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ZEITSCHRIFT
f&r die
österreichischen
GYMNASIEN
Verantwortliche Redacteure:
J. O. Seidl, J. Vahlen, E. Tomaschek.
Vierundiwaniigster Jalirgang.
1878.
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WIEN.
Druck und Verlng von Carl Oerold'n Sohn.
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Inhalt des yierandzwanzigsten Jahrganges
der
Zeitschrift für die österreichischen Gymnasien.
(1873.)
Ente AbtbeilaDg.
AbJMndlungen.
S«lte
Goethe als Student in Leipzig (1765— 1768). Hemmende und befreiende
Einflüsse. 1. Von Karl Tomaschek. 1—14
IL 81-96
Epimphiscbes. Von J. Mählj. 15—17
Zu Horatius Brief an Angustus (Nachtrag zu Horatius. Erneute Erwä-
gungen durch Vahlen veranlaast usw. Von K. Lehrs. Leipzig, 1871)
Von J. Vahlen. 13—27
Zu LiTius. Von J. Vahlen. 27. 28
103. 104
Miacellen. Von J. Mähly. 97—102
Einiges über das Thrakische. Von R. Roesler. 105—116
Za Cicero's philosophischen Schriften. Von J. Vahlen. 241-247
Zu LiviuB fünfter Decade. Von J. Vahlen. 247. 248
Kritisches und Exegetisches zu d^ Euripides Helena. Von H. Cron.
249-259
Ergänzungen zum lateinischen Lexicon. Von C. Paucker.
329-345
Nachtrag zu Ergänzungen zum lateinischen Lexicon. I.
Von C. Paucker. -506-508
Zu Lucretius. Von Fr. Polie. 346. 347
Ueber das Selbstportrait des Theodoros. Von Otto'Benn-
dorf. 401-411
Eine alte Handschrift der Disticha Catonis. Von Karl
SchenkL 485-499
Der Herzog v. Marlborough als deutscher Reichsfürst.
Von P. Kürschner. 500-505
Kritische Miscellen. Von D. £. Georges. 508. 509
Ein SchluBS auf das Alter der Ilias aus der Differenz
zwischen dem Sirius- und Sonnenjahre. Von Anton Kri-
chenbauer. 641—656
Nachwort so vorstehendem Aufsatz. Von J. Vahlen. 657
Eine Miscelle au Aristoteles Poetik. Von J. Vahlen. 658. 659
Ueber Euripides Elektra. Von Dr. Ricliard Haupt. 660-669
Zur Kritik Ton Apuleius de mundo und über aas Verhältnis
1*
IV
Seit«
dieser Schrift zur peendoaristotelischen thqI xoa/tiov. Von A. Gold-
bach er. 670-716
Zur Kritik des Jobannes Victoriensis. Von Dr. A. Fournier.
717-727
Zu Aescbylus. — Zu Sophokles. — Zur Qermania des Ta-
citus. — Zu scriptores historiae Äugustae. Von Johann
Ober dick. 795-807
Zweite Abtheil ODg.
Literarische Anzeigen,
Annalen der Vereines für nassauische Alterthumskunde
und Geschichtsforschung, ang. y. A. Conie. 840
Annali delV instiiuto di corrispondenea archeologica.
V. XLIV. Monumenii ineditt. Vol. iX, Uy. XXXVII bis
XLVm. Roma, 1872. an^. v. A. Conze. 834—836
Anzeiger für schweizerische Alterthumskunde. Zürich,
1873. ane. t. A. Conze. 840
Apuleius (der Stil des L.), ?on Heinr. Koziol. Wien, C. Gerold's
Sohn, 1872. angez. v. A. Goldbacher. 728-743
Archaeologische Zeitung. Berlioi VI. Bd. 3 Hefte, ang. ?. AI.
Conze. 839
Athena und Marsyas, 32. Programm zum Winckelmannsfeste, y.
G. Hirschfeld. Berlin, 1872. ang. y. A. Conze. 852
Bartsch (E.), Deutsche Dichtungen des Mittelalters. 1. Bd. (König
Roth er. Herausg. y. Ueinr. Rückert.) Leipzig, F. A. Brock-
haus, 1872, ang. v. H. Lambel. 168—181
Bendit (R.), Dibrö-Ömeth, Hebräisches Vocabularium für jüdische
Schalen. Frankfurt it. M. Jäger, 1872. ang. y. E. S ach au. 578
Benndorf (Otto), Die Metopon Yon Selinunt Berlin, 1873. ang. y.
. A. Conze. 846. 847
Berger (Dr. E.}. Kurzgefasste lat. Grammatik. Celle und Leipzig,
Kastner, 1873. ang. y. St. Kapp. 762—764
Bergk (Theod.), Griechische Litteratargeschichte. 1. Bd. Berlin,
Weidmann, 1872. ang. y. W. Hartel. 348—365
Bernouilli(J. J.), Aphrodite. Ein Baustein zur griechischen Kunst-
mythologie. Leipzig, 1873. ang. y. A. Conze. 851
Bezzenberger (U. E.) Fridank's Bescheidenheit. Halle, Waisen-
hausbhdlg, 1872. ang. y. A. Schönbach. 435—441
Bin hack (F.), Zusammenhängende deutsch-lateinische Ueberset-
zungsstücke. Formenlehre. Amberg. Pustet, 1872. ang. y. St.
Kapp. 755. 756
Blümner (Hugo), Dilettanten, Kunstliebhaber und Kenner im Alter-
thum. Berlin, 1873. ang. v. A. Conze. 853
Bonitz (Herm.), Ueber den Ursprung der homerischen Gedichte.
Vortrag usw. 3. Aufl. Wien, C. Gerold*s Sohn, 1872. ang. v.
W. Hartel. 146—14«
Brambach (W.), Hilfsbüchlein für Lat. Rechtschreibung. Leipzig,
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F. Bredow. Breslau, E. Morgenstern, 1872. ang. y. Qustay
Herr. 45. 46
British Museum (CataloQue of a series of Photographs [by 8.
Thompson] (from the coüections in the —), London, W. A. Mau-
se 11 and Comp. ang. v. A. Conze. 843
S«itf
Browning (Bob.), A Sdection from the Works of —. s. Coilec-
tion Vm.
Bulleiiino della commissione di antichitä e helle arti
in Sicilia, YL Heft. Palermo, ang. ▼. A. Conze. 839. 840
Bullettino della commissione archeologica municipale.
3 Hefte. Sicilia, 1873. ang. y. A. Conze. 840
Burkhard, Saeunüda, s. Calidasi Saeimtaia.
Bnrsian (Conr.), De PrcußiUUs Cupidme Pariano commenUUio,
Jena, 1873. ang. y. A. Conze. 852
Calidasi^ SacwnUda annvAo recognüa, Becoan, Dr. Car. Burk-
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Cesnola (Die Sammlang), beschrieben y. Joh. Do eil. Petersburg,
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Clytia (Bildnis e. Bömerin), Marmorhttste des briti Mnsenms. 33.
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aeademMoe UUerarum Caeaareae Vindob, VcH. HL s, Cypriani
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mUki» fftiis doetis in duo carmina dirimatur. [Programm d. k. k.
ROG. in HoUabnmn 1872]. ang. y. 0. Eol-en. 215
VI
SdiU
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^Eiffifiiqls aQ;(aioXoyixri, Atnen. ang. ▼. A. Conze. 840
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notabcmt. Berlin, 1873. ang. y. A. Conze. 853
Fröhner. Die Trajanssänle. ang. y. A. Conze. 841
Fröhner, Musies de Frcmce. lO Lfgen. an^. v. A. Conze. 841
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0. Meissner, 1872. ang. y. 0. Zupitza. 548. 549
Gut he (H.), Lehrbuch der Geographie für die mittl. und oberen
Classen usw. 2. Aufl. Hannoyer, 1872. ang. y. Roh. Roesler.
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des-RG. in Baden 1872]. ang. y. 0. Eofen. 212
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T. A. Gonze. 840
Monuments inid%t8 publiis par TassociaHon pour Vencourage-
ment des itudea grecques en France, ang. v. A. Gonze. 840. 841
Müller (Prof. Dr. Dav.), (beschichte d^ deutschen Volkes in kurz-
fofasster übersichtlicher Darstellung 3. Aufl. Berlin, Fr. Vahlen,
871, ang. v. 0. Lorenz. 279-282
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V. Hintner. 860. 861
XI
Dritte AblkeiloBi.
Zur Didaktik und Pädagogik,
Ueber den Unterricht im Französischen am Gymnasium. Von
J. Götzersdorfer. 594—602
Historischer Rückblick aaf die Gvmnasial-Beorganisationspläne in
Oesterreich, ' nebst histor.-stat. Ausweisen Aber das Czemowitzer
k. k. Gymnasiam seit 1850—72. Von St Wolf. Besprochen von
Karl Landsteiner. 608 — 608
Ein Wort über die knrzen Ferien an gewissen Gymnaeien. Von
Beda Piringer. 773—776
Vierte Abibellani.
Miseeüen.
Ansinge ans den Sitzungsberichten des k. k. n. ö. Landesschnlrathes.
67. 22^-224. 308—309. 372-373. 463—464. 611. 612
In Betreff der Snbstitntionsgebühr für Supplenten an Staats-Mittel-
schulen. 67. 68
Vorausstellung für die Collectivausstellung von Unterrichtsmitteln. 68
Arehaeologische Expedition nkch der Insel Samothrake. 69
Grülparzer-Stiftunff. 69
LehrSücher und Lehrmittel. (Fortsetzung t. Jahrgang 1872, Heft IX,
S. 707.) L Heft, S. 69, V. Heft, S. 378—381, IX. und X. Heft,
S. 779-782.
Aenderunff im Bealschulgesetz in Oberösterreich. 224
K. k. Hoäschule für Bodencultur in Wien. 224
Ueber die Wirksamkeit der Immatricnlation an der Hochschule für
Bodencultur bezüglich der anderen Hochschulen Wiens. 225. 226
Zur Krakauer Akademie der Wissenschaften. 226
DisBtencUssen der Professoren an der Universität zu Klausenbur^. 226
Ueber Zahlplätse, dann mehrere halbfreie und einige ganze Frei-
platze m der k. k. Marine-Akademie zu Fiume 226
Kaiserliche Commission für die Weltausstellung des Jahres 1873 in
Wien. 226
K. k. öfientliche Lehranstalt ftir die orientalischen Sprachen. 309. 310
Eröffnung der Vorausstellung des österreichischen Unterrichtsmini-
steriums. 310
Eröffnung des neuen Gymnasiums in Linz. 310. 311
In Betreff der Wahl der Lehrbücher und Lehrmittel an den Volks-
und Bürgerschulen. 311
Verlautbarung des für Künstlerunterstützungen für das Jahr 1873
bewüligten Betrages. 311. 312
Ueber die Aufnahme von Frequehtanten aus dem Civile in die k. k.
Pionnier-Cadettenschule in Hainburg an der Donau. 312
Ausschreibung von kostenfreien Militarzöglingsplätzen im Militärcol-
legium zu St. Polten und in der technischen Militärakademie
in Wien. 312
Die k. k. Akademie der Wissenschaften in Krakau. 312
In Betreff der Maturitätsprüfungen. 373
Provisorische Errichtung von Schulen ffir den Unterricht im Frei-
handzeichnen. 373-374
Franiösitch-englisches Seminar an der Wiener Universität. 375
Stflnogiaphiaches Wettschreiben in Wien. 375
Das proTisorische Statut des n. 5. Landee-Proeeminars in Wiener-
NaaftiMlt 875. 87'
Xü
Das Statut des historischen iSeminars der Universität Prag. 376. 377
Leobener Bergakademie. 377
Jurors bei der Weltaasstellang 1873 für die Gruppe 26 (Erziehungs-,
Unterrichts- und Bildungswesen). 378
Die Beform der k. k. Centralcommission zur Erforschung und Er-
haltung der Baudenkmäler. 378
Zahlplätze in der k k. Marine-Akademie in Fiume. 378
Verzeichnis der am Schlüsse des Schuljahres 1871/72 in den Pro-
grammen der österreichischen Gymnasien und Realschulen er-
schienenen Abhandlungen, zusammengestellt v. H Ficker. 450 463
Ausschliessung von Sch&lem. 464
Schulen für den Unterricht im Freihandzeichnen. ^ 464
Ueber die Lehrpläne für das Zeichnen. ^ 464
K. k. Akademie der bildenden Künste in Wien. 464
K. und k. orientalische Akademie. 464
Erwiderung auf W. Scherer's Besprechung von E. A. Hahn's ^ Alt-
hochdeutscher Grammatik'. Von Ad|ilb. Jeitteles. 609. 610
Stipendien zur Heranbildung von Zeichenlehrern an Mittelschulen. 612
Eröffnung eines neuen (zweiten) Tumcurses für Gaudidaten des Lehr-
amtä an Mittelschulen. 612. 613
Präfecte der theresianischen Akademie in Wien. 613
Ueber die Errichtuns^ von rechts- und staatswissenschaftlichen Semi-
naren an den Universitäten. 614
Seminar für das Studium der orientalischen Sprachen in Pest 614
Eröffnung der Realschule in Marburg. 614
Amauer Realgymnasium. 614
Schuleröffnun^ in Czernowitz. 614
Gjmnasialjubiläum in Hall 614
Grazer Gymnasium. 614
Aufforderung zum Eintritte in die (jeniecadettenschule. 615
Schenkung an die k. k. Universitätsbibliothek zu Innsbruck. 615
Auszeichnungen aus Anlass der Theilnahme an der internationalen
Wiener Weltausstellung des Jahres 1873. 615—617
Approbierung von Lehramucandidaten im Laufe des Schuljahres
1872/73. 617-621
Russisches philologisches Seminar in Leipzig. 777. 778
Die feierlicne Eröffnung des Proseminars in Wiener-Neustadt. 778
Legat für das Gymnasium zu Görz* 778
Die neuen rechts- und staatswissenschaftlichen Seminare. 778
Nekrolog (Anton Theodor Wolf). Von Dr. Karl Schenkl. 870—874
Fttofle Abthellung.
Verordnungen für die ötterreicfiMdien Gymnasien und Reälachulen;
Persandlnotizen; Statistik.
Verordnung des Ministers für C. und U. (vom 24. December 1872,
Z. 16.026), betreffend die Erfolgung der Substitutionsgebühren
an den vom Staate erhaltenen Mittelschulen und Lehrerbildungs-
anstalten. 70
Erlass des Ministers für C. und U. (vom 1. Jänner 1873, Z. 380),
an sämmtliche Landesschulräthe und die Statthalter für Küsten-
land und Tirol, betreffend die Privatanstalten, welche Unterricht
in den Gegenständen des Gymnasiums oder der Realschule er- .
theilen. 70. 71
Yerordnimi^ dee Ministers für C. und U. (vom 10. Jänner 1878,
Z. 10.617), an alle Länderch^ bttveffend die Verrechniuig der
Xlli
8«ito
den Directsoneii der Staato-Mitielechiüen and ataatlichen Leh-
lerbildongaanitalten lagewiesenen Geldferlige. 71
ErlMS des Ministen fOr C. nnd ü. (Tom 17. Februar 1873, Z. 11.425
ex 1872), in Betreff der Taxe ftr die Ansfertigong Ton Dapli-
catxengnissen an Staatsmittelschnlen. 227
Erlass des Ministers fllr C. nnd U. (Tom 94. Febmar 1878, Z. 9753),
betrelfand (üe WiederholnngsprOfongen an Gymnasien and Beal-
gjmnasJRn. 227—229
Gesets mm 15. April 1878, betreffend die Begelang der Aetiritlits-
besihge des Staatslehrpersonales nnd der Bibliotheksbeamten.
313. 314
£rlass des Ministers Ar a nnd U. rrom 29. April 1878, Z. 4651),
womit das nachfolgende Statat aes philologisehen Seminars der
üaiTcnitit in Wien genehmigt wird. 314. 315
Erlass des Ministers ffir C. nnd TJ. (vom 27. Mai 1873, Z. 6796),
betreffend die Verbrdtang dei Kenntnis der nenen Osteraeichi-
schen Maass- nnd Gewiehtsofdnnng dareh die Schalen. 465—467
Erlass des Ministers Ar G. nnd U. (Tom 16. Jani 1873), betref-
fend die Abhalinng Ton WiederholangsprOfangen an Bealschalen.
^7. 468
Erlass der Ministers fftar G. nnd U. (vom 17. Jan! 1878, Z. 77Q2)i .
betreffend Geldsammlongen in den Öffentlichen and Prirat-
(Volks- nnd) Mittelschalen. 468. 469
Verordnang des Ministers Ar C. nnd U. (vom 17. Jan! 1873), be-
treffend den Gebrauch Ton Lehrtezten und Lehrmitteln in den
Mittelschulen. 469. 470
Verordnung des Ministers für G. und U. (vom 28. Juni 1873), be-
treffend den Zeitpunct des Diensteustrittes bei Lehrern nnd
Snpplenten an Mittelschulen. 470. 471
Erlass des Ministen f&r a und U. (rem 1. Joli 1873, Z. 132), mit
welchem jenen Gandi^ten, die sich mit einem Maturit&tszeagnisse
für technische Stadien ausweisen, Erleichterungen bei Ablegang
der Maturitätsprüfung für UniTendtatsstudien zugestanden wer-
den. 471
Erlass des Ministers Ar G. und U. (vom & Juli 1873, Z. 5261). bo-
treifend die an die Gymnasial-Lehramtscandidaten für die aeut-
sehe oder eine Landessprache su stellenden Anforderungen aus
der classischen Philologie. 471
Erisss des Ministers für G. und D. (vom 16. Juli 1873, Z 5179), in
Betreff der an die Gymnasial-Lehramtscandidaten in Galizien
SU stellenden Anforderungen hinsichtlich der deutschen Sprache.
471. 472
Verordnung des Ministers Ar G. und U. (Yom 17. Juli 1873, Z. 4972),
betrerand die Ziele und den Stufengang des (nicht obligaten)
Unterrichtes in Stenographie an Mittelschulen mit deu&cber
Unterrichtssprache. 472
Erlass des k. k. Finanzministeriums (ddo. 2. Juni 1873, Z. 1816),
betreffend die mit der Verleihung des Titels einer höheren Dienst-
kategorie an Staatsbeamte Terbundenen Rechte. 472
Verordnung des Ministers für G. und U. (vom 25. October 1873),
betreffend Vereine und Versammlungen der Schüler an Volks-
und Mittelschnlra, so wie an denselben gleichgehaltenen Lehr-
anstalten. 622
Verordnung des Ministers für G. und U. (vom 26. November 1872,
Z. ld.o71), betrefflend die Nebenbesch&ftigungen des Lehrperso-
nales an Staats-Mittelschulen und an staatlichen Lehrerbildungs-
aoftUlt^n. * 783
XIV
Personal- und Sohulnotizen.
(Mit EinbMOg der Peraonen- and Ortoamtn in d«n Miieellen.)
Abel, Lothar 616* Aberle, Dr. Karl 238. Aberli J. Frd. 78. Achtner,
Michael 878. 616. Adelburg, Aug. Ritt. v. 790. Affini, Berthold 280.
Agassis, Dr. Louis Jean Rad. 798. Agostini, Dom. 284. Ahn, Dr. Karl
890. Ajtai, Dr. Alezander 282. Albert, Dr. Eduard 476. AUibranti, Se.
Hoch. Andr. 818. Allieli, Se. Hochw. Dr. Frz. Jos. y. 897. Alpenburg,
Ritt Y. s. Mahlschedl. Alt, Rudolf 788. Alton, Job. 884. 618. Anders,
Jos. Frhrr. v. 476. Andreae, Tobias 827. Angeli, Heinr. y. 888. Antoni,
Rudolf 618. Antoniadis, Spiridion 798. Appelt, Wilh. 474. 620. 621.
Aranyi, Ludw. 788. Arenz, Karl 616. Ariente, Carlo 826. Arndts, Dr.
Ludw. Ritt. y. 682. Arolf s. Modreiner. Arrowsmith, John 897. Artaria
August 616. Artel, Anton 617. 624. Ary, Georff 790. Aschner, 8e. Hochw.
Theod. 627. Augustin, A. 280. 390. Ayallaneda s. Oomez. Axmann, Jos.
791. Babmianii, 790. Babuder, Jakob 890. Bachmann, Dr. Adolf 280.
629. Bachmann, J. August 688. Bacmeister, Dr. Adolf 240. Baczalki,
Eduard 621. Bakodj, Dr. Theod. 232. Bakowskj, Wenzel 326. Balasits,
Dr. Aug. 817. Baldessarelli, Se. Hoch. Narciso 234. Baleanu, .Gabriel 474.
Balla, Karl 896. Bamberffer, Fritz 484. Barbarini. Frz. 80. Baring, Tho-
mas 792. Barklay, Dr. Thom. 289. Barkon, Dr. Job. Karl Leop. 400. Bar-
telmus, Leop. 616. Bartoletti, Job. 234. Bartsch, Jos. Ritt. y. 396. Bar-
tylki, Emil 236. Baryitius, Anton 73. 629. Battisti, Job. Bapi 618. Bat-
ÜBta, Yincenzo 792. Battisti, Jos. 624. Bauer, Bruno Edler y. 786. Bauer,
Se. Hochw. Dr. Frz. 384. 476. Bauer, Dr. Frdr. 626. Bauer, Karl 616.
Baumgarten, Se. Hochw. Amad. 472. Bayer, Rud, 480. Baux, Raira. de
79. Bayerl, Bruno 883. Beauyallet 793. Becher, Dr. Siegfr. 828. Bechtel,
Adolf 474. 621. Becker, Frz. 473. Becker, Jac. 78 Becker, Leop. 618.
Becker, Mich. 617. Beer, Dr. Adolf 74. 888. 638. 786. Beer, Dr. Herrn.
Hieron. 791. Beer, Jos. Georg 324. Beiling, Adolf 618. Bejelik, Karl 384.
Behn-Eschenbur^, Dr. Herrn. 938. BAey, Emerich 788. Benati, Se. Hochw.
Job. 386. Benedix, Dr. Jul. Roderich 689. Benesch, Jos. 289. Beneyenta,
Lorenz 816. Bentivoglio, Teresa 476. Benzoui, Gioy. Maria 827. Beren-
garius, lyo. s. Streiter. Bergenthal, Karl Ritt. y. 786. Berger, Albert y.
816. 619. Berger. Jos. 280. 473. Bergh, HeWetius yan den 789. Bessard,
Prof. 79. Bettelneim, Dr. Karl 626. Biczaj, Job. 236. Bidennann, Dr.
Herm. 479. Biega, Se. Hochw. Job. 816. Bieniiann, Gottfr. 624. Biesia-
decki, Dr. Alfr. 226. Bilck, Job. 76. Bilek, Thom. 389. Billing, Dr. y. 628.
Billroth, Dr. Chr. Theod. 234. 681. Birk, Dr. Ernst 626. Biro, Paul 793.
Bischof, Dr. Herm. 78. 628. Bitschofsky, Rud. 617. Bizaj, Job. 785.
Blaas, Karl 284. Blagnoye, Henri 79. Blancnard, Pharamond 794. Blascbke,
Dr. Job. 78. 479. 628. Blascbtowitsch , Ant 784. Blasoyicb Nikol. 621.
Blodig, Dr. Herm. 84. 633. 787. Blodig, Dr. Karl 479. Blümel, Clemens
476. 616. Boban, Jos. 624. Bobrzjnski, Dr. Mich. 386. Bodakowsky, Va-
lerian 473. B5ck, Rupert 477. Böckl, Se. Hochw. Gottfried 399. Bohaö,
Jos. 626. Bokai, Dr. Job. 282. Bolthauser, Se. Hochw. Emerich 640
Boltzmann, Dr. Ludw. 72. 476. Bonyin, Dr. Konr. Frz. 397. BoHö. Lorenz
624. Boroyy, Prof. Clemens 478. Borri, Alois 619. Borri Ludw. 625..
Borscbke, Se. Hochw. Dr. Andreas 617. Bosselet Charles 826. Bougö,
Vicomte Em. de 78. Boynger, Rudolf 630. Boys, Jean du 325. Brachelli,
Dr. Hugo 74. 820. 389. 688. 786. Brahms, Johannes 788. Brand, Eduard 617.
Brandner, Dr. Frz. 479. Braniss, Dr. Christi. Jul. 897. Branky, Erz. 476.
Branowitzer, Dr. Gregor 887. Braumüller, Wilh. Ritt. y. 389. 460. 615.
Braun, Dr. Gust 386. Breton de Los Herreros 798. Breithaupt, Dr. Job.
Aug. Frdr. 689. Brelicb, Se. Hochw. Frz. 281. Bresztyenszky, Dr. Alex.
817. Brezowski, Ludw. 794. Bras, ApoUin Le 79. Brauer, Dr. pbil. F.
226. Brik, Job. 626. Brodhead, John Romeyn 828. Brönner, Dr. 638.
Bl««ii. lB>k Baker StO. Bracbl, Frdr. S
rOok», Hofr., Dr. Emat 378.
Brtcke, Joh. Goltfr. 330. Sil. Brühl, Dr. Kirl 630. Brugscli.
«M. BruU*. Graf 7H Bube. Adolf 790. Bücher, Alois 631. Bücher. Wilh.
61«. Bnchnar. Dr. Mai 78. 6B8. BuOinicIl. Melchior flSI . BOlow. Otto BS9.
Buhl, Dr. Ediurd 479. Bolwer, Edw»rd Lytton 80. Bumbacu, Job. Stä.
BoBiel, Eiänard 791. Burckhsnit, Dr. Joh. Bnd. 399. Buriän, Dr. Henn.
Ferd. «88. Buqu), Ant. 3Se. Bmlage, J. H. T94. Biu«ik Wenxel 617.
Bnikoric. Nikol. 816. Batkonaky, äeoator TS9. ^Mroiirrk, Fre. 764. Ca-
mesiuv. tJan-Vittore, Alb. Kitt. 626. CainmtTmeier-WelhftTen, Joh. 8eb.
790. änoD B. StTMchiripl». Csiutaii, Freih. v. s. Rabttn. Carolinn AuKosta,
Uirrlisjett. 889. Cspengne, 79. CMtagncri, 79S. Ctutrüne-Marcheai, Ma>
tUldi de 889. Cattaaeo, Fr. 793. Caamont, Arclsse de 3S6. Ciawer, 839.
CkTati», AI. 792. C«cb, Jos. 384. Ceniy, AntoD S84. Cbacomac, 640.
ChMUa, PhiUii-te 400. Cbasaetonp Laubat, Marqais de 3S4. Ctiierici.
Altbow 791. Chlapp. Dr. Joii. Bitt, v. Chlonau 77. Choura, Joh. 8S0.
Chioeh, General Richard 384. Cbwoatek, Dr. F». 882. Gilel, Se. Hochw.
P. Joh. 638. Claiw, Dr. Karl 386. Clire, Mrs. 899. Coocio. Carlo 326.
Coffin, Henrj 3S6. CryruUnaki. Dr. Emil 479. Colin, Fra. 621. Collina,
ChuliM A. SS7. Coni), Leop. 630. Conradi, August 397. Conie, Dr. Alei.
5M. Corti. CoMtantin 79i. Coste, Prof. 639. Coatenoble, Kar! 616.
ätader. Louis Ch. Aug. 400. Crennedlle, äe. Eic. Graf Folliot de. 616.
Cnibski, Job. 680. Cwik;, Graf Felix 383. Chergheö y. Nemes-Tacskäud,
bctg, Alota 878. C»erkaweki,
Joi. 479. Ciennak, Bobnskv 76. Ciermak. Se. Hochw. Joh. 233. Cier-
mak, Job. Nep. 638. Cieroy, Ant. 617. Ciolbe, Dr. Heinr. 396. Dalin.
A. P. D. 400. Dantscber, Dr. Karl 389. Darca (Tarca), Oraf Otttvvio 79.
OtMjniiki. LadiBl. 621. David, Dr. Bruno Ritt. v. 229. 882. David, Ferd.
tOO. IHnso, Baron 396. Deakj, Se. Hochw. SigiBm. 76. Dechet, Wilh.
18«. X>Mk«T. Dir. Antf. 836. 316. DSding. Se. Hochw. P. Wem. 80. De-
lani, 68&. Delaveaux, Ladw. 630. Dempwolff, Augast 4g4. Denneberg,
NaÜiau 618. Depolo, S«. Hochw. Anton 318. Derffel, Jos. 319. Dcrka, Se.
Hocb«. Kar) 636. Deacovich, Karl 323. Deswert, Herrn. 688. Deatscb,
Dr. Bnui. 888. DeDri>r, Dr. L 226. Dietl, Dr. Job. 318. Dinetl. Dr. 778.
Dii«tt«ri. PtfUr 934. Ditko, Se. Hochw. Antou 784. Ditterich, Dr. Ladw.
m. 1>itt«B. l>r. Frdr. 8TS. Dnieetrianiiki , Sevenn 62G. Doderer, 628.
DettlccukO, Adolf 399. DSIle, Eduard 400. DQÜinger, Se. Hoch. Job. Jos.
Ich. t. flST. Dooltor, Dr. 7SG. DüUer, Dr. Joa. 387. Dogn^. Dr. Engen
M. ü. 6X6. DolÜKhak, Jos. 616. Domlnwil, Se. Hochw. Edo&rd 634.
Donoriwk, Fr>. 384. Donali, Prof. 630. Dondere, Dr. F. C. 386. Doren,
Victof 19t. Dorfwirth, Dr. Aognst 281. 616. Dorner, Jus. v. 769, Dra-
hak, Jot. 836. 798. DreohBler, Kart 793. Drlik, Rod, 236. Drouet, Louib
Ifl. DroBio, Georges 638. Droidiiewici, Dr. Joh. 479. Du Bojb s. Boys.
Dihakf , Bin. UdaMcb Graf 177. Dachet, Dr. Adalb. 834. Duda, Ant.
>17. Dwlik, So. Hochw. Beda 6l(t, Dudik, Eduard 384. 618. Dumrcicher,
inuad Fthr. v. 820. Dumreichar , Dr. Job. Frbr. t. 478. Dunaiewski,
l>r. Jalbn 479. DoH^c, Dr. Hninr. 73. 629. Durigg, Jos, 76. Drotak,
Jm. 413. DmoHk, Lwp. 7G. Diiedzicki, Joachim 786. Bberbard, Frz.
«6. Etmr, Dr. Victor iiitt v. 76. Eckhard, Heinr. 48*, Eckmann, 889.
KggK ». MaU«aia. Dr> Alois 319. 788. Egger, Ben, Dr. Fri, 632. Egger,
Or.jM. 76. 619. Ebrenb«rg«r, Ant. 618. Ehrhart Edler v. Ehrhartatoin,
ruK. na eis. Eichburn, 798. Kicliler, Dr. Wilb. 73, Ei», Alois 633.
EiMwebim, Dr. leoaz 636. Eitolborger, Dr. Rud. v. 872. «78. 787. Eleo-
DOfk «. HuKad)'. ElüiHirger, Dr. Christian 891. d'Elvert Christian Ritt.
t. 477. Bmitt. Dr. Moni 633. EndereB. Aslaja v. 616. 617. Kndriiii.
Kad S34. Lnjtel, Dr. Max 776. T84. Engel, llorli: 889. Enger, Dr. 836.
Bngvrtb. Dir. Eduvd 74. 616. 787. Eimunio, Ant. van 239. Eppich, Job.
MS. »Ol Brbon, Jos- SSO. Erhard. Karl 376. Erti, Frt. 699. Eiwhericli,
Dr. PlUlipp Bitl. r. 3X6 ßnmarch. Dr. Karl 9iT. EbsI, Dir. 614. Ei>ti':i
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7M, «iwwM. SmI ««. <>mAa», Ii»i'jU«U. G«n>ld. FrJr. :?6. «1& C98.
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Jm. an. f«M4M>, E. K. SM. GiacbRcfat, Ldd>. 324. Gina Dr. Vilb.
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iMTtki, Irr, Enjl VSk. GAUL, Ant. «26. G{<th, Dr. Georg 3S3. Götz, TätA.
\tt. im. Wuk. %n. (iM2l, HeiDT. 3M. Gottiter, Hcinr. 3IT. Gomex de
At^laoe^, frvnu G«rtm<]u £W. Gompera, Dr. Theod. 476. G<mcki.
Km) es* U«MH!, Ku4olf «18. Griffe, Dt. K. Heiiir. 793. GnTes, Bob. MO
iUStm\iKtfa, Dl. Ant. 474. Uri«i 1. B<^iue, Eduard Bitt. 737. Grigoro-
rtu, IlMiL 74. 787. (irinnii 1. lirinbnrg, Bndolf «IS. 631. GröbDer, Gort.
MD, OrrjiM, Irr Gurt. 817. GroM, Heinr. 384 626. Gross, Dr. Kari 3ST.
^U^m, Mai Ttfl. GriiMbaner, Dr. pbU. Fn. S26. 386. Grooskj. Georg 76.
llrOnenwaUt, Hnrix 1. 701. Ürftne*, Fn. 621. GrQnbnt, Dr. Sama«! 63S.
Oraad, Ovcar IfPS, 8IKI. OtTiiecki, Dr. Felix 479. Göutner, Dr. F^.
imt, *. »19, GiMTraiii, Franc Domen. 639. Gngiti, Unst. 616. Gakler.
J'w. 76. Uunwcb, Wilb. Dr. 6tl. 632. Guthrie, Dr. 240. HabM-laadl, Dr.
Fnir. IS6. 134. «81. Usbermaiii), Jos. 476. Hacke, Dr. Job. Konr. 79.
riacliN|<|i-I, Dr. J<M, SSO. Häfale, Karl SS6. Hafner, Karl 326. Hab», Heior.
Willi. 826. ilahndel, Samael 617. Habaenkamp, Bndolf 618. Hainl, George
SB7. Hallekl, Leon 476. Halla, Prof. Dr. Jo«. 478. Hamilton, Fraa Janet
T91. HEiniwk. Dr. Albanj 790. Hanel, Jos. 626. Hantel. Dr. Herrn. «37.
Hau V. Werbern i. Wejhem, HinMO, Theopb. Ritt. t. 226. Hansliöek,
Pn. 476. Hanilik, Dr. Ed. Ol«. Hanetcen, Prof. Christoph 32P. Har-
raaowikl, Dr. Phil. Itltt. t, 682. Hartmaon, Dr. Emet Edler t. Fran-
tenibald!, 76, 818. Harum, Dr. Peter 632. Hasenaaer, Karl Freihr. tob
015. 6S1. HaMDärl, Dr, Victor 682. Haailer, Prof. Dr. C. D. 326. Hasal-
wandor. Prdr. 476. Han^r, Fn. Kitt. v. 834. 616. HnnlTe. Lpopnid !<)1.
ÜMpttteUdi. Job. 471). Haniwt, Alois 626. 765. Uauslab, FZM. Fr. Ritt.
» t» H*a»otter, Alois S16. Haasotter, Job. 316. fllS. Halle, P. Adrian
J84. lUttaU. Martin 73, A99. Havelka, Joh. 336. Havder, Dan. SS9. Hecke,
W tt&. Hcfkel, Jos. 884. Hedeneti. Rudolf 793. Heffter, Dr. Mor. S87.
»». Ueiäet, Sfft-CheT Or S3». 382. HoilKbew, Prol. Boim. 3!ö. Heine,
Dr. Kul 366. U<.-iDtl, Dr. Karl Ritt. v. 397. Heiozel, Dr. Rieh. 73. S3I.
BM, Dr. Job. Christ c. 381. Hell, .\nton 630. Hell, Fn. Freiherr t.
»96; H^Uer. Prof. Df. 788, HeUmesbei^r, Georg Mi. Hellj. Dr. Karl
SMtt'r. 479. HfiinerleiD, Karl 480. Henke], Dr. Heinrich. 398. Hennebert,
Ifrit. 7»I. Uenszlmitiin, Emerich 317. Uerb«ck, Hofcapellm. Joh. BS6. 81«.
awfl. W*ni. T84. Herr. Dr. Job. 615. Herrraann, Dr. Eman. 633, Ueschl,
Di. Eichwd »79. Heskj, Vinccnz 618. Hejsaler, Dr. Mori» 318. 633.
Bikri. Ed. 335. Hildebmiid, Dr. Rieb. 786. Hillenbruid, Alei. t. 7S8.
HUt7. Dand 3»6 Uiiiterwaldner , F. M. 616. Hin tor waldner, Joh. 75,
Hitxinnr. I»r. Joh. 632. HUiiweti, Dr. Heinr. 74. 615. 623. 7B7. Hobza,
Prtpr iB«4. Hochstettor, Dr. Ferd. Ritt. v. 389. Hochstetter, Dr. Frdr. v.
T*. 767. Höfler, Dr. Conet. Ritt, v, 78. 31», 378. SIS. 629. Hoegel, Joh.
7*. TBS. Roek, i. 639. Honig, Job.. Reg.-K. 73. 74. 630. Hönigaberg,
Lnil*. * 632. Hönnann, Joh. 399. 4(KI. I^rmann. Dr. Ludw. v. 76. Hör-
•cbelnHan. Dr. W. 778. Hofljaoer, Raimund 624. Hofer. August 618.
Hofcr. Se. Hoehw. P. Casaian 618, Hoff, Jos. Nile 338. Hoffer, Dr. 778.
Hoffw, Dr. Eduard 628. Hoffer, Dr. Karl 72. 476. Hoffer, Joh. 612. 630.
H«roi«on, Oeoi^ 624. Huffmann, Dr. Ed. 479. Hoffniann, Fr/. 234. Hoff-
mani). J, C. 464. Hofmann, Dr. Frz. 632. Holetek, Frt. 626. Holland,
Eiari 790 Hollnb Job. 384. Holzer. Frz. 234. Holzhej, Ed, 238. Hopf,
Karl «37. Hopfner, .loh. 474. Hörak, Hugo 473. Horecky, Se. Hochw.
Ijidw. Frhr. t. 78. Hornig. Dr. Emil 480. Hopodka, Wenzel 478. Hor-
uih, Blu. 3. Hrovath Blau. Hosiowski, Job. 620. Hotbo, Dr. Heinr. Goat.
m. nnid<!Ckv, Karl 231. Hradil. Leonh. £29. 230. Hrue, Joh. S83. 784.
Hrtaaniki, Roman. 617. 618. Hroiuada, Dr. Adolf 473. Hron, Thota. 62G.
UrnTmth BhfitiE 390. 624. Hradii^ka. ?-e. Uocbw. Alois 316. Huhar, Dr.AI-
Fxn 7&. Hndiotz, Se. Rochw. E. 786. H&bner, Aloia 76. Hulsenbeck, Jos.
164. Hngl. L«ip. 617. Hogo, Albert 791. Hugo, Pran^. Victor 794. Hunt.
Thoraton. B98. Hnnten, John Kallo, 938. Hupjiert, Ant, 230. Huie, Frdr.
ML t. 319, Hjtt!, Hofr. Dr. Jos. 310. 318. 378. 615. I«l, Hermann,
«. Dg. Albert S8ö. Ulich. Se. Hochw. Dr. Andr. 627. Ilwof, Dr. Fr*.
7t. ttS. bninelin, Oervasius 740. Inama-Stemegg, Dr. Karl v. 479. In-
tm, 8r. Hoch«. P. Joh. 232. Isopeccul, Demeter 384. Isopeai^Ql, Sä-
nnet SSI. Ito (BereneaririEl a. Streiter. Jablonski, Tinc. 235. 625. Jacoby,
r»<ri( «!&. Jädv. Hnnr. 80. Jueger, Herm, 474. Jänicbe (Jänike) Obri-
nun «74. filT. Jagnni, Joa. 6B1. Jakubowski, Dr. Uanhias 476. Jäl,
^ifnrt ^7 J»nuta. Dr- Engen 317. Janczcwiiki, Dr. Ediiarä v. 476.
,....,. _.,: ..^ staiiisl. 479. Janitschek, Hubert 232. .fanovBky, Dr. Vic-
i:i. 79. JaroUmek, Vinc. 316. Jaworski, Valerian 630.
73. 73. 628. Jelinek. Aloia 886. Jelinek, Ant. 624. Jeli-
M .fr., Dr. Karl 8S0. 683. 630. 631. Jendrassik, Dr. Engen
il 74. 616. 786. 787. Joachim, Martin 75. Johann. Künig
. .-iiii'hM-Ti, .-J:'. M«j. 791. Jolianny, Dr. l-otbar (13. John, Jos, 474. Jonak,
Dr. Kteib. 480. Jones, Dr. lieiiun 326. Jnsektjk. Ändr. 235. Jnig, Dr.
hrnli. SSS. jQlion, Stanisl. 289. Jung, Julius 618. Junowicz. Rndorf474,
J«t»lt. Wotfg. Konrndin v. 700. Kacblxr. Dr. Joa. 626. KadehiTek,
t'pn «If. Kadefavok, Rud. .184 Kaiser, Joi. Maria .319. 616. Kaier,
'i>[rM T. 76. T!». Kalrnut, Dr. Frz. 632. 633. Kumproth, Edm. 473. 618.
UDdrnuü. ytt, 230. Kttune. Dr. Alf., Baron 785. Karajun, Dr. Hai
kltt ». 479. KaräjaB, Dr. Tbeod, Ritt. v. 327. Karasuzos, Prof. 325.
brdoa, Joli. 484. Karell, Amand. 130. Karlez Dr. Benno 890. Kartinski,
IH. Pn. «9. Kall Lodwig, S«. k. k, Hub., Erzherzog 318. Kärffy, Titui v.
119 SMtpr Or Alois 74. Karrt«ii-Kr«bbe, Dr, Otto 792. Kaxchenoviky,
"^ itti Tft. Raacrvi, Dr. in*. »32. Kasparek, Dr. Frz. 387. Kathiein,
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Rudolf 621. Katz, Se. Hochw. F. Seb. 619. Kaulich, Dr. Jos. 478. Kaup,
Jak. 390. Kawka, Dr. Matthias 383. Kelle, Dr. Job. 73. 479. 629. Keller,
Dr. Gust. Ritt. v. 632. Keller, Jos. v. 397. Kenfett, John Fredr. 78. Ken-
ner, Dr. Frdr. 626. 680. Kerbl, Heinr. 384. Kergel, Dr. Wilh. 479. Ker-
raavncr, Valent. 316. Kern, Florian 397. Kern. Theod. v. 792. Kerner,
Dr. Ant. 76. Khayl, Alois 882. Khuen, Andr. 790. Kick, Frdr. 616. Kiecbl,
Jos. 618. Kierschner, Jos. 476. Kindl, Rudolf 618. Kirstein 689. Kischa,
Job. 474. 617. Kiszakiewicz, Mich. 620. Kitt, Ferd. 74. 787. Klaiö, Alois
618. Klaid, Franz 878. Klammer, Matthias 232. Klaus, Jos. 384. Kle-
belsberg, Job. v. 383. Klebs, Dr. Theod. Edwin 386. Kleemann, Dr. Aug.
Ritt. V. 382. Klein, Karl 621. 620. Klement, Karl 618. Klemt, Dr. Agathon
73. 629. Klika, Jos. 789. Klimeczek, Michael 784. Klimpfinger, August
473. Klocker, Job. 234. Klodid, Anton 624. Klug, Dr. Anton 479. Kment,
Se. Hochw. Ferd. 234. Knauer, Blasius 618. Kneisel, C. 617. Knöll, Pius
383. Knopp, Ignaz 794. Kni2aöek, Wilh. f)17. Kobald, Engelbert 618.
Köhler, Se. Hochw. Jos. 76. Koblizck, Karl 617. Koch, Se. Hochw. Jak.
Ernst 472. Koch, Se. Hochw. Jos. 474. Koch, Julius 616. Kocian Fra. 619.
Kogler, Dr. Wilh. 76. Köhler, Dr. Jos. 324. Köhler, Dr. Reinhold 79.
König, Karl 475. König, Sc. Hochw. Moriz 477. König, Otto 616. Kösler,
Karl 621. Köstl, Dr. Frz. 631. Köstlin, v. 484. Kohl Frz. Xav. 324. Ko-
ladek, Erz. 384. Kolbe, Dr. Jos. 73. 74. 630. 786. Kolbenbeyer, Karl 617.
Komarck, Se. Hochw. Ant. 236. Kompert, Dr. 628. Konraa, Karl En^an.
899. Konsinski, Ladisl. 620. Kopp, Dr. Jos. 628. 778. Koränyi, Dr. Frdr.
317. Korbelyi, Jos. v. 483. Koristka, Dr. Karl 78. 629. Komfeind, Job.
474. 621. Komhuher, Dr. Andr. 74. 778. 784. Kormunda, Jos. 827. Kosak,
Georg 616. Kosciuk, Ed. 236. Kosiba, Ant. 617. Kosiua, Job. 236. Kos-
mik, Karl 618. Kostar (Koster), Jos. 473. 618. Kostolanyi v. NemesKo-
stolanyi, Karl 791. Kotecki, Jul. Stanisl. 620. Kotter, Dr. Frz. Ritt. v.
319. Koutny, Emil 628. Koutny, K. 72. Koutny, Wenzel 618. Kovacs,
Dr. Jul. 398. Kovär, Job. 621. Kraft-Ebing, Dr. Rieh. Frbr. v. Ü26.
Kraft, Wilh 616. Krainz, Job. 019. 624. Kraiiiz, Dr. Jos. 478. Krall, Dr.
Karl 632. Kramaf, Dr. üdalricb 474. Krankling, Karl Const. 326. Krasser,
Frdr. 234. Kraus, Dr. Victor Ritt v. 681. Krausser 80. Kraut, Dr. Wilh.
Theod. 79. Krßek, Frz. 476. Kreiöi, Job. 73. 484. 629. Krck, Dr. Gregor
73. 628. Kremer-Auenrode, Dr. Hugo Ritt. v. 632. Kremer, Dr. Jos. 226.
233. Krenn, Eduard Ritt. v. 632. 793. Kretscbmayer, Dr. Frz. 284. Kreutz,
Dr. Felix 282. 479. Kright, Charles 323. Kfikawa, Job 3S4. Kriscbek,
Eduard 623, Kriz, Job. 384. Krob, Ign. 474. Kronauer, Job. Heinr. 794.
Kroncs, Dr. Frz. 72. 230. 390. 479. 628. Kruse, Andr. Theod. 792. Kru.se,
Dr. Wilh. 288. Kubala, Ludw. 620. Kubiena, Valent. 236. Kubiiiyi,
Aug. V. 639. Ktibeck, Baron 614. Kubier, Maria Susetto 239. Kühr, Se.
Hochw. Karl 626. Kümmel, Rieh. 630. Kümmel, Rudolf 77. Künzel, Dr.
Heim. 791. Küpner, Dr. Karl 73. 629. Kugler, Johannes 793. Kuh, Prof.
Dr. 79. Kulczinski; Leo 620. Kuliczkowski, Adam 625. Kumpöst, Frz. 476.
Kundmannn, Karl 226. 615. Kundrat, Dr. Hans 386. Kurylowicz, Stephan
236. 625. Kurz, Heinr. 240. Kurz, Hermann 789. Kutuzkowski, Adam
236. Kuzmich, Emil 790. Kyselka, Jos. 626. Labitskjr, Auffu;it 480.
Lackenbacher, Frz. 825. Laizner, Jos. 284 Lambruschini, Rapnael 323.
Landseer, Edwin 640. Lang, Dr. Eduard 626. Lang, Peter 786. Langer,
Dr. Karl 478. Langie, Thadd. 235. Lankmayer, Arthur 474. 617. La
Roche, Dir. 311. La Roche, Karl 233, 320. 389. Laska, Ant. 618. Latour
V. Thurnberg, Jos. 319. Laudi, Dr. Vitale 621. Laufberger, Ferd. 616.
Laurer, Dr. Job. Frdr. 792. Laurin, Dr. Frz. 478. Lauser, Wilh. 887. 389.
Lavtar, Lucas 625. Lax, Louis 78. Lazar, Dr. Job. .637. I/azar, Matthäus
890. Lebrun, Pierre Ant. 397. Lecbleitner, Dr. Chriaitian 76, Lechthaler,
Se. Hoch. P, Isidor 618. 619. Legeier Wilh. 484. Lehmann, Jos. Moriz
239. Leitgeb, Dr. Hubert 72. 479, 6^. Le^te^berge^, Heinr. 621. Leithe,
Dr. Frdr. 615. Leitner, Quirin 318. 631. I^eitzi^g^r, Fv%. 6^8. Lem^yor,
Dr. Karl 883. 623. 632. Lernoch, Leb 620. Lengnick, Aug. 886. 681.
XIX
Lenkawski, Theoph. 625. Lentner, Dr. jur. Frd. 225. 682. Lenz Dr. Oscar
All. 785. Leonardi, Cyprian 234. Lepkowski, Jos. 326. Tjesar, Se. Hochw.
Anton 638. Lesjak, Frz. 328. Lessedines, M. de 793. Leauis, Dr. Johan-
Dtt 327. Levin, Dr. J. 378. Lewicka, Julie 785. Lewicki, .Toh. 620. Le-
wicki, Dr. Rud. 232. Lhota, Anton 629. Libert, Frz. 790. Lichtenstern,
Dr. Ludw. 632. 633. Liebig, Justus Frhr. v. 326. Lieblein, Dr. Job. 73.
629. Lienbacher, Georg 632. 633. Lifka, Frz. 629. Liinburg-Brouwer, van
2S9. lindner, Dr. Üust. 316. Linhart, Willi. 390. Linin^er, Ulricb 387.
Lipfis Dr. Eduard 785. Lippmann, Frdr. 626. Lisak, Julius 620. Liscb,
Se. Hocbw. Michael 75. 233. 234. Liske, Dr. Xaver 76. 479. Lissner,
Dir. 791. Liszt, Dr. Eduard Ritter v. 683. Littrow, Dr. Karl v. 389.
Locati, Dr. Frz. 390. Locher-Balban, Dr. H. 239. Loebl, Hermann 316.
Löffler, Anton 618. f^oewo, Casimir 617. Lonio, Giuseppe 79. Lopot,
Job. 76. Lorber, Frz. 477. Lorenz, Cbr. Gottl. 483. Loser, Job. 630.
Lostak, Jos. 235. Lotbeissen (Lotheisen), Dr. Ferd. 74. 786. 787. Lotsch,
Bildbaaer 898. Lottner, Prof. Dr. 327. Lubin, Dr. Ant. 73. 628. Lucia-
novic, Melchior 625 Lucy, Charles 397. Luczkiewicz, Ant. 235. 785. Lud-
wijr, Dr. 79. Ludwig, Ritt. v. 627. Lüben, Dir. 790. Lübder, Dr. Wilh.
396. Lfiitner, Ignaz 80. Lützow, Dr. Karl v. 74. 616. 787. Lukaszowicz,
Jos. 239. Lnschin, Dr. Arnold 817. Lustkandl^ Dr. Wenzel 633. Lutz, Se.
Hochw. Dr. Sigm. 472. NaaM^n, Dr. Frdr. 388. 632. Mach, Dr. Ernst
479. Mach, Se. Hochw. Frz. 473. Maebac, Ant. 234. Macherjnska, Anto-
nia 235. Machjtka, Job. 616. Maciejowski, Frz. 794. Maciszcwski, Mau-
ritius 620. Macready, Will. Charles 827. Madden, Frdr. 323. Mahlschcdl
Ritt y. Alpenburg, Job. 325. Majcher, Andr. 235. Majer, Dr. Jos. 233. Majer,
Präs. 312. Makarow, 793. Makart, Hans 388. 389. Makowsky, Alexander
231. Hatecki, Dr. Ant. 479. 788. Malven, Ferd. Maria 794. Manger, Rud.
324. Mankowski, Job. 785. Mann, Jos. 318. Mannbach, J. A. s. Bach-
mann. Msnzoni, Aleesandro 397. Marc-Girardin, Franc. Aug. Saint 325.
Marchant, Gast 792. Marchet, Dr. jar. G. 225. 386. Marconi, Leonard
476. Marescb, Ant. 473. MarezoH, Dr. G. L. Tb. 240. Margaret, Jolm 791.
Mar^iesin, Georg 384. Margot, Dr. Augustin 621. Mariaui, Angelo 398.
Mam, Frz. 619, Marstrand, Prof. Wilh. N. 324. Martin, Ant. G16. Mar-
tinoTskj^, Se. Hochw. P. Mich. 791. Masch. Dr. Ant. 378. Maschak, Florian
.Vi5. Maschek, Frdr. 384. 618. Maschek, Kaspar 396. Maschka, Dr. Jos.
478. 480. 784. Masera, Frz. 234. Mason, Karl 617. Massari, Silvclster
«;33. Matas, P. Constantin 383. Mateiko, Dr. Franz 324. Matejko, Job. 477.
Matht'V Michel. 794. Matzka, Dr. Wilh. 389, Maurocordatos, Demetrios
»;38 MauromichaliBv "General 483. Max. Jos. 790. Mayer, Dr. Jos 479.
Majer, Dr. Sales. 478. Mayerbofer, Claudian 231. Mavr, Aurel. 786. Mayr,
Theodor 792. Mayssl, Ant. 234. Mebius 475. Mncherzynski, Dr. Karl 226.
Mechtler, Se. Hochw. Michael 474. Medeotti, Jos. 610. Moinhold, Aure-
liofi 79. Meissner, Frz. 618. Meissner, Leo 483. Mcixner, Jos. 474. Meli-
'iiar, Jo:«. 475. Melingo, Acbiltes v. 72. 616. Mclkus, Dr. Michael G33.
Mende, Albin 884. Menger, Dr. Anton 633. Menger, Jos. 621. Meiiffor,
I>r. Karl 476. Menzel Dr. Wolfg. 327. Merkel, Dr. Adolf 633. Merkel,
Fn. .390. Mernik, Dr. Ant. 73. Mertens, Dr. Frz. 479. Morut, Albert
7H4. Messner, Alois 75. Meszdros, Ferd. 232. Metzpor, Job. Karl 7KS?.
Metzler, J. B. s. Eckhart. Mcyr, Karl üust. 400. Meynert, Dr. ThooJ.
:tl7. Mezieres, Louis 78. Meznik, Dr. Ant. 629. Miani, 791. Micck, An-
•Ireas 620. Michael, Dr. Em. Aug. 398. Micbacler, Ant 383. Mietlikou,
Wawra 389. Miklosicb, Dr. Frz. Ritt v. 74. 787. Mikslr, Marou.s 021.
MikucsewKki, Jos. 630. Mikulicz, Adalb. 6.:0. Mikuscb, Jo.-«. .^85. Milko-
wici, Zeno 620. Mill, John Stuart 896. Milohnicb, Job. 390. Mimler, Frz.
475. Mirani, Joh. Heinr. 639. Mireconr, s. Tranchant. Mitscha Ritter v.
Marheim. Dr. Jos. 638. Mitterstiller, Gabriel 383. 619. Mitzenius, Dr.
Joh. Wilh. S39. Mrodoieki, Karl 235. Modreincr, Flora 324. Mödinger,
Albert 400. Mohr, Gabriel y. 475. Molin, Job. Pct 483. Molitor. Stepb:
638. Mohiar, Alfr. 378. Montanus v. Haan-Mettcma, Kitt. 794. Moruriu,
XX
(Joufitantin 386. Morollf Heinr. 638. Morgenstern. Alfr. 41<u
Mo.Hcuvita?), Se. IIoliw. Hioroii. 018. Mosentlial. I»r. t. H_ fisis. t. Tt
378. MoHor, So. liochw. In^rcnuin. 019. Aloser, Job. 624. ^mtss, CnllS.
Moser, PcU*r 231. Motli, Hu|r. l)r. Frz. 479. 48<). >[iu«c. Ac-iu CIC
Mrku.-^ic, Ant. C17. Miihlhiuh, Ixmiso 639. MäMl*rrfir. L»r. Jiktfk IM.
Mülili^', M<'no .397 398. Miillcr, Adulb. 619. Müller. aViLli 325l Miller
fClara;, s. Miitilliadi. MülK-r, Dr. 483. Müller, Emerich 474. «Ibl Miller,
l>r. Joh. 317. Müller, Dr. Karl 32ö. 399. Müller, Loreni 475. «1». Miller,
Lucian 777. Müller, Ottu 77. Müller v. Könit^swinter. Dr. Wvll^. 388b
Müllner, Krz. 021. Miinziii^er, Dr. Walther 327. Mu^hadc«, Dr. Elawl
3J4 Mushalia, Dr. Adolf 71. 780. 787. Mussafia. Morii 3»5l «21. Ma^flp
Ijfnaz Vt. 78. NaK<'i, l>r. Karl 77. Nahlüwskv, Prof. Vin<^ 47* Xuitciil,
Cokitin 040. Na|Hilroii III., Carl Ludwig 79. Natterer, Dr. 6d?L 7T& Xudk,
Aag. 777. Naiunaiiii, Karl Krdr. 792. Kavratil, Dr. Em^rich 2S2. y<4*
7.:.l 390. .\f:kio, MattliUuri 385. Nt^Ialon, Dr. 639. Nemeth. Job. 330. Xc»-
\ArifT, Ant. 790. Neubauer, Dr. Ign. 479. Neubaner, Kirl 61«. Xc«ge*
t^'i'-.r^ Joi. 016. N<:u gebauer, Julius 474. 618. Neamann. Dr. F. X. SSI,
^r'i3. .V':Mrnarin, {)r. J.eo]i. 478. 632. 633. Neaniayer, Dt. Mekkiw 4T6.
.V»:'irnajrr, Dr. Jon. 47.i. Neuster, Sc. ifochw. P. Peter JoK. 3bi9. Xtea-
virUi, Karl 018. Neuwirth, S<\ lluchw. Martin 611. Nevaki. Dir. Job.
2is^.. Niciil, Dr. i'atriek 397. Niederkorn, Ferd. 390. Niedivicdiü. Jiliaa
T .o.&T, Joh. 234. N'^wak, Dr. Jos. 626. Nowak, Dr. Radvlf 633. Xovmk,
V»:.*r*tiri ^/20. Nowopa/iky. Job. 319. NowotnJ-, Eduard 7d. X^voiBf. Pfl-
417. OberiBa>«;r, K<Ji(en 010. 031. Ubersteiner, Dr. 385. OHboUmsky.
Ftrtf. w>. O*ohi!in, l5ilüban';r 327. Ohler, Rieh. 625. IMllaciMr. Dr. Jos.
il7. •>^r:r:I. Dr. Frdr. Max 396. O-^rtell, J.j». 235. Oesti&rr«Kb«r. Leop,
Vr^. *\H\*:ir.2rr. br. J*,-.. 232. Ugonowski, Dr. Akx. v. 3*7 ükrisski La.
iLi 7^. OI^Lbrä.-^r Dr. Karl 016. OUzewriki. Dr. Karl 476. Osdnk. Se-
H-..i» p Pr.ii, :v2^. «/njfar.^, Francesco Dali' 79. Onk>»iu Dr. pbiL A.
r:o •.'jL J.-5. i,-^. »^ppoiz-ir, Dr. Theo.l. Ritt. v. 32») Orboni-rh. Aatt»
?'?•.' *.».-..._-*.-., P.-.r 324. «Jrtwein. Au?. 3S5. Oser. Dr. Joh. 3$i6l Ott.
Kar: T. 75. «^.t.:. K.ir: liixz, t. :^«?9. üit.-ReTentLTr. Karl 3«l Orer»-
*.*. JL.-i^ rr. Pab»t. D:. K^rl ;i27. Padl^^ak. Pi::! i4a Padowetz.
J.: :?1. P*i..ij.- . J.i Frhr. 7. 47'?. 023. PjlUmui. Dr. Frdr. 71
y^.^i:. Lt. :?i Pi--.. D:. Arroli 033. Pirthe. Dr. J:*. 7*.
JVrwAi-^^f: S.. H.vi^ J \ 2.k' iN:c:. Ar.:, ^i:^. P-5er," Emaa. 399!
kVw--*. *^.\V- 'f •'i> l.'- :■ ^^-^ F-.ru:A. H-i:ir. 474. P«*tteiikofer.
XXI
J«. 75. Polya. Dr. Jos. 390. Polxer, Aurelias 384. Poniatowski, Füret
Jos. Mich. 399. Popuwics, Se. Hocliw. Constant. 476. Porubsky. Dr. Guit.
778. 784. Form. Adolf 234. Posik, Dr. Ferd. 384. Post, Karl 76. Powere,
TDram 398. Praprotiiik. Andreas 3 «0. Prcchtler, Otto 233. Pregl, Bal-
thasar de 624. Pfibik, Aut. 817. Pfibram, Dr. Alfred 317. Proch. Gapell-
meister 239. Prorhnicki. Frz. 620. Promis, Caval. Carlo 396. Pross,
Ferd. 621. Psoherer, Alois 399. Pütt^r, Prof. Dr. 396. PuflTke, Eugen 788.
Pttlay. Job. 618. Purgaj. Jakob 383. Purgaj. Karl 619. Puschl, Se. Hochw.
Uopü 623. Raban. Dr. Frhr. v. Canstan 317. Radaj. Graf Gedeon 399.
Btdda. Karl 625. Radics, Peter r. 320. Radingor, Job. 475. Radnitzky, Jos.
239. Radnitzky. Karl 74. 480. 7'=*7. Raffanelli. Peter 316. 617. Rainer r.
LiDdenbicbl. Gottl. Ritt. 398. Ranior, Dr. Locas 387. Rankine, Macquorn
79. Rastbichler. Job. 619. a-itfay, J. N. 789. Ratbay, Emericb 475. 621.
Baada. Dr. Ant. 477. 478. Raumer, Frdr. Liidw. Georg v. 398. Rauter,
Jos. 399. Raymond, Jos Ritt. v. 399. Rt'gnoli, Dr. Karl 798. fteb^k,
Jos. 328. Reicbardt. Dr. fleinr. Wilb. 231. 389. Reicbel, Rud. 230. Rei-
chert, Dr. Job. 384. R^.'ider, Se. Hoobw. Job. 230. Reiniscb. Dr. Simon
Uo 476. Reiuwartb, Dr. Job. 478. Rt^iscbl, Dr. Wilb. Harl 640. Reiser,
Dr. Mattbaus 614. 630. Rellig, Dr. Theod. 474. Rembold, Dr. Otto 479.
Remeltr. Job. Nep. 74. 400. Roraling, Dr. F. X. 398. Renz, Fr. 639. Repta,
Basil 476. Reucblin. Dr. Herrn. Karl 396. ReuKs, Dr. Aug. Em. Ritt. v.
234. 792. ReTeutlow s. Otto- Re von tlow. Rbomberg, Jakob 790. Riboli, Joä.
617. Ricard, Dr A. 73. 80. 629. Riccardi, Paolo 794. Riebard, Heinr. 625.
Richter, Ferd. 231. Ritbter, Frz. 621. Richter, Dr. Heinr. 74. 76. 787.
Richter, Dr. Karl 616. Richter, Dr. Karl Tbom. 232. Ricbt«?r, Pius 319.
Riedel. Ant. 618. Riedel. Karl 229 Riedor, Dr. Frz. Frdr. 325. Riedl, P.
Hubert 75. Riedl. Jos. 618. Riedl, Dr. Mansuet 790. Riedl, Rob. 230. Riebl,
Dr. Alois 386. Rinaldi. Rinaldo 400. 483. Rimely, Dr. Karl 632. Ring,
Xax T. 325. Ristl, Jos. 231: Ritscbel. Prof. F. 778. Rittner, Dr. Eduard
387. 476. RiTP, de la 793. Robitscb. Frz. 383. Rochau. Ladw. v. 790. Rö-
chelt. Frz. 232. R^^dakowski, Heinr. Ritt. v. 616. Rödel. Georg 616. Roll,
Dr. Frd. Moriz 226. Römer, Dr. Florian 616.* Rose, Augast 639. Roesler,
Ed. 72. Rossler, Dr. Rob. 628. Rogner, Job. 72. 628. Rojkovics, Se. Hocbw.
.\lexander 232. Rokitansky, Dr. Karl 615. Roller. Jos. 616. Rollet, Dr.
Alex. 479. Rouianczuk, Julian 620. Romberg, Dr. Mor. Heinr. 898. Romer.
Dr. Gast. 476. Ronalds, Francis 484. Könay, Se. Hoch. Hyacintb Job. 319.
:t87. Rosales. Eduard 640. Rosam, Se. Hocbw. Ant. 231. Rosas, Dr. Edler t.
&3S. Rose, Dr. Gast. 388. 400. Roselius Christian 640. Roskie^cz, Job.
477. Rossbirt, Dr. Konr. Frz. 397. Rossi, Francesco 398. Roszek, Job. Alex,
623. 624. Roth. Julius 625. Rothe, Ludw. 625. Rotbe, Prof. Dr. 464.
Rott, Dr. C. 399. Rottenburg, H*»inr. Frhr. v. 779. Rotter, Dr. Richard
625. Rozwadowski, Cölestine 235. 785. Rozwadowski, Ladisl. 616. Ruck,
Adolf 73. 628. Rudigier, Se. Hocbw. Bischof 311. Rudnicki, Stanisl.
$20. Rudorff. Dr. A. 23P. Rudydski, Dr. Rud. 327. Rufinatscha, Se.
Hoehw. P. Firmin 399. Runkel, Dr. Herrn. 79. Rapnik. Karl Vigil. 318.
Roprecbt, Se. Hocbw. Frz. 234. Ruscbka, Dr. Adalb. 231. Ryäavy, Dom.
316. Ry^vy, Frz. 230. Rzach, Dr. Alois 384. Haatzer Jos. 281. Sachau,
Dr. Edaa^l 388. Sacken, Dr. Eduard Frhr. t. 626. 630. gafaf ik, Dr. Adalb.
73. 629. Sagi, Stefano 793. Salcber. Dr. Peter 386. 619. Salomon, Dr.
Aloi» 632. Salzer. St>. Hocbw. P. Cl. 619. Sandrini, Job. Karl 323. Santa,
Se. Horhw. Ant. 316. Sarkady. Frau 791. Sarnirki. Dr. Clemens 479. Sas
▼. 3ojareki, Dr. Alex. 479. Sau«»r, Job. 316. 317. Sawczynki, Sigism. 75.
235. Scarizza, Steob. 382. 389. Scbaffer, Se. Hochw. F. 786. Schediwy,
Dr. Cdaard 786. Scbeffer, Henri 399. Scheid tcnberger, Karl 615. Schell,
Dl, Anton 626. Scbeller , Franz 618. Schenk, August 75. Schenk,
Samael 785. Schcnkl, Dr. Karl 320. Schorff, Hermann 383. Suberr,
Fria, vgl. KQbler. Scberzer, Dr. Karl Ritt. v. 77. 370. 477. 615. 616.
8eb/^üz, Georg 897. Schiavi, Lorenzo 75. >'cbier, Dr. Job. Nep. 478.
Schlffner, Alb. 328. Schiffner, Dr. Ludw. 231. Scbiller» Christian 483.
XXII
Schimek, Konr. 473. Scbimmer, Gust. 320. 616. Schindler, Dr. Alex. 479.
Schiner, Dr. Ign. Kud. 399. Schiestl, Dr. Leop. 633. Schlager, Dr. Mar-
zellin 479. Schlesinger. Jos. 386. Schlesinger jun., Dr. Willi. 786. Schiet-
ter, Dr. Herm^ Theod. 484. Schlier, Joh. Ev. 397. Schlöps 628. Schlott-
baner, Karl 640. Schmerling, Dr. Ant Ritt. v. 319. Schmid, Frz. 617.
Schmid, Med. Dr. Karl 827. Schmid, Dr. Reinhold 326. Schmied, Fn.
316. 384. Schmieden, Karl 234. Schmidt, Dr. August 627. Schmidt von
Bergenhold, Dr. 640. Schmidt, Frz. 236. Schmidt, Frdr. 626. Schmidt,
Oberbaurath Frdr. 479. 616. Schmidt, Gust. 317. Schmidt, Dr. Joh. 886.
Schmidt, Karl 621. Schmidt, Dir. K. 778. 784. 787. Schmitt, Karl 680.
Schmuck, Heinr. v. 75. Schmutz, Karl 32t>. Schnakenburg, Prof. Dr. 80.
Schneck 476. Schneider, Dr. Frz. 477. Schneider, Herm. 231. Schneider,
Joh. 626. Schober, Joh. 236. 616. Schöffel, Rudolf 477. Schöler, Heinr.
327. Schönaich, Dr Karl 328. Schonbach, Dr. Ant 232. Schönchen, Ludw.
638. Schönlaub, Ludw. 474. 476. Schönmann, Dr. 387. Schönn, Alois 616.
Schönthaler, Frz. 616. IScholz, Eduard 76. Scholz, Jos. 234. 626. Schrank.
Dr. 628. 778. Schrauf, Se. Hochw. Karl 318. Schreier, Dir. Heinr. 2S6.
Schröer, Karl 73. 786. 787. Schröfl, Ant. 617. Schrötter Ritt. ▼. Kri-
stelli, Dr. Ant. 616. 786. Schroff, Dr. Karl Ritt. ^. 234. Schrott, Baron,
8. Hugo, Alb. Schubert, Ernst 79. Schubert, Se. Hochw. P. Meinh. 627.
Schuller, Joh. 784. SchuUem, Ant. Ritt. v. 784. Schulz, Eman. 630.
Schulz, Emilian 234. Schulz, Loop. 640. Schulz, Prof. 397. Schulz von
Straznicki, Dr. Leop. 388. 628. Schulze, Dr. Frz. Ferd. 326. Schupnik,
Frz. 230. Schuster, Dr. Ferd. 638. Schuster, Dr. Heinr. 231. Svatiö de
Boscar, Joh. 793. Schwackhöfer, F. 226. Schwanda, Dr. Matthias 786.
Schwarz, Joh. 473. Schwarzer, Dr. Auj^ustin 826. Schweizer, Kasp. Gottftr.
Ludw. 400. Sebak, Dr. Vinc. 63. Seckendorff, Dr. Arth. Frhr. v. 226.
386. 616. Sedgwick, Dr. Adam 80. Segur, Phil. Graf t. 240. Seidan,
Thomas 78. 629. Seidler, Dr. Max 682. Scidler, Dr. Steph. 318. Seifert,
Se. Hochw. P. Theod. 619. Soiffert, Dr. Jak. 76. Sqkicwicz, Jos. 620.
S^kowski, Michael 620. ^embera, Alois 74. 787. Sembianti, Matthäus 234.
Sembratowicz, Dr. Silvester 479. Seredvnski, Dr. Ladisl. 626. Sevöik, Max
234. Seyler, Musikdir. 638. Seyss, Emil 230. Sicher, Jos. 234. Sickel, Dr.
Theod. 478. 626. Sickinger, Anselm. 790. Siebold, Jonkherr Heinr. v. 626.
Siegel, Dr. Heinr. 318. 478. 632. Siess, Alois 619. Sima, Joh. 231. Si-
mony, Dr. Frdr. 74. 786. 787. Singer, Dr. Emund 632. 633. Sinzig (Sim-
zig), Frdr. 473. 610. Sitko, Jos. 286. Sittig. Heinr. 624. Skibinski, Dr.
Ferd. 389. Skizydylka, Ladisl. 620. Skubin, Ant. 317. SUmcki, Franz
316. 620. Slezak, Ant. 231. Snioglawska, Jul. 236. Smolaf, Gregor 230.
Smotenitz Ritt. v. Smolk, Joh. 638. Sokol, Jos. 476. Solin, Jos. 386.
gommaruga, Dr. Erwin Frhr. v. 76. Sonndorfer, Dr. Rudolf 778. 784.
Sonnleithner, Dr. Leop. Edler v. 323. Soswiriski, Ant. 620. Soucck, Sc.
Hochw. Joseph 640. Snäth, Dr. Jos. 386. 478. Spann, Dr. Joh. Ritt. v.
623. Spechtenhauser , Martin 76. Speramani, Barthol. 619. Spiegel, Se.
Hochw. P. Andreas 640. Spitzer, Simon 74. 632. 787. Stäche, Frdr. Ritt. t.
320. Stäche, Dr. Guido 386. Stalin, Dr. Christoph Frdr. v. 484. Stahl,
Dr. Wilh. 324. Standfest, Dr. Frz. 386. Stanecki, Dr. Thom. 282. Starke,
Gust. 631. Stary, Se. Hochw. Jos. 624. Stattler, Karl, Architekt 811. 319.
Stauduar, Fr. S. 78. Steczkowski, Const. 786. Stefan, Dr. Jos. 478. Ste-
fanowitz, Const. 386. Steffel, Dr. Wenz. 73. 629. Steffan, Frdr. 786. Stein,
Dr. Frdr. 73. 629. Stein, Dr. Lorenz Ritt. v. 389. 633. Steiner, Dr. Jul.
473. Steiner, Sebast. 617. Steiner, Wilh. 619. Steinebach, Frdr. 233. Stein-
hauser, Ant 621. Steinkübler, Emil 79. Stein wcnder, Dr. Otto 617. Stein-
wender, Dr. Arthur 280. 619. Stellwag v. Carion, Dr. 476. Stentrup, Dr.
Ferd. 479. Stepischnegg, Se. Hochw. Fürstbisch. 614. Stern, Max Em.
239. Stern, Wilh. 326. 630. Steuer, Alois 386. Stcyrcr, Joh. 621. Steyrer,
Sc. Hochw. Joh. 476. Stevenson, Dr. William 898 Stieglitz, Dr. Theod.
474. Stimpel, Anton 624. Stocker, Se. Hochw. Jos. 789. Stöger, Prälat
778. 784. Stofella, Dr. Emil Ritt. v. Alta Rupa 77. 631. Stolz, Frdr. 230.
XXIII
619. Storch jni^., Ant. 326. Storck, Jos. 74. 787. Stransky v. Heilkron,
Karl 382. 623. Stransky, Reinb. 384. 618. Straschiripka (Canon), Job. 616.
Strau&s, Eduard 389. Streinz, Dr. Heinr. 386. Strcit«?r, Dr. Jos. 400.
Streitwg, Frz. 384. Stremayr, So. Exe. Dr. v. 310. 316. 386. 614. 631.
Stricker, Dr. Saloni. 281. Strobl, Se. Hocbw. Karl 383. 617. Stroka, Hcinr.
236. Strzeleski, Graf 791. Studach, Se. Hocbw. M. L. 396. Studniöka, Dr.
Frz. 73. 629. Studzinska, Marceil 235. Subic, Dr. Simon 72. 628. Suesa,
Dr. Eduard 378. 478. 630. 778. Suhaö, Se. Hocbw. Ant. 76. Sukljo. Frz.
474. 618. Svaby, Paul 316. Swiderski, Paul 620. Sworc. Job. 78. Sydow,
Emil V. 789. Syraersk^, Dr. Jos. 79. Szabö, Rieh. 638, Szaboky, Dr. Adolf
616. Szalay, August v. 787. Szanto, Jos. 327. Szaraniewiez, Prof. 386.
Szerepanski, Jos. 236. Szlavik, Karl 616. Szujski, Generalsecr. 312. Ta-
doUoi, GioT. 79. Tadra, Fcrd. 317. Tamcbyna. Frz. 473. Tarca s. Darca.
Tarorynski, Heinr. 23r>. Tatan, Andr. 326. Tatomir, Lucian 236. Tauber
y. Tauberg, August 882. Tauber, Ed. 235. Tautenbayn, Jos. 319. Tebinka,
Pauline 786. Teichmann, Dr. Ludw. 479. Tereba, Joh. 474. Testa Bar.
Ignaz 483. Thaa, Georg 76. Tban, Dr. Karl 319. Thannabauer, Adolf 235.
fiiaasing, Dr. Moriz 385. Thessel, Ant. Mor. Fürchteg. 638. Thetter,
Ferd. 621. Thierry, Amedee 324, Thudichum, Dr. 794. Tbun, Sc. Exe.
Frz. Graf 79. 80. Thumer, Frz. 75. Tilöer, Dr. Frz. 73.^629. Timermann,
Prof. 328. Tinger, Jos. 76. Tinter, Dr. Wilh. 475. Tite, William 326.
Tkany, Wilh. 236. Tobiaszek, Se. Hochw. Karl 784. Tolstoi. Graf Feo-
dor V. 827. Torrey, John 323. Tomascbek, Dr. Ed. Frbr. v. 638. Toma-
schek, Dr. Joh. 632. TomaSevi^*, Steph. 617. Tomek, WzL Wlad. 73. 629.
Tomsiö. Joh. 390. Trancbant, Achille 794. Trechc, Karl 390. Tremmel,
Dr. Karl Wilh. 633. Trenkwald, Matthias 73. Treumanu, Karl 319. Tei-
koupis, Spiridion. 240. Trognon 794. Trojoiisok, Job. 383. Trollhann,
Jos. 618. Tschennak, Dr. Gust. 75. 76. 320. Tschaggeuy 638. Tuczek,
Ant. 320. Tunkler, Andr. Ritt. v. Treuimfeid 324. Tunner, Peter Ritt. v.
616. Turczy/iski, Jul Ritt. v. 625. Tutschew, Theod. Iwan 483. Twarög.
Stanisl. 625. Tyszkiewitz, Graf Eustach. 637. Uhl, Reg.-Rath Frdr. 226.
480. Ulimann« C. F. 483. Ulimann, Dr. Dominik 73. 478. 629. UUinann,
Dr. Eman. 479. 632. Ullrich, Ant 388. Ullrich, Dr. 372. Ullrich, Lan-
desschulinsp. 778. Unferdinger, Frz. 331. Ungerraann, Dr. Ant. 633. ün-
terwandling, Ferd. 316. ürbantschich, Dr. Victor 385. 386 Ustyanowicz,
Nikolaus 384. Utiz, Abraham 398. Vahlen, Dr. Joh. 478. 631. Valle,
Ferd. 618. 624. Varady, Gust. 328. Vass, Jos. Karl 79. Venus, Alex. 389.
Vernaleken, Walter 474. 621. Vesely, Se. Hocbw. Frz. 316. Vettach, Jos.
617. 624. Villauri, Tommaso 627. Vincent, Dr. E. 76. Vodeb, Albert 619.
Vodicka, Theod. 384. Vodopi?ec, Frz. 383. Vogl, Dr. Aug. 385. Voj-
narski, Adalbcrt 626. Volly, Se. Hochw. Dr. Steph. 638. Voregger, Frz.
474. Vorel, Ant. 231. Voss, Wilh. 621. Vrabec, Jos. 231. Vrgal (Vrzal),
Se. Hochw. Max 474. 617. Vuskovic. Michael 617. Vyslouzil, Dr. Wilh.
474. WaageD, Karl 792. Wach, Karl 473. Wächter, Mario 2 U. Wagner,
Camillo 633. Wagner, Se. Hochw. Colom. 618. Wagner, Dr. Georg Phil.
Eberh. 793. Wagner, Hermann 784. Wagner, Dr. Joh. 320 Wagner, Ladisl.
T. 616. Wagner, Leo. 399. Wahlberg, Dr. Wilh. Emil 478. 632. Wajgiel,
Leop. 620. Wakar, Se. Hochw. P. 786. Walczak, Joh. 620. Wallentin, Ig.
618. Walser, Schulr. Eduard 74. 382. Walser, Reg.-Rath 778. 687. Wal-
tenhofen, Dr. Adalb. v. 73. 629. Walz, Dr. Mich. 473. Wandasiewicz,
Paul 786. Wapienik, Adam 474. Wartmann, Jakob 484. Waöica Ludw.
234. Wasaienik, Adam 618. Wassilowicz, Se. Hochw. Arkadius 76. Wast-
1er, Frz. 621. Watzek, Job 621. Watzka, Dr. Jos. 479. Wawra s. Miethke.
Weber, Prof. Aug. 638. Weber, Jos. 378. Wechsler, Stephanie 786. Wedl,
Dr. Karl 478. Wohli, Dr. Sigm. 633. Weichselmann, Adolf 72. Weil, Dr.
Sigm. 632. Weiler, Jos. 76. Wt^manu, August 475. Weiser, Dr. 628.
Weiss, Dr. Adolf 387, 478. 630. 631. Weiss Dr. Thend. 625. Weisf^el, Dr.
Jos. 633. Wenger, Se. Hochw. Dr Karl 79?. Wenig, Dr. Joh. 479. We-
ningcr, Vinc 378. Wenzel , Dr. Joh. 473. Werber, Job. 624. Werbes, Ant.
3nuv
^89. Wem«, Frz. Frhr. v. 624. Werner, Dr. Karl 478. Werther, Frhr. v.
6S8. Werthheim s. Malven. Weselsky, Dr. Phil. 385. Wessely, Jos. 615.
Wexler, Stephania 235. Weyhem, Hans Otto Rud. Benno v. 400. Weyz-
walda, Karl 72. Wicherek, Prof. 792. Wieck, Frdr. 640. Wiedeufeld, Dr.
Eduard 633. Wiedenfeld, Otto Ritt v. 310. Wiener, Wilh. 616. Wieser,
8e. Hochw. Jos. 76. Wieser, Se. Hochw. Maurus 617. Wiesner, Dr. phil. J.
225. 386. 476. Wihan, Robert 784. Wilda, Frdr. 786. Wilhelm, Dr. Gust
616. Wilhelm, Karl 637. Wilckens, Dr. Med. Mart. 225. 226. Willheim,
Jos. 621. Willkomm, Dr. Moriz 476. Willomitzer, Frz. 474. Wimmer,
Se. Hochw. Jakob 624. Winkler, Andr. 473. Winter, Dr. Gust. 630. Win-
ter, Dr. Ign. Berth. 389. Winterhalter, Frz. 399. Winterwerd, Philipp 79.
Wisiak, Ant. 2H1. Wittek, Hans (Johann) 474. 475. Wittrens, Joh. 617.
Wocadlo, Wilh. 473. Wömdle v. Adelsfried, Aug. 621. Wolf, Dr. Adam
388. Wolf, Dr. Erich 229. 382. Wolf, Heinr. 386. Wolf, Se. Hochw. Karl
385. Wolff, Dr. Gust. 638. Woltmann, Dr. Alfr. 386. 629. Wondraöek, Job.
316. Worbes, Thom. 784. Wouwermanns, Alwin v. 621. 784. Wretschko,
Landesschulinsp. 614. Wrigens, Joh. 475. Wörzner, Sc. Hochw. Frz. 473.
617. Wurner, Mich. 230. 390. Wurzbach Edl. ▼. Tanneuberg, Dr. Const.
627. 787. Wussin, Joh. 320. Wybiral, Jos. 474. 617. Ymyrow, Dimi-
triewitsch 79. Zacb, Se. Hochw. P. Steph. 230. Zaczek, Ant. 316. Zahn,
Dr. Albert v. 898. Zahn, Jos. 388. Zaillner, Dr. Ladisl. 633. Zamboni,
Dr. Philipp 887. Zambra, Emesta 475. Zambra, Valent 473. 619. Zain-
pieri, Dr. Jos. 74. 787. Zangerle, Ant. 383. Zarich, Steph. 389. 624. Za-
torski, Dr. Max Ritt v. 479. Zaufal, Dr. Eman. 386. Zaunschirm, Se.
Hochw. Ign. 385. Zeissberg, Dr. Heinr. 626. Pelina, Joh. 617.- Zelisko,
Attffust 793. Zell, Dr. Karl 80. Zeller, Dr. Karl 624. Zenger, Karl 73. 629.
Zepnarowich, Victor Ritt. v. 787. Zgorek, Ludw. 235. Zgorzalewicz, Ju-
lian 235. Zhishmann, Dr. Jos. 632. Zichy, Ant. 378. Ziebland, Georg,
Frdr. 400. Zierabinski, Stanislaus 475. 476. Zikmund, Wenzel 640. Zim-
mermann, Joh. 625. Zimmeter, Albert 474. 619. Zingerle, Ant, 3 17. 476.
Zingerle, Dr. Ign. 631. Zingerle, P. Pius 72. Zittwitz, v. 794. Ziwaiisky,
Dr. Frz. 790. Znidafid, Andreas 383. Zöllor, Dr. Philipp 76. 226. Zös-
mair, Joe. 384. Zaubek, Frz. 629. 630. Zschille, Karl Aug. 639. Zschokke,
Dr. Herrn« 478. Zülzer, Heinr. 794. Zugschwert, Joh. Bapt. 640. Zulinski,
Jos. 235. Zupanöit^, Willibald 629.
Die Namen sämmtlicher österreichischer Gymnasien
und Realschulen (mit Angabe der Zahl der Lehrer und bchnler, der
Ergebnisse der Classification, der Maturität^rüfungen usw.) erscheinen
in der statistischen Uebersicht, welche das XU. Heft dieses Jahrganges
bildet. — Agram, OG. 462; OR. 462; Rechtsakademie. 317. — Ala. Ger.
Bez. 230. — Altenburg (Ung.), Landwirthschaftl. Lehraust 378. 475. —
Ampezzo, Schulbez. 883. — Arad, OG. 316. — Aman, Staats-UG. 230.
822. 884. 614. — Auspitz, Landes- UR. 236. 237. 321. 394. 460. - Ba-
den, Landes-G. 391. 392. — Berlin, Univ. 387. 388. — Bielitz, Staats-UG.
286. 316. 388. 395. 481. 620. — Bistritz, OG. 462. — Bochnia, G. 620. -
Böhmen, Landesschulrath, 280. ~ Böhmisch-Leipa, OG. 456. 460. 473. —
Bonn, Uni?. 386, — Borgo-Erizzo, Lehrerbldgsanst. 231. 386 ; Schulbez.
388. — Bozen, StaatsG. 280. 383. 454. — Braunau. G. 230; Schulbez.
388. — Bregenz, Lehrerbldgsanst 238. 323. 475. 683. — Brixen, OG. 454. -
Brody, Staats-RG. 384. — Brunn, (deutsch.) Staats-G. 384. 467. 473. 617
(slaY.) Staats-G. 235. 884. 457. 474; RG. 72. 284. 392. 474. 624. 633; k. k.
OR. 284. 461. 477. 621. 627. 684; (off.) OR. (Ausspitz.) 461; (deutsche)
Lehrerbldgsanst 77. 234. 885. 625; (slav.) Lehrerbldgsanst 231. 386. 480;
Uebongssch. 281; (deutsche) Lehrerinnenbldgsanst 234. 235. 236. 386;
(slar.) Lehrerinnenbldgsanst 320.475. 480. 625; höhere Töchtersch. 793;
XXV
Prüfangscomm. f. Volks- und BürgerschuleD, 234; Gew. Seh. 480. 786;
Schulbez. (städt.), 72; teohn. Institut, 231. 283. 236. 302. 480. 626. 638;
Mähr. Ackerbauges. 477. — Brüx, G. 384. 387. 389. 39a. 465. 473. —
Brunnek, Staats- ÜR. 322. 474. 475. — BH&^an G. 620. — Buda-Pest
8. Pest. — Budweia, (deutsch.) Staats-G. 280. 299. 465. 473. 619; (böhra.)
k. k. G. 466. 634. OR. 460. 474. 482. 634; Lehrerbldgsanst. 229. 316. 321.
382. 630; Schulbez. 883; Prfgscomni. für Volks- und Bürgersch. 390.
630. — Bunzlau, s. Jungbunzlau. — C'apodistria. 8taats-0G. 76. 321. 382.
389. 464. 473 624; Lehrerbldgsanst. 386. 389. 390. 394; Prfgscomni f. Volks-
und ßurgersch. 389. -- Cattaro. G. 624. — Chrudim, (böhin.) k. k. OG. 321.
384; (böhm.) Rsch. 634. — Cilli, ÜG. 76. 316. 320. 383. 394. 453. 474. 481.
482. - Constantinopel 477. — Ourzola, G. 617. CoUeg-Cap. 318. — Czer-
nowilz, k. k. OG. 237. 384. 468. 473. 620. 634. 784; gr. or. ÜR. 237. .386.
461. 474. 634. Lehrerbldgsanst. 476. 784; Lehrerin nenbldgsanst 393. 476;
Gew.-Sch. 482. 614; landwirthschftl. Lehranst. 77. 78. 237; gr. or. theol.
Lehranst. 386. 476. — Dalmatien, k. k. Staats-Gymnasien, 78, LandesschuU
rath. 784. — Deutsch-Brod, G. 617. 618. — Dorpat, Univ. 476. — fhres-
den, Polytechn. 626. — Kger, (deutsch.) 8taats-G., 321. 384. 466. ,466.
634. 791 ; Lehrerbldgsanst. 321. 478; Uebungssch. 231. — Ellbogen, Comni.
Mittelsch. 474. 618. 619. 634. — Enneberg, Schulbez 383. — Eperies, 69.
232. — Edsegg, selbst Rsch. 396. 684. — Fcldkirch. Staats -Mittelsch.
384. 390. 464. 473. 474. 482. 619. 624. 789.-^ Fiurae, OG. 461.621; hö-
here Mittelsch. 394. 788; Börgersch. 624; Marine-Akad. 226. 378 634.—
Freiberg, Comra. RG., 384. 388. 474. 481. 684. Freistadt (Oberösterr.),
Staats-R. u. OG.. 390. 463. 474. 617; Schulbez. 72. — Freudenthal. Staats-
RG. 75. 390 467. 626. — Friedeck, Stadtbez. 230. — Galizien, Landes-
schulrath. 316. 473. — Görz, (deutsch.) StaatsOG. 237. 383. 393. 464. 460.
474. 617, 619. 624. 779; Lehrerbldgsanst. 383. 898. 626; Uebungssch. 317;
Schulbez. 888. 478; Prüfungscoinni. für Volks und Bürgersch. 390 —
Göttingen, Univ. 386. — Gottschee, (deutsch.) k. k. G. 321. 393. 474.
483. — Gradiska. Schulbez. 383. - Gran, OG 627. - Graz, 1. G. 77.
385. 394. 463. 614. 624; 2. G. 230. 383. 463. 473. 481. 619 623. 624;
Staats-OR. 236. 886. 894. 469. 621; landschaftl. Rsch. 72. 230. 394; Leh-
rerbldgsanst. (Uebungssch.) 316. 394; Lehrerinnenbldgsanst. 481; Ge-
werbesch. 886; landschaftL techn. Hochschule, 72. 73. 394. 477. 478. 616.
628; landschaftl. Zeichn. Akademie, 286; Akademie für Handel u. Industr.
73; Joanneum, 323. 898; Landesschulinsp. 473; Realschul- Prüfungscorom.
387; Prüfungscomm. f. Turnen, 230. 390 Univ. 72. 73. 76. 230. 231. 317.
320. 386. 388. 890. 476. 479. 626. 638. 786. 791; Univ. Bibl. 76. 232.
236. 476. 628; Staats-^röfungscomm. 287; Landes-Archiv, 388. 616; Lan-
des-Irrenanst 626. — Greifswalde, Univ. 387. — Gurkfeld, Schulbez. 230.
— Hainburg, Pionn. Cad. Seh. 312. — Hall, OG. 614. — Halle, land-
wirthsch. Inst. 76. — Heidelberg, Univ. 476. — Heiligenkreuz, Cisterz.
Stift. 67. — Hermannstadt, (katb.) G. 463; (evang.) G. 463. —Hernais,
k. k. RG. 822. 383. 384. 474. 617. — Hollabrunn (Ober.), k. k. R. u. OG.
322. 893. 452. 473. 474 611. 619. — Hörn, Landes-ROG. 392. 464. 475.
— Hofowic, Schulbez 316. — Hradisch s. Ungarisch-Hradiscli. — Iglau,
Staats-OG. 320. 467. 473. 634. 870—872. Landes-OR. 461. — Imst. Staats-
ÜR. 231. 322. 323. 476. 626. — Innsbruck, OG. 75. 233. 284. 456. 47«.
482. 618. 624. 784; OR. 75. 460; Lehrerbldgsanst. 75. 816 616. 618;
Uebungssch. 76. Lehrerinnenbldgsanst. 75. 395. 396; Handelsschule 73;
Prüfungscomm. f. Volks- und Börgersch. 75; Univ. 7'). 76. 317. 324. 386.
388. 389. 476. 479. 626. 681. 682; Univ. Bibl. 615; Turnlehr, (akad.) 76;
Prüfungscomm. f. Stenogr. 76. — Istrien, Landesschulrath , 382. 473. 624.
— Jägerndorf, Comm. UR. 322. 461. 626. 684. 636. — Jaslo, Comiu. G.
474. — Jiain, k. k. G. 390. 473. 482. 483. 624. 788. — Jungbunzlau,
Comm. G. 384. 466. 638. — Kaaden, Oomm. RG 388. 395. 466. — Kap-
litz, Schulbez. 388. — Karlowitz, OG. 462. — Karlsruhe, polytechu. Inst
386. — Karlsstadt, UG. 462. • Easchau , Rechtsakad. 640. — Klageufurt,
XXVI
Staati^G 230. 822. 88S. 454. 473. 619; OR. 459. 635; Lehrerbld^sanst.
316; Lehrerinnenblds&nst. 395. 625; Studienbibl. 76. 232. — Klattan,
ComiD. B. u. OG. 384. — Klansenburg, Uoir. 226. 232. 317. - Kdnig>
fr&tz, Staats-G. 316; LehrerbldgsaDst. 317. — Kolomea, G. 620. — Eoroo-
taa, Comm. B. u. OG. 384. 621. 626 786; Volksscb. 473. — Korneaborg,
Lehrerbldgsansi 779. — Krainburg, k. k. Staats-RG. 321. 454. 621. 784.
— Krakau, Akad. G. 619. 620; 11. G. 620; St. Annen-G. 418. 617. 620;
St. Hyacinth-G. 458; Rscb. 620; Lehrerbildangsanstalt 235. 625. 630.
785. Lehrerinnen bldgsanst. 235. 625. 785; Üebungssch. 235; Pröfungs-
comm. f. Volks- mid Bürgerscb. 630; Techn. Akad. 616; Kunstschule,
477; üniv. 226. 232. 324. 386. 476. 479. 626. 638; Akad. d. Wissensch.
226. 233. 312. 318; Staatsprfgscomm. 387. — Krems, Staats-G. 383. 473.
619; k k. Landes-OR. 77. 238. 391. 459. 474. 621; Lehrerbldgsanst.
72. 635. 778. 784; üebungssch. 331; Schulbez. 72; Prüfungscomra. für
Volks- und Bürgersch. 786; Hnndelsch. 391, — Kreinsior, Ordens- (Staats-)
G. 319. 384. 392; Comm.OR. 77. 392. 461. — Kremsratinster , 453. 472. —
Kronau, Schulbez. 316. ■— Kronstadt, (evang.) G., 463. — Kruinau, 478;
(deutsch) Staats-URG. 322; Schulbez. 383. — Kuttenberg, Lehrerbldgs-
anst. 316. 616. 789^ Schulbez. 316. — Laibach, k. k. Staats-OG. 230.
316. 390. 454. 788. 789; OR. 390. 392. 459. 635. 638. 788; Lehrerbldgs-
anst. 383. 390« 392. 624. 788 ; Lehrerinnenbldgsanst. 392. 619. 629. 635;
üebungssch. 231 ; Schulbez. 624; Prüfungscomra. f. Volks- und Bürgersch.
75. 390. 629. - Laudskron, (deutsch.) Staats-G. 322. 473. — Leipzig,
477. — Leitmeritz , Staats-G. 383. 456 ; Lehranst. für Taubstumme. 323.
— Leitomischl, (böhra.) G. 80. 286. 384. 618; Schulbez. 316. — Leraberg,
Akad, G. 619. 620; II. G. 620; Franz Josephs-G. 620; OB. 476. 620. 621.
Lehrerbldgsanst. und üebungssch. 235. 625. 630; Lehrerinnenbldgsanst.
und üebungssch. 285. 785; Techn. Akad. 233. 476. 478. 785; Prfgscomm.
f. Gjrmn. Lehramtscand. 76; Realschul-Prfgscomm. 786; Prfgscomm. f^r
Volks- und Bürgersch. 235; Prfgscomm. f. Turnen. 75. 233; üniv. 75.
76. 232. 317. 386. 387. 476. 479. 616. 788; Medic. chir. Lehranst. 77;
Staats-Prfgscomra. 785. — Leoben, RG. 453. 481 ; Bergakad. 76. 232. 377.
477. 481. 615. — Leonhard, St., Schulbez. 883. — Lilienfeld, Cist. Stift,
67. — Linz, Staats-G., 472. 483; Neue« G. 310. 311. 383. 453; Staats-
OR., 384. 483. 625. 635; Lehrerbldgsanst. 230. 472. 473; Lehrerinnen-
bldgsanst. 472. 473. 475; Linz-Ürfahr, israel. Cult. Gem. 472. — Littaj,
Bürgersch. 793, Schulbez. 383. — Littau, Schulbez. 235. Mährisch-
Schönberg, (deutsches) Landes-RG. 321. 457. 625. — Marburg, Stiiats-G. 230.
320. 883. 884. 386. 394. 453. 454. 473. 474. 480. 481. 619. 624; Staats-
OR. 75. 231. 320. 394. 459. 473. 614; Schulbez. 383. — Mariabrnnn, k.
k. Forsthocbsch. 225. 226. 386. 476. 483. 615. 616 — Mediasch, OG. 463.
— Meran, G. 72. 399. 455. — Meseritsch (Wallachisch-), (böhm.) St^ats-
UG. 338. 384. 385. 394. 474. 624. 635. — Mezzolombardo , üebungssch.
234. — Mies, k. k. ROG 320. 884. 486. — Mitrovic, ÜR. 238. 395. —
Moldauthein, Schulbez. 383. — Mori, Ger. Bez. 230. — Müiilbach, ÜG.
463. — München, Centr. Feiertagssch. 375; üniv. 627. — Kaasod, G. 637.
— Neuhaus, k. k. OG. 78. 884. 456; Volkssch. 625. — Neukloster, Cisterz.
Stift. 67. — Neureisch, Stift 627. - Neu-Sandcc, G. 620 — Neusatz,
(Ungar.) OG. 232. 461. — Neustadt (Böhm-), Schulbez. 383. - Neustadt
(Mährisch-) , Landes-RG. 384. 457. 480. 617; ÜR. 618. - NeusUdt (Wie-
ner) s. Wiener-Neustadt. — Neutitschein, Schulbez. 316. — Niederöster-
reich, LandesBchulrath. 784. — Nikolsburg, Staats-R. und OG. 388. 895.
474. 624. 685. 784. — Nogaredo, Ger. Bez. 230. — Nürnberg, Kunstge-
werbesch, 885. - Oberösterreich , Landesschulrath , 472. 473. — Ober-
schütssen, Sem. und RG. 462. — Ofen, (kath.) OG. 79. 232. — Olmütz,
(dMtsch.) Staats-OG. 76.238. 384. 457, 617. 636; (slav.) OG. 235. 457.
6.36; 8taat«.0R. 77. 235. 238. ,385. 893. 424. 482. 620. 621. 635; Lehrcr-
bldgsaaBt. 236. 816. 393. 476; üebungssch. 231. 475; Schulbez. 316;
ThaoL Ftenltät^ 476. 479. 686. - Pano0OTa, OR. 462. 474. - Pardubits,
XXVII
CoBiiL OB. 384. — Perg, Schnlbez. 230. — Pest, Univ. 232. 317. 319. 320.
616. 638. 785. 788. 789. 790; Semin. f. Orient Spr. 614; Gommiss. zur
Erliltg. der Knnstdenkmale 787. — Petersburg, St, russ. philolog. Semi-
nir, 777. 778. — Pctrinia, ÜB. 237. 238. 396. — Pettau, BG. 464. —
Philadelphia, Univ. 77. — Pilgraro, BG. 456. — Pilsen, 00. 384. 399.
466. 473; (deutche) Staats-OB. 397. 474. 481; Conim. Bscb. 624; Schul-
lez. 383. - Pirano, k. k. OB. 322. 460. 626. — Pisino, Staats-G. 388.
481. 624. 636. 784; Bsch. 390. — Pola, Marine-UB. 396. 460. 636. —
Policzka, Schulbez. 316. - Pöltcu, St, 238; BG. 392. 789; Landes-OB.
392. 469. 476. 621; Milit Coli. 312. — Pozega, OG. 462. - Prachatiz,
(deutsch.) Staat8-UBG. 322. 384. 466. 474; Scliulbez. 383. — Prag, (deutsch.)
Eleinseitner G. 76. 237. 322. 383. 384. 388. 466. 624; akad. G., 78 626;
(deutsch.) Neustadter G. 237. 384. 466; (^ch.) Altstadter G. 316. 383. 384.
640; (deutsch.) Staats-BG. 230. 231. 322; (j^ech.) k. k. UBG. 237. 384; (<^h.)
Comm. BG. 466; (deutsche) OB. 76. 231. 322. 460. 476; (^h.) Staats-
OB. 316. 320. 394. 474. 476. 477. 483. 626: (deutsche) ÜB. 478; (deutsche)
Comiu. Mittelsck 388; (deutsche) Lehrerhldgsanst 76. 476. 629; Klein-
äeitner lehrerhldgsanst 616; (deutsche Lehrerinnen bldgsanst 231. 322;
(oech.) Lehrerhldgsanst 476; (Sech.) Lehrerinnenbldgsanst 322. 394. 476;
636; Gymn. Lchramls-Prfgscomm. 76; Bcalschnl-Prfgscomm. 73. 233. 629;
(deutsche) Prfgscomm. f. Volks- und Bürgersch. 629. 630; (ccch.) Prfgs-
cuDUu. f. Volks- u. Bürgersch. 630; Prfgscomni. f. Gesang. 230; Landes-
ächulinsp. 616; (deutsch.) Polytoch. Inst 73. 77. 317. 386. 616. 629. 636;
(cech.) Polytechn. Inst. 73. 386. 629. Handelakad. 616; Univ. 73. 76. 76.
232. 240. 317. 319 378. 386. 387. 389. 476. 477. 478 > 480. 616. 626. 630.
631. 787; Univ. BibL 76; Univ. Sternw. 798; Hist Semin. 376.377; Me-
dic. Prof. Coli. 76; Medic chir. Lchraust 324; Staatsprfgscomra. 77. 387.
477. 627; Statist. Bureau, 320; Irrcnanst 626. — Prerau, BG. 393. 467.
474. — Pressbare, (kath.) OG. 316. 462. 872. 873; Waisenhaus, 638. -r-
Proßuitz, (dcutiKue^ Staats-UR. 388. ~ Przeroysl, Lohrcrinnonbldgsanst.
626 ; Domcap. 786. - Radauti, k. k. ÜG. 323. 384. - Bagusa, OG. 466.
624; OB. 621. — Kakonitz, Comm. OB. 791. — Bakovac, OB. 237. 396.
462. 621. — Beichenau, G. 473; Schulbez. 230. — Beichenborg, Staats-BG.
und OG. 78. 238. 384. 460. 474. 636; Ver. d. Naturfr. 477. — Beute,
Staats-UR. 323. 476. - Bied, Staats-G. 76. 890. 463. 474. — Riga, Poly-
techn. 626. — Röuicrstadt UR. 482. — Boveredo, OG. 234. 466. 476.
624. 636; OB. 230. 460. 789; Laudbez. 230. — Budolfsworth , Staats- B.
und OG. 237. 392. 293. 464. 474. — Bzcszow, G. 620; Lehrorbldi^ianfit
626. 786. ~ ^^aaz, 00. 233. 321. 384. 473. 474. 617. — Sächsisch-Regen,
RG. 463. — Salzburg, OG. 463. 619. 624; Staats-OR. 321. 386. 469. 474.
483. 636; Lehrerhldgsanst 390. 784. Theolog. Facult 479; Studicubibl.
789. 792; Mozarteuro, 77. ~ Saiuotlirake Ins. 69. Sanibor, UR. 621.
Sanok, Schulbez. 316. — Schässburg, OG. 463. — Schlan, Schulboz.
31f*. - Schlogl. Stift, 472. — Schönberg (Mahrisch ) s. Mährisch-Schön-
bcTg. • Schönlinde. Gcwerbesch. 636. — Sebenioo, G. 617. 624. — Sei-
ten.'Octten. OG. (Ordens-G.), 462. 623. — Semlin, UR. 238. 396. - Senf-
Urnberg, Schulbez. 230. — Sereth, UR. 481. — Sesaua, Schulbez. 383. —
Sign (SiMJ), Staats-G. 383. - Sob^lau, Lehrerhldgsanst 317. 476. 626. 789.
-S^lato, Staats-G. 316. 466. 617. 618. 624; Staats-Rsch. 626. 780. >-
Stanislau, G. 620 ; Lehrerhldgsanst 626. 786. — Staiermark. Landesschul-
rUh, 624. — Sternberg, Landes-UB. 384. 385. 461. 474. 482. 636; Schul-
bez. 316. — Steyr. Staats-OR. 390. 474. 618. 636. — Stockorau Landcs-G.
392. 462. — Stuhlwcissenburg, Seminar 477. — Suczawa, (gr. or.) G. 76.
384. 468. 474. 618. «.86. 784. - Szegedin, G. 638. — fabor, (fcech.)
:Staat«-RG. 77. 321. 824. 384. 466. 473. — Tarnopol, G. 620; Lehrerbldgs-
Mit 626. - Tarnow, G. W7. 620. - Taus, RG. 456. 621. Teltsch , (^ech.)
lAudes-UR. 78. 237. 482. 621. — Tosrhen . L Slwts-G. 237. 316. 384.
393. 467.468. 627; II. Staats-G. 230 468. 617. 624. 636; Staats-OR. 481.
626; Comm. ÜB. 626. 627; Lehrexbldgsanst 624. 626^, Uobangndch. 393. —
xxvin
Tolmein, Schulbez. 383. — Trautcnau, Coram.-ÜR. 323. 63fi: (deutsch«) Leh-
rerbldfrsanst. 323. 386. 47.5 481. 625 784; Schnlbcz 383: Volkssch. 625. —
Trehitsch, (slav.) Staats-UG. 236. 384. — Trient. Staats-G. 234. 455. 473.
618. 619.625 '.Lehrerbldgsanst. 234; Lclircriniieubld^sanst 395. 475; Prfj,^s-
comm. f. Volks- nnd Bürgerscb. 234. Schulbez. 383; Dioeces. Lehraiist. 76. —
Triest, Staats-G. 230. 454. 617. 61f>. 624. 630. 784; Comra. G. 75. 454.
637. 789; (deutsche) Staats-OR. 3-21. 385. 461. 474. 789; Comm. OR 238.
621. 636. 637; Landosschulrath, 473. 624; Nautische Akad 474. 637. --
Troppau. Staats-G. 75. 2.30. 238. .384. 458. 624 : Staats-OR. 77. 231. 238.
385. 394. .395. 461.637; Lehrerbld^'sanst. 229.480; Lchrt^rinnenbldgsanst.
.385. 394. 480. 625; Uebungssch. 231 : Schulbez. 230. 473. — Turin, üniv.
627. - Ungarisch-Hradisch, k. k. ROG. 236. 384. 457. 474. 617. 634. —
Ungarn , Minist, f. Cultus, 320. 378. .383. 790. 791 : Akad. d. Wissensch.
317. 318. 319. 789; Nation. Mus. 639. — Utrecht, Univ. 388. — Villach.
Staats-RG. 230. 322. 384. .394. 454. 474. 619. — Vinkovce, OG. 237.
316. 395. 462. 619. 640. -Völkermarkt, Schulbez. 230. — Wadowicp, G.
620. — Waidhofon ^an der Thaya), Landes-RG. 392. 453. 475 612. — Waid-
hofen ran der Ybbs). UR. 459. — Weidenau, Staats-RG. 75 384. 391.
458. 474. 482. — Weisskirchen (Mährisch-), k. k. Staats- RG. 384. 392.
637; Conim. G. 319; Gemeindevertretung, 386. — Wien, Minist, für C.
und U., 72 229. 316. 319. 327. 382. 383. 396 482. 616. 623. 624. 632;
Minist. Bibl. 378; Minist, des Aeussern, 621; Minist, des Innern, 787;
Reichs-Finanzminist. 790; Handelsminist. 794; Akad. G 230. 319. 321.
452. 473. 611. 637. 873; Staats-G. im I Bez., 389. 46.3. 784; Schottcn-G.
462; Joscphst. G. (VIII. Bez.), 375. 452. 611. 640; Theres. G. .389. 452;
Leopoldstädt. Staats-R. u. OG. (II. Bez.), 452. 628. 631. 786; Mariahilfer
R. u. OG. (VI. Bez.), 462. 628; Rossauer Staats-R. u. OG. (IX. Bez.\
325. 384. 452. 474. 482. 612. 613. 624 ; Land Strasse RG CHI. Bez.). 223.
462. 618; Stadt. OR. i'\m I. Bez.), 625; Leopoldst. OR. 231. 391. 46.3.
474. 621; Landstr. OR. 74. 458. 480. 621. 626. 787; Schotten felder OR.
391. 458. 474. 616: DölVsche OR. 459; Wiedener Comm. OR. .391. 458.
474. 628; Rossauer-Comm. OR. 74. 382. 387. 459. 621 628. 787; Josephst.
Rsch. (Meixuer), 398. 469. 474. 475. 611. 625: Gumpendorfer lisch. 628;
Mariahilfer Comm. Rsch. 391; Sechshauser, Staats-UR., 378. 391. 474.
475. 616; Lehrerbldgsanst. 475 ; Lehrer-Paedagog. 378. 482; Lehrerinnen-
bldgsanst. 231. 463; Lebrerinnenbldgsanst. bei St. Anna, 372. 612. 778.
779; Lehrerin nenbldgsan st. bei St. Ursula, 372. 612. 627. 779; Normal.
Hptsch. bei St. Anna, 4(M); Schulinsp. 624; Gymu. Lehramtscand. Prfgs.
comm. 76; Realsch. Prfgscomm. 73. 74. 786. 787: Prfgscomm. für Tur-
nen 630; Prüfungscomraission für Stenogr. 630. 787; Technische Hoch-
schule, (Polytechn. Institut) 73. 74. 76. 225. 236. 323. 386. 388. 389. 391.
476. 482. 616. 616. 621. 623. 626. 630. 631. 633. 637. 784. 787. 789;
Hocbsch. f. Bodencultur, 76. 22.5. 226. 231. 234. 236. ,321. 386 631. 633;
Handels- Akad. 74. 76. 375. 378. 475. 615. 621. 627. 632. 784; Mus. für
Kunst und Industrie, 72. 74. 378. .386. 391. 61.5. 616. 626. 787; Kuust-
gewerbesch. 74. 616. 626. 786; Bau- und Maschinengewerbesch. 391. 475.
779; Univ. 74. 76. 76. 77. 231. 232. 317. .320 ;V2.3. 326. 378. .385. 386.
388. 389. 397. .398. 400. 476. 476. 478 479. 616. 616. 623. 626. 630. 631. 6.32.
633. 639. 785. 786. 787. 791; Univ. Franz. engl. Semin. 375; Univ. Bibl.
320. 321. 322. 789 793; Sternw. .389; Botan. Garten; .398; Hof- und
Universitätsbehdlg. 389. 480. 616 ; Centralanst. f. Meteorologie, 320. 623.
630; Evang. theol. Facult. 389; Staatsprfgscomm. 318; Geolog. Reichs-
anst. 234. 324. 386. 476. 477. 785; Centralcomm. z. Erf. u. Erh. der
Band. 318. 378. 626; Statist. Centralcomm. 623; Dir. der akad. Statistik.
320. 616; Haus-Hof und Staats- Archiv. 318; Akademie (kais.) der Wis-
sensch. 77 .326. 388. 616. 616. 627.631. 785 ; Akademie der bild. Künste,
74. 234. 464. 479. 480. 616 626. 640. 791. 794; Kunstgiesserei , 479:
Hofbibliothek, 826. 896. 626; k. k. Oberstkämmereramt, 399 ;K. k. Schatz-
kammer, 818« 886. 680. 681; K. k. Münz- und Ant. Cab. 318. 626.
XXIX
690; K k. Gemälde-Galerie, 616. K. k. Miner. Gab, 76. 320; K. k. zooiog.
Hofcab. 233. 234. 318. 389. 477. 626. 789; Botan. Hofcab. 231. K. k.
Farn. Priv. Bibl. 76; K. k. Hoftbeater, 238. 234. 319. 320. 389. 484; K.
k. Hof-Musikcapelle, 239. 482. 484; Albertina (Kunstsamml. d. Erzh. Al-
brecht), 385; Mosik-Consery. 323. 389. 615. 788; Philharm. Ver. 396;
Wiener Manner-Gksangrer. 616, 627; Akad. Ges. Ver. 790; Orient. Akad.
319. 464. 632; Lehranst. f. die Orient. Sprachen, 309. 310; Theres. Akad.
72. 76. 319. 391. 473. 611. 613. 618. 621. 683; Löwenbarg*sches Conv.
232. 463; Gerold'sche Buchdr. 616. 617; Taubstummen-Inst 236. 389;
Israel Blinden -Inst. 398; Oberlandesger. 318; Höherer Geniecurs, 233;
Milit Akad. (techn.), "76. 312. 396. 476. 626; Kriegssch. 76; Geniecadet-
tensch. 616; Milit geogr. Inst 240. 477; Josephs- Akad. 232. 386. 476.
786; Milit Thieraruiei-Inst 226. 792. — Wiener-Neustadt, Staats-G. 393.
473. 618; n. 5. Landes-OR., 77. 238. 469. 476. 616; Landes-Prosem. 376,
376. 393. 779; Milit Akad. 383. 393. B26. - Windisch-Feistritz, Schul-
bez., 383. — Würzburg, Uni?. 386. - SKara, Staats-OG. 316. 466. 624.
626; Schnlinsp. 624; Semin. 627. — Zengg, G. 384. — Zioczöw, UG. 76.
- Znaim, (deutsch.) k. k. Staats-G. 320. 321. 384. 457. 637; OR 461. 482.
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iüauBiingen* sagt ein Resensent, „sucht dieser kurze Leitfaden seines Gleichen.
Er ist ein ebenso gründlicher als wortkarger Fahrer cum \^rstftndniss aller
Zveige der Grammatik. Er greift dem Liehrer nicht vor, macht auch diesen
aicht entbehrlich, gibt aber an wenigen, sehr sorgfältig gewählten Beispielen
eine treffiche Erläuterung der voraufgehenden begrifflichen Erörterung der gram •
natischeu Funktion."
Im Verlage von F. Schalthess in Zürich sind soeben
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Breitillger, H., Das Dorf, von Octave Feaillet. — Scenen
aus den Lustspielen Victorien Sardoa's. — Das gute
Herz, von Berqain. Zum Rückübersetzen aus dem Deatschen
in das Französische bearbeitet. 8*^ br. (Partiepreis 48 kr.) 60 kr.
* Mit diesem und dem letztes Jahr erschienenen Hefte (Jales Handean,
Frilleil VOI La Seif liirs) beginnt eine Serie einzelner meist der neuesten
franzGsiitchen Literatur entnommener Stücke, welche sich in der sorg-
fältigen Bearbeitung mit Nutzen für den Unterricht an Kantonsschnlen,
Sekundärschulen, Instituten und zum PriTatgebrauche verwenden lassen.
Ein drittes Heft ist in der Presse.
Sutermeister, O., Leitfaden der Poetik fttr den Schul- und Selbst-
unterricht. 2. vermehrte und verbesserte Auflage. 8® br. 1874.
72 kr.
^ In dieser neuen Auflage war der Verfasser bestrebt , auf Grund von
Erfahrungen, verschiedene wesentliche Aendenmgen anzubringen, welche
den Werth des Buches erhöhen.
In meinem Verlage erschien soeben und ist in Wien bei
Mayer & Co. Singerstrasse 7 vorräthig:
BusebmanD, Dr. J., ord. Lehrer an der Realschule I. Ord. zu
Köln am Rhein. Deutsclies Lesebucli fQr die Unterkiassen
llölierer Leliranstalten. I. Abthlg. (Sexta, Quinta) 250 Seiten,
gr. 8«. 1 fl.-50 kr.
- — LeitfSeiden fOr den Unterriclit in der deutsclien Spracli-
iehre fDr liöhere Lehranstalten (zunächst für die unteren
Klassen). 64 Seiten, gr. 8®. 42 kr.
Mttnstery im Januar 1874.
Adolf BusseVa \«tV
Erste Abtheilung.
Abhandlungen.
Goethe als Student in Leipzig (1765-68).*
Hemmende und befreiende Einflüsse.
I.
Wer Goethes Entwickelang Ton frQh auf beobachtet , wird er-
kennen , dass ihm ein leidenschaftlicher Trieb innewohnte , frei und
ongefcsselt in seiner Erfindungs- und Dichtungsgabe sich zu ergehen
ond sie zum Ausdruck seines innem Lebens zu nutzen. Auch hierin
leigt sich die Selbständigkeit seiner auf individuelle Entfaltung ge-
stellten germanischen Natur , für welche man versucht sein könnte,
die Entwickelung Goethes überhaupt als ein Beispiel von typischer
Bedeutung aufzurufen. Zu diesem bestimmten, leidenschaftlich leben-
digen Drange, welcher bereits in der Gabe wirksam war, die Ein-
drücke seiner anregenden Frankfurter Umgebung und seine ersten
Erlebnisse tief in sich zu verarbeiten, fand er sich mehr oder weniger
im Gegensatze gegen die deutschen Dichter der Zeit, welche die
Dichtung eher als ein Spiel des Machens denn als ein Bedürfniss des
Schaffens betrieben. So mussten die Canitz und Besser, die Hage-
dom und Drollinger und die ganze Schaar jener Poeten, in denen er,
wie er später sagt, gewissermassen lesen lernte, um mit seinen Wor-
ten fortzufahren, bald wie ein Alp auf ihm lasten und die biblischen
und geistlichen Gedichte, sowie die anakreontischen Lieder, die er
in ihrer Weise verfertigte, ihm frühe verleidet sein ').
Was unter solchen Umständen der werdende Dichter bedurfte,
war ein grosses seiner Natur gemässes Muster oder eine Lehre, die
vermocht hätte, ihn mit Selbstvertrauen zu eifullen, so dass seine
•igene Natur, sein ganzes inneres Wesen dichtend sich äussern
* Folgenden Anfsatz, ein Bruchstück aus einem gr&sseren Werk über
Goethe's ßildungsgeschichte. hat der Verfasser der Bedaction zum
Abdruck in dieser Zeitschrift lreun<llich überlassen. I. V.
'. WW in 111 Bdn. 1847. Ul. 466-
ZtltMhrlh r. d. ötltfr. Oymn. 1873. 1. Htfl. 1
i R. Tomiuc/Kk, Ooetlw tiU Stailent in Lcipuig,
konnte. Einwirkungen thateu ihm not, die don Druck zu Iteseitigen
geeignet waren, welcher Keimkraft nnd War.bstam seines öBnius
beengte und nioderlitelt '). Unter den Diditorn, die auf den Knaben
EiDÜusa übten, war es einer, der in dieser Biclitung wol befi-oiead '
anf Uoethe liiltte wirken kSnnen. Ea ist Klopstock, Wie später J
Goethe selbst gebt Klopstock mit seinem ganzen Sein und Leben in |
die Dichtung ein, sie ist ihm nicht mehr eine zuC&llige Nebenbe-
schäftignng, ein Spiel dos VergnfigonB, sondern die Daseinsform ■
seines geistigen Lebens, Aber Goethes Anlage ist ein« ganz nndere
als Klupstocka. Das Grosse und Krhabone. der Aufschwung der
Seele uud des Ausdrucks bei Gedanken, die alles Wirkliche Qber-
ragen und denen keine Anschauung adaequat ist, war Qoethes Weise
nidil. wie sieb flchon in den geringfflgigsteti Spuren seiuor erwachen-
den Dichtei'gabe offcabart. Wo nichts Anschauliches zn Grunde liegt,
sehen wir ihn dauernd nicltt gefesselt und selbst das uns aus seiner
Kindheit bewahrte Gedicht, die Höllenfahrt Christi, aowie die Oden
uu Behrisch und Zachariae aus der Leipziger Zeit, welche Dichtungen
ain deutlichsten Klopstorks Einwirkung zeigen, lassen die VersivLie-
denheit in der Anlüge beider Dichter erkennen. Goethes Sinn neigte
von Gnind ans zum Anmnügen und SchOnen , die auf dae Anschaa-
licbe gestellt sind, ein Sinn, mit dem jener idealistische Gedankou-
flug, ao sehr er auch vom Gefühle begleitet sein luag, nur schwer
vereinbar ist. Mit Recht liat Jacob Griuiui die schönen Eigenheiten
des Stammes, dem Goethe angehörte, wornach er ihn einen Franken
nennt, mild, gemessen, heiter, strebsam, der tiefsten Bildung ofTett. '
mit dem Anschauung fordernden und gebenden, mit dem lealistisohen
Wesen Goethes in Verbindung gebracht'). .
So von keinem Muster, das ihm gemäss gewesen wäre, zur I
Nacheifernng angeregt, blickt Goethe nach Lehren aus, von denen I
er auf die Bahn echter Dichtung gewiesen sein möchte. Frühe go- j
wohnt. Normen steh festzusetzen für seine Erzählungen und drama- m
tischen Projecte'), ergriff er es mit Hast, als or noch zu Frankfart 1
durch seinen französischen Jugendgespielen mit Grundäütsen dar ]
französischen Dramaturgie vertraut wurde. Darnach hatte ihm sein .
Genosse einen ersten dramatischen Versuch allegorischei- Art im -\
(ieschmacke Pirons arg heruntergesetzt. Durch dieses Misltngcn i
iiachdeuklirh gemacht, wollte er nunmehr diese Theoi'ieeu , anf die *
') Man kennt die Stelle in einem Driofe Jacobia an Wieland {vom
37. Au;;. 1774. Jocobis verm. Br. Tb. 1) »na einer Zeit, dn Qocth« *
sieh herpits sellist gefunden halte, worin Jacobi von ihm sorkhi. !
als einem Genie, einem BMesaenen 'dorn fiut in keinem Fall« ge- ^
stattet ist, willkürlich su handeln, dem keine V prämier Hng lum .
äckSnen nnd BeBwron möglich ist, als so wi« die Blume sich ent* 1
Ikltet, wie diu Saat reift und der Unnm in die IlQhe wlchnt nnii '
sich krönt." '
») Bede auf Schiller. Kleine» Sehr. L 37». '
>) Aus miinem l,eb<>n. Fragmentarisches. WW. H. 1233' i
£ Ibmaachekt Groethe ala Student in Leipzig. 3
sich jederman berief, onmittolbar an deu Qaollen koimeu lenien.
So las er zunächst Corneilles Abhandlung über die drei Einheiten
nnd ersah wol daraus, wie man es haben wollte, vermochte es aber
keineswegs zu rechtfertigen. Indem er sich hierauf mit den Händeln
Aber den Cid bekannt machte und die Vorreden las, in welchen Cor-
neille nnd Bacine sich gegen Kritiker und Publicum zu vortheidigen
genutigt sind, geriet er in noch grössere Verwirrung. Das Verhfilt-
niss Tun Liebhabern und Kunstrichtern , ja der Kritik überhaupt zu
den Werken der Dichtung wurde ihm verdächtig, als er sah, wie man
sich und andere zwingen wollte, ein Werk von solcher Wirkung wie
der Cid für schlecht zu fmdon und wie Bacine , den er bereits innig
verehrte, mit der Beurtheilung und den Angriffen, die er erfuhr,
zeitlebens sich herumschlagen musste. Ja er glaubte daran immer
mehr zu erkennen, dass die Schopfer trefflicher Werke selbst, wenn
sie darüber zu reden anfieugen und ihre eigene Sache führten , den
rechten Fleck nicht immer zu treffen wussten. Das Besultat war,
nachdem er sich lange mit diesem Hin- und Herreden gequält hatte,
dass er das Ganze entschieden von sich wies und mit desto grösserem
Antlieil den Aufführungen im fi-anzösischcn Theater selbst und der
Lectüre sich hingab, so dass er Bacine und Meliere nunmehr voll-
ständig, Corneille zum grossen Theilo durchzuarbeiten die Anhalt-
samkeit hatte. Wollte man auch den voranstehenden Bericht nach
Wahrheit und Dichtung *) in seiner Bestimmtheit und mit allen seinen
Ehizelnheiten nicht von vornherein als streng historisch gelten las-
sen, so >'iel ist hiemach doch im allgemeinen gewiss , dass Goethe in
seinem ersten Verhältniss zur aesthetischen Theorie zunächst an die
französische di-amaturgische Kritik geraten und dass das Ergebniss
seiner Beschäftigung ein negatives war. Vom Thcoretisieren auf
diesen Wegen abgewiesen, mehr verwirrt lüevon als aufgeklärt und
gefordert, hält er sich mit desto innigerem Eifer au die ausübende
Dichtung.
Unter solchen Umständen, noch ohne alles Vertrauen auf Becht
and Wert der eigenen Naturanlage und in der Unzufriedenheit mit
seinen massenhaften poetischen Exercitien, thut sich in ihm die Hoff-
nung, ja die lebhafte Zuversicht hervor, dass was er suchte, weckende
Muster und Grundsätze des rechten SVoges, im clussischen Alter-
tome zu finden sei ; musste er doch erkennen , dass hier die Autorität
wurzle , auf welcher jene französischen Werke und Theorieen ruhten,
eine Autorität, die man schliesslich immer statt eigener Einsiclit und
Gründe als unanfechtbaren Beweis zu berufen pflegte. Die An-
schauung wenn auch unbestimmt mochte in ihm zur Geltung kom-
men, dass die gesammte neuere Dichtung auf diesem Boden ersprossen
sei. Wir suid damit bei dem ersten Werden jener Entwickelung an-
gelangt, woniach Goethe als einer der glücklichsten Bcgeneratoren
and Reiniger der Renaissance Muster und Lehrer wurde, wie nicht
>) IL 643 f.
4 K. roHiMcheh. Goethe aU Student in Leipzig.
in ftOHseclicher Nachaluuung sondern in lebensToller Naclieifemii? i
aber auf un^erom eigenen Boden mit dem Altei'tume im Gebiete der ,
Dichtunfj und des Schönen zti wetteifem sei. Es mntet uns nahezu
als i-ine Vorahnung dieses Zieles an , wenn der früh gereifte sech- j
zehnjälirige Jüngling , der selten länget in die Zakuuft blickend sidi I
am liebsten als Dichter sah, da er die Universität beziehen soll, keinen •
sehnlicheren Wunsch kennt , als za den Füssen grosser Lehrer des 1
Alterliims za sitzen, auf ihre Unterweisungen ku merken, mit Erfurt, j
zu gründlichen philologischen Studien Rieh zu bekennen und hei einer ,
Tollstäudigeren Ansicht des Altertums in sfineu eigenen Werken J
rascher gefördert zu sein.') M
Die Hoffnungen, welche Goethe auf seine Studien des Alter- M
tunis setzte, i'i'fQllton sich jedoch zu Leipzig nicht oder nur in geris- 1
gern Grade. Hier war Johann Aug nst Ernesti der Hauptver- ^
treter classischer Gelehrsamkeit. Wol drang Ei-nesti riplluch von
blosser liuchstabon Weisheit auf eine umfassende Erkenntniss ita
clattsischen Altertums, v/<A hatte er, wie es seine Rede über die Worte '
pectus est qiiod disertoit facit (beim Antritt der ord. Profeeaut
1756) verkündigte, von den classi sehen Studien die Ueberzeugung»
dass sie einen gewissen Geschmack und Einsicht alles Schönen gc> i
währen*), aber sein Vorgang, hinter Heynes allseitig tiefer und
weiter gehenden Art zurückbleibend , war grOsstentheils nur auf das
nächste Verstäaduisö der Schriftsteller gerichtet.^) Mochte aooh
Emesüs Einwirkung auf Goethe bedeutender gewesen sein , als wir J
ans Wahrheit und Dichtung entnehmen können, mochte auch ssine I
Bekanntschaft mit den Alten durch Emestis Drängen auf eigene I
Lectflre der Cla.«siker iiiclit uulredeutend zugenommen haben, indes I
wae er suchte und brauchte, lebendige Vermittelung der Schönheit ^
antiker Dichtung und vor allem befreiende Grundsätze für 8«iD
eigenes Scbalfen, faud er bei Emesti nicht. Sn hatte er sich insbe-
sondere, wie er erzählt*), ans einer Vorlesung desselben Über CiceroB |
urator das Beste versprochen. Jedoch über das. woran ihm eigentlich
gelegen war, sei er nicht aufgeklärt worden. Einen Massstab des Dr- \
theilB hätte er gefordert und glaubte nur gewahr zu werden, daaa ihn *
gar niemand besitze ; und als er sich auf Horazeus Dichtkunst gewieselt j
■) n. mi'- 683.
') Omnium rerum puierarutn gugtnm quendam et intelligentism
affert (liTiriianitatia disciplina) keisst es hier.
') Vgl. iJanzel. Leasing I. 67 and Ersch. u. Gruber Allg. EncykL I.
:i«t. XXXVll 260 ff. Die Technologie griech. uod rom. Bede-
kunst (Leticon tecbßOlugiae Graecoraro rhetoricae 1795 und Lei.
tech. Rom. rhet. 1797), an welchen Goethe, wie er in den 'Aa-
naten' berichtet , 'In Absicht snf allgemeineren Sinn in BegrBii<
dang aeatliotiachen Urtheils' feBtinbalten gewohnt war, n i'
er Tugenden nnd Mängel seiner Werke beurtU«ilte (II.
1191), rührt bckanotlieh w '' ' "^ ■ -- ■•-■■■ -- - '-
der Ni'ITl'U Juhauii Augusti
'( W. H. \>. 11, «Wie
J
R. Tomaschek, Goethe als Stadent in Leipzig. 5
sab , fttaunte er einige Goldsprücho dos Werkes mit Ehrfnrcht an,
wosste aber nicht im geringsten, was er mit dem Ganzen machen
iioch wie er es nntzen sollte^).
Ueber dem Verlangen nach dem Geiste des Altertums ver-
säiimte Goethe leider , sich eine bequeme Fertigkeit im Griechischen
XQ erwerben, woför er nur eine massige Vorbereitung mitgebracht
hatte. So blieb es ihm mehr oder weniger verwehrt selbst und un-
mittelbaT ans den Quollen des Griechentums zu schöpfen. Es äusserte
sich hierin jener ^Capitalfehler seiner Entwickelung\ dessen er erst
in Italien recht inne ward ^) und der mit dem späteren Tadel über
seine Leipidger Epoche , dass ihm nichts Vergnügen machte, als was
ihn anflog^, übereintrifft, dass er niemals das Handwerk einer
Sache, die er treiben wollte oder sollte, lernen mochte. Auch war
es ihm eigen, wie er selbst sagt ^), wol aus Büchern und im Gespräch
and fügen wir hinzu vorzüglich in letzterem nicht aber durch den
zusammenhängenden Kathedervortrag einon Gegenstand sich anzu-
eignen. Es ist diess in seinem solbständigon und productiven Wesen
begründet, womach ihm manchmal auch in seinen juristischen Gol-
legien zn Anfang der Stunde ein Gedanke orgrifif , dem er nachhieng,
darüber das Folgende verlor und ganz aus dem Zusammenhang ge-
riet ^). Hiemach könnte man zweifeln , ob , wenn Groethe , wie er
gegen den Willen seines Vaters im Sinne hatte , nach Goettingen ge-
gingen wäre, um dort statt des juristischen unter Heyne und Michae-
lis die Altertumswissenschaften als Fachstudien zu betreiben ^), das
Resultat ein wesentlich anderes als zu Leipzig gewesen wäre. Doch
rnuss man auch erwägen, dass für die Vielseitigkeit und künstlerisch
harmonische Ausbildung Goethes den Wissenschaften gegenüber ein
dilettantisch eklektisches Interesse zuträglicher war als ein eigent-
liches fachmännisch beschränktes Studium, ja dass die volle und un-
mittelbare Einwirkung des Altertums schon jetzt , ehe er seine natu-
ralistische Epoche zurückgelegt hatte, der rücksichtslosen Entfaltung
seines Genius und der Freiwilligkeit seines Schaffens leicht hätte
hinderlich werden können.
Noch war es Wieland, der dem jugendlichen Goethe das
Altertam am lebendigsten vermitteln sollte. Unter den damaligen
Sehriften Wielands wirkte Musarion am meisten auf ihn, darin in der
That auch, wie Goethe mit Rocht hervorhobt, alles was in Wielands
Genie plastisch ist, aufs vollkommenste sich zeigte. Mit Begierde
nahm er das Gedicht in sich auf, als es gleich in den Aushängobogen
ihm zukam, denn hier war es, wo. er das Antike lebendig und neu
») Ebd. 680*
') Zweiter Aufenth. in Bora. IL 970--
*) W. u. D. IL 704 f.
0 Ebd. 776--
*)£bd.
^ W. u. D. IL 683.
wiado- KU jeben gUabto *). Zw «ndt« ec aA mtiSumi |
AffliviTligMi iluiee getan- Edrukiag n Lausig wüte- 1
geliebt«!) Alten eeltet , um gamti Kftii« dtvUcfcar [Hefeto n
tiiur macht« er tiam Taudi out «
HoUte
iiideH
U», MlbA lid iam hagnintUn Gmmm, «
tioeh iiBBer begranUn dJs Alten , db die V
gcbraucheji, mit wdcfaen er den Beiidit hieräbar amlettet, i
f«nie blaue l)«rge, dvatlich in ihre» Ümrisaea cod MaseeB, akM
unlutiaUicb in ihreu Tb^len und innfeni Betiriuiiigm, den Honimt
»äiner goieitigeu Wünsche').
Halt« Goethe bei seinen ÄltertnissiitadtcD xa Leipzig, die am
unter die unmittelbare EinwirkuDg dei cla^sisdieo Dicbtnng xa »tei-
len oichl ^>;ignet waren, auch tfaeoretiscb Keine befreienden mA
leitenden Kuniitniaiiruen ^fuoden, so konnte sie ihm vorerst der
damalige /Zustand der aestbetischen Kritik in Deutsch-
land um so wuiiiger an die Uund geben, (ioethos vorbereitoade
Eutwickelung tällt mit der 2eit zusammen, in wekher der Btnfla«
Oottsctieda und i>eiuer Schale im Sinken und Sctiwinden w&r und
allmählich aus immer weiteren Ki'eis^n in Junkier Begun^; eüiee bc^
Keren (jF^chmackes und iu der nnbvslimmten aber weit Terbreitetmi
äehnsucht nach origineller Volkstäralicbkeit ein Kautiif gegen die
coDveutionelle französische BenaiasaDcedichtung begonnen hatte *)<.
Der Character, den die Kritik in dieser Beiielimig antängUoh an-
nahm, war ein durclmos negativer. Das Schlechlu schlecht xu findeOt
wie Goethe sagt, war der grösste Spass, ja der Triumph damaliger
Kritiker ; wer nur Bingen Monschenveistand bi^sase, obertlächlich nut
den Alten, etwas näher mit den Neiiereu bekannt war, hütt« sksk
suhun Diit einem Masatttah versehon geglaubt, den er ilburatl anlegen
kduDo*). Die kritischen Zeitschriften kamen Qlwr diese negutin
Haltnng gegen ilie ablaufende Epoche der Dichtung im allgemeines
nicht hinaus. Wol schon sein damalige? Urtheil spricht GooLhe ans,
wenn er Qber die 'Bibliothek der scIiQnou WisseuGchafteti und Künste
ebeuso wie Über die 'allgemeine deutsche Bibliethek' in seiner Bio-
graphie die Benierkuüg luaolit, dass duriu neben ffir jene Zeit bewnn-
dernswertuli Uecousiouuu von Wtirkeu Aber ruligiflso, riittliclio und
jlratliche QegeiiNtHiule die lieurtheilungon von Gedichten und
sich sonst auf f^chöne Literatur beziehen mug wo nicht erbSjmlieh
I urüffaut uucli im ' Featnug dichleriMhB
1818 I. ll>I) Mtuuiiuii den Rdgun:
,( kein cjtlea Pfangen,
Id den äahauxug anxufiuigvn.
') W. a. l>. !I. mi-i.
LudusuTKUUKiii^u' (1»' D<
Oettcht, CS
Mit dieaem
"l W. u. D. a. 711*
^ Wio ea aatvi der Jugend in Lcipxig ge
Ton gchüirt htib«n mucbte. CottEtbcden in misacbton,
launige Biirf Goethes an Kicee (I,Bip)tig 30. Oct. 1765.
Lcipz. FreuJe liregg. v. Olti< Jahn. 59 tL).
OW. a.D. 0.607'
JT. Tbnuuehek, Goethe als Student in Leipzig. 7
dnch wenigstens sehr schwach befunden worden «). Ja Goethe er-
streckt diessUrtheil sogar über die Litcniturbricfo, welche doch allen
lebenskräftigen neuern Erscheinungen zugewandt, von Lossin^^ aus-
inebig unterstützt, auf Honler kraftii,'üii Einfluss übten. Waren sie
es doch, die der Eutwickelu ng Wielands zu folgen, seine Bedeutung
EU schätzen verstanden und energisch auf das neu erstehende Gestirn
Shakespeares hinwiesen, während die Kritik der 'allg. deutschen
Bibl.\ wie es bei Goethe selbst hcisst, dem erstem kümmerlich ent-
gegenkam und von dem Letztem urteilte, dass Wieland einen Mann
wie Shakespoai'e gar nicht übersetzt haben sollte ^). Aber Goethes
tiefe Anlage forderte mehr. Wir fehlen nicht, so sehr diess auch
heri^bnichter Auffassung, welclic das the(»retisch-aesthetische Bc-
•iörjfniss Goethes zu verkennen pflegt, widersprechen mag, wenn wir
>chon für dieso Zeit in ihm den lebhaftesten Drang nach einem all-
gemeinen Massstab des Urtheils, nach Begrüuilung desselben auf ein
höchstes Kunstprincip voraussetzen. Von einem solchen aber, wie
pr s:^-'). hatte niemand eine Ahnung. Wirksamer übrigens als
Kritiken und Recensionen sollte der Verkehr mit Leuten bessern
Geschmacks die herrschende DicJitungswcise und seine eigenen ein-
schlagenden Versuche ihm verleiden. lu dieser Beziehung war ins-
besondere der Einfluss von Frau Böhme und des Magister Morus,
welche beide, der letztere vor allem unter dem Hinblick auf die
Muster des Altertums «lie vorwiegende Flachheit der Zeitdichtung
erkannten und G«)othen gegenüber verspotteten, von nicht geringer
Beileutung^). Auch seines Umgangs mit Joh. Gottl. Pfeil darf hier
gedacht werden, da dessen Dringen auf il;is r»ed<!utonde des Stolfes
und das Cnncise der Behandlung wider «iie übliche wässrige und weit-
schichtige Dai-stellungsart gerichtet war*). Gegen diese Einwir-
kungen tritt iler positive Gewinn zurück, den Goethe aus Gellerts
un<i darauf aus Clodius' stilistisrluMn Practicum in Absicht auf
erftssere sprachliche Correctlieit un<l Gewaudtlieit unzweifelhaft ge-
vigen hat*;.
Auch durch die solbstämligen allgemein aesthetischen Schrif-
t»?n df.T Zeit, welche jenen Winckelmanns und Lessings vorangieugeu,
') II. (i«J2^'
') W. u. l). II. 6^12"
') Ebd. r^o*-
*) Vjrl. «'I..I. iW"'
'-) Eui. üi»5"- v«:!. «>'«r
-j Vgl. cImI. Oö?*- 701"- und znni Vorlior^'. üln'Hiaupt 'Goethe und
Iz-ipzig' von Wold. Kreiliorni v. Biedermann I. 16 ft'. In seiner
/weiti-n IJ'^censiun in den Kraiikfurtor gel. Anz. (1772) bagt Goethe
U-kunntlich von Geliert, dads dioscr von der 'Dichtkunst, die aus
vulleni Heizen und wahror Kniptindung strömt, welche die einzige
ist, keinen 13egrifl' hatte'. Denn in allen Vorlesungen über den Ge-
schmack habe er ihn nie die Namen Klopstock, Kleist, Wieland, Gess-
ncr, Glciu), Lebsing, Gerstenberg, weder im Guten noch im Bösen,
nennen hören. (WW. III. 392')
rdiiij
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tikenl
als!
«cht j
;m- \
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8 Ä- Tomaiu-Iiek, »iostlie a\* Studout iii U^ipxig,
könnt« Goelho in «Ipui, wa» er suchte, sieb nur wonig geßrder
sohen. Zweierlei h\wM rorstandcne Grundsätze sind es. ilie mtutl
seit detu Wiederaufleben dur clasGischen Literatur tioi den antiken \
Kmiiittheonkern aufgegriffen und sowqI in der lateinischen .
uationaloii Renaiüsancedjchtung allenthalben znr Geltnng gebracht 1
hatte. Scbi>u in der Poetik deü älteren Scaliger sowie darauf z
lückgreifend tioi Opitz nnd in den Puetiken, die der soinjgea folgten, •
treten Eiu hei'vor und iliirch französische Kritiker besonders Boilern '
und Batteux umfangreich ausgebildet sind sie auch die principiella
Gruuiilage in Gottscheds kritischer Dichtkunst '). Es ist dieBS der
ürnndsatz, dass die Kunst und Dichtung in der Nachahmung der
Natur und des Wirklichen bestehe, ein Grundsatz, der in Aristotelas*
fiifitjoig wurzelt, welches Wort bekanntlich nur roh nnd äusserlich |
durch 'Nachahmung' übersetzt und gedeutet werden kann *) ; dann J
zum zweiten das Princip, doss das Ergetzen, welches die Dichtung ■
gewährt, Tum Zwecke beherrscht «ein müsse, theoretisch durch Ver-I
breitung von Einsichten und Kenntnissen und praktisch durch Bes- 1
serung der Sitten zu nützen, ein Pi'incip, welches aafHorozens tt*
prodease volunt et delectare poetae zurückgeht. Jener, auch in der i
Fassung wie Battenx sie ihm gab, als Nachahmung der schönen
Natur, einseitig auf die Hauptgrundlage de.s StoBs der Kuust gewea- <
det, verkennt die Selbständigkeit der auf schitnon Verhältnissen j
beruhenden Kunstfurm, dieses die Selbständigkeit des Zwecks und '*
Wertes der Dichtkunst. Untur dem Drucke, den diese Iirtümer auf
die gesammte aesthetische Anschauung ausübten, kannte die aller- ,
dings erhobene Forderung einer glDukltchen Erfindungsgabe und .
lebhaften Einbildungskraft keine rechte Geltung gewinnen. Schon i
Opitz verlangte bekanntlich vom Dichter, dass er ' tiffarraamnös .
A. i. von sinnreichen EinßUIen und Erfindungen' sei und dass er nicht
schreibe, wenn er wolle, sondern wenn die Eegung des Geistes ihn
treibe'). Und bei Opitzens Nachfolgern, so bei Zesen und Buchner,
steht gleichfalls diese Voraussetzung im Hintergrande'). Selbst
Gottsched trotz seiner lähmenden Nüchternheit im beständigen Drin-
gen auf Correctheit im Sinne 'ies bloss Verstand esm&ssigen Ter-
Bchliesst sich der Forderung einer lebhaften and starken ElnbildnngB-
■) Versuch einer OritiBcben Dichtkaust vor die Deutschen a. b. w. i
Leipu. 1730. ,
') Wie Gottsched in Bustiiiimung der Eigenschaften eines Dichters ^
nla eines 'geschickten Naehahraers aller wirkUchen Din^' von
übe rtiarli lieber Aarfosaueg der BiiBtotelisoheii alfttjOK geleitet ist '
(u. a. 0. U. Cap. vgl. insb. S. 81), so glaubt er den Begriff de*
ai'-ttus bei Aristoteles dadurch lo ermeasun, Aaaa et das Wort mit ,
Fabel' utwreetit und erklärt aU 'Eriählone einer mäglicben Bege- ,
Iii^uheit, darunter eiue nDtzliche luoraliBcne Wahrheit verborgen j
liegt* (JV. Gap. S. 123 E). '
*) Opitz, ProBvdia Qeimanica u, ». w. (Brieg 1624} im IIL Cap.
") Zi.'fliin suttt seiner 'ikalu Hiliwni» Teutonici' (Ainsterd. 1643} so- ^
gu das Atuttu vuran: tgu nee »tudium sint dwüe Vena Q. s. t
R. Tonuuduk, Goethe aL> Stadent in Leipzig. 0
knft des Künstlers und Dichters keineswegs % aber es bleibt diess
überall nur eine tote Voraussetzung. Von der Frage wie diese For-
derung mit der stofflichen blosser Natumachahmung zu vereinigen
sei, ja wie beide neben einander auch nur bestehen können, findet
sich am wenigsten bei Gottsched eine Ahnung. Es ist begreiflich,
dass Goethe auf dem Standpunct, auf dem wir ihn stehen sahen, in
der Dflrre solcher Aesthetik keine principiclle Fördeiiing gewinnen
konnte, als sie ihm durch Gottscheds kritische Dichtkunst übcrliefei*t
ward. Bezeichnend für das Verliältniss seines damaligen Bedürf-
nisses zur Zeitaesthetik ist es, wenn er das Urtheil über sein Unge-
nögen an Gottscheds Werke in den Ausruf zusammendrängt *das
poetische Grenie ward vorausgesetzt C Dagegen kommt es nur wenig
in Betracht , wenn er an der kritischen Dichtkunst anerkennt , dass
sie branchbar und belehrend genug gewesen sei , da sie von allen
Dichtungsarten sowie vom Khythmus und den verschiedenen Bewe-
gungen desselben eine historische Kenntniss überliefert und vom
Dichter gefordei-t hätte, dass er Kenntnisse habe, ja gelehrt sei, dass
er Geschmack besitzen solle und was dei-gleicben mehr war *). Sol-
chen Aufstellungen Gottscheds liegt gerade die leidige Ansicht zu
Grunde, dass die Dichtkunst etwas lehr- und lembares sei und durch
möglichst vollständige Ucborsicht äusserlichcr Merkmale die Gat-
tungen , in welchen sich die Dichtung aus sich selbst in innerer Ge-
setzmässigkeit abgrenzt, festgestellt, die Regeln für dieselben nicht
sowol gefunden als von vornherein gegeben und gewissermassen Ke-
cepte geboten werden könnten, darnach man Dichtungen anzufertigen
in den Stand gesetzt sei. Mit Bezug auf solche Classiflcierung und
R^elmacherei urtheilt Goethe an einer andern Stelle, dass das Ge-
bäude derselben von Gottsched in seiner kritischen Dichtkunst ziem-
lich vollständig zusammengezimmert und zugleich nachgewiesen war,
dass auch schon deutsche Dichter mit voi*trofflichen Werken alle
Rubriken auszufüllen gewusst hätten; er fügt jedoch bezeichnend
hinzu, dass dieses Fächerwerk eigentlich den innem Begriff von
Poesie zu Grunde richte^).
Der principielle Gegensatz, in welchen die Schweizer Bodmer
und Breitinger mit ihrem Anhange gegen Gottsched und seine
■) Vgl. a. a. 0. 78. 88 u. Danzel, Gottsched u. s. Zoit S. 263.
') W. u. D. II. 689*- Die Auffassung Gottscheds von der Gelehr-
samkeit des Dichters ist freilich eine triviale: er müsse *zum we-
nigsten von allem etwas wissen , in allen Theilen der unter uns
blühenden Gelahrtheit sich ziemlicher Massen umgesehen haben,
dass er mindestens in keiner einzigen auf eine lächerliche Art
Verstössen möge* (a. a. 0. 887) und den Geschmack betreffend, von
welchem das lll. Hptst. handelt, so mangelt schliesslich jede lei-
tende Directive^ wenn Gottsched *al]e natürlichen Dinge* auf deren
'Nachahmung* eben der Dichter hingewiesen wird, Hir 'an sich
selber schon* erklärt, *da Gott alles nach Zahl, Mass und Gewicht
r baffen* habe,
u. D. IL 692*-
«IHI
t
111 8. Tom'uekfk. G-n-Vi- a1» Stn.l«nt in Irtljtii!:.
Schüler eintreten, herobt voiTugsweiso darauf, dssw in Lohrn und ITr-
tlioil ilieae vur ailfira vnti dof Böcksidit auf Höfriudiffuug des T>en-
VnnH und Vorstandes, jnTiis hingegen von der Erkenutaiss und Foi^ .
dorung einer lebhaftoii Wirkung der Dichtung auf die EinbiMungs- I
kraft geleitet sind. Damit verbindet sich ein Gegensatz beider, der \
schnierigor au entnehmen, uber nicht minder bedeutend ihI, Wo j
Schweizer statscn sich immer auf dir Thutsache des WohlgerHlloM 1
an der Dichtung nnd einzelnen Dichtungen und indem sie Grnnd«
desselben zu erkennen versuchen , lenken sie diu AufrnerksamkeU
freilich nnr unbestimmt jedoch unabweisbar vom Stofflichen auf die Ba- .
handlungsart, auf diuEuDStffoisoder Dichtnug hin. Die Anschatnuig,.!
von welcher Goethe bemerkt'), dass sie in seiner Jugend horrscliaad 1
war , hIe kCnne man der Knuet Gesetze geben , statt sie za aoebea, ^
findet auf die Schweizer keine Anwendung mehr '*). Da Giiethe deren j
Kritik, wie er orz&hlt^), ala vorzüglicher preisen hörte, se ward denn j
auch nach Gottscheds Breitingers kritische Dichtkunst vorgenom- J
mon. Diese geht, angeregt von einer, ven Franzosen und Engl&D-J
dem seit längerm geriMon Kofleiion*), von der Vergleichung ^^S
Malerei und Dichtkunst und dem Grundsatü« ihrer Aehnlichkeit wuS
ut pictura poesis. Unter der 'poetischen Malerkunst' versteht Br^M
tinger diejenige höchste Kraft der Wolredenheit, die ebenso lehhaft^|
Herz nnd SinncTi röhrende Bilder in die Phantasie als dem Ange dofl
l^eele einprägt, als diejenigen sind, so diu Kunst des Malers dettfl
sinnliehen Auge und dadurch dem Gemfith vorlegt^). AllgemelnM
nnd abstracto Begriffe, weil sie keine Bilder geben. sclilii.««t BkI^I
tinger darum von der Dichtung aus"). Solche Grundsätze, die deni
Gemeinsamen beider Künste entnommen sind, kOnnen jedoch novl
dann in ihi-er speciollen Anwendung auf die Dichtkunst aufklSn^nii mdl
ffirderliüh sein, wenn zuvor die GrenKen zwischen beiden KuTi.itj^-|
bieten genau erkannt sind und flbenill strenge beacliUit werden, wo- |
für erst LßBBing das ei'l Öse i nie Wort sprach. Ohne Klicksiebt auf t
die trennende Untcrsclioidung aus dem Standpunct« der einen KimirtJ
die Regeln der andern bestimmen zu wollen, bringt allns in Verwir-l
rung. Deshalb konnte Goethe mit Recht Breitingers Ansgangspimct j
einen verfehlten nennen'); mid in der That laufen in Folge doswQ' l
die Unterweisungen der kritischen Dichtkunst weniger auf Erkennt" *
•) Aus m. Lüli. Fragm. 11. 1233- ]
'i In dieser Beiiehong ist namentlich nur Uodinxrä Viirmdo su Brei-4
tingen 'krit. Abhandlung von di>r Natur, den AMcbten und d«Ri '
fiebmuclH! der Ülcichnlsw " n. n. w. {Zflridi \7iOi in vorwe,"
■) W. u. D. II. 6H!)t.
') Besonders aasgufährt bvkanntlicli in dun Rfllexiona critiqua »nt.
ta poini« et Jdtr la veinivre von Diibos (suorst 17191.
^ F. J. Breitingera Critjschc Dichtkunst u. a. w. ZKrioh lT4Üb'
11. Abschn. Ü. 3U.
•) Ebd. 111. Äl»cbii, S. :A.
*) W. u. D. IL 690-
K. TomoBckdiy Goethe ttls Student iu Leipzig. 11
nüB und Anregung wahrer poetischer Gestaltung als auf Billigung
und Empfehlung einer leidigen Malerei mit Worten hinaus. Im
Gegensatze seiner genialen Anlage zu aller bloss descriptiven Dich-
tung war Goethe hiervon nur aufgehalten, nicht gefordert. Erst
musste die Zeitdichtung der herkömmlichen breiten Schildereien und
der ganzen beechreibenden Darstelluugsweise sicli eutschlagen, ehe
sie ihre eigentlichen Stoffe und innerhalb der reinen Gattungen die
rechte Kunstform gewinnen konnte.
Auch Breitinger ist von dem Grundsatze der Naturnachahmung
und von der Ansicht geleitet, dass die Dichtung zu belehren und zu
beäsem habe. Die Gegenstände der Natur, so entwickelt er in der
kritischen Dichtkunst '), ergötzen entweder durch Befriedigung der
Wissbegierde, sie belehren, oder aber sie bringen eine angenehme
Unruhe des Gemüts hervor, sie rühren. Das letztere Ergetzen ziehe
der Mensch vor, daher der Dichter bosondoi-s die Rührung benutzen
werde, um das Herz zu bessern. Der Grund alles desjenigen Yer-
gaügens, welches die Natur und die Nachahmung derselben in der
Kunst und Dichtung zuwege bringe, sei einzig in jenen beiden Wir-
kungen zu suchen. A1>er da die Gewohnheit diese Eindrücke ab-
schwächt, so kommt Breitinger, wie Goethe sagt*), auf den zwar
wunderlichen, doch ai'tigen, ja lustigen Einfall, dass der Dichter um
jene Wirkung zu thun, nach dem Neuen, und da nichts Neueres sein
könne als ilas Wunderbare, nach dem Wunderbaren greifen müsse^).
Doch fordert er, dass das Wunderbare zugleich wahrscheinlich, d. i.
Dnter gewissen vorausgesetzten Umständen und Bedingungen nach
dem Urtheil der Verständigen möglich sein und keinen Widerspruch
iu sich enthalten dürfe ^). Man sieht, Breitinger strebt eigentlich
über den Grundsatz stricter Natumachahmung hinaus. Ja noch
mehr, indem er den Dichter auf das Gebiet dos Möglichen hinweist,
nennt er ihn einen weisen Scliöpfer einer neuen idealischen Welt
oder eines Zusammenhangs der Dinge, der nicht allein Fug und Macht
habe, den Dingen die nicht sind, eine wahrscheinliche Wirklichkeit
mitzutheilen, SDudeni daneben die bosondern Absichten dor^^estalt
uit einander verknüpft, dass immer eine ein Mittel für die andre,
alle iusgesammt aber oin Mittel für die Hauptabsicht abgeben müss-
ten. Die Uebereiustimuiung dieser Absichton zu einem Zwecke mache
eben die Voilkommenlieit des Ganzen aus^). Hier nähert sich Brei-
tinger einigermassen der Einsicht in Verhältnisse , welche das Wol-
ge^len des Schonen zur Folge haben und ebenso berührt er eine
der wichtigsten aesthotischen Grundformen, wenn er gelegentlich
bemerkt*), dass das eigentliche Ei-getzeu bei dem Schcuu« des Nji-
') IV. Absch. ' Von der Wahl der Materie' 77 ft'. vgl. 107.
\» W. u. D. II. 690™
') Crit Dichtk. 111 ff.
•) Ebd. 131
') Ebd. 426.
*}£bd. 63 t
'. Tvmitidtek. limtXh* *U Stgd-fnt ta \,tifäif.
It
tnnrahreii in ieo liUiIendeD tmil r^lendna
lier Aehnlichkeit zwi-schui Ori^iiial and Copie banibe. jiW m
<liass bloss vereimelt« imd unbeetiminte Xaittat bfisewn Wti
niss, wenngleicb sie beiOglich der Ep&tereo W«adiui£ der Ai
und so »Qch der An^chau^Dgvu Goethes auf den fiinneUBD ~
des SchOtien Beacfattm^ verdienen. In Quii«i bleibt Bretl
dabei : die h5clist« SdiSaheit der [hchtong liegt in Ntmaa
WnnderbiU'-Waiiracheiiilichfiii. Du Tb^richi« eöner »lebea Avr
lung springt in die Äugen; selbst ias öewölmliclie kann !§o1iGm Von
hältnisse zeigen oder durch die BehtutdlDOg dee Dicbteis empfu^l
und auch das Neuste und Wundeibaiste ist nicht schCn, wet] M mI
nnd wonderbar ist, sondern wenn es aberdieas noch schihi ist 1
Wenn Goethe io Wahrheit und Dichtung mit einer Art BtiMg
bei Breitiuger rerweilt nnd aasdröcldich bemerkt'), wi^ er itod :
JugendgenosseD ihm vertraut hätten, so läset dieGS eDtoehmen,
er eingebend bemfibt wnr. an der kritischen Dichtkunst und wo!
an andern Schriften der Schweizer Kritiker sich zu orientiereii.
einzelnen Lehren derst'lben konnte Goethe auch in der That «ÜDm
mene Änrt^nng ziehen. Da muäste schon das Dringren auf Ansdil
lichkett in der Dichtung, die An^scheidung alles bloss BegrifBkli
was sich bildlich nicht fassen lässt. auf dm werdenden Dieh|
dessen eigene Anlage solcher Fordemng entgegenkam. Ton best
kendem Einflnsaii »ein. Hiein kommt der stete Hinweis anf Hori
die ainnigen Urtheüe aber dessen Gleichnisse nnd Bilder, die Aa
keunang Tassos, Hiltons und Elopstocts. denen gegenQber die gm
DnfUiigkeit der Gottschedschen Kritik in Tage trat. War
duch auch Breitinger, welcher in epochemachender Wradong i
Geschmacks zum Bessern der Erste in Deutschland durch eifi^faei
Kritik deu Voraug Homers Tor Vergil zur Geltang brachte und
NachbtlduDg jenes durch diesen an einzelnen Beispielen ui|
So kann Goethes späteres Crtheil nicht befremden, wem
Breitinger einen tQchtigen, gelehrten, einsichtävoUen Uaan neu
dem, als er sich recht nmsah, die s&mmüicben Erfordernisse rä
Dichtung nicht entgiengen, ja voranssetzt. dass er die M&aget b«G
Hethode dunkel fühlen mochte *). Diese Mängel beruhen nach i _
Gesagten vor allem anf der Verwischung der Grenilinien zwlsch^
Dichtnng und bildender Kiiust. Wenn jedocb Goethe sdtet
') IL 6tt!H- LiiM Urtboil üWr R-iliiur. ••t m theoiYti»di ui
tisob. so Tial er sieb auch bcmähl, leitlabens ein Kind g'
(«bd. GäÜ,), därfto b«i Goethe doitb d«n Eindruck b^iündat «
den tbm Itodmers eigenes Bchwäcbliche« Dichten nna dcsM
loM oppusitionellis Verhalten gtevn neuere Erachetnnnc
Litenfati mrnckliess. Wenngleich ^e HKapterundlagsn, mT <
die Kritik der ZBrieher Freunde stand, Breitingen r —
N kann man doch Goethes Wort mit Beras ai * " ' ~~
tische and polemisch« ThStigkeit der b^er
pawend finden.
*J A. a. 0.
K. TVMHOWftdt. Goethe als Student in Leipzig. IS
Bnitingers abfälliges ürtlieil über das bloss bosclireibende Güdicht
von KOnig 'Aagust im Lager (Heldengedicht. Erster Gesang/ Dres-
den 1731) und darauf hinweist, dass am Ende des Buches nach bci-
Bahe schon darchlanfenem Kreise Breitingor doch noch auf den
Huptstoff der Poesie, die Darstellung der Sitten, Cliaraktere, Leiden-
schaften, kurz des innem Menschen stösst')) so liegt die Annalime
iahe, dass Goethe schon damals gerade jene Seiten der kritischen
Dichtung Breitingers, wenn auch nicht klar erkannte, so vou ihnen
doch angeregt, ja gefördert sein mochte, wo Breitinger über die
Schranken seiner Grundlagen und Methode hinausgreift.
Der Hinweis auf das Gebiet des Menschlichen hängt mit einem
mächtigen Zuge der Zeitentwickelung zusammen. Die sogenannte
Periode der Aufklärung, in welche Goethes frfihesto Entwickelung
fflh, in ihrer Tendenz auf das dem gesunden Menschenverstand Fass-
liche , ja auf das hausbacken Nüchtenie und einfach Nützliche hätte
nachhaltiger auf den ersten Begnügen einer neuen Dichtung gelastet,
wenn sich damit nicht ein Drängen vou einseitiger Stuben- und
Schulweisheit hinweg auf Erfahrung und Leben, auf Ausbildung des
Gemütes und Charakters, auf Beobachtung und Studium der mensch-
lichen Leidenschaften verbunden hätte. Dass diess der Leitung eines
Dichters auf die Welt seiner eigensten Stoffe zu gute kommen
mosste, liegt auf der Hand. Hiedurch steht die deutsche Aufklärung
[geradezu mit der späteren Literatur des Sturms und Drangs , mit
Heren activer Seite, die in einer Auflehnung gegen Hergebrachtes und
Veralteies im Leben und in der Gesellschaft sich kund giebt, nicht
minder als mit deren passiver Seite , die sich in einem häufig bis zu
krankhafter Empfindsamkeit gesteigerten Zurückgehen des Indivi-
ijuams auf sich selbst zeigt, in innigem Zusammenhange. Selbst jene
früher angefQhrtcn kritischen Zeitschriften waren in dieser Beziehung
nicht ohne Einfluss. Aus der 'allgemeinen deutschen Bibliothek' führt
' Goethe in Wahrheit und Dichtung^) eine bedeutende Stelle an, welche
wie ähnliche Grundsätze, die man von vielen Seiten her zu verbreiten
be(^n, rege Jünglingo mächtig hätte ergreifen müssen, da sie sich
darin von dürren Compendien wo^ auf die Betrachtung eines bewegten
*) Ebd. — In Breitiugers Bcurtlieilung des Gedichts von König
(Grit. Dichtk. W.) fl\) fühlen wir uns in der That im Einzelnen
an die Schärfe Lossingscher Kritik, ja an Grundsätze des Laokoon
gemahnt Es ist diess übrigens jenes Gedicht, dessen Inhalt
Goethe vielleicht den erbten würdigen Gegenstand, wenn auch
nicht von nationellem, so doch provmciellem Gehalte nennt, der
vor einem Dichter jener Zeiten auftrat (ebd. G90^). Mit dem
Hinweis auf den HauptstofF der Poesie bei Breitinger meint Goethe
den letzten (XIII.) Abschnitt der kritischen Dichtk., der vom
Menschen als dem 'vornclimsten Gegenstand der Poesie, auf wel-
chen sich alle andern beziehen' und von der 'Vermischung seiner
GemQthsneigung»>n ' als Grundlage von Sitten und Charakter
bandelt.
h 717'
14 Ä. Tamasehek, Goethe als Student in Leipzig.
Lebens, dus sie so gerne fülirten, auf die Kenntniss der Leiden-
schaften, die sie im Busen theils empfanden theils ahneten, als etwas
Wichtiges und Würdiges, ja als Hauptgegenstand des Studiums und
als Yorzügliches Bildungsmittel der Geistesknlfte hingewiesen sahen.
Es traf dicss nicht allein mit Goethes Goistesstimmung zusammen,
womach ihm, wie er selbst sagt, die Angelegenheiten des mensch-
lichen Herzjsns immer als die wichtigsten erscliienon und er vou frflh
auf gewohnt war, 'über all das Hoho und Tiefe nachzudenken, dessen
Verknüpfung in unserer Natur als das Eüthsel des Menscheulebens
betrachtet werden kann^ '), es traf diess auch mit jener Richtung
überein, der wir ihn schon in Leipzig mit seinem Dichten ohno weitere
Rücksicht und Aengstlichkeit werden hingogoben sehen.
Blicken wir jedoch dem gegenüber zurück auf die aesthotische
Theorie und Kritik «lor Zeit im Allgeuieinon. so konnten vereinzelte
willkommene Anregungen und richtige Urtheile boi dor herrschenden
priucipiellen Unsicherheit, ja Verkchi-theit. bei dem niederhaltenden
Drucke des Grundsatzes blosser Natuniachahmu ng durch die Dich-
tung zum Zwecke der Belehrung und Besserung, es konnte die Ver-
wischung der Grenzlinien zwischen Poesie und Malerei und die
pedantische Kubricierung der Dichtungsarten nach fiiisserlichen Merk-
malen ein Talent nicht fördern, das im instiuctiven Gefühle des Bes-
sern nach befreiender Aufklärung rang. Vielmehr sah sich Goethe
auf diesen Wegen zu leidenschaftlicher Sehnsucht nach bessern Grund-
sätzen aufgeregt. Und so denkt er sich noch im Alter lebhaft in
jene Tage zurück, wo er in Leipzig, alles guten Willens sich bewusst,
nach undeutlichen Zwecken auf Irrwegen tastete*), durch ausgerenkte
Maximen, halb verstandene Gesetze und zersplitterte Lehren wie
leicht denklich in die grossto Verwirrung versetzt und bei der allge-
meinen Geschmacks- und Urtheilsungowissheit täglich mehr bis zur
Verzweiflung beunruhigt war*). Da sollten ihm endlich gerade
daher , wenn auch nicht volle theoretische Aufklärung, so doch Be-
ruhigung und sicher leitende Winke kommen , woher sie auch der
gesammteu Kunst der Renaissance die Dichtung nicht ausgeschlossen
zu Theil wurden, von Seite Winckelmanns und Lessings und
beider Einwirkung vorbei-eitend von Seite Adam Friedrich
Oesers.
0 Ebd. ß97'
») Vgl. Kunst und Altert V. Bd. 1. Heft. S. LVi. WW. IIL 4ßb*-
») W. u. I). II. 6Ö8* G9(J-.
Wien. Karl Toniaschek.
Mahiy, Epigraphisches. 15
Epi^raphisches.
In der von H. Nissen im Hermos (1, 148) publiciei^ten caiiipa-
nischen Inschrift ist noch mehr als eine unsichere Losaii; enthalten.
km meisten Zweifel erregt die zweite Zeile, wo auch Th. Mominsen,
in die Bichtigkeit der Nissenschen Kestitution nicht recht glaubt.
Nissen liest den Anfang also :
qnicnm dum haberet clausam in castello an[iinu]lam
mortalem ad superos licitum e[8t, fjinitam ad diem
[pie] pudcnsque vixit omni t.cm]wrp —
Nnn will das offenbar besagen: „Der, mit welchem ich habe
auf Erden leben dürfen, so lang er in der Burg soines Korpers den
sterblichen Hauch beschlossen trug, lebte fromm u. s. w.", allein,
wie Mommsen richtig bemerkt, das Fehlen eines agere oder ähnlichen
Verbums nach licilum est ist sehr anstössig. ja, er hätte sagen dür-
fen, ist nnmuglich, und es muss in finitam ad diem ein anderes
>tecken. Da nun die äussere Beschaffenheit der Inschrift in Folge
von Verwitterung eine sehr precare ist, hauptsächlich aber am Ende
•ier zweiten Zeile manchen Zweifeln Kaum lässt, so dass selbst unter
Augenzeugen (vjde p. 149) Divei'genzen herrschen, so wird in Be-
treff jener zweiten Zeile wol eine Vcrmuthung erlaubt sein, WL'lche
Von der Xissen'schen Fassung, resp. Vermuthuug, etwas abweicht.
Ich erkenne nämlich in [ Nil' AM, woraus Nissen finitam gemacht
und auf rZ/ßS bezogen hat, geriKlc dasjenige Particip, welches auf die
Krau, ilie den Stein setzen liess. bezogen, ihr Verliältniss zu <iem
T4>iiten ausspricht und in Verbindung mit einem Infinitiv (welcher
an die Stolle von diem zu treten hat) die nothwendige Ergänzunic zu
iintum est bildet, nämlich :
quicam, dum haborct clausam in castello animiilain
mortalem ad superos*) licitum est iunctara dcgore.
In seinem corollarinm opigraph. behandelt Ritschi p. VII seqq.
eine von Fabretti (III, 28, p. V2l\ „ex schcdis Vaticanis apud P.
Haconem sah Pincio'*) mitgotheilto metrische Grabsclu'ift, und er
darf gewiss am Endo wol sagen: accipite ifjitur pcrpolitum pro
ririli parte Carmen tcnerrimorum affectuum et eleganti significa-
tione suai'issimum. In der That, gegen die Restitution der sieben
ersten Verse ist kaum ein Einwand denkbar, ausser etwa dass die
D[iontfsiaJ amlers geheissen haben könnte -). Auch ist es eine
scharfsinnige Vermuthung Rifcschrs, duss weil im ersten Theil der
Mann in seinem und «Ier vier Kinder Namen, »Ier Gattin und Mutter
^HXi have zuruft, und diese letztere, «lie Verstorbene, von unten herauf
ebenfalls ihr hart ertönen lässt un»! zwar symmetrisch, in der glei-
*) ab tfuperisV
') Was Ritschi natürlich selber zugibt.
«•K. ^ IK.&-«
«»' um 'IUI ■ ii M Mr^^mm «a^iT *^*L. j
f
Mähl/iff Epigraphisches. 17
Ich gianbe nicht, denn vwx und sensim passen schlecht zn
eiflander, anch verlangt der Sinn ein schnelles Blühen, eine bal-
dige Beife, keine allmäiige, sonst wäre das Leben kein parvom munus.
Es wird also heissen müssen :
moz ezorta qaae vigescit, deinde sensim deficit —
max natürlich anf vigeseit bezogen, ein Hyperbaton der häufig-
sten Art.
Auf einem in Würfelform geschnittenen antiken rothen Steine,
welchen der Herzog von Sirmoneta dem archäolog. Institut verehrte
(vgl bolletino d. inst, archeol. vom Jahre 1865 Nr. 1, p. 6) findet
sich folgende i-äthselhafte Inschrift:
FELIX I AMANTIBUS
CLYMFN? ARGE
AMANTES
B. Klotz hat (in Jahn's Jahrb. 1865, p. 277 seq.) den Yersnch ge-
macht, Clymen als Cijmene, d. h. jene Begleiterin und Mitwisserin
der Helena und des Paris auf ihi-er Fahrt nach Troja (Hom. H. III, 144
u. 0?id. heroTd. XV, 257) zu deuten, „welche die nach Ansicht des
Liebhabers unberechtigten Liebhaber" — also doch wol ßivalen —
.fern halten soU*^. Da aber nichts dai-auf hindeutet, dass diese
Cljmene jemals zu ei-ner typischen Pei^öniichkeit geworden sei, so
möchte ich lieber an ein verschriebenes oder nicht mehr recht les-
bares HYÄfEN denken, weicher, wie er sonst den Liebenden heil-
bringend {felix) ist, so jetzt die Vereinigung hindern soll [arce aman-
te$); die Inschrift wäre also eine Art aTtatQonaiov (Amulet) eines
weniger glücklichen Liebhabers, gelichtet gegen einen glücklicheren.
Basel. J. Mähly.
Muchrifl f. d. titttrr. U)ntB. 1a7S. I. Hf^rt. 2
Vahlen, Xn H.ir»tiua' Briet an Äocnstus.
Zn Horatius' Brief an Äugustns.
Nachtrag m Horatius. Erneute Erwägungen, durch Vahlen ver-
aalasst, über die EpUti:l an Aagustus. Von E. Lahrs. Proressor in
Köiiigsberp. Uipäg. Verlag von F. C. W. Vogel. 1871. 16 S. 8.
Im ersten Heß des Johrgaogs 1871 dieser Zeitschrift versuchte
ich Znsaminenhang nni Gedankenf ortschritt der Epistel des Horatius
an Augustus darzuleges. Ich gehrieb gleichzeitig mit meiner Vor-
lesung über Horatius' Briefe und hatt« vorzugsweise meine ZuhCrer,
damalige und frühere, im Auge, denen als Ergänzung des mQudlJch
Vorgetragen i')] diese gedruckte Auseinandersetzung erwünscht sein
konnte : das bestimmte Art und Umfang der Ausführung. Es
.wfir dabei nnvenn eidlich, obwol nicht dos der Anlass des Aufsatzes
war, auf die grossen und einschneidenden Neuenmgen, welche O.Bib-
beck in seiner Ausgabe der Briefe vom J. 1869 in dieser Epistel ein-
geführt, sowie die Aenderungen, welche Lehrs in seiner in dem näm-
lichen Jahr aber später erschienenen Bearbeitung des Horatius in
derselben nöthig bafunden hatte, des Näheren einzugehen, und da ich
mit diesen Annahmen überall nicht einverstanden sein konnte, micli
dagegen unsznsprecben. Auf meine ihn angehende Polemik ontwor»
tete Bibbeck im vierten Heft desselben Jahi-gangs, und was ich sei-
ner Erwiderung entgegenzusetzen hatte, fasste ich in einem Nachwort
zu dieser Geplik wenigstens fOr die zwei Hauptpuncte zusammen ').
Lehrs hat es vorgezogen, meine Einwendungen gegen ihn in einer be-
sonderen Schrift anter dem oben angegebenen Titel zu beleuchten und
zurückzuweisen, und so will ich nicht unterlassen . wenn auch etwas
spät, den Ijesem dieser Zeitschrift Nachricht davon zu geben und die
hier erörterten Streitfragen noch einmal in gedrängter Kürze vor-
zufUhren.
Es handelt sich zunächst um T. 173
quantus sit DosEccnoB cdadbas in parasitis,
den Lahrs von diesem seiuein Platze entfernt und hinter V. 56 einge-
schaltet hatte. Es vordient constaliert zu werden, dass Lehrs kein
neues historisches Moment über Dossennus beigebracht hat, so dass
die schwebende Ctmtroversc innerhalb des Horatius allein entschieden
werden muss. Betrachten wir den Vers einen Augenblick als einen
freien, in keinem bestimmten Zusammenhang überlieferten ; schwer-
lich möchten viele darin ein lobendes Urtheil der Kunatrichter über
einen Dichter Dossennus erkennen wollen, und auch Lehrs vermag
dies nur mit folgender ergänzender Paraphrase durchzusetzen : 'Bei der
') Nachträgbch nhru ich fiU' msiiie von Itibbock beHtrittene ErklS-
taug von V. 19 E, tn xno le ttorirü ducibu*, It Qrais atüeferenda
as Cioi'ro Orat. 7, S3 reeordor iongt untniba* umim aMeferrt li^
lWMM«nfln.
J
Vaklen, Zu Hoiaüns' Brief an Angnstas. 10
Eom5die wird selbst ein unbedeutendor und veralteter Dossennus
mitgenaimt, um wenigstens zu sagen, wie gross er (denn weiter
vagen sie sidi selbst nicht) in der Schilderang der gefrässigen Para-
siten sei/ Wer empfindet nicht, dass dieses ängstlich verclansulierte
Lob mehr einem Tadel gleich sieht? Und nun sehen wir uns die
Gesellschaft an, in welche dieser Dossennus durch Lehrs' Anordnung
ger&th:
55 ambigitnr quotiens utcr ntro sit prior, anfert
PacuTios docti famam senis, Attius alti:
173 quantns sit Dossennus edacibus in parasitis,
didtnr Afrani toga convenisse Menandro,
Plantns ad exemplar Siculi properare Epicharmi,
vincere Caecilins gravitate, Tcrentins arte.
60 hoB ediscit et hos arto stipata theatro
spectat Roma potens: habet hos nnmeratqne poetas
ad nostmm tempus Livi scriptoris ab aevo.
Voran gehen noch Ennius und Naevius. Diese also mit hinzu ge-
nommen haben wir: Epos durch die beiden genannten. Tragödie durch
Pacuvius und Attius, Komödie und zwar Togata durch Afranius, Pal-
liata durch Plautus, Caecilius, Terentius repräsentiert. Kann die Ab-
sicht des Dichters zweifelhaft sein, die Hauptgattungen der Dicht-
kunst, eine jede durch ihre namhaftesten Vertreter bezeichnet, mit
den typischen Eunsturtheilen der Kuustrichter vorzuführen? Wie
ptsst dazu der ^unbedeutende und veraltete Dossennus^ von dem auch
nicht so viel bekannt ist, um sagen zu können, was fQr eine Art von
Dichter er war, und wie fugt sich zu jenen Kuusturtheilen die am
Dossennus gerühmte 'Grösse wenigstens in der Schilderung der
gefrässigen Parasiten'? Und der Schlusssatz hos ediscit ei hos
arto stipata theatro spectat Roma potens usw., der die ursprüng-
liche Aufreihung treffend abschliesst, wie kann er auch den 'unbe-
deutenden und veralteten Dossennus' mit eiuschliessen , bei dem
selbst die lobenden Kunstkritiker nichts weiter zu sagen wagen, als
wie gross er wenigstens in der Schilderung der Gefrässigkeit
gewesen?
Ferner. Mit ambigitur quotiens uter utro sit prior werden
wir gleichsam mitten in eine Verhandlung der Kunstrichter gefuhrt :
gegen einander abgewogen werden die Tragiker Pacuvius und Attius,
die Komiker Caecilius und Terentius ; denn dass diese beiden Paare
in Vergleich gestellt sind, erkennt auch Lehrs an, aber wenn zwischen
jenen beiden Paaren Afninius uud Menandor, Plautus; und Epicharm
zosammengestellt worden, so hat das nichts zu bedeuten, trotzdem
wir diese Neigung, römische und griechische Dichter gegen einander
absuschätzen, auch sonsther z. 6. aus der vita Terentii kenueu und
knn vorher erst der bei diesen Kunstkritikern, die Horatius verhöhnt,
bdiebten Parallele des Ennius uud Homer gedacht war. Diese, wie
M mir vorkommt, nicht gesuchte, sondern sich von selbst darbietende
2*
Vahlen. Zn Iloratiua' Itrief an AufVEtas.
Anorduimg, welche iu der zweckniässi^en Weise ^los folgend« onter
ambigitur qnoliens uler utro sit prior UQterordnet, luusä geleugnet
werden, damit der Dossenuus und seine Parasiten Platz finden köu*
neu. Ganz gleicbgültig ist , ob hinter parasitia oder hinter dicitur
das Komma st«litj die Hauptsache ist, dass hinter nlli kein Doppel-
punct stehen kann, der nnr gewahrt werden mnss, weil mit ambigitur
guotiem ulcr tUro zwar alles andre trefflich stimmt, nur der gewalt-
sam eingeift-ängto Dossennus nicht za reimen ist, der in diesem Zn-
sammeahang so gar nirgends recht ist, dass es fQr meinen Geschmack
völlig gleichgültig bleibt, ob man den Vera hinter 5ö oder aber hin-
ter 58 oder 59 einreiht. Und bei diesem l'rtheil aiQsst"- ich beharren,
auch wenn ich ausser Staude wäre, den Vers an seiner Stelle zu deu-
ten und jedes Wort, das Lehrs Dber die Uuhaltbarkeit desselben ka
jenem Platz vorbringt, unterschreiben müsste. Doch betrachten
die ursprüngliche Abfolge der Verse:
creditar, ex medio qoia res aruessit, habere
sedorxji minlmDm sed habet cenio^dia tanto
170 pluB uneris, quanto veniae minua. aspice Plsutat
quo pacta partes tntetur amantis epbebi,
ut patris aUenti, lenonis ot instdiosi,
173 qnantns ait DoasennuB edacibna In pariiit
quam Don adstricto percarrat pnlpita eoccu:
175 gertit enim nummnm in loculos demittere, poit hoc
securas cadat an recto stot fabula talo.
Darüber scheint Einveratändniss zn sein, dass bei Dosaennue 1
etwa an einen zweiten, dem Plaulus an die Seite gesetzten Dul
KU denken sei : nnr an einem Meister des Fachs, wie Plautus, könnt«
Huratius fnglich die Mangethaft^keit in der Behandlung der KomS-
die aufweisen. So ergiebt sich, dass, soll der Vers hier stehen, der
Name i)o£sen«u£ als ÄppeliativbezeichnuDgTomPlautnszunelunen ist,
und zwar, da Dossennus eine persona der Posse ist, als BezeicLnnng
des Possenhaften in der Darstellung der Parasiten. Diese Annahme
bat Bedenken err^ und wir kommen darauf zurück. Denn nicht
diese sind es vorwiegend, welche den Vera fQr Lehrs hier unerträg-
lich machen. Den 'entscheidenden Grund', den er früher nicht
angegeben und ich nicht erratlien knnnto, theilt er jetzt S. 7 mit.
"Wenn Horaz sagt: 'sieh wie Plautus die Rolle des liebenden Jüng-
lings durchfahrt, wie des knappen Vaters, wie des spitzbübischen
Kupplers , so werde ich es nicht aU nothwendig beliau})ten, dass er
dies 'wie' erklare. Aber wenn er es erklärt, wenn er hinzusetzt;
'mit welchem Hangel an StralTheit er sich dabei gehen lässt', dann
behaupte ich, ist es äusserst ansfissig, dieses erste 'wie' von semem
erklärenden 'wie' durch einen ganz anders constmierten Satz getrennt
zu finden, audi-rs constmierten und noch mehr in entgegengesetzter
Bicbtuug geda<-liten Satz. Denn die Uebertreibung der Posstn-
reiaserei bei ttamelliuig der I'anisiten fällt nicht unter (üe Kaefa-
I
VäUen, Zu HoratitiB* Brief an Aagastas. tl
Ussigkeit, nicht unter den Mangel an Straffheit. Dies erkannte
ich als den entscheidenden Grund, warum mich der Vei-s hier jedesmal
auf das empfindlichste genirte : ^und ich kounte ihn hier nicht dulden'.
Gegen diese, soyiel mir beicannt, ganz neue Auffassung dieser Verse
muss ich meinerseits bekennen, dass ich niemals eine solche Bezio-
hong zwischen 174 qtuim non udstricio und 171 quo pado partes
futetur angenommen habe und auch jetzt nicht einräumen kann» selbst
dann nicht, wenn der Vers 173 qwintus sit Bossennus entfernt
wird. Wenn von Plautus gesagt wird, 'mit wie lose gebundenem
soccus er Qber die Bühne eilt/ so verstehe ich das nicht von der
Mangelhaftigkeit in der Durchfuhrung der Charaktere, wovon die frü-
heren Verse handelten und im Sinne einer begründenden Erklärung
dieses Mangeis, sondern ich verstehe es von dem losen, saloppen
Gang der dramatischen Oekonomie, und finde demnach den Tadel der
Plantinischen Komödie nach drei Seiten gewendet, der mangelnden
CoDsequenz der Charakteristik, der possenhaften Ueberladung in der
Darstellung der hungrigen Schmarotzer und drittens der laxen dra-
matischen Anlage, und kann in der nicht ganz parallelen Anwendung
der Frageformen : quo pacto (ut) tutctur d. i. wie schlecht, quantus
Dosstnnus, ein wie grosser Possonreisser, qu<im non adstricto, mit
wie losem Schuh bei übrigens parallelem Gedankcuausdruck keinen
Anstoss erkennen, wenigstens keinen, dem die Beseitigung von V. 173
ZQ begegnen geeignet wäre.
Aber wie kommt der Name Bossennus zu der Bezeichnung der
Püäsenliaftigkeit? Denn das ist das andere Bedenken, dasLehrs, wenn
aach erst in zweiter Linie, geltend macht. Ich habe darauf Folgen-
des zu erwidern. Dem Geschmack des Horatius war alles Possen-
hafte und Scurrilo zuwider (man denke an sein Urtheil über Laberius'
Mimen Sat. 1, 10 V. 6 und das andere über die Witze des Plautus
Ars poet. 270), das er von der kunstmässigen Komödie fern gehalten
wissen wollte. Es handelt sich nicht darum, ob er dem Plautus und
anderen Dichtern der alteren Epoche gerecht geworden ist, sondern
nur um die Anerkennung der Thatsacho^ die nicht wegzuleugnen ist.
Indem er nun den Namen einer der bekannten, typischen Personen
der Posse auf Plautus überträgt, drückt er den Komiker auf die Stufe
des Possenhaften herab, das er bei ihm vornehmlich in der Darstel-
lung der Schmarotzer empfand, deren Gefrässigkeit nicht ohne Be-
ziehung genannt wird. Der Tadel liegt in dem Namen Bossennus
and e.s macht hierfür keinen Unterschied, ob man qu^nius im Sinuc
von *wie groi^s* oder 'wie übertrieben' versteht: denn ^ein wie grosser
S[ta8ämacher Plautus in der Schilderung der Parasitenspassmacher
sei' ist allerdings ein Tadel und kein Lob, in den Augen des Hora-
nrs nämlich, dem diese Art Spassmacherei nun einmal nicht zusagt.
N;weit finde ich keine Schwierigkeit: allein wer nun weiter fragt,
wamm gerade der Bossennus aus den Figuren der Posse ausgewählt
«ei lur Bezeichnung der Gattung und was für besondere Beziehung
dieser zu Parasiten gehabt habe, dem weiss ich nichts zu antworten,
ii
VaUcn, Za Ilotatius" Brief an Augustus
uIb iäs Eino, daKB hier don zeitgenö^ischeu Lesern eine Anepielnog '
deatlich sein konnte, die es fQr ans nicht ist. Wur darin ein In^ctuni '
der luterpolatiun erkennt bei Qbrigens klarem nud aiigemeBsenem ,
Gedanken, mag zuselieu, wo er mit den Versen in den Satiren und _
Eptstelu bleibt, bei denen mmen^ui VerstäaduiSE etwas abgebt.
Die uweJte Stelle, die wir zu betrachten haben, ist V. 93 ff. : i
ut primum positig nugati Graecia b«lU§ '
coepit et in vitinm fortnna labier aequa,
H5 nunc athletarum stadiis nunc anit eqaomm,
maraioria aut uboTis &bro5 aut aeris amavit, J
aaspendit picta voltum mentemque tabella, I
nunc tibicinibns nunc est gavisa tiagoedisi |
sab nntrice poella velat si loderet iofans,
100 qüod cnpidu petiit, mature plenu reliijiiit. ,
Zuerst vitiaitt V. 94. Lohrs hatte nrsprlluglich im Rhein. SIc-v
aeum, dann im Aristarch S. 437 statt vUium ein Wort "etwa im.
Sinne von tusuin verlangt, hernach in der Äns^abe luswm in dtö)
Text genommen, indem er sicli über den frQber empfundenen AastOflAi
wegen des folgenden vetttt si luderrl Sit hinweghalf; dennoch bM
friedigt ihn auch dort /»sunt ao vollkommen nicht, dass er nicht dM
neben noch au requiem dftchta. und jetzt echehit es fast, als ob Ist's
teres das meistbegnusti^ sei; denn, tieiest es, ein Ausdruck wiewfa
primum posilis nvgari Graecia belUs coepit tl in oUum forttMsB
labier aequa sei der 'allematflrlichsle' und für das im Vera nidit vif
brauchende otium sei reqwittm nur das metrisch liuijueme nnd flbar^
dies in re eine kleine Nuance enthaltende Wert.
Es kann wol sein und ist nicht ohne Ueispiel, daes eine tr«
fende Verbesserung jeden Versuch, sich mit einer vielleicht mGglicbl
Erklärung abznfinden, niedorsuhlägt; atier so ist es hier nicht n
Lehra darf es andern so Übel nicht nehmen, dass sie zu seinen E:
fflllan kein grösseres Vertranon hegen als er selbst. Der von ih
hervorgehobene Anstoss an lusitm besteht meines Erachl«ns i
immer, und was die Hauptsache ist, die Formation des zweiten Sal
theiles dieses zweigliederigen Vordersatzes ut primum positis n
Graecia bellin coepit et in vitium fortwui tabier acqua scbll«
fflr mich an der Stelle von vititmi ebensowol ein mit tittgari ej^non
mes ludvre (SaU 2, 1, TA nugari cwm illo et disciricti ludere), *
ein otiari, rei/uiegcere aus ; letzteres zumal ein hier ganz unnOtbig
und J&stiger BegrilT: nach posilis bellis und rieben fttituna atqH
ilaa ja allerdings nur den Frieden bezeichnen kann, nech einottU, <
zweiter Stelle hinter nugari eine Bezeichnung, der Mnsse und Kali
da man doch vielmehr dw Grgehulss dieser Uosso erwartet. A)
ein tadelndes Wort' wie vitium seil durchaus nicht am Platze m
Ich hatte Vitium nur in Sezag auf nugari und als eine 81«ig«ra
dieses Degriffee (etwa wie in tdiium Uhertaa excidtt) geßisat, «
mir sachlich iingomesson nnil durch die sprachliche Form, das labi
Vätien, Zu Honiiiu* Brief iin Angnstu. 28
und foriuma aeqwi nach vorangegangenem nugari xm^positis bellis,
empfoUen zu werden schien. Die dnrch den Frieden hegünstigte
dauernde Hingahe an das nugari^ wie man es nun immer fibersetze,
meinte ich, sei das Vitium. Dagegen wendet Lehi's ein, dass nugari
gelbst niemals einen Tadel aasdrücke. Einen Tadel wol nicht, aber
doch immer, wenn von Eunstthätigkeit oder literarischer Arbeit ge-
braucht, eine Art v7roy.nQiafi6g, wie auch das entsprechende naiteiy
in gleicher Anwendung. Und um Vitium zu rechtfertigen, muss nicht
schon in nugari ein eigentlicher Tadel liegen, wofern man nur jenes
nicht schwerer nimmt, als man im Deutschen ^Laster^ zu nehmen
braucht, wenn es von Dingen gesagt wird, die nichts weniger als un-
Bttlich sind. Zudem glaube ich in beiden Ausdrücken wie Ifberhaupt
in dieser Schilderung hellenischen Kunstgenusses etwas von des Dich-
ters satirischer Schalkhaftigkeit zu empfinden, mit der er seine Worte
10 wählt, dass sie die bekannte echtrömische Art, über solches grae-
tofi zu nrtheilen, durchblicken lassen.
Weiter soll V. 100 quod cupide petiit mature plena reli-
q%it nicht stehen, weil er dem in V. 99 enthaltenen Vergleiche mit
dem spielenden Mädchen eine hier unstatthafte tadelnde Wendung
gebe. Was will Horatius mit diesen Versen ? Sein Zweck ist darzu-
thon, dass den Griechen die noi^itas in Kunst und Literatur, welche
die Bömer nicht zu ihrem Bechte kommen lassen, nicht zuwider war,
dass sie vielmehr, seit ihnen die glücklichen Friedenszeiten dieses
Oeniessen gestatteten« einer Kunst nach der anderen, heute dieser,
moigen jener, ihr Interesse zuwendeten : die ganze Fassung, das wie-
derholt wiederkehrende punc — fiunc, legt dem Leser die Voi-stel-
long eines schnellen Ueberganges von Einem zum Andern nahe, und
nichts andf^res soll das Bild vom spielenden Mädchen versinnlichen,
als eben dies, wie der HelK'ue im raschen Wechsel dieser Kunstgo-
nOsse das jetzt leidenschaftlich Erfasste bald wieder aufgiebt, um nach
anderem zu greifen. Und das ist ja die Natur des Kindes, ob man
nun sein Treiben widerwillig und verdriesslich oder mit freundlichem
Behagen betrachtet. Sagt doch Horatius in der Schilderung der Cba-
nkfere (Ars poet. 165), weder als Griesgram tadelnd noch als gra-
ziöser Mann bewundernd, sondern als Beobachter, der die Naturwahr-
heit auffasst, vom Jüngling sublimis cupidusqur et amata relin-
quere pernrx, und andere haben dieselbe Wahrheit vor ihm gesagt.
Daher kann ich auch jetzt nicht anders urtheilen, als : entweder war
das Gleichniss zu tilgen, das doch nicht leicht jemand missen machte,
oder auch v. 100 zu belassen, der nichts aussagrt, als was man auch
ohne ihn nothwendig denken muss.
Nur beiläufig hatte ich die Verse 63 ff. :
interdum volgiis rectum vidot, est ubi peccat.
si veteres ita miratur laudatque poetas,
65 nt nihil anteferat, nihil illis comparct, errat;
si quaedam nimis antique, si pleraque dnre
dicere credit cos, ignavc multa fatetur.
et sapit et meeum facit et love iudicat aequo.
tm Titt aicb tfe«rm««c«s li^si
M «i &^ «K «i *r ^
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Vit idk MiM^ oc^ikwt «B«M BlBEta. Dta^fiaaBlkMi
^ 4«r Cwi^uUt aftMB i^wiMk*. «» «e Itffik in Qtiahf \
TtUf im IriMi wiMi Iwitoiij iilkiini mi limlirli Irlinr jf
Mvni* iFili hilft ^«a tette w^riUrt. te& das Fohlia
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HB 4M- amkmtaSifm Logik ias Geocbt n KUwm, wenn er 1
Um Mille: cahndw n : 'insofea iaa ^blknni •!» altoi Diob
Bwrwiwig btwmrlart, ort le, insof^ es a^U (odwsDchigUsIl
■ tiwMtit Tvraltet, stia lieJes bau. nel«s mktt van ibi
, KrtlMilt « Kwcbelt.' CUer s»: 'mag « imnur fl
ESB BHantor das ridili^ ätbi, eo giebt ee doch «
rai«, iB doMQ es feUgebt Cnd w«im es nim (vie KQEgtAhrt)>
altao IHcfeUr k> Abemtadg erbebt, so g«ht «s fehl. Iti£>>f«ni es »
lOgMi (odej- Micb: gbabt), daes o. s. w., orth^filt es gescheit.* A
•t gibt i» dM ebtn nicbt zu, es ist ja eben dea Glaubens nkbt. ]
Ift Ja M kraM. , . Hit meiaem Qai heisst es niui : 'Wer liingegen (i
MkbMxl V'ini Publicum) des Glaubens ist — Aer urtbuilt gesdl«
ttflgwi iliCMi Aunhrung habe ich folgendes eitanvcmlen. Hunt
btftndrt *lrb dem Publicum gegenüber — «lio Untcrecboidung,
liebra H. Il> mir unterlegt, kann ich nicJit iUierlCeDaen — , des
Urtbsit und nur dessen sucbt er zu bekehren, jedoch nicht so, d
«r ee au* Am fll«rnifts8igen Lobpreisung la absoInUr Vorachtnng
allen Dkhter hinQberuehen wollte, Bondorn nur um es 2u einet ricliti
and bUligon Abtichatznng von Wortb und Tuwertb hinObennl«!:
VMen, Zu Horatias* Brief an Angostus. 25
Und wenn er nun sagt : 'manchmal sieht das Publicum das Rechte,
nitanter irrt es : wenn es die alten Dichter für unübertrefflich, für
miTergleichlich hält, so irrt es, wenn es aber viel Schwächen in ihnen
anerkennt, dann ist es vernünftig und wir stimmen überein*, so ver-
stehe ich nicht, warum das so krass sei, und warum Horatius sich so
nicht habe ausdrücken können, wofern es ihm eben darauf ankam, be-
^iflich zu machen, dass entgegen der beliebten Ueberschätzung die
Anerkennung vieler Mängel (neben denen ja auch einiges Gute be-
steht nnd bestehen kann) das rechte und billige sei. Oder sollte ich
dn angezogenes Kind nicht mit der hypothetischen Contraposition zu-
rechtweisen dürfen : wenn ein Kind ungezogen ist, will ich nichts von
ihm wissen, wenn es aber artig ist, dann habe ich es lieb. Lehrs Irr-
thom ist dadurch veranlasst, wie ich glaube, dass er die fraglichen
Teise mehr als Conclusion der bisherigen Betrachtung, denn als Aus-
gangspnnct ebier neuen ansieht und überdies die Condicionalpartikel
ober Gebühr presst in einer Weise, in der sich unschwer darthun
liesse, dass die hypothetische Satzform 1)eidü Male nichts nutz sei :
denn wenn das zweite si nicht stehen kann, weil das Volk des Glau-
bens nicht ist, so ist das erste si verkehrt, weil das Volk jene Be-
wunderung wirklich hegt.
Noch zwei Stellen sind kurz zu berühren, über die Lehrs früher
sich nicht geäussert und ich nur Bibbecks Meinung zu bestreiten ge-
sucht hatte : erstlich V. 28 fif.
si, quia Graeconim sunt antiqnissima qnaeqne
scripta vel optima, Bomani pensantur eadem
30 scriptores trutina, non est quod multa loquamur:
nil intra est olea, nil extra est in nnce dnri,
venimas ad sürnrnnm fortunae, pingimus atquc
psallimus et luctaniur Achivis doctias unctis,
worin v. 32 f. Bibbeck vor 108 gestellt hatte. Dass Lehrs mit dieser
Umstellung, die ich bekämpfte, nicht einverstanden ist, sagt er zwar
nicht, aber lässt es erkennen, sein eigener Versuch dunkt mich jedoch
noch zu onf^rtig, um darüber zu streiten. Ich beharre daher einst-
weilen bei der alten Erklärung, der ich früher folgte und die ich hier
in der Kürze reproduciero. Unsere alten Dichter sind die besten,
sagen die Alterthümler, denn bei den Griechen ist i.'s ebenso. Wol, ent-
gegnet Horatius, so ist es also auch bei der Olive wie bei der Nuss :
harte Schale und weicher Korn; und wozu nur unserer alten Dichter
UnübertreHlichkeit beweisen? L'isst sich ja mit solcher Argumentation,
lus solchen Prämissen mehr und grösseres «ieducioron, dass wir Kö-
mer Maler, Musiker, Athleten sind selbst den Grieclien überlegen :
nam cadnn rationc rcpcricmur G-rarcis nuUorcs (Lambin). Und
das ironische renimus ad summum foitunav, das in dem folgenden
pingimus nttinv usw. seinen Inhalt bekommt, paraphrasicren die
Schollen: ergo perfedi sumus, non Iwhet ampUus f'ortuua fdici-
iaUs quicquam quod nöhis j)ra€St€t. Doch wie gesagt, ich bin bes-
tfi VähHen, Zn HonttiiiB* Brief an Angiwiiis.
serer Belehrung nicht nnzng&nglich, nur dass das bis jetzt Vorge-
brachte mir eben besser nicht za sein scheint.
Sodann die Verse 260 £f.
sedniitas antein, stultü qaem diligit, urget,
praeeipne cum se numeris commendat et arte;
discit enim citins memiDit([ue libentius illud
quod quis deridet, quam quod probat et veneratur,
die Lehrs wie ich gegen Ribbeck für acht hält, nur dass er in der Er-
klärung auch hier mit mir nicht einverstanden ist. Seinen Spott freilicli
über meine ^Conservativität', die er hier in der 'Erhaltung eines alt-
hergebrachten, nur vereinzelt angetasteten Komma' sogar noch über-
bieten wolle, ihm zurückzugeben, hat er mir leicht gemacht, indem er
erstlich übersah, dass — spasshaft genug — in seiner eigenen Aus-
gabe das Komma da steht, wo es nach seiner Meinung alles verdirbt,
und zweitens vergass, dass meine Erklärung vielmehr die alte ist,
von der nicht viele abgewichen sind, und er also auch hier der Revo-
lutionär ist, vor dessen rauher Hand selbst ein vom Alter geheiligtes
Komma nicht unversehrt bleibt. Ordo est, sagt Lambin, sedulUas
eum urget, quem stalte d'tliyii, id est, qui stulta seduli^
täte studioque inepto atque intempestivo officium operamque suam
alicui polUcentur atque obtrudunt, molesti ei swit potius, quam
gratij vel hoc modo, qui stuUe et ineptc quaniumvis sedulo altcrum
diligunt, molestiam ei exhihent potius quam placent, Lehrs hin-
gegen, der das K(»iiima hinter stultc setzt und so verbindet sedulitas
autem stulte urgct, quem diligit, versteht dies *von der Zudringlich-
keit, welche thörichter Weise (denn sie will das ja nicht und weiss
es nicht, aber ihre Natur bringt es mit sich) den, welchen sie bevor-
zugt, belästigt' und bemerkt weiterhin : *^Man mag der eben voraus-
gegangenen Bescheidenheit gegenüber {pudor V. 259) die sedulitas,
die nun gleich als das Gegenstück gegen diese beschoideue Zurück-
haltung Personen gegenüber sich darstellt, die sich zudrängendc und
vordrängende sedulitas, durch Geschäftigkeit oder durch Zudring-
lichkeit übersetzen, was einerlei ist, aber Zudringlichkeit ist besser,
so liegt es in der Natur dieser sedulitas, dass sie thöricht wird und
mit ihrer Thorheit den, welchen sie bevorzugt, belästigt und blamiert.
Verstehe ich recht, so ist es also doch die thörichte sedulitas, die
sedulitas stulte diligentis, welche den Gegenstand ihrer Verehrung
lächerlich macht. Und so ist es: sedulitas heisst an sich nicht Zu-
dringlichkeit, sondern heisst Geschäftigkeit, und es gibt eine sedulitas^
welche nicht belästigt, noch lächerlich macht, daher d i e sedulitas,
die Horatius von sich abweist, näher definiert werden musste als die-
jenige, welche thöricht ihrem l^evorzugten sich anhängt Denn nicht
richtig wäre es zu sagen sedulitas urget quem diligit, richtig dage-
gen sedulitas urgct, quem stultc diUgit. Läge aber der Begriff, den
ich aus dem Relativsatz stulte quem diligit gewinne, wie Lehrs will,
schon in dem Worte scdulüas, so würde mir siulh ein nidit wol an-
Fo/Ueit, Zn lifiiiB. S7
gAnchter Zosatz scheinen: denn dass die seduHtas ohne es zu
wissen und zu wollen dem Gefeierten lästig wird, eine solche
gntmüthige BeschOnignng war doch hier, wo Hoi*atius sich dagegen
Yenrahrt, nicht am Platz, und bei Lehrs selbst scheint, wie bemerkt,
unter dem Fortgang der Erklärung der Begrifif stulte eine kleine Wan-
delung zu erleiden und dem sich anzunähern, den ich für den rich-
tigen halte.
Wien, im August 1872. J. Vahlen.
Zu Livins.
XLV 5, 4 Cum creditae sanditati adsentirentur omnes ^cur
igitur in^it ^polluit eam hamicida, sanguine regis Eumenis
ru^vü? et cum amnis praefatio sacrorum eos, quibus non sint
purae manus, sticris arceai, vos penetralia vestra contaminari
emento latronis corpore sinetis?^ Diese Interpunction scheint durch
den Gedanken geboten, und geändert wird nichts als das unter allen
Umständen verderbte polui der Handschrift. Das Asyndeton ist
nicht ohne Wirkung, sicher ohne Anstoss. Dass Madvig praefatio
sacrorum . . sacris arceat geduldet, ist fast zu verwundern : passend
reiht sich das Exempel den in dieser Zeitschrift 1861 S. 261 zu-
sammengestellten an.
12, 8 Clara ea per getdes legatio fuit, quod haud dubie ea
athmpta Antiocho Aegyptus Jiabenti iam redditumque patrium
rtgnum stirpi Ptolemaei fuerat. Die Vulgata haud dubie (dubiae
Cod.) adempta lässt die Beziehung von haud dubie vermissen: der
finf der Gesandtschaft war gross, weil ohne Zweifel durch sie jene
Erfolge erzielt waren.
13, 14 Duas res ei (Masinissae) rubori fuisse, unam, quod
rogassct cum per legatos senafuSf quae ad bellum opus esserU, et
non imperasset, alteramy quod pecuniam ci pro frumcnto misisset.
Masinissam m&minisse, regnum a populo Bomano partum auctum-
que et muItipUcatum habere; usu rcgni contentum scire, dominium
ft ius corum, qui dederinty esse, sumere itaque cos de se, non ro-
garcy acquam esse, neque emere ea ex fructibus agri ab se dati
[quae sibi necrsfiaria sint, sed omnibus ut suis uti] quae ibi pro-
veniafit: id Masinissae satis esse et forc, quod populo Bomano su-
per esset. Für die Worte stehe ich niclit ein, aber dass die in der
üeberlieferung an einander gefugten Sätze cmcre ea ex fructibus
agri — quae ibi proveniant, deren jeder für sich unversehrt scheint,
nicht zusammen gehören, dünkt mich gewiss, und die Versuche der
t8 VMen, Zu Linus.
Kritiker und Erklärer, die ihnen selbst nicht genügend erschienen
(man sehe Weissenbom und Madvig), machen es wo möglich noch
deutlicher. Die Ergänzung gibt der Stelle den Pai-allelismus der
Glieder zurück, auf den sie angelegt war, und bereitet dem folgenden
id Masinissae satis einen bequemeren Anschluss. Dass man super
esset, nicht superesset schreiben müsse, verlangt der Gegensatz. — In
demselben Gapitel 10 ist mit Benutzung einer handschriftlichen Spur
Dimissis legatis, disceptatum inter Pisanos Lunensesquc legatos
est^ Pisanis querentibus zu lesen; und, um auch das noch zu er-
wähnen , 3 gratulati dein de victoria sunt , quam opc , si quid
imperatum forety adiuturum regem fuisse ist jeder Zusatz bei ope^
d. h. durch eine Hilfeleistung {ßor^^eicf), vom Ueberfluss: man ver-
gleiche XXVI 15, 3 num commiwiicassent consilin cum aliquis so^
clor um Latini nominis et num ope eorum in hello forent adiuti.
15, 4 Negdbat Claudius suffrag ii lationem iniussu populi
censorem cuiquam Iwminiy nedum ordini universo adimere posse.
neque cnim si tribu movere possit , quod sit nihil aliud quam
muture iubere tribum^ ideo omnibus V et XXX tribubus cmovere
posse: id esse civitatem Ubcrtatemquc eripere non ubi ccnseatur
finire sed cetisu excludcre. Die Vulgata id est ist unhaltbai*;
Livius erkläi*t nicht etwa einen Terminus, sondern fügt ein von
Claudius geltend gemachtes Argument an : 'nicht zu bestimmen wo
man sich schätzen lassen solle, sondern vom Census ausschliessen,
das heisse Bürgerrecht und Freiheit entreissen. Mit id, welches
tlurch die nachfolgenden Infinitive finire — cxcludere erklärt wird,
vgi.Cic. Tusc. 1, 39, 93 Nondum gustavcrat, inquit, ritae suavitatcm,
hie autcm i<im sperabat magna, quibus frui coeperat, At id
quidem in ceteris rebus melius putatur aliquam partem quam
nullam attingere; cur in vita secus?
J. Vahlen.
Zweite Abtheiluiig.
Literarische Anzeigen.
Corpus scriptoram ecelesiasticoram latinorum editum consilio et
impCTsia academiae litteraniin caesareae Vindobonensis. Vol. III.
S. Thasci Caecilii CypriaDi opera omnia receDsnit et commeiitariu
ditico instruxit Guilelnius Hartel. Vindobonae apud C. Gerold! filiuin
bibliopolam academiae 1868-71, gr. 8. 5 Thlr. — Pars I (8. 1-462)
n. (S. 463-842), m. Appendix (opera spuria, indices S. 1-462)
praefatio I-CXXII).
An die Ausgaben des SnlpiciusScverus,Minncias Felix und Julius
Firmicns Matemus von Halm (1866 und 1867), welche das gross-
artige Unternehmen der k. Akademie der Wissenschaften in würdiger
Weise einleiteten, schliesst sich nun die vorliegende Recension des
Cvprianus von Wilhelm Hartel an, welche in dem Zeiträume von vier
Jahren erschien, nämlich der erste Theil 1868, die beiden anderen
1871. Was die Anordnung anbelangt, so enthält der erste Band
«ämmtliche echte Schriften mit Ausnahme der Briefe, welche den
zweiten Band füllen; in dem dritten finden sich die unechten Schriften
und reiche Indices (scriptorum, nominum et rerum, verborum et locu-
tionnm). Hierauf folgen mit eigener Paginierung die praefatio (I bis
LXXXIX), die alte vita Cypriani, welche gewöhnlich dem Diakon
Pontius zugeschrieben wird, und die Acta proconsularia über das
Martyrium des Bischofs von Carthago (LXXXX— CXIV), ein Index
operum (CXIV — CXVUI), endlich eine tabula numerorum quibus
singalae epistulae in reUquis editionibus insignitae sunt. Es vei'steht
sich von selbst, dass die Praefatio, welche natürlich erst nach Been-
digung der Au.sgabe ausgearbeitet werden konnte, eigentlich zum
ersten Theiie gehört and dort onmittelbai* nach dem Haupttitel ein-
zufügen ist.
War nun die Kritik boi den oben genannten Autoren, welche
Halm herausgegeben hat, insofenie erleichtert, als der kritische Ap-
parat f&r sie schnell zu beschaffen war (denn alle drei sind uns nur
m je einer Handschrift erhalten), so steht die Sache bei Cyprianus
ganz anders. Es siiid nämlich die Scliriften desselben in zahlreichen
30 fr. EarteL Corpus icrlpt. 'H'cieaiastic. -^tc^ ing. r. K. SScftflitf.
Citdir.^ m«i 7.xir .n ■r.^rs«::u'^Len»-n äe-f^n-ion^'n ib»*r:ifrert- Dahor
war -^s ^rhon kv»ine >ir;ir^ Ainraii»*. ien Appai'Ot Ji ^«"ilciier 7oIl3tän-
iiffkpit. ▼:♦» ►^r /.i Liif'^^r Ax^^^iw» -..ri:»-,-. iri-heizusciiarfen. Es waren
:änir»rj* S.»i>t»a norirT.^miitr. 121 Züj: i>'üi .i'tcn in On iind Stelle zu
ri*itrlp'.«:aHn : T.-n linieren .ni'u?>rt'Ti ' -iLiri^tiitfa iar^ii Teriüssiiche
'rttehni*. 'iie sioh j<='riil»* m .i»!i»*!i ■r*']i liif!!!*?!:?!!. "lesiinr: wenleiL
L'or Hr. V»»rf. -»rk-^unr. iankjar ü»* Tirt*r=r:r7:in:: in. reiche ihm die
k. Ai!aiiemii» inir'*>i»^i:ie!i l:t»<.-i. .niiem n* .m Zla^raau^« ier pnietatio
•ioa^.: -»xiniia Hua ''bt^rii ttX'f )wn'hn6 '"-t" mann^crgtis libris
qiMirum *n 'frtitjn'nm iiAttirjo -'.sf iltir^i iwrt'ir'iij,-} *ui mihi UcuiL
Aa«li ▼:!• . 3ian in i»Mn Appiiritt* 0:131 *rTT>- t-.q WViiriirkeit; ver-
mi."='sen. I'»*!r. Rt*fer»iiren .?- ▼•^oiirs'-ns :i:-'!::5 ■)-*ska tir» anige-
tiiili*r». Im »»nteri E;uiiie T.»rui>-r man :. 5. ia>s.*r bei 'i»*in letzten
Stü<'ki» /Sf?w^'»f''i'' ■v.'.-'.';L';rvMi/ ;i*'ie Ann".)»* l"?»"r ien. Kesrinensis
ll"! T';. Vi ^irjir^n .Snii'aer:. :. 5. • '" D'^irniH, ?•; f^uinmim auch
iber -ien ÄsöinenijLs lln i : i-^Lli.ii "Tii-^nen 'jeiiie C'iiiioes erst
in -irltter odi^r 7->r:.»r S.»ihe b»»nii:ksii'hi;isr; :ti wpr'iea und wird von
ihr.en daa sreiren. was Ji ier E*raei. j. XTT ,'--a:r; wiri: mylm if^ur
pltArihus o'A**'ih*i.i '^xi^rnpr?.^ idfhjr.jr/ijnt'm -'rKirtim fffmis atiiyere.
sed pa^iri.^ -iÄSiiy^ *it in hat: ini'tif*:.tTitLtti mt'iiorfJtA.i cont^fntus
fm ^). Dafar -iass lies** imranirreioiiea «r''tlari«mea au« -zrosser Sorg-
») Bei ier rjpiäüUla a*i Tiroiiini :::i irl^ea Binde. S. ■274 £ idt Hm.
H. -»nr^an^iin . -iaes iieser Er.-*t -?r-ri:nm»il: in ier Benediciiner
Aasffaoe des Ai:j^..sriaii im tnde •i'»s 3.?hnwa Baaiies bei Migne
am tn'iri it?s 2"w-*iTwn Bandes ^. 11 73 :. ib!r»?dnokT: ist und zwar
nach einem «lod-rx t r. M:nte 'issin' ir*« dem XI. Jahrhunderte
(▼^1. Reüfersohei-i BibL i:ai. IL -3. ot27. der iie:? eoenralls nicht
bemerk u has-. Lvn fthrt der Bnet iie A":i5..'ii7irt AmJ con^'Ha-
^r/riam 'i.i pr'jh%m. »JbT:! ::•? Uandsoarift d'.Tj 11. Jahrh;inderte
ang-ihi'rt. s«- bietet -i? i.vli j -.rrn-i'jer i-in Vn-itzt^fn Zur ans
dein 14. :r. l 1.3. .Ji'ir^ini'rrte üwii:-: ö-.mersrn.-weniics. wie dies
folgende Viriantr?n zeLr?n: r. -74. 21 a.5 'ki>r-;m. 'J4 fiecteres,
2To. 1 4opire. 1' senri^ a/it^^n'i«;. ö rrittn:a.< tt^ti^ue etuw sm/Ti-
ceref. »5 tulir 'pn cmrü. 'pik* fra:. 7 'Z^rep^tt^. ? cttm suum
recip^^. düjnntn.* i*.^ -?? f-rj^ntäm. 10 ':retUti>rifM ej »i^iiomtniu
crtdä'jTi, 1 1 .«ic /'-^^x 12 iriiir t*;iti:. 14 i;<itn.'« ergo non erat
9Ua er/n^tiUfüi quod ctyntr-i likcr*Jkm nein*i pLtm^re \U:b€at cum
alienü nddidsnt. 17 »».^rrer^fr. IS incid^re deWT?wiiw. ^aectUi
rf/nlrarioji. ]^ om. e* 2" iar-: »lu-xi ^rae.^ef prfKitet ist richtig)
adhu^ rifi^re rtA^hnM mi*er:iin hib'jr^ire. iT*>. 1 chriftianam ei
feiern. 2 mnwU dm nwitrari Ki^i, ¥ta»fhi^). 3 ta/Ua» tatqtie
imf/tigntihone^. 4 * 'arfej« eojsis.<e «aiio ar.oh dieser Codex hat das
fA^ij^-irrii tut rnltimtit'iti!!* nioht /»jcn/hi/w. ö ne^ci^fv. quotidie.
<\fi^uj\t '} pfopter 13 oyiitrtji. '\^':.x{i 14 ÜU 27 J*. 21 am'
pkcti. 21 om. te. 2^^0, 1 .^useipere festinant itinit\ Wir haben
al.v> hir^r ein Eiempel vor ans. -las willkürlich überarbeitet und
th^lw<fi.^e daroh Anslasäungen bis zur ^innL>sigkoit entstellt ist.
Nicht zn billisren ist es. dass Hr. H. d.^n Beginensis 116 und den
YirtTtnnTi,^ «Wj, der freilich nur für die opuscula »puria in Be-
tnu^ht kommt, mit R bezeichnet hat : 'Ts konnte d*Kh für letzteren
ein^ andere Chifire gewählt werden. Auch wird im ersten Bflüode
der Keirinensis 11 ti mehrfach ohne diese Ziffer angeführt, womach
man annehmen müsste, dass es nur einen Reginensis gibt
G. 3aiHdf Gorpoi scri^ eodesiBstic. etc., aig. t. Em ßkhenkL Sl
fiJt und Treue gemacht aud benutzt sind, bürgt einerseits der Name
des Heran^iebers und andererseits der Eindmck der Präcision und
Sauberkeit, wekhen die ganze Arbeit auf jeden Leser machen muss.
Eine neue Angabe des Cyprianus war aber auch ein BedQrfniss
gewordm, denn obwol einzelne Herausgeber, unter ihnen namentlich
St Bigaltius (Paris 1648), für die Texteskritik Erhebliches geleistet
hatten, so fehlte es doch an der echten kiitischen Gmndlage, indem
man nnr immer einzelne Handschriften und auch diese nicht mit der
nothwendigen Genauigkeit benutzt hatte ; und später hielt man sich
ganz an die Ausgabe des St. Baluzius, welche der MaurinerPrudentius
Maranus beendigte (Paris 1726), eine wüste, unkritische Arbeit, bei
der allerdings sehr wichtige Codices, aber ohne alle Genauigkeit
benützt waren, so dass man sich auf den kritischen Apparat nirgends
verlassen konnte. In der neuesten Zeit machte die Ausgabe von J. G.
Knbinger Aufsehen, welcher die meisten Hauptabhandlungen in zwei
Bänden, Tübingen 1853 und 1859 herausgab und liiebei neben anderen
Collationen ^ die wichtigen Handschriften in Würzburg, München und
Bamberg, die er selbst verglichen hatte, verwerthete. Allerdings er-
schien 80 Cyprianus in einem reineren Gewände, besonders wenn man
damit den üblichen Baluzianischen Text verglich, in welchem gerade
die Lesearten der schlechten und interpolierten Codices Aufnahme
gefonden hatten. Man hatte aber, wie man sich aus dem vorliegenden
Werke überzeugen kann, die Leistungen Krabinger's weit überschätzt;
seine Collationen sind nicht immer zuverlässig und dann fehlte es ihm
an der strengen philologischen Methode ; statt sich unter den Codices
einen oder den anderen sicheren Führer zu wählen, verfuhr er eklek-
tisch und trübte so selbst die Keinheit der Ueberlieferung. Hr. H.
hat in dem vierten Capitel der Fraefatio p. LXX ff. eine sehr dankcns-
werthe Geschichte des Textes gegeben, indem er alle Ausgaben, welche
nicht blosse Abdrücke sind, verzeichnet und kritisch gewürdigt hat.
Dieser Abschnitt ist eine nicht unwichtige Berichtigung und Vervoll-
•) So hat für Krabinger den wichtigen Soguerianus (Paris. 10529)
zum Theile E. Wölfflin verglichen. Wenn man diese Collation
mit der des Hm. Herausgebers zusammenhält, so sieht man, wie
genau der Letztere verfahren ist. Beide stimmen in allen wich-
tigen Dingen üb. rein, in kleineren, namentlich was Orthographie
anbetrifft, scheint die Vergleichung des Hm. H. den Vorzug zu
haben. Um dies an einem Beispiele zu zeigen, mag hier bemerkt
werden , dass in dem Tractatc de dominica oratione (I, p. 269 bis
274) »ich folgende Abweichungou der beiden Collationen von
einander finden: 269, 21 ieremian R{ieremiam W), 23 iüut H
bei W nichts), 270, 1 indusa W (inclausa H), 271, 2 temptor
Hone, 23 disdpvlos (m. pr.), 24 wvanimis H (bei W nichts). 273,
18 praesaepium H i^praesepium W). Indessen bemerkt Hr. H.
(Praef. p. II), er habe sich durch die Einsicht der Collation
Wölfflin 8, die unter dem schriftlichen Nachlasse Kiabinger^s in
der Münchner Bibliothek aufbewahrt wird, überzeugt, dass Kra-
binger die Vergleichungen Wölffliu's sehr nachlassig vcrwcrthet
habe.
st 0. Hartd, Corpus Script, ecclesiastic etc.^ ang. v. K 8(^ienkl.
ständigniig des betreffenden Capitcis in Schoenemaun's Bibliotheca
patimn latinomm. Wir erhalten hiednrch ancli die beruhigende Ge*
wissheit, dass keinem von den Herausgcbeni je bessere Quellen zu
Gebote standen als uns und dass die solir zahlreichen Handschriften
aus den spätoreu Jahrhunderten nichts Eigenthümliches enthalten,
sondern als blosse Copicn der uns noch vorliegenden älteren zu be-
trachten sind.
Gehen wir nun nach diesen einleitenden Bemerkungen zu dem
Einzelnen über, so kommen wir zunächst auf die Ilauptabhandlangen
zu sprechen, welche der erste Band enthält. Für diese (mit Ausnahme
der Stücke II, III, XIII, welche in dem Codex nicht vorkommen) hat
Hr. H. den Seguerianus (Paris. 10502, Suppl. lat. 712) aus dem
sechsten oder siebenten Jahrhunderte als Grundlage erwählt, dessen
Wei-th für die Kritik in der Praef. p. V fT. ausführlich erörtert wird,
lieber den früher überschätzten, nun verschollenen Veronensis, den
Latinus Latinius für seine bei Paulus Manutius zu Kom 1563 er-
schienene Aufgabe benützt hat, äussert er sich dahin, dass derselbe
eine sehr willkürliche Bearbeitung dos ursprünglichen Textes liefei-t.
In der Praef. p. XV sagt er hierüber : atque ut (juid mihi videatur
ingenue fatear ^ Ve4'onensis Über corrcctons manum non indocti
eiusque audacissimi cxpertus est: quaccumqae inelcgantius dicia
vel obscurius prolata ipsi vidcbanturj explicavii delevit correxit,
singülares formiilas ad nndlogiac rcgulam revocarit^ ritiosc de-
scripta quae invcnicbattraditae scripturae vestigiisnonanxiepressis
emcfidarii. Neben der Becension im Seguerianus, die sich dem Arche-
typus am meisten nähert, gab es noch andere, und zwar, wie das
Turiner Fragment (vgl, Praef. p. VIII, Reifforscheid's Bibl. ital. II,
2, 121) zeigt, schon im sechsten oder siebenton Jahrhundei-te. Solche
Recensionen liegen uns vor im Würzbürger Cod. theol. 145 saec,
Vni; im St, Gallner 89 saec. IX; im Beginensis 116 und Sanger-
manensis 720 (Paris. 12,126) saec. IX; im Beginensis 118 saec. X,
an welchen sich der Monacensis 208 saec. IX und der Trecensis 581
saec. VIII Rchliessen. Alle diese Recensionen zeigen deutliche Sparen
von Ueberarbeitung des Textes und allmählich fortschreitender Inter-
polation, von welcher besonders jene Stelle in dem Monacensis und
Trecensis über den Primat des römischen Bischofs, die Hr. H. Praef.
p. XLIII mitthcilt, ein hübsches Probchen ist. Für die Schrift ad
Quirinum, die ihre eigene Textgescliichte hat und ebenfalls in mehreren
Recensionen vorliegt, hat Hr. H. den Codex 58 der bibliotheca Ses-
soriana saec. VIII oder IX, welcher diese Schrift hinter dem Speculum
enthält, das unter dem Namen des Augustinus geht, als Hauptqnelle
des Textes angenommen (Praef. p. XXIII).
Eine sehr schwierige Frage ist die über die handschriftliche
üeberlieferung der Briefe. Der Heransgeber sucht hier die verstreute
Tradition unter gewisse einheitliche Gesichtspuncte zu bringen, indem
er für die grosse Masse der Briefe drei Recensionen nachzuweisen
sncht, die erste vertreten durch den Laureshamensis (Vindobonensis
G. Martei, Coipns sciipt. ecclcsiastic. etc., ang. v. K. ScJienkL 38
962) saec. IX, Cassinas 204 saec. X, Parisiuiis 1047 A sacc. IX,
die zweit« durch die schon oben genannten Kegincnsis 118, Mona-
censis 208, Trecensis 5dl, die dritte durch die ebenfalls schon :ii.-
geführten Beginensis 116 und Sangennanensis 720, wozu denn iivcli
der Veronensis als vierte hinzutritt. Die Archetypen der beiden ersten
seien im siebenten oder achten Jahrhundert in Unciulbuclistaben
geschrieben worden, die dritte enthalt« eine von einem nicht unbe-
deutenden Grammatiker gemachte Revision eines Textes der zweiton
Familie. Er verweist hiebei auf die wichtige Subscriptio , die sich
im Monacensis und Trecensis findet^ cmendavit Justinus Eomar
(praef. XLV).
Schon aus diesen kurzen Andeutungen über die Art, wie die
echten Schriften ^) in dieser Ausgabe behandelt sind, ergibt sich, dass
uns hier ein bedeutendes Werk vorliegt, ausgeführt mit strenger phi-
loloifisscher Gründlichkeit auf einer sicheren Basis umfassender liand-
iichriftlicher Studien, die erste kritische Ausgabe des Autors. Auch
unterliegt es keinem Zweifel, dass, was die meisten Ilaupüibhand-
lungen anbetrifft, Hr. H. sich mit Rocht dem Segucrianus angeschlossen
hat. Oder soll es nicht von Bedeutung sein, dass diese Handschrift
rein von Coirecturen, von Interpolationen ist und in ihren Lesearten,
wie Praef. p. Y ff. an einigen Beispielen gezeigt hat, selbst wo diese
fehlerhaft sind, auf die richtige Spur führt? Allerdings verstärkt
noch das hohe Alter des Codex seine Glaubwürdigkeit ; aber dieser
luistand war sicherlich nicht für den Herausgeber bestimmend. Wenn
daher der Kecensent dieser Ausgabe in den Güttinger gelehrten An-
zeigen 1871, S. 530 meint, ^bci der Wahl dieser Handsi^hrift sei
l^iglich ein sie volo, sie iubeoy allenfalls dio Zufälligkeit, dass wir
im Seguorianus eine sehr alte Handschrift vor uns haben, massgebond
ifewesen*, so hat er die Gründe, welche in der Praefatio gegeben sind,
nicht gehörig gewürdigt. Wenn diese nicht entscheidend sind, dann
werden wir bei der Kritik manches anderen Schriftstellers eben so
schlimm daran sein, wie nach Hm. de Lagardc bei der des Cyprianus.
Was die Schrift ad Quirinum anbelangt, so hat Hr. II. allerdings den
CVidex A nur vonuuthungsweise zu Gnnule gelegt, weil er die Frage
über die alten Bibeltexte mit den Mitteln, welche ihm /u(u*bote standen,
uirht zu lösen vermochte. Aber wer wird ihm daraus einen Vorwurf
machen V Um diese Frage zu entscheiden, sind ja eben die eingchond-
■•iten handschriftlichen Forschungen nothig, wie sie wenigstens für
Cyprianus in dieser Ausgabe vorliegen. Dass scht>n jetzt eine Ausgabe
•lie>i»?> Autors erstehen werde, welche allen möglichen Anforderangen
»•Titspriclit, ist nicht zu erwarten. S<dl man aber darum sich mit dem
Wüste der Ausgabe von Baluzius begnügen, wo uns ein (iewirre von
Iiesearten, von denen noch ein guter Theil falsch ist, irol)ot.en wird V
') Auf die unechten prusaischon SchritliMi will ich niiv*h in «rh^^or
Anzdgo nicht weiter einlassen; der juxtisehi* Appciulix S'dl im
Folgenden ausführlich besprochen werden.
Ztitifhrifl f. d. «•Urr. Gymn. 187S. I. H«ft. 3
84 G. Harteh Corpus Script, ecclesiastic etc., ang. v. K. Sehen/U,
Die Akademie ist sicherlich nicht der Meinung, dass mit ihren Aus-
gaben die Kritik der Kirchenväter abgeschlossen sein werde; aber
ein bedeutender Markstein in der Textgeschichte derselben sollen
sie sein und eine sichere Grundlage für weitere Studien bilden.
Wie von der Schrift ad Quirinum^ das gilt fast noch im höheren
Grade von den Epistulae. Es ist hier allerdings schwer einen ent-
scheidenden Anhtiltsrunct zu gewinnen, um unter den verschie-
denen Fassungen eine als die ursprüngliche zu erklären. Auch ist es,
wie der Göttingor Kecensent in seiner sehr beachtungswerthen Erör-
terung über diese Frage (S. 523 ff.) bemerkt, wol unzweifelhaft, dass
sich noch mehrere Recensionen als jene vier, welche Hr. H. annimmt,
nachweisen lassen, und hätte allerdings der Apparat zu den Briefen
noch weiter ausgedehnt werden können. Aber die Anforderungen,
welche der Recenst^nt an einen Herausgeber des Gyprianus stellt,
übersteigen weit die Kraft des einzelnen Menschen, solche Aufgaben
können nur allmählich und durch das Zusammenwirken Mehrerer ge-
löst worden. Man muss sich für jetzt damit begnügen, dass die weitere
Forschung durch die Collationen dieser Ausgabe, durch die richtige
Unterscheidung von den wichtigsten Linien der Ueberlioferung einen
sicheren Ausgangspunct erhalten liat , welcher , wie wol Niemand
leugnen dürfte, früher nicht vorhanden war.
Was die Vorfahrungs weise des Herausgebers bei Herstellung
des Textes anbetrifft, so ist dieselbe bei den echten Schriften und
hauptsäclilich bei den Abhandlungen eine ungemein conservative. Er
ist, wie er in der Praof. p. LXXXVIII andeutet, von der Ueberzeugnng
geleitet worden, dass diese Bücher uns in den als besten anerkannten
Handschriften im Ganzen sehr rein überliefert sind. Und allerdings
liegt die Sache bei Autoren, welche in so reicher Descendenz aus ver-
schiedenen Stammexeniplaren auf uns gekommen sind , ganz anders
als da, wo die Texte aus einer verderbten Urhandschrift herstammen.
Mit Recht deutet er au, dass von Gyprianus dasselbe gelte wie vom
Soliniis, indem er mit Anspielung auf die Worte Mommsen*s in der
Fniefatio zu dessen Ausgabe dos Solinus (p. LXIX) sagt ut idem
mihi Sit veremlnm, quod in rc simili vir doctissimus et Ti^irixuh'
iaio\; niipcr professus esiy ne iis haec mea opclla purum probefur,
qui at&ctonim rccognitiones aestinuirc solcnt ad numerum locorum
emefidatorum sine exemplo. Für die unechten Schriften, welche aus
einem ziemlich verderbten Archetypus geflossen sind, und für eine
Reihe von Briefen gelten natürlich nicht die gleichen Grundsatze.
Wiewol man sich auch liier hüten muss rasch vorzugehen und die
Verfiisser dieser Schriften nach dem Masse alter Autoren zu beur-
theilcn; denn bei der greulichen Verwirrung des Sprachschatzes, bei
der unglaublichen Verderbtheit des Geschmackes, endlich bei der
völligen Regellosigkeit jener Zeit in Bingen der Grammatik kann man
solchen Schriftstellern selbst das Abenteuerlichste zutrauen. Ich
werde im Folgenden Gelegenheit flndeu an mehreren Beispielen zu
zeigen , wie behutsam man hier vorgehen mufis, um nicht völlig fehl-
O, Bartdt Corpus script. eodesiutic etc., ang. v. K 8(heM, S5
zugreifen und statt die Fehler der üeberlieferung zu verbessern den
Aitor selbst zu omendieren. Für die echten Bücher giebt Hr. H.
selbst einige ganz passende Beispiele in der Praef. p. XXI Audi., w«»
er einige Conjecturen Langen*s, der in dem theologischen Literatur-
blatte 1870, p. 258 f. den ersten Band dieser Ausgabe angezeigt hat,
eingehend bespricht.
Sehr werthYoll sind die Indices, welche nicht weniger als 134
Seiten (von 327 — 460) des dritten Thciles umfassen. Der erste Index
scr^torum bietet die Bibelstellen, welche bei Cyprianus citiert sind,
vom erstenmale in brauchbarer Weise gesammelt dar. Dass dabei
einige Stellen übersehen sind, wie der Qöttinger Becensent S. 537
hervorhebt, kann nicht so schwer ins Gewicht fallen, wenn man die
Gesammtzahl der gesammelten Stellen, etwa 1500, erwägt. Solche
ünvnllkommenheiten finden sich mehr oder weniger in allen Indices.
Jedenfalls hat man hier, wenn man die Adnotatio der betreffenden
Stelle hinzunimmt, auf acht Blattern so ziemlich dasselbe, was auf
mehr als 500 Seiten H. Bönsch (das neue Testament Tertullians
Leipzig 1871) für Tertnllian zusammengestellt hat. Der index nomi-
iium et rerum wird ebenso den Theologen höchst willkommen sein,
da der alte Index des Prudentius Maranus in der Baluze'schen Aus-
gabe sehr unvollständig ist. Man vergleiche nur einige wenige Artikel
I. B. Abel, Abraham, Adam, Aegyptus, um sich von dem Gesagten
zu übei-zeugen. Aber am interessantesten, namentlich für den Philo-
logen, ist der dritte Index verborum et locutionum, der für den
Sprachgebrauch jener Zeit eine reiche Quelle bietet, vor allem für die
nuechten Schriften mit ihrem landschaftlich gefärbten sermo plebcius.
Um das ganze Material , welches , wie man deutlich sieht , nur mit
grosser Mühe gesammelt werden konnte, mittheilen zu können, ist
Hr. H. bei der Abfassung der einzelnen Artikel mit sehr grosser
Oekonumie vorgegangen. In der Zusammenstellung ist die grösste
Kürze be«)bachtet, auch die Spatien im Drucke sind verringert. Für
diesen Index hatte Hr. H. eigentlich so gut als keine Voi-arbeiten ;
d«nn was in den Indices der früheren Ausgaben geboten ist, beschränkt
sich auf die Verzeichnung einiger Dutzend Phrasen. Der Index abcr
hat nach seiner ganzen Anlage deutlich noch einen anderen Zweck.
Nach dem Pi-ogramme für die Ausgaben der Kirchenväter darf diu
adnotatio criticn bloss die Lesearten der Handschriften und kurze
Angaben von Conjecturen enthalten, ohne dass es gestattet ist, dit"
aufgenommene Leseart oder Emendation weiter zu begründen oder die
r'eberlieferung gegen die von einem Grelehrten ausgesprochenen Ver-
dachtsgründe zu rechtfertigen. Hr. H. hat nun den Index dazu benützt,
um die von ihm geübte Kritik als richtig nachzuweisen. Einige Bei-
spiele werden genügen, um die Art und Weise, wie der Index ubjjce-
&sst ist, zu verdeutlichen. Unter dem Artikel satiare zeigt der Hr.
