statt  der  Realgymnasien  solche  Untergymnasien  befürwortet,  welche 
das  leisten,  was  man  von  den  Realgymnasien  fordert  und  doch  dem 
Org.  Entw.  gerecht  werden.  Hiezu  sei  aber  die  Einführung  eines 
obligakorischen  Unterrichts  im  Zeichnen  und  im  Französischen  nothwendig. 
In  dieser  Hinsicht  hat  das  h.  Ministerium  f.  Cultus  u.  Unterricht  im 
Hinblick  auf  die  Berathungen  der  im  Herbste  1870  berufenen  Gyranasial- 
Enqu^tecommission  sogar  schon  eine  Art  Präjudiz  geschaffen .  indem  es  der 
Stadt  Radautz  statt  des  erbetenen  Realgymnasiums  ein  Untergymnasium 
mit  obligatem  Unterrichte  im  Zeichnen  und  im  Französischen  bewilligte. 
Zum  Schlüsse  entwirft  Wolf  das  Schema  eines  neuen  Lehrplanes  nach 
diesen  Principien,  nach  welchen  dem  Religionsunterrichte  in  jeder  Classe 

2  Stunden;  dem]  Latein  in  I*  und  II*  8  Stunden,  in  111%  IV,  V*  und 
VI*  je  6  Stunden,  in  VII*  und  VIII'  je  5  Stunden,  dem  Griechischen 
in  m*  5  Stunden,  in  IV*  4  Stunden,  in  V*  und  VI*  5  Stunden,  in 
Vn*  4  Stunden,  in  VIII'  5  Stunden,  dem  deutschen  Sprachunterrichte 
in  I* — V*  je  2,  in  VI*— VIII*  je  3  Stunden,  eventuell  der  Landessprache 
in  jeder  Classe  je  2  Stunden,  dem  Französischen  in  U.*  3  Stunden,  in 
III*  und  VI*  2. Stunden  (unobligat  im  Ober-Gymnasium),  der  Geographie 
und  Geschichte  in  I*  3,  in  H*  4,  in  IH*  3,  in  IV*  4,  in  V  4,  in  VI*- VH* 

3  Stunden,  der  Mathematik  in  I*-IV*  3,  in  V*  4,  in  VI*  und  VU* 
3,  in  Vin*  2  Stunden,  den  Naturwissenschaften  in  1*  II,  HI,  V,  VI^ 
J6  2  Stunden,  in  IV*  3  in  VU*  und  VHI*  je  4  Stunden,  der  phil.  Prop' 
in  VII*  und  VIII*  je  2  Stunden,  dem  Zeichnen  in  I'  4,  in  U*— VI  *  je 
2  (unobligat  im  Ober-Gymnasium)  Stunden  wöchentlich  eingeräumt  sindi 
so  dass  das  Minimum  von  Stunden  pr.  Woche  sich  auf  24  (resp.  26),  das 
Maximum  auf  28  (resp.  30)  Stunden  sich  beläuft. 

„Der  beste  Lehrplan  freilich**  —  sagt  Wolf  (pag.  40)  —  „nützt 
wenig,  wenn  nicht  tüchtige  Lehrkräfte ,  welche  denselben  ausführen,  vor- 
handen sind.  Wir  benöthigen  vor  allem  gründlich  gebildete,  ?on  Liebe  zu 
ihrem  Berufe  durchdrungene  und  jugendfreundliche  Lehrer,  welche  unter 
Anwendung  einer  wol  durchdachten  und  sachgemässen ,  den  Unterricht 


808  JT.  Landäeiner,  Histor.  Blldcblidc  anf  d.  GymiL-Beorguisii&ittpliat. 

belebenden  Lebnnetbode  die  Jagend  mit  sicberer  Hiuid,  ebenso  fem  Ton 
•cbidlicher  Ladtät  als  einer  nnr  Oberflicblicbkeit  fördernden  üebereilnng 
leiten.*  Der  Yerfiuser  beklagt,  dass  die  Zahl  solcher  Lehrer,  namentlich 
för  die  philologischen  Fächer  immer  noch  zu  gering  sei  nnd  wünscht, 
da»  es  der  hohen  Regierung  gelingen  möge,  diesem  Mangel  abxohelfen. 
Aus  diesen  Worten  schon,  wie  aus  der  fleissig  gearbeiteten  nnd 
mit  YerstiLndniss  dessen,  um  was  es  sich  handelt,  g^eschriebenen  A.bhand- 
lang  im  Ganzen  ersieht  man ,  dass  der  Verfasser  es  ehrlich  meint  nnd 
ein  warm  fehlendes  Herz  för  ansere  studierende  Jagend  besitzt  and  wenn 
aach  rielleicht  hinsichtlich  manches 'Aosspraches  Wolfs  eine  Meinongsver- 
schiedenheit  walten  kann,  das  Schriftchen  ist  doch  den  Berafsgenoesen 
and  Allen,  die  sich  far  unser  Mittelschal wesen  fiberhaapt  interessieren, 
bestens  zu  empfehlen. 

Wien,  im  Mai  1873.  Karl  Landsteiner. 


MiBcellen. 

Erwiderung 


ftuf  W.  Scberers  Besprechung  von  K.  \.  Hahna  „Althocb- 
deatacher  Gramiuatik-'  (3.  AnQ.  Prag  lATO]  in  der  ZeiUichrift 
für  die  österreichiBohen  Gjmnasieu  1873,  Heft  IV,  S.  262—300. 
Da«  nng&Dstigo  Ergebnis»  der  kriÜBChea  Äoieige.  welche  Herr 
Prof.  Scherer  in  Strassborg  meiner  »or  4  Jahren  erachieoenen  Bearbeitung 
VDD  Hahna  altbochdeuUcher  Grammatik  (3.  Auflage)  jBDgst  in  dieser 
Zeitschrift  widmete,  hätte  in  meines  Nichts  dnrchbobrendem  Gefühle 
nahezu  die  Wirknng  bei  mit  berrorgebracbt ,  fortan  zum  Besten  der 
Wissenschaft  und  ihrer  Lebre  von  jedweder  literarischeD  Production  abxu- 
Btehen.  Die  Wirkung  wäre  umio  UDfeblbarer  geworden,  als  der  bisher  gehegte 
nnd  durch  vielfache  Aufmunterungen  von  Facbgenosaen  in  mir  bestärkte 
Glaube,  ein  im  allgpmeiDen  brancnbares  und  fördersamea  Lehrbuch  mit- 
verfaset  za  haben,  sich  als  eitle,  durch  nichts  gerecbtferti^  Täuschung 
faeraosgestellt.  Allein  ee  bat  Hm.  Prof.  Scherer  in  seinem  die  Grenze  einer 
gerechten  und  massvuUen  Kritik  überschreitenden  Uebeieifer  *)  beliebt,  das 
Buch  .den  schlech testen",  die  es  Qberhanpt  nuf  dem  Büchermärkte  gibt, 
uunreihen,  vor  dessen  Schädlicbkeit  la  warnen  und  dasAnathema  darüber 
auBinBprecheD.  Damit  scheint  mir  nun  Hr.  Scberer  jedenfalls  über  du 
Schvarao  in  der  Zielscheibe  des  Büchleins  hinauageachoasen  zu  haben. 

Ich  bin  weil  entfernt  mir  eine  Lob-  und  Vertheidigan^rode  za 
gestatten.  Ich  ni5chte  mir  nnt  erlauben  die  Bemerkung  entgegen luhalteu, 
dua  ausser  ein  [war  offenbaren  Druckfehlern,  einigen  fehlgegrifienen  Beispielen 
und  nicht  prftcia  genug  gehaltenen  Ausdrücken  fast  alle  andern  von  Hm. 
Scberer  gerügten  Mängel  und  Gebrechen  auf  ßecbnung  dea  Grimm — Hahni- 
Bcben  S^ndponktes  kommen,  den  das  Buch  thatsächlich  iunehat,  und 
gebe  femer  cu  bedenken,  Jasn  —  von  den  dunklen  Partieen  der  ahd. 
Laut-  und  Formenlehre  abgeseben,  die  Hr.  Scherer  selbst  zugibt  —  nicht 
wenige  der  vun  ihm  berührten  Ponkte  uocb  keineswegs  als  gesichert« 
Ergebnisse  der  Wissenschaft  feststehn.  , 

Wodurch  ich  Hru.  Prof.  Scherers  Unwillen  mir  in  dem  Muat 
lazog,  dass  et  ein  so  düsteres  Schattenbild  dea  Buches  ohne  alle  Lichtseiten 
»  iiiftlen  sich  eedrungeu  (Iblte,  weiss  ich  nicht  oder  will  ich  nicht 
wissen ;   es   wird    mir   aber  erlaubt  sein,  den  Lesern  dieser  Zeitschritt 

EgenUbei  die  nicht  wegzuleugnende  Thatsache  aninfübreu,  dass,  nachden 
1  Bach  im  Jahia  Kb'2  zuerst  berausge^ben  worden,  im  Jahre  18t6 


')  Wie  odct  und  anerkoanenswertb  wäre  es  gewesen,  wenn  sich  Hr. 
Scberer,  in  diesem  Stück  auf  Originalität  veriichtend,  den  Ton  aeiies 
eignen  Uegnen,  Adnlbert  Kolins  in  der  Zcitachrift  f.  vergl.  >iprH(h- 
forschung  Bd.  lä,  ^.  321  ff,  zum  MBst«r  ecnornmeu  afttte;  «ie 
dankbar  wäre  ich  Ihm  fDr  die  aas  seinen  Darlegungen  reichlich 
g*wunneue  Belehrung  gewordeul 


610  Miscellen. 

die  zweite,  von  mir  bearbeitete  und  aas  800  Exemplaren  bestehende  Auflage 
und  1870  die  dritte,  1000  Exemplare  starke  Auflage  erschien  and  dass 
demnächst,  wie  mir  briefliche  Mittheilunjü^en  des  Verlegers  aazeigen,  per 
tot  discrimina  rerum  *)  eine  vierte  Auflajjre  bevorsteht.  Da  es  nun  auf 
der  Hand  ruht,  dass  ein  solches  wie  das  in  Rede  stehende  Buch  nur  auf 
interne  Fachkreise  angewiesen  ist,  so  lie«rt  die  Frage  nahe :  sollten  die 
vielen  Schätzer  und  Förderer  desselben,  die  doch  offenbar  diesen  nicht 
ganz  gewöhnlichen  Erfolg  verschuldeten  und  worunter  sich  u.  a.  auch 
Kuhns  Zeitschrift  f.  vergl.  Sprachforschung  (Bd.  17.  S.  151)  befindet, 
etwa  gar  selbst  „zu  den  Schlechtesten  gehören,  die  Hrn.  Prof.  Scherer 
vorgekommen**? 

Zur  Beruhigung  dieser  Letzteren  und  zur  Orientierung  der  bisherigen 
Anhänger  des  Büchleins  kann  ich  nicht  umhin,  mit  Erlaubniss  der  Re- 
daction,  welche  die  Beherzigung  des  „audiatur  et  altera  pars**  —  zumal 
einem  Mitarbeiter  gegenüber  —  gewisslich  zu  ihren  Tugenden  zahlt, 
einen  bereits  im  Jahre  1866,  unmittelbar  nach  Erscheinen  der  2.  Auflage, 
empfangenen  Brief  desselben  Linguisten  Schleicher  an  mich  hier  voll- 
inhaltlich mitzutheilen,  auf  den  mich  Hr.  Prof.  »Scherer  so  unbarmherzig 
verweist.  Der  Brief,  den  ich  der  geehrten  Redaction  im  Originale  vor- 
lege, lautet: 

„Hochgeerter  herr!** 

„Für  die  freundliche  Übersendung  Irer  außg.  von  Hahn  ahd.  gr. 
., meinen  besten  dank.  Ich  habe  nun  das  buch  bei  meinen  vortragen  über 
,ahd.  spräche  als  lesebuch  für  die  zuhörer  eingefürt.  Für  eine  fernere 
„aufläge  dürfte  sich  kürzung,  überhaupt  Umgestaltung  der  lautlere  vor 
,,allem  empfehlen,  um  etwas  mer  räum  für  lesestücke  zu  gewinnen. 

„Für  meine  zwecke  wären  einige  gewälte  stücke  aus  dem  HMiand 
;,wilkommen  gewesen,  da  man  beim  ahd.  schon  wegen  des  Hildebrands- 
„liedes  das  alts.  nicht  missen  kann,  selbst  dann,  wenn  die  grammaÜk  das 
„alts.  nicht  oder  nur  nebenher  berücksichtigt.  Daß  ich  das  famose  Wiener 
, Schlummerlied  für  unecht  halte,  versteht  sich. 

„Das  glossar  habe  ich  noch  nicht  näher  geprüft,  hoffentlich  ent- 
„hält  es  die  nötigen  worte  sämmtlich.  Leider  konten  Sie  für  das  selbe 
„0.  Schades  trefliche  und  fleißige  arbeit  nicht  verwerten. 

„Mir  ligt  ser  vil  an  einem  wolfeilen^  kritisch  sorgfältig  gearbeiteten, 
„mit  kurzem  aber  vollständigem  glossar  und  kurzer  gramm.  verseheneu 
„büchlein  für  die  an^inger  im  ahd.  und  alts.,  da  ich  über  diso  sprachen 
nregelmäßig  Vorlesungen  mit  practischen  Übungen  halte.  Frauer*s  hoch 
„ist  wegen  kritiklosigkeit  leider  unbrauchbar.  Achtungsvoll  u.  ergebenst  — 
„Jena,  am  17.  juni  1866  —  Aug.  Schleicher.  m./p. 

Andere  und  zum  Theil  noch  viel  lauter  zu  meinen  Gunsten  redendt 
schriftliche  Gutachton  namhafter  Fachgelehrter  und  zwar  specieller  Ge^ 
manisten  stehen  mir  zu  geböte;  doch  halte  ich  damit,  weil  sie  von  lebendea 
Personen  herrühren,  aus  Discretion  zurück.  Jedenfalls  scheint  mir  schon 
&US  Obigem  dor  Beweis  erbracht,  dass  das  in  Rede  stehende  Buch  trotz 
cer  Mängel,  die  ihm  anhaften,  und  des  Bannstrahles,  den  Hr.  Prof.  Seberer 
auf  es  geworfen,  zu  den  „schlechtesten*  gottlob  noch  nicht  gehört 

Graz,  8.  August  1873.  Adalbert  Jeitteles. 


^)  Schon  im  vorjähr.  Frühling  erfuhr  das  Buch  einen  scharfen,  aber 
mehr  auf  den  ursprünglichen  Verfasser  gerichteten  Angriff  in  der 
„Zeitschrift  f.  deutsche  Philologie**  von  Zacher  und  Höpfner  dardi 
£.  Steinmeyer,  auf  welchen  ich  replicierte.  {Igg,  1872.  S.  372  ff.) 
Sollte  Scherers  Bannspruch  vielleicht  mit  dieser  Replik  in  irgeiM 
welchem  Zusammenhange  stehn? 


Misoellen.  611 

(Aas  dem  n.  ö.  Landesschulrathe.)  —  In  der  Sitzang  des 
k.  k.  1).  0.  Lande sschulrathes  vom  8.  October  kamen  folgende  (A^en- 
stände  zur  Verhandlung:  Bei  der  diessjährigen  Aufnahme  von  Schmem 
an  den  Realschulen  in  W  ien  hat  sich  gezeigt,  dass  das  Publicum  über  das 
Verhältnis  der  Bürgerschulen  zu  den  Bealschulen  nicht  hinlänglich  auf- 
geklärt ist.  Es  wird  beschlossen,  deshalb  an  die  Directionen  aller  Bürg  er- 
und  Realschulen  in  Niederösterreich  eine  Kundmachung  zu  erlassen, 
in  welcher  unter  Hinweisung  auf  dio  bezüglichen  Bestimmungen  des 
Reichs- Volksschulgesetzes  ausdrücklich  gesagt  wird,  dass  die  Bürgerschule 
weder  ein  Aequivalent,  noch  auch  eine  Vorbereitungsschnle  für  Realschulen 
ist  und  dass  Zeugnisse  über  Frequentation  der  Sürgerschule  nicht  zum 
Uebertritte  in  irgendeine  Classe  der  Realschule  berechtigen.  Die  von  der 
Büreerschole  an  eine  Realschule  Uebertretenden  haben  nach  den  beste- 
henden Vorschriften  eine  Aufnahmsprüfung  aus  allen  obligaten  Lehrge- 
genständen abzulegen,  nach  deren  Ergebnis  bestimmt  werden  wird,  in 
welche  Classe  dieselben  einzureihen  sind;  für  diese  Aufnabmsprüfung  ist 
die  vorschriftsmässige  Prüfungstaxe  Yon  12  fl.  zu  entrichten.  Diese  Kund- 
machung ist  Ton  den  Directionen  der  Bürgerschulen  an  einem  geeigneten 
Platze  im  Schulgebäude  zu  affigieren,  den  Schülern  alljährlich  Yorzulesen 
und  sind  die  Eltern  derselben  darauf  aufmerksam  zu  machen.  —  Die 
Disciplinarvorschriften  des  Staats-Real-  und  Obergymnasiums  in  Ober- 
Hollabrunn  werden  in  theilweise  yeranderter  Fassung  angenommen.  — 
Die  Generaldirection  der  k.  k.  priv.  Staatseisenbahn  Gesellschaft  hat  für 
die  Ueberlassung  eines  Lehrzimmers  im  k.  k.  akademischen  Gym- 
nasium in  Wien,  zum  Zwecke  der  Abhaltung  von  Vorträgen  in  der  un- 
garischen Sprache  für  ihre  Beamten,  dem  Lehrmittelfonas  dieses  Gym- 
nasiums den  Betrag  von  300  fl.  gespendet.  Der  Landesschulrath  beschliesst, 
der  Generaldirection  hiefür  seinen  Dank  auszusprechen. 

Sitzung  des  k«  k.  n.  ö.  Landesschulrathes  vom  29.  October.  Es 
wird  beschlossen,  das  Ministerium  für  Cultus  und  Unterricht  um  Erlassung 
einer  allgemeinen  Verordnung  über  das  Minimum  der  von  den  Gymnasial- 
lehrern wöchentlich  zu  ertheilenden  Lehrstunden  zu  bitten,  nachdem  diess- 
bezüglich  keine  Norm  besteht.  —  Eine  Anfrage  der  Directionen  zweier 
Realschulen  in  Betreff  der  Religionsübungen  wird  entsprechend  den  vom 
n.  ö.  Landesschulrathe  in  dieser  Angelegenheit  wiederholt  erlassenen  Weisun- 

fen  beantwortet.  —  Bei  dem  Ueoertritte  von  Realschülern  aus  anderen 
Grönländern  an  Realschulen  in  Niederösterreich  haben  sich  dadurch  viel- 
fache Anstände  ergeben,  dass  an  den  Realschulen  der  übrigen  Kronländer 
der  Unterricht  in  der  französischen  und  englischen  Sprache  nicht  obli- 
gatorisch ist.  —  Ein  im  Interesse  dieser  R^lschüler  gestellter,  jedoch 
die  Festhaltung  an  den  für  Maturitätsprüfungen  geltenden  Bestimmungen 
ausdrücklich  betonender,  an  das  Ministerium  fui  C.  u.  U.  zu  erstattender 
Antrag  wird  mit  Stimmenmehrheit  nach  längerer  lebhafter  Debatte  an- 

fenommen.  —  Der  Direction  der  öffentlichen  Oberrealschule  in  der 
osephstadt  in  Wien  wird  die  Benützung  der  Turnlocalitäten  des  k.  k. 
Gymnasiums  in  der  Josephstadt  für  das  Schuljahr  1873/74  bedingnisweise 
gestattet.  —  Ueber  die  Eignung  verschiedener  Bücher  zi|m  Lehrgebrauche 
wird  an  das  Ministerium  berichtet.  —  Es  wird  beschlossen,  dem  Martin 
Nouwirth,  bisherigen  Director  der  v.  Zoller-Bemard'schen  Stiftunj^schule 
in  Wien,  welcher,  zum  Pfarrer  ernannt,  aus  dieser  Schule  ausscheidet,  für 
seine  Verdienste  als  Leiter  dieser  instalt  die  volle  Anerkennung  des  n.  ö. 
Landesschulrathes  auszusprechen.  —  Wegen  der  provisorischen  Leitung 
dieser  Schule  wird  das  Geeignete  verfügt. 

Sitzung  des  k.  k.  n.  ö.  Landesschulrathes  vom  12.  November. 
Dem  Curatorium  und  der  Direction  der  k.  k.  theresianischen  Aka- 
demie in  Wien  wird  für  Errichtung  eines  unentgeltlichen  Lehrcurses  aus 
den  unobligaten  Lehrgegenständen  fElr  die  externen  Schüler  des  dortigen 
Gymnasiums  der  Dank  ausgesprochen.  —  Die  Localauwchliessung  einet 


612  Miscelleii. 

■ 

Schülers  an  einem  Gymnasium  Wiens  wird  bestätig  —  Ein  Gesnch 
mehrerer  Nebenlehrer  an  einem  G^mnasiom  um  Gleichstellong  mit  den 
Gymnasiallehrern  wird  als  gesetzlich  unbegründet  zorückgewiesen.  — 
lieber  Wnnsch  des  Lehrkörpers  des  n.  ö.  Landes-Realgyranasinrns  in 
Waidhofe n  a.  d.  Thaya,  welcher  von  dem  n.  ö.  Landesaasschosae 
unterstützt  wird,  wird  in  Berücksichtigung  der  ganz  besonderen  localen 
Verhältnisse  ausnahmsweise  gestattet,  dass  auch  die  Schuler  der  unter- 
sten Classen  dieser  Anstalt  an  dem  Unterrichte  in  der  böhmischen  Sprache 
Theil  nehmen.  —  Dem  Inhaber  einer  Handelsschule,  welcher  diese  Anstalt 
als  eine  öffentliche  Handelsmittelschule  ankündigte,  ohne  hiezu  die  Be- 
rechtigung zu  besitzen,  wurde  dieser  Vorgang  verwiesen.  —  Der  Lehrplan 
für  den  bildungscurs  der  Lehrerinnen  weiblicher  Handarbeiten  an  der 
Privat  Lehrerinnen -Bildungsanstalt  bei  St.  Ursula  in  Wien 
wird  genehmigt  —  Ueber  das  Anerbieten  des  Directors  Fischer  des 
Privat-Kindergartens  in  der  Leopoldstadt  in  Wien,  Vorträge  über  EJnder- 
gärten-Psedagogik  an  der  k.  k.  Lehrerinnenbildungsanstut  in  Wien  zu 
halten,  wird  beschlossen,  an  das  Ministerium  für  C.  und  U.  zu  berichten, 
dass,  in  Berücksichtigung  der  grossen  Ueberbürdung  der  Schülerinnen 
mit  wöchentlichen  Lehrstunden  in  den  Wintermonaten,  Director  Fischer 
nur  ersacht  werden  wolle,  wöchentlich  an  einem  freien  Nachmittage  in 
den  Monaten  Mai  und  Juni  den  Lehramtscandidatinnen  den  Eintritt  in 
seinen  Kindergarten  zu  dem  Zwecke  zu  gestatten,  um  denselben  den  Ein- 
blick in  die  Praxis  im  Kindergarten  zu  gewähren  und  hiebei  die  ent- 
sprechenden Erläuterungen  zu  geben.  —  Die  vom  Ministerium  für  Cultos 
und  Unterricht  verfüete  Auflassung  der  Commission  zur  Revision  deutscher 
Sprach-  und  Lesebücher  wird  zur  Kenntnis  genommen. 


(Stipendien  zur  Heranbildung  von  Zeichenlehrern  an 
Mittelschalen.)  —  Das  k.  k.  Ministerium  für  C.  u.  U.  hat  mittdst 
Erlasses  von  27.  Septemb.  l.  J.,  Z.  12.922  zehn  Stipendien  von  jahrlteh 
300  Gulden  auf  die  Dauer  von  3  Jahren  zu  dem  eingangs  genannten 
Zwecke  systemisiert  und  als  Erfordernis  zur  Erlangung  eines  solchen 
Stipendiums  zum  Besuche  der  Kunstgewerbeschule  des  k.  k.  Österreichi- 
schen Museums  4  Puncto  bezeichnet  und  als  Termin  für  die  Bewerber 
aus  den  im  Reichsrathe  vertretenen  Königreichen  und  Ländern  bis  läng- 
stens 15.  Oct.  1.  J.  festgesetzt.  (S.  das  Nähere:  Wiener  Zeitung  y.  1.  Oct 
1.  J.,  Nr.  228;  Nichtamtl.  Theil,  S.  3). 


(Eröffnung  eines  neuen  (zweiten)  Turneurses  für  Can- 
didaten  des  Lehramt'es  an  Mittelschulen.) —  Mit  Erlass  vom 
17.  September  1873,  Z.  11.250,  hat  Se.  Exe.  der  Minister  für  Cultus  und 
Unterricht  die  Eröffnung  eines  neuen  (des  zweiten)  Turneurses  für  Can- 
didaten  des  Lehramtes  an  Mittelschulen  genehmigt.  Der  Tumcurs  ist 
auf  zwei  Jahrgänge  berechnet  und  hat,  gemäss  dem  Einführungserlasse 
vom  22.  August  1871,  Z.  6705,  die  Gewinnung  von  Turnlehrkräften  aus 
den  Reihen  der  wirklichen  Lehrer  an  Mittelschulen  und  demzufolge  deren 
theoretische  und  praktische  Vertrautheit  mit  dem  Turnweseu,  rücksicht- 
lich die  Vorbereitung  der  Candid.iten  im  Sinne  der  Prüfungsvorschrifk 
für  das  Lehramt  des  Turnens  vom  10.  September  1870,  Z.  9177,  zum  Zwecke. 

Als  Locale  zur  Abhaltung  dieses  Tumcurses  ist  das  k.  k.  Real- 
und  Obergymnasium  im  neunten  Bezirke  Wiens  bestimmt  und  mit  der 
Leitung  der  Turnlehrer  am  k.  k.  Theresianum  Johann  H  off  er  beauftragt. 

Der  Curs  beginnt  Mitte  October  und  findet  an  drei  Abenden  der 
Woche  in  je  zwei ,  näher  zu  vereinbarenden  Stunden  statt 

Die  Theilnahme  am  Curse  ist  unentgeltlich. 

Die  Normalzahl  der  Theilnehmer  beträgt  zwanzig. 


MimUeiL  61S 

Tarneriaehe  Vorbildang  der  Gandidaien  ist  erwünscht»  aber  nicht 
anumg&ngUch  nothwendig. 

Anmeldangen  werden  TOin  Leiter  des  Tnmcarses  in  dessen  Cabi- 
nette  nächst  dem  Tomsaale  im  k.  k.  Realgymnasium  im  nennten  Bezirke 
(Wasagasse  Nr.  10)  jeden  Montag,  Dinstag,  Donnerstag  nnd  Freitag 
Ton  3  ois  5  Uhr  Nachmittags  entgegengenommen. 

Programm  des  Tnrnenrses. 

Die  praktischen  Uebongen  des  besQglichen  Schnltnmgebietes  in 
mnsterhafter  Ausf&hrnng  nnd  mit  stäter  Bücksicht  anf  diä  Ziel,  die 
nnterrichtliche  Behandlung,  Ton  dem  Elementarsten  beginnend  nnd  in 
methodischer  Entwicklung  in  dem  Zusammengesetzteren  fortschreitend, 
femer  die  nöthigen  Hilfen  bilden  w&hrend  des  ganzen  Curses  den  yor- 
herrschenden  Gegenstand«  Verständnis  der  Technik  der  Bewegung  nnd 
Fähigkeit,  sie  zn  zerlegen,  die  Uebnngen  methodisch  abzustufen  und 
tumsnrachlich  richtig  zu  bezeichnen;  Kenntnis  der  geschichtlichen  Ent- 
wickelung,  des  Wesens,  des  Zweckes  und  der  Mittel  des  Turnens  werden 
die  mehr  theoretischen  Aufjraben  der  Gandidaten  ausmachen. 

Der  angedeutete  Stoff  wird  in  folgender  Vertheilnng  geboten: 

im  ersten  Semester  praktisch:  gmndl^ende  Einführung 
in  die  yerschiedenen  Uebunesgattungen  (erste  Hälfte  des  Semesters  sechs 
Stunden  wöchentlich,  zweite  Hälfte  des  Semesters  vier  Stunden  wöchentlich); 

theoretisch:  Vortr^e  1.  über  Geschichte  der  Leibesübungen 
der  Alten,  2.  über  Begriff,  Zweck,  Mittel  des  Turnens  (zweite  Hälfte 
des  Semesters  wöchentlich  zwei  Stunden); 

im  zweiten  Semester  praktisch:  Weiterbildung  der  eige- 
nen Tumfertigkeit  der  Gandidaten,  Uebui^  im  gegenseitigen  Hilfefifeben ; 

theoretisch:  Fortsetzung  der  Vorträge  über  Geschichte  des 
Turnens,  allgemeine  und  specielle  Ordnungs-  nnd  Bewegungslehre  nach 
Spiess,  Kunstsprache  des  Turnens; 

im  dritten  Semester  praktisch:  Weiterbildung  mit  erhöh- 
ter Forderung  einer  sicheren,  oorrecten  Ausführung;  methodische  Ent- 
wickelung  von  üebuugsreihen.  Zerlegen  und  Zusammensetzen  Yon  Bewe- 
gungen, zuTcrlässige  Hilfegebung,  tnmsprachlich  richtige  Bezeichnung 
Yon  Uebnngen,  abwechselnde  Uebemahme  des  Befehles  als  ezaminatohsch 
den  C^didaten  gestellte  Aufgaben  (wöchentlich  vier  Stunden); 

theoretisch:  Vorträge  über  Systemkunde,  Literatur,  Geräth- 
lehre  des  Turnens  (wöchentlich  zwei  Stunden); 

im  vierten  Semester:  j>raktische  üehungen  (wöchentlich  vier 
Stunden); 

applicatorischer  Untericht  an  Schfilerclassen  (ausserhalb  der  Gurs- 
stnnden); 

theoretisch:  Vorträge  über  Methode,  Becapitulationen  einzel- 
ner Gapitel  (zum  Theil  examinatorisch). 

Wien,  den  8.  October  1873. 

Vom  k.  k.  n.  ö.  Landesschulrath. 


(Präfecte  der  theresianischen  Akademie  in  Wien.)  — 
Se.  k.  nnd  k.  Apostolische  Majestät  haben  mit  Allerhöchster  Entschlies- 
snng  vom  24.  September  d.  J.  allergnädigst  zn  genehmigen  geruht,  dass 
die  rräfecte  der  theresianischen  Asademie  in  Wien,  wenn  sie 
von  Seite  der  Anstalt  in  den  bleibenden  Ruhestand  versetzt  werden,  in 
Betreff  der  Anrechnung  ihrer  Dienstzeit  nach  den  für  die  Lehrer  der 
Mittelschulen  geltenden  Normen  ((besetz  vom  9.  April  1870,  R.  G. 
BL  Nr.  47)  behandelt  werden.  (Wr.  Ztg.) 


Mtochrifl  f.  d.  fttWrr.  Ojma.  1878.  YII.  «.  YIH.  H«A.  41 


014  Ifisoellai. 

(Uebor  die  Errichtung  Ton  rechts-  and  staatawissen- 
Bch&ftlichen  Seminaren  an  den  Universitäten),  aa  wekher 
der  Minister  fftr  Cnltus  nnd  Unterriebt,  aaf  Grund  Allerhöcbstor  Ent- 
scbliessung  vom  23.  September  1873  ermächtigt  worden  ist,  s.  daa^  Näbem 
in  der  „Wiener  Zeitung^  vom  2.  Oclober  1.  J.  229  HauptbL  S.  16  n.  im 
.Yerordn.  Bl.  f.  d.  Dienstbereich  des  Ministeriums  f.  C.  u.  U.^,  1873, 
St  XIX,  S.  539-541. 

(Seminar  für  das  Studium  der  orientalischen  Sprachen 
in  Pest).  —  An  der  Universität  alldort  wurde  von  Sr.  k.  u.  k.  Apoat. 
Majestät  die  Errichtung  eines  Seminars  genehmigt,  das  alle  LehrfalBher 
nnimssen  wird,  welche  an  der  Wiener  orientalischen  Akademie  vorgetra- 
gen werden.  (Wr.  Ztg.) 


(Eröffnung  der  Realschule  in  Marburg.)  —  Bei  dem  in 
MarbuTff  am  2.  October  1.  J.  stattgefundenen  Feste  der  Eröffnung  der 
Bealchue  waren  Ihre  Excellenzen  der  Herr  Minister  v.Str  envay  r  und  Statt- 
halter Baron  Kübeck,  der  hochw.  Fürstbischof  v.  Lavant,  Stepisch- 
n  e  g  g ,  Landes  -  Schulin^pector  Wretschko,  die  Gemeinderäthe  and 
Vertreter  des  Lehrkörpers  und  der  Schulen  anwesend.  Bürgermeister 
Reiser  dankte  der  Regierung  undspeciell  Sr.  Exe  dem  Herrn  Minister 
V.  Stremap,  dem  Landesausschusse  nnd  der  Gemeinde,  dann  dem  Archi- 
tekten Wilhelm  Buchner  für  die  Errichtung  der  Schule  im  Interesse  der 
deutschen  Bildung.  Se.  Exe.  Minister  v.  Stremayr  übergab  öffentlich  dem 
Dr.  Reiser  den  Franz  Joseph-Orden.  Dr.  Reiser  dankte  in  seinem  und  in 
der  Gemeinde  Namen.  Wretschko  und  Director  Efsl  sprachen  über  die 
Bedeutung  der  Feier  und  der  neueröffneten  Schule.  (Wr.  Ztg.) 


(Arnauer  Realgymnasium.)  —  Zu  Aman  (Böhmen)  fand  am 
7.  October  1.  J.  die  feieruche  Einweihung  des  neuen  B^lgymnasiiims 
statt  (WT  Ztg.) 


(Schuleröffnunffin  Czernowitz.)  —  Die  feierliche  Eröffnnne 
der  höheren  Gewerbeschule  in  Czernowitz  hat  am  1.  November  LJ. 
im  grossen  Saale  der  Oberrealschule  stattgefunden.  (Wr.  Ztg.) 


(Gymnasialjubiläum  in  Hall.)  -  Das  k.  k.  Obergymnasinm 
in  Hall  (Tirol),  das  im  October  1573  eröffnet  worden  war,  begieng 
am  22.  October  1.  J.  feierlich  das  dreihundertjährige  Festjubiläum. 

(Wr.  Ztg.) 


(Graz er  Gymnasium.)  -  Genau  vor  300  Jahren  stiftete  Erzher- 
zog Karl  IL,  Herzog  von  Steiermark,  das  Grazer  Gymnasium.  Die  Ur- 
kunde, welche  im  stcier märkischen  Laudesarchive  erlieet,  trägt  das  Datum: 
Graz  am  12.  November  1573.  Der  Unterricht  wurde  bereits  in  jenem 
Jahre  in  den  drei  unteren  Classen  gegeben.  Zum  Geburtstage  der  Schäle 
wurde  Jedoch  der  30.  Juni  bestimmt,  welcher  Tag  auch  als  Jubiläoma- 
tag  gefeiert  werden  soll,  theils  wegen  der  geeigneteren  Jahreszeit,  theils 
um  dieses  Fest  würdiger  vorbereiten  zu  können.  (Wr.  Ztg.) 


^^^^■^  Hiscellcn.  «tS 

(AuffoTdernng  mm  Eintritte  in  die  Geoiecadetten- 
echnle.)  —  Dbs  Nähere  ebar  die  Bedin^ngen,  anter  welchen  junge 
Mann»  des  Civilstandes  (niich  Ablegung  einer  commtasionellen  I>räfting 
lis  läiigsteca  20.  Sept.  L  J.  bei  einem  det  Genieregiments-  oder  BaUil' 
lonBCDuimaaden  lu  Wien.  Krems,  Ofen,  Prag,  OlmOtz  oder  Kniknu.  und 
zwar  im  Umfange  der  Schlusspiärung  einer  OR.)  in  den  am  1.  Üctoher 
I.  J  beginnenden  Voibereitungfacars  ttir  die  Geniecadettenschole  eintreten 
konnten,  um  zum  Genieofficier  bcraniuLilUen,  a.  das  Nähere  Wienor-Zuitong 
rorn  13.  August  1.  J.,  Nr.  läT,  Hauptbl,  uicbtuutl.  Theil,  S.  527. 

(Schenkangan  diek.  k.  Unireraitätsbibliot  liek  su  Inni- 
brnck.)  —  Die  Brüder  Vinccnz  und  Joaepb  Kdle  v.  Elirbardt  (Er«te- 
rer,  Ministen alnkth  beim  Ministerium  ftir  C.  u.  U.,  in  Wien,  seither 
Terewigt,  Iietsterer  Statthnltereirath  in  Innsbruck  haben  die  an  30UI) 
Bände  starke  mediciniiche  Bibliothek  ihres  seligen  Herrn  Vaters ,  des 

Sew.  Guberinlr»lhes  und  Protoinedicua  in  Tirol  Joh.  Nop,  v  Ehrhardt, 
er  Innsbrucker  k.  k  ünivcisitStsbibliotbek,  auf  die  Bitte  des  dartigun 
k,  k.  Bibliothekars  Dr.  Friedrieh  Lei t  he,  zum  bleibenden  Oesi^benke  ge- 
macht, nachdem  sie  derselben  schon  seit  Jahren  zur  ßenQtzang  gross- 
mtlthigst  QherlaEsen  worden  war. 

(Anszeiehnnngen  aus  Anlass  der  Theilnabme  ander 
internationalen  Wiener  Wel taasstelt ang  des  Jahres  1873.) 
—  in  dam  in  der  officiellen  Wiener  Zeitung  v.  1.  November  1.  J.,  Nr,  255, 
TerQSentlichten  Verzeichnisse  der  (Dr  ihre  Theiinahtne  an  der  oben  er- 
ifähnten  Anssleltung  und  der  Mitwirkung  xa  den  Erfolgen  derselben  niit 
besonderem  A1terh5cbsten  Handschreiben  allergnädigst  ansgeieichoeten 
PersSnlichkeiten  and  Körperschaften  werden  auch  nachbenannte,  dem 
Bereiche  dieser  Zeitschrift  näherstehende,  aufgeführt,  u  zw.:  —  a) 
(Ausdruck  der  AU.  Aneikennang):  So.  Encellenz  Oberstk&mmerer 
Feldiengmeister  Franz  Graf  Folliot  de  Crenneville,  Ehren-Curator 
de«  5Bt.  Huseuma  f.  Kunst  n.  Industrie,  Ehrenmitglied  der  k.  k.  Akademie 
der  bildenden  Künste  in  Wien  usw. ;  —  der  k.  k,  Hof-  u.  Unirersitäts- 
bnchbändler  in  Wien  Wilhelm  Sitter  t.  Branm  filier,  der  Professor  an 
der  techn.  Hochschule  in  Wien,  Oberbnurath  Heinrich  Ritter  ».  Fers  tel, 
der  Professor  an  der  Akademie  der  bildenden  Künste  in  Wien  Joseph 
HiUer  V.  Führich,  der  Bildhaaer  in  Wien  Jo^.'ph  Gasser,  der  Di- 
rector  der  geolog.  Reichsaastalt  in  Wien  Hofrath  Fraui  Bitter  v.  Uaner, 
der  Professor  an  der  techn.  Hochschule  in  Wien.  Ministerialrat li  Dr.  Jos. 
Herr,  der  Prof.  an  der  tochn.  Hoebscbale  in  Wien  Hofrath  Dr.  Ueinr. 
HUiiwet:,  der  üniversititsprofessor  in  Prag.  RaBierungsrath  Dr.  Con- 
alantin  Bitter  ».  Höf  ler,  der  üniversitatsprofeasor  in  Wien  Hofrath  Dr. 
Joseph  Hyrtl,  dar  akademische  Professor  in  Wien  Loui»  Jacobj,  der 
akaaemisclie  Professor  in  Wien  Karl  Kundmann.  der  Univertitätspro- 
festior  in  Wien ,  Präsident  der  kais.  Akademie  der  Wiasenscharten  Hof- 
rath Dr.  Karl  Itokitansk;,  der  Professor  der  techn.  Hochschule  in 
Ont  Karl  Scheidtenberger,  der  ProfcBsur  an  der  Akademie  der 
bildenden  Künste  in  Wien,  Oberbnurath  Friedrich  Schmidt,  der  Uene- 
ralsecretftr  der  kais.  Akademie  der  Wissenschaften  in  Wiun,  Miniaterial- 
f»th  Dr.  Anton  Schröltei  ffittor  ?,  Kristclli,  der  Directur  der  Berg- 
akademie in  Leoben,  Miniat^rlalratli  Pvt^ir  Ritter  v.  Tunner  und  der 
emeritierte  Direktor  der  Mariabmnnor  Fontakadpmie  Jus'jph  Wes&flyi 
fomor  die  Handelsakademie  in  Wien,  das  steiermärkische  Tan- 
daearehiv  in  (Im,  die  GoselUchaft  der  Uusikfriunde  des  österr. 
Ktisorstaates  in  Wien  u.  m.  a.  —  bHOesterreich.  Fruiherru- 
stand);  Architekt  Kall  lUaenaueT  in  Wien;-  c)  (Komthurkreux 
lies  FtaDi-JoBeph-Ordens):  Der  Ost.  ung.  Genemlconsuj  in  Smyrua 

41-«  ^,1 


016  Misoellen. 

Dr.  Karl  Bitter  ▼.  Scherzer;  —  d)  (Orden  der  eisernen  Krone 
3.CL):  Der  Genremaler  in  Wien  Friedrich  Friedländer,  der PnrfSeeaar 
an  der  techn.  Hochschale  in  Wien  Badolf  Orimns  Bitter  ▼.  Grimbnrg, 
der  Architekt  in  Wien  Gostay  Gngitz,  der  Universitätsprofessor  in  Wien 
Dr.  Eduard  Hanslik,  der  Cnrator  des  öet.  Masenms  At  Knnst  nnd  In- 
dastrie  in  Wien  AchiUes  t.  Melin^o,  der  Historienmaler  in  Wien 
Angast  Pettenkofer,  der  kön.  Bath  und  Universitätsprofessor  in  Pest 
Dr.  Florian  Bömer,  der  Professor  an  der  kön.  OB.  in  Pest  Dr.  Adolf 
Szaböky,  der  Präsident  des  Schriftstellerrereines  ,,Concordia"  in  Wien 
Wilhelm  Wiener  nnd  der  Director  der  k.  k.  Gemälde-Galerie  im  Bei- 
▼edere  Begierungsrath  Eduard  Engerth;  —  e)  (Titel  nnd  Charakter 
eines  Begierangsrathes):  Der  kais.  Bath  nnd  Landeshistoriograph  in 
Brunn  Dr.  Beda  Dadik,  der  Professor  an  der  Forstskademie  in  Maria- 
bmnn  Dr.  Wilhelm  Einer,  der  Professor  am  deutschen  polytechn.  Lan- 
desinstitnte  in  Prag  Friedrich  Kick  und  der  Professor  an  der  Forst- 
akademie in  Mariabrann  Arthur  Freiherr  y.  Seckendorf-Gutent;  — 
f)  (Titel  eines  kaiserlichen  Bathes):  Der  Kunsthändler  in  Wien 
Aufi^ust  Artaria,  der  Buchdruckereihesitzer  in  Wien  Friedrich  Gerold 
und  der  Bibliothekar  der  techn.  Hochschule  in  Wien  Anton  Martin; 
—  g)  (Bitterkreuz  des  Franz  Joseph-Ordens):  Der  Architekt  in 
Wien  Lotbar  Abel,  der  Landesschulinspector  in  Prag  Michael  A  c  h  t  n  e  r, 
der  Director  der  Handelsakademie  in  Prag  Karl  Arenz,  der  akad.  Bild- 
hauer in  Wien  Karl  Costenoble  ,  der  Architekt  in  Wien  Badolf  Feld- 
scharek,  der  Bergrath  und  Professor  an  der  techn.  Hochschule  in  Wien 
Karl  Jenny,  der  Professor  an  der  Schottenfelder  OB.  in  Wien  Julius 
Koch,  der  Professor  an  der  Kunstgewerbeschule  des  öst.  Museums  für 
Kunst  und  Industrie  in  Wien  Otto  König,  der  Fabricant  math.  und 
phjs.  Instrumente  in  Wien  Wilhelm  Kraft,  der  Historienmaler  und  Pr«^ 
fessor  in  Wien  Ferdinand  Laufberger,  der  Professor  an  der  techn. 
Hochschule  in  Wien  Dr.  Karl  t.  Lfitzow,  der  Architekt  in  Wien  Alfred 
Morgenstern,  der  Historienmaler  in  Wien  Joseph  Neugebauer,  der 
Notar  und  Vorstand  des  Wiener  Männergesangrereines  Dr.  Karl  0 Isch- 
bauer, der  Director  der  Bealschule  in  Sechshaus  Dr.  F.  J.  Pisko,  der 
Universitäts^rofessor  io  Prag  Dr.  Karl  Bichter,  der  Historienmaler  in 
Lemberg  Heinrich  Bitter  v.  Bodakowski,  der  Professor  an  der  techn. 
Akademie  in  Krakau  Ladislaus  Bozwadowski,  der  Ho&ecretär  bei  der 
Direction  der  administr.  Statistik  Gustar  Schimmer,  der  Genremaler 
in  Wien  Alois  Schönn,  der  Genremaler  in  Stuttgart  Johann  Straschi- 
ripka  (Canon),  der  Professor  am  Poljrtechnicum  in  Pest  Ladislaus  t. 
Wagner  und  der  Professor  der  Landwirthschaft  an  der  technischen  Hoch- 
schule in  Graz  Dr.  Gust  Wilhelm;  —  h)  Q/LedsL\\\e  für  Kunst  nnd 
Wissenschaft):  Der  Glasmaler  in  Wien  Kari  Gejling  und  der  Hof- 
bildhauer in  Wien  Franz  Schönthaler:  —i) (Goldenes  Verdienst- 
kreuz mit  der  Krone):  Der  Architekt  in  Wien  Leopold  Bartelmus, 
der  Sprachlehrer  in  Wien  Nathan  Denneberg,  der  Bildhauer  in  Wien 
Josepn  Dollischak,  der  Professor  der  Ii3hrerbildang»anstalt  in  Inns- 
bruck F.  M.  Hinter  waldner,  der  Künstler  und  Zeichenlehrer  in 
Linz  Joseph  Maria  Kaiser,  der  Professor  an  der  Bealschule  in  Wiener- 
Neustadt  Georg  Kosak,  der  Director  der  Lehrerbildungsanstalt  in  Kut- 
tenberg Dr.  G.  A.  Lindner,  der  Architekt  in  Wien  Johann  Machytka, 
der  Hauptlehrer  an  der  Lehrerbildungsanstalt  der  Kleinseite  in  Prag 
Johann  Mrazck,  der  Priyatier  in  men,  (seinerzeit  Actuar  der  kais. 
Akademie  der  Wissenschaften)  Eugen  Obermajrer,  der  Professor  des 
Mantfacturzeichnens  in  Brunn  Georg  Bödel,  der  Professor  an  der 
OB.  in  Brunn  Joseph  Boller,  der  Director  der  städtischen  Töchterschule 
in  Olmütz  Johann  Schober  und  der  Hilfsämierdirectionsadjunct  im  1^- 
nisterium  für  C.  und  U.  Karl  SzlaTik  —  ib) (Goldenes  Verdienst- 
kreuz):  Der  Universitätsgärtner  in  Lemberg  ICarl  Bauer,  die  Secrettrin 


MisceUen. 


en 


det  Fnoen-Eiwerbe Vereines  in  Wien,  SehnftateUerin  Aglaja  y.  Eaietet, 
d«r  Inhaber  einer  gSenttichen  Bfirgi^rscliule  in  Wien  L<;opold  Hu  gl,  der 
Architekt  in  Wien  CaBimir  Loewe,  der  Bildhaner  in  Wien  Antun  Schröfl 
ond  der  Bildhauer  in  Innebradc  SebastitLO  Steiu«r-,  —  IJ  (Silbernes 
Verdidustbreni}  der  Factor  bei  „derold  u.  Sühn"  i.  WienC.  KneiseL 

(Approbierung  von  Leliramtscandidateii  im  LanTe  des 
Schnliabres  1873/73.)  —  AI.  Von  der  k.  k.  wissenecUaftlicheu 
OjmnagialprQfangscoininiBsionin  Wien  sind  im  Laufe  des  Schul- 
jahres ViT2/3  folgende  LeliraaitscuDdidaten  geprQTt  and  approbiert  wor- 
den: Karl  Mason,  Prof.  am  Staats-G.  iu  Trieat,  Griechisch  u.  Itilienisob 
für  daaganxeG.;  Kart  Kolbenheyer.  Prof.  am  2.  Staats  G.  in  Teschen. 
Latein  f.  d.  ganie  0,  (Ergäninntügprüfung)-,  Franz  Nowotny,  Prof.  am 
O.  in  Iglan,  Latein  f.  d.  gania  u,  (ErgänzungsprOfung),  sämnitlich  mit 
deatecher  Untapr.;  Joaeuh  Riboll,  prov,  GymnaBial-Dlrector  in  Sebenico 
Iiateiu,  Oricchiach  und  SerbUeh  f.  ä.  ganie  G.  ;  Ergänz nngsprä  fang),  mit 
Italien.  Untspr.;  Mauros  Wiesor,  Orden sprieater  des  Stiftes  Bettenitetton, 
Latein  und  Uriechisch  f.  d.  ganze  G.;  Karl  Eobliiek.  OymnasiaUehret 
in  Olmfltz,  Latein  f.  d.  ganze  Q.  (Er^nzungsprOfungj,  Albert  Fieti, 
Candidat  in  Wien,  Latein  and  Griechisch  für  daa  IJu.,  sämmtlidi  mit 
deutscher  Cntepr.;  Wenzel  Bursik,  Lehrer  am  Gymnaeinni  in  Deutscb- 
brod,  Latein  und  Uriechisch  fOr  das  Untergymnaiium ,  mit  dentacli- 
bdhmiicher  Untspr.;  Dr.  Otto  Stcinnender.  Candidat  in  Kta^enfort, 
lAtein  und  Griecbiach  f.  d-  ganze  G.,  Michael  Becker,  Supplent  am 
GjrmnBBiam  in  Uberbollabrunn,  Griechitch  f.  d.  ganz?,  Latein  f.  d.  CG., 
beide  mit  deutscher  Untspr.;  Peter  UaffanclH,  Candidat  in  Wien,  Latein 
ond  Qriechia-ih  f.  d-  UÜ.,  mit  croatisch,  Italien.  Untapr.;  Wilhelm  Kui- 
l&iek,  Supplent  am  G^mnasinm  in  6aai,  Latein  and  Griechisch  f.  d. 
UG.,  mit  di^nUch- böhmischer  Unt«pr.i  Vincenz  Passaiich.  Candidat 
in  Rs^Qsa.  Latein  nnd  Orieoliisch  f.  d.  UG-,  mit  croatiach,  Italien.  Untspr. 
Christian  Janiche,  Sapplent  am  Gymnasium  in  Uernals,  iloh.  Kiaeha, 
Sopident  am  Qynin&Giuni  in  [Jng.-Hnidiseh,  beide  Latein  und  Griechisch 
f.  d.  ganze  G„  l>r.  Andreas  Borschke.  Benedictiner  Ordenspriester  in 
Wien,  Philos.  Proptedeutik  f.  d.  ganze  G,  Anton  Artol,  Supplent  am 
Gymnseiuiii  in  Gärt,  Latein  und  Griechisch  f.  d.  OG.,  aiimmtlich  mit 
dantscher  Untspr;  Stephan  Tomalerif.  Katechet  am  Gymnasium  in 
Chinata,  Italienisch  f.  a.  ganze  Q.,  mit  illyriach,  Italien.  Untspr.;  Karl 
Strobl,  Fiarist  in  Wien,  Arthur  Lankmayer,  SuDplent  am  Beal- 
Gjrmnaitiuui  in  Freistadt,  ersterer  Latein  a.  Uriechisch  f.  o.  ganze,  letzterer 
für  das  UG.,  beide  mit  deutscher  Untspr.;  Mai  Vrzal,  Chorherr  des 
t^tiftcs  Strakow  in  Hühren,  Latein  und  Griechisch  f.  d.  ganze  G.,  mit 
deutsch,  and  bühmischer  Untspr.;  Michael  Glavinii^,  Lehrer  am  Gym- 
nasium in  Spalato,  Italienisch  f.  d.  ganze  G-,  mit  italien.  Untapr. ;  Samuel 
Uahndel,  Michael  VuäkoTid,  beide Caudidateu  in  Wien,  ersterer  Latein 
und  Griechisch  f.  d.  ganze,  letzterer  f.  d.  UG.,  jener  mit  deutsch.,  dioser 
nilt  Italien.  Untanr.;  Franz  WQrzner.  Piaristen -Ordenspriester  in  Wien, 
Lal«in  und  Griechisch  f.  d.  ganze  G  ,  mit  deutsch  Untspr.;  Ant.  Mrkusi^, 
Utoin  und  Griechibch  f.  d.  UG.,  Clemens  Blämel,  ItudDlf  Bitschofsky  . 
Frani  Schmid.  sämmtlieh  Latein  und  Griechisch  f.  d.  ganze  G.,  uud 
•IIa  Candidiiten  in  Wien,  Anton  Czernr,  Supplent  am  deutschen  Ober- 
Kpnnaaiam  in  BrQnn;  Antim  Kosiba.  Supplent  am  ObergymniLsiiim  in 
Brakan,  Johann  Witrzons.  Candidat  in  Wien,  eraterer  I^itein  und  Grie- 
obisch  f.  d.  UG„  lettterei  f.  d.  ganze G.:  Johann  Pelina,  Supplent  am 
OTDiiiaiium  In  Ulbr.-NeusUdt.  Eduard  Bland.  Candidat  in  Wien,  eraterer 
Latein  ond  Griechisch  f.  d.  UG.,  letzterer  f.  d.  gauie  G.,  sitnuntücb  mit 
dentseh.  Untopr.i  Joieph  Vettach,  Caudidtit  in  Wien,  Latein  und  Gric- 
chiteh  f.  d.  ganze  G„  mit  dentach.  und  italian.  Untspr,;  Joseph  Wybiral, 
Bouplont  am  (iymnaslnm  in  Oberhollabrunn,  Latoin  uud  Uriechisch  f.  d. 
US.,  Uomui  Uiectanski,  Supplent  am  Gynn.isium  in  i'anioir,  litixt^L 


I 


018  MifloelleD. 

and  Griechisch  L  d.  ganie  6.,  beide  mit  deatsch.  üntspr.;   Hiacoidmiu 
MoseoYita,  Katechet  am  Gymnasiam  in  Spalato,  Italieniach  L  d.  gaaia 
G.,  mit  italien.  üntepr.;  Rudolf  Uermar,   Lehrer  am   GymnaBiun  in 
Jnngbanilan,  Böhmisch  f.  d.  UG.,  mit  böhm.  üntspr.;  Engen  Kadefa- 
rek,  Prof.  am  Gymnasinm  in  l>eatschbrod,  Philos.  PropsMientik  1  d.  gania 
G.;  Bndolf  Hahnenkamp,  Candidat  in  Wien,  Coloman  Waener,  Ca- 
pitnlar  des  Stiftes  Kremsmünster,  beide  Mathematik  und  Phjsik  f.  d.  ganie 
G.,  Franz  Fellegger,  Supplent  am  Gymnasium  in  Wr.-Nenstadt,  Jolinf 
Friess,   Dr.  Simon  Fischer,  Adam   Wassienik,   Johann   Pnlaj, 
Anton  Ehrenberger,  simmtlich  Candidaten  in  Wien,  Franz  Scheller, 
Beserre -Lieutenant  in   Troppau,   Joseph   Trollhan     Vincenz  Hesky, 
bcdde  Candidaten  in  Wien,  sammtiich  Mathematik  und  Phjsik  t  d.  ganze 
G.,  alle  mit  deutsch.,  letzter  mit  croat  Untspr.;  Anton  Laska,  Cairaidat 
in  Esseg,  Ignaz  Wallentin,  Karl  Pfeiffer,  Candidaten  in  Wien,  Ma- 
thematik und  Phvsik  f.  d.  ganze  G.,  ersterer  mit  deutsclL.  böhm.  und 
croatisch.,  die  beiden  letzteren  mit  deutsch.  Untspr.;  Joseph  Kiedl,  Karl 
Kosmik,  Rudolf  Antoni ,  alle  Mathematik  f.  d.  ganze,  Physik  f.  d.  UQ., 
Rudolf  Gosse,  Karl  Neuwirth,  beide  Physik  f.  d.  ganze  G.  (Ergftn- 
zungsprüfui^),  Moritz  G löser,  sammtiich  Candidaten  in  Wien,  Physik 
f.  d.  ganze  G.,  August  Dorfwirth,  Supplent  au  der  Realschule  in  Steyr, 
Philos.  Propädeutik  am  0.,   Mathematik   und  Physik  am  UG.;   Joeepli 
Kostar,  Supplent  an  der  Oberrealschulc  in  Ellbogen,  Naturgeschichte 
f.  d«  ganze,  Mathematik  und  Physik  f.  d.  UG.,  Biasius  Knauer,  Ldirer 
am  Gymnasium  in  Suczawa,  Philos.  Proi)8Bdeutik  f.  d.  ganze  G. ;  Ferdinand 
Valle,  Mathematik  und  Physik  für  das  UG.;  Franz  Meissner,  Mathe- 
matik und  Naturgeschichte  f.  d.  UG.;  Eduard  Dudik,   Rudolf  Kindl, 
beide  Geographie  und  Geschichte  f.  d.  ganze  G.,  Julius  Neugebaner, 
Karl  Neu  Dauer,  sammtiich  Candidaten  in  Wien,  beide  Geographie  und 
Geschichte  f.  d.  ganze  G.;  Reinhold  Stransky,  Supplent  am  Gymnasium 
in  Leitomischl,  Wenzel  Koutny,  Präfect  in  der  Theresianischen  Akademie 
beide  Geographie  und  Geschichte  f.  d.   ganze  G.   (Erganzungsprüfung); 
Adolf  Beiling,  Lehrer  der  französischen  Sprache  am  Gymnasium  auf 
der  Landstrasse,  Anton  Löffle r,  Anton  Riedel,  Candidfaten  in  Wien, 
jeder  Geographie  und  Geschichte  f.  d.  ganze  G.  und  sammlich  mit  deutsch. 
Untspr. ;  Alois  Klai5,  Candidat  in  Wien ,  Wilhelm  PI  ttner,  Stiftspriester 
in  Zwettl,  Edmund  Kamprath,  Supplent  am  Gymnasium  in  Wr.-Nen- 
stadt, sammtiich  Geographie  und  Geschichte  f.  d.  ganze  G.,  ersterer  mit 
croatiisch.,  letztere  mit  deutsch.  Untspr.;   Karl  Klement,  Supplent  an 
der  Unterrealschule  in  Mähr.-Neustadt,  Johann  Bumbacu.  Supplent  am 
Gymnasium   in   Suczawa,  beide   Geographie  und  Geschichte  f.  d.  UG^ 
Leopold  Becker,  Präfect  an   der  Theresianischen  Akademie,   Friedridi 
Maschek,  Candidat  in  Wien,  Deutsche  Sprache  f.  d.  ganze  G.;  Angnat 
Uofer,  Deutsche  Sprache  f.  d.  UG.,  Emerich  Müller,  Geschichte  Geo- 

nhie  und  Deutsch  f.  d.  ^anze  G.,  Franz  Leitzinger,  Franz  Snklje, 
s  Geographie  und  Gescnichte  f.  d.  ganze,  Deutsch  f.  d.  UG.,  sammt- 
iich Candidaten  in  Wien,  und  die  mit  deutsch.  Clntspr.  —  II.  Von  der 
k.  k.  wissenschaftlichen  Gymnasial-Lehramts-Prüfungscom- 
mission  in  Innsbruck:  Johann  Alton,  wirkl.  Lehrer  am  k.  k.  Staats* 
gymnasium  zu  Trient,  dassische  Philologie  f.  d.  ganze  G.,  mit  deutsch. 
und  italien.  Untspr.;  Johann  Bapt.  Battisti,  Supplent  am  k.  k.  Staats- 
grronasium  in  Tnent,  Griechbch  f.  d.  ganze,  Latein  f.  d.  UG.,  mit  italieo. 
Untspr.;  Dr.  Phil.  J.  Hausotter,  Uauptlehrer  an  der  k.  k.  Lehrerbil- 
dungsanstalt in  Innsbruck,  Geographie  und  Geschichte,  daim  deutache 
Sprache  f.  d.  ganze  G.;  Cassian  P.  Hof  er,  Benedictiner-Ordensprieeter 
im  Stift  Marienberg  in  Tirol,  classiscbe  Philologie  f.  d.  ganze  G.,  Julius 
Jung,  Innsbruck  (Adresse  des  Herrn  Oberlandesgerichtsrathes  V.  Jung), 
Geographie  und  Geschichte  f.  d.  ganze,  Deutsch  f.  d.  UG.,  Joeeph  Kieehl, 
Probecandidat  am  k.  k.  Gymnasium  in  Innsbruck,  Engelbert  Kobald, 
beide  Mathematik  und  Physik  f.  d.  ganze  G.;  Isidor,  P.  Leohthaler, 


M  ideellen. 


(U 


BenediotineT'OrdeDEpr.  im  Stift  Marienberg  in  Tirol,  Uabricl  Mitter- 
•  iiller,  Supplent  am  k.  Ic.  GymnnaJum  in  Erema,  iDgeuain  Moser, 
ngoX.  Chorherr  des  AuguntinerardiiDH  in  lüoster  Neustift  in  Tirol,  Bätamt- 
lioacUsÜBChe  Pliilologie  f.d.  sanze  G., letzter  Ere&nzun^^rüfung;  Jobann 
Hoser,  Supplent  aiii  k.  k.  Gymnasium  in  äalKoarg,  Grii?cbiscb  für  die 
sechs,  lÄtdio  f.  d.  vier  anteraten  GjDuiasialdtiMen ,  ssmmtUcli  mit  deutsch. 
Untspr;  Lorenz  Müller,  Supplent  un  k.  k.  Gpnnaainm  in  Trient.  Ma- 
thenutik  and  Pbjsik  f.  d.  gan^e  ü-,  mit  Italien.  Untapr.;  Dr.  Pbit.  V., 
PerathoDor,  Proressor  am  k.  k.  GyniDusium  zu  Feldldrcb,  philosophi- 
sche Propedeutik  (der  Candidut  ist  ans  clusiscber  Philologie  f.  d.  ganie 
G.  approbiert),  Johann  Paul  Ploner.  Supplent  am  3.  k.  k.  Stauts^/m- 
DMiani  iu  Gral,  Jobanti  ßaatbiehler,  wirkL  Lehrer  am  k.  k.  Gjm- 
Dasium  in  Feldkircb,  beide  cta^siscbe  Philologie  f.  d.  ganze  G..  Dr.  Phil. 
Cl.  P.  Salier,  Latein  f.  d.  ganze.  Griechiaoh  f.  d.  UG.,  Theodor  P. 
i^eifert,  Mathematik  and  Physik  f.  d.  ganze  G..  beide  Ciaterzienseror- 
denspriester  in  Stift  Usseg^  in  Bölunen.  sämmtlich  mit  deutsch.  Untspr.; 
üartboloDiäus  Speraniani,  Sapplent  am  k.  k.  Gymnaaiam  in  Trient, 
Geographie  und  Geeeliiclitü  f.  d.  gaa^e  G.,  mit  itation.  Untepr.;  Wilhelm 
Steiner,  Geographie  und  Geschichte  f.  d.  ganze  G.  (Ergänzungspröfnng. 
Der  Candidat  ist  auch  aus  Iteutsch  f.  d.  DG.  approbiert,  mit  deutscher 
Untspr.;  Friedrich  Stolz,  vi rkl.  Lehrer  am  k.  k.  Stoata^mn.  zu  Klagen- 
hrt,  oltusische  Philologie  f.d.  ganie  G-,  mit  deutsch,  tlntspr.;  Valentin 
Zambra,  Sapplent  am  k.  k.  Gymnaslaro  in  Trient,  class.  Philologie  f. 
d.  ganze  G.  mit  italieniiicher,  t  d.  ÜG  mit  deatsch.  Unterricb  top  räche, 
dann  Italicniscb  und  Deutsch  f.  d.  [IQ.  mit  Italien.  Untapr;  Albert 
Zimmscer,  Supplent  an  der  Comm.-Uberrealacbule  in  Ellbogen,  Natur- 
geschichte f.  d.  ganze,  Mathematik  und  Physik  t.  d.  UG.  —  IJI.  Von 
der  k.  L  wisaenschaftlichen  Gymnasial-Lchramts-Prätungs- 
cotumission  in  Graz:  Albert  von  Berger,  Lehrer  am  Gymnasinm  zu 
Vincovce,  clasaiitche  Philologie  am  OG.,  mit  deutsch.  Untspr  ;  Friedrich 
Sinzig,  Lehramtscandidat  in  Graz,  class.  Philologie  am  ganzen  G.,  mit 
deutsch.  □.  ititlien.  Untspr. :  Karl  JPnrgaj,  Lebrimtscandidat  in  Graz, 
olase.  Philologie  am  U(i.,  Jobann  Krainz.  Lehrer  am  Obcrf^ymnaeiura 
la  Qört,  Sebaet.  Eberfa.  P.  Eatz,  Capitular  des  Stiltes  St.  Paul  in  Kärnten, 
beide  Geschichte  und  Geographie  am  ganzen  G..  mit  deutecb.  Untapr. ; 
Alois  Borri,  Lehramtscandidat  in  Capo  d'lBtria,  Geschichte  und  Geogra- 

ße  am  ganzen  G.,  mit  Italien.  Untspr.;  Dr.  Arthur  Steinwenter, 
iier  am  Gymnasium  zu  Marburg,  Geschichte  und  Geographie  am  ganzen 
6...  .Albert  Vodeb,  Lehrer  an  dei-  Lebrerinnenhildnngsans^lt  in  Laibach, 
Natorgeschichte  am  OG  .  Alois  Sieaa,  Lehrer  am  k.  k.  3.  Stoatsgymna- 
siam  in  Graz,  Philosophie,  frhhur  schon  för  class.  Philologie  am  ganzen 
ü.  approbiert,  Adalbert  Maller.  Lehrer  am  RQ.  zu  Vlllach.  Mathematik 
DUd  Physik  am  UG.,  Dr.  Peter  Salcbor,   Mathematik   und  Physik  am 

Sitten  G.,  Joseph  Egger,  Prafv'ssor  am  k.  k.  3  Staats- Gyinnasi am  in 
M,  dnutsebe  Sprache  und  Literatur  f.  d.  ganze  G.,  früher  schon  fät 
«Imi.  Philologie  am  OG.  approbiert,  simmCliub  mit  deutacli.  Untspr. ; 
Valentin  Garbari,  Professor  um  k.  tc.  Gymnasium  in  Triest,  italienische 
Sprache  und  Literatur  f  d.  ganze  G.,  frahor  schon  aus  clafisiscInT  Pliilolo- 
gto  f,  d.  ganze  (!.  approbiert,  mit  italian.  Untspr.;  Franz  Harn ,  Lehrer 
am  k.  Gymnasium  sn  Agram.  sloTenische  Sprache  t.  d.  ÜG..  nlsss.  Phi- 
lologie am  UG.,  mit  deutsch,  slofen.  u.  CToati<>eh.  Untspr.;  Joseph  Me- 
deutti.  Mittlerweile  gestorben,  eUias.  Phil,  am  UG.,  mit  Italien,  Unbipr.; 
Franz  Kocian,  Suppfierundur  Lehrer  am  deutschen  G^mnasiam  in  Kud- 
«eis,  deutsche  Spriclie  und  class.  Philologie  am  UG..  mit  dcntsch.  Untspr. 
5- IV.  Von  der  k.  k.  wissenaohaftlicben  Gymnasial-Lebramts- 
(scummiHsion  in  Lemberg:  Anton  Filipowski.  Lefaramts- 
11  Lemberg,  Mathematik  f.  d.  ganze,  Phyeik  am  UG.,  mit  deutsch, 
TA„.,A  K-",«»,....^  Supplent  a-"  i»   1»   =''•■*'" 


Eduard  Pidei 


1  k.  k.  akademischen  Gyranasiam 


620  liisoeUen. 

in  Lemberg,  classuche  Philologie  f.  d.  gante  6.,  mit  denteeb.  n.  polnisdi. 
Untepr.;  JnliaD  Bomanesnk.  Supplent  am  k.  k.  akademischen  Gymnarinm 
in  Lemberg,  classische  Philologie  f.  d.  ganze  G ,  mit  deatech.,  polnisch, 
nnd  rathen.  Untspr.;  Johann  Frydrjch,  Supplent  am  Gymnainam  an 
Kolomea,  G^esch.  n.  Geogr.  am  UG.,  im  Falle  cfes  Bedarfes  anch  in  der 
V.  nnd  VL  Cl.,  mit  dentMh.  n.  polnisch.  Untspr.;  Zeno  Milkowics.  Snp- 

Slent  am  k.  k.  akademischen  Gymeasiam  sn  Lemher^,  Johann  Lewieki, 
opplent  am  €hrmnasiam  sa  Przemysl,  beide  classische  Pilologie  f.  d. 
UG.,  nnd  mit  Putsch,  polnisch,  n.  mthen.  Untspr.;  Franz  Prochnicki, 
Sapplent  am  k.  k.  Gj^mnasiam  zn  Brzezan,  classische  Philologie  f.  d.  UG.» 
mit  deutsch,  u.  polnisch.  Untspr.  —  V.  Von  der  ausserordentliehfn  Gym- 
nasial -  Lehramts- Prüf  nngscommission  in  Krakau:  Ludwig 
Delaveaux,  Supplent  am  Gymnasium  bei  St.  Anna  zu  Krakau,  Gesch. 
u.  Geo^.  f.  d.  ninze  G.,  Ignaz  Flach,  Supplent  am  Gymnasirm  zu 
Wadowioe,  Ladislaus  Foncz,  Supplent  am  Gymnasium  bei  St.  Anna  zu 
Krakau,  beide  Latein  u.  Griechisch  f.  d.  UG.,  sämmtlich  mit  polniach. 
Untspr.;  Thomas  Gawenda,  Supplent  an  der  Realschule  zu  Krakau, 
Philosophie  nebst  Gesch.  u.  Geogr.  f.  d.  UG.,  mit  polnisch,  u.'  deutsch. 
Untspr.;  Karl  Görecki,  Supplent  in  der  höheren  Realschule  zu  Lem- 
berg, Mathematik  und  Physik  f.  d.  UG.,  mit  polnisch.  Untspr.;  Johann 
Hoszowski,  Supplent  am  Gjrmnasium  zu  Tarnopol,  Latein  und  Grieeh. 
f.  d.  UG.,  Walerian  Jaworski,  unbesoldeter  Supplent  bei  der  Realschule 
in  Krakau,  Mathematik  f.  d.  ^ze,  Physik  f.  d.  UG.,  beide  mit  poln.  u. 
deutsch.  Untspr.;  Michael  Kiszakiewicz,  Supplent  am  2.  Grmnaaium 
zu  Lemberg,  Latein  u.  Grieeh.  f.  d.  ganze  G.,  Ladislaus  KosiAski,  Lehrer 
am  Gymnasium  zu  Wadowice,  Latein  und  Griechisch  f.  d.  ganze  G., 
Julius  Stanislaus  Koteck i,  Supplent  am  ^mnasium  bei  St.  Anna  zu 
Krakau,  Latein  u.  Grieeh.  f.  d.  UG.,  Ludwig  Kubala,  Supplent  im  Franz 
Joseph -Gymnasium  zu  Lemberg,  Gesch.  u.  Geogr.  f.  d.^^nze  G.,  Leo 
Kulczyiiski,  Lehrer  am  Gymnasium  zu  St  Anna  in  Krakau,  Latein 
u.  Grieeh.  f.  d.  ganze  G.,  sämmtliche  mit  polnischn.  Untspr.;  Leo 
Lemoch,  Supi^lent  am  Gymnasium  zu  Tarnopol,  Math.  u.  PhTsik  am 
UG.,  mit  polnisch,  u.  deutsch.  Untror.;  Julius  Lizak,  Supplent  am 
Gymnasium  zu  Rzeszöw^  Mathematik  mr  6  Gl.  u.  Physik  f.  d.  uG.,  mit 
polnisch.  Untspr.;  Mauritius  Maciszewski,  Supplent  an  der  Reidschulo 
zu  Krakau^  Gesch.  u.  Geogr.  f.  d.  ganze  G.,  mit  polnisch,  u.  deutsch. 
Untspr.;  Andreas  Mieek,  gewesener  Supplent  in  Tamow,  Latein  und 
Griecnisch  f.  d.  UG.,  mit  polnisch.  Untspr.;  Adalbert  Mikulicz,  Sup- 
plent am  Gymnasium  zu  Czemowitz,  Gesch.  u.  Geogr.  f.  d.  ganze  G., 
mit  deutsch.  Untspr.;  Valentin  Nowak,  Lehrer  am  Gymnasium  zu 
Bochnia,  Philosophie  (FrgänzungsDrüfung);  Stanislaus  Budnicki.  Sup- 
plent am  Gymnasium  zu  Tamow,  Mathematik  u.  Physik  f.  d.  UG.,  Joseph 
S^kiewicz,  Supplent  am  Gymnasium  in  Wadowice,  Latein  u.  Griedi. 
f.  d.  UG.,  Michael  S^kowski,  Lehrer  sm  Gymnasium  in  Neu -Sandoz, 

Solu.  Spr.  und  Latein  (Ergänzungsprüfung)  f.  d.  ganze  G. .  Ladislaus 
krzydylka,  Supplent  am  Gymnasium  zu  Neu -Sandoz,  Philosophie, 
Gesch.  u.  Geogr.  f.  d.  ganze G.,  Anton  Soiwinski,  Supplent  am  Gym- 
nasium bei  St.  Anna  in  Krakau,  Latein  u.  Grieeh.  f.  d.  uG.,  sämmUidi 
mit  polnisch.  Untspr.;  Franz  Stawicki,  Supplent  am  Gymnasium  in 
Bielitz,  deutsche  Spr.  u.  Latein  f.  d.  ganze,  Grieeh.  f.  d.  UG.,  mit  deutsdi. 
Untspr.;  Paul  Swiderski,  Supplent  am  Gymnasium  in  Stanislau,  La- 
tein u.  Grieeh.  Erganzungsprürung  t  d.  ganze  G.  mit  polniach.  Untspr. 
Leopold  Wajgiel,  Supplent  am  2.  Gymnasium  in  Krakau,  Naturgescb. 
f.  d.  ganze,  Mathematik  u.  Physik  f.  d.  UG.,  mit  poln.  u.  deutsch.  Untspr.; 
Johann  Walczak,  Lehrer  an  der  Realschule  in  Krakau,  Philosophie  (Er^^ 
zungsprüfting)  mit  poln.  Untspr. 

B,  L  Von  der  k.  k.  wissenschaftlichen    Realschul -Lehr- 
arots-PrüfungscommissioB    in    Wien:  Wilhelm  Appalt,  Oberäal- 


MiflceUen.  6tl 

schale  in  Olmütz,  französische  Sprache  f.  OR.,  (Er^zttngsprüfunff),  mit 
böhmischer  und  deutscher  Untspr.^  Edmund  Baczalki,  ünterrealschuld 
in  Sambor,  deutsche  und  polnische  Sprache  f.  OR.,  mit  deutscher  und 
polnisch.  Untspr.,  Adolf  Bechtl,  Wien,  Oberrealschule  in  der  Leopold- 
stadt, französische  und  enj^l.  Sprache  f.  OR. ,  mit  deutsch.  Untspr.,  Nicolaus 
Blascovich,  Realschule  in  iWusa,  Freihandzeichnen  f.  0.  und  Italien. 
Sprache  f.  UR.,  mit  Italien.  Untspr.  Alois  Buchet,  Wien,  IX,  Har- 
roonieg.  1,  Mathematik  und  darstellende  Geometrie  f.  OR.,  mit  deutsch. 
Untspr.  Melchior  Bud  in  ich,  Lussin  grande ,  italienische  Sprache  undGeb- 

Sraphie  f.  0.  Geschichte  f.  UR.,  mit  italien.  Untspr.,  Franz  Colin,  Wien, 
berrealschule  in  der  Rossau,  französische  Sprache  f.  0.,  deutsche  Sprache 
f.  UR.  mit  deutsch.  Untspr.;  Ladislaus  Daszydski,  Oberrealschule  in 
Lemberg,  darstellende  Geometrie  f.  0.,  und  Mathematik  f.  UR.,  mit 
deutsch,  u.  polnisch.  Untspr.;  Joseph  Fi lipek, Unterrealschule  inTeltsch 
Geographie  und  Geschichte  f.  OR.,  Jacob  Funk,  Realschule  in  Brunn 
französische  Sprache  f.  OR,  (Ergänzungsprüfung),  Franz  Grünes, 
Oberrealschule  in  Graz,  Freihandzeichnen  f.  OR..  sämmtliche  mit  deutsch. 
Untspr.,  Joseph  Jaguniö,  Oberrealschule  in  RakoYac,  illyrische  Sprache 
f.  OB.,  (Erganzungsprüfun^  mit  deutsch,  illjrisch.  Untspr.;  Rudolf  Kath- 
rein  Wien,  Ministerium  &s  Aeussern,  Karl  Klein,  Handelsakademie  in 
Wien,  beide  Handelsfächer,  Johann  Kornfeind, Oberrealschule  in  Krems, 
französische  Sprache  f.  0.,  Geographie  und  Geschichte  f.  UR.,  Karl  Kos- 
1er,  Gymnasium  in  Fiume,  Mathematik  und  Physik  f.  OR. ,  Johann  Koväf, 
Gymnasium  in  Taus,  Freihandzeichnen  f.  OR.,  sämmtliche  mit  deutsch. 
Untsnr.;  Dr.  Vitale  Laudi,  Communal-Oberrealschule  in  Triest,  Mathe- 
matik und  darstellende  Geometrie  f.  OR.,  mit  italien.  Untspr.;  Heinrich 
Leitenberger,  Wien,  IV„  Wohllebeng.  13,  Naturgeschichte  und  Chemie 
f.  OR.,  Dr.  Augustin  Margot,  Wien.  III,  Strohgasse  2,  französische 
Sprache  f.  OR.,  Joseph  Menger  und  Marens  Miksid,  Wien,  techn. 
Hochschule,  jeder,  Mathematik  und  darstellende  Geometrie  für  GR., 
Franz  Müllner,  Oberrealschule  in  Krems,  Geographie  und  Geschichte  f. 
Unter  -  Realschulen  (Ergänzungsprüfung),  sämmtliche  mit  deutscher 
Untspr.;  Moriz  Mussafia,  (3ommunal-Oberrealschule  in  Triest,  franzö- 
sische und  italienische  Sprache  f.  OR.,  mit  deutsch,  italien.  Untspr.; 
Ferdinand  Pross,  Gymnasium  in  Taus,  G^chichte  f.  OR.,  (Ergänzunes- 
prüfung),  Emerich  Rathay,  Wien,  II,  Aujzmrten,  Naturgeschichte  f.  0., 
nnd  Mathematik  f.  UR.  Franz  Richter,  Ober-Siebenbrun,  Handelsfächer 
Karl  Schmidt,  CJommunal -Oberrealschule  in  Brunn,  französische  und 
enffl.  Sprache  f.  OR.,  Anton  Steinhauser,  Wien,  Gewerbeschule,  Physik 
f.  UR.  (Ergänzunffsprüfung) ,  Johann  Steyrer,  Oberrealschule  in  St 
Polten,  französische  nnd  enffl.  Sprache  t  OR  ,  Ferdinand  T heiter, 
Wien,  techn.  Hochschule,  Freihandzeichnen  f.  OR.,  Walter  Vernaleken, 
Wien,  I,  Annagasse,  deutsche  und  französ.  Sprache  f.  OR.,  Wilhelm 
Voss,  Wien,  techn.  Hochschule,  Naturgeschichte  und  Geographie  f.  OR., 
Franz  W astler,  Oberrealschule  in  Laibach,  Mathematik  f.  UR.,  (Er- 
gänzungsprüfung), Johann  Watzek,  Gymnasium  in  Komotau,  Freihand- 
zeichnen f.  OR.,  Joseph  Willheim,  Wien,  IV,  Schleifmühlgasse  13, 
Handelsficher,  August  Wörndle  v.  Adelsfried,  Wien,  Theresianische 
Akademie,  Alwin  Wouwermans,  Gprmnasium  in  Krainburg,  beide  Frei- 
handzeichnen f.  OR.,  sämmtlich    mit  deutscher  Unterrichtssprache.  — 


Fünfte  Abtheilang; 

Veronlnangen  för  üc  «MterraichiselieB  Cr] 
nnd  Bealgfholen;  Personatnotizci::  ätetiBtÜL 

E  r  I  ä9  se. 

Verordnung  äettk,  k.  Mmintern  für  CmUm  wnd  UmUrnekt  warn 

25.  October  ISf73, 

h^t raffend    Vereine  and    Versammiaiiffeii   der  Sekftier  ms 
Vollrj9«   and  XitteUchnlen .    äowie    an   denselben   ^ieick|p9- 

haltenen  Lehranstalten. 


Vorlrommnisse   der  jfingsten  Zeit  vennlmeon  mich,  die 
(ifKYiden  Bestimmungen  des  Xiniaterialerlasses  rom  24.  Juli  VS4B,  Z. 
fR.  Or,  B1.  Nr.  337)  in  Erinnemng  so  bringen. 

1    Die  Oymnasialschüler  dmen  an  Vereinen,  welche  toh  Pi 
die  n\fM  OymnasialschQler  sind,  gebildet  werden,  weder  al» 
fKy*.h  alfi  Znh^^rer  theilnebmea. 

2.  Dieselben    dürfen  auch  keine  Vereine  nnt^r  sieh  bildiBB, 
6iihf^r  weder  Vereins-  noch  andere  Abseichen  tragen. 

Z.  Zusammenkünfte  and  Versammlnngen  derselbai  in 
j^fthl   Nehnfs  der  literariseben  Aosbildnng  oder  GeseHigfceit  könna 

mH  ^l^nehmignng  and  anter  Aufsicht  des  zostandigen  Uizhdcpen 

^fiA^ii,  welcher  dafür  ferantwortlich  gemacht  wird,  daaa  dabei  jede  ü»* 
/ifdnnnjB^  hintangehalten  wird  and  nar  löbliche  Zwecke  Teribigt  wadm 

Jeder  Lenrk5rper  ist  berechtigt,  Schüler,  welche  gegen^eee  Tot- 
iH-hfUf^n  Verstössen,  nach  einmaliger  frnchtlooer  Ermahnung'  Ton  im 
Ojrmftasiom  zo  entfernen. 

Gleichzeitig  finde  ich  diese  Bestimmungen  aof  aDe  YoDb»»  mi 
MlM^fiK^balen,  sowie  aaf  die  denselben  gleichgehaltenen  LehnmtiJlHi, 
tih^  /war  aaf  die  Volksschalen  mit  den  aas  der  Schal-  nnd  ünterrUft^ 
fft^httnff  Tom  20.  Aagast  1870  (K.  G.  BL  Nr.  105)  sich  ergebeate 
M/>d)flcationen  biemit  auszudehnen. 


PersoDit)-  and  BchiilDotUen. 


Pereon&l-  and  Schulnotizen, 

—  {Ernennnngen,  VerBetKungren.  Beförderniigen,  Ans- 
itiehnmigen  u.  a.  n.)  ~  Se.  k.  u.  Ic.  Apostolisch»  Hajeatgt  haben 
mit  AUerhöchBter  EDtechliesaDui;  vum  2S.  September  d.  J.  de»  Hiiiiste- 
rislralh  in  Miniatcrium  fUr  Cultas  und  Unterricht  Dr  Adolf  Fioker 
lam  Präsidenten  der  statistischen  Central  com  miasion  allergnidigst  in 
emennea  and  ihm  bei  diesem  AnlBsae  den  Titel  eines  SectiansuhefB  lax- 
frei za  rerleihen  gemhL  Btremafr  m.  p, 

—  Se.  k.  and  k,  Apoaiolische  Hsjestät  haben  mit  Allerhacbster 
Entschliessuiig  vom  4.  Oetoher  d.  J.  den  Professor  des  IL  Staatagymna- 
tiams  in  Gr&z  ond  Bezirk GschDlinspoctor  Johann  Ätcian der  RozsoKzuoi 
Landesschalinspector  BlIergDüdigat  zu  ernennen  gcrnht. 


Strt 


(layr 


—  6e.  k.  and  k.  Apostolische  Majestät  haben  mit  Allerbocbster 
Entecblieasung  vom  12.  Oktober  d.  J.  die  Einrückung  de»  Ministerial- 
rathes  eitra  atatuni  im  Ministerium  für  CuUus  und  Unterricht  Karl 
Stranskj  v.  Heilkron  in  eine  systemmässige  Ministerialrsthsatelle 
allergnädigst  lU  genehmigen,  fi'mer  den  Seotionsratb  Dr.  Karl  Lern ay er 
lum  Ministerialrat be,  den  mit  Titel  und  Charakter  eines  Sectionarathes 
aasgeieichneteu  Ministeriahecretär  Leopold  Schulz  r.  Straznicki  und 
den  LandesBchnlinspector  Eduard  Kiischek  la  Sectionsrätben  allcrgni- 
digit  lu  ernennen,  endlich  dem  mit  Titel  und  Bang  eines  Sectionarathe« 
ausgezeichneten  Uinisterialsecretar  Johann  Freiherrn  v.  Pänmannauch 
den  Charakter  einen  Sectionarathe^  und  den  MinisteriaUucretären  lir.  Uer- 
mann  Ferdinand  Buriän  und  Franz  Fleissner  Titel  und  Charakter 
ron  Sectio nsrathen,  sammtlich  taifrei  allergnäiiig.>t  zu  rerleihen  geruht. 


Strt 


aj-r 


—  Seine  k.  und  k  Apostolische  Majestät  haben  mit  Allerhöchster 
EntschlieMung  Tom  14  October  1.  J.  allergnädigst  zu  genehmigen  ge- 
ruht, dass  der  Director  der  meteorologischen  Centralanstalt  in  Wien, 
Hofratb  Pr.  Karl  Jelinek,  Ober  sein  Ansuchen  von  seiner  aasserordent- 
Uobcn  Yurwenduog  im  Ministerium  fQr  Cultus  nnd  Unterricht  sowie  ron 
d«r  Verpflichtang,  Vorlesungen  an  der  Wiener  Universität  zu  halten, 
«Dthohen  verde  and  ihm  bei  diesem  Anlasse  in  allergnidigster  Anerkcn- 
naog' seiner  hervorragenden  Verdienste  auf  dem  Gebiete  der  Meteorologie 
und  An  dem  Uoterricbtaministerium  geleistoten  Dienste  taxfrei  den  Orden 
der  eiMmen  Krone  3.  Cl.  buldToIlst  zu  verleihen  geruht. 

Zugleich  haben  8e.  k.  nr.d  k.  ApastoliscUe  Majestät  ag.  zu  gestatten 
geruht,  daas  der  Professor  der  Chemie  am  Wiener  Polytechnicnm,  Hof- 
ntli  Dr.  Heinrich  Hlasiwetz,  im  Ministerium  für  Cultus  und  Unterricht 
in  «MserordsHtliehe  Verwendung  genommen  wurde.       iVerordn.  BL) 

—  Se.  k.  und  k.  Apostolischo  Majestät  haben  mit  AlUrh&chstvr 
EntscbHesaung  »om  15.  November  1.  J,  dem  Ministerialconeiplsten  im 
Hinitterinm  m  Cultus  und  Unterricht  Dr.  Johann  Ritter  von  Spauu 
tufrei  Tit«l  und  Charakter  eines  Ministerialsecretärs  allergnldigst  lu 
verleihen  goruht.  Streraayr  m.  p 

—  Se,  k.  und  k.  Apostolische  Majestät  haben  mit  Allerhöchster 
Bnt8chliessunir  rum  2i.  November  1,  J.  dem  Direutor  des  Ordensgymna- 
•ioms  in  Scitenstctten,  Benediclioer -Orden ipriester  LMpold  Pusclil,  in 
ADerkennuns  seiues  vielj&hrigen  und  aosgeieichnBten  Wirkens  im  Lebr- 
»mt«  den  Titel  und  Charakter  eines  BchulratheB  mit  Nichsicbt  der  Taien 
mllorgnidigst  m  Tsrlsihen  geruht,  ritremayr  m.  p. 


i 


6t4  Penoiud-  nnd  SchulnotiMn. 

^  Der  Minister  f&r  Caltns  and  Unterricht  hat  den  MinisteriAl- 
concipisten  Franz  Freiherm  ▼.  Werner  mm  Ministerial-  Yioesecretar 
nnd  aen  niederösterreichischen  Anscnltanten  Dr.  Karl  Zellersnm  Min- 
nisterialconcipisten  im  Ministerium  für  Cultus  nnd  Unterricht  ernannt 

—  Der  Mieter  für  Goltos  and  Unterricht  hat  auf  Gmnd  dei 
Geeetses  Tom  6.  April  1872,  B.  G.  B.  Nr.  67,  den  k.  k.  Landesachnlin- 
spector  Johann  Alezander  Bozsek  dem  k.  k.  Landesecholiathe  für  Steier- 
mark mit  dem  Amtsdtxe  in  Graz  zugewiesen  nnd  mit  der  Inspeeticm  der 
Volkssehnlen  Steiermarks  betraut. 

—  Der  Minister  für  Cultus  und  Unterricht  hat  den  WrknngBkras 
des  Landesschnlinspectors  Anton  Stimpel  auf  die  Mittelschnfen  in 
Istrien  ausgedehnt,  dem  Landesschulinspector  Anton  Elodiö  die  In- 
spection  der  Volksschulen  und  Lehrerbildungsanstalten  in  der  Stadt  nnd 
dem  Gebiete  von  Triest,  so  wie  in  der  Markgrafschaft  Istrien  mit  dem 
Amtssitze  in  Triest,  endlich  dem  Landesschulinspector  Stephan  Zaricb 
die  Inspection  der  dalmatinischen  Mittelschulen  mit  dte 
Amtssitze  in  Zara  zugewiesen. 

—  Der  Bürgerschuldirector  Baimund  Hofbauer  wurde  zum  Be- 
zirksschulinspector  für  den  V.  Bezirk  der  Stadt  Wien  (Margarethen) , 
bestimmt 


—  Der  Director  der  Lehrerbildungsanstalt  in  Laibach  Blasins  Hro- 
vath  zum  Bezirksschulinspector  für  den  Stadtbezirk  Laibach;  der 
Professor  am  Staats-G.  in  Feldkirch  Dr,  Victor  P  erat  hon  er  zumProfeaMr 
am  Staats-G.  in  Innsbruck;  der  Supplent  am  Staats-G.  in  Trient  Joseph 
B a 1 1 i s t i  zum  wirklichen  Lehrer  am  Staats-G.  in  Boveredo;  der  Sup- 
plent am  Staats-G.  in  Feldkirch  Ludwig  Fischer  zum  wirkliehen 
Lehrer  an  derselben  Lehranstalt;  der  Beligionslehrer  des  2.  Staats-G. 
in  Graz  Joseph  Stary  zum  Beligionslehrer  am  1.  Staats* G.  dieser 
Stadt;  der  Supplent  am  Staats-G.  in  Salzburg  Johann  Moser  zum  wirk- 
lichen Lehreram  Staats-G.  in  Marburg;  der  Professor  Georg  Hof  mann 
am  k.  k.  Staats-G.  in  Triest  zum  Director  dieser  Lehranstalt;  der 
Supplent  am  Staats-B.  u.  OG.  im  IX.  Bez.  Wien*8  Joseph  Yettach, 
zum  wirklichen  Lehrer  am  Staats-G.  in  Capodistria:  der  Supplent  am 
Staats-G.  in  Görz  Johann  Krainz  und  der  dirigierende  Lehrer  der  Bürger- 
schule in  Fiume  Joseph  Boban  zu  wirklichen  Lehrern  am  Staats-G.  In 
P  i  s  i  n  0 ;  der  Supplent  am  Staats-G.  in  Bagusa  Balthasar  de  P  r  e  g  l  som 
wirklichen  Ijchrer  am  Staats-G.  in  Spalato;  der  Supplent  am  Staats-G. 
in  Gattaro  Vincenz  Passar  ich  zum  wirklichen  Lehrer  am  Staat»-G.  ia 
Bagusa,  und  der  Supplent  am  Staats-G.  in  Spalato  Ferdinand  Yalle 
zum  wirldichen  Lehrer  am  Staats-G.  in  Zara;  der  proyisorische  Director 
des  2.  Staats-G.  in  Teschen  Gottfried  Biermann  zum  Director  des 
Staats-G.  auf  der  Kleinseite  in  Prag;  der  Supplent  am  Staata-G.  in 
Jiöin  Auton  Jelinek  zum  wirklichen  Lehrer  an  derselben  Lehianatilt; 
der  Cooperator  bei  St.  Michael  in  Olmütz  Eduard  DomluTil  znm  Be- 
ligionslehrer am  slaYischen  Staats-G.  zu  Wallachisch-Mese ritsch; 
der  Professor  am  Yorbestandenen  2.  Staats-G.  in  Teschen  Heinrich  Sittig 
zum  Professor  am  k.  k.  Staats-G.  in  Trop  pan  und  der  Director  der  Leh- 
rerbildungsanstalt in  Teschen  Joseph  Werber  zum  Director  des  Ter- 
einigten  Staats-G.  alldort 


—  Der  Supplent  am  Staats-BG.  in  Erainburg  Anton  Artel 
znm  wirklichen  Lehrer  an  derselben  Lehranstalt ;  der  Professor  an  der 
Staats-  Bsch.  in  Spalato  Lorenz  BorSid  zum  Professor  am  Staats-BG. 
in  Sebenico;  der  Stadtcaplan  zu  Krumau  J.icob  Wimmer  zum  Beli- 
^onslehrer  am  Staats-BG.  zu  Brunn;  der  Professor  der  Commnnal-Badi. 
in  Pilsen  Peter  Hobza  zum  Lehrer  am  B.  u.  OG.  zu  Nikolsborg; 


Personal-  and  SchnUiotizen.  625 

und  der  supplierende  Religionslehrer  am  Landee-BG.  in  Mahrisch-Schön- 
berg  Karl  Kühr  zum  wirklichen  Religionslehrer  am  Staats. RQ.  in 
Frendenthal. 


—  Der  Lehramtscandidat  Joseph  Hanel  mm  wirklichen  Lehrer 
an  der Staats-UR.  zaimst;  derSopplent  an  der Staats-Rsch.  inPirano 
Lndwig  Borri  zam  wirklichen  Lehrer  an  derselben  Lehranstalt;  der 
Snpplent  am  Staats-G.  Melchior  Lacianoviö  in  Zara  zum  wirklichen 
Lehrer  an  der  Staats-Rsch.  in  Spalato;  der  Professor  am  Staats-G.  in 
Chmdim  Joseph  Boha6  zam  Professor  nnd  der  Snpplent  an  der  böh- 
mischen Staats-Rsch.  in  Prag  Julias  Roth  zam  wirklichen  Lehrer 
an  der  znletzt  genannten  Lehranstalt;  die  Lehrer  der  bisherigen  Comm. 
DR.  in  Teschen,  Dr.  Ladwig  Rothe  nnd  Karl  Radda,  der  Lehrer  der 
Comm.  UR.  in  Jägemdorf  Moriz  Glos  er,  der  Lehrer  der  Tollständigen 
Bsch.  im  L  Wiener  Gemeindebezirke  Heinrich  Richard  nnd  der  Lehrer 
an  der  Tollstfindi^.  Rsch.  in  YIII.  Wiener  Gemeindebezirke  Richard 
Oehler,  endlich  der  Nebenlehrer  des  akademischen  G.  in  Prag  Franz 
Hole^ek  zu  wirklichen  Lehrern  nnd  der  Lehramtscandidat  Anton  Göbol 
znm  wirklichen  Religionslehrer  an  der  Staats-Rsch.  in  Teschen. 


—  Der  Realschul-Sapplent  Lucas  Laytar  zum  Hanptlehrer  extra 
statnm  an  der  k.  k.  Lehrerbildungsanstalt  in  Görz;  die  Lehrer  an  der 
Volksschule  zu  Trautenau  Johann  Schneider  nnd  Adolf  Ettel  zu 
Lehrern  an  der  Uebungsschule  der  k.  k.  Lehrerbildungsanstalt  zu 
Trautenau;  der  Lehrer  an  der  Volksschule  in  Neuhaus  Thomas  Hron 
zum  Uebun^lehrer  an  d.  k.  k.  Lehrerbildungsanstalt  in  Sobislau; 
der  Weltpnester  Karl  Derka  znm  kathol.  Religionslehrer  an  der  k.  k. 
deutschen  Lehrerbildungsanstalt  in  Brunn;  der  Director  der  k.  k. 
Lehrerinnenbildungsanstalt  in  Troppau  Anton  Peter  zum  Director  der 
Lehrerbildungsanstalt  in  Teschen,  femer  die  prov.  Directoren  der 
Lehrerbildungsanstalten  Andreas  Niziol  in  Rzeszöw,  Julius 
Ritter  ?.  Turczynszi  in  Stanislau  und  Seyerin  Dniestrzanski 
in  Tarnopol  zu  wirklichen  Directoren  und  die  proYisor.  Haaptlehrer 
der  Lehrerbildungsanstalten  :AdamKulicz  ko  wski,  Stephan  Kur  Ylow  icz 
und  Emil  Partjrcki  in  Lemberg;  Adalbert  Vojnarski  in  Krakau, 
Franz  Eberhard  u  Johann  Zimmermann  in  Rzeszow  zu  wirklichen 
Hauptlehrem  an  den  genannten  Lehranstalten;  die  proTisorische  Lehrerin 
Delami  zur  Arbeitslehrerin  an  der  k.  k.  Lehrerinnenbildungsan- 
stalt in  Klagenfurt;  Joseph  K^rselka  zum  kathol.  Religionslehrer  an 
der  k.  k.  böhm.  Lehrerinnenbildun^sanstaH  zu  Prag;  der  Haupt- 
lehrer und  pronsorische  Leiter  der  slavischen  Lehrerinnenbildungs- 
anstalt in  brünn  Joseph  Scholz  zum  wirklichen  Director  dieser  Anstalt; 
der  provisorische  Director  der  Staats-Rsch.  in  Linz  Dr.  Richard  Rotter 
zum  Director  der  k.  k.  Lehrerinnenbildungsanstalt  in  Troppau; 
femer  die  provisor.  Directoren  der  Lehrerinnenblldun^sanstalten: 
Viucenz  Jablonski  in  Krakau  und  Theoph.  Lenkawskiin  Przerojsl 
zu  wirklichen  Directoren,  dann  der  prov.  Hauptlehrer  der  Lehrerinnen- 
bildungsanstalten: Stanislans  Twarög  in  Przemjsl  und  Dr.  Ladislaus 
Seredynski  in  Krakau  zu  wirklichen  Hauptlehrem  dieser  Ijehradstalten. 


—  Der  Professor  am  Polytechnium  zu  l^resden  Dr.  Theodor  Weif  s 
warn  ordentlichen  Professor  des  Maschinenbaues  und  der  Oberingenieur 
der  österr.  Nordwestbahn  Johann  Brik  zum  ordentlichen  Professor  fttr 
Brfiekenban  und  Banmechanik  an  der  technischen  Hochschule  in 
Brunn. 


626  Personal-  und  Schalnotizen. 

—  Der  Professor  am  Poljtechnicnm  za  Riga  Dr.  Anton  Seh  eil 
zum  Professor  der  höheren  Geodassie  und  der  sphaerischen  Astronomie 
an  der  technischen  Militärakademie  und  der  Hauptmann  2.  Cl.  des  Artil- 
leriestabes  Johann  Choura  zum  ordentl.  Professor  der  darstellenden  Geo- 
metrie, Eowol  in  der  Artillerie  als  in  der  Genieabtheilung  der  techni- 
nischen  Militärakademie,  beide  mit  dem  Range  und  den  Bezfkgen  der 
ordentlichen  Professoren  der  technischen  Hochschule  in  Wien. 

—  Der  Lehrer  am  Comm.-ORG.  in  Eomotau,  Heinrich  Gross  «um 
Lehrer  der  classischen  Philologie  an  der  Militärakademie  tn  Wr. 
Neustadt 

•—  Dem  Beschlüsse  des  medicinischen  ProfessorencoUeg^ams  ge- 
mäss Dr.  Karl  Bettel  heim  zum  Privatdocenten  für  Medicin,  Dr.  Ignai 
Eisensch&tz  für  Kinderheilkunde  und  Dr.  Joseph  Nowak  für  Chemie 
an  der  Universität  zu  Wien. 

—  Der  Privatdocent  an  der  Innsbrucker  Universität  Dr.  Edaard 
Lang  zum  ordentlichen  Professor  und  Vorstande  der  an  dieser  Hoch- 
schule neu  errichteten  klinischen  Abtheilnng. 

—  Der  Director  der  steiermärkischen  Landesirrenanstalt  Dn  Richard 
Freiherr  v.  Kraft- E hing  zum  ausserordentlichen  Professor  der  Psychia- 
trie an  der  Universität  in  Graz. 

—  Der  Irrenhausdirector  und  Privadocent  in  Prag  Dr.  Jakob 
Fischel  zum  ausserordentlichen  Professor  der  Psychiatrie  und  der  Afid- 
Stent  am  Laboratorium  für  allgem.  Chemie  der  technischen  Höchsehole 
in  Wien  Dr.  Joseph  Kachler  zum  Adjuucten  des  chemischen  Labora- 
toriums an  der  k.  k.  Universität  zu  Prag. 

—  Dem  Beschlüsse  des  philosophischen  Professorencolleginms  an 
der  Universität  zu  Krakau  gemäss  Dr.  Emil  Godlewski  zum  Privatdo- 
centen der  Pflanzenphysioiogie  an  der  philosophischen  Facnltät. 


—  Der  Assistent  am  k.  k.  zoologischen  Hofcabinet  Angela  Giaf 
Ferrari  ist  zum  Custos  befordert,  dem  Assistenten  Dr.  Friedrich  Baaer 
der  Titel  und  Charakter  eines  Custos  verliehen  worden. 

—  Jonkheer  Heinrich  v.  Siebold,  Dolmetsch  der  k.  k.  Leffation 
in  Japan,  Professor  Dr.  Heinrich  Brugsch  und  Dr.  Eugene  H.  0. 
Dognee  Präsident  der  Gesellschaft  der  Kunstfreunde  in  Lüttich,  au  Cor- 
respolidenzen  des  Museums  für  Knnst  u.  Industrie  in  Wien. 

—  Der  Minister  für  C.  u.  U.  hat  auf  Grund  des  §  6  des  Statutes 
für  die  Centralcommission  zur  Erforschung  und  Erhaltang 
der  Kunst-  und  historischen  Denkmale  zu  Mitgliedern  dieser 
Conimission  auf  die  Dauer  von  fünf  Jahren  emannt:  den  Vorstand  der 
k.  k.  Hofbibliothek,  Hofrath  Dr.  Ernst  Birk,  den  Consorvator  der  Stadt 
Wien,  Regierungsrath  Albert  Ritter  Camesina  von  San  Vittore,  den 
ord.  Universitätsprofessor  in  Wien  Dr.  Alexander  Conze,  den  Vioedirector 
des  Museums  für  Kunst  und  Industrie,  Regierungsrath  Jakob  Falke, 
den  ord.  Professor  an  der  technischen  Hochschule  in  Wien,  Oberbauratii 
Heim  ich  Ritter  von  Ferst  el,  den  Architekten  und  Docenten  für  Stü- 
lehre  an  der  Kunstgewerbeschule  in  Wien  Alois  Hauser,  den  Custos 
des  k.  k.  Münz-  und  Antikencabinets  Dr.  Friedrich  Kenner,  den  Historien- 
roaler  und  Professor  an  der  Überrealschule  auf  der  Landstrasse  Karl 
Klein,  den  Custos  des  Museums  für  Kunst  und  Industrie  Friedrich 
Lippmann,  den  Director  des  k.  k.  Münz-  und  Antikencabineta,  Regie- 
rungsrath Dr.  Eduard  Freiherm  v.  Sacken,  den  Professor  und  derzeitiM 
Rector  der  Akademie  der  bildenden  Künste  in  Wien,  Oberbaurath  Fried^ick 
i^'^hmidt,  und  die  ord.  Universitätsprofessoren  in  Wien,  Dr.  Thaodor 
.Wickel  und  Dr.  Heinrich  Zeissberg. 


Personal-  and  Scholnotiien.  OST 

—  Der  Verfasser  des  biojnraphischen  Lexikons  des  Kaiserthums 
Oesterreich,  k.  k.  Regiemngsrath  Dr.  Constantin  Wnrzbach  v.  Tannen- 
berg, aus  Anlass  des  Erscheinens  des  25.  Jubelbandes  dieses  verdienst- 
Yollen  Werkes,  znm  Ehrenmitgliede  des  histor.  Vereines  von  and 
für  Ober-Baiern. 

—  Der  Qründer  des  Wiener  Männergesangvereines,  Dr. 
Angast^Bchmidt,  zum  Ehrenmitglied  und  Meister  des  „freien  dentschen 
Hochstiftes  f&r  Wissenschaffeen  and  Künste  za  Frankfart  a.  M." 

—  Der  Ehrendomherr  and  Direotor  des  Obergymnasiams  in  Gran 
Theodor  Asch n er  znm  Domherrn  des  Fressbarger  Collegiatcapitels. 

—  Se.  Hochw.  der  Professor  der  Theolone  and  Bector  des  Central- 
Seminars  in  Zara  Dr.  Andreas  11  lieh  zam  Ehrendomherm  am  dortigen 
Metropolitancapitel. 

—  Am  28.  Sept.  1.  J.  feierte  za  Nea-Beisch  Se.  Hochw.  Prior  P. 
Meinhardt  Schabert  als  Professor  der  Physik  an  der  philosophischen 
Lehranstalt  bei  allen  seinen  Schülern  im  besten  Andenken  stehend,  sein 
50jähriges  Priesterjabilaam. 

—  Am  18.  Novemb.  1.  J.  feierte  za  München  Dr.  Johann  Joseph 
Jgnaz  Yon  Döllinger,  Stiftsprepst  and  Professor  der  Theologie  an  der 
dortigen  UniTersitat,  Ehrenmitglied  der  kais.  Akademie  der  Wissen- 
schaften in  Wien,  a.  s.  w.  sein  fünfzigjähriges  Professoren-Jabliläam. 

—  Der  Professor  der  classischen  Philolocne  an  der  Universität  za 
Tarin  Tommaso  Villaasi  (geb.  za  Chiasa  di  Pesio),  ein  aasgezeichneter 
Latinist,  begeht  nächstens  das  Jabiläam  seiner  fünfzigjährigen  Lehr- 
thätigkeit. 

—  Der  Oberlandesfferichts-Vice-Prasident  Bitter  von  Ladwig  ist, 
aaf  sein  Ansachen,  von  der  Stelle  des  Präses  der  jadiciellen  Staats- 
prüf nngs-Commission  in  Prae,  anter  Anerkennane  der  in  dieser 
Eigenschaft  geleisteten  vorzüglichen  Dienste,  enthoben  and  der  a.  o.  Pro- 
fessor an  der  Universität  Prag  Dr.  Karl  Esmarch  zam  Präses  dieser 
Commission  ernannt  worden. 

'  —  Se.  k.  and  k.  Apostolische  Majestät  haben  mit  Allerhöchster 
Entschliessang  vom  26.  September  d.  J.  die  Vereinigang  der  beiden 
Qymnasien  za  Teschen  vom  1.  October  1873  an  anter  einer  gemein- 
samen Leitung  alsStaatsgymnasiam  za  Teschen,  ferners  die  Ueber- 
nahroe  der  bisherigen  Commanal-Unterrealschale  za  Teschen  in  die 
Staatsabsorge  vom  gleichen  Zeitpunkte  an  and  ihre  bis  zum  Schuljahr 
187^  durch  successive  Anfügim^  je  einer  Oberclasse  zu  bewerkstelligende 
Erweiterung  zu  einer  vollständigen  Bealschule  allergnädi^  za  geneh- 
migen geruht.  (Wr.  Ztg.) 

—  Se.  Maiestät  der  Kaiser  haben  die  Errichtung  von  4  Lehrer- 
stellen für  die  Zeit  des  unabweisbaren  Bedürfnisses  an  der  Staatsreal- 
schale zu  Brunn  vom  Beginn  des  Schaljahres  1873/4  zu  bewilligen 
geroht  (Wr.  Ztg.) 

Der  Minister  für  C.  und  U.  hat  der  vom  Vereine  der  Wiener 
Handelsakademie  errichteten  Handels-Mittelschule  das  Oeffent- 
lichkeitsrecht  ertheilt;  femer  genehmigt,  dass  an  der  mit  dem  Oe£fent- 
licbkeitsiecht  ausgestatteten  Privatlehrerinneubildnngsanstalt  bei  St 
Ursula  in  Wien,  vom  Schuljahre  1873/4  angefangen,  ein  besonderer 
Bildungscnrs  fClr  Lehrerinnen  weiblicher  Handarbeiten  errichtet  und  fort- 
geführt werde.  (Verordn.  Bl.) 

~  (Mittelschuldeputation.)  Wie  jährlich,  worden  auch  heuer 
ans  der  für  das  Schuljahr  1873/4  gewählten  Mittelschaldepatation  des 
Wiener  (j^meinderathes  die  Ueberwachnngscomit^  für  die  fünf  städti- 


0C8  Personal-  und  Sehnlnotizen. 

sehen  Mittelschulen  n.  z.  in  der  nachstehenden  Weise  gebildet.  Es 
bilden  für  das  Leopoldstädter  Real-  nnd  Obereymnasium  die 
Herren  Dr.  Natterer,  Frieb  und  Dr.  Kompert;  für  das  Mariahilfer 
Real-  nnd  Obergymnasiam  die  Herren  Dr.  Hoffer,  Feyerfeilond 
T.  Gassenbaaer;  für  die  Wiedener  Oberrealschnle  die  Herren 
Dr.  ▼.  Billinp,  Gerold  und  Dr.  Schrank;  für  die  Rossauer  Ober- 
realschale die  Herren  Frtthwald,  Doderer  nnd  Dr.  Weiser  «nd  ftr 
die  Gumpendorfer  Realschule  die  Herren  Schldps,  Dr.  Gnnesch 
und  Dr.  Joseph  Kopp  dasjenige  Comit^,  welchem  die  Obsorge  bezüglich 
der  demselben  zugewiesenen  Lehranstalt  und  der  besonderen  Bedacht- 
nahme  auf  die  speciellen  Interessen  derselben  obliegen  wird  und  an 
welches  sich  daher  die  Herren  Directoren  mit  allfölligen,  ihre  Anstalt 
betreffenden  Wünschen  oder  Anforderungen  zu  wenden  haben. 

(Wr.  Ztg.) 

—  (Kaiserstipendien.)  Wien,  10.  November.  —  Der  n. ö.  Landes- 
ausschuss  hat  in  seiner  letzten  Sitzung  beschlossen,  zur  Feier  des  25j&hrigeii 
Regierungsantrittes  Sr.  Majestät  des  Kaisers  dem  n.  ö.  Landtage  die  Grün- 
dung von  14  Kaiserstipendien  für  Studierende  der  Hoch-  und 
Landesmittelschulen  in  Antrag  zu  bringen,  und  zwar  sollen  die 
Stipendien  der  drei  weltlichen  Facultäten  der  Wiener  Uniyersität  nnd 
der  technischen  Hochschule  mit  jährlich  je  300  fl.,  jene  der  LsAdesmittel- 
schulen  mit  je  100  fl'  dotiert  werden.  (Wr.  Ztg.) 

—  Die  krainische  Sparkasse  in  Laibach  widmet,  ans  Anlaas 
der  Gedenkfeier  des  vor  25  Jahren  erfolgten  Regierungsantrittes  Sr. 
Majestät  des  Kaisers  Franz  Joseph  L,  ein  Capital  von  6000  fl.  zur  Er- 
richtung von  6  Stipendien  für  Realschüler  mit  dem  Jahresgenusse  von  50  fl 

(Wr.  Ztg.) 

—  Der  Minister  für  C.  u.  U.  hat  zu  Mitgliedern  der   wissen- 
schaftlichen Realschul-Prüfungscommission  in  Graz  für  die  Dan« 
des  Studicniahres  1873/4  ernannt:  als  Director:   den  o.  Professor  an 
der  technischen  Hochscnule  Johann  Rogner;  als  Fachexaminatoren: 
bei  der  Ahtheilung  für  das  Realschullehramt:  Hlr  deutsche  Sprache  den 
Privatdocenten  an   der  Universität  Adalbert  Jeitteles;    für  slaTJoehe 
Sprachen  den  a.  o.  Professor  an  der  UniTersität  Dr.  Gregor  Krek;  für 
italienische  Sprache  den  o.  Professor  an  der  Universität  Dr.  Anton  Lnbin; 
für  Geschichte  die  o.  Professoren  an  der  Universität  Dr.  Franz  Krones 
und  Dr.  Robert  Rössler;    für  Geographie  den  a.  o.  Professor  an  der 
Universität  Dr.  Karl  Friesach  und  den  Professor  an  der  Landsch.  Ober- 
realschule Dr.  Franz  Ilwof;  für  Mathematik  den  o.  Professor  an  der 
technischen  Hochschule  Johann  Rogner;  für  darstellende  GeomeMe  und 
Linearzeichnen  den   o.   Professor  an   der  technischen  Hochschule  Emü 
Koutny;   für  Physik  den  Universitäts- Professor  Dr.  Simon  Subid;  fto 
Chemie  den  Professor  an  der  Landsch.  Oberrealschule  Max  Büchner; 
für  Mineralogie,  Geologie  und  Zoologie  den  o.  Professor  an  der  UniverBittt, 
Dr.  Karl  Peters  und  den  Professor  an  der  Landsch.  Oberrealschnle  Dr. 
Eduard  Hoff  er;  für  Botanik  den  o.  Professor  an  der  Universit&t,  Dr. 
Hubert  Leitgeb;  bei  der  Abtheilung  für  das  Lehramt  der  Handabwis-, 
senschafben:    für  Handelsgeschichte,  Handelsgeographie  und  Yolkswirth- 
schaftslehre  den  PriTatdocenten  an  der  Universität,  Dr.  Hermann  Bischof; 
für  Handelsarithmetik,  Buchhaltung  nnd  Handelscorrespondeni  den  Pro- 
fessor an  der  Akademie  für  Handel   und  Industrie,   Adolf  Rnck;  für 
allgemeine  Arithmetik  den  o.  Professor  an  der  technischen  Hochschole, 
Johann  Rogner;  für  Handels-  und  Wechselkunde  den  o.  Professor  an 
der  Universität,  Regiernngsrath  Dr.  Johann  Blaschke;  endlich  die  Uk 
der  ersten  Abtheilung  für  die  Unterrichtssprachen  bestellten  Examinatom 
A.  Jeitteles,  Dr  G.  Krek  und  Dr.  A.  Lubin. 


ParBODal-  und  SchulaotiMD. 


»2» 


—  Der  Minüter  tör  C.  o.  D.  hat  iu  Mitgliedern  dar  wisBenschaft- 
Ikhea  Bealschul-PrDrDDKicamiDissios  in  Frag  fQr  die  Dbuh 
des  Studienjahres  18T3/4  ernuint:  als  Director;  den  ordentlicheo  Pro- 
fesBoi  nm  dentsoheD  pol iteehn lachen  Institute  Dr.  Karl  Eotihtkn;  als 
FftCheiAiniDBtoreD:  1.  bei  der  Ahthellung  für  dos  BoalBchiillehramt: 
för  deutsche  Sprache,  den  ordentlichen  üni»ereitäta- Professur  Dr. 
Johann  Kelle;  fOr  böhmische  Sprache,  den  ordentüchen  tJnivemtätH- 
Prormor  Uartin  HattaU:  (Qi  franiösiscbe  Sprache,  den  Uni- 
*erHiUt«lehrer  Dr.  Anaelin  Bicard;  far  Geschichte,  die  ordentlichaa 
DDirersit&ts-Profeuorea,  Begierangsrath  Dr.  Conitantin  Höfler  und 
Begiernngsrath  Wenzel  Tomek;  fQr  Geographie,  den  ordentlichen 
Professor  am  deutschen  potjteehni sehen  Institute  Di.  Karl  Kotistkai 
fQr  Uathematik,  die  ordentlichen  Uuiverai täte- Professoren  ür.  Heinrich 
Dur^ge  und  Dr.  Frani  Studnifka;  für  darstelleDde  Geometrie, 
den  oraentUcbeo  Profesaor  au  deutschen  paly technischen  Institute  Dr. 
Karl  Küpper  und  den  ordentlichen  Professor  am  böhmischen  polytecb- 
niscben  Inatitute  Franz  Tilser;  für  Ph  jsik,  die  ordentlichen  ProfeaaoreD 
an  denselben  Hochschulen,  Dr.  AdalbeA  von  Walteuhofen  und  Karl 
Zenger-,  fQr  Chemie,  die  ordentlichen  Profeasoren  an  denselben  Hocb- 
schnfin  Dr.  Wilhelm  Gintl  nnd  Dr.  Adalbert  Safafik;  fUrNatarge- 
tcfaichte,  den  ordentlichen  Professor  am  bShmischeD  pol j technischen 
Institute,  Johann  Krejfi,  und  deu  ordeutllcheD  DniTereitatS'ProfesBor, 
Bc^erungsratb  Dr.  Friedrich  ätein.  2.  Bei  der  Abtheilung  für  das 
Lehramt  der  Handels wiasen acliaf ten :  fQr  Handel ageachicbte,  die 
ordentlichen  Uni?ersitäts-Pröfeaaoreu.  BegiernngsratTj  Dr,  Konstantin 
Bitter  v.  HSfler  und  Begieruogsrath  Wenwl  Tomek;   fQr  Handels- 

fCDgraphie,  den  ordentlichen  Professor  am  deutschen  polytechnischen 
nstitute  Dr.  Karl  Eofistka;  fOr  HaDdeUarithmetik,  den  ordent- 
lichen Professor  am  deutschen  poljtechnischen  Institute  Johann  Lieblein 
and  den  ordentlichen  Dniversmta  Professor  Dr.  Franz  Studnitkai  für 
Buchhaltung.  Handala-  und  Wechse  Ikuude,  dann  Haudelecor- 
reapondenx.  den  Landesadv ocateo  Dr.  Anton  Mezoik  nnd  den  ordeut- 
lioben  Uni  rersi  täts  -  Professor  Dr.  Dominik  Ullmann.  3.  Bei  der  Ab- 
theilung für  das  Lehramt  des  Freibaudzeicbnene:  für  bescbreibende 
Geometrie  und  pädagogisch-didaktische  Fragen,  den  ordont- 
lichen  Profesaor  am  deutschen  poljtechni sehen  Institute  Dr.  Kart  Küpper 
und  den  ordentlichen  Profesaor  am  böhmischen  polytechnischen  Institute 
Prant  Tilser;  für  allgemeine  nud  Kunstgeschichte,  den  Uni- 
Tsraitätfl- Professor  Dr.  Alfred  Weltmann  und  dea  Dr,  Agatfaon  Klemt 
mit  der  Bestimmung,  dasü  der  letztere  im  Winter-  und  der  erstere  im 
Sommer- Semester  als  Examinator  la  fungieren  hat;  fQr  Antitomie  des 
menschlichen  Körpers,  den  M.  Dr.  Wenzel  Steffal;  für  orna- 
mentales Zeichnen  und  Kun'ststillehre,  den  Architekten  Anton 
BarTitlus;  l^r  figurales  Zeichnen,  den  Professor  an  der  Kunst- 
akademie Allton  Lbota;  fUr  das  Med  silieren,  den  Lehrer  der  Hodellir- 
kunst  Thomas  Seidan;    endlich  far  die  letztgenannten    beiden    Ahthei- 


9  und  Martin  Hattala  ihr  die  betretenden   Ünterrichtsep rächen 


—  Der  Minister  fUr  C.  u.  U.  hat  den  Hanptlehrer  an  der  Lai- 
bacher  k.  k.  Lebrerinuen-BildungsauEtslt,  Willibald  Zupaaili,  zum 
UitgUede  der  PrQfunescommissiou  für  allgemeine  Volks-  und 
Bflrgerschulen  in  Laibach  fQi  die  Zeit  bis  zum  Schlüsse  des 
SchuQabres  1875/6;  femer  den  Volksschalleiter  Franz  Ertl  in  Prag,  den 
VolkMchnllebrer  Franz  Lifka  in  Smiciiow  und  den  Professor  des  deutsehen 
Realgrmnasiams  in  Frag  Dr.  Adolf  Bachmann,  zu  Mitgliedern  der 
dvntiehen  PrQfunjscommisaion  für  allgemeine  Volks-  und 
BOrgerschaleo  in  Prag  und  den  Director  der  Smichnw'er  Volks-  und 

»llaehfltl  I.  d.  a.l.rr.  0,mu.  l|)t.  Vit.  ■.  7in.  Itrn,  42 


680  Personal-  uid  Schnlnotizen. 

Qewerbeschule,  Franz  Zoubek,  zum  Mit^liede  der  k.  k.  böhmiseheu 
Prüfangscommission  für  allgemeine  Volks-  und  Bürger- 
schulen in  Prag  und  den  Hauptlehrer  an  der  Budweiser  Lehrerbil- 
dungsanstalt, Emannel  Schulz,  zum  Mitgliede  der  k.  k.  Prüfungs- 
commission für  allgemeine  Volks-  und  Bürgerschulen  in 
Budweis  auf  die  Zeit  bis  zum  Schlüsse  des  Schuljahres  1874/5;  endlich 
den  Nebenlehrer  an  der  Lemberger  lichrerbildungsanstalt.  Job.  Crubski, 
zum  Mit^Uede  der  Prüfungscommission  für  allgemeine  Volks- 
und  Bürgerschulen  in  Lemberg,  und  den  Neoenlehrer  an  der 
Krakauer  Lehrerbildungsanstalt  Joseph  Mikucsewski,  zum  Miteliede 
derselben  Commission  in  Krakau  für  die  Periode  bis  Binde  des  Schul* 
Jahres  1875/6  ernannt 

—  Der  Minister  fQr  C.  u.  U.  hat  zu  lütgliedem  der  Prüfunffs- 
commission  für  das  Lehramt  des  Turnens  an  den  MittelBchulen 
und  Lehrerbildungsanstalten  in  Wien  für  die  nächste  dreijährige  Func- 
tionsperiode  ernannt  und  zwar:  als  Präses  den  ordentL  Professor  an  der 
technischen  Hochschule  Dr.  Joseph  Kolbe;  als  Examinatoren:  den 
ordentlichen  Professor  an  der  Universität,  Dr.  Karl  Brühl,  für  Anatoniie 
und  Physioloeie,  endlich  den  Turnlehrer  an  der  Theresianischen  Akademie, 
Johann  Ho  ff  er,  für  den  theoretischen  und  den  Inhaber  einer  Privat-Tum- 
anstalt,  Richard  Kümmel,  für  den  praktischen  Theil  der  Prüfung. 

—  Der  Minister  fQr  C.  u.  ü.  hat  zum  Präses  der  k.  k.  Staats- 
prüfungscommission  für  Lehranitscandidaten  der  Stenographie  in  Wien 
für  das  Studienjahr  1878/4  den  Director  des  reichsräthlichen  Stenogra- 
phenbnreau  Leopold  Conn  und  zu  Fachprüfungscommissären  den  k.  k. 
Recbnungsrath  Rudolf  Boynger,  den  Lehrer  der  Stenographie  Karl 
Faul  mann,  den  k.  k.  Landwehr- Hauptmann  Wilhelm  Stern  und  den 
k.  k.  Hofconcipisten  Dr.  Gustav  Winter  ernannt 

—  Dem  mit  dem  Titel  und  Charakter  eines  Hofrathee  bekleideten 
Director  der  meteorologischen  Centralanstalt  in  Wien  Dr.  Karl  Jelinek, 
ist,  in  Allerh.  Anerkennung  seiner  hervorragenden  Verdienste  auf  dem 
Gkbiete  der  Meteorologie  und  der  dem  Unterrichtsministerium  geleisteten 
Dienste,  tsxfrei  der  Orden  der  eisernen  Krone  3.  Cl. ;  den  wirklichen  Mit- 
gliedern der  kais.  Akademie  der  Wissenschaften,  Dr.  Cajetan  Felder, 
Bürgermeister  der  Haupt*  und  Residenzstadt  Wien,  und  dem  Professor 
Dr.  Eduard  Suess,  beiden  aus  Anlass  ihrer  verdienstlichen  Leistungen 
bei  der  Herstellung  der  Wiener  Hockquellen -Wasserleitung,  and  zwar: 
ersterem  taxfrei  der  Orden  der  eisernen  Krone  2.  Cl.  verliehen,  letzterem 
der  Ausdruck  der  Allerh.  Zufriedenheit  bekannt  gegeben;  femer  dem 
pens.  ordent  Professor  der  technischen  Hochschule  in  Wien,  Begiemngs- 
rath  Johann  Honig,  in  Anerkennung  seiner  vieljährigen  n.  vorzüglichoi 
Dienste,  dem  ordentl.  Professor  an  der  technischen  Militär -Akademie 
Karl  Schmitt,  in  Anerkennung  seines  vierjährigen  erfolgreic|ien  Wirkens 
in  den  Militär- Bild ungsanstalten,  als  Officier  u.  in  der  gegenwärtigen 
Eigenschaft,  dem  Director  am  Staats-G.  in  Tri  est  k.  k.  Scnulrath  Dr. 
Jenann  Loser,  aus  Anlass  seiner  Versetzung  in  den  bleibenden  Bnhe- 
stand,  in  Anerkennung  seiner  vierjährigen  treuen  und  erspriesslichen  Dienst- 
leistung, dem  (auch  uro  die  Errichtung  der  Realschule  in  Marburg 
hochverdienten)  Notar  und  Bürgermeister  der  Stadt  Marburg  Dr.  Matthäus 
Reiser,  in  Anerkennung  seines  gemeinnützigen  Wirkens,  und  dem  1. 
Custos  des  k.  k.  Münz-  und  Antikencabinets  Dr.  Friedrich  Kenner  das 
Ritterkreuz  des  Franz -Joseph -Ordens;  dem  bei  der  k.  k«  Schatzkammer 
verwendeten  k.  k.  Kammerherm-Ansager  Anton  Hell  das  silberne  Ver* 
dienstkreuz  mit  der  Krone  und  dem  Schatzkammerdiener  August  Frati 
das  silberne  Verdienstkreiu ;  dem  Director  des  k.  k.  Münz-  und  Antiken* 
cabinets  Dr.  Eduard  Freiherrn  von  Sacken,  dem  ordentL  Profesior  ftr 
Pflanzen-Physiologie  an  der  Universität  in  Prag,  Dr.  Adolf  Weiss,  Sa 


Persoiml-  ond  Scholnotiten, 


flSl 


Anerlcennnng  seiner  vm  du  Lehramt  nnd  die  WisMnschaft  erworbenen 
VerdieDBte,  ond  dem  ansserordcntl.  Professor  fflrPaychiatrie  M  der  Uni- 
reraJUt  in  Prag.  Dr.  Franz  EöatI,  in  Anerkennune  seiner lehromtliclien 
nnd  schriftsteUerischen  Verdienste,  taifrei  der  Titel  u,  Charakter  einea 
Begierungsratheai  dem  Adjani^ten  der  Wiener  technischen  Hocbachule 
Gnstav  Starte,  ans  Anlasa  seiner  VerBetzong  in  den  bleibenden  Knhe- 
stnnd,  in  Anerkennung  seiner  Verdienste  am  die  Leitung  der  bestandeneu 
k.  k.  astronomischen  Werkstätte,  taiftei  den  Titel  eines  kaiserlichen  Rathea 
Allergn.  Terliehen  nnd  dem  k.  k.  Schatzmeister,  Regiemngsrath  Qairin 
Leitner.  so  wie  dem  Conservator  der  k.  k.  Schatzkammer  Auguat 
Lengnick  der  Ausdruck  der  AUerh  Zufriedenheit  bekannt  gegeben 
worden.  -  Ausländische  Orden  nnd  AusieichnuDgen  erhielten  u.  A. 
die  Naehbenannten  n.  t.w,  :  der  k.  k.  UniTeisitätsprofessor  in  Innsbrack 
Dr.  Ignai  Zin^erle  das  Ritterkreuz  I.  Cl.  des  IcJin.  bajer.  Verdieust- 
ürdens  vom  heil.  Michael;  der  Privatdocent  an  der  k.  k.  UniversiUlt  zu 
Wien  Dr.  Emil  Ritter  Stofella  d'alta  Rape  das  Ritterkreuz  des  kOn. 
ital.  St.  Hauritina- u.  Lazarus -Ordens;  der  Architekt  Earl  Freiherr  von 
Hasenauer  in  Wien  und  der  Professar  an  der  technischen  Hucbacbule 
in  Wien  Rudolf  Grimui  t.  Qrimburg  daa  Commandeorkreuz  2.  Cl.  des 
kSn.  schwedischen  Nordstern -Ordens;  der  ehemalige  Actuar  der  kais. 
Akademie  in  Wien  Eugen  Obermayer  das  Ritterkreuz  des  Von.  norwe- 

£ 'sehen  St.  Olaf-Ordens;  endlich  der  k.  k.  Hofrath  n,  DniTersitätapro- 
ssor  in  Wien  Med.  u.  Chir.  Dr.  Christian  Theodor  Billroth  nnd  der 
Professor  am  LeopoldstAdter  R.  u.  OG.  in  Wien  Dr.  Victor  Ritter  run 
Krans,  die  kSn.  preuss.  KriegsdenkmünEe  von  Stahl  am  Nicht-Combat- 
tantentonde. 


(Fei 


rliche  In: 


I  Rectoi 


iit&t.)  —  Anf  Grandlage  des  Über  die  neue  Organisation  der 
akademischen  Behörden  unter  dem  27.  April  1873,  R.  G.  B.  Nr.  63. 
erflotsenen  Gesetzes  nnd  der  DurchfQhrungsTerordnung  de«  beben  k.  k. 
Uinistemms  für  C.  u.  U.  rom  7  Mai  d.  J.,  Z.  5823,  sind  an  der  hier- 
«rtigen  k  k-  Universität  die  Wahlen  der  akademischen  Würdenträger  fQr 
das  Studienjahr  1873/4  vorgenommen  worden.  Hierbei  wurde  zum  Rector 
Magnificus  gewählt  der  Herr  Phil.  Dr.  Johann  Vahlen,  k.  k.  Bogie- 
rungsrath  und  o.  ö.  Uniierritätsprofessor  der  claaeischen  Philologie.  Vor- 
steher des  philologischen  Seminars,  nirklicbes  Hitglied  und  Secretar  der 
kaia.  Akademie  der  Wissenschaften ,  im  Jahre  1862  gewesener  Decan  des 
k.  k.  Professorencollegiums  der  philosophischen  Fncultät  u.  s.  w. 

Die  feierliche  Inangnration  des  neagewäblten  Herrn  Univer- 
sitätsrectors  far  das  Studienjahr  1Ö73/4  hat  in  dem  lon  der  kaiserlichen 
Akademie  der  Wissenschaften  dazu  eingeräumten  Festaaale  des  ehemaligen 
UniTersIUtsKebäudes  am  6.  October  L  J.  nm  6  Uhr  Abends  stattgefundeD. 

fWr.  Ztg.) 

(Inauguration  des  Rectors  des  Poljtech  nicums  in  Wien.) 
<-  Im  Pestsaale  der  hiesigen  technischen  Hochschule  fand  am  10.  October 
1.  J.  die  feierliche  Inauguration  des  für  das  Studienjahr  1873/4  gewählten 
Rectors  dieser  Hocfaschole  Prof.  Dr.  Vict.  Pierre  statt,  Ausser  dem  ge' 
akminten  Profeesorencolleginm  nnd  den  Gästen .  von  denen  wir  insbesondere 
Se.  Eio.  den  Herrn  Unterrichtemin ister  Dr.  t.  Stremajr,  Sectlonschef 
Fiedler.  Hofrath  Jelinek  und  den  Rector  der  Hochschule  fDr  Boden- 
oultnr  Dr.  Haberlandt  namhaft  machen,  hatte  sich  auch  ein  sehr  zahl- 
reiches Auditorium  von  Studierenden  zur  Feier  eiogefuDden.  (Wr.  Ztg.) 

(Inaoguration  des  Rectors  an  der  Hochschule  far  Buden- 
caltnr  in  Wien.)  —  Atn  13.  October  L  J.  mittags  fand  im  Gebäude 
der  Hochschnle  fOr  Bodennnltur  in  Wien  die  feierliche  Inauguration  des 
nr  das  Studieujalir  1873/4  gewählten  Rectors  dieser  Hochschule  Professors 
Friedrieh  Haberlandt  statt 


Mt  Fenooftl-  und  Sohiilnotiieii. 

(Inanguration  des  Bectors  der  HaadeUhoohflchale  in 
Wien.  ~  Im  Festeaale  der  Wiener  Handelsakademie  wurde  am  15. 
October  L  J.  nach  11  Uhr  Vormittags  die  Handelshochachole  mit  der 
Inauguration  des  fOr  das  Studienjahr  1873/4  gewählten  Bectors  Profeasors 
Simon  Spitzer  eröffnet. 

—  Zum  Beotor  Magnificus  an  derinnsbrncker  Universität  ist 
f&r  das  Studienjahr  1873/4  nachträglich  (Vgl.  österr.  Gymn.  Zeitschrift 
1873.  Heft  VL  S.  479)  der  o.  ö.  Professor  der  rechts-  und  staatswisaen- 
schaftlichen  Facultät  der  dortigen  Hochschule  Dr.  Emaauel  Uli  mann 
gewählt,  und  die  Wahl  desselben  von  dem  Minister  für  Cultns  und  Unter- 
richt bestätigt  worden. 

Bei  den  gemäss  der  G^etze  vom  2.  October  1866,  Nr.  172  das 
B.  G.  BL,  und  16.  AprU  1866,  Nr.  64  des  B.  G.  BL,  in  Wien  vonaneh- 
menden  theoretischen  Staatsprüfungen  werden  im  Studienjahre  1873/4 
fungieren:  I.  Bei  der  rechtshistorischen  Staatsprüfunescom- 
mission:  als  Präses:  Dr.  Leopold  Neu  mann,  k.  k.  Hofrath  undord.  6, 
Uni?ersitätsprofessor  (Landstrasse,  Lager^^asse  Nr.  1);   als  erster  Vk»> 

Sräses:  Dr.  Heinrich  Siegel^  ord.  Ö.  Universitätsprofessor  (Landstimsae, 
[arokkanergasse  Nr.  1);  als  zweiter  Vicepräses:  Dr.  Peter  Haritm,  k.k. 
Hofrath,  o.  ö.  Universitätsprofessor  und  Mitglied  des  Staatsgerichta- 
hofes  (Landstrasse,  Haoptstrasse  Nr.  88);  als  Früfungsoommiasäre:  Dr. 
Ludwig  Bitter  v.  Arndts,  L  k.  Hofrath  und  o.  ö.  Universitätspio* 
fessor,  Dr.  Adolf  Einer,  k.  k.  ord.  ö.  Universitäteprofessor,  Dr.  Victor 
Hasenörl,  Hof-  und  Gerichtsadvocat,  Dr.  Frans  Hof  mann,  k.  k.  a.  o» 
Universitätsprofessor,  Dr.  Franz  Kalessa  pens.  k.  k.  Hofrath,  Dr.  Hugo 
Bitter  v.  Kremer- Auen  rode,  k.  k.  a.  o.  Universitätsprofessor,  Dr. 
Karl  Lemaver,  k.  k.  Ministerialrath  im  Ministerium  für  Cultns  und 
Unterricht,  Dr.  Ludwig  Lichtenstern,  Hof-  und  Gerichtsadvocat,  Dr. 
Friedrich  Maassen  und  Dr.  Leopold  Pf  äff,  k.  k.  o.  ö.  Universitäti- 
professoren,  Dr.  Karl  v.  Bim^lv.  infulirter  Abt  und  Canonicna,  Dr. 
Alois  Salomon,  Hof-  und  Gerichtsadvocat,  Dr.  Vincenz  Sebak,  k.  k* 
Begierungsrath  und  ord.  ö.  Universitätsprofessor,  Dr.  Maximilian  Seidler, 
k.  k.  Hofsecretär  beim  Obersten  Gerichtshöfe,  Dr.  Edmund  Sinjg^er,  Hof- 
und  Gerichtsadvocat,  Dr.  Johann  Tomaschek,  k.  k.  o.  5.  Universitäts- 
professor, Dr.  Sigmund  Weil,  Hof-  und  Gerichtsadvocat^  Dr.  Joseph 
Zhishman,  k.  k.  o.  ö.  Universitätsprofessor.  —  II.  Bei  der  judiciellen 
Staatsprüfungscommission:  als  Präses:  Dr.  Wilhelm  Emil  Wahl- 
berg, k.  k.  Hofrath,  ord.  ö.  Universitätsprofessor  und  Mitglied  des  Staats- 
gerichtshofes (Wieden,  Technikerstrasse  Nr.  3);  als  erster  Yiceprises: 
Dr.  Gustav  Bitter  v.  Keller,  k.  k.  Hofrath  beim  Obersten  Gerichtshöfe 
und  Professor  an  der  orientalischen  Akademie  (Bpssau,  Thurngasse  Nr.  3); 
als  zweiter  Vicepräses:  Dr.  Leopold  Pf  äff,  k.  k.  o.  o.  Universitil»- 
professor  rWeissgärber ,  Pragerstnisse  Nr.  1);  als  Prüfungscommissire: 
Dr.  Franz  Egger  sen.,  Hof-  und  Gerichtsadvocat,  emeritierter  Decan,  Dr. 
Moriz  Ender,  k.  k.  Ministerialrath  im  Finanzministerium,  Dr.  Adolf 
Einer,  k.  k.  o.  Ö.  Universitätsprofessor,  «Wilhelm  Frühwald,  k.  k. 
Oberlandesgerichtsrath,  Dr.  Samuel  Grünhut,  k.  k.  a.  ö.  Universitftti- 
professor,  Dr.  Wilhelm  Gunesch,  Hof-  und  Gerichtsadvocat,  Dr.  Horit 
He^fsler,  k.  k.  o.  5.  Universitätsprofessor  und  Mitglied  des  Beidis- 
^enchts,  Dr.  Johann  Hitzinger,  k.  k.  Oberlandesgerichtsrath,  Dr.  Frau 
Hofmann,  k.  k.  a.  o.  Universitätsprofessor,  Dr.  Peter  Hamm,  k.  k. 
Hofrath,  o.  Ö.  Universitätsprofessor  und  Mitglied  des  Staatsgerichtshofss, 
Dr.  Philipp  Bitter  v.  Harrasowski,  k.  k.  Sectionsrath  im  JusÜimini- 
sterium  und  Privatdocent,  Ludwig  v.  Hönigsberg,  k.  k.  Notar,  Ihr. 
Lothar  Johannj,  Hof-  und  Gerichtsadvocat,  Dr.  Franz  Kalessa,  pens. 
k.  k.  Hofrath,  Dr.  Joseph  Kaserer.  k.  k.  Ministerial - YicesecretKr  im 
Justizministerium  und  Irivatdocent,  Dr.  Karl  Krall,  k.  k.  Landespriditi' 
rath,  Eduard  Bitter  v.  Krenn,  k.  k.  Hofrath  beim  Obersten  Gericbtt- 
hofe,  Dr.  Karl  Lemayer,  k.  k.  Ministerialrath  im  Ministerium  f^Col- 
tus  und  Unterricht,  Dr.  Ferdinand  Lentner,  Privatdocent,  (}eocg  Lian- 


^^■^  Personal-  und  Scliiilnotiien.  ffS3 

Iftclier.  k.  k.  OberlandeEgericbtsrath,  Dr.  r>adwig^ichtBTistern,  Hof- 
nnd  Geriehtssdvöcat ,  Dr.  Eduard  Ritter  r.  Liszt.  k.  k.  Hofrath  nnd 
ObenUatg»n«Blt ,  Dr.  Wenzel  LuKtkandl,  k.  k.  a.  o,  Universitätspro- 
f«Bior,  BJirester  Maxsari,  k.  k  Oberlandesgerichtsrath .  Dr.  Michael 
Helku^,  k.  k  Notar,  Llr.  Anton  Menger.  Hof-  und  Geriditeadvocat 
und  Prii-aMouent,  Dr.  Adolf  Merkel,  k  k.  o.  B-  ÜniversiUtsprufeHsur 
Dr.  Joseph  Mitacha  Kitter  v.  Märheim,  LHreetor  d.^r  ijsteir.  Boden- 
cnditanstalt,  Dr.  Rudolf  Nowak.  Hof-  nnd  OerichtsadTocaV  Dr.  Arnold 
Pann,  Hof-  u.  Oericbtsudvocat,  und  Thesaiirar  der  judiciellen  Staala- 
prttrongseummisMon  (Stadt,  Wildpretmarkt  Nr.  6),  i>r.  Franz  Edler  \. 
Roias.  k.  k,  Finaniratli,  Dr.  Leopold  tichieati,  Hof-  und  Oerichts- 
adTocnt.  Hr.  Ferdinand  8chngter,  Kais.  Kath  und  Bechtscnnsulent,  Dr. 
Ednard  Singer,  Hof-  und  GerichtsadTocat,  Dr.  Karl  WilhelraTremmel, 
Hof-  und  (Jericbtsadvoeat  und  pnieritierlÄr  Decan,  Dr.  Anton  ünger- 
■nanii,  Hof-  und  Gerichtaadvoeat,  GamUlo  Wagner,  k.  k,  Oberlandes- 
e«richterath ,  Dr.  Sigmund  Wehli,  Dr.  Jo^b  Weifselsen.  and  Dr. 
Ednard  Wiedenfeld,  Hof-  und  Gerichtsadvocaten,  Dr.  Ladislaus  Zaill- 
ner,  k.  k.  Landesgerichtsrath.  —  HL  Bei  der  staatawisaenechaft- 
liefaen  StBatBTiTQru:igs<--onimission:  als  Präses;  Dr.  Ednard  Freib. 
T.  TomasehecV,  f.na.  k.  k.  Seetionaclief  (Stadt.  Himmelpfortgaase 
Nt.  II,  3.  Stock);  als  erster  Vicepräsee:  Dr.  Adolf  Picker,  k.  k  Sec- 
tioDBcbef  nnd  Präsident  der  Btatistischen  CentraloouimiEsion  (Stadt,  Cur- 
rentgaase  Nr.  5);  als  zweiter  Vicepräses;  Dr.  Frani  Kalesaa,  pens. 
k.  k.  Hofratli  (ätadt,  tiefer  Graben  Nr.  S3);  aU  Prfifnagscunimisaäre : 
Dr.  Adolf  Beer,  k,  k.  Ministeria Irsth  und  o.  '6,  Professor  an  der  tecb- 
niscben  Hochschule,  Dr-  Hermann  Blodig,  k.  k.  S.  Profeasor  an  der 
t*ehniBchen  Hochachnle,  Dr.  Hugo  BrachelÜ.  V.  k.  Hofrath.  Profesaor 
an  der  techniscben  Hochecbnie,  Eduard  Ritter  v.  Falb,  pens,  k.  k. 
Sectionsratli ,  Dr.  EnianuM  Herrmann,  k.  k.  Seetionsrath  im  Haodels- 
miDiateriQni.  Dr.  Weniel  Lnstkandl  nnd  Dr.  Karl  Menger,  k.  k.  a.  o. 
1lDiT<>r8ität«prDfes8oren,  0r.  Leopold  Noumsnu,  k.  k.  Hofrath  und  ord 
ö.  Univerait&tsprofessor.  Dr.  Franz  Neumann,  k.  k.  Bederuugsratb  und 

0.  Ö.  Pröfegsor  an  der  Hochschalo  für  Bodoncultnr,  .Dr.  ileiandor  Ritter 
r,  Ptwlowaki,  k.  k.  Hofrath  nnd  Director  der  tberesianiscben  Aka- 
d«iDi«,  Dr.  Lorant  Bitt«r  t.  Stein,   k.  k.  ord.  fi.  CniTeraitAtsprofesBor. 

(Wr.  Ztg.) 

(Chronik  der  Erledigungen,  Concurse  u.  s.  w.  Fortaetinug 
T.  Heft  V,  1.  3.  S.  183.)  —  Brcgenx,  k.  k.  Lehrerbildungsanstalt,  Hanpt- 
Itbreratflle  für  deotsche  Sprache.  Geographie  und  Gemhichte ;  Jahresgehalt : 
1000  S  ,  mit  Activitabiinlage  v.  200  9.  u.  dann  Anapruch  auf  Quinonenoal- 
lulageu;  Tarmin:  Ende  Sept.  L  J.,  s.  Verordn.  Bl.  1873,  St.  XVIU.  Z. 
527-ri28.  -  Brflnn,  deutsches  StsaU-G.,  3  Lehrstellen,  u.  »w.:  I  für 
Dentsch  iu  Verbindung  mit  tateiu  und  Griechisch  und  2  für  Latein  u. 
Griechisch,  Mit  den  norm,  Be^iBgeni  Termin:  30.  Nov.  1.  J.,  a.  Anitsbl. 

1.  Wr.  Ztg.  T.  26.  Gut.  ].  J..  Nr.  250;  au  ebend.  Neben  Ich  rotstclle  f,  d. 
israeL  Kel  VaUn.,  s,  Verordn.-Bl.  18T3,  St.  XXL  S.  6U0;  -  ebend.  Staats- 
BG-  (mit  deutscher  Dntr.-Spr.).  2  Lehrateilen  n.  aw.:  1  fUr  Natnrjje- 
Bchichte,  Mathematik  und  Physik  iind  1  (är  Latein  o.  Griecbiscb;  Termia: 
30.  No»einb,  1.  J.  b.  Ä  inUbl.  i  Wr.  Ztg,  ».  19.  Ootober  1.  J.  Nr-  S44 ;  ~  ebend. 
St.  Bach.  I  K^bunlehrcrstt-'Ue  fQr  d.  iarael.  u.  1  für  den  evaugl.  l^ligiona- 
nnterriebt,  s.  Verordu.  ßl.  1873,  St.  XXI,  S.  600;  —  techniacho  Hochschule; 
2  Auütcnten stellen  und  zwar  hei  den  Lehrkanielu  fQr  Plij'aik  u.  fSr 
Waaaet>,  StraEsen-  und  Eiscnbahnbao ,  vorläufig  auf  2  Jahre  mit  dem 
Jahreagebalte  lon  600  fL;  Termin:  15  Noremb.  1.  J.,  s.  Amtsbl.  i  Wr. 
Ztg.  T.  31.  October  I.  J.,  Nr.  245,  nnd  an  ebend.  Hochschule,  Awisten- 
tciiiit«11e  bei  der  Lehrkaiiz«!  fär  Maschinenbau  (TorläuSg  auf  2  Jabie), 
mit  dem  Jabrngahalt  ».  600  fl, ;  Termin:  15.  Decemb.  1.  J.,  s.  Amtsbl.  i. 


084  Personal-  und  Schulnotizeu. 

Wr.  Ztg.  V.  27  Novemb.  1.  J.  Nr.  2dö.  ebend.  k.  k.  OR.,  Lehrstelle  f&r  Deotsch 
mit  SUDS.  Yerw.  f.  6eo|:raphie  n.  Geschichte  ;  Bezüge:  die  sTstem.,  Termin: 
Ende  Novemb.  l  J.,  s.  Amtsbl.  z.  Wr.  Ztg.  t.  4.  Novemb.  L  J.  Nr.  256; 
ebenda  4  Lehrstellen  n.  zw. :  1  f.  Deutsch  mit  Geogr.  u.  Gesch.,  1  für 
Geogr.  n.  Gesch.  n.  Deutsch,  1  f.  darstell.  Geom.  u.  Mathematik  o.  1  f. 
französisch ,  mit  den  System.  Gebühren ;  Termin :  26.  Nov.  L  J..  s.  Ver- 
ordn.  Bl.  1873,  St.  XXL  S.  600.  —  Budweis,  (böhm.)  k.  k.  G.,  Lehr- 
stelle fUr  Nataigeschiehte,  Phvsik  u.  Mathematik,  mit  jährL  Gehalt  too 
1000  fl.  u.  Addntätszuhtf e ;  Termin:  31.  Octob.  L  J.,  s.  AmtsbL  z.  Wr. 
Ztg.  V.  30.  Sept.  1.  J.,  Nr.  227;  —  ebend.  Comm.  OR.  (mit  Bedprocitat), 
Stelle  eines  Lenrers  des  Zeichnens  u.  Modellierens;  Bezüge:  die  normierten : 
Termin:  1.  Nov.  L  J.,  Nr.  229,  S.  24.  —  Chrudim,  k.  L  RG.,  (mit  böhm. 
Unt.  Spr.),  EatechetensteUe,  mit  1000  fl.  Gehalt  u.  200  fl.  Activitätszn- 
lage;  Termin:  15.  Decemb.  L  J.,  s.  Amtsbl.  z.  Wr.  Ztg.  vom  23.  Novem- 
ber L  J.,  Nr.  272.  —  Czernowitz,  IStaats-G.  (mit  deutscher  Unter- 
richtssprache), 4  Lehrstellen  für  classische  Philologie  und  2  fUr  das 
deutsche  Sprachfach,  letztere  entw.  in  Verbing.  mit  Latein  a.  Griechisch, 
oder  mit  Geschichte  und  Geographie;  Tefmin:  15.  Decemb.  L  J.,  s. 
Amtsbl.  z.  Wr.  Ztg.  v.  21.  Octob.  1  J. ,  Nr.  245.  —  ebend.  gr.  or.  OB. 
2  Lehrstellen  (mit  deutscher  Unt.  Spr.),  die  1  für  Deutsch  ab  Haupt-, 
mit  Geogr.  u.  Geschichte  als  Nebenfach,  die  andere  f.  Geographie  un4 
Geschichte  als  Haupt-  und  Deutsch  als  Nebenfach;  Candidaten  des  gr. 
or.  Glaubensbekenntnisses  werden  vorzugsweise  berücksichtigt; Termin:  15. 
Decemb.  L  J.,  s.  Amtsbl.  z.  Wr.  Ztg.  v.  1.  Novemb.  1.  J.,  Nr.  2^5.  — 
Eger,  Staats-G.  Directorstelle,  mit  1000  fl.  Gehalt,  300  fl.  Funetiona- 
u.  175  fl.  Activitätszulage  u.  derzeit  200  fl.  Quartiergeld,  nebst  Ansfuruch 
auf  Quinquennalzulagen  zu  2(X)  fl. ;  Termin :  Ende  Decemb.  L  J.  s.  Verordn. 
Bl.  1873,  St.  XXni,  S.  634.  —  Ellbogen,  Ck)mm.  OR.  (mit  Recipio- 
citat),  Lehrstelle  für  Chemie;  Jahresgehalt:  1000  fl.  nebst  200  fl.  Activi- 
tätszulage  u.  Anspruch  auf  Quinauennalzulagen;  Termin :  30.  Octob.  1.  J. 
8.  Hauptbl.  z.  Wr.  Ztg.  v.  2.  (}ct.  L  J.  Nr.  229.  S.  26.  —  Essesg, 
selbst.  Rsch.  Lehrstelle  für  du^tell.  Geometrie  und  Baukunst,  mit  dem 
jährl.  Gehalte  von  1000  fl.  nebst  den  gesetzlichen  Decimiüzulitf  en  v.  200  fl.; 
Kenntnis  der  croat  oder  einer  anderen  slav.  und  zugleich  der  tranz.  Sprache 
wird  berücksichtigt;  Termin:  16.  Nov.  l  J.,  s.  Amtsbl.  z.  Wr.  Z.  ▼.  14. 
Octob.  L  J.  Nr.  239.  —  F iume,  k.  k.  Marine- Akademie  2 Assistentenstellen, 
die  eine  für  Physik,  die  andere  für  Chemie  (vorlaufig  auf  2  Jahre), 
Jahresgehalt:  600  fl.;  Termin:  15.  December  1.  J.  siehe  AmtsbL  z.  Wr. 
Ztg.  V.  21.  November  1.  J.  Nr.  270.  —  Preiberff,  Comm.  ÜBG.  (mit 
Reciprocitat),  Lehrstelle  für  classische  Philologie,  mit  dem  jährL  Gehalt  t. 
800  fl.;'  Termin:  20.  Octob.  1.  J.,  s.  Verordn.  Bl.  1873,  St.  XX.,  8.  578. 
—  Hradisoh  (Ungarisch-),  Staats-R.  u.  OG.,  7  Lehrstellen  u.  zw.:  4 
für  Latein  und  äriecbisch ,  wovon  1  auch  subs.  für  Böhmisch,  1  für  Deutsdi 
Latein  u.  Griechisch,  1  für  Naturgeschichte,  Mathematik  u.  Physik  u.  1  für 
Mathematik  u.  Physik,  subsid.  f.  e.  anderes  oblig.  Fach,  mit  Ausnahme  der 
Naturgeschichte,  mit  den  normalen  Bezügen ;  Termin :  30.  Novemb.  L  J.,  s. 
Amtsbl.  z.  Wr.  Ztg.  v.  26.  October  L  J.,  Nr.  250;  —  an  ebend.  Neben- 
lehrerstelle für  den  iraelitischen  Religionsunterricht  s.  Verordn.  Bl.  1873, 
St.  XXI,  S.  600.  —  Ig  lau,  Staats-G.,  3  Lehrstellen  u.  zwar:  1  fBr 
Deutsch  in  Verbindung  mit  Latein  und  Griechisch  und  1  fUr  Nator- 
geschichte,  Mathematil  und  Physik;  mit  den  normalen  Bezügen;  Ter- 
min: 30.  November  1.  J.,  s.  Amtsbl.  z.  Wr.  Ztg.  v.  26.  October  1.  J., 
Nr.  250;  —  an  ebend.  Nebenlchrerstelle  für  den  Israel.  Rel.  Unterridit, 
s.  Verordn.  BL  1873,  St  XXI,  S.  600.  —  Jägerndorf,  4  class.  Com«. 
UR.,  Directorstelle  (mit  Befähigung  für  darstellende  Geometrie  als  Hanpt^ 
Physik  oder  Mathematik  als  Nebenfach;  Jahresgehalt:  80ü  fl«  nebst 
10%  Theuerungsbeitng  f.  1873,  Fnnctionszulage  von  300  fl.  und  Natoral- 
quartier;  Termin:  Ende  Octob.  1.  J.,  s.  AmtsbL  z.  Wr.  Ztg.  ▼.  8.  Oetok 


PenoDal-  nad  Schulnottien,  6S5 

t.  3.,  Nr.  234;  -  ebend.  LehnteUe  (ttr  Mathematik  q.  Phfstki  Gehalt: 
WO  fl.,  10'/,  Thenernngaheitrag  f.  1873,  (Joinnuennahulagen  v.  200  B.; 
Termin:  31.  Oct  1.  J,.  s,  AmUbl.  i,  Wr.  Ztg.  »■  11.  Octob.  1.  J.,  Nr.  237. 
—  KUgenfurt,  k.  k.  OB.,  Sapplentenstelle  fttr  geometr.  Zoichnen  nnd 
darstelleBile  Geometrie;  Sabfltitntionsgobflhr:  (KW fl..  Debüt  Reisevergfltung; 
Tennin;  15.  DecemU  1.  J..  s.  AmtsbL  z.  Wr.  Zt^.  v.  28.  No»,  1.  J.,  Nr. 
276,  —  an  pbendera.  OB.  LehTstelJe  für  die  franiöBisehe  Sprache  als  Haupt-> 
^b,  mit  doD  aonn.  Bezügen;  Termia.'  15.  Jänner  1874,  s.  Amtsbl.  lur 
Wr.  Ztg.  V.  30.  Novemb.  1.  J..  Nr.278.  —  Krems,  k.  k.  Lehrerbildongs- 
anst&lt  rammt  Uebangaechuk.  Stelle  des  katbo!.  Religionilehrors,  mit  dem 
Gehalt  F.  jährl.  800  fl.u.  160(1.  Äctivität8znlage-,T«rmin:  binnen  4  Wochen 
vom  15.  Sept.  l.  J.  an,  a.  Aratabl.  z.  Wr.  Ztg.  t.  20.  Sept.  1.  J..  Nr.  319 ;  — 
ebend.  HaDptlebterstelle,  mit  dem  Oebalte  jährl.  llXX)  fl.  u.  ActiTJtäts- 
laUge  von  200  fl  ;  Termin:  binnen  3  Wochen  von  27.  Sept.  I.  J.  an; 
a.  AJntsbl.  1,  Wr.  Ztg.  v.  2.  Ootob.  1.  J..  Nr.  229;  -  an  obend.  Anstalt, 
Hauptlebierstelle  für  Niiturgeachtchte.  Physik  (ala  Hauptfach)  u.  Land- 
wirthscbafblehre;  BciSge:  wie  oben;  Termin:  31.  Decemb.  1,  J.,  s.  Amtsbl. 
t.  Wr.  Ztg.  T.  13.  Nov.  1.  J.  Nr.  264.  —  Kremsier,  Staats-Ü.,  i  Lehr- 
stellen o.  zw.:  1  für  Dentsch  in  Verbindnng  mit  Latein  u.  Griechisch 
a.  3  für  Latein  d.  GriochiBcb;  voron  1  aucn  aabs.  für  Geschichte  oder 
Mathematik  u.  Natargeschiebte ;  Termin:  30.  Nov.  I.  J,.  a.  Anitsbl.  t. 
Wr.  Zte.  T.  26.  Oct.  1.  J.,  Nr.  250;  —  an  ebend.  Anst.,  Neben  leb  rerstelle  f. 
d.  israel  ReL  Unterr.  B.  Verordn.  Bl.  1878,  St.  XXi.  S.  600;  —  Laibach, 
k.  k.  OB.  (mit  deutscher  Unt,  Spr.).  tjupplentenstelle  für  Chemie  in  Ver- 
btndang  mit  irgend  e.  anderen  obligaten  Gegenstände;  Termin:  ehestens, 
s.  Amtebl.  i.  Wi.  Ztg.  V.  4.  Oct  I.  J.  Nr,  231;  —  dann  ebenda  Lehr- 
stelle rar  Chemie  als  ilauptfacb  mit  1000  fl.  Gehalt.  250  fl.  Actifitäts- 
tnUge  u.  Anspruch  n.  Quinqnenualiiuiageti  la  200  fl.;  Termin:  Ende 
November  1.  J..  g.  Verordn.  Bl.  1873,  8t.  XX!.  S.  599.  600;  -  ebend. 
k.  k.  I-ehrerinnenbildungsan stall.  Supplenten stelle  fOr  Zeichnen  a.  Mathe- 
matik, mit  der  Sobstitutionsgebähr  jäbrl.  60Ü  ü.,  Termin:  soglelchi 
s.  Amtebl.  i.  Wr  Ztg.  v.  23.  Oct«b.  I.  J  ,  Nr.  247.  —  Linz,  Staats- 
URsch..  Oireoturstelle ,  mit  den  sjsteni.  Belagen;  Termin:  30.  Novenib. 
1.  1.,  a.  Amtsbl.  &  Wr,  Ztg.  v.  28.  Octob.  L  J..  Nr.  261.  —  Meso- 
ritiob  (Wallacbisch-),  Staats-RG..  2  Sapplenlenstellen  Atr  classische 
Philologie,  mit  600  fl.  eventuell  70U  fl.,  in  Etmangelang  von  Philologen. 
eine  Bopplenlenatelle  (Ur  Geschichte,  wo  möglich  mit  Bafähigang  fflr 
Pranwtawch;  Termin:  4.  October  1.  J.;  ».  Amtabl.  t.  Wr.  Ztg.  v.  30.  Sept. 
1.  J..  Nr.  227.  —  Nikolsbarg,  Staats  R.  o.  00..  4  Lehraterion  n.  iw.t 
1  f.  Dentsch.  Latein  und  Griecnisch,  2  ffir  Latein  n.  Griechisch,  1  fflr 
Prantösisch  in  Verbindung  mit  Latein  und  Griechisch  oder  mit  Geogr. 
a.  ßeech.,  mit  den  normalen  BeiQgen:  Termin:  30.  Nuv.  1.  J.,  s.  Amtsbl. 
«.  Wr.  Ztg.  V.  26.  Ocl.  I.  J..  Nr.  250;  —  an  ebend.  Nebenlehreretelle 
f.  d.  isreaL  Rel.  Onterricht.  s.  Verordn.  Bl-  1873.  8t.  XXI,  S.  600.  — 
Olinfttt,  deutsches  StaaU-G..  5  Lehrstellen,  u.  iw,:  3  für  Latein  und 
Grwcbiooh.  1  für  DeutMTh  in  Verbindung  mit  Üeogr.  uml  Geschichte  u. 
1  f.   Deutsch   in    Verbindung  mit   Latein   und   Grieehisch;     BeiOge:    die 

Sstetnisierteo ;  Termin:  30.  Novomb.  1.  J..  s.  Amtabi.  i.  Wr.  Ztg.  v,  39. 
«ob.  I.  J..  Nr.  252:  —  an  ebend.  Neben  lehrerstelle  f.  isreaL  Itcligions- 
nntenieht.  s.  Verordn.  81.  1873.  St.  XXI,  8    600;  —  ebend,  k.  k.  ÜB., 
Lahnteile  für  Geogr.  o.  Geschiuhte  mit  ■lubsid.  Verwendung  f.  deutsche 
Sprache:  Bettige:  die  mtemisierteu;  Termin:  10.  Deccmb.  I.  J..  a.  AmtsbL 
I.  Wr.  Ztg.  V    80.  Octob.  I.  J..  Nr.  253;  -  ebend.  k.  k.  OB..  4  Sujiplenten- 
stallen.   ntmliob  2  tttr  deutsche  Sprache  und  Geschichte  und  2  fBr  die 
1    frantaeisohe  Sprache;  Termin:   26.  Sept.  1.  J„  s.  AmUbl.  i.  Wr.  Ztg.  t. 
20.  Sept.  l  J.,  Nr.  219. ;  —  ebenda  Neben lohreretelle  f.  isreal.  Beligiona- 
I  B«tmicht,  i.  Verordn.  BL  187d,Kt.  XXI.  8.  600;  — ebend,  slav.StaaU-G., 
I  l«linloU*  fOr  daa  geogr.  histnr.  Fach,  mit  den  a^item.  Bei&gen;  Termin: 


JJ 


6M  Penonal-  and  Scbalnotisen. 