Verfasser, dass satiare in jener Zeit, i^lcich abundantcr addvrv i^t-
braucht werde, indem er auf die Stelle in der vitu Cypriani c. 8 dum
tnim quac videntur poattnodum subsecuta satiamus hinweist. Dar-
3*
S6 (7* Bartdf Corpus Script, eoclesiastlc. etc., ang. ▼. SL 8(ätefM,
nach ist Epist. 69, c. 6 auch die Stelle satiat adhuc in evan*
gelio suo dcntwnus gegen die Gonjectur von Pamelius sonat geschützt
und zugleich in der unechten Schrift de singularitate clertcorum c. 8
das im Sangermanensis von erster Hand überlieferte satiat gegen die
Leseart der zweiten Hand und der Vulgata Jiortatur als das richtige
erwiesen. Unter mori stützt Hr. H. seine Conjectur im V. 127 des Ge-
dichtes de resurrectiofie mortuorum (III. p. 313) in densam moritur
noctem statt densam oritur oder densa^noritur, wie die Handschriften
haben, durch die Stelle hei TertulL de resurr, carnis 12^ dies moritur
in noctem et tenehris usquequaque sepelitur; unter nomen deutet
er durch das beigesetzte (= notnen christianum) und eine reiche
Anzahl von Gitaten an, dass das Wort ganz gewöhnlich in diesem
engeren Sinne gebraucht werde und daher sein Verfahren das häufig
und auch in besseren Handschi'ifteu interpolierte christianum zu
streichen guten Grund habe. Man vergleiche noch die Artikel spectarc,
wo gezeigt wird, dass das plebeische espcciare statt spectare all-
gemein geworden war, Juibere (Construction mit dem Infinitiv), die
reichen Sammlungen unter de, per, genetii'us, infinitivus u. s. w.
Wenn der Göttinger Recensent (S. 530) sagt, dass man vorläufig den
Stil Cyprians noch durch keine Untersuchung lexikalischer, gram-
matischer Art kenne, so mussto er doch anerkennen, dass in diesem
Iudex ffir eine solche Abhandlung eine sehr bcachteuswerthe Vorarbeit
Keboteu ist.
Wir könnten nun diese Bccension schliessen, wenn wir nicht
noch einige Beiträge für die Kritik des liier vorliegenden Textes geben
wollten, was uns auch Gelegenheit bieten wird, das kritische Verfahren
des Hm. Herausgebers etwas näher zu beleuchten. Wir wählen uns
hiezu einige Stücke aus dem poetischen Appendix im dritten Bande
S. 283 — 325. Hr. H. hat nämlich den unechten Schriften sechs Ge-
dichte beigefügt (Genesis^ de Sodoma ^ de Jona, ad setiatorem ex
chrisiiafui religionc ad idolorum svrvitutcm conversum, de pascJui,
nd Flavium Felicem de resurrectione mortuorum)^ welche in den
Handschriften zum Theilo dem Cyprianus, zum Tlieile dem Tertul-
lianus zugeschrieben werden, ohne dass sie jedoch einem von beiden
angehören. Sie sind ofl'enbar auf verschiedene Verfasser zurückzu-
fahren; nur die beiden Gedichte de Sodoma und de Jona haben, wie
L. Müller (Rhein. Mus. 22, 3G9) erkannt hat, den gleichen Ursprung.
Wir wollen nun aus diesen Gedichten die Nummern I, II, III u. VI
eingehend betrachten. Das erste, unvollständig überlieferte {Genesis),
eine metrische I^arbeitung der Schöpfungsgeschichte hat Hr. H. nach
einer genaueren Collation des Victorinus 380 (in Paris) saec. XIII,
der einzigen Quelle, nardi der es W. Morel (Paris 1G54) zuerst ver-
öifentlicht hatte, heransgcgol»en. Einen poetischen Werth hat das
Macliwerk nicht; es ist aber nicht uninteressant zu sehen, wie frei
sich der Dichter gegenüber dem ihm vorliegenden Texte bewegt und
wie er sich denselben da, wo er ihm dunkel war , eigenthnmlich zu
deuten versuchte. Einiges hierüber soll bei den einzelnen Stellen be-
G. Haftel^ Corpus script. ccclcsiaätic. etc., an^^ v. K, Sclutüd. 87
sprochen werden. Hier bemerke ich uur, dass or die Blindheit der
Menschen im Paradise (vgl. G. 2, 25 ; 3, 7) im leiblichen Sinuc vor-
steht (vgl. V. 70 nee minus interea caecos fwx alta tencbaty 84 f.
üUxt iit niveo iam mitia dcntc motnordlt^ adful&it nulla maculatum
nule serenum), wobei er aber ganz vergisst, dass er bei der Ver-
setzung des Menschen in das Paradis v. 51 gesagt hat: prmiquc
aspeetat lumina solis. Eine gewisse Belesenheit, namentlich im
Yergily ist dem Dichter, wenn man ihn so nennen darf, nicht abzu-
sprechen, auch nicht Gewandtheit im Versbau, obwol er meistcntheils
in eintöniger Weise die Penthemimeris gebraucht und sich auch
grosse metrische Freiheiten gestattet, z. B. abgesehen v(m der Ver-
längerung kurzer Vocale in der Arsis, wie v. 9 immensüs errantia,
59 nomen Uli, 159 nonnv. (vgl. noch v. 56, 62) sogar Verkür/ungcn
des langen a im Ablativus sing., wie v. 15 quartä die (vgl. 19, 21,
32, 40, 44, 139, 145) und einen Hiatus v. 145 manu adipcmquc.
Merkwürdig ist auch das Schwanken in der Quantität des Namens
Adam, nämlich ädämus (44), ädämiis (66), ädämus (93, 134).
Was nun die Ueberlieferung des Stückes anbetrifft, so bemerkt Hr. H.
ui der Praef. p. LXVI altera codice (nämlich ausserdem oben genannten
Victoiianns) non invento, cuius auxilio unici codicis menda gra-
rissima toUerentur, hält also den Text für stark verderbt. Ich möchte
diesem ürtheile nicht beistimmen. Allerdings entliält das Gedicht
dankle Stellen, die corrupt scheinen könnten; aber diese Dunkcllioit
ist sowül auf Rechnung des Veifassers zu setzen, welcher manclimal
nicht den richtigen Ausdruck zu finden wusste und in seinem Streben
den ihm vorliegenden Text zu kürzen, allzuweit gieng, als auch der«
wie CS scheint, jämmerlichen Bibelül)ersetzung, die er benutzte, zuzu-
schreiben (z. B. v. 149 f.). Der Hr. Herausgeber hat iu den Xoton
selbst nur eine Conjoctur vorgeschlagen , nämlich v. 55 das sichere
hortos statt ortus (vgl. v. 127 und Gen. 2, 10 ad irrigandum para-
disum). Manches Auffallende erliält durch die Geschmacklosigkeit
jener Zeit seine Erklärung wie v. 108 jenes invistim leisere monstrum
'als ein verhas.stes Ungeheuer zu betrachten', wo der Ausdruck des
Wortspieles wegen, das unserem Versifox sehr gefallen haben mag,
gewählt ist. Ich habe daher zu diesem Stücke auch nur woniges zu
bemerken. V. 6 darf man wol dem Verfasser zutrauen, dass er lux
fifit et rlaroj worauf die Ucberlieferuutj d clare führt, gcschrie])ün
hat. Die Conjoctur von Pamelius claro d beseitigt allerdings den
metrischen Fehler; aber die Stellung des d und eine solclie Elision
ist bei diesem Vereiücator nicht wahrscheinlich und die Verkürzung
von I umsomehr glaublicii, als die Quantität desselben in diesem Ver-
bum (vgl. /"/Viv, /■// rem) eine schwankende war. Nach v. 8 ist offen-
bar eine Lücke anzusetzen. Dieser Vers drückt nämlich bloss aus,
«ia&s es Abend gewurden war (vgL Gen. 1, H et fadum est vespere),
Kon musste jedenfalls die Bezeichnung dos zwoitcli Tagos un<l der
Befehl des Herrn folgen, wie er Gen. 1, 9 gegeben ist. Man licaditc
noch, dass die einzelnen Schöpfungstage sonst immer deuUicli durch
88 (?. HarUlf Corpaa script. ecclesiaatic. etc., ang. ▼. K. Schenkh
Zahlen angedeutet sind (7, 11, 15, 19, 21, 40). Es mfissen also
wenigstens zwei Verse ausgefallen sein. Der er^ wird mit altera
begonnen und entsprechend dem mnne der Bibel (Gen. 1, 8) eine
Schilderung des Morgens enthalten haben , in dem zweiten und viel-
leicht auch in einem dritten war das Gebot Congregentur aquae n. s. w.
ausgedmckt. V. 20 hat Cauchius für das verkehrte corpore dem Sinne
nach richtig aerc vorgeschlagen ; es fragt sich nur, ob nicht aethere
noch näher liegt, weil sich mehrfache Beispiele von Verwechslung
dieses Wortes mit corpore in den Handschriften nachweisen lassen.
V. 110 ff. hat der Autor seinen Bibeltext (3, 15) offenbar nicht recht
verstanden , oder sehr willkürlich benützt , indem er ganz allgemein
von einem Kriege der Schlange mit den Menschen spricht, während
es doch doi-t heisst inter te et muUerem, In dieser Stelle heisst es
nun V. 113 serperet ut Calcet dum Inhcfis coinminus instat. Da der
Singular calcat nach riromtu höchst auffällig ist , so hat Gehler (zu
Tertull. II, p. 775), wie ich glaube, richtig vdlceni geschrieben. Aber
diese Conjectur dürfte noch nicht genügen, weil einmal eine Bezeich-
nung des Subjectes von calcent im Gegensatze zu labens fehlt, dann
weil derConjunctiv des Imperfectum serperet neben jenem des Präsens
calcent doch ganz unwahrscheinlich ist. Daher mochte ich vorschla-
gen serpat, ut hi calcent zu sdireiben. Wenn /i/, was leicht ge-
schehen konnte, ausfiel, dann lag es für einem Abschreiber sehr nahe,
um den Vers auszufüllen, serpat in serperet zu verwandeln.
Ungleich werthvoller sind die beiden Gedichte de Sodoma und
de Jona. Wir haben es hier mit einem Manne von Talent zu thun,
der über eine gewandte Sprache und lebendige Darstellung verfügte
und gute Verse zu bauen verstand. Seinen Vergil hatte er fleissig
gelesen, wie dies besonders aus der Schilderung des Sturmes im letz-
teren Gedichte v. 28 ff. hervorgeht. Man vergleiche z. B. v. 33 in
tenebras ruit aether mit Verg. Aen. 1, 88 ff., v. 42 nauticus interea
gemitt^, nach welchem Worte übrigens, wie schon L. Müller bemerkt
hat, ein Beistrich zu setzen war, mit Acu. I, 87, 93 u. dgl. Für den
Text beider haben wir (ausser dem Victoriuus und dem Parisinus
2772 saoc. X für de Sodoma, dann dem Vindobonensis 16 saec. IX
und dem jetzt verlorenen Pithoeanus, aus welchem Juretus das Gedicht
zuerst herausgab, für de Jor2a)noch im Tjeidensis (Vossianus Q86) eine
Quelle , und zwar eine ganz voi-treffliche erhalten , wie dies aus den
von L.Müller im Bheinischen Museum Bd. 27, S. 333 ff. mitgetheilten
Lesearten erhellt. So dankensweiih nun die Verzeichnung der Lese-
arten dieser Handschrift ist, so wenig kann man sich mit der von L.
Müller an diesen (redicht^n geübten Kritik einverstanden erklären.
Er geht mit der Ueberlieferung höchst willkürlich um, indem er
unseren Dichter nach dem Massstabe früherer Zeiten beurtheilt, und
überlädt den Text mit einer grossen Zahl ganz unnöthiger, oft gei*a-
dezu verkehrter Coi\jecturon. Beispiele hiefür wird die folgende Erör-
terung mehrfach geben; indessen mögen auch hier schon einige bei-
gebracht werden. In dem Gedichte de Sodoma v. 37 bietet A (der
G, Hartely Corpns script. ecclesiastic. etc., ang. v. K. Schenkh 39
Leidensis) slabulase, die anderen richtig stabularr, L. M. bcmorkt
hiein : ^Vielleicht fülirt die Leseart dos Leid, auf stabulasse\ Was
soll denn aber* diese Form hier bedeuten ? v. 102 wird zu inchidere
bemerkt: * Vielleicht inhidere?^ So verständlich includere ist, so
anklar müsste inludere erscheinen. Zu y. 104 lesen wir : ^Vor dieser
Zeile muss interpangiei-t wei-den; die Infinitive in 102 und 103 hangen
von aemula subseritur ab\ Jeder, der den Satz etwas genauer an-
sieht, wird sie von coeptans abhangen lassen. Zu de Jona v. 54, wo
sterieniem inflaia resonabat narc soporem heisst es: *Wie kann
man sterieniem soporem sagen? Man schreibe stertente inflatum
resonabüi nare soporem. Hier bedeutet inflatum soviel als a deo
inflatumy wofür ich jedoch lieber affJatum herstellen möchte, wie bei
Virgil afflata est numine qxiando iam propiore dei. Man konnte
auch natürlich in anderer Bedeutung an efßatum denken. Es ist zu-
zugeben, dass kein Dichter der bessei-en Zeit sterieniem soporem
gesagt haben würde; aber unserem Autor, der doch viel Pleboisches
an sich hat, ist so etwas wol zuzutrauen (vgl. Jon. 1, 5 sopore gravi) ;
aber inflatum oder afflatum soporem würde weder er, noch ii-gond
ein anderer lateinischer Dichter gesagt haben. Nares inflare liest
man bei Quint. XI, 3, 80. Wirklich verderbte Stellen hat L. M. fast
gar nicht verbessert, nur einige Kleinigkeiten, wie de Sodoma 89
neu statt ne. Würde man nun nach den Coi^jccturen L. Müller's einen
Textabdruck veranstalten, so hiesse dies nichts anderes als dein Ge-
dichte eine andere Form aufdrängen und so den eigentlichen Wei-th
nehmen. Hr. H. geht dagegen bei der Constituierung des Textes mit
grosser Besonnenheit vor und hält mit Recht an einer gi'osscn Anzahl
von Stellen die Ueberlieferung gegen die Conjecturen fest, in welchen
sich schon ältere Herausgeber, namentlich Gronovius, oigangeii liabon.
Auch schliesst er sich nicht so unbedingt an den Leidensis an« son-
dern zieht auch die Lesearten der anderen Handschriften herbei, z. B.
de Sodoma 13, wo er mit ihnen richtig futuri gegen futura in -4,
was L. Müller für besser erklärt, aufgenommen hat. Dagegen bietet
A v. 22 mit parilis, wofür die anderen parili (so auch unsere Aus-
gabe) haben, und de Jona 43 mit mondarc m. pr. d. i. mundare,
wie schon Juretus vermuthete (m. sec. und Vindobonen sis geben man-
dare) unzweifelhaft das Ursprüngliche. Endlich hat der Hr. Heraus-
geber den Text durch eine Reihe glücklicher Verbesserungen gefor-
dert, z. B. de Sodoma v. 8 hinc nomen (L. M. en mtmen was gar
nicht passend ist), 44 vocat, 49 nixti gcnnit est, nixu für luxu, das
au-s v. 44 stammt, jedenfalls richtig; aber für genuit, die Codices
haben genus est sed^ wird gcnerat est zu schreiben sein)*), 9C
pnventi, 100 versans (sehr beachtungswerth, während L. MüllerV
Vorschlag servans sehr umtt ist), de Jona 35 atria (L. M. ver-
•) L. M. bemerkt zu dieser Stella: 'Man schreibe omne genus lusu
genitumst. Lusus in der aus Ovid und sonst bekannten Bodi'u-
tong.' Der biblische IMclitcr und Ovid!
40 G. IJartel, Corpus dcript. ccclcsiAstic. etc., anfr. ▼. K. Sehenkl.
fehlt glomcra), 68 pontum (statt totwm, vg]. Jon. 1, 9 qui
fecit mare et aridam; aber corpore ist hier eboiiso unrichtig,
wie Gen. v. 20; es wird wol litore zn sclireiben sein), 73 ingestu^).
Unter solchen Verhältnissen macht es einen wahrhaft komischen
Eindruck, wenn L. Müller im Rliein. Mus. 27, S. 486 sich gegen
Haupt ereifert, weil dieser im Hermes (Bd. 5, S. 316) zwei Conjec-
turen zu dem Gedichte de Sodonm gegeben hat, ohne den Aufsatz
L. MüUer's im 22. Bande des Bhein. Mus. zu kennen; denn an eben
derselben Stelle ei-goht sich L. M. über die von Haupt behandelten
Vei*se und erwähnt doch nicht mit einem Worte die neue Textesrevi-
sion in der vorliegenden Ausgabe ; zugleich zeigt er seine noch schlim-
mere Unbekanntschaft mit Gronov's Behandlung der Gedichte (Ob-
scrvationes ed. Frotscher p. 672 ff.), über die er sich hätte bei
Hartel unterrichten können.
Wir wollen nun noch einige Stellen dieser beiden Gedichte näher
besprechen. De Sodoma v. 17 f. liest mau: exoptans per sacra
necem caestuque cruorem siibdere Behrycio , Lihycas satiare pa-
lacstrns. Hier muss mit Recht auffallen, dass die beiden Sätze ganz
unvorbunden neben einander stehen. Mit der Acndorung in der Vul-
gata et Libyens ist nichts geholfen; denn sieht mau auch von der
Härte der Elision ab, weil uns v. 144 eine ähnliche begegnet, so
muss man doch annehmen, dass der Autor auch hiei-, sowie in der
ersten und dritten Vergleichung, auch nur einen Satz gebraucht habe.
L. M. 4iat mehrere Conjccturen in Bereit-schaft, die aber sämmtlich
giinz willkürlich sind: caestuque oder caestuve cruorem subdere
ßcbrycio Libycas et oder vel adire p„ caestusfjue furori sc dnrc
Bebrycii Libyens et adire p,, caestuque cruorem fundere ^) Be-
bryeio Libycas et adire p. Warum aber soll satiare geändert worden?
der Ausdruck, heisst es, sei ofTcnbar absurd. Dann müsste auch z. B.
die Stelle Sen. Oed. 645 f. nee parum pUivio actkere satiata tellus
oder jene bei Ovid. Met. 4, 759 largis satiantur odoribu^ igncs
ebenso der Vorwurf der Absurdität troffen. Also nicht in satiare
liegt der Fohler , sondern in subdere. Man könnte vielleicht an sub^
detis denken, aber das Participium will neben exoptans nicht gefallen.
Daher möchte ich Folgendes vorschlagen caestuque cruoris suhtcr
Bebrycio L. s. p. Die Construction von satiare mit dem Genetiv lässt
sich durch mehrere Beispiele belegen; die Stellung von cruoris ist
^) Einige Kloin igkciton, dio Hr. H. übersehen hat, mögen hier in
aller Kürze bemerkt werden. De Sodoma v. 25 hat nach L. M.
der Codex A ursprünglich subi, nicht ubi; v. 51 muss es heisscn
avet A ' ; v. 127 wäre wtd die Parenthese (nunc mint conL Mucller)
besser weggeblieben , da man darnach vermnthen könnte , dastt
derbclbe die Leseart der übrigen Handschriften billigt, wahrend
er dooh au A festhält; de Jona muss es v. 80 torquere ^ nicht
torqueri heissen; de rcsurrectionc y. 40 si qui statt si qui^, 2Bd
quattuoTf 381 paenitcrc.
<') So lesen nämlich v. 18 die anderen Handschriften, während A
ftid)dcre bietet.
G. Harteh Corpus scripi. ecclcsiastic. etc., ang. v. K. Schenkl. 41
allerdings etwas auffällig; aber unser Autor hat es nicht so genau
genommen. Man sehe nur gleich v. 25, wo ptUiens, das zu Deus ge-
hört^, nicht besonders passend gestellt ist, oder v. 96, wo mihi mit
fuga 9it verbunden und daher extat nee lange nee magna, mihi
interpnngiert werden muss. — V. 21 schreibtHr. H. eonubia {monstrd),
fasst also monstra, wie ich wenigstens verstehe, als einen empha-
tischen Ausruf. Das ist aber nichts weniger als wahrscheinlich. Ich
glaube vielmehr, dass der Autor eonubia monstra nach dem Schema
Victor exercitus verbunden und somit gleich eonubia monstrosa
(yafiOi teQctswduo) gefasst hat. Dies wird durch den Sinn und Zu-
sammenhang der Stelle gefordert. Uebrigens hat Hr. H. im Appoudix
unter manstrum die überlieferte Lesoart gegen die ganz verkehrte
Conjectnr L. MüUer's eommunia mo^istra durch den Hinweis auf die
Stelle der unechten Schrift de bona pudicitiae e. 3: scd extraordi-
naria et portentuosa contra ipsam naturam ex riris per viros
monstra con^uiro^ gerechtfeiügt. — V. 33 verstehe ich die Ueber-
liefemng solei utHis arbor in silvis latitare feris velut Iwspitc
fruciu ebenso wenig als die Bemerkung L. MüUer's: 'Es muss heissen
opsita fructu. Das Bild vom fruchttragenden Baum ist aus der Bibel
bekannt/ Der fruchttragende Baum ist ja durch utilis arbor bezeich-
net und apsita fruciu scheint mir selbst in sprachlicher Hinsicht
bedenklich; was soll zudem hier velut? Ich vermuthe daher, dass
zu schreiben vel sospite fruciu. Wenn der Fruchtbaum unter wilden
Bäumen steht, so ist er in Gefahr zu vorwildem, sowie der Tugend-
hafte unter Lasterhaften angesteckt werden kann ; aber die beiden
innewuhnende edle Natur bewahrt sie vor der Verdcrbniss. — V. 54 f.
muss interpungiert werden digna cupido viris. tulerit qua vestra
rolufUas^ dcdo paicr. Man vergleiche nur die entsprechende Stelle
der Bibel : educam cas ad vos et abutitnini eis sieut vobis placuc-
rii, — V. 144 bat L. Müller richtig bemerkt, dass in der Leseart
rel crispam concham aut duplici eonpagine elusam das Substantiv
ronchani zwischen lauter Adjectivon missfallt. Aber statt crispam
voncha oder concha crispam zu schreiben, dürfte sich eher crispa
foncka empfehlen, wornach zu construioren wäre vel (gentem) elusam
rrispa concha aut dupliei eonpagine d. i. in einer gewundenen
Muschel <>dcr in einer doppelten Schale®). — De Jona y. 18 kann
ne tanum canerei, cessura pace minarum nicht richtig sein. Mit
L. Müller*s Conjectnr ne vanam caneret eensuram p. m. ist nichts
') Es s«>ll daher nach 2>f08peculatus v. 24 kein Komma stehen.
') Der Verfasser des Gedichtes de Sodonia hat übrigens für die
Schilderung dos todten Meeres (v. 127 ff.) nicht etwa Solinus, wie
L. M. zu meinen scheint, sondern die Ucbersetzung des bellum
Judaicum des Joseph us Flavius von Ambrosius (vgl. Buch IV,
Cap. 18) benutzt, hass sich der Au <druck in dieser Partie öfters
mit dem des Tacitus (Mist. 1. V) berührt, ist leicht erklürlicli,
da sichorlich Joscphus Flavius in dieser Partie für Tacitus die
UanptqucUc war.
4f G. Hartelf Corpus script. ecclesiastic. etc.. ang. v. K. SchenJcl.
geholfen; denn ccnsuram canerc und dazu in dorn Sinne Vine Straf-
predigt ]ialteu' wäre doch unerhört. Der Fehler liegt offenbar in ces-
8ura, welches dem unmittelbar darüber stehenden ccssabat seinen
Ursprung verdankt. Ich schreibe daher ne r. c. Ventura pace mina-
rum, — V. 57 will Hr. H. statt des überlieferten requiete sujjer-
bum: requiete supinum schreiben. Aber requiete supinum wäre
neben dem vorhergehenden pace soporatum placida sehr matt;
superhus aber hat hier die Bedeutung vermessen' und ist mit Rück-
sicht auf die folgenden Worte des Steuermannes ganz wol am Platze.
— V. 96 liest man in A venerando timorem, was auch der Herr
Herausgeber aufgenommen hat, im Vindobonensis venerando timore.
L. M. ändert wie gewöhnlich keck bene reddit honorem. Aber timore
ist richtig, wie ein Blick in den Bibeltext (Jon. 1^ 16) zeigen kann:
et timuerunt viri magno timore dominum ^).
Das Gedicht de resurrectione mortuorum ist uns in mehreren
Handschriften erhalten, im Wirccburgensis, im Sangermanensis 841
und Beginensis 118. Bisher kannte man nur den von Martene heraus-
gegebenen Text des Sangermanensis; durch die vorliegende Ausgabe
sind auch die beiden anderen Codices zugänglich und so das Gedicht
erst lesbar geworden. Man möge nur einmal das (xedicht in der Ba-
luze'schen Ausgabe ansehen und sich überzeugen, welcher Unterschied
zwischem dem früheren und jetzigen Texte besteht. Während man in
der alten Fassung fast bei jeder Zeile anstösst, kann man jetzt das
Gedicht, obwol noch manches zu thuu bleibt, im Ganzen richtig ver-
stehen. Der Hr. Herausgeber hat dies durch sorgföltige Verwerthuug
der Leseai-ten, namentlich des Würzburger Codex, durch Verbesserung
der Interpunction und dui-ch eine Reihe trefiflichcr Emendationen er-
reicht, wie V. 5 laudavi, 13 in tumidas, 23 in glaeiem (vielleicht
in glacie trotz der Beispiele im Index unter tnP), 34 novis expro^
mam, 94 arvis, 96 ücrum ortis (womit aber die Stelle geheilt ist,
weshalb das Erenzzeichen überflüssig war), 110 adsimilemque, 115
piscis, 136 pomi curvat . . . ramoSy 228 conpado viret et (^cacumina
stammt aus v. 222), 249 vetitus, 283 fecunda däbani und noch
mehrere andere. Er hat sich aber mit Recht gehütet in den Conjec-
turen zu weit zu gehen, um nicht etwa die Fehler des Autors zu ver-
bessern (vgl. pi*aef. p. LVIII quisquis rero auctor est, Musis iratis
hoc Carmen panxit. quare cavcndum est nc coniccturis genuinos
scriptoris errores regulasque in rebus mrtricis et grammaticis
cmendcs).
Das Gedicht bietet übrigens als ein echt plebcisches Werk kein
^ V. 45 dieses Gedichtes impcllere pectore gyros erinnert an Vale-
rius Flaccns Arg. lU, 472 aequora pectore toüutU, Noch eine
andere Stelle ist bemerkenswertii, nämlich v. 37, wo im Pitlioea-
nas caeloque fretoque , in den beiden anderen pelagoque fretoque
überliefert ist, indem nämlich über fretotpie als Glossem pelagoque
beigeschrieben war. Dadnrch erhält meine Vermuthnnfi; bei Vale-
rins Flaccns Arg. 1,331 sei caelumque fretumque zuschreiben und die
Erklärung der Corrujitel (». meine Stadien zu den Argonantica des
Yalerius Flaocus, S. 41 1.) eine nicht unerhebliche Bestätigung.
G. Bart€h Corpos script. ecclesiastic. etc . ang. v. K. Sch^nkl. 43
geringes Interesse dar. Welche Verwilderung herrscht hier in der
ganzen Form, der grammatischen wie der metrischen, welche abcu-
teoerlichen Phrasen treten uns da entgegen. Der Versifex hat wol
Veri^l gelesen und ahmt ihm häufig nach, z. B. v. 21 quid faciat
(Georg. 1, 1), 56 dich citius (Aeu. 1, 142), 164 magnanimi iuvenes
pueri innuptaeque puellae (Aen. VI, 307), 250 prisca fides (Aeu.
H, 79) u. dgl. m. ; auch ist die ganze Schilderung des Paradises v.
193 ff. nur eine sehr langathmige Umschreibung von Aen. VI. 637 ff. ;
Weitschweifigkeit ist ja ein Hauptfehler des Dichters. Aber das Vor-
bild des Yergil hat ihn nicht auf eine höhere Stufe zu heben vermocht.
Von Quantität hat der gute Mann keinen Betriff mehr; er gebraucht
alle Yocale und sogar Diphthonge, wie df, mittelzeitig. Dazu kommen
aoch ganz merkwürdige Messungen wie cra pfrsuasa (v. 75), merk-
würdige S.vnizesen sülUs äyios (v. 185), einmal eiue Tmesis con
xariac gentcs veniunt (v. 167, die, wie schon Hr. H. bemerkt hat,
aus auch in dem Gedichte de pascJia v. 15 begegnet). Der Autor,
offenbar nicht Cyprianus, sondern einem späteren Jahrhundert ange-
hOrig, hat das Gedicht Genesis, das augenscheinlich älter ist, benützt,
denn im v. 214 prasinus inde niiet, iUinc carbunculus ardet ist
das Vt»rbild Gen. 59 prasimis huic vumen, Uli est carbunculus
ardens nicht zu verkennen. Bei dieser Zerfahrenheit und Verlotte-
rong ist ilie Kritik sehr ei-schwert; man weiss nicht, was mau dem
Versifex zutrauen kann , was nicht und steht manchmal rathlos da.
Indessen sollen doch hier noch einige Beiträge zur Herstellung des
Textes gegeben werden. V. 60 ff. verstehe ich nur, wenn man so
ioterpungiert : immewor ille dei temere com bittere tauta ne (statt
n(c) ultra monitum quicqtuim contifigerety unum, undc u. s. w. —
V. 77 ist uc/'as incautum sinnlos; aber infaustum, was Hr. H. vor-
schlägt, wäre mir in Verbindung mit nefas auffallig. Vielleicht ist
nffas infnndnm zu schreiben. — Eiue verzweifelte Stelle ist v. 100 f.
funditus nut pcrorum sine nomine potiderc flntu incassumve Dei
finiendo f andere flatunt. Vor allem gehören diese Verse nicht zu dem
vorhergehenden Absätze y sundem zu dem folgenden, dessen Anfang
^ie bilden. Der Dichter will den Beweis für die Unsterblichkeit zuerst
e contrariti führen. Daher gebraucht er die Form der unwilligen Frage,
wmlurch sich auch die Intiiiitivconstruction erklärt. Was flatu in v.
1(X) anbetrifft, so ist es aus flatu m im folgenden Verse entstanden,
indrm der Schreibt-r, wie dies öfters geschah, auf den nächsten Vers
abirrte. W«-nn man nun annimmt, dass das echte AVort rita/H lautete,
ponflrrc in prrdere und incnssunirr in incassutnijue ändert, welche
Conjecturen jedenfalls nicht allzukühn sind, so erhält die Stelle fei-
ende, ganz verständliche Gestalt : f'unditu^ nut pecorum sine no-
mine pcrdere ritam incassumquc dei finiendo fundcre flatumY
Man beachte noch ilii* viermalige Allittoration in den beiden Versen;
%ine nomine stammt aus Vei-g. Aen. II. 558. — V. 124 ist forfin
sinnlos und muss dafür hordea gesclirieben werden. — V. 135 ist
vuo nicht, wie Hr. H. meint, in sie zu ändern, sondern es muss mit
Synlzesis , welche der Autor mehrfach anwendet, gelesen werden. Dass
44 ^'. HarUh Corpus Script, ecclesiastic. etc., ang. v. K. Scheiikl.
8U0 richtig sei, beweist die Anaphora des Pronomens in v. 134,
welche in v. 135 fortgesetzt wird, und das Vorbild Vorg. Georg. IV,
22 vere suo, wo man suo nicht in novo ändern durfte. — V. 151 ist
subito unverstandich und virtutis ab nlto befremdlich. Alles wird
klar, wenn man solio virtutis ab alto schreibt. — V. 183 gestantes
rutilas praemia ritae Coronas fehlt eine Sylbe ; der Hr. Herausgeber
will nun statt praemia : procliantis schreiben ; aber leichter ist es
jedenfalls in vor praemia einzuschieben (vgl. den Index unter m). —
Warum soll der Eingang von v. 200 omnia fert acqua solo praediviie
tellus unrichtig sein und mit Hm. H. mnnifero fert geschrieben
werden? Unserem Versifex, der sich soviel erlaubte, stand es doch
sicher frei auch äequä sölö zu messen. — V. 202 ist mit Keginensi«
118 praerutilam stM praerutila zu schreiben; vgl. Vei-g. Aen. VI,
140 f. lumine . . . purpurco. — V. 276 ist päcnäcntläe ganz rich-
tig ; denn wenn man an dem Versausgange vi tue Coronas (v. 183)
keinen Anstoss nimmt, so muss man auch jene Messung für möglich
halten. — V. 316 verstehe ich extremis nicht; es wird wol extremi
miimarifi verbunden zu schreiben sein. — V. 354 f. muss man das
Komma nach cuncti streichen und so cuncit sie verbinden. Das
folgende totam macrentes scrvnre turba ist arg verderbt. Auch
ich vermag hier nichts Sicheres zu bieten, vermutho aber, dass toia
turba für totam turbam zu schreiben ist und in serrarc ein Adver-
bium (etwa fervide?) steckt. — V. 361 ist mit crcta iacuissc nichts
anzufangen. Vielleicht hatte der Dichter quae tarn iaculssent ge-
schrieben. — lieber den v. 376 posse Beo nam vcllc sal est (so Hr.
H. richtig für satis est, factumque dicendo^ lasst sich schwor etwas
sagen, weil, wie der Hr. Herausgeber erkannt hat, liinter demselben
einige Verse verloren gegangen sind. Man wird aber zu der Vermu-
thung gedrängt, dass auch vor ihm eine Lücke einzunehmen ist, weil
posse Beo gar keinen Sinn gibt und sich auch nicht gut umendieren
lässt. Denkt man sich im Vorhergehenden ein facile cffivi, woran sich
dann posse Beo schlösse, so wurde auch nam velle sat est einen
ganz befriedigenden Sinn geben. Ich möchte daher nicht nam in iam
ändern. — V. 391 tunc commissa malt mites aboicte ncfanda,
Hiezu wird im kiitischon Commentare bemerkt: fort ^menies a, nc^
fandas. Die Stelle ist aber nicht verderbt, mites bezeichnet hier
den Gegensatz von 'halsstarrig', wornach man die Stelle also über-
setzen muss: ^Dann tilgt ihr Schuldbeladenen weich geworden die
verübten Greuel*.
Hiemit schliessen wir diese Anzeige. Es erhellt nach dem Ge-
sagten, dass wir sehr gerne Hrn. H. an dem grossen Unternehmen der
Akademie weiter betheiligt sehen möchten. Aber vielleicht glaubt er
nach so viel Arbeit {post qwittuor ferc anronim indefcssum labo"
rcm^ wie es in der Praef. p. XXXXIX heisst) ein Ani-echt auf eine
missio honesta zu haben. Und so wünschen wir ihm denn für soiiio
Studien auf den anderen , wol angenehmeren Gebieten , auf denen er
sich jetzt bewegt, einen guten Foi-tgang and fruchtbringendes Gedeihen.
Graz. _^__^_ KarlSchenkl.
F, Bredaw n. A. Hoffmaim, Mathem. Oeographien/ang. ▼. O. Herr. 45
Mathematische Geographie. Ein Leitfaden heim Unterrichte dieser
Wissenschaft in höheren Lehranstalten von Prof. Dr. H. A. Brett-
ner. Sechste verhesserte nnd vermehrte Auflage. Von Dr. F. £re-
dow. Mit in den Text eingedruckten Holzschnitten. Breslau.
Verlag von £. Morgenstern. 1872. 109 S.
Mathematische Geographie. Ein Leitfaden zunächst für die oberen
Klassen höherer Lehranstalten, bearbeitet von Dr. A. Ho ff mann,
Oberlehrer an der Realschule I. 0. zu Münster. Mit 50 in den
Text gedruckten Figuren und einer Sternkarte. Paderborn, Druck
und Verlag von Ferdinand Schöningh. 1870. 144 S.
Fast scheint es, als ob urplötzlich ein gewaltiges Bedürfuiss
erwacht wäre, sich mit den Gesetzen des Kosmos bekannt zu machen.
Wenigstens konnte man dies aus der Thatsache schliessen, dass uns
der Büchermarkt fortwährend Werke grösseren und kleineren Um-
fanges zuführt, welche mit mehr oder weniger Glück die Aufgabe zu
lösen versuchen, die Hauptlehren der mathematischen Geographie
in einer den Bedürfnissen ^ höherer Lehranstalten ^ entsprechenden
Weise darzustellen. Wir stehen nicht an , dieses Bestreben als ein
sehr verdienstliches zu bezeichnen , namentlich gegenüber der Fluth
von Büchern gewisser Art, welche, immer mächtiger anschwellend,
Tilg für Tag gegen uns andringt. Es scheint nachgerade jeder sich
für befähigt und berechtigt zu halten, „Himmel und Erde^*, kurz
gesagt das „Weltall* der staunenden Menge mundgerecht zu machen.
Je „populärer", d. h. je oberflächlicher die Behandlung desto besser;
sorgt dann der Verleger noch für eine „hübsche Ausstattung"*,
namentlich durch Illustrationen und für einen recht lockenden Pro-
spect, dann ist das ^ Geschäft^ gemacht. Gegenüber dieser Lite-
ratur, die nachgerade ein wirkliches Uebel zu werden droht, ist es
eine Erholung , Bücher ähnlichen Inhaltes , aber ernsten Characters
in die Hand zu bekommen, selbst wenn sie ihre Aufgabe nicht immer
mit besonderem Geschicke lösen. Nachsicht wird hier um so mehr
am Platze sein, da gerade die mathematische Geographie gewiss eines
der »:hwierig&teu Themen für jene Art der Behandlung ist , welche
der elementaren Stufe entspriclit. Denn sie fordei-t von demjenigen,
der berechtigten Ansprüchen genügen will, zunächst vier Eigen-
Schäften , die wol nur selten in ihrer Vollendung vereinigt gefunden
werden , nämlich : vollständige Beherrschung des Stoffes , die Gabe,
auch das scheinbar Verwickeltste klar und übersichtlich darzustellen,
die genaueste Konntniss des geistigen Standpunktes jener Kreise,
für welche geschrieben wird, und gänzliche Verzichtleistuug auf die
gerade hier wolfeUc Gelegenheit, gelehrt zu erscheinen. Je nachdem
eiue dieser Forderungen oder alle zusammen mehr oder weniger
unerfüllt bleiben wird sich auch die Brauchbarkeit der Arbeit
bemessen.
Wir greifen aus dem halben Dutzend mathematischer Geogra-
phien, welches uns die letzten zwei Jahre zuführten, für ht'ute die
oben bezeichneten zwei von Dr. Brettner und Dr. Hoff mann
hmosy weil sie uns, was die Behandlung des gleichartigen Stoffes
46 F. BrtdßfK n.A.Hoffmann, Xathem.GeogaphifD. ing. t. G.Refr,
anbelangt, s>) ziemlich als Gegensätze erscheinen. Brettner's
^Mathematische Ge>i:*eraphie - erscheint e^nwärtig in sechster
Auflage; vor .^iebenanddreissie Jahren als Abhan-ilcne dem Pro-
trramme des GrmnasianLS in Gleiwitz angeschlossen, an welchem
Brettner vom Jahre 1'524 — 1^J37 ab Lehrer wirkte, wnchs sie
allojälilig aas einigen unscheinbaren Blattern zu einem suttlicheu
Büchlein heran, das jedem Fachmanne zur rechten Freude gereicht.
Es i>.t die Arbeit eines c«:hten Schulmannes , unmittelbar herausge-
wa/:h.-<-n iios der Schnl*^. «treng logi>*:h gegliedert , alles überflössige
ifeiwerk Ijei Seite lassend . einfach und klar in der Diction . an die
mathematische V'^rbildnng des Scliülers keine allz i grossen Anfor-
dernngen stellend unil ohne alles FInnkem mit .höherem Wissen".
V^ ist ein durchaus practisches Buch, welches wirkliches
Wissen vermittelt und eine ganz ausreichende Onindlage fär etwaige
weitere Studien bietet. Die mathematischen Ausführungen zeichnen
«•irh durfh Einfachheit und eine gewis>».' Eleganz aus, wie sie auch
die übrigen mathematischen und physicalischen Arbeiten desselben
Autors zeigen. Unrichtigkeiten wesentlicher Art sind uns nicht anf-
gest^A^sen, wie denn auch das ganze Büchlein von der pietätvollen
Srjrgfalt zeugt, mit welcher Herr Dr. Bredow auch die Ausf&hrung
der sechsten Auflage leitete. Wir müssen also Br<>ttner'ä .Mathc-
mati.sche Geographie^ als ein in jeder Beziehung vorzügliches Schul-
buch im besten Sinne des Wortes bezeichnen, welches gewiss
geeignet ist, das Interesse für diesen schönsten Thcil des mathema-
tisch-physikalischen Unterrichtes anzuregen und dauernd zu be-
friedigen.
Nicht das Gleiche könnten wir von Hoffmann*s ., Mathema-
tischer Geugraphie" sagen. Wir anerkennen vollauf den Fleiss,
mit welchem das Buch gearbeitet ist; allein damit ist nicht Alles
gethan ; was wir oben forderten : die volle Beherrschung des Stoffes,
die streng logische Gliederung, die möglichste Präcision des sprach-
lichen Ausdruckes und das Verzichten auf allen gelehrten Schein,
das vermissen wir hier gar sehr. xVuch d^r mathematische Theil ist
mancher Verbesserung fähig. Je liöher wir aber die mathematische
Geographie als Unterrichtszweig stellen, für desto berechtigter halten
wir es, an Alles, was ihm dienen soll, den strengsten Massstab anzu-
legen , wie wir es andrerseits auch als unsere Pflicht betrachten, '
nicht nur zu tadeln, sondern den Tadel auch zu begründen. Es möge
daher das Wichtigste von dem, was uns bei der Lecture von Hof f -
mann*s „Mathematischer Geographie^ als verbesserungsbedürftig
aufgestossen , hier Platz finden, und damit vielleicht auch zugleich
ein kleiner Beitrag zur Methodik dieses Lehrgegenstandes geliefert
werden.
S. 2, 3. ist der hier gemachte Unterschied zwischen „schein-
barem" und „natürlichem*' Horizont wol kaum verständlich.
Ebd. 5. ist das so wichtige Phänomen der täglichen Bewe-
gunir des Himmels viel zu unvollständig und unklar entwickelt.
F. Bredoie n. A Hoffmam^ Mathem. GeognphieB, ang. ▼. G, Herr, 47
Gerade die Beobachtang dieser Erscheinungen ist die beste Ein-
f&hrang in die mathematische Geographie, und weckt, wenn mit der
nOthigen Klarheit nnd in correcter Form entwickelt, gewiss am
ersten das Interesse an dem Gegenstande. Der Ausdruck «Culuü-
nationsponkt^ kommt in der wissenschaftlichen Terminologie nicht
tot; der Bogriff ^Mittag** hat hier noch nichts zu thun.
Ebd. 6. Die hier gegebene Begriffsentwickclung der Meridian-
ebene erscheint uns nicht sehr geschickt. Klar wird die Sache wol
nnr , wenn man die Meridianebone als jene Ebene definirt , welche
durch Zenith und Pol geht. Dazu braucht man aber freilich den Be-
griff der Pole, der ad 5 gehört und sich dort von selbst aufdrängt.
Femer heisst der ^Himmelsmeridiau"* nie „Mittagsliuie^. Unter
Letzterer versteht man stets eine Gerade vom SQil- zum Nordpunkte
(des Horizontes).
S. 3, 7. Dass die Zeit von einer Culmination der Sonne bis
zur nächstfolgenden im Allgemoiuen dieselbe ist** — ist für die
SchQler unverstandlich und auch falsch, da doch hier nur die
wahre Sonne gemeint sein kann.
Ebd. 8. „ Sonnentag und Sternentag werden vom Zeitpunkte
der Culmination an gerechnet.^ Wessen? fAr den Sonnentag
müsste es heissen: von der unteren oder oberen Culmination der
Sonne au gerechnet, je nachdem man die bürgerliche oder astrono-
mische Art, den Tag zu zählen, meint; für den Sterntag: von der
oberen Culmination des Frühlings-Tag- und Naclitgleichenpunk-
tes, von dem aber noch nicht die Rede war.
S. 4, 12. und 13. gehört zu S. 2, 5., wo von der täglichen Be-
wegung die Bede ist. Es ist dies einer der Fälle, wo sich der Mangel
an logischer und sachlicher Ordnung so fühlbar macht.
S. 5, 18. gehört wieder nicht hierher, ist auch dem Schüler, der
ja von dem Fernrohre und dessen „Richtung*" wol wenig weiss,
gewiss nicht verständlich.
S. 6, 19. ist es nicht am Platze, von der „scheinbaren^ jähr-
lichen Bewegung der Sonne zu sprechen, da ja von dem wirklichen
Sachverhalte noch nichts gesagt wird. Dagegen ist es ebd. 21. wieder
anrichtig, von dem „scheinbaren** Stande der Simne in den Aequi-
noctialpunkten zu spi-echen.
S. 7, 4. Der „Nutzen" der Sternbilder war und ist wol ein
anderer, als der hier angegebene ; übrigens hebt der Verf. das im
ersten Satze Gesagte im zweiten ohnedies selbst auf.
S. 8, 5. Das hier über die Bezeichnung der Sterne eines Stern-
bildes Gesagte ist hier gewiss am unrechten Orte. Ganz unrichtig
ist das im Schlusssatzo Gesagte, besonders das auf die Aufzählung
der Sterne in den Stemkatalogen Bezügliche. Denn in diesen sind
die Sterne nicht nach Sternbildern , sondern nach ihrer Roctas-
censiou geordnet und fortlaufend numorirt behufs leichter Citirung.
Derselbe Stern hat daher in verschiedenen Katalogen verschiedene
Noflunem.
48 F. Bredow u. A, Hoffmann, Mathem. Qeographien, ang. ▼. G. Herr.
S. 9, 1. Man nimmt koinon Verticalkreis als den ersten an,
am wenigsten den Meridian, der immer nar Meridian heisst; wol
aber nennt man den auf den Meridian senkrechten, also dnrch den
Ost- und Westpunkt gehenden Verticalkreis den erstenVertical-
kreis, lun einen Namen zu haben, weil er practisch wichtig ist.
Fei-ncr werden die zum Horizonte Parallelen wol Almukantarate
genannt, unseres Wissens aber nie ^Höhenkreise'', sondern der Aus-
druck „Höhenkreis" wird durchweg synonym mit Verticalkreis
gebraucht , weil auf den Voi-ticalkroisen die Höhen der Stemo ge-
messen werden.
Ebd. 3. Ganz unklar, auch gar nicht hier am Orte.
S. 10, Zeile 3 v. o. lies „Weltpolo" statt „Weltaxe" ; es gibt
auch keinen „ersten ** Stundenkreis und man braucht auch keinen,
we«ler zur Definition des Stundenwinkels noch der Bectascension.
Ebd. 5. ist die Definition der Kolure unrichtig, es soll nämlich
statt „Dcclinationskreiso'* — B r e i t o n kreise heisson (siehe S. 1 1 , 1 1).
Ebd. (). Der Stundeuwinkel wird entweder in Graden oder
Zeit ausgedrückt, nicht in „Sternzeit^, denn es kann sowohl Stemzoit
als auch mittlere oder wahre Sonnenzeit sein, immer 360" =
24 Stunden gereclmot, oder 15" = 1**-
S. 11, 9. am Schlüsse: „und verändert sich nur* u. s. w.
Das „nur" ist unrichtig, weil die Sterne auch eigene Bewegung
haben ; wenn man also davon nicht sprechen will (und es gehört auch
nicht hierher), so ist der ganze Zusatz nicht passend.
S. 12. und 13. Die Ableitung der hier gegebenen Formeln
konnte wohl einfacher sein.
S, 17, 1. und 2. Die Uebertragung der Kreise und Puncte von
der Himmelshohlkugel auf die Erdkugel ist unlogisch und gibt leicht
zu falschen Auffassungen Vnranlassung. Die Sache lässt sich viel
anschaulicher und einfacher bei der Erörterung der täglichen Bewe-
gung des Himmels (entwickeln. Das Detail kann immerhin auf später
verschoben werden.
S. 19, 8. h) Hier sind Depression dos Horizontes und Ke-
fraction ganz unnothig und auch widersinnig zusammengebracht,
da die Depression des Horizontes nur in einem speciellen Falle, näm-
lich bei Sextanten-Beobachtungen an Bord von Schiffen , in Betracht
kommt. Wenn ferner der Verf. hier sagt, dass auch der Durchmesser
der Sonne zu berücksichtigen ist, so muss auch gesagt werden, warum
(weil nämlich practisch nicht die Höhe des Mittelpunktes, sondern
nur des oberen oder unteren Sonnen randos beobachtet werden
kann). Uebcrhaupt finden sich derlei Bemerkungen häufig ganz
unmotivirt liingewoifen.
S. 20, 11. h) ,,Durch directe Messung''. Was soll das heissen?
Das Citat ,,Vgl. §. 15, 2" bezieht sich nur auf Sonnenuhren.
S. 21, Z. 5 V. u. 1. a statt x.
S. 23, 7. ist nur ein einfaches Corollar zu G und nichts Neues,
wie man nach den ersten Zeilen glauben könnte. Die Entwickelung
i^. Bftdam u. A. Boffmann, Mathom.G^s^phien, ang. ▼. G.Herr. 40
des Unterschiedes zwischen scheinbarem and wahrem Horizonte ist
aber yorans zu stellen.
S. 25, 3 (Petit-Anmerk.) Den Werth von q* in der dort ange-
deuteten Weise zu berechnen, dflrfte doch seine Schwierigkeiten haben.
S. 26. Die Ursache der Nichtübereinstimmung der Pendel-
beobachtungen mit den Meridianmessungen ist nicht die mit dem
Citat „§. 10, 4^ gemeinte Fliehkraft, welche ja vollständig in Rech-
nung genommen werden kann, sondern liegt in den Abweichungen
der wahren Figur der Erde von der vorausgesetzten (Gestalt eines
Botations-Ellipsoides.
£bd. §. 9, 2. Der Forderung 2) ist ja nothwendig schon ge-
nügt, wenn jene 1) erf&Ut Ist. Auch ist es ungenau, zusagen:
^diesen Forderungen nachzukommen , kann man" u. s. w. , denn die
Forderung (kurz gesagt : der Aehnlicbkeit) lässt sich eben nicht
genau erfüllen, weil sich eine Eugolfläche nicht in einer Ebene ab-
wickeln lässt, am wenigsten durch perspectivische Projectionen (das
erste Mittel des Verfassers), die bekanntlich ein in grösseren Ent-
fernungen vom Mittelpunkte der Karte mehr und mehr verzerrtes
Bild geben.
S. 27, 3. Man unterscheidet allerdings „vorzugsweise'' zwei
Arten von Projectionen: perspectivische und Eegelprojectionen (wie
ja eben in Abs. 2 schon gesagt ist, denn beide Arten heissen „Pro-
jectionen*); aber die zwei angeführten: stereographische und ortho-
graphische sind beide perspectivische Projectionen.
S. 29, 9. Was hier der Verf. „orthographische Meridian-
projection nennt , wird gewöhnlich orthographische Aequatorial-
projection genannt.
S. 30, 10. Mercator's Projection erscheint hier jiur unvoll-
ständig erklärt, was um so mehr zu bedauern ist, da gerade diese
Projection so wichtig und durch eine Figur leicht deutlich zu
machen ist.
S. 31, 11. Flamsteed's Projection ist nur ein specieller
Fall der Eepelprojectionen und entsteht, wenn man den Kegel in
einen die Kugel im Aequator berührenden Cylinder übei*gchen lässt.
Sie ist daher vorzugsweise für Aequatorialländcr verwendbar.
S. 32 , a) und b) — „Die östliche Abweichung eines aus be-
deutender Höhe frei fallenden Körpers" und „Foucault's Pendelver-
BQch" sind nicht „Gründe^ für die Axendrohung der Erde, sondern
experimentelle d i r e c t e 6 e w o i s c. Zu a) ist insbesondere noch zu
bemerken , dass hier die Centrifugalki*aft zunächst nichts zu schaffen
hat; der Punct Ä hat eben eine im Verhältnisse seiner grösseren
Entfernung vom Erdmittelpunkte grössere lineare Geschwindigkeit
als der Punkt B; der vom Punkt A aus fallende Körper verliert
diese nicht während des Falles und muss folglich (östlich) von dem
Ponkte B zur Erde kommen.
S. 35, 3. Was hier von den Abweichungen der Gescliosse go-
ngt wird, ist mindestens hier wieder schlecht angebracht, zwingt
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F.Bredow u. Ä. Hoffmann, Mathem. Geographien, ang. ¥. G.Herr, 51
und diese unterschiede sind es, welche nebst den zwei Declinationon
der O (Oifl and Otb) beobachtet werden können. Man findet dann
äb-^ca — eb, nnd mit ab, aOi, 60i aus den zwei Dreiecken OiaT
und G,6T den Bogen 6T, und endlich cT = &T-f c6; cT ist aber
die Bectascension des Sternes S, und durch diese wird die Lage
des Frühlingspunktes bekannt, weil der Stern als gegebener, be-
kannter und bleibender Punkt zu betrachten ist. Aus einem der
beiden Breiecke ergibt sich natürlich auch die Schiefe der Ekliptik.
Hierin besteht die Aufgabe, deren Auflösung der Verf. auf S. 53
gibt. Auch hier fehlt aber der ganz wesentliche Fixstern. Freilich
bt es richtig, dass man durch „directe Messung gleicht DD' =s
a — a (in unserer Figur ah) bestimmen kann", aber eben nur mit
Zuhilfenahme des Fixsternes; uud wenn zwei Zeilen später gesagt
ist 9 wodurch (nämlich durch DF =:= a) die Lage des
Frühlingspunktes sich ergibt^, so ist dies nicht richtig, weil der
Punkt D mit der Stellung der Sonne sich ändert, also der FrQhlings-
punkt an keinen festen Punkt angeknüpft ist.
S. 65, §. 16. (,, Wahre und mittlere Zeit. Zeitrechnung^) ge-
hört doch wol eigentlich vor §. 15 (^Zeitbestimmung^).
S. 66. Dass die Zeitgleichuug für jeden Tag des Jahres ver-
schieden ist, ist wol richtig, aber die Werthe der Zeitgleichuug für
jeden Tag des Jahres sind in verschiedenen Jahren nicht so sehr
vexschieden , als die vorliegende Textirung es glauben lässt , und
nrischen ziemlich engen Grenzen eingeschlossen.
S. 67, §. 17 („Die atmosphärische Befraction^). Wenn der
Verf. hier in 3) — 5) die Erscheinung der Eefraction vorerst unter
der Voraussetzung einer ebenen Erdoberfläche und einer bis zur
Grenze der Atmosphäre constanten Dichte derselben betrachtet,
und hiemach die Gleichung
sin e = n sin £*,
aufstellt, so mag dies angehen, wie wol es nicht schaden würde, wenn
diese Voraussetzung, mit deren Wogfall auch diese Gleichung hin-
fallig wird, stärker betont würde ; aber ganz und gar unzulässig ist
es, wenn er S. 72 (oben Petit) diese Gleichung auf die Atmosphäre,
wie sie wirklich ist, anwendet, uud sich dabei auf ein durch-
aus nicht existirendes physikalisches Gesetz beruft.
S. 72, §. 18, 1. Allerdings hat Hipparch die Beobachtung
gemacht, dass die Sterne mit der Zeit ihre Lage ändern, aber er hat
daraus geschlossen (^beobachten" kann man das nicht), dtiss
der Fruhlingspunkt seine Lage ändere.
Ebd. 2. Dass die Lage der Ekliptik „ fortwährend dieselbe
bleibt", ist nicht wahr; die Aendening ist zwar klein , aber nicht
=s 0; ist sie doch der Grund der säcularen Aendcrung der Schiefe
der Ekliptik, von welcher ja früher die Rode war.
S. 77, 6 (diese Nummer ist übrigens ein Druckfehler, es soll
7 heissen). Die Bahn des Mondes ist keine „Cycloide''.
4»
5f F.BTeäüw a. A.Hoffmann^ Mathem. Qeogrftphien, ang. t. 0,Htfr.
S. 81. Dass die ^beiden Bewegungsrichtungeii ^ des Mondes
„entgegengesetzt* sind, ist ans der nebenstehenden Figur 42 nicht
zn ersehen , welche — wie ganz richtig — gerade das Gegentheil
zeigt.
S. 109, 1. Die Planeten bewegen sich um die Sonne nicht in
„kreisförmigen'^, sondern in elliptischen Bahnen.
Ebd. Anm. zu 3. Dass Gk^stime „gleichzeitig auf- und untere
gehen'*, wenn sie „gleiche Rectasccnsion" haben, ist denn doch nicht
möglich. Z. B. die Roctascension des Polarsternes ist heuer nahe
18"; ebenso gross ist die Rectascension der Sonne etwa am 9. April;
also gehen am 9. April Polarstem und Sonne gleichzeitig auf und
unter! Dass diese Zeit ganz wesentlich auch von der Declination
abhängt, hat der Verf. übersehen.
S. 132, 9. Die Anzahl der parabolischen Elemente einer
Eometenbahn ist allerdings fünf. Die vier hier unter a) li) c) S) an-
gegebenen sind richtig; hingegen gehört die unter e) erwähnte
„Richtung der Bewegung" nicht zu den Elementen, da ihre Angabe
ganz entfallt , wenn man die Neigung der Kometenbahn von 0^ bis
180** zählt. Das hier noch fehlende fünfte Element ist die „Zeit
des Perihels**, was der Verfasser mit den Worten: «man gibt
zur Bestimmung der Bahn schliesslich noch den Zeitpunkt des Durch-
ganges des Kometen durch das Perihel an" — nur so nebenher hin-
zufugt.
Eine elliptische Bahn femer hat sechs Elemente, und wenn
man die vorhergenannten fünf parabolischen (darunter die unter c)
genannte Periheldistanz) beibehält, so kommt also zu diesen fünf
nur noch eines (nicht drei) hinzu, z.B. die halbe grosse Axe.
Excentricität und Umlaufszeit sind dadurch schon bestimmt. Ge-
wöhnlich giebt man aber bei elliptischen Bahnen statt der Perihel-
distanz die Excentricität an.
S. 141, Aufg. 14. Auch hier ist wieder von der „Depression
des Horizontes" die Rede, welche, wio schon früher bemerkt, doch
nur in Betracht kommt, wenn der Beobachter vom Meereshorizonte
aus misst, wie diess an Bord des Schiffes immer geschieht und allen-
falls von der Küste aus geschehen kann.
S. 143, Aufg. 39. Hier soll es heissen: „für den. ... bezeich-
neten Tag soll die Moi-genweite der Sonne .... bestimmt werden."
Denn unter Morgen- und Abendweite versteht man überhaupt für
ein beliebiges Gestirn den Winkolabstand des Punctes des Hori-
zontes, wo dasselbe auf- resp. untergeht, v«>ni Ost- beziehungsweise
Westpunkt^.
November 1872. Gust. Herr.
Fr. A. Wolf, Kleine Schriften, ang. ▼. J. Schmidt. 5S
Kleine Schriften in lateinischer nnd deutscher Sprache von Fr.
Ang. Wolf. Heraasgegeben darch G. Bernhardy. 1. Scripta latina.
II. Deutsche Aufsätze. Halle, Yerkg der Baclihandlang des Waisen-
hauses. 1869. XXXVUI und 1200 S. in gr. 8.
Der Herausgeber dieses etwas spät zur Besprechung kommen-
den Buches bemerkt am Schlüsse seines Vorberichtes, auf die Bedeu-
tung der deutschen Schriften Wolfs hinweisend, dass mau jetzt erst
im Stande sei, dieselben einer Würdigung zu uuterzieheu, die sie in
hohem Grade verdienen.
*Gem beobachtet mau, mit wie feinem Geschmack er, ÜQssiger
und unmittelbarer als er das Latein schrieb, sie (die deutsche Form)
seiner Persönlichkeit anpasst, wie behaglich er Wendungen und W^or-
ter, die jetzt selten gehört werden, und doch mit attischer Grazl(> sei-
nem Wiesen dienstbar macht.' Das ^schöne Mass' und die Vürdige
£in£dt\ die er Winckelmanns Schriften nachrühmt (S. 738), ist
den seinen ebenfalls eigen , und 'er hatte etwas aus den Alten ge-
wonnen, was die Philologen von der Gilde gewöhnlich zuletzt oder
gar nicht lernen, weil es sich nicht aus, sondern an ihnen lernen lässt
— ihren Geist (S. 741).' Freilich von den 'Wendungen und Wörtern,
die jetzt selten gehört werden,' habe ich nicht allzuviel entdecken
können.
'Die ersten zween Bände' (S. 138), 'bishero' (149), *an zween
Orten' (151), 'die zwo sichern Führerinnen seines Lebens' (595), 'der
gefaßfete Schluss' für 'Beschluss' (602) 'in zween Abschnitte' (608),
dagegen 'zwei Amors' (596, 599), 'zwei Venus' (596), 'rufte ich* (621),
'dass ihm zu diesen Bemühungen sein vieljährigos Jambisiren nütz-
lich gewesen, .. glauben wir ihm gern zu' (V) (625) 'mir (mich) ahndet'
J628), 'kleinfügig' (628), 'der alten Literatur gar beförderlich' (629),
'seine mehresten Werke' (738), 'sothaner' (parodistisch 745), 'aus
waserlei Grunde (770) 'jetzo'(607), 'voritzt' (643), 'itzo' (710), 'itzt'
il45, 725. 727, 730,743 u. o.. auch 810; (corrigiert in >tzt'(628),
'v»>rjetzt' (616) ; auch in den von Bemhardy in seine Sammlung nicht
aofgenommenon Briefen an Heyne findet sich 'jetzt\ z. B. 58, 60, 63;
daher es durchaus unentschieden bleibt, welche von allen diesen For-
men Wolf und welche den Setzern zuzuschreiben seien — auf solche
Kleinigkeiten achtet ein Schriftsteller oft nicht) — dies möchte ziem-
lich alles sein , was sich an alterthünilichen Formen und Wörtern in
den Aufsätzen der Hallischon Zeit ergibt, später wird es natürlich
noch weniger, und die hie und da vorkommenden selteneren Wendun-
gen dürften eher auf W^olfs Rechnung gesetzt werden. Vielmehr finde
ich das Charakteristische seines deutschen Stiles darin, dass er^ an
die besten Vorbilder sich haltend und unermüdlich nachbessernd,
uach möglichster Klarheit und Glätte dos Ausdrucks strebt. Gleich
in seiner ersten Schrift, die, bezeichnend genug, dem Unterricht ge-
widmet ist, tritt uns dies, ja hier am meisten, recht deutlich entge-
gen. Das ist nicht der Wolf, wie er uns sonst vor der Seele steht
and wie er sich uns auch wieder in seinen Streitschriften darstellt,
54 Fr. A. WiAf. Kleine Schriften, ang. v. J. Sclmidt.
d&s ist ein elegant änsetanierter, fein säuborlich and zierlicU einhMS-
schreitender Mann, der bei jedem Schritte den Anstand wol beobach-
tet und Wort für Wort genau erwägt, ob es doch den beabsichtigten
Sinn anf die treffendste Art aosdrücke.
Wie äi^etUch er auf das achtet, vas er seinen Stil nannte, und
wieviel Sorgfalt er überhaupt auf seine schriftstellerischen Arbeiten
verwendete, sehen wir deutlich aus zwei Stellen, ilie hier niitgotheilt
KU worden verdienen. In der Einleitung zu den leider nur begonne-
nen eigenen Lebens nach richten beisst es (KOrte 2, 150): 'Mein Styl
ist übrigens hier nicht mein Stjj, vielmehr gar kein Stj-1. Denn ich
schreibe mit einer mir ungemässen Feder; wie die Feder ist, sagt
Lichtenberg, so wird der Styl ; also muss der bei Leuten, die von
firemdem Uiiudgeschick abh&ngig sind, nach Tagen und Stunden sehr
ungleich werden. Und in dem Aufsatze über Winckelmann's Studien-
zeit (738) : 'Bedenke man zunächst, dass seine mehresten Werke ihm
nicht lange unter Händen waren, wie schon die Menge verrätb, die
er in 13 Jahren beniusgab, und daas er oft im Jahre der Wegsendung
einer Handschrift weit gelehrter war, als sein Buch, manchmal gar
vor dem Abdrucke, der sich meistens unangenehm verzägerte, ohne
ihm doch Zusätze und Verbesserungen zu gestatten. Nicht jeder
möchte unter diesen Umständen gern geschrieben ha-
ben.' Dieser Aufsatz enthält auch bonst noch manches auf Wolf
seihst BezQgliche.
Bemhardy's Sorgfalt, der, wn es angieng, die frühere Schreibart
mittheilte, setzt uns in den Stand, jenen bei der Arbeit zn bolan-
schen. Ich kann mir nicht versagen, ein wenig näher hierauf ein-
zugehen und fürchte dabei nichts Unuützes zu thuo.
Lessing sagt einmal (Litenitnrbr. 1, 19): 'Veränderungen und
Verbesseningen, die ein Dichter, wie Klopstock, in t<einen Werken
macht, verdienen nicht allein angemerkt, suixlem mit allem FleisBe
studiert zu worden. Man studiert in ihnen die feinsten Begeln der
Kunst; denn was die Vnster der Kunst zu beobachten fi^r gut be-
Gnden, das sind Regeln.' Aohnliches äussert Goethe über Wielaod,
Es scheint geratheu, dergleichen unserer ra^uh arbeitenden Hitwelt
ins Gedächtnis zu rufen.
Uebergangeu wurden alle Stellen, in denen einfach etwas Bes-
seres eingesetzt ist, in Betracht kommen nur jene, die das Streben
dos Schriftstellers nach möglichster Reinheit des Ausdruckes be-
kunden. Hie und da mfichte man auch lieber das Ursprüngliche bei-
behalten wissen.
Benützt sind hiebei: 1) Oebersicht des Inhalts von Fhttons
Symposion (593—620). 2) Ist Homor auch übersetzbar? (620 —
643). 3) Zur Geschichte des Somnambulismus ans dem Alterthnm
(666-691).
Als leitend bei der Ueherarbeitung stellen sich folgende Ge-
sichtspuncte heraus : Vor allem ei^ibt sich ein Streben nach Präci-
Fr, A. Wolf, Kleine Schriften, ang. y. J. Schmidt. SS
SJOD und Bandung des Ausdrucks , das selbst auf Kleinigkeiten und
sclieinbar geringfügige Dinge sich zu erstrecken nicht verschmäht.
'Die (fieden) . . von Sokrates und den andern Gästen waren ge-
yteii worden^ (S. 593) — heisst es in der 1. Ausgabe, im Neudruck
wind daraus : ^den übrigen Gästen/ ^alle hatten an Einem Kopfe zwei
giegen einander überstehende , aber völlig (vollkommen) gleiche Ge-
sichter.' (602). Mit dem zweiten Worte, wie es im Neudruck steht,
lliesst der Satz leichter dahin, das doppolte V^ ^^ vermieden,
'der .... ist im Stande die Schönheit von Angesicht zu Auge-
sifiht, das wesentlich Schöne selbst zu erblicken. Dieses ist (die-
ses aber ist) unveränderlich und ewig^ (613). 'Es . . kann gar
(iDch) nicht von der Einbildungskraft, wie körperliche und sichtbare
Gegenstände, erreicht, nicht wie ein Räsonnement oder System vor-
gestellt (vorgestellt und gedacht) werden^ (ebda). Die Gliederung
dieses Satzes ist fein ausersonuen. Vgl. 677 u. ^Zuder höchstmöglichen
Treue wurde, mein^ ich, auch dies gehören, einen solchen Namen,
den (welchen) Homer niemals hat, auch in der Uebersetzung auszu-
merzen (628). Mit 'den^ muss die Rede einen Augenblick innehal-
ten, mit 'welchen' gleitet sie ruhig weiter. Vgl. 675 o. 'Viele, denen
das alles einleuchtet, möchten doch wohl aber (aber doch wol) erin-
nern' (642).
Wiederholungen werden deshalb fast ängstlich vermieden. 'So
wie nun diese Benennung nur (bloss) ^.'iner kleiuen Anzahl von Per-
sonen, den Diclitern, eigen geworden ist: so gebraucht mau auch den
Aasdruck „lieben^ nur von einigen Menschen/ (610). 'Auch haben
irir ja bei den somnambulistischeu Kuren schon (selbst) in uiisern
Tagen gesehen, was für neue Modificationen dieselbe Sache unter
Terschiedeuen Häuden schon jetzt annimmt.' (667). 'Noch muss ich
bemerken, dass ich bei (in) meiner Vergleichung blos bei dem eigent-
lichen Somnambulismus stehen bleibe/ (668).
Wie die Jn^end überhaupt geneigt ist, mehr zu behaupten, als
sie gerade zu beweisen im Stande sein dürfte, dtis gereifte Alter da-
gegen seine Worte vorsichtig erwägt, so machen wir auch hier die
Bemerkung, dass Wolf manche frühere zuversichtliche Behauptung
später zustutzt und abschwächt, 'und warum soll dieser Vers sich
mit Spondeen endigen, die im Griechischen nicht sind, und auch in
der That (vielleicht) nicht sein durften?* (631). 'Nun haben wir
endlich das ^strahlenäugige Mägdlein;" gewiss (vielleicht) der ein-
zige Ausdruck, den unsre poetische Sprache für iXi/.ihrtc: xotg/; her-
beischaffen konnte/ (634). 'Achill drückt im Grunde hier eben (fast
eben) den Gedanken ans, der schon im 163, 164 V. enthalten war.*
(635). 'aber wir kennen ja diese Interpreten schon längst als eine
guthenige Art von Wegweisern, die uns beim Homer allerlei melden,
wonach wir gar nicht fragen, nur leider uns immer (oft) da, wo wir
(am meisten) Rath bedürfen, im Stiche lassen.* (638). *Es ist l)o-
kannt, dass dieser Satz sogar von den meisten (mehrern) philosophi-
50 Fr. A, Wolf, Kleine Schriften, ang. v. J. Schmidt,
sehen Sekten des Alterthums anbezweifelt angenommen wurde'. (672).
Vgl. auch 639 Z. 15 v. o.
So wird auch manche drastische Bemerkung der ersten
Ausgabe später gemildert, natürlich besonders in dem fast durch-
weg ironischen Aufsatz über Bürgei*s Uobersetzung der Lias.
'Denn wie? ctTtixTave nateoa q>iljov, er würgte ^en lieben Vater ab
(mordete den lieben Vater?) (630). 'aber mit welchem Sinn dies?
Darum muss man den Achill selbst fragen*. (Sinn, wüsste ich
schlechterdings nicht zu erklären). (637). *Wer kann sich die Vor-
steherin aller Damen (Göttinnen) mit Ochsenaugen gedenken?'
(641) 'einen Zeus, der Himmel und Erde (den Olymp) mit einem
Wink erschüttert, und der sich (horribile dictu! erste Aus-
gabe) nicht entblödet im Beisein aller Götter seiner Frau um einer
Kleinigkeit willen Prügel anzubieten (in Beisein aller Götter seiner
Frau die übelste Begegnung anzubieten).' (642). Vgl. auch 643,
2. Z. V. 0.
Nebstdem überrascht eine ziemliche Hinneigung zum Puris-
mus. 'Der Komponist (Tonsetzer) kennt die Schwierigkeiten davon'
(600). 'auf der andern [Seite] erhielt noch der Finanzstaat (das
Beich) der Götter einen ansehnlichen Zuwachs.' (602) 'Gegen dies
Alter hegt er eine angebome Antipathie (einen angebomen Wider-
willen)' (605). 'wovon wir an vielen andern Wörtern Exempel (Bei-
spiele) haben' (610). 'wodurch man sich in die gehörige Disposition zu
träumen (Fassung zum Träumen) setzte.' (680) 'Applausus (Beifall)'
(685). 'Kolumnen (Säulen)' (687).
Doch schon genug solcher Silbonstechereien, durch die wenig-
stens dargethan wird, wieviel Soi-gfalt Wolf auch auf seine deutschen
Schriften verwandte. Dass er in späteren Jahren der deutschen
Sprache selbst Studium widmete, ist bekannt. 'Ich gerieth auf die
Untersuchung der deutschen Sprache, da mir Latein genug geläufig
war' (Körte 2, 153). Merkwürdigerweise sagt er unmittelbar vorher:
'Nun aber hatte ich doch zwei Vortheile (oder Nachtheile!).' Es
ist dies eben ein unwillkürliches Geständniss, dass er in Berlin
seinem eigentlichen Berufe untreu geworden. Ein Ausfluss jener
hauptsächlich auf metrische Dinge gerichteten Beschäftigung sind
die Abhandlung 'über ein Wort Friedrichs II. von deutscher Vers-
kunst' und seine Uebersetzungen.
Manchen Aufschluss hierüber gewährt sein Briefwechsel mit
Wilhelm v. Humboldt, wovon wir freilich nur die eine Seite kennen.
Es legt dies oben auch wieder den schon' von Bemhardy geäusserten
Wunsch nahe, es möchte einem Gelehrten gefallen, die auf der k. Bi-
bliothek in Berlin auf1)ewahrten Briefe an Wolf nebst dessen eigenen,
80 weit sie erreichbar sind, zu sichten und auszugsweise mit den nö-
thigen Erklärungen herauszugeben. Vielleicht erfüllt uns diesen
Wunsch (wenn auch in anderer Form) die Biographie Wolfs, die wir
in der Teubnerschen Sammlung von Lebensbildern deutscher Philo-
logen zu gewärtigen haben.
Wien. J. Schmidt.
F. Baiike, August Meinoke, ein Lebeusbild, aug. v. J. Schmidt. 57
August Meine k 6. Ein Lebensbild von Ferdinand Bänke.
Leipzig. Druck und Verlag von B. G. Teubner. 1871. 175 S. in 8.
*Wie kommt's, fragt einmal Herder, dass die Wortkritikor und
Alterthumsgelehrten gewöhnlich die gröbsten Schriftsteller sind?
(^Es ist doch eine schöne Sache um die Höflichkeit, meinte F. A. Wolf,
fast wie um die Wassei'suppeu/) Dass sie es seien, haben sie, mit
wenigen Ausnahmen, von Zeiten der Griechen her erwiesen ; auch
das verflossene Jahrhundert hindurch haben sich viele dies Privile-
gium nicht untergehen zu lassen äusserst bemühet. Wirkt dies
etwa der gebildete Geist der Alten, mit dem sie sich be-
schäftigen, durch eine Figur, die sie avTix^eaiv, Anthithese, nen-
nen? oder liegt die Ursache worin anders?^ Nun, wie dem auch
sein mag, Meineke, das geht aus vorliegender gemüth- und liebevoll
abgefasster Biographie wieder klar hervor, gehörte nicht zu den gro-
ben Philologen. ^August Meineke, bemerkt Hermann Sauppe, (Zur
Erinnerung an Meineke und Bokker. Aus dem sechzehnten Bande
der Abhandlungen der königlichen Gesellschaft der Wissenschaften
zu Göttingen. 1872) gehörte zu den glücklichen Menschen, die durch
die Würde und Anmuth ihres Wesens, wohin immer sie kommen,
Liebe erwecken und bestimmenden Einfluss üben.^ Und Banko sagt
treffend (S. 120) : ^Meineke hat niemals mit^estritten, immer mit-
gearbeitet.'
Er war geboren am 8. December (nicht September, wie Sauppe
schreibt) 1790 zu Soest und studierte von Michaelis 1805 bis Ostern
1810 in Pforte, von wo er sich mit 7 Capiteln: Obsorvatioues cri-
ticae in Graecos aliquot scriptores verabschiedete. Vom Sommer
1810 bis zum Herbst 1811 hörte er bei G. Hermann in Leipzig.
Sein damaliges Leben beschreibt or selbst folgendermasseu: ^Mein
Stübchen nebst einer hübschen Kammer geht in einen ruhigen Hof
hinaus und ich lobe hier gleichsam abgeschieden von dem übrigen
Geräusche des luxuriösen Leipzig. Früh Morgens um ein halb fünf
Uhr weckt mich die Morgonsonne, die halb und halb mein Bett be-
scheint. Dann stehe ich auf, ziehe mich an und arbeite bis 7 Uhr,
wo ich dann bis zwölf Uhr Mittag Collegien habe. Von 12 bis 12%
Uhr esse ich, gehe dann eine halbe Stunde in die Allee oder in den
Park oder in einen Garten, und von da in der Kegel wieder in meine
Stube, wo ich bis \7 Uhr arbeite. Alsdann kommt ein guter Freund ;
meist gehe ich nach Gohlis, einem % Stunden von hier entfernten
Dorfe, wo täglich Musik und sehr viel Gesellschaft aus Leipzig ist.
Der Weg dahin führt durch einen herrlichen Wald, den die Ploisse
durchfliosst. Hier bleibe ich gewöhnlich bis gegen 8 Uhr, so dass
ich nach V, 9 Uhr wieder in meinem Hause bin. Alsdann arbeite ich
noch bis nach 10 Uhr und lege mich dann ruhig und zufrieden in
mein Bett.* 1811 erschien von ihm unter falschem Namen (Fabri-
cios) eine Ausgabe der Biographien dos Timdlcon, der Gracchen und
des Brutus von Plutarch. Im selben Jahre wurde er durch Hermann's
\
58 F. Batike, August Meiiieke, ein Lebensbild, ang. v. J. Schmidt.
Vermittelung als Professor der römischen und griechischen Literatur
an das Conradinum zu Jenkau befördert, von wo ihn der Krieg 1814
an das stadtische Gymnasium zu Danzig trieb, dem er sodann von
1817 bis 1826 als Director vorstand. 1814 erschienen Curae cri-
tic^ de Comicorum fragmentis ab Athonaeo servatis, 1818 Qnaestio-
nes Menandreae und neben andern Schriften 1823 die Sammlung der
Fragmente Menander's und Philemon's.
1826 bis 1857 leitete er das JoachimsthaVsche Gymnasium zn
Berlin, welches, unter schwierigen Verhältnissen übernommen, er
bald durch die Energie und Ausdauer seines Willens zu einer Anstalt
ersten Banges emporhob. 1830 wurde er Mitglied der Akademie (ge-
legentlich wird seine Thätigkeit in der uns Jüngeren auch aus Hertz*
'Lachmann' bekannten Griechischen Gesellschaft und die ganze Ein-
richtung jenes Vereines auf interessante Weise dargestellt), 1834
Mitglied der wissenschaftlichen Prüfuugscommission, 1852 begann
er Vorlesungen an der Universität zu halten, brachte es aber nicht
über zwei Semester, las auch später nie mehr, sondern schrieb einmal
an einen Freund: 'Wenn Dich Jemand fragt, weshalb ich nicht au der
Universität lose, so sage ihm nur, weil ich endlich einmal selbst lernen
wollte, nachdem ich 41 Jahre gelehrt hätte.^ Er wurde nämlich 1857
als Geheimer Regierungsrath pensionirt und verlebte noch 13 Jahre
in erwünschter, den Wissenschaften gewidmeter Müsse. Er starb am
12. December 1870.
Zahlreiche W^erko wären aus dieser Zeit anzuführen. 1826,
1827, 1830 erschienen Quacstiones scenicae(dio erste als Einladungs-
schrift zu den Einführungsfeierlichkeiten in Berlin), 1839 —1841 die
Fragmenta Comicorum Graecorum (grössere Ausgabe in 4 Bänden, der
5. von Jacobi besorgte Band (1857) enthält Addenda etc., 1847 klei-
nere Ausgabe), 1843 Analecta Alexandrina, 1849 Stephanus Byzan-
tius (1. Band, unvollendet), 1853 Strabo, 1857, 1860, 1864 Jo-
hannes Stobaeus, 1825, 1836, 1856 Thoocrit, Bion, Moschus, 1834,
1854 lloratius (Entdeckung des vierzeiligeu Strophenbaues der
lyrischen Gedichte), 1858, 1859, 1867 Athenaeus, 1860 Aristopha-
nes, 1861 Callimachus, 1861 Sophocles' Antigene (nebstdem 'Bei-
träge zur philologischen Kritik der Antigene), 1863 Oedipus Coloneus.
Eine eigentliche Würdigung seiner wissenschaftlichen Leistun-
gen wird nicht gegeben, auch über seinen Bildungsgang erfährt man
im Ganzen wenig, dagegen verbreitet sich Ranke ausführlich über
seine Amtsführung und pädagogischen Verdienste, und darum ist das
Buch für Gymnasiallehrer besonders ümpfehlensworth. Ich entnehme
daraus das auf die Erklärung der Chissiker Bezügliche. Denn allge-
mein bekannt ist, dass gerade Meiueke es in vorzüglicliem Grade ver-
standen, die Jugend mit Begeisuerung für dieselben zu erfüllen — ein
Ideal, dem sich so wenige nähern ! Jeder, der sich in dieser Richtung
oemülit hat, wei<^s, wie schwierig es ist, Gründlichkeit und Gewissen-
haftigkeit mit Geschmack und Annmih in Behandlung der Leetüre zu
vereinen, ohne einerseits in Trockenheit, anderseits in Oberflächlich-
Ä, Edaitin, Nomenciator Pliilologoram, ang. v. /. Schmidt, 59
Vmi zu verfallen. Beides wusste Meineke glücklich zu vermeiden.
'Die Lectüre (S. 47) sei ^eppte sich nicht langsam fort, auch wurde
sie nicht durch gramma ische und lexicalische Bemerkungen und Be-
sprechungen ohne Noth unterbrochen, noch zur Grundlage für Ge-
lehrsamkeit gemacht, sondem rasch und lebendig zu dem Zweck
weiter geführt, das0 der Inhalt und die Form des Schriftstellers
richtig gefasst und den Schülern angeeignet werde. Wo keine
Schwierigkeiten einzutreten schienen, eilte Meineke vorwärts; wo
sie hervortraten, scheute sich Meineke nicht, die Kiitik walten zu
lassen und seine Schüler für Anwendung derselben vorzubereiten
und anzuleiten'. Auf diese Art pflegte er bei dreistündigem Unterricht
zwei Tragödien in einem Semester zu lesen. 'Auf den Schulunterricht
allein aber beschränkte sich Meineke nicht. Durch Privatlectüre den
Kreis der zu lesenden Schriftsteller zu erweitern und dadurch einmal
den Vortheil einer umfassenden Eenntniss der Literatur hervorzu-
rufen, zweitens aber die Selbstthätigkeit der Schüler mächtig zu er-
regen, ist eins der Hauptgeheimnisse der Wirksamkeit unseres Meineke
?on Anfang an gewesen . . . Die grammatischen Studien (8. 49) wurden
meist praktisch getrieben, die Syntax namentlich nicht eigentlich
systematisch gelehrt. Ihm selbst war alles bis ins Einzelnste fest und
sicher bekannt; zu diesem Erfolge wünschte er es auch bei den
Schülern zu bringen, weniger jedoch durch weitgehende schwierige
and feine Erörterungen, die er lieber vermied, als durch Hinweisung
auf eigene Beobachtung und Auffassung des Gelesenen mit Verstand
und Gedächtniss. Ebensowenig gieng er bei der Lectüre auf ästhe-
tische und ethische Bemerkungen ein und machte nur zuweilen mit
einem kurzen Wort auf die Schönheit der Form und die Wahrheit des
Gedankens aufmerksam'.
Achnliche Ausführungen finden sicü auch S. 86 ff., worauf ich
den Leser verweise, dem ich das anregende Buch überhaupt
angei^entlich empfehle. Als ein kleiner Irrthum mag berichtigt
werden, dass Bergk (S. 166) nicht in Froiburgin der Schweiz, sondem
in Freiburg im Broisgau Professor war.
Wien. Johann Schmidt.
Nomenciator Philologorum von Friedrich August Eckstein.
Uipzig. Druck und Verlaj? von B. G. Teubner, 1871. VII. 1-6.%
Nomenciator philulogoruui. 637- 656 Nouienclator typographoruin. 8.
'Dies Buch soll die Grundlage eines umfassenderen bio- biblio-
graphischen Lexikons worden, dessen Bearbeitung vorbereitet wird.'
Es enthält daher ausser d'^n Namen und kurzen Lobensnotizon nur
biographisch - litterarische Nachweisungen, aber keine Angabe der
Werke. Vielleicht würden sich die Leser noch etwas länger geduldet
haben, bis sie gleich Alles beisammen gehabt hätten. Indessen da etwas
immer besser ist als nichts — so darf man wol sagen — so wollen
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» : /;. .UV. llx,.-. ./. . V'^:. i-^b. 1511. x^^^-h Mdrrn 1512.
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A. EelUiem, Nomendator Philologonim, ang. v. J. Schmidt. 61
Bicchieh geb. 1453, nach a. 1450, gest. 1525, nach a. 1520. Ulrich
TonHntten geb. 22. April 1488, nach Strauss nnd Goedcke 21. April;
seine Todeszeit (angeblich 29. August 1523) bestimmen beide vor-
sichtig mit 'Ende Angnst\ Giovio's Geburtsjahr 1483 oder 1486?
Haloander's Todesjahr 1531 oder 1532? Markland geb. 29. October
1693 zu Childwall, nach F. A. Wolf (Anal. II, 370. KL Sehr. II,
1096.) 1692 zu London. 'Sein Gebnrtsmonat wird verschieden ange-
geben; von einten der October, von neuem, vermuthlichnach genauerer
Erkundigung der August.' Vettori soll 1585 gestorben sein, nicht
1584, ebenso Sigonius, als dessen Geburtsjahr auch 1523 angegeben
wird, 1585, nicht 1584. In Muret's Lebonsskizze S. 392 befremdet
derSchlnsssatz: 'wurde 1576 Priester, befleiss igte sich eines
züchtigeren Lebens und starb' etc. Was hat, abgesehen davon
dass im Vorhergehenden von seinem Lebenswandel und seiner augeb-
lichen Flucht aus Toulouse keine Rede ist und dass man nicht gerade
alles glauben muss, was seine Feinde von ihm ausstreuten , was hat
eine solche sittenrichterliche Note unter diesen kurzen Nachrichten
f&r einen Platz? — Wilhelm Ganter starb nach anderen Angaben am
28. (nicht 18.) Mai 1575. Ebenso ungewiss ist Fran9ois Pithou's
Todestag: 21., 25. oder 26. Januar 1607; sein Geburtsjahr, welches
Eckstein vorsichtigerweise nicht angibt, wird von andern mit 1543 oder
1544 bestimmt. Delrio soll 1551 (nicht 1561) geboren und 19. (nicht
29.) October 1608 gestorben »ein. Janus Wilhelm geb. 1554 — nach
andern 1550. Friedrich Lindenbrog geb. 1573, nach a. 1575, gest.
1648, nach a.l647. G.J.Vossius gest. 27. (nach andern 17.oder 19.)
März 1649. Emmengesi am 19.(9.)December 1626 (1625). Samuel
Petit gest. 1643 (1645). Facius geb. 1750 (1751). Morelli gost. 5.
(19.) Mai 1819. Entschieden unrichtig ist die Angabe von Heyne's
Todestag: er starb nicht am 14. September, sondern 14. Juli 1812.
Ebenso trat Meineke nicht 1814, sondern 1811 als Professor ins
Conradinum zu Jenkau.
Was die beigebrachten litterarischen Notizen betrifft, so
ergab sich eine nicht unbedeutende Lücke für das Buch dadurch, dass
sein Verfasser den Almanach der k. Akademie der Wissenschaften
in Wien nicht kannte. Wenn auch manche der dort mitgetheilten
biographischen Nachrichten nur Compilationen sind, so erheben wieder
andere, oft von nahestehenden Bekannten der betreifenden Gelehrten
verfasst, Anspruch auf selbständige Bedeutung und Beachtung. So
enthält, um nur einige Beispiele zu geben, der Almanach von 1855
Angelo Mai von Ferdinand Wolf, nach dem officiellen, von Eckstein
nicht citierten Nekrologe von Giuseppe Marchi, der einige, wie man
annehmen muss, wichtige Abweichungen in den Angaben bietet; Kaoul
fiochette, über den der Nomendator keine litterarische Nachweisung
hat, von demselben, ebenfalls mit Abweichungen über das Geburtsjahr
und den Todestag. 1860 Karl Ritter und Friedrich Wilhelm Thiersch
TOD demselben. 1868 Kaiser Leopold I. und Peter Lambeck von
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«1 n r«yl, He Srteneldi. B«l|7«Baiita. a^ i- Z ?
K«in)rtn. nlii Vortrag, b d«
AltiiiiMt ))<>tvrJili, Fr&iu Bupp, Kjoud Goihud n=
Mliii' AxonilirUchD Bolbstbio^pbi« nn Chr. Aug. S'.
MiUmiIii>i v,.n MiUösich, der ingloidi oehren»*** ^'H i
M"h\ ..lifH^ Nekrologe anfuhrt; 1S70 Olto Jito*wTiSi»
Im lvt')i|n«i lislio ich nicht rid nadiiatra««!!- •■ -»'•*'
iltii ii.'ii Vuhlon (I,, Vallae ppuscalatria. 4, Extra» i- **<£"'
««(tiKHv Sitmidmi^ dca JiirisU'ii und dos Philotfl»» ta
f\m>iiiimi> tu Irjci^nd niner Weiae bemitrtlirJi la m^st f
It'ii MiA'r.ii.1 «ar dio oben orwähnl« Aliliandlnnj F. 1. 1
I'" iini Victorii achriob aadi 3. CuA». ^
' > /Amuyski oitiort Uofftnuis, _^
' ' . . Bfi Casaubonua kannU erwJhal '^^^^IP
'' ' KIne Tita Beinesii pbl aa von J. i. ft*''"*'
"' ' .1 gehörige Bächwr findet mnajetittai«^
liLhn'B BibliolhoV'. Ffliiftw Abti*e^ 1 8^
.mh'it. ihrer Anstalten und Vortf««', ä- * •■
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Vfrlilor: S. 86 Z. 10 ». n. l. Jos. «■» **i
'^ . .'..!* v.u. LEndlicherBtaUEirfliei^*»
*"'"'* '^'^.v.-.. *t. Vinkuoie. 143 Z. 16t.0-1 la 4«
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M\\\\*\ V.ilUMMtk; icbenda Z. 12 v. n. 1777 sl. 1774?) *0
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Mllttfl, hOitl» rtl». ll.6?.o.l.ijist. iii. S. 57nnd58,ta»
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luil lfi73. 41 Seiten. — 46 kr.
i!iii!wr etwas aphoristisch gesekn»-
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1." Der Inhalt der SchriB
1 ■in Einleitung (S. 1 — >)
■ M'" ncie geistige Btdkrf-
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; licmäciitigt "
11 Aniiprncbc
Vt..-irl>nitl (8. 4—12)
«w»»>nt( imd AMl.roiti.iis der BealgymiMwieii. dii
F. T<ri§t^ Schal-Atlas der alten Geographie, ang. v. H, Ficker. 6S
eiDe goldene Mittelstrasse zwischen Gymnasial- and Realschulbil-
dnng herzustellen berufen waren. Mit ihnen wurde in Gestenreich im
Jahre 1864 in Wien der eigentliche Anfang gemacht, indem daselbst
zwei Anstalten in*s Leben gerufen wurden, die vor allem Communal-
iDteressen fördern sollten. Die Anzahl der Rea]g}'mnasien stieg
dann bis aof 48. Der dritte Abschnitt (S. 13 — 24) handelt aber den
Einfluss der Realgymnasien auf die Gesellschaft. Die neuen Lehran-
stalten sollten eine angebliche Kluft zwischen den Gebildeten ver-
schiedener Stände — welcher Stände, ist nicht gesagt — ausfüllen.
Aber die Verschiedenheiten, die wir überall erblicken, sind natür-
lich und bilden noch keinen Gegensatz, viel weniger einen Krebs-
schaden der Gesellschafb, welcher der Heilung bedürfte. Es kann
femer, sagt der Verfasser S. 21, gar kein besseres Bcf5rderungs-
mittel für Halbbildung und anspruchsvolles Wesen geben, als eine
gemeinsame Schale für verschiedene Berufsstände. Der vierte Ab-
schnitt handelt (S. 25 — 32) über den pädagogischen Werth der Real-
gymnasien. S. 32 wird das Urtheil über die Realgymnasien zusam-
meogefasst und dabei gesagt, dass dieselben sich im Kriege mit dem
gesunden Menschenverstände bolindou, weil man nicht zweien Herren
auf einmal dienen kann. „Das Realgymnasium'^ so schliesst der Ver-
fasser seine Auseinandersetzung, „als echtes Kind des pädiigogischen
Dilettantismus, ist darum werth, dass es zu Grunde gehe.^ Die An-
merkungen von S. 33 — 41 eitleren die bei der Abfassung der Bro-
schüre benützte Literatur.
Die Broschüre ist sowol für Freunde als auch für Gegner der
Bealgymuasieu lesenswerth. Die äussere Ausstattung ist anständig,
der Druck correct, der Preis nicht übertrieben.
Wien. Ig. Prammer.
Schul-Atlas der alten Geographie, bearbeitet von F. Voigt,
Professor an der königlichen Realschule zu Berlin. Dritte, ver-
besserte und vermehrte Auflage, herausgegeben von Dr. F. Voigt,
Oberlehrer an der königlichen Realschule zu Berlin. Querfolio.
Berlin, Nicolai, 1871. — IV4 Thlr.
Dieser Atlas enthält in einer von der gewöhnlichen abwei-
chenden Anordnung folgende Blätter: I. das persische Reich, II. das
römische Kaiserthum, lU. Spanien, IV. Gallien, V. Britannien und
Irland , dazu ein Nobenkärtchen , welches die Vorstellungen Cäsars
Ton der geographischen Lage der britischen Inseln und Galliens ver-
anschaulicht, VI. und VII. Italia superior und inferior, VIII. die
Balkanhalbinsel mit Dacion und Pannonicn, IX. Griechenland, X. den
Peloponnes, Attika und den südlichen Theil Böotiens, XI. Kleinasiou,
Syrien, Phonicion, XU. die Euphrnt- und Tigrislandschaften nebst
Kolchis, Iberieu, Albanien und Medien, XIU. die östlichen Gebiete
des Reiches der Achämenidon, XIV. Aogypten, das poträischo Ara-
bien und Palästina, XV. in der oboron Hälfte Nordafrika von den
Sialen des Herkules bis Marmarika , in der unteren einerseits f
•4 F Vf^gt, Schul-Atlas -fer alten G*>t^phw. in^. ▼. H. Ficker.
mania inferior, and^rs^itä «ü»? üzri decuHLites . Vindeiiciea, Bätien,
N.-rkiira , XM. Latiim, Campanien. di«? Un^eoan? Athens . «ias Ge-
biet \'jn Tr.'ii an-i -iie Plane «■■•n Rom. Athen iind speciell der
Akri'pvlis. Die zweimalige V- rfühnin? des Pel -p^'nüeses war über-
ftn.">ia': eine strenge «"»ek n- mie hatte den d::r':Ii Wegfall der Halb-
insel iiüf Tafel IX. VI irewinn»*nden Ra-^m '•enürzt. um für Mittel-
un«l Nord-* frie»rhenl*ind . w- z^ideci «üe B«:'denverhiiltni.*se sehr ver-
naohlääsifft sind, einen <^xwx^ .rr>5»rren Mai^jtab zu erzielen; auch
konnten auf diesem r.nd dem fdgen-len Blatte die Kartchen Athens
und der Umgebung angebracht werden. Hiedun:h und durch Ver-
legunir auch der übrigen Bestandtheile -ier SchLi-^skarte Hesse ^ch
Platz zu einer eingehenderen t'arstelliiKjr R.)ms. speciell des Forums
und Capitoliums. schaffen: das G»^gebene genügt selbst filr Schul-
zwecke durchaus nicht. Auch ein Plan v.^n Karthago u^t schwer zu
entbehren. St-hr dürftig ist femer Palästina behandelt worden : man
vemüsst viele wichtige Puncte, ja ^.>g;ir die Eintheilung des Landes,
so dass hier «i'ffHubar auf Benützung einer Specialkarte gerechnet ist.
Zum Gemeingut fast aller historischen Karten Lst die Bezeichnung
der griechischen Colonien im Allgemeinen .-der wo möglich selbst
nach den einzelnen Stämmen gew.-rlen: diese fehlt hier ganzlich.
Wie anscliaulich tritt uns z. B. in Kiepert's Atlas antiquus Bl. II. der
Kranz hellenischer Ptlanzstilte eutgf-gen, der sich rings um das
Becken des gastlichen P^ntus schlingt I In gleicher Schärfe wird das
Bild des überreichen griechi-^chen Lebons. welches sich über Unter-
italien und Sicilien orgo>sen. mich seiner räumlichen Ausdehnung
durch Farbe und Schrittzeichen markiert. Wir halten es für nichtig,
dass frühzeitig solche pnlgnaute Vorstellungen im Gedächtnisse feste
Wurzeln schlagen, und können nicht einsehen , wesshalb in dem vor-
liegenden Atlas von einem so einfachen und trefflichen Veranschau-
lichungsmittel kein Gebrauch gemacht wird. Auf das Auseinander-
halten der Zoitgrenzen sollte strenger geachtet werden. So zeigt die
zweite Karte das imperium Romanum in seiner Theilung, wenn die^is
gleich die Ueberschrift nicht ausdrücklich besagt . schliesst aber in
dasselbf^ auch noch das längst durch Aurelian aufgegebene Dacien
mit der Farbe des Ostreiches ein. — Wir begnügen uns mit diesen
Bemerkungen nnd verzichten auf eine detaillierte Aufzählung des
Vcrmissten oder Unrichtigen . indem wir im Gegensatz zu einem an-
dern Atlas, den wir kürzlich in diesen Blättern zu besprechen hatten,
dius Streben nach Correctheit anerkennen , das bei der Ausarbeitnng
wenigstens im Grossen und Ganzen gewaltet hat. Die Karten sind
gefallig ausgeführt, frei von Ueberladung, nnd dürften, zumal wenn
sie in einer etwaigen neuen Auflage noch manche Verbesserungen
und Ergänzungen erfahren, im Unterricht mit Nutzen verwendet
werden, ubschon wir nicht verhehlen können, dass wir nur die vor-
zuglichsten Hülfsmittel, welche die Literatur dieses Zweiges hervor-
gebracht hat, in den Händen der Schüler zu sehen wünschen.
Wien. Heinrich Ficker.
X Sörgd, Die gegenw. Gymnasialbild, etc., ang. v. Enghnann. 65
Sacontala annulo recognita. Fabula scenica Calidasi. In usum
scholaruin academicarnm textum recensioDis Devanagaricac reco-
S novit atque glossario Sanscritico et Pracritico instruxit Carolus
orkhard, phiL doctor, in Gymnasio academico Vindoboiiensi pro-
feasor. Vratialaviac Kern. 1872.
Obgleich das Werk, welches wir hiomit znr Anzeige bringen,
ausserhalb der in dieser Zeitschrift vertretenen Disciplinen steht, so
glauben wir dennoch die Leser auf dasselbe besonders aufmerksaui
machen zu müssen, insoferno als es vollkommen geeignet ist, diejenigen,
welche dem Studium der vergleichenden Sprachforschung und iluor
Grundlage, des Sanscrit, sich zuwenden, in ihren Bemühungen zu
onterstützen. Abgesehen davon, dass die Sanskrittoxte ziemlich kost-
spielig und nur mit grösseren Geldopfern zu beschaffen sind, bildet
in der Regel das Lexicon die Klippe, an welcher der Eifer und die
Geduld jenes Studierenden, dem nicht ein Lehrer zur Seite steht, zu
scheitern pflegen. Während z. B. das St. Petersburger Lexicon —
abgesehen vom hohen Preise, der an 100 fl. hinaureicht — zu gross
angelegt und für den Anfänger schwer zu gebrauchen ist, sind di»
kleineren Loxica (z. B. Bopp*s Glossar) viel zu dürftig, als dass man
mit ihnen jede Stelle genau verstehen konnte. Unter diesen Umstän-
den war es ein glücklicher Gedanke Dr. Burkhards, durch dessoii
Bealisierung er sich ein grosses Verdienst erworben hat, den ver-
besserten Devanajar-Text der Sakuutala, dieses Juwels nicht nur
der indischen Dramatik sondern der ganzen Sanskrit-Literatur, mit
einem sorgfältig gearbeiteten Sanskrit- und Prakrit-Glossar zu pu-
blicieren, als damit der angehende Sanskrit-Philolog um einen sehr
massigen Preis ein wichtiges Rüstzeug in die Hände geliefert be-
kommt, das ihm bei seinen Studien gute Dienste leistet. Es wän^ zu
wünschen, dass mehrere Texte in ähnlicher Weise publiciert worden
möchten ; sowol Lehrern als Lernenden würde damit wesentlich ge-
holfen.
Wien. F.Müller.
Die gegenwärtige Gymnasialbildung mit besonderer Berück-
sichtigung des bairiächen Gymnasial wcscnn. Vun J. Sörgol, Gym-
nasial profcssor. Nordlingen, 1872. 132 S. 8".
Während des letzten Decenniums hat sich unter dont bairischen
Gymnasialloh rpersonal ein reges Ringen und Kämpfen geltend ^^einacht
und zwar in zweifacher Kichtung, erstens nach Reform dos Gymna-
sialwesens, zweitens niush gehaltlicher Gleichstellung mit den übrigen
Beamten. An dieser doppelten Arbeit hat sich Hr. Prof. Sorgtd in
Erlangen besonders in seiner Eigenschaft als Mitglied der Abgoord-
netenkaninier auf dem Landtage in hervorragender Weise bei joder
Gelegenheit betheiligt und, nachdem das eine Ziel, die Gleichstellung
mit den andern Staatsdienem, glücklich erreicht war, das andere
X«ltiichri/t f. d. ott«rr. Gymii. 18721. 1. Haft. 5
60 J. Särgel. Di« gagenw. OyrapasislbiH. etc.. wi? r. Engh
Ziel, diu Returiu der Gjmuasieu, oiliig im Aagc bahalteii. Zul^fait'
{Pabrnar 1872irichtet«erai> die Rcgiening eine laterpellatiim, welche
die einEpliieii Puncte bozeicliuotc, die ihm besonders reformbedürftig
BcheiDen. Letzteres Voi^ehen fand vielfach Widers pnicli, besonder»
voD Seite der ultramoDtan oder partikularistiech gesinnteti Berufs-
genossen. Hiednrch ward er veranlaBst. obige Schrül erscheinen
la lassen. Sie zerf?illt in zwei Tlieile. Im ersten Theil (.Ceber Gym-
nasialbildnng überhanpt, namentlich im Geg^nsati mr Rcalschnlbil-
dung") Tertritt Hr. Sorget mit gr<3sster Sachkenntnisa und sch&rfst^r
Dialoktill den Humanismus gegen den Realismus, dem er übrigens
auch sein Kecht widerfahren l&sst. Der zweite Theil (lieber iits
bairische Gymnasialwesen") behandelt die in der oben angezogenen
Interpellation enthaltenen Gebrechen der bairischen Gymnasien und
sucht die dort aufgestellten Behauptungen ausfOhrlicli zu begründeu-
— Wir unterlassen es. aas der Schrift Einzelheiteu hier berausm-
heben, und ersuchen olle, die Interes«» am Gjmnasialwosen haben,
die Schrift selbst zu lesen, um so mehr, da der Verfasser selber
wünscht (S. 63). ^dass auch ausserhalb un^ierer engem Landesgrenzen
die hier besprochenen Gegenstände eine unparteiische Benrtfaeilnng
finden". Wer den Verfasser persönlich kennt, weiss ohnehin, daas er
ein Mann ist, der Kopf und Herz auf dem rechten Flecke hat; wer
ihn aus dieser Schrift kennen lernt, wird nicht umhin können, die
Sachkenntnis . den Ernst nnd den Freiinuth zu bewundern, womit er
seinen Gegenstand behandelt. In einem Nachwort bespricht Hr. Sör-
gel den bei uns eben erst geschaffenen -obersten Schulrath" und
stellt demselben ein trauriges Progno^tikon. Es ist leider zu fSrchten,
dass er sich hierin als wahren Propheten erweisen werde.
Hüncheu im Januar 1S73.
Engl.
Vierte Abtheiluug.
MiBcellen.
(Der n. Ö. Landesschalrath) hat in der Sitzang vom 5. Fc-
bnar L J. die Berathang des Antrages: in den Volks- and Bür^r-
Khalen den Unterricht in der deutschen Grammatik ohne grammatiJui-
liadies Handbach f&r den Gcbraach der Kinder zu ertheilen, mit dem
BeKhlaase beendigt, die Erörterung der principiellen Frage des Antrages
dar oicbsten Landeslehrerconferenz vorzubehalten. — Das Uebereinkom-
maa mit den Cisterdenser-Stiften Heiligenkreuz, Zwettl, Lilien-
feld und Neukloster, welche früher das in ein Staatsgjmnasium
umgestaltete Gymnasium in Wr.-Neustadt erhalten und nunmehr Bei-
tril^ rar Erhaltung dieser Anstalt zu leisten haben, wird an das Un-
temchtsministerium zur Genehmigung geleitet und bei dieser Gelegen-
heit das neuerliche Gesuch des Conventes in Zwettl, auf Kosten des
Stiftes in der Stadt Zwettl ein Untergjmnasium eröffnen zu
dürfen (das Gebäude ist bereits fertig), bedingt befürwortet. - Herr
Lukdesschulinspector Lang legt den Bericht über die im Schuljahre
1S71/72 abgehaltenen, im Ganzen zufriedenstellend ausgefallenen Matu-
ritätsprüfungen an den 10 Obergymnasien Nieder-Oesterreichs vor^ der
ein reiches Material für eine l&igere Debatte bietet. Wir erwähnen unter
Anderem , dass 75 pCt von den Gymnasiasten , die sich der Prüfung
TuterEogen , das 2^agniss der Reife erhidten haben , 40 pCt. von diesen
mit der Classification genügend, 60 pCt. mit einer besseren Classication.
Im Darchschnitt wurde das beste Resultat erzielt in der Geschichte, das
zweitbeste in der Physik und sodann in weiterer Reihenfolge in der
deotschen Sprache, in der Mathematik, in der griechischen Sprache und
" an letzter Stelle! -- in der lateinischen Sprache, ein auffalliger Um-
stand, der zu einer lebhaften Erörterung führte, welche sich auch über
die Frage, ob nicht allgemeine Naturkunde unter die obligaten Prüfun^-
gegenst&nde aufzunehmen, über die den classisehen Sprachen zu wid-
mende Stundenzahl etc. veroreitete. Der Bericht geht an das Unterrichts-
mioitterium mit der Betonung der dringenden Noth wendigkeit eines
Organisationsgesetzes fßr die Gymnasien. (Wr. Ztg.)
(In Betreff der Substitutionsgebühr für Supplenten
III Staats-Mittelschulen u. 8. w.) Wien, 2. Februar. Sc. Majestät
der Kaiser haben zu genelimigen geruht, dass den Supplenten an Staats-
Mtttelschalen und stuitlichen Lehrerbildungsanstalten die SabstitutionR-
gebflhr ohne Unterschied, ob der Substitutionsauftrag vor Beginn dos
aeoen Schuljahres erlischt oder noch weiter fortdauert, auch für dies
6»
88 IGsoellen.
beideu FciiLiiniouato erfolgt wordc. Auf den Antrag eines Landesschnl-
rathcs, die Entlohnung aller ungeprüften Supplentcn im vorhinein durch
Gewährung entsprechender Rennincrationen auf den Jahresbctra^ von
(500 fi. zu erhöhen, wurde nicht eingegangen, weil eine derartige Mass-
nahme dem Gesetze vom IK April 1870, weiches die geprüften Suppleuten
in materieller Beziehung gunstiger behandelt wissen will, zuwiderlaufen
würde. In Wien kommt auch den ungeprüften Supplenten an den Staats-
Mittelschulcn der Jahresbetrag von GOO Ü. als directivmässig entfallende
Substitutionsgebühr bereits zu , falls diese Supplenten den diesfälligen
Bedingungen des Substitutionsnormales entsprechen. (Wr. Ztg.)
(Vorausstellung für die Collectivausstellung von Un-
terrichtsmitteln.) Das k. k. Ministprium für Cultus und Unterricht
veranstaltet eine Vorausstellung aller jener Objecte, welche für die Col-
lectivausstellung von Unterrichtsmitteln in der Gruppe XXVI b der Welt-
ausstellung angemeldet wurden.
Die Vorausstellung findet zu Anfang März in den Räumlichkeiten
des k. k Oborgymnasiums, Wien, 9. Bezirk, Wasagasse 10, stutt, wohin
die Ausstellungsobjectc mit Beigabe genauer Verzeichnisse vom 1. bis
längstens zum 15. Februar abzuliefern sind.
In Bezug hieniuf erfloss an sämmtliche Landes-Ausstellungscom-
missionen ein Krlass, in welchem der Minister für C. u. U. die Mitwir-
kung derselben dahin in Anspruch genommen hat, dass dort, wo inner-
halb der Commission nicht schon ein fachmännisches Comite für jenen
Theil der AusstcUun^c bestand, welcher in die Abtheilung B der Gruppe
2() des Weltausstellungsprogranimcs fällt, ein solches sofort niederzu-
S4;tzen war. Dieses ('omite sollte an der Hand des Specialprogrammes
erwägen, welche Aiistalt4?n und in welcher Richtung die Einzelnen aaf-
zufordern wären, sich an der Ausstellung zu l>etheiligen, damit ohne
allzu grosse Anhäufung gleichartiger Objecte doch ein möglichst voll-
ständiges Bild der Unterrichtszustiindc des Gebietes der Commission, so-
weit dieselben sich mittelst einer Ausstellung veranschaulichen lassen,
geboten werde. Durch die Aufforderung wurde selbstverständlich die An-
nahme anderweitiger Anmeldungen nicht ausgeschlossen, doch sollte es
Sache dos fachmännischen Conute sein, als Jury eine Sichtung der
eingelaufenen Objecte vorzunehmen , damit nur dasjenige nach Wien
gelange, was den Zweck der Ausstellung in der fraglichen Gruppe wirk-
lich zu fonlern geeignet ist.
Der Minister für C. u. U. bemerkte weiter, dass er nach dem
Vorgange des Jahres 1J5G2 eini» Vorausstellung sammtlicher Ünterrichts-
geg<Mistäiide in grosseren F'äumliohkeiten, als ihnen der Industriepalast
einzuräumen \ennag. zu veranstulton beabsichtige. Wa« die Kosten der
AussUdlung anbelangt, so hat das Ministerium für Cultus und Unter-
richt alle diejenigen Kosten übernommen, welche sich nuf die Platzmicthe,
die erforderlichen Sehränke und Tische, die sonstige Adjustierung der
AuHsttdlungsräume sowie auf den Tnnis)H)rt innerhalb Wiens und die
ViTsicherung gegen Beschädigungen und dergleichen beziehen, hingegen
jene Auslagen^ welelie aus dem Transporte der auszustellenden Objecte
nach Wien odor von Wien zurück erwachsen, nur insoferne, als Staats-
hrhranslalten als Aussteller erscheinen. Bezüglich anderer Anstalten
müssten dii.'se Kosten entweder von den Erhaltern der betreffenden
Schulen getragen oder von den Lande seommissionen aus den ihnen zu
Gebote stehenden Fonds bestritten werden. Sämmtliche Schulbehorden
wurilen zugleich angewiesen , den Landescommissionen auf das thatkrftf-
tigste an (He Hand zu gehen. (Wr. Ztg.)
IfisceUen. 69
(ArcbBeologische Expedition nach der Insel Sanio-
thrake.) Wien, 25. Jänner. Sc. k. u. k. Apostolische Majestät haben
mit Allerhöchster Entschliessung vom 17. Jänner d. J. allergnädigst zu
gestatten geniht, dass im Monate Mai 1873 eine Exjpedition zum Zwecke
der Untersnchnne der altgriechischen Ruinen aur der Insel Samo-
thrake durch den ordentuchen Professor der classischen Archaeologie
an der Universität zu Wien Dr. Alexander Conze, den Architekten und
I>ocenten an der Eunstgewerbeschule des Museums für Kunst und In-
dustrie Alois Hauser und den Architekten und ausserordentlichen
Professor an der Akademie der bildenden Künste in Wien Georg Nie-
mann unter der Leitung des Erstgenannten vorgenommen werde.
(Wr. Ztg.)
(Grillparzer-StiftuBg.) Am 15. Jänner 1875 gelangt der
Ton weiland Frans Grillparzer, in Erfüllung des ihm an seinem 80.
Geburtstage geäusserten Wunsches, aus dem ihm zu diesem Zwecke von
einem Wiener Damen-Comite zur Verfügung gestellten Fonds gestiftete,
,zur Hebung der dramatischen Production** bestimmte Preis im Betrage
von 1500 fl. österr. Währung in Silber laut §. IIL alin. 1 des am 27.
September 1872 ausgestellten Stiftbriefs zum ersten Mal zur Vcrthcilung.
Derselbe ist laut §. III. alin. 1 und 2 desselben Stiftbriefs bestimmt
stur das relativ beste deutsche dramatische Werk (ohne Unterschied der
Gattung), welches im Laufe des letzten Trienniums (vom Tage der
Preisvertheilung an zurück gerechnet) auf einer namhaften deutschen
Bühne zur Aufführung gelangt und nicht schon von einer andern Seite
durch einen Preis aus^zeichnet worden ist; wobei jedoch nur solche
Dramen zu berücksichtigen sind, welche durcli eigenthümliche Erfindung
und durch Gedi^enheit in Gedanken und Form auf die Anerkennung
dauernden Werthes Anspruch machen können**. Die Zuerkeunung des
Preises erfolgt durch das von der philosophisch-historischen Clusse der
kaiserliehen Akademie der Wissenschaften, welcher sowol laut t}. 11 des
Stiftbriefes die Verwaltung des Stiftungsfondes, wie nach §. IV desselben
die Initiative bei Bestellung der Preisrichter zukommt, den in §. IL alin.
2 und 3 enthaltenen Bestimmungen gemäss zu berufende und seinerzeit
namhaft zu machende Preisgericnt Wien, am 82. Geburtstage Grill-
parzerV, den 15. Jänner 1873.
Die ])hilosop)iisch-historische Classe
der kaiserl. Akademie der Wissenschaften.
Lehrbücher and Lehrmittel.
(Fortsetzung vom Jahrgang 1872, Heft IX, S. 707.)
Günter (Michael) ^ das metrische Mass, seine Theile und deren
gegenseitige Werthe in ihren Boziehungon zum Wiener Mass. 2. Anfl.
Wien. A. richler. 1873. Pr. 1 fl. 80 kr., auf Leinw. iiufgozogen und mit
Stäben verheben 4 fl.
11 It MiniiUrial-ErlMg v. 29. November 167L', Z. U.90.S, auf Grund diT AeuMsvruiifi;
d»r k. k. Normal-AkhungscouimiMloD, den Volks- und Mittelschulen zur Anschaflung zu
cBi'fchlen.
Kofinek, Cviöebmi kniha ku pfekladäni z i^eAtiny na fecky
(Uebungsbuch beim Uebersctzen aus dem Höhmischen in^s Griechische)
Pr^, Kober. Pr. 1 fl.
Mit Minliterial-Erlass vom 15. Jiuner 1R78, Z. 15.489, zum LchrKehraudio in ien
Ob«rcUsMn der OymnMleii und Kralgymnaiieo mit böhmitoher Unterrichtitspruche allge«
■■1b sag«l«M«a.
i
Verordnnngen für die Österreichisehen Gymiiaaion
and Bealscbalen; Fersonalnoüzeu; Statistik.
betrcrrond die Erfolgung der Substitntionsgebtiliten an
dcü vom Staate orhaltenon MittoUcbulcn und Lchrer-
bildiingsanstaltcn.
Seine k. u, k, Äpostuliacho Majestät baben mit AUorhikbetor Ent-
EulilioEsung vom IT, December 1872 zu gunchmigen gernbt. dass die im
oret«D Abeatie des §. 13 dos SubstitutioDs-Nonnales vom 3. Juiü 1839
entbatt^iDt' Beschränfung, so weit es sieli um die EntlobnQDg der iJDp-
(ileuteo an Staats- and Mittebchalen und staatlichen l^iebrorbildung«-
anstalteu liaiidelt, aosacr Kralt geBetzt wcrdo.
Denigemäss wird den an dieseu Anstalten verwendeten Suiiplenten
vom Jahre 1873 angefangen die SubstilntJonagebSbr ohne Unterschied,
ob der Substitution sauftrag vor Beginn des neuen Schuljahres erlischt
oder noch weiter fortdauert, snuh für die beiden Ferianmonata zu er-
folgen sein.
Erlasa äa k. k. MinUters für CvUm vnd Unterricht vom 1. Jänjitr 1873.
Z. 380.
an sämmtliche Landesschuliäthe und die Statthalter fär KDstonland
und Tirol,
betreffend die Privatanstaltcn, welche Unterricht in den
Gegenständen des Gymnasiums oder der Bealschnle
ertheilen.
Wiederholt vorgekommene Versuche, die Bestimmungen der S$,
4—8 der kais. Verordnung vom 27. Jnni 18B0 (R. G. B. Nr. 309) m
umgehen, bestimmen mich, es als unstattbaft kq erklären, dass eine
Anstatt, welche den Namen eines Gymnasiums oder einer Bealscbole £ii
fuhren nicht berechtigt ist , die Classeu , m welchen sie ihren Unter-
richt gliedert, als Gymnasial- oder als Kealschulclassen bezeichne.
ErläBse. 71
Uebrigens Tersteht es sich von selbst, dass jede Priyataustalt,
welche in den Lehrfächern des Gyinnasiams oder der Realschale Unter-
richt ertheilt. sie mag den Namen eines Gymnasiums oder einer Real-
schule fuhren oder nicht nach §. 14 der ot^edachten kais. Verordnung,
ihren Schölem staatsgiltige Zeugnisse zu erÜieilen insolangc nicht
berechtigt ist, als ihr dieses Recht nicht ausdrücklich vcrlielien wurde,
weshalb der Hinisterialerlass vom 10. Juni 1871, Z. 5332, neuerlich in
Erinnerung zu bringen ist
Um schliesslich der Regierung die M^lichkeit zu ttichcrn, sich
im Sinne des §. 12 derselben Verordnung von dem Zustande jeder solchen
nicht mit dem Oeffentlichkeitsrechte ausgestatteten Anstalt genaue
Kenntnis zu verschaffen, hat die Landesschulbehörde jene öffeniliclie
Lehranstalt zu bezeichnen, an welcher die Schüler der Privatanstalt sich
der Prüfung zur Erlangung stuatsgilti^er Zeugnisse unterziehen können,
wobei es zur Emioglichung einer richtigen Beurtheilung der Leistungen
der fraglichen Privatanstalt nothwendig erscheint, sämmtlicho Zöglinge
denelbeu an die nämliche öffentliche Lehranstalt zu verweisen und Aus-
nahmen nur in spedell begründeten Fällen zuzulassen
Am Schlüsse jedes Schuljahres sind die bei diesen Prüfungen sich
ergebenden Wahrnehmungen über die bezügliche Privatanstalt zu meiner
Kenntnis zu bringen.
Verürdnung des k, k, Ministera für CüUm und Unterricht , vom
10. Jänner 1873, Z. 10,517,
an alle Länderchefs,
betreffend die Verrechnung der den Directiouen der Staats-
Mittelschuicn und staatlichen Lehrerbildungsanstalten
aus Staatsmitteln zugewiesenen Geldverläge.
Bei Verrechnung der Geldverläge, welche den Directiunen der
Staatsmittelschulen und staatlichen Lehrerbildungsanstalten von Jahr
zu Jahr für Rechnung der durch das Finanzgesetz bewilligten Credito
ins Staatsmitteln zugewiesen werden , wurde bisher fast durchgehonds
das Schuljahr als Verrechnungsjahr angenommen. Da dieser Vorgang
jedoch mit den allgemeinen Verrechnungsvorschriften nicht im Einklänge
steht, sind vom Jahre 1873 angefangen die Rechnungen über die Ver-
wendung jener Verläge stets für das Solarjahr zu logen, für welches
die Verläge bestimmt und angewiesen wurden.
Was die am Schiasse eines Solariahres verbleibenden baren
Geldreste anbelangt, gestatte ich, dass dieselben noch in den ersten
fünf Monaten des nächstfolgenden Jahres, jedoch nur zu Auslagen für
den Dienst des Vorjahres verwendet werden, in welchem Falle für dieso
Periode eine Nachtragsrechnung zu legen ist. Von dieser Ermächtigung
kann so lange Gebrauch gemacht werden , als dem Unterrichtsnüniste-
rinm durch das Finanzgesetz das Recht eingeräumt wird, über die bezüg-
lichen Credit« auch noch während der ersten Hälfte des nächstfolgenden
Soiaijahres zu vorfügen.
Die Uebeitragung des mit Ende eines Solarjahros etwa verblie-
benen Abganges in die nächste Jahresrechnung ist ganz unstatthaft.
Ergibt sich ein solcher Abgang und erscheint derselbe auch genügend
gerechtfertigt, muss für dessen Bedeckung in anderer Weise j^esorgt
werden, zu welchem Ende besondere Anträge an das Ministerium zu
entitten sein wOTden.
72 Personal- nnd Schnlnotizcn.
Personal- und Schulnotizon.
— (Ernennungen, Versetzungen, Beförderungen, Aus-
zeichnungen u. s. w.) — Se. k. u. k. Apostolische Majestät haben mit
Allerliöchster Entschliessung vom 2. Jänner d. J. dem Bibliothekar im
Ministerium für Cultus und Unterricht, kaiserlichen Rathe Dr. Salom^n
Hennann Kitter v. Mosenthal, den Titel und Rangeines Regiernngs-
rathte allergnädigst zu verleihen geruht.
Stremayr m. p.
— Se. k. und k. Apostolische Majestät haben mit Allerhöchster
Entschliessung vom 5. Jänner d. J. dem Director der theresianischen
Akademie Dr. Alexander Ritter v. Pawlowski den Titel und Charakter
eines Hofrathes mit Nachsicht der Taxen allergnädigst zu verleihen
geruht. Stremayr m. p.
— Se. k. und k. Apostolische Majestät haben mit Allerhöchster
Entschliessung vom 5. Jänner d. J. dem emeritierten Professor des Meraner
Gymnasiums P. Pius Zingerle, in Anerkennung seiner vieljähri^cn aus-
gezeichneten Thätigkeit im Lehramte, taxfrei den Titel und Charakter
eines Schulratlies allergnädigst zu verleihen geruht
Stremayr m. p.
— Se. k. und k. Apostolische Majestät haben mit Allerhöchst
unterzeichnetem Diplome dem Wiener Gemeinderathe und Curator des
österreichischen Museums für Kunst und Industrie Achilles Melingo
den Adelstand mit dem Ehrenworte „Edler** und dem Prädicate „ Sa-
gin th** allergnädigst zu verleihen geruht.
— Der Minister für C. und U. hat die luspection der Volksschulen
des Bezirkes Freistadt in Oberösterreich f&r den Rest der gesetzlichen
Functionsdauer dem Gymnasialdirector Adolf Weichselmann in Froi-
t>tadt übertragen; ferner den Haaptlehrer der k. k. Lehrerbildungsanstalt
in Krems Karl Wegzwalda zum Bezirks -Schulinspector im Bezirke
Krems und den Director des KG. in Bninn Dr. Joseph Parthe zum
Bezirks-Schulinspector im Stadtbezirke Brunn auf den Rest der gesetz-
lichen Functionsdauer ernannt.
— Der Minister für C. und U. hat für die Dauer des Studien-
jahres 1872/3 zu Mitgliedern der Koalschul-Prüfungscommission
ernannt: A) zu Graz: als Director den ordentlichen Professor an der
landüchaftlich-technisclien Hochschule Johann Rogner; a) bei der
Abtheilung für das Realschullehramt: als Fachexaminatoren:
für deutsche Sprache den ordentlichen üniversitätsnrofossor Dr.R.HoinzcI
und don PrivaMocenten an der Universität Aoalbert Jeitteles; fflr
Geschichte die ordentlichen Universitätsprofessoren Dr. Franz Krön es
und Eduard Roesler; für Geographie den ordentlichen Professor ander
Universität Dr. Karl Fries ach und den Professor der landschaftlichen
Realschule Dr. Franz Ilwof; für Mathematik den ordentlichen Professor
an der technischen Hochschule Johann Rogner; für darstellende Geo-
metrie und Lincarzeichnen den ordentlichen Professor an der landscUaft-
lich-tcchnischon Hochschule K. Koutny; für Physik die Universitäts-
professoren Dr. Ludwig Boltzmann und Dr. Simon S u b i ö ; für Chemie
don Professor an der landschaftlichen Realschule Dr. Maximilian Buch ner;
für Mineralogie, Geologie und Zoologie den ordentlichen Professor an
der Universität Dr. Karl Peters und den Professor der landschaftlichen
K'iilsohulo Dr. K. Hoffor; für Botanik den ordentlichen Professor an
der Universität Dr. Hubert Leitgeb und den ordentlichen Professor
Personal- und Schulnotizen. 78
der landschaftlich- technischen Hochschule Dr. W. Eichler ; für slavinche
Sprachen den ausserordentlichen Universitätsprofessor Dr. Gregor Krek;
f£r italienische Sprache den Universitätsprofessor Dr. Anton Luhin;
h) hei der Abtheilung für das Lehramt der Handelswissen-
Bchaften: als Fachexaminatoren: für Handolsgcschichte , Handels-
geographie und Volkswirthschaftslehre den Privatdoccnten an der Uni-
versität Dr. Hennann Bischof; für Handelsarithmetik und Buchhaltung
den Lehrer an der Akademie für Handel und Industrie Adolf Ruck;
für Handels- und Wechselkunde den ordentlichen Universitätsprofessor
fiegierungsrath Dr. Johann Hlaschke; endlich die bei der ersten
Abtheilung für die Unterrichtsspracheu bestellten Examinatoren A.
Jeitteles, Dr. 6. Krek und Dr. A. Lubin. — B) zu Prafi" als Director
den ordentlichen Professor des deutschen polytechnischen Institutes Dr.
Karl Ko^istka; a) bei der Abtheilung für das Realschul-
lehramt: als Fachexaminatoren: für deutsche Sprache den ordentlichen
UnivcrBitätsprofessor Dr. Johann Kelle; für böhmische Sprache den
ordentlichen Universitätsprofessor Martin Hattala; für tranzösische
Sprache den Lehrer der französischen Sprache an der Universität Dr. A.
Ricard; für Geschichte die ordentlichen Universitätsprofessoren, Re-
giemngsrath Dr. Constanstin Höfler und Regierungsrath Wlad. Tomek;
rar Geographie den Professor des deutschen polytechnischen Instituts
Dr. Karl Kofistka; für Mathematik die Universitätsprofessoren Dr. H.
Dureee und Dr. Franz Studni^ka; für darstellende Geometrie die
ordentlichen Professoren der polytechnischen Institute Dr. Karl Küpper
und Dr. Franz Tilier; für Physik den Universitätsprofessor Dr. Albert
von Waltenhofcn und den Professor des böhmischen polytechnischen
Institutes Karl Zenger; für Chemie die Professoren der polytechnischen
Institute Dr. Wilhelm Gintl und Dr. Adalbert §afaf ik; für Natur-
geschichte den ordentlichen Professor des bölimisch - polytechnischen
untitutes Johann KreiSi und den ordentlichen Universitätsprofessor
Begierungsrath Dr. Friedrich Stein; b) bei der Abtheilung für das
Lenramt der Handelswissenschaften: als Fachexaminatoren:
für Handelsgeschichte die ordentlichen Uuiversitätsprofessorcu, Ro^io-
nmgsrath Dr. Constantin Höfler und Regierungsrath Wenzel Wlad.
Tomek; für Uandelsgeographie den Professor des deutschen polytech-
nischen Institutes Dr. Karl Kori st ka; für Handelsarithmetik die Profes-
soren des deutschen polytechnischen Institutes Dr. Johann Lieb lein
und den Uniyersitätsprofessor Dr. Franz Studni^ka; für Buchhaltung,
Handels- und Wechselkunde, dann Handelscorrospondenz den Landes-
advocaten Dr. Anton Mernik und den ausserordeutliclien Universitäts-
professor Dr. Dominik Ulimann; c) bei der Abtheiiung für das
Lehramt des Freihandzeichnens: als Fachexaminatoren: für be-
schreibende Geometrie und pädagogisch-didaktische Fragen die Profes-
soren der polytechnischen Institute Dr. Karl Küpper und Franz Til§er;
für allgemeine und Culturgoschichte den Dr. Agathen Klemt; für Ana-
tomie des menschlichen Körpers den Prosector an der Universität Dr.
Wenzel Steffal; für ornamentales Zeichnen und Kunststyllehre den
Architekten Anton Barvitius; für Figurenzeichnen den Director der
Kunstakademie Matthias Trenkwald; mr das Modellieren den Lehrer
der Modellierkunst Th. Seidan; und für die betrofioudcu Untorrichts-
iprachen auch in den beiden letzten Abtheilungen die in der ersten
bestellten Examinatoren, Professor M. Hattala und Dr. Kelle. — Q zu
Wien: als Director den pensionierten ordentlichen Professor der tech-
nischen Hochschule Regierungsrath Johann Honig; als Directors-Stell-
rertreter den ordentlichen Professor derselben Hochschule Dr. Josef Kolbe;
a) bei der Abtheilung für das Realschullehramt: als Fach-
ezaminatoren: für die deutsche Sprache den ausserordentlichen Professor
der technischen Hochschule Karl Schröer; für französische Sprache den
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Penonil- nnd Schulnotiien. 75
— Der Minister fiLr C. und ü. hat för die Daaer des Studienjahrai
187i^ in Mitgliederu der PrfifaDgscommiBsion für das Lehramt der
Stenographie ernannt: A) tu Innsbruck: als Pr^es den k. Sani-
tätsrath Dr. Josef Plaseller; als Fachoxaminatoron : den Realschuluro-
fessor in Innsbruck Alois Messmer; den Gyninasialpofessor in Hall P.
Hubert Riedl und den Dooenten an der Handelsschule in Innsbruck August
Schenk. — B) zu Lemberg: als Abtheiiung der Gymnasiallchr-
amts-Prüfungs-Commission: als Präses denk. k. Hofrath Professor
Dr. Eosebius CxerkawBki;als Fachexaminatorcn: den Lehrer der Steno-
graphie Lnbin Olewinski und den Universitätslehrer Josef P o l i n s k i. —
O zu Prag: ila Präses den k. k. Sehulrath Dr. Wilhelm KÖjgler-.als
Fachexaminatoren: den Universitätslehrer Georg Grouskj; &\i Gym-
nasidprofessor Eduard Nowotny; den Realschulprofcssor Karl von Ott
und den Professor an der deutschen Lehrerbildun^^sanstalt Joseph G u kl e r.
- C. in Wien: s. Jhrg. 1872, Hft. XI, S. 876.
— Der Minister für C. u. U. bat den Director der Lühi'orbildunfrs-
aiiktalt zu Lembe^ und Mitglied des Laudosschulrathes für Galizien
Sigismund Sawczynski zum Vorsitzenden der in Lemberg zu acti-
Tierenden Prftfungscommission für Lehramtscandidaten des
Turnens an Mittelschulen und Lehrerbildungsanstalten ernannt.
— Der Minister für C. und U. hat den k. k. Landcsschulinspcctor
Raimund P irker zum Director der Prüfungscommission für Volks- und
Bärgerschulen in Laibach, ferner für die in Innsbruck cinzuset-
lende Prnfungscommission für allgemeine Volks- und Bürgerschulen den
Universitatsprofessor Dr. Alfons Hub er und zu dessen Stellvertreter
den Director der Lehrerbildungsanstalt in Innsbruck Eduard Scholz,
üann zu Commissionsmitgliedem die Gymnasial professoren Dr. Joseph
Egger, Dr. Christian Lechleitner und Michael Lisch, die Real-
ücunlprofessoren Joseph D u r i g g, Joseph Weiler und Gabriel von K a 1 c r,
die Hauptlehrer Johann Bilck und Johann Hintorwaldner au der
Lehrerbildungsanstalt und Martin Joachim an der Lehrcrinnenbil-
■iun^i^nstalt, den Katecheten an der Lehrerbildungsanstalt Karl Moser
und' die Uebunesschullehrer Johann Ni gg und Martin Spcchtcn-
banser, ondlicn den akademischen Turnlehrer Franz Thurner,
lämmtliche für die Zeit bis zum Schlüsse des Scliuljahrcs 1874/5 ernannt.
— Der Wcltpriester Joseph Kohle r zum wirklichen Rcligions-
lehrcr am Staats-G. in Ried; der Supplent Albert Fietz zum wirk-
lichen Lehrer am Staats<OG. in Cilli, der Professor am Comm. G. zu
Triest Lorenzo Schiavi zum Lehrer am Staats-G. zu Capodistria,
der Präfoct der k. k. Theresianischen Akademie Dr. Jakob Seif fort
zom wirklichen Lehrer am Staats-G. inTroppau, der Supplent Johann
Lopot zum wirklichen Lehrer am Staats>RG. zu Weidenau. der
Professor am deutschen Staats-G. in Olmütz Leopold Dworak zum
birector des Staats-BG. in Freud enthal und der Priester Arkadius
WasBJlowicz zum gr. or. Religionsichrer am G. zu Suczawa.
— Der Supplent an der Staats- Rsch. zu Innsbruck Heinrich v.
Schmuck zum wirklichen Rcligionslehrer au dieser Lehranstalt und
der Weltpriester Anton Suhac zum wirklichen Religionsichrcr an der
Staits-Rsch. zu Marburg.
— Der Director des k. k. Uof-Mineraliencabinets und ausserordontl.
Ph>lMK>r der Petrographie an der Wiener Universität Dr. Gustav
Tiehermak zum ordentlichen Professor der Mineralogie und Potro-
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*,'>: •l-::.^n*'i ^rsV S:t::v.: h. i^r AlIirL'«:l;-c- Fir.ilicn- und
Ir. »i.\ :..'.. '.ALr £ •i-nv: 2 Iiü 2*-:.- «. «ji-i..»-. :rr 2»-::v .>:rl:vr KÄrl Post
z.::. ■:.-»•*:- -:.: i-:: iWr^rrizi "iz.ii. li-^'.'iij: Lt. AliL Karpf zun
zw'..v. .S.rliv.r.
— Iß-.r z-.'L .r:-:!.:!. Pr.f.--.:r i-r äjjviuirlKhrri Bi/Unik and
Ij.:v"-..r .'- :■ tar.U./-rr. Girt-ir.- i:. :■..• Prijtr 1;:.:-,^^«:^- ernannte
I-r;. A:.t..L K -ner :.i* i-f sei:.*::.. ::•. rljvr. i*:.-?::.:?!^^ in Inns-
'..•-■•. jL W.TiT.i'iiT-* ''-li^^^s.
— i':.' i'r:7i*.i.>:L: iT. ir r:.iTrr5:*-i: :l I-:?..<rick Dr. Victor
liiV'f . Kr.:.-:r z-tu a-.«rr;rirr.:l;:'r.rn Prrf-Hj.:: fjir Hi-u»l>g*:.» nnd
K . '.»;'.'«:•: 1 •::.;.> L'^vchicrt'; ar; i^r Ur.iT-rrsi'-ät zu ijraz.
— l;-^r rkrij ^:r «irT k. k. rfv: iivibibli.-thrk in KUf^enfnit Dr.
LAttI/ V. Hörrr.anii 2::ni ^crlio.r an ivr k. k. UniTvr^itätAbibliothek
— I-Nrr abv^lYi.;rtf; H'-'prr i-r P;;il>s.'}iii'.' Bvbuslaw Czermak
/..'ii Afiian-i-vn-ia an -ivr k. k. Unir-rr?iijtsbibliüth«?k in Prag.
— I'-rn Bfschluss« «i»:* mr'iioini sehen Pr«»fossorencolle-
j.'i=ifi- in Prat' ^f-mÄsii. I»r. Viomt Janovskj ZTim i*rivat*luoenten fnr
ti»".f:).i hn ']-r MfMÜ'.in an Art •!• rtii'-.n Unirersität.
I»«r .i'i^v/piplonili'.'ii-:' Pr'.'iV'ff,""-'r «i'-r aliir"iii*-in>'ii »T».'s«'iüchte an
'I-r I'nr.T-iUl in L»?iiib»;rEr Dr. Xav.r LUko ziiiii i>ril'.-utlicheu Pro-
f.-.-.ir iJi..— - Fa'.h'-.'r an «i'.r j'-iutJniton H"cli>chul»?.
- l>»-r Pr'if'-aOi «i»T niO'b^jjri'? an ier lM*i"'>an-L»hranätalt zu
I ri»Mil Jii:— j»h Wi.-scr znin Pr^«i-.-t and Stadt}ifarrcr in Bozen.
— \)*'T Hau{'traann-AuJit'>r 1. i'I. AK-i» Hubne r. der tecbn. Mi-
litariika>l*'iiii».-. zum '«nlent). PrutVs>'.>r >iitscr An.^talt (ür die Vorträge
iih».'r Militärstraf^e^'-tze und Kni yklu|>a><i'k' der KeobUiwis^nächaften, dann
•I« T au'^.vrordMitlicli«.' Pnd'osor d'.rt.'ultur^'e^idiichto an der Kricgsscbale
lu. n':inrich Kirbter, fb^^nfalU zum ordentlicbcn Professor, mit 6e-
lai-sun^ in der pejrenwärtijroii Stellung.
— Der kon. ung. Hütt'.nprakticant zu ^bemnitz Josepb Tinger
zum As^^iKtentPu für Bergbau. Markscbeido- und Aufbereitungskunde bei
der k. k. Bergakademie zu Leobon.
— Dem Di>brrigen Amanuen^is d.\s k. k. Münz- und Antiken-
cabinets Dr. Kni^t Hart mann Kdien von Franzensbuld ist der
Titel und <'baraktvr eines Custos an dieMin Oabiuette Allergnädigst
verlieben worden.
— iVofeÄä<jr Dr. K. Vincent zum boeidt.-ten Dolimetsclicr für die
«•ngliscbc Sprache bei dem k. k. Landesgeriebte in Wien.
— Sr. k. u. k. Apostoliäobe Majestät haben mit Allerhöchster
Kntscblicäsun^ vom 8. Jänner d. J. die Errichtung eines Tierclassigen
^>taatsgymnasmnl8 zu Zloczow in Galizien allergnädigst zü genehmigen
geruht. (Wr. Ztg.)
Personal* und 8chn]notizeii. 77
— Der Milliliter för C. u. U. hat der neu errichteten Coniin.-ÜR.
zs Eremsier Tom Scho^ahrc 1872/73 ab, anter Anerkennung der des
Bestandes der Redprocität im Sinne des §. 11 des Gesetzes vom 9. April
1870 (B. G. BL Nr. 4G), vorläufig auf drei Jahre das Oeffentlichkeitsrccht
Tcrliehen. (Verordn. El.)
— Der k. k. Oberfinanzrath und pens. ordentl. Universitatspro-
fessor Dr. Johann Chlupp Ritter von Chlonau zum Viceprases der
iteatswissenschaftL StaatsprQfunKs-Commission in Prag.
— Der als Ciavier- und Orgelspiel-Meister in Wien wirkende
Inatnunentalcomponist Otto Müller, Ehrenmitglied des Salzburger
Mozarteums, vorm Schlüsse des Jahres 1872 zum Doctor der Musik von
dar Universität zu Philadelphia. (Vgl. Beil. z. A. a. Ztg. v. 5. Jänner
1873, Nr. 5, S. 81.)
— Dem Professor der Chirurgie und der chir. Klinik an der med.
chir. Lehranstalt inLemberg, Dr. Karl Nagel, ist, aus Anlass der
laf sein Ansuchen erfolgten Versetzung in den bleibenden Ruhestand, in
Anerkennung seines vieljährigen verdienstlichen Wirkens, das Ritterkreuz
des Franz Joseph-Ordens; dem Turnlehrer Richard Kümmel in Wien,
ii Anerkennung seiner verdienstlichen Leistungen, das goldene Ver-
diensikreaz mit der Krone allergnädigst verliehen ; ferner dem Docenten
ander k. k. Universität zu Wien Dr. Emil Ritter Stofella von Alta
Bupe den kais. russischen St Stanislaus-Ordon 2. Cl.; dem corr. Mit-
glieae der kais. Akademie der Wissenschaften, k. u. k. Gcneralcon-
sol u. Ministerialrathe Dr. Karl Ritter v. Scherzer den kais. ottomanischen
Medjidie-Orden 3. CL, das Officierskreuz des kön. belgischen Löwen-
Ordens, so wie die 2. Cl. des Ordens der siamesischen Krone und dein
k. k. Schulrath und Gymnasialdirector Dr. Richard Peinlich in Graz
das Ritterkreuz 1. Cl. des kön. württemberg'schen Friedrich-Ordens
umehmen und tragen zu dürfen allergnädigst gestattet worden.
(Chronik der Erledigungen, Concurse u. s. w. Fortsetzung
von Heft XI, 1872, S. 884.)— Tabor, Staats-RG., Lehrstelle für clas-
*idche Philologie, subsid. für bölimische oder deutsche Sprache; Jahres-
gehalt: 800 fl.; Termin: 31. Jänner 1. J.; s. Amtsblatt z. Wr. Ztg. v.
9. Jänner 1. J., Nr. 6. — 01m ütz, Staats-OR., Supplentenstellen für
friniosische u. für deutsche Sprache; s. Amtsbl. z. Wr. Zt^. v. 11. Jänner
L J. , Nr. 8. — Troppau, Staats-OR., Supplentenstelle für deutsche
Sprache, Geographie u. Geschichte, mit der normalmäss. Substitionsge-
bübr. der 20nerc. Theuerungszulago u. Reisokostenvergütung; Termin:
1. Februar 1. J., s. Amtsbl. z. Wr. Ztg. v. 11. Jänner 1. J. , Nr. 8; an
eben dieser Ijehranstalt Ijehrstelle für üVeihandzeichnen , mit den norm.
Bezogen; Termin: 10. Februar l. J., s. Amtsbl. z. Wr. Ztg. v. 15. Jänner
L J., Nr. 11. — Brunn, (deutsche) k. k. Lehrerbildungsanstalt fflr
MHtbematik u. Physik, ndt den norm. Bezügen; Termin: 25. Jänner
1. J., s. Amtsbl. z. Wr. Ztg. v. 14. Jänner 1. J., Nr. lü. -- Krems,
lu M. Ijandes-OR. , Lehrstelle für Mathematik n. Physik; Jaliresgehalt :
VI(fl} fl.. Quartiergeld : 150 fl., nebst Anspruch auf 5 Quinquennalzulagon
pr. 2U0 fl. und Pensionierung; Termin: 15. Febr. 1. J., s. Amtsbl. z.
Wr. Ztg. vom 15. Jänner 1. J., Nr. 11. ■— Wien er- Neustadt, n. ö.
Lande.H-OR., Lelirstello für Mathematik u. darstellende Geometrie, even-
iaell f. Mathematik u. Physik; Jahresgehalt: 1200 fl., Qnartii>rgeld:
150 fl., neigst Anspruch auf 5 Quinquennalzulagen pr. 200 fl. und Pen-
fioniening; Termin: 15. Febr. I. J., h. Amtsbl. z. Wr. Ztg. v. 15. Jänner
L J^ Nr. 11. — Czernowitz, landwirthschaftl. Lehranstalt ^ Lehrstelle
fl&r Chemie, Mineralogie u. landwirthschaftl. Technologie; Bezüge: 900 fl.
PereonBl- nrnl Sehalnotiwn.
Jtliresguh<, nalwt üehaltserhüliuDg tou 15 '„ nacli je 11) Dienstiahreo
and Pensionaßhigkeit; Termin: 31. Jänner 1. j., & Wr. Ztg. t. Ib. JiaDw
1. J., Nr. 11. 8. 174. - Neuhaas, k. k. U.. Lokiitelle fOt claGsiscfae
Philologie, mit wilD9<:faensw0rtlier Befähignug iQm Vortrage der deut-
schen Sprache ; Juhrcagehalt: 800 a.; Tennio: 15, Febr. I. I, ä. Amt»!»!.
i, Wr.^tp. V. 31. Jänner 1. J.. Nr. 36. - Prag. k. k. akad. G,,
Katecbetenetelle in der unteren ADtbeilang mit dem system. üehalte
von T3ä fl.; Termin : 2U. Februar 1. J., a. Amtobl. i. Wr. Ztg. vom
30. Jänner 1. J., Nr. 24; ebend, (Deutsches) Poljtecbn. LandMiiulitat,
Professur fiir chemische Technologie, mit der Verpflichtung su eingehenden
Vorträgen über die einschlägigen FScber u. lor praktischen üntenrei-
sung im tecbn. Laboratorium-, Jabresgohalt : 3OÜ0 fl.. eventfleU SSOOft.
und 300Ü H. ö. W. nebat 4Ü0 fl. Ciuartiergeld; Termin: 15. HS» 1. J.,
s. AintsW. t. ffr. Ztg. v. 8. Februar I. J,. Nr. 27. - Beichenberg.
Staats-BG n Oft., 3 Lehrstellen, u. zwar CQr altclasa. Philologie, ßr
deutBche Sprache ab Hauptfach und für franzOsigche Sprache; Ternnn:
'iO. Jänner t. J., s. Verordn.-Bl. 1813. St. II. S. 39. — Dalmatien,
k. k. Staata-Gjmnaaien, Lehratetleti ffir clasaische Philologie, für deatBOhe
Sprache , fOr Natargescbichte , fir Mathematik und Phjstk , dir Oe-
scbichte und Geograohie, mit den System, BciQgoii: ferner an dorügro
k. k. ^taats-Reatschulen. Lehrstellen fDr das linguiittische . geograpliiKh-
teschichtliche Fach, dann für Naturwisacnitchaften, mit den oberir&htiten
eiflgen; Termin: 31. Jfinnet I. J., s. Verordn.-BL 1873, St II. a 30. —
Teltsch, LantleR-lIK. (mit böhm. Unterr.-Spracho), Suvplentenetelle fBr
Oeographio nnd Ueachichte vom 2. Sem. d. J. an; s. Verordn.-Bl. 18T3.
St. 111, S. 55.
(Nekrologie.) — Am 14. Dec«mber v. J. zu New-Vork der aus-
geieichiiete aroertcanische Landschaftsmaler John Frederick Kenfutt
(geb. tn Chesire in Connecticut, am 22. JtSn. 1813).
— Am 22. December v. .1. zu Fraukfurt a/lil. der ausgezeichnete
Maler Prof, Jacob Becker.
— Am 24. December t. J. zu Aachen der Schrirtatellct Lonia
Lax (geb. lu Dortrecht), seit 30 Jahren Redactenr der „Aachener Zä-
tang", 67 Jahre alt.
— Am 3S. December t. J. zu Hollcschau Su. Hochw. der Hochpriest*r
und Pfarrer Ladwig Freiherr i. Horeckj. ein Studiengenosae und
Jugendfreund N. Lenan's.
— Am 29. December l. J. zu Prag Johann SworG, ProfDBSorwn
pomologiachen Institute in Troja und an der Oewerbescbule in Smichow,
im 32. Lebensjahre; zu ßaab Se. Hochw. der Urosapropat des dortigen
Enthcdral-Capitele Sigismund Deikj, Bischof von Casaropolis, seiner-
zeit Lehrer und Erzieher des Prinzen von Lucca, Verfasser der ersten
ungarischen Grammatik fSr Italiener, im 78. Lebensjahre; auf dorn
Schlosse Bois-Dauphia im Sarthe- Departement der bekannte Aegjptologe
Vicomte Emanuel de Kougä, Mitglied dos Institutes, Professor der
ArchwlDgie am College de France, Conuervator des ägyptischen Hn-
Mums im Lonvre. im Alter von 62 Jahren.
— Am 30. December v. J. in ffinterthur der Nestor der Schweiser
EBnstlei, der ausgezeichnete Kupferatecher J. Friedrich Aberli, 72 Jahre
alt; in Baden bei Wien Fr. S, Staaduar, durch viele Jahre Eigen-
thQmer and Bedact^ur der .^gramer Zeitung", im 7G. Lebensjahre; xa
Paris der Haler Henri Josopli Forestier. im 85. Lebensjahre
— Am 31. Deo. v, J. der beliebte Volk.'jp rigor Ignaz Fr. Nagel-
— Anfang» Deciniber 1. J. zu Paris LuuiK Mezieres, rrUer
Rector der Akademie tn Metz. Verfasser miehrerer Werke über engliacbe
Lltpratur
PetBonal- and Schulnotisen. 79
— In der 1« Hälfte des Monats Deceiuber v. .1. zu Petersburg
der Schrift jtefler Michael Dimitriewitsch Ymyrow. im 42. Lebensjahre.
— In der 3. Decemberwoche v. J. zu Breslau Prof. Dr. Kuh.
ausgezeichneter Augenarzt.
— Gegen Ende des Monats December v. J. zu Wien Henri Bla-
gnove, ausgezeichneter Violinist, Schüler L. Spohr's.
— Im December v. J. zu Paris Josuah Pierce, amerikanischer
Philologe Yerfasitcr einer „Internationalen Sprachlehre" ; im Haag der
ausgezeichnetste Kirchenhistohker Hollands Jansonius.
— Ende December y. J. zu Paris der bekannte Historiker Cape -
figne (geb. zu Lille 1802); in Gent der Componist Emil Stein kühler;
n Glasgow Macuuorn Rankin»;, Professor der Maschinenbaukunst an
der dortigen UniTersität; zu Bologna Giovanni Tadolini, italic-
oiflcher Opemcomponist , seinerzeit untcb Bossini Chordirector , über
80 Jahre alt. und auf seinem Landsitze bei Bologna der als Satiriker
bekannte italienische Dichter Graf Ottavio Darca (Tarca?).
— Am I. Jänner 1. J. zu Göttingen der geheime Justizrath
Dr. Wilh. Theodor Kraut (geb. zu Lüneburg am 15. März 18(X)).
ordentl. Professor der juristischen Facultät der dortigen Universität;
zs Berlin Dr. Hermann Runkel, ehemaU Redacteur der „ Düsseldorfer
Zeitung**, spater Translator im preussischen Ministerium <Ies Auswärtigen.
— Am 2. Jänner 1. J. zu Kerlin der ausgezciclmete Historien-
maler Raymond de Baux; zu Frankfurt a/M. Philipp Winter-
wcrd, begabter Maler; in Paris der Ingenieur Apollinaire Lc Bras.
fhemak (Konservator des Mus«3e naval, der unter Louis Philipp den
Obelisken von Luxur aus Aegypten geholt und auf dem Concordia-Platze
in Paris aufgestellt hat: zu Charkow in Russland, Dimitri Kasche-
nowsky, Professor des Staats- und Völkerrechtes an der dortigen Uni-
versität, ein mit ;deutsclien, französischen, englischen und auch öster-
reichischen Berufsgenossen in steter Verbindung stehender Gelehrter.
Am 3. Jänner 1. J. der Professor des Polytechnicums in Riga,
Betts ard. durch Sturz von einer Eisenbahnbrücke.
-> Am 5. Jänner 1. J. zu Pest der Schriftsteller Bemäs Gazfi,
als Humorist bekannt, im 6G. Lebensjahre.
Am 6. Jänner 1. J. zu Jena Dr. Lud wie, Professor der Chemie
and Pharmacie an der dortigen Universität, Redacteur des y^Archives der
Pharm acie^.
— Am 8. Jänner 1. J. zu Loosdrecht bei Utrecht Dr. Johann
Konrad Hacke van Mynden, der j^odiegene Uebersetzer von Dante 's
„Commedia**, eine der besten Kräfte der niederländischen Literatur.
(Vgl. Wr. Abendpost v. 31. Jänner 1. J., Nr. 25, S. 1% f.)
— Am 9. Jänner 1. J. zu Chislehurst in England der Kaiser der
Franzosen Carl Ludwig Napoleon IIL (geb. zu Paris am 20. April 1806);
n Frankfurt V^- Ernst Schubert, bekannter Astronom.
— In der Nacht zum 12. Jänner L J. zu Florenz der hochw.
Cknonicns Giuseppe Lonio, ständiges Mitglied der Accademia della
Cnuca.
— Am 12. Jänner L J. zu Ofen Jos. Carl Vafs, Professor am
katholischen Obcr^ymnasium alldort und corr. Mitglied der k. ungar.
Akademie der Wissenschaften; zu Neapel der Dichter Professor Fran-
cesco DairOngaro (geb. 1808 zu Oderzo im Venotianischcn).
— Am 14. Jänner l. J. zu Hochkirch bei Grossglochau in Schie-
nen der als Schriftsteller bekannte Pfarrer Aurclius Mein hold.
— In der Nacht zum 17. Jänner 1. J. zu Tübingen Dr. med.
Beinhuld Köhler, Professor der Medicin an der dortigen Hochscliule
vnd Vorstand der medicin. Polyklinik, im 48. Lebensjahre.
— Am 18. Jänner 1. J. zu Totschon So. Exe. Graf Franz Thun,
k. k. Ö. Kammerer und Geheimrath, durch sein humanitäres Wirken und
Persontl- and Schnlnotiien.
seine Sorgfalt [&r dio VolkwicimlbilJuDg bekannt, im 87. Lebensjahr« i in
Torqnaj, seinem gewaiinlichon Winteranfanthalte , der berahrote Ronan-
schnftsteller Edward Bulwer Lytton, otgentUcb Lord Edward öeofixej
l^rle Ljtton [gob. im Mai 'itm auf Haydon Hall in der Urafscha»
Norfolk), 3. Sütin des Vm verstorbenen Generals Bnlwer.
— Am 20. Jänner I. J. xu Wien der I^ndscbaftsmaleT Frani
Barbarini (eeb. in Znaini) im 69. Lebensjahre i zu Weiuar der Schrift-
steller Heinrien Jade.
— Am 24. Jänner 1. J. ta Frcibarg i. Br. der geh. Hofratb Dr. Kail
Zell, emerit Professor der Philologio an den UniverBität«n Frubore und
Heidelberg, &U Archieolog nnd Epigraphisi. hochgeachtet, im SO. Leben»-
jähre; zu Paris der geschstite Maler Ricard im 49. Leben^alire nnd
{nach Andern am 27. Jänner 1. J.) in Moskan der kais. rass. Gehoimrath
FOlst Obolenskj. DLector der bedeotendsten Archive altdort.
— Am 26. Jänner 1. J-' lu Nürnberg der Bildhauer EranBaer,
Lehrer an der dortigen Gcworbcschule. ale trefflicher Künstler bekannt;
XU Dijon der Professor der Zoologie Graf Brülle, llecan der dortigen
Facnltät der Naturwissenachaften.
— Am 27. JSnncr I. J. xu Cumhridge Prof^sor Dr. Adiuit
Sedgwick <geb. im Jun: 1784 in Uent in Yorkshire). einer der gri)asten
Geologen der Nenzeit.
— Am 3S. Jänner 1. J. tn Leitomischl Se. Uochw. P. Weniel
Hilarins Dr. DJdina. Eector des Piaristen -CoUegin ms und Director
des k. k. Gymnasiums alldort, im 51. Lcbcnajahrc; in Landshut der
ätndiondirector Dr. Fertig nnd zu Leipzig der ehemalige Professor der
Hnsik an der Dniverutät Edinhnri;h Henry Hc^h Pierson (geb. ta Ol-
ford am 12. April 1816). als Lieder-. (Äatonen- nnd Opem-Componlst
bekannt. (Vgl. Beil, i. A. a. Ztg. vom 6. Febr. 1. J.. Nr. 37, S. SA f.)
— Am 30. Jänner l. J, zu Üreelau Ignaz Lflstncr (geb. am
S2. December 1792 zu Frischwitz bei Janer), ein Veteran unter den
Violin tirtuosen, Vater einer patriarchalischen Tonkünstler-Familie.
— Am 31. Jänner 1. J. zu Berlin Professor Dr, Schnakenbnrg,
Lehrer an der Kriegs- Akademie und an der Königin-Angustn-TSchter-
schale.
— In der letzten Jännerwocho 1. J. in Bern Dr. Gustav Fr5hlich-
Vugt. Director der höheren Tflcht^irschuU' alldort. sU Pttdagog bekannt,
Schwager Karl Vogfs.
(Diesem Hefte ist eine literarische Beilage beigegtiben.)
Erste Abtheilung.
Abhandlniigen.
Goethe als Student in Leipzig (1765-68).
Hemmende und befreiende Einflüsse.
II.
la Ausübang der bildenden Kunst rückte Goethe zu Leip-
1^) wie er selbst sagt'), nicht weiter. Vielmehr befestig^te sich
Böne skizzistische Manier, nach welcher über der Tendenz, den all-
gemeinen Eindruck zu überliefern, das Detail seiner Zeichnungen
ohne Gestalt blieb. Diese Mängel wui-zeln im Abgange genügender
Anleitung, sowie des Fleisscs im Technischen der Kunst und hierin
w znnädist der Zeichenunterricht, den Goethe bei Oeser in Leipzig
erhielt, geradezu von nachtheiligem Einflüsse. Oeser selbst, wie
Goethe andeutet, bei einem sehr schönen Naturell hatte seine jungen
Jahre nicht in genügsamer Thätigkeit verwendet, deswegen er auch
me dahin gelangt sei , die Kunst mit vollkommener Technik auszu-
üben*). In dieser Beziehung stellte ihm Heinrich Meyer Raphael
Mengs entgegen '), der bei ganz massigem Talente durch Fleiss seine
Aasbildung erlangt habe. Zudem gehörte Oeser selbst zu den Skiz-
orten und Poetisierem , er neigte zum Allegorischen, einen Neben-
fBdanken Erregenden, seine Zeichnung war unsicher, seine Ausfüh-
rung nebulistisch , mehr auf das Anmuthige , Zierliche und Humo-
ristische als auf das Schöne und Erhabene gewandt*). Dessen-
ungeachtet ist die Stellung Oesers in der Eutwickelung der deutschen
Kunst keine unbedeutende. Einer der eisten , hierin vielleicht
urspränglich durch den österreichischen Bildhauer Raphael Donner
•) WW. IL liA'-
*) Ebd. 703'-
*) In einem Anfsatze über Oeser in den Propyläen III. Bd. I. St
ä 125 ff. Hiermit ist zu vgl. Karl Jasti , Winckolmann I. 343 ff.
0 Vgl W. u. D. a. a. 0.
IritNhrlft f. d. öttorr. Gymn. ilTS. U. u. m. Btfi. 6
82 K. Tomai<3>ek. Goethe als Student in Leipiig.
bestimiDt >) , dringt er dorn BarocUetilo gegenüber auf Vereinfachung,
anf Beinigung des Geschmackes. In dieser Bücksiebt wär Dach
Goethes Wort^) dos Erste, was er empfahl und woimif er immer
wieder zurüclckam , die Binfult in allem , was Knust und Bandwerk
vereint hervorzubringen berufen sind. Zudem wies er unablässig
anf die antike Kunst, tnübeaoudero die nntiken Statuen nud gi-öseeni
Bildwerke bin als den Grund und Gipfel aller Kunstkenntnias 'j.
Hierin Echon liegt der Einflnse zu Tage, den Oeser auf Winckelmiuui
nehmen konnte, als dieser zehn Jahre vor Goethe zu Dresden Oaeera
Umgang nnd Unterricht im Zeichnen gouoss. Als ein abgesagter
Feind alles SchnCrket- und Muschelwesons und des ganzen vorkom-
menen Benaissancestiles erstreckte Oeser sein Streben nach ge-
schmackvoller Einfachheit bis auf dJe Einrichtigung seines Zimmers
nnd verschmübte nicht, selbst durch Vergleichung von Kupfern ver-
schiedener Zimmemmgebniigcn einfacher und dberladener Art den
Sinn Goethes und seiner Genossen zu bilden, auf welche um so eher,
als alles um ihn her mit seinen Maximen Übereinstimmte, die Worte
und L«hren des Meisters einen guten und dauernden Eindruck
übten *). Dazu stimmt eine bedeutsame Bemerkung im Briefweclisel
mit Zelter, Hier erzählt Goethe *), wie in seiner Jugend der Kupfer-
stich eines Meisters "} aus jener unseligen Zeit, wo alle Umgebungen
des Menschen, Eleidtr und Mobilien sich ins Abgeschmackte .ver-
loren und die Bilder mit widerwärtigen Pi-achtschnörkoln überhäuft
wurden, ihn mit Abscheu erffillt hätte '']. Er fügt erklärend binm,
dass er selbst hingegen gerade bei der KDckkchr der Einfalt sich zu
bilden anfieng. An dieser Rückkehr der Einfalt eben, sowie an der
Leitung Goethes in ihre Bahnen hat Oeser einen wesentlichen Anthell.
Den Mangor seines Zeichenunterrichte bei Oeser fasst Goetba
in den Worten zusammen , dass er ihm und seiuen Genossen (es sind
OeGflrs Privatschüler *) gemeint) die Begriffe von den Gestalten g©-
'j Vgl. Justi a. a. 0. 350 f.
') W. 0. D. 304°
») Ebd. 705-'
') Ebd. 7M°-
') Briofw. jn, Zelter VI. 301.
*) Es iat ein Stieb gemeint, die Kaiseriu Katharina II. von KoBBland
darstellend, von U. F. Schmidt (geb. zu Berlin 1T12, pestoTbän
ebd. 1775). Schmidt war ein Broder von Zelters Orossniotter
(vgl. a. a. 0. S94 f.) und fttr den letztern hatte Goethe des tob
Bchmidt bändelnden Absatz auB der Calcognifia da G. Loaghi
fMilano 1830, VoL I. p. 185) nbcrseUt (Brlefw. m. Z. a. a. 0.
286 fF.).
') Ana ähnlichen Gründen tadelte Goethe, von Leipzig ins Vaterhaas
zurflckgekehrt, an des letztern neuer Einrichtung "emige schnörkel-
hafte Bjiiegelrabmen and gewisse chinesische Tapeten" zum grossen
Verdrusse des Valara, W. u. D. 717'-
') Uober diese vgl. Freih, v. Biedermann a, a. 0. L IG8 ff.
K. Tomaschek. Goethe als Student in Leipzig. 88
geben und verlangt hätte, sie sollten sie in sich lebendig worden
kssi.li. Diess konnte auf die Auffassung, nicht unmittelbar auf die
Ausübung wirken , da ihnen als Anffingern nur eine unzulängliche
Technik zu Gebote stand. Die Kenntniss wuchs, die Hand vermochte
nicht zu folgen : und was hierin schon im Vaterhausc und so auch
in Leipzig versäumt ward , gelang Goethen auch im spätem Leben
nicht vollkommen nachzuholen. Lub und Tadel deutete Oeser bei
ihren Arbeiten nur indirect und lakonisch an, man musste über die
Sache denken und kam in der Einsicht allerdings schnell um vieles
weiter; er ermangelte übrigens nicht, sie vom AVissonschaftlichen der
Kunst, von der Perspective, von Licht und Schlitten zwar genugsam,
doch immer nur so zu unterrichten , dass sie sich anzustrengen und
ZQ quälen hatten , nm eine Anwendung der überlieferten Grundsätze
zu treffen. Hierin sieht Guethe die muthmassliche Absicht Oesers,
üD ihnen , die sie doch nicht Künstler werden sollten , nur die Ein-
sicht • und den Geschmack zu bilden und sie mit den Erfordernissen
eines Kunstwerks bekannt zu machen. Auch Goethes Uebungen im
Badieren und Holzschneiden unter Anleitung des Kupferstechers
Stock kamen über skizzenhafte Versuche und blosses Vignottenwesen
nicht heraus. Die ganze Hichtung auf Bildung seines Ui-theils mehr
denn seiner technischen Fertigkeit liess Goethe sich um so nach-
debiger gefallen, als, wie er selbst sagt, die Kenntniss bequemer als
das Thun ist und der Fleiss eben seine Sache nicht war. Hiezu kamen
die Unterhaltungen im Kreise der Kunstsammler und Liebhaber
Leipzigs 'j. welche gewohnt waren, stets auf die Schule und Zeit, aus
weicher ein Kunstwerk hervorgegangen und auf das Naturell des
Kün*tlei*s ihr L'rtheil zu stützen ; und da in diesen Kreisen, obgleich
man sich im Ganzen mehr gegen die niederländische Schule richtete,
glücklicherweise keine einseitige VorlieBe für bestimmte Stuffc der
malerischen Darstellung herrschte , so wurde die Frage immer auf
düc Kunst gomässc überhaupt hingelenkt. Damals war gerade das
*Lei»en d»?r Maler von Kafael bis auf die neueste Zeit' von Dezalliers
dArirenville in deutscher üubersetzung (von Volkmauu 1707. 68)
erj^chienen; Goethe versenkte sich iu das Studium dieses Buches
und indem Üeser aus den grossen Lei])ziger Sammlungen durch man-
che> Portefeuille der Anschauung zu Hilfe kam, sah er sich kräftig
in das Studium der Kunstgeschichte eingeleitet. Selbst mit archaeo-
[•'»gischen Schriften, so mit jenen des Grafen Caylus und unter den
Deutschen mit dej> Leij)zigor Christ bahnbrechenden Arbeiten wurde
er schon damals wenigstens einigerma^seu vertraut und da bei Oesers
Hinweisuugen auf die antike Plastik Goethen die Anschauung und
das Versländuiss der Statuen und grossem Arbeiten der Alten noch
ferne lag, so ist es von grosser Bedeutung , dass er ihm die Kennt-
*) Ueber diese vgl. Freih. v. Biodermann a. a. 0. 184 fi.
6*
»4 K. r.Wi.-.-'c^it «>:»irJi* iL* '5?ra«i'*nt in Leipzig.
T.jr: 7 : L." .«^r.T r-Lr'l.-.ih-r 7.iniin'»-l:e ^). Die s*f erhaltenen
ri.r. :.■■*.: if ii. Ti^ri :^'.i*:!:-ri:: :-r Z'jüt: bL-ibt^n moiSLrebend für Goe-
:•=::. iiii il- r. ':*i~ A--.!:^:il:-!ii-r - •::: z. r -m^rrn üllu'eineineren
A". ?■:•:. .1- ':'.- -:'.*■_■; '[--r-z.s-irLl-.vi'ir:'") Lai-üreri^i^rreu kann,
L. -?=*•:;-: r: J: -.•_■.:: iz 5:1 ::zj ?-::.-? A-v'-?"^ 'in-l Urrheils auf
iri-. 'T^' .:::-- It:*.!: i: i 5*L-i> i:-:': «-ii»:: ilohterUciien Ent-
'^i £-..Lj ;•". '--"r i Hl.- - I*- ": *'i - .ciiisz'i<K'z*rA , dass durch
•ii^ trz'ir:. Ir :.t.: .r.^-r. :•:'• Er. it-: : r Mildere: 5*^:r.e i-'eti^che An-
l^i'T IL :-r :.: 1* .'..: i":" :> .-.j-ir :"..■:• Ej^'^r. •■■•*. ailichkcit gleich
ur?: rli^vi.". '>-:;.~-?s- x^i. >. iirtf- "v.r i-f^ Citr^inc. den Goethe
Z-: Lt.i;:j ::. S^.*.: -i ir* ■.!:■:- ■-:. S..-?: :::?*- ►^s'i lere aus dem Ver-
kth:-: Li- '-•■rTe: : ■-:. .- 1: :\i vi:* i y'i'irr:::-^ als Di':hter in An-
-.:LLi^ rii-Tr:.. !• i: -* "..-:. n:: i: ^er iie Aürv^r'.i.iien Oesers
iri n-.-:! '■•:<". z::i:''frTi: I.i-.il:':. -'.:.•.:;. ^'-: Wir hv-n die Dichtung
ai.lär. -•-:.: ».-.rrhei rj.:!:; i i:: H::.?:.!" i:: M:5ter "iid Grundsätze,
Uli: ^ruiKi: ' lili-r^V" Ver- ::'..-.. ■: li :::':: --i-:::. v I! M:>:ruuen in seine
eijeiie Kii:-. ■.• ... v'.l.^--.:: Vr-i^rei i-r:r:f ::. D:i war es kein
liii'i- T T i!* «Je^-r:. ^el.Le: ?':r::^r. : ur.l err/.::::er:'.l an seine Seite
r:ii:. Dr:: E:-:e ir: eii^re::- -li:: ■:::! ::.i::ii:ilt:i: wirksam»>r AVeise
!»:iin- •.'..■*er G e:'..-.L -:..L se;l-'. riiile*;. i-ir tieibenien Kraft seines
«it:!:i'> -v-erTa'-ei. .v.i -x-u^ite ihiii i::r'.-.:;:: l::: a'.ljomeinen aber be-
L-ei.-.-r:. le:. lu: l-^u rechreii UV^ eLiirlle:: l- 'a W rten ein ideales
Ziel dtr- .S:r-'-:::^ zu Uzei.:hLen. I:: I-r Erk-en'itni<s dieses Ge-
wiii:ie*. 'leii '*ir liJii.Iii Ijviii Lfiii-r fi'.v»i. i./.n, ^ohrieb G'.»ethe später
v-r. Frahkf^irt au- .iL v'e^-r' , er :?e: i'iu: iLehr ^childig. als er ihm
liinkeii kannte, wie .lu^ eiLeiL FliLi'jieLl'a»:-. >••! er a:s seinem Unter-
ri'.'h!«" h'TY.'rget:j.Ui:en. -i^rr^-aiize L'iiterschied Je><en. was or gewe-
ft»Mi. 'hl er in L-iiiiJ zu ihm kam, uiid -ams -i^r war, als er von ihm
irieiiL:. -^ei •.'e<»-r'? V\\Tk.
Die-er L'ntorschied wird dem schärfer luickenden insboson-
dert* aus G-jethts Ci;'rr»:?p...udeuz deLtlich erkennbar. Im Vertrauen
•) Vgl. zum Vorher?., -soweit os auf dorn Borichto in W. u. ü. boniht
II. 7<>4 ff. TOS- "
^} rjch'^n hier möchten wir iardii verweison. djiss zuerst Dr. Hein-
r-jth in seinem L-'hrliici.-.' !.;■ Anthr'iv\»i:i.' .Leipzig?, 1S22 Ö.
.'i>5T f.) «i'.'vtiiOa D.-:!k\\;iiU' ,i\-.. übcrliauju. \\m dosten Art zu be-
zeichnen . tr •' u' e n ? t ä II d l i c ii nennt . ein Au?«iruck , iior G«M-thes
l'.bhatt'.-^t'; Zi.'itiminung hatte und worin ».t mit H».*inroth ans-
i^esjir'Kjheii tind'.t das.« sein Ansohaui.'n <'.db>t ein Denken und
-'■in JK'nken ein An.schaucn <'A, iZur Xaturw. im Allg. ' Bodeu*
iimhi F'ird'-rniaa durcli ein einziges geistreiches Wort' WW. IIL
\'2f!^t 1... Wie dioijea »Sclihigwort gerade seine dichterische Weise
an fzu klären gw'ignet ist, liegt vor Augen.
') \l Nfiv. 17t;s. Jahu, Driofe an Leipz. Fr. S. 12U vgl. auch den
iJriirl" an üKscr v. 14. Febr. lTh9. den erst Freih. v. Biedermann
mitgctheilt bat (a. a. U. II. 31 fl'.).
E. Tonuucfiekf Goethe als Student in Leipzig. 85
auf äussere Autorität, Bestimmung uiiil Hilfo auch für sein Dichten
vnu Meistern und den Lehren der Schule erwartend , so trat Goethe
in LeipziiT ein. Den Verzagton , in seinem Vertrauen , in seinen
Erwartungen Getäuschton richtet Oeser wieder auf. Er zeigt ihm,
dass es in den Künsten vor allem auf die Naturanlage, auf die Kraft
und Arbeit de.-^ Künstlers selbst, auf sein Xachdcnken, auf seinen
Geschmack ankomme , dass hier niclits, gelte, was bloss überliefert
und nicht erworben ist, dass liier wie nu-gends der Grundsatz Platz
greife: selber ist der ilann. Hiehor gehört es, wenn Goethe an
Oeser schreibt, wie gewiss, wie leuchtend wahr durch ihn der selt-
same , fast unbegreifliche Satz ihm geworden sei , dass die Werk-
statt des gMSsen Künstlers den keimenden Philosoi)hen, den kei-
menden Dichter mehr entwickelt, als der Hörsaal des Weltweisen
und des Kritikers; Lehre thue viel, aber Aufmunterung thue alles.
Keiner unter allen seineu Lehrern habe ihn jemals aufgemuntert
als er: entweder man habe ihn ganz getadelt oder ganz gelobt und
nichts könne Fähigkeiten so s»'hr niederreissen. Seine Aufmunte-
rung nach dem Tadel sei ihm Sonne nach dem Regen, fruchtbares
Gedeihen geworden. Hätte er seiner Liebe zu den Musen nicht
aufgeliulfen, er wäre verzweifelt; er habe ihn gelehrt; demüthig
ebne Niedergeschlagenheit und stolz ohne Praesumtion zu sein*).
Und in einem Briefe an Oesers Tocliter Frii^derike ") spricht es
Goethe gera«lezu aus, dass es ihr Vater war, der ihn zuerst auf den
rechten Weg gewiesen und hiefür die Form Sidnor Seele bereitet
Labe. «?ine Form fügen wir hinzu, welche Goethe seither mich allen
Seiten erfüllte und nie wieder verlassen hat.
Welcher Art dieser Weg, welcher Art flioso Form ist, bleibt
uns nivht vorborgen. Kurz v«>r seinem Abganjre von Frankfurt
na«:h Stnissburg schreibt Goethe an den Buchhändler Reich in Leip-
zig: ^), wie sehr er sich sogne, Oesern zum Lehrer gehabt zu haben.
Dio Uebung der Haud wäre zwar nur s»mu Nebenaugenmerk gewesen,
aber er wäre in «lie Seele gedrungen und man nulssto keine haben,
um ihn nicht zu nutzen: Oesers Unterricht werde auf sein ganzes
Leben Fnlgen haben: *er lehrte mich das Ideal sei Einfalt
und Stille . Bezeichnend für den ermunternden Einfluss Oesers
fügt er hinzu, daraus folge, dass kein Jüngling Meister worden könne.
Vertnuift Dir sidbst und folge d'Mn Ideale der Einfalt und Stille, das
war die Lnsimg. mit welcher Oeser ihn erfüllte, wornach sich fortan
<'li»i»rhe.-^ Streben, seine ganze Seele zu formen begann. Einfalt und
Stille. I Es liegt liierin der Versuch vor, dem reinen Eindruck einiger-
mcLSseii mit Worten beizukommen, welchen das wahrhaft Schöne, zu
dessen (lefnhle Oeser an der Antike gelangt war, immer und übor-
') Rr. a. L. Fr. 12() tf.
3) El>4l. Ib^J.
\ 2U. Febr." 1770, ebd. 21ü u. H. llirzol, Briefw. G.'s mit Lavatcr
1B4 f.
«M| K 1\ma8chek, Groethe als Stadent in Leipzig.
kI] ^i>!^*^^*^t'^tt muss, ein Yei'such, diesen Eindruck anf objective
|J^rtltf*o•^iV« Äurückzufühi-en und damit zugleich weniger für die
|i^.^fii.«*f;.v& üls fOr den Tact und das praktische ürtheil einen all-
ciim«»?»*'" M4S88tab darzubieten, um die Gegenstände der Kunst auf
Jj,*i. *^?^; S*'h«»nhoit zu prüfen. Mögen die Mangel der eigenen
^•,',„^ff>vw>r Ooscrs noch so zahlreich und auffallend sein, für den
«pl^-,.iv'.\^u (iiischmack, den er besass und mitzutheilen verstand,
fi\f*a ^-''''^ Worte ein glänzendes Zcugniss , sie beweisen eine Rich-
tunir. ^wiK"»'^f von allem untergeordneten Interesse und von allen
^„I^^UviMi Nnbcnaifectcn hinweg den aesthetlschen Sinn und GK^nuss
^' Vvliston Kunstform zuzulenkcn. Und der gelegte Keim schlug
X^'h\^A in lioftthes Gemüthe. Er durfte an Oeser schreiben ') , den
\^^ «um Wahren und Schönen habe er ihm gezeigt, ihm, gesteht
(iic\ drtuko er das Gefühl des Ideales.
Noch eine andere bedeutsame Förderung Goethes knüpft sich
^1) üoiiuMi Verkehr mit Oeser. Wie es in Wahrheit und Dichtung
\\^\^iii, halte Oeser eine leidenschaftliche Verehrung für Winckel-
iMciun, die er seinen Schülern gar leicht eiuzuüössen vermochte ').
Mah kann Winckolmann auf dem Gebiete der Kunstauffassung als
((iiii ulls<^itl^en und gründlichen Vollender dessen ansehen, was bei
Otw«r nur als Richtuug und in gelegentlichen genialen Aeusseiningen
hi»rviM'l rat. Wir fürchten uicht zu fehlen, wenn wir die Bezeichnung
iliin iiili^emeinen vorzüglichen Charakters der Meisterwerke griechi-
urlior Kunst, welches AViuckoImaun in eiue edle Einfalt und stille
ih'uHHH Howol in der Stellung als im Ausdrucke setzte, Oesers direc-
iimi Kinflusso zuschreiben"*). In Oesers Kreise wurde begeistert
uul' das hohe Kunstlcbon Winckelmanns in Italien hingedeutet^) und
hni allen Bemüliuugen , die sich auf Kunst und Altei-thum bezogen,
hatte man ihn stets vor Augen ^). Fleissig und mit Andacht lasen
*) Br. a. L. Fr. 120.
*) An Friederike ebd. 165.
*) U. 705-
') Auch Justi (a. a. 0. 410) vermuthet,;dass Winckelmann gleich
Goethe das 'Evangelium des Schönen, die Lehre vom Ideal, das
„Einfult und Stille" sei*, wahrscheinlich zuerst aus Oesers Munde
vernommen habe. Diese Vcnnuthung gewinnt aus *Wahrh. u.
Dicht. , wo Oesers EinÜuss auf Winckelmann entschieden betont
wird, und aus Goethes Correspondcnz , in welcher bei Gelegenheit
jenes Grundsatzes allein von Oeser die Rede ist, eine bedeutende
Stütze. Dass Goethe Oesers im Leben Winckelmanns mit keinem
\yort<3 Erwähnung thuc, wie Otto Jahn meint (a. a. O. 114), ist
ein Irrthuni; dass er ihn darin nur vorübergehend als Beförderer
der Kunst aufführt (II. 476''-), Hegt in dem allgemeinen Charakter
der Schrift begründet, welche zudem vorzüglich auf die spatere
Wirksamkeit Winckelmanns gerichtet ist.
*) W. u. D. 705--
•) Ebd. 709*
K. TcmoBthA, Goethe als Student in Leipzig. 87
Goethe and seine Genossen Winckehnanns erste Schriften^) und
wiewol er später wiederholt anf deren problematischen , ja sibylli-
nischen Charakter hinweist'), den sie zu entziffern vollständig nicht
in der Lage gewesen wären, so musste sich Goethe doch durch diese
Arbeiten in jenen Kichtungen aufs Kräftigste bestärkt und geför-
dert finden , in welche wir ihn von Oeser eingeleitet sahen. Gleich
in Winckelmanns frühester Schrift, in den Gedanken über die Nach-
ahmung der griechischen Werke , darin er wie in einem Manifeste
die Künstler zur Bewunderung und Nachahmung der griechischen
Meisterwerke versammeln möchte, als auf demselben Wege, den auch
Michel Angelo , fiaphael und Poussin einst zu ihrer Grösse einge-
schlagen, dient jener Oesersche Grundsatz zur Bestimmung des
griechischen Ideals'). Doch es soll keine blinde Nachahmung sein,
das Ideal müsse in der selbständigen Kraft des Künstlers lebendig
werden. Noch im Alter verglich Goethe in Bücksicht auf diese
Schrift Winckelmann mit Columbus, als er ahnungsvoll die neue Welt
im Sinne trug; er fügt bezeichnend hinzu, man lerne nicht sowol
daraas, aber man wird etwas ^).
Die Anregungen, welche Goethe aus dem Verkehre mit Oeser
nnd durch Winckelmann gewann, berflhi-ten die Dichtkunst nur von
Seite ihrer allgemein künstlerischen Eigenschaften. Ohne Mislei-
tang und fruchtbar auf dem Gebiete der Dichtung konnten sie sich
erst erweisen , wenn die besondere Eigenthümlichkeit der Letztem
festgehalten und erfasst war. Da galt es diingcnd für die aestheti-
Bchen Anschauungen der Zeit , für die Bildung und Entwickelung
Goethes insbesondere, eine klaffende Lücke auszufüllen. Aus Winckel-
mann jedoch, von Oeser zu schweigen, war in Betreff des richtigen
Verhältnisses und der Grenzen von bildender Kunst und Poesie keine
Aufklärung zu schöpfen. Zwar die Herrschaft der platten Grund-
sätze von der blossen Natumachahmung und der Belehrung und
Besserung durch die Kunst und Dichtung war, nach Winckelmanns
Von^nge bei Betrachtung und Beurtheilung der hellenischen Kunst,
für immer gebrochen. Der Weg war gezeigt, über das Copieron
') Ebd. Vor allem wird hier an Winckelmanns Erstlingsschrift und
deren Anhänge zu denken sein. Die Kunstgeschichte mochte Goethe
wol erst später namentlich in Italien vorgenommen haben.
'} Zu W. u. D. 709*- ist in dieser Beziehung eine Stelle im Leben
Winckelmanns IL 476^- zu halten.
') Die Aufforderung zur Abfassung seiner ersten Schrift, darin die
Anwendung jenes Grundsatzes unstreitig den Glanzpunct bildet,
ja einen grossen Theil des Geschriebenen verdankte Winckelmann
(X'sern (vgl. Jnsti a. a. O. 383. 395. 406 f.). So fanden auch
Goethe und dessen Genossen in Winckelmanns ersten Schriften
manche Ansichten, die sich von Oesern horzuschroiben schienen,
ja sogar Scherz und Grillen nach seiner Art'. W. u. D. 709*-
*) Geiiprache mit Eckermann L 341.
H8 K. Tomaxelifh, Gootbe Mi Student in I.■^iptig.
schöner Natnrgegonstände hinaus im KonstwerkB ein ans 4er geatal-
tenden Kraft der Phaotasle hervorgehendes vereinigtes Ganze erhJiner
Formen, die Schflnheit ftberhanpt als höchsten Zweck der hildenden
Knnst, das gewährte Ergetion als nothwendige Fulge der Schönheit
KU erkennen; ja minmehi' lag es nicht ferne, diese Principien ancfa
für die übrigen Künste zur Geltung zu bringen. Anderseits jedoch
sehen wir Winckelmann in den Fesseln der Aestheiik seiner Z?it.
Die fiboi^reiiende Parallele der Malerei und Poesie, von welcher, wifl
wir wissen, selbst Breitingcr noch ausgieng, beherrscht auch Winckel-
mansH allgemeine Auffassnng. Deshalb findet er es nicht wider-
sprechend, wie er ausdrücklich sagi^), dass die Malerei eben so
weite Grenzen als die Dichtkunst haben kOnne. Dieae Ansicht aber
muas nothwendig, um mit Leasing zu reden, in der Poesie die ScbU-
dernngBSucht und in der Malerei die Ällegoristerei orzengen; jene
wolle man zu einem redenden Gemälde machen, ohne eigenUich zn
wissen, was sie malen k<^nne und aolle und diese zu einem stununen
Geilichto , ohne überlegt zu haben , in welchem Masse sie allgemeina
Bogriffe ausdrücken könne, ohne aich von ihrer Bestimmung zu ent-
fernen und zu einer willkürlichen Schriftart zu werden '). Und ia
der That hat Winckelmaun dem Allegorisieren und Poetisieron in
der bildenden Knnst besonders in seinen ersten Schriften einen brei-
ten Raum gestattet, ja eine hohe Stellung für die EunstentwicketnoK
angewiesen. Treffend konnte in diener Beziehung Hermann Hettuer
sagen: die künstlerische Schwäche Ocsers wird eine wissenschaft-
liche Schwäche Winkelraanns"). Da oben griff im rechten ZeitpUDCte,
willkommen and wie gerufen , Leasings Kritik klArend tmd be>
freiend ein.
Geradezu der bedeutendste Fortschritt, zu welchem Lesaiiig
die aeslhetische Einsicht leitete nn<l wodurch er Goethen mehr viel-
leiclit als durch alle andern seiner grossen Leistungen schon zu Leip-
zig ftirdern sollte, knüpft sich an die siegreiche Bekämpfung jenes-
aus Frankreich eingeschleppten GiTiudsatzes von der Gleichstelluag
der Malerei imd Dichtkunst. Auch hierin führte Leseing die fiilsche
Auffassung einer antiken Kunstregel auf deren richtiges Vorst&nd-
niss hei den Alten selbst zurück, wie er später in der Dramaturgie
an ausschlaggehenden Stellen gegenüber einem von franzrxiischea
Kritikern und Dichtem mis verstandenen den echten Aristoteles zur
Geltung zu bringen bemüht war. Wir wissen, die europäische Woh-
tung seit der sogenannten Wiederherstellung der Wissen schaftos
stand auf der gemeinsamen Grundlage des Atterlliuma : aie war in
den verschiedenen Stadien ihrer Entwickelung mehr oder weniger
*) WW. L 107.
') Vorrede zum Lookiwn (WW. Luch man n-Maltuhn VI. 3C3).
') Lit-Gesch. des XVUI. Jabrh. 111. 2. (2. And.) 416.
JSl Tomasdtek, Goethe als Student in Leipxisr. 80
Ton den antiken Mustern nnd, entsprechend den innigen Beziehungen
der Aesthetik und Ausübung in der neuern Zeit, wesentlich von «lou
antiken Kunstlehron bestimmt und abhängig. Am stätigsten und
deutlichsten zeigt die französische Dichtung diesen Zuzammenhnng.
Der Huhestand , zu welchem sie in der Epoche Ludwigs XTV. sich
auf«ichwang, mussff> jedoch schon deshalb eine Vorstufe bleiben, weil
die Zeit weder zum ganzen und rechton Verstandnisse der luass-
j^ebenden Muster des Alterthums, noch insbesondere der antiken
kunstlehren gediehen war. Erst der deutsrhon Nation . wolcher es
äVierhaupt gegeben ist , die Elemente des europäischen Geisteslebens
am tiefsten zu verarbeiten , war es vorbehalten , in dieser Kichtung
zum Ziele vorzuschreiten und so die Vollendung, den Gipfel der
antikisierenden, der Renaissancedichtung zu erreichen. Dass dieser
in der Epoche Goethes und Schillers und vor Jillem in des ersteren
Wirksamkeit hervortreten konnte, daran sind Winckelmann und Les-
sing anfs Bestimmteste botheiligt ; jener indem er das Verstäudniss
der antiken Plastik , der für den künstlerischen Geist der Griechen
am meisten charakteristischen Kunst, erschloss und das classischo
Ideal, welches der Oeserschc Satz von der Einfalt und Stille im All-
g<»meinen bezeichnet hatte, am Einzelneu der bildenden Kunst des
Alterthums entwickelte, iHoser, indem es ihm gelang, den Geschmack
und das Interesse an der antiken Dichtung zu erhrihen und vor
liTungen zu bewahren , das Haften an Aousserlichkeiten in Nach-
ahmung derselben abzuthun , den Wetteifer mit den Alton auf dem
Boden unserer^eigenen Kraft und Volksthünilichkoit anzuregen und
namentlich die Einsicht in die überlieforten antiken Kunstrogeln
wirksam zu reinigen und zu vortiefen. Der Kampf Lossings gegen
die französische Dichtung und deren Filiation in Deutschland srowinnt
unter diesen Gesichtspuncten eine allgemeinere Bciieutung. Zugleich
erhellt aus ihnen von vornherein die umfassende Wichtigkeit, welche
d**r Richtigstellung jenes Grundsatzes über das Verhältniss der Ma-
lerei und Poesie durch Lossing und hiermit der Beseitigung oiues «lor
drückendsten Misverständnisso «lor antiken Aesthetik für die go-
sammte spätere Dichtung und für Goethes Entwickolung insbeson-
dere beizumessen ist.
Dpr Satz, wie die Malerei so die Dichtkunst beruht auf dem
Sprnche des Simonides, dass die Malerei eine stumme Poesie und
die Poesie eine redemie Malerei sei*). Es war. wie Lessing sagt^),
eine blendonde Antithese des griechischen Voltaire, deren wahrer
Th»Hl so einleuchtemi sei, dass mau das ünbestinmite und Falsche,
wM'hfs er mit sich führt, übersehen zu müssen glaubte. Glcichwol
hätten es dio Alten, deren Vorrecht es sei, keiner Sache weder zu viel
') Plut. de glor. Athen. 3: nh)v n ^^tuton'^tjg, rr)r uh' fwj'ofa/Y«!'
>) A. a. 0. 362.
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k TWliu.' IC haManawii ps^fiul
» «w «k dam QMlkktMchniber
B«rt<nffatn. rait jenen
K. Tomasdiek, Goethe als Student in Leipzig. Ol
Doch auch in anderer Beziehung war Lessings Laokoon von
ep>)chemachender Anregung. Hatte Winckelmann bei der Schönheit
der Antike den Ausdruck eines für sich Wertvollen, so hei der Statue
des Laokoon jenen einer grossen Seele im Sinne, so fasste Lrssing
die Selbständigkeit der schönen Körperform ins Auge. Der Laokoon
des Bildwerkes schreit nicht , um seiner grossen Seele, sondern um
den schönen Gesichtsformen nichts zu vergeben. Mit diesem, gegen
Winckelmann gerichteten wesentlichen Inhalte der ersten beiden
Absclmitte seines Laokoon warf Lessing die Kucksicht auf das Stoff-
liche über Bord; und so fuhrt überhaupt das Work die Lehre aus,
dass die Schönheit als höchstes Princip der bildenden Kunst auf der
Korperform beruhe. Damit war unabweislich der Anstoss gegeben,
•las Schöne überhaupt nicht in der Bedeutung, sondern in der Form,
nicht in dem Was , sondern in dem Wie der Erscheinung und Dar-
stellung zu suchen. Die Frage lag nahe, ob nicht alles, was in den
bildenden Künsten, ja in der Dichtung und Kunst überhaupt als schön
zu hezeichnon sei und als solches gefalle, vielmehr durch die Formen,
die Verhältnisse, in welchen es sich darstellt, als durch den Stoff
als solchen diesen Eindruck hervorrufe. Hier wui*zelt Goethes An-
schauung, mit welcher in der Epoche des Ilöhestands seiner Einsichton
alle seine aesthetischen Maximen und ürtheile in Beziehung stehen,
dass es in der Kunst auf die Behandlung, auf die Form ankomme;
hier liegt eben so der Keim zu Schillers Grundsatze, «iass in der Vor-
tilgung des Stoffs durch die Form das Kunstgoheimniss des Meisters
bestehe ').
Wol als sichere Erinnerung kann es gelten , wenn Goethe er-
zählt •). wie ihn und seine Genossen am meisten die Schönheit dos
Gedankens entzückte , dass die Alten den Tod als den Bruder des
Schlafs anerkannt und beide, wie es Menächmen geziemt, zum Ver-
wechsebi gleich gebildet hätten ^). Diess zeugt für den tiefen Ein-
druck, welchen Lessings Formprincip schon damals bei Goethe
zorückliess. Denn gerade hier liegt ein Stoff vor, der in den Gestal-
tangen des christlichen Mittelalters als solcher widrig hervortrat, bei
den Alten aber durch die künstlerische Auffassung und Behandlung
eine Form gewinnt , welche ihn in ein Objcct der Schönheit ver-
wandelt. Ja Goethe ist gleich ursprünglich geneigt , dem formellen
■) Diesen Zusammenhang hat Gervinns genau erkannt, vgl. a. a. 0.
IV. ;J22.
>) W. u. D. 706--
\) Ifierboi wnrc an die Stelle im Laokoon a. a. 0. 423 Anm. a zu
denken. Lessings Schrift 'Wie die Alt^^n den Tod pebildot\ welche
durch die Hinwendung Klotzens gegen die Ansiolit jeniir Annior-
kunjr, dass die Alten den Tod nicht unter doni Bilde eines Sk«d«'tcs
dar>t«jllton , hervorgiTufon ist, onschicn erst 17<>9. also im ersten
Jaliro nach Goothos Lci]»zip:er Aufenthalte. Der ganze Bericht
akr iiber den Eindruck der Grundsätze Lessings gilt von der
lioipziger Zeit.
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■ ::---^ — '-: ~:I v- I-:.: -j .- i^T-r'-ir --lij?? Prin-
- - i" - > •-■'i- :ä*-i Grazie
r : - : : : n:.T: """rrde «ie
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- .i ...'_.<. :*-• ;; frmcUen
j"-- - ^ :":■- - :-::."-•■ :j- L -' 5 i-rli-izTingen
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K. Tomaechek, Goethe als Student in Leipzig. 93
Ulli GrundbcgrilTe orbclieine nur dem Gemüth, auf wcIc}le^i hie ihre
uuen*Uiche \^'i^k^amkeit uu^üben, erscheine nur der Zeit, iu welcher
>ie ci'sehnt, im reehteu Augenblicke hervortreten; da beschai'tigen
Msicli die, welchen mit sulcher Nahrung gedient isst, liebevoll ganze
Epochen ihre^ Leben.s damit und erfreuen sich eines übersohweug-
hihen Wachsthunis, so war diess seine eigene Erfahrung. Indem wir
ihn aller die angeregten Gedanken sogleich verfolgen sahen und darauf
hindeuten konnten, dass auch auf dem llühestande seiner Einsichten
die Nachwiikuug der Les^ing^chen Ideen erkennbar ist, so müssen
wir schon hier daran erinnern, dass es Goethen, in L'ebereinstimmung
udt seiner künstlerischen Anlage, welcher das gesonderte Wirken des
Verstandes widerstrebt, niemals um die begriüliche Entwickelung
•ier Gedanken als solcher, vielmehr um Maximen zu thun war, welche
praktisch die Anschauung und Ausübung zurecht zu legen uud zu
tuidern und über eigentliches Theoretisieren ihn hinauszuheben geeig-
net waren. Liese kathartische Wirkung, wornach er, dem Triebe und
Bedürfnisse nach gedankenmässiger Orientierung genug thuend, sich
viju einseitiger Anspannung des Kellectierens befreit, bewährte sich
auch den Grundsätzen desLaokoon gegenüber. Die Aufklärung, welche
er daher wie durch Ue&er und Winckelmann gewann, hatte vorzugs-
«eiäe die Wirkung, sein tastendes llerumsuchen bei der Kritik nach
bestimmender Führung für immer ahzuschliessen. Alle bisherige an-
leitende und urtlieilende Kritik, sagt er in dem oben berührten Berichte,
ward wie ein abgetragener Uock weggeworfen, wir hielten uns von
allem Uebel erlöst. Unbefangener konnte er nunmehr der Kuustbe-
trachtung und seinen poetischen Neigungen sich hingeben. Von der
Warheit war Goethe überzeugt, dass sie praktisch erleichtere *) und
in der Praxis, wie er an anderer ^UiÜM sagt ^), fiuid er «ien Prüfstein
-les Wahren. i)w>6 eriuhr er auch in Hinsicht jener Principien. Lud
da er bei allem Theoretischen jetzt wie später immer die Anwendung
und Ausübung im Sinne trug, lag ihm beson«lcis, wie aus den nächsten
Briefen nach der Leipziger Zeit zu entnehmen ist, die Frage an, auf
welchem Wege gelangt der Künstler zu jener Formvollendung, die
den Werken der bildenden Kunst den Charakter der Einfalt und Stille
aufprägt, eiueu Charakter, den er auch von der Dichtung um so mehr
in Anspruch nahm, als er geneigt war, auch diese demselben Gesetze
der Schönheit zu unterwerfen. Goethe beantwiutet sich rasch diese
krage. Der Künstler, schreibt er an Friederike Oeser**), gehe denselben
Weg, den die Xatur selbst einschlägt, er beachte das leichte eintiiltige
Buch der Natur, nichts sei doch wahr, als was einfältig ist; wer
diesen einfältigen Weg gehe, der gehe ihn und schweige still, Deniuth
ij.d Bedächtlichkeit seien die uoth wendigsten Eigenschaften unserer
•) WW, 1. 420
') Kunst u. Alt. VI. 1. 215.
^) Br. au Leipz. Fr. 15Ji.
94 R. IbmMchek, Goethe als Stadent in Leipzig.
Schritte daraaf, deren jeder endlich belohnt werde. Wir stehen hier
an der Genesis von Goethes Maxime, die Natur rein und ungetrübt in
sich walten zu lassen, ja hier liegt ein Keim jener späteren Ansichten
vor, in welchen er von Seite der objectivon Natur dem Wesen des
Schönen und der Kunst beiznkommen sucht. Die Richtung, die Goethe
auf diese Weise einzuschlagen beginnt , widerspricht keineswegs den
Lessing- Winckelmannschon Anregungen. Man müss sich dabei erinnern,
dass auch Lessing den Künstler auf die formbildende Natur verwies,
denn der Maler müsse malen, Vie sich die plastische Natur das Bild
dachte, ohne den Abfall, welchen der widerstrebende Stoff unvermeid-
lich macht, ohne den Verderb, mit welchem die Zeit dagegen an-
kämpft' ^), ja dass er überall ein Ideal nicht vorhanden sah, wo die
*Natur selbst sich nichts bestimmtes vorgesetzt* habe ^), Man wird
sich erinnern; dass ähnlich wie Lessing in seinem spätem Kampfe
mit dem französischen Theater gegenüber der mangelnden Naturwahr-
heit desselben auf Seite dos Natürlichen sich stellte , so schon die
Erstlingsschrift Winckelmanns ein Protest war gegen die herrschende
Unnatui' in den bildenden Künsten namentlich gegen den verkün-
stelten Stil Beminis und seiner Nachfolger, wogegen er die Weise der
Hellenen als Einfalt und Natürlichkeit pries, welche sie befähig^,
bei häufiger Gelegenheit zur Beobachtung der umgebenden schönen
Natur über die Gegenstände ihrer Einzelerfahrung hinaus in der
Bichtung der Schönheit zum Ideale sich zu erheben ^).
Die Erfahrungen, welche Goethe bei Erweiterung seiner An-
schauung von Werken der biUenden Kunst an sich selber machte,
waren geeignet, seine Kichtuug auf das Natürlich-Wahre zu uater-
stützeu. Denn jenen Gedanken, jener Einsicht, welche bei ihm durch
Oeser, Winckelmann und Lessing, den drei grossen Lehrmeistern
seiner Leipziger Epoche, doch vorzugsweise nach Seite . des Kunst-
massigen und Idealen geweckt waren, vermochte er auf dem Gebiete
der bildenden Kunst mit voller Neigung und eigenem Geschmacke
noch immer nicht nachzukommen. Seiner Art alles concret zu fassen,
seinem Drange gemäss, vom Begrifif zui- Anschauung zu schreiten,
konnte Goethe, wie er berichtet *), die neuen Gedanken nicht lange
verarbeiten, ohne dass ein unendliches Verlangen in ihm entstanden
wäre, doch einmal bedeutende Kunstwerke in gi*össerer Masse zu
erblicken. Es lag nahe, in der Dresdner Galerie diese Sehnsucht zu
stillen. Der stofiTliche Eindruck ist in aller Kunst, insbesondere der
bildenden der erste und mäciitigste, so lange der Genuss am Vollen-
deten nicht geübt ist und Einsicht und aesthetischer Genuss sich
') Worte des Malers Conti in Emil. Galotti I. Act IV. Auftr.
») Zum Laoküon WW. XI. 1. 192.
^) Vgl. Jasti a. a. 0. 392. 397 f. u. Winckelmann. Ein Vortiae von
Friedrichs (Hamb. 1862;. S. 11.
*j W. u. D. 7Ü6--
'jk
£• TowtoBthAj Goethe alB Student in Leipzig. 05
wechselweise noch nicht zu fördern vermögen ^). Diess sollte sich auch
bei Goethe jetzt.so wie lange noch und mehr und länger als in Hinsicht der
Dichtung in seinem Verhältnisse zu den bildenden Künsten bewähren.
Die Antiken Hess er bei Seite, aber auch den Werth der italieuischon
Meister nahm er nur erst auf Ti-eu und Glauben an und wandte sich
Tor allen den Niederländern zu, deren derbe NatQilichkeit ihm fass-
lich war. Sah er doch auch die Kunstsammler seines Leipziger Ver-
kehres wie ehemals die Liebhaber und Künstler zu Frankfurt einer
ähnlichen persönlichen Vorliebe und Richtung hingegeben^. Was
er nicht , so ei'zählt er ^) , als Natur ansehen , an die Stelle
der Natur setzen, mit einem bekannten Gegenstande vergleichen
konnte, war auf ihn nicht wirksam, dagegen entzückten ihn Bilder,
wo die Vergleichung mit der bekannten Natur den Werth der Kunst
nothwendig erhöhen musste *), Und so übertrug er auch nach einer
mit dauernder Vorliebe gepflegten Weise die gesehenen Bilder in die
Wirklichkeit und fand in der Stube des Schusters , bei dem er in
Dresden wohnte, seine bewundei-ten Ostade und Schalken wieder %
Kehren wir zurück zu seinen Fortschritten in der Dichtung.
Mehr und mehr war sie ihm das unentbehrliche Organ geworden, sein
Inneres auszusprechen. Die Weise, in sich selbst den Quell und Mit-
telpunct für seine Darstellungen zu finden, war ihm bequem und
natürlich. Schon in den ersten Schulexcrcitien, in den Erfindungen
seiner Knabenmährchen , ja selbst in den Stilübungeu für Gcllorts
Practicum ^) zeigt sie sich wirksam. Und als ihm die Zoitdiohtung
nicht mehr imponierte , als er durch seinen Freund Behrisch iu der
Neigung, für sich, nicht für andere zu dichten, sich bestärkt sah"),
als durch Oeser sein Selbstvertrauen mächtig angeregt, durch Lessiug
sein allseitiges ängstliches Ausblicken nach kritischer Leitung be-
seitigt war, da trat er mehr und mehr mit seinem ganzen inuern
Menschen in die Dichtung ein. Die Zeit und die Kreise, darin er auf-
wuchs und sich bildete, waren nicht geeignet durch grosse Anregungen
ihn auf das äussere Leben und Treiben zu lenken, kein Zwang der
Schale, kein Zwang und Druck der Lebensverhältnisse regten ihn wie
Schillern und die andern Stürmer und Dränger zum Ankämpfen gegen
die umgebenden Ordnungen an und störten seinen 'deutscheu Fi-ei-
*) 'Der materielle Eindruck ist es, der den Anfang selbst zu jodor
höheren Liebhaberei macht.* Ebd. 708*-
') ebd. 705*
') ebd. 708-
•; ebd. 707-'
^) ebd.
•) vgl. ebd. 687* und die betrofFendcn Fragmente bei Scholl, Briefe
und Au&. V. Goethe aus den J. 1766 bis 1786. S. 20 ff.
') TgL W. u. D. 700 f.
od £ TomakhA, Goethe als Student in Leipxigi
und Frohsinn^ ^) und seine ^unsclmldige Darstellongslnst *). Eswnrde
und blieb seine Art, alles Aeussere in den massyoUen Bewegungen
seines Innern wiederzuspiegeln und abzuklären. Hier wurzelt der
tiefe lyrische Zug von Goethes ganzer Dichtung. Die Verwandtschaft
derselben mit dem epischen Chai-akter, auf die hinzuweisen geläufiger
ist, liegt minder in der besonderen Art seines Dichtens als in dessen
allgemeinen künstlerischen Vorzügen. Die gewaltigen Impulse wech-
selnder Liebe, bei Goethe stets von unerschöpflicher Tiefe, griffen
hier früher wie später bestimmend ein. Schon die Lieder, ja selbst
die beiden Lustspiele, welche aus der Leipziger Zeit übrig sind, obwol
sie bekanntlich noch mehrseitig an die Zoitdichtung sich anlehnen,
sind von der Wahrheit des innerlich Durchlebten erfüllt. So begann,
wie er sagt^), jene Bichtung, von welcher er sein ganzes Leben über
nicht abweichen konnte, nämlich dasjenige, was ihn erfreute oder
quälte oder sonst beschäftigte, in ein Bild, ein Gedicht zu verwandeln
und darüber mit sich selbst abzuschliesson. Und da er dazu gelangt
war, zunächst die Natur frei und unbefangen in sich walten zu lassen,
neigte sich sein eifriges Dichten am Schlüsse der Leipziger Zeit, um
seine eigenen Worte *) zu gebrauchen, nunmehi* ganzlich zum Natür-
lichen, zum Wahren. Hierin fanden dann die ei-weiterten und ver-
tiefenden Anregungen zu Strassburg einen vorbereiteten Boden.
Wien. Karl Tomaschok.
') *) der erete Ausdruck einer \eu88erang Goethes im allgemeinen (W.
u. D. 688* ), der zweite einem \Vürte Mercks über Goethe selbst
entnommen (ebd. Tßä*').
») ebd. 696-
') ebd. TOÜ«-
J. Mähiy, Miscellen. 01
Miscellen.
Lncret. Y. 311 seqq.
Denique non monimenta virum dilapsa videmus
[qaare proporro sibi cumqne sencscere credas]
non rucre avolsos silices a montibus altis etc.
Der (von Bemays) eingeklammerte (also für interpoliert ge-
haltene) Vers lautot in den beiden Loydencr Handschriften gtia er er c
proporro sibi cunique scticsccrc credas. Bemays äussert sich in der
Vorrede (pg. VII) über diesen und ähnliche Verse, dass sie ^nisi
codicum scripturas vioJenter mutat'crifi , non potcrunt Lucretia-
norum verhorum tcnori adaptari'^. Wenn er fortfahrt: contra aut
nihil atit letissima mtUanda sunt, ut vel irrisio vel cxplicatio in-
terpolatoris appareat, so vermag man in der That nicht einzusehen,
wie durch seine allerdings loiclite Aendcrung (quarc) diese Erschei-
nung zu Tage treten soll. Es scheint weder ein innerer, noch ein
äusserer Grund — denn die Anaphora von non v. 311 und 313 kann
diich nicht für einen solchen gölten — vorhanden zu sein, um den
Vers dem Lucretius abzuerkennen und eine stattliche Zahl von Heilungs-
rersuchen, die vor und nach Lachmann gemacht worden sind, beweist,
dass derselbe denn doch bei vielen Gelehrten für lucretianisch gilt.
Lachmann selber hat, genial, wie gewohnlich, geschrieben qimc
forc proporro vetitumque senescere credas; und ähnliches, dem
Inhalte nach, muss wohl der Vers enthalten haben, trotz Herrn PoUe's
anglücklicher und nur der Curiosität wegen anzuführender Ideen: es
sei klar, dass der verderbte Vers den Gedanken ausgedrückt hat : die
verfallenen Denkmäler, die das Andenken eines verfallenen (sie!)
Mannes bewahren sollten , suchen ihr eigenes Andenken durch ein
neues Denkmal zu bewahren u. s. w. (s. Jahn's Jahrb. f. Pliil. 1866,
pg. 75r, f.) Diese originelle Idee fülirt denn Herrn PoUe naturgemäss
auf die ebenso originelle Conjectur
denique non monimenta virum dilapsa videmus
quaerere proporro sibi qui de se quoque dicat.
Sein Verdien^it besteht an der angeführten Stelle hauptsächlich in der
Nachweisun^' des eigentlichen Gebrauches von i>ro|)orro, welches
in der Lachnianu'sehen Conjectur nicht mit demjenigen des Dichters
stiniuit. Ist US erlaubt, zu den vorhandenen Ememkitionsversucheu
einen neuen zu fügen, so möchten wir, ohne Furcht vor Herrn Polle's
Verdict und mit Annahme von Lachmann's f'orc schreiben
quao furo p p e t u o n i h i 1 u m que senescere credas
iypetuo [pcrpctuo] in der Abbreviatur kann sehr leicht mit pro-
porro verwechselt werden).
Zeiudirift I. d. uttcrr. Gymo. IbTJ. U. u. 111. U^St. 7
08 X MäMy, MiBcellen.
Horat. Epist. ad Fisonos v. 57 sqq.
Ut silvao foliis privos mntantur iu annos
(prima cadunt), ita vcrbomm vetus intorit aetas,
et iavonnm ritu florent modo nata vjgentque.
So schreibt der neueste Herausgeber der Episteln, 0. Ribbeck, die
vielbesprochenen Verse, indem er bemerkt, dass der so gerechte
Anstoss, den Bentley an dem Ausdruck silvae foliis mutaniur nahm,
noch nicht durch einen befriedigenden Vorschlag beseitigt sei. Er
hat Recht, denn es gibt noch andere stärkere Bedenken iu diesen
Versen, welche selbst dann bestehen bleiben würden, wenn wir Bib-
beck's Vorsclilag in silvis folia ut . . , mutantur annehmen wollten,
abgesehen davon, dass dieser, wie andere ähnliche Vorschläge von
Perlkamp, Ottema u. a., selbst wenn sie durchaus befriedigend wären,
die Entstehung der handschriftlichen Ueberlieferung durchaus uner-
klärt lassen. Die Ilauptschwierigkeit besteht nämlich darin, dass der
Satz prima cadunt aller Verbindung eimangelt und, soll er sich dem
Ganzen fügen, parenthetisch behandelt werden muss, während er doch
(was merkwürdiger Weise keiner der Herausgeber bemerkt hat),
gei-adezu die Hauptsache beim Vergleich ist und daher gar
nicht parenthetisch gefasst werden darf. Es ist ein föimliches Ver-
kennen des eigentlichen Kernes in unserem Gleichnisse , wenn auch
pritna dem Interpreten Schwierigkeiten (^gerechte^, meint Bibbeck)
machen konnte, „da doch alle Blätter schliesslich fallen, nicht bloss
die ersten" I Gewiss fallen schliesslich alle, aber sie fallen doch nach
und nach, je nachdem sie eben entstanden sind ; die zuerst entstan-
denen (prima) zuerst, gerade wie auch die Wörter nach und nach
aussterben, die alte Ordnung eben (vcfus ordo) vor einer später ent-
standenen. Die Vergleichung erstreckt sich nicht mehr (und braucht
das auch nicht) auf den folgenden Vers et juventwi ritu florent modo
nata vigcntq^ic^ weil sie für jeden auf der Hand liegt und sich ihm
aufdrängen muss, welcher das vom Dichter Gebotene auch nur
oberflächlich liest: es brauchte nur der erste Ton angeschlagen zu
werden, so stellt sich die Tonreihe von selbst ein; es war daher von
Schnei Jewin doppelt verfehlt , wenn er, indem er prima cadunt pa-
renthetisch fasste, noch als stillschweigende Ergänzung aus dem fol-
genden : florent modo nata vigcnUiuc hinzunahm (Philol. III 130).
H. Perlkamp hat, obschon er dem Texte tief in*s Fleisch schneidet,
mit seinem ut modo, cum silvae privos mutantur in annos^ folia
cadunt , ita vcrhorum v, i, aet. Doch das Verdienst gefühlt zu haben,
dass ein ganz anderes Satzverhältniss, als die Herausgeber glauben,
vorliegt. Ich glaube mit Hinzufugung eines einzigen Buchstabens
die Hauptsache herzustellen, nämlich das richtige Verhältniss der
verglichenen Zustände im Ganzen wie auch dasjenige ihrer Glieder:
ut silvae e foliis
prima cadunt, ita verborum vetus interit aetas.
/ Mähly, Miscellen. 00
,\^e von den Blättern des Waldes die zuei'st eutstaudoueu fallen, so
geht die alte Ordnung der Wörter unter/
Nun fragt sich aber, wie lautet das Endo des ersten Verses, da
jetzt mutantur eine ganz andere Rcction erhalten muss. Das einfachste
scheint zu schreiben (wie, wenn ich nicht irre, schon Wakefield vor-
geschlagen hat) pronos mutant is in annos. In der Tliat ist kein
Grund dou intransitiven Gehniuch von mutarc dem Horaz abzusprechen,
während classische Zeitgenossen dessolbou sicli in keiner Weise davor
scheuen. Nur scheint mutarc für jenen Naturprocess nicht das rich-
tige wenigstens nicht das schlagende Wort zu sein. So glaube ich
denn, dass der Dichter geschrieben liat
ut silvae e foliis, pronos nutant ubiiu annos,
prima cadunt — ita v. v. i. aet.
»Wie von den Blättern des Waldes, wenn sie gegen Ende des Jahros
hin wanken, die ersten fallen, so" u. s. w. nutarc bezeichnet das dem
cadere vorhergehende Stadium ; proni anni „die vorwärts geneigten
Jahre" sind völlig unanfechtbar solange nicht Jemand Horat. Carm.
IV. 6, 40 celcrcmquc pro)ws volvcrc menses anzutasten für gut
findet. Eine Zeitbestimmung ist, unserem Gefühl nach unentbelirlich,
priros . . . i« annos ^ was Bcntley vorschlug, gewährt eine solche
nicht; und fragt man, warum denn die Zeit des Fallens der Blätter
eher zu erwähnen, als der Umstand, dass sie überhaupt jedes Jahr
fallen, so lautet die Antwort: weil jenes malerischer, daher poe-
tischer ist *).
0 V i d. T r i s t. lib. I, VI. In der sechsten Elegie des ersten Buches
ergeht sich der Dichter in Lobsprüchen über die Treue und Tugend
fi«iner Frau, welche er den Heroinnen des Alterthums an die Seite
s»tellt, einer Laodamia, einer Penelope. Er lässt es dabei unentschieden,
ob sie ihre Vorzüge sich selber verdanke , oder — eine fein ange-
brachte Schmeichelei! — dnr ausgezeichneten Gattin des Herrschers,
der femina princeps, Livia. Darauf beklagt er seine eigene dichte-
rische Schwäche, welche ihm nicht erlaube , ihr Lob in würdiger und
ent*;prechender Weise zu besingen , gelobt aber zu thun , was seine
Kräfte ihm nur erlauben. Die Elegie ist einfach und übersichtlich
gegliedert, nur dass , im heutigen Text , zwei Verso sich von ihrer
Stelle verirrt und dadurch eine erhebliche Störung verursacht haben.
Merkwürdig nur, dass bisher noch Niemand darauf verfallen ist. Ich
will von V. 19 an, die Elegie vorfuhren nach ihrer richtigen
Reihenfolge:
•) Ich sehe nachtraglich, dass Prinz in der Revue de rinstnict publ.
Belg. VI p. 196 — 201 bei Besprochung unserer Stolle conjiciert
lä folia in ftilois nova progigfiuntur oder prooenerantur in annos
— ein VorHchla|:, der abgesehen von seiner ünwahrschoinlichkoit
vom paläographiBchen Gesichtspmict aus, an dem oben berührten
HanptÜbel krankt, prima cadunt parenthetisch zu fassen.
7*
100 /. Mähly, MiBoellen.
Nee probitate tna prior est aut Hectoris uxor;
20 Aut comes exstincto Laodamia viro.
Ta si Maeoniuni Yatem sortita fuisses,
Penelopes esset fama secunda tuae.
Prima locum sanctas heroidas inter haberes,
Prima b9nis animi conspicerere tui.
26 Sive tibi boc debes, nulla pia facta magistra
Cumque nova mores sunt tibi luce dati,
Femina seu princeps, omnes tibi culta per annos,
Te docet exemplum coujugis esse bonae,
Adsimilcmque sui longa adsuetudine fecit,
30 Grandia si parvis adsimilare licet.
Hei milii, non magnas quod habent mea carmiua vires,
Nostraque sunt meritis ora minora tuis !
Si quid et in nobis vivi fuit ante vigoris.
Exstinctum longis occidit omne malis
35 Quantumcumque tamen pi'aeconia nostra valebunt,
Carminibus vives tempus in omne meis.
Hier ist Zusammenhang und Consequenz ! Nun denke man sich die
beiden Verse 23 u. 24 an ihrer bisherigen Stelle als v. 33 u. 34, wo
auf einmal wieder die Heroinnen auftauchen, nachdem der Dichter
oben schon langst auf die Livia übergegangen war; wo jeder Zusam-
menhang zwischen den correlativen prior (v. 19 alter Ordnung)
secvmda (v. 22 a. 0.) und prima (t. 33 a. 0.) wegfallt; wo der
Dichter seine ganz logisch gehaltenen Gedanken über das schwache
Maass seiner Kräfte einerseits und seinen gleichwohl feststehenden
Entschluss anderseits auf ganz unmotivierte Weise plötzlich unter-
bricht ; wo femer und zuletzt die Conjunctive hahercs u. conspice-
rere gar nicht zu erklären sind, denn es fehlt jeder Conditionalsatz,
als dessen Nachsätze die beiden Verse prima — tui könnten gefasst
werden, während sie an der von mir ihnen angewiesenen Stelle, in der
Umgebung der Laodamia und Penelope, nur weitere anodoaeig zu
Vers 21 sind:
Tu si Maeonium vatem sortita fuisses.
Zu Avian*s Fabeln. Folgende Vermuthungen zu Avian,
welche ich ohne weitere Begründung (zu der mir Zeit wie Lust fehlt)
mittheilen will, mochten vielleicht, die eine oder die andere wenigstens
irgend einen Liebhaber des Fabeldichters interessieren. Ich lege dabei
die Ausgabe von Fröhner (Leipzig 1862) zu Grunde.
11, 2 si quis se in coelum sponte tulisset humo.
(codd. eam volucrem u. volucrum, constituisset humi) .
rv, 1 immitis Boreas placidusque ad viscera Phoebus
(codd. ad sidera, Fröhn. cithuristaque).
J. Mä9iy, MiBoenen. 101
Vn, 1 seq.
Haud facile est pravis innatam montibus, ut se
muneribüs dignas snppliciove patent.
So Lachmann and Fröbner nacb den Handschriften, aber selbst ein
Interpolator kann doch nur geschrieben haben
Hand facile est pravis innat i mentibns at se
munenbas dignos snppliciove putent
IX, 14 nam sollt us motu liqaerat ossa calor
(codd. mentis),
Xy 6 incertomqae vagas amnis habebat iter
{amnis ist Genitiv, von üer abhängig, codd. vagtui).
— 7 ne tarnen allisam confringeret aerea testam
jnrabat se omnem longins ire viam
(codd. elisam and sociam),
JILf 2 Thesanrom salcis promicnisse videt
(codd. prosiluisse).
XIII, 7 tristis abit longeqae fagax, de calle locutus,
nam timor exclasum iargia obire vetat
(codd. longaque^ ezpulsumy iurgia ferre),
XVII, 11 qnid demam ille foret, qai talia vulnera ferret
(codd. dum quis ille foret).
— 6 nnnc tibi qnavaleam nuntius iste refert
(codd. qualis eram),
XXI, 3 rosticas hanc gracili cupiens decerpere culmo
(codd. fragili).
XXII 6 seq.
^pr^cibus Jupiter aequus^ alt
praestabit facilis —
(codd. pracsta7idi).
— 11 rem sibi confidens alieuo crescere voto
(codd. spcm).
XXIV, 13 0 si nostra ho min am caperet sollertia sensum
(codd. nouMMi),
XXVI, 9 Vera licet moneas molioraque pascua tollas,
tu tamen bis dictis non facis esse Mem
(codd. maiora pericula toUas).
XXV in, 15 nimirum exomplum naturao derat iuiquae
qua ferri posset cum ratione nocons
(codd. fieri),
XX Villi, 17 ille ubi ferventem labris contingere tostam
horruit, algenti rassas ab ore reflat
(codd. suflat [sufflat]).
J. MMy. MiscoUen.
SXXVnil, 5 inlorea votis hora adfuit —
(codd. sors).
XL, 4 protinns hus miaerum crodidit esse genuä
(codd. Ais).
— 6 sulus 18 exemplum nobilitatia erat
(codd. in cxcmpL).
Gellius noct. Att. 11. XII. 4. Der Schriftsteller spricht »on
dem bekannten Sotonigcbeu Gesetz, welches denjenigen, der bei bflrger-
lichen Spaltungen wow allerutra parte sesc atijunxerit seil soläarius
separalusque a commMti mälo civitatis seccsscrit, mit Confiacation
niid Verbannung belegte. Er findet das in der Ordnung: vom s« boni
omnes, gui «n princijiio coercendae sedüioni impares fnerint, po-
pulum pcrcitum H amentem mm deseruerint, ad alterutram par-
tem dividi sesc atfjttnxerint, tum eveniet, ut . . . concordia per
eos . • . regtititi conciliariquc possä. Dass hier dividi weder dem
Sinn noch der Syntax nach in den Zneamiitenhang sich fügen wUI,
leuchtet ein. üeraeus glaubte daher mit inäittidvi helfen zu sollen,
indem er sich fBr den Gebranch dieses Wortes auf Tac. Ann. VI, 16
[10] bezog; allein dadurch käme ein ganz falscher Sinn heraus, weil
ja die boni nicht nothwendig nngethoUt derselben l'ai-thei ange-
hören, sondern gegebi?nen Falls sich auch spalten können. GelUas
sagt ja deutlich tum crenicl, ut cum socü partis senrsum
utriusque fuerint raeque partes ab kisulmaioris auctoritatw
viris tempcrari ac reiji coeperinl, coneordia eqs. Gronov's diviai
ist daher, dem Sinne nach, noch immer das richtigere, nur ist schwer-
lich anzunehmen, dase die boni von vornherein schon als getrennt
bezeichnet werden sollton, im Gogontheil, in den meisteri Fällen wer-
den sie ja wohl einer und derselben Parthei angehört haben. Gsnz
genau hat Gellius allerdings auch nicht geepruchen, sonst hätte er
sagen müssen aä utramlibel parlem scse a^urucerint, dass er
aber das meint, geht nnwidersprcchlich aus dem folgenden, schon
oben geltend gemachton cum socii partis seorsum ulritiaqw fut-
rint, heiTor. Wollen wir nicht dividi durch das gewaltsame Mittel
einer „Glosse" ausmerzen, so werden wir schi'oibeii mQssea ad alk-
rutram partem discidi {discidii) sesc adjunxerivt.
Basel. J. Mäbly.
i
c7. Vahlen, Zu Lirius. lOS
Zu Livius.
XLIl 11. 5 in Eumciies* Anklagerodo gegen Perseus haec eum
(Phiiippum) volutantem in unimo oppressmn f'ato regnum ci
reliquissc, quem infcsUssimum esse scnsisset Ramanis, itaquc
Persea liertiUtarium a paire rdtcftim bellum et simul cum
imperio tradiium inm iam proximum alere ac foverc omnibus
consiliis. Die Handschrift primum. Eumeues bezeichnet den
Krieg als einen jetzt bereits ganz nahe bevorstehenden.
ILW. 39, 1 in Aemilius* Paulus' Bede, mit der er den Aufschub
der Schlacht rechtfertigt at herculc aciem quidem inconditam
inordinatamquc habuisscmus: habuissemus castra munita,
provisam aquationem^ tutum ad eam Her praesidiis imposHiSj
cxplorata circ-a omnia: an nihil nostri Jutbentcs praeter nudum
ctimpum, in quo pugnaremus , sine ulla sede vagi dimi^
t cassvmus, ut quo victores nos reciperemus? maiores
rcstri ciistra munita portum ad omnis casus exercilus ducebant
esse, unde ad pugnam exirent, quo iactati tempestatc pugnae
3 receptum haberent. ideo cum munimentis ca saepsissent, prae^
sidio quoque valido finnabant, quod qui castris exutus erat^
4 etiamsi jmgrMndo ade vicisset, pro victo hibereiur. castra
sunt rictari receptaculum, victo perfugiam, quam multi exer-
cilus, quibus minus prospera px4,gnae fortuna fuit, intra Val-
ium compulsij tempore suo interdum momento j)os/, eruptione
5 facta victorem hostcm pepulerunt? patria altera est militaris
htt'c sedes rallumquc pro moenibus et tentorimn suum cuiquc
6 militi domus ac pönales sunt. Ins difficuUatibus et impedimentis
pufftiar illud opponitur: quid si hostis hac interposita nocte
abissetf quantum rursus sequcndo eo penitus in ultimam Mace-
7 doniam cxliauriendum lnboris erat? egoautem neque mrinsurum
(um ncquf in aciem copias educturum fuisse certum habeo, si
ccdere hine statuisset. quanto enim facilius abire fnit, cum
procul abessemus f quam nunc cum in ccrtucibus sumus? nee
8 (allere nos nunc interdiu aut nocte abeundo potest; quid
nutem fjnt nobis optatius quam ut quorum castra i)raealta flu-
mitiis riiHi tuta^ vallo insuper saepta ac crvbris turribus, oppu-
'jimre adorti sumus, eos relictis munimentis agminr effufio
(ihfuntes in pntentibus eampis ab tergo adoriamur? In diesem
Theile der schOn ausgeführten Kode habe icli § 1 nach habuisse-
»»us i.'in zweites h*/buissrmus eingesetzt, das durch den Gi'j^nnsatz
gefordert schien; sodann hinter pugnaremus die Worte sine
Ml... rediicrcmus eingefügt, die dort gefordert sind und wie
angegossen sitzen , wahrend sie da wo sie die Handschrift giobt
§ 5 hinter penates sunt zumal ohne ein wenigstens den Gegen-
satz markirendes nos vcro matt und nachschleppend sind. Das
Homoeotelenton pugnaremus — reciperemus scheint der
104
J. Vohim, Zu LiTios.
Grand, dass die Worte erst übersprungen , dann auf dem Bande
nachgotrag^on. an falschoin Orte eingeschoben wurden. Ob es an
dieser Stelle nöthig war, auch den Fall der Niederlage ins Äuge
zu fassen, etwa nach Anleitung von § 4 victori receplacuXmn,
victo perfugiitm iu der Form ul quo viclores nos recipercmuSf
vidi perfupercmus (Flecküisun's Jahrb. 1869 S. 353), bleibt
dahin gestellt. Iu § 7 habe ich Jas vor interdia stehende nee
der Handschrift iu nunc geändert. Der Gedanke iat zweigliederig:
ich bin Überzeugt, der Feind wollte nicht abziehen, was flrülicr
leichter war als jetzt. Und jetzt kann sein Abzug uns nicht rer-
borgen bleiben, uns al>er ist nichts erwflnschter, als ihu im offe-
nen Felde anzugreifen.
XLV 17, "2 legatos dcinde , quorum de sententia imperiUore»
L. Paulus , L. Anicius componerent res, dcercverunt decem «i
Maeedoniam, qutnque in Mlffricttm. in Macedoniam primi
nominati A. Postumius Tmscus, C. Claudius, aml>o ki eensorii,
C. Linnius Crassus, colletja in cnnsviatu Pauli, tum proroffot»
imperio provinciam Galliam habebnt; his consularibus addidere
Cn. DomiHum Ahenobarbum cd. Die Worte his consularibus
addidere zeigen , dass LiviuB eine Distribution gemacht hat:
daraus ergieht sich, dass iu dem verderbten culpmi kaum etwas
anderes als primi stecken kann. Der Abschreiber war von Ma-
cedoniam auf Macedoniam Qinnqw ai^irrt, batt« aber den
Fehler mitten tnno wahrgenommen und mir halb uuagefUirt,
Üebrigens verlangt his amsulnribus nicht, dass Turlter Bocb
ein Consular genannt war: sind ja die beiden Censorii , «ras
setbstTerständlich war, auch als Consulare zu betrachten.
XLV 38, 3 in der Hede des ServiliuB über Panlua' Triiiiuph erratia,
mititeB, si Iriumphum ivtperaloris tantum et non mititum
quoque et ttttitvrsi pojmli Jtomani citsc decus cfnsetis.
unius in hoc Pauli konoa aijilur: imm o qtiiil hoc inter-
est Pauls? multi, etinm qui uh senalu non inpetrarani
triumphum, in montt Albano triumphttrunt: nemo L. Paulo
magis eripere dfeua perfecti belli Mncedonici polest jmim
P, Lulatio primi Punici belli, (fuam P. Cornelio si>eu»di.
quam Uli qui triumphavcrant, nee L. Pauliim minorem
maiorem impcratorem Mumphua facir/. militam magis in hoe
et imircrsi populi Homani fama agitur. Die erste LQcke diUikA
ich dem Oodankcn nach , denn die «wisdiuiigescbobcne Be-
gründung multi etiam . . . Irivmphus fuciet schlieest nicht an
den Satz non unius in hoc Pauli au, und was die Wieder-
holung des Namens Pauli betrilft, die den Anlass der Iiflcke
erklärt, auch der Form nach richtig ergiinrt za halten; die zweite
Lücke, denn in den nherliefertcn Worf,on sollte mau iilchtg Sndem,
entbleit wol einen mit nee L. Paulum de. parallbleu allgemoine-
ren Gedanken, von dem quam ilU qui triumphaverant der Eeat ist.
J. VahUn.
B. Boeüer, Einiges über das Thrakische. 105
Einiges über das Thrakische.
Es scheint mir an der Zeit zu sein, den Yorrath thrakischer
Glossen und Eigennamen^) einer neuen Prüfung zu unterziehen , um
zn sehen , oh nicht einiges davon der Erklärung sich zugänglich er-
weise. Die Aufhellung, welche die „Verwandtschaftsverhältnisse der
indogermanischen Sprachen'* durch die schöne Untersuchung Jo-
hannes Schmidts ^) orfahien, macht es jetzt leichter auch in Be-
ziehung auf das Thrakische schon vor aller Untersuchung eine
bestimmte Yermuthung zu gewinnen, eine Vermuthuug, welche durch
das geprüfte Material volle Bestätigung empfangt. Damach sind
lUjrisch, Thrakisch, Gotisch, Dakisch, Skythisch, Sarmatisch, Ala-
nisch als Wellen einer und derselben von Osten aus, durch die nörd-
lichen Pforten Irans, in Austoss versetzten Vulkerüuth anzusehen,
in der jede westlichere Welle vom ursprünglichen Arisch weiter
abweicht als die nachfolgende östlichere. Alles im Umkreise zeigt
sich verwandt, das nähere näher. So mag das Skythische, Sarma-
tische, Alanische dem Arisclieu, speciel dem Altbaktrischen am
nächsten gestanden sein , ungleich näher als das Dakische , Thra-
kische, Hlyrische. Folgende Untrrsuchungcu werden darüber noch
maüches Licht zu werfen vermögen. So wird es begreiflich , dass
das Thrakische neben vielem das an die arischen Sprachen anklingt
nicht weniges aufweist, das zum Griechischen und Latein stimmt,
so begreiflich, dass für das Dakische, ein dem Thrakische» unleugbar
verwandtes Idiom, das nördlich nahe angrenzende Litauisch wie auch
das Slavi.sche mit Glück herangezogen werden konnte , denn einige
darauf gestützte Erklärungen von Pflanzennameu des Dioscorides
sind gewiss die sichersten aller, die man bisher über das Dakische
aufgestellt hat. So hängt dak. krusianc chcUdonium maius gewiss
mit lit. kregzdyne zusammen , kregzdc aber bedeutet Schwalbe , das
verwandte aslov. Wort hastvU Wachtel (romän. cristciü); dak.
dochein stimmt zu dagillelci ein dorniges Kraut (Grün in Kuhn's
Zeitschrift 3, 192). So darf man auch amaluda zu lit. anuiHs lett.
anmls Mistel stellen, das auch dem Slav. geläufig ist, slov., serb.,
') Wilhelm ToniaHchek hnt sich das Verdienst erworben, viele der
Eigennamen aus Inschriften zu sammeln. Brumalia und Hosalia.
Sitzangsber. d. kais. Akad. d. Wisscnsch. GO. Band. 1869. Andere
finden sich bei Heuzey et Daumet, mission archcolog. en Mac<3-
doine. Ftoit 1864 ff.
1) Wdmtr 1872.
IM S. Boeder, Einiges über das Thrakisebe.
niss. omeUif sloYak. omdo, poln. jemiola^ cech. jmelL^) Doch
dürfte wegen der Ueberseizung von dak. amalusia durch bene olens
auch an jsd.ama stark und lit. us-ti reiclien , lat. odor gedacht wer-
den. Dak. tiira lebt violleicht noch foi-t im pers. tAr nomen herbae
acris gustatu (YuIIers Lex.).