10.  Dec.  1.  J.,  B.  AmtBbL  z.  Wr.  Ztg.  ▼.  13.  Novemb.  l  J.,  Nr.  S64;  — 
ebend.  theolog.  Facultit,  Professor  f.  d.  Bibelstadinm  des  neaen  Bimdet, 
mit  1400  fl.  Gebalt  nebst  Qoinqnennal-  u.  ActiTttftts-Zalagen ;  Goneiin: 
am  2.  n.  3.  Mars  1874  zn  Ol  mutz,  Wien  u.  Prag;  Einreicbungs-Tennin: 
7.  Jänner  1874;  s.  Amtsbl.  z.  Wr.  Ztg.  v.  14.  Nov.  L  J.,  Nr.  862.  — 
Pisino,  k.  k.  Staata-UG.  (mit  Italien,  n.  deutscher  Unt  Spr.),  6  Lehr- 
stellen Q.  zw. :  2  f.  class.  Philologie,  1  f.  Religion,  1  f.  iialien.  a.  slariaehe 
Sprache,  1  f.  Dentsch,  womöglich  in  Verbindane  mit  Zeichnen  n.  1  Hkr 
Zeichnen  in  Verbindung  mit  was  immer  für  anderen  Lehreegenstliiden ; 
Bezüge:  die  sjstemierten;  Termin:  24.  Octob.l.  J.,  s  Amti»>l.  z.  Wr.  Ztg. 
T.  4.0ct  1.  J.,  Nr.  231,  u.  Verordn.  Bl.  1873,  St  XX,  S.  572.  -  Pola, 
k.  k.  (selbst.  4  class.)  Marine- DR  (mit  deutscher  Unterrichtssjnraiche), 
2  Professuren,  die  eine  Mr  darstellende  Geometrie  (bisher  mit  aer  Di- 
rectorsstelle  verb ),  die  andere  für  Freihand-  u.  geometr.  Zeichnen,  even- 
tuell die  Directorsstelle  separat^  Bezüge  d.  Directors:  im  ganzen  1554  fl. 
40  kr.,  Bezüge  der  Professoren:  im  ganzen  1236  fl.  80  kr.,  ausserdem  in 
beiden  Kategorien  die  gesetzlichen  Quinquennalzula^en  von  200  fl.; 
Termin:  20.  December  1.  J.,  s.  Amtsbl.  z  Wr.  Ztg.  v.  30.  Nov.  1.  J.  Nr.  27a 

—  Prag,  (deutsches)  polytechn.  Landesinstitut,  Assisentenstelle  füt 
Ingenieurbaukunde  vorläufig  itkr  2  Jahre);  Remuneration:  800  fl.  nebst 
160  fl.  Quartiergeld  u.  200  fl.  Personalzulagen;  Termin:  Ende  Septemb. 
L  J.,  s.  Verordn.  Bl.  1873,  St.  XVIU,  526  —  Reichenberg,  Steati- 
Mittelschule,  Katechetenstelle,  mit  dem  Jahresgehalt  v.  1000  fl.,  ActivitAt»- 
zulage  V.  250  fl.  u.  Anspruch  auf  Quinquennalzulagen  v.  200  fl.;  Termin: 
Ende  November  1.  J.,  s.  Verordn.  Bl.  1873,  St.  XXI,  S.  600.  —  Bove- 
redo,  k.  k«  OR.  (mit  italien.  Unt.  Spr.),  3  Lehrstellen  für  classisehe 
Philologie,  mit  den  normierten  Bezügen ;  Termin ;  15.  Jänner  1874,  siehe 
Amtsbl.  z.  Wr.  Ztg.  vom  4.  December  1.  J.  Nr.  281.  —  Salzburg, 
k.  k.  Staats-OR.,  Lehrstelle  für  geometr.  u.  Freihandzeichnen,  mit  den 
System.  Bezügen;  Termin:  Ende  Novemb.  1.  J.,  s.  AmtsbL  z.  Wr.  Ztg. 
V.  29.  Octob.  1.  J.,  Nr.  252.  —  Schönlinde,  (zu  eröffnende)  Gewerbe- 
schule, 2  Lehrstellen,  die  eine  für  das  sprachlich-historische  Fach,  mit 
Bevorzugung  der  Befähigung  für  Französisch  oder  Englisch,  die  andere 
für  das  mathematische  und  naturwissenschaftl.  Fach ;  Jahresgehalt:  1000 fl.; 
Termin:  Ende  November  1.  J.,  s.  Verordn.  Bl.  1873,  81.  XXI.  S.  601.— 
Sternberg,  Landes- UR.;  Supplcntrastelle  für  französische  Sprache,  jährL 
Remuneration:  600  fl.;  Termin:  20.  Octob.  1.  J.,  s.  Amtsbl.  s.  Wr.  Zte. 
V.  8.  Octob.  1.  J. ,  Nr.  234;  ^  ebend.  Supplentenstelle  f^r  Freibana- 
zeichnen, jäflrl.  Remuneration:  600  fl.,  Termin:  15.  Novemb.  1.  J.,  s.  AmtsbL 
z.  Wr.  Zte.  V.  29.  October  1.  J.,  Nr.  252.  —  Steyr,  k.  k.  OR.,  Sup- 
plentenstelle für  darstellende  Geometrie,  mit  den  system  Bezügen ;  Tennin: 
vom  19.  Sept.  1.  J.  ab  ehemöglichst;!  s.  Amtsbl.  z.  Wr.  Ztg.  v.  24.  Sept 
1.  J.,  Nr.  222;  —  an  ebend.  Anstalt,  Supplentenstelle  für  Mathematik  u. 
Physik,  mit  den  System.  Bezügen;  Termin:  ehemöglichst;  s.  AmtsbL  i. 
Wr.  Ztg.  V.  29.  October  L  J.,  Nr.  252.  —  Suczawa,  gr.  or.  OG.,  Lehr- 
stelle für  den  röm.  kath.  Religionsunterricht  am  ganzen  Q.,  mit  den 
System.  Bezügen:  Termin:  9.  Decemb.  1.  J.,  s.  Amtsbl.  z.  Wr.  Ztg.  v. 
20.  November  1.  J.  Nr.  269.  »  Teschen,  vereinigtes  k.  k.  Staats-G.. 
Lehrstelle  für  den  evang^elischen  Religionsunterricht,  mit  den  geseti- 
m&ssigen  Bezügen;  Termin:  9.  November  L  J.,  s.  Amtsbl.  s.  Wr.  Ztg. 
V.  15.  Octob.  L  J.,  Nr.  240.  —  Trautenau,  Rsch.,  Supplentenstelle  f. 
Chemie  u.  Natur^schichte;  Gehalt:  t  gepr.  Candidaten  72K)  fl.,  f.  nngepr, 
600  fl. ;  Termin :  82.  Sept  1.  J.,  s.  Verordn.  Bl.  1873,  St  XVIII,  S.  fiS7< 

—  Triest,  (>>rom.  OG.,  (mititaL  Unt  Spr.),  Directorsstelle  mit  1400  fl 
Gebalt  u.  Natura Iwohnung  oder  500  fl.  Quartierentschädigun^  nebet  QoiB' 
quennalzulagen;  femer  2  Lehrstellen,  die  eine  für  italienische  Spmcba 
und  Literatur,  die  andere  für  deutsche  Spr.  u.  Lit.,  iede  mit  1100  fl.  Ge- 
halt, Quinquennalzulagen  v.  200  fl.  o.  Qnartierentschftdigiuig  t.  800  fl.; 


Personal*  und  ScIiBfaiotifleo.  987 

wttBschenswerth  isiBef&higongf. jphilos.  PropiMleatik;  Termin:  SL  Octob, 
1.  J.,  8.  Verordn.  BL  1873,  St  XX,  S.  578;  endlieh  an  derselben  liehran- 
sialt,  Lehrstelle  für  Geographie  and  Geschichte,  mit  1100  fl.  Jahres^- 
halt,  900  fl.  Qnartiergeld  n.  Quinqnennalinlagen  Ton  200  fl.,  Termm: 
Ende  Deoemb.  1.  J.,  s.  Verordn.  BL  1873,  8t  XXIII,  8.  634;  —  ebenda. 
Comm.  OB.  (mit  italienischer  ünt  Spr.),  Lehrstelle  ftr  deutsche  Sprache  nnd 
Literatur;  Jahresgehalt:  1000  fl.,  Qninqoennalznlagen  t.  200  fl.,  Qnar- 
tiergeld  300  fl.,  Termin:  15.  Octob.  L  J.,  s.  Verordn.  Bl.  1873,  St  XVm, 
S-  527;  —  ebend.  k.  k.  Akademie  f.  Handel  n.  Nantik,  Lehrstelle  fftr 
dentsche  Sprache  und  Literatur,  mit  dem  Jahrera^hälte  Ton  1200  fl. 
nebst  Activitätszulage  von  360  fl.  und  Anspruch  auf  Quinquennalsulagen 
Ton  200  fl.;  Termin:  Ende  NoTember  1.  J.,  siehe  Amtsbl.  zur  Wr.  Ztg.  ▼. 
31.  Oct  1.  J.,  Nr.  254.  —  Troppau,  Staats-OR.,  2  Supplentenstellen,  die 
eine  f&r  Fransdsisch,  die  andre  f&r  geometriBches  und  Freihandzeichnen; 
Substitutionsgebühr  600  fl«;  Termin:  12.  October  L  J..  siehe  Amtsbl. 
znr  Wr.  Ztg.  Ton  5.  October  1.  J.,  Nr.  232.  —  Weisskirchen 
(Mährisch),  k.  k.  Staats-G.,  Supplentenstelle  für  classische  Philologe; 
Termin:  5.  Octob.  1.  J,,  s.  Amtsbl  i.  Wr.  Ztg.  ¥.  28.  Sept  1.  J.,  Nr. 
226;  •—  ebend.  Staats-BG.,  5  Lehrstellen,  nämlich:  1  für^kath.  Religions- 
lehre, 2  für  Latein  u.  Griechisch,  1  ^r  Deutsch  in  Verbindunfi^  mit 
Latein  und  Griechisch  und  1  für  Böhmisch  in  Verbindung  mit  Latein 
und  Griechisch,  bei  Kenntnis  des  Deutschen  und  Böhm,  als  Unter.  Spr. 
u.  Wünschenswerther  Verwendb.  f.  fhinz^sisch;  Bezüge:  die  normierten; 
Termin:  30.  Nov.  1.  J..  s.  Amtsbl.  z.  Wr.  Ztg.  v.  26.  Octob.  1.  J.,  Nr. 
250  —  Wien,  k.  k.  technische  Hochschule,  Docentenstelle  für  Buch- 
haltung; Remimeration  500  fl..  Termin:  3  Wochen  vom  17.  Sept  1.  J., 
an;  s.  Amtsbl.  z.  Wr.  Ztg.  t.  17.  Sept  1.  J.,  Nr.  216;  —  an  ebenders. 
Hochschule,  Zeichnerstelle  (znr  Besorgung  der  mit  der  Lehrmittelsamm- 
lung für  mechanische  Technologie  Terbundenen  Schreibgeschäfte);  monatL 
Remuneration:  50  fl.;  Termin:  3  Wochen  ?om  22.  Oct.  l.  J.  an;  s. 
Amtsbl.  z.  Wr.  Ztg.  v.  31.  Octob.  1.  J  ,  Nr.  254;  —  ebend.  k.  k.  akadera. 
G.,  Directorsstelle  mit  den  system.  Bezügen  nebst  dem  Genüsse  einer 
Natnralwohnung;  Termin:  Ende  December  l  J.,  s.  Amtsbl.  z.  Wr.  Ztg. 
T.  4.  Novemb.  1.  J.,  Nr.  256.  ^  Znaim,  Staats-G.,  2  Lehrstellen  für 
Latein  u.  Griechisch,  subsid.  f.  Deutsch  oder  f.  Geogr.  n.  Gesch.,  mit  d. 
normalen  Bezügen;  Termin:  30.  Nov.  l.  J.,  s.  Amtsbl.  z.  Wr.'Ztg.  v.  26. 
Octob.  L  J.,  Nr.  250;  —  an  ebend.  Nebenlehrerstelle  f.  d.  isreal.  ReL 
Unterr.,  s.  Verordn.  Bl.  1873,  St  XXI,  S.  60O. 

(Nekrologie.)  —  Am  23.  August  1.  J.  zu  Schwerin  der  geheime 
Kaazleirath  Friedr.  Paschen,  Dirigent  des  statisüschen  Bnreau's,  Ritter 
des  Danebrog-Ordens,  Inhaber  der  mecklenburg'schen  Medaille  für  Kunst 
nnd  Wissenschaft;  zu  Wiesbaden  Karl  Hopf  (geb.  zu  Ham  im  Westfalen, 
am  19.  Februar  1833),  Professor  an  der  UniTtrsität  zu  Königsberg,  Ober- 
bibliothekar,  durch  seine  Forschungen  und  Werke  über  die  mittelalter- 
liche Geschichte  Griechenlands  bekannt  (Vgl.  Beil.  z.  A.  a.  Ztg.  vom 
28.  Nov.  1.  J.,  Nr.  332,  S.  5066). 

—  Am  26.  August  L  J.  zu  Schmalkalden  Karl  Wilhelm  (geb. 
ebend.  am  5.  September  1815),  der  Oomponist  des  bekannten  Liedes: 
«Die  Wacht  am  Rhein''. 

—  Am  27.  August  1.  J.  zu  Wilna  der  Geschichtsforscher  und  Ar- 
cbaeolog  Graf  Eustach  Tjfzkiewitz,  im  60.  Lebensjahre. 

*-  Am  29.  August  1.  J.  zu  Tübingen  Dr.  phil.  Hermann  Hankel 
(geb.  zu  Halle  am  24  Febr.  1839),  ordentl.  Protessor  an  der  naturwis- 
MBsohaftl.  Facultät  der  Universität  zu  Tübingen,  vortrefflicher  Mathe- 
matiker. 

—  Am  30.  August  1.  J.  zu  Nassod  Dr.  Johann  Lazar,  Directpt 
dtt  dortigen  Gymnasiums. 


088  Personal-  und  Schulnotizen. 

"  Am  30.  (?)  Aagnst  1.  J.  xn  Laibach  Se.  Hochw.  Wdtprieater 
Anton  LÖBar,  Professor  an  der  dortigen  Staats -Oberrealschale,  Ans- 
schassmitglied  und  Secretär  des  literar.  Vereines  ,Slo?.  Matica",  Ifitgliad 
der  krain.  lAndwirthschaftsgesellschaft  n.  s.  w. 

—  Am  31.  Aofi^ust  L  J.  zn  Wien  der  Grflnder  der  ersten  sabnr- 
banisehen  Leihbibliotnek  allhier,  Bachhändler  J.  Angost  Bach  mann, 
als  eheuL  Redactenr  (des  Wiener  Witzblattes  „der  Pansch**)  so  wie  (unter 
dem  Falschnaroen  J.A.Mann  bach)  als  Romanschriftsteller  bekannt,  im 
6&.  Lebensjahre. 

—  Anfanes  Aagnst  1.  J.  za  Brestenberg  als  Carnst  Mosikdireetiir 
Seyle  r  aas  Moskan,  ein  Mum  von  herrorragendem  mawudischen  Talente. 

—  Za  Ende  der  1.  Aagu^twoche  za  Berlin  Dr.  GastaT  Wolff, 
Professor  am  Werder'schen  Gymnasiam. 

—  In  der  2.  Aagastwoche  (10.?)  za  Abanj  der  angarische  Sehrilt- 
steller  Richard  Szabo,  im  &5.  Lebensjahre. 

—  In  der  2.  Aagastwoche  1.  J.  za  Paris  der  geschatite  Maler 
Georges  Droain,  im  28.  Lebensjahre. 

—  Im  Aagast  1..J.  za  Cincinnati  Steph.  Molitor  (geb.  za  München), 
einer  der  ältesten  deatschen  Joamalisten  America's,  im  Alter  Yon  €8  Jahren. 

—  Am  1.  September  L  J.  in  Lohr  Dr.  Brönner,  kräu  BexirkB- 
gerichtsarzt,  Mitglied  mehrerer  gelehrten  Gesellschaften. 

—  Am  3.  September  1.  J.  za  Jangbanzlau  Se.  Hochw.  der  eroerit. 
k.  k.  Gymnasialdirector  and  Ritter  des  dortigen  Piaristencollegiams,  P. 
Johann  Ci£ek»  im  74.  Lebensjahre;  am  Rosenberg  bei  Graz  der  ausge- 
zeichnete Pomolog,  Gatsbesitzer  Pe trieb,  and  za  Landshat  der  köa. 
Ratb  a.  Secretär  des  kon.  Haasarchives  Ladwig  Schönchen.als  Zeitung 
redactenr  („Aagsb.  Postzeitang*',  «Neae  Mdnchener  Zeitnng**)  bekannt,  im 
Alter  Ton  56  (65?)  Jahren. 

—  Am  4.  September  L  J.  za  Dresden  Anton  Moriz  F&rchtegott 
Thessel,  ausgezeichneter  Landschaftsmaler,  43  Jahre  alt 

—  Am  5.  September  1.  J.  zu  Brüssel  der  bekannte  Maler  Tachag- 
geny,  im  55.  Lebensjahre,  and  za  Athen  der  gewesene  Caltosminister 
DemetrioB  Manrocordatos. 

—  Am  6.  Sentemb.  l  J.  za  Szegedin  Se.  Hochw.  Dr.  Stephan 
Volly,  Professor  der  Physik  und  Mathematik  am  dortigen  Piaristen- 
Gyrouasiam,  im  29.  Lebensjahre. 

—  Am  9.  September  L  J.  za  Wien  Alois  Eis,  Historienmaler,  im 
57.  Lebensjahre. 

—  Am  11.  September  1.  J.  zu  Düsseldorf  der  treffliche  Landschafts- 
maler Professor  August  Weber,  im  Alter  von  56  Jahren. 

—  Am  13.  September  1.  J.  zu  Pressbnr^  der  Historienmaler  Hein- 
rich Morell,  bis  kurz  vor  seinem  Ende  Zeichnenmeister  im  dortigeii 
Waisenhause,  im  70.  Lebensjahre. 

—  Am  14.  September  1.  J.  zu  Clhamounix  der  jnnge  masisehe 
Naturforscher,  Professor  des  Naturrechtes  Pedt  seh  ein  ko  (Fedtschenko) 
aus  Moskau,  der  Entdecker  des  Stfchurowsky-Gletschers  im  Ghaaat  tqil 
Chokand  auf  dem  Col  du  G^nt,  von  bösem  Wetter  überrascht. 

—  Am  15.  September  1.  J.  in  Löwen  Hermann  Des  wert,  Pro- 
fessor an  der  „Acad^mie  de  Musique". 

—  In  der  Nacht  zum  17.  September  1.  J.  in  Leipzig  Professor 
Johann  Nepomuk  Czermak  (geb.  am  17.  Juni  1828  zu  Prag),  früher 
Assistent  alldort,  dann  Professor  in  Graz,  Krakau,  Pest,  ab  Physiolog 
und  Arzt  allgemein  geachtet,  auch  durch  verdienstTolle  Schriften,  besonders 
über  Laryngoskopie  und  Rhinoskopie  bekannt. 

—  Am  17.  September  L  J.  zu  Wien  Johann  Smotenitz  Ritter  ▼. 
Smolk,  akademischer  Porträtmaler,  58  Jahre  alt;  laut  Melduna^  an 
Paris  von  17.  September  L  J.  Freiherr  Ton  Werther,  ans  dem  Etsass 
gebürtifi",  wegen  seiner  Sanskritstudien  anter  den  französischen  Orientalirteo 
ehrenvoll  bekannt 


Penonal-  und  Scfaulnotiieii.  OSO 

—  Am  la  September  1.  J.  xn  Wien  der  k.  k.  Vice-Hofbachhalter 
in  Pension  Joeei^i  Fröhlich,  seineneit  Professor  der  Verrechnongskonde 
an  der  Wiener  UniTeraiiat,  im  Alter  von  80  Jahren. 

—  Am  19.  September  L  J.  xn  Paris  einer  der  aosgeieichnetsten 
französischen  Physiologen,  Coste,  Professor  am  Collage  de  France,  Mit-. 
elied  des  Institutes,  Torsüglich  durch  seine  Studien  flber  die  Verlängerung 
des  menschlichen  Lebens  hekannt. 

—  In  der  Nacht  sum  20.  September  L  J.  su  Floienx  Professor 
Donati,  (geb.  zu  Pisa  1826),  Director  des  astronomischen  Observatoriums 
zu  Florenz,  Verfasser  rieler  astronom.  Schriften  und  Abhandlungen,  so 
wie  Entdecker  mehroror  Kometen ,  Ton  denen  der  1858  erschienene  IX>oati*s 
Namen  ffihrt. 

—  Am  20.  September  1.  J.  zu  Pest  August  Ton  Kubinji  (geb. 
1799),  emer.  Director  des  kön.  un^.  National-Museums,  dem  er  durdi 
25  Jahre  vorgestanden,  Directionsmitglied  der  ung.  Akademie,  K&mmerer, 
Bitter  des  Ordens  der  eisernen  Krone  3  CL  und  Besitzer  vieler  anderer 
in-  und  auslandischer  Orden,  um  das  obgenannte  Institut  hochverdient. 

—  ^Laut  Meldung  vom  21.  September  L  J.  aus  Paris  alldort  einer 
der  berühmtesten  französischen  Chirurgen,  Dr.  N^laton  (geb.  am  18. 
ri7.]  Juni  1807).  seit  1851  Professor  an  der  chirurg.  KlinS,  seit  1856 
Mitglied  der  patnolog.  Section  der  medicin.  Akademie,  Grossofftcier  der 
Ehrenlegion,  Senator  u.  s.  w.,  als  Operateur  eine  europäische  Celebrität; 
zu  Dresden  der  kÖn.  sädis.  Kammerrath  Karl  August  Zschille,  duroh 
seine  literarische  ThätigEeit  in  weiten  Kreisen  bekannt,  im  84.  Lebensjahro. 

--  Am  22.  September  1.  J.  zu  Froiberg  Oberberjprath  Dr.  Johann 
August  Friedrich  Breithaupt  (geb.  zu  Probstzella  im  Saalfeld*schen 
am  18.  Mai  1791),  Professor  der  Mineralogie  an  der  dortigen  Berg- 
akademie, einer  der  ausgezeichnetsten  Mineralogen  Deutschlands. 

—  Am  23.  September  1.  J.  in  seinem  Laudhause  Cinquentana  zu 
Cecina  bei  Livomo  Francesco  Domenico  Guerrazzi  (geb.  zu  Livorno 
[Varonice?]  1805),  als  Bomanschriftsteller  („La  Battaglia  di  Benevento*', 
^Assedio  di  Firenze^,  ^Isabella  Orsini"  u.  a.)  und  Politiker  bekannt 
(Vgl  Beil.  z.  A.  a.  Ztg.  v.  30.  Sept.  1.  J.  Nr.  273.  S.  4146. 

—  Am  24.  September  1.  J.  zu  Schnepfenthal  August  Böse,  lang- 
jährig an  der  dortigen  Erziehungsanstalt  beschäftigt,  Schwiegersohn 
Sa1zmann*8,  als  Botaniker  geschätzt. 

—  Am  26.  September  1.  J.  zu  Leipzig  Dr.  Julius  Boderich  Benedi z 
(geb.  ebend.  am  21  Jänner  1811),  fruchtbarer,  allgemein  beliebter  Lust*' 
spieldichter,  seinerzeit  auch  a.usübender  K&nstler,  Theater -Intendant 
u.  s.  w.;  zu  Berlin  die  Schriftstellerin  Louise  Mühlbach  (geb.  zu  Neu- 
brandenburg  am  2.  Jänner  1814),  Witwe  des  im  J.  1861  verstorbenen 
Schriftstellers  Theodor  Mundt,  dem  sie  als  Clara  Müller  angetraut 
wurde,  vielbekannte  fruchtbare  Bomanschriftstellerin. 

—  Am  27.  September  L  J.  zu  Strassburg  der  Landschaftsmaler 
Kir stein,  jüngster  Sohn  des  ausgezeichneten  Ciseleurs  Kirstein,  im 
Alter  von  59  Janren. 

—  Am  29.  September  1.  J.  zu  Paris  der  Schriftsteller  Emile 
Gaboriaa,  als  Romanschriftsteller  bekannt  und  beliebt,  im  Alter  von 
39  Jahren. 

—  Am  30.  September  1.  J.  zu  Wien  Johann  Heinrich  Mirani 
(geb.  zu  Prag  am  25.  April  1802),  als  Verfasser  wirksamer  dramatischer 
Arbeiten  für  die  Volksbühne,  so  wie  als  gewandter  Novellist,  vortheilhaft 
bekannt. 

—  In  der  zweiten  Septemberwoche  1.  J.  in  Lausanne  der  waadt- 
ländische  Schriftsteller  Fr.  Benz,  im  40.  Lebensjahre. 

—  Mitte  September  1.  J.  zu  Berlin  Otto  Bülow,  k.  Hofgemälde- 
reetaurateur  und  Porträtmaler;  zu  Utrecht  A.  Hoek,  Professor  der 
mathematischen  Wissenschaften  an  der  dortigen  Universität 


MO  Penonal-  und  Sehuhiotiieii. 

—  In  der  TOTletsten  SeDtemberwoche  1.  J.  n  FariB  der  Senior 
aller  fnniöBischer  Aeronaaten  Godard  Vater,  71Jahre  alt;  niid  la  Rom 
der  ansgezeichnete  spanieche  Historienmaler  Eduard  Bosalee,  in  letiter 
Zeit  znm  Direetor  der  spanischen  Akademie  der  sdidnen  Künste  in  Born 
ernannt 

— -  Im  September  1.  J.  in  Louisiana  in  Amerika  einer  der  bedeu- 
tendsten Becfatsgelehrten  des  Südens  der  vereinigten  Staaten,  der  Uni- 
TersitatsprofessoT  Christian  Boselins  (geb.  zn  Sremen  1803). 

—  In  der  lotsten  Septemberwoche  anf  seiner  fieeitznng  bei  Ljon 
Chacornac,  franideischer  Astronom,  Entdecker  mehrerer  kleinerer  Kometen. 

—  Anftmi^  September  1.  J.  zu  Wien  der  ehemalige  Notar  Dr.  Job. 
Baptist  Zngschwert,  als  juristischer  Schriftsteller  bekannt;  zu  Landi- 
hut  der  ehemalige  Bector  der  Landwirthschafts-  u  Gewerbeechule  Prot 
Karl  Schlotthauer,  im  71.  Lebensjahre,  und  zu  Marlotte  bei  Fontai- 
nebleau  der  durch  seine  Illustrationen  zu  franz^ischen  Dichtem  bekannte 
Maler  Cölestin  Nanteuil,  im  60.  Lebensjahre. 

—  Am  1.  October  1.  J.  zu  VinkoTce  Sr.  Hochw.  Weltpriester 
Emerich  Bolthauser,  vordem  Professor  am  dortigen  Gymnasium;  zu 
London  der  ausgezeichnete  Thiermaler  Edwin  Landseer  (geb.  ebend. 
am  7.  März  1802),  seit  1831  Mitglied  der  Akademie  der  Künste  in  London, 
1850  in  den  Bitt^rstand  erhoben. 

—  Am  2.  October  1.  J.  zu  Wien  Sr.  Hochw.  P.  Andreas  Spiegel 
(geb.  zu  Kundl  in  Tirol  am  2.  September  1802),  Piaristen-Grdenspriester, 
em.  Professor  des  Josephinischen  Gjrmnasiums  in  Wien,  C^onvicteprafect 
u.  s.  w.,  im  46.  Ja^re  seiner  Ordensthatigkeit .  als  Priester  und  Lehrer 
gleich  geachtet;  zu  Agram  Johann  Pexider,  Professor  der  MathemaU 
und  Physik  am  dortigen  OG. 

—  Am  4.  Getober  l  J.  zu  Prag  der  Professor  am  dortigen  Alt- 
sttdter  G.  Wenzel  Zikmund,  im  57.  Lebensjahre;  zu  Chrudim  Se. 
Hochw.  Joseph  Sou6ek,  Katechet  am  dortigen  k.  k.  Beal-G.,  im  AHcv 
von  45  Jahren;  zu  München  Dr.  theol.  Wilheun  Karl  Bei  sc  hl,  Professor 
der  Moralphilosophie  an  der  theol.  FacultSt  der  dortigen  Hochschule  und 
geistlicher  Bath. 

—  Am  5.  October  1.  J.  zu  Prag  der  jubil.  Appellationsrath  Dr. 
Schmidt  von  Bergen  hold,  Verfasser  zahlreicher  montanistischer, 
topographischer  und  historischer  Werke. 

—  Am  6.  October  1.  J.  zu  Wien  der  fürstL  Schwanenberg*8che 
Hofgftrtner  Gervasius  Immelin,  eine  im  Fache  der  Horticultur  ausge- 
zeichnete Persönlichkeit,  im  Alter  von  82  Jahren;  zu  Heiligenstadt  bei 
Wien  der  bekannte  Historienmaler  Leopold  Schulz  (geb.  zu  ¥nen  1804), 
seinerzeit  Oustos  der  Lamberg*8chen  Gemäld^alerie  in  Wien,  1844  Con- 
rector  und  seit  1845  Professor  an  der  Wiener  Kunstakademie;  zu  Kaschan 
der  kais.  Bath  und  pens.  Professor  an  der  dortigen  Bechtsakademie.  jnr. 
Dr.  Johann  N.  Plath,  im  81.  Lebensjahre;  zu  Loschwitz  bei  Dresden 
der  Künstler  und  Lehrer  des  Gesanges  und  des  dariers,  Friedricli  Wiedik 
(geb.  zu  Pretsch  im  Kreise  Wittenberg  am  18.  August  1785),  Vater  der 
ausgezeichnetsten  Klavierrirtuosin  Clara  Wieck,  Witwe  des  gefeierten  Compo- 
nisten  Bobert  Schumann. 


Druckfehler. 

Heft  V,  S.  369  Z.  24  y.  0.  statt:  „Lehrer*  lies  „Leser". 


Diesem  Doppelhefte  sind  sieben  literarische  Beilagen  beigegebeo« 


Im  Verlage  yon  Hermiinp  Cosieiioble  in  Jeua  ist   erschienen : 

Vergleichende  Grammatik 

der  indogenuanisclien  Sprachen 

▼on 

Radolf  WestpinaL 

I.  Thell:  Das  indogermanische  Yerbum. 

nebst  einer  Uebersicht  der   einzelnen   indogermanischen  Sprachen   und 

ihrer  LaotverhSltnisse. 
Ein  starker  Band,  63  Bogen  gr.  8.  eleg.  broch.  Preis  12  fl. 


In  J.  V.  Kern's  Verlag  (Max   Müller  in  Breslau  ist  soeben 
erschienen : 

Kurze 

vorgüdiollidsidld  dteutsolii«  ©racKiiitiiatilc 

in  ihren  GrundzOgen 

fflr  die  mittleren  Klassen  höherer  Lehranstalten 

dargestellt  von 

Dr.  Th.  Schoenborn, 

«nrd,  Lthrtr  an  dar  B«Um1i«1«  lam  iMiliftn  G«iat  in  BraaU«. 

I.  T  li  e  1 1 :  Laut-  und  Flexiomtehre 

Preis  60  kr. 


Im  Verlage  von  Fr.  Schulthess  in  ZArich  erschien  soeben  and 
iflt  in  allen  Bnchhandlnngen  yorräthig: 

Fräulein  de  la  Seigli^re 

von 

Juies  Sandeau. 

Zum  Rückübersetzen  in*s  Französische  bearbeitet 

von 
H.  Breitinger, 

ProftMor  »n  dtr  tharfan^schni  Cantontcbtü«. 

Preis  78  kr. 
(In  Partien  von  12  Exemplaren  i  60  kx.^ 


Im  Verlage  von  Fl.  Kupferberg  in  Nalnz  ist  soeben  enchieuen 
and  durch  alle  Bachhandlangen  zu  beziehen : 

AHN,  Dr.  F..  E.,  EQülisli  LtatQre  of  tke  Nineteentli  CentiirF. 

A  Biographical  and  Critical-Reyiaw  firom  1800^1872.  With  an  Appen- 
dix on  the  Contemporary  Literature  of  America.  244  Seiten  gr.  8. 

1  fl.  80  kr. 

Das  iiprosse  Interesse,  welches  gegenwärtig  für  die  englische  Sprache  nnd 
ganz  besonders  für  die  englische  Literatnr  nnter  den  Gebildeten  Dentschlanda 
sidh  regt,  veranlasste  die  Verlagshandinng  zar  Heraasgabe  obigen  Werkes,  wel- 
ches als  erste  ausfQhrliche  englische  Literatargeschidite  des  19.  Jahrhunderts 
gewiss  Vielen  sehr  willkommen  sein  wird. 

Der  Name  des  durch  seine  sonstigen  Schriften  rühmlichst  bekannten  Ver- 
fassers bürgt  für  die  Gediegenheit  des  Werkes,  welches  den  Besitzern  der  Tanch- 
nitz  und  Asher  CoIIection  von  doppeltem  Werthe  und  bOchst  willkommen  sein 
wird,  da  nicht  nur  sämmtUche  Schriften  der  betreffenden  Autoren  darin  namhaft 
gemacht,  sondeni  auch  alles  Nähere  über  ihren  Lebensgang,  sowie  ihre  Stellung 
in  der  englischen  Literaturgeschichte  Berücksichtigung  gehinden  hat  und  somit 
darbietet,  was  schon  lange  vermisst  und  sehnsüchtig  erwartet  wurde. 


Soeben  ist  erschienen  and  durch  jede  Bachhandlang  sa  beziehen : 

Lehrbuch  der  Geographie 

nach  den  Principien  der  neuem  Wissenschaft  für  österreichische  Mittel- 
schalen und  verwandte  Lehranstalten,  sowie  zum  Selbstanterrichte   von 

Dr.  Alexander  Georg  Supan. 

I8V4  Bogen.  8.  Preis  1  fl.  20  kr. 

Dieses  Lehrbuch  zeichnet  sich  durch  eine  aasfOhrliohere  Behandlung  der 
physikalischen  Geographie,  durch  besondere  Betonung  des  vergleichenden  Mo- 
mentes, sowie  durch  eine  zweckentsprechende  Auswahl  und  übersichtliche  An- 
ordnung des  Stoffes  von  den  übrigen,  an  unseren  Schulen  bisher  üblichen  Lehr- 
büchern aus,  und  ist  daher  ganz  geeignet,  den  Rliter'schen  GniOdS&tzen  in  un- 
seren Schulen  Eingang  zu  verschaffen. 

Laibach,  im  December  1873. 

Im.  T.  Kleinmayr  ft  F.  Bamlieri. 


In  Carl  Winter's  UniversitAts-Bachhandlaiig  in  Heidel- 
berg ist  soeben  erschienen: 

Starliy  K.    B.    o.    Ö.  Professor  an  der  Universität  Heidelberg.    Nach 

dem  griechischen  Orient.  Reise-Studien.  Mit  einem  Kärtchen 

der   Umgegend   von   Troja  und  photographischer  Abbildung  eines 

athenischen  Grabmales.   8^  broch.  fl.  4.50 

Inhalt:  1.  Vom  Rhein  zur  Donau.  —  2.  Zehn  Tage  in  Wien.  —  3.  Von 
der  Donau  zum  Bosporus.  —  4.  Acht  Tage  am  Bosporus.  —  6.  Am  Hellespont 
und  auf  den  Ruinen  von  Troja.  —  6.  Ein  Tag  in  Lesbos.  Smjma,  das  alte  und 
neue.  —  7.  Die  Ruinen  von  Ephesus.  —  8.  Das  Tantalusgrab  nnd  der  Niobe- 
felsen.  —  9.  Ein  Ausflug  nach  Sardes.  —  10.  In  der  Quarantaine  auf  Synu  — 
11.  Ein  Herbstmonat  in  Athen.  •—  12.  Attische  Ausflöge  und  Heimkehr.  — 
Anmerkungen. 


Veikg  Ton  Friedrloh  Vleweff  und  Sohn  in  Brannsohweig. 

(Za  beziehen  dnrch  jede  Bachhandlang.) 

Die  constructive  Zeichnnngslehre 

oder  die  Lehre  vom  Grand-  und  Anfriw,    der  Parallelperspective,.  der 

nuderischen  Perspective  and  der  Schatten-Constmction.    Für  technische 

Lehranstalten  und  für  den  Selbstonterricht  bearbeitet  von 

Dr.   Joh.    MOIIBPi  Professor  xa  Freibnig  im  Breisgftn. 

Zweite  Auflage,  gr.  4.  geh. 

Erster  TheiL  Text  PreU  90  kr.  Alias.  (36  Knpfertafehi.)  Preis  S  fl.  70  kr. 
Zweiter  TheiL  Text.  Preis  90  kr.  Atias.  (37  KapfertafehL)  Preis  211.  70  kr. 

Die  Schule  der  Physik. 

Eine  Einleitung  znm  ersten  Unterrichte  in  der  Natarlehre.  Znm  Schal- 

gebranche  and  zur  Selbstbelehrnng  von 

Dr.  Joh.   Mfliler,  PioSMMr  ^  VnOntg  in  Bniag%n. 
Mit  S93  in  den  Text  eingedruckten  HoUsticben.   gr.  8.  geh.   Preis  1  fl.  80  kr. 

Lehrbuch  der  Zoologie 

für  Gymnasien,  Realschulen^  ferst-  und  landwirthschafbliche  Lehranstalten, 
pharmaceutische  Institute  etc.  sowie  zum  Selbstunterrichte  von 

Dr.  Otto  Wilhelm  Thomö, 

ordentL  Lehrer  an  der  BÜdiieehen  Realacliale  erster  Ordnnng  za  Köln. 
Zweiter  Abdruok.  Mit  644  verschiedenen  in  den  Text  eingedruckten  Holsstichen. 

gr.  8.  geh.  Preis  1  fl.  80  kr. 

I^as  BuQh  dter  Natiur, 

die  Lehren  der  Phjsik,  Astronomie,  Chemie,  Mineralogie,  Geologie, 
Botanik,  Zoologie  und  Physiologie  umfassend.'  Allen  Freunden  der  Natur- 
wissenschaft,    insbesondere   den   G^ymnasien,    Realschulen   und  höheren 

Bürgerschulen  gewidmnt  von 

Dr.  Friedrich  Schoedier, 

Direetor  der  Grossherzoglich  Hessischen  Proruuüal-Beslsehiile  in  Kainz. 
Neunsehute  verbesserte  Auflage.  In  zwei  Theilen.  gr.  8.  geh. 

Erster  Theil:  Physik,  Astronomie  und  Chemie.    Mit  407  in  den  Text  ein- 

fedruckten  Holsstiohen,  einer  Spectraltafei  in  Farbendruck, 
temkarten  and  einer  Mondkarte.  Preis  2  fl.  88  kr. 
Zweiter  Theil:  Mineralogie,  Qeognosie,  Geologie,  Botanik,  Zoologie  und 

Physiologie.  Mit  676  in  den  Text  eingedruckten  Holzstichen 
n.  einer  geog^ostischen  Tafel  in  Farbendruck.  Preis  2  fl.  88  kr. 

Deotseh  •  Lateinisches  Sehol  •  Wörterboch 

von  Dr.  C.  F.  IngersleVy  rwtwtm. 

Dritte  durchgehends  verbesserte  und  vermehrte  Auflage.  Dritter  Abdruok. 

gr.  Lex.  8.  geh.  Preis  2  fl.  70  kr. 

von   C.    F.   IngerSleV,  Professor. 

Dritt«  durehgehends  verbesserte  und  vermehrte  Auflag  HiMvr  MAtu^^s^ 

gr.Les.a.fib.PMi8fl.  90 kr. 


Id  der  VerlagBlraelilMndliuig  too  Albert  Srhearlea  m  HtB- 
brMIB  ist  toeboi  encldeaeB  md  in  all«a  Bvehbandbugen  f  ulthig: 

J,  F.  Haog'ii  UebaBgsbacli  mumViMtmHM^m  avs  dcoi  BiMtuhM 

ia'^  Lateinische  Ar  mtUlere  Clmssen.  Zweite  Ahtkeilaag. 
Zweite  ginzlicb  omgearbeitete  Aoflage,  unter  Mitwiikang  Ton 
Professor  H.  Kraat  ond  Professor  B.  MirUia  bearbeitet  tod  A.W. 
Roetchy  Professor  am  Gjnuuwiom  in  Heilbnmn  9Vi  Bogen  ^.  8. 
Broscbirt.  Preis  90  kr. 


In  meinem  Verlage   ist   non   vollstindig   ersebienen  und  in  aUei 
Bncbbandl angeil  an  baben: 

EnAliluiigen  mUH  der  Clesehiehte.     Fflr  Scbnle  imd  Hana.    Von 

H«  W.  Stoll«  Professor  am  O^rmnasium  an  Weilbnrg.  5  Bindeben. 
8®.  Gebeftet  Jedes  Bindeben  90  kr. 

I  n  b  a  1 1 :     I.  Bindcben :  Vorderasien  nnd  Grieebenland. 

n.  ,,  Bömiscbe  Gescbicbte. 

m.  „  Das  Mittelalter. 

IV.  ,t  Von    der  Reformation  Ina   rar    frans5- 

siseben  Revolution. 

V.  „  Von    der    franxö siseben  Reyclation    bis 

zur  Elmeoening  des  dentscben  Kaiser- 

reicbs. 
Dieses  neue  Werk  des  rabmlicbst  bekannten  Vei€uaen  iat  aUaeitig 
mit  lebbaftem  Beifiül  aufgenommen  worden.  Dasselbe  ist  bereits  in  Tieiea 
böberen  Schulen  eingef&brt,  den  Lebrem  an  Elementarscbnlen  aber  la 
eigenem  Gebraucb  durcb  die  Kritik  empfoblen  worden.  In  Haas  und 
Familie  wird  es  fitir  alle  diejenigen  eine  willkommene  Gabe  sein,  welche 
einen  raseben  Uebcrblick  Aber  das  Gesammtgebiet  der  Geschichte  ge- 
winnen wollen.  Die  Darstellung  ist  fliessend  nnd  elegant. 

Leipaig,  im  Septembei   1873.  B.   Q.   Teilbll6r. 

Bei  Wilb.  Sehultae  in  Berlin,  Scbarmstrasse  Nr.  11,  iit  evpchieneD: 

Aus  den  Quellen    zusammengestellt  von 

A.  Engelien  und  H.  Fecliner. 

L  TheU  48  kr.  n.  Tbefl  60  kr. 

Dieta   beiden  Theile   wurden  bald  nach  ihrem  Brsoheinam  im  Yer« 
lehiedenen  Sohnlen  und  Yonohnlen  von  Gymnaiien  Berlina  eingdlkit 


P»r3ooal-  und  Schalnotiien.  (Igft 

—  Der  MinUter  far  C.  u.  D.  hat  la  Mitgliedern  der  wisBenschaft- 
Uchen  BeftUchut-PrQfuDgBcotamieiioD  in  frag  für  die  Dauer 
des  Studienjahres  1873/4  emumt:  als  Director:  den  ordeDtllcheii  Pru- 
fewot  am  deutschen  politfichniBchen  Inatitute  Dr.  Karl  Koii^tka;  ala 
Facheiaminatoreo:  1,  bei  der  Abtheilong  fUr  da»  RealBcbullehramt : 
fBr  deutsche  Sprache,  den  ordentlichen  UnirerBitSts-PrufeBtur  Dr. 
Jobfton  Kelle;  fOr  böhmiache  Sprache,  dt;u  erdentlichen  UnivBr9ität:<- 
Prof«9or  Martin  Hattala;  läi  fraciösische  Sprache,  dan  Uni- 
Teraitatslehrer  Dr.  ÄDselm  Ricard;  fär  (ieachiebte,  die  ordeatlicbea 
DniTereitate-ProfeBsoren,  Regierungitiath  Dr.  Conitantin  Hoflur  und 
Begierongsrath  Weniel  Toinek;  tur  Ueographie,  den  ordentlichen 
Professor  am  deutschen  polTtechuischeo  loatitat«  Dr.  Karl  Eatistka; 
ntr  Mathematik,  die  ordentlichen  Cniveiaitäta  Profensoren  Dr.  Ueinricb 
Dur^ge  und  Dr.  Frani  Studniaka-,  für  darsteUende  Geometrie. 
d«D  oraentlichen  Profe&sor  am  deutschen  poljtecbnisclien  lestitute  Dr. 
Karl  Küpper  und  dan  ordentlichen  Professor  am  böhmischen  polytech- 
nischen InstitoteFramTilser;  für  Physik,  die  ordentlichen  Professoren 
an  denselben  Hochschulen,  Dr.  Adalbert  von  Walteabofen  und  Karl 
Zenger;  für  Chemie,  die  ordentlichen  Professoren  an  denselben  Hoch- 
scbulen  Dt.  Wilhelm  Gintl  und  Dr.  Adalbert  äafafik;  fQr  Naturge- 
schichte, den  ordentlicheD  Professor  am  bähmischen  polytechaischeu 
Institute,  Johann  Krejüi.  und  den  ordentlichen  UnifersitatB-Professor, 
Begierungsratb  Dr.  Friedrich  ätein.  2.  Bei  der  Abtheilung  fiii  das 
Lehramt  der  Handelswissenschaften :  für  Uandelageschicb  te,  die 
ordentUchen  UniTonjitäte  -  Professoren ,  Regierungerath  Dr.  KonstÄutin 
Ritter  f.  HSfler  und  Regierungsrath  Wenzel  Tomek;  für  Handels- 
Keograpbie,  den  ordentlicheD  Professor  am  deutschen  poljtechniscbea 
lostitnte  Dr.  Kort  Koristka;  für  Handelsaritbmetili,  den  ordent- 
lichen Professor  am  deutschen  polytechnischenlnstitute  Johann  Lieblein 
and  den  ordentlichen  Universitäts  Professor  Dr.  Franz  Studniika;  für 
Buchhaltung,  Handels-  und  Wechse  Ikunde.  dann  Handelscor- 
respondenz,  den  Landesadvocaten  Dr.  Anton  Meznik  und  den  ordeut- 
liehea  Universitäts  -  Professor  Dr.  Dominik  Dllmann.  3.  Bei  der  Ab- 
theilung  für  das  Lehramt  des  Freibandieicbnens:  für  beschreibende 
Geometrie  und  psdagogisch-didakt ische  Fragen,  den  ordent- 
lichen Professor  am  deutächen  pDlytechniecb<in  Institute  Dr.  Karl  K  Upper 
and  den  ordentlichen  Profeesor  am  böhmischen  poljtc'cbnischen  Institute 
Ftani  Tileer;  für  allgemeine  und  Kunstgeschich  te,  den  Dni- 
rersitäU-Profeuur  Dr.  Alfred  Wottmaun  und  den  Dr,  Agathon  Klemt 
mit  der  Bestimmung,  das»  der  letztere  im  Winter-  und  der  erstere  im 
Sonmer-Semester  als  Examinator  zu  fungieren  hat;  für  Anatomie  dos 
mensobtichen  Körpers,  den  M.  Dr.  Weniet  Steffal;  für  orna- 
mentales Zeichnen  und  Kunstitlllehre,  den  Architekten  Anton 
Bartitios;  für  figurales  Zeichnen,  den  Professor  an  der  Kunet- 
alüdsroie  Anton  Lhota;  für  das  Modellieren,  den  Lehrer  der  Modellir- 
konst  Thomas  Seidan;  endlich  für  die  letitgenanatan  beiden  Abthei- 
Inngen  die  bei  der  ersten  Abtheilntig  bestellten  Eiamlnatoren  Dr.  Johann 
Kelle  und  Martin  Hattala  für  <ue  betrefiendeu    Unterrichtesp rächen. 

—  Der  Minister  für  C.  a.  D.  hat  den  Hauptlehrer  an  der  Lai- 
bacher k.  k.  Lehrerinnen-Bildungsanstalt,  Willibald  Zupuufi6,  xum 
MitgUede  der  Prüfungscommission  für  allgemeine  Volks-  und 
BQrBerschulen  in  Laibacb  fbi  die  Zeit  bis  zum  Schlüsse  des 
Scbu^ahres  187&/6;  femer  den  Volksschnlleiter  Franx  Ertl  in  Prag,  den 
Volksäcballebrer  Franz  Lifka  in  SmicLow  und  den  Professor  des  deutschen 
Bealgj'mnasiams  in  Prag  Dr.  Adolf  Bachmann,  zu  Mitgliedern  der 
deutschen  Prüfungscommission  für  allgemeine  Volks-  und 
Bürgerschnlen  ia  Prag  und  den  Director  der  Smichow'er  Volks-  und 


imk  timt  in  jfWcSiK  xcrii^  iriMmmm 

if;  r<  xIfctfYTV  üiv  asiciftTV  JT^^***  jkävk  ^jftvflr. 

An  lecnftier  St«I>  bexekkocc  es  goaiiciB  ü*  finsoKt:  i» 
Erz  hat  mle  Mirnur  gEmahs.  u«r  «s  ist  kaae  Errat»  Irvrv  z2^^ 
rajurrro  ZciV  Ia  ^111.  66  fo  Wage  Bxckt  als  StcrAbOd  asfekssa 
za  vollen .  vare  tbccsi'mel .  a^  wenn  vir  aosdolick  ü«  AqpcB  tot 
den  SchrSoiiehAi  der  Hias  TenchlkaMn .  absckslkk  aa  i«ff  Islahs- 
kstrkm  der  Stellen  festhalten  voQtea.  Beide  Stella  eaÜHten  Be- 
sdimb^agen  der  SteCng  der  Wage  am  HiBBel .  hcide  l>p»ichfn 
einen  Mviiat,  vas  vir  so^nck  darthsn  verden.  T«iiiBfi|f  sei  orvihnl, 
da»  #i/aor  m^gnfin  in  der  Bcdectnne  Mittae  siek  nnw^iglich  bü 
dem  Begrüfe  der  Waee  als  StembOd  and  als  Monatsheiieifhngng  m- 
eint:  xa  Mittag  ist  kein  Sternbild  sichtbar  ond  die  Jahresbcdenlang 
Ton  taiargtyw  fordert  anbedingt  auch  die  Jahresbedeotong  fii  laiom 
m^vwf.  Als  die  Sonne  die  n«Srdlidie  Wende  T«^lli*3gai  hatte .  stand 
^  Wage  am  Himmel  im  Gleichgevicht.  Zeoa  er£a5Ste  sie  in  der  Mittt 
ond  vog. 

Miaov  Cfti^cnfifp  ist  aber  aoch  direct  in  der  Bedeotaag  dei 
21.  Joni  gebraocht  nnd  zvar  Od.  IT.  385.  I>iese  Stdk  kann  ans  der 
Odjssee  heraosgehoben  verden .  veil  sie  mit  den  Irrtüirten  des  Odjs- 
seiLs  in  keinem  Zusammenhange  steht,  eine  abtrennbare  ahe  Stelle 
ist.  Menelans  solle  warten,  bis  Proteos  erscheint,  der  Waasergott 
der  Aegypter,  IV.  3ö5,  der  Unterthan  Poseidons,  der  aDe  Gewisser 
kennt.  Dieser  werde  erscheinen  IT.  400.  wenn  die  Sonne  die  Mitte 
des  Himmels  überschritten  hat;  dann  möge  er  ihn  festhalten,  sosehr 
er  auch  alle  Gestalten  annehme  IT.  416  ond  456. 

Ein  Gott  der  Aegjpter,  der  sich  in  Wasser  nnd  Baom  Tervaa- 
delt  nnd  in  alles  was  da  kriecht,  kann  wol  kein  anderer  sein  als  der 
Nilgott  r^ler  die  Personificirnng  des  Xil  selbst.  Den  mnssten  die  Ae- 
gjpter  festhalten,  damit  sie  aller  Segnungen  theilhaftig  werden.  Er 
erschien  im  Juni  wie  heute,  wenn  die  Sonne  die  Mitte  des  TTiffuJi 
überschritten  hatte ,  wenn  sie  die  nördliche  Wende  Tollzogen  hatte. 
Der  Gott  wird  auch  zn  Feuer :  ^eanidaig  ni!^,  da  die  Hitn  «mtritli 
und  er  /Ordert  das  Gedeihen  Ton  Pflanzen  nnd  Thieren.  Was  nofdoli^ 


A.  Kriehenbauer ,  Das  Altdr  der  nifts.  647 

dQayuüv,  avg  ist,  kann  ich  nicht  erklären,  aber  was  IV.  456  der 
Löwe  ist,  in  den  er  sich  verwandelt,  ist  deutbar,  da  bekannt  ist, 
dass  die  Sonne -im  Sternbilde  des  Löwen  stand,  wenn  der  Nil 
austrat.  Dieser  Löwe  in  Verbindung  mit  Proteus  und  dem  Nilaustritt 
ist  kein  thierischer,  sondern  ein  mythischer  Löwe,  das  bekannte 
Sternbild. 

Wissenschaftlich  steht  fest,  dass,  wenn  wir  die  Dias  nicht 
auf  das  Jahr  3285  t.  Chr.  Geburt  verlegen  wollen ,  in  das  Jahr ,  in 
welchem  der  heiische  Aufgang  des  Sirius  und  die  nördliche  Sommer- 
wende gleichzeitig  waren,  zur  Zeit  der  homerischen  Griechen  eine 
Differenz  zwischen  Sirius-  und  Sonnenjahr  schon  bestanden  haben 
muss.  Die  Existenz  des  Wortes  d'igog  bezeuget,  dass  diese  Differenz 
bereits  auch  wahrgenommen  und  bezeichnet  wurde.  Schon  daraus 
lässt  sich  schliessen,  dass  sie  nebst  dem  Siripsaufgang  auch  die  Sonne 
in  ihrem  Laufe  beobachtet,  das  Sonnenjahr  gekannt  haben  mussten. 
Da  in  der  Ilias  die  Bezeichnung  rjihog  iaIoov  ovqovov  ajdcptßeßi^xst 
und  ovQavov  elgaviwv  in  Stellen  vorkommt,  die  die  Tagesbedeuhing 
ausschliessen,  die  Jahresbedeutung  nothwendig  machen  und  geradezu 
die  Sonnenwendepunkte  bezeichnen,  so  erkennen  wir,  dass  durch  fiiaov 
ovQavov  wirklich  die  nördliche,  durch  otQavov  eigaviwv  die  südliche 
Wende  der  Sonne,  der  21.  Juni  und  der  21.  December  bezeichnet, 
die  zwei  Hauptpuncte  der  Ekliptik  angegeben  und  das  Sonnenjahr 
sammt  der  Differenz  mit  dem  Siriusjahr  bekannt  war. 

Uns  ist  nothwendig  zu  wissen,  wie  gross  war  diese  Differenz  ? 
Dies  fTihrt  uns  zur  Untersuchung  der  Ekliptik. 

3.  Die  Ekliptik. 

Es  ist  bekannt,  dass  der  Frühlingspnnct  kein  fester  Punct  ist, 
sondern  jährlich  etwa  50"  westlich  rückt,  im  Jahrhundert  1®  23' 
40"  und  den  Umlauf  um  die  ganze  Ekliptik  in  26000  Jahren  voll- 
endet; es  entfallen  auf  einen  Grad  72  Jahre;  die  folgenden  Berech- 
nungen gelten  alle  für  38®  n.  Br. 

Als  Ausgangspunct  der  Zählung  nehme  ich  nicht  das  Aequi- 
noctium  von  1873,  sondeni  von  1850,  Wie  dies  auch  für  unsere 
Himmelskarten  und  Globen  meistens  der  Fall  ist.  Die  Prä- 
cession  der  Nachtgleichen  habe  ich  schematidch  für  90®  ersichtlich 
gemacht  und  für  die  Sternbilder  Weigand's  neuesten  geographischen 
Atlas  benutzt. 

1.  Die  Wage  sahen  wir  bereits  in  den  2 Stellen VIIL  66  und 
XIX.  21  erwähnt.  Die  eine  Stelle  enthält  die  2  Merkmale:  iiiaov 
nvQavov  und  jtuaaa  Xaßwv^  die  andere  verbindet  die  Erntezeit 
ajiirjTog  mit  dem  Begriffe  ytlivjjoi.  Welche  Zeit  bedeutet  die  Wage 
als  Sternbild  überhaupt?  Heute  durchschreitet  die  Sonne  das  Stern- 
bild Wage  vom  26.  October  bis  18.  November.  Diese  Zeit  kann 
weder  mit  (tuaov  ovqavov  als  dem  21.  Juni,  noch  mit  der  Erntezeit 
in  einer  der  Ilias  entsprechenden  Weise  in  Verbindung  gebracht  wer- 
den.   Von  heute  bis  22  v.  Chr.  trat  die  Sonne  imOctoberindie 


•48  4-  Kriehenbauer,  Dib  Alter  der  Dki. 

Wage;  Ton  32 — 2182  v.Chr.  trat  sie  im  September  und  von 
2182  rückwärts  im  August  in  dieses  SteiuMld').  Es  leuchtet 
ein,  dass  wir  für  die  Ilias  weder  den  October  noch  den  August  als 
Bedeutung  der  Wage  annehmen  dürfen,  wefl  wir  im  ersten  Falle  zu 
nahe  in  die  historische,  im  andern  zu  weit  in  die  graue  Yoneit rücken, 
in  eine  Zeit.  Ton  der  wir  nicht  wissen,  ob  die  Wage  überhaupt  schon 
existiert  habe.  Es  muss  für  die  Dias  die  Bedeutung  des  September 
angenommen  werden;  denn  in  diese  Zeit:  tou  22 — 2182  t.  Chr. 
fUllt  sicher  die  Ilias. 

In  der  Bedeutung  September  kann  die  Wage  aber  nur  den  23. 
September,  die  Zeit  der  Herbstgleiche,  bedeutet  haben;  denn  nur  die 
Bedeutung  der  Gl  e  ich  heit  ist  durch  die  Wage  ausgedrückt  Heute 
hat  das  Bild  der  Wage  diese  Bedeutung  nicht  mehr;  aber  dass  dieses 
die  erste  und  ursprüngliche  Bedeutung  derselben  gewesen  sein  muss, 
erkennen  wir  daraus,  dass  das  Zeichen  der  Wage  noch  heute 
den  23.  September  bedeutet«  al<iv^  diese  Bedeutung  von  der  Zeit, 
als  sie  zuerst  dem  Bilde  lukam«  Kt^  uf  unsere  Zeit  übertragen  hat 
—  Es  ist  dies  die  natürliche  xatä  ma^  wissenschaftlich  begründete 
Bedeutung ;  jede  andere  B<deiimitf  aüsste  erwiesen  und  es  müsste 
gezeigt  werden,  wann  die  Wa|rp  ihwBedeutung  der  Herbstgleiche  ge- 
ändert hat.  Die  Wage  ist  22*  ki^;  der  23.  September  konnte  da- 
her 72  X  22  =  1587  Jah»  Ija^r  TvHi  742—2286  v.  Chr.,  also  in 
der  ganzen  Zeit  der  homeiisirten  Gnechen  in  die  Wage  fällen. 

Nun  wollen  wir  die  $i«I)«d  betrachten.  Was  fiiaaa  laßdp 
ist,  erkenne  ich  aus  jJJrpn :  Zws  ^neigt^  die  Wage  zur  Zeit  der 
Ernte  gibt  mir  für  uecca  laSüt  iSe  Bedeutung:  Zeus  hält  die  Wage 
am  21.  Juni  in  der  Mitte  —  nimlich  d«^:  Himmels  —  die  Wage  stand 
in  der  Culmination.  Die  beiden  Ausdrücke  ergeben  sich  als  astrono- 
mische termini  technici.  die  Bilder  als  Beschreibungen  wirklicher  Stel- 
lungen der  Wage  am  Himmel. 

Stellen  wir  nun  die  Wage  in  dw  Mendian,  so  muss,  da  sie  die 
Bedeutung  der  Herbstgleiche  hat  die  Sommerwende  der  Sonne  90* 
westlich  fallen.  Da  wir  uns  die  Sonne  eben  in  der  Sommerwende 
denken  müssen,  so  kommt  sie.  wenn  die  Wage  im  Meridian  steht,  an 
den  westlichen  Horizont  zu  sieh«,  d.  h.  die  Wage  stand  am  21.  Juni 
Abends  in  der  Cuhnination.  Sie  ist  22*  lang  und  zwar  tou  216 
bis  238**;  steht  238*  in  der  Bedeutung  der  Herbstgleiche  unter  dem 
M^^ridian,  so  ßllt  der  Sommerpunct  auf  23S  —  90  =  148«  Dort 
niuHK  am  21.  Juni,  wenn  die  Wage  im  Meridian  stehen  soll,  die 
Hittiua  Hieben;  die  Sonne  steht  dann  aber  noch  über  dem  Horizont. 
wojl  dftr  Tagesbogcn  derselben  im  Jura  am  gr^ssten  ist;  tritt  148« 
awUkh  nnter  den  Horizont  so  steht  auch  «hon  die  Wage  westlich 
vdm  Meridian,  nie  entspricht  nicht  mehr  der  Stellung  fidoaa  laßm, 

•»)  Im  Nir.bweU  und  die  FfHäniBg  diiMr  Berechmog  wird  dirA 
Mm  iaMlari^he  DaiBteOn^  derPkiMBM  dtfTigu  jg^d  MadÜ- 


A.  Krichehbauer,  Das  Alter  der  Dias.  649 

Steht  216^  unter  dem  Meridian,  so  ist  die  Sonne  in  216  —  90 
=  126°.  Tritt  dieser  Gi-ad  unter  den  Horizont,  so  steht  die  Wage 
gerade  noch  so  unter  dem  Meridian,  dass  ihre  Stellung  den  zwei  Be- 
dingungen (xiaov  ovqavov  und  (,uaaa  Xaßdv  entspricht. 

Heute  steht  die  Sonne  zur  Zeit  der  nördlichen  Wende ,  am 
21.  Juni  in  90";  hieraus  ergieht  sich  uns  im  ersten  Falle  für  die 
Sonne  am  21.  Juni  der  148.^  also  148  —  90  =  58*^  Differenz,  im 
anderen  für  die  Sonne  der  216.  Grad,  also  126  —  90  =  36*>  Diffe- 
renz. In  Jahren  ausgedrückt  fuhrt  die  erstere  Stellung  auf  (72  X  ^3) 
—  1850  =  2326  eine  Zeit,  die  ebensowenig  entspricht,  als  das 
Bild  entsprach ;  die  andere  Stellung  auf  (72  X  36)  —  1850  = 
742  y.  Chr.  eine  Zeit ,  die  eben  so  passend  erscheint,  wie  das  Bild 
selbst  passte. 

Ich  muss  aber  gestehen,  so  sehr  diese  Zeit  den  Traditionen 
über  Homer,  und  das  Bild  dem  Wortlaute  der  Hias  entspricht,  trage 
ich  Bedenken,  das  Jahr  742  v.  Chr.  als  die  Zeit  anzunehmen,  aus 
der  die  Himmelsbeobachtung  stammt ;  denn  dies  ist  eb6n  das  Jahr, 
in  welchem  die  Wage  aufhört,  die  Bedeutung  des  23.  September 
zu  tragen ;  es  fallt  die  Herbstgleiche  von  der  Zeit  an  nicht  mehr  in 
das  Bil  d,  sondern  bereits  in  das  Zeichen  der  Wage  im  Bilde  der 
Jungfrau;  und  in  der  Hias  haben  wir  es  offenbar  mit  dem  Bilde  der 
Wage  zu  thun,  und  dürfen  an  das  Zeichen  nicht  denken.  So  wie  uns 
^ie  Wage  in  der  Hias  aus  diesem  Gninde  einerseits  nicht  auf  eine 
jüngere  Zeit  führen  kann,  als  742  y.  Chr.,  so  wäre  es  andererseits 
sonderbar,  dass  wir  gerade  von  dem  letzten  Momente,  in  dem  die 
Wage  noch  den  23.  September  bedeutete,  Nachricht  in  der  Hias  er- 
halten sollten.  Es  ist  auch  nicht  nothwendig,  sich  auf  den  216. 
Grad  zu  beschränken ;  setzen  wir  die  Mitte  der  Wage  unter  den  Me- 
ridian, also  227**,  so  fällt  der  Sommerpunct  auf  227  —  90  =  137® ; 
hiemit  ist  die  Differenz  137  —  90  =  47°  oder  (47  X  72)— 1850 
=  1534  y.  Chr.,  die  Zeit,  aus  der  die  Nachricht  stammen  kann ; 
denn  tritt  137°  unter  den  Horizont,  so  fallt  die  Wage  noch  immer 
so,  dass  sie  dem  Bilde  ^leaaa  Xaßwv  entspricht;  genau  die  öst- 
liche Grenze  der  Wage  238®  steht  aber  bei  Sonnenuntergang  unter 
demMeridian,  wenn  dieSonne  in  130^  steht;  das  führtauf  130  —  90 
=  40°  Differenz,  um  das  Jahr  1030  v.  Chr.,  TaXavrov  repräsentiert 
mir  also  die  Zeit  von  742—1030  v.  Chr. 

Steht  die  Wage  am  21.  Ju  ni  Abends  im  Meridian,  so  muss 
sie  im  Juli  so  stehen,  dass  ihr  das  Prädicat  xXivijai  zukommt, 
sie  tritt  an  den  südwestlichen  Himmel ,  und  es  beginnt  die  Zeit  der 
Erhte. 

^ Haben  wir  in  xAiVijaf  und  (.liaaa  kaßtiv  astronomische  Be- 
zeichnungen für  die  Stellung  der  Wage  in  verschiedenen  Monaten 
erkannt,  so  fällt  uns  VIII.  73  der  Zusatz  auf,  dass  die  eine  der  Wag- 
schalen bis  an  die  Erde  reichte:  e^ia&tjVi  die  andere  zum  Himmel 
emporschnellte.  Das  ist  ein  neues  Bild  der  Wage,  das  mit  iiioaa 
laßwv  und  lilivrjai  nicht  identisch  ist*    Ich  erkenne]  daraas,  dass 


650  Ä,  KrichenbaueTf  Das  Alter  der  Dias. 

wir  in  VIII.  66  —  74  zwei  Stadien  der  Wage  in  eine  Beschreibung 
verschmolzen  Tor  uns  haben.  Stellen  wir  die  Wage  so,  dass  die 
eine  der  Schalen,  a  librae,  an  den  Horizont  reicht,  so  ist  dies  die  Stel- 
lang, die  die  Sonne  ungefähr  am  20.  Augnst  einnimmt.  Fflr  den 
21.  Juni  stand  uns  die  Sonne  in  130®,  für  den  20.  Juli  in  160*; 
also  für  den  20.  August  in  190®.  lüt  dem  Untergänge  der  Sonne 
am  20.  August  in  190®  entspricht  das  Bild  der  Wage  schon  dem 
Begriffe  etio&rjv.  Wir  erkannten  also  drei  Stadien  der  Wage  in 
den  2  Stellen  beschrieben :  piiaaa  hxßwv  entsprach  dem  20.  Juni, 
xXivrjai  dem  20.  Juli  und  e^eo^rp/  dem  20.  August  um  1000  t.  Chr. 
(V.  742—1030  V.  Chr.). 

Wir  sehen  deutlich,  dass  die  Griechen  Himmelsbeobachtungen 
an  der  Ekliptik  machten ,  dass  sie  eine  astronomische  Terminologie 
hatten,  indem  sie  die  Bilder  naturwahr  beschrieben,  dass  sie  sogar 
dadurch  Monate  bezeichneten.  Selbst  die  astrologische  Rich- 
tung, die  Verbindung  der  Gestirne  mit  dem  Schicksale  des  Menschen 
ist  ausgesprochen.  Der  Glaube  daran  war  wahrscheinlich  der  Grund, 
warum  der  Rhapsode  die  zwei  Verse  einfügte ,  die  ursprünglich  ge- 
trennt waren.  So  wie  wir  die  Bedeutung  des  Sirius  nicht  erkannten, 
so  lange  wir  W.ovixivo(;  ^iixeavöio  als  den  täglichen  Aufgang 
fassten,  so  konnten  wir  die  Bedeutung  der  Wage  nicht  erkennen,  so 
lange  wir  /aeaov  ovqavov  auf  den  Mittag  bezogen.  Da  wir  die  Wage 
als  Sternbild  erkennen,  fällt  jeder  Zweifel,  dass  fAiaov  ovqavov  und 
mit  ihm  alle  9  Zeitbegriffe  die  Jahresbedeutung  haben  müssen,  und 
die  Griechen  die  Ekliptik  kannten. 

2.  DerLöwe  trat  uns  Odyssee  IV.  als  Sternbild  entgegen,  in 
dem  die  Sonne  stand,  wenn  der  Nil  austrat.  Das  Sternbild  Löwe  ist 
37®  lang.  Es  konnte  daher  die  Sonne  37  X  72  =  2664  Jahre  hin- 
durch am  21.  Juni  im  Löwen  stehen  und  zwar  von  1462 — 4126 
V.  Chr.  Verlegen  wir  also  das  Bild  der  Odyssee  nur  auf  1462 
y.  Chr.,  so  ist  es  auch  naturwahr  und  die  Interpretation  zeigt  sich 
als  richtig. 

Ich  schliesse  nun  so:  Stand  die  Sonne  am  21.  Juni  im  Löwen 
in  der  Sommerwende,  so  muss  die  Winterwende  180®  entfernt  ao 
der  Ekliptik  gewesen  sein.  Der  Löwe  erstreckt  sich  von  135 — 173®; 
die  Winterwende  muss  also  gleichzeitig  auf  316—353®  gefallen  sein 
Während  also  der  Sommerpunct  durch  den  Löwen  rückte,  muss  der 
Winterpunct  durch  den  Wassermann  und  Steinbock  gei-ückt  sein. 
Kannten  die  Griechen  den  Löwen  als  Sommerwende  und  kannten 
sie  die  Ekliptik ,  so  muss  auch  die  Kenntniss  des  Wassermanns  nnd 
Steinbocks  in  der  Bedeutung  des  21.  December  in  der  Ilias  nach- 
weisbar sein. 

3.  Der  Wassermann  als  Sternbild  ist  eine  ägyptische  Figur, 
mit  der  Nilschwelle  in  Verbindung.  Den  Griechen  war  der  Wasser- 
gott Poseidon;  ihm  fiel  es  bei  der  Theilung  der  Erde  zu  TtoUiff 
aXa  vahffev  ael,  XV.  189.  Im  Meere  hat  er  seinen  Pallast  mid 
man  opferte  ihm  am  Gestade  des  Meeres  und  an  Flüssen.    In  dtr 


A.  Krichenbauer,  Das  Alter  der  Ilias.  651 

ganzen  Mythologie  ist  er  als  Meeres-  oder  Wassergott  verehrt  und 
noch  die  Griechen  der  historischen  Zeit  weihten  ihm  den  December, 
der  Poseideon  hiess.  Poseidon  hat  also  die  Analogie  mit  dem 
Wassermann,  dass  er  Wassergott  ist,  und  den  December  bedeutet. 
Die  Möglichkeit,  die  beiden  zu  identificieren,  ist  vorhanden.  Betrach- 
ten wir  nun  das  Bild  XIII.  1—38. 

Avtlxa  <f'  ^1  OQ^og  xaTeßrjatro  nMJiakofvrog 

XQtunvd  noal  nQoßißag'   TQ^fis  J*  ovgea  fiaxQtt  xal  vlrj 

nocölv  vn    d&avttToiai  IToattSdanrog  iortrrog. 

TQlg  fikv  OQ^^ai*  ituVf  t6  Sk  jirgaTov  txno  Hx/iauq,  20 

Alytig^  iv&a  ri  ol  xli^d  6iofjLttta  ßiv^iat  XC^vtig, 

XQV6ia  fiaQfialQOVxa  TfTtvxc^Tai,  äifd-ira  aiii, 

|y»9-'  iXS^iav  vn   o/iatfi.  TiThOxfro  x^^^oTtoö*  tnntay 

wxvnira,  ;^(n/ff^i;ff*y  Id-iCqrfliv  xofiomvre. 

XQvOov  (f*  avjog  iSvve  negl  X9^^'  V^i^^o  S^  i/ndad-Xriv 

XQvaeifiv  evTvxroVf  iov  <J'  Intßr^airo  6((f'Qov'  26 

ßf^  S*  iXdttv  tJtl  xvfiat  '  uraXXt  Sk  xijr«*  vn   avrov 

ndvTod-ev  ix  xtv&fnoVf  ov6^  ^yvo^riatv  avaxtn' 

ytj&oavvri  ^k  ^dXaaaa  SUaraio.  roX  d"  inirovio 

^if4(f>€t  fidX\  ov6^  vniviQd-i  Suttvfxo  /dXxeog  ä((ov.  30 

Tov  <f'  ig  ^;^a*«5r  vijag  lioxagd-fioi  q^Qov  innoi, 

"Eati  di  Ti  aniog  fVQV  ßa&eCrig  ßivd^iot  Xffivrjg, 

^eoarjyvg  Tev^Soio  xal  "Ifißgov  nrtinaXoiaarig' 

ivd-*  Xnnovg  Patriae  TToaei^dtov  ivoa^x^^ov 

Xvaag  i^  ox^ioVy  nagd  (f*  dfißgoaiov  ßdXfv  (ISttQ  35 

iSfAiVM'  dfAipl  6k  noaal  niSag  HßaXi  xQ^^^^^^i 

aQQi^XTOvg  dXvTovgf  6(pQ*  MfinkSov  av&t  fiivoitv 

voarriaavTa  avaxra'  6  6*  ig  argtcrov  ^;^€t*  ^#;^«Mor. 

Zeus  wendet  sich  ZU  den  Thrakern  und  Poseidon  fährt  in  das  Meer. 
Es  wird  dieses  Bild,  sowie  die  anderen  Götterbilder  als  Phantasie- 
gebilde eines  Dichters  angenommen ;  das  XJrtheil,  das  man  darüber 
bis  jetzt  fallt,  ist :  parturit^it  mofttcs,  et  nascitur  ridiculus  mus. 

Nehmen  wir  an,  es  sei  dies  Bild  die  Beschreibung  einer  Him- 
mejserscheinung,  so  wie  das  Bild  der  Wage,  so  wird  an  der  bisheri- 
gen Aufifassung  derselben  nichts  zerstört,  im  Gegentheil  erhält  es  so- 
gleich eine  tiefe  und  ernste  Bedeutung.  Zeus  erscheint  als  die 
Sonne,  und  zwar  im  Untergange :  Ttähv  Tqijte  oaae  (paei^vw,  Po- 
seidon taucht  dann  selbst  in  aller  Pracht  und  Herrlichkeit  in  das 
Meer,  stellt  seine  Rosse  dort  dauernd  ein,  v.  32 — 38,  d.  i.  das 
Sternbild  geht  heliakisch,  also  nach  der  Sonne  unter. 
In  diesem  Sinne  wird  das  Bild  zur  wahren  poetischen  Beschreibung 
der  wirklichen  Natur.  Dass  dem  wirklich  so  sei,  muss  sich  mehr- 
seitig beweisen  lassen,  und  bedarf  einer  ausführlichen  Analyse  der 
Stelle  XIII.  1—38,  die  in  diesem  Auszuge  nicht  mitgetheilt  werden 
kann.  Angenommen  nun,  Poseidon  sei  ein  Sternbild,  so  ergiebt  sich 
zuerst,  dass  wenn  dieses  Sternbild  nach  Sonnenuntergang  untergeht, 
es  um  Mittag  mit  der  Sonne  culminiert,  und  Morgens  nac~ 


Her  Sonm  jmfiggfjBggii  mn  nnx»:  iaa  also  •&  Somu  m  dar  wtsür 
lieben  Gran»  des  Sternbüdes  festmden  habe.  Es  ist  ma  AFiagt^ 
war  das  wirklieb  der  I>ec8iiib«r.  in  ieat  «üe  Sonna  im  SttrabSde  4m 
Poseidon  stand?    Za  diesem  Bebnfe  massen  wir 

4«  den  Steinbock  nnter^ncben.  Der  S^mboek  häaek  .Ali 
IT.  105  und  die  ^7&;  komni»»nan  zwei  Stellen  der  Dias  hfebstbedea 
tnwraroü  Tor  IIIL  21  and  Vm.  203.  Hera  wirft  .iem  Pösodon 
▼or.  dasB  er  kein  Herz  f&  'üe  Danaer  habe,  obwol  sie  ibm  ug 
'Ekixr^if  T£  zai  Ah/ag  dtTiq  ewa^W-tfof.  Man  halt  dieses  für  die 
!^aaien  zweier  Städte  in  Adiaja  und  Enb«^.  Das  hat  aber  kancn 
Sinn.  Wie  sollen  die  Griecben  nai!b  A«!haja  und  Enb^  Opfer  brin- 
gen? nnii  selbst^  wenn  sii^  dieselben  hinschicken,  was  aber  gar 
nicht  in  der  Dias  steht,  warum  sind  es  gerade  diese  zwei  Städte,  die 
ffir  Poseidon  so  wicbtig  «ind?  leb  gianbe.  die  BerfUimtbeit  ist  eine 
sebr  begründete.  Was  *El/xjr  heisst .  lehrt  jedes  Wörterbacb;  Arat 
Tersteht  darunter  den  grossen  Baren,  das  Sternbild  am  n$rd- 
lieben  HhnraeL  Also  niebt  naeb  Helike.  sondern  naeb  Norden  opfern 
sie.  Ist  'EUxr  ein  StembOd  in  der  Bedevtnne:  Norden^  so  nniss 
doeb  wol  Aiy^  ucb  ein  StembOd  nnd  zwar  in  der  Bedentnng  Süden 
sein,  so  dass  ilq  ^Ekixrr  le  xiri  Alytu  beisst.  ^sie  opfern  dem  Po- 
seidon vom  Xorden  naeb  Süden .  soweit  der  Himmel  reiebi,  aller 
Orten,  überall*.  Wenn  wir  eine  Stadt  und  ein  Sternbild  mit  glei- 
chem Namen  antreffen,  so  ist  doeb  wol  anznnebmen,  dass  die  Stadt 
den  Namen  Tom  Sterne  babe.  niebt  nmgekebrt.  znmal  die  Stembflder 
so  bedentnngsTolI  «ind ;  denn  die  Biebtnng  Ton  Norden  naeb  Süden 
ist  der  Meridian,  nnd  dieser  ist  dnreb  zwei  Sternbilder  Alysg  nnd 
'E)Jxr^  angegeben.  —  leb  schreibe  nur  Alyag  statt  ^;iac. 

Die  Sonne  cnlminiert  im  Men«iian  Mittags  am  21.  Jnni  im 
höchsten  nnd  am  21.  December  im  tieften  Stande.  Gestirne,  die 
den  Meridian  angeben,  also  bier  die  Aiy€Q,  müssen  am  21.  Jnni 
Mitt^macbts  nnd  am  21.  December  Mittags  in  derselben  Biebtnng 
cnlminieren,  nnd  sie  müssen  180*  Tom  Sommerpnncte  entfernt  sein. 

Nnn  fanden  wir  in  der  Odyssee,  dass  die  Sonne  am  21.  Jnni 
im  Löwen  enlminierte,  nnd  dass  natnmotb wendig  180*  entfernt  das 
Sternbild  der  Steinböcke  siebe,  nnd  daber  dieses  Sternbild  am 
21.  Jnni  Mittemaebt  oder  21.  December  Mittags  cnlminieren  müsse. 

Da  es  sieb  zeigt,  dass  Aly^q  der  Griecben  nnd  Steinböcke 
der  Aegypter,  beide  am  21.  Joni  Mittemacht  und  am  21.  December 
Mittags  eulminieren,  folglich  aucb  beide  180*  vom  Sommerpnncte 
entfernt  sind,  so  folgt : 

1.  Das  s  die^iye^  der  Griechen  und  die  Steinböcke 
der  Aegypter  dasselbe  Sternbild  an  der  Ekliptik  sind'). 


0  Auch  der  Plural  Steinbocke  and  Alyig  scheint  auf  die  Duplid- 
tät  Yon  «Caprieomi  hinzu  weisen,  die  massig  guten  Angen  wibr- 
nehmbar  ist. 


A.  RriehenbüHer,  Das  Alter  4er  Iliag.  69S 

2.  Dass  der  SommerpuDct  iu  den  Löwen  nnd  der  W inte r- 
punct  in  die  Alysg  fiel. 

3.  Dass  der  Löwe,  der  Bär  nnd  der  Steinbock  oder  u4lyeg  in 
denselben  Meridian  fielen;  zu  diesen  3  Puncten  können  wir  noch 
einen  vierten  fögen,  denn  ancb  der  Nordpol  mnss  im  Meridian  liegen. 

Diese  Linie  existiert  heute  am  Himmel  nicht ;  denn  ziehen  wir 
heute  den  Meridian  durch  den  Löwen  und  Steinbock,  so  fällt  der  Bär 
ausser  dieser  Bichtung;  und  wie  immer  man  den  Bären  im  Meridian 
stellt,  trifft  die  Linie  von  Norden  nach  Süden  entweder  nicht  den 
Löwen,  oder  nicht  den  Steinbock.  Sollten  die  Schlüsse  also  richtig 
sein,  so  müssen  sich  diese  4  Puncto  in  Einer  Linie  unter  demselben 
Meridian  auch  als  naturwahr  erweisen. 

Den  Meridian  dui*ch  den  Löwen  und  Steinbock  können  wir  be- 
reits berechnen.  Wir  sahen,  dass  während  der  Sommerpunct  sich 
durch  den  Löwen  verschob,  der  Winterpunct  durch  den  Wassermann 
und  die  Steinböcke  rückte ;  beschränken  wir  hier  die  Verschiebung 
bloss  auf  die  Steinböcke,  so  sind  es  nur  9  Grade,  also  648  Jähre, 
innerhalb  welcher  der  Meridian  durch  Steinbock  und  Löwe  gehen 
konnte;  von  325«  —  316»  und  145**  —  136*»,  oder  von  1462  bis 
2110  V.  Chr. 

Nun  schliessen  wir  weiter:  Wir  wissen,  dass  an  der  Ekliptik 
der  Wassermann  der  östliche  Nachbar  der  Steinböcke  ist,  und  sehen 
in  der  Ilias,  dass  Poseidon  der  östliche  Nachbar  der  u4ly€g  ist ;  denn 
Poseidon  geht  nach  den  ^I^€^  unter;  XIII.  21  heisstes:  l'x^ro 
rixiiiWQ  Alyag.  Da  nun  Alyeg  und  Steinbock  identisch  ist,  so  muss 

1.  auch  Poseidon  und  Wassermann  identisch  und 
Poseidon  das  Sternbild  an  der  Ekliptik  sein. 

2.  Ist  die  Beschreibung  zum  Untergange  des  Poseidon  im 
XnL  Buche  die  vom  21.  December  Abends;  denn  die  Sonne  kann 
nur  zwischen  325**  und  316**,  also  zwischen  Poseidon  und  Atyeg 
stehen,  und  sie  geht  vor  Poseidon  mit  den  Alyag  in  der  Winterwende 
unter. 

Wir  sagten,  dass,  wenn  der  Löwe  in  Od.  IV.  der  astronomische 
sein  soll,  wir  auch  die  Eenntniss  des  Wassermanns  und  Steinbocks 
in  der  Ilias  antreffen  müssen ;  wir  treffen  die  Steinböcke  und  statt 
des  Wasseimanns den  Poseidon  und  können  sagen:  dieOriechen  kann- 
ten die  Wage,  den  Löwen,  die  Steinböcke  und  den  Wassermann  als 
Sternbilder  an  der  Ekliptik,  hatten  aber  statt  des  letzteren  den  Po- 
seidon als  Sternbild. 

Es  fragt  sich  nun,  we  Icher  dieser  9  Grade  ist  als 
der  der  Winterwende  der  Sonne  anzunehmen? 

Hierüber  belehrt  uns  rixfiWQ  Alyag,  Es  kann  dies  nur 
heissen:  die  Grenze,  nämlich  die  Steinböcke. 

Eine  andere  Auffassung  würde  dazu  führen,  unter  AlyBg  ein 
Thierkreiszeichen  zu  verstehen.  An  das  Zeichen  des  Wassermanns, 
wie  es  heute  im  Stembilde  des  Steinbocks  steht,  ist  nicht  zu  denk^ 
denn  das  steht  erst  seit  94  v.  Ohr.  darin.    Aber  auch  das  Zeic 
der  Steinböcke  kann  nicht  gemeint  se^l. 


•M  A.  KriAaAtmer,  Du  Alter  Aa  niu. 

1.  Widergprkbt  der  Wortlaut  der  Ilias;  esmüsste  dann  heäaBni 
zexfiOßQ  ^iycir  nicht  tir^wq  ^ly(u. 

2.  Die  VerbinduDg  tos  udV/eg  als  Zeichen  mit  'JEluei;  den 
Bilde  wäre  ein  Widergprach. 

3.  Mnsste  anch  der  Löwe  ein  Zeichen  sein;  die  Zeichen  des 
Lehren  ond  Steinbocks  stehen  aber  nicht  180*  Ton  einander  ab;  das 
Zeichen  des  Löwen  hatte  nie  den  20.  Joni  bedeotet. 

4.  Mässte,  wenn  Ton  einem  Zeichen  die  Bede  wäre,  die  En- 
theil ong  des  Himmels  in  12  gleiche  Theile  in  der  Dias  enreislkk 
sein,  was  nicht  der  Fall  ist. 

u4lyeg  heisst  die  Steinböcke,  TeTUiCjg  die  Grenze,  alsoiloaefdo- 
cjvog  TtAfiüßQ  Ai'/ag  heisst:  Poseidons  Grenze  dort,  wo  die  Stein- 
böcke sind,  also  Poseidons  Westgrenze.  Poseidon  erreichte 
in  Tey^fuoQ  auch  seine  ödfiara,  d.  h.  den  äussersten  südwestiichen 
Punct  am  Horizonte,  in  welchem  anch  die  Sonne,  wenn  sie  den  kür- 
zesten Tagesbogen  beschreibt,  also  am  21.  December  untergeht,  wie 
heute  im  Zeichen  der  Steinböcke;  zu  Mittag  hatte  sie  an  die- 
sem Tage  die  Winterwende  vollzogen^). 

Wir  haben  also  einen  bestimmten  Punct  gefun- 
den, in  dem  wir  den  Stand  der  Sonne  in  der  Sommer- 
und  Winterwende  erkennen.  Die  Winterwende  fiel  auf  325*  der 
Ekliptik,  heute  fallt  sie  auf  270®;  daher  besteht  zwischen  der  Zeit 
von  der  die  Ilias  berichtet  und  heute  eine  Differenz  von  55^,  d.  h.  Ton 
55  X  72  =  3960  Jahre,  oder  die  Nachrichten  über  die  Alyeg  nnd 
Poseidon  stammen  aus  dem  Jahre  2110  t.  Chr. 

Der  Winterpanct  fiel  auf  325",  der  Sommerpunct  auf  145*,  3* 
westlich  vom  Begulus,  der  Herbstpunct  auf  235^  in  den  Scorpion, 
der  Ostpunct  auf  45"  etwa  10"  westlich  von  den  Plejaden  und 
Hyaden. 

Auf  Grundlage  der  Dias  haben  wir  erkannt : 

1.  Den  Meridian,  gehend  durch  den  Löwen,  Bären,  Nordpol  und 
Steinbock. 

2.  Die  Ekliptik  mit  dem  höchsten  Puncto  im  Löwen,  dem  nie- 
dersten zwischen  Steinbock  und  Wassermann. 

3.  Den  grossen  Bären  als  Circumpolarstem,  und  am  21.  Juni 
im  Meridian  stehend. 

4.  Den  Sirius  im  Sommer  heliakisch  aufgehend  zwischen  20. 
Juni  und  20  Juli.. 

Keiner  der  4  Puncto  ist  heute  am  Himmel  wirklich  nachweis- 
bar. Sollen  die  Schlüsse  richtig  sein,  so  muss  die  ganze  Constel- 
lation  auch  naturwahr  sein. 

Stellen  wir  nun  den  Himmelsglobus  für  2110  v.  Chr. 
ein,  d.  i.  den  Nordpol  um  55"  östlicher,  so  tritt  uns  der  wunderbare 
Anblick  entgegen,  dass  die  ganze  Constellation  für  jene 


*)  Der  Beweis  ist  abermals  zu  an^ngreich,  um  in  diesem  Aussig 
ausfQbrlich  mitgetheilt  za  werden. 


A.  Kridtenbauer,  Das  Alter  der  Uiae.  66S 

Zeit  wirklich  in  der  Nütur  genau  so  vorhanden  ist,  wie 
sie  die  Ilias  boschreibt: 

a.  Der  Meridian  geht  von  325®  des  Steinbocks  aus  über  y  und 
d  des  grossen  Bären  und  3"  westlich  vom  Beguius,  aber  er  umfasst 
nicht  blos  den  Pol  des  Aequators,  sondern  auch  den  Pol  der  Ekliptik, 
zeigt  sich  also  nicht  blos  als  naturwahr,  sondern  als  eine  astrono- 
misch höchst  merkwürdige  Linie,  die  das  ganze  Himmelsgewölbe  in 
die  vollkommene  Gleichgewichtslage  bringt. 

b.  Die  Ekliptik  erscheint  uns  nun  wirklich  durch  fiioov  ovqavov 
und  GVQavov  eiaaviwv  erkannt  und  bezeichnet;  denn  es  jfällt  die 
Sommerwende  in  den  Löwen  145®  und  die  Winterwende  in  den  Stein- 
bock 325®.  Li  diesem  Grade  erreicht  die  Sonne  am  21.  December 
Abends  wirklich  ihren  südwestlichsteh  Stand. 

c.  Der  grosse  Bär  zeigt  sich  als  Circumpolarstem,  da  der 
Stern  rj^  der  heute  in  der  unteren  Culmination  für  38®  n.  Br.  schon 
unter  den  Horizont  tritt,  und  kein  Gircumpolarstem  mehr  ist,  damals 
in  der  unteren  Culmination  18®  über  dem  Horizonte  stand.  /  und  d 
fielen,  wie  gesagt,  in  den  Meridian. 

d.  Der  Sirius  ging,  2110  v.  Chr.,  in  Aegypten  am  14.,  in 
Eleinasien  am  26.  Juni  mit  der  Sonne  auf;  an  diesen  Tagen  war  er 
noch  nicht  sichtbar.  Lepsius  berechnet,  dass  er  in  Aegypten  3285 
V.  Chr.  am  21.  Juni  Früh  vor  der  Sonne,  heliakisch,  aufging,  und 
dass  sein  Frühaufgang  sich  in  120  Jahren  um  einen  Tag  verspätete ; 
für  die  Differenz  3285—2110  =  1175  Jahren  musste  also  die  Ver- 
spätung 9—10  Tage  betragen,  also  der  Sirius  in  Aegypten  am  30. 
Juni  vor  der  Sonne  aufgehen,  oder  die  Sonne  bei  Aufgang  des  Sirius 
16®  unter  dem  Horizont  stehen.  —  Nehmen  wir  für  Eleinasien  den- 
selben Abstand  der  Sonne  vom  Sirius,  so  ging  dieser  26  4-:16=  30  ' 
4-12  oder  am  12.  Juli  Früh  vor  der  Sonne  auf.  Diese  Differenz 
passt  vollkommen  zu  den  Angaben  der  Ilias ;  von  der  Zeit,  wo  er 
am  21.  Juni  mit  der  Sonnenwende  zugleich  als  Sommerstem  Früh 
aufging  bis  2110  v.  Chr.,  wo  er  am  12.  Juli  Früh  aufging,  war  die 
Bechuung  für  den  Sommereintritt  um  22  Tage  verspätet,  eine  Diffe- 
renz, die  hinreichend  ist,  die  Entstehung  der  neuen  Jahreszeit:  d'iqog 
zu  erklären. 

Sirius  ging  demnach  am  26.  Juni  mit  der  Sonne  auf,  am  12. 
Juli  war  er  vor  Soonenaufgang  so  hoch  am  Himmel ,  dass  er  als 
Sommerstern ,  OTiioQivog  aavrjQ  und  leXoviahog  ^Qxeavdio  auch  dem 
gemeinen  Volke  als  rothleuchtender  Stern  Früh:  vvxTog  afÄoXyfp 
sichtbar  war;  am  28.  August  culminierte  er  Früh  (pnmqrfi  elai, 
yvTCTog  a^iolyqi) ;  am  21.  October  ging  er  Früh  unter,  am21. November 
culminierte  er  Mitternachts,  am  22.  Februar  culminierte  er  Abends, 
am  21.  April  ging  er  mit  der  Sonne  unter ;  er  war  also,  da  er  schon 
vor  dem  21.  April  unsichtbar  ward,  von  Anfang  April  bis  Anfang 
Juli  unsichtbar,  3  Monate  im  Bade  des  Okeanos.  Alle  Angaben 
der  Ilias  zeigen  sich  als  naturwahr^). 


*)  Die  Wage  kann  hier  nicht  als  fernerer  Beleg  angeführt 
den,  weil  die  in  der  Ilias  beschriebene  Stellung  fäLT  ^VlSk 


656  Ä.  Kriehenbauer,  Das  Alter  der  Bias. 

Das  Volk  erkannte  bereits  die  Differenz  zwischen  dem  Sirios 
nnd  Sonnenjahr;  es  schnf  sich  die  Bezeichnung  SiQog;  noch  siche- 
rer mnssten  sie  die  Astronomen  erkennen  aber  an  der  Ekliptik ;  die 
Ilias  spricht  es  aus,  dass  das  Vorrücken  der  Sonne  nach  Westen,  das 
Zurückbleiben  der  Sterne  nach  Osten  erkannt  war;  sie  spricht  es 
aus  in  derselben  Bildersprache,  die  wir  bei  Poseidon  erkannten.  Die 
Hanptbilder  der  Ilias,  in  denen  die  Götter  beschrieben  werden,  sind 
ebensoviele  Beschreibungen  des  Himmels:  Poseidon  im 
Xin.  Buche  führt  uns  den  21.  December  vor;  Apollo  im  I.  Buche 
den  21.  September,  Hera  im  XIY.  und  XV.  Buche  den  21.  März, 
Ares  im  V.  und  der  heliakische  Aufgang  des  Sirius  den  12.  Juli, 
Athene  im  VIII.  Buche  die  Himmelsconstellation  am  20.  Juli,  das 
XXI.  Buch  endlich  den  Kampf  äer  Athene,  Hei-a  und  des  Ares  und 
gleichzeitig  das  XXn.  Buch  den  Sirius  in  der  Culmination  am  28. 
August.  Der  astronomische  Sinn  der  Götterbilder  im  V.,  VÜL,  XIV., 
XV.  und  XXI.  Buche  ist:  die  Erkonntniss  der  Verschiebung 
der4Eardinalpuncte,  oder  der  Differenz  zwischen  Sirius-  und 
Sonnenjabr  im  Bilde  einer  Götterhandlung  und  eines  Götterkrieges. 
Die  Griechen  hatten  ausser  dem  Steinbock  kein  Thier  an  der  Ekliptik, 
sie  hatten  keinen  Thier-  sondern  einen  Götterkreis. 

Die  Götterbilder  sind  nicht  Gebilde  der  Phantasie  eines  jugend- 
lichen Dichters,  sondern  natnrwahre  und  gleichzeitige  Beschreibungen 
des  Himmels,  und  die  Bilder  zusammen  sind  Beste  einer  ehemals  ge- 
schlossenen üranologie,  eine  Himmelsbeschreibung,  die  in  die  Kriegs- 
beschreibung mit  eingeflochten  ist,  sind  die  ältesten  Theile  der 
Dias. 

Von  Xelov^evog  ^Qyisavoio  ausgehend  erkannten  wir  auf  Grund 
der  Naturgesetze,  dass  zwischen  Sirius-  und  Sonnenjahr  eine  Diffe- 
renz existiert  haben  müsse,  und  dass  sie  nur  an  der  Ekliptik  erkenn- 
bar sein  konnte ;  rjiXiog  ixiaov  oiqavov  acpißeßrjxei  und  kiiov  be- 
zeichnete uns  die  Ekliptik  and  die  Sommerwende  und  elg  ^EXixrp^  te 
xal  ^lyag  den  Meridian,  und  den  Punct  der  Winterwende  der  Sonne, 
der  für  die  Berechnung  den  festen  Stützpunct  gab. 

Ich  kann  in  dieser  kurzen  Darstellung  nur  andeuten,  dass  die 
Ilias  bei  dieser  Auffassung  eine  wunderbare  Tiefe  der  Bedeutung, 
eine  Pracht  und  Herrlichkeit  der  ältesten  griechischen  Poesie  ent- 
faltet, und  in  ihrem  Werthe  sich  an  die  ägyptischen  Denkmäler 
anreiht. 

Znaim.  Anton  Krichenbau er. 


entspricht;   dies   beweist  also  zugleich;   dass  die  Wage    ein  jün- 
geres  Sternbild  ist 


J.  VäkUHf  Kacbvort  sn  ▼oraiehendam  Auftatz.  6S7 

Nachwort 

za  TorsteheDdem  Aufsatz. 

Der  Verfasser  dieser  Abhandlang  erzählt  selbst,  dass  er  diese 
Proben  seiner  astronomischen  Betrachtungsweise  der  Ilias  den  Fach- 
genossen auf  der  Innsbrucker  Philologenversammlung  Vorzulegen  die 
Absicht  hatte ;  da  ihm  diese  Gelegenheit,  die  Ergebnisse  seiner  Un- 
tersuchungen bekannt  zu  machen,  abgeschnitten  war,  glaubte  ich  sei* 
nem  Wunsche,  den  Aufsatz,  sowie  er  für  den  Vortrag  bestimmt  ge- 
wesen, in  die  Gymnasialzeitschrift  aufzunehmen,  aus  verschiedenen 
Gründen  nicht  entgegen  sein  zu  sollen.  Auch  half  mir  freundlich  dar- 
gebotener astronomischer  Beiratb  über  die  Schwierigkeit  der  Beurthei- 
lungdes  mir  ungeläufigen  astronomischen  Theiles  hinweg  und  gewährte 
wiewol  der  wiederholte  Hinweis  auf  eine  grössere  Arbeit,  welche  die 
Beweise  hier  einfach  hingestellter  Behauptungen  nachbringen  werde, 
die  Sicherheit  des  Urtheiles  mehrfach  beeinträchtigte,  doch  nach  die- 
ser Seite  Beruhigung.  Dennoch,  wiewol  im  allgemeinen  als  selbst- 
verständlich gilt,  dass  die  Redaction  einer  Zeitschrift  nicht  für  jeden 
in  ihr  enthaltenen  Satz  solidarisch  einzutreten  habe,  erachte  ich  es 
in  dem  gegenwärtigen  Falle  bei  dieser  von  verbreiteten  Anschauungen 
und  AufTassongeu  so  sehr  abweichenden  Betrachtungsai-t  für  eine 
Pflicht  der  Wahrheit,  ausdrücklich  zu  erklären,  dass  des  Verfassers 
Versuch,  astronomische  Deutungsweise  an  die  Stelle  poetischer  Auf- 
fassung der  Ilias  zu  setzen,  mich  nicht  überzeugt  hat  und  dass  die 
Methode  des  Veifassers  es  nach  meiner  Meinung  darin  mitunter 
versieht,  dass  sie  als  erwiesen  nimmt  und  zur  Grundlage  weiterer 
Combinationen  macht,  was  des  Beweises  noch  bedürftig  scheint. 

J.  Vahlen. 


ZtiUcbrift  i.  d.  Otttrr.  t^xaiu.  lb7S.   IX.  n.   X.  Utfl.  44 


658  J'  VMen,  Zn  Aristoteles  IV)etik. 

Eine  Miscelle  zu  Aristoteles  Poetik. 

4.  1449  a  8  ro  uev  ovv  iniaiMnäiv^  ao  Im  ridti  r  xüayta- 
oia  Toi^  eioeaiv  mavwg  rj  ov,  at/to  ze  xor^  avro  noivai  nuu  ffQog 
ra  d'iazQaf  allog  loyog.  Die  Handschrift  nfiverai  tj  vaiy  was  fach 

aus  folgender  Schreibung  erklärt:  n^iv^tai  d.  i.  Verderboiss  nebst 
übergeschriebener  Correctur.  Der  Infinitiv  xQivtti,  ist  der  tfi/i- 
nith^s  relativus ,  wie  bist.  anim.  9,  38.  622  b  20  und  sonst  mehr- 
fach. TtQog  ra  ^iatga  ist  gleich  ngog  rovg  Ssoeiag,  wie  14. 
1453  a  34. 

6.  1450  b  9  eari  di  rjd'og  ftiv  to  toiovtov,  o  dfiXoi  Tf/y 
TTQoalQeaiv ,  onola  rig  ev  olg  ovx  eari  drjlov  ^  TTQoaiQeT' 
rai  rj  qiavyei'  dioneq  ovk  ^xovaiv  v&og  TtJüv  l/yyiav  h  dlg  fifj^ 
ohog  kor IV  o  ti  nQoaiQeiTai  tj  q^evyei  6  Ihwv.  So  nach  der 
Handschr.  Der  ümschweif  in  dem  Belatiysatz  OTtola  ztg  .  .  iptiyu 
hat  seinen  Anlass  in  der  Absicht  deutlich  zu  machen,  dass  die 
rrQoaiQeaig  beides  enthalte,  das  nQoaiqeia&ai  und  (peiyeiv^  und 
solche  Umständlichkeit  ist  auch  sonst  nicht  ohne  Beispiel. 

11.  1451  fl  38  ^  yoQ  toiovttj  avceyvdgiaig  xai  f^aXiaz* 
iav  Tcal  irtQiniTeia  rj  eleov  i'^et  rj  q>6ßov.  Die  Handschrift: 
avayvioQiaig  xat  iragiTtizeia  rj,  das  aus  jenem  leicht  entstand.  Ari- 
stoteles bezieht  sich  zurück  auf  die  Definition  der  avayvwQiaig  und 
den  dazu  gehörigen  Zusatz  (32)  xaJiXiazri  di  avayvwQiüig  Szccp 
(i(.ut  Tieqinizeiai  yivwvzai. 

17.  1455  6  7  ro  (Jf  ozi  aveXXev  6  ^eog  öia  ziva  aiziavj  i^at 
zov  fAvd'Ov  iX^elv  iy.€t  xal  iq)'  o  zi  di  e^w  zod-  xavoXov. 
Der  Abschreiber  hat  aus  leicht  ersichtlichem  Grunde  e^ii)  zov  fÄV&ov 
und  i'^io  zov  xii&oXov  mit  einander  vertauscht  und  an  die  entgegen- 
gesetzten Stellen  gebracht.  Das  in  dem  Drama  erwähnte  Orakel  lag 
als  solches  k'Sco  zov  fiv&ovy  wie  im  Oedipus  Laios*  Ermordung  IJct» 
zov  dgaiLtaiog  (14.  1453  b  31)  und  Oedipus'  ünbekanntschaft  mit 
Laios'  Tod  k'^cj  zov  fnv&eviiiazog  (24.  1460  a  30)  liegt,  und  musste 
dar  im  eSw  zov  xa&oXov  d.  i.  ausserhalb  des  knappen  Abrisses  der 
Handlung  bleiben,  der  keiner  Motivierung  bedurfte. 

18. 1456a  19  ev  di  zalg  ^rsQiTtereiaig  y.at  iv  zoig  aTtkoi^ 
7tQ(iyf.iaai  özoxaCovzai  lov  ßovlovzm  ^av^aazwg.  Diese  oinla 
/igayiaaTa  bilden  keinen  Gegensatz  zu  den  TreTtkey^iva^  sondern 
sind,  wie  «He  gleich  folgenden  Beispiele  zeigen ,  identisch  mit  dem 
was  (K>.  1453  a  13)  anXovg  /nid^og  im  Unterschiede  vom  dinlov^ 
genannt  ward.  In  diesen  auf  einfache  ^ecaßohrj  Eines  Helden  ange- 
legten OLTi'Ka  ngdyfiaza  verstehen  die  Dichter  die  uhqinicua  so 
einzurichten,  dass  dieselbe,  indem  sie  nicht  über  die  Wirkung  des 
(filxuvtyqtjjiov  hinausgeht,  dem  Geschmack  des  Publicums  zusagt. 

18.  1456  a  28  zolg  di  koinoig  za  ^do^tva  ovdiv  fiaX- 
Xov  zov  (.iv^ov  r,  aXkrjg  ZQayt^iag  iaziv.  Die  Handschrift  dido* 
(.uva  ftaXloVy  zum  Theil  von  Madius  gebessert. 


/.  VahUn,  Za  Aristoteles  Poetik.  050 

21.  1457  b  13  an  sidovg  di  inl  ädog  (seil.  fÄeTaq>OQa 
iüTiv)  olov  *xaAx(p  ano  \pvx^,v  aQvaag^  nal  ^la/nwv  ixeiQÜ  xcchi(p\ 
hzai&a  yctQ  xo  fjiiv  aqvaai  tafÄslv,  x6  öi  zafjieiv  aqvaac  fljoi^ßv, 
api(p(a  yag  acpekelv  ri  sativ.  Das  zweite  Beispiel  findet  seine  Auf- 
klärung in  einem  Vers  des  Empedokles,  aus  dem  die  Poetik  wieder- 
holt Beispiele  entlehnt.  Aus  dem  nämlich,  was  Theon  Smym.  arithm. 
Piaton.  1,  21  Geld,  anführt  6  juiv  yag  ^EfAnBÖoyXrig  ^iCQrjvaiov  dno 
nivT  avifAiüvraj  tprflivy  axBiqü  X^^^V  ^*^^  dnoi^ivTrTeax^ai  hat 
man  (v.  452  Mnll.)  folgenden  Vers  restituiert  xQrp^wv  ano  itivi 
(xvifiijvzag  axuQti  xaÄx(j)  x^ij  ixbv  ano^^viixea&ai  —  in  der 
Hauptsache  gewiss  richtig  und  was  zweifelhaft  bleiht,  ist  für  uns 
untergeordnet.  Die  Uebereinstimmung  mit  dem  Aristotelischen  Halb- 
verse ist  gross  genug,  um  die  Vermuthung  zu  rechtfertigen,  dvi^iovva 
oder  dvifjüivrag  bei  Theon  sei  verschrieben  oder  verdrängt  durch  das 
ursprüngliche  lafiovia,  das  nach  Aristoteles'  Deutung  für  das  mit 
dvi^mv  identische  dqvaai  stehen  soll.  Und  wenn  diese  Combinatiou 
sich  bewährt,  würde  man  kein  Bedenken  haben,  auch  das  andere 
Beispiel  dem  Empedokles  zuzueignen.  Beide  Ausdrücke  tafxalv  und 
ctQvaat  sind  unter  den  Begriff  des  absonders,  aussondems  {dipelelv) 
gestellt  und  gewinnen  daraus  die  Möglichkeit  gegenseitiger  Ueber- 
ti-agung. 

22.  1459  a  8  zcjv  di  n  oir^fiaxwv  la  ^iv  dijtXa  /lahara 
ag^icxei  vöig  diOrqafxßotgj  a\  di  yXfOTcai  voig  fjQioiyLolg,  ai  di 
fiixaqxyqal  roig  lafAßeioig.  Die  Handschrift  cciv  d  ovofiavwv; 
jenes  erfordert  der  Fortschritt  von  der  allgemeinen  Beurtheilung  oder 
Anwendung  der  genannten  Wortarten  zu  ihrer  Vertheilung  an  die 
verschiedenen  Dichtgattungen. 

Wien,  November  1873.  J.  Vahlen. 


44  ♦ 


MO  Dr.  B.  Hempt,  üeber  Enripides  Ekktis. 


üeber  Euripides  Elektra. 

Die  überlieferten  Nachrichten  über  die  Zeitfolge  der  einzelnen 
Dramen  des  Euripides  sind  bekanntlich  sehr  wenig  zahlreich  und  ge- 
nau, seltener  als  es  unsere  Wissbegierde  und  besonders  das  Interesse, 
das  wir  an  der  Entwickelung  und  dem  Geistesgange  des  grossen  Dich- 
tei-s  nehmen,  wünschenswerth  machte.  Denn  eine  richtige  Erkenntniss 
seiner  ethischen,  politischen,  theologischen  Ansichten  ist  nnr  möglich 
bei  stetiger  Beachtung  der  Chronologie  jedes  einzelnen  seiner  Werke; 
die  Missachtung  hat  sich  in  vielen  FaUen  arg  gerochen.  Eine  richtige 
methodische  Behandlung  der  Untersuchung  der  einzelnen  Bichtongen 
seiner  geistigen  Thätigkeit-  hat  sich  daher  zunächst  anf  genaue  Unter- 
suchung und  Prüfung  der  sonst  erfindlichen  Zeitangaben  zu  stützen ; 
sie  bringt  dann  freilich  in  der  Folge  ihrerseits  auch  in  unbekannte 
Puncto  der  Chronologie  der  Stücke  Einsicht. 

Die  Chronologie  der  Euripideischen  Stücke  ist  Öfters  behandelt 
worden,  am  ausführlichsten  von  Ziindorfer,  der  aber  nicht  der  glück- 
lichste war ;  gelegentlich  von  anderen ,  eine  möglichst  vollständige 
Zusammenstellung  des  Erwiesenen  und  Angenommenen  habe  ich  bei  Ge- 
legenheit einer  Untersuchung  über  die  Politik  des  Dichters  gegeben. 
Es  kommt  wirklich  bei  Verfolgung  der  Zeitangaben  fast  weniger  dar- 
auf an,  Möglichkeiten  nachzuweisen  als  Unmöglichkeiten  abzulehnen ; 
wenn  es  oft  unmöglich  ist,  die  Abfassungszeit  mit  Sicherheit  zu  er- 
mitteln, dann  doch  wenigstens  diese  Unmöglichkeit  und  die  üngiltig- 
keit  aufgestellter  Gründe  nachzuweisen. 

Sollte  es  bei  Besprechung  der  Entstehungszeit  von  Euripides* 
Elektra  also  nur  gelingen  nachzuweisen,  dass  nichts  dafür  spricht, 
sie  in*s  Jahr  413  oder  414  oder  415,  oder  kurz  vor  405  zu  setzen, 
so  wird  auch  diessErgebniss  nicht  werthlos  sein.  Der  weitere  Umstand 
aber,  dass  sich  allerdings  auch  Handhaben  zu  bieten  scheinen  zu  einer 
festeren  Datierung  des  Stückes ,  wird  ein  näheres  Eingehen  auf  die 
Frage  nach  seiner  Entstehung  um  so  mehr  rechtfertigen  können. 

An  äusseren  Nachrichten  über  die  Entstehungszeit  der 
Elektra  fehlt  es  durchaus.  Allenfalls  Hessen  sich  hierher  ziehen  die 
Thatsachen,  dass  405  Aristophanes  in  den  Fröschen  deutlich  auf  sie 
Bezug  nahm  ^)  und  dass  403  bei  der  Eroberung  von  Athen  eine  Stelle 

*)  Der  PuDct  ist  auch  kritisch  interessant  and  wichtig.  Euripidei 
nämlich  hat  sich  da,  wo  er  den  die  Schiffe  umgaukelnden  Ddphüi 
beschreibt,  verleiten  lassen,  mit  einer  gewissen  Spielerei  tonmaiend 
die  Form  eUiltaaofievog  za  bilden  (El.  435) :  fr  o  (pUavlog  tnaUi 
(f<A  I  (f>\g  7iQ(pQMg  xvtevffißoXoi^g  \  dnliaao^evog.  Der  Codex  hat 
uns  die  seltsame  Form  treulich  erhalten,  nicht  so  freilich  die  Her* 
aasgeber.  Dem  Aristophanes  aber  gefiel  sie  so  wohl  dass  er  in  einem 
ganzen  dem  Euripides  gewidmeten  Chorliede  dieselbe  zweimal  an- 
wendet, sie  zu  mehrerer  Deutlichkeit  noch  hinausspinnend :  fr*  d^- 
XavXog  —  xvavifxßolo^g  j  etet€tei€UiX(aa€T$  Saxrvloig  ipaXayyti 
(Frösche  1314)  und  wiederum  ^1348)  tht^uuutUaaovca,) 


Dt.  R.  Baupt,  Üeber  Enripides  Elektra.  Bflt 

ans  der  Parndos  von  einem  Phoker  beim  Mablo  gesnngen  worden  ist 
(Plut.  Lys.  XV).  Aber  aus  diesen  boirien  Angaben  lässtsich  wenig  ge- 
winnen ;  ja  sie  baben  mebr  zur  Verdunkinngala  lar  Klärang  Anwpndaog 
gefunden.  Das  freilich  lässt  sich  mit  Fug  behaupten,  dass,  als  die 
Frösche  anfs  Theater  kamen ,  die  Elektra  in  Athen  bereits  bekannt 
genug  gewesen  sein  muss  und  zwar  natürlich  durch  stattgehabte  Aof- 
föhmng.  Sie  wird  aluo  vor  Euripides'  freiwilliger  Verbannung  aus 
Athen  dort  anf  der  Bohne  erschienen  sein;  sie  ist  älter  als  407. 
Nicht  ah^T  werden  wir  aus  dem  [Imstande,  dass  die  Elektra  405  und 
403  bekannt  war.  schlii'ssen  dürfen,  dass  sie  damals  nen  gewesen  sein 
werde.  Wenn  ja  heul«  einer  singt:  wolanf.  Kameraden,  aufa  Pferd. 
oder  die  Theorie  grau  nennt,  schliessen  wir  ja  auch  nicht  sofort  anf 
modernsten  Ursprung  von  Wallenstein  und  Faust. 

Cnd  doch  hat  man  so  oft  bei  Stücken,  die  ein  Komiker  und  dessen 
Publicum  noch  nicht  vergessen  .  sofort  iu  Mangelung  anderer  Ciründe 
geschlOBsen,  dass  sie  nagelneu  gewesen  seien  ~  so  anch  hier. ") 

Weiter  hat  man  es  unternommen .  dem  Stücke  ein  bestimmtes 
Datum  anzuweisen,  sich  stützend  auf  darin  enthaltene  wirkliche  oder 
angebliche  Anspielungen  auf  Gleichzeitiges,  oder  ans  der  Form 
des  Stückes  auf  seine  Zeit  schliesseud.  Zunächst  sind  zwei  Stellen 
Km  Ende  desselben  in  Betracht  gekommen. 

Die  Einführung  der  ersten  hat  man  soviel  ich  weiss  Bode  zu 
danken  (Hell.  D-E.  III,  1  p.  404).  Es  wird  nämlich  (El  1280)  gesagt. 
Helena  habe  nie  Troja  gesehen,  aondern  bei  Proteus  geweilt.  Um  unter 
den  Erdenbewohnem  Streit  zu  eiTegen  habe  Zeus  den  Troern  ein  Trug- 
bild geschickt  gehabt.  Mit  diesen  Worten  habe  Euripides  ohne  Zwei- 
fel anf  die  Helena  gedeutet,  welche  diese  abweichende  Darstellung  der 
Helenasage  zum  Gegenstände  hat  und  die  entweder  zur  gleichen 
Didaekalie  gehört  (Bode)  oder  deren  Inhalt  ihn  doch  gerade  werde 


*}  Der  Elektra  gegrnühcr  bat  dies»  Uueck  abernummdo  :  dt  ßuripidit 
Electra,  Jena  1844,  iler  p.  72  behanptet:  dfmomilrari  non  polgtt, 
Sltetratii  Euripide  ad&ttc  vivo  aetam  eine,  and  data  p.  80;  luitt 
Ranat  Ol.  93,  3  uctat,  H  pauei»  annis  ante  ttiam  Electram 
fuiue  pTobiAüe  eit,  üt  terinu  älos  rtcenti  memoria  adlma 
opinart  pomef  ATÜtophantn.  Auch  nach  Bernbardv.  Gr. 
L.  G..  lebte,  aU  der  Phokfr  «ng.  die  El.  in  frischeatem  Andenken. 
Schon  die  Bcnterkune  Anxt  der  Thescas  in  den  Wesp.  und  FrÖBCb.. 
Oineu«  in  Ach.  uud  Frö„  Aiulus  in  Fri.  und  Pro.,  Bellerophonte» 
in  Ach.,  Ritt..  Weap.,  Fri.  angelogen  sind,  innss  die  Unrichtigkeit 
der  Annahme  ecweisoii,  wekhc  bBsendera  den  PrÖBchpn  gegentlber, 
die  sotn  sagen  ein  Facit  »o«  den  Werken  des  Eur. /iehen.  dorib- 
ana  rüach  iit.  Es  bniuclit  damit  nicht  in  Abri/de  gestallt  xa  sein, 
das*  nach  Dmitlnden .  wie  bei  der  in  den  Thetmoph.  f^t  fort- 
wtbrmd,  EQiut  selten  erwAhnteo  Andntmcda,  aoch  besonders  liiufige 
Erwähnung  lu  eioer  bettimmtra  Zelt,  also  benunderas  Interev^  — 
einem  StBcke.  einiges  Reobt  gibt,  aaf  die  Nonheit  deaialb 
MbUewcD. 


Mf  Dr.  R  Haupt,  Ueber  Enripides  Efektnu 

lebhaft  beschäftigt  haben;  ^)  sie  seien  augenscheinlich  in  der  Absicht 
gesagt,  eine  so  grosse  Neuigkeit  anzukündigen.  ^) 

So  wären  denn  beide  Stücke  entweder  gleichzeitig,  oder  die 
Elektra  ging  der  Helena  voran. 

Wir  \v  issen  nicht,  wie  lange  Euripides  an  seiner  Helena  arbeitete, 
nicht  wann  er  den  Anfang  zu  ihr  machte,  nicht  wann  Torzüglich 
sie  seinen  Geist  beschäftigte.  Es  sind  aber  Beispiele  nicht  so  selten, 
dass  sich  ein  Schriftsteller  lange  mit  einer  Arbeit  trug,  ehe  sie  zur 
Ausfahrung  kam ,  oder  dass  zwischen  Beginn  und  Beendigung  eine 
grosse  Frist  verstrich,  oder  dass  sie  in  des  Dichters  Truhe  das  neunte 
Jahr  oder  die  passende  Zeit  erwartete.  Ganz  besonders  müsste  es  bei 
den  Tragikern  mit  seltsamen  Dingen  zugehen,  wenn  sie ,  von  anderen 
so  abhängig,  stets  die  Stücke  sofort  auf  die  Bühne  gebracht  hätten.  ^) 
Wir  wissen  nun  freilich,  dass  die  Helena  412  aufgeführt  ward,  wir 
wissen  aber  nicht,  wann  dem  Dichter  der  Gedanken  kam,  sie  zu  arbeiten, 
durchaus  nicht,  wann  er  die  Absicht,  wann  er  die  Aussicht  zu  haben 
begann,  die  bearbeitete  oder  zu  bearbeitende  aufzuführen.  Bei  so  vielen 
Möglichkeiten  aber  ist  es  durchaus  fruchtlos  sich  Muthmassungen  zu 
überlassen. 

Aber  wer  beweist  denn  überhaupt,  dass  die  Worte  eine  An- 
kündigung der  H  e  1  e  n  a  sind  ?  Ebenso  möglich,  dass  nicht  die  geringste 
Beziehung  besteht.  Wie,  wenn  gei-ade  Euripides  Herodots  Eleio  gelesen 
hatte  oder  diese  sonst  Gegenstand  der  Aufmerksamkeit  und  des  Auf- 
sehens war?  Freilich  brauchte  man  dann  nur  wacker  weiter  zu  be- 
schliessen,  dass  auch  das  Bekanntwerden  oder  lieber  gar  die  Abfossung 
der  Xleio  gleichzeitig  war,  aber  das  wird  doch  Niemand  thun.  Denn 
jedermann  weiss  ja  doch,  dass  die  Helenasage  in  dieser  Form  gar  nicht 
neu  war,  dass  sich  der  Gedanke  an  eine  dramatische  Bearbeitung  ebenso 
gut  an  Stesichoros'  Palinodie  geknüpft  haben  könnte  und  dass  sie 
sogar  schon  der  Alte  von  Askra  gekannt ,  wenn  auch  nicht  erfunden 
haben  soll.  Was  ist's  also  mit  der  grossen  Neuigkeit? 

Es  bedarf  weder  die  Stelle  der  Elektra  der  Helena  noch  diese 
jener  zu  ihrer  Erklärung  oder  zu  ihrem  Verständnisse ;  die  Annahme 
irgend  welches  Zusammenhanges  ist  überflüssig  und  täuschend.  TJm 
mit  einer  Analogie  zu  schliessen,  darf  man  sich  mit  Fug  verwundem, 
dass  man  nicht  aus  den  Worten  womach.  ebenso  nach  dem  Vorgänge 
älterer,  Zeus  den  Zwist  um  Helena  als  Ursache  grosses  Blutvergiessens 
schuf  (1282  f.),  die  Gleichzeitigkeit  mit  dem  Orestes  schliesst,  in 
welchem  sich  (1639  ff.)  die  selbige  sonst  ungewöhnliche  Ansicht  findet. 

Mit  ähnlicher  Bestimmtheit  hat  man  aus  einer  zweiten 
Stelle  ®)  der  Elektra  eine  bestimmte  Abfassungszeit  herausgerechnet. 


>)  K.  0.  Müller  L.  G.  II.  p.  170. 

*\  Weil,  Sept.  Trag.  d'Ear.  p.  568. 

*)  Auf  die  412  aufgeHihrte  Andromeda  hat  Aristoph.  schon  415  angeipielt. 

ebenso  auf  die  rhoinissen  Tor  der  AiiffÜhrang.  Schol.  Ar.  Vögel.  348. 
*)  Vergl.  Bergk  de  rell.  com.  Att.  ant.  p.  39  f.  und  bei  Welcker  Gr. 

Fr.  Zusätze  p.  1587.  Meineke  Fragm.  com.  Gr.  II  p.  952.  Westrick 


Dr.  R.  Haapl.  üeber  Euripidea  Elettra,  6ß8 

Die  Dio-^kuren  aagenam  ScUluijet;  dns  Stückes  bei  ihrem  Ab- 
gange :  fw  ä  int  nöyjtiv  ^lAilhv  annvör^  \  aoiaovTi  veüiv  n^ii^Qag 
imloig.  I  dict  6'  ai&igiae  aieixovr.t  nioKÖi^  \  zoi^  «*'»■  fiiaaoiHg 
ovx  ijiagrjofuv,  |  «Töfv  o  oaiov  xai  lö  dUatov  \  ^iXov  iv  ßiozi^, 
tovifns  xaXEjtiJJv  ixXvoviBq  fiox&'ii'  ow^o/jtv.  |  Oviut^  adtAÜP 
fiijdei^  &iUTio  I  ftrjd'  iniö^xiuv  fiita  aifini^Uvi.  |  öeög  wy  ^y>}- 

Es  wird  das  Sikelische  Meer  genannt.  Su  muss  sich  damals  dort 
etwjia  gaD£  besooderes  begeben  haben.  Und  da  die  Athener  415  eine 
Flotte  in  jene  Gewässer  geschickt  haben  —  freilich  «raren  mohrmalB 
atheDische  Flotten  dort')  —  so  ist  es  ohne  Zweifel  diese  Zeit  und 
ihre  Ereignisse,  auf  die  der  Dichter  anspielt.  Dnwidersp  rech  lieh  v&n 
der  SchJuse,  nenn  er  lautete :  wenn,  da  das  Stack  gegeben  ward,  eine 
athenische  Flott«  im  Sikelischen  Meere  war,  ond  wenn  diese  die  von 
415  war,  dann  haben  wir  hier  eine  Anspielung  auf  liiese ;  oder  kflner, 
wenn  das  Stfick  415  gegeben  ist,  so  ist  es  damals  (gegeben. 

Älier  es  steht  keinesweBS  aosser  Zweifel,  dass  die  Worte  ^ixe- 
JLng  nönoi;  eine  Anspielung  enthalten.  Waren  nicht  allezeit  griechische 
Schiffe  —  dass  Yon  athenischen  die  Bede  ist,  ksuu  kein  Mensch  be- 
haupten —  aber  auch  athenische,  waren  sie  nicht  allezeit  im  ^akulischen 
Meere,  das  den  dritten  Theil  des  griechischen  Handelsgebietes  dar- 
stellt. 80  gut  als  in  anderen?  Und  das  sikelische  Meer  war  so  gut  als 
andere  ien  Dioskiiren  nnbefahlen.  Und  soll  nicht  uuderseits,  davon 
abgesehen,  Euripides  das  sikelische  Heer  dichterisch  als  Vertreter  des 
TiovtnQ  im  Allgemeinen  nennen  dürfen  ?  Wie  oft  doch  nennt  Uoraz  das 
Hyrtonra  mare  oder  den  Adrias  —  haben  wir  auch  da  Anspielungen  ? 

Die  Annahme  einer  Anspielung  voi^egebener  Art  ist  nnnöthig. 
Sie  ist  selbst  nnmCglich.  Gesetzt,  das  Stück  sei  vor  der  Niederlage. 
vor  oder  nach  dem  Auslaufen  der  Flotte ,  verfaest.  War  sie  noch  im 
Hafen,  woxn  brauchen  die  Diogknren  nach  Westen  7.ü  geben,  sie  zu 
schützen?  Sie  können  es  wahrlich  näher  haben.  So  war  sie  wol  schon 
in  Sikelien?  Was  soll  dann  der  Rath  an  die  Schlechten,  zu  Hause  zu 
bleiben,  an  die  Guten,  nicht  mit  den  Schlechten  zu  ziehenV  Nichte  ist 
nberflO-ssiger.  Unter  allen  Umständen  aber  liegt  in  den  diirclians 
unpatriotischen  Worten  eine  si'hlecht«  Vorbedeutung.  Nach  der  An- 
weht vielpr  stund  ja  der  Zug  wirklich  unter  einem  f.ningxng:.  war  ulso 
rettungslos  verloren  I 

Aber,  sagen  andere,  die  Flotte  war  .ja  schon  z u  Grunde  ge- 
gangen! Was  soll  man  von  einem  Dichter  denken,  der  w  mit  trium- 
phierender Miene  dem  Vaterlande  sein  furchtbares  Unglöck  vorhillt! 
der  sich  jetzt  mit  seiner  verspäteten  Weisheit  herbeidräng^.,  wo  iijclits 
mehr  zu  rathen  noch  zu  helfen  ist'. 

diaput.    lit.    i\e  Aesch.  i.hoeph.  flc.  f.  136  (Huei'k   v.  Wir,  K.  0. 
Müller  I,.  G.  U  p.  169.  Auch  SchnxiilBWiii   u.  Nam-li  b-^Uao  <Ub 
SiQck  in's  J»hr  413.  Einl.  lu  Soph.  El.  Uab*r  «ioMlne  weitere  vgl. 
onten  NoW  U. 
')  KiBwnrf  von  ZiTndortOT  «p.  X,  Not*  8. 


iM  Dr.  JL  Emufi,  üekcr 

Und  ist  CS  denn  wirkikh  so  imwiderspTOcUidi.  vis  als 
wffnM'Kh  sof«fM»im«n.  ^  diesen  TermcthaBeen  Gnz£.'i  and  Bsdea 
gtg$btn  hat?  Ilemet  «irklich  Efiripide<  mit  dem  {Müfamg  kfiiixb 
auf  den  Aikibiades.  sdi-  Vennlasser  all  des  Unheüsr  Denelbe  Eon- 
pides  soll  ja  doeh  42*)  in  den  Hiketiden  denselben  i.ii^ifaoi; 
Staate  ab  sein  Heil  empfohlen  gehabt  haben  ^  * :  derselbe  hat 
wieder  den  olympischen  Sieg  seines  Freondes  Alkibiade« 
derselbe  srpiter  dessen  Rückkehr  in  den  Phoinissen  Terherrlidit**». 
derwlbe  die  berfihmten  Worte  aas  dem  Palamedes  Fr.  591  denFeindeB 
des  Alkibiades  entgegen  geschlendert!  "> 

Und  wie  gezwungen  muss  man  die  Worte  ciatr  if  oaienr  xoi  rö 
dixmop  \  (filfßP  Iv  ^lOTOß  erklaren,  wenn  sie  in  einer  Flurmse  Ton 
politischer  Bedeutsamkeit  passen  sollen! 

Mit  einem  Worte,  die  Dioskuren  sagen  nnr,  dass  sie  anfs  Meer 
gehen  wollen,  om  ihrer  Beschäftigung  obzuliegen,  den  Kothleidenden 
zu  helfen ,  die  Guten  zu  retten ,  die  Bösen  aber  Terderben  zu  lassen. 
Woran  darauf  die  höchst  weise  Bemerkung  geknüpft  wird .  es  soUe 
drum  keiner  ein  Bösewicht  sein  wollen,  noch  mit  den  Meineidigen  zu 
Schiffe  geben ,  eine  Moral .  die  geniessbar  zu  machen  die  Götter  sich 
anf  ihre  göttliche  Autorität  berufen :  ^a>c  uiy  ^j;toic  ayo^vto.  Mit 
ebenbürtiger  Weisheit  schliesst  der  Chor:  «lebt  wol;  wer  Ton  den 
Menschen  wol  leben  kann  und  nicht  im  Unglücke  sitzt,  der  ist 
glücklich.-  *«) 

')  Vgl.  z.  B.  Schenkl,  polit  Anschauangen  des  Enrip.     Wien,    1862. 

Note  59. 
•)  Plot.  Ale  11.  Freilich  eine  bedenkliche  Nachricht,  wenn  wir  z. 
B.  Fr.  284  oder  El.  387  f. ,  863  wol  auch ,  vergleichen ;  (cf.  Weil 
praef.  p.  IV,  Note  S).  Ist  sie  wahr,  hat  Earip.  416  den  Alkib. 
wegen  des  Sieges  angesungen,  so  kann  er  weder  gleichzeitig  noch 
auch  überhaupt  später  die  Elektra  gemacht  haben. 

*•)  Klotz  zu  Ph.  323.  391.  Härtung  Eur.  rest  II  p.  304.  Weil  de  tra^. 
Gr.  cum  rebus  publ.  coniunctine.  p.  30.  Steadner  de  Phoen.  ml 
1849.  Uombostel,  Ratzeburg.  1862.  Hermann  praef.  Ph.  p.  XV.  Zim- 
dorfer  cap.  XI  iL 

")  Valckenaer  diatr.  Bemhardy  Hall.  EncycL  s.  v.  Eurip.  p.  137.  Durch- 
aus richtig  stellt  allein,  wie  mir  scheint,  Ribbeck  das  Verhältniss 
zu  Alkib.  dar,  Eur.  u.  s.  Zeit,  Bern  1860  p.  26. 

'*)  Bergk's  Worte  bei  Welcker  lauten :  „Ich  glaube  die  Elektra  ist  OL 
91,  4  gegeben  worden,  nachdem  im  September  desselben  Jahres  der 
siciliscne  Krieg  einen  so  traurigen.\usgang  genommen  hatte ;  darauf 
bezieht  sich  unleugbar,  was  die  Dioskuren  am  Schlüsse  des  Stückes 
sagen  va  d"  —  ivakov^,  was  durch  den  Inhalt  des  Stückes  gar  nicht 
motiviert  wird  (?  dann  ist  auch  1241  f.  nicht  motiviert)  und  nnr  zn  der 
angegebenen  Zeit  passte.  (V  Zu  der  angegebenen  Zeit  war  ja  die  Flotte 
vernichtet,  und  der  Kampf  hatte  sich  zu  Lande  entschieden,  die 
Dioskuren  konnten  nichts  mehr  helfen.)  Einen  tiefen  Eindruck 
mussten  ferner  die  folgenden  Worte  machen,  die  sich  auf  die 
traurige  La^e  der  attischen  Kriegsgefangenen  in  Sicilien  bezogen 
u.  8,  w.  Inwiefern  die  Worte  dui  <!"  tit{^€Q(ug  aref/ovri  nXaxog  roig 
fjikv  uvaaQoig  ovx  i/rani^yoinfr  etc.  ganz  besonders  oder  auch  nur 
ttberhaupt  auf  die  Lage  der  armen  Gefangenen  passen  sollen, 
ist  nicht  erfindlich.  Weil  Sept.  trag.  p.  569  entscheiaet  sich  daher 


Dr.  22.  Hauptj  üeber  EnripideB  Elektra.  005 

Sollten  diose  Schlussworte  wirklich  von  Euripides  stammen,  so 
hat  er  einen  schlechten  Scherz  gemacht;  und  die  Behauptung,  dass 
er ,  wenn  er  vielen  Stücken  als  Schluss  dieselben  Worte  anhängte, 
diess  that,  um  an  das  schon  im  Abgange  rauschend  drängende  Volk  seine 
Perlen  nicht  unnütz  zu  vergeuden ,  diese  Behauptung  hätte  hier  eine 
überraschende  Bestätigung.  Der  Dichter  hätte  zur  Rache  für  die  Un- 
aufmerksamkeit den  Schluss  mit  einer  rechten  Abgeschmacktheit  aus- 
gefällt and  sich  damit  über  das  Volk  lustig  gemacht. 

Da  aber  allerdings  diess  Verfahren  sehr  unwahrscheinlich  ist, 
80  bleibt  nichts  übrig,  als  den  gerechten  Zweifeln  beizutreten,  welche 
Nauck  gegenüber  der  üeberlieferung  des  Schlusses  der  Elektra  geltend 
gemacht  hat.  ^^) 

Ist  die  Unechtheit  des  Schlusses  erwiesen  oder  nur  wahrschein- 
lich, so  verlieren  die  an  die  Erwähnung  des  /rovrog^rxcAog  geknüpften 
Betrachtungen  gänzlich  Bestand  und  Boden ,  vielleicht  auch  die  Er- 
wähnung der  Helena.  Um  so  weniger  dürften  wir  auf  solchen  Grund 
bauen. 

So  bliebe  denn  nichts  übrig?  Nichts,  wenn  wir  nach  Anspie- 
lungen fragen.  Anspielungen  von  gleichem  Werthe  wie  die  obigen 
liessen  sich  freilich  noch  auftreiben.  Wir  könnten  z.  B.  sagen,  dass 
der  Dichter ,  wenn  er  von  der  Verführung  eines  Weibes  spricht  und 
dass  der  Verführer  mit  einem  verführten  Weibe  selbst  angefahrt 
sei^^),  ohne  Zweifel  sein  eigenes  Hauskreuz  im  Auge  habe  und  auf 


gegen  das  gewöhnlich  angenommene  Jahr  412  and  für  413,  nach 
Absendung  der  Hilfsflotte  unter  Demosthenes.  —  Schwerer  scheint 
Bergk's  Bemerkung  zu  wiegen  (vgl.  Bode  p.  504),  dass  die  AusOllle 
auf  die  Seher  ihre  Erklärung  finden  in  der  damaligen  Enttäuschung 
nach  ihren  Vorspiegelungen  und  in  dem  allgemeinen  Unwillen  gegen 
sie.  Aber  nicht  v.  971  ff.  1302  ff.,  nur  v.  399  f.  darf  in  Betracht 
kommen  Ao^iov  yuQ  f^möoi  /Qrjofioi,  ßQoruiv  (F^  unvicxriv /a(qitv 
/Qfüfv,  und  er  enthält  nichts,  was  nicht  auch  im  rhiloktetes,  431, 
dem  das  bekannte  Fr.  793  gehört,  könnte  gestanden  haben.  Solche 
Aussprüche  finden  sich  oft  genug  bei  Euripides,  der  nicht  geistlos 
get.ug  war,  die  Bemerkung  erst  412  machen  zu  müssen.  Vgl.  Schenkl 
43  ff.  Schon  Solon  fr.  36,  8  berührt  den  Punct,  cf.  auch  fr.  13. 
53  fi*.  —  Zirndorfer  endlich,  de  chronol.  Eurip.  fabb.  Cap.  X  schliesst 
aus  dem  Worte  f/rcoaxiov  dass  Euripides  gerade  einen  ganz  besonderen 
Hass  gegen  Eidbrüchige  müsse  gehabt  haben.  Diese  Eidbrüchigen 
waren  die  Spartaner,  cum  foedus  negligentes,  Argivos  invasissent 
(Thuc.  5,  56).  Dass  der  Dichter  sonst  im  Stücke  gar  nicht-*  gegen 
die  Lakonen  sagt,  sie  nur  hier  so  versteckt  berührt,  komme  daher, 
dass  es  den  Athenern  noch  nicht  im  eigenen  Hause  brannte,  sonst 
wurde  er  ganz  anders  auf  sie  losziehen !  Dieser  Ansicht,  welcher 
folgend  Zirndorfer  das  Stück  in's  Jahr  418  setzt,  wird  schon  dess- 
halb  niemand  bei  fallen ,  weil  die  Spartaner  nach  Argos  nicht  zu 
Schiffe  kamen.  CJm  wirksam  zu  sein  durfte,  überhaupt  hier  eine 
Anspielung  nicht  in  einem  Worte  bestehen,  ^tt/'ooxo?  ist  hier  nur 
als  ein  Synonym  mit  li^ixug  gesetzt. 

'*}  Er  erklärt  v.  1233—1359  für  unecht  und  des  Euripides  unwürdig; 
und  was  die  Anapäste  angeht,  so  ist  ihm  sicher  beizustimmen, 
während  die  Unechtheit  der  Jamben  kaum  zu  erweisen  sein  dürfte. 

'*)  921  ff.  vergl.  Nauck  vita  Eur.  Note  23  und  die  erste  Griech.  Biogr, 


808  2>r.  B,  Haupty  üeber  Euripideg  Elektm. 

Ein  weiterer  Anhaltspunkt  wird  uns  vielleicht  dnrch  einen  Blick 
auf  die  politische  Anschannng  des  Dichters  gew&hrt.  Wir 
können  in  den  Erwähnungen  des  Adels,  um  diesen  Ansdrnck  va 
gebrauchen,  hei  ihm  eine  gewisse  Entwickclong  verfolgen.  Mit  seiner 
Zeit  gehend  anfangs  gerne  und  als  Führer,  später  weniger  gern  nnd 
mehr  zurückhaltend ,  ist  er  in  dieser  Hinsicht  den  vorscbreitenden 
demokratischen  Anschauungen  und  Ausdrucksweisen  gefolgt.  Die 
Alkestis ,  das  älteste  Stück,  zeigt  uns  einen  hohen  Respect  vor  den 
hergebrachten  Vorzügen  des  Adels  ^^)  im  schärfsten  Oegensatze  gegen 
dessen  Geringschätzung  in  den  späten  Stücken ;  ebenso  die  HeraUiden, 
ohne  Zweifel  eines  der  ältesten  Werke  *') ,  und  im  Hippolyt  *•)  tritt 
uns  auch  der  altbekannte  sprachliche  Gegensatz  der  xcrxoe  und  iad-- 
Xoi  ganz  unbefangen  noch  entgegen.  Es  sind  die  ältesten  Stficke. 
Dazu  kommt  noch  Andromache  ^^),  ein  Werk,  das,  wenn  je  eines,  nach 
seinen  politischen  Beziehungen  mit  Sicherheit  zu  bestimmen  ist  nnd 
zwischen  430  und  427  gehOi-t.  Je  später,  desto  mehr  tritt  ein  etwaiges 
Lob  des  Adels  nur  schüchtern  und  befangen  auf,  oft  gar  um  scharf 
bekrittelt  zu  werden  (vgl.  fr.  53  und  bes.  im  Erechtheus,  von  411,  fr. 
346 ,  347  und  345).  Wie  im  Hippolyt,  dem  fr.  346  und  fr.  ine.  et 
dub.  1092 ,  so  tritt  nun  aber  auch  in  der  Elektra  der  alterthümliche 
Gegensatz  der  xQr^azoi  und  xaxot  auf  (369  AT.)  tjdrj  yciQ  eldov  avöga- 
yivvaiov  naTQog\TO  (.irfiev  ovra,  ;f^i;(7rar  6  ex  xcmciv vixva ;  wie 
in  obgenannten  Stücken  finden  wir  eine  bewusste  oder  balbbewnsste 
Hochachtung  des  Adels ;  denn  obzwar  der  Dichter  vor  allem  Adel  der 
Gesinnung  verlangt  und  einem  reinen  Standesadel  vorzieht,  sich  auch 
gegen  den  leeren  Hausdünkel  ausspricht  (381),  so  lässt  er  doch  den 
edeln  Landmann,  so  sehr  nahe  es  lag  ihn  als  einfachen  Bürger  darzu- 
stellen ,  einen  Mann  von  vornehmem  Geschlechte  (v.  37)  wenn  auch 
nicht  der  Königstochter  ebenbürtig  sein  (46).  Es  muss  wol  die  Elektra 
aus  gleicher  Periode  stammen  wie  obige  Stücke,  welche  ähnliche  An- 
schauung bekunden  und  diese  fallen  zwischen  439  und  427. 

Es  lauteten  demnach  die  Ergebnisse  der  Betrachtung : 

a)  nach  dem  Metrum  liegt  die  Elektra  zwischen  430  and  410, 
näher  jenem  Datum ; 

b)  sie  ist  jünger  als  426,  wo  die  Acharner  erschienen,  doch  gehört  sie 

c)  zu  den  älteren  Stacken  und  wird  auch  nicht  viel  jünger  sein 
als  426.  Sie  scheint  denn  auch  wirklich 

d)  nach  den  Erwähnungen  in  Wolken  und  Vögeln  zu  schliessen, 
424  bereits  bekannt  gewesen  zu  sein. 

In  den  Jahren  427  und  424  ist  Euripides  aller  Wahrscheinlich- 
keit nach  als  Gesandter  nach  Sikelien  gegangen ;  und  hat  sich  dort 


*•)  Ale.  920. 

«')  HeracL  234.  297.  325  u.  s.  w.   Das  Stück  wird  in's  Jahr  431  M 

setzen  sein. 
•■)  Hipp.  411  f. 
^•)  Andr.  766  ff. 


Dr.  B.  Haupt,  üeber  Eoripides  Elektra.  06& 

aufgehalten  ^^).  Er  war  daselbst  yielleicht  schon  damals ,  sicherlich 
später  sehr  beliebt;  möglich,  ja  wahrscheinlich,  dass  er  bei  seiner 
dortigen  Anwesenheit  manche  seiner  Stücke  zur  Aofführnng  brachte, 
wie  vordem  Aischylos  die  seinigen.  Sollte  dort  auch  die  Elektra  auf- 
geführt, vielleicht  gar  gedichtet  sein,  so  erklärt  sich  mehreres  trefflich. 
Vor  allem  die  Polemik  gogen  Aischylos,  die  Grundidee  des  Werkes. 
Femer  wäre  am  Schlüsse  die  Erwähnung  des  JSnulog  novcog,  sei  der 
Schluss  nun  echt  oder  unecht,  jn  jeglicher  Hinsicht  entsprechend  und 
natürlich.  Endlich  ist  die  Bezugnahme  auf  die  abweichende  Form  der 
Helenasage  in  der  Heimat  des  Stesichoros  aufs  allernatürlichste  erkläi*t. 
In  der  ruhelos  aufgeregten  Zeit,  mitten  im  Kampfe  der  Leiden- 
schaften und  Parteien,  gefiel  sich  also  der  Dichter  darin,  ein  Bild  zu 
entwerfen,  das  einen  vollen  Gegensatz  böte  gegen  das  grosssprecherische 
Thun  und  Treiben,  das  einmal  einfachste  Menschen  und  Verhältnisse 
darstellte  und  rein  menschlich  interessante  Probleme  erörterte  mit 
strengster  Beiseitehaltung  aller  weiteren  politischen  Seitenblicke.  Es 
wäre  nicht  einmal  anständig  noch  klug  gewesen,  politische  Beflexionen, 
die  Würze  und  den  Kernpnnct  mancher  gleichzeitigen  Arbeiten,  einem 
ausländischen  Publicum  vorzuführen.  Sie  werden  aber  ersetzt  durch 
eine  literarische  Polemik,  eine  ausgedehnte  Kritik  des  in  Sikelien  fast 
heimischen  Aischylos.  Ihn  in  Schatten  zu  stellen  ist  der  eigentlichste 
Zweck  des  Stückes ;  wie  Euiipides  auf  den  Gedanken  kam,  dem  Einflüsse 
des  läDgst  todten  Aischylos  so  ausdrücklich  entgegenzutreten,  lässt 
sich,  wenn  das  Stück  in  Athen  gemacht  ist,  zwischen  den  politischen 
Werken  Herakliden,  Andi'omache,  Hekabe,  nur  schwer,  ist  es  in 
Sikelien  verfasst,  höchst  natürlich  erklären. 

Jedenfalls  wird  unser  Ergebniss  also  lauten  dürfen : 
DieElektra  ist  wahrscheinlich  kurz  nach  den  Achamem, 
etwa  425,  in  Athen  aufgeführt;  der  Aufenthalt  des  Dichters  in 
Sikelien  aber  scheint  Einfluss  auf  ihre  Gestaltung  gehabt  zu  haben, 
möglicher  Weise  ist  sie  dort  gedichtet ,  um  zuerst  dort  aufgeführt  zu 
werden. 

Dr.  Bich.  Haupt. 

'")  Von  einer  Staatsrede  die  er  n^og  roiV  £vQaxoiilovg  hielt,  ist  ein 
Fragment  übrig.  AristoL  Bbet  II  p.  1384  and  Schol.  ?gl.  Haupt, 
äussere  Politik  des  Ear.  1870.  Note  60  Ein  Loblied  auf  Sikelien 
und  (Jnteritalien  hat  et  auch  den  Tro.  eingeflochten  v.  220  ff. 


070  A,  Goldbacher,  Zur  Kritik  v.  Apaleius  de  mundo. 


Zur  Kritik  von  Apaleius  de  mundo  und  über  das  Vor- 
hältniss  dieser  Schrift  zar  pseudoaristotelischen /rf^t 

Ein  Seitenstfick  zur  Frage  Ober  das  Verhältniss  der  Metamor- 
phosen des  Apaleius  zu  dem  unter  Lncian's  Namen  Qberlieferten ''Oyog 
und  den  loyoi  diaq)OQOi  eines  angeblichen  Lucius  von  Patrae  ist  der 
Streit  über  die  Apuleianische  Schrift  de  mundo  und  das  dem  Aristo- 
teles zugeschriebene  Buch  7r€Qi  xoa^nv.  Wie  es  sich  nämlich  dort 
nicht  nur  darum  handelt,  welche  von  jenen  drei  Schritten  als  Original 
zu  betrachten  sei,  und  in  welcher  Folge  die  beiden  anderen  aus  dem 
Originale  abstammen,  sondern  auch  die  Authenticit<at  des  ^Ovog  als 
eines  Lucianischen  Productes  mit  schwer  wiegenden  Gründen  bestrit- 
ten wird,  so  dreht  sich  auch  hier  die  erste  Frage  darum,  ob  wir  in 
dem  Buche  jteQi  tcoo^ov  ein  Werk  des  Aristoteles  vor  uns  haben  oder 
nicht,  eine  Frage,  die  schon  Proclus  zu  Platon's  Timaeus  p.  41  E 
aufwirft.  Wird  diess  bejaht,  dann  ist  damit  auch  jede  weitere  Frage 
abgeschnitten.  Lässt  es  sich  aber  nachweisen,  dass  Aristoteles  der 
Verfasser  jener  Schrift  nicht  sein  könne,  so  kommt  die  zweite  Frage 
an  die  Beihe,  wer  denn  wol  der  Autor  derselben  mag  gewesen  sein, 
oder  wenigstens  in  welche  Zeit  ihre  Abfassung  zu  setzen  sein  wird. 
Die  Beantwortung  dieses  letzteren  Punctes  setzt  aber  dann  vor  Allem 
die  Untersuchung  voraus,  ob  Apuleius  die  griechische  Schrift  über- 
setzt habe,  oder  umgekehrt  der  Verfasser  der  Schrift  negt  xocfiov 
das  Werk  des  Apuleius. 

Was  nun  jene  erste  Frage  betrifft,  so  hat  0.  U.  Weisse  einen 
missglfickten  Versuch  gemacht,  die  gegen  die  Echtheit  des  Buches 
negi  xoa^ov  erhobenen  Bedenken  zu  widerlegen.  Nach  ihm  sind  von 
verschiedenen  Seiten  so  wol  aus  dem  Inhalte  dieser  Schrift  als  auch 
aus  ihrer  Form  eine  solche  Menge  der  schlagendsten  Gegenbeweise 
an  den  Tag  gefördert  worden,  dass  es  Niemandem  mehr  eingefallen 
ist,  auch  wol  Niemandem  mehr  einfallen  wird,  den  Aristoteles  für  den 
Verfasser  anzusehen. 

Kein  so  bestimmtes  Besultat  lieferte  bisher  die  Untersuchung 
über  den  wirklichen  Verfasser  des  Buches  ^regl  yAö^ov,  Osann  hat 
an  Ohrysippus  gedacht.  Ideler  an  Posidonius ;  allein  beide  Vermuthun- 
gen  entbehren  nicht  nur  jedes  sicheren  Anhaltspunctes,  sondern  sie 
konnten  auch  in  so  ferne  vor  einer  genaueren  Prüfung  nicht  Stand 
halten,  als  unsere  anderweitige  Kenntniss  jener  beiden  Männer  es 
nicht  erlaubt,  diese  sonderbare  Schrift  dem  einen  oder  anderen  zuzu- 
muthen.  Das  Einzige,  was  Anspruch  auf  einigen  Erfolg  zu  haben 
scheint,  ist  die  Bestimmung,  aus  welcher  Schule  diese  Schrift  hervor- 
gegangen sei.  Allein  selbst  von  dieser  Seite  ist  unser  Proteus  schwer 
zu  fassen ;  denn  wenn  auch  im  Allgemeinen  der  Anschluss  an  Aristo- 
teles und  die  Peripatetiker  vorwiegt,  so  ist  doch  damit  eine  solche 
Menge  stoischer  Lehren  verknüpft  u.  verflochten,  dass  man  sogar  auf 


w 


A.  Ooldbeuher,  Zar  Kritik  \ 


071 


den  Qedaoken  kommea  koante,  das  Buch  einem  der  Häupter  der  stoi- 
echen  Schale,  einem  Cbrysippus  oder  Posidonius,  zuzuschreiben,  Of- 
Teobar  var  also  der  Verfasser  ein  Eklektiker,  der  aus  peripate tischen 
ond  stoischen  Elementen  eine  oigene  Weltanschaaitng  sich  zusammen- 
^st«ppe]t  hatte. 

Nicht  weoiger  gehen  die  Ansichten  in  der  Bestimmung  der  Ah- 
fsBBuu^zeit  auseinander.  Derjenigen,  die  die  Ueberlieferuug  festhaiteu 
und  das  Buch  fflr  ein  Werk  des  Aristoteles  ansehen,  gar  nicht  zu  ge- 
denken, setzt  Böse  dasselbe  ins  dritte  Jahrhund  ort  vor  Christus,  während 
Stahr  and  Barlhölemy  Saint-Hilaire  es  his  in  das  dritte  Jahrhundert 
Dieb  Chr.,  also  hinter  Apuleias  hinabrdckeu.  Die  Mitte  zwischen 
diesen  beiden  Eitremen  hält  Zeller,  indem  er  das  erste  Jahrh.  vor 
Chr.  und  das  erste  Jahrh.  nach  Chr.  als  jene  Grenzen  festsetzt,  inner- 
halb welcher  nach  seiner  Ansicht  das  Buch  niOge  verfasst  worden  seiu. 

Ursache  dieser  su  bedeutenden  Differenz  in  der  Bestimmung  der 
Abfassungszeit  ist  hauptsächlich  die  Verschiedenheit  der  Ansichten 
Ober  das  Verhältniss  des  Buches  itsqI  xöaftov  zu  seinem  lateinischen 
Doppelgänger,  dem  Apnleianischen  Buche  de  mundo.  Dass  die  eine 
Schrift  eine  unmittelbare  Uebersetzung  der  andern  sei,  hat  noch  Nie- 
mand bezweifelt.  Nicht  so  einstimmig  aber  ist  das  Urtheü,  welche  von 
beiden  daa  Original  sei.  Die  grosse  Uehrzahl  derjenigen,  die  Aber  diese 
Frage  gesprochen  haben,  erklärte  sich  freilich  dafür,  dass  Apnleius  der 
Peberaetzer  sei;  allein  A.  Stahr  hat  wiederholt  (Aristoteles  unter  den 
B*mern  Leipzig  1834  S.  1G3  ff.;  Jahn's  Jahrb.  1836  XVIII  S.  1  ff.; 
deutsche  Jahrb.  1842  S.  12'2S)  a.  mit  grosser  Entschiedenheit  die 
Ansicht  behauptet  u.  verfochten,  dass  Apuleiug  der  Verfasser  und  die 
griechische  Sclirift  eine  Uebersetzung  des  lateinischen  Originales  sei. 
Gefolgt  ist  ihm  meines  Wissens  nur  Barthelemj  Saint-Hilaire  (Meteo- 
rologie d'  Aristote.  Par.  1865  S.  LXXXVIII  ff.)  ohne  ihn  zu  nennen. 
Sonst  bat  er  allenthalben  den  ?nt^rhiedensten  Widerspruch  gefunden, 
Q.  die  Gründe  fQr  diesen  Widersprach  waren  auch  in  der  Tbat  nicht 
schwer  zn  finden.  Die  ausführlichst!?  Entgegnung  enthält  das,  so  riel 
ich  sehe,  später  ganz  in  Vergessenheit  gerathene  Programm  des  L. 
Hölscher  .Über  daa  Buch  des  Apuleiiis  de  mundo  Herford  1846". 
Alles  das  nun,  was  gegen  Stahr  vorgebracht  wurde,  nochmals  zu  sam- 
meln, zusammenzustellen  u.  mit  neuem  Materiale,  das  eine  Vergleich- 
ung  beider  Schriften  zur  Genüge  liefern  würde .  zu  bci-eicbern .  halte 
ich  für  eine  Überflüssige  Arbeit,  indem  man  die  Frage,  wo  denn  das 
Original  zu  suchen  sei,  unbedenklich  für  entschieden  betrachten  kann 
u,  zwar  zn  Gunsten  des  Buches  ne^  mo/iOi;.  Nur  zwei  Punkte  kann 
ich  nicht  umhin  hinzuzufügen,  weil  sie  nicht  bloss  treffender  sind 
als  manches,  was  man  in  dieser  Beziehung  zu  Tage  gefordert  bat, 
Boudem  auch  an  zwei  verderbten  Stellen  der  lateinischen  Schrift  den 
richtigen  Text  herstellen. 

C.  12  p.  317,  wo  von  den  Winden  die  Rede  ist.  heisst  es  in 
den  massgebenden  Handschr. :  vnlfx  ille  est  vd  uti  dicitur  pineas, 
cum  torquetur  humm  arida  tt  ab  imo  erigitur  ad  tummum,  und 


672  A.  Goldbacher,  Zar  Kritik  von  Apnleius    de  mundo. 

dies  soll  den  griechischen  Worten  XoTiXaip  de  xal  üTQoßikog  nv€V(ia 
eiXovfuevov  TcaTwd^ev  avio  (p.  395,  a,  7)  entsprechen.  Das  pineas 
hat  sich  kein  Erklärer  noch  zu  enträthseln  vermocht.  Die  Heraus- 
geber seit  Elmenhorst  schreiben  nach  einer  CoDJectur  des  Vnlcanius 
divrj;  Hildebrand  setzte  Helicias  in  den  Text.  Und  doch  ist  die  üeber- 
lieferung  richtig;  nur  darf  mau  nicht  pineas ,  sondern  pinea  lesen, 
wie  es  auch  wol  unbewusst  in  den  Ausgaben  vor  Elmenhorst  steht. 
Das  Wort  azQoßikog  nämlich,  dessen  Uebersetzung  pinea  sefn  muss, 
bezeichnet  einen  kegelförmig  gedrehten,  gerundeten  Körper,  daher  auch 
Fichte,  Kiefer,  Fichten-  oder  Tannenzapfen.  Nach  der  Achnlichkeit 
der  Gestalt  nun ,  meint  Apnleius ,  haben  die  Griechen  auch  den  \jon 
unten  nach  oben  sich  erhebenden  Wirbelwind  mit  dem  Namen  ozqo- 
ßikog  (lat.  pinea)  benannt.  Dass  in  diesem  Falle  dem  Apuleius  die 
griechische  Stelle  vorgelegen  haben  müsse  u.  nicht  umgekehrt ,  ist 
ebenso  klar ,  wie  wenn  c.  6  p.  299  das  bei  den  Griechen  in  der  Be- 
deutung Meerenge  gebräuchliche  avxrjv  (p.  393 .  a,  22)  mit  veltUi 
quibusdom  fretorum  cervicihus  wiedergegeben  ist ;  denn  dass  das 
lateinische  cervicefi  in  dieser  Bedeutung  nicht  gebraucht  war ,  deutet 
schon  das  veluti  quihusdam  an. 

Die  zweite  Stelle,  die  ich  hier  berühren  wollte,  ist  c.  27  p.  352. 
mundo  equidem  consentiunt  non  una  scd  divcrsa  via  ei  plerumqtie 
contraria  heisst  es  da  von  der  Harmonie  im  Weltall.  Mundo  ist  sinn- 
los ;  die  Aenderung  des  Schioppius  %nuiuo  empfiehlt  sich  desshalb 
durchaus  nicht,  weil  Apuleius  mit  diesem  Worte  ganz  gewiss  das 
giiechische  avv  Koajm^  (p.  398 ,  b,  23)  übersetzt  hat.  Gar  nicht  zu 
denken  ist  an  das,  was  Hildebrand  für  möglich  hält ,  dass  Apuleius 
das  Gvv  noa/nq)  nicht  verstanden  u.  daher  auf  gut  Glück  mit  dem 
sinnlosen  mimdo  übersetzt  habe ;  denn  was  dort  avv  yjoo^h^  bedeute , 
kann  ein  Kenner  des  Griechischen  wie  Apuleius  unmöglich  missver- 
standen haben :  es  ist  adverbiell  (ordinate^  deccnter  erklärt  es  Hil- 
debrand) u.  ohne  Zweifel  von  Apuleius  mit  dem  hier  etwas  gezierten 
munde  (nicht  mundo)  wie  Koziol  über  d.  Stil  d.  Ap.  283  glaubt, 
wiedergegeben  worden,  um  das  im  griechischen  Ausdrucke  liegende 
Wortspiel  in  der  Uebersetzung  nicht  verloren  gehen  zu  lassen.  Ohne 
diese  Veranlassung  wüj-de  freilich  ein  lateinischer  Schriftsteller  ge- 
wiss nicht  auf  einen  solchen  Ausdruck  gekommen  sein.  Auch  Asclep. 
c.  11  p.  296  munde  mundum  scrrando  ist  ohne  Zweifel  durch  das 
griechische  Original  veranlasst,  wo  es  etwa  alv  KOOfKp  /.oofxov  oxo- 
jirjGavra  mag  geheissen  haben. 

Doch  genug  davon.  Dass  die  griechische  Schrift  nicht  ans  der 
lateinischen,  sondern  umgekehrt  die  lateinische  aus  der  griechischen 
übersetzt  sei,  kann  Niemand  mehr  bezweifeln,  der  nur  mit  einiger 
Aufmerksamkeit  beide  mit  einander  vergleicht.  Daher  geht  denn  auch 
die  fast  allgemeine  Ansicht  dahin,  dass  die  Schrift  TiaQl  ycoGfiov  vor 
der  Zeit  des  Apuleius  vei'fasst  worden  sei,  vielleicht  in  der  Absicht, 
sie  den  Schriften  des  Aristoteles  unterzuschieben,  dass  sie  wenigstens 
zur  Zeit  des  Apuleius  schon  als  Aristotelisches  Werk  gegolten  habe 


Ä.  CMdbacher,  Zar  Kritik  tob  Apnleius  de  mundo.  678 

und  von  jeDem  als  solches  ins  Lateinische  übertragen  worden  sei. 
Apnleius  habe  dabei  einiges  wenige  geändert,  hie  und  da  etwas  weg- 
gelassen, Unbedeutendes  dazugegeben  und  durch  diese  Freiheit  in  der 
Uebersetzung ,  so  wie  auch  insbesondere  durch  die  Widmung  an 
Faustinus,  die  er  an  die  Stelle  der  Ansprache  an  Alexander  hat  treten 
lassen,  dem  Ganzen  den  Schein  der  Originalität  zu  geben  versucht. 

Das  ist  nun  freilich  nach  unseren  Begriffen  wenigstens  ein 
freches,  unverschämtes  Plagiat.  Ein  solches  dem  Apuleius  zuzu- 
muthen,  hat  Stahr  nicht  über's  Herz  bringen  können  und  hauptsäch- 
lich aus  diesem  Grunde  die  Ansicht  verfochten,  dass  die  griechische 
Schrift  eine  Uebersetzung  der  lateinischen  sei.  Da  nun  aber  diess  wie 
wir  schon  bemerkt  haben,  durchaus  nicht  angeht,  und  die  dagegen 
vorgebrachten  Gründe  zu  schlagend  sind,  als  dass  man  sich  noch 
gegen  sie  sträuben  könnte,  so  hat  Franz  Adam  (de  auctorc  libri  pseudo^ 
aristotelici  neql  xoofiov.  Berolini  1861)  auf  einem  anderen  Wege 
die  bedrohte  Ehre  unseres  Autors  zu  retten  unternommen.  Dass  Apu- 
leius griechisch  sowie  lateinisch  gesprochen  und  geschrieben  habe, 
dass  er  mit  literarischen  Producten  in  beiden  Sprachen  sich  hervor- 
that,  das  sagt  uns  seine  eigene  Buhmredigkeit  selbst  an  mehr  als 
einer  Stelle.  Dieser  Umstand  fährte  Adam  auf  den  Gedanken,  Apn- 
leius könnte  ja  der  Verfasser  der  griechischen  wie  der  lateinischen 
Schrift  sein.  Der  Ausführung  dieses  Gedankens  ist  das  erwähnte 
Büchlein  gewidmet.  Adam  sucht  zuerst,  nachdem  er  vorher  die  Frage 
über  die  Echtheit  oder  Unechtheit  des  Buches  Ttegt  noofiov  behan- 
delt hat,  S.  42  ff.  nachzuweisen,  dass  Apnleius  nicht  blos  Werke  in 
lateinischer  und  griechischer  Sprache  verfasst  habe,  sondern  dass  er 
auch  die  Gewohnheit  gehabt  habe,  ein  und  dasselbe  Werk  in  beiden 
Sprachen  niederzuschreiben.  Der  Grund  dafür,  meint  Adam,  sei  in 
dem  Bestreben  zu  suchen,  durch  dieses  Mittel  an  Küi-ze  und  Präci- 
sion  zu  gewinnen,  den  Redefluss,  der  ihn  überall  über  die  rechte  Grenze 
hinauszutragen  drohte,  zu  hemmen  und  einzuschränken  und  so  seinen 
Werken  die  nöthige  Gleichmässigkeit  und  Uebersichtlichkeit  zu  geben. 
Auf  diese  Weise  sei  auch  das  Buch  7t€Qi  TLoafAOv  und  de  mundo  ent- 
standen. Zuerst  habe  Apuleius  das  griechische  geschrieben  und  das- 
selbe ohne  die  Absicht  einer  Fälschung  bloss  nach  der  Art  der  Bhe- 
toren  in  die  Form  eines  Briefes  des  Aristoteles  an  Alexander  einge- 
kleidet; das  griechische  habe  er  dann  mit  den  schon  angegebenen 
Veränderungen  und  Zuthaten  in's  Lateinische  übertragen. 

Gegen  diese  Ansicht  hat  nun  zwar  schon  Zeller  Philos.  der 
Grioch.  III  1  S.  562  f.  einige  bedeutende  Gründe  vorgebracht;  allein 
da  C.  Zell  in  Paul v's  Real enc.  Bd.  I  S.  1672  derselben  beizustimmen 
scheint,  so  wird  es  gewiss  nicht  überflüssig  sein  diesen  Gegenstand 
einer  genaueren  Untersuchung  und  Erörterung  zu  unterziehen. 

Der  erste  Einwand,  den  Zeller  dagegen  erhebt,  dass  Adam  den 
Apuleius  aus  einem  Plagiator  zu  einem  Falsificator  mache  and  ihm 
eine  Fälschung  zutraue,  während  er  ihn  von  dem  Vorwurfe  t*' 
waschen  bemüht  sei,  dass  er  aus  Prahlerei  eine  blosse  Uebec 

Z«ii»chrift  I.  d   öiurr.  Oymn.  IbU,  H.  n.  X.  ü^n.  45 


•74  X  GMbmAer,  Zv  Kiitik  rai  Apoleiu  i€ 

einer  fremden  Arbeit  for  seine  eigene  Leistung  jmsgegeben  ludie,  ist 
offenbar  anrichtig.  Denn  Adam  verwahrt  sich  S.  46  f.  aosdrUcklich 
dagegen,  als  hätte  Apoleios  nach  seiner  Ansicht  das  Buch  n^i 
TCMJuav  geschrieben,  am  es  als  ein  Aristotelisches  aoszogeben.  Dass 
er  es  in  die  Form  eines  Briefes  des  Aristoteles  an  Alexander  einge- 
kleidet habe,  sei  nichts  als  eine  rhetorische  Spielerei  gewesen,  und 
wenn  diese  anch  die  Yeranlassang  war,  dass  dasselbe  in  spaterer  Zeit 
in  die  Zahl  der  Aristotelischen  Schriften  aofgenommen  worde,  so  treffe 
doch  desshalb  die  Schold  nicht  den  Apuleios,  sondern  die  nnbritisclien 
Sammler  der  späteren  Zeit 

Treffender  hätte  die  Adam*sche  Hypothese  von  einer  anderen 
Seite  gefasst  werden  können.  Viel  schlimmer  nämlich  steht  es  mit  der 
ganzen  Grandlage,  aof  der  dieselbe  aofgebaot  ist  Die  Behanptang, 
dass  Apoleios  die  Gewohnheit  gehabt  habe,  dieselbe  Schrift  in  grie- 
chischer and  lateinischer  Sprache  abzafassen,  entbehrt  jedes  Grundes 
and  ist  nar  aas  einem  argen  Missverständnisse  zweier  Stellen  hervor- 
gegangen. Die  erste  ist  Flor.  Nr.  18  p.  91  f.  Apuleias  spricht  vor 
den  Carthagem  von  der  Dankbarkeit,  die  er  ihrer  Stadt  schuldig  sei, 
wie  er  stets  bestrebt  sei  sie  mit  Lobsprüchen  zu  erheben,  ihre  Ein- 
richtungen zo  achten,  ihrem  Gotterdienste  mit  besonderer  Verehrung 
sich  hinzugeben.  So  habe  er  den  heutigen  Tag  erkoren  um  den  Be- 
schützer ihrer  Borg,  den  Aesculapius ,  zu  preisen :  eius  dei  hymnum 
graeco  et  latino  carmine  vobis  hie  canam  iam  iUi  a  me  dedicatum. 
8um  enim  non  ignotus  illius  sacricola,  nee  recens  cultor  nee  in» 
graius  antistes,  ae  iam  et  prorsa  et  vorsa  faeundia  reneratus  sum, 
ita  ut  etiam  nunc  hymnum  eius  utraque  lingua  canam,  eud  diu' 
logum  similiter  graeeum  et  latinum  praetexui,  in  quo  sermocina- 

buntur  Sabidius  Severus  et  Julius  Persius eorum  ego 

sermonem  ratus  et  vobis  auditu  gratissimum  et  mihi  compositu 
congruentem  et  dedicatu  religiosum,  in  principio  libri  facio  qtten^ 
dam  ex  hiSj  qui  mihi  Athenis  condidicerufit,  percontari  a  Persio 
graece,  quae  ego  pridie  in  templo  ÄescuJapi  disseruerim,  pauUt' 
timque  Ulis  Severum  adiungo,  cui  interim  romanae  Unguae  pattes 
dedi.  namque  Persius  quamvis  et  ipse  optime  possU,  tarnen  hodie 
vobis  atticissabit.  Wie  man  aus  dieser  Stelle  herauslesen  kann,  dass 
Apuleius  den  ganzen  Dialog  in  beiden  Sprachen  griechisch  und  latei- 
nisch geschrieben  habe,  ist  kaum  zu  begreifen,  da  er  doch  selbst  aus- 
drücklich sagt,  der  Dialog  sei  zum  Theile  lateinisch  und  zum  Theile 
griechisch  geschrieben  gewesen  und  zwar  in  der  Ai*t,  dass  er  den  einen 
Mituuterredner,  Sabidius  Severus,  lateinisch,  den  andera,  Julius  Pot- 
sius,  griechisch  habe  sprechen  lassen.  Ebenso  steht  es  auch  mit  dem 
Hymnus  auf  Aesculap.  Man  darf  sich  ja  nicht  vorstellen,  dass  Apu- 
leius den  Hymnus  etwa  lateinisch  entworfen  und  dann  auch  in^s  Grie- 
chische übersetzt  habe,  sondern  wir  müssen  an  zwei  verschiedeDe 
Hymnen  denken,  einen  lateinischen  und  griechischen.  Da  nun  diese 
beiden  Hymnen  auf  den  Dialog  folgten  und  mit  ihm  in  YerbinduDg 
standen,  was  wir  aus  dem  Worte  praetexui  entnehmen  können»  so 


i 


A.   GiAdbachtr,  Zur  Kritik  \ 


I  Apuleii 


876 


liegt  die  Vermuthuug  sehr  uahe,  daaa  nach  der  Anlaga  dus  Dialoges 
ancb  der  iBteioische  Hymous  dem  Severus,  der  gii^-rtiische  dem  Per- 
sius  in  den  Munil  golegt  war.  So  kindiEch  and  lächerlich  uan  aach 
dieee  Production  sprachlJclier  Fertigkeiten  aos  erscheinen  mag,  so 
scheint  doch  die  damalige  GeBchmacfcsrichtung  diese  Art  von  Prah- 
lerei und  QrosBtbuerei  nicht  nur  nicht  zurück  gewiesen,  sondern  aog&r 
begünstigt  zu  haben.  Sehr  interes)iaDt  ist  in  dieser  Beziehung  «in 
Fragment  aus  den  Vorträgen  des  Äpoluiua,  das  uns  im  Anfange  des 
Buches  de  deu  Socmtis  p.  111,  112  a.  113  OberlieCert  ist.  Dasselbe 
lautet:  iamduäum  scio,  quid  hoc  significalu  ftagiMis,  w(  cetera 
materiae  lattne  iiersequamur.  nam  et  in  principio  vobis  dwersa 
tendctitibus  ita  memint  polliccfi,  ut  ncutra  pars  vestrwu,  nee  gut 
graece  ncc  qui  latine  petebatis,  diclionif  huius  expcrtes  abirctis. 
quaprojiler  ii  ita  vidctw,  aatis  oratio  nostra  atticissaverit.  tempns 
est  in  Lalium  dernigrare  de  Giaecia.  Das  also  war  die  Gewohnheit 
des  Apoleius,  und  darin  suchte  seine  Eitelkeit  einen  besonderen  Buhm 
in  griechischer  wie  lateinischer  Spruche  dieselbe  Fertigkeit  zu  zeigen, 
in  beiden  Sprachen  zu  Dichten,  Dialoge  zu  schreiben,  deren  Personen 
eine  verschiedene  Sprache  sprechen,  in  den  Vorträgen  von  der  einen 
Sprache  auf  die  andere  abzuspringen,  nicht  aber,  was  er  lateinisch 
entworfen,  in's  Griechische  zu  nliersetzen  oder  umgekehrt,  eine  Arbeit, 
die  demjenigen  wenig  Ehre  würde  eingetragen  haben,  der  in  beiden 
Sprachen  gleicher  Gewandtheit  sich  rühmen  und  von  sich  sagen 
konnte,  dass  er  allen  möglichen  Gattungen  poetischer  und  prosaischer 
Darstellung  gewachsen  sei  tum  graece  quam  latitte,  gemino  voto, 
pari  studio,  simili  gttla  (Flor.  Nr.  9  p,  37). 

Desgleichen  hat  Apnleius,  um  nun  auf  jene  Stolle  zu  kommen, 
die  Adam  für  einen  besonders  sichern  Beweis  seiner  Annahme  ansieht. 
in  soiner  ausgebreiteten  pliilusopliischen  und  naturwissenschaftlichen 
Productivität  abwechselnd  bald  der  lateinischen  bald  der  griechischen 
Spruche  sich  bedient,  d.  h.  er  bat,  wie  es  ihm  gerade  in  den  Sinn 
kam,  mit  dersellien  Stilgewandtheit  das  eine  Werk  griechisch,  ein 
anderes  wieder  lateinisch  geschrieben.  Diess  sagt  Augu-.tinns  de  civ. 
de!  VllI  13  in  ulraquc  autem  Ungun,  id  est  et  grarca  et  tatina, 
Aitulcius  Afer  e^stitil  Plalonicui  nobiUs.  und  Ajinleius  selbst  in 
der  Apol.  c.  36  p.  477  legal  reteium  phihsofhofam  Hionuiiienta, 
londem  ut  intellegal,  no»  me  pritiium  liarc  requistsse,  sed  iinn 
pridem  maiores  meos,  Aristotelem  dieo  et  Tiicoi'krHstum  et  Eude- 
mum  et  I.yr.onem  crtejusque  Piatonis  minores,  qui  plurintoB  Ubros 
dt  genilu  aHimuUum  deque  vietu  deque  particulis  dequt  omni 
differtntia  reliquerunt.  bene  guod  npud  tf.  Maxime,  causa  agitur, 
qui  pro  lua  uruditione  Icgisti  profeelo  Aiislotelis  ntpi  L({t(u»>  yevi- 
tjBtiig,  atQt  lij  tur  avai"(nfi,  ntf^  CipMv  laiugia'^  multiiuga  co/«- 
mirta,  praetereu problemata  innumera  eiu»dem,  htm  ex  radem  serla 
ceterorum,  in  quibus  id  genms  trnria  tradantiir.  qutte  tanta  cura 
conquisiia  si  honeslum  et  glorionum  illit  fuit  .^r.lberr.  eur 
»it  Kobig  riperin?  pracsertim  cum  oi  dinatius  et  cohii 


C76  Ä.  (Mäbtushery  Zar  Kritik  von  Apaleias  de  mundo. 

eadem  graece  et  latine  adnitar  conscribere.  So  klar  und 
verständlich  diese  letztere  Stelle  aach  ist,  so  hat  sie  doch  Adam  in 
einer  Weise  interpretiert,  die  man  nicht  anders  als  verkehrt  nennen 
kann.  Durch  eine  knappe  Verbindung  des  eadem  mit  graece  et  latine 
sucht  er  den  schon  an  und  für  sich  sonderbaren  Gedanken  hineinzu- 
legen, dass  Apuleius  denselben  Stoff,  den  er  griechisch  behandelt 
habe,  immer  auch  lateinisch  zu  bearbeiten  pflegte  und  umgekehrt, 
und  den  Zweck  dafür  findet  er  ebeuso  sonderbar  in  dem  ordinatius 
et  cohibiliuSf  d.  h.  Apuleius  habe  dless  gethan,  damit  die  Arbeit  an 
Ordnung  und  Bündigkeit  gewinne.  Zugegeben  nun,  dass  für  die  Bün- 
digkeit des  Ausdruckes  dadurch  ein  Vortheil  erwachsen  könnte,  wofür 
freilich  gerade  das  Buch  de  mundo  ein  herzlich  schlechter  Beleg  wäre, 
so  lässt  sich  doch  gar  nicht  absehen,  was  für  einen  Einfluss  ein  solcher 
Vorgang  auf  die  Anordnung  haben  könnte.  Auch  müssten  wir  der 
Interpretation  Adam's  zu  Liebe  unsere  ganze  xVnschauung  von  Apu- 
leius ändern.  Bisher  galt  er  immer  und  überall  als  ein  Mann,  der  in 
masslosem  Haschen  nach  eitlem  Klingklang  die  einfachsten  Gedanken 
in  einen  endlosen  Wortschwall  einzuhüllen  und  damit  Leser  und  Zu- 
hörer zu  betäuben  bestrebt  war.  Adam  lässt  ihn  hingegen  in  löblichem 
Eifer  nach  Kürze  und  Präcision  selbst  die  Mühe  nicht  scheuen,  seine 
Werke  in  zwei  Sprachen  auszuarbeiten,  eine  Plage,  die  bei  der  ausser- 
ordentichen  Fiiichtbarkeit  unseres  feurigen  Afrikaners  nicht  zu  gering 
anzuschlagen  wäre  und  dem  Apuleius  gewiss  so  ferne  lag,  als  der  gute 
Wille  in  Einfachheit  und  Kürze  einen  Buhm  zu  suchen.  Das  eadem 
bezieht  sich  natürlich  nur  auf  die  im  Vorgehenden  genannten  natur- 
wissenschaftlichen Gebiete;  über  dieselben  Gegenstände,  über  welche 
ein  Aristoteles,  Theophrast,  Eudemus  und  Lyco  geschrieben  haben, 
schreibe  auch  er  und  zwar  nicht  bloss  wie  jene  in  einer  Sprache, 
sondern  griechisch  und  lateinisch,  wie  man  es  haben  wolle,  oder 
es  ihm  gefallig  sei.  In  dem  ordinatius  et  cohibilitis  aber  ist  sein 
Verhältniss  zu  seinen  Vorgängern  angedeutet :  er  habe,  sagt  Apuleius, 
jene  durch  eine  bessere  Anordnung  und  übersichtlichere  Fassung  zu 
übertreffen  gesucht;  wir  würden,  wenn  uns  die  betreffenden  Werke 
noch  vorlägen,  wol  sagen  müssen,  er  habe  mit  einigen  Zusätzen  und 
Veränderungen  z.  B.  in  der  Anordnung  aus  seinen  Mustern  Auszüge 
gemacht  und  Compendien  fabricicrt. 

So  steht  es  also  mit  jener  Annahme,  auf  der  Adam  seine  Hy- 
pothese aufgebaut  hat.  In  den  Schriften  des  Apuleius  oder  in  dem 
schriftstellerischen  Charakter  desselben  findet  sie  keine  Stütze  und  an 
und  für  sich  betrachtet  ist  sie  so  sonderbar,  dass  man  sich  wol  ver- 
gebens nach  einem  ähnlichen  Beispiele  umsieht.  Freilich  ist  es  aber 
dessenungeachtet,  wenn  wir  auch  nicht  zugeben  können,  dass  die 
Schöpfung  dergleichen  literarischer  Zwillinge  zu  den  Eigenthümlich- 
keitoii  und  Gewohnheiten  unseres  Apuleius  gehörte ,  dennoch  ganz 
wol  möglich,  dass  er  in  diesem  einzelnen  Falle  durch  weiss  Gott  was 
für  Verhall uisseiu  die  Lage  kommen  konnte  den  Selbstübersetzer  zn 
spielen.  Es  bleibt  uns  daher  noch  übrig  zu  untersuchen,  ob  das  Buch 


A.  Goldbacher,  Znr  Kritik  von  Apoleios  de  mundo.  S77 

7teQi  '/.düfjov  selbst  nach  seinem  Gehalte,  seiner  Form  und  seiüom 
Verhältnisse  zum  Buche  de  mundo  möglicherweise  als Apnleianisches 
Product  angesehen  werden  könnte. 

Was  den  Inhalt  betrifft,  so  ist  das  Urtheil  dadurch  sehr  er- 
schwert, dass  wir  bei  Apuleius  jedes  sicheren  Masstabes  entbehren. 
Er  ist  Eklektiker  in  der  seichtesten  Bedeutung  des  Wortes,  mischt 
Platonisches  und  Stoisches  bunt  durcheinander,  wie  in  den  Büchern 
de  dogmate  Piatonis,  wirft  mit  Aristoteles  und  Theophrast  um  sich 
und  ktiramert  sich  wenig  um  Klarheit,  Einheit  lind  Consequenz  in  seiner 
Philosophie,  sondern  sein  einziges  Streben  ist  vielmehr  darauf  gerich- 
tet, durch  den  Umfang  seiner  Bfelesenheit  und  die  Mannigfaltigkeit 
seiner  Kenntnisse  vor  den  Augen  der  erstaunten  Welt  zu  glänzeü. 
Als  Werk  eines  Eklektikers  könnte  daher  das  Buch  Tregi  ytoaitiov 
einem  Apuleius  zugemuthet  werden ;  aber  wenn  wir  damit  das  Buch 
de  deo  Socrntis  und  die  beiden  Bücher  de  dogmate  PJatonis  yer- 
gleichen,  so  müssen  wir  gestehen,  dass  er  in  dem  Buche  von  der 
Welt,  wenn  es  sein  eigen  wäre,  jedesfalls  sich  selbst  flbertroffen  hätte. 
Insbesondere  aber  vennissten  wir  in  diesem  Falle,  wie  schon  Zeller 
bemerkt,  die  Dämonenlehre,  die  bei  Apuleius  eine  so  grosse  Bolle 
spielt,  und  vermiss'ten  sie  um  so  mehr,  als  sich  im  6.  Capitel  Tregl 
yLna^ov  die  schönste  Gelegenheit  dazu  geboten  hätte.  Diese  ^würde 
Apuleius  gewiss  nicht  unbenutzt  haben  vorübei'gehen  lassen.  Ja  ich 
glaube  nicht  zu  irren,  wenn  ich  sogar  in  seiner  TJebersetzung  eine 
kleine  Abweichung  vom  griechischen  Texte  auf  die  Rechnung  der  ihm 
vorschwebenden  Dämonenlehre  setze,  p.  400,  a,  4  heisst  as,  indem 
von  dem  Sitze  der  Grottheit  die  Rede  ist,  nXrjv  ovtb  ^leaog  (IV,  evt^a 
rj  yi}  re  y.al  6  O^oleghg  xrmog  ovrog,  all  livio  yM&aQog  h  xa&ag(i 
Xf^oQ(o  ßeßrpciog^  ov  frvfuog  xaAov//tr  fWQavov.  Apuleius  dagegen 
übersetzt  c.  33  p.  362  huius  [si]  locum  quaerimuSj  neque  infimus 
est  [in]  terrae  conto gionibus  nee  tarnen  medius  in  aere  turbido, 
verum  in  mundano  fastigio,  quem  Graeci  nvQCcvpv  recte  rocant. 
An  den  Luftkreis  zu  denken  lag  dem  Verfasser  der  griechischen 
Schrift  ferne,  weil  die  Annahme  die  Götter  in  der  Luft  schweben  zu 
lassen,  ausser  dem  Bereiche  der  herrschenden  Vorstellungen  lag. 
Apuleius  hingegen,  der  in  der  Schrift  de  deo  Socratis,  eben  aus  der 
Unwahrscheinlichkeit,  dass  die  zwischen  den  höchsten  Theilen  der 
Erde  und  der  Mondregion  befindliche  Luft  allein  unter  allen  Elemen- 
ten ohne  Bewolinor  sein  sollte,  auf  die  Existenz  der  Dämonen  schlies- 
sen  zu  könnon  jijlaiibt  und  dieselben  dorthin  versetzt,  konnte  in  Erin- 
nerung dessen  ganz  wol  zu  dem  Beisatze  neque  tarnen  medius  in  aere 
turbido  sich  bewogen  fühlen. 

Noch  greller  tritt  abor  die  Unmöglichkeit  hervor  den  Apuleius 
für  den  Verfasser  dos  Buches  niQi  y.oa^tnv  anzusehen,  wenn  wir  den 
Stil  desselben  mit  dem  des  Buches  de  mundo  und  anderer  Apuleia- 
nischer  Schriften  vergleichen.  Dass  rhetorisches  Gepräge  und  dich- 
terischer Schmuck  und  Schwung  auch  der  griechischen  Schrift  eigen 
Find,  kann  nicht  geleugnet  werden  und  ist  immer  als  ein  sprechendes 


678  Ä.  CMdbaeheTy  Zur  Kritik  von  Apaleins  de  mvmdo. 

Zeugniss  ihres  nicht  aristotelischen  Ursprunges  angesehen  worden. 
Aber  trotzdem  lässt  sich  Einfachheit  und  Natürlichkeit  der  Darstel- 
lang,  Durchsichtigkeit  und  Verständlichkeit  der  Schrift  ne^  xooftov 
nicht  absprechen.  Vergleichen  wir  damit  den  oft  bis  zur  Unklarheit 
und  Unverständlichkeit  verschrobenen  und  in  dem  Haschen  nach 
Effect  ekelhaft  überladenen  breiten  Stil  des  Apuleins,  so  können  wir 
nns  unmöglich  zu  der  Ansicht  bekennen,  dass  beide  Schriften  einen 
und  denselben  Verfasser  haben.  Es  müsste  denn  Apnleius,  wie  Zeller 
ganz  treffend  bemerkt ;  als  lateinische  Rhetor  in  der  griechischen 
Sprache  sich  ungleich  besser,  einfacher  und  schärfer  ausgedrückt 
haben,  als  in  seiner  Muttersprache,  dass  er  das,  was  in  der 
griechischen  Sprache  vollkommen  klar  ist,  trotzdem,  dass  er  sie 
selbst  verfasst  hatte,  in  ihrer  lateinischen  Ueberarbeitung  nicht 
selten  bis  zur  Unverständlichkeit  verdunkelt  hätte.  Allein  wer  in 
seinem  lateinischen  Ausdrucke  an  phrasenhafter  Schwülstigkeit  und 
eitlem  Wortgeklingel  seine  Freude  hat,  wird  sein  Griechisch  gewiss 
nicht  in  natürlicher  Einfachheit  geschrieben  haben,  zumal  da  er  leider 
selbst  uns  noch  versichert,  er  schreibe  griechisch  wie  lateinisch  simili 
stilo  (Flor.  Nr.  9  p.  37).  Eine  auch  nur  flüchtige  Vergleichung  beider 
Schriften  wird  in  der  lateinischen  alsbald  den  Geidt  des  Madanrensers 
herausfinden,  während  davon  die  griechische  in  wohlthuender  Weise 
absticht.  Hier  den  Nachweis  dafür  durchzuführen  ist  nicht  nöthig; 
ich  beschränke  mich  auf  einige  wenige  Stellen ,  wo  mir  der  den  Apu- 
leius  eigenthümliche  Schwulst  und  seine  phrasenhafte  Weitschweifig- 
keit gegenüber  der  griechischen  Diction  besonders  hervorzutreten 
scheint.  So  ist  das  einfache  TiQOtprjrevovaa  (p.  391,  a,  16)  von  Apu- 
leius  p.  288  ausgemalt  mit  veluti  prophetae  quidam  deorum  maie- 
State  completi  effantur  ceteris,  quae  divino  beneficio  sali  vident,  ge- 
rade wie  das  -Mmhf  neQieoTeffavwvTai  (p.  393,  6,  17)  mit  ornO' 
mentis  suis  pungit  et  continuatione  ut  quibusdam  sertis  coromnt 
(c.  7  p.  303).  Dergleichen  Ueberschwänglichkeiten  finden  sich  im 
Buche  de  mundo  in  Menge;  man  vergl.  noch  negi  xoa^ov  p.  394, 
6,  1  xcii^ta  de  ylverai  vKpetov  avaTQaq>€VTog  xal  ßQix^og  ix  nt- 
krj/natog  elg  xataifoqav  raxvreQav  Xaßovroc:  mit  de  mundo  c  9 
p.  309  grandinare  verotum  diciSy  cum  aqua  nubemlapidoso  pondere 
et  festinante  perrumpit  eademque  vi  et  ad  pernicitatem  inciUUa  et 
cedente  aeris  molli  aura  praecipitata  indignatione  vehementi  hu- 
mum verberat]  p.  396,  a,  6  oi  öi  Ttrjyag  q>aivovai  zag  ftQoveQnv 
ovx  (woag  mit  c.  18  p.  331  sunt  quae  fontes  pariunt  insolentibus 
losis  peregrinorum  fluminum  sulcantesvias  und  was  Kölscher  S.  3  ff. 
gesammelt  hat.  —  Anstatt  der  einfachen  Anführung  von  Objecten 
liebt  Apuleius  eine  poetisch  gespreizte  Umschreibung  derselben.  Für 
'Oaoavy  Nvaav  Kioqvxwv  clvtqov  (p.  391,  a,  21)  heisst  es  bei  ihm 
Nysae  iuga,  penetralia  Coryci^  Olympi  sacra^  Ossae  ardua  (p.  288| 
für  afiiTteloi  xal   (folvnug  ytal  TteQoiai   auxal  re  ykvxiQal  xoi 

ilalat Ttlatavoi  xal  Ttlrveg  xai  ttv^oi  (p.  401 , 

a,  1)  faciles  vUium  lapsus  et  palmarum  ardua,  persicorum  ruboft 


w 


A.  Gotdbacher,  Zar  Kritik  i 


679 


levilas  mali,  duleüns  fici plntani,  ul  ait  pnrln,  um- 

brns  p(/liintilius  minislrantes  et  aritlet  pinus  vi  rasiles  buxi  etc. 
(c.  3ß  p.  369).  Das  griechiacbe  olxov  xnt  JieifißoXnr  XQ'^'V  >"^^ 
^lU'xt^'i  xai  iXiffani  äiT^movta  (p.  398.  a,  15jwird  bei  Apu- 
leiuB  zu  regia,  cuius  teda  fulgerrnt  cborit  niif.  argcuU  luv;  flam- 
men auri  vf-l  eUdri  claritate  (c,  26  p.  346)  and  för  ijnftoit;  (igiovaa 
xai  Cwoiff  ictjyäig  t£  xal  itoiafiolg,  toi^  fiev  am  y^v  fliTTO/iivoig, 
roig  ö(  äveffefyofievoig  eig  ifaXaaaav.  nennlxiXrai  di  xal  x^öaig 
Hi^iaig  öfiai  «  vif.'r^olc  xai  jiaO-f^vXntg  dci/inig  xtü  iföXeoiv, 
ag  tÖ  ofufitv  ti^ov  ioQi'Oato  avttqcmog  (p.  392,  b,  15}  heiast  es 
bei  iiim  c.  4  p.  296  haec  frequentatur  animantibus,  hnev  sUvarum 
ririditate  vestilttr,  haec  forUium  perennitatc  recrmtur,  haec  ftumi- 
num  frigiAos  lajisus  nunc  erroribus  tcrrenis  vcliU.  modo  profunda 
in  mari  confundit,  eadem  infiniti»  coloribua  floret,  altitudine  mon- 
tium,  campontm  neqtwre,  tifmorum  opacitate  varialur,  sinuosis 
inflcxa  Uloribus,  distincta  insuUe,  villulia  urbibusijuc  coUnccm , 
guas  sapiens  grnus  homo  communibus  usibu."  fabriaitur.  —  So 
oft  Apuletus  vou  den  Planeten  zu  sprechen  kunimt,  kann  er  nicht  um- 
liin  anf  das  UnriclitiKe  dieeer  Bezeichnung  hiiizunmsen.  die  nur 
durch  den  falschen  Schein  der  UnregelmäBaigkeit  ihrer  Bewegungen 
entßtandeu  sei.  So  de  dco  Socr.c.  2  p  119  und  de  dogm.  Pbtl.  I  c.  10 
p.  201.  Schwerlich  hätte  er  diess  /tei^  xöa/iov  p.  392,  a  ,  13  ff.  un- 
terlassen; muss  er  ,ja  doch  selbst  noch  in  dev  üebersetzung  einen 
kleineu  Zusatz  machen  und  mit  einem  Wortspiele,  wie  sie  ihm  so  ^- 
]ia&g  sind ,  darauf  hindeuten  c.  2  p.  292  (errantes  stellae)  inor- 
dinatum,  ut  ita  dixerim.  ordinem  sen'ant. 

Äncb  Hesse  sich  gar  nicht  begreifen,  warum  denn  Apaloius  in 
der  lateinischen  Schrift  c.  17  p.  327,  wo  von  dem  Orakel  iu  Hiera- 
polis  die  ßede  ist ,  ausdrücklich  auf  eigene  Anschauung  sich  beruft 
and  mit  unverhAltnissmässiger  Aueffihrlichkeit  sich  dabei  aufhält. 
während  er  in  der  griechischen  Schrift  dasselbe  nur  ganz  kurz  mit 
den  Worten  tä  di  xai  naviOTiaatv  afai(/€i,  xaSäntq  zh  Iv  (ß^vyiif 
(p,  395,  b.  29)  angedeutet  haben  sollte. 

Wo  Apuleius  von  eeinem  Originale  abweicht,  hat  er  die  Sache 
nicht  selten  offenbar  schlechter  gemacht.  So  weiss  man  c.  5  p.  298 
bei  den  Worten  iimnum  vero  insuhirum  ntc.  in  der  That  nicht .  wie 
or  nrplfitdich  auf  die  Inseln  zu  sprechen  kommt :  anders  ist  diess  bei 
Pseudoaristolelea,  wo  durch  die  Worte  n  yrjV  ts  xai  r,!ieißovg  xai 
vr/ij  >vg  nmfiäto^tev  (p.  393,  «,  7)  der  Uebergang  angebahnt  ist,  — 
Auch  i^t  es  kaum  ein  Gewinn,  wenn  Apuleius  an  derselben  Stelle  bei  der 
AnfKähhmg  der  grosseren  Inseln  im  Mittelmeere  Corsica  weggelassen 
and  dnfUr  den  Peloponnes  an  die  Stelle  gesetzt  hat.  —  Heber  die 
Worte  hinc  palrscunt  finitim-t  mbri  maris.  quae  per  ani/usUts  ton- 
ginquaiquv  [iiut-'-s  in  Ilifrrnnium  et  Üaspium  flecfuntur  simul  (c.  6 
p.  301),  die  durch  ihre  ungeschickte  Wahl  eine  ganz  verkehrte 
.Vnffassang  veranlasst  haben,  werden  wir  weiter  unten  i:a  sprechen 
haben.  —  c.  7  p.  303  hat  Apuleius  zwei  verschiedene  Angaben  des 


UM  A,  GtUbmekgr,  Zar  Kritik  fon  Apokivs  4fe 

Ps^'^Hdr/nri.^Mel^n  <  p.  39^>.  t,  5:i  if. )  äb^r  die  »^renzwi  Enp>pa'5  cweii 
Ajien  mit  enenirfier  Temiengt  imii  die  Enrihnuiu?  d«^  I^ülmob  zwisrkcB 
ditm  Pontüfrbea  and  HjrcaBisehin  Me«?t^  wee?>^laes«a,  ü^woi  er  dann 
wieder  mit  «^  ihd^m  afanstii^  fbrtfihrt.  als  oh  er  üin  emähnt  Intte, 
uki  obwol  er  ^eich  »iaranf  ajKh  an  jene  zwei  vers^rnie»!«*«»  Greozbe- 
sthnmizngeD  erinnert,  die  er  »j  eben  in  eine  zn^^unmen^ez»]««!  hatte. 
—  r.  8  p-  305  ist  für  atut^rz   p.  31*4.  'i.  14-  anpassend  ^ffiida 
gesetzt,  wahrend  es  irieich  daraaf  p.  -^06  nchüi?  mit  rnporatm  wie- 
dergereben  ist.  —  Besonders  verwirrt  und  unklar  ist  aber,  was  Ap«- 
leins  c.  11  und  12  Ton  den  Winden  säet.  Ist  nun  dieser  Theil  aoch 
lUilhth.  kritisch  verdächtig  und  unsicher .  9«>  ist  d<K:h  gewiss,  das? 
Apnleios.  indem  er  oft  denselben  Wind .  mit  Ter^chiedenen  Xamen . 
bald  mit  dem  lateinischen  bald  mit  dem  griechischen,  bezeichnet .  die 
Sache  dunkel  and  rerworren  gemacht  habe.  Im  16.  Capitel.  wo  T*>n 
den  Lafterseheimingen  gespnjchen  wifd.  sehen  wir  denselben  Fehler 
nnd  dieselbe  ünordnang  wie«ierkehren.  —  c.  16  p.  324  ist  procml  a 
sole  atqu^  luna  riel  nngenaaer  ah  das  griechische  i^inxrwia^  fiiov 
TLoi  öiXrrr^g  (p,  395.  b,  2).  —  Sehr  anklar  ist  aach  der  An£&ng  des 
19.  Capitels.  so  dass  man  zweifeln  mass.  ob  Apaleias  den  Pseado- 
aristoteles  richtig  verstanden  habe.  —  Dassc.  25  p.  343  comsmi  tlne 
angeschickte  Uebersetznng  von  rrraroc  (p.  397,  6.  25)  sei.  ist  schon 
vielfach  bemerkt  worden.  Hieher  gehört  aoch.  was  wir  nnten  zn  c.  22 
p.  33^  werden  zn  bemerken  haben.  —  c.  28  p.  353  hat  Apoleins 
roßiovg  nnd  röfioig  verwechselt,  denn  die  Worte  des  Originales  p.  398, 
b,  32  TO  di  x^QO^^f^  ^h  ^^  oqixi^  r^r^  xci  roiiotv  duiiQrtvcu 
gibt  er  mit  legibus  ^i  in^stiMis  suis  nggrtgabuntur  wieder.  —  Sehr 
bezeichnend  sind  in  dieser  Beziehang  noch  zwei  Stellen,  wo  Apaleias 
sein  griechisches  Original  miss verstanden  zn  haben  scheint.  Die  erste 
ist  711^  Tcocfinv  p.  393 ,  fl ,  23  nQdnoy  fur  mr  Ifyerat  fyxexnl- 
ntüö(^ai  ly  dt^iq  üanXenm  rag  ^HgoxlLeioig  orr^lag  dixtiig  sig 
rag  xa)jn'fiirag^igr€ig,  lor  rf^v  ftev  tuyalrp^  rrv  Si  ^u-xjQav  xai/w- 
ffiv  Ini  ^ati^a  di  ovxiti  o^iouog  anoxnk.inrueyog  TQia  noiei 
nihor/r^  xo  ti  ^qÖoviov  yua  ro  ra)xnixf.r  xaJLovfieyor  xai  140- 
Qiav.  Die  Stelle  ist  klar :  Wenn  man  bei  den  Säalen  des  Herkules 
in's  Mittelmeer  hereinfahrt,  so  hat  man  rechts  eine  doppelte  Bacht. 
die  beiden  Sjrten,   links  dagegen  das  Sardonische,  Galatische  and 
Adriatische  Meer.  Wie  übersetzt  nan  Apaleias  diese  Stelle?  Primum 
igitur  [e]  columnis  navigantibus  dextrum  latus  duobus  sinibus 
maximis  cingitur,  quorum  primus  duas  Syrtes  habet,  alter  impa^ 
ribus  quidem  sinuatur  figuris  sed  in  tnaxima  divisus  est  maria^ 
quorum  unum  Gallicum  dicitur ,  alterum  Africum ,  quod  quidem 
Aristoteles  Sardiniense  mnluit  dicere,  tertium  Hadriaticum  pela- 
gus  (c.  6  p.  300).  Diess  ist  verworren  und  falsch.  Apaleias  hat  darch 
ein  Vers  eben  das  di^iog  nicht,  wie  es  zu  nehmen  ist,  von  der  Tren- 
nung in  di  e  beiden  Syilen  verstanden,  sondern  von  der  Scheidung  io 
die  nördlichen  und  sudlichen  Theile  des  Mittelmeeres  oder  —  wenn 
man  bei  den  Säulen  des  Herkules  hereinfährt  —  in  die  linke  nnd 


Ä,  GoldbacJier,  Zur  Kritik  von  ApuleiuB  de  mundo.  681 

rechte  Seite  desselben ;  dadurch  ist  ihm  dann  natürlich  das  ini  d-d' 
rega  (sinistrum  latus)  überflussig  geworden,  aber  unglücklicher 
Weise  das  dextrum  latus  stehen  geblieben,  das  nun  ganz  in  der  Luft 
schwebt  und  die  Auffassung  stört.  Noch  auffallender  ist  c.  7  p.  302, 
wo  Apuleius  das  Adjectiv  Xoir)  (p.  393,  ft,  15)  als  ein  nomen  prO' 
prium  ansah  und  für  eine  Indische  Insel  ausgegeben  hat.  Doch  da 
diese  Stelle  für  uns  auch  noch  in  anderer  Beziehung  von  besonderer 
Wichtigkeit  ist  und  daher  gleich  im  Folgenden  nochmals  zur  Sprache 
kommt,  so  genüge  hier  diese  Andeutung.  Endlich  was  wurde  Adam 
zu  den  Worten  quod  quidem  Aristoteles  Sardiniense  maluit  dicere 
der  eben  citierten  Stelle  sagen,  die  sich  doch  gewiss  nnr  auf  die  ent- 
sprechenden Worte  der  Schrift  7T€qI  y.6o(.iov  beziehen  können?  Wie 
er  dabei  seine  Ansicht,  Apuleius  sei  der  Autor  der  griechischen,  so 
wie  der  lateinischen  Schrift,  noch  aufrecht  erhalten  kann,  ohne  wenig- 
stens noch  um  einen  Schritt  weiter  zu  gehen  zu  der  Behauptung,  er 
habe  damit  eine  Fälschung  beabsichtigt  und  dem  Aristoteles  seine 
Schrift  unterzuschieben  versucht,  lässt  sich  schwer  absehen. 

Hiemit  möchte  nun  wol  genügend  dargethan  sein,  dass  die 
Adam'sche  Hypothese,  Apuleius  sei  der  Verfasser  der  Schrift  negi 
müf-iov^  so  wenig  sich  halten  lasse ,  als  dies  bisher  bei  irgend  einem 
anderen  Versuche  den  Autor  dieser  Schrift  zu  ermitteln  der  Fall  war. 
Wenn  ich  daher  im  Folgenden  noch  einen  Punct  berühre ,  der  in  dieser 
Beziehung  sehr  bedeutend  in  die  Wagschale  fällt ,  so  geschieht  diess 
nicht  so  fast  um  die  ohnehin  schon  hinreichende  Zahl  von  Beweisen 
noch  um  einen  zu  vermehren ,  als  vielmehr  desshalb,  "weil  die  Sache 
selbst  an  und  für  sich  Interesse  genug  hat,  um  einige  Aufmerksam- 
keit zu  verdienen,  zumal  da  dieselbe  hier  zum  ersten  Male  zur  Sprache 
kommt.  Es  ist  diess  das  Verhältniss  der  Apuleianischen  Uebersetzung 
zu  der  uns  vorliegenden  handschriftlichen  üeberlieferung  des  Buches 
niQi  yioafiov.  Den  Ausschlag  geben  in  dieser  Beziehung  zwei  Stellen , 
wo  die  in  einigen  unserer  Handschriften  vorhandenen  offenbaren  Fehler 
auch  in  der  Apuleianischen  Uebersetzung  deutlich  genug  sich  erken- 
nen lassen,  so  dass  wir  zu  dem  Schlüsse  .berechtigt  sind,  Apuleius 
habe  jene  Unrichtigkeiten  schon  in  seinem  Exemplare  gelesen.  Die 
erste  Stelle  ist  p.  391,  «,  18  ff.  Da  der  Mensch  mit  seinem  Körper 
an  die  Erde  gebunden  ist  und  dieselbe  nicht  verlassen  kann,  um  hin- 
aufzudringen in  die  himmlischen  Regionen,  so  hat  sein  Geist  mittelst 
der  Philosophie  diesen  Schwung  genommen,  hat  in  unermündlichem 
Forschen  das  durch  den  unermesslichen  Raum  Getrennte  erfasst,  was 
ihm  um  so  leichter  war,  als  er  darin  das  ihm  Verwandte  erkennen 
muBste,  und  hat  das  dort  mit  seinem  göttlichen  Auge  Geschaute  den 
Menschen  verkündet.  Daher  muss  man  diejenigen,  die  an  der  Erde 
kleben  und  mit  vielem  Eifer  di«  Natur  eines  Ortes,  die  Gestalt  einer 
Stadt,  die  Grösse  eines  Flusses,  die  Schönheit  eines  Berges  beschrei- 
ben ,  nur  bedaueiTi  wegen  ihrer  geistigen  Armseligkeit,  indem  sie  vor 
dem  Nächsten  Besten  bewundernd  stehen  bleiben  und  viel  sich  zu 
Gute  thun  ob  dieser  kleinlichen  Naturbetrachtung :  äw  xal  tovg  /nsra 


682  A.  Oöldbacher,  Zar  Kritik  von  Apuleius  de  mundo, 

ünovdrjg  diayqaxpavxaQ  r^/tuv  fvog  tottov  qiaiv  rj  fitiag  oxfj^ia  no" 
Xscog  rj  noTaf.iov  (iteye&Oi^  in  opnvg  ytdkXog,  ola  Tiveg  T^di;  Trcyroiiy- 
xaai,  q'QatovTsg  oi  f,iiv  rrjv^Oaaav,  oi  de  zrjv  Nvaav,  oi  di  xo 
KvjQ  'yuov  dvTQOv,  o\  de  oviovv  ervxe  tiov  i/tl  ftigovg,  olxziaetev 
av  Ttg  rfjg  ^uxgoifwxlctg  rd  Tv^ovra  ixneTiXrjyiiUvovg  xat  fueya 
q'Qovovvrag  i/rl  ä^ecoQitjc  /ax^^.  Diese  Stelle  lautet  in  der  lateinischen 
üebersetzung  p.  288 :  quare  et  eos,  qui  unius  loci  ingenia  nohis  qiM- 
Utatemque  deserihunt  aut  moenia  urbis  aut  alicuius  amnis  fluenta 
aut  atnoenitates  et  magnitudines  montium,  alia  multa  descripta  ab 
aliis  plerique  studiose  legunt :  Nysae  iuga  et  penetralia  Coryci  et 
Olympi  Sacra  et  Ossae  ardua,  alia  huiusce  modi  sola  dumtaxat  et 
singula  extollunt,  quorum  me  miseret,  cum  tanto  opere  nee  magnis 
et  oppido  paucis  inexplebili  admiratione  capiuntur.  Diese  üeber- 
setzung ist  weder  dem  Originale  entsprechend  noch  dem  Sinne  ange- 
messen ;  denn  das  quare  (dio)  ist  nicht  mit  plerique  studiose  legunt 
zu  verbinden ,  welche  Worte  überhaupt  nur  eine  Zugabe  des  Apuleius 
sind,  sondern  mit  me  miseret,  so  dass  es  eigentlich  heissen  sollte: 

quare  eteorum^  qui .  .  describunt extollunt  me  miseret.  Was 

hat  nun  den  Apuleius  von  dieser  so  nahe  liejrenden  und  einfachen  üe- 
bersetzung abgebracht?  In  dem  von  J.  Bekker  in  seiner  Ausgabe  des 
Aristoteles  mit  0  bezeichneten  Vaticanischen  Codex  und  in  zwei 
anderen ,  die  mit  jenem  vielfach  übereinstimmen ,  nämlich  P  u.  B 
steht  nicht  jtieQovg  olxTlaeiev,  sondern  in  Folge  einer  Dittographie 
fiieQOvg  ovg  oWriaeiev.  Es  ist  daher  nicht  zu  zweifeln,  dass  Apuleius 
schon  so  gelesen  u.  das  otg  olxuaeiev  av  rig  mit  quarum  me  mi- 
seret übersetzt  habe.  Da  aber  dann  zu  den  vorhergehenden  Objecten 
das  Subject  u.  Prädicat  fehlte,  so  hat  er  dasselbe  mit  seinem  plerique 
studiose  legunt  ergänzt. 

Ein  gleiches  Argument,  das  nur  um  so  schlagender  ist,  als  es 
einen  sonst  unbegreiflichen  Irrthum  des  Apuleius  erklärt,  bietet  die 
Stelle  p.  393,  b,  14  f.  Nachdem  Pseudoaristoteles  von  den  nord- 
westlichen Inseln,  Albion  u.  Hibemia,  gesprochen  hat ,  geht  er  auf 
die  südöstlichen  über  mit  den  Woi-ten  Tovtwv  de  oim  Hdvrovg  ij  te 
TanQoßavY}  nlgav  ^Ivdaiv  XoBrj  TtQog  ttjv  oiiitoviitevrjVj  ymI  rj  Oeßok 
xalovftevrj  xara  tov  liqaßiTLOv  Yei(.dvri  tloXtiov,  ova  oHyai  de  fu- 
xgal  .  .  .  -/.ixlfr)  Ttegieareq^ccviovrai  rrjv  oUovittevrjv  ravrrjv,  tjv  dr^ 
vrjOov  elgi^xainev.  Minores  vero,  übersetzt  Apuleius,  c.  7  p.  302 
ultra  Indos  Taprobane  atque  Oxae  (der  zweite  Flor.  Zoxe,  Voss. 
1  und  2  Zonae)  multaequc  alinc  orbis  ad  modum  sparsae  hanc 

nostram  insulam  id  est  hunc  terrarum  orbem caronant. 

Das  Oxae  hat  den  Erklärern  viel  Kopfzerbrechen  gemacht.  Nach  dem 
griechischen  Texte  dafür  Phebol  zu  setzen,  wie  es  die  Ausgaben  vor 
Hildebrand  gemeiniglich  thun,  heisst  den  Knoten  zerhauen,  nicht 
lösen.  Das  xai  ^  0£ßol  '/MXovjuevrj  yiard  tov  'AgaßiTLOv  Ttftfievrj 
^oXnov  hat  Apuleius  offenbar  wie  vieles  Andere  weggelassen.  Was 
aber  mit  Oxae  zu  machen  sei ,  hat  schon  Yulcanius  richtig  gesehen : 
es  muss  nämlich  Loxe  geschrieben  werden ;  denn  die  Aehnlichkeit  der 


A.  GolSbncher,  Zur  Kritik  tm  Apti1«ins  de  mundo.  683 

liebe rliefening  mit  dem  ^riechiscfauti  Ao|^  ist  zu  gross,  als  däsü;  man 
der  Anoabme  sich  verachliessen  hÖODte,  Äpoleias  habe  das  Unglück 
^labt  durch  ein  Versehen  das  Adjectiv  io|^  für  den  Namen  einer 
Indischen  Insel  zu  halten.  Kin  Räthse)  über  bliebe  es  uns  immerbin, 
wie  denn  ein  im  OriechiscUen  bo  gewandter  Mann  das  hi^ij  ^rpö;  rr^v 
nistor/if vi; V  raiss verstehen  könnt«,  wenn  unsnichtwiederam die  Deber- 
liefernng  des  Cod.  0  den  Schlüssel  dazu  böte.  Hier  steht  nämlich 
nieht  XnSr,  n^ng; ti;v  oixov/ifi-rjt;  sondern  io|r  xaXtvfuvri.  und  nun 
ist  Alles  kar.  Aach  Apuleias  hat  Ko^  xaXfivfievii  gelesen  und  muaste 
somit  das  In^rj  fflr  ein  wowifh  proprium  ansehen.  —  Nocli  eine  Ab- 
weicbnt^  vom  griechischen  Ttiite  ist  an  dieser  nämlichen  Stelle  zu 
bemerken.  In  sämmtlicben  Handschriften  des  Apuleioe  heissl  es  mi- 
nores vnro  ohne  Negation,  während  Psenäoaristotcles  oix  ilärinvg 
sa^.  Allein  auch  hier  fehlt  die  Negation  in  den  Handscbriflen  OPBQ. 
was  uns  zu  dem  Sr.hlnsae  berechtigt .  dass  auch  Apuleius  so  gelesen 
IiKbe. 

Das  sind  die  beiden  massgebendsten  Stellen ,  die  deutlich  genug 
dafür  sprechen,  dass  schon  Apuleins  ein  Gteniplai*  dce  Buches  ;r£(u 
xöouof  vor  eich  hatte,  welches  bereits  mit  denselben  Fehlern  corrum- 
piert  war,  die  auch  wir  noch  in  einer  Reihe  unserer  Handschriften 
lesen.  Die  Freiheit,  mit  der  Apnleias  fibemetzt,  und  die  selbst  jetzt 
noch  im  Ganzen  gute  0 eberlief erung  des  Buohea  neqi  MOftov  lassen 
zwar  die  Zahl  ähnlicher  Argumente  nicht  bedeutend  erscheinen;  Aif 
Wenige  jedoch,  was  mir  noch  aafgefallen  ist,  soll  hier  eine  kurze  Er- 
wähnung finden:  p,  397,  n,  16  Xaiinförtjri  BtruyttTiazog, ,  Cod.  0 
hxfinq.  dtoL-yiacatfig,  Ap.  c.  22  p.  338  splendore  pfrlueiäus-,  p. 
397,  b.  1  a'i  i/iAö/es  tö  frayeriüdeg  man-nvaiv.  Cod.  Q  iimaivovatv 
Ap.  c  23  p.  341  iepores  frigits  glaciale  mitificant;  p.  398,  6,  10 
ovdiv  yitq  i.Ttztx*^^^'^  avripitl  fehlt  im  Cod.  0  und  Q  das  airiji 
so  wie  das  «'  bei  Äp.  c,  27  p.  351  in  den  besten  Haudschriften ;  p. 
400,  0,  31  T/yntfitvai  aeixit^rtog  avrov.  Cod.  0  ^y.  omyrjuag  m-rov 
Ap.  c.  36  p.  369  mniulnbililer  incumbit.  Vielleicht  gelingt  es  An- 
dern noch  Mchreres  dergleichen  zu  finden. 

So  steht  es  also  fest,  dass  Apuleius  in  der  Schrift  de  mundo 
ein  fremdes,  geraume  Zeit  älteres  Buch,  das  ihm  (nach  c.  6  p.  300) 
xls  Aristotelisches  bekannt  war,  ins  Lateinische  Obertragen  und  mit 
einigen  Aenderuiigen  sich  zu  eigen  gemacht  habe.  Diese  Aenderungen 
bestehen  abgesehen  von  ganz  gewöhnlichen  und  nahe  liegenden  Ver- 
kürzungen und  Ausdehnungen,  theils  darin,  dass  Apuleius  einige  Klei- 
nigkeiten weggelassen  hat.  so  z.  B.  die  Erwähnung  der  ÖQOoniräxvr^ 
(p.  394,  o,  26),  was  über  die  verschiedenen  Arien  des  Blitzes  p.  395, 
II,  2.')  IT.  ges^  ist,  das  Beispiel  vom  Orakel  in  Le1ia<tia(p.  395,  b,  29), 
das  von  Hfilii-e  nnd  Bura  mit  den  dort,  erwähnten  vulcanischen  und 
anderen  Erscheinungen  auf  dem  Meer«  (p.  .396,  <i.  20  ff.),  den  Ver- 
gleich mit  einem  öewöll)e  (p.  399.  b.  29  ff)  und  dgl.,  theils  msn- 
flherki  Zusätzen,  so  C.  17  p.  326  ut  Vesunus  eiinm  nostcr  soM  '). 


684  A.  Goldbacher,  Zur  Kritik  von  Apuleius  df  mundo. 

c.  17  p.  327  das  Beispiel  vom  Phlegethon  und  c.  38  p.  374  eine 
Reminiscenz  aus  Vergil;  c.  17  p.  328  beschreibt  er  als  Augenzeuge 
das  Orakel  in  Hierapolis.  Ein  einziges  Mal  ist  ein  grösseres  Stuck  ein- 
geschoben und  zwar  c.  13  und  14  ein  Citat  aus  dem  Philosophen  Fa- 
vorinus,  wo  derselbe  über  die  Winde  handelt.  Freilich  fragt  es  sich 
ernst,  ob  denn  diese  Stelle  auch  echt  sei ;  denn  da  dieselbe  mit  etwas 
anderen  Worten  und  weitläufiger  auch  bei  Gellius  II  22  zu  lesen  ist, 
so  liaben  ausser  Salmasius,  Stahr  und  Hildebrand  alle  Erklärer  sich 
dahin  ausgesprochen ,  als  wäre  diese  Stelle  erst  später  aus  dem  Gel- 
lius in  die  Schrift  de  mundo  gekommen.  Allein  trotzdem  wird  man 
sie  wol  für  echt  ansehen  müssen :  denn  einmal  lag  es  dem  Apuleius 
sehr  nahe,  neben  der  Eintheilung  in  12  Winde,  wie  sie  im  Buche  mgi 
Tioaiiinv  ist,  auch  die  andere  nicht  minder  gewöhnliche  in  8  Winde 
zu  erwähnen;  so  haben  auch  Vitruvius  I  6,  Plinius  hist.  nat.ll  47, 
119  Seneca  qunest.  nat.  V  16  und  endlich  Gellius  a.  a.O.  beide  Ein- 
theiliingen  (in  4  und  8  oder  in  8  und  12  Winde)  neben  einander  ge- 
stellt. Zweitens  ist  die  Stelle  ganz  in  Apuleianischer  Weise  frei  wie- 
dergegeben und  nicht  einfach  ausgeschrieben.  Selbst  sein  Ton  lässt 
sich  hie  und  da  erkennen;  man  vergleiche  nur  mit  der  trockenen  Dar- 
stellung bei  Gellius  Stellen  wie  quod  orius  et  oeeasus  mutentur  terna 
vice  cum  solis  accessu ,  meridies  et  nrctos  ihdem  semper  regionibus 
sunt  noiatae,  oder  occasus  redduntur  eadem  interrallorum  ratione 
conversae  [jplagae]^  oder  meridies  vero  quoniam  eadem  semper  re- 
gione  Signatur^  uno  austro  id  est  v6t(o  [perjflatur.  Das  quod  non 
sine  clamore  soleat  intonare  erinnert  an  c.  12  p.  318  intonat  coC" 
lum  und  die  Fugung  is  (rentus)  Septentrio  habet  cognomentum  an 
c.  12  p.  318  fl  Graecis  TTgr^arr^g  nomen  accepit  und  c.  22  p.  337 
unde  xoaftnc  graece  nomen  accepit.  Auch  der  sonst  seltenere  Ge- 
brauch von  alias  in  der  Bedeutung  von  alioquin  (p.  319)  findet  sich 
bei  Apuleius  noch  Metam.  IX  c.  5  p.  600  und  c.  39  p.  667;  Flor.  Nr. 
14  p.  46.  Das  Entscheidendste  ist  aber  folgendes:  Am  Ende  des  12. 
Capitels  ist  die  Erklärung  des  Donners  gegeben.  Dass  sich  nun  dai*an 
unmittelbar  die  des  Blitzes  anschliesst.  ist  natürlich,  und  so  föhrt  denn 
auch  Pseudoaristoteles  p.  395,  a,  14  mit  y^ara  da  rrjv  rnt;  viq^ovg 
exgr^Biv  nvgiodtv  rh  nrevucc  y.ai  kdftiffctv  dargaTirj  )Jy€TCn  fort. 
Bei  Apuleius  dagegen  ist  das  Fragment  des  Favorinus  dazwischen 
getreten,  wesshalb  er  denn  c.  15  mit  nunc  de  nubium  praestigiis  re- 
feram.  quando  illa  perfrada  nubecuJa  etc.  an  das  Frühere  wieder 
anknüpfen  muss.  Denken  wir  uns  das  Stück  aus  Favorinus  weg,  so 
ist  das  gewiss  echtApuloianische  nunc  de  nuhium  praestigiis  referam 


und  der  Vesuv  seine  Thäti^'keit  in  dor  bistorisclicn  Zeit  erst  79 
n.  (.'hr.  das  erste  Mal  äusserte,  wenn  man  auch  s'hon  früher  seine 
vulcanische  Natur  palint  hatte  (Stral»o  V  c.  4  p.  247  und  Diod. 
Sic.  IV  c.  21);  Apultius  fü^'t  ihn  zu  den  iu  der  {»rioehisolien  Schrift 
{genannten  älteren  Vulcanen  hinzu,  daher  dei  Beisatz  etiam  noster. 
Mehr  ist  aus  dem  noster  nicht  herauszulesen,  wie  es  Hildebrand 
prolegg.  S.  46  Anm.  ö  und  Stahr  Aristot.  unter  den  Römern  S.  178 
zu  thun  versuchen. 


Ä.  Goidbacher,  Zur  Kritik  von  Apaldus  de  mundo.  685 

zwischen  der  Erklärung  des  Donners  und  des  Blitzes  geradezu  sinnlos ; 
auch  würde  er  in  unmittelbarer  Nähe  wol  nicht  mit  illa  perfracta 
nubecula,  sondern  dem  Ende  des  12.  Capitels  entsprechend  mit  Ulis 
perfractis  nubibus  fortgefahren  haben.  Ist  aber  das  Fragment  des 
Favorinus  von  Apuleius  eingeschaltet,  so  darf  man  nicht  mit  Hilde- 
brand prolegg.  S.  49  annehmen,  dass  er  dasselbe  aus  Favorinus  selbst 
entnommen  habe.  Denn  da  dai*an  noch  einige  Worte  aus  Gato*s  Origines 
angefügt  sind,  diese  Worte  aber,  wie  aus  Gellius  hervorgeht,  nicht 
von  Favorinus  schon  angefühi-t  waren,  so  kann  Apuleius  diesen  Zusatz 
nur  aus  Gellius  entlehnt  haben,  ^)  was  chronologisch  ganz  wol  mög- 
lich ist. 

Was  sonst  Apuleiif^  in  dem  Buche  de  mundo  geändert  hat,  ist 
in  sachlicher  Beziehung  ganz  unbedeutend;  so  hat  er  z.  6.  c.  5  p.  298 
bei  der  Aufzählung  der  grösseren  Inseln  des  Mittelmeeres  Corsica 
weggelassen  und  dafür  den  Peloponnes  genannt.  Desto  wichtiger  aber 
ist  uns  das,  was  bloss  die  Form,  das  Gepräge  der  Schrift  betrifft, 
denn  wenn  wir  den  Verfasser  lateinische  Dichterstellen  einfügen  oder 
an  die  Stelle  der  griechischen  setzen  sehen,  wie  c.  33  p.  363 ,  c.  36  p. 
369,  c.  38  p.  374,  wenn  wir  so  vielfach  das  Bestreben  wahrnehmen 
können,  griechische  Verhältnisse  und  Anschauungen  mit  römischen 
zu  vertauschen,  wie  insbesondere  in  den  Capiteln  26.  35.  37,  so 
müssen  wir  darin  die  Absicht  erkennen ,  das  Ganze  in  eine  etwas  rö- 
mische Form  zu  bringen  und  der  Uebersetzung  den  Schein  der  Origi- 
nalität zu  geben.  Auch  Zusätze  wie  c.  15  p.  321  nunc  de  nubium 
prnestigiis  referam,  c.  16  p.  323  atque  ut  breviter  comprehendamy 
c.  17  p.  326-  de  aere  tantum  habuimus,  quod  diceremus,  c.  19  p. 
332  verum  enmivero  ut,  quatenus  possum^de  universitate  quod  scn^ 
tio  breviter  absolvam  und  dgl.  m.  können  keinen  anderen  Zweck 
haben.  Am  auffallendsten  ist  diess  aber  in  der  Einleitung.  An  die 
Stelle  Alexanders  ist  ein  gewisser  Faustinus  *)  getreten,  an  den  Apu- 
leius die  Schrift,  als  wäre  es  seine  eigene  Arbeit,  richtet.  Dass  sie 
eine  blosse  Uebersetzung  sei,  wird  Niemand  herauszulesen  im  Stande 
sein ;  vielmehr  prätendiei-t  der  Schluss  dieser  Einleitung ,  wenn  auch 
dort  Aristoteles  genannt  ist,  ganz  offen ,  dass  man  das  Buch  für  ein 
Erzeugniss  eigenen  Nachdenkens  halte:  quare  nos  Äristotelem  pru- 
dentissimum  et  doctissimum  philosophorum  et  Theophrastum  auc- 
torem  secuti,  quantum  possumus  cogitatione  contingere^  dicemus 
de  omni  hac  coelesti  ratione,  naturas  et  officia  complexi,  et  cur  et 
qupmadmodum  movcantur  explicabimus.  An   der  Richtigkeit  der 

^)  H.  Koziol  (zur  Kritik  und  Erklärung  der  kleineren  Schriften  des 
Ap.  Wien  1872  S.  36)  wundert  sich  über  diesen  Zusatz  und  er- 
klärt ihn  als  Glosse  eines  Grammatikers,  der  bei  Gate  die  Form 
Cercius  gelesen  und  daher  dies  Notat  gemacht  habe.  Es  ist  ihm 
offenbar  entgangen,  dass  auch  diese  letzten  Worte  ebenso  wie  das 
Frühere  an  der  erwähnten  Stelle  bei  Gellius  stehe  und  von  dort 
in  das  Buch  de  mundo  aufgenommen  worden  sei. 

^)  An  denselben  ist  auch  das  zweite  Buch  de  doamate  Piatonis  g^ 
richtet,  wo  er  mit  Faustine  fiJi  angeredet  wira. 


Mt  A,  (Mdbadur,  Zor  Kritik  roB  Apoleios  de 

Stelle  ist,  wie  wir  weiter  ODten  in  der  Uotersuchiing  aber  die  Haad- 
Schriften  zeigen  werden,  nicht  zu  zweifeln.  Apaleins  will  dimit  offen- 
bar diejenigen,  welche  das  Bnch  jte^  xoafiov  nicht  genauer  kennen, 
g^ben  machen,  dass  er  nicht  blos  eine  freie  Uebersetzong  bringe, 
sondern  im  Anschlösse  an  die  Lehre  der  Peripatetiker  durch  eigene 
Geistesarbeit  (quantum  possumus  cogitatione  conti ngere)  das  Bach 
von  der  Welt  verCasst  habe.  Nahm  man  es  als  solches  hin,  desto  besser; 
gegen  diejenigen  aber,  die  seine  Qnelle  kannten,  mochte  er  sich  durch 
die  Nennung  des  Aristoteles  und  die  von  ihm  vorgenommenen  Aen- 
demngen  und  Zuthaten  genugsam  gedeckt  halten.  Was  w  i  r  fiber  ein 
solches  Vorgehen  urtheilen  würden,  dürfen  wir  nicht  auf  das  Alter- 
thum  übertragen,  wo  dergleichen  um  so  öfter  Torgekommen  zu  sein 
scheint,  je  weniger  man  besonders  bei  Uebertraguogen  aus  dem  Grie- 
chischen in*s  Lateinische  Gefahr  lief,  als  Plagiator  entlarvt  und  ge* 
brandmarkt  zu  werden.  Selbst  Schriftstellern  derselben  Nation  gegen- 
über scheint  man  nicht  besonders  gewissenhaft  gewesen   zu  sein; 
Zeller  verweist  in  seiner  Gesch.  d.  Philos.  d«  Griech.  III  1  S.  561 
Anm.  4  auf  die  Endemische  Ethik  und  die  magna  moralia  ;  der  Ver- 
fasser des  dem  Locian  zugeschriebenen  ^'Ovo^  hat  nach  dem  Zeug- 
nisse des  Photios  (p.  96  b  Bekk)  eine  andere  griechische  Marchen- 
sammlnng  ccvvcug  xi  Xi^tai  nai  avvia^ioiv  ausgeschrieben.  Noch 
eigenmächtiger  aber  verfuhren  die  Bomer  mit  den  Schriften  der  Grie- 
chen. Es  ist  bekannt,  wie  Ciccro's  philosophische  Bibliothek  in  so 
kurzer  Zeit  entstanden  ist  Sagt  er  ja  selbst  ep.  ad  Att.  XII  52  a;ro- 
'/Qaq>a  sunt,  minore  labot'e  fimit^verha tantumadfero,  quibus  abun- 
do  und  doch  erscheinen  sie  durchaus  unter  der  Form  selbständiger 
Schöpfungen.  Charakteristisch  sind  in  dieser  Beziehung  die  Worte  des 
älteren  Plinius  in   seiner  Einleitung  p.  21  ff.  argumentum  huius 
siomachi  mei  habebis,  quod  in  his  voluminibus  auctorum  nomina 
praetexui.  est  enim  benignum,  ut  ärbih'or,  et plenum  ingenm  pu- 
doris  fateri,  per  quos  profeceris^  non  ut  plerique  ex  iis  quos  attigi 
fecerunt.  sciio  enim  conferentem  auctores  me  dcprehendisse  a  tura- 
tissimisetproxumisveteres  transscriptos  adverbum  neque 
nominatoSy  non  illa  Vergiliana  virtute,  ut  certarent^  non  CicC' 
roniana  simplicitatc,  qui  de  re  publica  Piatonis  se  comitem  profite- 
tur,  in  consolatione  filiae^ Crantorem\  inquit^  sequor\  item  Panae- 
tium  de  officiis,  quae  volumina  cdiscenda ,  non  modo  in  manibus 
cotidie  habenda  nosti.  obnoxii  profecto  animi  et  infelicis  ingeni 
est  deprehendi  in  furto  malle  quam  mutuum  reddcre,  cum  praeser- 
tim  sors  fiat  ex  usura.  Dass  uuch  Apuleius  in  dieser  Weise  hie  und 
da  einen  leichten  Kuhin  gesucht  habe,  beweisen ,  des  Asclepius  nicht 
zu  gedenken,  unwiderlegbar  sein  Metamorphosen.  Nirgends  sagt  er, 
dass  er  den  unter  dem  Namen  des  Lucius  von  Patrae  bekannten  Boman 
nur  frei  übersetzt   und  mit  anderen  Märchen,  die  vielleicht  andern 
Sammlungen  entlehnt  sind ,  durchflochten  habe :  nur  in  der  Einlei- 
tung lassen  die  Worte  sermone  isto  Milesio  und  fabulam  Grat' 
canicam  incipimus  auf  griechische  Quellen  schliessen.  Wenn  wir  nun 


w 


A.  Goldbacher,  Zur  Kritik  von  itpuloiui:  de  mundo.  QU' 

D  dieser  Hiusicht  au  dem  BucLe  de  mundo  eiu  SeiteustQck  zu  den  Me- 
tamorphoaen  haben,  so  ist  es  eine  vergebliche  Mäbe,  hier  die  Ehre 
des  Apuleius  retten  zu  wollen,  die  durch  die  Metamorphu^ea  nicht 
\iel  weniger  bedroht  ist.  Ja  ich  fSrchte  nicht  unserm  Aotor  Unrecht 
zn  thuD,  weno  ich  seine  fabelhafte  Productivität  auf  den  mannigfal- 
tigsten Oebietea  der  Poesie  und  Gulehi-samkeit ,  deren  er  selbst  wie- 
derholt sich  röhmt,  theilweise  ans  dieser  Äj-t  der  Fabrication  erkläre. 
Und  wie  es  acheint,  konnte  er  es  wagen;  wir  wissen  wenigstens 
nicht,  dass  es  seinem  Bufe  je  Eintrag  gelhan  hätte. 

Wir  kommen  nun  zur  Kritik  des  fiuciios  äe  muftdo.  Seit  HUde- 
bi'and,  der  gerade  die  philosophischen  Schriften  des  Äpoleius  so  ziem- 
lich ia  dem  alten  Wüste  hat  liegen  lasseo,  ist  hierin  noch  sehr  wenig 
geechehen.  Ausser  ganz  vereinzelten  Emeu da tions versuchen  von  Höl- 
scbar  iu  dem  schon  genannten  Programme  S.  21  ff.  und  Zink  in  der 
Eos  1864,  I  S.  SO  fr.  hat  erst  iu  jüngster  Zeit  H.  Koziol  in  (lern  Pro- 
gramme des  Leopoldstädter  Öjmuasiums,  Wien  1869,  S.  32  ff.  und 
noch  mehr  in  der  Schrift  „znr  Kritik  und  Erklärung  der  kleineren 
Schriften  des  L.  Apuleius,  Wien  1872",  eine  grosse  Zahl  von  Stellen 
untersucht  und  beleuchtet.  Wiederholt  und  vermohrt  hat  Koziol  diese 
kritischen  Versuche  in  seinem  obeufalls  1672  zu  Wien  erschienenen 
umfangreichen  Werke  „über  den  Stil  des  L.Apuloius".  das  die  Früchte 
jeuer  reichhaltigen  Collectaneen  an  die  Oeffeutlichkeit  gebracht  hat, 
die  schon  aus  seinen  früheren  Arbeiten  hervorblickten. 

Bei  der  mangelhaften  handschriftlichen  l'eberliefernng  it,i  das 
Buch  nißi  »öfTftot  von  der  gi'össten  Wichtigkeit.  Eine  sehr  gen&ue 
Vergleichung  desselben  ist  daher  die  erste  Aufgabe  des  Kritikers  und 
wird  sich  um  so  fruchtbarer  herausstellen,  je  weniger  Sorgfalt  man 
noch  diesem  Puucte  geschenkt  hat.  Viele  Stelleu,  an  denen  die  Inter- 
preten mit  Erklärungen  und  Conjecturen  sich  quälten,  werden  sich  an 
der  Hand  des  griechischen  Textes  ganz  leicht  und  sicher  heilen  lassen. 

Was  aber  die  Handschriften  betrilft,  so  fällt  unter  den  bisher 
bekannten  Collatiouon  das  ganze  Gewicht  auf  den  bei  Hildebraud  mit 
F  oder  F,  bezeichneten  Florentiner  Codex  und  die  beiden  Vossiani 
(_Vofls.  1  u.  2)*).  Ueber  die  Bedeutung  dieser  Handschriften  hat  nun 

*)  Dor  Verf.  dievar  Zeiliio  hatte  selbst  vor  Etiriem  die  Gelegenheit 

XU  Florenz  2  Hundichriftcn  in  collatiuuieren.  Die  eine  stimmt  hat 

datcbaiM    mit   Cod.  F  and   ist   wol   mit  dein^elben    identisch,  da 

ich  nicht  «Baatc.  was  denn  sonst  für  eine  Florentiner  Handschrift 

dftinit  gemeint  Hein  köunte;  die  Abweicliuugen  erklüren  aich  leicht 

^^^^  aus  der  Ungonauigkeit  der  alten  Collatieneo  und  aus  Missveretand- 

^^^^^niiMD  derjenigen,  die  dieselbe  benütit  hiil>«n.  Der  andere  Cndci  ist 

^^^^Vana  der  Clasie  di'r  Vossiani ,  deren  Lesearteo   et  auch  im  Allgu- 

^^^Knieinen    xiemliRh    getreu   niedergibt  (besonders  dif  dua  Voss.  2) 

^^^Kkh  beteichne  diMe  beiden  Handxchrirten  mit  F  uud  f  und  werde 

^^^^in  der  Folge  an  den  betreffenden  hitellen  ihre  etwaigen  Abweichun- 

äen  von  den  vntspn.'chenden  Handsohriften  bei   Rildehrand  unter 
un  Teit«  niittheUen. 


688  A.  CMdbacher,  Zur  Kritik  von  Apnleios  de  mumdo, 

Hildebrand  in  den  Prolegg.  S.  LX  nnd  za  de  mundo  p.  225  und  330 
sich  dahin  ausgesprochen,  dass  ein  Yorsichtiger  Kritiker  fast  durch- 
aus nur  den  Voss,  folgen  dürfe,  da  der  Cod.  F  an  vielen  Stellen  zu 
stark  verderbt  und  interpolieii;  sei,  als  dass  man  ihm  trauen  könnte. 
Allein  diese  Ansicht  ist  unhaltbar  und  lasst  sich  in  der  Textescon- 
stituirnng  so  wenig  durchführen,  als  es  Hildebrand  selbst  in  seiner 
Ausgabe  gethan  hat.  Unzweifelhaft  ist  es  freilich,  dass  Voss.  1  u.  2 
an  vielen  Stellen  so  entschieden  eine  bessere  Ueberlieferung  hat,  dass 
man  nicht  umhin  kann  seiner  Schreibeweise  den  Vorzug  zu  geben. 
So  ist  z.  B.  c.  11  p.  313  das  aequidianis  exortibus  des  Voss.  1  *) 
die  einzig  richtige  Ueberlieferung;  denn  trotzdem,  dass  das  Adjectiv 
aequidianus  sonst  nirgends  sich  nachweisen  lässt,  so  stimmt  die 
Stelle  doch  zu  genau  mit  dem  pseudoaristotelischen  jcegt  rag  larj/ii€' 
Qivag  (avoTolag)  p.  394,  b,  24  überein  und  erklärt  zu  gut  die  Ent- 
stehung der  Leseart  meridianis  ex  montibus^  als  dass  man  Bedenken 
tragen  dürfte  ihr  zu  folgen  (s.  noch  Koziol  über  den  Stil  des  Apul. 
S.  273).  —  Auch  c.  17  p.  326  ist  viciniam  (Voss.  2)  gut;  nur  muss 
man  darnach  mit  dem  Cod.  Vulc.  cum  einsetzen,  das  schon  der  Ar- 
chetypus ausgelassen  zu  haben  scheint.  —  c.  27  p.  350  deutet  das 
maiestatemque  des  Voss.  2  richtig  den  Ausfall  eines  Substantivums 
an,  wie  man  aus  dem  oefivoreQOv  de  xal  nQeTnodioTSQov  (p.  398, 

b,  6)  des  Pseudoaristoteles  schliessen  kann.  Einen  ganz  ähnlichen 
Fall  werden  wir  weiter  unten  in  unserer  Bemerkung  zu  c.  19  p.  333 
(receptrixque)  finden,  und  wahrscheinlich  ist  auch  c.  33  p.  363  das 
et  in,  welches  im  Voss.  2  vor  sjpatiis  steht,  nicht  ohne  allen  Grund; 
F  hat  es  als  sinnlos  weggelassen ;  ich  vermuthe  in  dem  in  den  Rest 
eines  Adjectivs.  Eine  Menge  ähnlicher  Belege  für  die  Güte  der  Vos- 
sianischen  Handschriften  werden  sich  noch  in  der  Folge  bei  der  kri- 
tischen Behandlung  einzelner  Stellen  ergeben,  die  ich  hier  um  eine 
Wiederholung  zu  vermeiden  übÖrgehe ;  hindeuten  will  ich  jedoch  auf 

c.  16  p.  324,  c.  25  p.  345,  c.  27  p.  350. 

Auch  ist  der  Cod.  F,  wie  schon  von  Anderen  bemerkt  wurde, 
in  dem  Buche  de  mundo  in  der  That  vielfach  interpoliert.  Solche  In- 
terpolationen sind  c.  12  p.  317  evadere  und  wahrscheinlich  auch  c.  15 
p.  322  infert]  c.  16  p.  324  ist  catena  unrichtig  vor  sole  gesetzt 
worden  (für  procul  qua  aber  muss  dort  proculque  geschrieben  wer- 
den); sehr  verdächtig  ist  auch  c.  18  p.  330  das  esse  videntur  nach 
diversi;  c.  18  p.  331  scheint  terra  für  tellus  gesetzt  u.  c.  19  p.  333 
id  est  eingeschoben  worden  zu  sein;  c.  27  p.  350  ist  ita  vor  com- 

poni  sicher  unecht  und  das  in  alto  residcns  cas  potestates 

dlspendat  für  in  alto  residat  altissimo,  cas  nutem  potestates  .... 
dispcndat  aus  der  Hand  eines  Correctors  geflossen.  Auffallende  Glos- 
sen sind  c.  32  p.  360  a  dco  fieri  für  dei,  das  Koziol  über  d.  Stil  d. 
Ap.  S.  206  f.  nichl  hätte  fallen  lassen  sollen,  und  c.  33  p.  362  pervi- 
deatur.  Ausserdem  vergleiche  man  noch  unsere  Bemerkungen  unten  zu 


*)  f  ebenso  wie  F:  meridianis  ex  montibu^ 


Ä.  GMbacher^  Zar  Kritik  von  Apuleins  de  mimdo,  6^9 

c.  16  p.  324,  c.  25  p.  345,  c.  27  p.  350.  Besonders  gerne  setzt  F 
Conjunctionen  zu  wie  p.  288  aWis^ue*);  c.  14  p.  321  et  plaustrum^ 
c.  18  p.  330  Uli  autem,  c.  20  p.  334  tamque  (zweifelhaft  aber 
ist  unmittelbar  vorher  ^2ßpicturanamque)c,  25  p.  343  et  quanto, 
c.  25  p.  345  nihil  enim,  c.  28  p.  353  et  ibufit.  Auch  an  Lücken 
fehlt  es  im  F  nicht,  c.  12  p.  318  ist  accepit  weggefallen ;  c.  16  p.  323 
das  eiusdem  nach  gener Is ;  c.  24  p.  342  penitus  u.  et  vor  haberi '') ; 
c.  19  p.  332  könnte  man  freilich  gegen  die  Leseart  des  F  verum 
enimvero,  ut  possum,  de  universitate  quod  sentio  breviter  absolvam 
an  sich  nichts  einwenden;  da  wir  aber  in  den  fibrigen  Handschriften 
ut,  quatenus  possum,  .  .  .  absolvam  lesen  und  im  Anfange  des 
16.  Cap.  ganz  dieselbe  Satzbildnng  sehen,  so  ist  es  viel  wahrschein- 
licher, dasB  das  quatenus  im  Cod.  F  ausge&llen  sei. 

Doch  genug  davon,  dass  der  Cod.  F  im  Vergleiche  mit  den  beiden 
Vossianis  nichts  blos  manchmal  eine  schlechtere  Leseart  oder  Lücken 
bietet,  sondern  auch,  was  noch  viel  schlimmer  ist,  sehr  oft  die  deut- 
lichsten Spuren  willkürlicher  Aendernng  an  sich  trägt,  ist  hiemit 
genugsam  erwiesen.  Aber  ebenso  evident  glaube  ich  auch  zeigen  zu 
können,  dass  Hildebrand  viel  zu  weit  gegangen  sei,  wenn  er  S.  335 
die  Behauptung  aufstellt:  ubique  a  codd.  Voss,  auctoritate  cauto 
interpreti  standum  esse.  ImGegentheile  hat  die  genannte  Handschrift 
an  vielen  Stellen  einzig  und  allein  die  richtige  oder  wenigstens  dem 
Richtigen  zunächst  kommende  Ueberlieferung.  Nach  ihren  Spuren 
werden  wir  weiter  uuten  sehr  oft  die  ursprüngliche  Leseart  herzustel- 
len im  Stande  sein,  z.  B.  c.  17  p.  328,  c.  20  p.  334,  c.  38  p.  374. 
Auch  c.  9  p.  307  deutet  das  foetus  gravidat  des  F  die  von  Ouden- 
dorp  hergestellte  richtige  Leseart  foetu  se  gravidat  an;  c.  16  p.  324 
ist  impulsu^)  schon  durch  das  vorhergehende  meatu  unbedingt  ge- 
boten ;  c.  22  p.  339  ist  mit  F  illinc  zu  schreiben,  welches  Hildebrand 
sonderbarer  Weise  in  illic  geändert  hat,  damit  es  dum  hie  entspräche, 
als  ob  das  hie  dort  ein  Adverbium  wäre!  c.  25  p.  345  muss  mit  F 
deiecti  est  et  minus  sublimis  officii  gelesen  werden,  da  das  officio 
der  Voss,  ganz  unpassend  ist.  Btigegen  fehlt  es  auch  in  den  Voss,  an 
Glossen  und  Interpolationen  nicht,  wenn  sie  auch  in  dieser  Bezieh uug 
weniger  verderbt  sind  als  F.  Dahin  ist  zu  zählen  c.  7  p.  303  vel  sicut 
plures  praeterea  anstatt  des  einfachen  sicut  plures*,  c.  9  p.  308 
gelatae  (nachdem  summo  aus  humor  entstanden  war,  an  fractae  ac 
discissae  angeschlossen)  summo  rigore:  c.  11  p.  312  emittit  (Voss.  1) 
wahrscheinlich  nach  dem  gleich  darauf  folgenden  emittitur  ergänzt^) ; 

")  Hier  au  aliis  ist  das  que  angehängt  und  nicht,  wie  es  bei  Hilde- 
brand heisst,  an  dem  est  der  vorhergehenden  Zeile;  ein  ähnlicher 
Irrtum  ist  durch  die  Verwechselung  der  Zeilen  auch  c.  26  p.  348 
entstanden ,  wo  im  Cod.  F  das  et  nicht  vor  putabantur,  sondern 
vor  obaervationi  eingeftlgt  ist. 

^  et  fehlt  auch  im  f. 

•)  f  inpulse. 

•)  f  wie  Voss.  2  effundat.  Im  F  steht  ef-fluat  so,  dass  ef  eine  Zeile 
schliesst,  fluat  die  andere  anfängt;  aber  fl  ist   erst  nachträglich 

StUaohrlfl  t,  ü.  UUn.  t\jmn.  1878.  U.  o.  X.  Btft.  4!^ 


A.  Galäbacker,  Zur  Kritik  von  Apuleias  de  fmmd^. 

c  26  p.  346  circufnseptus  admiralnli  regia  hat  der  Abschreiber  des 
Voss.  2  vor  regia  die  Praep.  a  eingeschoben  ^®),  was  freilich  leichter 
zu  begreifen  ist,  als  dass  Hildebrand  es  nachschreibt!  c.  33  p.  363 
steht  in  dem  Euoianischen  Verse  sub  lumine  cadens  statt  siAUme 
candens.  —  Auch  Lücken  finden  sich  in  den  Voss,  nicht  selten  und 
mflssen  aus  dem  Cod.  F  ergänzt  werden.  So  p.  288  tradidit  ^^); 
c.  27  p.  351  omne  vor  minisierium;  c.  28  p.  353  greges;  c.  36 
p.  369  et  vor  aquatilium;  c.  37  p.  371  didturque  oder  dieitur  et 
vor  FulgurcUor.  Damach  ist  nun  auch  gewiss  nicht  zu  zweifeln,  dass 
an  jener  viel  besprochenen  Stelle  prooem,  p.  289  das  quare  nos  Ari- 
stotelem  prudefdiaaimum  et  docti8$inmm  philosophorum  nur  durch 
ein  Versehen  in  den  Voss,  ausgefallen  sei,  und  zwar  können  wir  diess 
mit  um  so  gross  t^rer  Zuversicht  annehmen,  als  einerseits  mit  der  Weg- 
lassung dieser  Worte  die  nöthige  Verbindung  vermisst  wird  und  an- 
dererseits das  et  vor  Theophrastwn,  so  wie  das  qua  des  Voss.  2 
deutlich  genug  noch  sehen  lassen,  dass  jene  Worte  vorhanden  waren. 
Eine  Bestätigung  hiefQr  ist  auch  c.  6  p.  300  quod  quidem  ÄrisUh 
teles  Sardiniense  maluit  dicere^  '*) 

Was  nun  die  übrigen  Handschriften  betrifft,  so  bieten  sie  zwar 
hie  und  da  die  richtige  Leseart,  wo  Fund  Voss.  1  n.  2  verderbt  sind; 
doch  ist  diess  sehr  selten  der  Fall,  und  ich  wüsste  mich  keiner  Stelle 
zu  erinnern,  wo  das  nicht  auch  durch  eine  nahe  liegende  Ooniectur 
zu  erreichen  möglich  war  z.  B.  c.  6  p.  301  sinum;  c.  17  p.  826 
cum  vor  ferventiores;  c.  17  p.  327  nativi  oris,  was  nach  dem  An- 
fange des  folgenden  Capitels  noHvi  spiritiM  emendiert  sein  kann ; 
c.  17  p.  328  ärcumacta;  c.  23  p.  341  purgantur;  c.  24  p.  342 
dei,  was  im  F  und  Voss*  1  und  2  fehlt;  c.  30  p.  358  excursionem 
und  cornibus;  c.  32  p.  360  advertimus;  c.  33  p.  363  in  coelwn 
{dg  %6v  oiqavnv  p.  400,  a,  17);  c.  34  p.  365  incendio  für  modio 
(s.  August,  de  civ.  dei  IV  2)  u.  dgl.  m. 

Daraus  ergibt  sich  denn,  dass  für  die  Texteskritik  der  Schrift 
de  mundo  unter  dem  bekannten  handschriftlichen  Maleriale  fast  ein- 
zig und  allein  die  beiden  Voss,  und  die  Flor.  Handschrift  F  eine  Be- 
deutung haben,  und  dass  diese,  obwol  sie  durch  Glossen  und  Liter- 


vielleicht  von  zweiter  Hand  hinzueeflickt  und  da  über  n  eine  kleine 
Rasur  ist  und  auch  die  Form  dieses  Buchstabens  es  wahraohein- 
lieh  macht,  dass  er  aus  d  corrigiert  sei,  so  scheint  auch  im  F 
ursprünglich  ef-dat  gestanden  zu  haben,  welche  Leseart  uns  auf 
effundat  wieder  zurttckf&hrt.  Diese  Leseart  halte  ich  mithin  f&r  echt 

'')  /  (»dmirabilia  regia. 

")  Im  /"fehlt  es  nicht. 

")  Wenn  Hildebrand  prole^g.  S.  46  in  dem  Singular  atictorem  einen 
Beweis  der  Unechtneit  jener  Worte  findet,  so  müssen  wir  bemer- 
ken, dass  dieser  Singular  durchaus  nicht  auffallender  ist,  als  wenn 
z.  B.  Gic.  pro  Mur.  7,  15  sagt;  et  proavus  L.  Murenae  et  amtt 
prcuior  fuU.  Endlich  ist  nicht  von  geringem  Belange,  dass  /*,  der, 
wie  schon  bemerkt  wurde,  mit  den  Voss,  sehr  nahe  verwandt  ist. 
die  Stelle  vollstftndig  hat. 


A.  Gddbadier,  Zar  Kritik  ron  Apuleicw  de  mundo.  601 

polaiionen  etwas  mehr  gelitten  haben  mag,  den  Voss,  nicht  nachsteht 
und  die  Anfmerksamkeitdes  Kritikers  nicht  weniger  verdient  als  jene. 
Vergleichen  wir  aber  die  genannten  Codd.  unter  einander,  so  ist  eine 
nahe  Verwandtschaft  derselben  unverkennbar,  und  die  Behauptung' 
vollkommen  berechtigt,  dass  dieselben  vielleicht  in  gar  nicht  weiter 
Entfernung  auf  einen  und  denselben  Archetypus  zurQckfQhren.  Ein 
unumstösslicher  Beweis  dafür  ist  die  aufiEkllende  Uebereinstimmung 
an  so  vielen  verderbten  Stellen,  was  sich  durchaus  nicht  erklären 
liesse,  wenn  das  Verderbniss  nicht  schon  von  der  gemeinsamen  Quelle 
herrührte.  So  scheinen  insbesondere  die  griechischen  Worte  schon  in 
dem  Archetypus  grösstentheils  in  einer  sehr  verderbten  Crestalt  ge- 
sclu'ieben  gewesen  zu  sein ;  daher  die  ziemlich  genaue  Uebereinstim- 
mung der  Codd.  in  diesen  Ungeheuern  von  Worten,  z.  B.  c.  10  u.  18 
oder  besonders  c.  36,  wo  die  gar  nicht  zu  entr&thselnde  Stelle  aus 
Heraclit  von  sänimtlichen  Handschriften  ohne  bedeutende  Abweichung 
überliefert  wird.  Der  noch  folgende  Theil  unserer  Abhandlung  wird 
dergleichen  Belege  in  reicher  Menge  bringen;  nur  was  dort  nicht  zur 
Sprache  kommt,  soll  hier  des  Beispieles  halber  eine  kurze  Erwähnung 
finden:  c.  13  p.  319  hatte  gewiss  schon  der  Archetypus  das  sinnlose 
sed  qui  ab  aestiva^^)  et  solstUialis  orientis  meta  venit  statt  ab 
aestiva  et  solstitiali  orientis  meta,  wie  wir  es  richtig  im  Gellius 
lesen ;  c.  24  p.  343  steht  in  allen  Handschr.  qui  ad  complendum 
mundum  nati  factique  sunt,  obwol  es  qu^ie  .  .  .  nata  factaque  sunt 
heissen  muss  ^*);  c.  26  p.  348  ist  das  handschr.  Actioum  oder  Ät- 
ticum  ein  altes  Versehen  für  Asiaticum;  c.  28  p.  353  repetens  für 
repetent;  c.  29  p.  355  kann  relevat  nicht  richtig  sein,  obwol  Koziol 
über  den  Stil  des  Ap.  S.  352  es  halten  will;  eine  alte  Glosse  ist 
wol  c.  37  p.  371  tempus  und  c.  38  p.  372  decretum,  da  es  ganz 
überflussig  ist  und  weder  mit  dem  Vorhergehenden  noch  mit  dem 
Folgenden  sich  verbinden  lässt^^).  Auch  exsecutio  nem,  ordinibus^ 
curaque  (für  ezcursionem,  cornibus^  curatque)  c.  30  p.  358  scheinen 
Fehler  des  Archetypus  zu  sein.  —  Besonders  häufig  sind  auch 
gemeinsame  Lücken.  Solche  hat  man  schon  früher  erkannt  c.  9  p.  308, 
wo  zwischen  quod  und  pluvia  das  Wort  imber  ausgefallen  ist  und 
am  Ende  dieser  p.  das  Substantiv  zu  haec;  c.  13  p.  319  fehlen  einige 
Worte  vor  et  is  Septentrio ;  am  Anfange  des  folgenden  Gap.  p.  320 
sind  die  beiden  Vergi lianischen  Verse  weggeblieben ;  ebenso  vermisst 
man  c.  15  p.  321  ignem  (nur  wird  man  es  vor  dat  einzusetzen  haben) ; 
c.  16  p.  323  inter  (bei  hanc  et  Irida) ;  c.  18  p.  331  die  Ueber- 
setzung  des  Tcara  gulav  Trqocoaiv  (p.  396,  n,  7);  p.  332  discurrit; 

'*)  So  und  nicht  aestivae  haben  F  und  /*. 

**)  Dass  die  handschriftliche  Leaeart  interpoliert  sei,  scheint  mir  viel 
wahrscheinlicher  als  dieselbe  mit  Koziol  (1872)  S.  39  durch  den 
.\usfall  von  rerum  animantiumque  erklären  zu  wollen ;  vergl.  neol 

moT(   xarä   rovSt  xov 


xoOfAOv  p.  397,  6,  21  anavrtav   rtov  onmadrin 

XOaiUOV    CWTfXoVfAivtOV. 

'*)  Ebenso  artheilt  auch  Koziel  (1872)  8.  44. 


46 


OM  Ä.  Göldbacherf  Zur  Kritik  von  Apuleius  de  mundo. 

c.  21  p.  337  conoordiam;  c.  22  p.  338  menses;  c.  24  p.  342  das 
Object  zu  dicerefnus  und  oben  dort  auch  dei ;  c.  33  p.  362  'Okvfi- 
710V ^^);  c.  38  p.  374  ist  da«  Citat  aus  Vergil  in  allen  Handschr. 
verstümmelt.  Zu  diesen  schx)n  von  Andern  erkannten  Lücken  kann 
ich  noch  hinzufügen  c.  36  p.  369,  wo  nach  sicut  das  Wort  civitcts 
eingefügt  werden  muss,  damit  der  Satz  quippe  sicut  mundi  univer- 
sitas  regüur  Sinn  und  Zusammenhang  erhält,  und  c.  38  p.  373, 
worüber  noch  spater  zu  sprechen  sein  wird;  ausserdem  vergl.  man 
noch  unsere  Bemerkungen  zu  p.  287;  c.  11  p.  314;  c.  13  p.  319; 
c.  21  p.  335;  c.  27  p.  350;  c.  32  p.  360;  c.  33  p.  362;  c,  35 
p.  365  u.  a. 

So  viel  über  das  Verhältniss  der  Handschriften;  gehen  wir 
nun  über  zur  speciellen  Kritik. 

Gleich  im  Anfange :  Consideranti  mihi  et  diligentius  intuenti 
saepe  alias,  Faustine,  mihi  virtutis  indagatrix  .  .  .  philosophin 
ridebatur  kann  das  zweite  mihi  doch  unmöglich  richtig  sein.  Eine 
so  müssige  Wiederholung  innerhalb  eines  und  desselben 
Satzes  und  in  nächster  Nähe  ist  durchaus  nicht  anzunehmen.  Von 
den  Beispielen,  die  Koziol  über  den  Stil  des  Ap.  S.  82  f.  für  solche 
Wiederholungen  des  Pronomens  ausserdem  noch  anführt^  ist  keines 
zutreffend,  da  Met.  I  15  p.  54  das  me  ganz  gewiss  von  esurientem 
abhängt,  eine  Construction,  die  durch  Ovid  ex  Ponte  I  10,  10,  Aug. 
epist.  26,  4  (Migne)  und  die  Analogie  von  sitire  hinreichend  belegt 
ist,  und  Flor.  Nr.  9  p.  36  das  erste  me  zu  praeoptare  gehört,  das 
zweite  aber  zu  reficere,  wenn  man  überhaupt  die  sonderbare  Con- 
struction: praeopto  me  refkere  hinnehmen  und  nicht  lieber  diess 
me  streichen  will.  Am  allerwenigsten  aber  wird  ein  Autor  in  den  An- 
fangsworten eines  Werkes,  die  doch  gewöhnlich  mit  besonderer  Sorg- 
falt gewählt  sind,  eine  solche  Nachlässigkeit  des  Stiles  sich  erlauben. 
Faustine  mi  läge  sehr  nahe,  indem  man  das  mi  leicht  als  die  kürzere 
Form  für  mihi  ansehen  konnte,  aber  der  Grebrauch  liebt  diese  Stel- 
lung nicht ;  vielleicht  hat  es  wie  im  Anfange  des  II.  Buches  de  dogm^ 
Plat. :  Faustine  fili  geheissen. 

Prooem.  p.  287  nam  cum  homines  mundum  eiusque  penetra^ 
Ha  corpore  adn-e  non  possent,  ut  terreno  domicilio  illas  regiones 
inspicerent,  hat  Koziol  ( 1872)  S.  33  nach  Massgabe  der  entsprechen- 
den Stelle  nsoi  xooiuov  p.  391,  a,  8  inaidfi  vag  ovt  olov  t€ 
ijv  T<^  awfiaTi  €tg  tov  ovqaviov  acfiKeod^ai  totvov  xctt  Tijv  ytjv  f  xiu- 
novra  tov  ovQaviov  k'^lvov  xwqov  KavoTiTSvaai  ganz  richtig  durch 
die  Ergänzung  des  ausgefallenen  relicto  emendiert. 

c.  1  p.  291  ist  die  Leseart  des  F  und  Voss.  2  aethera  in  so 
weit  beizubehalten,  dass  nach  den  griechischen  Worten  p.  392,  a,  5 
ovQavov  de  xal  aoTQcov  ovaiav  fiiv  aid^CQa  xalov^ev  aether  a 
nobis  vocatur  geschrieben  wird ;  der  ähnliche  Anlaut  in  vocatur  Hess 
das  nobis  überspringen. 

*0  Es  fehlt  auch  im  F,  was  Hildebr.  bezweifelt 


J4. '  Goldbacher,  Zar  Kritik  von  ApuleniB  de  mtMdo.  698 

c.  2  p.  291  iam  astrorum  innumerabiUs  muUitudo  partim 
labitur  cum  orbis  inerraniis  *^)  regionCy  quam  circulorum  amhit 
Signifer,  Für  circulorum  schreibt  Oud.  und  mit  ihm  Hildbr.  circu- 
latim.  Nach  Pseudoar.  p.  392,  a.  11  cor  f.teaoQ  6  tipoq)6Qog  '/.aXov- 
uevog  xvxAoc  fyxa^a/oc:  öia  aov  iQOjii'/.oiv  diiuoaiai  muss  es  cir- 
cuIqs  lieissen,  wie  schon  Hölscher  S.  21  richtig  gesehen  hat.  Den 
Fehler  hat  wol  die  Silbe  ftw  verschuldet.  Ausserdem  ist  aber  an 
dieser  Stelle  auch  die  Interpunction  in  den  Ausgaben  ganz  unrichtig; 
ein  Blick  auf  die  griechische  Quelle  zeigt,  dass  dieselbe  so  zu  schreiben 
sei:  iam  usirormv  inniimeräbilis  multitudo  partim  labitur  cum 
orbis  inerratitis  rcyiove,  quam  circulus  ambit  Signifer  öbliqua 
complexionc  nrcninilntuü  et  sigiüs  duodecim  Üluminatus,  partim 
ftrantibus  atcUis ,  quae  ncque  priorum  motus  habent  neque  sart^ 
inter  sc  similes  et  aequaleSj  sed  nffixae  diversis  globis  inordina- 
tum^  ut  sie '®)  dixerim,  ordinem  servant ;  aJiaeque  ultra  sunt,  aliae 
Vitra.  steUae  quae  propter  naturam  eiusniodi  nullis  creduntur  er- 
roribus  vagae,  et  infinitos  numero  greges  ducutit  et  Simplex  aethe- 
ris  dorsum  dlmu  et  sacrata  amoenitate  lucis  Corona nt.  Septem  vero 
deorum  nominihus  illustres  etc. 

c.  4  p.  296  bedarf  es  wol  kaum  der  Bemerkung,  dass  die  Worte 
urbes  quas  sapiens  genus  homo  communibus  usibus  fabricatur  von 
Oud.  und  Hildebr.  fsüsch  erklärt  werden,  wenn  sie  auf  das  Bekannte 
qui  genus  (Verg.  Aen.  VIII  114)  verweisen;  denn  ^^«ws  ist  doch 
nicht  griechischer  Acc.  sondern  Nom.  und  homo  die  Apposition  zu 
sapiens  genus ;  ist  es  ja  doch  die  Uebersetzung  des  griechischen 
^joXaöiv  ag  To  aoffhv  t(pov  idgiaazo  avd^QWTiOQ  (p.  392,  b,  18). 

c.  4  p.  296  nee  sum  ncscius  plerosque  huius  operis  auctores 
terrarum  orbem  ita  divisisse:  partem  eius  insulas  esse^  partem 
vero  contincntemvocare,nesciiomnem  hanc  terrenam  immensitatem 
Atlantici  maris  ambit u  coerceri  insulamque  hanc  unam  esse  cum 
insulis  suis  Omnibus,  nam  similes  huic  alias  et  alias  minores  cir^ 
cumfundit  Oceanus.  Das  vocare  der  Codd.  Voss,  (was  im  F  steht, 
ist  nicht  bemerkt)  ^')  ist  der  gewöhnlichen  Leseart  rocari  unbedingt 
vorzuziehen,  da  wegen  des  folgenden  ncscii  nur  die  auctores  Subject  dazu 
sein  können ,  das  vocari  hingegen  allgemein  auf  die  Menschen  sich 
beziehen  würde.  Etwas  inconcinn  ist  es  freilich,  dass  partem  eius 
insulns  esse  im  Sinne  der  auctores  gesagt  ist,  während  partem  vero 
eontinentem  vocare  von  uec  sum  nescius  abhängt.  Hildebrands  Con- 
jectur  aber,  der  wegen  des  folgenden  nescii  den  Indic.  vocant  setzen 
zu  müssen  glaubt,  ist  sichei*  überflüssig,  da  dies  Anacoluth  gewiss 
viel  leichter  sich  ertragen  lässt ,  als  ein  ähnliches  Metam.  V  28 
p.  371.  -  Endlich  möchteich,  da  similes  sichdoch  nicht  auf  die  Grösse 
zu  beziehen  scheint,  nach  huic  dem  minores  entsprechend  maiores 


")  F  und  /  inerranti, 

••)  F  Ha. 

**)  F  ebenfalls  vocare. 


604  Ä,  Goldbaeher,  Zur  Kritik  tod  Apnleiufi  de  m%mdo. 

einschalten;  vergl.  jie^M,  noa^ov  p.  392,  6,  23  noJikag  6i  xai 
alhxi;  .  .  .  tag  ^iv  /aiitoig  avrfjg,  rag  di  llaTJOvg. 

c.  5  p.  297.  Es  ist  von  den  Elementen  die  Rede,  der  £rde, 
dem  Wasser,  der  Luft,  dem  Feuer  und  Aether,  die  in  stufen  weiser  Auf- 
einanderfolge den  xoGfuog  bilden:  aquam  in  se  habet  telliis  et  aqua, 
utaliiputant,  rehitterramj  aer  ex  aqua  (jignitur ,  ignis  «t'*) 
acria  densiiatf  conflatur.  Schon  das  alii  putant  zeigt  uns,  dass 
hier  zwei  verschiedene  Ansichten  uns  entgegentreten:  die  eine  lasst 
das  Wasser  von  der  Erde  umschlossen  sein ,  wie  es  auch  c.  4  p.  296 
etwas  abweichend  von  der  griechischen  Dai-stellung  {h^g  di  ifjg 
aegiov  q^vötiog  yfj  xe  Y.ai  d-akuoöct  iQrjQeiazai  p.  392,  6,  14j  aeri 
terra  coniungitur  eaque  in  se  suscipit  maria  heisst ;  die  andere  — 
u.  diese  ist  auch  in  dem  Buche  nBQi  Aoo^inv  vertreten,  während  die 
erstere  dort  gar  nicht  erwähnt  wird  —  stellt  sich  die  Erde  als  rings 
vom  Wasser  umflossen  vor.  Es  muss  daher  aut  nicht  et  heissen. 

c.  6  p.  üOO  primutn  igitur  columnis  navigantibtts  dextruM 
latus  duobus  sinibiis  maximis  cingitur ;  Pseudoarist.  p.  393,  a,  23 
nqwvov  [jiev  ovv  kiyerai  eyv.e/.oXnijad'at  sv  de^i^  eianXiovzi.  zag 
^HqaYXaiovg  OTrßxxg  dixtig.  Dass  die  Conjecturdes  Colvius  columnas 
navigantibus  {  ~  €ig7ikiovTt  rag  ^HQaxleiovg  arrjkag)  unlateinisch 
ist ,  hat  schon  Hildebrandt  bemerkt ;  freilich  hätte  er  selbst  bei  der 
handschriftlichen  Leseart  nicht  stehen  bleibensollen.  Ein  Yor  columnis 
eingefügtes  e  oder  a  hilft  der  ganzen  Schwierigkeit  ab.  —  Bedenk- 
licher steht  es  mit  den  Worten  dextrum  latus ,  denn  Voss.  1  u.  2 
haben  nicht  dextrum,  sondern  dextros,  ^')  Es  ist  daher  die  Yermuthung 
Hildebrand's,  dass  dextrorsum  für  dextros  zu  schreiben  sei,  nicht  so 
unwahrscheinlich :  nur  darf  man  dann  nicht  mit  ihm  auch  latus  noch 
stehen  lassen,  sondern  man  muss  annehmen,  dass  dextrum  latus  eine 
Glosse  für  dextrorsum  war;  Subject  ist  das  Mittelraeer.  So  viel  zur 
Kritik  dieser  Stelle.  Dass  das  ganze  dextrum  latus  oder  dextrorsum 
hieher  nicht  passe,  davon  ist  schon  oben  S.  G80  f.  gesprochen  worden. 
Das  Einfachste  wäre  nun  freilich  diese  Worte  für  eine  Glosse  zu 
erklären  und  gi:nz  wegzustreichen;  allein  die  Uebereinstimmung  mit 
dem  iv  öe^iu  und  der  umstand,  dass  Spuren  einer  Correctur  nach  dem 
griechischen  Texte  sonst  nirgends  in  den  Handschriften  sich  finden, 
widerräth  diesb. 

c.  6  p.  301  ab  (ntu  solis  Occapiua  est  Lndicum  rt  Persicum 
marc  ronfercffs.  hinc  patescunt  fmitima  rtibri  maris^  quae  per 
angustffslongifojuasque  fauccs  in  Ilyrcaniuin  et  Casplum  flectuntur 
simul;  ultra  (luue'^'^)  profundae  vastitatis  esse  maria  creduntur. 
deinde  paulatim  Sctfthirtnn  H  Iliherutn  frctum  (Xoi^s  1  und  2  fr^t-a) 
et  n(rsu/n  matt,  per  qaipd  GaUicuin  sinum^^)    atque   (rndittinas 


**)  ^x  fehlt  im  F  und  /. 

'')  Ebt»nso  F  und  /*. 

";  F  und  f  utraque. 

'■)  .tmMfit  fehlt  im  F  und  /. 


Ä.  (Mdbaeher,  Zur  Kritik  Ton  Apaleiiu  dt  mundo.  695 

columnas  vircumveciua  Oceanus  orUia  noairi  wetas  includit.  Diese 
Stelle  scheint  unrichtig  aul^efafi$8t  zu  werden.    Die  entsprechenden 
griechischen  Worte  p.  393,  b,  2  ff.  lassen  den  von  Osten  in  das  Land 
eindringenden  Oceau  den  Indischen  und  Persischen  Meerbusen  und 
das  Erythräische  Meer  bilden  und  dann  bei  seinem  weiteren  Verlaufe 
uach  Nordosten  in  engen  und  langen  Armen  tief  in*s  Land  einschneiden 
und  dort  zum  Hjrkanischen  und  Caspischen  Meere  sich  ausdehnen, 
eine  durch  das  Alterthum  weit  verbreitete  Ansicht.  DarQber  hinaus 
kommen  dann  die  Meere  aber  dem  Lande  der  Scythen  und  Kelten, 
woran  sich  wiederum  der  Gallische  Meerbusen  schliesst,  und  endlicli 
die  Säulen  des  Herkules.     Die  Worte  des  Apnleins  hinc  patescunt 
finitima  rtibri  matis,  qtute  per  angustas  longinquasque  fauces  in 
Hyrcanium  et  Caspium  flectuntur  simul  werden  in  den  Ausgaben 
so  aufgefasst,  als  ob  Apuleius  der  griechischen  Darstellung  entgegen 
das  rothe  Meer  selbst  direct  mit  dem  Hyrkanischen  und  Caspischen 
in  Verbindung  gesetzt  hätte,  quod  absttrdissimum  fQgt  Ondendorp 
hinzQ.  Eine  so  unerhörte  Absui-dität  kann  man  aber  dem  Ap.  doch 
nicht  /.ütrauen.  Er  schliesst  sich  gerade  hier  eng  an  sein  Original  an, 
so  dass  man  kaum  denken  kann,  er  sei  gerade  in  diesem  den  Alten 
dunkelen  Puncto  von  ihm  abgewichen.  Der  Irrthum  liegt  darin,  das^ 
man  die  Worte  finitima  rubri  maris  in  der  Bedeutung  rubrum  fnarc 
quod  (Indico  et  Persico)  finitimum  est  nahm,  während  es  vielmehi* 
so  viel  ist  als  ittaria,  quae  rnbro  mari  finitima  sunt ;  nur  ist  dabei 
noch  zu  bemerken,  dass  rubrum  mare  nicht  etwa  bloss  der  Arabische 
Meerbusen  ist.  sondern  das  ganze  Meer  zwischen  Aegy])ten  und  In- 
dien. Etwas  unklar  hat  siHi  Ap.  tVtilich  ausgedrückt,  indem  er  doch 
sagen  wollte  hinc  iHifc<rit  iubrum  mare  et  maria  huic  finitima. 
Wenn  er  dann  diese  au  das  rothe  Meer  sich  anschliessenden  Meere  in 
ihrem  weiteren  Verlaufe  mit  dem  Caspischen  und  Hyrcanischen  Meere 
in  Verbindung  setzt,  so  stimmt  er  mit  Pseudoaristoteles  vollkommen 
überein.    -     Deinde  paulatim  Scythicunf  it  Hibcrum  fr  dum,  S(» 
die  Han^lsciir. ;  Pseudoarist.  eixa  v.in    oJJyoy  vjuo  robg  2ixr.'>ac 
T€  'Kai  Kekir/.rjy  afpiyyei  crjv  (HY.nvf.tiyr{v,  Nach  dem  ganzen  Zu- 
sammenhan jto  v\\\A  den  Anschauungen  der  Griechen  Ober  das  Kelten- 
land meint  dieser  unter  dem  Meere  vnh{)  n^v  Kühvi/.t.v  ohne  Zweifel 
das  Meer  im  Norden  von  Germnnien  und  Gnllien.  Dem  entspricht  nun 
das  lateinische  Hibtium  fretum  durchaus  nicht.  Die  Annahme  Ou- 
(iendorps,  Ap.  habe  in  Erinnerung  des  Namens  Celtiberia  das  Meer 
vjtiQrijr  Kikti'/jji'  irrtlifimlich  Hibrium  /'retum  ^'enannt,  nuithet 
dem  Ap.  doch  etwas  zu   viel  Begriffsverwiriung  und  geog^raphische 
Unkenntniss  zu.  Dagegen  ist  es  nicht  unwahrscheinlich,  dass  Ap.,  da  - 
die  Komer  seit  Caesar  die  Kelten  von  den  Germanen  trennten  und 
unter  «leni  Keltenlamie  hauptsächlich  Gallien  vorstanden,  er  selbst, 
aber  ini  Anfange  des  folgenden  Capitels  Britannien  und  Hib^rnien 
ausdrücklich  noch  zum  Keltenlande  rechnet,  das  vntQ  vijv  KeXjixiffV 
als  das  Meer  über  Hibemien  hinaus  aufgefasst  und  mit  Hibernium 
jjretum    wiedergegeben  iiabc,   so   wie  daa  vnig  Tttvg  lAV^ag  mit 


AM  X  CtUimcktr.  Za  Kritik  ¥«•  Apaki»  de 


Ap.  j€iies  ]ie«r  nklit  benioBt  haba  '^iim  eoai  ^pir  simimM  im  mUo 
orb^  in  muiditi^  uDd  kmn  nur  auf  einfr  älsdieB  Amfammag  ift& 
PAef^nien  Czfktels  bembeo.  Dftss«lbe  bcfinnt : 

SeW  ifi  ali^a  parte  orbiy  iOK^ai  imtml^mm  ^^feref  mu»- 
«iam JM.  Brüammiae  duof .  JJbio9t  ii  HiberKkt,  qmai  ^mprm  SUimms 
f^i^^  ii*  '**  maioresz  rtfum  hat  tii  C^tarmm  fimRms  fäme  9mmL 
miMfTtif  r^ro  Mm  Ittdo^  Taprobame  aiqm^  Onat  ^fid.  Zojpe)  mmi- 
tc^qut  alia^  nrbes  adn^o^um  sparsa*  hanc  tfOftram  tmsmiam,  »tf 
est  kumK  Urrarnm  orbent  .  .  .  eorotMRi.  Auf  der  emcfl  Sfiite  des 
Erdkreises.  sa0  Ap..  d«  i.  im  X>>rdv€<t^n  liegen  gemltige  Inscfauf- 
s«D.  Dimbch  AToion  und  Hibemia.  kleioere  Inseln  «iad  auf  der  eat- 
^legeoges^tzten  S«ite  jens^he  der  Inder  im  Südoslen :  waaserdfm  umr 
geben  noch  unseren  Erdkreis  ein  reicher  Knju  an-ierer  laseln. 
An  einen  anderen  Erdkreis  ist  hier  gar  nicht  zn  doikm:  im  Gegci- 
theile  rechnet  Ap.  die  beiden  Britaamea  offenbar  als  Theile  des 
Kelteciandes.  wahrend  sie  Pseadoanst.  p.  393  fr.  13  irwi^  roc$ 
Kürrn-c  lieeen  lü^t.  Ueber  Oxoe  nnd  das  Verhähaiäs  dieser  SftcDe 
zo  der  entsprechenden  des  Pseadoanst.  ist  schon  oben  S.  682 1  ^vfio- 
chen  worden.  —  In  den  Worten  quas  supra  diximus  esse  ns  maiürtf 
mos«  *'sse  als  Din^^gr^phie  ^ähnlich  wie  nnten  c.  29  p.  356*  gestri- 
chen werden;  diess  sagt  ans  schon  ein  Blick  auf  die  gnechiscben 
Worte  Tcir  n^QÖiaTOQr^ßiivfar  udBovCy  denn  Jie  früher  geaannten 
Inseln  sind  die  c.  5  p.  298  aof^^zählten  Inseln  des  Mittelmeeres**). 
Far  vrfj^s  ad  modum  hat  Voss,  ohne  Zweifel  richtig  orbis  ad  modwm 
iz=  xta/^i  conjiciert.  Dagegen  wird  tt«^  tuoouov  in  dem  Worten 
ffvx  o)jyai  di  fiticQai  negi  rare  jB^ rarfxac  tuu  ript  'Ißrj^ar 
yx'/jjfß  ^fiQiiareqart'ßVTai  ttp  oir.oiulrr^r  ravxrv  das  .tc^  rac 
Bgerarr/Mg  yjoi  rr^v  'ißrjQtar  wol  nor  eine  Glosse  sein,  da  dock 
diese  Inseln  nicht  die  Erde  im  Kreise  nmgeben  and  nnr  tob  Inseln  die 
Rf^de  ist.  die  aosserhalb  der  Säolen  des  Herkules  liegen;  auch  fehlen 
die  betreffenden  Worte  im  Apoleios. 

c.  7  p.  303  Europa  ab  HercuUs  coiumMa^)  us^e  PomÜ- 
cum  et  Hyrcanium  mare  nc  flumen  Tartairf  fines  kabfti  Afia  ab 
ihdem  anguHtih  Poniici  maris  usque  ad  aiias  am^msÜas^  quof 
tftfer  Arabicum  finem  et  interioris  ambitum  pelagi,  iacH  com- 
^tringitnrque  Oreapii  cingulo  et  socUtate  nostri  maris.  Das  fimew^ 
ist  nnr  ein  durch  das  karz  vorhergehende  fines  herr^Hgemfenes  Ver- 
-ehf;B  fär  f^inum,  womit  Ap.  das  gpriech.  y.6X.Tor  übersetzt  hat.  Im 
Uebrigojj  pflegt  man  im  Relativsätze  quae  inter  Arabicum»  simum 


'*    Im  F  ond   /  fehlt  0$.    wona<.-h    es$e   ans    ii*  eDtätandeD  iv  sein 
-rheint. 

Arimlicii  auch  Koziol  über  d.  Stil  d.  Ap.  b.  »idö:  die  zve.te  VLer- 
luatbun^  aFi»;r  ilie  er  dort  auf^t^llt:  quam  quas  ^npra  d»ximu$ 
^ai  Miatore>  möchte  von  alltiu  an  lereu  abgesehen  w.>.j1  kaam  la- 
teiDitfch  sein. 

'-*  f.  ad  HereuHs  coiummiM. 


• 

Ä.  Goldbacherj  Zar  Kritik  Ton  Apuleius  de  fMmdo.  607 

et  interioris  ambitwn  pelagi  gewöhnlich  sunt  zu  ergänzen  und  das 
iacet  constringifurque  mit  Asia  zxx  verbinden.  Diese  Ergänzung 
von  stmt  im  Relativsatze  hält  H.  Eoziol  (1869)  S.  30  Anm.  5  mit 
Recht  ffir  bedenklich,  doch  greift  er  fehl,  wenn  er  das  sunt  in  dem 
verderbten  finem  sucht.  Der  griechische  Text  p.  393,  6,  26  liaia 
(5*  ioTl  t6  aito  Tov  eiqrifiivov  iad'fiov  tov  xe  Ilovrov  xai  tfjg 
^YQTLaviag  ^aXdaar^g  H^XQ^  d^ar^QOv  ia-^fiov,  og  (lera^v  xelzai. 
TOV  T€  lAqaßiTLOv  noXnov  yun  Tfjg  eaio  d'aXaaatjg,  Ttegiexo^ievog 
VTTfi  TS  Tavrrjg  ycai  tov  neqi^  ^Ox^avot;  gibt  uns  die  sicherste  An- 
weisung zur  Emendation:  für  iacet  mnss  iacent  geschrieben  und 
diess  mit  dem  Relativsatze  verbunden  werden,  während  vor  Asia  nur 
ein  Beistrich  zu  setzen  ist  und  das  unmittelbar  vorhergehende  fines 
habet  auch  noch  hierher  bezogen  werden  muss.  Der  Fehler  ist  durch 
den  Singular  constringiturque  entstanden,  mit  dem  man  das  iacent 
verbinden  zu  müssen  glaubte.  Zu  constringitur  ist  natürlich  Asia 
Subject  „und  eingeschlossen  wird  es  von  dem  Gürtel  des  Ocean  und 
dem  Saume  des  mittelländischen  Meeres^.  Etwas  anders  lautet  es  im 
Griechischen,  wo  Ttegiexo^tevog  nicht  mit  ^aia,  sondern  mit  iad'^iog 
sich  verbindet.  Oder  hat  Ap.  vielleicht  TtSQuyo^ivr]  gelesen?  Ich 
zweifle  nicht  daran  und  bin  sogar  überzeugt,  dass  auch  Pseudoarist. 
so  geschrieben  habe  oder  wenigstens  TtsQiSXo^svov  mit  Beziehung 
auf  to  ccTto  TOV  €iQrifd€vov  ia&fiov  etc. ;  denn  nicht  um  eine  Bestim- 
mung der  Landenge  zwischen  Arabien  und  Aegypten  handelt  es  sich, 
sondern  um  eine  Bestimmung  von  Asien. 

c.  7  p.  304  ist  wohl  zu  schreiben  sed  i2)sam  Aegyptum  pleri- 
quo  Asiae ,  plures  Africae  •adiungunt ,  ut  insularufn  situs  sunt 
qui  cum  finitimis  locis  comprehendunt  et  sunt  qui  in  alia  divisione 
ras  habendas  putant  (p.  394,  a,  1  Tr}v  di  uiiyvTiTOv  ol  f^iv  t^ 
!/dai<f  Ol  de  t^  Aißvji  TtQOoaTiTovüt,  xal  Tag  vrjoovg  oi  fiiv  i^ai- 
QiTovg  Ttoiovaiv  o\  de  nqoavt^ovat  Tcug  yehoaiv  ad  ^oigatg). 
Das  eam  ist  nur  ein  Versehen  für  cum ,  das  nicht  selten  mit  eum^ 
tarn  u.  dgl.  verwechselt  wird  (Hand  Turs.  II  S.  171).  Was  soll  Ko- 
ziol's :  ut  in  od.  ad  insularum  situs??  (über  den  Stil  d.  Ap.  S.  235.) 

c.  8  p.  305  exhalationes  duas  physid  esse  dicunt:  tenues 
et  frequentes  vixque  visibiles  ad  superiora  minari  ex  (Codd.  et) 
greniio  telluris ,  nebularum  agmina  halitu  amnium  fontiumque 
constare  matutinis  temporibus  crassiora;  harum  altera  arida  est 
atque  eofisimiliSf  quae  terrenis  eructationibus  (Codd.  reluctationi^ 
hus)  surgit,  altera  humida  et  egelida.  Die  Interpanction  hat  schon 
Koziol  (1869)  S.  32  geordnet.  Die  Conjecturen  ex  und  eriACtationi" 
hus  sind  wol  unzweifelhaft  richtig.  Was  aber  Hildebrand  für  consi- 
milis  schreibt:  animae  similis  verdient  keinen  Beifall.  Er  ist  mit 
seinem  animae  etwas  gar  zu  freigebig,  denn  einige  Zeilen  unterhalb, 
wo  diese  trockenen  Ausströmungen  der  Erde  aufgezählt  werden  und 
es  in  den  Handschr.  heisst :  venti  aquae  flammae  fulmina  atque  aliae 
plurimae  species,  hat  er  für  aquae  ebenfalls  aninuxe  geschrieben  und 
so   sich  in  einen  Widerspruch  verwickelt,  indem  einmal  diese  Aus- 


A98  A.  Gol^fM$cher.  Zor  Kritik  von  Apaleim»  de  mundo. 

strOmuiigeu  überhaupt  als  unimnf  nitmUs  bexeiohiibt  werdea,  «laiiD 
aber  wieder  die  animn  »elbst  unter  diesen  AusstHHnnngen  aafgezftfalt 
wird.  Au  beiden  Stellen  ist  das  animiif  gAwiss  verfehlt;  denn  eine 
Vergleichang  mit  dem  griechischen  Originale  lässt  uns  nicht  zweifeln. 
dass  an  letzterer  Stelle  des  Salmasins  venti  atque  ffamina  {ave- 
jitoi  re  xai  nvivfioriov  diaq^OQid  p.  394.  «,  17)  das  Richtige  sei, 
an  ersterer  Stelle  aber  mit  Vulcattius  fumi  oder  fumo  simüis  oder 
consimilib  entsprechend  deui  griechischen  xcr/ri'C'J(5i;,s*  geschrieben 
werden  müsse'''). 

<*.  9  p.  308  nives  nutf*w  voülgi  iactatiotie  densttrum  nulnum 
constat.  fiam  priusquam  in  aquam  defiuant,  fractae  nc  discissar 
spumas  nffitationibufi  suis  faviuvt  et  mo.r  gelafu!<  humor  rigor f 
frigoris  inhorrescit.  So  F  und  ich  finde  keinen  Grand  daran  zu 
ändern,  da  die  versciiiedenen  Lescarten  dui-ch  das  hier  so  nahe  lie- 
gende Verderbnis?  vöu  humor  in  sumnuf  entstanden  zu  sein  scheinen. 
Damit  entfallt  am-h  die  au  sich  sehr  ansprechende  Vermnthung  Ko- 
ziors  (1872)  S.  '6*6  f.  Daiin  ]m<^\  es  jn  den  Ilandschr.  weiter:  hatc 
rictis  nubibus  crebhor  ad  terram  vetiit,  eam  tempestatem  nos  tim- 
gorem  vocamus.  Dem  Demonstrativ  haec  fehlt  hier  die  Beziehung, 
ßosscha  will  dafür  Ä/nc schreiben:  doch  dürfte  das  Wort  selbst  wol 
kaum  verderbt,  sondern  vielmehr  das  betreifende  Substantiv  ausge- 
fallensein. Nur  möchte  ich  nicht  mit  Hildebrand  nix,  sondern  vielmehr 
das  allgemeinere  und  zugleich  dem  Anlaute  von  victis  noch  näher 
kommende  vis  einsetzen.  Damit  ist  aber  noch  nicht  alles  geordnet. 
Schon  Salmasins  hat  richtig  bemerkt,  dass  hier  noch  zur  Verbindung 
mit  dem  Hauptsatze  eine  Partikel  fehlt,  und  ubi  eingeschaltet.  Der 
Sache  am  nächsten  werden  wir  wol  kommen,  wenn  wir  schreiben : 
haec  vis  si  victis  nubibus  crebrior  ad  terram  venit.  eam  tempestatem 
nos  ningorem  vocamus  (p.  394,  a,  36  aq^odga  de.  avcr^  [i.  e.  iy  av^i- 
7ir^^ig]  xai  a&Qoa  Kafaq^eQOfitvf]  riq^erog  lovo^taavai).  Die  Aus- 
lassung der  Bedingungspai-tikel,  woran  Koziol  denkt,  ist  hier  gewiss 
MO  wenig  am  Platze  als  unten  c.  33  p.  361. 

Grandinare  vero  tum  dicis  —  heisst  es  p.  309  weiter  — 
rum  aqua  nubem  lapidoso  pondere  et  festinante  perrumpit  eadcm- 
(/u(  vi  et  ad  pei'nicitatem  ineitat  et  cedrntc  aeris  molli  eura  prae- 
ripitatam  indignationc  vehement i  humum  (Voss.  2  falsch  hnmand) 
verberat  (od.  reverbrrat  ^*).  So  sclieint  in  den  gut«n  Handschr.  zu 
stehen.  Das  m  von  prarcipitatam  ist  gewiss  nur  durch  das  folgende 
in  entstanden,  und  für  ineitat  muss  es,  wie  schon  Lipsius  verronthet 
hat,  incitata  heissen:  aqna  .  .  .  perrumpit ,  r/fdrmijnt  ri  <t  .  .  . 
ineitata  et .  .  .  praecipitata  .  .  .  humum  verbfrat^^).  Mehr  Schvne- 

''>  Seneca  not.  quaesl.  11  54  e  terra  terrenisque  omnibnA  pars  hu- 
mida  efflatWj  pars  sicca  ei  fumida,  iutec  /'ulminibus  alimen' 
lum,  iUa  imbribus, 

**)  F  immum  verber al;  f  humum  veheratU  und  oben  molli  eure. 

'*)  Die  mehr  sinnreiche  als  zutreffende  Conjectur  Oudendorp's,  die 
HildelHrand   aufgenommen  hat:   prMcipitatam  {jfrafndinemj  indig' 


Ä,  OoUSboKhery  Zur  Kritik  Ton  ApuleiOB  d«  mvmAo.  600 

rigkeiten  hat  das  molli  cura  bereitet.  Die  yerschiedenen  Besserungs- 
versüche  leseinan  beiHildebrand  nach,  der  das  von  Valc.  vorgeschla- 
gene, sonst  nicht  nachweisbare  moHitura  allen  vorgezogen  and  in 
den  Text  gesetzt  hat.  Ebenso  auch  Eoziol  (1872)  S.  34.  Man  sieht 
hier,  wie  bedenklich  es  ist,  eine  auch  noch  so  ansprechende  Neubil- 
dung zu  wagen.  Denn  ohne  Zweifel  muss  es  aeris  molli  aura  heis- 
sen;  agiiatusaer^  sagt  Isidor  orig.  13, 11,  17,  auram  faeit  nnd  aeris 
aura  ist  eine  ganz  gewöhnliche  Verbindung  z.  B.  Lucret.  1  207. 
783  u.  ö. 

c.  10  p.  310  ist  von  den  Winden  die  Rede.  Es  gebe  zwei 
Hauptarten  derselben;  die  einen  entstehen  auf  dem  Lande  und  heissen 
daher  terrigenae  (Pseudoarist.  p.  394,  b,  14  dnoyfnoi) ;  die  andern 
hingegen,  welche  in  den  Meerbusen  entstehen,  Enedidae  ^)  graece 
Stint  nominaii.  Gleich  darauf  geht  dann  Ap.  auf  die  iiegenwinde 
über,  quaeExopia  Ätticorutn  lingaa  rocitantur,  Dbs  Enedidae  und 
Exopia  sind  Monstra  von  Worten,  aus  denen  sich  nichts  herausschla- 
gen lässt.  Da  aber  Ap.  an  dieser  Stelle  wenn  auch  etwas  unklarer, 
so  doch  ziemlich  genau  seinem  Originale  folgrt  und  selbst  ausdrück- 
lich sagt  graevc,  siHit  nomittati  und  Ätticoruiu  Imgua  vocUantur, 
so  können  wir  ganz  sicher  annehmen,  dass  die  griechischen  Worte 
des  Pseudoarist.  iy-AiAinai  und  iStdQfui  (vielleicht  mit  den  lateini- 
schen Enduugei» ,  wie  so  ofk  z.  B.  c.  18  p.  330  EpicUntae  graece 
appellanlur)  an  der  Stelle  standen  und  so  gräulich  verstümmelt  wur- 
den. Es  wird  diess  derjenige  um  so  leichter  zugeben,  der  da  weiss, 
in  welcher  Art  griechische  Worte  und  Stellen  in  den  Handschr.  des 
Ap.  fast  durchgehends  zugevichtot  sind.  An  eine  Lücke  ist  nicht 
zu  denken. 

Ebenso  muss  im  Anfang«^  des  folgenden  Gapitels  p.  312  Coectas 
(Kaixiag)  anstatt  des  handschr.  Apartias,  was  aus  p.  314  hieher 
s(ekommen  sein  mag,  geschrieben  werden,  denn  an  einen  Fehler  des 
Ap.  ist  bei  der  markierten  Bedeutung  des  Wortes  Aparctias  gar  nicht 
zu  denken.  -  Was  nun  in  diesem  und  dem  folgenden  Capitel  noch  wei- 
ter über  die  verschiedenen  Winde  gesagt  wird,  ist  bei  Ap.  zum  Theile 
in  einem  so  trostlosen  Zustande  überliefert,  dass  man  sich  damit  wird 
begnügen  müssen  einige  Andeutungen  zu  geben,  was  denn  den  Stem- 
|)el  dos  Verderbnisses  an  sich  trage  und  worin  dasselbe  bestehe.  Es  ist 
diess  um  so  leichter  möglich,  als  Ap.,  wie  es  sich  aus  den  gesunden 
Theilen  klar  ergibt,  seinem  Originale  unbedingt  gefolgt  ist.  Leber 
das  cwfn  aequidianis  exartibus  procreatur  des  Voss.  1  ist  schon 
oben  S.  688  das  Nöthige  gesagt.  Es  folgt  nun  nach  der  Bestimmung 
der  drei  Ostwinde  bei  Pseudoarist.  die  Trias  der  Westwinde  (tffpvQOi), 
der  doyeOTTjg  {olv^iTTiagy  ia/rvS),  der  U(prQO^  (in  der  engeren  Be- 
deutung des  Wortes)  und  der  X/i/'.    Dem    entsprechen  bei  Ap.  die 

fuUiane  vehemenli  humun  reoerberat  hat  schon  Koziol  (1872)  S.  34 
widerlegt. 
";  F:  eNcTeUe;  /:  eNBTe  Dt. 


7M  A.  GMbatktr,  Zv  Knük  tob  Apnlri«  ie 

^oiXitZepkgrua  vtro,  quem  rormana  ImyitaFaTonium  momtyCmm*^) 
de  aesUvis  oeeiäms  partibus  surgii^  Japjßgis  deri  ncmdne^  s&^ 
let;  at  die  gtit  prior  est  aequinoctiali  piagae,  XoimSy  denn  mit  et 
Aquilo  beginnt  schon  die  Trias  der  Nordwinde.  Yon  den  dra  WesU 
winden  des  Pseudoahst.  lesen  wir  also  bei  Ap.  nnr  den  Japyx.  Das« 
er  die  beiden  andern  übergangen  habe,  ist  nicht  zu  glauben.  Viel- 
mehr beziehen  sich  die  Worte  at  ille  qui  propior  (so  richtig  Lipsim 
anstatt  des  handschr.  prior)  est  aequinoctiali  ptagae  offenbar  anf 
den  U.ffrtQog  (in  der  engem  Bedeatnng  des  Wortes».  Dagegen  ist  das 
Wort  Notus  hier  gar  nicht  am  Platze,  sondern  gehOrt  an*s  Ende  des 
Capitels.  wo  es  aach  seine  richtige  Stelle  gefanden  hat.  Nach  plagae 
ist  daher  eine  Lücke  anzunehmen,  durch  die  der  Name  des  Zephyms 
(xot'  fioxTfV)  nnd  die  Bestimmung  des  Afrieus  (il/(''i  ausgefallen  ist 
(rctJv  JMfV(Hji»v  apVfOTrg  //*>  6  ano  xffi  d'EQivr^  dva€iog,  ov  rtvcc; 
'AaXnvaiv  oXv^iTtiav.  oi  de  ianvya'  ^qn-Qog  ic  n  ano  rijg  lai^jti«- 
^iiTC,  XiU*  di  o  ano  r^c  x^^juc^iv^g  p.  394.  b,  25).  Sehr  leicht 
möglich  ist  es,  dass  Notus  gerade  eine  Glosse  zu  diesem  letzteren 
war.  Durch  dieselbe  Lücke  ist  auch  der  Anfang  der  Worte  [ft^  Aquilo 
qui  Septem  stellar  um  reg  ione  generatur  et  knie  ricinus  est  Aparc- 
tias  verstümmelt  worden.  Vom  Aparctias  geht  dann  Ap.  auf  den 
dritten  Nordwind  {^^axlag)  über :  hie  (d.  i.  Aparctins)  propior  est 
ad  diem^^)  mediumThrasoias  ctArgestes  sunt  indidem  {F indiam) 
flantes.  Mein  Gefühl  müsste  mich  sehr  täuschen,  wenn  die  Worte 
Thrascias  et  Argestes  sunt  indidem  flantes  nicht  eine  Glosse  sein 
sollten ;  Inhalt  und  Form  rechtfertigen  diesen  Verdacht  vollkommen. 
Ist  aber  die  Yermuthung  richtig,  so  müssen  die  beiden  Worte  Thras- 
cias und  Argestes  in  den  verderbten  Worten  hie  propior  est  ad  diem 
medium  gestanden  haben.  Den  Sinn  möchte  vielleicht  folgende  Er- 
gänzung treffen;  hie  propior  est  ad  Thrasciam  inter  hunc  et  Ar- 
gestrn  medium  {vmI  twv  ßoqaojv  6  ufv  hSf^g  xi^  Ttaixuf  xaiUirm 
ßagiag,  anaQictiag  di  6  icpe^g  ano  tov  itolov  xardr  t6  fiearjjußQi' 
vov  Ttvewv^  ^QaoKiag  di  6  f^^g  nviwv  xqt  aqyBatfi), 

Im  Anfange  des  c.  12  p.  315  hat  wol  Salmasius  den  richtigen 
Text  excursores  venti  häbentur.  qui  directo  spiritu  proflant,  flahris 
reciprocis  Caecias  putatur  esse  hergestellt;  denn  es  entspricht  diess 
genau  den  Worten  des  Originales  p.  394. 6,35:  excursores  dem  tv&V" 
nvooL  u.  qui  directo  spiritu  pro flant  dem  onocoi  dunnviotHJi  ngoaio 
AOT  evO^eiav.  Die  nun  folgenden  Worte  lauten  nach  den  besten  Hand- 
schr.: et  quidem^^)  hiemales  habentur^  ut  Noti;  Etesiae  frequen- 
tiores  sunt  aestate  anni  (annis  jP®*),  Septentriones  ac  Zephgri 
lempestates;  veris  Ornithine  {Atniciae  F^^)  [venti  appeUantur^''), 

**)  f  hie  cum, 

*')  F  und  f  nomine  cieri. 

")  So  F  und  f. 

*«J  F  und  /'  equidem, 

*')  Auch  f  hat  annis. 

»2  Auch  f. 

**)  F  nnd  f  appeUatur. 


A,  CMdbacher,  Zar  Kritik  ?on  Apaleii»  de  mundo.  701 

Äquilonum  genus.  Die  verderbten  Worte  schreibt  Hildebrand:  Ute- 
siae  frequentiores  sunt  acstate  anni^  Septentriones  ac  Zephyri 
temperati  sunt;  veris  etc.  Dass  hier  die  Worte  Septentriones  ac 
Zephyri.  temperati  sunt  verbindungslos  und  sinnlos  in'  der  Luft 
schweben,  ist  auf  den  ersten  ßlick  ersichtlich.  Vergleichen  wir  /re^ 
xocfiov  p.  395,  a,  1  lud  ol  fisv  x^t-f^f^^og,  ügneq  o\  votoiy  dwa- 
aveiowagf  oi  dl  d^eQovg,  dg  oi  hrjaiai  leyofievoi  fii^iv  e^ovceg 
cdv  TS  CLTto  Trjg  aQxvov  (pSQOfiivtüv  xal  tßq)vq(aVy  so  verdient  ein 
anderer  Vorschlag,  den  er  theilweise  nach  Oudendorp  gemacht  hat, 
aber  nur  in  der  Anmerkung  erwähnt,  aestate,  animis  (Fannis)  Sep- 
tentrionis  ac  Zephyri  temperatis  unbedingt  den  Vorzug.  Das  Be- 
denken, den  griechischen  Worten  entspräche  mehr  der  Plural  Sep- 
tentriones  ac  Zephyri ^  kann  hier  nicht  entscheidend  sein;  ja  es  ist 
ganz  wol  möglich,  dass  Ap.  schon  wegen  der  bekannten  anderweitigen 
Bedeutung  des  Plui*ales  Septentriones  den  Singular  vorzog.  Vergl. 
noch  unsere  Bemerk,  unten  zu  c.  13  p.  319. 

LFeber  die  Stelle  p.  317  vertex  ille  est  vel  uti  dicitur  pinea 
s.  oben  S.  671  f.  Qleich  darauf  lesen  wir  dann: 

Anaphysemata  G-raeci  vocant  eos  Spiritus^  qui  de  fundo  vel 
hiatibus  terrae  explosi  ad  superna  maris  solent.  Das  eradere,  wel- 
ches F  hinter  solent  hat.  ist  nur  ein  Nothbehelf  für  das  ausgefallene 
oder  vielmehr  in  maris  verderbte  Verbum.  Das  s  von  maris  mag 
dnrch  das  folgende  solent  entstanden  sein.  Für  mari  schreibt  Hilde- 
brand iactari^  was  seiner  Bedeutung  nach  jedesfalls  besser  ist,  als 
das  matte  meare  Oudeudorp's.  Sollte  es  nicht  glotnari  (=  glome- 
rari)  gelautet  haben? 

c.  13  p.  319  ortus  quippe  accepimus  aequinoctialem,  solstiti- 
alem^^\  brumalem,  quibus  occasus  redduntur  eadem  intervallorum 
ratiane  conversae.  Wie  Koziol  (1872)  S.  36  conversa  lesen  und  das 
Gkmze  erklären  will,  als  stehe  es  für  intervallis  eadem  ratiane  con- 
versiSy  ist  mir  nicht  recht  begreiflich.  Neben  conversae  ist  wohl 
plngae  ausgefallen,  denn  es  in  Gedanken  zu  ergänzen»  wie  Oud.  meint, 
ist  unmöglich.  In  den  darauf  folgenden  Worten  Eurus  igitur  aequi- 
noctialis  orientis  est  ventus  nee  invenuste  nominis  eius  fictus  est 
schreibe  nominis  sensus  für  nominis  eius,  welcher  Genet.  wohl  mehr 
als  eine  constructio  singularis  wäre,  wie  Hildebr.  es  nennt. 

Am  Ende  dieser  p.  lesen  wir  in  den  Handschr.  meridies  vero 
qttoniam  eadem  semper  regione  Signatur ,  uno  austro  id  est  vorqß 
flatur  it  is  Septentrio  habet  cognomentum.  Für  ftatur,  wozu  die 
Ausleger  nichts  zu  bemerken  haben,  wird  es  doch  wenigstens  pci- 
flatur  heissen  müssen.  Vor  et  is  ist  in  allen  den  guten  Handschr. 
eine  Lücke ;  die  gewöhnliche  Ergänzung  Septentrio  item  uno  ist  nur 
Vermuthung  und  mag  wenigstens  in  so  ferne  richtig  sein,  als  die 
Wiederholung  des  Wortes  Septentrio  die  Lücke  verursacht  hat.  Nur 
wird  an  ersterer  Stelle,  wo  es  den  Norden  bezeichnet,  Ap.  wahrschein- 

••)  F  und  f  et  solttitialem. 


70t  Ä,  Gol^Mcher,  Zar  Kritik  Ton  Apaleiaa  de  miimdö. 

Hell  den  Plural  gebraucht  haben  und  zwar  hier  um  so  eher,  ala  der 
Singular  in  der  Bedeutung  des  Nordwindes  ihm  gegenüberst^t. 
Ebenso  heisst  es  auch  bei  Geilius  an  der  entsprechenden  Stdie  II 
22, 15  Septentrion^s  autetn  habent  ob  eandem  causam  unum.  Vergl. 
auch  unsere  Bemerk,  oben  zu  c.  12  p.  315. 

c.  16  p.  323  atque  ut  brevüer  comprehendam  euncta  generis 
eiusdem,  eorum  qaae  eiiAsmodi  praeatigias  [F praestigia)  meris  in^ 
ferurU  oculis,  alia  sunt  quae  apeciem  tantum  spectacuU  pan'unt, 
(üia  quae  nihil  ah  eo  quod  ostenderunt  mentiuntur.  Weder  Oaden- 
dorps  praestigias  met-as,  noch  was  Zink  (Eos  1864)  S.  81  u.  Koziol 
(1872)  S.  36  vermuthen  praestigia  sinceris  trifft  hier  das  Richtige. 
Ein  Blick  auf  die  griechischen  Worte  p.  395,  a,  28  avlkrjßdrp^  6i 
ttov  iv  aeQi  (pavTaofiaTwv  Ta  juev  iari  tuxt  i(xq>aoiv  %a  6i 
xa^'  inooxaoiv  zeigt  uns,  dass  praestigias  aeris  geschrieben  wer- 
den mtisse  (das  Neutrum  praestigium  läset  sich  nicht  nachweisen). 
Der  Fehler  ist  so  ziemlich  derselbe  wie  unten  auf  der  nächsten  p. 
eineris  für  citi  aeris,  was  Hildebitind  treffend  gebessert  hat. 

c.  16  p.  324  sed  plerumque  luces  istae  repentino  ortu  (F; 
sou^t  ortae)  visae  '^)  statim  occidunt  et  item,  ut  se  ostenderint,  aii- 
quantispermanent  et  sine  uüo  eit^modi  tmßginutn ,genere^  qwu 
Qraeci  Faces  et  Doddas  et  Pithos  et  Boihynos  ad  eorum  similit%^' 
din^mj  unde  dicla  sunt,  nominant.  So  steht  es  in  den  massgebenden 
Handschr.,  nur  dass  die  Voss,  nicht  ullo  und  genere,  sondern  uUa  und 
genera  haben.  Die  entsprechende  griechische  Stelle  p.  395,  b  9  lautet: 
/roAAaxic  öe  xwv  aelawv  ta  fiiv  km^ivat  nXeiova  xi^vov,  xa  6i 
jcaqaxQrj/da  aßtvtt-rai.  noDüal  de  xai  aiXai  qtavtao^axonf  iddai 
^aajQovvvai  laftnadeg  re  xakovfievcu  xal  äoiudeg  aal  ni&oi  xoi 
ßo&vvoi  xata  xrjv  7iQ6g  xavTa  o^ioiotriva  wäe  TtQoaa^fSv&siacu. 
üeber  die  Uebcrsetzung  von  tot  fiiv  —  va  de  mit  plerumque  —  et 
item  werden  wir  gleich  beim  nächsten  Satze  zu  sprechen  haben.  Gegen 
das  fut.  exact.  ostenderint  hat  Hildebrand  mit  Unrecht  Bedenken  er- 
hoben; vgl.  c.  15  p.  322  flamma  vero  illa  .  .  .  si  robustiore  fuerit 
iNcendiOy  impetu  devehitur  in  terras  .  .  .  praesteras  vero  nomina- 
mus,  cum  flammarum  in  Ulis  minus  fuerit;  sed  si  ignitum  nan 
fuerit  (sie!)  fuhnen,  Typhon  vocatur,  —  Grössere  Schwierigkeit  be- 
reiten die  Worte  et  sine  ulh  eiusmodi  imaginum  genere,  Dass  hier 
im  F  die  Hand  eines  Coirectors  im  Spiele  war,  und  die  Voss,  mit 
dem  uUa  .  .  .  genera  das  Richtige  haben,  ist  unverkennbar  und  durch 
den  griechischen  Text  bestätigt..  Gegen  Conjecturen  wie  ut  sunt  iüa 
fiusmodi  imaginum  genera  (Is.  Voss.)  oder  et  sunt  illa  eiusmodi  im. 
fffnera  (Oud.)  genfigt.  die  Bemerkung,  dass  auf  das  illa  doch  nicht 
quas  folgen  kann.  Dasselbe  gilt  von  Hildebrands  Vermuthung  et  sie 
ftiam  illa  eiusmodi  im,  g.,  dessen  etiam  jedoch  Koziol  (1869)  S.  33 
mit  Unrecht  tadelt  und  wo)  nicht  wurde  angefochten  haben,  wenn 
ihm  die  griechischen  Worte  noklai  öi  y^ai  akkai  q^ayraüfiavotv 


st 


)  visae  iAxit  im  f 


A.  €roldbachef,  Zur  Kritik  toii  Apulciu»  cfc  muiido.  7#8 

idiai  vorgeschwebt  h&tten.  Diese  zeigen  zugleich,  dass  der  üeber- 
setzer  nicht  illa  gebraucht  haben  wird,  sondern  entweder  alia  —  und 
80  schreiben  Colv.  und  Vulc.  sunt  et  alia  eiusmodi  im.  g,  —  oder 
miUta,  Den  Spuren  der  Uebcriieferung  am  nächsten  käme  man,  glaube 
ich,  mit  et  sunt  mulia  eiusm!  im.  g.  Aus  der  Abreviatur  von  sunt 
und  dem  darauf  folgenden  m  konnte  $!ehr  leicht  das  sine  entstehen, 
das  die  ganze  Gorruption  veranlasst  hat. 

et  quaedam,  lesen  wir  weiter,  vespertina  sunt  notiorn ;  paria 
auteni  ^")  de  septentriane  vel  meridie  videa^;  nihil  horum  quippc 
loci  vel  temporis  in  nascendo  idetn  potuit  obtingere*^).  ubqi  /.nafitor 
p.  395,  b  14  xa<  ra  /jiv  tovtwv  haiitQia  la  de  kflta  ra  di  äpirpi- 
q>afi  ^UDifUTCu,  anaviwg  di  ßoQeia  xae  voxict.  navva  di  aßißaia' 
(tidinfYte  yag  ti  tovtwv  aü  q^aviQov  liOTOQif^tai  iiaT6aTr^i}'f.tivov. 
Dass  notiora  falsch  ist,  dürfte  wol  kaum  zu  bezweifeln  sein,  obwol 
noch  Niemand  es  beanständet  oder  zu  erklären  versucht  hat  Wahr- 
scheinlich hat  Ap.  aut  eoa  geschrieben.  FQr  die  Uebersetzung  des 
Tcr  ^iv  —  TCc  di  mit  quaedam  -  aut  vergleiche  man  das  schon 
oben  berührte  plerumque  —  et  item  und  im  folgenden  Cap.  p.  326 
nam  quümsdam  sub  terris  occuUi  sunt  spiri^us  et  (nicht  vielleicht 
auJt?}  flantes  incendia  indidem  suspirant^  das  dem  griechischen 
Toircutv  di  ai  fiiv  vno  yr^v  elalv  aoqavoi^  noXkai  di  dvamfoag 
i'XQvoi  xod  ava(fvor,GU^  entspricht.  Das  handschr.  paria  ist  von 
Hildebr.  treffend  in  perraro  {ajravlapg)  geändert  worden ;  nur  ver- 
bietet die  Granunatik  so  wol  als  die  Ueberljeferung  des  Adverbium  zu 
brauchen;  er  hätte  vielmehr  das  Adjectiv  perrara  setzen  sollen.  Die 
Ck)nstruction  loci  vel  temporis  idem  nimmt  Koziol  (1872)  S.  37  in 
Schutz,  und  ich  möchte  es  auch  nicht  wagen  daran  zu  rütteln. 

c.  17  p.  328.  Beim  Orakel  in  Hierapolis,  heisst  es,  ist  ein  Ort, 
der  mit  schädlichen  Dünsten,  die  aus  dem  Boden  aufsteigen,  so  ge- 
schwängert ist,  dass  Thiere,  wenn  sie  denselben  betreten,  augenb^ck- 
lich  todt  zusammenfallen,  da  ihr  Kopf  gegen  den  Boden  gerichtet 
ist  (t»  alvum  prona  atque  proiecta).  Antistites  denique  ipsos  semi- 
irivos  esse,  qui  audeant  propius  accedere  ad  supema  semper  sua 
ora  toUentes ;  adeo  Ulis  cognitu  est  vis  mali  ut  inferiora  aeris  noxii 
crassitate  densa  inferiores  quoque  facUius  adire  atque  perceUere. 
So  lautet  die  Stelle  nach  der  Florentiner  Handschrift  F.  Die  fielen 
Versuche  ihr  einen  Zusammenhang  zu  entlocken  scheiterten  haupt- 
sächlich daran,  dass  man  die  gerade  hier  sehr  bedeutsamen  Lese- 
arten des  F  cognitu  est  und  tU  inferiora  übersah  uud  mit  denen 
der  anderen  Handschr.  cognita  est  oder  cognitus  est  und  ad  inferiora 
sich  herumschlug.  Ich  übergehe  daher  alle  diese  Emendatioüs-  und 
Erklärungsversuche;  wer  Haarsträubendes  von  Interpretation  hören 

*•)  autem  fehlftm  f 

**)  contingere  soll   nach    Uildebrand's    krit.    Anm.   im  F  und  dm 
Voss,   stehen.  Da  er   aber  selbit   im   Texte    ijbtmgere  hat 
dicBs  auch  im  F  und  f  steht,   w  erscheint  die  Richtigkeit 
Angabe  sehr  xweifelhaft. 


704  A.  CMdbacher,  Zar  Kritik  vod  Apuleins  de  mundo. 

will,  lese  die  Anmerkung  Hildebrand's^  nach  der  Ap.  an  dieser  Stelle 
einen  ganzen  Thesaurus  poetischer,  gi*iechischer  oder  auch  ganz  un- 
erhörter Constructionen  in  wahrhaft  räthselhafter  Wortstellung  soll 
angelegt  haben.  Ohne  Zweifel  ist  im  F  die  Virgula  weggefallen  und 
cognUum  est  zu  lesen.  Wenn  wir  dann  nur  noch  für  vis  den  Acc. 
rhn  schreiben,  dessen  m  der  Anlaut  des  folgenden  Wortes  verschlun- 
gen hat,  und  zu  densa  noch  ein  t  hinzusetzen ,  so  heisst  die  Stelle : 
adeo  Ulis  cognüum  est  vim  mall,  ut  inferiora  aeris  twxii  crassitate 
dental,  inferiores  quoque  facilius  adire  atque  perceUere.  Was  unter 
inferiores  zu  verstehen  sei,  zeigt  der  Gegensatz  ad  supenia  semper 
sua  ora  toUentes. 

c.  19  p.  333.  Manche  werden  sich  wundern,  wie  es  denn 
komme,  dass  die  Welt  durch  die  Gegensätze  der  Elemente,  die  sie  in 
sich  fasst,  nicht  aufgelöst  werde.  Diesen,  sagt  Ap.,  halte  er  das  Beispiel 
eines  bürgerlichen  Gemeinwesens  entgegen,  das  ja  auch  aus  den  ver- 
schiedensten Elementen,  reich  uud  arm,  jung  und  alt,  feig  und  tapfer, 
gut  und  schlecht,  zusammengesetzt  sei.  Äut  profecto  quod  res  est 
fateanturhancesse  civilis  rationis  admirandam  temperantiam^  cum 
quidem  de  pluribus  una  8ü  facta  et  similis  sui  f-oto*"),  cum  dissi' 
milia  membra  sint,  cum  receptrixque  sit  naturarum  ad  diversa  ten- 
dentium  etc.  Keiner  der  Interpreten  findet  es  der  Mühe  werth  das 
Wörtchen  aut  zu  erklären ;  mir  ist  es  unerklärlich,  wesshalb  ich  es 
in  et  oder  ac  ändern  möchte,  so  wie  schon  der  französische  üeber- 
setzer  Bötolaud  es  mit  et  übersetzt  hat.  Einen  zweiten  Fehler  deuten 
uns  die  Worte  cum  receptrixque  an.  So  steht  es  nämlich  in  den 
Voss,  und  mag  wol  auch  im  Archetypus  so  gestanden  haben,  denn 
dass  i^das  que  weglässt,  ist  nur  ein  Correcturversuch  (s.  oben  S.  688.) 
Vor  receptrix  werden  wir  daher,  wie  auch  Koziol  (1872)  S.  38  ver- 
muthet,  am  besten  den  Ausfall  eines  Substantivs  auf  ix  wie  genetrix, 
creqfrixj  aürix  u.  dgl.  anzunehmen  haben;  vergl.  c.  1  p.  290  gene- 
fric  atque  altrix  animantium  omnium  tellus. 

Im  Anfange  des  folgenden  Capitels  überliefert  F  sie  mar  et 
femineus  sexus  iungitur*^).  Das  mar  ist  aus  mas  verschrieben,  denn 
mare  et  femineum  sexus,  wie  es  in  den  Voss,  steht  und  von  Hilde- 
brand sogar  in  den  Text  gesetzt  wurde,  ist  ganz  unlateinisch.  Sexus 
ist  als  Neutrum  durchaus  nicht  nachzuweisen,  und  wenn  man  auch 
dafür  sehr  leicht  das  nicht  declinierbare  secus  schreiben  könnte,  so 
ist  doch  auch  die  Form  mare  ganz  unerhört.  Sie  ist  aus  mar  durch 
das  folgende  et  entstanden  und  hat  dann  feinineum  nach  sich  ge- 
zogen. Drei  Zeilen  darauf  hat  Oud.  nach  F  leicht  und  zweifellos 
richtig  emendiert,  wenn  er  schreibt  (pictura)  imagines  iis  quae  imi" 
t/itur  similes  facit.  Vergleicht  man  damit  die  genau  entsprechenden 


'')  F  tota  sui  simüis. 

*^)  F  mwr  et  femineus  mit  einer  kleinen  Rasur  hinter  mar  und  über 

dem  Ui  dagegen  hat  f  mare  et  femined,  an  dessen  Ende  ein  s 

wegradiert  ist. 


A.  Ooldbaehtr.  Znr  Kritik  ? 


I  Apoleins  deiMtuto. 


705 


Worte  des  Originales  p.  396,  h,  ü  yutyifaipia  fuv  yäq  rag  ««ovac 
rot;  TiQorffncpievoiS,  änetikeae  avfiqHavovi;,  do  muas  man  Hieb  nur 
irandani,  wie  HUdebr.  und  auuh  Koziol  öher  den  Sttl  des  Ap.  S.  124 
diese  evidente  Conjectnr  Obergehe;]  kannten.  Auch  hier  hat  alub  in 
den  VoBS.  das  imagintf  au  ii«  ängeEchl<)sseD  und  ist  n<i  zu  inuii/ini- 
bus  verderbt  worden. 

Bedeutende  Schwierigheiten  hat  auch  der  Anfang  des  31.  Ca- 
pitels.  Wie  wir  den  Text  in  den  Handschriften  und  Ausgäbet!  k.  B. 
bei  Hildebrand  l^^en:  sia  tolius  mutuii  xua**)  instantia  initiontm 
(Besscha:  nuorum  in*tantia  inüiorum)  tnler  sr  imparr»  eonvenlus 
pari  nee  dincoi-dante  consennv  natura  vrluti  musicam  temperaint, 
ist  er  absolut  sinnlos.  Erst  von  sua  inntantia  an,  das  offenbar  auf 
natura  zu  beziehen  ist,  hat  der  Satz  Sinn  und  Zusammenhang:  durch 
ihre  beharrliche  Thätigkeit  und  Wirksamkeit  hat  die  Natur  die  un- 
gleiche Verbindung  der  Elemente  m  einem  harmonischen  Ganzen  ge- 
staltet. Dagegen  schwebt  totius  mundi  ganz  in  der  Luft  und  kann 
vernllnftigor  Weise  schon  seiner  Stellung  wegen  nirgends  unterge- 
hracht  werden.  Wollen  wir  also  nicht  annehuen.  dass  diese  Worte 
durch  irgend  eine  alberne  Glu&se  in  den  Text  gekommen  seien,  eine 
Annuhme,  die  auch  die  Worte  des  PsuudoarlBt.  p.  396.  b,  3vt  oiitutg 
tiim  xai  tijr  tür  ohuv  avaraaiv  .  .  .  fila  äii-AÖaftrflei'  aQftovia 
gegen  sich  hätte,  so  bleibt  nichts  anderes  übrig  ale  iinzunelimen,  es 
sei  ein  Substantiv,  von  dem  der  Genet.  loliiin  mundi  abhieug.  ansge- 
fallen.  Ergänzt  kOnnte  es  etwa  lauten:  itic  totiun  mundi  ratio:  aua 
instantia  etc. 

0.  22  p.  337  qnid  entm  mundo  prarstnntius?  landa  quam 
pittes  (Voss.  2  itutax)*^)  .'^pe.ciem,  portio  a  te  laudahüur  mundi  ist 
die  handschriftliche  l.esoart  wobl  nnnöthig  geändert  worden.  FQr 
pules  wurde  nämlich  gewöhnlich  poten  geschrieben,  und  nachdem 
Üudendorp  die  Vermuthung  hingoworfeu  hatte,  es  kflnnte  vielleicht 
pole  geboissen  haben,  hat  Hildebrand  diess  unbedenklich  in  den  Text 
gesetzt,  potes  fSr  pute.1  ist  nun  freilich  eine  ganz  unbedeutende 
Äenderung,  doch  zweifie  ich,  ob  selbst  diese  nOthig  ist,  da  weder  der 
Conjunctir  noch  die  Ergänzung  von  laudandam  eime  Bedenken  erre- 
geo  kann. 

c.  22  p  33S  hir  causa  animalium  itarUiam  atque  terre»trium 
patnigerarumqur  i-undarum  dintinxil  fftnera  speritv  separamt  firit- 
que  legen  vivendi  alqw  mnrirndi.  So  f  und  Voss.  I  und  2,  nur  dass 
letitere  mit  veränderter  Wortstellung  caam  hie  haben.  Vergleichen 
wir  die  entsprechende  Steile  bei  PBeudoarist.  p.  3'Jl,  a,  17  oi'tog 
ivah'uv  ZfifOiv  xai  nettÜv  xa'i  at^'tov  ifvaeit;  ixii^iae  xai  ßiovg 
ifiiitltfje  irüii  iavim)  mvtjataiv,  so  kann  es  keinem  Zweifel  unter- 
liegen. dasB  in  cama,  das  Koziol  (1872)8.38  vergebens  zu  erklären 
sucht,  die Uebersetzung  von  taiii  tavtov  mvtfitQiv  stecke  und  dafür 


'■)    F  U...1    /   »HO. 

")  F  und  f  putai,  welches  wol  die  richtige  L«geut  4'jiii  n\^^. 


7(M  JL  CMäbacher,  Zar  Kritik  von  Apaleias  de  wmndo, 

cursu  zu  schreiben  sei.  Nur  müssen  wir  dabei  eine  kleine  Unge- 
sducklicbkeit  in  der  üeberseiznng  annehmen,  denn  wfihrend  Pben- 
doarist.  sein  zeug  eavroi  Mvrfitüiv  an's  Ende  gestellt  hat  nnd  ge- 
wiss nnr  mit  ßiovg  ifjut^rjoe  verbinden  wollte,  setste  Ap.  das  CMrm 
an  den  Anfang  nnd  bradite  es  dadorch  nicht  bloss  mit  fixU  leges 
vivendi  atque  moriendi,  sondern  auch  mit  distinxit  genera  nnd  spe-  - 
des  separavä  in  Verbindung. 