Dagegen dürfen wir nach Diefenbach's YermuthuDg in dak.
olma gewiss lat. cb-ulum erkennen , ohne dass wir aber damit einen
weitem Aufschluss gewönnen. Ob dak. axiaQrj im i-om. schiau, scau
Weberdistel, dak. zovXßrjla im romän. turburc scundix cliacrc^
foUum L. Kerbelkraut (umgj. turbui^a, turbolya, nslov. ircbelje
Sumpfkreuzwurz. Mikloskh) steckt? Schwerlich. (Vgl. W. Tema-
schek, Zeitschrift für d. Oest. Gymnasien 1872, S. 144.)^
Es findet sich doch leider unter allen den dakischen Pflanzen-
namen nicht ein einziger , der so klaren Aufschluss gäbe , als etwa
der eine makedon. rJkivoiQoxoy Ahorn , wie man um den Geburtsort
des Aristoteles sprach ; wenn hier im ersten Bestandtheil russ. klen^
öech. klen, poln. Jdon, altn. JiUnr, mhd. lln {boum)^ nhd. Lehne,
altcom. kelin^ cambr. A-c/yw, armor. kelen Ahorn nicht zu vorkennen
ist, so bietet auch der zweite eine sichere Verwandtschaft in skr. dru,
goth. friu, engl, trcc, ir. darach, iipers. dir-cch-t Baum, Holz.
In die Prüfung der thrakischcn Glossen^ und Eigennamen
ziehen wir nui* solche, die sicher für thrakische gelten dürfen. In
Bendis der thrakischen Göttin, welche Artemis gleichgestellt wird,
hat man pers. band, bezwingen, bändigen erkannt; sie ist also die
Zwingende, Siegende. Unter den Personennamen begegnet eine
Bendidora aus Lysimachia iu Thrakien. Der sarmatische Name
Banad-aspos wird als Pferdehändiger zu deuten sein. Die Neben-
form zu Bendis Mevölg ( Choeroboscus , Anecdota ed. Bekker
3, 1192) erklärt die Bedeutung von (nccvdayj^g, Band (Eustath.
818, 23). Auch hier ist fiavd = band.
In kolabrismos , der thrakischen und karischon Bezeichnung
für Wagen (ytolafigtoinog O^q^hiov 0QXt]fict xcd xaQixov Pollux 4,
100) ist der erste Bestandtheil nicht zweifelhaft. Botticher (Lagarde)
*) Das Wort ist daher in dem Verzeichnisse der nur slavisch-deutschcn
Worte bei Job. Schmidt zu streichen.
') Wenn das walach. doinii Lied alt ist, so könnte es leicht aus dem
Dakischen, oder demGetisch-Tbraki8chen(Moesiens) stpmmen, denn
von den Nachbarsprachen des Komänischon kennt es keine und das
entfernte Litauisch {dahUi Volkslied) stand niemals mit ihm in
Berührung. Das Wort ist sonst nur dem abaktr. eigen {davna
Gesetz). Vielleicht war daUiu di>ina die Bezeichnung für ^ie Ge-
sänge der Daker oder Thraker oder beider im Allgonicinen und
der wie bei den Agathyrsen, von denen es bezeugt ist, in stro-
Shiscbo Form gebrachten Gesetze im Besondern. Das baktrische
acna gin^ in der parsischen Form din auch in das Arabische
über und bedeutet daselbst Religion.
') Die meisten sind gesammelt bei Lagarde, Gesammelte Abhand-
lungen. Leipzig 1856, S. 278—283.
B. BoeMer, Einiges über das Thrakischc. 107
lAig ilaför slav. kolo Rad (nslov. n. kroat. kolesa Wagen herzu, das
aach im altn. hvel, deutsch Welle erhalten ist. Bqiafiog erscheint
m nicht zusammengezogener Form im phr jg. ßgi/ua/^a {ßQixiafiava
OQX^i^^S €fQvyicr/.r; Hesych.), das wir ein weitverbreitetes Wort nen-
nen dürfen, altn. barke Schiff, lat. barca im frühen Mittelalter
(Diez) und in den roman. Sprachen, engl. 6r/^^. Auch arab. markab
scheint hieher zu gehören. ^)
G€fkta (yivta' nQha OTrlayxvci Hesych.) gehört nach Analogie
Ton yiroQi «rog, ylaqi iaq, yhiai earea u. a. zu gr. ivr-, lat.
int. und bedeutet Yomehmlich Eingeweide , dann Fleisch.
Das bekannte TaA/zoc: Fell (Porphyr, vit. Pythag. 14) ist
langst aus skr. darman, pcrs. carm gedeutet worden (Lagarde, ge-
sammelte Abhandlungen) und wird diese Deutung kaum wo Wider-
sprach finden. Wir entnehmen daraus , dass ursprüngliches arisches
r im Thrakischen wie in anderen europäischen Sprachen zu l wurde,
lagarde erinnert auch an die ^aXvfioi Lykiens, welche nach Eustath.
ad Homer. 369 , 635 von den Eingebomen TCiXvfMOi genannt wur-
den, d«>ch möchte ich diese Zusammenstellung für gewagt halten.
Dagegen darf nach den Einwendungen desselben Forschers ^ctA/ioc;
nicht länger als Bestandthoil von Zalmoxis (Zamolxis) augesolien
Verden. Aber gewiss als ein solcher in dem thrakischen Namen
'4ßQolUXfir-g (Xenoph. Anabas. 7, 6, 43). Wegen e für ursprüng-
liches a — eine den europäischen Sprachen gemeinsame Schwächung
des altarischen Lautstammes — vergleiche man ZaQfiig und Sannis-
tgcihusa, Serdica und Sardica, KeQüoßXhmif^ KeQüt'iiavlog Ccr-
fii/a neben Carsion u. a.
Sicher steht die Bedeutung von ßQta, fiqta Stadt, wenigstens
in den bekannten Composita Maatjii'ßQiaf lloXzv^i-ßqia (Foltys
bege^niet auch sonst als thrakischer i*orsonenuame). ^ijkvßQla (Sc-
lymbria) Osset. bm Burg steht am nächsten. Aber auch abakt. vaic
fara locus circumscptus, npors. barti arx custcllumy bat, öArgdh,
königl. Kesidonz, slav. wari turriSy domus rctjia, iber. berris dürfen
hieher bezogen werden.
In dem Oi-tsnamen Tasi-basta hat W. Tomaschek (lieber
Rromalia und Rosalia S. 382) glücklich osset. bnsta Wohnort, Stätte
erkannt, welches sich im skr. tY?s/M, n«s(/a , in ras wohnen , gr.
aoTv wiederfindet.
Ein drittes Ortsappellativuni ist dama, erhalten in Uscudama,
der alten Bezeichnung von Adrianopel ; seine Verwandten sind weit
verbreitet, so skr. (Unnas Haus, abaktr. denia Wohnung , gr. dofiog
iQfia, lat. domus, a.slov. domii u. s. w.
In Stana wie inyolustana(iugum Cambunioruni montium Volu-
stana Llv. 44, 2), das freilich nur auf thessalischem Boden belegt
*) Fiek nach dem Vorganffe Fr. Müller's leitet es von skr. bhra^
Mlen ab. Phrygische Glossen in Kühnes Beitrag. VU. 383.
lOS R. Boeder, Einige» fiber das Tbrakiache. j
ist, erblicken wir abairtr. (läna locus silus, skr. sthäna Platz, Stadt, j
apers. stän wie in Baylaravov np>g, Ja^iatävt} (StepU. Byz.), \
Aitöazma (Änian. Ind. 38 , 5) , npers. noch erhalten als hSuflges |
SofOx znr Bildang^ von Land- und Ortsbozeichunngen. Stände voht
sicher als abaJrtr. fonru, ttm, breit skr. urus, gr, ev^v-, so wäre Vo-
Instana etwa gleich Breitenfeld.') ,
Para, in welchem wir gr. nöhg, Ut. ptfis Burg, skr. pur purt
Stadt, Barg erkennen dürfen, begegnet häufig in Thrakien (Binaija
Brjhxtdinaqa, Bi^iTtaqa, Bessapara, Böanaqa.Ja^ärraqa, Drmi' i
para, layineqa, Subzapara, Zapara),aher auch sonst so Tramuparaam
AxioB in Felagonia. Es mnss auch pora vorgekommen sein , das
Ethnikon Scajiorenus (Henzey. Mission arch^ologique 8. 251) l&sst
auf einen Ortsnamen Sca-pora Bchliessen; in Breieropkara begegnet
auch die Form phara. Weniger sicher scheint es. dak, Zuro-hara, '
Stymbara in Pelagonia, Elaröfia^a iu Baktrieu, So^aga in Eappa- J
dokien anf dasselbe naf/a zurQckzufQhrau.
Die Ortsnamen JovQO-aTo^ov, KoTtov-arfiQos (Procop. de
aed.308), Kam-atnvQta, BijXa-OTveas (Procop, a. a. 306) weisen '
noch ein Appellativ nach , welches stitrn stora lauten musste. Das '
durch Tomaschek iu den Acta S. Philippi ep, Heracleonsis aufge-
fundene Gestistyrum (S. 282) gehört auch hieher. Dass wir dabei —
es wird mit loeua possessoru7H übersetzt — im skr. sthtwara und
sthUl^i stabilis, armen, stovar, osset. stur immohUit grandis den-
ken dürfen, ist wenigstens sehr wahrscheinlich, obgleich thrak. stufa
vorzugsweise kurzen Yocal zeigt.
Nach einer Notiz bei Steph. Byz. führte Thrakien einst die
Bezeichnungen Perhe und Aria {iari is i' ©g^Kiy X'^P"- ^ fli^^ft
hiaXeltn xnt 4qia) für Aria , d, i. Ariertand, bedarf es keiner wei-
tem Aufklärung, hiess doch auch ein Theii Persions so {I^qlu
ntQaixi) X'^9'^)- Fcrke aber darf gedeutet werden aus gotb.
baurgs. bairga behüten, gr. nv^og, armen, bürg und ist sicherlich
^Bei^land". Es begegnet der Stamm iu Ortsunmen anf kleinaaiati-
schem und thrakischem Boden nicht gelten , wo der Wechsel von ft
nnd p wie in andern Fällen (Bisa und Pisa) nichts Auffälliges hat,
so Begyv St. iu Thrakien, Bseyi-noXii: bei Abdera. /leg/l ii Pwt*
phylien (auf einem Hügel, Ili^a^oc Burg von Troja und eine Stadt
in Thrakien am Btrjrmonischon Bu^en, fi«^£x-iTroL,- BergiuPhryglen.
Nach einer Ölosso in den Äuced. gr, ed. Bekker fff^nc* i^vfia
erklärt sich auch''/(T/in^og St. der Eikonen in Thrakien nnd tofiO^l^
Xiftvii- Thrak. Xofios Wald findet sich wieder im aliaktr. ae^na,*^
Ur. väfiaq in der Bedeutung Qnelle (Hesych.) gehnrt ta skr.
nepa Wasser, abakt. vap feucht sein, napta nass, lat. Ueptunus.
") Oll .{'•"•'osev^ in Lydicn aurh zu stAna gehört, bldhf. fraglich,
') Die Abkitnng vou einet» Stammu tn, ith wlUischeu bd Cikrtius,
(iiondzüge d. gr. Etymol. 8. 3^ iat verfehlt. Auch die 'Im
etellnng von Haemos und oefma kann ich nicht billigun.
R SoeOer, Einiges über dM ThiakiBcha. 109
Wir finden aber Najtig Ort in Skjthien (Steph. Byz.) , Ndtti] auf
Lesbos (Strab. 9, 426), Naparis Neboufluss des Ister (Herod. 4, 48)
und mit dem Suffix oca Napoca in Dakien.
Der Stamm ar fliessen begegnet nicht selten, so^LiQ-aQog Ne-
benfloss zur Donau (vgl. Ärar im Xoltenland), ^!/i^iaßog Nebeufluss
des Hebrus (Strab. 13, h^O)/Aqiaßti Stadt in Troas und auf Lesbos,
ähnlich wie -^p-afiyg , '^^-a^o^* Ar-oj?us neben Oaxes^^ii^og und
^A^iog. Man vergleiche auch Idq-alvog (Suid.), ^Q-aivov oxt»;
(Plut. Quaest. gr. 30) neben dem einfachen Alvog^ Äenius Fluss in
Thessalien und Troas n. a. m.
Häufiger noch ist art ard^ wozu gr. agö netzen, skr. ard
strömen zu vergleichen sind, so in 'udod-tjOTtog Nebenfiuss des Ister
(Hesiod. Theogon. 345) neben l^ld-ijaxog (Suidas) und ''Alö-tiaxog
Fluss zum Pontus Euxinus (Dionys. Pericgcs. 314). Herodots^ O^d-
rfloog (4, 48) ist sicherlich derselbe Niime und ist ^V>^d-//ax(K. zu
lesen; L4QT'avfig Nebenfiuss des Ister (Herodot. 4, ^9, liQT-dyijg
Fluss in Bithynion , ^'AqT-iainjog Fluss im Odrysengebiete (Hero Jot.
4, 92).
Jstros nach Jordanis hessisch, nach Andern thrakisch schlecht-
hin, geht auf den Namen sru, gr. qito fiiessen zurück. Dieselbe
Einschaltung eines nicht ursprünglichen t zeigt auch der Flussname
SjQV-fitjy, wie auch die Ortsnamen JSzQVf^r^ in Thrak. , ^tqvfAOvioy
in Maked., ohne diese finden wir Sj^r-mus (Plin. h. n. 4, 11, 50).
Auf skythischem Bodeu trefTen wir 'largiavog, Fluss auf der taur.
Halbinsel (Ptol. III, 6), osset. don Fluss darf erkannt werden in
San-danus Fluss in Thrakien, Ajn-davog Fluss in Thessalien und
Troas.
^KidX/irj in der Bedeutung Messer, Schwert thrakisch (ücsych.
Phot.) gehört zur Wurzel skarj kar schneiden.
Für eetraiüy dem die Bedeutung x^'^Q^ Topf beigelegt wird
(Pollux 10, 95), gibt vielleicht Aufschluss skr. hu opfern. Wenn wir
zu dem letzteren tiXa, Kelkcc {Wmi 6 olvog 7€aqd Oqu^i Hesych.
tula Tov oivov oi &Qa7C€g Phot. Lex. halten, zu welchem mit
Becht skr. häla^ hiluka^ gr. x^^^ merum verglichen worden sind
(Böttcher, Tomaschek a. a. 0. S. 358), so sehen wir in zwei Fällen,
dass thnüdsches z sanskritischem A, grioch. x entspricht. *)
Briza, der Name eines Getreides in Thrakien (Galen, de ahm.
facult. I, 13 zum Stamme vridh gehörig (skr. vrthi^ Beis)'), zeigt,
•iass skr. r wenigstens anlautend thrak. h werden kann ; doch auch
inlautend, wie die Glosse bei Hesych. beweist, ^ißvd-iäegy ai Qq^aaai
•) Fick, Phrvg. Glossen in Kuhn'a Beitrag. VII, 380 stellt C«r(>«i«
zur Wz. gnad fassen und zeigt Fällu anf, in denen phryg. C skr. gh
entspricht.
') lieber die culturgcschichtlichcn Fragen, die sich an ßifiC^ ÖQvCa
Reis u. a. knüpfen s. Hehn, Culturpnauzen und Hausthiere. Berlin
1870. S. 401. 402.
i
HO S. BoeOer, Einiges über das Thnkiache.
rj Ggaueg yv^cioi, also frei, edelgeboren, wofür skr. sev colere, gr.
aeßag aefivog (fQr aeFvog) heranzuziehen sind. Mit Wechsel von
b und p scheint ^ißv- übrigens auch zu stecken in den Eigennamen
Zißoltijg ZißvTVß (Diodor. 19, 60), ZcjioiTijg Stepli. B. {Zttcoi'
riov Stadt in Bithyuien) , ZeiTtoivr^g Plut. quaest. gr. 49 , Arrian
bei Tzetzes Chil. 3, 950 ZvßoiTtfi ZvTtotTijg Pausan. 5, 12, 7,
Zipacenthus. Darf man zu diesem Stamme sev auch thrak. sahoi
stellen? {oi QQay,€g ytaXovai xai oaßovg ro^g uQOvg avtiov.
Schol. in Aristoph. Vesp. 9) JSaßooKovv/hjg war Beiname des
thebanischen Dionysos nach Chiliad. VIII. 584 2dog erscheint als
thrak. Name.
Porus, poris, als Grundwort von Eigennamen häufig in Thra-
kien wie ausserhalb desselben auf dem verwandten Gebiete Phry-
giens und Dakiens, in JtvdiTtOQig (Bithynien. C. J. Gr. 3795),
Mucaporis (Bithynien, W. Tomascbek 386) , Semporus (Thrakien,
Acta S. Philippi S. 550), mit Wechsel des r in / in Äbrupolü
(Thrakien, Liv. 42, 13 und sonst) und mit dem älteren Vocal a
wie in Dcrziparus, Zuparus und Paralissum neben PoroUssum
und Daci petoporiani (Dakien, Tab. Peut.) ist in der Bedeutung
Fürst, König erschlossen worden (Tomaschek S. 385) ; es gehört zu
skr. pdHa^ phryg. ßakiiv König. Dak. Dccehalus, sowie jQtißaXig
und OvaQLßalog der obbischen Inschriften (2067. 2070) zeigen den
schon bemerkten Wechsel von b und p.
Auch bei taradostu, das unsere Quelle (Jordanis de reb. get.
c. 5.) mit pileatus überträgt, dürfte die Erklärung wenig Bedenken
erwecken. Für die erste Hälfte bietet sich tiara, die bekannte per-
sische Kopfbedeckung. Das Wort war aber auch phrygisch nach
dem Scholiasten zum Juvenal 6, 516: sacerdotis habitu, tyara
cst^ frigium quod dkufd und Sorvius zu Vergils Aen. 7, 247, der
sie pilet^ phrygius nennt. Der Ausfall des / in tara kann befrem-
den, ist aber kein Grund zum Zweifel, denn die sogenannt phry-
gische Mütze und der dakische Hut sind eins und dasselbe, wie
die Monumente zeigen. In bosta erkenne ich skr. xoas paq bhashy
piers. püi'Uden bekleiden, Kleid. Die Bedeutung ist also, mit der
Tiara bekleidet, behütet. M
Das Wort yLaiivoßavrfi bei Strabo dürfte seines griechischen
Aussehens ungeachtet doch thrakisch sein, obgleich ich es nicht
klar zu machen weiss; skr. kapij Jcapilas, lit. kvapas Hauch, Duft
steckt wol darin. Zu ßdvrjg vergleiche ich Bovaßazog , Beiname
der Artemis bei den Thrakern (Hosych.).
Betrachten wir nun einige Suffixe, soweit solche in Personen-,
Orts- und Yölkeruameu sich kundgeben. Eine auffallende Gemein-
') Merkwürdig ähnlich lanttit arab. tarbui, in Aegypten und Tunis
gebrauchte Bezeichnung für jeno Kopfbedeckung, welche man
sonst nacli dem Manufacturorte Fez, fea nennt.
R Sotiler, EänigeB Aber das ThrakiBche. 111
samkeit mit kleinasiatiflchen und dakischen kann dabei nicht ver-
kannt werden.
Das häufigste Suffix der Ortsnamen ist kar. -aa-, thrak.
-wT-, aber auch kleinasiatisch -i^a- (-/ycya-), getisch-dakisch -la-. So
Zi(^7ta{Ta,ßa^aaa, KwQaaa, Mvlaaa, Ilrjdaaa, l^Kogaacog u. a.
^Ayriac-og in Thrak., 'JiyoQrfla-oi; (Kar.), lAvLaX-rfla-Oi^ (l^yl^-)»
'Od-rflo-og und Sakfiyd-tjoa-og in Thrak., Teq^-ifiO'Og in Pisi-
dien, Telfi-rjoa-og in Lykien, Aly-ioa-og bei den Geteu, ParaU
iss-us (vgl. ParaUatai), Patau-iss-a in Dakien, ZilfÄ-iaa-og (nicht
ZiX'fÄiGOog, wie W. Tomaschek S. 358 vorschlägt, der darin ßila
Wein erkennen will, man vgl. vielmehr dazu Idßqo-lUXfji'r^ ; i; und
f sind nicht immer sorgfaltig geschieden , so begegnet neben 7*£^jU-
laa-og {ThQfuaog) auch TsQ^irficog neben Tskn-rfia-og^ Tel'
luooog.
Dasselbe Suffix dient zur Bildung von Yölkeruamen; thrak.
Tfl {es) wird getisch und dak. nasalirt {rjva ens), so BeQ-rja-ioi von
BfQf^ (Thrak.), ^Tov^i-^fl-ioi von 2t^^i] (Thrak.), dagegen
Jijfi'rjva-ioif VßovX'^a-ioi Olrrjvotoi (der Stamm am FL Utus),
niaQ^ijva'ioi, TQiTLOQv-rjva-ioi sammtlich bei den Geteu, Alßo^i"
ijVO'ioi, BovQiSe'tjvO'ioi (vgl. Buridava), KavytO'tjva'ioi.
KoT-^wO'ioi {KoTiyoi Dio Cass. 71, 12), NaQ'rjva-iOi (Na-
resii Plin. 3, 26), norovXaT'Tjva'iot , IlQedav-rjva'toi , ^oXq-
^MT-iot, Srjv-aioi (?) bei den Dakern.
Da neben Sr^/^^a-iog auch STQVfi-^t/v-og auftritt, so dürfte
man etwa r^va für Erweiterung aus 7jv und rjg für Zusammenziehung
ans diesem ansehen. Das Suffix i]y ist als Gcntile häufig auf thra-
kischem wie kleinasiatischem Boden und entspricht latein. an-us,
so Taaißaat'rjv-og (Thrak.), rh-rpf-oi neben ritm (Arrian.),
Scapor-en-us (Thrak.), l4QT(xX't]v6g , BiCvr^v-og, J(XT'i]V'6g,
KaßvX-r^v-6g {KaßvXrj Thrak.), JSeßaaT-rjV'Og , JSxovjt-rjvog
TvQoöiu'r/V'og u. a. m.
Minder verbreitet ist das dem Griechischen so geläufige Suffix
ro {TTjg). Es begegnet uns in den Stammnamen der Coelaletae,
Dansaletae , Jav^alfjrai (sing. Dansala) , ^laktxai in Thrakien,
nuyyiTai (?) in Dakien.
In Fluss- und Bergnamen, sowie in allen davon abgeleiteten
Stadtnamen finden wir auf dem gesammten thrakisch-getisch-
thrakischen wie auf klcinasiatiscliom Boden das Suffix (Tx (/ax,
T,<;x), so dak. TlßiayLog (jetzt Tcmes) neben Tlßiatg auf dem linken
in Dakien, Jqaßrjaxog jQaßiey.og (Strab. 331), wol nach einem
Flusse benannt, der die erweiterte Form enthält des bekannten
Namens J^oißog jQaog Dravus. Securisca (Itin. Ant. S. 221).
raf^uxog roQt flxog in Paiorbelien (Ptol.), ^Euyiaxrj Stadt
i
11t R Soeüer, Einiges aber daa Thxakiache.
in Thrakien (Demosth. 7, 37), BoqfAtü'Mg in Maked. Biqvioxor
OQog in Mak. (Strab. 7, 329), ZalionLog Fluss in Paphlagonien.
In einem Volksnamen Thrakiens begegnet ox in STia^iaxoi,
worin es aber abgeleitet erscheint von dem Gebirgsnamen , Tgl.
SxoQdov OQogy ^xoQdiaxog Berg in Eleinasien Ptol. 5, 6. Darf man
zu dem mit Shordos identischen Scardiis auch den Volksnamen
der im Gebirge sesshaften Ka^ovx^i stellen?
In Personennamen zeigt sich das Suffix al und i#Z, so Sadala
fodrys.), Dieala (neben Bisa und JiLaarog), Sadala (neben JScr-
aoxog)j Zantiala (hessisch), PrjanavdiaXog (sarmat.), CernUaj
' wovon das Etymon begegnet in KiQaoßXimrfi , KeQoißavJiog,
l4^i6yt€Qaog Lenula, Polula (neben PoUcs und PoUa), Sintula,
SusuUa, B, welches so häufig ist in deutschen Personennamen,
finde ich nur in Jqoyy-iXov Gegend Thrakiens (Hesych.), Tragilos
Oi-t bei Philippi iu Thrakien und ßi/ulig Name eines Dakers.
Ausser mit bria und dama werden Stadtuamen am häufigsten
mit düus gebildet, dessen Bedeutung nicht ermittelt ist, so Arbo-
dieo^ Bc(o)diso, Burtudisus (vgl. Burticum in üakien, welches
etwa zusammenhängt mit abakt. peretu Brücke), Kiatiditog (Procop.
de aed.), JSnadiLog {spa violleicht abaktr. fpa Hund, also etwa
Kvvonohg)^ Tarpodizo.
Das bekannt^) Suffix aica lautet thrak. oc und beschränkt sich
in dem bisher bekannt gewordenen Material auf Personennamen,
wie Amadocus (Liv. 39, 35), ^/«adoxo«; (Strab. 331, p. 48, auf
einem ägyptischen Papyrus im Louvre rar Id^adoidov &q<fA6g),
BUhocus (Liv. Epit. ai), Sadocus :S7iaQadoy.og (Thucyd. 2, 101),
neben ^yiagdaxog^ ^ndodoxog Spurtac^ts ; ^jiaqtoi/Log auch Name
eines bosporanischen Fürsten). In Dakien tritt es auf im Ortsnamen
Napoca. Das ältere ac kann aber in Thrakien selbst noch nicht
ganz verdrängt gewesen sein, wie eben Spartacus , Volks- und
Personenname, beweist. Bei den Skythen begegnen wir ihm in
Camacae neben Camae, (Plin. h. n. 6, 17, 19), 2oßadaKog
(Appian. Mithr. 79).
Das Suffix ag, von dem das Ossetische reichen Gebrauch macht,
bezeugt für das Dakische der Personenname Susagus; besonders
zahlreich bieten es die sarmatischen und poutischen Namenreihen,
wie ^udßqayog, ^'A^vayogj Idqyovavayog^ Jadayog, Kaaayog, Md-
'Aayog, Movqdayog, ^jcdäayog. Dasselbe Suffix ag {og) glaube ich
übrigens in einem Worte erkennen zu dürfen, welches das Neugrie-
chische gebraucht : aXoyov für das alte T/tTtog, Die Ableitung von
layog und a privativum darf nicht besonders befriedigend genannt
werden. Wir hören, dass Igk. und karisch das Pferd äla genannt
wurde. Durch Suffixerweiterung des wahrscheinlich viel weiter ver-
breiteten Wortes entstand ak-oy-ov ganz so wie pers. char, eher
Esel, osset. zu cJiarag sich erweiterte. Wir haben es also in akoyov
wol mit keiner Neubildung des Neugriechischen zu thun, sondern
mit einem alten Worte, ähnlich wie das romanische caballus (xa-
R Soeaer, Einiges über das ThnJdsche. IIS
ßoiXrfi) in hohes Altorthum hinaufgeht, wie das skr. kaväla schlech-
tes Pferd, sl. kohyla (lit. kumele) beweisen.
In einigen Gauuameu tritt -tc- auf, so l4o%i%r benannt nach
dem Stamme der yioTai im östlichen Thrakien, FijU//aixi} (Pt^ti"
aioi) , 26Qdiy.f; (^eQÖfti) , JStvtiy.)j {^ivjoi). Vielleicht darf anch
Iv/eavi'ATi in Pannonieu beigesellt werden.
Wir untersuchen noch einige Eigennamen , ohne uns zu ver-
hehlen, dass wir damit einen weit unsichreren Boden betreten. Ich
beginne mit dem problematischesten aller, mit dem Namen des goti-
schen Hauptgottes Gebdcizis, welchen ich als eine Zusammen-
setzung betrachte. Als zweiter Thcil darin erscheint abakt. yaeata^
skr. yajata , apers. yojsd von yazu gross, erhaben , npers. ieed-iXn;
eizis ist also = cisit-s. Ich erblicke es auch in dein sarmat. Namen
^UZd^ayog, Yielleicht bildet es aber auch einen Bestandtheil in
dem thrak. MBJYZH^ auf einer luschrift (vgl. Midag, Mrfia,
yir-doTLog. Gobel aber halte ich für eines mit pamphyl. ßaßiliog
=■ rhog (Heraclid. bei Eustath. p. 1654, 20). Mit iiücksicht auf
die Glossen bei Hesychius : dfiekhjV }]li£ciirjv lla^q^vhoi uud aßi-
hol" rjhov KQ^reg verwirft allerdings G. Curtius, Griech. Etym.
358 dieses [iaßiXiog und will nur diilXiog als richtige und beglau-
bigte Form gelten lassen. Ich meine, mit Unrecht. Don Wechsel
Ton g und h {v) bezeugen übrigens fuv das Thrakische Grcsti-
styrum , Galgesiia (Heuzey S. 456) , ZeQ/iinäi'yearog neben Büro-
bista (Burrista), JiTV-ßioTog (ein Dardaner).
In dem Namen der grossphrygischon Stadt !Aßo6'OToXa wie
in den persischen Eigennamen ui^qo-'/ji^iag, lißQa'daxrig hat Pott
lAngst das eranische ahura erkannt. (Uebcr altporsische Eigen-
namen. Zeitschrift der deutschen morgenländ. Gesellschaft 13, 440).
Dasselbe ahura ist ersichtlich in dem pontischen ^Idßqayog (Struve,
Pontisch^ Briefe, Klicin. Museum 1870, S. 352) und in einigen
thrakischen wie l4ßQ0'LiXi,ir^ (Anab. 7, 6, 43), Abru-polis (Fürst
der Sapaeer) in 'Aßon-lißa „Ahurastadt" (in Astica, Theophan. 728),
jiß{kotovov (thrak. Buhlerin uTid angebliche Mutter des Themisto-
kles. Piutarch Them. c. 1). Die Deutung gewinnt Kraft durch das
makedonischo aßgoi, die Bezeichnung der Sileneu. Ob nicht auch
gr. aßQO^ üppig, für welches man keine Wurzel noch gefunden hat
(G. Curtius a. a. 0. 472) hiemit zusammenhängt?
Eine ansehnliche Gruppe thrakischer Personennamen besteht
aus Verbindungen von sonst bekannten Namen mit -centhus^ centus,
so Bithi-centuü (Bithys) , Disa-ccntus {JiKa, yJtjKog^ Bieo, Ko-
axodf Cac). Zipa-ccntus (Zipa) u. a.
Ich stelle dieses centhus rentus zu skr. gan zeuge, gan-lta
Eneuger, gantu Geschöpf, Wesen, Mensch, abakt. ra», lat. gi'g(e)no^
gen-itus, gmitus, gr. yevijg, ahd. chhit und fasse es auf als Bil-
dungen, wie gr. Geo-yvrjTog , JiO'yvijiog^ ^HQo-yvtfiog n. a. oder
ags. Godcund (von Gott abstammend) oder kelt. CatugnatuSy De-
xognatuSf Ädgcntius. Auch armenisch ist Mimuigana Sohn des
Zciuchrm f. d. 0»t*rr. Oyuin. 1873. 11. u. IlT. lUit. 8
114 R Soesler, Einiges Ober das Thrakiscbe.
Minuas. Demnach ist Bithicentus Bith/s' Sohn , Disacentus Dizas
Sohn, Zipacentus Zipas' Sohn nnd wahrscheinlich auch Prja'xwdvg
Sohn des Bhesos (wegen i; = t vgl. ZtjQ-wS^os und ZrjQ'ivd'og),
In vielen Fällen (Rabocentus, Sudicentius, Btmcentius {BovQL'
xivtiOQ) bleiben die Vaternameu ohne Beleg.
In Burovista {BoiQ€(iiaTrjg) sind zwar auch sonst verwen-
dete Bestandtheile vertreten, wie die Personennamen ^irißiOTog
(vgl. JiTi'l^rjXi] eine bithyn. Königin phrygischor Abkunft), und die
Geutilia Biavovia, BiaTwv, Biaz-iQog zeigen. Es ist pers. vista
Besitzer. W. Tomaschek S. 383 stellt hieher Gcst-styrum und
ZeQ/ioäiyeaTOi;, Wäre Büro oder vouru breit weit, so würde
dem Sinne nach gr. IIokvyivrjfAwv entsprechen. Vielleicht dürfte zu
yearog auch der Name Tegy^OTtj (Strab.), Tiq-yrflTOv (^Ptol.)
herangezogen werden, da der thrakische Ursprung der Bewohner
Istriens behauptet wird.
Wenn Jordanes unter den Hochpriestem der Geten auch den
Zeutes nennt (et Zeutam prius habuerunt eruditum, 30 ed. Closs),
80 dürfen wir dabei wol an ed. saotarj eaothra Opfprer, Priester
denken und den häufigen Namen 2ev&t]g daher erklären.
Wenn IdqKpaQv^^gt wie ein thrak. Fürst sich nannte (Diod.
20, 22), nicht wie sehr möglich ein dem Persischen schlechthin ent-
lehnter Namen ist, so stellt es sich zu pers. ld^a(piQvi](; (Uerod.)
und Vidafrana (Keilschrift) und pont. MaLcpaqvog (Struve), so-
dann Ario barsanes, Ario mases (A r i mascs) u. a.
So gering der Vorrath von Worten und Formen ist, welche hier
in Betracht gezogen werden konnten , sollte die Vormuthung nicht
ius Schrankenlose fallen, so gestattet er doch einige Beobachtungen
über die Laptverhältnisse zu machon. Zunächst ist der Wechsel von
m und b charakteristisch, wo b meist als der ältere Laut anzu-
sehen sein wird. MaqyoQ und Baqyog {Bqoyyog) sind augenschein-
lich identisch und wird es zum Ueberfluss bezeugt. Zu Baqyog,
welches später gegen Moi(fyog (j. Morava) zurücktritt, vergleicht
sich BaQy-aaa jrolig KaQiag (Herodian. Techn. I, 309). Neben
dem älteren Bevdig sahen wir Mevdlg, für Tißtaxog zeigt sich
später Tifir^oi^g (Constantin. Porphyrog.), aus jQaßrjCTLog wird
Drama. Vgl. u. a. apei-s. Bardiya und S^eQÖig {Megdig),
Dieser Lautwandel griff über das Thrakische hinaus. Wenig-
stens für Makedonien bezeugt ihn Stephan- Byz. Idßavrig ' %6
lißavüici ^ylvKov, ojteQ ytaca ßaqßaQixrjV r^Ttr^v %ov ß dg fi
Id^avxia eMX^V '^^^ !Avi:iy6v(p iv MaKadovinfj neQiijyiQaei*
Hier wechselte selbst tt und ^, man sagte für gr. äiraXog dfiakag.
So kommt 'Aßvdwv neben uifivdwv. Auch sarmat. 7a^a/uaTat neben
^la^aßatat (Steph. Byz.) wird so zu erklären sein.')
*) Anders K. Müllenhoff über die Herkunft und Sprache der ponti*
Dchen Scythen und Sanuaten S. 5ü8w
i
R Boaüer, Eini^s über das Thrakiache. 115
Dann kommt der Wechsel von d und / zu betrachten, in dem
dals ursprünglicher Laut erscheint (vgl. skr. niadhu, gr. fxiXi,
lat. mel, skr. hhratar, lit. brolis, skr. hrd-ayam, npers. rfi7,
6ay.Qvtia lacruma , öar^q Jevir), Zu Perga sagte man hiq)vi] für
ia(fvr. (Hesvch.). Von den Thessaliem wird überliefert, dass sie
ittv/y^'» sprachen, zu welchem lat, laurus zu gehören scheint (Hehn,
Caltur])flanzen 432). Auf unserem (lObiete ist besonders ein Wort,
in dem der Lautwechscl von d m l sich äussert, von Interesse,
dak. ddva^ die bekannte viclverwondeto Ortsbezeichnung. Auf dem
Brvden Thrakiens , wo es seltener ist , begegnet es mit zu e abge-
schwächtem Vocal, zeigt aber anstatt der Spirans die gewiss ältere
Media, V so Koviiovdeßa, MovQidißd, ^^Atdeßa.Zixideßa, Ziavov-
ießa und Javedeßai (?) (sämmtlich bei Procop. de aed. IV). Wol
darf auch hieher gezählt werden das karischo Tivdi]ßa,
Nun gibt uns aber Hesychios die Notiz , dass im Thrakischen
'Ußa Stadt bedeutet (leßa' ;r6hi: vno Qqqiaov) und sie wird bestä-
tigt durch yißQoleßa Stadt in Astika in Thrakien (Theophan. 728),
liarüJßf^ in Lydien (Stcph. Byz.). Hierin sehen wir die jüngere
Furm von dtßa. Dakischem difn (Nessel) gegenüber, das nur nicht
ganz sicher steht (kymr. di/uad) begegnet gr. Xlvov, com. u. armor.
h'md (Hehn a. a. 0. 4.-J0).
Für die Lautgleichung gr. x = thrak. r =r zend. r finden sich
die Belege /tr^«: zvtraia, yah^: uiXa, Li)m, Man darf aber auch
Sifiihj mit gr. x^f-^^'* 1^*" humufi, slav. zomJja, pers. sem-hi zu-
sammenstellen und als thrak. Bezeichnung für Erde gelten lassen,
wie Hehn (412) vennuthet. Dann wäre das Wort ein neues Beispiel
für die wenige Schärfe der Unterscheidung in den anlautenden Sibi-
lanten, denn es findet sich wie wir sahen /Jrmis Zermiz \m^ Syrmus
Sermius, ^aldaiia (Theophylact. 1, 8) und Zaldana (Procop. de
aed. IV, 11, S. 308), Zildena (Hierocl), Srufhes, l'av»fß, Zeuta
^Jordan. S. 30).
Q wechselt mit s, s und d in den uns erhaltenen Schreibungen,
so Jiv9cd7:rai,I>afisahiae, in Kloinasien GvftßQalog: ZvjußQoiog ;
JviißQio^, Thamyris {thami viru Erdmensch ^'/y/cj'^i;?) und/SrmeZf,
Sfihethius ^aßaLiot; ^aßßduoc;.
Auffallend ist der Wechsel der Schreibung zwischen v und oi^
wo wir annehmen dürfen , dass das Thi-akische zuerst m zeigte , so
Bi^ßiort;^ Boigeßiarag: Burvistn (Jordan.), .Jvöa)M6c: JoidaX-
ao^ (in Bithynien), Mi'(TOi\^iyLiQr 31oesi,Fvfi6idlztjQPoif4tjTdly.fi(;
(Äntiquites du Bosphoro cimmerien nr. LXX), Bhocmrtalces Rumi-
taha (Ammiau. Marceil. 26, 8, 1), ZißoUtfi und Zißvrjji;,
In dem Vorliegenden ist die Zusammengehörigkeit von Thra-
»
V Man darf vormuthcn. dass dak. däva zurücksteht auf ült<;res dama,
wofür freilich nur ein Bjdspiel i-arudaitHi sich findet. Auffallend
ist auch Jtßu'laxiie in Phrygien (Hierocl.) im Verfflcich zu ^^«x^-
auu St. in Thessalien und -i«xf-Ja/^o»' (dama '/),
8»
B. Roeder, Einiges über das ThinklBche.
kern, Goten, Dakern, welche tuBtorisch feststeht, aacb für i
Spracblicho vorausgesetzt worden anJ es habeu sich dam einige
bestätigeniie Lautverhältnisse aufzeigen lassen. Noch weise Wh kon
auf andere Zeu^isse hin, welche die Gleichheit von Orteouoen
südlich und nSrdlich der Donau an die BunA gibt.
Wir finden Burtu-disus St. in Tbraltien , Burt-icum in Da-
kien, Marisca Fl. in Thrakien, Maris in Dakien, Naparis südlicher
Nebenfl. dee Istros nnd Napoca St, in 0akien. Padi-sara (Procop.
de aed. 4 S. 30») , Saiii-sara (Gmter DXXU or. 7) Orte in Moft-
aieu, Dfpi'sara (siebenb. Wachstafel bei Ackncr und Müller nr. 628)
in Dakien, SaWanä in Ünter-Moesieu, der Stamm der Sald-i^iot
in Dakien, Tibisis Fl. in Thrakien, Tibiscus Fl. in DakJen. Tut-
aetra St. in 'Ihr., Tutes Fl. in Dakien, Zirus') FI. in Niedermoeaitin,
Ziridava Ort in Dakien, Zmnis (Tab. Poutiny. G. Kar. 4, 7) 0.
in Thrakien, Zarmix- effethusa neben Zermit-egetkvaa'^, Zermis-
irpa Städte in Dakien, Olanog FI. in Moosien, Uscudania in Thra-
kien, Ovaxevov Ort im Gebiet der Jäzj^es,* daselbst auch der Fl.
t'narovag, mit welchem zu vergleichen der Gran-icus in Hyeien.
Ich begnüge mich mit diesen aphoristischen Andeutungen.
Vielleicht wird der Fund roichlicbem Namenmaterials oder, was raui
doch noch hoffen darf, einer zweispracliigen Inschrift weitere befrie-
digendere Aufschlösse gewähren. Bisher bleibt der Verlust aller
Sprachen des pontisclien Kreises und der Häuinshalbinsel «ins
schmerzliche Lücke in der Sprachforschung und Ethnographie 4es
Alterthums, für welche Combinationen keinen Ersatz geben können.
Graz, 25. Nov. 1872. Bobeit Eoesler.
') Flin. 4, II, 8 Sillii; bat das irrige Riras im Texte belassen.
') Eine Inschrift ans Lcmnos bei Conze. Reise auf der Insel I>e»1
1865 S. 5 Taf. 5; Sfv ii^/oicp Tt. ArUo^ 'A^gtarAs 'A>.[(]iavi(fitf
ßovliv[ji\i] Jaxla; xoliavtlai Zegftiiiy[i\9avaJtt tvriir ävtStpitv.
Uan vergleiche aach Surmm (Plin. 4, 11, 50) und Sermiw (Acta
ü. Aletandri BoU. M&i OL 198) und Sardika hds atrdioa und
den Personen Damen Zig/joH-yemiK, Näaioi und tfitnot (Stapli.
Bji.), Zakäani Procop. de aod. ä. 308. ZUitna Hierocl. S. 637),
Zweite iibtheilung.
Literarische Anzeigen.
Des Q. Horatins Flaccns Episteln und Buch von der Dichtkunst mit
Einleitnng und kritischen Bemerkungen von Otto Bibbcck. Berlin.
Verlag von J. Gattentag, 1869. VI n. 260 S. gr. 8*. 1% Thlr.
Referent hat schon im vorhergehenden Bande dieser Zeitschrift
(Heft 5, S. 346) versprochen das vorliegende Buch anzuzeigen und bei
dieser Gelegenheit die Becension des Horaz von Lehrs durch Bespre-
chung einiger seiner Bemerkungen zu den Episteln zu ergänzen. Ziel und
Richtung des Buches sind allerdings dem Leser dieses Blattes durch den
trefflichen Aufsatz Yahlen's (1871, S. 1 ff.) über Horatius Brief an
Angnstus, welcher mehrere von Ribbeck über diese Epistel aufgestellten
Ansichten bekämpft, sowie durch die Entgegnung Ribbeck's (S. 241 ff.)
and das Schlusswort Vahlen's (S. 254 ff.) ') einigermassen bekannt;
indessen wird es doch nicht überflüssig sein vor der eigentlichen Be-
sprechung hierüber, sowie über Einiichtung und Anlage des Buches
einiges mitzutheilen. Nach einem Vorworte (S. I — VI), in welchem
der Verf. das Recht der Kritik betont den Text mehr nach der zwin-
genden Gewalt innerer Evidenz als nach den äusseren Zeugnissen von
unsicherer Autorität festzustellen, folgt S. 1—76 der Text der Epi-
steln, nach den Untersuchungen des Verf. hergestellt ; Aenderuugen
der handschriftlichen Ueberlieferung sind unter dem Texte vei-zeich-
net. Daran schliessen sich S. 77 — 260 die kritischen Bemerkungen
mit einer Einleitung , in welcher über den Titel dieser Dichtungen,
die Zeit, wann sie herausgegeben, wann die einzelnen Briefe abgefasst
wurden, und über ihre Ueberlieferung gehandelt wird. Hier spricht
sich nun der Verf. S. 109 dahin aus, dass die Episteln uns stark ent-
stellt überliefert seien ; es fanden sich zwar darin nicht so viele Wort-
verderhnisse , dagegen aber seien in einem und demselben Briefe
Öfters einzelne Verse oder ganze Versgruppeu an einen falschen
•] Man vergleiche hicza dos kleine Scliriftoheu ron K. Lehrs 'Nach-
trag m Horatias. Erneute Erwägungen durch Valilün veranlasst
über die Epistel an Aagustas'i Leipzig 1871.
118 O. Sibbedc, Des Q. HoratLos Flaccns etc.. ang. v. K. Schenkl.
Platz gestellt, sowie kleinere and grössere Abschnitte irrthümlich
ans einem Briefe in den anderen versetzt worden. Als Beispiel dafür,
wie solche Versetzungen stattfinden konnten, führt er «ien codex Go-
thanos B 61 aus dem fQnfzehnten Jahrhun'ione an, in welchem der
Text der Satiren und Episteln durch deranlee Fehlor in «iie grOsste
Verwirrung gerathen sei. Diesen C«"kdex beschreibt er ausfuhrlich und
schliesst daran die Bemerkung: «Aehnliche Unordnungen, durch
Ueberspringen von Columnen odor Uebei-schlagen von Blättern oder
Verwirrung ursprünglich loser Theile eines Manuscriptes hervorge-
rufen, können sich in dem Exemplare befunden haben, welchem die
jetzige Textgestalt unserer übrigen Uundschriften im Grossen und
Ganzen verdankt wird. Wenn nach dem Todp des Dichters aus seinem
Nachlass eine Ausgabe der Episteln und der Poetik veranstaltet wonlen
ist, so konnten eben diese losen, vielleicht auch ungleichen chartae sich
verschoben und ein ungeschickter Diaskeuast, ohne den Anhalt eines
authentischen, vom Verfasser in letzter Hand revidierten Exemplars,
mag nur sehr oberflächlich nachgeholfen haben."
Was nun das Beispiel des Gothanus anbelangt, s^) hat dies für
die vorliegende Frage eigentlich gar keinen Weith. Die Verwirrung
in demselben, einer Handschrift der zweiten Classe (vgl. die Ausgabe
von Keller und Holder Vol. IL Fase. II, p. IX) rührt doch davon her,
dass in dem Archetypus, aus welchem er durch mehrere Mittelglieder
geflossen ist, der Verband lose geworden war. einzelne Quatemionen
auseinanderfielen und bei einem neuen Einbände Quateinionen und
Blätter falsch zusammengefügt wurden. So sind die Episteln zum
Theile mitten in die Satiren hineiugerathen. Dieser Fall steht nicht
vereinzelt; es lassen sich noch andere Handschriften nachweisen,
welchen ähnliches begegnet ist. Die Episteln aber sind wenigstens
im dritten Jahrhunderte so gelesen worden, wie sie uns vorliegen.
Dies erhellt aus dem Commentare des Por}»hyrio; denn wenn der^
selbe auch in der üeberlieferung manche Veränderung erfahren hat,
so ist er doch im Grossen und Ganzen so erhalten, wie ihn jener
Grammatiker geschrieben hat, und sein Zeugniss wird durch das
Wort Bibbeck's 'unsere erbärmliche Scholieii* (S. 97) nicht erschüt-
tert. Es müsste also jene Verwirrung im Texte der Briefe sehr alt
sein. Das scheint auch der Verf. nnzunehmon, indem er von einer
Ausgabe der Episteln und der Poetik aus dem Nachlasse des Dichters
spricht, welche ungeschickt besorgt wurde. Dies könnte aber nur von
dem zweiten Buche und der Poetik gelten; denn möglich ist es aller-
dings, dass, wie der Verf. S. 06 annimmt, diese drei Episteln bei
Lebzeiten des Iloraz wol in engeren Kreiden gelesen wurden, eine
Sammlung und Hcransgiibo derselben aber einstweilen unterblieb.
Dagegen wissen wir \on dem ersten Buche bestimmt, dass es von dem
Dichter selbst der Oeffentlichkeit übei-goben wurde, und zwar muss
dies vor dem December des Jahres 734 geschehen sein, wie aus dem
Schlnsso des zwanzigsten Briefes erhellt. Ist es nun glaublich, dass,
nachdem dieses Buch lange schon verbreitet nrd allgemein gelesen
* ^
0. RHibed:, Des Q. Horatias F1a«^cas etc. ansr. v. K. Schmkl 110
war. eine solche Verwinmng, wie sie Ribbeck annimmt, Platz pn'eifen
konnte. Aber, sagt der Verf.. das Bnrh ist ja nach dem Tode dos
Dichters in einer zweiten, verraehi-ten Auflage hei-ausgegeben worden ;
denn die 3.. 8., 9., 18. (bei Ribbeck 17.) Epistel sind 734, die zwölfte
735 geschrieben, während man allen Grund hat die zwanzigste in den
December 733 zu setzen, wo Horaz das 44, Lebensjahr erreichte
(S. 83 ff.). — Ein zwingender Grund den December 733 als Abfas-
sungszeit der 20. Epistel anzunehmen ist nicht vorhanden; sie kann
ganz gut noch im November 734 verfasst sein, also später als der 8.,
9-, 18. Brief, etwa gleichzeitig mit dem dritten; denn der IJchrus
nhnJi rompede i'indus (y. 3) führt in dem Schncelamle Tlirakien
nicht nothwendig auf einen späteren Monat. Und warum soll die
zwölfte Epistel erst in das Jahr 735 fallen? Der Cantabrische Feld-
zng lässt sich in dieses Jahr nur auf Grund des Umst^ndes setzen,
dass bei Dio Cassius im 55. Buche die Unterwerfung der Cantubrer
erst nach dem Berichte über die Unruhen in Rom unter dem Consu-
late des C. Sentius Satuniinus (735) ei7.ählt wird. Hält denn aber
Dio sonst immer eine so strenge chronologische Ordnung ein? Trägt
er nicht mehrfach Dinge nach, dio eigentlich schon vorher berichtet
werden sollten? Man sieht also, dass sich für dio Annahme einer
zweiten, vermehrten Ausgabe des ersten Buches der Nachweis nicht
führen lässt.
Ribberk legt übrigens auf diese äussere n Gründe selbst kein
besonderes Gewicht ; er bemerkt mit Recht, dass seine Hypothese nur
durch innere Gründe gerechtfertigt werden könne. Wir werden
daher, um die Richtigkeit derselben zu erproben, eine Reihe von
Episteln des ersten Buches (1—10) durchnehmen und dio Ansichten
des Verf. einor eingehenden Prüfung unterziehen, wobei sich uns die
Gelegenheit bieten wird einige Beiträge zur Kritik und Erklärung
dieser Briefe zu liefern.
Was die erste Epist«'l anbelangt, so finden wir in den kritischen
Bemerkungen zuerst eino ganz treffliche Vertheidigung der überlieferten
Versordnung 16 — 19 gegen Sanadon und M^Mueko. welche bekaunt-
lich die Verse 18 und 19 oder 17 — 19 umstellen wollten. Weiterhin
fidgt eine Empf«*hlung der Bentley'schen Conjoctur v. 21 loffa für
lonfffi, welrhe ich nicht für nöthig halte, weil der Dichter bei dem
strf-ngen Gegensatzo von vo.r und dies und dem beabsichtigten Chi-
ai»mns Grund genug hatte dasselbe Adjoctivum zu gebrauchen. Sodann
Werden die Ansichten über die ursprüngliche Gestalt des Briefes ent-
wickelt. Es sollen die Vurse 20 20 naoh 12 oiugoschoben . dann
hinter 19 die Verse 41 - 48, 52—68, 49—51 goi^tellt werden, wi.rauf
dann 28 — 40, 27, 70-108 zu folgon hatten. Fragen wir nun zu-
nicljjit um dio Giündo, warum vv. 20—26 nach 12 versetzt worden
!*idlen, welche Vermuthung, wio der Verf. selbst bonierkt, eigentlich
von seinem Schülor Lütjtdiann herrührt, so wird uns gesagt, es sei
zwar nicht unbedingt nothwendig, aber doch die natürliche Ordnung,
dasB auf die Versicherung ruro et rogo et omnis in Iwc sum nach
120 O. EMedt. Des Q. Huintius Flaccas eU.. mg. v. K. So^nJJ.
T. 12 unmittelbar diu nusgefilhrto Schilderung dieeos Eifers in tt.
20 — 36 folge. Dann aber kOnnc die nähere Erklärung über dlose
Sichtung des Stuiüums (13- — 19) ohne Bedenken angeknüpft werdep.
Empfohlen werde diese Umstellung noch insbesondei-e durch die Ba-
»iehung, welch« lukr v. 13 zu noccbit v. 26 gewinne. — Ich meine,
dass eich an das qttid verum afjwc di'cens 7. 1 1 ganz paasoQiI die
Frage anscbiiestit, welchem ttysttune der Dichter folge; dieser Frage
begegnet er durch die Erklärung, welche er vv. 13 ff. gibt, er hul-
dige keinem beutiuunten Systeme, sondern kehre bald da, bald dort
ais Gast ein, immer beschäftigt, worauf recht ^Tut eine Scluldenmg
seines Eifers, die er durch einige humoristigche Gleichnisse erläutert,
folgen kann.
Wenn B. an v. 27 Anstoss nimmt, so wird man ihm nur bei-
stimmen können, Der Vers steht ohne Beziehung zum Vorhergehen deu
da, kis elcmentis kann nicht auf dos oben Gesäte gehen, weil ja keine
Onudsätze entwickelt oder angedeutet wurden, endlich restal kann
nichts anderes heissen als 'es bleibt (mir) übrig . Aber der Platz,
den R. dem v. 27 anweist, nämlich vor 70, istnm nicht vieles besser ;
auch hier besteht zwischen ihm und v. 40, der nach B. vorhergehen
soll, keine Verbindung und die Worte ttt his cpo mc ipse- regam so-
lerque elcmentis wollen gar nicht zu der folgenden Geschichte von
LGwen und Fuchse passen. Alles aber wird klar, wenn man annimiot,
dass nach v. 26 einige Verse ausgefallen sind. Der Dichter musste
nach seiner Schilderung v. 8 ff. und v. 13 IT. den Vorwurf erwartfn.
dass er schon etwas alt sei und bei seiner Cnbeständigkeit schwerlich
daran denken dürfe ein grosser Philosoph und Tugenheld zu werden,
8o etwas muss in den verlorenen Versen gestanden haben. Horu
gibt dies nun lächelnd zu mit dem Bemerken, es bleibe ihm da njchts
übrig als sich bei dem Satze 'etwas ist besser als nichts zu beruMgen
und ihn als Bichtschnur in seinem Leben gelton zu lassen. Es ist
also his eUmentis auf das folgende zu beziehen. Dass man das, was
eben aagedeutet wurde, etwa im Gedanken ergänzen könne, wird wol
Niemand im Ernste behaupten ; man müsste dem Dichter sonst die
wunderlichsten Sprünge zumuthen. Lässt man nnn diese Vermuthnng
gelten, so ist alles in der schönsten Ordnung. Die Verse 28—42 be-
sagen, dass mau, wenn auch, nicht zur Vollkommenheit, doch zu einer
gewissen Stufe sittlicher Veredlung gelangen könne ; schon das Kein-
sein von Lastern, wenn auch eigentlich kein positives Besaltat, sei
\on grossem Werthe als die erste Stufe der Tugend und Weisheit.
Von 42 — 49 spricht der Dichter seine Verwunderung darüber aus,
dass man den Lehren der Philosophie, welche man so leicht erhalten
könne, das Ohr verschliesse, während man ilie grössten Muhen nicht
scheue, um Geld oder Ehren zu erlangen. Um diesen Satz zu ertäutern
gebraucht er 49 — 51 das Gleichniss von dem Klopffechter, der gewiaa
nicht den Siegerkranz im Olympischen Festspiel verschmähen wiid,
sofern er hoffen kann ihn anf leichte Wme zu erreichen. 52 — 69 die
Philosophie lehrt: 'lugend ist das Höchst«, die Welt predigt: Es geht
T V
O. BStbeek, Des Q. Horatin« Flaocu etc., wag. t. K. S<^enkL 121
üchtB über das Geld. Ihr Terschmäht die bessere Bathgeberin und
folgt der schlechteren. Und dabei verlangt ihr noch, dass Jedermann
nf eurem Wege gehe, nnd scheltet den, welcher es nicht thun will,
•men Thoren. Das ist der verbindende Gedanke zwischen dem mit
T. 69 abschliessenden und dem mit v. 70 beginnenden Abschnitte.
IMese Gedankenreihe ist vollkommen riclitig und ein jedes Glied fugt
■ch trefflich an das andere an. Nimmt man aber die von B. vorge-
icUagene Ordnung an, so wird man diesen Brief nicht lesen können,
«kne an mehreren Stellen anzustossen und den Zusammenhang zu ver-
■iisen. Die Verse 41 — 69 sollen nach 26 (eig. 19} treten, damit der
Sdpunct des philosophischen Strebens, der feste Punct, welchen auch
te dilettantische Eklektiker im Auge habe, das ritium fugere an
JBT Spitze der ganzen folgenden Auseinandersetzung stehe. Das ist
ä reiner Machtspruch. Es ist im Gegentheile sehr schwer bei dieser
Anordnung den vermittelnden Gedanken zwischen v. 19 und 41 zu
lüden, während sich nach der Ueberlieferung alles leicht ergibt. Die
Bedeutung jenes Gleichnisses vom Klopffechter hat B. gar nicht er-
kumt, indem er die Verse 49 — 51 nach 69 versetzt, wo sie ganz
bedeutungslos sind. Und wenn nun auf dieses Bild die Verse 28 bis
40 folgen sollen, so muss man doch fragen, was denn zwischen dem
Gedanken: 'Selbst der Gemeinste möchte das Höchste erringen, wenn
•B nur leicht zu erreichen ist' und jenem : 'Es ist worthvoll auch nur
«ne Stufe auf dem Wege zur Vollendung erklommen zu habend für
One Verbindung besteht.
Zu V- 46 wird richtig bemerkt, dass j;cr mare mit fugkns zu
Terbinden ist, was übrigens schon längst bemerkt und auch meistcn-
theils durch die Interpunction ad Ltdos, anerkannt ist; ebenso richtig
wild T. 56 als aus Sat. I, 6, 74 entlehnt mit Guyet verworfen, des-
gleichen vv. 60 und 61 mit Meineke die pomphaften , hier ganz un-
gehörigen Worte hie 7nurus aheneus esto nil conscire sibi, nulla
paUescere culpa. Nur kann ich micli nicht damit einverstanden er-
küren, dass B. mit Meineke v. 60 die Worte si rede facies beibe-
hält. Wir müssten dann annehmen, es seien nach facies die echten
Schlussworte ausgefallen und darauf jene ungeschickte Ergänzung
eingetreten. Dies hat wenig Wahrscheinlichkeit für sich. Man wird
daher besser thun mit Gruppe (Minos S. 248) auch noch die erste
Hälfte von v. 60 zu streichen und anzunehmen, dass der Dichter jenes
allgemein bekannte Liodchen durch die Anfangsworte rex eris (denn
der Vers konnte ebensogut in der Form rex erit qui rede facid: qui
non faciet non erit, wie ihn Porphyrie citiert, oder rex eris si rede
facies: si non facies non eris gosungen werden, so wie auch unsere
Kinderlieder in mohrfaclion Umformungen üblich sind) bezeichnet
habe. K. will dies nicht empfehlen, weil in den Worten si rede facies
der wahre Schwerpunct unserer Stelle liege; so bekannt sie also auch
dem Lesor sein mochten, so erfordei-te schon die Klarheit des Zusani-
menhuiges ihre Hinzuffigung. Aber Gruppe ist schon einem solchen
Einwände dadurch begegnet, dass er auf v. 63 verwiesen hat, wo die
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-'. -»':•::! uu«i
: ^'ri-iide so,
O. Ribbedc, Des Q. Horatias Flaccus etc., ang. v. K. Schenkl. 1S3
wie öfters unser: 'es ist zum Lachen' eingeschoben), dann kommt der
andere Grund Bentleys zur Geltung, den wir ja auch würdigen müs-
sen: 'Illnd quoque mecum consiiiera, quod paullo post sequitnr: si
occurro tibi inaequaliter tonsus aut tognni habens tunicao dissidontom,
rides o Maecenas: at cum sententia mea secum pugnat et toto vitae
ordine sibi disconvenit, non ridei>. Cur non, sodes? quia hoc sol-
lemne et commune omnium Vitium esse existimas. Negat ergo Mae-
cenas rem sollemnem et omnibus innatam risu excipiendam esse. Quid
ergo? an minus soUemnia crant, qnae Noster in pauporibus castigat,
mutare domos et balnea? nuUa igitur neque illic materia risus : et
stalte profecto iubet ri«lero, quem mininie risurum fore probe intol-
ligit*. Welch seltsame Missverständnisse ! In den Versen 94 ff. ist
ja doch davon die Bede, dass <lie Menschen an dem geringsten äusseren
Fehler Anstoss nehmen und sich darüber lustig machen, währcud sie
über iiie grössten geistigen Verkehrtheiten ruhig hinweggehen. Was
hat diese Stelle mit der obigen, welche in so launiger Weise den
Armen dem Reichen gegenüberstellt, irgendwie zu schaffen? Ich be-
greife daher nicht, wie ]{. die Gründe Bentleys so als unwiderlegliche
hinstellen konnte. Wie es mir scheint, war ihm Bentleys Conjectur
nur deshalb so ans Herz gewachsen, weil er durch sie das unange-
nehme ride fortschaffen konnte; bei ridc Hess sich nämlich an den
[lopulns nicht denken, da derselbe doch nicht über sich selbst lachen
kann. Damit kommen wir zu der zweiten Stelle v. 94 ff., wozu R.
bemerkt: *Hier auch nur vorzugsweise an das Verhältniss des Mae-
renah- zu Horaz zu denken wäre beider unwürdig. Angeredet ist auch
hier das Volk, welches aber wie der Löwe (v. 73) als Individuum ge-
fasst wird, daher eine beliebige einzelne Persönlichkeit, obwol selbst
nichts Anderes als Glied jener Gesanimtheit, doch ihr als Freund oder
Client gegenüber gestellt, sie selbst als Obhut und Aufseherin {tutrla)
des Einzelnen aufgefasst werdtm kann. Von ilirem Urthcil hängt dcr-
5<*lbe ab {dr tv pcfidcntis), nach ihrem Vorbilde richtet er sich, um
nicht aufzufallen (rfiijßidfnth).^ Also Horaz, der «len populus kurz
vorher als brhia muUorum cnpiium bezeichnet hat, der sich nicht
mit ihm einlassen wollte, weil er fürchtete seine Selbständigkeii zu
verlieren, der soll jetzt sagen, dass er von dem Urtheile des populus
üMiange und sich nach dessen Vorbilde richte? Und was soll denn
mit ijem amici (v. 105) geschehen, das R. zu erklären vergossen hat?
I>t es ferner denkbar, dass Horaz den Maecenas im Eingänge ango-
sjiri»rheu und dann weitrrhin im Briefe gar nicht mehr berücksichtigt
hätte V \i'\\ will hiebei gar nicht darauf eingehen, welchen Zwang die
Erklärung Rihbeck's il(»ii Worten anthut, nanientlirji dem verum tit-
ichi fnearuM^ welches sichtlich an die Stellen Od. 1, 1, 2 (jirarsidium),
II, 17, 4 {tiicnnim rfvayidc decus colnmcnque rcrum) erinnert. Wir
müssen daher als den Angeredeten uns hier Maecenas und, da dieser
eigentlich nur ein Vertreter des Publicums ist, den Leser denken.
Horaz stellt sich als Philosophen der grossen Gesellschaft, zu welcher
auch Maecenas gehört, gegenüber und rechtfertigt seineu besonderen
C ichepkl.
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•il
• lii^n ,
wie
0. SObeek, Des Q. Hontins Flaocus etd., ang. v. £ Sch^nkl ItS
schon froher bemerkt wurde, den v. 46, der entfernt werden muss,
wofern man zwischen den einzelnen Sätzen einen Zusammenhang
bersteilen wüi. Und an diesen Abschnitt schliesst sich ganz unver-
mittelt der Katechismus von Sentenzen an, die eintOuig dahiurollen.
Man vergleiche noch , nm sich die Sache recht klar zu machen, die
beiden Hälften dieser Epistel v. 1 — 31 (denn soweit gehen die Bilder
ans Homer) und v. 32^71 mit einander. Welch ein Abstand! Die
eine Hälfte sprudelnd Ton Geist und Laune, voll reizender Einzeln-
kdten, z. B. in jenen Versen 19 ff., welche den Eingang der Odyssee
wiedergeben, in dem v. 7, der sich im feierlichen Schritte des Epos
bewegt, in dem komischen amica luto sus (v. 26) u. dgl. ; die andere
di^egen so nüchtern, trocken, zum Theil in einem Predigertone
geschrieben. Ist es glaublich , dass Horaz eine solche Compusition
geschaffen hat? Ich wünschte sehr, dass man diese Gründe wider-
legen und die Anordnung im zweiton Theile der Epistel entsprechend
rechtfertigen möchte. Bis dahin kann ich nicht umhin vv. 44 — 63 für
eine Interpolation zu erklären.
Gehen wir nun nach dieser allgemeinen Eroberung zu dem über,
was R. zn einzelnen Stellen dieses Briefes bemerkt hat, so heben wir
zuerst die Note zu v. 70 f. hervor, in welcher die Behauptung von
Lehrs, dass die Schlussworte in diesem Zusammenhange und in dem
Verhältnisse, in welchem Horaz zu Lollius diese Epistel schrieb, ab-
geschmackt seien und den echten Schlass verdrängt haben, treffend
widerlegt wird. Nur möchte ich die Worte noch etwas anders fassen.
Lollius wird vom Dichter als pucr bezeichnet; nichts ist daher natür-
licher als dass er, wenn er einmal etwas ergreifk, dies mit jener Hast
and Hitze thut , welche dem jugendlichen Alter cigenthümlich ist.
Der Dichter gibt nun dem jungen Freunde zu verstehen , dass er als
Mann in reiferen Jahren sich nicht aus dem gewohnten Tempo bringen
lassen werde, möge Lollius nun seiner Aufforderung nur säumig nach-
kommen oder in seinem Enthusiasmus ihm vorauseilen. Darin liegt zu-
gleich eine feine Mahnung an den jimgen Mann auch in diesem Streben
das richtige Mass zn halten. — Ausser zwei Bemerkungen gegen
Prien, der v. 14 getilgt wissen wollte, und gegen Döderlein, der
nach turpis interpnngiert und die Stelle so wiedergibt: Vard er
schmählich der Buhlerin Knecht\ welchen Bemerkungen man nur
beistimmen kann, gibt R. noch zwei kritische Noten zu v. 45 und 66,
die eine nähere Besprechung wol verdienen. An der ersteren Stelle
nimmt er an pacantur Anstoss, das, wie Lachmann im Commentare
zu Lucrez p. 338 richtig bemerkt habe *), nur heissen könne : 'sie
werden von wilden Thieren befreit^ während doch Horaz bloss von
Urbarmachung des Bodens sprechen wolle« Auch erwarte man im
Zusammenhange unserer Stelle weniger ein Wort, welches den civi-
') pacantur enim, sagt Lachmann, sätfae, cum ferae, utaratro locus
Sit, Tel fugantur ?6l traddantur.
126 0. BMcck, Dce H Horatins FIoccdü etc.. ang:. v. K SrVnU.
lisatoriBchen Zweck des Äckerbaues heirorhebe, vielmehr liege es in
der Tendens des Verfassers die harte Arbeit and Mühe am des Er-
werbes willen zu betonen. Es solle daber, wie schon Nodoll (üd Avian.
c. 4, p. 92) vennnthöt habe, perarantur beigestellt worden , was ab-
gekfirzt geschrieben in paranlur und j^jcinfiir verderbt wurde. Allein
doss pacare doch auch die allgemeine Bedeutung von t^ftsgovy, i^t}-
/jegoTv bat und einem mitigare, mansiiefacere gleichkommt, dafir
zeugt die Stelle iu den Aratea des Domitisnos v. 117 f., wo, wenn
anch alle Hnndsctirißen plicata bieten, dennoch frurtusque dabat
pacota colono sponte sua tellus geschrieSeu werden muss; denn
placata 'versOhat, begütigt' (R. will es freilich bloss als 'freundlich
gesinnt, durch Opfer gewonnen' fassen, was a,bsT plaaita nicht be-
deutet) passt nicht in die Schilderung des goldenen Zeitalters, wo ee
die Menschen noch nicht niüthig hatten, den Zorn der Gi3tter r.a besänf-
tigen, weil Ede ihn eben durch kein Vorgehen rege gemacht hatten.
Aber in jenem Zeitalter, sagt R,. war ja die Krde durch den Acker-
bau noch uubo rührt, wie konnte also pacala hier richtig sein?
Und warum nicht? Steht nicht in unserem Verse colono und heisst
es nicht bei Aratos v. 111 ff, nai ßinv ovmi} vij£^ ÜTthnqoQev ^yi-
vtaxov I aiUä ßötg nai äffotga Kai uvrij Ttozvia kawy \ ftiftia
näyitt na^elxt ~/'Ki/ diöiti^ d/Kce/(uf. Domitianns wollte offenbar
durch pacala ciilotia ßoeg xal aQOtQa, durch sua sponte uvn; wieder-
geben. Auch pacatms art<um Ovid. ex Punto I, 2, 10^ ist nichts
anderes als ari<um magis cultum, so wie auch hier incultae dem pa-
canlur entgegengesetzt ist. Das Unkraut nnd Gestrüpp mit seinen
densa hastilia erscheint ebenso gut als ein Feind des Menschen wi£
die wilden Thiere. Was den zweiten Grund Itibbeck's anbetrifft, so ist
mit incultae pacantitr vomere silvae die harte Mähe hinreichend
angedeutet. — Wir kommen zu der zweiten Stelle v. 04, wo R. mit
Handschriften der zweiten Ülasse laceravil i^tatt des von den besten.
Codices bezeugten und gegenwärtig allgemein angenommenen latravÜ
hergestellt hat. Oewiss mit liccht; denn nicht auf das Anbellen,
sondern auf das Anpacken kommt es hier an. Auch das hat R, gaiu
gut bemerkt, dass das Scholiou des Acre latravil] gustaiU, perse-
cutus fuerat eher auf laceravil als auf latravil zu geben acheint.
Sehr bezeichnend ist übrigens die schon von Obbarius angezogene
Stelle des Plutarch de uudit. VI, p, 175 It oitoi fiev ovv xarä
rhv 'le^vvfioy bianee ni deiKoi xai yiJaxQoi «ntiUaxEg jä di'p-
fiara däxvovTeg ihtuii xai zä tiXfiata (violleicht rgf/nl^oca)
tiXXovTig tüv i^iiqmv avjiäv fiv%anzov%at.
Die dritte Epistel giebt uns wenig Stoff zur Bespi-echung ;
denn, was hier fi, zu v. .S5 gegen DOderleiu bemerkt, ist vollkommen
berechtigt und auch die Coitjectar von Lehrs an male sarta gratia
nequiquam coity an rescinditur et ros . , . cerviee feros? verlohnt
keine eingehende Widerlegung, da sie weit eutfei'ut den Gang sicherer
nnd lebhafter zu machen, Zusammengehöriges auseinanderreisst und
Ungehöriges verbindet. Dage|,'en aber bietet das kleine Billet an
O. Bihbfck. Des Q. Boratiua FIaccus etc„ smg. v. JT. ^tttnkl It^
Tibnllus nicLt unbedenteuih Schwierigkeiten dar. Zwai' eras (7. 6)
«rl«digt sich leicht, wenn niao mit Th. Sclimidt. dem K. folgt, daa-
. Silbe erklärt 'da du iioch mit mir in Rom zugammeii wärest'; anch
corpus sine jiectore, an dem neulich Campe (PhilolügoB XKIS, 465)
Anstoss genommen bat, lässt eich wo! rechtfertigen. Warum sollen
dieae Worte, wie Camiie meint, Woss bedeuten kCnneu : 'du warst doch
sonst nicht ein Mensch von Stein, du Terscbmäbtest doch somit einen
Gqdds») nicht, dn warst kein Spielverderber'? Wenn Ovi<t. Herold. 16,
805 f., welcheStoUe allgemein in den Commentaren citiert wird, sagen
konnte: 'buncine ttt speres hominem sine jicctorc dotes posse
tatis formae, Tgndari, nosse (uae', was doch nnr licissen kann 'ein
ICensch ohne Ueist unil Gefähl', so wird man auch corpus sine pee-
tore ebenso erklären mQesen und es nicht dem Horaz absprechen
darfen, wie dies Campe thnt, der v. 6 f. als ein Einschiebsel ver-
wirft. Aber was divükts (v. 7) anbelangt , bat Campe eutacliieden
Becht, wenn er behauptet, dass sich dieser Ausdruck mit den Klagen
dee Tibullus über seine beschränkten Verhältnisse nicht zuNamraen-
leünen lasse. MOssen wir aber darum an eine Interpolation denken?
Ich mnchto eher annehmen, dase divilias eine mittelalterliche Glosse
iat, welche das echte fortunas verdrängte. Immerhin konnte ein
Schreiber fortunas durch divUias erklären, wie sich denn genug
Bwspiele von solchen Glossen beibringen Hessen, wenn es überhaupt
nSthig vhre. Fortunas aber würde ganz dem ovaiav in der Giionie
des Menaiidros (p. 46 Mein.) entaprecheti : fiaxä^iog, oaits ovaiav
lud voi-v e'x^t. Uoclite auch Tibullus viel verloren haben, so lebte er
doch nicht in Dürftigkeit, er konnte einen anständigen Haushalt führen
nnd brauchte nicht nbertiieben zu sparen. Die schlimmste Stelle
aber bleibt v. 9, Hier erweist B. schlagend, dass die gewülinliche
Erklärung, welche übrigens schon von Lambin herrührt, wornach mau
constroiercn soll: quid voveat nutricula dulci alumno, qui sapcrc
. . . cnimcna, maius quam hacc, rein unm6glidi ist. Alan musa sich
doch offenbar die Amme an der Wiege ihres theureu Pfleglings denken,
»ie sie seinen süssen .Schlaf mit treuem Auge bewacht and fromme
Wfinacbe für sein Wohl zu den Göttern emporsendet, Uebrigeus
eclieint man schon im Altcrthume an dieser Steile angestossen zu
haben, wie dies die Leseurt quam statt qui in Handschriften der
sveiten Claese verrath. Lambin hat darnach quam sapcrc et fari
ntjK/ssit quae setUiat uiqur geschrieben, dem Sinne nach gau£ ent-
qmchend; aber die Stellung dos ul und das nachsclileppeude Htijvf
machen diese Conjectnr ganz unwahrscheinlich. Sehr sinnreich ist die
Erklärung Bibbeck's, der qui als Wuuschpartiket fasst und für cui
ebenfalls qui schreibt, worauf er nach alamno ein Fragezeichen setzt:
'denn was kann selbst die Amme ihrem Liebling Grösseres wünschen ?
Eben doch, dass er . . , Es ist dies gewiss das Beste, was über diese
Stelle gesagt worden ist, und anch ich möchte ihm beistimmen, wenn
ich den Vorschlag in zwei Puncten modiflcieron könnte. Einmal näm-
li^ möchte ich die Worte qui . . . crwmcna als die Woi-te der Amme,
118 0. SMeA, Da Q. Hontias Flaccos etc., ang. t. JT. 8(heM.
ÜB ihr Gebet fassen : *Was kann selbst die Amme ihrem Lieblinge
Grosseres wünschen in ihrem Gebete : Wenn er doch u. s. w.\ indem
qui dem griechischen jtiißg av gleichsteht. Sodann kann bei contingat,
wie schon Th. Schmidt richtig bemerkt hat, ein Dativ nicht fehlen ;
es wäre also zu erwägen, ob man statt et cui nicht atque et herstellen
solle. Doch mag es sich mit dieser Stelle verhalten, wie immer, das
ist sicher, dass R. mit Unrecht die Conjectur Bentley's et domus et
victus für et mundus victtts aufgenommen hat. Campe (a. a. o. S. 463)
hat ganz gut bemerkt , dass die Yerbindaug von domus und victus
auffallend ist; auch konnte victus ohne ein Epitheton hier gar nicht
stehen. Ueberflnssig ist also mupidus nicht, wozu noch non deficiente
crumena begründend hinzutritt. Dieser Beisatz zeigt uns ganz deut-
lich, dass wir hier Worte der Amme vor uns haben ; denn die crumena
erinnert uns an den Seckel des Hermes, der als Wunschseckel in den
Ammenmärchen eine grosse Bolle gespielt haben wird ^). Wir sind
aber noch nicht mit allen Schwierigkeiten zu Bande. Besteht wirklich
zwischen v. 11 und 12 ein Zusammenhang? Muss man nicht einen
weiten Sprung machen, um von dem einen zu dem anderen zu gelan-
gen? Woher kommen diese Mahnungen an Tibullus, die durch nichts
motiviert sind? Ich glaube daher, dass uns dieser Brief mit einer
Lücke nach v. 12 überliefert ist, und zwar scheinen einige Verse aus-
gefallen zu sein. Es ist freilich eine üble Sache, den Inhalt derselben
errathen zu wollen; indessen wird man doch die Yermuthung wagen
dürfen, dass Horaz hier von der Liebe des Tibullus gesprochen habe,
die nach dessen Dichtungen zu schliessen, sein ganzes Wesen durch-
drang und seine Seelenstimmung hauptsächlich beeinflusste.
In der reizenden fünften Epistel will B. den Vers 6 nach 11
stellen, wobei gleich bemerkt werden muss, dass er v. 12 — 20 nach
Gruppe (Minos S. 253 ff.) als unecht ausscheidet. Die Gründe, welche
er fQr diese Umstellung anfßhrt, sind folgende. Es werde die Ein-
ladung, welche doch dem Freunde Lust maclien solle ihr zu folgen,
in der Mitte unterbrochen durch v. G. der selbst als Parenthese ge-
fasst sich gar trocken und kurz angebunden, ja so allein und an dieser
Stelle so zu sagen patzig ausnehme. Man sehe nicht ein, warum nicht
der Verfasser dieses Billets einstweilen ruhig mit v. 7—11 fortfahre
den gehofften Gast durch freundliche Versprechungen und Vorstellungen
zu locken. Erst nachdem diese l^Iittel erschöpft seien , könne er im
bescheidenen Gefühle ihrer Unzulänglichkeit einem Verwöhnten,
Anspruchsvolleu gegenüber ihm in humoristischem Kleinmuth, aber
nur um ihn desto sicherer zu gewinnen, jene Alternative stellen, der
unmittelbar darauf die reizenden Bilder des Beliagens am sauberen
Tisch im trauten, harmonischen Freundeskreise (21 ff.) gegenüber-
treten. Erst durch die Stellung von v. 6 nach 11 gewinne ego nnd
') Keller und Holder rerweisen noch auf die offenbare Nachahmung
bei Amm. Marc XXXI V^ 6 'mundiore victu*.
0. MQibeek, Des Q. Horatius Flaccas etc., ang. v. K, Schenkl. 129
imperor die rechte Beziehung zu dem Gast, dem die Wahl gelassen
war entweder selbst Wirth zu sein oder bei dem Anderen vorlieb zu
nehmen. — Ich kann dieser Versetzung, so sehr sich auch der Verf.
bemüht sie zu rechtfertigen, nicht beistimmen. Die Worte p? wrlius
quid habes arcesse erklären sich sehr einfach, wenn man sie auf die
oben erwähnten einfachen Weine bezieht, nach v. 1 1 bleiben sie ganz
Unverstand] ich. Der Dichter sagt: Eh bleibt dir unverwehrt, wenn
du willst, einige Krüge auserlesenen Weines mitzubringen (si tecum
attuleris heisst es in dem 13. Gedichte des Catullus), im anderen
Falle musst du vorlieb nehmen. Ich sehe nicht ein, was hierin Trok-
kenes oder Patziges ist. Dazu kommt, dass durch die Stellung des
Verses 6 nach 11 die Beziehung des haec in dem letzteren erschwert
oder geradezu aufgehoben wird. Auch schliesst sich an vel Imperium
fer sehr passend die Schilderung des für den Gast blank geputzten
Hauses und dann die wiederholte, drängende Einladung an. Man wird
daher gut thun es bei der hergebrachten Ordnung bewenden zu
lassen.
Was R. sonst noch zu diesem Briefe bemerkt, kann ich nur
billigen. So weist er überzeugend nach, dass Gruppe vollkommen
Recht hatte, wenn er die Verse 12 — 20 als eine Interpolation ver-
warf. Wir haben hier wiederum eine Sammlung von Sprüchen vor
ans, die eigentlich nur nothdürftig zusammenhangen, weshalb die
Vermuthung, dass der Interpolator , den wir früher kennen gelernt
haben, auch hier die Hand im Spiele hatte, wol nicht unberechtigt
ist. Diesmal verräth er sich durch den ungeschickten Gebrauch von
assidet (v. 14). was Horaz sicherlich nicht in den Sinn gekommen
w4re. Auch die Notiz zu v. 9, dass unter cras nato Cacsare festtfs
dies, wie, soviel ich weiss, zuerst Ducier bemerkt hat, der Geburtstag
des C. Julius Caesar zu vei-stehen ist, was K. treffend begründet,
sowie die Widerlegung der Conjectur Meineke's festivam statt
aestivam (v. 11) verdienen alle Beachtung.
Eine schwierige Epistel ist die sechste, an Numicius gerich-
tete. B. widerlegt hier die Ansicht Döderleins, der ein Zwiegespräch
zwischen Horaz und Numicius annehmen wollte, findet aber den Brief,
80 wie er uns vorliegt , unerklärlich. Derselbe bestehe nämlich aus
zwei Theil«?n ganz widersprechenden Inhaltes. Während der erste
(bis V. 27) Gemüthsruhc, Masshaltung in allen Dingen, selbst in dem
edelsten Streben liach Tugend empfehle, vollends alles äussere Gut
als eitel bezeichne, führe der zweite {w. 28 — 66) in der rücksichts-
losesten Weise aus, was man einmal als Mittel zum glücklichen Leben
nach subjectivcni Ermessen erkannt habe, gleichviel nb Tugend, ßeicli-
thum, Ehre undEinüuss, die Freuden des Magens oder der Liebe
müsse man auch consequent und energisch verfolgen. Dies sei nun
freilich bloss ironisch gemeint, aber es fehle doch jede Widerlegung,
jede Ausgleichung zvvischen zwei so entgegengesetzten Standpuncteii.
Wie der zweite Theil schroff, ohno eine Spur von Uebergang an den
«nten herantrete, so schliesse unmittelbar hinter ihm jählings der
X«lifehrlft I. d. öitorr. Gyao. 1878. II. u. lU. Utti. 9
ISO 0. Süfbetk, Des Q. Horatias Flaccns etc^ ang. y. K. Sdmdd.
Brief ab und doch in einer Weise, als ob der Verfasser etwas Posi-
tives aufgestellt hätte: his utere meoum. Das sei ja heller Hohn.
Oder müsse man beides, bald dieses, bald jenes als sein Princip be-
trachten? — Ich meine, dass man Unrecht thut, wenn man, wie dies
gewöhnlich geschieht, diese Epistel schrofif in zwei Theile (1 — 27) und
28 — 66) zerlegen will. Eine Analyse derselben wird die Unrichtigkeit
dieser Scheidung nachweisen. Ich möchte nur noch vorausschicken,
dass dieser Brief allerdings einen anderen Charakter hat als alle
übrigen; der Ton ist scharf, der Witz schneidend und nur in den
Erzählungen vonLucuUusundGai^ilius tritt der alte, gewohnte Humor
zu Tage. Wer mag es aber dem Dichter übel nehmen, wenn er ein-
mal einen anderen Ton anschlägt , der uns an die späteren Satiriker
mahnt? Es kann hier ebenso die augenblickliche Stimmung, wie der
Wunsch massgebend gewesen sein, des Gontrastes wegen einmal eine
andere Weise zugebi-auchen. Warum sollte der Dichter nicht einmal als
strenger ^io\kex^ii\&mrtuti8V€raecu8tosrigidusqucsatelle8 sprechen?
Sehen wir uns nun die Epistel näher an. Horaz beginnt mit dem bekannten
Axiome der Stoiker xov aoq>6y ovdiv d-avfdäKsiv twv Ttaqado^wv
und führt dies nun mit Rücksicht auf die Himmelserscheinungen (tot
lÄ€t€WQa\ dann die Güter und Ehren dieser Erde aus. Wer glücklich
leben wolle, der dürfe weder nach Reichthum und Würden trachten,
noch den Verlust dieser Güter, oder Armuth und Niedrigkeit' fürchten,
weil er sonst den für ein glückliches Leben erforderlichen Gleichmuth
verlieren würde. So nothwendig ist das richtige Mass in allen Dingen,
dass selbst das Streben nach Tugend in Schwärmerei und Unbillig-
keit ausai-ten kann (vv. 1 — 16). Daran schliesst sich nun die ironische
Aufforderung, dass man nur immerhin noch solchen Erwägungen jenen
irdischen Gütern nachjagen möge. Hinfallig, wie sie sind, verdienen
sie es nicht, dass man sein Herz an sie hänge, und, mag man sie auch
in der reichsten Fülle besitzen, so muss man sie doch beim Scheiden
aus diesem Leben zurücklassen (17—27). Jeder Mensch will glück-
lich loben. Welche Bahn soll er nun betreten, um zu diesem Ziele zu
gelangen, da zwei Wege dahin zu führen scheinen. Hat man die
Uebei-zeugung gewonnen, dass nur die Tugend glücklich machen kann,
dann müsse man rüstig auf dieser Strasse fortwandem. Kenne man
aber kein höheres Ideal , dann müsse man den anderen Weg wählen
(28 — 32). Und nun entrollt der Dichter eine Reihe von Bildern,
welche uns die Verkehrtheiten der Menschen schildern, die Habsucht
(32—48), die Ruhmsucht (49—55), die Schwelgerei (56-64), die
Wollust (65 f.). Und nun, Freund Numicius, lebe und lebe glücklich.
Kannst du einen besseren Rath für das Leben ertheilen, so gib ihn,
wenn nicht, so folge mir. — Ist diese Analyse richtig, dann hat B.
die Epistel missverstanden und es sind daher seine oben erwähnten
Bedenken nicht begründet. Wo ist jene strenge Scheidung in zwei
Theile? Wo macht sich in der ganzen Erörterung ein Widersprach
geltend? Die Ausgleichung zwischen den entgegengesetzten Stand-
puncten, dem objectiven der Sittlichkeit und dem subjoctiveu der Lei*
^
0. Bibbe€k, Des Q. Hontius Flaceas etc., ang. v. K. Sdienkl. ISl
denschaft, fehlt allerdings, aber ist denn da eine Ausgleichung
möglich ?
Doch R. hat noch andere Bedenken. Das t nunc (v. 17), sagt
er, blicke wie mit Befi-iedigung auf einen Beweis zurück, dor keines-
wegs, wie diese Formel erwarten hisse, im Obigen indirect geführt
sei, wo man nur kategorische Lehren lese. Diese Partie hier oben
gestellt beraube den Dichter durch ihre ironischen Hathschläge des
Stoffes für die dann erst folgende ebenfalls ironische Einrede, welclie
sich sehr gut an v. 16 anschliessen könne. Darum will er vv. 17 — 27
Tor 67 stellen. Weil aber trotz aller Ironie die von 28 — 66 vor-
getragenen Lehren nicht für einen indirccteu Beweis des nil admi-
rari gelten können, indem sie vielmehr das Gegentheil, die Berech-
tigung der Leidenschaft, vertreten (?), so müsse man nach 66 eine
Lücke annehmen, welche dadurch auszufüllen sei, dass man aus der
zehnten Epistel w. 26 — 41 aushebe und hier einschiebe. — Der
Dichter sagt jenes i nunc im vollen Bewusstsein von der Unumstöss-
Uchkeit seines Satzes, der für ihn keines Beweises bedarf, uud fordert
den Leser auf, die Probe von der Richtigkeit desselben e contrario zu
machen ; er möge nur jenen äusseren Dingen nachjagen und sich selbst
von der Hinfälligkeit derselben überzeugen. Damit ist aber der Stoff
für die folgende Erörterung nicht vorweggenommen. Diese betont
Dämlich, dass es zwischen den zwei Principien der Sittlichkeit und
Leidenschaft keine Ausgleichung gibt, dass man sich entweder dem
einen oder dem anderen unterordnen müsse. Sie ist daher gegen jene
halben Menschen gerichtet , welche das eine thun , das andere nicht
lassen wollen. Uebrigens kann suspicc (v. 18) wol nur in unmittel-
barer Nähe von mirari und dem ihm gleichstehenden dcfixis ocuUs
animoque et corpore torperc (v. 14) gedacht werden, so wio es
durchaus passend ist, wenn vor der Auseinandersetzung v. 28 ff. die
Hinfälligkeit der äusseren Güter betont wird (v. 24 ff.).
Eben so wenig kann ich mich mit der Versetzung der Verse
26—41 aus dem zehnten Briefe in unsere Epistel einverstanden
erklären, da sich dieselben ganz gut an dem Platze, wo sie überliefert
sind, halten lassen. R. will dies freilich nicht zugeben. Nach der
frischen Schilderung des Landlebens, sagt er, überrascht uns eine
dogmatische Gedankenreihe, welche eine rocht rauhe Zurechtweisung
des Aristius enthalte, eine Zurechtweisung, wie sie der nur in Botreff
des zu wählenden Aufenthaltes abwoicliendc Geschmack des trefflichen
Freundes nicht verdient hätte. Solle nun Aristius keine edleren und
feineren Motive gekannt haben an der Stadt zu hängen als Habsucht,
Ehrgeiz und Huffart aller Art, als geistige Unfreiheit V — Wäre die
Sache so schlinmi , wio sie R. schildert, dann müsste man allerdings
die Verse entfernen. Es verhält sich aber damit ganz anders. Aus
der siebenten Epistel und den Bruchstücken von Briefen des Augustus,
die uns Suetonin.s in der vita Horati erhalten hat, wissen wir, dass
imser Dichter vielfache Vorwürfe von seinen Fronndou erfuhr, weil er
et vorzog, zurückgezogen auf seinem Landgütchen zu leben statt in
9»
ist 0. BMeck Des Q. Horatins Flaccos etc., ang. t. K Sekenü.
den besten Kreisen der Hauptstadt eine hervorragende Stelle einzu-
nehmen. Auch dieser Brief enthält me der siebente eiueVertheidigung
dieses seinen Standpunctes. Daher betont er , nachdem er die Reize
des Landes geschildert hat, auch noch den grossen Vortheil der Frei-
heit und Unabhängigkeit, der ihm aus diesem Leben erwachse. Wer
im Gewühle der Menschen lebt, der muss mit den Leuten gehen; er
kann sich nicht dem allgemeinen Zuge widersetzen, sondern muss
mit dem Strome schwimmen. Um mit Seinesgleichen leben zu können,
muss er nach Geld trachten, um nicht verachtet dazustehen, muss or
nach Ehren streben. Also nicht dem Aristius als Person gilt diese
^Predigt^ wie sie E. nennt, sondern dem Städter Aristius. Man lese
nur V. 8 f. :
vivo et regno, simul ista reliqui,
quac ros (ihr Städter) ad caelum fcrtis rumore secundo.
Freilich mochte Aristius seiuem Freunde öfters Klagen über Unzuläng-
lichkeit des Besitzes, über Zurücksetzung u. dgl. vorgebracht haben,
Klagen, welche bei den grossen Ansprüchen des Lebens in der da-
maligen Zeit ebenso gut zu hören waren, wie jene in der unsrigen
üblich sind. Auf diese kann sich allerdings ein Theil jener Mahnungen
beziehen. Wenn ich nun dies erwäge, so sehe ich nicht ein, warum
nicht der Dichter nach der Schilderung des Landlebens im Gegensatze
zum Stadtleben mit den Gedanken fortfahren konnte : die Hauptsache
ist das wahre Glück vom blossen Scheine zu unterscheiden. Ich bin
in meiner Armuth wahrhaft glücklich, ihr seid es trotz eurem Ver-
mögen und eurer angesehenen Stellung nicht, weil ihr eure Freiheit
verkauft habt, weil ihr nicht zufrieden seid mit eurem Geschick,
immer mehr haben wollt und dabei immer fürchtet das , was ihr be-
sitzt, zu verlieren. Und dann hangt nicht v. 41 und 42 eng zusam-
men V Schliesst sich nicht cui fton conveniet sua res und das Gleich-
niss vom Schuhe treffend an quia parro nennet uti an? ß. hat freilich
V, 42 und 43, vor welchen er eine grössere Lücke annimmt, in der
zehnten Epistel belassen, offenbar weil der Ton und das Bild von dem
Schuhe nicht zu der ganzen Haltung des Briefes an Numicius passen
wollte. Endlich beachte man noch, dass die Verse 45 ff. deutliche
Beziehungen auf das Vorhergeliende enthalten, besonders v. 47 m-
perat aut servit auf 40 f. dominum . . . sertnet.
Die sonstigen Bemerkungen Kibbock's zum sechsten Briefe
lassen sich mit wenigen Worten abthnn. V. 7 fasst er ludicra als
Apposition zu ^>/(/w«m.s und dontif was unstreitig das Zweckmässigste
ist ; bei der Conjectur von Lehrs htdirraque et bleibt die Deutung von
ludiera unklar (denn dass es hier nicht öffentliche Spiele bezeichnen
kann, hat Döderloin richtig b(?merkt), auch würde man nur ungerne
die nachdrückliche Wiederholung von quid aufgeben *). V. 31 hat K.
') V. 22 nimmt Lehrs 13entlcy*s VorBchlag qui statt quod zu schreibeii
an, ändert aber die Interpnnction demselben et (indiffnum) qui tU
O. BMeek, Des Q. Horatius Flaccus etc., ang. ?. K, Scfienkl. 1S3
die Leseart schlechterer Handschriften uf statt et aufgenommen, mit
Recht, da der Vergleich viel passender ist, als die blosse Anreihuug.
Auch die Aufnahme von Bentley's Conjectur campuwque statt popn-
lunique (v. 59), welche auch Lehrs billigt, lässt sich wol rechtfer-
tigen. Es ist bei dem unmittelbar folgenden j^opnlo (v. 60) schlech-
terdings unmöglich die L>berlieferung zu vortheidigen.
Was die siebente Epistel anbetrifft, so gibt 1{. zu v. 29 eine
Note, in welcher er die auch von Lehrs und L. Müller angenommene
Conjectur Bentley's nitedula statt rnlpccHla mit ßecht empfiehlt.
Dasselbe gilt von der Note zu v. 73, wo mit Döderlein nach Hand-
schriften der zweiton Classe hinv, statt hie als das Richtige bezoiclinet
wird. V. 79 requicm erklärt R. sfhr treffend *Ruhe vor den langweiligen
Lobreden des Mena auf das Landleben {uon ecssat lau dar c v. 7ö).^
Der achte Brief hat zu keiner Bemerkung Veranlassung gege-
ben. Dagegen will R. in der neunten Epistel nach dem Vorgange
von Gruppe im Minos (S. 258 ff.) die Verse 4 und 5 als ein Ein-
schiebsel beseitigen. Auch Lehrs verwirft wenigstens den ersten von
beiden. Betrachten wir die Gründe Gruppe's näher. Gegen den ersten
Vers wendet er ein, dass derselbe sehr schlecht gebaut sei und. um
seine Worte zu gebrauchen , im Hundt^trabe galopicre. Es ist dies
schon von älteren Herausgebern gerügt worden und allerdings ist
zuzugeben, dass sich ein ähnlicher Vers bei Horaz nicht findet ; denn
Ep. II, 2, 1 Flore hono elaroque ftdrJis amiee Neroni hat doch
eine männliche Cäsur im zweiteu Fusso. Wenn aber Gruppe eben
darin das Anzeichen der Fälschung sieht, so will mir dies nicht oin-
leachteu- Ein Fälscher in der alten Zeit würde sich wol gehütet haben,
einen so schlechten Vers zu macheu imd an eine Interpolation im
Mittelalter ist hier nicht zu denken. Die Fälschungen, von welchen
oben die Rede war, geben zum grossen Theile sehr gut gebaute Verse,
der Rest ist wenigstens nicht fehlerhaft. Uebrigens unerhört ist eine
solche Versform in der lateinischen Dichtung nicht: man vergleiche
nur Verg. Aen. IV, 448 spargens kunnifa mella soporil'cruffHjuc
paparrr^ es kann sich also auch Horaz einmal einen solcjien Vors
erlaubt haben. Wenn Gruppe ferner jedes Wort in diesem Verso in-
«iiscret findet und meint, dass eine solche Forderung eigentlidi den
Empfiihlenen blamiere, so ist dies einer jouer MachtsprOclio. weh'lie
er s».» gerne zu fiillen pflegt. Soll Horaz den Septimius ouipfehlon, so
inass er ihn doch dem Geiste und Charakter nach für würdig erachten
mit Tiberius in nähere Beziehung zu trotpu und dies ist in unserem
Verse ausgedrückt. Welche Feinheit liegt ül)rigens in den Worten
domoque legctäis honesta NeronLs^ die uns «las erlauchte Geschloclrt
peioribys ortus in die übliche et {indignum, qui sit peioribus
ortus) um. Dass» der Dichter so schreiben konnte, ist klar; wenn
aber Lehrs sagt 'in dem matten q}tod erkennen wir den Horaz
nicht', so liegt die Uebcrtrcibung auf der Hand. Bentley hatte
bloss bemerkt: *elegantias paallo exiret.'
134 O. nihbfFk; 0P5 Q. Horatins Flactns eU.. nng. v K. SdiatM.
der CUudier vor Jas Au^-e föhren nnd betonüu, tlass das HaiiB d«-
selben immer uur wackorc Männer anf^nommen habe. Ebenso wenig
liberzea^nd Ut, waa Gmppe gegen Jen zweiten Vers vorbringt. Pro-
pioris amiei soll \-iel zu viel sein, a1)er auch amici dfirfo nicht in
Beziehung auf Claudius gehraucht werden, da es »(gleich von Sep-
timus gesagt werde ob amici ittssa ; zadem sei dos doppelt« mm hier
. 2 gewiss ganz unerträglich. Nun ist aber propinria amiä
offenbar deshalb gesagt , weil man mit di^m Titel amicus in diesff
Zeit nicht sehr sparsam war und daher Uorax ein propior amtaiB
sein musste, wenn er an Tjberius die Bitte um Aufnahme des Sep-
timius in den engen Kreis, welcher jenen nmgab, stellen »u)llte. Darin.
dasB der Diditer »ioben Verse später den Septimius mit amicus be-
zeichnet , dass er woiter den ei^ton Satz (lfm rmjat rt prccc cogit
nochmals duith mm . . . rrnsrf aufnimmt, was so häulig vorkommt,
kann ich nichts AuA'allendes .sehen.
Au^sser jener kurzen Notiz über vv. 4 und 5 finden wir noch
«ine Bemerkung zu v. 11 frovtis ad nrbftnae drscendi }trai-mia, in
welcher der Verf. die von Halm in dieser Zeitschrift {1857, S. 126)
gegebene Erklärung bekämpft und sich für die bereit..« von Th, Schmidt
gegebene, unzweifelhaft richtige Deutung entscheidet: 'ich liess mich
dazu herbei von den Vorrechten der weltmännischen Stirne Gehntuch
zu machen.'
Wir haben nun nur noch Aber eine Stelle der zchnteu Epistel,
n&mlich Qber v. 37 zu sprechen, wo die Handschriften srd postquam
Mclor violens (viotcMn rirtor haben die der zweiten Clusse) discfssit
nA Aö.f/f überliefern. Dass dies unhaltbar ist, hat man schon Mh
erkannt. Die editio Cadomensis von 1480 bietet virtjtr %-iclo nnd naeb
ihr steht ilies in mehreren Ausgaben, neuerdings hat es Iiehrs wieder
aufgenommen. Benticy hat viriii nonipes oder dotnilo i*ktor vorge-
schlagen, Andere anderes. B. hat sich fllr die Conjectur Hanpt's ftrfo
ridcns entsciüeden, die auch L. HQller in den Text goBi>tzt hat. Aber
jenes r!(Jr«s erscheint, wie auch l.ehrs bemerkt, an unserer Stelle
so matt, dass man es nnmJ^lich als die echte Lcsoai-t ansehen kann ;
man erwartet einen Begriff wie rxwitanf nnd das hat R. gelbst wol
gefQhlt. weil or meint, dass das freudige LebensgefQhl des siegreichen
Thierea vielleicht volitans noch plastischer ansdrflcken würde. Wamm
aber hat man die alte Emendation von Jevor nnd Clericus Mdo t>itu-
lans ') ganz bei Seite geschoben? Sie liegt den Buchstaben und dem
Sinne nach am nächsten und das Bedenken, dass Horaz filuJari als
ein der älteren Poesie angohCriges Wort verschmäht haben wflrde.
wiegt doch nicht so schwer, nm deswegen diese sehr ansprechende
Vermuthung zu verwerfen.
Wir haben nno unsere Aufgabe eifüllt. Bei näherer Be-
trachtung der ersten zehn Episteln hat sich uns herausgestellt,
dass die Hypothese Ribbeck*s von einer zweiten Ausgabe der
') Enniui bei Festn« pg. 369 vitoluii victorin
K. Schenkt, C. Valeri Flacci Setini etc., ang. v. W. Hartel 185
Briefe, bei welcher die Ordnung der Verse in den einzelnen Briefen
vielfach gest^^rt und sogar ganze Versgrnppcn aus einer Epistel in die
andere übertragen wurden, wenigstens für die besprochenen Gedichte
nicht berechtigt ist. Nur Interpolationen, welche bereits in frühe
Zeit zu setzen sind, liessen sich nachweisen. Wenn sich aber auch
diese Hypothese nicht bestätigt und wir gezwungen waren dem Verf.
mehrfach zn widersprechen , so unterschätzen wir doch den Worth
des Buches nicht; es enthält eine nicht geringe Zahl treffender Be-
merkungen für Kritik und Erkläning und wird auch da, wo es nicht
das Richtige trifft, dadurch, dass es zu eingehender Forschung nothigt,
gi'wiss vieles zum besseren Verständnisse dieser Dichtungen beitragen.
Graz. Karl Schenkl.
C. Vakri Flarn Setini Balbi Argonauticon libri oclo ed. Ca-
rolus Schenkl, cum tabula geoprraphica. Bcrolini, apud Weid-
mannes 1871. S. 171.
Studien zu den Argonautica des Valerius Placcus von Dr. Karl
Schenkl. wirkl. Mitffli«.MK' der kais. Akademie der Wissenschaf tpn.
Wien 1871, S. 114. (Ans dem Juniheftc des Jahrganges 1871 der
Sitzungsberichte der phil. histor. Classe der kais. Akademie der
Wissenschaften (LXVIII. Bd. S. 271) besonders abgedruckt.)
Professor Sclienkl hat iu den beiden Schriften die Früchte einer
langjährigen Bescliäftigung mit dem Gedicht des Valerius Flaccus
niedergelegt; der in der Weidmännischen Classikersammlung er-
Tfchicnene Text theilt in derPraefatio und in dem knappen kritischen
Commentar die teitkritischen Rosultato in kurzen Worten mit; die
Studien vei-suchon eine nähere Begründung und vorhalten sich zu der
andern Arbeit wie ein ausführlicher Commentar. Beide Schriften
sind höchst verdienstvoll durch den Fleiss und die Gewissenhaftigkeit
der Arbeit, sowie eine Reihe glücklicher Godanken , welche dem arg-
verilerbten Text fortan zu Gute kommen worden.
Die Kritik dieses Gedichtres zählt unter die schwierigsten Ar-
bi'iten der philologischen Wissenschaft. Nicht bloss deshalb, weil
die handschriftliche Ueberlieforung alle Schäden einer laugen Tra-
■iition an sich trägt — dies Schicksal theilt der Text des Valerius
mit den Texten vieler anderer Autoren — sondern weil wir nicht ein-
mal wissen , inwieweit Valerius sein Gedicht zum Abschlüsse ge-
bracht, mit welcher Vorbildung er an sein Werk lierangotreten,
.>b demnach nicht Kühnheit und IJngowolnilichkoit dos Ausdrucks.
Schwulst, Hai-te, Uubeholfenhoit, Lückenhaftigkeit bis zu einem ge-
wissen Grade dem Dichter, nicht aber den Abschreibern auf die
Bechnnng zu stellen seien. Die * Studien' beschäftigen sich zunächst
i
156 Ä, Schtnkl, C. Tsleri Flacci Setini etc. ang. v. W. Sarld.
im 1. CapitBl S. 1 — 35 mit diesen Vorfragen , mit der Nationnlit&t
des Dichters, mit der Abfassungszeit und dem Grad der Vollendung
der Argonautica.
Scbenkl hältValehus für einen Spanier, indem er dasCogaomen
Setinus anf eine der beiden spanischen Städte dieses Namens in
Hispania Baetica und Tarraconensis bezieht. 'Erwägt man , dass
sich in dem Gedicht des Valeiius zahlreiche Härten im Änsdrncke
finden, dass an manchen Stellen sogar eine entschiedene Ungelenk-
heit der Form hervortritt, so sehr auch Valerius sich den Vergil mm
Vorbilde nahm und so häufig er ihn auch oachahmte, dass es ferner
bei uLserm Dichter nicht an nenen und Vöhnen, aber auch verfehlten
Wendungen mangelt, so mSchte man in Valerius einen Provincialen
vermuthen, weicher trotz aller Studien doch niemals vollkommen in
die rOmisuhe Sprache eindringen . sich nie ganz in dieselbe einleben
konnte.' Belege dafür sind in den Commentaren und Abhandinngen
zu den Argonaiitica zerstrent; Sammlungen begann Thilo in den
Proleg. p, XIII ff. (dazu die Berichtigungen in der ßecension von
Tbilo's Bnch in den JJ. 89, 382 S.). Wichtige Beiträge enthalten
die 'Studien' S. 4, Anm. 1. Die nächste und wichtigste Aufgabe bei
diesem Autor scheint nach dieser Seite hin zu liegen. Die Kritik
kämpft auf Schritt und Tritt mit der mangelhaften Einsicht in die
Stileigenthümlichkeiten dieses schwierigen Poeten und dürfte am
der Anfertigung zuverlässiger sprachlicher Sammlungen einen dauer-
hafteren und reicheren Gewinn ziehen ala ans den sich immer mehr
häufenden Versuchen divinatorischer Spielerei. Die genauere Ein-
sicht in das, was man einem mit dem Ausdruck ringenden Dichter
wie Valerius zutrauen dürfe, wird die Kritik ebenso behutsam die
Spuren der handschriftlichen Uehnrlicferung beachten lehren, wie sie
jetzt unbesonnen und geringschätzig mit derselben umspringt.
Ebenso wichtig für die Handhabung der Kritik wie dieser Panct
ist die Frage nach der Abgeschlossenheit des Werkes. Schenkl be-
gründet in ansfQhrltcher Erörterung die ältere Ansicht des Baptiata
Pius und Petrus Crinitas, welche Thilo in den Prolegomenen
(p. XXVI ff.) vertritt, dass Valerius an der Vollendung und letzten
Durchsicht des Gedichtes verhindert wurde, dass wir einen Torso vor
nns haben, ein Werk von unglelchmässiger Ausführung und mit allen
Spuren der ünfortigkeit. Schenkl versucht zum Theil in Ueberein-
stlnimung mit den Ansichten älterer Gelehrten Verse nachzuweisen,
welche der Dichter am Rande seines Handexemplars kurz notiert
hatte, um sie später passend einzureihen wie 1 410, III 273, oder
um durch sie an die weitere Ausführung und Einfügung von Partien
bei der letzten Dwchsicht erinnert zu werden, wie VII 57, VIII
449 ff., Verse, welche bei der letzten Prüfung getilgt worden wären,
wioV 308, VI 31 f. 238, doppelte Eecensionen einer Stelle, zwischen
denen noch die Wahl zu treffen war I 779—784, 831 f., IV 662,
V &6S, Vn 572. mangelhafte Verbindungen wie U 170. 178. 196.
329. 333, m 311. 330. Vin 139. 440. 458. 464, Widersprüche
des Inhalts wie VII 423 and I 441 mit Buch VI.
K SdieM, C. Valeri Flacci Setini etc., ang. v. W. Hariel 1S7
Bei Besprechang dieser Stellen ist das Erträgniss fär Kritik und
Exegese nicht anerheblich. Aber ob sie beweisen was sie beweisen
sollen ? ob derartige Auffälligkeiten nur unter der Annahme einer
halbfertigen Recension ihre Erledigung finden, ob hier nicht etwa
Vermengung verschiedener Textgestaltungen stattgefunden, ob diese
Störungen nicht vielleicht wie die anderen Zerrüttungen , wie z. B.
die versetzten Verse und der verderbte Text aus einer viel späteren
Zeit stammen? Doch bevor wir uns über die Tragweite dieser Indi-
cien den Kopf zerbrechen . prüfen wir sie selbst. Es ist durch die
Baomverhältnisse dieser Anzeige versagt, auf alles einzugehen. Wir
wollen uns auf einige mehr beispielshalber herausgegriffene Stellen
beschränken.
Bei Entscheidung einer derartigen Frage fallen am meisten die
Doppelformen in*s Gewicht. Sie begegnen auch sonst nicht spärlich,
so dass ihre methodische Ausbeutung an der Hand bestimmter Ana-
logien eine recht sichere ist. unter den angeführten Beispielen machen
die Verse 565 und 566 des V. B. am meisten den Eindruck derar-
tiger Bildungen (tariis florct via äiscolor armis)
566 qualis ab Oceano nitidum chorns aethera vcstit
qualibus adsargcns nox aurea cingitur astris.
Jeder der beiden genügt vollständig; eine Verbindung derselben (etwa
durch qwilis et statt qualibxis) kann nicht beabsichtigt sein bei so
frenauer Uebereinstimmung. So sicher das nun ist, dass nur der eine
Ton beiden für diese Stelle bestimmt sein kann, so unsicher ist die
Erklärcmg, woher der andere rühi-t. Schon Ch. Bulaeus dachte an eine
doppelte Möglichkeit : nisi forte unus super fluit a glossatore htser-
tH$ aut a poeta quidem faetus sed ut cligcretur e duobus qui sit
optimus. Und in der That hat der glossenhafte Urspnmg dos V. 566,
wie Ph. Wagner (JJ. 89, 391) ihn sich vorstellte, dass ein Leser sich
eine diese Stelle verdeutlichende Rcminiscenz aus einem anderen
Gedichte notierte, viel für sich. Natflrlicli ward ursprünglich nichts
wtiert als ad^urgens nox aurea cingitur astris, die Zufügung des
ungeschickten qualibus und die Einreihung fallt später.
Noch weniger scheinen mir die anderen Beispielo den Charakter
von Doppelformen an sich zu tragen. So I 779 — 784: Aeson und
Akimede werden bei dem Tudtenopfer durch den Lärm der Leute, die
P'-lias sie zu ermorden gesandt, unterbrochen und wollen nach Er-
kenntniss der Gefahr zusammen sterben :
ergo Sacra novat, vctcris sub nocte cupressi
775 Bordidas et malta pallens fcrruginc taurus
stabat adhuc, cui caerulcae per cornua vittae
et taxi froDB hirta comis ; ipsc aeger anhelans
inpatiens loci visaque extcrritns nmbra.
hanc sibi praecipauro gcntis de roorc nofandae
T80 Thessalis in serös Ditis servaverat usus.
tergeminam tom placat cram Stjgiasquc sapremo
1S8 K. Scheiikl C. Valcri Flacci Setini etc., ang. v. W. Härtet.
obsccrat \gn^ domos iaui iam cxorabile rito
Carmen agens: neqnc enim ante leres niger avehit uinbras
]K)rlitor et vinctac primis stant faucibns Orci.
7H5 illura ubi terrifici supercsse in tempore sacri
conspexit, statuit 1ct<> supremaquc fatur
ipse mann tangens damnati cornua tauri.
Schonkl sieht in don V. 779 — 784 einen früheren Entwurf, wekhen
der Dichter, nachdem er ihn durch die Verse 785 ff. ersetzt hatte,
zu beseitigen ver^ass. lloren wir die lirunde für diese AnuJihme:
'die Verse 779—784 unterbrechen in sehr st4*»reiidor Weise den Zu-
sanimenliang. Wie sich nämlich von selbst er^nbt, nmss ilhim (7H5)
auf taurus (775) bezogen werden, was aber bei der gegenwärtigen
Gestalt des Textes nicht uniglich ist; denn darnach müsstc unter
ilhnn Orcus oder Charon verstanden werden, Wius rein sinnlos ist.
Dazu kommt, dass hunc (770) ebenfalls auf tuums (775) ziirückpfcht,
wornach es keinem Zweifel unterliegt, dass die Verse 779 — 784 aus
dieser Stelle auszuscheiden sind\ Aber wenn jenes iUum , wie .sich
von selbst ergibt, nur auf taurus bezogen wei*den kann und jede
andere Beziehung sinnlos ist, so behebt sich ja die Unklarheit mit
den ersten Worten des Verses 785 von selbst. Zugleich kann die
Beziehung auf faurua im V. 779 nicht besser ausgedrückt werden als
durch hunc und nachdem die Erzählung von dem Hauptobject sich
etwas entfernt hat, nicht passentier und lebendiger erneuert werden
als durch iHuiti im V. 785, während dasselbe illuw nach Streichung
«ier Verse 779—784 eine recht ungefällige Verbindung ergäbe und
sich in ftunf umwandeln müsste. Der Zusammenhang aber, welcher
innerhalb dieser Digression njich meinem CJefühl, worauf aber Schenkl
kein Gewicht legt, durch turn im V. 781 vordunkelt ist, gewinnt
durch die leichte Aenderung des handschriftlich überlieferten cum
in dum, (i^eber den Modus vergl. Hand Turs. 11 .'UO. 320. Nimmt
man diese Aenderung vor, wie man wohl muss, so ist die Unentbehr-
liclikeit dei" athetirton Vrrse, welche die Existenz dieses Opferrestes
zu motivieren haben, noch evidenter.
Aehnlieh urtheilt Schenkl über die Stelle 1 827 ff. ;
n^s Tartaroi sedct aulii patris. nun ilhi rucnti
acrcssura pole, victam »i volverc molem
Kji iugcnti iacct ore Chaos. <|Uod pondere fcssam
materioiii 1apsumi|ue «luoat consuint^ro iminduni
in welcher liinter H28 ein oder mehrere Verse ausfielm , welche
ita litauische (ielchrte in verschiedener Weise zu ergänzen suchten.
81)1 - 2 und S28 ff. stehen sich nach SchenkKs Ansicht so gegenüber
*dass lu.in in ihnen deutlirh einen ilop))elten Entwurf für eine uu<l
dieselbe Stelle erkennen niuss*. l^i-i der unzweifelhaften Lückenhaf-
tigkeit der Stelle i-^t die Annahme einer Doppel form von methodischer
Seite bedenklich, aber es eröffnet sich die Möglichkeit einer anderen
K. SeheM, C. Valeri Flaoci Setini etc, ang. v. W. HarteL 139
Erklärung. Oder warum sollte nickt diese Lücke in alter Zeit bomerki
worden sein und in 831 — 2 uns der Versuch einer geschickten Aus-
füllung vorliegen ?
V. 661 ff. schildert der Dichter das Zusammenschlagen der
Cvanischen Felsen:
sicut multifidus ruptis c nubibus horror
h 2 offugit et t-ODcbras nimbusquc interniicat ignis
tcrrificiquc ruunt tonitrus olisiiquc noctein
liii diriniit, ])avor ora viruin, ]»avor occupat artub.
Schenkl hält V. 662 för eine ältore Variante», woh'lio der Dichlor
später verwarf und durch tlie auiiero Fassung ersotzto. *I)ies hewoisi
ruunt neben cffugit, die b<?ido gleichmässig mit nuhibus zu vorbinden
sind, und dann vlisaque Hocttmi äirimii , was doch nur ein anderer
Ausdruck für tenebras nhnbosquc hitnniicut hjnis ist' (Stu«l. S. 20).
Auch hier scheint mir gegen eine solche Annahme zunächst ein
methodisches Dedcnken xu sprechen, dass das Missfallige der Stelle,
die sich wiederholende Fülle des Ausdruckes, durch Streichung des
Vers«\s 662 nicht ganz behoben wird. Denn multifidus Jiorror (vcrgl.
VI 5.3 trifidis ardoribus igncs) und disa lux sind zwei Ausdrücke
für dasselbe, wobei die Trennung durch ruunt tonitrus das Bild
noch unruhiger macht, als in der iiberlieferton Fassung. Man wird
aber dem Dichter die Breite nachsehen , wenn sie einem poetischen
Zvecke dient. Und das ist hier der Fall. Es sollen die sich wiedor-
hitlenden (vergl. 659 bis fragor — flnmmn cxprcssa bis f'ulsit in
(w6n') und sich steigernden (wmi^o.s intcrmicnt ignis — rltMiquc
noctrm lux diriniit) Erscheinungen des Gewitters dadurch veran-
schaulicht werden.
So glaube ich auch nicht, dass VII 572 der zweite v<m dem
Verspaar
taiiruj) et inniani profiavit turbine flammas
ardmis atque atro volvcus incondia tluctu
iilh fiberllüssig zu tilgen sei ; rolrrrr inccndia ist mehr als proflnrr
fi'itnitin^i und was wichtiger ist, wir verlieren zwei Merkmale, die
Irt'ffeiiil die Kraft (ardnus) und den Schrecken malen; eine Hauch -
W"lke(ff<ro flu<;tu)miht sich einher hinter den feuerspeienden Unge-
heuern.
Ausser den Dopj»elformen sei n»H-h mit einem Worte jener Verse
Hacht, welche nach Seh. 's Ansicht der Dichter kui-z notierte, um sie
5*läter weiter auszuführen und einzureihen. Als ein solcher Vers
wird 1410:
linqnit et Act<^rides natnm Chironis in antro,
\\t socius cnro paritcr mcditctur Achill i
fila lyrac pariterquc loves puer incitet hastai?,
41» diKoat cquct» ))lacidi conscendcrc tcrga magistri
bweichnet, weil das unleidliche Asyndeton nicht zu emendieren und
4er Ausfall eines Verses nicht wahrscheinlich sei. Aber welch' weitere
140 £. SckefiH G. Valeri Flacci Setini etc., ang. v. W. Hartel
Ausfährimg hätte sich an diesen Vers knüpfen sollen? Das Asyndeton
ist übrigens durch eine leichte Emendation zn beheben, man schreibe :
discat eques placidi q u e e s cendcre terga .magistri.
escendere, wenn man nicht das gewöhnliche ascendere vorzieht, malt
die Mühe des Emporklimmens. Die Stellung des que ist bei Dichtern
eine freiere (vorgl. Tib. III, 6, 48 de facili camposuitque luto\ zu-
mal bei Valerius. Beispiele bei Bnrmann in der Praef. p. 7, Thilo
praef. p. XX.
Nicht so leicht ist zu sagen , was man mit III 273 cur etiam
flammas miserosquc moramur honores, der an seiner jetzigen Stelle
unmöglich ist, beginnen solle. Thilo (pg. LXI) hat den Vorschlag
gemacht, ihn nach 310 zu stellen, wo Jason nach einer längeren Klage
ganz unmotiviert mit 3 Versen zur Bestattung der gefallenen Cyzi-
cener auffordert:
311 TOS age funereas ad litora volvite Silvas
et Bocios lustratc rogos; date debita caesis
munera, quae nostro inisissct Cyzicus igni
Wie aber, wenn wir um diese Motivierung zu gewinnen, den platzlosen
Vers mit einer allerdings starken Aenderuug des eben auch leicht zu
beschädigenden Anfangs als Schlussvers dieser Rede auf 813 folgen
Hessen :
iam dudnm flammas miserosquc moramur bonores.
Mindestens scheint dies nicht kühner als SchenkVs Meinung: *Dcr
Dichter hatte jene Aufforderung des Jason zur Bestattung derCyzicener
nicht vollständig ausgearbeitet, sondern nur drei Verse im Text und
einen am Band geschrieben, welcher dann bei der Herausgabe an eine
falsche Stelle gesetzt wurde.'
und ähnliche Mittel der Erklärung werden wol auch bei den
anderen Versen, in denen Seh. Spurender Unfortigkeit zu finden meinte,
deren nähere Besprechung wir uns hier , um vorwärts zu kommen,
versagen, als gleichberechtigt zu erwägen sein. Denn dies ist leider
der Zustand des Textes der Argonautica, dass selbst die kühnsten
Mittel der Emendation wie Umstellung von Versen hier in grossem
Umfang zugelassen werden müssen.
üeber die Art der Ueborlioforuug dieses Textes, welche seinen
Zustand erklärt, handelt das zweite Capitol der Studien (S. 35 ff.) in
so eingehender Weise und mit so umsichtiger Prüfung aller Umstände,
dass die noch zunickbleibenden Zweifel auf ein sehr enges Gebiet be-
gränzt erscheinen. Ich unterlasse es hier die Resultate aller dieser
minutiösen und schwierigen Untersuchungen über Handschriften und
Dnickc, welche in viele dunkle Beziehungen Licht gebracht haben,
vorzuführen ; ich will nur über einen Punct , der mir nicht ausser
Trage gestellt zu sein scheint , spreclien , allerdings über einen sehr
wichtigen Punct.
Schenkl ist der Ansicht, dass sämmtliche Handschriften aus
der noch vorhandenen ältesten,' aus Deutschland stammenden und in
JL Sd^efikl, C. Yaleri Flacei Setini etc., ang. t. TT. Hartel 141
Dentschland geschriebenen, welche dem IX. Jahrh. angehört nnd jetzt
in der Vaticana (3277) sich befindet, geflossen sind. Es scheint das
Terhältniss bei allen evident bis anf eine ; ich meine die von Ludwig
Carrion für die Antwerpener Ausgabe von 1565 benützte, welcher Car-
rion ein Alter von 600 Jahren beilegt. Schenk! erblickt auch in dieser
eine von einem italienischen Gelehrten des 15. Jahrh. revidierte Ab-
schrift des codex Vaticanns und meint, dass die genaue Nachbildung
der Schriftzüge des 10. Jahrh. Carrion zu dem Glauben brachte, eine
Originalhandschrifti des 10. Jahrh. vor sich zu haben. Aber am die
Behauptung festzuhalten, dass im Mittelalter vom 9. bis 15. Jahr-
hmiderte nnr jener Yaticanus 3277 vorhanden war, muss Seh. dieselbe
Täuschung noch ein zweites Mal annehmen bei Angelus Politianus,
der (misc. cent. I 5) gleichfalls das junge Fabricat einer florentischen
Fabrik sich als einen Codex pervetus habe zeigen lassen. Ein solcher
Doppelzufall drückt die Wahrscheinlichkeit solcher Annahme etwas
herab. Aber freilich im 10. Jahrh. kann nach den orthographischen
Eigenthümlichkeiten (Stud. 49) der Codex nicht wohl geschrieben
sein; denn wir finden in ihm die ganze Barbarei späterer Jahrhunderte.
Wenn aber nicht im zehnten, so vielleicht doch im zwölften. Dagegen
f&hrt Seh. eine Beihe kühner nnd willkührlicher Verbesserungen aus
demselben an, welche mit den Versuchen italienischer Gelohrton auf
gleicher Stufe stehen. Diese Stellen können darum so wenig beweisen,
weil es nur zu wahrscheinlich ist, wie Seh. richtig erkannt hat, dass
Carrion in unredlicher Weise manche Conjecturen als Lesearten seines
alten Codex ausgab , um ihnen eine grössere Autorität zu verleihen,
und weil dieselben kühnen Conjecturen so gut einen Mann des 9. wie
des 15. Jahrh. zum Verfasser haben können. Wir sind nur zu geneigt
die früheren Jahrhundorte in der Neigung und dem Vermögen lesbare
Texte heraustellen zu unterschätzen und eine Geschichte der Kritik
im Mittelalter, welche uns den richtigen Maassstab an die Hand gäbe,
fehlt uns noch. Doch wäre es unschwer an einer Reihe zeitlich
bestimmbarer textkritischer Versuche, welche den Conjecturen des
C'Arrion'schen Codex an Kühnheit nicht nachstehen, darzuthun, dass
dem 9. oder einem frühem Jahrhundert derartiges gar wohl zuge-
traut werden kOnne.
Indessen kann uns die Frage nach dem Alter der Handsclirift
eanz gleichgiltig lassen; es ist ja immerhin möglich, dass nebon
der Recension des Vaticanus eine andere oder Reste einer solchen
auf oinem nicht mehr nachweisbaren Wege sich fortpflanzten und
?anz zutallig in einem jüngeren Ct>dex wieder auftauchten. Und
fcinf solche Vermuthung wird in der That durch eine diese Frage
entscheidende Stelle bestätigt. I .-331 bietet nämlich der Vatic. das
sinnlose
cythicura ractuens potumquo cretamqnc
und die von ihm abhängigen Texte haben denselben Fehler oder
nnwahrscheinliche Emendationsversuche desselben. Der Codex des
Cairion hingegen hatte *sine ulla litura':
Mjthieam metuens pontamqne polamqae
14S K. Schenü, C. Valeri Flacci Setini etc., ang. t. W. Hartel
eine Lesart, deren Richtigkeit durch Stat. Theb. XI 67, Süt. III 2
vollkommen bestätigt wird und sich überdies durch die von Valerius
gern gesuchte Alliteration empfiehlt. Schenkl meint nun freilich,
die Lesart könne auf conjecturellem Wege gewonnen sein. Diese
Meinung wird aber völlig widerlegt durch die mit Canion's Codex
übereinstimmende Lesart der einzigen ältei-n Handschrift , welche
neben dem Vaticanus auf uns gekommen, des Codex Paiisinus 7647
s. XIII, welche Excerpte aus Valerius enthält. Oder es wäi-e doch
ein mehr als wunderbares Zusammentreffen, an welches Seh. zu glauben
sich veranlasst sieht, dass zwei Correctoren unabhängig von einander
das Richtige getroffen, das, wie ein Blick auf die Stelle und noch
mehr ein Blick auf die neueren Verbesserungsvorschläge zeigt, nicht
gerade auf der Hand lag. Nun gewinnen auch eine Reihe von Stellen,
an welchen Carrion's Codex allein die ursprüngliche Lesart erhalten
hat, eine andere Bedeutung.
Was folgt nun daraus für die praktische Kritik? Leider nicht
viel. Denn jener Codex ist nicht mehr auffindbar, wii' wissen von
ihm nur so viel, als Carrion mitzutheilen für gut fand und sind bei
dem Mitgetheilton nicht einmal sicher, ob Carrion nicht zahlreiche
neuere Coujecturcn unter der Etikette des Codex in Umlauf setzte, so
dass die Frage als eine offene beti-achtot werden muss, ob derselbe
eine andere Textgestalt neben der des Vaticanus darstellte oder ob
sein schliesslich doch auf den Vaticanus zurückgehender Text nach
einer solchen an mehr oder weniger Stellen corrigiert wurde. Aber
selbst wenn wir von der ersten Annahme ausgehen, werden die Re-
sultate unseres kritischen Verfahrens nicht sehr abweichend sein,
da bei der Gemeinsamkeit zahlreicher Fehler und vor allen zahlreicher
Lücken beide Recensionen auf einen Archetyp zurückführen, der bereits
überaus starke Scliäden an sich trug. Der Vaticanus wird demnach
stets Grundlage der Emendation bleiben, nur dass der Kritiker die
Lesai-tcu der andern Handschrift nicht von vornherein verachten und
die Carrion'schen Zeugnisse nicht als unnützen Variantenkram über
Bord werfen darf.
Also nicht die Wahl zwischen gleichberechtigten Varianten
ist das Hauptgeschäft bei der Kritik der Argoiiautica, sondeni Ver-
besserung der Lesart durch Conjectur und bei dem Vorrath an
fertigen Conjecturen die Auswahl zwischen diesen. Unsere Aus-
gabe hat mit grossem Fleiss die brauchbaren Resultate der voraus-
gehenden Kritiker zusammen goti-agen, wie die Studien zeigen
nicht ohne die eingehendste Erwägung zwischen ihnen entschieden und
durch eine beträchtliche Anzahl neuer berücksichtigungswei-thor
Vorschläge die Kritik gefordert. Wir erwähnen kurz einige dieser
Vorschläge, um daran die Besprechung von Stellen des 1. B. zu
reihen, welche eine andere Behandlung zu verlangen scheinen.
Für berücksichtigungswerth halte ich II 90 dum st. cum, 191
funesta st. festina, 368 lonffum st. longus, 395 corpora st. tem-
porOf 453 ceu st. cum, 507 patriisque st. patriisue, 517 (luter-
K. SdieM, C. Valeri Flaoci Setmi etc., ang. ▼. W, Hartel 14S
ponction), 566 ostendet st. ostendat, III 13 addit at st. addidit,
104 (Interpnnction), 140 delataquc st. delicataque, 300 (Iiiter-
panctiou), 469 tendunt st. tendit, 524 strictaquc coturnus st. 6'^
striata nitfrtus, 641 (Interpunction), 738 /ort?a st. /rr^a, IV 287
artificum rotat Aetna manus st. artificum notata et manus, 365
tendisset st. ^tmutsse^ 565 cum ima lahant etc., 643 (InterpuDction),
651 viso mentes st. ccrte viso, 758 mt7i7o st. inviso, V 282 (luter-
panction), 369 aut st. at, 470 propior st. |>r(>jpiu$, 660 ci«/ st. qui,
VI 48 Bisaltis st. Bisaltae, 63 (luterpunction), 214 af st. c^, 453
fia/a st. mente, 607 iraiove st. iratoque, 627 fremant st. fremunt,
721 (Interpunction), Vn 198 o st. s«, 213 /7/a st. «i?sa, 226 r6?pe-
^tinfur st. repetentur, 421 tion st. guitJ, 483 tinguunt st. i)/rt>2-
^nf, 486 natique st. nataeque, 630 adiere st. viderCj VIII 10 ipsc
st. i7/f, 168 fia/a st. nunc, 215 significat st. significans, 370 ntf/tr
st. fifc, womit die Zahl der gemachten Conjectaron nicht etwa er-
schöpft ist. Die meisten von diesen werden wol das Kichtigc gotroiTen
haben, andere haben das nicht geringe Verdienst, zuerst auf den
richtigen Sitz des Fehlers hingewiesen und dadurch einer endlichen
Heilung vorgeai'beitet zu haben.
£twas eingehender soll über folgende Stellen gehandelt werden:
I 12 heisst es in der Ansprache an Vespasianns:
vcrsam proles tua pandct Idumen
(namqne potest), Solymo nigrantcm pulvere fratrem
spargentemquc faccs et in omni turro furentcm,
in welchen Worten das Asyndeton bereits Carrion mit Recht miss-
fiel Schenkl will demnach Solymo et, fax das Bachrens (in Fleck-
eisens Jahrb. 105, 198) Solymo ac vorschlug, ohne Rücksicht darauf,
dass sonst ac bei Valerius nirgends nachgestellt zu werden pflegt.
Mir scheint aber eine solche duich et oder ac bewerkstelligte Ver-
bindung nicht die passende zu sein, denn das allgemeine versa Idumv
kann füglich nicht durch ein et mit dem speciellsteu Solymo nigr an-
itm etc. wie gleichbedeutendes verbunden werden. Ich vermutho,
dass Valerius versa in proles tua pandct Idumc geschrieben initl
damit auf den Titel des Domitianischeu Gedichtes augespielt habe.
I 63: heisst es von dem Futter, das Medea dem Drachen
verabreicht :
et dabat externo livcntia mella veneno.
ixtrrno ist nicht zu erklären. Man fasste es als ab oris exiernis
üUatü, Aber was soll im Lande der Gifte und in der Nähe des
giftereichen Caucasus (VII 357) der Import dieses Artikels aus der
Fremde? Ueber die verschiedenen Conjecturen zu der Stelle hestrrno,
iäiertto, tnterno^ insperso urtheilt richtig und erschöpfend Schenkl
(Stud. 75). Aber was er selbst vorschlägt arcano, 'was leicht (?) in
(Mirno und dann weiter in rur/tr?/o verderbt werden konnte* befriedigt
ttch nicht. Denn in diesem Zusammenhang ist arcano ein entweder
L
144 K. St^enkl C. Yaleri Flacci Setini etc., ang. t. W. Hartel
sehr überflüssiges oder vielleiolit sogar ungehöriges Epitheton. Ich
vermnthe :
et dabat ex totro liventia mella Tencno.
(Vergl. Prop. I, 24, 27 tetra venefiä). Dem Drachen warden Honig-
kuchen aus soheusslichom Giftstoff vorgesetzt.
1 15t> Jason überl^ bei sich, ob er nicht Pelias Sohn Acastus
mit auf das Schiff nehmen uud den Ge&hren entgegen führen solle,
welche der König ihm bestimmt :
tulia iaotanti laevum Jovis armiger acthre
advenit et Talidis tixam gerit unguibos agnam.
at procul e stabuUs trcpiJi clamore secantur
pastores fremitusque canum: citus occnpat aoras
raptor et Aegaoi super effagit alta profundi.
So stellte Schenkl den Text her. indem er statt des handschriftlichen
coftanti mit Braun iavtanti, statt des im V befindlichen regit (ve in ras.)
aus diMu iVdex Carrionis (ft*nt aufnahm, iactanti ist nach meinem
Gettlhl für diesi« stille Teberlegung ein unmöglicher Ausdruck und
das richtige, von der Uoberlieferimg nur um einen Strich abwei-
chende coHtaPtti d. i. ctiHciafiti bereits in der edit. Bononiensis vom
.1. IVM gefunden worden. Für die Construction lässt sich ver-
weisen nioht sowol auf v. 757 quam multa leo cunctatur in
arta molf rirutn^ als auf 11 9^1 miiierf'ntqHC fovcntque alternos
avtn'o V H n c taut e m poplitc // r c s s u s. Es bedeutet mithin jenes
tah'a curtctanti soviel als falia cnnvtantcr secum deliberanti und
das stimmt zur Situation. In den nächsten Vers passt gerit nicht,
es kann doch nicht von dem ankommenden Adler heissen, dass
er ein Lamm in den Krallen trage, sondern nur, dass er sich ein*8
hole, suche, mit sich fortführe, also was den Zügen der mass-
gebenden Handschrift am nächsten liegt: crehit.
I 227. Nachdem Mopsus in ausfülniichor Weise die Gefahren,
welche bevorstehen, prophezeit, heisst es:
iam dudum Minvas auibago ducemque
terrificat
Den lückenhaften Vei-s sucht man verschieden auszufüllen rat es
MifiyaSf longa Minyas, hac ratvs Mfnyas^ hac Minyas rates,
Schenkl viel entsprechender durch tali Mhtyas. Aber das richtige
wird wohl nimia Minyas sein, das sich durch Sinn und pa-
läographisclie Leichtigkeit gleichmässig em]>fichlt. Die ausdrückliche
Setzung des Subjectes rates oder Mopsna ist durch nichts ge-
fordert.
I 242. Günstiger lautet der Spruch des Sehers Idniou , der
den Griechen die glückliche Rückkehr verkündet:
Vix ea fatus erat, iungit cum talia ductor
Acsonius: ,,8Ui)cruni quando conäulta videtis,
0 socii quandoque datur spes maxima coeptis,
vos quoquc nunc vires animosque adferte paternos.
./J
JL SdkenH C. Yakri Flaod Setini etc., ang. y. W. Hartd. 146
qnandoque ist vermuthlich eine Conjectur Carrion's für das von allen
Hdscli. gebotene quantisque ; tantisque, was Heinsius vorschlug,
ist für den Zusammenhang kaum brauchbar, richtig aber ist die
Vermuthung, dass in quantis eine Epitheton für coeptis zu suchen
sei. Valerius schrieb nämUch: sanctisque datur spcs tttajrima
coeptis, ein Gedanke, der sich aus dem folgenden sofort erklärt:
non mihi Thessallci pietas culpanda tyranni
suspective doli: den 8 haec, deas omine deztro
imperat; ipse sno voluit commercia mundo
Jappiter et tanios hominum miscere labores.
Yergl. II 5: placitosque deis ne dcserat actus.
II 154. Fama reizt Eurynome auf, indem sie ihr das Schick-
ssal ihrer Kinder ausmalt, wenn ein anderes Weib ihren Platz ein-
genommen :
me tua matris egens damnataque pelice proles
cxanimat, quam iam miseros transversa tuentem
letalesque dapes infectaque pocula cemo.
Die Anknüpfung mit quam ist mit Bücksicht auf das vorausgehende
iiart und wie Yossius unrichtige Bemerkung zeigt: scribe ex loci
sententia ^miseras* sogar dem Missverständniss leicht ausgesetzt;
aber auch in Hinblick auf das folgende nicht gefällig. Ich zweifle
nicht, dass exanimat: iam iam miseros herzustellen sei. iam
fiel neben iam leicht aus (vergl. VIII 39) und wui-de unrichtig
ergänzt. Durch das Asyndeton gewinnt die Stelle.
Noch heben wir, bevor wir von den recensirten beiden Schriften
Abschied nehmen, hervor, doss Schenkl sich kein geringes Verdienst
durch eine den Studien boigegebene sorgsame Sammlung jener Stollen
des Vergil und anderer Autoren, welche Valerius nachahmten, er-
worben hat, so wie S. 96 ff. an schönen Beispielen gezeigt wird,
wie Tiel durch gewissenhafte Exegese für Valerius noch sich thun
lasse.
Wien im Januar 1873. Wilhelm Hartel.
UtMhrlft f. <!. ötitrr. Gyma. 187t. n. s. III. H«fi. 10
I4II ^. Bemiaz ecer 'an .rsunn» -kl. ang: v. TIT. EdrtA»
"-^fif >;> "* -irir^iii" '»ff -"Tic'i^oiiea '.Te»iioiite. Vnrtra^ -gehalten
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Zs '■: -.: ::: •::: .e.:.:=. -LDekaiintes ^-i-ir. :31t Teiciiem wir
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"".■V-- >'*i. irr - -■ ^i^:::-- lie "'"-rLitfirendf ^«.-arif: ".ni -Taiir-
-Twni-- >' ". ■- •-•■■:.-■:: -•: -^±i:-'!-!2 ■.•n'/'.'t !iat. iTnd iücii ziaub»*n
^ : ::.■:" "''.Mr-^".::.- 1::"- "■: ~.:r.::rri:'.:it'= :ti "liun. Tonn ^ir
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.i\z^T :..■! 7:--:i::' j* ^i! i .r* " r^jurTcii ILiuii»^^. ier -.' lajige
--j".-'-..-;--. ■■: :: ■:■.<•■"■-- 'I."- -•'•-vr>:T. ■■ r lir S»reie -rrilie. \\i> 'liesi*?r
«■' : ir- '.■'?■::: n:: -rvi^v. ^- •.mzirn iLmeric^iniren. 'A'ir haben
i.-- '.x:.' '.■ -? ■ ;■ :ii ::t .^^e- t -'::■■: ^c T»-i-£ii-^at[ikeit und 'ia»
i.:*"..-:: - -^1^1:..^. ■ ' "-. ..ec ;vr -nzi'.'nr^r :ti Aristoteles
M^'-.i: ::'".. Ä -■ j::::^ r*^.!' r. _:::' ;■>< ::- ::^.rk:i>*he Scharfe.
T'-i. > :: .-ii.Ä. -rr "iLiir^ iiiei: iz-i a." ;r!n ^«.hirin -spielender
ii»»!« : "iLT'Yir " ür* -'•Lj.-i :::.1 ;•■: .^'j.: ■:::?•.' iier ?'iii'j5*'pai«^ in dem
ri. \'7-r. Tiirr-:.:-- ..•.'!:.:■-■:* I'jt..:::- i - -icher LUiz;iie>Hi und zu
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irr--.•.■.:::■..• i-^ -rr.'.«. !.^-:ntr*j. 'L::-r:j-^ JvpaaiTcii Flt-i^s . der ^ioh
.:' :-m A. ■-"■ "c:is»:nei: l.-x:..: :: ii: n r:::iL»-ri":m aei*e pHrennius
^.•" :;ir .1;^: ta-'-a' ii- ieü A«:'^!i i 'ir'':-Lüi';::'c S.mst Mijeirtiver
' '):: •■tkT.er?>'.k. v..ii:i»- -•■:.: :-:::L:?r :n ieiu ,''--äresv.jnvandren Tren-
ji'!Mri!iM.;-T -" M.-iii'Q -rpr ■ 'Tr Z.- v -Liiinr r:-x i'.'in .üleu hier noch ein
.ii«-:i" .*'\\'\\i :m iiaiiier-Qd^- Zr'vn-f. ^-'»iches Allen, die Bonitz
if»"!-"-'! . tie>H '^i'iinft ■k»'S.Ti«ier* vi-»>!' niu-hr. E^ ist nicht iler
R'Mir/. wv '»r.iijh^rsnii.'e. '«■nd»rrn wi' SLiUi»«. nioiu sowol der
/■■r-n-iier t»? Ihv Lfiir-r. inr uia -i ier ItHTür»? ier^lben mit
li'-ii 't*'.:v:i ir>.-.f*ii:iii:.*!i(:"!i Z:Lr=':>oiur*'.-Li ::".::rifii.'h. 'Jiit seiner Ge-
:«h;--Mnii%r»ir. -lemem Sfh.ir:s:nu iiid meiner tiarhoic s» unmittelbar
/••!/.':.;i ■•*rr;"r. t^- viri-; -r t> •.•Jei«rm v. n dem Ka:he«ier henib
V^v.w:/. h;tr. w.e T-ciii«? ^iea '?rz:euendeu Eiurius^ der Wis-
.-'■ii-'^hit'^. 'III -loh »»'•f.ihr'in .:nd w-eL?.- w:»* wenige diesen auf andere
/n '.'-.^'r^rrP/PTi, .Vii 1.;.!^^ wirksam zü mach-a. Nir^t^n'li buhlt er
Hin -I^Tj ..^!«';---n'Ir:» *;• i.r^ii. iiaib-vw. lirer Godansen. verblüffender
\\tAtA>,^:\,\,if,:u .'iiT Hjripi iib»^r .SI:w:»rrL''ii"i:en hinweirtäuscheuden
A|ir..-. t ;../.|,.-. Uf-iiii P;oi 'i'-r Ljsui.^- irg'en-l eiuos vernickelten Pro-
\t\'u\f'.- (\\t^^'t' \\(\<*\\(»\i\{'n\v-\i lins v-Twärts brinsinn kanu , so ist
i\\('<- l,r.i /|f.r Frjcr.. <\(r YaW , w-imit der B.jnitz'sche Vortrag sich
h<'.'.rh/"ini/f und wo|r:hr; rbi« Streb^^n alles zu wissen und zu er-
kliiri«ri iwH'i^' /II f^irM'f rocht, verwickelten gemacht hat. Der
?<ihw«'i|»'iMM /|#.r rriUirswrJiunjf Jje^ nicht sowol in den äusseren
A BotUU^ Ueber den Unprang etc., ang. r. W- Harteh 147
Zeugnissen, welche uns über die Art der Uobcrlieferung der home-
rischen Gedichte und die im AUorthum verbreitotou Meinungen
über üomer und homerische Poesie unterrichten — denn diese
künneii iu keiner Weise der Frage nach der einheitlichen roiire]i-
tion prüjud leieren — vielmehr sind es EigeuthQmlichkeiteii der Ooin-
position , widersprechende Voraussetzungen einzelner Theile, Wieder-
holungen derselben Motive und dergleichen in den Gedichten selbst
liegende Anzeichen, welche vor allem klai-zustellen sind. Und darüber
L<t durch Anwendung einer gesunden, vorurtheilslosen Exegese eine
Einigung nicht bloss möglich, sondern bereits in grossem Umfange
erfolgt, und es ist ein nicht geringes Vordienst dieses Vortrages
die An^umeute, mit welchen an andern Stellen ehier solchen Eini-
gung begegnet wird, iu ihrer methodischen Haltlosigkeit aufgedeckt
zu haben. Sobald man aber diesen Boden exegetischer Thatsachen
verlässt und ihre Deutung unternimmt, da trennen sich schliesslich
auch die Wege der verschiedenen Parteien und die einen finden jene
Auffälligkeiten des Inhaltes vollständig erkläil durch die Annahme
ursprünglich selbständiger Theile oder Lieder, aus denen das Epos
zusammenwuchs; die andern glauben, dass die Störungen im Zu-
sammenhange mit der Auflösung eines wohl zusammenhängenden
Grauzen in einzelne Partien zum Zwecke des mündlichen Vortrages
in Verbindung stehen und im Ijaufe jahrhundertelanger Tradition
bich mehrten, indem zugleich aus der Fülle der f roischwebenden
epischen Lieder das eine und andere Eingang fand. Aber dass
dennoch die streitenden Parteien oiilo ziemliche Strecke Weges
zusammengehen, ilass jetzt bereits das Streitige und Zweifelhafte
auf gar enge Grenzen beschränkt ist, diess so recht klar gezeigt zu
haben , ist ein weiteres Verdienst der Bonitz'schon Auseinander-
setzung.
Bonitz geht über das Gebiet dos unzweifelhaft Festgestellten
••der dessen, was mit der Anerkennung jener Eigenthümlichkeiten
des Inhaltes als festgestellt gelt-en sollte, kaum hinaus; er meidet
dtn Versuch, ni der uns überlieferten Gestalt der Gedichte Lieder
iider Liedertheile zu entdecken und zu den alten neue Hypothesen
hinzuzufügen. Him kommt es eben darauf allein an, aus den bis-
herigen Untersuchungen die Summe der sicheren Ergebnisse zu
äehtfu. Darum scheint er ursprünglich auch die Ilias so ausschliesslich
berücksichtigt zu haben ; denn die Untersuchung über die Odyssee
kam erst in den letzten 10 Jahren durch KirclihotTs Anstoss in
lebliaftem Fluss und indem man endlich aufliörte. die an der Ilias
geübte Methode der kleinen Lieder mechanisch auf die Odyssee zu
üliertragen, auf die rechte Bahn. Ausser Frage gestellte Resultate
sind n»H:h nicht in beträchtliciier Zahl aufzuweisen ; Forscher der-
M}*en Kichtung liegen noch über Hauptfragen mit einander im
Streit. Doch hat Bonitz in dieser Aullage seines V'ortrages in einigen
üheraus reichen Anmerkimgen mit gewcdmiiT Klarheit und Objec-
tivität den Gang der bisherigen Untersuchungen gezeichnet, so dass
10»
148 H. Bonüi, Ueber den Ursprung etc., ang. ▼. W. BairUL
in der That nun keine Schrift geeigneter scheinen möchte, den
Philologen in das Studium der homerischen Frage in ihrem gesamm-
ten Umfang einzuführen wie diese.
Aber auch die Behandlung der homerischen Gedichte in der
Schule kann aus ihr einen nicht geringen Nutzen ziehen. Alleitlings
die homerische Frage, d. h. die Untersuchung über die Entstehung
der II las und Odyssee gehört nicht in den Schulunterricht. Aber
da diese von der Exegese so vieler und so wichtiger Stellen aus-
zugehen hat, wird auch der Unterricht von ihr berührt. Man kann
ohne Schädigung dos Gefühles fQr Wahrheit die Uias nicht lesen
wie die Aeneis, als ob die Einheitlichkeit des Zusammenhanges und
der Conception nicht weiter in Frago zu kommen habe. *Ein solches
Verfahren der Erklänmg' bemerkt Bonitz in dem Vorwort ^halte
ich für unvereinbar mit der Gewissenhaftigkeit des Unterrichts.
Ich sehe bei der Schullcctüro von Stellen wie AQIO—B 2, 11 777,
0 1 u. a. m. nur dreierlei Möglichkeit dos Verfahrens; entweder
man rechnet auf die Unaufmerksamkeit der Schüler, oder man er-
kennt den Widerspruch an, oder man beseitigt ihn. Das erste
Verfahren wird hoffentlich keine Fürsprache finden. Welche Willkür
und welche sprachwidrige Gewaltsamkeit der Deutelei in Schulaus-
gaben aufgeboten wird, um den dritten Weg einschlagen zu können,
habe ich au Beispielen zu zeigen gesucht. Es bleibt also nur übrig,
die vorhandenen Widersprüche, insoweit sie sich einem aufmerk-
samen Schüler darbieten müssen, unverholen anzuerkennen. Um
dies ohne Beeinträchtigung der Achtung vor den Dichtungen thnn
zu können, ist es nöthig, als Ergbenis von Untersuchungen, die
über den Bereich der Schule hiuauslangon , einige kurze Bemer-
kungen über die wahrscheinliche Entstehung dieser beiden Dich-
tungen vorauszuschicken oder an geeigneter Stelle einzufügen. Ob
dieüjo auf das Nothwendigste beschränkten Bemerkungen je nach der
Ueberzeugung des Lehrers sich näher an die Richtung von Lachmann
oder iinNitzsch anschliessen, ist für den vorliegenden Zweck nicht von
Bedeutung ; denn es handelt sich eben nicht darum, die 'Homerische
Finge* zu behandeln, sondern die Erklärung von der Anwendung
unzulässiger Mittel, der Gewaltsamkeit gegen die Sprache oder des
veni ecken den Schweigens zu befi-eien und zu verhüten, dass nicht
denen, die noch später sich um Homer kümmern, der Schulunter-
richt wie ein absichtliches Vei-steckenspielen erscheine*.
Wien im Januar 1873. Wilhelm Hartel.
r
.«
</. ZacKer, Gernian. Uandbibliothekf ang. v. R. Heinsei. 149
Germanistische Handbibliothek, herausgegeben von Julius Za-
cher. I. Band (Wal tlier Toii dor Vocelwcidi», bi*raiiggo>;ebr»n und
erklärt von W. WilmannsV Halle. Verlag dor Buchhandlung des
Waisenhauses. 1869. 26 Bog. gr. 8. geh. 1 Thlr. 1.') Sgr.
Germanistische Handbibliothek, herausgegeben von Julius Za-
cher. II. Band (Kadmn, herausgegeben und erklärt von Ernst
Martin). Halle, Buchhandlung des Waisen hau&es. 1872. 128 Bog.
gr. 8. geh. 1 Thlr. 15 Sgr.
Von Zacher *s Handbibliothf'k liegen nun zwei Bände vor uns,
Wilmanns* Walther und Martin's Gudrun, bt^des sorgfältige Aus-
gaben mit orientierenden Einleitungen und mit Anmerkungen, wolrhe
nur selten den Gebrauch von grammatischen und historischen Hand-
bfichern ersetzen sollen, sondern in lier Regel wirklichen Schwierig-
keiten zu begegnen suchen, das heisst . unter der Fülle grammatisch
und lexicdlisoh möglichen Auffassungen auf die durch den Zusam-
menhang gebotene weisen. Beide Bücher geben aber wio alle guten
Schulausgaben noch beträchtlich mehr als was ihr nächster Zweck
«»rfordert. Die hohe Bedeutung dfs Wilmannschen Walther für die
Kritik, vor allem für den Strofonbostand der Gedichte, ist allgemein
anerkannt und die Anmerkungen sind so wo! eine reiche Quelle für
die Erkenntniss von Walthers individuellem Sprachgebrauch als er-
wünschte Vorarbeiten für den Ausbau der rahd. Syntax. Ebenso bie-
ten Martin'8 Anmerkungen zur Gudrun reiche Samminngen gramma-
tischer, stilistischer, poetischer Thatsachrn, welche den Verfasser
befähigten, anch vielfach die höhern Kritik des Gedichtes durch ge-
naue Charakterisierung der interp<diorten Strofen fester zu begrün-
den. Nur letzteres Buch wtdlen wir hier nähur besprechen.
Die Einleitung beschäftigt sich nach einem kurzen Bericht über
die Handschrift und die Literatur unsres Werkes eingehend mit der
metrischen Foim und der Entstehung des Gedichtes ; den Sclilu^^s
macht eine Abhandlung über die Gudrunsage.
In dem metrischen Abschnitte wäre hie und <Ia grössere Klar-
heit der Darstellung erwünscht. In der Beschreibung der (tudrun-
strofe ist keine Bücksicht auf stumpfe Ciisur genommen p. VJ , bei
der Cäsur von der Form ^c hatte deutlich hervorgehoben werden
müEsen, dass eben, weil diese Form möglich ist und vorkommt,
die andre A nicht statthaben kann, dass aber die Form v, nur ein-
treten kann , wenn der erste Accent Hochton ist : hörf" aber nicht
rrUhov^ p. XII; cngcgem: dcgcnc kann man doch kaum eine Frei-
keil nennen p. VIII, Lachmann zu Nib. 191G, 1, und .s7^ nah tj, ir
mich an sind keine auffallenden Versschlüsse p. XI 11, s. Iwoin
3185 und Lachmann , zu Iwein 4098 S. iG9 , Ahd. Betonung uu<l
Verskunst S. 27. — Es wäre vielleicht zweckdienlich .gewesen , die
metrische Praxis der Gu<lrun in allen Puncten durch Vcrgloichung
mit den Nibelungen und einem der jüngeren Gedichte im Nibelungen-
masse zu beleuchten.
r-
k
150 J- Zacher. G^rmun. Uändbibliotbek, ang. t. R. BeimcL
üeber die Eütstehiins des Geiiiclits fribt Martin natürlich die
Resultate der Hnllonhoer sehen Kritik, doch mit einigen Abweichungen,
die Echtheit der einen and der andern Strofe betreffend, ond was
wichtiger ist mit einer Tei-gchiedenen Auffassung der CompositJon.
Die Gudinn soll ebenso wie das Gedicht von Hilden uicht in Liödem,
sondei'u nur in Abschnitten godiciitet worden eein. Der Beweis fflr
die Sfllbständigkeit der von Müllenhofl als Lieder bezeichneten Stro-
fenreihen ist nicht so leicht zu erbringen als für Lachmanu's Nibe-
lungenlieder. Erhebliche Widersprüche in dou Voraussetzungen und
wesentlich verschiedene Kunstformon kommen nicht vor. Anfang
und SchluGS ist nicht deutlicher bezeichnet als bei den Abschnitten
und — was die Kritik der Gudrun überhaupt gegenäber der der
Nibetangen so sehr erschwert — man darf aberall starke Omfor-
mungoo der echten Strofen durch die Hand der Ueberarbeiter ver-
muthen. Die Möglichkeit, dass die ganze echte Gudrun für zusam-
menhängenden Vortrag bestimmt war und nur TollBt>1udig oder mit
infölligen Theilungen vorgeleaen wurde, kann man nicht bestreiten.
Martin beruft sich S, XXVII anf das 20. Nibelungenlied, desses
Ausdehnung die Gudrun nur wenig übersteigt. — Aber wahrscheinticb
ist diese Möglichkeit nicht. Der fortwährrinde Scencnwochsel und die
Composition in Abschnitten unterscheidet die Gudiiin beträchtlich
vom 20. Nibelungenliede. Das Beispiel des ganzen Gedicht» vod
den Nibelungen würde gerade für Behandlung der durch den Zu-
sammenhang gegeb«non Theile des Stoffes in Liedern sprechen. Diese
können kaum andre Vorgänge im Leben der Gudrun und ihrer Ver-
wandten zu einem untergeordneten Ganzen vereinigt haben als jene,
welche MüllenhofF ihnen Kugewiesen hat. Sie verhalten sich zu den Ab-
schnitten, untergeordneter Einheiten noch niedereren Grades als die
Lieder, wie in den Nibelungen einige Lieder zu deu Liederb üchero,
in welchen sie vereinigt waren. Aus einer bequemen Praxis konnte
sich ein Kunstprincip entwickelt haben. — ÄberdieeinzelnonGudrun-
Ueder konnten für sich uicht wol verstanden werden , da die Sage in
der Heimat dos Dichters ziemlich unbekannt war: so Martin XXVH.
Wissen wir das eo gewiss, und musste der Dichter, dem sie jedeoiklls
wol bekannt war. daran denken?
Uebrigens gibt es sogar trotz der wahrscheinlichen Identität
des Verfassers Widersprüche zwischen den MüllenhofT sehen Liedern,
s. zu 1264. Zwischen Abschnitt nnd Abschnitt wird dies wol nicht
vorkommen.
Fflr die Krkenntniss der jüngeren Znsfitze ist wichtig die poe-
tische Charakterisierung der Interpol atoren S. XXXI nnd vielfach in
den Anmerkungen. Aber die Müllenhoirsche Ausscheidung der
echten Bostandtheile wird dadurch kaum irgendwo mit Evidenz
berichtigt. Nur zweifeln kann man hie nnd da. so z. B. 1486, 2.
Es war vielleicht dem Zweck der Ausgabe angemessen, die verschie-
denen von Müllcnhoff angenommenen Hände nicht zn bezeichnen und
in der Charakterisierung nicht zu trennen, aber hie nnd da wird
1
/. Zacher, Gennan. Handbibliothek, ang. v. R. HeiweL 151
sogar der Anfänger an der Incongruonz der interpolierten Theile An-
stoss nehmen. So gleich im Anfange, wenn Ute erst als Sigeband's
Matter, dann als desselben Frau erscheint, s. zn 1, 3, — oder wenn 1142
die Anker, welche 1127 preis gegeben worden waren, wieder dasind. —
Zn den Kriterien der ünächtheit kann man kaum die Wiederholung
desselben Wortes oder die Verwendung zweier stammverwandter in
derselben Strofe rechnen, wie das 1356, 4 und öfters geschieht.
Anch die echten Theile der Gudrun sind reim- und wortarm, noch
mehr als das Nibelungenlied. S. 657, 1. 3 rersmähct, 848, 3. 4
gmach gemache, 868, 1. 2 ff unten giiot, 2. 4 shie vhule, sinen
ttnäen, 1227, 2. 4 äicnent, 1437, 3. 4 von ir jutiffeUngcn, von
irhiäer seichen 1479, 4. 1480, 1 edelc Mniffinne , maget edele.
Dass die Gudrun in Steiermark ontstaudcu, ist sehr wahr-
scheinlich. Spraclilich es beweisen zu konneu wäre gegenwärtig wol
eine vergebliche Hoffnung. Vielleicht wenn man die deutschon Ur-
ktinJcn von Steiermark, Kärnten, NiedcrGstorreich bis in*s 15. Jahr-
hundert untersuchte, dass sich dann für diese Läuder ein verachie-
dener Sprach- und Schreibegebrauch ergäbe , den man dann mit
einiger Wahrscheinlichkeit schon im 13. Jahrhundort anuohmen
könnte. Nur wäre auch dann noch die Frage, ob die Literatur-
sprache mit der geschäftlichen oder der Prosa des gewöhnlichen
Verkehrs übereingestimmt habe. Die Gudrun zeigt nur die bekann-
ten österreichischen Formen, s. S. XXXIII. Was die Chronologie an-
belangt, so ist es Martin gelungeu, dio gewölmliclie Annahme durch
Hinweis auf einige durch das Gedicht vorausgesetzte politische Ver-
liältnisso noch fester zu begründen.
Die Abhandlung über die Sage thcilt die nöthigen Thatsachen
mit. lieider scheint das Material an verschiedenen Sageuformen
nicht auszureichen, um eine Geschichte der Gudrunsago zu con-
strniren. Das hat auch Martin uicht vermocht. Nur auf einen
Panct möchte ich aufmerksam machen. Die Localisieruug an der
ScheMemündung kann veranlasst oder begünstigt worden sein durch
den Ort Hedensee Ilcidensee, in dem man das Hithinsu (d. i. Hiddon-
see bei Rügen, s. Martin XXXVIII) der Siu,'o von Hithiuus und Hognius
bei Saxo zu erkeunen glaubte.
In der Snorra Edda ist bereits eine Mischung der Motive zu
erkennen. Dass die Gefallenen zu Stein werden, hat keinen Sinn,
»ewn sie am Morgen wieder zum Leben erweckt werden.
Der Schwerpunct von Martinas Leistungen für die Gudrun liegt
■ibor in der Erklärung. Sie ist sehr eingehend und berücksichtigt
etensowol die Sprache als das Sachliche und Künstlerische. Zur
Vcrgicichung wurde natürlich zunächst das Epos der deutschen Hel-
densage herangezogen, ausser dem Nibelungenlied erwies sich beson-
ders Biferolf fruchtbar. Dio trefflichen Aimierkungon Jänickes zu
letzterem waren hier eine sehr erwünschte Vorarbeit. Das mnl.,
altu. und frz. sind mehr berücksichtigt als das gewöhnlich zu ge-
schehen pflegt und zeigen die weite Verbreitung gewisser Stilformen,
152 /. Zadi€r, Gennao. Handbibliothe1[, ang. t. R, Htmzd.
oder die Aehnlichkeit der Innern Sprachform bei verschiedenen aber
Terwandten Völkern.
Wünsche und Bedenken drängen sich natürlich wie bei jeder
erklärenden Ausgabe auch hier auf. Ich will nur einiges herans-
gp'eifen. 21, 3 der si geicältk taete drtzic knnegc lant] lant
als apokopierten gen. plur. anzunehmen ist bedenklich . da so starke
Apokopeu sonst nicht vorkommen, s. S. XVI. Vielleicht ist es eine
ähnliche absolute Constniction wie die zu 208.1. besprochenen, deren
bekanntestes Muster das Waltherische zicir ein fürstc Stire und
Osterrlehe ist ; Walther 35, 1. vgl. Gudrun 594, 2. 599, 1. Aller-
dings sind es immer zwei durch und verbundene Nomina. Möglich
aber , dass auch ein blosser Sprachfehler vorliegt, durch die Reimart
veranlasst; 1658. 3 ff. sollt« auch der Conjunctiv stehen: die ritfer
des gedähten wie sie über sant ilende gen der schonten mit pa-
nieren vuoren: sinwren, — 53, 2 lacken wird hier wie 220, 4
nur Ausdruck der Freude sein. — 70, 2 Der Unterschied in der Be-
griffssphäre zwischen dem mhd. und nhd. sorge ist nicht hervorge-
hoben: dieses bezieht sich nur auf die Zukunft, jenes auf Zukunft
und Gegenwart. — 156, 2 phclle oh Uehten vederen ist *Seide mit
Pelzwerk gefüttert'. — 174, 3 wie irhiic er (König Sigebant) des
liez des si an in gerten]. Martin erklärt, der König hätte alle For-
derungen , welche seine Amtleute in Betreff des kommenden Festes
an ihn gestellt hätten, befriedigt. Das wäre doch zu undeutlich aus-
gedrückt. Unmittelbar vorher geht fif einem wUcn plane Herbergen
man dö kies des riehen küneges gesfe. Diese werden unter jenen
SI zu verstehen sein. Die Darstellung greift vor. — 179, 1 und 1030,4
sähe man lieber einen Juristen citiert als Weinhold und Frommann. —
184, 4 Die man gesunde tccste die buhurdierten vor den rrouu'cn
alle]. Martin fragt ob ein Kampf vorausgegangen sei, in dem einige
verwundet worden wären. Neiu : ^nur Krankheit köunte einen An-
wesenden abhalten am Turnier Thcil zu nehmen\ — 214, 2. Man ver-
misst zu dieser Stelle eine Sammlung des in der Gudrun häufigen
OTTO xoivov. Im Index fehlt ein Hinweis. Ich habe angemerkt
291, 2. 752, 2. 780. 4. 885, 2. 1024, 2. 1592, 2. — 239, 4 sollte
redebaerc nicht auch facundus heissen können , vgl. Mhd. Wb. 2,
1, 597a, 32. — 242, 1. Wate muss errathen, dass er um Hilden wer-
ben soll; ebenso fehlt 401 , 4 die Antwort auf die Frage nach dem
Namen. — 386, 4 Martin sagt für den wilden Hagen passe diese rüh-
rende Familienscene nicht, aber in der echten Strofe 431 zeigt er
sich freundlich, ja beinahe sentimental. — 453,3(f/f/ schifdiu wären
dürkel], 'Es wird nicht ausdrücklich gesagt, dass Wate die Schiffe
Hagens habe anbohren lassen*, bemerkt Martin. Das ist wol auch
nicht gemeint: die Schiffe zogen Wasser, weil sie nicht zu einer
Seefahrt vorbereitet waren, lange auf dem Gestade gelegen hatten. —
521 , 4 Friedrich soll dasselbe rieh enthalten , wie Fähndrich Gän-
serich. Abgesehen von allem andern, warum schreiben die bairi-
schen Denkmäler Friedreich? Ist das ein Missverständniss wie in
/. Zacher, German. Huidbibliottaek, ang. t. R. HeinzeL 158
dem Namen Weinhold? — 575, 2 losen wir, dasscs nicht bekannt soi,
dass bairiscb-^totreichische Schreiber in mhd. ff zu ch entstellt hät-
ten. Aber ee verhält sich hier doch ganz so wie bei Chriemhilt,
s. S. XLY Müllenhotr Zs. 12, 180 ff., Weinhold Bair. Gram. §. 180. -
803, 4 das geschadete stt in aller dar nach maneges werden
ritters kinde], sH in alter kann wie Martin zeigt nicht durch in
senectute übersetzt werden. Es wird heissen 'später einmal', s. Graff 1,
199 und besonders Notkers Psalter 87, 14, obwol die mhd. Wörter-
bficher diese Erhaltung der ahd. Phrase nicht verzeichnen. — 810, 3
h€r::enlich'\ Mst unorganisch, da lieh sonst im hd. nicht mit einem Casus
verknüpft wird, sondern mitdemStamm\ Das ist incorrect ausgedrückt.
— 848, 4 duz sich ir schade mnosc nach ir gemache grimmicUche
wdden^ *eiu kühner Ausdruck\ Im Oesterreicliischen sagt man : *Die
Gicht meldet sich wieder an\ — 902, 4 e das si die scldc rümen^ selde
mnss eine Stelle im Meer meinen , da von der normannischen Flotte
die Rede ist. 'Eine höchst unpassende Ausdrucksweise'. Doch vgl. die
ycazzerkilelen selde 448, 2. — 1074, 1 suo dem sc soll Attribut von
si sein : das halte ich für unmöglich ; si suo dem se kann nicht
heissen 'sie, die sich an der See befanden.' — 1109, 1 Man vermisst
eine zusammenfassende Anmerkung über ausgelassene Partikeln:
ein sehr wichtiges Capiteldes intimeren mhd. Syntax. Vgl. zu 1454,4.
1470, 3. — 1132, 4. ich steuere tüsent eide deich nimmer guot ge-
wänne, das ich ror diseme berge mit guoten winden Azer not
enirunne']. Die Bedeutung des das 'unter der Bedingung diiss'
hätte angegeben werden sollen. — 1318, 4. des erlachtv Kudrun diu
kfre], Gudrun freut sich, während ihre Frauen, welche von der
nahenden Erlösung nicht-s wissen, weinen. Wie passt dazu die Xn-
merknng von der germanischen altepischen Schadenfreude? — 1346, 1
Der lufl ist so heiter so riche und so breit]. Dieses breit hätte wol
erklärt werden sollen. — 1518, 2. noch suochte Wntc der alte die
videricarten sin] , d. i. Gerlind. Eine persönliche , «anders als in
den erzählten Vorgängen dosGodichtes begründete Feindschaft braucht
Wate nicht gegen Gerlind gehegt zu haben, wie Martin aus dem
Ausdruck widervcarten sin schliesscn will. — 1G78 und 1G79 ist eine
gute Illustration zu der bekannten Stelle in Walther 84, 14. Ilart-
mu(»t ist in der Fremde uud bekommt von seinem Wirthe das nothigc
Gut zum Verschenken an die Fahrenden.
Die Anmerkungen stehen nicht immer dort, wo die besprochene
Ersclieinung zuerst vorkommt. So wäre die bos(mdero Bedeutung
vvn künnv, über welche 563, 2 gehandelt wii-d , schon bei 247, 4
ZQ besprechen gewesen , die Anmerkung zu 554 , 4 könnte schon
460, 2 stehen, die zu 618. 4 schon 247, 2.
Der Text wird , wie sich das bei der so ungünstigen Ueber-
lieferung von selbst versteht, noch lange die Kritiker beschäftigen.
Manches wird wid immer disputabel bleiben , besonders da man es
Bit mindestens drei dichterischen Individualitäten zu thun hat.
Martin bat schon in den 'Bemerkungen' (Halle 1867) mehreres für
- - ■■ ■ . ' _: .-::; -•■■rar.uäst Besse-
■ ■ • ■ ; :: . "r.jzii :: r^vrzen. r-.'li
_■ '.HI ■ -H ■'lii'^'iilLniTisr
._..-. .ku .- .: .■ -.4^11
' ' ... ' _« '. ._._... . ..... .-'.' .ttali
.. ■ - -„--i — - — -r : '"iri'rKhese
.f~ . ■ _ • . ■ .■■>■• ... *-t'fr**f»
■ •- .-■';:' /. ; .:'j '■.■•' *. ''!♦? ikoriit—
■'■•-_-•■ 7 " -•■•." '."i":!' '■!ii''Zt». i;^s
-.- • . ;. •■ ■ -v. ^r^r^in.« ••! Mi-hl-.
■ ■ ■ " -."•■ . ■_••:■. j-- ::■ ■ i.-- 'va<i. '»Vi'. —
• ■ • - ■'...■.■ •'!, r il ntr iffirtr
*.. ~ '.'"'iffc ' '' '''/6f*
'■ '■■ ■: -.: ' ".i":"".:eu "iT'iLir'»en (.«^t
■ ■■■ - ■ - -■ i.-;- ■..; *-v: ■■.;• - .. : :i:,u !!•■!' ^•:*kL»?idet
• • ■ . :, j. ■ -: ' ..> i.- ' ^■rontr'ii'i .so
.■.■■■■■.•■' ••!•• ^i -tatt .ies
■ ■ : •' mtHrf titi'rr hin
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• * ■•' '- ■' / ' ■•/. ■ w "« // r'fffft . f'c frfts
'' ' • ''• •' •• - ■"- vv -> lL*i"::i ii^r T.:r Ll*M'ht .iurch
'■■ ■•■' '■ * •'" :-^»- - ■--.--■.r .»i! -riviäi'. -vipl oiuiirer-
'.'^ *^ ■ *':^': ■■:■ • • •'.'.■ .>■<-. — '-1. t r hft'^ Hfich
.t'ff .■,■.•■ ■'•n- .•■/.. ■• »j '. •- ^' I. §i. r -. V . i*'i.*Hana<i;hrift
' "■ f ' • ' I .'* •■;>•/• ■-;. •■'-■>. ■ T:* •* /■ ■'■ f. ■;• '' ■■*■"/ n1 daz
tf. !//•/ <i'VA '/'/,. .'//..• r' ■ r 77t. i ' ••'• '"/• ''dth" Kfldt'Xn
fin'h //"//. tf»ntfi .f.f ..-/./, .///'y i':.- ,■■*/ r;, ,•»».;. 1 AMr'iül Dlchl lldCll
r f i. I.. ri«fiii- r.i- r «irr, .ij.-- fn^^rrp ".iKt.it n . v-pw...! ii:h uiolit weui,
.». if / i'h'r, 1, r Ff iri/l^ri,rifr; von -lern Herausgeber vervrerthet
J. Zauber, Gennaii. Handbibliothek, ang. ▼. TL, Ileimel. 155
handschhftliclier Schreibuiifr vreUrhai rroltchen?— 854, 3.4i;/awr-
^f w der selten truoc durch die gotes ere daz criuze : des engclten
muosen die iU Ormanie**) scre]. So weit braucht man nicht von
der Handschrift abzuweichen. Sie hai manegen der das ereutzr
trüge seifen durch die gotes ere an seinen claiden des mucsten
tntgelten die heldu aus Ormanie sere. Ich lese : manegm der das
criuse truoc selthi durch gotes ere. des muostcn entgelten die
helde üs Ormanie sere. — 875,4 des tages vrunite er sweisie ma-
nege hrünnr schtn^ warum manege statt des handschriftlichen mn-
neger? — 884, 1 T)ie von den Stürmen rächen d/) des küneges töf]
ät'» fehlt in der Handschrift. Nach Einleitung S. XI ist es aber auch
nicht nothwendig. — 959 , 3 e ich llartmuoten naeme , ich wolle c
resen tot, im emcaere es von dem rater gestallt das er mich solle
minnen, den 11p ml ich Verliesen . e ich in sc rriunde welle gwin-
nen.] Es empfiehlt sich waere für emcaere zu lesen und zu erklären
* selbst wenn er mir ebenbürtig wäre, so wollte ich doch eher
sterben als sein Weib werden.' Vgl. G18, 4 ob es diu magct nü
Uiete, es was dem künee Iletelen nicht sc muote, 247, 2 ob miehs
des kiinee erliese^ so wolle ich nicht he warn ^ ich cn wolle, 8 Gl, 4
ob sis nü gerne taeten, so mochte den schaden nieman wöl cnwen-
flen. Ohne ob in iudirecter Rede 1025, 1 d/i riefen sine rriunde,
*•£ liep oder Int shier muoter waere , das er die schoene meit in
:^inen willen hraehte. — 1168, 2 d6 wolle si niht getrouwen das
immer alsam der wilde rogel wurde das er reden künde] für
alsam hat die Handschrift allesam. Martin beruft sich für seine
Auffassung auf 567 , 2 sam was sH ir liebe das er die irerli alle
rerkürr durch si eine, aber liier hat der von sam abhängige Conse-
cutivsatz ein andres Subject als jenes, zu wolchom satn praediciert
Tinl. Es wird heissen alse sam. — 1258, 4 sult ir werden künighi,
ihs IM man iueh übele geniesen] sagt Ortwiu zu Gudrun, irnuiit-
telhar vnrlior setzt er voraus , dass sie Hartmut Kinder geborou liat.
Ortwin hat keinen Grund zu vormuthon, dass Hartmut Gudi-un nicht
sr*fheiratet, nur als Kebsweib gehalten habe. Ebensowenig sieht man
wie sie, wenn dem so wäre, doch noch Aussicht hätte Konigin zu
werden. Die Handschrift hat sult ir ymmer werden kuniginne.
Ich vennuthe Sit ir ein werdiu ki'nngh}, oder ohne ein, s. 1561, 1.
-■ 1263. 4 wnn wil du mich läsen ^ oder wes soll ich mich armer
r^iiie trofsten';'] Die Handschrift hat wem last du mich. Das erfordert
•l<»rh keine so starke Aenderung. — 1309, 4 swar si dicke snehen,
T tnnhte ein trürec herse rreude Ivren]. Die Handschrift hat wohin
*/ dicke sähe. Das könnte auch ein swer si dicke saehe voraussetzen.
— 1G52, 4 er^ derjenige, welcher Herwigs Schwester bringen sollte,
müestf es hnn arbeit, e ich irnun geleite dar sa^ulc. Die Erklärung
Martins ist sehr gezwungen : 'er würde damit nicht zu Stande kommen,
•> Schcrer tbcilt mir mit. dass analog dem Orm.inic für Norinanic,
auch Iffland für Nivland Livland vorkomme.
t
m
156 K Martin, FergiUf ftng« ▼• -B. Heinzeh
wenn ich sie nicht selbst durch Boten dazu aufforderte/ Vorher besteht
die Schwierigkeit nur in der weiten Reise : auch wenn man sich beeilte
würde man zwölf Tage brauchen. Man erwartet ein Mittel die lange
Reise abzukürzen : ich lese gakide statt geleite. Dieses Schiff er-
scheint 1657. Die Boten machen den Weg zu Herwig*s Schwester
zu Lande, den Rückweg aber zur See. Als sie von der seeländischen
Burg zum Gestade kommen, finden sie eicogaleide und zxccnc hoc-
ken. Sie wählen daraus einen kocken und eilen nach Mat«lane.
Das ißt allerdings nicht ganz genau. Aber es ist doch möglich,
dass Herwig erst ein Schiff vorspricht und dann vier zur Auswahl schickt.
Druckfehler habe ich bemerkt: XVII Zeile 3 v. u. 'Hebung zu
Senkung' statt ^Senkung zu Hebung', zu 284, 1 fingunt siatt figunt,
304, 1 hove statt höre, zu 379, 4 mUid statt rantui, 764, 4 in
statt in, gegenüber 781, 4.
Wien, 27. August 1872. Richard Hoinzel.
Fergus, Roman von Guillaume le Giere, herausgegeben von
Ernst Martin. Halle, Verlag der Bnchhandlung des Waisen-
hauses, 1872.
Es ist eines der wenigen bekannton Gedichte der französischen
Kuustepik, welches uns hier in einer sorgfältigen Ausgabe mit Ein-
leitung, Lesarten und Noten ausgestattet vorliegt. Aber keineswegs
ein uninteressantes Werk. Es stammt wol aus guter Zeit, aus der
ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts, es lehnt sich an bekannte
Muster an, doch so, dass die eigenartige Pei*sönlichkeit des Dichters
noch immer deutlich erkennbar bleibt, und es galt seinem Publicum
jedenfalls für nicht werthlos, da es in's Niederländische übertragen
wurde. Letzterer Umstand allein würde genügen, diesem Roman
geschichtliche Wichtigkeit beizulegen.
£s ist schon lange bekannt, dass der Anfang der Erzählung
von Fei*gus ganz nach dem Muster von Parzifals Jugendgeschichto
erfunden ist. Da auch in der Form Nachahmung des Chrestion de
Troyes unverkennbar ist, so hat Martin geradezu den Percheval le
Gallois für die Quelle uusres Dichtei-s erklärt. S. XVII f.
Aber nur bis zu dem Besuche auf Schloss Lidel geht die
Aehnlichkeit. Was Martin von da ab an Uebcreinstimmungeu auf-
führt , ist zu allgemein oder findet sich auch in andern bekannten
Romanen. Aber sicher hat auch der Löwenritter dem Dichter des
Fei-gus wiederholt vorgescliwebt , s. Martin S. XVIII. — S. XIX
sagt Martin, Guillaume zeige sich auch mit Tristan bekannt. Das
ist uiizwcifelhaft, aber das Citat 114, 22 würde nur Bekanntschaft
mit der Sage beweisen. Die war Gemeingut, während viel dafür
spricht, dass Guillaume die erhaltene, unter den Namen Thomas und
Berox gehende Tristaugedichte kannte. Zwei sehr ins Gehör fallende
stilistische Formen im Fergus haben ihre Analogie bei Thomas:
£ Martin^ Fergns, ang. ▼. 22. Heingd. 157
die Wiederholung uud Kritik eines Ausdrncks, welcher dem in
Affect Sprechenden entschlüpft, z. B. 49, 31 Galionens Monolosr:
Ohi. FerguSf bei amis chier! Amis? fole que ai je dit! usw.
50. 30 Mes pere me reut marier Ä un roi, qui richrs hom est
Et plus hiel. espoir, que eis n'esL Plus biel? or ai ge dit foUc
usw. 51, 1 Jamais ne m'aimeroit, je cuit. Amer? fte taut ne quant
M m'aimme; vgl. Thomas Zs. 14, 378, — und die Manier, einen
eben ausgesprochenen Satz dadurch zu begründen , dass man ihn
hypothetisch negiert, woraus sich ein anerkannt unrichtiger Folge-
satz ergibt, so 24, 3 H me connissoient violt pou, sagt Fergus von
den Baubem. Se il auques me comirussent, Ja envrrs moi tarne
ne fuissent; vgl. Thomas Zs., 14, 372. An eine Scone in Berox'
Gedicht aber scheint Guillaumc gedacht zu haben , wenn or schil-
dert, wie die Heldin sich zum Sprunge vom Thui*mo vorbereitet: 155,
31 Entor li esiraint durement Scs draSy qu'ele vcut vraiemcnt
Que li rcns ne s*i enhatist Ne que il le contretenist, vgl. Berox
in Michels Tristan 1, V. 950 ff. — Auch die so ausführliche Bo-
schreibung der Hirschjagd wird im französischen Tristangedichte
ihr Vorbild gehabt haben ; Gottfried und der englische Sir Tristrem
veisen darauf hin. — Denkbar wäre es aber, dass Chrostion seinem
Tristan das Werk des Thomas uud die dem Borox zugeschriebenen
Gedichte zu Grunde gelegt und sich nicht nur im Stoffe sehr nahe
ao seine Vorlage gehalten, sondern auch die rhetorischen Künste
des Thomas nachgeahmt habe. Die corrigierende Wiederholung hat
er auch sonst, s. Martin XVIII. Es wäre dies ein ähnliches Vcr-
haltniss, wie wir es zwischen Percheval le Gallois und der Vorlage
des Wolfram'schen Parzifal annehmen müssen. Guillaumes dich-
terisches Vermögen würde dadnrch in noch grösserem Umfange auf
die Schule Chrestiens zurückgeführt, als dies aus den Aufstellungen
Martins S. XVIII hervorgeht.
Aber des Eigenthumlichen bleibt noch immer genug. So naiv
nun der Dichter oft erscheint, so ist sein Verfahren doch nicht
onbewusst. Er will seinen Stoff verschöneni , s. 28, 37 Des mes
H€ ros quer faire fable. Er lehnt also die Beschreibung des Diners
ab, we oft 137, 23, vgl. 106, 16. 110, 30. 168, 16. Ascs orent
a lor voloir. S'or volare dire Ic voir De lor mes, con faire saroic,
Ma materf en alongeroie Et Vovre en poroie enpirier. Por ce
fte j»V« vel travillier, Car au mius dire rel pencr^ Sc je m\m
yuis aporpenser, Ne n'estudie a pior metrc. Es ist dies das be-
kannte Princip der französischen Kunstdichter, gegen welches Waco
eifert. Und indem Guillaume seine Kunst nicht an Beschreibung
der Tafelherrlichkeiten verschwenden will, bringt er in der That
seine Knnstregel zur Ausführung.
In der angezogenen Stelle handelt der Dichter von seinem
Verhältnisse zu einem vorhandenen Stoff. Nach 42, 11 könnte man
eine mündliche Erzählung als Quelle vormuthen : Aisi com il m'est
aeonte^ aber 110, 34 spricht er geradezu von einer schriftlichen
158 E. Martin, Fergus, ang. v. J2. HeinzeL
ViTlage . die wol ein Werk der schönen Literatur , prosaisch oder
in Versen gewesen sein musä , wenn sie eingehend über die Schön-
heit des Schildes berichtete. Martin verdächtigt S. XYII diese Be-
rufung, weil keine Sage von Fergus bekannt sei und weil der Stoff
mit dem Tvpus Chrestienscher Werke grosse Aehnlichkeit zeige.
Man kOnute hinzufügen , es sei unwahrscheinlich , dass die Volks-
sage , welche noch einige Zeit vor Entstehung unsres Gedichts im
ersten Viertel >{es 13. Jahihu^iderts sich gebildet haben müsste,
den um das Jahr 1101 gestorbenen Clanshäuptling Fergus zu einem
Hauornsohu gemacht habe. In der Anlehnung an die Peredus- oder
Tarzitalsage war kein Aulass dazu. Aber einmal ist es misslioh,
Gr.illaumo geradezu der Lüge zu zeihen, während wir doch den Be-
hauptungen andrer Kunstdichter aus der Blüthezeit über die Xatur
ihrer Quellen Glauben schenken, und dann — wer zwingt uns denn
in dieser schriftlichen Vorlasre Guillaume^ eine lateinische oder in
einer celtischeu Laudessprache abgetasste, natürlich als historisch
geltende Aulzeichnuug der bretonischen oder galischen Volkssage'
zu sehen. Kanu nicht ein älterer Kuust«lichter dem hochländischen
Fürsten die vorliegende Fabel angedichtet haben: — in einer fran-
zösischen Epopöe oder einem lateinischen Romane?*) Im orstoi-en
Falle hätten wir in unserm Fergus nur eine Ueberarbeitung eines
altern Werkes wie in Chrestiens Percheval und in der gedruckten
Ausgabe des Chevalier au Lion.
Für diese Annahme sprechen einige nachträgliche Motiviruugen,
die elHMiso von des Dichters künstlerischer Einsicht als Unge-
schicklichkeit zeugen: 15G, M Et >'t' aucuns iw'r/4 npremloit Por
ivi Sf Viibahic v:itüit La pucelc dt cii isku, Quiwt autrc fois Vavoit
Vi'u Au6$i ihr vt aus6i /u/dsri///. Je li MOi>U'rou' bricmant (Tofi^
ques mais iru nc Vavoit En la biaute u il estoit, Co est la
rerite pivnr Quv cn heh mathtce Avoit un pdit roustlie. S'cn
l'u /'(^st•M^• un pou mouillir Et li iOlaus toi a droit uriFiee ses rais
efi la paihturv Et rcsplcmlist et reflamboie. Aehnlich 9, .*J7. 11, 23.
172, 17. liei eigener Erfindung sollte man meinen hätte hier der
Dichter »loch die Erklärung der Thatsachen in die Darstellung verwobeu.
Dazu kommt noch ein Umstand. Die geographischen Angaben
unsres Gedichtes sind sehr genau, s. 9, 17. 110, 12. 118, 8.
Wenn von dem Berge in la Nuquetran . Grafschaft Roxburgh , also
wol ein Gipfel dos Cheviotgebirges, gesagt wird, mau sehe von da
das irische Meer , England und Cornwallis , so ist das wol nur eine
*) C Hoffmann würde einen französisehep Prosaronian vennuthen,
s. .Sitzungsberichte der Muiiohner Akademie lb7ü S. 51. Aber die
dabclbät vurgetragene Hyi)Otheäe scheint höchst bedenklich. Die
Conipositii^n und die Darstellung des prosaischen Laucelut und
Tristan hträuhen sich entschieden gegen den Versuch, aus diesen
Kouianen die Kpopö«;n abzuleiten. Aber es müssto viel Licht auf
die Kntstehuiifcsf^cschichtc des französischen Kunst4>i)08 werfen,
wenn Jemand MoffuiauD*s Theorie durch eingehende Untersuchung
widorlegen wollte.
E. Martin, Texgns, ang. ▼. £. Heingd. 159
poetische üebertreibung einer umfassenden Aussicht. Aber (Lis iat
allerdiu&rs unmöglich, dass Artus in Karadigan iu Southwalos Hof
hält, 1. 2, die Hofjagd auf den weissen Hirsch aber in der Grafschaft
Cumberland und in Schottland vor sich geht. Der Hirsch wird gohotzt
Tor Goriinde, hs Cardueh d. i. Carlisle in Cumberland 2, 19 über
Gedeorde 4 , 35 in der schottischen Grafschaft fioxburgh, Lande-
more 6, 4 d. i. Lammermoor, den Wald von Glasgow 6, 7, Aroie G,
10. d. i. Ayrshire. Südwestschuttlaud bis nach Ingeval (», K», dem
aus W. Scott bekannten Gallowav. Dort in der Nähe, hart am
irischen Meere, ist Soumilluit ansässig 9. 16. Es ist ein gewal-
tiger Bogen, über den nur ein Poet eine llirschjagd ausdehnen
wird . aber es ist. die wunderbare Schnelligkeit des Hirsches und
Parzifals zugegeben , eine aiischauliche und verständliche Beschrei-
bung. Ganz unpoetisch ist es aber . die ungelicure Eutferiunig
ron der königlichen Besideuz gar nicht in die Erscheinung tre-
ten zu lassen, gar nicht eine Kei.<e durch halb England, von
Wales nach Schottland, zu erwähnen, welche der ganze Hof doch
machen musste. bevor er auf dem Schauplatz der Jagd ankam. — Nach
der Ja?d kehrt Ai*tus nach Wales zurück und hält in Carduel Hof,
wo sich ihm Fergus vorstellt, 9, 12. 19. 3. 20. Aber wieder
kein Wort von der Reise: Puls chcvauccnt delirremcut vers (■«»*-
doil Sans arcstemcni 9, 12. Von Fergus hei^^st es allerdings;
Tant cerauche par ses Jonices Par montaingncs ei pur rallccs Qne
il rint a Carduel cn Gallcs. Aber doch ist er iu einer Tagereise
wieder in Cumberland 41, 21 ff. am Liddle. Diese Widersprüche
erklären sich , wenn man annimmt, in Guilluumes Vorlage habe als
XTiü> beständiger Wohnsitz nicht das wales'sche Carduel, sondern
iii> cumberlauil'sche, die Stadt Carlisle, gegolten, die auch in unserm
Gedichte vorkommt 2, 19, — der Wald Goriende wird durch die Nähe
dieses Carduel bestimmt, — Giiillaume habe aber andern richtigeren
Traditionen folgend Artus' Hof nach Wales zurückversetzt und ihn
dort in zwei von der Sage bezeugten Köuigssitzen in Karadigan, s.
L B. Chrcstiens Erec 1025 , und iu Carduel residieren lassen : s.
CLevalier au lion v. 7 a Carduel tu Galcs, Lancelot Jonckbloet 2,
LXI, Iluchat „Ueker einen bisher unbekannten Percheval" S. 17.'J.
Die Cuvereinbarkeit der örtlichen Angaben Guillaumes sind uns ein
Zeugniss für die Treue, mit welcher er den missverstandenon Worten
^«ner Vorlage folgte.
Allerdings verlieren wir durch diese Voraussetzung beinahe
jetif Berechtigung, über Guillaumes Erfindungsgabe, Compositions-
weise, iioetische Ookonomie zu urtlioilen und srin Verdienst von
dem seines Vt»rgängers zu s<indern. Die Ablehnungen ausführliith«')*
BeM^hreibungen jedoch k«)mmen Guillaumes Kunstverständniss zu
Gute, wi«' aus der citierteu Stelle hervorgeht. Aber wer li:it Aron-
deleus ßeise erfunden V Das ist in der That eine gesrhicktc Wen-
dung. Galiene ist auf ihrer Bui-g eingeschlossen und muss binnen
acht Ti4(<»u einen Kiimpt'cr stolleii, der ihre Sache gegen zwei K'itter
L
160 E. Martinf Fergus, ang. r. E. HekucL
aus der Zahl ihrer Feinde vertheidigen solle. Der Bitter wird natür-
lich Fergus sein, der in der Nähe weilt, zugleich muss Fergns aber
zur Tafelrunde zurückgebracht werden, welche den verkannten Hel-
den schmerzlich vcrmisst. Nun weiss aber Fergus nicht, dass Galicne
ihn noch liebt, und der Hof des Königs Artus mit seiner Tafel-
runde ist dem Leser über den Abenteuern des Helden beinahe ganz
aus dem Gesicht gekommen. Durch die Heise Arondelens, welche
sich natürlich zunächst an den Hof König Artus wendet, um einen
Kämpfer für ihre Herrin zu erlangen, wird sowol die Aufmerksam-
keit des Lesers wieder der zweiten Handlung des Gedichtes zuge-
wendet, der Erwerbung Fergus' für die Tafelrunde, und Fergus er-
hält Nachricht über die dauernde Liebe Galienens und wird dadurch
zu entscheidenden Thaten aufgemuntert. Allerdings andres ist gerade
hier wieder unklar. Aroudelo spricht 145, 4 die Absicht aus, den
Bitter mit dem schönen Schilde, das ist Fergus , zum Kampfe för
das Becht ihrer Herrin aufzufordern. Aber sie thut es nicht. Und
als sie zu Fergus kommt, ohne ihn zu erkennen, da begreift man
weder warum sie, deren HofTnuugen in Betreff der Tafelrunde eben
getäuscht worden waren, nicht ihren unbekannten aber jedenfalls
streitbaren (150, 2) Wirth bittot, Galionen beizustehen, noch wa-
rum Fergus sich ihr nicht zu erkennen gibt.
Auch solche Kunstfehler erklären sich loicht unter der Vorans-
sotzung einer schriftlichen Vorlage. Sie sind nicht vereinzelt. Dass
Gallone Princessin von Lodlan ist, muss der Leser fast errathen.
Zwei Widersprüche scheinen auf den ersten Blick zu weitem
Vermuthungen über die Natur der Quelle zu ermächtigen. 115, 4
heisst es, dass neun Stufen zu dem schönen Schilde und dem Baume,
unter welchem die Schlange liegt, hinaufführen. Einige Verse später
115, 18 steigt Fergus zehn Stufen hinauf. Aber nur die zweite Zahl
steht im Beim, die erste allerdings in beiden Handschriften gleich,
kann ein alter Fehler sein , wenn nicht eine Erkläioing der abwei-
chenden Zahlen möglich wäre. 115, 1 ff. schreibt Martin llueques
— d. i. en un praiel — li hons cscus pent De desus un piler de
marbrc. Elucc est la guirre sos Varbre. 31oU hien taillies a
noef dcgrcs Bien halt a ordne compasscs. Diese abgerissene Dar-
stellungsweise wird bedeutend verbessert, wenn man mit Hilfe der
Handschrift A schreibt: lUucques li hons escus pent De desus un
piler de marhre, — la se siet li scrpens sos Varbre, — bien en*
taillie a noef dcgrcs, Jlalts, a ordcne compasscs. Dann ist es aber
auch ganz richtig, dass um aus einer schiefen Ebene eine Stiege
von zehn Stufen zu machen , neun nicht zehn Stufen eingohauen
werden müssen. Allerdings ist mir sonst kein Beispiel einer so
technischen genauen Darstellung bekannt. Aber s. Martin zu Gu-
di-nn 1022, 1. — Der andre Widerspruch, der mir aufgefallen, ist
die rohe Drohung des gut gezeichneten Hitzkopfs Arthofilans , der
König werde Galienen nicht heiraten , sondern den Knechten preis*
geben 141, 8, während aus 149, 28. 152, 29. 158, 35 immer
i
£ Martin^ Fer^us, ang. ▼. JB. Hemid. 101
nur Yon einer Nöthignng znr Heirat mit dem Könige die Bede ist.
Man könnte Tennuthen, dass in der Vorlage deutlicher als in Guil-
laumes Gedicht Arthofilaus' Worte nur als eine übermüthige, auf
eigene Gefahr hin gewagte Einschüchterung Galienens gelten sollten.
Aber da die Verse, welche die Drohung enthalten, sich leicht aus-
scheiden lassen , werden sie wol interpoliert sein, s. unten.
Zeichen von künstlerischer Absicht scheint mir noch die Drei-
xahl der Abenteuer zu sein, welche Fergus vor seinem Wahnsinn
nach Besiegung des schwarzen Bitters und der Nachricht von Ga-
lienens Flucht besteht: der Bitter mit dem Zwerg, der Bäuber an
der Brücke, die fünfzehn Baubritter.
Aber gegen die poetische Oekonomie Verstössen Guillaume oder
sein Vorbild sehr häafig. Die Ausführlichkeit oder Gedrängtheit
der Darstellung steht in keinem Verhältnisse zu der Wichtigkeit der
beschriebeneu Vorgänge für den Aufbau der ganzen Fabel. Die Er-
zählung von der Hirschjagd im Anfang und von Perchevals Bethei-
ligong daran ist recht hübsch, aber die ausführliche Behandlung
ist unpassend, da sie nur dazu dienen soll, Fergus den Anblick
bewaffneter Bitter zu verschaffen, - und verfühi-t obendrein zu der
Torstellung, als solle Percheval Held des Bomans werden.
Unmotiviert kurz ist wieder die Erzählung von Fergus* zwei-
tem Kampfe mit dem schwarzen Bitter zum Schlüsse des Gedichts
179,19. — DiePiincipiender Darstellung sind nicht fest. Diners will
Goillaume nicht beschreiben 28, 37. 137, 23, den schönen Schild auch
nicht 1 10, 30, auch die schottischen Ortschaften will er nicht aufzählen,
welche Fergus passiert habe 106 , 16: die Stationen der Hirsch-
jagd aber waren uns nicht geschenkt worden und die Einrichtung
TOB Fergus Sclilafz immer beim königlichen Kämmerer ei-fahrt eine
begeisterte Schilderung , ohne dass daselbst etwas Besonderes vor-
gienge 33, 24. — Dagegen zeugt es von künstlerischer Absicht, wenn
die Beschreibung von Fergus* Erscheinung bis zu seinem Zusammen-
treffen mit Galienen verschoben wird 45, 9 ; 35 , 9 war ganz allge-
Hiein gehalten. Ebenso wird der blendende Glanz des Schildes, den
Goillaume Anfangs nicht schildern will 110, 30, des längeren be-
sprochen in der effectvolleu Scenc, als Galiene sich vom Thurm
stürzen will und Fergus plötzlich aus dem W^alde hervorreitet , der
Ton den Strahlen des Schildes in Flammen zu stehen scheint. — Seelen-
zostände werden so wol geschildert als durch Monologe dargethan 49,
23. 153, 5. Auch die Gesinnungen der grossen Masse erfährt der
Leser durch ein anonymes Gespräch 174, 7.
Wir wissen, dass Guillaume auch in den rhetorischen Mitteln
ein Nachahmer Chrestions ist. Einen Theil seiner besten Wir-
kungen erzielt er aber doch durch ein natürliches Talent für dra-
itische, oft humoristische Darste 11 ungs weise, in welcher er selbst
Partei nimmt für und gegen die Personen seiner Dichtung durch
lebendigen charakterisierenden Dialog, sowie durch eiDO naive Ver-
tnudichkeit dem Leser gegenüber.
MlNkrlll f. d. 6«urr. Qymii. 1873. II. a. m. Htft. 1 1
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-■^^ '- ■ :" :- ^^.^ :. li-nrf steht
R Martin, Fergos, ang. ?. R, Heimd, 16S
Doü ne ortelj tant pctis fast. 189, 5 Par des tables vont si espes
Qh€ derant dcus plus en metotcnt Qtic sis autre n'en mangeroient.
Ergötzlich ist es, wenn der Dichter sich selbst für die Ge-
schöpfe seiner nachbildenden Phantasie erhitzt oder sich an ihre
Stelle versetzt. Der feindliche König bittet Fergus um Gnade
161, 18 : Ne m^esvcrvelCy en moie foi, Se il avient ensi au rot,
Qmnt il veoit la mort venir Por lui grever et envair. On ne le
doit pas irop hlasmer, Se Ja mort pooit eskiver Sohment par crier
merchi. Volentiers fefisse autresi Que de la mort merchi proiaisse,
vgl. die humoristischen Darstellungen 65, 16. 123, 33. 184, 30
oder andre, in denen des Dichters Mitgefühl mit seiner Heldin her-
Tortritt 160. 19. Or /c (Galienen) vauroit tenir son veul Sor le
eol de son auferrant ; Plus de cent fois en un tenant Le baisse-
rmt, mon ensient: 187, 20: Celui a saissi s'amie Qui por Vavoir
de Xormendie, Ne le rendist, co est la some^ Non por tot Venpire
de Roume. Or a s'amie, or est joians. S'il Vaimtne, et ele lui trois
tans. S'il est hiaus, et ele ensement; 121: 23 Talent a qu'il voist
ierbergies El castiel por lui reposer. Mius li venist avant aler.
Ein Ausdruck der Theilnahme des Dichters an dem Geschicke
der handelnden Personen seines Romans ist auch die häufige An-
kündigung unmittelbar folgender Ereignisse. 114, 14. Fergus glaubt
schon den schönen Schild zu haben: Mais molt li sera contredit
Ancois qu'il Vait a delivre, oder 122, 6: Or comuent que Fergus
soit sage De lui bien deffendre et gaitier: Gar li paians vaura
ttngeTy Se il puet, molt procainnement La mort sa femme et le
serpent: Si aura Vcscu en baillie. Vgl. 58, 16. 59, 37. 62, 30.
120,27. 147, 17. 164, 16. 131, 37.
Ebenso aber setzt Guillaumo auch das lebhafte Interesse der
Zohörer an den Wcchselfallen seiner Erzählung voraus. So 4, 12:
die Hundemeute bellt beim Anblick des Hirsches Molt vos pleust a
escoter, — oder 5, 9 : Es lors veissiez en la lande ces tres desten-
dre et trebucer; vgl. 19, 19. 33, 30. 58, 3. — Verleihen doch die-
selben Bedeformen der französischen Umgangssprache ihre unnach-
ahmliche Liebenswürdigkeit.
Diese Versenkung in den zu behandelnden Stoff, so glückliche
Wirkungen .«ie mitunter dem Dichter gestattet , ist seiner künstle-
rischen Ausbildung nicht gleich günstig gewesen. Der Stoff in-
teressiert ihn ungleich mehr als der Stil. Wo ihm nicht die Theil-
Dfthme an dem Dargestellten rhetorische Mittel an die Hand gibt,
wird seine Sprache leicht nachlässig und schleppend , auch lästige
Wiederholungen fehlen nicht. 39, 31—40, 8. 41, 8: Ätant a Fergus
amgie pris Au roi et n barons de pris, Meismement par desus
tos A monsignor Gavain le prous A congie pris et demande ;
4, 14 : Li cers n'ot eure d'arcster = 4, 30 JA cers n'a eure d'a-
fester — Auch Thomas, ein Dichter, der wie wenige den Zugang zum
Gemfithe des Lesers findet, drückt sich mitunter unbeholfen und
ans, wenn ihn die Sache kalt lässt; Zs. 14 363.
11*
184 E. Martin. Pergiu, ang. r. B. Heitutl
Aber einige SDakolnthiache FügimgeD dienen eher der Lebhaf-
tigkeit des Aasdruolis als dass sie Tadel verdieuten. 141 , 31 sagt
G^ene in ihrer herben Spottredo zu Ärthofilaus Alfs ros u» poi
reposer. Sie fingiert nämlich ihn für betranken zn baiton. — Puia
«■ vos retenes fahler De vos novielespar ««or, — romtnl est a
vostre signor? Ce cuit jo que tl set piecha Nonbrer, quantcs che-
villta a Ens rs porles dr cest manoir. Die Begier, ancb dem König
etwas beissendes zd sag'en , lässt Qalienen die eben auageGprochen«
Eedin^ng vergeaseD. Ai'thüfiiaaa mOge erst aoäBuhlnfen. Aber viel-
leicht ist mit Hülfe von A zu lesen ; Pws ci (si AP) roa rewwr«
fahler. — Ebenso drückt das Zeugma 71 , 37 die rasche Wecbseliede
ans: Li Ostea d'an, eil respont il'el. — 63, 21 ist kein wirklichee
ttffo xoivov, sondern nur eine naive Wiederhotong : El faisoU tel
noise, der neisae Hirsch, et telbruit, con se Ircslout licerfen
mit De la forest i asavhlaisstnt : Ja grinnor noisse ne me-
naissent.
Aber die Verwendung derselben Phrase bei denselben An-
lassen ist wol nur Bequemlichkeit : so daa komische plus tost qtte
pot, das an gegenwärtige übertreibende Ausdrücke des Französischen
erinnert 16, 19. 34, 20. 16, 62. 10. 75, 16. 89, 31 s. Martin m
16, 19, und et plus l'en priase je i, 22. 9. 25. 30, 12. 140, 20.
Zn der Sorglosigkeit ia Botreff der stilistischen Form stimmen
die starken Ungenau igkeiten des Heims, Martin S. IX ff.
Die naive Derbheit, welche uns in so manchen der gescJiilderlen
Eigen thQmlichkeiten entgegentritt , ist gewiss der nahi-e Charakter
des Dichters. Aber er ist bemfibt, darüber hJDauszugehen und sich
auch die Zierlichkeiten der höfischen Kunstsprache zu eigen zu
machen. Schon oben haben wir von Nachiihranngeu der Ohreatien'-
scbeu und Thnmas'schen Rhetorik gosprochen, s. Martin XVm f.
Die Wiederholungen und die Kritik eiuzelnur Worte , die hypothe-
tische Negation einer Tliese, die eingefiochtenon SprQchwörter schei-
nen Nachahmungen der herrschenden Schule zu sein. Aber er hat
auch ihre Wortspiele 53, 19, ihre Dialektik 164, 10, ihre Um-
schreibungen Gottes 79, 8. 85, 27. 118, 28, ihre Mythologie imd
Allegorie 45, 23, Amors Pfeile, 52. 26 Liebe und Scham. In diesen
Künsten ist er nicht recht zu Ilause : das Wortspiel mit Herz Ö3, 19
ist geradezu albern.
Der Dichter des Fergus galt bis vor Kurzem auch fQr den
Verfasser des Besagt de Dieu und andrer didaktischer Gedichte.
Martin nimmt Mussafias Unterscheidung an, der Centralblatt 1869
nr. 69 lien Dichter des Bestiaire und des Besaut als QuiUaume le
Normand sondert von Guillaume le Clerc, der den Fergus geschrie-
ben. Die Sittengodichte zeigen ascetische Gesinnung und haben reine
Reime : die Beime in Fergus sind sorglos und die Lebensauffassung
des Dichters ist ritterlich. Der Gegensatz kann sich durch das Alter
erklären. Wonn der Bestiaire 1211, des Besant de Dien 1226. 7
eUlt, so wärt- es immertün mOglich, dass der Fergus mit noch unge-
B. Martin, Forgu«. ang. t. R. Beiftsel. 1(15
äbter Kunst in dem ersten Jabrzebnt des 13. Ja&rhanderts m Ehren
des Alain vmi Gallo way , welcher 1200 bis 1233 regierte, gedichtet
wordeu sei. Das Wichtigste, was Martin an neuem Material für die
Frage beibringt, sind die picardischen Doppelforraen S. XII. Aber
üe sind spärlich und os wäre wol möglich , dass sie nnr der uns
vorliegenden durch die picardische Handschrift A am Besten reprä-
sentierten Bedaction zur Last falten, die eich vielleicht zum Original
ihßlich verhält wie P zu A.
Dass der Dichter ein Picarde gewesen , ist unwahracbeinlich.
Wie er von England nud Schottland spricht, möchte man iLn am
liebsten für einen in England lebenden Normannen baiton. S. die
Stellen bei Martin S. XXIV und die Anrufung des h. Mango S.
XXn, wozu noch manches andre kämmt; 28,3 werden die eng-
lischen Bitter als die besten der Welt gepriesen, die englischen
P/erde übertreffen gleichfalls alle übrigen 127, 12; 3, 9 heisst es:
IW mantiei cn tolle Englcterre N'ot n'en Kscochc n'en Irlande,
ao konnte man doch kanm in Frankreich Hprocheu, vgl, 107^ 20.
6, 10. Die richtige Geographie könnte allerdinga der Vorige ent-
gtammen, s. oben.
Aber nicht für den Norden von England war das Werk be-
stimait. Dort übliche Sitten werden als etwas absonderliches dem
Hörer unbekanntes beschrieben 17, 6. Une corgie a nels en son
Portent tos jors eil del pais Dont U volles estoit nais. IS, 35
weideu die schottischen Sumpfpferde so eingefohrt : Et sacica l)ien
eartiünnement Qite la costume en est if^ats El pais de pluissors
enals Qu'il corent plus delivrcment Sor le tnarois qui vait hocent
Que ne feroit nus kom a pie. Auch nicht fQr den Westen, da ,
dort die oben berührten geographischen VnmJ^lichkeiten Anstosg
gegeben hatten. Aber am englischen Hofe konnte die Erzählung
immerbto vorgetragen werden.
Die Vorlage könnte, wie Martina verranthet, Allan von Gallo-
way gewidmet worden sein , wenn bei den hochländischen Häupt-
lingen de.3 13. Jahrhunderts Kenntniss dur französischen Sprache
Terbreitet war ^ aber vielleicht war die Vorlage lateinisch — und
wenn es Allan schmeichelhaft, oder wenigstens nicht beleidigend
dünken konnte von einem Bauernsohn abzustammen. Beides scheint
mir zweifeibaft, Dass aber die Namen Fergus und Soumiljoit in
Erinnerung an hervorragende Clanführer t<ewäb!t worden seien ist
wol glaublich. Die darüber boigehfachteu Notizen Martins sind
sehr dankonswerth. Es ist wol der erste Bomau, der hochschotti-
Bohe Helden und hoch seh ottisches Costum in die Weltliteratur
einfährt; s. Marlin S. XXIV. Auch die Bestimmung englischer und
schottischer Oertlichkeiten S.XIX ff. begi;üsBen wir freudig als einen
Beitrag zu einer sehr vernachlässigten Discipltn. Nur hätten wol
alle, oder doch die für die geographiacho Bestimmung wichtigen
Citate beigesetzt worden sollen. Und süllte Luenois nicht weiter zn
beatimmen sein als dnrch ein Fragezeichen und die Bemerkung, dus
IM K Martm, Fergni, ang. t. R. Heinzel,
dieses Land öfters in Artosgedichten erwähnt werde? Schon y. d.
Hagen. MS. 4, 570 hat hiebei auf bretonische Locale verwiesen.
Die Ueberlieferang ist recht misslich : Zwei schlechte , stark
interpolierte Handschriften von nur entfernter Verwandtschaft , auf
einen vielleicht interpolierten, s. oben über 154, 22, jedenfalls schon
fehlerhaften Archetypos zurückweisend; s. unten zu 39, 28. 111, 3.
139,4. 152, 15.154, 22.161, 22. 162, 17.— P hat bei weitem mehr
Text: es interpoliert auf gedankenlose Weise, so dass häufig drei Reime
herauskommen, Martin S. VII. Vor allem liebt diese Handschrift
Beden und Monologe rhetorisch zu erweitern 131, 31 ff. 135, 29 ff.
136, 18 ff. 143, 13. 15 ff. 144, 27 ff. 150, 27 ff, 153, 16 ff. 31 ff.
36 ff.; auch Gelehrsamkeit zeigt sie 128, 4 ff. 153, 36 ff. Dieses
Bestreben tritt aber erst gegen Ende dos Gedichtes deutlicher
hervor. Der Seelenkampf und Monolog Galienens 49 , 23 ff. z. B.
hat noch keinen Zuwachs erfahren. A aber kürzt gerade ab je mehr
sich das Gedicht dem Sclilusso zuwendet. Das erschwert oft die
Beurtheilung , ob Mehrzeilen der Handschrift P einen Zusatz dieser
Redaction, oder eine Lücke in A bedeuten. Der kritische Grundsatz
Martins S. VII f. ist unter den gegebenen Verhältnissen der allein
richtige. Freilich führt er nicht zu zweifellosen Resultaten. Beson-
ders deshalb, weil die zu Grunde gelegte Handschrift A, obwol durch
geringere Interpol ierung und unreinere Reime dem Ursprünglichen
näher, s. Mussafia Centralblatt 1862, S. 364, die andre an Güte kaum
übertrifft. Man ist häufig genöthigt hinter die üeberlieferung auch
der Handschrift A zurückzugehen , um nicht nur einen besseren,
öfters auch um nur einen möglichen Text zu bekommen. Aber die
Verderbnisse liegen tief und an ganz verzweifelten Stellen fehlt es nicht.
Martin hat in den Anmerkungen eine Reihe dergleichen aufgeführt.
Manches dürfte ausdauernden Versuchen sich doch noch orgeben.
Mussafia hat bereits mehreres gebessert. Einige Vermnthongen
will ich auch mittheilen. 34, 34 f. Si grant Haute li a donee
Dames dius quivaut mctrepainne Ä former de sc main demainne].
Das Object im letzten Vers scheint unentbehrlich : A hat Qtäl e fist
a se main demainne: das weist auf Qu'il le fist a sc main de-
mainne. 189, 1 ergänzt man das Object leicht aus dem unmittelbar
Vorhergehenden. — 39, 28: Et nequedent nus fors cestui, nämlich
Gawan N'est de Gauvain miudres de JuiJ. Der Dichter will sagen
nur Gawan stehe sein Held nach. Martin hätte in der Anmerkung die
ungefüge Stelle doch mit aller Entschiedenheit als verderbt hinstellen
müssen. Ich vermnthe statt des letzten Verses n'cst desormais
miudres de lui. — 43, 32 N'icrt pas bicle tant solement, Ancois est
sage en sa biautc] im zweiten Vers ert mit A. — 47, 12: Ensi fu^ la
mute sonnec Bntrels deus plus d'une liueej. Die unerhörte
Phrase der Handschrift A, welcher Martin hier folgt, erklärt Tobler:
*e8 wurde beständig zum Aufbruch geblasen', d.h. *es ging nicht los.*
Das ist doch nur ein Scherz. Ursprünglich wird gestanden haben :
Ensi ni ot note sonee, daraus machte P Ensi fu: ni ot mot sonne^
E. Martin, Fergns, ang. t. R. Heintel. 167
vas ganz gut ist, s. 11, 8: A las gedaDkenlos aus den Buchstaben der
Vorlage seinen Unsinn heraus. — 115,4 s. oben. — 121, 5: Mais une
roie le dccoit Quil forcc en son esgardement Sa voie laist une
n%Urr. prent] force wird wol dasselbe Wort sein, das 18, 15 begegnet
var, La charriere la U forcha, s. Martin dazu. Ich glaube das
Wort kann nichts anders heissen als *sich gabeln, spalten . sich thei-
len\ Leider ist 121, 6. 7 in V ausgefallen; aber auch so kann man
mit einiger Wahrscheinlichkeit vormuthen : Mais une roir le decoit
Qui force. en son esgardement Sa roie laist, une autrc 2)rent. —
122, 13 Quejamais nus Vescu n'ara Fors que eil est qui ore Va]
Jamais nus Vescu n'avera Fors que il est qui ore Va A. Quo mes
autres lara L'escu fors que eil Jci or la P. E^tin A ist sicher
falsch: Que jamais nus autres n'ara L'escu fors eil qui ore Va.
— 131. 31 Punct zu tilgen: Seuls a armes sor son destrier Se
pense que prover s'ira. — 139, 4 .sor rostre pois] wol sos vos-
trv pois. — 141, 5 bis 10 die Drohung Galicnen den Knechten
zu überliefern, kann ganz gut herausgenommen werden , es fallt da-
durch der oben erwähnte Widerspruch weg. — 152, 15 Galiene war
so abgehäimt, dass sie ihre Schönheit nicht wieder erlangen könnte,
Qu'ele neust pas recovree , Kn un des plus long jors d*estc. Das
ist doch zu albern. P hat Ne Vcust mie recovree Que cn \kn mois
ou lonc d'e. Vielleicht En un mois ou le lonc d'cste. — 154, 22
S'ert li termines de ma finj. Was soll das heissen? Ich lese SVst
de mon termine la fin. Termines als Lebensdauer s. 156, 3 De
mon termine »V* a plus. — 161, 22 On nc Ic doit pas trop blasmer,
Se la mort pooit eskiver Solrmcnt par crier nierrhi. Volontier s
fe.'iisse autresi Que dr la mort mcrvhi proiaissr]. In der zweiten
3^ile liegt ein altor Fehler, denn auch P hat se il la mort purt cskire.r.
Es wird geheissen haben On nc le doit pas trop blasmcr. Se la mort
pooit' eskiver Solement par crier merchi, Volentiers fesitisr au-
frcfi u. s. w. — 162, 17 Que a la damc rendissies Enbonne pais
trestot quites Ses castials et scs fermetes]. P hat statt des zweiten
Verses JJ» toutes pais en tous cuites. Lh zweifle nicht, dass es
heisst: En pais trestotes ses citcs. Man vermisst, abgesehen von
•ier ungrammatischen L'eberliefening , das Wichtigste in der Auf-
zählung, die Städte.
Auch die Worterklärung bat, wie sich das eigentlich bei jedem
altfranzösischon Text von selbst versteht, ihre Schwierigkeiten.
Interpretation und Kritik entbehren der siclieren Grundlage, so lange
der Sprachgebrauch nicht in übersichtlichen Sammlungen vorliegt.
Manches hat Maiiin glücklich beleuchtet durch Heranziehung beson-
ders Chrestien'.scher Sttillen , auf manches der Erklärung bedürftige
weist er hin: aber wie ist 138, 6 zu vorstehen: Krus est li rois en
trepcl? Und in 99, 33 Ton est alcs et drsnorris wird wol nicht
gleich perdus sein, wie vielleicht 113, 33, sondern Mle.
Wien, 20. August 1872. Richard Ueinzel.
108 K. Bartsdt, Deatsche Dichtungen etc., ang. ▼. JET. Lambd.
Deutsche Dichtnngen des Mittelalters. Herausgegeben von Karl
Bartsch. Erster Band: König Rother. Ueransgegeben Yon
Heinrich Rücker t. Leipzig, F. A. Brockhaas. 18'/z. 8*.
Als vor nan acht Jahren F. Pfeiffer seine „Deutschen Clas-
siker des MA.'' begründete, da galt es den Versuch, ob sich für
die hervorragendsten Dichtungen unserer mittelhochdeutschen Lite-
ratur über den Kreis der Fachmänner hinaus ein allgemeineres In-
teresse erwecken liesse. Ohne den Eifolg etwa als den Gradmesser
zur Würdigung eines Buches anzusehen, muss man wol zugeben,
dass er bei einem solchen Unternehmen entscheidend ins Gewicht
fiel. Dass er den 'Classikern* in so reichem Maasse zu Theil wurde,
war ein schlagender Beweis nicht nur für das Vorhandensein eines
allgemeineren Interesse, sondern auch dafür, dass Einrichtung und
Methode im Allgemeinen wenigstens ihrem Zwecke entsprach. Dabei
war nicht ausgeschlossen, dass diese im Einzelnen der Verbesserung
nicht nur fähig, sondern bedürftig sein konnte.
So in den erklärenden Anmerkungen. Sie sollten ausser dem,
was man sonst von einem Commentar verlangt, auch noch den for-
mellen Theil der Grammatik und das Glossar ersetzen, wobei ein
Wortverzeichniss zu Hülfe kam. Das war zu viel und ebendeshalb
auch zu wenig. Die mangelnden grammatischen Vorkenntnisse waren
damit keineswegs überflüssig zu machen, die Wortbedeutung schwer-
lich ohne Verzettelung zu erschöpfen, der sachliche Commentar aber,
die Erklärung syntaktischer Schwierigkeiten u. a. lief Gefahr, bei
aller Sorgfalt und Geschicklichkeit eines Erklärers doch unter der
ihm aufgelegten Gedrängtheit zu kurz zu kommen. Dieser üobelstand
war freilich, da es weder auf Schulausgaben abgesehen, noch überall
mit dem vorhandenen Interesse zusammen auch grammatische Vor-
bildung allgemein vorauszusetzen war, damals schwerlich zu ver-
meiden. Aber man muss wol glauben , dass jenes einmal geweckte
Interesse auch zur Beschäftigung mit altdeutscher Grammatik und
zur Aneignung der wichtigsten Vorkenntnisse daraus geführt haben
werde. Man wird voraussetzen dürfen, jenes Interesse werde den
theilnehmenden Leser allmählig willig gemacht haben, zu Gunsten
eines eindringlicheren Verständnisses auch ein wenig auf seine Be-
quemlichkeit zu verzichten.
Man wird daher nur freudig zustimmen können, wenn E. Bartsch
im Begriffe, die gewonnene Theilnahmo für eine neue Sammlung theils
vor- theils nachclassischer Dichtungen des deutschen Mittelalters in
Anspruch zu nehmen , keineswegs starr an der hergebrachten Ein-
richtung bis in alle Einzelheiten festhält. So ist es gewiss ^zweck-
mässig, die Worterklärungen möglichst zu beschränken und dafür dem
Wortregister mehr die Gostalt eines Glossars zu geben\ Ich meine,
Wortorklärungen wären nur in solchen Fällen in den Commentar
aufzunehmen , wo eine besondere Nüancirung der Bedeutung anzu-
geben ist, wo der Leser trotz der Hülfe des Glossars schwanken
IL JBoftscA, Deutsche Dichtungen etc., ang. y. H. Lambel 109
könnt«, oder wo mit der Worterklärung zugleich eine Sacherklämng
verbunden ist, also jene mit zur Erklfiruug der ganzen Stollo gehört.
In allen übrigen Fällen wird das Glossar vollkommen ausreichen.
Vollständigkeit der Citate in diesem ist ausser bei seltenen Worten
oder Bedeutungen nicht nöthig, dagegen wären wol Hedensarton oder
sprichwörtliche Verwendung auch im Glossar mit Citat zu bemerken,
was im vorliegenden Bande wenigstens nicht immer geschehen ist.
Ich denke aber, das Glossar könnte dem Commentar noch an-
deres abnehmen: z.B. regelmässig wiederkehrende dialektische Wort-
formen oder die geläufige R^ction der Verba und Adjectiva u. ä.,
was sich ein für allemal mit ein paar schlagenden Belegen abthun
lüsst. Das Glossar würdo dadurch keineswegs übei-füllt, im Com-
mentar aber Raum gewonnen für um so eindringlichere Behandlung
wirklich dunkler schwieriger Stellen und Sacherklärungeu. Erklärung
jrrammatischer Formen aber lässt sich wi>l füglich auf schwierigere
o<ier seltener vorkommende oder dialektische Erscheinungen ein-
schränken. Zu solcher Einschränkung fordert das Programm der
neuen Sammlung von selbst auf. Denn zur Leetüre von Denkmälern
des 12. Jahrhunderts oder noch älteren althochdeutschen, ja selbst
altsächsischen oder niederdeutschen wie Holland und Roiiioke de Vos,
die gleichfalls in Aussicht genommen sind, kann mn:i ja unmöglich
jemand heranziehen, der gar keine grammatischen Kenntnisse mit-
brächte.
Accente nnd Puncte als metrische Zeichen sind im vorliegenden
Bande nicht verwendet. Ich weiss nicht, ob das för die ganze Samm-
lung so gehalten werden soU. Beschränkung wird auch in diesem
Pimcte nicht schaden, denn Kenntniss der Hauptgesetze des altdeut-
schen Versbaus wird man im Allgonioinen dem Leser zutrauen müs-
sen, die Art des einzelnen Dichters aber wird« wie es im ersten Bande
bereits versucht wurde , die Einleitung darzulegen haben , nur für
schwierige Fälle, wo ein ungeübter Leser doch schwanken könnte,
möchte ich jenen Zeichen als bequemen Mitteln der Nachhülfe das
Wort reden.
Mit R^cht hat der Herausgeber *einc schablonenhafte Anwei-
sung verschmäht, um der Selbständigkeit seiner Mitarbeiter mög-
lichst freien Spielraum zu lassen/ Mit seinem Principe aber wird
man sich einverstanden erklären können und meine obigen Bemer-
kungen wenden dasselbe nur auf einige Puncto weiter an , als er
selbst im Vorworte thut, vielleiclit eben nur um eine Schablone zu
vermeiden. Für eine solche mochten natürlich auch meine Bemer-
kungen am wenigsten gelten: aber eine klare Verständigung darübor,
wie weit man eine Beschränkung des ComuHMitars und Erweiterung
des Glossars ausdehnen könne, ohne damit die Ausgaben ihrem näch-
sten Zwecke zu entfremden, wird kein Nachtheil sein, jedenfalls die
Freiheit «ler Mitarbeiter, auf deren Tuet natürlicli die ganze Durch-
führung ruht, nicht beschränken können.
Ich habe aber noch einen Wunsch auf dem Herzen , den ich
^
170 ff. Bartsch. Deutsche Uichtungcn elc, arg. v. H. I-rnnhä.
dem Herausgeber und der Vorlagshandlaiig ?mt Erwägung empfehlen
möcbte.
Diese Anegabeu wollten und wollen nicht blos die Denkmäler
den ausserhalb der Fachgreuze stehenden commentiren , sie wollen
auch die Kritik deTsellKQ fOrdem. Damit fallen sie doch nach dieser
Seite mindestens in das Gebiet der Fachleistungeu und beauapruehen
die Beachtung des Fachmannes. Wird dieser aber, in ei^ie Stodien
und Arbeiten vertieft, jedesmal Mitsse habou. das ganze Denkmal neu
duRhxnstudireu , um die Stellen zu finden , an welchen der neue
Herausgeber den hisherigen Tort verläset ? Man erräth, was ich
wilnsche: eine adnotatio critica, wie sie für lateinische und grie-
chische Schulausgaben längst in Gebranch sind. Wenn kleiner und
compresGer Druck daför verwendet wird, Ist keine Gefahr, dass die-
fuelbe zu viel Raum in Anspruch nehmen wQrde. In vielen Fällen
reicht ein Toneichnisa der Abweichungen von einer gangbaren kriti-
schen Ausgabe oder auch einem verlässlichen Abdruck einer einzigen
Handschrift ToUkommen hin, wie sie i. B. Fr. Eraner seinem Caesar
selbst mit ganz kurzer Begründung meist durch blosse Vorweisungen
beigegeben hat. Wo neue Handschriften verglichen wurden, wären
beachten Rwertho Losarten, namentlich solche, welche Aenderungen
im gangbaren Text zur Folge hatten, mitzutheilen. Nur wo auf völ-
lig erneuter Grundlage ein neuer Teit aufgebaut ist oder ein unge-
d ruck tes Denkmal mit um fangreichem Apparat zum ersten Mal herans-
gegeben wird, wird dies Verlangen nicht immer erfüllbar sein: in
diesen Fällen, wo aber auch jeder, der nachpröfen will, natürlich das
ganze Denkmal durcharbeiten muss, wäre Mittheilung des Apparates
Inder „Germania" unerläasltch ; wo aber eine einzige Handschrift
die Grundlage des Textes bildet, würde die Mittheilung ihrer abwei-
chenden Lesai'ten schwerlich das billige Maass einer adnotatio critica
überschreiten. Polemik oder aasführliche Begründung kannte natür-
lich keinen Platz in dieser finden and ist selten ndthig: gelungene
Emendationen rechtfertigen sich selbst,
Prüft man nun nach dem oben ansgesprochenen Grundsatz den
Cemmentar des vorbegenden ersten Bandes, der den ersten Vorsucb
enthält, deu 'KGnig Bother' auf Grund einer neuen Vergleichnng der
Handschrift kritisch zu bearbeiten, so weist er besonders in den
grammatischen und auch sachlichen ErkIS,rungen eine entsprechend
grössereAnsführlichkeitauf.bietot auch öfter kritische Erörterungen,
die vordem nur ausnahmsweise in den Erklärungen Aufnahme finden
konnten. Doch hätte, wie ich früher ausgeführt, noch gar manchem
im WCrterverzeichniss Platz finden können, das noch zu wenig Glos-
sar geworden ist. Während z. B. die Form gen ( — gern hd. ekein)
im Cemmentar zu 3232 erklärt ist, fehlt sie tm Wortverzeichniss.
Dass sprichwörtliche Eedensarten, wie dcme dAvele an das bei» Ue-
gen (3138) oder auf eigenthümlicher alter Anschauung bomhender
Wortgobrauch, wie waczcr für 'Gewässer der Hölle', 'HöUenpfuel'
(4&&6), die allerdings in den Anmerkungen besprochen werden , im
iL fiartfcft. Deutsch« Dichtnngr^n etc., ang. t. H, LamM. 171
WortTerzeichniss übergangen sind . ist schon früher im Vorbeigehen
bemerkt worden. Natürlich würen in solchen Fällen Citate noth-
wendig. el»enso bei Angaben über doppeltes Genus der Substantira,
wo namentlich für selteneren Gebraucli sogar Vollständigkeit wün-
Khenswerth wäre : volc ist aber im Wortverzeichniss als sfni, und
neuir, aufgeführt . ohne Beleg für den ersten gewiss nicht häutigen
Gebrauch, der im mhd. Wörterbuch ganz fohlt. Verweisung auf 3393
var hier nnerlässlich. Auch Anderes, wie der Gebrauch von dan nach
dem Positiv (1575), schien mit ne (40G3), hätte wol darin Erwäh-
nmg verdient. In den Anmerkungen ist nichts von alledem über-
gangen. Auf einige Erklärungen , die mir verfehlt erscheinen,
bmme ich später zurück. Alle diese Bemerkungen sollen aber
die verdiente Anerkennung der Sorgfalt und Genauigkeit nicht
Khmälem.
Ehe ich noch auf die Textkritik des Herausgobers eingehe,
ns8 ich seine in der Einleitung vorgetragenen Ansichten über das
Gedicht einer Prüfung unterziehen.
H. Rückert erwähnt zuerst die Zeugnisse für unser Gedicht,
die schon ans W. Grimms Heldensage bekannt sind. Dazu habe
ich zu bemerken, dass der Dichter des Reinfrit von Braunschweig
knaeswegs 'eine von der uns bekannten sehr abweichende Gestalt
deg Rother' vor sich gehabt haben oder ihn *nur von Hörensagen^
(S. yin) gekannt haben muss. Nur seine Darstellung ist confus
Bnd unklar. Er nennt die drei Riesen, die auch im Gedicht allein
lamentlich hervorgehoben werden, wirft sie aber mit andern zu-
sunmen und kommt dann schliesslich wieder auf sie als Begleiter
Bothera zurück. Er kann also unser Gedicht recht wol gekannt
haben, vielleicht in einer späteren üeberarbeitung, aber er weiss
Bichtn, was er nicht aus diesem erfahren konnte.
Ausser diesen directen Zeugnissen erwähnt Rückert noch 'in-
directe\ die nach seiner Ansicht in den 'sichtbaren Spuren der
Einwirkung des Rother auf die Anlage und noch mehr auf die
Ansfahrung einer Reüie anderer uns noch erhaltener deutscher
6edichte\ nämlich Salman und Morolt , dem Wolfdiethch von
Salnecke und Dietrichs Flucht, besteht. Für Salman und Morolt
nag diese Ansicht vielleicht richtig sein, doch will ich keine bo-
rtimmte Ansicht aussprechen, da ich dieses Gedicht augenblicklich
nicht zur Hand habe und ein ürthoil aus blosser Erinnonmg miss-
lich ist Für das Vorhältniss des Rother zum Wolfdietrich aber
scheint das Entscheidende, wogegen alles andere zurücktritt, doch
die Frage zn sein, mit welchem der beiden Gedichte die Sago von
Berhtnng und seinen Söhnen in organischerem nothwondigercn Zu-
sammenhang steht. Und diese Frage wird immer zu Gunsten dos
Wolfdietrich beantwortet werden müssen. Demnach halte ich dio
ÄMicht, zn der W. Grimm hinneigte und die K. MüllenhofT am
totBchiedensten vertritt, wornach die Priorität dem Wolfdietrich
pbahrt» noch nicht für erschüttert. Wenn aber geltend gemacht
172 K. Satisd^ Deutsche Dichtungen etc., ang. v. H. Lambel,
wird, dass ^alle vergleichbaren Zage im Wolfdietrich viel gröber
oder prägnanter, mit sichtbarem Streben, noch grösseren Effect
damit zu erzielen, heraosgearbeitet seien als im Eothe/, so dürfte
dieses Streben schwerlich klar demonstrirt werden können und
die behauptete grössere Boheit auf der einen Seite ist bei Ge-
dichten solchen Ursprungs doch nicht nothwendig ein Beweis der
Entlehnung , um so weniger, als wir ja den Bother nicht unmit-
telbar mit dem um so viel jüngeren uns erhaltenen Wolfdietrich
zusammenstellen dürfen, das ältere Gedicht aber, das wir hier sup-
poniren müssen , uns nicht erhalten ist. Fasson wir aber einzel-
nes ins Auge, wie die hervorgehobeue Berathung Hugdietrichs mit
seinen Dienstmannen über die Brautwerbung mit der entsprechen-
den Scene des Bother , so spricht der Umstand , dass hier Lüpolt
ein Sohn Borhters an die Stolle Borhtungs als Rathgeber tritt,
kaum für die Ursprünglichkeit des Bother. Die Verkleidung Hug-
dietrichs aber 'für eine Travestie des als Dietrich vermummten
Bothers* zu fassen, ist doch eine allzu kühne Annahme und wenn
Berhtung im Wolfdietrich 16 Söhne hat, Vährend sich Borhtor im
Bother mit der immerhin noch stattlichen aber solenn formelhaften
Zahl von 12 begnügt^ so hat W. Grimm schon gerade in diesem
Puncte Verwirrung der Sage auf Seite des Bother erkannt (Hel-
densage S. 52. 53). Unbestritten ist der Eiufluss dieser auf die
'Flucht^ aber er wird sich auf eine ziemlich äusserliche Entleh-
nung einiger Personen und Namen beschränken, engerem Zusam-
menhange widerspricht doch schon, dass König Ladincr das gerade
Gegentheil des bösartigen Constantin im Bother ist.
Von diesen 'Zeugnissen^ führt uns die Einleitung weiter auf
die Geschichte der Sage und bespricht zunächst die ältere Fassung,
wie sie uns in freilich jüngerer Aulzeichnung der Vilcinasaga vor-
liegt, und das Verhältniss derselben zu unserm Bother. Für diese
ältere 'sächsische' Bedaction einen 'Durchgang durch eine lateini-
sche Bearbeitung' (S. XXVI) vorauszusetzen sind aber die darin
erscheinenden lateinischen Namensformen kein hinreichender Grund.
Diese erklären sich einfacher aus dem Wesen der Spielmannsdich-
tung und auf einer solchen beruht ohne Zweifel der Bericht der
Wilcinasaga.
Den Versuch einer Deutung als Naturmythus, die Zusammen-
stellung mit Skirnf's för, die Erklärung des Namens als eines Cul-
tusnamens des Frf) und dadurch die Einführung des langobardischen
Bothari, den auch Bückcrt in dem Helden uusers Gedichts erblickt,
die Besprechung der übrigen historischen Elemente in der Sage,
namentlich der bairischen, begnüge ich mich erwähnt zu haben.
Dass ich in dem Hehlnamen Dietrich, den Bother wie Osangtrix
führen , Bezug auf den fränkischen , nicht den ostgotischen Theo-
drich sehe, ist nur eine selbstverständliche Consoquenz der Ansicht
über das Verhältniss des Wolfdietrich zum Bother und ich will nur
gegen die Bemerkung, 'dass Dietrich von Bern and Bother beide ihre
4
K. BoitM^i DentBche Dicntangen etc., ang. ▼. JET. LemlM. 178
Heimath in der Lombardei haben^ (S. XXXYII), erinnern, dass diess
nicht auch für Osantrix gilt , weshalb jene Uebereinstimmung nichts
entscheiden kann.