Auch  Eoziol  (1872)  S.  39  und  über  d.  Stil  d.  Ap.  S.  352  findet, 
dass  man  c.  33  p.  341  teporea  frigus  glaciale  mäifioant  et  bruma- 
l%8  austerüaa  ierrestrium  viscerum  venas  remiUü  mit  Unrecht  bean- 
stände. Ap.  hat  sich  hier  wie  so  oft  wieder  etwas  schwülstiger  aos- 
gedrückt  als  sein  Original,  wo  es  einfach  heisst  xal  fiijy  ai  {ploysg 
fiiv  %o  nayerwdeg  mcuvavoiv  (Q.  ^nicuvovaivl),  oi  Tidyoi  ii  tag 
q>loyag  aviaaiv  (p.  397,  h,  1).  Das  terreHrium  viscerum  ffenmsl  ein 
Yom  thierischen  Organismus  hergenommener  Vergleich,  ist  nichts 
anderes  als  eine  Umschreibung  der  Triebkraft  der  Erde,  die  der  Win- 
terfrost ausruhen  lisst  {remiUit). 

c.  25  p.  344  sed  cum  credamus  deum  per  omma  permanare^^ 
ei  ad  nos  et  ad  ultra  potestaiem  sui  nominis  tendere,  quatUum  abeit 
vel  imminet,  tanium  existimandum  est  cum  amplius  mimustfe  rdms 
utilitatis  dare.  Für  das  sinnlose  ad  ultra  der  Handschr.  schlägt  Ko- 
ziol  (1872)  S.  40  ad  tdtima  vor.  Bedenken  wir  jedoch,  dass  damit 
alles  das  bezeichnet  werden  soll,  was  über  den  Menschen  hinaus  noch 
existiert,  wie  es  denn  auch  an  der  entsprechenden  Stelle  tt«^  thoo- 
^ov  p.  397,  6,  34  TOL  V7i£Q  fiiJLcig  heisst,  so  hat  es  ursprünglich  sicher 
ad  uMeriora  (ulfiora)  gelautet. 

c.  25  p.  345  verdient  wiederum  die  Ueberliefernng  der  Voss. 
ohne  Zweifel  den  Vorzug.  Dort  lesen  wir :  tnilüiae  priucipes  et  cu- 
riae  proceres  H  urhiuni  ac  domarum  rectores  dico  numquam  com- 
missuros  esse,  ut  id  suis  ma^ubu^  factum  velifU,  quod  sit  eurae  ie- 
vioris  fuscioris  quoque  possint  nihil  obsequius  facere  dominonm 
imperia  ministeria  servulorum  ^'^).  Dagegen  hat  F  mit  veränderter 
Wortstellung  und  Einfügung  einer  Conjunction^^)  fuscioris  quofue; 
nihil  enim  obsequius  possunt  *^  facere  etc.  Dass  dabei  die  Hand  eines 
Correctors  gewirthschaftet  hat,  der  mit  nihil  enim  einen  n9iMai  SaU 
beginnen  wollte  ,  ist  evident.  Zur  Emendation  der  Stelle  bnm- 
eben  wir  nur  aus  der  Menge  der  verschiedenen  Conjecturen  die  tref- 
fendsten auszulesen,  und  so  heisst  der  Satz,  wie  ihn  aoch  Kodol 
(1872)  S.  41  zusammengestellt  hat:  quod  sit  curae  levioris  fusdo^ 
n'sque  quodque  possifU  nihilo  sequitM  facere  dominorum  imperi$ 
ministeria  servulorum.  An  fuscioris,  wofür  futüioris  nahe  Ifig». 
möchte  wol  kaum  zu  rütteln  sein ,  da  wenigstens  fusoare  bei  Sym- 
machus  in  den  ep.  I  3  u.  40  und  IX  59  {quem  nuUa  aOtuum  adpa 

*•)  F  und  f  permeare. 
*'^  f  Uvior  und  obsequOs. 
'>)  S.  oben  S.  689. 
*^)  F  po$9mU  ob§equiuB, 


A.  C^ldbaeher,  Zur  Kritik  Ton  Apuleios  de  mundo,  707 

fuacat)  in  der  Bedeutung  ^schänden,  erniedrigen^  gebraucht  ist.  Das 
ministeria  servulorum  (=■  servtUi  miniatrantea)  hätte  Hildebrand 
nicht  bezweifeln  sollen;  s.  Suet.  Nero  c.  27  caenitahtU  nonnun- 
quam  .  .  .  inter  scortoruni  totius  urbis  et  ambubaiarum  nUnisteria, 

Im  folgenden  Cap.  p.  347,  wo  von  der  Dienerschaft  der  persi- 
schen Könige  die  Bede  ist,  heisst  es  im  F $ed  mter^)  eos  aures 
regiae  et  impercUoris  oculi  quidam  homines  vocabantur,  per  quae 
officiorum  genera  rex  iUe  detis  esse  ab  homintbus  credebatur,  cum 
omnia  ubicunque  ^*)  egererentur  quae  iUe  Otacustarum  relatione 
discebat;  im  Voss.  2  omnia,  quaque  übt  egererentur^^)  quae  und 
Voss.  1  omnia  quaque  ubi  gererentur,  Pseudoarist.  sagt  einfach 
p.  398,  a,  21  (jüToniovatal  keyofievoif  log  Sv  6  ßaaiXevg  avroc 
dBaftOTfjg  xai  'd^eag  ovo^atofjievog  nawa  fiiv  ßXinoij  rcavca  d 
axovoi.  Das  e  von  egererentur  ist  gewiss  nur  Ton  der  Torhergehenden 
Silbe  hängen  geblieben.  Daraus  können  wir  auch  den  Schluss  sie- 
ben, dass  hier  die  Leseart  des  F  die  ursprünglichere  ist,  das  quaque 
ubi  der  Voss,  dagegen  nur  eine  Correctur,  die  sich  im  Voss.  1  auch 
noch  weiter  zum  gererentur  und  zur  Auslassung  des  quae  verbreitet 
bat.  Halten  wir  nun  die  üeberlieferung  des  F  fest ,  so  liegt  die 
Schwierigkeit  hauptsächlich  in  diesem  quae.  Man  hat  daher  den 
Ausfall  eines  Ve'rbums  vermuthet,  und  Hildebrand  gererentur  ageren- 
turque  geschrieben,  was  auch  Koziol  (1872)  S.  41  billigt.  Allein 
dabei  hat  man  noch  übersehen,  dass  auch  die  Wiederholung  von  tue 
unstreitig  etwas  lästig  fällt.  Alle  diese  Bedenken  schwinden ,  wenn 
wir  f&r  quae  üle  das  Adverbium  tranquiUe  schreiben ,  dessen  erste 
Silbe  durch  das  vorhergehende  tur  verschlungen  wurde.  Was  damit 
Ap.  sagen  will,  erhellt  aus  dem  Ende  des  24.  und  dem  Anfange  des 
35.  Capitels. 

Auf  der  folgenden  p.  ist  AtUcum  oder  Acticum  ein  blosses  Yer- 
sehen  für  Asiaticum^  sonst  ist  die  Stelle  richtig.  Nachdem  nämlich 
Ap.  von  den  Herrlichkeiten  des  persischen  Hofes  gesprochen  hat, 
fährt  er  fort:  Aber  das  ganze  asiatische  Reich  [beschränkte  sich  nicht 
etwa  auf  einen  so  engen  Baum ,  sondern]  reichte  vom  äussersten 
Osten  bis  an  die  West^enze  Asien's;  daher  duces  ac  satrapae  ubi- 
que  dispositi  et  permixta  locis  omnibus  mandpia  regalia.  Dass 
Pseudoarist.  p.  398,  a,  27  den  ersten  Theil  relativisch  untergeordnet 
bat,  ist  kein  Grund  zu  einer  Aenderung. 

c.  27  p.  350  ist  wieder  die  Schreibeweise  des  Voss.  1  quod  si 
em  viro  vel  cuilibet  regi  ^)  indecorum  est  per  semet  ipsum  pro- 
curare  omnia,  quae  perficere  **)  multo  magis  deo  *')  inconveniens 
erit  ohne  Zweifel  die  ursprünglichste.   Das  proficere  des  Voss.  2  ist 

^  F  8€d  et  inter, 

*»)  F  Tiind  f  ubi  ^ptaque, 

*•)  f  egerentur  corr.  in  agerentur. 

")  F  und  f  rei, 

**)  F  quae  proficiunt ;  fjp*^  proficere, 

**)  F  und  fde  eo;  im  F^  cott. 


708  Ä.  Goldbaeher,  Zar  Kritik  von  Apaleias  de  mundo. 

ein  ganz  gewöhnlicher  Fehler ;  wenn  wir  aber  im  F  pro/idufU  lesen, 
so  haben  wir  hier  entschieden  don  Verauch  eines  Corrector's,  nm  den 
Koziol  (1872)  S.  42  sich  nicht  hätte  annehmen  sollen.  Die  leichte 
Einfügung  von  vuU  vor  muUo  stellt  den  Zusammenhang  her  und  ent- 
spricht auch  genau  dem  pseudoaristotelischen  eiTisQ  aoBfxvov  tjv 
avzf^  avTOv  doxiiv  EeQStjv  avvovqyelv  aTravtanai  initakeiy 
a ßovXoiJO  xat  icpiacafievov  öioineiv,  nuXv  f^äXkov  anQsnig  dy 
airj  d'etp  (p.  39d,  6,  4). 

Viele,  aber  durchaus  höchst  verunglückte  Versuche  haben  c.  27 
p.  351  die  schwierigen  Worte  nee  multis  opus  est  nee  partüis  *^) 
hominuni  eonversationem  quibus  propier  ignaviam  appositum  est 
pluribus  indigere,  wie  sie  in  den  Handschr.  überliefert  sind ,  verur- 
sacht. Die  Conjectur  des  Wowerius :  partitis  hominum  canservüns 
und  des  Lipsius :  partiri  se  hominum  coversationem  hat  schon  Hilde- 
brand  verworfen,  und  was  neuerdings  Zink  (Eos  1864  S.  82)  vorge- 
schlagen hat :  partit  is  hominum  eonversationem^  genügt  weder  au 
Form  noch  an  Inhalt.  Den  Ausgangspunct  muss  hier  Pseudoar.  bilden. 
Seine  Worte  ovötv  yäq  hLiiexvr^aemq  avT^  du  kcu  vnrjQiaiag  r^ 
naQ  eiiquiv  üaneq  TOig  naq  ^fäv  aqxovai,  t^g  TCoXvxeiqioLg  6ia 
TTjV  aoiyivetav  (p.  398,  6, 10)  lassen  deutlich  genug  erkennen,  dass 
Ap.  ziemlich  genau  übersetzt  hat.  Entsprechen  nun  die  W^orte  tTri^ 
Qiaiag  iijg  naq  eTtavjv  dem  multis^  so  muss  in  dem  verderbten 
partitis  das  iTinexvrjaacjg  liegen.  Diess  erreichen  wir,  wenn  wir 
mit  Weglassung  des  einzigen  p:  artitis  schreiben,  artutos  auda^ 
viros  sagt  Plaut.  Asin.  III  2,  19,  und  Paulus  Diaconus  in  den  £x- 
cerpten  aus  Festus  p.  20,  14  (Müller)  erklärt  artitus  mit  bonis  in- 
structus  artibus  (s.  noch  Placid.  Grammat.  gloss.:  artitus,  artibus 
edoctus  und  Gloss.  Labb. :  atiitus  navTex^og,  öaidalog).  Für  das 
sinnlose  conver.'iationem  muss  es  conversa  ratione  heissen :  Die  Gott- 
heit bedarf  weder  vieler  noch  kunstgeübter  Helfer  nach  der  entgegen- 
gesetzten Weise  der  Menschen,  die  ihrer  eigenen  Schwäche  wegen 
mehrerer  Hände  bedürfen. 

Wenige  Zeilen  darauf  hätte  man  die  Leseart  des  Fatque  omne 
ministerium  desshalb,  weil  in  den  Voss,  omne  ausgefallen  ist ,  nicht 
bezweifeln  sollen.  Es  entspricht  diess  den  griechischen  Worten  navta 
%a  fieQTj  p.  398,  6,  19  und  steht  für  omne  membrum  ministrans, 
wie  oben  c.  25  p.  346  ministerium  servulorufn  für  senmli  mtni- 
strantes. 

Mehrere  leicht  zu  corrigierende  Fehler  haben  die  Handschrifton 
in  den  unmittelbar  folgenden  Worten:  haud  secus  etiam  coelestis 
potestas  cum  initium  sciente  ^'^)  et  salutifera  opera  moverit,  ab  imo 
ad  secundum  et  ^^)  deinceps  ad  proprium  et  usque  ad  supremum 
attactu  continuo  vim  suxie  maiestatis  insinuat^  aliud  alio  commO' 
vetur,  motusque  unus  ^^)  alteri  movendi  se  originem  tradU.  mundo 


*•)  f_paraH8. 
scientia 
fehlt  im  F.     ^^  F  motw  unius. 


ST)  2? 

")et 


F8cientiae;f  sdeneie. 


A  GfiWinrhtr.  Znr  KriHV  »on  Äpalaini  de  mundn.  700 

tquidftn  eonstnthtni  non  una,  sed  divfrua  via  tt  phrumque.  con- 
traria. So  steht  es  aoch  in  dpn  Ausgaben,  nar  <lasE  diese  fflr  pro- 
prium  richtig  proximvm  habou.  Verderbt  ist  aber  anssordem  noch  ab 
imo  Tind  mundo.  Kin  Blickaof  die  Worte  des  Originales  p.  398.  b,  19 
nvtuK  »vv  Tcal  ^  &ti'a (pi-atg anö  nvog  A.tXijg  xivr/aeaigrnv  n^tö- 
T  ov  Ttiv  Svvetfiiv  sii;  t a  ^vext}  SidoMji  xei^uns.  ilass  fQr  das  erster« 
Ap.  jedenfalh  o  primo  geschrieben  habe;  über  das  Vfort  mundo, 
wofftr  es  mundf  heissen  mass,  s.  oben  S.  672. 

C.  S8  p.  352  bestätigen  die  Worte  sfd  prima  rtmissione  ad 
motum  data  simpliiHqw  inckoato  prinapio,  dass  im  Pseiiiloarist. 
p.  398.  b,  26  nahm  zf^g  ngcV»^  ninv  ivdöaeio^  eii,"  x/vijtrtv  filav 
ytvofiivTfi  fUr  fUav  der  Genet.  /iiög  wi  schreiben  sei,  wie  Boniti 
fÄrist.  Stndien  FV.  Heft  S.  419  Anm.  19)  ohne  Eficksicht  anf  Ap. 
Termothet  bat,  während  in  denHandnchr.  das  Torher^ehende  xi'vr^aiv 
den  Acc.  ftiav  nach  sich  zog. 

Hat  einmal  der  Lenker  des  Weitalla  den  ersten  Anstoss  zur 
Bewegung  gegeben,  sn  theilt  sich  dieselbe  von  Körper  zu  Körper  mit, 
bleibt  aber  natürlich  nicht  immer  dieselbe,  sondern  wird  mannigfaltig 
modificiert  je  nach  der  Natar  dieser  Körper,  gerade  wie  wenn  jemand 
eine  Menge  von  Vögeln,  Wasser-  und  Landthieren  ingleich  ans  einem 
eingeschlossenen  Banme  entlioese  :  enimrero  ad  sttitm  qtineque  dttce 
natura  properabunt,  pars  aquam  rrpetent  (so  Oud.  fOr  das  handschr. 
rtpetena),  iJla  inter  cicures  atque  agrestes  leifibus  et  instUutis  suis 
aggregabunlur.  ibunt  per  aeris  f-ias  praepetes.  qwibus  kor  natura 
largiia  rM.  atque  >it  una  ab  unico  stnu  abeiindi  facultas  concfssa 
Omnibus  fxurit,  sie  natura  mundi  est  constituta.  So  HÜdebrand . 
deaeen  Teitesoonstitnierung  der  handschr.  üeborliefernng  noch  am 
nächsten  kommt.'  denn  fftr  atque  ut  una  ab  unico  sinu  haben  die 
Voss,  alqui  una  ab  humno  sin»  imUFatque  iil  uno  »in«""}.  Bei  der 
Hildebrand'scben  Leseweise,  die  sich  mit  Rpclit  an  die  Voss,  ange- 
BchloBseii  hat,  liksst  sieb  jedoch  nicht  verkennen,  dase  der  Satz  atque 
ut  una  ab  unico  sinu  abeundi  faruUas  roncessa  omnibus  fuerit  sie 
natura  timndi  est  eonstituta  keinen  verntlnftigen  Znsammenhang  bat, 
Oder  was  soll  das  heissen :  -So  wie  allen  eine  Gelegenheit  von  einem 
AasgangspuDcto  wegzngehen  gestattet  ist,  steht  es  auch  mit  der  Natar 
der  W»lt¥"  Um  hier  einen  Verstand  hineiniubringen.  müsste  man 
wenigstens  so  viel  dazusctien,  als  Hildebrund  in  meiner  Anmerkung 
thot.  Das  sie  natura  miindi  est  eonstituta  bezieht  sich  nämlich  nicht 
bloB  anf  das  Letzte .  sondern  auf  das  Ganze,  was  in  diesem  Capitel 
vorhergeht,  und  mnsv  daher  TQr  sich  allein  stehen,  wie  es  auch  in  der 
Bosecha'schen  Anagabe  der  Fall  ist.  Dies  hostätigt  auch  das  Original 
p.  S98,  b.  31  d^iU)v  yÖQ  ozi  ro  /tev  vr^nifiv  älXÖiievov  stg  rr^v  eav- 
jai  diaitav  ixvTi^ttai.  rö  df"  x*^'"'»'  *'?  "*  OffhtQa  ijifij  xat 
yofioiig  du^tQTiioii,  tö  dt  äiginv  iSaQ^h  ix  ^-^g  iierä^ainv  olxr}- 

1  entex  Hand 


710  Ä,  CMdbaeher^  Zur  Kritik  von  Apoleius  de  fmmdo, 

aezai  Tterofievov,  fiiag  rijg  nQwzrjg  ahiag  näaiv  anodovarjg  %f^v 
oixeiav  evpiaqeiav,  ovviog  exu  Kai  ini  xoa^wv.  Daraus  ersehen  wir 
aber  auch  zugleich,  dass  die  Worte  atque  ut  una  ab  unico  sinu  abe* 
undi  facultas  concessa  omnibus  fuerit  mit  dem  yorhergehenden  zo 
verbinden  seien,  und  können  diess  am  leichtesten  erreichen ,  wenn  wir 
nach  largita  est  ein  Comma  setzen  und  dann  nach  den  Spuren  der 
Voss,  mit  Weglassung  des  von  Hildebrand  vor  una  eingedrängten  ut 
fortfahren :  ut  quae  unu  ah  unico  sinu  abeundi  facultas  concessa 
omnibus  fuerit.  sie  ntUura  mundi  est  constituta.  In  ganz  ähnlicher 
Weise  steht  c.  33  p.  362  ut  qui  sit  altitudinis  finis. 

c.  29  p.  362  coeli  spatium  sol  annua  reversione  collustrat 
eiusque  comites  amoenus  Lucifer  et  communis  Cyllenius  Stella. 
etenim  Pyrois,  Mavortium  siduSy  circuli  sui  biennio  conficü  spaUa, 
jrtQi  Tcoofiov  p.  399,  a,  8  ijhog  öi  {dianegaivsTai  kvxIov)  hf  ivi- 
avTiTj  xal  oi  tovtov  laoögofioi  o  rt  (DtoacpoQog  xai  6  '£|p/u^  >U^o- 
fievogy  6  öi  UvQoeig  iv  diTihxöiovi  tovvcov  xQ^^V-  ^^  *^  ^* 
Tovtiov  laoÖQOfiOi  ist  mit  eiusque  comites  übersetzt;  die  Epitheta 
amoenus  und  communis  sind  Zugaben  des  Ap.  Was  das  erstere  heis- 
son  soll,  ist  klar;  über  communis  hat  Hildebrand  mehrere  Erklärungen 
zusammengestellt,  ohne  dass  auch  nur  eine  einzige  befriedigen  könnte. 
Wahrscheinlich  hat  wol  damit  Ap.  den  Hermes  als  ifwxonofinog  be- 
zeichnen wollen,  so  wie  der  Tod  communis  ist  und  die  Unterwelt  bei 
Plaut.  Gas.  prol.  19  locus  communis  genannt  mr^:  poetae  qui  nunc 
ahieru/nt  hinc  in  communem  locum.  Aber  was  soll  communis  Oylle» 
nius  Stella  ? !  In  dieser  Verbindung  kann  Stella  doch  nur  Glosse  sein, 
oder,  was  mir  glaublicher  vorkommt,  es  gehört  zum  folgenden  Satze. 
Dass  die  Abschreiber  es  zum  vorhergehenden  zogen  '^)  kann  uns  nicht 
Wunder  nehmen,  da  etenim  an  erster  Stelle  zu  stehen  pflegt  nnd 
nur  Ap.  (vergl.  Metam.  VI  27,  436;  Apol.  c.  31  p.  464  nnd  72 
p.  546)  und  andere  spätere  Prosaiker  in  Nachahmung  der  Dichter  es 
auch  hie  und  da  nachsetzen  (s.  Koziol  über  d.  Stil  des  Ap.  S.  339  f. 
und  Hand  Turs.  II  S.  543  f.);  dass  aber  auch  die  Herausgeber  es  hier 
haben  stehen  lassen,  ist  weniger  begreiflich. 

Sehr  corrumpiert  ist  c.  29  p.  356  hinc  tempesiivi  imhres  et 
Spiritus  haud  infecundi  ^')  hinc  alimenta  nobis  esse  earum  rerum 
quas  accidere  deus  his  mundi  mediis  partibus  voluit,  his  appositi 
sunt  torrentium  cursus  et  tumores  aquarum  u.  s.  f.,  wie  die  Stelle 
bei  Hildebrand  steht.  Als  Leseart  des  F  citiert  Oud.  hinc  alimenta 
vobis  earum  quas  accedere,  dagegen  Elm.  hinc  al.  rebtAS  esse  earum 
quas.  Der  Voss.  1  hat  hinc  alimenta  vobis  esse  earum  rerufn  quas, 
Voss.  2  hinc  al,  vobis  esse  earumque  accidere  *^)  Vei'gleichen  wir 
die  genau  entsprechende  Stelle  des  Pseudoarist.  p.  399,  o,  24  yiVdK- 
rat  df  vetol  xccra  xai^v  xot  avafnoi  nal  öqoooi  ra  re  Tva&rj  ta  h 

•*)  JP  interpungiert  richtig. 
•')  F  und  f  aut  insecundi. 

**)  F  Jwnc  aMmenia  röbis  earum  quae  accidere;  f  hine  ai,  rvbis  eue 
earumque  aecideret. 


A.  Goldbacher,  Znr  Kritik  von  Apiüeins  dt  mundo.  711 

tifi  tii^iexovii  (^  ädfit]  aififiaivovta  diäiijvngiiici^t'  xaia^wiö- 
•/ovav  alrtav.  fnoviat  tit  zoitntg,  /loiafitav  iin^riai .  .'/niloJCfjjg 
ävoitSrflUS  "tc.,  SU  unterliegt  es  keinem  Zweifel,  dass  Cunjecturen  wie 
die  Koziok  (1872)  S.  42  alimetäa  nobis  et  ceterarut»  rerum  qttas 
acctdere  weit  ober  das  ZielhinaoBschieaEeii.  Da  rerum  ^wiss  nnr  eijie 
Zuthat  des  Voss.  1  iüt,  so  erhält  die  Lesearl  der  von  mir  verglichenen 
Floront.  Handschr.  qwie  und  que,  wnmit  auuli  Vo^s.  2  Oberein stimmt, 
bedeutäudee  Ciewicbt.  Da:j  bezügliche  Neutrum  ist  in  e»se  earum  zu 
suchen,  worio  ich  mit  Rürksicbt  auf  Pseudoarist.  das  Verderbnisü  des 
griech.  Wortoä  lutnä^or  vermutbe,  Wae  iu  vobia  oder  rebus  oder 
wie  es  am  besten  überliefert  Ist,  in  robis  stecke,  sagt  dos  ebenfalls  dis 
griech.  Quelle  nad  so  kQnneo  wir  mit  ziemliclier  Sicherheit  schreiben : 
hinc  alimenta  roris  fl  /lerungfin'  quat  accidcre  {avft(ialvnvia,  nicht 
accedcre)  dcus  Ais  mundi  medirs  parliliii!^  vohtit.  U'nter  his  mundi 
medüs  parlibuB,  das  dem  iv  np  nsQiixovii  entspricht. versteht  Äp. 
offenbar  den  zwischen  der  Erde  und  der  St  e  r  neu  regio  n  gelegenen 
Luftkreis ;  b,  de  deo  Soct:  c.  8. 

Wol  nüt  Unrecht  lOttelt  man  fast  aUgemein  an  dem  Satze  c.  31 
p,  359  i/ui  iiunr  popidorwn  otiosia  ronrentibun  frequentantur,  ntpe- 
räate  beUoi-um  paeata  mtilffatUur  quicte.  Es  ist  davon  die  Rede, 
was  alles  von  dem  oi-dii^ndeii  Geiste  im  menschlichen  Leben  geschaffen 
worden  sei:  yijg äßoaeis xai  quisiviig,  rixyr^ii i/iivoiai,  xqtjoeigvö- 
/lurv,  awafiosnokiTeiag.  tvdijfim  .r^^tig,  vw^pop/m;  troli/irig,  eipTjyt} 
(p.  399.  b,  17);  lateinisch:  ctillus  agromm  u»unque  frugum,  artt- 
ficwn  H<ileiiia.provenla>iartiuiH,r.ommi)ditatfsvüae  humunat.  quid 
de  legäia»  dlcam,  quae  ad  iua»»vtfaciend<is  ho-minea  inventae  svntP 
quid  de  civiUbus  {natituli»  ae  ntoribua,  qui  nunf: populoruw  Otioaia 
coHventihu»  fregiientantur,  anpei-itatr  heUorum  paeata  miHfiantur 
i]mete9  Das  tixvrfS  iirivnitxt  hat  Ap.  in  zwei  An üd nicke  zerlegt  und 
allgumeili  ahachliesfiend  ni>cli  eonimodäales  vittie  humanue  hinzuge- 
fügt, X^fjffetc;  vöfiiav  und  Irijes,  xöaftog  nulitei'ag  und  cii-äla  iiistf- 
tuta  sind  entspreche ndf  Glieder.  FQr  l'ydT^/ioi  jigä^iig  sagt  Apuleius 
mores,  während  die  beideu  noch  fulgendeu  Glieder  vjieQoptng  /röKt- 
fjog  und  ttfijyrj  in  den  zwei  beanständeten  Belativsäty,eu  ausgedrückt 
sein  sollten,  und  wenn  auch  otwae  verschwommen  unil  verblaust  auch 
in  der  Thnt  auügedrflckt  sind.  Schon  BosHcba  hat  dittselben  richtig 
als  eine  Hinweisuug  auf  die  ruliige  Lage  dor  Dinge  xur  Zeit  des  Ap. 
(riHHv)  aufgefasst:  die  Gesittung,  welche  jetzt  in  dem  ruhigen  Ver- 
kehre der  Volker  fast  allgemein  durchgreift,  nach  Soruhignng  der 
ranban  Ericgsatilnne  durch  den  Frieden  au  Milde  gewinnt.  Di«  Ver- 
buche einer  Aenderung  Mud  nur  hervorgerufen  worden  durch  das  Be- 
Hlreb«n,  die  Worte  Aos  Ap.  mit  di>n'en  des  Pseuduarist.  in  genaueren 
l!)iiikliing  zu  bringen  und  und;  hier  den  Gegensatz  zwischeu  Krieg 
und  Frieden  mit  dersolbeu  ScfaärfebeiTortrcten  zu  laEsen.  Diesa  hat 
aber  Ai>.  einer  Tirade  auf  seine  Zeit  zum  Opfer  gebracht.  Ein  Aus- 
4nick  wird  noch  vou  üUdebrand  l>uanet&ndet,  nämlich  mores  frc 
^•umttantur.  Derselbe  ist  nun  freilich  so  direct  nicht  nachzuweisen ; 


71S  Ä.  Gcldbaeher,  Zur  Kritik  t.  Apüleins  de  mundo. 

da  man  aber  frequenUire  aliquid  sagte  für  frequenter  aliquid  trete- 
tare^  frequenter  aliqua  re  uti  (s.  Metam.  XI  9  p.  772  modulum 
frequentare  für  modulum  frequenter  canere)^  so  sehe  ich  nicht 
ein,  warum  man  mos  frequentatur  weniger  sollte  sagen  können.  Ich 
habe  nur  noch  zu  bemerken,  dass  auch  Eoziol  (1872)  S.  43  sich  ge- 
gen jeden  Emendations versuch  an  dieser  Stelle  ausspricht ;  aber  seine 
Erklärung,  als  bezöge  sich  von  den  beiden  Relativsätzen  der  erste 
qui  nunc  poptUorum  otiosis  conventibus  frequentantur  nur  auf  die 
instituta,  der  zweite  hingegen  nur  auf  mores,  kann  ich  sprachlich 
nicht  für  möglich  halten.  Beide  Relativsätze  haben  sich  der  Form 
nach  an  mores  angeschlossen  und  gehören  auch  sachlich  beide  zu 
mores f  ohne  dass  damit  gesagt  sein  soll,  dass  nicht  beide  dem  Sinne 
nach  auch  zu  instüuta  zu  beziehen  seien,  da  ja  instituta  und  mores 
so  wie  leges  und  mores  sich  ergänzende  Begriffe  sind ;  siehe  Corn. 
Nep.  praef.  3. 

c.  32  p.  360  ceterum  ea  quae  vel  coelo  accidere  oculis  adver- 
timus  {F  und  Voss,  falsch  avertimus)  et  aerem  fieri  ex  aqua  dei 
etiam  illa  (F  etiam  iUa  fieri  a  deo)  ®*)  credenda  sunt.  Pseudoarist. 
p.  399,  h^TdTuyciQnad'Y,  xai  tu  di  dsQog  anavza  aal  za  int 
yfg  xai  ra  iv  vdavi,  d'eov  XeyoiT  av  oviwg  eqya  eivai,  Dass  mit 
coelo  Ap.  das  griechische  dt  digog  wiedergegeben  habe  und  das 
fehlende  terra  in  aerent  stecke ,  ist  ein  nahe  liegender  Gedanke  und 
daher  auch  die  allgemeine  Ansicht.  Darnach  schreibt  Oud.  vel  coelo 
accidere  oculis  advertimus  et  in  terra  fieri  et  in  aqua;  Hildebr. 
rel  coelo  accidere  oculis  advertimus  et  terrae  fieri  et  aquae;  auch 
Eoziol  über  den  Stil  des  Ap.  S.  206  Anm.  2  ist  derselben  Richtung 
gefolgt.  Sonderbar  ist  nur,  dass  um  das  vereinsamte  vel  vor  coelo 
ausser  Koziol  sich  Niemand  kümmert,  sondern  alle  Erklärer  es  unbe- 
achtet so  in  der  Luft  schweben  lassen.  Uns  gibt  es  den  Ausgangspunct 
zur  Emendation  der  Stelle.  Ich  glaube  nämlich  nicht,  dass  die  Worte 
et  aerem  verderbt  seien ;  vielmehr  gibt  das  5i  cteQog  der  Vermuthung, 
dass  et  per  aerem  zu  schreiben  sei ,  die  grösste  Wahrscheinlichkeit. 
Nach  diesen  Worten  aber  scheint  vel  in  terra  ausgefallen  zu  sein, 
was  sich  sowol  aus  dem  Originale  ergibt  als  auch  aus  dem  Umstände, 
dass  auf  das  erste  vel  ein  zweites  folgen  muss.  Die  restituierte  Stelle 
hiesse  also :  qu^e  rel  coelo  accidere  oculis  advertimus  et  per  aerem, 
vel  in  terra  fieri  et  aqua.  Das  coelo  hat  Ap.  zum  Originale  hinzu- 
gefügt, eine  Ergänzung,  die  sich  um  so  leichter  ergab,  als  neben  der 
Luft,  der  Erde  und  dem  Wasser  die  Erwähnung  desjenigen  Theiles , 
quae  sancti  aetheris  fintbus  coercetur^  sehr  nahe  liegt. 

Im  Anfange  des  33.  Cap.  p.  362  muss  gelesen  werden:  huius 
si  locum  quaerimuSy  neque  infimus  est  in  terrae  contagiontbus 
neque  tamen  medius  in  aere  turhido,  verum  in  mundano  fastigio. 
quem  Graeci  oiqavov  rede  vocant.  An  infimus  zu  ändern  ist  wegen 
des  folgenden  medius  und  in  fastigio  durchaus  nicht  gerathen ;  es 


•4 


)  F  etiam  Uta  a  deo  fieri. 


A.  Goldbaeher.  Zur  Kritik  f 


1  Apoloii 


<  df  «nundn. 


7]y 


mnSR  (Iahet  m  eingesetzt  werden,  das  i\uch  dnrch  die  AiiEdrärke  m 
aew  turbido  nnd  i«  muMdano  fattigio  empfohlen  wird  '*).  Noch  qd- 
glflcklicher  ist  aber  der  Gedanke  Hildebrands,  der  Bedin^ngEBatz 
könnt«  hiw  der  Partikel  *i  entbehren,  da  ja  bekanntlich  dem  La- 
teiner die  Freiheit  die  wir  im  Deutschen  haben  nur  in  sehr  beschränk- 
tem  Hasse  zu  Gebote  steht,  nämlich  in  lebhafter  Daratellnng  und  be* 
sonders  in  Antitheeen.  wovon  hier  natflrtich  keine  Bede  ^ein  kann. 

c.  3£>  v-  365.  Was  der  Steuerinann  im  Schiffe,  der  Wagen- 
lenker im  Wn^eii,  der  Führer  im  Heere,  das  Gesets  in  einer  Stadt 
ist,  das  ist  Gott  in  der  Welt.  Nnr  baben  jtiue  MQbe  und  Plage,  deo 
vero  nee  Iriatis  nee  onerosrt  tut  imperii  tut  cwra.  riamque  nobia  cir- 
cutnferl  et  regit  cnncta»  natura  fortnan ,  qiius  diversis  reffionibm 
cOMHMivens:  ut  est  lex.  dvitali»  »tmel  priim»lg<üu  perpeluis  obser- 
vationwM  rationibun  fixa  iyna  qwdem  immutabtiis,  at  ein»  arhürio 
parentium  mmtes  affitatUur  nutuque  eius  et  domiwttione  ftectuntur. 
Ttcqi  xoofiov  p.  400.  I>.  11  iv  axiv^ii>  yä^  idQvuivns  navra  xtvü 
xai  iteqtäyet,  onov  ßwXeiai  xai  ÖVtcik;,  iv  dtatpnqoi^  idims  t«  xai 
(f-vatatv.  (iWwtp  OfiiXEi  %ai  o  xijq  ji6leir>s  vöfing  av.ivrjcf>g  lüv  h 
lefJg  trv  x^iofifvwv  ilw/al^'  iiayta  oiMOvOfiti  ra  xara  rtjv  noXl- 
te/ov.  Bei  der  ziemlich  genauen  üehereinstimmnug  der  griech.  nnd  lat. 
DarBtellung  ist  es  sehr  wahrscheinlich,  dass  dei'  von  Pseiidoarist.  an 
die  Spitze  gestellte  Hauptbegriff  iv  lixivrjUfl  in  dem  nobts  stecke. 
Doch  ist  dafür  nicht  immola  in  schreiben,  wie  Hi5!scher  S.  24  vor- 
schlägt, sondern  immohilin,  was  sowol  der  üeberliefei'oug  als  auch 
dem  folgenden  immutubitim  beesei'  entspricht :  f^i*  cunctas  natura 
forman  muss  es  cundaa  iiaturat  formar  {i(ävca)  heissen,  denn  Sub- 
ject  kann  nur  deua  sein:  nach  quiiK  d.  •:  commovem  aber,  an  dem 
wol  nicht  ZD  rütteln  ist,  wird  eine  Lücke  anzunehmen  sein,  wie 
schon  Vukanius  richtig  gefiihlt  hat.  Auch  seine  Ergänzung  ipsa 
mattet  immota  tritft  wenigstens  den  Siun  dessen  ,  wuh  ausgefallen  zu 
sein  scheint,  wenn  auch  eine  Krgänxnng  wie  ipur  höh  commovetur 
angemessener  ei-scheint  und  den  Ausfall  der  Worte  leichter  erklärt. 
So  gewinnt  die  gunze  Periode  durch  die  chiastiache  Stellung  deiHaupt- 
begrifTe  (a6&aab)  unstreitig  an  Concinnität  i  m  mobil  in  ctrcum- 
fert  et  regit  cunctas  wtturae  forma»,  gua»  eotnmovens  ipie 
non  commorelitr,  nt  rnl  lex  civilalin  ipsa  quidcrn  1  mmiilabilis, 
at  eiu»  arhürio  mentc»  OffUontur  nutugue  tiua  fiectuntwr. 
Koiiols  Conjectur  (1872)  S.  4.*)  namque  qvovin  dreumferl  et  regit 
rvncta»  naturat  forman  qunsgw.  rfrwrjti*  regionibuf  commcn'en« 
wird  schon  wegen  der  Stcllnng  des  qwiiqui-  kaum  anf  Beifall  rechnen 
kOnnen. 

deber  den  Ausfall  von  cttitas  c.  :16  p.  'M'}  s.  oben  S.  692. 

Dur  Anfang  des  »7.  Cap.  p.  370  heilst  nach  den  besten  Hand- 
schriften: el  iMm  nit  unus,  plurimi»  nrtminihu«  eietur  njiecitrui» 

j  Mhreibt  «  * 


714  Ä.  OdäbacheTy  Znr  Kritik  Ton  Apuleius  de  mundo. 

muUäudine,  quarum  dvversäate  fit  muäiformis  vis,  id  est  a  iuvando 
(Voss.  1  and  2  adiuvafido  für  a  iuvando)  Jupiter  dios,  qttem  Ztjß^a 
Graecif  quod  väae  nostrae  aurtor  sii,  rectissime  appelUmt.  Die  ver- 
derbten Worte  hat  Oud.  in :  ftt  multiformis,  Videlicet  a  iuvando  Ju^ 

piter  dicüur^  Jia  quem  et  Zriva  Graeci appellant  und 

Hildebr.  in :  fit  multiform is  nondnis;  inde  est  a  iuvando  Jovis  (Nom.) 
quem  Zf^va  Graeci ....  appellant  geändert.  Hildebrand*s  Einwand 
gegen  die  Leseart:  Jupiter,  als  ob  dieses  die  Ableitung  von  iuvare 
weniger  duichblicken  liesse,  wird  kaam  jemanden  überzeugen.  Daher 
wird  dieser  Satz  doch  immerhin  am  besten  nach  Salmas.:  inde  est  n 
iuvando  Jupiter  dictus  geschiieben  werden.  Nicht  gut  aber  hat  man 
gethan  das  vis  nach  multifornm  zu  ändern.  Die  Gottheit ,  heisst  es , 
wird  mit  verschiedenen  Namen  bezeichnet,  je  naeh  der  Verschieden- 
heit ihrer  Erscheinungsweisen,  in  denen  sich  eine  mannigfaltige 
Wirksamkeit  denselben  kund  gibt,  daher  die  Namen  Jupiter 
(2^g),  Satumius  {Kq6viog\  Fulgurator,  Tonitrualis,  Fulminator, 
Imhricüor,  Serejmtor  etc.  Dieser  Zusammenhang  und  die  Worte  des 
Originales  p.  401,  a,  12  ug  de  lov  7iokv(ovvjii6g  iazi  xarovo/iaCo- 
jiievog  TÖig  ndd^eai  jcaoiv  aneQ  avToq  veox/nol.  xakov/uev  6i  ar- 
Tov  Tcal  Zfjva  xal  Jia  etc.,  in  denen  ansQ  avtog  veox^iol  unserem 
Relativsätze  quarum  diversitcUe  fit  muUiformis  vis  ebenso  entspre- 
chen, wie  das  Tolg  Tta&eai  naaiv  dem  specierum  multitudine,  las- 
sen es  nicht  gerathen  erscheinen  den  sonst  seltenen  Genetiv  vis  (vergl. 
die  Ausleger  zu  Tac  dial,  de  orat.  c.  26)  zu  ändern.  Uebrigens  siehe 
noch  über  diese  Stelle  Koziol  (der  Stil  d.  Ap.)  S.  181. 

c.  38  p.  372  muss  für  das  sinnlose  Ädrastia  eademque  inef- 
fugilnlis  necessitas  ultionis  doch  wol  Ädrastia  est  eadem  quae  inef^ 
fugibilis  necessitas  ultionis  geschrieben  werden. 

In  den  darauf  folgenden  Worten  sed  tria  fata  sunt,  numerus 
cum  ratiofie  temporisfacienSy  sipotestatem  earum  ad  eiusdem  simi' 
litudinem  temporis  referas  etc,^  die  sich,  wie  der  weitei*e  Verlauf 
zeigt,  nnr  auf  die  Parzen  beziehen  können,  scheint  das  earum  den 
Erklärern  wenig  Bedenken  gemacht  zu  haben,  obwol  es  jeder  Be- 
ziehung entbehrt.  Allem  Anscheine  nach  begnügte  man  sich  mit  der 
Annahme  einer  Constmction  nach  dem  Sinne,  indem  unter  dem  tria 
fata  die  drei  Parzen  zu  verstehen  seien.  Da  diess  aber  nicht  angeht, 
weil  in  dem  Vorausgehenden  nirgends  ein  Anhaltspnnct  gegeben  ist, 
der  in  dem  tria  fata  die  Bezeichnung  der  Parzen  erkennen  Hesse,  und 
das  Folgende  die  ausdrückliche  Erwähnung  derselben  unbedingt  ver- 
langt, so  werden  wir  wol  gezwungen  sein,  wieder  eine  kleine  Lücke 
anzunehmen.  Nach  ttiqI  aoü/hov  p.  401,  6,  14  rd  re  7i€Qi  rag  (noi- 
oag  aal  tov  atQaKTOv  eig  tovto  7cwg  vbver  rgelg  ^tiv  yap  al  fwl- 
gaixata  tnvg  XQ^^^^S  (n^^egiajutvai  würde  eine  Ergänzung  wie  sed 
tres  Pnrcae  ut  tria  fata  sunt  nicht  unangemessen  sein.  Das  Abirren 
von  dem  einen.  HI  auf  das  andere  gehört  in  die  Zahl  der  ganz  ge- 
wöhnlichen Fehler  in  den  Handsehrifteii.'  « 


A,  OoldbacTier,  Zur  Kritik  ?on  Apuleius  de  mundo.  715 

Einige  Zeilen  unterhalb  fehlt  die  richtige  Interpuuction ;  e»  ist 
nämlich  zu  interpungieren :  haec  üUs  condicio  et  nominum ;  eiatS' 
dem  (d.  i.  condicionis)  proprietate  contingit  ut  etc.  Nur  möchte 
ich  noch  das  eiusdeniy  das  etwas  unpassend  ist,  in  eius  enim  {eius 
eni)  ändern. 

Ganz  missverstanden  ist  in  den  Ausgaben  der  Schluss  unserer 
Schrift.  Ich  setze  die  Stelle  her,  wie  sie  Hildebrand  nach  der  Ueber- 
licferung  der  Voss.  Handschr.  mit  den  Zeichen  seiner  kritischen  Be- 
denken geschrieben  hat :  De  um  vero  ire  per  omnes  t  er  ras- 
que  non  frustra  arbitrabitur,  qui  audiet  Piatonis  haec  verba: 
***  Deus  namque,  sicut  vctus  inquity  continet  ratio*,  principia 
et  fifies ,  et  media  verum  omnium  penetrata  atque  illustrata  ac 
curru  volucri  super fertur.  Bundem^  deum  *semper*  ultrix  NeceS' 
sitas  seniper  et  ubique  comitatur  etc.'Dass  die  Bemiuiscenz  ausYer- 
gil  Georg.  IV.  221  Ap.  schwerlich  so  unvollkommen  wird  wiedergegeben 
haben,  sondem  die  Worte  tractusque  niaris  coelumque  profundum 
ausgefallen  sein  mögen,  ist  schon  oben  S.  692  bemerkt  worden  ••). 
Nach  den  Worten  Jiaec  verba  nehmen  Oudendorp  und  Hildebrand  eine 
Lücke  an,  indem  sie  glauben,  dass  die  griechisch  citiei-te  Stelle  Pla- 
ton's  in  den  Handschriften  ausgelassen  sei.  Diese  Stelle,  vermuthen 
sie,  habe  gelautet  zavTa  de  navva  iaviv  ovx  aXlo  iL  7ikr]v  6  x^eog, 
denn  bei  Pseudoaristoteles  heisst  es  p.  401,  b,  23  ravra  de  navra 
ioTiv  ovx  aUio  ci  nXriv  6  d'eog,  'Ka&ajiaQ  xat  6  yevvaJog  TlXaviüv 

Jrfllv.  0  jiiiv  dr^  i^eog,  oianeq  o  naXaiog  loyog,  oqxv^  ^*  x«*'  ^*"' 
€VTrjv  xal  fieaa  twv  ovtwv  auaynov  i'xcov  eid-etif  niqaivH  i^aTa 
(fvaiv  noQevojuevog  etc.   Dass  dem  nicht  so  sei,  sondern  dass  bei 

**)  Koziol  (1872)  S.  45  Anm.  87  ist  gegeu  diese  Ansicht  «Bin  so  abge- 
brochenes Citieren  bekannter  Dicbterstellen,  sagt  er,  ohne  Weglas- 
sen der  dadurch  überflüssig  gewordenen  Partikeln,  finden  wir  auch 
sonst  häufig,  z.  B.  bei  Plato  aus  Homer".  Ich  wünschte  sehr,  dass 
Koziol  auch  nur  ein  einziges  Beispiel  aus  Piaton  angeführt  hätte, 
das  dem  unseren  hier  entsnrächo ;  denn  was  er  im  Sinne  zu  haben 
scheint,  ist  ganz  etwas  anaeres.  Wenn  nämlich  der  Schriftsteller 
eine  Stelle  aus  einem  Dichter  herausgreift,  so  ist  diese  oft  durch 
Partikeln  an  die  vorhergehenden  Verse  geknüpft,  und  da  scheut 
sich  zuweilen  der  Citiercnde  durch  Wcglassung  derselben  den 
Vers  zu  alterieren,  z.  B.  Plat.  Charm.  p.  161  A  'OfAriQtfi  ov  m- 
Qibviig  xttXtüi  kiytiVy  käy^vii  oti 

afJ(6g  (T  ovx  itytt&^  x(/oijjLt^rtj}  nytfQl  nafjiirni; 
aber  abschliessen  kann  er  das^  Citat .  wo  er  es  für  gut  findet,  und 
da  wird  doch  niemand  in  der  Welt,  mit  einem   x«i',  et,  atque,  ac, 
kurz   mit  einer  Bindepartikel  schliessen  ohne  das  dazu  zu  geben, 
was    durch   diei*e    Partikel    mit  dem    Vorhergehenden    verbunden 
werden  soll     Ap.  hatte   unbeächaMet  des  Verses  jenes  que  weglas- 
sen können  und  liäfete  es  auch  wol  so  gut,    als  er  das  namque  in 
vero  änderte,  im  Intpresse  der  Einfügung  dieser  Worte  in  seinen 
Satzbau  weggelassen,  wenn  er  nicht  noch  tracttuque  maris  coelum" 
que  profunuum  hätt«  hinzugeben  wollen :    kommt  es  ihm  ja  do<:* 
einzig  darauf  an  hervorzuheben,  dass  Himmel,  Meer  und    Land 
^lOttes  Macht  durchdringe. 


TM  A.  rdMmrktr,  2mr  Crhik  rom  Ap«kn»  äe 

Af.  «toi  dl«  Worte  ifewf  ff^i»^««  «"to.  dasCitas  »m  Flat«ii  atim,  kst 
fdM«  Kenoia972)  S.45  riddig  erfcant  Wem  er  aber  Ammetk.  89 
fknbt.  &am  dabei  Ap.  sein  OrifiBal  gut  weder  ussrentaiideB  oder 
abodttlidi  feiiidert  babe,  indem  er  das.  was  ia  forseller  HiBskkl 
bei  AristM^Iee  als  Folge  too  PfaUon's  Worten  hinfesleDt  wird,  als 
Phton's  eigene  Worte  hingestellt  habe  .  so  ist  das  nnriditig.  Der 
Irrtboai  liegt  nielit  im  Ap..  sondern  in  der  Beldker^scben  Amgabe  des 
Aiistoieles,  wo  nach  dem  ffr/fir  anstatt  eines  Kolons  ein  Schfamn- 
pnkt  Kteht.  Sämmtlichen  ErkJarem  d«6  Ap.  scheint  es  namlieli 
nnbekamrt  zn  sein,  dass  in  den  Schlossworten  Ton  .t£^  zm/iot  and 
de  mundo  in  der  That  die  Tun  Pcendoarist.  aneeiogene  Stelle  liegt 
ud  dass  wir  dieselbe  noch  lesen  de  legg.  IT  p.  715  E  o  fiir  dr 
n^iog,  äarng  tuu  o  Ttcüixuog  lir/tK,  agjrr  t€  xai  reJUrrrir  juu 
fUaa  t&v  nrnav  aTtamav  Ijoiv  ix^tlff  Tri^aivu  juxra  qiciw 
niMftOQtvoutPog'  tm  d^  au  BtriTtetm  dixr  rwr  anduunniAinjafw 
xnt  x^unv  vofiov  Tifuogoc.  jjc  o  fiev  ivomfiorrcar  udLAtar  f  jo- 
//<vog  ^-vinitcu  vanuvoQ  xai  luxoafir^usroc.  Xnr  diese  Utzten 
Worte  hat  Psendoarist.  etwas  greändert  (f^  o  ixdaifiorf/fuw  ^ilhnv 
fiaxa(^6g  te  xai  ivdai^vtv  i^  ogxi?  ^'^tv  H^'^^X^  ^^i)  zu  dem 
Zwecke  nm  einen  entsprechenden  Abschloss  zn  gewinnen.  Darnach 
erklärt  sich  nan  die  Stelle  bei  Ap.  sehr  leicht.  AosgefaUen  ist  nichts ; 
mit  deus  namque  beginnen  die  Worte  Platon's ;  Sobject  za  inquü  ist 
Piaton,  und  mit  den  Worten  statt  retus  Toder  nach  F  rttus  sicut) 
eantinet  ratio  hat  Ap.  das  wottiq  6  rralaiog  loyog  übersetzt.  Im 
Uebrigen  brauchen  wir  nur  der  Leseart  des  F  (nicht  der  Voss.)  zu 
folgen,  nnd  so  heisst  die  ApoleianLscheüebersetznng  der  Platonischen 
Worte,  mit  denen  der  Verfasser  sein  Buch  über  die  Welt  effectvoll 
geschlossen  hat:  deu9  namque,  retus,  inquit,  sicut  ^'^)Continrt  ratio, 
principia  et  fines  et  media  rerum  omnium  penetrat  atque  ülustrat 
et  curru  volucri  superfertur,  eundem  deum  uUrix  necessitas  sem- 
per  et  ubique  comitaiur,  eorum  qui  a  sarra  lege  discesserint  vindex 
futura,  quam  faciet  tue  ^^)  mitificam,  qui  statim  a  tenero  et  ipsis 
ineunahulis  intellexit,  eztimnit  eique  se  totum  dedit  alque  permisit. 

Graz,  im  Joli  1873.  AI.  Goldbacher. 


•^  F  and  f  $ieut  uetui  inquü. 
••)  F  iUi. 


ji.  Foumitr,  Zar  Kritik  Am  JobonnM  Vietorienais. 


Zur  Kritik  des  Johannes  Vieto 


711 


^^^^"      Wer  sich   heote  äbsr  österreichische  Gleachichte  des  spätere« 
Mittelülters  anterrichteu   will,  m  ernst  mit  veiner  Absicht  meint 
and  zu  den  Quellen  zurückgeht,   findet  diese  meist  in  einem  der 
gei;euwärttgen  historischen  Forscbuug  kaum  genügenden  Zustande. 
'  Wir  lesen  beispielsweise  Ottukar'a  lieimchrouik,  das  Qeachichtshudi 

<l«s  Gregur  Hagen  u.  a.  beute  noch  in  den  Pez'schen  FoÜELuteD,  die 
Chronik  des  Abtes  von  EOnigssaal  bei  Dobner  und  allein  die  Kloster- 
&Duulen,  von  Wattenbach  ediert,  in  den  Monumeota  (lermaniae. 
Forecht  man  danu  nach  der  Kritik  der  Quellen,  jener  FnUrerin  hei 
ihrer  Benatzang,  so  Ist  auch  da  erat  durch  Lorenz'  Buch  üben  die 
GescLichtsquelleu  Deutschlands  im  späteren  Mittelalter  der  erste 
Schritt  getlian,  Licht  und  Ordnung  in  die  Sache  gebracht  und  der 
I  Specialfurschnng  das  weite  Feld  gewiesen  worden,  auf  dem  sie  frucht- 

I  bringend  thätig  sein   kann.     Auch  die  bedeutendste  Quelle  sQdost- 

f  deutscher   Geschichte  im    14.  Jahrhundert,   die  Chronik  des  Abtes 

I  Johann   »on  Victring,  macht   keine  Ausnahme.     Bölimer's  Editiitn 

derselben   im  ersten  Bande  seiner  Fontes  ii-rum  tiermanicarw»  ist 
keine  genügende  nnd  der  Kritik  bleibt  noch  viel  i\x  tliun  übrig.   I>ie- 
'  sem  Werke  hut  in  neuester  Zeit  Herr  Dr.  Mahrenholtx  seine  Thätig- 

koit  gewidmet   uud    [n   dem  jüngsten  Hefte   der  „Forschungen",   an 
einem  Orte  also,  wo  das  Beste  zu  finden  nicht  auffällig  ist,  eine  Ab- 
handlung „über  Johann  von  Victring  als  Historiker"   veröffentlicht, 
,  mit  der  er  —  so  äussert  er  sich  —  für  diesen  einen  bedeutendsten 

Autor  jener  Zeit  dasselbe  gethan   haben  will,    was  Potthast   in  der 
Einleitung  za  seiner  voriöglichen  Ausgabe  ftlr  den  andern .  Ueiorich 
I  von  Hervord  geleistet   hat.     Schon  die  Bedeutung,   welche  wir  dem 

!  Gegenstände  der  Arbeit  einräumen  müssen,  macht  es  uns  tav  Pdicht, 

diese  selbst  näher  in 's  Auge  zu  fassen. 
,  Was  Böhmei-  und  Lorenz  über  die  handschriftlichen  Verhält- 

nisse der  Chi'onik  niitgotheilt  haben,  lässt  nothwendig  ei'scheinen. 
dusB  eine  kritische  Arbeit  über  dieselbe  sich  nur  auf  der  Basis  einer 
eingehenden  Untersuchung  des  Autographmanu Scripts  iCudex  Mu- 
nac.  22107)  erhebe.  Dieser  nur  in  wohl  berechtigten  Aufforderung 
bat  sich  Herr  Hahreuholtz  verschlussen  und  seine  eingebende  Arbeit  . 
bloss  anf  Grundlage  des  gedruckten  Materials  vorgenommen,  wa»  ge- 
wisa  sehr  und  umsomehr  zu  bedauern  ist.  da  die  Resultate  im  besten 
Falle  nur  dazu  dienen  kAnnen.  eine  wahrhafte  Erforschung  des  Ge- 
genstandes einigermassen  zu  unterstützen. 

Nur  znt>ien  wichtigen  Puiicton  will  der  Verfasser  Beachtung 
schenken:  „den  Quellen  und  ihrer  Benutzung"  im  erst«n  uud  —  wie 
er  «s  nennt  —  dem  „allgemeinen  Standpnnct"  des  Chronisten  in 
einem  zweiten  Theile  seines  Aufsatzes. 

*)  Dl.  it.  Mahcenholtt,   Heber  Johun  von  Victring  ati  Hitt«rilup 
(Funchnngcii  i.  dvutMbvn  Uevobichtc,  1873,  3.  Heft.  S.  MU— 57^ 


718  Ä.  Fournier,  Zur  Kritik  des  Johannes  Victorienais. 

Für  den  ersten  Zweck  hat  Johann  von  Yictring  selbst  der 
Kritik  den  Weg  vorgezeichnet,  wenn  er  als  seine  Quellen  ganz  all- 
gemein die  Bücher  der  Oeschichtschreiber,  die  Mittheilungen  von 
'Aügeii2Eetigen  und  glaubwürdigen  Personen  und  seine  eigene  Erfah- 
miig  nennt.  Auch  Herr  Mahrenholtz  hat  sich  auf  diesem  Wege  auf 
die  Suctie  gemacht  und  als  Hauptquelle  des  Johannes  mit  Anderen 
die  Reimchronik  des  steirischen  Ottokar  gefunden.  Kor 
erklärt  er  die  Unterschiede  Beider  im  Allgemeinen  f&r  grösser  und 
l&sst  die  feste  Absicht  durchblicken,  in  diesem  Puncte  zu  anderen 
Bedultaten  gelangen  zu  wollen,  als  Böhmer  und  Lorenz.  Schon  der 
Zweck  beider  Geschichtsbücher  sei  ein  verschiedener  und  der  der 
Eeimchronik  lediglich  „rhetorische  Schilderung,  angenehme  Unter- 
haltung, nicht  eigentlich  historische  Belehrung"  (S.  537).  Es  war 
ein  Versehen,  das  den  Verfasser,  diese  Ansicht  zu  belegen,  einige 
Verse  Ottokai''s  citieren  liess,  die  sein  Kaiserbuch,  nicht  aber  seine 
Chronik  angehen;  über  die  Entstehung  dieser  spricht  sich  der  Beim- 
chröttiät  in  einem  ganz  anderen  Sinne  aus : 

„Do  ward  ich  gepeten, 

Von  den  die  lieb  heten, 

Zu  wizzen  die  Mar, 

Waz  hie  geschehen  wer, 

Naben  und  weiten, 

Seyt  Chayser  Fridreichs  Zeyten  . .  . 

Da  wart  mir  gedrott, 

Pelib  es  verswigen. 

Ich  würd  gezigen 

Ich  wer  unversunnen^ 

und  Gervinus  hat  den  steirischen  Ritter  gewiss  richtiger  beurtheilt 
wenn  er  sagt,  dass  in  seinem  Werke  Alles  auf  die  Zwecke  der 
Geschichte  hinausgehe  und  nur  Schade  sei,  dass  er  keine  Prosa 
vorgefunden  habe.  —  Den  Unterschied  der  Beiden  bezüglich  ihrer 
religiösen  Stellung  zu  betonen,  war  nicht  nöthig,  was  aber  den- 
jenigen ihrer  politischen  Richtungen  angeht,  so  kann  doch  daraus, 
dass  Johann  von  Victring  z.  B.  die  Nachricht,  König  Adolph  habe 
im  Solde  Englands  gestanden,  nicht  wie  Ottokar  mit  missbilligenden 
Aeusserungen  begleitet,  keinesfalls  geschlossen  werden,  dass  er  ihm 
jene  Nachricht  überhaupt  nicht  verdanke.  Gleich  hier  rächt  es  sich, 
dass  Herr  Mahrenholtz  die  Handschrift  Johannas  ignorierte ;  er  h&tte 
in  dem  autographen  Entwurf  finden  können,  dass  auch  unser  Autor 
für  den  Tod  Conradins  dem  Papste  die  Schuld  beimisst,  dass,  was 
die  Politik  von  Mainz  bei  der  Wahl  Adolph *s  angeht,  von  ihm  genau 
nach  der  Reimchronik  (c.  501)  berichtet  wird,  dass  auch  bezüglich 
Hei^rich's  von  Admont  das  Urtheil  des  Victringer  Abtes  dem  des 
Reimchronisten  gleicht,  dass  wie  dieser,  so  auch  Johann  dem  König 
Ottokar  Bestechung  des  Papstes  und  die  Vergiftung  seiner  Gemahlin 
zur  Lastlegt,  und  dass  hier  wie  dortdas  Wunder  beider  Belagerungf  von 


A,  i'Vmmfer,  Zur  Kritik  des  Johannes  Victoriensis.  719 

Acre  und  Manfred*s  Todsagong  Gonradin*s  fehlen.  Dass  Rudolph  von 
fiab^org  den  Ottokar  jroii  Bdlrmen  in  der  Schlatiht  getbätöt  habe, 
«teht  nicht  in  der  BeiiRhronik  und  konnte  von  Johakin  atibh  nicht 
daraus  entlehnt  werden. 

Nnn  Yergleioht  'Herr  Mahrenholtz  beide  Quellen  mehr  im  De- 
tail ;  zunächst  f&r  die  Zeit  des  Interregnums.  Hier  nun,  gerade  fftr 
eine  Periode,  der  Johann  Ton  Victring  am  fernsten  stand,  soll  seine 
Atahangigkeit  von  dem  srteivischen  Ottokar,  so  tnll  es  Herr  Mahren- 
holtz,  eine  auffallend  geringe  sein,  w&hrend  man  doch  eben  hier  das 
Gegentheil  vermuthet.  Die  Sache  ist  aber  nicht  so  schlimm.  Der 
Verfasser  findet  den  Tod  Friedrich*s  des  Streitbaren  und  die  Umstände 
desselben  nicht  in  der  ReimchTbnik,  wol  aber  im  Johannes  Victorien- 
sis,  und  nimmt  nun  eine  andere  unbekannte  Quelle  an,  wo  ihm  doch 
ein  einziger  tieferer  Blick  in  das  Werk  des  steirischen  Bitters  Verse 
gezeigt  hätte,  die  die  Quelle  leicht  errathen  lassen.  Da  heisst  es  S.  23 : 

^ch  han  es  oben  gesait, 

Wie  emnstlich  der  Kajser  Klait 

Den  l/türsten  ams  Osterreich*. 
Was  ist  nun  dieses  „oben*'?  S.  24  die  Antwort,  wo  der  Beimchronist 
sagt,  wer  wissen  will,  wie  lange  Kaiser  Friedrich  II.  den  streitbaren 
Herzog  Qberlebt  habe, 

^Der  yindt  dez  Ziel  unbetrogen 

Oben,  als  ich  mich  sein  verstan 

An  dem  Fach,  da  ichs  geschribeu  han; 

Ich  wen,  er  lebt  forbar 

Nach  im  wol  funff  Jar* ; 

und  in  der  That  steht  im  Entwurf  der  Chronik  Johannas  1251  als 
das  Todesjahr  Friedrich*»,  eine  Zahl,  die  erst  dem  Einfluss  des 
Mariinus  Polonus,  von  dem  Herr  Mahrenholtz  freilich  nichts  wissen 
will,  gewichen  ist.  Im  Kaiserbuch  also  haben  diese  Dinge  ge- 
standen; dorther  wird  Johann  von  Victring  sie  geholt  haben. 
Ebenso  wahrscheinlich  die  genealogischen  Notizen;  denn  Ottokar 
sagt  z.  B.  von  den  beiden  Söhnen  der  Margaretha  und  König  Hein- 
rich's : 

„von  dez  sam 

Sy  zwen  schon  Suue  trug, 

der  ich  auch  eedez  gewuch.*' 

Später  einmal  flüchtet  sich  der  Verfasser  zum  Kaiserbnch,  wo  es  nicht 
eben  nötbig  ist,  hier  hat  er  dasselbe  als  Quelle  fQr  den  Victringer  Abt 
übersehen.  —  Und  nun  zu  den  verschiedenen  unterscheidenden  Din- 
gen, die,  nach  Mahrenholtz,  für  diese  Periode  Johann  von  Ottokar 
trennen  sollen.  Nach  der  Beimchronik,  sagt  der  Verfasser,  sind  es 
nur  die  Herren  von  Liechtenstein  und  Offenberg,  die  des  üngarkönigs 
Qeld  verschmähen,  nach  Johann  auch  noch  die  von  Ehrenfels.  Aber 
auch  diese  nennt  die  Beimchronik  und  zwar  in  Verbindung  mit  den 
beiden  anderen  als  Anhänger  Phüipp's  von  Salzbai^(c.  21),  wobei  zwar 


7M  A.  Fimrmer,  Zar  Kritik  des  Johuiiies  Vietorieaui. 


TOD  einem  Yenehen  Johanns,  niemals  aber  Ton  einer  andern  Qodle  die 
Bede  sein  kann.  Weiter  soll,  nach  des  Yernssers  Meinong^,  die  Beim- 
fhronik  nichts  davon  enthalten,  dass  König  6&  Ton  Ungarn  den  An- 
sprächen Philipp*8  von  Salzburg  auf  einige  Lehen  im  Ennsthale  — 
dieses  and  nicht  das  Etschthal  ist  die  vallis  Änasi  —  entgegen- 
getreten sei ;  and  doch  berichtet  Ottokar  im  Cap.  21  Tom  Ennsthal  nnd 

läset  im  Folgenden  den  Erzbischof  Philipp  dem  König  Ottokar  klagen, 

,deD  gewalt. 

Den  jrm  der  kunig  Wehui 
Hie  ze  Stejr  het  getan, 
Wann  er  het  jme  genomen, 
Waz  ie  waz  an  cbomen 
Von  Herczog  Fridreichen, 
Wann  jm  ledichleicben 
An  geYallen  wer*. 

Ueber  König  Ottokar^s  Benehmen  gegen  seine  Gemahlin  Margaretha 
ist  schon  früher  das  Nöthige  gesagt  worden.  Als  besonders  anter- 
scheidend  führt  Herr  Mahrenholtz  an,  der  Beimchronik  fehle  die  Notiz, 
dass  Herzog  Philipp  von  K&mten,  nachdem  er  sich  nach  Krems  zurück- 
gezogen, noch  nach  Forum  Julii  gegangen  sei.  Ganz  erstaunlich! 
Bei  Böhmer  FF.  1.  p.  298  erzählt  nämlich  Johannes:  ^Otokarus  ,  . 
tUrasque  terras  (Kärnten  und  Krain)  sibi  subiecit,  quia  nemo  resi" 
stere  potuU ;  Phüippus  videns  se  minorem  resignavit  omnia  . .  et  in 
Kremsam  civitatem  Austrie  commigrarit,  Ef  privilegio  de  ducatu 
Karinthie  misso  in  Bohemiam  ipse  Forum  Julii  introivit  etc.'* 
Wer,  Herr  Mahrenholtz  ausgenommen,  versteht  wol  unter  demjenigen, 
der  in  das  Gebiet  von  Forum  Julii  einmarschiert,  einen  andern  als 
den  König  Ottokar?  Ja  selbst  der  Verfasser  müsste  aus  Johannes 
Victoriensis  (FF.  1.  p.  314)  wissen,  dass  Herzog  Philipp  in  Krems 
seine  Tage  beschloss.  Ob  er  etwa  noch  als  ruheloser  Geist  von  da 
nach  Wälschland  einen  Ausflug  machte,  wird  vom  Chi'onisten  nicht 
berichtet.  Damit  mir  aber  Herr  Mahrenholtz  die  Sache  glaube,  sei 
ihm  verrathen,  dass  im  Entwurf  des  ersten  Buches  (Cod.  Monac. 
f*  50  b  marg.;  der  streitige  Satz  wirklich  mit  .^Otakarus  autem 
priviUgio  de  ducatu  .  .  .**  eingeleitet  wird.  —  Einen  weiteren  Un- 
terschied der  beiden  Quellen  findet  der  Verfasser  darin,  dass  Johann 
von  Victring  den  Erzbiscbof  Ladislaus  von  Salzburg  auf  einer  Beise 
nach  Polen  sterben  lässt,  während  er  nach  Ottokar  auf  der  Heimfahrt 
von  Bom  den  Tod  gefunden  haben  soll.  Deutlich  genug  liest  man 
aber  im  Cap.  71  der  Beimchronik: 

„Wann  er  (Ladislans)  fnr  von  dan 

Gericht  gegen  Pol  an; 

Wann  da  die  Frewnt  erfanden, 

daz  er  wolt  han  gestellt 

Seinem  Gotshaws  sain  Eribtail . .  . 

Wann  ym  ain  Gift  ward  gegeben, 

Davon  er  verloz  daz  leben**. 


A.  Foumier,  Zur  Kritik  des  Johannes  Vicioriensis. 


721 


Diese  Stelle  hat  der  Verfasser  gar  nicht  gekannt  und  sich  auf  eine 
andere  des  Cap.  297  (nicht  97)  gestützt,  wo  von  der  Erhebung  der 
Gebeine  des  hl.  Virgil  gesprochen  wird,  und  dass  Ladislaus  seinerzeit 
in  Born  dazu  die  Erlaubniss  erhalten  habe; 

„Da  chert  er  so  ze  stet 
Gregen  Salczpurg  herwider. 
Nu  chom  ez  also  sider, 
Daz  ym  dez  Lebens  zuran 
E  daz  er  dez  stat  gewan^. 

Der  letzte  Vers  war  offenbar  der  Verführer,  wobei  immerhin  merk- 
würdig bleibt,  dass  Herr  Mahrenholtz  nicht  wissen  sollte,  dass  „sider^ 
„später"  oder  „nachher"  heisst.  —  So  bleibt  denn  von  der  langen 
Reihe  von  Argumenten  für  die  Unabhängigkeit  Johannas  nur  ein  ein- 
ziges richtiges  übrig,  dass  nämlich  Herzog  Ulrich  von  Kärnten  nach 
der  Beimchronik  in  Aquileia,  nach  unserem  Autor  in  Cividfiile  begra- 
ben liege.  Hier,  meine  ich,  hat  dieser  seine  Quelle  nach  der  Mittheilung 
eines  intimen  Freundes,  des  Patiiarchen  Berthrand  von  Aquileia, 
berichtigen  können.  —  Nach  alledem  werden  wir  dem  Verfasser,  der, 
gestützt  auf  falsche  Prämissen,  zu  dem  Schlüsse  gekommen  ist,  ,,dass 
dem  Abt  von  Victring  selbst  für  die  österreichischen  Verhältnisse,  in 
denen  doch  Ottokar  am  ausführlichsten  ist,  manche  ergänzende  und 
abweichende  Berichte  zugänglich  gewesen  sind"  unsere  Zustimmung 
versagen  müssen  und  als  richtig  nur  erkennen,  was  das  Nat'ürliche 
ist,  dass  nämlich  fQr  jene  frühe  Periode  Johann  von  Victring  sich 
enger  als  für  alle  Folgenden  an  den  Beimchronisten  angelehnt  hat. 

Besonders  deutliche  Beweise  für  seine  Behauptung  über  die 
geringe  Abhängigkeit  des  Johannes  will  der  Verfasser  in  den  Nach- 
richten  über  die  auswärtigen  Verhältnisse  jener  Zeit  gefunden  haben  ; 
und  doch  ist  unser  Chronist,  als  er  sein  Werk  entwarf,  auch  was 
diese  Dinge  betrifft,  ganz  dem  Berichte  des  steirischen  Bitters  ge- 
folgt. Es  fehlt  nämlich  in  dem  Entwürfe  von  der  Hand  des  Ver- 
fassers jede  Andeutung  über  die  Ermordung  Wilhelm's  von  Holland 
durch  die  Friesen,  die  Gründung  von  Königsberg,  die  Gefangennahme 
Albert's  von  Görz ,  die  drei  Canonisirungen,  die  Gründung  Manfre- 
donias,  der  Kampf  Manfred's  gegen  die  Lucchesen,  ebenso  wie  in  der 
Beimchronik.  Alle  diese  Notizen  wurden  vom  Chronisten  nachträg- 
lich in  sein  Werk  aufgenommen.  Woher?  Herr  Mahrenholtz  nennt 
sie  „selbständige  Erzählungen".  Das  sind  sie  nicht,  und  nur  des 
Verfassers  Abneigung  gegen  den  Martin  von  Troppau  hielt  ihn  ab, 
sich  über  ihre  Herkunft  ein  richtiges  Urtheil  zu  bilden.  Es  steht 
nämlich  so  um  die  Sache : 


Mart.  Pol.  SS.  XXII,  p.  471: 

Wilhelmus  comes  Hollandie  . . 
eligitur  . .  post  parvum  tempus  a 
Frisonibus  occiditnr. 


Job.  Vict.  PF.  I,  p.  285: 

Wilhelmus  rez  Frisiam  dis- 
posuit  sabiugare  .  .  Qai  egressi 
regem  interficiont. 


Z«tuohrirtr.d.dtt«rr.ayaia.  18TI.  IX.  n.  X.  fltft« 


tö 


7» 


A.  Fowmier,  Znr  Kritik  des  Johannes  T^etoriensis. 


SS.  XXII,  p.  439: 

Hie  (sc.  In  DOC  17)  Logdan  i 
canonizant  S.  £mandafn  confes- 
sorem,  Cantnariensem  archiepisoo- 
pnm.  Ipse  etiam  canonizarit  Pe- 
rnsii  beatam  Petrum  ordinis  Pre- 
dicatorum,  etiam  S.  Stanislanra 
Asisii  CracoTiensem  episeopam. 

SS.  XXU,  p.  473: 

Anno  domini  1259  .  .  Senen- 
ses  freti  auxilio  domni  Manfredi 
tnnc  regis  Sjcilie  ipsis  ad  bellnm 
obTiam  exivissent,  Florentini  et 
Lacani  fraude  suomm  sunt  cii- 
cnmventi.  Nam  in  inchoacione  con- 
flictns,  qai  primi  et  precipni  inter 
Florentinos  erant  ad  bestes  acce- 
dentes,  in  suos  com  Senensibns 
sunt  quam  plurimum  debacbatL 
Dicuntur  aatem  de  Florentinis  et 
Lncanis  tanc  inter  mortaos  et  cap- 
ti?os  plas  quam  sex  roillia  bomi-  ' 
nnm'comiisse. 

Umgekehrt  ist  z.  B.  die  Vergiftong  des  Staufers  Conrad  nicht 
allein  ans  der  Reimchronik  geschöpft,  wie  der  Verfasser  annimmt; 
dieser  entlehnt  Johann  v.  Victring  nnr  die  Zahl  1253  and  die  zehn 
Aufgeknüpften,  das  übrige  hat  er  ans  Martin  von  Troppan.  Man 
vergleiche 


FF.  I,  p.  285: 

Eüc  (sc.  Innoc.  lY)  canoniiar 
vit  S.  Edinandnni  archiepisoopam 
Canthnariensem,  Petmm  nuutjrem 
de  ordinePredicatoram,  Stanizlanm 
Krakoriensem  episcopnm  et  mar- 
tjrem,  ani  ecclesiam  trinmphan- 
tem  letincant  etc. 

FF.  I,  p.  291: 

(1259)  Hoc  etiam  anno  Mein- 
fredas  rex  Sjcilie  in  adintorinm 
Senensibns  venit  contra  Florenti- 
nos et  Lncanos.  Et  Florentinis 
fidem  non  servautibus  sae  parti  et 
declinantibos  ploribus  ad  Senen- 
ses  sex  milia  bominnm  Lncanoram 
atqne  Florentinomm  in  prelio 
snnt  prostrata. 


Mart  Pol.  SS.  XXII,  p.  472. 

Anno  domini  1251  Conradns 
rex,  filias  Friderid,  nt  mortno 
patre  Sjcilie  regnam  susciperet, 
per  mare  in  Apuliam  deve- 
nit  et  capta  Neapoli  mnros 
illins  fnnditns  destrnxit  Sed 
com  sequenti  anno  introitos  sni  in 
Apuliam  infirmari  cepisset, 
cljstcre  quod  a  medicis  iu- 
dicabatnr  fieri  ad  salutem  veneno 
mixto  intnlit  sibi  mortem 


Job.  Vict.  FF.  I,  p.  286. 

Hoc  anno  scilicet  1253  rex 
Chnnradas  na?ifl[io  Tenit  in 
A  p  a  1  i  a  m ,  et  Meinfredo  cum  par- 
tibus  imperalibos  adiavante  Nea- 
polim  obsedit,  mnros  per 
circnitnm  depo8nit,decempo- 
tiores  sospendit  et  mox  ad  alia  se 
convertit  . .  1254 .  .  Eodem  anno 
rex  ChuDrados  reversus  in  Ale- 
manniam  grariter  infirm atur 
et  per  artificinm  cljsteris 
veneno  a  medicis  per  fraudn- 
lenciam  i m  m  is  s o  risceribas  ntam 
cum  regno  in  SwcTorum  partibns 
terminavit. 


Zur  Begierungszeit  Budolph*s  von  Habsburg  übergehend  findet 
Herr  Mahrenholtz  für  diese  Periode  die  Abhängigkeit  Johannas  von 
Ottokar  viel  grösser  als  er  erwartete.  Hat  aber  nichts  eiligeres 
zu  thnn  als,  wie  um  sich  selbst  zu  widerlegen,  eine  lange  Beihe  von 
unterscheidenden  Dingen  anzuführen,  mit  denen  es,  als  geschehe  es 
dem  Verfasser  zum  Trotz,  hier  einmal  seine  Bichtigkeit  hat.  Bis 
auf  einen  kaum  verzeihlichen  Lapsus.    Herr  Mahrenholtz  produdert 


w 


A.  Foumier,  Zar  Kritik  des  Jolmnnea  Viotori^nsiiä. 


788 


aämlich  (S.  544)  Folgendes:  „Die  Expedition  (Rudolph'«)  gegen 
Saroyen  1383  wird  zwar  jniÄnschluijB  an  die  Beimchronik  bericbtet, 
doch  fügt  Johann  tod  Victring  die  Eroberung  ton  Verona  hinzu." 
Verona!  Und  unser  Abt  nennt  doch  den  Ort,  um  den  es  sich  hau- 
delt,  deatlic))  genag  „in  montibus  Hurgundtam  contingevlibus 
posita  civitfts",  Oder  sollte  IleiT  Muhrenholtz  nicht  wissen,  dass 
Rudolph  Ton  Habahiirg  niemala  in  Verona  gowoaeu,  zum  Zweiten 

'  nicht  wissen,  dass  dereelbe  Ki^nigKU  jener  Zeit  gegen  Üorn  im  Felde 
lag  und  drittens  nicht  wissen,  dass  besagte  Stadt  Bern  in  den  Quel- 
len des  Mittelalters  Berona,  Verena  und  beim  Johannes  Victoriensis 
auch  Verona  heisst?  Nun  steht  aber  die  Fehde  gegen  Be*  in  dai' 
Reimchromk  ebenso,  wie  bei  nnserom  Chronisten.  Noch  sei  hier  be- 
merkt, dass  die  Notiz  von  den  griechischen  Kirchen fnrsten  auf  dem 
l'.voner  Concil  aus  Martinas  Polonus  stammt,  dass  auch  der  Reim- 
Chronist  (Cap.  201)  eine  Beschreibung  der  Feierlicbkeiteo  und  Ge- 
bräuche bei  der  Inthronisation  Meinhard's  in  Kärnten  liefert,  daas 
Iaher  Abt  Johann  seine  Schilderung  wol  kaum  dieser  Quelle  ent- 
lehnt hat, 
Zur  CoUation  der  beiden  Quellen  fflr  die  Zeit  Adolph's  und 
Älbreeht's  nur  einige  Bemerkungen  zur  Eichtigstellung.     Seite  547 

,      verkündetder  Verfasser,  es  sei  nach  der  Reimchronik  zwischen  Nassau 

1     und  Brabant  eine  Heirath  geschlossen  worden.     Das  nicht;  wol  aber 

1     zwischen  Luxemburg  und  Brabant;  ea  ist  Heinrich,  der  spätere  Kaiser, 

^^^^^  Margaretba  heimführt : 

^^B|  .Der  von  Prabant  ain  Tochter  bat, 

^^^^ft  Die  gab  er  elekben 

^^^H»'  Vüu  Luczelburg  Grafen  Heinrichen" 

(c.  537  nicht  447|.  - 
Der  Verratb  eines  Geistlichen,  der  Friesach  in  die  Hände  des 
Feindes  liefert,  ist  nicht  Eigentbum  Jobann's  von  Victring;  nach 
der  Reimchronik  (c,  560)  erscheint  der  „Vicztumb  des  Ootshaws" 
in  derselben  Rolle.  —  Von  „kirchlichen  Handlungen"  KOnig  Bu- 
dulph's  von  Böhmen,  gar  von  einer  Klostei^rQndung,  ist  im  Jo- 
hannes Victoriensis  nirgends  die  Bede,  und  verweist  Herr  Hahren- 
holtz  auf  eine  bestimmte  Stelle  (FF.  I.  p.  353),  so  ist  da  doch  nichts 
anderes  zn  finden  als:  „Rudolfus  .  .  ultimum  diem  clausit . .  Se- 
licta  eius  .  .  .  parta  sui  dolalicii  in  usus  ecclesiarwn  iilquf 
pauperum  misericorditer  dispemavit.  Noi*i«iiime  monastfrium 
sanctimonialium  extra  portam  urbi»  Brünnensis  constntxit.  in 
quo  dei  srrvUio  se  ipnam  ronstrinxit."  Knm,  es  ist  nicht  Ru- 
dolph, sondern  seine  Witwe,  die  Königin  Elisubotb,  welche  1.H23  das 
Nonnenkloster  Maria-Saal  in  AltbrQnn  stiftet  und  daselbst  1335 
stirbt;  eine  Zeit,  in  der  der  Reimchroniat  wol  kaum  mehr  den  Ge- 
schehnissen des  Tages  seine  Aufmerksamkeit  geschenkt  hat. 

Am  Schlosse  seiner  Vergleichung  zählt  der  Verfasser  noch 

mehrere  8t('Ilr\n  anf.  die  fBr  die  ersten  Jahre  Heinrich 's  VH.,    Mm" 

48- 


724  A^  FiA/tmier,  Zur  Kritik  des  Johannes  Victoriensis. 

ebeu  die  Reimchrouik  reicht,  von  Johann  aus  ihr  entlehnt  sind.  Das 
will  aber  Herr  Mahrenholtz  nicht  glauben  und  beruft  sich  dabei  auf 
Böhmer  (FF.  I.  p.  XXVIII).  Mit  Unrecht.  Böhmer  sagt  nirgends, 
dass  Johann  von  Victring  die  Reimchronik  nicht  bis  zu  Ende  benutzt 
habe,  sondern  er  bemerkt  ausdrücklich  :  „In  der  zweiten  Hälfte  von 
1308  an,  um  welche  Zeit  Ottokar  endet,  ist  er  eigenthüm- 
lich" ;  und  wenn  Herr  Mahrenholtz  sich  dabei  auf  die  Jahreszahl 
steift,  über  welche  Ottokar  allerdings  noch  hinausgeht,  so  ist  doch 
ftir  jeden  Unbefangenen  gewiss,  dass  Böhmer  damit  nur  annähe- 
rungsweise das  Ende  der  steirichen  Eeimchronik  bezeichnen  wollte. 

An  einer  Kette  falscher  Argumente  ist  der  Verfasser  über  das 
Verhältniss  Johann's  zur  Reimchronik  zu  Resultaten  gelangt,  die  wir 
nothwendig  abweisen  müssen.  Es  ist  für's  Erste  unrichtig,  dass  für 
die  Zeit  von  1250 — 1273  Johann  von  Victring  selbständige  Nach- 
richten hat  und  sich  nicht  ganz  enge  an  die  Reimchronik  anschliesst, 
einige  kleine  Notizen  ausgenommen,  deren  Urspnmg  nachweisbar 
ist;  es  ist  zum  Andern  nicht  richtig,  dass  für  die  Regierungsperiode 
Rudolph's  von  Habsbui'g  die  Abhängigkeit  unseres  Chronisten  von 
seiner  Quelle  eine  auffallende  genaunt  werden  könne,  und  Böhmer's 
Urtheil,  dass  hier  die  Chronik  Johann's  selbständige  Notizen  zu  brin- 
gen anfängt,  vollkommen  gerechtfertigt ;  endlich  ist  es  irrig  wenn 
Herr  Mahrenholtz  behauptet,  die  Reimchionik  habe  schon  für  die 
Zeit  Adolph's  und  Albrecht's  aufgehört  dem  Victringer  Abte  haupt- 
sächliche Quelle  zu  sein  und  dieser  habe  für  die  ersten  Jahre  Hein- 
rieh's  VII.  gar  nicht  mehr  aus  ihi-  geschöpft. 

So  viel  über  die  Beziehungen  des  Johannes  Victoriensis  zum 
Reimchronisten.  —  Hen*  Mahrenholtz  sucht  die  anderen  Quellen. 

Bei  dem  ersten  Capitel  der  Chronik  Johann's,  welches  über  die 
Zeit  Kaiser  Friedrich'sIL  berichtet,  ist  an  eine  Benutzung  der  Reim- 
Chronik  nicht  zu  denken.  „Welche  Quelle*',  fragt  sich  der  Verfasser,' 
„mag  er  bei  dieser  Uebersicht  benutzt  haben?  Allerdings'',  fahrt 
er  fort,  „ist  die  ganze  Darstellung  so  allgemein  gehalten,  dass 
er  beinahe  aus  einer  Quelle  so  gut  wie  ans  der  andern  geschöpft 
haben  kann.  Indessen  gibt  es  doch  Anhaltspuncte,  die  vielleicht  zur 
Lösung  der  Frage  führen.  Zunächst  finden  sich  auffallende  Ueber- 
einstimmungen  mit  einigen  Annalen,  die  freilich  mehr  irre  zu  leiten, 
als  zum  Ziele  zu  führen  scheinen'*.  Und  kühn  vertraut  sich  der 
V^erfasser  den  Leitsternen  an ,  die  ihn  auf  Irrwegen  zur  Lösung  der 
Frage  führen  sollen,  rasch  erhebt  sich  sein  Geist  über  Baum  und 
Zeit  und  produciert,  wenngleich  nicht  ohne  Zagen  und  nicht  ohne 
selbst  die  Sache  unwahrscheinlich  zu  linden, —  die  Pegauer  An- 
nalen, die  des  Reiner  von  Lüttich  und  die  Annales  Staden- 
s es  als  Quellen  des  Kärntner  Geschichtschreibers.  Aus  Wattenbach 
weiss  Herr  Mahrenholtz,  dass  die  Pegauer  Annalen  den  Martin  von 
Troppau  benutzt  haben,  und  nun  sollte  man  meinen,  er  habe  diesen 
Scriptor  im  22.  Bande  der  „Monumenta"  nachgeschlagen,  dort  in  der 
trefflichen  Einleitung  Wpiland*s  unter  den  Benutzern  desselben  den 


Ä.  Fournieff  Zur  Kritik  des  Johannes  Victoriensis.  725 

Johannes  Victoriensis  angeführt  gefunden  and  sei  ^o  zum  Bichtigen 
gelangt.  Nein!  „Zwischen  Martin  von  Troppan  und  Johann  von 
Victring  lässt  sich  keine  nähere  Beziehung  auffinden**  (S.  554  n.  1). 
Schon  oben  habe  ich  die  Unrichtigkeit  dieses  Satzes  nachweisen  kön- 
nen; hier  will  ich  nur  bemerken,  dass  Johannes  Victoriensis  den  An- 
fang seines  Werkes  nicht  aus  den  Pegauer  Annalen,  die  Erzählung 
von  der  Excommunicatiou  Friedrich's  II.  auf  keinen  Fall  aus  den  An- 
nales Keinen  und  die  Notiz  von  der  Gefangennahme  der  Cardinäle 
durchaus  nicht  aus  dem  Annalisten  von  Stude,  sondem  alle  diese 
Dinge  ausdemMartinusPolonus  (SS.XXII,  437.  471  f)  geschöpft  hat. 

Herr  Mahrenholtz  traut  aber  seinen  drei  Annalen  selbst  nicht 
recht  und  verfällt  auf  eine  verlorene  Quelle,  Ottokar *s  Kaiser- 
buch, dem  er  nun  Alles  in  die  Schuhe  schiebt,  was  er  leicht  im 
Martinus  gefunden  hätte.  Es  steht  nämlich  die  Notiz,  Schiffe  der 
Stadt  Pisa  hätten  die  Cardinäle  gefangen  genommen,  „die  so  recht 
nach  Ottokar's  Herzen  gewesen  sein  muss'S  in  SS.  XXII,  471, 
die  Nachricht  von  der  durch  denPabst  und  seine  Procession  bewirk- 
ten Sinnesändei-ung  der  Römer,  „eine  Erzählung,  die  Ottokar  gewiss 
mit  allem  rhetorischen  Pomp  ausgeschmückt  hat'S  in  SS.  XXII.  439, 
und  die  Geschichte  vom  Juden  zu  Toledo,  bei  der  der  Herr  Verfasser 
bemerkt,  ,,wie  solche  Wundergeschichten  in  fernen  Landen  dem  Ge- 
schmackeOttokar's  nicht  fi'emd  sind'',  in  SS.  XXII,  472.  —  Benutzung 
des  Kaiserbuches  werden  wir  also  nur  fßr  einzelne  genealogische 
Notizen,  für  das  günstige  Üi-theil  über  König  Friedrich  II.  und  weni- 
ges Andere  annehmen  können. 

,«£ine  auffallende  Uebereinstimmung  zeigt  sich  noch  bei  späte- 
rer Gelegenheit  zwischen  Johann  von  Victring  und  Johann  von 
Win  t  erthur^'.  Und  Beweis  dafüi*  soll  nach  Mahrenholtz  die  in 
beiden  Quellen  berichtete  Versöhnung  zwischen  Otto  von  Oesterreich 
und  Ludwig  dem  Baier  sein.  (FF.  I.  p.  409.)  Diese  Stelle  kann 
aber  gar  nichts  beweisen,  auch  ist  sie  Wyss,  dem  vorzüglichen  Edi- 
tor des  Vitoduran,  gar  nicht  aufgefallen,  denn  beide  Berichterstatter 
konnten  um  diese  Thatsache  wol  wissen,  ohne  von  einander  abzu- 
hängen. Herr  Mahrenholtz  hätte  viel  giltigere  Beweise  für  eine  Be- 
nutzung des  Einen  durch  den  Andern  beibringen  können :  die  Er- 
zählung von  den  Heuschrecken  (Job.  Vict.  p.  430,  Vitoduran  ed. 
Wyss  p.  136),  von  den  Tartaren  (Job.  Vict.  p.  438  f,  Vitoduran 
p.  163),  von  dem  Morde  bei  Worms  (Joh.  Vict.  p.  448,  Vitoduran 
p.  182),  und  Wyss  hat  es  doch  so  leicht  gemacht,  diese  Stellen  auf- 
zufinden.—  Einhard  und  Otto  von  Freising  ergaben  sich 
aus  Johannes  Victoriensis  selbst;  doch  kann  noch  anderweit  nach- 
gewiesen worden,  dass  er  des  Letztei-on  „Chronicon**  benutzte.  — 
Damit  und  mit  einer  kurzen  Bemerkung  über  die  Classiker  dos  Alter- 
thums  und  einzelne  Kirchenschriftsteller  des  Mittelalters,  die  Johann 
von  Victring  so  gerne  citiert,  schliesst  Herr  Mahrenholtz  seine  Aus- 
einandersetzung über  die  schriftlichen  Quellen,  aus  denen  jener 
geschOpic. 


720  Ä.  Foumier,  Zur  Kritik  des  Johannes  Victoriensis. 

Neben  diesen  verdankt  unser  Chronist  seine  Nachrichten  auch 
noch  denen,  „qul  f actis  presentialiter  affuerunt  vel  per  reUUionem 
veridicam  didicerunt''\  und  unterscheidet  damit  zwischen  münd- 
lichen Berichten  von  Augenzeugen  und  glaubwürdigen  Relationen 
aus  zweiter  Hand.  Herr  Mahrenholtz  aber  meint  (S.  559),  die  eben 
angefahrte  Stelle  auch  auf  die  Actenstücke,  die  Johann  an  einigen 
Stellen  citiert,  beziehen  zu  müssen.  ,,Jene  Actenstücke  waren  ihm 
eine  solche  ,r  elatio  veridica\  andere  kannten  diese  aus  eige- 
nem Einblick  und  theilten  ihren  Inhalt  ihm  mit/'  (!)  Ohne  über 
diese  Auslegung  mit  dem  Verfasser  zu  rechten,  will  ich  nur  bemer- 
ken, dass  nicht  für  die  ,, Bestattung''  Friedrich's  IL  sich  Johann  von 
Victring  auf  die  Decretalen  Bonifaz'  VIII.  beruft,  sintemal  „(icpo- 
sitio'*  zu  deutsch  „Absetzung**  heisst;  dass  unser  Abt  nicht  für  die 
Antwort,  die  Heinrich  von  Luxemburg  dem  Pabste  gegeben,  die  Cle- 
mentinen zu  Zeugen  aufruft,  sondern  blos  dafor  jyquantutn  sttper 
hec  papa  indignatusfuerit  et  quantum  sibi  displicuerit  et  qualUer 
improbaverit  quedam  de  iureiurando  (FF.  I.  p.  374) ;  und.dass  Jo- 
hann das  Decret  Benedictes  XII.  über  den  Zustand  der  Seele  nach 
dem  Tode  selbst  in  seine  Chronik  aufgenommen,  es  mit  eigener 
Hand  im  Index  verzeichnet,  somit  auch  gekannt  hat.  Aus  jener 
Stelle  des  Chronisten  über  seine  Gewährsmänner  werden  wir  aber 
nur  herauslesen,  was  darin  steht. 

Sich  selbst  nennt  Johann  von  Victring  den  Caplan  Herzog 
Albrecht's  II.  Er  wird  in  dieser  Stellung  am  Wiener  Hofe  manches 
erlebt  und  Gelegenheit  genug  gefunden  haben,  mit  angesehenen  und 
einflussreichen  Personen,  die  für  ihn  ebenso  viele  treue  Berichter- 
statter waren,  zu  verkehren.  Herr  Mahrenholtz  aber,  der  es  ver- 
säumt, über  die  Lebensgeschiclite  Johannas  auch  nur  ein  Wort  zu  ver- 
lieren, hat  dieses  wichtige  Moment  übersehen.  Nach  seiner  Dar- 
stellung scheint  es,  als  stelle  er  sich  unsern  Oeschichtschreiber  vor 
wie  Einen,  der  aus  seiner  Zelle  nie  hinauskam  und  der  seine  Nach- 
richten nur  Jenen  verdankt,  die  zufällig  ihi*  Weg  am  monasterium 
S.  Mariat  zu  Victring  vorbeigefühi-t.  Es  ist  nur  eine  Consequenz 
dieser  engen  Auffassung,  dass  Herr  Mahrenholtz  den  Abt  einzig  über 
seine  Sendung  nach  Linz  als  Augenzeugen  berichten  lässt  und  ihm 
höchstens  noch  die  Autopsie  des  Grabmals  Meinhard*s  und  der  Heu- 
schrecken des  Jahres  1338  zugesteht.  Auch  ist  in  Folge  dessen, 
was  die  unmittelbaren  Berichterstatter  betrifft;,  der  Verfasser  rigoros, 
viel  mehr  als  Böhmer.  Nur  Diejenigen  lässt  er  als  solche  gelten, 
die  Johann  nennt  und  für  jenvi  Dinge,  für  welche  sich  der  Chronist 
auf  sie  beruft,  unbekümmert  darum,  dass  Johann  im  Gespräch  mit 
all  den  Leuten  wol  mehr  als  nur  je  eine  einzige  Thatsache  erfahren 
haben  wird,  dass  derselbe  aber,  wie  aus  einigen  Noten  bei  Böhmer 
zu  ersehen,  seine  Gewährsmänner  gerne  verschweigt,  ja  selbst  ihi*e 
Namon  ausstreicht,  und  dass  nach  seiner  (des  Herrn  Mahrenholtz) 
Theorie  von  der  ganzen  Chronik,  die  in  ihrem  2.  Theile  bloss  auf  der 
eigenen  Erfahrung  und  den  Mittheilungen  Anderer  beruht,  kaum  ein 


A.  Foumier,  Zar  Kritik  ?on  Johannes  Victoriensis.  727 

Dutzend  beglaubigter  Notizen  übrig  bliebe.  Und  wenn  das  noch 
ohne  Verstösse  abgienge.  Aber  da  will  z.  B.  Herr  Mahrenholtz  in 
unserer  Chronik,  bei  Böhmer  p.  378,  ,,die  Angabe  des  Matthäus 
von  Brixen"  gefunden  haben,  „dass  die  Gemahlin  Heinrich's  (Vn.) 
aus  sich  selbst  einen  Teufel  ausgetrieben''.  Wer  sollte  es  glauben, 
dass  hier  der  Verfasser  jene  Notiz,  bei  Böhmer  p.  372,  meint,  nach 
welcher  die  genannte  hohe  Dame  fftante  devotionis  et  sanctitatis*' 
den  Teufel  beileibe  nicht  aus  sich ,  sondein  aus  einer  alten  mailän- 
dischen  Hexe  hinausklopft,  wie  nicht  der  Brixener,  sondern  der 
Trienter  Bischof  Heinnch  nnserm  Autor  erzählt  hat. 

Derartiges  passiert  dem  Verfasser  nicht  eben  selten.  So  eta- 
bliert er  in  Elagenfurt,  Admont  und  Grörz  Episcopate,  macht  unsern 
Autor  und  jenen  bekannten  Abt  Heinrich  zuBischöfen  an  den  beiden 
erstgenannten  Orten  (S.  538  f.)  und  lässt  den  ^.episcopus  Gurcen- 
sis**  hartnäckig,  nicht  etwa  in  Gurk,  sondern  in  Görz  seinen  Sitz 
nehmen  (S.  562  f.) ;  so  sieht  er  in  Ulrich  von  Liechtenstein  nicht 
allein  den  Heirn  des  steirischen  Reimchronisten,  sondern  auch  einen 
Theilnehmer  an  der  Schlacht  auf  dem  Marchfelde  u.  s.  w.,  von  der 
Feindschaft,  in  der  der  HeiT  Verfasser  mit  einer  Karte  der  österrei- 
chischen Länder  lebt,  gar  nicht  zu  reden. 

Nun  noch  ein  Wort  über  den  zweiten  Theil  seiner  Abhand- 
lung, den  „allgemeinen  Standpunct'^  des  Johannes  Victorien- 
sis. Ein  religiös-politisches  Charakterbild  will  Herr  Mahrenholtz 
entwerfen  und  trägt  Alles  zusammen ,  um  Nichts  zu  gewinnen.  Er 
polemisiert  gegen  Jene,  welche  in  Johann  „nur  einen  Advocaten  des 
Hauses  Habsburg,  einen  Vertheidiger  kirchlicher  Ansprüche'^  sehen 
(S.  565),  und  man  weiss  nicht,  wer  seine  Gegner  eigentlich  sind;  er 
wirft  dem  Chronisten  Wunder-  und  Teufelsglauben  vor  und  vergisst, 
dass  Jener  volle  zwei  Jahrhunderte  vor  Luther  lebte ;  er  tadelt  Jo- 
hannas Mangel  an  nationaler  Gesinnung  und  seine  Haltung  Bom  ge- 
genüber und  übersieht,  dass  derselbe  eine  Vertrauensstellung  am 
Hofe  der  Habsburger  inne  hatte  und  nicht  Minorlt  war,  sondern 
Cisterziensermönch ;  er  legt  dem  Victringer  Abt  „alberne  Empfin- 
dungen'* und  „Verrenkungen  des  wahren  Sachverhalts"  (S.  570)  zur 
Last,  und  kann  doch  nicht  umhin,  dessen  Werk  ,, eines  der  sorgfäl- 
tigsten, zuverlässigsten  und  werthvoUsten,  die  wir  aus  jener  Zeit 
besitzen'',  zu  nennen.  Und  das  ist  ein  Urtheil,  das  schon  lange 
von  Andern  ausgesprochen  wurde  und  das  zu  stärken  oder  zu  min- 
dern die  Arbeit  des  Herrn  Mahrenholtz  bei  ihren,  wie  wir  glauben 
nachgewiesenen,  Schwächen  wenig  beigetragen  hat. 

Dr.  August  Foumier. 


Zweite  Abtheilung. 

Literarische  Anzeigen. 

Der  Stil  des  L.  Apnleius.  Ein  Beitrag  zur  EenntDiss  des  so- 
genannten afrikanischen  Lateins  von  Heinrich  Koziol.  Professor 
am  Leopoldstadter  C.  B.  n.  0.  Gyronasinm  in  Wien.  Wien.  Drnck 
und  Verlag  von  Carl  Gerold's  Sohn  1872.  S.  VIll  u.  351  Preis  6  fl. 

Die  kritischen  Arbeiten  über  Apnleius,  welche  Herr  Koziol  bis- 
her veröffentlicht  hat  (zur  Kritik  und  Erklärung  des  Ap.  Wien  1869; 
zur  Kritik  und  Erklärung  der  kleineren  Schriften  des  Ap.  Wien  1870 
und  1872  und  seine  Anzeige  der  Eyssenhardtschen  Ausgabe  der 
Metamorphosen  in  dieser  Zeitschrift  1870,  2.  und  3.  Heft),  haben 
besonders  in  ihren  Anmerkungen  eine  reiche  Fülle  von  GoUectaneen 
durchblicken  lassen,  die  derselbe  in  umfassender  Weise  über  die 
Eigenthümlichkeiten  des  Apuleianischen  Stiles  sich  angelegt  hat. 
Vorliegendes  Buch  hat  uns  die  Früchte  dieser  Sammlung  gebracht. 
Eine  ausführliche  Darlegung  der  Apul.Diction  war  um  so  erwünschter, 
als  damit  nicht  nur  die  Diction  eines  einzelnen  Autors  in  systema- 
tischer Darstellung  zur  Anschauung  gebracht  wird,  sondern  das 
Latein  einer  ganzen  Provinz  mit  seinen  theilweise  durch  die  klima- 
tischen Verhältnisse  hervorgerufenen  Auswüchsen  an  einem  ganz 
besonders  hervorragenden  Beispiele  vor  Augen  tritt.  Es  ist ,  wie  der 
Titel  sagt,  ein  Beitrag  zur  Kenntniss  des  s.  g.  afrikanischen  Lateins. 
Nennenswerthe  Vorgänger  waren  in  dieser  Beziehung,  wenn  man  von 
den  zahlreichen  Bemerkungen  in  den  Ausgaben,  besonders  in  der 
Hildebrandschen,  und  von  allgemeinen  Hilfsbüchem  absieht,  Dr.  Otto 
Erdmann  (de  L.  Apulei  Mad.  elocutione.  Programm  des  Gymnasiums 
zu  Stendal  1864)  und  H.  Kretschmann  (de  latinitate  L.  Ap.  Mad. 
Regimonti  1865).  Ersterer  bringt  nach  einer  allgemeinen  Betrachtung 
über  die  stilistische  Verschiedenheit  der  einzelnen  Schriften  unseres 
Autors  und  über  dessen  Diction  überhaupt  nur  eine  nach  Classen 
geordnete  Aufzählung  der  bei  Ap.  allein  vorkommenden  Substantiva. 
Adjectiva,  Adverbia,  Verba  und  Partikeln  und  ein  Register  jener 
Worte,  die  Ap.  der  älteren  lat.  Literatur  insbesondere  aus  Plautos 
entlehnt  habe.  Der  zweite  Theil,  welcher  die  Deminutiva,  dann 
die  zwar  aus  der  älteren  Sprache  entlehnten,  aber  auch  in  jüngerer 
Zeit  noch  gebrauchten  Worte  und  diejenigen ,  welche  erst  nach  Ap. 


w. 


Kotuit.   Jer  Stil  d»  L    Apuloius,  an{r.  ».  -<•  Oolähachtr,       780 

sich  wiederßtideD,  esdlich  was  er  iter  Dichterspracht  ontnommon  bat, 
behandeln  sollte,  ist  iwar  vereprocben.  aber  nicht  erBchienen.  Erd- 
mann'e  Programiaarbeit  war  eio  recht  dankeaswerther  Anfang  zur 
IjöauDg  dieser  Aufgabe,  and  es  wäre  nnr  in  wänsohcn,  ditas  auch  der 
zweiteTheil  nicht  ansbliebe.  Allein  wennaach  dieEQhnheit  nndUenge 
neuer .  nft  monströser  Bildangcn,  das  Prunken  mit  alten .  ausser  Cars 
gesetzten  Wortformeii  und  der  Zierat  poetischer  Ausdrücke,  eo  wie 
die  schon  widerwärtige  Tändelei  mit  einer  Unzabi  von  DeminntiTen 
vielfach  anf  Rechnantr  des  flheraprndelnden  afrikanischen  Feners  zu 
setzen  ist,  so  zeigt  sich  doch  die  eigentliche  s.  g.  Africitas  ungleich 
mehr  in  der  Verbindnng  der  Worte  nnd  ihrer  gegenseitigen  Stellang, 
in  der  Fügung  der  Sätze,  d.  h.  mit  einem  Wortein  der  Syntax  nnd  hier 
insbesondere  in  jenem  Tboile  der  Sjntai  den  wir  als  Syntaxis  ornaia 
■m  bezeichnen  pflegen.  Ein  erdrückendei'  Schwall  von  Worteu .  unter 
denen  oft  ein  recht  magerer  Gedanke  verborgen  liegt,  eine  masslose 
H&nfung  von  Synonymis,  der  aufTallendo  Gebrauch  von  Abstractis  und 
tinbstanti vierten  Adjertiven,  gezierte  Dmschrcihungen  ,  endlich  die 
rythmische  Compoaition  nnd  Figuren  alier  Art.  besonders  solche, 
die  rein  äusserlich  auf  den  blossen  Schall  berechnet  sind,  wie  An- 
nomination.  Alliteration,  Assonanz  u,  dgl.,  korz  der  ganze  rhetorische 
Flitt*r  in  verschwenderischer  Fölle  ohne  Mass  nnd  Ziel  vergeudet,  das 
ist  so  recht  das  Gepräge  des  heissen  afrikanischen  Blutes,  an  das 
BUS  fast  jedes  Capitel  des  Ap.  unwillkürlich  erinnert.,  wenn  »uch  da« 
Quantum  nicht  in  allen  Schriften  dasseltie  ist,  Dass  Deutlichkeit  nnd 
Klarheit  der  Darstellung  nnd  die  Reinheit  der  Sprache  dabei  wenig 
BQcksicht  erfahren ,  ist  die  nnausbleih liehe  Folge  einer  so  verkehrten 
Bichtnng,  im  Gegentheile  entsprechen  gerade  abiitruse  Einkleidungen 
der  einfachsten  Gedanken  nnd  durch  ihre  Seltenheit  oder  Neuheit 
anffallend  kQhne  Fägungen  so  ganz  diesem  Haschen  nach  Effect. 
Davon  ist  nun  freilich  bei  Grdmann  nichts  zu  finden.  Einen  beach- 
tenswerthen  Fortschritt  haben  wir  in  demSchriftchen  von  H,  Kretsch- 
niann,  Znm  leiicalischen  Theile,  der  von  S,  34 — 87  reicht,  hat  er 
noch  einen  syntaktischen  hinziigefQgt  ober  den  Gehrauch  der  Prono- 
mina, Ober  die  Partikeln,  die  Praepositionen .  Qber  die  einzelnen 
Oasns  und  Aber  den  Infinitiv,  woran  eich  noch  3  Seiten  miscellanea 
sohliessen,  und  gihtS,  2 — 33  einen  Ueberblick  über  die  Sprache  des 
Ap.  im  Allgempinen.  nber  die  Verschiedenheit  seiner  Diction.  nt>er 
sein  Streben  nach  Concinnität  nnd  Oleichklang,  über  seine  Nach- 
ahmnng  der  alten  Sprache,  die  poetische  Farbe  seines  Stiles,  die  An- 
wendung von  Worten  in  Dbertragener  Bedeutung,  ober  die  Spuren  des 
Vnlg,irlatoins  «nd  die  Africitas,  Ist  nun  anch  so  die  Sammlung 
durch  Kretschmanu  hndeutoiid  geffirdnrt.  der  leiicalische  Theü  or- 
^nzt,  der  syntaktische  neu  hinzugofägt  worden,  sn  ist  doch  noch  ein« 
Seite  ganz  unberöoksichtigt  geblieben  d,  i.dieatiüstische  oder  vielmehr 
rhetorische.  Freilich  finden  wir  Einiges  darOber  im  ersten  Theile: 
aber  was  wir  da  finden,  ist  weder  m-schffprend  noch  syatepatif^fli 
behandelt  und  besteht  grAsstentlieilft  m  ullgumoiuen  Benierkn 


7S0      H.  Koeiol,  der  Stil  des  L.  Apaleius,  ang.  ▼.  A.  Ooldbaeker. 

denen,  so  treffend  sie  anch  sind ,  der  erforderliche  Nachweis  aus  den 
Schriften  unseres  Autors  fehlt.  Diesem  Mangel  abzuhelfen  hat  Hr. 
K.,  wie  er  selbst  in  der  Einleitung  erklärt,  zur  Hauptaufgabe  seines 
umfangreichen  Buches  gemacht. 

Dasselbe  zerfallt  in  4  Hauptthoile :  der  erste  handelt  über  die 
Breite  des  Ausdruckes,  der  zweite  über  die  Figuren ,  woran  sich  ein 
Capitel  über  die  Proverbien  schliesst,  der  dritte  über  die  Neologismen 
und  der  letzte  über  das  Poetische  in  der  Diction  des  Ap.,  die  Archais- 
men, Vulgärformen,  Katachresen  und  Soloecismen,  die  Eigenthüm- 
lichkeiten  in  der  Satz-  und  Wortverbpdung ,  die  Kürze  und  Bathsel- 
haftigkeit  des  Ausdruckes,  Wortstellung,  gesuchte  und  neue  Phrasen. 
Die  Menge  des  Materiales,  das  da  zusammengetragen  ist,  ist  eine 
ei-staunlich  grosse ,  zeigt  von  emsigem  Fleisse  und  vieler  Belesenheit 
im  Autor.  Die  Sammlung  der  Stellen  ist  durchaus  selbständig,  und 
was  aus  den  Voi-gängeiii  und  aus  der  gerade  in  dieser  Beziehung 
reichhaltigen  Ausgabe  Hildebrand*s  zu  entnehmen  war,  ist  alles  sorg- 
fältig benützt  und  allenthalben  ergänzt  und  berichtigt  worden.  Au 
der  Vollständigkeit  der  Koziorschen  Collectaneen  zu  zweifeln,  ver- 
bietet uns  die  Genauigkeit,  mit  der  selbst  Abweichungen  des  besonders 
in  den  philosophischen  Schriften  leider  noch  sehr  unsicheren  Textes 
und  die  verschiedeneu  Emendaiionsversuche  in's  Auge  gefasst  sind. 
Dagegen  scheint  es  dem  Ref.,  dass  in  entgegengesetzter  Richtung 
nicht  selten  des  Guten  zu  viel  gethan  sei.  Eine  sorgfältigere  Auswahl 
und  Sichtung  der  angeführten  Beispiele  und  Ausscheidung  Alles  dessen, 
was  nicht  unmittelbar  und  wesentlich  in  den  Bereich  der  Aufgabe 
gehört,  würde  den  umfang  des  Buches  ohne  Zweifel  zu  seinem  Yor- 
theile  nicht  unbedeutend  verringert  haben.  Insbesondere  aber  gilt 
diess  von  den  vielen  kritischen  Erörterungen,  die  an  sorgfaltiger  Prü- 
fung, Klarheit,  Präcision  und  Scharfe  manches  zu  wünschen  übrig 
lassen  und  zudem  grösstentheils  nur  Wiederholungen  dessen  !>ind, 
was  der  Hr.  Verf.  schon  in  den  gleich  Anfangs  citierten  Schriftchen 
veröffentlicht  hat ;  eine  einfache  Verweisung  hätte  in  solchen  Fällen 
genügt. 

Die  meiste  Mühe  und  grösste  Ausdauer  kostete  wol  der  erste 
Theil  „über  die  Breite  des  Ausdruckes".  Durch  diesen  Wust  Apuleia- 
nischer  Schwülstigkeit  sich  durchzuarbeiten,  mit  sorgsamem  Auge 
Wort  für  Wort  zu  verfolgen  und  zu  prüfen ,  wie  der  Autor  einen  und 
denselben  oft  sehr  schalen  Gedanken  in  immer  neuen  Wendungen 
breit  tritt,  dieses  massenhafte  Material  zu  excerpieren  und  in  syste- 
matische Ordnung  zu  bringen,  war  eine  Aufgabe,  die  die  Geduld 
gewiss  oft  auf  eine  sehr  harte  Probe  stellte.  Zudem  war  der  Verf.  gerade 
hier  fast  ganz  auf  sich  selbst  angewiesen,  da  das,  was  sich  anderwärts 
darüber  findet,  gar  nicht  in  Betracht  kommen  kann  im  Verhaltnisse 
zu  dem ,  was  wir  in  dem  vorliegenden  Buche  gesammelt  finden.  Mehr 
als  die  Hälfte  des  ganzen  Buches  von  S.  3  bis  196  ist  damit  ausge- 
füllt. Man  könnte  freilich  zweifeln ,  ob  dal)  Resultat  und  der  daraus 
sich  ergebende  Nutzen  einer  solchen  Mühe  entspricht  und  vielkidit 


Koiiol.  der  Stil  iIl's  L.  Apulcius,  ang,  v.  J,   ßoldbaehar        lÄl 

glauben,  dass  eine  Sammlung  der  echlugendsteo  Beispiele  l'öi  die 
einKolnen  Arten  dieser  rhetoriBchcii  Breite  und  Weitschweifigkeit 
denselben  Zweck  hätte  erreichet)  küuuen,  aber  andererBeits  muss  man 
auch  anerkennen,  daes  gerade  die  erschreckliche  Ffllle  synonymer 
Worte  imd  Phrasen  ein  recht  deutliches  Bild  von  einer  Diction 
gibt,  die  hauptsächlich  darauf  berechnet  ist,  Jeu  ZuhGrer  oder 
Leser  mit  Worten  zu  übersuhfltten  und  zn  bet&uben.  Man  vergleiche 
in  dieser  Beziehung  z.  B,  die  interei-sante  ZusommenstelluDg  der  mit 
synonymen  Adjectlven  Terbundenen  SubstautiTa  und  der  einander 
«hoiiiiuierten  synonymen  Adjectiva  von  S.  36  — Ö9,  Dass  das  über- 
triebene Streben  nach  Concinuität  und  gl  eich  massiger  Gestaltung  der 
einzelnen  Glieder  des  Sat7.es  vielfach  diese  üeherschwänglichkaiten 
verursacht  habe,  tritt  auf  jeder  Seite  unverkennbar  hervor  nnd  ist 
8.  17  —  23  noch^besonders  an  treffenden  Beispielen  dargethan. 

Eine  grosse  Schwierigkeit  liegt  bei  dieser  Aufzählung  syno- 
nymer Begriffe  darin,  dass  dieselben  in  uniäbligen  Nuancen  mehr 
oder  nenigur  sich  decken.  Vullkommeue  Identität  nnd  reine  Tauto- 
logie ist  verhältnissmässig  doch  seilen;  fast  immer  lässt  sich  der 
eine  oder  andere  Gesichtspunct  ausSmlig  uiichen,  unter  dem  ein 
üuterachied  zwischen  den  synonymen  Begriffen  sichtbar  wird,  der 
ihre  Anwendung  veranlasst  hat.  Aber  der  Abstufungen  »wischen 
gänzlicher  Gleichheit  und  Verschiedenheit  sind  viele,  und  es  ist  nicht 
immer  leicht  den  Punct  zu  bestimmen,  \vu  man  aufhören  muss,  eine 
EigenthQmliuhkeit  des  Äpuleiaui sehen  Stiles  finden  zu  wollen.  Denn 
Aehulicbes  findet  sich  mehr  oder  weniger  bi'i  allen  Autoren,  nur  die 
erdrückende  Hasse  ist  es,  die  der  Diction  ihr  besonderes  Gepräge 
verleibt.  Man  ist  daher  hier  »lets  in  dem  schlimmen  Dilemma,  ent- 
weder viel  zu  hiet«n  und  manches  aufzunehmen ,  was  bei  jedom 
andere»  Schriftsteller  Niemanden  auffallen  wOrde,  oder  eine  Aus- 
wahl des  besonders  Charakteristischen  zu  treffen  und  damit  wol  die 
HanJer  des  Äpuloianisclien  Stiles  zur  Anschauung  zu  bringen ,  aber 
weniger  den  Umfang,  in  welchem  dieselbe  angewendet  wurde.  Im 
Folgenden  sollen  nun  von  den  Bemerkungen,  die  sich  Ref.  heider 
Durchsicht  dieses  Theilea  gemacht  hat,  ebige  eine  Stelle  linden. 

Das  Cnpitel  über  diu  Coordination  synonymer  Subst-antiva  be- 
ginnt  der  Hr.  Verf.  mit  dem  Hendiadyoin  und  erklärt  es  als  eine 
Vorbindung  von  „2  synonymen  Substantiven  von  solcher  Beschaffen- 
heit, duEs  das  eine  In  dem  andern  inh&riert  und  das  inbärierende  das 
andere  in  attributiver  Weine  dem  Sinne  nu4:b  bestimmt".  Diese 
Dellnilion  hat  doch  ihr  Bedenkliches.  Das  gewöhnlichste  Beispie! 
eines  Hendiadyoin  ist  patera  et  auntm.  Dass  aber  diese  beiden 
Begriffe  synouym  seien,  und  der  Begriff  nurum  in  dem  Begriffe 
palfra  inMriere,  wird  wol  Niemand  behaupten  wellen :  er  bringt  viel- 
mehr eine  attributive  Bestimmung  zu  iiattra  hinzu,  die  bei  der 
Figur  den  nendiadjain  anstatt  durch  ein  Adjectiv  (oder  einen  attri- 
butiven Upneliv)  durch  ein  conrdiniertes  Snbetaativ  anegeilrückl  ist. 
Von  den  ungctührteu  Beispielen  gebOren corcere  et  robore  (mg, GUI, 


7tt      B.  KomM,  der  Stil  des  L.  Apnleius.  vag.  t.  A,  €rMimd^er. 

81)*)  und  senedam  infirmtUäernque  (met.VII627,  27)  sicher  hierher, 
nicht  aber  DS.  145,  15  coniunctionem  nexumque,  camnmnio  et 
capulaiio;  dgP.  I  199,  12  consUto  et  meditation^,  U  248.  22 
decreto  et  lege.  Die  Stelle  dm.  378.  16  Irides  et  arcus  et  tdlia  ist 
entschieden  corrapt ;  keiner  der  Ton  mir  verglichenen  Flor.  Handschr. 
hat  Irides,  wie  Hildehrand  als  Leseart  des  F,  angibt.  Dagegen  hätte 
von  der  folgenden  Seite  met.  IT  132,  24  coemis  et  partes  jedesfalls 
nnter  die  Figar  des  Hendiadyoin  gestellt  werden  sollen. —  S.  5  werden 
2  Beispiele  aufgeführt,  wo  dem  abstracten  Begriffe  der  concrete  sich 
anschliesse;  das  zweite  ist  met.  VI  450.  17  ad  Tai-tarum  manesque 
commeare.  Ist  denn  Tartaros  weniger  concret  als  wanes?  der  Ort 
weniger  concret  als  seine  Bewohner?  —  S.  9  hätte  dgP.  I  202,  14 
canversationes  mutationesque  wegbleiben  können,  da  conrersatianes 
unhaltbar  ist  nnd,  wie  Ref.  schon  früher  vermnthet  hat.  die  Flor. 
Codd.  hier  conversiones ,  so  wie  I  193,  10  conrersianis  haben.  — 
S.  11  lesen  wir,  dass  die  Wiederholung  des  Substantivs  im  Relativ- 
sätze zwar  ..auch  in  der  classischen  Prosa  üblich,  aber  nur  selten  und 
dann  stets  ans  einem  bestimmten  und  jedesmal  deutlich  ersichtlichen 
Grunde  gebraucht  war".  Der  Nachweis  hiefur  würde  wo!  schwer  ge- 
lingen. Bei  Cäsar  wenigstens  und  auch  in  den  Reden  Cicero's  findet  man 
diese  Erscheinung  so  oft.  dass  die  10  Stellen  die  Hr.  E.  aus  Ap.  zu- 
sammengetragen hat,  durchaus  nicht  anfielen  können.  Was  kann 
z.  B.  Caesar  indem  Satze  erant  onwino  itinera  duo,  quibus  itineribus 
domo  exire  possent  fQr  einen  besonderen  Grund  gehabt  haben  das 
Substantiv  zu  wiederholen?  Ganz  gewöhnlich  und  geradezu  formel- 
haft ist  dies  bei  dies  geworden  (vergl.  Zumpt  §  743  und  die  Er- 
klärer zu  Caes.  b.  g.  I  c.  6). 

Von  S.  22  an  spricht  der  Hr.  Verf.  von  der  Subordination  syn- 
onymer Substantiva  und  zwar  I.  von  den  einem  Substantivbegriffe 
im  Genetiv  subordinierten  Substantivis  und  IL  von  den  synon.  Subst. 
in  appositioneller  Verbindung.  Wie  letzteres  als  Unterart  unter  die 
subordinierten  syn.  Sub.«!t.  kommt,  ist  nicht  recht  einzusehen.  Natur* 
lieber  wäre  doch  die  Eintheilung  A.  coordinierte  syn.  Subst.  B.  syu. 
Subst.  in  appositioneller  Verbindung  und  C.  subord.  syn.  Subst.  — 
Auch  hier  ist  Ref.  mit  der  Wahl  einiger  Beispiele  nicht  einverstanden. 
So  ist  z.  B.  gleich  im  ersten  Abschnitte  met.  IV  284,  28  deam  quam 
caevulenm  proffffidum  pelagi  pepevit  das  profundum  neben  pelagi 
so  wenig  müssig  als  V  376.  28  tunc  arist  pernJha  illa  Gavia  .  .  .  de- 
mergit  sese  propere  ad  Oceam  profundum  gremium,  —  Ebenso  hätte 
wontis  extremum  pefit  tumulum  (met.  VI  437,  14)  nicht  mit  auf- 
geführt, werden  sollen,  da  die  Vor.stellung  eines  Gebirges  mit  mehre- 
ren Höhen  durch  exfremnm  angedeutet  ist  und  die  höchste  Spitze 
unter  ihnen  wol  cfsnz  gewöhnlich  mit  cxtrewns  nioniis  tumulus  be- 
zeichnet werden  kann.  Von  norne  penonJo  (mg.  458,  8)  und  pen- 

*)  Ref.  bebfilt  die  Citiei  nngsweise  des  H.  Verfassers  nach  *den  Seiten 
und  Capiteln  der  Hildebrand*8chen  Ausgabe  bei 


w 


Kotiol,  der  ätil  des  L.  Apulei 


.  A.  (Saidbachw.       ISS 


sum  aui  operis  {dm.  416,  30)  gilt  dasselbe.  ^  Unter  den  i^yaoDymeii 
ijabBt&utiven  in  aptiositianeüpr  Vwbiiidung  istpor.cilen  i>orticttm(niit. 
1  24,  ij  aofgüfQlirt  aaii  duxu  liemerkt:  ^&a  Lit  ußenbar  jenen  früher 
iMBprucliBnen  Stellen  yji  lÜe  Seite  zu  stellen,  wo  dem  griecbitcheii 
••der  selteneren  Aosdruclie  der  laleiniscbe  (Hier  bekanntere  angereiht 
wird.*  Wenigstens  ist  die  ijuche  niciii  gut  auBgedrfiukt;  denn  jju''- 
tioua  ist  doch  iiidkt  der  lahiiiuache  Äusdnick  tüTpaecile,  sondern  wie 
der  ÖriecLe  »ttuuilij  ffioä  neben  dem  eiufacUen  iwixih]  gebraachte, 
so  hat  aoch  Äp.  i/oeciU  pirtiats  für  jtoecUc  allein  geeagt.  Poecttc 
ist  in  dieser  Verbindnng  reinen  Adjectiv;  dags  es  die  griechische 
Form  beibehiüteu  bat,  hat  seinen  guten,  leicbt  oi-sichtlicheu  örund. 
Ist  aber  poecilen  Adjectiv,  dann  gebort  d^  Beispiel  gai'  nicht  hieher. 
Daneijeu  sind  V  272,  26  ipswm  iUum  rfene  Vtiu-rU  filium,  ipsum, 
inquam  Vupidinem  und  dm.  412,  29  elr.mm  PifiviK.  Mavortium 
niäus  aafgexäJilt,  jussen  aber  ebenso  wenig  hieber,  indem  ipsam, 
inquam,  IhipidtHvm  eine  ganz  gewöhnliche,  nachdrucks volle  Wieder- 
holung ist  und  Marui'tiHiii  xidvs  eine  einFaclie  Apposition.  —  8.  41 
fällt  craMitate  detma  (dm.  'dti6,  17)  weg,  da  nach  den  Sparen  des 
iJod>  F  adco  Ulis  cogntlum  eet  vim  iiuUi.  uf  inferioru  atri»  hoxü 
lii-astitale  densal,  infr.rioren  qunque  /aciliu«  adiiv  alquc  percfllere 
XU  schreiben  ist,  und  aus  demselben  Grunde  ist  dies  Beispiel  auch 
S.  7ü  zu  Btreichen,  —  S.  üT  ist  in  dem  Satze  met.  Vlll  6t>5,  7  et 
riic«  toton  totasquc  tiocteg  die  Wiederholung  des  Adjectivs  doch  wegen 
der  Verschiedenheit  des  Geschlechtes  nothwendig  und  desgleichen 
Fl,  [  3ö,  9  nee  non  orationfs  landatu»  dtsrrtis,  nte  tion  dialogos 
laudaton  phiionophi»,  wo  freilich  ein  sinnver wandte  an  die  Stelle 
treten  könnte. 

Von  S,  76  an  ist  von  der  Häufung  der  ProDomina  die  Bede. 
Hier  kommen  1.  Verbindungen  wie  hin  ide.m.  hie  taii«,  in  ittli«,  hie 
ietc,  idcm  il/e  und  dgl.  zur  Sprache,  2.  das  refleiive  Pronomen  im 
Dativ  beim  Posseüsivum,  3.  das  DemonGtrativpronomen  beim  Particip, 
nach  ZwtscheDii»t/en  u.  dg],,  4.  die  blosse  Wiederaufnahme  eiuet^ 
vorausgehenden  Pronomens  uud  £war:  a)  in  verschiedenem  Casus 
und  I')  in  demselben  Caeus.  Die  Bubrik  a)  bitte  jedesfalls  wegbleiben 
kÖODun,  da  in  dem  einzigen  dort  angeführten  Beispiele  dm.  36^,  17 
al  etuVfi  iltos  qu'>i  non  admirando«  fpirilus  arbitrttur  cum  ex  hin 
attimadverlal  accidere  vt  eorum  reügione  tywphafUes  alii  eine  ctbo 
potuqup  sint  kein  Pronomen  ein  vorhergehendes  bloss  aufnimmt, 
sondern  jedes  an  seiner  Stelle  int;  auch  e^  kis  kann  nicht  entbehrt 
werden,  denn  es  hoU  eben  der  Cteduiike  hervurgebohen  wurden,  ilass 
jene  «pi'rätM  die  Ursache  der  angegebenen  Krschemangcn  seien.  Dif 
sechs  Beispiele,  die  unter  bj  angeführt  werden,  um  die  Wiederanf- 
nohme  eines  vurhergehenden  Pronomens  in  demselben  Casus  zu  zeigen, 
sind  nicht  glAcklich  zusammen  gestellt,  •!»  sie  theUs  sehr  unsicher, 
tbeils  ganz  verschiedener  Art  sind.  AnSallend  ist  nur  das  erste: 
consideranti  mihi  et  diliiirntiu»  inluenti  »aepe  nlias,  Faitgtinf, 
mihi  rirtutis  indagatrix  , . . philoDOphia  vidfltatur,  wuout  das  äiuj 


W$     M  Mtamk  i«r  ^i  i»  .^  inskiiBv  m^  r.  _t^  r 


■te  wmmio  -warnte.  .^Ifm    »mviii   üle  ^oofidiiTdRi  .n 

^wTwn  »amr  Viiriit  ^nr  wiche  ?iiirtäfe«ieaBfr  — 
oraM^rnui  —   -«fHi  iiat^  oi  4rniiitim  fi>TEznRi  ^Aesfo.  Dk'  T' 
-ififlunimi^  fi?r  •l.i^iL  !iair  -«pnusFr  n  «epg.  la  ^  '^: 

U».  ^£m,  21  •(  3»»ftenjfi»n,   um!*  «rJi   opäci  >T»»B«i;rTcnini 


;iiHllr  ^illbimiiMii  jpndami.  ^h'sm  nchr  inf'xn.  ü»  »uai^*«  *Io: 

«Oiii&wt  ib»ttiiiiitii  4&%iir  ^  nie  tum  1.  3»B0iBi»  ?L  E  1)^.    f 

trtr  ^Inittjwaiaivnjwir.'»  si  ^-fAr^»  «hu  ooil  diHJ»  *f  liMaräiiaoc^  -«ac 
i^n  «uliH*  '9W  vM  4v»fir  Hurf^ii»  uui  vwur  ie^üiäaii].  ^^  mr  qb- 
OuiAfrurnifn  ^"««^»^«i  ai^  ^^i^f^r^i  vu'ji  jn  AgnioBiiBeiiiBL  Lbbil 
4i»iP!ifi  MuMuitJui'A  jur.  :»^9t^  läsr^  QEr.  1.  zmacäsTsiaa.  »üLat  hhe 
iirju:  luvw  tamii;  t^  4.  uiir»n«raii  ^ghI»  mc  TE  «{I:!.  I4t  mimr 

^in  Alte.  C'fnrirwii»  it' iiiMT  iJtfrtjiis  ia^r^iHi^Ji^miminciimiinar- 
9^md\^.  u)0ir  tiCm.iiir  vwhi  iinr  EataWcmne^  ii»  -ascso.  «usn.  sil 
tmrmatTj;  T^^gf^fftd,  Zfiji  %.  '^tiAüü  tirP.  II  ±41,  I^  iHC  •^acrvgifL  mit  mr 
A>m#i«n   tfff  Hr  IL  itm  T^rour  r.'nn.  ^n^  mph,  satmL  Est 

iiij^Xf^>.4:4»«Mi  nKiar^  uiit  H.ru  IL'«  T«rr^  «f  S.  ^>  xisis  !Ei£äi&.  iü 
mxuL  HfÄ  4An  -»«ranthüi^A  i^.ä  *m»»it  ioal^Kftffa  RmsiHfii^  mnäföiL 
Imw  «Ka«i  ciift  jää*  V.»«jft  Asf..^  5^.  11  ,<t¥*§  isuäFrer  Aw'^ 
ti^  «idKi  'Ur  ffr.  T^rl  iiH!ä«ii;  i:i«t  liati«»«  tatik  euut  üäfiar  m  i«Afm 

fcft  4«  %TiuyftTBÄ»  Z^ßw  'rvn  *rwaiiin  Hr.  K.  S.  ^T  *  moBr 

od^  aa^h  in  «t&rr  Q'fi^nn^»s>»  h^^xixss  ^frsAäsäf^  vxk  wuSL.  ÜI 
172.  14  ^^rmd^us  atfwi  l«<^?rvi«4  ^iji  II  ?^o*:^  ^  ^wlimftwM  t 
lacerami.    Da»  €//m^^lfm*  obi  4iMrmhmM  *:istt  ErtünHor  i«ib 

lacerare  kyn'th  *xs^,r  temm  ^Atft  iAf»«^sIi<lmBedHmB^ 
sein  &oIL  Imli^KoiHie  ^  4ies  tob  d«r  l«tzi<nvB  Sldk.  n« 
den  Hiifii4«i  r^WK^  iü,  4k  4ie  Lme.  acf  walcäe  sie  gcMit 


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Ko^d,  tler  Stil  des  L  Aputoius,  aag.  v.  A.  GMbacJter.       735 

zerfleischten.  Aber  uuch  an  ersterer  Stelle  findet  sich  in  dem  (Ge- 
brauche von  laccTare  nichts  DngewQhnliches,  da  Beispiele,  wo  iacerure 
von  Sachen  gesagt  ist,  keine  Seltenheit  sind.  — S.  96  c  hätten  die  Fälle, 
wo  dasselbe  Verbum  durch  eine  gewisse  nochläEsige  Breite  oder  das 
Streben  nach  Deutlichkeit  in  zwei  coordinierton  Sätzen  sich  wieder- 
holt flndet.  nicht  durcheinander  geworfen  werden  sollen  mit  jenen 
F&llen,  wo  diese  Wiederholung  darch  die  Figur  der  Anaphora  hervor- 
gerufen ist;  letztere  gehören  zu  S.  231,  b. — Aach  S.  97  ist  met.  XI 
1068,  22  noctis  obscurae  non  obscuris  impcrm  evidenter  iHonuit 
au  die  unrechte  Stelle  gekommen ;  es  gehört  doch  hinauf  zu  dou  synoD. 
Adjectivis,  —Wai'um  Hr.  K.  S.  127  an  der  Stelle  ludicris  accnicomm 
choreis  primäiae  specliicali  dedimiilur  (met.  X  958,  29)  dedieart 
luit  „zuerst  thiia'^  orkläreu  und  diese  Verbindung  von  der  nämlichen 
met.  IV  254,  lö  m/  venathnis  xuae  piintitias  bonus  amicus  vide- 
i«tur  omattdo  munari  dedicasse  unterscheiden  will,  ist  dem  Bef. 
ganz  unklar.  Genauer  dagegen  war  zu  unterscheiden  8.  161.  In 
Stellen  wie  fulcimentum,  quo  suntinebar  oder  in  vUa  dum  vivererU 
u.  dgl.  ist  freilich  der  Uelativsatz  nur  eine  platte  Wiederholung  des 
Substantivs,  Anderer  Art  aber  ist  poculum  ncctaris,  quod  vinum 
deoi-uni  ext,  da  qttoä  vinum  deorum  esl  das  Substantiv  erklärt  und 
mit  den  anderen  Beispielen  nichts  gemein  hat,  als  dase  es  vielleicht 
ebenso  überliöaeig  ist.  — Unter  der  Bubrik  „nherflassige  Worte"  lesen 
wir  8.  174  ndrt  lucam  procci-i'  et  rastin  arboribux  consitum 
(met.  V  305,  1).  Soll  denn  consitum  gar  so  entbehrlich  seinV 

S.  196  beginnt  der  zweite  Theil  über  die  Figuren  und  zwar 
aoBCSt  über  die  Figuren  der  Form.  Bei  dem  Haschen  des  Ap.  nach 
äuBserlichem  Effecte  kann  mau  eine  hQbsclie  Zahl  derselben  erwarten, 
und  in  der  That  bat  er  die  itlittel,  welche  hier  die  Rhetorik  zu  Qe- 
bot«  stellt,  in  reichem,  ja  nberschwänglichem  Hasse  verwendet.  Hie 
and  da  aber  hat  der  Hi ,  Verfasser  doch  auch  hier  des  öuteu  etwas 
zu  viel  gethun  und  eine  abeiclitliche  Ziererei  vennitthet,  wo  blosser 
Zufall  ün  Spiele  ist,  so  z.  B.  S.  200  lege  piiuca  de  principio,  dein 
quaeAitn  de  piscibus  (uig.  524,  37;  und  sed  nc  ftammida,  ne  numum 
versus  mlore  rapianlur  (DS.  135,  9),  denn  die  Wiederholung  des 
de  uud  nc  in  verschiedener  Bedeutung  kann  hier  sii  wenig  als  rhe- 
torische Spielerei  betrachtet  worden,  als  in  den  beiden  folgenden 
Beispielen  die  Zusammenstellung  von  et  in  der  Bedeutung  „und"  nnd 
„auch".  Ebendort  ist  dm.  349,  4  insulamque  Imnc  unam  easc  ewm 
itwit/is  suis  Omnibus  das  Wort  insulis  duj'Oh  die  Notwend^keit  ge- 
boten, und'dasselbe  gilt  S.  201  von  Ascl.  317,  30  ipse  viviftctUur 
ab  iicternitate  vii-ificatque  ea  quae  etc.,  met.  V  337,  11  venerint 
I  Ivenient  nulem  Mio)  und  XI  080,  2  imri  saüem  liceal,  si  non  licet 
|i  vitere.  Solche  und  älinliclm  Beispiele  wären  besser  weggeblieben, 
weil  eine  rketoiischu  Künstelei  weder  sich  herausfühlen  lässt,  noch 
I     auch  Tom  Autor  beabaichligl  nar.    -  Von  dor  Tmesis  bei  quieunque 

£i  S.  232,  dass  sie  häullg  auch  bei  Dichtern  der  ciassiechen 
:heioe.  Es  könnte  noch  hinzugefügt  werden,  duNs  sie  auch 


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^^■R  Kotiol.  , 


'■a   L.  ,\[)aleiu»,  un^.  t.  d.  Goläbachfr.      78T 

•jebrauche  bequem  eingerichtet  ist  S.  26ü  fl.  die  Zaitamiaenstellnng 
aller  bei  Ap.  vurkummouduu  Deminutiva,  die  Aufzäbluug  der  bei  ihm 
allein  oder  das  erste  Mal  erscheiiieiidea  Substuntiva,  Verba,  Adverbia 
imd  Pi'ODOtuiDa  uud  der  Abschnitt  Über  die  von  Ap.  iu  veränderter 
Bedeutuu^  gebrauchten  Worte. 

^Vii'  kommen  zum  letzten  Theile,  uns  dem  aar  einige  Puncto 
ganz  kurz  borQhit  werdeu  sutlen.  Ü.  31U  sollte  bei  comunctus,  us 
doch  bemerkt  sein,  da^s  ea  nur  Uildebrand'Gche  Conjeutui'  sei,  deren 
Bichligkeit  durcliaos  nicht  so  ausser  allem  Zweifel  i^lebt.  Kach  der 
cutüpreeheuden  Stelle  bei  Plato  de  rep.  II  '6Ö2  C  tavi^  r^  ^vvoixia 
titi^titu  noÄiv  ovofta  hut  Uef.  in  seiner  Abhandlung  zur  Kritik  und 
Erklärung  von  L,  Ap.  de  dogmatc  PI.  ^Schriften  der  k.  Akademie 
der  Wies,  in  Wien  Bd.  6ß  S.  IBH  t.j  convicimn  verLiuthet.  -  S.  312 
jst  effittere  zu  streichen,  da  es  dm.  Stiö,  11  effundal  heissen  muss ; 
HO  hat  wenigsleus  der  eine  Florentiner  ausdrücklich,  im  andern  aber 
acUeiut  ursprilnglicb  ef-dat  gestauden  zu  haben,  no  duss  e/  eine  Zeile 
aehlieast  uud  dat  die  aiidei'O  aiifäugt ;  der  Ausfall  der  Silbe  fun  ist  dabei 
leicht  erklärlich,  lürst  nachträglich  wurde  fi  vorgesetzt  und  d  zu  n 
radiert.  —  6.  iilij  ll*.  ist  es  etwas  uuIt'iilleDd,  wie  eccc,  en,hcus,  heu, 
hem  oud  Khem  in  dus  üapiLel  über  die  Eigen thumllchkeiteu  in  der 
Satz-  und  Woriverbiuduiig  eingelegt  sind.  —  S.  Ü2U  erscheint  unter 
den  Fällen,  wo  der  Nachsatz  mit  d  oder  et  cccc  anstatt  wie  gewöhn- 
lich mit  cum  oder  cuhi  ecce  eingotilhrt  ist,  auch  dgP.  11  242,  It)  sjie- 
ratu  uuifp«  titiine  cfoylala  vix  pauca  et  cum  maxiimi  uerttnirta  pro- 
veniunl  ubwol  die  ijtelle  damit  gar  nichts  zu  thun  hai,  da  cl  doch  nur 
vix  (rauca  uud  cum  muxima  aerumna  verbindet.  Auch  ein  Wort  Über 
die  adversative  liedeutiing  von  enimvero  {s.  Krotscbmaun  S.  IU9  f.) 
würde  ä.  'A2b  nicht  überflüssig  gewesen  sein.  —  S.  333  kann  mg. 
451,  6  tegeruHt  e  ludicii«  mcis  episloUum  de  deiUifrich  versüius 
»cnfitum  doch  nicht  als  Beispiel  einer  rätLselbalt  verseht ungeueii 
Wortstellung  dieuenl 

Doch  genug  davon.  Ueberblickeu  wir  noch  einmal  dies  ganze 
Bach  Apuieiaiiischcr  Kigeuthümliclikeiteu,  so  müssen  wir  iu  der  That 
staunen  aber  die  Kühiilieit  uud  Menge  der  ii'reilieiten,  die  sich  unser 
Antor  ia  seiner  Diction  genommen  hat.  Vieles  wird  treilioh  auf  die 
Uecbunng  des  Landes  und  Volkes  kommen,  aus  dem  er  stammte,  mit 
dum  er  lebte,  dessen  Deuk-  und  Aosdiucksweiüe  er  in  sich  aufgenom- 
mou  hatte  und  nach  dessen  Ueschmacke  er  sich  zunächst  in  seinen 
Uteraiificbeu  ii^rzeuguisseii  richten  musste.  Aber  der  Uml'aug  und  der 
lirad,  iu  dem  wir  diese  AoUge  bei  Apuleius  ausgebildet  linden,  ist 
ohne  Zwi.-il'el  sein  speciulles  Kigeothum-  Auch  stehen  die  einzelnen 
Schriften  iu  dieser  Beziehung  durcliaus  nicht  auf  derselben  Stufe. 
Keue  kommt  an  Schwulst,  Piirasenhaftigkuit,  rlieloriscber  Ziererei 
und  KQhuheit  in  Wortbildung  uud  Pügung  den  Uetamorphosen  gleich, 
so  dasa  es  scheint,  das>^  der  magische  Zauber  dieser  Märchenwelt 
auch  in  der  Ueberscbwäugliclikeit  der  Sprache  seinen  Ausdruck  hätte 
hudeu  Bulleu.  Dean  wenn  uiau  auch  bedenkt,  dass  der  Umfang  der 

IflltBlIilft  I.«.  iiuit.  Ufinn.  KT».  II.  0.  I.  HUL  4H 


788      H,  Koziöl,  der  Stil  des  L*  Apuleins,  ang.  v.  A.  Odläbaeher. 

Metam.  so  ziemlich  die  Hälfte  alles  dessen  beträgt,  was  von  deo  Schriften 
des  Ap.anfuns  gekommen  ist,  so  wird  es  doch  jedem  der  das  K*sche  Bach 
in  die  Hand  nimmt  auffallen,  wie  unverhältnissmässig  klein  im  Vergleiche 
zu  den  Metam.  die  Summe  desjenigen  ist,  was  in  den  übrigen  Schrif- 
ten Anlass  zu  Bemerkungen  geboten  hat.  Auf  diesen  verschiedenen 
Ton  in  den  Werken  des  Ap.  macht  Hr.  K.  selbst  wiederholt  aufmerk- 
sam, so  S.  37  zweimal,  S.  38;  46;  V2;  77;  79;  145;  184;  319. 
Ebenso  wäre  bei  den  Figuren  des  Inhaltes  iS.  240  ff.  auf  die  grosse 
Zahl  derselben  in  den  Metam.  aufmerksam  zu  machen ,  während  die 
Zahl  derselben  in  den  übrigen  Schriften  eine  Terschwindend  kleine 
ist  Auch  en  ccce  ist  S.  149  nur  durch  Stellen  aus  den  Metam.  belegt. 
Dagegen  sollte  auch   bemerkt  werden,  dass  das  erklärende  id  est 
S.  179  ff.  fast  ausschliesslich  nur  in  philosophischen  Schriften  sich 
findet,  und  dass  von  den  S.  308  angeführten  griechischen  Worten 
fast  die  Hälfte  auf  das  einzige  Buch  de  mundo  entföUt,  eine  Erschei- 
nung, die  in  dem  Inhalte  und  der  Entstehungsweise  dieser  Schrift 
ihren  Grund  hat.  Man  muss  sich  daher  wundern,  wenn  Hr.  Koziol  in 
seinem  Vorworte  schreibt:   „Daraus  wird  auch  ersichtlich  werden, 
dass  keine  Schiift  des  Ap.  ganz  frei  von  der  in  den  Metam.  vorkom- 
menden schwülstigen  Ausdrucks  weise  ist,  und  dass  nur  gewisse  Eigen- 
thümlichkeiten   auf  diese  oder  die  nicht  plilosophischen  Schriften 
überhaupt  beschi'änkt  sind ,  und  dass  es  sich  auch  hier  in  den  ein- 
zelnen wieder  nur  um  ein  Mehr  oder  Minder  derselben  handelt.  Dar- 
nach wird  das,  was  Hildebrand  (prolegg.  c.  II  §    1),  Kretschmann 
(de  lat.  L.  Apul.  Mad.  p.  6)  und  Ooldbacher  (Zeitschr.  für  die  6st. 
Gymn.  1867  p.  560^  sagen,  zu  modificieren  sein.^  Dass  in  einer 
Schrift  nichts  Apuleianisches  sich  finde,  und  der  Autor  darin  gänzlich 
aus  sich  herausgetreten  sei,  wird  Niemand  je  weder  gedacht  noch  be- 
hauptet haben ;  aber  eben  jenes  Mehr  oder  Weniger  gibt  den  ein- 
zelnen Werken  ihre  eigenthümliche  Farbe,   ihren  besonderen  Ton, 
der  am  auffallendsten  in  den  Metam.  ist.  Das  vorliegende  Buch  ist 
ein  sprechender  Beweis  hiefür. 

Es  erübriget  noch  den  kritischen  Erörterungen,  die  der  Hr. 
Verf.  überall  eingestreut  hat,  und  die  einen  nicht  unbedeutenden 
Theil  des  ganzen  Buches  ausmachen,  einige  Aufmerksamkeit  zn  schen- 
ken. Die  Zahl  der  besprochenen  Stellen  ist  eine  sehr  grosse  und  nicht 
selten  kann  man  nicht  umhin  seinen  Emendationsversncheu  beizu- 
stimmen. So  ist  z.  B.  S.  14  an  der  Stelle  DS,  105  die  Interpnnction 
berichtigt ;  S.  24  die  Stelle  dm.  403 ,  25  glücklich  emendiert ;  auch 
S.  102  wird  m^t,  I  63,  21  wol  richtig  cum  vor  risu  eingesetzt  sein 
und  die  Conjecturen  zu  met.  IX  815,  25  (S.  147),  zu  X  943,  23 
(S.  177)  und  zu  AscI.  324,  34  (S.  252)  sind  wenigstens  sehr  wahr- 
scheinlich. Im  aUgemeinen  aber  muss  man  leider  gestehen,  dass  der 
kritische  Theil  der  K.'scheB  Arbeit  weniger  glücklich  ist.  Die  Auf- 
fassung und  Beurtheilung  der  Stellen  zeigt  nicht  immer  die  genügende 
Schärfe,  die  logische  and  grammatische  Zergliedenmg  ist  hie  und  da 
etwas  unklar  und  verliert  den  sicheren  Boden,  besonders  aber  könnte 


■ 


KiaiiA,  der  Stil  des  L.  Apuleius  iuiK<  V.  A.  Ooldbacher.       7S9 

die  Äuswalil  in  der  Herbeiziebui^  vou  Analogieu  BOrgßltiger  sein. 
Im  fnlgeudcn  will  iidd  Kof.  in  möglichster  Eürie  einige  wenige  Stellen 
lierforlietten  um  das  ebeu  Üeäjigtozii  rechtfertigen  nad,  wu  ea  ihm 
möglicli  ißt,  xum  Verständniaiie  und  nur  Emendation  der  Subriften 
uneeres  Antors  etwas  beizutragen. 

S.  67  Anm.  2  hätte  Hr.  K.  aus  der  Uildebraud'Echeu  Aus- 
gabe HälbBt  ersehen  können,  dass  ich  dgP.  II  231,  12  in  der  Be- 
sprechung dieser  Stelle  (^ Schriften  der  k.  Akademie  der  Wise.  Band 
tili  8.  181)  nur  deatihalh  über  das  qu<-  liinl«r  cdera  ganz  ruhig 
hinweggegangen  biu,  weil  es  nichts  anderes  als  ein  Versehen  in  der 
kritischen  Aum.  Uildebrauds  ist ;  der  Text  und  die  orhliirende  Aumer- 
knng  bestätigen  dies").  —  S.  73  wird  es  ilm.  41M,  33  dem  folgen- 
den in  aeif  lurbido  und  in  nmudano  fmtigio  enti-prechend  wot  in 
terrae  conUtfiitimbut  heissen  müssen.  —  S.  81  Anm.  1  sucht  Hr.  K, 
na  der  äcUwiurigea  Stella  DS.  129,  ti  die  Ue herlief erung  zu  luUleu , 
allein  seine  Erklärung  wird  Nieuuiiden  befriedigen.  Das  nachhin- 
kuude  aingali  eorum  bleibt  unerklärlich,  und  die  Bemerkung;  „die 
Häufung  der  Pronomina  und  Zerdehniing  des  Ausdruckes  wird  nach 
den  obigen  Beispielen  Niemandem  auffallen"  dient  7m  nichts,  da  die 
angedeuteten  Beispiele  ntcJit  die  geringste  Ach nüchkeit zeigen.  Uebri- 
geus  bin  ich  in  der  Lagu  ilie  Stelle  vuu  einem  ihi'er  drei  eorum  zu 
bedien,  da  Aaacorttm  vor  ritique  in  beiden  Flor.  Hundschr.  fehlt. — 
S.  lOU  Anm.  3  möchte  Hr.  K.  meiner  Cunjectur  la  DS.  lüti  lapiäem 
probe  omnifariam  eviuykinalum,  latfiler  exiiptauili.i  (Msb,  ex  upti- 
mis)  oris  ntl  tiuguem  coue^ualiim  gerue  seinen  Beifall  ächeukeu. 
wenn  er  nur  den  leisesten  Unterschied  zwischen  den  beiden  Satz- 
gliadorn  herauafindeo  kannte.  Und  duch  ist  dieser  Unterschied  klar 
genug:  vomphftatum  Itit  „geglättet*  ,  exuptandts  orm  ad  un- 
t/uetH  coacquatiim  aber  heisst;  „Der  Flüche,  an  die  der  Stein  an- 
gefügt werden  muaa  (oder  umgekehrt),  bis  auf  die  Nagelprobe 
angepas.st"  ,  und  das  sind  doch  zwei  verschiedene  Dinge.  Was  aber 
die  Schreibeweise  selbst  betnfft,  so  wäre  freilich  noch  wol  zu  erwägen, 
ob  denn  das  tx  oplimis  oris  nicht  erst  aus  der,  wie  ich  jetzt  sehe, 
durch  obenfallH  sehr  bedeutende  Handschriften  überlieferte  ex  opti- 
maa  t>raa  entstanden  sei,  was  uns  dann  unbedingt  auf  die  Conjectur 
des  Salmasius  rxliums  eras  führen  würde,  —  Etwas  gar  zu  scru- 
pulö^  sieht  US  aus.  weim  Hr.  K.  ä.  112  Anmerknug  2  die  Oon- 
jectur  renkit  nur  doushalb  bedenklich  Itndet.  weil  er  eich  daa  Ver- 
schwinden des  r  nicht  erklaren  kOnue.  —  S.  124  hätte  die  so  leichte 
und  evident  richtige  Emeiidution  Oudendorp's  zu  dm.  391.  2U  itna- 
giiies  ÜB  qwte  iinitatur  simiks  fadi  dem  verunglückten  Versuche 
imitginibus  iis  qwts  imitalur  similc  facil  nicht  geopfert  weideu 

S*J  Ebendort  scheint  sich  der  Hr.  Verf.  m  heklagvn,  dass  ich  von  Mi- 
ner Abhandlung  (tat  Krit.  und  ErVl.  der  kkiniTeti  Schriften  dos 
L  Ap.  Wien  IBTO}  lioiiie  Notii  geuümmeii  habe.  Ich  kann  nichts  an- 
B  deres  tliun  alu  bedauom.  dan  mir  dineelbc  noch  nicht  zugckommeii 
■'  war,  aU  ich  die  mein«  schrieb. 
I  19* 


740       H.  Koeiol,  der  Stil  den  U  Apuleius,  aug.  v.  A,  Goldbacher y  i 

sollen.  Die  imagines  sind  das  Product  der  pictura,  nicht  das  was 
sie  nacliahmt;  und  was  soll  simile  /aa^  heisseu?  Sie  schafft  ein 
Aehnliches?  —  S.  125  wird  met.  VII  564,  11  tuiquemiUuicupitoris 
gegen  mtUui  Bedenken  erhoben,  weil  es  absolut  keinen  vernönttigen 
Sinn  gebe  und  dafür  mutati  vorgeschlagen.  Ket'.  kauu  diess  Beden- 
ken nicht  theileu  und  erklärt  mutuus  cupüor,  so  wie  es  wol  auch 
die  bisherigen  Interpreten  werdeu  gethan  liaben,  ohne  es  besonders 
zn  bemerken,  da  es  in  der  ganz  gewöhnlichen  Bedeutung  des  Adjec- 
tivs  liegt:  qui  te  cupiebat  ut  tu  illum  (vergl.  TibuU.  -i  6,  14,.  — 
S.  125  Anm.  3  sucht  zwar  Kr.  K.  ganz  geschickt  die  Wendung  eius- 
modi  auras  inficiunt  dgP.  I  203 ,  14  zu  erklären,  indem  es  so  viel 
sei  als  eiusmodi  (d.  i.  odoribus  vitiataSy  impuras)  auras  f'aciunt 
oder  effidunty  aber  es  ist  ihm  dabei  entgangen,  dass  es  doch  nicht 
angeht  den  Ap.  schreiben  zu  lassen :  ai  aer  purua  (est)^  r^unquam 
eiusmodi  auras  inficiunt,  d.  h.  wenn  die  Lult  rein  ist,  wird  sie  nie- 
mals mit  Gerüchen  geschwängert.  Zudem  ist  Hr.  K.  bei  seiner  Er- 
klärung gezwnugen  das  folgende  eos  etwas  gewaltsam  in  et  zu  ändern, 
während  es  ohne  alleAenderung  mit  inficiunt  verbunden  werden  kann. 
Nur  in  einem  möchte  Kef.  seine  frühere  Coigectur  ändern,  dass  es 
Dämlich  nicht  noth wendig  ist,  füi'  auras  (/',  aures) :  odares  zu 
schreiben,  es  genügt  die  Aenderung  in  aurae ;  dass  daraus  der  acc. 
aures  und  auras  gemacKt  wurde ,  wai*  eine  ganz  natürliche  Folge, 
sobald  einmal  eos  von  inficiunt  getrennt  war.  Dieser  so  einfachen 
Emendation  wird  das  Bedenken,  ob  man  odores  i/iurae  odoribus  vi- 
tiatai)  inficiunt  eos  {sensus)  statt  afficiunt  sagen  könne,  kaum  Ein- 
trag thun,  da  der  Gedanke  des  Durchdringeus,  wofür  inficere  das 
passende  Wort  ist,  so  nahe  liegt.  —  S.  151  fragt  Hr.  K.,  wo  in  der 
Stelle  Fl.  III  79,  13  das  Subject  sei.  Die  Antwort  ist  sehr  einfach; 
labor  ist  Subject  und  cassus  Prädicat.  Dass  Kef.  in  seiner  Erklärung 
der  Stelle  es  etwas  freier  übersetzt  hat,  hätte  doch  nicht  stören  sollen.  ~ 
S.  167  Anm.  2  sucht  Hr.  K.  das  eminus  in  FL  I  9,  2  zu  schützen^ 
indem  er  auf  die  Capitel  über  die  Käthselhaftigkeit  des  Ausdruckes 
und  die  Wortstellung  verweist.  So  allgemeine  Verweisungen  fruchten 
aber  nichts,  da  man  sich  dort  vergeblich  um  etwas  ähnliches  um- 
sieht. Selbst  US.  110  wäre  die  Stellung  ut  cetera  latine  materiae 
persequamur  wegen  der  Nähe  des  Verbums  viel  erträglicher  und 
auch  da  nimmt  man  durchwegs  dai*an  Anstoss^).  Die  Bemerkung,  ^ass 
der  Adler  um  sich  in  der  Höhe  zu  halten  ebenso  unermüdlich  die 
Flügel  bewegen  muss  wie  beim  Hinaufsteigen,  dürfte  wol  ebenfalls 
kaum  ganz  richtig  sein  und  stört  überdiess  die  Conjectur  pennarum 
imminuens  (für  eminus)  indefessa  remigia  durchaus  nicht,  da  die- 
selbe ja  nicht  sagt,  dass  er  regungslos  stille  stehe,  sondern  nur  die 
Gewalt  des  unermüdlichen  Flügelschlages  vermindere. — S.  181  mit 
Hildebrand  dem  Ap.  die  Nominativform  Jovis  auch  für  die  Prosa 


')  Mercems:  cetera  materiae  latine.  Die  Entstehung  der  Ueberliefe- 
rang  würde  latine  cetera  materiae  bewer  erklären. 


H.  KoMkl,  der  Stil  des  L.  Apaleias.  an^.  r.  A.  Chldbaeher,       741 

zuznmntlien,  weil  er  dieselbe  met.  IV  298,  33  in  einem  Verse  ge- 
brancht  hat,  ist  doch  vielleicht  etwas  zn  gewagrt.  —  dgP.  I  193,  10 
fS.  198)  hat  einer  der  Flor,  indueere;  incidere  scheint  nor  durch  eine 
^nz  gewöhnliche  Verstellung  der  Buchstaben  entstanden  zu  sein. 
Die  Verrauthung  in  errorem  inteUectum  könne  vielleicht  .,in  einen 
orsichtlichenliTthum^heissen  .^ärewol  besser  unterdrückt  worden.  — 
S.  206  hat  Hr.  K.  durch  dm.  417,  31  qui  haec  eadem  de  deo  neget 
sich  verleiten  lassen,  auch  418,  32  de  deo  etinm  illa  credenda  sttnt 
zu  schreiben,  obwol  die  beiden  Stellen  ganz .  verschiedener  Art  sind. 
Die  erste  heisst:  ,.wer  diess  in  Betreff  der  Gottheit  leugnet",  die 
zweite;  ..man  muss  glauben,  dass  auch  das  Werke  Gottes  sind".  Auch 
ist  K.'s  Schreibewcise  geeren  alle  handschr.  üeberliefernng,  denn  der 
oineFlor.  Cod.  hat  ganz  richtig  dei  etiam  illa  credenda  sunt,  der  an- 
dere aber  in  Folge  einer  offenbaren  Glosse  etinm  illa  a  deo  fieri  cre- 
denda sunt.  —  S.  210  ist  der  Einwand  ganz  richtig,  dass  das  BS, 
131,  7  überlieferte  relificare  als  Trausitivum  sich  sonst  nicht  nach- 
weisen lasse;  ob  wir  aber  d esshalb  an  relificet  rütteln  dürfen,  ist  eine 
andere  Frage.  Jedesfalls  scheint  es  sicherer  anzunehmen,  Ap.  habe 
sich  diese  Freiheit  in  der  Fügung  wie  so  manche  andere  erlaubt,  als 
mit  Hr.  K.  ein  neues  Wort  lanficet  zu  bilden  ♦).  —  Missglückt  ist 
wol  auch  der  Versuch  S.  219  die  Leseart  des  Vulc.  und  der  ed.  Bas. 
TT  quin  lapidem  (beide  Flor,  qui  alipedem)  nequibat,  dolum  iecit 
„weil  er  einen  Stein  nicht  hinaufwerfen  konnte,  versuchte  er  es  mit 
der  List**,  zu  rechtfertigen.  Denn  die  Umschreibung^  „weil  er  dem 
Tlaben  mit  thätlichen  Angrriffen  nicht  beikommen  konnte,  liess  er 
auch  dorthin  seine  List  spielen**,  macht  die  Sache  nicht  besser.  — 
S.  230  Anm.  3  sucht  Hr.  K.  dgP.  TI  241,  18  die  handschr.  Ueber- 
lieferung  zu  schützen;  worauf  es  aber  am  meisten  ankommt,  d.  i.  auf 
die  unerklärlichen  Worte  non  solum  .  .  .  etiam,  davon  findet  man 
dort  nichts.  —  S.  232  Anm.  2  wird  mit  Recht  an  der  Richtigkeit 
der  Schreibeweise  sie  wäre  et  femineum  sexus  iufigitur  (dm.  391,  20) 
gezweifelt.  Die  Stelle  ist  sehr  unsicher,  und  Ref.  hat  dieselbe  nur  er- 
wähnt, um  zu  bemerken,  dass  sich  auch  ans  den  Flor.  Handschr.  nicht 
viel  dafür  ergibt.  Die  eine  hat  sie  mar  et  femineus  sexus,  aber 
hinter  mar  ist  ein  Buchstabe  wegradiert  und  über  dem  u  in  femineus 
eine  kleine  Rasur  ^wahrscheinlich  stand  ^  —  w);  doch  das  s  ist 
sicher  von  ei-sterHand  und  scheint  auch  durchaus  nicht  erst  nachträg- 
lich angefügt  zu  sein.  Der  andei*e  hat  sie  mare  et  femineü  sexus, 
lässt  jedoch  hinter  fcminefi  noch  deutlich  die  Spuren  eines  wegradier- 
ten s  erkennen.  —  S.  246  hätte  DS.  136,  10  vice  narium  in  aeris 
pelago  ventis  gübernantur  {scnuhes)  nicht  als  Beleg  ff^rgnhemator 
non  agat  (Fl.  IV  99,  23)  gebraucht  werden  sollen;  für  die  Wolken 
ist  der  Wind  treibendes  und  leitendes  Element  zugleich ,  nicht  aber 

^>  Solche  Neubildungen  wogt  der  Hr.  Verf.  noch  mehrere,  so  8.  16 
Ann).  2  exsertor:  $.  193  permagne;  S.  267  appensus,  tu;  S.  268 
(Uhtcfnfun.  itJt:  R.  270  mensus^  us.  Ref.  wtiwte  keine  als  beaoP^ 
jj'lücklich  zu  hezci'.'hnen. 


74ff       Tl.  KötM,  der  Stil  des  L.  Apoleios,  ang.  ▼.  A. 