Kehren wir zu unserm Gedichte selbst zurück, so finden sich
die ^eigentlich handgi-eiflichen Anknüpfungspnncte an die geschicht-
liche Wirklichkeit^ in den schon von Wilken heiTorgehobenen ver-
wandtschaftlichen Zügen des griechischen £6nigs Constantin im
Bother mit dem Kaiser Alexius Comnenus (1081 — 1118). Wenn
Bückert weiter bemerkt , dass der Verfasser des Bother aber 'den ,
Orient und Konstantinopel nicht aus eigner Anschauung zu kennen
braucht', so muss man ihm wol zustimmen. Diese Frage, au und für
sich von untergeordneter Bedeutung, lässt sich schwerlich entscheiden.
Die Entstehungszeit fixiert der Herausgeber nach diesen histo-
rischen Beziehungen^ dem Alter der Handschrift und dem Charakter
der Dichtung selbst ungefähr um die l^Iitte des 12. Jahrhunderts.
Wenn hiebei in zwei Stellen, worin die Glaubwürdigkeit des Be-
richts in ähnlicher Weise betont und lügenhaften Erzählungen
gegenübergestellt wird wie im Eingange der Kaiserchronik (2, 5
Diemer), eine deutliche Hinweisung auf diese erblickt wird , so
bekenne ich, dass mir die Nothwendigkeit einer solchen Annahme
keineswegs einleuchtet. Solche Versicherungen gehören zum Stil
dieser Dichtungen. Benutzung des Alexander durch den Bother
nimmt der Herausgober selbst nicht mit Sicherheit an (vgl. S. LVUI
n. zu 4952). Ich bezweifle sie entschieden. Konnte der Dichter
den Namen des Wundersteines, den er schwerlich erfunden, anders-
woher nehmen, so wird er die ganze Notiz aus dieser uns unbe-
kannten Quelle, nicht aber aus dem Alexander haben (vgl. Haupts
Zeitschr. 12, 392). Ein ähnliches Verhältniss nimmt der Herans-
geber zwischen Bother und Herzog Ernst an, aus welchem jener
nach Haupt die Blattfüsse entlehnt hätte. Bartsch und Bückert
halten dagegen den Bother für älter als den H. Einst und die
Sache war allerdings schon früher bekannt, aber wann und wo
kam zuerst dicserName (es gab auch einen andern: hreitfuoz)
aof? und woher nahm ihn der Dichter des Bother, wenn nicht aus
dem Ernst?
In Beantwortung der Frage nach der Heimat des Gedichtes
folgt der Herausgeber Haupt, der annnimmt, dass der Bother von
einem rheinischen Dichter in Baiem gedichtet ist. Der Dichter
heroft sich aber mehrfach auf eine ältere Vorlage, ein huoch, auch
lid, also ein Gedicht, das er bearbeitete. Der Herausgeber macht
den Versuch, die Gestalt dieser Vorlage, Ort und Zeit der Ent-
stehang zu ermitteln. Er scheidet mit Bestimmtheit die specifisch
bairischen Zusätze (Berhter vonMeran aber wol nicht nach S. XL VI),
mit Wahrscheinlichkeit den Zug Helforichs (47G), den er auf die
Kreaz&hrt gegen die Wenden (1147) bezieht, aus dem älteren
Werke aas, und nimmt an, dass dieses am Bheine entstanden, noch
vor der Mitte des 12. Jahrhunderts und von einem gleichfalls rhei-
V
: i-k 'X» Bmrt$eh, Coatacha Dichtangen eic., ang. y. H. Latnbd.
..^itii Ihchittr nach Baiem gebracht und zu unserni Bother yer-
..vi'^tL •«iirtie. spätestens in den 60er Jahren des. Jhs. Allein nach
'-4.> viuuttf das alte htioch schon Wolfrat von Tengelingen: bairi-
>4.k:\ iuddrze fand der Bearbeiter also in demselben schon vor. Ob
«iti l>u-i&i<>hung von Helferichs Elbezug richtig ist, lasse ich dahin-
^«»Ctfll^ 'Vgl. Zeitschr. 6, 450). Er ist allerdings entbehrlich und
Is^^'urVrich kommt sonst nirgends vor , allein (bedenklich macht mich
j[y|l^^n die Ausscheidung , dass auch dann noch die schon erwähnte
Wrwirrung in der Zahl der Söhne bleibt. Mit etwas grösserer
Wahrscheinlichkeit glaube ich an folgenden Stellen spatere Zusätze
lu erkennen.
Nachdem erzählt ist, dass Bother einen Hoftag nach Born ein-
beruft, heisstes 630—639:
einin brief er dö sande
zö eime unkundigen lande,
da was ein riese, der hiez Aiprian
der uimer (2. iii mer) zö hove nequaro.
durch die starken nüraäre
hüb er sich zew&re
mit unkundiger diete
vor den kuninc göten.
der Yuorte riesiniske man,
die trogin stangin vreissam.
Diese Verse unterbrechen nicht nur den Zusammenhang der Er-
zählung von der Einberufung der hovcspräche , sie stehen auch
mit dem Folgenden nicht in Einklang. Asprian wird 652 ff. neu
eingeführt , als wüssten wir noch nichts von ihm , und will man
auch dai-auf kein Gewicht legen, so fällt doch auf, dass Berhter
auch den König nicht blos erst mit ihnen bekannt machen , son-
dern die Aufforderung hinzufügen muss intfä sie nach dinen ercn.
Das ist doch gewiss überflüssig, wenn er einin brief nach ihnen ge-
sandt und Asprian persönlich entboten hat. Selbst im Ausdrucke
scheinen die starJcen nümdre aus 640 entlehnt. Stroicht man diese
Verse, die über Asprian und die Biesen doch nichts genaueres wis-
sen, so fügt sich V. 641 ganz glatt an 639, ohne dass man irgend
etwas vermisst. Der Anlass zur Interpolation aber ist klar: sie
soll die Ei-scluiinung der Biesen , die nicht genügend motiviert er-
schien, vorbereiten.
Die Verse 4115 — 42 fehlen in den Münchener Bruchstücken.
Der Text, der uns in diesen vorliegt, ist allerdings ein überarbei-
teter, aber soviel wir beurtheilen können, beschränkte sich die üeber-
arbeitung auf die Uebertragung der rheinischen in die bairischo
Mundart und die Entfernung metrischer Eigenthümlichkeiten, die dem
hochdeutschen Ueberarboiter Anstoss erregten. An eine absicht-
liche Kürzung, zu der keine Veranlassung sich zeigt, wird aber nicht
zu denken sein; wol aber könnten die Verse durch ein Versehen
J& Borfoeft, Deutsche Dichtungen etc., tag. t. JS. Lambü. 175
ausgefallen sein. Diese Ansicht spricht auch A. Amelnng aus in
Zachers Zeitschrift 3, 255, der freilich zugesteht, dass das Stück allen-
falls entbehrlich wäre, aber hinzufügt, es deute auch nichts auf
Interpolation. Indessen unterbrechen sie doch die Erzählung und sind
nicht viel mehr als eine ziemlich müssige Wiederholung der Rede
Arnolds 4057 — 80, namentlich der V. 4070—74. Damit zusam-
mengehalten wird ihr Fehlen in M doch bedeutsamer und die Be-
glaubigungen ihrer Echtheit geringer.
Eine dritte ähnliche Stelle ist 4825-32:
4823 ßother der riebe
Idnede vromicliche
4825 [den güden knechten allen gant
lech her die riehen Seotelant,
undc demc helede Grimme,
der büete dar inne
bit miehelen erin.
4830 Aspriäne gaf her Römis
unde 16eh ime die marke,
der hete gedienet starke.]
den z^n riesen allen samt
l^ch her die riehen Scotelant u. s. w.
Die eingeklammerten Verse tragen das Gepräge der Interpolation
deutlich an sich.
Die doppelte Erzählung der Belehnung der Biesen muss yor
allem Anstoss erregen, umsomehr, als die Va. 4825. 26 mit ihrem
unklaren Ausdruck das güden Knechten sichtlich aus 4833, 34
geborgt sind, wie 4832 aus 4841. 42 :
her merten allin ir got,
sie bäten ime wol gedienot.
Zu der Belehnung mit Schottland passt dann wieder nicht , dass As-
prian Remis erhält, worunter man wol nichts andres als Bheims
yerstehen kann. Der Grund der Interpolation ist klar: die summari-
sche Erwähnung schien zu wenig, man yermisste Namen, die denn
ungeschickt genug zugefügt wurden: denn einer, Widolt, wurde doch
wieder vergessen, üebrigens ist auch in 4833 ein Fehler : denn es
sind nicht zehn Riesen, sondern zwölf, mit Asprian dreizehn
(vgl. 757. 2681. 2747. 4212). Eine Aenderung wäre aber übel an-
gebracht , denn alles, was von Belehnungen erzählt wird, ist willkür-
lich genug und beruht mehr oder weniger auf ^Einfallen des letzten
Bearbeiters', wie auch Rückert zu 4837 bemerkt. Unter den von
mir bezeichneten Interpolationen könnte übrigens wol nur die erste
von dem üeberarbeiter des alten Buches , dem rihtcBre , wie er an
einer Stelle wenigstens (5199) wol richtig heisst , herrühren, die
zweite und dritte müssen junger sein.
Diesen "^rihttBre nun will der Herausgeber durchaus nicht als
einen ^Spielmann^ gelten lassen , sondern eher einen Geistlichen in
170 K. Bartadi, Deatsche Dichtangen etc.» ang. t. H. Lambel.
ihm erblicken, wiewol seine Stellunisr zu dieser Frage keineswegs
besonders klar ausgesprochen ist. Ein stichhältiger Grund, warum
der Bother nicht wie man bisher glaubte zur Spielmannspocsie dürfe
gerechnet werden, ist nicht angegeben. Denn wenn Kückort geltend
macht, der Dichter Vollte ausdrücklich nicht dazu (nämlich zu den
Spielleuten) gezählt werden', sonst hätte er nicht ^mit solchem scha-
denfrohen Humor das schmähliche Missgeschick seiner Standesge-
nossen , die Prügelstrafe , die an hundert spileman Vollzügen wird,
schildern können , so hat er übersehen , dass an der angezogenen
Stelle (4296; ausdi-ücklich gesagt wird, dass man sie durch Ymdotis
•mJlcn^ also nicht als blosse Spielleute, sondern als Diener eines
heidnischen Fürsten züchtigt. Von dem angeblichen 'schadenfrohen
Hnmor^ kann ich aber in der Stelle nichts entdecken.
Die Darstellung der sprachlichen und metrischen Eigenthüm-
lichkeiten des Gedichtes hängt unmittelbar mit der Textbehandlung
zusammen , auf die ich daher hier gleich eingehe. Der Herausgeber
geht von der richtigen Ani>icht aus, dass die Mundart des Schreibers
der Heidelbergerhs. nicht dieselbe ist mit der Mundart des Dichters,
versucht es aber, durch Beobachtung des Keimgebrauchs eine Son-
derung derselben vorzunehmen und hat consequenterweise mundart-
liches , was bloss dem Schreiber angehöil , nicht in seinen Text auf-
genommen. Aber wie weit lässt sich für eine solche Souderung , die
an sich schon wünschcnswerth , ja nothwendig wäre , in den unge-
nauen Beimen dieser Zeit eine Gewähr tinden? Man nimmt fi*eilich,
wo er sich durch dem Dichter geläufige Foi-men leicht bietet, genauen
Reim an; so plausibel dies scheint, sicher ist es doch nicht. Die
Ueberarbeitung in B (= Badener Bnichstück) gibt darüber einen
beachtenswerthen Wink. 1032. 33 hat P (= Heidelbergerhs. bei
Massmann) nähe undersagen im Beim. Bückert macht ihn rein :
nähen: undersähen. Diesen reinen Beim kann aber B nicht vor
sich gehabt haben, da sonst kein Grund zur Aendorung vorhanden
gewesen wäre, die nur begreiflich ist, wenn ungenauer Beim vorlag,
den wir also dem Dichter wol zutrauen müssen, so leicht sich genauer
Beim darbietet. Das noch nicht an genauen Gleichklang gewohnte
Ohr vermisste diesen nicht, und suchte ihn daher auch nicht, wo er
sich ganz leicht bot. Dergleichen möchte sich noch öfter zeigen,
wenn von den Ueberarbeitungen, wie sie in den Badencr und Hano-
ver'schen Fragmenten vorliegen, nfehr erhalten wäre.
Ueberhaupt scheint der bei solchen Aufgaben nahe liegenden
Gefahr, einmal zu weit zu gehen , ein andermal nicht ganz consequent
zu sein, der Herausgeber nicht immer entgangen zu sein. Wenn
um den Beim auszugleichen an der Ueberlieferuiig geändert wird , so
verstehe ich das, ohne das Verfahren für absolut berechtigt zu halten.
Wenn aber an der einen Stelle getilgt wird, was an anderer geduldet,
ja sogar in der Einleitung als boi-cchtigt erklärt wird, so ist mir das
unverständlich. So z. B. setzt der Herausgober V. 5. 6 großen erln .-
hMn gegen das handschriftliche gröi^tn iren: heren (nach Mass-
K Bartmii, Deatiehe Dichtungen etc., ug. t. R. Lambel 177
mann), nnd so, nicht wie im Texte steht, wird in demCitat S.LIXXIX
der Einleitung geschrieben; damit vgl. Y. 14, wo wieder umgekehrt
aber hier doch methodisch er in in eren (iherc) geändert wird, wäh-
rend 60 das überlieferte aUMrren: eren nach dieser Biclitung unan-
getastet bleibt. V. 15 wird das überlieferte grozen, was V. 5 gegen
die Hs. gesetzt ist, wieder gegen diese in gros in geändert, ebenso
50 helet in heJtt, 94 ez in £?, 140 wieder icoldÜ in tcoldet, 145 ma-
get in magit u. s. ö. S. LXXII ist i = mhd. ie ausdrücklich für zu-
lässig erklärt, 79 aber dienet statt handschr. dtnet gesetzt. Wa-
rum wird die Form irr = wie , die 94 geduldet und auch nach
LXXII berechtigt ist, 182 entfernt? Warum soll c := c?i, das
LXXVIII als richtig anerkannt, 115 in durc neben durch (108)
geduldet ist, nicht ebenso in ic (120), mic (140) gelten? warum
ran, zu 39 ausdrücklich anerkannt, 165 entfernt werden? Ein
Princip kann ich in diesen und ähnlichen Fällen nicht finden,
ich führe sie aber auch nicht an, um einen Vorwurf gegen den Heraus-
geber zu erheben, so lange ich nicht weiss, in wie vielen und welchen
von diesen Fällen der Massmann'sche Abdruck durch die neue Ver-
gleichung des Hs. berichtigt worden ist. üeber das Ergebniss der-
selben hätte man gerne wenigstens im Allgemeinen etwas erfahren,
eine adnotatio critica würde sich hier nützlich erwiesen haben.
6 Verse (390 — 95) , die ich bei Massmann nicht finde . hat sie neu
eingebracht. In den oben erwähnten und ähnlichen Fällen (V. 5. 6
liegt vielleicht ein Druckfehler vor) muss ich also wol annehmen,
dass der Herausgeber im Allgemeinen die Hs. gegen Massmann rich-
tig wiedergibt.
Die Darstellung der metrischen Eigenthümlichkeiten würde
wahrscheinlich wesentlich anders ausgefallen sein, wenn der Heraus-
geber noch den schon einmal citiertentreffiichen Aufsatz von Art. Ame-
Inng in Zachers Zeitschrift 3,253 ff. hätte benützen können. Aller-
dings bemerkt auch Kückert , dass die Senkungen häufig überladen
sind, aber auf ein durchgreifendes altbegründetes Gesetz ist diese
Erscheinung doch erst in jenem erwähnton Aufsatz zurückgeführt,
nnd dies Princip der doppelten Senkungen als ein unterscheidendes
Merkmal mitteldeutscher und niederdeutscher Versmessung mit ge-
meinsamer Wurzel in der altsächsischen Metrik nachgewiesen wor-
den. Mit grösserer oder geringerer Einschränkung im Einzelnen hat
Amelung dasselbe ausser fQr den Rother noch für Hartman Vom
Geloüben, Lamprechts Alexander^ den niederrheinischen Tunda-
luSf die alten Fragmente von Herzog Ernst ^ den Grafen Rudolf
die Bruchstücke von Karl und Galie und wahrscheinlich auch
den Friedherger Krist erwiesen. Auf den Aegidius (a. a. 0. 269)
findet das Princip nur sparsame Anwendung: göte dleneter girne
Fandgruben I, 247, 36. stnc sündq er dd mite clägete 247, 42.
des swirtis er niht ne girete 248, 9. si sprdchin, i$ were michil
ctt 249, 2. Damach würde man auch Verse wie loMtltchis getoinnis
■•llMärlfl U 4. 5ittrr. QjmB. 1878. IL u. UL Haft. 12
178 £ BarUdi, Dentaohe Diohtimgan etc., ang. ▼. H, Lawibd.
246, 21. und äntwMint in Criste 247, 15. der niemer nichein
eünge 247, 18. swdnne sin väter mere 248, 2. sinen vianden
vdrhtsam 248 . 8. wdjs er mit swerte sölde tun 249, 8, natürlicher
mit doppelter Senkung losen. Anch das von mir Germania 12, 76 —
80 herausgegebene Fragment einer Legende vom h. Andreas zeigt
doppelte Senkungen: so wüi*de der schon aus Sprachfoimen ver-
muthete mitteldeutsche Ursprung auch durch den Versbau bestätigt.*)
Ich meine Verse wie in were ddz du der wärheite nicht inuer-
stä'st Sp. a. 7. dtn ö'en du here kere Sp. a. 13. daß sie dne den
kinde stn Sp. a. 14. dd stnem mustere di^ füoec Sp. b. 12. <inz
zu idic rütnne das hlüot Sp. b. 14. also ir sie gcMtin häte Sp. b.
15. dö quämin die bürgere ddre Sp. b. 23. dö in des rihtires hol-
den Sp. d. 4. do inmöhtin sie in gerürin Sp. d. 5. sine törstin in
getrüwen nitoet mere Sp. d. 10. den hiiden er predigote Sp. d. 12.
das s{ im gelöubin nicht in virliesin Sp. d. 14. Einige dieser
Verse Hessen sich wol ohne oder mit geringer graphischer Aende-
mng mit einfachen Senkungen lesen, einige aber widerstreben ent-
schieden, daher wird man auch die andern lieber gleich benrtheilen,
am wenigsten aber ändern. Volle Sicherheit ist bei so spärlichen
Bruchstücken überhaupt nicht.
Es ist klar, dass durch Annahme dieser doppelten Senkungen
eine Menge der scheinbar überlangen Verse im Bother lesbar wer-
den (die zu kurzen beruhen, soweit sie es nicht bloss scheinbar
sind, ebenso auf Verderbnis als die wirklich zu langen), für die min-
dere Zahl derer, die sich nicht fügen, hat Amelung (a. a. 0. 267 —
69) schon Besserungsvorschläge beigebracht. Zerlegung in 2 Verse
hilft öfter; Kückert selbst zerlegt den überlangen Vers 1146 nicht
unwahrscheinlich in 3 Zeilen. Aber V. 94 wird auch ohne Zer-
legung gelesen werden können : imde wiit auch wol toe ie umbe das
wff stät nach den von Amelung unter U 1. g. IV. V, 1 aufgestellten
Regeln; ebenso 145 das si ir Mrrqn umbe die mdgit vörcn nach
V, 1, oder wenn die Aenderung von er^ne in ir auch noch zu stark
scheinen sollte, klingend mit 4 Hebungen , weil auch 144 so ge-
lesen werden kann.
Tilgung überflüssiger den Vers überfüllender Worte ist öfter
unerlässlich : so wird man 280, den Amelung zerlegen will, lesen :
*) Dass das Beispiel des Umlautes von a nur durch ein Versehen
unter die Belege 8. 77 gerathen ist, brauche ich wol nicht zu
versichern. Sp. b. 21. 22 ist zucorrigiren egeas, vorher ist consul
zu ergänzen (vgl. Sp. c. 14. 15) Das Loch Sp. c. 9 nach mn (in
Sp. b. 9 zwischen note und />aj), war schon vor der Schrift nii
Pergament: es fehlt also nichts. Ich hätte es entweder gar nicht
oder auch in Sp. b. anzeigen sollen.
£ BarttdL Deutsche Dichtnngeii etc.. ang. v. H. Latkbei. 179
do redite ein rrofce hei^ Hcrlint [jcL Bückerts Anmerkung), aber
498 (=492 Massm."» wird es genügen ÄVA^r zu streichen : rf^s
dhttcorde ime do der geirütce man. 1077 (= 10o9 Mi kann
omH als Anftact stehen bleiben, 1583 (= 1575 M.") kann si' bleiben,
wenn man liest: unde mochte dairsölihie sin atiiin nach V. 1.
38<32 wird es genügen den Artikel zu streichen: sie sdUin sie
kvninc Böfhere, 2094 streiche ich ober den hof ohne weitere
Aenderung. 2223 (= 2215 M.^ wird der tugindc zu tilgen sein.
2246 (= 2238 M.) nu, 3846 (= 3839 M.) 1. deme ^(i: bi Edsi-
HsijuM.
Zum Schlnss noch einige wenige vereinzelte Bemerkungen
zu Steilen, wo ich der Auffassung des Herausgebers eine andre
entgegenzusetzen habe.
270 üf den hof: Bückert: (J)N: Massmann: ist M/s Angabe
richtig, so läge An näher.
1204 lebete kann natürlich auf kuninptn nicht reimen. Das in
des Hs. folgende gen hilft auch nicht. Ich denke hbendec si,
3411 tcalle gute wird man. so lange ein Compositum traUegare
nicht anderwärts nachgewiesen ist . doch a]s tcale gare :=
icolc gare (4082) fassen müssen.
3483 Die Form Pippitichtnis^ die Bückert au6 Pippinchis der
Hs. gemacht hat, bezweifle ich : im Beime steht neben Pippin
als Nom. Pippinin als Acc. (5004). Von jenem Pippinchis
steht Pippipigis (5038 nicht 5042) in der Muudart kaum ab ;
wenn hier Pipptnis au die Stelle gesetzt wurde, ist auch an
jener früheren Stelle zu Pippinchinis kein Grund Torhauden.
3658. 59:
8one worde die grantreste
nüwit der helle gesten
icorde: die Hs., vor de: Bückert, der gesten als Verbum er-
klärt, wozu freilich die waseer der Hölle 4556 passen würden.
Aber tcorde kann cox\j. imperf. sein = würde und gesten
dat. pl. 'es käme die Erde nicht in die Gewalt der Feinde
aus der Hölle'.
3983 lu der Anmerkung wäie besonders hervorzuheben gewesen
die Vollstreckung der Strafe durch den Ui-theilsprecher ange-
sichts der Standesgenossen des Verurtheilten;
auch auf die Wahl der Tudcsart . die Kother anhcim gestellt
wird 3970, wäre aufmerksam zu machen gewesen.
3992 ff. lässt jedenfalls deutlichen Zusammenhang vormis|»n. Es
ist eine Lücke nach 3992, nicht aber nach 3998 wio Bückert
will, anzunehmen. Oder beruht diese Ziffer auf einem Druck-
fehler ?
408ri An drteic ist nichts zu ändorn. os stimmt zu den früheren
Angaben 3818. 3988. 4166 nahmen sechs ihr Ende und sva£
er der andren anc quam^ den tcdv her sicherltche sam, so
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».: '.*: :»rr Kr£.iriU9F J ^'rr.:ti'ji* '2fei-^!hr. 'i. 393;, die nicht
hir.« •::.*:r*4.hr.*. bi«:;^#<rfi ^y...«:.'!, h*r;hur»*n k<fDnen. Ist aber
ni*ihk nui\r/, »,*? j';h jrlÄiif,«:, dann ist auch «eine Emenda-
iiffU dm Uif di-.mi:^ da-, zur (ranzen SitoatioD nicht passt, un-
r»IH4: K'ii}i«?r hat AiMim Krau 'lau £ath Berhters in ein Kloster zu
K«hiiri iiniyi'.Miniii, nju erwidert:
JMfäl. Praktische Lo^k. vag. t. L. CTieralier. 181
iz ist der bezziste rlt
den Berhter getan hat.
51(4 nn volge uns koninc edcle
iz ne komit ans nicht nbele.
Mn$ ysLSst nicht, denn der Rath ging von Berhtii'r allein aas:
1. ime, der Fehler ist durch das uns der folgenden Zeile leicht
erklärbar.
Oberhollabrunn im Augnst 1872. H. LambeL
I. Praktisdie Logik oder Uenklehre. Für Lehrerbilduugs-An-
stalten and MitteLschalen , sowi» für die Gebildot^n jeglichen
Standes. Mitpraktischen Beiä^pieleu. Von Dr. .H. A. Drbal.
ITien 1872. w! Braamüller.
II. Darstellung der wichtigsten Lehren der Menschenkunde und
Seelenlebre als Grandlage der Erziohan^lehre für Lclirerbil-
dangs- Ansialten, sowie fUr die Gebildeten jeglichen Staude«; von
Dr.M. A.DrbaL Wien 1872.
I. Die Schulbücher-Literatur in Oesterreich kann sich, ¥ra8
die philosophische Propädeutik betrifft, rühmen, keineswegs hinter
Deutschland zurückgeblieben zu sein; ja es zeigt sich, wenn man die
an Gymnasien Deutschlands gang und gäben Lehrbücher durch«
mustert, dass sich bei uns des Guten und Methodischen mehr findet.
Grund dieser Thatsache ist die besonnene und klare Richtung der
Lehrbücher , die der von Herbart gegebenen Grundlage folgen. In
der Psychologie wird alles Nebelhafte und Metaphysische fern ge-
halten und der Boden der Erfahrung nicht verlassen; in der Logik
aber die Vermischung mit den angewandten Wissenschaften ver-
mieden, woduixb sie gerade ihren propädeutischen Charakter voll-
kommen festhalten kann. Mag immerhin die Frage über den pro-
pädeutischen Unterricht noch eine offene sein , so viel steht fest,
dass die Weise, wie die genannte Schule ihn in Angriff genommen,
die gymnasialen Zwecke fördert und alles vermeidet, was den philo-
sophisch-propädeutischen Unterricht in Miskredit gebracht hat.
Die firüher von demselben Verfasser erschienenen und in dieser
Zeitschrift mit Anerkennung besprochenen Schriften haben den Be-
ruf desselben, ein gutes Lehrbuch zu schi-eiben, in günstigster
Weise gezeigt. Vorliegende Bücher weichen , obwohl sie denselben
Zweck haben , von den frühem Arbeiten des Verfassei-s durch ge-
drängtem Inhalt und geänderte Methode ab. Letztore will or als
einen Vorzug seines logischen Werkleins angesehen wissen. Wäh-
rend in ähnlichen Büchern die synthetische Behandlung vorwiegt
oder die analytische und synthetische Methode in einander gearbeitet
sind , zerföllt die vorliegende Deuklehre in z^-ei Thoile , von denen
der eine analytisch, der andere synthetisch die Denkgesetze behan-
delt; flreilicb niobt ausschliesslich. Der Stoff wird somit eigentlich
182 Drhdl, Praktische Logik, ang. ▼. L. Chevalier.
zweimal vorgetragen , nnd naturgemäss ist der zweite (synthetische)
Theil ausführlicher als der analytische , der das andeutet , was der
andere voll ausführt.
Es hat eine solche doppelte Behandlung des Stoffes ihre Nach-
theile, nnd es verbergen sich diese auch nicht ganz in Drbals Buch.
So muss S. 21 die Erklärung der Grattungs- und Artbegriffe in die
Klammer gesetzt und auf die Lehre vom Begi-iff im zweiten Theil
hingewiesen werden. Ebenso wird S. 11 von bejahenden und ver-
neinenden, allgemeinen und bosondern Urtheilen gesprochen, ohne
dass der Anfänger weiss . was diese Uitheile sind. — Es gehört für
jeden Fall grosse Gewandtheit dazu, den Stoff so zu zerlegen und
einzurichten, dass das Interesse des Lernenden festgehalten und mehr
dls eine blosse Wiederholung geboten wird. Diese Klippe hat der
Verfasser mit grossem Geschicke vermieden. Es wird nach dem
Grundsätze der Vertiefung und der Besinnung der im ersten Theil
ausgespannte Rahmen ausgeweitet. Fehlendes ergänzt, Wichtiges
begründet, und so der logische Stoff für den vorgestellten Zweck er-
schöpfend in das Buch hineingeaibeitet. Während z. B. der analy-
tische Theil Urtheil und Begriff vom Gesichtspunkte des Schlusses
aus behandelt, lässt der synthetische Theil Begriff und ürtheil zu
ihrem vollen Rechte kommen. Die Schwierigkeiten des logischen
Unterrichtes verlangen öfteres Zurückgehen auf die Elemente, für
die noch nicht hinreichend geschulte und gestärkte Denkkraft der
Schüler an Lehrerbildungs -Anstalten , die dieses Buch wol meist
gebrauchen werden , ist in einem solchen doppelten methodisch ge-
stalteten Gurs gründliche Wiederholung dos Erlernten geboten, zu-
gleich ist das ganze Buch ein praktisches Beispiel des so wichtigen
Unterschiedes beider Methoden selbst.
In der Logik kann nicht genug Werth auf treffende Beispiele
gelegt werden. Was Aristoteles (Top. LVI. am Schluss) sagt: ^Man
definiere selbst bei sich genau und richtig den vorliegenden Gegen-
stand oder rufe sich früher kennen gelernte richtige Definitionen ins
.Gedächtnis, dann wird man, wenn man darauf wie auf Musterbilder
sieht, das Mangelnde oder Ueberflüssige in seiner eigenen finden**,
gilt von allen Denkformen. Selbstverständlich müssen Beispiele auf- «
gestellt werden, wie sie in den Schriften klarer Denker sich finden,
nicht beliebig construierte, wie die „Cajusbeispiele" in vielen Hand-
büchern ; Beispiele somit, aus denen der Schüler ausser der logischen
Form noch andei-es lernen kann. Th. Vogt hat in diesen Blättern
(Jahrg. 69, S. 45) den Vorschlag gemacht, es möge eine geordnete
und übersichtliche Zusammenstellung vou Auszügen aus den Schriften
derjenigen Philosophen, welche in besonderer Kraft und Reinheit
dargestellt worden sind, der Jugend gegeben worden; eine solche
würde die Zwecke des philosophischen Vorbereitungsunterrichtes am
besten erfüllen; auch werden hier dem Schüler Ansichten geboten
und wenigstens ein Uobcrgang gebildet zum Studium der Philosophie
an Universitäten. Gerade in der sorgföltigen Wahl von Beispielen
Dfbal. Praktische [.ogik, »nj;. v. L. Chevalier. 188
liegt uoch ein Voriiienst für den Vorfasser eines aolclien logischen
Lehrbuciies ; iu Schalbüchern können ja so nur die Hauptpunkte be-
handelt werden, und diese sind iu allen Logiken ziemlicb gleich und
höchstens die Anordnung oder die grössere Präcision der Darstellung
TOrscbioden. Trendelenbnrg (Erlänterungeu zu den Elementen der
aristot. Logik) macht auf die Wahl solcher Beispiele aufmerksain. Sucht
man Beispiele oder Induction, so Sndet man sie reichlich in Xenophons
Hemorabiücn und dort fast in ihrem wiäEenschaftlichen Ursprung;
die logischen Bestimmungen müssen nicht bloss im ein-
zelnen belebt, sondern auch in den Wissenschaften als
ergiebig erkannt sein. — In der Logik des Verfassers ist wol in
dieser Beziehnng ein grosser Forlschritt zu ersehen, noch aber ist des
Guten nicht genug getban. Noch losen wir Beispiele tou so zweifel-
haftem Charakter, wie: „Alle Menschen sind sterblich,, . Cajus ist..,
etc. ; ^ alle FoTtepianos sind musikalische Instrumente ; — wenn es
regnet, wird es nass; — alle Neger sind würdevoll; dieser Cha-
racter ist himmlisch gesinnt etc.*^
Es ist Ton dem Verfasser der sehr verständige Versuch ge-
macht worden, in den Schriften bedeutender Denker logische Fehler
nachzuweisen; es ergibt sich eben aus einem aolchen Hinweis, was
Stuart Mill im zweiten Theil seines logischen Werkes bemerkt, dasa
in wisse nsohaftl ich on Werken nicht selten Veratöase gegen die oinfach-
ston Umkehningsregeln vorkommen. Wie belehrend ist das aus Mill
aufgenommene, eine falsche Analogie zeigende Beispiel, dass politische
Kdrper, wie die NatnrkSrper, Jugend, Boife und Tod an sich erfahren?
Hinwiederum können solche Beispiele; „Die reine Mathematik ist theils
Arithmetik, theils Geometrie, theils Trigonometrie' — „Weder das
Herz noch die Schlagadern sind Apparate" — „Ich weiss, dass allen
vernünftigen Wesen das Prädikat „würdevoll' zukommt,' — anch ans
andern Gründen nicht empfohlen werden.
Referent hat uoch einige Bedenken gegen einzelnes. — S. I
wird ee wohl heissen müssen „logisch denken ist die mit Bewusstsein
vollzogene Verknüpfung etc.," sonst wäre der Begriff denken viel zu
eng, dann denken freilich Kinder uml der Wilde nicht. Es ist zu weit
gegangen, wenn S. 19 behauptet wird, dass die C'onsequenz des
Schlusses nicht einmal von meinem Verständnisse desselben abhängt.
8. 31 findet der Verfasser die Prüfung der Richtigkeit des StofTos
doch für uöthig. Es ist zu viel , oder wenn man will , zu wenig von
der Logik verlangt, dasa jemand, der das Wort „zuckerhaltig"
gar nickt verstanden {S. IS), den Schlusssatz zugeben muss. Um uns
davon zu überzeugen, sagt der Verfasser, wollen wir an die Stelle
eines der Begriffe irgend ein , bedeutungsloses" Zeichen, wie
1. B. einen Buchstaheu des Alphabets setzen. Irgend ein bedeutungs-
loses Zeichen ist aber der Buchstabe S etc. nicht. Er hat die Be-
deutung einer Classe von Begriffen, darum heisst es S. 21 richtig,
daes man für die Begriffe etc. allgemeine Zeichen, wie 8 und P, sotien
kann, und S. 26 ebenso richtig, dass Buchstaben für Begriffe, die
^
184 Drbdl, Pnktüche Logik» ang. ▼. L. Cheoälier,
einen Sinn geben, gesetzt sind. Das Beispiel S. 25 ^Allo Menschen
sind entweder Heiden oder Juden oder Mohammedaner^ ist kein voll-
ständiges disjunctives Urtheil. — S. 12 dürfte der Denkprocess sich
regolArer gestalten , wenn der angegebene Schlnss nach der dritten
Figor einen particalären Untersatz bekömmt. S. 37 steht: „Das Ur-
theil ist ein Satz, in welchem etwas ausgesagt wird, dass etwas ist
oder nicht ist, und 8. 70 „das Urtheil ist die Aussage , dass etwas
ist oder nicht ist.'' Wie stimmt dies zu der richtigen Bemerkung
S. 71, dass ist nicht sein bedeutet? Wenn der Verfasser nicht
gleich darauf das Richtige sagte, „ das Urtheil ist die Aussage über
Verknüpfung oder Trennung zweier Begriffe, so wurde man glauben,
er wolle das wirkliche Sein behaupten, da er doch sehr gut weiss,
dass dieses ist nur die Bezeichnung der Einheitsform der Glieder
ist und ja nicht mit dem ist des wirklichen Seins verwechselt werden
darf. (Herbart I, 92.)
Gegen einen freilich noch nicht allgemein anerkannten Irrthum
muss sich der Referent in Kürze wenden. S. 17 behauptet der Ver-
fasser, wie weiterhin öfter, dass im Syllogismus ein wirklicher Fort-
schritt im Denken geschehe. S. 5 heisst es freilich, „durch die
Logik könne keine neue Wahrheit gefunden werden" und S. 7 „der
Zweck der Logik bestehe nicht darin, unser Wissen zu bereichern."
Worin besteht nun dieser wirkliche Fortschritt? In jedem mittel-
baren logischen Schluss ist doch bereits in den beiden Prämissen die
Verbindung Unterschiedener gesetzt, und die ganze Bewegung des
Wissens dabei ist, die in dem Obersatz allgemein ausgesprochene
Verbindung im Schlusssatze für einen beschränkten, aber in dem
Obersatz schon mitumfassten Begriff oder für ein Einzelnes zu wie-
derholen. Der logische mittelbare Schluss ist daher , wenn die Prä-
missen gegeben sind, eine reine Tautologie. Mit Recht hat daher
Stuart Mill darauf hingewiesen, dass das Auflinden des terminus
medius des Obersatzes in dem terminus minor des Untersatzes die
Hauptsache ist; um die Subsumtion dieses unter jenen dreht sich
das ganze Interesse in der Begp*ündung. Ist diese Subsumtion einmal
gefunden oder gar in dem förmlichen Schluss dem Schüler gegeben,
80 ist die Conclusion eine rein mechanische Wissensbewegung , die
nur einige Uebung in schwereren Fällen braucht. Der Fortschritt im
Wissen besteht in der Feststellung des Minor. Alle Bedeutung ruht
auf dem Wiedererkennen des begrifflichen Stückes im Einzelnen.
Weiss ich , dass dieser Himmelskörper ein Planet ist , dann ist der
Schluss, dass er elliptische Bahnen beschreibt, leicht gemacht.
Stuart Mill untersucht diese Frage in seinem logischen Werke I, 220.
Er stellt die Gründe und Gegengründe zusammen und erkennt die
leere Tautologie einer Conclusion aus gegebenen Prämissen ; räumt
aber dennoch ein , dass eine Erweiterung der Kenntnisse durch das
Schliessen gewonnen werde. Seine Lösung ist die , dass alle Ober-
sätze durch Induction gewonnen werden. Aber es ist schon dagegen
bemerkt worden , dass Mill die erste Gewinnung eines allgemeinen
Drbälj Praktische Logik, ang. v. L. ChevaUer. 185
Satzes mit dem spätem Gebrauch durch andere verwechselt, deuon
solches Gesetz unmittelbar als allgemeines mitgetheilt wird. Beneke
hat in seiner Logik I. 216 längst dargethan, dass das Charakte-
ristische alles Schi iessens die Substitution ist. Die Sub-
stitution kann aber nur dann eintreten , wenn der eine Bestandtheil
in keiner Weise über den alten hinausgeht. Wenn nun der Verfasser
ausdrücklich S. 84 sagt: „Bei blossen Schlüssen worden die Vorder-
sätze als richtig angenommen, es kommt daher nur darauf an, ob die
Form der Ableitung richtig ist, ob der Schlusssatz aus den Vorder-
sätzen mit Richtigkeit folgt, ** wo ist denn da der Fortschritt im
Denken?
Die Lehre vom ürtheil ist in den §§. 27 — 31 klar entwickelt
und der Stoff eingehend behandelt. Mill hat hier sehr beherzigens-
werthe Worte gesprochen : „ In einem Handbuch für junge Studie-
rende wäre es ganz geeignet, bei der Umwandlung und Aequipollenz
der Urtheile noch länger zu verweilen ; es gibt keine wichtigere gei-
stige Gewohnheit, deren Pflege mehr in den Bereich der Logik fiele
als die , sicher und rasch die Identität einer Behauptung zu unter-
scheiden , wenn sie durch eine sprachliche Verschiedenheit vordeckt
ist. Der Studierende soll die Gewohnheit einer vorsichtigen Aus-
legung der Wörter und eines genanen Bewnsstseins der Länge und
Breite seiner Behauptungen bekommen, eine Gewohnheit, welche zu
den unumgänglichsten Bedingungen einer irgendwie bedeutenden
geistigen Vollkommenheit gehört, die zu pflegen einer der Haupt-
zwecke der Logik sein muss.
S. 81 heisst es, die Umkehrung des besonders bejahenden Ur-
thcils ist demnach eine mit unveränderter Quantität; vom Stand-
punkt der Logik folgt nicht mehr, und deshalb ist dies die allge-
meine Regel; die Umkehrung von: „Einige Gebirgsarten sind Basalte"
in: „Alle Basalt« sind Gebirgsarten" stösst als Ausnahme die Regel
nicht nm.' Damit dürfte der Anfanger nicht sehr zufrieden sein,
ihm werden von der Logik andere Erwartungen rege gemacht. Hier
muss eben, wie Strümpell (S. 85 u. 86) zugibt, nach dem Sinne des
gegebenen Urtheils gefragt werden. Derlei Behauptungen sind es,
die Trendelenburg zu dem harten Urtheil bi-achten, dass die formale
Logik gegen Aristoteles (entgegen der Behauptung Kaut's) Rück-
schritte gethan, indem sie, was Aristoteles in seinem grossen Sinn
nie wollte, die Formen dos Denkens von allem Bezug auf den Gegen-
stand zu isolieren meinte. Und auch Strümpell (S. 18) gibt zu, dass
ein solcher Tadel in Beziehung auf einzelne Fälle, wo der Unterschied
zwischen reiner und angewandter Logik zu scharf gofasst ist, richUg
sei. Zimmermann hat in seiner Logik diese Klippe vermieden. S. 80
heisst es, „es ergibt sich das Gesetz^ dass allgemeine bejahende Ur-
theile sich meist nur verändert umkehren lassen..." Im Begriff eines
Gesetzes liegt eben eine solche Unbestimmtheit nicht. — Vollkommen
zweckentsprechend ist die Theorie der Gleichheits- und Entgegen-
setznngsscUüsse behandelt. Das Urtheil ist überhaupt auch in seiner
186 Drbal, Menicheiikaiide und Seelenlehre, uig. v. L. Chevalier.
sprachlichen Form dem Anfanger rocht klar zu machen, da die
sprachlichen Lehrbücher leider noch vielfach mit den Becker'schen
Kategorien durchzogen sind, und das ist dem Verfasser im Ganzen
gelungen.
Die Lehre von den Schlussfiguren zeigt gleichfalls eine fleissige
und geschickte Behandlung. Mit yoUem Recht lässt der Verfasser
die beiden letzten modi in der 3. Figur fallen. Wird schon einmal
genauer auf die Schlussfigur eingegangen, wie Herbart, Drobisch und
Überweg rathen , so ist gewiss der in diesem Buche eingeschlagene
Weg der richtige und füi* den Anföuger leicht zu erfassende; die Be-
weisformen sind durch Beispiele bestens erläutert, die ganze Metho-
denlehrc präcis und klar dÄrgestellt. So kann man nur den Wid-
mungsworten zustimmen: „Aus langer Praxis hervorgegangen, möge
das Buch bezeugen , dass die Entwickelung der anal}'tisch-synthoti-
sehen Lehrmethode an dem Gebäude einer populären Denklehro
geeignet sei, die Logik fasslich darzustellen.'' Gegen den Zusatz
allein geeignet dürften sich viele Fachmänner verwahren.
IL Der Standpunct des Verfassers in seinem zweiten Werk-
chen wird mit den Worten gekennzeichnet: «Die Darstellung der
Menschenkunde, welche ich hiemit gebe, unterscheidet sich von der
sonst üblichen dadurch, dass ihr Augenmerk ebenso sehr dahingeht,
das geistige Leben als integrierenden und gleich berechtigten Factor
des Menschendaseins möglichst erschöpfend zu behandeln. Das Buch
ist den Lehrerbildungsanstalten und den Gebildeten überhaupt ge-
widmet."
Die Somatologie ist in demselben besonders berücksichtigt, sie
umfasst mit der Sinnesempfindung den weitaus grössern Theil dos
Buches; der rein psychologische Theil, so kurz er auch dargestellt
ist, bringt alles, was der Lehrer wissen muss in schlichter Darstel-
lung, die hier bei der Schwierigkeit einzelner Entwickelungen beson-
ders noth thut. In diesem Buche hat der Verfasser den Fehler seiner
grossem Psychologie, die zu breite Darstellung psychologischer That-
sachen, glücklich vermieden, und hat sich auf das Nöthige beschränkt.
Eine Fülle vortrefflicher Beispiele, interessanter Vergleiche und
werthvoller Citate stehen ihm zu Gebote. Es ist nicht leicht , aus
dem massenhaften Stoffe das Passende herauszufinden , insbesondere
ruht die Somatologie auf einer weiten Basis naturwissenschaftlicher
Studien, die in fortwährendem Flusse sind , da die Entdeckungen auf
diesem Gebiete heut zu Tage täglich wachsen, und der Fortschritt in
den Bcalwissenschaften so grosse Erfolge aufweist , dass es dem , der
nicht Fachmann ist, schwer wird, gleichen Schritt zu halten.
Da der Verfasser die Aufgabe, die er sich gestellt, dahin defi-
niert, die wichtigsten und wissenswerthesten anatomischen und phy-
siologischen Thatsachen einerseits mit den wichtigsten psychologi-
schen zu verbinden , so musste diesem ersten Theil ein grösserer
Drbai, Menscbenkünde und Seelenlehre, ang. ▼. JL Chevalier. 187
Baum gegönnt werden. Nach einer kurzen Einleitung über Begriff,
Eintheilung und Methode der Menschenkunde werden die Haupt-
lehron der Anatomie und Physiologie des Menschen behandelt. Nicht
überall ist es dem Verfasser gelungen, dem Stoffe nach dem Grade
seiner Wichtigkeit gerecht zu werden. Das Skelett, dessen Form und
Bildung die Menschengestalt bedingt, ist z. B. gegenüber einem viel
minder wichtigen Kapitel vom Kauen und Schlingen zu kurz gekom-
men ; während im letztem jede Bewegung des Mundes und der Zunge
mit minutiöser Genauigkeit beschrieben wird, sind dort die einzelnen
Knochen mehr aufgezählt als beschrieben. — Auch dürften die
tormini technici des Buches den Naturhistorikern manchen Anlass zu
Bemerkungen geben. Somatologie lässt sich nicht , wie es S. 1 ge-
schieht, mit „Naturlehre des Leibes^ Obertragen, statt mit dem alten
Ausdruck »Naturgeschichte ^^i welche die beschreibende Naturge-
schichte, Anatomie und Physiologie, einschliesst. So spricht der
Verfasser im §. 4 yom Blutsystem, Athmungs- und Verdauuugs-
system statt vom System der Blutgefösse etc. Vorkammer und Herz-
kammer werden zu einem Vor- und Herzzimmer ; so wird vegetati? in
der Klammer durch ^jpflanzlich" erklärt §. 25, wodurch wir an dieser
Stelle zu dem non ens pflanzlicher Nerven kommen.
Die wiederholten Vergleiche gehen aus dem löblichen Streben
hervor, recht klar die Thatsachen und Erscheinungen zu entwickeln
(siehe den weitausgeführten Vergleich zwischen dem Blutkreislauf
des Menschen und einer Wasserleitung), aber es trifft selbe der Vor-
wurf, dass hier und da statt Klarheit eine schiefe Auffassung der
Vorgänge im Menschen sich herausstellt, was die gewonnene Klar-
heit wieder in Frage stellt.
Im §. 6 geht der Verfasser auf den Unterschied zwischen Thier
und Pflanze ein, doch ist derselbe nicht wissenschaftlich gefasst. Es
sind eben nur die höheren Thiere ins Auge gefasst, die niedem sind
unberücksichtigt geblieben. Die Pflanzen nehmen nicht allein durch
Oeffnungen an der Oberfläche ihre Nahrung auf. Ebenso ist S. 8
und 9 der Unterschied zwischen Mensch und Thier mangelhaft. Der
Hauptunterschied in körperlicher Beziehung zwischen dem Men-
schen und dem Affen ist der, dass der Mensch Fasse hat, die hin-
tern Extremitäten des Affen aber sind Hände. „ Hand nennen wir
die Fussbildung mit gegenüberstellbaren Daumen *" sagt die Natur-
geschichte. Somit ist der Nr. 3 behauptete Untei-schiod falsch,
Fuss und Wade wären die spocifischon körperlichen Unterschiode
des Menschen als durchgreifende Merkmale. In §. 12 sind die
hintern Felsenbeine, die die Gehörknöchelchen enthalten, nicht aus-
geführt. Das Zungenbein gehört nicht zu den Gesichtsknochen
(S. 24). Eine vortreffliche Ausführung zeigt der §. 11. — Im §. 16
ist unter den Lyinphgefassen nur der Milchgang iu's Auge gefasst,
die vielen Lymphgefösse im Saugadersystem sind nicht berück-
sichtigt. — S. 33 heisst es: „Das Blut wird am Daime vorboigcführt,
wo es Nährstoffe von Speise und Trank aufnimmt." Die Blutge-
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IMaü, Maudieiikaiide und Beelenkhre., ang. ▼. /. Ckewüiir. 189
zudenten und hier und da, soweit es der Baum gestattet, auszuführen ;
dmm wird der angehende P&dagoge das Buch mit dem grössten
Nutzen in die Hand nehmen.
Im einzelnen wendet sich der Referent gegen einige Behaup-
tungen des Verfassers. Noch immer wird S. 168 das Gesicht defi-
niert als das unmittelbare Bewusstsein der Steigerung oder Herab-
stimmung der eigenen psychischen Lebensthatigkeit. Schon Kant
sagt in der Anthropologie §. 58: ^Lust ist das Gefähl der Beförde-
rung des Lebens, Schmerz des eines Hindernisses.^ Aber diese
Definition ist werthlos , weil , wenn sie auch vOllig wahr wäre , was
nicht der Fall ist, sie immer nur einen andern Zustand bietet und
nicht das Gefühl. Ferner wäre ein tieferes Eingehen in die ästhe-
tischen Gefühle erwünscht gewesen, noch machen sich in den Poe-
tiken der Schulen die Hegerschen Anschauungen breit. Dem grossem
Publicum, das in der Aesthetik noch „am Stoffe klebt **, wäre die
ihm fremdartige Auffassung des Formalen in der Schönheit klar zu
machen gewesen. Aendeningen im Ausdruck wären an einigen
Stellen erwünscht; so S. 152, wo es heisst, dass die Empfindungen
und Vorstellungen „ wellenai-tig emporsteigen und wieder zurück-
sinken.'* S. 153 steht „übergeht eine Vorstellung'^ S. 148
„die Unerwartetheit der Reize''. S. 189 „zugerechnet wird
eine Handlung, so fem man sie betrachtet als Ausdruck, als
Symbol?) eines bewussten Willens". Was S. 149 über das Musik-
drama gesagt wird , dass es eine psychologische Unmöglichkeit ist,
muss in den Gründen, die der Verfasser anführt, bestritten wer-
den. Die Verbindung der Künste als solche ist hinderlich der Ent-
faltung jeder einzelnen, aber das Gesammtbild mehrerer Empfin-
dungen gleichzeitig aufgefasst, ist keine psychologische Unmöglich-
keit; dann wäre die Oper überhaupt nicht möglich. Dass das Schöne
Selbstzweck sei, ist eine Phrase.
Referent glaubt , dass sich der Verfasser nicht getäuscht hat,
wenn er mit seinem Buche ein Bedürfnis der Volksschullehrersemi-
nare befriedigen will ; seine gründlichen Kenntnisse , seine bedeu-
tende Darstellungsgabe auf diesem schwierigen Gebiete bürgen dafür,
dass sein Buch die Anerkennung findet, die es verdient. Die Buch-
handlung Braumüller hat auch für die äussere Ausstattung alles
gethan.
Dr. L. Chevalier.
IM M. GMe, Learbnnh ii>r G<»o«iacki«!. mg. 7. R BaenUr.
r.wr-in ^'nartii^n hcn»*r-:r Biluanrwnr-^alvn. 5«}wi^ i:isi.Sir:fi'si]s*:rr.;i:v
Z*!iiarnift ao toti 'irfsoi h^A^Wr, dar. ea in Tr^ir^gn Kreii^n refiii'ien.
Tn.] wir 'iürfÄn woi a«;.^rtX>rech«Ti. -iAe.^ nun ii^ses 2Tlnüi»:h';. w-»l
'Inf.hrfAAhtf: , kUrft W^rk nkhr. z-: 7:>I kb«n kann: «üe Aufn-rliin^r
jrw/^.hi/thtl icher Gn-l ethnoeraphiächer Moment** durch ffei-^zripiiiä«!he
f/*wUit.anjr*'Ti . trer/rraphi.aoher darch geschichtliche B«tra»:hnr2^c.
die knapp<i c/iirecte Form, die afire^«;isde Friäche sind Vorzt^'r. di-ir
dftm iJarhe Ori^srall inniire Frerjnde erwerb'-n müüs*!!. Uebenl! :*--
herrHchf. <1er Meiatijr dftn Htoff in einer Weise, wie vir dies von keinem
andern ähnlichen Werke ver:-»ichem m'^hten. Eä braucht danm niclit
\m»onf\hrH vernichert zn werden , das3 wenn wir im Fol^end-irn eine
lieihe von A«A.Hetzrinj?en vorbrinL'en, diese den umremeinen Wert von
Onthe'ft f Suche in minimaler Weise einschränken und dass >io
niir gemacht werden, um anderseits ein wenij? beizatnigen . dass
kleine Mans^el, rlje Hich an die beste menschliche Arbeit anheften, in
kOnftif^en, wie wir hoffen recht zahlreichen, Auflagen verschwinden.
Wenn auf H. 147 behauptet wird, .die Kt'^mer haben nichts
ffir die Vermehrunf^ der Kenntnisse von Afrika gethan*^, so müssen
wir die» einen Irrtum nennen. Ihre Expeditionen zur Erforschung des
NiilaufH unter Xero und die Entdeckuntrsreise des Septimius Flaccus
und JuliuH Maternns nach Phazania (Fezzan), des Letztgenannten
nai;h A^iHymba im Sudan dürfen wol in Erinnerung behalten werden.
(VkI- über sie u.a. Peschel, Geschichte der Erdkunde S. 25.26.) Damit
iHt auch die Behaujitung entfernt, dass die Kumer keine Entdeckungs-
raiHen unternommen haben. (S. 2.'M.) Ausser den beiden eben er-
wähnten wäre auch die zur Aufiindnng der wahren Fundstatten des
({eniHteins zu nennen. (IMin. h. n. 27, 2. Solia. c. 20, vgl. auch Mul-
lonhofT, Deutsche Altortumskundo I, 213.)
Die /iigouner Hind nicht „erst seit dem Ausgang des Mittel-
ulierH ((/oncil zu ('ouHtanz !) in Europa erschienen^ (S. 252), sondern
wiiniii. wie Hchon Datjüllard längHt nachwies, ein Jahrhundort früher
in (irifuihnnland zu IIuumo. Zeugnisse über ein längeres Verweilen in
dinHiMn Landn hdion noch jetzt in ihrer Sprache fort, wie dies Miklo-
nirli in Hch^inor Weise liuluuchU^t hat. (Vgl. Karl Hopf, die Einwan-
dfirung der /igouner. (rotha 1K70, Miklosich, lieber die Mundarten
und di(^ Wanderungen dor Zigeuner P^uropas, Wien, 1872.)
Din ^Mongiilenschlacht bei Olniütz im J. 124 P (S. 505) ist
aus der ^chlacht^Mireichen (roschichto glücklich entfernt und man
kann den von kidnom Unparti^iischon angefochtenen Nachwei.s darüber
lioi Ed. Srliwiimmel, ZeitHchrifb für ostorr. Gymnasien 1857, Sitzbor.
d. Wirm-r Akud. d. Wiss. XXXIII 17'J- 218 losen.
Dil» Schlacht von Austerlitz hätte nicht in die Nähe von Olmütz
vor»<(d/.( worden so1I(Mi. donn Austerlitz liegt südöstlich von Brunn.
H, Ou^, Lehrlnieli der Geographie, ang. v. JB. Boe$l$r. 101
Wenn die Emilia als Bezeichnung des Theils der Lombardei,
der dem Kirchenstaate angehörte^ aufgeführt wird (S. 292), so ist
dies nicht ganz genau, weil die Provinz Emilia nicht nur die papst-
lichen Delegationen Bologna, Ferrara, Forli, sondern auch die alten
Herzogtümer Parma, Piacenza, Modena mit Beggio einschliesst.
Es ist durchaus irrig, die sarmatischen, also arischen Jazygen
des Alteilhums mit den von einigen Gelehrten des 16. Jahrhunderts
so getauften Jazygen Ungarns im Mittelalter, welche ursprünglich
Enmanen, also ein ugrisch-türkisches Volk waren, zu identificieren
(S. 435). Es «beruht ebenso auf keinem statthaften Zeugnisse, wenn
an derselben Stelle Aquincum, das jetzige Ofen, die Stadt auf dem
rechten Donanufer als Etelvär zu einem Sitze Attila*s erhoben wird.
Etelvär ist auch nichts anders als gelehrte Fiction einiger Magyaren ;
den Sitz Attila^s auf der grossen Ebene zwischen Donau und Theiss,
wo er wol lag, heute bestimmen zu woUen, ist vergebliches Bemühen
und die magyarische Sage weiss darüber nicht mehr sicheres, als die
Gelehrten, denen der Bericht des Priskos zum alleinigen Wegweiser
dient.
Die Behauptung, dass Wien seit der Befestigung durch die
Bömer in ,, ununterbrochenem Leben" gewesen (S. 501), ist wenig-
stens unerweislich, da vom Ende des 5. bis in das 10. Jahrhundert
Wiens nirgends gedacht wird. Es ist die Zeit, in welcher im Munde
der zahlreich im Lande wohnenden Slaven aus dem alten Vindomlna,
welches durch die jüngere römische Umformung Vindobona nicht hatte
verdrangt werden können, das neue Videu, später Wien wurde. „Der
Gesammtanblick Wiens erinnert" nach dem Verfasser ^lebhaft daran,
dass sie ursprünglich Grenzfestung war**. Dies war wol vor der Stadt-
erweiterung richtig, ist es aber heute nicht mehr, wo alles was an
eine Befestigung mahnt geschwunden ist. Ueberhaupt ist die Cha-
rakteristik Wiens veraltet und wird der heutigen Stadt nicht gerocht.
Die geschichtliche Notiz der Tabelle zum J. 895 „Kyrillus und
Methodius in Prag müssen wir als durchaus falsch bezeichnen. Beide
Prediger waren niemals in Prag, am wenigsten im J. 895, denn Gon-
stantinus-Cyrillus starb 869 und Methodius 885. Auch empfieng der
Böhmenherzog Bofivoj die Taufe, an welche wahrscheinlich hier ge-
dacht ist, durch Methodius in Mähren (J. 874).
Einmal heisst die Pilgerfahrt der Mohammedaner ein „läppischer
Irrwahn'' (S. 233). Darf man in einem gläsernen Hause sitzend mit
Steinen um sich werfen? Zeigt das Ghristenthum nicht ähnliches
genug? ist der „Iladsch" nach Jerusalem besser als der nach Mokka?
Und der „Irrwahn"? — ist des „Wahns" nicht schon genug?
Warum die Tautologie „Irrwahn"?
Dass der Monotheismus die ursprüngliche Religiousform sei
(S. 94), von welchem die Folgezeit abgefallen, wird auch sonst da und
dort vorsichert, ist aber donnoch gruiulirrig. David Strauss (Alter
und neuer Glaube) hat darüber richtigere Ansichten. Es ist, als ob
man die Bildung organischer Wesen mit dem Menschen beginnen und
19S A Qiähe, Lehrbnch der Geoi^pliie, aog. ?. JS. Baeder.
mit den formlosesten aller, den Moneren nnd dem Bathybios Haeckelii
enden Hesse.
Von falschen Schreibungen der Namen fielen mir auf Ismaila
(S. 149) statt Ismailia oder Ismailiah, Scbuschter (231) st. Schuster,
Sophia (280) st. Sofia, San Just (320) st. San Yuste, Digoiug (340.
347) st. Digoin, Lescinsky (353) st. Leszczynski, Luneville (353)
st. Luneville, College (mehrmal) st. College, Pripetz (413) st. Prypec
poln. oder Prypet russ., Schyll (429) für Schil, walach. Jil, Körösch
(429) neben Szamos, Uegyalla (431) st Hegyällya, Pietrozza (430)
st. Petroasä, Mohacz (435) st. Moh&cs, Danubius (436) st. Da-
nnvius, Akkerman (413. 426) st. AUjerman , Syrmien (433)
st. des richtigen alten Sirmien nach der Stadt Sirmium, Freisingeu
(584) st. Freising. Zur Entschuldigung ffir letzteres mag dienen, dass
nahezu sämmtliche österreichischo Historiker, denen Fi-eising ein sehr
gewohnter Name sein sollte, die auf baierisch-österreichischem Sprach-
gebiete unmögliche Form Freisingen schreiben. Ein störender kleiner
Verstoss ist Murg (472 und im Register 632) statt Mürz (alt Murec
d. i. kleine Mur). Eine längst yeraitete ü'oim ist Bucharest für das
jetzt übliche Bukarest (wal Bucureäti), Serbier, wofür man jezt wol
durchaus Serben sagt. Unrichtig wenngleich verbreitet ist die
Eisack, welches man einer Ableitung vom deutschen ache zu Liebe so
gebraucht, da es doch vom alten Isarcus kommt und man in Tirol
selbst der Eisak spricht. Tadelnswert ist auch der unbegründete
Wechsel von c und k in romanischen Namen, aber auch sonst, so
Vulcanpass in Siebenbürgen (429) neben Vulkan (Ithome) in Grie-
chenland. Statt der Flut ganz uimützer Ausrufuugszeichen wurde ich
die Einführung von Accentzeichen empfehlen für alle Namen, deren
Betonung den Deutschen ungewöhnlich oder ganz unbekannt ist und
deren giebt es doch nicht wenige.
Au Druckfehlem finde ich folgende zu berichtigen: Westküste
(122) st. Westkette, Dalagoabay (160) st. Delagoabai, Dschammel
(163) st. Dschamel, Wladikaukas (190) st. Wladikawkas, das Bilo-
dagh (265) neben der Schard Dagh, Dschurdewo (281) st. Dschur-
dschewo, gebildet (345) st. getrennt, Isle le Leon (311) st. Isla de
Leon| Komaron für Eomärom, Besterize Banya für Besztercze Bdnya,
Werschitz (Versacs) für Werschatz (Versec) sämmtlich auf S. 443,
Gmünden (474) für Gmunden, Sumava (499) für Sumava, Grain (501)
für Grein.
Graz, 19. November 1872. Robert Roesler.
Demairia, OAChPIjiOY EPOTEAOS etc., ang. t. TT. Fomtw. 19S
OAOOIjiOY EPSirEjtOS KAI EPASMIA. GU amori
di Erogelo e di Erasmia. Istoria Greca trovata e Tolgarizzata
da Innocente Demaria. Torino 1872. — 83 pp. klein 8^ L. 1.50.
Wer hätte nicht bei dem Gedanken an die Handschriftenfunde
im Orient die Hoffnung gebunden, es dürfte noch so manches ehr-
würdige Opus desAlterthams ans Tageslicht kommen, sei es in Perga-
mentstreifen bestehend oder in Papyrusrollen , die man in Gräbern
gefanden, sei es ein Foliant aus einem orthodoxen Kloster — wer
hätte nicht bei der Leetüre des Photius, der noch im 9. Jahrhundert
80 Tieles jetzt yerlorene besessen, mit Zuversicht auf kommende Ent-
deckungen gezählt? Wider Erwarten wäre also der oben bezeichnete
Fond — einem Jeden werden die fremden, zum Theil sonderbar ge-
bildeten Namen aufgefallen sein — nicht gekommen , aber Wunder
ninunt es uns nur, dass sich der Zufall gerade solcher Werkzeuge oder
Oefasse bedient und einmal den einfachsten Weg eingeschlagen hat.
Der Finder ist, wie er in seiner an Se. Majestät den König von
Italien gerichteten Dedication sich selbst zeichnet, ein allievo del B.
Liceo Cavour, nach unsern Begriffen mithin ein Gymnasialschüler,
und hat das kostbare ?Qfiaiov, denn so hätte er es doch nennen
sollen, nicht im Orient, sondern in Piemont, nicht von einem Beduinen
oder einem langbärtigen Mönch erhalten , sondern in einem Kasten
seines Geburtshauses gefunden. Eine eingehende Beschreibung des
Codex wird Niemand erwarten, wir erfahren nur, es sei ein quademo
foderato di porgamena, auf dessen Umschlag die Worte stünden:
Becepte | par et la | 1669: 1670, wobei die Punkte ver-
wischte Stellen bezeichnen. Innen stehe geschrieben: tu neQl rov
^Equtyeljov \ Y.al z^g ^Eqaa^iaq vtto rov ^Oh>qtii>ov zov 2rQa |
joq)ilov yeyQafiifxava, | iv... iv t^ iviavvffi, ?X^^' naqay^/qa^"
fiiva I Aqx^^^ ^ \oToqia f/ &av/daaia. und unten auf derselben
Seite: OiXiTtrtog fiiv (piXel /i£, iywye de tuxI avxov quljü liav,
xcu di) i^ bkrjg rrjg xagdiag. Ttaqeyqaxfja rade tytayt | akovaia
i malrj rj iMxkovfiivr^ (I) auf der andern Seite : 'O OiliTtrcoi; edcjxsv
ifiöi Tfjaäe iafOQiaf; tl \ %BLq6yqaq>ov Tcakaiorarov juiv, naliig
di I yeyQUfifievov f o dij evd-a itaqiyQaiba, dia \ vovxo q>iXu
(piiiTTnov noXv Xiav , aviog yiq tau ycat xcdog äajceq c Equ-
yiXog i^v. Daraus glauben wir also Folgendes erschliessen zu kön-
nen: Eine griechische Maid empfingt im 17. Jahrhnndei-t nach
Christi Geburt (1629) von ihrem Geliebten einen griechischen Roman
als zeitgemässe Leetüre, den diese dann, wahrscheinlich zur Ausfül-
lung ihrer zahlreichen Mussostnnden abschreibt. Diese Copie wäre
uns also erhalten. Bedauern müssen wir nur, dass der Ortsname
verwischt ist, was insofern zu bedauern ist, als wir erfahren hätten,
wo im XVII. Jahrhundert es noch Mädchen gab, die griechisch, und
zwar nicht etwa neugriechisch schreiben. Jedenfalls brauchen wir
uns nicht zu wundem, wenn die paläographischen Kenntnisse des
Mädchens, das die alten Godd. für unleserlicher geschrieben hielt,
als die späteren, nicht ganz unsern Erfahrungen entsprechen, wie wir
Mlidttift f. d. tetarr. Ojmn. 1878. II. o. HZ. Etft. 18
194 Dmaria, OA(»IAOY EPSiTEAOS etc., ang. ▼. TT. Fotftier.
auch die eine dem N. T. entlehnte Wendung , sowie den Partikelge-
branch uns erklären können. Der Hr. Verfasser, Herausgeber will
ich sagen, hat es unterlassen, aus der so eben angefahrten Stelle
einen Schluss auf die Vorlage zu machen, den wir daher aus
eigenem hinzufugen. Der Cod. muss sehr alt, ohne Abkürzungen
geschrieben gewesen sein, wenn er dem interessanten Copisten ge-
läufig war und wir werden uns hüten , im Folgenden nach Art der
jetzigen Philologen von librariis sciolis, indoctis u. s. f. oder von
putidis librariorum mendis zu reden.
Auf der 3. Seite stehe nun, erfahren wir weiter aus der Vor-
rede: ^PXBT^/ £10^ ITM-^^/^ l I2T0PIA. I Tii^ePani
Wir begreifen die Neugier unseres Gymnasiasten, den Inhalt
sothaner Handschrift kennen zu lernen. 'Ma non essende. . in quol tempo
del greco idioma a sufficienza intenditore, non potei di subito soddis-
£are Tardente mia brama di poter leggere tutto quanto il manoscritto.
Non perdetti perö il coraggio, ma in vece diedimi tutto allo studio
della lingua greca; e con tanto ardore mi accinsi all* impresa, con
tanta volontä ed assidua cura mi vi adoperai, che presto mi fu dato
comprendere tutto quanto il manoscritto e Yolgarizzarlo. E per ren-
dere me certo allora che questa istoria non era ancora stata pubbli-
cata da alcun altro, lessi con assai diligenea da capo a fondo
tutta la vohMninosa biblioieca greca del Fdbrizio, consultai nwlte
opere di illustri critici tedeschi e di altre nazioni, ma in nessuna
mi fu dato di vederla, neppur ricordata. Per la quäle cosa, e per
consiglio di un uomo dottissinw, ottimo intendente delle lettere
greche ed italiane, mi son posto a correggere il mio Yolgarizzamento
ed a pubblicarlo col teste greco a fronte... Man sieht, zu welcher
Kraftanstrengung solch ein zufalliger Fund anspornen kanni
Von nicht besserm Erfolge waren die Untersuchungen des
strebsamen 'Herausgebers' über die Aloysia imd ihren Philippos ge-
krönt, er wagt nur die Vermuthung, Aloysia sei die Tochter des Gra-
fen, der den Gebirgsstrich in den Cottischen Alpen beherrscht, gewe-
sen und das ihr geschenkte Msc. sei zur Zeit der Kreuzzüge in den
Besitz einer Familie gelangt, deren Sprössling Philippos es als Minne-
gabe verwendet. Hierauf rühmt der ^Herausgeber' die Süssigkeit
und Lieblichkeit seines Fundes, bewundert die lebhafte, wahrheits-
getreue Schilderung und zuletzt die Bündigkeit, denn Lycophron,
Xenophon aus Miletos und Longos hätten denselben Stoff zu einer bei
weitem langem Geschichte ausgesponnen. Ich gestehe, dass mir ein
Erotiker Lycophron unbekannt ist — vielleicht trifft dieser Vorwuif
den Tragöden— und der Xenophon Milesius dürfte deijenige sein, den
die Ephesier bisher ab ihren Landsmann beti-achtet hatten. Zugleich
ersehen wir aus dieser hingeworfenen Bemerkung, dass der ^Heraus-
geber* sich die Sache nicht leicht gemacht, sondern die Erotiker ge-
lesen, femer den Thukydides und des Apuleius Metamorphoses in den
Kreis seiner Studien hineingezogen hat, was alles mit den Bänden
Dmaria, OAOt^lAO T EPOTEAOS etc., ang. ▼. W. Foenter. 105
der griechischen Bibliothek dos Fabricias and der vielen Werke dent-
scher und anderer ansländischer Kritiker zusammengehalten, eine
Zeit in Anspruch nimmt, wie sie sonst die Gjmnasialstudien, die
unsern zum mindesten, nicht immer zu gönnen pflegen. Den pädago-
gischen Einwurf, den mancher der Leser im Stillen bei sich gemacht
haben dürfte, die Erotiker und Apuleius sei nicht eben eine Loctüre,
die einem Gymnasiasten anzuempfehlen sei, wollen wir bei Seite
lassen, da die Noth wendigkeit derartiger Studien sich mit der Ab-
sicht, unser Werk herauszugeben, rechtfertigen lässt. Der sonst un-
bekannte Holophilos nämlich erzählt im Verlauf seines Bomans Be-
gebenheiten , die auch Thukydides im 2. Buche seines (Teschichts-
werkes behandelt, wie der jugendliche Herausgeber gefunden hat,
wenn auch beide in Einzelnheiten nicht immer übereinstimmen. Viel-
leicht reizt dies einen deutschen Philologen , um die Glaubwürdigkeit
des Thukydides zu prüfen. Was den Apuleius betrifft , gönnen wir
dem ^Herausgeber' das Wort : Anzi midele venne pei'fino il dubbio che
Apuleio abbia conosciuto questa istoria e che , leggendo quel grazio-
sissimo episodio di Psiche et di Amore pieno di tanta e cosl alia
filosofia abbia immaginato quel suo racconto, che leggesi neir asino
d*oro... Vorrei eziandio qul favellare del senso recondito, che
parmi avere questo racconto; ma il propostomi termine ciö non mi
permette. Wie man sieht, fQhrt das Studium der Alten nothge-
drungen zu dem der Philosophie , welchem Einflüsse auch unser
Herausgeber sich nicht hat entziehen können. Derselbe berührt nun
die Sprache des Holophilos , die ä per lo piü schietta , pura e tiene
quasi sempre del attico , wenn auch jonische Formen , wie ^aidlcjQf
ijiwv sich darin finden. Der Schriftsteller schreibe ausserdem mit
grosser Einfachheit, ohne rhetorischen Schmuck — ma per questa
sua semplicita appunto, e famigliare favella, ti parra in molti luoghi
di sentire Senofonte mismo.
Einem Einfall der Laune folgend, wollen wir, bevor wir noch den
Inhalt des Bomans näher untersucht haben, die Sprache dieser neuen
attischen Biene etwas eingehender besichtigen. Dieselbe zeigt so
viele Eigenheiten, dass wir eine eigene kurze Darstellung der darin
befolgten Flexion und Syntax geben möchten. Zur Kennzeichnung
der ersteren mögen Fälle genügen, wie Kovaav p.44. dLrjf/rfJio^ai fut.
p. G6, fÄifÄvtjftai (ib. u. oft) in histor. Zeit, iomog mascul. (^uhriv
ib. (dual. impf, von oinicj) , u. s. f. Auffallig ist zum mindesten
dv¥OVTog xov ^kiov, eine stete Wendung, sowie inavae ifdwv (hörte
auf) , das sonst nur so im Imper. gebraucht wird , dann der regel-
mässige Gebrauch von axig in der Bedeutung ^stehend'. Doch die
ersteren Formen können Fehler des Copisten sein und fQr die andern
Fälle lassen sich, füi- einige wenigstens, späte Beispiele anführen. Die
Syntax zeigt jedoch sehr verdächtige Freiheiten. Das Imperfect wird
als historisches Tempus gebraucht, dafür wieder der Aor. als Tem-
pus der Wiederholung^ z. B. MviUu %ag t^vqoQ re xal Irtetid'H
Uitovg nollovg und Efacfda' ^Soac/ila av ifpdvrfisv, aüdi
18*
196 DmaHa, OA(»TAOY EPSirEAOZ etc., ang. ▼. TT. Foen/ter.
%a UKonela to g>iXr(nov ovofia drcsKQi&rjaav. Wenn das Sabject
eine Zweiheit ist, steht das Verb jedesmal im Dual.
Statt der einfachen Personalpronomina stehen re^I massig die
reflexiven, ohne jede besondere Beziehung. Z. B. p. 40. die Bauber
schleppten die Erasmia weg TtaXoiaav y^ f^^/^^S V^'^^h ^V^ kawTg
fOjfuiqa re xort tov ^Equtyihiv iW iavtff ßorjdtiaiv. Einen sonder-
baren Gebrauch der Partikeln zeigt die unmittelbar sich anschlies-
sende Stelle: ixeivog di ravra fif-v idav, svofuKiv ye dno&avsiv
^dr, mal Trv ^Egaa^ilav ohokevar oV de idovreg avrov Hqo drj
TiQog eavTovg Tqixovra , xat kaßovreg tot xat öfflavtsg axoivoig
inißrioav enl %o ttXoiov. Auch der letzte Accusativ bei ini ist
auffällig. Auf derselben Seite sagt der Geliebte: ^'Eyvr/e av du fii;v
iv^dde ßioTBveiv rj ßovloiinrpff dild di //era aov. Was soll p. 42:
^Egaa^iav, rj rot tov q>6ßov Vvey^a (?) rwv vavviov zat drj tov
dsivov veifiwvog edousi dnod-OLvovaa , dict ydq Tccg TQelg ^fieQCtg
dg ovo hf eßovkrj^n firj te iad-iuv niveiv ts. p. 44. /ijy (pnßfjaai,
ov ydq sti mat vtv eiaiv oi TietQoralf i'qtvyov yciQ iv Tjj axdq>r^ Tial
vtj fiovü) naTiliTrov vi{tv. EiueS^ihe von Bedenken erregt der Ajifang
von I, 10. ToT6 de dvaßdvre elg ttjv TTQifiQav Trg veiog, eldeTvjy
Ott rj vavg rjv iv dvolv anoneXotv luifuvr] ovtwq üioTe ov
d'vaad-ai tu xtymra Ttjg d-dXoTTrjg (sie) ßldrtTBiv avrijV ovdev,
xcri ort av ^rjiäuog dvvahSrjV dict tiov anorcehov ano tov ttKolov
elg tfjv yfjv xaro/öf^va/, xai hxßovre i% T^g vetog aneq ^XQÜ^^^V^
wg ye eiiTQixf}oi4evo) ex TteTQov 7tvq xat alXa TTOir^aofuviOf y.aTe-
ßnnpf eigTrjv y^v. ttjv de^Eoccofilav ei xat äga aeawafiivrjv eig ttjV
yr^v TVjg vrjoov, o^itag tb de aga Ttjg firjTQog latTfc dva^vr^üx^^vai, •
Xvneia^ai r£ xcrt fiev naQTa, ov Tqonov de tcüi' avdQWTvov (sie) xat
diiTtov (X 'hoTct vnoiieivavre fueydlovg Th Kai deivovg xivdvvovg,
ovxi' ^eiAvrfi&ov eti tiov TiQoad'ev ytaxciv. Der hier vorkommende
Inf. historicus findet sich fast auf jeder Seite. Gelungen ist die Häu-
fung von T€ de aga, die relat. Anknüpfung in ov tqottov durfte auch
nicht alle befriedigen. — Im Folgenden fordert Erogelos seine Ge-
liebte auf nicht zu weinen. lOTe de avv avuli ndw r^deiog eni^iei-
dia (!) xort eyiXa xal edgafitv , avrij te dQtoaa&ai fudXa piovr^v
fjvvtatoÖ^aL avtqf. xal qdvai ort av ycd)Maiog e'^eivog o Tonog.
Etwas weiter unten: x^'xfl o ^EQiir/ekog (ifita (!) ri; EQaOf.iiff ißov-
Ituaa (!) oly.ijaeiv. ycal oxtioq ov (!) rgoTiov twv vewv, oväe im-
^eXovf.tevoj tov fukkoviog, ytad-i'^ovct de eni Ttjg noäg (!) rot*
aiyiaXov^ e(payeTr^v Tovg d:to Trfi (poiviTtog ßakdvovgj ovg ye
aw&ovovg o\ Ttjc, vrjcov (foivtxeg eq>egov. dvvovTog de rfit] toZ
•fikiov, eig/jTfpf eig to olvtqovj v.ai rfiiwg lidvv exax^evöeTfjv. Als
letzte Probe folge noch der Anfang von I, 12, 'Eonioag denoTe tv
w iJtijv dfiq>OTeQ0) nagd rrp aTO^iazi Tr^g areyrig ( Höhle') xa^/-
^ovre, xatjucTcr fieydXijg r^dovfjg xareaxorveiTrjv Ttjv aeXrjVtjV
uaxQoO^ev ano twv xtymrciiv tov rceXdyovg dvateXXovaav xai Tij
yiq>godiTp donovaav xai m Xevx^ q>oni diaq>aiaxovaav Tag
vriaov riovag xai tu vtpfjXd Tuiv divdqtav xai ra twv axonihov^
Demaria, OA04»IAOY EPSITEAQS eto., ang. v. TT. Foerster. 107
n *EQaafjiia el^ev aivfp' xal dij %fi x^i^Qi tq äe^ia ^ododaxtvky
vnoY.OQitouivri rfiiov fiipuoi ye tov ^liXiTog, xa«. rag y^oua^ avzov
Tolg daxtvloig Y.oaf.iovija xe xal aixdklovaa, „^'Hg ye aqa tluIjov
IdelVy €(prjf äg t€ iuoi a^eCKCi toZto, i'yioye av id-eloi^i aet avv
GOL ^lovip rrjv aeXrjvtjv xai ttiv d^akawayf Tcai tov ägv^iov, xai
Wor, ja ay,o7C€ka dd'QBiv , i]OiaTe fjLOv,^ xal ivvav^a ä^ avrti
d<p&ovwtata za (pikrjina (sie) fiivedldov. ^'Eyiaye, tq>t}, %* avra
ayafdaiy akX\ wg ye drj naXoi alaiv oi 6q>&aXfiol aov xai ykavTLoi
ioOTtBQ df) fj y^aXaxxaX äio^ai aov, eig ifii ßXtite, o/tiog ye
ÄadvQdi ifiauTOv iv röig oolg dq>d'ai.f.iöig , xai xtiv aekrjvriv nai
raXla a dtj aQeaxei aoi xal i/dol Uav*^. „Kai fitjy aoi (sc.
6q>&aXfioi) elalvxaloi, tifv), oXog äi xal av xdXXiaTog il, xal
q^ikzoTog ei ijttoi , xal fiakkov tov tvv^^ovXov tov ifiov vtjniov.
(Man sieht, dass wenn sie auch keinen Kanarienvogel hat, wenigstens
ein Ersatz da ist.) Aqiaxet ^iov aoi xal ro dxoveiv tov avifiov
iv Tolg qwXXoiQ twv devdgiov avBiTTOvzog;*". ,,^'Eywye udka
v^öofiai xat fir^v örj et tovto laö-i; . ,,OLÖa yaq fcpi;.
In diesem Kauderwälsch geht es fort. Das letzte Citat ist auch
bezeichnend für das Hereinziehen der modern-romantischen krank-
haften Sentimentalität, so dass man auf die Vermuthung gefuhrt
werden könnte , Holophilos habe Lamartine's Graziella oder unsern
lavendelduftenden Clauren gelesen, denn an starken Mimiliaden fehlt
CS nicht. Während die griechischen Bomane mitunter etwas zu rea-
listisch sind, ist hier alles in lüsterner Weise verhüllt.
Die wiederholte Anspielung an des Sophokles jedermann be-
kannten Chor ^'Ej^cog ^'Egiog dvixaze fiaxav etc. , sowie Bcminis-
cenzen an homerische Epitheta, wird Niemanden irre führen, während
der aus allen Zeiten der griechischen Literatur zusammengeklaubte
Wortvorrath auf die starke Benützung eines ital.(?)-griech. Lexikons
hinweist, ohne Bücksicht auf das Alter der Vocaboln. Ob das Stück
gerade italienisch ursprünglich gedacht worden ist, kann ich nicht
entscheiden , da ich für Italianismen zu wenig Spi-achgefühl habe.
So viel ist sicher, griechisch ist das Zeug nicht. Wir könnten noch
auf die eingestreuten lyrischen Partien, die kaltblütig über Regeln
griech. Verskunst sich hinwegsetzen, auf die in den meisten Fällen
durchweg moderneu Vergleiche , Bildnisse und Gefühle hinweisen —
allein ich glaube, die angefdlirten Stellen genügen. Nur ein Distichon
sei als Ouriosum noch aufgeführt, p. 36. Y.al örj avrog 6 Egioyalog
(so durchwegs) oinug tcpr] iv lot coiv aviov Xvqixcüv ßißXitir
jfJIokXttXI, <^fiu) ßiov /HOI'OV ftVttl 7t(CVTU 7(t ^HVOJi
BovXtTtti. «tTOs "E(tiüi oitji^toit' tii't ßoioi:'*
Wem die Stelle nicht ganz klar ist, der wird mit Vergnügen
die Uebersetzung leseu : S]»e8so dicendo vo esser c la vita quello pure
che ncl petto forte ^^ridundo si vuole amore. Und so sei denn das
recht elegant ausgestattete Büchlein allen Freunden gesunden Hu-
mors empfohlen, vielleicht geht so bald der Wunsch des Herausgebers
nach einer neuen Auflage in Erfüllung und wir erfahren dann noch
108 DemariOt OAO^IjiOY EPSirEjtOZ etc., ang. t. W. Foenter,
andere schöne Sachen; Molte altre cose spettanti alla filologia, ed
osservazioni fatte da me sul testo greco sarebbe mio grande desiderio
di manifestare; ma essendomi proposto dl non accrescere di molto
qnesto libro, e Yolendo prima vedere il giudizio che sarä fatto di lai,
mi riservo di farle noto in un' altra edizione, se questa presto verra
escurita.
Meiner Ansicht nach haben wir es hier mit einer Mystification
zu thun, deren einzelne Umstände ich freilich nicht aufhellen kann.
Der paläografische Aufputz wird doch Niemanden tänschen, so, wenn
das Ende des 1. und der Anfang des zweiten Bnches verstümmelt
sind und sieh dabei die Note findet: to x^iQoyQaq)oy dia ttjv na-
XaiOTTjva ov dwafiat. ovdafuog avayiyvvjoneiv ^ nXijv twv avTrj
fyqaxpa a ys fiewoi ovn oida xi nug arjfAaiyei. Wir bemerken
nur, dass derselbe seltsame Gebrauch der Partikeln in dem Text
des Holophilos und den Noten der liebenswürdigen Aloysia sich findet.
Wer ist der Urheber und was die Veranlassung dieser Schöpfung?
Hat man Jemanden hinter das Licht führen wollen oder ist es sonst ein
literarischer Scherz? Dann hätte man das Buch doch nicht dem
italienischen König gewidmet. Wir müssen daher annehmen, dass
der Herausgeber bona fide handelte und wirklich in jenem be-
sagten Kasten ein Manuscript fand. Dann wäre es aber die
Pflicht jenes uomo dottissimo, ottimo intendente delle lottere gro-
che gewesen, den jungen Mann auf den Werth des Fundes auf-
merksam zu machen. Was soll aber das Prahlen mit einer Gelehr-
samkeit sein , wie die aus der Einleitung oben ausgezogenen Stellen
dasselbe zeigen , das bei einem Gymnasiasten ein Lächeln erregt?
Wenn also das Msc, wie wir annehmen, wirklich existirt, wessen
launische Stilübung haben wir vor uns und wie kommt der moderne
Sentimentalismus hinein. Wir fordern daher den Herrn Herausgeber
in seinem eigenen Interesse auf, das Msc. einem kundigen Kenner
griechischer Handschriften zur aufmerksamen Prüfung vorzulegen,
wofür sich gerade in Turin eine glückliche Gelegenheit findet, da der
bekannte Hellenist, Prof. J. Müller, eine Zierde der dortigen Hoch-
schule, wol sich dieser Prüfung unterziehen dürfte. So lange dieses
nicht geschehen, dürfte sich immerhin Mancher finden, der in dem
besprochenen Opusculum einen Auswuchs jener Kunst zu sehen ver-
leitet sein könnte, die jetzt in Italien zu blühen scheint und in den
Elucubrationen eines Schreibkünstlers, den Charte d'Arborea, einen
bedeutsamen Ausdruck fand.
Paris, December 1872. Dr. W. Foerster.
G, Ändresen, Taciti dialo^B etc., ang. t. J. Prammer, 109
■
Gornelins Tacitas, dialogns de oratoribns. Für den Schalge-
^ebraach erklärt von Georg Andresen, ordentlichem I/ehrer am
Grjninasiam znm grauen Kloster in Berlin. Leipzig, Druck und
Verlag von B. G. Teubner, 1872. 78 S. 7 Ngr.
Mit dem Erscheinen des Dialogus sind in der Teubner^schen
Sammlang commentirter Schulausgaben die vorhandenen Werke des
Historikers Tacitus nunmehr fast vollständig herausgegeben , da nur
noch die Germania fehlt. In der 9 Seiten langen Einleitung zum Dia-
logus lässt der Herausgeber ganz deutlich durchblicken, dass er ihn
fQr unecht hält und einem gebildeten Zeitgenossen des Tacitus zu-
schreibt. Das Werkchen ist, wie S. 1 und 2 behauptet wird, nach
Domitian geschrieben, also in einer Zeit, wo Tacitus seinen histo-
rischen Stil im Agricola und in der Germania bereits „vollständig^
ausgebildet hatte. Wir möchten allerdings eine ,, vollständige" Aus-
bildung des Taciteischen Stiles erst in seinem letzten Werke, in den
Annalen, annehmen. Darauf kommt die Gliederung des Inhaltes.
Der Verfasser unterscheidet vier Abschnitte, von denen eigentlich
nur der dritte das im cap. 1 angegebene Thema behandle. Er gibt
sodann ausführlichere Nachrichten über die vier Personen , welche
im Dialoge redend eingeführt werden: M. Aper, Julias Secundus,
Vipstanus Messalla und den unter Domitian hingerichteten Curiatius
Maternus, in dessen Hause das Gespräch gehalten wii'd und den der
Autor als Hauptperson betrachtet wissen will. Denn des Autors
Tendenz war nach A. nicht nur, eine wichtige Frage des romischen
Culturlebens (den Verfall der Beredsamkeit unter den Kaisern) zu
behandeln, sondern auch in verhüllter Form eine Apologie seines
hingerichteten Freundes Matemus zu schreiben.
Darauf wird S. 7 und 8 die Behauptung aufgestellt , dass der
Stil dos Dialogus mit dem historischen Stile dos Tacitus nichts ge-
mein hat. Eine grosse Verschiedenheit findet allerdings statt , die
wol zum guten Theile durch den Stoff bedingt ist. Die Schreibart
des Dialogus gehöi-t der Gattung des regenerirten ciceronischen
Stiles an.
Der Abdruck des Textes und der des Gommentai-s reichen von
S. 10 — 68. Der Text des Dialogus ist bekanntlich in einem schlim-
men Zustande überliefert. Daher finden wir auch bei Andresen zahl-
reiche Einklammerungen von Woi*ten , die er als unecht ansieht, und
Einschiebungen an Stellen, die er für lückenhaft hält. Auch an
Acnderungen fehlt es nicht , die vom Herausgeber selber oder von
anderen Ki'itikern herrühren. Dem entsprechend ist auch der klei-
nen Schrift ein verhältnissmässig starker kritischer Anhang (S. 69
— 78) beigegeben. An drei Stellen findet sich ein Interpreta-
tionskreuz gesetzt: cap. 19 nach cum rix, cap. 20 nach Pa-
cuvii und 37 fin. nach secura. Lücken werden angenommen
und durch Sternchen bezeichnet an folgenden Stellen: cap. 10 fin.
nach sermonibus ferriy cap. 35 fin. nach ventum, cap. 36 nach
apud pkbem parabat and nach eminentem Zocum, cap. 40 nach
— f..-A,.
M 'IIa AM..'i.:n,v 'I*' J'iii«.-«^ wr6««, du Bitl«r a
Wj *4(i'M4 A «tt 4(1« nhrtlMkiHM
II nhrtlMiH«!« »r^« frvIbUl. Cftp. 7 init. Ocb«
O. Andresen. Taciti dialogns etc., ang. v. J. Premmer» 201
fawrabilis Tgl.Heräns zn Hi8t.n,97. Cap. 8 med. hat A,angu3tiae
rerum in den Text aufgenommen. Allein der überlieferte Singular
angustia ist genügend durchAnn.IV,72 geschützt. Dazu siehe Nip-
perdey. der noch eine Stelle aus Cicero citirt. Cap. 9 ist in der Anm. zu
suum ingenium propitiare vor ^gründen* und ^zwingen' das Wort- ,
chen 'zu^ ausgefallen. Cap. 10 med. ändert A. nicht unpassend von
dem überlieferten äliarum artium studiis , um einen Gegensatz zu
dem folgenden ludicras quoque artis zu bekommen, äliarum in
altiomm. Ibid. fortuitac et suhitae dictionis impetu. Dieselbe
Häufung des Ausdruckes findet sich Germ. XI, 2 nisi quid fortuitum
et subitum incidiL Ibid. fin. finden wir es nicht gerade noth wen-
dig, nach sermonibus ferri eine Lücke anzunehmen, wie A. thut.
Denn dass die anstössigen Worte des Dichters auch zu den Ohren
der Gewalthaber dringen, vorsteht sich ohnehin unschwer aus dem
Vorausgehenden. Cap. IG inaudUum et indefensum. Diese Häufung
des Ausdruckes kommt bciTacitus noch dreimal vor. Ibid. fin. mJ/or-
tensio. Diess erfordert eine kurze Notiz, so wie im folgenden Capitel die
Person des Q. Pedius. Vgl. über denselben Pauly's Realencyclo-
pädie S. 1271 f. Ibid. cum maxime, das auch cap. 37 steht. Es
heisst jedoch nicht, wie A. in der Note erklärt, „welche (posiYio
eoeli) in einem bestimmten Augenblicke stattfindet^, sondern: jetzt
eben. Cap. 17 med. wird centum et viginti anni wol als runde
Zahl zu betrachten sein. Begierten doch auch Claudius und Nero
streng genommen zusammen nicht bis quaternos denos annos,
sondern nur 27. Ibid. tn Britannia vidi senem,.., Britanniae
arcere litoribus . . . aggressi suftt. Bei aggressi sunt ist Britanni
Subject, das aus dem Zusammenhange, namentlich aus dem Dativ
Britanniae zu entnehmen ist. Cap. 18 ncc quaero quis discrtis-
simus seil, sit verdient eine kurze Bemerkung. Cap. 21 ist bei
in quibusdam antiquorum der Abi. quibusdam wol schwerlich als
Neutrum zu nehmen, sondern besser als Masculin. Ibid. scheint
CS uns bei quotus enim quisque Calvi in Äsitium aut in Dru-
sum legit? noth wendig zu sein, mit Ritter nach Drusum den Acc.
libros einzuschieben. Ibid. fin. oratio autcm ea demum. Die
Nachstellung von ea demum ist erwähnenswcrth. Cap. 23 med.
gehört die Anm. zu quos more prisco vor die zu fabulantes. Fa-
bulari kommt vom Kcdncr auch cap. 39 in. vor. Ob es an beiden
Stellen verächtlich ist , möchten wir dahingestellt sein lassen. Cap.
28 in gehört die Anm. zu non reconditas vor die zu aut —
nut — reL Ibid. eoram qwt veque dicerc fas erat quod turpe
dietu. Hier bezieht sich connn qua offenbar auf die Verwandte (pro-
pinqua), nicht auf suboles, und steht qua parallel mit dem voran-
gehenden cuius. Im folgenden Satze ist es eine nicht geriuge Schwie-
rigkeit, dass bei temperabnt kein Subject genannt ist. Aber selbst
wenn mater, das A. als Subject zu temperabat nimmt, wirklich im
Texte stQnde, so wäre die Schwierigkeit der Stelle noch bei weitem
nicht behoben, da im vorausgehenden Satze fortwährend von der
202 G, Äfidresen, Taciti dialogns etc. , ang. v. I. Prammer.
propinqua die Rede war. Sollte nicht vielleicht vor sie Corneliam
eine Lücke anzunehmen sein? Cap. 33 med. et hi significare vultu
videntur, Zn diesen Worten ist eben so wie zu äbnues wegen der
Verbindung der beiden Verba mit nee — et der yoranstehende Äcc.
cum inf, neque enim solum .... contineri Object. Und Aper und
Secundus stimmen auch sogleich bei, dass Maiernus in ihren Mienen
richtig gelesen habe. Cap. 34 init. Die Worte principem in cltri-
tate locum kommen in ganz gleicher Stellung auch Ann. III , 75
init. Yor. Ibid. ist in der Anm. zu contrarie das Citat: und cap. 34
stuHte aliquid aut contrarie dicit zu streichen, da ja zu dieser
Stelle die Note gerade gegeben wird. Ibid. med. schiebt A. nach
nee hene die Worte nee minus bene ein. Minus bene erscheint
jedoch gesucht statt male. Die Einschiebung ist auch nicht nöthig,
sobald man nee vor bene in der Bedeutung „ auch nicht *" nimmt.
Ibid. fin. iis orationibus insecuti sunt insequi heisst hier: angrei-
fen = invehi in aliquem , und ist wegen des beigesetzten Abi. iis
orationibus nicht mit dem griechischen didyceiv 'gerichtlich verfol-
gen' zu vergleichen. Gap. 36 med. sehen wir die dringende Noth-
wendigkeit nicht ein, vor hi cUentelis eine Lücke zu statuiren. Denn
der Gedanke, der nach Andresen ausgefallen sein soll , dass die be-
deutendsten Redner jener Zeit zu einem ganz ausserordentlichen
Einfluss gelangten, ist im Vorhergehenden ohnehin zur Genüge aus-
gedrückt. Eben so wenig geben wir die Noth wendigkeit zu, in dem-
selben cap. vor nee mirum eine Lücke anzunehmen. Es versteht
sich zu nee mirum aus dem Vorhergehenden leicht : quod oratorcs
sibi ipsi persuaserant etc. Gap. 37 non viribus nwdo ctarmis. Sonst
steht mit armis der Sing. t*i verbunden. Jb'id.hancilli famam circum-
dederunt. Die Phrase famam alicui circumdarc kommt ausser der
von A. citirten Stelle noch Hist. IV, 11 vor: qui prindpatus ina-
nem ei famam circumdarent. Ibid. proeliatores. Das Wort proe-
liator kommt auch Ann. II , 73 von Germanicus gebraucht vor.
Gap. 39 fin. ändert A. das überlieferte egerunt in leichter und be-
stechender Weise in legcrunt. Allein der Gedanke, dass selbst die-
jenigen Redner, welche die angeführten Reden hielten, durch keine
Reden, die sie von anderen hörten, mehr begeistert wurden, als durch
diese selbstgehaltenen , ist unseres Erachtens dem Sinne der Stelle
ganz angemessen. Auch bezeichnet wol ipsi quoque die Redner sel-
ber, nicht ihre Leser. Gap. 41 med. in obsequium regentis. regcns
steht hier intransitiv für imperans oder imperitans. Vgl. Nipper-
dey zu Ann. IV, 33 Tibcrio rcgente.
Die Ausstattung des Werkchens ist die in der Teubner^schen
Sammlung commentirter Ausgaben gewöhnliche , eben so der Preis.
Der Druck muss sorgfaltig genannt werden. Es sind uns nur zwei
unbedeutende Druckfehler aufgefallen: in der Einleitung S. 4 Z. 1
V. u. „dass'' statt Mas^ und im Texte S. 34 Z. 6 v. o. admonen
tatque statt admonent atque,
Wien. Ig. Prammer.
C F. BMcke, Die Sehiebtang der Völker, ang. t. F. HMner, tOS
Die Schichtung der VGlker und Sprachen in Deutschland auf
Grund der vergleichenden Sprachforschang nachgewiesen an Orts-,
Familien-, Thiemamen, Titeln and Idiotismen von Dr. med. (1) C.
F. Riecke. Gera, 1872, XX u. 140 SS. — Pr. 16 Sgr.
Herr Dr. medicinae C. F. Biecke hat die AVissenschaft, aber
nicht die medicinischo, sondern die Sprachwissenschaft, wieder mit
einer Schrift bereichert*). Es würde diese neueste Schrift, wie die
frfi]ieren, gewiss keine Zeile verdienen, wenn nicht der Titel in unver-
schämter Weise so geschrieben wäre, dass mancher Neuling sich da-
durch verleiten lassen könnte, die 16 Gr. dafür anszugeben, die er
wahrlich für etwas Besseres verwenden soll. Man könnte glauben, dass
Hr. B. die Besultate der vergl. Sprachwissenschaft gewissenhaft be-
nutzt habe. Doch der Inhalt des Buches belehrt uns eines anderen.
Hr. B. ist ein Keltomano, wie ihm in neuester Zeit etwa nur
noch Hr. Obermuller an die Seite gestellt werden kann. Ich wül mit
meiner Anzeige möglichst kurz sein. Hr. B sagt (S. 135), er habe
tüchtige Vorarbeiter gehabt in Leo, Mone, Sparschuh u. A., daher
konnte er weiter kommen als diese. Wohin er kam, sagt B. freilich
nicht und, wollte ich es sagen, ich müsste einen sehr unparlamen-
tarischen Ausdruck dafür gebrauchen; ebenso unglimpflich müsste
ich mich ausdrucken, wollte ich sagen, wohin H. B., der solch tolles
Zeug schreibt , eigentlich kommen sollte. Doch ich stelle den Leser
ein Paar Proben vor, damit er selbst urtheilen kann, ob ich zuviel
gesagt habe oder ob sich überhaupt über eine solche Schrift zuviel
sagen läss^.
8. XVI: Der Name Eomeros ist gracisierter kelt. Plural von
amar = SBmm\\xngyOmeros sind „Sammlungen'^. Der Tiroler Ortsname
Ambrass ist dasselbe Woi-t [ich, als Tiroler, kann mich nur freuen,
möglicherweise den Homer als Landsmann zu haben]. S. 126: Die
homerischen Gesänge sind urspr. keltisch , erst später ins Griech.
übersetzt. S. 124: Homer war ursprünglich eine kelt. Sammlung
von Sagen, die unserer Jugend jetzt als griechische Geschichte „ein-
geochst^ wird. S. 122: Remus {keli. rhoim, rheim [8ic!!'\ =Hei-
ligthum), der Bruder dos Bomulus, soll von Bom entflohen sein und
Bheims gestiftet haben, also eine Priestcrcolonie von Bom [Hr. Ober-
müller, Deutsch-kelt. Wörterb. II, S. 517 lässt den Bemus = reim
— eus einen befehlshaborischen Mann sein]. S. 117: Abraham, der
Name des Stammvaters der Juden, ist rein irisch : ab ^ vater, ram
Zweig, also Zweigvater [Obermüller dagegen, I, S. 61, hat ihn zu
einem Stamm-Steine gestempelt , aihh = Stamm, ram^ rann Stein,
oder zu einem Berge, a = Artikel, hram Berg, oder noch besser
*) Aehnliche tolle Einfalle, wie in der vorliegenden Schrift, hatte der
Hr. Verfasser schon früher in anderen Schriften niedergelegt, z. B.
DerVolksmand in Deutschland. Sonst und Jetzt. — Urspr. und
Namen der Städte Berlin und Kölln an der Spree. — Ueber den
Ursprung der Sprachen, Sa^en und Mythen. — - Die Urbewohner
undf Alterthümor Deutschlands u. b. w.
204 Zar lateinischen Orthographie. Von F. Hintner.
zu einem Wassermanne: y-bior- amW Armer Abraham!]. Daselbst:
Eain = kelt. cain der Verbrecher , erschlug seinen Bruder, kelt.
äbail der Tod [Kain ei-schlug also den Tod ; eine solche Morithat ist
wirklich schauderhaft! — Bei Obermüller S. 4 ist indess Abel der
kleine, a-bil^ während er den Eain sehr sinnig zu einem Chinesen
machen möcht«, S. 152, B. 11].
Noch ein Paar Beispiele aus der Bum. Geschichte. Numa Pom-
pUius = der heilige mit Pomp celebrierende Priester (ir. neambh
heilig, uUu3 = ilius Priester, Lat. pompa wurde Yorgesetzt). Tnllns
Hostilius = der pnesterliche Kriegsherr (aus ullus wurde ein TuUus
gemacht, osda ist Kriegsherr). Ancus Martius = der Held des Mars
{anchus Held). Tarquinius = böser Fürst {inr böse, cinn Purst).
Titus Tatius = Herr -Regent (tele Herr, Mh Regent). Mctus fuf-
fetius = der eifersüchtige Feigling mit dem Heere (kelt. mcta Feig-
heit, fuad Feind, ed Eifersucht u Heer). Irisch feasda die Feierlich-
keit wurde zu Vcsta. Amulius = Mann - Volk - Mann. Pontifex
= kelt. ponC'i'feachd Spitze des Heiligthums u. s. w. Ich glaube,
der Leser wird nach solchen Proben nicht zweifelhaft sein über den
Oi-t, wohin Hr. K. eigentlich gehört.
Wien, V. Hintner.
Kurz gefasste Lateinische Orthographie für Schulen von Dr.
Carl Wagen er. Berlin, Ebeling et Plahn, lö71, 41 SS. — 1% Sgr.
Regeln und Wörterverzeichnis für die Lat. Orthographie zum
Schulgebrauch herausgegeben von einem Berliner G}Tnuasial-Ober-
lehrer. Berlin, Ebeling et Plahn, 1871, 7 SS. — 1 Sgr.
Hülfsbüchleiu für Lat. Reditschreibung von W. Brambach.
Leipzig, Toubner, 1872. VIII u. 66 SS. - % Tbl.
Handweiser der Lat. Becbtschreibung. Auszug aus dem früheren.
4 SS. 25 Exemplare 10 Ngr. 50 Exempl. 18 Ngr. 100 Ex. 1 Thlr.
Ein Hülfsbuch für Lat. Rechtschreibung war schon lange
ein piuM dcsidcrium. Denn schon längst hatte es sich heraus-
gestellt, dass in den landläufigen Texton Böm. Classiker eine Masse
zum Theilo falscher, zum Theile geradezu barbarischer Schreib-
weisen, die uns aus dem Mittelalter überliefert, geboten werden.
Zwar haben bereits viele neueren Herausgeber Rom. Schriftsteller
weniger oder mehr aufgeräumt nnd, freilich fast jeder nach seiner
Weise, eine richtige Orthographie herzustellen versucht. Allein
darin liegt eben für die Schüler (und auch für den Lehrer) das
Missliche, dass eine Einigung in vielen Fällen nicht erzielt worden
war. Während dieser Herausgeber von diesem Princip sich leiten
Hess, glaubte ein anderer ein anderes befolgen zu müssen, und
80 kam es, dass die Schüler, welche derlei Texte gebrauchen müssen,
eher verwirrt wurden, als dass sie einen Nutzen daraus zogen.
Auch Lehi-er, namentlich solche aus der alten Schule, wusaten den
Schülern keinen Anfschluss zu geben. Sie stellten sich tiesen an-
Zur kteinischen Orthographie. Von F. Hininer, t06
geblichen Neuerungen sehr sprOde gegenüber. So z. B. hörte ich
einen solchen Lehrer dutzende Male auf Bitschi (denn nur diesen
Namen hatte er vielleicht einmal gehört) losdonnem, der ihm diese
Verwirrung anrichte; so dass ich selbst vor Herrn Kitschi, wenn
er mir begegnet wäre, wie vor der Stampe oder Berchte drei
Kreuze hätte schlagen mögen.
Ja selbst namhafte Gelehrte, wie z. B. Ferd. Schultz, fühlten
sich bewogen, zum Theil wenigstens öffentlich dagegen aufzutreten.
Jetzt ist auch dieser Gelehrte vielfach von seiner ehemaligen Ansicht
abgekommen*) und man thut ihm Unrecht, ihn fernerhin für diese
arthographicarum quaestionum decas verantwortlich zu macheu.
Freilich fehlte es auch nicht an Gelehrten, die einem wenig-
stens für die Schule gewiss nicht zu billigenden Principe huldigten.
So ist es für Schüler gewiss unpraktisch, ein und dasselbe Wort
in einer Schulausgabe bald so bald anders drucken zu lassen, gerade
wie es die zu Grunde gelegton Handschriften an der jedesmaligen
Stelle bieten. In einer für Gelehrte bestimmten Ausgabe mag dies
Verfahren hingehen, wenn es nicht auch hier gerathener ist, überall
die gleiche, für den betreffenden Autor wahrscheinlichste Schreib-
weise aufzunehmen und die Abweichungen in die Variantenliste
zu verweisen.
Vorliegende Schriften sind nun bestimmt, den Schülern als
Führer zu dienen, bei denen sie sich vorkommenden Falls Raths
erholen könnten. Zugleich sollte auch der Lehrer Winke erhalten,
um dem Schüler das Richtige auseinander zu setzen. — Beide Schriftchen
entsprechen im Grossen und Ganzen der gestellten Aufgabe und wir
müssen sie nur willkommen heissen. Wenn Bef. in einzelnen Puncten
anderer Meinung ist, so ist das häufig bloss Principiensache, worüber
man nicht streiten kann. Doch sei es gestattet, meine Ansicht auch
darüber auszusprechen.
Brambach sagt (S. VIII) : ,,Namentlich sind Verweisungen auf
grössere grammatische Werke, so weit es thunlich war, vermieden,
weil selbst die Lehrer oft nicht in der Lage sind, solchen Verweisungen
nachzugehen. Dagegen sind Belegstellen aus den Schulautoren an-
gegeben. Indem so der Leser auf die ihm zugängliche Quelle ver-
wiesen wird, ist ihm die Möglichkeit geboten orthographische Beobach-
tungen zu verfolgen und dadurch lebendig zu erhalten.'' Das Princip
gebe ich zu, allein ich finde es von Brambach nirgends befolgt. Am
häufigsten citiert finde ich neben des Verfassers Buch „die Neuge-
staltung der Lat. Orthographie'' die Ausgabe des Horatius von Keller
und Holder, Ribbeck prol. in Vergil., Fleckeisen, fünfzig Artikel und
das corpus inscriptionum Latin. Ausserdem Neue, Formenlehre und
*) Man vgl. die Vorrede z. 5. Aufi. seiner CTÖsscrcn Lat. Grammatik
18G2. Allerdings hiittc er aus Brambach^s Buche: „Die Neuge-
staltaug der Lat. Orthographie, 1868^, viel lernen können, was
aber fUr die 7. Ausgabe der genannten Grammatik, 1870, leider
nicht giM^ehen itt
tos Zur kteiniBchen Orthographie, Von F. SMf/^sr.
zahlreiche Verweisungen anf Zeitschriften. Dagegen sind die Werke
Corssen*8 yerhältnissmässig sehr selten citiert, oft auch da nicht, wo
man bei Corssen allein das ganze handschriftliche und inschriftliche
Material übersichtlich beisammen findet. Das muss ich als eine ün-
voUständigkeit bezeichnen. Die Ausgaben des Horatius von Keller
und Holder, die des Vergilins von Bibbeck und andere, worauf Bram*
bach verweist, sind denn doch keine Schulausgaben; dies beweist
schon der Preis der Werke (Vergil. 5 voll, bereits 12 Thlr., Horatius
5 Thlr. 10 Ngnr.) und man kann sie daher auch nicht immer in den
Händen der Lehrer voraussetzen. Fleckeisens 50 Artikel sind längst
schon vergriffen und auch antiquarisch nur zufällig aufzutreiben. Das
Corpus inscriptionum Lat. wird man wol auch nicht im Ernst in den
Händen des Lehrers verlangen.
Meine Ansicht wäre folgende. Für Schüler reicht der Auszug
von Brambach (und das bei Ebeling erschienene Wörterverzeichniss)
vollkommen aus. Citate sind überflüssig. Für ihn handelt es sich ja
nur um Thatsachen, nicht wo man dieselben näher erörtert findet.
Anders steht es mit einem Buche, das ftlr Lehrer bestimmt ist. Be-
ginnt man da überhaupt mit Verweisungen auf die Litteratur, was mir
natürlich scheint, so sollen dieselben möglichst vollständig sein. Die
Werke Gorssen's sind doch anerkanntermassen derart, dass sie in so
manchen Fällen nicht übergangen werden können. So, um nur ein
Paar Beispiele herauszugreifen, sagt Brambach S. 47 zu: „mille,
plur. milia, besser als mülia*^. In der Anmerkung: „millia, millmrius
kommt auch vor und ist inschriftlich wie handschriftlich bezeugt, vgl.
Bibbeck prol. in Verg.p.429. Hör. ed. Holder u. Keller II p. 428 cet.'^
Dagegen verlangt Corssen , Ausspr. I^, 226 die Schreibweise millia
und begründet dieselbe auch. Brambach erwähnt Corssen nicht.
Ebenso wäre aufCorssen zu verweisen gewesen bei condiciOfCotivicium,
cottidie, suspicio, cet. Bei paedor wäre nicht bloss auf Fleckeisen,
Jahrb. f. Phil. 83, S. 574 zu verweisen gewesen, sondern zunächst
wieder auf die gründliche Erörterung von Corssen, Ausspr. I^, 648 fif.
Unter pernicies hätte doch auch die Form permicies einen Platz ver-
dient, worüber zu vergl. Corssen, Beitr. S. 266 ff. Bei temptare oder
tentare hätte nach Corssen, Ausspr. I', S. 122 f. der letzteren Schreib-
weise der Vorzug gegeben werden sollen. Bei R/ienus hätte Brambach
bemerken können, dass eig. die Schreibweise Benus die richtige
sei, wie man ja auch nur reda, Redones (Caes. b.g. II, 34; VII 75),
Remifltauricicet. schreiben soll, da Keltische Wörter kein aspiriertes
r haben (Zeuss-Ebel, Qramm. Celt. p. 40; Glück, Die bei Caesar vor-
kommenden Kelt. Namen S. 148 ; ders. in den Sitzungsberichten der
königl. bair. Akad. d. Wissensch. 1865, I, 1, S. 2 ff.). Doch, das
sind am Ende Kleinigkeiten, welche verschwinden.
Werfen wir kurz einen Blick auf das Verhältniss der beiden
Hilfsbücher, so finden wir, dass ein wesentlicher Unterschied, was das
Princip betrifft, nicht besteht. Beide setzten mit Becht das Zeitalter
des Qointilian, also ungefähr die Zeit von Nero bis Hadriau als Norm
C. Wagener, Kungefiuste lat Orthographie, ang. t. 0. Raren. t07
an. Die GrQnde hiefÜr hat Bitschi (opnsc. 11, p, 725, 778) und
Bramhach (Neugestaltung d. Lat. Orth. S. 67) auseinandergesetzt.
Wagener hat keine Einleitung, sondern beginnt nach einer kurzen
Vorrede ein schlichtes Wörterverzeichniss mit ziemlich genauer An-
gabe der Quellen, die ihm zuganglich gewesen. Freilich scheinen ihm
mehrere wichtige Quellenwerke gefehlt zu haben. Auch hätten ein
Paar doch sicher veraltete Werke, wie z. B. Schneider*s (einst tüch-
tige) Grammatik, nicht so oft citiert werden sollen. Im Allgemeinen
ist das Büchlein recht brauchbar.
Brambach*s Buch dagegen steht doch yiel höher. Schon die
Einleitung Y — VIII und die allgemeinen Kegeln der Rechtschreibung
(1 — 20) sind eine willkommene Beigabe. Das Wörtenrerzeichniss
selbst ist viel ausführlicher als bei Wagener, und trotz des oben er-
wähnten sich auferlegten Principes ist Brambach doch in den Citateu
bei weitem gründlicher.
Die beiden Auszüge, für Schüler vollkommen ausreichend, unter-
scheiden sich wenig von einander, ja ich möchte eher sagen, Bram-
bach hätte doch etwas mehr, als bloss 4 Seiten darauf verwenden
sollen.
Ich kann also nicht umhin, beiden Werkchen eine recht baldige
und weite Verbreitung zu wünschen.
Wien. Val. Hintner.
Eurzgefasste lateinische Orthographie furSohnlen von Dr.C. Wa-
ge ner, BerliD, 1871, 41 S.
Gewiss wünscht mancher bei der üngleichmässigkeit , die
in der lateinischen Orthographie herrscht, hie und da über einige
Formen Auskunft, ohne dass es ihm Zeit und Gelegenheit gestatten,
diesen speciellen Zweig philologischer Untersuchungen selbständig
zu verfolgen. Diesem Wunsche entspricht das angezeigte Büchel-
chen. Wagener stellt die gebräuchUchsten in orthographischer
Bücksicht strittigen Worte alphabetisch zusammen, bezeichnet in
jedem einzelnen Falle die richtige Schreibart und verweist genau
auf die betreffenden Hauptwerke von Brambach, Corssen u. s. w., so
dass, wer sich genauer orientiren will, die noth wendigen Citate
schnell bei der Hand hat. Bei der Feststellung der Schreibweise
eines jeden Wortes wurde das Zeitalter Quintilians als massgebend
angenommen und dem gemäss jede Bücksicht auf Usus, Etymologie
u. a. bei Seite gesetzt. Mancher wird freilich bedenklich den Kopf
schütteln, wenn er von nun an statt heri here schreiben soll , in-
cohare statt inchoare, Pulydamas statt Folydamas. Wenn man also
auch in einzelnen Fällen Bedenken tragen wird^ die Besultate dieser
orthographischen Studien auch practisch ein- und durchzuführen,
80 wird man doch vielfach über die Schreibung von Worten be-
tos W. Wülerding, Lateiniflches Elementarbach, ang. ▼. 0. Koren,
lehrt sein. Deswegen kann das Schriftchen warm empfohlen wer-
den. Um noch eine sachliche Bemerkung hinzuzufügen , so scheint
es doch etwas gar zu genau genommen zu sein, wenn S. 34 quicquam
gebilligt) quidqtiam verworfen und gleich hierauf in einem doch
g^anz analogen Fall quidquid empfohlen und quicquid zurückge-
wiesen wird. Wenn man der Etymologie bei der Feststellung der
Orthographie sosehr jede Bedeutung nimmt , wie es der Verfasser
thut , der z. B. S. 36 schreibt : y^saffitta ist mit doppeltem t zu
schreiben, nicht mit einem t, wie etymologisch richtig ist^, oder S.23
„kauere, wohlaufsein, war zur Zeit des Quintilian (1,6, 21) die
gebräuchliche Form und muss in Folge dessen so geschrieben wer-
den, nicht auere, wenn letzteres auch das etymologisch richtige ist^ ,
so ist es wol etwas gewagt für cottidie und cotidie gegen quotidic
auf S. 15 folgende Stellen aus Corssen zu citireu. „Also die
Schreibweise cottidie ist die ältere und mehr verbürgte als cotidie,
während quotidie gar keine urkundliche Gewähr für sich hat. Doch
zogen schon Grammatiker vor Quintilian die Schreibweise quotidie
vor, I, 7, 6 : quotidie, non cotidie, ut sit quot dicbus. Aber cotidie
ist die etymologisch richtige Schreibw^eise."
W. Willerding, Lateinisches Elementarbucli. 2. Theil, für Quinta.
Hüdeshcim 1870. 8«. 141 S.
Dies Elementarbuch , für die 2. Gymnasialciasse nach öster-
reichischen Verhältnissen bestimmt, ist Grammatik und Uebungs-
buch zugleich. Referent gesteht gleich, dass ihm eine derartige Com-
bination nicht empfehlenswei-th scheinen kann. Ein Zerreissen des
Stoffes , wie es eine solche Eintheilung nothwendig mit sich bringt»
macht ein übersichtliches Zusammenfassen grammatischer Kegeln
sehr schwierig, hindert die Eepetition des schon einmal durchge-
nommenen und bewirkt schliesslich, dass der Schüler nach einem
Studium von einigen Jahren sich nicht einmal in einer Grammatik
zurechtfinden kann. Dies vorausgeschickt bemerken wir, dass das
Buch in zwei für je ein Semester bestimmte Theile zerfällt, deren
erster alles auf das Nomen bezügliche und die Verba anomala ent-
hält, deren zweiter die Coniugatio periphrastica und die unregelmäs-
sigen Verba behandelt. Den einzelnen Abschnitten des ersten Theiles
hat der Verf. lateinisch-deutsche Wörterverzeichnisse vorangeschickt,
die er memorirt wissen will und womit er die Noth wendigkeit ein allge-
meines alphabetisches lateinisch - deutsches Worterverzeichniss am
Schluss anzuhängen für beseitigt hält. Dem kannKef. nicht beistimmen.
Jeder, der Sprachen gelernt hat, wird zugeben , dass es beinahe un-
möglich wird, sich jedes Wort beim ersten Vorkommen schon für
immer zu merken; umsoweniger wird man dies von etwa 11jährigen
Knaben verlangen können. Noch unpractischer wird die Sache aber,
wenn z. B. gleich im ersten Abschnitte in den Uebuugssätzeu Worte
und Wendungen vorkommen, die in dem einzigen erst vorangegan-
W. Wiüerding, Lateinisches Elementarburh, ang. v. 0. Karen. SOO
genen Wörterverzeichniss gar nicht vorkamen, z. 1^ Seite 4 in fol-
gendem Satz: ^Scipio has pacis canditioncs vidis Carthaginiensi-
hus äixity ut Romanis pvrfugas (Ueberläufer) et capfivos onwrs
redderent, uavrs Ion gas (Kriegsschiffe) praeter decem triremes
(Trireme) fradtrent, derem milia talentum (Talent) solverent neu'
(und nicht) beUum aut in Afiica au( (aut — aut, entweder — oder)
extra Afrtcam hijussu (ohne Fjrl2L\ibmas) populi Romani gercrent.'^
Einem Schüler, dem, wie die Erklärungen in Klammem zeigen, aut
— aut noch nicht ganz geläufig ist, wird wol die liedensart condi-
tiones pacis alicui dicere und peraniam solverc nicht sehr bekannt
sein. Da diese Ausdrücke aber im vorausgeschickten Vocabularium
sich nicht finden, ein vollständiges lateinisch-deutsches Wörterver-
zeichniss auch nicht vorhanden ist, so dürfte wol der als Beispiel gewählte
Satz für viele , die auf die eigenen Kräfte angewiesen sind , unüber-
setzbar sein. Aehnliches Hesse sich mehrfach beweisen. Was nun das
einzelne "betrifft, so hat der Verfasser die speciellen Genusregeln
bei der 3. Declinatii^n , sowie die Regeln für den Acc. auf im , Abi.
auf «, gen. plur. ium uach eigenem Geschmack umgewandelt. Da
bei derartigen Dingen etwas neues und besseres sich wahrlich
uicht mehr her^rusbringen lässt, so wäre es wol klüger gewesen, der
Verfasser hätte sich in den betreffenden Fällen mit der alten Fassung
begnügt, welche, wenn nichts anderes, so doch das für sich hat,
dass sie eingebürgert und seit langem verbreitet ist. Entschieden
wehren muss man sich aber, wenn in einem Elementarbuch statt einer
leicht begreiflichen und kurzen, dabei aber doch richtigen Begel,
eine neue zum mindesten minder gute substituirt wird. So sagt z. B.
F. Schultz in seiner kleinen lat. Grammatik über gen. plur. auf tum.
„Dieser steht: ... 2) bei allen imparisyllabis, in denen vor der
Casusendung zwei Consonanten stehen''. Hr. Willerding hat statt
dessen auf S. 8 folgende Formulirung: „Im gen. plur. haben die
Endung ium statt um : ... G) die einsilbigen Substantiva auf s und
X mit vorhorgehendoui Cunsoiianten ; 7) die mehrsilbigen auf rs, ns,
war,** und da er selbst hierin noch nicht alle untergebracht hat, folgen
unter 9) noch as, o.s, raro^ nox.
Etwas auffallend i^:t auch folgende Stilisirung auf S. 12: „Im
gen. plur. haben um statt ium : 3) die Composita von corpus, color,
t(ys un«l ffx,^ S. 13 wird als unrogcl massiges Substantiv auch iecur
angeführt mit dem Genitiv jecinoris und jorlnoris , über welch*
letztere Furm Kef. sich bei Klt>tz Rath erholte und auch wirklich
fand, dass sie einmal bei Cels. 2, 8 sich finde. Also doch nicht so
wichtig für einen Qniutaner. Zu tadeln ist ferner, dass auf S. 31 ff.
iu d»?m Abschnitt ^ Anmerkungen zur Comparatiou der Adjectiva
und Adverbia" über die ^Vdverbia gar nichts gesagt ist , da nur die
Comparation von (//// , sufpc \ fiuper wriil ^Y///.s angeführt ist, und
dass bei den Adjectiven die Superlative auf illimus^ die Comparatiou
'dXJif entior, cntissimus und die unregelmässige Steigerung von bonus
etc. ganz fehlt. Ebenso verraisste Ref. die Erwähnung der pluralia
IftllMhrifir.d.ötterr. Qrnn. Ift73. U. u, 111. H^ft. 14
BIO G. Tiadier, üebungsbuch s. Uebenetzen, ang. ▼. 0. Kitren,
tantum und eine zusammenhängende Beispielsammlung, über die
Constrnction der Städtenamen. Am 2. Theile, der über die uuregel-
mässigen Verba handelt , hat Bef. nichts auszusetzen. Lobenswerth
ist die Sammlung der Uebungssatze , die , Yon Einzelnheiten abge-
sehen, recht sorgfältig ausgewählt und zusammengestellt sind.
üebungsbuch zum Uebersetzen aus dem Deutschen in's Latei-
nische für mittlere G}'mnasialcla8seQ^yon Dr. G. Tisch er, 2. Aufl.
besorgt von Dr. 0. Müller. Braunschweiff 1872, 233 S.
Genanntes Üebungsbuch enthält Uebersetzungsmaterial aus
dem gesammten Gebiete der lateinischen Syntax. NiU;urgemäss wird
mit der Casuslehre begonnen, hierauf zur Moduslehre übergegangen,
woran sich noch specielle Partien schliessen, wie z. B. über Bei- und
Unterordnung der Sätze durch Conjunctionon , Negationspartikolu,
Pronomina u. s. w., ein Lehrstoff, der im Grossen und Ganzen in der
dritten und viei-ten Classe durchzunehmen ist. Was nun schon a 2)rion
das Buch für unsere Schulbedürfniss^c als ungeeignet erscheinen
lässt, ist die grammatische Anordnung der einzelnen Theile. Wäh-
rend an österr. Gymnasien weitaus überwiegend die Grammatiken von
P. Schultz und C. Schmidt in Gebrauch sind , folgt Tiscliers Buch
der Bearbeitung der madyigischen Grammatik von demselben Autor.
Was nun den Inhalt selbst anbelangt, so sind die in Oesterreich überwie-
gend eingeführten Vielhaberischen Uebungsbüclicr wirklich so vortreft-
lich, dass es schwer ist, ihnen glcichzukomincu. Tischer hat, um das
Interesse der Jugend mehr zu wecken, den PLin, eine bestimmte Re-
gel in lauter einzelnen , auf sie l)ezng1iabcndon Sätzen durchzuar-
beiten, zum grossen Theil iiufgegoben und verwendet wol die Hälfte
des Raumes zu selbständigen kleinen Erzählungen, in welchen freilich
die betreffende Regel vorwiegt, allein nirht in dem Masse, um die
Reihenfolge von Sätzen , die alle ausschliesslich nacti dem einen Ge-
sichtspuncte ausgewählt sind, zu ersetzen. Auch bleibt das Quantum
des Ganzen etwas zurück. Die gesammte Casuslehre z. B. wird von
S. 1 — 77 durchgenommen, Vielhaber behandelt den nämlichen Stoff
in 144 Seiten, und zwar in einer Fülle von so gewissenhaft gewähl-
ten Beispielen , dass Tischer gegen ihn gar weit zurückbleibt. Das
Buch soll soweit führen, dass der Schüler nach Absolviiniug dessel-
ben für Seyfferts „üebungsbuch für Secunda" genügend vorbereitet
sei. Diesem Zwecke scheinen aber die besondei-s in den letzten Par-
tien gewählten allzuleichten Sätze nicht zu entsprechen. So finden
sich z. B. auf S. 220, also auf einer der letzten Seiten, folgende,
willkürlich herausgegriffene Sätze : 23. „Sich selbst lieben alle von
Natur.^ 24. „Den Cn. Pompejus ziehe ich allen, den Lentulus mir
selbst vor.*" 25. „Die Mutter des Königs Darius soll, als sie Alexan-
ders Tod vernommen hatte, sich selbst den Tod gegeben haben" u.s. w.
G. Wendtv. C. Schnelle, Aufj^bensammlunff, an^. v. O. Koren. 211
Aufj^bensammlnng zum Uebersetzen in*s Griechische von 1>r.
G-QstaT Wen dt and Dr. Carl Schnelle. 2. Abtheilang. Berlin,
1870, 334 S.
Es dOrften der UebungsbAcher zum Uebersetzen ans dorn Deut-
schen in*s Griechische wol niclit viele sein, die, was FQlle des Materials
und Sorgfalt der Zusammenstellung anlangt, es mit der angezeigten
„Aufgabensammlung von Wendt und Schnelle" aufnehmen kOnnen.
Für die oberste Stufe des Gymnasiums, Secunda und Prima berechnet,
bringen sie das Gesammtgebiet der griechischen Syntax zur Anwen-
dung. Der erste Theil behandelt auf 118 Seiten in 171 Uebungcu
die Casus, genera des Verbs, iempora, modi, Infinitiv und Particip,
woran sich noch 41 „gemischte Aufgaben" schliessen; der zweite
Theil enthält 100 „freie Aufgaben''.
Die Uebun^cn bilden lauter zusammenhängende Stücke, durch
die allein es möglich wird, die Feinheit der VerbindungsfoiTnen u. s. w.
durchzuüben. Der Stoff ist dem classischen Alterthum und, der SachQ
entsprechend, vorwiegend der griechischen Geschichte entnommen.
Die Anmerkungen zu den einzelnen Uebungen stehen nicht unter dem
Text, sondern befinden sich zusammenhängend am Schluss derselben
lind enthalten ausser der Angabe einzelner griechischer Worte, die
an den betreffenden Stellen zu gebrauchen sind, sehr zahlreiche Ver-
weisungen auf die Grammatiken von Krüger, Curtius und Kühner,
so dass, wer sich gewissenhaft präparirt, zu einer sehr genauen Be-
kanntschaft und Verti-autheit mit seiner griechischen Grammatik an-
j^eleitet und gezwungen wird. Am Schluss ist ein deutsch-griechisches
Wörterverzeichniss angehängt. Die Aufgabensammlung ist eine so
reiche, dass natürlich immer nur eine Auswahl zur Dui-chübung vor-
genommen werden kann, gewinnt aber in Folge dessen durch die Mög-
lichkeit der Abwechslung. Trotz aller Vorzüge, die in dem Werke
wirklicli ghlnzend zu Tage treten, scheint es doch aus einem Grunde
für unsere Verhältnisse nicht empfehlenswert — wegen der zu grossen
Schwierigkeit. Bei der so spärlichen Bemessung der griecliischen
Stunden in Oosterreich kann, um nur halbswcgs in der Loctüre nicht
gar zu weit zuiUckzubleiben, auf die andere Seite des Unterrichtes,
das Uebersetzen in's Griechische und das damit verbundene praktische
Durcharbeiten der Syntax, ein nur geringes Gewicht gelegt werden.
Deswegen fürchte ich, die Anforderungen, welche dieses Buch stellt,
seien zu hi)ch, als dass ihnen die Mehrzahl der Gymnasiasten ent-
sprechen könne.
Wien. 0. Koren.
14
tu Programmenachan, von 0. Karen.
Frogrammenschau.
Programm des Landes -Realgymnasiums in Baden. 1872. M.
Gutwengerins: Vindiciae Horatiana«'. de Horatii dignitate, pretio
ac moribus. 21 S.
Aus der Einleitung entnimmt man. dass Verf. eine Beui-tlicilun^
des Horaz geschöpft aas des Dichtei-s Werken und möglichst eigenen
Worten geben will, bemerkt aber zugleich mit Bedauern, dass Hr.
Gutwenger sich auf die Oden beschränkt, daher nicht vollständig
sein kann. Die Abhandlung zerfallt in sieben Theile. In dem ersten
werden die Oden citiert, in denen der Dichter über seine eigene Poesie
handelt; es wird ihm grosses Selbstvertrauen zugeschrieben, welches
jedoch gemildert werde durch die freiwillige Beschi-ankung im Stoffe
und Vermeidung epischer Sujets. Im zweiten Capitcl werden die
Liebschaften Hurazens untersucht. Nach kurzer Inhaltsangabc der
hieher gehörigen carmina gelangt Verf. zum Resultat, der Dichter
habe nie die Grenzen des Erlaubten überschritten, was S. 10 am
prägnantesten mit den Worten Iloi-atius ^bofm cum cousrictttia"
amat ausgedrückt wird. Nr. 3 kommt die Freundschaft au die Reihe.
Die Hingabe an die Freunde wird geh»bt. Die hiehergehörige Frage,
ob der Vorwurf der Charakterlosigkeit im Bcnelimen August gegen-
über begründet sei oder nicht, berührt Verf. nicht selbständig, sondern
druckt Dillenbui-gei-s Ansicht wieder ab. Nr. 4 umfasst den heiteren
Lebensgenuss. Vor allem wird Horaz vom Vorwurf, er sei ein Trun-
kenbold gewesen, frei gesprochen, sodann seine :<aim mens gepriesen,
die sich besonders darin zeige, y^quod nataram vitamqua rusticam
tanto amplectitur amore^. Nr. 5 Tod, Kürze des Lebens, Gemüths-
ruhe etc. Blosses Verzeichniss der betreffenden Stellen. Nr. 6 Tadel
der Sittenverderbniss. Allgemeine Inhaltsangabe der Oden II 15, 18;
III 2, 6, 24. Nr. 7 Gottesfurcht, üeber «las jenseitige Leben sei
Horaz nicht so genau unterrichtet gewesen, wie die übrigen berühmten
Schriftsteller des Aiterthums, daher berühre er diesen Punct nur an
wenigen Stellen. Doch sei seine Ehrfurcht vur den Göttern zweifellos
und an einzelnen Stellen klar ausgesprochen. Zum Schlüsse wird auf
knapp zwei Seiten noch Tfiuffel abgefertigt, der über Horaz eine viel
zu geringe Ansicht habe. Wie man sieht, sind in dieser Programm-
abhaudlung nicht viel neue Gedanken enthalten, doch desto mehr
sinnstörende Drucklehler.
Programm des k. k. Gymnasiums in Brixen. 1872. Ueber Wesen
und Bedeutung des Hermes von Prof. Alois Glira. 47 S.
Ausgehend von dem sogenannten homerischen Hymnus auf
Merkur , sucht der Verfasser , der eine äusserst anerkonnenswerthe
Kenntniss der hieher gehörigen Literatur zeigt, die ursprüngliche
Bedeutung der Gottheit festzustellen und aus dieser heraus die ver-
schiedenen besonderen Eigenschaften, wie sie sich allmälig ent-
wickelten, abzuleiten.
Programmensclian, von 0. Koren. 218
Die Grnndanscliaunng des ursprünglichen Mythus von Hermes
iiit in der Erzählung vom Riuderdiebstahl enthalten, die keine
specifisch griechische ist, sondern sich schon bei den Indern findet.
Dieser Umstand gibt einen Fingerzeig ftür die Etymologie des Na-
mens. Verf. schliosst sich der Ansicht derer an, die Hermes von
oQuav ableiten, so dass Hermes vollkommen dem indischen Sara-
roöyas entspricht, dem Sohn des Sarama, des „Sturmes". Hermes ist
also ursprünglich „Gott des Sturmes", sodann „Gott der meteorolo-
gischen Veränderungen von Liclit und Dunkel". Aus der Fähigkeit
in i^o kurzer Zeit so grosse Veränderungen hervorzubringen , ent-
wickelt sich bei deji Naturvölkern die Ansicht, er sei „eine höchst
kluge und listige Grossmacht in der Natur". Diese ursprüngliche Be-
deutung findet sicli erhalten in dem Mythus vom Binderdiebstahl,
wobei die Kinder mit Berücksichtigung der ähnlichen Erzählung
von den Kiudern des Helios in der Odyssee und der indischen My-
thologie als Tage oder nocli ursprunglicher als Wolken aufzufassen
sind. Niich seinen Wirkungen wird nun der Gott mit den verschie-
densten Eigenschaften ausgestattet, und zwar zerfallen diese nach
dem Verf. in 3 Haupttheile :
1) Die Eigenschaft der befruchtenden Kraft, daher iQiovviog^
dunoiQ idwr^ a/.a%r/ra, aoizog. Daraus erklärt sich auch, wa-
rum der Gott bei den Pelasgeim mit einem Phallos dargestellt
wurde. Hieher rechnet der Verf. auch, ohne jedoch den Ueber-
gang deutlich zu machen , die Darstellung des Gottes unter
dem Zeichen eines Steinhaufens (f-'Qfia/.si;), dann eines 4eckigen
Steines, dem schliesslich noch ein Kopf aufgesetzt wurde. Von
da aus war der Uebergang zum 'EQ/ti^g ivodiog, dem Schutzgott
der Wege und Felder, leicht. Seine Eigenschaft als befruch-
tender (Jott, tritt wieder deutlich hervor im (nijurjhog und
v6f.uog. Doch zeigen sich Spuren, dass diese Auffassung ur-
sprünglich eine viol weitere war und er auch als Ketter und
Heiler der Menschen galt.
2) Ferner als öici'atoqo^. Di» regelmässige Aufeinanderfolge der
Wirkungen des Gottes machte, dass man ihn als im Dienste
einer höheren Macht, des Zeus, stehend ansah, so dass er die
von diesem gewollte Ordnung in der Welt als „Ausrichter*
durchführte, daher Jiac ayyiXog, ayyiXog a&avaTwv, Hiemit
hangt zusammen soine Bezeichnung als agyeiffori r^g = ag-
yiJ-itfdvTifi, der in der Eile erscheinende, der Eilbote, dei
Herold. Dadurch, dass er aus dem Innern der Matorie die
Lebenskraft der Pflanzen und Thiere an das Licht der Oberwelt
fflhr«>, werde er Vermittler der Ober- und Unterwelt, i/fr/o-
TtoftTiog, seine vermittelnde Kraft zeige er besonders als Brin-
ger tles Schlafes und der Traume, als solcher habe er einen
Stab ; damit hänge zusammen seine Vermittlung zwischen Leben
und Tod, sein Amt, die Todtcn in die Unterwelt zu führen.
Hiedurch kommt er auch in die Zahl der unterirdischen Götter,
214 ProgrammeDBcbKu, von 0. Koren,
er ist x^onog, wie aus einigen Stellen bei Aeschylns und
Sophokles sich klar zeigt.
3) Des Hermes Verschlagenheit und erfinderisches Wesen. Dies
macht ihn zum Schutzgott der Diebe und Eaufloute einer-, der
Dichter und Denker andererseits. Dieser Zug liegt schon im
alt«n Mythus, „denn insofeme man den Hermes in der Materie
waltend dachte, war seine Thätigkeit eine heidilichO; listige. "
Ebenso galt er für einen gewandten Redner, Xoyiog. Zu diesen
geistigen Eigenschaften treten nun auch die entsprechenden
körperlichen ^Egiirjg ayioviog.
An diese sehr gefallig geschriebcue Abhandlung über das Wesen
des Hermes schliesst sich ein kurzer Anhang „über die homerischen
Hymnen und den Hymnus auf Mercur'^, in welchem einiges allgemeine
über die Hymnen, deren Namen, Entstehungszeit etc. gesagt und mit
wenig Worten der Inhalt des Hymnus auf Merkur angegeben wird.
Prograuim des k. k. Gymnasiums in Linz. 1872. J. Walser:
Schiller's ,.Macbt des Gesanges'*, ferner Nr. 1 und 2 aus Seh. „Kampf
mit dem Drachen**, endlich Goethe's „Muth^ in lateinische Poesie
übertragen, nebst einschlägigen Bemerkungen. 24 S.
Je mehr bei Philologen die Sitte eingerissen ist , den oi;^'cneu
Gebrauch der lateinischen Sprache zu vernachlässigen, dost«» ange-
nehmer überrascht uns jeder Versuch, sprachlich oder sonstwie
schwierigere Abschnitte möglichst mustergiltig in*s Latein zu über-
tragen. Vernunftig durchgeführt ist dies mehr als blosse Spielerei.
Prof. Walser versucht dies in den in der üeberschrift genannten drei
Gedichten. In Bezng auf die metrische Form wählte er mit richtigem
Verständniss ffir die zwei ersten Stucke das voll dahinfliesscnden
Schilderungen so angemessene, dem lateinischen übcrdiess so ent-
sprechende heroische Versmass , das dritte ist in Glyconeeu wieder-
gegeben. Die Verse sind sämmtlich correct, die Ausdrücke und Wen-
dungen echt lateinisch, oft mit grossem Geschicke gewählt und wie
die ausführlichen und sehr eingehenden ..Bemerkungen^ zeigen, auf
ausgebreitetem und gründlichem Studium lateinischer Dichter beru-
hend. Trotzdem wird es gestattet sein, gegen Einzelnes Einwand zu
erheben. So beginnt die üeborsetznng der „Macht dos Gesanges^
folgendermassen :
qualis nocte ingi scissa ruptisiiue lotebris
Emicat et vasto pluvias venit impeto torrens.
Hier ist iugi sicher nicht am Platze, ein Adjectiv, das bekanntlich
fast ausschliesslich zur Bezeichnung des Wassers dient und sich nie-
mals bei fiox findet. Auf Grund von Virg. Aen. 2, 360 würde ich
eher cava vorschlagen. Vers 3.3 desselben Gedichtes wird proicit
homo et als Choriamh gebraucht, die Synäresis wäre hier besser
vermieden worden , es würde sich demovet z. B. sehr gut einfügen
und der Stelle ganz entsprochen, vgl. Hör. Sat. l, 1, 39. Aus dem
Programmenschan, von 0, Koren. 215
•
^Eampf mit dem Drachen" werden die Worte des deutschen Textes :
„Die Ritter des Spitals" wiedergegeben durch: sacra cohors^ columen
miseris mortdlibus ingens. Diese Uebersetznng ist ungenau, indem
hiebei das Wort „Spital^ ganz yerlorcn geht; im lateinischen miseris
aliein liegt dieser Begriff keineswegs, dem wäre abgeholfen, wenn an
Stelle von intens (was ohnehin schon in columen liegt) aegris ein-
gesetzt würde.
Programm des k. k. Iteal-Obcrgymnasiiuus in Oberhollabrunn.
1872. Qao iure carmcu Catulli duodeseptaagesimum a nounallis virb
doctis in dao carmina dirimatur. Von £. K ich 1 er, 13 S.
Innere Gründe hatten eine Reihe von namhaften Gelehrten be-
wogen, das G8. Gedicht CiUulls in zwei vollständig selbständige,
nicht zusammengehörige Gedichte zu trennen, so dass die Verse 1 — 40
das ei-st«, alle folgenden das zweite bildeten. Diese Gründe unterzieht
nun der Verf. einer Prüfung, findet sie nicht stichhaltig und wendet
sich daher wieder der alten Ansicht der Einheit des Gedichtes zu. Der
Gedankengang ist in kurzem folgender: DorV. 11 genannte Manlius
an den der metrische Brief gerichtet ist, ist identisch mit den V. 41
genannten ÄUius, Beide Theilo sind zu gleicher Zeit und zwar 60
V. Chr. geschrieben, beide in Verona, der Inhalt des zweiten Theils
widerspricht nicht dem ersten. Die Wiederholung der gleichen Verse
20—24 und 92—95 werden durch ähnliche Beispiele aus CattUl
gestützt, die aber nicht beweisend sind. Soweit die negative Seite.
Positive Beweise der Einheit werden zwei vorgebracht, erstens der
vermeintlich unpassende Schluss des ersten Gedichtes mit Vers 40,
zweitens soll Vers 149 f. sich auf den ersten Theil, speciell auf v. 10
beziehen.
Programm des landschaftlichen Gymnasiums in Pettau. 1872.
J. A. Kümmerer: Ueber das Schuld bcwusstsein de^s sophoklci-
schcn Oedipus auf Kolonos. 24 S.
Gegen eine Schrift von Prof. Dr. Joh. Müller ^die thebanischen
Tragödien des Sophokles als Einzeldramen ästhetisch gewürdigt"
gerichtet, iu welcher der Verfasser als Resultat seiner Untersuchun-
gen den Satz ausspricht .«König Oedipus aber, das ist gewiss, ist
sich einer Schuld bewusst", sucht der zu besprechende Programm -
aufsatz den Nachweis zu liefern , dass von einem wirklichen Schuld-
bewusstsein des Helden keine Rede sein könne und die bezüglichen
Stellen des Textes sich anders interpretiren lassen. Diese sind Vers
258 ff., 546—548, 944 ff., besonders 960 ff., in welchen Oedipus
mit den klarsten Worten seine völlige Schuldlosigkeit ausspricht.
Dem scheint vor allem V. 203 ff. zu widei-sprcchen , indem Oedipus
sich scheut den Chor über seine Abkunft, seine Person, sein Vater-
land Auskunft zu geben, ferner 510 ff., wo er sich in ähnlicher
Weise sträubt, die Frage des Chors nach seinen Schicksalen zu bcant-
S16 Pro^rammeiiBchau, von 0. Koren,
Worten, und schliesslich besonders 1130, wo er sich dem Theseus
gegenüber selbst einen . Unseligen nennt, dem jeder Makel des
Unheils anhaftet. Diese scheinbar widerstreitenden Aeussemngen
sacht Prof. Kummerer dadurch in Uebereinstinimung zu bringen,
dass er zwischen innerer und äusserer Schuld unt^Tscheidot uu«i
letztere dem Oedipus zuerkennt. Doch glaube ich, braucht man nicht
einmal dies zuzugestehen. Ein Frevel, selbst der prrös.sto kann, wenn
er unabsichtlich und unwissentlich be&rangen wunU» . nimmermehr
als Schuld gelten. Doch ist es natürlich, dass niemand eines solchen
ohne Schaudern gedenken wird. In diesem Fall bofindet sich Oedipus
dem Chor gegenüber. Soll und kann man denn das Sträuben, das Ab-
lehnen der Erzählung so gewaltigen Unheils als Bekenutniss der
eigenen Schuld auffassen? Nimmermehr. Nicht anders sind die zu
Theseus gesprochenen Worte aufzufassen. Diesem die gastliche Auf-
nahme, das Ende seines Umherirrens, persönliche Sicherheit und die
Rettung beider Töchter verdankend und nicht im Stando ihm für den
Augenblick seine Erkenntlichkeit zu bowoijsen, fühlt er sich plötzlich
dem König gegenüber so arm, so unglücklich, so (dond, dass in ihm
sich die Erinnerung an die fortlaufende Kette von Leiden, die sein
Leben bilden, erhebt und er schmerzlich den Abstand von Theseus
fühlend sich einen Unseligen nennt, dem jeder Makel dos Uebids
anhaftet. Die persönliche völlige Schuldlosigkeit des Helden, der von
einem grauenvollen Schicksal zu grauenvollen Thaten ohne sein Wissen
und Willen getrieben wird, ist glaub' ich so klar und deutlici» aus-
gesprochen und zieht sich so wesentlich durch das ganze Stück durch,
dass hieran gar nicht gezweifelt werden kann; und die drei scheinbar
widersprechenden Stellen lassen sich leicht erklären durch das Grauen
und Entsetzen, das jeden, selbst den Schuldlosesten bei so grässlicher
Erinnerung überkommen muss.
Programma deir i. r. ginnasio di Trento. 1872. B. Dalpiaz:
val^atae quam' dicunt editionis scripturam quod Dcmosthenis Phi-
lippicae tertiae paragmphos 6 et 7 spectat, esse retinendam, 19 S.
Man weiss, welche Bedeutung und welchen Einfluss die Be-
nützung des Parisinus ^auf die Demostheneskritik ausgeübt hat.
Er ist es auch, und zwar er allein und ausschliesslich, dem die Para-
graphe 6 und? der 3. philippischen Eede zum Opfer gefallen sind. Hr.
Dalpiaz will sie aber noch retten und zwar auf folgende Weise. Zuerst
wird gezeigt, es sei kein Grund vorhanden, sie zu beseitigen, «Irnn
Inhalt und sprachlicher Ausdruck bewähren sich als echt demostho-
nisch. Während nun bei den meisten Interpolationen <lor Grundsatz
gilt, sie verdanken ihre Entstehung Anmerkungen der Schreiber oder
alten Leser, die dann von späteren Abschreibern mit in den Toxt
aufgenommen wurden, ist Hr. Dalpiaz in un.^erf^ui Falle anderer An-
sicht, indem er S. 9 schreibt: si quis cum codd, optinifs vihilominuR
eas (paragraphos) eicimdas esse putat, alterum de his duobus
Programm enschau. von O. Knren. IM 7
aca'piat nvcease ess^ credo: orntorem posteriori oratio» i$ recensione
aut omisisfie aut addidi^^si: Unter orator ist hier Deniosthenes sell)et
gemeint. Zweitens wird bewiesen, diese beiden Paragraphe seien für
das Verständuiss dt'r Rede nothwendijr. Wenn dieser Beweis gelange,
dann freilich würde man seihst der Autorität des i' sich nicht fügen
können, doch leider ist das nicht der Fall. Der Verf. behauptet näm-
lich, dass zwischen § 5 und 8 gar keino Verbindung bcstohe, ferner
dass Demostehenos zur Besprechung der L-ngercchtigkeit Philipps
gar nicht übergolien könne, ohne früher den Grund darzulegen, warum
er dies thue und das biMe eb<m den Inhalt von {} G unii 7. Diese
beiden Beliauptnugeu sind aber ebensowenig stichhaltig als die dritte,
dass weil § H mit den Worteji et itn' nir ^'^idriv aiQt]yijr ayiiv
rr^ :r6l€i xai €(jp' i^nh' fan lovtn beginnt, § 7 aber mit den ähn-
lichen Worten schliesst ti hf rjav ian to (iovlavea^ai Tiegi rov
.TfWionr eigt^rt^p ayaiv r^ /loAfi/i-iJ' (Je? diese letzteren vorangegangen
>ieJn mrisM'n. Der umgekehrte Schluss wäre wol der richtige gewesen.
Ausserdem wird noch ein (irnnd iuV Fehl geführt, den zu verstehen
mir übrigens nicht gelungen ist. weswegen ich ihn im lateinischen
Original anführen will. S. 12: Nam, quod vnimt est, si §§ 6 r/ 7
vxpcUmitur, aentcittia el dt Tig cH. nihil nJind continrre polest^
quam vftuprrfitiotfnH, in quam, .s/ qui belhim favrrv Philippnm
neffcntf adducantur ncrrssf est: quam oh rem fierrf, nt orator,
cum dixisfirt mMos'iam d^ iniHriis Philippi vcrba farrrr, eadcm^
quin causam addurrret , repHendo aures ririum fatiffarri : quod
nuUum oratortnn, von dicam Dcmosthrnrni, frvissr hnnd facUr
tibi pcrsHudras. Zum Schlüsse werden noch «lie einzelnen Worte und
Construcli«>n<*n der fraglichen Stelle besjjrochen, um zu zeigen, dass
sie vollkommf'n am rechten Platze sind. Bewiesen wird also durch
diesen Programmaufsatz gar nichts. Denn so gornft man zugeben
mag, dass die beiden Paragi'aphe ganz gut in der Rede selbst stehen
konnten , ja so unrecht offenbar die hätten, welche ohne sich auf
handschriftliche Auctorität stützen zu können aus rein inneren Grün-
den dieselben beseitigen wollten, mit der gleichen Entschiedenheit
muss man jetzt die Fnige nach der entgegMigesetzton Richtung ent-
scheiden. Durch den Pari.^inus haben wir eben eine ganz andere
Basis für die Kritik und sowie diese durchgreifende Verschiedenheit
sich in einer höchst bedeutenden Zahl von Stellen besonders der 3.
jihilippischen Rede zeigt, so steht auch die Entscheidung über §§ 6
und 7 im eugsteu Zusammenhang mit der Frage einer ansehnlichen
Reihe anderer Interpolationen. Solange aber die Bedeutung des Pari-
dinas nicht gebi*ochen ist. wird die rnltjuta wol schwerlich mehr zur
Anerkennung kommen.
Zum Schlüsse möge man es nicht ühül nehmen, wonn ich «li<^
Latinität des Verfassers «Mitschieden verurthoile, denn von einzelnen
Stellen kann nun \\«d mit Ketht sagen: fibhurmni a Jalinitatc, so
z. B. wenn es S. <> heisst „w/fv/ qnidem sententia, locum non cSi^r
verum, non ^vwpfr rcH*: amdudi puitst^ oder S. 8 hacc parafjrn-
218 Programmenschnn. von 0. Koren,
phi, 8. 15 stultissinti . . . qui crederent, cum adhuc tarn potentem
fion esse, S. 18 non est tarnen alienum pmrpauca aildere^ {juibua
ostefidamus, quomodo viri docti etcplicarc conati sint, ut is loeus
totus exciderit^ u. s. w.
Programm dos k. k. Gymnasiums in der Josephstadt in Wien 1872.
W. FociBtcr: De Rufi breviario ciusque codicihus.
Während die sogenannten kleineren Historiker der späteren
r<^misrhen Zeit allmälig ihre Bearbeiter gefunden haben und küi*zlich
erst Harte] den Eutrop kritisch feststellte, fehlt noch eine ähnliche
Ausgabe des Breviariums von Rufns. Förster unterzog sich nun der
Aufgabe, durch Untersuchung der massgebenden Handschriften eine
feste kritische Basis für eine folgende Herausgabe dieses Schriftstellei's
zu fixieren. Das Resultat dieser Studie ist folgendes: Die von früheren
Editoren unzuverlässig benützen Handschriften sind: L = Lcidcnsis
snec. 15,; JV= Nonnii saee. 15.; B^ = Basiliensis primus ^ B^
= BamüivMsh senmdus und der codex Burmann i. Alle sind wertlos.
Verf. untersuchte folgende Hdsch. : IV = Vindobonensfs saec. ff ;
G =: Gofhanus sarc. !), ; B = Bamberffensis saec XI: W^ = Vln-
dohonensis sarc. 1^; TV* = Vhidobonsis sacc. 12: W'^ = Vindo^
bonensis sacc. 14 ; W^ = Vindobonensis sacc. 15 ; ferner wäre
noch beizuzählen P = Posnaniensis sacc. 15. Letztere zwei sind
wertlos.
Aus Försters Untersuchung ergibt sich nun, dass alle Hdsch.
in zwei Familien zerfallen; dargestellt durch G (zu welchen BW^
gehören) und >V, mit dem W^ verwandt ist. Zunächst muss nun das
Verhältniss von VV^ zu W klargelegt werden. Aus dem Umstand,
dass beide die gleichen Fehler thoilen, W^ aber eine thoilweise ver-
änderte Wortstellung sowie einen der Eleganz zu liebe vorgenommenen
Wechsel der Synonyme enthält, ergibt sich, dass W* aus W geflossen
ist. Tn diese Familie gehören auch BW*, sie bieten aber keine Aus-
beute. Die zweite Familie der Hdsch. wird repräsentirt durch (rBW^:
durch Vei-gleichung entscheidender Stellen kömmt Verf. zudem Schluss,
dass alle drei auf eine gemeinschaftliche nun verlorene Quelle X zu-
rückführen, aus welcher GB ziemlich genau, W schon mannigfach
verändert abgeschrieben wurde. Diese Hdsch. X muss aber selbst
schon in manchen Puncten fehlerhaft gewesen sein. Es bleibt nun
das Verhältniss von X zu TV festzustellen für die Kritik von höchster
Wichtigkeit. In Bezug hierauf ergibt sicli, dass Grundlage des Textes
X (dargestellt durch GBW*) sein muss, und wo dieser offenbar
fehlerhaft ist, W heranzuziehen ist. In manchen Fällen wird mau bei
der Kritik auf Florus, Eutrop und schliesslich Jordanos Rücksicht
nehmen müssen , der viel aus Rufus entlehnt hat. Förster beweist
nun, dass Jordanes ein Exemplar des Rufus aus der Familie X be-
nützte, das jedoch älter war als X selbst. Dem entsprechend gibt
Tgchierfch, Reinrnnr von Zwetor. an?- t. A. SchnnfHwh. 91 A
Verf. folgende Handschriften-Genealogie, wobei A der Archetypus ist
und A S der die Fehler beider Hauptfamilien enthält :
A
1'
/
X
G B \\
71
w
TP V B' ir« h' L
Dieser sorgfaltigcu Üiirloguug der philologisclieu Grundlage des Kufus
ist nnch die kritische Behandluug einzelner Stollen eben mit Zuhilfe-
nahme der massgebenden Hdbch. beigefügt.
Programm des k. k. Gymnasiums in Znaim. 1872. A. Krichen-
bauer: ücbcrsctzuiig cimr Stelle aus Jordan 's Dciniurgos. 2 S.
Director Krichenbauer , der schon im Iglauer Gymuasialpro-
gramni \om J. 18G7 eine griechische Uoberselzung der Volkshymne
in trochäischeu Octuuaren veröffentlichte, stattet auch heuer sein
Programm mit einer griecliischen Version aus. Als Text wählte er
eine St<3lle aus Jordans Dcmiurgos, Buch 9, Thl. 2, S. 146 fg., ein
Gespräch zwischen Fürst und Alexander (von Humboldt) enthaltend,
in welchejn letzterer von der Gewalt des gestirnten Himmels ergriffen
sich vom Glauben losreisst und in die ewige Ordnung der Welten
versenkt. Dir. Kri<henbauer wählte für seine griechische Uobersotzung
das dem Stoffe völlig entsprechende Metrum des jambischen Trimeters,
den or mit grosser Corrcctheit handhabt, indem er sich auf jene so
genannten Liccnzon beschränkt, welche die besten Dramatiker, So-
phocles vor allen, nicht überschreiten. Der Form entspricht auch die
Sprache, die von einem eindringlichen Vertiefen in die Dramatiker
zeugt. Aussetzen könnte man etwa, dass ein paar Worte gebraucht
sind, die sonst bei griech. Tragikern nicht vorkommen. z.B. ifwcfA/iUOv,
•loch ist dies unbedeutend.
Wien. 0. Koren.
Dr. Tschiersch, Beurtheilung der von Gödeke aufgestellten
BchaoptuDg, dass Keinmar von Zweter und der Mamer identisch
seien. Programm des Gymnasiums zu Luckau, 1872.
Unter den altdeutschen Lyrikern <ler Nachblüte nimmt Roinmar
V. Zweter eine hcrvon-agonde Stellung ein. Nicht bloss durch seine
Fruchtbarkeit, sondern vor Allem dadurch, dass er die Spruchdich-
tung von der Höhe der Leidenschaft, von der ganz persönlichen Energie
des Patriotismus, wie ^io bei Walthor von der Vogel weide uns deut-
MO Tschieneh, Reinmar von Zweier, ang. v. A, Schönbach.
lieh werden, hcrabloitcte zu der ruhigen Ebene ganz allgemein aus-
gedrückter Gefühle und ziemlich schaler politischer Gesinnung. Kaum
der Kampf gegen Rom vermag ihm kräftige Laut« zu cutlocken und
auch seine religiösen Sprüche leiden an Mattherzigkeit. Endlich ist
er wol der erste gewesen, welcher die Spruchform zur Entwicklung
blasser moralischer Begritfo und Sentenzen verwendete.
Reinmar war kein bedeutende!' Mensch. Die Enge seines Ge-
sichtskreises wird uns erst recht klar, wenn wir oiwiigen, dass in den
240 Sprürhen. welche die wüste Compilation v. d. Hagens uns bietet,
kaum 15 verschiedene Themata besprochen werden. — Gotti^s und
Marias Lob und Preis. Schilderungen der einzelnen Tugenden, prak-
tische Lebensregeln, etwas Politik und sehr wenig Minne, das sind
wol alle Elemente seiner Poesie. Aber auch innerhalb dieses engen
Kreises verstellt es Reinmar nicht, sich frei und unabhängig zu be-
wegen, mehr als einmal geschieht es ihm, dass er bei der Besprechung
eines schon erörterten Themas auf ganz dieselben Gedanken in ganz
•lersolben Folge geräth. So entwickeln 46 und 47 (MSH, II) in
gleiche]' Weise «iie Sätze, dass es, wenn auch im Allgemeinen Liebe
zu zwei Frauen zugleich als verbrecherisch gelten müsse, doch eine
Ausnahme gäbe : wenn nämlich Ehre und Minne die beiden Frauen
sind, dann ist der Minner gar wohlgeborgcn. 50 l)riugt dreimal die-
selbe Lehre, ein braver Mann müsse Ritter seiner Thateu, Knecht
seiner *Milte' und Leibeigener seiner Zucht sein, 58 nimmt sie wieder
auf. 71— -70 tragen dieselben drei Definitionen der Ehre in kaum er-
wähnenswerten Umgestaltungen vor. Ebenso 83. 81; 120 — 123;
234—235. 237 ; 238-242. Noch woiter. Strophe lüO ist eine blosse
Bearbeitung von 09; 187 ä und h zwei ganz gleichgobildeto Darstel-
lungen eines Räthsels vom Jahre; 77 und 234 handeln von der Tri-
nität in ganz gleicher Art; ja 70 und 225 unterscheiden sich nur
durch unbedeutende Varianten. Allerdings mag von den genannten
Beispielen eins oder das andere durch eine gesunde, auf die Unter-
suchung der handschriftlichen Spruchordimngen gestützte Kritik be-
seitigt werden, aber auch dann erübrigt genug, um den Vorwurf äus-
serster Gedankenmagerkeit für Reinmar v Zweter gerechtfertigt zu
finden.
Für die äussere Form der Reinmar'schou Sprüche gilt dasselbe.
Die Einförmigkeit des Tones — 24G mal dieselbe Melodie, dieselbe
Reirastellung - ist schon lange aufgefallen, der Ausdruck selbst ist
höchst dürftig. Vier Fünftheile der ganzen ei-wähnten Masse sind
Sprüche, in welchen derselbe Stamm oiler doch dasselbe Wort al»
Fangball dient. An die Figur der Epanaphora (Tschiersch S. 19) ist
hier gar nicht mehr zu denken, die blosse, kahle Unfähigkeit wird
durch die unzähligen Wiederholungen chnrakterisiert. Str. 78 enthält
11 mal das Wort *Unere', 80 gibt 12 mal den Stamm Vdel' 90 be-
steht fast nur aus Repetitionon der Phrasen 'liep geschehen^ und
*wol geschehen', 101 führt uns 5 mal Adam, 8 mal Eva vor. Dabei
ist zu berücksichtigen, dass jeder Spruch nur 12 Verse hat.
TBMen^ Beininar von Zweier, ang. y. A. Sehänbadi, fXl
Es scheint mir nicht schwierig, sich die Art^ in welcher Bein-
mar dichtete, vorzustellen. MHsste man es nicht ohnediess voraus-
setzen, dass er Alles schriftlich ausarbeitete, so müsste man es aus den
vorliegenden Sprächen sicher crschlicssen. So sitzt er und grübelt
nach aber das Wort ^Saelde' oder ^Milte\ das er zum Thema dos neuen
Spruches gewählt hat und wälzt es umher im sinnenden Geiste. Und
siehe da, es fliegt hier eine Phi-ase, dort eine Definition an das Wort,
ein paar hinkende Vei*glüiche kleben sich noch an, wenn's gut geht,
erobert sich das Thema noch eine litei'arisch interessante Anspielung
— und flngs wird der Spruch aufgeschrieben, denn die lange IJebung
im gleichen Tone hat alle Schwierigkeiten der Versification bei Seite
geräumt. — Es fehlt uns nicht an äusseren Zeugnissen, dass die
Zeitgenossen KeinmarV und die späteren Meistersinger doch Empfin-
dung hatten f(ir die Inferiorität des Beinmar*schen Geistes, in dem
gerühmten ^männlichen Charakter' (Bartsch, Liederdichter Einleitung
S. XL VI) vermag ich nicht mehr als geschraubte Langeweile wahr-
zunehmen. Nicht unterdrücken will ich die Bemerkung, dass die An-
deutungen, welche in dem häufigen Nebeneinander- und Zusammen-
nennen des alten Beinmar und des v. Zweter (zwenc Befjinmdrc)
liegen, mir nicht unwichtig scheinen. Auch der alte Beinmar, wenn
auch ein Mann von feinem poetischen Gefühl und dem unsern gar sehr
weit überlegen, litt doch erheblich an Stoffmangel und brachte mit
spitzfindigem Baffmement nur neue Variationen alter Gedanken. Er
hat auch mehreremale den Parallelismns der Strophen, welchen wir
bei dem von Zweter so häufig beobachten können. Als Beispiele mögen
dienen JJfSF173, 20— 26 und 27—33; 17Ü, lü - 26 und 27—37;
178, 8— 14 und 22— 28; 199,25—201, 11. Die feingewundenen
Sätze sehen mir fast Mustern der plumpen Bandwurmgestalten gleich,
welche der jüngere zu Tage gefordert hat und an einigen Stelleu
glaube ich sogar directere Entlehnung wahrgenommen zu haben.
Wollten wir fQr den Marner ein Muster unter den bedeutenden
älteren Dichtern suchen, so könnte uns nur Walther von der Vogel-
weide beifalleii. Sind ja doch an sehr vielen Orten Walthersche
Wendungen vom Marner entliehen oder nachgeahmt worden. Auch
der Marner ist keineswegs frischen, energischen Geistes, aber er ist
>.ehr viel leichter als Beinmar. Leichtfertigkeit, wie sie Tschiersch
(S. 14) ihm zusprechen wollte, kann ich in seinen Gedichten nicht
finden, Tagelieder hat auch der ernste, grosse Wolfram gesungen,
von dem unser Spätling das schöne Bild borgt
'Du der tac die wölken spielt* (MS II 11 237 h).
Seine Verse sind nicht bloss kürzer, sondern auch viel leicht-
tiüssiger und die vielen Rnjambements geben dem Ausdruck einen
gewissen, theatralischen Schwung. Um die Logik, welche dem guten
Keinmar so viel Kopfbrechens veiursacht, kümmert sich der Marner
wenig, ziemlich toll und sinnlos häuft er die Bilder zusammen, welche
seine Vielwisserei ihm schenkt (vgl. a. a. 0. 240 h^ X. 1).
2K IMtiersA, Reinxnar ron Zwcter, ang. f. A. Sthönhach.
Die äussere Form ist dem Marner wertvoll und er liebt kunst-
volle Verssysteme, wie z. B. XV 37 — 42 lehrt. Er ist sich seines
S&ngergowcrbes wol bewusst und hat die Technik desselben ganz
anders in seiner Gewalt als der schwerfällige Reinmar. Während
dieser an der einzigen Stelle, wo er von Stoffen aus der Heldensage
spricht, dieselben verwirft und verschmäht, freut sich der Manier
pi'ahlerisch seiner Kenntniss. da er weiss, dass das Publicum gerade
diese Stoffe am lebhaftesten begehrt.
Man sollte glauben, es hätte Niemaudem einfallen können, diese
zwei in Denknngsweise, Begabung und äusserer Formgebung so
grundvei-schiedeuen Dichter zu einer Gestalt zusam mensch weissen vax
wollen. Es ist doch geschehen und Gudekc, dem wir so viele treffliciie
Arbeiten und Untersuchungen in seinem ganz ausgezeichneten Grund-
riss verdanken, hat diesen Einfall gohabt. Offenbar verleitete ihn
dazu der Umstand, dass ^Marner' theilweiso umgokelirt gelesen und
verstellt *Renmar* gil»t, eine nicht selten vorkomnionde Form des
Namens, «lenn die übrigen Gründe sind doch bei genauerer üeber-
legung kaum in Anschlag zu bringen. Für jeden andern als den Ur-
heber der Hypothese — Gödeke wird sie schwerlich aufgaben, werden
ja missrathene Kinder stets am meisten geliebt — ist die Frage von
vornherein entschieden.
Die fleissige Arbeit des Hrn. Dr. Tschiersch hat das Verdienst
den Anstjss für immer aus dem Wege geräumt zu haben. In einigen
Abschnitten führt der Verfasser nach einer Kritik der äusseren Zeug-
nisse eine Vergleichung beider Dichter durch, nicht vollständig, aber
doch sorgfaltig. Seine philologischen Kenntnisse sind mangelbuft:
v. d. Hagen gilt ihm als Autorität (S. 12, 21.), er schreibt ihm denn
auch dio Worterklärungen nach ; weiss ein Citat ausBodniers Samm-
lung MS 11 122* nicht zu finden, da er nur die v. d. Hagca's kennt:
citiert * Minnefrühling* und hält den Manier für eine Uebergangsstufe
zu Konrad v. Würzburg. Schlimmer ist, dass er weder die schlechte
Arbeit von Meyer über ßcinuuir (Basel 18G6), jioch Wilmann's treff-
liche Leistung II Z, XIII. kennt. Auch mit seinem grammatischen
Wissen ist es übel bestellt, wie Abschnitt VI über die Dialecte aus-
weist, die Schreibereigenthümlichkeiten sind vernachlässigt. Endlich
ist auch dio Disposition der Arbeit kaum zu loben, die Abschnitte V und
VII fallen zusammen ; der Stil leidet an lateinischen Einmcngungen
und an mehr barocken als originellen Ausdrücken. Trotz alledem
aber geht ein frischer Zug von Arbeitsfreu«ligkeit durch das Ganze
und wollen wir die beschränkten Hülfsmittel einer Luckauer Bildiothek
berücksichtigen, so müssen wir dem Verfasser, der neben 21) Stunden
wöchentlicher Schularbeit noch Lust zu solch mühsamen Tbnn fand,
unsere volle Anerkennung ausdrücken.
Wien, November 1872. Anton Schonbach.
Vierte Abtheilung.
Miscellen.
(Aas dem 11. ö. Landes schul rat he). Der n. Ö. Landesschulrath
hat in seiner Sitzung vom 2<5. Februar 1. J. unter anderen Gegenständen
auch nachstehende zur Besprechung gebracht. In den oberen Classen des
Realgymnasiums auf der Landstrasse soll das constructive Zeichnen als
Lehrgegenstand eingeführt und das Ministerium sodann auch ersucht werden
im Interesse einer gleichförmigen Behandlung sich auszusprechen, welche
Bezeichnung den vom Staate erhaltenen Mittelschulen zukomme. — Zu
einer längeren Erörterung gab die Regelung des landwirthschaftlichen
Fortbildungsunterrichtes Anlass. Die Bezirksschulräthe sind darüber
gutachtlich gehört worden. Sie sind darüber einig, dass die Regelung
auf administrativem Wege vorgenommen werden möge. Es empfiehlt
sich, dass an den Lehrerbildungsanstalten der Ausbildung der l4ehrer
in der Landwirthschaftskunde erhöhte Aufmerksamkeit gewidmet, dass
die Lehrer angewiesen werden, bei Behandlung der Realien deren An-
wendung auf die Landwirthschaft nicht ausser Acht zu lassen, dass in
den oberen Classen der Volksschulen ein landwirthschaftliches Lesebuch,
tnr dessen Beschaffung das Ministerium Sorge tragen wolle, einzuführen ,
dass endlich der Landesausschuss bei Vertheilung der zur Hebung der
Landwirthschaft und des landwirthschaftlichen Unterrichtes gewidmeten
Summen auch dem Jjandesschulrath Ingerenz einräume.
— In der Sitzung vom 5. März 1. J. beschäftigte sich der n. ö.
Ijandesschulrath eingehend mit den Verhältnissen der staatlichen Leh-
rerbildungsanstalten. Eine Beschlussfassung wurde mit Rücksicht auf
die heute zu eröffnenden Verhandlungen bei dem niederösterroichischen
Ijandesausschuss über die vom Landtag beschlossene Errichtung von
I^ehrerbildun^nstalten mit einer grösseren Anzahl von Stipendien und
verbunden mit einem Internat ausgesetzt. — Wogen der Weltausstellung
wird heuer in Wien kein Lehrerfortbild ungscurs abgehalten werden, son-
dern nur in Krems. — In einer Wiener Oberrealschule ist eine grössere
Zahl von Schülern wegen ungenügender Fortschritte ausgeschlossen wor-
ilen. Der Landesschulrath bestätigte diese Ausschliessung nur theil-
weise.
— Sitzung vom 26. März L J. Die vom niederösterreichischen
Landesschulrath beschlossenen Anträge wegen einer Reform der Lehrer-
bildungsanstalten gelten dahin : 1. mit Beginn des nächsten Schuljahres
seien Vorbereitungsclassen für die Lehrerbildungsanstalten je nach Be-
darf zu eröffnen und 2. 25.000 fl. fQr die Staatsstipendien zu widmen ; das
Mehr über die im letzten Jahre bewilligte Summe soll ausschliesslich für
Lehramtscandidaten verwendet werden; 3. mit jeder Lehrerbildungsanstalt
224 Misc«llen.
in Wien sei eine Bürgerschule als Uobungsbchulc zu verbinden , mit den
Anstalten ausserhalb Wiens \v>^nigstons eine vi^rclnssige staatliche Schule
als (Jebungsschule; 4. es sei für entsprechende bloibende Locälitäten für die
Lehrerbildungsanstalten saniiut üebungsschuleii iSorge zu tragen, cyentuell
durch Neubauten; 5. das Civil-Mädchcn]»eUhiouat iu Wien sei in eine Lehre-
rinnenbildungsanstalt mit IntK?rnat umzugrstalton und di«^ liChnTbildungs-
anstalt in Korneuburg womöglich schon mit dem Schuljahre 1873/4 nach
Wiener-Neustadt zu verleben : ü. eine neue JiChrerbildungsanstalt sei aus-
serhalb Wiens zu eröffnen, der iStandort derselben nach Eröffnung deiLandu?;-
lU'useminare zu bestimmen und dabf.'i l{ücksicht /.u nehmen auf die Fre-
nui.'uz der Bürger- und Mittelschulen aussurhulb Wiens, so wie auf ili-.'
Heimatsgegend der Schüler der Prosera inan^; 7. die Revision des Lehr-
)danes für die Lehrerbildungsanstalten sei zu verbinden mit einer Revision
der das Lehrerbild ungswosen butreiTenden Verordnungen und dabei die
Frage der Lehrbücher für diesi» Anstalten, d.jr Vorbildung der Ifaupt-
lehrer u. s. w. im Auge zu behalten-, 8. d«Mn niederösterreichischen Land-
tage sei <l«'r wärmste Dank zu sagen für seine auch in der letzten Ses-
sion bekundete Opferwilligkeit zu Guubteu des Volksschulwesens.
— Der n. ö. liandesschulrath hat. nachdem er in Erfahrung
gebracht, dass an einzelnen Mittelschulen die Ferien ohne behördliche
Bewilligung über das vorgeschriebene Mass ausgedehnt worden sind, die
Dirt'ctionen sämmtl icher Mittelschulen Nieder-Üesterreichs aufgefordert,
in Bezug auf die Schulferien sich streng an die diesbezüglichen Vor-
schriften zu halten , insbesondere den Unterricht genau an den vorge-
schriebenen Terminen zu beginnen und zu schliessen und in jedem Falle,
wo sich aus locabn Rücksichten eine Verlängerung der Ferien als unbe-
dingt nothwendig erweisen sollte, rechtzeitig um die behördliche Bewil-
ligung einzuschreiten. Ebenso muss es als dem Unterrichte und der
Schuldisciplin abträglich unterlagt werden, die Lehrerconferenzen, aus-
serordentliche Schülerprüfungen wie Aufnahme- und Privatistenprüfungcn
in die Zeit der regelmässigen Unterrichtsstunden zu verlegen. (Wr. Ztg.;
(Aenderung im Realsohulgesetzo für Oberösterreich.)
Se. k. und k. Apostolische Majes>tät haben mit Allerhöchster Entschlie»'
sung vom 13. Februar d. J. dem vom oberösterreichischen Landtage in
der L*3. Sitzung am 6. Decombr»r 1S72 beschlossenen Gesetzentwürfe, wo-
mit der § 9 des Realsrhulgesetzestür Ober-Oesterreich vom :iO. April
18bH abgeändert wird, dit; Allerhöchste San.tion allergnädigst zu erthei-
len geruht. Das Maximum der wochentlichon Unterrichts»tund«u in den
Oberclassen der Realschule ist hiennch von :.^ auf 31 erhöht und die bis-
herige Beschränkung d-^s ünterriciites in di-r französischen Sprache auf
die Cla?sen der Unterr«: alschule beseitigt, ko dass der im Interesse df^
Unterrichtes gebotenen Ausdehnung dieses Ixjhrgeg.'n Standes auf die
Oberclassen kein Hinderniss mehr im Wege Ntoht. -- Nach Durchfüh-
rung dieser Modificatiou wird der in den olicrösterreirhischtii Realschulen
eingehaltene Lehrplan in allen wesentlichen Puncten mit den in den
Nachbarländern an den trleichartigen Anstalten bnfolrrton LohrplSnen
übereinstimmen und sohin diese wünschen>v"erth«' l''ii,Mdütfijrki'it di*n
gedachten Lehranstalt-iu lit:-! gestellt sein. (Wr. Ztg.;
Mi8c«Ilen. 225
(K. k. Hochschule für Bodencnltur zu Wien.) — Vor-
lesungen im Sommer-Semester 1873. (Das Sommer-Semester beginnt
am 1. März.) Dr. med. M. Wilckcns, ord« Prof., Allg. Anatomie und
Physiologie der Thiere, woch. 2 St. Allg. Thierzuchtlehrc (Kacen- uiul
Züchtigungskunde), woch. 3 St. Mikroskopischer Curs, woch. 3 St. De-
monstrationen auf der Wiener Weltaussteilung. W. Hecke, ord. Prof.,
ist für das Sommer-Semester beurlaubt, wird vertreten durch Dr. D eurer.
F. Haberlandt, ord. Prof., Spec. Pflanzenbau, woch. 5 St. Uobungen
im landw. Laboratorium, woch. 4 St. Dr.phil. Ph. Zöller, ord. Prof.,
Organische Chemie, woch. 3 St. Agricultur-Chemie, woch. 2 St. Uebungcn
im agricultur-chemischen Laboratorium, woch. 15 St. Dr. phiL E. Pe-
reis, ord. Prof., Einleitung in die landw. Maschinenkunde, woch. 2 St.
Drainage und Wiesenbau, woch. 3 St. Demonstrationen auf der Wiener
Weltausstellung. F. S ch wa c k h ö f e r, a. ord. Prof., Analytische Chemie,
woch. 2 St Uebungen im analyt. Laboratorium, woch. 12 St. Dr. phil.
F. Brauer, Privatdocent, hält im Sommer-Semester keine Vorlesungen.
Dr. phiLA. Oncken, Privatdocent, Nationalcekonomik des Ackerbaues,
woch. 3 St. Demonstrationen über alle Theile der Wiener Weltausstel-
lung. Dr. phil. L. Deurer, Privatdocent, Betriebsorganisation, woch.
2 St Taxation, woch. 2 St Tutterbau, woch. 2 St. Dr. jur. F. Lent-
ner, Privatdocent, Encvklopsdie des Landwirthschaftsrechts, woch. 3 St.
Landw. Verwaltungsrecht, woch. 2 St öffentlich. (Die Berufung eines
ordentlichen Professors für National-Oekonomie und landw. Statistik ist
im Zuge.) — Professoren anderer Hochschulen, welche an der Hochschule
(Ür B^encultur Vorlesungen halten: Dr. phü. J. Pohl, ord. Prof. der
k. k. technischen Hochschule zu Wien, cnemische Technologie, woch.
3 St Dr. phil. J. Wiesner, ord. Prof. der k. k. Forsthochschule zu
Mariabrunn, Botanik, woch. 3 St. Dr. phil. A. Frh. v. Seckendorff.
ord. Prof. derselben Hochschule, Forstliche Betriebs- Einrichtung und
Statik, woch. 2 St. Dr. phiL F. Grossbauer, ord. Prof. derselben
Hochschule, Waldbau, woch. 3 St. Dr. jur. G. Marchet, aussorord.
Prof. derselben Hochschule, landw. Gesetzkunde, wöch. 3 St. Die übrigen
für Studierende der Landwirthschaft geeigneten Vorlesungen können an
der k. k. Universität und an der k. k. tecnnischen Hochschule zu Wien
gehört werden. Im Auftrage des Professoren-Collegiums : Dr. M. Wil-
ckens, d. Z. Rector.
(Ueber die Wirksamkeit der Immatriculation an der
Hochschule für Bodencultur bezüglich der anderen Hoch-
schulen Wiens.) — Eine Verordnung des Ackerbauministcriums vom
19. Februar 1873 bestimmt hierüber: „Mit der Verordnung des Acker-
bauministcriums vom 2. August 1872, li. G. B. Nr. 122, wurde ausdrück-
lich erklärt, dass die ordentlichen Hörer der Hochschule für Bodencultur
bei der Aufnahme, beziehungsweise Immatriculation an eine der beiden
anderen Hochschulen Wiens zur Beobachtung der dortsolbst geltenden
Nonnen verbunden sind.
«Da nach den an der k. k. Universität geltenden Normen nur der-
jenige als ordentlicher Hörer aufgenommen und immatriculiert werden
kann, welcher sich mit einem staatsgiltigen Zeugnisse von einem Ober -
^ymnasium ausweiset, so folgt £iraus, dass nur solche ordentliche
Hörer der Hochschule für Bodencultur den mit obiger hierortiger Ver-
ordnung gewahrten Anspruch auf Immatriculierung an der k. k. Uni-
versität erheben können, welche auf Grund staatsgiltigcr Maturitätszcug-
niaae von Obergyninasien an der Hochschule für Bodencultur aufgenom-
men wurden. Studierende, welche auf Grund staatsgiltigcr Maturitäts-
zeugnisse von Oberrealschulen an der HoclischuTe für Bodencultur
immatriculiert wurden, können demnach nicht an der k. k. Universität,
atoiiMhffllk f. d. ötttn. Ojmn. 1878. II. u. III. Btft. 15
mOa nf 'fauHt ih« 1 in il^i Md J
tiMiMd» I» BMtat -In- iMililiulMlpi ^
te KtanriMqc ■■ <« iiilMtiu Ü» jii«uwiih.tliillu
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h»n« Jo^ph OiBier. Biich<Inii:liueib«itict Pnlr. Gerul.l. l. k. Obcr-
Imamtii Tliwiihll Ililtor i, tUimeu, k. t. FddwonneUter Krani Rittor
*. Haii*lftb, «ralcr UafctiwU'»^ ■■>«'' Jobuin EUrbcck. Bildbnwr
KnrI Krindmann. üirMlut iler k. k. IfonUktdemc in Ihriabninii
.(uhann NowAhl, Btadiendirtctor d<e k. k. Miljt. tbimrttioi-UstitDtM
Ifr. Pidr. Hohe lUlI. k. k. H«k. lUth ond CherredAutcur der .Wienw
MtutiK' Krdr. IJhl. R«:tof der Wi*D« flochMhuie ftlr ßodoncaltot
Martin WUukun» t>, A.
Fünfte Abtheilung.
Verordnungen für die österreichischen Gymnasien
nnd Realschulen; Personalnotizeu ; Statistik.
Erlässe.
Erla» den Ministers für CuUms und Unterricht vom n. Februar 1873,
Z, 11425 ex 1872,
an alle Landesschulbehordeu,
in Betreff der Taxe für die Ausfertigung von Duplicat-
Zeugnissen der Staatsmittelscnuleu.
Ich finde mich feranlasst, den seinerzeit an den Landesschulrath
fQr Böhmen ergangenen Minister ialeriass vom 13. October 187Ü, Z 10146
(V. B. Nr. loO), betreffend die Taxe für die Ausfertigung von Duplicaten
der Maturitätszeugnisse, der k. k. Landesschulbehördc zur Richtschnur
in ähnlichen Fällen mitzutheilen nnd es ihr anheimzugeben, eine analoge
Anwendung auf die Ausfertigung gewöhnlicher Semestralzeugnisse der
.Staats-Mittelschule II. jedoch mit Herabsetzung der Taxe auf 1—2 fl., im
eigenen Wirkungskreise zu verlügen.
Krlass des k. k. Ministers für Cultus wui UtUerricht^ vom
24. Februar 1873, Z. 9453,
iXü sämiiitliche Landesschulrätbe und die Statthalter für Küstenland
und Tirol,
betreffend die Wiederholungsprüfungen an Gymnasien
und Realgymnasien.
Die Terschiedene .\uslegung. welche an einzelni;n Gymnasien (Real-
gymnasien) dem §. l'.\ des Organisationsentwurfes gegeben wird und die
damit im Zusammenhange steh«;nde auffallende Zunahme gestatteter
WiederholungsprüfungiMi bestimmen mich, die Aufmerksamkeit der k. k.
auf fok'end»» Puncto zu lenken und di«* Kinhaltung dieser Fest-
setzungen einer besonderen Ueberwachung durch den betreffenden Landes-
schulinspector anzuempfehlen.
Aus den Grundpriucipien des §. 73, welcher nach Z. (l jeden nach
den Leistungen des Schuljahres auch nur in einem einzelnen Gegenstande
für den Unterricht in der nächst höheren Classe entschieden unreif er-
kannt.'n Schüler, von dem Aufsteigen in diese nächst höhere unbedingt
15*
ttS Erlässe.
ansBchliesst, und nach Z. 2 nur dort, wo in dem Ürtheile der Lehrer
fiher die Versetz barkeit eines i:>cliülcrs am Schlüsse des Schuljahres noch
irgend eine Unsicherheit blieb, die Vornahme einer Versetzun^sprüfung
gestattet, geht wohl unzweifelhaft hervor, dass in der Regel nur die bei der
Yersctzungsprnfung constatierten ungenügenden I^eistuiigen eines Schülers,
und zwar lautZ. H nur solche in einem einzigen Geg<:ns Linde, den Ausgang^-
punct der Gestattung einer Wiederholungsprüfung bilden können, indem das
im Laufe eines ganzen Schuljahres gewonnene feststehende Urtheil des Lch-
rors unmöglich der Erprobung oder Widerlegung durch den Ausschlag
einer Prüfung unterzogen werden kann. Aber nicht in jedem Falle, in
welchem das Ilindernis derVersotzbarkeit eines Schülers in den ungenügen-
den Leistungen aus einem einzigen Gegenstande liegt, ist die Wiederholungs-
prüfung zulässig, sondern nur dann, wenn zu helfen steht, der Mangel
werde sich in kurzer Zeit durch Privatfleiss nachholen lassen. Selbst
wenn man von der Individualität der Schüler absieht, findet gewiss be-
züglich der Lehrgegenstände ein sehr erheblicher Unterschied in ihrem
Verhältnisse zu dieser Bedingung statt.
Nur höchst ausnahmsweise wird sich mit Grund erwarten lassen, die
im Laufe eines ^nzen Schuljahres begründete Unreife für den Unter-
richt der nächst nöhoren Classe aus einem der Spracbfächer oiler aus der
Mathematik durch Privatfleiss binnen acht Wochen behoben, die erforder-
liche Gründlichkeit der Kenntnisse , Sicherheit und Gcwandtlieit in ihrer
Handhabung binnen dieser kurzen Zeit erworben zu sehen.
Aber auch bezüglich der übrigen Lehrgegenstände darf die HolT-
nun^ auf Behebung des Mangels nicht ohne T6\fc Erwägung anerkannt
werden, damit es nicht den Anschein gewinne, dasjenign , was Aufgabe
der Aneignung und Durchübung während eines ganzen Jahres ist, lasse
sich auch nur bezüglich eines einzelnen Gegenstandes innerhalb zweier
Monate in ebenso genügender Weise erlernen.
Die Erlaubnis zu einer solchen Wiederholungsprüfung, auf welche
der Schüler nach der mehrgedachten gesetzlichen Bestimmung niemals
einen ausdrücklichen Anspruch hat, ertheilen nach Z. 7 des erwähnten
Paragraphes die Lehrer der Classe, aus welcher der Schüler versetzt
werden soll , mit Zustimmung des Dijrectors , jedoch unbeschadet der
Kechte, welche der Gesammtconferenz nach §. ll2, Z. 2 des Orgauisa-
tionsentwurfes zustehen. Eine Schulbehörde wird nur in den sel&nsten
Fällen die vom LehrkÖr])er verweigerte Gestattung ihrerseits auszusprechen
in der Lage sein.
Der ungünstige Calcul, l)ezüglich dessen die Wiederholungsprüfung
platzgreifen soll, ist gleich allen anderen Noten in den Hauptkatalog
einzutragen , die Gestattung der Wiedt»rholungsprüfang in der Anmer-
kungsrubrik ersichtlich zu nmchen, die Rubrik filr die allgemeine Zeug-
nissclasse und FiOcationsnummer aber oifen zu lassen, weshalb dif* Locä-
tionsnummer jener Schüler, deren Classification am Emle des Schuljahres
definitiv festgestellt wurdi»^ den Beisatz erhalten muss: „unter loder-
ten Schulern."
Nach abgelegter Wiederholungsprüfung wird das Ergebnis der-
selben mit dem Beisatze: „in Folge der Wiederholungsprüfung" im
Hauptkataloge ersichtlich gemacht und sonach die allgemeine Zeugnis-
classe für den betreflenden Schüler festgestellt, wobei aber seine Locie-
rung zu unterbleiben hat. Erst als Copie der in solcher Weise er^^änz-
ton Rubriken des Hauptkataloges kann dem Schüler das Semestralzeug-
nis ausgefertigt werden , wogegen das im Ministerialcrlasse vom 12. Jänner
1863, /. 121/ C. U., erwähnte Interimszeugnis die Natur eines Privat-
zeugnisses an sich trägt.
D(^r eben erwähnte Minist»Tialerlnss hat auch bereits erinnert, dass
eine Wiederholungsprüfung nach §. 73 des Organ isatiousentwurfes in der
Personal- and Schnlnotizen. SSO
Recel nur an jener Lehranstalt vorgenommen werden kann, welche die-
selbe zu dem Behufe, um die i'ti suspenso gelassene Classification eines
Schülers abzaschliessen, gestattet bat, und dass nur bei ganz besonderen
Verbältuisseu eine andere Anstalt, bei welcher ein solcher Schüler Auf-
nahme in die nächst höhere Classc uachsuclit, denselben einer AuCnahms-
prüfung übor die Gesammtheit der Gegenstände der vorhergegangenen
Ciasse unterziehen , aber weder hierüber ein Zeugnis ausstellen , noch
die Lücken des etwa beigebrachten Interimszeugnisses ausfüllen darf.
Die von den lichrkorpern der Gymnasien (Realgymnasien) , an
denen ein obligatorischer Unterricht im Freihandzeichnen oder in der
Kalligraphie l)cst^ht, fortwährend geübte und durch wiederholte Ministe-
rialorlässe sanctionicrtc Anwendung des §. 54 des Organisationsentwnrfes
für Realschulen auf jenen Unterricht, wornach die Lehrkörper in jedem
einzelnen Falle zu beurtlieilen haben , ob mangelhafte Leistungen eines
Schulers in einem dieser Fächer bei Tüchtigkeit in den übrigen Gebieten
sein Zurückbleiben in der niederen Classe zu motivieren geeignet sind
oder nicht, steht mit dem §. 73 des Organisationsentwurfes för Gymna-
sien nicht im Widerspruche , da sich aus jenen beiden Gegenständen
das Lehrziel der einzelnen Classen nicht eben so fixieren lässt, wie aus
anderen Fächern.
Die Directionen sämmtlicher der k. k. Landesschulbehördo unter-
stehenden Gymnasien (Realgymnasien) sind von dem gegenwärtigen Er-
lasse in Kenntnis zu setzen.
Personal- und Schulnotizen.
— (Ernennungen, Versetzungen, Beförderungen, Aus-
zeichnungen u. s. w.) — Se. k. u. k. A])ostoli sehe Majestät haben mit
Allerhöchster Kntschliessung vom 9. März 1. J. den Ministerialconcipisten
im Ministerium für Cultus und Unterricht Karl Ger man zum Mini-
sterialsecretär extra statum daselbst allergnädigst zu ernennen geruht.
Stremayr m. p.
— Se. k. u. k. Apoötolisclie Majestät haben mit Allerhöchster
Entschliessnng vom IK März 1. J. den Minist«rialcuncipisten im .Alinisterium
für Cultus und Unterricht Dr. Benno Ritter v. David und Dr. Krich
Wolf den Titel und Charakter von Mini»terialsccretären mit Nachsicht
der Taxen allergnädigst zu verleihen geruht.
Stremayr m. p.
— Se. k. u. k. Ai)ostolische MaJLjtüt haben mit Allerhöchster
Entschliessung vom 18. Februar l. J. den Director der Lchrcrbildungs-
an-^talt in Budwois Leüiihard Uradil zum Landesschulinspector aller-
gnädigst zu ernennen geruht Stremayr m. p.
— Se. k. u. k. A]>ostolische Majestät haben mit Allerhöchster
Entschliessung vom 24. Februar 1. J. den Director der Lehrerbildungs-
anstult zu Truppau Karl Riedel zum fachmännischen Mit^liede des
Landesboliulrathes für Schlesien für den Rtst der gesetzlichen Functions-
duuer allergnädigst zu ernennen geruht.
Stremayr m. p.
— Der Ministor fiir Cultns und Unterricht hat den Conccpte-
prakticanten der n. ö. Finanzprocurütur Armand Freih. v. Dumreicher
zum Ministerial^ncipisten im k. k. Ministerium für Cultus und Unter-
richt ernannt.
Personal- und Scbulnotizen. 281
— Der Welpricstcr Monsignor Anton Rosam zum Religionslehrer
an der Leopoldstädter Staati>-R5cb. in Wien; der Wcltpriester Franz
Brei ich zum wirklichen Religiouiilehrer an der Staatsreal schule zu
Marburg; der Prozessor am deutschen IStaatä-KG. in Pra^ Dr. Adalbert
Kusch ka zum Professor an der deutschen Staats-Ksch. in Prag; der
Supident Ferdinand Richter zum wirklichen Lehrer an der Staate-OR.
in Troppau; und der Lehramtscandidat Dr. August Dorfwirth zum
wirklichen Lehrer an der Staats-UR. in Imst.
— Der Supplent an der k. k. Lehrerbildungsanstalt zu Bor^o
Eri/Zft (I>alniatien) Joseph Paulo vi ch-Lncic h zum Hauptlehrer oa-
selbbt: der Unterlelirer an der slavischen k. k. Lehrerbildungsanstalt in
Brunn Anton Vorel zum Lehrer an derselben Anstalt; die Unterlehrer
an dt-r Uebungs)>chule der k. k. Lehrerbildungsanstalt in 01m ntz Anton
Slezak und Hermann Schneider zu Lehrern an dieser Anstalt; die
Volksschulh'hrer in Laibuch Johann Sima und Anton Wisiak zu
Lehrern an der Uehungsschule der k. k. Lehrerbildungsanstalt dortselbst;
die Volksschullehrer in Kger Joseph S aatz er und Joseph P ist 1 zu Lehrern
an der neuerrichtoteii staatlichen Ucbungsschule der k. k. Lehrerbildungs-
anstalt in E^er; der prov. Lehrer an der Uebungssthule der slavischen
Lehrerbildunirsanstalt in Brunn Joseph Vrabec zum detinitiven Lehrer
an dieser Schule; der prov. Lehrer an der Uebungsschule der k. k.
Ijehrerbildun^'sanstalt in Troppau Karl Hradecky zum wirklichen
Lehrer alldurt; die Titularlehrerin Claudine Mayerhof er zur wirk-
lichen Lehrerin an der Uebungsschule der k. k. Lehrerinnenbildungs-
anstalt in Wien und die Lehrerin an der Volkschule in Smichow Mario
Wächter zur Lehrerin an der Uebungsschule der deutschen k. k.
Ljhrerinnenbildung.^austalt in Prag.
— Der Trolessor des Briinner technischen Institutes Alexander
Makow>ky zum ordentlichen Professor der Mineralogie und Zo«jlogie
und «1er ausserordentliche Titularprofessor der Wiener technischen
Hochschule Franz Unf erdinger zum Vertreter der neuerrichteten
zweiten ordentlichen Lehrkanzel für Mathematik am technischen
r nst iiute in Hriinn.
— Der Professur des Briinner technischen Institutes Leopold
Hauffc zum Vertreter der nftuerrichteten zweiten ordentlichen Lehr-
kan/L'l für Maschinenbau an der technisohcn Hochschule in Wien.
- Der ordentUrhe Professor der deutschen Sprache und Literatur
an der Universität in Graz Dr. Uichapl Heinzel zum ordentlichen
Professor desselben Farhes; der ausserordentl. Professor für experimentale
Pathologie an der Wiener Universität Dr. Salomon Stricker zum
ordentlichen Professor tler allgem inen und ex^wrimentalen Pathologie;
der Cu.'Nt«)s d»;s botanischen Hofcabinets und Privatdocent an der üni-
vprsität in Wii-n, Dr. Heinrich Wilhelm Reichardt, zum ausserordent-
lichen I*rofessor der Botanik und, flcm Beschlüsse des rechts- und
staatswissenschaftl. Professor enc»»llegiums in Wien gemäss,
Dr. Ludwig Schiffner zum PrivatdoctMit«'n des österr. u. röm. Privat-
roilites, lind Dr. Heinrich Schuster zum Privatdocenten für deutsches
Rvcht. sämmtlich an der Universität in Wien.
— Der ausserordentliche Professor an der Wiener Universität Dr.
Franz X. Neu mann zum ordentlich»«n Professor für Volkswirthschafts-
Ichre und A^^rastatistik an der Hochschule für Bodencultur in
Wien, bei, mit Rücksicht auf seine gleichzeitige Verwendung für den
statistischen Dienst im Ackerbauministtrium, erfolgter allergnädigstcr
taxfreier V«'r1eihung des Titel.« und Charakters eines Regierungsrathes.
Ter^TOa- nsd SdiiÜBotiMB.
— I'^ FrzTüi j.<Yri u ä*r Wiener raifwril&t I>r. Anfen Schli-
' t' 1 z'-". tTL-r^y. nrä- r::i?'xie£ Frrfessi? der dentadunSpcmehe vad Tilmtir
fa: '.>' Vr.TJi-^j'i.: ri 'irs: ht^c ö-rr Dc^noruid dv Philosophie Ukot
.' «. : - • ' 1 '. c r:.::. * v:?--r-->T!si_v ui der ä.^rturen k. k. TTiil ¥r tu ititihihliiiftit
— !,'■: A:LLL--rLi> ik:. dt>r k. k UiiTerutätsbibliothek in Gm
Ifi-v:^ f: i.:.Lr.- 7 -IL <rr:;v.r :i: der k. k. Stndienbibliotihek n
iL üTri* . :'
— IjrT fc. . Pr:ft'5s.T dfr ik btis-cheL Oekonomie u der üiifw-
■j^\ X, rr^i l'r. Khrl TL:n.&fr KicLttr zum ordentliGheii IVpfcw
'••r Lv-.?:.T iti F&?:< nJiLe^l.'pe rifttf laümi an der Uuter-
.« ' . ' .', -. ". '. -.rz VT K .: i . ü L r w i •: c i zum ansserordeiitlieiMn PlofeM
r in-f" f fc'.:.'r; n:'. li.liiy.Lrr Uiiv.rri'.hissjyncLc dortaelbsi.
I^-s: &L.->9if::.ri^i::iicbt Frw'f>ä-jr aer lliDerftlogie an der Umvcr-
-a' ' \>.'j-'^:zz L'r. Frlii KrruTz zum ordentlichen Pkofenor dieM
rv-f' :'C .^r G}rL:^ä?i2Jpr:'fes>. r und Priratdooent an der Uoivaiittt
.r J>r'.>.v 1'*' ii-iRi&r SiBScoki znm ordentlichen ProfesMir dv
rT./-./ 4i 'i'?.' l'^ireraiiät zu Lcmberir.
— L'ir Vz.wvi'K'-.vX füi Oeschichfe der Udlkunde an der Un-
.<'^.r4.: :i lLT'<k'^i^-^ Dr. Jo^pL Oei tinger zum anssenwdentlichflB
— \.^.z offrsil. ord^ntl. Profess<?r der allgemeinen Pathologie und
K'%r;:>.iL ! .-r> \n Akxäsder Ajtai und der SffentL ansBeroideatL Plo-
>.'.."'.: -i^-r r ::.lr/;.rT. K-?^bt^ an der UniTersitit in Elansenbnvg Dr. Ladmg
lr^iM.\' zz 'Tf!ent liehen ordentlichen Professoren ihrer Ficher ander
^,'r..T«rr-.tsit z'- KU Nienburg.
— Imt KTiLstmeifter und Mark s>choi der der Tiroler Staatsberv-
n T<f: Vr^Tii Ko' h'fit znm ProfessiT der Bori;ban- nnd Markscheidelninde
«r. -^^r k V. J^rsrakademie zn Leobon.
' \}*:x V. k. ordcntl. Profes?i»r der Rechte an der Universität in
Wjr.rj \)r. L*<'j<'ld Pfaff zum 2. VicoiTä>es der jndiciellen Staatsprd-
/ ■; n jrv/; m r/i i = • ir- n das^l b<>t .
— liern ans serordentlichen Professor der Elektro-Therapie nnd
\h],\A. VftAH^T/jT dor praktischen Medicin an der medicinisch- Chirurg.
J Ob «;ph 8- Akademie in Wien. Reg.-Arzte 1. Cl., Dr. Franz Ch Wo-
rt ek i^jt der TiV:I eines ausserordentlichen Professors der specicUen med.
Pathologie nnd Therapie verliehen worden.
— An .Stelle des in den Weltpriesterstand übergetretenen Rectora
tUis Löwen bur^ 'sehen Convictes in Wien Johann Czermak wurde
der Piaribtcn-Ordenspriester P. Johann Indrak znm Bector des Convictei
ernannt.
— Der ordentliche Professor des Ofner OG. Ferdinand Mes-
K;iro8 zum ordentlichen Dircctor des in Neusatz neu zu errichtenden
O^i. mit Ungar. Lehrsprache.
iK'r l^jligionslehrcr am OG. zu Epcries Consistorialrath Ale-
landfT Uojkovics zum Canonicus- Junior am EiH'ricser gr. kath. Dom-
capitcl.
— Der Primararzt des allgemeinen Krankenhauses in Pest Dr. Theo-
dor na,k od y, zum öffentlichen ausserordentlichen Professor ffir homieo-
patliiKcho hiK;cit'llc Pathologie uud Therapie, und der kön. Kath und
HiiHserordciitl. Professor der Kinderheilkunde Dr. Johann Bokai, in
Anorkonnung seiner 20jährigen eilVigon nnd erspriesslichcn wissen-
schaftlichen Tliätigkcit, zum Öffentlichen ordentlichen Professor an der
Fester Hochschule; ferner hat der Primararzt im R. Rochus-Spitale
und Privatdocent an der Universität in Post Dr. Emerich Navratil
den Titel eines ausserordentlichen Professors erhalten.
Personal- und Schulnotixen. 881
~ Der Custos am k. k. soologischen Hofcabinct Georg Kitter von
Franenfeld sura answärtigen Mitgliede der kon. Gesellschaft der
Wissenschaften zn Gothenburg.
— Seine k. und k. Apostolische Majestät haben mit Allorhöclistcr
Entschliessang vom 11. Jänner 1873 allergnädigst za bewilligen geruht,
dasB der Director und die Hanptlchrer an der Lehrerbildungsanstalt in
Bregenz bezüglich der Localzulagen so behandelt werden, als wenn in
Bregenz eine staatliche Mittelschule 1. Classe bestände. (Verordn.-Bl.)
— Sc. k. und k. Apostolische Majestät haben mit Allerhöchster
Eutschliessung vom 13. Februar 1. J. allergnädigst zu genehmigen ge-
ruht, dass das vollständige Gymnasium in baaz vom 1. October
l. J. angefangen in die unmittelbare Verwaltung des Staates übernommen
werde. (Wr. Ztg.)
— Se. Majestät der Kaiser haben die Umgestaltung der bestehen-
den Lehrkanzel für Naturgeschichte und technische Waarenkunde am
Brünner technischen Institute in eine ordentliche Professur für
Mineralogie und Geologie, die einstweilige Fürsorge für Vorträge über
Botanik und technische Waarenkunde durch Bestellung eines honorierten
Docentcn und die Errichtung einer zweiten ordentlichen Lehrkanzel für
Mathematik daselbst zu genehmigen geruht. (Wr. Ztg.)
— Se. Majestät der K a i s e r haben für die Lehrkanzel der chemischen
Technologie an der technischen Akademie zu Lemberg die Errichtung
eines Laboratoriums mit der Jahresdotation von 000 il. zu bewilligen
geruht (Wr. Zt^.)
— In Berücksichtigung der von dem Landesschnlrathe für Galizien
dargelegten Verhältnisse wird auf Grundlage der mit Ministcrialverord-
nune vom 10. September 1870. Z. 9167 (Verordn.-Bl. Nr. 132) kundge-
machten Prüfnngsvorschrift in Lemberg eine Prüfungscommission
für Candidäten des Lehramtes des Turnens an Mittelschulen
nnd Lehrerbildungsanstalten errichtet. (Vgl. österr. Gymn.-Ztschr. 1873,
Heft I, S. 75.)
— Die Prager wissenschaftliche Prüfungscommission für
Candida tcn des Lehramtes an Realschulen wurde (It Verordn.
des Ministeriums für C. u. U. vom 12. Jänner l. J., Z. 14.73(0 ermäch-
tigt, künftighin auch Prüfungen aus d'3in französischen Sprach fache ab-
zuhalten. (Verordn.-BL)
— Dem Professor und llegierungsrathc, Dr. Karl Aberle, Leib-
arzt weil. Ihrer Majestät der Kaiserin Carolina Augusta ist, sowie dem
Präses der Akademie der Wissenschaften zu Krakau, Dr. Joseph Major,
ordentl. öflfeiitl. Professor an der dortigen Universität, in Anerkennung
seines vieljährigen verdienstvollen Wirkens, und dem k. k. Hofschauspicler
und Regisseur des Uofburgtheaters Karl La Roche, in Anerkennung
seiner vierzigjährigen erfolgreichen Wirksamkeit am k. k. Hofburgtheater,
taxfrei der öst. kais. Orden der eisernen Krone 3. Cl.; dem Vorstande
der historisch-philosophischen Abtheilung der Akademie der Wissen-
schaften in Krakau, Dr. Joseph Krem er, ordentl. öffontl. Professor
an der dortigen Universität, in Anerkennung seines vieljährigen ver-
dienstvollen Wirkens, dann dem (auch als novclli»tischer Schriftsteller
vortheilhaft bekannten) Titular-Obcr-Rechnungsratho Friedrich St ein o-
bach, in Anerkennung seiner besonders eifrigen und erspriesslichen
Dienstleistung, und dem ordentl. Professor am höheren Geniecurse Eduard
Holzhey, in Anerkennung seiner ausgezeichneten und besonders im
Lehrfache verdienstlichen Leistungen, desgleichen dem Dichter Otto
Prechtler das Ritterkreuz des J^ranz Joseph-Ordens; dem Religions-
lehrer am G. zu Innsbruck Michael Lisch, in Anerkennung seiner
SS4 Perfional- und Schulnotizen.
violjähri^en und aus^ezcichnt^teii Dicnütleistung, das goldene Vcrdienst-
krou/i mit dor Krone; dem Professor der Malerknnsi an der k. k. Akademie
der bildenden Künste in Wien Karl JHa.is für ein AH. Ortos überreichtes
und allcrgnädigst entgegengenommenes Album die goldtMio Meduillo für
Kun>t nnd Wissenscbaft ; den orJentlioben Professoren an der Univer-
sität in Wien Dr. Karl Rittor von Schroff und Dr. Ailalbert Duchek,
in Anerkt'nnung ihrer Vordienste um die Wi:?sensehaft und das Lehramt
sowie dem Director der geologisohen Keichsanstalt. Sectiunsrath Dr. Franz
Kitter von Hauer, taxfrei der Titel und Charakter eines Hof rath es, und
dem Cnstos am k. k ztxdogisdien Cabinette Georg Kitter von Frauen-
feld, in Anerkennung: seiner wissenschaftliclien J.eistuiigen, der Titel
eines kaiserlichen Rathes allergnädi;;st verlii»lien . ferner dem k. k. Jlof-
rath und Univorsitätsprofessor Dr. Theodur lüllroth in Wien den kais.
russ. St.- Annen-Orden 2. Cl. ; dem Professor an der k. k. Hochschule
für Bodencultur Friedrich Haberlandt in Wien das Kittfrkreuz des
königl. -Ordens der Krone von Italien: dein k. k. Universitätsprofessor
Dr. August Emanuel Ritter Keuss in Wien das Ritterkreuz des königl.
sächsisclien Albrecht-Ordens und dem Hisütrienmaler und Co8tüme-Zei<hner
der k. k. Hijftheat^T Franz Gaul in Wien das Verdienstkreuz 1. Cl. des
herzogl. braunseh weigisehen Ordens Heinrichs des Uöwen annehmen
nnd tragen zu dürfen allergnädigst g'\stattet worden.
Der Minister für C. und U. hat für die Periode bis Ende des Schul-
jahres 1874/^ zum Director der Prüfungscoinuiission für allge-
meine Volks- und Bürgcrsch uleu in Trien t den k. k. Landesschul-
Inspector Dr. Ernst Gnad und zu dessen Stell vertrt-t er den Direktor der
Ijebrerbildungsanstalt Johann K locker, dann zu Mitgliedern der Com -
raission: den Director der Lehrerin nenbildungsaustalt. Franz Holzer,
den Religionslehrer an der Lehrerbildungsanstalt Narciso Haldessa-
relli, den pensionierten Gjmnasialprofcssor und ßezirksschulinspecutr
Joseph Sicher, den (lymnasialprofessor und Bezirksschulinspector Do-
minik Agostini, die Gymnsi.ilprofessoivn Peter Disertori und Mat
thäus Sembiarti. die Hauptlehrer: Franz Masera und Peter Mo »er
Bämmtlich in Trient, den Gymnasialprofessor Dr. Jacob Mühl berg in L*o-
veredo, den Oberlehrer Joseph Pigarelli in Mezzolombardo. den uebuug^-
schuUehrer und Bezirksschulinspector Johann Bartolotti in Trient,
den Gvmnasialprofessor Gyprian Leonardi in Roveredo, den Turnlehrer
Karl kndrizzi in Trivnt und die Inotitutsinhaberin Magdalena Ricci
in Trient ernannt.
— Der Minister für C. und U. hat die früher bestandene Einrichtung
der Prüfungscommissionen für Volks- und Bürgerschulen in
Mähren in der Art, dass nur zwei ungetheilte Conmiissionen in Brunn
und 01m ütz zu bestehen haben, wiederherzustellen befunden, und diese
zwei Commissiouen für die Zeitperiode bis zu Ende des Schuljahres 1874/.")
in folgender Weise zusammengesetzt: Prüfungscommi.ssion in Brunn:
Director: Dr. Parthe Joseph, Director des Realgymi.asiums; Directors-
Stell Vertreter: Scholz Joseph, provi.«iorischer Director der slavi.^chen, und
Dr. Kretschmayer Franz, Director der deutschen Lehrerinnenbild uncs-
an««talt; Mitglieder: Dechet Wilhelm. Volksschullehrer und lUzirks-
schulins]><'ctor. Ho ff mann Franz, Director der deutschen Lehrerbil-
dungsanstalt, Kment Ferdinand, Religion^lohrer. Krasser Fridolin,
Oberrealschuldirector ; L a i z n e r Joseph, Realschulprofessor, M a c h a c A iit.
Volksschullehrer, Mayssl Anton, Realschul ]irofeBsor. Novotny Johann.
Hauptlehrer, Ruprecht Franz. Religionslehrer, Schmieiek Karl,
Hauptlehrer. Schulz Emilian. Director der slavischen Lehrerbildungs-
anstalt, Wasica Ludwig, Hauptlehrcr, sämmtlich in Brunn, dann Po rm
Adolf, Bürgerschuldirector und Bezirksschuliuspoctor in Zwittau, und
6eT£ik Maximilian. Oberlehrer in Tischnowitz. — Prüfungscommission in
Personal- und Schulnotizen. 285
Olmütx: Director: Schreier Heinrich, Gymnasialdirector; Directors-
Stell Vertreter: Kosina Johann, Diroctor des slavischen Obergymnasiums,
und Decker August, Director d<T Lehrerbildungsanstalt; iMitgli<^dt>r:
Havelka Johann, Supplent. Ko mar ek Anton , l^•1igionslehTcr, Ku-
bi e n a Valentin, R'jalschnlprofeKSor, L o s t ä k Joseph, Hauptlchrer. 0 e r t c 1 1
Joseph, Realschulprofessor, Schmi«lt Franz, Hauptlohrer, Schober Job..
Bürgerschuldirector , Sitko Joseph, Oymnasialprofossor, Th an na bau er
Adolf, Kealschulprofessor. Tkany Wilhelm, Gymnasialprofessor, Ȋmmt-
lich in Olmütz, dann Drabok Joseph, BürgerschiiUlirector und Bozirks-
srhulinsp'^ctor in Littau. Drlik lludolf, Oberlehrer in Stofanau und
Tauber Kduard. Oberlehrer in Namiest. Die Bostimniun? der Prftfungs-
Commis.säre für fremde S])rachen, llaushaltnngskunde. weibliche Hand-
arbeiten. Landwirthschaft und Turnen nach Massgiibe des ErfoMernisscs
wurde dem k. k. L:indosschulrathe überlassen
- Der Minister für ('. und U. hat di«? rrlifungscommission für
allpemoino Volks- und Bürgerschulen in Krakau und Lem-
berg für die Periode bis Ende des Schuljahres 1875/B nachst^hends
zusammengesetzt. PrüfinigsiommiHsion in Krakau: Director: der Directur
d('r Lehrerbildun;.'sanstalt J ose f c zyk Andreas, Direotors-St»dl Vertreter: d'.-r
Director der Oberroalsciiul« St udzinicki Marcel; Mitglieder: der Director
der Lehrerinnenbildungsanstalt Jablonski Vincenz, der Hauptlehrer an
der Lehrerinnenbildungsanstalt Stroka H«nnrich: der Hauptlehrer an der
Lebrerinnenbildungsanstalt Z.i;:orzalewicz Julian: der Hauptlehrer an
der I-^hrerbildungsanstalt Zgorek Ludwig, der Lehrer an der Lehrerbil-
dungsanstalt Langie Thaddäus, die Lehrerin an der Uebungsschulo der
Lehrerinnen bildungsa II stalt Rozwadowska Cölestina; die Hilfslehreiin
an der LehrerinnenbiMung^anstalt Smoglawska Julia, dt^r Hilfslehrer
an der Lehrerbildungsanstalt Piccard Leo, der Hilfslehrer an der Lehrer-
bildungsanstalt Tarorynski Heinrich, der Lehrer an der Uebungsschule
der Lehrerbildungsanstalt Niemczyk Karl und der Volksschullehrer
Szerepanski Joseph, sämmtlich in Krakau. — Prüfungscommission in
Lern berg: Director: der Director der Lehrerldldungsanstiilt Sawcynski
Sigmund; Di reet»>rs-St»jll Vertreter: der Director der Lehrerinnenbildungs-
anstalt Lui:zkiewiz Anton; Mitglieder: die Hauptlijhrer an der Lehrer
bildnngsanstalt Kutuzkowski Adam, Bartycki Emil, Tatomir
Lucian. Kurylowicz Stefan; der Hanptlehrer an der Lebrerinnenbil-
dungsanstalt Zulinski Joseph, der Gymnasial professor Hikel Eduard,
der J^ehrer an der Uebungsschule der Lehrerbildungsanstalt Biczaj
Johann; der Hilfslehrer an der Lehrerbildungsanstalt SHodnicki Karl;
der Volksschullehrer Majcher Andreas; die Lehrerin an der Uebungs-
schule der Lehrerinnenbildungjjanstalt Weiler Stephania; die Haupt-
lehrcrin an der-Lebrerinnenbildungsanstalt Macherynska Antonia, und
den Volksschullehrer Kosciuk Eduard, sämmtliche iu f/emberg.
((.'hronik der Erledigungt.il, (Jone ut?.o u. s. w. Fort^ietzung
V. Heft 1. 1. J. S. 78). — Brunn, (slav.) Staats-G., 3 Lehrstellen u. zw.
1 für altclass. Philologie mit subs. VtTwendung für das Deutsche am
l)G., 1 für Mathematik und Physik am ganzen G. u. 1 für Naturge-
schichte am ganzen und Mathematik u Piiysik am U(t.. bei beiden letzten
Stellen event. Verwendbarkeit f. phil<»s. Propsp ji-utik wün.sihenswerth;
B«»zfige: di«" .«^vsti'misiert^Mi: Termin: lö. Mär/. 1 J.. s. Amtsbl. z. Wr.
Ztg. V. 2S. Febr. 1. J., Nr. r»(): dann mit Termin bis zum 20. April I. J.,
s. Verordn -Bl. 1878. St. VI. S. 1;J1 : ebend..rt (deutsche) k. k. L.'hrerin-
nenbildungsan stalt, Lehrstelle für Freihand- und geometr. Zeichnen, Arith-
metik, Buchführung und Wi.-chselknnde und Snireibcn, mit den norm.
2M PfTMul- na^i Schdsr-cix^s.
f>ir.z^n: T^rrr.in: Ä FVr..r. 1. J.. =. Ariisbl. z. Wr Z:r. t. .?. F-»Vr 1. J..
Nr. Ä: «b<ni»:rt. k k. t«hz. Ißjtit-:. A-nsttcfcs^vÜr i^: i^r L^hr-
J2hre«!i?^cuilt: Wj f-. Termin: Eni-r Min l J.. • AntitL- ;. Wr. Zw.
▼. 12. Mirz L J. Nr. *». iinn el^üi. Ar-ir.r::::^::--':^!!- :-r: irr L-rirkinzel
fnr Bräck^nbai 'ind Bi-inircLa^iik. n.:* irs JiirT«j-r.i'.r-: v:- lyVi i t.-.t-
liafiz acf 2 Jahr<: T^rrr:i:.: Enir A:r.I 1. J.. ? "Ar..:ib:. i. Wr. Zt?. t.
Ä März 1. J.. Nr. 7:j-. i->rL::r: !--*-.;..i> <Lü*.--'t.. o Lr:r.r*v;!!en ftr
;<cU&3i-':ü-i Philvl-'.^ie iii 1 f=:r I'.i'*.!!. aN FLi":r::V- :*: V.fr;>in-
•Jan^ mit alti^Liseii'^r: Phl. I .•:-. z.i'.z izr. -•.=:■;:.■. h.:^*:-.!: T-rißin:
Vk SUi 1. J.. 3. Amt.T-1. z. Wr. Zv. ..:. ''S\ yilri '.'. J . Nr. 71:
-■ Wien. k. k. Hochs-rh-!-: f=:r i>>i-2:-l".-:r. .S*-:'.!-: -li-c^ H.i-*- cni
M'i^^aMi^n^r-; b-;i l^r Lshrkanz-:! fc rh:;r-Ph_v;i-:.j!«: i!:! T^ion-chtj'
Uhr-^ Tind 'li'i >t';ll>; '^iriis Lit-;raz:cn flr jjulytis-jhr ».LvEiie; Trrrmin:
Kmi" F-;L-rf:ar 1- J : Niiiir*5 «. Aritjbl. ;. Wr. Z:j. t. •?. pTbriAT 1. J..
Nr. 'M*: ebeni rt. k. k. Ti;:b*r:::.:n:s-Ia5t::-:. LrhrsVlle Lii: IvM» d.
Gehalt cn4 Aiisj-rcch a':f <^ii- ;~'.r-riAlz-Ui:s. ünn Nitin! jaarti^r oder
^ß}ü. Q^iarri- Ts:-! 1 : Tennin: i'o. Miri 1. J.. *. Ar::ti " '.. z. \Vr. Ztg. Tom
2. 3firz 1. J.. Nr. 52: -rbieni. k. k. t'r'.:izia.::ir Ho-.'h- a::U. AxiUt^nten-
::X^IU M '\:T I.vLrkjinzel lür -iArsM-r-vEi.- «jc.'^-jrri-e uii: -ivm Jahr»-
Er«;halt V- *jfß) fl. zn-i 1»» ± V^uartierseli ■T.rl.iuri: auf 2 J^hr^ : T-erniin:
14 lai^e Tom 9. April an: ?. Airitsbl. z. W*r. Ztz V ?. April 1. j., Nr. S3.
— bielitz. k. k. 5täats-UG . l>:hr?MlIc lür olaisiäch-: Phil-.lozie. mit den
normalen Bezüff-rn; Termin: 10. März i. J-. ?. Arn tili. z. "Wr. Ztgr. v.
11. Febr. 1. J.. Nr. 34. 35. — Grat z. lamUcLaftL-ZciohLunj?-Akad^mic.
Lehrstelle f9r das Hiitorien-, Genre- und Portrait :".v.':i iow 1 im Zeichnen,
als im 3IalenK mit Einbe^aii dor r»iro<tion nber di-. -.rwiliate Akademie nnd
die landachaftl Bildersralerie iu Graz: Termin: Eride Fobr. I. J . über das
Nähere, s. Wr. Zt^f. v.' 1»>. Febr. 1. J.. Nr. *.». S. *'A0: ri-in l. .Staats-OK..
3 Lehrst^lKn und zwar dit 1. fnr IIoliji.-'L. ii». 2. i'ir Naturcr^scliichte
aU Han^it-, und für Mathemasik nnd Physik a!* NvKnücb. die 3. für
Franz'^'ai^.h al* Hanptfarh, wo iii»"^l;o}i mit Vorwendbirkoit für's Eng-
lische: Kezüire: die ?y?tem.: Irrmin: End»» Apiil l. J.. > Anitsbl. z. Wr.
Ztff. V. 'Jh. März. Nr. 73: ebi.'ndurt k. k. UniT•:niitätc^ Hibliothnk . Aina-
nn<:n3t5.-t»dle mit dvin Jabresirohalt von ÄO d.: Termin: .'X'. April l. J..
b. Amt^bl. z. Wr. Ztg. wm 1». April 1. J.. Nr. NJ. — Trebitsch,
(slav.^ Staats- UG.. IJ#?ligionslclirt.'r?t*»l!f.' nv.t iiem nvrii»alraä>>icr»*n Jahres-
^ehalte v. 525 fl.: Termin: 10. März l. J.. ?. Amt?bl. z. Wr. Ztjr. v,
19. Febr. l. J.. Nr. 42: f'^rnt^r ebendort. lichrstollo fnr « ? O'.'irrai'iiie nnd
GeK-hichtv mit aubsid. Verwendung fnr IV^hniidch' und lieatscli. mit den
normalmääsigen Bezügen: Tonidn: 3. Mai 1. J.. ?. Amtsbl. z. Wr. Ztg.
V. 12. März 1. J.. Nr. 60. — Loitomischl. fUthm) t; . nir'.ct.irsstolle
mit 8^10 fl. Jahrei«gehalt. 30(.)fl. Gehaltszulage und Natural wohnnn? iMer
(^uartierL'ebi: Termin: 15. März 1. J.. s. .Vmtsbl. z. Wr. Zti?. v. 19. Febr.
1. J.. Nr. 42; ferner an demscllMun G.. Lehrstelle für Nat::.'c.-;hichtc alä
IIati|it!,'.-^,^T] stand. Physik und Mathoüiatik mit d-.m Jahresgohalt v. 8<.»U ti. ;
T'Tinin: *VK April 1. J.. s. Amtsbl. z. Wr. Ziir. v, 2. April 1. .1.. Nr. 77.
Ung.-Hradisch. k. k. R. n CHt.. Supplentenstelle für Mathematik und
Phy>ik; Rei minerat ion : 4'^J ti., resj>. für geprüfte, selbst Probecan-lidaten
6«/» fl., nelj.-t Tli'.uerunffszulagen: Termin: baldii:>t s. Amtsbl. z. Wr. Ztg.
V. 2f». F^.'bruar 1. J.. Nr. 43; eben.l. Staats-lJ. u. OG., 4 Lehrstellen für
altclaÄS. Philuliigie, 1 für daä Deut sehe in Verbindung mit alU^lass. Phi-
lologie, 1 für ä'ihmisch in Verbindung mit altelass. Philologie, l für
FranzrVsiscb und sulKf^idiarisoh für lin anderes der obligaten Sprach fächcr
nnd 1 f^r Geograiihic und Ge5chi«-hte: Bi'züge: die t^ystemisierten ; s.
Amtibl. z. Wr. Ztg. v. 29. März 1. J., Nr. 74. — Auspftz. Landes-UR.,
Lehrstelle für das französische Snrachfacfa. mit den system. Bezügen;
Termin: 14 Tage Tom 12. Febr. 1. J. an. s. Amtsbl. z. Wr. Ztg. Tom
Persooal- und Scholnotiien. tST
21. Februar l J., Nr. 44; ebend. Lehrstelle far Geographie und Geschichte
mit subs. Verwendang im Dcutöcbeii; Bezüge: die System isierten ; Ter-
min: 8. April 1. J., s. Anitsbl. z. Wr. Ztg. v. 29. März 1. J., Nr. 74. —
Cernowitx, landwirthsöhaftl. Lehranstalt, Lehrstelle für Thierpro-
doctionslehre und Zoologie, mit 900 Ü. Gehalt und anderweitigen Emolu-
menteu; Termin: Ende Mai 1. J. ; das Nähere s. Amtsbl. z. Wr. Ztg. v.
28. Febr. L J., Nr. 50; cbenJort: gr.-or. OR., 3 Lehrstellen, 1 für Natur-
r schichte als Hauptfach in Verbindung mit Mathematik und Physik,
för französisch als Hauptfach, in Verbindung mit Deutsch oder Englisch
als Nebenlach und 1 für Englisch in Verbindung mit Französisch oder
Deutsch ; Bewerber gr.-or. Bekenntnisses haben den Vorzug ; Termin :
L Mai 1. J., s. Amtsbl z. Wr. Ztg. v. 23. März 1. J.. Nr. 70; ebend.
k. k. G., 3 Lehrstellen für Latein und Griechisch und 1 für Deutsch in
Verbindung entweder mit Latein und Griechisch, oder mit Geographie
und Geschichte ; Termin : 15. Mai 1. J., s. Amtsbl. z. Wr. Ztg. v. 28. März
1. J., Nr. 73. — R u d 0 1 f 3 w e r t h , Staats- R u. GG., Lehrstelle für deutsche
Sprache, wo möglich in Verbindung mit der classischen Philologie; even-
toell Snpplentenstelle hiefür; Termin: 25. März 1. J., s. Amtsbl. z. Wr.
Ztg. V. t». März L J., Nr. 55; ebend., 6 Lehrstellen u. zw. 4 für class.
Philologie, davon 1 in Verbindung mit Italienisch und 1 in Verbindung
mit Deutsch oder mit philosoph. Propädeutik, 1 für Naturgeschichte in
Verbindung mit Mathematik und Physik bei Kenntnis der slovenischcn
Sprache und 1 für Zeichnen wo möglich in Verbindung mit Kalligraphie;
äexfige: die normierten, Termin: 15. Mai 1. J., s. Amtsbl. z. Wr. Ztg.
V. 5. April L J., Nr. 80. - Teltsch, (slav.) Landes-UR., Lehrstelle für
Naturgeschichte mit subsid. Verwendung für Pliysik und Chemie, mit
den norm. Bezügen; Termin: 10. April l. J., s. Amtsbl. z. Wr. Ztg. v.
7. März 1. J., Nr. 5ß. — Prag, (deutsch.) Neustädter G., 3 Lehrstellen
für classische Philologie, mit den norm. Bezügen; Termin: Ende April
L J., s. Amtsbl. z. Wr. Ztg. v. 7. März 1. J., Nr. 56, ebend. (deutsch.)
Kleinseitncr 6taats-G., 2 Lehrstellen für classische Philologie; mit den
System. Bezügen: Termin: 15. Mai L J., s. Amtsbl. z. Wr. Ztg. v. 23. März
1. J., Nr. 70; ebend. (bölim.) k. k. URG., Religionslehrerstelle mit dem
jähr]. Gehalt von 735 fi. und Lehrstelle für (Geographie und Geschichte
mit dem jährl. Gehalte v. 800 fl. und Localzulagen von 150 fl.; Termin:
:J0. April L J., s. Amtbl. z. Wr. Ztg. v. 2. April 1. J., Nr. 77. — Teschen,
1. Staats-G., Lehrstelle für classisclic Philologie, mit den norm. Bezügen ;
Termin: 20. April 1. J., s. Amtsbl. z. Wr. Ztg. v. 12. Märzl. J., Nr. 60. —
Ciörz, (deutsches) Staats-OG. 1. Gl., Lehrstelle für classische Philologie
mit den system. Bezügen ; Termin : 10. April l. J., s. Amtsbl. z. Wr.
Ztg. V. 15. März 1. J., Nr. 63. — Viiikovce (croat. slav. Militärgrenze),
OG., Lehristelle für Naturgeschichte im ganzen und Physik im HG., bei
Kenntnis der cn>at Sprache, Jahresgtihalt: 900 H., eventuell 1(XX) fl. und
1100 fl., mit Anspruch auf Quartiergeld bis 10/, des Gehaltes, dann
Quinquennalzulagon v. 1(K) fl ; Termin: 12. April 1. J., s. Amtsbl. z. Wr.
Ztg. V. 16. März l. J., Nr. 64. — Rakovac (croat. slav. Militärgrenze),
OR.y 3 Lehrstellen und zwar 1 für Deutf^ch als Haupt-, und französisch
als Nebenfach, 1 für Chemie als Haupt-, un«! Naturgeschichte als Neben-
fach und 1 für darstellende Geometrie und Linearzeichnen als Haunt-
und Mathematik oder Physik als Neben facli (sämmtlich bei Kenntnis der
croat. Sprache); Jahresgehalt iKX) Ü., mit dem Vorrückungsrechtc in
11(X) fl., Quartiergeld bis 10% und Quiniiuennalzulagen pr. lOOfl.; Ter-
rain: 12. April 1. J„ s. Amtsbl. z. Wr. Ztg. v. 16. März 1. J., Nr. 64.
— Petrin la (croat. slavon. Mil. Grenze) UR., 3 lichrstellen und zwar
1 für Croatisch als Haupt- und GiHigraphie und Geschichte als NelHmtach,
1 für Geographie als Haupt- und Naturgeschichte als Nebenfach und 1
f&r Freihandzeichnen, geometr. Anschauungslehre und Kalligraphie,
sämmtlich bei Kenntnis der croat. Sprache; Jahresgehalt 800 fl., nebst
286 Personal- nnd Schalnotizen.
Bezügen; Termin: 22. Febr. 1. J., s. Amtsbl. z. Wr. Ztgf. v. 5. Febr. 1. J.,
Nr. 29; ebendort, k. k. techn. Institut, Assistentenstclle bei der Lehr-
kanzel far Wasser-, Strassen- und f^r Eisenbahnbau (vorläufijyr auf 2 Jahre);
Jahresgehalt: 600 fl.; Termin: £nde März L J., s Amtsbl. z. Wr. Ztg.
V. 12. März 1. J. Nr. 60 , dann ebend. Assistentenstellc bei der Lehrkanzel
f&r Brückenbau und Banmechanik, mit dem Jahresgehaltc von 600 fl. (vor-
läufig auf 2 Jahre); Termin: Ende April 1. J., s. Amtsbl. z. Wr. Ztg. v.
28. März 1. J., Nr. 73; cbendort deutsches Staats-G., 3 Lehrstollen für
altclassischo Philologie und 1 fnr Deutsch als Hauptfach in Verbin-
dung mit altclassischer PhiIulof,ne, mit den «ysteii». Bezügen; Termin:
15. Mai 1. J., 8. Amtsbl. z. Wr. Ztg. vom 29. März 1. J.. Nr. 74;
— Wien, k. k. Hochschule für Bodencultur, Stelle eines Haus- und
Musealdiener« bei der Lehrkanzel für Thicr-PhvsiologK) und Thierzuchts
lehre und die Stelle eines Laboranten für analytische Chemie; Termin:
Ende Februar 1. J. ; Näheres s. Amtsbl. z. Wr. Ztg. v. 6. Februar 1. J.,
Nr. 30; ebendurt, k. k. Taubstummen -Institut, Lehrstelle mit 1(.)0() H.
Gehalt und Anspruch auf Quinquennalzulagen, dann Naturalquartier oder
30011. Quartiergeld; Termin: 25. März 1. J., s. Amtsbl. z. Wr. Ztg. vom
2. März 1. J., Nr. 52; ebend. k. k. technische Hochschule, Assistenten-
stelle bei der Lehrkanzel für darstellende Goi>metrie mit dem Jahres-
gehalt V. 600 fl. und 100 11. Quartiergeld (vorläufig auf 2 Jahre) ; Termin :
14 Tage vom 9. April an; s. Amtsbl. z. Wr. Ztg. v. 9. April 1. J., Nr. 83.
— Bicl itz, k. k. Staats-UG , Lehrstelle für classischc Philologie, mit den
normalen Bezügen; Termin: 10. März 1. J., s. Amtsbl. z. Wr. Ztg. v.
11. Febr. 1. J., Nr. 34, 35. — Gratz, laiidschaftL-Zeichnungs-Akademie,
Lehrstelle für das Historien-, Genre- nnd Portraitfach (sowol im Zeichnen,
als im Malen), mit Einbezu|^ der Direction über die erwähnte Akademie und
die landschaftl Bildergalerie in Graz; Termin: Ende Febr. 1. J.. über das
Nähere, s. Wr. Ztg. v. 16. Febr. 1. J., Nr. 40, S. 640; ebend. Staats-OK.,
3 Lehrstelleu und zwar die 1. für Keligion, die 2. für Naturgoscliichte
als Haupt-, und für Mathematik und Pliysik als Nebenfach, die 3. für
Französisch als Hauptfach, wo möglich mit Verwendbarkeit für*s Eng-
lische; Bezüge: die System.; Termin: Ende April 1. J., s Amtsbl. z. Wr.
Ztg. V. 28. März, Nr. 73; ebendort k. k. Universitäts- Bibliothek, Ama-
nnensisstclle mit dem Jahresgehalt von 600 fl.; Termin: 30. April 1. J.,
s. Amtsbl. z. Wr. Ztg. vom 9. April 1. J., Nr. 8.*^. — Trcbitsch,
(slav.) Staats-UG., Keligionslehrerstelle mit dem normuhnässigen Jahres-
gehalte V. .525 fl.; Termin: 10. März 1. J., s. Amtsbl. z. Wr. Ztg. v.
19. Febr. 1. J., Nr. 42; ferner ebendort, Lehrstelle für (Jeographie nnd
Geschichte mit subsid. Verwendung für Böhmisch- und Deutsch, mit den
normal massigen Bezügen: Teniiin: 3. Mai 1. J., s. Amtsbl. z. Wr. Ztg.
V. 12. März L J., Nr. 60. — Leitomischl, (böhm.) G., Directorsstelle
mit 800 fl. Jahresgehalt, 300 fl. Gehaltszulage und Naturalwohnung oder
Quartiergeld; Termin: 1,5. März 1. J., s. Amtsbl. z. Wr. Ztg. v. 19. Febr.
1. J., Nr. 42; forner an demselben G., Lehrstelle für Naturgeschichte als
Hauptgegenstand, Physik und Mathematik mit dem Jahres^ehalt v. 800 H. ;
Termin: 30. April 1. J., s. Amtsbl. z. Wr. Ztg. v. 2. April 1. J., Nr. 77.
Ung.'Hradisch, k. k. R. u. OG., Supplentenstelle für Mathematik und
Physik; Remuneration: 480 fl., resp. für geprüfte, selbst Pro becamlidaten
600 fl., nebst Theuoruiigszulagen; Termin: baldigst s. Amtsbl. z. Wr. Ztg.
V. 20. Februar 1. J., ^lr. 43; ebend. Staat^-R. u. ÜG., 4 Lehrstelleu für
altclass. Philologie, 1 fiir das Deutsche in Verbindung mit altclass. Phi-
lologie, 1 für Bölimisch in Verbindung mit altclass. Philologie. 1 für
Französisch und subsidiariscli für ein anderes der obligaten Sprach facher
und 1 für Geographie und Geschiehte: Bezüge: die systemisierten ; s.
Amtsbl. z. Wr. Ztg. v. 29. März 1. J., Nr. 74. — Au spitz, Landes-ÜR.,
Lehrstelle fikr das franzosische Sprachfach, mit den System. I3ezÜgen;
TemÜD: 14 Tage vom 12. Febr. 1. J. an, s. Amtsbl. z. Wr. Ztg. vom
PenoDal- und Schnlnotixen. t87
21. Februar l J., Nr. 44; ebend. Lehrstelle für Geoj^phio und Geschichte
mit subs. Verwendang im Deutschen; Bezüge: die System isierten ; Ter-
min: 8. April 1. J., 8. Amtsbl. z. VVr. Ztg. v. 29. März 1. J., Nr. 74. —
Cernowitz, landwirthsöhattl. Lehranstalt, Lehrstelle für Thierpro-
duCtionslehre und Zoologie, mit 900 iL Gehalt und anderweitigen Emolu-
menten; Termin: Ende Mai 1. J.; das Nähere s. Amtsbl. z. Wr. Ztg. ▼.
28. Febr. L J., Nr. 50; ebcndort: gr.-or. OR., 3 Lehrstellen, 1 für Natur-
f schichte als Hauptfach in Verbindung mit Mathematik und Physik,
für franzosisch als Hauptfach, in Verbindung mit Deutsch oder Englisch
als Nebenüach und 1 für Englisch in Verbindung mit Französisch oder
Deutsch ; Bewerber gr.-or. Bekenntnisses haben den Vorzug ; Termin :
1. Mai 1. J., s. Amtsbl z. Wr. Ztg. v. 23. März 1. J., Nr. 70; ebend.
k. k. G., 3 Lehrstellen für Latein und Griechisch und 1 für Deutsch in
Verbindung entweder mit Latein und Griechisch, oder mit Geographie
und Geschichte; Termin: 15. Mai 1. J., s. Amtsbl. z. Wr. Ztg. v. 28. März
1. J., Nr. 73. — Rudolf 3 wer th, Staats-R u. OG., Lehrstelle für deutsche
Sprache, wo möglich in Verbindung mit der classischen Philologie; even-
tuell Supplentenstelle hicfür; Termin: 25. März 1. J., s. Amtsbl. z. Wr.
Ztg. V. b*. März L J., Nr. 55; ebend., 6 Lehrstellen u. zw. 4 für class.
Philologie, davon 1 in Verbindung mit Italienisch und 1 in Verbindung
mit Deutsch oder mit philosoph. Propädeutik, 1 für Naturgeschichte in
Verbindung mit Mathematik und Physik bei Kenntnis der slovenischen
Sprache und 1 für Zeichnen wo möglich in Verbindung mit Kalligra])hie;
Bexüge: die normierten, Termin: 15. Mai I. J., s. Amtsbl. z. Wr. Ztg.
V. 5. April 1. J., Nr. 80. • Teltsch, (slav.) Landes-UR., Lehrstelle für
Naturgeschichte mit subsid. Verwendung für Physik und Chemie, mit
den norm. Bezüg«^n; Termin: 10. April 1. J., s. Amtsbl. z. Wr. Ztg. v.
7. März 1. J., Nr. 5(j. — Prag, (deutsch.) Neustädter G., 3 Lehrstellen
für classische Philologie, mit den norm. Bezügen; Termin: Ende April
l. J., s. Amtsbl. z. Wr. Ztg. v. 7. März 1. J., Nr. 56, ebend. (deutsch.)
Kleinseitner Staats-G., 2 Lehrstellen für classische Philologie; mit den
System. Bezügen: Termin: 15. Mai l. J., s. AmtsbL z. Wr. Ztg. v. 23. März
1. J., Nr. 70; ebend. (böhm.) k. k. URG., Religionslehrerstelle mit dem
jährl. Gehalt von 735 fl. und Lehrstelle tür Geographie und Geschichte
mit dem jährl. Gehalte v. 800 fi. und Localzulagen von 150 fl.; Termin:
30. April 1. J., s. Amtbl. z. Wr. Ztg. v. 2. April I. J., Nr. 77. — Teschen,
1. Staats-G., Lehrstelle fOr classische Philologie, mit den norm. Bezügen ;
Termin: 20. April 1. J., s. Amt^jbl. z. Wr. Ztg. v. 12. Märzl. J., Nr. 60. —
Görz, (deutsches) Staats-OG. 1. CI., Lehrstelle für classische Philologie
mit den syst«^m. Bezügen; Termin: 10. April 1. .1., s. Amtsbl. z. Wr.
Ztg. v. 1.0. 3Iärz 1. J., Nr. (53. — Viiikovce (croat. slav. Militärgrenze),
OG., Lelir.'stelle für Naturgeschichte im ganzen und Physik im UG., bei
Kenntnis der croat Sjjrache, Jahresgehalt: IK)0 fl.. eventuell 1(XX) fl. und
1100 fl., mit Anspruch auf Quartiergeld bis 10"/^ des Gehaltes, dann
Qniuquennalzu lagen v. 100 fl ; Termin: 12. April 1. J., s. Amtsbl. z. Wr.
Ztg. V. 16. März 1. J., Nr. 64. — Rakovac (croat. slav. Militärgrenze),
OK., 3 Lehrstellen und zwar 1 für Deutsch als Haupt-, und französisch
als Nebenfach, 1 für Chemie als Haupt-, und Naturgeschichte als Neben-
fach und 1 für darstellende Geometrie und Linearzeichnen als Haupt-
und Mathematik oder Physik als Nebenfach (sämmtlich bei Kenntnis aer
cniat. Spraclie); Jahresgehalt IKJO fl., mit dem Vorrückuugsrechto in
1100 fl., Quartiergeld bis 10% und Quinunennalzulagen pr. 100 fl.; Ter-
min: 12. April 1. J„ s. Amtsld. z. Wr. Ztg. v. 16. März 1. J., Nr. 64.
— Petrin la (croat. slavon. Mil. Grenze) UR., 3 l^ehrstellen und zwar
1 für (*roatisch als Haupt- und (i<'ographie und Geschichte als Nebentach,
1 Tür Geographie als Haupt- und Naturgeschichte als Nebenfach und 1
für Freihandzeichnen, gcometr. Anschauungslehrc und Kalligraphie,
sämmtlich bei Kenntnis der croat. Sprache; Jahresgehalt 800 fl., nebst
288 Personal- und Schulnotizen.
Anspruch auf Quartiergcld und Quinquenualzulagen ; Termin: 12. April
l. J., 3. Amtsbl z. Wr. Ztg. v. 16. iMärz 1. J., Nr. 64. — Mitrovic
(croat. slavon.y Mil.-Grenze), UR., Lehrsteile für croat. Spruche als Haupt-,
und Mathematik als Nebenfach; Jahrcsgehalt 8(X) H.. mit (juartiergeld
und Quinquennalzulagcn ; Termin: 12. April 1. J., s. Amtsbl. z. Wr. Ztg.
V. 16. März 1. J., Nr. 64. — Somlin (croat. sla\. Mil. -Grenze), Uß.,
Lehrstelle für croat. Sprache :ils nau]>t-, und Cieugraphie und (jieschichte
als Nebenfach; Jahresgehalt: 8UU H., mit Quartiergehl und Qninquennal-
Zulagen; Termin: 12. April 1. J , s. Amtsbl. z. Wr. Ztg. v. 16. März
l. J., Nr. 64. — Krems, n. ö. Landcs-OK., Tarnlehrerstelle; Jahresge-
halt: lOiK) rt. mit Anspruch auf Pensionierung; Termin: 30. Juni 1. J.,
s. Amtsbl. z. Wr. Ztg. v. 16. März L J.. Nr. 64. - St. Polten, n. ö.
lindes OK.. Turnlehrerstelle, Jahrcsgebalt: ICMK) H. mit Pcusious Fähig-
keit: Termin: iJO. Juni 1. J., s. Amtsbl. z. Wr. Zt^. v. 16. März 1. X,
Nr. 64. — Wr.-Neu Stadt, n. ö. Landcs-(Ul., 'lurnlehrersteUe, mit
1000 ü. Gehalt und Anspruch auf Pension: Termin: 30. Juni 1. J., s.
Amtsbl. z. Wr. Ztg. v. 16. März L J., Nr. ♦;4. - Troppau, Staats-ÜG.,
Lehrstelle für clussisohe Philologie, mit den System. Bezügen; Termin:
25. März 1. J., s. Veronln -Bl. 1873, St. V, S. 94; ferner an der Staats-OR.,
Lehrstelle für französische Sprache mit den system. Bezügen; Termin:
Ende Juni 1. J., s. Amtsbl. z. Wr. Ztg. v. 21. März l. J., Nr. 68; cbcnd.
Uebungsschule der k. k. Lehrerinnen bildgsanst.. Lehrerstello mit den
norm. Bezügen; Termin: 20. April 1. J., s. Amtsbl. z. Wr. Ztg v. 23. März
l. J., Nr. 70. — Meseritsch (Wallachiscli), (bi>hin.) Staats-UG.. 2 Lehr-
stellen, die eine mit snbs. Verwendung im Französischen, die andere des-
gleichen für böhm. oder deutsche Sprache; Bezüge die System.; Termin:
Ende April 1. J., s. Amtsbl. z. Wr. Ztg. v. 23. März 1. J., Nr. 70. —
Reichenberg, Staats- RG.. 3 Lehrstellen. 1 für altclassische Philologie,
1 für Deutsch als Hauptfach und 1 für Französisch; mit den system.
Bezügen; Tennin: Ende April 1. J., s. Amtsbl. z. Wr. Ztg. v. 23. März
L J., Nr. 70. Ol mutz, Staats-ÜR , 2 Lehrstelleu, die eine für Fran-
zösisch, die andere für Mathematik und Physik, mit den system Bezügen;
Termin: Enile Ai>ril 1. J., s. AmtsbL z' Wr. Ztg. v. 25. März 1. J.,
Nr. 71; ebend. deutsches Staats-(jJ., 3 Lehrstellen Mir altclassische Phi-
lologie, mit den system. Bezügen; Termin: 15. Mai l. J.. s. Amtsbl. /..
Wr. Ztg. V. 2i> Alärz 1. J., Nr. 74. — Triest, (omm.-u. GR. (mit ital.
Unterrichtssprache), 2 Lehrstellen, die eine für deutsche Sprache und
Literatur, rlie andere für französische Sprache und Litt-ratur; Gehalt:
11(X)H. Quim^uennalzulagen v. 200 ii., Quartiergeld von .-100 i1. ; Termin:
Ende April l. J., s. Verordn.-Bl. 1873, St. V. S. 93.
(Nekrologie.) — Am 1. Febr. l. J. zu Lexington in Virginia,
der Professor der Naturwissenschaften am dortigen Virginia Military
Institute, (.'ommondore Matthew Foutain Maury, der „Pfadfinder"
ungebahnter Meere, der den Seefahrern durch seine Werke („Physical
Gcography**, und „Relation between Magnutism and the Circulation of
the Atmosphere**) eine neue Welt er8chlo.«ih und den praktischen Werth
•1er Meteorologie in ihrer Anwenilung auf «las Meer darthat.
— Am 2. Februar 1. J. zu Madrid die Sehriftstellerin Honua Ger-
trmlis Gomez de Avallaneda (geb. im .\piil 1S16 zu IVrto Principe
auf Cuba), durch i»ramen. Gedichte u. d. gl. bekannt und die spani.sche
Sand genannt; zu Zürich Professor Dr. Hermann Behn -Eschen bürg
^geb. am 4. Februar 1814 zu Stralsund), Profi-ssor der englischen Sprache
an der dortigen Universität u. s. w.
— Am 3. Febr. 1. J. in Pollakshields unweit Glasgow der pupulär*»
schottische Schriftsteller und Porträtmaler John Kallo Hunten im
71. Lebensjahre; zu Königsberg Dr. Wilhelm Kruse, ordentlicher Pro-
Personal- und Schalnotixen. 880
fedior der Medicin an der dortigen Universität, und zu Berlin der Ar-
chitekturmaler de Ca u wer.
— Am 4. Februar 1. J. zu Zürich die (iattin des Professors Johannes
Scherr, unter ihrem Mädchennamen „Maria Susette Kühler*^ als Ver-
fasserin gediegener Volksachrifton fur's häusliche lA^beii (u. a. „ilie Schule
der Mutter") seit Jahren lj.'kannt; zu Darmstadt Dr. Johannes Wilhelm
Mitzcnius. langjähri^^er r)iri;ctf)r der grosshorz -hessischen- Hof bibliothek,
in Genf der bekannte liiWhauer Anton Van Kunume; in London Mr.
William Skean. SchriftstelliT nnd Mitarbeiter «1er ^Morning Post**.
— Am 6. Februar 1. J. zu Wien Joseph Kadnitzkv sen., k. k.
Hof- Wappen graveur Vater des bekannten Medailleurs Karl K., Professors
an der k. Akademie «lor biMenden Künste in Wien und Schwiegervater
des Sectionschefs im Unterrichts-Ministorium Dr. (Just. Heider, im
79. Lebensjahre.
— Am 8. Februar 1. J. zu Linz Daniel Haydcr, Lehreram dortigen
Bliniieninstitute und Rechenkünstler, im 5L Lebensjahre.
— Am 9. Februar 1. J. in Wien Ihre Majestät die Kaiserin Caro-
lina Augusta (Tochter weil. Sr. Majestät des Königs von Kayein
Maximilian, geb. am S. Fehr. 1792), vierte Gemahlin Sr. Majestät des
Kaisers Franz L v. Ocsterreich; ebemlaselbst der Schriftsteller Max Emanuel
Stern bekannt als vorzüglicher Orientalist, im Alter y. B^i Jahren, und
zu Leipzig Dr. Julius Fürst. Titularprofessor an der dortigen Univer-
sität und Lector publicus der aramäischen und talniudischen Sprachen,
im Alter von G7 Jahren.
— Am 11. Februar l. J. zu Wien Joseph Beuescli, Mitglied der
k. k. Hofcapelle, [lens. Orchester-Director des k. k. Hofburgth^^aters. als
Violinvirtuose und Musiklehrer bekannt, Schwager des Kapellmeisters
Proch, 78 Jahre alt.
— Am 13. Februar l. J. auf seinem Landsitze zu Targofryco in
der Provinz Posen der bekannte polnische Literat uml Culturhistoriker
Joseph Lukaszewicz, im 74. Lebensjahre: im Haag der verdienstvolle
liolländische Gelehrbj van Limburg-Hrouwer, ausgezeiehneter Orien-
talist, Verfasser »-in schlägiger werth voller Arbeiten.
— Am 14. Februar 1. J. zu Paris Stanislas Julien, Professor der
chinesischen Sj>rache am „College de France", im 7o. Lebensjahre; zu
Berlin der geh. Justizrath Dr. A. Rudorff (geb. am 21. März 1803 im
Hannorvcr\schen), Professor des römischen Rechtes an der dortigen Univer-
sität, der wissenschaftliche Testamentsvollstrecker Savigny*s untl Puchta's,
durch hervorragende Fachwerke bekannt.
— Am V). Februar l. J. zu Sigmaringen der ausgezeichnete Bari-
toui.st Job. Bapt Pischek (geb. zu Mscheno im Jungbunzlauer Kreise
in Ostböhmen am 14. Octob. 1814), als vorzüglicher Opernsänger allge-
mein gekannt und geachtet. (Vgl. Beil. z. A. a. Ztg. vom 7. März 1. J.,
Nr 6G. S 991 f.;
— Am 18 Februar 1. J. zu Freiburg Dr. med. Anton Werber,
grossherz. ba<lischer Hofrath, Professor an der nietlicin. Facultät der
dortigen Hochschule, im Alt<>r von 7l) Jahren.
— Am 19. Februar l. J. zu Berlin Dircctor Joseph Moriz Leh-
mann (geb. zu Glogdu am 2^. Febr. IJ^H), Redacteur des „Magazin für
die Literatur de« Auslandes" t>eit 1832. geachteter Literat. (Vgl. Beil. z.
A. a. Ztg. V. r>. März l. J., Nr. (vi. S. 9r)0 f.); zu Zürich Dr. H. Locher-
Bai her, Professor der Me*licin alMort, 7G j. alt.
— Am 23. Febraur 1. J. /u lUdsingfors der bedeutenstt^ Maler
Finnlands Eck mann, ein gewesener Schüler Paul de la Roche's, im
64. Lebcn.sjahre ; zu Glasgow Dr. Thomas Barklay, Rector der dortigen
Universität, als ausgezeichneter Sprachkenner, besonders als Forscher für
Kcandinavische Sprachen, bekannt, im Alter von 81 Jahren.
i40 Personal- und Schalnotizen.
— Am 24. Februar l. J. za Athen Speridion TrikoupiB (geb.
1788 zu Missolunghi), seinerzeit griech. Minister und Gosanvlter, Freand
Lord Bjron's, durch seine „Geschichte des hellenischen Aufstandes'^ u. m. a.
bekannt; zu Aarau der Literarhistoriker Heinrich Kurz (geb. als Sohn
deutscher Eltern zu Paris am 28. April 1805), Professor an der Cantons-
schule zu Aarau und Gantons-Bibliothckar , auch als tüchtiger Sinologe
bekannt. (Vgl. Beil. z. A. a. Ztg. v. 2. März L J., Nr. 61, S. 919 f.)
-— Am 25. Februar L J. zu Paris Graf Philipp ?. S^gur, der
letzte noch lebende General aus dem russischen Feldzuge v. 1812, seit
18£K) Mitglied der französ. Akademie, als Verf. des Geschichtswerkes über
den russischen Feldzus, eine Geschiente Ensslands und Peters des Grossen,
eine Geschichte des Königs Karl VIII. v. Frankreich u. s. w. bekannt,
im Alter von 93 Jahren; zu Leipzig Domherr Professor Dr. G. L. Th.
Marezoll (geb. zu Göttingen am 13. Febr. 1794), einer der bedeutend-
sten Juristen Deutschlands, durch ausgezeichnete Fachschriften („Insti-
tutionen des römischen Rechtes*, nNaturrecht^ ; „Zeitschrift fär Civilrecht
und Praxis** mit Linde, Wening-lngeheim und später auch mit Schröt-
ter u. m. a.) bekannt.
— In der Nacht zum 26. Februar 1. J. in Stuttgart der Schrift-
steller und Pnblicist Dr. Adolf Bacme ister, seinerzeit Redacteur der
n Augsburger Allgemeinen Zeitung** und des „ Ausland*', ein vielseitig
gebildeter Literat, bekannt durch sein Buch: n Alemannische Wanderun-
gen", seine Uebersetzungen des Tacitus, des Horaz u. v. a., zuletzt Mit-
arbeiter der „Presse** in Wien, kaum 46 Jahre alt. (Vgl. „Die Presse**
vom 2G. Febr. 1. J.. Nr. 56.)
— Am 26. Februar l. J. zu Altbunzlau Sr. Hochw. Dr. theol. u.
phil. Johann Paul Padlesak, Inf. Propst ▼. Altbunzlau und Landes-
prälat, seinerzeit Profcssi^r der allg. Erziehungskunde und der Keligionswis-
senschaft an der k. k. Universität zu Prag, em. Decan der theol. Facul-
tät u. s. w., im Alter von 67 Jahren.
— Am 28. Februar 1. J. zu London Robert Graves, ausgezeich-
neter Kupferstecher und Mitglied der königlichen Akademie der Künste,
im 75. Lebensjahre.
— Anfangs Februar 1. J. in Wien Friedr. Bruckl, einer der bo-
ntbtesten Künstler im Kupferstecherfache, seit längerer Zeit tcchn.
OfGcial im milit. geogr. Institute in Wien ; zu London der ausgezeichnete
Ohirurg Isak Baker Brown, im 61. licbensjahre.
— Im Februar l. J. zu St. Leonards-on-See Dr. Guthrie (geb.
1803), Geistlicher der schottischen Froe-Kirk, Herausgeber des „Sunday
Magazin**, als liberaler Anhänger der calvinistischen Theologie und als
Philanthrop bekannt.
— Ende Februar 1. J. zu Petersburg der iwlnischc Dichter und
ehemalige Professor an der dortigen Universität Anton Czajkowsky,
im 56. Lebensjahre; zu Münclien der Historienmaler Glink, durch be-
deutende künstlerische Schöpfungen, namentlich auf religiösem Gebiete,
selbst jenseits des Oceans bekannt
Verbesserung.
Heft I, S. 77. Z. 26 v. o. lies: Medjidjü-Ordon 2 Cl." st. „8. Ol.'
(Diesem Doppelhefte sind vier literarische Beilagen beig^eben.)
Erste Abtheilung.
Abhandlnngen.
Zu Cicero's philosophischen Schriften.
De natura deorum^) II 2, 6 P. enim Vatinius, avus
huius aduhscentiSj cum c praefectura Eeatina Botnam venienti
noctu duo iuvenes cum equis albis dixissent regem Persen illo
die captum, cum scnatui nuntiavisset^ primo quasi fernere de re
publica locutus in carcerem coniectus est, post a Paulo litteris
*) Ich nenne die Bücher nach altem Brauch de natura deomm, während
es seit Baiters grosser Ausgabe Uebung geworden ist, de deorum
natura zu schreiben, wie bereits auch in die Litteraturgeschichten
übergegangen ist Ich möchte mir bei dieser Gelegenheit die be-
scheidene Anfrage erlauben, mit welchem Rechte man in diesem
Falle, wo die unzweifelhaftesten Zeugnisse des Schriftstellers selbst
Yorliegen, den Handschriften und einigen Citaten später Gram-
matiker den Vorrang einräumt. Cicero eröffnet seine Schrift mit
den Worten perdifficüis et perobscura quaentio est de natura
deorum, und lässt den Baibus am Sciiluss des II Buches 67,
168 sagen liaec mihi fere in mentem veniebatUy quae dicenda
putarem de natura deorum, und den Cotta gegen Ende des
III B. 39, 93 haec fere dicere hahui de natura deorum. Wäre
die Schrift uns allein und ohne Titel überliefert, wer würde
zweifeln, welclie Aufschrift ihr nach des Verfassers Meinung zu
febfusei? Aber Cicero citiert sein Werk selbst wiederholt: de divin.
4, 7 in iis tribus libris quos de natura deorum scrijtsimus;
ibid. 1 5, 8 verlegt tuum paulo ante tertium de natura deo-
rum; ibid. 11 1, 3 quibus libris editis tres libri perfecti sunt de
natura deorum; ibid. II 72, 148 in iis libris dictum est qui
sunt de natura deorum, de fato 1, 1. in iis libris qui sunt de
natura deorum. Für ihn ist de natura deorum die einfache
und natürliche Ubbersetzung des griechischen ntijl d^ttor; daher
citiert er die griecliisch jit^l x^euh' genannten Bücher des Xeno-
crates de nat. deor. I 13. 34 Xenocrates, cuius in libris qui sunt
de natura deorum; des Chrysippus ibid. 1 15, 41 liaec quidem
in jtritno libro de natura deorum; des Posidonius ibid. I 44,
123 Posidonius disseruit in libro quinto de natura deorum.
Und sein eigenes sollte er anders genannt haben? Daran niö^iren
sich uuch allgemeine Wendungen anschliesseu , wie de nat. dcor.
I 6, V6 pofiam in medio sententias phüosophorum de natura
JMtKhxiA f. d. Mtfr. Qjmn. I87S. IV. Heft. IG
242 J» VahUn^ Zu Gicero^s philosophischen Schriften.
adlatis, cum idem dies constUissctf et agiu a st natu et rarutione
donntus est. Ich habe cum hintor rnptum , wo es leicht ausfallen
konnte, eingesetzt. Die Handschriften captum senatui nu7it., wofür
man, um die fehlende Verbindung herzustellen, gewöhnlich senatui-
quo nunt. schreibt; allein die Beschaffenheit der beiden Vordersätze,
deren zweiter den näheren Anlass enthält, ist der Verbindung dui-ch
que nicht günstig, angemessen dagegen die Wiederholung von cum,
ganz wie de divin. I 24, 51 at vero I\ Becius üle, Quinti filius,
qui primus e Deciis consul fuit, cum esset tribunus militum M,
Valerio Ä. Cornelio consulibiis a Smnnüihusque prcmcrefur nostcr
exercituSy cum pericula proeliorum iniret audncius moncreturque
ut cautior esset ^ dixit, quod cxtat in annalibuSf sibi in somnis
Visum essCf cum in mediis hostibus versaretur^ occidere cum ma-
xima gloria. Vgl. Parad. 1 1, 8 cuius (Biantis) cum patriam Prie-
nam cepisset hostis cctcrique ita fugerent, ut multa de suis rebus
asportarent, cum esset admonitus a quodam ut idem ipse fnceret
^ego vero inquit ^fado^
De natura deorum 11 59, 147 lam vero animum ipsum
mentemque hominis, rafio7iem, consilium, prudcntiam qui non
divina cura perfecta esse perspicit, is his ipsis rebus mihi ridctur
carere, de quo dum disputarem, tuam mihi dari veUem, Cotta,
cloquentiam, quo enim tu illa modo dieeres: quanta primum in-
telligentia, deinde consequentimn rerum cum primis coniunctio
et comprehensio esset in nohis, ex quo iudicamus uidclicet, quid
ex quibusque rebus cffieiatur idquc ratione condudimuSy singu-
lasque res definimus circumscripteque compUctimur : ex quo
scientia intelUgitur qtiam vim habcat, qualis sit, qua ne in deo
quidem est res ulla praestantior. Ich habe iudicamus jor uidclicety
wo es bei der Aehnlichkeit der Anfangssilben unschwer übersehen
werden konnte, eingesetzt und damit wie ich denke die ursprüngliche
Satzform wiedergewonnen. Denn, um von Heindorf zu schweigen, der
alles streicht bis auf ex quo ratione concludimus, woher idquc ra-
tione, das Schoemann getilgt wissen will, entstanden sei, wird
schwerlich Jemand begreiflich machen , und idquc ratione concludi-
mus verbindet sich gut, wie de divin. I 38, 82 quam quidem esse
re vera Jiac Stoicorum ratione concluditiir (vgl. auch Madvig do
finn. S. G6), und idque, dessen sich Cicero zur Anknüpfung nicht
(2 6 or um; ibid. III 40, 95 Stoicorum de natura deorum oratio;
de divin. I B, b Epicurwn balbutictttem de natura deorum: de
nat. deor. I 22, 61 in ea quaestione qiuie est de 7iatura deo-
rum; de divin. I 51, 117 ea ratio quae est de natura deorum,
quae a te secmido Itbro est expiUcata, die, wie sie an sich nichts
beweisen, im Verein mit den andern zeigen, wie geliiufi? ihm
dieser Ausdruck in dieser Wortstellung 'war. Es ist schier zu ver-
wandern, dass Baiter sich nicht daran gestossen hat, dass während
man in den Büchern fast nur einem jiatwra deorum begegnet, seine
Titel und Colnmnen Überschriften dem Les«r ein deorum natura
aufdrängen.
r ■
J. VMen, Zu Cicero*s philosophischen Schriften. 248
selten bedient (vgl. n. a. de divin. II 61, 127), hat hier seine zweck-
mässige Beziehung. Nur für die erste Hälfte des Satzes quid . . e/*-
ficiaiur ward ein dem coticludimus paralleles Yerbum vermisst, und
das hatte schon der Schreiber des Voss. B eingesehen, der nicht vt-
delicet, sondeni ex quo videmus quid ex quibusque rebus efficia-
tur schrieb, an sich vollkommen gut — denn auch videre war ein
hier angemessenes Verbum , wie hinwiederum auch inteUigere, das
nur hier, wo es gleich folgt und inteUigentia vorhergeht, Niemand
wird einsetzen wollen — aber rideUcet möchte ich wenigstens nicht ^
opfern und dann ist der Zusatz iudicamus das einfachste und
natürlichste. Da man in dem gleich folgenden qualis sit, weil es ohne
Verbindung hinter qtmm vim habeat gestellt ist, tilgt, so ist es wol
nicht nutzlos an de divin. I 5, 9 zu erinnern id si placet wdeamus
quam habeat rim et quäle sit.
De natura deorum III 14, 35 Scd omnia vestri^ Balbe,
solent ad igneam vim refcrrr, Ileraclitum, ut opinor, sequentes,
quem ipsum, non enim omnes interpretantur uno modo, quoniam
quid dicerct intclUgi noluity omittamuSy vos autem ita dicitis,
omnem t^m esse igneam. Zwischen non und omnes habe ich enim
eingefügt. Die Vulgata quem ivsum non omnes interpretantur uno
modo; qui quoniam quid diceret intelligi noluit omittamus ist an
sich nicht gefällig und hat an den Handschriften, die qui vor quoniam
nicht kennen, keine Stütze. Darin hat Baiter unstreitig Recht, dass
er, wie es die Handschriften vorzeichnen und der Gegensatz verlangt,
quem ipsum . . omittamus ^ vos autem ita dicitis verbindet, nur
folgt daraus nicht , dass man den Satz non omnes interpretantur
uno modo tilgen müsse, der, durch enim in die Construction einge-
fügt, seinen Platz, wie ich meine, wol behauptet. Denn was die Stelle
dieses erläutoniden Zwischensatzes betrifft, kann man de off. III
33, ] 19 sed de hoc, magna enim res est, alio loco pluribus ver-
gleichen.
TuscuL disp, I 48, 116 Clarae vero mortcs pro patria
oppetitae non solum gloriosac rhctoribus, sed etiam beatae inderi
solent. repetunt ab Frechtkco^ cuius etiam filiae cupide mortem
expetivcrunt pro vita civium; commemorant Codrum, qui se in
medios immisit hostes vestc famulari, nc posset agnosci si esset
ornatn regio, quod oraculum erat datum, si rex interfectus esset,
vidricis Athenas fore; Menoecus non praetermittitur, qui item
oraculo ediio largitus est patriae suum sanguinem; Iphigenia
Aulide duci se immolandam iubet, ut hostium eliciatur suo ; veni-
unt indv ad propiora, Jfarmodius in ore et Aristogiton, Lacedae-
monius Leonidas, Thcbanus Epaminondas vigent. Vor Codrum
ist, wie ich glaube, das mit derselben Silbe beginnende Yerbum
commemorant ausgefallen; dass dies wenigstens ein durchaus an-
gemessener Zusatz ist, dafür wird es genügen die zutreffende Paral-
lele anzuführen aus dem Lucullus (Academ. pr. II) 5, 13 repetunt
a I\ Valerio, qui exactis regibus primo anno consul fuit, com-
16»
£14 /■ Vahlen. Za Cic^rQ'a philiKophischen SchrifteiL
memor'jnt f'iloi ?«<;* . *i*Ai l»**j*f>. p • .j, '*/• / r r ä ■ *<; ^ r '^ »oai tto ^ ii^i j
trih\ir..*A.i i' 'n'rf'.z ->"•,:., -.^utra -t o- «"-p b'j '/'jh^'u ;'z':*'i- ?/'.
mos fr ■ i • .'• ? . P. '. V •.i'.^-i :}i ^r p, .^1' ■•►■••. , /. r ni . . r < i< r« r Ji . / ^ r- r .;». h -. ^^]\im
i MS/, V '. ■■ ; H r 'i r •; /; ^ *; >* /• : 'i ? . : '.• l'ih' -'' i •• m C^ Jln't 4m, -:t -U ''-.■•■ -^ ?< <"'./'. »h
n/Ä*/ //'-■.*:r//«M:»ir. L:ii hälr Le-se i:«=lle :z .hres ^itj-ku, Zisd^iren-
ist. xi-r kh ieLn L E. nvh: ^iiä":-f. iA5i r-r-ir^i. Ez-Ik •«* " i- wi^.
itt riUiHii^ "X'A :e ci:. ir«"r. I -'o. 72 '<f 'iV-^M'^? ;/. rv 7 ■•».?. von
dem an lern i:::r \KrzL^\Liz.-^i :;l: lzi E:::;rin^^ Lal:c l'i r>j. *?''/» .* -i
für das ban-isciirifrlioiie r*j.''.Viht o'iti a.lfia tlr rioL::^. Tni wer
endL<:h t>im nd /?.;> /.i../'vr»> si.;ii n-kii: wiLI i:»>til:eL lassex k'L:.:-?. .:m
von Daviii:^ vertVhltiea Einilll'rii zu s.rlixriren. na«:h M^s^ric-r der
Parallele ind*-nT;'.<t:a:i::e!i *'tiu '•• f i 't h t '".l /<"? >■• V-r- ? sohreibrn.
so gewi-s bes>er. weil au*a der Ausfall des W..r:es i\\^r.rz tim sich
leicht erklar:, als na«.'h Kavsers VermurLun;:'. der hinter h'-tiorr:^ eine
Lücke annahm, in we^'hor v:ell.'i.:b.: r*t,iitt'.t gestarJen hale. Man
kann nooh veivloioheii Acad. II VI, \'2 tum f'.rr*:ni>{h.t U'l miw
parfffh, und ibid. -S. i^2 t'int ifiutis fidditi.:' i>'r.if.i'] ^-.rirai. Den-
noch so pa>>on.i und aucemessea gerade iinser Zusatz i-t. ihn für
nothwenvlisr zu erkl.ireu wa^e loh iiiclit: s-.broib: '1--.Ü au-.h Cioero
in einem l^niohstück a;:? ien Academ. n. Tj^ Fair, if-'h; »vi i'irji'tw:
de divin. 11 70, 144 mr^'jr ad Ohin'iia i-iK>p.\i^':i '.*•■•/'/'? ^? ri^ns
est hi ;>i'mpiis attru j j<tj(/<'/i7<'rww !> hi: m n n € a d ». •> t-. it cto r r m ;
at Hh ^ vihO'S* iv.quit , , , post idtht ad Ätti} h"tt:ih: und
(rleich im Eiuiranir des Luoullus selbst d* ih.d» abS'^t-.y ;Wof-r< atdih's,
cofitihuo prattt>r. lic'shat in im t'?''.//«? /*'//^ ii''i».mio. p06t hi
A/r i c a m , / n d c a d c 0 n ^ ulat u m u. a. ähnlich. Per präpo-
sitioualö Ausdruck zumal iu Verbind üT;g mit einer Zeitpanikel er-
leichtert die Ergänzung eines passenden Verliums so seiir, dass man
sich hüten mus-s, hier hinzuzusetzen, was dor Schriftsteller lern Leser
zu denken überliess. Anders ist os freilich bei O-drum in der Sudle
der Tuscuhinen; gerade die Nacktheit dieses Accusativs macht das
Bedürfniss eines VerbuuiS um so fühlbarer, zumal bei der rhetori-
schen Gleichartigkeit in der Aufreihung .ier I>eisidoI»'. Und ein
geeigneteres Verbum*j oder an geeignetererstelle wirJ man nicht ein-
•) Für die Angemessenheit grade dieses Verbums kann man noch
vergleichen de uff. II r>, 1»; qui« est enim cui non iHirapicua f^int
Ula^ quae pUirihua verbis a Pauaetio cowmemomntur, ueminem
neque ducem belli nee prificiptem domi mnguas res et salutaris
8ifi€ hoiiiinum studiis gerere potuisse. commemoratur ab eo
Tfi^mis-ttKle^, Pericleß, Cyrus cd.
/. VähhHt Zn Ciceto's philosophischen Schriften. 245
setzen können; nnd doch ist es gerathen, auch hier nicht mit zu viel
Confidenz zu reden. Denn die Unmöglichkeit, aus repetunt ah Erech-
theo ein passendes Verbum zu Codrum zu ergänzen , wird nicht be-
haupten wollen, wer z. B. eine Stelle beti-achtet,'- wie de nat. deor. III
30, 74 repete superiora^ TubuU de pecunia capta ob rem iudican-
dam, postenora, de incestu rogatione Pcducaea, tum hacc quoti-
diana, sicae, reneni, peculatus, tcstamentorum etiam lege nova
quaestiones , wo repefe nur zu super iora gedachtes Verbum ist (wie
de fato 15, 35 superiora repetentcm), zu posteriora, zu haec quoti-
diana dagegen ein anderes ergänzt werden muss. Allein ganz gleich-
artig ist dies Beispiel nicht, schon wegen des hier hinter repetunt ab
Erechtheo (womit noch de orat. I 20, 91 cum repeteret usque a
Corace ttcscio quo et Tisia zu vergleichen) eintretenden "Wechsels
der Construction in Codrum, und überhaupt macht, wie bemerkt, die
ganze rhetorische Fassung der Stelle es wahrscheinlicher, Cicero habe
selbst den Zusatz gemacht und commemorant Codrum sei erst in
den Handschriften gekürzt worden. Ucbrigens bemerke ich noch zu
den Worten ne posset agnosci si esset ornatu regio, die Jemanden
anstössig waren, dass Cicero sich derselben Ausdrucksweise bedient
Academ. prior. II 21, 68 cum tarn vitiosum esse constet adsentiri
quicqnam aut falsum aut incognitum, sustinenda est potius omnis
adsensio, ne praecipitet, si temerc processcrit, und de
nat. deor. II 57, 144 flc.xuosum iter Mbet, ne quid int rare
possitf si Simplex et directum patcret, wo Schoemann
nicht gut erklärt und ein einziges Beispiel aus Gellius anfuhrt, das
aber, soviel ich sehe, nicht ähnlich sondern verschieden ist V 19, 9
tarn iure hgequr filius siety quam si ex eo patre natus esset, denn
das ist vielmehr zu de legibus II 22, 56 accrhiore odio incitatusquam
si tam sapiens fnissct quam fnit vehemcns und den dort angeführten
zu stellen und anderen Ciceronischen, wie Tusc. I 24, 57 ut grada-
fim respondens codcm pcrvrniat, quo si geometrica didicisset : U
7, 18 dixerit sane idem in Phnlaridis tauro quod si esset in Icc-
tulo. Acad. II 39, 123 u. a. Was endlich den mit soviel Confidenz
wie Unüberlegtheit hingeworfeneu Gedanken betrifft, dass die ganze
den Codrus angehende Stelle eine Interpolation sei, so genüge darüber
folgendes : wenn die Erwähnung des Codrus als gegen die im Uebrigen
festgehaltene chronologische Ordnung eingezwängt und darum als
von Cicero nicht herrührend bezeichuct wird, so ist dabei nicht be-
dacht worden, dass es für die Anordnung noch andere und wichtigere
Motive gebe als die Chronologie und dass es unzulässig und uner-
träglich gewesen wäre, wenn Cicero die beiden Helden der Athe-
nischen Sage, Erechtheus und Codrus, die unter gleichem Gesichts-
punct auch de nat. deor. III 19, 49 und de fmn. V 22, 62 zusam-
mengestüllt werden, zum deutlichen Beweise, dass wo Erechtheus ist,
Codrus sich einstellt, hier hätte von einander trennen und denMcnoecas
der Thebanischen, die Iphigenie der Argivischen Sage zwischen jene
stellen wollen. Da aber Cicero das Natürliche und Vernünftige thut,
248 J' VMen^ Zn Giccro's phLlosopbischen Schriften.
Terfallt er dem Tadel der Kritiker, oder vielmehr die einzig natür-
liche Ordnung wird dem Intorpolator zugewiesen, vom Schriftsteller
dagegen erwartet man, was jeder Unbefangene für verkehrt halten
müsste. Und dabei sitzt das Yorurtheil so fest, dass zwar dio
Schreibung gui item oraculo edito, die nur bestehen kann, wenn
vorher vom Orakel des Codrus die Rede war, festgehalten, Codrus
aber beseitigt wird.
Cato mal, 11 j 61 Qunnta (auctorttcis) füll in L. Caccilio
lictcUOj quanta in A, Ätilio Calatino, in quem ilJud elogium:
^unum hunc plurimac conscjäiunt gentes yopuli primarium fuissc
vinim.* fwtum est vobis Carmen incisum in scpulcro, iure igitur
gravis, cuius de laudibus omnium esset fama conscniicns. quem
virum nuper P. Crassi^m , pontificcm maximum, quem postea M.
Lepidum, eodem sacerdotio praeditum, vidimus. quid de Paulo
aui Africafw loquar aut iam ante de Maximo: quorum non
in sentcntia solum sed etiam in mUu residebat auctoritas. Ich habe
notum est vobis {uob) Carmen geschrieben: denn für augemessen
kann ich weder notum est totnm noch notum est id iotum earmcn
halten ; passend war notum est earmcn^ aber dass vor Carmen noch
ein Wort stand, dafür spricht dio Ucbeiliefening, im Leid, notum
est itiotum Carmen, in Baitcrs Q. notum cxtimo Carmen ; denn was
die übrigen bieten notum est totum oder notum totnm est c.
scheint zurechtgemachte Lesung. Mit notum est vobis Carmen vgl.
6, 16 ceteraquc gravissime: notum rnim robis Carmen est. Do nat,
deorum I 40, 113 adnuere tc vidvo; nota enim tibi sunt, Laol. 3,
1 1 quid dicam de moribus facUlumis , , . nota sunt vobis. Ferner
habe ich aut iam ante de Maximo mit den Handschriften (auch dem
Leid.) festgehalten; denn die Vulgata quid de Paulo aut Africano
loquar aut ut iam ante de Maximo, wofür man auf c. 4 verweist,
kommt mir wenigstens seltsam vor, oder lag nicht, wenn Cicero das
gemeint hatte, nam de Maximo iam ante nahe genug. Jetzt deutet
er an, dass noch vor Paulus (dem Macedonicus, wie ich meine, vgl.
6, 15; 23, 82) und Africanus von Fabius Maximus zu reden sei,
ähnlich wie de nat. deor. I 24, GG isla cnim f lag Uta Dcmocriti sirc
etiam ante Leucippi^ wo, was au unserer Stelle nicht einmal
nothwendig, etiam ante nur mit dem Namen Leucippi zu verbinden
ist, wie hinwiederum Tusc. IV 5, l() in his explicandis (prrturba-
tionibus) vetcremillam equidem Pgthagorae primum, dein Pia-
tonis descriptionem sequar dio Zeitbestimmungcu primum, dein nur
zu den Genetiven der Nauien gehören ('ich will vou jener Eiutheilung
Gebrauch machen, die Pythagoras zuerst, daun Plato aufgestellt
hat'), eine Verbindung, die ja auch sonst nicht unerhört ist, so dass
man sich billig wundem muss, über die Kritik, die der neueste Er-
klärer der Tusculanen ül)er diese Stelle verhängt hat.
Laelius 23, ^G Una est enim amicitia in rebus humanis de
cuius utilitatc omnes uno ore consent iunt. quam a multis rirtus
ipsa contcmnitur et Kcnditatio quuedam atque ostenlatio esse diel-
«/. VMen, Zu LiTins fünfter Decade. 247
tur ; muUi diffitias despidunt^ quos parva contentos tenuis victus
ctiUmqiiC dclectai; honores vero, guorum cupiditate quidam *n-
flammantur, quam multi ita contemnunt^ ut nihil inaniuSy nihil
esse Icvius existinicnt, itemque cetera, quac quibusdam admirdbilia
ridcniur, permulti sunt, qiiipro nihilo putent: de amicitia omnes
ad unum idcm scntiu7iL Ich habe quam a tnultis geschriobou; dass
die Uoberliefernng quamquam a multis dem Zusammenhang zuwider
sei, hat Madvig bewiesen, aber quamquam mit ihm zu tilgen, hat
das Bedenken, dass man den Anlass zur Einfügung dieser Conjunction
nicht erkennt. Mit der Wortstellung quam a multis vergleiche de
off. II 19, 67 sed tarnen ridcmus, quibus extinctis oratoribus quam
inpaucis spcs, quanto in paucioribus facultas, quam in multis
Sit audacia.
Wien, im März 1873. J. Vahlen.
Zu Liyius fünfter Decade.
XLIY 6, 5 (in der Schilderung der Unbesonnenheit, mit welcher
König Ferseus beim Herannahen des römischen Heeres seine festen
Plätze aufgegeben) duos enim saltus, per quos lüde eradere possent^
habehant Romani, unum per Tempe in Tlicssaliam, altcrum in
Maccdoniam praeter IJium, quac utraquc regis tcncbantur prae-
sidiis, itaquc si sua intrcpidus custodiens primam speciem
adpropinquantis terroris sustinuisset , neque reccptus Romanis
per Tcmpe in ThvssaUam neque commeatibus pervehendis ea
patuissct iter. Die Handschrift itque sidua inirepidus x dies. In
der daraus gewonnenen Vulgata itaquc si dux inirepidus x dies kann
weder dux bestehen noch x dies, das wie jede Zeitbezeichnung —
man \\iii vm paueos dies gedacht — durch primam speciem ad-
projjinquantis terroris sustimiisset ausgeschlossen ist. Wie in obiger
Schreibung aus intrcpidustodicns (nachdem ciis von dus verschlun-
gen) viio handschriftliche Lesung geworden, erkennt man leicht; für
das hier angemessene allgemeine sua vgl. u. a. 33, 22, 4 Boios . .
ad sua tuendu aversos esse.
Nachdem im Folgenden die für den König ebenso günstige wie
für die Kömer ungünstige Position dargelegt ist, heisst es zum Schlüsse
desselben Capitels (§ 17) : quorum nihil cum dispexisset caecata
mens subito terrorc^ nudatis omnibus praesidiis patefactisque bcllo
cunctis aditibus Vtßdnam refugit, ])\{i l\^üz\i, pntefactisquae
bcllo f actis addypißCam rcfugit. Dass zu pale facti s bcllo ein zweites
iJomen erforderlich sei, erkannte Madvig, dass aber weder portis
noch claustris sondern aditib. das richtige sei, dafür bürgt die ausser
Acht gelassene Schreibung addypfiVam, worin aditib. pydnam
deutlich vorgezeichnet ist, und überdies die genaue Parallele im Ein-
t48 /. VäMen, Zu Lmos fünfter Decade.
gang des Capitels (§ 2) ex prnesidiis rerocat omnesque aditus aperit
hello. Dass cunctis in Folge der Einwirkung des nahen patcfactis
in faciis übergieng, begreift wer die Wiener Handschrift kennt.
In dem knrz yorhergehenden (§ 15) Olywpi rndires montis
verlangen Madvig und Weissenborn die Umstellung OJywpi montis
radices. An dem was 37, 4, 7 steht Coracem occupaverunt montem
hat Niemand Anstoss genommen.
XLV 24, 14 schliossen die Rhodier ihre Rede mit den Worten
hostes Rhodios esse Romani iudicare possunt^ [fa cere no7\ pos-
sunf]: est enim et nostrum aliquod de nobis iudicium, quo
numquam iudicfibimus ttos vestros hostes, nee quiequam hostiJe
etiamsi omnia patiemur fuciemus. Ich habe facere non possunt
hinter possunt eingeschoben, das den Gegensatz in den Gedanken
bringt, der im Folgenden ausgeführt wird. Die Vulgata E. iudieare
possunt: est tarnen et nostrum thut der handschriftlichen Uebor-
liefening iudicare possunt teste est enim et nostrum nicht Genüge
und ebenso wenig überzeugend ist Madvigs iudieare potcstis: est
tarnen et «. Dass vielmehr in possunt teste est enim das unbrauch-
bare teste als eine deutliche Dittographio seiner Umgebung einfach
auszuscheiden sei. ist eine richtige Bemerkung eines Scminarmit-
gliedes, dessen Versuch jedoch danach die vorangehenden Worte zu-
rechtzurücken, keine Billigung finden konnte. Der Zusatz der Worte
facere non possunt, deren Ausfall leicht erklärlich ist, macht, denke
ich, alles klar.
Wien, März 1873. J. Vahlen.
H. Crott, Kritisches za des Earipidcs Helena. 249
Kritisches nmi Exegetisches zu des Euripidos Helena.
Hei. 151. nlov^f ij^ev\ aviot; atji^avei. So kann Helena dem
Teukros nicht erwidern. Dieser erklärt 144 — 150 als eigentlichen
Zweck seiner Hieherkunft die Absicht, sich bei Theonoe Kaths
zu erholen , wo er das von Apollo ihm als Wohnsitz zugewiesene
Inselland Kjpros zu suchen habe. Darauf hin entgegnet ihm Helena,
er solle von diesem Vorhaben abstehen, da ein längeres Verweilen an
diesem Orte mit der höchsten Gefahr für ihn verbunden sei. Theonoe
also könne ihm nicht das Ziel seiner Fahi-t näher bestimmen, sondern
— 80 hcisst es in der überlieferton Schreibung — die Fahrt selbst
wird es zeigen. Allein das ist ja doch kein verstandiger Gegensatz.
Dieser vorlangt nothwendig die Opposition: nicht Theonoe, sondern
du selbst musst für dich allein das Beisezicl finden. Kurz für
nhwg ist zu setzen: vovg, lo ^bv\ at^vog ai]f.iavei: dein eigener
Verstand wird dir's sagen.
267 f. oacig fuev ovv eig (,dav aTtoßliniov Tvxfjv
TrQog ^6(dv xaxoviai, ßagv wfcV, oiazeov dofifog,
Hermann bemerkt zu der Stelle: quoniam, qui unam ali-
qtuitn in fortunam infuetur, in en felicitatem suam positatn
putatf rede sane dictum est elg /aiav ajroßleniov Tvxr^v. Non
male Unncn scriberctur: oacig fjiv ovv «Je; fiiav OLnoßXejtTOv
Tvxfjv TTQog d-euiv yLay.ovrai, Bleiben wir vorläufig bei der Her-
mannschen Erklärung der Ueberliofcning stehen, so kann der
Sinn derselben nichts anderes bedeuten, als das: Glücklich ist
im Verhältniss zu mir jeder, der nur des einzigen Glückes, das
er besitzt, beraubt wird. Anders Härtung, der übersetzt: Wer Göt-
terunbill leidet, stets nur einerlei Schicksal erfahrend, trägt es
schwer und trägt es doch, und in der Anmerkung zu dieser Stelle zur
Rechtfertigung seiner Auffassung auf Med. 247 : rjftli' (V ayayxt]
^Qog (xiav if'vxhv ßl^neiv verweist zum Beweise, dass airoßXeneiv
eg Tiva oder ßXtJiEiv nqog xiva bedeute, von jemand abhängig sein,
sich nach ihm richten. Der Gedanke sei also der oft wiederkehrende,
dass, wer ein Glück nie gekannt hat, die Entbehrung weniger schmerz-
haft empfinde, als wer es verloren habe. Allein zugegeben, dass dies
ein echt Euripideischer Gedauke ist, wie er es wirklich ist — man
vergleiche nui* unsre Fabel V. 417 fl'. ovav d'dvrjQ j nga^fj xaYMg
vilff-Xngj elg dtj&iav \ Tiiirrei naxiio tov 7idlai dvadai/itovng oder
Iph. Taur. 1118 ff. Cr/A^/fd' alaav did nav \ zog dvadcu^ov' iv
yoQ avdy \ 'Aaig ov TLOftvei avvzQoq^og wv \ ^ieroißdXko)v dvadai-
^oyiav \ ro di ^er evivxiav yMxov \ a&ai dvaudig ßaQvg alwv
oder Herc. für. 1291 TLi/Jkr^inivo) de (f(orl fiaxaQUit nore \ ai fue-
TaßnXai Xvjiifiov (t) d^del xaxwg | €av\ ovdiv dXy€7 avyyenug
dvatrpfog wv oder frg. 287 (Nauck) 15 ff. o ^ ovdiv oidelg^ did \
tiXovg di Svarvxuiv | voatode vix^' zov ydq bv rr/ttifievog \ ova
tSO J7. CroHt KritiflcbeB zn des Enripidcs Helena
oiSey, ael dvarvxiav xaxcSg t* Ixtov, \ ovrnyg ofieivoy /nij Ttenei"
Qaa&ai ycaXciv. Ebouso Hec. 375 ff. — allein, dies zugestiiudon,
muss sich diese Sentenz auch hier wiederholen, wo sie gar nicht
am Platze ist? Denn dann müsste Helena im folgenden Beweise
für ihr frühei-es Glück aufzählen, dessen sie nun verlustig ge-
gangen ist. Davon aber findet sich keine Spur. Nur von ihrem
jetzigen Unglück spricht sie. Noch oberflächlicher ist der zweite
Grund Hartungs für seine Erklärung ; denn wenn auch in der an-
gezogenen Stelle aus der Medea in dem fiXiireiv stgog f,uav
tlwx^jv der Gedanke vollstündiger Abhängigkeit des Weibes vom
Manne liegt , so bedeuten die Worte eben docli nichts anderes , als
dass der Frauen Pflicht es ist, den Blick gericlitot zu lialten auf den
Wink des Eheherm. Doch auch die Hermann*sche Erkh"iruug scheint
mir einen schiefen Gedanken in die Stelle hineinzulegen insofern als
es sich nach seiner Auffassung um die Lage einer solchen Person
handelt, welche angewiesen auf ein einziges Schicksal — qui
unam aliqwim in fortunam inhictur — in der Veränderung dieses
ihi' Unglück findet. Wäre aber dies der Sinn, so müsste Helena im
Gegensatz hiezu bei sich hervorheben, dass im Unterschied zu jenen
niedrigstehenderen Persönlichkeiten, deren Glück und Unglück von
einem einzigen Umstände abhängt, sie als hochgestellte li'ürstin
gleichsam eine ganze Reihe von Angriffspunkten für das
Schicksal bietet, von deren jedem einzelnen aus das Unglück über sie
hereinbrechen kann. Allein auch von einer derartigen Gedankenver-
knüpfung vermag ich nichts zu entdecken. Ebenso bringt der even-
tuelle Besserungsvorschlag Hermanns a7i6{iXe:rcoy etwas Fremdarti-
ges in unsere Stelle. Warum nämlich soll gerade nur von einer coft-
spicua fortuna hier die Rode sein. Ich sehe auch keinen Grund zu
Correcturen. Die Stelle scheint mir bei unbefangener Betrachtung
einen ganz einfachen und angemessenen Verstand zu haben. Helena
klagt 2(;9 ft". über di<* vielfachen (Jnglücksschlage, die sie getroffen»
und zählt diese dann zuerst mit 7iQ(otov inir 270 und tjienct 27J5
auf, dann einfiich mit ob immer den neuen anfügend 277, 280, 282,
284, um den Schluss mit to ö^ loxcttov vovt 287 zu machen. Ist
sie besonders unglücklich durch die Menge der L'nglücksschläge, die
sie betroffen, so ist ihr gegenüber glücklich zu nennen, wer nur in
ein Unglück gerieth. Dies aber besagt V. 207: Schwor zwar, doch
erträglich ist die Last dessen, welcher nur auf eine einzige Schick-
salsfügung sciiauend d. h. in Rücksicht auf eine einzelne Fügung des
Schicksals von den Gottern geschädigt wird.
325. Diesen Vors, der immer scliworfiillig bleibt, mag man
Hermanns oder Musgraves Interpunction annehmen , möchte ich ge-
strichen wissen. Dom Gedanken fügt er kein neues Moment hinzu,
sondern wiederholt nur, was 317 gesagt war ^ i« jutvi' i^iiaicaai.
Entstanden ist der beanst^indete Vers aus V. .*U7 und uns 530 ?/ ytavi
alrjO^dg aide. Mau vergleiche auch 823: :iavr olö'. Dagegen
glaube ich, dass das Wort 7iavia aus dem ochtou V. 326 verdhüigt
//. CroH, Kritisches zu des Earipides Helena. tSl
wurde, nachdem einmal vor diesen der interpolierte o^evTfSQ eiaei
navta eingefügt war, und dass die Lücke ergänzt wurde durch Ein-
setzong von vdiade. V. 326 also wird nach Entfernung von 325 zu
lesen sein: h%oia iv oiytoig nawa ri ßXirvEig TtQooa);
577 f. Gerade die Menge der Vorschläge zur Heilung desTeites-
verderbnisses in Y. 578 und die Verschiedenheit der Erklärungsver-
suche beweist, dass ein sicheres Eesultat noch nicht erzielt worden
ist, rechtfertigt aber zugleich einen neuen Versuch, zu helfen. Meiner
Ansicht nach lässt sich der Vers 577 to ouifi ofioiov, %o de aaq>ag
fi ajroaT€Q€i, me er überliefert ist, erklären. Nur scheint mir Her-
manns sed id quod certum est {reram Jlelenam in antro esse) prirat
me te uxore zu gekünstelt. Ich nehme an , dass Menelaus mit dno-
CTeoel nicht seine Rede schliessen wollte, sondern dass er hier bloss
durch die in lebhaftem Gefühl losbrechende Helena unterbrochen
wurde. Nach dnoCTSQU ist demnach zum Zeichen dessen ein Gedan-
kenstrich zu setzen. Menelaus aber führt 579 zwar den Inhalt, nicht
aber die Form der 577 unterbrocheneu Kede weiter. dnooTeqüv ist
hier wie gleich hernach ^(faiqHO^ai V. 680 mit dem doppelten Ac-
cusativ construicrt. cf. Krug. 47, 13. 10. Menelaus also sagt: Der
Leib ist ähnlich ; der Sicherheit (nämlich der Uoberzeugung, dass ich
in der That in dir Helena vor mir habe) beraubt mich — nun wollte
er fortfahren, der Umstand, dass ich eine andere als meine wirkliche
Gattin Helena kouno, wie es 581 heisst : i'AÜ voaovfUVy ozi da-
jua^' akk7]v €X(o. Vollständig ausgeführt könnton die Worte des
Menelaus etwa so lauton: to de aaqfig ^i dnOGTsqüi Tgohji^sv
aXkr^v (hl yrvdixa vavatoho. Bei dem Worte aTTOGTeQEi aber unter-
bricht ihn Helena, welche nicht zugeben will , dass irgend etwas an
der Sicherheit der Ueberzeugung fjphlen könne, wenn die Augen, der
Sinn, auf welchen allein es ankommt, ihr Zeugniss geben. In den
Worten der Helena, die su überliefert sind: axii/^a^' tI anv del rig
iari aov aotfwieQog muss zunächst zweiorlei beibehalten werden.
Erstlich das a/iipcti ; denn dem Bedenken des Menelaus V. 575 gegen-
über, der seinen Augen nicht trauen will, muss gerade auf diese, als
die sichersten Richter über Wahrheit oder Schein, hingewiesen wer-
den. Ebens<» darf an dem rlg tOTi aov aoqxoTtgog nicht geändert
werden. Entsprechen doch diese Worte dem ei-sten Theile der Frage
des Menelaus in V. 575 ov :iov (pQoya) fiiv ev ebenso gut, wie das
aiuüfai dem zweiten Theile des angezogenen Verses. Audi djis Wort
diäa^ei 580 schützt das überlieferte aocpwzeQog. Denn da die Auf-
gabe dos äiddazaXog ist aXXov riva aoq>6v Jtoiiiv, so bedarf eben
nur der keines Lehrmeisters , der selbst weise ist. Es bleiben noch
die Worte li aov du übrig. Hier muss aov gcstrichon werden. E^
entstand durch Ditt4>graphie aus dem gleich nacli folgenden zig lazi
aov aoffMieQog, oder violmehr der Abschreiber — wir sind ja hier
bloss auf einen einzigen angewiesen — irrte, verleitet durch die
Aehnlichkeit des Anfangs, bei der ersten Frage tI du gleich auf die
zweite ilg iaii aov ab, und die spätere Correctur führte zu dem vor-
nt B. Cron, Kritisches zu des Eoripides Helena.
liegenden Fehler, indem nun zwar das richtige Sei eingesetzt, daß
unrichtige aov aber daneben beibehalten wurde. Der ganze Vers ist
80 zu schreiben : ayJiliar xi dei; zig iaii aov aocpdreQOi;; betrachte
mich! Was fehlt? Wer ist klüger als du? (nämlich, dass du erst auf
ihn zu warten brauchtost), üie abgebrochene Rede scheint niir der
aufgeregten Stimmung der Sprechendon anpassend zu sein. Das fra-
gende t/ dei hat sein Correlat in dem Behauptungssatze Suppl 594
iv d€i fjovov ftov X. r. X, Die Auslassung des Dativs der Person an
unserer Stolle erklärt sich daraus, dass die Beziehung au sich klar
ist und die Lebhaftigkeit des bewegten Gemüthes das Ueberflässige
bei Seite lässt.
Für den vielbchandolten Vers 679 mochte ich folgende Fassung
Yorschlagen: xi d^ elg XQiatv aoi zon'd^ *'^'/X' 'Hqcc yx(y,6v; In-
wiefern hat Hera in Rücksicht auf den Streit zwischen diesen dir
Leid zugefügt. Diese Form genügt einerseits dem Zusammenhang ;
denn dem ti d* entspricht das folgende wg dffehuTo, xazor aber
wird näher erklärt durch V, 682 t?M!iiova T?Mfumog en/iMO ^i-
yvjiT(i) Andrerseits ist die Veränderung des handschriftlichen r«rf*
in ri d* und die von y.ayiwv in y.axov eine sehr leiclite.
712 f. £1? de nwg cLvaaiQhffhi \ i'/.eiai yay.ela avwftQVJV. Ueber
den Sinn dieser Worte kann kein Zweifel walten, er ist derselbe,
welchen Euripides so oft ausdrückt, unter anderem in ähnlicher Fas-
sung in den V. 1137 ff. unserer Tragödie: or/ ^tog r- jui^ ^eog rj rn
fiiaor, Tig (frfl eqtvrr\öctg ßqovviv funxQOvauov TitQctg evQelv, og
TQ &€iüv faoQ^ devQO xat avxhg ixetoe xal 7iahv dvriXoyntg jirp
dilivz' dveXTiiaimg xvxaig; Aber die Fonn erregt mir höchsten
Anstoss. Wie lässt sich hier ein Object sei's zu avaocQtcpei. sei's zu
avaiftQiov entbehren? Wie sehr dies nothig sei, davon geben unwill-
kührlich die Uebersetzer Zeuguiss. Härtung z. B. sagt: Wie wunderbar
— ist dos Himmels Fügimg ! Weise droht und wendet er hinüber und
herüber alles. Was aber berechtigt ihn bei Beibehaltung der hand-
schriftlichen Ueberlieferung zu dem Zusatz „alles ?• Const. Matthiä,
der den Mangel fühlt, sucht dadurch abzuhelfen, dass er vorschlägt:
ev 8i TTiog avaarqicfBi f.xilae y.dy.itae draqtQiov, og f,iiv jrorti
I. €, facile deiis in mcUns conrcrtit quamvis huc illtic jactans /a-
borantcm, und fügt hinzu: quihus aptisslme dvpingitur Hdenac et
Mcnelai sors, qui diujactati adtrrsae fortunac fluctibns in partum
jam pvrvcntxiri erant. Dem Sinne nach entsprechend, allein erstlich
ist die Anknüpfung des Relativums og mit Härte verbunden, sodann
erwarten wir zu dvaaiqiqu oder dvarfiqiov ein sächliches Object
statt eines pei-sönlichen. Was aber hier einzusetzen ist, das zeigt uns
die Panillelstolle Suppl. 331 6 yctq d-eo^ nai-x dvctaiQhrfei ndhv.
Auch hier ist zu schreiben: iv de ndw avaavqfcfei fyeiae Tcdy.eia^
dva<fiqiov. Die Autorität des Stobäus, der ^nog hat, wird man nicht
gegen diese Correctur anführen. Wie wenig sich dieser bei seinen
Citaten genau ans Wort band, zeigt eine vergleichende Betrachtung
der Citate nur aus einer Tragödie mit der Ueberlieferung unserer
H, Cron, Kritisches zu des Earipides Helena. 25S
Handschriften. Hat er ja auch gleich im vorhergehenden Verse og
iXBi Ti 7coixtlov für dg k'q)v tt TtOixiXov, Höchstens kann die Ab-
weichung des Stobäischen Citats dafür Zeugniss geben, dass das
Flickwort Tiwg schon frühe für 7capt^ eindrang. C. Matthiä aber
nimmt an dem o fiiv novei an sich Anstoss. Quid, so sagt er, insuU
sum illud 0 fiiv Tiovel? quod 6 f,iiv jtoviUv avoQd-ovtai vel stmili
modo dicendum fuissc dedarant et quae proxime sequuntur et
quae 722 — 72!} ad haec illustranda upponuntur. Diese Bemerkung
ist unrichtig. Der Bote beginnt mit dem allgemeinen Gedanken, dass
die uuerforschliche Gottheit trotz des gegentheiligen Scheines alles
zum Besten zu lenken pflege. Diese Sentenz will er durch Beispiele
nüher beleuchten. Auch diese Exemplification leitet er zunächst in
allgemeiner Form ein o ftiiv rcovei, obwol ihm hier gleich der concrote
Einzelfall d. h. das Schicksal des Menelaus vorschwebt, der bis dahin
ein novüjv nun aus der Noth eirettet ist. Nun ist's aber durch Praxis
und Theorie reichlich bekräftigt — in letzterer Beziehung vergleiche
man nur die Menge von Antithesen in den Tragikern — dass der
Satz durch Gegenüberstellung des Gegensatzes viel entschiedener her-
vorgehoben wird. So drängt sich auch beim Boten nach dem o fiiv
novei in V. 714 f. sogleich der Gegensatz ein, und erst 716 kehrt er
wieder zum ursprünglichen Gedanken zurück, der aber nun eine Ver-
änderung der Form erleidet. An Stelle des allgemeinen o ^uv nnvu
tritt das spezielle öv yuq x. t, X. Erklärt wird dieser Wechsel da-
durch, dass schon bei dem o /niv novei der Bote an Menelaus dachte,
erleichtert der Uebergang durch die gleichsam parenthetisch einge-
schobenen Verse 714 f.
785. vßqiv d^ ißqltiiv elg e'fi ijV bvXr^v iyco. Belässt mau
den Vers so, wie ihn die haudsC|^iriftliche Ueborlieferung bietet, so
kann der Sinn keiu anderer sciu, als den Hermann angibt, dass sich
nämlich Helena damit auf ihre Stellung als Sclavin bezieht, von der
sie schon 275 ff. sprach. Allein unmöglich kann Helena inmitten der
Worte, die von der Gefahr ihrer Vermählung mit Theoklymenos han-
deln, plötzlich von der Sclavorei, in der sie steht, sprechen und noch
dazu in so allgemeinen Ausdrücken, die für jede schmachvolle Be-
handlung passen, nicht bloss für die Versetzung in Knechtschaft. Hier
kann aber von letzterer gar nicht die Rede sein, wie das Vorhergehende
und Nachfolgende zeigt. V. 784 fragt Meuelaus staunend und drän-
gend zugleich, ob wirklich die 783 gegebene Andeutung einer ander-
weitigen Vermählung der Helena auf Wahrheit beruhe. Die Antwoi-t
der Helena 785 muss also eine Bejahung oder Verneinung dieser Frage
enthalten. Und dass ersteres der Fall ist, beweist uns ganz sicher V.
788 Toö' ioT l'/Mv GLiviypL o nQoaiiolov xXviOy der seine Erklärung
durch V. 470 ff. erhält. Die Antwort der Helena aber 785 enthält
nicht nur eine Bejahung der Frage dos MenelaiLs, sondcm erweitert
auch noch deren Inhalt ; denn in dem vßgiv &^ vßqiteiv ist nicht
nur gesagt, dass von Seite eines anderen ein Ehbund mit Helena beab-
sichtigt ist, sondern auch, dass diese Absicht in einer beschimpfenden
254 H. Cfon, Kritiflches zn des Enripidcs Helena.
Weise durchgefQhrt werden soll. Eben deshalb ist auch Boissonades
Aenderung von d' in / zu vorwerfen , da mit ye nicht ein neues
Moment hervorgehoben wird , sondern nur eine frühere Behauptung
durch Hervorhebung einer besonderen Seite an derselben verschärft
wird. Die Aenderungen des Folgenden nun, sei's Madvi^^'s eiy i'zhjy
fyw oder Hartungs ijv ye fnj TJiahjv iyio befriedigen midi nicht. Ich
glaube, dass der Fehler zunäishst in den Worten elg f/i* rjv zu suchen
ist, in denen wir eine falsche Trennung der ursprünglich zusammen-
geschriebenen Buchstaben €IC€M€ vor uns haben. Diese waren viel-
mehr aufzulösen in £i' oe fitj.
Was in den noch übrig bleibenden Buchstaben zu suchen ist.
kann mit Sicherheit niclit angegeben werden. Wol aber, welcher Sinn
in denselben lag. Dem Gedanken entspricht diese Ergänzung : hl^itja
fyd. Lässt sich ein sinnverwandtes Verbum finden, welches den
überlieferten Zügen mehr entspricht, um so besser; bis dahin schreibe
ich den Vers so: vßgiv &" viiQtuiVj u ae ftij WifiijO fyio. Jeden-
falls entspricht so derselbe dem Zusammenhang der vorliegenden
Stolle wie den sonstigen Angaben uusres Stückes über das Verhältniss
der Helena zu Theoklymenos. Um seinen Nachstellungen zu ent-
gehen, flüchtet sie sich zu dem Grabmal des Proteus cf. V. G3, 315,
528, 797, 1178; ihm traut sie 541 ff. zu, dass er einen anderen ab-
gesandt habe, um sich ihrer zu bemächtigen. Mit I?eclit also kann sie
von dessen vßqig sprechen, wie sie auch 833 sich so ausdrückt: ya-
fiovfiai Vj raXaiv iyw ßl<f. Was sie aber zu so standhaftem Beharren
bei ihrem Widerstand ^(^^(in das Drangen des neuen Herrschers ver-
mochte , war die Ehrfurcht für ihren Gatten , die Kücksicht auf die
diesem schuldige Treue. Dies aber drückt sie mit eben dem Vorbum
xif.iav aus V. 04 tov 7rakca 6 i/aov -noaiv \ riiaoacc IJQioTewg
^yfjfia TiQoaTriTVüi Toäe \ r/Jtig^ Vr dväQL rdfia öictGilfOi] X^yj].
Für V. 866 möchte ich als leichteste und doch genügende
Aenderung der Ueberliefemng d^elov da ae^urov ^eofidv «i/lfgot;
ftivxiov, deren ünhaltbarkeit anerkannt ist, vorschlagen: ■!)'€ifo di
ae^ivov d^ig tov aii^tQog fivyov. Die Verwechslungen von ov und (i),
von ov und ov sind so häufig, dass eine Heilung, die nur diese zu
Hilfe nimmt, jedenfalls gelind zu nennen ist. Die Vertauschung von
(OV und ov ist in Wahrheit gar keine Aenderung. So bleibt nur noch
die Trennung von &ea/[t6v übrig. Nachdem aber einmal ^eg tov in
O^eOTOv zusammengewachsen war, erklärt sich der Uobergang von
diesem zu {yea^iov von selbst.
105C. naXaioTrigyaQTfoXoyfif y tvsau Tig. Hermann führte
statt 7ralai6Ti]g aus Hesychius d;rai6Xrj ein. Härtung, der „das selt-
same Wort" verwirft, schreibt 7rdXaia/Aa fiuv ydg toj loytt) y kvea-
TL Tif nicht ohne dreifache Aenderung und ohne das Flickwort ftiv.
Ich kann mich überhaupt nicht von der Nothwendigkeit einer Cor-
rectur überzeugen. Mit Recht sagt allerdings Hermann : kic qui in-
terpretantur stultitiam vel s^implicitatefn, non solum in ipso i'ora-
huJo falluntur: remm ctiam scntentiam infernnt plane absurdam,
H. Cron^ Kritisches zu des Enripidcs Helena. 255
absurdcquc enunciatam. Als tbOrichtos Begimieu bozeiclmot Moiio-
laus weder vorher noch nachher den Vorschlag der Helena, dem
Theoklymenos die Nachricht von seinem Tode zu überbringen. Nur
sieht er nicht ein, wie derselbe zum Ziele führen soll. Darauf sind
demnach auch alle seine Fragen gerichtet. In dem Zusatz 1056 aber
liegt ein Ausdruck des Zutrauens in seine Gattin, nicht des Miss-
trauens. Eben dies Zutrauen veranlasst ihn auch, dem Vorschlag
derselben bis auf den Grund nachzugehen, während Misstrauen ihn
bestimmt haben müsste, denselben gleich abzuweisen. Den Grund
seines Vertrauens in die Zweckmässigkeit des von seiner Gattin in
Vorschlag gebrachten Rettungsmittols gibt er an in den Worten yr«-
hxioTf^g yag x. t. X. Inwiefern, das ist der Zusammenhang von
V. 1055 und 1056, verhilft uns dein Vorschlag zur Rettung? Ich
glaube nämlich, dass dies der Fall ist, „denn eine gewisse Altor-
thümlichkeit liegt in deinem Worte*'. Das kann aber nichts anderes
bedeuten als : der Umstand, dass dein Itath, einen Lebenden für todt
auszugeben, schon öfters Eettung brachte, bestimmt mich auch ihm
zu vertrauen ; nun will ich noch das Nähere von dir hören. Ich möchte
nun glauben, dass Euiipides absichtlich diese Fassung des Verses
1056 wählte, um an Soph. El. 59 — 66 zu erinnern. Will man aber
dies nicht annehmen, so geben doch die Schollen zu der angeführten
Sophoklesstelle deutlich zu erkennen, dass dieser Kunstgi-üf X6y(t}
9av6vru tQyoioi aq^d^r^vai ein altbekannter und altbewährter war,
so dass also einerseits Menelaus von vornherein auf ihn Zutrauen
setzen, andrerseits Euripides ihn mit dem Worte 7calai6Tt]gf dem
nichts weniger als eine verächtliche Bedeutung beiwohnt, bezeichnen
konnte.
1074. 'jt6in7Tif.ioi f.i6vov I kaicpei Ttvoal ytvoivvo y.at vecjg
dQOfdog, Nun kann aber doch der Hauch des Windes und der Lauf
des Schiffes nicht einander parallel gegenübergestellt werden als zwei
Dinge, welche für das Segel zu wünschen sind, da ja der Lauf des
Schiffes abhängt von dem Wehen des Windes. Der Nominativ 3q6'
flog ist unei-träglich, statt seiner muss der Dativ gesetzt, also gelesen
werden: 7i6fi7ii/iioi fnovnv Xai(pei nvoai yivoivTO xat vetog ögofifp.
1117. Man glaubte hier mit Aufnahme der Aenderung von L.
Huffhiann geholfen zu haben, der an Stelle des überlieferten dg e^o-
lay u. 8- w. schrieb or* e^ioXev, Die ganze erste Strophe von 1107
bis 1121 schloss sich dann wesentlich zu einer Periode zusammen,
und die Verbindung ist folgende: Nachtigall komme, mir in meinen
Klagen über das Leid der Helena und die Noth Trojas beizustehen,
„als er kam, kam, der die rauschenden Fluren mit ausländischem
Fahrzeug durcheilte, der zum Unheil für dio Priamiden den Ehbund
mit dir, o Helena, herbeibrachte, der unselige Freier Paris miter dem
Geleit der Aphrodite". Zweierlei wird man von vornherein zugeben.
Erstlich, dass die ganze Periode nicht bloss äussei-st langathmig,
sondern auch sehr schwertallig ist; — sodann, dass dio Anknüpfung
des mit .als^ beginnenden Satzes in V. 1117, wodurch das Sa-
256 IL Cron, Kriüscbes zn des Enripides Helena.
Tcgioeyra noTfiOP l/ixccicSv vno Ijdyxaiq näher erkläi-t werden soll,
ganz ungelenk ist. Nun beruht aber gerade diese Verknüpfung auf
Conjectur, eine Correctur aber, die solche Nachtheile im Gefolge hat,
scheint mir zui*ückzn weisen. Das zweimal in den Handschriften am
Anfang des 1117. wie 1118. Verses wiederkehrende o<; verbürgt
zunächst nur die Aechthoit des ersten Buchstabens o, der zweite C
konnte beide Male leicht durch Dittographie aus dem nachfolgenden
£ entstanden sein. Nun ist aber in V. 1117 o (T zu schreiben und
im folgenden oi*. Demnach lautet der Schluss der 1. StropJie: o d*
Sfiolav tiLioXe, nidia ßaqßaqti} nXdvif \ ot idgafie ^o^/«, fulea
nQiafudatg aywv
^axedaiuoyog ano lix^^ I (^i^^^^ co Ekiva,
TlaQtg alvoya^iog noftTiaiaiv Idq^QOÖhag. Das 6 d* bezieht sich
auf noT^iov des V. 1115 zurück, und die Verse lauten deutsch so:
Das Verhängniss aber kam, kam, als der Unglücksfreier Paris unter
dem Geleit der Aphrodite mit ausländischem Fahrzeug die rauschen-
den Fluren durcheilte, von Lacodämon her den Priamiden zum Unheil
den Ehbund mit dir, o Helena, führend. So erhalten wir zugleich
ungesucht eine treffliche Gliederung der ersten Strophe, wie eine
von selbst sich ergebende conforrae Eintheilung des ganzen Chorlieds.
An die Aufforderung des Chores an die Nachtigall, ihm Beistand zu
leisten in seinen Klagen über der Helena und Trojas trauriges Loos
1107—1116, schliesst sich naturgemäss die Erinnerung an den An-
fang des Unglücks an 1117—1121. Gieng diese in den Worten der
Helena 229 ff., welche zum Theil bis ins Einzelne des Ausdrucks mit
unsrer Strophe übereinstimmen, zurück bis auf den, welcher die Tanne
fällte, die das Material zum Schiffe des Paris bot, so begnügt sich der
Chor hier, auf diesen als den handgreiflichen Urlicl)er des Unglücks
zurückzuweisen. Nun zur äusseren Conciniiität , welche durch die
Annahme eines stärkeren Einschnittes nach hr/x^ig entsteht. In
sämmtlichen 4 Strophen unseres Chorliedes sehen wir eine Zweithei-
lung durchgefülirt, die auf einer in jeder Strophe gloichmässig zu
Tage tretenden Gegenüberstellung von allgemeineren Gedanken und
speziellerer Ausführung derselben beruht. In Strophe I zuerst Angabe
des Themas des Liedes überhaupt: Klage über das Leid von Helena
und Troja, dann Hervorhebung des einzelnen Urhebers solchen Lei-
des, des Paris. In der entsprechenden Gogenstrophe ist zuerst im
allgemeinen von dem Unglück , das alle Achäer auf der Heimfahrt
betraf, die Kode ; dann aber von dem spociellen des Menelaus. Die
2. Strophe beginnt mit der Klage über die ünerforschlichkeit der
göttlichen Geschicke und den unsteten Wechsel menschlichen Schick-
sals. Diesen Gedanken erläutert die zweite Hälfte an dem Beispiel
der gottgebomen Helena, der das schlimmste Schicksal zu Theil
wurde. Die Antistrophe bewährt den anfanglich ausgesprochenen Ge-
danken von dem Unheil, welches das Streben nach Kriegsruhm an-
nchtet, in ihrer zweiten Hälfte durch den Hinblick auf das Loos
Trojas.
H. Cron, Kritisches zu des Euripides Helena. 257
Diese Gegensetzung von Behauptung und Beispiel tritt in dem
zweiten Strophenpaar immer gerade in der Mitte einer jeden Strophe,
nach dem 7. Verse, ein. In der ersten Antistrophe finden wir den
entsprechenden Einschnitt nach dem 10. Verse, nach kccfiipag. Wie
aber hier durch einen Punct der Einschnitt bezeichnet ist, so werden
wir Gleiches auch nach dem 10. Verse der Strophe erwarten. Dies
aber hat sich uns von selbst ergeben durch die Veränderung der über-
lieferten (ig, einmal in 6 d\ das auderemal in ot\ eine Aenderung, zu
der uns zunächst die Hücksicht auf den Sinn nöthigte.
1180, ).v€x}^ Ut/riTcag \ (pacvagy OTtadoi, y.axxoiniLed-^ ag-
flava. Härtung übersetzt: Holiah! die Pforten aufgeschlossen, los-
gelöst die Boss im Stall! Dass dies der erforderliche Sinn sei, ist
klar; wie aber derselbe aus den vorliegenden Worten herausgefunden
werden könne, sehe ich nicht ein. Denn )yV€^ iTTiXiTLag q^aTvag kaiiti
nur heissen : Loset die Pferdekrippcn ! Was aber soll das heissen V
Hier glaube ich ist das Heilmittel einfach. Für iTi/mag ist zu
schreiben UnriTtd und dies Adjectivum zu verbinden mit aqiiava,
eine Verbindung, die, nur mit der Veränderung dass statt der Fonii
urnrAfig die gleichbedeutende ijü/nng eintritt, wiederkehrt in V. 1495
fiokoivi noO-i/iniov ccQiua \ di alO^igog ufievot \ TiaidegTvvda"
Qidat. q'CLTvag aber ist in den Genetiv q^rvtjg umzuändern. Löset,
so heisst es jetzt, die Kossgespanne von der Krippe und führt sie
heraus !
1233 — 1237 ist eine Verschiebung in der ursprünglichen An-
ordnung der Verse vor sich gegangen. Klar wird dies vor allem da-
durch, dass zwischen 1234 und 1235 durchaus kein vernünftiger
Gedankenzusammenhang besteht. Auf den Vorschhig der Helena 1233
der Vergangenheit ganz zu vergessen, antwortet Theoklymenos: LTnter
welcher Bedingung? denn eine Gunst ist der andern worth. Nun
verlangt doch ein vernünftiger Fortschritt, dass Helena, wenn sie
wirklich den Theoklymenos um die Gewährung einer Bitte angehen
will — und sie ist ja eben jetzt im Begriff, die Erlaubuiss den Mene-
laos zu bestatten sich anszubitteu — die günstige Gelegenheit er-
greift und antwortet: Uer Gegendienst, den du mir leisten sollst, und
die Bedingung meiner Aussöhnung mit dir sei die Gestattung des
Begraimisses meines Gattvn. Davon aber kommt kein Wort vor, son-
dern 1235 heisst es einfach wieder: Lasst uns einen Vertrag schliossen
und versöhne dich mit mir, worauf Theokl. antwortot: loh lasse allen
Groll gegen dich fahren, er iViogo empor in die Lüfte. Jetzt endlich
kommt, was wir schon nu<li 1231 erwarten musston. in 1237 die
Bitte nachgehinkt. Nun könnte man allerdings zunädist an eine In-
terpolation der beiden lästigen Verse 1235 und 123G denken, zumal
sie einen neuen Gedanken nicht einführen. Allein das Mittel ist zu
gewaltsam, besonders da der Ausdruck in V. 123G acht poetisch ge-
halten ist. L'nd nicht die Wiederholung desselben Gedankens bewirkt
den lästigen Eindruck der besprochenen Verse, sondern die unpassende
Stellung. Bei der überraschenden Neuheit des Vorschlages der He«
Muchrlfl f. d. 5ii«rr. Qymn. 1S73. IV. Iltfl. 17
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iiöllii^^ /ll li.iliiMi. rtii l»i.iinlii'M um .las .ft//./.(r/üi'~7i ..:.*•
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uytnni' iiini l»ii \ Mli l.iutiM .|;inn >«•: Ihr — . '.. - — . • -■--
t;u"li nliiu' Niil/iMi \Mii Ulli .111 'i'i iilVii wonii-n, Tj.i-.:. : .'"-::. -'?
n«'ulr;ii»'ii Ailu'i liM- in//n nun nynitnd' .-iin«! a-Iver* . .. .■'*. :'
ein iM'luaurli, iln ln«'i v ••III.miuiih'U j'.iMiM'liHVitiL'f i< ui.: ' . i-"
IJi'M'hr.inkuui'.i'u. ilu- llniii.inu 111 i'nnT AnnuTki.iiir Z". i*"- r"'*::
•J'Jll UnsiMiT 'l'l.ir'i.iir lii.H ht lliMlU /i/J.liitU .in/j.a *:;£ ". ' ''
»•li«*n lili irli ///> MI.'/.' <#»>/i' i(/in ni m k: /.Xniti^. FOi -it: .-.'.t.:-
«Ir^ fiil^riuli'n Vri. •• 1 I ••Uli' .il»ii|iil shluTi' Mni('Tnla"i ' .•• '•'-
iIitIiIimi /.((i h.i{ii( y \v"l unlii /u rnruluMi. Nimmt ü.-.l .. - '.'.
h'icliti'sti' V»»r;iuiliMi!ii': •■• .iIi-ti . /i'/ // nt au, >n isf li':/.'»'r7-
ihm.'Ii alr> \\<Mt»'ri» u.iImmi' I'.i' iiuiumu" /ii /.■'/// rj/// 711 fa^^en. v..'. —
wenJon «laniit «ii«' '»11 wii-il.'rlniljiMi .\iirul"un::«'n ili-r 'it"»tt«M' m«L: . *?
i»l»ji;cti\ als v«'1>?i'IiImIh'. smulriu aiu-li n.ich iIit si]l»j«*rtivtTi >c.:v il*.
«•bell \M»j4t«n iliivr Vi'ri;i«l»li«hk«Mi, Ir.iuriiri' lir/iMrlinci.
Hif)*.). hi»» .^cIih'iIhiu" iIi". Vi'i>r-: lu ui-v ytui uti im .'iJ-
Quvm vir yoninr ln-inhi auf CouiiMtiii v«mi M. Si(»p]ianus. dv' ij>
haiulMlirifUirlu' /./' iu //,• i.uiwaiiili'lli'. Sn Irli hl uuii «Ücm? Ai'iuit*rur.i:
aurh i^!. m» vMMiii^ sirh»'! i'1'ilnMul ' ic lui" hiiT. wo <icli >«"» vi^'.e
Mi^sln'hki'itrn ihiiuif MTiiiu-hn. hnni wi-i winl l>«'i iinlM'!a!:;rvi;or
L»'.*iiiii: i.]ii'<«T Vi'r<«' im« h «ia/u im Xi'ilanli' .Irr im t^o^•k^.*^^t^'n. ich
iii«'kIiii' <a'-:'«'ii jri*MliälKni;i.-ML'«'u . 'iiiiu' ir«*halli'U«»n \\«»rt(' ih-r l*i"S-
küirii uirht lia.^ tu mit ilriii /nuaih-i .-'.«'lu'Uih'u cJ// M'ilümlt.-n. ^tatt
all «'in llyiKM'iialuii kij mv .tuanna iii- yoninv zw «lonki'n. lUi:^
->iMm' I']nts(liiil«liiriin;j: ii"h nur in aurL'"i*r«'L''liT K'nli» lintiet, «li«» sit-h
jiiclit naeli «U-n stri-ntrstiMi I'^l'«'!!! iIim" «'••n^trurlinii rii-hiot. .S«»dai)ii,
H. Cron, KritiäcLes zu des Earipides Helena. 85S
die Möglichkeit des Hyperbaton zugestanden, was lesen wir dann
hier ? Bis zu der jetzt gegenwärtigen Zeit mnsste jene immerdar iu
deinem Hanse wohnen. Ein Widerspruch, wenn ich nicht irre, und
ein entbehrlicher, wenn auch nicht fiilscher, Pleonasmus. Das unbe-
grenzte ^ immer'* und die zeitliche Einschränkung auf den Termin
„bis zur gegenwärtigen Stunde" enthält den Widerspruch. Auch so
kann man denselben nicht wegräumen, dass man sagt aei bedeute
nur die ununterbrochene Dauer des Aufenthalts, die mit dem gegen-
wärtigen Augenblick allerdings ihr Ende erreicht habe, die aber bis
dahin doch eine fortwährende gewesen sei. Denn dies widerspricht
der historischen W\ihrheit, da Helena ja gar nicht von je her, son-
dern erst seit einem gewissen Zeitpunct in Aog}'pten ist. Ueberflüssig
aber ist das zu Tragovra gesetzte vvr. Ich denke ei entstand aus
ursprünglichem ov und viv ist Glossem zu nagovia XQOvov, das
ein urspi-üngliches d* elg verdrängte. Zu schreiben ist: ov fiiv yaQ
ael, Tov TtaQOvva d' lig xqovov \ y.Eivr^v KavoiTteiv aolöiv iv
öoitoig ixQ^,^'^
Ansbach. Heinr. Cron.
17
Zweite Abtheiluiig.
Litcrarisclio Anzeigen.
Äddenda lexicis Latinis. CoUegit, annotatione illasti*aYit C.
Paucker. Dorpati, 1872. pp. 104 u. 42 in 8. — Ladenpr. 2 Th.
Suhindenda lexicis Laiims a quinti potissimum p. C. seculi
scriptoribus coUegit C. Paucker (abe^edruckt im Bulletin de l'Aca-
demie des sciences de Öt. Petersboiir«». tüine III. p. 399-458)
Äddendorum lexicis Latinis Siibrrlirta. Colletifit C. Paucker.
Dorpati, 1872. pp. 32 und 28 (Programni zum 70. Jahrestag der
Universität Dorpat).
Herr Prof. Paucker, durch seine Schrift de Latin itate sniptorum
bist. Aug. melotemata ad apparatnm vocabuloriini spectantia (Dorpati
1870) als Arbeiter im Fache der latein. Lexicographie schon rühm-
lich bekannt, hat sich durch vorstehende Schriftwerke ein neues
Verdienst um die Kenutniss der Latinität der Grammatiker, spätem
Aerzte und Kirchenschrit'tstellor (denn aus diesen ist bei weitem die
grösste Anzahl der Zusätze entnommen) erworben. Ganz ausgebeutet
scheinen freilich nur die Aerzte zu sein, aus den Grammatikern und
Kirchenschj'iftstellevn hat sich «ier Hr. Verf. wo! nur die ihm bos«>n-
ders aufgefallenen Worter notiert, wie im Folgenden meine Zusätze
zu dem in obigen Schriften Gebotenen zeigen werden. In den zahl-
reichen Anmerkungen giebt der Verf. zu den als Zusätze im Text
gegebenen Wörtern entweder blos die Anzahl der übrigen von gleicher
Endung an (wobei er ält( re und neuere scheidet), oder er führt die
bei Späteren vorkommenden allo wortlich auf, wobei er noch manches
in keinem Wörterbache stehende Wort beibringt. Da obige Schriften
wol nur in die Hände Weniger komm«'n dürften, so wollen wir eine
Beihe der Zusätze unseni Lesern, und zwar nach den Endungen ge-
ordnet, vorführen und mit Zusätzen aus unseren Sammlungen be-
gleiten. Also: 1. Adjectiva auf r/r; commituu-, Ps. Kuiin. comm. in
Oseam 3 in. — dcficax, Facund. defens. trium capitul. 5, 2. — mag-
niloquaXy Intpr. Orig. in L*<ai. hom. 8, 2. Gloss. Labb. — praesagax^
Anecd. Helv. ed. Hagen, p. 74, 24. — vuniloquax^ Ps. Augustin,
C. Paucker, Addenda lex. Lat., ang. v. K. E. Georges, t6I
serm. 290, 2. — ventisonax, Anthol. Lat. 682, 7 R. — 2. Adjectiva
auf hundus: incundahundus, Eugar. consultat. Zacch. Christ, et
Apollonii phil. 1, 18. — ludifkahunus, Sidon. ep. 7, 14. — muta-
hundus, Petr. Chr}'solog. serin. 57. — rotabundus, Chalcid. comm.
in Tim. 15. — scrutabundus (Jina/Miiiov), ibid. 7. — ventilabun-
duSf ibid. 91. — Dazu noch (nicht bei Paucker): aurigabundus,
Jul. Val. rer. gest. Alex. 1, 17 ed. Paris. — baldbundus, Cypr. ep.
45, 3 (oves). — t^iabundus, Jul. Val. rer. gest. Alex. 3, 33 ed. Rom.
(Itin. Alex. 57 liest ed. Paris. visabunduSy welches auch zu notieren).
— 3. Adjectiva auf fer-, aseUifer, Anthol. Lat. 761, 57 ed. Riese.
(Cancer). — largifer, Drepan. Vulfino v. 5 (puteus). — nübifer^
passiv = von Wolken getragen, lectica nub., Ps. Augustin. serm.
180, 3. — sanctifcr^ spiritifer, templifer, Ignat. ep. ad Ephes. vers.
vet. 9. — 4. Adjectiva auf ger: anguiger, Anthol. Lat. 761, 57.
R. — cristiger, Anecd. Helv. p. 164, 15. — urniger, ibid. 616, 6.
— 5. Adjectiva auf icius: coacticius, Cassian. coli. 24, 26. Fulg.
Rusp. de quinque qnaest. 36. — gladiatoricius , Marc. Emp. 16
(herba). — 6. Adverbia auf im : adversim, Claud. Mam. de stat. anim.
1, 25, 2. — breviatim, Isid. de offic. occl. 2, 23, 5. — conceptimy
Chalcid. comm. in Tim. 337 (ut conc. dicatur). — faviUatimy Vere-
cund. in cant. Habac. 27. — figuratim, Intpr. Iren. 4, 10, 1. —
reversim, Mar. Victorin. adv. Arium 2, 11. — Ein Verzeichniss der
Adverbia auf im gibt (doch ohne Beleg) Mahne misc. 2 p. 92 sqq.
aus dem ich diejenigen nicht bei Paucker, Klotz, auch theil weise
nicht bei Georges stehenden, deren Fundorte ich nachzuweisen ver-
mag, hier anfüge: admcmbratim , Gloss. Labb. — anseratim,
Charis. p. 182, 22 K. — caesariatim, Gloss. Labb. — conflatim,
Gloss. Paris, ed. Hildebr. p. 67. no. 257. — copulatim, Diom. p. 407,
4 K. Gloss. Labb. Gloss. Paris, ed. Hildebr. p. 67. no. 257. — cm-
ticulnthn, Veget. 5, 2, 5. — didatim, Gloss. Paris, ed. H. p. 104.
no. 218 (wo ditatim). Isid. Gloss. p. 21 (6). ed. Graev. — disceptim,
Glcss. Labb. — enucleatim, Prise. 12. § 13. Thom. thes. prol. p.
42. — gcminntimy Diom. p. 407, 8 K. — mucronntim, Charis. p.
182, 5 K. — passcratim, Charis. p. 182, 22 K. — pvditcmptin,
Gloss. Labb. ; vgl. Gloss. Paris, cd. H. p. 335. no. 104. — rcpentim,
Glohs. Labb. — Dazu füge noch : altcrim, s. Ritschi zu Plaut. Pseud.
357. — glutinatim, Thom. thes. p. 259 und 264, 6 (glutinatim, i.
e. conjunctim). — perstrictim , Cassiod. inst. div. litt, praef. extr.
p. 509 od. Garet. ; expos. in psalm. 70 extr. — prolatatim, Diom.
p. 407, 6 K. — ui>natit}i, Cod. Theod. 1, 16, 12. — 7. Adjectiva
auf ifius: agnotinus, Diom. p. 388, 7 K. — capniUnus (= ca-
preolinus), PI. Val. 5, 36 (caro). — citriniis (== citreus). Firm. math.
2, 12 extr. (color). — coffscothms {av.oturo^), Lucif. de non parc.
p. 972 u. 990. — conacrprntinus, ibid. p. 1004. — curtalinus
(= cohortalinus), Paul. Nol. e]>. 22, 2. — gruinuH, Marc. Emp. 18
PI. Val. 5, 33. — herinus (= hesternus). PI. Val. 2, 30. — hysi-
dmuSy PI. Val. 5, 33. — ibicinus, PI. VaJ. 5, 45. — pecorinus, PI.
kr.t^vr.- . Mir--:, riz::. IC- .>.ii . — -■'■ -^^ ■» .*.: = ri-ir^ii-iäN Cüro-
r*'.y:. r:. M:!::::l- :. »MS «5^:2 . — :-'■ i-»''^o Nicir^'-.ir: . Seit.
P^.a/.i*. 14. 10. — i-v»i*<*t:*'"».'i;. r.. Vil j. ::•• ii^i-sL — iui/-
/^ii*»«^. •jTrz.-*. T:r. i..-.:. rrm«:. 10. ü i:^r3:r4 . — Düt: a-i^s
— ro^^«!»»«*. PriiiZ" L. Ter. »5. :-. j^i .>:x . — 7ii ;: .■r.n::i innr
mit .v.h'^. Lar/. :r. 'i^n L^u. -•^I^^r: i>ii Pi. Val. 1. 5?. ?rit- Plaoit.
54, 3 rp«ll:5i. — ^. A-ijr':::Ti i^:: *>•<.? tu: AiTcrbii i-i < '•••.■ 'j>.sv-
lutivu.i, [n:m. p. 337. l-> K. iv^r*-,! . S^r^. V:rz. Ae-. 10. j«. iii.
^ÄtalGsi. — flr'y«o^4^-?■^•'f. Chirli. r-. 114. ;:3 ::. r. 2o3. y K. D::m. p.
;Jf!^, 20 K. — adopto-^., II:;:. Irrn. 4. 20. 5. — 'zf'.x <*<r ?>. An-rcd.
H<iiv. p. 161, Li fori:!:- • — •/rif'<''if- •«?. D:ä::ii. p. 51. 7 K. .iah.
wol auch Invin. p. 417. 17 mit ei-:. co«:. Fans. 7530 zn irsen: adnu-
tativa; Ke.l mit Ojih -4ß a-inutiva». — oiritn-»i-^.. iHimaä. «irp. dub.
2, 6. — f;r/mitha, ae. f.. Paul. y.l. *p. 'Jo -ritr. 1 iazi Veget. mil.
2, 9 p. 43. 13 ed. Lani?. A^igii-tm. eaarr. in p-aizi. 34. ^erm. 1.
§ 12: virl. c-raitiva povr^tit-. Aar:=tir.. ep. :J2'>. 7 eiir.» — oyiw-
jtro»fi-.-'KUr. lio-iith. p. 51. 7 K. — «o»' '•'./' '»i*. Prl^^r. pru^rrs. 2. 6.
— Ufrpnlr^^tiKHfi. Ph-ei^d. -.. Ar:ian. 2". -- 'h:r--*j-ftirir^. I»i...in.
ji. 3;;6, 2. — irrlntnad'*', .V« r-n ai. Hör. .-p. 2. 2, 2:^. — rjrplan-
fifiUiHH, .Miir. Vi'';roiiri. Art. «/r. 1. 2. p. 4, 2-*^ K. — onyKftit'nus^
Vr\>(\. i:i. ^ i'l. — ifrOf'-nfjstat'J.irtiy, Vigil.Tap?. trinit. 7. p. 266.
— fncrriiOtn.H'tf Hieran, in Irh 38 in. Aiu.'t. pniedest. *^. 11. —
motlrnir, Chal'üd. coinm. in Tim. 222. Gi-'S-s. LiiM». — n* 'itsirus,
Mart. Cap. 6 § 504. Olo--?. LhM«. yf*nt'yit'(i'fto u>, I<i.l. i|uu. in
Levit. 2, 2 Mazu Aujruatin. c. iDen'iar. § 26 »?xtr. : c. Faust. »>. 0 in.
22, 17;. — pHrificfttint.i^ Kiifin. Ori;r. in iium. iK'in. 24, 1. — >aht~
tativus, Anecd. Helv. p. 243, 19 glos>. cod. Bi^rn. (casus, V..oativ).
Dazu: audh-uH, Diom. p. 417, 19 K. Dn>ith. p. 51, 10 K. Fi»itii-
nat. art. rliet. 3, 20 ed. Halm. — consr^niivus =: bejahend. IVinal.ad
Ter. Andr. 1, 2, 34. — diAimtativus^ auch Anecd. Helv. p. 161, 13.
— nuntiuptilirr^ Facund. Herrn, del. trium capil. 1.4. — vnravtivHS,
fjampr. Alf;x. Sev. 15. 3 ed. Peter, fs. George's HandwOrterb. Aufl. 6).
9. Adjectiva auf orhis und Adverbia auf orie: alh'ctofiu^^ PI.
Val. 4. 29 ''<;atapotia). — confpositorhis, Eu^5t. hoxaem. 1. 9. —
rofisuniwf/torltis, Eust. hf'XarMn. 2, 3. — contimitlntorius, ibid. 1.
7. n. <^ii»»>s. Labb. ■— ro)ttf}rtntoriu<, IjOo ej). 23. 1. — dispitistflurir.
Af-ron »i\ Um, S^it. 1, 10, l.'i. — ^Xfiffffcnttoiie^ Intrp. Orip. in
Malili. 1;M. — l'rustrfifnrif. Leo pp. 23, 2. — fflorificntorhis, Eust.
IiHxai'm. 4, 7 fvores). - lacnmatoriiis, Sext. Placit. 17, 1. — o^•^.»«-
tittnrir^ Eust. h(jxa«*m. 5, 6, — suhsann(ttnrfUi<^ Hieron. in lob 15
fs««rnii)j. — Dazu: afffTiurius und fahr icntor ins, Aujrustin de genes,
ad liU. § !(! viquadaui affoctoria et fabricatoria, wojedobh vielleicht
offectorla zu lenon ist). — (ipptUtorinH und rxinihorius , Dionys.
lixig. de crcat. honi. 31. — exsecutorius, August, c. litt. Petil. 3,
C Paudser, Addenda lex. Lat, ang. v. K. E. Georges, 2ffS
§ 29 extr. (potestas, G^tz. pot. jiidicaria). — purificatorius, Ambros.
enarr. in psalm. 118. serm. 16. § 22 extr.; hexacm. 2, 4. § 17.
Prosper, c. Collat. 15. § 2. - 10. Adjectiva auf osus und Adverbia
auf 05c; fifnpeciosus, Th. Prise. 1, 6 in lemm. — argumcvhiose^
Anecd. Helv. p. 55, 15. — brumosus, Isid. ord. creat. 6 (aer). Gloss
(8. Hildebr. zu Gloss. Paris ]>. 35. no. 55). — cacrnlosus^ Sodiil. op.
pasch. 3. p. 657. tom. 19 od. Migne. — cancro:>us, Sext. Placit. 11,
6(vulnera); 17, 21 (ulcera); dazu Veget. 6, 2H, 5 (vulnera). —
carcinosuSy Marc. Emp. 4 (ulcera). — conviviosCy August, serm.
126, 8 {dazu convitiosuSy Gloss. Paris. \). 79. no. 429). — dacff/losus,
Isid. 17,9,48. — dclicioscy Intpr. Orig. in Mattli.61. — dorsuosuSy
Sülin. 27, 3 ed. Momms. — effrduoi<Hif , PI. Val. praef. (wo Superl.).
— familiotius, Porphyr, ad. Hör. epod. 2, 65 (domus). — fvi-mcn-
tosus, Th. Prise, p. 4. f. 317(6). — ffctiosuSy Pjs. Cypr. de aleat. 7
exii". (nomen). — fovtcrotius (foctorosus), Zeno 1. tr. 15. 6 Ccada-
vera). — f'ocifföftSy Th. Prise. 1, 21 (dehilitatio). — furrulosus,
Apul. her)), 56." — (fibbosifSy Firm, niath. 3, 5, 6 u. 6, 8; 4, 4 ii.
ö. a. Isid. quae-st. in Levit. 13, 3. - htqnobosus, Ps. Cypr. sing,
der. 26 (convivatjonos, welcJies auch noch bei Klotz und Georges
fehlt). — hffr.st}fo,sii!>y Firm, niath. 8, 30 (coitus). — hflcnt/osus,
(Kuagr.) Zacch. et Apoll, consult. 1, 20 («Iah. auch vi« lloicht Schul.
Juven. 11, 15 intentiose, was dort codd. PS. habeu, richtig; Jahn
intensius). — hnurntosus^ Euchypp. vit. Severin. 20 (vocifeiatio)
libcntinsr^ Hist. Apollon. Tyr. 39. — niatcrtosnuy Th. Prij^o. 4. f.
317 (a) vd. Aid. — tnonnius (von mora), Cassian. coli. 17, 5 (reditus.
langsame, lancr aufgeschobene). — nauf raff osus, (M. >lani anim,
1, 1 (pelagus). Aeron. ad. Hör. op. 9, 31 ed. Hauth. — nibidosus,
Lucif. pro Alhana>. 1. p. 865 ed. Miguo (canes). — tainirostta^
Marc. Einp. 33 (Pliu. nat. Ivist. -ii). ^ 136 jetzt Jan und Dotl. rami-,
to.si>). — trf'r/ffirasHs^ t^rfrischend. Ps. Augustin. serm. 181 (amoe-
nitas). — saitcbmsus, (Hilar. Arelat.) carm. in genes. 7H7 (fnmes).
— yioftufosusy Gloss. LaM). {H^ntfodtiy) w. GiM. sap. 1, 14. — .sy>/-
ntsus. Isid. 17. 9, :> (herba). — Mahne misc. 2. p. 80 s<pi. giebt
auch ein Vorzeichniss aller ihm bekannter Adjertiva auf o.sus. von
denen die meisten, welche noch ni<:ht in den Lexicis stehen, theils
in (iloss. Labb.. in Isid. Gloss., in den Gloss. in den Gl.ass. auct. ed.
Mai tom. 3, 6 und 8 zu finden sind. Au>serdem: ninnsns, Variante
bei Apul. herb. 57 (58). — dut'mojuosus. Kuhn, rocogn. 3, 3 u. a.
Kerl. )s. yuiclierat Addend. lex. Lat.). — unntHurfosuSy Augustin.
>enn. 183. no. 3 e.l. Mai. llenediei. reg. 4. no. 39. Gloss. Labb. —
tjun't'lusNii, Porpliyr. ad Hör. carm. 3. 21, 2. ('assiod. var. 7, 14. —
rirluosusy Enger, l'nrmiil. s]»irit. p. 212 (rirituist\ (rruter inscr. 807,
3). — Dazu ri£()}>us, rixutfsfts. rixiwsc., Them. thes. p. 504. — 11.
Substautiva auf ns (4. Decl.): ap^jlaiisHS , Firm, niath. 1, 10. —
asscflaiuSy Th. Prise. 4. f. 314 (a) cd. Aid. — conqniJiius, //, M.
Victorin. adv. Arium 1, 45. — ■ confluxus, //, Cassian. coli. 12, 9.
— consectatuSy Dativ und Ablat., (Kulin.) comm. in Oseam 1. ad
284 C. Taucker, Addenda lex. Lat., ang. y. JT. E. Georges.
2, 5—7 und 14—17; ad 3, 1—15). — convolutus, GM. 1, 14
(convolutibus). — crepitatus, Dativ, (ßufin.) comm. in Joel. ad 2 v.
4 sqq. — denuntiatus, Dativ, (Eufin.) comm. in Amos. 2. ad c. 7,
4. — düapsuSj Flur., Eucher. formul. spirit. intell. 4. — dilecttis,
Non. p. 320, 18 ed. Merc. — efflatuSj Non. p. 308, 4 (aber schon
Sen. nat. quaest. 5, 14, 3 Acc. Plur.). — enuntiatus, w, Mar. Victorin.
art. gi-amm. 1, 7. — ezcituSy u, Apul. met. 6, 27 ed. Eyssenh. —
figuratus, m, Diom. p. 446, 14 K. — informntus, w, (Rufin.) comm.
in Jo§l. ad 2. v. 21—23. — luxatuSy Th. Prise. 4. f. 312 (a). —
ministratus, u, Paul. Nol. ep. 19, 5. —r mitigatus, m, Eufin. comm.
in Amos 1. ad 5. v. 16 sq. — palpatus, w, Vig. Taps. c. Eutych. 4,
22 (dazu Thom. thes. p. 427). — perceptus, w, Gl. Mam. anim. 1,
4. — perditus , Ps. Cypr. aleat. 6 ed. Hartel. — permixtus , w,
(Kufin.) comm. in Amos 1. ad 5. v. 7 sq. — primitivatus^ Kufin.
Orig. comm. in ep. ad Kom. 1, 6; in numer. hom. 3, 2 u. 4. — pri-
mogenituSy w, Anonym, (saec. V) de genealog. patriarch. tom. 59.
p. 523 ed. Migne. — proculcatus, Dativ, (Kufiu.) comm. in Amos.
1. ad 5, 1 sq. — raptafus, Chalcid. Tim. 18 u. comm. in Tim. 72.
— rcvrrsus, u, Mar. Victorin. ai-t. gramm. 3, 7. — sthnulatus, Ps.
Cypr. ad Vigil. 8. — reneratus, m, (Kufiu.) comm. in Oseam. 1. ad
c. 2. V. 5 sqq. — Dazu; actäus, u, Prise. 6. § 78 (et forsitan ideo
etiam acus ab acutu). — 12. Demiuutiva: admotntiuncula, Cassian.
collat. 18, 11. — anulhi = anilla (von auus), Prud. perist. 6, 149.
— hasHicula, Paul. Nol. ep. 32, 17. — campanolln^ Anecd. Helv.
p. 182, 29. — ckerculumy Marc. Emp. IG (auch Not. Tir. ]>. 112).
— conserruhis, Paul. Nol. ep. 22, 2. — cnntradictiuncnhiy Vigil.
Taps. c. Eutych. 5, 7. — cuairhitclla. PI. Val. 2, 30. — historiola.
Gild. Sap. praef. — hmncnluSy Marc. Emj). 30. — lurictda (von
X(xiQa?)j Ps. Eucher. in regg. comm. 3, 11. — manvipinlum, Paul.
Nol. ep. 15 extr. — medinhim, PL Val. 1, 64 (ovorum mediola). —
fiutrhuhis, Petr. Chr}'8ol. sorm. 62. — oblatinncula, Cassian incarn.
Chr. praef. — 'püsiiUulua, Marc. P^rap. 16. — platuln, PI. Val. 3, 1.
— posctila, Th. Pris. 1, 8. — prudenticulus, Auecd. Helv. p. 236,
29. —pustella, PI. Val. 3, 40; 4, 10. Sext. Placit. 5, 7; 7, 16,
jmstiUay PI. Val. 3, 31. — scripturula, Faust, ep. 6 p. 853 B. und
856 D. — spicella, Sext. Placit. 11. 14^ — surcilhis, PL Val. 2, 5
— icmpuscuhim, Porphyr, ad Hör. sat. 1, 4, 9. — tiHnt'olum, Vita
Hilar. Arelat. 19, wie iiiunbulum, Gloss. Labb. — turbuhis (von
turbo), Hist. Appollon. Tyr. 12. — raruluSy Marc. Emp. 8. — Dazu
(tcrcnsfu>fculnf (Inih^ifHa^ fj voam^), (tIoss. Labb. — aratiuncula,
Vulg. 1. regg. 18, 32 (aratiunculae duae). — arcella, Augustin. c.
Faust. 5, 5 (aurum in arcellis habere). — astulus (von astus, List),
Apul. met. 9, 1. — graifola, Thom. thes. p. 253. — grrgiculuSy
Augustin. ep. 93. no. 49 cxtr. — Jiorfatiunciila, Thom. thes. p. 273.
— hosticufuSy Not. Tir. p. 79. — ohicula, Thom. Thes. p. 402 (6).
— raniculus. Anal, gramm. ed. Endlicher p. 80. — rlxuUiy Henzen
inscr. 6187. Thom. thes. p. 504. — ripariolus, Gloss. Labb, —
C, Paucker, Addenda lex. Lai, ang. y. K, E. Gearges, 265
veneficiolum, Not. Tir. p. 134. — vitioliMu, Gloss. Labb. — 13.
Deponentia: admentiri, Intpr. Iren. 2. 30, 9 (commentiri auch
ibid. 3, 3, 3). — adopcrari. Solin. 2, § 26. — aesculari u. alogiari,
Dosith. p. 59. 1. K. — castrametari , Hieron. de situ et nom. loc.
Hebr. p. 218 ed. Vallars. Gloss. Labb. — causidimrL Dosith. p. 59,
7 K. — ciraimobversari, Intpr. Iren. 1, 13, 6 (circumobversantos
= 7C£QinoXiUoyT€g), — coauspicari, ibid. 5, 5, 1 (coauspicantes
= 7CQOOifuaK6u€VOi). — coinfantiari , ibid. 4, 38, 2. — cohifir~
mari, Intpr. Orig. in Matth. 72. — cougloriari, Isid. ord. creat. 15,
1. — contrartari, Th. Prise. 2. ehr. 1. — dcfiteri Verocund. in
cant. Azar. 5. — ddiciari, Kufin. Orig. in psalm. 36. Hom. 2, 6.
Yen. Fort. 11, 25, 2. — eludificariy Porphyr. adHor. ep. 2, 2, 215.
— exaporiarf, Itala ep. ad Cor. 2, 4, 8 ap. intpr. Orig. corani. in
ep. ad Roman, praef. — cxoperari , Gloss. Labb., exopcratuf^ , passiv,
Intpr. Orig. in Matth. 71. — imhecillari, Dosith. p. 60, 2 (Gloss.
Labb. aadbvio invecillor, d. i. imbecillor). — hifirmurf\ krank sein,
Vulg. Job. 4, 46; 6, 2 u. ö. a. Rufin. Orig. in psalm. 37, hom. 1, 2;
infirmans, siech, krank, Sulpic. Sev. vit. S. Mart. 18, 4 (vgl. übh.
Rönsch. Itala p. 370>. — ohsecundari, Lucifer de reg. apost. p. 802
ed. Migne. — ojiprobari. Exe. de idiom. cas. in Gramm. Lat. tom.
4. p. 567, 8 K. (opprobor tibi oveiäiuoj aoi), — pactuari. Exe. de
Const. Chi. Const. M. et all. impp. 49 (cui Thcodoricus pactuatus
est, ut etc.). — phanfasman, Intpr. Iren. 2, 28, 7. — postscquiy
Intpr. Origin. in Matth. 124. — rvcapitulari, Intpr. Iren. 3, 21, 9.
— reMerprctari , Genad. scrr. eccl. 11. — rhythmizari , Intpr.
Irfin. 2, 15, 3. — serehi, Propprt. 4. 3, 21. — s\ü)indigniiri, Max.
Taur. serm. 61. — suhpartiri, Intpr. Iron. 1, 15, 9. — ^upcrgra-
iulnri. Baruab. ep. vers. vft. 5. — tolkdari , Dosith. p. 61, 7. —
rerbosarü Ps. Augustin. .»^erm. 265, 3oii. 283, 1 u. a. Eccl. (s. ßönsch
Itala p. 171; davun mhosator. Them. thes. p. 72). — Dagegen
fehlen bei Pauckor aus Dosith. p. 58 bis 62 folgende: apinari (apinor,
ei/Minloyio, p. 58 not. er. 17 ox Charis.). — comitiari , cxtirnari^
fistuhiri . hiundari , iurgnri (auch oft in don Vulg., z. B. gen. 49.
23; exod. 17, 2 u. Amm. 27, 3, 14: aber Hör. sat. 2, 2. 100 i.st jur-
gatur das Passiv und Justin. 21, 5, 7 liest Jeep jurgare), inUingiari,
neifian', jdoslrart , prarfrngari ^ itrarsidiari , praestiginrl (auch
Gloss. Labb. p. 145, 6). rrgnlari, sffHtiftri, subsidiär iy fibichmri,
rrrtichian (= vortigiiiari ; vgl. Gloss. Labb.), rescari,Vi}\'\' rrscatus
au tu, — atitidf (auiictor. yttQtiicM.nncct), rvpvti (repetior, avad^yo-
uai), resdf Porf. (vosror, iQHpnaai, vestus sum). — df-hirgiri, —
Dazu: adjunuiy Vulg. gen. 50. 6 (adjuratus es). — admininihiri.
Augustin. c. Acad. 1. no. 21 oxtr. — argrotari, Fronto ad M. Caes.
1, 3 p. 5 N., wo nach Studoniunds Angabe (bei R. Klussmann Emen-
datt. Froton. p. 18 not. h) nach der Handschr. zu lesen: habe, nequo
doleo jam quicquam nee aegrotor (wo Studemund die Form aegi*otor,
die in den hier oben angeführten Depon. ihre zahlreichen Analogien
hat, nicht hätte anzweifeln j^ullon. Er liest acgroto). — anxiari, Vulg.
206 C. Patukerf Addeiida lex. Lai, ang. v. K. E, Georges.
psalm. 60, 3; 142, 4. Aroob. in psalm. 80. Gloss. Paris, ed. Hildebr.
p. 273. no. 228 (soUicitus, anxians). — arckitectonarl = künstle-
risch schaffen, Augustin. quaest. in exod. qu. 138. — campcstrari,
sich mit dem Eampfschurz (campestre) umgürten, Augustin. de napt.
ctconc. 2. § 52 extr. — contumclmri, Gloss. Labb. — depilari^
Prise. 18. § 287 (depilatus deos dccumas et deorum decumas). —
enictari, Gell. 17, 10, 13 od. Hertz. — /«/w»VaW, Vulg. eccl. 28, 6.
Rufin. Orig. in psalm. 3, 12. Gloss. Labb. — illudi, Tac. ann. 13,
17 (illusum esse cod. M. u. Nipp., illusum ire Draeger). — vaufra-
gari, Gloss. Labb. p. 119 (n). Not. Tiv. p. 131. — participari, ülp.
dig. 4, 4, 9. § 4 (si protiuni pai-ticipatus est). — rebdlari, Val.
Max. 9, 10, 1 (rebellatus). — sopharL Poeta Walthaii 1266; vgl.
Haase misc. 5, 25. — tcMperarL Lact. 7, 5, 12. — pryvfreri, Donat.
ad Ter. eun. 2, 3, 11 (senem perveritus).
Als Bcroichennig für die gramnuitis<hcn Formen haben wir
uns notioi*t : attarfus, us, im Nouiin. und Accus., Cl. Main. 1, 23
(asper attactus). Cassian. roll. 10, 16 (corporalom leminac attaciuni).
Aniob. jun. de deo trino 1, 0 (duaruin nianuum unum att:u:tuui); v^l.
ibid. 2, 20. — Ebenso prnrirttfuSy Th. Prise. 2. dir. \) (cum luima-
nior ]»raovoutu.s causariim arriserit). — Per ff. frifjni (von frigo?<co),
Augustin. serm. 135, 7. trfrifful (von rofri^esco), Augustin. serm.
03, 5. Marc. Emp. 36. PI. Val.' 2, ir>; 2, 29: 2, 30: 2, Wl rVoget.
4, 12, 1 Vulg. rclriguit, Schneider rclVixit), prrfr'ujui (von porfri-
gesco), PI. Val. 1, 57. (Dazu notiere man sich auch (iffithji von af-
l'ulgeo. Amin. 19, 10, 3 ed. Eyssenh.). — parrscitur, Cassio«!. in
psalm. 68, 17 (quoniam bonc generaliter pocuniosus pavoscitur). —
bihituii, auch Sext. Placit. 14, 13 (dazu bibiturus. auch Sulp. Sev.
dial. 1 |2J, 6, 5 ed. Halm.). — cs^/.s-, a, um (von edo. c».sson), Sext.
Placit. 11. 1 (vgl. comestu.«« von comedo). — fforituno-. Porj)!». ad
Ifor. carni. 2. 20. 5 mi. — /////w/V?/.'-', liustic. c. xVcopii. p. 11 SH und
1221 (dazu IN. t^ypr. <lo XU abus. saec 3. tom. 3. p. 155, 17 ed.
llartel. Gregor. .Magii. <'i». H, 24: 12, 8. u. htquin, Gregor, Tur. de
mii-ac. 5. Jul. 45. p. 882 B ed. Kuinart. ) — Für flie Syntax landen
wir: adjievi'v alqm alqa re, Aur. Vict. Caes. 21, 1 (incognita uiune-
rum spccie urbem adjiciens, wo vielleicht adli<'ions zu lesen). - rv-
pulare mit Iniinit., Solin. praef. 1. — yrquinrr ah[ani de alqa re,
CassiOfl. inst. div. libb. praef. (toni. 2 p. 509, a ed. Garet). —■ tunu-
dus mit Genetiv, Claud. Mam. auim. 2, 9, 1. — virjidus mit (Jenet.
ibid. 3, 9, 1, y»enes consilii vigi^los).
Als Zusätze und Berichtigungen zu Krebs Antibarbarns habe
ich gefunden: nnfrnnriashHus, der vorletzte, Maxim. Victorin. de
rat. metr. j). 218, 25 K. (antenovissimus pes hujus versus). - ap-
^dausHü, Firm. math. 1, 10. — ('xtiiatrniia, Cl. Man). 3, UK 2. Chalcid.
comm. in Plat. Tim. 2H3 u. a. Eccl. — dirtdor, Intpr. Iren. 3,
25, 1 (necesse est cognoscere suum directoremi. — hivalitudo, PI.
Val 1, 18 (dazu Thom. thes. p. 600, 1). - ffh'his (hibitus), Alcim.
Avit. carm. 3, 142. Ps. Eucher. c(»mm. in rcgg. 3, 20. — rotiona'
C. Paucker, Addenda lex. Lat., ang. v. K. E. Georges. t67
bilis, Cassiod. in psalm. 2 (tom. 2. p. 3, a, ed. Gai-et., Ggstz. irratio-
Tiabilis), nicht mehr bei CqIs.. Quint. u. Sen., wo wol auch de vit.
beat. 15, 5 ed. Haase (14, 1 Vulg.) rationalem (Haase noch ratio-
nabilem) mit cod. G. zu lesen; vgl. Spalding zu Quint. 2, 16, 16,
p. 371.
Für den Philologen von Fach durften, ausser vielen oben schon
angeführten, noch etwa folgende Zusätze von Interesse sein: ahlin'
gcrc, Marc. Emp. 8. — aäacqMitarc, Anm. 15, 13, 3. — adjuratio,
Diom. p. 391, 24 K. — aequisonatio , Boöth. de mus. 5, 12. —
amendarc = amandare, Amm. 18, 6, 18 Eyss. — anacUtos, Schol.
German. Amt. p. 57 cd. Buhle uz p. 399, 2 Eyss. (in)sella anaclito
sedons). — nrmator, armntrix, Prise, part. XII vers. Aen. § 16
(p. 463, 11 H.); vgl. „armator 67ihaTf]g^y Gloss. Labb. — arti-
graphia, Anecd. Helv. p. 174, 3. — histaciüy Acren. a<l Her. sat.
1, 6, 106 (vgl. Quicherat Add. lex. Lat. p. 26. a: Bisaccia vel
Bisacia, ae, /*. = bisaccium Gloss. Vat. in Class. auct. ed. Mai tom.
6. p. 533: mantica, bisacia. — ibid. tem. 7. p. 568: mantica. bar-
gila, bisaccia. — ibid. tom. 6. p. 511: bissacea, mantica. — Gloss.
Paris, bisacia, sai'cina, mantica). — calightarc, von den Augen, Marc
Emp. 8 (und so auch Ps. Cyi)r. de XII abus. saec. 2. p. 1 54, 2 ed.
llartel; vgl. Könsch Itala p. 154). — campanella, Anc'cd. Helv.
1». 182, 29. — carbonrits, Anthol. kit. 727. 20 od. Riese. — vir-
aimnimpcre, Dosith. p. 63, 10 K. — drcumsolvere, Dositli. p. 62,
27 K. — combivntio, Diom. p. 504, 5 K. (Plur.). — condrffcre,
Gargil. Mart. de arb. poniif. 2, 6. — coHdimenluria (n. pl.), subst.
Schol. Juven. 3, 293. — constNpyatio. Sulp. Sev. cp. 2, 11. - cor-
rrpiirc, Donat. ad Ter. adclph. 4, 2. 34. Gloss. Labb. — (orrigiumy
Nebcnf. von corrigia, Marc. Emp. 10 u. 15. — dcJionrstfts, Acren,
ad Hör. ep. 1, 17, 24. — dcnotahUis, Dosith. p. 55, 11 K. (p. 54,
lo vomplaudo tccuni u. p. 56, 2 genibus obroluians hat der Verf.
nicht notiert). — dhpmsatnrfr, Acron ad llnr. sat. 1, 10, 13. —
'hnfrhuUu8 (Adj.), Cat4) le<in. lib. 4 dist. 27 v. 264 ed. Zaruckr. —
duraiiHnlarv, Dositli. p. 64, 23. — dorsnosus. Solin 27, 3 M. —
dmpachtd, Schol. .luven. 13. 151. — cffiitiUs, Anecd. IIolv. \), 74,
16. rnuntiatio = jiroditio, Aur. Vict. Caes. 39, 46 (IMnr.). —
rxurium, Propert. 5 (4). 10. 6. — fabuhitio, Firm. math. 5. 9.
Arnnb. jun. in psalm. 118 (dazu Vulg. psalm. 118, 15; überall Plur.).
— flammifiuus, Anthol. Lat. 490, 19 1{. — /Ifj-ibiliffis, Solin. 52,
.^6 M. (P. Add. p. 29 falsch flexibilitor). — yamdla (l)cmin. von
i,Mmma), Anecd. Helv. p. 96. 3 (vgl.'p. 9.'). 15 wo Plur. von jramma).
— hircfgenn, Anthol. Lat. 682, 2 K. — homonyimis, a, um. Intpr.
Origin. in Matth. 11 (appellationes ; dazu Prise. 15. § 38 nomina).
- Hium, Marc. Emp. 36. ilium )sr/w\\ Exe. ex Charis p. 554, 17 K.
(p. 107 ed. Endlich). — incrptinis, Donat. ad. Ter. eun. 2, 3, 55;
ad adelph. 2, 1, 14 (dazu Diom. p. :UJ7, 2 K.). — Jepornrius,
subütv., Anthol. Lat. 761, 72 K. — Ugntor , Acron. ad Hör. sat. 1,
6, 121 ed. Hauth. — longunus. Anecd. Helv. p. 222, 3 (litterae).
808 C. Paudcer, Addenda lex. Lat., ang. y. K. E. Georges.
— longiarCy Diom. p. 505, 22 K. — histrhagu^, Anthol. Lat. 682,
IE. — malefidus, Amin. 30, 7, 8; 31, 10, 11. Rufin. Orig. in psalm.
36. hom. 3, 11 (dazuBoeth. cons. phil. 1, 1. v. 17). — nmnducare
= edcre. Marc. Emp. 13 sq. u. ö. a. PI. Val. 2, 17. Vulg. Isai. 7, 22
u. a. Eccl. — mortalitas, Sterblichkoit = Sterben, Clironogr. ed.
Momms. p. 64^ 2 (his imi)eratoribus magna mortalitas fuit). —
nigrogcmmcus , Solin. 22, UM. — normarr, Diom. p. 335. 7
(normabatur). — nutrificarc. Anecd. Holv. p. 282, 12 (inter nutrit
et nutrificat hoc interest. quod nutrit mulier, nutrificat nutrix). —
ominnlis, Dosith. p. 25, G K. (quaedam ominalia, riva de oiojvia'
tiTta), — omnhnode, Chalcid. Tim. 23 (aber schon Com. pall. ine.
27. p. 101 ed. Ribb.). — opificius, Apul. flor. 9 p. 10, 11 ed. Krueg. ;
opificus, Eust. hexai'm. 7, 1). — opistopraphia, Acron ad Hör. ep.
1, 20, 9, wo epistographiae epistolarum ; opidographum auch Acron
ad. Hör. ep. 1, 20, 12 und Porphyr, ad v. 10, wo epistograpba epi-
stolarum). — parfcrtitm. Chronogr. ed. Momms. p. 674, 4 u. p. 648,
25. — pcrcnVdAAs, PI. Val. 2, 29 (aqua). — pvrhumilis, Amm. 16,
10, 10 (schon in Gesneri thes.). — pvroffcndrre, Amm. 27, 1,4. —
peroptatris. Firm. math. 3, 10, 5 (gaudia). — perutiiiUr, PI. Val.
1, 55. — porisnia, BoiUh. cons. phil. 3, 10 (pros.). — portrsis =
portonsis, Chronogr. od. Momms. p. 637, 7, wo via portese; vgl.
montescs deos, Commod. instr. 21, 1; und Dianae Nomoresi, Orelli
inscr. 1455). — pravfascinnn,, Porphyr, ad Hör. epod. 8, 17. —
quotuslibet, Cl. Mam. anim. 1, 18, 3; 2, 3, 6. — quomodoHhct,
ibid. 1, 3. — rcpositorium =r anothy/j^, horreum, Acron. ad Hör.
sat. 1, 1, 53 (auch Augnstin. de opero monach. § 27. Isid. 15, 5, 8).
— ntiaculum bringt Hr. P. aus den Vulg. bei, unterscheidet aber
die Bedeutungen nicht. Es ist a) = Netz, Vulg. psalm. 140, 10
(auch Augustin. in psalm. 30. cnarr. 2. no. 10). b) = Gitter. Vulg.
exod. 38, 5 u. 39, 39. r») = Reif an e. Ornamente, Vulg. 3 ve^^.
7, 17; 2. paral. 4, 12; Jerem. 22, 52 sqq. — santjxiinatus^ Por-
phyr, ad Hör. opod. 17, 21 sq. (pauni). — sardinarius, Edict. Diocl.
5, 12 (vascellum). — snhirtce (= satirice), Porphyr, ad Hör. ep. 1,
15, 28 u. 2, 1, 11 ed. Hauth. (Pauly satirice). — i<nfuricos, Porphyr,
ad Hör. ep. 1, 18, 19 sq. — snxaUlis = saxeus, Solin. 10, 15
(nicht 5) M. — scmialphay Boeth. mnsic. 4. 3. p. 311, 16 ed. Priedl.
— semiuncialis (Variante semuncialis). Solin. 53, 27. — se2ftiqjlus.
Rufin. Orig. in num. hom. 23, 11 (auch Augustin cnarr. in psalm 8,
no. 16 in.). — s^rxcuptrx, Eucher. instr. 2. 15 (vgl. sextuplox, Gloss.
Labb.). — siliquastrcfisis , Anthol. Lat. 761, 46 R. — spiadator,
als Henker. Firm. math. 4, 4; 8, 26. Vulg. Marc, 6, 27. Hieron. ep.
1, 8. Augustin. sem. 307, 1 (dah. will Herr P. auch Sen. de ira. 1,
18, 4; bon. 3, 25. Tert. ad uxor. 2. 5. p. 691 od. Oehl. spiculator
statt speculator lesen). — sjfhtulentus, Solin. 46, 4M. — squi^
nanlium r= ayonav^iov, PI. Val. 2, 18 (dafür schoenoanthos =
axolvov (ivö^(h;y Veget. 2, 31, schoenanthos, Voget. 6, 13, 3, schoe-
neanthon, Th. Prise. 2 ehr. 13, schoinuanthos, Veget. 5, 39, 1,
C. Taucker^ Addenda lex. Lat., ang. v. £. K George«, ^6&
schoenuanthos, Pelagon. vet. p. 108, squinuanthos, Fall. 11, 14, 13,
verderbt schoematos, Pelagon. vet. 28. p. 95). — subcommuniSy
Diom. p. 301, 13 K. — subtus^ Präpos., Dosith. p. 42, 9 (subtus
lectum vjio ttjv yMrrjv, Dort auch lin. 17 subtra neben intra). —
suffercnter, Anecd. Helv. 213, 27. — susurna, Amm. 16, 5, 5. —
transpellcre, Schol. ad Gcrmanic. Arat. p. 48 od. Buhle (p. 389, 1
ed. Eyss., wo Partie, transpulsi). — triformiter, Diom. p. 335, 15
K. (ausserdem Argument, vet. in Matth. bei Quichcrat Add. lex. Lat.
in V. quaterdenarius). — unitCy Non. p. 542, 13Merc. (in v. Tapete).
— usucaptio =: usucapio, Acn»n ad Hör. ep. 2, 2, 162 ed. Hauth.
— variabllfs, Acron ad Hör. carm. 2, 6, 32. Boeth. arithm. 1, 1.
p. 8, 10 Fried!.; 2, 31. p. 123, 3 u. 124, 1 u. 2, 32. p. 125, 6. —
vcUtareSy substv., Amm. 19, 3, 1. — vespillWy Nobeuf. von vespillo,
Firm. math. 8, 28. — vigenns, Sing. Anthol. Lat. 741, lü (vigenam
quartam partem unciae). — Dazu gebe ich aus meinen Sammlungen
aus den Buchstubeu A u. B : abactor, Viehdieb , auch Cod. Just. 5,
17,8. §2.Cod.Theod. 9, 10, 3. — abaUcrutrum, von einander, Hygin.
de munit. castr. § 43 (dazu Lange S. 192^. — abltere (abbitere) auch
Lucil. 9, 27 ed. L. Mueller (vgl. Müller p. 225 sq.). — abrogatio
legis Oppiae, Val. Max. 9, 1, 3. - lulinsumo, Grat. Africani bei
Gell. 6 (7), 11, 9 (adinsumpsisti die codd.). — abnuentia criminis, Aur,
Augustin. de rhct. § 11 p. 144, 2 ed. Halm. — absconditio Adae a
facie domini, Augustin. aimot. in lob 7 in. — äbsidn^ Augustin. ep.
1, 23, 3 extr. (absidac gradatae). — absorbitio libidinis, das Ver-
schlungen werden von der Wollust, Augustin. serm. 162, 2. — ac-
cepior = accipiter, auch Cypr. ep. 60, 2 ed. Hartel. — accrbatio,
Cypr. ep. 45, 2 ed. Hartel. — acquisitor, Augustin. serm. 302, 7
(hujusvitaeaequisitoressunt). — «cw/>/W?ira, Stickerei, Caesar. Arelat.
reg. ad Virg. 42. — adduciio partium, Ggstz. extensio, Cael. Aur.
chron. 2, 1, 3. — admoderntor ^ Inscr. de l'Alg. ed. Renior. 2928
nach Buechelers Verb<'sserung in Jahn's Jahrbb. 77, 70 fg. — adun-
care, Paul. Diac. ex Fest p. 11, 8. Augustiu. enarr. in psalm. 102, 9
(aquilae pars rostri superior supra inferiorem aduncatur). — aörinus
(von aer) = himmelblau, oves, Tert. de cult. fem. 1, 8 (dazu Gehler
tom.l.p. 710). — aüromaiitiSy geomantiSj hydromantiSypyromantis,
Serv. Virg. Aen. 3, 395 (aus VarroV). — adfavere. Augustin. serm.
312, 2 extr. (malis suis). — acvlfivarc, Enn. ann. 404 nach Vahlen*s
Vermuthung im Rhein. Mus. 16, 576. — aginare, Petr. 61 ed. Buech.
— aZ6«<wdo, Sulp. Sev. chron. 1, 16, 5 ed. Halm (cod. Vat.) alcinus
(von alces), Anecd. Basil. ed. Kiossling (Basil. 1863). p. 5, 28
(cornua). — altifronSy Corp. iuscr. II. no. 2660 (cervom altifrontum
comua). — alyseidium {dh aeldtov , dlvaidiop), Lucr. 4, 1122 B.
(1130 L.), nach Haupts evidenter Vermuthung. — nmanuensis auch
Paul. sent. 3, 6, 70. — ambubeia , Form ambubaia jetzt Plin. nat.
bist. 1. ind. ad 20, 29 p. 44 ed. Detl. u. 20. § 73 ed. Detl. — am-
ndlis^ Inscr. Gsc. in Aiinal. dell* inst. arch. XXXI, 240 (navium mari-
oarom [et a]mnalium). — ampla , ae, f, ~ ausa, Serv. Virg. Aen,
270 V. Paucker, Addeiida lex. Lat., ung. v. K. E. Georges.
7, 796 und Amm., s. Vales. ad Amm. 21, 2, 1. Kiessling Jahn*s
Jahrhb. 103, 486. — ampliarc, Diom. p. 506, 7 K. — amputntrix,
Ambros. de interp. lob 2, 3 extr.; de lob et David 4, 3, 2 extr.
(vitioruui). — anasccua (cJraaxcn)), Isid. 2, 12, 1 sq., avascrua^
sticus (araaxetaanxot:) , Fortimat. art. rlict. 1, 13 ed. Halm. —
antecolumnmm^ Ps. Ascon. ad C^c. Von*. II, 1, 19, 51. p. 171 od.
Baitcr. — antlspcciare^ Gell. 9, 4, 6 ed. Hertz. ; vgl. Ritschi op. 2.
p. 558 sq. — apirocalua («yifcigoxaAos:), Gell. 11, 7, 7 cd. Hertz.
— appe^isiOf die Zu wägung, ubtr. =: l^eurtheilung , Augustin. op.
imperf. c. Julian. 2. c. 140 u. 142. — arvhipimtkus, Not. Tir. p. 79.
— apruffincuSy Apic. 7 § 267 ed. Schucli (^dali. auch wol Solin. 32.
§ 30 mit codd. TL. richtig). — aquihnius^ Ci»\ uat. deor. 2, 19, 50
(regio). Liv. 40, 58, 8 ed. Hertz, (regio). Solin. 9. § 8 (regio). —
arbitra bonorum ac maloruni, Sou. ep. 66, 35 ed. Haase. — archi-
posia (itqxinoaia), Porphyr, ad Hör. sat. 2, 2, 123. — arvuaiura,
Froutin. aqu. 5 cod. ('assin. — assrnitio scieuiiao , Augustiu. op.
imperf. c. Julian. 5. 1. — assonutio (im Plur.), Cassiod. in psalui 1
(tom. 2. p. 9, a, ed. Garet). — attentto (absol.) = Aufmerksamkeit,
auch Vulg. sap. 12, 22. Serv. Viig. Aeu. 2, 69. — auditns, Lehr-
vortrag, auch Lact. 4, 16, 15. — ausicrc, Compar., Vulg. 2. Mach.
14, 34 (austerius agcro cum alquo). — anramcutnm ^ X^ra^j/za,
Gloss. Labb. — harcibaUutH, etwa - dicke Nudel, Petron. 61 ed.
Buech. — arcrta, auch Edict. Diocl. 10, 1, dazu Mommsen S. 69. —
barbasculusy Gell. 15, 5. 3 ed. Hertz. — barnihu\ Petr. 67. ed.
Buech. (vielleicht nach M. Hertz Vermuthung nos barbulae, wir
Bärtchen ~ wir Männer). — batvnim, scherzhaftes Wort, Plaut. Epid.
1, 1, 86 cod Ambros.; s. Studemund im Hermes 1. p. 295. — bei-
Icaris pellis, Edict. Diocl. 8, 15 (nach Mommsen -■ pilcaris. Ob
vielleicht = vellearis v. vellus, eine Haut mit der AVollo?;. — bonc'
memorius, christL Inscr. in Inscr. ehret, de la Gaule 1. i>. 135; vgl.
Haase im Jouni. des Savans 1858. p. 90. — botrus {{ioTQvg}, Vulg.
deut. 32, 32. Hieron. ep. 108. no. 11: als Gestirn, Isid. de nat. rer.
26, 6. — bublarius (= bubularius) vicus, Gruter inscr. 621, 4 und
auf dem capitol. Stadtplan, s. Jordan Berl. Monatsberichte der Acad.
1867, S. 16 f. u. bubularius substv.. Testam. porcelli p 232, 4 ed.
Buech. (am Petron. ed. min. 2j , wo Haupt botularius nach Ver-
muthung liest. —
Interessant ist auch die in einigen Anmerkungen gegebene
Aufstellung derjenigen Wörter, welche Einem Schriftsteller allein
eigen sind oder wenigstens zuerst bei ihm vorkommen. So AdtUp. 77.
A. 61 die Wörter aus Solinus (wozu wir bemerken, dass aubfcrrarafu.^
auch Veget. miL 4, 2o oxtr. steht u. z. B. hiipvrbnUouUa die.^, 1.
§ 42 M. fehlt;, Add. p. 89. A 74 ans -Vmmianus (aber es fehlen
z. B, tibstnisf'ns, 28, 1, 49; fns.srsr(rr, 22, 13. 4 ed. Eyss. nach
Haupt's Conjectur; dciuiscrunfhia, 15, 2, 1 ed. Ey.«»s. [wo Lange
Emondatt. Amm. Dueren. 1867. p. 5 permiseraudus lesen will] ; />/-
2M?W(', Compar. inquietius, 15.. 5, 4; 27, 3, 2; der Positiv steht Vulg,
C. Pmicker, Addendu lex. liut., ang. v. K. E. Georges. 2T1
Thess. 3, 11 [aber S4»lin. :]() § 14 liest Mommsen getrennt in quiete] ;
scitatio, 18, 5, 1. [von Paiicker Subr. p. 19 noch aus Chalcid. in
Tim. 127 nachgewiesen], rostitare, 16, 4. 4; 26, 5, 9 ed. Eyss.). —
Add. p. 95 A. 80 aus Marcellus Emp. (aus dem eine ganze Keihe
neuer Belege zu bis jetzt als ana^ Ityofutva in den Lexicis aufge-
führten Wörteni beigebracht werden, z. ß. heniiosus, c. 33, [wozu
noch füge Acron et Porphyr, ad Hör. Sat. 1. 1, 105. Vulg. Levit.
21, 20], imJuhitaU\ c. 8 [wozu noch Liv. epit. 70: indub. absolutus
est], i>crfuwcu/MÄ, c. 4 [auch Pelagon. vet. 7. p. 39: pedunculi tres
humani ; und das. ; si equus pedunculos intestini habuerit] ; ramu-
sculus, c. 16 u. 26 [in eigentlicher Bedeutung auch Vulg. Isai. 18, 5.
Prob, bei Burni. zu Serv. ad Virg. georg. 1, 405. not. 47 = Schol.
Bernens. ed. Hagen, p. 720]; aber Cael. Aur. acut. 3, 16, 129 am
Ende von A. 80 steht Adv. onmifaiiam, nicht omnifarius , welches
Gloss. Labb. haben). — Add. p. 96 A. 81 aus Ohalcidius (wozu wir
bemerken, dass introgredi ausser Clialcid. Tim. 24 auch Vulg. 1 regg.
23. 7 ; 4. regg. 9, 34 und sonst noch viennal steht, uu«! contrarietas
ausser Chalcid. comm. in Tim. 284. 323. Cassian coli. 14, 3 auch
Serv. Virg. Aen. 1, 4 hat). — Add. p. 08. A. 83 aus Theod. Pris-
cianus (wozu wir nachtragen , ilass viridesccre auch Gregor. M. lob
30. § 80 extr. gelesen wird;. — Add. p. 103. A. 86 aus Firmicus
(wo es bei joculatio heissen niuss, V, 5, 7. p. 133 u. V, 6, 4. p. 136
und bei supputatio, Vitruv. 3, 1, 6 ed. Schneid. ; Naber hat super-
lationem). — Subr. p. 24. A. 17 aus Augustinus, bes. Substantiva
auf tor. An Substantiven auf tor und trix sind die Eccl. überhaupt so
reich, dass wir gegen 250 nachtragen konnten, welche noch in den
Lexicis fehlen.
Subind. p. 448 ff. giobt der Verf. eine übersichtliche Zusam-
menstelluug derjenigen als Zusätze gegebenen Wörter, welche dem
5. Jahrh. Uiicli Chr. nngeliören, «Ionen er in den Anmerkungen schon
bekan.ite und bisher noch unbokannte anreiht; wie er schon p. 430 ff.
A. 14 die Substantiva auf men und nientum zusammengestellt hat,
wobei er irrt, wenn er sagt: „sternu tarnen tum, Cic. sqq., sternumen-
tum, Pliu.", da jetzt Cic. de divin. 2, 40, 84 ed. Christ, sternumenta
steht und bei Cels. u. Plin. überall sternumeutum zu lesen ist, siehe
Daremberg Annot. crit. ad Cels. p. XVIII (ad p. 33, 2). Gronov zu Plin.
20, 17. § 189. Siliig zu Plin. 32. §28, welche bereits in meinem Hand-
würterbuche (Aufl. 6) unter sternutameutum angeführt worden sind.
Ob die von Herrn Paucker gegebenen Zusätze, namentlich die
aus den Eccl, alle in ein Handwöi-terbuch der Lat. Sprache aufzu-
nehmen sind, dürfte denn doch zweifelhaft sein; aber in einen The-
saurus totius Latinitiitis gi*lioreii *^ie .sicher und ein kleiner Theil steht
auch bereits (hier und da mit andern B«;legen) in der von Hrn. Prof.
I>e-Vit in Rum besorgten jieuen Ausgabe iles Forcellini (Prati 1858 ff.),
welche bis jetzt bis zu Unn. V. p. 28H ^Sacordotalis; getiiehen ist.
Möge Herr Prof. Paiu ker daher immerhin noch ein Spicilegium. wie
er Subr. p. 25 versprirht, rollen hisM«n.
Gotha, K. E. Georges,
Vii Saahe u, Schüler, Geschichte Nero's, ang. v. 0. Lorenz,
Dr. A. H. Kaabe, Geschichte und Bild von Nero nach den
Quollen bearbeitet. 1. 2. Hälfte. Utrecht. Kcmin und Zoon, 1872.
Hermann Schiller, Geschichte dos römischen Kaiserreichs
unter der Regierung des Nero. Berlin, Weidmann, 1872.
Fa.st gleichzeitig haben ciiihollfindisclier unddoutscherGelehiler
Nero's Geschichte zum Gegenstände der Forschung gewählt. Der Un-
terachied in den Resultaten der Untersuchungen und in Folge davon
die Verschiedenheit der Darstellung in Anordnung und Bourtheilung
der Dingo können nicht leicht grösser gedacht werden. Der hollän-
dische Gelehrte Herr Kaabo hat sich zwar vun vornherein eine be-
schränktere Aufgabe gestellt, als Herr Scliiller, aber es verhindert
dies nicht, dass man sich über eine Keilie von Fragen, nicht bloss
die Person Xero's betreuend, sundern audi was die Methode der
Quellenbehauillung anbelangt, zur Vergleichung herausgefordert .»^ieht.
Und zwar unwillkOhrlich. denn Herr liuabe nimmt einen so ausge-
sprochenen und consequeuten Standpunct g^'genüber der römischen
Uebcrlieferung ein, dass er wenigstens für den gegenwartigen Augen-
blick als der Repräsentant einer ganzen Richtung, eines methodischen
Princips betrachtet werden darf. Herr Schiller hat das Ruch Raabes
nach dem Krsclieineu der ersten Hälfte und l»evor noch seine um-
fangreichere und viel v« dl ständigere eigene Arbeit erschienen war.
einer pehr scharfen Kritik in den Heidelberger Jalirbüchern nuter-
zogen. Hierauf antwortete Herr Raabe in einem offenen Briefe an
Schiller, welcher der zweiten Hälfte des Ruiiies beigedruckt ist, in
französischer Spra<-he, weil Schiller dagegen gesprochen, dass sich
Herr Raabe des deutschen Idioms bei seinem Werke bedient habe,
dessen derselbe nicht ganz mächtig ist. Die Polemik ist so viel mir
bekannt und man niöchti« sagen glücklicherweise nicht fortgesetzt
worden. Sie liat durch das rasch folgende grosse Werk Schillers
jedenfalls den würdigsten Abschluss gefunden.
Schiller hat sein Werk seinem Mei^^er Theodor Monnnsen ge-
widmet; er sagt, dass er dessen Methode folgend, versucht habe die
Wege der römischen (feschichtsschn'ibung in die Kaiserzeit hinein
vorzubereiten. Wer >ich doiiiuaih znv.eilen neugierig die Frage vor-
gelegt hat, wie denn wol der (Jescliichtsebreiber der römischen Re-
publik den Uoberlielerungen des Kaiser! liums gegenüber sich ver-
halten werde, der kann an dem Ruchi» Sclullers sich einen Vorge-
schmack der (ieschielite der Kai.serzeit versriialfen, welche ilie Welt
immer noch vtin Mommsen erwarten darf. Weiiig>ten> wird man nicht
irre gehen, wenn man annimmt. da>^ Mnnimscu den Standpunct
Schillers gegenüber den (Quellen de.s St<dles durchaus billigen würde
und es versteht sich v(»n selbst, dass die freilich nur spärlichen Winke,
die Mommsen für historisrlu» Kritik «ler Geschichtschreilnvr der
Kaiserzeit in einer Anzahl kleinerer Abhandlungen gegeben, von
Schiller sorgfältig beachtet wurden. Man empfindet daher gleich bei
Saahe u. Sdiüler^ Geschichte Nero's, ang. ▼. 0. Lorenz. 87S
der Lectüi-e der ersten Seiten des Schiller'schen Werkes die ange-
nehme Buhe und Sicherheit einer Kritik, welcher der leidenschaftliche
Streit üher die GlaubwünlijLckeit des Tacitus — wenigstens in dem
Sinne, als ob man hierauf eine einfach bejahende oder verneinende
Antwort geben konnte — als ein überwundener Standpunct gelten
durfte: nnd gera«io nach dieser Seite betrachtet that es wol, einen
Mann sprechen zu hören, der ebensoweit entfernt ist von den dilet-
tantenhaften Angriffsgefechten, wie von den seminarmässigen Inter-
pretationsübungen, in welchen beiden Si>ecialitäten in der letzten
Zeit eine nur zu grosse Littt>ratur zu Tage gefordert woitlen ist. Indem
aus der kritischen Beurtheiluiig der alten Schriftsteller mit Noth wen-
digkeit die frappanten Stellungen der von ihnen geschildei-ten Kaiser
hervorgehen mussten, darf man heutzutage andererseits sagen, es
gehört ebensoviel Rettungslust und Eifer dazu, för ihre Wahrheits-
liebe nnd Treue einzustehen. Den Settungen des Nei-o stehen die
Rettungen des Tacitus gegenüber. Gerettet — so schien es fast —
müsste also unter allen Umstanden werden, wenn man von römischer
Kaisergeschichte zu s]irechen begann.
Mit Recht hobt Herr Raabe hervor, dass die Versuche Nero in
der Meinung der Menschheit zu rehabilitieren, nicht neu sind. Herr
Raabe konnte denen , welche in neuester Zeit sidi der undankbaren
Mühe unterzogen haben, die Menschen von der Vorstellung eines
Scheusals zu befreien, mit gutem Grunde die Originalität absprechen.
Bekanntlich hat sich schon Voltaire über die Autorität des Tacitus wie
über manche andere hinausgesetzt, Herr Raabe thut aber unrecht, wenn
er behauptet, dass die nun schon oft versuchten Vertheidigimgen der
von den alten Schriftstellern an den Pranger gestellten Persönlich-
keiten aus der moralischen Veikehrtheit solcher Zeiten , welche der
Neronischen ähnlich seien, entständen. In der That braucht man nicht
durch Insinuationen dicsi^r Art eine Sadie erklären zu wollen, welche
sich viel einfacher aus der i)sych«»logischen lieschaffenheit der Menschen
seilest ergibt. Herr Rjiabe hält es beinahe für einen Act besonderer
Bosheit, gerade die Schriftsteller des Kaisei-thums in ihren Erzählun-
gen zu bezweifeln, und er durfte, wie alle seine Vorgänger auf diesem
Gebiete, darauf hinweisen, dass kein einziger Bericht vorläge, welcher
die L^oberlieferung auf (innid eines gegeutheiligen Zeugenbeweises
umstürzen könnte. Allein bei dieser kritischen Betrachtung ist ein
Factor ausser Rechnung gesetzt , welcher sich nun einmal durchaus
nicht wegschaffen lässt. und der sich bewusst oder unbewusst immer
wieder in einem Masse geltend macht, dass man es als eine gelehrte
Pedanterie ansehen darf, denselben vornehm zu ignorieren. Jede Ueber-
lieferuug enthält ein undefmierbares inneres Moment, welches seine
Glaubwürdigkeit verbürgt oder aufliebt. Wenn Jemand mit einer ge-
wissenhaft scheinenden Kritik, vergnügt lächelnd, an die Untersu-
chung herantreten und lediglich auf seinem Schein, wie Shylock vor
dem Richter, bestehen wollte, so wüsste man nicht, warum ein sidcher
Kritiker nicht lieber die Tugenden der elfbausend Jungfrauen im An-
ZMtiiehrlft f, d. oitcrr. Gymn. 1P73. IV. Dcft. 18
t74 Biaabe u. Schiller, Geschichte Ndro's» ang. ?. 0. LormiB.
denken der Welt conserviert, da doch viel weniger Zeugen gegen die
Legenden dieser and anderer Heiligen bestehen, als gegen die Autori-
tät des Tacitus. Mit einem Worte darf man es sagen, und wir geste-
hen, dass uns die aufmerksame Leetüre des Buches von Herrn Baabe
hierin nicht irre gemacht, es gibt einen Punkt bei der Leetüre dieser
altrömischen Quellen der Kaiserzeit , wo der simple Zweifel ebenso
gerechtfertigt ist, als das sorgfaltigste Kreuzfeuer des Zeugenverhörs.
Es ist nichts gethan mit dem Yorwui-f der Willkür, der Subjectivi-
tät, des Mangels an wissenschaftlicher Strenge u. dgl. m. , womit
Herr Baabe die Gegner der Taciteischen Erzählungen einschüchtern
möchte, nur eines ist gewiss, dass allerdings auch auf diesem Gebiete
eine ungeordnete und liederliclio Zweifolsucht, willkürlicher Wider-
spruchsgeist von Verderben wäre, und schädlich ward.
So aber steht es mit des Tacitus Geschichtschreibung bekannt*
lieh nicht, dass nur freche Lust zu zweifeln an seiner Glaubwürdig-
keit rüttelte. Wenn jemand die Litteratur über Tacitus nach dieser
Seite hin schcmatisiei-te, so würde von solchen nur ein verschwinden-
des Häuflein bleiben, welche sich als strenggläubige, als wirklich or-
thodoxe Tacitus- Verehrer bezeichnen lassen. Alle übrigen sind mehr
oder weniger der Ketzerei vorfallen, und es macht einen in der That viel
frappanteren Eindruck heutigen Tags jemanden mit einer so unbeding-
ten Kettung des Tacitus debütieren zu sehen, als auf die meisten mit dem
Gegenstande vertrauten Gelehrten seinerzeit das Erscheinen von Stahrs
Tiberius gemacht haben dürfte. Wenn demnach Herr Baabe gekränkt
schien , dass die Heidelberger Jahrbücher gleichsam einen Gegensatz
zwischen seiner Forschung und demjenigen, was in Deutschland heute
als Aufgabe erscheint , bezeichneten , so müssen wir allerdings auch
von unserem Platze aus bemerken, dass Baabes Arbeit mehr geeignet
scheint eine Beihe methodischer Versuche zur Bettung des Tacitus
abzuschliessen , als eine neue Balm für die Geschichtsclu-eibung des
Nero zu eröffnen. Baabe ordnete den Stoff in 19 Capiteln nach den
hervorragendsten Momenten der Lebensgeschichte des Nero. Die
Frage, die jedesmal in den Vordergrund gestellt wird, ist die, ob der
Bericht des Tacitus Widerspruch in andern Quellen finde, oder nicht V
Wir wollen dabei absehen von der schon an und für sich nicht genug
gründlichen Voi-tiofung in die wichtigere Vorfrage nach den Quellen
der antiken Historiker, und bloss auf die Behandlung der uns erhal-
tenen abgeleiteten Berichte blicken. Allein auch hier wird sich nicht
verkennen lassen, dass der Autor oft holTnungslose Gefechte führt.
Wer kennt nicht die Geschichte der Ermordung von Non^s Mutter
mit dem ganzen des Bernaus vom Greifen von Monte Christo höchst
würdigen Apparat. Baabe beschäftigt sich mit einer wahrhaft ermü-
denden Gelehrsamkeit mit allen den Mitteln, Mordwerkzeugen und
Giften, welche bei der Ermordung Messalinas m Anwendung kommen
sollten. UeborGift und Gegengifte hatte er schon ein paar Capitel früher
gelehrte Auseinandersetzungen mit einem englischen Essayisten, der
beiläufig nach derselben Methode zu den entgegengesetztesten Besul-
f-
Saabe u. Scf^iUer, Geschichte Nero's, aug. v. 0. Lorenz» 875
taten gelangte. Alle diese Für und Wider bringen jedi>ch die Sache um
keinen Schritt vom Flecke. Sclilicsslicli ist man immer wieder da an-
gelangt, wovon man ausgioni^, wM diu Zweifel sind zwar nicht Ih3-
schwichtigt, aber Ireiiich oiu bündiger Gegenbeweis ist auch nicht
erbracht worden.
Herr Kaiibc nimmt manchmal in dieser oftenkundigen Notlage
der Kritik die Art ilieologischcr (»elehrten gegenüber der Hibel an.
Er ^<ucht uns auch moralisch im Ghiuben zu ätärken. Begreiflich ist
es zwar nicht, aber der scliwuclie Mensch soll sich nicht vermessen
über die Autorität lüuau^zuguhon. Nun wären dergleichen wolmei-
nende Lehren zwjxr gut, aber die Frage ist, ob nicht viele uui diesen
pR'is lieber ganz jiuf ein Wissen dieser Art verzichten möchten. Wer
die abejit^juerliclie Goschichte mit dem zerlegbaren Schifte als einen
Plan teufli-scher Erlindung dem Nero und seinem Kathgeber auch zu-
mutet, wird sich doch niemals über die von denselben Schriftstellern
erwähnte Thatsacho hinw«.»gsetzen können, dass der Einfall aus einem
Theaterstück stammte, und dass der römische Kaiser einen ungeheu-
erlichen Aiijjariit von der Bühne entlehnte — um den Muttormord
mittelst eines nicht zu entrathseliiden Geheimnisses sicher ausführen
zu können. Das also sollte ein (.leheimniss sein, was alle Menschen
vom Theater her gekannt haben? Fürwahr es ist die umgekehrte Ge-
schichte Hamlets, hier wir«! oben der Mörder durch das Schauspiel
cjitdeckt, ilurt will sich Nero dadurch vor Entdeckung sichern, dass
er das, was im Theater zu sehen war, nachahmen lässt.
Nienulls wird es möglich sein W^idersprüche dieser Art durch
äussere Autoritäten zu verdecken, sie werden sich immer wieder auf-
ilrängen, und man miisste es für ein wahres Unglück halten, wenn
sich der natürliche Menschenverstand solchen Ueberlieferungen ge-
genüber durch eine gelehrte kritische Formel einschläfern Hesse.
Dinge dieser Art und hun-iert ähnliche, welche die alten Schriftsteller
aus der Kai.serzeit olme W-iderspruch anderer uns erhaltener Quellen
berichten, nicht glauben zu dürfen, muss man als ein angebornes
Menschenrecht in Auspruch nehmen, und wir scheuen uns nicht, diess
einmal gegenüber den aufkommenden Phrasen von positiver Kritik
und ähnlichem ausdrücklich auszusi)rechen. Denn indem wir das der
Vernunft widersprechende als solches vorwerfen, oll neu wir keineswegs
dem subjectiven Belieben das Thor, wie die Vertheidigcr der Autoritäten
auf diesen historischen wie uuf andern Gebieten abmahnend zu klagen
pflegen. Es gibt eine Willkür, welche durch Maugel an üebung,
Schule und Erfjihrung freilich vieles verwirft, was die sorgfältige For-
schung wid zu schätzen weiss, aber nicht diese ist es, welche wir
meinen, wenn wir die Gesetze der Kritik nicht auf die mechanische
Zählung der Stimmen beschränkt wissen wollen. Die Vergleichung
und Zusammenstellung der Schriftsteller, wie sie eben schul massig
geübt zu werden pflegt, und wovon die Schrift Uaabes oiu, wenn auch
nicht nach Stil und Darstellung, so doch der Sache nach fleissiges
Exempel bietet, vermag bei der Tacitusfrago nicht weit fortzuhelfen.
IS*
im^f^^^fi^
— fc— t . I r »fc äiB
Hatibe u. Schüler, Geschichte Nero's, ang. v. 0. Lorenz» 277
Diesem üebelstande wird selbst durch das gute Register nicht
vollständig abgeholfen, welches übrigens einige Lücken hat (z. B.
Thrasea).
Auf den antiquarischen rechtshistorischen und litterarischeu
Untersuchungen beruht das Hauptgewicht der Arbeit Schillers.
Anders dagegen verhält es sich mit den Theilen , wo die politische
und persönliche Geschichte der Zeit behandelt wird. Indem das Quel-
lenmaterial hier kaum mehr als ausreichend betrachtet werden durfte,
um zu dem zu gelangen, was wir mit Kaabe Geschichte und Bild
Nero's nennen möchten, verliess Schiller auch die gebräuchliche Dar-
stellungsweise und zog es vor die Form der Jahrbücher für seine
Untersuchungen zu wählen. Der Geschichtschreiber sichert sich hie-
durch ohne Zweifel am besten gegen jeden zu weit gehenden Prag-
matismus. Die annalistische Darstellung, welche eine Reihe von
Thatsachen in ihrer einfachsten Gestalt festzustellen gestattet, muss
als nächste Aufgabe der Forschung fQr diese unsichere Periode gel-
ten, denn der Fehler aller bisherigen Geschichte der Kaiserzeit lag
ohne Zweifel in der übereilten Beui-theilung der Personen, bevor man
auch nur einen Versuch gemacht hatte die Thatsachen objectiv und
jede für sich zu erörtern. Es ist also auch in dieser Beziehung durch
die Arbeit Schillers ein grosser Fortschritt bezeichnet. Wenn es über-
haupt eine Methode gibt , um aus dem Chaos der historiographischen
Leidenschaften herauszukommen, so ist es diese. Wir wollen das gerne
anerkennen und freuen uns einen Anfang rein objectiver Feststellungen
<les Thatbestandes gemacht zu schon. Es war dadurch wenigstens
eine Anzahl von Puncten bis zu einem hohen Grade von Sicherheit
zu bringen. Das vielbesprochene Capitoi des Brandes von Rom ist
auf diese Weise über die persönlichen Anklagen hinausgehoben und
in allen seinen Umständen klar und vei-ständlich geworden. Zu ebenso
objectiver Einsicht wird man durch die Untersuchungen über die
Opposition gegen Nero geführt. Der Verfasser widmete diesem Ge-
genstande einen besonderen Abschnitt, der zu den besten und inte-
ressantesten Partien des Buches zu zählen sein wird.
Freilich aber lässt sich nicht verkennen, dass schon mit diesem
Versuche der ganz neutrale Boden einer Feststellung des objectiven
Thatbestandes überschritten ist. Indem sich vor den Augen des
Lcsoi*s die Persönlichkeiten in ihrem Thun und Wollen zu bestimmten
Parteien gnippicren, indem die Menschen in den Motiven und Absich-
ten ihrer Handlungen charakterisiert werden, wird die Darstellung doch
schon in einem Masse von der vorgezeichnoten Auffassung der Quellen
und insbesondere von dem die übrigen Schriftsteller soweit überflü-
gelnden Tacitus abhängig, dass man nicht mehr bestimmt behaupten
könnte, der Gcschichtschreiber stehe hier über der herkömmlichen
Tradition, wenn auch die Augen, mit denen der heutige, unbefangen,
die Opposition im kaiserlichen Rom betrachtet, andere sein mögen,
als die iles verführerisch geistreichen Römers. Um nun nach dieser
Seite hin einen freiereu Blick sich zu sichem , gibt Schiller in <^'*'
S78 Baabe u, ScMüer, Geschichte Nero's, 'smg, ▼. 0. LorenM,
Einlöitung seines Werkes einen Bericht über die Quellen, denen ge-
genüber er eine bestimmte Stellung notwendig einnehmen muss.
Zwei Puncte sind es insbesondere, »ieren Feststollung die Auf-
fassung des Tacitus bestimmt. Der Nachweis der Vernachlässigung
jeglicher archivalischer Forschung und des Mangels an ernster Kritik
erscheint am geeignetsten die Angaben des römischen Autors auf ihr
Mass zu bringen. Darnach hat man wenigstens im allgemeinen eine
gewisse Handhabe, um sich der zudringlichen Leidenschaftlichkeit
der die Opposition verherrlichenden Geschichtschreiber Koms zu er-
wehren. Zu einer bis in's einzelne vordringenden Feststellung der
verschiedenen Quellen, oder gar zur Erkenntniss der Natur dieser letz-
teren zu gelangen, diese Hoffnung dai*f man als beseitigt betrachten
and es ist ohne Zweifel erfreulich, dass die neueste Schule ein für
allemal dai-auf verzichtet durch Speculationen aller Art über den Cha-
rakter der von Tacitus benutzten zweifelhaften Bücher klar zu werden.
Vielleicht war der Misbrauch, den man mit der an und fQr sich recht
ansicheren Idee der Existenz von Memoiren getrieben hat, der Tropfen,
welcher das volle Fass der Conjecturen überlaufen machte. Die rö-
mische Litteraturgeschichte gibt wenigstens nicht viel mehr feste An-
haltspunkte für den Charakter und die Existenz der Älemoiren Messa-
linas, als für den Bestand von historischen Komanen nach der Art
von Louise Mühlbach und Eugen Sue. Bis dergleichen nicht littei-ar-
historisch sichergestellt ist, bleibt oben nichts übrig, als den alten
Oeschichtschreibern mit euier gewissen conservativen Schonung zu be-
gegnen, ohne jedoch das Vei-ti-auen auf das eigene Schi uss vormögen
über das, was möglich und unmöglich ist, aufzugeben. Ob aber bei
diesem Stande der Quellen, insbesondere was die an Denkmälern an-
derer als schriftstellerischer Art vergleiclisweise arme Zeit Nero's
betrifft,eine wirkliche und wahre i>olitische und persönliche Geschichte
überhaupt möglich sei, ob man sich nicht vielmehr mit der überraschend
reichen Ausbeute antiquarischer Kenntniss der Kaiserzeit begnügen
müsse, darüber mögen wir urtheilen, wenn es einem Stärkeren gelungen
sein wird, die Frage zu beantwoiien. Soviel ist gewiss, je mehr
der Stoff für andere Partieen der politischen Geschichte im Wachsen
begriffen ist, und je höher der Begiift", den man über Sicherheit in
der Geschichtswissenschaft gewinnt, steigt, desto schwieriger wird es
werden Vertrauen für eine Geschichte der Kaiserzeit zu erwecken.
Darin sind wii* aber mit Herrn Schiller vollständig einvei-standen,
dass der Weg der Conjocturalkritik nach rier einen und der andern
Seite der „Kettungen" hin, als vollstäTidig verloren zu betrachten ist
und dass eine Methode und Si>eculationen , wie die sind, welche in
letzter Zeit so zahlreich anfgetreton, feste üeber/eugungen nimniftr-
mohr begründen werden. Der Boden für die Erkenntniss der allge-
meinen Erscheinungen des römischen Keichos ist nur durch Dotailar-
beitcn über Institutionen und Verhältnisse auf staatlichem und so-
cialem Gebiete zu gewinnen, wie sie in Mommsens Richtung in der
vorliegenden trefflichen Arbeit begrüsst werden müssen.
Wien. OttokarLoronz.
2>. MMer, Geschichte d. deutschen Volkes, oDg. ▼. 0. Lorenz, S79
Prof. Dr. David Müller, Geschichte des deutschen Volkes in
knrzgefasster übersichtlicher Darstellung, zum Gebrauch an höheren
Unterrichtsanstalteu und zur SelbstbeleTirun^. 3. verb. luid bis 1871
vervollständigte Autlage. 1Ö71. Berlin, Fr. Vahlcn.
Wenn das vorliegendo Buch, dessen erste Auflage bereits im
Jahre 1864 erschienen ist, in derZtsclift. f. d. österr. Gymnasien bis-
her nicht entsprechend gewürdigt wurde, so dürfte diess dem Um-
stände zuzuschreiben sein, dass deutsche Geschichte in nnserm Lelu*-
plan nicht im besnuderu behandelt erscheint und daher das Bodürfniss
nach einem Lehrbuche für diesen GegcnsUmd nicht in erster Linie
hervortritt. Trotzdem muss aber bei der innigen Verwandtschaft
deutscher und östeiToichischer Geschichte die Schul- und Unterrichts-
litteratur für das erstei-e Gebiet sorgfaltig im Auge behalten werden,
und es sollte in den Lehrer- und Schülerbibliotheken kein Mangel an
guten Unterrichtsbüchem für deutsche Geschichte sein, um soweniger,
als die meisten Werke, welche unter dem Namen osteiToichischer Ge-
schichte im Gebrauche sind, ausserordentlich mangelhaft sind. Ein
entsprechender Unterricht über österreichische Geschichte wird überall
nur mit Zuhilfenahme von Schul werken über deutsche Geschichte ge-
leitet werden können und wir müssen daher den Professoren des
Faches dringend empfehlen, sich mit guten Büchern dieser Richtung
bei dem vorgeschriebenen Untemchte über österreichische Geschichte
zu versehen.
Das vorliegende Buch darf man zu den besten dieser Art zahlen
und es erlullt in vorzüglichem Masse gerade die Zwecke, welche für
den Gymnasialunterricht entscheidend sind. Es hat gleicli bei seinem
Erscheinen durch die sorgfältige Auswahl culturgeschiclitl icher That-
sachen und durch die Aufnahme der wichtigsten, das geistige Leben
der Nation charakterisierenden Momente der Geschichte sich zahlreiche
Freunde erworben ; in Bezug auf Uebersichtlichkeit der politischen
Ereignisse wetteifert es bei sehr eingehendem Detail mit manchem
umfangreichen Werke. Wir können nicht untersuchen , ob dasselbe
auf iler Unterrichti>.stufe, für welche es in den preussischen Gymna-
sien bestimmt ist, nicht etwa allzu hohe Anforderungen an den Schüler
stellt; sicherlich aber kann es in der Hand eines guten Lehrers auch
schon für Knaben von 12 — 14 Jahren recht nutzbar genuwht worden.
In den Österreich isohen Gymnasien könnte das Buch ohnehin nur als
Hilfsbuch für die ol)ereu Classen dienen und würde sicli daher die
Frage der Scliwierigkeit veilialtnissmiissig noch günstig(.<r gestalten.
Da es einen ungen\ein grossen Keichtlmm von StoÜ' entliiilt , so hat
Heir Müller schon selbst darauf hingewiesen, dass er es niciit darauf
abgesehen habe, das Gedächtniss der Schüler durch eine vollständige
Aufnahme des ganzen Inhalts zu überbürden. Höchst auerkennens-
werth ist es aber, dass der Verlauf der Local- und Landesgeschichten
neben der Reichsgeschichte nirgends vernachlässigt erscheint, und
dass es daher möglich ist mit Bücksicht auf die HeimatsverhultnissQ
i's,'. r ; i .:. jni-iti Ti»t.lr I»'i:;ii*:i'-ir L- :: ':»?i:i;.^^. w-Vi *i dann
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£'i:.--i iri A-:i.ii- 11^ -r7.. ::.;-.i'.">l "^«r Ni-iir^. ::-* :.»:b. nur eine
'»!-' ;-T V :.:r..:ii" -ri'r.jr-. i/.z:li..:.i i..? ir::: ErT-ii.?tie:n der
Cr--*.: i. :!■:-£.- i.iTTi i >--z:-:r>i. >ii::: ?>!:ri iir r-r^'biliohen
^-r--. :r.:ZTC :-r i-ri: Iv-rT'*:: .2: : '.J'riiri Perl •:■■ ±: Z^-sanmen-
Äii-rTrr. T.:rl rü ::: ii- BrT:i';*.*rL- ir: -Tiir-*::: rir ::-rStea wich-
Tfs'*-. A'-^!!.-..*:^ irr ■:-r-:?«::.rz •>r'-:bi':b.:r. j:: irn L.*:'i :iis«?Lst lie
.'^klri V^:-.:.:-_-i^ 1^7 i-i:;z-r. WtI: :rr:a-rn . rizrlirrs s«.«Ilte.
Vi I,LL i-i-i.- i-r': Z-; -ir-^iiri irir '.r-i-r-il:.'- -rrs-ii-riri 5^:2. Man
zjb' i'-^: Ai-i :.^ S>.ir 7.^1 rre^r- i-rrr Fri-f::!:--!!*. Le ^i-rh für die
a:a.l »s'-: Prr.:':-r .1 Er-i-'-i:-«! lir.z-: eir-^r'r":: T-Jl:. j:? ■izr'r^reiiiohen
•jrr'.iiT- :_-i-T: Trm.rir:.. W^rin ^-r: nui l: 1:: E:-:-."he der
r*x;.-v-l:: :.-.;.-- Er.:*, k-rl.-.r irr \r^ r-::h55:Iz::?.-:.-::i L'eberge-
»i.±>. .'i-rr =..!:'-r".h:*re :•:.■: L?«uiL-i:-..L-j Ki->.ir Z^^iiurch würde
eine "•'.•r^n.i:n:r:r V-r-yvll""^ zlrioh b-i -irz: Tivl fir -Ilt Peri«>le
erJTr'ii':. '^r :jr'£rz.-sirr,2 i!- r:wi-- :■" f- .:1-lj :i5 '>< «nrii-sbar er-
kLcI". -1: iiir: -vi:': -r".>7. i-ob j2i Eni-* ■:-■? '."2:err::2:f unver-
iT.i-rr-rr'xiii'ei ■::•:: i-rr. •".r.irikTr: ifr Prrl.i^. ^^•?r iie jafkom-
ner^i-r:. Iit*.: .'i-iri irr Kri .b--: '.Ir-zirz -. 5. w.. i.j in ieni vorlie-
^ridr.. r;-.:.r z. f.i:ri -:;.:. •■.■:"rr:rü:j-;r. UEi?. :ä5? iurJi üe saohire-
=Arr< r.-Lrii.-'.i? r.:.r:?r:. ■:r-:.*rz-i-:hL-.i3?:n iT-jiJ^.^eirareteQ Sinne
•i-T'-li^.^ in P,4*.Ir TT.-. r"-r«i»"^-
I- r:ii.;.ri X.- irr^a P.-r.::«e:. wire tiie A'^irr^ Fass-in^ -ie.s
W:r.li.-v^ r. T-i-.-'-h-r.^Trrii. ^»b auf >. lo? iie Anspielcns? auf
•Lr Tr .:'rl.--. ir:7r 'irr Mi-::rL^l:rr> < uiu- Ke:.:L:r:i?? li'irriir: scher und
ccr--: .:_-.:. .-.-.ir:.- Vrr:.ll:i'5?e r-?'?.: vrrsrA :;-:•: n werirn kinn. ni'Vhten
•»:7 :....'.-. -•r..i:.r:. -.irr v-riiriiirn. Dai:oc«?3 s-ii;:«? ebeaia^elbat die
•r.'^.v-.r V.;-v.. .:..^ 77. irr S:rl!i:r.j G ■::nie'Is von B.>uillon als
K.-r ..> .: v i'-y ■. • •'- • >■•";;.-. ::.'r: iiri .k^rwi^^s-^u Stin. E:-e::^> erwartete
r:.ir. :...•.•. -.. >: :--. -. -.. F;-r:.ii:*ri ^ils Veni !;<:.»!:»■: :"> t?. Kreuzzugs
*.:.'<rr.. r. >. . 'r-.'.. />-. irm Abschi-i:: '.:* vi M^u::-.5- uui Ritter-
:■;-'. » .. ;.v . . '::*'.. ^...-..\j ■;rrLi>:or::cU>vr füi- •ir'.t^-.'hoC.'löni'saiion
-m -i .' .r". /' .1 .:..: -.:. j-i^ip Worei. vr^iViir.: w^rieii.
r. J^:/./ 1..:' ;> ir-'.-rhen S:üd:»^ wAi»? ei'- i.r.:re:e$ Beispiel,
e-.Wfi -•..-*- - ' . .-/ .. - • v; . r::.-. iletailiner av.szäführrii. /.lid i:i»^ran eleich-
öaci :.r •vi-;-.ry:.-i.-.r ---.kTraphi^ijh g'euaiivr :.u veiiV-l^ea gewesen,
w.ifirfri -.',:* .r.'.-. :rr *--tO?"ii':he. rheini^-'he und dt^r nordostliche.
aÄ».liiifir.h'. Z-^ i-'. -i^^üti-chen LeWns hä't-? ;tii<»*hauli«:h niai.'hen las-
2). Müller, Gescbicbte d. deutschen Volkes, aug. v. 0. XrorcN«. 281
sen. Warum unter den ländlichen rcichsfreien Gemeinwesen S. 123
neben den Friesen nicht auch die Schweizer oder wenigstens Uri so-
gleich genannt wurden, ist nicht abzusehen. Die Gründung Königs-
bergs durch König Ottokar II. hätten wir lieber unter die sagenhaften
oder wenigstens zweifelhaften Thatsachen verbannt gesehen , wogegen
dieMarchfeldschlacht heute wol schonziemlich allgemein als Schlacht
bei Dümkrut bezeichnet zu werden pflegt; denn das Marchfeld ist
gar zu unbegrenzt und stimmt nicht genau mit dem Locale der
Schlacht, wenn man die engere kartographische Bezeichnung für das-
selbe vindiciert. — Die Bedeutung des Geleitsbriefes für Johann Hus
S. 139 durfte nach den nun vorliegenden Forschungen und Verglei-
chungen mit andern Pässen etwas abzuschwächen sein, — Für Ber-
thold von Mainz wünscht man dringend einige gewichtigere Worte
zur wolverdienteu Erinnerung an den Regenerator des Reiches zu
lesen, wogegen S. 144 die Stellung Maximilians zur Reichsreform weder
zutreffend bezeichnet, noch die letztere überhaupt genügend erör-
tert wird.
Dagegen ist die Darstellung der Territorien und ihrer Geschichte
eine in Anbetracht des Raumes, auf wolclion dieser Tlieil zu beschrän-
ken war, höchst gelungene Leistung. Gerade durch diese Zusammen-
stellung kann das Buch jedem, der sich auf der Schule einmal damit
befreundet hat, ein wei-thes Nachschlage- und Hilfsbuch filr das Leben
bleiben. Dabei fehlt es den genealogischen und geographischen Mit-
theilungen nicht an einer erfreulichen Lebendigkeit der Schilderung
und manchem glücklich gewählten Vers.
Was die neuere und neueste Geschichte anbelangt, so wäre auf
Karls V. Project seinen Sohn Philipp zum Kaiser zu machen, auf das
Zerwürfniss zwischen den luibsburgischen Brüdern und überhaupt auf
die grosse Verschiedenheit der Politik beider Linien aufmerksam zu
machen gewesen. Bei der Narh folge frage nach dem zu erwartenden
Tode Matthias ist der wichtigen und geraile in die pfälzischen und
jülichschen Verwickelungen eingreifenden si^anischen Ansprüche und der
daraus entstehenden Verpflichtungen Ferdinands II. gar nicht gedacht
worden. Auch das, was die maritime Politik der Habsburger genannt
worden ist, tritt in den Ostseekämpfen zu wenig während iles 30jäh-
rigen Krieges hervor. ~ Von der Annäherung Russlands an Oester-
reich im Jahre 174G zu sprechen, reicht heute zum Verständniss des
siebenjährigen Krieges nicht mehr hin, es ist unentbehrlich das Ver-
tragsverliältniss näher zu kennzeichnen.
Alle diese Bemerkungen sollen indoss nicht als Tadel dem ge-
genüber gelten , was in David Müllers Buche geleistet ist, sondern
nur den Wunsch ausdrucken, dass da und dort vielleicht noch durch
eine schärfere Formulierung des einen und des andern Satzes das wahre
Sachverhältniss noch deutlicher und prägnanter hervortreten konnte.
Wer da weiss, wie schwer es ist hei historischer Darstellung kurz zu
sein und wie viel lei«:hter sich auf einer Seite auszulassen , wo dem
Schüler nur ein Satz, vielleicht ein Wort zugemesseii werden darf,
88S A Hahn, Altlioch deutsche Grammatik, anj. v. W. Scheret.
der niril auch v«u vornherein äheiTon^ sein, da&s GOchcr itieser Art
nur durch immer neue Verbosiseningen inr Vollkommenheit gebracht
werden. Indem wir zuvci-eichtlich erwarten , dass dpm vorliegenden
Werke noch viele eolche Verliesserungen zn bringen bestimmt sein
wird, wie es denn die grösste Verbreitung verdient, mochten wir auch
unsererseits ein Scherftein fQi neue Auflagen beitragen.
Zum Schlüsse wollen wir auch noch die Frage stellen, ob es
nicht zweckmässig wäre in den Seitenüberschriften die Jahreszahlen
in fotterSchrift zu gehen, und »h nicht hervorragende PersoneuDamen
als Wegweiser neben den Paragraphen vielleicht als Marginalboieich-
nungen anzusetzen wfiren.
Wien. 0. Lorenz.
Schriften zur deutschen Grammalik.
K. A. Hahn's, Althochdeutsche Grramniatik. Nebst einigen
I.esestücten und einam Glossar. Mit Röcksieht auf dio Fortflchritto
der Wisaensehaft bearbeitet von Adalbort Jeitteles. Dritte vielfach
vurÜDdertti und vermehrte AuUuge. Prag, Teinpsky. IH7U. XV und
132 S. — 1 fl. 30 kr.
Die althoch de utsclie Gramuiatik von Hahn leistete von vornher-
ein nicht das, was man seiner mhd. Grammatik und seiner Auswahl
aas ülfilas nachrnbmen darf. Sie war kein praktisches Schulbuch,
die sklavische Abhängigkeit von Jacob Grimm stiftete darin Unheil,
und der Verfasser war in keiner Weise ausgeröstet, den schwierigen
Stoff zu bewältigen. Die erste Ausgabe kam 1852 heraus; die 1843
erschienenen vortrefilicheu „Iteiträge zur 'ieutschen Grammatik' von
Theodor Jacohi waren darin nicht benutzt und dadurch allein schon
gewisse Partien im Dunkel gelassen, welche ohne Höhe hätten klar,
durchschaubur und in ihrer geaetz massigen Begründung aufgeEt«[lt
werden kCunen.
Eine Bearbeitung des Buches fand eine daukbare Aufgabe vor:
d, h. sie konnte alles von Gniiid auf neu machen und unter einer
schon bekannten Firma wichtige Fortachritte der Wissenschaft, mit
selbstgewonucnen vermehrt, in bequemer Form dem deutschen Dni-
versitätsuuterrichte zuführen. Daia musste sie freilich in die rechten.
Bände gelegt werden, • l'nd das war leider uicht der Fall.
Die zweite Aufiage erschien 1866 „bearbeitet von Adalbort
Jeitteles", hierauf 187Ü unter etwas pomphaft erweitertem Titel die
„dritte vielfach veränderte und vermehrte Auflage", „mit Rflcksieht
auf die Fortschritte der Wissenschaft bearbeitet", von demselben Uerra
Adalbert Jeittelea. Die Fortschritte der Wissenschaft mDssen nicht
gross gewesen sein zwischeu 1806 und 1870. wenn man darauf voa
dem Unterschiede dieser beiden Ausgaben schliessan soll. Oder war
J
JL Bahn, Althochdeiitsche Grammatik, aog. v. 1^. Sckerer. t8t
Tielleicht des Bearbeitci-s Wille und Fähigkeit zu gering, um sie auf-
zufassen und zu verwerthen?
Fassen wir einmal den ci-stcn Abschnitt der Lautlehre, den Yo-
calismus, ius Auge. Dieser war bekanntlich bei Hahn dadurch ent-
stellt, dass er die von Jacob Grimm in der Geschichte der deutschen
Sprache vorgetragene Vocaltheorie ohne weiteres acceptierte, ohne
alle Kucksicht auf das, was besonnene sprachvergleichende Methode
dagegen einzuwenden hatte. Seitdem sind nun die Anschauungen der
Linguistik durch Schleichers Compendium so sehr Gemeingut gewor-
den, dass man ohne Unbilligkeit auch Herrn Jeitteles einige Kenntniss
derselben zumuthen darf. Keine Spur davon. Noch immer wii-d d aof
ia, i auf ui zuj-ückgeführt, und ein flüchtiger Einfall Jacob Grimms
dergestalt auf Jahre hinaus denen, die altdeutsch lernen, immer wieder
beigebracht.
Ueber 6 hatte Hahn die Bemerkung, in Bildungen, Ableitungen
und Flexionen deute es auf den Diphthong i«a zurück (auch dies aus
Grimms Vocaltheorie in der Geschichte d. d. Spr.) ; wo dieser Fall
auch in Wui*zeln vorkomme, müsse es für eine diaJectische Beson-
derheit angesehen werden. Vollständig ausser Acht gelassen also,
dass t/, mit dem gothischen übcreinstimineud, die ältere Form dieses
Diphthongs ist, und allen mlid. Dialecten ursprünglich gemein, und
dass hieraus erst iw und un geworden sind.
Herr Jeittelos behält das in der zweiten Ausgabe wörtlich bei,
indem er Hahns citatloses Boisidel „/»r für l'uor'* durch zwei mit Ci-
taten versehene Beispiele ersetzt. Er fügt aber noch einen eigenen Ar-
tikel über ua, ho hinzu, worin er die Geschichte d. d. Sprache anführt
und gothisches 6 zwar nicht auf an nach Grimm, sondern ganz sinn-
los — denn Jacob Grirams Grundgedanke war: Combinationon der
reinen Kürzen n i it als Kei'u aller Längen und Diphthonge — auf
HO zurückführt und dabei noch feierlich die grössere Alterthümlich-
keit des Althochdeutschftn lifegenüber dem Gothischen betheuert —
ahnungslos, dass das Gothisch«; in diesem Puncte mit den verwandten
Sprachen übereinstimmt und d:uss das 6 eine Färbung des u ist und
dass diesK sich begreifen lagst und in einem weiteren grossen Zusam-
menhange von Krscheinungoii steht, während das „ursprüngliche" i«f,
vollends uo, in «ler Luft schwebt.
Herr Jeitteles fährt fort: „Was das ?<« betrifft, so haben es jene
bair.-fränkischeu Donkmäler, die auch in für io zeigen, z. B. überall
der Ütfrid, ebenso die meist oii in alemannischer Mundart geschrie-
benen Quellen der vornotkorischen Zeit.** Der Ausdruck „bairisch-
f ränkisch" ist kostbar. Woun (?r iiberhaupt einen Sinn haben soll,
so kann er nur sasjen wnlh'u: jono fränkis^'lie Dialectnuance , die
mit dem Bairiscben verwandt ist. hii.'sn hat aber gerade nicht uu
und nicht /Vf. sDiidurn no uncl io. Und otfrid gehört nicht ihr, son-
dern dem Südfrankischen an, das dem Alemannischen näher steht.
Ueber alle diese Dialectverhältnisse zu orientieren, beiläudg, ist dem
184 A. Mahn, Altfaochdeatscbe Grammatik, ang. r. IT. Sckerer.
Verfasser gar nicht eingefallen. Was denkt sich als<D ein Anfanger
unter .,bairisch-frankisch'*.
Herr Jeitteles schliesst , nach einer richtigen Bemerkung über
Schwanken zwischen ho und na im Wei^senb. Katechismus, mit den
Worten: .Im Tatian und Xntker ist no durchgedrungen.'" Durchge-
drungen ! In der Dialectnuance, welcher der Tatian angehört^ war na
nie vorhanden.
Das Ganze nun in der dritten Auflage wörtlich beibehalten, nur
dass das überall (.überall der Otfrid") in allenthalben geän-
dert und ans dem ursprünglichen im (recte wi nach Grimms Mei-
nung) durch Druckfehler no geworden ist. Ausserdem Folgendes hin-
zugefügt: „Beide Formen, wi un-l »/o, erleiden übrigens schon frühe
die Schwächung in u^, die in verschiedenen Quellen mit jenen vollen
Formen wechselt. Vgl. z. B. z*: tnmnr K. 29. 37. 41; stHen Mosp.
V. 2b. ^ Die Bemerkung an sich ist richtig, obwohl keineswegs neu,
die Beispiele sind falsch: turnn^ ?toht fxir tuoffie^ (wicfihe, d,h. durch
einen seltsamen mir noch nicht klaren Voi-gang wird das zweite Ele-
ment in uOj na durch den darauf folgenden Flexionsvocal verdrangt ;
stuen im Musp. aber entspricht dem gothischen sföjnn und. wie man
auch sonst darül>er denken mag. jo<IeufalIs ist n lang und e gehört
der Flexion. — L'nd auf seine neuem Beispiele? ist Herr Jeitteles so
stolz: „Annicht wenigen Stellen gelang es — sagt er in der Vorrede
— die Belege zu den grammatischen Lehren passend zu vermehren
nder statt aus Graft' oder Grimm geschopflei- Citate s».'lche aus den
Quellen hinzuzuthim.** Merkwürdige Weltanschauung! Es ist wirklich
ganz gleichgiltig, woher in einer Grammatik für Anfanger die Bei-
spiele genommen werden. — man kann si»» auch, wenn man sie
II US Graff oder Grimm hat. nachher in den Quell on nachschlagen, —
(las einzige, worauf es ankommt, ist das< diese Beispiele richtig
seien. Das aber wäre ein sehr grosses Ver-lienst, das sich Herr
Jeitteles so leicht hätte erwerben können, wenn in einem solchen
Buche das ganze im Graff aufgespeicherte Material ordentlich, sauber
und übei-sichtlich vorgelegt würde.
Ich habe früher wol manchmal Hahns ahd. Grammatik mei-
nen Zuhörern empfohlen. Das geschah, weil ich selbst die erste
Ausgilbe als Lernender in der Hand gehabt und viel benutzt, und
weil ich mir die neuen Auflagen nie recht angesehen hatte. Ich
bereue das jetzt aufrichtig. Das Buch gehört zu den schlech-
testen, die mir vt>rgekomuien siuii. Es ist ganz un-
brauchbar, und für den Anfänger geradezu schädlich.
Damit es nicht den Anschein hat, als ob ich zu rasch ein
so verwerfendes Urteil ffille, will ich das Bündchen zwar nicht
durchcorrigieren, aber doch noch einiges zur Charakteristik desselben
anführen. Und damit dem Leser und mir die Sache nicht zu lang-
weilig werde, sei es mir erlaubt, einige selbständige Beiträge zur
ahd. Grammatik einzuflechten, welche diesem oder jenem vielleicht
willkommen sein mögen.
iL Hahn, Althochdeutsche Grammatik, ang. ▼. W. Scherer, 285
S. 2, Z. 11 oin sehi* simistörcnder Druckfehler: s tatt c,
ai nicht 'vorzugsweise almannisch' wie Herr Jeittoles aus
Weinhold's baier. Grammatik S. 717 lernen konnte.
au ou. Das ganze Gerede über die einzelnen Denkmäler, in
denen dieses oder jenes oder beide stehen, ist überflüssig und ver-
wirrend. Dagegen was man erwartet, dass au (wie af) ältere Form,
ou (wie ei) jüngere Form ist, wird nirgends gesagt, dass eine Zeit
lang Schwanken herrscht, würde sich dai*aus von selbst ergeben haben.
S. 3 ia soll *durch Zusammenstoss zweier Silben nach Abfall
dazwischen stehender Consonanten* entstanden sein. Ueber die sog.
reduplicierenden Vcrba, welche hier als Beispiele erwähnt werden,
s. unten. „Aber auch in andern Fällen*' — fahrt der Verfasser
fort — „z. B. in miafa (gotli. misdo)^ fiar (goth. fidror) 0. I.
19, 23."* Ich bitto, wo sind denn in mkdö die zwei dui-ch Con-
sonanton getrennten und durch deren Wegfall zusammengeflossenen
Silben ? Nach des Verfassers Rccept müssten wir statt goth. misdo
ahd. mio erwarten. Und das fiar mit dorn feierlichen Citat aus
Otfrid. Da wäre es doch besser gewesen, GrafF 4, 671 aufzuschla-
gen und zu lernen, dass die Formen f'cor fior ficr die gewöhnlichen
sind und in Otfrids fitir der Diphtli. ia gerade so für io steht,
wie sonst.
in entweder Diphthon^j: oder Umlaut von ü. Nach vernünftiger
Methode würde zuerst der ursprüngliche, von Umlauten unberührte
Vucalstand des Ahd. hingestellt und dann erst die Veränderungen
in späteren Jahrhunderten nachgetragen sein. Ein so unpädagogischer
MissgriiT wäre natürlich Hahn nicht begegnet, diese Neuerung blieb
Herrn Jeittel es vorbehalten. Und für in als Diphthong fuhrt er glück-
lich ausser hiuiia lautei Beispiele an, in denen das /u auffallen muss :
iiuf\ sinh, diup : man erwartet überall /V>, welches denn auch neben
iu vorkommt. Wenn daini das iu inpUuiru durch Zusammenziehung
aus goth. hliggva entstanden sein soll, so ist das bekanntlich nicht
wahr, sondern hliggva steht für blivra, und das iuin dem Worte ver-
dankt vielmehr dem nachfolgenden w sein Dasein.
e „als Verdichtung vtm ia provinzielle Eigenheit.** Weder Ver-
dichtung von ia noch provinzielle Eigenheit : e erscheint ganz allge-
mein in den ältesten Denkmälern, daraus ist ia jüngere Diphthongi-
rung durch die Mittelstufe von ra, welche S. 5 als „Spielart" von ia
aufgefühit wird.
Ich beflnde mich noch immer auf den zwei ersten Seiten.
Ich kann in dieser Ausführlichkeit natürlich nicht fortfahren.
S. 5. „«/ Diphthongirung von o, z. B. aigi für egt. Es ist nach-
gewiesen, dass aigi vielmehr die älteste Form mit der ältesten Ge-
stalt des Umlautes für agi ist.
„rto für ua, uo.^ Dieser P'all ist von Weinhold Bair. S. 74
ausfuhrlich belegt, vgl. auch Denkmäler zu LIV, 17, Pfeiffer, For-
schung und Kritik 2, 34. Es wäre aber wohl einer ausführlicheren
Untersuchung werth. Wenn im 8. und 9. Jahrh. gaot für goat guoi,
MO A. Hahn, Althochdcutscho Grammatik, ang. v. W, Scherer.
«
resp. got, steht, so entspricht das im 10. — 12. Juhrh. einem gout
für guot Und dieses kommt thatsiichlich vor, gerade auch im Be-
reich des baierischen Dialectes wie jenes uo, AVcnii in den Monum.
Germ. Cburat durch Cuanrat aufgelöst wird, so liabcii wir das oft
tadeln hören. Aber es fragt, sich, ob mit Kocht. Auch in den ^Denk-
mälern*' ist regelmässig überliefertes o als un dargestellt. Aber die
Uoberlieforung gewahrt daneben nitj z. B.XC, lii) ff rouhcduy XCI, 14
gouthUchi. Und so bin ich bedenklich, ob hier nicht eine wirkliche
charakteristisrhe Lautgostaltung v(»rschnell vorwischt wuide. Beson-
ders da nach Öchineller Mundarten Baicrns S. 77 ^an den nord-
lir.hen Zuflüssen der Donau*" noch lieiite on herrscht: honch, hlond,^
broiider. Vgl. das nach AVeigand südwettorauische bnncli Denkm.
zu XXXIII, F, 68. Auch das von Hahn nachgewiesene oi für wo,
dem sicli das nach Siliincllcr a. a. 0. spessartischc iti in goid, hloid^
hroider vergleicht, gehurt Ijiidier. Anders WeinhcjM Bair. S. 103 f.
Die ganze Kategorie der „Siiielarton" bei Hahn- Jcitteles taugt
nichts. Es handelt sich darum, für jeden dieser Vocale und Diph-
thongen die richtige Stelle in «ler Geschichte und daruach im Sy-
stem des ahd. Vocalismus zu linden : nc ist nur andere Schreibung
für f; ai iix aigi gehört nuter „Umlaut" (vgl. Ahho luv Aribo
Haupt Zs. XI. 44 ?j; ao ist in der Regel Mittelstufe für die Mö-
nophthongierung des au zu r>, im Hildebrandsliod Uwe von einem
Schreiber gesetzt, der zwischen dem niedord. 6 und dem hoclid. ati^ou
nicht sicher zu wählen wusste; ca Mittelstufe der Diphthongierung
des ^ (zu cft, ia); vi für c {cinü, chig'd) gehört vieMeicht unter
^Umlaut** und ist dann jenem ni in aigi gleichzuachten, zur Gesch.
d. d. Spr. S. 144; co ältere Form, wofür später //>; ic für i, f
bei Nütker gehört in das Capitel «ConsonanteinÜüsse auf beuach-
bai-te Vocale," das man fi-eilich hier vergebens suclit; oa Ueber-
gangsform, die zwischen 6 und uo, un liegt. Die Diphth. cu und
m erfordern eine besondere Betrachtung.
Für i'ti unterscheidet Hahn „zweifachen Gebrauch*' : 1. „für
iu z. B. CHwih für iutrfh^: das ist die ältere Form des aus au
durch Färbung des a zu c und i hervorgegangenen Diphthongs;
2. „eine Art Umlaut des au z. B. ftrmcidhu für fniuwidha*^ : diese
Schreibung ist nicht richtig, es muss heissen: frewidhn für /Va-
widha. Und damit ist die Sache erklärt. Es handelt sich nicht um
einen Umlaut des Diphthongs au, der in dem Worte damals kaum
schon existierte, sondern um einen Umlaut des n. Bekanntlich ist
die Lautverbindung (aiv) ow sjiäter zu (auw) ouw geworden, sofern
sie nicht früher schon sich zu dir gewandelt hatte. Jener Umlaut
gehört in eine Zeit, in welcher das kurze n noch unangetastet war:
ouw hat erst veihältnissmässig spät den Umlaut öuw erhalten.
Für das ui statt iu hätte man bei Weinhold Bair. S. 109
melir Beiego erwartet. Diejenigen, die er gibt, sind zum Theil
nicht bairisch, sondern ans dem mitteldeutschen Theil der Vorauer
Handschrift entnommen. Dio Aussprache tl für m muss so alt sein, als
Ä. Hahfif Althochdeutsche Grammatik, ang. ▼. TT. ScAerer. t87
die Bezeichnung des Umlautes von ü durch iu, denn dieser Umlaut
kann nie anders als ü gelautet haben. Vielleicht aber ist das ui
ein Beweis, dass sich iu auf dem Wege zu ü befand. War etwa
die Aussprache iü gebräuchlich, so konnte das Sprachgefühl unsicher
werden, welclier der beiden akustisch wenig verschiedenen Bestand-
theile des Diphthongs vorausgieng und welcher nachfolgte. Es ist
auch zu beachten, diiss die Mehi-zalil der Fälle Namen sind, deren
erstes Compositionsglied Luip und Liut: l aber attrahiert den dum-
pfen Laut, zur Gesch. d. d. Spr. 31. In mitteldeutschen Quellen dage-
gen sucht sich reines Sprachgefühl gegen das mundaitliche i% zu
wehren, verkennt nur die richtige Stelle des /.
Ob aber das Woi-t fair hierhergehört, möchte ich bezweifeln.
Die Schreibung scheint weiter verbreitet, als sonst der Laut ul, Dass
es im Weissonburger Katechismus Z. lOU steht, habe ich mich selbst
überzeugt. Auch im Tatian kommt es vor, nicht ausnahmslos, aber
nur in diesem Worto (Sievors S. 47). Das Muspilli hat siuh piutit
kitrmfit nrUugan, aber (Müllenhoffs Altd. Sprachproben 1871)
Z. 11. 24 fuir, Z. 60 vnh'u, Z. 63 sogar migir. Die ältesten ahd.
Sprachquellen, Vocab. S. Galli und Gl. Kcr. gewähren ebenfalls /u/r.
Dieses setze ich dahur unbedenklich als ursprüngliche Form an, aber
nicht fuir mit dem Diphthongen ///, sondern fn^ir, (f^Jir) fngir;
das fyur des Isidor und der Frugm. theot. mag den Uebergang bilden
EU f'iur, welches in allen germanischen Sprachen (mit Ausnahme des
goüiischen) der Form des Wortes zu Grunde liegt. Also eine Bil-
dung aus der AVurzcl pu mittelst des Suffixes ira. Letzteres ist
aber für ir eingetreten wie griech. riviQ (Cui-tius Etym. 260) zeigt.
Daneben jn-Q- Bildung mit blossem r? Eins bleibt auffallend;
ilass ir ohne Gunierung des Wurzel vocals angetreten ist. Haben
wir etwa im Germauischen von vornherein 2 Formen anzunehmen :
l'A'i'r miil fiu-iy'i
Ueber den Ablaut S. 6 kramt Herr Jeitteles wieder eigene
Weisheit aus. Dass Bopp, Jacobi und Holtzmann unter einander kei-
neswegs übereinstimmen, dass auch andere Ablautstheorien aufge-
stellt sind und dass die Hauptrollo dabei Accent und Färbung spie-
len: hiervon keine Ahnung. War es nicht besser, wenigstens das
was Hahn gab ruhig beizubohaltcn, ohne Zusätze zu wagen? Dann
hätte er auch den Schriftfolilor ^wridhi** vermieden und nicht ge-
zeigt, dass er ..guna'' für ein Femininum hält. Man bekommt
wahrhaftig Lust, die verbrauchtesten Hecensentenwendungen hervor-
zusuchon und «lern Verfasser ein Si tacuisses zuzurufen.
Indem Abschnitt über die Brechung lässt er glücklicher-
weise wieder Hahn alloin das AVort, der nur vollständig im Irrtum
war, wenn er die Brechung des in zu eOj io nicht vollkommen auf
eine Stufe mit der von n zu o stellt.
Die Lehre von der Brechung an sich aber bedarf freilich
einer lieform. Sie ist lange nicht so einfiich als man sie darzu-
stellen pflegt.
188 A. Bahn^ Althochdeatsche Graninatilc, ang. ▼. TT. Schenr,
Altarisch knnes a wird bekanntlich im europäischen theils
zu e theils zu o gefärbt, theils bleibt es unverändert. Im gothi-
schen geht die Färbung zu c weiter bis /. die Färbung zu o weiter
bis u: nhun nimnm nnm uuwnns, dem / wie dem n liegt nichts
als a zu Grunde; altar. snrfhns (stif}^<h\ .«'/////>), german. sVffüs. goth.
sißis. Vgl. ArnihiiNS, Uvrwinohta^ Innhi. Im ahd. wird die wei-
tere Färbung des ^" zu /, d«>s o zu it in der ßogel ebensu vorge-
nommen: aber sie wird aufiri-halton, wenn ein '/ der Flexion oder
Ableitung folgt : vhtnr nhnis. aber hiinntfi, fiauointut.
Die>1» ahd. Wahl und Entsclieidunjr nui<s bereits eifolgt sein,
ehe noi-h das vocalisclie Aushiutsg'esetz <eino Wirkung erzeigt: in
i/vV/, irolf 11. dgl. ver.lanken /" uuil «» dem durch das vocalische
Auslaut?gesetz aus der letzten Silbe h in wotrg»^?«:]i äfften // ihre Existenz,
ilire Erhaltung. Es muss feruor, «las eriribt sich nebenbei, das im
ahd. bald als o bald als n erhaltene n '=:niA sich bereits vj»rdcm
Eintritt des Auslautsiro>etzes zu o trcfarbt hab.»ii, ^on^^t würden wir
nicht ifhuu (Grundform unttd , älter nrttcK ursprünglich wima),
sondern vielmehr ni'ntu vorfinden. Ebon>o mu^^s das n des Praesens-
stammes im Imperativ, ehe es abfiel, -lie Färbung r iider / ange-
nommen haben : wir hätten st»n*^t ht'iii {(yxwwAUxm ni'ma, ursprüng-
lich fiamfi\ nicht fiim, welches dem ircmäss für ////w", nhni steht.
Ausser dieser erhalt en«len Kraft hat das <i der Ableitungs-
imd Flexionssilbo nun aber auch noch eine andere. Es ist kein
Zweifel, dass unter dem Einflüsse eines solchen a wurzelhaftes u
regelmässig in o verwandelt o»ier — wenn man so will — in o ge-
brochen wird, gleichviel ob es sich um ein selbständiges u oder um
ein H als Thoil des üiphth«ing<'n in handelt. Die ablautenden Wur-
zeln mit innerem n gelten der Belege genug an die Hand : hhftu
hhitis hutninx aber hiotam gohottm. Diese Brechung dos h durch
(I ist Regel.
Dagegen ist nicht Regel die Brechung des / durch n (zu r).
Das beweisen wiederum die ablautenden Vorba. Die mit innerem /
haben ausnahmslos: ffnriUi}) gastrUan giuli'jan u. dgl. Doch kommt
ausnahmsweise allerdings auch diese Brechung vor. Die Fälle sind
zusammengestellt von Schleicher in Kuhns Zeitschrift 7, 224. 11, 52.
Sieben Beispiele im Ganzen, wovon übrigens eV, das geschlechtl.
Pronomen der dritten Person, anders aufzufassen ist: hier war nie
in a die Ableitung vorhanden, es steht wohl nach falscher Analogie
von dvr hwiir, unter Einwirkung von f^^, goth. ifa (Gruuilfonn iddm).
Im Isidor noch ir, wie auch wista und Nr neu neben tcesta lernen
sich erhalten haben. Die übrigen Fälle sind l'ebni, stec stega^
esstty irehhft.
Die Sache ist wichtig auch fürs Gothische, das bekanntlich
einige ai aufweist, die unabhängig von nachfolgendem /* und r sind.
Sie scheinen sämmtlich auf Färbung des a zu beruhen : mi7a, jainSf
aiththau, ai inderRedaplicationssilbe, -fl/ III. Sing. Conj. Praes.,NonL
Plur. Masc. st. Adj., -atze -aUö -aleös. Und daher wird es zweifei«
LJ
e
a
0
•
t
u
•• •
a
OfU
i.ie-)
U,0
•
a
u
u
A. Hahn, AUhücbJcutsche Gramniütik, ang. v. W. Sdierer. 289
haft, ob bnHrs (Wurzel hü) auch dazu gerechnet werden düife und
nicht vielmehr bditrs aufzufassen sei ; altnordisch beitr scheint frei-
lich unsicher bezeugt.
AVir haben mithin ahd. ein zweifaches i, je nachdem es auf
urspr. ? oder n, und zweifaches u, je nachdem es auf urspr. u oder
a beruht. Wir haben ein zweifaches o: für a oder u. Wir haben
ein dreifaches e: l. if aus a, regulär; 2. e aus t, ausnahmsweise; 3. e
aus a durch Umlaut.
Tabellarisch stellen sich die kurzen Vocale, wenn wir im
Althochd. vom Umlaut, im Gothischen von allen ai und ad absehen,
so dar:
Altarisch a tu
Europäisch
Althochd.
Gothisch
Nach dieser Abschweifung wende ich mich wieder Hahn- Jeitteles
und ihrer Lehre von der Assimilation zu. Jeitteles hält es für nöthig,
den von Hahn gegebenen Beispielen ehono icuntorötun hungorogon
die Gitate aus Otfrid beizuschreiben, die es ihm aufzufinden „ge-
langt. Und ausserdem leistet er die Bemerkung : „Vereinzelt tritt
diese Lautveränderung sell)st in Wurzeln auf, z. B. jnUu für jihu
Denkm. 182, 4. 7. 11 tf.*' Aber erstens: in dem augeführten Denk-
mal steht giuhu neben iuliu, es ist also iu an die Stelle von i ge-
treten, nicht ii. Und zweitens das Denkmal ist nicht althoch-
deutsch, sondern altniederdeutsch, daher es in der von ihm citierten
Ausgabe die Ucberschrift Sächsische Beichte trägt: altsächsisch ist
aber bekanntlich nicht althochdeutsch.
Auch diu Erscheinung der Assimilation bietet noch dunkle
Paiiiien dar, unter denen sich vielleicht wichtige Sprachgeheimnisse
verbergen : vhonn für ebano begreift sich, der tieftonige Vocal hat
es über den unbetonten davon getragen. Li tcuntörötim aber hat
nicht der Acccnt, soudern die Quantität entschieden , und in 7mn-
gorogoH für hhigärugun ist zwar og wohlverständlich, aber ar ist
nach der Regel stärker betont als on. Ueberblickt man die Bei-
spiele bei Grimm Gramm. 1^, Ö7 und bei Kelle Otfrid 2, 433 ff., so
fühlt man sich versucht, die Kegel so zu fassen: der assimilierte Vocal
gehurt der Ableitung, der as.similierende der Flexionswendung an :
der veränderliche und darum chai-akteristischere Theil des AVortes
trägt es über den constanten und unveränderlichen davon (und daher
von zwei Ableitungssilben, die neu hinzutretende über die der Wur-
zel näher verbundene, z. B. Hnntiringon für suntaringo}i). Jener
Vocal ist stets a, dieses stets r / o oder u. Aber nur ein geord-
netes Verzeichniss sämnitlicher althochd. Beispiele würde lehren, ob
die Kegel richtig ist und ob alle scheinbar widerstrebenden eine
andere Auffassung zulassen. Wenn z. B. sibitu für sibuni zu ste-
hen scheint, so findet sich doch ein siban daneben, sibini kann
Mttchrlft f. d. fiiitrr. O71110. 1673. lY. Ktft, 19
800 A. Hahn, Althochdentache Grammatik, ang. ▼. W, Seherer.
also für sibani eingetreton sein, und die Regel wäre bewährt. Der
Unterschied aber zwischen constauten und A'eränderlichen Wortele-
menten wäre sehr merkwürdig.
Nächst der Wurzelsilbe hätten die Flexionssilben die meiste
Kraft. Die Herrschaft der Wurzelsilbe war unantastbar. Aber die
zweite Bolle spielen jene Silben, auf denen die Function des Wortes
innerhalb des Satzes beruht. Diess aber prägt sich nicht in der
Betonung aus, sondern nur — wenn ich so sagen darf — in dem
Lichte, das eine Silbe ausstrahlt, in der Farbe, die sie ihren Nach-
barn mittheilt. Und wenn dabei e, f, o, u sich thätig verhalten,
a aber leidend, so kommen uralte Gegensätze wieder zur Geltang,
die auch in der Conjunction mitspielen : ein unbetontes a der Wurzel-
silbe kann ausfallen, / und u bleiben unverletzt ; a ist der Indif-
fercnzvocal, nur die andern gelten als charakteristisch.
Assimilierende Kraft der Wurzelsilbe in Bezug auf Vorsilben
und vorangehende oder nachfolgende Ableitungsvocale ist bisher
noch wenig beobachtet worden, vgl. darüber die zweite Auflage der
Denkmäler, Anm. zu LXXII *Lorscher Beichte*. In Compnsitis ge-
rathen dann zwei Wurzelsilben mit einander in Streit, bald ist die
eine stärker, bald die andere. Vgl. die Beispiele bei Kelle Otfried
2, 437. Da« « in armiWi, samilth^ giwarilih verdankt gewiss dem
i von lih seine Existenz. Dagei^en wird in vrcgfehttn, ivegcrihtt,
lobosam, hotoscaf der Vocal dos ersten Compositionsgliedes sich
geltend machen. Was freilich nicht sicher ist, da auch unabhängig
davon a, o und c als Compositionsvocale sich vertreten.
Die „Schwächnng" S. 9 rührt im wesentlichen noch von
Hahn her. Dagegen lässt sich viel einwenden : in ei für ai, ou für
au liegt doch wol nicht Schwächung vor, die beiden Elemente des
Diphthongs haben sich nur einander mehr genähei-t. Auch uo und
IM sind nur daraufhin zu betrachten. Wogegen allerdings ie für ia
und io hierher gerechnet werden mag. Dieses fällt denn auch chro-
nologisch mit den Erscheinungen zusammen , in denen wir vorzugs-
weise „Schwächung^ erblicken, mit der entschiedenen Annäherung
der vollen Flexionsvocale an das farblose c des Mittelhochdeutschen.
Was Hahn noch ausserdem zur Schwächung rechnet, scol,
holön für scal, halön, das ist gewiss keine. Diese Wandlung des
a in 0 findet sich vor /, w (fana, fona^ giwon) und h {joh, oÄ,
mohta) : also vermutlicli consonantische Assimilation, wie sie auch
vorhergehendes w bewirkt {tvola, ivocha, rhona goth., (jvinö, und die
Formen von Wurzel Ämw).
Ueber die Wandelbarkeit der Quantität redet wieder
im wesentlichen Hahn. Herr Jeitteles begnügt sich, ihm einige ver-
meintliche Stilfehler zu corrigiereu. „isVs^ in Jst fs" zu verwan-
deln und Grimms „ganjs: e ige nihil mliche fceise'^ in eine „eigentiUn-
liehe weise** abzuschwächen. Er lässt etwas unentschieden, was
Hahn „geschienen" hatte. Und er vermehrt die Beispiele, in denen
kurzer Worzelvocal gedehnt sein soll, durch ein falsches (goth. 4i).
A, HiOin^ Altliocbdeütscbe Grammatik« ang. ▼. TT. Seherer. 291
Uebrigens ist alles hergehörige schon hesprochcu. Dass dähia
brähta dühta auf alte Na,«?alierung des a und u zurückgehen, weiss
man hinlänglich. Zur Geschichte der Yierzahl sei bemerkt, dass
ahd. ftdvdr zu Grunde liegen muss, woraus zunächst fewör (vgl.
alts. und ags.), dann mit Ausfall dos w und Yerküi^zung des 6 (um-
gekehrt wie in hwco für hiveo) fcor. Der Diphthong durchläuft dann
die gewöhnliche Entwickelung.
Hier sind wir mit dem Vocalismus zu Ende. Ueber ahd. Betonung
erfahi't man kein Wort. Haben meine Loser noch zum Consonantis-
mus Lust? Ich meinerseits bin müde. Auch stosse ich im Anfang
dieses neuen Capitels gleich auf so colossale Fehler, Verwirrungen
und Missverständnisse, dass es mir wirklich leichter wäre, den gan-
zen Abschnitt neu zu schreiben, als alle Einzelheiten zu corrigieren,
zu entwirren und in Ordnung zu bringen. Wie es mit den physiolo-
gischen Grundbegriffen bestellt ist, sei mir erlassen, zu beschreiben.
Wie die Lehre von der Lautverschiebung aussieht,* sei vei*sch wiegen.
Hier war es die Aufgabe des Bearbeiters, Müllenhoffs Abgrenzung
der fränkischen Mundarten in das Lehrbuch einzuführen , den Sinn
des Schwankens zwischen h und p^ zwischen g und k zu erklären
und das gosetzmäsisige Verhalten der ahd. Verschiebungslaute zu den
goth. nachzuweisen. Was Consonantumlaut sei, und dass es so ein
Ding überhaupt gebe, erfährt man nirgends. Auch was der Unter-
schied zwischen z und z bedeute, und wie sich letzteres zum s ver-
halte, wird nicht gesagt.
Darüber kann man denn freilich auch bei andern Leuten oft
die wunderlichsten Vorstellungen trelfen. Hat doch neulich jemand
behauptet, sb neben sp und sg neben sk beweise, dass b und p
Tenuis seien ; denn das tonlose s werde niemals tönend. Umgekehrt,
das 6' ist im ahd. so sehr tönend, dass es selbst in den alten Gruppen
sp sk st (denn auch hiefur kommt sd vor) die Tenuis sich assimiliert
und in dem Sprachgefühl gewisser Schreiber zu Medien gemacht
hat. Wenn s nicht tönend war. wie in aller Welt konnte es denn
vom ^ unterschieden werden V Oder hatte das z vielleicht noch eine
Spur des / in sich, sprach man watssar; obgleich nicht opffan, ob-
gleich nicht brrkrhan'^ Und wann verschwand ein solches < ? Und
woher rührt die gelegentliche Vormischung zwischen z und s im Aus-
laut? Wenn jemand die altkarantanischen Monumenta Frisingensia
genauer darautliin untersuchen wollte, in denen Slavisch durch latei-
nische Schrift wiedergegeben ist, so würde er, glaube ich, ünden,
dass in der Ke^el r dem tonlosen, s dem tönenden Laut entspricht.
Aus dem an si<'ii räthselhaften Tönendwerden der lingualen und den-
talen Spirans (s und tfi) erklärt sich allein die Möglichkeit eines
hochdeutschen d aus (dft) ih.
Ein sehr schwieriger Punct des ahd. Consonantismus, über den
eine Specialuntersuchung wünschenswert wäre, ist die Behandlung
der Media im Auslaut. Mhd. tritt bekanntlich regelmässig die Te-
nnis ein. Wie weit ist das schon ahd. der Fall? Am meisten kommt
19*
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TiirJitH unrir-htiK*-' ^nMj.iir.ri li.jri.h : v.j., ri.,.:i \ .:. J-.ilL.rrn.Toitteu'S :
-Kirj<; Arrtv<ji«-hij|jjr v-.:» .■ir-rM"iij.Ii-;iit.'iii 'i».'iiii.T ;-i ■•.-. 'Vtri-n' ii. s. w.
Im«J«t i.i'ht, lj<:liHii|it.«.*ji !::!iji. A!: '-ri liiiiliKii i.-t »iii':"-"-! -.rar liii.-hts.
I>;is;. i\'w. \. IM. ::,;.-'. l'rä-. ».'"i.j. uii i «i;.- I. i'ia.-t. >\\vi. Coiij.
„ii;fh 'iMn ^iiit.li. zu i.r-'-!i<:n ' iir.-jir;:!:i:ii'h Vivwiyw V»'i;il o-luibt lia-
Jmti inot<«'ii, v».Tsi''li*rrt mi- ifi-ir .[«r.'it-i'-.«» /v.rimal, S. 49 tiu«! S. .'»fi.
Oii' Ii'l'-jit.ijrki'it ilMr.si-r Vf-ririiir.iiiiir v ii-.iiiun:h ihn- \VK'-l»Th"luiiir nidit
»riln'iht. Ih'iT J<iiU»'l«'S knimi«; v,i.-st,.]|, i1ü.-> iiiiiii oiii.jiii gotli. o\ nie
;iiiHii'lit, (»l» *'.s hiplitlhnij,' .mI«-!" kiirzi-^ ^ i^t, iiml «iass in ilor III. Sing.
(!onj. I'riis. j^unnlr das ;iliil. ffir lüo Kurze siiriclil. Kr konnto auch
wibH4Ui, dass gotli. ijibü^i sich uus rjibi{)am^ uUd. ^c^c oder ,(7c6(X aus
A. Hahn, Althochdeutsche GraniTnatik, ang. ?. TT. Sdicrer. 20S
gehahn, ifuth. fffhjnn aus fitnjahjmti, ali'l. ^<(/// aus ffagahhn er-
klären.
Für «loTi f,'r>]>ruiiif der srhwjMlu.ai Perfcrtbildung hatte Halm
mir vprwii'son auf «lio (irsrhiclito «Icr doutschen Sprache. Sein Be-
arbeiter entnimmt d:iraiis. tlassjrntli.-riff/ ahd. -tn «^nt^ipreoh«» lat. darr
(S. 50>. Waruiri «Mithilintf er d«M' Kr'irtrrunc: Grimms nicht lieber
den Hinwi'is auf unser llnm'i Der Irrtum Grimms in dieser Stelle
i^t lan;r>t »Mkiiniit, uiul jedermann weiss, dass unser thii}i vielmehr
mit liihm verwandt ist.
Auf S. 5») f. rühren die IJemerkung'en 1, 4 — 7 und 9 vom
I[«Mausireber hör (der es vorsiiumte die unrichtifre Bemerkung 2 zu
stndrhen). Darin wird «iie V«>rwandlunjr ilcs auslautenden m in n
♦»iiif „Kfir/unir" u'fuannt. Ja wohl Kürzung I d. h. das m verliert
einen Strich un«i ist dann ein ;/? Auf andere Weise wüsste ich wirk-
lich nicht, wnrin die Kürzung stecken soll. — Unter 8 ist Jacob
firimms Beobaditunir über -tom -tot -ton des PI. der schwachen
l*»-rfe«ta einjrctr.jgen, ai)er ilas -// des Conjunctivs vergessen; und die
•^ben liahin irehririiren und von Hahn angeführten Formen des Isidur
falsch lieh weirLTclassen. K< würd«* sich zugleich ergeben haben, dass
nicht liMÜL-lii li .'ine Kitreutümlirhkeit des alemannischen Dialcctes
vorlici^t.
Im ubriiren hat Herr Jeittele.v in der ganzen l'artie von der
( -onjii'jfutinn nur* 'it;>te eiiiL'^t ragen. Bei den Verha iJraeterito-praesentia
vi-rlässt iliii i'Iötzlich «lir ritatenwutli S. 5.s - <ii>. um dann ebenso
jilot/.ljfb Imm dorn Verlium fcrffan S. \\:\ wieder auszubrechen, bei
f'(tfit S. «14 scliwjulier zu werden 'ind auf den beiden letzten Seiten
•«icii «Tidlirb Vi>llkiUnmeM zu beruhigen.
Kl;iirli«-1i ist die l.'nsirheriieit. mit welcher Herr Jeitteles ül)er
die <2uantit;it der Flexinnssilben urt^dlt. Ein Beispiel habe ich schon
irt'ircb«'!), an w^dti-nMi ist k«»in Mangel. Wenn er sicdi 'loch hätt-e da-
rauf l-«'>rhiank('n wtdien. vw cnnstatiren. was im Anfang des IX.
.lalirh. iinrh al< laut:' gelVihlt und in <len Handschriften bezeichnet
wird und deniveniiiss di«* raradigriiaia »-inzuricliten. Auf ilie feineren
rnter^chie b' wind»' man dann in ''iner Klemcntarirrammatik gerne
ver/.iibten.
B(>kanntlich ist ein iir>prünglich langes li im Ahd. nirgends
mehr als lang ua»ln\ei>bar. Wenn wnl in den Schriften der Siingaller
die Ki'minina wie /////// in\ Xoin Acc IMur. den (Jircumtlex bekommen
(ifi'hn), s.» srlieint das nur ein erdarhter Unterschied. Im IX. Jh.
Niiid Xom. <Ien. A<'< . Sinir. und Nom. Acc IMur, einander gleich: alle
Zeigen n. aber niemals wird f/rfififf gesi-.hrii'ben.
Kinig«' nr>iiiünglirlH' germanische und altariM'he n werden zu
Anfang de^ IX. .11». crms^ant als ff. auilere cnnstant als o gefunden
mit der bekannte!! F;ii-I»unir, irrierli. oi,
Aihb're iirsi-rüngliriie gi*rinanise,he und altarisclie d schwanken
iA\ «lersplben Zeit zwischen e und 'f, o setzt -ich niu'hher durch, um
sciuerseits bald durch r verdrängt zu werden. »Ta in manchen Fällen
S94 Ä. Hahn, Althochdeatsche Gzammaük, ang. r. TT. Sk^erer»
trifft man o oder u nur mehr in den allcrältesteu Denkmälern, die
übrigen haben es ganz verloren. Oder es ist vielleicht überhaupt
nicht mehr nachweisbar und spurlo's verschwunden : s6 das ehemals
lange goth. a in ita ahd. üs, in hlindana ahd. Hintan, in nimaina
ahd. nemin, in ncmeina ahd. nämin^ das unverändert lauge I und e
der letzten Silbe in den beiden zuletztgenaunten Beispielen beweist,
dass diese Silbe nicht ursprünglich auslautete, und dem starken 6/m-
tan goth. hlindana steht schwach hlinton oder hlintun goth. bUndan
charakteristisch gegeuüber.
Ich habe den Gegensatz zwischen jeuen constanten Vertret-ern
des ä und diesen veränderlichen, ilüchtigon, leicht vei-sch windenden
Elementen dadurch zu erklären gcsuclit , dass ich annahm : in jenem
Fall sei nach der Wirkung des vocalischcn Auslautsgesetzes noch
wirkliche Länge vorhanden gewesen, in diesem Falle jedoch ä (oder
besser ö) durch das Auslautsgesetz zu o oder u verkürzt worden.
Dazu stimmt, dass das Goth. dort in der Kegel Länge (e oder 6) hier
kurzes a aufweist. (Zur Geschichte der deutschen Sprache S. 1 14 f.)
Die tiefere Erklärung liegt in einer altarischen Unterscheidung von
d = aaa und d :~ aa. Jene bleiben auch nach der Wirkung des
Auslautsgesetzes noch immer lang, diese verkürzen sich.
Schwanken zwischen a und e im Anfang des IX, Jh. verräth
einstiges altarisches ai\ so in der II I. Sg. Conj. Präs. ncnm oder
newe aus manaU, so im Nom. Plur. Masc. der starken Adjectiva:
blinta oder blinfe aus blindai.
Wie aber steht es mit i? Zweifelhaft ist namentlich eins : das
/ der /-Stämme im Gen. Dat. der Feminina, im Nom. Acc. IMur. der
Masculina und Feminina. Es scheint nicht, dass dieses t zu Anfang
des IX. Jh. noch als ein langes gefühlt wurde. Für die Erklärung
dieser Formen kommt Alles hierauf an. Goth. ansfais, anstai; Plur.
gasteis, ansteis ergeben sirh lautgesetzlich aus den Grundformen
anstajaSf anstaji; gastijns, austijas. Ist nun der ahd. Nom. gasti,
ans// jenem gothischen gleich V Das ebenso lautende ansti des Gen.
Dat. Sing, würde dann auf die Grundform austijas, austiji zurück-
gehen; das^" wäre im Ahd. wie im Goth. bewahrt, der Vocal der
Flexionssilbe durch das Auslautsgesetz getilgt. Diis dann auslautende
I müsste wie n und 6 im Anfang lies IX. Jh. nicht mehr als lang ge-
fühlt worden sein.
Es ist aber auch eine andere Erklärung möglich. Der ahd. Gen.
Plur. gesteo ensleo geht bekanntlich auf gastijam anstijdm zurück
mit Ausfall des j zwischen Vocalen. Wie wenn dieser Ausfall auch
in jenen fraglichen Formen anzunehmen wäreV Oder ist vielleicht
gar keine Gunieiung des Stamme.sauslaatos eingetreten, so djiss an-
stjaSy aftstji zu Grunde lägen? In beiden Fällen wäre das ahd. / jener
Casus seit der Wirkung des vocalischen Auslautsgesctzes nicht mehr
lang gewesen.
Ich wollte diese Schwierigkeit nur hervorheben, ohne sie für
jetzt lOsen za können. Eine umfassende neue Untersuchung der Quau-
Ä. Bahn, Althochdeutsche Grammatik^ ang. t. W. Sckerer. 805
tit&t althochdeutscher Flexionen ist notwendig. Sie wird am besten
verschoben bleiben, bis die Glossen in neuer Bearbeitung und hand-
licher Ausgube vorliegen. Wie die zu Anfang des IX. Jh. noch als
lang gefühlten Flexionen im Laufe dieses Jahrhunderts schwankend
werden und sich der Kürze zuneigen , hat jüngst Wilmanns aus den
Keimen Otfrieds scharfsinnig zu zeigen gesucht.
Es sei mir schliesslich erlaubt, noch über die reduplicierenden
Verba ein Wort zu sagen. Das auch von Hahn vorgeführte keronische
pihrialt mit den Consequenzen , die man daraus gezogen hat, ist,
scheints, nicht umzubringeu.
Dieses einmal vorkommende pihemit soll neben goth. Jiaihald
beweisen, dass der Reduplicationsvocal im abd. ei war, und dann soll
durch hUilt Jiialt hcalt hell entstanden sein. Das ist lautgesetzlich
unmöglich : nirgend hat sich ahd. et zu i monophthongiert. Und die
chronologische Aufeinanderfolge der Perfectformen ist gerade die
umgekehrte: hvU und ähnliche sind die ältesten (Weinhold. Bair.
S. 284 ff. belegt: fei, weh ßnc^ 9^nc; Us, sUf^ples; mecje), dann
kommt hcalt y dann hialt, endlich hielt vollkommen im Einklang mit
den Lautgesetzen: c hat auch sonst sich zu ea, ia (oder io)y ie diph-
thongiert. Theils ist es noch im ahd. selbst, theils in den übiigen
germanischen Sprachen nachweisbar: vgl. Theodor Jacobi, Beitrage
S. 121. wo nur nicht alles im einzelnen richtig gefasst erscheint.
Z. B. ags. Mrd, langobardisch miita, ahd. in der ältesten Keichenauer
Glüssensamralung mtUi, dann mrata miata (Graff 2, 703 f.), goth.
/Irr/i, ahd. fha feara fiarn (Graff 3, 579, 668 — 670). In den Hraban.
Glossen teeri (Graff 5, 701), Enimeraner Gl. eeeriila (ibid. 702), Gl.
Jun. 8 zearrvr (ibid. 700), gewöhnlich eiari ziert u. s. w. In den
ältesten ahd. GlossHi skecre, dann skioro, skiero (Graff, 6, 537). Goth.
alts. ags. altn. ßih\ ahd. hear hinr (Graff 4, 696). Goth. nies, ahd.
mcaa uiins (Graff 2, 874) Ags. rrw, gl. Ker. Pa. ken, chvn, später
rhkii (Graff 4, 451). Hioher auch wol ahd. kn\ff (Graff 4, 589) mhd.
hier. Auf die Fremdwörter hat bereits Jacobi a. a. 0. hingewiesen.
Wenn die Formen vhrcrhi, chreavhi, kriuehi vorkommen (Graff 4,
591), so wird angesichts von ihaecu» doch wol die zuerst genannte
die älteste sein: vgl. Bmtia Riez. Femer IXbriA fiebar (Graff
3, 385). Aber auch btrre briaf (Graff 3, 301 f.), speculum, spiagil
(Graff 6, 326). tfgulae zegnluHy zengal zhufnl (Graff 5, 626), aus
unorganisch verlängertem r; und prht prinst ftriastar (Graff 3, 369)
^u^jßrestar für presbykr mit Ersatzdehnung. Gelegentlich kommt
in diesen Woltern ei vor, aucli in den Perfectis, aber ganz selten,
vorübergehend und verein zeit , wie umgekehrt ie für ei gefunden wird.
In lieji Hdsch. A der Fuldacr Beichte (zu Denkw. LXXIII, 9. 10.
15. 16) bihriit, furleiz, gihezi, forlrzi (letztere beiden mit überge-
schrielKjni'ni / narli r) irrt eigentlich der Schreiber, dessen Vorlage e
gewährt, in der Auflösung desselben und setzt ei statt ie.
Von /' in hrlt und analogen Formen ist also auszugehen. Jenes
h^iali setzte ein Schreiber, <ler zwischen hmU und hiali schwankte.
206 A, Hahn, Altboclideatsche Grammatik, ang. v. TT. Seherer.
wie der Aufzeichner des Wiener Hundsegens deioh schreibt im Zweifel
ob deob oder diob. Wenn auf jenes pihciaH Eero 57 unmittelbar die
Präposition anao folgt, so bessert jedermann aano. Mohr Autorität
hat jenes piheialt auch nicht, als dieses mtao.
Das von uns angenommene hclt nun seinerseits kann nicht ans
heilt hervorgegangen sein: denn die Monophthongierung von ai zu e
ist im Ahd. an ganz bestimmte Bedingungen geknüpft, welche hier
nicht zutreffen. Anderei-seits sind die meisten jener ahd. e nicht mit
voller Sicherheit zu beurteilen : so weit ein Urteil möglich ist, werden
wir auf Ersatzdehnung eines kurzen e geführt : ags. mrd steht z. B.
neben meord für weVd, goth. mizdd, also mcda mHa wol für merda
merta: vgl. z. Geschieh, d. d. Spr. S.430Anm. Aber darauf allein und
das wenige was sich sonst ergibt, würde man nichts zu bauen wagen.
Auch das Gothischo lehrt nichts. Es kann nicht oft genug
wiederholt werden : goth. ai an sich sagt uns gar nichts, erst die
übrigen germanischen Sprachen lehren uns, ob wir den Diphthongen
ai oder kurzes c vor uns haben. Also haihald oder haihnld?
Den Aufschluss gewährt das Angelsächsische. Jacob Grimm
hat zu Andreas 614, zu Elene 1023 und 1105 die entscheidenden
Foimen behandelt. Wir haben von hätan das Perfectum heht goth.
haihait neben jüngerem het, von 1/t-can leolc goth. lailaik neben
jüngerem Z^c, von redan reord gotli.roh'ddf von andrcedun ondreord
und ofidreard neben jüngerem ondred. Dazu noch leorty welches für
leolt goth. lailöt stehen muss, in jüngerer Gestalt IH^ von Icptan.
Man sieht : alle diese Formen stehen in einem ganz bestimmten
Verhältniss zu den entsprechenden gothischon. Der Wurzelvocal ist
verschwunden, der Eeduplicationsconsonant ist erhalten: Vorstufe
mu8S Verkürzung des Wurzelvocals gewesen sein. Der Reduplications-
vocal aber lautet ea neben eo in ondrenrd ondreord, co in allen
übrigen, e in heht. Ob letzteres e kurz oder lang, das wissen wir nicht.