«If^r  Stenprmann  für  das  Schiff.  —  S.  269  war  für  die  Stelle  dm.  362. 9 
einfarh  die  ganze  Leseart  des  /\  gelatus  humar  rigore  fri^ari»  m- 
horreacit  aufzanehmen,  da  sie  ja  ganz  klar  ist  ond  die  Entsteliiiiig' 
der  anderen  Lesearten  sehr  leicht  erklärt,  indem  ans  gelatns  mmtar 
riftorf:  gelniu  sumo  rigore  entstand,  das  dann  in  mannigfahiger 
WVJHe  geändert  wurde.    Das  schlüpfrigste  Mittel  ist  immer  die  Ter- 
quickung  Terschiedener  Handschr.  zur  Herstellung  einer  and  dersel- 
lien  Stelle.  —  S.  298  Anm.  1  bespricht  Hr.  K.  meine  Conjectnr  zi 
den  Anfangsworten  der  Schrift  de  deo  Socr.  quippe  proni  mea  opifHo 
est,  bona  periculo  periculum  faciam,  postquam  reprobata  medUata 
sum  diciurus  incogitata,  die  ich  in  postquam  mire  probaia  medi^ 
tntn  sunt,  dirturus  incogitaUt  geändoH  habe.  Der  Vorwnrf  trifft  das 
dirturus  hicogitata,  das  dem  Sinne  nach  nichts  anderes  sei,  als  perh- 
rnlHtn  f'nnnm  und  daher  daneben  nicht  nur  überflüssig  sei.  sondere 
so^ar  unerträglich!  Nach  meiner  Ansicht  \i?X  periculum  faciam  fSr 
sich  allein  gnr  keinen  Inhalt  und  erhält  ihn  erst  durch  diciurus  inco- 
gitata.  Freilich  Hesse  sich  dieser  Inhalt  schon  aus  dem  Yorhergehen- 
den  or^Anzon.  aber  was  hindert  den  Schriftsteller  ihn  bei  periculum 
ftiditm   nochmals    hinzuzufQgen  V    Wenn  Hr.  K.  zur  Erklinmg  der 
hnndscbr.  Ueberlieferung  darauf  hinweist,  dass  postquam  in  der  Be- 
(IfMituiiff  von  qHoninm  genommen  •  erden  könne,  sowie  mg.  485,  17 
f/iM'Mifim  nir  postqnam  stehe,  so  bedarf  diese  Behauptung  einer  sehr 
lunbMitendon  Mitditlcntion.    Postquam  kann  nie  unbedingt  f6r  quo- 
itutm  ntrhon,  so  wie  auch  quoniam  nie  unbedingt  farpo5fgt4/iiM.  Nar 
wenn  der  i'auNalsatz  zugleich  ein  Temporalsatz  ist  und  der  Zeit  nach 
dout  IltiuptsHtxe  v«)rangeht,  kann,  auch  wenn  das  CausalTerhältniss 
vorwio^end  ist.  der  Schriftsteller  in  BQcksicht  auf  den  temporalen 
/uHtuuuienhnng  dennoch  anstatt  quoniam  auch  postquam  setzen,  so 
w:e  im  uuig^^kehrteu  Falle  für  postquam  auch  quoniam.   Man  sehe 
Kjeh  dio  lieispieie  nur  an  und  wird  sich  von  der  Bichtigkeit  dessen 
UlMM-^eu^tMK  Oemde  d»s  von  Hrn.  K.  angeführte  Ter.  Andr.  m  1.  16 
l'**jtl\fHi9m  «iHlr  osNum  mr  andirft  stare  /i^i^ropera^  ist  sehr  bezeich- 
nend t  ..weil  oder  sobnld  er  hOrte.  dass  ich  vor  der  Thüre  stehe,  eilt  er 
herbei"  (verKfK  Hund  Turs.  IV  S.  498).    Das  ist  nun  aber  an  unserer 
Stelle  durelmus   nicht  der  Fall:  dicere  ist  mit  periculum  facerr 
trleieh%eitig,  und  daher  kann  postquam  nimmermehr  mit  sum  dictH- 
tus  verbunden  werden.  — Ktwas  sonderbar  ist.  wie  S.  35^2  an  der  Stelle 
dm.  dlM.  2U  nft'Hipfi   ui  in  choris  cum  dux  rarminis  (so  ein  Flor  I 
hffwfio  praecinit,  concinentium  vulgus  Hrorum  et  feminarum  mir- 
iif*  graribus  et  arnt/s  clamorrbus  unam  harmoniam  resonatUi  sie 
divina  mens  mundanas  rarietates  adinsfar  unius  coneenii<mis  re- 
lernt,  das  relerat  mit  „erträglich  machen**  erklärt  wird.   So  wenig 
Poesie  darf  man  dem  Ap.  doch  nicht  zutrauen.    Auch  die  ErkEmng 
Vdu  secures  Irrantrs  S.  9l>  Anm.  2  „die  Beile  aufheben*-   bedürfte 
doch  einer  treffenden  Belegstelle,  die  sich  wol  kaum  finden  wird,  denn 
Aasa  es  Verg.  Aeu.  IV  690  mit  attoUvn  verbunden  ist,  beweist  nichts, 
vemttirlückt  sind  endlich  Conjei^turen  wie  S.  209  lo  DSL  13t»  7 


ChM  Q.  Eoner,  Leben  d.  Griechen  u.  Bömer.  ang.  v.  F»  Velissky.    748 

hosiiam  corrigat]  S.'  235  zu  dm.  357,  7  ut  [in  oder  aef]  insülarum 
Situs;  S.  282  zu  mg.  579,  68  ci  ^o  id;  S.  335  zu  dm.  354,  7  gwai» 
7uas  supra  diximus  eae  maiores. 

Schliesslich  noch  eine  kui'ze  Bemerkung  über  die  äussere  Ein- 
richtung des  Buches.  Das  Citieren  nach  Bubriken,  die  nicht  oben  am 
Bande  einer  jeden  Seite  verzeichnet  sind,  hat  das  Misslichc,  dass  man 
um  die  gewünschte  Stelle  zn  finden  immer  erst  die  Inhaltsangabe  zu 
Bathe  ziehen  muss.  Femer  fehlen  in  dem  Buche  die  Begister;  ein 
Verzeichniss  der  kritisch  behandelten  Stellen  und  insbesondere  ein 
Wortregister  wäre,  trotzdem  dass  die  Worte  an  den  einzelnen  Stellen 
alphabetisch  geordnet  sind,  sehr  wünschenswerth.  Doch  vielleicht 
entschliesst  sich  Kr.  K.  einmal  zur  Ausarbeitung  eines  kleinen  Spe- 
ciallexicons  zu  Apuleius. 

Die  Ausstattung  des  Buches  ist  entsprechend;  Druckfehler 
finden  sich  ausser  den  schon  hinter  dem  Index  vei-zeichueten  ziemlich 
viele,  so:  S.  10  Z.  5  v.  u. ;  30  Z.  2  v.  u. ;  32  Z.  27  v.  o.  und  Z.  10 
V.  u.;  57  Z.  2  (veternos);  67  Z.  27  (inviduo);  76  Z.  26;  77  Z.  20 
(huc) ;  94  Z.  2  V.  u.  (III  St.  II) ;  96  Z.  34  fehlt  ein  ganzer  Satz ; 
101  Z.  17  fehlt  Ascl;  111  Z.  14;  116  Z.  35;  S.  140-144  sind 
die  Anm.  fast  durchgehends  falsch  numeriert;  S.  150  Z.  14  v.  u. 
(^auch"  st.  ^.nichf*);  164  Z.  18  (prosaischer  st.  poetischer);  174 
Z.  29  (esse  f.  sese);  182  Z.  8  (III  f.  U);  186  Z.  3  v.  u.;  193  Z.  24 
(24  f.  23);  200  Z.  27  fehlen  4  Worte;  206  Z.  21  (31  f.  32);  226 
Z.  10  (2]  f.  1]);  228  Z.  36;  257  Z.  8  (Veneris  st.  Venereis);  292 
Z.  16;  301  Z.  11  V.  u.;  305  Z.  19  (m^rtius  f.  Murtius);  320 
Z.  28  (es  f.  et). 

Graz,  im  September  1873.  AI.  Goldbacher. 


Das  Leben  der  Griechen  and  Bömer  nach  antiken  Bildweiken 

dargestellt  von  Ernst  Gulxl  und  Wilh.  Kon  er.  Dritte  verbesserte 
lind  vermehrte  Auflage.  Berlin,  Weidmännische  Buchhandlung,  1872. 

Die  erste  Auflage  dieses  Buches  wurde  in  der  gegenwärtigen 
Zeitschrift  Jahrg.  1862,  S,  690  ff.  näher  besprochen.  Da  nun  die  im 
Jahre  1864  erschienene  zweite  Auflage  in  unserer  Zeitschrift  J,  1865, 
S.  57  blos  registriert  und  mit  einigen  Worten  zur  Kenntniss  des 
Pnblicums  gebracht  worden,  glaubte  Beferent  die  nach  weiteren  sieben 
Jahi'cn  erschienene  dritte  Auflage  einei-  näheren  Durchsicht  unter- 
ziehen zu  müssen  und  erlaubt  er  sich  darüber  a.  d.  Stelle  seine  Be- 
merkungen niederzulegen  in  der  Hoffnung,  dass  dieselben  entsprechen- 
den Orts  gehörig  beachtet,  manche  in  dieser  dritten  Auflage  noch 
vorkommende  Irrthümer  und  Unrichtigkeiten  zu  beseitigen  beitragen 
werden. 

Ks  ist  nicht  des  Kef.  Absicht,  über  die  Behandlung  des  Stoffes 
und  den  Plan  des  Werkes,  nachdem  eben  diesei'  Punct  beim  Erschei- 


744    GvM  Q.  Kontty  Leben  d.  Griechen  n.  Römer,  ang.  t.  F.  F^liofty. 

nen  der  ersten  Auflage  zar  Genüge  besprochen  worden,  hier  neoerdiiigs 
des  weiteren  sich  zn  ergeben,  znmal  er  das  dort  Gesagte  Im  Garnen 
nnd  Grossen  wiederholen  müsste ;  und  so  beschränkt  er  ^ich  auf  die 
Bemerkung,  dass  das  anerkennende  ürtheil  des  damaligen  Hm.  Bef. 
nebst  dem  Umstände ,  dass  das  Werk  vom  k.  preuss.  Ministerium  for 
geistliche  Angelegenheiten  allen  Gymnasien  nnd  Realschulen  zn  Prä- 
mienyertheilungen  empfohlen  wurde,  auch  durch  die  innerhalb  10 
Jahren  nöthig  gewordene  dritte  Auflage  allgemein  bestätigt  worden  ist, 
was  ganz  besonder  von  dem  Werthe  und  der  Brauchbarkeit  des  Buches 
zeugt.  Auch  war  der  Hr.  Verfasser  (nach  dem  Tode  seines  Mitarbei- 
ters Hm.  Guhls)  bemüht,  sein  Werk  immer  vollkommener  zu  gestalten 
und  hat  demgemäss,  den  fortschreitenden  Forschungen  auf  dem  Gebieie 
der  Archäobgie  Rechnung  tragend,  nicht  nur  viele  Abschnitte  ganz 
umgearbeitet  und  an  vielen  Stellen  Fehlendes  ergänzt  und  Neues  hin- 
zugefügt, sondern  auch  Falsches  verbessert  oder  ganz  ausgesondert. 

Die  üeberarbeitung  der  vom  Hr.  Verf.  auch  in  der  Vorrede  er- 
wähnten Partien  ist,  was  Ref.  mit  Freude  bezeugt,  mit  grosser  Einsicht 
geschehen.  Zur  besonderen  Befnedigung  gereicht  es  dem  R  dass  der 
Hr.  Verf.  mit  dem  in  der  2.  Aufl.  unter  Fig.  86  gelieferten  Geirschen 
Plane  und  der  daran  geknüpften  weiteren  Erörterung  gehörig  aufge- 
räumt hat;  und  auch  wir  wollen  hoffen,  dass  die  dui-ch  Gell  angeregten 
und  bei  den  Engländern  wol  immer  noch  angesehenen  „Hallucinationeu  ** 
künftig  hin  unbeachtet  bleiben  werden,  obwol  leider  auch  in  der  jüng- 
sten Zeit  der  sonst  fleissige  aber  unkritische  Schliemann  uns  mit  Aehn- 
lichem  übeiTascht  hat,  indem  er  nicht  blos  den  Palast  des  Odysseus , 
sondern  auch  die  Nymphongrotte  glucklich  entdeckt  haben  will.  (Man 
sehe  dessen  „Ithaka"  und  der  Peloponnes.)  Damit  will  Ref.  jedoch 
keineswegs  dessen  auf  dem  Boden  der  heiligen  Ilios  erworbene  Ver- 
dienste schmälern,  vielmehr  wünscht  er  ihm,  dass  er  damit  glücklicher 
werde,  als  er  es  mit  Ithaka  geworden. 

Wie  gewissenhaft  der  Hr.  Verf.  die  neuesten  archäol.  Ergeb- 
nisse beachtet  hatte,  davon  zeugt  z.  B.  der  Umstand,  dass  er  auf  S. 
42  die  vom  englischen  Architekten  Wood  vor  2  Jahren  gemachte  Ent- 
deckung des  ephesischen  Arteuiisterapels  nicht  unerwähnt  gelassen ,  M 
sowie  auch,  dass  er  (was  freilich  seiner  Wichtigkeit  wegen  nicht  leicht 
übergangen  werden  konnte)  über  das  seit,  einigen  Jahren  vollends  aus- 
gegrabene Theater  des  Dionysos  zu  Athen  auf  S.  143  eine  kleine  Ab  - 
bildung  nebst  entsprechendem  Texte  nachgetragen  hat.  Aber  freilich 
hätten  wir  ebenso  gewünscht,  dass  auch  S.  104  bei  Erwälinung  der 
athenischen  Grabdenkmäler,  welche  ohnediess  nur  spärlich  in  Abbil- 
dungen vertreten  sind,  die  Reihe  derselben  durch  das  eine  oder  das 
andere  in  den  letzten  Jahren  vor  dem  Dipylon  bei  Hagia  Tiiada  auf- 
gefundene vermehrt  und  so  bereichert  worden  wäre.  Ref.  möchte  z.  B. 
das  herrliche  Monument  des  Dexiloos  vorschlagen. 

*)  <  legon  die  Behauptung,  „dass  die  ursprüngliche  Anlagt  dieses  Tem- 
P»>l8  nidit  verändejt  worden  zu  sein  schoint"  sprechen  die  Worte 
»*^tval>on'B  XIV.  22  „ror  öt  rttov  rrjt;  yi^it^ndog  nqwog  fJLhr  X(o^ 


Guhi  n.  Koner   Leben  d.  Griechen  n.  Röiner,  ang.  y.  F.  VeliBtk^.    746 

Das  bezüglich  der  Verbessernngen  in  der  Vorrede  Gesagte  kann 
Ref.  wol  best&idgen  und  könnte  er  es  noch  durch  Tiele  Angaben  er- 
härten ;  so  erscheint  z.  6.  die  in  der  2.  Aufl.  falsch  angegebene  Ent* 
stehungszeit  des  sog.  Thurms  der  Winde  in  der  3.  Aufl.  S.  122  be- 
richtigt ;  und  desgleichen  wurde  auf  S.  54  die  ünhaltbarkeit  der  bis- 
herigen Ansicht  über  die  athenische  Pnyx  (wofür  allgemein  die  mit 
dem  sog.  ßfjina  Tersehene  Ten'asse  sfldwestl.  vom  Areopag  gehalten 
wurde"^  unter  Hinweisong  auf  Cnrtius  Untersuchungen  eingestanden 
usw.  Durch  einen  Irrthum  ist  es  wol  geschehen ,  dass  die  Vorrede 
unter  den  ausgesonderten  Bildern  auch  das  Forum  Bomanum  nennt, 
während  auf  S.  508  der  in  der  2.  Aufl.  auf  S.  490  gelieferte  Plan 
n^bst  dessen  Erläuterung  unverändert  wieder  erscheinen.  Ref.  kann 
nicht  umhin,  seinen  Wunsch  auszusprechen,  dass  der  Irrthum  in  den 
AVorten  der  Vorrede  zu  suchen  sein  möge,  da  er  den  erwähnten  Plan 
(mit  Momms^n.  Reber  und  ürlichs)  nach  eingehenden  auf  Autopsie  ge- 
gründeten Studien  för  den  allein  richtigen  hält. 

Freilich  ist  es  auch  bei  dieser  erneuerten  Durchsicht  dem  Hm. 
Verfasser  nicht  gelungen,  alle  Fehler,  Irrthümer  und  üngenauigkeiten 
zu  entdecken  und  zu  beseitigen ;  darum  erlaubt  sich  Ref.  hier  eine 
R^ihe  derselben ,  so  wie  sie  ihm  bei  einer  genauen  Prüfung  des  Buches 
aufgefallen  sind,  anzuführen. 

Ganz  verfehlt  ist  das.  was  der  Hr.  Verf.  auf  S.  282  über  die 
Benennung  der  Panzertheile  sagt.  Es  heisst  dort:  ..Den  Brustpanzer 
nannte  man  Gyalon  (yiaXnv),  den  Rückenpanzer  Prosegon  (tt^o- 
afjyovl)^.  Wirlassen  hier  die  betreffende  Stelle  des  Pausanias(X,  26,5), 
woher  die  Notiz  entnommen,  folgen.  In  der  Beschreibung  der  von 
Polygnotos  zu  Delphi  ausgemalten  Lösche  erwähnt  Pausanias  auch 
oines  (gemalten)  Altars ;  xeirai  df  ytai  S^otgaS  —  ßihrt  er  fort  — 
fnt  r(p  ßioufji  yalxntQ'  xara  dr)  iuf  anaviov  rtov  d-ioodxMV  xh 
oj(ri(.ia  Tjv  TOVTMv,  rn  os  agyaiov  fipoqaw  ctvrovg.  ovo  rjv  xakm 
TioirjiitaTa,  ro  ^liv  atigv^}  aal  roTc  afticpi  rrjv  yaoriga  ctQ^toCov,  ro 
Ai  die:  vioTOv  ax^nrjv  elvat.  yvaXa  ixaXovvio'  to  (ttiv  efUTrQoa' 
i9^€r,  TO  de  OTria&ev  nqoarjyov. eneiva  Tregovaig  owrjnxov  rtQog 
akXrila  x.  r.  X.  Alsohiessen  die  beiden  Panzei'stücke  yvaXa  und  man 
nahm  das  eine  von  vorne,  das  andei'e  von  rückwärts  um  (nqoariyov) 
und  schnallte  sie  dann  mit  Schnallen  fest  {nBQovctig  avvrJTrrov),  Und 
wenn  der  Hr.  Verf.  eine  Benennung  fftr  diese  Art  Panzer  anfahren 
wollte ,  so  hätte  er  sie  ja  einige  Zeilen  weiter  in  demselben  Capitel 
finden  können,  nämlich  y^aXo&dgaS,  Ein  solches  Verfahren  mit  den 
Quellen  ist,  gelinde  gesagt,  sehr  oberflächlich  \  Doch  es  steht  nicht 
vereinzelt  da.  Wirlpsen  auf  S.  505  die  folgende  Stelle:  „Die  Ver- 
sa mrahmgen  (auf  dem  Comitium)  wurden  unter  freiem  Himmel  abge- 
halten bis  zum  Jahre  208  v.  Chr.  (546  der  Stadt) ,  in  welchem,  viel- 
leicht bei  Gelegenheit  der  allgemeinen  Bürgerzählung,  welche  damals 

')  UebrigoiiB  hätte  der  Hr.  Verf.  den  erwähuten  groben  Verstoss  nchi/n 
ilnrch  die  bh>s8('  Einsicht  in  ihn  Lezttjif liehen  Abächnitt  von  Rüstow 
und  Köchly's  Geschichte  d^8gr.  Kriegbwesens  leicht  vermeiden  können 


746     (ruM  u.  KoneTy  Leben  d.  Griechen  q.  Römer,  ang.  ▼.  F.  VelisBbjf. 

187108  Eöpfo  ei-gab,  das  Comitium  nach  der  Angabe  des  Livius 
(XXVII  36)  zum  ersten  Male  überdeckt  wurde".  Wenn  der  Hr.  Verf. 
die  richtig  citierte  Stelle  auch  näher  eingesehen  hätte,  so  würde  er 
aus  dem  Wortlaute  derselben  „cö  anno  primum,  ex  quo  Hanni^ 
hal  in  Italiam  venisset ,  comitium  tectum  esse  memoriae  pro- 
ditum  est*^  ersehen  haben,  dass  diess  in  jenem  Jahre  nicht  über- 
haupt zum  ersten  Male  und  aus  dem  weiteren  Contexl'O  derselben 
,,et  ludos  Romanos  semel  instauratos  etc."  auch  nicht  Behufs  der 
Bürgerzählung,  sondern  der  eben  genannten  Spiele  wegen  geschehen 
ist.  Die  luäi  Romani  wurden  nämlich  zum  Theile  auf  dem  Forum 
abgehalten  und  während  der  bangen  Jahre  218  -208  vergieng  den 
Römern  wol  alle  Lust  dieselben  zu  yeranstalten,  bis  in  dem  letztge- 
nannten Jahre  die  Dinge  in  Süditalien  eine  günstige  Wendung  für  sie 
genommen  haben,  üebrigens  hat  schon  Becker  (R.  A.  I.  276)  diesen 
Irrthum,  den  wir  fieilich  auch  heute  noch  z.  B.  bei  Rieh  (auch  in 
der  deutschen  von  Müller  besorgten  Ausgabe)  s.  v.  comitium,  wo  so- 
gar von  einer  bleibenden  Bedachung  die  Rede  ist,  wieder  finden ,  ver- 
bessei-t  und  man  sollte  glauben,  dass  bei  Besprechung  des  röm.  Comi- 
tiums  dessen  giündliche.  wenn  auch  heutzutage  vielfach  antiquierte, 
Untersuchungen  über  diesen  Gegenstand  von  keinem  Archaeologen 
unberücksichtigt  bleiben  können.  Bei  der  Gelegenheit  bemerkt  Ref., 
dass  der  Name  für  das  auf  dem  Plane  mit  L  bezeichnete  Gebäude 
(nächst  der  Curia  Julia)  im  Texte  ausgeblieben  ist.  Von  der  Erwäh- 
nung der  in  jeder  Beziehung  unbedeutenden  Phokassäule  auf  S.  511 
hätte  um  so  mehr  Umgang  genommen  werden  können,  als  sie  auf 
dem   Plane  gar  nicht  angegeben  ist. 

Einen  analogen  durch  ungenaue  Einsicht  des  lat.  Textes  ver- 
schuldeten Irrfihum  findet  man  wieder  auf  S.  769  in  den  Worten : 
„Sulla  soll  aus  Fui-cht,  dass  sein  Leichnam  vom  Volke  beschimpft 
werden  könnte,  die  Sitte  des  Verbrennens  (crematio)  zuerst  eingeführt 
haben."  Aus  dem  ganzen  Contexte  und  besonders  aus  den  nächst- 
folgenden Worten:  „keineswegs  jedoch  hörte  seitdem  die  Beisetzung 
in  Särgen  auf"  —  muss  entnommen  werden,  dass  Sulla  die  Sitte  des 
Verbrennens  bei  den  Römern  zuerst  eingeführt  haben  soll,  wäh- 
rend die  betreffende  Quelle  (Cic.  Legg.  II.  22.  56)  besagt,  dass  er 
^primus  e  patriciis  Corneliis  igni  roluit  cremqri.  Denn  dass 
die  crejnatio  schon  im  5.  Jahrb.  vor  Chr.  in  Rom  üblich  gewesen , 
folgt  schon  wie  allgemein  bekannt  aus  der  Erwähnung  derselben  im 
XII  Tafelgesetze. 

S.  593  werden  die  Worte  aus  Plin.  ep.  V.  6.  16  ante  porticum 
(villae)  xpstus  in  plurimas  specirs  distifictus  concisusque  buxo 
übersetzt:  Vorder  Halle  des  Landhauses  befindet  sich  eine  Terrasse«!) 
in  allerlei  Figuren  geschnitten  (!)  und  mit  Buchsbaura  eingefasst.'' 
Der  Hr.  Verf.  las  wol  ..in  pJurimas  specics  concisus  distimiusque 
buxo\^  falsch  bleibt  jedoch  die  Uebersetzung  des  Wortes  xystus  mit 
Terrasse.  Nach  Vitvuv  V.  11  bedeutet  das  Woi-t  nach  lat.  Sprachge- 
brauche (Vitr.  gebraucht  xystum)  einen  bepflanzten  Raum  zwischen 


Guhl  n.  KonfT.  Lfbeo  A.  Gricchpr  u.  Bnraer,  ang.  v,  F.   Vcitaakg,     747 

zwei  Säulenliallen  in  der  PaUütra  mit  (Ibd  ndthigen  Gängen  und  rraien 
UebnnggpIätzeD.  Bei  einem  Parke  entfiel  nun  der  spedelle  Zweck 
der  Uebungen  und  es  blieb  der  Nani«  für  fihnlicbe  mit  Gängen  nod 
Plätzen  versehene  Gartenanlagen  f^üwöhnlich  zwischen  zweien  oder 
doch  vor  einer  Porticns.  Eb  wäre  somit  die  Bezeichnung  „Blumen- 
garten", dem  Parke  (horitis)  gegfenüber,  wie  es  scheint,  die  passendste. 
Zorn  Belege  diene:  Plin.  ep,  17.  itnle  crypioporticum  xysttts 
violis  odoralna.  Sen.  äeiraSAS.in  xffst  nmnternorum  kor  forum 
qui  porticitm  a  rtpa  sepnrat ....  Suet.  Ang.  73.  Practaria  sun 
xf/stiset  urmoribux  crcolnil ;  und  endl.  Vitr.  V.  9,  5. 

S.  231  heisst  es:  .Da  gab  es  brtmalte  Tlmnpnppen  {xögai.  xo- 
Qnnlnitnt,  xnpnriläarai)  in  mensolilicher  und  Thiergestalt."  Die  bei- 
den letzten  griecbiachi'n  Ausdrücke  :^tnd  doch  nicht  gleichbedeutend 
mit  yji^i  ,  sie  bezeichnen  ja  Puppen  verfertiger  und  dergleichen  und 
sind  also  hier  nnzulässig:  auch  i»-t  ¥.OQiiiii.nt^i>i  in  xn^TiXäSni  vi 


S.  284  ist  dip  Ängalie,  dass  .das  Kettenhemd  (9<ÖQaS  äXitai- 
dorrög)  erst  ia  spät römi »'eher  Zeit  .  .  .  eingeführt  worden  zn  sein 
scheint".  iuKnforite  uDiiuhtig,  als  sehou  Polybios  (VI.  2^)  von  dieaem 
Panier  spricht  und  man  doch  das  2.  Jahrb.  vnr  Chr.  nicht  spätrAmisch 
nennnn  kann 

S.  292.  Ilei  der  Längenangabe  der  makedoni^ichen  Sarisse 
reduciert  der  Hr.  Verf.  die  Ellen  durchwegs  auf  Pn^w.  und  da  er 
diess  gestützt  anf  KOchly's  und  Kontow'a  Autorität  th'it,  so  erlaubt  sich 
Ref..  da  er  ihre  .\nsicht  unmöglich  theilen  kann ,  seine  (Jründo  dafür 
In  Kflne  anzuführen.  Die  HH.  Verfasser  der  Geschichte  des  griech. 
Kringwescn.«  änaeern  auf  S.  2.S8  ff.  ihre  Bedenken  gegen  den  gegen- 
wärtigen Teit  des  Polybios,  worin  über  die  mahed.  Fhalant  gespro- 
chen wird  (XVIII  c.  11  —  Kil,  indem  sie  behaupten,  dass  er  con-um- 
piert  anf  uns  gekommen  ist,  und  ihr  Haaptnrgnment  dafür  ist,  .dass 
er  (Pnlj-bios)  »uf  jeden  ROmer  in  der  Front  2  makedonische  Pbalangiteu 
rechnet  und  dncii  dem  R(''mer  wie  dem  Makedonier  jedem  2  Ellen  oder 
.1  Fnss  Frontraum  zuweiwet".  Nun  sagt  wnl  Polybios  a.  a.  0  O.  12. 
das»  der  Mann  unterm  Gewehr  in  geschlossener  Kampfstollnng  auf  3 
FnsB  steht  (ö  ftiv  avlj^  lainrai  aiv  rnig  nWAoit:  ^i-  r^ioi  rroai,  xara 
mg  ivayi'ivini'ü;  :ri<Kvi'attUi)  und  zu  den  Römern  öbeTgehend  bemerkt 
fr  ebeud.  §.  t!  ff,  davs  ^freilich  auch  die  Rßmer  nnter  Gewehr  auf  3  Fusm 
stehen  naiapxat  fifv  nvr  f.v  T^ioi  naai  fitiä  növ  offhov  xai  'Ptn- 
iiaini),  aber  wolgemerkt.  nicht  in  (g-'sshlijssener)  Kampf  Stel- 
lung, denn  er  sagt  ja  gleich  darauf:  „Da  hingegen,  im  Kampfe, 
der  bei  ihni^n  fden  Rnmorn)  den  Einzelnen  mehr  berührt,  sich  der  Mann 
mit  dem  Schilde  den  f^chlag  parif-reud  decken  und  mit  dem  Schwerte 
vrm  'ibeii  (aiiNholcnd)  und  für  sich  (einzelweise)  kämpfen  niuns,  f^o  ist 
e«  augcnscbninJich,  dass  die  Suldal^u  bequemen  A  bstand  von  ein- 
ander CbIso  nebst  Froutnuim  für  den  ciuzHnen!)  auf  mindestens 
3  Fun»  »uwi.1  t^egvn  den  Hintermann  al--  auch  Nebenmann  werden 
haben  müssen,  wenn  «ie  undcrs  ihri-Aufgabc  intsprechend  Ifissn  sollet). 


748     GM  \k.  Koner,  Lfihen  d.  Griechen  u.  Römer,  ang.  v    F.  Velissh^, 

Und  die  Folge  davon  wird  sein,  dass  ein  Eömer  gegen  2  im  ersten 
Gliede  aufgestellte  Phalangiten  stehen  und  somit  gegen  10  Sarissen 
zu  kämpfen  haben  wird.**  ^) 

Es  ist  also  klar,  dass  Polybios  für  den  römischen  Hopliten  im 
Kampfe  nicht  3 .  sondern  f>  Fuss  Frontraum  verlangt  und  demnach 
ganz  richtig  demselben  2  maked.  Phalangiten  entgegenstellt.  Eef. 
glaubt,  dass  diese  Stelle  so  deutlich  ist,  dass  sie  zu  ihrem  Schutze 
keiner  weiteren  Erörterung  bedarf.  -  Ferner  heisst  es  bei  E.  und  K. : 
a.  a.  0,.Ander  Möglichkeit,  dass  in  allen  Nachrichten  falschlicher 
Weise  aus  Füssen  Ellen  gemacht  seien,  wird  man  nicht  zweifeln,  da 
Fuss  und  Elle  imGriechischenaufgleiche  Weise  in  der  Abktlrzung  mit 
TT  f/rij/tv  und  /rotV)  bezeichnet  werd^^n'".  Dazu  bemerkt  Rof.,  da.ss  er 
diese  Möglichkeit  bei  Polybios  nicht  zugeben  kann ;  denn,  wenn  in 
dem  Texte  a.  a.  0  c.  12  §  2  iv  rgiai  irool  und  desgleichen  c.  13  §  6 
ev  TQiai  noal  und  §  8  tquq  nodaQ  seit  jeher  gelesen  wurde  und  wie- 
der c.  1  2  §  2  fx-AatSexa  :i  inycov  und  §  4  rovg  r)Vx«  /rrjyac:  und  öf- 
ter, so  muss  man  fi-agen,  warum  denn  nicht  flberall  aus  dem  /r  (um 
R.  und  K.  zu  folgen)  Ellen  von  unkundigen  Abschreibern  gemacht 
worden  sind?  Wenn  nun.  wie  nicht  zu  bezweifeln  ist,  die  7r6deQ 
bei  Polybios  authentisch  sind,  so  werden  es  wol  auch  nriyeig  sein, 
und  daraus  folgt,  dass  auch  die  f offenbar  aus  Polybios  stammenden) 
Angaben  Aelians  CXIV.  2)  authentisch  sind,  indem  hier  die  ..drei 
Fuss"  des  Polybios  in  2  Ellen  (n  yciQ  avtjQ  Hovctzn  alv  zolg  oVrAoic 
Kata  rag  ivayafvimg nv^vojcefg  iv  Trrjyeai  dvo)  umgewandelt  er- 
scheinen und  also  auf  keinen  gedankenlosen  Compilator  schliessen  las- 
sen. Der  sachlichen  Kritik  gegenüber  hat  nun  Ref.  den  gewiegten 
Fachmännern  gegenüber  schweren  Stand;  indessen  glaubt  derselbe, 
gestützt  auf  den,  wie  er  überzeugt  ist,  nicht  verderbten  Text  und  auf 
die  Autorität  des  gründlichen  Polybios,  auch  seinerseits  zu  einer  Er- 
klärung  der  Sache  berechtigt  zu  sein. 

Vor  allem  nimmt  Ref  nicht,  wie  das  bei  R.  und  K.  zu  Ungunsten 
des  Polybios  geschieht,  eine  16  ellige  Sarisi^e  zum  Gegenstande  seiner 
näheren  Erörterung,  sondern  eine  14  eil  ige,  die  ja  auch  Polybios 
(c.  XII  §  2)  als  die  wirklich  gebrauchte  bezeichnet ;  dann  betragt 
also  ihre  Länge  21 ,  nicht  24,  und  die  des  hervorragenden  Vorderscbaf- 
tes  (nqoßokrj)  nacly  Abzug  der  Länge  des  Hinterschaftes  nur  15,  nicht 
18  Fuss,  und  daher  das  Gewicht  desselben  nicht  12,  sondern  höchstens 
10  Pfund.  Nun  soll  dem  von  diesem  Vorderschafte  ausgeübten  Drucke 


Der  Originaltext  lautet:  r^i'  ."">f'^*  ^  «i)rü<V  xia*  tti'i5{jic  riiv 
xtvtjatr  Xuußttrovorji;,  J/(«  lo  rtfi  utr  Ovqko  oxinur  ro  ooj/uu 
aritufTttTiö-fii^vor';  (U)  ^'i'j''>)>'  tot  t  rj^  -//»?5'»}«r  yMioor,  iT^  nu)^a({Mf 
tV  ix  xuTaffnnng  xn)  iftettfn(f-(r><;  Ttoihinihai  rrjv  un/qv.  /Too</ft- 
j'^<:,  oTi  /(ikaafjr*  xai  dtuor aaiv  fik).i]?.MV  (/fiv  dtrjati  roi'c 
(iv6o€ti  Hii/caTov  TQtii  nödag  x«t'  (TitnjtUnv  xiu  x«r«  7i«p«a7«- 
fi^v,  ii  ukXkov(>iv  tv/jitiaittv  H{iog  lo  ^kov,  ix  61  lovtüv  öi/i- 
ßtiatrat  rör  h'a  *Po}fjtüo7'  Yurnab^ia  xtaä  cTt'o  ji^tüToajitJug  rtov 
tlttlttyyi^fih',  digtf  Tioog  6ixtt  nctofaa«^  ttvTin  yf-^p'iaS-tti.  rrir  nnnv- 
rijaiv  xa)  rrjr  un/rfr. 


.  Leben  ij 


.  F.   Velueky.    74« 


w 

I  iUeichgttwicht  g«tuilteu  werdau  1.  durcli  das  Uowiuht  dea  huiteruu 
I  T^ileti  (,des  b  t'aas  liuigea  Hiuterschatlväj  und  2.  durch  deu  Druck 
dar  reuhuiu  üaud.  Bezuj^Iiuli  Jus  1.  i'uDuceä  sdietul  eti  mir,  iimb  ii, 
uud  k.  lins  Uewiuui  des  UiuierscIiiUtes  mit  ä  Ptuud  'm  genuif  lui- 
aelzuu  lui  V(irhältui3t<  zu  l:j  Fluad  dus  (uMii  ilirui'  Aumilime/  IQ  tuatt 
laugen  Vorderäuh&ltus :  docu  darüber  wolltiu  wir  umhi  t^tl'<»lleu,  aoa- 
dem  läiHJHii  tum'  die  lalguuiioii  Wurtt)  de«  i'oiytiiub  selbst  aprechen. 
l'ulybiuti  su^L  uüuilicli  u.  ii.  U  u.  lli  §  ;t,  üiuia  von  dun  14  ii.llt:u  der 
äariasa  .lOi^i,'  ifti0u^(i>;  aifaifttt  tu  fieca^v  tuiv  xesjoiv  ataaci/fiu 
X(u  10  xaiuniy  at^n-utfiix  tiji;  ii^niiiit.f,i;.  iiiäBe  Uurte  mud 
i'  iiiurKwiirdisei'wiiiHu  den  ÜÜ.  Voriatisei'n  u<!r  GDäcliiciue  des  griuülu- 
suliuu  KrivKünuPtiua  Hutg^ugtiu  uud  wurden  ituuii  äfut^r  uu  Aiiuaugu 
xum  ^.  'i'liBiit^  dur  Arjegaiiülirillstdlltir  tiui  Uuiiiiruulmu);  die^ua  <Jat;uu- 
utaudiw  S.  iä4  d.  uubeauliiat  gulasaeu,  uud  doch  xiud  sie  gaaiguet  alla 
ächwierigkeiteu  dtir  sockLicIieu  Krkiaruug  £U  beüuitigeLi.  fulybiwt 
Eipriclit  tutir  dautiiuifvüuciuuui  (iegeuguwiulitdes  VurderäClial- 
tas,  wulcltas  wu'  uud  iiuiivr  Uuui  Unll  tlur  raolnau  Üuud  uiu  ächubeado 
lU  USBUiIt  eiues  kuuiucliea  uiiC  duui  Ciauruter  vai'selieuaii  |_vi allen' lit 
uietalleDuuj  kürpaib  la  daukuu  lubau  wurdau.  Uiuae  Axiguiie  wuüan 
wir  uuu  mit  dam  utwu  tiuäiigütaa  verbinden.  Um  ÜuwiuliC  ilus  ib  Fuas 
liLiilfeu  V orderautiatiea  (uQojiulr^)  Ut  durt  mit  liücliataus  lU  H'uud 
■uigeugiumaii  wurden;  dos  Uawicuc  tiaa  üiUU'rHuiiul'tua,  naicties  nui  ä 
f  luuü  K.  uua  h.  XU  ^eiiug  ausätzen,  küuuiuu  wir  gatrust  bin  aul  ti — 7 
l:*tuud  arliütieu,  wuua  wir  uus  die  Sarisse  uauii  dar  Uedulirtiibiuig  der 
UU.  Verff.  däctiten;  aber  eiuer  ituicuen  äctanlxuuK  sind  wir  uberliubeu, 
da  wir  aus  den  erwaUuteu  VVurt«u  des  i'uljbius  wis&uu,  da^s  der  Uin- 
tHrecUalt  lu  l'otge  daa  oi  Mofia  dem  Vurderautiatte  lileiuuge wicht  iiielt 
und  somit  üi  uitserem  1^'ulJa  ubaiiitillH  lU  l'fund  betrugen  habeii  wird. 
Üb  uun  leruar  eiuerseits  dar  ^liwerpuiict  das  V'itrdarscuat'tas  bei 
Hessen  geringerer  Laogu  nicht  ao  weit  nach  ?orue  limuber  bei  und 
iuidecaisettit  der  dee  iliuturschatlea  lu  X''ulge  dea  aijxwfiu  wailur  zu- 
rück, als  it.  uud  K.  ouneliuiHU,  au  kann  mit  aller  V> aliraclieiuiiclikEUt 
twuauplet  werdeu,  dat<ä  der  äcliwer|mucl  der  ganzen  6arisau  eutwuuar 
durt  SU  sucUati  ist,  wo  dietielba  dar  iUauu  mit  uer  litikeu  Uaud  auluast, 
oder  doch  oichl  null  davon  nach  vorui:  biu.  Unn  eretare  lat  waiir- 
bcbuulichar  und  UeC.  kuon  hicIi  die  maked.  l'uKtikar  uiclit  so  buBcttraakt 
Hauken,  dusB  sia  diei>eu  Vortlieil  uiclitgekaunt  und  aiigewendet  babeu 
BoUten.  if'ruilicü  erscUeiut  uns  aucli  liiuui  dun  Gewicht  der  äai-tsac 
{'iU  l'iundf  gegen  das  eiuea  -i.  lt.  ä  starre  ich  lecJieu  Inlauter  lege  wehre» 
^lU  J^'timd^  benr  bedeuDand,  doch  mu>>t>  mau  bedaukeu.  dassaar  l:'ha- 
langil«  Ulli  aeinar  buriba»  nur  emige  itubr  umiaüie  ilewaguugen  zu 
intWUei)  liaite,  wie  auch  aus  deui  toigaudau  thaiUeise  tu  ui'ttuhau ist. 
Ule  Aufgabe  der  rechteu  Uand.  um  auf  den  'J.  f  imut  ta  kommen,  wird 
nicht  uarm  bealobeu,  mit  ihrem  Drucke  der  !ii/r)[io^tj  Uegeugewicht 
lu  balteu,  wol  abar  mit  demselben  die  mit  dem  ächiidu  tialufitei«  liuke 
UajidzuujiterstaueQ  (ob  zwar  diese  wieder  an  dem  vorgestemmtea  Iin- 
keu  iüiie,  woraul  der  untere  Hand  das  iscluideii  ruht,  ganz  «rltebiiclw 


750     ChM  u.  Kaner,  Loben  d.  Griechen  a.  Römer,  ang.  ?.  F.  Vdimky. 

Bfickhalt  besizt)  und  der  Sarisse  bei  Ausübung  oder  Aufnahme  eines 
Choks  Festigkeit  zu  gewähren,  und  bei  den  hinteren  Gliedern  die  er- 
hobene Haltung  desselben  {naqct  de  tovq  wfiovg  tüv  Ttqoiffoviii' 
vwv  avavevBV'Kvixxg  cpi^ovaiv)  zu  ermöglichen.  Nach  dem  Gesagten 
dürfte  es  ersichtlich  sein,  dass  sich  die  Angaben  des  Polybios  mit  der 
Möglichkeit  wol  vertragen  können.  Und  wenn  Xenophon  (Anab.  lY. 
7.  16)  bei  den  Chalybern  Spiesse  von  15  Eilen  Länge  gesehen  hat,  so 
wird  man  daraus  „wol  keinen  Schluss  auf  die  LItnge  der  Sarissen 
ziehen^*,  aber  um  so  mehr  auf  die  Möglichkeit  ihrer  Handhabnng,  zu- 
mal die  von  den  HH.  Verfassern  a.  a.  0.  als  Bedingung  dieser  Mög- 
lichkeit angegebene  Mitte  der  nach  unserer  Darstellung  bei  der  Sa- 
risse betonte  Schwerpunct  ist. 

S.  261  wäre  zu  bemerken  gewesen,  dass  die  55  (es  werden  aber 
auch  blos  50  angeg.)  Fuss  der  Sprungweite  des  PhayUos  griechische 
sind  und  daher  etwa  39  gleichkommen,  wovon  moderne  Turner  doch 
wol  mehr  als  „ein  Drittheil  zu  überspringen  im  Stande  sind^.  Ue- 
brigens  war  dieser  übermenschliche  Sprung  auch  für  PhayUos  keine 
alltägliche  Uebung,  denn  er  soll  bei  jenem  ersten  Versuche  ein  Bein 
gebrochen  haben.  Suidas  s.  v.  vniQ  tq  ianafii^iva. 

S.  283  erscheinen  die  Adj.  Xivod^ciQVj^  und  xcikxoxitaip  (diess 
anch  S.  737)  unrichtig  als  Substantiva  angeführt.  Freilich  ist  vom 
sprachl.  Standpuncte  aus  gegen  die  Möglichkeit  dieser  Composita  als 
Subst.  nichts  einzuwenden,  man  vergleiche  z.  B.  yvakod^ciQO^  als 
Subst.  bei  Pausanias ;  als  Substantiva  kommen  jedoch  diese  beiden 
Adjectiva  nicht  vor,  am  wenigsten  bei  Homer.  Uebrigens  wird  der 
Gebrauch  des  linnenen  Kollers  für  die  homerische  Epoche  aus  den 
zwei  Stellen  des  bekanntlich  späten  Katalogs  (D.  (i,  529  und  830) 
mit  Unrecht  abgeleitet.  Ob  man  femer  den  „ehernen  Chiton"^  für  ein 
von  dem  sonst  vorkommenden  Pauzer  verschiedenes  Koller  oder  Wams 
wird  betrachten  können,  ob  zwar  das  so  häufig  gebrauchte  Epitheton 
XOeAxox<Vcov  in  seiner  Allgemeinheit  {xakxoxlTioveg  ktalQOi,  T^fieg, 
Axaioi  etc.)  unzweifelhatt  vom  Panzer  hergenommen  ist ,  erscheint 
mehr  als  fraglich;  denn  die  Stellen,  die  man  dafür  heranzieht,  bewei- 
sen es  nicht.  Es  ist  diess  II.  e  113,  worin  jedoch  der  avQeytTog  x^tc^v 
entweder  mit  dem  v.  99  genannten  Panzer  identisch  ist^  dann  aber 
nach  Aristarch  nur  ein  Panzerhemd  bezeichnen  würde,  denn  ein 
ledernes  Koller,  wofür  B.  und  K.  (Gesch.  d.  gr.  Kriegsw.  S.  13)  die 
U.  g).  31  erwähnten  x^^^^^^  halten,  kann  doch  füglich  nicht  dem 
Panzer  gleichgestellt  werden,  oder  mit  den  Schol.  Ven.  für  einen  ge- 
wöhnlichen unter  dem  Panzer  getragenen  „geflochtenen'^  eng  anschlies- 
senden Chiton  gehalten  werden  muss.  Auch  II.  qp.  31  können  die 
ovQe7iToi  x^'^^^^^S  ^^  so  ^lier  für  Leibröcke  vom  geflochtener  Arbeit 
gehalten  werden,  als  es  ja  jnnge  Ti*ojaner  sind,  die  sie  tragen  and 
als  bekanntlich  auf  Vasengemälden  besonders  die  Troer  in  der- 
gleichen bunten  eng  anschliessenden  gewirkten  Gewändern  abgebildet 
erscheinen.  Die  evr/iriToi  ifÄCLvres  wird  man  sich  dann  nicht  i^s 
Bestandtheile  dieser  Chitone  (wie  diess  z.  B.  Büstow  u.  Kdchljr  thun), 


GiM  u.  Koner.  LeWn  il.  Griechen  n.  ßom 


.  F.   Vetisshii.    161 


Bondeni  uach  Faesi'g  Erklärnng  z.  St.  als  Mittel  zur  eventuelle»  Fes-  - 
selnng  der  Gefangenen  vorBtelleii,  wie  ja  ijie  Uelden  auch  sonst  mit 
Keinen  versehen  sind  (vrgl,  11.  x  3H7).  Die  oben  erwälinte  Ansicht 
AristarcL's,  daas  der  argtnrn^  %itt<iv  bei  Homer  einen  Kette Dpanr.cr 
(deu  inaa  später  Siitqa^  aXvfSiäijrtög  nannte)  bezeicline,  ist  eiu 
l«icht  £0  erklärender  änachroDisma» :  denn  solclie  Kettenhemden 
Bind  Hoi  späteren  Urspning'eii.  Ueberdiess  hatte  ein  Kettenpauier  auch 
ktAvityvaXa,  konnte  alsu  auch  nicht  un  den  oben  angef.  Stolleu  II.  t , 
113  und  Sil^ls  ii'i^a^  gedacht  werden,  bv  müsste  denn  als  untcr 
dem  Panxer  getr^eii  gedacht  wurden,  was  für  jene  Zeiten  nnmCglich 
angenommen  werden  kann. 

S.  26b  lesen  wir  die  BeKeichuimg  des  hum.  kreisrnnden  Sclill- 
des  als:  äajUi;  navth'i  (siel)  ffoi/.  Ks  ist  verdriesslich.  wenn 
man  einem  solchen  Druckfehler  in  allen  drei  Au  Hagen  begegnet.  Es  mag 
ein  blosserZu  fall  sein,  dassHicIi  derselbeFefalerimSeiler'schenWSrter- 
buch  lu  Hotner  und  den  Homeriden  (5  Antl.J  s,  t.  äairli^  findet. 
Aebuliche  in  allen  drei  Auflagen  gebliebene  —  Druckfehler  sind: 
a(fii.aai(}ov  statt  a<fh):aiov  S.  'My^,  curonae  2'lexilEs{l)at3,tt 
ptectifes  ü.  blti  und /uZ/okui  statt /u/fänieriS.tiK)  und  <;14,  indem  vim 
dem  Adjectivum  fullonius  hioa  das  Neutrum  substantivisch  gebraucht 
wird.  Für  das  Wort  aXuntQvovo/iaxia  (S.  329)  ist  Ref.  keine  Antorit&t 
bekannt;  desgleichen  für  die  A.  233  angef.  Charta  Tutieolka  (?).  Der 
Ausdruck  tfXaaniov  S.  171  wird  fälschlich  Suidas  zngesch rieben. 

S.  '267  lesen  wir  bei  Erwähnung  der  Eml)ieme  auf  Schilden 
„So  ti'  u  g  der  Schild  des  Idumenous  das  Uild  des  Hahnes  atc."  Kichti- 
ger  sollte  es  heissen  „trägt"',  nämlich  auf  Vasengemaiden,  worauf  man 
es  ja  beziehen  mnss;  ebenso  weiter  Menelaos'  .Schild  ziert  statt  zierte 
aus  demselben  Urunde. 

Auf  S.  28a  will  der  Hr.  Verf.  in  der  Fig.  ^73  einen  Beleg  für 
das  von  Comeling  Nepos  (Cbabriaa  1)  erzählte  Factum  sehen,  dass 
Chabrias  in  der  Schlacht  bei  Ttielien  ^^reliquam  phufatiffem  loco 
vetuit  cederc,  obnixoqun  ifenu  ecuto  j/rojectaqve  himtu  ittipetwm 
exdpere  hostinm  docuil*.  Offenbar  legt  er  in  die  Abbildung  zn  viel 
Uiueiu,  denn  dieselbe  hat  mit  einem  Hopliten  nichts  gemein ;  auch  ist  ' 
der  linke  Fuss,  au  den  der  .Schild  gestiHzt  werden  sollte  {obnixo  ifvni* 
acutol)  hier  sogar  gestreckt,  kurz,  man  könule  in  der  Figur  höchstens 
einen  angreitenden  Peltasten.  nicht  aber  einen  zum  Empfange 
des  Stossus  bereiten  Uopliteu  sehen.*) 

8.  353  führt  der  Hr.  Verf.  Über  die  weibliche  Gestalt  mit  dem 
iMunenschirme  amTodtenbette  dos  Arcbemoros  Gerhards  Meinung  au, 
welcher  gemäss  „der  Künstler  vielleicht  auf  die  alte  Vorstellung  hin- 
deuten wollte ,  nach  der  das  Licht  dos  Helios  zur  finsteren  Behausung 

'f  lüi  ist  Übrigens  um  sehr  uudaiiklarus  Uemühua,  IHr  eiue  Sache , 
vuu  der  mau  leiu  niuUlii  Pomtiieo  wcisa  (deim  die  unbcstiuinvte 
Nachriebt  dw  Com.  Nujmu  wird  man  doth  wol  nidit  dafö'  i>ai. 
l#n  wollen,  und  Diedor  nebet  Polvaenu»  spruchen  ilartlb' 
deutlicher.  Xenoph.  giir  nicht)  bildliche  Belege  tu  sadi 


752    Gufd  TL  Koner,  Leben  d.  Griechen  o.  Bömer,  ang.  y,  F.  FeUniy. 

geleiten  sollte  uud  ein  nächtliches  Begi-äbniss  sogar  für  schimpflich 
galt*^.  Diese  Meinung  Gerhards  ist  jedoch  nicht  stichhaltig ,  denn 
erstens ,  hätte  der  Künstler  das  begleitende  Licht  der  Sonne  andeuten 
wollen,  so  würde  er  kaum  den  Sunneuschirm(l)  dazu  gewählt 
haben,  sondern  etwa  im  oberen  Felde  ein  Bild  der  Sonne  angebracht, 
sowie  z.  B.  die  Nacht  auf  dergleichen  Vasengemälden  mit  etlichen 
Sternen  angedeutet  zu  werden  püegt,  imd  zweitens  ist  es  offenbar, 
dass  die  (jrestalt  den  Sonnenschirm  über  dem  Gesichte  des  Todten 
hält,  um  die  Sonnensti-aiiien  eben  abzuwehren,  da  mau  sich  die 
Prothesis  nach  der  4üd6ntung  dos  Bilden  im  Freien  ^umen  neben 
der  Kline!)  denken  muss.  Diess  passt  nun  sehr  gut  zu  dem  Glauben 
der  Griechen  von  der  vemnreinigeuden  Macht  der  Leiche ,  womach 
also  auch  die  reinen  Sonnenstrahlen  davor  geschützt  werden  müssen. 
Es  bestätigt  diess  weiter  auch  der  Gebrauch,  dass  man  die  Leichen  wol 
nicht  bei  Nacht,  da  diess  tür  schimpflich  galt,  aber  doch  wieder  wo 
möglich  vor  Sonnenaufgang  zn  bestatten  pflegte  (Vrgl.  Hermann  Gr. 
Ant.  111*  p.  318  A.  18).  üebrigeus  bemerkt  Bef.,  dass  beider  Auf- 
zählung der  Qpfergaben,  welche  von  den  beiden  Dienern  herbei 
getragen  werden,  sehr  passend  auch  die  gestickte  Börse  in  der  Hand 
des  älteren  hätte  hinzugeiügt  werden  können,  mit  dem  kurz  zuvor 
S«  352  erwähnten  vavlov  tür  Charon. 

Bei  Besprechung  der  Ourien  §  81  S.  496  hätte  bemerkt  werden 
sollen,  dass  das  Tabularium  das  Amtslocal  der  Tribüne  und  Aedilen 
war,  sowie  es  unten  auf  derselben  Seite  bezüglich  der  Oensoren  und 
kurz  zuvor  S.  495  auch  bezüglich  der  Quaestoreu  geschehen  ist. 
Ebenso  wären  der  Vollständigkeit  wegen  auf  8.  124  bei  Besprechung 
der  Stoa  einige  Worte  über  die  Lösche  am  Platze  gewesen. 

S.  502  lesen  wii-  die  Worte :  Hierher  gehört  ferner  die  gewöhn- 
lich mit  dem  Namen  des  Friedeustempels  bezeichnete  Basilica  zu  Born, 
welche  zwischen  dem  Oolosseum  uud  dem  Tempel  der  Venus  und  Borna 
von  Maxentius  errichtet  und  von  Constantin  dem  Grossen  vollendet 
wurde.  Dazu  bemerkt  ii^tf  dass  die  Basilica  Constantm's  (oder  viel- 
mehr richtiger  desMaxentiusj  heutzutage  wohl  von  keinem  einsichtigen 
Forscher  mehr  templum  Facis  genannt  wird  und  weiter ,  dass  der  Hr. 
Verf.  derselben  irrthümiich  eine  unmögliche  Lage  angewiesen,  indem 
ja  der  Tempel  der  Venus  und  Koma  deu  ganzen  Kücken  der  Veiia  ein- 
nimmt und  sich  bis  hart  vor  das  Oolosseum  hinzieht.  Sie  liegt  viel- 
mehr zwischen  S.  Cosma  und  Damiano  oder  dem  kleinen  Bundtempel 
Jes  Bomulus  (Sohn  des  Maxentius)  und  dem  erwähnten  Doppeltempel 
des  Hadrian.  Ebenso  wäre  S.  416  die  Lage  der  sog.  Grotte  des  Posi- 
lippo  richtiger  zwischen  Neapel  und  Puteoli  (statt  B^jaej  angegeben. 

S.  515  passt  die  Hinweisung  auf  die  Porticus  der  Octavia  für 
die  2.  Aufl.,  worin  auf  S.  381  die^e  Porticus  nach  einer  restaurierten 
Ansicht  von  Canima  gegeben  wurde,  in  der  3.  Aufl.  jedoch  auf  S.  396 
ausgelassen  ist,  und  der  Text  die  Forumähnlichkeit  nicht  betont. 

S.  518  ist  in  der  Anmerkung  die  falsche  Längenangabe  des 
Circus  Mwmus  21000Fu8s,  statt  2100,  auch  in  der  3.  Auflage  stehen 
geblieben. 


»yuU  u.  /Tiifiei'.  Lpboii  (i.  fir[echen  ii,  Röniev  aiifr.  v.   F.   Vehiakv,         758 

Unrichtig  durfto  der  S.  584  vorkommende  Name  des  Malei'ü 
Ludius  sein  und  man  nird  Jetzt  mit  rrliclxs  und  L.  vou  Jan ,  ^stützt 
anf  die  Leseart  des  BarabergeitHis .  „S.   Tadins"  wol  zu  lesen  haben. 

Ein,  wenn  auch  geringes,  Versehen  bemerkt  Ref.  auf  S.  G37 
in  der  TJebersetznng  des  bekannteu  Hacrobiaui sehen  Speiszettels,  worin 
es  dem  outen  S.  636  angofflhrten  lateiniEchen  Teirte  conform  hätte 
lauten  Holleu :  „Weindrossel  auf  Spai^el"  —  lurdum  asparagoa 
:!ubtus'  —  statt  „Spargel  mit  einer  Ponlard"  ,  obzwar  dieses  die 
richtigere  Verbindung  {aaparngos  s«6(us  gaUinam  altilttnTto.'seiXi 
Hcbeint  und  voriuiieben  ist. 

Statt  carruca  schreibt  der  Hr.  Verf.  S.  658  und  im  Index 
furruta.  Soviel  uns  bekannt,  findet  sich  jene  Schreibart  nirKetids, 
nnr  anstatt  eruca. 

S.  664  heisst  ee:  „Die  erste  (OCTeutUche)  Bibliothek  in  Bom 
wurde  Ton  AsJoius  Polio  im  Vorhofe  des  Frieden  Stempels  angelegt." 
Asinins  PoDio  starb  aber  im  Jahre  4  nach  Chr.  und  der  Friedens- 
tempel warde  erst  unter  Vespasian  (Suet.  Vesp.  8)  erbaut,  mithin 
konnte  PoUio  keine  üffentliche  Bibliothek  darin  au^elogl.  haben. 
Mit  der  Bibliothek  desselben  hat  es  wol  seine  Richtigkeit,  ihr  Ort 
aber  war  (höchst  wahrscheinlich)  das  ebenfalls  von  Pollio  erbaute 
atrium  Libtrtatis  (Suet.  Äug.  29)  auf  dem  Aventin,  welches  jedoch 
kein  Vorhof  sondern  ein,  wie  man  nach  manchen  Analogien  des  tat. 
Sprachgebrancbes  schliessen  kaun  und  den  auch  der  Hr.  Verf.  aaf 
3.  496  ?:  weck  entsprechend  benutzt  hat,  mit  einem  gerAiunigen  Saale 
versebenes  Gebäude  gewesen  sein  wird. 

S.751  soliio  fiiwMsFig.249verglichen  werden,  womnterjedoch 
das  Sistmm  abgebildet  ist.  Es  väre  wohl  eine  specielle  Darstellung 
dieses  so  wichtigen  Blasinstrument  es  au  Ort  und  Stelle  angeieigt 
gewesen,  ohne  dass  man  dieselbe  er$t  unter  Fig.  341  zu  suchen  h&tte. 

Nachträglich  wollen  wir  uns  noch  eine  Bemerkung  Qber  die 
Fraoenbftder  erlauben,  von  welchen  der  Hr.  Verf.  S.  222  spricht,  in- 
dem er  mit  Bezug  auf  die  bildlichen  Darstellungen  der  vokenter  Amphora 
bemerkt:  „Oh  wir  hier  eine  Öffentliche  Badeanstalt  für  Frauen,  wie 
solche  wohl  ausserhalb  Athens  mehrfach  vorkommen, 
oder  ein  Privatbad  vor  Augen  haben ,  müssen  wir  freilich  dahinge- 
stellt sein  lassen."  Es  ist  bis  jetzt  der  Beweis  nicht  erbracht  worden , 
dass  in  Athen  Cffentlicheund  gemeinsame  Fraueub&der  existiert  hAtten; 
und  so  begnügt  sich  Becker  und  mit  ihm  Hermann  (Charikles  III,  77  f.) 
solrhe  fdr  ^andere  Städte,  wo  die  Frauen  weniger  eingeschränkt  Icbtes, 
vielleicht  besonders  in  Gros sgi-i och enland"  und  diese  bei  Ermangelung 
schriftlicher  Nachrichten  nur  auf  Grundlage  von  Darstellungen  auf 
Denkmälern  (daher  die  oben  angeführten  Worte  des  Hm.  Verf.  „wie 
solche  —  vorkommen"  schwerlich  begründet  werden  könnten)  anT.a- 
nohmen,  fär  Athen  jedoch  .wo  die  ganze  Lebensweise  der  Frauen 
einer  solchen  Annahme  widerspricht",   anszu^hliesson. 

Non  scheint  die  Sache  von  vorne  herein  sehr  bedenklich,  fOr 
Athen  eine  solche  Ausnahme  zu  stntuiren;  es  wilre  auf  diese  Art 

tum.  nymn.  im.  II.  n.  X.  Btti.  &0 


ä 


754     Onhf  u.  Koner,  Leben  d.  Griechen  n.  Körner,  ang.  t.  F.  Veligäkiß. 

die  athenische  Frau  weit  eingeschränkter  gewesen,  als  es  die  Jb'rau 
seit  jeher  und  auch  heutzutage  bei  den  Orientalen  ist,  was  man  wohl 
nicht  wird  behaupten  wollen.  Uad  doch  gestattet  z.  B.  der  Türke 
seinen  Frauen  «Ion  Besuch  gemeinsamer  Frauenbader  auch  ausserhalb 
des  Hauses,  welches  Privilegium  freilich,  wie  wir  bei  älteren  Beisenden 
aus  dem  16.  Jahrhundert  gelosen  zu  haben  uns  erinnern,  zu  maDchen 
unerlaubten  Sachen,  ja  sogar  heimlichen  Liebesgeschichten  benützt 
zu  werden  pflegte.  Und  was  sogar  das  Haremleben  in  seiner  streng- 
sten Form  gestattete ,  das  sollte  in  Athen  mit  der  abgeschlossenen 
Lebensweise  der  Frau  unvereinbar  gewesen  sein  V  Diess  ist  kaum 
glaublich.  Und  darum  scheint  es  eine  gar  zn  ängstliche  Beschränkung 
zu  sein,  wenn  Becker  und  mit  ihm  Hermann  aus  den  a.  o.  O.  bei- 
gezogenen Werfen  des  Athonaeiis  (XIII.  59),  dass  Phryne  ^tou 
dfjijoaioig  ovy.  ixqrjTO  ßciXiivdoig"^  auf  den  Gebranch  öffentlicher 
Frauenbäder  nur  für  Hetären  schliessen  zu  können  glauben.  'Fär 
Hetären  allein  wird  wol  keine  Gemeinde  öffentliche  FrauenMder 
gebaut  haben  (und  an  mitbenutzte  Männerbäder,  welche  hier  etwa  ge- 
meint werden  könnten,  kann  man  doch  zur  Zeit  des  Aristophanes  gar 
nicht  denken) ;  auch  war  ja  ihre  sociale  Stellung  nicht  der  Art,  dass 
ehrbare  Fi'suen  jede  Zusammenkunft  mit  ihnen  hätte  meiden  müssen. 
Ref.  muss  daher  Stark  beipflichten ,  der  eben  aus  dieser  Stelle  snf  die 
Existenz  der  öffentlichen  Frauenbäder  zur  Zeit  des  Aristophanes  schliesst 
(Hermann  Gr.  Alt  IIP  §  23  Anm.  27).  Für  die  spätere  Zeit  kann  Eef. 
eine  Stelle  anfuhren ,  welche  die  Existenz  gemeinsamer  Fi*aaenbäder 
in  Athen  ausser  Zweifel  setzt.  Sie  findet  sich  bei  Lukian  Dial.  meretr. 
XI.  4,  wo  Tryphaina  den  Charmides  auf  dessen  Mutter  verweist,  sich 
Gewissheit  über  die  geheuchelten  Beize  der  Philemation  zu  verschaffen, 
mit  den  Worten  „  Eqov  ti)  v  fiijrt^a,  «t /rore  küjovrai  (nec^  avvf^ .  .Dass 
darin  eine  athenische  Sitte  gemeint  ist,  unterliegt  nicht  dem  geringsten 
Zweifel,  indem  diese  Dialoge  das  Hetärenwesen  speciell  in  Athen 
schildern  und  eine  Menge  darauf  bezüglicher  Localnotizen  enthalten. 
Wenn  auch  diese  Notiz  etwa  aus  der  Mitte  des  2.  Jahrhunderts  nach 
Chr.  stammt ,  so  ist  die  darin  erwähnte  Sitte  eine  derartige ,  welche 
einen  sehr  alten  Usus  voraussetzt. 

Zum  Schlüsse  macht  Bef.  auf  einige  Ungenauigkeiten  im  Aas- 
drucke aufmerksam.  Dahin  gehören  z.  B.  S.  322  die  beigesetzten 
Genitive  aya&ov  äaifiovoc:  und  vyieiag;  denn  während  dieselben  im 
Griechischen  von  dem  nicht  immer  ausgedrückten  Nom.  TVOTriQiov 
oder  xrAil  abhängen,  stehen  sie  hier  neben  dem  Dativ  unpassend. 
Unvermittelt  erscheint  auch  der  lat.  Ausdruck  S.  598  tirociniutn  fori 
neben  die  Worte  „Mit  dem  Austritt  aus  den  Knabenjahren"  gestellt. 
Veraltet  und  kaum  zn  billigen  ist  die  Flexion  griechischer  oder  latei- 
nischer Ausdräcke  im  deuischen  Texte,  z.  B.  S.  281  „von  den  Löchern 
{%qv(jiaaiY  statt  xQv^oiza,  denn  eine  Zeile  unterhalb  hätte  dann  der 
Hr.  Verf.  statt  „auf  dem  yaAo^**  auf  dem  (pih^  consequent  schreiben 
müssen.  So  steht  auch  S.353  in  Kantharois  statt  Kantharen,  von  zwei 
Lekythois  S.  3ü7  u.  8«  w. 


F.  IHnhack,  doutscb-lat.  UebersetzuDgsstücke,  ang.  v.  St.  Kapp.      756 

Endlich  will  Bef.  noch  einige  orthographische  und  Accentfehler, 
welche  er  tbeils  im  Texte  theils  im  Index  vorgefunden,  namhaft  machen. 
Im  Texte  findet  man  fehlerhaft  geschrieben  die  Ausdrücke:  S.  116 
ilaio^eaiov,  S.  190  x'^^v  TtoärjQr^,  S.  174  acoq^Qoavvrf,  S.  302 
TtafTjOQoif  S.  321  OLfpaiQBlv,  S.  656  lecticarii;  im  Index:  ßatt^, 
iXaiod^^oiov,  i^w^ig,  fnißkruttava ,  Fmazad'/iog  ^  flaminica,  olxQg 
aaafurcag,  neQideQaiay  avleyyigf  Tvkdov,  vnoaTQWfAaTa,  Und 
freilich  sind  auch  die  oben  erwähnten  Fehler:  aipkaavQov,  coronn 
plexilis,  curriAca,  noQOTrlo&ot,  ytogoirlaaTaif  n^aiffov  auch  im 
Index  zu  berichtigen  und  nebst  dem  Ttekiytrj  za  tilgen,  da  im  Texte 
dieses  Geräthes  gar  nicht  erwähnt  wird. 

A  c  c  e  n  t  f  e  h  1  e  r  im  Texte  finden  sich  in  den  Ausdrücken ;  8. 13 
fv  naqaoxaatv,  /lagaazdöegt  S.  144  ftaqodogy  S.  145  (xxiyi^  zwei- 
mal, S.  177  xvT^novg,  S.  199  TCQwßvJiog,  S.  232,  CTvlog,  ö.  233 
ÖBkclov,  S.  235  (xayag,  S.  274  atpaiQloTQa,  S.  297  vavQrj,  S.  300 
tQOxoiy  S.  304  TQOTvrjy  S.  308  aiQwrrjQ,  8.  309  xrivia^ng,  S.  803 

ötT^öeg.  Im  Index:  x^^^^^Qy  X^j^^^>^og/ x^^QO^^^'Qt  dd/ia,  dia- 
ZtjfAOLj  xhainog,  xQtoßvXog^  hx^TTxijQ,  lovvrfiy  /laydc,  vaiQ-q,  noLqa- 
arddeg,  naQaazaaiv,  noQodog,  nijxvg,  odxog,  acofiig,  aivlogf 
Ta^^iov,  T€%Qaq>alog, 

Prag.  Franz  Velissk:^. 


F.  Bin  hack,  Zusammenhängende  deutsch  -  lateinische  üeber- 

setzuDgsstücke    für   den   Schal-   und    Hilfsunterricht.    Formenlehre, 
Amberg,  Pastct'sche  Bachhandlung,  1872. 

Was  das  vorliegende,  für  die  unterste  Stufe*  des  lat.  Sprachun- 
terrichtes bestimmte  Uebungsbuch  von  andern  ähnlichen  vor  allem 
unterscheidet,  ist  der  vollständig  durchgeführte  Grundsatz,  gleich  von 
Anfang  an  dem  Lateinschnler  nur  zusammenhängende  Uebungen  vor- 
zulegou.  Zur  Sechtfertigung  dieses  Vorganges  beruft  sich  der  HeiT 
Verfasser  auf  das  Urtheil  eines  ..alten  Pädagogen^,  welcher  in  den 
N.  Jahrb.  f.  Phil.  u.  Päd  1871  Heft  II  sehr  warm,  aber  doch  nicht 
überzeugend  genug,  wie  mir  scheint,  für  diese  Methode  eintritt.  Die 
Inhaltslosigkeit  vieler  Uebungssätze  erscheint  ihm  als  ein  Raub,  ver- 
übt an  der  kostbaren  Zeit  der  Jugend.  Was  kann  sich  der  Anfän- 
ger deukon,  ruft  er  aus,  wenn  er  Sätze  liest  wie:  NumaPompilius  hat 
dem  römischen  Volke  Gesetze  gegeben,  oder:  Die  Gedichte  Virgils 
sind  den  Gedichten  Homers  ähnlich  I 

Ich  bin  der  festen  Ueberzeugung,  dass  e-*  wol  nicht  viele  Leh- 
rer gibt,  die  an  Sätzen  dieser  Gattung  irgend  einen  Anstoss  genom- 
men haben,  und  glaube  ferner,  dass  die  Bearbeitung  zusammen- 
hängender Uebungsstücke  auf  der  untersten  Stufe  durchaus  nichteine 
didaktische  Nothwendigkeit  in  dem  Masse  aei,  dass  durch  specielle 
Uebongsbücher  dafür  vorgesorgt  werden  laüaste,  zumal  da  ja  di^ 


750  F.  Ellendfa,  Lateinisches  Lesebach,  ang^.  v.  Si.  Kapp. 

^ngbarsten  üebungsbücher  meist  einzelne  zosauiineiüiängende  Uebun- 
gen  bieten.  Diess  vorausgeschickt,  sehen  wir,  in  welcher  Weise 
Herr  Binhack  dem  vermeintlichen  Bedür&iBS  durch  sein  Buch  abge- 
holfen hat. 

Wirklich  tragt  jede  der  einzelnen  Uebuugeu  eine  Ueberschrift, 
so  Nr.  1 :  Die  Arbeitsamkeit,  Nr.  2:. Der  Krieg,  dann:  Schädliche 
Schriften,  das  alte  Rom,  Cnejns  Pompejus  u.  s.  f.,  und  ebenso  stehen 
auch  all  die  einzelnen  unter  einem  Titel  vereinigte  Sätze  in  einer  ge- 
wissen Beziehung  zu  diesem  Titel,  aber  der  Zusammenhang  der  S&tze 
uuter  einander  ist,  wenigstens  in  den  ersten  Nummern,  ein  sehr 
lockerer.  Und  ist  es  denn  wol  auch  anders  denkbar  angesichts  der 
äusserst  beschränkten  Zahl  von  Formen  und  Vocabeln,  Qber  welche 
ein  Schüler  verfugt,  der  eben  die  I.  und  IL  Decl.  and  das  Yerbom 
6um  durchgenommen  hat?  Man  mOsste  denn  gerade  zu  der  mit 
Becht  von  allen  einsichtigen  Pädagogen  verworfenen  Methode  grei- 
fen, den  Schüler  eine  ganze  Reihe  von  Erscheinungen  aus  der  Formen- 
lehre und  Syntax  nebenbei  mit  in  den  Kauf  nehmen  zu  lassen. 

Auch  der  Herr  Verfasser  hat  diese  Klippe  nicht  immer  ganz 
glücklieh  umschifft.  Ich  schaue  die  erste  Uebung  durch  und  finde 
da  gleich  Sätze  mit  folgenden  Fügungen:  Für  die  Unthätigkeit  giht 
es  kein  Gedächtniss  etc.  Ueberdruss  vor  Anstrengungen  und  ähn- 
liches. Solche  Beispiele  von  Abweichungen  der  lateinischen  von  der 
deutschen  Syntax  sollen  und  können  im  Anfange  ganz  leicht  vermie- 
den werden;  nur  muss  man  nicht  von  der  Voraussetzung  ausgehen, 
zusammenhängende  Uebungen  seien  ein  Bedürfniss. 

Für  den  Schulgebrauch  dürfte  sich  das  Buch  kaum  empfehlen ;  der 
Verfasser  selbst  ist  wol  auch  dieser  Ansicht,  da  er  sein  Buch  als  Hilfs- 
buch angesehen  haben  will,  welches  Schülern  und  Informatoren  als  Ma- 
terial zu  Probearbeiten,  Hausaufgaben  und  anderweitiger  Einübung 
grammatikalicher  Regeln  dienen  soll.  Ti-otz  dieser  Erklärung  des  Herrn 
Verfassers  kann  ich  doch  nicht  umhin,  vom  Standpuncte  der  Schule 
aus  dem  Buche  seine  eigentliche  raison  d'etre  abzuerkennen;  der 
Schüler,  dm:  mit  Grammatik  und  Uebungsbuch  versehen  ist,  brauche 
nicht  noch  ein  drittes  Buch,  das  ihm  nur  zu  dem  Zwecke  in  die  Hand 
gegeben  würde,  um  an  zusammenhängenden  Beispielen  die  Formen- 
lehre zu  üben.  Auch  der  Umstand,  dass  statt  eines  Vocabolariums 
die  Vocabeln  unter  jedem  Uebungsstücke  angegeben  sind,  empfiehlt 
das  Buch  nicht  besonders  für  die  Schule. 

Fr.  Ellendts  Lateinisches  Lesebuch  für  die  unteren  Classen 

höherer  Lehranstalten.   17.  Aufl.  bearb.   v.  Dr.  M.  Seyffert    Berlin, 
Gebrüder  BorntraBger,  1872. 

Nahezu  fünfzig  Jahre  sind  es,  seit  dieses  Buch  zum  ersten 
Male  erschien;  nun  liegt  es,  von  Herrn  Seyffert  bearbeitet,  in  17  Auf- 
lagen vor.  Wol  hat  Herr  S.  Recht,  wenn  er  darauf  hinweist,  dass 
es  nicht  ganz  uninteressant  wäre,  die  verschiedenen  Entwicklungs- 
phasen des  Buches  zu  verfolgen ,  um  an  einem  speciellett  Falle  die 


F.  Etlendt'f,  I.nleinischcs  Lnseburh.  anc    >'.  Sl.  Kapj:  757 

bedeutenden  Fortschritte  zu  stiidisi-eJi,  welche  dur  lat.  Sprachunter- 
richt seit  einem  halben  Jahrhundert  gemncht  hat.  Obwo)  die  frohe- 
ren Anflogen  mir  nicht  znr  Hand  sind,  so  hege  ich  duch  keinonZwei- 
fel,  daes  das  Boch  in  seiner  jetzigen  Gestalt  alle  seitiu  Vorgänger  an 
Brauchbarkeit  nbertreffen  mag;  aber  ich  muaii  auch  gleich  hinzit- 
rägen,  dass  es  mir  trotzdem  nicht  in  allen  Stücken  den  Anforderuitgon 
zu  entsprechen  scheint,  die  heute  an  ein  lat.  üebungshuch  gestellt 
werden.  Die  Verhältnisse,  in  denen  heute  der  lat.  S p räch unte nicht 
ertbeilt  wird,  flind,  darüber  ist  kein  Zweifel,  doch  ganz  andere,  als 
vor  fflnfzig  Jahren.  Nun  erklärt  aber  der  Bearbeiter,  er  habe  in 
der  neuen  Anlage  des  Buches  selbst  nnd  in  dem  Material  keine  we- 
sentlichen Aenderungen  vorgenommen,  einmal,  weil  diese  Seite  des 
Buches,  obwol  auch  sie  noch  Äusstellniigon  zulasse,  .loch  im  Allge- 
meinen der  bessere  Theil  desselben  «cheine,  und  sodann,  weil  eine 
l'marbeitung  nach  anderen  Principien  ein  neues  Werk  hatte  werden 
mflssen.  Alle  Achtung  vor  der  Pietät  des  Herrn  Bearbeiters ;  da  er 
aber  selbst  /.ugibt,  dass  dem  Buche  trotz  des  sieben  zehn  fachen  Lau- 
tem ngsprocessea  noch  manche  ün Vollkommenheiten  anhaften,  so  sei 
es  gestattet,  auf  einzelne  hinzuweisen. 

Dem  Buche  Tehlt  vor  Allem  eine  etwas  mehr  methodische  Au-, 
nrdiiung  des  Stoffes,  die.  fern  davon  Schwierigkeiten  zu  häufen,  ein 
allniUiges  Fortschreiten  v^m  Leichteren  zum  Schwereren  ermftg- 
licben  soll. 

leb  finde  es  z.B.  etwas  bedenklich,  Schülern,  weiche  eben  znm 
ersten  Male  die  Verbalformen  lernen,  zu  gleicher  Zeit  auch  den  Ge- 
branch der  Verba  deponentia  voi-zuführen.  Letztere  bleiben  doch 
besser  aufgespart  filr  einen  Zeitpunct .  w>  die  Schiller  die  Verbal- 
formen vollkommen  innehaben,  also  etwa  fOr  das.  Ende  dos  ersten 
Jahres.  Auch  sind  vier  Nnmmern  von  Uebungssätzeti  für  jede  Con- 
jugation  bei  weitem  zu  wonig.  zumal  da  hier  auch  schon  die  Depo- 
nentia mitgenommen  werden. 

Viel  praktischer  wäre  es  ferner,  gleichzeitig  mit  der  L  und  U. 
Decl.  das  Prws.  lud.  Act  und  Pass.  vom  Verb  einzuüben,  anstatt 
div  ganze  Koihe  der  filnf  Decl..  dann  die  Adjectiva  mit  ihrer  Kom- 
paration an  Sätzen  einüben  zu  lasseu.  deren  PrädicAt  immer  das 
Verb  Fsfie  enthalt.  Auch  hei  der  Decl.  finde  ich  dieZalil  derüehuiig*- 
f^ätze  viel  zu  gering ;  zwei  Nnmmern  z,  B.  ffir  die  IIl.  Decl, ! 

Bei  Uebung  SC  wiM  mit  dem  Verb  begonnen;  eine  Note  macht 
zugleich  aufmerksam,  dass  die  hauptsächlichsten  Projunninn  gelernt 
sein  müssen,  nnd  das«  diimit  nicht  etwa  nur  Personal  pronomina  ge- 
meint sind,  zeigen  die  nächsten  Beispiele.  Nun  triebt  man  sich  aber 
vergebene  voraiiH  nucb  Hebungen  um,  welche  sich  auf  Pronomina 
belügen.  Wol  aber  trifft  man  bäuQg  auf  Sätze,  in  denen  is,  qui 
a.  6.  w.  augewendet  erscheinen.  Aber  deren  jedesmalige  Form  dem 
SchDler  nur  durch  eine  mandgerechte  rohersetzung  unter  dem  Ab- 
sstio  Aufschluss  gewährt  wird.  Der  Gebramli  der  lat.  Pronomiuu 
hat.  wie  joder  Lehrer  weis«,  fOr  Anfänger  gewisse  Schwiorigke 


758  P.  2>.  Ch,  Hennings,  Eleinentarbüch  ang.  v.  iSi^.  Eafp, 

die  nur  durch  viele  Uebungen  überwunden  werden ;  man  denke  nur 
an  die  häufigen  Verwechslungen  von  cuius  und  eins,  quis  und  qm 
u.  8.  w.  Aufgaben,  die  speciell  auf  Einübung  der  Pronomina  gerich- 
tet sind,  sind  wol  ein  nothwendiger  Bestandtheil  eines  lat.  Uebnngs- 
buches  für  Anfanger. 

Auch  mit  der  Art  der  Vertheilung  dos  Stoffes  auf  zwei  Curse, 
die  ungefähr  unserer  Prima  und  Secunda  entsprechen  würden,  kann 
ich  mich  nicht  in  allen  Stücken  einverstanden  erklären. 

So  werden  z.  B.  im  I.  Oursus  im  unmittelbaren  Anschlüsse  an 
die  regelmässige  Conjugation  die  Verba  i>osse,  ire^  velle^fieri  n.  s.  w. 
vorgenommen.  Diese  Verba  würden  doch  besser  für  den  II.  Cursus 
bleiben,  wie  es  factisch  mit  den  Abweichungen  in  Bezug  auf  die 
Decl.  der  Nomina  geschieht.  Ebenso  finde  ich  die  Participalcon- 
struction,  deu  Abi.  absol.,  die  hier  im  I.  Cursus  eingeübt  werden 
sollen,  für  diese  Stufe  im  Durchschnitt  noch  zu  schwierig. 

Der  II.  Cursus' enthält  im  dritten  Abschnitte  eine  sehi*  bedeu- 
tende Zahl  von  Uebungen,  welche  eine  ganz  systematische  und  ziem- 
lich vollständige  Behandlung  der  Syntax  schon  im  zweiten  Jahre  vor- 
aussetzen; die  Casus,  Tempora,  Modi,  das  Qerundium,  das  Supinum 
werden  hier  in  einem  umfange  behandelt,  wie  es  doch  jetzt  meist  nur 
im  3.  und  4.  Jahre  des  Lateinuntorrichtes  zu  geschehen  pflegt.  Eine 
grosse  Menge  meist  trefflich  gewählter  kleinerer  Erzählungen,  welche 
zwischen  einzelnen  Uebungen  über  syntactische  Verhältnisse  einge- 
streut sind,  leiten  hinüber  zu  der  im  nächsten  Jahre  beginnenden 
Leetüre  eines  Autors. 

Im  Allgemeinen  sieht  man  es  eben  dem  Buche  trotz  sei- 
ner neuen  Bearbeitung  noch  ganz  deutlich  an ,  dass  es  in  einer 
Zeit  entstanden  ist,  in  welcher  dem  Latein  am  Gymnasium  bei- 
nahe ebenso  viele  Stunden  eingeräumt  waren,  als  den  andern  Ge- 
genständen zusammengenommen,  und  unter  Anleitung  eines  tüch- 
tigen, erfahrenen  Lehrers  mag  es  zur  Heranbildung  ganz  vortreff- 
licher Lateiner  das  Seine  in  reichlichem  Masse  beigetragen  haben. 
An  unseren  österreichischen  Gymnasien  aber  dürfte  das  Buch,  ganz 
abgesehen  von  den  oben  angedeuteten  Mängeln,  eben  aus  dem  Grunde 
schwerlich  zu  verwenden  sein,  weil  die  dem  Lateinstudium  ungünsti- 
gen Verhältnisse  sieb  bei  uns  im  Allgemeinen  noch  viel  mehr  fühl- 
bar machen  als  in  Deutschland. 

V.  D.  Ch.  Hennings,  Elementarbuch  zu  der  lat.  Grammatik 

von  EUendt-Seyffert.  L  Abthi.  Für  Sexta  in  2.   Aufl.  II.  AbthL  Für 
QuiuU  in  1.  Aufl.  Halle,  Waisenhaus,  1872 

Im  Gegensatz  zu  dem  eben  besprochenen  Uebungsbuche  zeich- 
net sich  das  vorliegende  durch  eine  bis  ins  Kleinste  ausgearbeitete 
methodische  Anordnung  aus  und  verräth  auf  den  ersten  Blick  die 
kundige  Hand  eines  erfahrenen  Pädagogen,  der  die  Schwierigkeiten 
durch  .geschickte  Vertheilung  des  Stoffes  und  langsames  Vorwärts- 
gehen möglichst  zu  mindern  versteht.   Die  Reihenfolge  in  den  ersten 


P.  2>.  Ch.  Hennings,  Elemcntarbach,  ang.  v.  St,  Kapp.        750 

üebongen  ist:  I.  u.  II.  co^j.  prses.  act.  u.  pass.,  I.  o.  IL  decL,  dann 
ni.  u.  IV.  conj.,  hierauf  die  drei  andern  decl.  Hier,  so  wie  auch 
bei  den  folgenden  Uebungen  ist  auf  die  entsprechenden  §§  der 
Eilend t  -  Seyffert'schen  Grammatik  und  noch  auf  ein  anderes  Büch- 
lein hing^ewiesen,  auf  welches  ich  am  Schlüsse  kurz  zorQckkommen 
will.  An  den  Hebungen  besonders  des  I.  und  II.  Capitels  hätte  ich 
nur  das  auszusetzen,  dass  dabei  dem  Fassungsvermögen  der  Schaler 
und  der  Thätigkeit  des  Lehrers  doch  etwas  gar  zu  wenig  zugemuthet 
erscheint.  Ich  erkläre  mich.  Wenn  in  einem  iTebungsbuche  zu 
Anfange  hie  und  da  einzelne  Sätze  vorkommen,  die  nur  aus  dem 
pron.  pers.  und  dem  verbum  ßnitum  bestehen,  so  lässt  sich  dagegen 
nichts  einwenden.  Wenn  aber  ganze  lange  Absätze,  wie  hier,  nur 
aus  Sätzen  bestehen,  wie:  ich  lebe,  ich  gefalle,  ich  spiele,  ich  fühle. 
Du  lobst,  du  gefällst  u.  s.  w.  oder  amas,  doceSy  legis,  audis  u.  s.  w., 
so  ist  da,  wie  mich  dünkt,  des  Guten  zu  viel  geschehen.  Nachdem 
bereits  die  I.  u.  II.  Decl.  eingeübt  ist  und  einige  Vocabeln  zur  Ver- 
fügung stehen,  könnten  getrost  Sätze  mit  Objecten  gebildet  werden, 
damit  dieselben  doch  nicht  so  ganz  inhaltslos  wären.  Der  Herr  Ver- 
fasser beruft  sich  auf  den  Herrn  Provinzial-Schulrath  Dr.  Sommer- 
brodt,  der  ihm  eine  bedeutende  Erleichterung  der  ei^sten  Capitel  em- 
pfohlen habe.  Sollte  der  Herr  Verfasser  in  der  Befolgung  dieses 
Rathes  nicht  doch  zu  weit  gegangen  sein?  Die  Einübung  der  nack- 
ten Verbalfoimen,  und  etwas  anderes  bezwecken  jene  Sätze  nicht,  ge- 
schieht ja  doch  auf  anderem  Wege,  z.  B.  durch  Abfragen  in  so  genü- 
,  gendem  Masse,  dass  das  Üebungsbuch  nicht  nöthig  hat.  mit  so  zahl- 
reichen Beispielen  einzutreten. 

Das  gleiche  Streben,  nicht  mit  zu  starken  Ansprüchen  an  den 
Anfänger  heranzutreten,  veranla.«st  den  Herrn  Verfasser,  auch  so 
Manches,  was  in  den  gangbaren  Uebungsbüchern  im  ersten  Jahre 
vorgenommen  wird,  für  das  zweite  aufzusparen:  ich  erwähne  nur  die 
sog.  conjug.  periphr.,  den  acc.  c.  inf.,  die  Construction  der  Städte- 
namen. Man  mag  bei  diesen  Verweisungen  in  das  zweite  Jahr  im 
p]inzelnen  mit  dem  Herni  Verfasser  rechten,  das  diesem  Verfahren 
zu  Grunde  liegende  Princip  aber  wird  man  als  berechtigt  anerken- 
nen müssen. 

Der  zweite  Theil  des  Buches,  für  Quinta  bestimmt,  ist  in  dem- 
.selben  Geiste  nnd  mit  gleicher  Sorgfalt  bearbeitet.  Bezeichnend  für 
des  Herrn  Verfassers  Ansichten  über  das  Ausmass  des  Lehrstoffes 
für  das  zweite  Jahr  ist  folgende  Stelle  der  Vorrede:  ..Der  Verfasser 
hält  dafür,  dass  systematische  Uebungen,  welche  die  Unterschiede 
des  Lateinischen  vom  Deutschen  in  der  Auffassung  der  Casus,  in  der 
Unterordnung  der  Sätze  durch  ut,  fie,  cum  u.  s.  w.  zur  Anschauung 
bringen,  in  die  Quinta  durchaus  nicht  gehören,  dass  viel- 
mehr die  Zeit,  die  dazu  verwendet  würde,  auf  solche  Weise  dem  Cur- 
sus  für  Quarta  und  Tertia  vorzuarbeiten,  den  Quintanern  recht  sehr 
nöthig  ist,  um  sowol  die  Kentniss  der  regelmässigen  Fonnen  immer 


«r 


760    K,  W,  Meyer ^  Grammatische  Regeln  u.  Beispiele,  ang.  ▼.  8t,  Kapp* 

wieder  aafznfhschen,  als  auch  die  an  Vocabeln  wie  an  Begeln  gleich 
umfangreiche  unregelmässige  Formenlehre  nur  zu  bewältigen.'' 

Domgemäss  wird  die  Lehre  von  den  Conjunctionen  einer  höhe- 
ren Stufe  zugewiesen,  wo  sie  allerdings  in  Verbindung  mit  der  Mo- 
duslehre am  passendsten  zur  Behandlung  kommt.  Manchem  dürfte 
dieses  Vorgehen  nicht  empfehlenswerth  scheinen,  besonders  mit 
Bücksicht  auf  die  im  dritten  Jahre  beginnende  Leetüre  irgend  eines 
Autors,  zu  dessen  Verständniss  die  Kenntniss  des  Gebrauches  der 
Conjunctionen  vorausgesetzt  werden  mnss,  wenn  nicht  die  Leciüre 
darunter  leiden  soll.  Da  indess  die  gewöhnlich  vorkommenden  Con- 
junctionen wie  utj  fte,  cum  bei  den  Uebungen  über  die  Verbalformen 
und  anderweitig  oft  verwendet  erscheinen,  so  dürfte  jene  Besorgniss 
ungegi'ündet  sein,  und  ifchüler,  welche  den  zweiten  Theil  dieses 
Buches  durchgenommen  haben,  können  ganz  wol  in  die  Leetüre  eines 
leichten  Autors  eingeführt  werden,  zumal  da  die  beigefügten  Lese- 
stücke zusammenhängenden  Inhalts,  Fabeln,  geschichtliche  Erzäh- 
lungen und  Colloquia  hinreichend  Gelegenheit  bieten,  die  Schüler 
für  die  Leetüre  des  nächsten  Jahres  vorzubereiten. 

Ich  kann  also  das  Buch  für  den  Gebrauch  in  unseren  Qutei*6ten 
Classen  nur  aufs  wärmste  empfehlen,  und  sehe  in  dem  Umstände, 
dass  es  mit  besonderer  Bücksicht  auf  die  Ellendt-Seyffei-t'sche  Gram- 
matik gearbeitet  ist,  durchaus  kein  Hindemiss,  es  auch  in  Schalen 
zu  verwenden,  wo  andere  Grammatiken  in  den  Händen  der  Schüler 
sich  befinden. 

Schliesslich  noch  ein  Wort  über  eine  von  K.  W.  Meyer  be- 
arbeitete Beilage  zum  Elementarbuche  I.   unter  dem  Titel : 

Granoimatische  Regeln  und  Beispiele  als  Anhang  zudq  lat.  Ele- 

mentarbuch.  I.  von  Hennings.  Halle,  Waisenhaus,  1870. 
Den  jungen  Anföngem ,  denen  ,,ffir  den  ersten  Anfang  die 
Grammatik  zu  gross,  die  Form  der  Begeln  nicht  ganz  fasslich  genng. 
der  Paradigmata  zu  viel,  die  Hanptregeln  zu  sehr  von  Anmerkungen 
umgeben  sind",  sollen  in  dem  Werkchen  die  Hauptregeln  und  Bei- 
spiele in  gedrängter  Uebersicht  und  einfacher  Form  gegeben  und  das 
Erlernen  der  ersten  40  Abschnitte  erleichtert  werden. 

Wenn  auch  Herr  Meyer  ganz  ausdrücklich  erklärt,  dass  damit 
die  Grammatik  von  Ellendt-Seyffert  fßr  Sexta  nicht  entbehrlich  ge- 
macht werden  soll,  so  möchte  ich  doch  glauben,  dass  Schüler,  welche 
seine  „Begeln  und  Beispiele"  und  das  Hennings'sche  üebnngsbuch 
in  der  Hand  haben,  im  ersten  Jahre  die  Grammatik  nicht  viel  zu 
benützen  haben  werden.  Ich  spreche  damit  durchaus  keinen  Tadel 
aus,  und  wenn  es  einer  wäre,  so  wäre  er  nur  gegen  die  Elendt- 
Seyffert^sche  Grammatik  gerichtet;  denn  wenn  man  es  nothwendig 
findet,  neben  einer  Grammatik  den  Schülern  noch  „Begeln  und  Bei- 
spiele" in  cKe  Hand  zu  geben,  so  ist  doch  damit  indireet  zngestandeo, 
dass  die  Grammatik  sieh  für  den  ersten  Unterricht  nicht  recht  eigiwi 


E.  Berger y  Kur/.i^efasste  Utein.  Grammatik,  ang.  v.  St.  Kapp.       '"^ 

Ich  würde  Herrn  Meyer  rathen,  das  Werkchen  in  einigen  Partien  zu 
vervollständigen,  z.  B.  im  cap.  IV  (III.  decl.)  dabei  etwas  mehr  sich 
von  der  alten  Schablone  loszureissen  (vgl.  civ-is)  und  ich  bin  über- 
zeugt ,  die  Grammatik  ist  dann  für  die  Anfanger  vollständig  über- 
flüssig, was  ich  für  die  unterste  Stufe,  oifen  gesagt,  gar  nicht  so  be- 
denklich finde.  Bedenklich  scheint  es  mir  vielmehr,  drei  verschiedene 
ünterrichtsbücher  den  Schülern  in  die  Hände  zu  geben. 

Dr.  £.  Berber,  Kurzgefasste  latein.  Grammatik  für  die  unteren 

Classen  der  Gymnasien.  Celle  u.  Leipzig,  Karlowa's  Verlag,  1873. 

Im  griechischen  Sprachunterrichte  ist  man  ziemlich  allgemein 
zu  der  Ueberzeugung  gekommen,  dass  es  den  Zwecken  der  Schule  nur 
forderlich  sein  könne,  die  sicheren  Ergebnisse  der  sprachvergleichen- 
den Forschnng,  soweit  sie  Schülern,  die  einen  zweijährigen  Latein- 
unterricht hinter  sich  haben ,  zuganglich  gemacht  werden  können, 
in  praxi  zu  verwerthen.  Dass  diese  Ueberzeugung  sich  so  rasch  Bahn 
brach ,  ist  nicht  zum  geringsten  Theil  der  Curtius^schen  Grammatik 
zu  danken ,  welche  das  fragliche  Problem  in  der  glücklichsten  Weise 
löste. 

Für  das  Latein  liegen  die  Sachen  anders.  Die  Zahl  derjenigen 
ist  noch  immer  bedeutend,  welche  sich  gegen  eine  historisch  -  ratio- 
nelle Behandlung  des  Latein  in  den  untern  Classen  sträuben,  vor 
allem  aus  dem  Grunde,  weil  Knaben  auf  dieser  Stufe  im  Durchschnitt 
noch  nicht  zur  Auffassung  derartiger  Dinge  geeignet  sind,  und  weil 
ihnen  das  geläufige  Können  der  wirklichen  Formen  höher  steht,  als 
das  Baisonnieren  über  die  mehr  minder  fragliche  historische  Ent- 
wicklung derselben.  Es  kann  Niemandem  beifallen,  der  Ansicht 
dieser  Praktiker,  wie  man  sie  nennt,  kurzweg  jede  Berechtigung  ab- 
zustreiten. Warum  sollten  sie  einen  wohlbekannten,  gebahnten 
Weg,  der  bisher  sicher  zum  Ziele  geführt  hat,  verlassen,  um  einen 
andern  einzuschlagen,  auf  welchem  sie  das  Ziel  vielleicht  errei- 
chen werden. 

Daneben  gibt  es  nun  aber  auch  eine  Reihe  von  Schulmännern, 
welche  sich  der  streng  wissenschaftlichen  Methode  gegenüber  nicht 
schroff  ablehnend  verhalten,  sondern  ein  massvolles  Herbeiziehen 
von  sicheren  Resultaten  der  Forschung  befürworten.  Es  erschienen 
in  den  letzten  Jahren  mehrere  Grammatiken,  die  es  mit  mehr  oder 
weniger  Glück  vei*suchten,  in  diesem  Sinne  dem  Lateinnnterrichte 
ein  neues  Element  zuzuführen.    Zu  ihnen  zählt  auch  die  vorliegende. 

Sie  ist  ein  Auszug  der  grösseren  Grammatik  desselben  Ver- 
fassers, bestimmt  für  die  unteren  Classen  der  Gymnasien.  Die  An- 
ordnung des  Stoffes  unterscheidet  sich  nicht  bedeutend  von  der  her- 
kömmlichen; zu  erwähnen  wäre  etwa,  dass  die  Quantität  der  Silben 
gleich  zu  Anfang  behandelt  erscheint,  während  sie  sonst  meist  in 
Verbindung  mit  der  Lehre  von  der  Metrik  die  Grammatik  abschliesst. 
Da  indess  der  Herr  Verfasser  die  Metrik  gar  nicht  berücksic' 


762    E,  Berger^  Kurzgefasste  latein.  (jraniinatik,  aiig.  r.  .S^.  Kapp. 

liat,  so  ist  die  Lehre  von    der   Quantität  der  Silben    tn  Anfang 
ganz  am  richtigf^n  Platze. 

Bei  der  Behandlung  der  Syntax  liei^t  das  System  der  Sutzkate- 
gorien  zu  Grunde  ;  doch  war  der  H^rr  Verfasser  bemüht,  die  Üebel- 
stände,  die  sich  bei  strenger  Durchfölirung  desselben,  z.  B.  mitBück- 
sieht  auf  die  TiOhre  von  denronj'inrtinnen.  er^r'^bon,  möglichst  zn  mil- 
dern. So  wffvdeii  z.  B.  §  186  Absichts-  und  Folgesätze  nebenein- 
ander besprochen,  um  dem  Schüler  eine  sofortige  üebersicht  ober  die 
.wichtigsten  Functionen  der  Conj.  ut  zu  geben.  Die  Anmerkung  1 
zum  eben  citierten  §  sollte  eine  andere  Fassung  haben ;  in  der  jetzi- 
gen Gestalt  köuute  sie  den  Schüler  leicht  verleiten,  die  auf  die  Verba 
wollen,  wünschen,  erlauben  otc.  folgenden  Sätze  für  Absichts-  oder 
Folgesätze  zu  halten. 

Ebenso  sind  unter  der  Uubrik  Temporalsätze  die  Gebrauchs- 
weisen von  quuniy  allerdings  nicht  vollständig,  angegeben. 

Den  Schluss  des  Buches  bilden  die  bekannten  Genusregeln  in 
Versen,  eine  Concession,  die  der  Herr  Verfasser  denjenigen  Lehrern 
macht,  welche  noch  einiges  Gewicht  auf  die  Erlernung  derselben 
legen.  Bei  ^er  Lehre  von  der  Decl.  selbst  findet  der  Schüler  in  den 
§§  39—45  das  Nothwendigste  über  das  Genus  in  sehr  klarer  An- 
ordnung, mit  Vermeidung  selten  vorkommender  Wörter  zusammen- 
gestellt. Li  letzterer  Beziehung  würde  ich  mir  noch  mehr  Ein- 
schränkung auferlegen.  Wesshalb  z.  B.  mugil  vorführen,  das  dem 
Schüler  in  der  Leetüre  am  Gymnasium  wol  schwerlich  vorkommen 
dürfte.  Und  wäre  letzteres  auch  der  Fall,  würde  da  nicht  bei  diesem 
und  bei  ähnlichen  selten  vorkommenden  Wörtern  eine  Bemerkung 
des  Lehrers  bei  der  Lectüre  vollkommen  ihren  Zweck  erreichen? 

Nun  einige  Bemerkungen  über  jene  Partieen.  in  denen  der  Herr 
Verfasser  es  für  angezeigt  gefunden  hat,  die  strengwissenschaftliche 
Richtung  einzuschlagen;  es  geschieht  dies  vorzugsweise  bei  derDocIi- 
nation  und  Conjugation.  Die  althergebrachte  Fünftheilung  der  Decl. 
ist  natürlich  beibeluilten,  dabei  aber  doch  die  Stammtheorie  in  so 
weit  berücksichtigt,  dass  in  Klammern  jeder  Decl.  die  entsprechende 
Benennung  beigefügt  ist:  A- 0- Cousonan tische -U-E-  Declination. 
Von  einer  vollständigen  Verwerthung  der  Stammtheorie  für  die  erste 
Stufe  des  Lateinunterrichtes  kann  nicht  die  Rede  sein.  Der  Herr 
Verfasser  ist  offenbar  auch  dieser  Ansicht,  und  hat  sich  desshalb  bei 
den  vocalischcn  Stämmen  nicht  eingehender  damit  bofasst;  nur  eine 
Note  macht  z.  B  bei  der  IL  Decl.  §  2G  darauf  aufmerksam,  dass  der 
Stamm  Yor\  puer  jjiicro  ist,  wobei  freilich  einem  aufmerksamen  Schuler, 
der  in  §  20  alt:  Stammform /.wer  angegeben  gefunden  hat,  einige 
Bedenken  aufsteigen  dürften.  Derlei  kleine  Inconsequenzen  sollten 
vermieden  werden. 

Ein  viel  günstigeres  Terrain  für  die  Entwicklung  der  Stamm- 
theorie bietet  die  IIL  Decl.,  und  der  Herr  Verfasser  hat  sie  da,  nach 
meiner  Ansicht,  mit  richtigem  Tacte  in  einer  Weise  durchgeführt,  die 
selbst  dem  starrsten  Praktiker  genehm  IseiA  dfl^te,  da  demFassongs-* 


.".» 


E.  Beryer,  Kurz^efasste  latein.  Grammatik,  ang.  v.  St.  Kapp.     7S8 

vermögen  der  Schüler  dabei  nicht  zu  viel  zngemnthet  wird  nnd  keine 
Gefahr  ist,  dass  der  Theorie  zu  Liebe  das  fertige  Können  in  Fi-age 
gestellt  werde.  Die  Subst.  dor  III.  Decl.  theilt  er,  mit  Rücksicht 
auf  den  Stammauslaut,  in  zwei  grosse  Gruppen,  1.  consonantisch- 
2.  vocalisch  auslautende ;  die  erste  Gruppe  zerföllt  dann  wieder  in 
Stämme  mit  liquidalem,  dentalem,  gutturalem  ufid  labialem  Anlaut; 
eine  kui-ze  Note  gibt  bei  jeder  einzelneu  Gruppe  Auskunft  über  die 
Nominativbildung.  Alles  dies  geschieht  in  jener  knappen  und  doch 
klaren,  überdi»»s  für  das  Auge  übersichtlichen  Form,  die  einen  der 
Hauptvorzüge  des  Buches  bildet. 

Gleich  einverstanden  kann  man  sein  mit  der  Art  und  Weise, 
wie  die  Conjugation  behandelt  ist.  Der  Unterschied  zwischen  star- 
ker (consonanti scher)  und  schwacher  (vocalischer)  Conjugation,  die 
daraus  sich  ergebende  Verschiedenheit  in  der  Anfägnng  der  Endun- 
gen, alles  das  ist  recht  fasslich  dargestellt.  Dass  der  Herr  Verfasser 
auf  die  sog.  starke  und  schwache  Peifectbildung  nicht  näher  einge- 
gangen ist,  mag  wol  seinen  Grund  in  praktisch-pädagogischen  Be- 
denken haben ;  in  der  That  müsste  die  Kreuzung  von  starker  und 
schwacher  Conjugation sform  und  starker  nnd  schwach ei'  Perfectbil- 
dnng  auf  Anfönger  etwas  verwirrend  wirken. 

I;i  der  Lehre  von  der  Syntax  hat  sich  der  Herr  Verfasser  bei 
der  Aufstellung  der  Regeln  der  möglichsten  Kürze  beflissen,  ohne 
desshalb  die  Fasslichkeit  zu  opfern.  Auch  in  den  Beispielen  ist  er 
äusserst  sparsam ;  ein ,  zwei,  selten  mehr,  Beispiele  werden  zur 
Illustrierung  einer  Regel  verwendet.  So  kommt  es,  dass  die  Syntax 
an  äusserem  Umfang  der  Formenlehre  bei  weitem  nachsteht;  jene 
nimmt  39,  diese  115  Seiten  ein,  während  gewöhnlich  die  Syntax  eine 
mindestens  ebenso  grosse  Seitenzahl  aufweist. 

Diese  Erscheinung  erklärt  sich  nun  aber  daraus,  dass  der  Herr 
Verfasser  eben  nur  eine  fibersichtliche  Darstellung  des  Allerwichtig- 
sten  aus  der  Syntax,  gewissermassen  nur  ein  Gerippe  derselben  geben 
wollte.  Dieser  Umstand  ist  es  aber  gei-ade,  welcher  der  Einführung 
des  Buches  in  die  österreichischen  Gymnasien  hinderlich  ist.  Von 
einem  Wechsel  der  Grammatik  in  den  vier  untersten  Classen  kann 
an  unsern  Gymnasien  nicht  die  Rede  sein.  Wollte  man  aber  die  ge- 
nannte Grammatik  in  unserem  Gymnasium  benützen,  so  sähe  man 
sich  zu  diesem  Wechsel  in  der  Tertia  genöthigt ;  denn  was  in  der 
Syntax  geboten  wird,  kann,  so  sehr  man  auch  die  knappe  Form  imd 
die  Uebersichtlichkeit  loben  muss,  für  unsere  Tertia  und  Quarta  nicht 
ausreichen.  Die  Lehre  vom  acc.  nnd  nom.  c.  inf.  z.  B.,  wie  sie  hier 
in  den  §§  168  und  169  behandelt  ist,  genügt  allenfalls  für  Secunda- 
ner  nnd  selbst  diese  werden  über  manche  Nuancen  jener  Coustructio- 
nen,  auf  die  sie  im  Uebungsbnche  stossen,  hier  keinen  Aufschluss 
finden.  Für  unsere  Quarta  aber  sind  diese  §§  und  noch  so  manche 
andere  entschieden,  allzu  unvollständig.  Dem  Buche  soll  damit  kein 
directer  Tadel  ausgesprochen  werden;  das  Ziel,   das  der  Hert  Ver- 


764  E.  Hermann,  Lehrbach  d.  deutschen  Sprache,  ane.  r.  F..  KrBtoehwü, 

faMer  sich  gesteckt  bat,  isteVen  nicht  das.  eise  Grammatik  f&r  einen 
mebijährigeD  LateiDnnterridit  zu  bieten. 

Ich  kann  also  nur  das  Bedauern  darüber  aussprechen,  dass 
eben  aus  diesem  Grunde  das  sonst  so  treffliche  Bnch  fQr  den  Ge- 
branch an  unseren  Gymnasien  nicht  geeignet  ist. 

St.  Kapp. 


Lehrbuch  der  deutncheu  Sprache.  Ein  Leitfaden  für  den  Unter- 
richt an  den  unteren  Classen  der  Gymuattien  und  der  yerwandten 
Anstalten  von  Edwart  Hermann,  k.  k.  Gymnaöial-Proftsaor  am  There- 
sianum.  Vierte,  verbesserte  un«l  besonders  im  zweiten  Theile  ver- 
mehrte Auflage.  Wien,  1872  Alfred  Holder.  (Beck'sclie  Universitäts- 
ßuchhandlung)  8.  295  leiten. 

Als  Hermann^s  Büchlein  .,Der  deutsche  Satz*'  erschien,  fand 
daeselbe  in  der  Lehrerwelt  allgemeine  freudige  Aufnahme  und  eifrige 
Benutzung  in  den  Schnlen.  Mit  Recht  hob  Professor  Egger  in  der 
darüber  gegebenen  Kritik  (Oesterr.  Gymnasial  -  Zeitschrift.  October- 
heft  1865)  hervor,  dass  die  Macht  des  Beispieles  ^^n^ch  in  keinem 
Elementarbuche  so  in  den  Vordergrund  getreten ,  als  hier**,  indem 
diese  den  Hauptinhalt  jedes  Paragraphen  bilden  und  denselben  die 
Jjehrsätze  in  ,,einfacher  und  präciser Fassung**  ohne  alles  überflüssige, 
logische  Schematisieren  folgen,  so  dass  der  Schülei  lebendig  fühle, 
wie  „die  grammatische  Regel  sich  aus  der  Sprache  ableite,  nicht 
aber  dieselbe  meistere**.  Egger  begrüsste  in  Hermann*s  Methode 
„einen  didaktischen  Fortschritt*'. 

Dom  gegen  den  Schluss  der  Kritik  gegebenen  Wiuke  folgend 
fügte  Heimann  der  dritten  vermehrten  und  verbesserten  Auflage  sei- 
nes Werkchens  „eine  übersichtliche  Darstellung  des  Wichtigsten 
aus  der  Formenlehre'*  an,  so  dass  dasselbe  auf  165  Seiten  anwuchs. 
Das  Büchlein  fand  in  seiner  neuen  Gestalt  gleichfalls  die  verdiente 
Anerkennung.  Professor  Tomascheck  (Oesterr.  Gymnasial-Zeitschrift. 
1872.  1.  "Heft,  Seite  18  und  19)  nannte  es  „eine  erfreuliche  Berei- 
cherung der  heimischen  Schulliteratur".  Geht  auch  derselbe  auf  die 
in  tabeliaricher  Fassung  beigegebene  Formenlehre  nicht  weiter  ein, 
so  lobt  er  doch  besonders  ..die  reiche  Sammlung  treffender,  zum 
grossen  Theile  classischen  Schriftstellern  entnommener  Beispiele", 
sowie  die  „sorgfältige  Rücksicht  auf  allseitige  sprachliche  Richtig- 
keit*' und  „die  ängstlich  überlegte  Genauigkeit  der  Anordnung  und 
Lehren'*.  Dennoch  stiess  die  praktische  Verwerthung  des  Büch- 
leins in  der  Schule  auf  nicht  geringe  Hindernisse,  ja  —  Referent, 
der  während  seiner  Lchrthätigkeit  zu  Krems  dasselbe  dem  Unter- 
richte zu  Grunde  legte,  ist  des  Zeuge  —  die  vom  Verfasser  einge- 
haltene Orthographie  macht  den  Gebrauch  des  Werkes  in  der  Schule 
fast  nahezu  unmöglich ;  denn  \  obwol  auf  richtigen  phonetischen 
Principien  fnssend,  ging  der  Verfasser  doch   ,,in  der  Durchführung 


t  Hermann,  Lehrbuch  d,  deatsclicn  Pprnche,  aiig.  v.  F.  fCratochivü.  7ft5 

derselbea  riel  weiter,  als  es  die  uD&bweiaüche  UQcküicht  urlaubt,  Ji« 
Schule  nicht  in  grellen  Ge^eosalz  zum  herrscheuden  Qebrauehs  t,ii 
rbringeL"  (Tomaschek  a.  a.  0,). 

Die  trefflii^ben  Wnrte  des  Österreich  mchen  Oi^aDi!iatigiisi>ul- 
irfcs  beachtend :  ,,WeDii  das  Oyinnasiun),  zumal  in  Ricksicht  der 
aufgäbe,  welche  es  in  seinen  höheren  Classen  verfolgt,  es  nicht  von 
sich  abiulebnen  hat,  dass  es  zur  Verbreitung  einer  einfachen,  in  der 
Sprache  selbst  b^'rOndeten  Orthographie  an  seinem  Theile  mitwirke, 
ao  ist  doch  die  grösste  Uässigong  hiei-in  zu  empfehlen,  damit  nicht 
der  Schüler  in  den  Fall  komme,  für  den  wirklichen  Gebrauch  der 
deutscheu  Spruche  im  l.i'buu  «ich  da»  wieder  abgewi3hnen  zu  mQssen, 
waa  er  au^  der  Schule  mit  Mühe  erlernt  bat"  (S.  125  und  136),  uud 
in  der  richtigen  Erkenntnias.  ..dass  sich  Missbräucbe,  die  sich  seit 
•labrbnnderten  eingeschlichen,  nicht  mit  einem  Schlage  vernichten 
lassen"  (Hermann,  Vorwort  znr  4.  ÄnQ.),  kehi-te  der  Verfasser  iu 
der  nun  vorliegenden  vierten,  verbeseorten  und  besonders  im  zweiten 
Theile  vermehrten  Auflage  unter  Äustrebnng  grOsstmöglicbster  Folge- 
richtigkeit, mitAufnabme  aller  Vereinfachungen,  die  jetztschou  gäng 
und  gäbe  sind,  zur  allgemein  üblichen  Scbreihweiae  zurück.  Der 
Stein  des  Anstosses  ist  damit  gehoben ,  das  Uauptliindemiss  der  di- 
daktischen Verwendharkeit  des  Werkes  hinweggeräumt.  In  einigen 
Fälleu  ist  der  Verfasser  allerdings  leider  bei  aeiner  fiHliereo  Schi-eib- 
weise  geblieben;  von  diesen  gelten  noch  immer  Egger's  Worte  zur 
ersten  Auflage;  „Wenige  werden  sich  mit  Aeudemngen  befreunden, 
die  der  geläuligeu  hochdeutscben  Aussprache  Gewalt  anthun,  z.  6. 
betriegen  statt  betrGgen.  Lerm  statt  Lärm.  Selbst  Te  statt  Thee 
ist  zu  befremdend.  Zum  ersten  Beispiele  betriegen  (wie  passt  dazu 
ifigeu  S.  lOg,  ?)  ist  auch  zn  vergleichen  S.  33,  c)  Beispiel  2,  femer 
S.  44  der  Schiusa  des  Lehrsatzes  V,  Tabelle  VII.  q.  Nr.  159  uud 
§  8  der  Rechtschreibung,  welche  der  Verfasser  im  dritten  Theile 
recht  gut  —  und  was  nur  zu  loben  ist  —  mit  Hintansetzung  der 
frOher  b«liebten  tabellarischen  Form  behandelt  hat.  Ein  eigener 
Paragraph  über  Silbentrennung  wird  jedoch  schmerzlich  vermisat. 
Ceber  die  Schreibung  der  im  §  5  der  Rechtschreibung,  Abschnitt  3 
.,s  verdoppelt  sich"  ii.  s.  w.  angeführten  Wörter  gewis,  blas  u.  s.  w. 
bisBaa  liesse  sich  wol  mit  Grund  rechten;  dessgleichen  OberSchreib- 
weisen  wie  Sapphir  S.  6^^,  tödlich  8,  %,  (vei'gleicho  S.  10„).  manig- 
fach  S.  10„.  bewuBt  S,  13„,  u.  ö.,  grösten  S.  17^,^,  gebreut 
S.  S3,a,  wüsten  S.  37,,  muste  S.  ST^.  A%^  u.  ö.,  Febmann  S.  51,, 
OehOfde,  S.  f>ä  n.  Beckers.  67  ITI,  M&reu  (daa  Land)  S.  74,. 
Jeuner.  Merz  S.  78  X.,  verlescben  S.  \12„,  Presburg  S.  123  „ 
und  131  XV  D.s.«,;  ferner  Ober  Schreibungen  wie:  machet  ge- 
branch  S.  37,,,  macht  platz  S.  S8,„,  ob  es  nacht  sei  S.  89,„.  im 
begriff  8,  122,„,  u.  s.  w.;  oder  Aber Zuearamensetzungen  wie:  inacht 
S.  49j^,  tnanschlag  S.  79,^.  solangeals  S,  8I,(|,  zupferde,  zufuss 
S,  ITO«  u.  8.  w. 


76W  E.  Hermann,  Lehrbuch  d.  d^ntschen  Sprach«»,  ani?.  v.  F.  Kraioekwa. 

Das  orthographische  Wöi-terverzeichniss,  das  anfönglich  der 
„Lehre  vom  Satz**  beigegeben  war,  liess  der  Verfasser  in  der  dritten 
Auflage  fallen ;  in  der  vorliegenden  vierten  Auflage  aber  lässt  er 
,,auf  den  Eath  erfahrener  Schulmänner*' der  Rechtschreibung  als  vier- 
ten Theil  abermals  ein  „Wortverzeichniss  zur  Orthographie"  von 
S.  265 — 295  folgen,  allerdings  mit  der  Besorgniss ,  „dadurch  das 
Buch  zu  umfangreich  gemacht  zu  haben".  Referent  theilt  diese  Be- 
fürchtung umsomehr,  als  dieses  Verzeichniss  äusserst  wenig  Neues 
bringt,  sondern  einmal  oder  zwei-,  ja  zuweilen  dreimal  Gesagtes 
abermals  vorführt. 

Ganz  dem  Organisationsent würfe  (S.  123)  folgend,  lässt  Her- 
mann die  Satzlehre  in  den  Vordergrund  treten.  Indem  Referent  auf 
beide  schon  erwähut^  Kritiken  verweist,  hat  er  nur  zu  bemerken, 
dass  die  Aenderungen  der  Satzlehre  fast  durchweg  in  Erweiterungen 
bestehen ;  in  grösserer  Fülle  werden  neue  Beispielsätze  hinzugefügt, 
aber  auch  nicht  wenige  Lehrsätze.  Gegen  die  letzteren  ist  an  sich 
im  Allgemeinen  nichts  einzuwenden.  Referent  ist  aber  der  festen 
Ueborzeugung ,  da$s  weit  mehr  als  durch  diese  Erweiterungen  dem 
Buche  genützt  worden  wäre,  wenn  der  Verfasser ,  Tomaschek^s  Rath 
befolgend,  „die  gewählten  Eintheilungen,  die  umständlichen  Distinc- 
tionen  in  den  Lehrsätzen,  oder  die  zuweilen  bedenkliche  Benutzung 
logischer  Kategorien  mit  Rücksicht  auf  den  nächsten  praktischen 
Zweck  des  Elementarunterrichtes*'  vereinfacht  und  eingeschränkt  hätte. 
Denn  mit  Recht  warnt  der  Organisationsentwurf  vor  zu  weit  gehen- 
der Spaltung  im  Unterordnen;  ,Je  einfacher  und  naturgemässer  die 
Gliederung,  desto  sicherer  wird  sie  nicht  nur  dem  Gedächtnisse  der 
Schüler  sich  einprägen,  sondern  zum  Elemente  eines  lebendigen 
grammatischen  Wissens  werden*'  (S.  123).  So  sollten  die  Lehrsätze 
vom  Adverbiale  des  Grundes,  von  der  adversativen  und  causativen 
Satzverbindung,  der  Satzverbindung  des  Raum-  und  Zeitverhältnisses, 
der  Art  und  Weise  einfacher  gefasst  sein.  Anderen  Lehrsätzen  wäre 
eine  bessere  Einordnung  zu  wünschen ;  ohne  alle  Schwierigkeit  könnte 
Lehrsatz  XV  S.  69  in  die  Lehre  vomObject  eingefügt  werden,  dessglei- 
chen  die  Lehrsätze  XIV  S.  22,  ebendortXVI,  in  welchem  gar  Verschie- 
denes znsammengefasst  ist,  während  in  der  früheren  Auflage  derselbe 
mit  Recht  in  zwei  Lehi'sätze  zerfällt  und  IV  (mit  einem  sehr  guten 
neuen  Zusätze;  S.  31 ;  ebenso  leicnt  hätten  die  Lehrsätze  XI  S.  8, 
VI  und  VII  S.  12,  III— VS.39,  XVI  der  neu  hinzugekommene 
Lehrsatz  XVII  und  XVIII  S.  70  u.  s.  w.  an  die  ihnen  geziemenden 
Stellen  —  gewiss  nur  zur  grösseren  Klarheit  und  üebersichtlichkeit 
—  gesetzt  werden  können. 

Der  Anforderung  des  Organisationsentwurfes  S.  123  und  124) 
nachzukommen,  die  Satzlehre  an  zahlreichen  Beispielen,  welche  in 
ihrer  Form  mustergiltig  und  an  Inhalt  nicht  leer  seien,  durchzuüben, 
ist  im  vorliegenden  Buche  die  reichste  und  beste  Gelegenheit  gebo- 
ten ;  es  ist  diess  einer  der  glänzendsten  Vorzuge  dieses  Buches  und 
schon  um  der  Geist  und  Charakter  bildenden  Beispiele  willen  die 


»»,  Wirlfuch  i!.  (luutBi'lion  f^praclic,  arig.  v.  F.  Kralochriiil.  7ß7 

V'orbreituug  desselben  in  uiiHflrmi  Schulen  aufrichtig  lu  wQnBoliiiii. 
Doch  wäre  Ber«reiit  hlr  Streiobnng  der  Beispiele  S.  37,^,  ,„,    ^4:g, 

..■  *^M-  6*M-  5'iM-  )■<>■  '**'io»-  8n-  ^2fl,  und  83„;  ferner  sind 
:  tilgoD ,    weil    .sclion    frillier    niatnnl    angefahrt,   die   BeiBpii-ii' 

l^iM-    IM-    "*«.  ■    ''^11  ■     1**31-    'l^M-   ■l'issgleichrtn    89,,, 

l  131. 

Was  endlich  die  stark  vermehrte  Formenlehre  betrifft,  so  lal 
den  billij^en  Wünschen  den  OrganieationsentnurfeH  (S.  124)  auch 
hierin  Genfige  gethan.  Eine  vorangliche  Seite  ist  es,  dass  besonderK 
solche  Gesetze  der  Foroierlehre  nachdrücklich  hervorgehoben  wer- 
den, aus  welchen  eich  die  Berichtigung  vieler  in  unserer  Umgangs- 
sprache gemachton  Fehler  ergibt  (0.  E.  S.  124).  Docli  glaubt  Re- 
ferent mit  nerflcksichtigung  des  ÜmstandeB,  dass  Tomaschek's  Kri- 
tik über  die  Formenlehre  rasch  hinweggeht,  diese  aber  in  vurliegi^nder 
.\ufluge  gerade  bedeutende  Erweiterungen  erfahren  hat.  wenigstens 
einige  Bemerkungen  sich  nicht  versagen  zu  dürfen. 

In  Tabelle  VI  „die  (starken  oder  ablautenden  Verben  nui'h  G 
Closseu".  kennte  die  Anmerkung  Qber  den  Stammechluse  der  Vni'heu 
erster  Classe  wegbleiben.  Es  ist  von  abgeleitetcu  Verben  die  Uede, 
ubnedass  bisher  erwähnt  wurde,  was  njan  darunter  versteht;  dasselbe 
gilt  von  der  hier  erwähnten,  in  den  Verben  bitten,  sitzen  und  tiogen 
unterki^enen  Brechung.  In  Tab.  VII  ,, alphabetisch  es  Verzeichniss 
der  starken  Verben"  wird  in  Nr.  51  gesagt,  gleiche  transitiv  ist 
schwach :  die  dafnr  anzuführenden  Beispiele  sind  aber  verschwindend 
gegen  die  der  starken  Form;  in  VII,  71  ist  lad  statt  lädt  geschrie- 
ben und  in  der  Bedeutung  von  einladen  auch  im  Particip  des  Per- 
fectums  schwach  angesetzt,  vergl,  g  17  der  Rechtschreibung,  An- 
merkung 2  ;  in  Vir,,,,,,  schreibt  dei  Verfasser  in  den  Bemerkungen 
,,geBcheid''.  wie  denn  überhaupt  in  diesen  Bemerkungen  oft  subtile 
Diuge begegnen,  die  nichtfärdieScbulesind.  Die  Tabellen  Vlll- XIV 
sind  neu  hinzugekommen;  in  Vlll  ..EinUieilung  der  schwachen  Ver- 
ben" sollten  die  „Betnerknngcn"  klarei'  gefasst  werden,  denn  sind 
sie  auch  vom  Lehrer  erklärt  worden,  so  ist  der  Schüler  doch 
noch  so  un behilflich,  dase  er  die  durch  einige  Schlagwörter  augedeu- 
teten Gesetze  nicht  wieder  formulieren  kann;  in  der  sehr  guten 
Tab,  IX  ..die  nnregelmlissigen  Verben"  wären  die  zu  subtilen  Duter- 
scheiilungeii  in  Bemerkung  zu  10  nnd  1.^  besser  weggeblieben,  desa- 
gleicheti  in  den  Tab.  X  ,.die  Bildung  der  Verba",  XIV  die  Bildung 
der  Subiitaativa"  und  XXIV  „die  Bitdung  des  Adjectivs"  die  Beden- 
*Dng  der  untrennbaren  l'urtiki'ln,  der  wirklichen  nnd  scheinbaren 
Ableitungssilben.  Tabelle  XI  ,,der  syntaktische  Theil  des  Verbs" 
ist  sehr  gut;  dipsi'  Sowie  die  drei  vorh ergebenden  Tuhuljen  enthalten 
neben  manch  Neueui  das  gut  geur-tnet,  was  in  der  vuiigeu  Auflage 
ebne  KiutheilungsgTund,  ott  lose  oder  gar  nicht  zusummon hängend 
in  77  dem  idphabttiscKen  VeneichnL^se  der  starken  Verben  anga- 
bängtcN  lEfmurkuogen  gesagt  war,  1u  Tabelle  XU  „ßhitbeilung 
dat  SobataDÜva" ,   int  die  firkürang    des  abstracten  Substantiv« 


708  E.  Hermann,  Lehrbuch  d.  deat*!hen  Sprach«,  an^.  y.  F,  KroUKkwü. 

(S.  178,  h)  unrichtig.  Die  neaö  Tab.  XXI  „der  Artikel,  der  be- 
stimmende und  nicht  bestimmende'^  ist  durchaus  praktisch,  dessglei- 
chen  XXII  „die  allgemeinen  Lehrsätze  über  das  Adjectiv'';  in  diesen 
wie  in  Tab.  XXUI  ,.die  Bildung  der  Adjectiva  durch  Zusammen- 
setzung'' und  XXV  a  und  h  „die  Declination  der  Adjectiva''  (viel 
Neues  enthaltend),  kann  Beferent  nur  eine  wünschenswerthe  Ergän- 
zung sehen.  Hingegen  hätte  sich  die  Tab.  a  and  b  „der  syntaktische 
Theil  der  Pronomina",  grösstentheils  in  die  Lehre  vom  Attribut  und 
Object  einfQgen  lassen,  wo  ohnehin  schon  vi«"]  von  dem  hier  Vorge- 
brachten gesagt  ist;  so  wäre  unnöthigen  Wiederholungen  vorgebeugt 
worden.  Aehnliches  gilt  von  Tab.  XXIX  a,  einer  Sammlung  abge- 
rissener, in  der  Satzlehre  und  auf  anderen  Tabellen  grösstentheils 
schon  erwähnter  Bemerkungen  zu  den  Pronomina.  Die  Eintheilung 
der  Pronomina,  Tab.  XXVII,  ist  zu  wenig  fibersichtlich,  und  die 
Lehre  von  den  Conjunctionen,  Tab.  XXXVII,  enthält  zu  viel  Ein- 
theilungen. 

Das  sehr  umständliche  „Verzeichniss  derSubstantiva,  von  wel- 
chen Besonderes  zu  merken  ist"  (S.  179 — 209),  hätte  viel  kürzer  aus- 
fallen können ;  vieles  versteht  ja  der  Knabe  nicht,  und  andererseits 
kann  es  ein  Lexikon  doch  nicht  ersetzen.  Die  neu  hinzugekommene 
„Erklärung  einiger  Eigennamen"  (S.  211 — 215)  ist  mehr  eine  Cn- 
riosität,  die  der  Knabe  wie  eine  funkelnde  Krambude  mit  Staunen, 
aber  ohne  Yerständniss  sich  ansieht ;  denn  diese,  wie  die  gleichfalls 
neu  hinzugefügte  „Erklärung  einiger  zusammengesetzten  Wörter, 
deren  Abstammung  weniger  bekannt  ist"  (S.  214 — 217),  sind  auf 
das  Mittel-  und  Althochdeutsche,  Oothische  und  Angelsächsische 
zurückgeführt.  Was  hilft  das  unreifen  Knaben,  was  sollen  ihnen 
Erklärungen  wie  S.  214^,  ^,  13;  jg?  Dergleichen  Notizen  wirken  auf 
den  Schüler  mehr  frappierend  als  belehrend. 

Hat  hier  wie  an  andern  zerstreuten  Stellen  der  Verfasser  mehr 
geboten,  als  mit  den  praktischen  Zielen  des  Elementarunterrichtes 
vereinbar  ist,  so  ist  doch,  verschwindend  geringe  Unrichtigkeiten  ab- 
geirechnec,  nirgends  Fehlerhaftes  vorgebracht.  Das  historisch  rich- 
tige Verständniss  wie  die  liiebe  zur  Muttersprache  machen  solche 
Ueberschreitungen  des  Lehrzieles  durch  den  Ver&sser  erklärlich,  der 
seinen  Schfllem  in  dem  Buche  nicht  nur  einen  Leitfaden,  sondern 
gleichsam  ein  Yademecum  für  das  Gymnasium,  ja  selbst  füi-  das 
Leben  mitzugeben  bestrebt  ist,  in  der  Ueberzeugung,  dass  die  Schä- 
ler, von  einem  geschulten  Fachmanne  oder  classischen  Philologen 
geführt,  auf  derartige  Partien  als  auf  femliegende  Ziele  ihres  wissen- 
schaftlichen Strebens  nur  zur  Belebung  ihres  Eifers  im  Studium  der 
Muttersprache  zuweilen  hingewiesen,  nicht  aber  zu  gedsmkenlosem 
Nachsprechen  unverstandener  Dinge  verleitet  werden.  Aus  glei- 
chen Gründen  erklärt  sich  auch  des  Verfassers  Bestreben,  Formen, 
welche,  dem  Mittelhochdeutschen  entgegen,  die  gegenwärtige  Schrift- 
sprache verändert  hat,  in  ihrer  historisch  richtigen  Gtstalt  zur  Geltung  tu 
bringen,  so  S.  15|,^,  ^^^  dem  Bauern,  8.  14|g4  des  Greisen  (dagegwi 


w 


i.  Math.  MittelliücliJouUclies  Lesebuch,  ang'.  v.  A.  Schünhach.     7«» 

4fl  dem  jeliigen  Sprachgebranche  entsprechender  „die  Greise"», 
a.  ltlj„,  asi  dem  Armut,  S.  1U8„  Färseliimg  (yergl.  S.  206 
Nr.  549).  S,  127  über  Bort  (vergl   S.  181  Nr.  48). 

Die  aufmerksame  Lesung  Jes  Buchei;  muss  jedem  unparteii- 
achen  Bciurtlieiler  in  dum  Verfasser  eiiieu  tOcIitigtn,  voa  der  Liebe 
zur  deutschen  Sprixlie  und  Jugend  beseelten  Schuluianii  vougrQud- 
liohem  Wisaen  und  unermüdlichem  lii/er.  durchdrimgen  von  dem 
Bestreben,  seinen  SchQlem  dae  Bo^te  zn  bieten,  erkennen  lastieii, 
und  wenn  nach  dem  ÜrgaDisationaentwuifa  (§  54,  'd)  tuu  jedem  im 
Unterricht  einzuführenden  Lebrbacho  verlangt  wird,  dass  es  den 
Turgexeickneten  Lehrplan  innehalte  und  ausfühi-e,  und  genau  und 
mßglichet  präcise  das  enthalte,  was  mit  Bestimmtheit  zu  wissen  oiler 
zu  bieten  der  Schäler  sich  rerpUichtet  halteu  eell,  eu  muss  vou  dem 
Titrliegendea  Lehrbuche  gesagt  werden,  dass  es  diese  Bedingungen 
erfüllt,  stimit  —  gewiss  zum  Segen  der  Schule  —  didaktisch  Ter- 
wendbar  ist. 

Wien,  den  4.  April  1873. 


Franz  Kratochwil. 


Dr.  Richard  von  Mntb,  MlttelhocUdeatsches  Lesdlmch.  Wien, 

Alfred  Holder  1Ö73.  SS.  löö.  8' 

An  mittelhochdeutschen  Lesebüchern  fehlt  es  nicht,  der  Ver- 
fasser der  verliegenden  Arbeit  empfand  dicss  selbst,  er  helft  aber 
wesentlich  Anderes  und  Besseres  zu  bieten  als  seine  Vorgänger. 
In  einigen  Beziehungen  hat  er  anch  Hecht.  Das  Princip  der  Aus- 
wahl des  Lesestoffes  ist  ein  anderes  als  bisher:  statt  bunter  Mannig- 
faltigkeit wenige  grosse  Stücke  aus  den  besten  Dichtungen.  Zu  der 
gebräuchlichen  kleinen  Grammatik  sind  litararhisti>risclie  Uebersich. 
teu  gekommen,  f^r  das  Glossar  treten  kur^e  Anmerkungen  ein.  Das 
Buch  hat  somit  wesentliche  Vorzüge  den  bis  jetzt  in  Gabrauch  gewe- 
senen Chrestomathien  gegenüber  wirklich  voraus.  Aber  der  Verfasser 
hat  sich  seine  Aufgabe  —  um  milde  zu  sprechen  —  zu  leicht  gemacht. 
Unüberlegte  Willkürlichkeiten  und  Oberflichlichkeitcn  finden  sich  in 
grosser  Menge,  was  für  ein  Lehrbuch,  dessen  Sat/.e  den  Schülern 
heilig  sein  müssen,  sehr  schlimm  ist. 

lleferent  erlaubt  sich  daher  für  eine  etwaige  neue  Anflöge  des 
Baches  eine  Anxahl  von  Bemerkungen  vorzulegen. 

S.  ä.  Das  Sanskrit  ist  nicht,  wie  der  Verfasser  behauptet,  die 
gemeinsame  Uutt«r  der  indogermanischen  Sprachen,  sondern  muss  den 
einzelnen  St&mmeu  desselben  coordiniert  werden. 

S.  4.  Die  Germanen  zerfallen  nicht  in  drei,  sondern  in  Kwei 
grosso  Gruppen:  Ost-  und  West- Germanen.  Vgl.  Scherer  iur  Ge- 
schichte der  deutschen  Sprache  S.  93  ff. 

S.  4.  Ks  gibt  nicht  bloss  eine  neuhochdeutsche,  sondern  auch 
eine  mittelhochdeutsche  Schrift-  und  Gemeinsprache, 


iis'  AjäsQdiiziir  «inr  widaäpKm  üiL 

^.  4.  Do»  ^  mii  «f  in  iar  X  uifjui  m ha   wnl  la 
m«i.  •RRbc  «ek  ans  *lm  Btmiieii  ier  'iiMinetoi  Zol 

r,  ^.  Die  Bm^Rflle  !Slr  •&»  ^raäcgMBwnuwM  DiiyawitiwMt 
WiräMfienmuim  win  MiuL  xam  51iiL  fimf  ^eftr  9iMl  svnUs. 

9.  IS  £  Wtfim  9R:  «ÖS  CTfirJnrhnriw  Ajupinmg 
2ku*ii4rtflr  und  isr  Pnser!taF*ifnH€iifiia  me^tehrt  «uiiii'a?    Hoflo 
Orginaiicic  oAib^r? 

^.  IS.  Dtt»  WUSagäswrffT,  ^«lii  vworiiac  bot  _ 

^.  19.  IVr  QraiMvrir  ödifiite  niete  in  48r  ersten,  vol 
aiwr  a  te*  iv*it«!i  SiÜle   {»s  XEL  JahiliiiiiiiTim;   v^  USF. 

5.  35.  Wanm  .^as  im  IT.  Lifliis-?  Der  TiiifhiiBH  giM 
ja  iücii  das  gauue  IT.  Liad  wteiier.  iiSBi  «s  in  IflciBHBB*s  Aas- 
nh«  00^  Mel  «ni  FMaaznureii:  tsL  Tiriiminni's  AiUBoknicn 
S.  «vS,  72,  b<!ä«iiiders  oiicii  m  54i5.  4.  XftilenlioC  mr  G<BclDckt> 
4«r  5ilMfviupHi  So«  S.  39  ff 

S.  41  wirf  in  'ier  AomAckinig  fA'hoMUTn  ci^ii^inU  indiB 
Ab  in  939J  «m  Vif  fSr  Vier'  fjnBfesitaBt  ▼«n  Valien*)  aiiist- 
■atzt  winL  L»fer  has  te*  T«feiswr  skh  gmit:  <fie  AaagilMB 
(^fo  <te  mir  ^mh  forfiModt  vierte)  bMn  Vi»l\  aoch  4i«  Aumt- 
knagcn  wvmh  iahnaf  kin.  E»  war  «tai  ein  DrackMitar,  wit  «r 
«kai  Terfiawr  3«[tet  in  gam  ^teü^er  Wniae  a.  H.  116  tegugMil  ist 

S.  95.  SoOte  wirkikk  Heinrich  ▼»!■  TlMii^i  aasrnr  dn-  Intit 
mir  Xinnelieder  geditiitel  liabcn?  Er  ial  ftbiigms  kain  Nitto- 
deat scher,  seadem  ein  Niederlinder:  nd.  Bra^»  in  Zacte's 
ZMtw^fcrift  fttr  deutadie  Phfldlefia  IT.  i49  ff.^ 

S.  96.  Gottfried,  der  Dicktv  dw  Trirtan.  war  ueht  Uoci  '«b 
Birger  TerBotUick  von  Stnasfeuir*^  er  irtaMty  gcvisB  ana  mmm 
StraariNirger  Patrizieigesckleckte  nnd  war  roMarias  seoi»  Yalv- 
ftodt;  yff^  Knn  in  Pfiriftr's  Genmaia  XT.  207  t.  3»  ff. 

S.  97.  Das  GoMii  der  DreitiiefligMl  ttasl  nA  keiBaBwegB  in 
allen  Strophen  der  nihd.  Lyriker  nackweieea;  t^  Kobenlan*! 
OrandriM  5.  Auflage  L  S.  123. 

S,  97.  Anm.  2.  Gekört  Hago  ▼on  Tiiaibeig  neefc  aar  daasi- 
•chen  Zeit?     1266 — 1309  war  er  KagiBter  in  Bamkog. 

^  B.  98  gibt  der  Terlueer  die  ganaüek  ▼eraUeta  AidbaBOJD« 
ron  ^UBnediep  wieder,  wSkrend  es  dodi  nanniekrallb^amit  ist,  da« 
das  aof  diese  Anffaeeong  gegründete  Sckdngesetx  wikiaad  dar  katttn 
Zeit  dee  Ifinnegesanges  gar  nickt  galt  ond  ffir  die  spifteia  aar  nater 
Beedur&nknngen.  A.  a.  O.  wird  aodi  Sperrogal  sa  dm  aaü  d» 
Mitte  des  IUI.  Jakrknnderte  anftretenden  dpmckdielitani  färiUt, 
tr  iet  aber  der  ilteete. 


j 


r 


Math,  Mitte] hochdcutaebes  Leiwbucli,  nng.  r.  A.  Scitonbaek.     771 

i  VoUuliede  wird  an  der  geoanuteo  Steile  ge^iagt,  'dass 
es  HO  mythischen  Beminiscenzuu  reich'  soi.  Diess  aoll  doch  vol  nur 
eine  Phrase  sein,  denn  meines  Wissens  weDigsteag  finden  aich  blüss 
in  einem  einzigen  Volksliede  (die  GoldmQhJe.  ühland,  Volkslieder 
L  76)  Anklänge  an  einen  halb veracb ollen en  Mytbus. 

Eboadasetbst  wird  auuh  Walthei  v.  d.  Vogulweide  wieder  ein- 
mal 'ans  guten  Gründen'  fQr  einen  Tiroler  erklärt,  vgl.  Wilmanns 
Wfilther  S.  3,  besonders  die  Anmerkung. 

Von  dem  Texte  des  'armen  Heinrich*,  der  S.  99  -  111  abge- 
druckt ist,  wird  S.  91  behauptet,  er  seinach  der  Ausgabe  vonF,  Bech 
wiedergegeben,  das  ist  unrichtig.  Nicht  bloss  sind  die  eigonthüm- 
liehen  Äccente  und  Apostrophe  Bech's  nicht  vorhanden,  sondern  an 
allen  strittigen  Stellen  wird  Bech's  Teitcoustituierung  nicht  gefolgt; 
nur  in  der  letzten  Partie  des  Gedichtes  äussert  sich  der  Einfluss  der 
Bech'achen  Ausgabe  insofern,  als  die  erhöhte Bez.ilTerung  der  Verse, 
wie  sie  durch  das  Einbeziehen  der  St.  Florianer  Bruchstücke  ent- 
standen tat,  eingehalten  wird.  Vielmehr  ist  der  vom  Verfasäer  ge- 
gebene Teit  auf  Grundlage  des  Wackeraagel 'sehen  im  Altdeutschen 
Xjesebuche angefertigt.  Folgendes  nurfUhre  ich  alsBeweis  au:  V.  21. 
W(ackBmagel),  B(6ch)  iJU,  H(aupt),  M(nth)  niht  —  33  B.  dehf-iner 
der  tvgent  M.  nach  Lachmann's  Besserung  bei  U.  deheine  »is  der 
tvpent  —  76  B.  alsus  W.  M.  also  —  91.  B.  sietc  W.  M.  slat  — 
184  das  'da'  B'e  fehlt  —  204  B.  enweHe  W.  H.  M.  welle,  ebenso 
1408  ~  213  H.  B.  ernert  W.  M.  wert  —  485  B.  lougen  H.  W.M. 
Stille  —  608  H.  B.  müeat  W.  M.  müeste  —  561  It.  ter  H.  W.  M. 
ee  der  —  563  H.  B.  sihe  W.  H.  sehe  —  1368  H.  B.  speciimor 
W.  M.  speculator  —  1397  H.  B.  friunde  W.  M.  triunt  —  1452 
B.  da  ee  hant  H.  W.  M.  dax  lant  —  1469  Lachmann's  Besserung: 
swar  51  tue  rieten  angenommen  gegeu  Bech's :  swa,s  s6  si  ime 
rieten. 

Wozu  ein  derartiges  Vorgeben  ?  Glaubt  der  Verfasser  da- 
durch diejenigen  zu  gewinnen,  die  er  durch  Änfnahme  des  Lach- 
mann'schenNjbelungeoliedes  verletzt  hat?  So  ist  denn  auch  Bartsch 
zu  'Pariival*  gekommen.  Bei  diesem  ist  die  Auswahl  im  Lesebuche 
zu  tadeln.  Das  SchlnssstDck,  welches  absolut  keine  Vorstellung 
von  Wolfram's  Art  gibt  und  in  der  Dichtung  bloss  die  Bestimmung 
hatte,  den  Aoablick  auf  die  Lobengrinsage  zu  urtiffneii.  ist  ausge- 
hoben, ein  Stück  noch  dazu,  bei  welchem  der  Verfasser  drei  Verse 
aus  pädagogischen  Rncksichten  fortlassen  musste,  während  die  ganze 
Probe  etwa  100  Verse  hat.  Warum  nichts  von  Parzival's  Jugend- 
gescbichte  ? 

üeber  die  Auswahl  aus  Walther  will  Befereut  nicht  rechten, 
obschon  sie  ihm  nichts  weniger  als  zweckmässig  vorkömmt.  Warum 
aber  in  der  Prosa  nichts  von  Berthuld  von  Begonsbnrg  oder  ein 
Stock  aus  den  so  zahlreichen,  mitunter  voi-treffüchen  anonymen 
Homilien?  Sollen  5  Capitel  des  Schwabe nspiegels  eine  Vorstellung 
von  unserer  reichen  mhd.  Prosa  geben? 

U*  I  I 


772    B,  M%Uhf  Mittelhochdeutsches  Lesebuch,  ang.  t.  A.  Sehänba^ 

Was  die  Anmerkangen  anlangt,  wären  sie  wol  besser  nnter 
den  Text  gesetzt  worden,  als  hinten  angeheftet,  ein  Wortregister 
niosste  doch  beigefügt  weiden.  Der  Verfasser  hätte  dann  ancb  dent- 
lieber  gesehen,  dass  der  Anmerkungen  \iel  zu  wenig  sind,  Schwie- 
nges  bleibt  unerklärt.  In  sehr  vielen  Fällen  wii*d  Uebersetzung, 
nicht  Erklärung  gegeben,  lirthümer  und  Verstösse  sind  häufig  genug. 

Die  ganze  Arbeit  trägt,  abgesehen  von  der  guten  Anlage  und 
Eintheilung,  das  Gepräge  ganz  ausserordentlicher  Flüchtigkeit.  Da- 
hin rechne  Ich  auch  die  mangelhafte  stilistische  Form.  Bandwurm- 
artige Perioden,  die  an  Unklarheit  ihres  Gleichen  suchen,  noch  ver- 
wickelter durch  die  Unsicherheit,  welche  der  Verfasser  allenthalben 
in  der  Verwendung  der  Relativpronomina  zeigt,  ffillen  die  literar- 
historischen Partien  des  Buches.  Auch  ist  die  Sprache  nicht  rein, 
Joumalistenausdrücke,  wie :  ^textuell,  eventuell,  compendiös'  dürften 
nicht  einmal  in  der  Vorrede  eines  deutschen  Schulbuches  vorkommen. 

Der  Druck  ist  durchaus  unrein,  eine  oberflächliche  Durchsicht 
hat  den  Beferonten  gegen  hundert  Druckfehler,  mitunter  auch  ärgere 
Flüchtigkeiten,  besonders  in  den  Textabdrücken,  wahrnehmen  lassen. 
Ein  schlagendes  Zeugniss  dafür  ist,  dass  die  Anmerkungen  zu  Par- 
zival  und  Tristan  vor  denen  zum  armen  Heinrich  stehen,  während 
die  Texte  in  umgekehrter  Ordnung  gegeben  und  in  dieser  auch  S.  152 
angeführt  werden.  Im  Parzivaltexte  fehlen  die  Absatzziffem  825 
bis  826.  In  den  Anmerkungen  zu  Walther*s  Gtdlchten  ist  auf  die 
auch  in  den  G^ichten  selbst  fehlenden  Zeilenzahlen  der  einzelnen 
Nummern  nicht  verwiesen,  was  den  Schülern  sehr  grosse  praktische 
Schwierigkeiten  verursachen  wird.  Alle  diese  Dinge  dürfen  in  der 
Gegenwart  durch  Entfernung  vom  Druckorte  durchaus  nicht  entschul- 
digt werden. 

Genauigkeit  und  Sorgfalt  können  bei  einem  Schulbuche  nicht 
gross  genug  sein.  Wenn  es  dem  vorliegenden  Buche  gelingen  sollte, 
eine  neue  Auflage  zu  erleben,  was  Beferent  in  Erwägung  der  oben 
besprochenen  Vorzüge  lebhaft  wünscht,  dann  wird  es  Sache  des  Ver- 
fassers sein,  durch  ernste  und  gründliche  Bevision  seiner  Arbeit 
wirklichen  Werth  zu  verleihen,  falls  er  nicht  zu  den  gewissenlosen 
Buchfabrikanten  will  gezählt  werden,  die  unsere  österreichischen 
Schulen  nnsichtr  machen. 

Graz,  im  Mai  1873. 

Anton  Schönbach. 


Dritte   Abtheil  iing. 


Zur  Didaktik  und  Peedagogik. 

Wort  über  die  kurzen  Ferien  an  gewissen 
Mittelschulen. 

Au  das  k.  k.  Oyiunasinm  zu  KreiniriLBoster  ergleng  vor  Euneiu 
—  ab  kuri  vor  Weilinacliten,  dnsB  es  nicht  mehr  iröglicli  war,  sich  dar- 
nach !□  richten  —  eine  nmtliche  Zaachrift  des  Inhalt«:  ,Der  Herr  Mini- 
Bter  f.  C.  u.  U.  hat  laut  kotug  des  k.  k.  I^andcsschulrathes  (in  Linx)  g^- 
nehmigt,  dass  dl»  WeihnftclitarerieD  auf  den  '24.,  2b.,  26.  and  27.  Uecember 
sich  erBtiecken."  Am  Schlnsae  der  Zuschrift,  in  welcher  auch  von  den 
äbrifren  kurzen  Ferien  die  Rede  ist,  hei»tt  e»:  „Unter  gani  besonders  be- 
räcksichtigungswürdigea  Umständen  wird  ea  jedoch  der  DirectioQ  Dach 
wie  vor  gestattet  sein,  einem  üder  dem  anderen  der  8chQler  die  Ferien 
um  eins  kone  Frist  zu  verlängern.  * 

Insofeme  es  in  dieser  Zuschrift  heiset:  es  werdt^  narh  wie  vor 
gestattet  «ein  etc.,  dieses  „vor*  über  mt  die  Zeit  der  Amtiernng  des 
Gtefertigten  zarOi^kweist,  hält  sich  dieser  nicht  blos  fOr  berechtigt, 
sondern  im  Interesse  einiT  guten  Sache  sogar  »erpflicbtet,  Aber  die  gewies 
.ganz  besonder*  l«rflcksichtigungsHQrdigcn  Omstilnile''  ein  Wort  in  sagen. 
woklio  KU  seiner  Zeit  den  Lehrkörper  bestimmten,  das  .einem  oder  dem 
anderen  der  ächUier"  auf  das  gan^  Gymutisiani  auszndehnen  und  die 
.karie  Frist'  zn  einer  Feriendauer  von  8  bis  10  Tagen  ku  vpviängern. 
Din  fachmännische  Competenz  it.ia  halion  ihm  Seine  Mujestät  der  Kaiser 
anerkannt,  AI lerböciist welcher  die  „laugjährige  Dienstleistung''  desselben 
eine  „ansgezei ebnete"  tu  nennen  gernhten. 

Die  mit  Recht  angestrebte  Freiheit  bedeutet  Herracliaft  des  Gesetzes 
anstatt  willkürlicher  Anordnung  Einzelner  nnd  findet  eich  dort,  wo  man 
ohne  Ouhftsssigkeit  und  vorgeftixste  Hciniing  ohjeciiv  und  gegen  jedermunn 
derselben  Kategorie  gleich  mit  Wohlwollen  rorgeht. 

Angewendet  auf  die  Leitung  einer  Lebraustalt  beissl  diess;  Mau 
soll  keinem  Schul«  etwas  erlauben  oder  vurbieten,  was  man  unter  den 
gleicben  OmstSndM  nicht  allen  orlanben  odi-r  verbieten  darf,  wie  sich 
auch  kein  Lehrer  etwas  erlaubfn  wird,  waa,  wenn  es  »Ho  seine  Collegcn 


774  B.  Piringer,  Ueber  Ferien  an  Mittelschulen. 

thäten,  zam  Nachtheile  der  Anstalt  ausfiele.  So  oft  daher  ein  Schüler 
um  etwas  bat,  was  ?on  der  allgemeinen  Anordnung  abwich,  z.  B.  früher 
in  Ferien  abreisen  oder  später  rückkehren  zu  dürfen,  wurde  stets  gefragt: 
,,Haben  Sie  einen  besonderen  Grund  zu  Ihrer  Bitte,  auf  welche  sich  ein 
anderer  Schüler  nicht  berufen  kann?  etwa  einen  schweren  ErkrankimgB- 
oder  gar  Todesfall?  oder  ein  besonderes  Familienfest,  z.  B.  eine  Hochzdt? 
oder  einen  seltenen  Verwandtenbesach  oder  Aehnliches?^  Wenn  nein«  so 
wurde  die  erbetene  Erlaubniss  schlechthin  versagt;  wenn  ja,  so  unter 
allen  Umstanden,  selbst  mitten  im  Semester,  ertheilt. 

Wenn  daher,  nach  grossem  Massstabe,  Seine  Excellenz  Anstand 
nahm,  zu  Gunsten  Einer  Lehranstalt  eine  Ausnahme  von  der  allgemeinen 
Verordnung  zu  machen,  ja  yielleicht  aus  eigener  Initiative  auf  Kosten 
des  Geschäftsganges  sie  nicht  machen  konnte,  so  ist  diess  erklärlich,  tind 
es  verdient  Dank,  dass  Hochderselbe  durch  einen  kaum  verkennbazen 
Gedankenrückhalt  ein  verstecktes  Hinterpfortlein  aufthat,  durch  welches 
allenfalls  das  ganze  Gymnasium  in  etwa  achttägige  Weihnachtsferien 
hinausschlüpfen  könnte.  Was  aber  schwerer  zu  begreifen,  ist  diess,  dass 
diejenigen,  auf  deren  „Antrag"  die  Entscheidung  erfolgte,  Hochdenselben 
nicht  aufklarten,  dass  im  vorliegenden  Falle  nicht  blos  bei  «einem  oder 
dem  andern  der  Schüler"  sondern  bei  mehr  als  drei  Yiertheilen  deraelbeB 
„ganz  besonders  berücksichtigungswürdige  Umstände"  obwalten,  nnter 
welchen,  ohne  irgendwo  ein  berechtigtes  Präjudiz  zu  TeranUwBen, 
die  wiederholt  erbetene  Verlängerung  der  Weihnachtsferien  befürwortet 
und  ertheilt  hätte  werden  können. 

Wie  Ironie  nimmt  es  sich  aus,  vier  Tage  Ferien  zu  geben,  Ton  denen 
einer  zur  Heimreise,  einer  zur  Bückreise  erforderlich  ist,  so  dass  eigent- 
lich nur  zwei  übrig  bleiben  und  die  Aeltem  gleichsam  mit  15  fl.  Eisen- 
bahntaxen bestraft  werden,  dass  sie  innerhalb  fünf  Monaten  ihre  Sohne 
zweimal«  vier  und  zwanzig  Stunden  um  sich  haben  wollen.  Ausser  in 
Pensionaten,  wo  man  es  auf  eine  Absonderung  von  Welt  und  Verwandt» 
absieht,  hält  man  es  überall  f&r  Pflicht  einer  verständigen  Erziehong, 
Aeltem  und  Kinder  einander  nicht  zu  entfremden.  Und  was  g&be  es  tta 
eine  Gelegenheit,  das  Pietätsband  fester  zu  knüpfen  als  den  Christabend 
mit  seinen  Bescherungen? 

In  Städten  freilich,  wo  die  Studierenden  die  Schule  vom  älterlichen 
Haus  aus  besuchen,  oder  doch  grösstentheils  in  der  nächsten  Umgegend 
derselben  zu  Hause  sind,  ja^  selbst  an  Lehranstalten,  wo  dermalen  Eisen- 
bahnen nahe  vorbeiführen,  verspürt  man  kein  Bedürfniss  nach  längeren 
„kurzen  Ferien««,  indem  ja  die  Kinder  ohnehin  zu  oder  bei  Hause  sind, 
jedenfalls  leichter  besucht  werden  und  die  Familienfeste,  darunter  den 
traulichen  Christabend,  mitbegehen  können ;  ja  man  ist  nicht  selten  frob, 
der  jugendlichen  Lärmmacher  durch  ihren  Schulbesuch  zeitweilig  los  so 
werden. 

Ganz  anders  stehen  die  Sachen  an  Lehranstalten,  wo  kein  Eisen- 
bahnverkehr hinfuhrt,  Tagreisen  zwischen  Kindern  und  Aeltern  liegsOi 
die  persönliche  Pflege   der  Familienpi^tÄt  Zeitverlust  nnd   Geldaufwand 


B.  Fißingmr,  Vebex,  perlen  an  Mittelachaleii.  775 

verarsaehi.  Da  enindckelt  sich  allmählich  ein  aUgemein^  3^düx{ius8  und 
eine  berechtigte  Sehnsucht  der  Kinder,  die  Aeltem,  der  Aelteqi,  die  Rinder 
wieder  zn  sehen  und  gegenseitiig  ^in^nder  mehrere  l[age  ijroh  zu  werden. 
Bem&ht  sich  n&mlich  solch  eine  Lehranstalt  zugleich  auch  Erziehungs- 
anstalt SU  sein,  was  in  grösseren  Stod^^^  weder  nöthig  noch  möglich  ist, 
auf  dem  Lande  aber  sein  musa,  wenn  die  Anstalt  nicht  auf  einige  wenige 
orts-  oder  höchstens  kreiseüigeborne  Schüler  zusammenschwinden,  d.  h, 
aufhören  ?rill  überhaupt  zu  sein,  so  wird  sie  fast  lauter  Schüler  aus 
weiterer  Feme  und  dadurch  das  Bedürfniss  nach  wenigstens  ein  Paar  Aus- 
ruhepausen im  Schuljahr,  wie  Weihnachten  und  Ostern,  haben  und  es 
werden  zu  den  angedeuteten  Pietatsgründen  für  ihre  Gewährung  auch  noch 
huii^ane,  disciplinäre  und  haushälterische  Bücksichten  treten.  Man  hat  in 
Städten  keine  Yors^lluug  und  muss  es  selbst  erfahren  haben,  welche 
Mühe  und  Sorge,  ja  Angst  und  Aufregung  die  Angabe:  Hunderte  von 
halberwachsenen  Knaben  zu  erziehen,  verursacht,  ja  dass  es  geradezu 
unmöglich  ist,  sie  zu  lösen,  wenn  nicht  alle  Ersiehungsfactoren  zusam- 
men?nrken  und  von  unbefangenen  Behörden  aufrichtig  unterstützt  werden. 

Dass  nun  die  oben  erwähnte  Lehranstalt  dieser  Aufgabe  sich  unter- 
zieht, ist  es  eben,  was  ihr  Vertrauen  und  Dank  erwirbt  bis  zu  einem 
Grade,  dass  dermalen  nahezu  ' zwei  IMtthoile  ihrer  Schüler  aus  Nicht- 
oberösterreichem,  darunter  circa  ^  Wienern,  bestehen  und  so  «ganz  be- 
sonders berücksiohtigungswürdige  umstände**  sich  bildeten,  dergleichen 
wol  kaum  an  einer  anderen  Lehranstalt  gleicher  Kategorie  sich  finden 
dürften. 

Behufs  der  Erziehung  wohnen  dort  die  Gymnasialschüler,  ?om 
Stiftsconyict  abgesehen,  unter  der  Oberaufsicht  der  Gymnasialdirection 
mit  wenigen  Ausnahmen  in  grösseren  Kostplätzen,  die  man  Pensionate 
nennen  könnte,  zu  circa  6  bis  12  beisammen,  haben,  um  frühzeitig  an 
selbstthätige  Beobachtung  des  Gesetzes  gewöhnt  zu  werden,  ihr  Disciplinar- 
gesetz,  gedruckte  Tagesordung  und  fixe  Stndierstunden ,  lernen  und  wie- 
derholen in  denselben,  soweit  sie  nicht  durch  Nebenfächer:  neuere  Sprachen, 
Gesang,  Musik,  Zeichnen,  Turnen,  Schwimmen,  Fechten,  Tanzen  in  An- 
spruch genommen  sind,  das  in  der  Schule  Vorgetragene,  machen  ihre 
Aufgaben,  präparieren  sich  auf  die  nächsten  Schulstunden.  Bei  ihren 
Spielen  und  Spaziergängen  werden  sie  überwacht  und  begleitet ;  die  Stell- 
vertreter der  A^ltern  (die  ortseingebomen  Schüler  betragen  kaum  ein 
Dutzend)  gewöhnen  sie  möglichst  an  Anstand,  Sitte,  Nettigkeit,  hegen 
und  pflegen  sie,  natürlich  gegen  eine  angemessene  Vergütung,  in  gesunden 
und  kranken  Tagen  ¥rie  eigene  Kinder ,  so  dass,  wo  die  Bemühungen  der 
Schule  und  Privaterziehung  noch  durch  die  älterliche  Auctorität  verständig 
unterstützt  werden  und  doch  einige  Befähigung  vorhanden  ist,  es  in  der 
Regel  günstige  Resultate  gibt. 

Was  den  Erziehungs-  und  Unterrichtsverlauf  selbst  anbelangt,  geht 
alles ,  so  lange  die  Schultage  nicht  durch  mehr  als  Einen  Recreationstag 
unterbrochen  werden,  seinen  ruhigen  und  regelmässigen  Gang;  bei  zwei 
oder  mehr  aufeinander  folgenden  Ferialtagen  fingt  die  jugendliche  Wild- 


776  B.  Piringer,  Uebcr  Ferien  an  Mittelschnlen. 

heit,  welche  aberzogen  werden  soll,  an,  sich  in  regen  nnd  bringt  der  Dis- 
ciplin  Gefahr,  lässt  sich  jedoch  in  dem  Mass  leichter  im  Zanm  halten, 
je  kleiner  die  Zahl  der  unbeschäftigten  Rangen  ist. 

Daraus  geht  hervor,  dass  an  einer  Lehr-  nnd  Erziehungsanstalt 
wie  die  fragliche,  anch  ans  disciplinären  Gründen  die  kurzen  Ferien  ent- 
weder möglichst  kurz  sein  sollen,  damit  nicht  viele  müssige  Tage  nach 
einander  fallen,  oder  möglichst  lange,  damit  es  sich  für  recht  viele  Schüler 
verlohne,  sie  anders  wo  zn  verbringen  nnd  dadurch  die  üeberwachung  von 
wenigen  Zurückbleibenden  zu  erleichtern.  Zu  geschweigen  von  den  billigen 
Rücksichten  auf  die  geplagten  Convicts-Dirigenten  und  sonstigen  Quartier- 
geber der  Studierenden,  welchen  doch  auch  eine  Athmungsfrist  zu  gönnen 
ist ;  auch  davon  nichts  zu  sagen,  dass  es  dermalen  bei  den  höheren  Preisen 
aller  Lebensbedürfnisse  den  knapp  entschädigten  Eostgebem  gewiss  wohl 
thäte,  wenn  ihnen  durch  längere  ,,kurze  Ferien**  ein  geringes  Entgelt 
erwüchse,  oder  auch  nur  Zeit  bliebe,  dem  feierabendlichen  Scheuem, 
Waschen  und  etwa  nöthigen  Tünchen  mit  mehr  Müsse  abzuwarten. 

Aas  diesen  und  ähnlichen  Gründen  nahmen  früher  die  Gymnasial- 
Inspectoren  trotz  des  nie  aufgehobenen  Feriengesetzes  vom  Jahre  1854 
auf  die  localen  Verhältnisse  der  Lehr-  und  Erziehungsanstalt  Rücksicht 
und  gestatteten  der  Direction  die  Feriendauer  nach  denselben  zu  bestimmen, 
wol  wissend,  dass  alles  objectiv  Berechtigte  auch  auf  die  Gutheiasung  der 
ohersten  Behörde  sicher  rechnen  könne. 

Wien,  Beda  Piringer. 


RnssiBohes  philologiEch 


pzig. 


Bei  der  mehrsoitigen  Bedeutaainkeit  des  GeEenstandee  wird  der 
AbdiQck  lutcbstebender  Mittheitnug  unscrm  Leserkreise  willfcomnien  sein. 