Aber ea steht niemals für e, ein cd für goth. n;/. ist unmöglich, bleibt
nur ea für ags. ä, also ondrärd. Auch eo steht niemals für e : das
Fremdwort mese meöse mfjse (Ettmüller 226) lat. mrnsa wird nie-
mand anschlagen ; ebenso wenig preost neben ahd. prest. Das eo tritt
für Cj gerade wie en ffir ä nach bestimmten Gesetzen ein, welche hier
zutreffen: das tiefe Timbre mit welchem r und l gesprochen werden,
bewirkt den Nachklang hinter dem halben Vocal. Demgemäss steht
leolc fQr leläc, reord für rer(pd, ondreord für ondedreed, leort für
leleety und das c in heht ist kurz. Das goth. ai ist kurzes e. Zu leolc
verhält sich aber lec wie meord zu med^ d. h. das lange e steht durch
Ersatzdehnung.
Lehrreich ist besonders ondreord für ondedrfp.d. Diese Per-
fecta reduplicata sind ein ganz exceptionelles Gebiet, worin Dinge
geschehen, die anderwärts in der Sprache nicht möglich wären. So
wie durch cinreissendc Verschweigung des Wurzelvocals die Integrität
des Wortes in Frage gestellt is-t^ so tritt auch die Correctur ein.
Strenge Durchführung der Regel würde zu ondedrd, etwa onderd,
Ä. Hahn, Althochdeutsche Grammatik^ sn^, r- W. Scherer, t07
schliesslich onded führen. Da bilden die übrigen nicht reduplicierten
Formen des Wortes ein Correctiv : dr tritt in den Anlaut. Ich weiss
mich im Augenblick nicht besser auszudrücken, als: die Spi-ache
ahnt, da SS anded entstehen müsst<), sie beugt rechtzeitig vor durch
ein an sich ganz irregulän?s, nach keiner Ifogel zu rechtfertigendes
ondrtord. Wir sehen hier an einem Musterbeispiel, wie oflFenbar in
allen mit Doppelconsonanz (ausser st s]> sk) anlautenden Wurzeln
verfahren werden niusste. Vergl. über die ganze Frage : Zur Gesch.
d. d. Spr. S. 11. 17. Das wesentliche hatte schon EttmüUer Lex.
anglosai. (1851) S. LX f. richtig gesehen.
Die Kürze dos I\cduplicatiousYOcals lässt sich nun aber auch
noch auf andere Art beweisen: aus dem ahd. selbst. Einmal durch
das wohlerhaltene Porf. rcdupl. der Wurzel dha : teta. Dann durch
die folgenden Erwägungen.
Der bisher geschilderte Weg, auf welchem ursprünglich redu-
plicierende Perfecta einsilbig werden, war nicht der einzige. Er galt
nur für Verba mit innerem a, a und ai. Nur für diese sind im ahd.
die Perfecta mit « nachweisbar (für ni: meizzan, mes). Nur für diese
(eigentlich nur für </und^/;) beweisen jeneangels. merkwürdigen Reste.
Die Wurzeln mit innerem a mögen vt»rangegangon sein, das a
fällt immer am leichtest-en ans. Die anderen genannten folgten nach
und verkürzten sich nach derselben Methode.
Nicht so die Wurzeln mit innerem (3, au nnd n. Sie lialnui sich
zwar im allgemeinen nach jenem Vorbilde gerichtet: die wenig zahl-
reichen Verba dieser Gattung konnten nicht alb;in gegon so vielo ihre
Perfecta reduplicata unverletzt behaupten. Das Verfahren aber war ein
anderes. Das Muster wurde nur in drei Dingen nachgeahmt: in B«^-
wahrung des KeduplicjitiousvocaN, in Verlust «b's oder der zwischen
Keduplicationsvocal und Wur/.»*lvociil stehenden ronsonanton, in Ver-
kürzang des Wurzelvorals. Nicht aber auch in der gänzlichen Ver-
M'hweigung des Wurzel viwjtjs.
l.'m es auscliaulichrr zu miirhcn: «iasl'errcrtumvnn shi/ttn hätte
etwa folgende Fornn*n durchhiufen : .scs/r//' (goth. nf/izlep), srafnf,
siefaf {\vdd\ nptdnnrd). sfrf /' iu\<*\' slrrf {jwwh hort)^ sfrf. Dajregen
ploznn itbiozmi: pfplutt^, })f'p/uc, pfrttu, fdr-iu. Fl)ensö stocfin:
sttsid:ij .s/^\s/o.r, sfc-nz. Ebeii'^o sriuffDn srrarrof, sresrrnf scrrsrof^
sm-ot. ^^bonsn h'hiti hihn/H, wovon wir die III. IMur. Indic. nehmen
vfwWew. hrbatriDi, hrhutvint, hr^utrnu. Die Endpuncto dor Bewegung
^'ATQU plfn:: pfhtc (vgl. fiu/', übriirens auch rtt; hrt*uf), stvoz stim,
scrt'ot scrfoty heu bin.
Jene letzten /.wcisilliiiron Können, die <lcr Einsilbigkeit unmil-
t»'lhai vorausgehen, sin.I bek:inntlich mit dem hiatiisfü Monden i' (vgl.
f^cri-r-um, bl-r-itw: Mrillenlmfr in Ilaupfs Zeitschrift lL>, ;}1»7 :50l»;
erhalten in pff-r-iu^hi cfiplr-r-nzzi, str^r-o^ str-r-nzntiy kiacre-r^
ot, bi-r^unn bi-r-uunifi.
Diese Formen beweisen erstens die Verkürzung des Wurzel-
vocals: denn wenn man auch stcröz ansetzen könnte, wie will mau
pleriJus rechtfertigen?
M8 Ä. Hahn, Alihodideatftche Grammatik, ang. t. TT. Sdierer.
Sie beweisen zweit ens, dase diese letzten Acte des Kampfes
gegen das zweisilbige Perfectum reduplicatum in eine Zeit fällen
müssen, in welcber in stdean scrotan das ursprüngliche au monoph-
thongiert und in pluoean das ursprüngliche o diphthongiert war,
sonst würden wir nicht dort o hier u vorfinden. Das führt uns frü-
hestens in die erste Hälfte des achten Jahrhunderts (Jacobi a. a. 0.
S. 113. 115). Wenn wir ao, die Mittelstufe zwischen au und o, nicht
als Lange zu dem o in steroz gelten lassen wollen, so dürfen wir
genauer sagen : frühestens gegen 750. So mögen denn im Laufe des
siebenten Jahrhundei*ts die Perfecta reduplicata zuerst angegriffen
worden sein.
Jene Formen beweisen drittens — und darauf wollte ich
kommen — Kürze des Beduplirationsvocals. Denn wenn sich e in
bi-r-uun zu / färbt, so war es nicht lang und dies wird auch dadurch
bestätigt, dass unmöglich ein c. 775 entstandenes steoz sich um
800 bereits deu übrigen eo so weit gleichgestellt haben konnte, um
wie diese in io überzugehou.
Was ist wol der Grund des verschiedenen Verfahrens bei Wur-
zeln mit innerem o au ü? Wie gleichgiltig man gegen ein a der
Wurzel war ist schon hervorgehoben. Zwischen dem Beduplications-
vocal e und dem ai oder ei der Wurzel herrscht kein grosser Unter-
schied der Klangfarbe : ei konnte wcgfalleu, ohne dass der Verlust
eines charakteristischen Tones sich dem Ohr stark bemerklich machte.
Dagegen e und jene dumpferen Klänge stehen so weit von einander
ab, dass die Vemaclilässigung eines u oder o der Controle des Ohres
schwerlich entgangen wäre.
Der Unterschied geht durch alle nachgothischen Sprachen durch.
Im Altnordischen entweder e oder jö : nur geht bl/*ta merkwürdiger
Weise nach der a- Analogie, wenn ich so sagen darf, Perf. hltl. Das
j6 ist eingeschränkt auf die Verba mit ursprünglich innerem au und
ü, zu denen durch fiilsche Analogie auch spyju goth. speiran tritt:
s. Wimmor Altnord. Gramm. S. 109. 110.
Am schwierigsten zu verstehen sind die angelsächsischen ehe-
mals reduplicierenden Verba, mit Ausnahme der oben behandelten
Formen. Was ich zur Aufhellung der übrigen glaube bieten zu
können , theile ich unter allem Vorbehalt mit. Eine so heikle Frage
wird wol nicht mit einem Male gelöst.
Ganz klar sind zunächst die Verba mit dem dunklen Wurzel -
vocal : bldtan (ahd. pluo^an) bleot, das kennen wir und setzen un-
bedenklich blröt an far bh-oly d. h. ro als Diphthong, nicht als Re-
präsentant von e in reonl. Ebenso hropan hreöp, vepan (für vopjan)
veöp^ grovan grc6t\ rovaft reov, spw'an spe6v, hlOran hleov.
Ebenfalls bekannt sind uns Medpan (ahd. Maufan) bedtan
hedvan. Ihre Perfecta hleöp beöt heöv unterliegen derselben Beur-
theilung, sie .stehen für hle-op, be-oty he-ov.
Völlig neu tritt uns eine andere Kategorie entgegen, die dem
gothischen saian oder saijan Perf. saiso entspricht; sävan seov^
A. Hahn^ Althochdeutsche Grammatik, ang. v. W, Scherer, 290
mdvan tneov, pravan preov u. s. w. Auch hier sind die Mittelstufen
offenbar scsdv sesov se-nv,- mithin scöv meöv u. s. w. Das gothische
wird hier vom ags. bestätigt, während die Färbung gretan gaigrU,
flekan faiflok sich durch ags. grata n gret als eine verhältnissmässig
späte und specifisch gothische erweist.
Da nun jene saian vahn mit ihren saiso vaivo sich den Ver-
bis mit a im Präsens und o im Perfectum anreihen, so nimmt es nicht
Wunder, dass ags. veaxan im Perf. rcox für uöj?, spanan speon ffXr
sp^H (Grein Sprachschatz 2, 467) aufweisen, mithin in die nächst-
verwaiidt^ reduplicierende Classe übergegangen sind.
So weit ist keiue Schwierigkeit. Sie wird vielmehr gerade durch
die Classen dargeboten, welche nach unseren obigen Auseinander-
setzungen als Vorbild der soeben erörterten gelten müssen.
Nicht allerdings durch die Classe mit innerem (e goth.^ahd. d:
neben reord dreord leort, später red dred lety steht s/rrjwiw slep,
gratan grdi ganz regelmässig.
Aber wol bei der Classe mit innerem d (goth. ai, ahd. ei).
Neben hole heht, später Uc h(H, steht sväpatty sveop, scädan sceod.
Wie ist das aufzufassen? Am nächsten, scheint mir, liegt die Mög-
lichkeit eines Uebergangos in die Classe sävan seöv: das ä des Prä-
sens bot den Ausgangspunct der Formübe i-tragung.
Und ganz seltsam stellt sich die Classe mit Innerem a dar. Wir
haben Präs. feaUp, Perf. fcoll, femer ebenso veaUe veoU, healde
ht:oId, vcnlde veold, vealce veoli. Dagegen spanne spenn , fange
f'eng, havge lieng, gange geng,
Jacob Grimm hat Gramm. 1^, 372 f. gezeigt, dass das co in
frull hvold u. s. w. kein gebrochenes sein kann. Denn diese Bre-
«;hung unterbleibt gerade vor U und Jd. Auch haben wir hier kein
*'. vorauszusetzen , sondern e\ in leolc ist der Anfangsconsonant der
Wurzel noch vorhanden, in hcold ist er weggefallen. Wie mit dem
Wegfall des zweiten / in leole die Wertform Uc notwendig verbunden
ist. so müsst<)n wir hier held erwarten.
Es kann aber doch kein Zweifel sein, dass sich einerseits die
Wurzeln auf //, Id mit eo^ andererseits die Wui*zeln auf ««, vg mit
f? gegenüberstehen. Und davon ist jedenfalls bei der Erklärung
auszugehen. Form Übertragung nach Muster der Wurzeln mit dunk-
lem innerem Vocal würde den Gegensatz nicht erklären, und der
Punct der entschiedenen theil weisen Gleichheit, welche dann zur völ-
ligtMi Gleichheit wird , lasst sich nicht wie oben bei srdpan scädan
augt-ben. r)«ler will jemand das ra für ä in fvallan healdnn auf
gleiche Stufe stellen mit dem en für an in hledpan bedtan'i Das ist
^chon darum nicht möglich, >veil die geschichtliche Entwickelung der
beiden Laute eine ganz andere war. ihr Unterschied daher fortwäh-
rend gefühlt sein muss (Kuch Hist. Gramm. 1, 49. 62). Es wider-
spricht auch, dass mehrere ursprüngliche eö später zu t werden , s.
Koch, 1, 242.
800 - E, Ott, ücber eine Sophoklesbibliothck.
Vielleicht aber darf man etwas anderes geltend machen. In ea
für n steht eigentlich c dem ä gleich, und das nachfolgende a gehOrt
streng genommen zu dem Consonanten, es bedeutet Aussprache des-
selben mit tiefem Timbre. So steht rrtU für nU : man spreche II mit
dem tiefen Timbre, wie das polnische durchstricheiie / oder wie etwa
die Siebenbürger Sachsen all u. dgl. aussprechen.
Wir haben demnach die Grundformen fefcnll, hchrnld anzu-
setzen, und das tiefe Timbre des / in Ü und Id geht nicht verloren,
wenn auch feil und held der Regel gemäss eingetreten sind. Wenn
man um dieses tiefe Timbre hier norh e ebenso ausdrücken will, wio
in CO für r. so ergäbe das ßnll, hpold^ und ähnlich niiiss das gowiss
einst geklungen halten. Solches vo aber knuut«? freilich der Anab»-
gie sonstiger eo nicht widerstolien, gerade wie ahd. rn und htveo sich
mit CO und huro vollständig anfeine Linie str'lltpii.
Wenn neben ap^jin auch sjKotfv vorkommt, so wj'j^s ich nicht
ob es ältere oder jun.ü'Te Form ist. l«h würdt» im letzten Falle Form-
übertragung von njnunn} sjufUi veiinut.heii.
Ganz anders sind finntfi tfioini fjinnf zu iMMirt.eiUMi. ent^^chie-
den alten» Nobenform«Mi von (frmj. Ich wriss nicht, oh sonst je in
diesen IVrfectis ic für rn eintritt, die? Grammatiker ^^^Ix'm kein Hoi-
spiel. Ich glaube, rj steht hier lür in wie in sa^lnr für smhtr.
Und solches f/rfhff/ vcTgleichl sirh djinn »len obigen Imrf rro/v/ u.dgl.
Nämlieh so: wir müssen fff;i<niif tiffn'tf ansetzen. Für fivffuff trat
f/fnffhff ein gerade wie f/nnpi für v//// (Grein Sprachschatz 1,407).
lind wi«' die weit«'ren P'ornien ffrt/ rind ffffh/, so v«M*lia]ten sich f/Phff
und das siipprinierte //'>/////. Dieses wäre mithin »«in Zeiigniss für
einstiges fifaffnfh wie Icnlr-. Keduplnrationsvocal irebrocluMi, Wur/el-
vocal geschwundeji.
Wenn das alles richtig ist, wovon i<h kriuj'swrgs sehr ti^f
dunlidrungen hin, so haben wir nicht wenigiM* als vi«?rerh'i mj in «lie-
sen ags. eiiemals redupl. Forfertis gefunden: \.^r^^ für r m Imlr
rtord n. s. w. '2. fö tnr ^-o hei den Veibis mit dunkh-m inneren
V'ocal ; *». (f> für ro iiei ilen Verlds mit nt im Präsens: l. rn für r/i
in gcofuf. Dazu kommen drirrh Fonnühert ragung: .5. /// für o in
rrn.rnn syinv/n*; (J. nj für '* in srnjHiri srudnn (iMnl f^iunnian'^).
Strasshurg, 21. Februar l-S 7.".. W. Scherer.
IJchcr ei in« So]»hokh'shi l»rn)tiick.
Al.-^ irh Vor zw«'i Jaliren für das Olmütznr k. k. deutsHie tJvm-
nasium zu dem schon vorhamb'uen sachlidwn IJihliothekskataloge
»'inen zweiten lieweglichen alphahetisch^'n Zetlidkatalo^' abfasste,
machte idi die Heoi>a«litung. dass unter manrhen andern wcrtbvtdlou
Werken aus ([m verschiedenen Fächern sich hesonders viele über
Sophokles vorlinden.
K Oitj Ueber eine Sophoklcsbibliothek. 301
Sofort kam mir der Gedanke, ob und wie es möglich werden
könne, auf dieser relativ günstigen Grundlage eine Sophoklesbibliothek
zu gründen, die mit der Zeit immer mehr zu vervollständigen und
selbst bis zu einem gewissen Abschlüsse zu führen wäre.
Das erste, was ich that, um diesen meinen Plan auszuführen,
war das , dass ich aus dem Ilauptkataloge jene Zettel , welche sich
unmittelbar oder doch wenigstens mittelbar (wie jene der Litteratur-
geschicht«, Metrik u. s. w.) auf Sophokles beziehen, noch einmal
abschrieb und sie in einem neuen Kataloge zusammenstellte, der die
Aufschrift: „Sophokles" erhielt, während die andern nach den Haupt-
fächern des Gymnasialunterrichtes die Titel: „Latein" „(Triechisch"
u. s. w. haben.
An die Werke über Sophokles schlössen sich weiter die Pro-
gramme desselben Inhiiltes an und fanden ebenfalls mit ihren Titel-
copien Aufnahme im Specialkataloge.
Dazu kamen ferner noch diejenigen Werke über den Tragiker,
welche, obwol der k. k. Studienbibliothek (früher Universitätsbib-
liothek) angehörig, doch einstweilen, als in Olmütz befindlich und
der Bi-nützung zugänglich, conscribirt und mit aufgenommen worden
konnten ; mit der Zeit dürften sie dui-ch Kauf oder Schenkung wohl
auch in den wirklichen Besitz des Gymnasiums gelangen.
Die Summe aller dieser in Olmütz jetzt schon wirklich vorhan-
denen Sophoclea reicht schon ins zweite Hundert — ein nennens-
werther Anfang und ein Büclierschatz, wie er nicht leicht einer andern
Mittelschule für einen einzigen Autor zu Gebote stehen wird.
Das war nun der erste Bestand der Sophoklesbibliothek, die
auch während der Abfassung des Katalogs aus dem Nachlasse des
verstorbenen Profi-ssor Franz Lissuer 'j auf einmal um mehrere Werke
vi'rgrössert ^\urdo.
Da mir selbst matoriollo Mittel nicht zu Gebote standen, um
die Gründung rasch z.( fördern, und ich doch soviel leisten wollte, als
mir eben möglich wnr, glaubte ich die einstige Sophoklesbibliothek
wenigstens in der N'oralinung setzen , im l'm risse andeuten und im
Schema jrvben zu müssen.
Dif'se SupbnklessaniHiInng vortrete indessen ein vollständiger
Titelkatnlog dachte ich mir, Zfit, Pflege und mancher kommende
Muecenas weiden <lie wirklichen Werke schon bringen; dann darf
der Zettel nur aus dem eiuen Verzeichnisse mit einer Signatur in
den reelli'ii Snph(»kh'!*katalog hinülnji-wandern, und die ideale Sophok-
Iesbibli«)th<>k wird nacli und iun-\\ zur wirklichen!
Cm den »'heu gr*nannten Titel kata log zusannnenzustellen, sah
ich mich narh al!>> dem um. was irgen<l auf So]diokles und seine
Dramen liezug hat und in seIhÄtäudi^n*u Werken oder in Aufsätzen
') Die meist«!» dor am Olinüt/»T dcut.>i'hiii (iyinnasium vorhandenen
St)j»horlo:i hatt . ••!• in dru Jahn-ri isi")7 - 71 wc^'ou seiner specivlleu
Studien über «lieben Dichter auüchaflen lassen.
SOS B. Ott, üeber eine SophoVIesbibliothek.
wissenschaftlicher Blätter oder sonst wo erschienen ist, nnd zwar in
den verschiedenen Sprachen, vom Griechischen angefangen durch die
ganze Reihe derselben hindurch.
Weil ich kurze Zeit vorher an der Olmützer k. k. Studienbib-
liothek in Verwendung gestanden, so konnte ich die bibliographischen
Werke, die dort vorhanden, in ausgedehnterer Weise benützen, als es
einem andern möglich gewesen wäre und so schritt die Arbeit rasch
vorwärts. Die Form der Sammlung blieb auch dabei dieselbe, wie sie
bei obenerwähntem Kataloge eingehalten wurde.
Jedes Werk und selbst jeder einzelne Aufsatz erhielt seinen
eigenen Zettel in Gross-Octav, quer geschrieben, mit Anführung des
Verfassers, ausführlichem, genauen Titel, sammt Inhaltsangabe; weiter
wurde auch Verleger, Druckort, Jahr und Preis verzeichnet; wo eine
Kritik oder Würdigung des Werkes zu finden war, wurde auch diese
citiert.
Die Zahl der Zettel erreichte bald die Nummer 200(), das dritte
Tausend wächst nach und nach seinem Abschlüsse entgegen.
Um Beispiele des Vorgehens bei der Sammlung anzuführen,
will ich hier:
1. Ein selbständiges, grösseres Werk beschreiben und zwar die
Bemh. Tauchnitz'sche Stereotyp- Ausgabe des Sophokles in 8", besorgt
von Theodor Bergk und zwar gerade so, wie sie im Kataloge beschrieben
ist und wie meiuem Plane und Wunsche gemäss boim Abschlüsse der
Sammlung jedes einzelne Werk beschrieben sein soll.
Bd. I. 8^ Theod. Bergk
Kritik: Sophoclis Tragoediac Edidit Tb. Bergk.
Editio stereotypa.
Tit. Praefatio pg. V — VI. (Dat. plur.) Commcntatio de Vita
Sophoclis pg. VII — XLII. Adnotatio critica pg. XLIII — XLIV. u.
S. 1—346 Text; S. 347—356 index der Eigennamen.
Lipsiae ex officina MDCCCLVIII. 1 2 Ngr.
Bemh. Tauchnitz.
2. fdr Aufsätze aus Zeitschriften ein Beispiel :
P. W^. Forchhammer
Jahn Jahrb. f. Ph. BJ. XCIX pg. 513-519.
An Ribbcck.
Die Rede des Oedipus in Sophokles
Oodipus Tyrannus vs. 216—275.
Kritik: N. Jahrb. f. Philol. und
Paedag. v. Fleckeisen u. Masius
Bd. 101. 102. Heft. 8. S. 568 ff.
1869
E. Ott, Ueber eine SopholclesbibUothek. SOS
3. Für Programme, Doctordissertatiooen, Beden, Indjces lectio-
nnm etc. ein drittes Beispiel :
Gym. Progr. 4^ A. Buttmann
Ueber das 2. Stasimon in des Sophokles
15 S. Antigone.
Prenzlau 1869.
4. Für bezügliche Werke führe ich an:
Aug. Pauly (Witzschel)
Real-Encyklopaedie der classischen
Alterthumswissenschaft
Artikel : Sophokles gearbeit ▼. Witzschel.
Bd. VI. 1. Abth. S. 1294 - 1323.
Stuttgart, Metzler. 1852.
Als einen wesentlichen Theil meiner bibliographischen Arbeit
aber sah ich es an, die Citate zu sammeln, die sich auf Sophokles be-
ziehen und mein Vorgang dabei und feinerer Plan bei dieser schon
Ins speclell philologische Gebiet hineinreichenden Arbeit mag hier
in Kürze dargelegt werden.
Vorerst beschränkte ich mich auf die griechischen und latei-
nischen Classiker; denn die Erwähnungen des Sophokles bei den
Classikem und in den Werken der deutschen sowie der anderen
neueren Sprachen zu sammeln, das bedarf, um nur annähernd eine
Vollständigkeit zu erreichen, längerer Zeit und mehrerer Arbeits-
kräfte ; doch — darüber werde ich unten in einem eigenen Absätze
ausführlicher sprechen.
Die eine Abtlieilung dieses Citatenkataloges führt nur die blossen
Citate an, für jeden Schriftsteller auf einem und nach Massgabe des
Umfangos selbst auf mehreren Zetteln, wie das z. B. bei Cicero,
Suidas u. a. der Fall ist. Ich gebe nun
5. ein Beispiel für Citate. Abthoilung I. und zwar:
8^ Lud. Bachmann
Anecdota Graeca e codd. mss. bibl.
Reg. Parisin. descr. — Sophocles.
pg. 53, 23 pg. 6li, 19. pg. 99, 31 u. 35 pg. 366, 4
. 60, 26 . 76, :]2 ^ 366. 21 . 369, 20
. 61, 21 „ 96, 23 u. 27 ^ 360, 24
Lipsiae. J. C. Hinrichs. 1828.
Ebenerwähnte Abtheilung ist jetzt wenigstens zu einem relativen
Abschlüsse gekommen; denn sie wird immerhin weit über 1000 Er-
wähnungen des Dichters und seiner Werke u. a. bei mehr als 100
Schriftstellem enthalten.
S04 E, Ott, üeber eine Sopholclesbibliothek.
Die zweite Abtheilung des Citatenkataloges ist erst im Beginne
ilires Werdens begrilfen , wird aber an Volumen die erste um ein
vielfaclios überholen.
Darin sollen nämlich alleCitatc wirklich ausgeschrieben werden,
z. B. jenes aus Tacitus, in der Weise :
G. Ein Beispiel für Citate, Abtheilung II.
C. Com. Tacitus
(Teubner)
Dialogns de oratori])us Cap. 12: Sophocles:
^illud certe mihi concedis, uon minorem honorem Homero, quam
„Demosthcni apud posteros nee angustioribus terminis famamEuri-
^pidis aut Sophoclis, quam Lysiae aut Hyperidis includi.^
Lipsiae. Teubner. 1852.
In ähnlicher AVeise wären die Citate aller gi'ieehischen und
lateinischen Schriftsteller W'ort für Wort wirklich anzusetzen, theils
um ein bequemes Nachsclilagen zu ermöglichen, theils um Anregungen
zu allseitigem Studium des Dicliters zu geben und seine Erklärung
auf der vollständigen Basis der Ueberlieferung ausgiebigst zu fordern,
vorzüglich aber deshalb, um aus historisch-statistischen Nachweisen
zu sehen, welche Bedeutung man diesem Dichter seit jeher, besonders
in neuester Zeit beilegte.
Der gesammelte Schatz dieser Sophoclea lässt sich nun nach
sachlichen Gesichtspuncten in mannigfacher Weise übersichtlich zu-
sammenstellen ; diese Ordnung aber führt in vorliegenden Katalogen
den Namen : Beal-Index.
Nächstliegend war es, die Werke in chronologischer Folge zu
verzeichnen, im Grossen und Ganzen bin ich damit fertig, wenigstens
für die Gesammt- und Einzelausgaben , die kleineren Schriften und
Aufsätze warten der Einreihung.
Die Keihe beginnt:
1502 Aldina. Venetiis. Siehe Aldus
1513 Juntiua. Fluren tiae Siehe Juncta (Junta)
und geht durch alle 2000 und soviel Nummern herab bis zum Jahre
1872—73.
Weitere Gesichtspuncto gäben die Rubriken: äussere Momente:
Vorleger, Druckorte, Formate; dann innere Momente: als Aesthetik,
Bibliographie, Fragmeute, Grammatik, Lexica, Litteratiirgeschichte,
Meti'ik, Maiuiscripte und anderes, womit im Volumen VII. schon ein
Anfang gemacht ist.
All dies bisher besprochene Material bringt meine Sophokles-
Idbliothek in VII Abthi^lungen unter, bis ji»tzt auch in sieben Bänden,
doch kann bei weiterem Zuwachse die Zahl der letzteren beliebig ver-
mehrt werden.
Zugleich sei erwähnt, dass in allen Bänden und zwar in Haupt-
nnd Unterabtheilungen die Zettel immer nach dem Namen des Her-
ausgebers oder Verfassers alphabetisch geordnet sind.
E. OH, Ueber eine Sophoklesbibliothek. SOS
Vol. I. Gesammtausgaben: (Texte, Texte mit Commentar,
Texte mit Uebersetzung und Commentar:
A) a) aller )
b) mehrerer ) '
B) Erkläruiigsschriften a) b)^
C) Vita,
D) Fragmente,
E) Schollen.
Vol. II. Einzel-Ausgaben:
A) Texte mit und ohne Erklärung und Uebersetzung,
ß) Erkläruugssdirit'teu.
Vol. III. Uebersetziingen:
A) aller Stücke,
ß) mehrerer Rtficko
C) einzelner „ Aias» Antigene etc.
D) einzelner Sceneu und Stelleji.
Vol. 1 V. P r 0 g r a m m e : Doctordissertationen, Gratulatiunschrei-
beu, Einladungschriften, Indices scholarum, Reden etc.
Vol. V. Zeitscli riften, alphabetisch geordnet, grössere, wie
der Philologus mit speciollem Alpliabot.
Vol. VI. Citate (Abtheilung 1. u. IL S. oben)
A) aus griech. u. latoiii. Classikeru,
ß) andern ScJirifts toller n.
C) K^al Index. (S. oben.)
Vol. VII. Bezügliche Werke: Li tterat Urgeschichten, (le-
schiihtswerke, Oonvcrsationsloxicu otc.
Wenn iiiiu weiter nnrh melinTe Werke zu verzeichnen sein
werden, dann kann jedes Volum noch oine zweite, auch eine dritte
Abtheilung erlialten: dio ganze Masse aber lässt sich, da die Zettel
beweglich sind, ,>clir leicht nach andern und stets nach neuen Go-
sichtspuncten beliebig ordnen, was der grösste und nicht audvrs zu
ersetzende Vortheil bei dieser All. von bibliographischen und litte-
rarischcu Sammlungen ist. ^)
Die weitere Frage, wie denn die Werke, deren Titel hier mas-
senhaft aufgeführt ersclioinon, auch wirklicli angeschaift und dem
eingangs erwähntni Anfange der wirklich vorhandenen Werke dos
Olmützer deutsriien «Jymnasiums angereiht worden konneu, diese zu
beantworten und zu lösen, dürfte im Laufe dur Zeit vielleicht auf fol-
gende Weise möglich sein : Einmal kann von lier Summe, dit* für
Bibliotheksauslagen bestimmt und dem jährlichen Einkommen des
Gymnasiums für Lehrmittelaust^haffung entnommen ist, ein (jowisses
zur Venollständigung der Sophoklesbibliothek verwendet werden uml
») Diesp Kataloge kounn».n zur W.'lttiusötdlung, \m der Grupj)« di'i
Lt'hnnit.t4*lsaninilungr?n der Mittelsi-hulmi und zwar fürs Oliiiüt/.« r
di;uUciie Gyiimasiuni; da wird vs jedem möglich sein. di<>s<>lb('U
zu sehen, ihre Einrichtung zu pruleu und zu bcuitheiien.
Z«itMhrift f.d. ÖRtarr. (Jyuin. 1973. IV. Heft. 2(>
806 S. Ott, Ueber eine SophoUeebibliothek.
zwar von 10 fl. aufwärts , je nach Tliunlichkeit und Verhältnissen.
Auch die Studienbibliothek wird Neuerscheinungen von allgemeinem
Interesse oder auf besonderen Wunsch der Lehranstalten in bisher
gepflogener loblicher Weise nach ihren Verhältnissen gerne anschaffen
und so den Zweck der Sophoklesbibliothek mitfurdem, ohne ihren
Hauptzweck aus den Augen zu lassen.
Femer wäre ein Hohes Ministerium darum anzusuchen, dass
•Sophoklesduplicate der verschiedenen Staatsbibliotheken von diesen
letzteren an die Olmützer Gymnasial bibliothek abgegeben werden : ein
blosser Tausch, indem dabei die Werke nur von einer Staatsaustalt
an die andere Staatsanstalt übergehen.
Weiter könnten auch die andern Mittelschulen von Olmötz
manches beistellen, besonders bezügliche Werke (Vol. VII.) und
deutsche oder anderssprachige Uebersetzungen *) (Vol. IV.), welche
beide Arten von Werken einerseits mit Rücksicht auf den Bestand der
Sophoklesbibliothek augeschafft, andererseits zwar in der Bibliothek
der betreffenden andeni Anstalt aufgestellt, aber mit den Titelropieu
in den Sophokle&katalog eingereiht werden konnten. Die Zettel be-
kämen dann nur die betreffende Signatur, z. B. Sophokles übersetzt ins
Franzosische von Brumuy (0. Kealschulbibliothek Fach — Nr. — ) u, s. w.
Auch die andern G\Tnnasien und Mittelschulen Oesterreichs
wären aufzufordern, dasjenige, was sie an Sopliokleswerkeu oder
Programmen u. s. w. entbehren können, an die Olmützer Sammlung
einzuschicken. Sehr leicht wäre dies möglich in Fällen, wie bt^i der
Weidmann'sciien Ausgabe von Schneidewinn — Nauck. Schon 1869
erschien z. B. von der Antigone die G. Auflage oder erscheint bald
eine 7. Da konnten, wenn die ueueste Ausgabe augeschafft wird, die
älteren an Olmutz*) abgetreten werden, weil sie in Olmütz der Voll-
ständigkeit der ganzen Sammlung wegen sehr werthvoll und sogar
wichtig, an andern Ürteu weniger bedeutsam oder gar platzranbend sind.
Auch bei ält«;ren Ausgaben wie z. B. den Brubachianae, selbst
wenn sie an einer Gymuasialbibliothek nur in einem Exemplare vor-
handen sind, ist ein Cediren wflnschenswerth, da sie dort vereinzelt
unter dpu andern Werken verschwinden, während sie im Ganzen der
Sophoklessammlung in Olmfitz uothwcndig vertreten sein sollen.
Dass auch die Philologen der Olniut/er Anstalten mit dem
Wachsen der Sammlung immer mehr zu den eingehendsten Sophokles-
stiidifMi werden veranla.sst werden, ist wohl zu erwarten ; dass dann
die specielle Dichtung, die ihre diesfalligeu Arbeiten nehmen, sie ver-
anlassen wird, kleinere Werke, besonders Programme, Dissertationen,
Separatabdrücke ans älterer und neuerer Zeit für ihre Zwecke sich
anzuschaffen, ist nicht minder gewiss ; ebeuso wie, dass sie letztge-
nannte Spt^cialion gerne dem Gymnasium überlassen werden, wenn sie
dieselben benützt habon; muh ihre eigenen Arbeiten, ob in Program-
^) Z. B. ho die Obi>r-licalschuIe in Olmütz eine französische, eng-
ILscIk' oder itali(.>nische Uebernetzung ii. a. m.
E, Ott, üeber eine Sophoklesbibliothek. S07
men oder sonst gedruckt und selbst auch ihre Manuscripte können wol
in Voraussicht als einstiger Zuwachs mit in Rechnung gezogen werden.
Sollte nicht manclier College wünschen und bestrebt sein, der
Sophoklesbibliothek zuliebe nach Ohnütz übersetzt zu werden ?
Ist dies der Fall, so hat die Gründung auf ein godeihlichos
\V eiterschreiten zu hoffen, und wird, wie an Umfang so besonders un
Gehalt gewinnen. Als Förderer des Unternehmens ist auf diese Ken-
ner und Pfleger der Werke des Dichters insofeme zu rechnen, als
sie bezügliche Excerpte, Abschriften, Noten u. dgl. entweder schon
besitzen oder sie durch Andere besorgen lassen und selb«,' dann mit
der Zeit dem Gymnasium verehi-en werden.
Die beste Hoffnung abor setze ich in die Zöglinge der Anstalt,
welche, wenn jeder auch nur Weniges beiträgt, doch durch die Summe
ihrer Leistungen das Unternehmen am ausgiebigsten fordern können.
Ich meine die Sache so: Die Schüler des Olmützer deutschon
Gymnasiums werden wt»hl durch geschenkte Werke manches zur Ver-
grösser ung der Bibliothek beitragen; doch weit mehr köimen sie
nützen, wenn sie während ihrer Studienjahre an den Universitäten
die Citate aus dem Citatenkatalogo Nr. 1 für jnnen Nr. 2 zweckent-
sprechend in der bestimmten Form abschreiben und einschicken, was
selbst bei einigen Dutzend Zetteln doch kein so grosses Opfer ist, dasa
es nicht vun einem dankbaren Schüler der Anstalt gebracht werden
sollte; letztere wird sicher die Namen der Boitn'iger durch üeberliefe-
rung zu ehren wissen. Auch kleinere Aufsätze aus Zeitschriften Vol.
V. und die Notizen aus bezüglichen Werken (Litteraturgeschichte,
Lexicis, Encyklopädieu) werden von ihnen in Abschrift gewünscht
werden; denn es ist wohl nicht wahrscheinlich, dass Olmütz je in den
Besitz aller aufgeführten Werke gelangen wird, aber möglich, nach
und nach die auf Sophokles ])ezüglichen Artikel und Stellen daraus
zu sammeln und sie dem Citatenkatalogo Tl. einzureihen.
Der ehrenvolle Sinn der Jünglinge und das gut« Beispiel lassen
viel erwarten !
Wird auch die Stadt Olmütz an der Sache ein ähnliches Inte-
res.'^e nehmen, wie die Stadt Triest an der Pflege der Petrarcabibliothek
genommen hat und noch nimmt, dann wird der Erfolg bei materieller
Unterstützung von dieser Seite rasch sichtbar sein. Auch da scheint
mir gute Hoffnung nicht ungegründet. /
Soll ich noch weiter die anzuhoffend«Mi Gruincr und Fönlercr
aufzählen? -- Ihre wirklichen Namen wird einst die Chnmik des
Gymnasiums dankb.ir in ehrenvoller Erinnenmg bewahren!
Und so wäre ich tlonn ans Ende meines Aufsatzes gekomnien,
di*r einerseits hi^tori^ch das Entstehen des Gedankens dieser Special-
gründung, sowie die ersten Anfänge der Gründung selbst berichtet;
anderseits daim den gegenwärtig«Mi Stand bespricht und Zweck, Plan,
Mitt<jl und Wege zur Wi'itcrförderung des Unternehmens in kommen-
der Zeit in Kürze anzudeuten und auseinandi»rzusetzon bestrebt war.
Wien. ._ .._ Ed. Ott.
2U*
Vierte Abtheilung.
Miscellen.
(Aus dem n. o. Landesschulrathe.) Der n. ö. Landesschul-
rath hat, wie seinerzeit berichtet wurde, beschlossen, dassges^en pflicht-
vergessene, renitente Mitglieder des Ortsschulrathes bei dem Miangel i'iner
positiven Vorschrift die Bestimm uneben der kais. Verordnung vom 20. April
1854 über die Vollstreckung der Verfügungen und Erkenntnisse der lan-
desffirstlichen, politischen und polizeilichen Behörden anzuwenden seien.
In der letzten Sitzung vom 30. April 1. J. wurde ein Bedenken des Ilrn.
Statthalters gegen den BeHehlus.s, insoferne dieser zur Ausführung jener
analogen Anwendung den Bezirksschulrath, nicht den Bezirkshauptmann
berufen will, zur Keuntniss gebracht und b&Kihloss der Landesschulrath,
die Frage nochmals in Erwägung zu ziehen. — Den Direi^tionen der
Mittelsciiulcn ist anheimgegeben, vier Feri^tage im Jahre bei besonderen
Anlassen zu bestimmen. Eine Direction will auf diese Facultat verzich-
ten und dem Laudesschulrath die Beurtheilung des geeigneten Anlasses
und hienach die Bestimmung der Ferialtage überlassen. Der Laudes-
schulrath lehnt indes das Ansinnen ab, weil die Facultat grundsatzlich
feststeht und von der Direction geübt werden muss. — Der n. ö. Lan-
desausschuss glaubt, dass die Formel, mit welcher der Laudesschulrath
bisher den Ernennungen von Mittelschuld irectoren zugestimmt hat, den
Ausdruck einer nicht erforderlichen formellen Bestäti&;ung enthalte. Nach
längerer I^ebatte wird beschlossen, dem Bedenken des Lanaesausschusses
durch eine geeignete Abänderung der Formel Kechuung zu tragen. — Die
Sparcasflc in Oberhollabrunn hat zur Unterstützung von Studierenden am
Ouerhollabrunner üWrgynmasium eine namhafte Summe gewidmet.
Der Landesschulrati) votiert seinen lebhaften Dank für die löbliche
Widmung.
— Der n. ö. Laudesschulrath hat in seiner Sitzung vom 7. Mai
1. J. den Bericht über den Zustand der Gymnasien und Realgym-
nasien in Nieder-Oesterreich im Schuljahre 1871/72 zur im allgemeinen
befriedigenden Kenutniss genommen und nach einer eingehenden Erör-
terung der Details dessell^n die nachfolgenden Anträge an das Mini-
sterium für C. und U. beschlossen : 1 . Um dem fühlbaren Mangel der Mit-
telschulen an tüchtigen Lehrern der modernen Cultursprachen zu begeg-
nen, ist das Gesetz über die Prüfung der Gymnasial-Lehramtscandidaten
vom Jahre 185(> durch eine Novelle zum § 5 folgenden Inhalts: „Die
Befähigung zur Stelle eines ordentlichen Gymnasiallehrers gewährt auch
die Approbation aus dem Französischen oder Englischen, verbunden mit
jener für J^atein und Griechisch am Untergymnasium", zu ergänzen. —
2. Zur Förderung der Unterrichtserfolge an den österreichischen Gymna-
sien und Realgymnasien ist die Approuation der Lehramtscan didaten für
die obligaten Fächer der Mittelschulen seitens der k. k. wissenschaftli-
chen Prüfungscommission abhängig zu machen von dem bei der münd-
lichen Prüfung zu erbringenden Beweise eines gründlichen Studiums des
Organisationsentwurfes und der demselben beigegebenen didaktisch- pteda-
gogischen Instructionen, mit denen viele, insbesondere jüngere Lehrer
viel zu wenig vertraut befunden werden. — J5. Die wichtigen, aus der
Zeit nach der Neugestaltung der österreichischen Gvninasien herrühren-
den Normalien sind zu revidieren und mit Ausscheidung der nicht mehr
ffiltigen zu republi eieren. — Ein vierter Antrag betrifft die Erhaltung
des vor dem aKademischeu Gymnasium gelegenen Baugrundes als freier
Platz und die Bestimmung das Hofraumes zum Sommertarnplatz.
Misrellen. 309
9. MaL Der Minister für C. und U. bat den niedcrösterr. Lan-
desschnlrath ermächtigt, Schülern der 1. CI. einer Mittelschule, welche
in beiden Siemes tern ein Zeugnis der dritten Fortgangsciasso erhalten
haben, in besonders rncksichts würdigen Fällen auf Antrag des Lehrkör-
THjrs. untor strenger Wahrung des Interesses der Schule, namentlich im
Hinblick auf die Gefahr der uebi^rfüllung der Classon, die Wiederholung
der ersten Classe an derselben Lehranstalt zu gestatten.
— , 23. Mai. An den Vortrag de» Berichtes iiber den Zustand der Real-
schulen in Niederosterreich im Schuljahre 187 1/2 knüpfte der Landesschul-
rath eine Keihe von Anträgen: 1. es sei so bald als möglich eine Staats-
Unterrealschule in der Leopoldstadt wehen der bereits bestehenden Oberreal-
schule zu errichten ; ausserdem 2. eine Oberrealschule im V. Bezirk, und
3. im Hinblick auf die projectierte Vorlegung der Communal-Oberrealschnle
in der Kossau gegen die innere Stadt zu eine Staatsrealschule im IX. Bezirk
oder im an|frenzenden Theil von Döbling: 4. für Lehrer der englischen
und französischen Sprache, welche die Lehramtsprüfung abgelegt haben.
i>eien Subventionen zu bewilligen, «laniit sie zu ihror weiteren Ausbildung
Terialreisen nach Frankreich, resp. England machen können; 5. der Lehr-
plan f^r den Religionsunterricht sei zu revidieren; 6. desgleichen das
Substitutionsnormale mit einer zeitgemässen Erhöhung der Remuneration
der Supplenten; 7. eine Conferenz der Directoren und Professoren sei
einzuberufen zu einer gründlichen Revision des Realschullehrplanes, und
zwar mit einer Vorlage ganz bestimmter Berathnngsfragen. — Weitere
Anträge betreffen die Berufung von Lehrern der englischen und fran-
zösischen Sprache und der Geopraphie, die Prüfung der Religionslehrer,
die Sammlung und Revision der Realschul-Norroalien, die Veranstaltung
einer Ausstellung von Lehrmitteln, namentlich der phjsicalischen in
Wien, damit die nach Wien kommenden Professoren neue Lehrmittel und
die beste Bezugsquelle derselben kennen lernen können u. s. w.
(Wr. Ztg.)
K. k. öffentliche Lehranstalt für die orientalischen
Sprachen.) Mit Allerhöchster Entschliessung vom 19. Juni 1851 waren
über Anregung des Handelsministers am Wiener polytechnischen Insti-
tute, an welchem zu jener Zeit noch eine commercielle Abtheilung be-
stand, eine Lehrkanzol der vulgär-arabischen und eine Lehrkanzel der
türkischen Sprache ; forner mit Allerhöchster Entschliessuuff vom 9. Sep-
tember 1851 eine Lehrkanzel der persischen Sprache errichtet worden,
und zwar zu dem Zwecke, um jungen Männern, welche sich PSlt den Con-
sulardienst im Oriente auszubilden wünschen, auch ausserhalb der orien-
talischen Akademie, die nur eine beschränkte Zahl von Zöglingen auf-
nehmen konnte, dann solchen, die sich dem Handel^lstande widmen, die
Möglichkeit zu bieten, sich die Kenntnis der orientalischen Sprachen an-
zueignen.
Als mit der Rectrganisation dos polytechnischen Institutes im Jahre
18«>5 die commercielle Abtiieilung aufgehoben wurde, entstand die Frage,
ob nunmehr auch diese SpruchiMirs« aufzuheben seien, oder ob es nicht
für jene Interessen, denen zu boff«.'giieii die Aufgab«; dieser Spracheurse
war, entsprechender «Tschieno, hie in einem Looale der iiinern Stadt zu
vereinigen und somit der Benützung zugänglicher zu machen.
I)ie Ministerien des Aeussern, des Handels und des Unterrichts
einigten sich in der Ansiclit, dass diese für den öffentlichen Unterricht
in den orientalischen Sprachen bestimmt.- histitiition unter dem Titel
vun Kxterneneursen d.r urientali^.'h.'ii Akadeini«! diesei Anstalt affiliicrt
zu werden, jedoch »'ine selbständige Ahtheilung «lerselben zu bilden
hätte, welche mit ihr in keinem anderen Zusammenhange stünde, als dass
sie unter die Aufsicht und Leitung des jeweiligen Directors derselben
gestellt werde.
SIO Miscellen.
Die anf diese Einrichtung abzielenden Anträge wurden mit Aller-
höchster £ntschlics8ung vom 14. {September 1867 genehmigt und der Be-
soldungsaufwand so wie die Kosten für Beheizung, Beleuchtung und Kr-
haltung der Lehrsäle auf den niederösterreichischen Studienfond über-
nommen.
Seither wurden auch die bezüglichen Vorlesungen in eigenen, hie-
für bostiromtcu Localitätcn des Jakoberhofes abgehalten und diese soge-
nannten Extemencursc der orientalischen Akademie haben während der
kurzen Zeit ihres Bestandes die volle Bedeutung einer tüchtigen Pflege-
stätte des orientalischen Sprachstudiums erlangt und erfreuten sich einer
namhaften Frequenz seitens des lernbegierigen Pu blicums. „Nachdem
jedoch die orientalische Akademie seitdem eine gemeinsameReichs-
anstalt geworden und sich dadurch die Noth wendigkeit ergeben hat.
dass die gedachte, ihr affiliierte Institution nicht blos factisch, wie bis-
lier der Fall war. sondern auch nominell von derselben getrennt werde,
so haben Se. k. k. Apostolische Majestät mit Allerhöchster Kntschlies-
sung vom 29. März d. J. allergnädigst zu genehmigen geruht, dass die,
sogenannten Exteniencurse derselben künftighin die Benennung „K. k.
öffentliche Lehranstalt für die orientalischen Sprachen" so
wie ihr eigenes Wappenschild und Siegel zu führen haben.** (Wr. Ztg.)
(Eröffnung der Vor-A usstcllung des österreichischen
Unterrichtsministeriums.) Am 28. März 1. J. wurde im Rossauer
Gymnasialgebäude die Vor-Ausstellung des österreichischen Unterrichts-
ministeriums eröffnet. In die hier ausgestellte Sammlung ist Alles auf-
genommen, was auf das Unterriclitswesen Bezug hat, um dem Beschauer
bei der Wcltaustellung Gelegenheit zu bieten, die Fortschritte zu erken-
nen, welche Oesterreich in diesem Fache gemacht. Um 9 Uhr erschien
Sc. Exe. der Herr Unterrichtsministcr Dr. von Stremajr in Beglei-
tung des Hofrathes F ick er in dem zur Ausstellung verwendeten Ge-
bäude und wurde von dem gesammten Lehrkörper, den Director an de^
Spitze, empfangen. In Begleitung zahlreicher Fachmänner trat nun Sc.
Exe. den Rundgang durch die mit Ausstellungsgegenständen überfüllten
Räumlichkeiten an. Im Erdgeschosse betindet sich die Ausstellung der
Lehrmittel für Kinder- und Elementarschulen, darunter besonders schön
eine vollständige Einrichtung eines Kindergartens en minature.
Im Prüfungssaale ist das Lehrmaterial für österreichische Mittel-
schulen aufgestellt, während in den Gängen die Pflanzensammlungen des
„üesterreichischen Apothekerrereins" ein Bild der OfficinalÜora Oestor-
rcichs geben. Im Zeichensaale sind die Ausstellungsobjecte der Hoch-
schulen untergebracht, unter denen die prachtvollen Präparate des Prof.
Hofrath Hyrtl allgemein bewundert werden. In der mhe dieser Prä-
)arate befindet sich eine Sammlung des Herrn Prof. Froih. v. Ettings-
iausen unter dem Titel „Die Entdeckung des gemeinschaftlichen Ur-
sprungs der Floren der Erde**, die Frucht einer 22jälirigen wissenschaft-
lichen Arbeit. Sc. Exe. der Herr Unterrichtsminister Dr. vonStremayr
verweilte über zwei Stunden bei den einzelnen Sammlungen und entfernte
sich dann augenscheinlich befriedigt von deren Besichtigung aus dem
Rossauer Gyninasüilgebäude. (Wr. Ztg.)
(Eröffnung des neuen <iymnasiums in Linz.) Ans Linz.
5. Mai 1. ,]., lM?richtet die „L. Z.**: »i Heute vormittags erfolgte die feier-
liche Krölfnung des neuen Gymnasialgebäudes in Linz. Aus diesem An-
lasse war Se. Exe. der flun* Minister für C. und U. Dr. von Stremayr
gestorn Abends von Wien hier eingetroffen und heute um 11 Uhr in Be-
gleitung des Herrn Statthalters Otto Ritters von Wiedenfeld in dem
Festsaalc des neuen Gymnasialgebäudes erschienen, wo sich bereits Civil-
und Militärautoritäten der Stadt, geistliche Würdenträger u. s. w., dann
die studierende Jugend mit den Professoren eingefunden hatten. Der hoch-
i;
Misoellen. Sil
würdii^ Herr Bischof von Linz nahm unter zahlreicher Assistenz von
Geistlichen die Weihe der Gymnasialcapelle vor und celebrierte die Fest-
messe, wobei der verstärkte Säugcrchor des k. k. Gymnasiums den ge-
sanglichen Theil ausführte. Nachdem hierauf Architekt Karl Stattler
aus Wien die Bauurkunde verlesen hatte, wurde dieselbe von Sr. Exe. dem
Herrn Ont^^rrichtsminister, dem Herrn Statthalter, dem Herrn Landes-
hauptmanne etc. unterzeichnet. Sodann hielt Herr Gvmnasialdirector La
Roche die Festrede. Hierauf erpriff das Wort So. Kxc. der Herr ünter-
riohtsminister Dr. v Stremayr und bemerkte, dass er, unmittelbar an
die letzten Worte des Festredners snkuiipfend. auch seinerseits dem Wun-
sche Ausdruck geben müsse: es ni<>ge der wahre Geist sittlichen Ernstes
in diese dem Unterrichte geweihten Käume einziehen. Da ist aber das
harmonische Zusammenwirken aller betheiligten Lehrkräfte eine Noth-
wendigkeit, denn es handelt sich ja darum, während der Gymnasialstu-
dien, welche in der Zeit der Jugend vom 10. bis zum 20. Lebensjahre
fallen, den wahren Character als Kernpunct der ganzen künftigen Lauf-
i)ahn des .Tünglin^s heranzubilden. Iliezu steht uns nun die Einrich-
tung des Gymnasiums zu Gebote, wie sie sich durch Jahrhunderte her-
ausgebildet hat und woran auch die realistische Strömung unserer Zeit
vergebens rütteln wird. Sc. Esc. der Herr Minister gediwhte sodann der
besonderen Verdienste, welche sich der Architekt Stattler um diesen Bau
erworben hat. Hierauf wurde von dem Studentenchor die Volkshymne
abgesungen und schloss hicmit um 1 Uhr 15 Minuten Nachmittags die
erhebende Feier der Eröffnung des neuen Gymnasiums in Linz.''
(Wr. Ztg.)
(In Betreff der Wahl der Lehrbücher und Lehrmittel
an den Volks- und Bürgerschulen.) — Wien, 30. April 1. J. Es
ist eine durch die eigenen Wahrnehmungen des Ministeriums für Cultus
und Unterricht so wie durch vielseitige Klagen bestätigte Thatsachc,
flass an den Volks- und Bürgerschulen die gesetzlichen Vorschrif-
ten, welche die Wahl der Lehrbucher und sonstigen Lehrmittel regeln,
vielfach unbeachtet bleiben, dass Lehrmittel, welche die Zulässigkeitser-
klärung des Ministeriums nicht erlangt haben, im Gebrauche belassen
und nicht selten die Schüler sogar verhalten werden, ausser den einge-
führten J.ehrtexteu noch andere Bücher anznkaufen, die ihnen von den
I^hrem unbefugter Weise als Hilfsbücher bezeichnet werden.
Diesen Misbräuchen, welche die Autorität des Gesetzes wie das
Schulinteresse in hohem Grade schädigen, den Volksschulunterricht un-
gebührlich vertheuern und in den Lehrern, welche ihren eigenen litera-
rischen Erzengnissen unter unerlaubten Vorwänden einen Absatz zu
sichern suchen, den ganzen Lehrstand entwürdigen, muss von den Schul-
behördon auf das nachdrücklichste entgegentreten werden.
Zu diesem Zwecke hat der Herr Minister für Cultus und Unter-
richt in einem Erlasse (ddo. 25. ^lärz 1S73, Z. 1118) an sammtliche
Landesschulräthe und die Statthalter in Innsbruck und Triest die auf
das Schnlbücherwesen bezüglichen Normen in Erinnerung gebra':ht und
durch eine Reihe neuer Anordnungen ergänzt. Ein vollsSndigcß Ver-
zeichnis der zu dem Lchrgebrauche in den Volks- und Bürgerschulen
allgemein zugelassenen Lehrbücher (abgeschlossen mit Ende März
1^73; und Lehrmittel enthält, im Anschlüsse an obigen Erlass das
Verordnungsblatt für den Dienstbereich des Ministeriums
für Tultus und Unterricht, Jahrg. 1«7:J, Stück IX, S. 203— 22L**
(Vergl. «Zeitschrift für die Österreich isclien Gymnasien** Jahrgang 1872,
Heft IX, S. 701.)
(Verlautbarung betreffs des für Kün..tlorunters tü-
tzungen für das Jahr 1873 bewilligten Betrages.) In dem mit
dem Finanzgf»set7j; vom 11. April 1. J. genehmigten Stasitsvoranschlacc
für das laufende Jahr ist der Betrag von fünfschntausend Guldon bewil-
»IS
fC** Vieler. viUh! h^!Tr^.j V** iienjffii^^ «Z^'.*?< har^sn. zzi •:• r»^ £r-
■-Js-r: 0* "'.■»:-. i*' f.r-ri;*^ PlüT.'it ^zi i»r Hist: rx»ama-
l*rt; i . *r'. r. »:'.-r. . -.2i ß»»r:zli'a irr 'irt^kinzr t.-- P-» 151:1 2*11
K^n-'^T *■:* ■:*n: B^^üh'i i^r Di ti :'*■:::••.. il-sik -zi i«r bil-
'irni-'-s K'Si". Ar.'h'/^r:^ v-lrr -r zzi Mil-:?»: * ■: 1 i r n im
H*-i'\r.'7\''r.'T TrT'.T-.z^ZrL K ■ s:z7*;:h«*s i-i Li2i*rn. wtl.:h»
2kQi ZcTT^Ti'iinz -»CE*« .S?:ze all 1313 Aniin-b x^: hib-ri elai->i:. Äüf-
^efordrr:. •:•:>. i:*^?^alL- lÄEg^^rHi bi' !.:•. J::ni 1 J. b«: i*ii~ b-eiref -»nden
LacirrT-vII-in :l ßrTr*rb"inz zn 5*tz*i. — Kr •i-rr::h-T hab'ra n «nt-
ha!t«n; L Di* Darl*r:i:z i^ Bil i-nz^zinz^ lii ier c^rs-ralichen Ver-
hÄltni**^ d^ ß«^->rrrb^rs: 2. L-r Anzab^ •!•?? Art mi ^ris^. in w*>h'?T
•-T T'-n d*Tn stip^nii-m xin Zw^ck* i*r wilwren Au-bildzng <i*br»ich
mar,h*n wiü, -:nd 3. ü* Vorlage t-ü Kan«tproben i-rs Bittatellers.
Vrr:rin.-BL'
L'^b^r di-* A-fsihra-r T.n Frey-'^-'antrii a-s dem
CiviU in die k. k. Picnni-rr-Lai^tt-jn scn" U zt: Hainbnrg an
der DonaU; s. das Näher* in Brrr-rfT der Moiaiitäten im .Locale-
Anzeig^r der Presse". Beilage zz Nr. ^l vom 2. April 1>T3.
YATiäschreib::ng ron k: stenfreien \lil:tärzö2linj?«plä-
tz^n im Militärcolle?ium z- st. Polten iind in der techni-
fcrhen Militärakademie in Wien. — Ueber die näheren Moialiti»
ten. unter welchen auch für da« nächste S«±:il;ahr S'hne Ton CItII-
Staat^beamten A. U. Ortes z'^Ir anänahm »weisen Betheili^runf? mit kosten-
freien Militärzösrlinsr^plätzec in den ob^c genannten Anstalten beantragt
werden ». das Nähere in der -Wiener Zeitnng- rom Dinstag d. 13. Mai
1. J., Hanptbl. nicht amtl. Theil. i. Tö8 f.
(Die k. k. Akademie der Wissenschaften in Erakan)
wurde am 7. 3Iai 1. J. nach 12 Uhr von sr. k. k. Hoheit Herrn Erzherzog
Karl Ludwig mit folgender Ansprache eröffnet: ^Meine Herren! Mit
Verijrniigen sehe ich sfie hier zum ersten Male Ter?ammelt, am öffent-
lich ilie Thätigkeit des Institutes zu inaugurieren, welches die Gnade Sr.
Majestät für die Pflege der Wissenschaften in diesem Theile des Vater-
landi.» zu gründen gi^^ruhte. Meine Freude ist um so inniger, wenn ich
daran denke, dass ich der Protector der Aka*lemie bin und dass Sie
Ihr»*n hohen Aufgaben gerecht werden, welche Ihnen durch den erhabe-
n»'n Gründer zugedacht worden sind. So erklärte ich denn dieses Insti-
tut Jils ».röffnet. wobei ich Sie herzlich willkommen heisse.** Die Rede
wurde st'.'hend angehört: am i^chluFse derselben brach die Versammlung
in *rin drinialig-.s Hoch auf Se. 3Iaje?tät aus. Der Präsident der Aka-
demie. Majer, drückte den tiefgefüiiltyn Dank 5>r. Majesät aus. nicht
nur für die erfüllten Landeswünsche und das höchst gnädige Insleben-
rufen di«s»'r Institution, sondern auch für die Verleihung des Protecto-
rat-i an Allerhöolistdcssen erlauchten Bruder. Die Akademie wird
nufrii^htigst. bemüht sein. 6e. Majestät von den Gefühlen iler Dankbar-
lir'it für die i'rhalteni'n Wohlthaten zu überzeugen, damit die Institution
•I*r Monarrhi*' und dem Landf nutzbringend werd«.«. (Dreimal stürmi-
sches 1J(h:Ii,) D»fr Prärfidi-nt sprach sodann über die Aufgabe der Akade-
mie im .'lilgi.'meini.'n und über die historische Entwicklung derselben in
i'oh-n. Ih'T Generalsecretär Özujaki sprach über die Beziehungen der
Aka^lemie zum f^nde und zur allgemeinen wissenschaftlichen Thä-
tigkeit. — _^___-..— ,
Fünfte Abtheiluiip:.
Verordnungen für die Österreich) sclien Gymnasien
and Realschalen; Personalnotizen: Statistik.
Erlässe.
Gesetz vom 15, April 1873,
betreffend die Rej^relung der Activitätsbezüge des Staats-
lehrpersoiials and der Bibliotheksbeamton.
Mit Zustimmung der beiden Häuser des Reicbsratbes finde Ich
anzuordnen, wie fol;,^:
§ 1. Die Professoren und Lehrer an Staatslchranstalten so wie die
Beamten der Bibliotheken sind, insofeme nicht durch ein Gesetz eine
Aenderung eintritt, in die durch das für die Staatsbeamten gleichzeitig
erlassene Gesetz festgestellten Rangscüssen einzutheilen , welche den
ihnen nach den bestehenden Vorschriften zukommenden Disetenclassen
entsprechen.
Die Directoren der Staatsmittelschulen und Lehrerbildungsanstalten
werden in die VIL Rangsclasse eingetheilt.
Die Profes<toren an Mittplschul^n und Lehrerbildungsanstalten
können nach Erlangung der dritten Quinauennalzulage (Gesetz vom
9. April 1870. R. G. Bl. Z. 46, und vom 19. März 1872, R. G. Bl. Z. 29)
und auf Grund ihrer besonders anzuerkennenden Dienstleistung vom Un-
terrichtsminister in die VIII. Kan^sclasse befördert werden.
S 2. Das mit (ichalt angestellte Personal an Staatslehranstalton
und Bibliotheken hat den Anspruch auf eine in die Ruhegehalte nicht
anrechenbare ActivitStszuWc.
Diese Zulage ist nach ilouselben Grundsätzen und in demselben
Ausmasse fostzuslelI«M). w«*1«')ii' für die entsprechenden Rangsclassen der
(ijtaatsbeaniten durch das ^lci4:liz«.>iti^ erlassene Gesetz über die Activi-
tatsbezügo der^elb<'n festgesetzt werden.
§ 3. Der systemmäsäige Gelialt der wirklichen Lehrer an Staats-
uiittelsc'hnlcn (Gymnasien. Realg}'mnasien , Realschulen, nautische Schu-
len u. 8. w.), so wie der liauptlehrer an den Lehrerbildungsanstalten
wird für Wien mit l-lK) fl. und für die iibrigen Orte mit KHK) fl. fest-
gesetzt.
Die Gehalt»} der ühri^t'n Kategorien des Staats-Lehrpers<males und
«ler ßibliotheksbeamten worden durch dieses Gesetz nicht berührt.
Die für das gOHaumite Lehrpersonal so wie für die Lehrer an den
mit den Lehrerbililungsanstalten verbundenen und aus Staatsmitteln
814 Erlässe.
erhaltenen üebun^chnkn gesetzlich festgestellten Qain()nennalziilagen
so wie die Functionszu lagen für die Direc^ren. endlich die bestehenden
Vorschriften über die Gehalto der lieligionslehrer an den genannten
Lehranstalten werden durch dieses Gesetz nicht abgeändert.
§ 4. Die vorgeschriebene Diensttaxe so wie die Einkommensteuer
ist nur von dem Gehalte zu ontrichten, hingegen ist auch nur der Ge-
halt in die Pension einrechenbar.
§ 5. Die in Wien und an den bisherigen Staatsmittolschulen und
Lehrer1)ildungsanstaltpn erster Classe systemisierten Localzulagen so wie
die Quartiergeldcr in Iriest und Wien haben künftic: und zwar die letz-
teren mit dem auf den 1. Juli 1873 folgenden nächsten Fälligkeiteter-
niine zu entfallen.
§ 6. Den Mitgliedern des Staat.slchrpersoualeK. welolie den Ansprurli
auf ein Naturalquarticr haben, ist die Activitälszulage nur mit der Hiilftc
des auf sie entfallenden Betrages zu erfolgen.
§ 7. Auf Mitglieder des Staatslehrpersonales, deicn Hesüge auf
einem vertragsm aasigen IJebereinkonimeu beruhen .. finden di«» Bestim-
mnngon dieses Gesi'tzes keine Anwendung.
§ 8. Der § ^ des Anhanges zu dem Gesetze betreffend die Rege-
lang der Bezüge df»r activen iStnatsbeaniteu hat auch auf die FunctionSre.
fÖr welche das gegenwärtige (iesetz gilt. Anwenilung zu finden.
§ 9. Dieses Gesetz tritt mit 1. Juli 187.') in Wirksamkeit und
treten mit diesem Zcitpunctc alle mit demselben in Widerspruch ste-
henden früheren Gesetze und Verordnungen ausser Kraft
§ 10. Mit dem Vollzüge werden «ler Unterrichts-, beziehungsweise
Ackerbauminister beauftragt.
Wien, am 15. April JS8.S.
Franz Joseph m. p.
Auersperg m. p. Stromayr m. p.
Prctis m. p. Chlumccky m. p.
Erlass des Ministers für CulUis utul Unterricht vom '^9. Aprü Jfi7S
Z, 4651,
womit das nachfolgende Statut des philologischen Seminars
der Universität in Wien genehmigt wird.
Statut
des philologischen Seminars der Universität in Wien.
§ 1. Der Zweck des philologischen Seminars ist, die Studieren-
den durch praktische Uebungen im Bereiche der classischen Alterthums-
wisscnschaft zur Handhabuiiir der philologischen Methode und zur selbst-
ständigon wissenschaftlichen Arbeit anzuleiten und sie auf diesem Wege
zu tüchtigen Lehrern für Gymnasien und höhere Lehranstalten zu bilden.
§ 2. Die Uebungen, welche in eine lateinische und griechische Ab-
theilung zerfallen , werden von zwei ordentlichen Professoren der clas-
sischen Philologie in je zwei Stunden wöchentlich geleitet. Die Directoren
vereinbaren unter sich die Abwechslung in der Leitung der beiden Ab-
theilungen. Einer derselben hat zugleich die Geschäftsführung zu über-
nehmen.
§ 3. Die Uebungen im Seminar sind ÖlVentlich und unentgeltlich.
g 4. Die Uebungen befassen die Interpretation lateinischer und
griechischer Schriftsteller, die Abfassung schriftlicher Arbeiten aus dem
Bereiche der classischen Alterthumswissenschaft und Recension derselben
sowie die Disputation über Thesen aus diesem Gebiete.
Erlässe. S15
Die üebuueen der lateinischen Abtheilang des Seminars sind in
lateinischer Sprache abzulialton und in dieser Sprache aach die betref-
fenden Arbeiten abzufassen.
§ 5. Die Theilnohmer an den Seminarübungen zerfalK^n in ordent-
liche und ausserordentliche Mitglieder.
Die Zahl der ordentlichen Mitglieder ist auf zwölf festgestellt; die
Znlassung von ausserordentliclien Mitgliedern ist an keine bestimmte Zahl
gebunden.
g B Als ausserordentliches Mitglied kann jeder Studierende den
Uebungen beiwohnen . und in soweit es einerseitK seine Vorbildung, an-
derseits die Rücksicht auf die vorzugsweise Bescbäftigung der wirk-
liclien Mitglieder gestattet, zur Betheiligung an den Uebungen zugelassen
werden.
Wer als ordentliches Mitglied des Seminars aufgenommen werden
will, rouss bereits ein Jahr philosophische Vorlesungen besucht und ein
Semester bereits an den lateinischen und griechischen Uebungen des
Seminars theilgenommo« und durch entsprechende Leistungen sich den
beiden Directoren bekannt gemacht haben.
§ 7. Ueber die Aufnahme neuer Mitglieder entscheiden am Ende
eines jeden Semesters die beiden Directoren gemeinsam.
§ 8. Die ordentlichen Mitglieder sind verpflichtet , in jedem Se-
mester in beiden Abtheilungen des Seminars die Interpretation eines
ihnen zugewiesenen Abschnittes aus einem Autor zu übernehmen, in
beiden Abtheilungen je eine schriftliche Arbeit einzureichen, sowie der
Recension einer Arbeit sich zu unterziehen.
§ 9. Jedes ordentliche Mitglied hat am Schlüsse eines jeden Se-
mesters, jedoch nur, wenn es die im § 8 bezeichneten Verpflichtungen
vollkommen orfnllt hat. Anspruch auf ein Stipendium von ;')() fl. ö. W.
Auch die auf Gniud ihrer Leistungen am Schlüsse des Semesters neu
aufgenommenen Mit<^lieder haben Anrecht auf den Bezug dieses Stii^en-
diums für das abgelaufene Semester.
§ 10. Der (lenuss des Seminar-Stipendiums soll in der Regel nicht
über zwei Jahre dauern. Nur unter besonderen Umständen, deren Beur-
thrilung den Directoren überlassen bleibt, kann er noch auf ein drittes
Jahr verlängert werden.
Jedes ordentliolic Mitglied hat seinen Austritt aus dem Seminar
dem gcschäftsführenden Din'otor anzuzeigen.
§ II. Das ]diil(>logisi'he Seminar besitzt eine Bibliothek, deren
Verwaltung der jedesmalige eeschäftsführende Director zu übernehmen
hat. Die Benützung dieser Bibliothek, ist den ordentlichen Mitgliedern
des Seminars, sowie denjenigen Theilnehmem gestattet welche den
Directoren ]iersönlich bekannt sind
Die ordentlichen Mitglieder des Seminars haben ausserdem das
l^?cht. wenn sie sich in dieser Eigenschaft durch ein Certiticat der Se-
rn inar-Direction legitimiren , ohne Kriegung einer Caution. jedoch im
übrigen unt^r Beobachtung der bestehenden gesetzlichen Bestimmungen
aus der k. k. Universitiitsbiblinthifk wissenschaftliche Werke zum häus-
lichen Gebrauche zu enth'hnen.
§ \± Pie Direotion des Seminars hat am Schlüsse eines jeden Se-
mesters an das k. k. Ministerium für Cultus und Unterricht über den
Stand des Seminars und die neu aufzunehmenden Mitglieder Bericht zu
erstatten. Am Schlüsse eines jeden Studienjahres hat jeder der beiden
Directoren einen Specialbericht über die von ihm geleiteten Uebungen
dem Ministerium vorzulegen. Diesen Berichten sind zugleich die während
des Jahres gelieferten scliriftliohen Arbeiten beizufügen, welche dann,
nach erfolgter Erledigung, im Archive des Seminars aufzubewahren sind.
§ lo. Jedes ni'U eintretende Mitglied des Seminars erhält ein ge-
drucktes Exemplar dieses Regulativs zu seiner Instruction.
m»§*% a,A«,— k.L«.k l^ma^^t M^rt* iAs^ll
MMr OiMit S^AkM «Bt^ ^q^fii^ niwtoAn^iria
ir^iji mm rj^ll. »»li-ll |l »MMiMg
___ bC Im C^iHM
r M *v L k. T 1 I ir* jj - " dl DMsCirt Pc^iari
CfcUf ■■Jliarw BuniiliiiliiBiilH il^»BW»^3tT«i«aag— j
n» B^arfcaKbÄMrtir Ar *■ Bnrk Eattobcif. *■ Dkdtari
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JCr«MaB d«a OkirMm la Birtn Aatw Zk«ick .
tn(a; c»d]id d«» Bwiifa»digliMywtor fkr di* «lir. tSäaStm
l^MllM- OtBtU. ÜMflMm' Pan Sekraicd. (kr iTm Dnv
Vwpfitiom al* B*nfkMc»«lia«pMt«r «««k di« iMpcOkn der 8d
B«t.liUrBk«rf , Mirit tarn BraMMctalinspcctor Ar da BeL
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IUI, in BIrllli tarn wirklichfn L^hmr an darnelben Lehranstalt.
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Uor »uiiiilt'nt all dir k. li. l.uhriTliililuii^aiiBUll in Inofbr»
Dr. Ji'liann l(aiiiott..'r tum HaiipUi-'liror an diemr Anatalt, dnr SnnA
Ml ilvr lifllimUclien KlaaU-Oll. in l'rng Vinam« Jaroliniek tum """
llRhrn l.clirrr an (I^tkkIIicii l.nliraniitalt: Aet Unterlfbror in Grai J<
liauby mm l.«lit«r an ilnr UebnnifBsnhiilB der Lobrerbildan^
iilliliTt) ilcr l.iiliri'r iIt flnilwciicr VnVt*- n. BUreerschtite Johann Kai
mm Lolirur an der UubiugBicliule der liehrerbildungsamitalt j
PetBonal- und Scholnotizen. S17
weis; der Oberlehrer in Bernarditz Anton Pribik zum Lehrer an der
üebuDffsschule der Lehrerbild angsanstalt in König g ratz, der Iiehrer
in Wodfian Anton Dada zum Lehrer an der Uebungsschule der Lehrer-
bildungsanstalt in Sobeslau und der Yolksschullehrer Anton Skubin
in Gradisca zum ünterlohrcr an der Uebungsschule der k. k. Lehrerbil-
dnngsanstalt in Görz.
— Der Professor des deutschen Landespolytechnicums in Prag
Gustav Schmidt zum ordentlichen Professor der technischen Mechanik
und Maschinenlehre und der Ingenieur Heinrich GoUiier zum ordent-
lichen Professor des Maschinenbaues am obbenannten deutschen l^andes-
poljtechnicum alldort.
— Der ausserordentl. Professor an der Universität in Wien
und Vorstand der psychiatrischen Klinik an der n. o. Landes -Irrenanstalt
Dr. Theodor Meynert zum ordentlichen Professor der Psychiatrie; femer,
dem Beschlüsse des philosophischen Profcssoroncol legi ums gemäss, der
Med. u. Chir. Dr. Johann Pey ritsch zum Privatdocenten fiir morpho-
logische und systematische Botanik und phil. Dr. Franz Geh ring zum
Privatdocenten für höhere Mathematik und analytische Geometrie an
der Wiener Universität
— Der ausserordentliche Professor der classischen Philologie an
der Universität zu Innsbruck Dr. Johann Müller zum ordentlichen
Professor, ferner der Privatdocent an derselben Universität Dr. Joseph
Oellacher zum ausserordentlichen Professor für Histologie und £nt-
wickelungsgeschichte , endlich , dem Beschlüsse des philosophischen
ProfessorencoUegiums gemäss, der Gymnasialprofessor Anton Zin-
ize r le zum Privatdocenten der classischen Philologie an der philosophischen
Facultät, sämmtlich an der Innsbrucker Hochschule.
— Der Privatdocent an der Universität in Graz Dr. Arnold
Luschin zum ausserordentlichen Professor der deutschen Reichs- und
Kechtsgeschichtc an dieser Universität
— Der Privatdocent an der Universität zu Prag Dr. Philipp
Pick zuni ausserordentlichen Professor für Hautkrankheiten und der
Privatdocent ebeudort Dr. Alfred Pribram zum ausserordentlichen Pro-
fessor für klinische Medicin an der gedachten Universität, ferner der
Aroanuensis an der Prager Universitätsbibliothek Ferdinand Tadra zum
Scriptor an derselben.
— Der ausserordentliche Professor der deutschen Sprache und Lite-
ratur an der Universität zu Lemberg Dr. Eugen Janota zum ordent-
lichen Professor dieses Faches, ferner, dem Beschlüsse des rechts- und
staatswissensrhaftl. Professctrencollegiums in Lemberg gemäss, Dr. Auffust
Balasits zum Privatdocenten für österr. Civilprocess und Dr. Kaban
Freih. v. C ans tan zum Privatdocenten für österr. Handels- und Wechsel-
recht an der genannten Universität
— Das Mitglied der ung. Akademie der Wissenschaften Emerich
Henszlmann zum öffentl. ausserordentlichen Professor fiir die neuer-
richtete Lehrkanzel für Kunstgeschichte und der ordentl. ö£fentl. Univer-
sitätsprofessor Dr. Friedrirli Korinyi /.um ordentlichen Professor an
der in eine zweite medicinische Klinik und Ijchrkanzel für specielle
Pathologie und Therapie umgestalteten bisherigen intimen Klinik und
Lehrkanzel fi:r Chirurgen an der Universität in Pest.
— Dem öifontlichen ordentlichen Professor des Strafrechtes an
der Universität zu Klausenburg Dr. Gustav G r o i s z wurde ag. gestattet
auch über das Civilgerichtsverfahrcn Vorlesungen zu halten.
— Der Professor des civilgerichtlichen und aussergerichtlichen
Verfahrens an der A gramer Rechtsakademie Dr. Alexander Brcsz-
tyenszk^* zum ordentlichen Professor der (»benerwähnten Lehrgegen-
stände bei derselben Kechtsakademie.
SI8 Personal- und Schalnotizen.
Der geweaene Kedactear Karl Yigil Kapnik zam GerichtsdoU-
metacher für franxösiäche Sprache bei dem k. k. oäterr. Oberlandes-
gerichtt;.
-- Der Uiiiversitätsprofcssor Dr. Heinrich Siegel zum ersten
Vicepräses und der Hofaecretär 1>nm Obersten Gerichtshöfe Dr. Stephan
Sei<ll»?r zum Mitglieds der rechtshistori:iohen Staataprüfungä-
Cornniisnion in Wifjn.
— Der Minister für C u. U. hat dein k. k. ordentlichen Professor
der Rechte an der Univer»ität in Wien Dr. Moriz Hey ss 1er. aus An-
lass der auf .i»;in Ansuchen erfol<^en Enthebung von der Stelle eines
Viccpräses der judiciellt-n Staatsprürungacomuiission. seine Anerkennung
fijr die in dieäiT Stellung von ihm gel<.'istftt?n Dienste ausgedrückt.
— Der k. k. Schatzmeist«*r und Vorstand des Hof- Waffen museuras
Quirin Leitner zum wirklithen k. k. Regierungsrat he.
— Dem Aspiranten im Hau?-, Hof- und Staatsarchive, Piaristen-
OrdeUHpriestor Karl Seh rauf, ist taxfrei der Titel und Rang eines
Archivsconcipisten verliehen worden.
— Hofmth Dr. Joseph Hyrtl und Professor Dr. Joseph Petzval
KU auswärtigen Mitgliedern der kOn. ungarischen Akademie der Wissen-
schaften.
— Der (Gustos des k. k. Münz- und Antikencabinets Phil. Dr.
Em.st Hartman n Kdler von Franzenshuld zum Correspondenten der
k. k. Centralcommission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale.
— Der (.'ustos des k. k. zoologischen r*abinets, kais. Rath Georg
Ritter von Krauenfeld Ut zum Ehrenmitgliede des zoologi&ch-niincra-
1ogi.sclien Vereines in Regensburg und des Vereines für Naturkunde in
Fulda; ferner zum corr. Mitgliede der Senkenberg'schen naturforschenden
Gesollschuft in Frankfurt a. M. ernannt und dem Aufseher an demselben
k. k. Jlofcabineto Joseph Mann von dem kön. Museum in Florenz für
wissen.schaftl. Förderung der Mikrolepidopt4>rologie die silberne Verdienst-
medaille verliehen worden.
— Se. Majestät der Kaiser haben die Wahl des Classendireotors
der Krakauer Akademie der Wissenschaften Dr. Joseph Dietl
zum Vicepräses dieser Akademie zu genehmigen geruht.
— Der Bezirks-Schulinspector Andreas Allibranti, Pfarrer in
Janjna, dann der Katechet an der Volksschule in Sebenico Anton Depolo
zu Chorherren dos Oollegiatcapitels zu Curzola.
— Dem k. k. Rcgierungsrathc Schatzmeister Quirin Lcitner ist,
in Anerkennung seiner Verdienste um die Umgestaltung des bürgerl.
Zeughauses in Wien in ein städtisches Waffenmuseum, die grosse goldene
Salvator-Meduille zuerkannt worden.
— Wien, S. Mai. Mit Erlass vom 7. Mai an den n. ö. Landes-
schulrath hat Sc Excellcnz der Herr Minister für Cultus und Unterricht
in Erledigung des Horichtes vom 15. Jänner 1. J. mit Rücksicht auf die
Wiener Weltausstellung in Betreff des Schlusses des laufenden Schul-
jahres für alle Mittelschulen Wiens und dessen Vororte angeordnet, ilass
der Unterricht bis Ende Juni 1. J. in regelmässiger Weise fortzuführen,
in der ersten Hälfte des Monates Juli sodann die Versetzungs- und
Matuntät'(i)rürungen abzuhalten und nach deren Beendigung die Schüler
nach Miissgabo ihrer Betheiligung an den einzelnen Prüfungen für dieses
Schuljahr zu entlassen sind. Der Landesschulrath hat hienach das weiter
Erforderliche zu veranlassen. (Wr. Ztg.)
— Die 18 Gymnasien und Realgymnasien in Nieder-Oester-
rtnch wurden im Schuljahre 1S71/72, wie sich aus einer Zusammenstel-
lung der (naäsiücatiunsiiaten crgiebt, von 4äüü öffentlichen Schülern
Personal- and Schulnotizen. SlO
besucht, von denen 675 mit dor Vorzugäclasse, 2267 uiit der ersten Clas-
sification bezeichnet worden sind. Unter den 18Ö Pri?atisten gehörten 47
Eur Vorzugs- und 118 zur ersten Classe. Gegen das Schuljahr 1870/71
hat sich im Schuljahro 1871/72 die Schülerzahl um IHH vermehrt.
— Se. k. und k. Apostolii»che Majestät haben mit Allerhöchster
Entschtiessuiig vom 26. FeDraar 1. J. die L'eber nähme des Kremsierer
Ordensgymnasiums in die uumittelbare Verwaltung des Staates vom
1. October 1. J. angefangen uilerguädigst zu bewilligen geruht.
(Wr. Ztg.)
— Se. k. und k Apostolische Majestät haben mit Allerhöchster
Entsch liessang vom 12. Mai 1. J. allergnädigst zu genehmigen geruht,
dass das Communalgymaasium in Weisskirchen vom 1. October 1. J.
angefangen in die unmittelbare Verwaltung des Staates übernommen
werde. (Wr. Ztg.)
~ Dem Curator der Theresianischen Akademie, Ersten Präsidenten
des Obersten Gerichtshofes Dr. Anton Kitter v. Schmerling, ist, in
Anerkennung seiner dem kais. Hause und dem Staate während einer
langen Keihe von Jahren mit treuer Hingebung geleisteten ausgezeich-
neten Dienste, das Grosskreuz; dem Erzieher Sr. k. k. Hoheit des Kron-
prinzen Erzherzoges Rudolf Generalmajor Joseph Latour von Thurn-
berg das Commandeurkreuz und dem Lehrer Sr. k« k. Hoheit des Kron-
prinzen Erzherzogs Kudolf, Hyacinth Johann Ronay, Propste des Press-
barger Collegiatcapitels, das Ritterkreuz des St. Stephan-Ordens; dem
Professor am akademischen Gymnasium in Wien Alois Egg er, in Aner-
kennung der bei dem Unterrichte Ihrer kais. Hoheit der Frau Erzherzogin
Gisela geleisteten vorzügliclien Dienste, dem Sectionsrathe des ungar.
Ministeriums fQr Cultus und öffentlichen Unterricht Titus von Kärffy,
dem Pester Universitätsprofessor Dr. Karl Than und dem Universitäts-
professor und Mitgliede der ung. Akademie Dr. Eugen Jendrassik,
ferner dem Director des k. k. Hofoperntheaters Hofcapellmeister Johann
Herbek. in Anerkennung seiner ausgezeichneten künstlerischen Leistun-
gen, jedem taxfrei der Orden der eisernen Krone 3. Cl.; dem pens.
Ministerialrathe Med. Dr. Franz Ritter v. Güntner (seinerzeit auch im
Lehrfache thätig) das Conithurkrcuz, dem vormaligen Tlieaterdirector in
Wien Karl Treu mann, dann dem Kammermedaillour Joseph Tauten-
hayn, in Anerkennung seiner künstlerischen Leistungen, femer dem
akademischen Maler Jonann Nowopacky und dem Hoforganisten Piu8
Richter, sowie dem Architektt^n Karl S tat 1 1er, in Anerkennung seiner
ausgezeichneten architektonischen Leistungen bei Herstellung des Linzer
GYninasialgebiiudes, jedem das Ritterkreuz des Franz Joseph-Ordens ; dem
Klavierlehrer und (jompositeur Karl Gerber, dem Kalligraphen und
Handelsschulinhal)or Joseph Der f fei, in Anerkennnng seines vieljährigen
erspriesslichen Wirkens im lichrfachc, und dem Architekten und Civil-
Ingenieur Gustav Gröbner, in Anerkennung seiner ausgezeichneten
Verwendung bei dem Hau des chemischen Institutes der Wiener Uni-
versität, das goldene Vcrdienstkrouz mit der Krone; dem Künstler
J. M. Kaiser in Linz, für zwei mit ßleistift gezeichneto jjand-
schaftsbilder, <lie grössere goldene Medaille für Kunst und Wissen-
schaft, dem Kegierungsrathe, Universitätsprofessor und Herrenhausmit-
gliede Dr. (^onstantin Höflor und dem pens. Professor der Kechte
Dr. Franz Kotter als Kitter des Ordens der eisernen Krone 3. Ol., in
Gemässhcit der Ordeiisstatutc, dor Ritterstand, dem Professor der civil-
rechtlichen Fächer an der Orient. Akademie in Wien Dr. Friedrich Edlen
V. Huze, in Anerkennung seiner vorzüglichen Leistungen in dem ge-
dachten Lehramte, und dem mit dem Titel und Charakter eines Statt-
haltcreisecretärs bekleideten StHtthaltereiconcipisten und Redacteur der
StO Personal- and Schulnotizen.
^Linzer Zeitung* Anton Tuczek der Titel und Charakter eines Begie-
rnngsrathes mit Nachsicht der Taxen, dem Mitgliede der öster. Conunis-
sion für die europaische Gradmessung, ausserordentl. Universitatsprofessor
Dr. Theodor Ritter v. Oppolzer der Titel und Charakter emes Be-
gierungsrathes mit Nachsicht der Taxen; dem ordentl. Professor der
classischen Philologie an der Universität in Graz Dr. Karl Sehen kl, in
Anerkennung seiner wissenschaftlichen und lehramtlichen Verdienste, und
dem üniversitätsbibliothekar in Wien Johann Wussin, au» Anlass
seines Uebertrittes in den dauernden Buhestand, in Anerkennung seiner
mehr als vierzigjährig^ erspricsälichen Wirksamkeit im Staatsdienste,
taxfrei der Titel eiiies^egieruugsratheä, endlich dem ordentl. Professor an
der Pest er Universität Dr. Johann Wagner, dem Director der Hilfs-
ämter im k. ung. Ministerium für Cultus and öifentlichen Unterricht
Johann Nemeth und dem akademischen Mitgliede Ivan Paur, jedem
der Titel eines kön. Käthes allcrgnädigst verlictien worden. — Auslän-
dische Orden und Auszoichnungon erhielten u. A. die Nach benannten
und zwar: der k. k. Hofrath und Director der Centralanstalt für Meteo-
rologie und Erdmagnetismus Dr. Karl Jelinek in Wien den kais.
ruBS. St. Annen-Orden 2. Cl. und den ottoman. Medschidje-Orden 4. Cl.,
der k. k. Reg. Rath, Professor und Vorstand d« statistisclicn Departement«
im Handelsministerium Dr. Hugo Braclielli in Wien den kais. russ.
St. Stanislaus-Ordcn 2. C\. und das Ofticierskreuz des kön. Ordens der
Krone von Italien; der Hofsccretär bei der Direction der k. k. admini-
strativen Statistik Gustav Schimmer in Wien und der k. k. Professor
an der böhm. OR. und Vorstand des statist. Bureau der Landeshauptstadt
Prag Joseph Erben den kais. rubS. St. -Annen-Orden 3. CL; der General-
Consul Hofrath Dr. Karl Ritter v. Scherz er dus Commandeurkreuz, der
Director des k. k. mineralog. Hofcabinets Prof. Dr. Gustav Tschermak
das Ofticierskreuz, und der Historiograph Peter von Radios in Wien das
Ritterkreuz des kais. brasilianischen Rosenordons; der Herausgeb«^r und
Redacteur der Gemeinde - Zeitung Joseph Pfund hei 1er in Wien das
Officierskreuz des k. griech. Krlöser-Oraens und der Architekt Friedrich
Ritter von Stäche in Graz, das Ritterkreuz 1. Cl. des grossherzogl. ba-
dischen Ordens vom Zähriuger Löwen; der k. k. Hofschauspieler und Re-
gisseur Karl La Roche die kön. baycr. Ludwigs-Medaille für Wissen-
schaft und Kunst.
(Chronik der Erledigungen, ConcuräC u. s. w. Portsetzung
v. Heft II. u. IIL 1. J. S. 238.) — Cilli, k. k. Staats-G., 2 Lehrstellen,
die eine für Deutsch, allenfalls mit Prupsedeutik, die andere für classische
Philologie; Bezüge: die system.; Termin: 15. Mai l. J., s. Amtsbl. z.
Wr. Zte. v. 28. März L J., Nr. 73. - Marburg, k. k. Staats-G., 2 Lehr-
stellen lür class. Philologie, wo möglich in Verbindung mit der Befähigung
für philos. Propädeutik oder für slov. Sprache; Bezüge: die system.;
Termin: 15. Mai 1,J., s. Amtsbl. z. Wr. Ztg. v. 28. März 1. J., Nr. 73; —
ebendort, Staats-OR., 2 Lehrstellen, die eine tTir Französisch und Eng-
lisch, die andere für Mathematik als Haupt- und darstellende (xeometne
als Nebenfach; Bezüge: die system.; Termin: Ende April 1. J., s. Amtsbl.
z. Wr. Ztg. V. 28. März 1. J.. Nr. 73. — Iglau, Staats-G., 2 Lehrstellen,
k. k. ROGv 4 Lehrstellen ; nämlich 2 für classische Philologie, wo möfirlicfa
mit Lehrbefähigung für Französisch. 1 für Freihand- imd geometr. Zeichnen
und 1 für die Religionslehre ; Bezüge: die system.; Termin: 15. April
L J., s. Amtsbl. z. Wr. Ztg. v. 30. März l J. Nr. 75. - Znaim, k. k.
Personal- und Schulnotizen. S21
Staats-G. (mit deatscher Unterrichtssprache), 3 Lehrstellen u. zw. 2 für
altclassischc Philologie und 1 für Deutsch in Verbindung mit altclass.
Philologie; Bezöge: die system. ; Termin: 15. Mai l. J., s. Amtsbl. z.
Wr. Ztg. V. 30. Mära 1. J., Nr. 75. — Chrudim. (böhm.) k. k. ORG.,
2 Lehrstollen, die 1 für Geschichte und Geographie, die andere für
Freihand-, goometr. Zeichnen und Kalligraphie; Jahresgehalt: 800 fl. ;
Termin: 30. April 1. J.; s. Amtsbl. z. Wr. Ztg. v. 2. April 1. J., Nr. 77.
— Mähriscn-Schönberg, Lande:;-RG. (mit deutscher Unterrichts-
sprache), Lelirstelle für classische Philologie, mit den System. Bezügen;
lermin: 15. Mai 1. J., s. Amtsbl. z. Wr. Ztg. v. 3. April 1. J.. Nr. 78.
— Budweis, k.k. Lehrerbildungsanstalt sainmt Uebungsschule, Directors-
stelle, womöglich mit Befähigung zum Unterrichten der Piedagogik und
Mathematik; Bezüge: die system.; Termin: 15. Mai 1. J., Nr. 79. —
Kger. k. k. Lehrbildungsanstalt, Lehrstelle für die Naturwissenschaften
und Mathematik, mit den sysU'm. Bezügen; Termin: 15. Mai 1. J., s.
Amtsbl. z. Wr. Ztg. v. 4. April 1. J. Nr. 79; ebend. (deutsches) Staats-
G., Lehrstelle für classische Philologie; Termin: Ende Juni 1. J., s. Amtsbl.
z. Wr. Ztg. V. 9. Mai l. J.. Nr. 1U9. — Auspitz, Landes-Uß., Lt^brstelle
für Freihand- u. goometr. Zeiciinen, mit den system. Bezüjren; Termin:
25. April 1. J., s. Amtsbl. z. Wr. Ztg. vom 17. April 1. J., Nr. 89. —
Saaz. k. k. Staats-G. (v. 1. Oct. 1. J. an), Direotorsstello und 11 Lehr-
stellen, nämlich die Eatechetens teile, 6 Stellen für class. Philologie,
1 für Geschichte und Geographie, 1 für Deutsch als Hauptfach, 1 für
Mathematik und Physik und 1 für Naturgeschichte als Hauptfach;
Bezüge: die system.: Tennin: Ende Mai L J., s. AmtsbL z. Wr. Ztg.
vom 18. April 1. J., Nr. 90. — Triest, (deutsche) Staats-OU., 3 Lehr-
stellen u. zw. 1 für Chemie, l für Französisch und 1 für Mathematik und
Physik als Hauptfach; Termin: 15. Mai 1. J., s. Amtsbl. z. Wr. Ztg. v.
19. April 1. J., Nr. 91. — Capodi Stria, k. k. ÜG., 5 Lehrstellen u. zw.
4 für classische Philologie und I für deutsche Spniche und Literatur für
das OG. in Verbindung mit der class. Literatur; Bezüge: 8<K) ii. mit
den System. Quinquennalzulagen ; Termin: binnen (> Wochen vom 7. April
1. J, au; 8. AmtsbL z. Wr. Ztg. v. 22. April 1. J., Nr. 93, 94. — Krain-
burg, k. k. Staats-RG., 2 Lehrstellen für classische Philologie, die eine
mit subs. Verwendbarkeit für französisch, dann 1 für den Zeichenunter-
richt mit subs. Verwendbarkeit für den arithmetischen und kalligraphi-
schen Unterricht, mit den nom'i. Bezügen; Termin: 20. Mai 1. J., s.
Amtsbl. z. Wr. Ztg. v. 22. April 1. J., Nr. 93, 94. — Salzburg, Staats-
OR., katholische Religiunslehrerstellc mit dem Jahresgehalte v. 735 fi.,
Termin: 20. Mai 1. J., s. Amtsbl. z. Wr. Ztg. ?. 23. April 1. .1., Nr. 95.
— Tabor, k. k. (böhni.) RG., Lehrstelle für classische Philologie;
Jahresgehalt: 8<K) ll. ; Termin: Ende Mai 1. J., s. Amtsbl. z. Wr. Ztg.
V. 23. April 1. J., Nr. 95. — Gottschee, k. k. G. (mit deutscher Un-
terrichtssprach«'^ 2 Lehrstellen, die einir lür classische Philologie, die
andere für Naturi^Tsoliichte in Verbindung mit Mathematik un<l Physik;
Bezüge: die gesitzlich normierten: Termin: 31. Mai I. J.. s. AmtsbL z.
Wr. Ztg. V. 23. April 1. J., Nr. 95. — Wien, k. k. akad. (J., Lehrstelle
für Mathematik und Physik; — ebend. k. k. G. (im 1 Bez., Fichtegasse),
Lehrstelle für classische Philologie; — ebend. k. k. K. u. OG. auf der
Landstrasse (3. Bez.). 2 Lehrstellt?n für classische Phihdogie: — ebend.
k. k. R. u. Od. in der Rdssau (9. Bez.), 2 Li'hrisr eilen für classische
Philologie, dünn l für «lassische Philologie und Deutsch, sämmtlich mit
den System. Bezügen; l'crmin: 20. Mai I. J.. s. Amtsbl. z. Wr. Ztg. v.
29. April l. J., Nr, 1(H>; — ebend. k. k. Hochschule für Bodencultur,
Laborantenstelle am cliemischm Laborutorium ; Gehalt: 500 fl. nebst
100 fl. Quartiergeld; eventuell Fnimiarticr; Termin: binnen G Wochen
vom «i. Mai 1. J. an; s. Amtsbl. z. Wr. Ztg. v. 8. Mai l. J., Nr. 108; —
ebend. k. k. Universitätsbibliothek, Vorstehcrstclle ; Jahrcsgchalt: 2200 fl.,
ZalUehrifl f. d. Ötttrr. Oymn. 1879. IV. Heft. 21
822 Personal- und Scbnlnotizen.
nebst Quartiergeld v. 4(NJ tl.; Termiu: 2L Mai 1. J., s. Auitsbl z. Wr.
Ztg. V. 14. Mai 1. J., Nr. 113. — Hernais (bei Wien), k. k. RG., 1 Lehr-
stelle für classisclio Pbiloloirie, mit wünscbeiiswertlier Betabigang tiir
französische Spruche, und 1 biclle für tr«*ihand- und geometr. Zeichnen,
mit den systcjii. Bezügen ; Termin : 20. Mai 1. J., s. Amtsbl. z. Wr. Ztg
V. 2*J. April 1. J.. Nr. M). ■■ Oberboi hibrunn, k. k. R. u. OG"..
4 Lehrstellen für classische Pbilolugie. mit den system. Bezügen: Ter-
min: 20. Mai 1. J., s. Amtsbl. z. Wr. Ztg v. 29. April 1. J., Nr. lai
— Klage ufurt, k. k. Staats-G., 2 Lohrstellen, die eine für clasäiscbe
Philologie, die andt-re für Naiur^'iscliicbte mit ]\lathemat.ik und Physik;
Bezüge: die normierten, Termin: 3J. .tlai 1. J , s. Amtsbl. z. Wr. Ztg.
V. 29. April 1. .1.. Nr. lüU. — Jägern dorf. Comm. üR., Lehrstelle für
Freibandzeichnen als Hi^upt- und goometr. Zeichnen als NeUnraoh;
Jahresgehalt : 800 tl. mit Anspruch auf fünfmalige Qninquennalzulagc
a 2<.H) iL und Theuerungsbeitra.: von bO ti. (für das 1. Jahr), TiTmin
>ogI.irli. s. Wr. Ztg. v. 1. Mui 1. J., Nr. 102, S. 578. — Villacb.
k. k. i>taats-liG., Lehrstelle für G'^ographie und Geschichte als Hjiupl-
fiich.r; Termin: Ende Mai 1. J , s. Anitsbl. z. Wr. Ztg. v. 7. M:ii 1. J ,
Nr. 107. — Pirano. k. k. yy\i., 8 I-ehrstellen, u. zw.: '1 für llali«'ni<i:b
in Verb. m. Geogr. u. (ieschichtc, 1 für Deutsch in Verbindung mit
Italienisch, Oeogr. und Geschichte, 1 für Deutsch in Verbindung mit
Französiscii, 1 für Chemie und Niiturgeschichte. 1 für Mathematik in
Vorbindung mit Darstell. Geometrie und g-'ometr. Zeichnen; 1 für Matbe-
matik in Verbindung mit geometr. Zeiebnen und 1 für Freibandzeicbeu.
wo möglich in Verbindung mit Schönschreiben und St-nograpliie: .labres-
gehalt: 800 fl. mit den system. Quinquennalzulageii v. 2(H) fl.; Termin:
binnen fi Wochen vom 28. April l. J. an; s. Amtsbl. z, Wr Ztg. v.
8. Mai l. J., Nr. 108. - Prag, (deutsche) k. k. OR . Lebr>,t.lle für
französische Öpracbe, mit den norinalmässigen Bezügen und jhbrl. 150 fl.
Functiün*zulage; Termin: 20. Mai 1. J., s. Verordn. ßl. 187:>, IX. 8t.,
S. 225; — ehend. (deutsche) k. k. Lehrerinnenbildungsanstalt, Hauptlehror-
stelle für deutsche Sprache, als Hauptfach, mit den norm. Bfxügen:
Termin: Ende Mai 1. J., s. Verordn. Bl. 1873, St. IX. S. 22ü: - ebend.
(deutsches) 8taats-G. ^ Kleinseite), Lebrstelle für elassische Philologie;
— dann (deutscbcs) St:iats-UKG.. elx-nlalls Lehrstelle für classiselie Pliilo-
logie; Termin: Ende Juni 1. J.. s. Anitsbl. z. Wr. Ztg. v. 9. Mai l. J.,
Nr. 109; — ebend. (böhm.), k. k. LeJirerinnenbildnngsanstalt, Jfaupt-
lehrersstelle u. zw. für bölim. -Sprache. Geographie und lieiebi.hte;
Jahresgehalt: 800 fl. nebst Anspruch auf Quiuuuennalzulagen v. 2(.MJ ti. ;
•Termin: Ende Mai 1. J., s. Verordn. Bl 187;j, a. St.. S. 224. - Arn au,
(deutsches) Staats-RCG., 3 Lehrstellen, u. zw. 1 für class. Philologie,
1 für Geographie und Ueschichte, bei w^ünschenswerther Verwendbarkeit
für französisch und 1 für Freihand- und geometrisches Zeichnen, wo
möglich mit Verwendbarkeit für Böhmisch; Termin: Ende Juni 1. J., s.
Amtsbl z. Wr. Ztg. v. 9. Mai l. J.. Nr. 19.-- Krumau (deutscbes;,
Staats-URG., Lehrstelle für classische Pliilologie; Termin: Ende Juni
1. J., s. Amtbl. z. Wr. Ztg. v. 9. Mai l. J.. Nr 103. — Landskron.
(deutschosj Staats-G., Lehrstelle für da.^sische Philologie, mit subs. Ver-
we?idbarkeit für Französisch; Termin: Ende Juni 1. J.. s. Amtsbl. z. Wr
Ztg. V. 9. Mai 1. J., Nr. 109. — Prachatitz. (deutschest Staats-UR'3.,
2 LtdirstelliMi. die eine für class. Philologie, die andere tür Naturgeschichte
als. Hauptfach; Termin: Ende Juni 1. J.. s. Amtsbl. z. Wr. Ztg. v. IV Mai
1. J.. Nr. 109, — Brunn eck. 8taats-üR.. 2 Lehrstellen, die eine für
Zeirlinen. ilie andere für Italienisch, mit den system. Bezügen, ueb:^t
Activiiäts/ulage v, 2l.K> li.. Termin: 15, Juni 1. J., s Amtsbl. z. Wr. Ztg.
V. 10. Mai 1. J., Nr. 115. — Im st, Staats-ÜR., 2 Lehrstellen, die eine
für Zeichnen, die andere für Italienisch, mit den system Bezügen, nebst
Acti vi täts Zulage v. 2üO ü.; Termin: 15. Juni 1. J., s. Amtsbl. z. Wr.
Personal- tind Srhulnotizen. 32S
Ztg. V. 16. Mai 1. .1.. Nr. 11j. — Kcutc. Zoichnenfortbildungsschulc,
Lehrer (dem Status d«'r Rsrh. in Imst einf^eri3ibt»; Tcnnin: 15. Juni l. J.,
s. Amt.sbl. z. Wr. Zt;:. v. 16. Mai 1. J., Nr. 115. - Ifadaiitz, k. lt. Uü.,
•J F.t?hrstelleM (mit doutscber Unterrichtssprache), die eine für Matliomatik
nnd Physik, die ander« für cla.ss. Philologie, wobei die etwaijre Befahi-
j;ung für den Unterricht im Freihandzeichnen oder im Französischen
besonders lit.riicksichtitjt wird; Termin: Knde April 1. J.. s. Verordn. Bl.
1878, St. VJI, S. 17;'). — Leitmeritz, Lehranstalt für Taubätumme,
Stittendiensti.'lle von ;5(X) fl.. mit freier Station, auf 3 Jahre, und Aussicht
AUt den Gehalt eines .*i. Hauptbdirers dieser Anstalt mit 800 fl. u. mehr;
Termin: Ende Juli 1. J.. s. Verordn. Bl. 1873, St. IX. S. 222. — Bre-
men z. k. k. Lehrerbildungsanstalt, Hauptlehrerstellc für die naturwis-
si.'nschaftlich-mathematischen Fäi'ln»r . mit den norm. Bezügen u. 150 fl.
Localzulage; Termin: 1."). Juni 1. J.. s. Verordn. Bl. 1873. ht. IX, S. 226.
- Trauten au. k. k. Lehrerbildgsanst^ilt. Ilauptlehrorstelle für Natar-
L'eschiclite und Naturlehre, mit d«Mi norm. Bczügi'n: Termin: Ende Mai
K J., s. Verordn. Bl. 1873, IX, S. 226; - rlwnd. Comm. ÜB., eine Lchr-
- tolle, wie oben.
iNekmlogie.^ - Am 3. Miii/ 1. J. zu Wien der Hof- und Ge-
richtsadvocat Dr. Leoriold Edler von Sonnleithner (geb. zu Wien am
!.'). November 1707), Kitter des Ordens der eisernen Krone 3. Cl.. Director
lind Bechtsanwalt drr Ersten öst^jrr. Sparcassa u. s. w., durch seine Liebe
für die Tonkunst, seine musikalischen Kenntnisse und.sei||e freundschaft-
lichen ßeziehungj'n zu allen musikalischen NotabiliUite*n seiner Zeit in der
Kunotwelt Tortheilhaft bekannt. (Vgl. „Presse** v. 5. März \. J., Nr. 63,
Local.-Anz. S. 11.)
— In der Nacht zum 4. März 1. J. in Wien der pens. Hofrath
Dr iSiegfried Becher {rreh. zu Plan in Böhmen am 28. Februar 1803),
seinerzeit Prof« .-sor am Polvtechnicum in Wien, durch eine Reihe natio-
nal-oekonomischer Werke, namentlich durch f-ein Buch «Das österreichische
Münzwesen von 1021- -1838", vortheilhaft bekannt, einer der bedeutend-
ctpn Statistiker <Vsterreichs.
— Am 4. März 1. J. zu Gratz Dr. «ieorp: Goth. pens. Studien-
director und Custos am Joanneum alldort. als topographischer Schrift-
^tf^ller und genauer Kenner St^iermarks bekannt.
— Am f>. MäiÄ 1. J. zu Frankfurt a. M. der ausgezeichnete Kupfer-
stecher Joh. Nikolaus Hoff (geb. ebeud. 1798).
— Am 8. März 1. J. zu Wien Karl Descovich, suppl. Gjmna-
sialprofessor, 23. Jahr.; alt; auf seiner Villa isan Carbone bei Figline der
Senator Raphael Lambruschini (jjeb. zu Genua), ausgezeichneter
Schriftsteller, als Repiasoutant dt-r Accadpmia de la Ousca um die Rein-
heit und Originalität der ital. iSpr.vhi- hochverdient, im höchsten Greisen-
alter.
-- Am 0. Mavz 1. J. zu Lf>ndun der Verlagsibuchhändler und Schrift-
steller Charles Kright ;geb. zu Windsor 1791). durch werthvolle Schriften
über , nützliche* und ^unterhaltende-* Wisse n.-?ehaft bekannt.
— Am 10. März 1. J. John Torrey, Professor am Columbian-
College, bekannter Botaniker . Verfasser von Werken über die Flora Ton
Amcrikii. insbcsondHrr d'-.s Stnat»v^ New-York, 74 Jahre alt.
— Am 11. Miirz 1. J. zu Wien l»r. Fiiodrich Gcyling. Docent
an der Wiener Univ.i>ität,. im 31. Ltb-n-jjahre.
— Am 12. Miir/ 1. ,1. /ii Wien Jnluinn Karl k>andrini, gewes.
Profi-ss.tr der ital. : |>r;t<]i»' am Mu.-ikeonservatorium. 72 J. alt.
- Laut M'lilun;^' .ms Loh'lnn \om 12. Mürz 1. J. dorlselbst Sir
FiK'iliuh .Miidd' n. M'it vi<lrn Juln.n Custo.^ der Manuscripte im bri-
tischen Mu-siuiii. 'iMrch zalilreirlh- lii,turic.cho und genealogische iSchriften
U'khunr.
21*
9P
1
324 Personal- und Schulnotizen.
— 13. März 1. J. in Wien der kais. Rath Joseph GeoTg Beer
Besitzer des goldenen Yordienstkreozes mit der Krone. Mitglied der k.
Leop.-Carol. Akademie u. a. gel. Gesellschaften . als Botaniker von beden-
tenacm Kafe; eben daselbst der Genie>Oberst Andreas Ritter Tunkler y.
Treuiinfeld, einer der verdienst vollrtten Officiere der österr. Armee,
jahrelang Professor an der Ingenieur- Akademie, auch als Fachschriftsteller
(^Lehrbuch der Fortification*^ u. tu. a.) bekannt, im 53. Lebensjahre.
— Am 18. März 1. J. zu Wien Dr. Franz Matejko, früher Docent
an der Jagellonischen Universität in Krakau und Custos der dortigen
Bibliothek, durch seine bibliographischen Schriften auf dem Gebiete der
slavischen Literatur bekannt, Bruder des bekannten Historienmalers u. s. w.,
im Alter von 45 Jahren.
— Am 19. März 1. J. zu Giessen Dr. phil. Wilhelm Stahl, Pro-
fessor der philos. Facultät an der dortigen Hochschule, hervorragender
Vertreter der national-oikonomischen Wissenschaft.
— Am 19. (?) März 1. J. zu Jasenitz bei Stettin Ludwig Giese-
brcchi (geb. am 5. Juli 1792 zu Mirow in Mccklonburg-Strelita), seiner-
zeit Professor am Gymnasium zu Stettin, Veteran von 1813. Onkel des
Historikers Friedr. Wilhelm Benjamin G., als schätzenswerther Dichter
bekannt. (Vgl. a. o. Beil. z. A. a. Ztg. v. 28. März 1. J., Nr. 87, S. 1321 f.)
— Am 20. (2L) März 1. J. in Wien Flora Modreiner, geb. Zadig,
nnter dem Anafframm: ^Arolf" als Lustspieldichteriu („Jeder nach seiner
Art** n. a.) bekannt. 37 Jahre alt; zu Athen der bekannte Philhelleae
General Richard Church, (geb. in der Grafschaft Cork 1785) zweimal
Oberbefehlshaber der griech. Jiandarmee. Staatsrath und Senator.
— Am 21. März 1. J. zu Bayreuth Dr. Job. Christ, v. Held, seit
32 Jahren Rector des dortigen Gymnasiums, ein verdienter Philolog.
— Am 23. März 1. J. zu London Dr. Partridge, Professor der
Anatomie am Kings-College.
— Am 25. März 1. J. zu Kopenhagen der Dircctor der dortigen
Kunstakademie Staatsrath Prof. Wilh. N. Marstrand (geb. ebend. 1816),
als Maler, namentlich durch seine humoristischen Bilder nach Holberg^s
Lustspielen, bekannt.
— Am 26. März 1. J. zu Paris Amedeo Thierry (geb. zk Blois
am 2. August 1697), Mitglied dos Institutes, ehemal. Senator des Kaiser-
reiches, Bruder des berühmten Historikers Augustin Th., selbst durch
zahlreiche Geschieh ts werke («Histoirc des Gaulois" u. v. a.) bekannt, im
Alter von 75 Jahren.
— Am 27. März 1. J. zu Landshut Frz. Xav. K o h l . Director des
dortigen kön. Erziehungsinstitutes, namhafter Stenograph. 56 Jahre alt.
und zu Koburg Dr. Eduard Mushacke, durcli 36 Jahro Oberlehrer an
der Königstädtischen Realschule in Berlin, langjähriger Herausgeber des
prcuss. »Schulkalendcrs^.
— Am 28. März 1. J. zu Paris der Professor des Strafrechtes an
der Pariser Rechtsfaculfcit Ortolan, Verfasser geschätzter Schriften,
bedeutender Kechtsgelehrter, 71 Jahre alt.
— Am 29. März 1. J. zu Prag Rudolf Mang er (geb. zu Potsdam
am 3<). August 179.S), cinor der grössten Industriellen Oesterreichs . in
früherer Zeit Correspondent der k. k. geologischen Reichsanstalt, auch
durch werthvolle Fachschriften über das österr. Bergrecht, über die österr.
Berggesetze u. s. w. bekannt.
— Am 30. März 1. J. zu Olmütz Dr med. & Chir. Jos. Köhler
(geb. zu Tachau in Böhmen, am 4. Juli 1792). seinerzeit Professor an
der medicin. chirurg. Lehranstalt in Prag, dann Professor der Natur-
geschichte an der Universität in Innsbruck, zuletzt Professor an der Ober
Kealschule in Olmütz, und zu Paris Marquis de Chasseloup-Laub
(geb. am 29. März 1805 zu Alessandria in Piemont), von 1858 bis 1
Marine-Minister, als Geograph zum Präsidenten der geograph. Gesellscl
in Paris ernannt, geschätzter Fachbchriftsteller.
Personal- and Scliulnotizen. SS5
— Am 31. März 1. J. zu Tabor (Böhmen) der Professor des dor-
tigen Obcrfrymnasiuins Wen/.el tiakowsky, im 28. Lebensjahre.
— Anfangs März in America James Henry Coffin. «eit 1846
Professor der Mathematik und Astronomie am Lafajet.U*-CoUo^'c, durch
sein Werk über die Winde auf der nördlichen Hemisphäre besonders
bekannt, im Alter von 67 Jahren.
— In der 1. Hälfte des Monates März 1. J. der hoffnungsreiche
französische Diclitor und Dramatiker Jean du Boys, im Alter von
40 Jahren, un'l in Bischheim der elsässische Antiquar Max von King,
durch sein Werk iiher die ScIilÖsser im Südwest!. Deutschland, sowie durch
seine Schriften über celtische und gallische Grabhügel bekannt, im
74. Lebensjahre.
— Ende März 1. J. zu Bologna der Maler Carlu Ariente, Director
der dortijjen Akadt-mi«» der bildenden Künste.
Am 1. April 1. J. zu Innsbruck Johann Maische dl Kitter von
Alpenburg fgeb. zu Stoyr 1800;, Ritter des Ordens der eisernen Krone
3. Ol, im J. 1848 Tiroler Schützenhauptmaim , Gründer des Radetzky-
Vereines und Herausgeber des Radetzky-Albums, auch durch poetische
Versuche und Mittheilungen über tirolische Sagen bekannt, und zu Karls-
ruhe Professor Wilhelm Stern, i^ns. Director des dortigen evang. Se-
minars, durcli seine literarische und paedagugische Thätigkeit in weiten
Kreisen bekannt, im 80. Lebensjahre.
— Am 2. April 1. J. zu Brüssel Charles Bosselet, Mitglied der
Akademie der Wissenschaften und der schönen Künste. 60 Jahre alt.
— In der Xarht zum 3. A])ril 1. J. in Linz Sr. Hochw. Dr. Franz
Friedrich Ried er, Dompropst, seinerzeit Decan der thcolog. Facultät
der Wit-ner Universitilt.
— Am 4. April 1. J. zu Braunschweig der dortige Conoertmeister
Karl Müllor, als Violinvirtuose und Quartettspieler von weitverbreitetem
Kufe: dann zu Arhiii Professor Karasuzas, griechischer Dichter, be-
sonders als Lyriker geschützt.
— Ain ö. A]iril 1. J in L«'ipzig Franz Lackonbachor, als tieiü-
siger und k.iintnisr».'icl»<.T Schriftsteller auf naturwissenschaftlichem und
technischen) Gebiete bekannt, im 63. Lebensjahre.
— Am 7. April l. J. zu München Karl Häfncr. trefflicher Land-
schaftsmaler, namontlicli durch naturgetreue Gebirgsbilder bekannt.
— Am 10. April 1. J. zu München der Schriftsteller Arthur
Müll»'r, als Diamatiker. Lyriker und Novellist vortheilhaft bi^kannt.
— Am 11. Ai)ril 1. .1. zu Morfäng-sur-Seine bei Paris Francois
Anirust Saint Marc-G irardin (geb. zu Paris am 21. Febr. 1801),
Vie«'prä>iiient der National Versammlung , Mitglied der Akademie, kurze
Zi'it ünterriohtsminister unt«T der Juli -Regierung, als Schriftsteller,
Gilthrter und Politikrr hochgeschätzt, seinerzeit Professor der Geschichte,
dann ijor frauzr)s Ischen Po«'si..» u. s. w.
— Am 12. A])ril 1. J. in (iöttingen Dr. jur. W^ilhelm Francke
(gt'b. am 2r,. Juli i,S(K} in Linieburg), Professor der juristischen Facultät
an der dortigen Universität, durch eine Sammlung civilistischer Abhand-
lungen bi.'kannt; dann zu Dn-sden der elu-malige Director des histor.
Museums Karl Cun.stantin Kran kling fg«'b. am 28. August 1792 zu
Bauske in Kurland), durch seine literarische Thätigkeit, sowie durch
seine autographisciien iSummlungen in der Gelehrtenwelt bekannt.
— Am 11). April 1. .1. /u Novara der Comi><>siteur zahlreicher Imj-
liebb^r italienischer Opern Carlo i'occia (geb. zu N.-apel im A]>ril 17«2).
— Am 14. April 1. ,1. zu Wien Karl Häfrle, ProfesFor am k. k.
Staatsgyni nasin IM im VIII. Bezirke (Rossau), seit mehr als 20 Jahren,
durch st^hir Wirk.sainktit an v<rrschiedenen «Vsterr. Leliranstalten bekannt
im 45. Leben.sjahre, ferner dasolbst Raimund Heilsbcrg, Professor der
Mathematik am Wiener Pädagogium, 30 Jahre alt, dann zu Ulm der
l
PxrsoDäl- and Schnlnotit^n.
k^n. iTärE«inb. lAnde^ron^rTator und ObcrBtatadienrath Prnf««sAi Dr. C-
n. Hassler. VoretanJ der SlMtssaniuilang vaterlind iwli« Kunst- und
AlUnhiimsdenkmaU. r.n Posen f>r. Enjr«r. I>iT*ctordos kaihnl. Mi»««-
fiyinniuiuins altdort, itu Hanau der Reell tsanwalt (iottfr. Klohrj nl«
läterat durch iiOT«Ui*^tlsclip . politiaclii' und li n muri ati seh o Arbeiten be-
kannt. 4e Jahre alt. und in nostork Dr. pliil. Kranj F.'rdinand Schall»,
ordcntl. Professur au der uhila^opli.-PHcnltät der dortigen LyniverütlL
— Am 16.Äprill. J. in Tabiir Dr. Augiislin Scijwarzer, Direetot
der dortifcen landwirtbsc:haftlicben Anslull.
— Am 15. (Id.i April 1. J. zu Clirisliania der nrs|jrl:iiglicb diniKfae
Prufeaiior Chiistopli Hansleen (Keb. eWnd. stii -J6 September 1784).
neiner^eit die grösstc Notabilität der no-~""' ■■•'■"■* '''«;..-«.!.:. «-j ._
dieselbe noch ror der Trennang NorWL'j;ei)
bernTen
— Am 16. April 1. J, zu Cnen in der Nonnhudie AroeisKe dn Cau-
inont (gob. el'cndort'. ausgemchnetef ArcbwiloR, im 72. Leb?nsji«bre.
(Vgl. Beil. i. A, a Zte. v. 27. April 1. .T.. Nr. 117. S. 17S3 t.)
-— Am 17, April 1. J. xo FariN Fulgarire Gürart. fraDzösiGclwr
Schriftataller. durch «einp Swrnindne bekannt, durch lanpe Zeit Mit-
arbeitjif Kngen Sue's. 7.1 («3?) .Talir« alt.
— Aiu 18. April I. J. tu München Juatiis Freiherr i. Liebig
(gub. lu Darrnxtadt ani IS. Mai IW3l. IVühcr Pruieesor an d«r HochechnM
in GieKSen, dann un der Müni:hi-ncr Universit&l, i-inn europäiächc .Aotori-
Ut im Fache der Chemie, der Agrictillur. der HauBwirthschad. u. t. W.
aUgeiiieiii liuchTirn'hrt und durch die Pdnnkrität iteinar Uarstellangsmltt
in den weitcsteti Kreisen lieliaTiiit, (Vj;!. Wirnrr- Abend nnat v. 32. Apill
1. J. Nr. !e. R. 732. V. V. KleUinsliy). und zu Kecakemet Andreas Tat«».
Mit 40 Jahren Professor der Philosojibic am dortigen rollegiHin.
— \m 13. April 1. J. in Wien der Conipnsitenr und C»pellnieister
Anton Storch jun.. ferner lu Hannover Obere omraeriralh Heinr. Willi,
Hahn, IloffurViliSudti'r, öesilter der Verlagsshandlupg In l.eipiig. aiB
die flltrlassi.it h'' l.iliTLitur hochverdient. 79 Jahre all. »ii Venedig der
SchnlUteller Peter Nilolaiift Feujter (geh. bei Bunn'' . Mitarbeiter von
mehreren Wiener BliitUm in der Rubrik „LandwirthEcliaft", im 39. Le-
bensjahre, und in Kempten Karl Ol tu-Beven tlow ("cb. [line), nia
Mnemoteehniker allgemein bekannt,
— Am 20. April 1, J. in Wieu Philos. Dr. Philipp Ritter ».
Escherich (eeb, lu Scheinfeld Im Regatkr. BaremB. am 18. April ISIfö),
k. k. Hofrath iu Pension, emer. Uecan und Uniter*ilät«profefisor, BitUf
des k, k. Ost. Ordens der eisernen Krone 3, Cl,. Terf. wertnvoller Schriften
itber StaBtsrechnann -Wissenschaft u. t, w.. als Lehrer und Beamt«!
gleich geachtet, lu Linz Karl ßchmutü (geb. am 1. Jänner 1781 sa
rrondäberg in Sleiermarli}, vormals k. k. Ilaoptmann, dann k, k. KaU-
ttra]8chätiunj.'sconimis8Bj. peneioniertcr .Secretär der uberöaterr. Landwiitli-
dcbarts^esellschaft , Ueraasgeber des umfangreichen NacbschlBgebnchea
.histonBch-Topogiaphischei I.eiikon vna Steiermark (Graz. I831~2S] und
zahlreicher anderer vaterländischer Werke und zu London Dr. BenciD
Jones. ;tns gezeichneter Arit und Chemiker, Biograph Furadaj's und
Herausgeber mehrerer wisaenschaftlicher Werke,
— Am 21, April l. J. lu Jma Dr. jur. Reinhold ^ihmid, vor-
mals Professor der Eechte In Bern,
— Laut Meldung aus London vom al. April 1, J. das Parlaments-
mitglied Sir William Tito, ausgcieichlieter Architekt, der viele nffbat-
liehe 'iiid privat*^ Gebäude, darunter'die bedeutendsten Bahnhöfe In
England und Frankreich, rrbaut hat. seinerieit auch Präsident d«e
-Institute of British Arcbitects", im Alter von 71 Jahren.
— Am 23, April l. J. ru Wien Johann Gottfried B.
Stialflund in Preussen), PortrMt- und Historienmaler, V;iter des k k.
,.j
Personal- und Schalnotizen. S27
Tersitätü Professors i;iid Akadf^mikors, Hofratlia Dr. Krnst Br., im 77. l^e-
bensjahre, dann zu München der Landschaftsmaler Tobias Andreae
(geb. zu Frankfurt a. M., am 6. Mnr/. L^-Jo , und zu Stuttgart Dr. Wolf-
gang Mcuzol geb. iim 21. Juni 1798 zu Walrlenburg in Schlesien), als
Literarhistorikor, Kritiker, Geschichtsschreiber. KoniauscliriftsteHer u. s. w.
iuvt»rd»frst als liegründr^r und Herausgeber de^ dem Stuttgarter „Morgen-
blatf beigegebeneii Litoraturblattes durch längeri- Zeil als fast dictatA>-
riflcber Urtheilssjuvelier h^k.iv.iit.
— Am "24. April 1. J. zu Dublin Dr. Lottnor, Professor dos
Sanskrit un i Hilfsbibliothekar am Trinitj-Colh'ge alldort.
— Am 25. A])ril 1. J. zu Wien der k. k. Kammer- u. Ilofoijern-
sÄnger Mtnl. l>r. Karl Öchmid (geb. 1825 zu Aaraii in der fcfchweiz) als
ernst strebender Künstler, wie als Familienvater, hochgeachtet, ferner in
Putersburg (iraf IVodor v. Tolstoi fgeb. 1783,, Fhrenraitglied und
Vicepräsident der Petersburger Kunstakademie, durch ausgezeichnete
Scnlplurarbeiteii bekannt, auch selbst Maler und Kupferstecher.
- Am 26. April 1. J. zu Paris der deutsche Schriftsteller Heinrich
Schüler, als Pariser Correspondent für deutsclie lUätter seit Jahren
thätig; zu Bern Dr. Karl Pabst (geb. 1810 bei Kll>erfeldi, Professor
der deutselieu Sprache an der Berner Hochschule, aucis lit< rarisch thätig.
— Am 27. April 1. J. zu Leitomischl Joseph Kormunda, Pro-
fessor an d.r dortigen Oberrealschule, und in riieltenham der ausge-
zeichnete eUj^'lis.he Tragoede William Charles Maeready, 80 Jahre alt.
— Am 28. April 1. .1. zu Wien Dr. Theodor Georg Kittcr von
Karajaii (geb. zu VVien. am 22. Jänner 1810), liitter des k. k. österr.
L*rOpolil- und des Franz-Joseph-Ordens, Commandcur des kais. mexica-
uisenm (^uadaloupe-Ordens, Mitglied des k. k. österr. Herrenhauses, k. k.
Kegi-rungsrath , ('u.stos der k. k. Hofbibliothok. ordentl. Professor der
tleutscIuMi Sprach.* und Literatur an der Wiener Universität, wirkl. Mit-
glied uml lungere Jahre himlurch Vicepräsident und Präsident der kais.
Akademie d.Wissen.schaften in Wien, der Akademien zu Berlin und München
und zahlreicher gelehrter (lesoUschaften Mitglied, als Geschichte- und
Sprachtwrscher, in.she.sondere als Germanist ehrenvtdlst bekannt (Vgl.
Wionrr Abendpost v. 5. Juni 1. J.. Nr. 128. S. 1019 tV. v. Rieh, ileinzl).
eb»n daselbst der allgemein geachtete Kinderarzt Dr. med. Joseph Michael
<.i ü t z, iiuch durch Fachsohrilt<'n tdirenvoll bekannt, im Alter von 79 Jahren.
dauFi zu Schatfliau.'^en der Bildhauer Oechslin, ein Schüler Danneckers
und Thorwaldsens, 79 (77) Jahre alt, und zu liom der ausgezeichnete Bild*
hauer Giovanni Maria Bonzoni. fi^ Jahre alt.
— In di-r Nacht zum 29. April 1. J. zu Bern der Nationalrath,
Professor Dr. jur. Walther Mun/. ing»r, Bruder Munziger Bey*s, als
hervorragender Jurist bekannt.
-— Am ."K). April 1. J. /.\x Hihle.sheim Professor Dr. Johannes
Leunis /geb. lNt>2 /.u Mahlerten in Hannover/, Vicarius dea Domcapitels
zu Hildesheim. Frofe^sor am dortigen Gymnasium Josephinum, bekannt
durch sein, „Synopsis- betiteltes. Lehrbuch der Naturgeschichte.
— Anfang: April l.J. zu Lemborg Dr. Rudolf Rudy nski, Redacteur
des dortigen AmtshLiti»--. «lureh I»»'ut>i:he Bildung und wi>.senschaftliche
Forschungen vortlieiliidtt hekanni, im r>4. l.ehensjahre.
— Mitte AjMil 1. J. laut Nachricht au;; London Charles A. Collins,
BrudcT de? bekannten Nuvtdlisten Wilkie <', St'hwiegersohu des verst.
Charles Dirki-n- . /.in r.»t al^ M.ih.r. dann al" Litrrat thütiLr.
- In »Ui 1. Haifte des Alonuls April 1. J. /ii Paris der sehr ge-
lehrte Archi\ar dieser Stadt August lal, durrh /ahireiehe Werke, t heil -
weise nauti-rli'-n Inhaltes, insbesondere sein „Dictioimairo antiqne de
geographie «'t «Ihistoire**. bekannt, im Alter von 78 Jahren.
— Am 2. Mai 1. J. zu Karlsbad Joseph Szanto, iSchriftBteller
and Besitzer einer bekannten Erziehungsanstalt.
:* nai 5
— Aü' - Ma: ".. j. i- tr..ri:. ^r. Hx'hw. der dorüf^e Dechut
/*. Pr.i.; "sirjLk. lU l'Z.zz^'i:'- >:ir.r^iA\iT (i. B. durch seil»
^'-..•zTirZizzi^- ijQ ^PiviL •- V;:.:-/:.:* •: a. . vortbeilhaft bekannt, iiD
•i.>- Lr'.-ri?>i.jr. •> A*. xiT^:: c : -...-•::> Talniadist Dr. Emaniicl
r-rit:-: ;. \:-rl. £: N.:.-.- .l > LI t- -.IS?!' . Bibliothekar im .Britisk
M--sc-m*. i^r.':* ^^ in-, rrol^rr^l.-- .-. r-:s: i:":^nz mit dem PhönicischeD,
A'. 4. M-i 1. J :: ^^ - - Ir >"."'. S.:b'>naich. Assistent an
•:-r KliLik de* Pr«.'ii«-:r^ i':. : j^rj:- ","rr. :::: Alwr Ton 30 Jahren, za
l^rc£.>äha der *tadii>:hv :->./. •.i->-ä- Viriiv. ein talentvoller junger
---j-if Schrift.» iclW. durch u- die: t^'- *.. ZTiai 7= and Lustspiele bekannt,
•13 i". Laibai'h Sr HiVMiw. W. i:: :. *:. : -Vir: L ; s j Ak. Ortsschulinspector
11 : U^siiWhrer an dor dortii.--.!: I..: .:" ■.-•jji^nsialt.
— Am Tl. Mai 1..J. in Pnis: i-:: I'.r: T^r -m Altetädter böhmischen
sir^-rrchulv J.siph Ri»hak. l^;>:::-.r :> ^.^Idenen Verdionstkreuzea,
-.". 4'^ »'ahren aU l.tl.ror ih*rc ".:' 'I. L^Vnsjahre.
— A:: •;. Mai 1. J. iM l>r.>.:.: A.i.r. jfjjiflner (geb. "zu Leipxigr
i" j:. TThr-ur 17in? . tin v..r:üj/.-. .:•.:: ii-» geüsrraphiscbe und hiato-
• ..;. : L:>r4:-: ,>a-.Lj».iis lAxiiurL. :.:.: NrhriftäWÜer, Verf. « 'hlreicber
'^^'g,- '^n.'^TT^.L'zT -Li j:e5oh:/:i:l.s.i: : Werke, auch Vollende* des von
/•*i-rm T. Lichicnstein b-.jroar.»:..: .AlL-.-iruöchen Sachw« . »erbnches
J...-r ~Tr_s.'il;.Le:: K-nninis^^c v.".: Kfrt'.^ie-.toc- u. s. w.
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VViT. .v.:.-MV,;. ir.i Alb^r: .l;«irvT oit'rij hj:: A..>:h'-tik. P]iil.isopbio u.
«i'rv.Ki-.ht*. Im J. IMI^ bi-rit er >i.-h ".är.ire'.L- /. it in Mainz auf. um bei
•iTn «lort a?/jr^halU:n-n Aisi^rn «i' n i'.v.in.lli'iji'n >irafpryoe*6 zu studieren.
Nv.h im s<lb>-:n Jar.re trat '.r in Innsltru-k in dif Gerichupraxis oiu.
Narh d';D Zwisi.heRatali'.-n U-i der 5>iaatsa n wall schuf t . der Gt-neral-Pro-
f.iXTiXx^T ifj Wi-n :j. 3. w. trat er im J. l-.M aU Minist. Concipist in das
L'rit*:mnbt-!mir;i3t.;riuni über, in lein er l^^M /um .SfCiionsratnc u. 1S7Ü
z'irn Mini it/:ri;;l rat ht: vurrückte, in welch' 1- tztr S?toUung er vorzugsweise
all J>f«-r»:nt iür L'niversitäts-Aneele^onheiten funirierto. Durch vielseitige
<i«S!*t.aft-.k-:nntr:i». feine ßiblung und echto Humanität ausir'^«t?iclin«'t,
'M.iT "T als Menoch» wie als Beamter «rleich ireai'htet: aucl« uU recht*-
winV:n^:haftlich<rr Schriftsteller hat er .Xncrki'ununi; gelunden
Biricbtigungen.
Hi-ft IJ u. 111. S. 234, Z. 26 v. u. lies: „Öcmbianti« st. „Sem-
biartj«' ; S. 230, Z. 20 v. o. lies: „Studzinski st. iStudzinicki".
(Diesem Hefte sind drei Uterariache Beilagen beigegeben.^
Erste Abtheilung.
Abhandinngen.
Ergänzungen zum lateinischen Lexicon.
I.
Zweihundert Wörter ans sp&terer Latioitat mit neuen Belegstellen, die
grösstentheils eine ältere Gewährschaft oder sonst (in zeitlicher oder
anderer Hinsicht) eine grössere Beglaubigung f&r die Gebräuchlichkeit
der Wörter darbieten. ')
f abrenuntiatio: Augustin. Contra secund. responsion. Ju-
lian! Pelagiani n, 224 si hoc loco . . mors abrenuntiatio uocatur,
ut, qui peccato äbrenuntiat, peccato moriatur, et Jul. ib., freq. Cas-
sian. (A p. 73). Cf. inf. ^renuntiatio'.
absurditas: Aug. epist. 89, 5 illos uana sentientes (de
baptismo) tanta absurditas sequitur^ ut quo ah ea fugiant non
inueniant al., Claud. Mamert. De statu anim. (Lexx.), Fulgent. Kusp.
Ad Monim. I, 21 tibi statim illa consequetur absurditas, ut dicatur,
quia Deus . . in se habuerit iniquitatis originem, si hominem a se
factum ipse praedestinauerat peccatorem, Cassiod. in psalm. 50, 6
al., Ferrand., Fac. Pro defens. trium capit. VIII, 4, alii;propr. Prise.
f accensto: Julian, ap. Aug. c. sec. resp. Jul. V, 11 impu-
beres stimulat quidem praecoqua uoluptas, sed sine annorum legibus
sterilis scintillat accensio, Boeth., Isid., Beda.
•) Bei Verweisungen auf unsere bis jetzt veröflTentlichten Supplemente
zum lateinischen Lexicon bezeichnet:
A (in der Schlussannierkung I): Addenda Lexicis Latinis coUegit
annot. illustrauit C. P., Dorpati, 1872. Glaeser;
B (in der Schlussannierkung 2): Subindenda Lexicis Latinis a
quinti potiss. p. 0. seculi scriptoribus coli. C. P. (Bulletin de 1*
Acad. Imp. des sciences de St. Petersb. t. XVIII, col. 190 — 231);
C (in der Schlussanmerkang 3): Addendorum Lexicis Latinis S u b-
relicta coli. C. P. (e programro. indicendis soUemnibus Vniuer-
sltatis Caesarea« Dorpatensis Nataliciis septuagesimis edito);
• bezeichnet das Wort als in einer besonderen Bed^tung betrachtet;
t als nicht vorkommend in K. E. Georges trefflichem Lat. deutschem
Handwörterbuch, 6. Aufl., Leipzig, 1869;
reec spätere (nachhadrianische) Sprachqnellen.
X«luehrirt r. d. 6aUrr. Gymn. 187«. Y. H«lt. 22
SSO C. Paucker, Ergänzangen zum lateiniflchen Lexicon.
faeternaliter: Zenotr. II, 4, Aug. diu. Dei X, 15 non tem-
poraliter, sed, ut ita dicam, aeternaliter, Aug. (?) Ad fratres in
eremo serm. 17, Hier. (?) in Job (A p. 3*), Primas, (c. 550) Comm.
in Ep. ad Hebr. c. 1 qua (omnipotentia) aeternaliter ipse possidet
omnia cum Patre, ib. ad c. 10 al., Beda; adi. aeternalis habent
quidem iam Tertull., S(acra) S(criptura) uers. ant. aliq(uoties), ut
Leuit. 24, 9 ap. Rufin, intpr. Origen. in Leuit. hom. 13, 6, alii, sed
cf Aug. Ad Gros. 5 ^quamuis quidam interdum etiam aeternale
audeant dicere, ne latinae lingaae de^sse nideatur ab eodem
nomine (i. e. aeternus) deriuatio\
faffectionalis: Aug. c. Julian. VI, 18 affecUo est timere,
affectionaUs qualitas timidum esse; sicut aliud est iratus, aliud
iracundus, aliud ebrius^ alitui dmasus : illae 'affectiones, istae
affectioiiales sunt qtMlitateSf et aliq. idem et Julian. 1. 1., Gelas.
pap. ep. (B col. 191).
f archidiaco (pro archidiaconus) : Cassiod. (Epiph.) Uist.
tripart. V, 48 archidiaconem eius ecclesiae . . archidiacone eius
manum tenente, Yen. Fort. Cf. bist. trip. VI, 23 Sunm diaconem\
et A n. 75.
f aspectio: Aug. in Joann. tract. 14 tnagis illud inuenit
lectio qimm aspectio, Fest. p. 333, Eustath. Heiaem. (B c. 192.)
fassecutio: Aug. c. secw resp. Jul. V, 1 scientiae lahoriosa^
Eust. Hex. (k p. 4 *).
bestialis: Ambros. de philos. contra Fiat. ap. Aug. c Julian.
II, 7, id. de|Elia 16, 59 al., Aug. lib. arbitr. III, 69 animaruni
hestialium^ id. Ciu. D. XVIII, 16 al., Prud., trnsl. Jul. ap. Aug.
c. sec. resp. Jul. VI, 38 bestialem seditiosorum furorem^ Sidon. ;
t a d u. Aug. nuptt. et concup. 1, 4 isto bono (nuptiarum) male utitur,
qui bestialiter utitur, Salon. Vienn. (B. c. 193).
f blasphemator: Aug. Contra aduersar. Legis et Proph. I,
10, 13 indoctis blasphematorihus Uterarum sacrarumy ib. II, 2.
8, ib. c. mendac. 5, anim. orig. II, 2, 4, in Joann. tract. 11, 13, serui.
19, 4, 56, 10, 58, 4, 61, 10, 105, 8 et 10, 286. 6, 311, 11 et 15
al., Ps. Aug. serm. 101, 2, Pacian. ep. 3, 1, id. paraenes. ad poenit.
5, Mar. Mei-c. Cyrill. apol. adu. Orient, p. 336 t. XL VIII Patrolog.
(lat.) ed. Migne quis adeo blasphemator est, ut , . ?
brcuiator: Aug. consens. euang. I» 2 Marcus . . tanquam
breuialor eius (Matthaei), Gros.
cnenositas: Aug. Contra epist. Manich. 33, 36 cnenosita-
tem turbidam, Fulgent. Verg. Cont.. Cassiod. in ps. 39, 7 in mundi
istius caenositate demersum, id. in 62, 10.
* capitellum (columnae): Aug. quaestt. in Heptateuch. II,
110 bases non eas tantuni uidetur dicere Scriptura, quibus colum-
nae ab imo fnlciuntur^ sed etiam superiores, quae capiteJJn nos
dicimus, S. S. uers. Vulg., Coripp., Isid.
f*casula (genus uestimeati) : Aug. Ciu. D. XXII, 8. i) qui-
dam svnex . . religiosus et pauper . . atsulam pcrdiderat, et utide
sibi emeret fio$i habebat, Vita Folg. Busp. (A p. 5*), Isid. Orig.
C. Pauckety Krgfänzungen zQm lateinischen Lexicon. SSI
cauernare: Aug. quu. in Heptat. ü, 17t, 7 ne columnae
foraminibus cauerndrentur^ quo intrarent serae, Cael. Aur.
f cellerarius: Reg. S. Ben. 31 cellerarius monasterii (U-
getur de congregatione sa}nens . : sobrius, ib. 35, 3C al., Greg. M.
f centupliciier: Aag, in Joann. tract. 119, 3 habebat
centupUciter plura, quam dimisei^at, Ignat. uera. ant. (C p. 4).
Christianitas: Aug. de sann. mont. (c. 393 p. C.) II, 12
in professione Christian UatiSj Cod. Theod.
circumpositio: S. S. ners. ant. Num. 16, 38 ap. Aug. quu
in Heptat. IV, 30 tollite turibula aerea c medio eitustorumj . . et
fac ea laminas dudiles circwmpositionem altari, Ambr., Aug. 1. 1.
et al.
circumterminare: Mar. Victorin. (A), Aug. c. Adimant. 28,
2 non envm Deum forma corporea circumterminatf Iren, lat., Isid.
f coactrix: Jul. ap. Aug. c. sec. resp. Jul. III, 71 scelerum
mm . . in lätia uniuersa coactricem a]., Fulg. Cont. Verg.
f coessentialis: Mar. Mercator. p. 806 tom. 48 Patrolog.
(lat.) ed. Migne constU^stantiuus uel coessentialis id est ofioovaiog
Fatriy Gennad. et Ps. Aug. serm. (B c61. 196), Isid.
cognoscibilis: Aug. Trinit. XTV, 8, 11 sunt cognoscibilia,
ei antequam cognoscantur, ib. 10, 13, Boeth. (aduerb. Vulg.).
combustio: Hier, in Arnos II ad 4, 9 TivQCjaiv, quam nos
combustionem possumus dicere, id. intpr. Origen. in Jereui.
hom. 13 peccator . ., qui combustione purgatur, ib. superius, Aug.
quu. in Heptat. IV, 33, Vulg., Firm, math., Theod. Prise. (C p. 3*),
Folg. Busp. c. Fastidios. 22 al.
f commaculatio: Aug. De unico Bapt. Ib sine ulla sui
rommaculatione^ Herrn. Past. (C. p. 5).
f commassare: [Hilar.] intpr. anon. in Job U, p. 145 t. 16
Orig. Opp. ed. Lommatzsch in puluerem commassari humore ulce^
rum, qui ex ipsis liquescentibus carnibus elicitur ^ Verecund. in
cantic. Azar. (A. p. 7*) ^panis ex multis granis comma^satur' al.
f commatice: Hier, in Abac. II ad 3, 11 ^(\.postea LXX
(h. e. textum iuxta LXX interpretes) commatice per capittUa disse-
ramuSy Arnob. iun., Thom. Thes. *c. brcuiter, compendiose\
f commutabiliter: Aug. Trinit. II, 8, 15 q'uae commuta-
biliter sunt, Boeth.
compendiose: Theod. Prise. Medie. praes. 11, 1 ex., ib.
chron. 21 et saep., Faeuud. epist. fid. cath. in. compendiose ratio-
nem sibi reddi flagitant, Cassiod. in ps. 100, 1 al., eompar. Th.
Prise. II ehr. 19, Sidon.
compens\atiuus\ Aug. eontra mendae. 10, 23 in omnibus
actilnis nostris maxime etiam bonos turbant compensatiua peccata^
iia ut nee peccata existimentur , si habeant tales causaSy propter
quas fianty et in quibus uideatur peccari potiuSy si non fiant, ib.
9, 20 al., Cassiod. Var. VIII, 6 expedit studio pietoHs afflictam
22 ♦
382 C. Paueker, Ergänzungen zum lateinUcbeu Lexicon.
mentem compensatitw remedio consolariy id. in ps. 130, 4, Fab.
Victoriu. in Cic. Khet. (ine. aet.).
rompügnantia: ine. auct. (sec. V) de uoeat. omn. gentium
I, 1 de hac compugn<intia opinionum, ib. II, 28, Gennad., Isid.
voncauitas: Aug. qua. in Heptat. II, 113 medium conca-
uitatis eius (altaris), in ps. 80, 5 al., Coel. Aur. (ine. aet.) et scriptt.
sec. VI (C. p. 3* et 25*).
f con cisor: S. S. uers. uet. Isai. (Ap. 13), ine. quu. ex utroq.
Test. (t. 35 Migne) 101 lignorum concisoreSy Coripp. (In laud.
Just. min. W, 22).
concrematio: Aug. quu. inHept. IV, 33 ^et cremabunt eam
in coffspectu eius* (Num. 19, 5): puto quia concrematio ad Signum
pertinet resu^rectionis ; natura est quippe ignis, ut in superna
moueatur . ,, Aug. (?) ad fratrr. erem. serm. 26, Fulg. Myth., Pri-
mas, in Hebr. 10 nidore carnium et concrematione animalium.
( oniacere: Petr. Chrysol. serm. 80 medicum iacentihus
coniacentem^ ib. sup., id. serm. 93, Myth. Vatic. 11.
connumeratio: Mar. Merc. eicerpkt. Theod. Mops. 5, 2
quando alterum alteri indifferens creditur, iuxta quod duorum
uocabvlum connumerationemque sortitur, Prise.
* conquadrare intr.: Aug. Contra, epist. Parmeniani II,
10, 2(^ haec si eo modo intelligenda sunt^ quo ah istis intelliguntur,
nee nohis nee ipsis conquadrat ratio ueritatis, Sid.
•/• consempiternus: Mar. Merc. Blaspb. Nestor, p. 916 al.,
Leo M (B c. 198), [Fulg.] serm. 52 Filii et Sinritus savcti cum
Patre omnipotente consimilis et consempiterna potest/iSy Greg. Tnr.
f consolatiuus: Cassiod. in ps. 13, 15 responsio, Isid.
consol atorie: Aug. in Job 1, 1 notandum quam consoJa-
torie loquatur, Sidon.; adi. Cic, Suet., Hier, in Os. I ad 2, 14 uerba,
Cassiod.
conspicabilis: Aug. pecc. orig. 23, 27 mundi huius ron-
fipicabiUs, Prud., Sulp. Seu. (Rönsch Itala und Vulgata p. 114). Sidon.
f constupratio: Jul. Pelag. ap. Aug. c. Jul. III, 17, 31 a
Manichaem-um constupratione. Sulp. Seu. ep. dub. (C. p. 6), Fulg.
Husp. remiss. pecc. I, 16 nisi perßdas ac peruersas cogitationes
adultn'ina diäbolicae constuprntionis seminatione concipercnt.
f consumrnafp: Hier. Didym. de Spir. scto 8, Aug. gen. ad
lit. VI, 11, 19.
f contradictiuncula: Aug. consens. euang. I, 8, 13; 30,
46; Vigil. Taps. (B c. 198).
f corporascere: Aug. genes, ad. lit. II, 13 (globus aeris
terrenae) exhalationibus humidis corporascit, Cl. Miiin. an.
er e pul US (crepo, ui): Aug. c. sec. resp. Jul. I, 119 aUitudini
iudiciorum Eius cedat uestroriim crepulu ruina uerhorum, Sidon.
Cf. ftiriolus (faiiari) s. liariolus, secula (seco, ui), rec<'. adoptuiusV,
anteuent-ulus?, crepit-ulumV, laniolum (A n. 76).
C. Taucher^ Ergänzungen zum lateinischen Lexioon. 888
f deceptiosus: Rufin. Orig. de principiis II, 4, 3 nee decep^
tiosa qiiaedam sophismata, Ennod., Cassiod. (C p. 25*), Greg. M.
fäegradatio: Aug. c. Crescon. gramm. III, 48 presbyteri,.
facifius sola degradatione punire, IV, 11 al., Greg. M., Thom. Thes.
deluerc: Aug. c. sec. resp. Jul. IV, 118 cur eorum^ quos
prudentes uiros dicis et catholicos sacerdotes , te dida defendere
atque deluere . . mentiris, si et ipsa dissiliunt fulminibus tuis ?
si autem defenduntur atque deJuvmtur^ et oh hoc manent integra,
ipsis tu pothfs fuhninaris . . nam quod ait Ambrosius . ., si faU
sutn esse dicis, oppugnas ergo prudentium uirorum , . dicta^ non
defendis ar dehiis . ., Julian. 1. c. 105, Agroec.
dietor: Aug. c. Faust. XVI, 26 o hominem se cog^itantem
dictorem et aliuw no^i cogitantem coniradictorem , doctr. Christ. IV,
15, 32. ib. 26, 56 al., Serg. ad Donat.
dil ucidare: Tert. adu. Jud. 1, Zeno, Hier, in Jon. pr. uf,
quae ohscura sunt, breuite rapertequedilucidet, TichoJi,eiYig.T9,'ps.
(B c. 200 sq., ubi uid.), Primas, in Apoc. U^ 7, Cassiod. in ps. 87,
13, id. In.-t. Diu. 8, Agapet. pap. I ep. 2 (in fid. conf. Justiniani);
cf. t 1 ucidare Petr. Chrysol. C. p. 12*, Ale. Auit., Cassiod. Inst.
Diu. 7 ' Joannem Augustinus copiosa et insigni expositione Incidauit
al., gloss., elucidare C. p. 7*.
dissipator: Aug. in Joann. tract. 11,13 dissipatores Ec*
clesiae al.. Prud.
f dissulcare: Aug. c. epist. Manich. 24 terra tenebrarum,
quae terram lucis . . penetratione dissulcaty Ven. Fort.
distractor: Non. Marc. p. 38* Gerl. et Roth qui isemtis)
uenuhdatus ob aliquod U4tium out malefadum a distractore tect-
piatur, Codd. Tlieod. et Just., al. Anth. (161 Riese).
domnaedius: (dominus aedium): Aug. c. Petilian. 11,83,
184 ita f(f cuiusdam diacofti nostri furnarius inquilinus domnae-
da sui panem incoctum abiecerit, eique . . communicationem . . in
domo mamegauerit, id. eimrr. in psalm. 38, 21, inscr. (cf. A p. 23).
draconarius: Vqp. Aur. 31, 7 aquiliferi legionis III cum
uexilUferis et dracona/io^ Veg. m., Amm., inscr.
f duumuixnUcius: Aug. de cura pro mortt. 12 (municipii
Tnllensis, quod, Hipponi proximum est, curialis pauper,) uix iUius
loci di4umtf^iralicius, inscr. (Forc. s. u.).
cbuUitio: Hier. inNaum. 2, 10 ebullitio, quae significan^
''H,s iv graeco dicitur ivißqaa^io^ , proprie siquidem hßQaafiog
in istiusfhodi rebus ponitur, cuiHj quod latebat intrinsecus, erum-
pH in fadem. Sern., Ps. Soran. quu. medic. 110 ebullitione sangui-
nis al., M3th. Vat. I.
t effluxio: Cass. (Epiph.) bist. eccl. tripart. 1, 14 natum . .
noN secundum corporum similüudines incisionibus aut dtuisionum
rffluxionibus, slcut Sabellio et Valentlno pläcet^ Beda.
rffo<fiio: Aug. c. duas epistt. Pelag. IV, 6, 15, plur, C.Theod,
S84 C Paucfcer, Ergänzungen som lateinischen Lczicon.
elizatura: Dynamid. I, 18 (Class. auctt. e Vatic. codd. ed.
Mai. t. yil) elixatura eius (lupini) alopecias infantium curat^ ib. 24
et 61, n, 12 et 22, Macer (elixare Apic, Theod. Prise. IV, fol. 314*
Aid. *pernae eKxatae', Plin. Val. III, 8).
episcopalis: Hier, in Mich. lad 2, 9 sq., Aug. gestt. Pelag.
6, 19 in episcopali iudido^ ep. 44, 5 et saep., Prud., Leo M. et aact.
Praedest. (B s. u. presbyteralis), Sidon., all. eccl. postt.
f essentialis: Folg. Busp. Ad Trasimund. 114 hie essen^
iialis natura monstratur al., Isid. Thom. Thes.,- adu. (quod Folg.
1. 1. 3 legitur) Aug. aliique post eum (C p. 7*).
f excaecatio: Aug. c. Faust. XXI, 9 in opere malo id est
excaecatione infidelium, c. sec. resp. Jul. ü, 115, quu. in Matth.l4,
2 al., gloss.
excitator: Julian, ap. Aug. c. sec. resp. Jul. I, 50 excitator
cinerum al., Prud.
exeoriare: Hier, in Mich. I ad 2, 6 — S pellem suam exeo-
riaueruni, . . et qiMsi nudas carnes absque ctäe et tegmine reit-
queruntf Cassiod. (Epiph.) bist, tripart., Aug. (?) ad fratrr. erem.
serm. 4, gloss.
ezcruciatio: Hier. Orig. in Jerem. hom. 9 p. 825 ValL,
Aug. » Cassiod. in ps. 20, 9 poenali excruciatione torquendi.
fexeusatorius: Aug. ep. 83, 2 rerum suarum uenditionem
per moras illas excusatorias dilatitri sunt, Sid., gloss.
exhilaratio: Hier, in Abac. I ad 2, 5 sqq. mentis exhila-
ratio uertitur in ruinam, Aug. in ps. 108 s. 3, 13 al.
expugnatrix: Julian, ap. Aug. c. sec. resp. Jul. 11, 11,
Cassiod.
f exsufflatio: Aug. c. sec. resp. Jul. III, \%2 parate uos
in fades uestras easdem exsufflationes dignissime excipere, quae
in ecclesia . . et maioribus adhibentur et paruulis ; talibus quippe
exsufflationibus exst^fflandi estis, qiMlibus. ., ib. 199 in paruu^
lorum mundatione et exsufflaUione, Gennad. et Goelest. pap. ep. B
col. 203. ^
extramundanus: Hier. Orig. in Ezech. hom. 14, 2 res^
Mai-t. Cap.
'^ facto r q. fabricator (sine cuiusuis rei quilibet siue renim om-
nium Dens) : Tert. adu. Hermog. 20 factor id est Dens, et facta id
est omnia al., Lact.. (Inst. IX, 1 al.), Pall. (doliorum), Aug. c. Jul. I,
5, 17 ut (coi-pus) domus sui factoris esse mereretur al., Salu. Gub.
Dei IV, 110, Gl. Mam. an. I, 11, Dig., Vulg., Coripp.; — factura
q. creatura intpr. Iren, (hominem . . augelorum facturam : Bönsch op.
c. p. 329), Vulg. Eph. Prud., Phoebad. de Fil. diuin. 3.
f firmatrix: Laurent, hom. 2 dextera mea Deo sacrata ,. .
firmatrix cordis, Coripp.
f fixio: Aug. c. Faust. Manich. XXXII, 7 cruds mysticam
fixionem^ intpr. Iren. (A. p. 13*), gloss. (crucifixio Prosp. Aqt,
Ale. Auit.).
C Panckevi Ergänzungen zum lateinischen Lezicon. S95
fornicatrix: Aug. c. Faust. XXXII, 4 illa ne awiire w>$
uelle credo. ., prophetas (dormire) ciMnforn$c(Uricilm8f Lammt, hom.
1, Isid.
fractor: Aug. c. Secundin. 19 nee ideo n(m est fragile lig»
num, si nullus fractor accedaty Sidon.
ffucatio: (Euod. Yzalens.) Contra Manich. de fide 38 e^ror-
nans eam. . lenoeiniis et fucationibusy Act. adHor^ (C p.8*), Ennod.
historialis: Aug. Ciu. D. X, 32 nondum in sttam notiUam
eändem uiam historiali cognitione perlatam^ Bofin. Orig. de prin-
cipp. IV, 1, 12, 16 al., Sid., Boeth., Isid-^ ci A p. 34 et 20*.
iactanticulus: Aug. doctr. Christ. lY, 26 nonnuUa non
iadanticula, sed quasi necessaria, atque, ut üa dicam^ ipsis rebus
extorta numerositas clausularum, c. sec. resp, Jol. lU, 32, Y, 39 al.
* illatioq. collaUp, depensio tributaria: Yaler. aj^. Yop. Aar.
9, 2 illationes prouinctarum y Cod. Theod. XI, 1, 2 tributorum al.,
Cassiod. Yar., Hist. trip. IX, 32, Ynlg. Expd.
imaginarie: k\xg, c. epist. Manich. 43, 49 phantasmata
quae de carruili sensu tracta imaginarie eogüoHo nostra uersai et
cantinet, Sid., Isid. (C p 9*).
immobiliter: Aug. Conf. Xn, 20, 29 qui Moysen , .in
spiritu ueritatis locutum esse immobiliter credunt^ Pompei. gramm.,
Prosp.. Jul. uit. coDtempl., Cassiod. in ps. 99 conel.
fimpassibiliter: UskT. Yict, Aug. Collat. cum Maximino
p. 730 t. 42 Migne si nostra anima incorruptibiliter generat et im^
passibilüer, nullam sentiens diminutionemj Bufin. (C p. 9*), Cassiod.
imperspicabilis: Hilar. Pict.(t 368),in p8alm.l29, Ipro-
funda imperspicabilis iudicii decreta, ib. inf. et (suppar illi) Ambr.
(quem cit. Georges) ante Cassiod.
imperturbabilis: Aug. Tiin. IX, 6, 11 aeternitas, serm.
348, 2 al., Gros. Contra Pelag. p. 618 Haverc., Fulg. Rusp.
inaccessibilitas: Aug. Coli. c. Maxim, p. 732 M. tnoor-
ruptibilitatem et inaccessibilitatem utique a PcUre cum uita accepit,
Arnob. iun.
inadibilis: Fortunat. Manichi ap. Aug. c. Fortunat. 1, 3
quod,. . Sit Deus, . inadibilis ^ intenibilis, impassibiliSy (Euod.) c.
Manich. de fide 18, Sid., Cassiod. (Epiph.) hist. trip.
inchoator: Aug. gen. ad lit. 1 , 4, 28 ab omnium rerum
non solum formatarum, sed etiam formahilium inchoatore Deo
atque Creatore^ Prud., ine. quu. ex nouo Test. part. alt. 29 inchoator
nouae praedicationis.
f incoinquinabilis; Aug. c. Fortunat. 1, 1 Deum esse, .
inuiolabilem et incoinquinabilem al. , (Euod.) c. Manich. de fide 1,
ib. 18 al., Fulg. Busp. Ad Trasim. I, 5 incmnquinabilem sapientiae
atatumj ib. sup., Ferrand. (A p. 14*); — cf. incoinquinatus
Ambr.. Egesipp. Bell. Jud.(C p. 9*), Volg. Sap., Augi coli. c. Maxim,
p. 726, id.* gen. ad lit. X, 17, 31, anon. iu Job Ip. 25 diuitias, ,
incolnquinatas, i^contaminataSf ib. p. 36 al.
S86 C Paudcer^ Erg&nztingeii zum lateinischen Lexicon.
t incomparabilitas: Aug. Coli. c. Maxim, p. 729, de cuius
incomparabilitate, uers. uet. Ignat. ep. ad Trall. (C p. 11).
incompetenter: Bufin. Clem. Recogn. III, 23 si ignoras^
quod absurde et incompetenter interroges , ib. inf. , C. Just., Cassiod.,
Ennod.
inconsönans: Aug. c. Fausi XXXIH, 3 scripturas tarn
incansonantea et uarias^ Pompei. gramm. ; — adu. incousonanter
intpr. Iren, (consonanter Vitr. superl. , Cassiod. in ps. 58 p. 194 Gar.
^Jesum Christum confiteri consonanter omnes instruimur et docemur\
Rustic. c. Acephalos p. 1189 t. 67 Migne, Verecund , Ps.-Soran. quu.
medic. 20 ^in se commixta. . tamen consonanter^).
inconsonantia: Bufin. Clem. Becogn. II, 34 quod si con^
sonantia prophetam non facity multo magis nee inconsonantia ^
[Hilar.] anon. in Job I p 101 ut suam ince^sonantiam atque aduer--
sus inuicem contrarietatem ostenderent, Prise.
increpatiue: Aug. in Joann. tract. 37, 3 homines de his
rebus quas certas habent aliquando increpatiue duhitanty id est
uerbum dubitationis ponunt, cum corde non dubitent ( . . apostolus . .
qui dicit *puto' dubitare uidotur , sed ille increpabat , non dubitabat),
Acr. ad Hör. (B c. 208), Sidon., Cassiod. in ps. 54, 13 hie et sequens
uersus increpatiue legendi sunt al. ; t adi. intpr. Iren., auct. Praed.
et Hier, in Job: B 1. 1.. Cassiod in ps. 61, 1.
t inculpabiliter: Julian, ap. Aug. c. sec. resp. Jul. III,
87 fit hoc inculpabiliter, Aug., Bufin., Liberat. , Cassiod.. Greg. M.
t indifficulter: Aug. Ciu. D. X, 15 incunctanter atque
indifficulter, Cl. Mam. an. (cf. B n. 17), Verecund.
indiscussus: Aug. Ad Gros. 2 istam quaestionem spemere
et indiscussam relinquere non oportet y Cl. Mam. an. 11, 7, 6, EU, 1
quae ex opusculo huius , , supersunt indiscussa, ,,11, 1" al.,
Cassiod.
findissociabiliter: Bufin. Orig. de princc. II, 5, 3 si in
istis contrarils indissociabüiter inhaeret uel malo iniustitia uel
imustitiae malum, ib. 6, 3, [Hilar.] intpr. anon. in Job I p. 48 inde»
sinenter atque indissociabiliter adstant in conspectu Bei , Cl. Mam.
an. (adi. Buf. 1. 1. et all. eccl.)
f induratio: Aug. grat. et üb. arb. 20, 41 Pharaonis,
Faust, et Isid. (B c. 208).
/ infamator: Jul. ap. Aug. c. sec. resp. Jul. IV, 108 diuinae
aequitatis infamator, Cassian. et Gennad. (B c. 209).
f infitiabilis: Jul. ap. Aug. c. sec. resp. Jul. VI, 30 non in^
fitiabili coniectura, sed certo res tenetur exemplOy Chalcid. (ine. aet.)
Ap. 41.
f inflator: Aug. grat. et lib. arb. 14, 27 non defensores^
sed inflator es et praecipitatores Itberi arbitrii, id. c. sec. resp. Jul.
II, 154, Anth. Lat. (B c. 209), gloss.
f inflexibiliter: Aug. quu. m Heptat. II, 18 hoc est quod
dicitur induratum, quia non flexibiliter consentiebaty sed inflexibi"
liier resistebat^ Damas. ep. dnb. (A p. 41).
C. Piiudcer, Ergftnznngen zum Iftteinischen Lexicon. 887
ingeniculare intr. : S. S. uers. ant. Num. 22, 27 (Keusch
Theol. Quartalschriffc 1870, p. 36) et Vulg. 3 Esdr. (Rönsch p. 194),
Lampr.
" f insuauiter: Aug. catech. 1^ propterea tristis itisuamter
catechieas, doctr. Christ. IV, 11, Boeth.
f insultanter: Aug. serm. 88, 18, id. c. sec. resp. Jul.
VI, 25 eorum me principem insultanter appellas contra scientiam
et conscientiam tuam, [Bufin.] in Arnos I ad 4, 4 sqq.
/ insultator: Aug. c. Faust. XV^, 9 nee rtircr^ (Ecclesia)
imperitum insultator em, serm. 105, 8.
f intellectualiter: M. Vict., Aug. gen. ad lit. I, 9, 17
intellectualiter sibimet impressas ah incommutabili Bei sapientia
rationes al., Gl. Mam. an. II, 5, 2 ex., Boeth.,; adi. Tert., Aug. Conf.
XII, 8, 9 *creatura aliqua intellectualis^ ib. 18, 16 'coelum coeli,
coelum intellectuale* et saep., GL Mam. I, 5 al., et all.
f intransgressihilis: Aug. gen. ad lit. II, 10 propter
intransgressihilem terminum superiorum et inferiorum aqu^rum,
Triu. XI, 11, 8, Ps. Aug. serm. c. Jud. Pagan. et Arianos 6, Maxim.
Taur., Cassiod. (Epiph.) hist. trip.
/ intransmeabilis: Maxim. Taurin. (c. 420) senn. 61, Ol.
Mam. an., Jörn., Isid.
introductor : Aug. Ciu. D. XVIII, 39 ^y^fifjiaToeiaayvr/äg,
qui latine dici possunt inductores uel introductores\ Bufin., Gassiod.
Inst. Diu. 10 ^primum est, ut ad introductores scripturae sollicita mente
redeamus, id est Tichonium Donatistam, sanctum Augustinum de doc-
trina christiana, Hadrianum, Eucherium et Junilium , ib. 11 al.
f irrefre nahilis: Aug. bon. coniug. 5 concupiscentia . .
Habens de se ipsa irrefrenabilem carnis infirmitatem , Chalcid.
(Ap. 41).
f irreparabilite r: Aug. c. Faust. XV, 3 (nisi mihi uerus..
sponsus tuus . . remissionem peccatorum posuisset, . .) terram factum
serpens irreparabiliter deuorasset, de uirgin. 29, Vigil. Taps.
(B c. 210).
irrisorius: Aug. don. perseu. 2 irrisoria illa actio gratia-
tum, c. sec. resp. Jul. IV, 112, Mart. Gap.; adu. Sei-u.
iudicialiter: Jul. ap. Aug. c. sec. resp. Jul. VI. 28 (cibos
et spinas et sudores primo fuisse naluraliter iustituta,) i>os^ in aliqui-
bus aucta iudicialiter^ Sidon.
iugalis subst. q. coniux; Ambr. OflF. min. III 19, 112 uir
leuita acceperat sibi iugalem, ib. inf. ut cum sua iugali repararet
gratiam, ib. 115, id. Hexaem. V, 7, 18 al., Gassiod. in ps. 5o, 1^
Eudoxia iugalis eius (Theodosii), id. Var. X, 23, 24 legatum domni
iugalis nostri al., hist. tripai-t. II, 14, Vonant. Fort., De miraculis
S. Steph.1, 6 iugalis eiusdem, mariti sui luctu perculsa, Anth., iuscr.
iugalitas: Jul. ap. Aug. c. sec. resp. Jul. I, 36 illam urraw
esse uirtutew, quae hac qundriM iugalitnte perficitur, Fulg. Myth.
M8 C PumckeTy EigäniuDgeii zam lateiniBcheB LexicoB.
f laiealis: Oassiod. (?) in Canticw 4, 1 simplicium fidelium
in laicali ardine constitutorum, Venant. uita Hilar. I, 3» Greg. Tor.
(A p. 44).
f lamentabiliter: [Hilar.] int^r. anon. in Job HI p. 233
conquiritur ita et amarüer et miserabiliter et lameniabüüer^ ut . .,
Caasiod. (C. p. 26*), Beda.
f latificare: S. S. Gen. ap. Ambr. (citat Bönsch. Itala
p. 177) et ap. Ang. c. Faust. XU, 24, Ang. 1. 1. hoc doletis . ., quia
latific(U Deu8 Japheth, gloss. Phllox.
laudabilitas: Jol. ap. Ang. c. sec. resp. Jul. VI, 14 quid
laudabilitatis in eo su&picabimnr aninumtet qui nee ad utüium
electionem oculos uigentes habet . . ? ; nt tit. honor. (1. tna) Cod.
Theod.
flinastimus'. Ang. c. Faust. VI, 9 Ivnostima ueste indm
aliquando peccatum fuit (cf. Vnlg. Deuter. 22, 11: non indueris
nestimento, quod ex lana linoque contextum est), ib. 1, linostema Isid.
Orig. (Forc. s. n.)
f litator: S. S. 1 Jo. 4, 10 ap. Aug. In Joann. Ep. ad Par-
tbos tract. 7, 9 et misit Filium suum litatorem pro peccatis nostris^
et id. loc. ap. Bed. (Qnicherat Add. Lex. Latinis s. u.).
longiuscule: Aug. in Jo. Ep. ad Parth. tr. 4, 11 haec dixi
longiuscule, Cl. Mam. an. I, 1 longiuscule quam uolui praefatus
sunif Sid. ; adi. Cic. Aug. Conf. XI, 27, 36 'si uolnerit aliquis edere
longiusculam uocem .
f lucipeta: Aug. c. Faust. Manicb. XIX, 24 muscas lucipe*
tas et hlattas lucifugas^ Isid. (Orig. XII, 8, 7) 'musca lucipeta\ Cf.
lucripeta arg. acrost. Plaut. Most., heredipeta Petron., recc. cornu-
peta, bonoripeta.
f malesanus: Aug. c. Faust. XVIII, 1 quia. . eum acsi
impium ac malesanum ne audiendum quidem existimarent /yLst.
Merc. Symb. Tbeod. Mops, praef. 3, cf. (Prise.) De accent. 8 obserua-
tur . . aecentus . . in compositis tmus , ut maUsanus, intereälod,
f martyrialis: Aug. Ad Donatist. post collat. 16, 20 utr
gloriae martyrialis et aliq. ib. et 17, 21, Vita Fulgent. (A. p. 52).
f medicinaliter: Aug. c. Cresc. III, 63 cum . . uestra
quae sanari uolumus uuHnera medicinaliter pcrsequamur et saep.,
Gaudent. (t 410) C p. 12*, Gelas. pap. (492-96) ep. B c. 210,
Ennod., Cassiod. in ps. 76, 17, all.
millefarmis: Aug. quant. anim. 72 ludendi ac iocandi
causa milleformes simulationes, id. Cin. Dei XXII, 22, 3 miUefor»
mes daemonum iucursus, Prud.
f Minorica (ut nomen Balearicae minoris): epist. Seneri
(scripta sec. V in.) 2 t. 41 Migne (ib. 4, 16 Maioricensis), Vict
Vitens. (sec. V ex.), cf. A p. 51.
mulionicus: Kd. Diocl. X, 18 flagellumj Lampr., Prise
Inst. U, 48.
C. Ftntcker, ErgäazongeD zum lateinischen Leiicon. MO^
multoties: Aug. c. Faust. XXIX, 1 cum mulioUes . . angeU
et uisi hominibus et locuti esse monstrentur, Nou. Juat. praef.,
Eostic. (C p. 13*).
naufragosus: Aug. anim. orig. I, 9 naufragosi gurgüis
al., Cl. Mam. an., Acro B c. 211 (naufragiosus Sid.).
nuptialiter: Aug. bon. coning. 23 qui nuptns, ut ita
die am, nuptialiter usi sunt, Mart. Cap.
f obdormitare: [Hilar.] intpr. anon. in Job I p. 45 non^
obdormitabat, neque obUuiscebatur, II p. 195, Yen. Fort.
oblocutio: Jul. c. sec. resp. Jul. VI, 17 antnes Uli obhcu-
cutionum rubi . . radicittts . . euülsi, CSassiod., Ennod.
f obnoxiare: Aug. uer. relig. 12 quid est dolor qui dicUur
corporis, nisi corruptio repentina sakäis eius rei, quam male
utendo anima corruptioni obnoxiauit?y id. c. sec. resp. Jul. IV^ 104,
al., Cl. Mam. an. (II, 9).
oceursio: Aug. mus. VI, 32 eos (motus animi) qui tenentur
ex occursionibt^s passionum corporis impressi de sensibus, Sidon.,
Cassiod. (Epiph.) bist, tripart. IV, 29 plebis uotiuas occursiones,
Ven. u. Leob. 9, Greg. M. (C p. 14*) ; — occursor Ang. mus.
f ordinabiliter: Zeno, anon. in Job I, p. 24 omnia , .
ordinabiliter supputata iujcta numerum fUiorum, et ib. p. a., Greg.
M.» gloss., adi. Boetb.
perieoma: Hier, in Zachar. III ad 11, 14, Aug. c. epistt.
Pelag. I, 16 debuü ambiguitas euitari, ut, quemadmodum graecus
(Genes. 3, 7) perieomaia posuit . ., sie et latinus aut ipsum grae-
cum poneret, quia et ipso iam consuetudo utitur pro latino,
uel, sicut quidam, succinetoria, uel, sicut alii melius campestrin
nominarunt (ex illo quippe hoc nomen est, quod pudenda iuuenes
tegebant . ., qnando nudi oxercebantur iu campo, unde campestrati
appellantur hodieque, qui eadem membra cingendo eooperiunt), c. Jul.
V, 2, 7 al., Vulg. Gen., Isid.
perscrutator: Hier. in. Gal. II in. etal., Aug. c. Faust. III,
3 religiosis perscrutatoribus dtuinarum literarum, id. in Joann.
tract. 44, 3 cordis, Petr. Chrysol. et Ferrand. (C p. 14*), Cassiod.
peruentor: Aug. c. Faust. XXX, 7 tales Jiomines, quicun-
que ad potentium quodammodo inaccessibües animos siue per se
ipsos siue per alias ambitionis arte pertingunt, iam etiam uulgo
peruentor es uocan^ur, et id. aliq. (uQum locum iam Georges habet),
Sidon. Cf. peruentio Aug. c. sec. resp. Jul. VI, 7 *nec sine fructu per-
uentionis ipso (Deo) adiuuante conaniur', nuptt. et concup. I, 7, 8,
Conf. „VI, 1", Ciu. Dei IX, 15, 2 al., M. Cap.
phantasticus: Aug. Ciu. D. XVIII, 18, 2 per imaginem
pkantasticam al., Phoebad., Amob. iun. et Gelas. (C p. 14*), Fulg.
M., Cassiod.
fphilosophaster: Julian, ap. Aug. c. sec. resp. Jul. V,
1 1 iUe Mantuanus poeta naturaUum gnarior quam philosopluister
Poenorum, Aug. op. c. VI, 18 qui ualde acutus ei eruditus et phi"
840 C. Paucker, Krgjkmnwgen zum lateinischen Lexicon.
losophaster . . uult uideri, quo confirmatnr, qtiod in dabiam nocaba-
tur, Ciu. D. „II, 27" uir grauis et philosophaster Tullius.
plausibiliter: Aug. c. Cresc . IV, 4 5 dein de plausibiliter
tibi uideris adiungere . . al., Sidon.
praecisor: Aug. in Joann. Ep. ad Parth. tract. 1, 8 (claudit
ora diuidentibus ecclesiam Dei . .) noli sequi falsos iustificatores et
ueros praecisores („sie mss.*'; cf. praecisio - schisma Aug. ^p. 87,
8 al.)i Isid. (pr. dentes).
f praenuntiatiuus: Aug. c. Faust. XIX, 14 antiqui iusti
pro Ulis praenufitiatiuis sacramentis et rerwn nondum impletarum
figuris omnia dura et horrenda perpeti parati. fuerunt al., Isid.
(C p. 16).
praesumenter: Aug. Coli. c. Maxim, p. 740 saepius nos
accusas, quod audenter atque praesumenter ea quae non sunt
dicenda a nobis dicantur al., Cassiod. Var.
f praeuaricatorius: Jul. ap. Aug. c. sec. resp. Jul. V, 20
uestra figmenta . ., qui id praeuaricatorium^ non naturale iuratis,
Gelas. (B c. 216).
primaeuitas: Jul. ap. Aug. c. sec. resp. Jul. I, 54 qui in-
fucata primaeuitate felioior bonum simplicitatis suae uitiare non
potuitf id. ib. II, 116, inscr.
profanator: Aug. quu. euang. II, 33 legis, Prud., C. Theod.,
Isid.
f progenerator: Aug. c. Faust XXIII, 8 si alius enume-
raret progeneratores Christi a Bauid usque ad Joseph, ib. inf. et
9, III, 2. enchir. 47, consens. euang. II, 3, serm. 51, 27.
f promurale: Rufin. Orig. in Cant. IV, p. 75 promurale
dicUur, cum extra muros^ qui ambiunt ciuitatem^ alius ducitur
murus, et est murus ante murum, S. S. Cant. 2, 14 ap. Rufin. 1. 1.
p. 74 in uelaminibus petrae iuxta promurale (Vulg. : in foraniinibus
petrae in cauerna maceriae), Isid., gloss. ; f adi. Rufin. 1. 1. p. 77
peruenit ad promuralem locum, ib. p. 82.
proportionalis: Aug. Ciu. Dei IX, 13, 2 ut proportionali
ratione librata medietas neque sustollatur in summa, neque in
infima deprimatur, Boeth. (C p. 16*), Lib. Colon. I.
prostratio: S. S. ners. ant. Job 16, 15 ap. Aug. in Job 1. 1.
deiecerunt me prostratione magna, Tert., Amm., Cass. (Cp. 16* sq.).
protr actio: Ang. uer. relig. 43 ipsc ordinis (in rerum
natura) modus uhiit In ueritatc perpetua, nee male uastus, nee
protractione uolubllis (sed potentia supra omues locos magnus, aeter-
nitato super omnia tempora immobilis), Th. Prise, et (Ps.) Hier. C
p. 17*, Macr., Cassiod. Var. XII, 2 dilatio fributi maior fit causa
dispendii, quando irriie suspenditur, quod nulh's protractionibus
puitatur,
f pseudodoctor: [Hilar.] anon. in Job Ip. 92 per . .pseu-
dodoctores, quibus hie mundus repletus est, Vine. Lirin.
quadrifarius: Aug. uer. relig. 29 anni quadrifariam tem-
perationem, Amob. iun., Cassiod., alii. Cf. A p. 96.
C PatAckeTf Ergänzungen zum lateinischen Lexicon. 841
quadrimembris: Aug. mos. IV, 16, 36 licet minimum
bimemhrem, medium trimembrem et ultimum quadrimembrem
uocare; hos enim (circuitus h. e. jiSQiodovg) Graeci öinuoXov tqi-
TuoXov TeTQoaojjlov uocant, V, 13, 28, Mart. Cap.
ramusculus: Jul. Val. III, 8, Hier. ep. ad Ctesiph. (Grg.),
id. in Joel ad 1, 6 sq. albi atqui emortui ramusculi; Marc. Emp.,
PI. VaL, Cassian. (A n. 80) ; Cassiod. in ps. 57 rhamnus . . ramus-
culos producit acuminatos, alii.
raucedo: Coel. Anr. signif. diaet. pass. 86, Cassiod. in ps.
68, 3 raucedo quando faires nostras possidet, in 107, 1, PI. Val.
A n. 84, Dynamid. II, 40 potui da ad omnem raucedinem^ Isid.
recogitatio: Aug. Ciu. Dei XV, 25 cogitatio Eius et reco-
gitatio mutandarum rerum est immiUabilis ratio al., Cassian. (B c.
217, cf. Gg. s. u.).
recompensatio: Cassiod. in ps. 125, 6 figura antistath-
misis est recompensatio, „Nouell.^ (Bönsch p. 82), Greg. M.,
Aldhelm., Beda.
rectitudo: Victorin. Petanion. (f 303) in Apoa ex cap. 21
et 22 separari a rectitudine, Hier., Aug. c. sec. resp. Jul. VI, 12
delinquendo, hoc est rectitudinem suam, in qua (actus erat, dcpra-
uatione mutando al., Aggeu. Vrbic. „Grom. p. 3 Lm^, alii.
regradatio: Aug. gen. ad lit. U, 16 regradationes siderum
uel fortasse tarditates, C. Theod., Chalcid. (C p. 17*).
reluctatio: Aug. Conf. (c. 400) VII, 6, 9 omnis reluctaiio
mea resoluta concidit al., C. Theod. „XII, 1, 179** (415), anon. in
Jol I p. 7, Seuer. ep. de conuers. Jud. Minoiic. 17, Cassiod.
renuntiatio: q. recnsatio Aug. ep. 85, 2 t^^ etiam rebus ,
quilms renuntiastiy te post renuntiationem inserueris , Cassian. (A
p. 73); ceteruin sim. ut t. t. iur. Dig. Cod. Just. Ps. Ascon. (cf. Dirk-
sen Man. latinit. fontt. iur. et Gg, s. u.).
repletio: JuL Val. III, l(y tU. . intestina nimia ciborum
reph'tione disiendantur , Aug. c. Faust. XV, 1 si dissimilia. .super-
fundasy ut melli fei et aquam uino . . , non repletio uocabitur haeCj
sed adulterium, C. Just., Isid.
repositio: S. S. uers. ant. Luc (Bönsch. p. 77), Aug. quu. in
Heptat. IV, 33 illius cineris cangregatione et repositione in loco
mufido, [Hilar.J intpr. anou. in Job I, p. 25 qui . . neque sperauerit
in argenii repositio no, Pallad., inscr.
reprehensiöiliter: Bufiu. adult. libror. Orig. p. 395 Ter-
tulliani lihellum de Trinitate reprehensibiliter scriptum, Leo M. ep.
12, 6 r. ordinatum, Ale. Auit.
rt'.pHlsio: Aug. c. Crescou. IV, 7 quo utrumque recusante,
et eos qui tnissi sunt iuiuiiosa lepulsionetractante, Pompei., Coel.'
Aur., Isid.
f Romania i. orbis terrarum ßomano iinperio subditus : Pos-
sid. nita Augustini ^U ab Ulis Ronumiae euersoribus (intell. barba-
ris irruentibus, ut Vandalis etc.), Venant. (Forc. Lex.).
f saluati'ix. Prosp. carm. deiugrat. 456,Gelas.(B c. 219).
S48 C Paucker. ErgftDzunj^en zaro lateinischen Lexicon.
f San et imonium: Aug. ep. 61 ex. ut habeant. . honorem
sandimonii et eontinentiae, id. enarr. in psalm. 99, 13, serm. 188,
3 al., ine. qoaestt. ex uet. Test. 12 (sanctimonia, ae Cic. Tac. all.).
f scabia (pro Scabies): Dynamid. II, 91 sc&bias et impe-
tigines tollit, gloss. Cf. A p. 28.
f sectatrix: Aug. de sancta uirg. ISsectatores et sectatriees
perpetuae continentiae, quaetotidem uerbis refert Isid. (C p. 20), Jul.
ap. Aug. c. sec. resp. Jul. IV, 43 (Grates Cynicus) cum uxore . . pari
animo istius philosophiae sectatrice,
f seminatrix: Aug. uuptt. et concup. II, 31 seminatrix
commixtto al., intpr. Orig. in Matth. (A p. 79), Sarisb.
sequentia, ae: Aug. Ooll. cum Maxim, p. 7S3 aut certe
secundum sequentiam leeHonis (Phil. 2, 7) Filium obedienteni
Patri approbent, schol. Bob. in Cic, Boeth.
* solatium synon. anxilium adiumentum: Aug. in ps. 62, 10
caro nostra quwndiu mortalis est . . habet solatia ista quibus
uiuimus , panem , aqtmm , fructus , uinum , oleum {ista omnia
solatia et subsiäia si nos deseruni, utique durare non possu-
mus) . . sie et anima nostra . . habet . . solatia uerbi, solatia ora-
tionis, solatia disputationis, Gassiod. (Epiph.) bist, tripart. VI, 1
hl barbari^ quorum imp. Constantius contra Magnentium solatia
petieratf VIII, 13 Valens terras eis (Oothis) tribuit Thraciarum,
arbitratus praeparatum se contra omnes barbaros habere solatium,
et ib. inf., IX, 34 columnue suffulturae solatio nudatae, X, 30 hu-
mono solatio eonsurgunt (elephanti supinati), VI, 29, IX, 1 al., Greg.
Tur. (A p. 81).
splendificus: Fulg. Rusp. remiss. peccat. I, 15 splendi-
fico liberationis munere, „poet* uet. ap. Fabretti p. 101 (?)**; ^
adu. Fulg. Myth.
f steriliten Aug. serm. 87, 11, c. Jul.IV, 3, .22 /im nott
potest, ut steriliter boni simus, sed boni non sumus, quidquid
steriliter sumus, Julian, ib. 19 aut fructuose aut steriliter boni,
ine. de uocat. omn. gent. I, 7.
f subbaiulare: Aug. c Faust. XV, 5 istum (Atlantem)
sul^aiulare tantam moiem, Intpr. Ii*en., gloss.
f subinducere: Aug. c. Petilian. II, 62, 140 uoluisH per
transHum stMndi4cere differentiam peccatorum, Ps. Gypr. et quos
cit. Quicherat Add. Lex. Lat. s. u.
f subrisio: Hier, in Arnos II, ad 5, 8 sq. (iBidlapLCL . . quod
nos subrisionem possumus appellare, [Rufin.J comm. in Amos ad
1. 1. (C p. 21).
f subterponere: Aug. Conf. XIII, 15, 17 (non noui alia tarn
* castaeloquia, quae. . lenirent ceruicem meam iugo tuo. .) da mihi haec
subterposito , quia subterpositis solidasti ea al., Boeth., gl. Plac.
superambulare: Aug. de beata uita, 3 (superbum Studium
inanissimae gloriae,) quod ita nihil inius plenum atque solidum ha-
bet, ut inflatos sibi superambulanies suecrepante fragili solo de^
mergat ae sorbeat, äeduK
C. Pa%icker, Ergänzungen zum lateinischen Lexicon. 34S
superpositio: Aug. qnu. in Heptat. II, 154 manuSf transl.
Vict. Petauion. (C. p. 21*), al. t. med. C. Aur. chrou. „H, 13, 179«
al., id. signif. diaet. pass. 4, Ps.-Soran. qun. medic. 189 al. Vocum
Coelio Anreliano propriaram ac fere peculiarium, quae, cum ex
Morborum Acutorum et Morborum Chronicorum libris eius iampridem
innotuerint, in nuper editis einsdem De salutaribus praeceptis
et De significatione diaeticarum passionum librorum re-
Hquiis reperiuntui* et ipsis, — «xempla sunt : bromosus signif. 63 al.,
cauitas sign. 149, * condnctio (CTtaa^og) sign. 32 sq., 35 sq., 99 aL,
crassificare sign 146, exscreatus, usign. 84 al., formicabilissign. 148,
fonnicalis ib. 38, frieator praecc. 36, fHgidare ib. 36, 38, grauatio
praecc. 52, sign. 24, 62, 99 al., insuete praecc. 56, interdianus praecc.
31 sq., latinare sign. 121, läuigatio sign. 21, mordicatio sign. 84,
117 sq. al., ^ala (q. scapula) sign. 65, 87 al., praemouere praecc. 61,
^resumptio(q. recreatio ab aegrltudine) sign. 60, saudetas praecc. 63,
sedimen praecc. 43, 54, sign. 154, 155, 156 (Ps. Soran. quu. 193),
transuoratio sign. 65, 66 al., turbor ib. 54 ; — idia talia rare quidem,
at inueniuntur tarnen etiam apud alios scriptores, quorum plerosque
tempore anteriores esse Aureliano aut constat aut certe band impro-
babile est, uelnti apprehensio sign. 55 (Macr.), coUaxare ib. 40
(Lucr.), digestibilis passiu. praecc. 46 (Tb. Prise. I, 32, II, 10 al.),
exstantia sign. 109 (CoL, al. Vig. Taps.), extensio sign. 101 al. (Aug.
in Job 7 al. et all.), fluminalis praecc. 39 (Jnn. Philos.), bumectatio
praecc. 42 (Cassiod. Isid.), implementum praecc. 31 (interdiano
somno ad implementum solitae quantitatis utendum, — Th. Prise. IV,
f. 317* : ut post implementum nasculorum »ingrnis excludatur), pra-
efocatio sign. 26 sq. (Scribon.), ructuatio ügn, 68, 64 al. (ructatio
Chron. V, 3, 56, alii), sputus, us sign. 78, 85 al. (Aug.), titillatus
sign. 75 al. (Plin.), uentositas inf. s. u.
aupportaiorius: S. S. uers. ant. Exod. 25,27 ap. Aug.
quu. in Heptat. II, lOG et (neutr. subst.) Aug. 1. 1. quod ait ^erunt
annuli in thecis auppartatoriis ad ioUendam menscm, hoc intelli-
gefidman est^ quod annuli essent uelut thecae supportatoriorum, id
est quo supportatoria tanquam in thecas inducantur; supportato-
num etiam Ambr. (Quich. et Gg.).
surreciio: Oros. c. Pelag. p. 602 non iudiaans perpetra-
tarn msi in morte atque in surrectione uictoriam, intpr. Orig. in
Matth. (C p. 21*), Arator, Prise.
* suspensio abstr.: Aug. de ord. I, 28 suspensione atque
immobiiitate membrorum, Diom. (C I. 1.), C. Aur. ac. III, 5, 50, Isid.
tardicors: Aug. c. sec. resp. Jul. VI. 16 quid dicam de
uitiis animorunif quibus sunt quidam natura Uhidinosi, . . quidam
tardicordes, quidam excordes atque ita fatui, ut . ,?, ep. 93, 31
al Cf. cetera Augustino peculiaria nomina composita: torticordius,
turpilucrus, meribibulus, daemonicola, regnicola c. Faust. XV, 5 al,
oentricola, ueutricultiM . falsiloquium, suauiloquium, alia.
tectio: Aug. in Job 7 (absconditio Adae . .) et tectio foliorum,
Coel. Aur.
S44 C. PauckeTf Ergänzungen zum lateinischen Lezicon.
temporarie: Ang. anim. orig. HI, 13, 19 quibusdam non
baptisatis temporarie collatum esse paradisum, Gaudent. (C p. 22*),
Saluian., Consolt. Zach, et Apoll. 0- ^O*
tinctio: Aug. de Bustic. 6 an, quos haptizauerant, fuma et
recenti tinctione ecdesiae stiae pepererunt?, in Jo. tr. 62, 3 al.,
Barnab. ep., Folg. Busp. c. Fabian, fragm. 29 tinctionis uisibile so-
cramentum al., Ferrand. (C p. 22).
f tonsurare: Paul, et Steph. (c. sec. VI med.) Beg. ad
monach. 29 nullus fratrum aitdeat tonsurari sine oratione (MxUis
(gen. obi.), nee alia tonsura quisquam nisi nobis sölüa tonsurari
affectetf exceptis infirmis, quos . . pressit^s forsitan expedit tonsu-
rari, — forsitan uel ante Greg. Tur. (f 595) et Greg. M. (c. 540 —
604), qui citantur Quich. s. u.
uentositas transL: Aug. Ciu. Dei IX, 20 in superbiam
inanissimae quasi uentositatis extollere al., Fulg. M.; — propr.
Cael. Aar. acut, et chron. morb., idemque sigu. diaet. pass. 67 al.,
App. herb., Ps.-Soran. quu. medic. 201 al.
uilefacere: Aug. uer. relig. 16 omnia quae habere cupien
tes non recte uiuebamus carendo uilefecit, Lact, ad Stat.
uituperabiliter: Aug. doctr. chiist. IV, 24 uituperabüiter
uiuere, Cassiod.
f unitio: Jnliau. ap. Aug. c. sec. resp. Jul. II, 59 quo uni-
tionis nomine uoluptas illa coeuntium . . a Deo . . corporibus ante
peccatum doceretur inserta, Leo M., Petr. Diac. iucarn. et grat. (A p.
102), Boeth. aliique Ulis posteriores.
uterinus: Capit. Ant, P. 1, 5 soror, Codd. Theod. et Just.*).
Dorpat, März 1873. C. Paucker.
*) Andere Wörter dieser Kategorie, namentlich solche Wörter, f&r
welche Gewährsmänner angeführt werden, die älter sind, als die
bis dahin beigezogenen, finden sich zerstreut in unseren bis jetzt
veröffentlichten (im Eingang genannten) Supplementen zum lateini-
schen Lexicon, als aduerbialiter 3, f aggregatio 3 p. 24*, f alle-
nator 2, -f alteritas 3, animaliter 3, ascella 1 p. 4*, f augmenta-
tor 3, f benefactor 3 (add.: [Hilar.] anon. in Job p. 18 crecUor
uniuersorum ac benefactor omnium al., Cassiod. s. Epiphan. GÜst.
trip. VI, 1 nee animum benefactoris placans, IX, 25 aL), cal-
eulatio 3, carentia 3, f caumaliter 3, f chrysatticus I, f circam-
si>umans 3, comestio 3 (add.: [Hilar.] anon. in Job III p. 224 aL,
Fuljr. Rnsp. c. Fastidios. 19, alii), f cominensuratus 1 p. 7*, com-
plcjtiuus 3. complicabilis 3, comprouincialis 3, condoctor 3, f con-
famulus 2 (add. Cassiod. in ps. 121, 5, Hist. trip. 1, 19 in epist.
inip. Constantini Dei poptdos, id est confamulos meos), f confri-
^ere 3, f connaturalis 1, f coustitutiuus 1, f consumptibilis 3,
t cooperatrix 3, f coornare 3, t crapulatio 3 p. 25*, cursualis 3,
t damnificare 3, f debriare 3 p. 25*, f decoptiuus 1, f decibilis
3 p. 25*, decipula 3, t defoliare 3, f deliciari 1 p. 9* et 22*, t de-
prauator 3, discemibilis 3, f disparere 3 p. 25*, f dispeusatorius,
3, t dispersor 3 (add.: Ps.-Aug. de sjmb. ad catech. serm. I, 5,
12 non glorietur dispersor), f dolatio 3, efifatio 3, enarratiuus 3,
energia 3 (add.: Runn. Orig. de priucc. 111, 3, 4 humana anima
C. Paucker, Ergänzungen zum lateinischen Lexioon. S45
recipere patest diuersas energias id est inoperationes spirituum
diuersorum incUorum ac bonorum al), f excussor 3 p. 25*, ex-
honorare 3, f exigentia 3, f exprobrabilis 3, facitergium 3, fera-
liter 3, f figaralis 1. f filiatio 1 et 3, filietas 3, fluctuabtindas 3,
fractuose 3 (add.: Fulg. roiniss. pecc. II, 22 'nunc fructuose poe-
nitentia geritur*), t genninabilis 3, hostilitas 3, hnioilitare 3,
t identitas I, imaginabilis 1, imitatiuus 3, f immaculate 3 p. 25*,
improbabiliter 3, f impulsare 3, incessanter 1, f indesinens 3
p. 26*, indissecabilis 3, f inexsistens 1, f infigaratns 1, inintelligi-
bilis 3, t innumerosus 3, f mtellectibilis 1, f introcludere 3,
inololabiliter 3, litigatlo 3, mediatriz 3, meretricari 3, mun-
datorius 3, f munerator 3, mutilatio 3, normula 1, nouiter 3,
nntritio 3. originarius 3, otiositas 3, partialiter 3, peramarus 3,
perexire 3, perseuerabilis 3, f peruagatio 3, f plänare 3, postre-
mitas 3, potentialiter 3 (add.: Aug. c. epist. Manich. 25, 27 cum
Dem artifex per sapientiam suam potentialiter, nt itadicaui
operaretuT, ut posset esse quod non erat al.), f praecessio 3, f prae-
intelligere 1 et 3, praesentalis 3, probamentum 3, puUulatio propr.
3, t qaadragesimafis 3, f quaternitas 3, t reinterpretari 3, t repau-
sare 1, f repensio 3, repletiuus 3, »f reseratio 3, restaurator 3,
scissio 3. t seditionari 3, t separabiliter 3 jf, 20, sequestratim 2
et 3, sibilatus, us 3, f significatiue 3, solitane 2, f subalternus 3,
t sobdiaconalis 3, sabdolositas 3, f sublimatio 3, aubsistentia 2
8. uu. exsistentia et subsistentialis, saccisio 3, saffultura 3, f sus-
ceptrix 3, susnrro, onis 3, telonarius 3. tinctor 1, f traco 3, f uetos-
tare 1, nirnlentia 3, umbratiliter 3, alia. [auch coactiliarios 1 p. 96,
inhumanatio 2 n. 19. lineatus I, roatutinalis 3, u;elioratio 3,
monachalis und monasterialis 2 c. 216 a. a.]
MiMlurin 1 d. totaR. Ojma. 187t. Y. H«A. 28
S46 F. PoUe, Zu Lacretias.
Zu Lucretius.
EntgegnuDg far J. Mähly.
Herr J. Mähly in Basel bespricht oben S. 97 dieser Zeitschrift
die Verse des Lncrez 311 ff. Nachdem er Lachmann's Herstellungs-
versuch erwähnt hat, fährt er fort : ^nnd ähnliches, dem Inhalte nach,
mnss wol der Vers enthalten haben, trotz Herrn Polle*s nnglflcklicher
und nur der Cnriosität wegen anzuführender Ideen : es sei Uar, dass
der verderbte Vers den Gedanken ausgedrückt hat: die verfiällenen
Denkmäler, die das Andenken eines verfallenen (sie!)' — dieses sie!
rührt von Herrn M. her — ^Mannes bewahren sollten, suchen ihr
eigenes Andenken durch ein neues Denkmal zu bewahren n. s. w.
(s. Jahn's Jahrb. f. Phil. 1866, pg. 756 f.). Diese originelle Idee
führt denn Hm. PoUe naturgemäss auf die ebenso originelle Coigector
denique non monimenta virum dilapsa videmus
quaerere proporro sibi qui de se quoque dicat.
Sein Verdienst besteht an der angeführten Stelle hauptsächlich in
der Nachweisung des eigentlichen Gebrauches von proporro, welches
in der Lachmann*schen Conjectur nicht mit demjenigen des Dichters
stimmt. Ist es erlaubt, zu den vorhandenen Emendationsvorsuchen
einen neuen zu fügen, so möchten wir, ohne Furcht vor Hm. Polle*s
Verdict und mit Annahme von Lachmann's fore schreiben
quae fore' u. s. w.
Um hier die Worte *ohne Furcht vor Hrn. Polle's Verdict* ver-
ständlich zu machen, muss ich folgendes mittheilen. Ich denke von
depi wenigen, was ich veröffentlicht habe, sehr bescheiden. Es ist
sehr möglich, dass auch im vorliegenden Falle mein Gedanke ein un-
glücklicker gewesen ist und den Spott des Hrn. M. verdient, nur mag
er das beweisen.
Im klaren Bewnsstsein dieser ganz geringen Bedeutung meiner
Arbeiten habe ich mich auch stets einer ganz bescheidenen Sprache
beflissen ; nur einige Male, wo ich es mit litterarischen Erzeugnissen
zu thun hatte, die wissenschaftliche Gewissenhaftigkeit veimissen
Hessen, habe ich eine etwas schärfere Sprache gefuhrt, was ich noch
heute nicht bereuen kann. In diesefi Falle befand ich mich einem
Aufsatze des Herrn M. gegenüber. Ignorieren konnte ich denselben
nicht, da ich einen sogenannten Jahresbericht über Lucrez zu schreiben
hatte, wo ich notgedrangen alle innerhalb eines gewissen Zeitraumes
Aber Lucrez erschienenen Schriften besprechen musste. So habe ich
denn im Jahre 1868 im Philologus XXV S. 498 f. ein Urteil über die
erwähnte Arbeit des Hm. M. ausgesprochen , das für diesen nicht
eben schmeichelhaft ist, das ich aber so lange für gerecht halten
werde, als es nicht widerlegt ist , wozu Hr. M. bis jetzt auch no<
nicht einmal einen Versuch gemacht hat. — So viel zur Erklänu
der Qbigen Worte,
F, Volle, Zu Lucretius. 847
Habe ich in meinem Jaliresbericlit Hrn. M. manchen schwer-
wies^enden Vorwurf machen müssen, so muss ich diesen Vorwürfen
hente einen noch schwereren hinzufügen, den der Unredlichkeit.
In zwei Beziehungen ist seine Polemik gegen mich unredlich. Erstens
ist sein *8icl* eine ünwahi-heit. Ich habe Jahrb. f. Phil. 1866 S. 757
geschrieben ^eines (verfallenen) Manne8\ Wenn nun Hr. M. die
Klammem weglässt und doch sie dahinter setzt, so würde dieses sie
selbst dann unwahr sein, wenn die Klammem von ganz geringer Be-
deutung wären. Man braucht aber nur meine Miscelle ganz zu lesen,
um sofort zu sehen , dass ihre Bedeutung nicht so ganz gering ist.
H&tte Hr. M. die Klammem gesetzt, so lag zu einer Exclamation kein
Gmnd vor.
Der zweite Punct, in dem ich Hra.M. der Unredlichkeit anklagen
muss, ist dieser. — Ich habe a. 0. gesagt: *Das bis hierher Vorge-
tragene glaube ich als so sicher bezeichnen zu dürfen, wie überhaupt
gtwas auf diesem Gebiete sein kann. Was ich hinzuzufügen habe
bleibt unsicher. Ich glaube nämlich, dass uns in der zweiten
Hälfte des Verses nicht verstümmelte Worte des Dichters, sondern
verstümmelte Worte einer Bandglosse vorliegen; dann aber kann
auch nicht von einer Emendation die Bede sein, sondern nur von
einer Herstellung des als erforderlich erkannten Gedankens durch
eine neue Interpolation\ Was ich also mit dürren nicht misveratänd-
lichen Worten als eine Interpolation von meiner Seite bezeichne,
das schiebt mir Hr. M. unredlicher Weise als Conjectur unter, um
es sodann mit wolfeiler Ironie ^originell' zu nennen. Dass aber nach
deutschem philologischem Sprachgebrauch ein Unterschied ist zwischen
einer Conjectur und einer Interpolation, das wird Hr. M. gewiss nicht
in Abrede stellen wollen.
Dresden. Fr. P olle.
23 ♦
Zweite ibtheilunsr.
Literarische Anzeigen.
Griechische Literaturgeschichte von Theodor Bergk. Erster Band.
Berlin, Weidmann'sche Buchhandlung, 1872. 8 S. 1024.
Hiemit ist endlich der lang angekündigte nnd nach Veröffent-
lichung des originellen Ahrisses der Griech. Literaturgeschichte in
Ersch und Gruber's Encyclopädie mit Spannung erwartete Anfang des
ansführlichen Werkes, welches auf 1024 Seiten die erste Periode
950—776, Homer und Hesiod, behandelt, erschienen. Dass wir es
mit einer bedeutenden Leistung zu thun haben , verbürgt der Name
des Verfassers , der hierin die langsam gereiften Ergebnisse eines
langen Forscherlebens auf jenem Gebiete, dem die beste Kraft seines
vielseitigen Wesens zugewandt war, uns mitgetheilt hat. Dass das-
selbe mit'getheiltem Gefühle werde aufgenommen werden, dürfte Nie-
mand überraschen, der auch nur einige Bogen durchblättert. Auf eine
sich der Prüfung entschlagende Hinnahme fertiger Urtheile , die nur
vom Studium der literarischen Denkmäler abziehen könnten , kam es
auch dem Verf. nicht an , der zunächst zu den Quellen hinfahren , zur
Forschung anregen will, wie das kurze Vorwort in bezeichnender Weise
erklärt :
„Es ist eine nicht eben erfreuliche Wahrnehmung, dass in Zei-
ten, wo es nur ungenügende literarische Hülfsmittel giebt, das Studium
der literarischen Denkmäler selbst mit desto grösserem Eifer und hin-
gebender Liebe betrieben wird , gleichsam als ob die gründliche hi-
storische Forschung von den Quellen, zu denen sie hinführen soll, ab-
lenkte, da die Bequemlichkeit der Lesorwelt es vorzieht, fertige Ur-
theile aus fremder Hand zu empfangen. Gerade Lehrbücher, welche
auf deu Ruhm wissenschaftlicher Methode vorzugsweise Anspruch
machen und durch scheinbare Unbefangenheit der Kritik den Leser
für sich einnehmen, pflegen zumeist diese Wirkung zu üben. Auch
der Verfasser dieser Geschichte der griech. Literatur ist bemüht ge-
wesen, nicht nur sorgföltigund gewissenhaft die Thatsachen zu prüfen,
sondern auch frei von einseitiger Vorliebe oder Abneigung Gerechtig-
keit des Urtheils walten zu hissen. Indessen , wer vermöchte wol bei
der Abschätzung literarischer Leistungen sich völlig der subjecÜTen
'. Brrgk, Gripchische Litertturgeschkhte, ang. ». W. MarfeL S4ft
Kritik zu «nlhulten ? Und ich deoke eben diese Aufrichtigkeit and
nniiiitt«tbarkeit , welche die Eindrücke, die sie empfaßgen hat, nach
jeder Seit« Wn treulieh wieder gibt, verdient den Voi-zng vor jener
marmoi^l.ttten , aber auch marmoTkalten Buhe, in welcher eine er-
ktnstelt« Objectivität sich geHIIt."
Mit dieser aasgesprochenen Tendenz und der nnverhüllten Be-
tonung d6§ BubJBctiven Standpnnctes , der in der AusfQhrung einen
breiten Raam beanBpnicht. ist der Leserkreis ziemlich eng umgränzt,
tut welchen das Werk bestimmt ist. Es suU nicht geleugnet werden.
dass mauche Abschnitte anch dem Nicht-Fachmanne g^euQber ein
hinreichend spannendeR Interesse aueflben kOnnen. Der gelehrte Ap-
parat der Noten, die lersteckt nach allen Seiten hin gerichtete Pole-
mik, die öberalt vorausgesetzte, nirgends näher angegebene Detail-
fofBChung anderer, worauf Thatsaohen nnd Urtheile basiren. zeigen,
dMS Bergk bei der Abfassung seine engeren Facligenossen im Auge
hatte. Aber von diesen doch wiederum nicht Alle, nicht die werdenden,
BODdern die fertigen . die sattelfesten. Nur diejenigen, welche auf dem
«etl«D Gebiete der griechischen Literaturgeschichte gleichuäseig be-
wandert sind und die zahlreichen Streitfragen nach allen Seiten hin
itodirt haben, werden die reiche, kie und da freilich sehr unruhige,
Gedankenarbeit iles Verfs. zu echätzen und zu würdigen ganz in der
LagBsein; nnr im Hinblick auf solche Leser durfte sieb derYerf. jede
VarwoisuRg auf Untersnchungen seiner Vorgänger erlassen , deren An-
gab« ihn sofort hätte darauf aufmerksam machen müssen, dass er die
Arbeiten der letzten Jahre in etwas unvollständiger Weise seiner Anf-
mnrkaamkcit gewQrdigt habe ; denn den Schein zn erregen, alles das
fldber gefunden zu haben, was raitgetheUt wird, lag dem Verfosser
sicherlich fem.
Es drängt sich bei solcher Saclilage allerdings die Frage anf, ob
iw TftTfaeser seinen Zweck nicht besser erreicht hätte, wenn er seine
originellen Ansichten in einer Beihe von Kinzeluntersuchungen begrOn-
dnt, oder insoweit eine Begründung auch in dem vorliegenden Werke
noch nicht vi-rsucht worden ist, in der Form philologischer Thesen mit-
geHuilt hCitte. Doch fühle ich nicht die Neignng, daröber mit dem Verf.
ten und vielleicht ungerecht zu urtheilen, bevor die weiteren
Ip.^Keren Kinblick In die gros^n Gedanken gewährt, von denen
g der griechischen Literaturgeschichte thateächlich erfüllt nnd
Sit ist, und die vorab in spärlicher und zerstreuter Andeutung
Mrfdie Darstellung maassgebenden Einfluss nicht genommen haben.
Was die Form der Darstellnng betrifft, so unterscheidet aie sich
von der andeutenden Weise eines anderen unter setner Gelehrsamkeit
niturxHndeii Hitödbuclios durch Klarheit und Durehsichtigkoit nnd erfreut
ab und m dun^h warmen Ton und bellore Färbung. Reichere Gelegen-
heit für Er|irabung der historischen Charakteristik werden erst die in-
dlTidunik^niii Gostalten der folgenden Zeiträume bieten. Homer bleibt
auch untur der Hand Burgk'», der sieh ihn d<i<:h mit demOriffel in der
Hand am Schreibpult denkt, ein blosses Schemen; und beim Dichter
0
SM T. Bergt, Griedindie LHenUmgOBdikhie, aog. t. W. HarteL
der OdjBsae — eme denn dodi greifbarere Gestalt — kommt er fiber
eehwadie Ansitze einer Charakteristik nielit hinaos. Andi wird
dieser erste Band T<m einer starken Ungleichmissigkeit in Behandlang
einzelner Capitel nnd Fragen kaom freizusprechen sein. Yiel&ch er-
müdet die mit dem Endresultat contrastirende Breite, zn oft stftren
Wiederholnngm nicht etwa blos desselben Gedankens, sondern derselben
Sitze. Man sidit, dass das Werk zn yerschiedenen Zeiten entstanden
nnd aof yersdiiedene Anlisse hin Erwdterongen &nd, die Yon jetzt
nnter dem Text gedruckten Bandbemerinuigen ihren Ausgang nahmen,
wie das alles wohl in einem GoUegienheft zu sein pflegt.
Mit diesen Bemerinmgen soQ kein T^el ausgesprochen sein,
sondern das Werk nur an jene SteUe und in jene Beleuchtung gesetzt
werden, die es verlangt und yertrigt. Man würde es ungerecht beur-
theilen, wenn man in ihm die lang erwartete lesbare Literatarge-
schichte erwartete, welche g^t abge&ssty nicht wie der Verf. fürchtet,
Ton den Quellen ableiten mfisste. Vielmehr müsste sie mit dem tie-
fnren Verstindniss einer in ihrer Art einzigen Literaturentwickelung
Bewunderung und Liebe zu den Denkmilem erwecken, indem zugleich
das auf der üeberzeugung Yon dem Werth dieser unverginglichen
Güter beruhende Interesse aller Gebildeten wieder gewonnen würde,
welches mit der zunehmenden Ezdusivitit unseres Gelehrtenthums
allm&hlig zu erlöschen droht. Ein solches Werk hat Bergk nicht ge-
liefert, nicht liefern woUen. Was er gab, ist dennoch höchst schätz-
bar, zunächst für die Forscher, welche für die zahlreichen Anregun-
gen sich zu Danke Terpflichtet fühlen werden. Bergk*s Zweifel, wenn
auch häufig you keiner Begründung begleitet, werden doch die Wieder-
aufiiahme mancher für abgeschlossen geltenden Untersuchung veran-
lassen.
Bevor wir an einigen Proben das*Bergk'sche YerMren vor-
führen, sei vorher mit einem Worte der Inhalt des ersten Bandes
erwähnt. „Das griechische Land und Volk S. 6 — 33, Yerhältniss
der Hellenen zu den Barbaren S. 33— 52 , die griechische Sprache
S. 52 — 135, Charakter der griechischen Literatur S. 135 — 185, die
Schrift und ihr (Gebrauch in der Literatur S. 185—257, Leistungen
der Griechen für die Geschichte der Literatur S. 257 — 301, Perioden
der griechischen Literaturgeschichte S. 302 — 307 , Vorgeschichte*'
S. 307 — 407, das sind die Capitel, welche der Behandlung der ersten
Periode 950 — 776 vorausgeschickt werden. Diese Periode wird durch
zwei Namen, Homer (S. 411—913) und Hesiod (S. 913—1024) er-
füllt, mit deren Würdigung sich der erste Band beschäftigt.
Von den einleitenden Capiteln ist für diese Würdigung von nicht
geringem Belang jenes, welches die Schiift und ihren Gebrauch in der
Literatur (S. 185 — 257) zum Gegenstande hat. Bergk wendet sich
gegen die von Wolf begründete Ansicht^ dass die Homer. Gedichte ohne
irgend eine Unterstützung der Schi-ift entworfen und vollendet wurden
und sich lange Zeit hindurch nur durch mündliche Ueberlieferung
fortpflanzten, indem er zu beweisen sucht, dass die Schrift bereits in
T. Bergk^ Griechische Literataigeschichte, ang. t. W. HarieL S51
der Zeit vor dem troischen Krieg recipirt wurde und im Gebrauche
war, als ^das rührige Volk von Tyrus und Sidon eine unbestrittene
Herrschaft in den griechischen Meeren behauptete." S. 198. Zu diesem
Resultat gelangte Bergk , indem er den Bericht Herodots Aber Ur-
sprang und Verbreitung des phdnicischen Alphabets (Y 58) zum
Ausgangspunkt nimmt, den Kirchhoff und andere för unzuverlässig
erkl&rt haben. „Die einzige wirklich geschichtliche Thatsache, welche
allenfalls der Ueberlieferung zu entnehmen w&re, ist die, dass das
griechische Alphabet aus dem phönicischen abgeleitet ist; allein die
Angabe würden wii* dahin gestellt sein zu lassen genöthigt sein, wenn
wir uns nicht in der Lage bef&nden , sie anderweitig zu erh&rten und
als begpründet nachzuweisen.^ (Kirchhoff, Studien zur Gesch. d.griech.
Alph., 2. Aufl., S. 1.^ Zu dieser gl&ubigen Hinnahme eines hand-
greiflichen Mythus gesellt sich die durch nichts gerechtfertigte Behaup-
tung, dass die Beception des Alphabets nur unter Voraussetzung der
unbestrilftenen Herrschaft der Phönicier in den griechischen Landen
denkbar sei, dief^ilich unerl&sslichist, wenn es «innere Wahrschein-
lichkeit^ haben soll , „dass in Böotien , wo der äolische und jonische
Stamm sich unmittelbar berOhrten, das semitische Alphabet zuerst
Eingang fand."
Bergk glaubt aber auch aus der Anwendung der Schriftzeichen
selbst unzweideutige Beweise entnehmen zu können, dass ihre Einfüh-
rung weit hinter der Blüte der epischen Dichtung in Jonien zurück-
liege. Er sucht sie in dem umstände, dass die Diphthonge €i und ov
häufig durch das einfache Vocalzeichen £ und o bezeichnet wurden,
„üeberall, wo der zweite Laut ursprünglich und der Diphthong nur
durch Verbindung der früher gesonderten Laute entstanden ist, schreibt
man El und OK; dagegen, wenn der Doppellaut späteren Ursprungs
ist und nur zum Ersatz dient fQr eine Schwächung, welche die Laut-
form des Wortes erlitten hat , begnügt sich die Schrift mit dem ein-
fachen Vocale. Man sieht, wie diese Schreibart, die nicht etwa aus
einem Mangel des altgriechischen Alphabets hergeleitet werden kann,
in der geschichtlichen Entwickelung der Sprache selbst begründet ist.
Diess deutet darauf hin, dass die Schrift in einer Zeit eingeführt
wurde, wo namentlich der jonische Dialect noch- nicht den Beichthum
an Diphthongen wie später besass, oder dass es zunächst der äolische
Stamm war, der im Verkehr mit den Phöniciem sich das semitische
Alphabet aneignete.^ Diess Argument hält Bergk für so zwingend,
dass er die Ansicht, in Jonien in der Blütezeit des epischen Gesanges
oder wohl noch später sei die Ausübung der Schreibekunst zuerst auf-
gekommen und habe sich von dort aus zu den übrigen Stämmen ver-
breitet, für immer beseitigt zu haben erklärt. (S. 200.)
Die Thatsache, auf welche sich Bergk beruft, ist richtig. Diet-
rich hat in Kuhns Zs. 1864 S. 53 ff. 65 ff. nach genauer Untersuchung
der älteren Inschriften im Corpus inscriptionum gefunden , dass man
bis circa 400 y. Chr. O statt des später üblichen ov schrieb , wo die
spätere Entstehung dieses ov-Lautee durch Contraction oder Ersats-
86S T. Bergk, Griechische LiteraturgeMhichte, ang. v. W, Hartel
dehnuDg sich nachweisen lässt (7t) KOINO == rov xoivov, T02
EKrON02 = Tovg inyovovg, XPY202=juivaovg), hingegen
immer Oy, wo das v als ursprüngliches Lautelement auftritt wie in
ovj ovTi, ovTog; und ebenso, dass man den hysterogenen Doppellaut
€1 durch ^bezeichnete wie in.JOKES=doxdg, EMI:= eifii, KAE-
rENE2 = KkeiyevrjQ, hingegen nur EI schrieb, wo das i sich als
ursprünglich erweist. Die Thatsache ist richtig, der daraus gezogene
ScMuss ist falsch. Denn ohne Willkühr kann man daraus kaum mehr
entnehmen als Dietrich that. In jenen Worten, wo man EI und OY
schrieb, wird man auch € und i, o und v, d. i. wirkliche Doppellaute
gehört haben, und hierin gehen auch die yerscbiedenen Dialecte in
bezeichnender Weise miteinander. Hingegen wo u durch «, ov durch o
ausgedrückt wurde, mag der «- und o-Laut einen gewissen Beiklang
gehabt haben, der an et und ov erinnerte, und im Laufe der Zeit u
und ov sich immer mehr anglich, aber nicht ganz mit jenen Diph-
thongen sich deckte, daher die verschiedenen Dialecte verschiedene Aus-
drucksweisen versuchten, z. B. der aeolische und dorische Dialect hat
oft den kurzen Yocal gewahrt, die Jonier sagen eifil^ die Dorier if^iy
die Aeolier l/u/ue. Man würde sehr irren und sich den Einblick in die
griechische Lautentwickelung versperren, wenn man in rj nichts weiter
als ein gedehntes e sähe. Also in der geschichtlichen Entwickelung
der griechischen Sprache ist allerdings jene Gebrauchsweise begründet,
ein chronologisch fester Punkt ist aber daraus nicht zu gewinnen.
Nicht besser steht es mit einem dritten von Bergk vorgebrach-
ten Argument: ^Wie jene eigenthümliche Orthographie für das hohe
Alter der Schrift; entscheidend ist, so beweist die wunderbar correcte
und durchsichtige Gestalt der Sprache , dass die Schrift schon früh-
zeitig in bedeutender Ausdehnung angewandt wurde. Jene seltene
Reinheit, in der sich die griechische Sprache erhalten hat, ist ohne
fleißsige Uebung der Schrift kaum denkbar; denn wie die Schrift
die Grundlage aller höheren Cultur ist, so gewinnt auch die
Sprache selbst dadurch an Festigkeit und ist im Stande, sich gegen
schädliche Einflüsse zu schützen. "* 529. Bergk hat es beliebt nur eine
Beihe sprachlicher Erscheinungen ins Aug zu fassen und kam so zu
einem Resultate , welches dem Urtheile J. Bekkers , des tüchtigsten
Kenners homerischer Sprache, schnursti-acks entgegenlauft. „Diese
Sprache", so heisst es in den Hom. Bl. I 136, , erwachsen während
einer Yölkerwandening unter bestäudigen Berührungen, Reibungen,
Mischungen verwandter Stämme und geregelt allein durch Gesang und
Saitenspiel , ist zwar zu Reichthum und Wohllaut in Fülle gediehen,
scheint aber die Formen alle erst anzuversuchen , und kennt keine
festen unabänderlichen ausschliesslichen, dei-gleichen später die Ver-
breitung der Schrift einführt, littera scripta manct.^ So viel dürften
diese unvereinbaren Anschauungen klar machen, dass die Erschei-
nungen, von weichen sie ausgehen, vor der Hand zu einer Entscheidung
dieser Frage nicht führen.
r. Btrgk, Gripchieclic Literalnr(*eschichte, »ng. i. W. Srtrtel. 853
WeoD uiau mit Bergk die Ueception der Sthrifl l&oge ¥or den
troischen Krieg setzt . wird man währeod der Blüte der homBrischen
Poesie allgemeine Eenntniss and üebung derselben anzunehmen ein
Recht liabeu ; denn es spricht gegen alle Erfahi-ung , die wir an der
griechischen Entwickelung gemacht hahen, iaaa eine Ertindnitg tou
so einleuchtender Bedeutung und Nützlichkeit Jalirbunderte lang un-
beuOtzt liegen blieb. Dafür sind aber aus den Gedichten selbst keine
KengniBBe beizubringen, weil, wie Bergk S. 204 bemerkt, .die Suhil-
deruQg der alten Heroenzeit eben keinen Aolass gab , der Schrift zu
gedenken", ond S. 205 in der Änm. 46, „weil die Kunde des Lesens
und Schreibens dem Dichter mit dem idealen Bilde einfacher mensch-
licher Kostende nicht vereinbar schien." Aber da^s sich wirklich An-
Ibbe bot, darauf haben Aristarcb nnd nach ihm Wnlf aufmerksam ge-
macht nnd Bergk ist es nicht gelongeu, den beiden Sl«llen Z 138 und
H 172 ff., an welchen solche Kunde sich hätte verrathen müssen, tou
ihrer BeweiBkraft etwas zu nehmen. Und warum hätte di« Schreib-
knnst in jenes ideale BÜd , das für so viele der Zeit des Dichters an-
gehörende Verhältnisse nach Bergk'a Meinung Baom bot, nicht passen
mügen . wenn sie bereits in jener alten Zeit gekannt und geübt war.
Bergk beruft sich auf die Aeneis . aus der man mit gleichem Rechte
folgern könne, dass die Römer in der Zeit des Augustus die Kunst des
Schreibens nicht kannten, ni'il Vet^t diese Fertigkeit mit keinem
Worte erwähnt, und von seinem Standpuncte aus mit vollem Recht.
Denn ihm ist Homer ein Eunstdichter wie Vergil; beide entwerfen auf
QruDd antiquarischer Untei-suchnugen das Bild der Ueroeuzoit, nur
mit dem Futerschiede , dass die grössere Kunst oder KOnetelei für
Homer in Anspruch genommen wird , indem jener selbst etwas jener
allen Zeit nicht unbekanntes vei-wirft, bloss weilesihm mit dem idealen
Bilde einfacher menschlicher Zustände nicht vereinbar schien. Dem-
nach darf auch gegen Bergk die Erfahrung nicht angerufen werden,
dass mit dem Beginn schriftlicher Aufzeichnung Qberaü die Pflege
der volksthumlichen Dichtung aufhört. Die Töne dieser waren nach
seiner Meinung längst verklungen, als die grossen Epen jene Form
empfingen, in der sie uns im wesentlichen noch erbalten sind.
Diese Form empfingen sie aber durch hervorragende Dichter,
anter denen einer der bedeutendsten Homeros ist. der Verfasser der
Bias. Das ist der Kern von Bei^k's Darstellung der homerischen Frage.
Homer gilt ihm als eine historische Persönlichkeit, deren Vaterland,
Schicksale , Zeit er glaubt aus der bunten Ueberlieferuug nber diese
Ding» gewinnen zu können. In dem dieser Sache gewidmeten Capit«l
.Homer, eine historische Persönlichkeit" S. 440 ff., vorhält er sich
dnnhaus ablehnend gegen die Resultate der Sengebusch 'sehen Unter-
suchungen, welche mit kritischem Verständniss die Masse der Nach-
richten sonderten, ihre Entstehung erkläi-t«n, und ansderEigenthüm-
Uchkeit dieser iu ihrer Art einzigen Ueberlieferung die Geüchichte
nicht üomer's, aber wol der homerischen Poesie in ihrem ümriss
entoabmen , wonogleich auch Sengebusch mit zu grosser Cnn-
^ i™l
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14
»/■»r 4ir.iflr». vw4r% teti^r. .-la.:.* j ^'_ii*i Aia
fÄU'.h'.fijr i^s-nsninT Z^ar.: --.r i^r Tncl ■i-K' Schrift s*i geftla
ici?H/(cf. fr«f/ir^ w'yhl nfACi ^.j^h £:>:•: i*r klASScken PMode
rniM( korz vor Ol. 111 trrfÄi^..'^ win »S. 443,. Es ist tob Wich
i\iin% iUtrffk yi*:\\A% ^\>Ahu «üf'^LtIica«zi Zw«k dieser Schrift an«
rfjfiHM, i\\t'. AuHiirtith^., ^Afs kilz^Ita Städte aaf Homer michten,
tr,Uürhtiu nw\ 'Im fur-chMtrn^rn reb^rliefernngen za combinii
dfirn 'yAnr üUm g<;wifiK«Ber«^.htitning zu^eätandea wird (S.442
iifif «liiifuiri ijn<i ahn lieh f;n CombinatjonsTersachen beruhen die
iiinritAtionftri Itorgk'R, wi^lche Smrrna als allein berechtigte Ya:
MoiiHir'H, flomer hIh Aeolier hinstellen. .Dass Smyma seil
iillii/fiit rOhmt«!, die eigentliche Vaterstadt Homers zusein, wil
lirli nicht vi«! tifidftuten ; allein desto entscheidender ist die Thi
ilaNN iing()a<*Jit<)t der Kivalität der verschiedenen Orte doch
KiiiiK iillK<«niNn direct oder indirect als die echte Heimath des ]
iinorkiinnt. wird; weder Athen noch Jos, weder Eolophon noch
wuRon ON, diu« Kiu'.ht dieser Stadt streitig zu machen, sondern
luir iiiioli hW\\ (dnon gowisson Antheil zuzaeignen** (8. 454).
dio volkHntilMHigo in den auf Homer Anspruch machenden
loUrndt' ro)>orlioft>rung sich hoscheiden dem allein berechtigte]
WA untorginirdnot, davon wissen wir nichts oder wissen das Geg
Pio Hio^raiduMi. woloho don ursiirünglichen Sinn dieser wv
iH^ndoii KrrAhlun^on auszugleichen um so mehr sich gedrängt
mivhton. woil dooh oin Oichter nicht zugleich einem halben ]
Sudto an»;^'h\\n'i) kann, orsannen die Ausflucht, dass Home
s^mc Muttor mit dor odor jonor Stadt, durch seine Reisen mit<
h'uou Orton \i\ WrlMudunir stoho. Diese Combinationen dür
<\*w^4r\ilivir MoilH'n. nicht so das dazu verwandte Material toU
*A-hor l>:idituM^ dossion IVutunir freilich noch nicht bis zur Bi
/.,\< *o?5tcs»» i'^oifols cxHliohon ist.
«^* ¥ov/c\'r dto nn:^ orhaltoneu Nachrichten einen Anl
; V-. ocr l ^v*'--< i^^ ov^schcr Dichtung zu geben iwiuCgei
•wy>* 'ivS.'^- r^jiv Vx^^h: ::: s<»:r. .r.:< der. Oedichten selbst, an
s:.v>,' .■y*/. '- vr- o.cr lH-h*r..:V.:rj: :it^M>> Stoffen fnr ErginzoBg
>>-iv.'Y 7 v^ *v>^r Ar>.A!::iv.i:v:^- su c^fwrünen. Die Entelehn
C^iit»!
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cvxss^fr. VjV.sT.'ff :*:
V -rV-cs. S 4:^f 4.VS f >^jf.^iV:rif=, «Mch*
1
^^^^pP- B^h Giiecltiäch« LiloTatargeiichicht«, aog. v. W. Harttl. 856 ^^^H
' nach Borgk ein UDZweifelb&ft historiscbea Ereignüs. Gleich nach der :
Bäckkehr der achäiscb - äolischen Krieger, die Troja zerBtört, bildeten i
üichdle Sagen und nahmen sofort auch dichterische Qestalt an, bc-
sonderg in ThessalieD, dem Vatorlande des hervorragendsten Helden,
des Achillee. Von da uehmeu die in grossen Massen auswandernden
Aeolier ihre Sagen und Lieder mit in die neue HeimatL, wo im Ange-
sichte des Schauplatzes der aiten Heldenthaten diese Erinnerungen'
besonders gepflegt wurden und mit jonischen Ueberliefernngon zusam-
menwuchsen. Hier gewann unter den Häuden der bichter die Sage
Tön Trojas Fall , sowie von der Heimkehr der Holden eine immer
festere Gestalt (S. 459).
Auf Gnind solcher Auffassung gibt nun Bergk der weiteren Ge-
schichte des griechischen Nationalepos eine Wendung, welche selbat
jene bedenklich linden werden, welche nicht mit mir die hergebrachte
Meinung von der Bildung der griechischen Sageustoffe durch Müllen-
hotTs Unte reu Übungen für beseitigt ansehen. Nachdem nämlich diese
alten in äolischer Mundart abgefassteu epischen Lieder manche Stadien
' der Entwickelang zurückgelegt, geraume Zeit nach der mit dem J. 1043
I beginnenden Gründung der jonischen Colonien, ganz nahe vor dem An-
' bruch der historischen Zeit, tritt ein Dichter, der seiner Geburt nach
den Aeoliem angehört, unter Joniem in Chios auf, wo gerade Hector,
ein Urenkel des Qründors Am|)hiclus, seinen Stamm zu Macht und
Herrschaft gebracht hatte, Homeros aus Srayma, der jene Heldenlieder
\ zQ einem grossurtigen, kunstreichen Epos umschafFt und mit derselben
bewns8t«n Kunst, mit welcher er diese alten StofTe bearbeitete, eine
eigene Sprache sieb bildet^der epische Gesang nimmt jetzt den joni-
schen Dialect an, aber so, dass noch deutliche Spuren der älteren
Weise sich erhalten; daher Aeolismenvorzfiglich'inalthei^ebracbtsn.
formelhaften Wendungen, die Homer Überkommen hat. (S. 462 ff.
467 ff.) Indem Homeros die Dias dichtete — die Odyssee röhrt von
tämm anderen Dichter her — schnf er etwas wesentlich Neues, noch
nie Dagewesenes: ermusste die knappe einfache Weise der früheren
Heldenlieder aufgeben und einen anderen, volleren Ton anstimmen.
Demnach konnten jene Lieder schon um ihres Stiles willen nicht ein-
fach in der neuen Schöpfung Aufnahme finden. Es kam ein neuer
Stil anf, in welchem die jüngeren Lieder von den Fahrten des Odys-
seos, welche sich beim Volke und bei den Sängern einer gewissen Be-
liebtheit er&euten, bereits gesungen wnrden. Desshalb konnte der
Dichter, «elcher den Plan zu einem grösseren, einheitlichen Epos ent-
warf, solche Lieder in ausgedehntem Masse benutzen (S. &2.S}. Diese
Dichter waren die Ersten, welche von der Sohreibekunst ausgedehnten
Oebraach machten.
„Homer hat gerade so gedichtet, wie jeder Andero auch. Man
geht von dem Gegensatze zwischen Volks- und Kunstdichtuug aus,
dieser Gegensatz hat anderwärts Berechtigung, auf die griechische
Literatur ist er eigentlich nicht anwendbar. Das ist eben das Eigen-
'iche, dass hier Kunst und Natur sich das Gleichgewicht halten;
SM T. Bergk, Griechiiebe LiterAtnrgesehicbte, ang. t. W. HaHd.
diese Dichter sind naiv und ganz anmittelbar, gleichwol stehen sie
auf dem Gipfel der Ennsf" (S. 527).
Es wäre wohl verlorene Mühe, die windigen Hypothesen, welche
aof so classische Zeugen wie der pseadoherodotische Boman und die
Jahrbücher des Feuilletonisten Jon von Chios sind, sich berufen, und
die noch windigeren, die auf diese gebaut sind, wie z. B. die, dass
"Homeros in dem mit sichtlicher Liebe behandelten Hector der Ilias
seinem Könige Hector von Chios ein Denkmal gesetzt (S. 468) , zu
widerlegen ; denn das ist eben Glanbenssache. Es bleiben aber eine
Reihe von Gedanken in der mitgetheilten Ansicht Bergk's vom Ent-
wickeluDgsgange der griechischen Epik übrig, die eine von diesen
Zeugen unabhängige Geltung beanspruchen, nämlich die Behauptungen,
dass die troische Sage im Mutterlande Hellas und nicht an der klein-
asiatischen Küste im Angesichte der Trümmer Ilion*s entstanden, dass
die Ausbildung des epischen Gesanges sich auf zwei Stämme ver-
theile und im Laufe dieser Entwickelung ein völliger Wechsel der
Form in Stil und Sprache sich vollzogen, dass es einen Unterschied
zwischen Volks- und Ennstdichtung nicht gebe, welche die eingehend-
ste Discussion verdienten , wenn dieselbe nur nicht einen mindestens
eben so gprossen Baum, als Bergk ihrer Yertheidigung widmete, ver-
langte. Wir beschränken uns auf einige Bemerkungen. Diese Thesen
widersprechen allen Erfahrungen, welche man auf dem Gebiete der
griechischen Literatur und anderer Literaturen noch gemacht hat.
Man kann bemerken , dass jede literarische Gattung, nicht blos die
poetischen, jene sprachliche Form festhält, die sie zugleich mit ihrer
Entstehung empfangen und die ja auch in^er Regel aufs beste mit
ihrem Wesen harmoniert, und dass diese Form so innig mit der Gattung
verwächst, dass sie diese, wenn auf fremden Boden zu anderen Stäm-
men verpflanzt, nicht abzulegen vermag. Und die epische Dichtung
sollte erst im äolischem Dialect erwachsen und dann in*s Jonische
übertragen worden sein? Sie sollte ihre schönsten Blüten — das sind
doch wol die Lieder — auf äolischem Boden entfaltet haben, und
von dieser Blütenfülle sollte uns nichts als nur spärliche Remini-
scenzen in verstreuten Anklängen an den Aeolismns erhalten sein?
Der überall vorhandene Unterschied zwischen Volks- und Kunstepos
sollte nur hier nicht gelten, obgleich so deutlich die Ilias und Odyssee
einerseits, die kyklischen Epen anderseits und innerhalb der Ilias
und Odyssee ganze Partien jene Merkmale an sich tragen, welche,
wenn nicht das Gefühl , so der an der vergleichenden Betrachtung
dieser Literaturgattung geübte Blick als charakteristisch für die volks-
tbümliche und die Kunstepik auffassen muss?