Bekanntlich  liat  sich  in  Rusalaad  auf  dem  fiebiete  des  liöhcren 
Unterrichtaweaens  in  neaeater  Zeit  ein  Dnischwnng  vollzogen,  der  aueh  för 
Deutscliland  nicht  ohne  Interesse  ist.  Nach  Jahneheiite  langen  Schwan- 
kungen und  Parteikänipfen  hat  dort  schliesslich  das  Princip  chgesiegt 
und  ist  durch  kaiserlicne  Entscheidung  sanctioniert  worden ,   dass  der 

tesammte  Oymnasialuiit«rricbt  wegentlicb  aaf  das  lätadiam  der  classischen 
prachen  (nicht  bloss  des  Latein)  basitit  «erde.  Wenn  dieser  neaen  Str6- 
mnng  schon  das  ,hiBtoriBch-|ilii1oli)giB<;he  Institut*  in  St.  Pet«rsbDrg,  an 
welchen  Männer  wie  August  Nauck  und  Lncian  Malier  thätig  sind. 
Rechnang  zu  tragen  beatimint  war.  sn  hat  man  jetxt  noch  weiU^r  reichende 
Hassregeln  ergriffen.  Drei  in  jenem  Institut  ausgebildete  junge  Männer, 
die  äch  durch  Talent  und  Eenntniss  hcrvurthateii ,  aind  imch  Deutsch- 
land entsandt  worden,  nm  sich  hier  auf  der  UniTursilit  Lei|izig  für 
den  kltiifeigen  Beruf  als  raisische  Unifersitätspiafeasoren  der  clas- 
sischen  PbiloIoKie  noch  voHständigeT  Torinborciten.  Aber  den  eigentlichen 
ijcbwerpunct  der  eTforderlichen  Bestrebungen  hat  man  doch  mit  Recht 
darin  erkannt,  doss  eine  hinlängliche  Aman I  gründlich  geschulter  Ojm- 
oasiallehrer  rar  die  Anstalten  des  weiten  russischen  Reichs  gewon- 


ansersehen  ward.  Hierher  wird  vom  Beginn  dieses  Wintersemesters  an 
eine  Anzahl  jüngerer  Leute,  die  eben  erst  das  Gymnasium  verlUiSsen  haben 
ond  durch  gute  lieugnisäe  Tor^ngsweise  empfohlen  sind,  mit  liberal  be- 
messenen Stipendien  ge«<:liickt.  um  in  einem  zwei-  bis  dreijährigen  Curius 
eich  dem  Studium  der  i-lasfiscbon  Philologie  dergestalt  tu  widnien,  dass 
sie  nach  Ablauf  dieses  Zeitraumes  als  Lehrer  Terwendbar  sind:  in  welcher 
Kigensctiaft  ihnen  alsdann  sehr  günstige  Beaoldungs-  ufid  ATancements- 
vernAltnisse  in  Auasii-bt  gestellt  i^ind.  Dieselben  brauchen  nicht  gelionie 
Ku»en  lu  sein ,  kennen  vielmehr  nicht  nur  allen  slaviarhen  Stammen, 
sondern  auch  der  deutschen  Nationalität  anfjfehSreD,  and  mBsson  nur  die 
<Iopnelti>  Vsrpfl  ichtut  lg  eingehen:  P  fltr  jed^s  auT  kaiserliche  Kosten 
in  Leipzig  zugebrauhte  Btudienjahr  mindestens  zwei  Jahre  obne  Knndi- 

fGDg  als  (^mttallehrer  in  Rusaland  tu  fungieren;  2)  sich  der  ruaaisobcD 
prsche,  als  der  in  den  russisclien  Lebntnstalliiii  natürlii:h  ausschliesslich 
gebianchten,  wofern  sie  Ihnen  nicht  schon  Muttersprache  tat,  bis  lu 
gelluHgem  lU&ndHcben  und  •cbHftlichen  Ausdruck  tu  bamächtigi'n :   tui 


778  Miscellen. 

welchen  letzern  Zweck  darch  regelmässigen,  ?on  den  oben  genannten  drei 
jungen  Männern  zu  ertheilenden  Unterriebt  Sorge  getragen  ist. 

Nun  konnte  man  sich  aber  in  St.  Petersburg  der  Einsicht  nicht 
Terschliessen ,  dass  zwischen  der  Vorbildung  russischer,  beziehungsweise 
slavischer,  und  anderseits  deutscher  Abiturienten  vorläufig  doch  ein  grös- 
serer Abstand  stattfinden  möchte,  als  dass  diese  Stipendiaten,  nm 
^ndlich  gefordert  zu  werden,  ohne  weiteres  auf  unsere  deutschen  Vor- 
lesuugen  und  Seminarien  anzuweisen  wären,  zumal  sie  bei  dem  erossen 
Andrang  zu  den  letztem  schwer  ihre  Rechnung  finden  würden.  Darum 
musste  sich  alsbald  die  Ueberzeugune  geltend  machen,  dass  f&r  sie  eigene, 
auf  ihren  Standpunct  berechnete  und  ihrem  individuellen  Bedürfniss  an- 
gepasste  Vorlesungen  sowol,  als  yor  allem  seminaristische  üebun^eu  an- 
gestellt werden  müssten,  sowie  dass  überhaupt  ihre  ganze  Studienein- 
richtung, unter  dem  Namen  „russisches  philologisches  Seminar', 
in  die  einheitliche  Leitung  eines  besondem  Directors  zu  legen  sei.  Diese 
Function  hat  auf  den  Antrag  der  k.  russischen  Regierung  bis  auf  weiteres 
Geheimrath  Professor  F.  Ritschi  übernommen,  imter  Assistenz  einer 
jungem  Kraft  welche  in  der  Person  des  Dr.  W.  Hör  seh  el  mann  gefunden 
worden  ist,  eines  in  Dorpat,  Göttingen  und  Leipzig  ausgebildeten  jungen 
Philologen,  der  für  den  vorliegenden  Zweck  alle  erforderlichen  Eigen- 
schaften besitzt.  Die  Lehrsprache  des  „russischen  Seminariums**  wird 
übrigens  ausschliesslich  die  lateinische  sein,  da  auf  die  Erwerbung  eines 
correcten  und  geläufigen  lateinischen  Ausdrucks  ein  besonderes  Gewicht 
gelegt  wird. 


(Aus  dem  n.  ö.  Landesschulrathe.)  —  Sitzung  des  n.  ö. 
Landesschulrathes  vom  15.  December  1873.  (Erste  Sitzung  der  zweiten 
Wahlperiode.)  -  Der  Statthalter  be^sst  die  neu  zusammengetretene 
Versammlung^,  gedenkt  der  erfolfnreichen  Thätigkeit  des  n.  ö.  Landes- 
schulrathes in  dem  abgelaufenen  Triennium  unter  dankender  Erwahnunjg 
der  eifrigen  Mitwirkung  seiner  Mitglieder  und  constatiert  mit  Befriedi- 
gung, daiss  sowol  die  von  den  autonomen  Organen  abgeordneten  als 
auch  die  aus  dem  Kreise  der  Fachmänner  sewählten  Mitglieder  des 
Landesschulrathes  sich  beinahe  in  allen  wichtigen  Angelegenheiten  in 
Uebereinstimmung  iqlt  der  Regierung  befanden,  widmet  aus  diesem  An* 
lasse  auch  den  ausgeschiedenen  Mitgliedern  ein  Wort  der  freundlichen 
Erinnerung  mit  dem  Beifiigen,  dass  den  an  ihrer  Stelle  neu  eingetrete- 
nen Mitgliedern  das  volle  Vertrauen  und  aufrichtige  Collegialitat  entge- 
f^engebracht  werde.  Der  Statthalter  bringt  zur  Kenntnis,  dass  Se.  m- 
jestät  die  vom  n.  ö.  Landesschulrathe  anlässlich  des  Reglerungsjubiläums 
dargebrachten  l[uidig[ungen  allergnädigst  entgegengenommen  habe  und 
hierfür  seinen  kaiserlichen  Dank  aussprechen  zu  lassen  geruhte.  Sodann 
wird  zur  Wahl  des  Schriftführers  so  wie  zur  Bildung  dreier  Sectionen 
ffoschritten.  In  die  L  Section  (allgemeine  und  administrative  Angelegen- 
heiten) wurden  gewählt:  Professor  Suess,  Dr.  J.  Konp,  Dr.  Uoffer, 
Dr.  Dinstl,  Prälat  Stoger,  Dr.  Schrank;  in  die  IL  Section  (Mittel- 
schulen, Handels-  und  Gewerbeschulen)  wurden  gewählt :  Dr.  Natterer, 
•Dr.  Porubsky,  Director  Schmidt,  Professor  Ko r n h u b e r,  Regierungs- 
rath  Walser;  in  der  IlL  Section  (Volksschulen  und  Lehrerbildungsan- 
stalten) wurden  gewählt :  Dr.  Hoff  er,  Dr.  Engel,  Dr.  Sonndorfer, 
Prälat  Stöger,  Dr.  Dinstl,  Dr.  Schrank,  Dr.  Kojöp.  —  Landesschul- 
inspector  Dr.  Ullrich  verliest  den  pssdagogischen  Tneil  des  dem  Mini- 
jiterium  für  C.  u.  U.  zu  erstattenden  Hauptberichtes  über  den  Zustand 
4es  Volksschnlwesens  in  Nieder-Oesterreich  am  Schlüsse  des  Schuljah- 
res 1873.  Die  k.  k.  Lehrerbildungsanstalt  bei  St  Anna  in  Wien 
war  von  85  L^ramtscandijaten,  die  k.  k.  Lehrerbildungsanst^t  in  Krems 


lÜBcellen.  119 

von  47,  <li6  k.  k.  LehrerbUdun^aiiBtalt  in  Xorn  eil  bürg  tod  20  Schü- 
lern besncbt.  Die  k.  k.  Lehrerinnenbildungsan&talt  beiSt.  Anaa 
in  Wien  zählie  184  Scbttlerinnen,  die  Privat-LehrdriDnenbildonffBanstalt 
bei  St  Ursula  in  Wien  wrt  Ton  54  Schülerinnen  beencht  Der  Curs 
für  Lehrerinnen  weiblicher  Handarbeiten  bei  St.  Anna  wnrde  Ton  44 
Schülerinnen  besucht.  Am  Schlosse  des  Schuljahres  unterzogen  sich 
118  Candida tinnen  der  Lehrbefahigungsprüfung  für  weibliche  Arbeits- 
schulen. 

Sitzung  des  n.  ö.  Landesschulrathes  Tom  17.  December  l.  J.  — 
Gesuche  um  Errichtung  und  um  Erweiterung  von  Musikschulen  wefden 
genehmigt  —  An  das  Ministerium  für  C  u,  U.  werden  die  Vorschläge 
wegen  Verleihung  Ton  Stipendien  an  Zöglinge  der  k.  k.  Bau-  und  Ma- 
schinengeweroeschule  erstattet  —Wegen  der  diesjährigen  Weihnachts- 
ferien an  Mittelschulen  und  allen  den  Mittelschulen  gleichstehenden 
Anstalten  in  Nieder-Oesterreich  wird  an  das  Ministerium  eine  Anfrage 
gerichtet;  zugleich  wird  die  Ausarbeitung  eines  Entwurfes  einer  Ferial- 
ordnung  beschlossen,  welcher  seinerzeit  dem  Ministerium  zur  Genehmi- 
gung Torzolegen  sein  wird. 


(Die  feierliche  Eröffnung  des  Proseminars  in  Wiener 
Neustadt)  hat  am  30.  NoTember  L  J.  stattgefunden. 


(Legat  für  das  k.  k.  Gymnasium  zu  Görz.)  Der  am  17.  d.  M. 
zu  Görz  verstorbene  pensionierte  Hauptmann  Heinrich  Freib.  y.  Botten- 
burg  bestimmte  testamentarisch  das  k.  k.  Gjrmnasium  zum  Erben 
seiner  Bücher,  einer  kleinen  Münzsammlung  und  seines  Vermögens  im 
Nominalbetrage  Ton  5000  fl. ;  letzteres  zur  Stiftung  zweier  Stipendien  für 
deutsche  Schüler  des  Gymnasiums. 


(Die  neuen  rechts-  und  staatswissenschaftlichen  Se- 
minare) sind  mit  1.  December  1.  J.  an  allen  juristischen  Faeultäten 
der  österreichischen  üniyersitäten,  mit  Ausnahme  der  Linsbrucker,  in*s 
Leben  getreten,  an  welch*  letzterer  die  Schwierigkeiten  des  Anfanges 
noch  mcht  überwunden  sind.  (Wr.  Ztg.) 


Lehrbücher  und  Lehrmittel. 

(Fortsetzung  von  Jahrgang  1873,  Heft  V,  S.  378.) 

Fischer  (Franz  Dr.),  Katholische  Religionslehre.  5.  Aufl.  Wien, 
Mayer  u.  Comp.  1872.  Pr.  50  kr. 

Lehrbuch  der  katholischen  Liturgik.  3.  Aufl.  Wien,  Mayer 

u.  Camp.  1873.  Pr.  68  kr. 

Geschichte  der  göttlichen  Offenbarung  des   alten  Bundes. 

2.  Aufl.   Wien,  Mayer  u.  Comp.,  1873.  Pr»  1  fl.  lO  kr. 

Gegen  die  YenrendoBg  dieser  BeHgionibteher  in  den  geffenwirtigMi  AnflAgta  wird, 
die  Znlfteaang  seiteiu  der  betreffenden  oonfMsionellen  OberbeMrd«  ToraOMreMtei,  in  den 
UnterclMien  der  dentochen  Hittelschnlen  kein  Anstand  erhoben. 

Laut  MinifterlAlerlMM«  TOm  8.  Angntt  187S,  Z.  8408. 

Schiller  (Karl),  Deutsches  Lesebuch  für  Mittelschulen.  Wien* 
Hügel.  1872.  L  Band.  Pr.  90  kr.,  II.  Band,  1872.  Pr.  1  fl.  10  kr. 

DietM  Letebneli  wird  tnm  Lebrgebnraelie  in  den  aniertn  CImmb  d«r  BMlschnlan 
aUren«in  als  snllatig  erklirt. 

Lant  MinlfterialerlMNt  voni  Jl.  Anfwt  1878,  Z.  lOiMT. 


780  Miscellen. 

Pick  (Henn.  Dr.)*  Vorschule  der  Physik  für  die  nniereii  CUssen 
der  Mittelschulen.  2.  Aufl.  Wien,  Gerold,  1873.  Pr.  1  fl.  30  kr. 

DiesM  Bneli  wird  in  der  gegenwärtigen  zweiten  AnlUge  zum  Lebrgebnnche  in  den 
unteren  CUaeen  der  dentedien  OjmnMien  and  BeelgynmeBien  allgemein  nie  ralieaig  «Mftrt. 
L»at  Miniiterialerlassee  Tom  7.  Angnet  1873,  Z.  9981. 

Münch  (Peter),  Lehrhuch  der  Physik.  Freihurg  im  Breisgan,  1871. 
Herder. 

Diesee  Lehrbuch  wird  snm  Lehrgebranche  in  den  oberen  Cliween  dentechar  <}j»* 
nMien  allgemein  zugelaeeen. 

Laut  IfiniiterialerlaMM«  Tom  7.  Aagut  1873,  Z.  9961. 

Gernerth  (Aug.),  Grundlehren  der  ehenen  Geometrie  nebet  sahi- 
reichen Constructions-  und  Rechnungsaufgaben  für  die  unteren  Claaaen 
höherer  Lehranstalten.  3.  mit  Berücksichtigung  des  Metermasses  bearb. 
Aufl.  Wien,  Gerold,  1873.  Pr.  1  fl.  20  kr. 

Dieeee  Buch  wird  in  der  gegenwärtigen  dritten  Auflage  zum  Lehrgehraache  in 
den  deutschen  Mitteleohulen  als  zultoiig  erklArl 

Laut  Hinisterialerlasses  Tom  4.  August  1873,  Z.  9A63. 

Streissler  (Jos.),  Die  geometrische  Formenlehre.  Triest»  Schimpf. 
1.  Ahtheilung  f&r  die  1.  Realclasse.  2.  Aufl.  1874.  U.  Abtheilung  für  die 
2.,  3.  und  4.  Realclasse.  1873. 

Beide  Schriften  werden  zum  Lehigebrauche  in  den  unteren  Classen  dar  Realschulen 
als  zulftitsig  erU&rt. 

Laut  Ministerialerlakses  vom  10.  August  1878,  Z.  10441. 

Eof  inek  (Josef),  Latinskä  mluvnice.  Prag,  Kober,  1873.  Pr.  geh. 
1  fl.  80  kr.,  geb.  2  fl. 

Dieses  Buch  wird  zum  Lehrgebrauche  in  den  unteren  Claas^n  der  Qymnasien  mit 
bJJhmischer  Unterrichtssprache  allgemein  als  zuUssig  erU&rt. 

Laut  Hinisterialerlasses  vom  10.  August  1878,  Z.  10887. 

Cimrhanzl  (T.),  Zcm^pis  pro  ni2M  tfidy  strednich  skol.  2.  Aufl. 
Mit  27  Illustrationen.  Prag,  Tempsky,  1873.  Pr.  1  fl. 

Dieses  Lehrbuch  der  Geographie  wird  in  der  gegenw&rtifren  2.  Auflage  allgeanein 
zum  Lehrgebrauche  in  den  unteren  Classen  der  Mittelschulen  mit  böhmischer  Unterrichts- 
sprache au  zulässig  erkl&rt. 

Laut  Hinisterialerlasses  TOm  7.  August  1873,  Z.  10216. 

Neu  mann  (Alois),  Deutsches  Lesebuch  f&r  die  dritte  Classe  der 
Gyumasien  und  yerwandten  Anstalten.  2.  verb.  Aufl.  Wien,  Holder,  1873. 
Pr.  1  fl.  10  kr. 

Deutsches   Lesebuch    für  die   vierte   Classe.  2.  Terb.  Aufl. 

Wien,  Holder,  1873.  Pr.  l  fl.  10  kr. 

Beide  B&nde  werden  in  der  gegenwärtigen  Auflage  zum  Lehrgebrauche  in  den  unteren 
Classen  deatscher  Mittel<thnlen  als  zul&SHig  erklärt. 

Laut  Hinisterialerlasses  TOm  25.  August  1973,  Z.  10871. 

Madiera  (E.  A.),  deutsches  Lesebuch  für  die  1.  OL  an  Gymnasien 
und  Realschulen.  4.  Aufl.  Prag;  Kober,  1872.  Pr.  66  kr. 

—  —  Deutsches  Lesebuch  f&r  die  2.  Cl.  an  Gymnasien  und 
Realschulen.  3.  Aufl.  Prag,  Kober,  1874.  Pr.  78  kr. 

Solar  (J.),  deutsch-slovenisches  Wörterbuch  zu  Professor  Ma- 
diera's  deutschen  Lesebüchern  für  die  1.  und  2.  Cl.  an  Mittelschulen. 
Laibach,  Selbstyerlag,  1873.  Pr.  86  kr. 

Diese  drei  Bücher  werden   zum  Unterrichtsffebrauche  in  der  1.  und  2.  Classe  der 
Mittelschulen  mit  Schftlem  slovenischer  Huttersprad^e  als  zulässig  erklärt. 
Laut  Hinisterialerlasses  rom  12.  August  1878,  Z.  10211. 

Kozenn  (B.),  Die  österreichisch-ungarische  Monarchie  für  den 
geographischen  Schulunterricht,  dargestellt,  bearb.  Yon  Dr.  F.  Kraut- 
schneider. Wien,  Hölzel,  1872  Pr.  30  kr. 

Diee  Lehrbuch  wird  zum  Lehrgebrauche  in  den  unteren  Classen  d«r  deutschen  Real- 
schulen allgemein  als  zulässig  erklärt. 

Laut  Kinistrrialerlasse«  rom  11.  August  1878,  Z.  10472. 


Misoellen.  791 

Sknrla  Steph.,  Historijska  geografia  Palestine.  Wien,  k.  k.  Schul- 
bücherverlag, 1873.  Pr.  36  kr. 

Dieses  Bach  wird   sara  Lehrgebr»acli<)  in  den  Mittelschnleii  «ad  LehrerbildungH- 
anstalten  mit  croatisch-iUynscher  Unterrichtssprache  »Is  inlftssig  erklirt. 
Laut  MinisterialerlasseR  rom  9.  Angnst  1873^  Z.  9S87. 

Hu  ml  (Ant.)«  V.,  Zem^pis  mocnäfstvi  rakonsko-nhersk^ho.  2.  Aufl. 
Prag,  RohliCek  u.  Sievers,  1873.  Pr.  1  fl. 

Diesen  Lehrbuch  wird  in  der  gegenirirtigen  zweiten  Auflage  allgemein  tum  Lehr- 
gebranche  in  den  unteren  Classen  der  Mutelschulen  mit  böhmischer  Unterrichtssprache  su- 
gelassen. 

Laut  Ministerial-Erlasses  Tom  2.  August  1878,  Z.  9885. 

PokorDf,  Näzom^  pfirodopis  ÜToSiSstva.  VzdSlal  P.  Jehliöka. 
3.  Aufl.  Praff,  Tempsky,  1873.  Pr.  1  fl   20  kr. 

Nazorn^  prirodopis  rostlinstva.  VzdSlal  Dr.  L.  Celakovsk^. 

2.  Aufl.  Prag,  Tempsky,  1870.  Pr.  1  fl. 

NAzomf  nerostopis.    Vzdölal  Dr.   Em.  Boifick^.   2.  Aufl. 

Prag,  Tempsky.  1872.  Pr.  70  kr. 

Diese  drei  Lehrbftcher  werden  sum  Lehrgebrauche  in  den  unteren  Classen  bßhmi- 
8ch(>r  Ojmnasien  allgemein  tAa  zul&ssig  erkUrt. 

Laut  Minifrterialorlasses  rom  10.  August  187S,  Z.  7357. 

Fischer  (Fr.  X.),  Arithmetika  pro  niiäl  tHdy  stifednich  äkol. 
2.  Theil,  2.  Aufl.  Prag,  Selbstverlag,  1873.  Pr.  1  fl.  35  kr. 

Diese  Arithmetik  wird  in  der  rorliegenden  2.  Aufl.  unter  Beiugnahme  auf  den 
Hinisterialerlass  vom  13.  Juni  1873,  Z.  6136,  womit  der  1.  TheU  in  8.  Aufl.  als  suUssig 
erklirt  worden  war,  zum  Lehrgebrauche  in  den  Unterdassen  der  Mittelschulen  mit  bAh- 
mischer  Unterrichtssprache  zugelassen. 

Laut  Ifinisterialerlasses  rem  88.  Juli  1873,  Z.  9578. 

San  da  (Fr.),  MiHctvf  a  perspektivni  rejsovini  od  ruky.  4.  Aufl. 
Mit  160  Illustrationen.  Prag,  Kober,  1873.  Pr.  88  kr. 

Dieses  Lehrbuch  wird  in  der  gegenwirtigen  Auflage  zum  Lehrgebrauche  in  der 
ersten  Classe  der  Kealschulen  und  Realgymnasien  mit  böhmischer  Unterrichtssprache  aU 
znUssig  erklirt. 

Laut  Ministerialerlasses  vom  U.  Juli  1873,  Z.  9273. 

Hintner  (Val.,)  Griechisches  Elementar  buch ,  zunächst  für  die  3. 
und  4.  Classe  der  Gymnasien.  Nach  der  Grammatik  von  Curtius  bearb. 
Wien,  1878.  Holder.  Pr.  1  fl.  10  kr. 

Dieses  Lehrbueh  wird  sum  Unterrichtsgebrauche  in  den  bezeichneten  Ojmnasial- 
classen  allgemein  als  suUssig  erkl&rt. 

Hin.-Erlass  vom  89.  August  1873.   Z.    9144. 

Seydlitz  (Ernst,)  Kleine  Schulgeographie.  14  Bearbeitung. Illustr. 
Breslau,  1873.  Ferdinand  Hirt.  Pr.  16  Sgr. 

Schulgeographie   Grössere  Ausgabe  14.  Bearbeitung.  Illustr. 

Ebend.  1873.  Pr.  1  Thlr. 

Beide  Bücher  werden  in  der  gegenwirtigen  14.  Bearbeitung  zum  Lehrgebrauehe  in 
den  deutschen  Mittelsehulen  für  allgemein  zulissig  rrklirt. 
Htn.-Krlass  rem  25.  August  1873,  Z.  10699. 

Pato^ka  (Fr.,)  Cornelius  Nepos.  Für  die  3.  Gymnasialclasse.  Prag, 
Kober,  1873.  Pr.  48  kr. 

Diese  Ausgabe  wird  zum  Lehrgebrauehe  in  der  3.  Classe  der  Gjmnssien  mit  b5h- 
mischer  UnterrichU»prache  allgemein  als  znlissig  erkl&rt. 
Hin.-Erlass  vom  2.  September  1873,  Z.  9546. 

Gindely  (A.,)  Ddjepis  väeobecn^.  2.  Theil :  Das  Mittel  alter.  Ueber- 
setzt  Ton  J.  Erben.  Prag,  1873.  Tempsky.  Pr.  70  kr. 

Dieser  Theil  wird  in  gleicher  Weise,  wie  es  bezOglich  des  ersten  Theils  mit  Erlass 
Tom  22.  J&nner  1873,  Z.  16494  Terftigt  worden  ist ,  sum  Lehrgebrauehe  in  den'Real-  und 
Untergymnaaien  mit  böhmischor  Untmichtssprache  allgemein  als  zul&ssig  erklirt. 

Min.-Erlass  vom  27.  August  1878,  Z.  11342. 

Je  senke  (Johann),  Oböni  zemljepis.  (Allgemeine  Geographie). 
Laibach,  1873.  Pr.  2  fl. 

Dieses  Buch  wird  zum  Lehrgebrauche  in  den  Mittelschulen  und  Lehrbildungsas- 
stalten,  wo  die  Geographie  in  slovenischer  Sprache  tradiert  wird ,  allgemein  alu  znl&ssig 
erkl&rt. 

Mia.-Srlsss  rem  26.  August  1873,  Z.  10816. 


782  Misoell^. 

Mocnik,  Die  neaen  Maasse  u.  Gewichte  a.  das  Rechnen  mit  den- 
selben; (In  polnischer,  mthenischer  und  sloyenischer  Sprachaasgabe). 
Wien,  k.  k.  Schnlbücherverlag.  —  fr.  25  kr. 

Miii.-Erlai8  yzni  Sl.  October  1873,    Z.  14164. 

Hau  1er  (Dr.  J.)^  Lateinisches  üebnngsbach  für  die  zwei  untersten 
Classen  der  Gymnasien  and  verwandten  Lehranstalten.  In  2  Thle.  4.  Aufl. 
Wien,  F.  Mayer,  1874.  Pr.  1  fl.  30  kr. 

Die  mit  Miii.-Erlaw  rom  27.  Juli  1871,  Z.  7954,  beattglich  der  3.  Aufl.  aiuffft- 
Bprochene  ZnlasHung  des  Buches  fttr  den  Lehrgebranch  in  den  deutschen  Gyamasien  und 
lütalgymnasien  wird  auf  die  oegenwirkige  4.  Aufl.  ansgedehnt. 

Min.-Erlass  vom  5.  Norember  1873»  Z.  13.388. 

Niederle  (fl.),  Mlavnice  fecköho  jazyka  pro  ffymnasia  ceska. 
(Griechische  Grammatik  für  böhmische  Gymnasien.)  2.  Tbl.  Syntax. 
Prag,  Greger  und  Dattel,  1873.  Pr.  1  fl.  40  kr. 

Zorn  Lehrgebnnch«  an  GymnaiiMi  mnd  BealgTmnauen  mit  böhmischer  Unterrichts- 
sprache als  zal&ssfg  erkl&rt. 

Min.-Erlass  TOm  13.  December  1873,  Z.  16.161. 


Fünfte  Abtheilung. 


Verordniingen  für  die  Ssterreichisehen  Gymnasien 
und  fiealschnlen;  Personainotizen;  Statistik. 


Erlässe. 

Verordnung  des  k.  k,  Ministers  für  CuUus  itnd  Unterricht  vom 

26,  November  1873,  Z.  13871, 

betreffend  die  Nebenbeschäftigungen  des  Lebrpersonales 
an  Staats-Mittelscbnlennnd  an  staatlichen  Lehrerbildungs- 
anstalten. 

Die  Wahrnehmung,  dass  den  in  Betreff  der  Nebenbeschäftigungen 
d^  Lehrpersonales  an  Staats-Mittelschulen  bestehenden  Yorschriften  nicht 
immer  in  jenem  Masse  entsprochen  wird,  wie  es  das  Interesse  der  be- 
treffenden Staatsanstalten  erheischt,  veranlasst  mich,  die  Ministerial- 
Verordnunjg  rom  5.  Februar  1854,  Z.  2293/221,  in  Erinnerung  zu  bringen, 
und  zugleich  die  Bestimmung  zu  treffen,  dass  die  an  den  Staats-Mittel- 
schulen oder  an  staatlichen  Lehrerbildungsanstalten  angestellten  Lehrer 
und  Supplenten  vom  Schuljahre  1874/5  angefangen  nur  mit  Bewilligung 
des  Ünterrichts-Ministeriums  an  Privat-Mitteuchulen  und  an  Pnyat- 
Bildungsanstalten  fftr  Lehrer  und  Lehrerinnen  verwendet  werden  dürfen. 

Um  diese  Bewilligung  haben  die  Lihaber  der  betreffenden  Privat- 
Mittelschulen  rechtzeitig  vor  Beginn  eines  jeden  Schuljahres  anzusuchen. 
Die  bezüglichen  Gesuche,  cÜe  stets  auch  die  Angabe  enthalten  müssen, 
in  welchem  Masse  die  zu  verwendenden  Lehrkräne  der  ffedachten  Staats- 
anstalten in  Anspruch  genommen  werden  sollen,  sind  bei  der  Landes- 
schulbehörde  einzubringen,  welche  dieselben  na(;h  Einvernehmung  der  Direc- 
tionen  der  betheiligten  Staate-Lehranstalten  gutachtlich  dem  Ministerium 
vorzulegen  hat. 


784  Personal-  und  SchulnoHzen. 


Personal-  und  Schulnotizen. 

—  (Ernenoangen,  Versetzungen,  Beförderungen,  Aas- 
leichnungen  u.  s.  w.)  —  Se.  k.  u.  k.  Apostolische  Migestät  haben 
mit  Allerhöchster  Entschliessung  von  11.  December  1.  J.  den  Üomprft- 
laten,  Scholasticus  Leopold  Stöger,  den  ersten  Pfarrer  der  evangeli- 
schen  Gemeinde  A.  C.  in  Wien  Gustav  Porubszkj,  den  Doctor  der  Me- 
dicin  Maximilian  Engel,  den  Director  des  Staatsgymnasiums  in  der 
inneren  Stadt  Karl  Schmidt,  den  Professor  an  der  technischen  Hoch- 
schule Dr.  Andreas  Kornhuber  und  den  Professor  ander  Wiener  Han- 
delsakademie Rudolf  Sonndorfer  zu  Mitgliedern  des  Landesschulrathes 
in  Nieder-Oester reich  für  die  nächste  dreijährige  Functionsperiode 
allergnädigst  zu  ernennen  geruht. 

Stremayr  m.  v- 

—  Se.  k.  u.  k.  Apostolische  Majestät  haben  mit  Allerhöchster  Ent- 
schliessung vom  27.  Deceriber  1.  J.  den  Consistorial-Erzpriester  Georg 
Nikolajevic  zum  Mit^liede  des  Landesschulrathes  m  Dalmatien 
für  den  Kest  der  gesetzlichen  Functionsdauer  allergnädigst  zu  ernennen 
geruht.  Stremayr  m.  p. 

—  Der  Minister  für  Cultus  und  Unterricht  hat  za  provisorischen 
Beziiks-Schulinspectoren  ernannt:  Den  Johann  Schul  1er,  Gymnasial- 
Professor  in  Innsbruck,  für  den  Gerichtsbezirk  Innsbruck,  mit  Aus- 
nahme der  Stadt,  und  für  die  Gerichtsbezirke  Telfs,  Mieders  und  Steinach, 
—  unter  Belassung  des  Stadtbezirks  Innsbruck  und  der  Gerichtsbezirke 
Hall  und  Kufstein  beim  bisherigen  prov.  Bezirks-Schulinspector ,  Anton 
Ritter  Ton  Schnllern;  —  ferner  den  Anton  Blaschtowitsch,  Haupt- 
lehrer in  der  deutschen  Lehrerbildungs-Anstalt  in  Prag  für  die  deut- 
schen Schulen  in  den  Schulbezirken  Neuhaus,  Neubistritz  und  Wittingau, 
und  den  Wenzel  Her  gl,  Bürgerschullehrer  in  Brüx,  für  die  deutschen 
Schulen  im  Stadt-  und  Landbezirke  Budweis,  dann  in  den  Bezirken  Kap- 
litz  und  Krumau. 

—  Weiters  hat  der  Minister  für  Cultus  und  Unterricht  die  Inspec- 
tion  der  bisher  dem  Bezirksschulinspector,  Thomas  Werbe s,  zugewiese- 
nen böhmischen  Schulen  im  Bezirke  Neustadt,  dem  provisorischen  Be- 
zirksschulinspector  für  die  genannten  Schulen  des  Braunauer-,  Trauten- 
auer-  und  Neustädter-Schulbezirks  Johann  Hrase  übertragen. 


—  Der  Supplent  am  Staats-G.  zu  Nie olsburg  Franz  Cafourek 
zum  wirklichen  Lehrer  an  derselben  Anstalt;  der  Relig^onslehrer  amgr. 
R  G.  in  Suczawa  Karl  Tobiaszek  zum  Religionslehrer  am  Staats^G. 
in  Czernowitz;  der  Professor  am  Staats-G.  in  Triest  Jospb  Masehka 
zum  Director  und  der  Lehramtscandidat  August  Fritz  zum  wirklichen 
Lehrer  des  Staats-ÜG.  in  Pis  ino;  der  Supplent  am  Staats- RG.  zu  Er  ain- 
bürg  Alwin  v,  Wouwermann's  zum  wirklichen  Lehrer  an  derselben 
Lehranstalt. 


—  Der  Weltpriester  Anton  Ditko  zum  katholischen  Religions- 
lehrer an  der  k.  k.  Xehrerbildungsanstalt  in  Krems;  der  Realschulsup- 
plant  in  Wien  Hermann  Wagner  zum  Hauptlehrer  an  der  k.  k.  Lehrer- 
innenbildungsaustalt  in  Salzburg;  der  Bürgerschullehrer  in  Landskron 
Robert  Win  an  zum  Hauptlehrer  an  der  k.  k.  Lehrerbildungsanstalt  n 
Trautenau;  der  Unterrealschullehrer  Michael  Klimeczek  zum  Haupt- 
lehrer  an  der  k.  k.  Lehrerinnen-Bildungaanstalt  zu  Czernowiti  umI 


Penoiul>  «od  ScbulQOtiMn  785 

kiowici  mm  Director  der  LehrerinDeD-Bildun^MniUU 
;  furncr  lüo provisorischen  UebungsBcbullehror :  an  den  Le  \x- 
[BiuiiiiiuiiHSftELStalteD  Kurl  NieiDCijk  und  Paul  Wandaaiewicz 
iD  KTikftu,  JoUann  UaDkonski  und  Johann  BizBJ  in  Leiab«rK. 
Coaitantln  Steetkowski  in  Bieszdir  und  Petfr  Lang  inStaui^'lau 
tu  wiiklicben  Uebnngalebrem  an  den  eenanoteo  Anstalten;  endlich  die 
prOTisoriselien  Uebungilehrer innen  m  ffen  Lehveiinnenbildungsnn- 
«talteii:  Stephanie  Wechsler,  Jalie  Lewi^ka  unU  Pauline  Tebinba 
in  Lamberg,  dann  Louim  Gerlin^er  nnd  CBlästine  Roiwaduvaka 
in  Erakau  tu  «irklieben  ÜebnngHChollebreiinnen  an  den  i^enanui^en 
Anstalten. 


—  Der  mractordwitidtiachen  Baugawerbesehale  lu  Etkernrorde  i 
Schleswig- Holstein  Friedrich  VVildfi  zum  Director  der  neugegruudete 
lieweibeicbole  in  BrOnn. 

—  J.    Nifldzwiedki   »um   Professor  »m   k.  k.  Polrtechniuin  i 


^  Der  Privatdocent  an  der  Wiener  Unireraitfit  Dr,  tiamuel  Scben  k 
■um  auaMrordentlichirn  Professor  fQr  Kntwickelun((BgeBi:}iicbte.  dann  dem 
B«KhluiM  des  mediciniachen  Profeesorencol  legi  ums  geniass:  l)r.  Wilhelm 
Schlesinger  jun.  zum  Priratdocenlen  für  Gynaekolugie  und  Eduard 
Ueber  lum  Priratdoceuten  für  Dermatologie  u.  a.  w.  an  der  Wiener 
DniTetiität. 

—  Der  a aase tordentli che  Professor  der  politischen  Wissenschaften 
U  der  rechts-  und  stsatswissenscliaftlichen  Facultat  der  Graier  Cni- 
tertitiit  Dr.  Bicbkrd  Hildebrand  mm  ordentlichen  Professor  der  poli- 
tischen Oekonumie,  und  der  Director  des  Und  schalt!  ic  he  n  Krankenhauses 
in  Graz.  Pri>atdocent  Dr.  Eduard  l.ipp  ^sum  ausserordentlichen  Pro- 
fewor  der  Decmatidugie  an  der  neuerricbteten  Klinik  ^r  Hautkrankheiten 
•n  dar  iitmi  Universität. 

—  DerDoiversitita-l'rivatdocent  Antcl  MayriumansBerordentlichen 
IttFentlichen  Professor  f&r  die  an  d«r  Universität  ta  Budapest  neaer- 
richtete  Lehrkanzel  für  die  indo-germanische  vergleichende  Sprachfor- 
acfaung. 

—  Dur  digponible  Profetsor  der  medicin-chirmg.  Jowphs- Akademie 
und  ausserordentlichen  Professor  an  der  Dniveraität  in  Wien  Dr.  Hat- 
tbias  ticbwanda,  bis  lu  seiner  etwaigen  Anaiellang  als  ordeutticher 
ProfeBior  an  einer  medictn-cbirarg.  Lehranstalt  in  den  Buhe^^tand  versetit 

—  in  Ausl'übruDg  der  mit  A.  H-  Entscblieasung  vom  3.  Juli  1.  J. 
Genehmigten  BeorganiaatioD  des  Persona  (Standes  der  k.  k.  creulogischeu 
Beiehaanstalt:  C.  U.  Paul  mm  Geologen,  Dr.  0.  Lenz  zum  Ad- 
juncten  und  Dr.  C.  Doelter  zum   Practikantcn, 

—  Dura  Ducenlen  für  Stillehro  an  der  Kunstge werbeschule 
des  dsterr.  Museams  für  Konst'  und  Industrie  in  Wien,  Architekten 
Alois  UiQser.  taxfrei  den  Titel  eines  Proleesors, 

—  Uur  General aecretar  der  kais.  Akadeiuie  der  Wissenschaften,  k  k. 
Ilafrath  Ritter  T.  äcbrottel-Kristelli  zum  Ehrenmitgtiede  der  deutech- 
eheuiachen  Gesellschaft  in  Berlin. 

—  Sfl,  Huchw.  der  Vicereotor  des  Priemysler  Clericolseminars  ril. 
tat.  Dr.  E'iuard  Schediwy  lum  Ehrendomberrn  des  dortigen  Dunica- 
pitels  rit.  lat. 

~  Die  lAndesgericbtsrftttae  Joachim  Diiediickl  nnd  Dr.  Alfred 
Baron  Kanne  zn  Mitgliedern  der  theoretischen  Stutsprüfungscoromiksion 


^ 


I.  un,  CL  B.  I.  ii>n. 


i 


T8f  PenoüBl-  ond  Sdiuliiotlieii. 

—  Wien,  am  20.  December.  —  Se.  k.  o.  k.  Ipottolisehe  MsfaMit 
der  Kaiser  haben  anlasslich  der  vom  Leopoidstädter  Commimal- 
Beal*  und  Obergjmnasiam  zu  Gunsten  des  UnterstütiVDgBTereiiMS 
Ar  hilfsbedftrfti^e  ächftler  reranstalteten  musikalisch -decUmatoriaclm 
Akademie  der  Direction  der  Anstalt  einen  Beitrag  Ton  hondert  Gnldci 
tukommen  lassen.  Auch  Se.  kais  Hobelt  der  dnrcnlauchtigste  Krooprin 
Herr  Erzherzog  Rudolf  haben  aus  demselben  Anlasse  den  Versm  mit 
«ner  Widmung  bedacht.  (Wr.  Ztg.) 

—  (Studentenstiftungen  aus  Anlass  des  25jihrigen  Reg.  JM- 
l&ums  Sr.  Majestät) :  An  Capitalsbetragen  ?on  der  Sparcasse  in  La i  back 
6000  fi.,  von  dem  Abte  des  Cistercienser-Stiftes  in  Hoben  fürt  P.  Wakar 
200  fi.,  Ton  den  Gemeinden:  Skotschau  30<)  fi.,  Bakoniti  40ü  iL, 
Bohaty  n  100  fl.,  Zwettl  2000  fl.,  Wischau  400  fl.,  vom  galizischea 
Landtage  im  Wep'c  einer  aligemeinen  Sammlung  90.000  fl.,  Ton  den 
Fabriksbäitzem  Friedrich  Steffan  in  Arnau  900  fl.  und  Bmno  Bdlem 
von  Bauer  in  Vorkloster  500  fi.,  von  dem  Gutsbesitzer  Karl  Bitter  yod 
Bergenthal  1000  fl.,  von  dem  Pfarrer  K.  Hudietz  in  Freistadt  100  iL, 
von  dem  Bezirks-SchuliDSi>ector  Canonicus  F.  Seh  äff  er  in  Köninr&ti 
100  fl.,  TOD  den  Vorstanden  und  dem  Lehrkörper  der  landwirthschaftlichen 
Lehranstalt  zu  Tetschen-Liebwerd  4000  fl. ;  an  alljährlichen  Einzah- 
lungen Tom  niederösterreichischen  Landtagel2  Stipendien  tn  100 fl.  nebil 
Erhöhung  der  für  Techniker  bestehenden  Stiftung  you  200  auf  300  fl.; 
7om  Bukowinaer  Landtage  zwei  Stipendien  zu  200  fl.;  Tom  steiar- 
märkischen  Landtage  2000  fl.;  Yon  der  Bezirksvertretung  in  Tflffer 
200  fl. ;  Ton  der  Sparcassa  in  Freistadt  zwei  Stipendien  zu  dOfl. ;  tod  d» 
Gemeinden  Laibach  200  fl.,  Czernowitz  120  fl.  und  Wiznitt  100  fl. 

(Wr.  Ztg.) 

-  Der  Minister  ftlr  0.  u.  ü.  hat  genehmigt,  dass  ftr  Niader- 
öeterreich  eine  zweite  Prüfungscommicsion  für  allgemeine  Volks- 
und  Bürgerschulen  und  zwar  mit  dem  Standorte  Krems  eingesetzt 
werde,  deren  Wirkuunkeit  mit  dem  Apriltermiue  1874  zu  beginnen  hat 

(Verordn.  Bl.) 

—  Der  Minister  für  C.  u.  U.  hat  der  Mittelschule  zu  Komotan 
(Böhmen)  das  Geffentiichkeitsrecht  nunmehr  definitiY  Terliehen. 

(Verordn.  BL) 

—  Der  Minister  für  C.  u.  U.  hat,  auf  Antrag  des  Landestehol- 
rathes  für  Galizien  die  Errichtung  einer  wissenschaftlichen  Baal* 
schul-Prüfungscommission  in  Lemberg  genehmigt  (Wr. Z1^.) 

—  Der  Minister  für  C.  und  ü.  hat  für  die  Dauer  des  Studien- 
jahres 1873'4  zu  Mitgliedern  der  wissenschaftlichen  Bealschul-Prü- 
fungscommission  in  Wien  ernannt:  als  Director,  den  Professor  der 
technischen  Hochschule,  Dr.  Joseph  Kolbe;  als  Fachexaminatoren  bei 
der  Abtheilung  für  das  Bealscnullehramt:  für  deutsehe  Spradie 
den  ausserordentlichen  Professor  an  der  technischen  Hochschule,  Kari 
Schröer;  lür  französische  Sprache  den  ordentlichen  UniYersitäts-Profenor, 
Dr.  Adolf  Mussafia  und  den  Professor  an  der  Bealschule  auf  der  I«aad- 
strasse,  Dr.  Ferdinand  Lotheisen;  für  englische  Sprache  den  Unife^ 
sitäUlehrer,  Johann  Hoegel;  für  Geschichte  den  ordentlichen  Professor 
an  der  technischen  Hochschule,  Ministerialrath  Dr.  Adolf  Beer;  für 
Geographie  den  ordentlichen  üniversitats- Professor,  Dr.  Friedrich  Si- 
mony;  für  die  bei  der  Lehrbelänigung  illr  Geschichte  und  Geomphie  in 
Betriicht  kommende  österreichische  Statistik  und  Verftssungslehre  den 
ordentlichen  Professor  an  der  technischen  Hochschule,  Begierungsrath 
Dr.  Hugo  B räche Ui;  für  Mathematik  den  oidentlichen  Professor  an 
derselben  Hochschule,  Dr.  Joseph  Kolbe;  für  darstellende  Geometrie 
den  ordentlichen  Professor  an  derselben  Hochschule,  Budolf  Niemtaehik; 
ftr  Maschinenlehre  den  ordentlichen  Professor  derselben  Hoehachok^  Bsif* 


■'* 


'        MfV   Ta-I   T 


FenODsl-  iiid  SeholnotiMD.  787 

nth  Ktri  JeDDjr;  fSi  Ph^aik  den  ordentlichen  Profeiaor  denetben  Hoeh 
tehnl«,  Di.  Victor  Pierre;  für  Chemie  den  ordentlichen  Professor  der 
selben  HocbBchnle,  Hofiath  Dr.  Heinrich  HluBiweti^  far  Üinerslogi 
den  ordentlichen  Professor  derselben  Hochachule,  Dr.  Friedrich  von  Hoch 
stetteij  fOr  Zoologie  and  Botanik  iit;n  ordentlichen  Profeiisor  derselben 
Hochschnle,  Dr.  Andreas  Kornbnber;  fdr  die  italienische  Sprache  den 
ordentlichen  UniTersitätsprufesaor,  Dr.  Adolf  M  nana fia;  für  die  pulnidche 
Sprache  nnd  für  die  BÜdskiiichen  Sprachen  den  ordentliclien  Ünirer- 
siUtsprofessor,  Hüfrnth  Dr.  Franz  Ritter  von  Hiklosicb;  für  die 
bdhinisohe  Sprache  den  DniversitStelehrer,  Alois  äemberai  für  die 
rnmänische  Sprache  den  Lehret,  Basil  Grigoroviza:  endlich  als  Tei- 
mittelnden  Eiaininalor  bei  den  mathematisch  -  natuririiisenachaftlichen 
Pröfnngen  fUr  das  Lehramt  mit  italienischer  Unternchtsspracbe  den  Pro- 
fessor an  dei  Realschule  anf  der  Land  Strasse,  Dr.  Joseph  Zanpieri;  bei 
der  Abtheilnng  fhr  das  Lehramt  der  UandelswissenBcliaftcn;  für 
Handelsgeachichte  d^n  Profeäsor  an  der  UandeUaliadeinie .  Dr.  Heinrich 
Richter;  für  Handelsgeograpbie  den  ordentlichen  Cnittrsitätsprofessor, 
Dr.  Friedrich  Simony:  för  fiandelsarithmetik  den  ordentlichen  ProfesaoT 
an  der  technischen  Hochschale  Simon  Spitzer;  fBr  Handels-  und  Wecb- 
selknnde,  sowie  fBr  VolkswiTthacbafta lehre  den  ordentlichen  Professor  an 
denelben  Hochschule,  Dr.  Hermann  Blodi<;;  ttlr  Bncbbaltnng  den  Pro- 
fessor nnd  ieiter  des  Huatercomptoira  an  der  Handelsakademie,  Ferdinand 
Kitt;  far  die  franiO*ii«che  Sprache  den  Professor  an  der  Bealschul'.'  auf 
dar  Landetratise,  Dr.  Ferdinand  Lotheisen;  fQr  die  ilaliuoischc  Sprache 
den  ordentlichen  üniversitätsprofesBor,  Dr.  Adolf  Mnssafia;  bei  der 
Abtheilung  für  das  Lehranrt  des  Freibandneichnens:  ffir  geo- 
metrisches Zeichnen,  dann  für  allgemein  didaktisch-paedafrogiscbc  Fra^n  den 
Director  der  Bealschnle  in  der  Eossaa,  tichutrath  Eduard  Walser;  fUrallge- 
meiue  and  Cnltnrgescbicbte,  dann  IQr  Kanststillehre,  den  ausserordentlich  an 
Profeasot  an  der  technischen  Hocbschale,  Dr.  Karl  von  Latzow;  für 
Anatomie  des  menschlichen  Korpers.  den  Professor  an  der  Akademie  der 
bildenden  Kbnste,  Anton  Ritter  von  Pergeri  für  Ornamentik  und  maleri- 
sche Perspectire.  den  Frofe«sor  an  der  Knnstgewerheschale  dua  fisterrei- 
cbischcn  Museums,  Joseph  6  torck.  für  Zeichnen  der  menschlichen  Figuren 
den  Professor   an  der  Akademie  der  bildenden  Künste,   Director    Eduard 


ordentlichen  Üniversitätsprofessor,  Dr.  Adolf  Mussafia;  enalich  für  die 
letztgenannten  beiden  Abtlieilnngen  die  bei  der  ersten  Abtbeilung  bestell- 
ten Eiaminatoren,  Dr.Kari  Schröer.  Dr.  Franz  Bitter  von  Hiklosioli 
und  Alois  ^embera,  für  die  betrcBenden  Untemchtsapracben. 

—  Von  der  Staatsprüfungscoromission  für  das  Iiehramt  der 
Stenographie  wurde  der  Hof-  und  Hinisterial-Offlcial  im  Hinisterinm 
de«  k.  Hanses  und  des  Aenssem,  ReserTe-Oberlieatenant  Ednard  Ritter 
Griez  *on  Ronse,  zum  Lehrer  der  Stenographie  approbiert. 

-  Dem  Präsidenten  der  Commistion  zur  Erhaltung  der  Knnst- 
denkmale.  Sunatsprasidenten  der  kfin,  Gericlitstafel  in  Pent.  August  von 
Saala;  ist,  in  Anerkennung  seiner  4C)jührigen  treuen  und  eifrigen  Dienst- 
leistung, das  Kleinkreux  des  kön,  ung.  St,  üteph  ans -Ordens;  dem  Director 
des  Hnieums  für  Knnst  nnd  Indantrie  in  Wien,  Hofrath  Dr. 
Rudolf  von  Eitelberger  nnd  dem  Vicedirector  desselben  Unseums  Re- 
gierun gsrath  .lali  ob  Falke,  in  Anerkennung  ihn  sausgeielehneten  Wirkens, 
eralvrein  daa  Kitlerkrrni  des  Lenpuld-Ordens  und  letzterem  der  Orden  der 
eisernen  Krone  3.  Cl  mit  Nachsicht  der  Tazen;  desgleichen  dem  Dibliu- 
thetar  des  Uinisteriumi  des  Innern,  Begierungsrath  Dr.  Constantin 
Wnribach  Kdlen  von  Tannenberg,  in  Anerkennung  «»iner  vordienst- 
lichan  L^istangen  anf  dem  Gebiete  der  Literatur;  dem  Universitätspro- 
fMMir  in  Prag.  Oberbergrath   Victor  Bitt«r  lon  Zepburovicb,  > 


788  Fmeiiftl-  und  flehnhiatlMi. 

erkenntiiiff  Min«!  Terdienstliehen  wiiBeDsehaftlieben  und  lehrinittfelit»  * 
Thfttifjfkeit»  jfener  dem  Maler  und  derzeitigen  Vorstände  der  Wiener 
Künstlergenoseenechaft  Badolf  AU,  in  Anerkennung  seiner  künatleraehea 
Leiätungen,  endlieh  dem  Badapester  Maffistratsrath  Emerich  B^kej,  in 
Anerkennang  seiner  am  die  Förderanff  des  Unterrichtswesens  erworbenen 
Verdienste,  der  Orden  der  eisernen  Krone  3.  CL;  dem  Cabinets-Begi- 
strators-Officialen  Alexander  von  Hillenbrandt,  in  Anerkennung  seiner 
als  Lehrer  Sr.  kais  Hoheit  des  darchlaachtigsten  Herrn  Erzherzogs  Krön* 

Srinzeo  Radolf  geleihtrten  Dienste,  das  Ritterkreuz  des  Franz  Joseph- 
Ordens  ag.  Terliehen ;  dem  ordentlichen  Professor  der  polnischen  Sprache 
und  Literatur  an  der  üniForsitat  in  Lemberg  Dr.  Anton  Maleck i,  an- 
läHslich  der  von  demselben  erbetenen  Versetzung  in  den  bleibenden  Ruhe- 
stand, der  Ausdruck  der  a.  h.  Anerkennung  seines  terdienstlichen  Wirkens 
auf  wissenschaftlichem  und  lehrarotlichem  Gebiete,  ag.  bekannt  gegeben 
und  dem  Professor  am  akademischen  G.  in  Wien  Ph.  Dr.  Alois  Egger, 
als  Bitter  der  eisernen  Krone  3.  CU,  in  Gem&ssheit  der  Ordensstatuten, 
der  Ritterstand  mit  dem  Prädicate  «Möllwald**  so  wie  dem  Med.  Dr. 
und  o.  ö.  Professor  der  pathologischen  Anatomie  an  der  Universität  su 
Budapest  Ludv'ig  Aranyi,  anlässlich  seiner  Versetzung  in  den  bleibenden 
Ruhestand,  in  Anerkennung  seiner  auf  dem  Gebiete  dei  Wissenschaft 
erworbenen  Verdienste,  für  sich  und  seine  legitimen  Nachkommen  tax- 
frei der  ungarische  Adel,  ag.  ertheilt  worlen.  —  Ausländische  Orden 
und  Auszeichnungen  erhielten  u.  A.  die  Nachbenannten  u  zw.:  der  Capell- 
meister  und  Compositeur  in  Wien,  Johann  Karl  Metzger,  den  kön. 
preussischen  Adler-Orden  4.  Cl. ;  der  Compositeur  und  artistische  Diree- 
tor  der  Gesellschaft  der  Musikfreunde  in  Wien,  Johannes  Brahms,  den 
kön.  bayrischen  Maximilians- Orden  und  der  Redacteur  der  Zeitschrift 
«Das  Vaterland**  in  Wien  Eugen  Puffke  das  Ritterkreuz  des  pftpstliehen 
St.  Gregor-Ordens. 

Zum  Prorector  der  UmYersität  Innsbruck  wurde  ProfeMor  Dr. 
Heller  gewählt 


(Chronik  der  Erledigungen,  Concurse  u.  s.  w.  Fortsetzung 
Ton  Heft  Vn.  und  VIIL  l.  J.  ö.  637.)  —  Piume,  (höhere)  Staatsmittel- 
schule <mit  ital.  Unt.-Spr.),  Lehrstelle  fftr  Chemie  als  Haupt-,  mit  Phi- 
sik  und  Mathematik  als  Nebenfach;  Bezüge:  1200  fl.  Gehalt,  Quartier-, 
geld  T.  200  fl.  und  Anspruch  auf  Quinquennalzulagen  Ton  ICK)  fl.^  Ter^ 
min:  20.  Decemb.  L  J.,  s.  Amtsbl.  z.  Wr.  Ztg.  t.  6.  Decemb.  1.  J.,  Nr.  283. 

—  Jißin,  k.  k.  G.  (mit  böhm.  Ünt.-Spr.),  Lehrstelle  für  classische  Phi- 
lologie;  Jahresgehalt:  1000  fl.,  Actintätsiulage  200  fl.;  Termin:  Ende 
Jänner  1874,  s.  Amtsbl.  z  Wr.  Ztg.  t.  20.  Decemb.  l.  J.,  Nr.  294.  — 
Laibach,  k.  k.  Lehrerbildungsanstalt,  Hauptlehrerstelle  fnr  das  Deutsche, 
f.  Erzieh ungs-  und  Unterrichtslehre,  erentuell  f^r  das  deutsche  und  slo- 
renische  Sprachfach,  mit  theilweiser  Verwendung  an  der  k.  k.  Lehrerin- 
nenbildungsänstalt  daselbst;  Bezüge:  die  normierten;  Termin:  16.  Jin- 
ner  1874,  s.  Amtebl.  z.  Wr.  Ztg.  t.  14.  Decemb.  1.  J.,  Nr.  288;  — 
ebend.  k.  k.  OK.,  Lehrstelle  fQr  Keligion;  Bezüge:  1000  fl.  Jahresgebalt» 
260  fl.  Activitätszulage  und  Anspruch  auf  Quinquennalzulagen  suSoOfl.; 
Termin:  16.  Jänner  1874,  s.  Verordn..Bl.  1873,  St.  XXI V,  8.  660,  661: 

—  an  ebend.  OB.,  2  Lehrstellen,  die  eine  für  die  italienische  Sprache,  die 
andere  für  deutsche  und  slotenische  Sprache;  Jahresgehalt :  lOÜO  fl.,  mit 
Activitätszulage  von  260  fl.  und  Anspruch  auf  Quinquennalzulagen  von 
200  fl. ;  Termin  :  Ende  Jänner  1874,  s.  AmUbl  s.  Wr.  Ztg.  t.  SlTDecembL 
1.  J.,  Nr.  3U1 ;  —  ebend.  k.  k.  Staats  OG.,  Lehrstelle  für  dassiscbe  Pili- 
lologie  (mit  deutscher  ünt..Spr.),  Besftge:  die  sjstemisieiten;  Termin: 


w 


Panonal-  dd<I  Scbntuotixen.  76( 

9a  Jitmn  1874.  h,  AmtEbL  t.  Wi.  Zt«.  i.  19.  Oecemb  I.  J..  Nr.  393.  — 
8t.  palten,  'mit  e.  OR.  TetbnnJ.)  n.  ö.  lAndeB-RO.,  Lehrstelle  ßr  eliw. 
Philologe;  Beiige:  120Ü  II.  Jabretgehalt,  jihrl.  Qtinrtiergeld  ■».  150  fl.. 
dann  Anaptuch  auf  6niali(ce  QuinqaeiiQaUulagen  ä  '200  fl.  und  ftof  Pen- 
sionUroniFi  Tennin:  81.  Decemb,  I.  J.,  s  AmUbl.  a.  Wr.  Ztg.  v  6  Dac. 
1.  J..  Nr.  283.  -  Bovpredo,  k.  k.  OB,.  2  LehratjlWn,  die  eine  für  Natur- 
geechichte  als  Hauptfach,  di<^  andere  fUi  die  malhem.-Datarwiaaensch.  Fä- 
cher, bei  BerorzDgang  der  Befähii^ung  Kr  deatache  oder  franiösische 
Sptache;  Termin:  15  Jänner  1874.  s.  Amtsbl.  i.  Wr.  Ztg.  j.  11.  De- 
cemb.  1.  J,.  Nr.  280.  —  Saliburg.  k.  k-  Ötudieobibliothek  .  ScrijptoM- 
stellei  Jahresgebalt:  800  fl.  and  ActiTititualage  von  200  &.  nnd  Bemg 
Ton  2  QainqaennaUnlagt'n  i  150  fl.:  Termin:  Ende  Janiier  I87i,  siehe 
Amtsbl.  t.  Wr.  Ztg.  t.  3).  Dvcemb.  1.  J..  Nr.  301.  -  SobJalAU.  (bühm.) 
k.  k.  Lehrerbildungsanstalt,  UauptUhrera teile  fär  BShmi^ah  ,  Geographie 
und  Oeuibichte.  mit  den  n>irniiert«n  Betauen;  Terrain:  Ende  I^vemb. 
I.  J.,  s.  Verurdn.-Bl.  1873.  St.  XXIV.  S.  651.  -  Trieat.  (iUl.)  Comm  -OG,, 
Lehrstellf  fSr  Utein  und  Griechisch,  mit  ll'JO  fl,  Gehalt.  300  fl.  Qo»r- 
tiergeld  und  Quinaneiiniliulaeen  v.  200  fl.;  Termin;  Ende  Decemh.  L  J-, 
B.  Verordn.-Bl.  18T3,  Öt.  XllV.  S.  651;  -  ebend.  k.  k.  G.  imit  deut- 
scher Unt.-Spr.).  2  Lehrstellen  fQr  die  clnssischen  S|)racben,  mit  snhsid. 
Verwendung  fär  die  deutsche  Sprache  nnd  Literntur;  BuiDge:  die  ajste- 
misierteDi  Tennin:  Ende  Janner  1874.  s.  AinUbl.  i.  Wr  Zig  t.  30.  De- 
cemb.  I.  J.  Nr.  300.  ~  Wien.  k.  k.  UiiiversitÄUbibliothek,  prov.  Biblio- 
theksdi«nerst«Ile.  mit  300  H.  Jabreagehalt .  135  fl.  ActiviUUzuWe  u.  a  w.; 
Termin:  binnen  G  Wochen  rom  14.  Decemb.  I.  J.  an;  a.  Amtstil.  t.  Wr. 
Ztg.  V.  19.  Detenib,  L  J..  Nr.  293;  —  ebend.    k,   k.   techn.   Hochschnle. 

SroT.  LaborantenateJle  bei  der  Lehrkaniel  für  allgemeine  Ptifsik,  mit 
em  JnhreBgebalte  Ton  400  fl.  und  der  ActiTitätäzuUge  t.  IN)  fl  ;  Ter- 
min: ti  Wochen  vom  16  Uecemb.  1.  J.  &b;  s.  AmUbL  z.  Wr.  Ztg.  vom 
34.  Decemh.  I.  J.,  Nr.  297. 


(Nskrologie.)  -  Am  8.  October  L  J.  zu  Wien  der  kais.  Ratb 
Georg  Bitter  von  Franenfeld,  Ritter  des  Ordens  der  eisernen  Krone. 
3.  CL,  erster  Cnatoe  am  k.  k.  zoologischen  Horcabinet,  erater  Secretär 
der  k.  k.  loologisch- botanischen  Gesellschaft  u.  s.  w  im  68.  Lebens- 
jahre: IQ  Petersburg  der  rnssische  Benator  Bntkowskj.  ala  jnridiacher 
Bchrittsteller   geschätzt. 

—  Am  9.  October  1.  J,  zn  Pest  Professor  Joseph  Ton  OornBr, 
Hitglied  der  Ungar.  Akademie  der  WisBenschaften,  im  44.  Lebensjahre: 
in  Kattenberg  der  Professor  der  dortigen  Lehrerbit dungsanntalt  Joseph 
Elika,  als  fechischer  Schriftsteller  bekannt,  im  All«r  von  40  .Ttihreu; 
in  Paria  Antoine  Pasry.  Mitglied  der  Akademie  dir  Wissenschaften, 
im  Alter  lon  84  Jahren. 

—  Am  11.  October  I.  J.  in  Klansenburg  der  Director  der  dortigen 
Elementarschule  J.  N.  Katfaj  im  Alter  von  74  Jahren;  zu  Tübingen 
d«i  Bchriftsteller  Hermann  Kurz  (geh.  1813  zu  Reutlingi^n),  Bibilothekar 
an  der  Täbinger  UniTersitdt_,  als  Dichter  und  Verfasser  gern  gelesener 
Romane  (.Schiller'»  Hdinnlsjahre",  .der  ^'onnenwirth")  bekannt.  {Vgl. 
ansserordentl-  Bl.  i  Allg.  Ztg.  vom  1.  Not.  1.  J.  Nr.  3(^.  S.  4634). 

—  Am  13.  October  L  J.  in  Haag  der  Dichter  Helvetius  van  den 
Bergh,  Iwsonders  auf  dem  Felde  der  niederländischen  Literatur  mit 
grossem  Erfolge  tbätiff,  in  den  letzten  Jahren  erblindet. 

—  Am  13.  October  I.  J.  zu  Feldkirch  Se.  Huchw.  Weltpnester 
Joaeph  S'ucker.  seinrrzelt  Director  des  dortigen  Gymnasiums,  iir 

von  7fi  Jahren;  zu  Beilin  Emil  v.  Sjdow.  k.  preuss.  Oberst  u. 
Inngaebef  im  Gronsen  GetivraUtab.  «usgexeicbnet«r  Offlctsr  and' 
Pfleger  der  geograpbitcben  Wiaaen^ehaft 


790  Penoiud-  nid  SchiiliiotiMii. 

—  Am  Ih,  Oetober  1.  J.  m  Wien  Andreas  Khaen  (geb.  lo  Wieo 
am  26.  Angnst  1807),  jnb.  Verwalter  der  n  6.  LandesgebäraoBtalt,  Secretir 
des  Wiener  ThierschntzTereines,  fleraasgeber  des  Vereinsblattes  «Der  Tbier- 
frennd*«,  aacb  als  Scbriftsteller  bekannt  (Vgl.  Wr.  Ztg.  y.  18.  Oct.  L  J. 
Kr.  231,  Hptbl.  S.  222);  zn  Heidelberg  der  bekannte  Gescbicbtsscbreibe? 
Ludwig  Ton  Bocban,  bis  1867  Bedactenr  der  »Wocbenscbrift  des  deat- 
seben  National- Vereines*. 

>-  Am  16.  Oetober  1.  J.  zu  Ofen  I>r.  Mansnet  Riedl  (geb.  sn 
Nensohl  1831),  Professor  der  deutschen  Spraehe  und  Literatar  an  der 
Pester  Universität,  Mitglied  der  k.  ung.  Akademie  der  Wissenschaften, 
Verfasser  einer  „Maygar.  Grammatik*,  auf  dem  Gebiete  der  Tergleicbendeii 
Sprachforschung  bewandert;  zu  Dombim  (Vorarlberg)  der  Fabriksbesitser 
Jakob  Rhomberg,  ein  bekannter  Schulfreund. 

-~  Am  17.  Oetober  1.  J.  auf  Schloss  Ortenstein  in  Granbündea 
Wolfgang  Konradin  t.  Ju?alt,  thätiger  Geschichtsforscher;  zu  MQnchen 
der  ausgezeichnete  Bildhauer  Anselm  Sic  kinger  (geb.  1807  zu  Owingen 
in  Hohenzollem-Hechingen).  (Vgl.  A  a.  Ztg.  ▼.  20.  Oct.  1.  J.  Nr.  293, 
8.  4445);  zu  Gotha  der  dortige  Archivar  Adolf  Bube  (geb.  ebend.  am 
23.  Septemb.  1802),  durch  seine  lyrischen  Gedichte,  so  wie  durch  liter. 
Sammelwerke  („Thttringer  Sagenschatz **,!  Deutscher  Sagenschatz*  n.  a.) 
vortheilhaft  bekannt. 

—  Am  19.  Oetober  1.  J.  zu  Wien  Se.  Hocfaw.  Weltpriester  Joseph 
Pia  (geb.  eb^nd.  1832),  durch  längere  Zeit  Bedacteur  des  nVolksfrennd*, 
Ehrenmitglied  der  Akademie  zu  Rum,  päpstlicher  Ehrenkftmmerer,  itkrst» 
erzbisch,  geistlicher  Rath,  durch  wissenschaftliche  Bildung  und  haroane 
Gesinnung  gleich  ausgezeichnet 

—  Am  20.  Oetober  1.  J.  zu  Pest  der  BuchbaltungsarchiTar  im 
k5n.  Ungar.  Ministerium  för  Cultus  u.  öffentl.  Unterricht  Georg  Arv;  m 
Breslau  der  Buchhändler  Joseph  Max,  Verleger  der  Werke  der  (belehrten 
Steffens,  Müller,  Braniss  u.  a.,  im  Alter  von  86  Jahren. 

—  Am  20.  (28.)  Otober  1.  J.  zu  Wien  Auguüt  Ritter  von  Adelburg, 
als  Compositeur  der  Oper  «Zrinji**  und  anderer  Musikwerke  bekannt,  im 
Alter  von  43  Jahren. 

—  Am  21.  Oetober  1.  J.  zu  Brunn  Med.  Dr.  Franz  JlSiwanskj, 
k.  k.  Regimentsarzt  a.  D.,  Vorstand  des  mähr.  Bienenzuchtvereines, 
Ritter  des  Franz  Joseph -Ordens,  Mitglied  vieler  Gelehrten-Gesellschaften 
u.  8.  w.,  im  56.  Lebensjahre;  zu  Christiania  der  norwegische  Dichter 
Johann  Sebastian  Caromermeiei-Welhaven,  Professor  an  der  dortiffen 
Hochschule,  der  an  der  Spitze  der  romantischen  Schule  stand,  im  Alter 
von  66  Jahren. 

—  Am  22.  Oetober  k  J.  Anton  Neubauer  (geb.  zu  Glaseisdorf, 
in  Mähnen  am  18.  December  1805),  Archivsdirector  im  k.  k.  Reichs- 
finanzministerium, ord.  Mitglied  des  Ferdinandeums  in  Innsbruck  u.  s.  w. 
als  tüchtiger  Arbeiter  in  seinem  Fache  geschätzt.  (Vgl  Wr.  Abendpost) 
von  27.  Oetober  1.  J.  Nr.  248. 

—  Am  23.  Oetober  1.  J.  zu  Wien  Dr.  Franz  Eyrich,  Hof-  und 
Gerich tsadvocat,  Ehrenmitglied  u.  Ebrenchorroeister  des  akademischen  (je- 
sangvereines  talentvoller  Componist,  im  36.  Lebensjahre.  (Vgl.  Wr.  Ztg. 
vom  26.  Oetober  1.  J.  Nr.  250,  Hptbl.  S.  324.);  zu  Linz  der  Bildhauer 
Franz  Libert 

—  Am  24  Oetober  1.  J.  zu  Elaasenburg  der  k.  k.  Rechnungsrath 
und  Docent  der  dortigen  Universität  Emil  Kuzmich;  zu  Hameln  der 
bekannte  IniproTisator,  B  aar  mann  im  ^Iter  von  90  Jahren;  zu  London 
der  ausgezeichnete  Anatom  und  Zoologe  Dr.  Albany  Hancok. 

—  Am  27.  Oetober  1.  J.  zu  Breaien  der  in  der  Lehrerwelt  Deutscb- 
Iand*8  bekannte  Director  des  dortigen  Lehrerseminars  Laben,  im  Alter 
von  69  Jahren. 

—  Am  28.  Oetober  zu  London  Sir  Henri  Holland,  als  8ebri(i; 
•teller,  Ani  und  namentlich  Reiaender  weithin  bekannt,  kii  Alter  ful 


Pttfoaal-  UBd  Sehnlii^tifea.  791 

—  Am  29.  Oetober  1.  J.  zu  Pillnits  Se.  Majestät  Köniff  Johann 
von  Sachsen  (geb.  zu  Dresden  am  12.  Deceraber  1801),  dritter  Sohn 
des  Herzogs  Maximilian  von  Sachsen  and  der  Prinzessin  Carolina  von 
Parma,  anter  dem  Falschnamen  «Philalethes*  als  Uebersetzer  and  Com  - 
mentator  des  Dante  (1839-1849)  bekannt 

—  In  der  Nacht  zum  30  Oetober  1.  J.  za  Paris  der  Romanschrift- 
steller Ernst  Fejdeaa,  54  Jahre  alt. 

—  Anfangs  Oetober  1.  J.  za  Bisa  der  gelehrte  Zoologe  Moria 
von  Grttnenwaldt;  za  Bom  Alfonso  Cnierici,  geschätzter  Maler. 

—  In  der  ersten  Hälfte  des  Monats  Oetober  L  J.  in  Bern  der 
herzop^l.  Cobarg'sche  Hofcapellmeister  Loais  Drouet,  seinerzeit  als  FiS- 
tenspieler  bekannt,  im  Alter  von  83  Jahren;  za  Paris  der  aasgezeichnete 
englische  Chirarg  Sir  John  Margaret;  za  London  der  darch  seine  Beisen 
and  Entdecknngen  in  Aastrulien  bekannte  Graf  Strzeleski,  78  Jahre 
alt;  femer  ebendort  die  als  Schriftstellerin,  namentlich  anter  der  Jagend, 
wohlbekannte  Mrs.  A.  Gattj,  im  Alter  von  64  Jahren. 

—  In  der  dritten  Octoberwoche  1.  J.  za  Mailand  der  Bildhaaer 
Constantino  Corti,  Schöpfer  des  Borromeo- Mon amen tes,  der  Colossal- 
statae  »Lacifer*  a.  a.,  Mitglied  der  Mailänder  Kanstakademie ,  im  49. 
Lebensjahre. 

—  Gegen  Ende  Oetober  I.  J.  za  Gries  (Tirol)  die  einst  gefeierte 
and  bekannte  Klavienrirtaosin  Carolina  Perthaler  (geb.  1805),  Lehrerin 
ihrer  Knnst  in  Manchen  bis  1870;  in  Griechenland  der  Geolog  and 
Montanistiker  Max  Gross  (geb.  in  Ungarn),  zuletzt  Director  der  Laarion- 
Bergwerke  in  Griechenland. 

— -  Ende  Oetober  1.  J.  za  Gent  der  Professor  der  Philosophie  an 
der  dortigen  Universität  Friedrich  Hennebert,  im  36.  Lebensjahre. 

Am  2.  November  L  J.  zu  Pest  Karl  KoCstolanji  v.  Nemes- 
Kofstolan^i,  Sectionsrath  im  kdn.  nng.  Ministeriam  L  Cultas  a.  offen tl. 
Unterricht,  im  Alter  von  55  Jahren. 

—  Am  3.  November  1.  J.  za  Warasdin  der  Compositenr  Johann 
Padowetz  im  13  Lebensjahre.  ^ 

—  Am  6.  November  L  J.  za  M&nchen  der  Universitätsprofessor 
and  praktische  Arzt  Med.  Dr.  Ladwig  Ditterich,  als  tQchtiger  Bai- 
ne<^raph,  Verfassersahlreicher  medicin.  Schriften  and  Heraasgeber  einer 
meaicin.  Zeitnng  bekannt,    im  Alter  von  69  Jahren. 

—  Am  7.  November  zu  Payerbach  nächst  Wien  Albert  Hago, 
(früher  Baron  Schrott),  EigenthOmer  und  Bedacteur  der  ^W^ieDer  Jagd- 
Zeitung* ;  zu  Prag  im  Stifte  Strahow  Se.  Hochw.  P  Michael  Martinovskj, 
Prämonstratenser-Ordenspriester,  emer.  Director  der  0)mm.  OB.  zu  Bako- 
nits  auch  als  Componist,  namentlich  durch  die  Bearbeitung  öechischer 
Volkslieder  bekannt;  in  Dänemark  der  fruchtbare  dramatische  Schrift- 
steller Professor  Thomas  Overskow,  im  75.  Lebensjahre. 

--  Am  9.  November  1.  J.  zu  Salzburg  Joseph  Axmann  (geb.  za 
Brunn  am  8.  März  1793),  einer  der  ausgezeichnetsten  Stahl-  und  Kupfer- 
stecher, Mitvflied  der  k.  k.  Akademie  der  bildenden  Ettnste  in  Wien;  zu 
Eger  derk.k.  Gvmnasialdirector  Lissner,  im  44.  Lebensjahre,  tttehtiger 
Philolog. 

^  Am  11.  November  L  J.  zu  Pest  Frau  Sarkadj,  Gattin  des 
Herrn  Stephan  Sarkadj,  welche  vor  einigen  Jahren  unter  dem  Namen 
»Eleonora**  als  Dichterin  Aufmerksamkeit  erregte,  im  42.  Lebensjahre;  zu 
Darmstadt  Hofrath  Dr.  Heinrich  Künzel,  als  Geschichtsschreiber,  Ethno- 
graph und  Publicist,  namentlich  als  Bearbeiter  der  Macanlay*schen  Schriften, 
der  Lamb*schen  Shakspeare- Erzählungen  u.  s.  w.  bekannt 

—  Am  12.  November  1.  J.  zu  Prag  der  Hofkalliffraph  uud  ausser- 
ordentliche Professor  der  Kalligraphie  an  der  Prager  Universität  Eduard 
Bunzel,  im  53.  Lebensjahre. 

—  Am  13.  November  1.  J.  in  Wien  Med.  Dr.  Hermann  HieionTmna 
Beer  (geb.  lu  Trebitsch),  k.  k.  Beg.-Bath,  emer.  Professor  der  ' 
liehtn  Hedida  u,  t.  w.  aa  dir  Wiener  Uaiveraitit^  im  Alter  von  M 


tut  PMMiftl- «ftd  SolmiMtiieii. 

zu  M&nchen  der  treffliche  GUimalef  Theodor  Mayr  (geb.   1806),  aiidi 
als  Historienmaler  geechfttzt. 

—  Am  14.  November  1.  J.  zu  Rostock  der  8enior  der  theolog.  Fa- 
ealtät  der  dortigen  Hochschule,  Professor  und  Consistorialnth  I>r.  Otto 
Karsten-Krabbe,  im  68.  Lebensjahre. 

^  Am  17.  Nofember  1.  J.  tu  Pavia  Fr.  Cattaneo,  Bector  der 
dortigen  Universität,  Professor  der  Mathematik,  im  €St.  Lebensjahre. 

—  Am  18.  November  1.  J.  zu  Montreux,  am  Genfersee,  der  Professor 
an  der  Universität  zu  Freiburg  Theodor  v.  Kern  (geb.  in  Bninneck 
am  5.  Mai  1886)  besonders  bekannt  durch  seine  Arbeiten  zur  ^tadtese- 
schiohte  im  Mittelalter;  (Vgl.  Beil.  z.  A.  a.  Ztg.  v.  13  Jänner  1874  Wr. 
18,  8. 179  ff.)  und  zd  Kontmell-Lodee  (Boumemouth)  SSir  Thomas  Baring, 
Chef  des  Londoner  EEandelshauses  Messrs.  B.,  eine  der  angesehensten  Per- 
s6nlichkeiten  in  der  poUtischen  Uandelswelt  fingland's,  auch  Vicepräsi- 
dent  der  Gesellschaft  der  Künste,  Mitglied  der  kön.  geograph.  Gesell- 
schaft u.  s.  w.,  eifriger  Förderer  und  Liebhaber  der  Kunst  und  Wissenschaft, 
im  74.  Lebensjahre. 

—  Am  20.  November  1.  J.  zu  Salzburg  Theolog.  Dr.  Karl  Wea- 
ffer,  Gustos  d«r  k.  k.  Studienbibliothek  alldort  und  emer.  Professor  der 
Logmatik;  ferner  zu  München  der  k.  preuss.  geh.  Hofrath  Karl  Waa- 

fen,  ausübender  Künstler  und  Kunstkenner  von  Buf,  im  Alter  von  78 
abren;  dann  zu  Modena  der  ausgezeichnete  Bildhauer  Professor  AL 
Cavazza,  im  Alter  von  48  Jahren,  und  zu  Ogrodzon  der  k.  k.  Q/mna- 
siaiprofessor  Wiehere k. 

—  Am  23.  November  1.  J.  in  Franzensbad  Dr.  Palliard i,  Me- 
dicinalrath,  ein  in  weiteren  Kreisen  bekannter  Naturforscher,  im  74.  Le- 
bensjahie,  und  zu  Greifswald  Dr.  Johann  Friedrich  Laorer  (geb.  zu 
Bindlach  bei  Baireuth  am  28.  September  1798;,  Professor  der  Arzenei- 
mittellehre  an  der  Greifs  walder  Utiiversität. 

—  Am  26.  November  1.  J.  zu  Wien  Pbilos.  und  Med.  Dr.  August 
Emanuel  Bitter  v.  Beuss  (geb.  zu  Prag  am  8  Juli  1811),  Professor  der 
Mineralogie  an  der  Wiener  Uuiversitat,  Ritter  des  kais.  Ösfc.  Ordens  der 
eisernen  ICrone  8.  Cl ,  des  kais.  Ost  Franz  Joseph-^Ordeus  u.  s.  w.,  wirk- 
liches Mitglied  der  kais.  Akademie  der  Wissenschatten,  emer.  Bector  Ma- 
gnificus,  Vicepräsident  der  k.  k.  zool.-botan.  Geseilschaft  in  Wien  n.a  w., 
und  zu  Dresden  der  ausgezeichoete  Mineralofr  und  Geognost  Karl  Fried- 
rich Naumann  (geb.  ebend.  am  80.  Mai  1797),  gew.  Professor  der  Mi- 
neralogie und  Geognosie  an  der  Universität  zu  Leipzig,  Ehrendoctor  der 
philos.  Facultät  in  Wien  u.  s.  w.,  Sohn  des  renommierten  Componisten 
Gottüeb  N. 

—  Am  29.  November  1.  J.  zu  Stralsund  Andr.  Theod.  Kr  ose, 
AJtermann  des  dortigen  Gewandhauses,  als  Loealbistoriker  verdient,  im 
87.  Lebensjahre. 

—  Am  8  >.  November  L  J.  zu  Wien  Med.  und  Chir.  Dr.  Johann 
Pillwax,  Professor  am  k  k.  Militär-Thierarinei-lnstitnte,  Bitter  des  k. 
ö.  Franz  Joseph*  Ordens,  59  Jahre  alt. 

—  Anfangs  November  l  J.  in  Schottland  Frau  Janet  Hamilton, 
die  Dichterin  v.  Coatbridge,  Tochter  eines  bcbubmachergesellen,  Antodi- 
daktin  im  strengsten  Sinne  des  Wortes,  seit  vielen  Jahren  blind,  im 
Alter  von  78  Jahren. 

—  In  der  2.  Novemberwoche  1.  J.  in  Frankreich  FeuilletdeCon- 
ches,  der  60  Jahre  lang  das  Amt  eines  Introdocteurs  der  Gesandten  in 
den  Tuilerien  bekleidete,  durch  seine  Ver6tfentlichui)g  der  Correspondens 
Marie  Antoinetten*s  bekannt,  in  hohem  Alter;  zu  Kom  der  junffe  bel- 
gische Bildhauer  Gustav  Marchant,  der  zu  den  schönsten  Uoffnungen 
berechtigte;  femer  am  Comersee  der  C'omponist  Castagneri,  frilhsr 
Orchesterdirector  am  Fenice- Theater  in  Venedig  und  in  Neapel  der  Opem- 
componiit  Vineenso  Battista. 


Personal-  and  Scbnlnotizen.  798 

—  In  der  3.  Novemberwoche  1.  J.  der  Kammergericbtsrath  Eicb- 
born,  einer  der  bedeutendsten  Minendogen. 

—  Gegen  Ende  November  1.  J.  zu  Madrid  Breton  de  Los  Her- 
reros, der  fmcbtbarste  nnter  allen  zeitgenössiscben  dramatiscben  Dicb- 
tem,  im  Alter  Ton  77  Jabren. 

—  Ende  November  1.  J.  za  Marseille  (Genf?)  der  gelebrte  Phy- 
siker, Professor  der Natnrwissenschaften,  de  la  Bive,  im  72.  Lebensjahre; 
ferner  zu  Paris  der  durch  seine  Forschungsreisen  in  Australien  bekannte 
Marquis  M.  de  Lessed  in  es,  im  84.  Lebensjahre;  dann  zu  Elausenburg 
der  Archivsdirector  des  ehemaligen  sieben  bürgischen  Gubemiums  Paul  B  ir  o. 

—  Am  1.  December  L  J.  zu  Dresden  der  als  Yioloncell virtuose 
bekannte  Dessauer  Hofconcertmeister  Karl  Drechsler  (geb.  zu  Eamenz 
am  27.  Mai  1801). 

—  Am  2.  December  1.  J.  zu  Littan  Joseph  Drabek,  Director  der 
dortigen  Bürgerschule,  k.  k.  Schulinspector  und  Mitglied  der  k.  k.  Prü- 
fungscommission für  Volks-  und  Bürgerschulen,  erst  36  Jahre  alt;  dann 
zu  Zürich  Professor  Dr.  E.  Heinrich  G raffe,  bekannter  Mathematiker, 
im  Alter  von  73  Jahren;  und  zu  Petersburg  der  Architekt  Makarow, 
dem  die  russische  Hauptstadt  eine  ziemliche  Anzahl  von  Prachtbauten 
verdankt,  im  Alt^^r  von  45  Jahren. 

—  Am  5.  December  1.  J.  zu  Frankfurt  der  Schriftsteller  Dr. 
Friedrich  Paldamus,  Director  der  höheren  Bürgerschule  alldort,  im 
57.  Lebensjahre. 

—  Am  6.  Deoember  1.  J.  zu  Innsbruck  Gabriel  von  Kaier,  Pro- 
fessor an  der  dortigen  Oberrealschule,  im  51.  Lebensjahre;  und  zu  Pisa 
der  aus  Südtirol  gebürtige  Maler  Fezzi. 

—  In  der  Nacht  zum  13.  December  1.  J.  zu  München  der  talent- 
volle Maler  Johannes  Kugler,  Sohn  des  bekannten  Kunsthistorikers 
Franz  K.  und  Schwager  des  Dichters  Paul  He^se ,  und  zu  Pisa  Dr.  Karl 
Regnoli,  Docent  und  Prosector  an  der  medicinischen  Facultät  der  dor- 
tigen Universität. 

—  Am  14.  December  1.  J.  in  Brunn  Rudolf  Hedenetz,  Musik- 
dirigent und  Lehrer  an  der  höheren  Töchterschule  alldort,  und  in  Un- 
garn der  Tonkünstler  und  Componist  Johann  Svatiöde  Bocsar,  im 
Alter  von  72  Jahren. 

—  Laut  telegraph.  Nachricht  am  14.  December  1.  J.  zu  Newyork 
der  bekannte  Naturforscher  Dr.  Louis  Jean  Rudolphe  Agassiz  (geb. 
am  28.  Mai  1807  in  dem  zwischen  dem  See  von  Neuschatel  und  Marat 
gelegenen  Dorfe  MottierJ,  Professor  an  der  Lawrence  scientific  School 
zu  Cambridge,  dann  nacn  kurzer  Rückkehr  aus  America  nach  Europa  wie- 
der in  Amerika  ansässig ,  auswärtiges  corresp.  Mitglied  der  kais.  Aka- 
demie der  Wissenschaften  in  Wien  u.  s.  w.  (VgL  Wiener  Abendpost  vom 
29.  December  1.  J ,  Nr.  297,  S.  2373.) 

—  Am  20.  December  1.  J.  zu  Prag  der  Bürger  August  Zelisko, 
als  Ubrmacher  der  dortigen  k.  k.  Sternwarte  bekannt,  im  Alter  von 
62  Jahren;  und  zu  Pisa  der  frühere  Professor  der  Medicin  an  der  dor- 
tigen Universität  Stefano  Sagi,  auch  als  Latinist  in  Italien  gefeiert. 

—  Am  20.  (18.)  December  L  J.  zu  Dresden  Dr.  jur.  Qeore  Philipp 
Eberhard  Wagner  (geb.  am  19.  März  1794  zu  Schönbrunn  bei  Wol- 
kenstein in  Sachsen),  emer.  Conrector  der  dortigen  Kreuzschule,  verdien- 
ter Philolog  und  Schulmann. 

—  Am  21.  December  L  J.  zn  Paris  der  durch  geraume  Zeit  be- 
liebteste Heldenspieler  Beauvallet,  auch  als  dramatischer  Dichter  be- 
kannt, im  Alter  von  72  Jahren. 

Am  22.  December  1.  J.  zu  Wien  Eduard  Ritter  von  Erenn,  Doc- 
torand  der  Rechte,  Amännensis  der  k.  k.  Universitätsbibliothek,  ein  ta- 
lentvoller, strebsamer  junger  Mann,  im  Alter  von  23  Jahren;  und  der 
gewesene  ffriechiscbe  Cultusminister  und  Pr&fect  von  Attika  Spiridion 
Antoniadis,  70  Jahre  alt 

ZeitMhrift  f.  d.  tetorr.  Oyinn.  187S.  U.  «.  X.  H«n.  53 


TU 

--  Am  A  DBOOifeer  1  J.  in  Wies  Fepfiaud  Xum  M&lT*a 

jt  i^  EgBMMOiaitfUnam,  Btter  4es  fcfls.  gaedmAm  Erlomr-Ot^eaa. 
der  lewle  ICtwbeHar  sa  «Oerterr.  BeobAckter'  ib  BedKfeeor  der  Rh- 
1^;  ^ulaad^,  geiiaa4iter  pubLciatiadier  nsd  beOetiLiüaüicr  Sckzzft- 
iC«{Ier,  in  Alter  to«  iSl^^m;  «bA  nt  ZUeii  J^bum  Beondt  Kras- 
•oer  T.  WixtCTtlrar,  Profeator  4er  medamaAea.  Technik  am  Zdiidia  eäi- 
gn^matlys»  Poijteebneni. 

Am  9i.  ikeembei  L  J,  n  Gorüti  Obent  fun  Zittwitz 
4evt  der  atttarfoneheBda  Qeaellseluifi  aildort,  einer  der  tfteiil 
OrnithokweB  der  O^eawart,  im  Alter  tob  76  Jftkre«;  dann  zu  Berlin 
Dr.  pbiL  Profemor  Heior.  Gnst  H'>tbo.  Direetor  der  Kitpfeisckbauun- 
Ino^  des  kdn.  Masenma,  ftk  aodgexeiciuieter  Kaosshijtoriker  bekust, 
im  Aher  ?<»  71  Jahren,  xxad  m  Warscfaan  Frani  Maeiejowski.  Pro- 
femor  an  dder  dortigen  Hoduebnle,  gesehitzter  Beehtsgeiehrter«  im  Alter 
Ton  75  Jahren. 

—  Lnnt  telegnipb.  Heldmng  aas  Paris  toti  2^  December  L  J. 
alMort  Fran^ois  Tietor  Hogo,  der  zweite  Sohn  des  IHchters  Victor 
Hngo  ^geb.  am  22.  Oetobor  IfBS),  dnreh  pabüdstiscfae  Tbitigkeit  nament- 
lich aMT  durch  Ueberaetznngen  («Shakespeare^s  Sonette^  and  simmtli- 
eher  Werke  dMselben),  seine  Schrift  ^Die  Insel  Jersey,  ihre  Monomente 
«nd  Geschichte*  n.  m.  a.  bekannl 

—  Am  27.  December  L  J.  zu  Leitmeritz  der  pens.  Lehrer  ^oaz 
Knonp,  Besitzer  des  silbernen  Verdienstkreazes  mit  der  Krone,  im  Alter 
▼on  72  Jahren,  und  za  Darmstadt  Obentndienrath  Dr.  Thadicham, 
dorch  lange  Jahre  Director  des  Gjmnasiams  zn  B&dingen,  dnrdi  seine 
Uterarische  Wirksamkeit  aof  dem  Gebiete  der  Philologie  'Metrische  Ueber- 
setznnff  des  ganzen  .Sophokles*  jl  m.  a.),  so  wie  dorcb  seine  Stellnng  im 
polit  Leben  bekannt,  im  Alter  tod  80  Jahren. 

—  Am  28.  Deeember  L  J.  za  Mailand  der  tüchtige  Aqoarellee- 
maier  Paolo  Riccardi,  and  za  Neapel  der  Professor  der  Philologie  an 
der  dortigen  Unifersitat  Eduard  Fosco. 

—  Am  90.  December  L  J.  za  Wien  der  Corator  der  eTang.-reform. 
Gemeinde  Heinrich  ZOlzer,  kais.  Rath,  pens.  Kanzleiroratand  der  Aka- 
demie der  bildenden  Künste  in  Wien,  als  Beamter  nnd  Kunstkenner  gleich 
geschitzt,  im  71.  Lebensjahre. 

—  Laat  Meldung  aas  Paris  Anfang  December  L  J.  alldort  Achille 
Tranchant  (zubenannt  Mireconr),  seinerzeit  Schauspieler,  dann  Them* 
ter-^rector,  auch  als  Maler  (ein  SchQler  des  berühmten  Ingres),  bekannt 

—  In  der  2.  Hälfte  des  Monats  December  I.  J.  zu  Paris  der  be- 
kannte Linguist  Victor  Deren,  im  Alter  ron  46  Jahren. 

Ende  December  L  J.  zu  Paris  der  bdunnte  französische  Organist 
Michel  Math  er  im  Alter  ?on  95  Jahren;  ebendort  der  bekannte  Illu- 
strator nnd  Weitreisende  Pharamond  Blanchard,  Besitzer  einer  erossen 
Anzahl  ron  Zeichnungen  nnd  Gemälden ;  der  frühere  Erzieher  des  Prinzen 
Ton  Joinrille,  Trognon,  Mitglied  der  Pariser  Unifersitat,  durch  ge- 
schichtliche Arbeiten  bekannt,  im  Alter  Ton  70  Jahren;  Albert  M^rut, 
einer  der  ausgezeichnetsten  Agronomen  Prankreich's ,  und  der  polnische 
Schriftsteller  Ludwig  Breiowski;  dann  su  Leeuwardcn  Bitter  Mon- 
tan us  Ton  Haan  Hettema,  durch  seine  philosophischen  und  heral- 
dischen Stadien  in  weiteren  Kreisen  bekannt,  und  zu  Amsterdam  J.  H. 
Bürlage,  bekannter  niederländischer  Dichter. 

—  Laut  telegr.  Nachrichten  im  December  1.  J.  zu  Monbuttu  in 
Africa  der  italienische  Beisende  Miani     ' 


(Diesem  Doppelhefte  sind  yier  literarische  Beilagen  beigegeben.) 


Erste  AbtheiluDg. 

Abhandinngen. 

Zu  Aeschylus. 
Sept.  ctr.  Theb.  v.  312.  D. 

TtQog  Ta6*  (o  nolwvxoi 
d^eolf  ToZat  fjilv  l|a} 
nvQytüv  dvdQoXixtiQttv 
xaTttQiiffonXov  arav 
ifjißalovteg  x.  r.  l. 

Anstatt  der  Lesart  der  ersten  Hand   ^xaTaglif^onlov^  gibt 


V 


der  Corrector  das  Med.  xal  TaqlipOTrlov  arav,  eine,  wie  Dindorf  yer- 
muthet,  alte  Interpolation  zur  Ausfüllung  der  Lücke  in  den  Hand- 
schiiften.  Man  hat  nun  die  mannigfachsten  Ergänzungen  yersucht 
y^KCixav^  xfiQa,  atav,  vooov,  xo£vav",'öhne  dass  eine  derselben  völlig 
befHedigte.  Beachtenswerther  ist  die  Aenderung,  welche  Puley  trifft, 
indem  er  nach  einer  Andeutung  im  schol.  Med.  „''^öig  liiv  e^o)  vov 
T€ixovg  IdxaioXg  atrjv  i/xTioifjaore,  acte  avrovg  tcc  orrla  ^iipai^ 
avTOQLXpOTtkov  oder  ctvtOQQi^onXov  vorschlägt.  Indessen  ist  doch 
wol  ein  Substantivum  notwendig  und  dass  hier  q^t<av  vom  Dichter 
geschrieben  sei,  darauf  weist  bestimmt  der  Zusammenhang  hin.  q)vt,a 
ist  nach  Aristarch  ^  ^era  deiXiag  oder  diovg  (pvyrjy  also  das  an 
unserer  Stelle  allein  passende  Wort,  welches  durch  ^ixponXov  avav 
seine  nähere  Erläuterung  findet.  Vgl.  IL  XY,  62  dvaXxidix  qn^^av 
ivofcag  und  mit  i^ßalXeiv  Od.  XIV ,  269  h  di  Zevg  —  qv^av 
ifioig  iraooiai  xaxijv  ßdlev, 
ibid.  V.  340. 

ttXXog  (f*  älXov  tiyH, 

(fOViVei,    Ttt    ^k   Xttl   7lVQ(f>0Qtt 

TU  de  nvQipOQH  Med.  td  de  ytai  7tvqq>oqü  der  Ouelf.  und  Tumeb., 
T  'de  Kai  7ivQW0Q€l  die  Aid.  —  nvQcpoQU  kann  nicht  richtig  sein, 
da  es  doch  nichts  anders  bedeutet,  als  ein  Trv^ijpo^  sein,  Feuer  tragen 
oder  bringen;  ausserdem  erwarten  wir  ein  besonderes  Subject.  Wenn 
nun  Enger  und  Prien  nvQ  woqu  vorschlagen,  so  ist  damit  nichts  ge- 
wonnen ;  Heimsoeth  fasst  aXkog  als  Subject  und  ändert  TrvQfpoqel  in 

ZeiUchrift  f.  d.  dtWnr.  Gjnu.  1878.  XL  H«ft.  54 


706  /.  Oberäikit,  Za  AaKhylva. 

Ttvqno'ku  „verwüstet  mit  Feuer"  ;  indessen  ist,  wie  schon  bemerkt, 
ein  besonderes  Snbject  unentbehrlich.    Augenscheinlich  schrieb  der 
Dichter:  to  di  xal  txvq  ^qd.  Vgl.   Hesych.  ^(xpei'  xaraftivti, 
dvaXafdßavei. 
ib.  V.  342 

xoQxoQvyal  J*  «v*  äarv,  norurroliv  iT  o^xara 

Zunächst  entspricht  aatv  nicht  dem  Metrum  der  Antistrophe ;  ausser- 
dem setzt  yLOQTLOnvyai  die  Beziehung  auf  lebende  Wesen  vorans;  dess- 
halb  ist  mit  leichter  Aenderung  av  aaiovg  zu  lesen.  Das  folgende 
TtToXiv  hat  Hermann  als  von  der  Erklärung  herrührend  mit  Becht 
gestrichen  und  nQori  statt  tcotI  hergestellt,  oqmva  nvqyiottg  ist 
von  den  Feinden  zu  verstehen  (vgl.  Agam.  357  rft  im  TQolag 
nvQyoig  eßaleg  ateyavov  dixvvav),  deren  Rotten  in  die  Stadt  ein- 
gedrungen sind.  Dass  indessen  hier  ein  Wort  im  Text  fehlt,  beweist 
sowol  das  xvQrjaag  der  Antistrophe,  als  das  Metrum;  vermnthlich 
ist  xoQVGTäv  zu  ergänzen,  so  dass  nunmehr  die  Stelle  lautet : 

xo^xoQvyal  d*  av   aajovg^  TiQorl  J' 
o^xdva  nvQywtg  xoQvaxdv, 

Wie  in  der  Strophe,  so  sind  auch  die  entsprechenden  Verse  in  der 
Antistrophe  verderbt: 

navtodanog  Sc  xag- 

nog  x^f^^^*^  nsatov 
dkyvvei  xvQi^aag  — 

Wenngleich  rücksichtlich  des  Versbaues  alles  in  Ordnung  ist,  so  ist 
doch  zu  bemerken,  dass  aXyvvei  nicht  ohne  Object  stehen  und  xt;^- 
aag  wol  schwerlich  erklärt  werden  kann ;  augenscheinlich  ist  xvQt]- 
aag  corrupt.  Wenn  nun  das  folgende  d^alafirjnoliüv  unzweifelhaft 
von  den  Hausfrauen  zu  verstehen  ist,  so  dürfte  es  nicht  unwahrschein- 
lich sein,  dass  statt  xvQrjoag  zu  lesen  ist  yUhaqag  — ,  durch  deren 
Mühe  die  Früchte  des  Feldes  eingeheimst  sind.  %ihi}q  C^ya^deftvo- 
viog  TuXcoQ  Eurip.  Andr.  1033)'  eyyovog,  viog  Hesych.  Der  folgende 
Vers  TtiTCQOv  d*  ofiua  d-aXafitjnolcüv  entspricht  nicht  dem  der 
Strophe  „ngog  dvÖQog  d'  dvijQ  doot  Kaivezai,  in  welchem  Dindorf 
ohne  Zweifel  richtig  avag  nach  dvi^Q  ergänzt  hat  „TtQog  drdQog  d* 
dvfiQ  arag  doql  naiv  et  ai^.  Ohne  Grund  vermuthet  Dindorf  ^ix^y 
d^  o^fi  eQtifiov  ^ala/Lirjn6X(üv,  Den  richtigen  Weg  zur  Emenda- 
tion  der  Stelle  gibt  der  schol.  B.  an,  der  zweifelsohne  nach  alter 
Ueberlieferung  folgendermassen  erklärt:  to  di  TtiycQOv  o^^a  diä 
tovTO  wrjaiVf  ort  anvXevoiAevai  d-a^pov  eyeiqovai  xai  to  avtiav 
Ofifia  ixTrjiiovai  yooig  xät'  EvQinldrjv.  Diese  Anspielung  auf  v.  433 
der  Hecuba  des  Euripides  „^qrjvoiCL  firjTQog  vrjvde  t  k%%rj[Ma  yooig^ 
wäre  nicht  möglich,  wenn  nicht  der  Dichter  geschrieben  hätte: 
nTtiüQOvd'ofifia  TansL  d^aXafttjjtoliüv^ ,  Das  Subject  hiezu  ist  natür- 
lich nawodanog  xagnog.  Es  lauten  hiernach  die  entsprechenden 
Verse  der  Strophe  und  Antistrophe : 


J.  Oberdiek,  Zu  A«chyliu.  797 


OTQ,   y\    xoQxo(fvyai  iT  ttt^tt" 

atovSt  nQOtl  d*  OQxdva 
nv^yiJTie  *Ko^vaTäv, 

«yT&aj(f,  y,  nctvio^anog  äk  xa(f- 
nög  x^f*ddig  ntamv 
dXyv¥€$  xiltit^Sf 
nixQov  d^ofxfjia  *to- 
xu  d^aXufjLfinolfov, 


In  der  im  Medicens  überlieferten  Hypotheais  zq  den  Persern 
heisstes:  Biq^r^  OTQaievaaitievog  naxa  Ttig  ^EUjidog  f^era  dv 
vafieajg  noU^g,  xai  nat,y  fiiv  h  tlXazaialg  vixtj^eigf  vavrix^ 
di  iv  2aXaulvi,  dia  Qeaaaliag  q>eiya}v  duTceQaicid-n  alg  vfjv 
Idaiav.  —  Ev  lUavaiaig  kann  niclit  richtig  sein,  wenngleich  Weil 
meint,  dass  durch  Herodicus  diese  Angabe  der  Hypothesis  gestützt 
werde.  Denn  wenn  es  zu  Arist.  Ran.  1028  heisst:  ^Hgodixog  de 
q^rflL  öiTvag  yeyovivac  vag  T^a^iaeig ,  xat  jrjv  tqayißdiav  xavxij» 
luoiiyjuv  Tf]v  iv  Tlkavaialg  f^axrjv  — ,  so  kann  xrjv  xQayqtdlav 
xavxrp^  nicht  auf  die  uns  vorliegenden  Perser  bezogen  werden,  von 
denen  es  zu  Anfang  des  Scholions  mit  vollem  Recht  heisst:  ^Ev  xoig 
q>e(iOfi€voig  IleQaaig  ovxe  Jageiov  &avaxog  a/tayyiHexai  (wxe 
lOQog  xag  x^<C^^  avyxQovaag  Myei  lavöi,  dXXa  xa  fiiv  TtQayfiaxa 
VTioxeixai  iv  2Sovaoig  Kai  7t€Qiq)oß6g  iaxiv  ^  firxrjQ  Siggov  i§ 
oveiQov  xivog'  xoQogdi  TleQadiv  yefovxtjv  öicüLeyofievog  noog 
aixtjv,  dxa  ayyeXog  anayyelXiov  XfjV  Tcegl  üahxfuva  vavfiaxiciv 
aal  xfjv  Siq^ov  (pvyrjv.  Vermuthlich  liegt  in  dieser  sehr  fragmen- 
tarischen und  augenscheinlich  verstümmelten  Nachricht  des  Herodi- 
cus entweder  eine  Verwechslung  mit  dem  dritten  Stück  der  Trilogie, 
dem  Glaucns  Potnieus,  welches  die  Schlacht  bei  Plataeae  zum  Gegen- 
stande hatte,   oder  es  bezieht  sich  r^v  xQaytißdiav  xaixrjv  direct 
auf  den  Glaucus.  In  den  uns  erhaltenen  Persern  ist  von  Plataeae  nur 
in  den  wenigen  Versen  die  Rede,  in  welchen  der  Schatten  des  Darius 
diese  Niederlage  voraussagt.    Dazu  kömmt,   dass  die  Schlacht  bei 
Plataeae  ein  Jahr  später  erfolgte,  als  Xerxes  Griechenland  verlassen 
hatte ;  in  der  Hypothesis  aber  heisst  es  „iv  ITkaxaiaig  vixrjd'dg  . . . 
dia  GeaoaXiag  q>evyiüv  duTTBQauidt]  eig  xijv  ^Aaiav^.  Hieraus  er- 
gibt sich  nun  unzweifelhaft,  dass  in  iv  Hkaxaiaig  ein  alter  Schreib- 
fehler vorliegt,  der  in  iv  VvxxaXeitf  zu  corrigieren  ist.  Es  ist  aber 
Psyttaleia  jene  kleine  Felseninsel  an  der  Küste  Attika's,  die  dadurch 
bekannt ^lnd  berühmt  geworden  ist,  dass  die  Griechen  unter  Aristides 
während  der  Schlacht  bei  Salamis  die  dort  aufgestellten  Perser  ver- 
nichteten. Diese  glänzende  That  des  Aristides  verherrlicht  Aeschylus 
in  den  Peosem  von  T..4d5  bis  v.  480,  indem  er  somit  seinem  wackern 
Laudsmanno  nnd  Parteigenossen  ein  unvorgängliches  Donkmal  setzt. 

54* 


798  /.  Oberdick,  Za  Sophokles. 


Zu  Sophokles. 

Durch  mancherlei  Corruptelen  ist  die  Epode  im  2.  Stasimon 
des  Philoctet  entstellt.  Entfernen  wir  die  schon  von  anderen  als  Glos- 
sem erkannten  Worte  „aA^^^  vnvog  ia^^Xog"^,  so  lautet  dieselbe 
mit  Zugrundelegung  der  unzweifelhaft  richtigen  Yersabtheilong  Ton 
Gleditsch  (Programm  des  K.  Wilhelms-Gjmnasium  in  Berlin  1868, 
P-  25): 

ovQog  TOI,  r^xvov,  ouQog' 

av^Q  <r  uvofjifjiaTog,  ovd'  //oiy 

aQoyyaVf  IxT^rarai  vv^^i, 

ov  x^^C,  ov  no^og,  ov  xivog  aQ^tar, 

dkla  iig  (ug  Ift^q  naQaxeffiirog 

OQ^f  ßX^TT*  ei  xai{}ut  ^^y- 

yu  V  —  To  iT  dltoaifjiov 

if4q  (fQOvri^i,  nai,  novog 

6  firj  (poßw  XQdrtfnog. 

Im  Einzelnen  bleibt  jedoch  noch  verschiedenes  zu  verbessern.  Was 
zunächst  die  Worte  j^ixtiTarat  vvxiog^  anlangt,  so  ist  diese  Ver- 
bindung wol  schwerlich  zu  erklären.  Zwar  erkennt  der  Scholiast  diese 
Lesart  an  „i/ret  xorra  vvAta  xaS-eidovai ,  naoa  tovto  utt^v  ttv 
^^iqcLV  vvxTa  aycov ,  awl  xov  xoifiiu^uvog,  vo  di  e^rjg '  ^xr/ra- 
tai  vvxtogi  ov  x^Q^9f  ^  nodog  aqx^'^j  olvzl  tov,  oidiv  tüv  fieXe- 
wv  dwafievog  xivelv  oidi  ßXineiv^^  indessen  ist  das  Scholion  in 
seinem  ersten  Theile  selbst  lückenhaft  und  corrupt  und  wie  hczira- 
TOL  vvxiog  die  Bedeutung  haben  kann  „er  liegt  im  Schlafe  ausge- 
streckt'', ist  mir  unerfindbar.  Berücksichtigen  wir  nun  den  Zusam- 
menhang und  vergegenwärtigen  wir  uns  die  Situation,  in  welcher  sich 
Philoctet  befand,  so  ist  einleuchtend,  dass  der  Dichter  schrieb  j^hfr 
Thatai  iivx(fi^*  Zu  dem  localen  Dativ  vgl.  Krüger  II  §  46,  2,  2. 
Dass  im  folgenden  Verse  ov  rivog  aQxoi>  im  höchsten  Grade  matt, 
schaal  und  nichtssagend  ist,  liegt  auf  der  Hand  und  bedarf  keiner 
weitem  Erörterung.  Um  nun  die  Aehnlichkeit  mit  dem  folgenden 
Bilde  zu  vervollständigen,  ist  erforderlich,  dass  wir  ov  (pQevog  Sq- 

Xcjv  schreiben.  —  v.  861.  aHa  tig  wg  (parig  Med.  aXk*  Sg  Tigz 
Dindorf)  ^Atd<f  naQayceiiLievog  6q^  —  Unmöglich  kann  6(^  richtig 
sein,  da  der  Begriff  des  Liegens  hier  unbedingt  nöthig  ist.  Daher 
zog  Hermann  aus  v.  857  ixTiTavat  an  diese  Stelle,  weil  er  für  unsere 
Strophe  daktylisches  Versmass  annahm.  Abgesehen  indessen  von 
dieser  Verkennung  des  Metrums  werden  wir  durch  eine  solche  Trans- 
position zu  den  gewaltsamsten  Aenderungen  gezvnmgen.  oga  ist  viel- 
mehr zweifelsohne  aus  ogfußl  corrumpiert.  In  der  gewöhnlichen  Be- 
deutung „vor  Anker  liegen**  (vgl.  z.  B.  Eur.  Or.  54:  „JUfiivadi 
NatnXieiov  inTiXrjQiav  nXctTtj  —  duzaiaiv  OQfiei.)  ist  das  Wort 
bekannt.  Im  übertragenen  Sinne  ist  es  Soph.  0.  C.  v.  148  gebraucht, 


J.  Oberdick,  Zar  Germania  des  Tacitus.  799 

wo  OediDus  von  sich  sa^:  ov  yctg  av  wd^  aXlotgioig  Ofifiaaiv  bIq' 
nov  ,  nani  OfdiniQoig  fdiyag  agfiow,  —  Üq^kov  ist  hier  die  fehler- 
hafte Correctur  im  Laor.  und  Par.  und  Par.  F, 

Schreiben  wir  demgemäss  oben  oQpiü  statt  oqq^  so  gewinnen 
wir  einen  dem  Zusammenhange  sowol,  als  der  Anschauungsweise  des 
Chors  völlig  entsprechenden  Ausdruck.  Das  folgende  y^ßkin,  bI 
xaiQia  q>d'6yy€i**  ist  in  Bücksicht  auf  Sinn  und  Metrum  zugleich  ver- 
dächtig. Offenbar  muss  nun  qy9iyyofiai  statt  (pd-iyyei  gelesen  und 
nach  xaiqia  ein  aoi  eingeschoben  werden  ,  so  dass  demnach  die  Epode 
lautet : 

ovQog  Tot,  lixvoVf  ovQog' 

tlvfJQ  (f'  avofÄfiaTOQy  öv&*  fyc^ 

ttQüyyav,  ixTixarM  fivx^i 

ov  /«^off,  ov  noSog,  ov  (pQivog  a^/a»y* 

nXXti  Tig  tog  jftSif  notqamifAtifog 

oQfjLii'  ßX^n*f  et  xaiQtd  tfoi 

(fS^fyyofiai'  To  cf*  dXtoa&jtiov 

ffjL^  tfiqovt(di,  natf  novog 

6  ftfj  fpoßdiv  xQnrierog, 

Philoct.  V.  424  f. 

xfXvog  yt  tiqucüh  vvv  xaxdigf  intl  &avtov 
uivxlXoxog  avi^  (f^ov^og,  ocneg  tiv  yovog. 

Mit  Becht  hat  man  an  dem  matten,  prosaischen,  durch  nichts  ge- 
rechtfertigten Zusätze  „oüTteQ  fjv  yovog"'  Anstoss  genommen,  wess- 
halb  man,  theils  um  dem  Relativsatz  einen  m^hr  poetischeu  Anstrich 
zu  geben,  o  OTiagBig  yovog  (Sintenis),  dg  TiaQrjv,  yovog  (Musgrave, 
Dindorf),  theils  um  den  Grund  auszudrucken,  wesshalb  der  Tod  des 
Antilochus  den  Nestor  so  schmerzlich  berührt  habe,  oaneg  tjv  yavog, 
og  TtaQfjv  Tiovoig,  og  naqTfV  yovBi  geschrieben,  ohne  dass  indessen 
alle  diese  Aenderungen  befi'iedigten.  Ebensowenig  können  wir  uns 
bei  der  vom  Scholiasten  erwähnten  Lesart  ooneg  vv^ovog  beruhigen, 
da  dieselbe  im  Scholion  selbst  schon  ihre  Widerlegung  findet:  oi  f^iv 
yQ.  fiovog,  naQ  iaroglav  (pr^aiv  eix^  yoQ  xal  allovg.  Erwäjgen 
wir  nun,  dass  Neoptolemus  mit  den  Yerhälinissen  vor  Troia  wenig 
vertraut  war  und  das  meiste,  was  er  davon  wusste,  nur  durch  Hören- 
sagen kannte,  so  kann  wol  keine  Fr^ge  sein,  dass  der  Dichter  schrieb: 

xtivog  y€  TtQuaüii  vvv  xaxtag,  kntl  d-avtav 
jivrCloxog  (tvrtp  t^ov^og;  Saneg  tip  koyog. 

Zur  Germania  des  Tacitus. 

c.  6  cedere  loco  dummodo  rursus  instes  conaUii  quam  formt- 
dinis  arbitraniur.  corpora  suorum  etiam  in  dubiis  proeUis  referunU 
—  etiam  überliefern  der  Yaticanus  1862,  der  Leidensis,  Neapolitanus 
und  Yaticanus  1518.  Der  Zusammenhang  indessen  verlangt  unbe- 
dingt „ei  iam  in  dubiis  proeliis  .  .^  Zu  weichen,  wenn  man  nur  wie- 


800  J'  Oberdick,  Zur  Gei'mania  des  Tacitas. 

der  vordringt,  gilt  mehr  für  Klugheit,  als  für  Feigheit.  Ihre  Todten 
tragen  sie  auch  schon  ans  dem  Gefecht,  wenn  der  Aasgang  noch  zwei- 
felhaft ist. 

c.  21.  vidus  inter  hospites  comis  —  so  die  Handschriften  mit 
Ausnahme  des  Vatic.  1518,  welcher  inter  homines  fiberliefert.  Die 
handschriftliche  Lesart  könnte  nur  dann  verstanden  werden,  wenn 
man  victu8  in  der  Bedeutung  „Yerkehra  fasste ;  indessen  abgesehen 
von  diesem  zum  mindesten  auffallenden  Gebrauche  des  Wortes  ist  der 
ganze  Satz  in  dieser  Fassung  überflüssig,  da  über  die  Gastfreund- 
schaft hinlänglich  gesprochen  ist.  Desshalb  liest  zunächst  Selling 
yfVidus  inter  hospites  communis"^  mit  Beziehung  auf  Caes.  b.  G.  VI, 
23,  9.  ^victiisque  communicatur/*  Gemeinsam  ist  unter  den  Gast- 
freunden die  Lebensweise  ^d.  i.  sie  verlangen  ohne  Umstände ,  denn 
die  Nahrungsmittel  gehören  auch  dem  Gaste,  sind  communes*^.  In- 
dessen ist  auch  dieser  Gedanke  höchst  matt  und  schliesst  sich  schlecht 
an  das  Vorige ;  augenscheinlich  endet  nämlich  die  Schilderung  der 
Gastfreundschaft  mit  dem  Satze  y^abeunti,  si  quid  poposcerit  conce- 
dere  tnoris ;  et  poscendi  in  vicem  eadem  facilUas,  gaudent  muneri^ 
hus^  sed  nee  data  imputant  nee  acceptis  ohligantur.  Aus  diesem 
Grunde  schon,  ganz  besonders  aber  wegen  der  völligen  Preisgebang 
der  handschriftlichen  Ueberlieferung  ist  auch  die  Vermuthung  von 
Lachmann  zu  verwerfen  „vinclum  iuter  hospites  comitas'* ,  welcher 
Haupt,  Schweitzer-Sidler  und  jüngst  Müllenhoff  beistimmen.  Gerlach 
tilgt  die  ganze  Stelle  als  Interpolation.  Das  Bichtige  hat  unzweifel- 
haft Tross  gesehen,  der  vidus  inter  omnes  pariter  communis  vor- 
schlägt, indem  omnes  pariter  aus  dem  ursprünglich  handschriftlichen 
dsptr  zu  enucleieren  sei.  Eine  gewisse  Bestätigung  findet  diese  Emen- 
dation  durch  die  Lesart  des  Vaticanus  1518  „inter  homines^.  Wenn 
nun  auch  so  der  Text  wiederhergestellt  ist,  so  ist  noch  zu  bemerken, 
dass  dieser  Satz  im  21.  Capitel  keine  Stelle  findet,  da  dieses,  wie 
schon  gesagt,  mit  ohligantur  abschliesst.  Ohne  Zweifel  gehört  der- 
selbe an  den  Anfang  des  22.  Capitels  und  bildet  den  einleitenden  Ge- 
danken zur  Schilderung  der  germanischen  Lebensweise.  Also:  c.  22. 
Vidus  inter  omnes  pariter  communis,  statim  e  somno  etc.  „Die 
Lebensweise  ist  allen  in  gleicher  Weise  gemeinsam. a  — 

c.  38  in  aliis  gentibus  seu  cognatione  aliqua  Sueborum  seu, 
quod  saepe  acddity  imitatione^  rarum  et  intra  iuventae  spatium, 
apud  Suebos  usque  ad  canitiem  horrentem  capülum  retro  sequuntur 
ac  saepe  in  ipso  solo  vertice  religatur ;  prindpes  et  ornatiorem  ha- 
bent.  —  r^roscgwun^ur  überliefern  der  Vatic.  1862  und  der  Leidensis, 
retro  secuntur^^r  Neapolitauus,  retro  segue«ec  derVatic.1518,  Müllen- 
hoff hält  diese  Lesart  fest,  Holtzmann  nimmt  zwar  imText  die  Conjectur 
von  Haupt  rdrosum  agunt  auf,  erklärt  aber  in  den  Noten  die  hand- 
schriftliche Ueberlieferung  y,retro  sequi""  durch  „verkehrt  richten". 
Indessen  ist  doch  diese  Deutung  zu  problematisch  und  durchaus  nicht 
anderweitig  zu  belegen ,  so  dass  an  der  Verderbtheit  des  Ausdruckes 
wol    nicht  gezweifelt  werden  kann.   Lachmann  corrigiert  desshalb 


J.  Oberdick,  '£<xt  Uer 


1  des  Tftk-itus, 


t^Ol 


„i'fcwrraitt",  Haupt  ,rf,trosum  agunlu,  Drohsiti  „rciroattm  comunlu, 
Halm,  weil  dio  Worte  apud  Suebos  eine  qd persönliche  Conatruction 
erforderten,  „retro  agere  surtwm"  oder  „npaä  Suebos  suetum —  ret- 
rorsum  agere",  Beifferscheid  ^retrorsum  agere  solitum'  iiach  der 
Ängalte  bei  Holtzmann.  üeber  ilen  Sinn  dei- Stolle  kann  nun  kein  Be- 
denken obwalten;  der  Schriftsteller  variiert  hier  ein/.ig  und  allein  den 
«orher  gebrauchten  Ansdruck  j,obJiquare  cnnem"  und  es  dflrfts  hier- 
nach kein  Zweifel  obwalten,  dase  derselbe  „capillum  retorguent" 
schrieb,  welche  Emendation  auch  dnrcli  den  Vaticanus  1518  ihre  Be- 
grOnduug  findet.  Im  Folgenden  haben  der  Valif.  1518  und  Neapel. 

,1  ipo  solo  vertice'*,  der  Vatic.  1862  „in  solo  rtrtice",  der  Lei- 
densts  „(M  ipso  rerticru ,  Aber  weklies  von  zweiter  Hand  solo  ge- 
schrieben ist;  religat  ier  Vat.  1862,  rdigntw  der  Leidonsis.  Ugant 
Tat.  1518  und  Neapol.  Mit  Unrecht  versteht  Kritz  „saefie-religatur" 
Ton  den  Greisen  und  erklärt  ^solm  vtriex'  nach  Analogie  von  Sallaet. 
Jng.  103,  1  iom  sola  als  „blosser  kahler  Scheitel",  während  sacpe 
doch  einfach  der  Gegensatz  zn  princifes  et  ornaliorem  habent  bildet. 
Ohne  Zweifel  richtig  interpnngiert  desshalb  Mallenhoff  vor  ac  nnd 
nimmt  dann  die  Conjectur  Lachmann's  „rfrtiri"  auf,  „und  oft  wird 
es  in  sich  selbst  am  Scheitel  gekertnt".  Die  Stelle  lautet  also:  „in 
alüs  gentibus,  seu  eognatione  aliqua  Snebnruin  seit,  quod  saepe 
aeciäil,  imitatione,  ramm  H  iiUra  iurenfac  spalium,  apud  Suebos 
usgue  ad  ranitiem,  horrenlem  capiUnm  retorqm-nt ;  ac  saepe  in  ipso 
solo  vertici  rdigatur;  principcs  et  omatiorem  habent. 

C.  45  Irans  Suionas  aliud  ntare,  pigrum  acprope  itnmotum, 
quo  cingi  duäique  terrarum  orbem  Arne  fidem  quod  erlremiis  caden- 
tis  trit»  solis  fvlgor  in  otium  edurat  adeo  clams  ut  ntdera  hebetet; 
Konum  in.i»per  rmtrgenlis  audiri  formasqae  drorum  li  radios  ca- 
pitis aspiei  persuasio  adiicit.  illuc  Hsquf  et  fania  rera  tantum  na- 
tura, ergo  iam  dertro  Suebici  maris  litore  ntc.  —  formasque  deorum, 
wie  die  besten  Handschriften  überliefern  mitAnsnahme  des  Vatic.  1518 
undNeap.,  welche  blos/b/-WHSf/''o/'ttw  ohnegMf  U'sen,  kann  nicht  rich- 
tig sein.  Tanaquil  Faber,  F.  A.  Wolf.  HotUmann,  Mtillonhoff  hilligen 
die  Correctur  am  Bande  des  Cod.  Urbinas  656  „equorum',  welcheauch 
Schwetzer-Sidler  für  ansprechend  hält ,  „die  Gestalten  der  Bosse  and 
ein  Strahlen  hau  pt".  Da  nämlich  hier  das  Ende  dor  Welt  sei ,  so  hOre 
man  den  Sonnengott  and  sehe  seine  Rosse  uud  die  Strahlen  seines 
Hauptes.  —  An  diese  Vorstellung  ist  indessen  hier  durchaus  nicht 
zn  denken ;  die  von  dem  Schriftsteller  nnscrer  Stelle  gemachten  An- 
gaben beruhen  vielmehr  lediglich  anf  unklaren  Naehrithten  vom 
Nordlicht,  von  dem  man  sich  keine  rechte  Vorstellung  machen  konnte. 
Dflher  kann  hier  weder  droruiti  noch  cqu^fum  gestanden  haben.  Ich 
vermuthete  ,l'orm<tequc  dvcorem*  und  sehe  jetxt  bei  MüllenhofT,  dass 
diese  Conjectur  schon  von  HeinBios  vorgeschlagen  ist.  7.a  decorcm 
vgl.  Hör.  IT,  11,  5,  wo  auch  v.  8  canitie»  „Greisenalter"  sich  findet, 
waa  Tacitiu  in  der  oben  besprochenen  Stelle  gebrauchte.  —  persui- 


802  «7.  Oberdick,  Zur  Germania  des  Tacitus. 

sio  adiicit  lesen  der  Vatic.  1612,  Leid.  Vat.  1518  und  NeapoL  —  Es 
liegt  nun  kein  zwingender  Grund  vor,  für  ii  in  den  Compositis  mit 
iacio  das  einfache  i  zu  setzen  und  hier  mit  Holtzmann,  Mtlllenhoff  u. 
a.  adicit  zu  schreiben.  Wahrend  nämlich  durch  die  orthographischen 
Untersuchungen  von  Wagner  und  Lachmann  die  Schreibweisen  dbkio 
adiciOf  ohiciOy  reicio,  subicio,  conicio,  iniciOy  deicio,  eicio,  proicio  in 
Aufnahme  gekommen  sind ,  beschränkt  dieses  schon  Brambach,  indem 
er  in  seinem  Werke  „Neugestaltung  der  lat.  Orthogr".  p.  202  die 
Begel  aufstellt ,  dass  nach  vocalisch  auslautenden  Präpositionen  das 
doppelte  i  zu  schreiben  sei,  nach  consonantisch  auslautenden  Präpo- 
sitionen hingegen  sei  sowol  ein  doppeltes  als  ein  einfaches  i  gestattet, 
jenes  nach  der  Theorie  der  römischen  National -Grammatiker,  dieses 
nach  der  Praxis,  da  sich  der  Gebrauch  der  Kaiserzeit  vorwiegend  für 
das  einfache  i  entschieden  habe.  Indessen  erleidet  auch  die  letztere 
Angabe  noch  der  Beschränkung;  dass  Gellius  ohiicio,  coniicio,  subii- 
cio ,  iniicio  schrieb ,  ergibt  sich  aus  lib.IVc.  37  und  dass  diese  Schreib- 
weise von  Probus  vorgeschrieben  und  dieses  Capitel  bei  Gellius  ganz 
ans  Probus  geschöpft  oder  wenigstens  von  Sulpicius  Apollinaris 
aus  dessen  Common taren  ausgezogen  sei,  vermuthen  durchaus  wahr- 
scheinlich Kretschmer  und  Ribbeck  proleg.  zu  Virgil.  p.  139.  Ferner 
schrieb  Priscian  in  diesen  Wörtern  nur  ein  doppeltes  i.  Vgl.  vol.  II. 
p.  126,  15  E.  excipiiur  unum  tibicen  quod  ideo  solum  i  productam 
habuit  paenultimam,  quod  synaeresis  facta  est  duorum  i  brevium 
in  unam  longam,  debuit  enim  i  geminari^  quia  seiet  plerumque  in 
compositione  a  in  i  converti^  ut  cado  f,incido^,  facio  „inficio*^^  iacio 
„iniicio,"^  „reiicio.**  Ebenso  ist  in  den  Handschriften  ein  doppeltes  i 
mehrfach  überliefert,  wie  coiiciunt,  proiice.  Vgl.  Ribbeck  prol. 
p.  426  und  p.  138  und  139.  Auch  der  Gaius- Codex  hat  p.  119  ed. 
Böcking  adiidf  wie  sich  aus  der  Rasur  nach  dem  ersten  t  adi,  ci 
ergibt.  —  Wesshalb  nun  an  unserer  Stelle  gegen  die  Autorität  der 
Handschriften  adicit  geschrieben  werden  soll,  dafür  ist  absolut  kein 
Grund  einzusehen.  Der  Schluss  endlich  des  in  Frage  stehenden  Ab- 
schnittes ffilluc  usque  et  fama  vera  tantum  natura*^  ist  völlig  unver- 
ständlich. Schweizer-Sidler  fasst /aw^i  vera  als  Ablative  und  erklärt: 
„Bis  dahin  reicht  die  Natur  (Schöpfung)  und  nach  wahrer  Sage  (im 
.  Gegensatze  gegen  die  oben  angeführte  persuasio)  ist  nur  so  viel 
(so  weit)  Natur  (Schöpfung),  darum  kehre  ich  nun  zurück.**  —  Eine 
Erklärung,  die  noch  unklarer  und  unmöglicher  ist,  als  der  lateinische 
Text.  Tücking  übersetzt :  abgesehen  hiervon  berichtet  auch  die  Sage 
nur  in  der  Natur  begründete  Wahrheit.  Holzmann  „Nur  bis  dorthin, 
und  das  ist  die  Wahrheit  des  Gerüchtes,  reicht  die  Natur,  indem  er 
illuc  usque,  et  fama  vera,  tantum  natura'*  interpungiert  und  im 
Commentar  lediglich  Agricol.  33  „in  terrarum  ac  naturae  fine"  ci- 
tiert,  ohne  sich  weiter  über  die  Schwierigkeiten  der  Stelle  zu  ver- 
breiten. In  der  Ausgabe  von  Müllenhoff  lässt  sich  nicht  erkennen, 
wie  er  den  dunkeln  Passus  auffasst.  Aus  allen  diesen  nun,  theils  fal- 
schen, theils  verschrobenen  und  mühseligen  Deutungsversuchen  ei*gibt 


J.  Oherdick,  Zu  den  Scriptores  hxstoriae  Änffustae.  803 

sich  zunächst,  dass  die  Worte,  wie  sie  überliefert  sind,  kaum  verstan- 
den werden  können.  Augenscheinlich  bilden  fama  und  natura  einen 
Gegensatz  zu  einander ;  fama  aber  ist  dasselbe«  was  vorher  perstui^ 
810  hiess  und  bezeichnet  die  Dichtung,  Einbildung,  blosse  Meinung 
der  Menschen,  während  hingegen  fmtura  das  Wahre,  Wirkliche,  We- 
sentliche bedeutet,  wie  naturas  rerum  bei  Cicero  die  „wirklichen 
Dinge".  Demgomäss  ist  nach  fania  zu  interpungieren,  und  vera  als 
Prädicat,  wozu  iantum  gehört,  mit  natura  zu  verbinden,  während  im 
Vorigen  iUuc  usque  it  fama  zu  schreiben  ist,  also:  j^illuc  usqm  ü 
fama;  vera  tantum  natura,"*  „Bis  dahin  nun  reicht  die  Sage;  wahr 
allein  ist  das,  was  wirklich  ist.  Also"  —  und  nun  kehrt  der  Schrift- 
steller wieder  zur  Darstellung  der  factischen  Verhältnisse  zurück. 

Zu  den  Scriptores  historiae  Augustae, 

Seit  dem  Erscheinen  der  beiden  kritischen  Ausgaben  der  Scrip- 
tores historiae  Äugustae  von  Jordan  und  Eyssenhardt  und  von  Peter, 
welche  von  mir  im  X.  Heft  dieser  Zeitschrift  1865  angezeigt  und  aus- 
führlicher besprochen  wurden,  sind  eine  Anzahl  von  Untersuchungen 
über  die  Scriptores  veröfTentlicht  worden,  die  theils  die  Wortkritik 
dieser  Autoren  zum  Gegenstand  haben  (Rösinger,  Progr.  von  Schweid- 
nitz  1868,  Golisch  und  E.  Bährens,  N.  Jahrb.  1871,  9.  Heft,  zu 
welcher  letzteren  Abhandlung  ich  hier  beiläufig  bemerke,  dass  Bährens 
HeL  Ver.  3  (Peter  p.  29,  Z.  11)  volucritque  und  Heliogab.  33  (Peter 
p.  225,  Z.  18  imperatorum  corrigiert,  während  beide  Verbesserungen 
bereits  von  mir  in  dieser  Zeitschrift  1865,  X.  Heft,  p.  738  und  1868, 
V.  Heft,  p.  343  vorgeschlagen  sind),  theils  die  Frage  behandeln,  auf 
welche  Autoren  die  einzelnen  Vitac  zurückzuführen  sind  (Joh.  Plew, 
diss.  inaug.  Hegim.  1869  und  Aem.  Broiks  ,  diss.  inaug.  Begim.  1869), 
theils  sich  auf«  die  Glaubwürdigkeit  derselben  und  ihre  Zuverlässig- 
keit beziehen.  Hierher  gehört  vorzüglich  die  scharfsinnige  Disserta- 
tion von  Karl  Czwalina  „de  epistolarum  adorumquCy  quae  a  scrip- 
toribus  histariae  Augustae  proferuutur,  fide  atque  auctoritate 
(Partie.  I.  Bonn  1870),  worin  über  die  Authenticität  der  in  der  Le- 
bensbeschreibung des  Avidius  Cassius  aufbewahrten  Briefe  gehandelt 
wird.  Die  Echtheit  dieser  Briefe  wird  nun  freilich  wol  mit  Recht  an- 
gefochten, aber  im  Allgemeinen  bleibt  die  Untersuchung  über  diesen 
Gegenstand  offen  und  trotz  einzelner  Fälschungen  auf  diesem  Gebiete 
kann  noch  immer  behauptet  werden ,  dass  wir  an  der  Zuverlässigkeit 
der  von  den  Schriftstellern  der  Kaiserzeit  überlieferten  Briefe  und 
Reden  festzuhalten  haben,  wenn  nicht-  schlagende  Gründe  ihre  Un- 
echtheit  documentieren.  Was  eben  den  Umstand  anlangt,  dass  im 
Texte  der  gedachten  Autoren  sich  Worte  und  Redensarten  wiederho- 
len, die  in  den  citierten  Briefen  vorkommen,  so  beweist  dieses  durch- 
aus nicht,  dass  dieselben  zu  dem  Zwecke  gefälscht  sind,  um  die 
Charaktere  der  betreffenden  Personen  in  helleres  Licht  zu  setzen,  son- 
dern liefert  im  G«gentheil  einen  Beweis  fQr  die  Echtheit,  indem  9'  * 


mi4  J  Okfrthek.  Zu  ieo  jy.rrjj^oreg  küioriae  AwgmBime. 

iJA  ^rhrrftHteiler  •ieTT^'ibcfi  lis  ijaeile  bedienten,  ans  der  sie  bei  üuir 
Darstellung  xfa^pften.    Widerspräche  aber  dürfen  ans  bei  denselbn 
nicht  befremden:  es  warm  eben  Jie  Scriptorea  gBdaokenloee  Goa- 
ptlatoren,  welche  die  verschie^ien^ten  Autoren  vor  Aogen  hatten  od 
wort«retren  ihren  Gewahismännem  ä)lirten.    Dazu  kömmt,  daas  dir 
üb^^rtieferte  T^^xt  inrrh  spatere  Iixterp*thitionen  and  Abscbreibefehkr 
oft  aaf  das  tranrigsite  yorscümmelt  hst,  so  zwar,  dass  förmliche  Widv- 
<nnni|^keiten  entst«>htin«  »lie  den  Siriptorfs  nicht  beizumessen  nid. 
Beispiels weiüe  erwähne  ich  hier  Didins  Jnlianns  c.  9:    ^obieci^  e$i 
^inm  »nperhifi^  f7im  iUe  tftiam  in  fmperio  fuissH  kumäiimus.    Der 
^atz  <»nchäU  nun  gerade  das  Entgegengesetzte  von  don,   was  da 
^rbhftsteller  hat  <iag<pn  wollen :  Während  seiner  Begiemng  war  Di- 
iiiM  Jalianns  ^uperhuj«,  während  er  vorher  hnmüHmus  gewesen  war. 
Dt  Fehler  liegt  indessen  klar  ^a  Tage.   Der  nrsprteglicbe  Text  lao- 
>f>» :  nhiecta  est  etiam  im  imperio  superbia^  cum  iUe  fuisset  kumü- 
limtM,^  Dnrch  das  Versehem  eines  Abschreibers  war  etiam  m  iw^ 
p^rio  ansgelassen  and  später  an   anrichtiger  Stelle  nachgetragen, 
■vrviiirch  eine  Widersinnigkeit  entstand,  für  die  der  Antor  nicht  Ttr- 
;uitwortlich  gemacht  werden  kann.   So  ist  Flav.  Top.   Aar.  1  statt 
rat  n$m  ego  r^spondU^^iem^  nemiHem  a  me  Latmorum^  Crraeconm 
nliqwifi  UctUato.^,  dolorem  gemitus  sui  vir  aanetma per  haee reriä 
profudä  zu  lesen  .  .  .  ardorem  gemäiis  sui  .  .  .  profudü;  ibid.  C  6 
«»tatt  fuit  decariis  ac  gratia  virüüer  spedosus  —  fuä  decaru»  sc 
gratia  tirüi  perapeciosus:  ibid.  c.  9  statt  iUe  dmx  mtagm  taimt 
(^x^mpli  —  iüe  dux  magni  toti  exercitui  exempli;  ibid.  c.  17  statt 
Gotki  a  ThracÜA  amocendi.  eorum  enim  plerique  Baemimomimm 
Enropamqi4e  rexant    —  Rhodopamq^ue  vexatU;  ibid.  c.S7 
statt  nam  eins  qiiO«iue  epiattilae  exemplum  indidi —  iam  eim 
quoque  epüttnlae  exemplum  indidi.  Tac.  2  statt  dicenda  est  tamen 
causa  tarn  felicium  morarum  et  speciatim  m  monumentis  pMkit 
hiserenda  eadem  posteros  humani  generis  stmpenda  moderatio 
et  discant,  qui  regna  cupiutU,  höh  raptum  ire  imperia^  sed  me- 
reri —  ea  demum  posteris  etc.  Treb.  Poüio  2  Gall.  11  statt 
Aceptus  ita  dixisse  fertur  —  aTUomiTuig  ita  dixisse  fertur.  Yak. 
Gallic.  ATid.  Cass.  8  statt  nee  imperare  rolmiase  —  nee  iatpemrt 
meruisse.   Ein  zweiter  Umstand,  der  in  dem  znletzt  enrihntm 
Schriftchen  ron  Clwalina  anifällt,  ist  eine  eigenthflmliclie  Gering- 
achätznng  der  historischen  üeberlieferang,  wie  sie  sich  z.B.  dem  an 
bekannten  Nachfolger  des  Dio  gegenüber  äassert.   Die  genaoe  Bs- 
kanntschafl  aber,  die  sich  in  den  Fragmenten  des  anbekannien  Anton 
mit  den  Verhältnissen  im  Orient  zeigt,  beweist  ans,  dass  wir  ea  hier 
nicht  mit  einem  antergeordaeten  Compilator  der  späteren  Zeit,  son- 
dern mit  einem  älteren  gaten  Historiker,  resp.  mit  Excerpten  aoi 
dessen  Werken  zu  thun  haben,  rielleicht  aus  der  x^i^ixj^  laro^adts 
Deiippas.    Beiläufig  sei  hier  bemerkt,  dass  dieser  sog    Anmijmas 
uns  den  eigentlichen  Namen  des  Ballista  (Treb.  Pollio  30  tyr.  12). 
welches  doch  wol   nur  eiu  Soldatenname  war,  wie  Kaiiser  Ajuefiaa 


J,  Oberdick,  Zu  den  Scriptores  historiae  Äugustae.  805 

den  Beinamen  j^manus  ad  ferrum"  trug,  fiberliefert  hat,  wie  diesem 
Bock  in  der  Recension  meines  Werkes  „die  i'Gmerfeindlichen  Bewe- 
gungen im  Orient''  richtig  erkannt  hat  (Theol.  Literatorbl.  Ton 
Bensch,  5.  Jahrg.,  p.  189).  Es  ist  nämlich  kein  anderer  gewesen, 
als  Karinns,  von  dem  der  Anonymus  erzählt,  dass  ihn  Odenat  habe 
aus  dem  Wege  räumen  wollen.  Die  Erzählung  ist  nun  auch  völlig 
glaubwürdig,  wenn  wir  bedenken,  dass  Earinus-Ballista  die  Seele 
des  Widerstandes  war,  den  Quietus,  des  Macrianns  Sohn,  dem  Fürsten 
von  Palmyra  entgegensetzte.  Eine  weitere  Erwähnung  des  Karinus 
und  seiner  kflhnen  Thaten  findet  Bock  in  zwei  zuerst  von  Chardon  de 
la  Bochette  herausgegebenen  und  dann  von  Jacobs  in  die  griechische 
Anthologie  (Tom.  II.  p.  413)  aufgenommenen  Distichen: 

Tfjs-^'i '(rj^  Trt  XfUpvQU  Xttßtov  fnlfvat  KuqTvoq 

fl^f  xa\  l4^Qtt»T(ue  To  <pOQT{ov*  6y  <f*  itpOQcifie: 
V/*^0|  ^«^  niXayovg  9a(fA09tv  lyyfXaoag. 

Diese  Verse  haben  nur  dann  einen  Sinn,  wenn  man  sie  mit 
Bock  auf  Ballista  bezieht,  der,  wie  ich  in  den  römerfeindlichen  Be- 
wegungen nachgewiesen  habe,  am  Schlüsse  des  Jahres  260  mit  der 
Flotte  von  Seleucia  aus  die  Pompeiopolis  blokierenden  Perser  unter 
dem  Satrapen  Spates  fiberHel  und  besiegte  und  dann  nach  Sebaste 
und  Corycus  segelte,  wo  er  3000  Perser  niedermachte ;  der  Morgen- 
aufgang der  Böcklein,  von  denen  in  den  gedachten  Distichen  die  Bede 
ist,  erfolgt  am  23.  December,  so  dass  diese  Zeitbestimmung  genau 
mit  der  kfihnen  Expedition  des  Ballista  stimmt.  Endlich  zieht  Bock 
noch  eine  Stelle  aus  der  Lobrede  des  Kaisers  Julian  auf  Constant. 
(Jul.  Imp.  op.  ed.  Spanh.  Lipsiae  1696  p.  17  D)  hierhin,  die  er  rich- 
tig liest  ,t/  di  XQ^  ^wv  devrioiov  atvx'fj^ciTiov  fie^ivijadai  xai 
Tiüv  in  avTciig  rovKaqivov  Tt^a^ecov,  oCTteQ  iiera  rag  av^iWOQag 
wid-rj  aTQorrjyog;  die  Handschriften  bieten  hier  tov  Koliqov,  was 
Petavius  unrichtig  'Odercrror,  Spanheim,  dem  Schäfer  zustimmt,  in 
KotQOv  ändert. 

Im  Folgenden  will  ich  noch  einige  kurze  Bemerkungen  zu  ein- 
zelnen verdorbenen  Stellen  der  Scriptores  anreihen. 

Ael.  Lamprid.  44.  leges  agnos  firmavit  easque  etiam  ipse  di- 
Ugentissime  servavit.  —  agnoscens  fftr  das  corrupte  agnos  gibt  P* 
und  die  editio  princeps,  in  annos  die  Ynlgata,  ac  ius  Salmasius , 
agonis  Mommsen ;  aholUas  vermuthet  Peter.  Zweifelsohne  stand  in- 
dessen leges  agnotas  firmavit.  Vgl.  ibid.  c.  58  non  enim  digni  estis, 
qui  vel  Romanae  plehis  sitis,  si  ius  Romanum  non  agnoscitis.  Die 
alterthümlicheForm  agnotas,  aufweiche  die  handschr.  TJeberlieferung 
agnos  hinführt  und  die  Prise,  p.  887  P  aus  Pacuvius  citiert,  scheint 
der  Schriftsteller  hier  absichtlich  gewählt  zu  haben,  ibid.  c.  45  tarn 
enim  inde  tacebatur  et  omnes  ambulabant,  ne  dispositionem  Roma- 
nam  barbari  scirent,  —  ^ambulabant  mihi  suspectum,  desideratur 
notio  ignorandi"  gibt  Peter  in  der  Anmerkung.  Ca8aub(» 
taciti  hinzu,  Jordan  streicht  „et  omnes  anibuläbant^  ganr 


S06  <7-  Oberdiek,  Za  den  Scriptores  higtcriae  Augustue, 

—  Wahrscheinlich  stand  ^et  omnes  ambigtbant^  and  alle  waren  in 
Ungewissheit. 

ibid.  58.  Äclue  swU  res  felicäer  et  in  Jüauretania  TingiUma 
per  Furtum  Celsum  et  in  lUyrico  per  Varium  Macrinum  adfinem 
eius  et  in  Ärmenia  per  Junium  PcUmatum  aique  ex  omtubus  lom 
ei  iabellae  laureatae  sunt  delaUie,  quibus  in  senatu  et  apud  popu- 
lum  lectis  vario  tempore  cum  etiam  de  Isauria  optale  venissei,  am- 
nibus  nominibus  est  ornatus.  —  vario  tempore  ist  augenscheinlich 
nach  ex  omnibus  locis  einzuschieben. 

FlaT.  Vop.  Aurel.  7.  arma  tersa  sint,  ferrametUa  stumiaia, 
calciamenta  fortia.  —  fortia  hat  hier  keine  Bedentong ;  wir  erwar- 
ten ein  Participiam,  welches  in  Betreff  des  Schuhwerkes  eine  ähn- 
liche Thätigkeit  des  Soldaten  voraussetzt,  wie  sie  bei  den  WafTen  mit 
tersa  und  samiata  bezeichnet  wird.  Desshalb  lese  ich  ^  calciamenta 
decoraia,"^  Vgl.  Alex.  Sev.  50  vesiiti  honeste,  calciati  etiam  ad  de- 
corem,  armati  nobiliter. 

ibid.  41.  Äurelianus  imperator  noster  per  fraudem  unius 
hominis  et  per  errorem  bonorum  interemptus  est.  Nach  bonorum 
fiberliefem  der  Palatinus  und  die  editio  priuceps  ^ac  malorum'^, 
Peter  streicht  diese  Worte ;  zu  lesen  ist  indessen  „f<  per  errorem 
bonorum  ac  muUorum  interemptus  est**  im  €regensatze  zu  per  fraU' 
dem  unius  hominis,  ibid  c.  41  viveret  enim  princeps  Äurelianus^ 
quo  neque  foriior  neque  utilior  fuit  quisquam,  respirare  certe  post 
infelicitatem  Valeriani,  post  GaUieni  mala  imperante  Claudio  coe- 
perat  nostra  respublica,  ad  eadem  reddita  fuerat  Äureliano  toto 
penitus  orbe  vincente.  Zu  ad  eadem  schreibt  Peter  ^vix  sanum,  an: 
vita  denuo  reddita  fuerat.^  Was  indessen  Peter  vennuthet,  ist  weder 
durch  die  handschriftliche  Ueberlieferung,  noch  durch  den  Zusammen- 
hang indiciert.  Die  Stelle  ist  yielmehr  folgendermassen  zu  schreiben 
y^at  ea  demum  reddita  fuerat^,, 

ibid.  c.  42.  Valerianum  enim  cum  optimus  fuerit^  ab  omnibus 
infeliciter  separavit.  Obrecht  liest  ^a  bonis*^ ;  die  handschriftliche 
Ueberlieferung  führt  indessen  mit  Sicherheit  auf  ,a  bonis  impera- 
toribus''. 

Flav.  Vop.  Firm.  4.  Fuit  tamen  Firmus  statura  ingenti,  oculis 
foris  eminentibuSf  capiüo  crispo,  fronte  vulnerata  —  vulnercUa  ist 
hier  unpassend  und  zweifelsohne  aus  ulcerata  „mit  Geschwüren  be- 
deckt" verdorben. 

ibid.  4.  vini  non  multum  bibit,  aquae  plurimum,  mente  firmis^ 
simus,  nervis  robustissimus.  —  mente  kann  unmöglich  richtig  sein ; 
der  Zusammenhang  lehrt  vielmehr  auf  das  Deutlichste,  dass  nf^em- 
bris  firmissimus'^  gelesen  werden  muss. 

Ael.  Spart.  Anton.  Carac.  9  corpus  eius  Antoninorum  sepu- 
Ichro  inlatum  est,  ut  ea  sedes  reliquias  eius  acciperet,  quae  nomen 
addiderat.  Was  die  hier  berührte  Sitte  angeht,  so  ist  bekannt,  dass 
die  Gentilgenossen  desselben  Namens  in  demselben  Begräbnissplatze 
ihre  letzte  Buhestätte  fanden.  Das  Grab  selbst  nun  trug  den  Charak- 


/.  Oberäiek,  Zu  den  Scriptares  histariae  Äugtutae.  807 

ter  eines  Hauses,  sogar  in  Beziehong  auf  die  architektonische  Anlage. 
Daher  ist  nun  wol  kein  Zweifel ,  dass  das  augenscheinlich  yerdorbene 
ea  8€d€8  in  eadem  aedes  zu  ändern  ist.  Das  in  Form  eines  Tempels 
aufgebaute  Trauergerflst,  auf  welchem  sich  der  Leichnam  des  Cäsar 
befand,  wird  von  Sueton  ^aedea'*  genannt.  Vgl.  Suet.  Caes.  84. 
Ebenso  heisst  das  Orabmonument  selbst  nach  der  bei  Pauli,  Bealenc. 
s.  Y.  aedicula  citierten  Inschr.  132  bei  Orelli  „aedes". 

Fla?.  Vop.  Procul.  12.  füitis  Herennianus,  quem  et  ipsum^  si 
quinquennium  implesset^  ita  enim  loquebantur,  dicasset  imperio. 
„an  designasset^^  bemerkt  Peter.  Zu  ändern  ist  doch  wol  j,düa8' 
set  imperio^. 

Flav.  Yopiscus  Car.  9.  bonutn  principem  Carum  fuisae  cum 
muUa  indicant  tum  illud  etiam^  quod  statim  est  adeptus  imperium, 
Sarmatas  adeo  morte  Probt  feroces  ut  invasuros  se  non  solum 
lUyricum  sedThracias  quoque  ItcUiamqtte  minarentur,  ita  sie  tnter 
beüa  pariendi  contudit,  ut  paucissimis  diebus  Pannonias  securitate 
donaverit  occisis  Sarmatarum  sedecim  müibus,  captis  diversi  sexus 
viginti  mütbus.  Nach  statim  schiebt  Peter  ftUf*  ein;  näher  liegt 
j^stcUim  cum  est  adeptus  imperium*^ .  Statt  des  verdorbenen  äa  sie 
inter  beUa  pariendi  hat  die  Yulgata  „ita  inier  bellaptUiendo**,  was 
Peter  mit  Becht  verwirft,  da  patiendo  mit  dem  Folgenden  in  Wider- 
spruch steht.  Was  er  selbst  gibt  „ita  scienter  bellum  gerendo  con^ 
iudit^  entfernt  sich  zu  weit  von  der  handschriftlichen  Ueberlieferung, 
als  dass  wir  dieConjectur  billigen  könnten.  Der  Zusammenhang  ergibt 
vielmehr,  dass  unser  Autor  ^ita  subito  inier  beUa  parienda  contu- 
dit"  schrieb. 

Glatz.  Joh.  Oberdick. 


Zweite  Abtheilung. 

Literarische  Anzeigen. 

Cornelii  Taciti  historiarum  libri  qui  supersunt,  Schulaasgabe 
von  Dr.  Carl  Heraus,  Professor  am  k.  Qymnasiam  zu  Hamm. 
Erster  Band.  Buch  I  und  IL  Zweite,  vielfach  Terbesserte  Auflage. 
Leipzig,  Druck  und  Verlag  von  B.  G.  Teubner,  1872.  VI  und  282  S. 

Der  Verfasser  erklärt  im  Vorworte,  dass  er,  um  eine  Schulaus- 
gabe im  weiteren  Sinne  des  Wortes  zu  liefern,  bei  der  sprachlichen 
und  sachlichen  Erklärung  der  vorliegenden  Schrift  neben  dem  mas- 
sigen Bedürfhisse  des  Primaners  auch  das  tiefer  forschende  Interesse 
der  Schulmänner  und  das  Privatstudium  angehender  Philologen  in's 
Auge  gefasst  habe.  Damm  ist  auch  der  Ck>mmentar  so  reichlich  aus- 
gefallen, dass  auf  manchen  Seiten  nur  zwei  bis  vier  Zeilen  vom  Texte 
anfgenommen  sind,  während  der  ganze  übrige  Baum  den  Anmerkungen 
gewidmet  ist.  Diese  grosse  Ausführlichkeit  des  Commentars  dürfte 
am  besten  durch  einen  Vergleich  mit  andern  Ausgaben  in  das  rechte 
Licht  gesetzt  werden.  Während  nämlich  bei  Nipperdej  in  der  5.  Auf- 
lage fünf  Bücher  Annalen  mit  dem  Commentar  und  kritischen  An- 
hange auf  376  bei  Dräger  mit  Commentar  und  kritischem  Anhange 
auf  285  Seiten  abgedruckt  sind,  erfordern  bei  Heraus  die  ersten 
zwei  Bücher  der  Historien  mit  dem  Commentare  und  dem  kriti- 
schen Anhange  nicht  weniger  als  232  Seiten.  Es  kommen  somit  bei 
Nipperdej  auf  ein  Buch  75,  bei  Dräger  nur  57,  bei  Heraus  hingegen 
116  Druckseiten. 

Die  neue  Auflage  ist  der  alten  (1864  erschienenen)  nach  einem 
Zeiträume  von  mehr  als  sieben  Jahren  gefolgt  und  hat  zahlreiche 
Aenderungen  aufzuweisen.  Da  in  diesen  Blättern  keine  eigentliche 
Becension  der  ersten  Auflage  erschienen  ist,  so  halten  wir  es  für 
passend,  die  zweite  Auflage  einer  eingehenden  PrOfung  zu  unterwerfen 
und  vor  allem  die  Aenderungen  ins  Auge  zu  fassen ,  da  es  sich  bei 
diesen  meint  um  mehr  oder  minder  streitige  Stellen  handelt. 

Der  kritische  Anhang  in  welchem  sämmtliche  Textesänderungen 
verzeichnet  stehen,  umfasst  sieben  Seiten.  Als  Textesgmndlage  hat 
der  Verfasser  die  2.  Becognition  Halm's  vom  Jahre  1857  gewählt. 
Die  in  die  Kritik  und  Erklärung  des  Tacitus  einschlagenden  seit  1864 
erschienenen  Schriften,  die  gerade  für  die  Historien  von  Bedeutung 


w 


C.  Beräu».  Corn.  Taäti  hin.  libri.  Mg.  v.  I. 


sind,  sind  für  die  neue  Auflage  vom  Herausgeber  gewisseohaft  benütit 
worden,  so  dass  die  Worte  des  Titelblattes. vielfach  verbesserte  Anf- 
lage"  keine  leere  Phrase  sind.  Vielfach  ist  im  Commentar  hinsichtlich 
der  grammatischen  Erklärung  die  Schrift  Dräger's  über  3yutax  nml 
Stil  des  Tacitus  und  Sirker's  Taciteische  Formenlehre  citiert,  ebenso 
die  Granunatik  von  Madvig  und  Nägelsbach's  lateinische  Stilistik, 
BeiQglich  der  sachlichen  Erklärung  sind  öfters  FriedlänJer's  Sitten- 
bilder aus  der  römischen  Welt  angeführt.  Verweisungen  auf  Peter's 
Oeschicbte  Rom's  lU.  Band  3.  Abtheilung  haben  wir  nicht  gefunden. 

Das  Inte rpretations kreuz  ist  vom  Verfasser  au  znei  Stellen  ge- 
setzt: 1,77  Z.  15  nach  Scaevino,  weil  die  hinter  diesem  Worte  im 
Med.  befludlichen  Schriftznge  des  zweiten  Nameus  unverständlich 
sind  —  und  cap.  89  Z.  8  bei  adversa  r.  p.  pertinuere.  In  der  ersten 
Auflage  war  das  Interpretationskronz  auch  II,  100  Z.  17  bei  ut  et 
similea  sint  gesetzt,  welche  Worte  Heraus  jetzt  als  unecht  ein- 
klammert. 

Wir  wenden  uns  nun  zur  Besprechung  von  Einzeln  he  iten.  1,1, 
Z.  9  erklärt  H.  inter  infensos  vel  obnoxios  richtig  mit  cum  aiii  in- 
fenai  alti  obnoxii  eaaent.  Von  den  beigebraohteu  Citaten  ist  1, 80  Vi- 
sa inter  temulentos  arma  cupidinem  sui  movere  zu  streichen,  da 
dort  inter  temulentos  vermöge  der  Stellung  und  dem  Sinne  nach  zu 
visa  gebort.  —  cap.  2  Z,  9  ist  nach  dem  Vorschlage  WölfQin's  urbes 
jetzt  eingeklammert  und  darauf  nach  der  Ueberlieferung  des  Med.  fe- 
cundisaima  Campaniae  ora  et  geschrieben.  Im  vorausgehenden  ist 
dem  entsprechend  die  Ueberlieferung  in  hauste  aul  obri*ta  geändert 
norden.  Damit  ist  die  Stelle  ohne  Zweifel  ein&cber  und  lesbarer  gewor- 
den. -  cap.  6  Z.  6.  Die  rhetorische  Verbindung  von  Synonymea  inau- 
diti  atquc  indefenai  findet  sich  ausser  den  von  H.  citirten  Stellen  beiTa- 
citns  nach  dial.  16  med.  —  ibid.  fln.  ist  in  der  neuen  Auflage  dieÄnm. 
zadatislra  CaspianimnachNipperdej'sNotezu  Anm.  Vl,33  vervoll- 
ständigt und  der  ungenaue  Ausdruck  des  Tacitus  an  beiden  Stellen 
berichtigt.  — ^^cap.  12  Z,  2  schi-eibt  H.  mit  Halm  a^W^/ca,  Bitter  hat  e 
Belgica  ohne  es  in  der  kritischen  Note  als  eine  Abweichung  von  der 
Handschrift  zu  bezeichnen,  —  ibid.Z.  12  ist  zu  Aiantes — cwptditates 
eMcii\H,bbxaai..volgusiidmagwtHdinem  beneficiorum hiabtU  citiert. 
Allein  daselbst  ist  haberat  Qberliefert,  und  hiabal  ist  eine  keineswegs 
sichere  Conjectur  Gronov's.  Das  betrefTende  Citat  ist  somit  besser 
in  streichen.  —  cap.  13  Z.  1  ist  das  früher  vor  Cornelium  Laco- 
Ttem  mit  dem  cod.  Guäianus  eingeschobene  et  nunmehr  mit  Becht 
weggelassen.  —  cap.  15,  Z  3  r(  mihi  egregium  erat ....  adsciscere, 
et  tibi  insigne  ....  adiecisse.  Bemerke  den  Wechsel  des  Tempus 
bei  den  beiden  Infinitiven.  —  cap.  16  Z.  15  steht  si  nach  dem  Aus- 
drucke des  Aifecte  «e  t/imen  terrilus  ftteris.  Dazu  citiert  H.  Ann.  I, 
11  med.  quibua  utma  metus,  ai  intelligere  viderentur.  Dort  be- 
hauptet Dräger,  dass  metus  ai  sonst  nicht  vorkomme,  metus  si  mit 
folgendem  Coujunctiv  findet  sich  jedoch  bei  Tacitus  noch  an  einer 
dritten  Stelle  Ami.  XVI,  5  quibua  gravior  iueial  mclua,  si  gjiectafulo 


810       C.  Heräu/t,  Com.  Tac^i  hist.  libri,  ang.  t.  J.  Pramw%er, 

defuissent.  —  cap.  18  Z.  12  ist  bei  proximi  militum  nicht  gradu 
honoris  zu  denken,  wie  in  der  nenen  Note  erklärt  wird,    sondern 
proximi  militum  sind  wol  diejenigen  Soldaten,  die  mit  den  Tribiraen 
nnd  Centnrionen  dem  Kaiser  zunächst  standen.  —  cap.  20  Z.  15  hat 
H.  jetzt  formidine  statt  des  überlieferten  formidinem  nach  eigener 
Yermnthnng  zur  Abwechselang  mit  dem  unmittelbar  vorhergehenden 
per  artem  aufgenommen.  Die  leise  Aenderung  hat  unseres  Erachtens 
viel  für  sich.  —  cap.  21  Z.  9  klammert  EL  die  Worte  occidi  Othonem 
posse  jetzt  mit  Bitter  als  Glossem  ein.  In  der  ersten  Auflage  liess  er 
sie  mit  Recht  unangefochten  im  Texte  stehen,  da  sie  in  passender 
Weise  die  höchste  Steigerung  der  Besorgnisse  Otho*s  enthalten.  Daas 
Othonem  för  se  steht,  hat  nichts  zu  besagen.  —  cap.  25,  Z.  9  ist 
rulgus  et  ceteros  in  ähnlicher  Weise  zu  erklären,  wie  cap.  83,  3 
rulgus  et  plures.  —  cap.  26  Z.  4  ist  nun  mit  Wölfflin  postero  iduum 
Januariarum  die  statt  des   überlieferten  postero  iduum   dierum 
geschrieben.   Die  etwas  unangenehme  Trennung  des  postero  von  die 
ist  durch  die  Umstellung  Bitter 's  behoben.  —  ibid.  Z.  6  hängt  inter 
temulentos  von  consensum  ab,  und  ist  daher  die  Verweisung  auf  cap. 
1,  8  zu  streichen.  —  ibid.  Z.  9  möchte  man  ignorantihus  plerisque 
seil,  eum  (Othonem)  nach  pro  Othone  destinaretur  gestellt  ervrarten, 
oder  ignorantihus  plerisque  Othonem  pro  eo  destinaretur,  —  ibid. 
Z.  1 1  heisst  ehisit  wol  nicht  „er  machte  wirkungslos,  erfolglos,  d.  h. 
paralysierte**,  sondern  *er  verhöhnte,  verspottete'  diese  Anzeichen, 
weil  er  einen  Aufstand  für  ganz  unmöglich  hielt.  —  cap.  39,  10 
konnte  zu  initio  caedis  orto  zu  den  andern  ähnlichen  Verbindungen 
welche  H.  citiert,  auch  II,  79  init.  angeführt  werden:  initium  .... 
coeptum.  —  cap.  40,  Z.    7   hat  der  Herausgeber  jetzt  statt  des 
früheren  Vologesen  die  Form  Vologesum  nach  Sirker's  Foi-menlehre 
aufgenommen.  —  cap.  43  Z.  5  erklärt  H.  richtig  effugium  dedit  mit 
potestatem  effugiendi  dedit,  also  im  prägnanten  Sinne.   Wozu  aber 
nach  dieser  lateinischen  Erklärung  noch  die  deutsche  effugium^  Aus- 
weg zur  Bettung,  gegeben  wird,  ist  nicht  einzusehen.  —  ibid.  Z.  11 
steht  jetzt  trucidatus  ohne  est  nach  der  üeberlieferung.    Zugleich 
werden  Beispiele  für  diese  allerdings  harte  Ellipse  im  Belativsatze 
bei  Tacitus  beigebracht.  —  cap.  44  Z.  8  ist  nach  dem  Vorachlage 
Müller's  die  Interpunction  geändert,  und  zu  qui  vere  qui  falso  eine 
(neue)  erklärende  Note  beigegeben.   Wir  halten  diese  Aenderung  f&r 
keine  glückliche  ~  einmal  wegen  des  Constructionswechsels  {osten- 
tantibus  und  iactahant  als  Hauptsatz)  und  dann  desshalb ,  weil  es 
gekünstelt  ist ,  zu  qui  vcre  qui  falso  nicht  iactahant  als  Verbum  zu 
nehmen,  sondern  inter fwrant  zu  ergänzen.  —  ibid.  Z.  12  citiert  H. 
zu  munimentum  ad  praesens  etc.,  das  Apposition  zu  dem  ganzen 
vorausgehenden  Satze  ist,  auch  cap.  72,  10  et  haud  dubie  servaverat 
(seil,  filiam  Galhae) ,  effugium  in  futurum.  Daselbst  fehlt  aber  et, 
und  zu  servaverat  ist  als  Object  nicht  die  Tochter  Galba's  (von  einer 
solchen  hören  wir  überhaupt  nichts) ,  sonders  die  des  Titua  Vinins, 
Namens  Crispina  (cap.  47),  gemeint,  wie  aus  dem  ganzen  Zusammen- 


C.  Hträut,  Corn.  Tacitt  luit.  libn,  mg.  *.  7.  Prammer.         QU 

h&nge  der  Stelle  zu  ersehen  ist.  —  csp.  4(>  Z.  22  schiebt  H.  nach 
eiErenei  Vermnihung  vor  ab  evocato  das  Particip  afttegatus  ein ,  das 
vor  ab  leicht  aaaf&lleD  konnte.  Der  Nebeiisatz  lamquant  in  insulam 
aeponeretur  bedarf  allerdings  einer  solchen  AnlebnuDg  durch  ein  Parti- 
cip, da  er  sonst  zn  dem  Haaptverbum  confesswn  (e»t)  nicbt  passt.  Man 
könnt«  auch  amotus  vermutben  oder  avectun,  wie  DDderlein.  MUllor's 
Aenderung  des  vorausgehenden  praef'ectus  in  profcctua  passt  nicht, 
weil  dieses  Particip  den  freiwilligen  Abgang  Laco's  bezeichnen 
wQrde.  Gegen  diesen  Vorschlag  MQller's,  pracfecfua  in  profedus  za 
ändern  (was  paläograpbiach  leicht  wäi-e),  ist  auch  die  neue  Anmerkung 
des  Herausgebers  zu  praefectus  gerichtet,  dass  nämlich  dieser  Titel 
wegen  des  nachfolgenden  Gegensatzes  ut  in  libeiiitm  (bei  Icelns)  bin- 
zugefQgt  sei.  —  cap.  48  Z.  6  ist  die  kurze  Note  zu  e  proscriptis  als 
unnOthig  zn  streichen.  —  cap.  49  Z.  1  bat  E,  es  aufgegeben,  das  vor 
pluriwis  tudihriis  überlieferte  licfntia  tenebranim  nauh.  vexalum 
einzuschieben,  wie  er  es  in  der  ersten  Auflage  nach  Döderlein  und 
Halm  gethan.  Die  Anmerkung  enthält  die  Gründe,  welche  ge^'en  eine 
Umstellung  der  betreffenden  Worte  sprechen.  Diese  Gründe  sind 
triftig  genug,  um  die  äborlieferte  Stellung  der  beiden  Woi-t«  zu 
echOtzen.  —  cap.  50  Z.  6  sollte  die  neue  Note  zu  f-ques ,  die  wol  die 
enge  ZusammengehCrigkeit  des  Senates  und  der  Bitter  bezeichnen 
soll,  besser  entfallen.  —  ibid.  Z.  13  ist  imperiitm  im  Gegensätze 
lu  dem  nachfolgenden  rem  pu&'iram'ßepiiblik' einfach  Kaiserreich, 
Kaiserregierung'  oder  'Monarchie.'  Von  einem  'Weltreiche'  ist  an 
unserer  Stelle  keine  Rede.  —  ibid.  Z.  17  deteriorem  [ore,  qui  vicia- 
sei.  Hier  faast  H.  fore  als  Inf.  Fnt,  zn  fieri,  entsprechend  der  Er- 
klärung, die  er  davon  bereits  cap.  4  fin.  zn  deterrimi  gegeben: 
,deteriortm  fore,  qui  vicissel  negativ  .minder  gnt  werden,  sich 
Terechlechtern. '  Zn  dieser  Erklärung  ist  H.  wol  durch  das  folgende 
von  Vespasian  gesagte  geführt  worden:  sotusque  omtiittm  ante  aa 
principum  in  melius  mulatus  est.  Allein  Tacitus  will  an  obiger 
Stelle  offenbar  sagen,  der  Schlechtere  von  beiden  (Otho  und  Titel- 
lius]  werde  derjenige  sein,  der  den  Sieg  davontrage  und  dessen  Herr- 
schaft man  dann  durch  längere  Zeit  ertragen  uiösste,  Dass  der  Sieger 
etwa  sich  erst  auf  dem  Throne  verschlechtere,  pasat  gar  nicht  in  den 
Zusammenhang.  —  cap.  51,  Z.  21  promptes  mit  seiuem  Gegensätze 
iegnia  findet  sich  auch  bei  Tac.  Agric.  21  laudando  promplos  et 
easligando  tegnen.  —  cap.  52  Z.  6  fasst  H.  bei  nee  coiisulai-ts  lega- 
li  mensura  das  letzte  Wort  als  Abi.  limitutioni»,  and  verbindet  es 
mit  dem  nachfolgenden  omnia  accipieba  ntar.  HOglich  ist  es  aber 
auch  und  dem  Taciteischen  Stile  ganz  angemessen,  memura  als 
Nomiu.  mit  zu  ergänzendem  erat  zu  nehmen.  Der  folgende  SaU  »ed 
in  maius  omnia  accipirbantur  tritt  dann  selbständiger  und  kräftiger 
hervor.  —  ibid.  Z.  9  sind  in  der  letzten  Zeile  der  Anm.  zu  aviditale 
imperandi  vor  'hJnter'die  Worte  'mit  simut'  ausgefallen.  Denn  un. 
aere  Veimatbung,  deren  H  hier  Erwähnung  thnt,  war  die  Worte 
timtU  avidUate  imperii  nagh  sine  imticio  einzuschieben.  —  i^''* 

aHIMkrilt  L  4.  iiMn.  «r».  IITI.  U.  Hiit.  55 


1 


812        C.  Henm$y  C43/m.  TooH  kiM,  hbri,  aag.  t.  L 

Z.  23  ist  im  Texte  das  zweite  ut  ror  tperaret  überiltteig'  md  stflnal 
Der  Heraosgeber  sacht  es  jetzt  dadarch  annehmtMrer  sa  nadei, 
dass  er  nach  magi^  interpangiert  —  54  Z.  1  dexiras^  kospiHi  tu- 
8igne,  Dergleichen  Hände  kommen  aosser  der  Ton  H.  dtierieK  Stalte 
bei  Tac.  noch  Ann.  II,  58  Tor :  cupere  (Parihos)  renorari  deaBtm, 
—  ibid.  Z.  10  hat  H.  jetzt  statt  des  früheren  inseiiiam  mit  Rheow« 
den  Abi.  inscHia  geschrieben.  —  cap.  57  Z.  14  hat  der  Heraoagefcer 
statt  des  Tor  avarüia  überlieferten  et  die  Emendation  WOIfflin^s  fvf 
aufgenommen,  da  nach  Classen's  Bemerkung  die  ürsadie  der  Opfer- 
wOligkeit  Ton  Seite  der  Z.  8  genannten  Völker  keine  dreifache,  son- 
dern nur  eine  doppelte  war.  —  cap.  59  Z.  1  pericuio  exemplm 
cap.  73  Z.  3  steht  periculo  ezempta;  II,  93  periculo  exemisse.  Bb 
wäre  hier  eine  knrze  Note  über  die  Construction  von  eximere  bei  Ti- 
citns  am  Platze  gewesen.  Siehe  Nipperdey  und  Drager  za  Ann.  UV, 
64  vitae  exempta.  —  Das  Capitel  schliesst  nach  der  üblichen  Ein- 
theilong  mit  den  Worten,  ne  in  BrUannia  quidem  dubiiatum.  In 
Folge  dessen  beginnt  cap.  60  in  unpassender  Weise :  praeerat  Tre- 
bellius  Maximas  etc.  Es  dürfte  wol  angezeigt  sein ,  die  angeführten 
Schlossworte  Ton  cap.  59  an  den  Anfang  Ton  cap.  60  zu  stellen.  — 
cap.  62  Z.  7  der  herbe  Ausdmck  sagina  findet  sich  Ton  IHiiellias 
noch  11^  71  Z.  6  saginae  maneipatus  emptusque.  —  ibid^  steht 
cum  tarnen  mit  dem  Ind.  Imperf.  implebat.  Dazu  sollte  H.  die  schlimm 
überlieferte  Stelle  Cic.  pro  Milone  XXY,  67  anch  nach  seiner  zweifel- 
haften Emendation  lieber  nicht  citieren.  —  cap.  63  Z.  3  schreibt  U. 
jetzt  raptis  statt  des  früheren  raptisque  nnd  Z.  5  statt  des  vor  caum 
incertis  überlieferten  et  das  active  eunt  (früher  das  passive  Uur). 
Kach  sübitus  pavor  terruit  ist  mit  einem  Pnnct  interpnngiert ,  statt 
mit  einem  Comma.  Allein  es  dürfte  einfacher  sein  und  der  Ueberlie- 
femng  näher  liegen,  mit  Bitter  nach  terruit  mit  einem  Ck>nima  za 
interpungieren ,  darauf  raptis  repente  (nicht  derepente,  wie  Ritter 
thutj  zu  schreiben,  und  das  überlieferte  et  vor  causis  incertis  nicht 
an  seiner  Stelle  zu  belassen ,  wie  Bitter  thut ,  sondern  als  Dittogra- 
phie  des  vorausgehenden  et  zu  streichen,  ad  caedem  innoxiae  cM- 
tatis  hängt  dann  von  raptis  armis  ab  und  bedarf  keines  nachfolgen- 
den eunt  oder  itur.  —  cap.  64  Z.  5  ist  modestia  in  der  Bedeutung 
»Mannszucht"  =  disciplina  zu  nehmen.  Der  Ausdmck  ^gesittetes 
Benehmen*",  durch  welchen  H.  das  Wort  erklärt,  ist  zu  yerblasst.  — 
cap.  65  Z.  2  multae  in  vicem  dades  crebrius  infestiusque  acU.  fue- 
runt  oder  erant.  Es  ist  wenigstens  nicht  nöthig,  mit  H.  edebantur 
zu  ergänzen.  —  cap.  67  Z.  4  initium  hello (=^  belli)  fuit  etc.  Zu  diesen 
Gebrauche  des  Dativs  statt  des  Genetivs  citiert  H.  in  der  Note  ausser 
andern  Stellen  auch  Ann.  XVI,  14  eam  causam  tnultis  exUio  esse, 
wo  man  jedoch  wegen  des  doppelten  Dativs  bei  esse  „gereichen"  nicht 
multorum  statt  multis  setzen  kann,  auch  schwerlich  exitii  statt  em- 
tio.  Das  Citat  ist  also  zu  streichen.  Es  fehlt  auch  bei  Dräger  Sjntai 
etc.  8  53.  —  cap.  68  Z.  6  ist  more  müitiae  exercOa  (von  der  Bhi- 
tischeu  Jugend  gesagt)  überliefert.   H.   schiebt  mit  Sirker  »eelme 


C.  Heraus,  Corn,  Taciti  hiat,  lihri,  ung.  v.  /.  Prammfr,        813 

Dach  more  eiu  und  sagt  in  der  Note,  daas  mau  in  der  Iiose&rt  dee 
Med.  den  Begriff  „rOmiscber  EriegsdiBtist"  vermisse.  Der  Begriff 
noBtrae  pasat  allerdiugs,  aber  luan  vermisst  ihn  darchaua  nicLt.  Den 
HelvetierD  jegeoüber,  die  oup.  67  (iallica  geiin  olim  amits  viriaqw, 
tnox  ntemoria  nowtinw  clora  genannt  werden,  genügt  lUtetorum  tu- 
ventu»  iwela  armts  et  more  militiae  exercita  TuUutäudig.  Es  ent- 
spricht nfLmlicli  stteUt  armis  als  Qegcnsatz  dem  von  den  Helvetiem 
gesagteil  non  anaa  iwuceremii  more  milUiae  exercita  dom  höh  ordines 
sequi,  noii  in  ttnum  consiüerr.  —  cap.  69  Z.  8  sollte  H.  zu  dem 
Plusqupf.  fuerat  nicht  Uist.  II,  2ü  citieren,  wo  er  allerdings  viderant 
aufgenommen  hat.  Allein  nach  Eittor's  Angaben  ist  daselbst  viderunt 
mit  der  gewöhnlichen  Abbreviatur  überliefert,  und  es  ist  kein  Grand 
vorhanden,  von  dem  Perfect  abzugehen.  Es  belassen  auch  Uaase, 
Halm  und  Ritter  dort  die  Ueberlieferuug  vhlei'unt  aU  ihrem  Platie. 
—  ibid.  hat  H.  aeine  frühere  Vermuthung,  dass  vielieicht  statt  effitsis 
tacrimi^  (an  dem  nichts  zu  beanständen  iai)  noch  einer  Stelle  Vergils 
e/fusi  lacrimin  (=  in  lacrimas)  zu  lesen  sei,  mit  Recht  aufgegeben, 
und  weist  statt  dessen  iu  der  neuen  Nute  passend  auf  den  Wechsel 
zwischen  effusi»  lacrimis  und  pustuhndo  (^  iwalulatiic»)  hin.  — 
cap.  72  Z.  4  stellt  H.  Jetzt  mit  WOlfflin  „den  geringeren  Handschrif- 
ten £uin  Trutz"  mox  criuielitatem,  während  die  Stellung  crudeliiatcm 
mox  Überliefert  ist.  —  cap.  75  Z.  2  ist  von  den  Pr&torianem  gesagt: 
lemptabanturutbeUoimpares,  iiipacc nihüamissuri.  H.  ergänzt  jetzt 
ila  vor  in  pace,  und  citiert  für  diese  Auslassung  von  iia  nach  dem  Vei- 
gleichungssatze  Stellen.  Allein  es  zwingt  nichts  dazu,  eine  solche 
Auslassung  an  unserer  Stelle  anzunehmen.  „Sie  wurden  bearbeitet  als 
im  Kriege  nicht  gewachsen,  und  als  solche,  die  im  Frieden  nichts 
verlieren  würden.'  Es  ist  also  ^U  gleich  einem  tamqtiam  zu  nehmen. 
hello  impares  entspricht  dem  vorausgehenden  mitiis  (templaliantur) , 
in  pace  nihil  amissuri  dem  promissis,  und  beide  Glieder  sind  asyn- 
detisch verbunden.  —  cap.  76  Z.  6  steht  huc  iüuc.  hue  atque  illuc 
steht  ausser  der  von  H.  citierten  Stelle  auch  cip.  85  Z.  15.  —  cap.  77 
Z,  1  ißt  die  Einschiebung  von  in  partes  rnuAidistradls,  welche  H.  mit 
Haase  vorgenommen  hat,  nicht  absolut  nothweudig,  da  man  distrac- 
tis  excrcilibus  ac  profiinciin  um  so  leichter  verätehl,  als  Vitellio  .  . , 
hello  opus  erat  und  Otito  .  . .  munia  impcrii  ohihttt  unmittelbar 
nachfolgt.  Wir  hallen  Köchly's  Ergänzung  der  Lücke  iiu  Med.  mit 
cunclia  ttt  ansprechender.  -—  ibid.  Z.  10  schiebt  H.  jetzt  vor  Julias 
mit  Bitter  Eal.  ein,  was  man  allerdings  unangenehm  verminst,  buch 
Hesse  es  sich  zur  Noth  aus  Z.  5  iu  Kiileudas  Martias  ergänzen.  —  ibid. 
Z.  15  sagt  H.  in  der  Note  von  I'edius  Blaesus,  dass  er  präturischer 
Proconsul  von  Creta  und  Cypern  gewesen  sei.  Nipperdoy  zu  Ann.  XIV, 
18  sagt  statt  Cypern  Cyrene,  was  wol  richtiger  ist.  —  cap.  78  Z.  5 
steht  inler  quae  =  intcrea.  Iu  der  neuen  Note  bchauptetH.dasstAfer 
quae  in  dieser  Bedeutung  (viermal  in  den  Historien  und)  13  mal  in 
den  Anttalen  vorkomme.  Allein  nach  Nipperdey's  Note  zu  Ann.  I,  12 
findpt  es  sich  in  den  Annalun  IG  mal.  —  cap.  79  Z.  22  achreibt  lt. 


814        C,  HiräuSf  Com.  TaciH  hui.  libri,  ang.  t.  J.  Prammer. 

mit  Borghesi  Folvus  statt  des  gewöhnlichen  FuItIus.  —  cap.  80  Z.  7 
adfedatio  quietis.  H.  erklärt  adfectatio  „die  Absichtlichkeit  in  der 
Wahl"  und  quies  „Schlafenszeit".  Es  ist  adfectatio  quietis  wol  ein- 
facher mit  „Streben  d.  i.  Sacht  nach  Rahe''  zu  übersetzen  und  zu  er- 
klären. —  cap.  83  Z.  13  corrigiert  H.  die  corrupte  Leseart  des  Med. 
acrius  quam  considerat  nach  einer  Conjectur  des  cod.  Gudianus  in  acrius 
quam  consideratius.  Allein  die  Yulgata  considerate  ist  ausser  der 
Ueberlieferung,  der  sie  näher  liegt,  auch  durch  Agric.  IV,  5  vehemen" 
tius  quam  caute  geschützt.  —  ibid.  Z.  22  wird  in  der  Note  behaup- 
tet dass  constematio  von  einem  einzelnen  Hist.  III,  38  vorkomme. 
Allein  dort  findet  sich  wol  causam  confusionis,  aber  nicht  conster- 
nationis.  H.  verweist  daselbst  für  confusio  auf  11 ,  49 ,  9.  Es  soll  wol 
n,  49  ,  3  heissen  wegen  des  dortigen  consternatione.  —  Capitel  85 
Zeile  11  steht  der  Plural  conversis,  zu  dem  sich  als  Subject  leicht 
aus  dem  Contexte  primoribus  civäatis  ergänzen  lässt,  in  keinem  Zn- 
sammenhange mit  dem  vorausgehenden  qi^emque ,  das  ja  als  Attribut 
zu  nuntium  gehört.  Eben  so  wenig  ist  bei  tU  quemque  nuntium  /o- 
ma  adttUisset  besagtes  quemque  coUectiy,  wie  in  der  Note  aus  Ver- 
sehen und  Missverstaudniss  der  ganzen  Stelle  behauptet  wird.  Sich- 
tig dagegen  ist  die  Verweisung  auf  cap.  29,  4.  —  cap.  86  Z.  2 
verdient  der  Gen.  Sing,  bigae  eine  Verweisung  auf  Sirker*s  Taciteische 
Formenlehre  S.  27,  der  allerdings  bigae  als  Dativ  nimmt.  —  ibid. 
Z.  3  hat  H.  das  vor  cella  früher  eingeschobene  e  nunmehr  mit  Becht 
weggelassen.  —  cap.  87  Z.  5  ist  im  Texte  statt  des  früheren  in  ctis^ 
iodiam  habitos^  das  die  aus  den  geringeren  Handschriften  stammende 
Vulgata  ist,  tVi  custodia  habitos  aufgenommen.  —  ibid.  Z.  13  ist  von 
Annius  Gallus  in  der  Note  nicht  ganz  richtig  gesagt,  dass  er  Placentia 
entsetzte.  Er  wollte  es  entsetzen,  fand  aber  die  Belagerung  bereits 
aufgehoben.  S.  n,  23  init.  —  cap.  88  Z.  3  konnten  zu  monstratus  ans 
Tacitus  selbst  Agric.  XIU,  5  monstratits  fatis  VespasianusTm^Orwai, 
XXXI,  3  hostibus  8imulsuisquemonstrati(Chatti)  citiert  werden.  — 
ibid  Z.  11  nee  deerant  e  contrario  y  qui  .  ,  .  .  mefcarentur.  In  diesen 
Conjunctivsatz  mit  qui  ist  auch  das  nach  insignes  equos  folgende  qui 
dam  anakoluthisch  mit  einbezogen,  das  man  in  einem  abgetrennten 
Hauptsatze  erwartete:  quidam  ....  mercabuntur.  H. hat  es  übersehen 
auf  diesen  Umstand  ineinerNote  aufmerksam  zu  machen.  Auch  beiDrä- 
ger  über  Syntax  etc.  S.  100  ist  unsere  Stelle  übergangen.  —  cap.  89 
Z.  1  schiebt  H.  nach  eigener  Vermuthung  propriarum  (oder  domeS' 
ticarum)  vor  communium  curarum  ein ,  und  macht  es  mit  Erg^zung 
von  curarum  aus  dem  folgenden  von magnitudine nimia  abhän- 
gig. In  dieser  Gestaltung  kann  die  Stelle  leicht  missverstanden  wer- 
den. Ausserdem  ist  es  wol  zweifelhaft,  ob  der  Sinn  der  Stelle  diese 
oder  eine  ähnliche  Ergänzung  des  Textes  fordert.  Das  Volk  war  in 
seiner  Gesammtheit  allzu  gross,  und  darum  kümmerten  sich  die  Ein- 
zelnen um  das  Gemeinwol  nicht ,  sondern  einer  überliess  diese  Sorge  dem 
andern.  —  ibid.  Z.  3  ist  motu  Vindicis  nicht  Abi.  modi,  wie  in  der 
Anm.  gesagt  ist,  sondern  Abi.  temporis  wie  II,  5  Z.  10  exUu  Neronis, 


C.  Bträu*.  Cor«    TaeUi  hüt   Ubrt.  ang,  t.  I.  Prammer.         BIS 

wo  H.  selbBt  so  erklärt.  —  ibid.  Z.  8  kommt  es  der  UeberliefeniLg  wol 
sm  nächsten,  weaii  man  nach  adversa  die  PräpositioD  ad,  die  leicht 
ausfallen  konnte,  einschiebt:  sub  Tiberio  et  Gaio  tantum  pacis  ad- 
versa ad  rem  publicam  perlinuere.  So  ist  es  vielleicht  möglich,  das 
von  H.  VI  der  Stelle  gesetzte  iDterpretationahreaz  zu  entfernen.  — 
II,  1  Z.  12  ist  Qberlierert:  Corinthi,  Ackaiae  tirbe  etc.  Nach 
H.  ist  Ackaiae  urbe  „höchst  wahrscheinlich  ein  Glossem,  da  den  Le- 
sern, fär  welche  Tac.  schrieb,  die  geographische  Lage  von  Eorintb 
bekannt  sein  mnsste".  Dieser  Grnnd  ist  nicht  entscheidend,  denn 
sonst  mflsste  auch  Ann.  V,  10  bei  Euhoeam  die  Apposition  Aeijaei 
maris  insulam  und  bei  dem  anmittelbar  nachfolgenden  Piraeum  der 
Zns&tz  AUicae  orae  gestrichen  werden.  Nipperde;  erklärt  an  dieser 
Stelle,  dass  die  beiden  Appositionen  desehalb  bekannten  Oertlichkei* 
ten  hinzugefügt  seien,  nm  die  Reise  anschaulicher  zd  machen.  Aehn- 
lich  ist  es  auch  an  der  obigen  Stelle  in  den  Historien.  Der  Aa^gangs- 
pnnct  der  Eeise  des  Titus  ist  Z.  3  mit  e  Jud-iea  gegeben,  wo  nnr  die 
Provinz  bezeichnet  ist.  Der  Haltpnnct,  von  wo  er  dann  nach  einigem 
Verweilen  and  Bedenken  wieder  umkehrt,  ist  mit  Corinthi,  Ackaiae 
urbe  beieichnet,  wo  die  Apposition  auch  den  Leser  in  passender  Weise 
zum  Verweilen  und  Haltmachen  nöthigi.  —  cap.  2  Z.  I  ist  es  doch 
zweifelhaft,  ob  tuter  spetn  metumque  eine  Nachahmung  von  Hör. 
spiet.  I,  4,  12  intcr  spetn  curamipte  ist.  —  cap.  i  Z.  17  schreibt 
H.  mit  Nipperde;  und  Malier  Statt  des  Obertieferten  inexperti  belli 
labor,  indem  er  labsr  a!«  eine  gedankenlose  Dittographie  des  voraus- 
gehenden labor  betrachtet  and  demzufolge  einklammert,  jetzt  inex- 
perlitm  bellum,  wahrend  er  in  der  1 .  Auflage  das  überlieferte  labor 
in  ardor  verwandelt  hatte.  —  cap.  5  Z.  2  verdient  »octu  diuque,  das 
in  umgekehrter  Stellung  auch  Ann.  XV,  12  6n.  steht,  eine  kurze  Be- 
merkang.  —  ibid.  Z,  6  ist  disposilu  provisuque  cifilium  rerum  pe- 
ritus  bezüglich  der  Constmction  zweifelhaft.  In  der  neuen  Auflage 
lässt  H.  den  Oen.  civilium  rerum  von  perilus  abhängen  und  sagt,  daas 
diese  Adjectiv  auüserdem  mit  dem  Supinum  auf  h  verbunden  sei.  Stel- 
len ftlr  diese  letztere  Constmction  sind  nicht  angeführt.  Minder  ge- 
wagt und  einfacher  war  die  Erklärung  in  der  ersten  Auflage ,  wo  der 
Heraaageber  dispositu  vnA pievisu  als  Ablative  zaperitus  bezog  uad 
denGen.  civilium  rrrum  von  den  beiden  Ablativen  abhängig  macht«. 
—  cap.  10  Z.  16  liegt  in  ipsum  Crispum  und  easdcm  aceusatio- 
nes  .  . .  eine  Art  Häufung  des  Ausdruckes.  Es  könnte  ipaum  oder 
easdem  fehlen.  —  cap.  11  Z.  13  ist  der  Schluss  der  sachlichen  Note 
zu  Testricius  Spurinna  als  nicht  zur  Sache  gehörig  zu  streichen.  — 
cap.  12  med.  schildert  das  Gebahren  der  Othoniani sehen  Soldateska 
in  Italien,  aleo  im  Freunde  Blande.  Aehnlich  treiben  es  die  Vitellia- 
ner  nach  bereits  errungenem  Siege  in  pace  cap.  56  und  87  fln.  unter 
den  Augen  des  Imperators  selber.  —  ibid-  Z.  II  und  12  geht  es 
BChwerlich  an,  die  Ablative  securitate  pacis  et  belli  malo  in  ver- 
schiedener Weise  (als  Abi.  modt  und  instrumoiti)  aufzufassen,  wi» 
es  H.  thut.   Es  sind  wol  nach  B{)tticherV  Auffaesuog  beide  AblaU 


810        C.   Heraus,  Carn.  TacUi  hist,  libfi,  ang.  t.  J. 

instnimeiital.  Nnr  ist  der  Kürze  halber  CoordmatioD  statt  Sobordi- 
nation  der  Begriffe  eingetreten,  da  man  statt  securüaie  paci$  mit 
WeglassuDg  von  et  einen  Nebensatz  mit  cum  oder  dum  erwartete: 
indem  sie  im  sicheren  Frieden  zu  leben  glaubten.  Aelmlich  fasst  die 
Stelle  Gntmann  auf,  indem  er  übersetzt :  mitten  in  Friedensmhe  wor- 
den sie  vom  Eriegselend  umgarnt.  Müller's  Einschiebnng  von  ade 
zwischen  pacis  und  et  halten  wir  nicht  nur  für  nnnöthig,  sondern 
auch  für  unpassend,  da  hier  von  förmlichen  Feldschlachten  (und  das 
würde  ade  bezeichnen)  keine  Bede  sein  kann.  —  e^,  13  Z.  7  ist 
Tor  respondit  nicht  mehr  nach  Bitter  ibi  eingeschoben.  Man  Termisst 
jedoch  einen  ähnlichen  Ausdruck.  —  cap.  14  Z.  10  ist  nun  mit  Tho- 
mas et  acies  aufgenommen,  was  allerdings  der  yerderbten  Ueberiie- 
ferung  sed  ade  am  nächsten  kommt.  —  ibid.  Z.  12  in  ipso  mari 
ut.  Dieses  ut  ist,  nachdem  schon  eines  vorausgegangen,  überflüssig 
und  störend,  man  musste  es  denn  =  tom^uam  in  der  Bedeutang  nals 
ob,  als  wie*'  nur  zu  adnexa  gehörig  nehmen.  —  cap.  15  Z.  B  ist  die 
Note  zu  hinc  und  inde  für  einen  halbswegs  aufmerksamen  Leser  un- 
nöthig.  —  ibid  Z.  9  verdient  retro  .  .  .  revertere  eine  Bemerkung.  — 
cap.  16  Z.  16  ist  qui  Pacarium  frequentaöani  nicht  „das  zahlreicbe 
Gefolge  des  Pacarius*',  wie  H.  in  der  Note  erklärt,  weil  sonst  digres^ 
sis  qui  P.  frequentabant  in  Widerspruch  käme  mit  dem  nachfolgen- 
den truddati  et  comites,  frequeniare  heisst  einfach:  besuchen.  — 
cap.  17  Z.  1  war  zu  der  Phrase  bellum  aperit  vor  allem  Germ.  I,  2 
und  Agr.  XXII,  1  zu  citieren.  —  ibid.  Z.  9  non  iam.  Man  möchte  die 
umgekehrte  Stellung  erwarten.  —  cap.  19  Z.  7  coloniam  virium  et- 
apum  validam.  Der  Genetiv  bei  t>alidu8  verdient  wol  eineBemerkong 
und  Verweisung  auf  Dräger's  Syntax  u.  s.  w.  S.  28  und  dessen  Kote 
zu  Ann.  lY,  21.  —  cap.  20  Z.  1  ist  in  der  Note  gesagt,  dass  saert- 
tia  ac  licentia  sich  auf  die  Behandlung  bezieht,  welche  Cäcina  den 
Yocontiern  und  den  Helvetiern  angedeihen  liess.  Allein  durch  das 
Gebiet  der  Yocontier  marschierte. nicht  Cäcina,  sondern  Fabius  Va- 
lens. S.  I,  66  fin.  —  ibid.  Z.  4  betrachtet  H.  jetzt  harbarum  tegmem 
mit  Bitter  als  ein  Glossem  zu  hacas  und  klammert  es  im  Texte  ein. 
—  ibid.  Z.  5  ist  die  neue  Note  zu  equo  ostroque  nach  der  zu  insignis 
vorausgegangenen  unnöthig.  —  cap.  21  Z.  6  schreibt  H.  jetzt  nach 
eigener  Vermuthung  retro  transgerunt  statt  der  sinnlosen  üeberlie- 
ferung  reportans  gerunt.  Diese  Verbesserung  ist  wol  nicht  sicherer, 
als  die  in  der  ersten  Auflage  aufgenommene  reiro  ea  ipsa  ingerunt. 
Die  Stelle  verdient  ein  Interpretationskreuz.  —  cap.  23  Z.  18  ändert 
H.  das  in  der  Parenthese  nam  eos  quoqite  Otho  praefecerai  über- 
lieferte quoque  mit  Urlichs  und  Gust.  Kiessling  in  copiis,  das  aller- 
dings besser  passt.  Mit  Becht  gibt  auch  H.  die  frühere  unglückliche 
Aenderung  von  eos  in  hos  auf.  Uebngens  ist  die  ganze  Parenthese 
für  denkeude  Leser  überflüssig  und  störend.  —  cap.  26  Z.  15  ist  in 
dem  Citate  zu  adverso  rumore  fuit  aus  Versehen  fuit  statt  erat  ge- 
schrieben. —  cap.  27  Z.  6  ist  alioquin  wol  nicht  auf  das  einzelne 
Wort  gravis  zu  beziehen,  wie  in  der  Note  angegeben  ist,  sondern,  auf. 


C.  BeräuK.  Oom.  TueilihUt.  libfi. 


.  I.  Promnier, 


817 


P  dan  guisen  Sati  gravis  seiiitio  exarneral.  —  lap.  28  Z.  9  ist  über- 
liafert:  am  victoriae  saniia»,  sustentacutum,  cnlumen  in  Italia  ver- 
teretur.  Der  Heiansgeber  betrachtet  jeUt  Dach  eigener  Vermuthiing 
sustentaeuliiin  als  eine  laterlineai-glosse  zu  columen,  die  den  da^iu 
gehörigwi  Genetiv  partium  aus  dem  Med.  verdrängt  zu  haben  scheine. 
Er  klammert  demzufolge  sustmtiiculuin  ein  und  schiebt  vor  columen 

I        den  Gen.  partinoi  ein.    Bedenklich  an  der  angenommenen  Interlinear- 

I  glosse  ist  jedenfalls  der  Umstand,  dass  austentaculum  in  der  Bedea- 
tnng  .Stütze,  GruDdpfeiler'.  welube  hier  erforderlich  ist,  SjfO^  eigt;- 
^tivov  itii.  und  man  doch  annehmen  muee,  der  Glossator  werde  sieb 
ein  h&nfigeres  Wort  (etwa  cniinnen)  fnr  seine  Randbemerkung  ge- 

I  w&hlt  haben.  —  cap.  32  Z.  2  militarit  rei  eallidior.  callidus  mit 
Gen.  steht  auch  Ann.  IV.  33:  cnllidi  femporum.  —  cap,  36  Z.  7  hat 
der  Med.  laelo  märle  et,  was  H.  in  der  ersten  Auflage  umstellte  laeto 
et  mtHte.  Jetzt  jedoch  schiebt  er  nach  eigener  Vermuthung  hinter  el, 
indem  er  die  überlieferte  Stellung  beläset,  modestiorc  ein.  Allein 
dieae  EinschiebuDg  scheint  für  den  Sinn  der  Stelle  weniger  zu  pas- 
sen, namentlich  nicht  zu  dem  unmittelbar  folgenden.  ~  c^ip.  38  Z  3 
aemulis  urbibits  regihusve  pxciseis.  urbes  sind  hier  'Freistaaten', 
re^M 'Monarchien'.  In  Baing  auf  den  Ausdruck  vgl,  Demosth.  Il.g.  21 
Kot  II»!'  noluijv  xai  rtÜv  fvpärvuiv.  —  Zn  cap.  40  ist  der  unglflck- 
liche  Marsch  der  Othouianer  vor  der  Schtaclit  bei  Bedriacum  (besser 
Oremona)  und  zn  cap.  46  die  rlietoriache  Darstellung  doe  Tacitua  Tom 
Tode  Otho's  in  längeren  Noten  nach  Mommson  in  oin  neuee  Licht  ge- 
s«tBt.  Freilich  bleibt  dabei  an  der  erateren  Stelle  noch  Einzelnes 
zweifelhaft.  —  cap.  11  Z  IT  hat  H.  jetzt  mit  WeisBenborn  statt  der 
verderbten  Ueber Lieferung,  die  unpassend  in  conclamantiiun  geän- 
dert wurde,  at'ulantiuiii  aafgononimen.  Diese  Aenderung  passt  aller- 
dings für  den  Sinn  der  Stelle  vollkommen,  aber  als  evident  kann  sie 
nicht  bezeichnet  werden.  —  cap.  42  Z,  12  heisst  es  von  dem  erbit- 
terten Kampfe  zwischen  den  Vitellianern  und  Othonianern:  omisso 
fläorum  iacltt  gladiis  et  securibus  ffaleas  loricasqite  perruinptfre. 
Aeholioh  machen  es  die  ROmer  Ann.  III,  46  mit  Sacrovb'a  gepanzerten 
cruppeÜani :  acd  mileH^  corref/tis  securibus  et  dolabris,  ut  si  iimrum 
fierrum/tfret ,  caedere  tegminn  et  corjiora.  —  cap.  45  Z.  5  tjut 
ftrociores  fuerant,  ferociorcs  heisst  hier  wo!  nicht  „Kiemlich  trotzig", 
wie  B.  in  der  Note  behauptet,  sondern:  „trotziger  als  die  andernu. 

—  cap.  4G  Z.  2  miie»ta  primum  fama.  In  der  neuen  Not«  ist  ge- 
sagt, dasa  >»<Wita  poetisohe  Metapher  für  trinti  sei.  tristi  ist  wol 
nur  WS  Versehen  statt  triatis  geschrieben,  denn  maesta  fama  ist 
uns  weif eliiaft  Hom.  H.  hätte  uns  auch  Hagen  sollen,  ob  er  bei  maeata 
priMHm  fatMa  sich  die  Copula  eal,  oder  aus  dem  folgenden  patrfa- 
ciunt  dea  Singular  putefacit  ergänzt.  Beides  hat  grammatische  Be- 
rechllgnng.  Doch  mochten  wir  die  Ergänzung  von  j>at^/iicir  vorziehen. 

—  oap.  47  Z  16  steht  der  seltene  Ablativ  weiwi«?,  wie  Ann.  XVI.  72. 
8.  Sirker's  Taciteische  Formenlehre  S.  29.  —  cap.  49  Z.  6  tiUrrum 
(jtugionem)  capUi  mbdidU  {Otho).   H,  sagt  in  der  Note.  Taoitu» 


StS       C.  HeräM,  Corn.  Tadti  hist,  Ubri,  tag.  t.  Z 

habe  eapiti  gew&hlt,  um  das  onedle  Wort  eemical  (KopUman)  la 
Termeiden.  Es  ist  dieser  Gebrauch  Ton  eapUi  wol  eine  Nacbalimimg 
Ton  YergiFs  Aen.  VI,  524  fidum  capüi  suMuxerai  ensem.  — caji.  59 
Z.  11  steht  appeUdbatque  als  Hauptsatz  nach  onerabat.  Man  »Mite 
nach  dem  Contezte  der  Stelle  lieber  untergeordnet  appelUmäoque  er- 
warten. —  cajt  55  Z.  2  ist  statt  des  froheren  amcessisse  sdL  twte  jetit 
eecidisse  in  den  Text  aufgenommen.  —  ibid.  Z.  9  lauäes  graUsmu. 
Ueber  die  Verbindung  dieser  beiden  Substantiva  bei  Tacitos  sielM  Kip- 
perdey  zu  Ann.  I,  69.  —  cap.  56  Z.  1  ist  Tom  Leser  nach  BaUa  der 
Gegensatz  zu  hello,  nämlich  nwM  in  pace  zu  ergänzen.  —  ibid.  Z.  3. 
Auf  die  Construction  von  avidi  mit  Acc.  und  in  hat  ausser  dem  too  H. 
angegebenen  Grunde  auch  die  Verbindung  von  venales  mit  avidi  Ein- 
fluss  geübt.  —  cap.  57,  1  sind  nomina  die  Cadres.  Dieselbe  Beden- 
tung  hat  cap.  69,  9  numeros,  —  cap.  59  Z.  18  erklärt  der  Heraus- 
geber rebus  adversis  als  Dati?.  Es  kann  jedoch  auch  AbL  tempofis 
sein,  zur  Abwechselung  mit  dem  vorausgehenden  prl^iKwitionaleii  Ana- 
drucke inter  secunda  gesetzt.  —  cap.  62  Z.  11  konnte  an  dar  Ver- 
bindung f d  . . .  perptderant  aus  Tadtus  selbst  Hist.  lY,  42  hoe  cerU 
Nero  non  coegit  verglichen  werden.  —  cap.  64  init  gibt  den  Gnud 
an,  wesshalb  Vitellius,  der  neugebackene  Imperator ,  den  D<dabella 
hasst.  Aus  demselben  Grunde  hasst  Tiberins  den  Asinins  Gallns 
Ann.  I,  12  fin.  Nur  ist  daselbst  zur  grosseren  Deutlichkeit  noch 
tamquam  plus  quam  civilia  agitaret  hinzugefügt.  —  cap.  66  Z.  19 
bezeichnet  /ere&an<  den  Conatus,  denn  zurDurchfOhrang  kam  es  nicht. 

—  cap.  70  Z.  4  intra  quadragensimum  pugnae  diem,  Ueber  dieae 
Ausdrucksweise  vergl.  Nipperdey  zu  Ann.  I,  62.  —  ibid.  Z.  8  ffuae 
laeta  in  praesens  mox  perniciem  ipsis  fecere.  Zum  Gedanken  Terf^. 
ni,  6  laeta  ad  praesens  [male  partä]  mox  in  pemidem  vertere.  — 
cap.  72  Z.  1  acribus  initiis.  Dieselbe  Verbindung  findet  sich  Ann.  VI, 
17  fin.  —  cap.  74  Z.  5  Ti.  Alexander  consüia  sociaverat.  cum  Mu^ 
danOf  ist  in  der  Note  bemerkt.  Allein  nach  cap.  79  init.  nnd  nach 
dem  ganzen  Zusammenhange  der  obigen  Stelle  ist  cum  VespaHano 
zu  verstehen.    Damach  ist  auch  die  Note  zu  cap.  79  Z.  2  sn  ändern. 

—  cap.  76  Z.  5  ist  in  der  neuen  Note  zu  ipse  .  .  .  con$ider€mdm$ 
est  .  .  .  der  vorhergehende  Relativsatz  quod  inchoaturi  (sunt)  ans 
Versehen  als  Fragesatz  bezeichnet.  —  cap.  83  Z.  7  ist  eine  kleine 
Inconsequonz  mit  unterlaufen,  indem  im  Texte  Dyrrachium^  in  der 
Note  hingegen  zweimal  Dyrr/kicAtttm  geschrieben  ist  — ibid.  Z.  11 
klammert  H.  nach  eigener  Vermuthung  sibi  nach  si  als  eine  Art  Dit- 
tographie  ein.  Indess  lässt  sich  sibi  als  dativus  ethicus  oder  tncam- 
modi  auf  Vitellius  bezogen  ganz  wol  halten.  —  cap.  85  Z.  14  wird 
aus  Julianus  .  .  .  per  avia  Moesiae  .  .  .  profugü  und  der  dam  ci- 
tierten  Stelle  Sueton's  zu  viel  gefolgert ,  wie  schon  im  folgenden 
cap.  die  Worte  iuncti  inde  Moesici  ac  Pannonici  exerdtus  aeigen. 

—  cap.  86  Z.  9  ist  von  Antonius  Primus  gesagt:  serendae  in  aUos 
invidiae  artifex.  Aehnlich  wird  Ann.  IV,  1  von  Sejan  gesagt:  tfi 
aUos  crinrinator.   Zu  dem  sarkastischen  Ansdmcke  afüfex  konnte 


w 


C:  Heräu*.  Corn.  Taüti  hist.  libri.  i 


Sin 


H.  Sali.  Jng.  35,  5  per  homines  talis  nfffotii  artifie<-s  »ergleichen. 
—  ibid.  Z.  10  heisst  es  von  demselben  Änlonins  Primus:  paee  pessi' 
mus,  hello  non  spernenitus.  (ranz  fthnlich  sagt  Vell.Paterr  II.  11,  1 
TOn  Mams:  quantf*m  hello  oplimus.  tantum  pace  pessimuB.  — 
ibid.  Z.  15  nalalia  (oder  nalales  ?)  hnmmt  für  genus  oder  origo  aiiE- 
MT  den  von  H.  citierten  StellBn  auch  I,  49  ond  IV,  15  vor.  —  cap.  88 
Z.  4  ist  im  Teile  das  Conima  nach  VitetUus  za  tilgen.  —  cap.  92 
Z.  11  domos  hortos  opesqae.    Dieselbe  Verbindung  findet  sich  III. 

15  fln.  —  cap.  95  Z.  6  schiebt  H.  jetzt  nach  eigener  Vermnthnng 
vor  Tatio  regi  die  Worte  TÜios  Tito  eiu,  weil  der  Name  der  prie- 
sterlicben  Oenossenschaft  nicht  entbehrt  werden  kOnne.  Freilich  war 
der  Name  dieser  priesterlichen  Genossenschaft  jedem  Römer  wolbskannt. 
Zndem  kann  man  sich  aus  dem  nnmittelbar  vorhergehenden  leicht 
eacerdotium  zu  dem  Vergleichungssatze  ut  Romulus  Tatio  regi  er- 
gänzen gWie  Romulus  eines  fär  den  Onig  Tatius".  Wir  halten  so- 
mit die  Einschiebnng  für  unnOthig.  —  cap.  100  Z.  12  ist  es  gram- 
matisch auch  mSglicb.  Patavi  von  secretum  abh&ngig  zu  machen: 
,die  Zurftckgezogenheit  von  Patavium".  —  ibid.  Z.  17  ut  et  simiies 
lint.  Bier  hat  H.  seinen  in  der  ersten  Auflage  erwähnten  Verbesae- 
rnngsvorecblag  ut  idem  simul  ausint  mit  Becht  aufgegeben. 

Die  Ausstattung  und  der  Preis  des  BAndchens  sind  die  gewöhn- 
lichen. Von  Druckfehlem  sind  uns  folgende  aufgefallen;  S.  13  i.  d.  N. 
r.  Z.  12  r.  u.  dienente;  S.  30  i.  d.  N.  1.  Z.  7  v.  o.  steht  sinnsWirend 
Prip.  statt  Part. ;  S.  35  1,  d.  N.  r.  Z.  4  v.  u.  exempol ;  S,  52  i.  d.  N. 
r.  Z.  12  V.  u.  'einem'  statt  'einer';  S.  55  i.  d.  N.  r.  Z.  3  v.  u.  proe- 
Uo8t.proelia;  S.  57  i.  d.  N.  1.  Z,  16^.  o.  foHis  st.  forti ;  8.  59  i,  d.  N. 
I.  Z.  13  V.  u.  bellum  st.  hello;  S,  6S  ist  i.  T.  Z.  5  v.  n.  bei  incolami 
das  n  abgespmngen  ;  S.  69  i.  d.  N.  I.  Z.  1  t.  u,  steht  'dr'  statt  'der'; 
B.  85  i.  d.  N.  I.  Z.  14  v.  n.  32  st,  31 ;  S,  88  i.  d.  N.  r.  Z  16  v.  n. 
2  St.  1;S.  91  i  d,  N.LZ.9v.  u.  steht  Rhone;  S.  92  i.  d.  N.  1.  Z.  7 
V.  0.  steht  10  et.  20;  S.  93  i.  d.  N  r.  Z.  5  v.  o  quidem  at.  qitiäam 
a.  1.  6  V,  n.  wAlo  st.  nwHis;  S.  94  i,  d.  N.  r.  Z.  U  v.  o.  ist  70  zu 
streichea;  S.  96  L  d.  N.  r.  Z.  5  v.  o.  steht  igr\03cere  st.  ignosoer^; 
B.  106  i.  d.  N.  r.  Z  10  v.  o.  85  st.  84;  S.  107  I.  d  N.  1.  Z.  10  v.  o. 
64  St.  84  und  r.  Z.  13  v.  a.  .nechen"  st.  .machen" ;  S.  114  i.  d.  N. 
I.  Z.  9  T.  D.  steht  falsch  abgetheilt  lustra  taurbe.  eben  so  S.  131 
i.  d.  N.  1.  Z.  13  V.  u.  experdir  üamen;   S.  138  i.  d,  N.  1.  Z.  5  t.  0. 

16  St.  61  :S.  139  i.  d.  N.  I.  Z.  11  v.  n.  53  statt  43;  S.  I43i.d.  N. 
r.  Z.  9  V.  n.  15  statt  11;  8.  150  i  d.  N.  r.  Z.  11  t.  o.  80  statt  83: 
S.  löli.d.  N.  r.  Z,  14  ¥.0.  VI  statt  XVI;  S.  160  i.d.N.  I.  Z.  10  v.  u. 
fehlt  vor  eoque  die  Zahl  4 ;  S.  167  i.  d.  N.  r.  Z.  14  v.  u.  steht  BH- 
x^lium;  8.  170  i.  d.  N.  r.  Z.  11  v.  n.  SpuHna;  S.  173  i.  d.  N.  r. 
Z.  3  T.  n.  effl'igit/tnti  st.  effiagilandi;  S  191  i.  d.  N.  r.  Z.  1  v.  o. 
Prommtir  st.  Prammer;  S.  193  i.  d.  N.  1.  Z.  3  v.  a.  veterum  at.  mte- 
rm;  S.  197  i.  d.  N.  r.  Z.  15  v.  o.  Ü/««  statt  HU;  S.  199  i.  d.  N. 
r.  Z.  I  T,  Q.  68  St.  69 ;  8.  200  i.  d.  N.  1.  Z.  6  v.  u.  kumidum  statt 

8.  214  i.  T.  Z.  6  T.  0.  pontentia  st.  potentia.   Wi«  m&n 


SIO      jr>  T4iMmg,  Cornelü  Tadti  GenoMiU,  aag.  t.  L 

ans  dieser  Lisie  leicht  ersieht,  ist  der  Text,  der  nur  zwei  Dmclrfehler 
eothilt,  bei  weiton  sorgfiltiger  corrigiert  worden,  ils  der  Coau^eBtac, 
welcher  mehr  als  das  Zehnlache  Ton  Dmckfehlem  bietet. 


Cornelü  Taciti  Oennania.    Erklärt  Ton  Dr.  Karl  Tfieking, 

GjmnasialOberlebrer  in  Arnsberg.  Paderborn,  Verlafr  ▼on  Perdimnd 
Sehöningh,  1867.  60  Seiten,  5  8gr.') 

Der  Verfasser  belehrt  ans  im  Vorworte  über  die  Ornndsätae, 
ron  denen  er  sich  bei  der  Heraasgabe  obiger  Schrift  des  Tacitos  leiten 
liess.  Die  richtige  Art  der  Erklämng  besteht  nach  seiner  Ansicht 
darin,  dass  die  sprachlichen  Eigenthfimlichheiten  eines  Schriftstellers 
knrz  erlftatert,  zugleich  aber  anch  fttr  die  klare  AntEassong  des  In^' 
haltes  sowol  nach  seiner  Gliedemng  als  auch  besonders  in  einzelnen 
sdiwierigen  Stellen  die  nöthigen  Winke  gegeben  werden.  Dem  ent- 
sprechend ist  die  Schrift  in  Abschnitte  eingetheilt  and  haben  aosser- 
dem  die  Capitel  besondere  üeberschriflen.  Damit  ist  jedeniUls  für 
die  leichtere  üebersicht  Ton  Seite  der  Schüler  gesorgt.  Die  Ein-« 
leitang  (8.  7—10)  enthält  das  Wichtigste  über  die  Lebensumstände 
des  Tacitus*),  über  seine  Schriften  im  Allgemeinen  and  über  die 
Germania  insbesondere,  sowie  über  die  Qnellen,  die  Tacttns  bei  der 
letzteren  Schrift  benützt  hat.  Im  Commentar  sind  für  das  Sachliche 
von  neaeren  Erläuterangsschriften  natürlich  Grimm*s  einschlägige 
Werke,  sowie  Waitz*s  deutsche  Verfassangsgeschlchte  nnd  Haapt's 
Zeitschrift  oft  citiert.  In  Bezng  auf  den  Text  ist  die  von  Moritz 
Hanpt  besorgte  Ausgabe  der  Germania  mit  einigen  Aendernngen  zu 
Grunde  gelegt.  S.  55  and  56  ist  ein  Verzeichniss  der  in  der  Germania 
rorkommenden  Eigennamen,  8.  57—60  ein  Sach-  und  Wortregister 
über  die  Anmerkungen  beigegeben. 

Wir  wählen  uns  nun  einige  SteUen  ans  dem  Commentar  zu 
einer  kurzen  Besprechung,  um  dadurch  die  neue  Auflage  des  Schrift- 
chens nach  unseren  Kräften  zu  fördern,  cap.  2  med.  ist  condUor  nicht 
„Begründer  der  Cultur^,  wie  in  der  Anm.  gesagt  ist,  sondern  einfach : 
Gründer.  —  cap.  3  init.  sunt  iUis  haee  quoque  cartnina,  T.  erklärt: 
haec  carmina,  derartige  Gesänge.  Mit  dieser  Erklärung  ist  die  Stelle 
nicht  gerettet.  Es  wird  wol  nichts  anderes  übrig  bleiben ,  als ,  wie  es 
bereits  yorgeschlagen  wurde,  haec  in  heroica  zu  ändern,  gestützt 
auf  dial.  cap.  10  heroici  carminis.  —  cap.  4  lässt  T.  das  über- 
lieferte nuUis  aliis  (üiarum  nationum  canubiis  im  Texte  stehen, 
während  Halm  mit  gutem  Grunde  das  störende  aliis  einklammert.  — 
ibid.  sinceram  .  .  .  geniew.  In  der  Anm.  wird  behauptet,  dass 
sincerus  in  der  älteren  Sprache  nicht  von  Personen  vorkommt.  Da- 
bei ist  z.  B.  Ovid  Met.  VUI,  664  sincerae  baca  Minervae  übersehen. 
—  cap.  5  pecarum  fecunda,  pecorum  wird  in  der  Note  erklärt :  allge- 


')  Von  diesem  Werkchen  ist  inzwischen  die  zweite  Aoflage  erschienen. 
*)  Dabei  schweigt  Tücldng.  so  gut  wie  Nipperdey  eher  den  angeb- 
lichen QtbDrtsoTt  des  TaoitaSy  Interafnna. 


w 


X.   Tvckmg.  Cornelü  Taciti 


»ng,  I,  7.  Primmer.      Qtl 


mein  Vieh,  BOnat  Eleinvieli.  E»  ist  aber  such  hi«r  Kleinvieh  ge- 
meint,  da  der  Gegensatz  ne  armentis  quidem  iiachfol^.  —  ibid.  est 
ridere.  eidere. ,  wird  in  der  Note  behauptet,  sei  nicht  abhängig  Ton 
«st,  eondarn  Subject  Warum  erklärt  T.  nicht  in  der  gewöhnlichen 
Weise  cai  ^  lictl  ?  —  ibid.  fln.  argentutti  sequunlur.  sequi  hat  hier 
iliesftlbe  Bedeutung,  wie  cap.  36  Rn.  =  <tmare,  —  oap.  7  ist  fib^r- 
liefbrt:  itntie  fepiinanim  ululalus  avdiri.  T.  hat  die  Aenderung 
auäitur,  die  allerdings  bequem  ist.  —  cup.  8  möchteu  wir  die  Sti- 
ÜEieraag  der  UeherBChrift:  das  erfolgreiche  Wirken  der  Frauen  wii-d 
näher  beetäügt  —  geändert  sehen.  —  cap.  19  fin.  verdient  eine 
Verweisung  auf  Hist.  V,  5.  wo  auch  dieselben  Worte  quemquam  «x 
agnatis  necare  vorkommen  und  nur  ihre  Stellung  geändert  ist. — 
tAf.  20  nee  ancillia  aut  nutricibus  (libfri)  deJeffnntur.  Hier  k&nnte 
auf  die  Ähnliche  Stelle  dial.  29  init.  verwiesen  und  angegeben  aeiit. 
das«  in  delegar«  die  Bedeutung  liegt,  dass  die  Aeltern  das  Kind  als 
eine  Last  betrachten,  deren  man  sich  gerne  entledigt.  So  auch  G.  15 
delegata  dotnus  etc.  —  cap.  26  fin.  ist  in  der  letzten  Anm.  behauptet, 
daee  auch  Homer  (wie  die  alten  Germanen)  nur  drei  Jabresieiten, 
n&mlich  xt'f"'^<  *"?  ^^'^  <^tQn^  kenne.  Allein  bei  Homer  kommt 
auch  der  Herbst  nnoiQij  in  Verbindung  mit  fl-f'po?  wiederholt  vor. 
—  cap.  30  init.  setzt  T.  nach  pittescH  einen  Doppelpunct,  und 
stellt  durant  vor  siquidem,  von  dem  es  abhängig  gemacht  wird. 
duranl_  ist  jedenfalls  störend .  und  es  kann  uds  auch  die  Erklä- 
rung von  Eritz  nicht  befriedigen.  Täching  gibt  ß^ar  keine  NoI« 
dazu.  Möglichej-weise  ist  durnnt  (oder  durnns)  aus  dem  zwei 
Zeilen  epftter  nachfolgenden  dwiorn  entstanden,  nnd  somit  einzu- 
klammern. Dann  wäre  nach  Chatti  inchoant  ein  Comma  oder  gar 
keine  Interpunction ,  nach  patescil  ein  Strichpunct  oder  Doppelpunct 
zn  setzen.  —  ibid.  cito  parare  tiictoriam,  cito  cedcre.  Wozu  eoll  man 
hier  mit  T.  zu  cedere  den  Acc.  victoriam  ergänzen,  weil  victoriani 
nach  parare  steht?  parare  vieloriam  ist  gleich  tiincere.  und  dazn 
ist  cedere  Gegensatz.  —  cap.  .37  sind  in  der  Note  zu  discordiai- 
nostrae  et  dviliuni  artuorum  die  beiden  Namen  Galba  und  Otho  zu 
streichen.  —  cap.  '^8  verdient  die  Stelle  horrentem  capiUvm  retrn 
softuunfureiulnterpretationskrenz.  Im  unmittelbar  folgenden  ist  dem 
Verfasser  ein  Versehen  widerfahren.  Erklammert  nämlich  im  Textesofo 
als  unecht  ein,  in  der  Anm.  hingegen  erklärt  er  so/o^ca2co,  nnd  fuhrt 
nnchdie  Auslegung Lachmann's  an.  — cap.  42i3t  beiT.  undKriti  aber 
der  Uarkomauenk{>iiig  Tudrus  (oder  Tuder?j  keine  Notiz  gegeben. 
Man  scheint  allerdiuge  von  ihm  gar  nichts  zu  wissen,  da  der  Käme  in 
den  Lesiuis  nnd  auch  in  der  Pauly'aohon  Bealencyclopädie  fehlt,  — 
cap.  43  hat  T.  monfium  iugumiiuc  aufgenommen.  Halm  betrachtet 
mit  Becht  iu;/umque  als  Dittogrftphie  des  folgenden  iugum.  —  ibid. 
med-  ist  in  der  Note  zu  Alcis  diues  Wort  als  Nom.  betrachtet  und 
unrichtig  behauptet,  daae  Tacitus  hei  nomen  est  nicht  den  Dativ 
setlB.  —  cap.  44  &it.  steht  im  Texte  oliosa  porro  armatorum 
manut  facät  lasciviunt,   ]n  der  Note  iat  erklärt:   „manua  H*""*" 


82t      A.  Dr60er,  Dm  ABMlen  des  Taeüqi,  Mg,  t.  E,  OmrfM. 

diher  nach  genauer  Coneiniciioii  besser  oHosae*^.  numma  kam  wol 
aaeh  'Sehaarea*  heissen.  üad  wamia  batT.  nicht  das  bessere  oHosae  in 
d«i  Text  anfiB^omnien?  —  Im  cap.  45  Tergisst  der  Yer&sser,  eigens 
aasogeben,  dassTom  Bernsteine  (j^lixxQap  oder  ^iUxr^og)  die  Bede  ist 
Ancb  Kritx  bat  nocb  in  der  2.  Anflage  daraof  Tergessen.  —  ibid. 
sekreibt  T.  id  pro  arwUs  arnnrnrnque  tutda.  Wir  sieben  owmiguB 
▼er.  T.  erkl&rt  omnium  UUda  als:  Scbntz  gegen  Alles,  fasst  also 
emniwm  neutral« 

Die  änssere  Aosstattnng  des  Werkebens  Ton  Seite  der  Verlags- 
bandlnng  ist  eine  aostftndige  tu  nennen ,  der  Preis  angemessen.  Yon 
Dmckfehlem  sind  nns  aufgefallen :  S.  13  ist  in  der  Anmerkung  su 
eognüii  . . .  reffüms  bei  *xur*  das  u  und  5  Zeilen  sp&ter  bei  *^ie^ 
das  e  abgesprungen.  8.  14  r.  Z.  8  t.  o.  steht  opposUum  statt  qppth' 
$Uu$;  8.  87  r.  Z.  10  v.  u.  x^'^cen^  statt  x^^<^;  S.  44  im  T«xte  Z. 
10  T.  0.  ae  statt  a;  8.  49  L  d.  N.  r.  Z.  9  t.  o.  adiuvaniur  statt 
imamiur;  8.  53  i.  T.  Z.  5  t.  u.  hie  statt  ki. 

Wien.  Ig.  Prammer. 


Die  Annalen  des  Tadtns.  Schnlausgabe  von  Dr.  Anton  August 

Dr&ger.  Erster  Band.  Buch  I^VI.  Leinsig,  1868  (Zweite,  wenig 
Terftnderte  Aufl.,  Leipiig,  1873).  Zweiter  Band.  Bach  Xl-^XVL  Leip- 
lig,  1869. 

Obiges  Werk  ist  zwar  schon  im  21.  Jahrg.  dieser  Zeitschrifl 
8.  174  ff.  Ton  Herrn  Ig.  Prammer  in  Troppau  beurtheilt  worden;  es 
wird  aber  nicht  flberfl&ssig  sein,  eine  zweite  Beurtheilung  folgen  su 
lassen,  da  Herr  Pr.  das  Werk  mehr  Ton  der  kritischen  und  exegeti- 
schen Seite  betrachtet  hat,  obgleich  das  lexikalische  Element  in  dieser 
Ausgabe  bei  weitem  das  Torwiegende  ist.  Ich  habe  schon  einmal  im 
Philol.  Anzeiger  Jahrg.  4,  Kr.  7,  p.  323  ff.  in  Bezug  auf  das  Vor- 
kommen der  Plnrale  der  lateinischen  Substantiva  abstracta  nachge- 
wiesen, dass  Herrn  Dr.  sowol  eigene  hinreichende  Sammlungen  als 
andere  Hilfsmittel  abgehen,  vielmehr  seine  Bemerkungen  hsi  nur 
auf  die  Angaben  in  Klotz's  latein.  Handwörterbuch  basieren ;  die  fol- 
genden Bemerkungen  werden  meine  Behauptung  auf  das  schlagendste 
bestätigen. 

Ann.  1, 13  heisst  es:  „castus  statt  occasio  zuerst  bei  Sallustius«. 
Aber  so  auch  Cic.  ad  Attic.  6, 1,  9  (casus  nayigandi).  —  Ann.  1,  24: 
„qtMmquam  mit  dem  Particip  ist  unclassisch'' ;  aber  s.  Sali.  bist.  fr. 
1,  48,  2  (1,  61,  2).  Sali.  Jng.  43,  1,  Cic.  de  fin.  5,  23,  68.  —  Ann. 
1,  43 :  „gloria,  Ruhmbegierde,  wie  Virg.  georg.  4,  205^  (die  einzige 
Stelle  in  Klotz*s  Handwbch.).  Aber  oft  bei  Cic,  z.  B.  pro  Arch.  11, 
26;  Tasc.  2,  20,  46  u.  2,  27,  65 ;  de  oric.  1,  14,  44;  ad  fam.  1, 1, 
1 ;  sonst  auch  Comif.  rhet  1, 1, 1.  Caes.  b.  c.  3,  79, 6;  vgl.  Naegelsb. 
Stil.  §  49,  2.  —  Ann.  1,  51  flamma  ac  ferro  auch  beim  Anct.  b. 


w 


A.  Dräger.  Die  Annalen  Atx  Ttcltui,  Mg.  v.  E.  Oeorgei.       8t9 

Alex.  60,  l.  —  Ann.  I,  65:  „tnvisus  bezieht  sich  nur  auf  die  nea 
entstandene  Verwandtschaft,  iniwici  auf  ihre  alte  Feindschaft,  ent- 
hält also  keine  Tautologie".  Sirmer  in  Tacitns'  Formenl.  S.  23  über- 
setzt: „der  verhasste  Schwiegersohn  eines  »erhassten  Schwieger- 
vaters", kennt  aber  weiter  kein  Beispiel  für  die  pa8si?e  Bedeutung 
von  itiimicus;  aber  s.  (m.  Dat)  Horat.  sat.  2,  3,  123.  Sen.  Troad. 
837  ed.  Peip.  ~  Ann.  1,  60  ,praediclus  statt  que^m  supra  dixi 
erst  seit  Vellejas  im  silbernen  Latein";  aber  s.  Liv.  10,  14,  7  (ad 
praedictas  latebras).  —  Ann.  1,  65  war  nicht  über  ,sitHul,  ei",  son- 
dern aber  „simul  haec,  ef  zu  reden,  was  auch  Stat.  Theb.  2,  659 
steht.  —  Ann.  2,  G:  transmitlere  bellum  steht  auch  noch  Tac.  bist. 
2,  17  u.  (nach  Conject.)  3,  5  ed.  Her.  —  Ann.  2,  20  „Die  Form 
libritores  (wofür  mau  libralores  corri^ieren  wollte)  stimmt  zu  libri- 
lia  (Scbleudersteine)".  Aber  die  Form  librator  ist  verbürgt  durch  OrelU 
inscr.  3493  (wo  nur  falsch  liheratores)  u.  Renier  inscr.  Afric.  90. 
lin.  19.  ~  Ann.  2,  23  „nu&ium  gfobus  ist  als  Metapher  an.  etß." 
Steht  auch  Amm.  Marc.  17,  7,  2.  —  Ann,  2,  24  .sentndarf  in  der- 
selben Verbindung  bei  Justin.  26,  3  [§  4].  Sonst  dichterisch".  Jetzt 
auch  Vopisc.  Prob.  15,  7  ed.  Peter,  u.  aecundare  ud  alqd.,  Jul.  Val. 
rer.  gest.  Alei.  2.  18  u.  3,  Ifi  ed.  Paris.  —  Ann.  2,  25  t  „excindere, 
ein  seltenes  Wort,  auch  12,  39.  bist.  5,  16,  zuerst  bei  Virgil  mit  den 
Objecten  Pergama,  getitem,  dotnos.  Sonst  nur  noch  bei  dem  jungem 
Plinius."  So  auch  Klotz 's  Handwörterbuch.  Aber  s.  (nach  den  neuesten 
krit.  Texten)  Sail.  bist.  fr.  4,  61  (19),  17  =  epist,  Mithr.  §  17  (eic. 
socios,  amicos).  Cic.  de  oS.  1,  22,  76  u.  de  rep.  G,  11,  11  (beide 
Knmantiam).  Cic.  de  domo  23,  61  (hostium  urbes).  Cic.  Plane  41, 
97.  Liv.  44,  27,  5.  Justin.  8,  3,  11  (alle  vrbem  oder  urtes).  Curt. 
4,  13  (49),  23  (yicom);  an  welchen  Stellen  man  frQher  exctdere  las. 
Vgl,  auch  Heraus  zu  Tac.  bist,  2,  38.  —  Aun.  2,  33.  gliscere  von 
Personen  steht  anch  ann.  16,  22;  auch  war  die  Bedeutung  anzugeben 
,an  Reichthum  und  Macht  mehr  und  mehr  zunehmen,  sich  weiter  aus- 
dehnen" u.  dgl.  —  Ann.  2,  59  „intectus  nur  bei  Tac.  und  Späteren." 
Nein!  auch  bei  Sail.  bist.  fr.  ine.  18  (S,  57  Ei.)  u,  1,  59  (26  Kr.) 
inteclum  ctwyws"  u.  int.  corpora.  —  Ann.  2,  69  „degrtdi  heissl 
nicht  nur  hinabgehen,  sondern  auch  weggehen".  Es  musste 
hMsaen:  degredi  heissl  classisch  immer  „hinab-,  berabgeben" ,  nach 
kug.  auch  .weggehen".  —  Ann.  2,  77  indefemus  et  inaudilus  auch 
bist.  2,  10.  —  Ann.  3,  1  war  zu  defixit  oculos  statt  Virg.  Aen.  G, 
469  besser  Virg.  Aen.  6,  156  zu  vei^leichen  (wo  äifixtts  lumtna). 
Es  ist:  .,Bie  sah  starr  vor  sich  hin."  —  Ann.  2,  8  incallidus  ist 
höchst  selten;  bei  Tacitus  nur  hier  und  vor  ihm  nur  bei  Cicero". 
Besser  war  die  Bemerkung,  daas  Cicero  nur  «on  incallidus.  non  in- 
calUde  sagt.  ~  Ann.  3,  10  ^distrahere  ist  in  dieser  Bedeutung 
(vom  schlechteu  Hufe,  den  man  verbreitet)  an.  eiQ.'  Aber  im  Texte 
steht  ittdquefajHä  distraherelur  also  Actir  fama  (Nomin.)  distrahit 
olgtn.  Also  »von  welch'  Qbeln  Ruf  er  ausgetragen  (verfolgt)  werde." 
~  Ann.  3,  12  peTtinet  mit  bl.  Inanit.  In  der  Stelle  Cornif. 


6C4       Ä*  Dräger,  Die  Annalen  des  Tacitiu,  ang.  ?.  B,  €hor§m, 

97,  B7  liest  Kayser  si  ad  rem  non  pertineat.  Es  war  eher  amuf&hren 
Hör.  sat.  2,  3,  11  u.  Sen.  d.  qa.  1,  17,  2,  wo  quarsum  (qnorsus) 
pertinet  m.  Infinit  —  Ebenf.  Ann.  3,  12  ^contrectare  oeuHs  ist 
eine  nen  gebildete  Phrase!^  Nein,  sondern  schon  Sen.  contr.  1,  2. 
§  13  ed.  Bors.  p.  87  ed.  Bip.  (rirgo  contrectata  oculis  amnium,  wo 
Kiessling  gegen  die  Hdsch.  osculis  hat).  —  Ann.  3,  21  spargere 
bellum  steht  anch  Cnrt.  5,  13  (37),  18.  —  Ann.  3,  26  aetenmm  als 
Adv.  hat  Tacitns  nach  dem  Vorgänge  von  Horatius  (ep.  1,  10,  41) 
u.  Virgilins  (Aen.  11,  97  n.  98).  —  Ann.  3,  28:  ^subversor  ist 
an.  hQ^.  Es  steht  anch  Ynlg.  Ezech.  2,  6  (absei).  Alcim.  Avil.  2, 
75  (natarae).  —  Ann.  3, 31  ^irreverentia  ist  vox  TacUea^ ;  aber  s. 
Plin.  ep.  6,  2,  5  (irrev.  stndiomm).  —  Ann.  3,  38  ist  bei  incusans 
wol  Acc.  and  Infinit,  anzunehmen,  wie  ja  Herr  Dr.  Tac.  ann.  14,  18 
aecusare  mit  Acc.  und  Infinit,  nimmt.  —  Ann.  3,  43  ^inhabilis  mit 
dem  Dativ  gerundivi  nur  hier  und  Lact.  mort.  pers.  18,  2."  Es  steht 
so  auch  Apul.  met.  7,  23  (asini  oneri  ferendo  non  inhabiles)  und 
habilis  m.  dems.  Dat.  hat  Sil.  It.  11,  585  (nondum  portandis  habiles 
gravioriobus  armis)  u.  Plin.  nat.  bist.  9,  8  (9),  29;  10,  33  (49),  93. 

—  Ann.  3,  53  „suadere  mit  Infinit.,  ursprunglich  dichterisch ;  in 
der  Prosa  zuerst  bei  Curt.  7,  11,  23.**  Aber  schon  bei  Sen.  ep.  24, 
22  (24  H.);  67,  11  (10) ;  109,  13  (15);  de  dem.  1,  12,  4.  —  Ann. 

3,  56  ^prcteminere  ist  nachclassisch^.  In  eigentl.  Bed.  schon  Sali, 
bist.  fr.  2,  85  (83).  —  Ann.  3,  60  ist  jura  =  »verbriefte  Kechte«. 

—  Ann.  3,  67:  „invidia,  Vorwürfe.  In  diesem  Sinne  Taciteisch*. 
Neinl  invidia  =  „Anklage,  Vorwurf**  schon  Cic.  Verr.  5,  8,  19.  Liv. 
2,  52,  3;  anch  Quint.  12,  1,  15;  Suet.  Caes.  4.  ^  Ann.  3,  74  auf- 
fugium,  „Zufluchtsort,  Schlupfwinkel'',  steht  nicht  bei  Ovid.,  sondern 
nur  bei  Pseudo-Ovid.  in  nuce  119.  —  Ann.  4,  19  will  Wesenberg 
Emend.  alt.  p.  52  precanti  reo  lesen.  —  Ann.  4,  32:  „scripiura 
statt  libri;  so  nur  noch  3,  3  u.  Valerius  Mazimus"*.  Aber  schon  Ter. 
Hec.  pr.  alt.  6  (ne  cum  po6ta  scriptura  evanesoeret),  und  oft  bei  den 
Eccl.  mit  und  ohne' sat» cfa  =  „heilige  Schrift'',  z.  B.  Lact.  4,  5,  9; 

4,  20,  4;  im  Plur.,  Augustin.  de  civ.  dei  18,  36.  Vulg.  psalm.  &€,  6. 
•—  Ebenf.  ann.  4,  82  „inctmosus  mit  dem  Gen.  findet  sich  nur  noch 
bei  Gellius'*.  Es  steht  auch  so  Plin.  ep.  8,  20,  1.  —  Ann.  4,  38 
^redintegrare  statt  reficere  ist  bei  Tacitus  a/r.  siq.  und  findet  sich 
ausserdem  nur  bei  Varro  r.  r.  3,  7^.  Aber  s.  Gaes.  b.  G..  3,  26,  4 
(vires) ;  2,  25,  3  (animum),  —  Ann.  4,  34  ^ypertUeiabile  statt  per- 
niciosum  nur  hier  und  bei  Ourtius  7,  3,  13^.  Aber  es  steht  sohoa 
80  Liv.  27,  23,  6.  und  das.  „innocens  mit  dem  Genetiv  nur  hier 
und  bei  Plorus''.  Aber  Flor.  4,  1,  6  liest  ILBlm  patriciis  innocen^ua. 

—  Ann.  4,  38  „fungi  mit  dem  Accusativ  ist  vor-  und  nachclassiscb* 
Aber  s.  Nep.  Dat.  1,  2  {müitare  munus  ftmgens;  vgl.  Cic.  rep.  1, 
17,  27  muneris  fungendi  graiiä).  —  Ann.  4,  40  j^perrumptmt, 
eeü,  locum  oder  fines^.  Aber  im  Text  steht  ja  ^i  te  invitum  per- 
rumpuni»  —  Ann.  4,  42  ^deferre  mit  dßm  Genetiv  .  .  .  .'  sonst  bei 
keinem  Schriftsteller^.  Aber  s.  de.  orat.  in  tog.  cand.  fr.  6  p.:22,  3 


^^^^       A.  Dräger,  Die  Annalen  das  Tacilus,  ang.  v    E.  Georges.       8SS  ^ 

ed.  Bait.  (Tauchn.)  =  fr.  9.  p.  241,  14  ed.  KloU.:  quc  temport  a 
L.  Caleno  fuiii  delatussis;  und  ebenfalls  ann.  4,  48  ist  cundari  . 

^  „schwanken",  wie  cap.  57  dubitare,   „sich  bedanken",  ob  muu  J 

etwas  thuD  oder  nicltt  thun  sull.   —  Add.  4,  44  Jranscendere  von  ■ 

einem  FlnasObergan^  ist  äir.  ei^".  So  Hr.  Dr.    Aber  man  lese  and  I 

staanel  tranaeendere  =  einen  FIubs  etc.  überschreiten  steht  ancb  1 

1  Tac.  hi8t.5.a4(Bfcpn«m);auKserdemLi7.Bpit.  lOB  eaU.  (Bhenttm).  1 

Pliu.  nat.  bist.  4.  12  (24),  75  ( Hfllefpontum) ;  6,  16  (18).  49 
I  {amnem).  Apnl.  met.  7.  18  in.  {fluvium).  Apul  de  iJeo  Socr.  19 
I  (Ilissi  amnis  modicum  fluentum).  Also  ein  in  nucliaug.  Prosa  ganz 

.         gewöhnlicher  Ausdrack.  —  Ann.  4.  48  (n.  14,  36)  „sonor  ist  ein 
I  poetisches  Wort".  Aber  doch  Sali.  hist.  fr.  3,  67.  3  (3,  77.  7).  Sen. 

n.  qn,  2,  37.  3  (die  Stelle  trefflich  emendiert  von  Haupt  im  Ind. 
I  lectt.  Berol.  1866.  p.  17).  Nazar.  paneg,   Const.  30,  4.  —  Ann.  4, 

65  steht  n'oiure  nicht  tropisch,  eondem  gan?.  eigentl.  in  der  Grand- 
I  bedentnng  =  „wanken".  —  Ann.  4,  58  „asstdere  mit  dem  Accu- 
'  sativ  unr  noch  6,  43  and  bei  Apuleias".  Aber  s.  Sali  hiet.  fr.  4,  42 

(4,  1):  Ämlsumqui;  assideri  ai»e  proelUs  audiebat,  —  Ann.  4,  60 
praeferox  steht  auch  ann.  14,  38.  —  Ann,  4,  61  „valescere  ist  poe- 
tisch und  nachclassisch.  Steht  jetzt  Cic.  Hnr.  15,  32,  s.  dazu  Halm. 

—  Ann  4,  62  ^praeccps  als  Adv.  auch  Amm.  29.  1  [%  21]  kommt  1 
sonst  nicht  vor".  Aber  s.  Sen.  n.  qu.  1.  15.  2  praeceps  eunt  (von 
Sternen).  —  Ann.  4,  65  „cognoment^tm  unclassiache  Form"  ;  aber 

s.  Sali.  bist.  fr.  4,  35  (50) :  cui  cognomettfum  Clodiano  fuit.  — 
Ann.  4,  67  „objectu  steht  nur  bei  Dichtem,  dann  in  der  Prosa  des  | 

silbernen  Lateins  und  bei  Späteren".  Aber  s.  Caes.  b.  c.  2,  15,  3  I 

(plutei  ol^ectu).  —  Ann.  4,  69  „tegens,  vorsichtig,  misstrauisch*.  1 

Vielmehr :  „hinter  dem  Berge  haltend".  —  Ann.  4,  71  ^praegravis 
nur  bei  Ovid  und  im  silbernen  Latein".  NeinI  auch  Liv.  44,  4,  10 
{^praegravia  corpore)',  aber  in  der  übertragenen  Bedeutung  „über- 
Iftatig"  allerdings  bis  jetzt  nur  bei  Tacitus  bekannt.  —  Ann.  4,  73 
ttipmäiarina  =  „Söldner"  steht  nicht  mehr  Veget,  mil.  1,  18,  da 
Lang  dort  slipendiosis  liest.  —  Ann.  4,  75  „praeferebat  =  er  hatte 
aafeaweiseu.  Ebenso  bei  Cicero  und  Livius";  Aber  nicht  mit  Acc. 
pers.  wie  hier  bei  Tacitus  und  bei  Martial.  5,  61,  9  {procuratorem 
imUu  ipso).  —  Ann.  5,  2  ,addilo  als  absoluter  Ablativ  zuerst  bei 
Tacitus".  Schon  Forcell.  Lex.  in  v.  Addltus  (und  nach  ihm  in  Eloti^ 
HandwCrterbueh)  flndet  sieh  Plin.  nat.  bist.  15.  17  (18).  62.  Es 
muflsten  vielmehr  die  verschiedenen  Constractionen  nach  addito  an- 
gegeben werden,  etwa  so:  addilo  mit  nt,  Plin.  u.  h.  15  §  62.  Tac. 
ann.  3,  2.  Apul.  met.  10,  24  (so  auch  addito  eo,  tU,  Spart.  Peso.  10,  . 

1.  Lampr.  Alex.  Sev.  1,  3):  mit  ne.  Tue.  ann.  5,  2:  mit  Acc.  und  J 

Infinit,  Tac.  ann.  1,  36.  —  Ann.  6,  2  „euifinde  äadät  sich  erst  seit  I 

Livius  in  der  Prosa".  Doch  s.  Charia.  p.  320.  12  K.:  auirinde  Nepos  I 

df  illuBtribusviris  IL  sed  etBrutmet  CoeHuafrequefUereoufi  aunt.  1 

—  Ann.  6,  3.  Fllr  incnaari  mit  N^omin.  c.  Infinit,  ist  causari  (Liv.  24.  1 
1,  10)  die  nächst«  Analog.  —  Ann.  6.  6  uuHste  Qbei  /             "ü 


8t6      Ä.  Dräger,  Die  Amuden  des  Ttdii»,  ang.  t.  E»  G^argm. 

folg.  Acc.  c.  Infinit,  etwas  gesagt  werden.  So  schon  Lacr.  3,  319  sq.; 

6,  940  sq.  (ed.  Bern.).  Hirt.  b.  G.  8,  48,  8;  Tac.  ann.  6,  6;  6,  50; 
bist.  2,  9.  Amm.  Marc.  28,  1.  §  29  und  37.  —  Ann.  6, 12  veius  mit 
Genetiv  ist  nnser  „ergraut  in  etc.^.  —  Ann.  6,  13  „advectare  ist 
an.  elQ.  im  Latein.  *"  Aber  s.  Val.  Flacc.  4,  106  (eUcipabula  dira  et 
miseraa  dapes,  vom  Schiffe).  Cassian.  inst.  4,  30  {stercus  humerii 
iuia  advectana),  —  Ann.  6,  17  j^incwriosus  hier  ^vemachlftssigt' 
und  auf  eine  Sache  bezogen.  So  nur  noch  Suet.  Galb.  3**.  Auch  schon 
Sali.  bist.  fr.  1,  114  (66):  infrequens  statio  nostra  incuriosaque 
tum  ah  armis.  —  Ann.  6,  19  datur  mit  Infinit  steht  auch  Ovid.  mot 
1,  307.  Quhitil.  11,  3,  127.  Lact.  5,  20,  11.  —  Ann.  6,  21  ^gm- 
tari  mit  Infinit,  (muss  beissen:  „mit  Acc.  und  Infinit.^)  an.  ec^.' 
Steht  auch  Claudian.  VI  cons.  Hon.  549 ;  vgl.  auch  Virg.  Aen.  5,  39 
(wo  zu  reduces  zu  supplieren  eos  esse).  —  Ann.  6,  23  „Der  Infinitiv 
Bach  praescribere  sonst  nicht  nachzuweisen^.  Aber  s.  Cäc  Font.  6, 
12  (10,  22):  si  hoc  praescriptum  judici  lege  aui  officio  puUUis,  tes^ 
Uhus  credere.  —  Ann.  6,  24  „obturbabant  statt  obstrepebant.  So  nor 
bei  Plin.  ep.  9,  13,  19"".  l^einl  auch  bei  Gell.  9,  11,  7  und  beim 
Auct.  itin.  Alex.  84  ed.  Paris.  (38  ed.  Bom.)  und  105  ed.  Paris. 
(46  ed.  Rom.).  —  Ann.  6,  27  idoneus  mit  Dativ  des  Gemndivunis 
steht  auch  Yell.  2,  12,  2.  Eutr.  9,  11 ;  9,  16;  9,  27.  —  Ann.  6,  28 
ambigere  ist  Gurt.  3,  3  (6),  5  Goigectur;  Vogel  liest  haud  ambigue 
regnum  Äsiae.  —  Ann.  6,  33  „/reto  statt  mari,  wie  bei  Dichtern 
und  Justinus"".  Schon  bei  Gurt.  5,  4  (13),  6 ;  8,  9  (31),  19;  9,  4 
(16),  8;  10,  7  (23),  11  (in  diesen  Stellen  meist  wechselnd  mit  fnare)^ 

7,  3  (14),  19  (fr.  Caspium).  —  Ann.  6,  34  insolens  mit  Genetiv 
steht  auch  bist.  2,  88 ;  3,  53.  —  Ann.  6,  34  aciem  dirigere  nicht 
derigere  liest  noch  Dittenberger  in  der  8.  Aufi.  bei  Caes.  b.  6.  6,  8, 
5.  —  Ann.  6,  37  auxili€Uor  steht  oft  bei  den  EccL,  z.  B.  Yulg.  dont. 
33y  26;  2.  par.  32,  8;  Esther  14,  3.  Ambros.  ezpos.  JesaL  1.  Aogost 
specul.  in  psalm.  113.  v.  9  od.  19  ind  145  v.  5 ;  serm.  352,  6.  Ps. 
(^r.  XII.  abus.  6.  Auch  auxüiatrix  findet  sich  öfter  als  in  den  Le- 
xices  angegeben  wird,  z.  B.  Nepotian.  epit  Val.  Max.  p.  143  (ed. 
Halm).  Augustin.  specul.  in  psalm.  118.  v.  173.  —  Ann.  6,  46 
„tncertus  animi  steht  schon  Liv.  1,  1,  S^.  Es  steht  vielmehr  schon 
Terent  Hec.  1,  2, 46  (121).  Sali.  bist.  fr.  3,  75  (92),  und  4,  72  (75), 
wo  anxius  animi  atque  incertus  (merke  auch  consüi  t Aceffu5,Tereni. 
Phorm.  4,  1,  12  =:  578).  —  Ann.  6,  46  musste  defettur  impieUOis 
erklärt  werden.  Es  ist  «wegen  Hajestätsverbrechens/  wie  PL  ep.  7, 
33,  7 ;  pan.  33,  3.  -  Ann.  6,  49  „advoM  mit  dem  Accosfttiv  .  . . 
sonst  nur  bei  Apuleius^.  Schon  Klotz  führt  im  Handwörterbuch 
Sali.  fr.  bei  Serv.  Virg.  Aen.  1  307  (=  fr.  ine.  60  Kr.,  90  D.)  an. 
—  Ann.  11,  1  didere  ist  poetisch;  in  Prosa  nur  hier^.  Auch  (wie 
schon  die  Lexika  angeben)  Cato  bei  Fronte  epist.  ad  Anton.  1,  2.  p. 
109  (ed.  Born.  1846)  od.  p.  150  (ed.  Bom.  1823)  od.  p.  100  ed. 
Naber  (wo  Perf.  disdidi).  —  Ann.  11 ,  2  moüUia  [corporis]  statt 
patienUa  .  . .  nnr  noch  15,  49  und  bei  dem  Uteren  Pliaios*.  Abao- 


w 


Dräger,  Die  Annalen  des  Taoitns,  ang.  t.   E.  Oeorgta. 


827 


lot  steht  es  auch  so  (dentfich  „Hingebnuff")  Sen.  const.  18,  3.  — 
Ann.  11,  3  hortari  m.  Acc.  pacem  amidtinmque  hat  auch  Nep.  Dat. 
8,  4.  Bei  dem  von  Herrn  Dr.  angefahrten  Sullast.  Jug.  49,  6  fatubt 
pauca  tHtUtes,  also  dapp.  Acc;  hortari  bellum  hat  Justin.  14,  1,  5, 
—  Abu,  ll,  4  „insomnium,  Traam''.  Plur.  insomnia  steht  wol  auch 
Liv.  25,  38.  5,  wo  me  . .  .  curis  insomnhque  agitani  {wo  Weisseiib. 
erklärt:  ^TraDmjfesichter" ;  doch  kann  es  auch  SchtaDosigkeit  sein ; 
vgl.  Liv.  40,  56,  9  in  ähnlicher  Beziehung  fttris  et  vipiliis).  —  Ann. 
11,  7  enüescere  bat  schon  Comif.  rhet.  ad  Her.  4,  44 ,  57.  —  Ebenf. 
ano.  II,  7  Jeneri  mit  Genetiv  steht  auch  bei  Cic.  legg.  3, 13  (g  31)" 
Aber  Halm  liest  jetzt  dort  cupidUatibus  eiadem.  —  Ann.  11,  8  „re- 
meare  kommt  fast  nur  bei  Dichtern  und  Späteren  vor",  und  doch 
bieten  schon  die  Li'iika  Stellen  aas  Tarro,  Cicero,  Liriaa,  Seneca  n.  a. 
Prosaikern-,  —  Ebenf.  ann,  11,  8  „invadit,  legt  zurück',  Ea  ist 
wol  eiurach  , marschiert".  —  Ann,  11,  11  „anguis  als  Femininum  ist 
sonst  ungebräuchlich,  ein  Mal  bis  Ennius".  Eine  häbsche  Zahl  Stellen 
gieht  Nene  in  seiner  Formenlehre  1.  S.  6.^6,  z.  B.  Cic.  de  deor.  nat, 

I,  36,  103i  de  div.  2.  29,  62.  Val,  Mas.  l,  6,  4:  1,  8  ext.  19.  — 
Ann.  11,  14  „wsut  .  ,  .  hier  „im  Gebrauch-  statt  in  usu;  in  diesem 
Sinne  in.  *(ß".  Aber  s,  Liv.  31,  9,  7.  Colum.  12,  47.  3:  msmi  esse 
(^  gebrancht  werden)  ad  etc.  steht  auch  Tac.  an»,  lö.  19,   -  Ann. 

II,  20  ^metus  und  mrtuere  ex  algo  statt  1 6,  bei  Tacitns  nicht 
selten"!  melas  ex  nlqo  steht  noch  ann.  4.  39.  tnetae>-e  alqd  fx 
iilqo  wechselnd  mit  ab  alqo  steht  ann.  1,  80  {ex  opUmis  ptrhvlum 
sibi.  a  pesgiiiiis  dedentg  publicum  metuebat);  sonst  nach  meinem 
gut«n  Index  nirgends  weiter.  —  Ann,  11,  23  ^ffro  vlque  iatä?r. 
elq.";  vgl,  jedoch  Liv.  1.  59.  1  [ferro  igni  .  .  .  dehiHc  vi)  n,  Ä,  10, 
4  (ferro,  igni,  qt4acunque  ti),  —  Ann.  11,  27  „vor  subisse  m»g 
vola  aaegefallen  sein  etc.".  Nicht  doch  I  stMsse  ist  ;=  _sie  sei  her- 
angetreten (au  den  Altar)-.  —  Ann.  11.  34  „iftslare  mit  dem  In 
Bnitiv,  bei  Livius  h&uSger  (nach  Kilhnast  Liv,  Synt.  S.  2ö2.  A.  160 
viermal,  Bec),  bat  Tacitus  nur  hier."  Doch  auch  Cic.  II.  Verr.  3, 
59,  136  (inslat  Seandilms  poscere  recuperatores),  —  Ann.  11,  38 
Iranaigere  statt  transfigere.  So  erst  seit  Livius.  Doch  auch  Phaedr. 
3,  10,  27  {pectiis  glndin).  —  Ann.  12,  1  itUolerans  mit  Qiraetiv 
Bt«htaDoh  bist.  4,  80.  -  Ebenf  ann.  12,  1  „die  E1lL|i^e  von  ßlim 
oder  0ia  ist  selten".  Eine  reiche  Stellensammlung  für  die  Ergänzung 
von  filius,  filia  und  'nor  s.  in  meiner  Abhandlung  „Znr  Lehre  vom 
U«berfletzen  aus  dem  Lateinischen  in'a  Denteche.  Gotha,  1852,  nnd 
bei  Lagergren  de  elocat.  C.  Ptin.  Caeril.  See.  Uiisal,  1873.  —  Ann. 
13,  2  miisste  bemerkt  werden:  „video  bedeutet  auch  „einen  so  und 
so  ansehen  nnd  darnach  behandeln,  gerade  wie  n^Si:  Die  Gshs,  57. 
1  TÖy  ('x!liotnv  loi:  nUtiörajoy  f'ariv  ore  h'qc'.  So  mein  theurer 
Freond  Prof,  Job.  Ott  in  Bottweil  in  seinen  , Beiträgen  Kur  latein. 
Lexikographie.  11.  Ablh.  S.  28".  —  Eben!',  ann.  12.  2  .pipnora  (ac, 
iimori»)  von  Blutsverwandten  ist  dichterisch  nnd  nauhclaesisch".  Die 
Leiiks  bieten  schon  Liv.  2,  X.fi.  —  Ann,  12,  4  „provisor  ^.voran«- 

■■lUlkrUl  t.  d.  «•»fr.  OfMD.  Itll,  XI,    U<l(. 


MS      A.  JMftw,  Di«  XmAak  4ei  Tadtuw  i^.  ▼.  £ 


sdi«»i'^,  in  ÜMcm  Sime  ct.  ü^*  Amt  /n>rw<>r  kdasc  4«-  «Tm- 
lM4#&Jttr.  Vr>r«rvte«r*,  wi«  Hör.  a^rt.  poct.  IM  ^  SiA  Uebnselzinif 
^VermitUer-').  —  ^Aas.  12.  7  ^cm^Äi^r  fin^iec  ach  nr  mA  15.  42 
Bwi  l^  AfMileiiis*.  B«t  ApoL  steht  es  nicht  U<m  fl&r.  17  (wi*  dit 
Lisik» asg^lw»  ,  fanden  asch  net.  3,  19  n.  7.  11:  asaaefdes  bei 
Xan.  Capr  6.  §  589.  —  Ass.  12.  9  J^dm^rf  nh  dem  lafinitiT  ist 
an.  u^^  äehfm  Loer.  1.  140  ofrl  Ut.  27.  39.  12  («»  dar  IminitiT 
xo  «tgiozen  im^.  —  Aul  12,  10  Jmfamgtms  .Unheil  bringeDd*.  Es 
iü  wfA  y2asiw  =  yr^om  Unglnck  heimgesocht.  nngläcklich*.  —  Am. 
12,  14  DatiT  otUniHi  steht  auch  ann.  la,  29;  und  dekamestamtftH 
tum  fftebt  nicht  „ein  Mal*,  sondern  .xwei  Mal*  bei  SaUnst.,  näaL 
hiftt.  fr.  1,  41  (45;,  21  n.  1,  55  ;57>.  —  Ann.  12.  Ib  praectüere 
mit  DaÜT  aoch  SiL  lt.  1574.  ,—  Ann.  12,  27  ^impetrare  Hiit  Ae- 
COB.  e.  Infin.  ist  a;r.  u^.*  Steht  aach  Amm.  14,  1,  3.  —  Abb.  12, 
33.  Andere  nehmen  jmix  nogtra  für  „friedliche  (rdm.)  Herrschafia, 
wie  pax  Bomana  bei  Sen.  de  pro?.  4,  12  (14);  ad  Polyb.  15  (34),  1 ; 
de  dem.  1,  2.  Plin.  nat.  hist.  27,  1  (1),  3.  —  Ann.  12.  34  ^inte- 
meraiuB  . .  .  sonst  nnr  bei  Dichtem,  seit  Tirgil*^.  Steht  auch  in 
spät.  Prosa  bei  Apol.  met.  2,  30.  Amm.  Marc.  31, 16,  2.  Marl.  Cap. 
1,  6.  —  Ann.  12,  37  ^indarescere  bei  Tacitos  an.  £i^~.  Steht  aoch 
Tac.  Agr.  42  extr.  —  Ann.  12,  43  „das  SnbstaotiT  inftcunditas 
kommt  erst  im  silbernen  Latein  Tor^.  Steht  schon  Sali.  bist.  fr.  3,  1 
(90).  —  Ann.  12,  46  ^egenus  mit  dem  Ablati?  nur  hier  und  15, 
12^.  Auch  Apul.  flor.  1.  no.  3  forttma  egenus.  Der  Ablatiy  ist  wol 
es  ^in  Folge,  dnrch*^  (wie  anch  Apnl.  apol.  20  avarüia  egenus),  also 
„in  Folge  der  (geringen)  Zufohr  Mangel  habend,  nicht  got  Terpro- 
yiantiert^.  —  Ann.  12,  49  cohortari  mit  dem  InfinitiT  nur  hier  und 
B.  Alex.  21.**  Schon  Comif.  rhet.  ad  Her.  3,  3,  4.  —  Ann.  12,  58 
^erpetrare  statt  impetrare^.  Es  ist  vielmehr  unser  .es  durchsetzen^. 
—  Ann.  12,  63  divortium  ist  nicht  =  fretum^  sondern  „Scheide- 
punct".  —  Ebenf.  Ann.  12,  63  für  Pontutn  erumpens  musste  Sallust 
hJBt.  fr.  8,  41  (53)  citiert  werden,  wo  es  heisst:  qua  tempestate  ex 
Pento  vis  piacium  erumpU,  —  Ann.  12,  65  suspedare  für  suspi" 
carit  suspecium  habere  steht  auch  bei  Aur.  Vict.  epit.  11,  11 ;  39, 
7;  Caes.  42,  9.  —  Ann.  12,  69  medio  diei  auch  schon  Liv.  37,  29, 
2  (vgl.  26,  45,  8:  medium  ferme  diei  erat;  und  27,  48,  17:  et  iam 
diei  medium  erat)\  s.  auch  Heraus  zu  Tac.  bist.  1,  62.  —  Ann.  13, 
1  ^irritare  n veranlassen",  in  dieser  Verbindung  dir.  €«ß".  Aber  ir- 
ritare  bellum  hat  schon  Sali.  bist.  fr.  1,  16,  irr.  pugnam  Liv.  28,  33, 
6,  irr.  scditionem  Liv.  6,  16,  7,  irr.  necem  Vell.  2,  66,  3 ;  auch  ist 
die  Uübersotzung  ,, veranlassen'*  nicht  erschöpfend,  es  ist  =  gewalt- 
sam herbeiführen".  —  Ann.  13,  6  ^expericntia  .  .  .  fehlt  in  clas- 
Bischor  Pro.sa".  Das  Wort  steht  schon  bei  Vell.  2,  57,  1;  2,  114,  1. 
Cels.  prooom.  p.  5,  18;  p.  G,  29  u.  p.  8,  25  ed.  Daremb.  Sen.  ep.  68, 
10  (12);  nat.  quaest.  5,  18,  12  (14),  und  ist  daher  für  den  Gebrauch 
gar  nicht  zu  verwerfen,  auch  von  den  grössten  Latinisten  (z.  6.  von 
Murotus)  oft  angewendet  worden.  An  unserer  Stelle  konnte  übrigens 


w 


'A,  Dräger.  Die  Annalen  4eä  Tacitua,  an?,  v    E.  Oeorgta, 


%i9 


Cic.  de  amic.  %  6  verglichen  werden,  «o  mulfnrum  reram  usum 
habfre.  —  Ann.  13,  9  mnaste  in  alios  ainsulca  egressa  erklärt  wer- 
den. Es  i»t  ^  . (oll rnDuliigi seil)  liiiiausfiiUeii ,  hbaiiareicheu".  — 
Ann.  13,  10  ,r.r{uestrr  als  SubstautiVI  Nicht  nothwendigl  Ueber- 
setie:  .dem  Bitteratand  atigehörig."  — Ann.  13,  14  „interrogare 
10.  Qanetiv /icCMtK'arww  repetuniiarum"  hat  aoch  Amm.  22,  6,  1  — 
Ann.  13,  15  volulare  semm  anch  4,  12  aach  Virgil."  Aber  volutare 
sccutn  hat  schon  Liv.  30.  14,  3.  scctim  animo.  40,  8.  5.  Vgl.  flbh. 
Drak.  tu  Liv.  2,  49,  5  (üher  rol.  ammo  a.  in  atiiiNo).  — Ann.  13.  19 
impeilere  mit  InflniUv  steht  auch  hist  3,  4,  a.  dazu  Heraus.  — 
Ann.  13,  21  attesus  ist  =  .zerrättet",  s.  Heraus  zu  Tao,  bist.  1,  4, 
^  Ann.  13,  23  covsfnlire  mit  ul  hat  schon  Caes,  b,  c.  2,  20,  2.  Die 
Erkl&rang  Mommsea's  von  sectio  dürfte  denn  doch  nicht  so  ganz 
zweifellos  sei».  —  Ann.  13,  31  „propugtmre  mit  Accnsativ  .... 
erst  im  silbernen  Latein."  Aber  s.  Clitud.  Quadrig.  bei  Gell.  9.  11.  S 
(=  Hist.  Hom.  rell.  ed.  Peter,  vol.  1.  p.  312,  10)  opera  alilis  propu- 
pnalHS.  —  Ann.  13,  35  transmovfre  steht  übtr.  (wie  bei  TerentiusJ 
auch  Tertnll.  adv.  Talent.  3  (tem.  2.  p.  385  ed.  Dehler) :  a  dotnesUw 
principalu  ad  incognitum  trnnsmovere  \deum).  —  Ann.  Ir),  36 
war  für  domr  ver  adolcsceret  die  Uebersetzung  anzugeben.  Es  ist 
^  flbie  der  volle  Frühling  einträte.-'  —  Ann.  13.  42  war  subita 
fflicilas  durch  .niflckspih  ^=  Emporkömtnüag'  zu  übersetzen  ans 
Nägelsb.  Stil.  §.  14  (p.  47.  Aufl.  4,).  —  Ann.  13.  49  vulgaUssirnua 
steht  nicht  bloss  bei  Seeton,  sondern  auch  bei  Plin.  nat.  hist,  15, 
30(39),  130;  24.  19  (118),  I7ö;  37,  12  (74),  194.  Gels.  4.  5 
(12).  p.  136.  27  ed  Daremb,  Quint.  2,  4,  28.  Val.  Max.  3,  6,  3.  — 
Ann.  14,  1.  Auch  Cues.  b.  0.  1,  53,  7  ist  incolumis  sicher^  „noch 
am  Leben.'  —  Ann.  14,  10  ^facies  von  der  äusseren  Gestalt  der 
DingD  .  .  .  zuerst  bei  Vii-gil."  Die  Ledca  führen  schon  facies  terra» 
aus  Varr.  r.  r.  1.  9,  3  an;  ausserdem  Sali.  Jug.  78,  3  fadrs  Inet)' 
rwnt  (wie  Tacitua  an  dieser  ßtellej ;  u.  Sali.  Jug.  46,  5  fades  belli. 
—  Ann.  14,  12;  ^gravarr  ^  verflchlimmem,  ist  in  Prosa  an.  «ig, " 
Doch  e.  Gurt,  3,  12  (30),  7  iram  doloremquf  (wo  freilich  gewöhnl. 
renovaret  gelesen  wird;  doch  s.  MOtzell  z.  St.,i,  Apul.  dogm.  Plat.  2, 
\9  nitia  pravata ;  met.  6,  11  pelutanli  luxitrie  rulnus.  —Ann. 14,13 
eiposeere  mit  Infinitiv  steht  auch  Virg.  Aen,  9,  194.  —  Ann.  14,  15 
„mcrrJeremitdemAccusfttiv  desOrteekommt  sonst  nicht  vor,"  Dochs. 
Justin.  34,31(woÄegy|ttumzu8npplieren)  n.  Apal.  met.  8,  28  extr. — 
Ann.  14 ,  18  „der  Acc.  c.  Infln.  bei  aecusnre  iat  äir.  uq."  Steht  anch 
Justin,  39,  3,  6.  —  Ann.  14,  25  „maris  rubri  statt  rubri  maris , 
wie  sonst  immer  gestellt  wird."  Aber  nutre  rubrum  steht  auch  Liv. 
36,  17,  15.  Son.  ben.  7,  2,  5.  Eutr.  8,  3  Hieron.  in  Jesai  12,  43.  v. 
IG  n.  19  (vol.  4.  p-  447  ed.  Migne).  Caasiod.  expos.  in  psalt,  1 
(p.  2,  b.  ed.  Garet).  Itin.  Alex.  33  in.  ed.  Voickm.  (32  ed.  Rom.);  viele 
Stellen  fOr  mar«  rvhrum  gibt  mein  Handwörterbuch  (Aufl.  6)  unter 
ruber  no.  11,  A.  —  Ann.  14,  29  .der  Oobranch  von  quin  statt  - 
minm,  abb&ngig  von  (non)  prohihert  ist  an.  dq."  Aber  ao 
66  • 


810        A.  Dräger,  Die  Annalen  des  Taeltas,  aag.  v.  S.  Ghorgu. 

Plant.  Amph.  4,  3,  17  (1051) sq.;  Carc.  1,  1,  33  sq.;  merc.  5,  4, 

61  ri021)  sq.  LlT.  26,  40,  4.  —  Ebenf.  Ann.  14,  29  ^coneerUOor 
ist  an.  €i|^.  im  Latein.^  Es  mnsste  heissen  ^eoncertaior  =r  aem««tef 
nnr  hier^ ;  denn  =  „Mitkftmpfer ,  Mitstreiter*^  (im  ethischen  Sinne) 
steht  es  Augustin.  serm.  297,  6.  Cassiod.  hist.  eccL  1,  14.  —  Ann. 
14,  *d0pave8cere  mit  Accusativ  (bellum)  steht  schon  ann.  1, 4  (welche 
Stelle  die  Lexica  allein  aus  Tacitus  angeben).  —  Ann.  14,  32  „die 
Form  Tamesa  steht  nur  hier^ ;  aber  Tafurjoa  haben  auch  Dio  Ciuss. 
11,  3.  Ptol.  2,  3,  6.  —  Ann.  14,  33  nsegnis  mit  dem  Genetiv  nnr 
hier  u.  16,  14''.  Steht  auch  Claud.  in  Eutr.  1,  275  (segnes  aperum 
urgere puellas),  —  Ann.  14,  34  „exstdtabant  etwsk siAttvolitabani,. 
sonst  in  diesem  Sinne  nicht  gebräuchlich''.  Aber  s.  Virg.  Aen.  11, 648 
und  666.  Sil.  lt.  1,  215;  15,  540.  —  Ann«  14,  37  ^suggredi  ist 
vox  Tacitea'',  Das  Wort  steht  schon  Sali.  hist.  fr.  4,  67  (68)  9tolide 
castra  subgreasus,  —  Ann.  14  41  ,,emptitare  bei  Tac.  ajt.  elg ,  fin- 
det sich  nur  noch  bei  Columella  und  dem  jflngeren  Plinius^.  Es  steht 
emptüare  oder  redemptitare  schon  Cato  oratt.  fr.  72  ed.  Jordan,  (aas 
Fest.  p.  286  M.) ;  unsicher  bei  Plaut.  Casin.  2,  5,  39  (s.  0.  Müller 
zu  Paul.  Diac.  ex  Fext.  p.  366,  14.  —  Ann.  14,  44  „animam  sn- 
mere  ■=  sich  entschliessen,  auch  hist.  1,  27;  sonst  nngebr&nchlich* ; 
aber  animum  s\Mnere  ^-=-  Muth  fassen '^  auch  Ovid.  fast.  1,  147.  — 
Ann.  14,  49  liest  Herr  Dr.  exceptis;  cod.  M.  hat  exepUs,  woraus 
Andere  (auch  Nipperdey)  exemptis  gemacht  haben.  Ich  halte  exeepHs 
fflr  richtiger,  da  excipere  =.  ,,  ausnehmen  *"  schon  Cic.  Pison.  84,  94 
und  Quint.  4,  2,  74  sich  findet.  —  Ann.  14,  51  für  meatus  war  xn 
Tergleichen  meatus  spiriutus,  Quint.  7,  10,  10,  animae,  Plin.  ep.  6, 
16,  13.  —  Ann.  14,  52  y,ut  =  seit  ist  bei  Tac.  ait,  iiQ»,  mit  dem 
Präsens  auch  bei  Ovid.  nnd  dem  Tragiker  Seneca  ....  doch  ist  die 
Partikel  in  diesen  Sinne  selten^.  Mit  dem  Präsens  steht  die  Partikel 
schon  Cic.  rep.  1,  37,  58  (videsne  igitur  minus  qiuidringeniorum 
annorum  esse  hanc  urbem,  tä  sine  regibus  Sit?);  und  selten  ist  sie 
in  diesem  Sinne  auch  nicht ;  s.  Fr.  Braune  de  particula  ÜT  simplici 
etcopulata.  P.  I.  (üpsal.  1866)  p.  71  sq.  —  Ann.  14,55  „expedire 
=^  exponere  in  Prosa  nur  noch  Sali.  Jug.  5,  3^.  NeinI  es  steht  auch 
Liy.34,  61,  11  (nee  causam  adventtis  satis  expediebai)  nnd  (wech- 
selnd, mit  explicare  und  exponere)  Cic.  ad  Brut.  1,1.  —  5, 1.  Ann.  14, 

62  zufato  obiitfüge  hinzu  faio  cedersy  Li?,  26.  13,17.  — Ann.  14,63 
eximere  (deutsch  „entrücken",  Bec.)  hat  auch  Liv.  8,  35,  4  (noxae); 
dann  „labebatur  vom  Herabströmen  des  Blntes  ist  dir,  €i^^.  Aber  labi 
heisst  nicht  ^yStrömen*"  sondern  „rinnen^ ,  wozu  auch  tardius  besser 
passt.  Vgl.  auch  labens  oleum,  Ovid.  trist  3,  12,  21,  nnd  perque  ge* 
nas  lacrimae  strictum  labuntur  in  ensem^  Ovid.  her.  7, 185.  —  Ann. 
15,2  „die  unclassische  Phrase  infUias  ire  häufig  bei  den  Komikern, 
selten  in  der  Prosa  seit  Livius,  ist  bei  Tac.  an.  elQ-''  Aber  die  Phrase 
steht  auch  Nep.  Epam.  10,  4,  nnd  ist  ganz  gut ;  nnr  konnte  bemerkt 
werden,  dass  in  Prosa  gew.  non  infUias  eo,  nemo  it  infUiaa ,  nee  eo 
infitias  quin  (Prontin.  aqn.  72)  steht.  —  Ann.  15,  9 


■: 


Dräger,  Di«  Asnilen  dM  Ta«itQS,  Bog.  *.  E.  Georget 


Entfaltung".  Vielmehr  „OBtansible  Entfaltnng.u  —  Ann.  15. 14  ,d« 
Qenetiv  (bei  dignus)  ist  an.  e'ip."  Neini  sondern  anch  schon  oben 
3,  34  in.  (diffnus  tantae  rei  ceii&or'\.  —  Ann.  15 ,  17  expostutare 
Ht«ht  anch  ann.  I.  2ä.  —  Ann.  15.  23  generare  steht  so  auch  Mela 
3.  8,  30 ;  dagegeo  sagt  Liv.  21 .  33.  4  genitus  est.  —  Ann.  15.38 
imperare  falci.  Rsc.)  mit  blossem  Infinitiv  bei  Tacitn?  öq.  ei^." 
NeinI  es  steht  schon  eoann.  2, 25.  —  Ann.  15,  31  incuriosiis  mit  dem 
Oenetiv  anch  bist,  1.  49;  3,  &6;  Agr.  1,  aiis!:erdem  bei  Plin. 
«p.  8.  20,  1.  Apul.  met.  5,  17.  —  Ann.  15,  34  „ostentum  in  dieser 
tropiachen  Bedeutong  öfz.  eig.  Doch  a.  Apul.  met,  10,  17:  verebar 
ne...  vehU  mottstrutn  ostentumque me eitntnctiium rolluriis opimum 
pahulnm  redderent.  —Ann.  15,  37  za  nares  tmro  et  ebore  distitictae 
Tgl.  Sen.  ep.  76,  10  (13):  «aWs,  cujus  tutela  iSchntügottheit)  ebore 
naelata  est,  —  Ann.  15,  40  „immensum  als  Substantiv  bei  Tac.  ärr. 
eiQ."  Nein!  dennhist.  5, 11  undOeim.  6  steht  noch  i«  im-mensum.  — 
Ann.  16.  42  ist  itludere  m.  Dat.  —  „mnth willig  vergeuden".  — Ann. 
15 ,  44.  Ueber  fiammandi  a,  Bernay'a,  Oebar  die  Chronik  des  Snlpicins 
Severns  S.  54  fg.  A,  72.  der  lesen  will :  eruribua  adßxi  et  flamTHa 
dtvexfiH  uhi  defeeisset  dies  in  usum  nonturni  luniinis  urerentur. 
Ich  halte  die  Coujectar  för  fiberflüssig  und  bleibe  bei  meiner  Erklärung 
im  HandwBrtei'bnche:  .ßammnndi,  zum  Anzünden  Murcb  um  sie  ge- 
hfcnfte  Stoffe)  hergerichtet. "  —  Ann,  15.  53  .obsfringfremi  dem 
Datr?  der  Sache  ist  an.  e/p."  Steht  aber  anch  Lact.  3,  18.  6  {eidem 
sceteri  obstridus  est.)  —  Ann.  15  .  64  „stagnum  ist  hier  eine  groase 
Badewanne,  an.  eip."  Es  ist  ein  aasgemauevtes  .Bassin"  zum  Baden 
(wie  tacits  bei  Liv.  39.  44.  5  anch  ^: Bassin);  vgl.  Marquardt  BOm, 
Priv&talterth.  Bd.  1.  8.  293.  —  Ann.  15,  66  ..praepaedire .  unter- 
dröcken".  Vielmehr  ist  i-erba  prnepedire  zua  =, stottern,"  —  Ann. 
15.  67.  „Der  Infinitiv  bei  merffe  färTac.  an.tiq."  werere  steht  anch 
Tac  Germ.  28  mit  Nomin.  nnd  Inflnitiv  esse.  Quint.  10.  1 ,  72  mit 
Nomin  n.  Infinitiv  Passiv  ireiii ,  Tac,  ann.  2,  37  steht  es  mit  «f.— 
Ann.  15,  70  „exirema.  Extremitäten,  an.  eip"-  Schon  Geis.  7,  29. 
p.  317,  17  ed.  Daremb.  imw  rrnler  et  eTtrnnii  corpori»).  —  Ann. 
15,  73  yilacfrare  in  dieser  tropischen  Bedeutung  ist  bei  Tac.  an. 
stQ,"  Es  steht  ao  auch  ann.  J,  42.  —  Ann,  16.  5  fathrere  steht 
anch  bist,  3,  10  (rlnni-r  falinrerel  feililio).  —  Ann,  16.  10  „nudui 
=  unbewaffnet,"  schon  Ciaud.  Quadrig.  bei  Gell.  9.  13,  7  (—  Hist. 
Boro.  rell.  ed.  Petor  I.  p,  208.  4).  —  Ann,  16.  13  ,i>rnfrr.nirii  mit 
dem  Aocasativ  findet  sich  erst  seit  Livius."  Doch  s.  Sali.  .lug.  71.  5: 
diät  quae  ipne  pnrananet  fnrrre  perfidia  dientis  sui  pr<if»'PM/.t. — 
Ann.  16,  17  inhtare  [m.  Dat.]  st«ht  auch  ann,  4,  12  n.  Sen.  ep.  72  . 
9  (7)  omnia,  quibHii  rolgus  inhiat,  uUro  eilroque  fluitnt ;  bei  Plautua 
steht  es  immer  mit  Accusiitiv.  s.  Lorenz  zu  mil,  707 ,  wie  anch  bei 
Oaeoil,  com.  147.  —  Ann.  16.  18  „approbnre  alct  alqd  .  .  .  eine 
nachcla«Biscbe  Constmction."  Hr.  Dr.  erklärt  Agr.5.  A.  2  richtig: 
.approbftre  bedeutet  efficere,  w(  nlfd  proftf^fur**  claasisch  stehtda- 
für  prcbare  aicijalqti,  Cic.  Verr.    4,  38,  82.  —  Ann.  16,   3' 


A.  Dmmr,  üi»  ^i— im  das  T 


^^t^rr^^are  mix  iem  G«ii0Crr  . .  .  firälmr  mit 
fB0chickt  anflt^edrttdkt!  leh  kaime  nur  VarbiiidiiiiSBL 
repetumdariHm  V^<»iL  2.  13.  2.  lefAm  mmMm   äalL   Cas.  lät  ±: 
akxr  xn^rr,  r^i^cfiMMl»^.  amMü  hat  vidier  kein  LaSBiiMr  0 

Ann.   I  ^^  '2!2  ^/^wratmn  issuc  oarurfs^fM isc 

B^mhardy  M^miuhr.  d^r  rönLLin.  9 52.  A.210.  ä.  M3  i Aod.  2) 
itfiet  r^uratiHA  legi  aefar  i^t  dnrdi  .^iwücfaeiidai  It 

^i  der  Revision  di»  Dniclibogras  tng»  ick  noch  nacfai 
If  ^d  ^M^^M^  aifinM  nach  Lit.  6«  11  mimnu  mmmm.  Abar 
SalL  bific  fr  .S,  13  lOj  M^<fiM  rid^Mi  a^^w  aataM.  —  Ana.  X  U 
^rädere  statt  eradere  aar  hier  and  bai  Diehura**.  Sem!  aock  Aje. 
Viet,  Caas,  11,  8;  17,  10:  epit.  11,  13.  -  Ann.  II«  11 
ist  in,  u^,"*  Ek  9t4(ht  aoch  Aai^oatin.  de  eateehiz.  mdd.  §  16. 
bei  Aaipistin.  ep.  74,  2  (Ggatz.  faut4yr),  Talg.  prov.  24^  9  a.  & 

Hr,  Dr.  wird,  wenn  er  vorstehende  Beoterkmigen  Kest.  sAk 
entannen  aber  die  groeae  Meng^  des  Falsdm ,  waa  er  der  letmeoäm 
Jo^end  för  echte  Mfinxe  geboten  hat:  er  and  Andera  BdgaB  künftig 
weniger  leichteinoig  ein  Gebiet  betreten,  aof  welchan  sie  nickt  m 
Haaae  sind,  Selbet  groeee  Philologen  haben  sieh  freilick  sdwn  mam 
gleichen  8Ande  tcholdig  gemacht.  Laehmann  ngt  JQmb.  Xbl  S. 
f.  4ihrg,  3,  S.  611  «Der  Sing.  dra4»n  steht  wol  aar  in  dan  Wdrtv- 
bfflchem-'.  Er  steht  aber  Gregor.  M.  ep.  3,  34.  Madrid  lühiipTw 
(Emendatt,  Lir,  p.  329)  argenium  komme  in  -der  daaa.  Pkeaa  fir 
^Geld'  Abb.  nicht  vor;  aber  s.  Cic,  top.  3,  13.  SalL  bist.  fr.  2,  72 
(94).  Caes  b.  0.  7,  47,  5  Lir.  27,  6,  19  n.  6.  a.;  dera.  küt  ^abente. 
p«  139)  ludio  =  ludius  f&r  nnlateinisch ;  aber  das  Wort  stakt  sickv 
ApnL  flor.  4.  no.  18  (p.  28,  9  ed.  Kmeg.)n.  Gloss.  Labk.  W^lfflia 
(Antiocbns  ran  Sjrakns  nnd  Ck>elins  Antipater  S.  89)  Teraickfft 
dreist  ^at;an/er  finde  sich  aosser  bei  Lir.  21,  24,  5  in  den  codd.  MC 
bei  keinem  lateinischen  Autor  wieder.  Aber  gratamUr  stekt  Caasiod. 
?ar.  4,  5  and  ingravanier  hat  Gregor  M.  epist.  2,  2;  2,  59.  indict 
11 ;  5,'87:  8,  3.  Enagrii  consalt.  Zacch.  et  Apollon.  1,  18.  —  Kiese- 
ling  (Anecd.  BasiL  p.  20,  not.  2)  meint  plumariu9  besaiehne  aar 
den  „Verfertiger  der  Brokatgewänder"*,  and  will  daher  festes  p?«- 
maf%€^  in  vesteit plumaiae  ändern.  Mit  Unrecht!  Schon  in  meinem 
Handwörterbacfae  (Aafl.  6)  f&hre  ich  ftkr  plumapius  als  Acyeeüv  as 
Hieron.  ep.  29,  6  a.  Adelh.  de  laad.  yirg.  15  (ars).  Volg.  ezod.  26, 
1  (opiM).  Daza  ftige  noch  Valg.  ezod.  39,  28  (ars).  Prosper.  cbron. 
ad  a.  842  (ar$).  Caesar.  Arel.  reg.  ad  virg.  42  (sabstv.,  plumaria  d 
aoupidtura). 

Gotha.  Karl  Ernst  Georges. 


r 


f  Erecheinungen  der  arihaeolog.  Lit^rstur.  8SS 


ITebereicbt  neuer  ErscheinungeD  der  archaeologi- 

sohen  Litteratur. 

(Fortsetzung  ?oo  1872,  Heft  XI .  S.  837  fF.) 

tndem  diese  Uebersicbt  abermals  um  ein  Jahr  and  In  derGelben 
Absicht  weitergeführt  wird,  in  der  sie  zuerst  unternommen  wurde, 
nämlich  in  Gymnaaalkreisen  aar  Theilnahme  an  Stadien  anf  dem  Ge- 
biete der  clasdiscben  Archaeologie  sofzafordoni,  verlsn^eu  mancherlei 
hierbei  ermathigende  Anzeichen  eine  freudige  und  dankbare  Er- 
w&boung:  denn  dann  darf  als  Tbeil  im  Ganzen  auch  ein  Einzelner 
mit  seinen  Worten  zu  eiaem  Erfolge  etwas  mitzuwirken  viel  leichter 
hoffen,  wenn  an  einer  fortschreitenden  Gesammtont Wickelung  der 
ArobH«ologie  im  Umkreise  der  humanistische  Bildung  pflegenden 
IiSnder  auch  Oesterreich  eich  bereits  lebhaft  mitbethelligt  zeigt,  und 
wenn  gerade  den  Kreisen,  für  welche  diese  Blatter  zu  allernächst  be- 
stimmt sind,  es  immer  deutlicher  za  macken  ist,  wie  geraile  sie  Tor 
Allem  bemfeu  sind  lebendige  Kräfte  zu  einer  solchen  Mitbethoiligong 
ans  sich  hervorgehen  zn  lassen. 

DussdieajchaeologischeArbeitiimßanzeninlebliaftemFortschrei- 
ten  begriffen, es  scIioQ an  lind  för  sich  zumal  den  Philologen  wünschens- 
werth  macht  ihr  zu  folgen  oder  in  sie  einzugreifen,  wird  zur  Genfige 
ans  dem  diessjäbrigen  hier  folgenden  Littoraturberichte  hervorgehen. 
In  ihm  spricht  sich  aber  alte  Gunst  und  neue  Fiürderung  dieser  Sta- 
dien speciell  in  Oesterreich  gleich  in  zwei  umfangreichen  Werken 
ans,  deren  eines  von  der  alten  Pflegestätte  der  Archaeologie ,  dem 
kafs.  Hänz-  und  Antikenkabinet,  deren  anderes  von  derjenigen  Uni- 
versität ausgeht,  der  zu  allerjüngat  eine  besondere  Vertretung  der 
Archaeologie  gegönnt  wurde  und  an  weicher  daher  auch,  als  Hilfs- 
mittel fQr  die  Vorlesungen  unerlässlich,  eine  Sammlung  von  Gipsab- 
gfissen  in  diesem  Jahre  eröffnet  wurde.  Zwar  noch  nicht  litterarisch 
abgeschlossen,  aber  doch  schon  gesichert  sind  ferner  Ergebnisse  von 
Untersuchungen .  durch  deren  Anordnung  dasCultusministerium  es  der 
Archaeologie  in  Oesterreich  möglich  macht,  in  gi'össorem  Masstabe 
sich  an  der  Ausbeulong  bisher  verschlossener  Quellen  in  gleicher 
fieihe  mit  den  in  solchen  ForechUngen  vorangegangenen  Nationen  zu 
hetbeiligen.  Suwol  von  Wien  als  von  Prag  aus  geschahen  in  dieser 
Richtung  nicht  erfolglose  Schritte,  durch  Ausgrabungen  in  deii  Bni- 
nen  der Hciligtfanmer  aufäamothrake,  durch  die  ebensowol  arcbaeelo- 
gische  wie  epigraphische  neueste  Recognoscierung  Siebenbürgens 
nnd  seiner  NachbargoMete.  Ferner  darf  in  diesem  Zusammenhange 
erwähnt  werden,  daw  die  kais.  Akademie  der  Wissenschaften  eine  der 
noch  nngelOsten  archaeolbgi sehen  Aufgaben,  welchedie  Krufto  eines  Kin- 
zelnen  flbersteigen  würden,  in  die  Hand  geuommen  hat,  indem  sie  die 
t^ammtung,  Ilearbeitung  und  Heransgabe  säuimtlicher  giiechischer 
Grabreliefs  beschloseen  und  bereits   kräftig  in  Angriff  genonur 


834  A.  Conie,  Uebersiehi  neuer  Encheiniiiigen  der  Tchaeolof:  LitUntar. 

hat.  Wenn  endlich  dnrch  die  kürzlich  erfolgte  Neaorganisatioii  der 
Centralcommission  für  Erforschang  und  Echaltnng  der  Ennsi-  und 
historischen  Denkmale  besonders  ausdrücklich  auf  die  Wichtigkeit 
und  den  grossen  umfang  der  Aufgaben  hingewiesen  wurde,  die  in 
der  Fürsorge  fOr  die  Denkmale  der  Vorzeit,  darunter  auch  die  altbe* 
deutenden  der  Römerzeit,  gerade  in  Oesterreich  gestellt  aind,  so 
können  hier  ganz  besonders  die  grösseren  Erfolge  nur  dann  erreicht 
weiden,  wenn  die  Lehramtscandidaten  für  die  Gymnasien  die  auf  der 
Universität  jetzt  mehr  und  mehr  gebotene  Gelegenheit  sn  archaeolo* 
gischen  und,  was  hierfür  fast  noch  wichtiger  ist,  zu  epigraphiachea 
Studien  benutzen.  Sie  werden  damit  erst  die  wünschenswerthe  Mög- 
lichkeit bieten  mit  dem  Gjmnasiallehramte  die  Stellen  der  Gonser^ 
vatoren  speciell  der  römischen  Alterthümer  zu  verbinden,  wie  bereits 
in  diesem  Jahre  an  einem  der  wichtigsten  Römerorte  Oesterreich*« 
die  Fürsorge  für  die  Monumente  und  neuen  Funde,  so  wie  das  Direc- 
torat  des  Localmuseums  der  Alterthümer,  mit  bestem  Erfolge  in  die 
Hände  eines  Gjmnasialprofessors  übergegangen  ist. 

unter  den  periodischen  Publicationen,  mit  denen  unsere  Ueber- 
sieht  zu  beginnen  pflegt,  sind  mit  gewohnter  Regelmässigkeit  und  in 
gewohnter  Reichhaltigkeit  erschienen  die: 

(l.)Annali  dell*  instituto  di  corrispondenza  archeo- 
logica.  Vol.XLIY  Roma.  1872.  Monumenti  inediti  pubbli- 
cati  dal  instituto  di  corr.  arch.  Vol.  IX,  tav.  XXXVII— 
XL VIII.  Das  monatlich  erscheinende  Bulle tt in o  dell'  inst,  di 
corr.  arch.  liegt  fQr  1873  bereits  vollständig  vor.  Ich  verzeichne 
die  Aufsätze  des  Annalenbandes  ihrem  Hauptinhalt  nach.  Engelmann 
combiniert  ein  auf  beigegebener  Tafel  publiciertes  Vasenbild  des  brit- 
ischen Museums  mit  einem  schon  länger  bekannten  Vasenbilde  des 
Malers  Python.  Mit  Verwerfung  der  bisher  aufgestellten  Erklärung 
dieses  letzteren  Bildes  findet  Engelmann  aus  dessen  Darstellung  sich 
vielmehr  ergebend  den  (bedanken  an  eine  Scene,  in  der  Amphitryon, 
welcher,  aus  dem  Kriege  zurückgekehrt,  dem  Besuche  eines  Anderen 
bei  seiner  Gemahlin  auf  die  Spur  gekommen  ist,  sie  zur  Strafe  dafttr 
auf  einem  Scheiterhaufen  verbrennen  will,  als  auf  das  Hilfegebet  der 
Alkmene  Zeus  unter  blitzendem  Unwetter  mit  Regengüssen  die  Flam- 
men löscht.  Die  Vermuthung,  dass  ein  solcher  Vorgang  der  Alkmene 
desEuripides  entnommen  sei,  die  Herodotelsche  Schilderung  vom  Ver- 
löschen des  Scheiterhaufens  des  Eroisos  wiederum  zur  Einführung 
einer  solchen  Scene  in  jenes  Drama  den  Anlass  gegeben  hätte,  dass 
endlich  das  neu  publicierte  Vasenbild  des  brittischen  Museums  eine 
etwas  entstellende  Abkürzung  derselben  von  Python  ausführlicher 
gegebenen  Darstellung  sei,  Alles  das  ist  in  besonnenster  Weise  zur 
Prüfung  hingestellt  und  wird,  falls  es,  wie  ich  geneigt  bin  anzuneh- 
men, diese  Prüfung  besteht,  einen  nicht  gleichgiltigen  Punct  unserer 
Kenntniss  von  Dichtkunst  undBildnerei  zugleich  aufhellen,  —  H.Jor- 
dan liefert  eine  Foi-tsetzuug  früherer  eigener  Untersuchungen  über 
die  Darstellung  des  Genius  und  zwar  besonders  des  Genius  des  Baue* 


A,  Coiw«,  ü«berriebt  nsoer  Eneb«iaang*D  der  arcbMolog.  Littentoi.  S35 

berrn,  von  der  eigen tbOmt ich  lehrreiche  Beispiele  neuerlich  in  pom- 
pejaDiGcbeD  Wandmalemen  zuin  Vorschein  gekommen  Eiod.  Ebenso 
ist  es  eiQ  nea  entdeuktsE  pompejani^chen  WaDilgemälde,  welches  die 
sonst  voraagsweise  ausEerhalb  Italiens  in  römischen  Bildwerken  *or- 
bomnende  wahrscheinlich  von  Gailiea  aus  erst  der  rnmischeo  My- 
thologie zugefQhrte  und  auf  italienischen  Boden  verpflanzte  Gottio 
Bpona  teigt,  an  das  sich  Jordan's  Dnter!«achaageD  Ober  diese  Qestalt 
anknüpfen.  Ich  kaim  eine  Fruge  za  der  Exegese  dor  Bilder  nicht 
nnterdrQcken :  ist  anf  Tav.  B  rechts  im  SchifTe  wirklich  der  Genius 
n  erkennen?  ich  kann  nur  Fortuna  sehen.  —  Engelmann  bespricht 
«CS  in  Civita  Lsvinia  gefundene,  jetzt  in  der  Rotunde  das  Vaticans 
anfgeatellte  Statue  des  Kaisers  Clandius.  Wenn  sie,  wie  Engelmann 
fär  irahrBcheinlich  hält,  fher  zu  seinen  Lebzeiten,  als  später,  errich- 
tet sein  wird,  so  sind  die  im  Marmor  angegebenen  Augensterne  als 
gegen  einen  naoieutlicb  von  Stephani  aufgestellton  Canon  sprechend 
oder  ihm  »enig^tens  modificierend  bemerkeiiswerth.  —  Henzen  er- 
läutert uinon  etwa  dem  1.  Jahrhundert  nach  u.  Z.  angehßrigen  Grab- 
stein aus  dem  alteu  Suasa  in  der  heutigen  Pruvinz  Ancona.  Er  ge- 
bärt der  Inschrift  nach  zu  dem  Grabe  eines  sevir  Sex.  Titiaa  Primns. 
seiner  Cuncubine  Lucania,  der  tVei gelassenen  Titia  Chreste  und  der 
kleinen  Chloe  (delicium).  Deber  der  Inschrift  sind  die  Portraits  dieser 
Personen,  unten  auf  den  Stand  der  Verstorbenen  bezügliche,  seitwärts 
noch  andere  Bildwerke  angebracht,  für  welche  merkwürdige  Parallelen 
auch  auf  Steiermark JEC heu  Grabsteinen  vorhanilen  sind.  Bei  der  in  Vor- 
bereitung begriffenen  Fortsetzung  der  römischen  Bildwerke  einheimi- 
schen Fundortes  in  Oesteireich  werde  ich  hierauf  zurflckkommeu 
mfissen.  —  Trendelenburg  hat  unter  den  Zeichnungen  aus  dem  Be- 
sitze des  Pulviufl  üreinns,  welche  jetzt  in  der  Vaticana  sich  befinden, 
diejenigen  einer  eingehendsten  und  nun  in  ibreii  Ergebnissen  Jordan's 
frQhere  Arbeit  ergänzenden  Untersuchung  unterworfen,  welche  den  be- 
kannten im  capitolinisghen  Museum  bewahrten  Stadtplan  Bom's  dar- 
stellen. Diese  Zeichnungen  sind  fhr  diejenigen  Oiigiualstücke  des  Pla- 
nes, welche  bereits  im  lt>.  Jahrhundei't  verloren  gingen  ,  unsere  ein. 
zige  Qaelle.  Jordan  hat  bereits  festgestellt,  dass  die  Gopten,  durch 
welche  im  capitolinischun  Mn^euni  diese  verlornen  Originalstacke  er- 
setzt sind,  nicht  einmal  nach  den  vaticanischen  Zeichnungen  des  ür- 
sinuB,  sondern  nach  BuHoris  Fublication  angefertigt  wurden,  in  der 
sie  nur  in  der  Anordnung  theilwaise  und  zwar  nicht  znm  Schlechten 
etwoB  abweichen.  Trendelenbui-g  beschreibt  die  Zeichnungen  selbst 
genaoer  und  legt  dar,  dass  sie  für  Falvius  Ursinus,  doch  nur  als 
eine  Auswahl  ans  den  damals  vorhandenen  Origiualfragmenten  ge- 
macht seien,  dass  von  den  Fragmenten  dann  eine  Anzahl  verli>ren 
gieng,  ehe  noch  Bellori  seine  Edition  in  der  Ichnngraphia  veteris 
Bomae  machte,  Bellori  von  den  verlorenen  also  nur  die,  die  er  unter 
den  Zeichnungen  des  Ursinus  fand,  nai:h  diesen  geben  konnte,  da» 
aber  irieder  einzelne  binzafiigte,  die  nicht  fdr  Un>tuus  gezeichnet, 
wohl  aber  lu  Belloria  Zeit  noch  vurhanden  waren,  mich  dabei  aber 


8M  Ä.  Canset  Uebertticbt  neuer  ErscheinangeD  der  archaeelog^.  Lktefitiir. 

wiederum  nicht  mit  erschöpfender  Vollständigkeit  verfuhr.  Da  nun 
endlich  beim  Einsetzen  der  Fragmente  in  die  Wand  des  capitoiiniflehen 
Museums  noch  einmal  einzelne  Stücke  verloren  giengen,  so  ist  hier 
die  üeberlieferuug  derartig  bunt,  dass  ^nr  gesicherten  Benutzung  des 
Stadtplanes  fElr  die  Topographie  Bom's  solche  detaillierte  Untersu- 
chungen, wie  die  Jordan*s  und  nun  auch  Trendelenburg's  unerlässlicb 
waren.  —  Klfigmann  bespricht  einen  nur  allzulange  unpublidert  ge- 
bliebenen, jetzt  auf  Tav.  XXXVII  der  Monumenti  gestochenen,  gross- 
artigen Amazonentoi-so  im  Palazzo  Borghese  zu  Rom.  ElQgmann  sucht 
die  Stellung  der  Figur  als  einer  von  einem  Gegner  im  Kampfe  am 
Arme  fortgeschleiften ,  festzustellen,  analysiert  die  Formen  nament- 
lich auch  des  Gesichtes,  sucht  darnach  die  Entstehungszeit  zu  bestim- 
men und  entscheidet  sich  dabei,  wie  schon  Welcker,  aber  mit  gerin- 
gerer Begi'ündung,  angenommen  hatte,  ffir  die  Zeit  oder  Schule  des 
Skopas.  —  Trendelenburg  revidiert  bei  derPublication  einer  die  Aben- 
teuer des  Perseus  und  der  Andromeda  darstellenden  unteritalischen 
Vasenmalerei  die  übrigen  Darstellungen  dieses  in  den  Kunstwerken  erst 
ziemlich  spät  heiTortretenden  Mythos.  —  Gustav  Hirschfeld  hat 
durch  genaue  Beobachtung  und  Publication  eines  grossen  in  Athen 
gemachten  Vasenfundes  eine  von  mir  in  den  Sitzungsberichten  der 
kais.  Akademie  vom  Jahre  1870  niedergelegte  Untersuchung  mit 
neuen  gesichei-ten  Grundlagen  versehen  und  sich  dadurch ,  ich  hoffe 
nicht  nur  meinen,  Dank  verdient.  Ich  habe  nicht  gesäumt  in  einer 
zweiten  ebenfalls,  wie  die  erste  (2.)  zur  Geschichte  der  An- 
fänge griechischerKunst  betitelten  und  auch  in  den  Sitzungs- 
berichten der  kais.  Akademie  (1873)  gedruckten  Abhandlung  Hirsch- 
feld*s  Arbeit  zu  verwerthen.  Hirachfeld  stimmt  mit  mir  darin  flber- 
ein,  dass  er  mit  dem  Anslichttreten  einer  stilistisch  ganz  eigenthflm- 
lich  sich  von  den  bisher  als  ältest  angesehenen,  orientalisierenden 
Vasen  unterscheidenden  Glasse  bemalter  Thongefässe  einen  Einblick 
sich  eröffnen  sieht  in  eine  nunmehr  allerälteste  Periode  griechischer 
Kunstübung.  Wenn  es  bisher  zu  einer  rechtf  befriedigenden  Benen- 
nung des  diese  Kunstubung  beherrschenden  Stiles  nicht  gekommen 
ist,  so  trage  ich  hier  zu  meinen  früheren  Vorschlägen  nach,  diesen 
Stil  nach  seiner  iu  der  Technik  der  Weberei  und  getriebenen  Metall- 
arbeit liegenden  Hauptquelle  etwa  den  textil-empaestischen  Stil  la 
nennen,  um  so  wenig  wie  möglich  dem  jetzt  noch  kaum  endgültig  er- 
reichbaren Urtheile  über  seine  Ausdehnung  nach  Völkern  und  Ländern 
vorzugreifen.  Ich  will  damit  nichts  von  meinen  früheren  Ausführungen 
zurücknehmen,  vielmehr  eine  grössere  Ausdehnung  derselben  nur  aus- 
drücklicher offen  halten.  Hirschfeld's  Aufsätze  sind  sachkundige  Be- 
merkungen Graser's  über  die  auf  den  neugefundenen  athenischen 
Vasen  vorkommenden  Bilder  von  Schiffen  beigegeben.  —  Prachov 
hat  eine  kunstgeschichtlich  wichtige  alterthümliche  Statue  im  britti- 
schen  Museum  herausgegeben,  nachdem  schon  Brunn  in  den  Sitzungs- 
berichten der  k.  baier.  Ak.  der  Wiss.  philos.-hist  Gl.  1872,  8.  529  ft 
dieselbe  ausführlich  analysiert  und  noch  früher  ich  selbst  in  0er- 


ll^lMraicIit  uenvt  Erschainuiigeii  der  aTchneülog.  Litteratur.  (187 

hard's  archaeologiBcbom  ADzeiger  1864,  S.  164*  sie  kurz  zu  ubarak- 
terisieren  gebucht  hatten.  —  Prachov  hat  feroer  ein  viedenim  slili- 
stJBch  recht  bemerkenswerthes.  iazwischeu  nnu  auch  vcd  FrOhnur  edir- 
tee  Grabrelief  einer  gewissen  Phiüs,  Tochter  «inea  Kleomedes,  welches 
Hiller  auf  Thasos  fand  und  in  den  Louvre  brachte,  reröffeatlicht. 
Nor  darin  kann  ich  sieht  zustimmen,  daEB  die  Rolle  im  Kästchen 
eine  Schriftrolle,  Philis  alwo  als  heeonders  geistig  gebildet,  viel- 
leicht eine  Dichterin,  bez«ic1inet  sei.  F.s  ist  kern  Grund  hier  etwas 
aaderw  als  einen  Toilettegegenatand  zu  sehen.  —  Hir  selbst  hatte 
das  Inatitat  ein  Ohiuainer  Vasengemälde  cur  Besprechung  (Ibei'gehen, 
mit  Swnen  ans  der  Odyssee  dabei  namentlich  merkwürdig  neben 
Penelupe  ihr  Webstuhl.  Was  ich  bei  Erläuterung  dieses  Web- 
stohlea  nicht  evschOpft  oder  theilwi-ise  nicht  ganz  richtig  beban- 
delt habe,  verspricht  Ahrens  iu  einer  Arbeit  fiber  antike  Wehorei, 
mit  der  et  beschäftigt  ist,  za  ergänzen  und  zn  vorbesserD.  Der 
Webstnlü  braj-.ht«  mich  auf  eine  onieute  Besprechung  der  kuni- 
schen  oder  pyramidalen  Thongerätbe,  die  in  sn  grosser  Zahl  in 
den  griechischen  und  römischen  Ländern  gefunden  worden,  und  ich 
glaubte,  die  Annahme,  dass  sie  als  Wehegewichte  dienten,  durch 
das  Vaaenbild  und  auch  nach  anderer  Erwägnng  entsohieden  unter- 
stützen zu  mQsseQ.  Dabei  wurden  verwandte  PundstQcke  aas  SQd- 
tirol  zur  Mittheilung  gebracht.  Endlich  führte  mich  eine  Bevielon 
der  übrigen  Scenen  aus  der  Bilckkehrgeschichte  des  Odyssens  in  an- 
tiken Bildverkeu.  deren  Reihe  die  Chiusiner  Vase  bereichert,  auch 
auf  einen  Cameo  der  kais.  Sammlung  in  Wien  (Sacken  und  Kenner 
Kat.  S.  416,  n-  37),  dessen  bisherige  Deutungen  nicht  besteben 
können,  Ober  dessen  Ursprung  der  Zeit  nach  ich  aber  ebenfalls  zu 
sorgf&ttigEter  Prüfung  glaubte  auffordern  zu  mGssen.  — ßoulez  atellte 
sich  die  Echwierige  Aufgabe  der  Erläuterungen  eines  Oandelabers  aus 
Chiusi.  auf  dem  oben  eine  geflügelt«  und  in  der  linken  Hand  ein  Kind 
haltende  Athono  angebracht  ist.  —  Kekul^  erklärt  ein  Vasenbild 
dea  Hieron,  welches  die  Anssendung  des  Triptolomoe  daretellt,  In 
ihm  namentlich  merkwürdig  die  durch  beigegebene  Inschrift  benannte 
Figur  der  Eleusis.  —  Lignana  hält  In  ausfährlicher  Besprechung  eine 
angeblich  in  Paostum  gefundene  äilherschale  mit  aegyptischen  Dar- 
stellungen für  phönizische  Arbeit.  —  Uichaeüa  unterwirft  bei  Gele- 
genheit der  Puhlication  einer  zertrümmert  bei  den  Ausgrabungen  fon 
Primaporta  gefundenen  Mannorvase  mit  Relief,  in  welchem  schon  Brunn 
die  Baserei  des  Lykurgos  erkannte,  die  sämmtlichen  Darstellungen 
desselben  mythischen  Vorganges  einer  erneuten  Prüfung.  —  Oamar- 
rini  berichtet  über  die  Ausgrabung  einer  alten  Begräbnissatitte  bei 
Arezzo.  -  Matz  stellt  die  Bedeutung  einer  b^-malten  TrinkschaJe 
ans  Capua,  einer  Arbeit  voll  höchster  Originalität  und  ühermüthiger 
Komik  des  bekannten  Vasenmalers  Brygns,  in's  Licht  und  wendet 
sich  hierbei  gegen  einzelne  Aufstellungen  in  Brunn's,  von  uns  im 
vorigen  Jahrgänge  dieser  Zeitschrift  (S.  830  f.)  auch  nicht  ohne  Be- 
denken aufgenommenen  „Problemen  in  der  Geschichte  der  Vasenma 


8S8  A.  Canu,  üebanifibt  wwr  Enebeumag«!  der  MühMokg.  Litimtui. 

lera".  In  ähnlicher  Weise  hat  kflrzlich  aach  IGchaelis  bei  d«r  Pa- 
blicaüon  einer  Trinkschale  des  Vasenmalers  Doris  (archaeol.  Zeüimg 
1878,  8.  1  ff.)  polemisiert  nnd  ebenso  nberzengend,  wie  Matz.  Die 
Erkl&mng  der  dargestellten  Scenen  bildet  grosse  Schwierigkeiten; 
Satyrn  spielen  in  den  beiden  Anssenbildem  eine  Hauptrolle,  greifen 
das  einemal  die  hurtig  in  geflflgeltem  Laufe  enteilende  Iris  am  Al- 
täre und  in  Gegenwart  des  Dionysos  gewalth&tig  an,  werden  im  Gegen- 
bilde  Ton  Herakles  mit  Waffengewalt,  von  Hermes  mit  gfltlichem 
Zuspruchs  Ton  einem  Angriffe  auf  Hera  zurückgebracht.  Im  Anscbhisee 
an  Heibig  verweist  Matz  fftr  die  erstere  der  beiden  Scenen  auf  den 
ziemlich  verwandten  Vorgang  in  Aristophanes  Vögeln  (1196  ff.), 
glaubt  aber  die  eigentliche  Quelle  in  einem  Satyrdrama  suchen  zu 
müssen.  Die  Bedeutung  einer  solchen  Vasenmalerei  auch  för  die 
Litteraturgeschichte  ist  schon  hiemach  unverkennbar.  —  Brizio  be- 
schliesst  den  Annalenband  mit  einem  Aufsätze  aber  die  auf  zwei 
Monumententafeln  und  einer  kleineren  photographisch  publicirten, 
schon  um  ihren  Fundorts  am  Forum  Bomanum,  dann  um  der  Ansehn- 
lichkeit des  Monumentes  willen,  zu  dem  sie  gehörten,  endlich  nm  des 
für  die  Kenntniss  des  öffentlichen  Lebens  in  Bom,  wie  für  die  Topo- 
graphie des  Foimms  Aufschluss  versprechenden  bildlichen  Inhaltes 
willen  hochbedeutsamen,  im  September  1872  unweit  der  Phokas- 
s&ule,  aber  nicht  mehr  an  ihrem  ursprflnglichen  Platze  ansgegrabenen 
Beliefs.  Brizio  erkennt  unter  Beirath  Bosa's  die  auf  den  beiden 
Hanptreliefs  im  Hintergrunde  dargestellten  Baulichkeiten  als  eine 
Auswahl  der  das  nachdomitianische  Forum  umgebenden  (^ebftnde: 
einen  Jan  US  nördlich  in  ingressu  fori,  das  senaculum,  die 
basilica  Aemilia,  basilica  Julia,  Satums-  nnd  Concordia- 
tempel.  Auf  beiden  Beliefs  wiederholt  sich  ein  Feigenbaum,  die 
ficus  ruminalis,  und  davor  auf  einem  Postamente  die  Statue  eines 
Silens  mit  einem  Schlauche,  der  bekannte  Marsyas,  einerseits,  ander- 
seits ein  Snggestas  mit  Schiffsschnäbeln,  die  r  ostra.  Die  beiden  Vor- 
gänge, welche  so  jedenfallB,  sollte  sich  auch  in  Bezug  auf  die  einzelnen 
Gebäude  streiten  lassen,  als  auf  dem  Forum  spielend  deutlich  bezeich- 
net sind,  verlegt  Brizio  unter  die  Begierung  Hadrian's  und  sieht  auf 
dem  einen  Belief  den  Kaiser,  der  dem  Volke  eine  Spende  verkündet, 
auf  dem  anderen  einen  Act  kaiserlicher  Liberalität,  welcher  in  der  im 
Belief  allerdings  kaum  zu  verkennenden  Verbrennung  der  Schuldver> 
Schreibungen  seinen  Höhepunct  erreicht.  Dazu  kommen  als  Neben- 
darstellung die  drei  Opferthiere  der  Suovetaurilia.  Auf  dem 
einen  Belief,  welches  die  Verkündigung  der  Spende  darstellt,  bietet 
eine  mit  dargestellte  statuarische  Gruppe,  offenbar  der  thronende 
Kaiser,  vor  dem  eine  ein  Kind  darreichende  Frau  steht,  eine  auffal- 
lende üebereinstimmung  mit  dem  die  Alim[enta]  Ital[iae]  ver- 
herrlichenden Bevers  von  Münzen  Trajan*s  und  dieses,  auch  von 
Brizio  bemerkt,  ist,  directer  als  von  ihm  und  gewiss  richtig,  von  Ben- 
zen in  einem  Anftatze  über  dieselben  Beliefs  im  buHettino  delP  inet. 
1872,  8.  274  ff.  zur  Zeitbestimmong  nnd  Brkl&mng  der  Bitteft 


A.  Omtt.  üelwriiflht  nensr  Ergeh  ei  nun  gen  riet  «rohaflolöi?.  Litterstor.  98ffl 

DQtit,  indem  er  diesplben  als  Reste  Mnts  Denkmalea  aas  der  ersten 
Begieriings2eit  Trajan's,  ein  monumentales  Gegenbild  des  Panefryri- 
cus  des  jüngeren  Plinius,  ansieht,  ohne  darum  in  der  Benennung  der 
darges teilten  zwei  Hauptvoi  gAuge  erheblich  von  Brizio  abzuweichen. 

DerCompte-rendn  delacommissionarch^ologiquede 
St,  Pötersbourg.  welchen  ich  in  der  Uebersicht  den  Inatitutsschriften 
anzureihen  pllegte,  ist  seit  dem  Jahrgange  für  1Ö69  leider  noch  nicht 
weiter  erschienen.  Dafür  liegt  allerdings  eine  andere  änsserst  stattliche 
Publication  derselben  Commission  vor:  (3.)  Becueil  d'antiqait^s 
de  UScythie,  bis  jetzt  bis  zur  zweiten  Lieferung  (Petersburg  1873), 
deren  begleitender  Atlas  aber  theilweise  schon  froher  pablicirte  Bild- 
werke bringt.  Auch  nicht  ganz  neu  entdeckte,  aber  mit  ganz  neuer 
Anschanltchkeit  vor  Augen  geführte  StQcfce  bringen  zwei  ebenfalls 
in  Petersburg  erschienene  und  desshalb  so  wie  wegen  der  Gleichartig- 
keit in  mancher  Beziehung  mit  dem  Compte-reniln  hier  t.\i  erwähnende 
Prachtwerke:  (4.)  Die  Silbervase  von  Nikopol.  photogr.  n. 
herausg  von  C.  Bottger.  mitTeit  von  L.  Stephan i.  Peters- 
burg 1H73.  (5.)  Die  Alterthnmer  von  Kertsch  in  der  kais. 
Eremitage,  photogr,  von  C.  Röttger,  mit  Teit  von  L.  Ste- 
phani.  1   Lieferung  mit  8  Taf.  Petersburg  1873, 

Von  periodischen  Schriften  liegt  (6.)  die  Pariser  Revue 
arch^ologique  bereits  mit  dem  ganzen  Jahrgange  1873  vor.  Im- 
mer ist  es  nur  ein  Theil  der  Aufsätze ,  welcher  sich  auf  dem  Gebiete 
der  classischen  Archaeologie  bewegt,  darunter  aber  stets  eine  Anzahl 
von  Hitthcilungen  Qber  neue  Entdeckungen,  wie  z.  B.  im  Angusthofte 
Qber  die  Ansgrabungen  auf  Delos,  deren  Resultate  jedoch  ihrer  wahren 
Bedentung  nach  anders  zu  fassen  sein  dflrften.  Für  die  bei  Gelegen- 
heit des  Hirschfeld  scheu  Aufsatzes  über  aiteatgriechische  Vasen  vor- 
her knrz  erwähnten  Untersuchungen  über  die  Anfänge  der  griechischen 
und  italischen  Kunst  ist  ein  Aufsatz  von  Bertrand  im  Junihefte  über 
sogenannte  Bronzeeimer ,  wie  sie  n.  A,  auch  im  Hallstädter  Funde  ver- 
treten sind,  so  wie  ein  anderer  Aufsatz  aus  derselben  Feder  im  December- 
hefte  bemerk euswerth.  Die  (7.)  Berliner  archaeologische  Zei- 
tung ist  bis  zum  3  Hefte  des  sechsten  Bandes  erschienen  und  von 
ihrem  reichen  Inhalte  darf  hier  wot  ganz  besonders  die  nenerlich  in 
das  Berliner  Museum  Obej-gegaugene ,  von  Michaelis  erschöpfend  er- 
läuterte Schale  erwähnt  werden ,  auf  welcher  der  Vasenmaler  Dnris 
Scenen  des  attischen  8 chnl Unterrichts  ans  der  Zeit  etwa  des  pelopon- 
nesischen  Krieges  mit  grosser  Anschaulichkeit  dargestellt  bat.  Das 
(8.)  Neapler  Giornale  degli  scavi  di  Pompei  ist  bis  zur  19. 
Kammer  vorgerückt.  Ein  Wandgemälde  mit  dem  Palladinmranbe 
(Odyssens,  Diomedea.  Helene,  Aitbra,  Alle  inschriftlich  bezeichnet. 
vor  ihren  Angen  die  Priesterin  Theano  in  lebhafter  Aufregung  von  einer 
dienenden  Person  unterstützt)  ist  von  Sogliano  gut  erklSrt,  Vom  (9.) 
Bnllettinn  della  commission«  di  antichitä  e  belle  arti  in 
Sicilia  ist  zu  Palermo  in  diesem  Jahre  das  sechste  Heft  erschienen. 
Bs  enthält  einen  Aufsatz  von  Salines  Ober  die  woiblichen  Kopfe 


SM  A,  Canee,  Oebersicht  neuer  Erscheinungen  der  archaeolog.  Litteratar^ 

den  älteren  Münzen  von  Syrakns,  Aufsätze  von  Cavallari  über   alter-* 
tbümliche  Terracotten  aus  Megara  Hyblaea  und  über  die  Skulpturen  det 
selinuntiscben  Tempel,  der  letztere  Aufsatz  im  Anschlüsse  an  Benn- 
dorfs   bald  von  uns  zu  erwähnendes  Werk.  Den  Schluss  macht  ein 
Bericht  über  die  neuesten  Ausgrabungs-  und  Restaurationsarbeiten  an 
verschiedenen  sicilischen  Orten.  Das  (10.)  Bull  et  tino  della  com- 
missione  archeologica  municipale,  dessen  erstes  Heft  wir  im 
vergangenen  Jahre  begrüssten,  ist  mit  drei  weitern  Heften,  das  letzte 
vom  Mai- August  1873,  erschienen.  In  Athen  muss  die  (11.)  ^Eq)rjfi€Ql$ 
aQXCtioloymr^  weiter  erschienen  sein.    Mir  liegt  aber  nur  im  Separat- 
abdrucke aus  ihr  ein  Aufsatz  von  Mylonas  über   einen  auch   in  der 
Revue   archeologique   publicirten  Metallspiegel  aus  Korinth  vor,  des- 
sen gravierte  Zeichnung  einen  thronenden  von  einer  weiblichen  Figur 
begleiteten  Herrscher  mit  den  Beischriften  KoQivd^og  und  ^evTuig 
darstellt,  Korinth  und  seine  Tochterstadt.  Auch  vom  Bulletin  de 
r^cole  fr an9ai8ed' Äthanes  ist  seit  vergangenem  Jahre  Nichts 
in  meine  Hände  gekommen,  wol  aber   die  (12.)  /7^a)^rlxa  zfjs 
iv  li&^vaig  aQxaioXoyLx^g  ezatgiag  von  1873.  Sie  berich- 
ten namentlich  über  die  sehr    merkwürdigen  Funde   von   Mauern, 
durch  welche  die  Gegend  am  alten  Dipylon  einer  neuen  Aufklärung 
entgegenzugehen  scheint.  Topographisch  wichtik^  ist  der  dort  eben- 
falls und  zwar  noch  an  seinem  alten  Platze  stehend  gefundene  Grenz- 
stein des  Kerameikos.     Die  Fortsetzungen  der  Bonner  (13.;  Jahr- 
bücher des  Vereins  von  Alterthumsfreunden  im  Bhein- 
1  an  de  und  des  Züricher  (14.)  Anzeigers  für    schweizerische 
Alterthumskunde  interessieren  uns  besonders,  weil  das  in  ihnen 
gebrachte  Material  römischen  Grenzländern,   wie  diejenigen,   deren 
Erforschung  unsere  nächstliegende  Aufgabe  auch  in  Oesterreich  ist, 
entnommen  ist.  In  dieser  Ai*t  liegt  uns  auch  Manches  von  französi- 
schen   Provinzialpublicationen ,  von  deutschen  die  (15.)    Annalen 
des  Vereines  für  nassauische  Alterthumskunde  und  Ge- 
schichtsforschung nahe,  welche   in  diesem  Jahre  u.  A.  einen 
auch  separat  erschienenen  Aufsatz  über  römischen  Schmelzschmuck  von 
A.  V.  Gehäusen  brachten.  Ich  reihe  hieran  die  Erwähnung  der  Arbeit 
des  für  schweizerische  Alterthumskunde  sehr  verdienten  (16.)   Ferd. 
Keller,  archaeologische  Karte  der  Ostschweiz.    Zürich, 
1874.   Noch  mehr,    als  es  bisher  der  Fall  war,   haben  bei  uns  von 
jetzt  an  auch  die  (17.)  Mittheilungen  der  k.  k    Gentralcom- 
mission  für  Erforschung  und  Erhaltung  der  Kunst-  und 
historischen  Denkmale  geradezu  die  Aufgabe,   Aufsätze  ans 
diesem  Gebiete  zu  bringen.   Als  Beleg  dafür,  dass  es  auch  bisher 
bereits  gelegentlich  geschah,    führe  ich  aus  dem  Jahrgjinge  1873 
Sackens  Mittheilungen  römischer  Funde  in  Kärnten  und  zu  Petronell 
(Carnuntum)  an.    Die  auf  Seite  27  abgebildete  Herme  erschien  mir 
vor   dem   Originale   männlich.    Zum   Schlüsse   dieser   periodischen 
Publicationen  begrüsse  ich  als,  um  nach  dem  ersttn  Beginne  hofTnnngB« 
reich  zu  urtbeilen,  sehr  werthvoll  die  (18.)   Monuments  inädita 


A.  Conge.  Uebersicht  ncner  Ereclieinungan  der  arcUaealog.  I.ittpratur.  841 

publica  par  laBaociiitiuii  pour  reitco.uragemeiit  das  litudes 
grocques  ea  France.  Eine  neue  Trinksciiale  tou  Eapbrouios  bildet 
den  Iiihult  des  ersten  Ueftee. 

Von  katalogisiereadeD  Arbeiten  liegt  mir  aus  diesem  Jahre  riiii- 
{19.}  der  Katalog  der  Wuerlitzer  Antiken  von  Hosacus 
(Dessau  1873)  vor,  ein  daiikeuswerther  erneuter  Hinweis  aaf  eine 
ihrer  Art  nach  etwa  den  PjivatBaminlutigeii  auf  eagtisclien  Landsitzen 
zu  Tergleichendo  Sammlung,  Sie  ist  von  dem  mit  Winokelmann  be- 
frenndeten  Herzog  Franz  von  Auhalt  zusauiuiengebracht,  worüber 
Husaeus  n&here  Auskunft  giebt. 

Von  grßsaeren.  nach  und  uaoli  in  der  l'ublication  fortschrei- 
tenden Werken  sind  ausser  den  bereit»  genannten  Peteraliurgem 
namentlich  frauxüsi.sche  aui^uf Uhren,  von  denen  (2Ü.)  Lebas-Wad- 
dingtüus  voyage  archeologique  in  diesem  Jahre  meinem  Wis- 
sena  allerdings  keinen  Fortschritt  gemacht  hat,  (21.)  Heuzey's  und 
Daumet's  mission  archeologique  de  Macedoiue  hoffentlich 
bald  durrb  ihren  Abschlutis  Anluss  zum  Berichte  an  dieser  Stelle 
geben  wird;  das  Gleiche  ist  von  (22.)  FrOhnerG  grosser  Fubli- 
cation  der  TrajanEsänle  zu  hoffen.  Die  (23.)  Musees  de  France 
desselben  Autors  sind  bis  zur  10.  Lieferung  fortgeschritten  und 
bieten  eine  mit  sichtbarem  Bestreben  nach  |iik;tntur  Abwechselung 
zusammengestellte  Reihe  der  verschiedenartigsten  antiken  Knustwerke 
anch  in  ebenso  mannigfaltiger  Technik  zur  Darstellung  gebracht  und 
immer  gelehrt  und  lehrreich  bebiirochen.  Koch  luiuri^sor,  dabei  bis 
jetzt  ohne  Teit  und  sogar  ohne  Numerirang  der  Tafeln,  die  aber 
wenigstens  eine  erklärende  Unterschrift  tragen ,  ist  ausgestattet  (24.) 
das  in  Paris  erscheioendeWerk  vonÄngusteSalzmaun  necropole 
de  Cameiros,  von  dem  ich  die  T.  Lieferung  einsehen  konnte.  Die 
Fondstücke  der  vom  Heransgäbor  in  der  Nekropole  der  alten  rhodi- 
sehen  Stadt  angestellten  Untersuchungen  sind  durch  Aufstellung  in 
Öffentlichen  Sammlungen  schon  länger  bekannt.  Zwei  schon  von 
aadei-er  Seite  veröffentlichten  begegnen  wir  hier  gei-n  noch  einmal, 
d6in  heri'Iichen  Peleus-  und  Thstisvueenbilde  und  der  alterthllmlicheu 
Hektor-  und  Henelaussoeue,  ausserdem  manchem  merkwürdigen  Stücke, 
aber,  wie  gesagt,  mit  einer  mehrfach  ganz  unvorhältnissmässig  kost- 
baren Ausstattung.  Es  soll  doch  bierin  ein  gewisses  dem  Wertbe  der 
Gegenstände  entsprechendes  Mass  gehalten  werden.  Es  ist  endlich 
in  diesen  Uebersichten  ein  grosses  spanisches  Werk  von  uns  noch 
nicht  erwähnt,  das  jetzt  bereits  im  ersten  Bande  abgeschlossen,  im 
zweiten  bis  zur  Hi.  Lieferung  gekommen  ist,  (25.)  Huseo  espaQol 
de  Antigüedades  unter  der  Bedaction  des  Don  Juan  de  Dios 
de  1u  Itada;  Delgado.  Hier  ist  alles  Mögliche  meistens  aus  spani- 
schen Sammlungen  vereinigt;  neben  einander  stehen  in  bunter  Reihe 
China  und  Neuseeland.  Mittelalter  nnd  Römisches,  Griechisches, 
MaüriBchvB,  Aegfptisches  u.  s,  w.  sogar  bis  zur  gänzlichen  Qrens- 
Qberscbreitung  in  miisikaliacheu  Welsen  der  Indianer;  hier  eine  neue 
farbige  Abbildung  der  Aristioustole,  da  eine  Madonna  von  den  della 


HU  A.  Ccmte,  üaberri^t  iwn^r  Eneheiiraogen  der  Mriitartof,  Litfmtn. 