Wenn nun die Ilias und Odyssee einheitliche Dichtungen be-
wnsst schaffender, durch eine lange Uebung der Kunst gewandter und
von der Schreibekunst unterstützter Dichter sind, wie soll ihr gegen-
wärtiger Zustand , die Widersprüche und Unebenheiten, die Wieder-
holungen und Lücken, die Unterschiede im poetischen Werth einzel-
ner Theile, sich erklftren? Bergk unterscheidet sich in Ffllmuig
T, Ber^, (}rir-chi»rlio LiteraturßuacliicliL*, ang. r. W. HarM. 357
die»«' Cnterfiucbung vortbHIhaft von äelehrten win Muulein, Fäsi,
Ämeis n. a., welclie nbor iinerBch^i) fliehe Mittel und Mittelcheo ver-
fügen , am, was immer gegen die cinhetttiche Conception sprechen
kiSniite, hinwegzndeutea. Er wendet Dur einige wenige dieser Kunst-
Htfickchen an. Den Tliathestand stellt er in den umfangreichen Ab-
schnitten, welche mit der Aji^lyse dur Ilias und Odyssee sieb beschäf-
tigen (S, 552 - 726), mit grosser Genauigkeit und Klarheit fest. Auf
diesem Boden tässt ihn sein durchdringender Verstand wu! selten
straucheln. Die Erklärung »her, wie die aus dei' Hand eines Dichters
hervorgegangenen Epen in den uns vorliegenden tief zerrütteten Zu-
stand kamen . kann unmöglich befriedigen. Jene, welche mit Bergk an
einsn Homer glauben, sehen den Grund der Zerrüttung in der jahr-
hundertelangen Oeber lieferung durch mündlichen Tortrag und die
dadurch bedingte ZerstQckelnng des Ganzen in einzelne . ihi-em Um-
fange na<'h den verschiedenen Gelegenheiten des Vortrags angeposste
Partien. Bei^k sucht ihn in der schriftlichen Aufseichnung.
,Q«rade bei mündlicher Tradition war die treue Eihaitong im Ein-
heaser gesichert, ein Gesang der blos von Mund zu Mnnd
, wurde weit eher, wie man ihn empfangen hatte, Qberliefert,
ne Unigestaltung erfuhr, war es eine durchgreifende;
(siegen fahrte die schriftliche Anfzeichnung manchen Nachtheil mit
sich. Jeder Bhapaode, der einen Gesang für sich abschrieb, konnte
mit Leichtigkeit ganz nach Belieben den Text umtormen ; zumal grOs-
eere Gedichte forderten zu theilweiser Abändernng, üu willkürlichen
Zufätsen nnd neuen Verbesserungen auf- (S.531). Dass trotz schrift-
licher Aufzeichnung Ueberarbeitungen vorkommen, lässt sich nicht
blos durch solche allgemeine Erwäguugcn plausibel machen , sondern
ist eine ganz gewOhuücbe Thatsache der griechischen Literaturge-
schichte : Arktinos behandelte in seiner 'IXiov ntQOic zum Theil den-
selben StoJf. der den letzten Pallien von Lesches' 'ihäg, fiix^ zu
Qrunde liegt, desPei-vinous Epos soll in Pisamlers Heracleia, des Xan-
thus Gedicht in Stesichoros' Oresteia aufgegangen sein, um hier die
Ueberarbeitungen auf dramatischem Gebiete ganz zu übei-gehen. Bergk
muas es unbenommen sein im Hinblick auf solche Analogie zn be-
banpteu, iaas auch die scliriftlicli aufgezeichneten homeinschon Dich-
tungen ein gleiches Schicksal treffen iionnte; dass aber „die /ahl-
reichea Widerspräche, der Hangel an Zusammenhang und Symmetrie, die
Verschiedeiilieit de» Tones, die wir wahrnehmen, die mit der Vorstellung
«ine.s «in ho it liehen Uurkes nicht vereinbar erscheinen, eben auf die
Tbatigkeit dieser Nachdichter zurückzuführen sind" (S. 538), ist bei
Hcbriftlicher Abfassung nicht so leicht begreiflich, wenn man nicht
TOT»UMii)lien will, dass die widerspruchslose und wohl zusummenh&n-
Ifeude iirsprÖJiglieho Fassung, i^elche duch durch die Schrift in zahl-
reichen Gxcmplaien würde verbreitet worden sein , bald spurlos ver-
Hhwunden seL Di>^ Kritik hatbis jetzt eine nicht unbetr&ditlicheHeihe
von Erscheinungen 11- ausgelegt, welche die deutlichsten Spuren nacb-
dichliand«r Thtitigkeit an sieb trafen. Hiebet ist aber vielfach unver-
}
A-i
358 2\ B9r^ Griechische Literatorgeschichte, ang. v. W. Hwrtd.
kennbar — ich verweise nur beispielshalber auf die Rede der Athene
im 1. Bache der Odyssee — , dass den Nachdichtem die Situationen in
anderen Theilen der Gedichte, von denen sie ausgehen, nur in allge-
meinen Umrissen vorschweben und dadurch unlösliche Widersprüche
entstehen, die nie entstanden wären , wenn solche üeberarbeitnng an
einem geschriebenen Exemplare sich vollzogen h&tte.
An Wahrscheinlichkeit gewinnt auch eine andere Annahme
Bergk's nicht, wenn wir die Existenz geschriebener Exemplare voraus-
setzen, dass n&mlich zahlreiche Lücken im ursprünglichen Texte ent-
standen, welche dann von den Nachdichtem nach Gutdünken und Ver-
mögen mit Füllstücken verdeckt wurden , eine freilich sehr bequeme
Hypothese, um Schwierigkeiten zu entfemen , in. sich aber viel ge-
waltthätiger als alle Uebertreibungen Lachmann^scher Jünger.
üebrigens ist es nicht Bergk's Meinung, alle EigentUnlick-
keiten des Inhalts aus solcher Umdichtung herzuleiten. Be bleiben
eine erhebliche Anzahl von Widersprüchen übrig, die auf andere Ur-
sachen zurückzufahren sind. Bergk kann mit Becht vielen Anh&ngem
der Lachmann'schen Ansicht den Vorwurf machen, dass sie methode-
los in jedem wirklichen oder vermeintlichen Widersprach sofort ein
sicheres Kriterium erblicken, dass hier die Arbeiten verschiedener
Dichter nur änsserlich mit einander verbunden sind (S. 539). Ver-
einzelte Widersprüche in Nebensachen sind gar wohl erklärbar und
besagen gegen den einheitlichen Urspmng einer Dichtung nichts. Frei-
lich möchte ich mich dafor nicht mit Bergk auf Vergil's Aeneis be-
rufen. Die in diesem Epos vorhandenen Widersprüche erklären sich
zum Theil aus dem unfertigen Zustande desselben und der langen
Arbeitszeit des Dichters, zum Theil aber dürfte Asper Becht haben
mit seiner Bemerkung zu Aen. X. 559 : dum nimio sttulio Virgilius
ad Hoftierum trahitufy neque temporis neque loci habet curam;
wie auch die bei Valerius Flaccus bemerkten Discrepanzen unter den-
selben Gesichtspunct fallen. Aber passende Beispiele finden sich in
Mure*s Critical History of the language and Uterature of
andent Grecie I 512, bei Nitzsch in den Beiträgen S. 77, wo auf
andei-e Sammlungen verwiesen ist , bei Nutzhom 100 ff. Demnach
möchte z. B. der Widersprach, dass ^233, v 399 Odysseus' Haar
blond genannt wird, tv 176 aber dunkel, an sich nicht viel zu be-
deuten haben ; aber er gewinnt sofort an Bedeutung, wenn man er-
wägt, was Kirchhoff(Oomposition 142) erkannt, dass dieVerwandlungs-
scene dieses Buches demselben Bemühen wiq die des 13. Buches ihren
Ursprung verdankt, widerstrebende Motive zu vereinigen. Verein-
zelte Indicien werden von dem Verdachte zufölliger Entstehung nicht
loszulösen sein.
Behutsame Ausbeutung jener Kriterien, welche in der Sprache,
dem Vers und dgl. liegen, ist eine weitere berechtigte Forderung
Bergk^s; denn bei einer Poesie von so wandelbarer Ueberlieferang, mit
80 merkwürdigen, zum Theil dunklen Schicksalen muss nothwendig
das Flüchtigste und Wandelbarste, Vera und Sprache, den gröaaten
T. Bergk. liriKulnselic Literat iiri-eschiclite. anff. t. W. Iliirlel. 359
Schaden erlitten huben, der tiefsten Veränderung auageaetzt gewesen
sein. Aber wer die Untereuchung nach dieser Seite hin für gänzlich
unergiebig und unzuverläsitig hielte, wrirde sich nberfius werthvoUer
Indicien berauben, die uns den sichersten Änhaltspimct für dieBestim-
muiig des relativen Alters einzelner Fni-tien versprechen. Die Zuver-
lässigkeit derartiger Indicien ergiebt sich, wenn man sie an Stücken
erprobt, deren Selbstständigkeit aus anderen Gründen bereits feststeht,
wie z. B. an der Doloneia. Der Dichter dieses Baches perborrescirte die
Pos itions Vernachlässigung der Muta und Liquida durchweg. Muta und
Liquida längten ihm vorausgehende Kürze selbst an solchen Stellen des
Verses, wo solche Läugung durchans gemieden wurde, nämlich in der
3. und b. Thesis K LI, womit nur A 554 zu vergleichen ist, und E252,
wie ich in meinen Hom. Studien I S. 82, 88 der 2. Aud. nachgewiesen.
Anderes der Art bietet die Tabelle am Schluss der Studien.
Neben den Nachdichtern sind es nach Bergk's Ansicht die
Bedactoren, welche an der vorliegenden Gestalt der hoiu. (iedichte
sichtbare Spuren hinterlassen haben. Nachdem zur Zeit der Blüte
der epischen Poesie zahlreiche Dichter sich an llias undUdyssee ver-
sucht, Partien omgehildet, Motive der alten Dichtung mit einer ge-
wissen Virtuosität wiederholt und gesteigert, Bpisodien hinzngethan,
und 90 mit Üppigem Schlinggewächs den ehrwürdigen Bau Überzügen
hatten, waren die auf jene Nachdichter folgenden Redactoien be-
müht, .nicht sowohl das ursprüngliche Gedicht in seiner Reinheit her-
Eustellen, sondern mehr besorgt, nichts untergehen zu lassen, und die
Nachdichtungen , so gut es gehen wollte, einzuscbalt«n. Allein die
Thäügkeit dieser Kedactoren gieng weiter, sie fügten auch Eigenes liiu-
EU. oder überarbeiteten mit mehr oder minder Willkür die ältere
Poesie, suchten Widersprüche und Unebenheiten anszu gleichen, wirk-
liche oder vermeintliche Lücken der Darstellung auszufüllen. Doch ward
diese Verschmelzung verschiedenartiger Elemente nur sehr oberÜäch-
lieh Tullzogen, so dass zahh-eiche Discrepanzen and Spuren des man-
gelnden Zusammenhanges zurückblieben" (S. 544). Solche Kedactoren
meint die Notiz bei Suidas (Homer): avveii&n xai awena^^i] vno
nokXüy xal ftäXtata ino nstatatQÖTOv. lu diese Kategorie gehöi-t
Cynaethos aus Chios. Uit den Kyklikern und dem Aufkommen neue-
rer Gattungen der Poesie verlieren die homerischen Gedichte immer
mehr in der Volksgunst. Die Sitte, sie vollständig imd in geordneter
Folg« vorzutragen, kummt ab; die Khapsoden begnügten sich ein-
xelne Stücke herauszuheben, welche ihrer individuellen Neigung oder
dem Oeschmacke des Publicums besonders zusagteu und indem diese
eklektische Weise des Vortrags zur Kegel wurde, litt darunter die Er-
haltung der Qedicbte weseutlich. Der Zusammenhang der einzelneu
Theile lockerte sich, .manche Partien gerietheu fast in Vergessenheit,
xoäeleo in Folge der Sorglosigkeit, die bei der schriftlichen Üeber-
lieferuug ebim so gut wie hei mündlicher einreissen konnte, ganze
AbGcbnitte ans, und es entstanden Lücken, welche die Rhapsoden
sp&ter, um die gestörte Ordnung heraustelleu, nothdUrftig ergönztAii,''
MO T. Bergk, Griecliische Literat argeschicbte. zng. r, W HartH.
wie z. B. die Gdttenrersaminliiiig im Eingänge des fünften Boches der
Odjssee oder den Erie^srath im zweiten Buche der Uias, die beide das
▼oUständigste dichterische Unvermögen verrathen. ^ Diese Ergänzun-
gen gehören sichtlich einer Zeit an , wo die Kunst des epischen Stils
schon fast erloschen, wo in den Rhapsoden, die ihren Beruf hand-
werksmassig übten , kaum noch ein Funke poetischen Geistes war.
Solche Stellen zeigen am besten , wie schonend Onomacritos und seine
Freunde mit der Ueberlieferong umgiengen, indem sie so geringhal-
tiges Machwerk duldeten'' S. 547. Diese Bedaction des Peisistratos,
welche vor allem darauf bedacht war, den überlieferten Bestand zo
bewahren und den Zusammenhang ab und zu durch Einfügung ein-
zelner Verse zu verbessern und Anstösse durch Emendationen zu
beseitigen, bUdet den Schlussstein.
Man wird aus dieser Darstellung entnommen haben , dass die
von Bergk versuchte Erklärung der in der Ilias und Odjssee uns
entgegentretenden Eigenthümlichkeiteu des Inhaltes eine überaus
complicirte ist. Nachdichter, Bedactoren, Rhapsoden und letzte
Ordner bezeichnen die 4 Abschnitte in der Textgeschichte, inner-
halb welcher Veränderungen stattfinden, deren Zugehörigkeit in
den einen oder anderen Abschnitt durch nichts anderes als den
poetischen Werth dieser Veränderungen bestimmt werden soll. Es
ist ein Weg der Irrung und Verwirrung, auf welchen Bergk die
Forschung drängen will. Es kann aber auch diese Erklärang nur
durchgefQhrt werden bei Anwendung einer bedenkenlosen Kühnheit,
welche die conservative Hand eines Lachmann und Kirchhoff uns
erst schätzen lehrt und welche die Verlegenheiten übel deckt, in
welche diese Kritik geräth.
Zum Beweise dieser Behauptung gebe ich einige Pn»ben ans
Bergk's Analyse der Odyssee. Dieselbe wendet sich vorerst (S. 655)
gegen KirchhofTs Versuch , die Odyssee in einige grössere Epen za
zerlegen, ein Versuch, der wie Bergk meint, darin seinen Grund habe,
dass die Auflösung in kleinere Lieder hier nicht glücken wollte. Bergk
meint es nicht berücksichtigen zu sollen, dass die Mehrzahl der der
Odyssee gewidmeten Untersuchungen und darunter mehrere jüngeren
Datums, wie die von Anton (Rhein. Mus. 18, 91 ff.), Hennings (^J. J.
S.Suppl. 133 ff.), La Roche (Zs. f. öster. G. 14, 186 ff.), Köchly u. a.,
sich gerade dieses Ziel gesetzt; dass sie es nicht erreicht, ist freilich
offenbar. Durch Kirchhoff's Verfahren werde, meint B., der Organis-
mus zerrissen : „denn nicht so sehr das Verhältniss der gprösseren Ab-
schnitte zueinander verursacht Schwierigkeiten, sondern gegründete
Bedenken erheben sich hauptsächlich innerhalb dieser Abschnitte.^
Auch das mag richtig sein im Hinblicke auf das gewöhnliche Ver-
fiEÜiren vieler Einzeluntersuchungen, die es sich zur Aufgabe stellea,
innerhalb einer beschränkten Partie das Auffällige in ihrer Besiehnag
zur Umgebung aufzusuchen und auf Grund dessen ihre ehemalig«
Selbständigkeit zn behaupten. Kirchhoff durfte ein solcher Vor-
wurf nicht treffen. Auch ich habe in zwei Abhandlungen dieser Zeit-
^ T. Bergk, Griechische Literaturgeschichte, ang. v. W, Haftel. 861
Schrift (15, 472 ff.; 16, 317 ff.) zu zeigen gesucht, dass die Mängel
der Erzählung zumeist da hervortreten , wo grössere Abschnitte an
einander stossen und innerhalb dieser Abschnitte Mängel solcher Art
die per accidens nach Vereinigung ursprünglich selbständiger Par-
tien sich ergeben mussten. Zwei Beispiele mögen die sich entgegen-
stehenden Betrachtungsweisen klar stellen.
Betrachten wir die von Telemachos' Reise erzählenden Bücher
a — d 612, 0 75 ff. für sich, losgelöst aus ihrer Verbindung mit den
übrigen Theilen der Odyssee, so finden wir guten Zusnmmenhang und
die Zeitangaben bieten nicht den mindesten Anstoss ; Telemachos' Ab-
wesenheit von Ithaka sollte sich nur auf eine kurze Zeit erstrecken
/J 373; in 11 bis 12 Tagen, also, wie immer man den Sinn derWorte,
ob wörtlich oder bildlich fasse^ in kurzem hofft er zurück znsein,
so dass er glaubte, die Mutter in Unwissenheit über seine Entfernung
halten zu können. Nestor^s Mahnung treibt zu eiliger Bückkehr an
/ 313 ff.; d 587 ff. weist er, dieser Mahnung eingedenk, Menelaos*
freundliche Einladung, bis zum 11. oder 12. Tage in seinem Hause zu
weilen, zurück mit wohlgewürdigter Entschuldigung 594 ff. Als er
(Buch 6) zu seinen Schiffsgenossen zurückkehrt, erfolgt sofort die
Bückfahrt. Die ß 373 ff. in Aussicht genommene Zeit wird kaum
▼erbraucht. In der Erzählung der Bückkehr missfällt nur das eine,
dass er, ohne bei Nestor zu rasten, wie er nach o 155 ff. gedacht, mit
lächerlich motivirter Eile o 194 bis 221 (vgl. diese Zs. 15, 479) sofort
zu dem Schiffe eilt.
Betrachten wir dieselbe Erzählung in der uns vorliegenden
Verbindung mit der Odyssee, so verkehiii sich Alles: das Angemessene
wird unangemessen, das Unangemessene begreiflich. Dazu bleibt
Telemachos im Widerspruch mit seinem Vorsatz und Nestor 's Mahnung,
ohne dass der Dichter diess dem Hörer erklärt, was nach der Ankün-
digung des Gegentheils einer Erklärung bedarf, und ohne dass Tele-
machos ein Wort der Entschuldigung an seine ungeduldig harrenden
Schiffsgenossen richtet, 30 Tage in Sparta, und begibt sich plötzlich
mit begreiflicher Eile von Sparta zum Schiffe; denn eine Nacht bei
Nestor hätte des Odysseus nutzlosen Aufenthalt bei Eumaeos noch
um einen weiteren Tag verlängert. Welche Annahme ist nun, abge-
sehen von allen anderen unterstützenden Momenten, welche der citirte
Aufsatz geltend macht und auf den zu verweisen genüge, einfacher als
die, dass diese Unzukömmlichkeiten und Unbegreiflichkeiten dadurch
per accidens zum Vorschein kamen , dass man diese Telemachosreise
in einen Znsammenhang mit der Erzählung von Odysseus' Bückkehr
brachte, für welchen sie ursprunglich nicht berechnet war.
Dagegen findet sich Borgk mit den von ihm anerkannten Schwie-
rigkeiten in folgender Weise ab: die et — d erzählton Begebenheiten
sind gleichzeitig zu denken mit den Ereignissen in € und den folgen-
den Büchern. „Das ist aber die Weise des Homerischen Epos^
Gleichzeitiges nach einander zu erzählen^ S. 657. Da-
durch wird die Zeit der Handlung der Odyssee „wesentlich "* (?) vw-
/.cttBObHft f. d. Ö8tiirr. C>yHin. 1H73. V. HoXt. 24
86t T. Bergk, Griechische Literatnrgeschichte, ang. y. W. Hmiü.
kürzt, indem die 41 Tage sich auf 36 reduciren. ,,Auch ist es durch
nichts motivirt, d€tös Odysseus durch 18 Tage auf dem Flosse hemm-
föhrt, und doch von dieser langwierigen Fahrt nichts zu melden war.
Nicht weniger auffallend ist , dass Poseidon nach der gewöhnlichen
Rechnung 29 Tage bei den Aethiopen verweilt. Jene 18 Tage sind
nichts als üebertreibung eines Rhapsoden, dem die ursprüngliche Zahl
zu gering erschien . . . Poseidon wird bei den Aethiopen , wie es
Brauch ist, 11 Tage verweilt haben, am zwölften kehrt er heim, so
dass der Held nur 7 Tage auf der Meerfahrt zubringt und am 8. nahe
dem Ziele ist, als Poseidon ihn erblickt und sein Schiff zertrümmert.''
„Auch hier hat der Ueberarbeiter sich eine sehr ungeschickte Aen-
derung erlaubt, indem er den Odysseus trotz des hilfreichen Beistandes
der Götter zwei volle Tage und Nächte auf dem Meere schwimmen und
erst am dritten landen lässt.*" Er wird noch am 8. Tage gegen Abend
das Ufer schwimmend erreicht haben. Nachdem also Odysseus sich
in 3 Tagen nach des Heimes Sendung das Floss gezimmert , am
5. Tage die Insel der Ealypso verlassen, ist es der 13. Tag, an wel-
chem er im Hause des Alkinoos anlangt. Aber auch hier ist durch
spätere üeberarbeitnng die Zeit des Aufenthaltes verlängert worden,
indem nun die Abfalirt sich bis zum dritten Tage vei-zögerte. Odysseus
wird bereits am 14. Tage Abends abgefahren sein, nachdem er beim
Mittagsmahl seine Abenteuer erzählt hatte, und gelangte mithin am
15. nach Ithaka. Am 15. unterredet sich Odysseus mit Athene und
diese geht zu Telemachos nach Lacedämon, während Odysseus sich
zu Eumaeos begiebt.'' Telemachos bricht alsbald auf und bringt die
Nacht vom fün&ehnten zum sechszehnteu Tage, wo Odysseus bei Eu-
maeos verweilt, in Pherae zu, am Tage geht er nach Pylos, besteigt
dann sein Schiff und fahrt die Nacht hinduich, während Odysseus
wieder mit Eumaeus den Abend zubringt. Früh am Morgen des
17. Tages ist Telemachos wieder daheim und eilt zu Eumaeus. So
ist die Zeitrechnung im schönsten Einklänge. Am 2. Tage war Tele-
machos abgereist, er war also gerade 15 Tage entfernt, während er
eine Abwesenheit von etwa 12 Tagen in Aussicht gestellt hatte ^ S. 660.
Eine so überaus gewaltsame Zeiteinrenkung richtet sich von
selbst. Zudem ist es eine ganz unnütze Operation, da dadurch nicht der
„schönste Einklang" hergestellt wird , sondern der Hauptanstoss ganz
unverändert bestehen bleibt, indem Telemachos' Aufenthalt bei Mene-
laos zwar von 30 auf 13 Tage herabgemindert wird, aber ebenso un-
motivirt bleibt, wie der endlich erfolgende überhastete Aufbruch schlecht
motivirt wird o 49 ff. Was diese Erzählung betrifft, die in unent-
wirrbarem zeitlichen Widerspruche zu dem Bericht in v 439 steht, so
erkennt Bergk die in meiner Abhandlung (a. a. 0. 479) besprochenen
Aufifalligkeiten mit aller Offenheit an. „Die Göttin konnte, wenn sie
von Ithaka nach Lacedämon eilte, auch erst am Moi-gen dieses Tages
dem Telemachos erscheinen, aber sie unterredet sich mit ihm des %
Nachts, und bald darauf bricht der Tag an (o50.56). Hier liegt ein un-
löslicher Widerspruch vor, an dem alle Künste der Erklärung zuSchan-
T, Bergk, Griechische Literaturgeschichte, ang. v. W. Hartel 868
den werden" S. 703. Aber anstatt dadurch das Vertrauen zu den
früheren gekünstelten Combinationeii zu verlieren, nimmt er zu wenn
möglich noch unwahrscheinlicheren Annahmen seine Zuflucht. Er be-
hauptet, dass der Ueberarbeiter, dieser gefalligste Löser der
schwierigsten Probleme, die ursprüngliche Dichtung in o völlig besei-
tigt habe. „Was ihn bestimmte, die ursprüngliche Dichtung völlig zu be-
seitigen, statt sich mit einzelnen Zusätzen zu begnügen, wissen wir
nicht; doch verfahrt er auch anderwärts mit ähnlicher Willküi*. Wie
ihm ein umfassender Ueberblick abgeht, so scheint er gar nicht be-
merkt zu haben, dass der alte Dichter hier Gleichzeitiges nach ein-
ander erzahlt, und so verlegt er, unbekümmert um den chronologischen
Widerspruch, die Erscheinung der Athene auf das Ende der Nacht,
vielleicht nur, um etwas mehr Zeit für die bevorstehende Beise zu
gewinnen" S. 704.
Blosse Willkür im Drange der Noth und nicht heuere Gründe
sind es, auf die gestützt Bergk an sämmtlichen Zeitangaben etwas ab-
zwackt, um die Zeit der Handlung der Odyssee zu verkürs^en. Zunächst
die v^ Nitzsch (Sagenpoesie S. 240 fif., Phil. 17, 1 ff. 27. „ Die An-
griffe auf die belobte Einheitlichkeit der Odyssee^, Beiträge S. 415)
aufgebrachte Theorie der Parallelerzählungen , wonach des Dichters
Kunst darin besteht, das Gleichzeitige nacheinander zn berichten und
beim Hörer so viel Unaufmerksamkeit vorausgesetzt wird, um den Dich-
ter durch ziffermässiges Nachrechnen in dieser Kunst nicht zu stören,
wie diess Nitzsch mit anerkeunonswei-ther Offenheit darlegt (Beitr.
415): „Wie es Parallelen zu erzählen gab und Gleichzeitiges nur
^ines nach dem Anderen zu erzählen war, so brachte ein üeber-
gang von einer Scene zur anderen mit anderen Personen auch eine
neue Zeitrechnung. So hat gewiss kein Hörer Homer's oder der
Bhapsoden die 23 Tage und Nächte, welche nachgezählt die Heim-
kehr des Odysseus von Ogygia nach Ithaka beträgt, mit der Zeit
der Abwesenheit des Telemachos zusammengerechuet , so dass sie
35 Nächte und 34 Tage gedauert hätte.*' Es muss freilich schlecht
mit einer Kunst bestellt gewesen sein, die allenthalben, wie diess
Bergk ausdrücklich anerkennt, z. B. S. 657, 704, bereits die nächsten
Nachfolger Homer's so wenig vei-standen, dass sie sich dadurch zu
Interpolationen und mannigfachen Verkehrtheiten verleiten Hessen.
Und es erweckt nicht gerade Vertrauen in dieselbe , wenn Bergk
sich nicht glaubt bei diesem Kunstgesetz mit Nitzsch beruhigen
zu dürfen, sondern Alles anwendet, um wenigstens die eine der
beiden parallelen Handlungen zu kürzen. Die 18 Tage, die Odys-
seus auf dem Flosse zubringt, mindert er auf 17 herab, da Odys-
seus von dieser Idtägigen Fahrt nichts zu melden habe, die 2 Tage
und 2 Nächte, die Odysseus schwimmend auf dem Meere zubringt, '
streicht er, weil solche herzlose Art, die Leiden und Qualen des
Helden zu vermehren, nicht homerisch sei; als ob man nicht auch
von einer 7tägigen Fahrt reichere Meldung erwarten sollte und als ob
nicht gerade durch die letzte Noth, die der Held wunderbar be-
24 ♦
864 T. Bergk, Griechische Literatargeschichte, ang. ▼. W. Hartel.
steht — wunderbar ist in jener Partie Alles — die Grösse des Zornes
ins hellste Licht gesetzt würde. Berechtigt ist nur eine Kürzung,
die des Aufenthaltes bei den Phäaken (vgl. diese Zs. 15, 336 ff.)
Es wäre unbillig, wenn man die Gründe verschwiege , welche
Bergk die Meinung als unannehmbar erscheinen Hessen, dass die
Odyssee aus der Verbindung ursprünglich getrennter Epen oder epen-
artiger Gebilde entstanden, und ihn so überaus gekünstelte Hypothesen
vorziehen Hessen. Es sind zwei Gründe, dass die Telemachos' Reise
behandelnden Bücher nicht als ein Epos von selbständigem Interesse
gelten könnten und dass sie einen unentbehrlichen Bestandtheil der
Yorliegenden Odyssee bilden! Beides gebe ich zu. Die Telemachie, die
uns nur trümmerhaft vorliegt — ich habe in der citirten Abhandlung
ß 1 — d 619, 0 75 — 282 als echt angesehen und freue mich in
einem Hauptpuncte, der Verwerfung des Anschlages der Freier
d 625 — 84f , mich mit Bergk in Uebereinstimmnng zu finden — ist
ein recht mittelmässiges Gedicht, das schon wegen seines mageren
Stoffes, der den frischen Zug der Volkssage gänzlich vermissen lässt,
ein tieferes Interesse nicht erweckt. Es liegen unverächtHche*Indi-
den vor (vgl. diese Zs. 15, 500), dass das Gedicht in jene mythen-
ergänzende und fortspinnonde Bewegung gehöre, welche die Kykliker
uns zeigen, wie denn das Hauptgewicht sichtlich auf den Erzählungen
Nestofs und Menelaos* ruht. Es beansprucht demnach keine grös-
sere Selbständigkeit als die kyklischen Epen. Wenn diese wie Pla-
neten sich um die Sonne der Dias bewegen, will es ein bescheidener
Trabant neben den Nosten und der Telegonie die Sonne der Odyssee
umkreisen, durch sie Halt und Leben empfangen. Es setzt eine fer-
tige Odyssee voraus. Zu berücksichtigen bleibt, dass der Schluss des
Gedichtes uns fehlt, der Anfang verstümmelt erhalten ist. Wenn
Telemachos in demselben bei seiner Kückkehr die Freier getödtet,
den Vater als glückHchon Sieger traf, worauf Manches führt (vgl. a. a.
0. 492), 80 wäre dieser Ausgang nicht ohne poetische Wirkung, die
in der zwar vorbereiteten, aber noch immer unerwartet eintretenden
Peripetie läge. In Kummer war er ausgezogen , Mutter und Haus-
wesen in arger Bedrängniss hinterlassend, vom Volk und von Freun-
den verlassen ; wo und wen er fragte, von dem heissersehnten Vater
erfuhr er nichts. Da findet er bei der Rückkehr den Vater als
Sieger, die Mutter befreit, das Haus gerettet. Eine rührende Er-
kennungscene schloss das Stück.
Aber die Telemachie ist unentbehrlich für die ganze Odys-
see. Sie versetzt uns auf das Terrain der Haupthandlung, wir
lernen durch sie, wenn auch nicht den Hauptholden, so doch sein
. Schicksal kennen, auf das ein Theil des Interesses sich auch my
und d concentrirt; wir sehen das Treiben der Freier in Ithaka,
das Bedrängniss des alten Fürstenhauses , wir bewundern die stand-
hafte Treue der Penelope. Es ist nicht zu leugnen, dass diese
Rhapsodien in der Compoeition des Ganzen ein leidlich passendes
Glied bilden, dass wenn wir sie ausscheiden, etwas vermisst wird.
W. Masing, Heber ein Goethe'sches Lied, ang. v. A. SehÖhbaeh. 355
Aber wenn sie für Zwecke der Exposition nicht tauglich erschienen
wären, wie hätte man auf ihre Einordnung verfallen können. Aach
die alte Odyssee, wie wir sie uns denken, mnss ihre Exposition
gehabt haben; die ersten noch dnnklen Nachrichten von den Zu-
ständen im Hause des Odysseus empfing der Hörer am Eingang
des Gedichtes, Odysseus in der (Jnterwelt, bis wohl Athena ihn
ausreichend unterrichtete. Wo das geschah, hat Bergk mit ge-
wohntem Scharfsinn entdeckt. „Odysseus, der nach langer Ab-
wesenheit aus der Fremde zurückkehrt, musste hier, wo er den
heimischen Boden wieder betritt, von den Zuständen seines Hauses
und Landes genauer unterrichtet werden. Aber was wir hier (y 373 ff.)
lesen, ist gar zu dürftig und ungenügend.'' 8. 701.
Wenn Bergk schliesslich behauptet, dass dieTelemachiedesshalb
ein organisches Glied der Odyssee bilde , weil sie die Entwiekelung
des Charaktei*s des Telemachos uns vor Augen führe, indem
der schüchtern bescheidene Jüngling aus der Stille des Hauses in die
Welt 1 iniiustrctend , Beife und männliche Kraft gewinne, die er
später bewährt, so ist zuzugestehen, dass ein geistvoller Dichter
diesen Gedanken au diesen Stofif, das Werden des Charakters, das
allmählige Keifen des Jünglings hätte darstellen können. Hier war
zu zeigen, dass er ihn dargestellt hat. Telemach ist fertig, bevor
er das SchifT betritt.
Wir brechen hier mit unserer Besprechung ab. So viel wird
durch sie klar geword^^n sein, dass hier ein Werk vorliegt, an-
regeud, freilich oft anregend zum Widerspruch wie nicht leicht ein
anderes, ein Werk, das auf keiner Seite seinen geistreichen Verfasser
verleugnet. Wir sehen mit grosser Spannung den folgenden Bänden
entgegen, deren Stoff einen vielfach geeigneteren Boden für die
Evolutionen eines so scharfsinnigen Forschers bieten wird.
Wien im März 1873. Wilhelm Hartel.
Ueber ein Goetlie'sches Lied. Vortrag von Dr. Woldemar
Masin^, Doccnt an der Universität Dorpat. Leipzig, E. Bidder,
1872. 32 Seiten 8^
Der Verfasser benutzt das bekannte Lied „(Jeher allen Gipfeln
ist Kuh**, 'um alle wesentlichen Gesetze dos Liederkunstwerks und
damit das Wesen des einfach Schönen überhaupt zur Anschauung zu
bringen'. S. 6.
Diese inimirhin bedeutende Aufgabe zu lösen, ist ihm wolkaum
gelungcMi. Docli hat er mit anerkennenswertem Geschick die Fülle
der Schönheit auff,'edcckt, welche in den wenigen, einfachen Bildern
des Gedichtes liegt und welche in der äusseren Ausstattung durch
Kythmns und Vokalwechsel zum sinnlichen Ausdruck gelangt. In
SOG W. Masing, Ueber ein Qoethesches Lied, ang. v. A. Schötibach.
Bezug auf das erstere aber ist auch Masing der Gefahr nicht entgan-
gen , welche Deutungsversuche von Stimmungsgedichten mit sich
bringen, der Geßihr, in das Gedicht hineinzulesen und Processe in
der Seele des Dichters vorauszusetzen und darnach zu entwickeln,
welche entweder gar nicht vorgegangen sein können, oder sich bis zu
den äusserlichsten Momenten verfluchtigt hatten. Unrichtig scheint
mir desshalb vor Allem die Erörterung auf S. 13, in welcher
die Bolle, die der Vogel in dem Gedichtchen hat, besprochen wird.
— Ein glücklicher Gedanke war es, das Morgenstandchen in Shakes-
peare*s Cymbeline zur Vergleichung heranzuziehen , um die Art , in
welcher die beiden Dichter einen ähnlichen Gegenstand behandeln,
zu charakterisiren ; aber auch hier wurde in dem Aufspüren eines
kunstgemässen Planes zu weit gegangen. Diess wird recht deutlich
aus Folgendem.
Die Strophe Shakespeare's (Cymb. Act II. Scene III.) lautet:
Hark! Hark! the lark at heavens gate sings,
Aod Pboebns *gins arise,
His steeds to water at those Springs
Od chalicM flowers that lies;
And winking Mary-bads begin
To ope their golden eyes;
With every thing that pretty ig,
My lady sweet, arise;
Arise, arise!
Schon Delius vergleicht in einer Anmerkung ein paar Verse des
29. Sonett's Shakespeares ') :
Haply I think on thec, and tbeii niy stato
(Like to the lark at break of day arisiug
from Süllen earth) sings hynins at heavens gate.
Klar ist: Dass die Lerche') während ihres raschen Emporstei-
gens von der Erde bis zur Wolkenhöhe singt, gibt die Veranlassung
zu dem Bilde ; dass es beliebt war zeigt ausser unsern beiden Stellen
noch Eomeo and Juliet, Act III. Sc. V. :
Nor that is not the lark, whose notes do beat
the vaulty heaven so high above our heads
*at heavens gate* zieht unmittelbar die Vorstellung von den Bossen
des Phoebus, deren Morgenfütterung u. s. w. nach sich. Das letzte
Bild von den Blumen, welche die golduen Augen öflFnen, ist ange-
*) Die Frage, welche von beiden Stellen früher entstanden sei, ist
hier ohne Bedeutung. Vergl. übrigens Delius 11. 607. Simrock,
Die Quellen Shakepeare's 2. Aufl. i. 272.
») Wolframs Parzival 378, 5 ff.:
diu naht tet nach ir alten sile:
am urte ein tag ir zogte mite.
den kos man nilit h\ lerchen nanc.
W. Mofsing, üeber <*in Goethisches Lied, ang. v. A. Schönbach, S87
wandt entweder, weil ein üebei-gang von der Schilderung des Mor-
gens zur erwachenden Frau nöthig schien und dieser am besten durch
das tertium comparationis der Augen herbeigeführt wurde, oder — ,
mir wahrscheinlicher — an ^chalic'dflowers' der 4. Zeile anknüpfend.
Also kein plangemässer Aufbau, sondern ruhiges Ablaufen sich ver-
knüpfender Bilder. —
Dass der Rythmus des Goethe'schen Gedichtes ein sinkender
sein soll (S. 27), beweist eine Vergleichung der geläufigen mit der
älteren Fassung von 1779. Ueberhaupt wäre auch die hübsche Dar-
stellung, welche Masing S. 27 ff. von den äussern Kunstmitteln gibt,
lehrreicher geworden, wenn er auf die Umformung, die das Ge-
dicht durch den Meister erfahren, mehr Bücksicht genommen hätte.
Aber der Verfasser scheint historisch-philologische Untersuchung der
ästhetischen weit nachzusetzen.
Da auch Viehoff in seinem Commentar (2. Auflage I. S. 118 ff.)
Nichts darüber sagt, so scheint es mir nicht unzweckmässig, die
wenigen leicht zu machenden Bemerkungen hier zu verzeichnen.
1779 lautet das Gedicht (A) :
Ueber allen Gipfeln ist Buh,
lu allen Wäldern hörest da
Keinen Laut!
Die Vögelein schlafen im Walde;
Warte nur, balde, balde
Schläfst auch du.
1783 aber (B) :
Ueber allen Gipfeln
Ist Ruh,
In allen Wipfeln
Spürest Du
Kaum einen Hauch;
Die Vögelein schweigen im Walde;
Warte nur, balde
Ruhest da auch.
Vorei-st fällt auf, dass wir in A 6, in B 8 Zeilen haben.
Diese Vermehrung der Zeilenzahl ist dadurch entstanden, dass Vers
1 und 2 der Fassung A in je 2 Zeilen zerbrochen wuidon. Der Zweck ist
einleuchtend. Eine rythmische Pause muss nach jeder Zeile gemacht
werden , dalier muss der Lesende in B 2mal so oft mit der Stimme
fallen und aussetzen, der Rythmus bekommt mehr vom sinkenden,
es wird langsamer gesprochen und jede Silbe der kleineren Verse
schwerer betont.
A hat *in allen Wäldern B ^in allen Wipfeln^
Es ist ein Beim mehr aus einer schwachen Assonanz entwickelt,
die Wiederholung (Wäldern — Wald) vermieden und zugleich der Be-
griff auf das näherliegende beschränkt worden.
SM Wüümer, Experinientdphjsik, anj?. t. A. v, WalUnhofen.
A : ^hörest dn keinen Laut*, B : 'spürest da kaoin einen Hancl
Aus der Beziehung aof den Gehörsinn ist eine auf die gesammte £]
pfindnngsfahigkeit geworden: das Wahrnehmen der Rahe, welch
firüher nur durch das Gehör stattOand. ist d au in das ganze Wes
des Menschen eingedmngen. 2 Assonanzen mehr: spürest, kam
ein Beim mehr: Haach: auch; der Rythmus ist dem entsi^rechend
des letzten Verses angeglichen worden. A: 'die Vögelein schlaf
im Walde , B: die Vögelein schw eigen im Walde' — auch k
wird das Empfinden der absolaten Rahe durch die Aendernng dei
licher gemacht. A hat zweimal 'halde\ B uur einmal. Diese Ae
derang scheint mir mit der des letzten Verses zusammenzohäng«
Die persönliche Beziehung auf den Dichter wird durch beide Aenc
rangen verwischt und zu einer allgemeinen Bezieh uug auf kommen
Buhe nach stürmischen Tagen erweitert. Ceberdiess stört das
'balde' den gleichmässigen Abfall des Rjthmus. — In die letzt
Zeilen ist ein neuer Reim gekommen und das t/, gleichsam derGruii
ton des Ganzen, ist noch einmal erklungen. —
Masings Büchlein ist vortrefflich geschrieben, geistreiche I
merkungen, schlagende Bilder sind nicht selten. —
Dass der obenerwähnte Gesichtspunct, die verschiedenen Fi
sungen Goethe'scher Gedichte unter einander zu vergleichen, zu nie
unfruchtbaren Resultaten führe , glaubt der Unterzeichnete in eii
jüngst erschienenen kleinen Arbeit (Recension von Viehoff's Goett
Commentar, 2. Auflage iuHerrigs Archiv für das Studium der neuei
Sprachen, 50. Band 1. Heft) vielleicht klar gemacht zu haben, u
erlaubt sich daher, auf dieselbe zu verweisen.
Wien, im November 1872. Anton Schönbach.
Wüllner's Lehrbuch der Experimentalphysik. II. AuHat
Leipzig, B. G. Teubner. Vier Bände. 1870-1872.
Die zweite Auflage (beziehungsweise dritte Ausgabe) \
Wüllner's Lehrbuch der Experimentalphysik ist nunmehr vollstän«
erschienen.
Bei einem Buche von bereits bewährter und anerkannter V(
züglichkeit, wie das vorliegende, kann sich die Besprechung eil
neuen Auflage fuglich auf dasjenige beschränken , was im Vergloi(
mit früheren Ausgaben wesentlich geändert ist, zumal wenn sol(
Aenderuugen umfangreich und wichtig sind, wie im gegenwärtig
Falle.
In dieser Hinsicht kommen vor Allem die Wärmelehre u
die Electricitfttslehro in Betracht, welche auf neuen Grundlagen e
gänzliche Umarbeitung erfahren haben.
Was zunächst die Lehre von der Wärme betrift't, welche c
Gegenstand des dritten Bandes bildet, hat der Hr. Verfasser
sehr verdienstliche Aufgabe gelöst, die mechanische Warn
WüUner. Experimeptalphysik, ang. v. A. v. Walienhofen, S69
theorie nicht nur in sein Lehrbuch aufzunehmen, sondern dieselbe
auch mit den anderen Disciplinen der Wärmelehre in möglichst
innige Verbindung zu bringen, indem letztere theils vorausgehend
zur Begründung der mechanischen Auffassung der Wärme hinführen,
theils nachfolgend mit Hilfe der vorgetragenen Lehrsätze der mecha-
nischen Wärmetheorie eine dem gegenwärtigen Höhepuncte der Wis-
senschaft entsprechende, eine tiefere Einsicht in die Bedeutung und
den Zusammenhang empirischer Resultate eröffnende Behandlung
gewonnen haben. Letzteres gielt vornehmlich hinsichtlich der Lehre
von den Aggregationszuständen und vom Verhalten der Dämpfe.
Die Behandlung der (in der Hauptsache mit Beibehaltung der
Zeuner'schen Bezeichnungen dui-chgeführten) mechanischen Wärn^e-
theorie hat natürlich die Anwendung der Differential- und Litegral-
rechnung nothwendig gemacht, wenn der Gegenstand nicht entweder
durch Einschränkung auf elementare H^chnungsoperationen auf ein
ganz ungenügendes Mass reduciert, oder dessen Darstellung durch
jene widerlichen Nolhbehelfe verstümmelt werden sollte , mit welchen
manche Lehrbücher, bei entsprechend grossem Aufwände von grie-
chischen Delta's und Sigma's, die Differential- und Litegralrechnung
in eleiiientarer Gestalt zu radebrechen versucht haben.
Wir sind dem Hrn. Verfasser sehr dankbar, dass er es vor-
gezogen hat die höheren Kechnungsformen und deren übliche Benen-
nungen un verstümmelt beizubehalten und den damit noch nicht vor-
trauten Lehrer von Fall zu Fall mit deren Sinn und Anwendung
bekannt zu machen, 'indem die Ableitung der erforderlichen mathe-
matischen Lehrsätze so zu sagen an den eben vorliegenden Problemen
selbst durchgeführt wird, und zwai* in einer auch für elementare Vor-
kenntnisse verständlichen Weise.
Diese Behandlungsart zeigt zugleich, was wir zu bemerken bei
keiner Gelegenheit unterdrücken können, wie leicht ausführbar und
wie nützlich es wäre, schon in den Mittelschulen die ersten Elemente
der Differential- und Integralrechnung zu lehren, was bei zweck-
mässigerer Auswahl und Behandlung des übrigen mathematischen
Lehrstoffes sogar ohne vermehrte Anstrengung geschehen könnte.
Wenn in an beachtet, wie viel bei der Behandlung physikalischer
Lehren an AlJicenieinheit und Gründlichkeit mit einem sehr geringen
Aufwand«; von höheren mathematischen Hilfsmitteln gewonnen werden
kann, niuss man die angedeutete Mangelhaftigkeit des mathematischen
Unterrichtes an unseren Mittdschulen lebhaft bedauern; und jede
literarische Erscheinung, welche, wie Wüllner's Lehrbuch, zu einem
Fortschritte in dieser Kichturisi; Anstoss gibt, ist schon desshalb ver-
dienstlich.
(Jb es bei einei nächsten Aullage nicht vielleicht vorzuziehen
wäre, die in dem ganzen Werke zur Anwendung kommenden Lehr-
sätze der höhrren Matlieniatik in einer kurzen mathematischen Ein-
leitung vorauszuschicken (wie es z. B. bezüglich gewisser Lehrsätze
der analytischen Geometrie in Duhamers Mechanik der Fall ist), um
870 Wüllner, Experimentalphysik, angr. v. A. v. WcUtenhofen,
damit späterhin Wiederholungen zu ersparen und die Darstellung zu
kürzen und zu vereinfachen, wollen wir der Erwägung des Hrn. Ver-
fassers anheimstellen.
Wüllner\s Wärmelehre müssen wir übrigens noch in anderer
Hinsicht als eine sehr willkommene Ei*scheinuug begrüssen, indem
sie als eine für Studierende geeignete Einleitung in die mechanische
Wärmetheorie eine fnlilbare Lücke in unserer Literatur ausgefüllt
hat, die bisher für den besagten Zweck theils zu Ausführliches und
Schwieriges, theils zu Elementares und Populäres darbot.
Als wesentlich neu bearbeitet kommt auch die Electricitätslehre
(vierter Band) in Betracht. Wir begegnen auch hier einer Aenderung
von höchster Wichtigkeit, nämlich der Aufnahme der Potential-
theorie in den Lehrplan des Buches.
Schon bei der Besprechung des magnetischen Zustandes der
Erde im ersten Abschnitte dieses Bandes wird der Leser (wie bereits
in der ersten Auflage geschehen ist) zum Begriffe der Potential-
function hingeführt und mit der Bedeutung ihres ersten Diflferential-
quotienten bei der Bestimmung der Kraftcomponcnten bekannt ge-
macht, und dadurch ermöglicht das Wesen der Gauss'schen Theorie
des Erdmagnetismus in den Grundzügen darzustellen. — An das
Gesagte anknüpfend wird nun in der zweiten Auflage auch das elec-
trische Potential eingeführt und zwar zunächst in Verbindung mit
der Frage über die Anordnung der Electricität auf Leitern.
Auch bezüglich der Potentialtheorie müssen wir, so wie es be-
züglich der mechanischen Wärmetheorie der Fall ist, das Verdienst
einer ziemlich eingehenden und sehr leicht fasslichen Behandlung
anerkennen. In der That kommen alle wichtigeren Lehrsätze vom
Potential soweit zur Sprache , dass der Leser von der Bedeutung
dieser Function, ihren Eigenschaften und Anwendungen einen klaren
Einblick erhält und zum Studium schwierigerer Schriften über diesen
Gegenstand befähigt wird.
Dass mit Voraussetzung solcher Vorkenntnisse vom Potential
auch alle Vorgänge, welche mit einer Arbeitsleistung der Electricität,
also mit einer Aenderung ihres Potentials, zusammenhängen, ent-
sprechend gi-ündlichor und instructiver al«j in der ersten Auflage ge-
lehrt werden konnten, liegt in der Natur der Sache. So namentlich
die Abschnitte von der Entladung der Electricität und deren Wir-
kungen, von der Entstehung und den Gesetzen des galvanischen
Stromes und seinen Wirkungen in und ausserhalb des Schliessungs-
kreises, insbesondere also auch die Lehre von den Beziehungen zwischen
Electricität und Wärme, welche Partien jetzt nicht nur in experimen-
teller Richtung durch Berücksichtigung der neueren Arbeiten, son-
dern auch in theoretischer Hinsicht sehr wesentlich bereichert er-
scheinen.
Von der mathematischen Behandlung dieser Abschnitte hin-
sichtlich der Lehre vom Potential, sowie überhaupt von den in der
neuen Auflage vielfach vorkommenden Anwendungen der Differential-
Wüllner, Exp<»rinientalphysik, ang. v. A. v, WeUtenhofen. 371
und Integralrechnang gilt dasselbe, was bereits bezüglich der mecha-
nischen Wärmetheorie gesagt worden ist.
Vielfache Bereicherungen durch sorgföltige Berücksichtigung
der neueren Arbeiten haben auch die übrigen Abschnitte dieses Ban-
des (Elektromagnetismus, Diamagnetismus, Induction) erfahren. Das-
selbe gilt von der Akustik und Optik (im ersten und zweiten Bande),
die wir jedoch von vornherein nicht in unsere Besprechung einbe-
zogen haben, weil sie, wenn auch wesentlich umgearbeitet, doch nicht
so massgebende theoretische Erweiterungen eifahren haben, wie be-
züglich der Wärme und Electricität hervorgehoben werden musste.
Häufiges Eingehen in die Aufzählung einzelner Zahlenresul-
tate bei wichtigeren Untersuchungen und stete Begleitung des Textes
mit zahlreichen Citaten erhöhen den Werth und die Brauchbarkeit
des Werkes als Nachschlagebuch sehr wesentlich.
Wenn man eingehende Gründlichkeit in der theoretischen Be-
handlung, Umsicht und VoUständigkcfit in der Bewältigung des expe-
rimentellen Materiales und in den Literatumach Weisungen als Vorzüge
betrachtet, die ein Lehrbuch für Hochschulen in sich vereinigen soll,
80 nimmt Wüllner's Lehrbuch die erste Stelle ein. — Die zweite
Auflage wird noch viel mehr als die erste dem Lehrer und jedem
Fachmanne ein sehr nützliches Handbuch sein und dem Lehramts-
candidaten ein viele andere Bücher ersetzendes Repertorium sowol bei
seinen Studien für das Staatsexamen als auch späterhin zu jener
näheren Orientierung über einzelne Fragen seines Faches, welche den
Entwürfen von selbstständigen Forschungen und Arbeiten voraus-
gehen muss.
Mit Bücksicht auf Studierende, welchen der Umfang des nahe
dreitausend Seiten starken Buches in den meisten Fällen wol zu gross
sein dürfte, mochten wir die Veranstaltung eines den Umfang eines
Bandes nicht überschreitenden Compendiums in Form eines Auszuges
befürworten, der in gedrängter Textierung und Einschränkung auf
das hervorragend wichtige ein Resum^ des grösseren Werkes geben
würde, auf dasselbe bezüglich des Uebergangenen oder ausführlicher
Nachzulesenden verweisend. — Was schon an den Mittelschulen
(Obergymnasien und Oberrealschulen) gelehi-t zu werden pflegt, könnte
der Auszug in der Mechanik ganz entfallen lassen und auf dem eigent-
lich physikalischen Gebiete nur soweit recapitulieren, als es zur Her-
stellung einer zusammenhängenden Gliederung des Ganzen nöthig wäre.
Ein solches Compendium (Auszug) wäre namentlich für jene
Studierende an technischen Hochschulen erwünscht, welchen die über-
wiegende Inanspruchnahme mit anderen Lehrgegenständen nicht ge-
stattet, sich mit Physik in solcher Ausdehung zu beschäftigen, wie
es das vorliegende Werk voraussetzt.
Der Verbreitung des letzteren würde der Auszug gewiss nicht
abträglich sein, sondern vielmehr nur seine Benutzung in weiteren
Kreisen erleichtern und fördern.
Prag, 23. Jänner 1873. A. v. Walteiihofen.
Vierte Abtheilung.
Miscellen.
(Aus dem n. ö. Landesschnlrathe.) — Sitzung vom 18. Juni
d. J. unter Anderm legte Landesschulinspector Dr. Ullrich den Bericht
über den befriedigenden Zustand der Staats- Lehrerinnen-Bildungs-
anstalt bei St. Anna in Wien vor. Der Zudrang ist so gross, dass
sich das Bedürfniss besserer und grösserer Localitäten immer fühlbarer
macht. Der Landcsschulrath wird bei dem Ministerium aut dieses Bedürf-
niss hinweisen, wieder um die baldmögliche Errichtung einer zweiten Anstalt,
zugleich um die Einführung des Turnunterrichts bitten. — Ein zweiter
Bericht betrifft die luspicierung der öffentlichen Lehrcrinne n-B i l d u n g s-
anstalt bei St. Ursula in Wien. Es werden der sehr gute Unterricht
in dieser Anstalt, die vorzügliche sittliche Haltung der Schülerinnen,
die den grossen Vortheil, dort eine Unterkunft zu finden, geniessen, endlich
die ausgezeichneten Leistungen der Industrieschule, welcher Herr Director
Hofrath v. Eitelberger lebhafte Thoilnahme zuwendet, rühmend aner-
kannt. — Sitzung vom 25. Juni. Der n. ö. Landesschulrath beschloss
in derselben entsprechend der Aufforderung des Ministers für C. u. U., durch
Mittheilung des Erlasses vom 11. Juni aufklärend und warnend auf die
Unterrichtsorgane einzuwirken, den Erlass den Schulbchörden Nieder-
österreichs zur Damachachtung mitzutheilcn. Gleichzeitig wird er bei dem
Minister der Ueberzeugung Ausdruck geben, dass die in der Vorstellung
vom 19. Februar d. J. unterbreiteten Anschauungen des Landesschul-
rathes in Betreff der religiösen Uebungen an den Volksschulen seither
keine Aenderung erfahren haben. — Nach den geschehenen Ermittelungen
wird es möglich sein, 2üO fremden Studierendon, die zur Weltausstellung
nach Wien kommen, Nachtquartiere in hiesigen Schulen (Gymnasium im
9. Bezirk, akademisches Gymnasium etc. etc.) für 40 kr. anzubieten;
20 kr. entfallen für das Bett, 20 kr. für die übrigen Auslagen. Die
Genehmigung des Ministeriums ist noch einzuholen und die General-
direction der Weltausstellung wegen Beistcllung der Betten anzugehen.
Vorgelegt wird ein Erlass des Unterrichtsministeriums in Betreff der
Wiederliolungsprüfungen, durch den ein früherer Erlass vom 24. Februar
d. J. auch auf die Kealschnlen ausgedehnt wird Ein wichtiger Beschlus«
i^eht dahin, dass die Vorbcrcitungsschule für Lelirlinge an dun hiesigen
Gewerbeschulen für diejenigen Schüler die nocli keine Schule besucht
liaben oder nicht reif für die Gewerbeschule sind, Pfliclitschule sein solL
— Sitzung vom 30. Juli. Der n. ö. Landesschulrath beschloss in der-
selben, den Directionen namentlich der Mittelschulen in Erinnerung zu
bringen, dass die Exclusion vou Schülern, eine Massregel, welche ihrer
Miscellen. 87S
Tragweite wegen nur mit grosser Torsicht zu verbäDgen ist, der gesetz-
lichen Bestimm QDg gemäss der Bestätigung des Landesschnlrathes bedarf
und dass auch die locale Exclusion vor dieser Bestätigung nicht zu publicieren
sei. — Auch ist aus der letzten Sitzung des n. ö. Landesscbulrathes
noch einer Erörterung über die Cumulierung von Lehrstellen an öffentlichen
Anstalten zu erwähnen. Der Landesschulrath bezeichnet eine solche Cumu-
lierung als misslich und unerspriesslich, inbesondere mit Rücksicht auf die
Professoren an Mittelschulen, die durch 18 Stunden wöchentlich in
Anspruch genommen werden. Ein specicller Fall gab zu der Erörterung
Anlass. Der Landesschulrath wird in die Lage Kommen , sein Votum
praktisch anzuwenden. — Sitzung vom 6. August l.J. Der n.ö. Landesschul-
rath beschloss in derselben aus Anlass einer Petition des Gau Verbandes der
Turnvereine Niederösterreichs und einer Eingabe des Turnrathes des ersten
Wiener Turnvereins in einer Vorstellung aii das Ministerium für C. u. ü. auf
die Wichtigkeit eines systematischen Turnunterrichtes hinzuweisen. Dieser
Unterricht möge auch für die Gymnasialschüler obligatorisch werden und
es empfehle sicn die Abfassung eines Lehrbuches, mit dessen Hilfe nament-
lich Lehrer auf dem flachen Lande Lücken in ihren Kenntnissen des
Tumwesens erganzen können. — Sitzung vom 13. August L J. Bei dem
Ministerium wird eine ausserordentliche grössere Dotation zur Anschaf-
fung von Lehrmitteln für die Lehrer- und Lehrerinnen bildungsanstalten
beantragt werden. (Wr. Ztg.)
(In Betreff der Maturitätsprüfungen.) — Wien, 2. August
1. J. Der Minister für C. u. U. hat die an Gymnasien mit Abhaltung
der Maturitätsprüfungen für die Universitätsstudien betrauten Commissionen
ermächtigt, bezüglich eines Candidaten, der sich mit einem gesetzlich
erworbenen Maturitätszeugnisse für Studien an technischen Hochschulen
ausweist, von der Prüfung aus der Mathematik, Physik und Naturge-
schichte in dem Falle abzustehen, als die in jenem Maturitätszeugnisse
enthaltenen Noten betreffs dieser Fächer nicht unter „befriedigend** lauten.
In das neuerworbene Zeugnis sind die Noten bezüglich der so ausgelassenen
Fächer aus dem ersten Zeugnisse unter Berufung auf dasselbe einzusetzen.
Bei Feststellung des Grades der Reife (ob schlechthin oder „mit
Auszeichnung") sind sämmtliche Noten des neuen Zeugnisses in Anschlag
zu bringen. Im übrigen bleiben alle Normen aufrecht, welche über
die Zulassung txterner Candidaten zu den bezeichneten Prüfungen bestehen.
(Provisorische Errichtung von Schulen für den Unter-
richt im Freihandzeichnen.)— Von der Ueberzeugung geleitet, dass
es nothwendig sei, sowol jenen Personen, welchen die Anei^ung einer
gewissen Fertigkeit imFreihandzeichnenfür ihren Beruf ein Bedürfnis
ist, als auch insbesondere solchen, die, einem inneren Drange folgend.
ihre künstlerische Begabung erproben und sich für eigentliche Kunst-
studien vorbereiten, wollen , Gelegenheit zu ihrer Ausbudung zu geben,
hat der Minister für C. u. U. die Einleitung getroffen, dass in einzelnen
grösseren Städten der im Reichsrathe vertretenen Königreiche und Länder
womöglich schon mit dem Beginne des Studienjahres 1873/74 eigene
Schulen für den Unterricht im Freihandzeichnen provisorisch errichtet
und unter die Leitung bewährter Fachleute gestellt werden.
Ziele des Unterrichtes werden sein : Bildung des Geschmackes, Ver-
ständnis der Formen sowie richtige Auffassung und Fertigkeit in der
Darstellung körperlicher Erscheinungen. Den verschiedenen Bedürfnissen
der Schüler entsprechend, wird das Zeichnen sowohl nach guten ornamen-
talen Stilmustem als auch nach plastischen Modellen zu pflegen und der
tT4 MiMsellor.
Unterricht mit der oorrecten Darsteliong der menschlichen Gestalt nach
dem Banden abznschliessen sein.
Der Unterricht wird mit dem Schuljahre za beginnen und zn schliessen
sein und an allen Wochentagen Abends von 5 bis 8 Ubr stattzufinden haben.
Hiebei werden den Vortrag^i Aber die Entstebong perspectiviscber Bilder,
über die bei ihrer Wiedergabe za beachtenden Grundsätze und über
Scbattengebun^ so wie den sie begleitenden Uebungen an Einem Tage in
der Woche drei unmittelbar auf einander folgende S^den zu widmen sein.
Wo sich das Bedürfnis für einen Nachmittagsunterricht herausstellt
and die Verhaltnisse einen bolchen zulassen, wird derselbe an Tier Tagen
in der Woche auf die Dauer des Schuljahres einzufuhren sein.
Die Schüleraufnabme wird in den ersten Tagen des Monats October
beginnen und so lange dauern, als in den der Schule zugewiesenen Localitaten
Platz vorhanden sein wird.
In diesen Schulen werden alle jene unbedingt aufgenommen
werden, weldie die vierte Classe der Unterrealschule oder des Realgym-
nasiums mit genügendem Erfolge zurückgelegt haben.
Dagegen haben solche Aufoahmsbewerber, welche das Untergym-
nasium mit gutem Erfolge absolviert oder welche den §. 21 des Reichs-
volksschulgesetzes vom 14. Mai 1869 in Betreff der Schulpflicht bereits
genüet haben, so wie Personen, welche in reiferem Alter stehen, eine ent-
sprechende Fertigkeit im Freihandzeichnen durch eine Aufnahmsprüfung
nachzuweisen.
Jüngere, noch unselbständige Leute werden bei der Aufnahme
noch die schriftliche Zustimmung zum Besuche der Schale von ihren
Eltern oder Vormündern beizubringen haben.
Als Schulgeld wird für den Jahrescurs ein Betrag von 5 fl. bestimmt,
welcher für je 2 Monate per 1 fl. in vorhinein zu entrichten sein wird.
Dasselbe wird nur in besonders berücksichtigenswerthen if allen erlassen.
Von jedem Aufgenommenen wird das Versprechen abverlangt, den
Unterricht fleissig zu besuchen und die Schulordnung pünctlich zu beob-
achten. Schüler, welche das Ziel des an diesen Schulen zu ertheilenden
Unterrichtes erreicht haben, erhalten ein Abgangszeugnis.
Die Zuweisung vorhandener Lehrmittel für den Gebrauch dieser
Schulen, beziehun^weise die Bewilligung zur Neuanschaffung derselben
so wie die Bestellung der Lehrer rar diese Schulen wird durch den
Minister für C. u. Ü. erfolgen.
Der Lehrer wird mit dem Unterrichte an der Zeichenschule und
zunächst auch mit der Leitung derselben betraut und hat demnach die
Aufnahme der Schüler, die Ueberwachung der Disciplin so wie die nöthigen
Geschäfte zu besorgen.
Die Schulen werden zwar im allgemeinen dem k. k. Landesschul-
rathe, an den die betreffenden Eingaben zu richten sind, unterstehen, sie
werden aber durch besondere Sachverständige zu inspicieren sein, wdcho
von dem Unterrichtsminister bestellt und entsendet werden.
Gleichzeitig beabsichtigt der Minister auch die Errichtung von
Zeichenschalen für das weibliche Geschlecht in*s Leben treten zu lassen
und mit der Eröffnung einer solchen in Wien den Anfang zu machen.
Für diese Schulen wird der Lehrplan in Anwcndun;; zu kommen
haben, der für den Zeichnungsunterricht in den Lehrerinnen - Bildungsan-
stalten aufgestellt wurde, wobei jedoch vorgeschrittenere Schülerinnen
auch mit schwierigem Aufgaben zu beschäftigen sein werden.
(Wr. Ztg.)
^^^^^^^^^ Hiscelkn. (78
tFTttDzSsisch- englich usSominar ander Wiener Uni vet-
sUlt.) — Die B«<lürfnis8e der ß^alsclmlen erheiachen gemäss der neueren
diesfiUigen Gesetzgebung ^nd der mit ihr übereiDstinimeDdeD Lehrplisc
uinc Vcraiutaltiing, dasG der Unterricht in den mudernun CulturBprecben
nacb Strang systematlaclica Gnin(isltz«D nnd nicht, wie bisher grössten-
theils flblich, nach rein empirisohen M<xitneu ertheilt werden ][önne.
Zq diesem Bebofe ist an der Wiener Universität ein fran-
tOsiacb- englisches Seminar errichtet worden, dessen Statuten einen
durch mebiere Semester erprobten Lehrgane nurmiorcn und an die Vor-
aowetiQng gelmSpfC sind, döss die ätudicrenden eine hinreich endo Kenntnis
der Formenlehre nud der S^tai nebst einiger Geübtheit ini mündlichen
Ansdiuclie mitbringen.
Da diese Voraussetzung unter den jetzigen VoThältniBson nicht
immer mtriSt, hat dar Minister fnr C. u. U. schon für das Schuljahr
187^3 dii> Erriehtung eines Proseminars als Vorsiufe dos eigentlichen
Seminars senehinigt und sich durch die gfinstigcn Erfolge vemnlassl
gesehen, uasselbe »at die Dauer dee dringenden Bedarfes fortbestehen
xa lauen.
Auch ist der Minister nach wie tot licreit, einzelnen Studierenden,
die schon durch ihre Vorstudien, aei es in den bezeichneten oder in den
aJteUuwischeD Sprachen einer besonderen Baekaicht würdig urscheinon,
Stipendien zu gewähren.
Im Interesse der Sache liegt es, auch an jenen Gjmnasion, in
welchen Geicevulieit lum Erlernen moderner Cnltursprachen geboten ist.
ia» nicht obligate Studium mit wissenschaftlichem Ernst zn betreiben
und die SchBIcr der obersten Clnsscn aber die Sachlage und insbesondere
darüber aufzultiüri'n. daas die Lehrer moderner Sprachen an Realschulen
in allen Stücken dun Lehrern der Sbrigen Obligatfachor gleichgestellt sind.
_^__^ (VTr. Ztg.)
(Stenographisches Wettachreiben in Wien.) - Bei dem
am S2. Juni I. J. im PrQfungssaale der HandelsolLaderaie abgehaltenen
Stenograph isthenWettBchreiben, doa von ungcfihr 60 jugendlichen
Competenten besucht war, erhielt ein Schüler des k. k. Joaephstädter
O^ranasiums in Wien, Earl Erhard, den Preia (3 Dacaten) ia der
diittcn Äbtlieilung (r. 120 Worten in der Minute.)
(Das pruTisorischo Statut des n. ö. Landes-Proseminats
in Wicncr-Kcustadt) lautet folge ndermassen: 1. Das Proseminar in
Wr.<Nciutadt ist eina n. ci. Landesan statt. 2. Aufgabe des Proseminars ist,
die Schüler luui Eintritt» in die dritte Clasae der staatlichen Lehrer-
bild ungsanstAlt IQ bolUhigen. 3. Die Anstalt umfasst drei Jahrgänge.
4. Es bestehen an dieser Anstalt 150 Landessti^ndien zu 'MO fl. S. W.,
welche den betreffenden Schülern in je 10 anticiTintiven Monatsraten lu
Sl ä. ausgefolgt weiden. 5. Auf jede ClasBC culCallen in der Regel 50 Lan-
dMstinplütce. B. Die Oesammtzalil der Schüler in einer Clasae darf niemals
aber ÖOsbiiEen, Zum Kintritt- in lien ersten Jahrgang der Anstalt sind
erfurdvrlii^b : a) diLi 2uiii'^k).'i.>K't;ii' 14. Lebenswahr oder die Erreichung
dcsKclbcn jiij uanilieht'u Kaleiidirjuliro , b) physuchc Tüchtigkeit, c) aitt-
Uohfl Unbesclioltenholt, d) <]iu Eutlassungsxeugnis der Volksschule. Com-
[ictiiuttu. welche gleiciizuitig um L-inen Landtxstil'tplatz ansuchen haben
■ich xur Unlerieichnuug eines Rercrses bereit zn erklären, durch welchen
ne T«rplliehtct sind, sieh nach dem Austritte ans der staatlichen Lehrer-
bildungsanstalt durch mindestens seuhs Jahre dem öffentlichen Schal-
diewto in NiedorOsterreich zu widmen. Die Gesuche sind, mit den nöthigen
Belegen fcrwlien, längstens bis 1. September jedes Jahres Iwi der 'botref-
fflldeDBetirkschulbohSrdeeiniureicIien, welche diesolben sammelt und an den
878 BGsoelleD.
Landesausschoss übermittelt. Der Act ist mit einem Votum des Bezirksschul-
inspectors zu versehen, in welchem derselbe sich über die geistige Begabung
der einzenlen Petenten zu äussern und die Gesulhe je nach dem Grade ihrer
Würdigkeit zur Aufnahme und zur Verleihung eines Stiftplatzes zu reihen
hat. Die definitive Aufnahme in die Anstalt so wie die Verleihung der
Stiftplätze erfolgt durch den Landesausschuss. 8. Zur ersten Aufnahme
in die späteren Jahrgänge ist das Bestehen einer Aufnahmsprüfung, welche
das Lehrziel der nächstvorhergenden Classe umfasst, das diesem Jahr-
fange nach Punct 7 a) entprechende Lebensalter sowie die Erfüllung der
uncte 7 6) und c) erforderlich Die belegten Gesuche sind vor dem 1. Sep-
tember jeden Jahres unmittelbar bei dem Landesausschusse einzureichen.
9. Landest iftplätze welche etwa im zweiton oder drittK}n Jahrgange in
Erledigung kommen, verleiht der Landesausschuss nach Anhörung des
Lehrkörpers und auf Grund des im Punct 7 geforderten Kcverses. 10. Schü-
ler, welche nicht Landestiftlinge sind und in den nächstfolgenden Jahr-
gang der Anstalt aufzusteigen wünschen, haben sioli ain Schlüsse des
ersten und zweiten Schuljahres zur Aufnahme zu melden und erhalten
hiedurch das Vonrecht vor andern Aufnahmsworbei-n. 11. Schüler, welche
sich als gänzlich unfähig erweisen, können nach den ersten drei Monaten
des Schuljahres von der Anstalt entfernt werden. 1'2. Die Landesstipendien
werden unter Voraussetzung einer erfolgreichen Verwendung für die Dauer
des Studiums am Proseminar verliehen. Ucber die allfallige Entziehung
eines Landesstipendiums wegen Unwürdigkeit entscheidet der Landes-
ausschuss nach Anhörung des Lehrkörpers. 13. Die Schüler haben keinerlei
Zahlung an die Anstalt zu leisten. 14. Ausserordentliche Schüler, welche
nur den Unterricht in einzelnen Fäcliern geniessen wollen, und Privat-
schüler werden nicht zugelassen. 15. Der Lelirkörper besteht aus einem
Director, aus den Professoren, Hilfs- und Nebenlenrern. Iß. In Betreff
der Rechte und Pflichten der Mitglieder des Lehrkörpers sowie der Admi-
nistration und Geldgebahrung gelten bis auf weiteres dieselben Bestim-
mungen wie an den n. ö. Landcs-Mittelschulen, in Bctrefl^ der Disciplin,
der Conferenzen, der Prüfungen und Classification aber dieselben wie
an den staatlichen Lehrerbildungsanstalten. 17. In Betreu' der paidagogisch-
didaktischen Aufsicht untersteht das Proseminar denselben Behörden,
welchen die staatlichen Lehrerbildungsanstalten untergeordnet sind. Der
Minister für C. u. U. hat dem vom niederösterreichischen Lanaes-
ausschusse beschlossenen provisorischen Statute für das am 1. October d. J.
zu eröffnende Landes-Proseminar in Wiener -Neustadt die Genehmigunsj
ertheilt. (Wr. Ztg.)
(Das Statut des historischen Seminars der Universität
Prag) ist vom Minister für C. u. U. genehmigt worden. Der Zweck dc5
Seminars ist, den an der Prager Universität imniatriculiei-ten Studieren-
den der Geschichte eine methodische Anleitung zum Quellenstudium und
zu eigener wissenschaftlicher Forschung auf dem Gebiete der allgemeinen
und der alten Geschichte insbesondere zu geben. Zu diesem Bchufe dienen
gemeinsame üebungen, mit deren Leitung diejenigen ordentlichen Uni-
versitätsprofessoren, welche diese Fächer an der Universität vertreten,
betraut sind. Diese Üebungen im historischen Seminar bestehen: in
schriftlichen Arbeiten aus dem Gebiete der allgemeinen und alten Ge-
schichte, welche in deutscher Sprache abgefasst sein müssen. Die Wahl
der Themata steht den Theilnehmerii frei, jedoch müssen dieselben spä-
testens vier Wochen nach dem gesetzlichen Beginne des Semesters den
Directoren des Seminars zur Begutachtung mitgetheilt werden. Wissen-
schaftlich ungeeignete Themata können abgewiesen und an Stelle der-
selben Aufgaben zur Bearbeitung gegeben werden. Jede eingelieferte
Arbeit wirf einem ordentlichon Mitglicde d^s S'^mirars zur Prüfung und
Miscelleti. 877
eingehenden Besprechung ffir eine der nächsten Sitzungen übergehen.
Die Discnssion. an der sich auch die ausserordentlichen Mitglieder des
Seminars zu betheiligen berechtigt sind, wird vom Director geleitet; es
hat dieselbe in deut^her Sprache stattzufinden.
Die üebungen bestehen femer in Erklärung und Kritik der Quellen
zur allgemeinen und alten Geschichte. Die Auswahl der vorzulegenden
Schriftsteller oder Urkunden steht den Directoren des Seminars zu; die
Interpretation der Quellen geschieht durch di^enigen Mitglieder des
Seminars, welche die Directoren filr jede einzelne Stunae dazu designieren.
Das Seminar besteht aus ordentlichen und ausserordentlichen Mit-
gliedern. Die ordentlichen Mitglieder sind verpflichtet, an allen Üebungen
sich zu betheiligen, regelmässig in allen für dieselben festgesetzen Stun-
den zu erscheinen und in jedem Semester eine wissenschaftliche Arbeit
aus dem Gebiete der allgemeinen oder der alten Geschichte einzuliefern.
Die ausserordentlichen Mitglieder haben das Recht, aber nicht die Pflicht^
eine solche Arbeit einzuliefern: im übrigen haben sie dieselben Be-
dingungen wie die ordentlichen Mitglieder zu erfüllen. Die Zahl der ordent-
lichen Mitglieder ist auf sechs festgesetzt. Die Zahl der ausserordent-
lichen Mitglieder hängt Yon dem Ermessen der Directoren ab. Die Dauer
der Theilnahme als ordentliches Mitglied darf in der Regel nicht über
zwei Jahre ausgedehnt werden.
Zur Förderung des historischen Seminars sind sechs Stipendien zu
je 50 fl. für jedes Semester bestimmt. Die Stipendien werden unter die
ordttitlichen Mitglieder gleichmässi^ vertheilt. Die Auszahlung erfolgt
am Schlüsse des Semesters an diejenigen ordentlichen Mitglieder, welche
durch eine von den Seminardirectoren geroeinsam unterzeichnete Erklärung
den Nachweis führen, dass sie allen Verniiichtungen gewissenhaft nach-
gekommen sind. Wenn die Stellen der ordentlichen Mi^^lieder nicht voll-
ständig besetzt sind, so steht es den Seminardirectoren zu, auf gemein-
samen Beschluss die nicht verwendeten Stipendien an solche ausseror-
dentliche Mitglieder zu veriheilen, die sich durch Einreichung einer guten
wisBenschaftlichen Arbeit und durch eifriges Streben ausgezeichnet haben.
Für hervorragende Leistungen in einer der beiden Unterrichtsfor-
men des Seminars können die Directoren den gemeinsamen Autrag auf
Erhöhung der für die ordentlichen Mitglieder festgesetzten Stipendien
und auf Zuwendung ausserordentlicher Stipendien an ausserordentliche
Mitglieder des Seminars für das Semester stellen. (Wi^. Ztg.)
(Leoben ur Bergakademie.) — Se. k. u. k. Apostolische Majestät
haben mit Allerhöchster Entschliessung vom 1. Juli d. J. allergnädig^t
zu genehmigen geruht, dass a) vom nächsten Studienjahre angefangen
für die Lehrfächer des zufolge der Allerhöchsten Entschliessung vom
17. Juni 1870 wieder eingeführten Vorbereitungscurses der Leobner
Bergakademie vier ausserordentliche Professoren mit der siebenten
Kan^classe und dem Gehalte von eintausend fünfhundert Gulden bestellt
werden und deren Ernennung vom Ackerbauministerium zu erfolgen habe;
dAnn dass h) vom Jahre 1874 angefangen, statt der bisherigen 32 berg-
akademischen Stipendien zu 200 und 800 fl., zehn Stipendien zu 200 fl.,
zwanzig zu 300 fl. und zehn zu 400 fl zur Verleihung kommen.
Nachdem femer mit Beginn des nächsten Studienjahres bereits an
allen österreichischen technischen Hochschulen mit Ausnahme der beiden
Landesinstitute in Prag, an denen noch die bisher üblichen Aufnahme-
prüfen^ bestehen bleiben, bei der Inscribierung der neu eintretenden
ordentlichen Hörer das Maturitätsprüfuneszeugnis gefordert werden wird,
so bat das Ackerbauministerium die Bestimmung getroffen, dass
als ordentliche Hörer des Vorbereitungscurses an der Bergakademie
xa Leoben von dem genannten Zeitpuncte angefangen auch nur iene
absolvierten Gymnasial- und Oberrealschülar aufxmehnien sind, welche
lieh mit einem enttprechenden Matoritätsprüfangaseugnisse ausweisen.
(Wr. Ztg.)
fiHiitom f. d. f tlMrr. Oywi. ItTI. T. B^H. 35
878 Mifloelleii«
(Jurors bei der Weltausstellung 1873 für die Grupoe
26(£rziehuD|f8-, Unterrichts- und Bildangswesen). — Als soicua
fungieren a) mr Oesterreicb; M. Achtner, k. k. Landes-Schulin-
spector in Prag; Dr. Ernst Brücke, k. k. Hofrath and Universitats-
profesaor in Wien; Alois Czedik v. Bründelsberg, k. k. Sectionschef
a. D., Director der Wiener Handelsakademie; Dr. Friedrich Dittes, Di-
rector des stadtischen Lehrerpssdagonums in Wien; Dr. Rudolf Eitel-
bergerv. Edelberg, k. k. Hofrath und Director des österreichischen
Museums fQr Kunst und Industrie in Wien; Gonstantin Bitter v. Höfler,
Professor in Prag; Dr. Joseph Hyrtl, k. k. Hofrath und Universitäts-
professor in Wien; Dr. Salomon Hermann Bitter v. Mosenthal, k. k.
Kegierungsrath und Bibliothekar in Wien; Dr. Franz Joseph Pisko,
Director der k. k. Realschule in Sechshaus; Eduard Suess, k. k. Uni-
versitätsprofessor in Wien, und Joseph Weber, k. k. Schulrath in Prag;
^h) für Ungarn: Anton Zichy, königlich ungarischer Ministerialntn
in Pest; Vincenz Weninger, Generaldirectorder allgemeinen Greditbank
in Pest; Alfred Molnär, königlich ungarischer Sectionsrath im Unter-
richtsministerium in Ofen; femer als Ersatzmänner : Dr. Anton Masch,
Director der höheren landwirthschaftlichen Lehranstalt in Ungarisch-
Altenburg; Dr. J. Levin, Director der Handelsakademie in Pest, und
Franz Elaid, Schuldirector in Agram. (Wr. Ztg.)
(Die Beform der k. k. Gentralcommission zur Erfor-
schung und Erhaltung der Baudenkmale) ist eine vollzogene
Thatsache. Das neue Statut hat laut Allerhöchster Entschliessung vom
18. Juli 1. J. die Sanction Sr. Majestät des Kaisers erhalten. Die Gen-
tralcommission wird gänzlich umgestaltet, sie wird einen erweiterten
Wirkungskreis erhalten und sich nicht mehr bloss auf Bandenkmale —
insbesondere mittelalterliche — beschränken, sondern ihre Thätigkeit auf
Kunstdenkmäler überhaupt und historische Monumente ausdehnen. Sie
wird dadurch in die Lage versetzt, den Anforderungen der Kunst- und
Alterthumswissenschaft in höherem Grade zu entsprechen, als es bisher
der Fall war, und Obiecte vor Verschleppung und Zerstörung zu wahren,
die bisher ihrem Wirkungskreise entzogen waren. (Wr. Ztg.)
(Zahlplätze in der k. k. Marine-Akademie inFiume.) —
Ueber die näheren Modalitäten bei Ansuchen um Aufnahme absolvierter
Schüler einer vollständigen Unterrealschule oder eines vollständigen Un-
tergymnasiums oder aber eines Realgymnasiums, s. Anitsbl. z. Wr. Ztg.
V. 15. Juni 1. J., Nr. 138, S. 828.
Lehrbücher und Lehrmittel.
(Fortsetzung von Jahrgang 1873, Heft 1, S. 69.)
Kr ist Joseph, Dr., Anfangsgründe der Naturlehre für die unteren
Glassen der Mittelschulen. Fünfte Aufl. mit 309 Holzschnitten und einer
chromo-lithographierten Tafel. Wien, Braumüller, 1873. Pr. 2 fl. 20 kr.
Zum Lehrgebranche an den dentichen Mittelschnlen allgemein als sml&asig wkliii,
lant Ministerialerlassee Tom Sil. Jänner 1873, Z. 591.
Smolik Joseph, Po^tarstvi vykonnö (Angewandte Arithmetik).PraiP.
Kober, 1872. Preis 1 fl.
Znm Untarrichta^bnnche in der S. Cl. der Unterrealschnlen , beüeheailich der
Bealgjnnasien mit bAhmudier Unterrichtssprache , allgemein zngelassen , lant Viniatorial-
•rlastes van f 1. Jteaw 1879, Z. U.107.
Misoellen. 879
Gindely, DSjepis yleobecny (Allgemeine Geschichte), in böhmischer
Ausgabe von J. Erben, 1. Theil: Das Alterthum. Prag, Tempsky,
1872. Pr. 70 kr.
Zum Lehrgebrauche in den Real- and Untergjrmuaüien mit böhmischer Unterrichts 2
spräche allgemein zogtiaseen, laut MinlBterialerlasses vom 22. J&nner 1873, Z. 16.494.
Die unter der Leitung des Lehrers Michael Günter in Wien an-
gefertigten und in der Verlagsbuchhandlung A. Pichler*s Witwe und
oohn in Wien vorräthigen ^^Modelle der metrischen Masse und Chßwichte«*,
welche nach Bestätigung der k. k. Normal-Aichrtngs-Commission den
Vorschriften der Mass- und Gewichtsordnung vom 23. Juli 1871 (R. G.
Bl. ^om Jahre 1872, Nr. 16) vollkommen entsprechen, werden als ein
zur Veranschaulichung der neuen österreichischen Masse und Gewichte
geei^etes Lehrmittel den (Volks- und) Mittelschulen zur Anschaffung
empfohlen.
Diese Modelle sind in zwei Sammlungen verkäuflich ; ^ in einer
grossen, welche 46 (Pr. 32 fl.) und in einer kleinen, welche 16 Modelle
umfasst (Pr. 10 fl.).
Die von demselben Verfasser und Verleger herausgegebene und mit
Ministerialerlass vom 29. November 1872, Z. 14.900 (s. öst. Gvmn. Ztschrft
1873, Heft I, S. 69) empfohlene Wandtafel: „Das metrische Mass*" enthält
die Umrechnungszahleii vom Wiener Mass in metrisches Mass und um-
gekehrt.
Laut Miniaterialerlasses vom 25. Jinner 1873, Z. 16 188.
Steinhauser Anton, Geographie von Oesterreich- Ungarn. Mit 112
in den Text gedruckten Holzschnitten und einem alphabetischen Namen-
regidter. Prag, Tempsky, 1872. Pr. 1 fl. 50 kr.
Diese Geo|^phie wird zum Lehrgebrauche in den unteren CUssen der Oymnasien
und Reftlgymnasien , dann der siebenclasBiffen Bealscholen, sowie zum Lehrgebrauche in
den oberen Clamen der sechaclaasigen Bealschulen mit deutscher Unterrichtsfprache als
zaUssig erklärt.
In Hinblick auf die Ausführlichkeit des Textes wird den betreffenden Fachlehrern
beim Gebrauche dieses Buches ein massvolles Vorgehen, mit Vermeidung jeder UeberbOr-
diiBg dee BchtUers empfohlen.
Das Buch wird fibrigens den Mittelschulen sowol als den Lehrerbildungeanstalten,
wie nicht minder den Bezirks- Lehrerbiblioth«sken auch als zur Anschaffung fftr Bftcher-
sammlungen empfehlenswerth bezeichnet.
Laut Ministerialerlasses vom i». Februar 1873, Z. 16.648.
F. Schmitt, Statistik des österreichisch-ungarischen Kaiserstaates.
4. Aufl., neu bearbeitet von Gustav Adolf Schimmer. Wien, C. Gerold's
Sohn, 1872. Pr. 1 fl. 60 kr.
Dieses, in den früheren Auflagen mit Ministerialerlass vom 13. Februar 1866
Z. 8882, zum Lehrgebrauche in den Oberrealschulen und mit Erlass Tom 17. August 1866,
Z. 4553, zum Lehrgebrauche in den Oyinnasien und Realgymnasivn mit deutscher Unter-
richtssprache allgemein zugelassene Lehrbuch wurde auch in der Torliegenden 4. Auflage
zum Lehrgebrauche in den genannten Mittelschulen als allgemein zui&ssig erkUrt.
Laut Ministeiialerlasses vom 3. M&rz 1873, Z. 2159.
Hermann Edw., Lehrbuch der deutschen Sprache. Ein Leitfaden
für den Unterricht au den unteren Classen der Gymnasien und der ver-
wandten Anstalten. 4. verb. und verm. Aufl. Wien, Alfred Holder. 1872.
Pr. 1 fl. 20 kr.
Zum Lehrgebrauche in den unteren Classen der Gymnasien und Realgymnasien
mit deutschtT Unterrichtssprache allgemein zul&esig.
Laut MinisterialerlosBes vom 10. März 1873, Z. 16.399.
Villicus, Franz, Die neuen Masse und Gewichte in der Öster-
reichischen Monarchie. Mit einer Mass- und Gewichtstabelle in Farben-
druck. 3. verm. und verb. Aufl. Wien, L. W. Seidel und Sohn, 1873.
Preis 1 fl.
Sammt Tafel, im Einvernehmen der k. k. Normal- Aichungs-Commission , in der
ncenwArtigen S. AuAage als Lehrmittel zur Anschaffung f&r die (Volks- mnd BQrgerschnlen,
Lshrerbildungsanstalten und; Mittelschulen genehmigt.
Laut MiuisterialerUisses vom 12. M&rz 1873, Z. 2823.
25*
Heinrich Anton, Grammatik der dentschen Sprache fnr Mittel-
schalen nnd Terwandte Angtüten in mehrsprachigen Landern. Laifaacfa,
Kleinmajrr n. Bamberg, 1873.
Auf Antng dM LaadeMdralnthes ron Kraim zum LehifeltnQek» aa llittel«ckml«i
mit Sdbiftleni sloreniichflr Mvttanpraelie als zoliasig «rklärt.
Laat ItinisterulerlaMM vom ». Apnl loTS, Z. S3€9.
Niederle K, Mlarnice reckeho jazyka pro gymnasia ^^eska. (Grie-
chische Grammatik för böhmische Gymnasien.) 1 ThL Prag, Greger il
Dattel. Pr. 96 kr.
Zun Lehrgebnnch in der 3. a. snccesive 4. Ci. der Unter- und B<algynn«i«iB
mit bohmucber Unterxiebtwpirsebe myeliiien.
Lant JCinirteriakrlMMS Tom 9. Mai 187S, Z. 3251.
Neumann (AL) o. Gehlen (Otto), Dentsches Lesebach f&r die
1. Cl. der Gymnasien a. verwandten Anstalten 4. verb. Aufl. Wien, F. Meyer,
1873. Pr. 1 fl. — Dieselben, Deutsches Lesebuch för die 2. Ol. a. a w.
4. verb. Aufl. Wien, ebend. 1873. Pr. 1 fl.
Auch in dieMr 4. Auflage xnm L^hrgdbraache in den Gjmnasien nnd B^algymrien
als znlissig erklirt.
Lant MinisterialerUssee rom 17. Mai 1873^ Z. 5609.
Schinnagl (Maurus), Theoretisch-praktisches lateinisches Elemen -
tarbuch f&r die erste Gymnasialclasse. 8. Aufl., darchges. und berausg.
von Heinrich Maschek, Wien, 1871. Beck. Pr. 12 kr.
Derselbe, Lateinisches Lese- und ücbungsbuch für die zweite Gym-
nasialclasse. 7. Aufl. Herausgegeben von Heinrich Maschek. Wien, Beck,
1873. Pr. 1 fl.
Diese beiden Lehrbftcher werden in den gefenw&rtigen Anflaicen som Li'hrfebnack
in den bezeichneten Qymnasialclassen aUgemein zugelassen.
Laut Ministerialerlasses rom 16. Juni 1873. Z. 4886.
Ptaschnik (J.), Leitfaden beim Lesen der geographischen Karten.
5. Aufl. Wien, 1873. Beck. Pr. 90 kr.
Das Buch wird in der ge|[enw&rtigen Auflage zum Lehrgebranche in den anterea
ClaKsen der Mittelschulen allgemein zugelassen.
Laut Ministerialerlasses vom 19. Juni 1973. Z. 609S.
Koppe (Karl), Der erste Unterricht in der Naturlehre, mit 80 in
den Text eingedruckten Holzschnitten. 4. Aufl. Essen, G. D. Bfidecker.
1873. Pr. 12 Sgr.
Das Buch wird in der gegenwärtigen Auflage zum Lehrgebranche in den untern Classen
der Mittelschulen allgemein zugelassen.
Laut Ministerialerlasseti Tom 13. Juni 1873, Z. 6303.
Lindner (Dr. G. A.), Lehrbuch der formalen Logik. 3. Aufl. Wien,
1873. C. Gerold. Pr. 1 fl. 40 kr.
Dieses Lehrbuch wird in der gegenwärtigeo dritten Auflage zum Lehrgebraaeh«
in den OTmnasien allgemein zngelaasen.
Laut Ministerialerlasses vom 16. Juni 1873, Z. 4126.
Plötz, pr. Karl), üebungen zur Erlernung der französischen Syntax.
3. Aufl. Berlin 1872, Herbig. Pr. 10 Sgr.
Die mit Ministerialerlass vom 7. September 1871, Z. lOHi2, ausgesprochene Zulassung
dieser .Üebungen" zum Lehrgebrauch an Realgymnasien (gegebenen Falls auch an Real-
schulen) wird auf die gegen wftrtige 3. Auflage ausgedehnt.
Laut Ministerial-Erlasses vom 13. Juni 1873, Z. 6362.
Fischer (Franz X.), Aritmetika pro niz§i tfidy strednich skol
(Arithmetik für die ünterclassen der Mittelschulen.) I. Theil. 2 Aufl. Prag.
1873. Selbstverlag. Pr. 1 fl. 50 kr.
Das Buch wird in der gegenwirtigen zweiten Auflage zum Lehrgebrauch in den
Ünterclassen böhmischer Mittel»chnlen allgemein zugelassen.
Laut MiniNterialerlasses Tom 13. Juni 1873, Z. 6136.
Riss (J.), Latinska cvicebnä kniha pro I gymnasialni tHdu. (Latei-
nisches üebungsbuch für die 1. Gymnasialclasse.) 3. Aufl. Prair, 1873,
Kober. Pr. 90 kr. / -s »
Dieses Uebungibvoh wird in der gegenwärtigen dritten Auflage zum LehrgebrAvdi«
in böhmischen Üntergrmnaaien allgemein ab snliasig erkl&rt.
Laut Miaist«rial«rUsaes Tom 18. Juni 1873, Z. 6M7.
lOsoeUen. 881
ßcbmidt (Karl,) Lateinische Scbnlgrammatik. 2. Aufl. WioD, 1871.
Holder. Pr. 1 fl. 30 kr.
Dies« Grammatik wird in der gegenwärtigen Auflage Eum Lehrgebraach an Oymnasien
nnd Realgymnasien mit deutscher Unterrichtssprache allgemein zogeussen.
Laut Ministerialerlasses vom 19. Juni 1873, Z. 7543.
Drechsl fAlexander W.), Christliche Sitten- und Pflichtenlehrc
als Lehrbuch für die Mittelschulen. Wien, 1873. Kirsch. Pr. 90 kr.
Gegen die Verwendung dieses Buches als Lehrbuch beim katholischen Bellgion»-
unterrichte an den Unterclassen der im Bereiche der Wiener ErzdiÖoese befindlichen Beal-
schnlen waltet kein Anstand ob.
Laut Ministerialerlasses vom 83. Juni 1873, Z. 7011.
Neu mann <A1.) und Gehlen (Otto), Deutsches Lesebuch für die
I. Classe der Gymnasien und verwandten Anstalten. 4. Aufl. Wien,
Ferdinand Meyer, 1873. Pr. l fl.
Dieselben, Deutsches Lesebuch für die 2. Classe der Gymnasien
nnd verwandten Anstalten. 4. verb. Aufl. Wien, Ferdinand Meyer, 1873.
Pr. 1 fl.
l>iese mit Ministerial-Erlass vom 17. Mai 1873, Z. 5609 (s. oben), sum Lehrge-
brauche in den Gymnasien und Realgymnasien zugelassene Auflage wird auch
xum Unterrichtsgebrauche in den Realschulen als zul&ssig erkl&rt.
Laut Ministerialerlassen Tom 7. Juli 1873, Z. 7783.
Kauer (Dr. A.), Elemente der Chemie gemäss der neueren Ansichten.
Für ßealgmnasien und Unterrealschulen. 2. Aufl. Mit 27 Holzschnitten
and einer Tafel in Farbendruck. Wien 1872. Holder. Pr. 1 fl. 60 kr.
Das Buch wird in der gegenwärtigen zweiten Auflage ram Lehrgebrauche in Real-
schulen und Realgymnasien mit deutscher Unterrichtssprache allgemein als zolissig erklftrt.
Laut Ministerialerlasses vom 3. Juli 1873. Z. 7633.
Woldermann's und Baaz*s photolithographische Reliefkarte von
1. Europa, 2. Asien, 3. Afrika, 4. Nord- Amerika, 5. Süd-Amerika, 6. Deutsch-
land und 7. Palästina, wovon die unter 1, 2, 6 and 7 genannten bereits
mit Erlass vom 5. Februar 1873, Z. 15.121, als ein geeignetes Lehrmittel
für den geographischen Unterricht in den Bürgerschulen bezeichnet worden
sind, werden zum Lehrgebrauche in den Mittelschulen und Lehrerbil-
dungsanstalten, sowie in den nautischen Schulen als zulässig erklärt
Pr. der einzelnen Karten, aufgezogen, Europa 5 Thlr., Asien 4 Thlr.,
Afrika 4 Thlr., Nord- Amerika 4 Thlr., Süd- Amerika 2 Thlr., 25 Sgr.,Deut8ch-
land 5 Thlr., Palästina 3 Thlr., 20 Sgr.
Laut Ministerialerlasses vom 3. Juli 1873. Z. 1579.
Fünfte Abtheilung.
Verordnungen für die österreichischen Gymnasien
und Realschulen; Personalnotizen; Statistik.
Personal- und Schulnotizen.
— (Ernennungen, Versetzungen, Beförderungen, Aus-
zeichnungen u. 8. w.) — Se. k. u. k. Apostolische Majestät haben mit
Allerhöchster Entschliessung vom 1. Juli 1. J. den Director der Lehrer-
bildungsanstalt in Capodistria Stephan Scarizza zum fachmännischen
Mitgliede des Istrianer Landesschulrathes für den Best der gesetzlichen
Fonctionsdauer allergnädigst zu ernennen geruht.
Stremayr m. p.
— Se. k. u. k. Apostolische Majestät haben mit Allerhöchster Ent-
schliessung vom 3. Juli 1. J. den Sectionsrath im Ministerrathspräsidium
Karl Stransky v. Heilkron zum Ministerialrat he extra statum im
Ministerium für Cultus und Unterricht allergnädigst zu ernennen geruht.
Stremayr m. p.
— Se. k. u. k. Apostolische Majestät haben mit Allerhöchster
Entschliessung vom 14. Juli 1. J. den Director der Wiener Communal-
Oberrealschule in der Eossau, Schulrath Eduard Walser, in Anerken-
nung hervorragender Leistungen, den Titel und Charakter eines Regierungs-
rathes mit Nachsicht der Taxen allergnädigst zu verleihen geruht.
Stremayr m. p.
— Der Minister für Cultus und Unterricht hat die mit dem Titel
und Charakter von Ministerialsecretären ausgezeichneten Ministerial-Con-
cipisten im Ministerium für C. u. U. Benno Ritter von David und Dr.
Erich Wolf, femer die Ministerial-Concipisten Dr. August Ritter von
Kleemann und Alois Khayl zu Ministerial-Vicesecretären ernannt.
— Der Minister für C. und U. hat den mit Titel und Rang eines
Rechnungsrathes ausgezeichneten Rcchnungsoflficial erster Classe Hermann
Igl zum Rechnungsrathe im Rechnungsaepartement des Ministeriums
für Cultus und Unterricht ernannt.
— Der Minister für C. und U. hat den Statthai terei-Conceptsad-
juncten August Tauber v. Taubenberg zum Ministerialconcipisten
im Ministerium für C. u. U. ernannt.
— Im Unterrichtsministerium ist die Revision zwischen den Hrn.
öectionschefs Fidler und Dr. Heider getheilt worden. Der erstere
hat Cultus, Volksschulen und die admiuis^ativen Agenden erhalten, der
PiTäuiia]- und Sthulnutiüen,
i»t
MtUre die Bochschnlen , die tcchniBchen and Mittel schalen. Vam Uni-
versitÄtsdepftrtement des Ministeriums wurden Herrn Sootionsrath Dr.
bemayer alle allgeueinen Unirersitätsiuieelegt^nheiten ond die Agenden
der tlitwiogiecben and juridischen Facoltät, Herm Sectionsrath Dr. S c h u 1 z
T. Stiainicki die Agenden der philosophischen und mediciniBchcn Fa-
catUt lugetheilt (Wr Ztg.)
— Der Conceptapracticant des kön. Guherninnis in Fiunie llraf
Felii Cfäkj lum Honoräreoncipiaten bei dera iingariachen ttinistürium
fät Caltna and öffentlichen Unterricht
— Der Minister für C. u. U. h«t tit pro vi»ori sehen Bezirksschul-
inspv'ctoren für den Bezirk Ampezzo and die deutschen Schulen indes
Beiirktn Tricnt und ßnrgo den Gymnasialprofeasor Anton Michae-
let in B(i/,en, und fäv die ladinischvn Suhul'.'n im Gerieb Isbezirke Enne-
ber^ den Volksscbullehrcr Anton Zangerle in Brnneck; den Uebunga-
Bchallehrer an der Lebrcrhildun ^anstatt in Laibacb Johann Eppich
mm BsEirksBchulinspector fnr den Bezirk Littaj in Krain; den Qjni'
nasialdiret-tor in Pilsen , Bruno Bajerl , lutn pror. Bezirksschulin-
spector fQr den Bezirk Mies ond für die deutschen Schalen im i>tadt'
und Landbezirke Pilsen, den ßürgerscboldirector in Nachod, Johann
Hrase. mm prov. Bezirkaacbulinspectoi f&r die böhmischen Schulen in
den Bezirken Neustadt, Braunaa nnd Trantenan; den Hauptlehier
an der k. k. LahrerhÜdungaanstalt in Budwüis, Franz Uaksch. lam pro-
visorischen Bezirksschnlinspect<ir für die böhmischen Schulen in den Be-
zirken: Stadt nnd Land Bndneis, Moldauthein, Eruman, Kap-
litz und Pracbntitz ernannt
— Femer bat der Minister fQr C. u. U. des Dienstes befunden,
die Bezirk ii8chnlanf»!icht in der Grafschaft G5rz undGradiaka bis auf
weiteres blos dnrcb drei Bezirksschalinspectoren besorgen zu lassen, als
solche die bisherigen Bezirk sachnlinspectoren Johann Trojanäek und
AndteaaZnidareij, dann den Hauptlehrer der Gnrzer Lehrer- Bildungs-
«natalt Franz Vodopivec, unter gleichzeitiger Ernennung desselben
zum provieorischen Brairksschulinsjiector, zu bestimmen nnd dem Inspector
Trojansek in dem von ihm bisher inspieiert^n Bezirke Stadt üöri
noch die Inspicierong der italienischen Volksschulen im Bezirke Gra-
diaka, dem Inspector Vodopivec jene der sloveniscben Toltsschnlci)
in den slariscLen Bezirken: Umgebung QQrz nnd Seaana, sowie im
Bezirke Gradiaka. zu übertragen, dem Inspector ZnidarCiü alwr den
Beiirk Tolmein zu belassen, endlich dem Hauptletarer an der Marbur-
K Lehrerb ildnngsanstalt Franz Kobitsch die Scholinapectioii in den
irken tJragebune Marhnrg, St. Leonhard und Windisch-Fei-
Btrtti proTJsorisch zazuireisen.
— Der Lehrer am Staats- G. in Krems Plus Kn511 zum wirklichen
Lehrer am Staats-G, im I. Bezirke 7n Wien: der Professor am Staata-
UO. In Biclitz Hermann Scherff und der Professor an der Militär-
■Jiadainie in Wiener-Neustadt Karl Strobel zu Professoren am Slaats-
Q. ia Hernats bei Wien; der Lehramte candidat Jakob Purgaj zum
wirklichen Lehrer am Staats-G. in Marburg; der Supplent am 2. Staats-
G. in Graz Jobann Plön er zum wirklichen Lehrer am StaaU-G. in Cillii
«!er Profwflor am Sta«ts-G. in Linz Johann von KlebeUberg zum Pro-
fettor am tüt^sts-G, in Klat^enfurt: der Supplent am Staats-G. in
Sniiis Gabriel Mi tterstillcr zam wirklichen Lehrer am Staats-G. in
(jSrii der Professor P. Constantin Uatas zam wirklichen Director am
8(ut»-G. in Sign (Sinj), der Director des G, auf der Kleinscile in Prag
Dr. Uatthias Eawka zum Director des Frag-Altslädter-Q,; der Pro-
(cMw un Stoats-O. zu Leitmeritz Karl Pecho znm Professor nnd der
t84 Personal- und Schvlnotizeii.
Snpplent J)r. Alois Rzach zum wirklieben Lehrer am deutschen Staats«
G. auf der Kleinseite in Prag; der wirkliche Lehrer am Staata-G.
in Trient Johann Alton und der wirkliche Lehrer an der Coromunal-
mittelschule in Komotau Moriz Plahl zu wirklichen Lehrern am Prag-
Neustädter G. ; der Sui)plent am Prag- Altstadter G. Joseph Novak
zum wirklichen Lehrer am Staats-G. in Neuhaus; der Professor des
Staats-G. in Eger Joseph Ho Hub zum wirklichen Director des Staats-G.
in Saaz; der Snpplent am Staats-G. in Eger Heiniich Eerbl zum
wirklichen Lehrer derselben Lehranstalt; der bupplent Anton Cern^ znm
wirklichen Lehrer am deutschen Staats-G. in ßrünn; der Lehrer am
Staats-RG. in Weidenau Dr. Eduard Formanek, der Snpplent am G.
in Leitoinischl Karl Bejelik und der Suppient am deutschen Staats-G.
in Brunn Franz Kolacek zu wirklichen Lehrern an dem slavischtin
Staats-G. in Brunn: der Lehrer am G. in Brtix Franz Bau«»r und dei
Suppient am G. zu Kremsier Joseph Öech zu wirklichen Lehrern am
Staats-G. zu Kremsier; der Lehrer am Staats-G. in Marburg Georg
Margesin zum wirklichen Lehrer am Staats-G. in Znaim; der Supp-
ient Franz Schmied zum wirklichen Lehrer am ersten Staats-G. in
Teschen; der wirkliche Lehrer am Comm.-R. u. OG. in Komotau Hein-
rich Gross zum wirklichen Lehrer am Staats-G. in Troppau; der Sup-
pient Ftüu'l Streitzig zum wirklichen Lehrer am Staats-G. in Czer-
nowitz und die Supplenten Samuel Isopescul und Demeter Isopes-
cul zu wirklichen Lehrern am gr.-oi. G. in Suczawa; ferner der Pru-
fessor an der Staats-OR. in Linz Joseph Gejliug zum Professor am
Staats-UG. zu Hern als; der Professor am gr. or. G. in Suczawa Dr.
Johann Klrikawa zum Professor und der Suppient am G. in Pilsen
Albin Mende zum wirklichen Lehrer am Staats-UG. in Arnau; der
Professor am gr. or. G. in Suczawa Johann Kfiz zum Professor am
Staats-UG. in Wallarhisch-Meseritsch, und der Professor am Staats-
RG. in Brody Nikolaus Ustyanowicz zum Professor und der Lehrer
an der Comm. OR. in Pardubitz Franz Paul zum wirklichen Lehrer am
Staats-UG. zu Radautz; endlich der Sunplent Joseph Zösmair zum
wirklichen Lehrer an der Staatsmittelschule in Feldkirch; die Sup-
plenten Friedrich Maschek und Aurelius Polzer zu wirklichen Lehrern
an der Staats-Mittelschule in Reicbenberg und der wirkL Lehrer am
Comm.-RG. in PHbram Franz Domorizek zum wirklichen Lehrer an
der Staats-Mittelschule in l'abor.
— Der Professor am Staats-RG. in Uernals Joseph Hülsenbeck
zum Professor und der wirkliche Lehrer am deutschen Staats-G. in Olmütz
Karl Penka zum wirklichen Lehrer am Staats-R. u. OG, im IX. Bezirke
in Wien (Alservorstadt); der Suppient am Staats-R. u. OG. im IX. Bez.
in Wien (Alservorstadt) Reinhold Stranskv zum wirklichen Lehrer am
Staats-R. u. OG. in Chrudim; der Weltpriester und Cooperator in
Kladrau Wenzel Füssl zum wirklichen Religionslehrer und der Supp-
ient Joseph He ekel zum wirklichen Lehrer am Staats-R. u. OG. m
Mies; der Suppient am Staats-G. in Znaim Heinrich Götzl und der
Sunplent an der Landes- UR. in Sternberg Eduard Du dik zu wirklichen
Lenrern am Staats-R. u. OG. in Ungarisch-Hradisch; der Lehrer
an der Bürgerschule in Hartberg Joseph Klaus zum wirklichen Lehrer
am Staats-KG. in Villach; der Professor am Comra. R. u. OG. in
Klattau Dr. Ferdinand PoSik zum Professor am böhm. Staats-RG. in
Prag; der Prämonstratenser Ordenspriester und Suppient am G. in Saaz
P. Adrian Hatle zum wirklichen Lehrer am Staats-KG. in Prachatitz;
der Gymnasiallehrer zu Zengg Dr. Johann Reichert zum Lehrer am
Staats-RG. in Trebitsch; der Lehrer am Comui. G. in Jung-Boni-
lau Johann Pochop, der Lehrer am Landes-RG. in Alährisch-Neustadt
Thi'odor VodiSka und der Lehrer am Comm. RG. in Freiberg ßudolf
Kjidefavek zu wirklichen Lehrern am Staats-KO. zu Weisski rohen
PtnonMU and SehnlnotiieB«
•Bdlioh der bisherig« Director dieser mit nächstem Schuljahre in die un-
mittelbare Verwaltan^ dee Staates zu übemehmonden Anstalt Joseph
Miknsch zum wirklichen Director derselben.
— Der Weltpriester und Supplent an der Staats-OR. in Salzburg
Karl Wolf znm wirklichen Beligiouslehrer an dieser Lehranstalt; der
Weltpriester Ignaz Zauns eh irm zum wirklichen Relig^onslehrer und
der wirkliche Lehrer am Staats-G. in Marburg Dr. Franz Standfest
zum wirklichen Lebrer an der Staats-OR. in Graz; der Lehraratscandidat
Julius Fries 8 zum wirklieben Lehrer an der Staats-OR in Olmütz; der
Hauptlehrer an der k. k. Lehrerinnen-Bildungsanstalt in Troppau Florian
Haschek zum wirklichen Lehrer an der Staats-OR. in Troppau; der
Probecandidat am L Staats*G. in Graz Dr. Peter Salcher und der Sup-
plent an der Staats-Rsch. zu Triest Moriz Mussafia zu wirklichen
Lehrern an der letztgenannten Anstalt, endlich der Supplent an der gT.-or.
Realschule zu Czernowitz Constantin Stefanowicz zum wirklichen
Lehrer an dieser Unterrichtsanstalt.
— Der proYisorische Hauptlehrer an der Lehrerbildungsanstalt in
Borgo-Erizzo Matthäus N e k i ö zum wirklichen Haüptlehrer daselbst ;
der Pfarrcooperator zu Buje Johann Benati zum Religions-lehrer an der
k k. Lehrerbildungsanstalt nebst Uebungsschnle in Capod' Istria; der
Professor an der Landes-UR. in Stemberg David Hilty zum Hauptlehrer
an der deutschen Lehrerbildungsanstalt in Brunn; der Gymnasiallehrer
in Wallachisch- Meseiitscb Anton Bur jan zu einem der Hauptlehrer an der
slaTischen Lehrerbildungsanstalt in Br ü n n ; der Hauptlehrer an der Lehrer-
bildungsanstalt in Trautenau, Alois Jelinek zum Hauptlehrer an der
deutschen Lehrerinnenbildungsanstalt in Brunn; der Oberlehrer in Grulich
Alois Steuer zum UebungsschuUehrer an der k. k. Lehrerinnenbildungs-
anstalt in Troppau und der Professor der königlichen Eunstffewerbe-
schule zu Nürnberg August Ortwein zum Director der Geweroeschule
in Graz.
— Der mit Titel und Rang eines ausserordentl. Professors aus-
fezeichnete Adjunct der technischen Hochschule in Wien Dr.
hilipp Weselskj zum ausserordentlichen Professor der analytischen
Chemie an der genannten Hochschule.
-- Dem ausserordentl. Professor des deutschen Landespoly-
tcchnicums in Prag Dr. August Vogl ist der Titel eines ordentlichen
Professors und dem honorierten Docen&n des böhmischen Lande s-
polytechnicums in Pra|^ Joseph Solin der Titel eines ausserordent-
lichen Professors allergnädigst verliehen worden
— Der Doeent für Kunstgeschichte an der Kunstgewerbeschale
des Museums für Kunst und Industrie Albert Ilg zum Gustos
dieses Museums.
— Der ordentliche Universitätsprofessor Dr. Joseph Späth zum
ordentl. Professor an der neu errichteten zweiten Silinik der Geburtshilfe
und Gynäkologie für Aerzte an der Universität in Wien, und der
disponible Professor der med. Chirurg. Josephs- Akademie Dr. Gustav
Braun zum ordentl. Professor des bisher vom erstgenannten rertretenen
Faches, an derselben Hochschule; femer der Universitätsprofessor in
Göttingen Dr. Karl Claus zum ordentl. Professor der Zoologie und der
vergleichenden Anatomie, und der erzherzogl. Bibliothecar und Galerie-
Iiispector Dr. Moriz Thausinf zum ausserordentlichen Professor der
Kunstgeschichte; endlich dem Beschlüsse des medicin. Professoren-Col-
leginrns g*»mä88 Dr. Obersteiner zum Privatdoccnten für Physiologie
und Pathologie deb Gehirns, Dr. Victor ürbantschich zum Prirat-
S86 Personal- nnd Schnlnotimn.
docenten f&r Otiatrik und Dr. Hans Knndrat zum PriTatdocenten f&r
pathologische Anatomie, dann entsprechend dem Beschlüsse des philoso-
phischen Professoren-Collegiums Dr. phil. Heinrich Streintz zum Pri-
vatdocenten für Physik, sämmtlich an der Wiener Hochschule.
— Der ansserordentliche Professor der vergleichenden Sprachwis-
senschaften an der Universität zn Bonn Dr. Johann Schmidt znm or-
dentlichen Professor dieses Faches und der Privatdocent der Philosophie
an der Universität in Graz Dr. Alois Biehl zum ausserordentlichen
Professor dieses Faches, beide an der zuletzt genannten Hochschule.
— Der Professor an der Innsbrucker Universität Dr. Karl Heine
zum ordentlichen Professor der neuerrichteten zweiten Klinik für Chirur-
gie an der Universität zu Prag; der Professor an der Universität
in Würzburg Dr. Theodor Edwin Klebs zum ordentlichen Professor
der pathologischen Anatomie, der Professor der Kunstgeschichte am
polytechnischen Institute zu Karlsruhe Dr. Alfred Weltmann zum or-
dentlichen Professor dieses Faches; der Assistent der Lehrkanzel für
Anatomie und Privatdocent an der Universität in Prag Dr. Walter Flem-
ming zum ausserordentlichen Professor der Histologie und Entwickele
ungsgeschichte ; der Begimentsarzt und Privatdocent der Ohrenheilkunde
an der Prager Universität Dr. Emanuel Zaufal zum unentgeldlicben
ausserordentUchen Professor dieses Faches, endlich dem Beschlüsse des
Ehilosouhischen Professorencolleg^ums an der Universität zu Prag Dr.
»eopola G eitler zum Privatdocenten für vergleichende indo-germanische
Sprachforschung mit böhmischer Vortragssprache an der philosophischen
Facultät, sämmtlich an der Universität zu Prag.
— Der Supplent für Österreichische Geschiente an der Univer-
sität zu Lemberg Gymnasialprofessor Szaraniewicz zum ordent-
lichen Professor dieses Faches an der genannten Hochschule.
— Dem Beschlüsse des rechts- und staatswissenschaftlicheu Pro-
fessorencollegiums an der Universität zu Krakau gemäss Dr. Michael
Bobrzvnski zum Privatdocenten des alten polnischen Bechtes und der
Geschichte an dieser Hochschule.
— Der ausserordentl Professor der Moraltheologie an der grie-
chisch-orientalischen theologischen Lehranstalt inCzernowitz Constantin
Morariu zum ordentlichen Professor dieses Lehrfaches.
— Se. k. und k. Apostolische Majestät haben mit Entschliessung
vom 30. Mai 1. J. die Gleichstellung der Professoren an der Forstata-
demie in Mariabrunn mit jenen der Hochschule für Boden-
cnltur in Wien hinsichtlich der Disetenclasse und der Gehaltsbeznge
zu genehmigen ; die gegenwärtigen ordentlichen Professoren dieser Alui-
demie: Franz Gross Dauer, Dr. Johann Oser, Dr. Wilhelm Einer,
Dr. Julius Wiesner, Dr. Arthur Freih. v. Seckendorff und Joseph
Schlesinger in die 6. Bangsclasse zu befördern und den Dr. Gustav
Marchet zum ausserordentlichen Professor an derselben Akademie ag.
zu ernennen geruht. (Wr. Ztg.)
— Eugene Pian-Thomery zum Privatdocenten der französischen
und englischen Sprache an der k. k. Forst- Akademie zu Mariabrunn.
— Der Assistent der geologischen Beichsanstalt Bergrath Dr. Guido
Stäche zum Chefgeologen und der Hilfsgeologe Bergrath Heinrich Wolf
zum Geologen der geologischen Beichsanstalt.
— Der Hauptmann in der Beserve des Hoch- und Deutschmeister
4. k. k. Infanterieregiments August Lengnick zum Conservator der
k. k. Schatzkammer.
— Die Gemeindevertretung von Mährisch-Weisskirchen hat
Se. Excellenz den Minister för U, und U. Dr. v. Stremayr zum Ehren-
bürger ernannt.
Persoual- and Scholnotizen. 887
— Der ehemalige Lehrer der ungar. Geschichte bei Sr. k. k. Hoheit
dem Kronprinzen Erzherzog Rudolf, Se. Hochw. der Propst des Fressbnrger
Collefi^tcapitels Dr. Hjacinth Johann Eonay, zum Titularbischof von
Szkodar.
— Der Prof. der Comm.-OR. in der ßossau in Wien Dr. Philipp
Zamboni zum corr. Mitgliede der italien. Gesellschaft für Geschichte
und Archaeologie in Rom.
— Der Professor der Botanik in Prag, Dr. A. Weiss, zum wirklichen
Mitgliede der deutschen Akademie der Wissenschaften Leopoldina Carolina,
unter dem Beinamen Hugo t. Mohl.
— Der bekannte Mitarbeiter der „Presse*^ Wilhelm Lauser zum
corr. Mitgliede der spanischen Akademie.
— Am 21. Juni 1. J. feierte Dr. jur. und phil. geh. Begierungs-
rath Schönmann, ordent. Professor der altclassischen Literatur an der
Universität Greifswalde, sein ßOjähri^es Amtsjubiläum. — Zu Berlin fand
am 3. August 1. J. die Feier des fünfzigjährigen Amtsjubilaums des Ober-
thbunalrathes a. D. Dr. Heffter statt, der 1823 als Professor der Rechte
in Bonn, dann seit 1831 in Halle gelehrt und seit 1833 ununterbrochen
als Professor des Staats- und Kirchen-, dann des Straf- und Process-
rechtes an der Berliner Hochschule gewirkt hat.
— Dem jubil. Oberlandesgerichtsrathe Dr. Joseph Dölzer wurde,
aus Anlass der auf seinen Wunsch erfolgten Enthebung von der Function
eines Vicepräses der judiciellen Staatsprüfungscommission in Graz,
von Seite des Ministers für C. und U. die besondere Anerkennung für
seine langjährige ausgezeichnete Verwendung in dieser Stellung ausge-
sprochen.
— Der bisherige zweite Präses-Stellvertreter der ludiciellen Staatsprü-
fnngs-Commission in Graz, k. k. Oberlandesgerichtsrath Joseph Geym ayr,
zum ersten Präses- Stellvertreter, der k. k. Oberlandesgerichtsrath Ulrich
Lininger zum zweiten Präses - Stellvertreter bei derselben Staatsprü-
fungs - Commission , femer der k. k. ordentliche Universitäts- Professor
Dr. Karl Gross und der Advocat Dr. Lucas Raraor zu Mitgliedern der
judiciellen Staatsprüfungs-Commission alldort.
Der Statthai terei-Concipist und Supplent des kanonischen Rechts
an der Universität in Lern b er g, Dr. Eduard Rittner, zum Prüfungs-
Coramissär bei der rechtshistorischen Abtheilung der theoretischen Staats-
prüfungs-Commission und der Supplent der Lehrkanzel des österreichi-
schen Civilrechts (mit rutbenischer Vortragssprache) an der Universität
in Leroberg,, Dr. Alexander Ogonowski, zum Mitgliede der theoretischen
judiciellen. Abtheilung daselbst
— Der a. o. Professor der Rechtsphilosophie und des europäischen
Völkerrechts an der Universität in Krakau, Dr. Franz Kasparek, zum
Mitgliede der Staatswissenschaften Abtheilung der theoretischen Staats-
prünings-Commission* in Krakau.
— Der Oberlandesgerichtsrath, Dr. Gregor Branowitzer in
Prag, zum Mitgliede der iudiciellen Abtheilung der theoretischen Staats-
prüfungs-Commission da.selbst.
— Auf Grund des von dem Genieindeausschuss der Stadt Brüx
in der Sitzung vom 28. Mai 1873 gefassten Beschlusses hat der Minister
für C. und U. mit dem Erlasse vom 9, Juni 1873, Z. 3172 den Bestand
des Reciprocitäts- Verhältnisses in Betreff der Behandlung der Directoren
und Lehrer an dem Comm.-Roal- und Obergymnasium in Brüx und zwar
an Staatsmittelschulen im Sinne des §. 11 des Gesetzes vom 9. April 1870,
K. G. Bl. §. 46, betreffend die Gehalte der Professoren an den vom Staate
erhaltenen Mittelschulen anerkannt. (Verordn. BL)
t88 Penonal- imd Sebnlnotiseii.
— Anf Grand des in der Sitzung vom 23. Mai 1878 geCeissten
Besehlusses des Gemeinde- Ausschusses der Stadt Freiberg in Mahren
hat der Minister für C. und U. gleichfalls den Bestand der Beciprocitat
zwischen dem Comm.-Bealgymnasium in Freiberg einerseits und der
Staats-Mittelscbule anderseits anerkannt. ^Verordn. BI.)
— Der Minister für C. u. ü. hat mit Erlass vom 24. Juni 1873, Z.
7278, dem CommunaURealgymuasium in Kaaden vom laufenden Schol-
jahre angefangen das OefiTentlichkeitsrecht verliehen, und zugleich zufolge
der auf den Sitzungsbescbluss vom 13. März 1. J. gegründeten rechtsver-
bindlichen Erklärung des Gemeinde-Ausschusses der Stadt Kaaden den
Bestand des Beciprocitätsverhältnisses in Betreff der Behandlung der
Directoren und Lehrer an der genannten Communal- Mittelschule und
jener an den Staatsmittelschulen im Sinne des §.11 des Gesetzes vom
9. April 1870. R. G. Bl. Nr. 46, betreffend die Gehalte der Professoren
an den vom Staate erhaltenen Mittelschulen, anerkannt.
(Verordn. Bl.)
— Se. k. n. k. A^stolische Majestät haben mit Allerhöchster £nt-
schliessung vom 28. Juli d. J. allergnädigst zu genehmigen geruht, dass
die Orden Bgymnasien in Pisino und Nikolsburg mit nächstem Schul-
jahre in die unmittelbare Verwaltung des Staates übernommen und im
selben Zeitpuncte inProssnitz eine Staats-Unterrealschule mit deutscher
Unterrichtssprache errichtet wurde. (Wr. Ztg.)
— Zufolge der auf den Beschluss des Stadtverordnetencollegiums
vom 4. Jänner 1870 gegründeten rechtsverbindlichen Erklärung des Stadt-
rathes der Stadt Prag vom 4. März 1873 hat das Ministenum für C.
u. ü. mit dem Erlasse vom 30. Juli 1873 Z 5061, dan Bestand der
Beciprocitat bezüglich der Behandlung der Directoren und Lehrer an der
Communal-Mittelschule in Prag und jener an den Staatsmittel-
schulen im Sinne des § 11 des Gesetzes vom 9. April 1870, R. G. Bl.
Nr. 46, betreffend die Gehalte d^r Professoren an den vom Staate erhaltenen
Mittelschulen, anerkannt.
— Se. k. und k. Apostolische Majestät haben mit Allerhöchster
Entschliessung vom 19. Juni d. J. die Wahl des Universitätsprofessors
in Berlin Dr. Gustav Rose zum Ebrenmitgliede der k. Akademie
der Wissenschaften in Wien allergnädigst zu genehmigen, den ordent-
lichen Professor des römischen und kanonischen Rechtes an der Univer-
sität in Wien Dr. Friedrich Maassen, den ordentlichen Professor der
classischen Philologie an der Universität in Innsbruck Dr. Bernhard Jülg
und den ordentlichen Professor der Geschichte an der Universität in Graz
Dr. Adam Wolf zu wirklichen Mitgliedern der philosphisch-histo-
rischen Classe der Akademie der Wissenschaften in Wien allergnädiest
zu ernennen, ferner die von der Akademie der Wissenschaften für die
philosophisch-historische Classe getroffenen Wahlen des Vorstandes des
steiermärkischen Landesarchives in Graz Joseph Za'hn, des Ministerial-
rathes und ordentlichen Professors der Gescnichte an der technischen
Hochschule in Wien Dr. Adolf Beer und des ordentlichen Professors der
semitischen Sprachen an der Universität in Wien Dr. Eduard S ach au
zu correspondierenden Mitgliedern im Inlande und die von der
Akademie getroffene Wahl des Professors an der Universität in Utrecht
Dr. F. C. Donders zum correspondierenden Mitgliede der mathe-
matisch-naturwissenschaftlichen Classe im Auslände allergnädigst su
genehmigen geruht.
~ Dem Historienmaler Hans Makart und dem Porträt- und
Genremaler Heinrich v. Angeli ist, in Anerkennung ihrer Eunstlei-
stungen. das Ritterkreuz des Franz Josephe-Ordens; dem Professor am
Prag-Kleinseitner Gymnasium Anton Ullrich, in Anerkennung seiner
Tielj&nrigen und verdienstvollen Verwendung im Lehramte^ und dem
Personal- nnd Schnlnotuen. tfit
Director des Gymnasiums und Rector des Piaristen-Ordens-Colle^iums in
Bräx, Peter Johann Nepoiiiuk Neusser, aus Anlass seiner vieljährigen,
vollkommen entsprechenden und verdienstlichen Verwendung im Lehr-
amte, sowie der Professorin des dramatischen Gesanges am Musik-Con-
servatorium in Wien Mathilde de Castrone-Marchesi das goldene
Verdienstkreuz mit der Krone; der Firma Miethke & Wawra für das
trefflich ausgeführte photographische Album der henrorragendsten Kunst-
werke des Belvedere in Wien die grosse goldene Medaille für Kunst
und Wissenschaft; den) in a. o. Dienstleistung des Handelsministeriums
stehenden Professor um polytechnischen Institute in Wien, Regierungsrath Dr.
Hugo Brachelliin Anerkennung seiner vorzüglichen Leistungen taxfrei den
Titel und Charakter eines Hofrathes; dem ordentl. üniversitätsprofessor
der descriptiven Anatomie an der Universität in Innsbruck Dr. Karl
D a n ts c h e r, in Anbetracht seiner ausgezeichneten lehramtlichen Verdienste,
taxfrei, der Titel und Charakter ein<» k. und k. Begierungsrathes; dem
pens. Universitätsprofessor in Prag, kaiserlichem Käthe Dr. Wilhelm
Matzka, taxfrei der Titel eines Begierungsrathes; dem k. k. Hofschan-
spieler und Begis^eur Karl Laroche, als Bitter des Ordens der eisernen
Krone 3. Cl., in Gemässheit der Oidensstatuten, der Bitterstand; dem
Landessauitätsrathe, Professor Dr. Ferdinand Skibinski« in Anerkennung
seines vieljährigen erspriesslichen Wirkens im off. Sanitätsdienste, der
Titel eines kaiserlichen Bathes mit Nachsicht der Taxen, verliehen ; dem
Professor am G. der k. k. thcresianischen Akademie Dr. Iganz Berthold
Winter, aus Anlass seiner über sein Ansuchen erfolgten Versetzung in den
bleibenden Buhestand, der Ausdruck der AH. Zufriedenheit mit seiner lang-
jährigen treuen und vorzuglichen Dienstleistung, so wie dem Director des
r rag- Alt Städter Gymnasiums Thomas Bilek, aus Anlass seiner Ver-
setzung in den wohlverdienten Buhestand, der Ausdruck der AH. Aner-
kennung für seine viejjährige, treue Dienstleistung allergnädigst bekannt
gegeben worden.— Ausländische Orden und Auszeich ungen erhielten u. A.
die Nachbenannten und zwar der Director der thcresianischen Akademie in
Wien Dr. Alexander Bitter v. Pawlowsk i, der Director der k. k. Sternwarte
und k. k. ünivcrsitätprofessor Dr. Karl v. Littrow in Wien, der Director
des Taubstummeninstitutes in Wien Alexander Venus, der Custos am
k. k. zoologischen Hofcabinet Georg Bitter v. Frauen feld und der
k. k. Professor an der technischen Hochschule in Wien Dr. Ferdinand
v. Hochstetter das Commandeurkreuz, der Custos des botanischen Hof-
cabinetes Professor Dr. H. W. Beichardt das Officierskreuz und der
k. k. Hofballmusikdirector Eduard Strauss in Wien und der Eigen-
thümer und Herausgeber des „Wiener Salonblatts* Moriz Engel in Wien
das Bitterkreuz des kais. brasilianischen Bosenordens; der k. k. Universi-
tätsprofessor Dr. Lorenz Bitter v. Stein in Wien den kais. russ. St. Annen-
Orden 2. Cl. ; der k. k. Reg. Bath und Professor an der evang. theolog.
Faculät in Wien Dr. Karl Kitter von Otto den kön. preuss. rotnen Adler-
Orden 3. Cl. ; der k. k. Hof- und UniversitätsbucVhändler Wilhelm Bitter
V. Braumüller das Bitterkreuz des königl. belg. Leopolds-Ordens und
das Bitterkreaz 2. Cl. des herzogl. sachsen-ernestinischen Haus-Ordens,
der Maler Hans Makart in Wien das Rittorkreuz des kön. belg. Leopold-
Ordens und der Schriftsteller Dr. Wilhelm Lauser vom Fürsten Karl
T. Rumänien die goldene Medaille für Kunst und Wissenschaft.
— Der Minister für C. u. U. hat als Standort der in Istrien zu
activiereuden Prüfungscommission für allgemeine Volks- und
Bürgerschulen, in Abänderung des §. 2 der bezüglichen Prüfungs-
vorschrift vom 5. April 1872, Z. 2845, die Stadt Capo dlstria anstatt
Rovigno bestimmt, und gleichzeitig zum Director dieser Prüfungscommission
den k. k. Landes-Schulinspector Stephan Zar ich, zu dessen Stellvertreter
den Director der LehrerbildungsaDstalt in Capo d'lBtrift Stephan Scarizsa,
890 Personal- und Schalnotizen.
und zu Commissionsmitgliedern : den Gymnaälaldirector Jakob Babuder
und den G^mnasialprofessor Johann von Favento in Capo dlstria, den
RealschuldirectoT Dr. Franz Locati in Pisino, die Hauptlehrer Franz
Merkel, Jobann Mi lohn ich und Karl T reche, dann die Uebungsschul-
lehrer Ferdinand Niederkorn und Anton Orbanich in Capo d'Istria,
sammtlich auf die Zeit bis zum Schlüsse des Schuljahres 1873/5; femer
den Gymnasialprofessor Dr. Benno Karlez zum Mitgliede der Prüfungs-
commission für allgemeine Volks- und Bürgerschulen in Bud-
weis den Gymnasial-Professor Matthäus Lazar zum Mitgliede der Prü-
fungs-Commission für allgemeine Volks- und Bürgerschulen
in Görz; endlich sum Direc(or der in Laibach neu einzusetzenden
Prüfungscommission für Volks- und Bürgerschuleu den Landes-
schulinspector Raimund Pirker, zu dessen Stellvertreter den Director
der Lehrerbildungsanstalt Blasius Horvath, dann zu Commissions-
mitgliedern den Bauptlehrer und Bezirks-Schulinspector Leopold Bitter
von Gariboldi, den Hauptlehrer Wilhelm L in hart, den Gymnasial-
professor und Bezirks-Schulinspector Michael W urner, den Oberreal-
schulprofessor Joseph Opl^ den Oberlehrer Mitglied des Landesschnl-
rathes Andreas Traprotnik, die UebungsschuUehrer Johann Eppich
und Johann TomSid, endlich den Gymnasialprofessor Dr. Karl Ahn für
französische und italienische Sprache und den Musiklehrer Nedved für
Musik und Gesang; sammtliche für die Zeit bis zum Schlüsse des Schul-
jahres 1875.76 ernannt.
— Der Minister für C. und ü. hat den Professor der Universität
zu Graz, Dr. Julius von Planer, zum Vorsitzenden und Examinator,
femer den Universitätsprofessor Dr. Franz Kr ones, dann den Universitäts-
Turnlehrer A. A u g u s 1 1 n, endlich den Turnlehrer Alexander N i m p f 1 i n g
zu Mitgliedern und Examinatoren der in Graz errichteten Prüfungs-
commissionfürCandidaten des Turn -Lehramt es an Mittelschulen
und Lehrerbildungsanstalten ernannt.
(Chronik der Erledigungen, Concurse u. s. w. Fortsetzung
V. Heft IV, 1. J. S. 323.) — Salzburg, k. k. Lehrerbildungsanstalt,
Hauptlehrerstelle für deutsche Geographie und Geschichte, mit den System.
Bezügen; Termin: Ende Juni 1. J., s. Amtsblatt z. Wr. Ztg. v. 21. Mai
1. J. Nr. 119. — Feldkirch, verein. Staats-Mittelschulen, Lehrstelle für
altclass. Philologie; Jahresgehalt: lOOO fl. nebst Activitätszulage v. 200 fl.
und Anspruch auf Quinquennalzulagen, Termin : 30. Juni L J., s. Amtsbl.
z. Wr. Ztg. v. 22. Mai l. J. Nr. 120. — Ried, Staats-R. u. OG., 3 Lehr-
stellen, und zwar : 2 für class. Philologie, davon eine mit subsid. Verwen-
dung für Französisch und 1 für Mathematik und Physik; Termin: 30.
Juni 1. J., s. Amtsbl. z. Wr. Ztg. v. 22. Mai 1. J. Nr. 1&). — Freistadt,
Staats-R. u. OG., 3 Lehrstellen f. classische Philologie und 1 für Mathematik;
Termin: 30. Juni 1. J., s. Amtsbl z. Wr. Ztg. v. 22. Mai l. J. Nr. 120.
— Steyr, Staats-OR., 1 Lehrstelle für Deutsch und l'für Naturgeschichte
und Mathematik; Termin: 30. Juni 1. J., s. Amtsbl. z. Wr. Ztg. v. 22.
Mai 1. J. Nr. 120. - Jißin, k. k. G., Lehrstelle für classische Philologie
(mit der Befähigung zum Vortrage in der böhm. oder deutschen Sprache);
Jahresgehalt: 1000 fl.; Termin: Ende Juni 1. J. s. Amtsbl. z. Wr. Ztg.
V. 22. Mai 1. J., Nr. 120. — Brüx, Comm.-ROG. (mit zugesicherter
Reciprocität mit den k. k. Staats- Gymnasien), die Directorsstelle, 1 Lehr-
stelle für classische Philologie und für Geographie und 1 für Geschichte als
Hauptfach; Bezüge: die normierten; Tennin: 30. Juni 1. J., s. Wr. Ztg.
V. 28. Mai 1. J. Nr. 124, S. 971. — Freudenthal, Staats-RG., 2 Lehr-
stellen, nämlich eine für den kathol. Religionsunterricht mit subsid.
Verwendbarkeit für Mathematik und eine när altclass. Philologie mit
subsid. Verwendbarkeit für das deutsche Sprachfach ; Bezüge : die gesets-
lich normierten; Teraiin: 15. JnU L J., s. Amtsbl. s. Wr. Ztg: v. ^.Hai
Pereonal- und Sfliutnotizeii.
S91
|.J.Nr. 127. — Weld«nsit, tJtsatH-BG., 2 Lebrstelbu, die oisiü fUtalUliM^.
Pbilolo^u, die andera tat üeoersphie a. Uesckichte mit subdd. Vi<rffciiil-
bftrlwlt (Dr das deatsulio äiirftcbfitch; BeiQgei die gSEct^ltch normierten;
Termin: 15. Juli l. J., 8. Amttbl. z. Wr. Ztg. t. 31. Mü 1. J. Nr. 127;
ferner an ebeod. Lebrstella far Natargeacbiclite ala Haupt-, nnd für
Hatheniatik uod Physik als NcbeuFarh, mit den system. Bezügen; Terrain:
25, Aognrt 1. J., B, Amtsbl. i. Wr. Ztg. v. 31. Juli 1. J. Nr. 177. - Wie»,
k, k. L«opäldstldter Rscb. (II. BfZ.), 2 Lehrstelkn u, zw. die eine fDr
Frantödech in Verbindung mit dem Deutseben, die andere für (leoKrupliie
und Geschieht« und deutsehe Spracbe; mit den sytem. Be^tSgen; Termin:
15. Joni 1. J., 8. Amtabi. i. Wr. Ztg. r. 21. Mai 1. J. Nr. 119; - oben-
diMlbst, k. fe. tcchn. Hochscliulc, LehrataUe für französische Sprache;
JahrearenmneratiPD : 50Ü fl., Termin: 21. Juni t. J. a. Äintsbl. z. Wr. v.
31. Haf 1. J. Nr. 127; - an ebendieser li. k. techn. Ui^chaehale. 2 Assi-
•tcnteiiBtallen und zwar die eine bei der Lehrkanzel !äi cliemiHche TL-fthno-
loffi« orwuiischer Vorbindangen, die andere beider für Hochbau; Jallrea-
geh«It:S00fl. nebst Qnartiergeld von 100 fl.; Termin; 15. Septemb. 1, J.,
a. AmtsU. z. Wr. Ztg. v. 18. Juli 1. J. Nr, IWi. - ebend.. Wiedenor
Oomm. OR. (IV. Bez.), 3 Lehnttellen u. zw. I fbr FraniösUch als Haupt-,
und Dcutdcb oder Englisch als Nebenfach; 1 tUr M^tthematik als Hnupt-.
und daratell, Geometrie ab Nebenfach; dann 1 für Geog^phie und Ue-
schichte ala Hanptfäeber und deutsche Sprache ak Nebenfach; Jahresge-
halt: 1300 S., nelut Quartiergeld t. 300 H.. sowie Anspruch auf Quinqucnnal-
nlagen; Tomiin 28. Juni I. J., s. Amtsbl. t. Wr. Ztg. v. 6. Juni I. J.
Nr. 131; — ebend., Mariahilfer Cunim. Ksch. (VI. llezj, 2 neue Lehr-
Btellen u. z. die 1 fär Mathematik nnd daretell. Oeoraetrie, die andere
fOr Fmixüaiacb in Vcrbindang mit DeutaclM Kmolnmcnt«, wie an der
Wiedner Comm. ÜB.; Termin: 30. Juli, I. J. s. Amtsbl. z. Wr. Ztg. t. 7.
Juni I. J. Nr. 132 ; Termin reetringiert auf den 15. Juli 1. J,, s. Amtsbl. z.
Wr.Ztg. *.ä.Jnlil.J. Nr. 157.; — ebend. Staata-DR. in Sedishaus, 3 Lehr-
atoUea O. »». eine für Naturgeschichte »erb. mit Geographie oder Mathema-
tik, «ne für Freihau die lehnen und die Beligionslebrerstelte ; Belöge die
eeMtzlichen;Termin:5.JnIil,J.s, Amtsbl. z.Wr. Ztg. V. 17. Juli 1. J. Nr.
lää; - ebend., k. k. Bau- und Maschinen-Gewcrbeschale Profossors.'ttcllc der
niKdianitehcn l'echnologie ; Termin: b. Juü 1. J., s, Amtsbl. z. Wr. Ztg.
f. lä Juai 1. J. Nr. l£).: ferner ebend. Assiatentenatelle für die Ban-Con-
stntctionslehreund das Bauieichnen mit einer Jahresremuneration t. 600 11.;
Temin:aO.Jnlil.J.,B.Amt8bI.z. Wr.Ztg.¥.4.Julil J-Nr.lM; - ebend.
k. k. Therea. Akademie, mehrere Pr&fectenslellen: Termin: 31. Juli 1. J.
daa N&bere s. Amtsbl. z, Wr. Zw. v. 6. Juli l. J. Nr. IM., — ebend.
Hoeeum für Kunst und Industrie, Kaniliatenstelle mit 600 fl. Gehalt
nnd 300 tl. Actirität«ZDlage ; Termin: binnen 6 Wuchcn v. 4. Juli an, s.
Amtsbl. z. Wr. Ztg. v. d. Juli I. J. Nr. 158: — ebend. k. k. OB. am
Schott«nfeld . Suppletitenatelle lilr franzosische und deutsche Sprache;
Termin 1*. August L J.. s. Ämtabi. i. Wr. Ztg. ». 27, Juli I. J. 174;
— ^nd. Uebungssohnic an der k. k. LehrerbildungHiiiBtalt, Lehrerslelle
mit den normalmäaswen Bezügen; Termin: 15. Jub 1. J-, a. Amtebl. z.
Wr.Ztg. Y. lH,Juni I. J. Nr. 140. — Krema(inVerbindiuig mit der dortigen
Uuulsa-OB. neu zu «rriclitrmk) ö. Handelsschulu, Professur fQr Arithmetik,
kufinlno liechnm und HanJetikonde; Jabresgehalt: 120011. mit Quartier-
geld 1. IM II. und Anspruch auf fünfmalige Quinquennalzuh^^ v. 200 fl.
nnd PeuNionierung; Termiu: 30. Juü 1. J., ». Amtsbl. z. Wr. Ztg. v.
1. JuBi I. J. Nr, läS. — ebend. Undes-t^B. (mit Beciprucität), Lehratelle
nr rraDtäaisclio Sprache, mit 1200 U. Jatireigehalt. 151) &. Quurtiergvld
BOd Anspriii'h auf Qui nquenualzu tagen ; Termin: 30. Juli 1. J., h. Amwbl.
t. Wi. Zig. V 1. Juni !. J. Nr. 128; - obohd. Uobungaschulo der k. k.
Labnrbllduniraaiistalt. U-brateile mit den norm. Üeiügen; Termiu: Bnd»
JnU I J- *■ AmUbl. z. Wr. Ztg. v. 21. Juni 1. J. Ni. 143. - iJaden,
SM Personal- und ScfaolMflic#ii.
Landes-G. (mit Redpiocitat), Lehretelle tür classische Philologie; Jahrde-
sehalt: 1200 fl. nehst 150 fl. Quartieiveld and Ansprach aaf fünfmal.
Qainoaenalzalagen ; Termin: 90. Jali T J., s. Amtsbl. z. Wr. Ztg. r. 1. Jani
1. J. Nr. 128. — Hörn, Landes-G. (mit Reciprocität), 2 Lehrsteilen, die
eine für class. Philologie, die andere f&r Mathematik und Physik; Jahrea-
gehalt: 1200 fl. — ebend. Snpplentenstelle für classische Philologie mit
Wünschenswerther Befähigung für Französisch, vorläuflg für ein Jahr, mit
Monatshonorar ton 50 fl. und monatl. Theaerungsaoshilfe von 10 fl. ; Termin :
30. Juli 1. J., 8. Amtsbl. z. Wr. Ztg. v. 21. Juni L J. Nr. 128. — St. Polten.
Landes-OR. (mit Reciprocität), Lehrstelle für englische und franzosische
Sprache ; Emolumente wie bei Baden und Krems ; Termin : 30. Juli 1. J.,
8. Amiabi. z. Wr. Ztg. ▼. 1. Juni L J. Nr. 128; — ebend. (mit d. OR.
yerbundenes) BG., Lehrstelle für classische Philologie; Jahresgehalt: 1200 fl.
mit 150 fl. Quartiergeld und Anspruch auf Quinqaennalzulagen ▼. Je 200 fl.
auf Grundlage der Keciprocitat, und auf Pensionierung ; Termin : 30. August
1. J., s. Amtsbl. z. Wr. Ztg. v. 25. Juni 1. J. Nr. 172. Stockerau,
Landes-G. (mit Reciprocität), Lehrstelle für classische Philologie; Emolu-
mente wie bei Hörn; Termin: 30. Juli L J., s. Amtsbl. z. Wr. Ztg. v.
1. Juni 1. J. Nr. 128. — Waidhofe n a. d. Thaya. Landes-G. (mit
Reciprocität), Lehrstelle für classische Philologie; Emolumente wie bei
Stockerau; Termin: 30. Juli l J., s. Amtsbl. z. Wr. Ztg. v. l. Juni L J.
Nr. 128. — Kremsie r, Staats-G. (mit deutscher Unt. Spr.), 6 Lehrstellen,
nämlich 4 für altclass. Philologie, 1 für Böhmisch als Hauptfach in
Verbindung mit altclass. Philologie oder Geographie und Geschichte und
1 Stelle für Mathematik und Physik; Bezüge: die systemisierten ; Termin:
20. Juni 1. J., s. Amtsbl. z. Wr. Ztg. ▼. 8. Juni 1. J. Nr. 133. — ebend.
Comm. OR. (mit Reciprocität) ; Lehrstelle für Freihandzeichnen als fiauptr,
und geometr. Zeichnen (in den untern Classen) als Nebenfach; Bezüge:
die normierten (eventuell suppletorisch mit einer Gebühr von 600 fl.);
Tennin: 20. Juli 1. J., s. Verördn. Bl. 1873, St. XÜL S. 367. Brüan,
k. k. techn. Hochschule, Stelle e. ordentl. Professors für Maschinenbau u.
Stelle e. ordentl. Professors f&r Brückenbau u. Baumecbanik; Jahres-
gehalt 1800 fl. nebst Quinqaennalzulagen v. 200 fl. und einer Activitats-
zulage von 480 fl.; Termin: 30. Juni 1. J., s. Amtsbl. z. Wr. Ztg. v. 8. Jani
Nr. 133; - ebend. Staats- RG., 2 Lehrstellen . die eine für katholische
Religionslehre, die andere für altclassische Philologie, mit den System.
Bezogen; Termin: 10. Juli 1. J.. s. Amtsbl. z. Wr. Ztg. v. 14. Juni L J.
Nr. 137. — Mähr. Weisskirchen, Staats-RG., 7 Lehrstellen o. zw.
1 für röro. katb. Reiligonslehre, t für Mathematik, Physik u. Naturge-
schichte, 3 für altclassische Philologie, 1 für Böhmisch als Hauptfach
in Verbindung mit altclass. Philologie und 1 für Deutsch als Haupt-
fach in Verbindung mit class. Philologie oder Französisch; Bezüge: aie
systemisierten; Termin: 20. Juni 1. J., s. Amtsbl. z. Wr. Ztg. v. 8. Juni
1. J. Nr. 133. - ebend. (deutsche) Staats-UR., Directorsstelle, je eine
Lehrstelle für Deutseh; f. Geographie u. Geschichte, f&r geometr. a.
Freihandzeichnen, für Französisch mit subsid. Verwendbarkeit in e. anderen
obligaten Lehr^egenstande, für Religionslehre u. 2 Stellen für die mathe-
matisch-naturhistorischen Fächer, mit den gesetzlichen Bezügen ; Termin :
15. Aug 1. J., s. Amtsbl. z. Wr. Ztg. v. 1. Aug. l. J. Nr. 178. — Laibaek^
k. k. GR., 2 Lehrstellen, die eine für die italiemsche. die andere für die
deutsche u. slo venische Sprache; Bezüge: die normierten ; Terrain: 25. Juni
1. J., 8. Amtebl. z. Wr. Ztg. v. 8. Juni 1. J. ; Nr. 133. — ebend. Lehrer-
bldgsanst., Hauptlehrcrstelle für das deutsche Sprachfach, Erziehungs- u.
Unterrichtslehre ; Termin : 10. August 1. J. ; — eoend. k. k. Lehrehnnei-
Bldgsanst., Haoptlehrerstellen für Freihandzeichnen u. Mathematik n.
Stelle einer Lehrerin für die mit dieser Anstalt verb. Uebgssch.; Be-
züge: die sy^misierten; Termin: 10. Aognst 1. J., s. VerordL-BL 1873,
ßt, XV., S. 12. — Rndolfswerth, k. k. R. u. OG., 6 Lehrstellen, n&Blieh
PeceoQtil- und Scbalnotiien.
S0S
4 Ittr c1a«a. Philologie, davon I in Verbindung mit ItAlienisch d. 1 ia
Varblndang mit DonUch oder pfailos. Propedentik, feroei 1 Lehrstelle
nir Naturgeschichte in Verbiadong mit Mathemntik a. Pbjsik o. 1 Lehr-
stelle TQc Zeichnen, iromöglicfa in Verb 1d dang mit Kalligraphie i Termin:
16. Jnli L J., s. Amtäbl. i. Wr. Ztg. t. 10. Juni 1. J., Nr. IM. —
Csernowiti, k. k. LebreriDDen-BildnngsanatBlt, 3 HaupUobrcrstellen
(mit tbeüweiser Verwendnng an der Lehrer- Bild nogsanstaltj u. tw. die
eine ttr Mathematik, Physik tt. Naturgeschichte, die andere [lir Geograpliin.
Onchichte n. dcotsche Spruche; Bezüge: die gesetzlich normierten; Termin:
10. Jnli 1. J., s. Amtabi. i. Wr. Ztg. t. 10. Jni L J. Nr. 134. — Ü 1 m 0 1 j.
8tBat«-0R, Lebrttelle für das deutsche Sprachlkch; mit den normierten
BeiOgen; Tennin: Ende Juni 1. J., b. Amtshl. i. Wr. Ztg. t. 13. Juni
1. i. m. 1:^6 ; — an ebend. OK. Lehrstelle far das deuUcfae Spracb-
fach mit den norm. Beziigen; Termin; Ende Jnui 1. J., s, Amtibl. t.
Wr. Ztg. y. 18. Jnui L J. Nr. 140; — ebend. k. k. Lehre rbildgEanata»,
Lebntelle für das deatacbe Sprachfach, (iec^aphie □. Geschichte, mii
den norm. Bezügen; Termin: SO. August 1. J., s. Amtebl. t. Wr. Ztg. v.
Sa Juli 1. J. Nr. 168. — Tescben, erstes Staats-G., Lehrstelle für
clusiiche Philologie als Haapt-, u. für bSbmische Bprache nla Nebenfach.
mit den geeetzlica normierten BetQgen ; Tennin : 20. Juli I. J., s. Amtsbl.
I. Wr. 7,tg. T. li. Juni I. J. Nr. 136; — ebend. üebungsichule der k. k.
Lebret bildgsanstalt, Lebrerstelle mit den norm. Bezügen ; Tennin : 25. Aug.
h J.i a. Amtebl. z. Wr, Ztg. t. 30. Juli I. J. Nr. 178. — Prarau, Staata-
BO. (niit bähm. Dnt. 8pr.), 2 Lehrstellen, die eine f. class. Philologie
mit Buhsidiar. Verwendung im Böhmischen, die andere für das geometrische
ik Freihandzeichnen; Bezüge: die STstemisierten ; Termin: 10. Jnli 1. J.,
B. Amtebl. I. Wr. Zt«. ». 14. Juni I. J. Nr. 137. — Gotschoe. Staats-
UO. (mit deutscher Unterr. Rpr.) Lehrstelle (üt Naturgescbichte ein Verb.
mit Uatbematik u. Phjsik; Termin: Ig. Juli 1. J.. s. Amtsbl. i. Wr. Ztg.
T. Iß. Juni 1. J. Nr. 140. — Wr. Neuatadt, Staata-Q., 6 LfibrsteUen
n. iw. 4 rur classiacbo Philologie, 1 för Geographie, Geachichte o. Deutsch
n. 1 fUr Xtathematik n. Physik, mit den norm. BezBgen; Termin: 16. Joli
l. J.. a. Amtshl. I. Wr. Ztg. 18. Juni 1. J. Nr, 140; — ebend. (neu m
etöffn.), 3 class, Proseminar, Directorsstelle; s. das Nähere im Verordn.
BL 1873, St. XII, S. 337 f.; — ebend. k. k. Militärakademie; Professora-
st«lle fOr lateinische Philologie; Jahreseehalt: 1000 fl., mit Anspruch
snf Quinqaennahulagen pr. 200 fl, bis incT. 25. Dienstjahre; Termin; Ende
Angnst I. J., B. Amtsbl. z, Wr. Ztg. t. 22. Juli 1. J. Nr. 169. - Görz,
Staate-Oß. (mit deutscher Unterr. Spr.), Lehrstelle für Deutsch als Hanpt-,
and Ueugraphio und Geschichte oaer e. andern Gegenstand als Nelün-
f»chi Torrain: 8. Juli 1. J-, s. Amtabi. i. Wr. Ztg. v. 18. Juni 1. J. Nr,
140: — an derselben St.-Üß. LchreteUc für das französische Spraehfach,
nit den norm. BezDgen q. e. Activitätsialage Ton 350 &,; Tennin: 15, Juli
LJ.K-Amtabl. i. Wr. Ztg. v. 19. Juni 1. J. Nr. 141. — ebend., national-
wftlldlsierte Lehrerbild^nstalt, 2 Lehrstellen, die eine mit ital. Sprache
nr NkturgCBChichte n. Physik ala Haupt- n. für Italienisch oder Geo-
gnphie u. Geschichte als Nebenfach, die andere mit sloven. Unt. Spr.
fttr Naturgeschichte als Hanpt-, u. f. Sioveniscb oder Geographie u. Cfe-
(chichtc als Nebenfach; l'crinin: 8. Juli I. J., s. AmUbl, i. Wr. Ztg. t.
18. Jtinl 1. J.Nr, 140. - Ober hollabrunn, k. k. B u, 0. G.. Lehr-
stellen für dasaische Philologie mit den norm. Bezügen; Termin: 20. Jnli
I. J.. e. AmUM. z, Wr. ZtÄ. V. 21. Juni L J,, Nc. 143; — ebend. 4 Lehr-
itelltn für clBsaiacho Philologie, mit den norm. Bezügen; Termin: 25.
Augdit I, J., 8. Aralsbl. ». Wr. Ztg. i. 31. August 1. J, Nr. 177. — IgUu,
landH-QR., 3 Lehrstellen u, zw. 1 für Uentach mit aubsid. Verwend-
harktit fOr KnuiiJttisch, 1 fl» Doutacli mit subsid. Verwendbarkeit ßr
BAbnÜBcli und t für Naturgeechichto als Hauptfach, Mathematik n. Physik
all Nobcnfichcr; Beitgc <iie normierten; Termin: lO. Juli 1. J,, a. Anittibl.
r. OTon.
26
SM Penonal- und Bchalnotiien.
t. Wr. Ztg. T. 25. Juni L J. Sr. 146. — Auspiti, Landea-ÜB., Lehr-
stelle mit den nonnierten Bestkgen; eyentaell sappletorisch gegen Being
T. j&hrL 600 fl.; Termin: binnen 3 Wochen, Yom 19. Juni L J. an, ••
Aintsbl. a. Wr. Ztg. v. 26. Juni 1. J. Nr. 147. — Villach, k. k. BG.,
Beligionslehrcratelle (für's ÜG.); Jahresgehalt: 525 fl., mit Ansprach auf
Decennalznlasen tob je 105 fl.; Termin: Ende Juli L J., s. Amtsbl. s.
Wr. Ztg. y. 27. Juni I. J. Nr. 148. — Capodistria. k. k. üebungwchnle
der Lenrerbildungsanstalt, Lehrerstelle (bei voller Kenntnis der italieii.
Sprache), mit den system. Bezfigen; Termin: binnen 6 Wochen vom
19. Juni 1. J. an; s. Amtsbl. z. Wr. Ztff. v. 27. Juni 1. J. Nr. 148. —
Graz, 8teicrm.;landschaftl. OB, Lehrstelle fftr Französisch als Hauptfach
in Verbindung mit Geographie u. Geschichte, oder mit der deutschen
Sprache; Jahresgehalt: SüO fl. mit Localzulage v. 150 fl. u. Theuerungs-
zulage f. d. J. 1873 mit 20% des Gehaltes, nebst Anspruch auf Quinquennal-
zulagen pr. 200 fl.; Termin: 20. Juli 1. J., s. Amtsbl. z. Wr. Ztff. t.
1. Juli 1. J. Nr. 151; — ebend. steierm. landschaftl. techn. Hochschule,
Assistentenstelle fUr Strassen- u. Wasserbau L u. II. Curs (vorläuflff auf
2 Jahre; Gehalt: 800 fl.; Termin: 15. Juli 1. J., s. Verordn. BL 1878,
St. XIII, S. 866. — an eben dieser Hochschule, Professorsstelle fQr Hoch-
bau mit 1800 fl. Jahresgehalt, mit Anspruch auf Quinquennalzulagen Ton
je 200 fl. und Pensionsfähigkeit; Termin: Ende Septemb. 1. J. s. AmtsbL
z. Wr. Ztg. V. 27. JuU 1. J. Nr. 174. S. 134. — ebendaselbst, Staats-OB.,
Lehrstellen für französische und englische Sprache, Termin: Ende Juli
1. J. 8. Amtsbl. z. Wr. Ztg. y. 8. Juli 1. J., Nr. 157. — ebend. k. k.
Lehrerbildungstalt, Hauptlehrererstelle ftr Naturwissenschaften, mit den
normalen Bez^en; Termin: binnen 6 Wochen von 10. Juli 1. J. an;
8. Amtsbl. z. Wr. Ztg. y. 24. Juli 1. J. Nr. 171 ; — ebend. 1. Staata-G.,
Lehrstelle fftr den Beligionsunterricht in allen 8 Classen; Jahresgehalt:
1000 fl., mit Activitätszulage y. 300 fl. u. Quinquennalzulagen v. 200 fl.;
Termin: Ende August 1. J., s. Amtsbl. z. Wr. Ztg. t. 25. Juli L J.
Nr. 172; — Prag, böhm. OB., Lehrstelle fQr Französisch mit subs. Ver-
wendung fftr eine der beiden Landessprachen oder f. Geogr. u. G^schiclite;
mit dem system. Bezügen; Termin: 31. Juli L J.; s. Amtsbl. z. Wr. Ztg.
T. 8. Juli 1. J. Nr. 153. — k. k. böhm. Lehrerinnen bildungsanstalt
u. damit yerb. Uebungssehule , Stelle eines katbol. Bcligionslebürars mit
800 fl. Gehalt mit Quinquennalzulage r. 100 fl. ; Termin : 10. August 1. J.,
8. Verordn. Bl. 1873. St., XIV. 8. 390. — Marburg, Staats-G., Lehr-
stelle fftr Mathematik u. Physik, mit den gesetzlichen Bezögen; Termin:
15. August 1. J., s. Amtsbl. z. Wr. Ztg. y. 8. Juli L J. Nr. 153. — ebend.
Staats-OB^ Lehrstellen (eyentuell Supplentenstellen) fftr firanzösische und
englische Sprache; Termin: Ende Juli 1. J.); s. AmtsbL z. Wr. Ztg. y.
8. Juli 1. J. Nr. 157. — Cilli, Staats-G., Lehrstelle für deutsche Sprache;
Termin: Ende Juli L J., s. Amtsbl. ». Wr. Ztg. v. 8. Juü L J. NK 157.
— Wall. Meseritsöh, sloy. St.UG., Boligionslehrerstelle mit d. sytemis.
Bezügen; Termin: 6. Juli L J., s. Verordn. Bl. 1873 St XIIL S. 867;
— an eben dems, ÜG., Lehrstelle fftr Naturgeschichte in Verbindung
mit Mathematik und Physik; mit den system. Bezügen; Terrain: Ende
Juli L J., 8. Amtsbl. z. Wr. Ztg. y. 16. Juli 1. J. Nr. 164. — Troppau,
Staats-OB., Lehrstelle fftr die französische Sprache, Termin : 15. September
1. J., 8. Amtsbl. z. Wr. Ztg. v. 17. Juli 1. J., Nr. 165 ; — ebend. k.k. Lehrerinnen-
bildungsanstalt, Hauptlehrerstelle fftr Naturgeschichte, mit den system.
Bezfteen; Termin: 25. August 1. J., s. Amtäl. z. Wr. Ztg. y. 30. Juli
1. J. Nr. 176. — Fi um e, (itaL) höhere Staatsmittolschule, 4 Lehrstellen
u. zw. 1 für Physik u. Nebenwiisenscbaften, 1 ftir Geometrie und geo-
metrisches Zeichnen als Nebenfach, 1 fftr cte'jsische Philologie u. 1 fÄr
Geschichte u. Geographie mit deutscher Sprache als Nebenfech? Gehalts
1200 fl. u. 200 fl. Quartieigeld mit Anrecht auf QuinquennalzulMeo;
Vermin: 81. Juli L J,, s. AmtsbL z. Wr. Ztg. y. 18. JuU L J. Nr. 16(K —
FcrsDiuLl- qdJ Sclmlnotizen. 81)5
Eise^g, seltisL ßeaUcliDle, Lehrstelle für daratcUende Geometrie a.
Baukunst; Jahresgelialt: lOOÜ ü. aebst den geaeteliclien DecennidzalKen
V. 2UU li.; Tennin; 2Ü. August l. J., fl. Hau[itbl. z. Wr. Ztg. t. 2C. Juli
l J. S. 314. — Polo. k. k. (selbst, idsass.) MBrine-UB. {mit deutscher
DSpr.), Lehrstella für Freiband- u. goometr. Zeichnen; Jaliresgehalt:
eUU fl. mit Quwtiergeld n. Mäbekins v. ]äbrl. 436 Ü. 80 kr. n. Qainquennal-
■alagen vun je 2Ü0 fl.; Tennin: lü. Sept. 1. J., s. Amtsbl. z. Wi. Ztg.
r. S7. Juli L J. Nr. 174. _ Bielttz, (neu in enicliteBde) Gewerbndiule,
IHiectonatelle mit SOÜO fl. u. 4 weitere LehTersteUen mit je 12Ü0 &. für
die nwtb«iuati«ch-&aturwi8eeDacb&ftlicb6n Fächer; Terrain: 05. Augnst
1. J., «. AmtflbL t. Wr. Z(g, v. 3. Änguatl. J. Nr. 18a — Vinkovoo,
OG., Lehrstelle Tor Naturguach lebte am ffimzan n. Mathematik n. Physik
txa OQ.i Jahresgebalt OOU iL, oTentuell 1000 fl. u. 1100 fl. mit Aasprncb
•af QDortiergeld bis 10% n. QutnqaeDcialzukgen v. 100 fl.; Tenma;
2b. Aoguet 1. J., s. AinUbl. i. Wr. Ztg. v. 3. Augast L J. Nr. 180. —
BAkovae, OK., Lehrstelle f. Deutsch als Hau|ft-, n. Franiösiseh all
Nebenfkieh, dann e, Lehrstelle für Chemie als Haapt-, u. NatnrgeBobicbte
■1« Nebenfach ; BeiQge wie oben bei Vinkoice ; Termin : 25. August L J.,
B. Aratflbl. 2. Wr. Ztg. t. 3. Augnst 1. J. Nr. 180. — Petrinia, ÜB.,
Ldiratolle fiit croatiacho Sprache a!s Hanpt-, n. Geographie u. GcHoliichto
als Nebenfach, LehrBtellu f. Geographie als Haupt-, uad Naturgeschichte
als Nebenfach, dann Lehrstelle für FieibandzeichDen, geometr. Anscban-
nogalthre u. Kalligraphie; Jahresgeholt: 800 fl. mit Quartierg«!J \na
10% des Gehaltes und Ansprach auf Quiaquennalznlageu v. 100 fl. ;
Termin: 25. Augn»t I. J., s. Amtsbl. z. Wr. Ztg. v. 3. AuL'uat L J.
Nr. ISO. — llitroTii.UK. Lehrstelle rar croatische Sprache als Hutipt-,
u. Mathematik ala Nebenfach; liexiigc a Termin, wie bei Petrinia. h.
imUhl. t Wr. Ztg. v. 3. Ang. 1. J. Nr. ISO. — Somlin, ÜB.. Lolr-
aivlle für croatisclie Sprache als Haupt-, u. Geographie u. Goachiobto als
Nebenfach; Bezüge n. Termin wie bei Petrinia, a. Amtabi. i. Wr. 2tg.
«.3. August LJ.Nt. 180. — Nikolsbarg,(de)itsehaB)Staat8-BD.OG..titetb
dc8 Directory Stelle e. kath. ReligionsleliTers, 4 LehrEtallen (. ctass. Philologie
Inüt wduscheitfiwerther liefahiKuog Sär FraniQsisch n. eines zweiten f.
BÜbmiHcb), LebrBt«lle f. Deutsch als Hauptfach nebst I^tein u. Griediisoh
oder Geographie a. GeEohicht«. 1 Stelle f. Mathematik n. Physik am
guiUQ G., 1 Stelle f. Naturgoadiichto am gnmen n. f. Mathematik n.
PtifEik am UG., 1 Stelle f. das Zeichnen; Bezüge: die System isierten ;
TermiBi 20. Augnst 1. J., a. Amtsbl. z. Wr. Ztg. t. 3. August 1. J. Nr. 180.
— Trio st, (deutsche) t;tsats-OIt., Assistentecstolle für die Zuichnun^-
Rcber, eventuell fUr Modellieren, mit Jabreshonomr v. 600 fl.; Termm:
Ende August 1. J^ s. ÄmtahL z. Wr. Ztg. v. 6. Augnst I. J. Nr. 181.
— Linz, k. k. Lehierinnen-BildnngsaDstalt, 3 Uanptlehrerstellen, die
eine fOr l'»dagogik n. die bnnianisUschcn Fächer, die andere für Matbe-
niatik u. Zeichnen; Termin: Sl. Jnü I. J., s. Terordn. Bl. 1ST3. St. XIII,
li.3£tf.; — ebend., Staats-ÜG. Lehrstelle f^cltias. Philologie mit den gcseti-
Uchnorm.BezUgeu; Termin: l.Septl.J., «.Amtsbl. z. Wr.Ztg. v. 8, August
L J. Nr. 184. — EaadoD. Coma. BG. (mit Baclprouitat), 3 Lebrstdieu
fQi claas. Philologio; Jabresgehalti 800 fl. init Anspruch auf ijuinquennnl'
nbLgm k 2ÜU U,; TcvniUi: m Juli L J , s. Vorordn. BI. 18T3, St. XI,
" ' Trient, L k. LfhrariunenbilduDgsanstalt , SteUc oincB
a für riiykik u. Chemie nU Haupt-, uud K.itur^-ui-cliichtc oder
■ ■ i.ipliio 11. GescUichtu al- '•' l'.ir.'ii. nw.[i;,'ii: (Be
. l.'i. August 1. J., b. V, ■ . I ; 1 ;■ ■-.. XIV.
i:l-irt, k. k. Loliruriiin.i . l!.;iiner
ü.inilarbcitim, mit Vcrnn i ':.'.<.>iümt-
^,.,j.ill; »üü IL, Hobst ÖHJ 11. .Vatwuu-^UA^^ u. An-
ucunaUnliiean roa 100 fl„ l'cruiiii ; 10. Augu^-t 1. J..
t. St XV, S. 412. - Iniiäbtuck.k. k.Lohminnon-
2tJ'
Wi i
Tri.D
Ulmir. 1 ;
■Brach auf G <iü>m
i: V«reidii. Bl. uns
806 Personal- and Schnlnotizen.
bildnanst, Stelle eines Haaptlehres für deniscbe Sprache, Geographie n.
Oesdiidite, mit den norm. Bezügen; Termin: 25. Aagost 1. J.^ s. Ycrordn.
BL, lB7d, St Xy, S. 412.
(Nekrologie.) — Am 19. Februar 1. J. zu Königsberg in Pr.
Dr. Heinrich Czolbe, ein hervorragender Vertreter der gegenwärtigen
dentschen Philosophie nnd namhafter philosophischer Schriftsteller, 53 J.
alt. (Vgl BeiL ». A. a. Ztg. v. 21. Jnni L J:, Nr. 172, S. 2641.)
— Am 12. März L J. zn Camorrnms der Africa-Reisende Dr. Wilh.
Lühder ans Greijfewalde, auf einer wissenschaftlichen firforschungsreise
an -der Westküste des äcmatorialen Africa.
— Am 9. Mai L J . zu Stockholm der hochw. Bischof und apost.
Vicar M. L. Stndaoh, auch seiner gelehrten Arbeiten halber bekannt
nnd geschätzt, nnd zu Avignon der Philosoph und Nationaloskonom John
Stuart Mi 11 (geb. zu London am 20. Mai 1806), Sohn des Historikers
von Indien James M., durch seine schriftstellerischen Leistungen, Torzugs-
weise auf dem Gebiete der Volkswirthschaft, bekannt. (Vgl. Beil. z. Augsb.
allg. Ztg. y. 17. Mai 1. J., Nr. 137, S. 2097 f.)
— Am 10. Mai L J. zu Wien Friedrich Joseph Ritter ron Bartsch
(geb. zu Wien am 2. Juli 1798), k. k. Begierungsrath, pens. Custos der
k. k. Hofbibliothek, in der ihm seit langen Jahren zunächst die werth-
ToUe Kupferstichsammlung anrertraut war, über die er einen wissen-
schaftl. Katalog yeröffentBcht hat, Verf. mehrerer kunsthistorischer
Schriften, auch ausübender Künstler.
— Am 12. Mai 1. J. zu Inzersdorf nächst Wien der pens. Sections-
rath im k. k. Ministerium für C. u. ü. Lorenz CfergheÖ ron Neraes
Tacskänd, zu Dresden Dr. Friedrich Maximilian Oertel, 1824—1826
Professor an der kön. sächs. Landesschule in Meissen, bekannt als Genea-
log, Verfasser statistischer, historischer und geographischer Werke,
Herausgeber von nCannabich^s Lehrbuch der Geographie^ u. s. w., im
Alter von 78 Jahren.
-- Am 13. Mai L J. auf der Mauer (nächst Wien) der ehemtilige
Artillerie-Hauptmann und Professor der Chemie der technischen Militär-
Akademie in Wien, Alexander Exner, derzeit Agent der Börse; zu Laibach
Kaspar Masohek, pens. k. k. Musiklehrer, gewesener Chormeister und
Gesanglehrer des philharmonischen Vereines, geschickter Componist, im
79. Lebensjahre, und zu Greifs walde Dr. Pütter^ Professor der Juris-
prudenz an der dortigen Universität.
— Am 14. Mfu 1. J. zu Stuttgart Dr. Hermann Karl Reuehlin
(geb. zu MarkgrÖningen nächst Stuttgart, am 9. Jänner 1810), als Histo-
riker (iiGeschichte Italiens", „Lebensbilder zur Geschichte des neuen
Italiens" u. a.^ geschätzt (Vgl. „Presse« vom 20. Mai 1. J., Nr. 138.)
— Am 15. Mai 1. J. zu Heidelberg der bekannte Fürst, eigentL
Cuza (geb. am 20. März 1820 zu Galacz in der Moldau), durch einige
Zeit (1859^1866), als Alexander Johann L, Fürst von Rumänien. Vgl. BeiL
%. A. a. Ztg. V. 28. Mai L J , Nr. 148, und zu Turin Baron Da vi so, ehemals
Professor der Rechtswissenschaft an der dortigen Universität.
— Am 16. Mai L J. zu Potherajst Karl Balla, Mitglied der k.
Ungar. Akademie, im 82. Lebensjahre, viel mit Meteorologie beschäftigt.
— Am 17. Mai L J. zu Ansbach Dr. Christian Elsperger (^b.
ebend. am 28. September 1798), kön. bayr. Schulrath u. quiesc. Gjmnasial-
Rector, geschätzter Philolog.
— Am 19. Mai 1. J. zu Graz der jubil. k. k. Statthalterei-Viceprft-
sident Joseph Fellner, Ritter des kais. öst. Leopold -Ordens und des
Franz JosepVOrdens, im 83. Lebensjahre.
— Am 20. Mai L J. zu Turin der bekannte Archaeologe Prof.
Cavalier Carlo Promis, (geb. am la Febr. 1808), Mitglied der dortigen
Personal- nnd Sobulnotizen. 897
Akademie der WissenscliafteD. (Vgl. Beil. z. A. a. Ztg. t. 2Ö. Jniü 1. J.,
Nr. 171, S. 2021.)
— Am 22. Mai 1. J. zu Angsbnrg Se. Hochw. der dortige Dom-
propst Dr. Franz Joseph y. Allioli (geb. in Sulzbacb am 10. Aa&^ust
1793), durch zahlreiche Schriften, namentlich archaeologischen Inhaltes,
besonders durch seine Uebersetznng der „Ynlgata** in den weitesten
Kreisen bekannt, nnd zn Mailand der bedeutendste italienische Dichter der
Neuzeit Alessandro Manzoni (geb. laut officieller Kichtigstellung am
7. März 17fö), der Classiker des italienischen Bomaneff (»I promessi sposi**),
auch als Lyriker (^Inni sacri**, insbesondere „11 cinque Mag^io 1823 auf
Napoleons L Tod), so wie als Dramatiker („H conte di Garmagnola'^,
„Adelghis«) bekannt. (Vgl. Beil. z. A. a. Ztg. y. 13. Juni 1. J., Nr. 164.)
— Am 24. Mai 1. J. zu Greifswalde phil. Dr. Job. Friedrich Leopold
George, ordentl. Professor an der pbilosoph. Facultät der dortigen
Hochschule.
— Am 25. (24.) Mai L J. zu Stockholm Auditeur Georg S<^hentz,
der Nestor der schwedischen Journalistik, Erfinder der bekannten Rechen-
maschine, im 88. Lebensjahre.
— Am 25. Mai 1. J. zu Wien Dr. phil. & iur. Karl Bitter yon
Heintl, Besitzer des Donatkreuzes des souy. Johanniter-Ordens, k. k.
Truchsess u. s. w., emer. Vicedirector der philos. Studien und emer. DeCan
der phik». Faeultät an der Wiener Uniyersit&t, jub. Üniversitäts-Syndicus
md J^anzleidirector, k. k. Begierungsrath , Vorstand und Mitglied zahl-
reicher HumanitätsTereine u. s. w., im 75. Lebensjahre.
— Am 26. Mai l. J. zu Berlin der Musikdirector August Conradi,
als Gomponist melodiöser Operetten, Singspiele, Lieder u. s. w. bekannt,
im Alter yon 52 Jahren.
— Am 27. Mai 1. J. zu Salzburg Johann Ey. Schlier, ein gedie-
fener Oomponist, Schüler Michael Hayan*s, im 81. Lebensjahre; zu Paris
ierre Antoine Lebrun (geb. ebend. am 29. Decemb. 1785), das an Jahren
nnd der Anciennität nach älteste Mitglied der Akademie (seit 1828), unter
der Juli-Regierung Staatsrath und Director der Nationaldruckerei u. s. w.,
geschätzter französischer Dichter.
— Am 29. Mai 1. J. zu Pilsen Florian Kern, jubil. Bealschul-
director, Inhaber des goldenen Verdienstkreuzes, 83 Jahre alt.
— Am 30. Mai 1. J. zu Düsseldorf der Professor der Kupferstecher -
kunst Joseph y. Keller (geb. zu Linz am Bhein 1811), einer der ersten
Meister neuerer Zfeit. (Vgl. Wr. Ztg. y. 7. Juni 1. J., Nr. 132, S. 1110.
— Anfangs Mai 1. J. zu London John Arrowsmith, englischer
Geograph, 83 Jahre alt.
— In der 1. Hälfte des Monats Mai 1. J. zu Tlympton (Deyon-
shire) Dr. Patrick Nicol, dessen Name in Darwin*s Werke: ,der Aus-
dmck der Empfindungen bei Menschen und Thieren« mehrfach genannt
ist, im 26. Lebensjahre.
— Ende Mai 1. J. zu Barbisson in der Nähe yon Fontainebleau
Charles Lucy (geb. zu Horeford), ausgezeichneter englischer Maler, im
Alter yon 59 Janren.
— Am 2. Juni 1. J. zu Paris George Hainl (geb. 1807 zu Issoire
in der Auyergne), seit 1863 Orschester-Dirigent an der grossen Oper; zu
Breslau Dr. phil. Cbristlieb Julius Braniss (geb. zu Breslau am 18. Sept.
1790), Professor der Philosophie an der dortigen Universität, und zu
Danzig.Prof. Schulz, Director der dortigen Kunstschule, durch kunstge-
schichtliche Werke bekannt.
— Am 5. Juni 1. J. zu Heidelberg Dr. Konrad Franz Bosshirt,
grossherz. badischer Geheimrath, Professor der Bechte an der dortigen
Uniyersität
— Am 7. Juni l. J. zu Graz der Linguist Ob. A. Bonyin.
— Am 8. Juni 1. J. zu Dresden Meno Mühlig, sehr talentvoller
Maler, in seiner Studienzeit zu den Schülern des Professors Hübner ge-
898 Penonal- und Schalnotisen.
hörig, besonders im Fache des in*B Oenrebildliche gesogenen Elementes der
Historie geübt, wie seine Darstellungen ans dem Bauernkrieg bekondea;
in Born der bekannte Bildhauer Lotscfa aus Baden, im hohen Alter.
— > Am 13. Juni 1. J. zu Qraz der landschaftliche 8ecretar nad
Cnstos am Joanneum Gottlieb Bainer Kitt t. Lindenbichl, 67 J. alt;
zu Berlin der Nestor unter den deutschen Geschichtsschreibern Friedrick
Ludwig Georg t» Baum er (geb. zu Wörlitz bei Dessau am 14. Mai 1781),
Professor der Geschichte an den Universitäten zu Breslau (1811), dann
zu Berlin (1819), durch seine historischen Werke rühmlichst bekannt (YgL
BeiL z. A. a. Ztg. t. 81. August 1. J., Nr. 243 ff.), und zu Genua der
Stadtmnsikdirector Angelo Mariani (aus BaTenna), der TorzügliohBte
Orchesterdirector des modernen Italiens.
•— Am 14. Juni 1. J. zu Edinbur^^h Dr. William Steyenson, Pro-
fessor der Theologie und Kirchengeschichte an der dortigen UniversitfiL
— Am 16. Juni 1. J. zu Marienbad der k&n. sächs. Etefirath Dr.
Albert y. Zahn, (jtoneralsecretar der kön. Kunst-Sammlungen, bekannter
Kunstschriftsteller, im 87. Lebensjahre.
-— Am 16. jfl3.) Juni 1. J. zu Berlin der geh. Medicinalrath Pro-
fessor Dr. Moriz Heinrich Bomberg, Begründer der neueren Neuropa-
thologie und Verf. eines Werkes über NerTenkrankheiten, im Alter ?ott
78 Janren.
— In der Nacht zum 20. Juni 1. J. auf der hohen Warte nSchst
Wien Leopold Oesterreicher, Director des israelitischen Blinde»-
Listitutes allda, ein ausgezeichneter Pndagog, kaum 40 J. alt.
-— Am 20. Juni 1. J. zu Innsbruck der k. k. Ministerialrath L P.
Frans Freiherr v. Hell, früher Chef der Pressleitung in Wien, Bitter
des k. ung. St. Stephans-Ordens, des kais. öst. Ordens der eisernen Krone
iL GL und des Frua Joseph-Ordens u. s. w., auch in der Kunstwelt als
taleBtfoIlflr Landschaftsmaler bekannt, im 61. Leben^ahre. (YgL Wr.
Ztg. T. 10. JuU 1. J., Nx. 159, S. 132 £E:)
— Am 22. Juni 1. J. sa I^si der Oniversititsprofessor und Direetor
des botanischen Gartens Dr. Julius Kovacs im 57. Lebensjahre.
— Am 25. Juni 1. J. zu London Tfaomton Hunt, ein sehr geach-
tetes Mit^ied der Zeitungspresse, Verf. dee Bomanes »Fester Brother*,
u. s. w.^ 62 Jahre alt.
— Am 26. Juni 1. J. zu Kassel Dr. Heinrich Henkel (geb. am
9. Juni 1802 zu Schmalkalden), Justisrath, ausgezeichneter Fachmann
rygL Beil. z. A. a. Ztg. v. 20. Juli 1. J., Nr. 201.); zu Wien Med. Dr.
Emanuel August Michael (geb. zu Karlsbad), seinerzeit o. Ö. Professor
der chirurgischen Yorboreitungswissenschaften an der k. k. UniversitftI
zu Innsbruck, 78 Jahre alt.
— Am 27. Juni 1. J. zu Florenz der bekannte americaniscbe Bild^
hauer Hiram Powers (geb. am 29. Juli 1805 zu Woodstock im Staate
Vermont); zu Mailand Francesco Boss!, ein Freund und Studiengenoaw
Manzoni*s, Mitglied des lombard. Institutes, dessen Präsident er 2 Jahre
lang war, ausserdem corr. Mitglied der kais. Akademie der Wissenschaften
in Wien, Verfasser zahlreicher gelehrter Schriften.
— Am 28. Juni L J. zu Speyer der Doincapitular Dr. phil. Franz
Xayer Bemling, Historiograph, Mitglied der kön. bayr. Akademie der
Wissenschaften.
— Am 29. Juni 1. J. zu Neuenahr der gesch&tzto rheinische Dichter
Dr.tWolfgang Müller v. Königswinter (geb. am 15. März 1816 in
Königswinter unter dem Dracheniels) , als Lyriker, Novellist und Dra-
matiker Tortheilhaft bekannt (Vgl. Beil. z. A. a. Ztg. t. 6. Juli L J.,
Nr. 187, S. 2872 t)
— Am 30. Juni 1. J. zu Wien Abraham Utiz, pcns. Director der
ehemaligen Josephstädter Bealschule, Inhaber des goldenen Verdienst-
kreoiee; zu Strassburg der ho£fnungs?ollo junge Historikw Oscar Grand.
Penonal- niid Sehnlnotiien. 899
-* AnüangB Juni L J. zu Basel Dr. jnr. Job. Rudolf Bnrokhardt,
ebenala Staatsanwalt, Fischs des Cantons Basd-Stadt, duidi historische^
ebrooiologische und biofi^pfaische Schriften bekaimt, 75 Jabie alt.
— Li der 1. Hälfte des Monats Juni 1. J. zn Pest der Stadtreprä»
sentant Dr. Joseph Polya, als Pomolög bekannt, im Alter von 72 Jahren;
in iunerica Dr. G. Rott (geb. 1804), der berühmteste amerieanische
Avthropolog der Gegenwart, durch seine mit dem Terstorb. £. R. Giddoa
heiau^effebenen Werke («Types of Mankind", und »Indigenous Baces of
ihe Barths bekannt.
— Ende Jani L J. zu Venedig der französische Historienmaloc
Henri Scheffer, Neffe Ary Sch.*s und Schwager Ernst Renans.
— Am 1. Juli 1. J. zu Baden bei Wien dtr pens. £anzlei4)irector
dea Obeistkämmeramtes, k. k« Hofrath Joseph Ritter Ton Raymond,
Ritter des k. ö. Ordens der eisernen Krone 3. CL, u. vieler anderer Orden,
Sdiaizmeister des erstgenannten Ordens, Ehrenbürger der Stadt Baden,
eine in Dicfateis Schauspieler- und Künstlerkveisen vordem viel umwor-
bene u. vielbeliebte Persönlichkeit, im Alter v. 72 Jahren.
* — 1. (2.) Juli zu München Adolf Döhlemann, ordent). Professor
für Brücken* u. Tunnelbau und Vorstand der Ingenieur-Abtheilung am
der dortigen polytechn. Schule. «
— Am 2. Juli 1. J. zu Badweis Julius Pirkl, Professor am dori^en
deatsehen Staats-Gymnasium, im 30. Lebensjahre.
— Am 4. Juli L J. zu Darmstadt Johann Jakob Kaup (geb. ebend.
am IOL Anril 180S),Ii»pector des dortigen grosshevzogL Naturaliencabinetee
ausgezeienBeter fklaeontolog;, (vergL BeiL zr. A. & 2Jkg. t. 15. Juli L J.
Nt. 196); zu London der als Musiker und Opemcomponist. bekannte Fürst
Joseph Michael Poniatowski, (geb. zu Rom am 21. i'ebr. 1816), firüher
in hohen diplomatiscben Stellungen verwendet; zu Marienberg beiMeran
8e. Hoehw. P. Firmin Rufinatscha, durch längere Zeit Professor und
Direetor des Meraner Gytnnasiams, und zu Graz Joseph Rauter, Prolessov
an der dortigen Lehrerbildungsamst., im 27. Lebensjahre.
— Am 6. Juni 1. J. zu Wien der bekannte JUanaturmaler Emanuel
Peter (geb. zu Jä^emdorf in Schlesien 1799), und zu Wetdling bei Wien
Dr. Ignaz Rudolf Sc hin er, Sectionsrath im Finanzministeriom, einer der
th&tigsten Begründer des zoologisch-botanischen Vereines, und einer der
hervorragendsten Dipterologen (Kenner der ^Zweiflügler), Naturforschei,
VerfL des einschlägigen wissenschaftlichen Werkes MDiptera** (Wien, Gerold,
1862—1864), im 60. Lebensjahre.
— Am 8. JuU 1. J. zu Brandenburg Professor Dr. Moriz Helft er,
im Alter v. 82 Jahren.
— Am 9. Juni 1. J. zu Deggendorf der bekannte k. Besirksfurzt Dr.
Karl Müller, Verf. zahlreicher humoristischer Gedichte; zu Frankfurt
a. M. der ausgezeichnete Porträtmaler Franz Winterhalter (geb. zu
Meuenschwand in Baden in J. 1806).
— Am 10. Juli 1. J. in Posen der Schriftsteller u. gewesene Ab-
geordnete Leo Wagner, im 40. Lebensjahre.
— Am 12. Juli L J. zu Köln der Architektur^ n. Landschaftsmaler
Prof. Karl Emanuel Kon r ad aus Düsseldorf, im 63. Lebens^r«; lu
Dobhin der pensionierte Direetor des Pilsener Gymnasiums, Se. Hochw.
Gottfried Böckl, Prämonstratenser Ordenspriester des Stiftes Tepl.
— Am (12.) 13. Juli 1. J. zu London Mrs. Olive, Verfasserin von
,Paul FerrolP, Paul Ferrolls Wife'' u. m. a, bekannte belletristische
Schriftstellerin.
—- Am 13. Juli 1. J. zu Pest Graf Gedeon Raday (eeh. ebend.
1806), ein kunstsinniger Theaterfreund, schon 1843^ dann abermals seit
1854, Intendant des un^. Nationaltheaters.
— Am 15. Juli 1. J. zu Wien der bekannte Gesangslehrer Alois
Pscherer; zu Knittelfeld in Steiermark Johann Hör mann, Mitarbeiter
408 0. Bennderf, üeber das Selbstportrait des Theodoros.
schützt die Lesung „eam" (das Viergespann, vom Wagen unter-
schieden) durch einen Hinweis auf Plinius 36, 36 ^quadriga cur-
rusque et Apollo ac Diana ex uno lapide^.
Dass nicht alle Theile dieser Stelle richtig überliefert sind,
scheint so gewiss, als dass keine Veränderung ihi-es Wortlauts Ein-
fluss auf ihren Sinn haben darf. So wunderbar sich derselbe aus-
nimmt, so deutlich wird er doch durch zwei andere Stellen desselben
Schriftstellers bestätigt.
Als Beispiel« für eine ungewöhnliche Ausbildung des Gesichts-
sinnes führt Plinius (7, 85) nach Cicero und Varro an ,,in nuce in-
clusam niada Homeri carmen in membrana scriptum'', ferner dass
ein gewisser Strabo in Lilybaeum die aus dem Hafen Karthagos aus-
laufenden puuischen Kriegsschiffe habe zählen können, schliesslich
einige kleine Elfenbeinarbeiten des Kallikrates und des Myrmekides :
„Callicratesexebore formicas et alia tam parva fecit animalia ut partes
eomm a ceteris cemi non possent. Myrmecides quidem in eodem ge-
nere inclaruil quadiiga ex eadem materia quam musca integeret alis
fabricata et nave quam apicula pinnis absconderet. '^ Auf diese näm-
lichen Arbeiten kommt Plinius später (36, 43) noch einmal zurück,
nur dass er sie dort, im Widerspruch mit sich selbst, nicht in Elfen-
bein sondern in Marmor ausgeführt sein lässt: ^Sunt et in parvolis
marmoreis famam consecuti Myrmecides, cuius quadrigam cum agita-
tore operuit alis musca^ et Callicrates, cuius formicarum pcdes atque
alia membra porvidere non est.^ Dasselbe Kunststück der Fliege, die
ein Viergespann mit ihren Flügeln deckte, war also auch den Arbeiten
des Myrmekides eigen, und durch diese Identität wird der Sinn der
erstgenannten Stelle vollkommen gesichert. Die zu suchende Erklä-
rung wird beiden Berichten in der nämlichen Weise gerecht werden
müssen.
Myrmekides und Kallikrates worden häufig von spätem Schrift-
stellern erwähnt, leider ohne dass sich eine nähere Kenntniss daraus
gewinnen liesse. Werthlos, weil aus Plinius geschöpft, ist die Angabe
des Apuleius gramm. de orthographia p. 12, 57 ed. Osann: „Myrme-
cides . . fuit scalptor admirandus in minutis marmoreis operibus for-
mandis, meliorque Theodore et Callicrate^, und auch die folgenden
Stellen bieten keine wesentliche Erweiterung der Ueberlieferung :
Plutarch ady. Stoicos de commun. notit. 44, 5 nairoi Xiyerai ^iv 6
AvY^^g ixeivoQ dia Tvizgag xai dia dgrog ogäv hoqa de rig ano
(jxonrjg iv 2ix€Xi<f Tia&eCofjievog rag Kaqxrjdovuov ex tov hßivog
vavg ianXeovaag^ ^I^^Q^^S >t«i vvxrdg auexovaag ÖQOfiov ol de
Tteoi KttlXiyiQaTi] aal MvQ^rjxldi] Myovrai ötjutovQyelv aq^ata
fiviag n:reQo7g ytdkvTtTo^eva, ymI diaxoqeveiv fv arjaaf4(p yQafi-
Aelian var. hist. 1 17 ed. Horcher Tavra ixQa la%l xa d-av^a-
(^6fieva MvQjUTjxiöov rov Mikrpiov xal KaklixQatovg tov Aonu-
äai/novinv fttyoa i(ff(t. rid^oijTTta (xev inotrjaav vno fiviag xoütv-
fiTOfUiLc, 7Mi !i' üifiOfKit olonxov fXeyelov xqvaoig yQa/ifioaiv
Erste Abtheilun^.
Abhandlangen-
' üeber das Selbstportrait des Theodoros.
Bi-unn sagt in der Geschichte der griechischen Künstler I p. 35 :
„Ton Theodoros kennt Pausanlas kein Werk in Erz, dagegen meldet
Plinins (34, 83), dass er in Samos sein eigenes Bild in Erz gegossen
habe. An demselben ward ausser der wunderbaren Aehnlichkeit noch
besonders die grosse Feinheit der Arbeit gerühmt. Es hielt in der
Bechten die Feile, in der Linken aber mit drei Fingern ein Vierge-
spann von solcher Kleinheit, dass das ganze Gespann, Wagen und Len-
ker, von den Flügeln einer zugleich gemachten Fliege zugedeckt
wurden. Es war, sofern nicht etwa die Worte des Plinins gänzlich
verderbt sind, von Samos nach Praeneste versetzt worden. So fabel-
haft diese Nachricht überhaupt klingt, so muss sie bei dem hohen
Alter des Künstlers noch mehr Verdacht erregen. Nichts desto weniger
möchte ich sie nicht zu vorschnell verwerfen, da wir sehen werden,
dass Theodoros sich ebenso wol auf Metallarbeit im Kleinen, als im
Grossen verstand.^
Die Stelle des Plinins lautet: „Theodorus, qui labyrinthum
fecit, Sami ipse se ex aere fudit, praeter similitudinis mirabilem fa-
mam magna (magnam B ^) suptilitate celebratus. dextra limam tenet,
laeva tribus digitis quadrigulam tenuit translatam Praeneste, tantae
(tantae om. B.) parvitatis ut miraculo pictam eam cumimque et anri-
gam integeret alis simul facta musca." Sillig wollte „fictam^ lesen ^);
ürlichs chrestomathia Pliniana p. 329 edirt „parvitatis* miraculo^
pictam ut eam^, erklärt „miraculo" für den Ablativns causae udd
*) Dilthey schlägt vor: „tantae parvitatis ut — ndrairiU dktu —
eam^ etc. mit Hinweis auf 35, 88 „imagines adeo similitudinis
indiscretae pinxit ut — incredibüe dictu — Apio grammaticus
scriptum reliquerit qnendam ex facie hominum divinantem, quos
metoposcopos vocant, ex iis dixisse ant fatorae mortis annos ant
praeteritae.' — Parenthetische Exclamationen und ein sehr häufiger
Gebrauch des Supinum auf u sind langst als Eigenthümliehkeitan
des Pünianischen Stils erkf^nnt, vergl, Qj^er de usu Pliniano
p. 80 und 88, Fels de codd. Plini fatis p. 11 folg.
MUehrfft r. d. 6ftcrr. Grnn. 187t. VL B«ft. 27
404 0. Benndorf, üeber das Selbstportrait des Theodom.
neTtoix^a yiyviiaiieiv, ovi ^rfiev roirtov iari r^pi^cfarii
T£ TTLXTBvqinTBlv (was schon laugst durch jrsvavQiOrä» virtMt
worden ist) /mi ßaöluiv i/il ö^oivkov Xejcvcov, iy xvxluns^p
dtveia&ai firj axoTovfjevov, ola rd z€ MvQUKxidov rovAifm
y.ai KaXhxQavovg tov ylay.edaifi(moi\ To oe zuiv a^lipS^kit
ffjdev/ja ixovov inoTtTevoj y.tX, Schliesslich wird auf dieadbep»
uiatische Quelle eine Erwähnung des Julian orat. III p. 111 DA
Spanheim zurückgehen, welche von Snidas v. I^eXoiog und tefe
sowie im Append. proverb. I 68 wiederholt ist: xal el /manA
ovog Tcc TOictirva ditf/iiiatj leSsi äi fjölaT]] TcoaftfSv nun htümr
vwv TO q^vkov aal ayeveg, yeXoioieQOv vofnXsi Ttoy anotofo^
rag ueyxQovg f.7nxeiQovvuov' xax^a/r«^, ol^at, qiceai top Mvftf
Tfddrjv avTinquvTOfiivov Tg Oeidiov Tixvrj,
Fügt man diesen Notizen hinzu, dass Athenaens XI p. 7811
II p. 347 ed. Meineke in einer Liste berühmter Toreuten Mv^ioft^
drig 6 MiXrjaiog und KalXixQaTr^g 6 ^axiov nennt, dass Gmi
Acad. prior II38, 120 Myrmokidos als ^minutoram opnsciüoniB A^
ricator'' erw&hnt und Yairo de lingua lat. VII 1 (vergl. IX 108) enttl
wie man die Elfenbeinarbeiten des Mynuekides, um sie besser sebaa
können, auf schwarzes Haar gebi*acht habe^), so dürfte im WmhI-
lichen alles erschöpft sein, was von beiden Künstlern überliefert kL
Man sieht es diesen Zeugnissen an, dass die Autoren sfimBtU
eine bestimmte Vorstellung mit ihrem wunderbaren Bericht nicliifi^
banden. Daraus erklärt sich die schillernde, fast überall unglöcki
Form desselben. Bald ist esMyrmekidcs in Verbindung mit KaHiknte
bald Myrmekides allein, dem das Wunder zugeschrieben wird; baldiik
es Elfenbein, Marmor, Erz oder sogar Eisen, worin es ausgeführt tm
soll ; bald wird das Viergespann von der Fliege nicht bedeckt, sondni
gezogen.
Eine deutliche Vergegenwärtigung dos Räthsels haben ancb dk
neueren Forscher nicht versucht. Sie denken an toreutische Kfinsto-
leieu, ohne sich über ihre bestimmte Form näher auszusprechen vai
widmen einem Gegenstande, welchen die alten Schriftsteller mit ao^
gesprochener Geringschätzung behandeln, ofifenbar absichtlich knü
eingehendere Aufmerksamkeit. Ich glaube indessen , dass er sick
durch eine einfiEiche Betrachtung mit einiger Wahrscheinlichkeit erle-
digen lässt.
ürlichs chrestom. Plin. p. 329 hat die einer ersten Betrachtnng
naheliegende Ansicht geäussert, dass die Fliege dem Viergespann bei-
gegeben gewesen sei, um seine Kleinheit zu versinnlichen. Allein fti
diesen Zweck müsste eine Fliege als bedeckend nur gedacht werden,
dürfte nicht wirklich bedeckend mit ausgearbeitet sein; denn abge-
sehen davon, dass sie in der Ausführung bei ziemlicher Vergrösserung,
ja selbst in relativ colossaler Bildung, immer noch den Eindruck einer
') ^Extrinsi'CUB admovent nigras setas**^ niciit ^schwane Seide* wie
ßruun Künsllerg. U p. 40i angibt.
0. Benndarf, üeber das Selbstportrait des Theodoros. 405
Fliege hätte geben können, so wiude sie für die richtige Schätzung
der Massverhältnisse nicht blos überflüssig, sondern hinderlich ge-
wesen sein. Je kleiner ein Kunstwerk ist, um so mehr bedarf es der
Möglichkeit ungehindert im vollem Licht dem Auge nahe gebracht
zu werden. Dieser Forderung würde ein solches Beiwerk ¥nder-
sprechen; eine Fliege in gleicher Grösse über dem Viergespanne
schwebend und dasselbe mit den Flügeln bedeckend, würde dem
Kunststücke jede Wirkung entzogen haben. Der ganze Einfall wäre
abenteuerlich und zwecklos; er erschiene überdiess technisch unaus-
führbar, da nicht abzusehen wäre, wie das Insect mit den Füssen
Fühlung und Stand auf einer derartigen Basis hätte erhalten können.
Diese Unmöglichkeiten leiten am natürlichsten auf die Voraus-
setzung, dass in den ursprünglichen Nachrichten nur von einer
Fliege die Bede war, welche die kleinen Viergespanne hätte bedecken
können. Darin könnte auch die Wahrnehmung bestärken, dass toreu-
tisehe Kunststücke in solcher Kleinheit der antiken Kunst nicht fremd
waren. Wie L. Stephani mich belehrt, besitzt die k. russische Ermi-
tage zwei goldene Ohrgehänge des vierten Jahrhunderts v. Ch. mit
einem analogen plastischen Schmuck. Dei-selbe befindet sich in dem
mittelsten durchbrochenen Kern der Bosette, welche das Ohrläppchen
zn decken bestimmt ist, und zeigt nicht in Belief, sondern in runder
Arbeit ein Viergespann, auf welchem Nike und ein Heros steht, während
an jeder Seite ein Erot neben den Pferden einherschreitet. Die ganze
Gruppe, welche so fein und zart ausgeführt ist, dass nur ein scharfes
Auge alle Einzelheiten ohne Vergrösserungsglas erkennen kann, würde
ein grösseres Insect bequem mit den Flügeln bedecken können, und
wenn man die beiden Eroten wegdenkt, selbst eine gewöhnliche
Fliege*). Wie schlagend aber auch auf den ersten Blick die Analogie
dieser Kunstwerke zu sein scheint, so werden doch durch dieselbe die
Schwierigkeiten der Ueberlieferung nicht gehoben. Dass eine derartige
Metallarbeit vor dem vierten Jahrhundert v. Ch. in Griechenland
möglich gewesen sei, wird man nach dem Entwickelungsgang welchen
die hellenische Kunst genommen hat, für durchaus unwahrscheinlich
halten ; dass sie aus den Zeiteu der beginnenden Kunst, von Theodoros,
herrühren könne, noch dazu als Attribut in der Hand einer Statue
oder selbst einer Statuette, schlechterdings verneinen ^). Das Attribut
wäre unplastisch; um es ciuigonnassen zur Geltung zu bringen, hätte
es auf der Fläche der offenen Hand oder auf der Spitze eines Fingers
gehalten werden müssen, nicht tribus digitis wie ausdrücklich ange-
geben ist. Dazu kommt, dass man den Irrthum, der in den erhaltenen
*) Publ. in den Antiqu. du Bosphore Cimmärien pl. 12» Nr. 5 und
ii:i vergrössertera Massstabe Nr. 5. Goldarbeiten von annähernd
ähnlichen Dimensionen scheinen sich auch im Pariser cabinet des
medailles vorzufinden, vergl. Chabouillet catalogue g^neral des
camöes p. 380 folg.
*) Aus diesem Grunde stellte Boeokh C. I. G. I p. 872 die Äechtheit
des Selbstportraits von Theodoros in Abrede.
40fl 0. BefMdarf, üeber das Selbstportrait des Theodoros.
Nachrichten angenommen werden mtisste, nicht verstehen würde; so
leicht man der ünknnde späterer Knnstschriftsteller ein technisches
Missverständniss zamuthen darf, so schwer hält es sich mit einem
blos grammatischen Missverständnisse abzufinden. Wenn wirklich
ursprünglich nur gesagt war, dass ein Insect das Viergespann hätte
bedecken können, wie wäre es glaublich, dass alle Schriftsteller
diese verständliche Schilderung gleichmässig missverstanden und in
einen gleichmässig sinnlosen Bericht verdreht hätten? Wie würde
man erklären können, dass PHnius zwischen einer Fliege , die ein
Viergespann, und einer Biene die ein Schiff bedeckt, bestimmt unter-
scheidet? — Kurz, das unglückliche Insect bleibt problematisch,
gleichviel ob man annimmt, dass es mit ausgearbeitet war oder dass
es nur hinzugedacht werden sollte.
Da das Attribut der Statue des Theodoros , welches später in
Praeneste aufbewahrt wurde, wie die Arbeiten des Myrmekides beweg-
lich waren, so ist für die Vorstellung die Möglichkeit gegeben, dass
die Fliege sich nicht oberhalb des Wagens befand, sondern denselben
von unten bedeckte. Diese logische Möglichkeit, auf den ersten Blick
befremdlicher als die andere, erweist sich bei näherem Nachdenken
allein ausführbar. Wir besitzen ja noch eine Menge ähnlicher An-
ticaglien, in der Begel allerdings nicht von Toreuten, sondern von
Steinschneidern : fein ausgearbeitete Insecten, welche alle möglichen
Eunstgegenstände, sogar grosse figurenreiche Compositionen , mit
ihren Flügeln bedecken. Es scheint mir zweifellos, dass jene frag-
lichen Werke nach dem Muster von Scarabaeen zu denken sind.
Auf der ebenen glatten Fläche war das Viergespann mit dem Wagen-
lenker graviert •), auf der convexen Bückseite das Insect in relief-
artiger Arbeit angebracht.
Bei der Portraitstatue des Theodoros wird man, da das Material
nicht angegeben ist, geradezu an einen geschnittenen Stein denken
dürfen''). Denn derselbe Theodoros von Samos hatte sich durch
verschiedene kostbare Arbeiten in Edelsteinen ausgezeichnet und galt
als der Verfertiger des berühmten Siegelrings des Polykrates von
Samos (Herodot m 41)^ wie denn Samos die früheste uns bekannte
Pflegestätte der griechischen Glyptik ist^). Unter dieser Annahme
wird vollkommen verständlich :
*) Derartige Darstelluneen sind erhalten, vergl. z. B. ein Dreige-
spann mit Wagenlenker, welcher mit beiden erhobenen Uanaen
die Zügel hält, auf einem Carneolscarabaeus: Caylus rec. d' antiqn.
IV p. 90 pl. 30, 3, H. K. E. Köhler gesamm. Schriften von Ste-
phani V p. 190; ferner Chabonillet catal. general des cam^
p. 249, Tölken Verzeichn. der vertieft geschnittenen Steine der
k. preuBs. Sammlung p. 356 Nr. 126—139. lieber Gemmen mit
Darstellungen von Sdiinen vrgl.die Schrift von Graser, Berlin 1871.
^) Bewegliche Ringe mit Gemmen an metallnen Statuen sind inschrift-
lich hez^ngt, vergl. E. Hübner Hermes I p. 354.
*) Brunn Gesch. d. griech. Künstler 11 p. 467.
0. Benndorf, Ueber das Selbstportrait des Theodoros 407
1. dass das fragliche Attribut mit drei Fingern gehalten wurde,
was für einen geschnittenen Stein der von zwei Seiten zu betrachten
war, durchaus angemessen ist,
2. dass man dasselbe in späterer Zeit , als man mit grossem
Sammeleifer werthvoUe Daktyliotheken zusammenbrachte^, ausbrach
und nach Italien entfQhrte: auch den Stein des Poljkratesringes besass
man oder glaubte man in Rom, im Tempel der Goncordia, zu be-
sitzen ^^,
3) dass die rechte Hand der Statue eine lima hielt ; denn es
ist bekannt, dass gewisse Arten von Edelsteinen die nöthige Politur
durch die lima erhielten ^^). Theodoros hatte sich also in seinem
Selbstportrait mit einem Werke und einem Werkzeuge seiner Kunst
als berühmten Steinschneider verewigen wollen.
Bei den Arbeiten des Myimekides und Kallikrates, welche nur
einmal von Plinius und zwar in Widerspruch mit sich selbst, unter
Steinarbeiten aufgeführt werden, nach andern Zeugnissen aus Elfen-
bein, Erz oder Eisen bestanden haben sollen , ist die Annahme von
Edelsteinen selbstverständlich ausgeschlossen. Welchem Material
man auch den Vorzug geben mag — die getrübte Ueberlieferung
wird schwerlich eine sichere Entscheidung erlauben, Eisen ist unwahr-
scheinlich, Marmor unmöglich — immer werden sie als toreutische Ar-
beiten zu denken sein. Toreutische Nachbildungen geschnittener Steine
besitzen wir aber, zum Theil von hohem künstlerischen Werth. Ich er-
innere nur an jene 4 kostbaren Binge ^') der k. russ. Ermitage, welche
in beweglichem goldenen Bügel an der Stelle und in der Form gewöhn-
licher geschnittener Steine einen hohlen goldenen Kasten zeigen, auf
dessen innerer flacher Seite intaglioartige Darstellungen eingegraben
sind ; bei einem derselben hat die Aussenseite des Kastens die Form
eines liegenden Löwen, bei einem zweiten die Form eines mit gi-osser
Sorgfalt ausgearbeiteten Insects, eines Scarabaeus '^) nach Stephani.
Derartige Nachbildungen geschnittener Steine auch in anderm Metall
*) Plinius 37, 11 Geniinas pluris, quod peregrino appellant nomine
dactyliotbecam , primus omnium Romae baboit priviffnus Snllae
ScanruS; diuque nulla alia fuit, donec Pompeius Magnas qoae
Mithridatis regia faerat inter dona in Capitolio dicaret . . . multum
praelatam Scaori. hoc exemplo Caesar dictator sex dactyiiothecas
in aede Veneris Genetricis consecravit, Marcellas Octavia geuitus
in aede Palatini Apollinis unam.
'•) Plin. 37, 4, vergl. Urlichs rhein. Mus. N. F. X p. 24.
1 ') Vcrgl. Plinius 37, 709 eadem sola nobilium limam sentit, cetetae
Naxio et cotibas poliuntnr. Anthol. latin. epigramm. ed. H. Meyer
I 82, 3 nee qnos Thynica lima perpolivit anellos nee iaspios la-
pillos. Einen politor gemmarum erwähnt Marqnardt röm. Privatalt.
II p. 297, 2685 aus Firm. Matemus math. IV 7. Ueber das Schleifen
der Steine Krause Pyrgoteles p. 223 folg.
*») L. Stephani corapte-rendu 1866 Taf. III, Nr. 23—26.
") Anf einen Scarabaeus oder die Nachbildung eines solchen in edlem
Metall wird die Notiz des Athenaeus XI p. 474 c (Meineke fragro.
com. gr. IJI 34) zu beziehen sein: Bn dt xal ywaixiiov xocf^d'
Qiov iari X€iv(^aQogf jivjiffavrig it^t^xiv iv Bonn tu.
498 0. Benmdorf, üeber das 8elb8tportrait des Tbeodoros.
oder in Elfenbein Yorauszosetzen steht nichts im Wege; wnrden doch
Fingeringe anch aus Silber, Eisen, Erz, und Elfenbein ^^) häufig getragen.
So viel ich sehe , können zwei Einwendungen gegen die gege-
bene Erklärung erhoben werden. Zunächst, dass fibereinstimmend
Yon einer Fliege, ausserdem einmal von einer Biene, nie aber von einem
Käfer berichtet wird. Da diese Berichte aus späten Zeiten herrühren,
in denen die Scarabaeenform geschnittener Steine ausser Gebrauch
gekommen war, so wäre eine Ungenauigkeit der Bezeichnung nicht
undenkbar; eine andere Erklärung ist indessen wahrscheinlicher.
Ffir die griechische Glyptik hatte die aus Aegypten überkommene
Scarabaeenform weder eine religiöse noch eine natiouale Bedeutung;
es erscheint daher an sich natürlich und lässt sich aus dem Vorrathe
erhaltener Denkmäler beweisen, dass sie dieselbe nicht mit gleicher
Strenge festhielt, sondern durch verschiedene Spielarten ersetzte. An
drei geschnittenen Steinen und der Nachbildung eines solchen in
Gold *') ist ein Löwe an Stelle des Scarabaeus, auf diei anderen **)
eine Seirene auf dem Bücken des Scarabaeus angebracht. Dass auch
andere Sculpturen dafür vorkamen — mit sichtlicher Vorliebe sind
Thierbilder gewählt — scheint aus zwei Stellen des Plinius hervor-
zugehen. Plinius 37, 124 sagt von den Amethysten: „magorum
vanitas ebrietati eas resistere promittit et iiide appellatas; prae-
terea, si lunae nomen ac solis inscribatur in iis atquo ita suspendantur
e collo cum pilis cynocephali et plumis hirundinis, resistere veneficiis.
lam vero quoquo modo adesse reges adituris, grandinem quoque aver-
tere ac locustas precatione addita quam demonstrant. Nee non in
smaragdis quoque similia promisere, si aquilae sculperentur
aut scarabaei, quae quidem scripsisi^o eos non sine contemptu et
inrisu generis humani arbitror.^ Die Erwähnung von Scarabaeen
schliesst hier den Gedanken an vertiefte Darstellungen auf der ebenen
Fläche des Steines, wenn ich nicht irre, mit grosser Wahrscheinlich-
keit aus. Weiterhin sagt Plinius 37, 187, wo er unter allerhand
naturwissenschaftlichcu Unmöglichkeiten Steiue aufzählt, cae von
Thieren benannt worden seien: „myrmecitis innatam repentis f o r-
micae efiigiem habet, scarabaeorum cantharias^, eine Stelle, welche
eine mineralogische Erklärung nicht zulässt, da Steine welche Bilder
von Ameisen oder Käfern entliielten, unbekannt und undenkbar sind.
Kav&OQog ist die gewöhnliche griechische Bezeichnung des Käfers,
'*) Artemid. oneir. II 5 p. 89, 18 ed. Hercher aovxwoi Jt xal IXf-
tfavTivot Xttl öüoi (iXXot ^(txxvhoi, yCrovrai yvvai^l ^ovtti^ avfi-
wigovaiv,
'') Stephani compte-rendu 1865 p. 77, 1869 p. 139; Wiescler Gott
gel. Anz. 1869, p. 2074.
'*) Stephani compte-rendu 1866 p. 46, Nr. 115 und 116; de Witte
catal. Durand Nr. 2184; Wieseler Denkmäler a. K. IE Nr. 752.
Stephani bemerkt zu Köhler's gesammelten Sehr V p. 138, 2:
j,aach sind neuerdings noch mehrere Scarabaeen mit Darstellungen
auf dem Rücken der Füfcr bekannt geworden. Impr. gemm. oeU'
inst. arch. UI 1. 2. V 44-46.«
0. Benndorf, Ueber das Selbstportrait des Theodoros. 409
welchen die Scarabaeeu reproducieren. Kard-ctfiag US'&g konnte
daher Gattungsname für „Käfersteine^ sein, denen das Bild (effigies)
eines Käfers gleichsam angewachsen schien; ^tvQf^rfXitig kid-og für
Steine die anstatt des Scarabaeus eine Ameise ^^) zeigten. Ob unter
den erhaltenen Scai-abaeon anderweitige Insecten als Spielarten f&r
die gewöhnlichen Käfer vorkommen, ist mir unbekannt und wird sich
nur durch eine zu diesem Zweck angestellte Untersuchung, die mir
unmöglich ist, feststellen lassen. Eine gewisse Wahrscheinlichkeit
dafür wird man nach dem Gesagten zugeben ^^).
Ein zweiter auf den ersten Blick weiter greifender Einwand :
dass, wenn die Viergespanne auf Flachen graviert gewesen wären,
die allgemein bewunderte Kleinheit des Massstabes weder als etwas
besonders Schwieriges noch als etwas Ausserordentliches erschiene, da
wir Gemmen und Goldringe dieser Art in Menge besitzen — verwan-
delt sich bei näherer Betrachtung zu einer sehr erwtLnschten Stütze
für die gegebene Erklärung. Die fraglichen Berichte scheiden sich
deutlich in eine doppelte Ueberlieferung, in eine kunsthistorische
über das Selbstportrait des Theodoros, welche aUein durch Plinius
34, 83 vertreten ist, und in eine grammatische über Myrmekides
und Kallikrates, deren Werke zur Exemplification von Mikrotechnie
und scharfem Gesichtssinn verwandt wurden. Die Pointe aber, welche
beiden Ueberlieferungen gemeinsam ist, von dem Insect welches mit
seinen Flügeln ein Viergespann bedeckt, weist deutlich auf die epi-
grammatische Poesie als gemeinsame Quelle hin. Sinngedichte
auf geschnittene Steine hat es ohne Zweifel in grosser Menge gegeben ;
unmöglich konnte sich die epideiktische Poesie der alexandrinischen
Zeit ein so reiches Gebiet von Kunstwerken entgehen lassen, welche
durch den ihnen überall eigenthümlichen Charakter des Zierlichen,
*'') Darch diese Erklärung erhält die Stelle des Cicero academ. II 38,
120 neues Licht: «negatis haec (seil, tam mnlta pestifera^ tarn
polite tamqae snbtiliter effici potoisse sine divina aliqaa sollertia,
cuius quidem vos maiestatem dedncitis usque ad apium formt-
carumque perfectioDcm, ut etiam inter deos Myrmecides aliqai, mi-
nutoruinopusculoram fabricator, faisso videatur". — Ob Myrmekides
die Ameise als sprechendes Symbol für seine Fabricate benutzt
habe, oder ob der Name Myrmekides etwa nur eine Fiction für
diese gewesen sei, wird sich nicht entscheiden lassen.
*•) Auf meine Bitte hat C. Bursian die Güte gehabt sich zu verge-
wissern, dass in der 8chrift von G. G. Pappadopolos ntQtyQtttf.fj
ixtvnwfidiüjv (io)^uiiüV a{ff)uytolii^o)v dvixSoTtav Athen 1855
(aus der Zeitschrift Pandora), in welcher von (i03 Steinen 27 als
Scarabaeen bezeichnet werden , kein Beispiel dafür enthalten ist. —
Ein „^geflügelter Scarabaeus« wird erwähnt von Sacken und
Kenner Samml. d. Münz- u. Antikencab. p. 432 no. 237. — Ein
„scarabeo a distese ale**, bull. d. inst. 1840 p. 140. — In einer
athenischen Sammlung sah ich auf einer 0™, 04 langen Muschel,
in der Mitte der convexen Seite in erhobener, überaus feiner Arbeit
ausgeführt ein Ow, Ol langes Insect mit je drei Beinen znr Seite
und zwei Fühlhörnen, das mir von einem Kenner als der Familie
der Chrysomeliden angehörig bezeichnet wurde.
410 0. Benndorf, üeber das Sdll>stportrait des Theodoros.
Ausgesuchten, in Witz oder Anmuth Piquanten eine Art Wahlver-
wandtschaft mit Epigrammen zeigen. In die griechische Anthologie
sind ihrer verhältnissmässig wenige nnd dürftige aufgenommen worden
(vergl. Anthol. Palat. IX 746—754). Ihr Witz läuft, wie fast bei
allen Dichtungen die sich mit Kunstwerken beschäftigen, durchweg
auf eine poetische Verwechselung der technischen Darstellung mit
dem dargestellten Gegenstande hinaus. Wenn beispielsweise von
sieben auf einem Jaspis ausgeführten Rindern gesagt ist, sie seien so
voller Leben, dass sie fortlaufen würden, wenn der kleine Stein sie
nicht zurückhielte ; wenn bei dem auf einen Hyakinth geschnittenen
Bilde von Apollon und Daphne gefragt wird , wem der Gott mehr
angehöre, ob dem Hyakinth oder der Daphne; wenn der Widerspruch
hervorgehoben wird, dass Dionysos auf einen Amethyst gerathen
sei u. s. w. so liegt in allen diesen Wendungen klar derselbe Kunst-
griff vor durch die in einem Wort beschlossene Identität des dar-
gestellten und des wirklichen Gegenstandes einen witzigen Doppel-
sinn zu erzielen. Ganz den nämlichen Kunstgriff enthalten, und ganz
zu dem Charakter dieser harmlos spielenden Grodanken passen würden
Epigramme, wie ich sie als letzte Quelle unserer üeberlieferun-
gen voraussetze, worin Käfer, Fliegen oder Bienen geschildert
waren, welche trotz ihrer bewunderungswürdigen Kleinheit Vierge-
spanne oder Schiffe mit ihren Flügeln bedeckten. Ganz in dem
Charakter der griechischen Anthologie, die man wol einem Nachti-
gallenbusch vergleichen könnte, aus welchem unermüdlich dieselbe
Melodie tönt, würde sich die Voraussetzung halten, dass jene Pointe
öfters wiederholt und verschiedenen Kunstwerken anpepasst worden
sei. Vor Allem aber würde sich trefflich erklären, wie spätere Schrift-
steller, denen die Einrichtung eines Scarabaeus aus dem Gebrauche
ihrer Zeit nicht geläufig war, die Dichter unverständig beim Wort
nahmen, wie namentlich Plinius, von dem sich mit gutem Gewissen
behaupten lässt, dass er Spass so wenig als Griechisch verstand,
ihien scherzhaften Einfall in ein ernsthaftes Wunder verwandeln
konnte.
Wie häufig in den Kunstnotizen des Plinius Reminiscenzen
griechischer Epigramme vorliegen, ist seit der Abhandlung Otto Jahn's
über die Kunstnrtheile des Plinius ^®) allgemein anerkannt. Die Stelle
(34, 8.3) über das Selbstportrait des Theodoros, von welcher die Un-
tersuchung ausgegangen ist, gehört einem Abschnitte der Künstler-
geschichte an, welcher an epigrammatischen Wendungen reich ist*^ ;
einige derselben lassen sich sogar, wie man längst bemerkt hat, in
**) Abhandl. der sachs. Ges. der Wiss. 1850 p. lOö folg. Vergl. Brieger
de fontibus libroruin XXX— XXXVI naturalis historiae Plinianae
p. 35; Kekule die Gruppe des Künstlers Menelaos p. 14; Barsian
Griechische Kunstgeschichte in Ersch und Gruber Band 82, p. 384 ;
ürlichs Skopas p. 163.
**') Dies wird auch wohl von Schreiber qnpest. de artificum aetatibus
p. 30, 28 nicht verkannt
0. Benndorf, üeber das Selbstportrait des Theodoros. 411
erhaltenen Gredichten der griechischen Anthologie nachweisen*').
Otto Jahn hat die Yermuthung aufgestellt, dass diese Epigramme in
der von Plinius im index der Bücher XXXIII- XXX VI genannten
Schrift des Künstlers Pasiteles „quinque volumina nobilium (oder
mirabilium) operum in toto orbe" gesammelt waren; er macht darauf
aufmerksam, dass Plinius für die berühmten Künstler und Kunstwerke
fast regelmässig und wie eine technische Auszeichnung die Worte
nohilis, nobiJitare anwendet, und findet es natürlich, dass Pasiteles
bei Aufzählung der Kunstwerke auch jedesmal die Erzeugnisse der
Dichtkunst anführte, welche zu ihrem allgemeinen Ruhme vorzugsweise
beitrugen. Sollte sich diese Yermuthung bewahrheiten, so wäre es
vielleicht möglich auch in den Ausdrücken mirabilem und celebratus
jener Stelle ähnb'che Hindeutungen zu erkennen.
Prag, im Mai 1873. Otto Benndorf.
*■) Dem ürtheil über deu Philoktet de6 Pythagoras (34, 59) verwandt
im Ausdruck sind Wendungen in den Epigrammen Authol. Plan.
113, 112. Die Pointen über den Earotas des Entychides (34, 78)
und den Ganymedes des Leochares (34, 79) finden sich Anthol.
Pakt IX 709, XU 221 wieder.
Zweite Abtlieilung.
Literarische Anzeigen.
Forschungen zur spartanischen Verfassungsgeschichte von Conrad
Trieber. Berlin, Weidmannsche Buchhdlg. 1871. 138 S. 8.
Die trümmerhafie Ueberlieferung von der spartanischen Ver-
fassung reizte zu vielfachen Forschungen, besonders seit Grote mit
einer Auffassung hervortrat, die viele Momente derselben in ein neues
Licht zu setzen geeignet war. Auch C. Trieber wandte seine Thätig-
keit diesem Theile der griechischen Geschichte zu und als Früchte
dei'selbon erschienen schon früher seine quaestiones Laconicae und
neuerdings nebst einzelnen kleinen Abhandlungen in den Jahn'schen
Jahrbüchern die „Forschungen zur spartanischen Verfassungsge-
schichte.'^ Diese behandeln 1. die spartanische Heeresorganisation,
2. die Bhetra des Lykurg nebst dem Zusätze des Theopomp und
Polydor, 3. das Leben des Lykurgus, 4. den Zusammenhang der spar-
tanischen Verfassung mit der kretischen und 5. die spartanische Ver-
fassung.
Bezüglich der spartanischen Heeresorganisation sucht
der Verf. hauptsächlich die widersprechenden Berichte des Xenophon,
Thukydides, Herodot in Uebereinstimmung zu bringen. Er geht von
Xenophon aus, nach dessen Angabe (Hell. VL LI; 4. 3. u. 4. 17
und B. L. 11. 4) das lakedaemonische Heer in 6 Moren eingetheilt
ward, jede More 2 Lochoi 8 Pentekostyen und 16 Enomotien ent-
hielt und die einzelnen Abtheilnngen unter Polemarchen, Lochagen,
Pentekonteren und Enomotarchen standen. — Thukydides erwähnt
bei der Aufstellung in der Schlacht bei Mantineia (V. 68) 7 Lochoi
zu 4 Pontekostyen, die Pentekostys zu 4 Enomotien und da nach ihm
4 Mann für die Enomotie die Front bildeten, so ergibt sich ihm als
Frontlänge 7. 4. 4. 4 = 448 Mann. Der Widerspruch zwischen ihm
und Xenophon wurde bisher dadurch gelöst, dass man (Schömann,
Dunker und E. Muller) annahm, es sei die Eintheilung in Moren später
entstanden und daher dem Thukydides noch unbekannt gewesen. Da-
gegen erklärt sich jedoch der Verf. Er will aus der Erwähnung von
Polemarchen bei Thukyd. schliesseu, dass er auch die Moren kannte,
C TVieber, Zar spart. Verfassnngsgeschichte, ang. v. E, Hannak. 418
ja schon bei Herodot IX, 60 komme die Moreneintheilung vor. Was
Thnk. anbelangt, so ist es einleuchtend, dass der Schlnss von Pole-
marchen auf Moren zu gewagt ist, zumal Thuk. Y. 71 die Polemarchen
als Führer von Lochoi bezeichnet (ovo Xoxovg %iav TtolefiOQX^^ • •)•
bezOglich der Stelle bei Herodot, an der Pausanias die Athener auf-
fordert Trjv nifiCofjihrpf (LtaXidTa ttiv fjioiqi(av zu Hilfe zu kommen,
ist es klar, dass hier unter Moira nicht eine Unterabtheilung des la-
konischen Heeres, sondern das ganze Heer der Spartaner sammt dem
Bundescontingent der Tegeaten gemeint und als The il der ganzen
Armee bezeichnet wird. — Um femer Thuk. und Xenoph in völlige
üebereinstimmung zu bringen, wendet der Verf. ein gewaltsames Mit-
tel an, er setzt statt ivioufniai ziaaa^g — i, dvo, das allerdings
sich leicht aus dem Zahlzeichen d' erklären Hesse. Aber da nach dieser
Emendation die Frontlänge des Heeres nicht erklärlich wäre — 7. 4
2. 4 gibt erst 224 — , so muss noch riuaaQeg in oxrii verwandelt
werden, wo es sich um das tvyoy einer EnomotJe handelt. Dass dieses
Verfahren kein besonderes Zutrauen zu der Emendation erweckt, braudit
kaum erwähnt zu werden.
Den wirren Nachrichten des Lezikogi*aphen Photius und Hesy-
chinslegt der Verf. mit Recht wenig Werth bei, dagegen sollte er den
Schol. zu Arist. Lysist. 453 nicht so geringschätzig behandeln, da die
Angabe der Namen der von ihm erwähnten 5 Xoxot doch auf zuver-
lässige Quellen zurückgeffihrt werden muss, zumal der Schol. zu Thuk.
lY 8 nicht, wie der Verf. meint, „stark im Einzelnen abweicht^^sou-
dem völlig mit ihm übereinstimmt; denn 4 Namen decken
sich vollständig [^'EdcoXog = AidwXiog^ 2ivig = 2ivrjg, Ttkoag
= nXvag, Meaoatrjg = Meaoatrjg) und der fünfte lautet bei dem
einen Idqi^iag, bei dem anderen ^aQivag, was durch Ersetzung des
Spiritus durch ein ö offenbar nur als dialectische Variation und durch
Verwechslung des N und A als häufige Verschreibung erklärlich ist.
Anch hat er übersehen, dass bei Herod. die Eintheilung in Lochoi
vorkommt, denn in der Schlacht bei Plataeae erscheint Amompharetos
als Lochagos des IIiTavrjTrß Xoxog IX. 53. 57 und es dürfte nicht
ohne Interesse sein von demselben Schriftsteller III. 55 zu erfahren,
dass Pitane ein d^itiog der Lakedaemonier war. Aus dem bisher Ge«
sagten ist ersichtlich, dass der Verf. den Beweis, die Moreneintheilung
habe schon zur Zeit der Perserkrioge bestanden, keineswegs über-
zeugend hat führen können. Wir mussten vielmehr daran festhalten,
dass dieselbe erst nach dem peloponnes. Kriege in Qebrauch kam und
dass früher die Eintheilung in Lochoi herrschend war. In Bezug auf
die Zahl derselben stehen uns die Berichte des Aristophanes, der
Lysistr. 453 von 4 Lochoi spricht, das Schol. zu dieser Stelle und das
Schol. zu Thuk. IV. 8, die 5 Lochoi annehmen und deren Namen sie
sogar anführen, unter denen wir aber vergebens den TIiTavriTeg Xo-
Xag des Herod. suchen , und Thukyd. mit seinen 7 Lochoi (V. 68)
unvermittelt gegenüber.
414 C. Trieber, Zur spart. Verfassun^geschicbte, ang. v. E. HamuiJc,
Es folgt nun eine kleine Digression über die Würde der Ta-
xiarchen : Verf. stellt fest, ^dass die Taxiarchen Söldnerführer sind,
was jedenfalls bei Xenophon zutrifft, aber im Allgemeinen nicht rich-
tig ist. Um nur Herod. anzuführen, so kennt auch er diese Bezeich-
nung beim spart. Heere (IX. 53) , doch nicht als besondere Würde,
sondern wie aus der angezogenen Stelle ersichtlich ist, als aUgemeine
Bezeichnung für die Anführer der Truppenabtheilungen. unter der
auch der Ijoxayiiov tov IIiTavrjtew loxov einbegriffen ist.
Damach beschäftigt sich der Yerif. mit den unteren Abthei-
langen des spart. Heeres und hebt insbesondere als unterste Abthei-
lung die Syssitien hervor, wobei er sie als militärische Einrichtung
von den öffentlichen Mahlzeiten, für die er nur den Namen (Diöiua
gelten lassen will, sondert, eine Annahme, die sich in ihrer ganzen
Strenge nicht aufrecht halten lässt, da die Ausdrücke häufig wechsebi.
Indem zu einem Syssition etwa 15 Mann gehörten, die Zahl der Glie-
der einer Enomotie zwischen 25 und 36 schwankt, so liegt die An-
nahme nahe, es habe eine Enomotie aus 2 Syssitien bestanden und
die Normalzahl der Glieder sei 30 gewesen. Wenn nun Herod. I. 65
Enomotien, Triakaden und Syssitien als Unterabtheilungen des spart.
Heeres bezeichnet, so ist TQirjxag offenbar überflüssig und erscheint
nur als Umschreibung der Enomotie. Damm betrachtet Verf. dieses
Wort als interpoliert, was viel Wahrscheinlichkeit hat.
Das zweite Capitel: „Die Rhetra des Lykurg nebst dem
Zusätze des Theopomp und Polydor'' hebt mit der den Köni-
gen Theopomp und Polydor zugeschriebenen Bhetra an. Der Verf.
weist die Widersprüche nach, die zwischen dieser Bhetra, durch welche
die Gewalt der Volksversammlung beschränkt erscheint und der dem
Könige Theopomp zugeschriebenen Einfühmng der Ephoren liege und
führt unter anderm auch die Zahlenangaben desEusebius ins Treffen (1).
Statt auf Wege zu sinnen , diesen Widerspruch zu lösen oder sich
den bisher herrschenden Ansichten anderer Forscher anzuschliessen,
läugnet der Verf. kurzweg die Echtheit der Bhetra. Und aus der Un-
echtheit der Zusatzrhetra schliesst er auch auf die Unechtheit der
Hauptrhetra, zumal auch diese der Erklärung mancherlei Schwierig-
keiten entgegensetze. Weil der Zevg ^EXlaviog und die li&ava ^Ek-
lavia „ein Kreuz der Erklärer '^ gewesen sind, die Eintheilnng in
Phylen dem Verf. nicht einleuchtet, da schon früher die 3 dorischen
Phylen bestanden, die Oben sonst nur bei den Lexikograph, vorkom-
men und schon diesen unverständlich sind, die geograph. Bezeichnun-
gen Baßina nudKvaTudv nicht richtig gedeutet werden können und
endlich die Ausdrücke selbst nur mit Anwendung vieler Sorgfalt er-
klärt werden konnten , muss die Bhetra gefälscht sein. Dazu kömmt
noch, dass die 3 kleinen Bhetren, die Plutarch und eine vierte Bhetra,
die Polyaen überliefert hat , gefälscht seien und dass Plutarch, der
auch die beiden grösseren Bhetren überlieferte, in seinem Leben des
Lykurgus einer sehr späten und tmben Quelle gefolgt sei, was der
Verf. damit beweist, dass er darthut, er stimme mit Xenophons Bach
C, Triebeff Zar spart. Verfassnngogescbichte, ang. ▼. E. HcMnak. 4I&
de rep. Lac. nnd mit Dikaearch, der doch als sorgföltiger Sammler
gilt, überein. Ich habe den Gedankengang des Verf. in kurzer üeber-
sicht gegeben und kann es wol dem Leser überlassen aus dem Ange-
führten die Unhaltbarkeit der vorgebrachten Gründe abzuleiten. Wenn
man Alles, was der Erklärung Schwierigkeiten entgegensetzt als ge-
fälscht beseitigen würde , so wäre dies wol für den Ferscher bequem,
aber für die Wissenschaft sehr nachtheilig. Und gerade im vorliegen-
den Falle zeugt die Schwierigkeit der Erklärung für die Altertümlich-
keit der beiden Bhetren, deren Echtheit bisher von keiner namhaften
*
Seite angefochten wurde , trotzdem die kleineren Bhetren allgemein
als unecht gelten.
Das dritte Capitel behandelt das Leben des Lykurgus.
Der Verf. setzt in dem ersten Abschnitte dieser Abhdlg. (p. 44—69)
die Widersprüche auseinander, welche in Bezug auf die Zeit dieses
Gesetzgeber in derUeberlieferung desAlterthums herrschen. Er bringt
im Wesentlichen nur bekanntes und dieses in einer Form vor, die den
Leser ermüdet. Das Einzige, was auf Originalität Anspruch erheben
darf, ist die Behauptung, dass Flut, und der Schol. zu Fiat. rep. X,
p. 599, der mit Flut, übereinstimmt, ihren Bericht aus Ephoros ge-
schöpft haben. Und selbst diese Annahme ist nur schwach begründet.
Daraus, dass nach Strabos Bericht Ephoros den Lykurgos htrov dno
%ov IlQoydeovg und kvdeyiazov dq>* ^HfayiXiovg rechnet und auch
bei Flut, dieselbe Zählung vorkömmt, lässt sich noch nicht unbedingt
auf eine Benützung jenes durch diesen schliessen. Sagt doch Strabo
an der betreffenden Stelle, dass diese Annahme ganz allgemein sei
(oftokoyäa&aL naqa 7rdvT0)v), Und warum sollten wir nach einer
anderen Quelle suchen, wenn Flut, uns deutlich sagt, woher er seinen
Bericht schöpfte. Er nennt an der betreffenden Stelle /Jiewvxidagf
das richtig /Jievxiäag zu lesen ist, einen Namen, der uns unter den
gpriech. Geschichtsschreibern auch aus anderen Citaten bekannt ist
und in dessen megarischer Geschichte gewiss auch Lykui^s Erwähnung
geschah. Dadnrch ist freilich nicht ausgeschlossen, dass Dieuchidas
seine Nachrichten aus Ephoros entlehnt haben konnte. Doch eine
derartige Annahme passt dem Verf. nicht und er setzt sich desshalb
auf leichte Art über den Text Flutarchs hinweg, indem er wg Juv-
xiiog iatOQrjyLcv kurzweg als Glosse entfernt, so wie er auch die
Schwierigkeit , die darin liegt , dass Appollodor den Lykurg nach
Diod. und Forphyi'. um das Jahr 884 setzt , während er ihn nach
Eoseb. in das 8. (18.) J. des Alkamenes herabrücken würde, dadurch
beseitigt, dass erden Eusebius statt ''Eq>OQog!A7io)Ll6dii)QogleB9u.
lässt. Nachdem man sich durch das Chaos der chronologischen Wider-
sprüche hindurchgewunden hat und eine neue Lösung der Schwierig-
keiten erwartet, gelangt man zu dem kärglichen Besultate p. 64.