Bobbias.  Gewiss  ist  Manches  anter  den  Antiken  fttr  ans  sehr  beach- 
tenswertb ,  namentlich  Sarkophagreliefs  and  Mosaiken  des  rOmiBchei 
SjMtniens.  Das  ganze  Werk  zeigt  aber  dock,  wie  man  sich  in  den  ftr 
seine  Heransgabe  bestimmenden  Kreisen  nicht  recht  ftber  den  Stand- 
panct  erhoben  hat,  wo  alle  diese  höchst  Terschiedemuriigen  Weika 
wesentlich  abs  Cnriosit&ten  erscheinen,  wo  die  Beschiflrgnng  mit 
ihnen  eine  blosse  Liebhaberei  ist 

Ton  deutschen  Arbeiten  reiht  sich  hier  tot  Allem  (26.)  Orer- 
beck's  griechische  Knnstmjthologie  an,  deren  dritter  Band 
nebst  Taf.  6  — 10  des  Atlas  im  Jahre  1873  aasgegeben  ist  Die  Taftfai 
bleiben ,  wenn  wir  ans  nan  einmal  in  das  Format  schicken  müssen, 
nach  Möglichkeit  trefflich,  wie  sie  begonnen  warden.  Oegen  dmi  laot 
gewordenen  Vorwarf  der  Benfltzang  ron  Photographien  mit  all  ihien 
nnTermeidlicben  Mängeln  als  Grundlagen  far  die  Herausgabe  plasti- 
scher Werke ,  den  man  allerdings  einer  hentzntage  leicht  beliebten 
üeberscbatzang  der  Verwendbarkeit  der  Photographie  f&r  archaeolo- 
gische  Abbildangen  gegenüber  zu  machen  ÜEist  Yerpflielitet  ist,  hat 
sich  Oyerbeck  im  Vorworte  des  zweiten  Bandes  mit  dem  Hinweise  auf 
den  bei  einem  so  g^rossen  Werke  eintretenden  Nothfall  g^nfigend  Ter» 
theidigt.  Vom  Inhalte  des  neuen  Textbandes,  welcher  der  Hera  ge- 
widmet ist,  hebe  ich  als  besonders  f5rdemd  und  meiner  Ansieht  nach 
in  wesentlichen  Puncten  gegenüber  den  bisher  in  der  Litteratnr  Ter- 
tretenen  Ansichten  das  Richtige  treffend  das  zweite  Capitel  mit  der 
üeberschrift:  „Wer  schuf  das  Idealbild  der  Hera?*  heraus,  nament- 
lich die  Partie,  welche  sich  mit  der  Hera  Polyklet*s  beschäftigt. 

In  erster  Lieferung  eines  grösser  angelegten  Werkes  liegen 
vor  (27.)  Rudolph  6aedechen*s  unedirte  antike  Bild- 
werke. Jena  1873.  Es  sind  Reisefrflchte  aus  Italien  und  Griechen- 
land. Im  Ganzen  werden  6  Hefte  mit  zusammen  25  Tafeln  Ter- 
sprochen.  Das  zweite  Heft  soll  Skulpturen  des  im  Piraeus  erst  in 
den  letzten  Jahren  gegründeten  und  wie  es  auf  einem  antiquarisch  so 
reichen  Boden  nicht  anders  sein  kann,  rasch  bedeutend  angewachsenen 
Museums  bringen;  dasselbe  wird  in  seinen  Bildwerken  damit  zuerst 
wissenschaftlich  nutzbar  gemacht  werden. Für dasdritte  Heft  sindStnc- 
coreliefs  aus  Herculanum  und  Pompeji ,  f&r  das  vierte  Monumente  auB 
athenischen  Sammlungen ,  för  das  fönflie  pompejanisehe  Fresken ,  ftr 
das  sechste  yerschiedene  Bronzen  und  Terracutten  bestimmt.  Das 
vorliegende  erste  Heft  enthält  auch  bereits  pompejanisehe  Gemälde 
und  dem  Gegenstande  nach  mit  ihnen  zusammengehörige  Bildwerke: 
Darstellungen  der  Europa-  und  Theophanesage.  Ausgehend  von  zwei 
abgebildeten  kleinen  Gemälden  (Heibig  n.  124.  1255.)  gelingt  es 
dem  Verfasser ,  welchem  nach  Jahn's  durchgeführter  Arbeit  för  die 
Europabildwerke  nur  wenige  Einzelheiten  zu  erwägen  bleiben ,  der 
etwas  abgelegeneren  Theophanesage  einige  Darstellungen  zuzu- 
weisen ,  bei  welchen  bisher  an  die  Phrizossage  oder  an  Aphrodite- 
bilder gedacht  war.  Er  liefert  damit  den  Beweis ,  dass  Ovids  Rin- 
reihnng  der  Verfähmng  der  Bisaltischen  Maid  durch  Poseidon  in 


L  Ootuc,  Udtwnicbt  neuer  Erecheinungeo  dor  arctiaeolog.  LiUtiratur.  849 

Widdergestalt  unter  die  Bilder  im  Oewebe  der  Arachne  tMetam.  VI. 
117)  nicht  eine  blosse  Verwerthiiog  litterarisch-mytholo^isi'ber  Ge- 
lehrsamkeit ist. 

Zwei  stattliche  MoseiiiDspiiblicattonen  verdanhen  wir  den  Direc- 
tioneo  des  brittischen  Museujns  und  dee  k.  k.  lAüia-  und  Antilien- 
cabinetB  za  Wien.  Beide  liaben  die  Photographie  als  Mitt«!  der  Dar- 
stelluog  gewälüt.  Die  Huesere  Einrichtuni;  beider  PublicaCiuneii  ist 
einigerraasBeD  verscbieiteo.  Das  brittieche  Huseuts  bietet  aus  seinen 
reichen  Schätzen  im  Ganze»  gegen  tausend  Nummern,  vnn  denen  I  It) 
allerdingB  ganz  ausserhalb  des  Bereidies  der  claasiscben  Archaeolui^ie 
liegen,  andre  157  eine  praebiatoriHche  und  ethnographiuohe  Serie 
bilden,  deren  BerQcksichtigung  sich  die  Arcbaeologie  dach  nur  zu 
ihrem  Schaden  entziehen  würde.  Uer  Rest  ist  aus  einer  ägyptischen 
Serie  mit  IIa  Nummern,  einer  assyrischen  mit  24ii,  einer  griechisc  heu, 
etruskischen ,  römischen  und  britannischeu  Serie  mit  185,  11,  ttü 
und  21  Nummern  gebildet.  Diese  Blätter  sind  im  Ganzen,  aber  auch, 
was  für  Lebrapparate  namentlich  sehr  werthvoü  ist,  einzeln  im 
Bncbhandel  zu  beziehen.  Begleitet  ist  die  ganze  Publication  von 
einem  Kataloge,  dessen  einzelne  Theile  von  A.  W.  Franks,  S.  Biroh, 
Geo.  Smith  und  Waltor  de  Gray  Birch  aammt  einer  Einleitung  von 
Ch,  Harrison  gearbeitet  sind  und  somit  bei  aller  Kürze  einen  wissen - 
BChaftlichen  Wertb  beauspruchon.  Der  Titel  lautet;  (28.)  C'ata- 
logue  of  a  seriea  of  Pbotographs  iby  S.  Thompson)  froiu 
tbe  collections  in  the  British  Museum.  London,  Vf.  A. 
Uansell  and  Cu.  Als  ein  geschlossenes  Werk,  in  dem  ein  ganz 
anderes  Gewicht  auf  den  Teit  gelegt  ist,  ist  die  Wiener  Publicatiou 
gehalten:  (29.)  Ed.  Freiherr  von  Sacken  die  antiken  Sculp- 
tnren  des  fc.  k.  Münz-  und  A.ntiken-CabineteB  in  Wien. 
Mit  36  photogr.  Tafeln  und  16  Abb.  im  Teile.  Mit  ünter- 
stDttuug  der  kais.  Ak.  der  Wiss.  Wien  187».  Dass  der  Sculp- 
turenbesitz  der  kais.  Sammlung ,  i>bwol  im  Vergleiche  zu  dum 
anderer  grosser  Museen  kein  bedeutender,  dennoch  manches  Merk- 
würdige und  Lehrreiche  enthält,  spricht  der  Uerausgeber  mit  Hecht 
aas.  Ee  war  natürlich,  dass  früher  bei  der  Poblicatinn  des  kaiserlichen 
Antikenbesitzes  mit  den  Gemmen,  den  Gold-  und  Kilberar  bei  ton,  den 
Kronzen  begonnen  wurde,  es  ist  aber  recht,  dass  die  Harmorwerke 
nachfolgen,  (ilejch  die  ersten  drei  Tafeln  bieten  zwei  wirklich  be- 
deutende und.  wenn  auch  längst  wolbekannte,  doch  so  gut,  wie  dieses 
Mal  geschieht ,  noch  utcht  vcrOfTentlichte  Scnipturen,  die  Amazone, 
in  deren  Ergftnzuog  sich  Sacken  an  ScbOne  und  Overbeck  ansrhliesst, 
und  den  griechischen  Sarkophag  mit  Amazonen  kämpfen.  Auch  dur 
gewiss  richtig  ßr  attiacli  gehaltene  Gi-abstein  auf  Tafel  IV.  der  im 
Texte  abgebildete  Smyrnaeische,  zu  welchem  analoge  Exemplare  in 
andern  Sammlungen  sich  finden,  haben  einen  Werth  in  der  Beihe  ihi-er 
Denkmälerdasse.  Die  restaurierte  Euterpe,  zu  der  eine  Replik  in  der 
Sammlung  zu  Wiltonhouse  in  England  sich  befindet . 
Taf.  V,  1  gegebene  nud  der  Zeit  nach  gewiss  richtig   bestitf 

ZtIMCkrin f. U. ««Kir.  0)aiii.  I«II.  XI.  a*fl. 


itig    bestitf  ^^^_J 

:1J[ 


844  Ä.  Omte,  üebenicht  neaer  EnchomiigeB  der  ichmeolog,  LlOnlar 

weibliche  Kopf  haben  grosse  fonnelie  Vondge;  stiiiBliflch  intenssuit 
sind  wenigstens  die  Arbeiten  hadrianiscber  Zeh,  wie  der  Erosiono 
auf  Taf.  VI ,  der  Apullo  auf  dem  Omphalos  aaf  Taf.  XYIII,  1  imd 
Anderes.   Von  gegenständlichem  Interesse  ist  der  Priapos  auf  Tat 
XI,  dessen  Kopf  indessen  kanm  zugehörig  sein  dürfte,  and  der  Herakks 
mit  Telephos  anf  S.  45,  Fig.  13,  die  beide  von  0.  Jahn  in  den  diese 
beiden  Typen  behandelnden  Untersuchungen  im  ZusammeDhange  ge- 
würdigt sind.  Als  einen  wichtigen  Bestand  der  Sammlung'  bexeicbnet 
der  Herausgeber  mit  Recht  die  Reihe  römischer  Portraits,  bei  denen 
man  desshalb  in  der  Publication  gern  auch  noch  Profilansichten  sehen 
würde,  während  die  phjäionomischen  Bemerkungen  über  solche  Kopie. 
wenn  sie,  wie  meistens,  unbekannte  Personen  darstellen,  doch  in  derBegd 
nur  eine  snbjectiye  Geltung  haben  köunen.  Ein  eigenthflmlich  interes- 
santes kleines  Relief  ist  das  auf  S.  63,  Fig  15  mitgetheilte,  das  gegen 
einen  vielleicht  aufsteigenden  Verdacht  moderner  Entstehung  Analogien 
in  pompejaoischen  Wandmalereien  ( Heibig  n.  1548  ff.)  einigermassen 
schätzen   kOnneu,  dem  zu  allemächst  aber  ein  Relief  in   der  kais. 
Eremitage  zu  Petersburg  steht  (Kat.  n.  335.  Stephani  im  Compte- 
rendu  de  la  comm.  arch.  de  St.  Petersb.  1863,  S.  44).  Es  sind  sogar 
dieselben  Thiere,  eine  Eule,  ein  Reiher  und  zwei  gansähnliche  Yögel, 
die  das  eine  Mal  um  einen  Adlerkopf  versammelt  sind,  das  andere  Mal 
sich  von  zwei  Heuschrecken  in  einem  Schiffe  ziehen  lassen ;  beide  Male 
spielt  die  Eule  eine  ähnliche  und  im  Allgemeinen  wol  verständliche 
Rolle  bei  dem  Vorgange,  dessen  Sinne  man  freilich  erst  noch  näher 
zu  kommen  wünschen  muss.    Die  grosso  kyprische  Statue  anf  Taf 
XXXV  fühi-t  mich  auf  eine  Arbeit,  welche  ich  ihrer  reichen  bildlichen 
Beigaben  wegen  lieber  an  dieser  Stelle,   als  nnter  den  Katalogen 
einieihe.    (30.)   Die   Sammlung   Oesnola  beschrieben   Ton 
Job.  Dooll.  Petersburg  1873.   (Aus  den  M^m.  de  l'ac.  imp.  des 
sciences  de  St.  Petersbourg  VII.  Serie.  Tome  XIX,  n.  4.)  Die  tausende 
von  Fundstncken .  welche  der  amerikanische  Consul  in  Lamaka  aof 
Cyperii,  General  di  Cesnola,  in  lange  fortgesetzten  Ausgrabungen  an*s 
Licht  gebracht  hat,  waren  der  kais.  Eremitage  zum  Kaufe  angeboten  und 
um  genauere  Kenntniss  der  Objecto  zu  nehmen,  reiste  Doell,  den  wir 
damals  in  Wien  begrüssen  durften,  an  Ort  und  Stelle.  Wenn  der  Ankauf 
auch  nicht  zustande  gekommen  ist,  die  Sammlung  vielmehr  eine  Wan- 
derung angetreten  hat,  die  für  unsere  Benützung  wenigstens  unbequemer 
ist,  als  die  nach  Petersburg,  so  istDoeU's  Reise  keineswegs  umsonst  ge- 
wesen. Der  Katalog  d«^r  7919  Gegenstände  enthält  gegenwärtig  den 
reichsten  Theil  der,  der  Archaeologio  mancherlei  Probleme  bietenden 
kyprischon  Sculpturen  und  Gefässo,  von  denen  nur  kleinere  Abtheilungen 
bisher  publiciert  oder  sonst  litterarisch  bearbeitet  wurden.  Die  Peters- 
burger Akademie  hat  in  der  That  etwas  sehr  Nützliches  getban,  indem 
sie  den  DoelKschen  Katalog  unter  Beigabe  von  269  Abbildungen  zum 
Drucke  brachte.  Je  eigenartiger  und  unter  einander  gleichartiger  die 
kyprischon  Kunstwerke  (sit  venia  verbo)  sind,  desto  mehr  ist  eine 
Arbeit,  wie  die  Doeirs.  geeignet,  einstweilen  die  ganze  Classe  dieser 


Ä.  Conze^  Uebersicht  neuer  Erscheinungen  der  arcbaeolog.  Litteratur.  845 

kyprischen  Fabricate  mit  ihrer  Mischung  vou  assyrischen,  ägyptischen, 
altgriechischen  Form-  und  Vorstellungselementen  als  litterarisches 
Hilfsmittel  zu  vei-treteu.  Auf  die  mancherlei  bei  aller  Uniformität 
doch  oft  wieder  sehr  individuell  eigenthümlichen  Einzelheiten  der 
Bildwerke  so  wenig ,  wie  auf  ihren  Gesammtcharakter  hier  eingehen 
zu  können,  muss  ich  förmlich  bedauern. 

Nunmehl*  fordern  vier  Bücher,  welche  das  Resultat  langjähriger 
Studien  sind,  ihre  Würdigung.  Bei  dem  ersten  könnte  ich  zweifelhaft 
sein ,  ob  ich  schon  im  Augenblicke ,  da  es  eben  mir  zugeht ,  im  Stande 
sei  Rechenschaft  Über  dasselbe  zu  geben.    Doch  kann  ich  mir  schwer 
die  Freude  versagen,  ziemlich  zuei-st  von  dem  von  treuer  und  kundiger 
Hand  vollbrachten  Abschlüsse  einer  der  reichhaltigsten,   vom  Ver- 
fasser unvollendet  hinter! assenen  Arbeiten  0.  Jahn's  Nachricht  zu 
geben.  Das  Thema  liegt  so  recht  auf  dem  Gebiete,  auf  welchem  Jahn's 
Manchem  von  uns  Andern  unerreichbare,  aber  doch  immer  wieder  als 
das  allein  Musterhafte  hinzustellende,  gleichmässige  Beherrschung  des 
litterarischen  und  bildkünstlerischen  Materials  der  Philologie,   sein 
Zuhausesein  bei  der  Philologie  im  engeren  Sinne  und  bei  der  ge- 
wöhnlich sogenannten  Archaeologie  die  unerlässlicho  Bedingung  des 
Gelingens  ist.  Es  ist  geradezu  zugleich  ein  litteratur-  und  ein  kunst- 
geschichtliches Thema.   Ermesse  ich  nach  meiner  persönlichen  Art 
mehr  den  der  kunstgeschichtlichen,  kunstexegetischen  Seite  zufallenden 
Gewinn  auch  wieder  dieser  Arbeit  Jahn's,  so  glaube  ich  doch  auch 
einigermassen  zu  sehen,  was  nach  der  andern  Seite  gefördert  wird, 
wo  man  in  diesem  Falle  einmal  wieder  recht  deutlich  ohne  die  Herbei- 
ziehung der  bildlichen  Ueberreste  nur  „mit  einem  Auge  sehen"  würde. 
Das  Werk  ist   betitelt:    (31.)  Griechische  Bilderchroniken, 
bearbeitet  von  Otto  Jahn,  aus  dem   Nachlasse  des  Ver- 
fassers herausgegeben  und  beendigt  von  Adolf  Michae- 
lis. Bonn  1873.  Für  den  Titel,  der  zunächst  Manchem  ein  Räthsel 
aufgeben  wird,  wäre  es  schwer  gewesen  eine  treffendere  und  doch 
nicht  allzu  umständliclie  Fassung  zu  finden.    Es  ist,  wie  Michaelis 
es  mit  Jahn's  Worten  gibt,  die  Kunst  im  Dienste  der  grammatischen 
Beschäftigung  mit  den  Dichtern,  aus  der  diese  „Bilderchronikon" 
hervorgiengen.    Dergleichen  bekannteste  sind  die  tabulae  iliacae.    Es 
gab,  so  hat  Jahn  selbst  noch  den  leitenden  Gedanken  angodeutet, 
indem  er  d)irch  die  letzte  Sorge,  welche  er  dieser  Arbeit,  einer  lange 
gepflegten,  zuwandte,  das  Gewicht,  welches  er  auf  sie  legte,  bemerken 
U^s,  es  gab  grammatische  Compendien  der  Mythologie,  der  epischen 
Stoffe  namentlich;  diese  wurden  illustriert  und  erschienen  so  als  Vor- 
läufer der  mittelsüterlichen  Miniaturhandschrifteu.  Derartige  Illustra- 
tionen wurden  auch  in  kleiner  Plastik  hergestellt  und  so  sind  uns 
ihre  Ueberreste  bewahrt ,  deren  einzelne  zeigen,  dass  sie  auch  über 
jenen  Kreis  der  epischen  Mythologie  hinaus  in  Anwendung  kamen 
Namentlich  nimmt  das  litterarhistorische  Interesse,  das  Interesse  f 
die  Persönlichkeiten  der  Dichter  diese  Production  ebenfalls  in  ih 
Dienst  und  ein  wenigstens  verwandtes  Bildwerk  ist' die  Tafel  mit 

.       57* 


840  A.  Gange,  Uebersicht  aeuer  firocheinongeo  der  archaeolog.  Litteniur. 

sogenannten  Apotheose  Homer's  von  Archelaos  von  Priene.  Eine  be- 
sondere Einwirkang  schrieb  aber  Jahn  noch  denjenigen  illnstrirteu 
Compendien  zu ,  welche  auf  Grund  der  Tragödien-^o^^aeig  Yßrsudit 
wurden ,  indem  er  diese  als  die  Fundgruben  der  Sarkophagarbeiter 
ansah.  Diese  letztere ,  schon  längst  auf  dem  Wege  mündlicher  Mit- 
theilung Gemeingut  gewordene  Annahme  ist  in  dieser  Arbeit  Aber 
die  ^ Bilderchroniken ""  nicht  weiter  verfolgt;  wir  dürfen  ihre  Yer- 
werthung,  Prüfung  oder  Beschränkung  zunächst  von  einem  Lieblings- 
schüler Jahn's,  Prof.  Matz,  bei  dessen  von  der  Berliner  Akademie  ihm 
übeiliagenen  Bearbeitung  und  Publication  derSammlung  aller  rOmischen 
Sarkophagreliefe  erwarten.  In  der  Widmungszuschrift  des  Werkes  an 
Schömann  gibt  Michaelis  über  den  Stand  der  Arbeit,  wie  sie  von  Jahn 
unvollendet  hinterlassen  war,  und  über  seinen  eigenen  Antheil  an  der- 
selben Auskunft;  derselbe  ist  so  ansehnlich,  dass,  ausser  einer  durch 
neue  bessere  Hilfsmittel  nothwendig  gewordenen  üeberarbeitang,  so  gat 
wie  völlig  neu  von  Michaelis  hinzugefügt  ziemlich  die  Hälfte  des  ganzen 
Buches  ist;  hierbei  wäre  gewiss  Niemand,  so  wie  Michaelis  in  seinem 
engen  persönlichen  Zusammenhange  mit  Jahn,  im  Stande  gewesen  den 
Intentionen  des  Verstorbenen  gemäss  zu  vei'fahren.  Als  solche  nicht 
bezeichnete  Aenderungen  hat  Michaelis  in  Jahn's  Texte  namentlich  da 
machen  müssen ,  wo  die  vortreffliche  von  Jahn  noch  gesehene,  aber 
nicht  mehr  benutzte  neue  Zeichnung  der  kapitolinischen  Tabula  iliaca 
(Taf.  1*),  welche  Vieles  ganz  anders  zu  erkennen  gibt,  als  bisher 
möglich  war,  dazu  nöthigte.  Wie  bei  dieser  kapitolinischen  Tafel  ist 
auch  bei  den  übrigen  Stücken  durch  mehrere  Helfer  bei  der  Arbeit 
möglichste  kritische  Sicherung  der  Unterlage  der  ganzen  Untersuchung 
erreicht.  Die  üebersicht  der  Quellen ,  die  Erklärung  der  Bildwerke 
rührt  von  Jahn  her,  Michaelis  hat  die  Inschriften  der  Relieftafeln 
selbst  behandelt  und  endlich  die  sonst  noch  erhaltenen  Beste  einer 
den  Relieftafeln  verwandten  Excerpten-  uüd  Hypothesenlitteratur  hin- 
zugefügt. Es  ist  damit  das  jenen  Relieftafeln  einst  zugehörige  Text- 
buch, wenn  auch  nicht  in  der  ursprünglichen  eigenen  Gestalt,  so  doch 
in  einer  der  Hauptsache  nach  entsprechenden  Parallelversion  nach- 
gewiesen. 

Wie  in  diesem  Buche  über  die  Büderchi-oniken  Jahn's  Wirk- 
samkeit bis  über  das  Grab  hinausreichend  unmittelbarst  vor  uns  liegt, 
so  sehen  wir  in  den  folgenden  drei  grösseren  Werken  die  auf  archaeo- 
logischem  Gebiete  an  Jahn  anknüpfende  Arbeit  einer  folgenden  Ge- 
neration in  erfreulicher  Regsamkeit.  Alle  drei  Verfasser  gehören  der 
Bonner  Schule  aus  Jahn*s  und  RitschPs  Zeit  an. 

(32.)  Otto  Benndorf  die  Metopen  von  Selinunt.  Mit 
Untersuchungen  über  die  Geschichte,  die  Topographie 
und  die  Tempel  von  Selinunt.  Berlin  1873.  Es  sind  viel- 
genannte, aber  in  der  That  wenig  genauer  gekannte,  dabei  für  die 
Geschichte  der  griechischen  Kaust  höchst  wichtige  Sculptnren,  welche 
den  Mittelpunct  der  Benndorfschen  Untersuchung  bilden.  In  der 
vorausgeschickten  kurzen  Schilderung  des  Bodens,  auf  dem  Selinus 


Ä.  CoHMf,  ü^btTBiplit  ncijor  Erscljoinmi^Pii  iler  ftrcli.volog.  Litkritar.  847 

crnichs,  der  Rninon,  in  deiipii  es  hput.«  daliegl.  gibt  Eich  eine  leben- 
dige Vorstellnngen  triFeckende  Wärnie  der  DarsteUang  zu  erkennen. 
die  nur  eigener  Anschauung,  auf  der  Benndorf'a  Arbeit  in  ihrem  Be- 
ginne beraht ,  eqMammen  kann.  Das  da  gleichsam  sichtbar  vor 
unsere  Angen  gestellte  ßäthsol  wird  dann  zu  denten  gesucht;  «b  ge- 
schieht in  einem  vortrefflich  KUBammengedrängten  Deberblicke  der 
Ooschichte  der  Stadt.  Nach  einem  Berichte  ßbei  die  vorangegange- 
nen Unteren chiin gen  gebt  B.  auf  die  Tempel  in  ihrer  Geeammtgestalt 
ein,  deren  Bigenthümlichlteit  im  Grundrisse  zur  besonderen  Dentnng 
der  Begtimmang  der  oinnolnen  Bänmlichkqiten  anffardert.  Von  den 
drei  Bäumen,  die  z.  B.  am  Partbencn  als  Fronaos,  eigentlicher  Tem- 
pelrauTS  und  Opiethodomos  als  Schatihaus  aufeinander  folgen,  erklärt 
Benndorf  in  Selinus  rielmehr  den  mittleren  fiir  das  SchatzhauE,  för 
eine  inr  Anfbewahning  kostbarer  ßeräthe  wenigstens  bestimmte  Cella, 
während  or  den  Endraum  als  eigentliches  Haaptheiligthnm  ansieht. 
Die  anffallendo  Länge  der  Tempel  hängt  beim  Bestreben  gross  la 
banen  mit  der  ünmi^glichkeit  der  üeberdeckung  wegen  breit  zn  bauen 
zusammen.  Weiter  folgt  die  ErQrternng  der  wahrscheinlichen  Bau- 
zeit der  einzeben  Tempel,  welche  in  ihrer  Oesammtheit  zwischen  628 
und  409  V.  Chr.  fallen.  Dann  werden  die  nenerlich  gewonnenen  An- 
haltspuncte  für  Benennung  einzelner  der  Tempel  besprochen,  welche 
froher  mit  ganz  willkOrlicheu  Namen,  dann  seit  Hittorf  und  Serradi- 
JWco  einfach  mit  A  B  C  D  E  F  G  bezeichnet  worden.  Gesichert  ist 
jetzt  G  aU  Apollotempel,  gerade  ein  besonders  grosser  Ban,  was  gut 
mit  der  Bedeutung  des  ApoUocuItus  in  Megara,  der  Mutterstadt  von 
SelinuB,  in  Verbindung  gebracht  wird.  Die  auf  der  Ante  am  Ädyton 
des  Tempel»  gefundene  Inschrift,  auf  welcher  die  Benennung  des  Tem- 
pels als  Apollotempel^  beruht,  ist  von  Benndorf  aufs  Neue  eingehend 
besprochen.  WahrscheinHch  i^t  nach  einer  in  ihm  gefundenen  Weih- 
inschrift E  ein  Heratempel.  Schon  weniger  sicher  ist  nach  dem  zwi- 
schen beiden  gefundenen  Stücke  eine»!  der  Ätbena  und  dem  Apollon 
gemeinsam  inechrifllich  geweihten  Altars  die  Benennung  von  C  und  D 
als  Apollon-  und  Athenatempel.  Im  siebenten  Abschnitte  beginnt 
die  eingehende  Behandlung  der  Metopenreliefs.  Der  Zeit  nach  zer- 
fallen die  Tempel  offenbar  in  drei  ges^onderte  Gruppen  nnd  es  ist  ein 
sehr  gflnstiger  umstand,  dase  von  jeder  dieser  drei  Gruppen  zugehö- 
rige Metopenreliefs  vorhanden  find.  So  liegt  uns  die  Sculptur  des 
dorischen  Selinus  in  drei  verschiedenen  EntwickelungsstAdien  vor; 
ihren  Gesammti-iiurnktor  im  Unterschiede  von  altattitu^her  Kunst  be- 
spricht Benndorf  luletzt.  Beigegeben  ist  endlich  noch  ein  Anhang 
von  Imhoof-BIunier  Aber  die  Mflnzon  von  Selinns  und  ihre  Typen. 

Mit  einem  viol  und  gera^lu  in  letzter  Zeit  theüweiso  wieder  be- 
sonders grllndlich  behandelten,  aber  anch  immer  nener  Anstrengung 
würdigen  Thema  hescliÄfligt  sich  in 'energischer  Gedankenarbeit  und 
desshalb  in  mannigfache  neue  Wege  einlenkend  das  folgende  Buch: 
(33.)  Eugen  Petersen  die  Kunst  des  Phidias  am  Parthe- 
non und  zu  Olj-mpia,  Berlin  1873.  Es  zerfällt  in  drei  H- 


843  A,  Con$e,  üebcrsicht  neuer  Erschoinungen  der  arcbfteolog.  Littentnr. 

abschnitte.  Der  erste,  wesentlich  polemischen  Inhaltes,  ist  gegen 
die  durch  die  Zuversicht  der  Aufstellung,  mehr  als  durch  wirkliche 
Beweisargumente  zu  Ansehen  gebrachte  Behauptung  Boetticher's  ge- 
richtet, der  Parthenon  zu  Athen  und  der  Zeustempel  zn  Olympia 
seien,  kurz  gesagt,  gar  keine  Tempel.  Der  zweite  Abschnitt  handelt 
Yon  den  Arbeiten  des  Phidias  am  Parthenon ;  wir  folgen  den  in  ihm 
enthaltenen  Darlegungen  jetzt  mit  grosserer  Leichtigkeit  an  der 
Hand  der  Michaelis'schen  Ausgabe,  welche  Petersen  bei  Beginn  und 
Wciterf&hrung  seiner  Arbeit  noch  nicht  zu  Grunde  legen  konnte , 
die  er  aber  Tor  dem  Drucke  doch  noch  eingehend  berücksichtigen 
und  namentlich  für  die  Hinweisungen  benutzen  konnte.  Der  dritte 
Abschnitt,  in  Folge  der  langen  Zeit,  die  bei  dem  Abschlüsse  an- 
günstigen, doch  aber  gewiss  die  Vertiefung  der  Forschung  befördern- 
den Umständen,  vom  Beginne  bis  zum  Drucke  des  Buches  yergieng, 
in  manchen  Hauptresultaten  besonders  seit  dem  Erscheinen  von  Orer- 
beck's  Untersuchungen  schon  etwas  veraltet,  beschäftigt  sich  mit 
der  Zeusstatue  im  Tempel  zu  Olympia.  Das  höchst  selbständige 
Denken,  mit  welchem  Petersen  seinen  Stoff  fasst  und  durchdringt, 
wahrt  auch  an  solchen  Stellen ,  wo  die  Resultate  uns ,  wie  gesagt, 
nicht  mehr  neu  sind,  den  Auseinandersetzungen  einen  Werth  und 
vor  Allem  fahren  dieselben  uns  gerade  in  diesem  letzten  Abschnitte 
zu  grossen  letzten  Einblicken  auf  den  geistigen  Grund,  anf  welchem 
die  Werke  des  Phidias  erwuchsen.  Der  Nachweis,  wie  das  Schaf- 
fen des  greisen  Künstlers  in  Olympia  ihn  auf  einer  noch  erhabe- 
neren Stufe  gereifterer  Religiosität  und  Humanität  angekommen 
zeigt,  als  seine  früheren  Arbeiten  am  Parthenon  sie  erkennen  lassen, 
rechne  ich  zu  dem  Besten,  was  auf  diesem  gewiss  schwierigen,  ja 
gefährlichen  Gebiete  des  Aufsuchens  grosser  geistiger  Zusammen- 
hänge in  den  Kunstwerken  geschrieben  ist.  Am  wenigsten  ist  es 
möglich  von  dem  Abschnitte  über  die  Parthenonsculpturen  mit  seiner 
alles  Grosse  und  Kleine  derselben  neu  durchdringenden  Exegese  hier 
genauere  Rechenschaft  zu  geben  oder  gar  Zustimmung  oder  Wider- 
spruch zu  erheben.  Wer  die  Kühnheit  hat,  die  Gedanken  des  Phi- 
dias aus  den  zeitrümmerten  Giebelgruppen  ganz  wieder  herauslesen 
zu  wollen,  wird  immer  mit  Vielem,  was  er  findet,  allein  stehen  blei- 
ben ;  doch  aber  ist  es  gut  und  nöthig,  dass  wieder  und  wieder  Ein- 
zelne, wenn  es  so  besonnen  wie  von  Petersen  geschieht,  den  Versuch 
vollen  Verständnisses  wagen  und  damit  uns  Scheuere  zum  Nachkom- 
men einladen.  Glückliche  und  jedenfalls  anregende  Gedanken  enthält 
Peteraen's Deutung  der  beiden  Giebelgruppen  gewiss;  zu  dem  über  das 
Erlaubte  hinaus  Gewagten  gehört  mir  die  Herleitung  der  capitolini- 
scben  Giebelgruppe  aus  dem  Parthenongiebel  auf  S.  155.  In  der 
Behandlung  der  Metopenreliefs  herrscht  die  jetzt  ofiFenbar  und  gewiss 
mit  Recht  mehrfach  hervortretende  Tendenz  ganze  Reihen  von  Meto- 
penreliefs wie  ein  nur  durch  die  tektonischen  Rahmen  anders  Gereih- 
tes oder  Zertheiltes,  aber  doch  so  gut  wie.ein  Friesrelief  im  Znsam- 
menhange Gedachtes  und  Entworfenes  aufzufassen.  In  der  Gesammt- 


A.  Co****,  Debersitht  neuer  ErMlisinungeti  der  »ri-haeolog.  litteratar,  84ft 

erldärung  des  Fi'ieses  weicht  Pelor^eo  begreiflicher  Weise  von  Mi- 
cbaeÜE  nicht  erbeblicli  ab,  nur  die  Oatseite  muss  bei  den  mancherlei 
Scbtrierigkniten,  die  sie  bietet,  bei  einem  go  selbstständigen  Erklärer 
wie  Petersen  einige  besondere  Anffsssnngen  herrorrufen.  Gewisse 
Dinge  aieht  man  aber  doch  alltnälig  immer  mehr  dem  Streite  entrückt 
und  bei  jeder  neuen  Prüfung  bestätigt,  so  die  Benennung  einer  Anzahl 
der  GCtterflguren  Im  Giiuzen  encht  Petersen  darznthnn,  dass  otym- 
piscba  Gottheiten  ohne  Elnmisuhung  attischer  LocalgCtter  von  Phi- 
dias  gewühlt  seien.  Er  benennt  sie  nach  den  Uichäelia'schen  Nnm- 
mera  24  Hermes.  25  Dionysos,  26  Demeter,  27  Aree,  28  Nike.  29 
Hera,  30  Zeus,  36  Athima  (hier  muss  ich  die  von  Petersen  wieder 
hervorgeholte  Schlange  im  tjohoosse  der  Glttin  nach  wiederholter 
Prüfung  des  Originales  beetimrat  In  Abrede  stellen).  37  Hephaistos. 
38  Poseidon,  39  ApolJon.  40  Peitho.  41  Aphrodite.  42  Eros.  Peitho 
und  Aphrodite  erkennt  Petersen  auch  mit  Jedenfalls  feiner  Begrän- 
dnngsweise  iu  den  Figuren  L  und  jlf  des  Ostgiebels.  Aof  manche 
Pnncte,  die  ich  iu  einer  Analyse  der  Qesammtanordnung  der  Fries- 
compoeition  im  Jahrgange  \H1\.  8.  826  ff.  (vergl.  1872,  S.  637) 
dieser  Zeitechrifl  verwerthete,  kommt  auch  Ppterseu;  ich  halte  an 
der  ganzen  Anseinamlergotzung,  die  F.  nicht  gekannt  zu  haben  scheint, 
fest.  Wenn  ich  in  umgekehrter  Beihtinfojge  endlich  wieder  zum 
ersten  Abschnitte  des  Petergen'schen  Buohes  komme,  in  welchem  mit 
gesundem  ürthoile  and  von  richtiger  Oosammtanschannng  ans  ein 
ganzes  Neet  willkürlicher  Behauptnngen,  die  allinillig  breit  nnd 
staik  gewerden  waren,  ansgohoben  ist.  so  kann  ich  mit  Bückeicbt 
auf  die  Oekonomie  dieser  Üebersicht  da  nur  knr?.  meine  volle  Zustim- 
mung ausepiechen. 

Eine  dänische  Arbeit  flberPhidias  kann  ich  hier  leider  nur  dem 
Titel  nach  anführen,  da  mir  jetzt  die  Zeit  fehlt  mich  mit  Öeberwin- 
dong  der  sprachlichen  Schwierigkeit  von  ihrem  Inhalte  zn  unterrich- 
ten: (34.)  k  B,  Steueraen:  Fidiae.  En  Skildring  fra  den 
graeske  Billodhuggerkunsts  hoeiste  Blomstring.  Kjo- 
beuhavn  1872. 

(35.)  Wolfgang  Helbig's  Unlersuchnngen  nber  die 
campauische  Wandmalerei  (Leipzig  1JS73*  folgen  gani  na- 
tnrgemSss  auf  Reine  katahigisiurcnde.  1868  erschienene  Arbeit  Aber 
ilie  Wandgemälde  dfr  Städte  am  Vesuv.  Ein  srhenhafteR  Uotto  leitet 
nicht  fibel  die  Ausführnng  der  Abhängigkeit  der  römischen  Knnst 
von  der  hellenistiachen  ein.  Was  in  Weicker's,  .Tahn's,  Brunn's  n.  A. 
Arbeiten  immer  schon  cuuseguent  festgehalten  war,  wird  hier  in  ge- 
schickter, im  Lesen  leicht  weiter  lieheniler  Darstellung  gewiss  zu 
noch  allgemeinerer  Anerkennung  gebracht  und  nicht  nur  an  den 
mnipanischun  Wandmalereien,  sondern  an  der  giinzen  rnmiachen 
KuDHt  wird  eine  Seite  nach  der  andern  mit  Geschmack  nnd  gutem 
Blicke  herausgehoben  und  ihr  hclientstigches  Element  nachgewiesen. 
HellenistischG  Erßndung  soll  die  Bnstenfnrm  der  Portrfits  sein,  ans 
den  hellenistischen  Kelchen  soll  der  Triumpbalbrauch  der  histtf 


^ 


850  A.  Conze,  Üebersicht  neuer  Erscheinuiigeii  der  arebaeolog.  Litteratar. 

Beliefs  sein.  Eine  culturgeschichtlich  interessante  Schilderung  der 
hellenistischen  Kunst  und  was  ihr  in  der  römischen  entsprach  geht 
als  Grundlage  der  Untersuchung  der  campanischen  Wandgemälde 
Toran.  Unter  diesem  wird  das  nach  Zahl  and  Art  Unbedeutende, 
sich  an  die  alltägliche  Wirklichkeit  Anschliessende  ausgeschieden; 
was  bleibt,  ist  in  seinem  idealen  Zuge,  seiner  anmuthig-eleganten 
Bebandlungsweise  der  meist  mythischen  Stoffe  oder  Genrebilder, 
der  vortrefflichen  Erfindung  bei  mangelhafter  Ausführung  nach,  dem 
Umstände  nach ,  dass  meist  eine  Composition  in  und  ausser  Pompji 
in  verschiedenen  Exemplaren  vorkommt ,  als  hellenistisches  Erbtheil, 
mit  dem  die  römische  Massenproduction  verarbeitend  schaltete,  anzu- 
sehen. Alles  weist  auf  einen  Ursprung  der  Erfindungen  in  älterer 
Zeit  als  die  Entstehung  der  Malereien  in  Pompeji  und  Nachbarschaft, 
Nichts  oder  kaum  wenige  Stücke  dagegen  auf  Herübemahme  aus  der 
Zeit  vor  Alexander.  Das  mit  Landschaft  verflochtene  Situationsbild, 
gemalte  Idyllen,  sind  ganz  Gegenstücke  dessen,  was  uns  aus  alexan- 
drinischer  Zeit  namentlich  in  litterarischer  Form  bekannt  ist;  aber 
auch  mit  den  Schilderungen  der  augusteischen  Dichter  begegnen  sich 
die  Wandgemälde,  wofür  die  Erkläi*ung  nicht  in  der  Abhängigkeit  des 
Einen  vom  Andern,  sondern  in  Abstammung  aus  gemeinsamer  Begion, 
aus  alexandrin ischer  Zeit  zu  suchen  ist.  Als  etwas  besonders  der  Er- 
findung hellenistischer  Zeit  Zuzuschreibendes  hat  Heibig  schon  früher 
im  rheinischen  Museum  die  Art  der  Wanddecoration  in  Pompeji 
angesprochen,  bei  welcher  der  Wandschmuck  der  Privathäuser  mit 
Tafeigemälden  und  die  Uebersetzung  eines  solchen  kostbareren 
Schmuckes  in  die  Decoration  der  Frescomalerei  zu  Grande  liegt, 
Stellen  wie  Petron.  2 ,  Plautus  Menaechm.  U,  2,  34  ff.  werden  für 
den  Ursprung  dieses  Decorationsmotivs  und  seinen  Uebergang 
nach  Italien  geltend  gemacht.  Namentlich  werden  mit  einigen  chro- 
nologisch ihrer  Entstehung  nach  einigermassen  bestimmbaren  Ge- 
mälden, der  lo  und  Andromeda  nach  Nikias,  der  Danae  auf  SeripHos 
nach  Artemon,  der  Medea  nach  Timomachos,  Iphigeneia  bei  den 
Tauriem  nach  demselben  u.  a.  die  angeführten  Sätze  weiter  gerecht- 
fertigt. Ein  bestimmte  feinere  Ausbildung  des  Naturgefühls  in  hel- 
lenistischer Zeit  wird  dann  nicht  allein  in  den  Wandgemälden,  sondern 
in  ihren  nur  einer  andern  Technik  angehörenden  und  damit  etwas 
verschiedenen  Bedingungen  unterliegenden  Vorläufern,  den  unteritali- 
schen Yasenbildern  wiedergefunden.  Eine  Bemerkung  über  antike  und 
moderne  Landschaftsmalerei  ist  etwas  lose  angehängt.  In  den  Nach- 
trägen ist  auf  S.  368  das  Monument  von  St.  Bemy  mit  den  Bauten 
von  Orange  verwechselt,  wodurch  die  damit  zusammenhängenden 
Sätze  weniger  zutreffend  werden.  Ganz  mit  Becht  ist  aber  geltend 
gemacht,  wie  durch  die  Beliefs  an  öffentlichen  Denkmälern  der  in  die 
Phrase  sich  verlierenden  hellenistischen  Kunst  neue  Nahrung  mit 
Hinstellung  eines  greifbaren  Ideals  in  der  Majestät  des  römischen 
Namens  gegeben  wurde.  Die  etwas  bunte  Gliederung  des  ganien 
Buches  macht  es  übrigens  schwer,  eine  kurze  und  einigermaBsen 
erschöpfende  Uebersicht  seines  Inhalts  zu  geben. 


r 


Üfibcrskiit  npopf  Ewlipinniiffpn  iliT  ari-liaeoliiif.  Litlprslur.  H5I 

(36.)  J.  J.  Bernnnilli  :  Aphrodite.  Eiu  Baustein  zor 
griechischen  Knnstmythologie.  Leipzig  1873.  Hier  liegt 
wieder  einmal  eins  von  den  Bflchern  vor,  das  mau  im  ÄugenbHcke, 
wo  man  es  anzeigen  soll .  am  alleTÜebsten  nicht  ge.schrieben  machen 
mftchte,  wenn  es  sonst  ja  anch  leicht  möglich  sein  kann ,  dasB  einer 
Sammelei  und  Hin- Herbesprechnng .  wie  sie  hier  vorliegt,  hie  nnd 
da  etwas  Nötiliches  lu  entnehmen  ist. 

(37.)  Adolf  Eosenbprg.  Die  Erinyen.  Ein  Beitrag 
ZOT  [KenntDJi'S  der]  ßeligion  nnd  Kunst  der  Griechen.  Ber- 
lin 1874.  Drei  bisher  unedierte  Vaaenbildor  ans  Heydemann's  reich- 
haltiger Mappe  sind  beigegeben.  Von  di?r  Riuhtiglceit  des  Haapt- 
resnltates,  der  ^mythologitichen  Begrßndnng  den  Begriffs  der  Erinys" 
wonach  der  chthonische  im  agrarischen  Cultns  fixierte  Charakter  dieser 
dämonischen  Gestalten  nicht  dpr  nrspriln gliche  gewesen  sein  soll,  sie 
vielmehr  .Phantasjebildnngen  auf  G-rund  eines  psychischen  Triebes, 
den  man  am  prägnantesten  Wunsch  nennen  kann",  sein  sollen,  kann 
ich  mich  nicht  Oberzeugen.  Die  äetssige  ^mmlung  Ober  die  Erinyon 
in  derDichtirag,  im  Oultus  nnd  namentlich  in  den  Kunstwerken  der 
Griechen  wird  aber  selbst,  wenn  ich  hierin  Secht  haben  sollte,  ihren 
Werth  behalten. 

(38.)  K.  B.  Stark.  Nach  dem  griechischen  Orient. 
Beisestndien.  Heidelberg  1874.  Ein  Anzahl  meistens  schon 
frfther  einzeln  gedrückter  Schilderungen  einer  vorzugsweise  in  anti- 
quarischem Interesse  unternommenen  Reise  hat  Stai'k  zu  einem  ähn- 
lichen Bnche  gemischten  Inhalts  zns am men gesteil t ,  wie  früher  sein 
Städteleben,  Eanat  und  Älterthum  in  Frankreich,  nnd  hat  auch  dieses 
Mal  für  eine  Beigabe  tou  recht  nfltdichen  Anmerkungen  gesollt. 
Es  sind  letztere  th eil sLitteraturaach weise,  theilsMonumentenTerzeich- 
nisse,  so  namentlich  das  bis  jetit  ausfährlicbste  Verzeichniss  der 
CalTert'suheu  Antikcnsammjnng  in  Tschanakkalesi ,  ein  Verzeichniss 
der  vnn  Gonzeubach 'sehen  Sammlung  in  Smyrna  nnd  Notizen  ober 
einige  Privatsammlungen  in  Athen.  Auf  n.  1  der  Calvert'schen  Samm- 
lung mnss  ich.  nachdem  ich  dort  mit  eigenen  Augen  sehen  konnte. 
die  Herme  bestätigen,  die  Psyche  aber  ganz  in  Abrede  stellen,  fest- 
halten endlich  an  der  Sirene,  wofflr  man  die  Sphini  bei  Stark  sogar 
nar  fnr  einen  Schreibfehler  halten  muse,  so  wenig  istsiemOglich. 
Das  Gonzenbach'sche  sog,  Todtenmahl  fS.  384  unten  f.)  ist  jetzt  in 
Wien  und  von  Sacken  im  oben  angefahrten  Werke  mit  Beigabe  einer 
guten  Abbildung  genauer  al»  bei  Stark  beschrieben  Die  Reise  seihst 
gebt  Ober  Wien,  Pest,  nach  Stambul ,  Troja,  wo  Ober  die  der  all- 
gemeineu  Aufmerksamkeit  nahe  gebrachten  Ausgrabungen  Schlie- 
mann'«  berichtet  wird  .  Lesbos,  Smyrna,  Ephesos.  nach  dem  Sipylos 
nach  Sardes.  Syra.  Athen  und  Uher  Brindisi  zorQck. 

Ich  gehe  zur  Aufzählung  kleinerer  Schriften  über. 

Zum  Wincke)mannst«ge,  den  wir  von  Seiten  der  Wiener  Uni- 
versität durch  Ausgabe  einer  (39.)  fünften  Serie  von  Vorleg' 
hltttavn  fflr  archaeolegische  Uebnngen  mitfeiert  habt 


85t  Ä.  Conu^  üebersirfat  iwner  Ersdiebiaiigeii  der  arduMolo^.  litterate. 


Arcu^beinen  alleni  di«  Progfamme  der  Berliner  archaeolocriflclMn  Ge- 
sellsehaft ,  wo  Gerhard  diesen  Braoch  fest  eingebfirgert  hat ,  regel- 
mässig fort.  Das  Tom  Jabre  1872  lag  beim  Abscblosse  nnserer  Tor- 
jihrigen  üebersiebt  noch  nicht  Tor.  (40.)  Atbena  and  Marsyas. 
32.  Programm  zum  Winckelmannsfeste  der  archaeoL  Ge- 
sellschaft zu  Berlin  von  G.  Hirschfeld.  Berlin  1872.  Das 
Material  zur  Kenntniss  der  Myronischen  Gmppe  der  Athene ,  die  die 
FKHen  wegwirft  und  des  lebhaft  darfiber  erregten  Ifarsy&s  wird  hier 
in  sehr  merkwürdiger  Weise  durch  die  Malerei  eines  attischen  Thon- 
gefässes  im  Berliner  Museum  vermehrt.  Das  auf  der  beigegebenen 
zweiten  Tafel  auch  wieder  nach  Stuart  wiederholte,  f&r  TerschoUen 
gehaltene  Relief  ist  inzwischen  in  Athen  wieder  zum  Yorschein  ge- 
kommen ,  in  einem  Abgüsse  jetzt  auch  in  der  Wiener  Sammlung  der 
Akademie  der  bildenden  Künste  vorhanden.  Das  diessjährige  Pro- 
gramm behandelt  einen  sehr  populär  gewordenen  Gegenntand.  (41.) 
Bildniss  einer  Römerin,  Marmorbfiste  des  brittischen 
Museums  (die  sogenannte  Clytia^  33.  Programm  tum 
Winckelmannsfeste  der  archaeoL  Gesellschaft  zu  Berlin 
von  £.  Hflbner.  Berlin  1873.  Was  dieser  Bflste  in  neuerer  Zeit 
eine  grosse  Beliebtheit  unter  den  Antiken  verschafft  hat,  ist  ihr 
eminent  moderner  Charakter;  derselbe  hat  dann  zugleich  Bedenken 
gegen  die  Annahme  wirklich  antiken  Ursprungs  des  Werkes,  ja  die 
entschiedene  Behauptung,  sie  sei  eine  moderne  Arbeit  —  nur  wusste 
man  nicht  zu  sagen ,  von  wem  etwa  —  hervorgerufen.  Mit  den  Er- 
gebnissen lange  fortgesetzter  Studien  tritt  nun  Hflbner  für  die  Ent- 
stehung des  Kopfes  in  der  ersten  Kaiserzeit  ein. 

(42.)  Ad.  Holm  das  alten  Gatania.  Lübeck  1873.  Wie 
jede  Arbeit  des  auf  dem  Gebiete  sizilischer  Topographie  und  Geschichte 
bewährten  Verfassers  enth&lt  auch  diese  fQr  die  Archaeologie  höchst 
nötzliche  Untersuchungen. 

(43.)  Conradi  Bursian  de  Praxitelis  Cupidine  Pa- 
riano  commentatio.  Im  Index  scholarum  aestivarum. 
Jena  1873.  Starkes  namentlich  auf  ein  Epigramm  des  Palladas 
gestützte  Annahme,  dass  dieses  eine  von  den  beiden  berühmten  Eros- 
büdem  des  Praxiteles  mit  Bogen  und  Pfeilen ,  in  der  einen  Hand  mit 
einem  Delphin,  in  der  andern  mit  einer  Blume  dargestellt  gewesen 
sei,  stellt  Bursian  in  Abrede  und  benutzt  zur  Gewinnung  einer  andern 
Vorstellung  eine  Münze  von  Parion  aus  der  Zeit  des  Anton inus  Pius. 
Bursian  wird  bald  Gelegenheit  haben  zu  sehen,  wesshalb  ich  bedauern 
muss,  von  dieser  Abhandlung  mich  nicht  früher  haben  belehren  las- 
sen zu  können. 

(44.)  Ernst  Schulze,  alte  Handzeichnung  eines  Re- 
liefs mit  Darstellung  eines  Salierumzuges.  Peters- 
burg 1873.  Der  von  Matz  unter  die  Quellwerke  der  Archaeologie  ein- 
gereihte Koburger  Codex  mit  Handzeichuungen  aus  der  Mitte  des 
16.  Jahrhunderts  hat  das  Material  für  diese  an  die  £rkl&rang  eines 
Reliefs  aus  Anagni  durch  Benndorf  sich  anschliessende  Arbeil  ge* 
liefert. 


,  üphffrsicht  neii^r  Eräch'?ii 


:t  MChneolog.  Lit.terfttnr.  958 


(45.1  Hugo  Blnmtinr.  Dilettanten.  Kunstliebliahcr 
und  Kenner  im  AJterthiim.  Berlin  1873.  (Aus  der  Samralniig 
der  Virctiow-HoltzendorfTscluTiVortrilge  VIII.  Serie,  Heft  176.)  (46.) 
Bndolf  Eahn.  das  Frhe  der  Antike.  Basel  1872.  (Ans  der 
Saramlnngöffentl- Vortrüge,  gehalten  in  iIit  Schweü,  Band  11.,  Heftl.^ 
Der  Titel  des  ersten  Vortrags  yibl  von  dessen  Inhalte  hinreichende 
Bechenschaft,  in  dem  zweiten  ist  von  dem  Fortwirken  antiker  Euust- 
ferm  Jn  die  christliche  Kunst  bineiD  die  Bede. 

(47.)ü1ricusSchaa,rschniidt,  De  ini  praepoEttioDie 
av'iill'aueaniamperiegetumvietuna.  DiEs.inaug.  Lipsiae 
1833.  (48.)  Maiimilianns  Fraenknl,  de  verbis  potioribas 
qnibus  npera  atatuaria  Graeci  notahant  Diss.  inauR. 
Berlin  1873.  (40.)  Aemilins  Oberg.  Musarnm  typi  monu- 
mentie  veteribus  eipressi.  qnomodo  orti  sint.  ratiODe 
historica  eiaminatur,  DIj^s. inang.  Berlin  1873.  (50.)  Pau- 
lusFoertiter,  deberniencnticoeariihaeologicaeprincipiis. 
Diss  inaug.  Berolini  1873.  Dieae  letzte  zur  Promotion  in  Qöt- 
tjngen  vernenileto  Abhandlung  erregt  einige  Verwunderung,  der  Aus- 
druck gegeben  werden  mum,  weniger  deshalb,  weil  Jemand,  der  in 
einem  Fache  wahrscheinlich  seihst  noch  wenig  gearbeitet  hat,  eine 
Irische  Vorstellung  davon  hat .  wie  in  demselben  gearbeitet  wird 
nnd  gearbeitet  werden  soll,  als  deshalb,  weil  gewisse  in  dieser 
Dissertation  des  Weiteren  entwickelte  methodische  IrrthQmer  nicht 
dem  Verfasser  ganz  allein  eigenthflmlich  zu  sein  scheinen.  Erat 
in  der  liitei'atnrObersioht  des  vorigen  Jahres  mnsste  ich  bei  Gele- 
genheit einer  Schrift  von  Valentin  gegen  eine 'sich  mit  gewisser 
Deberhebung  uebeu  die  philologische  Methode  in  der  Archaeologie 
stellende  sogenannte  philosophische  Methode  Einsprache  thnn.  Man- 
ches davon  ist  auch  sonst  laut  geworden  nnd  nun  erhalten  wir 
eine  gerade  danu,  und  nur  dann,  wenn  sie  nicht  ganz  originell  ist, 
hSchates  Bedenken  erregende  Auseinandersetzung,  wie  es  zweierlei 
Arten  die  antike  Kunst  zu  verstehen  geben  soll,  eine  philosophische 
und  eine  philologische.  Die  philosophische  Erklärung,  erfahren  wir, 
sncht  die  in  den  Kunstwerken  aosgedrOrkten  allgemeinen  Ideen  zu 
linden  nnd  die  Dissertation  beschäftigt  sich  danu  in  einer  nicht  gerade 
Nenes  bietenden  Weise  au-sscbliesslich  damit,  eine  Vorstellung  davon 
ta  gehen ,  wie  die  Ideen  kQnstlerische  Form  annehmen ,  wie  der 
Künstler  produciert  und  wie  man  ihm  deshalb  beim  Verstehen  nach- 
gehen tnflsse.  Hierbei  wSre  h^hstens  gloich  zu  bedenken,  däas  man 
beim  Verstehen  nie,  um  es  kurz  zu  sagen,  hinterhergeht,  dass  man 
vielmehr  entgegengeht.  Wenn  mm  neben  diese  sogenannte  philoso- 
phiache  Weise  des  Verstohons  und  Erklärens  die  philologische  als  die- 
jenige gesetzt  wird,  bei  welcher  ausser  dem  Suchen  nach  den  all- 
gemeinen Ideen  noch  allerlei  Besonderes,  „antiquitates  cerlae  quaedam" 
gesucht  worden ,  bei  welcher  femer  die  Frage  an  das  Kunstwerk 
gestellt  wfirde.  ob  ein  bestimmter  raythologiBcher  Stoff  ihm  zuQrv"'" 
liege,    ob  G^bolisch  oder  allegorisch  noch  Etwas    nebenher  Ij 


R94  Tj,  EdibneKer,  Landeskunde  Oberosterrcichs,  sng.  t.  F.  GratüOMer. 

hineingelegt  sei,  ko  läuft  das,  von  dem  vei-zerrten  Bilde,  das  wir  da 
erhalten,  einmal  abgesehen,  denn  doch  so  ziemlich  daraaf  hinaus,  dass 
man  bei  der  sogenannten  philosophischen  Methode  nar  weniger  zu 
erkennen  suche  und  die  philologische  jene  philosophische  doch  wieder 
einschliesse.  Von  Einem  ist  bei  alle  Dem  keine  Bede,  was  beim  Ver- 
ständnisse antiker  Kunstwerke  unerbittlich  seine  Bolle  spielt,  nicht 
nur  fOr  die  Kritik,  sondern  auch  für  Hermeneutik,  und  wobei  vor  AUen 
Methode  gefordert  wird,  nämlich,  dass  zwischen  den  ursprdnglichen 
Werken,  in  deuen  die  Idee  wohnt,  und  uus  die  Ueberlieferung 
liegt.  In  deren  Bewältigung  zum  Zwecke  des  Verständnisses,  im  Ver- 
ständnisse unter  beständiger  Böcksicht  auf  die  Ueberliefemng  des  zu 
Verstehenden,  liegt  ein  besonders,  auch  im  engeren  Sinne  philologisch 
zu  nennender  Zug  bei  der  Thätigkeit  der  Archaoologen.  Glaubt  der 
Ver&sser  und  etwa  Andere  mit  ihm,  dass  es  einen  Weg,  den  sie  den 
philosophischen  zu  nennen  belieben,  gäbe,  sozusagen  hinten  um  die 
Ueberliefemng  herum  direct  an  die  Ideen  heran,  an  den  süssen  Kern, 
mit  dessen  Verspeisung  sie  sich  gern  ohne  Weiteres  beschäftigten.  Es 
stünde  schlimm  um  das  Studium  der  antiken  Kunst,  wenn  so  Etwas 
aufkommen  könnte. 

Als  einen  Beitrag  zur  Geschichte  der  Archaeologie  führe  ich 
hier  noch  die  von  (51.)  Justi  in  einem  Marburger  Programme  heraus- 
gegebenenantiquarischen  Briefe  S  tos  chs,  des  Gönners  Winckel- 
manns,  an. 

Wien,  31.  Dez.  1873.  A.  Conze. 


Ludwig  Edlbacher,  Landeskunde  von  Oberösterreich.    Linz, 

Ebenhoch,  1872.  8*. 

Dieses  Buch,  welches  in  der  nicht  gar  grossen  B^ihe  von  Schrif- 
ten, welche  die  Landeskunde  Oesterreichs  behandeln,  eine  hervorra- 
gende Stelle  einnimmt  und  vielleicht  bald  als  ein  Muster  anerkannt 
sein  wird,  wie  die  Landeskunden  einzelner  Kronländer  in  Handbuch- 
format abgefasst  werden  sollen,  hat  einen  umfang  von  298  S.  und 
2  Blättern  und  theilt  sich  in  zwei  Haupttheile,  von  welchen  der 
grössere  erste  (216  S.  umfassend)  die  Geschichte  von  Oberösterreich 
und  der  kleinere,  letzte,  die  Geographie  des  Landes  behandelt. 

Der  Name  Edlbacher  hat  nicht  blos  in  Oberösterreich  einen  sehr 
guten  und  bekannten  Klang,  indem  sich  sowol  Vater  als  Söhne  dieser 
Familie  für  ihr  engeres  und  weiteres  Vaterland  durch  ihre  juristischeD, 
politischen  und  wissenschafklichen  Leistungen  sehr  verdient  gemacht 
haben.  Die  Liebe  zu  Oberösterreich,  seinem  Vaterlando,  hat  nun  den 
jüngsten  der  Edlbacher,  welcher  gegenwärtig  als  Professor  am  Linzer 
Gymnasium  thätig  ist,  schon  früher,  als  er  noch  Mitglied  des  In- 
stitutes für  österreichische  Geschichtsforschung  in  Wien  war,   ange- 


L,  Edlbaeher,  Landeskun  de  Oberösterreichs,  ang.  ?.  F.  Qraasauer.  856 

regt ,  einzelue  Partien  aus  der  Geschichte  seines  Heimatlandes  zu  be- 
arbeiten. Von  gutem  nnd  anerkanntem  wissenschaftlichen  Werthe  ist 
die  Abhandlung  über:  ^  Die  Entwicklung  des  Besitzstandes  der  bischöf- 
lichen Kirche  zu  Passau  in  Oesterreich  ob  und  unter  der  Enns  vom 
8.  bis  zum  11.  Jahrhundert^,  welche  bereits  im  XIX.  Bande  der  Linzer 
Musealberichte  und  separat  im  J.  1870  erschieuen  ist.  Nachdem  nun 
Edlbacher  bereits  in  Wien  schöne  Vorstudien  für  die  oberösterreicM- 
sche  Geschichte  gemacht  hatte  und  dann  in  seiner  öffentlichen  Stel- 
lung in  Linz  und  als  Mitglied  des  Linzer  Museums  leicht  Zutritt  und 
Einseht  in  die  Archive  und  Bibliotheken  erhielt,  so  war  zu  scbliessen, 
dass  er  der  rechte  Mann  dazu  sei,  seinen  Landsleuten  eine  im  Geiste 
der  neuen  Zeit  und  der  Wissenschaft  abgefasste  Darstellung  der  Ge- 
schichte ihres  Landes  zu  geben.  Diesen  Erwartungen  ist  er  nun  in 
der  That  gerecht  geworden.  Die  Quellen,  soweit  sie  ihm  aufgeschlos- 
sen waren,  sowie  die  wichtigsten  Hilfsmittel  hat  er  auf  das  Beste 
und  Gewissenhafteste  benützt  und  die  Ergebnisse  dieser  Arbeit  in  eine 
allen  Gebildeten  gemeinverständliche  Form  gebracht. 

Der  Gang  der  Darstellung  und  die  einzelnen  Bemerkungen, 
welche  sich  machen  Hessen,  sind  folgende: 

a.  Geschichtlicher  Theil. 

§  1  behandelt  die  Kelten  und  schildert  auf  2  Seiten  das  We- 
sentliche ihrer  Erscheinung  und  ihrer  socialen  Verhältnisse.  Es  ist 
wol  klar,  dass  die  Oekonomie  des  Buches,  das  auf  etwas  Ober 
200  S.  die  ganze  obei-österreichische  Geschichte  zur  Anschauung 
bringen  soll ,  der  Behandlung  der  ältesten  Partion  nur  einen  kleinen 
Baum  anweisen  kann.  Doch  da  der  Verf.  eine  Landeskunde  schrieb, 
so  war  es  unerlässlich,  das  Wichtigste ,  was  uns  die  geologischen  For- 
schungen über  die  älteste  Zeit  bringen  (Begletscherung  des  Alpenvor- 
landes, Formen  der  alten  Thierwelt)  voranzuschicken,  also  auch  die  äl- 
teste Geschichte  des  Landes  in  grossen  und  wenigen  Zügen 
vorzuführen.  Dann  wäre  auch  eine  Schilderung  der  Pfahlbauten 
am  Platze,  von  welchen  in  der  jüngsten  Zeit  so  viel  Beste  in  den 
oberösterreichischen  Seen  entdeckt  wurden,  und  deren ,  wol  mit  Un- 
recht, mit  keiner  Silbe  Erwähnung  gethan  ist.  Dieser  Mangel  ist 
auch  aus  dem  Grunde  empfindlich,  weil  die  vorliegende  Landeskunde 
doch  auch  zur  Belehrung  Jener  dienen  soll,  welche  vor  15  und  20  und 
mehr  Jahren  die  Schulen  besucht  haben ,  in  welchen  von  Pfahlbauten 
noch  nichts  gelehrt  werden  konnte. 

Der  folgende  §  stellt  (von  S.  3  bis  10)  die  römische  Herr- 
schaft dar.  Die  Bömer  wenden,  nachdem  sie  Noricum  durch  Drusus 
und  Tiberius  erobert  hatten,  die  besten  Mittel  zur  Bomanisiemng  des 
neu  unterworfenen  Landes  an.  Militärcolonien  werden  errichtet,  bür- 
gerliche Colonien  angelegt  und  das  Land  nach  Innen  und  Aussen  durch 
gute  Strassenanlagen,  auf  welchen  die  Militärgewalt  leicht  und  rasch 
verschoben  werden  konnte,  sowie  durch  die  Aufstellung  einer  Donau- 
flotte geschützt.  Auch  das  häusliche  Leben  der  Römer  und  ihre  »"'' 
giösen  Zustande  finden  die  gehörige  Beachtung.  Von  den  Bömei 


856   L,  Edlbacl^r,  Landeslcande  Oberösterreichs  ang.  ▼.  JF.  GriMssafur. 

sen  hätte  aber  auch  die  Strasse  am  rechten  Donauufer ,  welche,  die 
gegen  die  feindlichen  Nachbarn  im  Norden  errichteten  Castelle  und 
Bollwerke  verbindend,  den  limes  Danubianus  bildete,  erwähnt  werden 
sollen,  da  ja  die  übrigen  römischen  Strassen,  welche  von  Aquileja  aus 
nördlich  zogen,  an  der  Douaustrasse  ihr  Ziel  und  Ende  hatten.  Nebst 
den  genannten  Bömerorten  hätte  auch  die  für  den  Uebergang  über 
den  Fyhm  wichtige  Station  Eruolatia  (Spital  a.  P.)  eine  namentliche 
Beachtung  verdient,  da  sie  auch  auf  der  Peutinger*schen  Tafel  ver- 
zeichnet ist. 

§  3  bespricht  (vonS.  10  bis  14)  die  Einführung  des  Chris- 
t[enthums.  Aquileja  muss  als  die  Mutterkirche  augesehen  werden. 
Im  Anfange  des  5.  Jhdts.  besteht  bereits  das  Bisthum  Lorch,  als 
dessen  ersten  Bischof  die  Lebensbeschreibung  des  heiligen  Severin 
den  Constantius  nennt.  Der  diocletiauischen  Christen  Verfolgung  waren 
in  oder  um  Lorch  40  Christen  und  ein  römischer  Soldat  höhereu  Ban- 
ges, Florian  ,  zum  Opfer  gefallen. 

Der  folgende  Abschnitt,  §  4  (von  S.  14  24) ,  behandelt  die 
Zeit  der  Völkerwanderung.  Der  erste  deutsche  Yolksstamm,  der  in  Ober- 
österreich auftrat,  waren  die  Markomannen.  In  zweckentsprechender 
Weise  folgt  nun  eine  Schilderung  des  altdeutschen  Wesens,  der  Selbst- 
Verwaltung,  des  Kriegswesens  und  der  religiösen  Anschauungen.  Nach 
der  Auflösung  des  Hunnenreiches  wird  Noricum  der  Tummelplatz  ver- 
schiedener Völker,  der  Hernien,  Rügen,  der  Franken  und  Sachsen  und 
erhält  erst  geordnetere  Zustände,  als  die  Herrschaft  der  Bajoaren  in 
der  Mitte  des  6.  Jhdts.  errichtet  war.  Der  Verfasser  wählt  die  Wort- 
form Bugier,  Heruler,  wofür  besser  nach  dehi  Vorgange  von  Zeuss 
Bugen ,  Hernien  zu  setzen  ist. 

§  5  stellt  Oberösterreich  unter  der  Herrschaft  der  bairischen 
Hei^oge  aus  dem  Geschlechte  der  Agilolfinger  dar  (S.  24 — 33)  und 
gliedert  sich  in  zwei  Theile,  von  welchen  der  erste  die  äussere  Ge- 
schichte Baierus  behandelt  und  das  Verhältniss  zu  den  Slaven, 
Avaren  und  Franken,  sowie  die  Gründung  des  Bisthums  Passau  durch 
Vivilo,den  Bischof  von  Lorch,  bespricht,  während  der  letzte  Theil  die 
innere  Geschichte,  die  Eint heilung  des  Landes,  die  Veifassung 
und  die  kirchlichen  Verhältnisse  zu  einer  klaren  Anschauung  bringt. 

§  6  ist  überschrieben:  Das  Land  ob  der  Enns  unter  der  Hen- 
schaft  der  Franken  von  788-911  und  umfasst  4  S.  Von  grosser 
Wichtigkeit  für  Baiern,  welches  als  ein  neuer  Bestandtheil  des  fränki- 
schen Beiches  eine  neue  Eintheiluug  und  eine  neue  Verfassung  er- 
halten hatte,  war  die  Bezwingung  der  östlichen  Nachbarn,  der  Avaren, 
durch  Karl  d.  Gr.  Nach  Ludwigs  d.  Fr.  Tode  wurde  Baiem  Ludwig 
dem  Deutschen  zugewiesen  und  bildete  einen  Theil  des  ostfränkischen 
Beiches,  welches  um  900  gefährliche  Nachbarn  in  den  Magyaren  er- 
hält und  in  blutige  Eri^e  mit  diesen  geräth,  in  welchen  der  bairische 
Markgraf  907  seinen  Tod  findet. 

Der  folgende  Abschnitt  §  7  behandelt  das  Land  ob  der  Enns 
unter  den  bairischen  Stammesherzogen  von  908  bis  976  (S.  37—40) 


L.  Edlbacher.  L&aaeakaain  Oberösterceichs,  aag.  v.  F.  Grastauer.     tf57 

und  schildert  die  KrLebung  Arnulfs  zum  eräteu  Stamuieshorzügä  908 
und  die  Kämpfe  mit  den  Magjaron. 

Der  Aufstand  des  biüi'ischen  Herzog  Heinricli  des  Zänkarä  ge- 
gen Otto  II  ist  für  die  Geschichte  Oberöster reich«  iitsoferue  folgenreich, 
als  Otto  n.  seinen  Sieg  bunfltzte,  um  Baieru  duixii  Theiluug  m  schwä- 
chen. Es  blieb  wol  der  giössto  Thei!  Oberösterreicha  deu  baimcheu 
Herzogen,  duch  der  Traiingau  kam  iu  die  Hände  der  deu  Kaiser 
getreuen  Ottokare,  die  ihre  Residenz  im  Schlosse  zu  Steyr,  ia  der 
Stiraburg,  hatteii  und  die  Markgrafen  von  Steiermai'k  wurden.  Es  er- 
fordei-t  daher  die  Darstellung  der  Geschichte  Oberösterreicbs  von  nun 
an  bis  1192,  wo  die  getrennten  Tbeilo  wieder  unter  eine  Herrschaft 
kamen,  eine  getrennte  Behandlung,  wesshalb  uns  xunäclist 

der  S  8  die  Herrschaft  der  steiiisclion  Ottokare  als  Gi-afen  im 
Traungau  von  der  Erbauung  der  Stiraburg  bis  1192  (auf  S.  40 — 51) 
bringt.  Ganz  zweckgemäss  gliedert  sich  dieser  AbscUoitt  in  zwei  Theile, 
von  welchen  der  erste  lUe  Geschichte  der  Trauägauer  darsteUt,  Otto- 
kar  III.  hat  wahrscheinlich  um  980  die  Stiraburg  erbau).  Von  seinen 
Nachfolgern  wird  Ottokar  V.  lOSÜ  von  Heinrich  Hl.  zum  Markgrafen 
der  karenlh an  [scheu  Mark  erhoben  und  nennt  sich  von  1070  an 
Markgraf  von  Stira  oder  Steier.  Ottokar  wird  1080  Heriog  von  Stei- 
ermark und  setzt  deu  Herzog  Leopold  VI.  v.  Oesterreich  zum  Erben 
seines  Landes  118G  ein,  welcher  die  Erbt^chaft  1193  autritt.  Der 
zweite  Theil  behandelt  die  inneren  Verhältuisao  des  Truungaues. 

g  9  schildert  die  Herrschaft  der  bairischun  Stammes-  nnd  Lan- 
deshenoge  in  Oesterreich  ob  d.  E.  bis  zum  Auftreten  der  Babenber- 
ger  1192  (S.  51—57).  Der  rothe  Faden,  an  welchen  sich  fast  alle 
historischen  Kreigoisso  knüpfen,  ist  der  grosse  Streit  zwischen  den 
Weifen  und  Hobeustaiifern  und  in  diesem  für  die  bairische  und  Öster- 
reichische  Geschichte  von  grrj^eter  Bedeutung  der  Regenabu rger  Reichs- 
tag 1156.  Heinrich  Jasomirgott  gab  das  Herzogthum  Baiern  durch 
Ueberreichnng  von  7  Fahnen  in  die  Hände  dos  Kaisers  zurück  and 
dieser  Dhergab  die  7  Fahnen  dem  Herzoge  Heinrich  dem  LOweii  zum 
Zeichen  seiner  Wiedereinsetzung  in  das  Herzogthum  Baiern.  Von 
diesen  7  Fahnen  gab  Heinrich  der  Löwe  2  dem  Kaiser  zurUck  als 
Zeichen  der  politischen  Lostrenunug  der  Markgrafschaft  Oesterreich 
(unter  der  Euns)  vom  Herzogthum  Baiern.  Im  Jahre  1156  kam  also 
kein  oberi^sterreichischos  Gebiet  au  die  Babenberger.  Erst  1180  wird 
vonBaiem  die  Mark  ob  der  Enns  abgotretou  und  Ottokar  VIII  von 
Steier  Qburgeben,  nach  dessen  Tode  1192  sie  {mit  Ausnahme  des  Inn- 
riertdü)  mit  Steiermark  an  das  Haus  Bahenberg  fipl. 

Von  den  nächsten  zwei  Abadinitteu  stellt  §  10  die  Herrschaft 
der  Babenberger  in  OberOsteiTeich  und 

§11  da»  Osterreich  i sehe  Interregimm  dar.  Besonders  instructiv 
ist  der  folgend«}  Abschnitt,  nämlich 

g  12,  welcher  die  inneren  Verkälluiese  in  Oberfisterreicl|| 
788  bis  znni  Ende  des  l'A,  .lahrh.  zur  Ansrh.nuung  bringt  iinil 
13  S.^    Verfassung,  Gericlitswoseu,    Bevölkuruug,  die  kirchlii 


106  L.  EMaeker,  UaiUtkiiBde  ObodflweicH  «V-  ▼-  ^. 


Vwbältiiiflse,  die  bedeatenden  AdeLageachlechter,  WinoMcäaft  ojid 
Konst,  Bodencaltnr,  Haodel  und  Gewerbe  bespricht. 

I  13  führt  uns  das  Land  ob  der  Bons  anter  dea  Herzogea  Al- 
brecht L,  Friedrich  d.  Seh.  and  Albrecht  IL  d.  Weisen  Tor.  In  Fdge 
der  Kriege  zwischen  Friedrich  d.Sch.  and  Ladwit^  d.  Bnier  litt  der 
Wohlstand  Oberösterreichs  ausserordentlich.  Die  Lollharden  tanfhcn 
aaf.  Unter  Albrecht  dem  Lahmen  Terwdsten  des  Land  die  Wander- 
heuschrecken und  der  schwarze  Tod.  in  dessen  Gefolge  die  Jndenyer- 
folgnngen  und  die  Flagellanten  erscheinen.  Das  michtigste  Adels- 
geschlecht dieser  Zeit  ist  die  Familie  Sohaanberger,  deren  Geschichte 
klar  und  bündig  gegeben  wird  (§  14  j. 

Der  15.  Abschnitt  behandelt  Oberösterreich  Ton  1358  bis  1493 
und  schildert  die  Reformen  im  Münz-  u.  Steuerwesen  unter  Badolf  IV. 
d.  St.,  den  Zwist  der  habsburgischen  Herzoge  unter  Albrecht  V.,  das 
sich  wieder  geltend  machende  Faustrecht,  die  Judeuferfolgnngen  und 
den  Einfluss  der  Hussitenbewegung  auf  OberOeterreich,  dessen  Lage 
unter  Friedrich  eine  traurige  ist.  Den  Tollständigen  Abschlnas  des 
Mittelalters  bringt  der 

16.  §,  welcher  wieder  die  inneren  Verhältnisse  Ton  1283  bis 
1493  behandelt  und  die  Eintheilung  des  Landes,  Verfassung,  Ver- 
waltung, Rechtspflege,  die  Adelsgeschlechter,  die  Klfeter,  Kunst  und 
Wissenschaft,  Industrie  und  Handel  bespricht.  Freundlich  gestaltet 
sich  das  historische  Bild  Ober^Vsterreichs  in  den  ersten  drei  Jahr- 
zehenten der  Neuzeit  unter  Max  L,  welchem  der 

§  17  gewidmet  ist.  Oberösterreich  erfreut  sich  unter  ihm  itines 
fortwährenden  Friedens.  Die  Aufbebung  des  Fehderrechts  1495  und 
der  ewige  Landfriede  kommen  dem  Lande  sehr  zu  gate.  Das  Kriegs- 
wesen wird  reformiert.  So  sind  wir  nun  bei  der  Reformation  ange- 
langt, welche  uns  im  folgenden  Abschnitte 

§  18  vorgeführt  wird.  Der  neuen  Lehre  verschaffen  Eingang 
uud  Verbreitung  in  Oberösterreich  die  Adelsgeschlechter  Schaunberg, 
JOrger  und  Starbemberg.  Der  Schulmeister  Leonhard  Eleutherobius 
veröffentlicht  in  Linz  1524  Luthers  Schriften.  Der  Bauernkrieg  be- 
wirkt auch  in  Oberösterreich  Gährung  und  Erhebung.  Auch  die  Wie- 
dertäufer tauchen  auf,  doch  Ferdinand  unterdrückt  sie  bald.  Max  U. 
bewilligt  1567  den  protestantischen  Mitgliedern  des  oberösterreichi- 
schen Herrn-  und  Ritterstandes  freie  Religionsübung. 

§  19  bebandelt  das  Zeitalter  der  Gegenreformation  und  der 
Bauerukriege,  wobei  sich  besonders  der  zweite  Baueiiikrieg  einer  be- 
sonders ausführlichen  Schilderung  (40  S.  umfassend)  erfreut. 

Die  letzten  4  Abschnitte  stellen  Oberösterreich  von  der  Unter- 
drückung des  Protestantismus  bis  zum  Erlöschen  des  habsburgischen 
Manustammes  (§  20) ,  unter  dem  österreichischen  Erbfolgekriege 
(§  21)  dann  die  Refoiinen  Maria  Theresias  und  Josefs  IL  (§  22)  und 
endlich  die  Zeit  vom  Beginne  der  Kriege  Oesterreichs  mit  Frankreich 
bis  auf  die  Gegenwart  (§  23)  dar. 


^^mObai 


;(A«-,  LandeEkuncit  OberÖBWfrekhB.  ang.  v.  F.  OranKiuer.    85Ö 

b.  GeogiTiiih  isolier  Theil. 

§  1  (S.  2\1 — 218)  bespricht  Namen.  Liige,  Grenzen  uad  GrOsse 
des  Laades, 

§  2  iS.  218  —  226)  belaudelt  die  Bodenbeuchaffenlieit  niid 

§  3  (8.  226 — 238)  die  Gewässer,  wobei  bes^onders  ausfQbrIioh 
die  Seen  besprochen  sind,  von  welchen  genau  die  Hübe,  I.Üuge,  Breite 
nnd  Tiefe  angegeben  ist.  5  Tafeln  gewähi'en  eine  flber.iichtiiche  Ver- 
gleichung  dereolliea  nach  ihrer  Höhe,  nach  dem  Plüchenraume,  nach 
der  grOseten  Länge,  grflssten  Breite  und  Tiefe. 

§  4  (S.  238—241)  behandelt  die  klimatiücben  Verhältnisse  und 

§  5  (S.  241—243)  die  Bevölkerung, 

§6  (S.  243— 248)  dieLandwirthschaR.  Forstcultur  und  den 
Bergbau.  Die  »iatielischen  Zahlen  sind  aus  den  Jrthren  1669,  1870 
und  1S71. 

g  7  tS.  248 — ^251)  bringt  nur  den  Stand  der  lodnstrle  inr 
Anschauung  und 

§  8  (S.  251^265)  bespricht  Handel  und  Verkehr,  sowie  die 
Föi'derungsmittel  dei'selbeu,  die  Strassen,  Eisenbahnen,  Post-  und 
Talegraphenanstalten  und  Geldinstitute.  Wenn  auch  die  Bedeutung  der 
Strassen  durch  die  Eisenbahnen  sehr  zurückgedrängt  wurde,  so  hütten 
doch  wenigstens  die  Reichs-  oder  Aerariäl-  und  die  Landstrassen 
angegeben  werden  seilen.  Auch  die  Angabe  der  gegenwärtigen  Länge 
der  Telegraph enlinien  wird  vermisst. 

Die  Zahl  der  Sparcassen  iät  mit  2Ü  unrichtig  angegeben,  da  sie 
23  beträgt.  Die  Sparcasse  Grieekirchen  ist  im  Juli,  die  in  Nenfclden 
im  Juni,  die  in  Schwanenatadt  im  September  1^72  eröffnet  worden, 
Wichtig  ist  auch  die  Angabe  des  Einlagcapitals  der  Sparcassen 
(26,237.000 11.  Ende  1871),  weil  sie  einen  schätzbaren  Beitrag  liefert 
sur  Beurtheilung  des  niatonellen  Wohlstandes  des  Landes  und  seiner 
Bewohner. 

§  9  (S.  255—258)  bespricht  die  Fördern ngsniittol  der  geistigen 
CiiltDr:  die  Unterrichte-  und  Hn m au itätsan stalten. 

9  10  (S.  258  271)  ist  besonders  interessant,  da  er  die 
Leistungen  OberfisterrcichB  aaf  dem  Gebiete  der  Kunst  und  Wissen- 
schaft bespricht  und  die  Kamen  und  Werke  der  bervon'agenden  Per- 
Bßnlicbkeiten  aus  dem  Bereiche  der  Dichtkunst,  der  Oeschicbtschrei- 
bangnnd  Geschichtsforschung,  der  Geographie,  der  Spmch forsch ung, 
der  Musik,  Malerei  und  Bildhauerei  uns  vor  Augen  führt. 

Die  §§  1 1  —14  behandeln  die  Verfassung,  Verwaltung,  Rechts- 
püege,  das  Hilitärwesen  ond  diu  bircblicben  Verhältuisee. 

Der  §  15  fS.  277  -  2981  bringt  die  Topogniphio  auf  Grund 
der  Landi'^tiintlieilung  in  12  Bezirkshauptmannschaften.  Bei  der  An- 
gabe der  einzelnen  Oite  sind  in  gleichem  Masse  die  gegenwältige 
sociale  Bedeutung,  die  landschaftliche  Lage,  sowie  die  historischen 
Merkwürdigkeiten  beachtet  worden,  Vermisst  werden  hier  aber  di» 
BeiClkerungsangaben  der  einzelnen  Bezirke  and  Orte,  welch« 
•iiier  specteilen  liandeshunde  unerlässlich  sind. 


MO    8.  Z^utmayr,  T/exieon  etjm.  Lit.  saner.,  tag.  t.  F.  IBRniner. 

Fassen  wir  den  ganzen  Inhalt  des  Baches  Kasammen,  so  sehen 
wir,  dass  der  Verfasser  mit  vollem  Verständniss  ein  anschauliches, 
lebendiges,  gemeinverständliches  Bild  der  geschichtlichen  Entwicke- 
lung  Oberösterreichs  von  der  ältesten  Zeit  historischer  Nachrichten 
bis  auf  die  Gegenwart  entrollt,  dass  er  mii  besonderer  Klarheit  and 
Genauigkeit  die  inneren,  gesellschaftlichen  Zustände  in  den  einzelnen 
Zeitperioden  behandelt  und  stets  die  politischen  Verhältnisse  and 
Zustände  des  Landes  und  Volkes  in  ihrer  Beziehung  zur  allgemeinen 
Geschichte  besprochen  hat.  Mit  besonderem  Verdienste  sind  das 
16.  und  17.  Jahrhundert  bearbeitet.  Eines  nicht  geringeren  Fleisses, 
so  wie  nicht  geringerer  Genauigkeit  und  Geschicklichkeit  erfreut  sich 
die  Darstellung  des  geographischen  Theiles,  aus  welchem  der  Leser 
ein  klares  übersichtliches  Bild  des  materiellen  und  geistigen  Znstandes 
gewinnt.  Der  Gefertigte  ist  überzeugt,  dass  dieses  Buch  Jeden,  der 
sich  für  Oberösterreich  interessiert,  mit  Befriedignng  erfüllen  wird 
und  hält  es  besonders  für  Zwecke  der  Mittelschulbibliotheken  sehr 
geeignet.  Dr.  F.  Grassauer. 


Lexicon  etymologicum  Latino  etc.  —  sanscritum  comparativum 

quo  eodem  sententia  verbi  analogice  ezplicatar.  constraxit  Seb.  Ze- 
he tmayr,  Gymn.  professor,  Vindobonae  1873.  prostat  apud  Alfredam 
Holder,  bibliopolam  Universitatid,  VIII  a.  38U  pp.  3  Tblr. 

Wir  haben  es  hier  mit  einer  ganz  tfichtigen  Arbeit  zu  thun. 
^Die  Wissenschaft  wird  durch  dieses  Werk  entschieden  weitergefOrdert 
Ich  will  zuerst  kurz  angeben,  was  ich  bemängle.  Der  YerfiEtsser  hat 
keine  Vorrede.  Es  wäre  aber  sehr  zu  wünschen,  dass  er  sich  über  das 
Eine  oder  Andere  ausgesprochen  hätte.  Ferner  wäre  i-ch  einmal  daftr, 
man  soll  Werke,  wie  das  vorliegende,  nicht  in  Lateinischer  Sprache 
schreiben.  Das  Latein  ist  viel  zu  unbeholfen  und  von  Haus  aus  nickt 
geeignet  fär  einen  Stil,  den  ein  derartiges  Buch  erfordert.  Das  ewige 
Einerlei :  ab  aliquo  — ,pertinet  ad  ,  de  sententia  eet.  wird  fade.  Ich 
sehe  den  Grund  nicht  ein,  warum  der  geehrte  Verfasser  das  Bach 
nicht  deutsch  geschrieben  hat.  Ich  glaube  nicht,  dass  er  deswegen  in  nicht 
deutschen  Ländern  einen  grösseren  Absatz  haben  wird.  Sodann  hätte 
ich  etwas  mehr  Citate  gewünscht.  Nicht  gerade  deswegen  möchte  ich 
diess,  damit  man  den  Verfasser  controlieren  kann,  was  sein  Eigenthom 
ist  und  was  er  entlehnt  hat  (dass  er  überhaupt  die  vorhandenen  Bßlfo^ 
mittel  fleissig  benutzt  hat,  ersieht  man  beim  Gebrauche  des  Buches 
bald),  sondern  ein  dei-artiges  Wörterbuch  von  einem  solchen  UmÜEUigB 
könute,  ohne  zu  sehr  angeschwellt  zu  werden,  ein  Bepertorium  sein  der 
verschiedenen  Ansichten  über  die  Etymologie  eines  Wortes.  Wir  sind 
leider  noch  nicht  so  weit,  dass  wir  die  Acten  über  die  Etymologie 
eines  jeden  Wortes  schon  schliessen  könnten.  Da  wäre  es  sehr  er- 
wünscht, wenn  man  gleich  einen  Fingerzeig  hätte  über  die  Torhuideie 
Literatur.  Doch  sind  diess  am  Ende  individuelle  Wünsche,  die  den 
Wert  des  Buches  keineswegs  erheblich  vermindern. 


^^^R^i 


irtiiM,  GranilKiged.  GiiBchiwhenEtymologie.  aog.",  V.Hintntr.  901 

Dagegen  hat  das  Bacb  viele  Voi-züge,  von  daneu  ich  nur  eiuen 
hervorheben  will.  Es  ist  häufig  zu  einem  Worto,  duasou  Iteduutuugä- 
entwickluDg  nicht  ganz  durchsichtig  ist,  ein  analoger  Fall  derEttltteit 
Bedeotungs  entwickln  Dg  aus  einer  anderen  Spi-auhe  beigefügt,  wodurch 
oft  sonderbar  scheinende  Ktymologieii  eine  StQtze  erhalten.  Ich  keaue 
kein  Buch,  wie  dieses,  worin  in  su  knapper  Form  die  Bedeutung  eines 
Wortes  durch  Analogie  ao  schön  behandelt  wäre.  Z.  B.  p.  US:  kostia, 
eogn.  hoitiorr^ferio,  lat,  vet./b*'*«.  cogn.  Aosfis.skr.  ffhua-ra  laedens. 
De  senteHtia,  cf.  goth.  hvnsl^=hosti(i  c.  han=['erio,  —  hostis,  cogu. 
boslia^hospes,  goth.  gasts.  De  sen.  dupL  cf.  ^fVcA,',  l'tiWk;,  ei  ityfog 
Aospes  ,  p^flinrt  ad  skr.  k«kan-ä-mi  laedo .  hostii/;  adda  skr.  para 
hostis,  proprie  hoapes,  cogn.  c.  pfregrinyts,  fremd  u.  a.  w. 

Durch  einen  index  graecits.  gothiciM,  gi^rmanun,  anglicua, 
»lavicus.  guVicua  et  italicas,  einen  indes  der  behandelten  Eigeu- 
namen,  endlich  durch  einen  index  sanacriticus  ist  für  das  praktische 
Bedürfnis  gesorgt. 

Ich  kann  nicht  umhin,  da^  Buch  best«ua  zu  empfehlen;  beson- 
ders soll  es  in  jede  Gymnasialbibliothek  Eingang  finden. 

Qraudzüge  der  Griecbischeu  Etymologie  von  Cr.Curtius.  Vierte 

dutcb  Vergleichungen  aus  den  Keltiauhon  Sprachdu  run  ErustWin- 
diicli  erweiterte  AuU&ge.  Leipz.  Teubuer.  1873.  XVI  u.  S36  ää.  6Tblr. 
Wenn  es  auch  nicht  immer  als  ein  zu veil aasiges  Kriterium  für 
die  Vortöglichkeit  eines  Buches  angesehen  werden  kann,  wenn  es 
mehrere  AuHagen  erlebt,  so  ist  diess  doch  bei  einem  so  streng  wissen- 
schaftlichen Werke,  wie  da«  vorliegende  ist,  gewiss  der  Fall.  Es  wiu'de 
nach  je  drei  Jahren  eine  neue  Autlage  nCthig.  Obwohl  unsere  Zeit- 
schrift nicht  die  Aufgabe  hat,  neue  Aufli^en  von  eigentlich  wissen- 
schaftlichen Werken  weitläufig  zu  besprechen,  so  mOge  doch  gestattet 
«ein,  mit  wenigen  Worten  auf  die  Veränderungen  hinzuweisen,  welche 
die  neue  Auflage  im  Verhältnis  zu  den  fi'üheren  erfahren  hat.  Da^s 
dieaeAusgabe  eine  bedeutend  vermehrte  ist.  gehtschon  aus  derSeiten- 
lahl  hervor:  Die  dritte  Auflage  zahlte  bei  Ttiä,  wähi-eud  die  neue  83Ü 
Seiten  enthält.  Den  grosseren  Theil  dieser  vermehrten  Bogenzahl 
nimmt  natärlich  das  neu  hinzagefügte  Keltische  ein.  Darin  besteht 
derHauptvorzng  dieser  Auflage.  Wenigstens  kann  man  sich  jetxt  auch 
einen  Begriff  machen  von  diesem  vielgenannten,  viel  gerühmten  und 
vi  elverd  acht  igten,  gewöhnlich  aber  wenig  gekanuten  Spruchzweige. 
Windisch  hat  sich  dadurch  grosses  Verdienst  um  die  Wissenschaft 
erworben.  Er  geht  mit  sicherer  Hand  zu  Werke,  zieht  gewChnlich  nur 
Verl&ssliches  herbei  und  lässt  Zweifelhaftes  und  Unsicheres  bei  Seite. 
Keine  Sippe  der  Indogermanischen  Sprachen  Ist  etymologisch  bv  weuig 
durchsichtig,  wie  das  Keltische.  Daher  deuu  auch  dessen  Verwandt- 
schaft mit  den  ludogormanischen  Sprachen  am  spflt«sten  erkannt  und 
ernivaen  wurde.  Aber  noch  in  anderer  Beziehung  ist  der  Boden 
schlüpfrig.  Es  finden  sieh  nimlioh  im  Keltischen  eine  Unzahl  Loliii- 
wCrter,  grossentheils  aus  dem  Lateinischen.  Die^e,  mancLmti 
58« 


80C    A.  Fick,  Die  Spracbeinbeit  d.  Indog.  Earopaa,  wag.  t.  V.  Hmtner.  ^ 

fast  den  Eeltiscben  Typus  an  sieb  tragenden  Vocabeln  mit  Sicherheit 
zn  erkennen,  ist  nicht  immer  eine  leichte  Aufgabe.  Es  lassen  sich 
gewiss  nocb  za  manchen  griechischen  Wörtern.  Keltische  Verwandte 
hinzufügen,  vorderhand  sind  wir  fOr  das  bereits  Gebotene  dankbar. 

Die  übrigen  Veränderungen  bestehen  zumeist  in  kleineren  Zu- 
sätzen und  in  Citaten  der  seit  der  dritten  Auflage  (1869)  erschienenen 
Werke.  So  findet  man  fleissig  berücksichtiget  die  zweite  Auflage  von 
Fick's  Wörterbuche  und  die  Fortsetzung  des  Pottaschen  Wunel- 
wörterbnchs,  das  vor  Kurzem  mit  dem  fünften  Bande  endlich  glück- 
lich seinen  Abschluss  gefunden. 

Eine  andere  schätzenswerthe  Zugabe  sind  die  Indices.  Es  ist 
jetzt  für  jeden  in  dem  Buche  vertretenen  Sprachzweig  ein  genauer 
Index  beigegeben,  was  die  Brauchbarkeit  des  Buches  ungemein  er- 
höht. Beim  Griechischen  Index  ist  die  Hauptstelle,  wo  ein  Wort  be- 
handelt ist,  mit  grösseren  Ziffern  gekennzeichnet  und  ich  bedaure,  dass 
diese  praktische  Einrichtung  nicht  auch  im  Lateinischen  Index  ange- 
wendet wurde.  Die  Ausstattung  dieser  Auflage  ist  die  der  bekannten 
Teubner'schen  Officin,  doch  noch  eleganter  als  die  dritte  Auflage. 

Es  wäre  leicht  hie  und  da  den  Ansichten  vonCurtius  eine  andere 
gegenüberzustellen.  Bei  erneuter  sorgsamer  Erwägung,  die  ja  veran- 
lasst wird  durch  zahlreiche  Monographien  über  die  verschiedensten 
Puncto  der  Sprachwissenschaft,  wird  Cnrtius  voraussichtlich  von  selbst 
in  manchen  Puncten  seine  Ansichten  ändern.  So,  um  nur  eines  zu  er- 
wähnen, hat  Curtius  die  Jo(i -Theorie  doch  zu  sehr  auf  die  Spitze 
getrieben. 

Genug.  Zweck  dieser  Zeilen  war  bloss  auf  die  erhöhte  Brauch- 
barkeit dieser  Auflage  hinzuweisen,  die  keinem  Mitforscher  entbehr- 
lich sein  wird. 

Die  ehemalige  Spracheinheit  der  Indogermanen  Europas.  Eine 

spracbgeBchicbtliche   Untersuchung   von   August   Pick.    Qöt^gen, 
Vandenböck  et  Baprechts  Verlag  187S.  Vm  u.  432  SS.  2Thlr,  3i  Ngr. 

Der  Stammbaum  der  Indogermanen  ist  noch  immer  nicht  ent- 
giltig festgestellt^).  Damit-  diess  überhaupt  mit  voller  Sicherheit 
geschehen  kann,  müssen  noch  erst  eine  Reihe  von  Einzeluüter- 
suchangen  folgen  über  diejenigen  sprachlichen  Eigenthümlichkeiteo, 
in  welchen  sich  einzelne  Sprachen  und  Sprachgruppen  besonders  nahe 
zu  berühren  scheinen.  Ja  es  hat  sogar  Joh.  Schmidt  bei  der  28. 
Philologenversammlung  zuLeipzig(1872)uud  sodann  in  einer  eigenen 
sehr  gehaltreichen  Schrift')  die  Möglichkeit  bestritten,  dass  sieh 
Überhaupt  ein  Stammbaum  der  indogermanischen  Völker  aufiBtellen 
lasse.  Schmidt  verbreitet  sich  in  seiner  Schrift  besonders  über  das 

*)  Mau  Tgl.  z.  B.  Schleicher,  Comp.*  6  ff. ;  im  Anschlüsse  an  ihn  Bolti, 
Die  Sprache  und  ihr  Leben,  Offenbach  1868 ;  Fick,  Wörterbuch*  1061; 
Westphal,  Vergl.  Grammatik  d.  indog.  Sprachen,  Jena  1Ö78. 1.  8. 18. 

*)  Die  verwandischaftsverhältniBse  der  indogermanisdien  SnradiaL 
Weimar  1872.  ^ 


J.  Fkk,  Die  Spracbeinheit  d.  Indog.  Earopst,  ang.  v.  F.  Hininet.     808 

Yerwandtschaflsverhältniss  der  mdogennanischen  Sprachzweige  zn 
einander  nnd  gegen  die  daselbst  gewonnenen  Besnltate  ist  diese 
neae  sehr  interessante  nnd  werthvolle  Arbeit  von  Fick  gerichtet.  Es 
dürfte  aach  für  die  Leser  dieser  Zeitschrifb  von  Interesse  sein,  den 
Inhalt  dieses  Werkes  in  Kürze  zn  erfahren  nnd  die  beiden  Resultate 
Ton  Schmidt  nnd  Fick  vergleichen  zu  k(^nnen. 

Fick  handelt  im  Abschnitt  I  (S.  1 — 61)  über  die  Stellung  der 
Slavoletten  zn  Germanen  und  Ariern.  Schmidt  hatte  zu  beweisen 
gesucht,  dass  ^das  Slavolettische  weder  vom  Arischen  noch  vom 
Deutschen  losgerissen  werden  könne,  sondern  die  organische  Vermitt- 
lung beider  sei.«  Der  Hauptbeweis,  auf  den  sich  Schmidt  stützte, 
war,  ^dass  dem  arischen  palatalen  Zischlaute  (()  allein  im  Slavisch- 
Litanischen  ein  Zischlaut  (lit.  si^,  slav.  s)  entspricht,  während  die 
übrigen  europäischen  Sprachen  diese  Laute  nicht  von  der  gutturalen 
Tennis  unterscheiden,  z.  B.  skr.  ^atam,  zend.  ^atem,  ksl.  süto,  lit. 
szimta-Sy  aber  goth.  hund,  lat.  centu-m,  altirisch  cit,  griechisch 

«-XOTO-I»." 

Dem  entgegen  sucht  nun  Fick,  ähnlich  wie  schon  früher 
Ascoli^),  zn  beweisen,  ndass  unser  Sprachstamm  in  seinen  sämmt- 
lichen  proethnischen  Perioden ,  theil weise  auch  innerhalb  der  Einzel- 
sprachen  zwei  völlig  geschiedene  A; -Laute  besessen  (hierin 
in  Uebereinstimmnng  mit  dem  Semitischen),  von  denen  der  eine  im 
Arischen  durch  k  und  c  (tscha),  der  andere  durch  g  repräsentiert  wird, 
nnd  zwischen  denen  fast  gar  keine  Berührung  stattgefunden,  bis  sie 
iin  Griechischen  nnd  Italischen  theil  weise,  im  Deutschen  fast  voll- 
ständig zu  einem  Laute  verschmolzen  sind.a  Es  wird  nun  die  Doppel- 
natur des  ursprünglichen  X;-Lantes  an  den  einzelnen  Sprachzweigen 
bewiesen. 

Zuerst  in  den  arischen  Sprachen,  k  und  g  sind  völlig  von 
einander  geschieden,  während  k  und  c  sich  vielfach  berühren;  c  ist 
ans  k  entstanden,  g  ist  weder  aus  k  entstanden,  noch  wechselt  es  je 
mit  ihm. 

Aehnliches  finden  wir  im  Slavol etti sehen.  Arisches  k  resp. 
e  wird  hier  durch  k  und  dessen  Umgestaltungen  wiedergegeben,  wäh- 
rend dem  arischen  g  durchweg  litauisches  s^r,  slavisches  8  entspricht, 
z.  B.  lit.  sjrA,  gen.  s/mn-s  Hund  =  skr.  gvä,  gen.  guncis  Hund ;  ksl. 
sqkü  Zweig  =  skr.  ganku  Zweig  u.  s.  w. 

Auch  im  Keltischen  zeigt  sich  dieser  Unterschied.  Das  Kel- 
tische spaltete  sich'  schon  früh  in  das  irische  und  das  gallo-britische 
Idiom.  inEs  wird  nun  das  altirische  c  (eh),  d.  1.  k,  im  Gallo-BritischOQ 
bald  ebenfalls  durch  c,  bald  durch  p  reflectiert.  Daraus  geht  hervor, 
dass  zur  Zeit,  da  Irisch  und  Gallo-Britisch  sich  schieden,  die  urkel- 
tische Sprache  zwei  A-Laute  besass.  Diese  verschwammen  im  Irischen 

')  Vorträge  über  Glottologie  übersetzt  von  Bas  zig  her  und  Schweizer- 
Sidler,  Halle  1872,  L  Band,  8.  49— V8;  vgl  auch  Pott.  Wurzel- 
Wörterbuch  I,  496.  bes.  III  (1871;,  59  ff;  Curtius,  Grundzttge 
d.  griech.  E^mologie,  4;  Aufl.  8.  28  f. 


9M    A.  Ftdt,  Vm 

2a  6«  timtmc,  wihifd  w  ni  GaOr-BriMckim 
4ms  Ut  ftM  i^Last  4arek  j».  ittr  aadcre  4nck  «  ^Hfwferill 
Di«^>«  beki^o  i^Laote  dci  ¥ritiirhem  fleprifhw  iithtf 
ond  ^  <l«r  imchfim  Sfra^em,  od  zw  so,  du»  aläriKii  r,  v»  «§ 
doirh  gaülo^britttcbef  j^ftflecticrt  wird,  doi  arkttai  ik  nripiilil,  dM 
altiri^h«  r  daueren,  doi  wach  im  GaOo-Britisckca  tm  e  gagmUbm- 
nUbt,  di«  Sielk  d40  anadMs  f  enniwBi.*  1.  R  ahir.  eis  =  fin»,  skr. 
jb'ji,  lesd«  ^i>.  griedL  rf-$»  1^^  qui»*.  aker  Wüiack  jin.  inkiir- 
Miu  altir.  m ,  nm  Hoad,  im  GambrifdMB  nkki  pm,  smäent  ei,  M^ 
plar.  ^^M.  iwfi,  wefl  skr.  ^aa.  gao.  ^«o«,  ÜL  srA  (d.  L  jmm-s  =r 
ßiran-M),  g^.  «nfa-s,  kiL  9u4oii  L  HindliB  d.  L  M|-ia^  tM|-Aa)y 
da!»  berodoteiaclM  önmoj  skr.  uod.  0Mia. 

Ans  dem  Gtsagteo  galit  ichoii  harrM-,  daat  deijtaigt  ik-Laat^ 
der  nch  im  GaJlo-BritiacheB  zo  jp  Terwaadalta.  xwiackaa  k  oad  p  ia 
der  Mitte  gelegen,  also  etwa  kt  gelaotet  kabeo  Bisae:  dam  aoaet 
wäre  ein  Uebergang  ?on  kutp  nicht  denkbar. 

Dasselbe  sehen  wir  noch  deutlicher  im  Lateinisckaa.  Hmk 
erscheint  orsprachliches  k  (eig.  kv)  hiofig  sowol  im  Aalaai  als  im 
Aoslaot  der  Worzel  als  qv;  z.  B.  qui^s  neben  skr.  te  and  ki^ ;  »eqm 
neben  skr.  «ac-,  nrspr.  sak-,  lit.  9ekrii  folgen.  Nienuls  aber  entapiicht 
im  lat  qv  einem  skr.  ^  Fick  hat  ganz  Recht,  dass  er  auf  Gnad 
diente»  Gesetzes  die  bis  jetzt  allgemein^)  angenommaae  Etymologie 
▼on  quü'M,  als  gehöre  es  zn  skr.  (I-  liegen,  znrtckweist.  QmeM  g^irt 
za  8kr.  knhi'  wohnen,  kaheima  Bast,  Bohe,  Frieden,  Sicherheü,  alt- 
persisch shigdti  (st.  skUtti^y  Behagen,  gr.  xr/-^,  lit.  AAm-«  Dori^ 
genn.  kaima,  Heim^). 

Endlich  wäre  im  Griechischen  z.  B.  Gkichaetaang  ¥on  %ig 
mit  quuf,  xi  mit  qne  a.  s.  w.  unmöglich,  wenn  man  nicht  dem  dies« 
Wörtern  za  Grande  liegenden  arsprflnglichen  i-Laute  einen  labialen 
Nachklang  beimessen  könnte.  Von  %i^  war  gewiss  die  orsprAngliche 
Form  aoch  im  Griechischen  xpi^;  nnr  diesem  labialen  Nachklange 
muBs  man  auch  den  Uebergang  von  x  in  t  znschreiben,  was  physiolo- 
gisch leicht  zn  erklären. 

Weniger  aasgedehnt  erscheint  die  Affection  des  nrsprflnfi^chea 
A^Lautes  im  Gothischen,  wo  sie  als  hv  erscheint.  Sporen  der- 
solben  sind  aach  im  Litanischen  nachznweisen,  imSlaviachen 
tritt  8ie  nur  hinter  der  Anslantsgroppe  9k  herror. 

„Es  beweist  somit  der  Parallelismas  des  arischen  k  mit  slavo- 
lettischem  k^  des  arischen  q  mit  lit.  sm,  slawisch  s  nicht  das  Ctoingste 
für  eine  nähere  Zusammengehörigkeit  des  Arischen  und  SlavolettiscJiea, 
nicht  das  Geringste  f&r  eine  organische  Mittelstellang  des  Slavoletti- 

*)  vgl.  z.  B.  Pott.  Etjm.  Forsch.  I«,  208;   U\  437;  492;  Wai^w. 

I,  542;  Bopp,  Glofls.'  389  a;  Corssen,  Beitr.  50;  Antspr.  P,3B5; 

Cnrtins,  Grandz.'  i45;  Zachere  Zeitschrift 1, 20;  E ohne  Zeit^ 

•chrift  UI,  371;   V,  38);   Kuhns  Beitr.  VI,  280,  seihst  Fiek, 

Wörter b.>  43;  mein  Ui  etjm.  Wörtb.  190. 
')  vgl.  Fick  in  Kuhns  Zeitschr.  XX  (1872J.  18p. 


A.  Fiet,  Die  Spncheinheit  d.  Indog.  Europas,  ang.  v.  F.  Hintner.      865 

sehen  zwischen  den  arischen  nnd  europäischen  Sprachen,  nicht  das 
Geringste  gegen  die  Annahme  einer  ehemaligen  Spracheinheit  der 
nordenrop&ischen  Völker  unseres  Stammes  u.  s.  w.  *  (S.  30.) 

Schmidt  hatte  durch  zwei  im  Anhange  zu  seiner  Schrift  ge- 
gebene Wörterverzeichnisse  gefunden,  dass  im  Germanischen  nur  15 
solcher  Wurzeln  und  Wörter  sich  finden,  welche  ausserdem  nur  in  den 
arischen  Sprachen  vorkommen,  wogegen  er  deren  61  in  den  slavo- 
lettischen  Sprachen  nachweist.  Fick  dagegen  kommt  zu  einem  ent- 
gegengesetzten Resultate,  er  findet  ungefähr  80  arische  Wörter  nur 
im  Germanischen,  etwa  65  nur  im  Slavolettischen  wieder  (S.  41 — 56). 

Der  n.  Abschnitt  handelt  über  das  Vorkommen  von  kv  und  k 
(ski'.  g)  im  Wortschatze  der  europäischen  Spracheinheit  (S.  62 — 138)« 
Das  Verzeichniss  schliesst  sich  zwar  grossentheils  an  des  Verfassers 
„Wörterbuch^*)  an,  bringt  aber  doch  so  manches  Neue,  wodurch  die 
Wissenschaft  entschieden  weitergefördert  wird. 

Abschnitt  III. '  r^Die  Stellung  der  Griechen  zu  den  Ariem.*' 
Schmidt  hatte  bei  seiner  Musterung  als  Resultat  erhalten,  dass  sich 
das  Griechische  weit  enger  als  das  Italische  an  das  Arische  schliesse. 
Während  er  99  Wöi-ter  verzeichnet,  welche  nur  im  Griechischen  und 
Arischen  sich  finden,  bietet  ihm  das  Italische  nur  20  Wörter,  die 
ausserdem  nur  das  Arische  aufweist.  Also  1:5.  Fick  dagegen  fand 
bei  Nachpi-flfung  (Seite  144 — 159),  dass  ungefähr  108  griechische 
Wörter  vorkommen,  die  sich  nur  bei  den  Ariern  wiederfinden,  gegen 
65  italische,  die  sonst  nur  im  Arischen  wiederkehren;  also  bei- 
läufig 1:2. 

Abschnitt  IV.  ^Abweichende  Lautgestalt  alter  Nomina  bei  den 
Europäern  und  Ariern"  (S.  161 — 170).  Es  wird  eine  grosse  Differenz 
der  Sprachen  Europas  im  Verhältniss  zu  den  arischen  nachgewiesen. 

Abschnitt  V.  „Die  gemeinsam-europäische  Entwicklung  des 
e-Vocals"  (S  176  —  200).  Ein  praktisches  Verzeichniss  der  Wörter 
mit  dem  e-Laute  in  der  europäischen  Spracheinheit  (185 — 200)  macht 
die  Sache  anschaulich. 

Abschnitt  VI.  „Die  gemeinsam-europäische  Entwicklung  des  l^ 
(S.  201—261).  Wörterverzeichniss  von  S.  214-261. 

Abschnitt  VII.  „Gemeinsam-europäischer  Wortschatz"  (S.  262 
bis  391).  In  diesem  ungemein  interessanten  Abschnitte  gibt  der  Ver- 
fasser ein  wolgelungenes  Bild  von  der  Gesittung  des  Urvolkes  auf 
Grund  der  europäisch-arischen  Culturwörter.  Das  Wörterverzeichniss 
zo  diesem  Abschnitte,  ein  kleines  Wörterbuch  für  sich  (S.  293 — S91), 
wird  jedem  Mitforacher  unentbehrlich  sein. 

Endlich  Abschnitt  VIII.  „Die  Indogermanen  Europas,  ehemals 
ein  Volka  (S.  392-432).  „Es  sind",  beginnt  der  Verfasser  den 
Abschnitt,  „wie  die  vorausgehenden  Abhandlungen  erwiesen  haben, 
vornehmlich  drei  Puncto ,  worin  die  Sprachen  Europas  unter  sich 
ftbereinstimmen,  dagegen  von  den  arischen  Sprachen  sich  scharf  unter- 
scheiden: 1,  Ehie  reiche  Entfaltung  des  ^-Vocales  gf«genüher  dem  ur- 

*)  Vergleichendes  Wörterbuch  der  indog.  Sprachen  Oött  i 


806       A.  Ficky  Die  Spracheiubeit  d.  Indog.  EnropaB,  ang.  v.  V.  HkUner. 

sprachlichen  und  arischen  a,  nachweisbar  als  gemeinsam-europäisch 
in  etwa  30  alten  Nomen  und  im  Präsensthema  von  mindestens  40 
wichtigen  Verben  mit  ursprünglichem  an-  und  inlautenden  a.  2.  Die 
Entwicklung  des  l  aus  dem  r  der  Ursprache,  gegenflber  dem  r  der 
arischen  Einheitsperiode '').  3.  Die  Ausprägung  einer  reichen  Fülle 
von  Wortbildungen,  der  gemeinsame  Besitz  von  mehreren  Hunderten 
theilweis  höchst  originellen  Wörtern  und  scheinbar  selbst  von  Wurzeln, 
die  den  arischen  Sprachen  völlig  abgehen.  Diese  drei  Puncto  genügen 
völlig,  um  die  Europäer  unseres  Stammes  zu  einer  engeren  Einheit 
zusammenzuschliessen,  welche  nicht  minder  innig  ist,  als  der  arisch* 
Verband  der  Brüder  im  Osten**. 

Interessant  sind  in  diesem  Abschnitte  die  Erklärungen  skjthi- 
scher  Namen  und  Vocabeln  (nach  MQllenhoff),  der  phrygischen  Glos- 
sen und  der  wenigen  Ueberreste  aus  der  thrakischen  Sprache.  Was 
die  phrygischen  Glossen  betrifft,  scheinen  dieselben  ziemlich  sicher 
erkläi-t  zu  sein,  nachdem  dieselben  bereits  von  Bötticher  (Lagarde)  in 
seinen  Arica  (S.  30 — 39),  wieder  abgedruckt  in  seinen  gesammelten 
Abhandlungen  1866,  S.  283  ff.,  gesammelt  und  zu  erklären  versucht, 
später  von  Fr.  Müller  (Orient  und  Occident,  Vierteljahresschrift,  her- 
ausgegeben von  Th.  Benfey  IL  [1864],  S.  577  ff.)  und  Fick  (in 
Kuhns  Beitr.  VII,  358 — 384)  eingehender  bebandelt  worden  waren'). 

Müssen  wir  nun  Fick  unbedingt  darin  beistimmen,  dass  er  die 
Existenz  einer  gemeinsam-europäischen  Spracheinheit  bewiesen  hat, 
80  bleibt  doch  Schmidt  hierin  gewiss  im  Rechte,  dass  er  die  Mög- 
lichkeit einer  Beconstruction  der  indogermanischen  Ursprache  ent- 
schieden leugnet  Man  vgl.  auch,  was  Windisch  in  Kuhn's  Zeitschr. 
XXL,  398  f.  über  diese  Frage  sagt.  —  Wie  das  „vergleichende  Wör- 
terbucha  von  Fick,  so  wird  auch  diese  neuesteArbeit  des  mit  grossam 
Combinationstalente  begabten  Gelehrten  keinem,  der  sich  mit  Sprach- 
wissenschaft überhaupt  beschäftiget,  entbehrlich  sein.  Zwar  fordert 
so  manche  Wörterzusammenstellung  zum  Widerspruche  heraus,  aber 
nie  wird  man  bei  einer  solchen  Combination  vorübergehen  dürfen, 
ohne  den  Gi-ünden  genau  nachzuspüren,  die  etwa  den  Verfasser  zu 
einem  solchen  Resultate  geführt  haben.  Möge  es  dem  Verfasser  seine 
Gesundheit  erlauben,  uns  recht  bald  mit  einer  ferneren  Arbeit  zu 
beschenken. 

Wien,  November  1873.  Dr.  Val.  Hintner. 


*)  Fick  bat  schon  in  seinem  „Wörterboche"  den  Beweis  zu  liefern 
versucht,  dass  die  indogermanische  Ursprache  den  Baehstaben  l 
nicht  besessen  habe.  Dagegen  sacht  die  Schrift:  «Das  l  der  indo- 
germanischen  Sprachen  gehört  der  indogermanischen  Grandsprache 
an,  V.  W.  Heymann,  Gott.  1873"  das  l  der  Ursprache  zu  vindicieren, 
was  ihm   nicht    gelangen  ist. 

*)  Der  Aafsatz  von  Mordtmann :  „Ueber  die  altphn^giache  Sprache'' 
(Sitzungsberichte  der  k.  baierischen  Akademie  d.  mss.  1862  I.  Seite 
12-'38)  kommt  nicht  in  Betracht,  weil  ganz  und  gar  verfehlt  vgl. 
Fr.  Müller,  Orient  and  Occident  II.  574  ff. 


r.  FuM.  MittheilnD^e»  a,  d.  hiBt.  iitcratar,  tng.  v.  LoTfiu.       857 
t  Jlittheiliiügen  aas  der  historischen  Literatur,  herausgegeben  von 

der  bifltoriBchen  GegellBcbHft   in  Berlin   and   in  äeien  Auftrage  redi- 
prt  TOD  Prof.   Dr.  B.  Posb.  I.  Jahrgang,   1.  Heft. 

lieber  den  Zweck  und  die  Richtung  dieser  nenen  historiBchen 

f  Seitechrift  spricht  sich  das  Programm  kurz  und  klur  ans;  „In  diesen 

,  Heften  will  die  GreBellechaft  weder  selbsti^täudige  Arbeiten ,   noch 

,  ^entticbe  Krif.iken,  sondern  nur  ansfübriiche  Berichterstattungen 

,   Aber  die  neuesten  historischen  Werke  mit  möglichster  BezDgnahme 

safden  bisherigen  Stand  der  betreffenden  Forschungen  tiefem.   Sie 

gliubt.  da  der  Einzelne  nicht  alles  auf  dem  Gebiete  der  Geschichte 

•racheinende  durcblenen,  geschweige  denn  durcharbeiten  kann .  den 

Lahrem  und  Freunden  der  Geschichte  einen  Dienst  zu  leisten ,   wenn 

sie  dieeeJben  durch  objectiv  gehaltene  Inhaltsangaben  in  den  Stand 

setzt,  zu  beurtheilen,  ob  fQr  ihren  Studienkreis  die  eingehende  Be- 

schSftiguDg  mit  einem  Werke  nCthig  sei  oder  nicht". 

Das  vorliegende  Heft  gibt  einen  vortheilbaften  Bogriff  von  der 
Art  DDd  Weise,  wie  Redaction  und  Mitarbeiter  der  Zeitschrift  ihre 
Aufgabe  verstehen.  Eine  Beihe  der  bedeutendsten,  inhaltsreichsten 
und  schwierigsten  Arbeiten  und  Forschungen  der  neuesten  Zeit  wer- 
den nach  Gedaukengang  und  Resultaten  auf  das  genaueste  analysiert. 
Voran  geht  eine  Darstellung  des  Werkes  von  Nitzsch  über  die  römi- 
sche Annalistik ;  noch  wichtigei  und  erwünschter  ist  die  Anzeige  von 
Uöllenboff's  deatecher  Alterthumskunde ,  deren  erster  Band  in  so 
viele  verschiedene  Discipjinen  tief  eingreifende  Forschungen  enth&lt. 
Eine  genaue  Debersicbt  der  Resultate  dieses  Werkes,  wie  sie  der  Her- 
■UBgeber  Prof.  Foss  mustergiltig  liefert,  ist  sicher  für  viele  ein  sehr 
dankenswertes  Unternehmen.  Ebenso  dient  der  Artikel  fiber  Sohm's 
altdeutsche  Reichs-  und  G Brich teverfa-^sung  znr  Orientierung  über 
diese  schwieligen  Gegenstände  und  vollends  darf  die  Besjirechang 
von  Ficker's  Forschungen  lur  Reichs-  und  Eechlsgeschichte  Italion'B 
selbst  als  eine  hervorragende  Leistung  bezeichnet  werden;  auch  ge- 
flbte  Leser  dieses  gelehrten  und  schwerwiegenden  Werkes  detaillierte- 
ster Forschung  werden  gerne  den  Wegweiser,  den  die  Mittfaeilungen 
bieten,  xnr  Hand  nehmen,  um  sich  in  den  zahlreicheu  Bauden  der 
italienischen  Rechtsgeschichte  besser  einheimisch  zu  machen. 

Die  Uittheitungeu  bieten  noch  ausserdem  Beeprechsngen  klei- 
nerer Erscheinungen  auf  dem  Gebiete  der  historischen  Literatur:  von 
Ewald'e  Eroberung  Preussen's  dnrch  die  Deutschen,  Kngler's  Chri- 
stoph Herzog  von  Württemberg,  Krones,  die  zeitgenössischen  Quellen 
rar  Geschichte  der  Grafen  von  Cijli  nnd  Sigmund  von  Herberstein, 
Krebs,  Christian  von  Anhalt;  emilich  folgen  noch  kurze  Mittheilungen 
ans  der  Literatur  des  Krieges  von  1870  —  71.  Wie  man  sieht,  ist  uns 
ein  sehr  reiches  Programm  geboten,  wobei  es  freilich  nicht  immer 
leicht  sein  wird,  das  Zufällige  ausz u seh  1  Jessen  und  dem  Bedeutenden 
den  hinreichenden  Raum  in  der  Zeitschrift  zu  sichern.  Eine  strenge 
vielleicht  manchmal  hart  erscheinende  Redaction  wird  bei  einem  ün- 


M8  £'  Wetzelj  Allgemeine  HimraelBkunde,  ang.  ▼.  0.  StoU. 

ternehmeD,  wie  das  vorliegende,  als  ein  dringendes  Bedürfniss  er- 
scheinen.    ^ 

ImUebrigen  gibt  doch  auch  schon  das  vorliegende  Heft  manche 
Beweise,  dass  man  die  versprochene  Resignation  auf  jegliches  Urtheil 
bei  den  Anzeigen  nicht  allzu  wörtlich  zu  nehmen  haben  wird.  Es  kann 
auch  in  der  That  nicht  als  nachtheilig  angesehen  werden,  wenn  zu- 
stimmende oder  abweisende  Urtheile  eingeflochten  werden.  Die  Auf- 
gabe der  „Mittheilungen"  wird  es  sein,  ein  wahrhaftes  und  vollstän- 
diges Bild  neuer  Forschungen  und  gelehrter  Arbeiten  zu  liefern,  wie 
es  bei  den  meisten  kritischen  Arbeiten  heutigen  Stils  oft  nur  zu  sehr 
vermisst  wird.  Die  heutige  Methode  gelehrter  Anzeigen  schwankt, 
wenn  wir  nicht  irren ,  lediglich  zwischen  einer  etwas  veredelten  Art 
von  Buchhändlerreclame  einerseits  und  der  trockensten  Detailcorrec- 
tur  andererseits.  Geistiges  Eingehen  auf  Ziele  und  Resultate  neuer 
Werke  findet  sich  selten.  Die  „Mittheilungen"  können  sich  ein  gpros- 
ses  Verdienst  erwerben,  wenn  sie  hier  die  Mitte  halten  und  mit  glück- 
licher Auswahl  des  Stoffes  gleichsam  zu  einem  Repertorium  der  neue- 
sten bleibenden  Resultate  der  Forschung  auf  dem  Gebiete  der  Ge- 
schichte sich  gestalten. 

Lorenz. 


E.  Wetzel.  Allgemeine  Himmelskunde.  Zweite  vermehrte  and 

verbesserte  Au&ge.  Berlin,  A.  Stubenrauch,  1870.  610  S. 

Das  Erscheinen  einer  zweiten  Auflage  dieser  populären  Darstel- 
lung der  Astronomie  zeugt  hinlänglich  von  der  gelungenen  Anlage 
und  Durchführung  des  Werkes.  Es  ist  im  Wesentlichen  der  in  Deutsch- 
land längst  bewährte  Plan  von  Littrow's  „Wunder  des  Himmels^. 
Von  den  vier  Abtheilungen  dieser  Schrift:  theorische  Astronomie, 
Topographie  des  Himmels,  kosmische  und  beobachtende  Astronomie, 
flnden  wir  hier  drei  wieder,  indem  das  nothwendigste  aus  der  vierten 
an  geeigneten  Stellen  der  übrigen  eingefügt  ist.  Die  erste  Abtheilung 
ist  zu  grossem  Yortheile  der  Uebersicht  in  zwei  Theile  zerlegt  Der 
erste  derselben:  nVX)n  den  scheinbaren  Bewegungen  der  Himmels- 
körper'^ ,  gibt  eine  kurze,  allgemein  verständliche  Beschreibung  der 
täglichen  Bewegung  aller  Gestirne,  des  jährlichen  Sonnen-  und  des 
monatlichen  Mondeslaufes.  An  denselben  wird  der  Gebrauch  der 
grössten  Kreise  der  scheinbaren  Himmelskugel  erläutert  und  die  Ein- 
führung der  sphärischen  Coordinaten  vorbereitet.  Endlich  erfahret^ 
wir  hier  die  äusseren  Eigen thümlichkeiten  der  Erscheinung  von 
Planeten  und  Kometen.  Der  zweite  Theil  (des  Werkes  zweite  Ab- 
theilung: „von  den  wirklichen  Bewegungen  der  Himmelskörper") 
führt  vor  und  begründet  die  gegenwärtige  Darstellung  dieser  Er- 
scheinungen —  stets  unter  Berücksichtigung  der  historischen  Ent- 
wickelung  der  Ansichten.  Besonders  hervorzuheben  ist  eine  kniise  Er- 
klärung des  astronomisciien  und  kirchlichen  Kalenders. 


B.  Wetzet,  Allgemeine  Himmelskande,  ang.  t.  0.,  SuAe,        869 

lieber  die  dritte  Abtheilung:  „Topographie  des  Himmels''  soll 
hier  nur  bemerkt  werden,  dass  die  neuesten  Entdeckungen,  nament- 
lich durch  die  Spectral-Analyse ,  soweit  sie  bis  zum  Zeitpuncte  der 
HinauBgabe  des  Werkes  bekannt  geworden  wai-en,  gehörige  Berück- 
sichtigung gefunden.  Die  vierte  Abtheilung  endlich  handelt  von  der 
mechanischen  Erklärung  der  Himmels-Erscheinungen. 

Der  Inhalt  des  gesammten  Werkes  ist  so  reichhaltig,  dass  uns 
nichts  irgend  bemerkenwerthes  übergangen  scheint.  Die  Darstellung 
zeichnet  sich  durch  Klarheit  und  Anschaulichkeit  aus  und  setzt  beim 
Leser  kaum  etwas  voraus,  als  den  Willen,  in  das  Verständniss  der 
Erscheinungen  einzudringen,  welche  sich  so  unmittelbar  daibieten. 
Auch  im  Einzelnen  haben  wir  wenig  gegen  dieselbe  vorzubringen. 
Die  Zahlenangaben  sind  nicht  immer  die  neuesten,  worauf  wir  indess 
kein  grosses  Gewicht  legen.  Schwerer  zu  entschuldigen  ist,  dass  p.  573 
als  die  besten  Sonnentafeln  die  von  Del  ambro  und  Carl  in  i  ge- 
nannt sind,  während  wir  doch  schon  seit  mehr  als  zehn  Jahren  die 
vortrefflichen  Werke  von  Hanse  n-0 1  u  f  s  e  n  und  Leverrier  besitzen. 
Aehnliches  gilt  auch  theilweise  von  den  a.  a,  0.  erwähnten  Planeten- 
Tafeln. 

Am  wenigsten  gelungen  erscheint  das  Capitel  über  das  Plane- 
tensystem der  Alten  (p.  251  f).  Während  andere  Schriftsteller  z.  B. 
Whewellin  seiner  History  ofinductive  sciences  die  klare  Einsicht 
des  Ptolemäus  in  seine  Aufgabe  rühmend  hervorheben,  wird  derselbe 
hier  fär  die  irrthümliche  Auffiissung  des  Mittelalters  verantwortlich 
gemacht.  Hat  er  nicht  selbst  deutlich  gesagt,  dass  es  ihm  nicht  um 
die  Erklärung,  sondern  die  Darstellung  der  Planetenbewegnn-' 
gen  zu  thun  sei?  Und  was  soll  einem  Manne  gegenüber,  der  Tafeln 
des  Mercor  und  der  Venus  gegeben,  der  ans  Littrow's  „Wunder"  über- 
nommene Vorwurf,  sein  System  führe  zur  Annahme  von  Oppositionen 
4ieser  Planeten  mit  der  Sonne?  (p.  252).  Auch  über  das  sogenannte 
»aegyptische"  Planetensystem  hat  man  gegenwärtig  eine  andere  An- 
sieht als  das  ebengenannte  Werk ,  welchem  der  Verfasser  folget.  <VgL 
Supplement  to  WhewelVs  History  ofind,  sciences  1857  p.  25.) 

O.Stolz. 


Vierte  Abtheiluug. 


Miscellen. 

Nekrolog. 

Wenn  wir  nach  der  Nengestaltang  unseres  GjmnasialweaeDS,  wie 
sich  dieselbe  seit  1849  vollzogen  hat.  mit  Befriedigung  auf  die  Errungen- 
schaften der  letzten  Jahrzeheude  zurückblicken  und  besonders  uns  freuen, 
dass  unsere  Gymnasien  auf  gleicher  Grundlage,  wie  sie  die  deutschen 
Schulen  haben,  neu  erbaut  diesen  Schwesteranstalten  würdig  zur  Seite 
treten,  so  ist  es  für  uns  eine  heilige  Pflicht  jener  Hänuer  zu  gedenken, 
welche  unter  den  ungünstigen  Verhältnissen  der  ▼ormarzlichen  Zeit  im 
Kampfe  mit  veralteten  Einrichtungen  einen  gesunden  Fortschritt  anbahn- 
ten und  die  neue  Aera  vorbereiteten.  Es  ist  dies  um  somehr  Pflicht,  als 
fsrade  diesen  Männern  so  häufig  nicht  die  gebührendo  Anerkennung  su 
heil  wurde.  Ihre  schönsten  Jahre,  ihre  besten  Kräfte  hatten  sie  in  einer 
Periode  aufgewendet,  welche  ihrem  Streben  oft  nicht  förderlich,  bisweilen 
geradezu  feindlich  war,  und,  als  endlich  die  neue  Zeit  kam,  standen  sie 
vielfach  schon  an  der  Schwelle  des  Alters,  s  So  blieb  ihnen  denn  nicht 
selten  statt  äusserer  Anerkennung  nur  die  dankbare  Gesinnung  ihrer  Schü- 
ler, der  Kuf  des  tüchtigen  Schulmannes  und  das  erhebende  GeAlhl  reichen 
Segen  gestiftet  und  den  Boden  für  die  neue  Saat  vorbereitet  zu  haben. 
Die  Geschichte  wird  ihrer  nicht  vergessen ;  sie  wird  dereinst  ihren  Namen 
unter  den  besten  jener  Zeit  nennen.  Unterdessen  wollen  wir  mit  trenem 
Sinne  für  den  künftigen  Baumeister  die  Steine  herbeischaffen,  dass  er  sie 
vorfinde,  wenn  er  zu  seinem  Baue  schreitet,  und  sie  gleich  fertig  init 
kunstreicher  Hand  an  geeigneter  Stelle  in  das  Ganze  einfüge 

Einer  der  Besten  jener  Periode  war  der  vor  Kurzem  am  is8.  October 
1873  zu  Graz  verstorbene  Anton  Theodor  Wolf.  Mögen  die  Zeilen, 
welche  ich  hier  ihm  widme,  ein  würdiger  Ausdruck  jener  Verehrung  sein, 
die  ich  für  den  wackeren  Mann  stets  m  meinem  Herzen  tragen  werde. 

Anton  Theodor  Wolf  wurde  am  25.  Juni  1801  zu  Kremsier 
geboren  Er  besuchte  zuerst  das  damals  noch  fünfdassige  Gymnasium 
seiner  Vaterstadt  und  bezog  dann  die  Universität  zu  Olmütz,  wo  er  sich 
nach  Beendigung  des  philosophischen  Curses  einem  Wunsche  seines  Vaters 
folgend  den  juridischen  Studien  widmete.  Aber  schon  im  ersten  Semester 
verliess  er  dasselbe,  um  sich  dem  Lehrfache  zuzuwenden,  für  welchen  Entr 
schluss  jene  innige  Liebe  zum  clasRischen  Alterthume  entscheidend  war, 
welche  ihn  durch  sein  ganzes  Leben  bis  zum  letzten  Athemzuge  beseelt 
hat.  Auf  dem  damals  üblichen  Wege  der  Concursprüfungen  erwarb  er  sieh 
die  gesetzliche  Befähigung  und  wurde  dann  durch  zwei  Jahre  als  Adjnnet 
an  den  Gymnasien  zu  Brunn  und  Teschen  (kath.  Gymn.)  verwendet,  bii 
er  mit  Decret  der  Studienhof -Commission  vom  15.  Januar  l€fi5  zum 
Grammaticallehier  am  Gymnasium  zu  Iglau  ernannt  wurde. 


UUcelleii. 


871 


Zweiondiw&iLzig  Jahre  blieb  er  in  dieaer  Stellang,  in  ««Icher  er, 
ein  echtur  Lebrfr,  io  stiller  und  bescheidemT  Weise,  ater  mit  dem  Auf- 
gebote Beiner  gnnien  Kraft  wirkte.  In  der  Liebe  seiner  Schiller,  in  der 
Achtung  seiner  Freunde  und  Amtsaenouen  fand  er  den  Lohn  fUr  seiB 
onermfldeteE  Streben.  Du  LandesKUbemiuni  sprach  ihm  mittelst  ErU.sse8 
vom  28.  Januar  1Ö42  in  BerbcksichtigunK  seines  anüdauernden  Eifers  und 
der  sehr  angemessanen  Unterriohtäer'htiluDgr,  sowie  wegen  der  entspro- 
chendeu  Fortschritte  der  Schüler  die  Tcrdieiite  Belobung  aus  Von  der 
hohen  Achtung,  welche  er  sU  Lehrer  gunuss ,  z'.-agt  ancTi  der  Dmstaud, 
dau  er  im  Deoember  lijSÖ  van  Seite  des  mährisch  schlesischen  Gyrnntuinl- 
stndieDdirectorateB  aufgefurdcrt  wurde,  aber  die  Reform  der  Gymnasien, 
welche  man  sclion  damals  als  nothwcndig  erkannte,  freilich  obne  die  Kraft  roit 
dieser  Erkenntnis»  such  die  frische  Thal  jm  verbinden,  ein  umtliches  Gut- 
achten BbzDfaaseu.  Dasselbe,  das  umfassendste  Schriftstück,  welche«  Wolf 
binterlaeseu  hat.  ist  fär  seine  Zeit  eine  bedeutende  Arbeit.  Er  hatte  dann, 
wie  sich  von  selbst  versteht,  das  Huaptgewicht  aaf  die  i-lassischen  Sprachen 
gelegt  and  so  Jen  Charakter  des  li;ninafiujns  als  einer  Anstalt,  welche 
auf  dieser  (Grundlage  eine  mnglichst  harmonische  Geistesbildung  und 
entsprechende  Vorbereitung  für  die  ÜniTeraitätsstndien  lu  vermitteln  hat, 
TOllkomtnen  gewalirt;  aber  er  hatte  auch  die  Aufnahme  der  Naturtrissen- 
schatten,  des  Zeichnens,  des  Gesanges  und  des  Turnens  als  obligater  Fächer 
empfohlen  und  sich  entschieden  ^.r  das  Fachlehreriystem  ausgesprochen 

Per  Hauptgegenstand  im  Unterrichte  war  für  ihn.  wie  natürlich, 
das  classische  Älterthum,  wobei  er  besonders  eine  tüchtige  grammatische 
Dorcbbildung  der  Schüler  als  alleinige  Grundlage  einer  soliden  Leetüre 
lu  erzielen  eachtä.  Ueber  die  Art  und  Weise,  wie  er  hiebei  verfuhr,  findet 
man  Andeutungen  in  dem  ersten  der  ^ammatischen  Briefe,  welche  er 
im  Programme  des  Preasburger  Gymnasiums  vum  Jahre  1351  veröffent 
lichte.  Es  war  dabei  keinenwegR  auf  ein  Einlernen  von  Regeln  abgesehen, 
sondern  altes  war  darauf  berechnet,  die  Schülerzum  sei bstständ igen  Denken 
aninleit«n  und  sie  unter  Führung  des  Lehrers  die  Begeln  selbst  entwickeln 
in  lassen,  xu  welchem  Zwecke  er  die  sokratische  Methode  der  fortlau- 
fenden Fragen  und  Antworten  in  sehr  geschickter  Weise  zu  verwenden 
wnsst«.  Jedoch  betrieb  er,  da  er  als  Classeulehier  auch  in  den  übrigan 
Gegenständen  au  unterrichten  hatte,  auch  diese  mit  gleicher  Liebe  in  der 
Schale.  Zeuge  dessen  ist  die  atnnime  Wandkarte  von  Europa,  die  er  für 
den  Unterricht  selbst  anfertigte,  sowie  Vorrichtungen  zor  Erklärung  der 
astronomischen  Geographie  von  ihm  seibat  hergestellt. 

Die  freie  Zeit  war  meist  emsigen  wissenschaftlichen  Studien ,  na- 
mentlich auf  dem  Gebiete  der  Sprachwissenschaft  gewidmet.  Wie  sehr 
es  ilim  daniit  Ernst  war,  leigt  seine  für  die  damalige  Zeit  beträchtliche 
BÜcheraammlung.  Sehr  förderlich  in  dieser  Beziehung  und  auch  für  die 
Methodik  dea  Unterrichtes  war  der  innige  Verkehr  mit  seinem  Amtsge- 
nossen,  dem  hochverdienten  KnrI  Enk  von  der  Burg,  der  mit  Wolf  die 
gleichen  Anschauungen  und  Bestrebungen  theilte.  In  den  Stunden  der 
Erholung  pBegte  Wolf  mit  grosser  Begeisterung  die  edle  Musica;  er  spielt« 
Klbst  Viutonoell,  Violine  und  Flöte  und  half  damit  nicht  bios«  kleinere 
Kreise  verscbänern,  sondern  wirkte  auch  eifrig  hei  grässereu  fiffentlicbea 
AulTflhrungen  mit.  An  der  Begründung  des  Masikvereines  in  Iglau  nahm 
er  thätigen  Antheil  und  forderte  denselben  als  Mitglied  in  ji^er  Weise. 
Dabei  fand  er  noch  Zeit  fSr  eine  Reihe  musicalisch-declamatoriBcher  Aka- 
demien zo  woblthätigen  Zwecken  Prologe  zu  verfaüsen.  Diese  so  wie  ander« 
Oelegenheitsgedlcbte,  welche  mir  vorliegen,  goben  nii;hl  bloss  «on  der 
•dies  Gesinnung  des  wackeren  Mannes  Zeugniss,  sondern  uScnbaren  auch 
einen  reinen,  durch  eingehende  LectBre  unservr  Classiker,  namentlich 
Ofitha'i  nnd  Schiller'«  genährten  Geschmack  ond  eine  gewählte,  würdige 
Sprache.  Di«  Bürgerschaft  tod  Iglau  sprach  ihm  ^r  diese  Fdtdernng 
gemein» Qtfiger  Zwecke  wiederholt  ihren  Dank  aus  und  verlieh  ihm  spfttei 
als  einen  Ausdruck  ihrer  hohen  Achtang  das  Ehren bürgerrecht. 


87f  Mifloellen. 

In  die  Zeit  seines  Aufenthaltes  in  Iglaa  fällt  aach  die  Veröffent- 
lichung seiner  MfTa(f'Q(iaeiri ,  Uebersetzungen  deutscher  Gedichte  ins 
Griechische,  nebst  einem  Anhange  eigener  griechischer  Gedichte  (Wien 
1841,  78  SS.).  Es  konnte  Wolf  nicht  verborgen  bleiben,  dass  solche  Ueber- 
traguDgeu,  wie  G.  Hermann  yon  seinen  eigenen  Versuchen  si^e,  als  ein 
,.lusus*'  erscheinen  können  und  er  selbst  em&rt  in  der  Vorrede,  dass  sie 
in  objectiver  Beziehung  auf  keinen  anderen  Charakter  als  auf  den  eines 
philologischen  Spieles  Anspruch  machen  därfnn ;  aber  er  hofft,  dass  mancher 
Schulmann,  den  die  auf  der  classischen  Philologie,  zumal  auf  der  grie- 
chisclien  in  Oesterreich  lastende  Geringschätzung  tief  schmerze,  einigen 
Theil  an  diesen  Versuchen  nehmen,  dass  mancher  Schüler  aus  denselben 
einige  Aufmunterung  zu  innigerer  Befreundung  mit  den  unsterblichen 
Griechen  schöpfen  werde.  Auch  habe  ihn  zur  Herausgabe  das  patriotische 
Gef&hl  gedrängt,  auch  sein  Scherflein  zu  dem  Beweise  beizutragen,  data  in 
unserem  Vaterlande  das  Feld  griechischer  Philologie  doch  nicht  so  brach 
liege.  Die  Uebersetzungen  zeugen  von  reicher  Belesenheit  und  von  feinem 
Sinne  für  die  griechischen  Formen.  Am  meisten  gelungen  sind  die  Nach- 
bildungen einiger  Epigramme  Schiller*s  und  Göthe*s  und  einer  oder  der 
anderen  Horazischen  Ode;  verfehlt  dagegen  die  allerdings  der  Zahl  nach 
weit  geringeren  üebertragungen  Schiller'scher  und  Göthe^scher  Lieder,  in 
welchen  gegen  den  Geist  des  Alterthums  der  griechischen  Sprache  die 

fleiche  metrische  Form  und  der  Reim  wie  im  deutschen  Originale  aufge- 
rftngt  wird.  Auch  eine  Uebersetzung  von  Sophokles  Antigene  ward  danuds 
begonnen,  aber  nicht  vollendet.  Wolf  hatte  nämlich  jene  bei  den  alten 
Oesterreichem  nicht  seltene  Scheu  vor  schriftstellerischer  Thätigkeit  and 
vor  der  Oeffentllchkeit  und  nennt  sich  daher  selbst  im  Programme  des 
Gymnasiums  zu  Pressburg  (S   12)  einen  Feind  des  Schreibens. 

Am  11.  September  1847  zum  Grammaticallehrer  in  OlmQts  ernannt 
verliess  Wolf  Iglau,  um  seine  neue  Stelle  anzutreten.  In  Olmüta  acheint 
er  sich  minder  behaglich  gef&hlt  zu  haben;  es  fehlte  ihm  besonders  iene 
Anregung,  welche  er  in  Iglau  im  Umgange  mit  Enk  g^f^nden  hatte.  Nnn 
kam  die  neue  Aera,  die  Wolf  gewiss  mit  hoher  Freude  begrAsste,  und  mit  ihr 
auch  eine  grössere  Anerkennung  seiner  Verdienste.  Schon  im  Ittrx  1860 
wurde  er  nach  Wien  berufen,  um  einer  Berathang  &ber  Gymnaaialaachen 
im  Ministerium  beizuwohnen;  am  6.  Juli  1860  wurde  er  mit  der  Ver- 
tretung der  am  Iglauer  Gymnasium  durch  die  BefÖrdernnff  des  prori- 
sorischen  Directors  Enk  von  der  Burg  erledigten  Direction  betraut;  am 
2.  October  desselben  Jahres  erfolgte  seine  Ernennung  sum  Director  des 
Ober-Gymnasiums  zu  Pressburg.  Er  war  dazu  berufen  das  edle  Reis  deutscher 
Bildung  in  den  neuen  Boden  zu  pflanzen.  Treulich  hat  er  diese  Aufgabe 
erfüllt,  den  zarten  Schössling  gepflegt  und  gehütet;  und  schon  war  der- 
selbe zu  einem  jungen  Boume  herangewachsen,  als  der  Sturm  ihn  niederwarf. 
In  Pressbur^  wirkte  Wolf  durch  drei  Jahre.  Wenn  man  die  Schwierig- 
keiten ermisst,  mit  welchen  er  bei  der  Neubegründung  der  ihm  anver- 
trauten Anstalt  zu  kämpfen  hatte,  zumal  da  sein  L^rkörper  meist  ans 
Supplenten,  freilich  aus  sehr  strebsamen  Männern  bestand  (denn  nnr  A.  £. 
Siegl,  der  mit  Wolf  in  I^lau  durch  zehn  Jahre  thätiff  gewesen  war,  und 
der  Träumer  Gregor  IJankovsky  waren  ordentliche  Lenrer),  so  wird  man 
ihm  für  die  Erfolge,  welche  er  erzielte,  hohe  Anerkennung  nicht  ver- 
sagen können.  Das  Ministerium  sprach  ihm  mit  Erlass  vom  SfG.  August 
1851  für  seinen  regen  Eifer  und  die  reiche  Umsicht,  die  er  bei  der  Lei* 
tungdes  Gymnasiums  entfaltet  hatte,  die  verdiente  Belobung  aus.  Und 
unser  unvergesslicher  H.  Bonitz  hob  bei  Gelegenheit  der  BesprecbuDg 
des  ersten  Pressburger  Programmes  (in  dieser  Zeitschrift,  Jahrgang  185S, 
S.  757  f.)  hervor,  dass  Wolf  in  einem  Jahre  so  vieles  erreicht,  dass  er 
den  Lehrkörper  zu  einigem,  unermüdlichem  Streben  angeregt,  die  Lei- 
tung mit  Energie  und  strenger  Gerechtigkeit  geführt  und  fem  tob  allen 
tioacbenden  Scheine  ernstliche  Arbeit  und  gründlicheB  Lemmi  M  dci 


Misoellen.  ^7S 

Schüleni  erzielt  habe.  Trotz  der  angestrengteD  Tbäti^keit  befand  sich 
Wolf  in  Pressburg  wol,  wozu  der  Verkehr  mit  dem  ihm  befreundeten 
Schulratbe  Mayer  und  den  ihm  ganz  ergebenen  jungen  Männern,  welche 
unter  seiner  Leitung  standen,  nicht  wenig  beitrug.  Er  griff  auch  wieder 
zur  Feder,  die  er  lange  hatte  ruhen  lassen.  In  dem  ersten  Programme 
des  G^nasiums  vom  Jahre  1861  veröffentlichte  er  zwei  gehaltreiche  Auf- 
sätze m  Form  von  Briefen  an  einen  Freund  über  die  lateinische  Casus- 
lehre  und  die  Aussprache  der  griechischen  Diphthonge,  welche  in  dieser 
Zeitschrift  1852,  S.  1,  17  und  755  f.  von  G.  Curtius  und  K.  Enk  in  ver- 
dienter Weise  gewürdigt  wurden.  Auch  schrieb  er  damals  die  umfange 
reiche  Anzeige  der  jznechischen  Grammatik  von  G.  Curtius  (vgl.  diese 
Zeitschrift  1852,  S.  617  ff),  welche  den  scharfen  Denker  und  gewiegten 
Schulmann  offenbart.  Dass  Wolf  die  Schwierigkeiten,  welche  mit  der 
Einffthrung  der  Ergebnisse  der  Sprachvergleichung  in  den  Elementar- 
unterricht verbunden  waren,  überschätzte,  kann  nicht  befremden.  Er  hatte 
sieh  ganz  in  jene  grammatische  Methode,  wie  sie  Buttmann  und  nament- 
lich Thiersch  begründet  hatten,  eingelebt,  hatte  sie  mit  dem  günstigsten 
Erfolfi^e  im  Unterrichte  verwendet  und  wollte  daher  nicht  so  leicht  das 
Erprobte  gegen  das  Neue  aufgeben,  das  noch  nicht  die  Erfahrung  für 
sich  hatte.  Aber  er  verkannte  nicht,  dass,  wie  er  selbst  sagt,  von  diesem 
Buche  an  eine  neue  Aera  in  der  griechischen  Grammatik  im  Anzüge  sei, 
die  wie  alles  Neue  anfangs  ihre  gewaltigen  Widersacher  finden,  die  aber 
dennoch  nicht  verfehlen  werde  mit  ihrem  Geiste  die  alte  Methode  zu 
durchdringen. 

In  Pres^burg  hatte  Wolf  den  Gipfelpunct  seines  Lebens  erreicht; 
von  da  an  sanken  die  Kräfte  seines  Körpers,  an  dem  schon  seit  Jahren 
ein  hartnäckiges  Lnngenleiden  nagte.  Mit  Erlass  vom  3.  October  1853 
wurde  ihm  aaf  sein  wegen  Familienrücksichten  gestelltes  Ansuchen,  eine 
Lehrerstelle  am  akademischen  Gvmnasium  in  Wien  verliehen,  welche  er 
erst  mit  dem  zweiten  Semester  des  Jahres  1854  antrat.  Die  Statthalterei- 
abtheilung  zu  Pressburg  zollte  ihm  in  dem  Enthebungsschreiben  für  die 
mit  rastlosem  Eifer  und  dem  besten  Erfolge  geführte  Leitung  und  seine 
um  die  Anstalt  erworbenen  wesentlichen  Verdienste  die  vollste  Aner- 
kennung. In  ^ien  fühlte  sich  Wolf  weniger  behaglich;  er  fand  bei  den 
Schülern  nicht  den  regen  Fleiss,  nicht  die  Anhänglichkeit,  wie  er  sie  sonst 
in  seinem  Wirken  zu  finden  gewohnt  war.  Dann  lag  wol  auch  haupt- 
sächlich der  Grund,  dass  er  schon  nach  anderthalbjähriger  Thäti^keit  um 
seine  Versetzung  in  den  Ruhestand  nachsuchte,  welche  ihm  mit  Erlass 
vom  20.  Juli  1to5  unter  Bezeugung  der  Zufriedenheit  mit  seiner  mehr 
als  dreissigjährigen  redlichen,  eifrigen  und  erspriesslich^  Dienstverwen- 
dung gewährt  wurde.  Warum  man  Wolf  nicht  in  der  Stellung  eines 
Schulrathes,  welche  er  ohne  Nachtheil  für  seinen  Gesundheitszustand 
hätte  übernehmen  können  und  wozu  er  vorzüglich  geeignet  war,  verwen- 
den wollte,  ist  mir  nicht  bekannt. 

Noch  im  Ruhestande  wirkte  er  redlich  für  den  Unterricht.  Während 
der  Ferienmonate  der  Jahre  1854  bis  einschliesslich  1856  hielt  er  im 
Auftrage  des  Ministeriums  Gymnasiallehrern  Ungarns,  welche  in  ihrem 
Berufe  eine  weitere  wissenschaftliche  Ausbildung  anstrebten,  Vorträp^  in 
Verbindung  mit  praktischen  Uebungen  aus  dem  Lehrgebiete  der  gnechi- 
schen  Philologe.  Ueber  den  Erfolg  derselben  berichtete  er  an  das  Mini- 
sterium, welches  ihm  in  sehr  schmeichelhafter  Weise  sein  Lob  aussprach. 
Auch  half  er  im  Auftrage  des  Ministeriums  dem  Prof.  Francesco  Ambrosoli 
bei  der  Utobersetzung  meines  griechisch -deutschen  Wörterbuches  in  die 
italienische  Sprache. 

Es  kam  das  schlimme  Alter,  für  ihn  doppelt  schwer,  einmal  durch 
seine  Kränklichkeit,  dann  durch  das  Ringen  mit  des  Tages  Last  und 
Sorgen,  welches  ihn  bei  seinem  geringen  Einkommen  Privatstunden  zu 
geben  nötbigte.  Wie  oft  mochte  er  da  der  Worte  seines  Sophokles  depV-- 
(Oed.  CoL  lä85  ff.): 


874  Miscellen. 

TO  T«  xatafAifiittov  iniUkoyxf 

nv/jittjov  dxQUT^g  dnQoaofAtXov 

yrJQas  atpilov,  tva  ngonccvra 

xaxd  xaxmv  ^woixei 

und  an  jenes  Wogen^etriebe  der  Leiden,  die  den  Menschen  nach  des 
Dichters  Worten  im  Greisen  alter  bedrängen.  Aber  es  erhob  ihn  anch  der 
Gedanke  an  jene  Verklärung,  welche  dies  Drama  in  so  wanderbarer  Weise 
schildert.  Und  dazu  fand  er  in  seiner  Familie  die  reinste  Liebe  und  die 
sorgsamste  Pflege. 

In  Graz,  wohin  er  übersiedelt  war,  erfrischte  er  sich  wieder  und 
erreichte  so  ein  bedeutendes  Alter.  An  allem  Hohen  und  Edlen  nahm 
der  Greis  den  regsten  Antheil,  besonders  an  allen  politischen  Ereignissen, 
an  der  Entwicklung  der  freiheitlichen  Ideen,  wie  sie  wenn  auch  in  ge- 
waltigen Stürmen  unaufhaltsam  vorwärtsschritten.  Griechische  und  deutsche 
Classiker  halfen  ihm  die  trüben  Sorgen  des  Alters  bannen.  Ein  Beinbruch, 
der  günstig  verlief,  zog  eine  Lungentzündung  nach  sich,  welche  ihn  schnell 
dahin  raffte.   -  Have  pia  anima. 

Karl  SchenkL 


Druckfehler. 
Heft  VII  u.  VIII,  S.  627,  Z.  23  v.  o.  sUtt:  „VilUusi-  lies:  „VilUuri-. 


c 


1      — 

i 


Xiidem  ich  der  Aaffordemng  der  geehrten  Bedaction  entsprech- 
beitung  des  statistischen  Theils   der  Gymnasiaheitschrift  übernehme' 
zu  bemerken,  dass  die  nunmehrige  Form  der  Tabellen  hauptsächlich  jl 
wendigkeit  motiviert  erscheint,  dieselben  auch  für  den  Jahresbericht 
steriums  för  Gnltus  und  Unterricht  und  für  das  Jahrbuch  der  statiLl 
commission  za  verwenden. 

Die  Klarstellung  der  in  den  Ziffern  enthaltenen  statistischen 
fQr  1873  etwas  amständlicher  gefasst,  als  diess  in  den  letzten  Jah 
nasialzeitschrift  der  Fall  war,  wei^  eben  ein  Decennium  verflossen 
8chmid*s  Encyklop&die  des  gesammten  Erziehungs-  und  Unterricht^ 
S.462  ff.  eine  Ähnliche  Zusammenstellung  für  das  Jahr  1863  veröff^ 
zwischenweilig  verflossene  Zeitraum  lange  genug  ist,  um  die  Vergl ' 
wahrhaft  belehrenden   zu   gestalten.     Ich  schliesse  mich  demgemfi,^ 
gedachtem  Werke  eingehaltenen  Reihenfolge  der  Betrachtungen  an.'' 

Was  zuerst  die  Zahl  der  Gymnasien  (Beal  -  Gymnasien)  ^j  ant 


fr 

CO 


88 


118 


Oesterreich 

unter  der  Enns . . 

ob  der  Enns 

Salzburg 

Steiermark 

Kärnten 

Krain 

Kflstenland 

Tirol 

Vorarlberg 

Böhmen 

Mähren 

Schlesien 

Qalizien 

Bukowina 

Dalmatien 

Smnmo  der  im  Beichs- 
rathe  vertretenen 
Linder 


ein  Gymnasiuin 
(Real  -  Gymnasiam) 


.  ein  TollständiiL, 

(Real-  und  OV 
b: 


=1.       lü 


1863 


auf 
geogr. 

DM. 


auf 

Be- 

wohner 


1873 


1863 


anf 

ST- 


anf 
Be- 
wohner 


I 


auf 
geogr. 

GM. 


auf 
Be- 
wühnei^ 


40-üO 
72-62 
130- 14 
135-93 
94-20 
60-47 
29-01 
69-34 
47-26 
39-32 
44*86 
31  - 16 
82-66 
94-90 
58-08 


68-41 


200.778 

23». 934 

147.000 

360.065 

170.100 

156.306 

111.473 

110.000 

103.000 

210.800 

220.370 

161.136: 

294.400 

250.520 

109.450 


209.200 


18 
54 
130 
67 
62 
45 
29 
69 
47 
23 
20 
15 
71 
63 
33 


95 
47 
14 
96 
80 
35 
Ol 
34 
26 
00 
18 
58 


108.450 
184.950 
153.000 
193.000 
112.570 
116.750 
121.000 
112.143 
lOa.200 
128.050 
102.200 
89.616 


28:287.178 


27 
19 


177.500 
65.257 


37 -091 142.687 


51- 

72- 

130  • 

135 

188 

90 

48- 

80« 

47- 

55- 

67- 

31- 

118- 

94- 

58- 


41258.143 
62  238.934 
14147.00(]^ 


93 
39 
70 
36 
89 


50 
29 
16 


360.06c 
340.20C, 
234.46( * 
185.80( 
128. 4UC  i 


I 

191 

141 

«4 

41 

IT« 

S7 

V8 


26  103.00( 


•297. 6(X 
330.öüf 
161. 13< 


141 
86 
'49 
t40 
'19 


80417. 00(  21 


90 
08 


•250. 52( 
109.4» 


•i 


76 


<)  Fftr  das  Jahr  1878  beschränke  ich  mich  anf  die  GYtivM:^ 
.die  BaalBebaleii  einer  statistischen  'WOiTaLiswTvs  "QkXiXAtiX 


5 

3 


^  und  die  Bear- 
,  habe  ich  nur 
^  durch  die  Noth- 
,1  des  k.  k.  Mini- 
Fischen  Central- 

^.esultate  habe  ich 
^:&ngen  der  Gym- 
Ist,  seit  ich  in 
jswesens,  Bd.  V. 
.^ntlichte  und  der 
'ojeichung  zu  einer 
^-88   auch    der    in 

J»elangt,  so  entfiel 

Hi^es  Gymnasiuni 
^gjer-Gymnasium) 

-2f— =-— -= 


1873 


auf 
gcogr. 

ÜM. 


auf 
Be- 
wohner 


i     1  24- 

C  .lilOH' 

s=^  i:5ü- 

<-   .11 101 

9»1  90 

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J  ),l  34 
I    MI  44 

t       ) 


00 
94 
14 
•95 
•:59 


137.370 
184.950 
U)3.000 
289.500 
377.700 


70  283.500 
27  151.250 


89 
26 


130.833 
103.200 


31 

82 
94 

ij    jll  58 


95  194.444 

H6  227.U>& 
UV  179.233 

•6r):m.848 

90  266.250 
•081114.200 


I 


50 


enso 
LUch 


f  des  GyHUiasialcurses  in  der  acht- 
b  1000  Schülern  der  ersten  Classen 
18  81  bis  zum  yoUendeten  zehnten 
kUKten,  146  im  vierzehnten,  61  im 
Anten  Lebensjahre,  1  jenseits  des 
bm  Classe  58  bis  zum  yoUendeten 
HpMhnten,  223  im  zwanzigsten,  176 
p,  34  im  dreiundzwanzigsten,  15 
I  Abgesehen  von  der  UnyollBtandig- 
ben  geht  doch  deutlich  hervor,  dass 
yeile  der  Schüler  der  ersten  Classen 
|ihre  mit  gleichfalls  vier  Fünftheilen 

lasBificationen    ein  zweifelloses 

E "vollen,  sind  dieselben  doch  von  so 
ache   der  Gymnasial-Zeitschnft  in 

I 


Classe 


Vor- 
rogs- 


1. 


IL 


m. 


.SS 


Pr. 


109 
10 

292 

8 

86 

1 

20 

5 
1 

34 

a 

5 

10 

94 

88 

164 
16 

2» 
2 

20 

69 
4 

165 
8 

67 

8 

1 

82 

1 

202 
8 

25 

12 

29 
8 

103 
8 

8 

6 

9 

88 

18 

1 

19 

106 

8 

3 
3 

45 
7 

5 
1 

20 


16 
1 


■otiwg  -  leqo  WiJt|i  «fp  Jtu 
p  lep  xeion  veftiiinXo-iwg 
■8^  pnis  nepodio j  ai|  vanv  d 
%         *  WBia%.  XeONSur 


R" 


Ergebnisse  der  Mat 


Linder.  Staidorta 


«efrif 


l 


2 .2 

00 


Tirtl. 

Innsbruck,  k.k,* 

Bozen,  k.  k.  * 

Brixen,  k.  k.  der  Chorherren 
Hall,  k.  k.  der  Franciscaner  .    . 

RoYeredo,  k.  k.  ♦ 

Trient,  k.  k.  • 

Suaiaie  • 


Prag,  k.  k.  akademisches  *  .  . 
„  k.  k.  *  auf  der  Kleinseiti* 
»  k.  k.  der  Piariaten  auf 
der  NeuaUdt 

Böbmiach-Leipa,  k.  k.  der  Augu- 
stiner   

Braunau,  k.  k.  der  Benedictiner 

Hudweis,  k.  k.  deutsches  *  .  . 
y,         k.  k.  cechisches  *  .    . 

Deutschbrod,  Communal-  .    .    . 

Eger,  k.  k.  • 

Jiciii.  k.  k.  ♦ 

Jung-Bunzlau,  Communal-    .    . 

Königgrfitz,  k.  k.  'l' 

Leitmeritz,  k.  k.  * 

Leitomysl,  k.  k.  der  Piaristen  . 

Neuhaus,  k.  k.  * 

Pilsen,  k.  k.  derPrfiinonstratens. 

Pisek,  k.  k.  ♦ 

Reichenau,  Communal-  .    .    .   . 


Sni 


HikreD. 


Hrfliin,  k.  k.  deutsches  *  .    . 
H      k.  k.  slafisches  *   .   . 

Iglau,  k.  k.  • 

Kremsier,  k.  k.  der  Piaristen 
n  Olmati.  L  k.  dentachM  *  .    . 


23 
21 
19 
25 

10 
18 


118 


42 
60 

38 

20 
12 
22 

32 
13 
15 
22 

18 
40 
27 
13 
25 
17 
16 
17 


449 


33 
23 
26 
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21 


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