„Darum bleibt nichts Anderes übrig, als das Geständniss, dass wir
über die ältere Zeit Spartas nicht mehr wissen, als Tyrtaeos in den
erhaltenen Fragmenten zufälliger Weise berührt hat^ — Wenn dem
Verf. dieses negative Besultat als Ziel seiner BeweielÜhmng vor-
410 C, Trieber, Zar spart. Verfassnngsgeschicht«, ang. v. E. Hannak,
schwebte, so hätte er wol statt der 20 Seiten, die er mit allgemein
bekannten Citaten anfüllte, mit dem 5. Theile sich begnügen können,
auf denen die widersprechenden Berichte der Alten über Lykorgos
Platz gefanden haben würden.
Doch blicken wir anf den 2. Abschnitt der vorliegenden Abhan-
dlung. Dieser beschäftigt sich zunächst mit den Quellen, die über
Lykurgos erhalten sind. Er sucht hauptsächlich zu beweisen, dass
Plut. seine Biographie des Lykurgos aus Ephoros geschöpft habe.
Doch sind die beigebrachten Parallelen zwischen Strabo und Plut.
keineswegs geeignet uns von seiner Behauptiiug zu überzeugen. So
ist die Aehnlichkeit von Plut. V. Lyc. c. 3 init. mit Strab. X. p. 482
auf p. 66, von V. Lyc. c. 4 fin. mit den 3 Zeilen Strabos, die p. 68
daneben gestellt sind, von V. Lyc. c. 2 mit Strabo VIII. p. 365 auf
p. 71 u. 72 keineswegs so bedeutend, dass wir daraus schliessen
dürfen, beide Schriftsteller hätten unmittelbar aus dei-selben Quelle
geschöpft. Dagegen lässt sich nicht läugnen, dass in den Hauptzügen
Strabo mit Plut. stimmt und dies findet darin seine Erklärung, dass
Plut. eine Quelle benutzte, die sich im Wesentlichen auf Ephoros
stützte oder was wahrscheinlicher ist, dass er seinen Bericht aus
mehreren Quellen compilierte, von denen die meisten ihre Nachrichten
mittelbar oder unmittelbar aus Ephoros geschöpft haben. Welche
Hauptquelle er seiner Vita Lyc. zu Grunde legte, wird sich bei der vor-
handenen lückenhaften Ueberlieferung nicht leicht nachweisen lassen.
Hat doch fast jeder Forscher in dieser Frage eine eigene Ansicht I
Grote nennt Sphairos, Peter Phylarchos, C. Müller Ephoros und Her-
mippos, Flügel Apollodoros, Phylarchos und Aristokrates als Haupt-
quellen Plutarchs. Doch kehren wir zur vorliegenden Abhandlung
zurück und folgen den kühnen Schlüssen des Verf. Weil Ephoros eine
unzuverlässige Quelle ist und die alte Geschichte Spartas fast durchaus,
die Geschichte der übrigen griechischen Staaten zum grossen Theile
auf ihm beiiiht, so ist die ältere griech. Geschichte unsicher und der
Verf. wundert sich, dass C. F. Hermann sich der Mühe unterzog ver-
fassungsgeschichtliche Fragen der ältesten Zeit aus den Berichten
des Ephoros zu lösen. Freilich würde sich dieser gründliche Forscher
seine Aufgabe eileichtert haben, wenn er dem Ginindsatze des Verf.
huldigend air dasjenige, dessen Lösung grosse Schwierigkeiten bietet,
kurzweg als unhistorisch bezeichnet oder durch kühne Emendationen
sich zurecht gelegt hätte. Nachdem der Verf. dann noch die bekann-
ten mythischen Elemente in der Erzählung von Lykurgos angeführt
und sie durch einzelne nicht durchgehends richtige Momente ergänzt
hat , hebt er das Schweigen der älteren Quellen hervor, die keinen
Lykurgos kennen und gelangt zu dem Resultat, ^dass es zwar geföhr-
lich wäre von dem mythischen Lykurg einen Kückschluss auf Lykurg
überhaupt zu ziehen und seine Existenz zu bestreiten , dass es aber
durchaus unkritisch ist, gesetzgebrische Maassregeln irgend welcher
Art auf ihn zurückzuführen. „Es ist also wiederum ein negaÜTea
Besultat, zu dem uns dar Verf. f&hrt und de» wir desshalb ni^ht bei-
C. Trieher, Zur spart VerfassuDgsgeschichte, ang. v. E» Hannak, 417
pflichten, weil wir die Hauptrhetra als eine durch alte Tradition über-
lieferte ansehen müssen , weil femer das Schweigen des Tyrtaeos,
Alkman und Terpander nicht hoch angeschlagen werden kann, da
wir nicht sämmtliche Gedichte dieser Sänger kennen und weil gegen-
über Hellanikos die Nachrichten seines jungern Zeitgenossen Hero-
dotos der bei seinen Berichten über Lykurg sich ausdrücklich auf
laked. Quellen berufk, den Vorzug verdienen. Natürlich muss zuge-
geben werden, dass an die Persönlichkeit des Lykurgos sich mythische
Elemente anschlössen und dass ihm Einrichtungen zugeschrieben wer-
den, die entweder nicht erst eingefühii; zu werden brauchten, weil
sie schon seit der Heroenzeit-bei den griech. Stammen bestanden, oder
die erst einer spätem Periode ihren Ursprung verdankten.
Das vierte Kapitel „über den Zusammenhang der spar-
tanischen Verfassung mit der kretischen** eröffnet der Verf.
mit einer Polemik gegen 0. Müller's Hypothese von der uralten An-
siedlung der Dorier auf Kreta. Er selbst scheint das üeberflüssige
einer derartigen Widerlegung eingesehen zu haben , weil er es für
nötig hielt p. 83 A. 2 hervorzuheben, dass er es für seine Pflicht ge-
halten habe, nocheinmal Müller ausführlich zu widerlegen. Er musste
demgemäss wiederholen, was schon andere Forscher vor ihm (Hoeck,
Hermann, Schömann, Grote, Dunker und Cortius) vorgebracht haben.
Darnach gibt er eine gute Uebersicht jener Momente, die der Ver-
fassung und Zucht der Kreter und Spartaner gemeinsam waren. Diese
Gemeinsamkeit erklärt er aus dem Umstände, dass die wichtigsten
Städte Kretas und gerade diejenigen, in welcher die Aehnlichkeit mit
spartanischen Zustanden am deutlichsten zu Tage tritt, Colonien Spar-
tas waren, eine Ansicht die schon im Altertume ihre Vertreter fand,
der aber Ephoros mit Entschiedenheit entgegentritt. Der Verf. wider-
legt nun die Gegengründe des Ephoros, und da in diesem Punkte Ari-
stoteles mit Ephoros übereinstimmt, so sucht er auch die Glaubwür-
digkeit dieses Forschers zu entkräften, indem er es wahrscheinlich
macht, dass Aristoteles aus Ephoros schöpfte. Wir pflichten im Ein-
zelnen dem Verf. vollkommen bei, ja wir könnten vielleicht noch einen
Beweis für seine Annahme aus Arist. Polit. n. 7. 1 beibringen. Er
erwähnt daselbst, dass die Lyktier Ansiedler der Lakonier sind und
fügt hinzu xavilaßov d* oi TtQog rrjv djcoixlav iXd'Ovreg Ttjv Tcf-
^iv Ttüv v6(.iiov VTcaQxovaav iv röig totb xotoixo^iv dio xat
yvv oi 7T€Qtoty,oi xov avxov tqotiov x^^^fwcf* avrölg, wg xotra-
oycevaaavuog Mino jtqojtov t^v ta^iv xtiv v6/da)v. Liegt es nicht in
diesen Woi-ten des Aristoteles, dass die Lakedaemonier die als Oikisten
nach Lyktos kamen andere Gesetze mitbrachten , während die Nach-
barstädte bei denen des Minos verblieben? Doch hat sich der Verf.
die Widerlegung des chronolog. Bedenkens das Ephoros äussert zu
leicht gemacht. Mit einem „also Ephoros wirft sich auf die Chrono-
logie . . ., dann lässt sich freilich nicht viel erwarten^ lässt sich dies
wol nicht abthun. Gerade in dieser Hinsicht würden wir dem Verf.
za erwägen geben, von welcher weittragenden Bedeutung eine voU-
ZtitMhrlfl f. d. öturr. Qymo. 1878. VI. H«ft. 28
418 0. THeber, Znr spart. Yerfassungsgeschicbtei ang. v. E, Hannak.
ständige Beseitigung der chronologischen Schwierigkeit sein müsste.
Kann er stricter den Beweis führen, dass die kretischen Einrichtungen
aus Sparta stammen, so gewinnen wir ziemlich viele Anhaltspuncte
für die Feststellung des Charakters einer specifisch spartanischen
Verfassung und Zucht schon in der frühesten Periode spartanischer
Geschichte und da dieser specifisch spartanische Charakter der Ge-
setzgebung wol auf einen Gesetzgeber zurückgeführt werden muss
und der Verf. die Persönlichkeit des Lykurg als eines Gesetzgebers
nicht läugnet, so wird er folgerichtig zugeben, dass die Sparta und
Kreta gemeinsamen Institutionen aller Wahrscheinlichkeit nach dem
Lykurgos zuzuschreiben sind. Er könnte dann noch weitere Schlüsse
aus seiner Annahme ziehen. Stammten die kretischen Einrichtungen
aus Sparta, so muss die spartanische Gesetzgebung älter sein, als die
Gründung von Lyktos und somit wäre eine Grenze gegeben, unter
welche Lykurgos nicht herabgedrückt werden dürfte. Wir müssten
ihn dann in eine verhältnismässig frühe Periode setzen und würden
der Ueberlieferung des Hellanikos nahekommen, nach welcher Prok-
ies und Euiysthenes die spartanische Verfassung begründeten. Wir
könnten dann die Nachricht Xenophons (de rep. Lac. 10. 8), nach
welcher Lykurgos xoto tovq ^HQaxleidag lebte, als Beweis herbei-
ziehen und die Annahme des Timaeos erklärlich finden, der den älte-
ren seiner zwei Lykurge ov noQQio twv ^Of^rjQOv setzt.
In dem letzten Capitel : „Die spartanische Verfassung",
tritt der Verf. zunächst 0. Müller entgegen, der die spart. Einrichtungen
als allgemein dorische betrachtet. Er sucht darzuthun, dass einzelne
derselben sich als Ueberreste eiuer grauen Vorzeit erhalten haben
(Phiditien, Staatssclaven und eisernes Geld), andere nicht Sparta allein
sondern allen Griechen eigenthümlich sind (Verachten des Handwerks,
die 300 Auserwählten bei gefahrlichen Kämpfen, die Achtung vor dem
Alter) und wiederum andere mit den Zuständen des homerischen Zeit-
alters übereinstimmen und in einer früheren Periode allen Hellenen
gemeinsam waren (Stellung der Könige, der Volksversammlung,
Wohnen in offenen Städten). Dass er die Gerusie nicht zu den letztem
zählt darin pflichten wir ihm bei, dagegen können wir diess nicht bei
der Stellung der Volksversammlung zugeben. Die spart. Volksversamm-
lung hat doch eine wesentlich andere Bedeutung als die Volksversamm-
lungen in der Uias und Odyssee. Bei Homer geht die Volksversamm-
lung meist ohne jedes Besultat auseinander, sie hört blos die Forde-
rungen von Fürsten an, beräth nicht und fasst keine Beschlüsse, sie
wird auch nur selten bei besonderen Veranlassungen berufen.
Eine andere Quelle, aus welcher der Verf. spai-tanische Zustände
ableitet, sind fremde, namentlich phönikische Einflüsse. Er f&hrt mit
gutem Grunde die mit Blutopfem verehrte Artemis Orthosia und die
Aphrodite Urania auf die phönikische Astarte zurück, sagt aber damit
nichts Neues. Niemand nimmt es Wunder, wie der Verf. befürchtet,
dass in dem nach Süden offenen Lakonien Phöniker landeten und
daselbst ihre Cultur einführten. Dabei sei im Vorbeigehen bemerkti
C. Trieber, Zt^r spart. Verfasssüngsgeschichte, ang. v. E. Hännak, 419
dassSpureu phöuikiscberCultor iu Theben nicht erstBrandis entdeckte,
dass schon Bochart diess that und mit Ausnahme von 0. Müller und
Welker alle bedeutenden Forscher annehmen. Grosse Bedenken haben
wir, den Jupiter Ammon auf phönikischen Einfluss zurückzuführen.
Da dieser Cdt erst durch Plut. und Paus, bezeugt ist, so liegt es nahe,
seine Einführung erst in die nachalexandrische Zeit zu setzen, wo
derselbe von Aegypten aus sich verbreitete. — Auch die Dios-
kuren können wir nicht gut mit Movers für phönikische Gottheiten
halten. Sie s'md auch mit Helene so innig verknüpft und mit den
A9vinen so nahe verwandt, dass wir sie für arische Gottheiten halten
und E. Curtius beistimmen müssen, der sie auf die Leleger zurückführt,
die aus Eleinasien herüberkamen. Dasselbe gilt von Pasiphae. —
Wenn der Verf. Europa als unbestreitbar phönikischer Herkunft
betrachtet, bei den Gottheiten Qavavog, rihaq und Ooßog phöni-
kische Einflüsse sieht, so scheint er als allzu eifriger Parteigänger
Movers' mit diesem verdienstvollen Forscher die Manie zu theilen,
überall in Hellas semitische oder speciell phönikische Culturelemente
nachzuweisen.
Andei>e Eigentümlichkeiten Spartaks führt der Verf. auf die
Furcht vor der Tyrannis zurück. Namentlich erklärt er die
gedrückte Stellung der Heloten auf diese Weise. Indess können wir
ihm in diesem Punkte nicht vollkommen beipflichten. Ein derartiges
Verhältniss der besiegten Bevölkerung zu den Siegern ist Sparta nicht
eigentümlich. In den meisten dorischen Staaten des Peloponneses flndet
sich eine solche abhängige Bevölkerung. Die KoQvvrffOQOi in Sikyon,
die yv^vrixeg in Argos werden ausdrücklich mit den Heloten zusammen-
gestellt. Auch in den übrigen griechischen Staaten haben wir Analogien
von einer solchen Bedrückung der Besiegten. So wurden die Penesten
in Thesalien, die Bithyner in Byzanz, die Eallikyrier in Syrakus
den spartanischen Heloten gleichgestellt. Wir dürfen darum mit
Wahrscheinlichkeit annehmen, dass die Stellung der Heloten im
Wesentlichen mit der Besiegung de» frühem achaeischen Bevölkerung
schon gegeben war und nicht erst in Folge der angestrebten Tyrannis
des Pausanias sich so ungünstig gestaltete. — Auf die Furcht vor der
Tyrannis führt er femer die Erweiterang der Macht der Ephoren zurück.
Doch ist er in Feststellung des Zeitpunktes nicht ganz klar. Aus dem
tyrannischen Regiment Kleomenes' I. schliesst er, dass die Macht der
Ephoren unter diesem Könige noch sehr gering war und fügt(S, 132)
hinzu : „Hingegen gleich nach dem Tode des Kleomenes bestrafen sie
den Leotychides . . . ganz energisch.^ Damach würde man erwarten,
dass er die Machterweitemng der Ephorie gleich nach Kleomenes eintre-
ten lässt. Darum staunt mau auf derselben Seite zu lesen, dass erst der
Schlag, der gegen „den Verräther Pausanias gefQhrt wurde, der Ephorie
die Macht für alle Zeiten verschafft hat. ^ Abgesehen von dieser Unklar-
heit wäre gegen eine solche Annahme Manches einzuwenden. Thatsache
ist, dass Herodot die Ephoren auf Lykurg zurückführt, also dieselben
als ein altes Institut Spartaks betrachtet; dass die erste historisch
28»
420 C. Trieber, Zar spart Verfasflnngsgeschichte. ang. v. E. Eannäk,
beglaubigte Nachricht über ihre Thätigkeit nicht, wie der Verf. meint,
erst in die Herrschaft des Eleomenes fällt, sondern dass schon sein
Vater Anaxandridas von denEphoren aufgefordert wurde seine unfrucht-
bare Gattin zu entlassen und eine zweite Frau zu nehmen und dass
die Ephoren es waren, die bei der Niederkunft seiner Gattin darüber zu
wachen hatten, dass nicht ein Kind unterschoben werde (Herod. III.
39. 40 und 41). — Dass Eleomenes sich nicht durch Ephoren be-
schränken liess, zeugt von seiner Thatkraft, nicht aber von der Ohn-
macht der Ephorie. Finden wir doch auch in der späteren Geschichte
Spartaks, dass Lysandros ohne auch nur König zu sein ganz selbstän-
dig und unbeschränkt die Geschicke Sparta's lenkt. Zudem lässt sich
Manches in der Regierung des Eleomenes aus der bevorzugten Stellung
des Eönigthums in Sparta erklären. Nach Herodot VII. 57 hatten die
Eönige das Recht Erieg zu fahren gegen wen sie wollten, ohne dass ein
Spartiate sie daran hindern durfte und die Uebergriffe des Eleomenes
beziehen sich meist auf seine kriegerische Thätigkeit. Dass die An-
nahme die Ephorie sei durch Asteropus oder durch Cheilon zu ihrer her-
vorragenden Stellung gelangt, eine blosse Combination ohne ausreichende
historische Unterlage ist, darin pflichten wir dem Verf. vollkommen bei ;
aber auch seine Ansicht können wii* nicht als besser begründet bezeich-
nen. Halten wir uns an die Tradition, so müssen wir die Ephorie als einen
altspartanischen Magistrat auffassen, dessen Competenz zuerst unter
Theopomp dann unter Cheilon und Asteropus in einer uns unbekannten
Weise erweitert wurde. — Wie die Ephorie, so bringt der Verf. auch
die Xenelasie und das Verbot für Eünstler und Hetären in Sparta zu
bleiben mit der Furcht vor der Tyrannis in Zusammenhang. Wir können
ihm hierin beipflichten, da er selbst hinzufügt, dass auch die Furcht vor
Vernichtung der heimischen Sitte bei diesen Einrichtungen massgebend
war. Auch hierin stimmt wol die gesammte neuere Geschichtsforschung
dem Verf. bei, dass die politischen Verhältnisse Sparta's keineswegs
so stabil waren als sie sich Aristoteles und das Alterthum dachten, dass
das Gesetz des Epitadeus und die Gesetze, die sich auf den Einder-
segen in der Ehe beziehen und welche der Ehe auf dem Wege der
Gesetzgebung aufzuhelfen suchten, einer späteren Periode angehören.
Wir schliessen mit der Bemerkung, dass vorliegende Abhand-
lungen manches Anregende enthalten und insofern die Erforschung
des hellenischen Altertums fördern können. Freilich wäre hier und da
dem Verf. grössere Mässigung anzuempfehlen, namentlich hätte er
gut gethan, das zweite Capitel ganz wegzulassen. Seine Methode und
seine glückliche Gombinationsgabe hätte sich uugetheilter Anerken-
nung erfreut.
Wien. Dr. E. Hannak.
L, Lange, de formala Bomerica, ang. ▼. Jl Kviöala. 4t 1
Lange L., de formula Homerica, ei d aye commentaüo.
Leipziger Universitatsprogramm 1872. Drack von A. Eddlmann.
27. S. 4.
Die vorliegende AbhaDdlong zeichnet sich durch Akribie, me-
thodische Behandlung und eihe feine Observation ebenso ans, wie
überhaupt alle syntaktischen Leistungen des geehrten Hm. Verfassers.
Wir wollen, da diese Schiift auf Beachtung von Seiten der Grammatiker
und Erklärer Homer*s gegründeten Anspruch machen kann, den
Gang der inhaltreichen Untersuchung möglichst vollständig, so weit
dies die bei einer Recensiou anzustrebende Kürze zulässt, wiedergeben:
„Aus Eustathios' Bemerkung zu A 302 (p. 107, 18) geht
hervor, dass die bei Homer neunzehnmal vorkommende Formel ei d'
aye, sowie das einmal in der Dias vorkommende ei ä* ayere und
das zweimal in der Ilias vorkommende ei de bei den alten Gramma-
tikern eine doppelte Erklärung fand. Nikanor erklärte nach Eusta-
thios' Zeugniss diese Formol mittelst des oxijficc Ix TtaQaXkrjXoVf
nnd die üebeiTeste der Schrift Nikanor's, die sich in den Scholia
Veneta finden, bestätigen dies."
„Auf dieselbe Weise erklärte ApoUonios Dyskolos, wie aus der
Schrift de coni. p. 513, 10 hervorgeht, diese Formel. Der Urheber
dieser Erklärung ist unbekannt, aber wahrscheinlich existierte sie
neben der zweiten Erklärung schon zu Aristarch*s Zeit. — Die älteren
Anhänger dieser zweiten Erklärung, die auf dem oxfjfia iilelipewg
beruht, ergänzten nicht ßovXei, sondern &iXeiq, wie sich denn ei o
i^ileig wirklich findet T 142, q 277, tc 82, y 323. Die alten Gi-am-
maüker aber, welche dieser Ansicht huldigen, hielten nicht aye ayere
für die Apodosis einer verkürzten Protasis, sondern sie fanden die
Apodosis vielmehr in dem auf aye folgenden Imperativ oder Coignnctiv.
Bei den Grammatikern der römischen und byzantinischen Zeit über-
wog die Autorität Nikanor^s, während in neuerer Zeit die elliptische
Erklärungsweise bei weitem mehr Anklang findet. Nikanor's Erklärung
folgte bloss Schaefer (zu Lamb. Bos. eil. gr. p. 589^ und J. H. Voss
zu H. Ä 302 und 453 (der Vergil's eia age verglich;, ferner Düntzer,
der aber inconsequenter Weise H. I 46 ed^eXovoiv ergänzt ^). Einen
anderen Weg schlugen Goerlitz und Antenrieth ein, von denen ersterer
ei'd* aye geschrieben und eYö* für eine Imperativform von idelv be-
halten wissen will, während letzterer das ei in der Formel ei d* aye
aus y&i entstanden denkt. ^
„Die elliptische Erklärung ist aber zu vei-werfen; denn von
den 22 oberwähnten Stellen ist keine einzige (?) so beschaffen, dass,
wenn die elliptische Erklärung i&ileig angewandt wird, die betref-
fende Stelle ähnlich würde den vier Stellen T 142, q 277, n 82,
') Dass hierin keine Inconseqnenz liegt, wird Bef. onien in hemerkan
Gelegenheit haben.
4t2 L. LangCj de formnla Homerica, ang. v. /. KwicHa,
y 323 ^)y an denen u S i&ileig mit folgendem Imperativ gelesen
wird und an denen „es qui loquitur duas res proponit, quarum
optio alteri datur* . Und wenn man auch zugesteht, dass eine solche
Aehnlichkeit zwischen der vollständigen Ausdrucksweise und der durch
den Gebrauch abgeschwächten Formel nicht gefordert werden könne :
so wäre es doch sehr sonderbar, dass die Formel ei ö^ aye duich den
Gebrauch sich so abgeschwächt und in ihrer ursprünglichen Bedeutung
verdunkelt hätte, dass die Partikel de, die nicht für ötj stehen kann,
blos an 5 Stellen ■) ihre advei-sative Geltung bewalirt hätte, näm-*
iich W 579, ^ 300, T 107, © 18, w 336. Diese 5 Stellen können
zwar elliptisch erklärt werden „si sententiam formulae non urge^
mus^; sie können aber ebenso gut nach Nikanor's Weise erklärt
werden. — An 7 anderen Stellen zeigt de keine adversative, wol aber
eine adnexive Geltung. Auch diese 7 Stellen, nämlich / 259, ^ 581,
a 267, ^ 522, l 37, (p 217, / 165 *) können zwar elliptisch erklärt
werden (obzwar in ¥^581 und i 37 andere Schwierigkeiten hinzu-
treten), aber eben so gut passt die Erklärung Nikanor's. — In den
noch übrig bleibenden 10 Beispielen ist aber die elliptische Erklärung
sehr unwahrscheinlich. „In Septem enim locis formula illa in ipso
initio orationis est, ut nihil omnino sit^ cui adhortatio vel opponi
vel adnecti possit, quam di/ficuUatem iam Nicanor et eius asseclae
adver sariis ohiecisse mdentur.^ Diese Stellen , nämlich 11 667,
fi 112, xp 35, Z 376, P 685, ß 178, x 391, können dagegen nach
Nikanor's Weise trefflich erklärt werden; de bietet hiebei keine grös-
sere Schwierigkeit als in lebhaften Fragen, die zu Anfang einer Bede
stehen, z. B. A 540. — An zwei Stellen (X 378 und 6 831) ist die
Annahme einer verkürzten Protasis ganz unerträglich, weil hier die
Aufforderung ei d* ayer und ei d^ aye die Apodosis einer vollstän-
') Hier ist die Argumentation des Hrn. Verf.*s nicht zwingend. Eine
formelle Gleichheit existiert allerdings nicht zwischen diesen
4 Stellen und zwischen 3 von den gleich darauf besprochenen
5 Stellen, nämlich ff" 579, ^300, 9 18; aber eine Aehnlichkeit
könnten die Vertheidiger der elliptischen Erklärung geltend machen ;
sie könnten nämlich auch von letzteren Stellen sagen, dass ^ii
qui loquittir ducis res proponit, quarum optio alteri datur**. So
könnte beispielsweise von S 5 — 27 ^esa^t werden, dass auch hier
eine Alternative involviert ist, die mlgende Formulierung zu-
lässt : „Entweder erkennet bereitwillig meine üeberlegenheit an,
oder wenn ihr wollet, nun so machet einen Versuch^ um dieselbe
zu erproben."
•) Eigentlich sollte es hier vielleicht „an 3 Stellen* heissen, da T 107
und (0 336 von den Yertheidigem der elliptischen Erklärung eher
zu der folgenden Gru]^pe von Beispielen gerechnet werden dürfte.
*) Ein und das andere Beispiel könnte, was seine Einreibung in diese
zweite Gruppe betrifft, oemäneelt werden. So könnte in A 524 di
von den Yertheidigem der ellipt. Erklärung als adversative Par-
tikel genommen werden, so dass der Zusammenhang wäre: ^Gehe
jetzt getrost und vertrauensvoll fort; meine Sorge wird das sein.
Doch wenn dir dies nicht genügt und du mehr willst, woltn ich
will dir eine untrügliche Bürgschaft geben.''
L. Lange, de fonnnla Homerica^ ang. ▼. J. Kviöaia. 4tS
digen temporalen oder conditionalen Protasis bildet, während nach
der anderen Eiklämng de nicht schvneriger zu erklären ist als das
di in apodosi überhaupt (vgl. besonders fi 53 und tt 274). — An
der letzten noch übrig bleibenden Stelle I 46 kommen vollends die
Vertheidiger der elliptischen Erklärung in die äusserste Verlegen-
heit *)."
„Welche Gründe nun bewogen die neueren Gelehrten zur Ver-
werfung von Nikanor^s Erklärung? G. Hermann föhrt, indem er
Schäfer entgegnet, gar keinen Grund an ; Nitzsch (zu i 37) begeht
eine petitio principii; Nägelsbach's Argumentation bewegt sich im
Zirkel. Diese Gelehrten mögen aber noch andere (unausgesprochen
gebliebene) Gründe gehabt haben. Es missfiel ihnen vielleicht das
oxfjficc £'/ TtccQaXXtjkoVf nach welchem sowol ei als auch aye in der-
selben adhoitativen Geltung gesetzt sein sollen ^). Es missfiel ihnen
wol auch die Vergleichung des ei mit ela oder eia und die Her-
leitung von eia aus el. Es missfiel ihnen endlich wol die Unter-
scheidung eines doppelten eif nämlich eines conditionalen und eines
bald Optativen bald adhortativen ei. Diese Unterscheidung ist aller-
dings unwahrscheinlich, aber man kann bezweifeln, dass auch Nikanor
ein doppeltes ei annahm.^
Hierauf wird vom Herrn Verf. auseinandergesetzt, dass alle
Conjunctionen ursprunglich eine adverbiale Geltung hatten, und wenn
man nnn fragt, aus welcher adverbialen Geltung sich der conjunctio-
nale Gebrauch von ei entwickelte, so biete sich von selbst das euk-
tische ei dar; denn die enktische Geltung dürfe nicht aus der condi-
tionalen hergeleitet werden, sondern umgekehrt. Ebenso könne die
conditionale Geltung aus der adhortativen entstanden sein, wie vier
homerische Beispiele, in denen eben el d* aye sich findet, diess zeigen,
nämlich ^ 302, 0 18, / 46, / 262.
Endlich wird noch gegen die elliptische Erklärung aus der bei
Homer vorherrschenden Parataxis und der erst sich entwickelnden
^) Aber an dieser Stelle ist die Erklärung nach Nikanor's Weise be-
denklich. Auch ich glaube, dass hier mit Bezug auf €i &i aol
ttvrt^ d^vfiog iniaavrai diara viiad-m (42) xarä avviaiv zu ver-
vollständigen ist el Sk xal avrol (&iXovai v^ia&tu. Einen Beweis
hiefür finde ich in dem unverkennbaren Parallelismus der Sätze
zwischen V. 42—46 und 46—49; denn ei-viea^tu = ti &k xal
avToi I ^QX^o = <fevy6vT(ov \ dXV aXXoi fieviovai xag, ui^- =^ ^*''*
<f*, iycj Zd^ivtlog Tf uaxriaofj.ed'^ \ lig o xi teeq Tq. Sunnigaofiiv
= iiq o xe T^xfiüfQ IXCov evotofitv. Uebrigcns kann man / 46
sehr wol i&fXovoir ergänzen, onne hiemit der Nikanor'schen Er-
klärung von ii 6' aye untreu zu werden; denn an dieser Stelle
lässt der Context eine solche Ergänzung zu, da ein Ausdruck
des Wollens V. 42 vorausgeht.
*) Wenn hinzugefügt wird „ac conßendwn est ple&ncLsmum, gut
tM explicatwne evadit, non magis esse probabüem quam ellipsin
in altera explkcUione*^ , so lässt sich die Zulässigkeit dieser Be-
merknne bezweifeln; denn ein ähnlicher ^Pleonasmus^ ist gerade
keine seltene Erscheinung, wie z. B. versichernde Partikeln gern
gehäaft wurden; vgl. ^ juriv, ^ fiiv in Schwüren.
424 L. Lange, de formula Homerica, ang. ▼. J. Kvicala,
Hypotaxis ein Argument entnommen ; „prarsus incredibile est hy-
potaxin tanto temporis spaiio ante Homerum iam stäbilitam fuisse,
quanto opus fuerit plenae formulae ei ö^ i&ileig aye ndgr^aai ad
cursum eum absolvendum, quem absolutum esse statuendum est
eif qui ellipticam formulae ei ö* aye explicationem amplcctitur,
Atque hoc quidem argumentum . . , eo gravius mihi mdetur esse,
quod in recentiore sermone graeco locutiones non desunt , quae
doceant formulas dicendi, quales usus vitae quotidianae amat^ in
enuntiatione conditionali ei öi ßovXei, ei ö* ed^eXeig, fadlius con-
iunctione ei, quam verhi volendi notione carere, h, e. fadlius in
paratactico dicendi genere subsistere, quam hypotacticwm decur-
tare potuisse. Locutiones dieo ßovlec anoTtwfieVf d^eleig fAeviofiev
post Homerum demum usu receptas"" '^.
Hiemit sind wir am Schlüsse der Abhandlung angelangt, die
— wie nicht zu bezweifeln ist — wesentlich geeignet ist die alte
Erklärungsweise Nikanor^s, die bei neueren Gelehrten so wenig An-
klang gefunden hat, zu Ehren zu bringen. Auch ich habe die ellip-
tische Erklärung immer mit Misstrauen betrachtet, wie ich überhaupt
gegen zahlreidhe Ellipsen, die gewöhnlich angenommen werden, mich
skeptisch verhalte. Die Abhandlung dos Heirn Verf.'s nun hat mich
von der elliptischen Erklärung, der man gewöhnlich in Folge einer
gewissen Sorglosigkeit huldigt, vollständig abgebracht. Nicht anders
nämlich denn als Sorglosigkeit ist es zu bezeichnen, wenn man sich
bei der allerdings bequemen elliptischen Erklärung beruhigt, ohne sich
die Frage vorzulegen, ob eine solche Ellipse des Verbums der Pro-
tasis i^eXeig oder ßovlei durch irgend welche Analogie bestätiget
wird und ob sie überhaupt in natürlicher Weise angenommen werden
kann. Bezeugt und denkbar ist doch auch im Griechischen nur eine
Brachylogie, bei welcher das Verbum aus dem Con text sich ergänzen
lassen muss, wie z. B. Plat. Symp. 212 C rovrov ovv zov Xoyov, to
Odidge, ei fiiv ßovXei^ wg iyxwfiiov eig^'EQwza vouiaov eiQfj*
G&ai, ei de (näml. ßovXei, wenn du dagegen willst), o ti xai o/rw
XcciQeig ovofia^wv, tovto dvoficiCe oder Plat. ßep. VI, 497 E ov to
fiT] ßovXea&ai . . . aXk eiTceq (näml. xi öiaxwlvaeijn to i^rj övva^
a&ai diaxwXvaet, An der Stelle IL IX, 46 ist der Begriff des WoUens,
der nach den Worten ei de xai avToi suppliort werden muss, nahe
gelegt, da eben 42 ei öi aoi avTt^ xH^iog ineaamai vorausgeht.
Es bietet sich nun aber eine doppelte Frage dar: Welche
Geltung hatte ei 6* ursprünglich, als eben die Formel ei d* aye ent-
stand? und in welcher Geltung fühlte man diese Wörtchen später,
als die Formel im Usus vulgär geworden war? Auf die zweite Frage
kann man wol ohne Bedenken antworten, dass man später die ur-
sprungliche Geltung der einzelnen Elemente nicht fühlte, sondern
0 Diese Andeutung ist wol, wenn ich sie nicht missverstehe, nicht
richtig. In ßovUi axonw/jiiv sind zwei arsprünglich selbständige
Fragesätze „vin tu?^ und der deliberative ConjonetiT ^eonti-
deremus?*' verschmoUen,
L, Lange, de formala Homerica, ang. v. J. Kvicala. 425
die ganze Formel als einen adhortativen Ausdruck fühlte. Was aber
die Beantwortung der ersten Frage betriflFt, so hat der Hr. Verf. seine
Ansicht über diesen Punct in dieser Abhandlung noch nicht in be-
stimmter Weise entwickelt ; wol aber deutet er an, dass er dem ei
eine interjectionale Geltung vindiciert, sowie auch Nikanor von einem
parakeleusmatischen el spricht. S. 25 sagt er nämlich „itaque nunc
scttis habeo monere etiam pleonasmi Vitium a formula illa amoveri,
si el ab initio adverhium interiectionis instar esse statuatur; nam
hoc si statuimus, vis adhortativa non in ipso illo et inest , id quod
etiam ex aliis causis negandum videtur esse, sed in imperativo
adverbiali aye et in imperativis aut coniunctivis sequentibus, sicut
optativa quoque vis non inest in ipsa particula, sed in modo verb
Optative,^ Eine genauere Untersuchung wird S. 25 angekündigt.
Mittlerweile ist im VI. Bande der Abhandlungen der philologisch-
historischen Classe der k. sächs. Gesellschaft der Wissenschaften
Nr. IV (Leipz. 1872) der erste Abschnitt einer auf acht Abschnitte
bei*echneten Abhandlung „Der homerische Gebrauch der Partikel al^
erschienen. In diesem ersten Abschnitte, den zu beurtheilen Ref.
nächstens Gelegenheit haben wird, hält der Hr. Verf. (S. 15 f.) mit
Recht für äusserst wahrscheinlich die Zusammenstellung von cX, ei
(vgl. Hesych. ßaixav . . . KQtjreg) mit osk. svae^ umbr. sve, lat. sei,
si, goth. sva, sve, also die Herleitung von ai\ el aus dem Pronomi-
nalstamm sva. Dass er ei für eine interjectionale Wortform hält,
geht hervor aus der Schlussbemerkung (S. 178): „Sonach bleibt nach
dem bishengen Material nichts anderes übrig, als ei für eine zur
Einleitung von Wünschen und Fallsetzungen geeignete interjections-
artige Partikel, und ?:war fQr das Gegentheil der prohibitiven Partikel
firj zu erklären.^ Daraus darf man^ wenn wir nicht irren, schliessen,
dass der Hr. Verf. später auseinandersetzen wird, es sei eigentlich
gegenstandslos, bei der Partikel £t einer ursprünglichen Bedeutung
(in strengem Sinne) nachzuspüren, da Inteijectionen keine Be-
deutung haben, und man könne nur sagen, dass die interjections-
artige Wortform at, el ui-sprünglich überhaupt nur dazu diente, in
unbestimmter Weise als Exclamation die Aufmerksamkeit zu er-
regen (vgl. mit bI d" aye das lat. en age). Der Fortsetzung dieser
ebenso scharfsinnigen als gründlichen und eine erstaunliche Masse
von Detailuntersuch uugen enthaltenden Erörterung sieht gewiss nicht
blos der Ref. mit lebhafter Spannung entgegen.
Prag. J. Kvifiala.
4?6 J» Egger, zu Gregorius Hartmann's, ang. v. /. Schmidt.
Beiträge zur Kritik und Erklärung des Gregorius Hartmann's
von Aue von Joseph Egger, Gvmnaaial- Professor. Separatabdruck
aus dem Jahresberichte des k. k. 11. Staats-Gymuasiuras zu Graz vom
Jahre 1872. Graz. In Commission bei Leuschner u. Lubensky, k. k.
Universitäts-Buchhandlung. 44 S. in gr. 8.—
Diese Schrift zerfallt in 2 Haupttheile : A. Einleitende Bemer-
kungen über die Handschriften des Gregorius und über die bisherigen
Resultate der Kritik. (S. 1 — 14.) B. Beiträge zur Kritik und Erklärung
des Gregorius. (S. 15 — 42.) Ein Nachtrag (iS. 43 f.) bespricht die in
der Germania XYII, 28 mitgetheilten Bruchstücke.
Fürs erste gibt der Verf. eine Charakteristik der einzelnen
Handschriften. Das Besnltat lautet: ^Auf der einen Seite steht A,
auf der andern alle die übrigen' (S. 4). Dass dieser Satz nicht aus-
nahmslos zu gelten habe, führt er gleich selbst des weitem durch und
bemerkt dann : ^Aber selbst die Combination BDEG hat A gegenüber
nur die Geltung einer Handschrift; es steht daher jede Combination
ausser A vor einer solchen mit A principiell an Werth zurück. Schon
aus diesem Grunde scheint es mir nicht zweifelhaft, dass Pfeiffer die
Uebereinstimmung von EG nicht selten überschätzt hat.' (Ebda.) Das
mag sein; nicht minder zweifellos ist mir aber, dass Egger selbst,
wie es demnach scheint, gegen seine eigene Ueberzeugung, unwillkürlich
diesen beiden Handschriften A gegenüber Vorrechte eingeräumt, ohne
dass ich ihn desshalb tadeln möchte: denn da einerseits feststeht, dass
A sowol mit G als mit E, und nicht in nebensächlichen Dingen, öfter
übereinstimmt, und anderseits, wie Egger selbst im Nachtrag bemerkt,
die Yerlässlichkeit von A nicht unbedingt ist, so ist man vollständig
im Bechte, wo es die ratio erfordert, von der im Uebrigen als leitend
anerkannten Handschrift abzuweichen, und das ist öfter der Fall als
vom Verfasser hier zugestanden wird. Eine Classificierung der einzelneu
Handschriften versuchend sagt er ferner (S. 6): * Wollte man eine mit
A gleichzeitige, aber nicht aus derselben Quelle fliessende (?) Hand-
schrift annehmen , die sich nach drei Seiten hin verzweigte , so dass
von der ersten Abschrift G unmittelbar, von der zweiten B, von der
dritten DCE abstammten — natürlich beide Male mit den entsprechen-
den Mittelgliedern — , von C endlich F: so würde diese Voraus-
setzung, ohne weitere Ansprüche zu machen, geeignet sein, die that-
sächlichen Textverhältnisse zn illustrieren, wobei zugleich die Hand-
schriften nach ihrem kritischen Werthe geordnet erscheinen (A —
GBDCEF)\ Das letztere bezweifle ich entschieden : wenigstens E wird
bei dieser Location unbillig zurückgesetzt.
Hierauf gibt der Verf. eine etwas breit angelegte Art Geschichte
der Textkritik des Gregorius, d. h. nachdem er Greith's und Lach-
mann's Ausgaben besprochen, theilt er mit, was ihm in Bech's Texte
dem Lachmaun's gegenüber richtig gebessert scheint: seien es nun
Vorschläge Pfeiffers im 'Quellenmateriar oder Lesarten aus A, G und
den andern Handschriften oder eigene oder Lachmann's Besserungen —
J. Egger^ zu Gregoriu8 Hartmann^s, ang. v. J. Schmidt. 487
zum Schlüsse aufzählend, was ihn von Bartsch' Emendationen (Germania
XIV, 427) getroffen dünkt.
Diese Methode, ein bestimmtes Stück durchzuarbeiten nach der
Sicherheit des Emeudierten, ist sehr lobenswerth und nützlich : mag
auch manches Subjective bei derBeurtheilungder Lesarten unterlaufen,
es ist doch ein Schritt nach vorwärts und bei fortgesetzter Betrachtung
wird das Unsichere auf einen stetig kleiner werdenden Ereis zurück-
gedrängt werden. Wenn Egger aber (S. 12) sagt: *Ich habe mich
die Mühe nicht verdriessen lassen, alle Stellen, an denen sich die
kritische Thätigkeit des neuen Herausgebers bemerklich machte —
es sind deren, ungerechnet die in den Beiträgen besprochenen^ an
dritthalbhundert — aufzusuchen, zu prüfen und die wirklichen Bes-
serungen übersichtlich zusammenzustellen. Denn bei der überraschend
gehässigen Aufnahme dieser ganzen Classikersammlung gerade von
massgebender Seite hielt ich es — zwar nicht den Fachmännern,
wohl aber dem täglich mehr dafür sich erwärmenden
Publicum gegenüber — für angemessen, ja fast für nothwendig
u. s. w. — so mussichihn aufmerksam machen, dass er sich damit einer
argen Täuschung hingibt. Das 'Publicum^ dessen kann ich ihn ver-
sichern, liest seine ^Beiträge' nicht und wenn er dieselben nicht so
eingerichtet hat, dass sie von Fachmännern gelesen werden, so bleiben
sie überhaupt ungelesen. Doch bietet mir jene Stelle anch nach einer
andern Seite hin Anstoss. Er fahrt nämlich fort: ' — ja fast für noth-
wendig, einmal *'aus den Acten" die Untersuchung zu führen, ob an
diesen Ausgaben, die in einladendster Form nur die Frucht, nur den
süs.sen Kern bieten, ohne Schale, d. h ohne eine vornehm-bissige
Vorrede mit einem leicht vernehmlichen "odi profanum — ! * zwischen
den Zeilen und ohne den obligaten hochaufgestapelten Kehrichtwagen
von Lesarten hintendrein, — ob an diesen Ausgaben, sage ich, auch
die Wissenschaft ihren Antheil hat und welchen, ja ob sie, wie man
diess verlangen muss, auf der Höhe der kritischen Forschung stehen,
oder aber, ob sie aus Popularitätssucht Ooncessionen machen und an
der Wissenschaft Verrath üben/ Ei, wer wird denn so undankbat
sein ! Ohne diesen ^obligaten hochaufgestapelten Kehrichtwagen von
Lesarten' wären ja die ganzen ^Beiträge' Eggers nie möglich geworden;
Ich bemerke zugleich, dass ich den im Verlauf dieser und auch an
andern Stellen Moriz Haupt gegenüber angeschlagenen Ton nicht
billigen kann, obwol ich ja im Uebrigen die Ansichten des Verf.
über die Sache vollständig theile.
Zur Besprechung der eigentlichen ^Beiträge' übergehend, freue
ich mich gleich im Allgemeinen sagen zu können, dass wir es
mit einer sehr gründlichen und tüchtigen Arbeit zu thun haben.
Da es die Absicht des Verf. war, 'alles, was im Texte des Gregorius
— mit Rücksicht auf den gegenwärtigen kritischen Apparat — noch
nicht niet- und nagelfest schien, zur Discussion zu bringen' (S. 14),
so beschränkte er sich nicht darauf, blos solche Stellen zu besprechen,
an denen er selbst Neues vorzubringen im Stande war, sondern es
428 J. EggcTj zu Gregorius Hartmann's, ang. ▼. J. Schmidt.
wird der ganze Gregorius durchgeDommen und alles behandelt, was
ihm noch streitig und unentschieden schien, wobei wir natürlich ganz
davon absehen, dass andern anderes als unsicher erscheinen kann. Es
werden also zumeist Lesarten aus den Handschriften hergestellt oder
es wird die Ansicht anderer durch Gründe gestützt und bestätigt oder
gar nur eine Frage angeregt, deren Lösung weitere Beobachtungen
erforderte, oder Mgene z. Th. recht hübsche Beobachtungen und Ver-
muthungen mitgetheilt, alles gegründet auf eine sehr achtenswerthe
Kenntniss des Hai-tmannischen Sprachgebrauches in Verbindung mit
einem methodischen, verständigen Urtheile, so dass das Ganze recht
wol als Vorarbeit zu einer neuen Ausgabe des Gregorius gelten könnte^
für die freilich noch manche genaue Untersuchung anzustellen wäre;
auch das hie und da zu Tage tretende Streben, soviel als möglich Aus-
wüchse dos Textes zu beseitigen — ein Streben, welches von G theil-
weise unterstützt wird — dürfte nicht einseitig durchgeführt werden.
Ich gehe nun an die Besprechung einzelner Stelleu.
In der verstümmelt überlieferten Einleitung hat der Verf. einen
einheitlichen Gedanken durchgeführt, was viel werth ist : ob aber den
vom Dichter beabsichtigten und in der vom Dichter beabsichtigten
Weise, wage ich doch nicht zu entscheiden.
17. Dö diu kint wären — komen ze zehen jären, — do ergi-eif den
vater euch der tot. 'Abgesehen von dem rhythmischen Gewinne,
bemerkt Egger, ist hier nü (= E) für die Darstellung kaum zu
entbehren, um das Ueberspringen mehrerer Jahre zu Gehör zu
bringen\ Diess halte ich für unrichtig: dass E allein nü über-
liefert, muss gerade zur Vorsicht auffordern, ferner wird man
regelmässig im Gregorius und auch sonst entweder dö oder
nü (vgl. nü daz) zur Ueberleitung gebraucht finden, aber nicht
beide Partikeln neben einander, und der rhythmische Gewinn
darf bei Hartmann nicht eben besonders betont werden : desshalb
kann ich auch das zu 2438 Bemerkte nicht billigen, wozu wieder
E den Anlass bot. Wenn Egger aber zu 20 do er im sin zuokunfb
enböt bemerkt, dass der Vers durch Einsetzung des wieder nur
in E überlieferten knnft rhythmisch gewinnen würde, so wird
ihm diess niemand glauben, abgesehen davon, dass hier E zu folgen
unmethodisch wäre.
22. dö er von siecheite — sich des tödes entstuont — wird nach E
statt dö und gelesen : auch in dem auf der hiesigen Universitäts-
bibliothek aufbewahrten Handexemplare Pfeiffer's findet sich
neben der Hinweisnng auf die in 8 Versen folgenden dö frage-
weise ein und verzeichnet: dasselbe gilt von Vers 32
siniu kint sach er dö an —
wo Egger dö streichen will.
27 den er getrüwen wolde
und in bevelhen solde
sine adle and sinia kint —
/. Egger, zu Gregorind Hartmann's, ang. v. J. Schmidt 429
mit E zu schreiben solde : woMo liegt gar kein Anlass vor, wenn
auch der von Egger betonte Zusammenhang: 'er berief die Vor-
nehmsten des Landes, denen er vertrauen durfte und denen er
empfehlen wollte', für einen Augenblick bestechen möchte. Der
angezogene Vers 2845
reht als er wünschen wolde, — ob er wünschen solde,
unterstützt doch wol die gewöhnliche Lesart : Denen er vertrauen
wollte oder konnte und in Folge dessen empfehlen musste oder
durfte (oder gar zu empfehlen im Begriffe war, die Absicht
hatte — denn das ist bekanntlich ebenfalls in solde enthalten).
102 ein solhe bivilde er nam
so ez landes herren wol gezam —
'Wol ist mit £ zu streichen, um so mehr, als herren in A fehlt,
der Vers daher zu kurz erschien. Es ist daher mit Hilfe von E zu
schreiben: so ez landes herren zam^. Gewiss nicht; das Versehen in A
kann doch nichts beweisen?
156 Daz eine was diu minne
dia im verriet die sinne,
daz ander sinei swester schoene,
daz dritte der tievel hoßne,
daz vierde was sin kintheit,
diu üf in mit dem tievel streit,
nnz er in dar üf brähte . . .
Eier will Egger statt der tievel hoene (A) nach EG des tievels
hoene setzen, 'der tievel hoene ist entschieden falsch, denn der Teufel,
der nach 149 alles bewirkt (148 f. lautet: an slner swester minne —
so riet er im ze verre), kann unmöglich hier wiederum den von ihm
gebrauchten Mitteln beigeordnet werden, des tievels hoene ist aber
nicht "des Teufels Uebermuth'\ sondern Gregors, den der Teufel in
ihm bewirkt, oder allenfalls /'der teuflische üebermuth". Soweit
Egger. Fürs erste kann ich zwischen der tievel hoene und de^ tievels
hoene keinen so gewaltigen Unterschied erblicken, halte aber die erstere
Lesart als die einfachere und der Verderbniss leichter ausgesetzte für
entschieden ursprünglich. Der Umstand femer, dass gerade der tie-
vel hoene an dritter Stelle als eines der Lockmittel angeführt wird
— erstens die Liebe zu seiner Schwester (die minne als eine Ausge-
burt des Teufels zu betrachten wäre wol nicht im Geiste des Mittel-
alters), zweitens deren Schönheit, drittens die Eingebung der bösen
Lust, diess ist ja doch gemeint, viertens seine die Folgen nicht beden-
kende ünerfahrenheit — dieser Umstand beweist mir, dass die Alle-
gorie vom Teufel nicht wörtlich zu nehmen ist, wie es Egger thut.
Eine Bemerkung wie zu 188 und sleich vil harte Ilse — 'Wollte
man vil mit Estreichen, so würde der Vers mit seinem gehaltenen
Rhythmus sich dem üihalte malerisch anschmiegen' wäre besser er-
spsirt geblieben: man sieht, wie der Verf. sich oft nur mit Mühe der
andringenden Versuchung einer ansprechenden Lesart erwehrt.
480 cf. Egger j zu Gregorins Hartmann*s^ ang. y. J Schmidt,
Beachieoäwerth ist das zu 230 auf Grund der Lesarten in G und
E Vorgeschlagene:
der si schünde der luoder,
der hegunde s' mere schünden;
ebenso zu 285 f :
alsam was in erwallen
daz honic mit der gallen.
Die Verse 425 — 28, welche Egger, als an ihrer jetzigen Stelle
den Zusammenhang in störender Weise durchbrechend, nach 412
einsetzen will, lassen sich doch wol rechtfertigen. Der Alte sagt:
Berufet eure Leute und verkündet ihnen, dass ihr ins heilige Land
fahren wollt. Die Herrschaft während eurer Abwesenheit übergebt
euerer Schwester und büsset redlich eure Schuld: ereilt euch dort
der Tod, so ist für sie gesorgt. Ferner befehlt sie meiner besondoni
Fürsorge als des Aeltesten und Reichsten: ich werde es schon so
einrichten, dass sie das Kind in aller Verschwiegenheit zur Welt
bringe. Ist das vorbei, dann möge euch Gott wieder heim geleiten und
ich hege desshalb das festeste Vertrauen zu ihm : bleibt ihr aber unter-
wegs, dann wird euch sein Segen zu Theil. Freilich in dem Falle ist
es mein Bath^ u. s. w.
619 rehte liep noch gröz herzeleit —
^Der Gegensatz ist rehte liep und herzeleit; gröz (A) ist
daher mit E zu streichen, wodurch der Vers erst lesbar wird*. Pfeiffer
ist dei-selben Ansicht.
633 Der leide wären vieriu,
der diu vrouwe al eine dria
gar an ir in den ziten truoc —
Diese schwierige Stelle will Verf. so schreiben :
Der leide wären driu dar,
diu din vrouwe al eine gan
an ir in den ziten truoc.
'dar, d. h. bis dahin, mit Beziehung auf das neu hinzukommende
und erst zu erwähnende (651 f.) viei-te Leid. Vgl. Er. 792. dar
umbe het erz dar gespart. 795. euch het er sines llbes kraft vil wol
enthalten dar\ An diesen beiden Stellen ist freilich die Beziehung
des dar nicht zweifelhaft , an der vorliegenden vorsteht es aber nui*
derjenige, welcher schon weiss, dass noch ein viertes Leid nachfolgt.
Dem gegenüber findet man sich doch noch eher mit Lachmanns Her-
stellung ab.
702 den aller tinristen man
der ie ritters namen gewan.
Egger schlägt vriundes vor und vergleicht Walther 13, 27 (Pf.)
eines friundes minne — diu ist niht, da ensl ein ander bl, womit
nicht viel bewiesen wird: dagegen die von Lachmann citierte Stelle
Iwein 1456 ist nicht blos, wie er sagt, Mer unserigen sehr ähnlich^
sondern vollkommen gleich; er findet es offenbar bedenklich Gott
J. Egger , zu Gregorius Hartmaun's, ang. y. J. Sehmdt. 4SI
einen ritter zu nennen, dem kann man aber entgegensetzen, dass
doch das Wort helt yorausgeht.
1173 f. würde ich es ebenfalls für pedantisch halten an den
durch A überlieferten Worten etwas zu ändern:
er ergreif ein sselige vart,
daz er dem abbet zuo kam.
wan daz er*n dmemvater nam —
Die Aenderung in E wurde offenbar durch den weder auffälligen
noch seltenen Wechsel des Subjectes hervorgerufen.
1198 und unwizzer dinge qaam
gar an ein ende —
'In A steht unwiser st. unwizer bei Greith, mit dem ich jedoch
nichts anzufangen weiss ; ich halte Bechs Vorschlag unwizzener für
das Wahrscheinlichste'. Könnte sich unwiser nicht auf das unkluge
Benehmen der Frau beziehen ?
Für durchaus gelungen halte ich Eggers Emendation zu 1256;
Sit si ez einer hat gesagt.
1491 f. deswär ich gefüege dir /
ein also riebe hirat
diu wol nach diaem willen stat,
unde gib dir al die yrist
daz du vil schdne Tarende bist.
*Höfer (Germ. XIV, 424) hat die Stelle gänzlich missverstanden
al die vrist bezieht sich auf die Zeit bis zur Wehen" Heirat; oder
wer hätte ihn als Ritter ausstatten sollen, wenn nicht der Abt?' Ich
fürchte, das Miss verstehen ist hier auf Eggers Seite. Woraus schliesst
er denn, dass al die vrist ^bis zur Heirat' bedeute? Dass der Abt dem
Jüngling den täglichen Lebensunterhalt verschaffe, ist doch wol
selbstverständlich, und als Bitter ist er ja schon ausgestattet, vgl.
1475, 1550 ff. Aber es handelt sich um die Alternative : entweder
fortziehen und arm bleiben (von seinem Vermögen erfährt ja der
Jüngling noch nichts und wenn der Abt ihm etwas geben will, so
kann er es auch für die Reise thun : so engherzig wird er doch nicht
sein) oder bleiben und durch eine Heirat reich werden.
1617 älch, so meret sich diu kraft
diner tagelichen misse tat.
Beachtenswerth sind die gegen tagelichen vorgebrachten Gründe,
sowie die Vermuthung : dlnor klägellchen missetät. Was in der wol
eine Spur des Richtigen enthaltenden Lesart von G Deiner zal tseg-
leichen missetät stecke, konnte ich nicht enträthseln.
1658 ist die Lesart von G nicht vart sondern vare.
1660 er gebot den marnaeren
daz si den winden wsren
nach ir willen ondertan,
und daz schef liezen g&n
swar ez die winde Idrten,
4S2 cf. Egger, zu Gregorins Hartmann's, ang. v. J, Schmidt,
und anders niene kerten.
ein starker wint do waete . . .
So schreibt Bach nach den Handschriften und ich glaube mich
ebenfalls dabei beruhigen zu können. Lachmann schrieb an erster
Stelle ünden : Egger möchte es an zweiter Stelle setzen und findet in
der Lesart von G die winden hiefür einen Anhaltspunct ; da 1665
noch einmal wint folgt, so gehöre das Wechselwort zweifellos in die
Mitte. Ein Fall, wie jemand von einer Ansicht aufs tiefste überzeugt
sein, dafür die scheinbar einleuchtendsten Gründe anführen — und
doch irren kann. Zweifellos ist doch, dass, da die Erzählung in einem
fortschreitet, das Wort wint 1665 sich auf das unmittelbar Vorherge-
hende beziehen müsse, also nur an erster Stelle ünden gesetzt
werden dürfe. Das hat Lachmann gewiss wohl überlegt.
1927 na ersach in der muctreste,
unde wäfent' sich sä
onde euch niemen m^re da
allen die^r da häte,
den mofter, daz man drate
im sin ors gewänne:
er vorht' daz er 'm entrünne.
Um mit den 3 letzten Versen anzufangen, so hat Egger in für
mich überzeugender Weise nachgewiesen, dass die üeberlieferung die
ruoften, daz man dräte — im sin ors gewünne --
als vollkommen entsprechend beizubehalten ist. Daraus fcjgt aber,
wie ich glaube, mit Nothwendigkeit, dass der vorhergehende Vers eben-
falls 80, wie er fast einstimmig überliefert, gelesen: alle die'r da
häte — und dies an den folgenden : die ruoften — angeschlossen
werden müsse. Somit bleibt nur übrig: unde euch niemen mere da.
Das hiesse: er waffnete sich allein und sonst niemand von seinen
Leuten. Einen solchen Gedanken finde ich seltsam: gegen den einen
werden doch nicht alle zu Felde ziehen ? Ich schlage daher vor, diesen
Vers mit dem vorhergehenden die Stelle wechseln zu lassen :
nu ersach in der muotveste
unde euch niemen mere da
unde wäfent* sich sa.
alle dieV da häte,
die ruoften, daz man dräte
im sin ors gewünne:
er vorht' daz er'm entrünne.
1936 vil wol erbeitte er sin da vor.
'Wenn die theoretisch allerdings richtige Schreibung erbeitto
nur auf un8ei*er Stelle beruht (s. Lexers mhd. Wörtercb.), wo es nur
in A steht, so dürfte wohl wie sonst erbeite oder mit G erbeit zu
schreiben sein/ Eben weil es nur in A steht, muss es festgehalten
werden. 1966 wird die Lesart von E:
unde ez niuoste da für war
J. Egger, zu Gregorins Hartmann's, ang. t. /. Schmidt. 48S
den strit nnder in beiden
kunst unde gelücke scheiden — .
mit sehr heachtenswerihen Gründen empfohlen.
2025 und heten wir einen herren,
sone möchte uns nicht gewerren.
^So ursprünglich das plötzliche üeberspringen in die directe Rede
scheinen mag, ich halte es doch für verderbt nnd lese sl und in
nach EG st. wir und uns in A imd den Ausgaben. Ich würde es be-
greiflich und von Wirkung finden, wenn die Bede an die Herzogin ge-
richtet wäre ; aber selbst in der Berathnng wäre die directe Form
kaum erträglich, in der Vorberathung (vgl. 2027) ist sie ohne alle
Wirkung. Wer spricht diese Worte? An wen sind sie gerichtet?' Die
Edelleute (2016) des Landes besorgen, sie möchten, wenn ihre Herrin
unvermählt bliebe , wiederholt so gefährliche Angriffe zu bestehen
haben als sie eben einen überstanden. Sie sprachen — so helsst es
ja ausdrücklich 2022 und an wen sie ihre Worte richteten, ersehen
wir aus 2028: under in — ein Weib sei nicht im Stande, ein so
grosses Land zu schützen: ^hätten wir einen Herrn, so könnten
wir ganz ruhig leben' - also ein Fortschritt von den Gedanken zur
Bede, von der indirecten Bede zur directen, und wieder zur indirecten:
In Folge dessen beschlossen sie alsbald ihre Herrin inständigst zu
bitten u. s. w. Auf den unterschied zwischen Vorberathung, Be-
rathnng und Bede an die Herzogin möchte ich kein Gewicht legen.
2562 sus senftet sinen muot,
den wir so gar erzürnet hAn.
So will Egger im Anschlüsse an Pfeiffer bis auf erzürnet, statt
erbeiget schreiben. Allein er wird mir zugeben müssen, dass, wenn
man den Gedanken, den G an die Hand gibt, billigt, man auch der
von Pfeiffer verbesserten Lesart zu folgen habe, da doch offenbar
ist, dass E das seltene Wort durch, das gewöhnliche ersetzte.
2836 ich k^re durch dinen willen dar
und hilfe dir üf den stein
nnd behefte dir so dinia bein
mit der isenhalten,
daz du da muost alten, '
nnd daz da wsrliche
üf disem ertriche
mich niemer gedrangest,
des bin ich gar an* angest.
Diese Vei-se schreibt Egger so :
und behefte dir dioiu bein
mit der isenhalten.
daz du da müezest alten
und daz du wserliche
üf disem ertriche
mich niemer gedrangest,
des bin ich gar an angest.
ZfitMhrift f. d. ftstorr. Gtiui. 1878. VL H«ft. 29
4S4 J' B99€T, xn OregorioB Hirtnuuui*«, ang. t. J. Sckmidt.
Seise Beweisf&hning hat mich nicht überxengt. Zwar das 2836
durch G überlieferte s6 will ich nicht vertheidigea Es scheint aller-
dings za dem Zwecke eingefögt, um den folgenden Satz als Consecutiy-
satz deutlicher hervortreten zn lassen ; dass aber desshalb die üeber-
lieferung desselben Satzes unrichtig sein müsse, folgt durchaus nicht
daraus, omsoweniger da, wenn wir das ganze Gefüge unbefangen
betrachten, uns gar nichts nöthigt, die natürliche, beim Lesen sich
ungezwungen darbietende Satzverbindung ausgeben. Der Fischer
sagt, er könne demGregorius gar wohl helfen. Er wisse einen Stein,
der ganz nach dessen Wunsch sein müsse. Ja noch mehr, er habe eine
Eisenfessel, die er ihm gern abtrete, damit er ja immer auf dem Steine
bleiben könne. Die wolle er ihm an's Bein befestigen. Wenn ihn dann
auch sein Entschluss reue, so müsse er doch bleiben, denn gefesselt
könne er sich gewiss nicht allein helfen. Also — nun folgt die An-
wendung — wenn es ihm ernst sei, so möge er jetzt schlafen gehn
und morgen früh seine Fessel nehmen und sich ins Schiff des
Fischers setzen : der wolle dann um seiuet willen zum Felsen fahren,
ihm hinaufsteigen helfen und seine Füsse mit der Beinschelle so
fesseln, dass er gewiss da bleiben müsse und ihn auf dieser Welt nie
mehr belastige: des bin ich gar an' angest, davon bin ich fest
überzeugt. Man kann demnach nicht sagen, dass der SchiusBsati ohne
Inhalt dasteht.^
3200 ff. 'Lachmann'
üf die kurzen reise
80 wart er tiwere gemant:
die gelobt er in ze hant
des morgens fooren sl vmo
dem wilden steine zuo.
Do A mit arbeiten
die harke zuo bereiten,
do si üf den stein qaamen
und des war nämen
wä Grßgoijus wsBie . . .
Die von Bech an dieser Stelle vorgenommenen Aenderungen
möchte ich ebenfalls für zu gewaltsam und doch nicht ganz befrie-
digend halten. Wenn Egger aber vorschlägt :
daz si üf den stein qnaemen
and des war naemen —
und bemerkt; 'Ebenso halte ich es für unglaublich, dass Hartmann
schrieb :
dö si üf den stein quämen
und des war nämen
wä Gr^gorjns w»re,
und dann 3234 . 35 noch einmal
dd suochen s! begunden
of dem wilden steine
H. E. Beteenberger, Fridankes Bescheidenheit, ang. v. Ä, 8ehönb<teh, 485
(so schreibt Egger diese Verse), welche Darstellung ja eigentlich einen
Schritt zurück thun würde' — so bemerke ich dagegen, dass ich die
Ausdrücke : dö s! war nämen nnd suochen begunden für vollkommen
identisch halte. Die Männer kamen auf den Stein und sahen sich
um, wo Gregorius wäre: diese Gelegenheit benützt der Dichter,
um auf die folgende Schilderang von Gregorius* Aussehen yorzu-
bereiteu, indem er darstellt, wie er nicht aussah; zur Erzählung
zurückkehrend nimmt er nach den Worten : Ich sage iu waz sl funden
— das obige war nämen wieder auf mit dö sl in beg^den suochen üf
dem steine und berichtet nun, in welchem Zustande sie ihn antrafen.
Danach dürfte Eggers Aendorung nicht noth wendig sein. Das unzweifel-
haft Anstössige sucht Pfeiffer in seinem Exemplare anf folgende Weise
zu beseitigen:
des morgens fuoren si yrao
dem wilden steine zuo^
da Sl mit arbeiten
die barke zuo bereiten.
do si üf den stein qnämen . . .
Wien, April 1873. Johann Schmidt.
H. E. Bezzenberger, Fridankes Bescheidenheit. Halle, Verlag
der Buchhandlung des Waisenhauses, 1872. XIV. 469. 8*.
Uralt, schon mit dem Beginne der Abstraction überhaupt ge-
geben, ist der Brauch, in rythmischen Sätzen die Resultate speculativer
Ueberlegung und die Lehren praktischer Erfahrung niederzulegen.
Erst spät wurden diese Sprüche, durch deren feierliche Mittheilung
sonst die Greise dem aufblühenden Geschlechte die Lebensfahrt zu '
erleichtern gedachton, in Sammlungen vereint. Und wunderlich ver-
schieden sind die Geschicke dieser Spruchsammlnngen unter den
Völkern.
Dem Oriente imponiert die einfache Weisheit der Vorfahren
nicht. Das geheimnissvolle Gewand göttlichen Ursprunges wird den
Sprüchen umgeworfen und in mystische Form hüllt sich die Lehre.
Auch hier noch weitere Unterschiede. Das trotzige Völkchen an den
Ufern des Jordan brauchte den Spruch in der Form des Gebotes, das
an schwere Drohung geknüpft war ; die Sammlungen, welche dort von
bloss menschlicher Autorität geschützt waren, sind nachweisbar die
spätesten. Kurz und scharf ist der Ausdruck, Bilder werden vermieden,
die Wirkung muss unmittelbar sein und nicht herzliche Aufnahme
ins Gemüth, sondern strenge Befolgung wird gefordert. Diesem Ver-
fahren koiumt zu gute, dass Gesetz und praktische Lebensregel sich
vielfach noch enge genug berühren, um leicht in einander übergehen
zu können.
Anders wird es unter dem gesegneten Himmel Indiens, an den
reichen Ufern des Ganges, wo ein edler, arischer Stamm in ungestörter
29»
486 TJ. B, Besgenberger, Fridankes Bescheidenheit, ang. t. A. SMnbach.
Herrschaft seine Tage verbringt Das treffliche BOhtlingk*sche Boch
lehrt uns den indischen Moralcodex kennen. Vor grossen Verbrechen
braucht wenig gewarnt zu werden, denn diese Vegetaiianer sind nicht
geneigt zu gewaltiger Leidenschaft — ihren grössten epischen Helden
fehlt zwar nicht der Buhm ungeheuerlicher Thaten, aber doch die
Energie, der kräftige Ausbruch des Pathos — mehr oder minder redu-
cieii; sich die Absicht der Sammlungen darauf, Friede und Behaglich-
keit, ruhiges Wohlsein unter den Menschen zu erhalten. Das drückende
Gefühl der Schwäche, welches das unwürdige Beligionssjstem ge-
schaffen hat, beherrscht auch die blumigen Sprüche. ^£s fehlen die
Männer."
Ganz anders steht es in Griechenland. Hier wird die Grenze
zwischen Lebensweisheit und Gesetz strenge gezogen. Der Sinn für
Harmonie, welcher dem glücklichen Volke innewohnt, zeigt sich auch
hier. Nicht einzeln und für sich gilt ein Spruch, stets ist er verbun-
den mit ii-gend einer besonderen Auffassang des Lebens überhaupt
und steht innerhalb eines philosophischen Systems. Praktische Weis-
heit allein scheint undenkbar, sie muss verknüpft sein mit einer
sicheren Vorstellung vom Ursprünge, von der Beschaffenheit und Be-
stimmung des Lebens. Wo anders als bei den Griechen hätte das Be-
dürfniss nach — man möchte fast sagen — symmetrischer Ergänzung
zu wenigen praktischen Lehren das System der älteren Stoa gezeugt?
Und wieder anders in Rom. Der kühle, berechnende Sinn des
italischen Bauern liebte das kurze nnd witzige Sprichwort, das noch
in den Comödien des Plautus in seiner ganzen Ursprünglichkeit uns
entgegentritt , vergleichbar etwa nur mit dem beissenden Sarkasmus
Sancho Pansa's und dem kaustischen Witze des niedersächsischen
Landmanns. Ein lehrhafter Zug beherrscht auch die gebildete römi-
sche Literatur, so weit sie überhaupt etwas Eigenartiges hat. Die
Historiker eröffnen ihre Bücher mit Sentenzen und Sentenzen mischen
sie, wo es nur angeht, in den Context der Erzählung. Der bedeu-
tendste — formal bedeutendste Poet, Horaz, hilft seiner matten Phan-
tasie oft mit den plattesten Sentenzen fort, originell wird er nur in
der Satire, dieser Abzweigung der Didaxis. Auf dem Gebiete der-
selben pflücken denn auch die kräftigeren Geister, CatuU und Juve-
nal, ihre Lorbeem.
Bei den Germanen existierte uralte Spruchweisheit Die Sätze
des Havamal weisen zum Theil noch auf die asiatische Heimat, bn
Allgemeinen ist uns nur wenig davon erkennbar, denn Sammlungen —
ob in deutscher oder lateinischer Sprache, ist gleichgültig — begin-
nen doch erst frühestens im XI. Jahrhundert. Diese Sammlungen
bieten bereits ein wunderliches Gemisch, das so recht bezeichnend ist
fui' den Aufbau der germanischen Geistes weit, nachdem die erste,
grosse historische Aufgabe mit Anstrengung aller Kräfte gelöst war.
Bunt untei-einander liegen in diesen Büchlein die heimischen derben
Sprüche neben den strafenden und mahnenden Worten der Bibel,
neben der kurzen und kahlen lateinischen Sentenz; hier und da
^^EjE£ BtMin\)ier\jr.T, l-viiliiiike)i H'-fclicidunhcit, mig v. .1. Sduiiibnali. t&l J
finden sieb Versp, welche unUtti iudiüulie WtfUiJivit Kiifduri;abi)u, uaiili I
der Itinfjen Wanderung öbei' Afrku iind Simnien sonderbar ver- I
«tUmmell. Die Strophen •deü slteren Siiorvogel douten uns au, daäs 1
die Fahroiidcn auch diesen geistigen Uesiti uuseios Volkes frühzeitig
in Vernaltuiig genommen lialien. Aber diuserBesitzfluotuiert beständig,
aJles verliert sich, neues fliegt an, nnd ao lag der Gedanke gur nahe,
die Kerstreuten Tiilmmei' zu einem grösseren Ganzen zu vereinen. In
der ersten Hälfte des XIIL Jahrhauderts übernahm denn auch ein i
Fahrender — Freidank nannte er sich — das Sammle rgeschäFt. Die
zalilreichen Handschriften laseeu seine ComKÜation bis zu 4000 Versen J
anschwellen. I
Ol) Freidauk wol reibet gcdtuhtot hat? Wenn die ordnende I
Thätigkeit, welche hunderte der in wildester Form circnlierenden I
Sprüi-Jie in ein geuioiusames rjthmiüches Mass zwängt, Dichten I
{g'ünanut werden kann, dann ist auch Freidank ein Dichter gewesen ; 1
üelbittändige poetische Schilpfnng steckt in der 'Bescheidenheit' wenig, I
mitti miiss'to denn die Spriichü , wclrhe historische Gegenstände be- 1
. handeln ~ die Verse gegen K<)m sind nur ein schwacher Abklatsch der
Stimmung, die in Walther's Sprüchen so gewaltigen Ausdruck sich
schuf — dem Urheber der Sammlung mit zuschreiben, was mir an und
filr sich wenig Wahrscheinlichkeit zu haben scheint. Ausserordentlich .
viel haben nnter den Händen dieses Sammlers die alten Sprüche einge- ■
büsst. Tlis anf wenige Stollen ist der Glanz der alten Bilder hinweg- I
gewischt, die Schärfe nnd Prägnanz gemindert, derTon ist ruhig, matt
geworden. Mit einem Worte: die frische Kruft, welche dem volks-
tbOmlichen Sprichworte innewohnte und die sich durch Berührung
mit dem schaffenden Volksgeiste immer wieder erneut, ist veiinron
gegangen, wir haben daftr eine in glatten Verden ablaufende Col- .
loction erhalten. ') J
Dem 'Freidank' bat die deutsche Philologie schon seit langer I
Zeit hetfondere Aufmerksamkeit zugewendet. An die erste Edition
durch Wilhelm Grinmi knüpften sich dessen fast bis an sein Lebens-
ende fortgenthrten Dntersuchuni;en, welche das bekannte Resultat zum
Voischoiii brachten : Freidank und Walthor von der Vogelweiile sind
identisch. Der Sti'eit, den Grimm mit PfoifTer auszufi'chten hatte und
in welchem ihm wol ausser Wackei-nagel Niemand zur Seite stand, J
hat Anlass gegeben, dor Spruchsammlung genauere Betrachtung zu I
widmen. In einer zweiten Ausgabe snchte Grimm seine Hypothese 1
durch TexUindprungon zu stützen. Aber schon früli machte Zarucko, I
dem seine eingehende Beschäftigung mit dem deutschen Gate Gewandt- I
hoit in lief Behandlung von derlei Frogpn verschafft hatte, darauf 1
berksam, duss die Grundtage der GrimmVhen Aufstellung, die I
üime der Kh. A. als der ältesten und deren Anordnung a,h der I
'*) Im w««eDtHchaa bat, wie ich avhe, scliun ächerer in doti UentHChcD I
8*fldi"nS. M, ff. dloBp AuiTswnriß der'Be»cheidenheit' voTgetngon. I
Beantnb«riTcr handalt in der Einleitung 8. 81 - 1^ darüber. abtT I
nwM lu wenig bestimmt. I
488 H. E. BeMefiberger, Fridankes BeBcheidenheit, ang. v. Ä. Schönbadk.
ursprünglichen, unsicher sei. Vielmehr sei die sogenannte IV. Ordnung,
vertreten durch die Hs. N. als authentische zu beti-achten. Diese,
Ansicht Zamcke's wurde von H. Paul in eineV 1870 erschienenen
Leipziger Dissertation durchgeführt. Eine neue Ausgabe von Bezzen-
berger liegt uns vor, eine commentierte hat Bartsch versprochen, auch
Paul bereitet, wie wir hören, eine Ausgabe vor, also ein wahrer
embarras de richesse.
Was kann eine neue Ausgabe Freidank's bieten?
Zweierlei: Es kann eine Revision des Textes gegeben werden,
welche die ursprüngliche Ordnung herzustellen sucht und einzelne
Verse mit Bücksicht auf die Arbeit W. Grimmas in der ersten Ausgabe
zu bessern unternimmt. Oder ein fortlaufender Commentar soll
Erklärungen und Parallelen beibringen.
Bezzenberger ist in seiner Untersuchung der Spruchordnungen
zu denselbem Resultate gelangt wie Paul, behält aber nichts desto
weniger die Grimms'che Ordnung bei. Soweit Referent diess zu
erkennen vermag, geschieht es aus dem einzigen Grunde, weil Mn
allen seit 1834 erschienenen Schriften, in welchen Sprüche Freidank's*
citiert werden, dieses nach der I. Ausgabe W. Grimmas geschieht, es
also onzweckmässig gewesen wäre, um einer strengen kritischen
Forderung willen, die Ordnung, welche ich für die älteste halte , für
diese Ausgabe anzunehmen.^ Würde dieser Grundsatz für alle Heraus-
geber gelten, so wüi*de der Fortschritt wissenschaftlicher Erkenntniss
in den Ausgaben nie zu Tage treten und wir stünden stets am alten
Flecke. Man hat sich nicht gescheut, in allen späteren Ausgaben
Walther's v. d. Vogelweide die wirre, ganz äusserlich nach der
Handschrift gegebene Folge in Lachmann's Edition zu ändern und
diese Aenderung war berechtigt; auch aus Bequemlichkeitsgründen
konnte Niemand Anstoss nehmen, da Tabellen das Verhältniss zur
Lachmann'schen Ausgabe klarstellten. Endlich hat Bezzenberger sein
Buch ja nicht einmal für Gelehrte bestimmt, sondern zumeist für
Laien, denen eine Umstellung wohl kaum Unannehmlichkeiten berei-
tet hätte.
Im Allgemeinen lehnt B/s Arbeit die Forderungen ab, welche
an eine wissenschafbliche Leistung gestellt zu werden pflegen. Dem-
gemäss bietet die Einleitung blos eine Zusammenstellung bereits
bekannter Dinge, die Widerlegung der thörichten Hypothesen Grion's
kann man nicht in Anschlag bringen. Dabei ist der Abschnitt über
Metrik und Reimkunst S. 33 — 36 doch gar zu kurz gekommen. Der
Text hat sehr wenig Aeuderungen gegenüber der I. Ausgabe W. Grimmas
erfahren, die wenigen sind in den Anmerkungen genügend motiviert.
Von Varianten hat B. nur eine nicht immer glückliche Auswahl aus
der Fülle dei' Grimmischen Angaben zusammengestellt. Ein Anhang,
die unechten Zusätze und die nicht in Freidankhandschriften vorkom-
menden,Citate (nach Grimm) enthaltend, ein Reimreglster(nach Grimm)
endlich zwei Tabellen mit Yergleichungen der Grimmischen und
Myller'schen Ordnungen sind schätzenswerthe Zuthaten.
H. E. BeJiBenberger, Fridankes Bescheidenheit, angf. v. Ä, Schönbctek. 490
Die neue Ausgabe gehört zur zweiten Gattung, sie legt das
Hauptgewicht auf die Anmerkungen. Und auch in den Anmerkungen
ist sie eigenthümlich. ^Es kam mir nur auf Beibringung der Quellen
und Verständniss der schwierigen Sprüche an', heisst es in der
Widmung S. VI.
'Beibringung der Quellen'! Glaubt der Verfasser, der ja doch
an anderer Stelle die blosse Sammlerthätigkeit Freidank*s richtig
hervorhebt, wirklich, dass nach der Lecture der Anmerkungen, 'Nie-
manden mehr zweifelhaft sein werde, Freidank habe einen sehr grossen
Theil seiner Sprüche aus lateinischen Autoren geschöpft' (Einl.
s. 41) ? 'Beibringung der QueDen' wird, wenn diesen Worten der
landläufige technische Sinn untergelegt werden soll, kaum der passende
Ausdruck sein ; nur indirect kann er genommen werden, soll meine oben
gegebene Erörterung nur einigermassen richtig sein. Vielleicht wäre
hinzuzusetzen gewesen 'und Parallelen\ Wie Beferent sich bei
genauerer Durchsicht der Anmerkungen überzeugt hat , gehört auch
thatsächlich eine grosse Zahl der angeführten Moci' mehr zu den
Parallelen als zu den Quellen. Dürfen aber solche Parallelstellen
schlechtweg verzeichnet werden, wie sie die Leetüre irgend welcher
Bücher bringt? Es will dem Referenten scheinen, als wenn solche
Sammlungen nur dann Werth hätten, wenn sie unter gewissen literar-
historischen Gesichtspunkten veranstaltet werden, und er erlaubt
sich zum Belege auf die kleinen Zusammenstellungen hinzuweisen,
die in MüUenhoff und Scherer's Denkmälern z. B. zu Nr. XXVII ge-
geben wurden. Dort wird ein Versuch gemacht, die Geschichte des
Sprichwortes in der ältesten Zeit' deutscher Sprache zu zeichnen,
für die späteren Perioden werden nur diejenigen Verzeichnisse durch-
gesehen, welche gewissermassen die Knotenpunkte in der Litei*atur
des Sprichwortes bilden. Es ist dem Beferenten nicht gelungen,
in den Sammlungen Bezzenberger*8 einen bestimmten herrschenden
Gesichtspunkt wahrzunehmen; denn dass durch Beibringung von
Parallelen der Sinn des Freidankverses aufgeklärt werde, versteht
sich von selbst. Zunächst hat der Verfasser die Bibel mit Sorgfalt
und, wie Referent gerne glaubt, erschöpfend ausgezogen. Die übrigen
lateinischen Stellen entstammen den verschiedensten Autoren classi-
Rcher und später Zeit, bei deren Zusammenstellung weder Vollstän-
digkeit noch sichtende Auswahl durchgeführt sind. Für alle Sammlungen
B.'s aber gilt, dass Beschränkung fehlt. Oft, leider sehi* oft werden
Stellen zusammengebracht, die mit den Versen Freidank*8 in einer
nur sehr entfernten, manchesmal kaum wahrnehmbaren Beziehung
stehen. Ein Beispiel statt sehr vieler: Freid. 47, 10. 11 lauten:
Der diep ist bcßse nähe bi;
sin nächgebür wirt selten fr!.
Dazu die Anmerkung: *Ein Dieb ist ein schlimmer Nachbar;
vgl. Graf und Dietherr 311. — Plaut Menaechm. 4, 4. 31. Verum
illud verbum esse experior vetus: aliquid mali esse propter vicinum
malum. Oder ganz insbesondere die Anmerkung zu 28, 23 ff. Für die
440 H. E. Bezgenberger, Fridankes Bescheidenheit, ang. t. A, Sehonbaäi.
Sammlungen ans deutschen Schriftstellern gilt im Allgemeinen das-
selbe was über die lateinischen Stellen bemerkt wurde. Hierzu kömmt,
dass die Art zu eitleren ganz merkwürdig ist. MS. MSH. MSF nicht
blos nebeneinander citiert, abwechselnd mit oder ohne Angabe des
Minnesängers, auch die alten Beiträge Benecke's werden immer noch
angezogen. In wie weit diese Ai-t zu eitleren mit der des Müller-
Zamcke'schen Wörterbuches zusammenhängt, hat Referent nicht
geprüft. Das durchstehende ^Wiusbkin' wird Jedermann für unschön
halten. Dunkel ist, wie Leser, denen die gewöhnlichsten mhd. Worte
erklärt werden müssen, Gitate wie : Golm. Garel. Laber. Schamel u. s.
w. verstehen sollen. Die Predigtliteratur scheint verhältnismässig
wenig berücksichtigt.
'Verständniss der schwierigen Sprüche' wollen die Anmerkungen
noch geben. Insofern darunter eine Erklärung einzelner Stellen zu
verstehen ist, haben die Anmerkungen Tüchtiges geleistet, wenig wird
nachzutragen sein. Mit der Interpretation einzelner Worte aber kann
Referent sich nicht einverstanden erklären, denn es ist ihm unklar
geblieben, auf welchen Leserkreis der Verfasser gerechnet hat. Auf
sprachkundige Leser kaum, denn wozu hat er: muot, pfliht, sache,
nlt, riebe, genseme, smashe,. bl u. s. w. weitläufig erörtert; für
unkundige Leser bietet er viel zu wenig. Weder die Sammlung von
Pfeiffer-Bartsch noch die Zacher'sche können als Muster gedient
haben.
S. XI der Widmung heisst es : ^Das Lexikalische habe ich knapp
gefasst, ohne Wiederholungen ängstlich zu vermeiden ' imd
damit sollte wohl eine Art carta bianca geschaffen werden, aber es ist
noch zu viel geboten, um Entschuldigung zuzulassen. So sind folgende
Anmerkungen fast identisch :
leben 10, 4; 26,4. 10; 27, 1—6; ort. 14, 1; 80, 19; pflicht 17; 19;
48, 5; 98. 8; 130, 20; unmare 22, 2; 70, 1; 107, 19; 117, 6; genaßme
23, 8; 48, 3; nlt 29, 3; 60, 1; betrage 31, 9; 78, 18; tougen 34, 15;
99, 18; gast 37, 6; 97, 12; rlche 41, 15; 108, 17; verhorn 50, 11;
98, 2; riuwe 51, 18; 57, 4; gäbe 86, 1; 116; 19; leide 110, 5.
135, 18; karc 148, 2; 167, 20. und viele andere mehr. — Wozu
dienen die massenhaften Verweisungen auf das mhd. Wb.? Sollten die
Freidankleser nicht aufsuschlagen verstehen?
Die Anmerkungen insgesammt haben das Aussehen, als ob sie
durch übereilte Aneinanderreihung der Fruchte von gang unmotho-
discher Leetüre entstanden wären.
Zum Schlüsse noch Eins. Abgesehen davon, dass der Verfasser
sich öfter in wenigstens für dieses Buch ganz unpassenden theo-
logischen Excursen ergeht, drängt er dem Leser seinen Moralstand-
punkt in sonderbarer Weise auf. S. 11 der Einleitung noch geneigt,
die Sprüche 104, 11. a — f als Freidank angehörig anzuerkennen,
erklärt er S. 63, dass er sie aus dem Texte fortlasse, weil sie obscön
seien, wiederholt diese Erklärung in der bezüglichen Anmerkung und
wirklich steht im Texte ruhig Vers 104, 11. neben 104, 11g; in den
J. 0. Opely Der niederaäcbsich dänische Krieg, ang. v. 0. Lorenz. 44l
Varianten aber heisst es: 'a — f ein obscöner Spruch, im Anhange'.
Daselbst S. 236 finden sich denn die Sprüche.
Damit man aber sehe wie empfindlich das sittliche Gefühl des
Verfassers ist, setze ich die censurierten Verse hieher:
Ein haore and ein katze
die lebcnt in einem satze.
drizec pfamie maose yoI
die verramt ein katze wol;
het ein hnore drizec man,
si het ouch nicht genuoc daran. ')
Referent erlaubt sich desshalb nochmals zu fragen: Welche
Leser hat sich der Verfasser vorgestellt? — Wären doch wenigstens
die incriminierten Stellen — denn die Scherzverse 169, 29 a—o sind
auf dieselbe Weise ausgeschlossen worden, weil nach S. 63 dieser
Spruch Freidank's Wahrheitsliebe widerspricht* — auf einem letzten
Blatte zusammengedruckt worden (wie in Schmeller's Ausgabe der
Carmina Buraua), damit em besorgter Vater die scheusslichen Sprüche
aus dem Buche tilgen könne, bevor er es seinem Töchterchen übergibt.
Es ist sehr schade, dass Bezzenberger so viel redliche Mühe an
eine resultatlose Arbeit gewandt hat.
Wien, im Februar 1873. Anton Schönbach.
Opel, Julius Otto, Der niedersächsich-däuische Krieg. Erster
Band: Der niedersächsischc Krieg 1621 — 1623. Halle, Waisenhaas-
bachhandlang, 1872.
Die Detailforschung feiert ihre grössten Erfolge überall da, wo
sie an ein im allgemeinen scheinbar völlig bekanntes Gebiet herantritt,
und das festgestellte System der Ueberlieferungen in den Grundlagen zu
modificieren im Stande ist. Die Geschichte des dreissigjahrigen Kriegs
ist in einer solchen völligen Umgestaltung begriffen. Unter den
Werken , welche in dieser Richtung für einen kleinen Zeitraum einen
sehr durchgreifenden Einfluss auf Eenntniss und Auffassung der
Dinge üben, wird das vorliegende, sorgföltig gearbeitete Buch Opel's
an erster Stelle zu nennen sein. Die Kämpfe, welche den Eintritt
der dänischen Macht in den grossen Krieg vorbereiteten und diesen
Ereignissen gleichsam den Weg bahnten, sind besonders in ihren
localen Verhältnissen und Ursachen zusammenfassend und vollständig
behandelt worden. Es war daher ein sehr glücklicher Gedanke, die
innem Zustande der niedersächsischen Länder einer ganz eingehenden
Untersuchung zu unterziehen. Naturgemäss Hess sich in der geschicht-
lichen Darstellung das meiste zugleich um eine hervorragende Persön-
lichkeit gruppieren, welche ihrerseits auch noch nicht in neuerer Zeit
eine monographische Behandlung erfahren. So vermochte OpePs
*) Ich füge hinzu, dass 8. 10 der Einleitung eine Stelle aas Scifr.
Holbl. mitgeteilt wird^ d'w wirklich ar^ obscön ist.
444 (P. Jaeger, Darstellungen a. d. rom. (4oschichtt*, ang. v. O. Lorenz.
noch manche Schwierigkeit zu besiegen, aber der Fortsetzung sehen
wir nach dem treiflichen Beginne mit Spannung entgegen.
Zum SchluHso wollen wir äbrigons noch bemerken, dass uns auf
S. 113 die Bemerkung aufgefallen, da88 Gabriel Bethlen von den
Deutschen gewöhnlich Bethlen Gab(^r genannt werde, — da dies»
doch der ungarische Namengebrauch ist.
0. Lorenz.
Darstellungen aus der römischen Geschichte. Für die Jugend
und för Freunde geschiclitlichor Leetüre. Besorgt von Dr. Oskar
Jaeger. VII. Bändchen. Die Feldzüge der Römer in DeutsohUnd
unter den Kaisern Augustus und Tiberius. Nach den Quellen dar-
gestellt von Gust. Hertzberg. Halle, Wai.seuhau8buchhdlg., 1872.
Bei den immer weitergehenden Ansprüchen, welche die moder-
nen Wissenschaften an die Schule stellen, wir.l es stets schwieriger,
die Kenntniss des Alterthums den kommenden Genei-ationen in dem
Masse zu erhalten, wie sie dio früheren besassen. Diese Erscheinung
bezieht sich nicht blos, wie man zuweilen sich einredet, auf den
classischen Sprachunterricht, sondern betrifft ebenso oder vielleicht
noch mehr die sogenannten Realien der griechischen und römischen
Welt. Deim die Kenntniss der alten Sprachen drückte sich auch ehe-
dem, als dieselben noch fast ausschliesslich den Unterricht beherrsch-
ten, bei der grossen Masse der Gebildeten auf ein gewisses Niveau
herab; ohne dass desshalb die Früchte der classischen Studien ver-
misst worden wären. Dagegen darf man sagen , dass diejenige Kennt-
niss von der antiken Weit, welche man sonst bei Staatsmännern,
Feldherren, Dichtern und Künstlern gleichsam als etwas alltägliches
zu finden oder vorauszusetzen gewohnt war, ohne dass man gerade
nach dem Quantum sprachlicher Erinnerungen gefragt hätte, mehr
und mehr abhanden kommt. In Oesterreich natürlich noch mehr als
irgendwo anders, doch ist ein Rückgang auch in Deutschland zu be-
merken. Eine grosse Anzahl älterer Leute war ehemals durch onmii-
telbare Leetüre alter Schriftsteller zu einer soliden Basis olassischer
Kenntnisse gelangt. Wenn wir die Napoloonen unseres Jahrhunderts
in römischer Geschichte bewandert sahen, als wären es Fachgelehrte,
so war das durch die ausgiebige Leetüre der alten Schriftsteller, sei
es auch in Uebereetzungen , möglich. Man darf im allgemeinen be-
haupten, dass unsere Vorfahren mehr von der alten Literatur gelesen
haben, als die heutige Welt.
Um nun diesen Mangel zu ersetzen, ist das Erscheinen von
Werken und Unternehmungen, wie das vorliegende, ohne alle Frage
freudig zu begrOssen. Die gleichen Resultate werden wir auch anf
diesem Wege zwar nicht erreichen. Aber ein junger Mensch, welcher
die nach den Quellen erzählten punischen Kriege von Oskar Jaeger in
der erwähnten Sammlung liest, wird doch von Uannibal und den
Scipionen einiges für das Leben behalten, was als Ersatz für die g^
I
Zar Weltgescbickte, Ton Br. SckuUr. 445
schmälerte Leetüre der clasBiächen Autoren selbst augeseheu werdeu
kann. Ebenso sind die beiden Bändchen der Sammlung, welche Dar-
stellungen aus der ältesten Geschichte Roms von Georg Hess enthal-
ten, geeignet den historischen Unterricht an den Gymnasien zu er^
ganzen und zu yervollständigen. Professor Hertzberg endlich, der
schon früher eine ansprechend geschriebene Geschichte des Königs
Pyrrhos im Kampfe mit Born geliefert, bietet nun im letzt erschiene-
nen Bändchen dieser Sammlung eine werthvolle Gabe, deren Bedeu-
tung über das Interesse der Schülerwelt hinaus zu gehen scheint. Bei
den vielen schwierigen Fragen, die auf dem Gebiete der römisch-ger-
manischen Kriege noch ungelöst sind, gehörte eine genaue Kenntniss
des Gegenstandes dazu, eine allseitig befriedigende Darstellung zu
liefern. Je mehr Beiz die ältesten Germanenkämpfe gewähren, desto
dringender ist ein tüchtiger Führer durch die Quellen dieser Zeit
nöthig, derselbe hat sich in dem kleinen lebendig geschriebenen und
anziehenden Büchlein Hertzberg's gefunden.
Wien, März 1873. O.Lorenz.
m
1. Bilder aus der Weltgeschichte. Ein Hilfsbuch beim biographischen
Geschichtsunterrichte für Lehrer und ein Lesebuch für Schüler. Von
W. Dietlei n. Inspector der evangelischen Volks- und Bürgerschulen
in Hildesheim. Braunschweig, Verlag von Friedrich Wreden. 1871.
VIU 424 S. 8.
2. Lehrbuch der Weltgeschichte für Schulen. Von S. Klein. Dritte
verbesserte und vermehrte Auflage. Freiburg im Breisgau. Herde r'sche
Verlagshandlung. 1872. VIH. 428 S. 8.
Ad 1. Das vorliegende Buch soll zunächst „ein Hilfsbuch für
Lehrer" sein. Das sagt der Titel, und auch das „Vorwort", wo der
Verfasser seine „fast zwanzigjährige Praxis" erwähnt, nimmt darauf
Bezng; daneben wird es noch „ein Lesebuch för Schüler"" genannt.
Wie entspricht nun das Buch seinem Zwecke?
Der Verfasser fertigte, wie er angibt, seine Bilder an der Hand
vei'schiedener Geschichtschreiber und führt im Inhaltsverzeichnisse
viele derselben namentlich an. Allein wir lesen darunter wenige
Namen von besondorcr Bedeutung, insbesondere fehlen fast ganz die
eigentlichen Geschichtsforscher, und zwar gerade da, wo sie unbedingt
benützt werden sollten. Und dass diese wirklich nicht berücksichtigt
wurden, verräth das Buch schon beim ersten Durchblättern, nament-
lich wo die confessionelle Anschauung mit in's Spiel kömmt.
Offen und frei für seine religiöse und politische Ueborzeu-
gnng einzustehen, kann den Mann immer nur ehren, und thut im
Grunde jed^r Charakter ; allein die religiösen und politischen Gefühle
449 Zar Wettgiodiidite. tob Dt, StkmUr,
und Wfinsdie dfirfen niemals die Wahrheit beeintrachticHi.
Geschichte handelt es sieh um Geschehenes, im That&achea. rad
müssen anrerfalscht , wahr erzahlt werden. — Allein Diedcis irt
darchans Parteimann, der gar oft die Wahrheit seiner
iicht opfert. Dieses xeigt sich mehr oder weniger durch da«
Bnch hindnrch, besonders anfEaLlIend jedoch in den Nnmmem; .,85. Je»
hannes Huss*: ..95. Die Pariser Blathochzeit^: ,97. C. Die Zcrstf-
mng Magdeburgs '^; etc. Ohne alle Rücksicht aof iarch die Gesckichts-
forschong erwiesene geschichtliche Wahrheit benätzt der Yerbaam
diese n. a. Nammem zu Vorwürfen und Schmähongen gegen die Ka-
tholiken. Ans demselben Grunde lasst Dietlein Karl Y. imner ai
Krieg gegen die Protestanten denken S. 251. spricht er ronder groescB
Frömmigkeit GustaT Adolfs, die ihn nach Deutschland führte S. 272,
tadelt er Johann Georg Ton Sachsen scharf, weil er sich nicht firnk
an Gustav Adolf anschliesst S. 273, etc.
Zu diesen Vorstossen kommen noch mancherlei andere (i. R
lebte S. 7 Semiramis um 1220, S. 423 aber um 2000; die Erobe-
rung Milet^s, die Geschichte des Miltiades, Marathon haben S. 47 ff.
und S. 423 die Jahrzahl 500: S. 50 scheint Xerxes die Zählung
seiner Truppen in A sien vorgenommen zu haben; S. 133 (Mitte) ist
die Angabe über Caesar, der zwei Mal in Spanien war als Quästor und
Proprätor, mindestens ungenau; S. 145 heisst es: ..(Petrus) soll, wie
Paulus, in Bom zur Zeit Nero*s gekreuzigt worden sein. etc.
S. lY sagt der Verfasser, dass er sich ferne gehalten „von dem
geisttödtenden Aufzählen von Namen und Zahlen *"; allein die Zeitan-
gabe gehört eben auch zur Greschichte ; Dietlein aber hat sie zu sehr
Temachlässigt. So z. B. hat er för Aristides die eine Zahl 450 und
für Kimon 469 und doch spricht er fünf Seiten lang von ihnen; Pe-
rikles nimmt vier volle Seiten ein mit der einzigen Zahl 469 ; für
Nikias auf der zweiten Seite 427 ; für Alkibiades (4 Seiten) keine
Zeitangabe, und so noch oft, ja gewöhnlich. Dass manche Partieen,
z. 6. Bamniterkriege ganz übergangen sind, mag nach dem Titelblatt
kein Fehler sein; dass mitunter die Reihenfolge der Bilder ganz eigen
ist, z. ß. Nr. 59 : Bonifacius, 61 : Adalbert von Prag, 62 aber Mo-
hammed, obgleich dieser Jahrhundei-te früherlebte, will ichnicht weiter
betonen; erwähnen muss ich noch, dass Dietlein vieles durchaus
Sagenhafte ohne alle Bemerkung als geschichtliche Thatsache erzahlt
z. B. S. 169 des Bonifacius Antwort an Eadbod, S. 218 ff. Teil etc.
In anderen Fällen bringt er bei historisch sicheren Begebenheiten sehr
freigebig: »soll", „wird erzählt *• etc.
Druckfehler finden sich nicht viele und sind auch leicht zu ver-
bessern z. B. S. 84: lybisch, richtig libysch, S. 83: 60,000, richtig
600,000, etc. Richtiger ist jedenfalls auch: der Parthenon, der
Cölibat, als das. Auch besondere Sprachfehler und Härten kommen
nur wenige vor; frei dagegen ist das Buch nicht von leeren Phrasen
und „einem breiten moralisierendem Sermon" (S. IV.), wol aber fehlt
auch die allernöthigste Ki'itik zu oft. Wurden die Fehler streng ge-
Zar Weltgeschichte, von Br. Schüler. 447
rfigty so dürfen auch die Vorzüge nicht unbeachtet bleiben. Das Buch
liest sich im Ganzen leicht und ist recht unterhaltend; die Darstel-
lung ist anziehend ; Stoff ist viel da, besonders aus dem Gebiete des
Unterhaltenden: Sagen, Anekdoten und zwar neben allbekannten
auch manches weniger bekannte. Viele Schilderungen sind recht gut,
ebenso reich als anschaulich und klar z. B. vom Nil, Einbalsamiren
der Todten, Pyramiden, Labyrinth und viele andere. Auch die neue-
sten Ereignisse sind ausführlich erzählt.
Ad 2. Klein bietet auf 428 S. verhältnissmässig sehr viel und
im Ganzen gut verarbeiteten geschichtlichen Stoff. Ebenso gut ist
die getroffene Auswahl. Der Verfasser weiss im Allgemeinen aus
dem reichen Gebiete der Geschichte das Interessanteste, wirklich
Wissenswertheste geschickt auszuwählen, wobei namentlich auch die
Cnlturgeschichte gebührende Beachtung findet. Er ist vertraut mit dem
geschichtlichen Material und die neuesten Besultate der Geschichts-
forschung sind ihm nicht fremd geblieben. Manche §§. sind sehr gut
z. 6. 21, 22) 46, 47, 59 u. a.; andere freilich auch mangelhaft, wie
§. 20, 63 (Ludwig von Bayern) u. ä.
Der Verfasser zeigt sich als gläubigen Katholiken; in seinem ür-
theile über Andersdenkende ist er aber milde und gerecht, so dass
dieses Buch auch für Schulen gemischter Gonfession gut brauchbar
ist; wie es denn auch in dem neuen Schullehrerseminar zu Strassburg,
das für Katholiken und Protestanten errichtet wurde, benützt wird.
— Auch die neuesten Ereignisse haben gebührende Beachtung ge-
funden.
Die sprachliche Darstellung ist lebendig, anschaulich und klar,
und doch gedrängt, nur ausnahmsweise undeutlich z. B. S. 17 unten:
leere Redensarten und fahles Geschwätz sind vermieden. Leider sind
ziemlich viele Druckfehler stehen geblieben: S. 41 Z. 9 v. o. lies:
riss, nicht riess; S. 68 Z. 17 v. o. lies: Cunctator, nicht — tur; S.
86 Z. 3 V. u. 1.: Monate, nicht Jahre; S. 96 Z. 7 v. u. 1.: Pollentia,
nicht — tio; S. 114 Z. 160 L: aus, nicht nach Mecca; S. 135 Z.
17 0. 1.: 1056, nicht 1046; S. 149 Z. 2 u. 1.: Schlacht, nicht
Schlucht; S. 166 (in d. Mitte)l.: Regensburg, nicht Würzburg: S. 178
Z. 4 0. 1.: Adolf, nicht Albrecht; S. 202 Z. 2 u. 1.: 1498, nicht
1448; S. 321 Z. 2 o. 1.: Bischof, nicht Erzb.; S. 329 1.: XVI, nicht
XrV; S. 339 Z. 1 u. 1.: beiden, nicht zeiden: S. 402 Z. 12 o. 1.:
1855, nicht 1845. Richtiger ist auch der Parthenon; Aegyptier,
Kor-(Ker-)kyraer, Dorier etc. — Manchmal vermisst man ungerne
die Zeitangabe z. B. S. 38 hinter Mykale: 479; S. 45 hinter: (Der
hl. Krieg); S. 63 oben fehlt Ort und Zeit des Todes des Decius (Sohn);
8. 95 fehlt Jahrzahl für die Hunnen; S. 126 fehlt fär Arnulfs Sieg
Ort und Zeit; S. 128 fehlen mehrere Jahreszahlen, ebeiiso 129 etc.
Auffallend fand ich, dass kein Wort über „Dante^, den grössten italie-
nischen Dichter, gesagt ist, während doch S. 248 andere Namen ge-
nannt sind. Allein trotz all' dieser Mängel ist Kleines Lehrbuch offen-
bar eine recht gute Arbeit. — Wollte man das Buch an Gymnasien
448 H. Piek, yonehnle der Physik, ang. ? . J. Maresch.
für die drei ersten Oeschichtscnrse gebrauchen, wozu es recht geeig-
net wäre, so dörfke nach Yeibessemng des Gerügten die Geschichte
der Griechen und Bdmer theilweise noch etwas ausführlicher zu be-
handeln sein.
Offenbnrg. Dr. Schnler.
Vorschule der Physik von Med. Df. H. Pick, k. k. Schul-
rath etc. für die untereo Classeu der Mittelächuien. Zweite Auflage.
Wien. Gerold, 1873. - Pr. 1 fl 30 kr.
Das vorliegende Bach behandelt die wichtigsten Lehren der
Physik in einem Umfange und einer Tiefe, wie es der Fassungskraft
der Schüler nnd dem vorgeschriebenen Lehrplan entspricht. Die
Wahl des Stoffes ist gut und die Anorduung zweckmassig; die Dar-
stellung ist im Ganzen einfach und klar, doch gerath sie zuweilen in
Wiederholungen und unnöthige Breite , insbesondei^ wäre in den
mathematischen Partien mehr Schärfe und grössere Eüi*zo sehr wün-
Hchenswerth. Die Begriffsbestimmungen sind meist treffend und die
Erörterung und Begründung ist leicht fasslich und überzeugend. Der
beigefügte chemische Theil ist genügend. Die in den Text aufge-
nommenen Zeichnungen und Abbildungen von Apparaten sind gut
und zweckmässig. Von Mängeln im Einzelnen mögen bemerkt werden:
§ 7. Unter den Aeusserungen der Trägheit vermisst man, dass
kein in Bewegung befindlicher Körper den Zustand der Bewegung
(Geschwindigkeit und Richtung) selbstthätig zu ändern vermag.
Wenn es femer am Schlüsse dieses § heisst: „Die Trägheit steht
mit der Masse in geiudem Verhältnis; hiei-aus ergiebt sich sofort,
dass zwar alle Eöi-per träge, aber nicht in gleichem Grade träge sind*^,
so ist der letzte Satz mindestens überflüssig, wenn nicht gar bedenk-
lich, da er zusammengehalten mit dem Satze: „Alle Körper sind
schwer und zwar in gleichem Gi-ade** (folg. S.) leicht zur Vermuthung
fuhren könnte, es sei die Verschiedenheit der Trägheit von der
materiellen Verschiedenheit abhängig.
§ 8. Von der Behauptung: „dass alle Körper, sie mögen ma-
teriell noch so verschieden sein, in gleichem Abstände vom Erdmit-
telpuncte gleich stark von der Erde angezogen werden, dass nicht
bloss alle Körper schwer, sondern auch in gleichem Grade schwer
sind "^9 ist der erste Theil nur für gleiche Massen richtig, der zweite
Theil aber ist nur eine Umschreibung des ersten und wäre umsomehr
fallen zu lassen , als der Ausdruck „gleichschwer" doch erst einer
Erklärung bedarf und leicht zu irriger Auffassung Anlass gibt.
§ 31. In dem Satze: „dass das Uebergehen eines tropfbaren
Körpers in einen ausdehnsamen nicht bloss bei der Siedhitze, sondern
bei jeder über dem Schmelzpunct liegenden Temperatur stattfindet^,
wäre „über dem Schmelzpuncte^ wegzulassen, da bekanntlich Wasser
auch unter 0^ flüssig sein und verdunsten kann.
H, Pick, Vorschule der Physik, ang. v. J. Maresch, 449
§ 35. Wenn es in diesem § heisst: „Vergleicht man den zurück-
gelegten Weg mit der darauf verwendeten Zeit, so erlangt man eine
Vorstellung von der Geschwindigkeit**, so bleibt doch die Hauptfrage
ohne Antwort : Wie erlangt man eine Vorstellung von der Geschwin-
digkeit und was ist der Ausdruck derselben ? Darauf erhält man auch
im folgenden: ^Legt ein Körper in derselben Zeit einen längeren
Weg zurück, als ein anderer, oder bedarf er zur Zurücklegung eines
gleich grossen Weges einer kürzeren Zeit, so sagt man von ihm, er be-
sitze eine grössere Geschwindigkeit^, keinen Aufschluss ; denn einer-
seits ist hier die Vergleichung des Weges mit der Zeit wieder fallen
gelassen, und dafür die Vergleichnng der Wege bei gleicher Zeit oder
der Zeiten bei gleichem Wege gesetzt, andrerseits aber ist durchaus
nicht ersichtlich , wie letzteres mit ersterem zusammenhängt. Wäre
es nicht natürlicher und einfacher, Vorstellung und Ausdruck der
Geschwindigkeit aus der Vergleichung der in gleichen Zeiten zurück-
gelegten Wege zu schöpfen und den in der Zeiteinheit zurückgelegten
Weg für den Ausdruck der Geschwindigkeit zu nehmen?
Die in einem folgenden Absätze dieses § gemachte Unterschei-
dung „momentane^ (nur eine ud messbar kurze Zeit wirkenden) Kräfte
dürfte vielleicht überflüssig sein, wenigstens wird sie von neuem
Physikern fallen gelassen.
§ 60. In dem Satze: „Der vertical nach aufwärts gerichtete
Druck, der lediglich eine Folge der Unzusammendrückbarkeit der
tropfbaren Flüssigkeiten ist, heisst Auftrieb^ ist erstens der aufwärts
gerichtete Druck und der Auftrieb irrthümlich verwechselt, und
zweitens ist keine von beiden lediglich eine Folge der Unzusammen-
drückbarkeit. Der aufwärts gerichtete Druck wächst mit der Tiefe
anter dem Spiegel , der Auftrieb aber ändert sich nicht , und beide
sind vielmehr eine Folge der gleichmässigen Fortpflanzung des (durch
die Schwere geübten) Druckes nach allen Seiten.
§ 79 — 89. Trotz aller Aufmerksamkeit ist es nicht gelungen,
weder in diesen §§ (die von den wichtigsten Bewegnngsarten han-
deln) noch im § 35 (über die Bewegung im Allgemeinen) das Gesetz
der gleichförmigen Bewegung aufzufinden.
Wenn demnach das vorliegende Buch von Fehlem nicht frei
ist, so bleibt es doch immer — selbst bei ungünstigen Schulverhält-
nissen — ein brauchbares Lehrbuch.
Innsbruck, am 1. Febr. 1873. J. Maresch.
/.elti«hrin f. (\. 6«terr. Oynin. 1873. VI. H«'ft. 30
Vierte Abtheilnng.
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\.-x.:,: .rv.r k*ulo.ridening der östenö^-
Miscellen. 4SI
liehe Anfragen wurden in erwünschter Weise beantwortet, nur ein paar
blieben unerwidert. Es ergab sich bei diesen Nachforschungen in ausge-
dehnterem Masse, als ich vorausgesetzt, dass sehr viele Gymnasien und
Realschulen entweder überhaupt oder seit einer Reihe von Jahren keine
Programme veröffentlicht oder doch im letzten Schuljahre davon Umgang
genommen haben. Diess ^ilt namentlich von einer grossen Zahl böhmi-
scher, mährischer, dalmatischer und nach den mir von verlässlicher Seite
gewordenen Mittheilungen von fast sämmtlichen galizischen Mittelschulen.
Absolute Vollständigkeit ist auf diesem Terrain schwer herzustellen;
eine annähernde aber glaube ich erreicht zu haben. Sollte mir indess ein
oder das andere Programm entgangen sein, so wäre, ich sehr dankbar,
wenn ich darauf aufmerksam gemacht würde, um einen etwaigen Nachtrag
zur Kenntnis der Leser dieser Zeitschrift bringen zu können. Eine viel-
leicht nicht unwillkommene Ergänzung möge eine Anzahl von Jahres-
berichten aus dem Bereiche der Länder jenseits der Leitha bilden.
Da diese jedoch nicht innerhalb des Rahmens der gegenwärtigen
Arbeit liegen, so wurden hier keine umfassenderen Schritte snr Erwei-
terung des in Wien gebotenen Materials unternommen, mit Ausnahme
jener Publicationen, welche den bewährten Schulen der Siebenbfirger
Sachsen angehören; die vollständige Aufnahme der letzteren schien mir
eine Ehrenpflicht. In Croatien und der früheren Militärgrenze hat man
bisher auch an der während der Herrschaft des österreichischen Orga-
nisatiousentwurfes eingebürgerten Sitte festgehalten, die im übrigen
Ungarn unseres Wissens fast ganz ausser Gebrauch gekommen ist. Dass
ich mich trotz der Ueberschrift nicht auf Abhandlungen im strengen
Sinne des Wortes b schränkt habe, ist selbstverständlich. Die Anordnung
nach den beiden Hauptgruppen Gymnasien und Realschulen und inner-
halb derselben nach Ländern, welche bei einer mehrere Jahre umspan-
nenden Uebersicht der systematischen Gliederung nach dem Innalt
weichen müsste, dürfte für den beschränkten Stoff eines Jahres ihre Be-
rechtigung haben. Die Titel der Aufsätze glaubte ich durchwegs in der
Originalsprache geben zu sollen; die Ueberäetzung der slavischen ver-
danke icn der Gefälligkeit meiner Collegen Dr. l&nvalina und Öuman.
Die Abkürzungen OG., UG., RG., OR., UK. sind in der Zeitschrift ohne-
diess gangbar; wo der Name Gymnasium oder Realschule schlechtweg
gebraucht wird, ist eine vollständige Anstalt zu verstehen.
Der Inhalt der folgenden Blätter ist geeignet, zu manchen Be-
trachtungen anzuregen. Nur eine Bemerkung sei mir gestattet. So weit
auch die Urtheile über den Werth der Programmliteratur auseinander-
fehen und so ungleichartig in der That ihre Leistungen sind: mich
unkt es keine erfreuliche Erscheinung, wenn in weiten Kreisen die
selbständige Betheiligung an derselben erloschen ist. Die Jahresberichte
sind unstreitig ein Lebenszeichen der Bildungsstätte, von welcher sie
ausgehen; selbst die darin enthaltenen Schulnachrichten, welche aber nach
einer Bestimmung des Organisationsentwurfes nicht für sich allein aus-
fl^geben werden sollen, haben einen gewissen, wenngleich begrenzten
Werth ; eine Lehranstalt, die nicht blos vorübergehend auf die Veröffent-
lichung eines Progranimes verzichtet, tritt damit auch ans dem leben-
digen Verbände jener in- und ausländischen Schwesteranstalten, welche
im Programmaustausche stehen. Wenigstens sollte die Schule von Zeit
SU Zeit mit einer grösseren, gediegenen Schrift hervortreten. Wenn meine
anspruclislose Arbeit dazu beitragen würde, diesem Literaturzweige wieder
erhöhte Theilnahme zuzuwenden, so wäre der Zweck derselben volikom-
men erreicht.
30*
Wies«
Jakob Meister. Exjmn^mtht ÜBt*Tfs<teu iber saL sa«l und
T4Tvafidu WuietiL 17 S. ft*.
ßcbotteDgjTBBftsiiiai.
Aik-ina* Borschke. Aeidijlas oad Sof^wUeL Ose dimmatudie
ßUdie. 70 S ><•.
Jo§effta4t«r Gjninfiri^Tn
Karl Landsteiner. Eis ^sierrnchü^er SdialmeK^o- *). 89 S.8*.
W^Mkdelin FöT^i^T. I>e Rafi brenaiio ejuqve codidlMis. 19 S.
Tberecianom.
Lw^pold Vielbaber. LiTiaoiatbe SI«di<B. U. (Ueber die xwei
Aldiniscbeo Aoü^beo det Lina» io Bezog auf die Tierte Ddade.) 8 S. 8*.
Dr. Tbeod. C i c a 1 e k. Beit ri^ rar Gesducbte des Tbcnsiaiiams. eO &
Leopold Btidter B a. CH'i.
Heinrich Koziol. Zcr Kritik asd ErkÜrvag der kleineo Sdirift»
des Apaleins. iL TbeiL 45 S 8*.
Mariabilfer B il 06.
Josef Scb Dellinger. Gesetze der rdatiren Bewegung und ihre
Anwendung ani den Wurf mit Bdcksicht auf die RotatioD der Erde. 36 S. 8*.
Landstrasier B n. OG.
Jobann Losertb. Beiträge znr Kunde östoreicbiacber Geschicbts-
uoellen. (L Der angebliche Bemardns Noricos. IL Petras von Zittau and
die Cosnuubandsdmft zu Donaoescbingen.) 26 S. 8*.
B 0« OG. im IX. Bezirk.
Stefan Kapp. Mittbeilnngen ans zwei griechischen Handschriften,
als Beitrag zar Geschiebte der Alexandersage im Mittelalter. 79 S. 8*.
Baden BG.
Michael Gntwenger. Vindieiae Horatianae. De Horatii dignitate,
pretio ac moribns oonscripsit. ... 21 S. 8*.
Krems OG.
Dr Josef Hirn. Kirchen- and reichsrechtliche Verhältnisse des
salzbnrgischen Saffragaubisthams Gark. 91 S. 8*.
Melk OG.
Eduard Freiherr y. Siber. M. Porcius Cato Censorius. 47 S. 4*.
Oberbollabrunn B u. OG.
Edmund Eich 1er. Quo jure carmen Catulii duodeseptageaimum
a nonnuUis viris doctis in duo carniina dirimatur, quaesirit ... 11 S. 8*.
Franz Kraus. Uebersichtliche Zusammenstellung der meteorolo-
gischen Verhältnisse von OoerbolUbrunn für das Jahr 1871. 15 S.
Beitenstetten. OG.
Godfried Friess. Studien über das Wirken der Benedictiner in
Oesterreich f&r Cultur, Wissenschaft und Kunst. V. Vom Aussterben der
Habsburger bis auf unsere Tage. 51 S. 8*.
Stockerau EG.
Franz Kubin. Lotbar III., der Sachse, in seiner Stellung zum
Pabstthume. Eine historische Abhandlung. 29 8. 8*.
*) Jobann Wurth, Lehrer zu Münchendorf in Niederösterreich, f l^?^
Miscellen. 45S
Waidhofen an der Thaia R6.
Josef Talih Arithmetische Reihen höherer Ordnungen nnd die«,
figurierten Zahlen. 20 S. 8^
Oberösterreich.
Freistadt. R u. 06.
Emanuel Urban« Einiges über die Natnrverhaltnissd von Frei-
stadt 4 S. 4^
(Adolf Weichselmann.) Proben einer Sentenzensammlung aus
römischen Classikem. 4 S.
Kremsmünster.
Paulus Proschko. Ueber Piatons Dialog „Menon**. (Gedankengang
und Gliederung des Dialogs.) 20 S. 4^
Linz 00.
Jakob Walser. Schiller's ^Macht des Gesanges**, femer Str. 1
und 2 aus Seh. ,,Eampf mit dem Drachen**, endlich Göthe's ,,Mut** in
lateinische Poesie übertragen, nebst einschlägigen Bemerkungen von • . .
22 8. 4«.
Ried R u. OG.
Josef Palm. Erster Beitrag zur Kenntniss der Dipterenfauna von
Ried. 30 S. 8* nebst einer Tafel.
Errichtung des Gymnasiums (2 S.)
Salzburg.
Salzburg OG.
Dr. E^d Schreiber. Die Urodelen Oesterreichs. 24 S. 8*.
Katalog des Hoppe'schen Herbariums.') 38 S.
Stetertnark.
Cilli OG.
Anton äantel. Die Gesetze der Lichtbrechung in einem Systeme
kugelförmig begrenzter Medien. 20 S. 8^
Karl Glaser. Odlomek francoske-slovenske sloynice. Spisal . . .
(Bruchstück einer französisch-sloyenischen Grammatik . . .) — 11. — 20.
Lection. 12 S.
Graz.
Erstes Gymnasium.
Dr. Richard Peinlich. Geschichte des Grymnasiums in Graz.
Zweite Periode. CoUegium, Gymnasium und Universität der Jesuiten.
(Schluss.) 107 S. 4».
Zweites Gymnasium.
Josef Egg er. Beiträee zur Kritik und Erklärung des Gregorius
Hartmann's von Aue. 44 S. 8^
Dr. Vitus Graber. »Beitrag zur Histologie der Stachelhäuter (mit
zwei Tafeln). 14 S.
Nathan Kohn. Notiz über eine seltenere Justinianus-Goldmünze
in der Sammlung des Gymnasiums. 2 S.
Leoben RG.
Dr. Alois Unterhuber. Ueber Determinanten. 14 S. 8".
Dr. Gregor Fuchs. Das AdmontthaLEine geographische Skizze. 22 S.
Marburg. OG.
Franz Voregger. Philipp U., König von Makedonien, wird Her^
der Griechen. 30 S. 8^
Josef § u m a n. Etymologische Tafeln nach Curtius und Miklosich,
zusammengestellt von ... 22 S. (wird fortgesetzt.)
') Geschenk Seiner kaiserlichen Hoheit des Kronprinzen Bud'^^^
454 MisceUen.
Tabellarische üebersicht der regelmässigen Temposbildnng im
Oriechischen. Abdruck eiDiger Schülerarbeiten vom L Semester der IV.Classe,
als Beitrag zur Methodik des griechischen Spraehunterrichtes mitgetheilt
von Prof. Snman.
Pettau RG.
Rupert Kämmerer. üeber das Schnldbewnstsein des sopbokleischen
Oedipos auf Eolonos. 22 S. 8*.
Kärnten.
Klagenfurt OG.
Michael Petschenig. Zar Kritik der Horaz-Scholiasten. 32 S« 8*.
Villach RG.
Franz Jäger. Geschichte Kärntens von der ältesten Zeit bis zum
Untergange des weströmischen Reiches, 476 n. Chr. Geb. (37 S. 8* nebst
einer Karte von Kärnten mit Bezeichnung der römischen Strassenzüge
und der Fundorte römischer Alterthümer).
Krain.
Krainburg RG.
Michael 2olgar. RazliSnosti v slovenskem Ijudskem jeziku. (Die
Verschiedenheiten im slovenischen Volksdialekte.) 14 S. 8*.
Laibach OG.
Michael Wurner. Niederschlagsverhältnisse Oberkrains nach den
Beobachtungen der Jahre 1864—1869 dargestellt von ... 13 S. 8* nebst
einer Tafel.
Rudolfswerth R u. OG.
Dr. August Böhm. Die geologischen Verhältnisse der Umgebung
von Rudolfswerth. 9 S. 8'.
Lukas Kunstek. F^ W. Schneidewin's und Ad. SchölFs Stand-
?uncte in der Frage über die Motive und den Plan der Sopbokleischen
'ragödien. 12 S.
KüsUnkMd.
Capodistria OG.
Dr. Bemhurd BenussL Saggio d'una storia delV Istria dai primi
tempi sino all* epoca della dominazione Romana. 60 S. 8*.
Görz OG.
Josef Culot. Intomo la congettura Niebuhriana di vasti poemi
epici popolari nell* antica Roma. Dissertazione del . . . 28 S. 8®.
Triest.
Staats^ymnasium.
Fidel Mähr. Typische Zeichnungen in Piatons Dialog Gorgias.
72 8. 8».
Commnnalgymnasinm. •
Basil Cappelletti. L' Elettra di Sofocle raffrontata colP Eletira
di Euripide. Saggio critico. 28 S. 8*.
Tirol imd Vorarlberg.
Bozen OG.
Vincenz G redler. Fauna der Kriechthiere und Lurche Tirols.
45 S. 8».
Briien OG.
Alois Glira. Wesen und Bedeutung des Hermes bei den Griechen.
46 S. 8».
Feldkirch R u. OG. (nebst drei Classen der UR.).
Anton Äusserer. Ueber den botanischen Garten in Feldkirch.
24 S. 4«.
Miscellen. 455
Innsbruck. 06.
Dr. Josef Malfertheiner. Zam Unterrichte in den alten das-
sischen Sprachen an den österreichischen Gymnasien. 14 S. 4^
Heran OG.
Bernhard Koch. Jurisdictionsstreit des Benedictiner-Stiftaa Marien-
berg mit den Herren von Trapp. 36 S. 4^
Rovereto OG.
Compendio di trigonoroetria coroparata. 16 S. 4^
Trient OG.
Bartholomäns D a l p i a z. Volgatae, quam dicunt, editionis scripturam,
quod Demosthenis Philippicae tertiae paragraphoa 6 et 7 spectat, esse
retinendam. 17 S. 8*.
Cronichetta. 69 S.
Datmatien,
Ragusa OG.
Anton Vudetic. 0 Dubrovaökoj pomorskoj sili do svrhe srednjega
▼ijeka. (üeber Ragusas Seemacht bis zum Ende des Mittelalters.) 25 S. S*.
Pietas Austriaca triumphans. Lib. I. ^ 27 S.
Dr. G. A. Eaznae^iö. Ne§to o Dru. Gjuru Higji. (Hidli.) (Einiges
über Dr. Georg Higja.) 7 S.
Matthäus lYterit Delle Ricompense e dei Premi. Discorso tennto
il 4. di Aprile 1872 depo la lettura delle Classificazioni del L Semestre
dal Direttore ... 7 S.
Spalato OG.
C. A. Bakotiö. 0 magneti6nom navodn proizvedenom za meme
kolanja kovnih ploiah, ili kojekakyih drugih tielesah (Arago 1824 — Fara-
day 1832 — Matteucci 1854) (üeber die während der Rotation von Me-
tallplatten oder irgend welchen andern Körpern erzeugte magnetische In-
dnction.) 16 8. 8«.
Johann Devid. L. J. R. Museo di antichita in Spalato. 18 S.
Zara OG.
Speratus Nodilo. Storia primitiva dell* Uomo (snlla baae degli
atudi piu recenti). 58 S. 8^
Böhmen.
Böhmisch Leipa OG.
Dr. Otto Weishaupt. Piatons Lob der Philosophie. 44 8. 8*.
Brüi R u. OG.
W. Zacharias Res sei. Die Erziehung der Völker. 18 S. 4*.
Bndweis.
Deutsches Gymnasium.
Dr. Ferdinand Maurer. Grundzüge der Determinantenlehre. 18 S. 4*.
Slavisches Gymnasium.
Franz Sembera. Genesis indickd Trimurti. Podivä proL . •
(Genesis der indischen Trimurti. Verfasst von Prof. . . ) 11 S. 4^
Eger OG.
Dr. Ignaz Baukonhaider. Einfluss von Land nnd Wasser auf
das Klima. 27 S. S\
üebersichtliche Zusammenstellung der meteorologischen Verhält-
nisse von Eger für die Jahresperiode vom 1. Jänner bis 31. December 187L
20 S.
^ Ein zeitgenössisches episches Gedieht auf den siebenjährigen Krieg
vonVincenz Petrovich in Ragusa. (Vorausgeschickt kurze bio^a-
5 bische Notizen über denselben und eine lateinische Ode auf seinen
'od von P. Bolich.)
450 Miscellei.
Johann Lissner. Die für das Egerer k. k. Gymnasium nenerrichteie
P. J. Bloman*8che Stadentennnterstützangs-Stiftung. 3 S.
Jungbunzlan OG.
Dr. Josef Podhajsky. fted co svrchovan]^ zjev rnchu ÜYotn6ho.
(Die Sprache als die yollendetste Erscheinung der Lebensthätigkeit.) 16 S. 8^
Tiburtius Jaschek. Pi-ehled d$jin zdejsiho gjmnasia. Podavä
r§ditel . (Uebersicht der Geschichte des hiesigen Gymnaaiams, Ter-
fasst vom Director . . . ). 1 S.
Kaaden RG.
Josef LooB. An die Leser. 2 8. 8^
„ y, Kurze Geschichte der Anstalt. 9 S.
Leitmeritz OG.
Wenzel Kloudek. Miscellen zu Vergilius. 18 S. 8^
Mies R u. OG.
Dr. Ludwig Chevalier. Ueber den Unterricht in der deutschen
Sprache an anderssprachigen Gymnasien mit besonderer Rücksicht auf
czechische Obergymnasien. 35 S. 8**.
Neuhaus OG.
Dr. Eduard Schöbl. Pusobeni clektHny do mitf tdles (dobr^ch
YOdidd.) [Die Wirkung der Elektricitat auf das Innere der Edn>cr (der
guten Leiter.)] 14 S. 8«.
Pilgram RG.
Z d^jin mösta Pelhifimova. (Aus der Geschichte der Stadt Pilgram.)
13 S. 4«.
0 zfizeni dstayo. (Von der Errichtung der Anstalt) 1 S.
Pilsen OG.
Alfons Jelinek. Untersuchungen über die Intersection eines ge-
theilten und ungetheilten Hyperboloides mit einem geraden, kreisförmigen
Kegel. (Fortsetzung und Schluss des Aufsatzes im Programm 1871.) 12 S. 8'.
Prachatitz RG.
Dr. Theodor Stieglitz. Historisch - geogiiaphische Bemerkungen
zum ersten Buche der Commentarien de hello gallico von C. Julius Cäsar.
21 S. 8«.
Prag OG. auf der Kleinseite.
Friedrich Schubert. Syntaktisches zu Sophokles. 27 S. 4^
OG. in der Neustadt.
Josef Deil. Die deutschen Stammesherzogthümer in ihrem Verhält»
niss zum Königthume. 7 S. 4^
Communal-RG. auf der Kleinseite.
Josef Smolik. Jan Caramuel z Lobkovic a jeho dilo „Mathesis
biceps, vetus et nova** (dokonöeni) (Johann Caramuel von Lobkowitz
und sein Werk „Mathesis** . . .) (Schluss folgt.) 10 8. 4t\
Tabor R u. OG.
• Wenzel Kfl2ek. Slovo o realn^ch gymnasiich v nynSjSi soustavi
Skolske. PodAvä ^editel . . . (Ein Wort über Realgymnasien in dem jetzi-
gen Schulsystem vom Director . . ) 15 S. 4*.
Wenzel Bakovsk^. Ukäzka z metrickeho pfekladu tragoedie Enri-
üidovy ,,Hipüolytos« (V. 1173 — 1254, die vydäni Nauckova). PodävA • • .
[Probe aus der metrischen Uebersetzung von Euripides Tragödie Hippo-
lytos (V. 1173 — 1254 nach der Ausgabe von Nauck) von . . .] 1 S!
Taus RG.
Antonin Srna. Ob£h a dftleiitost fosfoJH^nanft v piirod6. (Circu-
lation und Wichtigkeit der phosphorsauren Salze in der Natur.) 8 S. 8^
Misoellen. 457
■ Mähren,
sBrttnn.
Deutsches GymnasionL
Dr. Karl Friedrich Dittrich. Die Karolinger und die Normannen.
^-Bin Fragment. 24 S. 4«.
iSlavisches Gymnasium.
r . Dr. Adam Stosek. 0 matematick^ch zakladnich operacich se zvliü§t-
nim ohledem na 5isla tak zvanä pomyslnä. (Pokraöoyani a ukonöeni)
.[Ueher die mathematischen Grundoperationen mit besonderer B&cksicht
auf die sogenannten imaginären Zahlen. (Fortsetsung und Schluis.)] 26 S. 8^
B6.
Dr. Josef Part he. Die Realgymnasien) ihr Wesen, ihr Zweck und
Dir Ziel. 17 S. 8*.
Dr. Moriz Grolig. Kaufs Erkenntnislehre im Lichte der neuesten
Kritik 8 S.
Iglau OG.
Heinrich Sonnek. Qua ratione et quo consilio Livius res gestas
Bomanorum tractaverit. 10 S. 4^
Mährisch Neustadt KG.
Karl Klement. Einige Winke über Rechtschreibung. 7 S. 8^
Mährisch Schönberg. RG.
Josef Zelenka. Einige Worte über die Dipteren. 12 S* 8^
0 1 m ü t z.
Deutsches Gymnasium.
Wilhelm Nather. üeber das Wesen des Ostradsmus in Athen.
16 S. 8».
Eduard Ott. Tabellen und Beispiele für mittelhochdeutsche Verse
▼OD drei Hebungen mit klingendem — weiblichem <- Reime. Verfasst
TOD ... 14 S.
Slavisches Gymnasium.
Johann Havel ka. 0 Privinori a Kocelovi, knilatech Slovanft pan-
nonsk^ch. (üeber Privina und Kocel, die Fürsten der pannonischen
Slaven.) 21 S. &•.
Prerau RG.
Josef Sikola. 0 pohybu a tvaru zeml a nikter^ch tkazieh z obo-
jiho yypl^'vajicich. (Ueber die Bewegung und Gestalt der Erde und einige
Erscheinungen, die sich aus beiden ergeben.) 11 S. 8* nebst einer Tafel.
Ungarisch Hradisch R u. OG.
Theodor Gärtner. Ferialphysik. 24 8. 4«.
Znaim OG.
Anton Krichenbauer. üebersetzung einer Stelle aus Jordan's
Demiurgos. (Buch 9 Th. 2 S. 146.) ^4 8. i\
Dr. Leo SmoUe. Kaiser Karl V. in seinen Beziehungen zum eng-
lischen Könige Heinrich VIII. bis zum Sturze Wolsey'a. 20 S.
SMesien.
Freudenthal RG.
Ludwig Schmu ed. Einige Nachrichten über das Piaristen-CoUo-
gium und Gymnasium zu Frcudenthal (1731—1777). 41 S. 8®.
Ludwig Sclimued. Die Begründung und feierliche Eröffnung des
Realgymnasiums. 20 S.
Teschen.
Erstes Gymnasium.
^) in's Griechische.
458 Misc^Uen.
JoRef Werber. Die Rede des Isokrates ^eg^en die Sophiften ii ikra
Beziehungen zu der Kra<?o über die Abfassun^szeit dos platonischen FUta.
U S. 8«.
Josef Smita. Di«.' Chemie als formal-bildendos Element u Tolb-
nnd Mittelschulen. 9 S.
Zweites Gymnasium.
Gottlieb Bier mann. Verfassongsgeschicbte der Stadt Tmpl
bis 1614. 32 S. 8».
Troppau CG.
Disposition des Platonischen Dialogs Phädms. 6 8. 4*.
Anton Vadek. V^'klad slovanskj'ch inistnlch jmen t Optviln.
(Erklärung der slavischen Ortsnamen im Troppauischen.) 19 8.
Dr. Karl Einer. Ueber eine Naturerscneinung und deren einbckc
Erklärung. 2 8.
Weidenau RG.
Dr. Eduard Formänek. Das Gesetz der Befruchtung in der o^
ganischen Natur. 26 S 8^
Gnlizien.
Krakau.
Gymnasium bei 8t. Anna.
Dr. Theophil Ziemba Tadousz Czaoki i jego zaslugi zwiasica
w dziejach naszego szkolnictwa. Napisa? . . . (Thaddäus Czacki und seiiie
Verdienste, besonders in der Geschichte unseres Schulwesens. Yerftiit
von . . .) 28 S. 8».
Gymnasium bei St. Hyacinth.
Juliusza Sfowackiego ^Ojciec Zadzumionjch'^ na jqzjk niemiedi
przeJozyJ Teodor Stahlberger (^ Der Vater der Verpesteten" von Julioi
Slowacti, in's Deutsche übertragen durch Theod. Stahlberger.) 14 S. 8'
Bukowina.
Czernowitz OG.
Ernst Rudolf Neubauer. Ueber die Theilnahme nonninnitehcr
Fürsten am ersten Kreuzzuge und die von manchen Historikern ange-
führten „Folgen** dieser Theilnahme für die normannischen Staaten.
38 S. 8«.
Suciawa OG.
Stefan y. Repta. Cicero's Kampf mit den zeitgenössischen Bednera.
42 S. 8«.
B) Realschulen.
Niederösterreich.
Wien.
Landstrasser Oberrealschule.
Dr. Eduard Czumpelik. Ueber Synthese organischer Verbin-
dungen. 22 S. 8^
Dr. Josef Weiser. Wohlgemeinte Worte an Eltern, welche die
Absicht haben, ihre Söhne einer Mittelschule zuzuführen. J8 S.
Schotten felder Oberrealschule.
Josef Götzersdorfer. Ueber den Unterricht im Französischen
an der Realschule. 28 S. 4^
W i e d n e r Oberrealschule.
Dr. Valentin Teirich. Das Unterrichtswesen auf der ersten inter-
nationalen Jahrcsausstellnng in London im Jahre 1871. 20 S. 4*.
Miscellan. 459
Obenrealschule im IX. Bezirk.
Karl Faulmann. Die Aufgabe der Schrift erörtert an der histo-
rischen Entwicklung der Buchstabenschriffc und der Stenographie. Mit
VIU Tafeln. 37 S. 8^
Leopoldstadter Oberrealschule.
Josef Langl. Die Anatomie in den Bildwerken der Alten. 78 S. 8** mit
3 Tafeln.
Doli 'sehe Oberrealschule.
Franz Unferdinger. Beitrag zur Theorie der elliptischen Inte-
grale. 11 S. 8».
M e i X n e r'sche Oberrealschule.
Heinrich Richard. Das Arsen. 66 S. 8^
Krems OR.
Leopold Gegenbauer. Bestimmung kosmischer Geschwindigkeiten.
Eine populär-wissenschaftliche Abhandlung von . . . 28 S. 8^
Julius Du puls. Ueber die zweideutigen Fälle bei der Auflösung
der sphärischen Dreiecke. 12 S. mit einer Tafel.
St. Polten OR. u. RG.
Gustav Held. Der Unterricht im Deutschen an 7claBsigen Mittel-
schulen, 51 S. 8®.
Waidhofen an der Ybbs ÜR,
Eduard Seid]. Ueber den Gebrauch der Modi und Tempora im
Französischen, verglichen mit dem Deutschen. 40 8. 8^
Wiener Neustadt OR.
Ignaz Pölzl. Die Bartholomäusnacht. 13 S. 4^
Oherösterreich.
Linz OR.
Ludwig Lämmermayer. Ueber die Berechnung solcher gerad-
liniger Dreiecke, bei denen einzelne Winkel besonders nahe an Null,
einem oder zwei Rechten liegen. 15 S. 4*.
SalMburg,
Salzburg OR.
Heinrich Reitzenbeck. Franz Stelzhamer. 44 S. 8^
Steiermark.
Graz OR.
Dr. Eduard Hoffe r. Der gegenwärtige Standpunct der Infnsorien-
kunde mit Berücksichtigung der jüngsten Forschungsresultate, darge-
stellt von . . . II. Theil. 26 8. 8».
Marburg OR,
Franz Fasching. König Samo. 18 S. 8^
Anton. Franz Reibenschuh. Üeber den Antheil der Wurzeln bei
der Ernährung der Pflanzen. Eine Zusammenstellung der hierüber be-
kannten neueren Untersuchungen von ... 20 S.
•
. Kärnten,
Klagenfurt OR.
Edmund Aelschker. Ueber Schiller's dramatische Fragmente.
38 S. 8^
Krain,
Laibach OR.
Josef Finger. Studien aus der Physik. 16 S. 8^
Hugo Bitter v. P erger. Aus dem chemischen Labomtorinm. 2 S.
MO lÜBoellen.
Küstenland,
Görz OE.
Jakob Filippi. CeDni sal dramma italiano nel medio eyo. (Con-
tinua.) 39 8. S\
Pirano OK.
Dr. Franz Locati. Garattere e condizioni differenti delle lettere
classiche e moderne. 24 S. 8^
Fola Marine-UB.
Anton Gasparini. Zam Gebrauch des attributiven Adjectivs bei
Lessing. 31 S. 8^
Triest.
Staats oberrealschnle.
Allgast Vierthaler. Die Erfolge der chemischen Synthese bis
anf die Gegenwart. 81 S. 8^
Josef Str eis sie r. Beitrag zur directen graphischen Bestimmung
des geographischen Kngelnetzes. 19 S. nebst zwei Tafeln.
Commnnal oherrealschnle.
Matthäus Co v rieh. Vibrazioni di una corda elastica tesa formata
di dne pezzi. 40 S. 8^
Tirol.
Innsbruck OB.
Adolf Hu eher. Ueber Heribert von Salurn*). 45 S. 8^
Bo?ereto OB.
Nikolaus Tessari. Monografia della concia delle pelli di . . .
68 S. 8».
Böhmen,
Böhmisch Leipa OB.
Adolf Schors. Die österreichische Dichterschule. Dire Entwick-
lung und Charakteristik. 17 S. 8°.
Budweis OB.
Dr. Matthias Koch. Auflösongsmethoden algebraischer Gleichungen
des III. und lY. Grades mit öiner Unbekannten. 54 S. 8^
Franz Smolik. Die Strictionscurre und die entwickelbare asym-
ptotische Fläche einer windschiefen Fläche. Dargestellt von Professor . . .
(hiezu 5 lithograph. Tafeln). 8 S.
Prag.
Deutsche OB.
Josef Bichter. Die Zusammensetsnng der Wellen mit ihren An-
wendungen in der Akustik. 78 S. 8** nebst 4 Tafeln.
Beichenberg OB.
Wilhelm Smetaczek. Explication geometrischer Grundbegriffe
und Versuch einer neuen naturgemässen Entwickfung der Parallelen-
theorie aus derselben. 9 S. 8^
Budolf Stecker. Ueber den Pragmatismus in der Geschicht-
schreibung. 10 S.
Mähren,
Auspitz ÜB.
Adolf Bei SS. Ueber Entstehen, Vorkommen und Verbreitung der
wichtigsten Inflammabilien. 25 S. 8^
*) Prediger ans dem Kapnziiierorden (1037—1700).
lOseelliBn. 4SI
Brunn.
Staats oberreal8<;hule.
Benedict Fogler. Surzgefasste yergleichende Zosammenstellang
über das Wesen und die Bedeatang des Piurticips im Deutschen, Italie-
nischen, Französischen und Engliscnen. 4 S. 4^
Dr. Franz Wies er. Die Bannnng Philipp's von Stanfen. 11 S.
Oeffentliche Oberrealschnle und autorisierte Handels-Lehranstalt
des Jos. A. Auspitz, k. k. Landesschulinspeetors a. D.
Josef Tesaf. Die Transformation des Projections-Centrums. 8 S.
4®. (hiezu 2 Steindrucktafeln.)
Paul Scheiner. Der Handel des Alterthnms und der Neuzeit. 17 S.
F. Gumpoltsberger. Beiträge zu den Witterungs- Verhältnissen
Mährens und Schlesiens. 12 S.
Iglau OR.
Anton Honsig. Ueber den Stoss fester Eörpc^. 28 S. 8^
Kremsier ÜB.
Heinrich Weber. Schicksale der Stadt Kremsier. (Kurze Geschichte
unserer Stadt.) 19 S. 8«.
Emilian Schulz. Vergleich der Oceane der Erde und ihrer Neben-
meere nach ihren räumlichen Verhältnissen und Umgränzungen. 13 S.
Sternberg UR.
(Albert Rille.) Der Auflösnngsprocess der deutschen Romantik.
6 S. 8».
Znaim OR.
Josef Ortmajr. Das metrische Mass und G«wicht. 73 S. 8^
Karl Seeberge r. Die geometrischen Oerter der fftnf merkwürdigen
Puncte des Radienvectoren-Dreieckes der Ellipse. 13 S. mit 2 Tafeln.
Julius Sonntag. Mittheilungen aus dem chemißchen Laborato-
rium. 9 S.
Vincenz Bartl. Barometrisches Nivellement. 2 S.
Adolf 0 bor HJ. Zweites Verzeichnis der in der Umgebung von
Znaim gesammelten und beobachteten Samenpflanzen. Zusammengestellt
von . . . 6 S.
Schlesien,
Jägerndorf UR.
Franz Müller. Bemerkungen zu unserer Realschule. 4 S. 8^
AugustB e u 1 1 e r. Das Sprachstudium und sein bildendesElement. 71.S.
Troppau OR.
Josef Wünsch. Ueber Influenzmaschinen unter besonderer Be-
rücksichtigung einer Holtzschen Maschine erster Art mit zwei rotieren-
den Scheiben. 21 S. 8* mit einer Tafel.
Bukounna.
Czernowitz OR.
Constantin Stefanowicz. Theorie der Dispersion d^s Lichtes.
64 S. S\
Programme aus den Ländern jenseits der Leitha.
Ungarn.
Fiurae OG.
Johann Zunan. Nföto o kritici u oböe — a o historiökoj napose
(Etwas über die Kritik im Allgemeinen und über die historische insbe-
sondere.) 6 S. 4^
Neusatz OG. (das Programm mit cyrillischen Letten gedruckt)
Dr. Johann Turoman. Demostenov drugi olintBki gOTor. (Des
Demosthenes zweite olynthische Rede.) 8 S. 8*.
4S2 MboeUen.
Oberschtltzen (Seminar und) BG.
Julius Stettner. A nemzeti elemröl a magyar zen^ben. (Ueber
das nationale Element in der ungarischen Musik.) 19 S. 4^
Joh. Neubauer. Meteorologische Beobachtungen zu Oberschützen
im Jahre 1870. 6 S
Pressburg katholisches Gymnasium.
Emil Bözsaj. N^melj f^lreismert emlösok es madarak (Einige
verkannte Säugethiere und Vögel.) 25 S. 8®*
CrocUiefi und Müüärgrenze.
Agram OG.
Josef Jan da. Darwin i darwinizam. (Darwin und der Darwinis-
mus.) 16 S. 4».
Agram OB.
Johann Selev§ek. 0 d^lovanju topline, svitlosti i rounjine na
bilje. (Ueber die Einwirkung der Wärme, des Lichtes und der Elektiicität
auf die Pflanzen.) 25 S. 8*.
Esseg OG.
Eduard 8treer. Kratak pregled povöstnice kr. gimnazije o§e£ke.
(Kurze Uebersicht der Geschichte des königlichen Gymnasiums zu Esseg.)
15 S. 4".
Karlüwic OG. (das Programm in cyrillischen Lettern gedruckt).
Milan Dimirije vi<^. Neäto iz fisikalnc geografie. (Einiges aus der
physischen Geographie.) 13 IS. 8^
Karlsstadt ÜG.
Johann Steklasa. Gar Klaudij iL i njegovo doba. Stanje carstTa
rimskoga za oto doba. (Kaiser Claudius II. und seine Zeit. Der Zustand
des römischen Kaiserreiches in jener Periode.) 13 b. 4^
Pancsova OB.
Jakob A. Zeitler. Die Sprachenfrage im Unterrichte an Mittel-
schulen in Gegenden mit nationalgemischter Bevölkerung. 28 S. 8*.
PoÄega OG.
Josef Starä. Filosofija historije. PiSe . . (Die Philosophie der Ge-
schieht». Verfasst von . . .). 6 S. 4'.
Bakovac OB.
Augustin J. Löffler. Novi nauk o georaetriji (Neue Theorie der
Geometrie). 15 S. 4».
Vinkovci OG.
Martin Senekoviö. 0 liturgijah i atelijL (Von den Liturgien und
der Atelie.) 20 S. 8».
Warasdin OG.
Franz Folprecht. Novi naöin röäavanja jednadbah drugoga, tre-
öoffa i Cetvärtoga stupnja. Pro dru. Ljudevitu Matthiessenu priredio . . .
(Neue Art der Lösung der Gleichungen des zweiten, dritten und vierten
Grades. Nach Dr. Ludwig Matthiessen bearbeitet von . . . ). 16 S. 4*.
Zengg OG.
Dr. Johann Beichert. Beiträge zur Geschichte Siciliens unter
der Herrschaft der römischen Bepublik. 8 S. 4*.
Siebenbürgen ^).
Bistritz OG.
Gustav Decani. Die höhere Bildung unserer Zeit und das Gym-
nasium. 43 S. 8® nebst einer Tabelle.
^) Mit den sächsischen Gymnasien sind, Mühlbach und Sächsisch-
Begen ausgenommen, Unterrealschulen — in Hermannstadt eine
Oberrealschule — und Schullehrersenünare) sowie durchwegs Ele-
mentarschulen verbunden.
Miscellen. 468
Hermannstadt
eyangelisches Gymnasiam.
Martin Schuster. Ein Beitrag zur Statistik des ev. Oyronasiniiis
A. B. zu Hermannstadt und der mit demselben verbundenen Lehran-
stalten in den zwanzig Jahren von 1850/1—1869/70. 41 S. 4« nt-b^t
5 Tabellen (der Schluss folgt im nächsten Programme.)
katholisches Gymnasium.
Ignaz Yeress. Aristophanes Felhöi (Die Wolken des Aristophaiies.)
10 S. 4^
Kronstadt evangelisches Gymnasium.
Franz Eduard Lurtz. Berechnung des Pensions-Binheiten-Werthes
für alle Altersclassen der Kronstädter allgemeinen Pensions- Anstalt
40 S. 8».
Mevliasch OG.
Karl Werner. Die evangelische Pfarrkirche in Mediasch. 32 S.
8*. nebst einem Grundriss.
Mühlbach UG.
Einige meteorologische Gesetze, erläutert an den Ergebnissen einer
6jährigen Beobachtungsperiode in Mühlbach. 28 S. 4*.
Sächsisch-Begen RG
Johann fr. Rosler. Die Elektricität als Quelle des Lichtes, der
Wärme und des Magnetisratis. 50 S. 8*.
Schässburg OG.
Josef Hoch. Geschichte des Schässburger Gymnasiums (Fort-
setzung-VIIL 1807-1850.) 42 S. 4*.
Wien. H. Ficker.
(Aus dem n. ö. Landesschnlrathe.) — Sitzung vom 27. August
1. J. Das k. k. Staatsgymnasium in der inneren Stadt in Wien
ist derzeit im städtischen Psdagogium untergebracht. Der Wiener Ma-
gistrat stellte zwei Obicationen weiters zur Verfügung, theilte jedoch
mit, dass im Schuljahre 1874/5 dieses Staatsgymnasium anderweitig'
untergebracht werden müsse, nachdem dann diese Räumlichkeiten niclit
mehr verfügbar seien. Der k. k. Landesschulrath beschloss, doni Wiener
Magistrate für die Beistellung dieser Räume seinen Dank auszusprechen
und zugleich bei dem hohen Ministerium für C. und U. auf die Dring-
lichkeit der Verlegung dieses Gymnasiums in ein anderes Gobauilt^ auf-
merksam zu machen. — Zum Bebufe der Unterbringung des k. k Josf p)i-
städter Gymnasiums in den Localitäten des gpräflich LöwenburgVhen
Convictes wurde ein commissioneller Augenschein vorgenommen. Der
Landesschulrath berichtet über das Ergebnis dieser Verhandlung an da»
hohe Ministerium. — Dem h. Ministerium wird ein Gutachten ti b e r d o n
Lehrplan für Lehrerbildungsanstalten vorgelegt und in dem-
selben vorzugsweise auf Verminderung der zu hochgestellten ADfonlerun^^eti
im Interesse der Gründlichkeit Rücksicht genommen. — Der Primararzt
Dr. Gausse erklärt sich bereit, an der k. k. Lehrerbildungsanstalt
in Wien unentgeltlich Vorträge über Hyp^iene zu halten, welches Aner-
bieten mit Dank angenommen wird — Sitzung vom 10. September. Das
k. k. Ministerium für C. u. U. theilt mit, dass Se. k. u. k. Apostolische
Majestät mit AH. Entschliessung die Herstellung eines eigenen Gebäudes
für die Realschule in der Leopoldstadt (11. Bez. v Wien) auf dem
Baugrunde im sogenannten „Volkert^ zu genehmigen und hierzu den
Betrag v. 500.000 fl. ag. zu bewilligen geruht haben. Der Landesschul-
rath beschliesst, dem h. Ministerium hiefür seinen Dank auszusprechen.
— Dem Ministerium werden Anträge über die Zulässigkcit neuerer Lehr-
bücher für (Volks- und Bürgerschulen und für) Mittelschulen zum Lehr-
gebrauche erstattet. — Der Entwurf einer Disciplinarordnung für dus
464 MisoeUen.
Landes-Beal- nnd Obergymnasinm in Hörn erhält die GenehmigiDif.
— Dem J. C. Hoff mann wird die provisorische Uebemahme der Leitoag
der bisher yon Prof. Dr. Rot he geführten Privatlehranstalt ftlr Gegen-
stände des Realgymnasiams bedingungsweise gestattet. (Wr. Zt^)
(Ausschliessung von Schülern.) — Mit Rücksicht aafyorf»-
kommene Fälle hat der n. ö. Landesschulrath die Directioncn und Lekr-
körpcr sämmtlicher Mittelschulen angewiesen , sich bezüglich der Avt-
schfiessung von Schülern strenge an die bestehenden Vorschriften, spedell
an den § 71 Nr. 7, § 76 Nr. 8 und an Nr. 12 des Organ isationsent-
wurfes für Gymnasien so wie an die Ministerial Verordnung vom 10. Mai
1. J. zu halten und das zur Beurtheilung eines Ausschliessungsantngtt
erforderliche Material gleichzeitig mit dem Ausschliessung^santrageMen
k. k. Landesschulrathe vorzulegen. Oeberhaupt soll die Ausschuettang
eines Schülers, da sie oft geeignet ist, über dessen ganzes Lebenssicl n
entscheiden, nur in den äussersten Füllen als letztes Strafmittel xar
Anwendung kommen.
(Schulen für den Unterricht im Freihandzeichnen.) —
Oeber die näheren Modalitäten betreffs dieser Schulen, welche schon mit
dem Beginne des Studienjahres 1873/74 provisorisch errichtet nnd untflr
die Leitung bewährter Fachleute gestellt werden sollen, über die Stunden-
Eintheilung, so wie über die Schüleraufnahme, das Schulgeld (5 fl. för
den Jahrescurs) u. s. w., s. die „Wiener Zeitung** v. 12. Aufirust 1. J.
Nr. 187, S. 527, 528.
(üeber die Lehrpläne für das Zeichnen), Welche kraft der
Verordnung des k. k. Ministers für C. u. ü. ddo. 9. Augast 1873,
Z. 6708, an den im Wirkungskreise der Landesschulbehörden stehenden
Lehranstalten l a) Volksschulen, h) Bürgerschulen, c) Bildungsanstaltsn
für Lehrer u. Lehrerinnen, d) Ober-Realschulen, e) RealgjmnasieD
und f) den gewerbl. Fortbildungsschulen] einq-effthrt werden, s. namentlich
in Bezug auf die in den Bereich dieser Zeitschrift zunächst fallenden
Kategorien d) u. e), das Nähere im ^Verordnungsblatt für den
Dienstbereich des Ministeriums für Cultus u. Unterricht*
Jahrg. 1873, Stück XVII, S. 452-464.
(K. k. Akademie der bildenden Künste in Wien.) — Das
neue Schuljahr an derselben beginnt mit 1. Octob. 1. J. Ueber die Erfor-
dernisse zum Eintritt in die allgemeine Maler- und Bildhaner-
schule, ferner in die Snecialschulen der Historienmalerei,
Landschaftsmaleroi, Kupferstechoroi, Graveur- und Medail-
leurkunst, so wie der höheren Bildhauerei, dann in die Archi-
tekturschule, s. das Nähere Wiener Zeitung vom 27. August L J.,
Nr. 199, Hauptbltt S. 687.
(K. k. orientalische Akademie.) — Ueber die Aufnahme ron
Zöglingen in diese Anstalt im Schuljahre 1873/4, Zahlzöglinge, so wie
Stiftlin^e, nnd ül>er die bestehenden Modalitäten, s. das Nähere im
Hauptbl. d. Wiener Zeitung vom 31. August 1. J., Nr. 203, S. 738.
Fünfte Abtheilung.
Verordnungen für die österreichißchen Gymnasien
und Realschulen; PersonalnotizeD ; Statistik.
Erlässe.
ErUus des Ministers für CuUus und üfUerrickt vom 27. Mai 1873^
Z, $796,
an alle Landes-SchnlbehÖrden,
betreffend die Verbreitung der Kenntnis der neuen öster-
reichischen Maass- und Gewichtsordnung durch die Schalen.
Das Gesetz vom 23. Juli 1871 (B. G. Bl 1872, Nr. 16), womit eine
neue Maass- und Gewichtsordnung festgestellt wurde, gestattet im Artikel
VIU die Anwendung der neuen (metrischen) Maasse und Gewichte schon
mit dem Beginne des Jahres 1873, und bestimmt im Artikel, dass diese
Anwendung mit dem Beginne des Jahres 1876 im Öffentlichen Verkehr
ausschliesslich einzutreten hat.
Hierdurch ist an alle öffentlichen und Privatschulen die Forderung
herangekommen, das Rechnen mit den neuen, für Oesterreich gesetzlich
eingeföhrten Maassen und Gewichten in den Unterricht aufzunehmen und
eifrigst zu pflegen.
Ich darf voraussetzep, dass die Mittelschulen, Lehrer-Bildungs-
anstalten und Bürgerschulen ohne Ausnahme der Sache bereits ihre volle
Aufmerksamkeit zuwenden und fortan zuwenden werden, woran ich nur
die Bemerkung knüpfe, dass auch einschlägige Bächer künftig nur dann*
meine Approbation für den Lehrgebrauch erlangen werden, wenn in den-
selben die neue österreichische Maass- und Gewichtsordnung in erster
Linie berücksichtigt ist.
Eingreifendere Vorkehrungen erheischen dagegen die allgemeinen
Volksschulen, deren Lehrer zunächst berufen sind, die Kenntnis der neuen
Maasse und Gewichte in die weiten Kreise der Bevölkerung zu verbreiten
nnd für deren rasche und sichere Einbürgerung mit voller Kraft einzu-
treten; damit die Volksschulen dieser Aufgabe gerecht werden können,
habe ich vor allem veranstaltet , dass die im Wiener k. k. Schulbücher- Ver-
lage herausgegebenen liechenbüchel mit den Bestimmungen der neuen
Maass- und Gewichtsordnung in Einklang gebracht werden. Dies ist be-
züglich der deutschen Rechenbücher bereite erfolg und bezüglich der
anderssprachigen zum Theilc noch im Werden. Die Umarbeitungen dei
letzteren erfolgen auf Grund des deutschen Originaltextes, doch wurden
auch sofort die vorhandenen nicht deutschen Rechenbüchel mit einem An-
hange versehen, welcher die nothwendige Belehrung über die neuen Maasse
Z«IUohrlft f. d. Ott«rr. Oymo. 1878. VI. Heft. 31
460 Erlässe.
und Gewichte enthält, üeherdiess wurde der Text der neuen Maass- und
Gewichtsordnung in die im Schulbuch er- Verlage befindlichen »Anleitungen
zum Gebrauche des zweiten <* sowie des „dritten" Rechenbuches eingeschaltet.
Als Mittel zur Versinnlichung und praktischen Auffassung der
neuen Maasse und Gewichte wurden von mir den Volksschulen zur An-
schaffung empfohlen :
G unteres „Plastische Modelle« (Minist- Verordgsbl. 1873, Stück IV) ;
ferner die bildlichen Darstellungen: Swoboda-Hartinger „Die
fünf Maasseinheiten des metrischen Systems" (Minist.- Verordgsbl 1872,
Stück XX) ;
Matthej-Guenet „Das neue österr. metrische Maass u. Gewicht*
(Minist.- Vdgsbl. eben daselbst);
Günter- Pichler „Das metrische Maass, seine Theile und deren
gegenseitige Werthe in ihren Beziehungen zum Wiener Maass* (Minist.-
Vdgsbl. 1872. Stuck XXI V>.
Eine Anzahl Exemplare dieser Lehrmittel wurde behufs unent-
geltlicher Vertheilung an dürftigere Volksschulen von mir sofort auch an-
geschafft, und werden weitere Anschaffungen unter Berücksichtigung aller
Länder nach Zulass der mir zu Gebote stehenden Mittel noch erfolgen.
Zur Belehrung der Volksschullehrer selbst wurde das Handbüchlein:
„Die neuen österreichischen Maasse und Gewichte und das Rechnen mit
denselben mit besonderer Rücksicht auf die Schule, dargestellt von Dr.
Franz Ritter von Moönik", im Wiener k. k. Schulbucher- Verlage heraus-
gegeben und allgemein zur Anschaffung empfohlen (Minist-Vdgsbl. 1873,
Stuck II).
Die üebersetzung dieses Büchleins in andere Sprachen ist eingeleitet.
Als geeignetes Lehrmittel wurde auch Franz Villicus' Schrift:
„Die neuen Maasse und Gewichte in der österr. Monarchie", mit einer
Maass- und Gewichtstabelle in Farbendruck, dritte Auflage, empfohlen
(Minisi-Vdgsbl. 1873, Stück VII).
Hiermit sind meinerseits die nothwendigsten Vorbedingungen theils
schon erfüllt, theils der Erfüllung nahe, um dem bezüglichen Unterrichte
den erwünschten Erfolg zu sichern.
Für alles Weitere muss ich die energische Einwirkung der Landes-
und Bezirks-Schulbehörden, insbesondere aber die k. k. Bezirks-Schul-
inspectoren hiermit in Anspruch nehmen. In erster Linie muss dafür ge-
sorgt werden, dass in jenen Volksschulen, wo das Rechnen mit Decimalen
ungeachtet der allgemeinen Bestimmung des § 52 der Schul- und ünter-
richts-Ordnung bisher wenig betrieben worden wäre, mit Rücksicht auf
die neue Maass- und Gewichtseintheilung und in stetem Hinblick auf die
Bedürfnisse des praktischen Lebens eifrigst gepflegt werde. Daran hat
sich, sobald als möglich, die Einführung der Schüler in das Verständniss
der neuen Maasse und Gewichte zu knüpfen, und ist auf die genaue Kennt-
nis derselben, welche eine vorwiegend praktische Bedeutung hat, in der
nächsten Zeit ganz besonders bei jenen Schülern und Schülerinnen das
Augenmerk zu richten, welche ihren Bildungsgang In der Volksschule
bald abschliessen. Die Detailvorschriften in beiden Richtungen sind mit
Berücksichtigung der verschiedenen Einrichtung der allgemeinen Volks-
schulen festzustellen. Dem Erfordernisse der Anschaulichkeit dieses Unter-
richtes ist durch die Beschaffung der nothwendigsten Lehrmittel, wo
solche noch fehlen, mindestens durch die Beschaffung eines hölzernen
Metorstabes und eines Würfels mit der Seitenlänge eines Decimeters
(Kubik-Decinieter) in Anwendung des X. Abschnittes der Schul- und ün-
terrichts-Ordnung für jede einzelne Schule ehestens Rechnung zu tragen.
Wo plastische Modelle beschafft werden, müssen diese den wirk-
lichen Maassen und Gewichten genau entsprechen.
Die Bezirks-Schulinspectoren sind anzuweisen, sofort zu ermitteln,
ob und in wie weit znr besseren Orientierung der Volksschullehrer im
Erlässe. 467
Gegenstande besondere Veranstaltungen zu treffen seien, und hierüber an
die Landes-Schulbehörde zu berichten. Da, wo sich das Bedürfnis nach
specieller Belehrung herausstellt, ist der Gegenstand auf die Tagesordnung
der nächsten Bezirks-Lehrerconferenzen zu setzen, und sind nach Erfor-
dernis auch besondere Conferenzen sowohl für die einzelnen mehrclassigeu
Schulen, als auch för ganze Bezirke zu diesepi Zwecke ehestens zu Ter-
anstalten. Geeignete Fachmänner — namentlich aus den Lehrer-Bildungs-
anstalten — sind zu veranlassen, in diesen Conferenzen oder auch in an-
dern geeigneten Wegen durch mit Demonstrationen verbundene Vorträge
das nöthige Verstäncbis für die Sache zu vermitteln. Ob es etwa in ein-
zelnen Fällen erforderlich wäre, selbst Wanderlehrer zu gleichen Zwecken
zu bestellen, kann ich nur der weiteren Erwägung und eventuellen An-
tragstellung der Landes-Schulbehörden überlassen.
Als ein besonderes. Verdienst seitens der Lehrerwelt im allgemeinen
werde ich es erkennen, wenn sie über die neue Maass- und Gewichtsord-
nung neben der Thätigkeit in der Schule auch durch Abhaltung populärer
pra]d;ischer Vorträge für das Publicum direct dem Volke in Staat und
Dorf anschauliche Belehrung geben werden.
Speciell finde ich noch anzuordnen, dass in den an den Lehrer-
Bildungsanstalten abzuhaltenden Fortbildungscursen insbesondere im laufen-
den Jahre und in den nächsten der in Kede stehende Gegenstand nach
Maassgabe des Bedürfnisses berücksichtigt werde, wobei jedoch stets das
praktische Moment im Auge zu behalten ist.
Auch haben die k. k.Prüfungs-Gommissionen für Volks- und Bürger-
schulen hinfort von den Candidaten die für den praktischen Unterricht
erforderliche Kenntnis des neuen österreichischen Maass- und Gewichts-
Bjstemes streng zu fordern.
Ich ersuche die k. k. Landes-Schulbehörde, den Inhalt dieses Er-
lasses unter Beifügung der erforderlichen weiteren Anordnungen den unter-
stehenden Schul- Aufsichtsorganen, Prüfungs-Gommissionen und Schul-
leitungen zur Kenntnis zu bringen, insbesondere auch die Lehrer der
Mittelschulen und Lehrer-Bildungsanstalten sofort einzuladen, dass sie in
der oben angedeuteten Weise zunächst im Interesse der Volksschullehrer,
dann aber auch in weiteren Kreisen im Interesse des Publicums that-
kräftig einwirken, und mir seinerzeit jene Schulmänner, die sich in dieser
Richtung hervorgethan haben, zur geeigneten Anerkennung namhaft
machen.
Erlass des k. k. Ministers für CuHius und Unterricht vom 16, Jum 1873
an sämmtliche LandesschulbehÖrden,
betreffend die Abhaltung von Wiederholungsprüfungen an
Realschulen.
ÄUe.
Im Nachhange zu meinem Erlasse vom 24 Februar 1873, Z. 9453
ex 1872, über Wiederholungsprüfungen an Gymnasien und Realgymnasien
finde ich denselben auch auf die Realschulen auszudehnen.
Niederösterreich, Ober Österreich, Salzburg, Steiermark, Kärnthen, Istrien,
Vorarlberg, Mähren, Schlesien, Bukowina, Daimatien, Tirol.
Das Landes-Realschulgesetz fasst die Wiederholungsprüfung nur als
eine ausnahmsweise Gestattung auf, und bringt sie mit der Versetzungs-
prüfung in den nächsten Zusammenhang.
Niederösterreich, Oberösterreich,
wobei der Umstand, dass ihre Zulässigkeit auf zwei ungünstige Noten
erstreckt wird, gewiss keine Aenderung ihrer Natur in sich schliesst.
31»
408 Erltoe.
Kraithj Oörg, Böhmen, Chdieien, Tfiest,
Der Miniäterial-£rla8 ?om 20. Juni 1853, Z. 120(^/850 ex 1852,
setzt ausdrücklich den § 73 des Organisationsentwurfs für Gymnasien auch
für Realschulen in Kraft und erläutert die vorgezeichnete Rücksichtsnahme
auf die Bedeutsamkeit der einzelnen Gegenstände und auf die Frage, in
welchem Grade der Wissensmangel in den einzelnen Fächern den Schüler
am Fortschreiten hindern könne, durch die ad § 73 angeführten Aus-
nahmsfalle.
Alle.
Namentlich für die Realschulen haben diejenigen Lehrgegenstande,
welche ich in meinem Erlasse vom 24. Februar 1873, Z. 9&3, als nur
ausnahmsweise zur Gestattung einer Wiederholungsprüfung sich eignend
hervorhob, eine besondere Bedeutung, die Mathematik nach dem Wesen
dieser Anstalten überhaupt und die Sprschfächer als die Träger jener
humanistischen Bildungs-Elemente, deren Hintansetzung in den früheren
Lchrplänen mit vollem Rechte so sehr bedauert wurde, deren Zurück-
drängung durch Adoption einer allzu leichten Zulassung von Wieder-
holungsprüfungen aus denselben unwillkürlich gefördert würde. Auch an
der Realschule wird die Wiederholungsprüfung aus der Mathematik oder
aus einer der Sprachfacher nur höchst ausnahmsweise zulässig sein,
wenn diese Gestattung nicht ein sehr folgenschwerer Misbrauch wer-
den soll.
üebcr die eigenthümliche Stellung des Unterrichts im Freihand-
zeichnen und in der Kalligraphie zur vorliegenden Frage habe ich mich
bereits in meinem Erlasse vom 24. Februar umständlich ausgesprochen.
Inwiefeme das Turnen den Obligat-Gegenständen angereiht erscheint oder
einzelne freie (nicht relativ-obligate) Lehrgegenstände' durch die Ent-
scheidung der Eltern eines Schülers oder ihrer Stellvertreter für denselben
in den Kreis der obligaten Lchrgegenstände eintreten, hat diese Obligats-
erklärung nur die Bedeutung, dass der betreffende Schüler zur unaus-
gesetzten Theilnahme am Unterrichte in diesen Fächern ebenso, wie zu
jener am Unterrichte in den übrigen Obligatfachem, verpflichtet ist.
Die Directionen sämmtlicher der Landesschulbehörde unterstehen-
den Realschulen sind von dem gegenwärtigen Erlasse unter Mittheilung
einer Abschrift meines Eriasses vom 24. Februar 1873, Z. 9453 ex 1872,
in Kenntnis zu setzen.
Erlass des k. k. Ministers für Ctiltus tmd Unterricht vom 17, Juni 1873,
Z. 7702,
an alle Landesschulbehörden,
betreffend Gcldsammlungen in den öffentlichen und Privat-
(Volks- und) Mittelschulen.
Schon mit dem Ministerial-Erlasse vom 24. Jänner 1853, Z. 1220,
wurden die Schulbehörden angewiesen, Geldsammlungen zu wohlthätigen
oder gemeinnützigen Zwecken in den Volks- und Mittelschulen strengstens
zu überwachen.
Da neuerlich Misbräuche in Bezug auf Geldsammlungen zu meiner
Kenntnis gekommen sind, und bei der allseits angestrebten Ermässigung
der ünterrichtskosten eine Belastung der Aeltern der Schüler mit Bei-
trägen, welche mit dem Zwecke der Schule keinen oder nur einen sehr
entfernten Zusammenhang haben, als unzulässig erkannt werden muss,
finde ich sowohl für die öffentlichen als für die Privat- Volks- und Mittel-
schulen folgendes anzuordnen:
1. Geldsammlungen unter den Schülern und Schülerinnen zu dorn
Zwecke, um Schulvorstehem oder Lehrern aus irgend einem Anlasse ein
Geschenk unter welcher Form immer zu machen, sind durchaus unzuläsdg.
2. Geldsammlungen zu einem anderen Zwecke dürfen nicht ohne
ausdrückliche Bewilligung der Landesschulbehörde veranstaltet werden.
Erlässe. 460
Im Bewillisrungsfalle sind jene Bücksichten genan zu beobachten, welche
in dem obigen Ministerial-£rlafse näher bezeichnet wurden.
3. üebertretungen der vorstehenden Anordnungen durch Vorsteher
und Lehrer öffentlicher Schulen sind im Disciplinarwege, bei Privat-
schulen mit ernsten Verwarnungen, im Wiederholungsfälle aber bei jenen
derselben, welche von Corporationen erhalten werden, mit der Entfernung
der schuldtragenden Vorsteher und Lehrer^ und bei jenen, welche von
Einzelnpersonen erhalten werden, mit Schliessung ihrer Schulen zu ahnden.
Verordnimg des k, k. Mmisters für CnUtis und Unterricht vom
17. Juni 1873
an sämmtliche Landesschulräthe, excl. Lemberg, und die Statthalter in
Innsbruck und Triest,
betreffend den Gebrauch von Lehrtexten und Lehrmitteln
in den Mittelschulen.
Im Nachhange zu meiner Verordnung vom 25. März 1. J., Z. 1418,
finde ich bezüglich des Gebrauchs von Lehrtexten und Lehrmitteln an
Mittelschulen zu verordnen, wie folgt:
§ 1. Dem Unterrichte an Mittelschulen können nur solche Lehr-
und Lesebücher, Classiker-Ausgaben, Schreib- und Zeichnungsvorlagen,
Landkarten^ historische und naturgeschichtliche Darstellungen und andere
ähnliche Lehrmittel zu Grunde gelegt werden, welche vom ünterrichts-
minister für zulässig anerkannt worden sind.
§ 2. Die Zulassung eines Lehrtextes oder Lehrmittels kam nur
vom Lehrkörper einer Mittelschule im Wege der Landesschulbehörde bean-
tragt werden.
§ 3. Ein Antrag auf Zulassung einzelner Theile eines noch unvoll-
endeten Werkes ist nur dann gestattet, wenn ein solcher Theil ein für
sich abgeschlossenes Ganze bildet und für einen eben so abgeschlossenen
Theil des Unterrichts genügt.
§ 4. Im Manuscript vorgelegte Lehrtexte und Lehrmittel können
nicht in Verhandlung genommen werden.
§ 5. Die Erklärung der Zulässigkeit erfolgt in der Regel so, dass
sie für den fraglichen Gegenstand und die betreffende Unterrichtsstufe
allgemeine Giltigkeit hat, und wird durch das Verordnungsblatt des Mini-
steriums für Cultus und Unterricht bekannt gegeben. Ein gleiches gilt
von der Ausserkniftsetzung einer derartigen Zulassung. Gleichzeitig mit
dem Erlasse dieser Verordnung wird die Drucklegung und Veröffentlichung
eines Verzeichnisses aller noch m Kraft bestehenden Zulässigkeitserklärungen
der erwähnaen Art veranlasst und sohin im Januar eines jeden Jahres
erneuert werden.
§ 6. Alle auf den Gebrauch einzelner Lehranstalten beschränkten
Zulassungen verlieren mit dem Schlüsse des Schuljahrs 18734 ihre
Giltigkeit.
Künftighin können solche Zulassungen nur ausnahmsweise und
stets nur für eine bestimmte Zeitilauer bewilligk werden.
§ 7. Eine Zulässigkeits-Erklärung der einen (§ 5) oder der anderen
Art (§ 6) gilt nur für jene Auflage, weiche der Verhandlung zu Grunde
gelegen hat, und erstreckt sich auf neue Auflagen nur dann, wenn diese
ein unveränderter Wiederabdruck des ursprünglich zugelassenen Lehr-
textes oder Lehrmittels sind und als solche auf dem Titelblatte bezeich-
net werden.
§ 8. Die für jedes Schuljahr in Gebrauch zu nehmenden Lchrtexte
and Lehrmittel sind aus der Reihe der allgemeinen oder für die betref-
fende Anstalt bereits zugelassenen durch Conferenzbeschluss des Lehr-
körpers jedesmal noch vor Schlnss des vorausgehenden Schuljahrs festzu-
stellen und dem Landesschulräthe mittelst des SchlussprotokoUs in moti-
470 Erlitte.
Tierter WeiM bekannt zn eeben. Von den festgestellten darf im Teduli
des Schnliahres nicht menr abgegangen werden.
§ 9. I^brteite oder Leurmittel, welche dem Unterricht dnreh
mehrere aaf einander folgende Carse znr Omndlage za dienen bestimmi
sind, müssen im Gebranche jener Schüler, denen sie bei Beginn des be-
treffenden Unterrichts vorgezeichnet worden, aach bei dem regelmissimi
Aufsteigen in die höheren Classen bis zum Abschlösse jener Cnrse be-
lassen werden.
§ 10. Den Landesschulinspectoren wird anter ihrer persönlichen
Verantwortlichkeit znr strengsten Pflicht gemacht, sich in fortwahrender
Kenntnis der znm Lehrgebraache zugelassenen Lehrtexte nnd Lehrmittel
zu erhalten, ein Verzeichnis derselben bei der Schalinspection stets mit
sich zu f&hren und sich jedesmal die Ueberzeogang zu verschaffen, dass
in den Schalen keine anderen, als die för zalässig erklärten Lehrtexte
und Lehrmittel im Gebrauche sind. Nicht zugelassene Lehrtexte und
Lehrmittel sind sofort ausser Gebrauch zu setzen; der schuldtragende
Director und die Fachlehrer haben den Sch&lern die Anschaffungskosten
zu ersetzen.
§ 11. Es steht den Lehrkörpern nicht zu, Schüler zur Anschaffung
noch anderer Lehrtexte oder Lehrmittel, als der zum Unterrichte un-
mittelbar erforderlichen, zu verhalten. Nur dort, wo Schüler selbst durch
ihre Studien auf das Bedürfnis solcher Hilfsbüchcr geführt werden, haben
sie durch ihren Rath auf eine zweckmässige und für dieselbe Unterrichts-
stufe möglichst gleichförmige Wahl einzuwirken. Eine Zulässi^keitser-
kläruug solcher Uilfsbücher findet nicht statt; erweisen sich derartige
Bücher als ungenügend oder bedenklich, so hat der Landesschulinspector
den Gebrauch derselben zu untersagen.
§ 12. Alle hiermit getroffenen Verfügungen gelten eben so für die
Privatanstalten, welche in den Gegenständen des Gymnasiums oder der
Realschule unterrichten.
§ 13. Bis zum Schlüsse des Schuliahres 1873/4 kann der Landes-
schulinspector ein Lehrmittel, bezüglich dessen eine Zulässigkeitserklärung
nicht vorliegt, vorläufig im Gebrauche belassen, hat aber gleichzeitig den
Leiter der Schule wegen etwaiger Erwirkung der Zulässigkeitserklärung
auf den gesetzlichen Weg zu verweisen. Wenn jedoch das im Gebrauche
vorgefundene Lehrmittel Anlass zu gewichtigen Bedenken gibt, hat der
Landesschulinspector dasselbe auch innerhalb jenes Zeitraums sofort ausser
Gebranch zu setzen und gleichzeitig hierüber unter Vorlage eines Exem-
plars Bericht zu erstatten.
Von dieser Verordnung wolle die k. k. Landesschulbehörde jede
öffentliche Mittelschule und durch § 12 desselben betroffene Privatanstalt
des Amtsbezirkes unter Mittheilung eines Exemplars derselben, sowie des
angeschlossenen Verzeichnisses in Kenntnis setzen.
Verordnung des k. k. Ministers für CuUus und Unterricht vom
28. Juni 1873,
an sämmtliche Landesschulbehörden,
betreffend den Zeitpunct des Dienstaustrittes beiLehrern
und Supplenten an Mittelschulen.-
Aus Anlass wiederholt vorgekommener Fälle wird die k. k
auf die bestehenden Verordnungen aufmerksam gemacht, wonach Beamte,
also auch Lehrer und Supplenten letztere mögen beeidet sein oder nicht)
vor erfolgter Annahme der Verzichtleistung und Enthebung den Dienst
nicht verlassen, daher auch keine neue Bedienstung oder Verwendung
antreten dürfen.
Auch wird der Erlass des Ministeriums für Cultus und Unterricht
vom 5. Februar 1858, Z. 1664, in Erinnerung gebracht, wonach die Ueber-
Erlässe. 471
Setzung und der Dienstaustritt eines Gymnasiallehrers (Supplenten) in der
Regel nur mit Schluss eines Semesters erfolgen darf. Diese Verfügungen
beziehen sich auf sämmtliche Mittelschulen, demgemäss auch auf jene,
die nicht vom Staate erhalten werden.
Vorkommenden Falls gibt der hierorti^e Erlass vom 4. December 1870,
Z. 12492 (Verordnungsblatt des Min. für Cultus und Unterricht, Jahr-
gang 1870, Z. 162), dem k. k die Möglichkeit an die Hand, den
Ernennungen von Lehrindividuen an den nicht vom Staate erhaltenen
Mittelschulen die Bestätigung zu versagen.
Erlass des k, k, Ministers für Cultus und Unterricht vom 1. Juli 1873,
Z. 132,
an sämmtliche k. k. Landesschulbehörden,
mit welchemjenen Ca ndidaten, die sich mit einem Maturitäts-
zeugnisse für technischeStudien ausweisen, Erleichterungen
beiAblegungderMaturitätsprüfungfürüniversitätsstudien
zugestanden werden.
Die an Gymnasien mit Abhaltung der Maturitätsprüfungen für die
üniversitätsstudien betrauten Commissionen wt^rden ermächtigt, bezuglich
eines Candidaten, der sich mit einem gesetzlich erworbenen Maturitäts-
zeugnisse für Studien an technischen Hochschulen ausweist, von der
Prüfung aus Mathematik, Physik und Naturgeschicli te in dem
Falle abzusehen, als die in jenem Maturitätszeugnisse enthaltenen Noten be-
treffs dieser Fächer nicht unter „befriedigend** stehen.
In das neuerworbene Zeugnis sind die Noten bezüglich der so aus-
gelasseneu Fächer aus dem ersten Zeugnis und unter Berufung auf das-
selbe einzusetzen.
Bei Feststellung des Grades der Reife (ob schlechthin oder „mit
Auszeichnung") sind sämmtliche Noten des neuen Zeugnisses in Anschlag
zu bringen.
üebrigens bleiben alle Normen aufrecht, welche über die Zulassung
eiterner Candidaten zu den bezeichneten Prüfungen bestehen.
Erlass des Ministers für Cultus und Unterricht vom 8. Juli 1873^
Z. 5261,
an sämmtliche Landesschulbehörden und Gymnasial-Prüfungscommissionen
betreffend die an die Gymnasial-Lehramtscandidaten für
die deutsche oder eine Landessprache zu stellenden Anfor-
derungen aus der classischen Philologie.
Ich linde mich bestimmt, alinea 1 e des § 5 der Gymnasial-Prü-
fungs Vorschrift provisorisch dahin abzuändern, dass die, an die Lehr-
amtscaudidaten für die deutsche oder irgend eine Landessprache zu stel-
lenden Anforderungen aus der griechischen und lateinischen Sprache auf
das, für das Untergymnasium festgesetzte Ausmass zu beschränken sind.
Erlass des k. k. Ministers für Cultus und Unterricht vom 16. Jvli 1871,
Z. 5179,
in Betreff der an die Gymnasial-Lehramtscandidaten in
Galizien zu stellenden Anforderungen hinsichtlich der
deutschen Sprache.
Auf Vorschlag des k. k. galizischen Landesschulrathes finde ich an-
zuordnen :
1. dass alle jene Gymnasial-Lehramtscandidaten für Geschichte und clas-
sische Philologie, welche bei Ablegung ihrer Prüfung in polnischer
Sprache nicht schon die eine oder andere Clausurarbeit in deutscher
Sprache geliefert haben, eine besondere deutscho Clansararbeit zu dem
472 Personal- und Schnlnotizen.
Zwecke abanfassen haben, um eine Probe ihrer Fertigkeit nnd Correct-
heit im schriftlichen Ausdruck zu geben, und
2. dass die auf Orund des § 14 der Gymnasialvorschrift an alle Lehr-
amtscandidaten zu stellenden Anforderungen aus der deutschen Sprache
sich nicht blos auf die Kenntnis der Grammatik, sondern auch auf die
Belesenheit in wenigstens Einem der deutschen Classiker zu erstrecken
haben.
Verordnung des Ministers für CuUus und Unterricht vom 17. Juli 1873,
Z. 4972,
betreffend die Ziele und den Stufengang des (nicht obli-
gaten) Unterrichtes in Stenographie an Mittelschulen mit
deutscher Unterrichtssprache.
Zur Herstellung der nöthigen Einheit im stenographischen Unter-
richte an Mittelschulen mit deutscher Unterrichtssprache bestimme ich
Folgendes :
Der Unterricht wird in der Regel in zwei Jahrescursen ertheilt.
I. Curs.
a) Lehrziel. Die Schüler sollen so weit gebracht werden, dass
sie ungekürzte Schrift richtig schreiben und gekürzte lesen können.
oj Lehrstoff. L Semester. Unter sorgfältiger Pflege der steno-
graphischen Kalligraphie : Wortbildungslehre, Vor- und Nachsilben, Sigel
mit Ausschluss des Kammersigel.
II. Semester. Wortkürzungslehre, Lese- und Schreibeübungen be-
züglich der Wortbildung und der Wortkürzung. Vollständige Theorie der
Satzkürzungen. (Einlagehefte genügen.)
n. Curs.
a) Lehrziel. Die tüchtigeren Schüler sollen einem Dictate von
mindestens 90 Worten in der Minute zu folgen im Stande sein.
b) Lehrstoff. Der UnteViicht besteht in beiden Semestern in
Lese- und Schreibeübungen bezüglich der Satzbildung; die Schreibe-
übungen nach allmählich rascheren Dictaten.
Bezüglich der zulässigen Lehr- und Lesebücher wird gleichzeitig
eine Verfügung getroffen.
Erlass des k, k. Finanzministeriums ddo. 2, Juni 1873, Z, 1816,
betreffend die mit der Verleihung des Titels einer höheren
Diensteskategorie an Staatsbeamte Terbundenen Bechte.
Auf Grund der Allerhöchsten Entschliessung vom 5. April 1873
' gewährt eine, vom Tage dieser Allerhöchsten Resolution an erfolgende
Verleihung des Titels einer höheren Diensteskate^orie an einen Staats-
beamten dem damit Betheilten das Recht, sich nicht nur der Titulatur,
sondern auch der dieser höheren Kategorie entsprechenden Uniformsab-
zeichen zu bedienen.
Personal- und Schulnotizen.
— (Ernennungen, Versetzungen, Beförderungen, Aus-
zeichnungen u. 8. w.) — Se. k. u. k. Apostolische Majestät haben mit
Allerhöchster Entschliessung vom 5. August 1. J. den Capitular des Be-
nedictiner-Stiftes in Krerosmünster Amand Baumgarten, den Chorherm
des Prämonstratenser-Stifbes Schlögl und Professor am Staatsgymnasimn
in Linz Dr. Sigmund Lutz, den Senior und Pfarrer in WaUem Ji^ob
Ernst Koch, den Rabbiner der israelitischen Cultusgemeinde Linz-Ur-
fahr Dr. Abraham Frank, den Director der Lehrer- und Lehrerinnen-
Personal- und Schalnotizen. 478
bildangtsanstalt in Linz Joseph Berger nnd den Gymnasialprofessor in
Linz Dr. Michael Walz zu Mitgliedern des Landesschulrathes in über-
Oesterreich allergnädigst zu ernennen geruht.
ünger ni. p.
— Se. k. u. k. Apostolische Majestät haben mit Allerhöclister Ent-
schliessung vom 6. August 1. J. den Bezirkshau^tmann Valerian Boda-
kowski zum Statthai tereirathe und zweiten Beierenten für die admini-
strativen und (ökonomischen Angelegenheiten beim Landcsschulrathe für
Galizien allergnädigst zu ernennen geruht.
Stremayr m. p.
— Se. k. u. k. Apostolische Majestät haben mit Allerhöchster
EntSchliessung vom 25. August 1. J. den Director des zweiten Staats-
gymnasiums in Graz Anton Maresch zum Landesscholinspector aller-
gnädigst zu ernennen geruht.
Stremayr m. p.
— Se. k. u. k. Apostolische Majestät haben mit Allerhöchster Ent-
schliessung vom 4. September 1. J. den Statthaltereirath Andreas Wink 1er
zum Referenten für die administrativen und oekonomischen Schulange-
legenheiten von Triest, Görz und Istrien allergnädigst zu ernennen
geruht. Stremayr m. p.
— Der Minister für C. u. ü. hat auf Grund des Gesetzes vom
6. April 1872, R. G. B. Nr. 67, den k. k. Landesschulinspector Anton
Maresch dem k. k. Landcsschulrathe für Schlesien mit dem Amtssitze
in Troppau zur Dienstleistung zugewiesen und mit der Inspection der
Mittelschulen (Gymnasien und Realschulen) Schlesiens betraut.
— Der Professor aui deutschen Staats-G. in Brunn Joseph Dyoifak
zum Professor am akademischen G. in W i e n ; der Professor am Staats-G.
in Czemowitz Angust Klimpfiuger zum Professor und die Supplenten
am Staats-G. zu Wiener -Neustadt Kourad Schimek, Edmund
Kamprath und Maximilian Fellegger zu wirklichen Lehrern an letzt
genannter Lehranstalt; der Supplent am Staats-G. in Krems Franz
Würzner zum wirklichen Lehrer an derselben Anstalt; der Supplent
am Staats-G. in Trient Valentin Zambra zum wirklichen Lehrer an
derselben Anstalt; der Supplent am G. zu Böhmisch -Leipa Dr. Adolf
Uromada zum wirklichen Lehrer am G. zu Marburg; der wirkliche
Lehrer am Staats-G. in Iglau Dr. Julius Steiner zum wirklichen Lehrer
am Staats-G. in Klagen fürt; der Supplent am Staats-G. zu Capo-
d' Istria Friedrich Simzig zum wirklichen Lehrer an derselben Lenr-
anstalt; der Professor am Gl in Pilsen Alois Karl Wach zum Professor,
der wirkliche Lehrer an der Staatsroi ttelschule in Feldkirch Eduard
Gnad, der wirkL Lehrer an dem deutschen Staats-G. in Budweis Julius
Gärtner, der Supplent am Staats-R. u. OG. in Ober-Hollabrunn Franz
Becker, der Präfect der k. k. Theresianischeu Akademie und Supplent
Johann Schwarz und der Lehramtscandidat Dr. Johann Wenzel^ dann
der wirkliche Lehrer am Comm. RG. in Brüi Franz Tamchyna zu
wirklichen Lehrern, und der Katechet an der Komotauer Volks- und
Bürgerschule Franz Mach zum wirklichen Religionslehrer am Saazer-G.;
der Supplent an der Lehrerbildungsanstalt in Egcr Joseph Kost er zum
wirklichen Lehrer am deutschen Staats-G. in Budweis; der Supplent am
Staats-G. in Tabor Wilhelm Wocadlo zum wirklichen Lehrer eben-
dort; der Lehrer am G. in Rcichenau Wenzel Horpodka zum wirk-
lichen Lehrer am Staats-G. in Jicin; der Supplent am G. in Saaz Otto
G all US zum wirklichen Lehrer am Staats-G. in Lands krön; der
wirkliche Lehrer an der Staats- OR. in Marburg Hugo Horak zum wirk-
lichen Lehrer am deutschen Staats-G. in Brunn; der Supplent am
474 Personal- and Schalnotizen.
Staats-R n. OG. in Üng.-Hradisch Johann Kischa zum wirklichen
Lehrer am Staats-G. inKremsier; der Supplent Gabriel Balcanu »am
wirklichen Lehrer am gr. or. G. in Suczawa; femer der Sapplent am
Staat8-G. in Cilli Anton Pischek zum wirklichen Lehrer am 5>taat8-ÜG.
in Gottschee and der Sapplent am slavischen Staats-G. in Brunn
Johann Tereba zam wirklichen Lehrer am Staats-ÜG. in Wallachisch-
Meseritsch.
— Der Professor am Staats-G. in Marburg Franz Vor egger mm
Professor am Staats-R. a. OG. auf der Landstrasse in Wien (IlL Bez.);
der Sapplent am RG. in Hemals Christian Jänike, der Lehrer am Comro.
RG. in Freiberg Ignaz Pavliöek und der Gymnasialsapplent in Ober-
Uollabrann Joseph Wybiral zu wirklichen Lehrern am Staats-R. n. OG.
in Ober-Hollabrunn; der wii kl ich e Lehrer an der Staats-Mittelschnle
in Feldkirch Hermann Jaeger und der Lehramtscandidat Dr. Theodor
Rellig zu wirklichen Lehrern am Staats-R. u. OG. in Ried; der Supplent
an der Staats-Rsch. in Salzburg Adam Wapienik und der Sapplent am
Staats-R. u. OG. in Freistadt Arthur L an km ayr zu wirklichen Lehrern
an der letztgenannten Lehranstalt; der Weltpriester Joseph Koch zam
wirklichen Keligionslehrer am Staats- RG. in Vi 11 ach; der Lehramts-
supplent zu Ellbogen Heinrich Peti-ina und der supplierende Lehrer
der Realschule in GÖrz Franz Suklje zu wirklichen Lehrern am Staats-
R. u. OG. in Radolfswerth; der provisorische Director des Staats- RG.
in Prachatitz Dr. Theodor Stieglitz zum wirklichen Director der-
selben Anstalt; der Professor an der k. k. nautischen Akademie in Triebt
Christian Nie per zum Lehrer am Staats- RG. zu Reichenberg in
Böhmen; der Professor des RG. zu Brunn Dr. Wilhelm Vyslouiil zum
Director, dann der Supplent an der Comm.-Rsch. auf der Wieden in
Wien Johann Wittek, der Lehramtscandidat Dr. Anton Grienberger
und der Supplent am Staats-G. in Saaz Maximilian Vrgal zu wirklichen
Lehrern des Staats-R. u. OG in Nikolsburg; die Supplenten an dem
Staats-RG. in Prerau Dr. üdalrich Kramal- und Ignaz Kroh zu wirk-
lichen Lehrern an derselben Lehranstalt; endlich der Sapplent am Staats-RG.
in Weidenau Julius Neagebaaer zum wirklichen Lehrer an derselben
Lehranstalt
— Die Supplenten an der Staats-OR. in der Leopoldstadt in
Wien (IL Bez.) Adolf Bechtel und Walter Vernaleken, so wie der
Supplent an der Staats-Rsch. am Schottenfeld in Wien Franz Willo-
mitzer zu wirklichen Lehrern an der zuerst genannten Lehranstalt;
der Lehrer avn der Comm. Mittelschule in Ellbogen Albert Zimmeter
zum wirklichen Lehrer an der Staats- Rscli. in Steyr; der Realschul-
lehrer in Brunn Jakob Punk und der Lehrer an der ÖffentL Rsch. in
der Josephstadt in Wien Joseph Meixner zu wirklichen Lehrern an der
Staats-OR. in Marburg; der Supplent an der Land es- UR. in Sternberg
Emerich Müller und der Supplent an der Landes-Rsch. zu Krems Job.
Kornfeind zu wirklichen Lehrern an der Staats-Rsch, in Görz; der
Professor an der OR. in Pancsova Johann Hopfner zum wirklichen
Lehrer an der Staats-OR. in Triest; der Lehramtssupplent an der
Staats-Rsch. zu Olmütz Wilhelm Appelt zum wirklichen Lehrer ander
böhmischen Rsch. in Prag; der Lehrer an der Comni. OR. zu Ellbogen
Joseph John und der Lehrer an der Comm.-OR. zu Budweis Anton
Friebel zu wirklichen Lehrern an der Staats-OR. in Pilsen; der Lehrer
am Comm. G. in Jaslo Rudolf Juuowicz zum wirklichen Lehrer an
der gr. or. OR. iuCzernowitz; ferner der Weltpriester Michael Mecht-
1er zum wirklichen Religionslehrer an der Staats UR. in Sechs haus
bei Wien; der Lehramtscandidat Ludwig Schönlaub zum wirkliohen
Personal- nnd Schul noliaeu. 47S
Lehrer an der Staata-UB. inßrnnQecli, der Assistent an der deutschen
Staats-OK. in Prag Joseph Siersehner nnä der Zeichenlehrer an der
Central- PeUrtaK*sch Die in Münclien Karl Pitiner la wirklichen Lehrern
an der Stnnts-IJB. in Imst, Ictitg'enannter zugleich lam Leiter der
Zeichenfort bililuagEschule in Ite ii 1 1 e ; der Piaristen Orden spriester Johann
ätejrer, der Profewor an der ungar. höheren landwirthschaftl. Lehr-
anstult XU Unguisch-Altenbnrg Emerich ßiithaj nnd der Lehrer an
der ^ffentL OB. in der Josephstadt in Wien, Friedrich Hasalwauder
IQ wirklkhcn Lehrern an der ÜR. in Sechshans bei Wien.
— Von Seite des n. B. LandeunsBchaBaes wnrden fSr die Landen
Real-Gymoasien folgende ProfesBOren ernannt, nnd zwar: flir das in
Hörn: Gabriel v. Mohr fflr Philologie nnd Hans Wittek für Mathe-
matik und Physik, fnr das in Waidhofen a. d. Thaya: Clemens
Blüniel und Johann Wrisens, beide fBr Philologie; als Turnlehrer
[fir Wicner-Neuatadt: Mebins nnd fhr ät. Polten: Schneek.
— Der Büreerachnllehrev Franz Brankj in Wien zum Uebungs-
Bchull ehrer an der K. k. Lehrcrbildongsanstalt daselbst; der Sumtent
an d«r Lehrer bildnngoanstalt zu Bregenz Franz Hanslifek zum Haupt-
lehrer an derselben Lehranstalt; der Hsupllehrer an der Lehrerbildung»-
austtlt in Bregenz Angust Wejmann znni Hanptiehrer an der V. k.
dentschen, und der Volksschallehrer in Sraicbow Joseuh Sokol zum
Lehrer an der üebungischule der k. k. hohmischeD Lehrerbildnngs-
anstalt in Prag, der Rcal«ehiitEiQpplent Franz Himler zum Haaptlehrer
an der k. k. Leurorbildungsaustalt, in Trautenau und der Weltpriester
Constantin Popowic» znin ^. or. Religion slehrer an der k. k. Lehrer-
bildungsanstalt in Czernowitz,
— Der Gymnasiallehrer Julius Gärtner zum Hauptlehrer ander
t. k. L«hrerinnenbildangsanstalt in Linz; der Gymnasialsnp-
plflnt in BoTsredo Lorenz Mfllter znm Uauptlehrcr an der k. k. Lehre-
rinnenbildungsarBtalt in Trient; ferner ebenda die ünterlehrarin
Xert^sa Bentiro^lio zur Lehrerin nnd Emesta Zambra zur Dnter-
lehrerin an der mit dieser k. k. Lehrerinnen MI dungs anstatt verbundenen
Debungsschule ; der Raaptlehrer an der Lehrerbild angsanstalt Sobeslan
Joseph Melichar zn einem der Hanptiehrer an der k. k. bäbmischen
LehrerinnenbiJdungsansialt in Prag; der Ünterlehrer an der
DebongsBchnle der Lehrerbildungsanstalt in Olmülz Franz Krfek und
der Lehrer an der Volksschnlo, Franz Kumpöst zu Lehrern an der
Oebnngsscbule der k. k, slavisi-hen Lehrerin nenbildnngsanstalt in Brlinn,
dknn der Oborrealschulhhrer I>r. Ludwig Gabi, der Gyninasialsupplent
Leon Halicki zu Uauptlehrern an der k. k. Lohrerinncnbildungs-
tnatalt in Cxernonitz.
— r>cr Buppl. Professor für Waarenkunde nnd Teehnologio an der
WIcnBrHandelsakadcmiennilHiH'slahreranderk. k, Bau- u. Maschinen-
gBworbeBohule Johann Hniiptfleisch znin Lehrer der mechanischen
Technologie an der letztgenannten Anstalt.
— Der ordentliche Professor der niederen und höheren Geodäsie
nnd snbnrlschen Astronomie an der teclinlsrhcn Militärakademie in Wien
Dr. Wilhelm Tinter znm ordentlichen Professur der praktischen Oeometrie
und der Priratdocent der Wiener Universität Dr. Ludwig Polej zum
honorierten Lehrer fBr Tran zAsisrhu Bprur he an der Wiener technischen
Hochschule; femer ist jedem der beiden Adjuncten dieser Hochschule
Johann Radingor und Karl KAnig der Titel eines ansserord entlichen
pTxfeasun tcrliiAion worden; endlich rockte der Präparator des Labora-
I tariauie filt allgem. Chemie allda Joseph Habermann zum Adjuncten
^^^l^^iMm Lahontorinm tor.
^^^^K^ — Der Ingenieurassis tent der Karl Ludwigs-Bahn Stanislaus Ziem-
^^^^Hr! In Krakan mm ordentlichen rmfessor der mechan. Teehnologio
476 Personal- und Schalnotizen.
und beschreibenden Maschinenlehre; der Sectionsgeologe der geolog.
Rc'ichsanstalt Julian Niedzwiedzki in Wien zum ordentlichen Professor
der Mineralogie und Geognosie und der Bildhauer Leonard Marconiin
Warschau zum ausserordentlichen Professor des Omamentenzeichnens und
Modellierens an der technischen Akademie in Lemberg.
— Der ordentliche Professor der mathematischen Physik an der
Universität in Graz Dr. Ludwig Boltzmann zum ordentlichen Professor
der Mathematik ; der ordentl. Professor an der Forstakademie zu Maria-
brunn Dr. Julins Wiesner zum ordentlichen Professor der Anatomie
und Physiologie der Pflanzen; der disponible Professor der Augenheil-
kunde an der medicinisch-chirurgischen Josephs- Akademie Dr. Stell wag
von Carion zum ordentlichen Professor dieses Faches; der ausserordent-
liche Professor der classischen Philologie an der Universität in Wien
Dr. Theodor Gomperz zum ordentlichen Professor dieses Faches; der
ausserordentliche Professor der ägyptischen Alterthumskunde an der
Universität in Wien Dr. Simon Leo Rein i seh zum ordentlichen Pro-
I'cssor; der Privatdocent für Volkswirthschaft an der Universität in
Wien, Ministerialsecretär Dr. Karl Menger zum ausserordentlichen
Professor der politischen Oekonomie und der Privatdocent für Palacon-
tologie an der Universität zu Heidelberg Dr. Melchior Neumaver zum
aEsserordentlichen Professor dieses Lehrfaches, sämmtlich au der Uni-
versität zu Wien.
— Der Privatdocent an der Wiener Universität Dr. Eduard Albert
zum ordentlichen Professor der chirurgischen Klinik und der Professor aui
G. zu Innsbruck und Privatdocent der classischen Philolof^ie an der dor-
tigen Universität Dr. Anton Zingerlc zum ausserordentlichen Pro-
fessor dieses Faches an der Universität zu Innsbruck.
— Der Privatdocent an der Wiener Universität Dr. Karl Hoff mann
zum ausserordentlichen Professor der physiologischen und pathologischen
Chemie an der Universität und der Doctorand der Rechte Jos. Freiherr
von Anders zum Amanuensis an der k. k. Universitätsbibliothek
in Graz. «
— Der kais. russ. Staatsrath und Universitätsprofessor in Dorpat
Dr. Moriz Willkomm zum ordentlichen Professor der systematischen
Botanik und Director des botanischen Gartens ; der Professor des Bibel-
studiums des neuen Bundes an der theologischen Facultät in OliAütz
Dr. Franz Bauer zum ordentlichen Professor desselben Faches an der
theologischen Facultät; und dem Beschlüsse des philosophischen Profes-
sorencoUegiums an der Universität zu Prag gemäss der Professor an der
böhm. OR. in Prag Dr. Joh. Gebauer zum Privatdocenten für böhmische
Sprache, sämmtlich an der Universität in Prag.
— Der Privatdocent an der Universität und Lehrer an der OR.
in Lemberg Dr. Oscar Fabian zum ausserordentlichen Professor der
mathematischen Physik und der Statthaltereiconcipist in Lemberg Dr.
Eduard Rittner zum Privatdocenten des kanonischen Rechtes an der
Universität zu Lemberg.
— Dem Beschlüsse des philos. Professorencollegiums der Univer-
sität in Krakau gemäss Dr. Karl Olszewski zum Privatdocenten für
Chemie und gleicherweise Dr. Eduard v. Janczewski zum Privatdocenten
tür Pflanzen -Anatomie und Morphologie der Kryptogamen an der philos.
Facultät dai;elbst; ferner dem Beschlüsse des rechts- und Staatswissen*
schaftl. Professorencollegiums gemäss Dr. Gustav Römer zum Privat-
docenten des römischen Rechtes an der «lortigen Hochschule, dann der
Privatdocent für Kinderheilkunde an der Universität in Krakau Dr.
Matthias Jakubowski zum unbesoldeten ausserordentlichen Professor
dieses Faches sämmtlich an der genannten Hochschule.
— Der Seminarprafect Basil Repta zum ordentlichen Prufcssor
des Bibelstudiums neuen Bandes an der Csernowitzer gr.-or.-theolo*
gischeu Lehranstalt
Personal- und Schnlnotizen. 477
— Zu ausserordentlichen Professoren an der Leoben er Berg-
akademie die bisherigen Docenten Radolf Seh Öf fei für Physik and
Chemie, Franz Lorber für darstellende und praktische Geometrie nnd
Rupert Bock für Mechanik und Maschinenbaukunde.
— Der Minister f. C. u. ü. hat dem k. k. Oberbergrath und pen-
sionierten üniversitatsprofessor Dr. Franz Schneider in Prag, aus Anlass
seiner Enthebung von der Function eines Präses der rechlihistorischen
Staatsprüfunfi^scommission daselbst, seine Anerkennung für die Yon ihm
in dieser Stellung während einer Reihe von Jahren geleisteten erspriess-
lichen Dienste ausgedrückt.
— Der ordentliche üniversitatsprofessor in Prag, Dr. Anton Rauda,
zum Präses der rechtshistorischon Staats-Prüfungscommission.
— Der Oberstlieutenant Johann Roskiewicz des Inf. Reg. Lud-
wig II. Konig V Bayern Nr. 5, zum Vorstande der topographischen Ab-
theilun«^ des militär-geogr. Institutes in Wien.
- Der Historienmaler in Krakau Johann Matejko zum provi-*
sorischcn Director der dortigen Kunstschule.
— Der Hilfsgeologe an der k. k. geologischen Reichsanstalt Karl
Maria Paul zum Geologen und der Practicant Dr. Oscar Lenz zum
Hilfsgeolo^en.
— Der Vicedirector des Seminars und Professor der Theologie zu
Stuhlweissenburg, Se. Hochw. Moriz König, zum Magister Cano-
nicus Junior am dortigen Domcapitel.
~ Die Wahl des geh Rathes und Kammerers Emanuel üdalrich
Grafen Dubsky zum Director und des pens. Oherfinanzrathes und Bürger-
meisters in Brunn Christian Ritter d'Elvert zum Director-Stellvertreter
bei der mährisch-schlcsischeii Gesellschaft zur Beförderung
des Ackerbaues, der Natur- und Landeskunde hat die AH. Bestä-
tigung gefunden.
— Der Custos am k. k. zoolog. Cabinet, kais. Ratli Georg Ritter
V. Frauen feld, zum Ehrenmitgliede des Vereines der Naturfreunde in
Reichenborg.
Der k. k. Hofrath Dr. Karl v. Scherzer zum Ehrenmitgliede
der wissenschaftl. u. literar. Gesellschaft „El Chark** (der Orient) in Con-
stantinopel, sowie des Museums für Völkerkunde in Leipzig.
— Se. Majestät der Kaiser haben zu genehmigen geruht, dass
den in Gemässheit des Gesetzes vom 19. März 1872 mit Cnarakterpen-
sionen zu bethcilcnden Witwen nach Directoren und Hauptlehrern an
staatlichen Lehrer- und Lchrerinnenbildnngsanstalten künftig für die
hinterblicbenen Waisen dieser Functionäre charaktermässige Erziehung s-
beitrage im Ausmasse jährlicher 60 fl, per Kopf beim Vorhandensein
der vorjjoschriebenen B«»fiingungcn bewilligt werden. (Wr. Ztg.)
— Se. Majestät der Kaiser haben die Systemisierung von drei
Lehrerstellen über die schon genehmigte Zahl an der böhmischen
Staats-Realschule in Prag für dio Zeit des unabweislichen Bedürf-
nisses zu j^<'iu'ljini<,'pn i,'erubt. (Wr. Ztg.)
— 8e. k. u. k. Apostolisclie Maiestät haben mit Allerhöchster Ent-
schliessung vom 16. August 1. J. die Errichtung von vier Lehrstellen für
die Zeit des unabweislichen Hodürfnisses an der Staats-Realschule in
Brunn vom Beginne des Schuljahres 1873/74 an allergnädigst zu be-
willigen geruht. (Wr. Ztg.)
— Se. k. u. k. AiK)stülisch<! Majestät haben mit Allerhöchster Knt-
schliessung vom 12. August 1. J. die Uebcrnahrae der Grazer land-
schaftlichen technischenHochscbule auf Staatskosten vom 1. Jänner
1874 angefangen unter der Bedingung der Annahme einer Reihe von
478 Personal- nnd Schnlnotizen.
Punctationen seitens des steiermarkischen Landtages nnd vorbehaltlich
der Bewilligung des hierdurch entstehenden Erfordernisses durch die
Beichsyer tretung allergnädigst zu genehyiigen geruht. (Wr. Ztg.)
— Se. k. u. k. Apostolische Majestät haben mittelst Allerhöchst-er
Entschliessung vom 23. September 1. J. die Errichtung einer neuen ünter-
realschule mit deutscher Unterrichtssprache in Prag auf Staatskosten
und ihre Activierung mit sämmtlichen vier Classen am 1. October 1873
genehmigt. (Wr. Ztg.)
— Se. Majestät der Kaiser haben zu gestatten geruht, dass an der
Lemberger technischen Akademie eine ausserordentliche Lehrkanzel für
StrassenbaUy Wasserbau und Encjklopsedie dieser Fächer errichtet werde.
(Wr. Ztg^)
— Prag, 15. September. Wie wir vernehmen, wurde die Her-
stellung eigener Gebäude für die Institute der allgemeinen und medici-
niscnen Chemie, dann das anatomische, endlich das physikalische Institut
der Prager Universität von Sr. Majestät dem Kaiser genehmigt und
sind hicfür die Beträge von 423.200 fl., beziehungsweise 267.300 n. und
172 600 fl. aus dem Staatsschatze bewilligt. Von den genannten drei Ge-
bäuden werden das chemische und anatomische Institut auf dem soge-
nannten Salm-Arator'schen Gartengrund, das physikalische hingegen auf
der Area der benachbarten Wenzelsbad-Bealität zu stehen kommen und
sind die nöthigen Vorarbeiten und Einleitungen bereits getroffen worden,
80 dass der baldigen Inangriffnahme dieser dringenden Neubauten kein
Hindernis im Wege steht (Wr. Ztg.)
— Die Vertretung der Stadtgemeinde Kru mau hat in der Sitzung
aiy 1. September 1. J. Se. Excell. den Herrn Cultus- und Unterrichts-
minister I)r. Karl v. Stremayr einstimmig zum Ehrenbürger der Stadt
Kruroau ernannt. — Demzufolge hat eine Deputation der Stadt Kru mau
in Böhmen am 17. September 1. J. Sr. Exe. dem Herrn Minister für
Cultus und Unterricht Dr. Karl v. Stremayr das Ehrenbürger-Diplom
dieser Stadt, sowie auch Anerkennungsschreiben an den Herrn k. k. Mini-
sterialrath Dr. Adolf F ick er und den Sectionsrath Johann Freiherm
V. Päumann in dankbarer Anerkennung für ihre Vorsorge und die be-
sonderen Verdienste um das Schulwesen der Stadt Ej'umau überreicht.
(Pr.)
— Verzeichnis der an den österreichischen Universitäten im Stu-
dienjahre 1873/4 fungierenden akademischen Würdenträger. A. U n i v e r-
sität in Wien: Rector: Prof. Regierungsrath Dr. Johann Vahlen;
Prorector: Dr. Joseph Späth; Decan der theol. Facultät: Prof. Dr. Karl
Werner; Prodecan der theol. Facultät: Prof. Dr. Hermann Zschokke;
Mitglied des akad. Senats: Prof. Dr. Franz Laurin; Decan der rechts- u.
staatsw. Facultät: Prof. Dr. Heinr. Siegel ; Prodecan der rechts- u. staatsw.
Facultät: Prof. Hofrath Dr. Leop. Neumann; Mitglied des akad. Senats:
Prof. Wilh. Dr. Wahlberg; Decan der medic. Facultät: Dr. Karl Langer;
Prodecan der medic. Facultät: Prof. Dr. Karl Wedl; Mitglied des akad.
Senats: Prof. Dr. Job. Freiherr v D umreicher; Decan derphilos. Facul-
tät: Prof. Dr. Eduard Suess; Prodecan der pbilos. Facultät: Prof. Dr.
Theodor Sickel; Mitglied des akad. Senats: Dr. Joseph Stefan. —
B. Universität in Prag: Rector: Prof. Dr. Salesius Mayer; Prode-
can: Prof. Dr. Johann Nep. Schier; Docan der theol. Facultät: Prof.
Dr. Johann Reinwarth; Prodecan der theoL Facultät: Prof. Clemens
Borovy; Mitglied des akad. Senats: Prof. Vincenz Nahlowsky; Decan
der rechts- und staatsw. Facultät: Prof. Dr. Joseph Krainz; Prodecan
der rechts- und staatsw. Facultät: Prof. Dr. Anton Ran da; Mitglied
des akad. Senats: Prof. Dr. Dominik Uli mann; Decan der medic. Facul-
&t: Prof. Regierungsrath Dr. Joseph Maschka; Prodecan der medic.
Facultät: Prof. Dr. Joseph Halla; Mitglied des akad. Senats : Prof. Dr.
Joseph Kaulich; Decan der philos. Facultät: Prof. Dr. Adolf Weiss;
Personal- und Schulnotizen. 47fl
Proilecui der philos. FftculCät: Prof. Dr. Emat Hach; Mitglied des akaU.
Senats: Prof. Dr. Johann Kelle. — C. Dniitrsitit in Öra);: Kector:
Prof. Dr. Mai Ritter von Eaiajan; I'rorector: Prof. Dr. Alexander
EoUet; Decan der theol. Pacnttät: Prüf. Dr. Michael Fruhmann;
Prodecau der tlieol. PaciMt; Prof. Dr. Mariellin Sehlagrer; Hitglii-d
de» aliad Honats: Prof. Dr. Karl Pötil; Deean der r^clits- und ctaataw.
Facoltät: Prof. Dr. Hermann Ridermann; Prodecan der rechte- nnd
etaatew. Facoltät: Prof. Dr. Ignai Neubauer; Hitglied Am akad.
8enata: Prof Dr. Johann Blaacbke; Decan der med, Facoltät: Prof.
Dr. Karl Blodig; Pro.lecao der med. Facnltat: Prof. Dr Karl Edler
ton Helly; Mitglied des akad. Senats: Prof. D/. Bichard Heachl; Ducan
d*r pliiloB. Facultat: Prof. Dr. Wilhelm Kurgel; Prodacan der pliilos.
Facultat: Prof Dr. Franz Kronea; Mitglied dea akad. Senate: Prof.
L'r. Hubert Leit^ek — A. Universität in Innsbruck: Rector [die
K«etor»walil wird im t>otober erfolgen); Prorector: Prof Dr. Eraannel
Ullinann; Decan der theol. Facoltiit: Prof. Dr. Joliaun Wenig; Pro-
decan der theol. Facnität: Prof. Dr. Ferdinand Üteotrup; Decan der
rechts. unJ staatsw. Facnität: Prof. Dr. Joh. Paidiera; Prodecan der
rechts- und staatsR. Facnität: Prüf. Dr. Karl v. Inana Sterne^g;
Deean der modio. Facnität: Prof. l'r Ed. Hoffinann; Prudecan d<T
niedic. Facultat: Prof. Dr. Otto Rembold; Decan der pbiloe. Facultät:
Prof. Dr. Ferd. Pecho; Praduoan der pliilos Pacultfit: Prof Dr. Leopold
Pfaundler. Die Wahl der Mitglieder des akad. Senats von Seit« der
weltL Facultnten wird nachträglich erfolgen. — E. Universität in
Krakan; Reetor: Prof. Dr. UuutaT Piotröwati; Prorector: Prof. Dr.
Eduard Fierich; Di'can der theol. Facnität: Prof Dr. .\]ei. Schindler',
Prodecan der theol. Facultät: Prof. Dr. Joseph Czerlmiciakiewiez;
Mitglied des akad. Senats: Prof. Dr. Johann Droidiiewici: Decan
der reuhts- und staatsw. Facaltat: Prof. Dr. Mai Ritter von Zatorski;
Prodecan d«r rechts- nnd staatsw. Facoltät: Prof. Dr. Alexander Saa i.
Bvjaraki; Mitglied des akad. Senats: Prof. Dr. Julian Dun^ijc wski;
Decan der uedic. Facultät: Prof. Dr. Stanislaus Janikoweki; Prodecan
der medic. Facnität: Prof, Dr. Ludwig Teich mann; Mitglied do» akad.
Senats: Prof. Dr. Joseph Majori Decan der philos. Facultät: Prof. Dr.
Fraui Mertens; Prodecan der philos. FaculÜt: Prof Dr. Frans Ear-
lidaki; Hitglied des akad Senats: Prof. Dr. Emil CEyrnianski. —
F. Universität in Lemberg: Rector: Prof. Dr. Albert Filarski;
Prorector: Prof. Dr. Anton Malecki; Decan der tbeol. Facultät: Prof.
Dr. Joseph Watcka; Prodecan der tbeol. Facnität: Prof. Dr. Silvester
Hombratowici; Mitglied des akad. Senats: Prof Dr. Clemens Sar-
nielrii Decan der rechts- nnd staatsw. Facultät: Prof Dr. Andreas Fan-
go r; Prudeean der rechts- nnd ntiiatsw, Facnität: Prof. Dr. Ednard tinhl;
Mitglied d^fl akad. Senats: Prof. Dr. FelUGry jiecki; D.'cnn der philos
Facnllät: Prof. Hr. Euaebius C»arktt*«ki; Prodecan der philos, Fncul-
Ut: Prof. Ilr.FebiKreut»; MitgUe.1 de« akad. Senate: Pr 'f Dr Xarer
Lisku. — f/. An di^r theologischen Facultät in Ulniül:«: Decan:
Prof. Ur. Anton Klug; Prodecan: Prof. Dr Jueeph Sjmerskv. -
H. An der theologischen Facnität in SaUbnrg: DoenniPror.
Dr. Fran» Brandner; Prodecan: Prof. Ür. Joseph Neumayr
— Dem k. k. Ubeibnurathe Friedrich Schmidt, d. a. Rector der
k. k. Akademie der bildenden Künate in Wiun. ist, aas Anlass der Voll,
enilnng de» Pfanki» henhanes nnter den Wci«.-.gärhein in Wien, das Rit-
terkreut dt-> Lcopold-Urdeiia mit Nachsicht der Taien; dem Bildhauer
und artistischen Leiter der Kanst^losserei in Wien Franz Pfiuninsei,
in Annkennoug seiner rerdinnsthchen l^istungen das Kitterkreai des
Pranii Joseph-Ürdeus; dum ordentlichen Professor der Hatbvntatik an
der Wiener ITuiruraität Dr. Frarit Moth, anlaeslich üeines Uebertrittcs
^
480 Personal- und Schnlnotizen.
in den bleibenden Ruhestand, in Anerkennung seiner mehr als vierzig-
jährigen vorzüglichen Verwendung im Lehramte, der Titel und Charakter
eines Hofrathes taxfrei; dem Professor an der Realschule auf der Land-
strasse in Wien Dr. Emil Hornig und dem ordentlichen Professor der
Staatsarzneikunde an der Universität in Prag, Dr. Joseph Maschka, in
Anerkennung seines höchst verdienstvollen Wirkens, der Titel und Charakter
eines Rcgierungsrathes mit Nachsicht der Taxen, und dem Architekten
in Wien Rudolf Bayer, in Anerkennung seiner verdienstlichen Leistun-
gen, taxfrei der Titel eines Baurathes, allergnädigst verliehen worden.
— Ausländische Orden und Auszeichnungen erhielten u. A. die Nach-
benannten und zwar : der k. k. Universitätsprofessor in Prag Dr. Eberhard
Jonak den kais. russ. St. Stanislaus -Orden 2. Cl. ; der k. k. Hof- u.
Universitätsbuchhändler Wilhelm Ritter v. Braumüller das Ritterkreuz
1. Cl. des grossherzogl. hessischen Verdienst-Ordens Philipp des Gross-
müthigen und den ottomanischou Medschidj^-Orden 4. CL; der Historien-
maler und fürstlich Metternich'sche Archivar in Wien Karl Hemerlein
das Ritterkreuz des pänstL St. Gregor-Ordens und der Professor an der
k. k. Akademie der oildenden Künste in Wien Karl Radnitzky das
Ritterkreuz des päpstl. St. Sylvester-Ordens ; ferner der Musikdirector in
Karlsbad August Labitzky das Verdienstkreuz in Silber des grossher-
zogl. mecklenburg-schwerin'schen Haus-Ordens der wendischen Krone und
der Chef-Redacteur der „Wiener Zeitung**, Regierungsrath Friedrich Uhl»
das Conithurkreuz des kön. portugiesischen Christus-Ordens.
(Chronik der Erledigungen, Concurse u. s. w. Fortsetzung
V. Heft V, 1. J. S. 396.) — Brunn, (neu zu errichtende) Gewerbeschule,
Directorsstelle mit 2000 fl. und 4 Lehrerstellen für die mathemat-phys.
Gruppe, für Zeichnen und Baukunde, mit je 1200 fl. ; Termin: 30. August
1. J., 8. Amtsbl. z. Wr. Ztg. v. 9. August 1. J., Nr. 185; — ebend. k. k.
(deutsche) Lehrerinnenbildungsanstalt, Supplentenstelle für die sprach-
lich-hist. Fächer mit Befähigung für den Musikunterricht (Gesang, Ciavier);
Jahresgehalt: GOO fl., Termin: 15. Sept. 1. J., s. Amtsbl. z. Wr. Ztg. vom
12. Augast 1. J., Nr. 187 ; — ebend. k. k. technische Hochschule, 6 As-
sistcntenstellen für die verschiedenen Baufacher, dann für allg. Chemie
und chemische Technologie, mit 600 ii. Jahresgehalt (vorläufig auf die
Dauer eines Jahres); Termin: Ende Septemb. 1. J., s. Amtsbl. z. Wr. Ztg.
V. 17. August 1. J., Nr. 191; — ebend. k. k. slavische Lehrerinnenbil-
dungsanstalt, Hauptlelirerstelle zunächst für Naturgeschichte und Arith-
metik, mit subsid. Befähigung zum Unterricht im Zeichnen und im Gesang
und Turnen (auch aushilfsweise zur Verwendung an der slav. Lehrer-
bildungsanstalt); Bezüge: die normierten: Termin: 30. Aug. L J., s. Verordn.
Bl. 1873, St. XVI, S. 437. — Troppau, k. k. Lehrer- und k. k. Lehre-
rinnonbildungsanstalt, Musiklehreretelle; Jahresgehalt: 800 fl. mit jährl.
Activitäteznlage von 200 fl. und Anspruch auf die gesetzlichen Qainquen-
nalzulagen; Termin: Ende August 1, J., s. Amtsbl. z. Wr. Ztg. vom
9. August 1. J., Nr. 185; — ebend. Lehrerbild ungsau.stalt, Lehrstelle für
Landwirthschaft ^verbunden mit dorn Posten eines Secretärs der öst.-schles.
Landes- u. Porstwiithschafts-CjesoUschaft); Termin: 15. Sept. 1. J., s. Wr.
Ztg. V. 15. August 1. J., Nr. 190, S. 575. — Mährisch- Neustadt.
Landes-RG. (mit beantragter Reciprocität), Lehrstelle für Freihand- und
geometr. Zeichnen, mit den norm. Bezügen; Termin: 31. August L J.,
s. Amtsbl. z. Wr. Ztg. v. 10. August 1. J., Nr. 186; ferner an ebend.
Lehrstelle für classische Philologie (bei deutscher ünt. Sprache), wo mög-
lich mit subs. Verwendbarkeit f. Höhmisch oder Franzikisch ; (eventuell
Supplentur mit 600 fl. Jahresgebühr); Termin; 31. August 1. J., s. Amtsbl.
z. Wr. Ztg. V. 19. August I.J., Nr. 192. ~ Marburg, k. k. OG., Lehr-
P«isonal- and Schuluotize
481
fit«lli< fllr Kutorgeschicbte, üa HauptAtch in Verbindang mit den Neben-
nchern Hatlicmatik und Physik; BezTige: die ni)tinierC.'ii ; Termin: S. äopt.
1. J-, ». AmUbl. t. Wr. Ztif. v. 12. Aog. I. J., Nr. 187; fenat an obend.
1 Li'linit-.'lla (, olaBsiscbe Philotagie und 1 für Dontscb in Verbind, mit
philoB Propsdeotik oilcr BltclasB, l.itemtur; mit 1000 II. Gohalt and
25U ft. AttivitätBiuJaee; Terrain: IG. Sept 1. J.. 8. Ämtsbl. i. Wr. Ztg.
V. 20. Angnst 1. J.. Nr. 193. — Trautenan, k. k. U-lirerbildnngsan-
i(t>lt, HiiuittlebreTstolle für M.itbeinatik und Zoicbneii . mit den nun».
BetUgen; 'iVrmin: 15. Scptemb. 1. J., s. Amtabi. t. Wr. 'Üg. i. 10. Aue.-
1. J., Nr. 186. - Pisino. (neu la arBffn.) 4 claa* Stiuite-ÖÜ. (mit itiil.
u. dealHchrr UnterrichtaspriLche), Directorsiit«Ile und b Lckrstelien, uKui-
licb 1 für Ki'ligiuD, 2 [itr cIbbs. Philologie. 1 für die mathem.-natnrw.
Ffcober und 1 iDr Geographie und Geschichte: mit den norm. Bexägeo;
Termini 15. Beut, 1. J., b. AmtabL ». Wr. Ztg. vom 12. Angost I. J.,
>. Amtsbl. t. Wr. Ztg. Tom 12. Angnst I. J., Nr. 187. — l.eobon.
(4 clase.) Luiilfa-K(j.. Lehrstelle für classliclie Philologie (mit deatsobxr
Dntcrricbtaiprache) ; Jabresutlialt: 801) 9. mit The uerongsbei trage von
aOX und Ansprach auf Quinqnctinnhulagcnr. jeSOOfl-i Termin: 16.8«pt.
1. J.. B. Wr. Ztg. V. 12. AoguBt I. J., Nr. Iö7. 8. 637; — ebend. k. k.
Bergakademie. 4 aueiierorJrntliclic ProlbfBuren I. PhjEik und Chemi>f,
tilgcm, Mechanik und Mnicliinenk-brs. daratellende und praktische Geo-
metrie, dann Mineralogie, üeogiiosio ntid Petrofactenknndo ; Q^halt: IDÜOIl.
ttebtt Activitätsznlage von 280 fl.; Termin: Knde August I. J., s, Amtabt.
^. Wr. Zig. V. 13. August l. J., Hr. IJiB. — Frciberg, Comm. KU.,
2 L'dirst<'lleji \1. ew.: die eine <ieogriiphie und Geschichte mit »ubs. Ver-
«rendbarkL'it (itr BAhmiueh und Dpatnoh, äitt andere mt Nalurgescfaichti.',
Mathematik und Phjsik mit höhin. oder deutschur Duterriciltasprauhe:
Befähigung lum Unterricht im Frani5eiiicben erwünscht: Jabresgebalt
80() fl. mit Anspruch auf (JninqueDDalialaifcu ; Termin : Ende August 1. J.,
». AmteW. ». Wr. Ztg. v. 13. August t. J., Nr. la». — Soteth, meu
10 erMfn.) DR. (mit deutscher gpracbe), Lehrstelle (eTontuell Supplenturi
fBr geometr. ZeichDen oud Hathcmatik. wo mSglicIi bei Kuniitnis des
PnDiiteiMhen; Termin: 28. August 1. J., s. Amtsbl. t. Wr. Ztg. vom
la Anguat l. J., Nr. 188. — Pilsen, (deutsche) Staata-UB^ 3 Lelir-
»tdlen, die eine 16t Geographie und Oesdiicbto nnd deutsche üpracbe
(mit deren einer das Directorat verbunden ist), die «weite Wr diu muth.-
natunr. FScher, die dritte für geomatr. und Frei h nnd lei ebne n ; Il«/.il;;e:
die normierten; Termin: binnen 4 Wochen vom SO, .Inli an; das Nähere
f. Amf«bl. I. Wr. Ztg. v. 13. August I. J.. Nr. 188. — Tosehen (neu
lo errlcht-mdn) StaatB-OIt., 8 Lehrstellen o. ivr : 2 fär Deot^b. Geogra-
phie nuil GcHi^iiicbte, 1 fUr Fransäsisch, 1 für Mathematik, 1 [iir geometr.
Zeichnen und darstellen de Geometrie, I fQr Frei hau Jmchnen und Sohün-
schreiben und 2 fQr PUjrtik, Naturgescbichte nnd Chemie (mit dem Be-
merken. diiBB mit einer dieser 7 Stellen das Directorat verbanden wir<l),
dann die Lehrstelle fSr den kalbol. ReLigiuosnnterricht; wünschen ^iwertb
jat Kenntnis der puhiiscben Sprache; Boiüge: die normierten; Termin:
6. September 1. 3.. s. Amtsbl. i. Wr. Ztg. \. 14, Angust 1, J., Nr. 189.
— Bleliti, 8tBBts-U0., I«lirstelle f&r altclaaaiiche Philolugie. mit den
norm. Belügen; Tennin; 10. 8<;ptenib, I. J., s. Amtsbl. z. Wr. Ztg. vom
15. Angii«t 1. J., Nr. 190. — Grui, k. k. Lehren nnenbild an g.^anatalt.
Hanptlehrerstellii für Deutsch und Qeaohiebte, mit den gesetzl. Ueihgeu;
Termin: binnen 6 Woihnn vom 11. Aug. L J. an; s. Amtsbl. i. Wr. Ztg.
*om 20. Angust 1. J., Nr. 193: - ebcnd. 2. btaats-G., DirectorntelU,
mit lOüi) ä. ÜehalC, liuinqeennuUnlagen tu 2(10 B., 300 H Functions-
niid 310 fl. ActiritatBunlag« nnd statt des Natoralquartiera S5Ü fl. Qnai-
tieivMd; Termin: Ende Septenib, 1. J.. s^ Amisbl, i. Wr. Ztg. t. T, Supt.
I. f.. Nr. M09. - Cilli. SUats-OO.. Lehrstelle für douUcho SpHche in
Tertiludung mit altclaiis. Literatur oder Prupanlcntik. mit 1000 II. <l':haU
a-ll«fc.tfl(. il.Ar^rr, Otu.». Ult, II. IIkIi, '.i'J
488 Peraonal- und Scbulnotizen.
und 200 fl. Activitatsxulag^e-, Termin: (verlängert) bU 16. 8ept. 1. J., •.
Amtebl. z. Wr. Ztg. v. 20. Aug. 1. J., Nr. 193. — Sternberg, Landes-ÜR.
(erentuell mit Beciprocität), 3 Lehrstelleo und zwar: 1 für das Zeichen-
fachf 1 för Mathematik und Physik und 1 für Französisch ; mit den norm.
Bezügen, nöthigenfalls auch suppletorisch gegen Bezug v. 600 fl. ; Termin :
10. Sept. L J., 8. AmtsbL z. Wr. Ztg. y. 21. August 1. J., Nr. 194; -
obend. UR., Supplentenstelle für Geographie und Geschichte; Jahres-
romuneration 600 fl.; Termin: 15. Sept. L J., s. AmtsbL z. Wr. Ztg. ▼.
Jb. Sept. 1. J., Nr. 207. - Olmütz. Staats-OR., Directorsstelle mit den
.systemisierten Bezügen; Termin 10. Sept L J., s AmtsbL z. Wr. Ztg.
V. 21. August L J., Nr. 194. — Teltsch, (slaWsche) Laiides-ÜR. (mit
eTent Beciprocität), Lehrstelle für Geometrie mit subs. Verwendung für
das Freihandzeichnen; Termin: 10. Sept. L J., s. AmtsbL z. Wr. Ztg. y.
21. August 1. J.. Nr. 194. — Römerstadt, (neu err.) I^ndes-UR. (mit
eYent. Keciprocitat^, 3 Lehrstellen, (mit deren einer die Directorsstelle
verbunden ist), nämlich 1 für Deutsch u. Französisch, 1 für die mathem.-
naturhistor. Fächer und 1 für das Zeichenfach; Bezüge: die gesetzlichen;
Termin: 10. Sept. L J., s. AmtsbL z. Wr. Ztg. v. 22. August 1. J., Nr. 195.
— Budweis, (7 class.) Comra. OR, Supplentenstelle für französische
Sprache, mit Remuneration von 600 fl. und 20 % Theuerungsbeitrage;
Terrain: 15. Sept. L J., s. Wr. Ztg. y. 22. August L J., Nr. lyö, S. 644.
— Wien, Lehrerptsdagogium, 2 Lehrstellen, die eine für Mathematik,
die andere für Geschichte; Remuneration: für jede wöchentliche Unter-
richtsstunde jährlich 100 fl.; Termin: 6. Sept. L J., s. AmtsbL z. Wr.
Ztg. Y. 23. August, Nr. 196; — cbend. k. k. technische Hochschule.
Zeichnerstelle zur Besorgung^ der mit der Lehnnittclsammlung für mecban.
Technologie Yerbundencn Schreibgeschäftc ; Remuneration: monatlich 50 fl.
Termin: 24 Sept L J., s. AmtsbL z. Wr. Ztg. v. 23. Aug. L J., Nr. 196;
— ebend. k. k. Ministerium f. Colt. u. Üuterr , Rcchuungsdepartement,
1 Rechnungsofficialsstelle und 2 Reclmungsassistontenstellen; Termin:
binnen 3 uochen rom 23. August 1. J. an; s. AmtsbL z. Wr. Ztg. vom
24 Aug. L J., Nr. 197; — ebenda k. k. Hofmusikcapelle, Aufnahme von
Hofsängcrkuaben (im ijrräfl. Löwenburg*schen Gonvicte); Aufnahmsprüfung
am 18. Sept. L J.; über das Nähere s. AmtsbL z. Wr. Ztg. v. 29. Aug.
1. J., Nr. 201 ; — ebend. k. k. R. u. OG. in der Alservorstadt (IX. Bez.),
Supplentenstelle für Latein und Griechisch; Termin: 25. Sept. L J., s.
AmtsbL z. Wr. Ztg. v. 1^ Sept. l. J., Nr. 21 4. - Innsbruck, k. k.
Staats-G., Lehrstelle für claesische Philoloß:ie, rail den sjstem. Bezügen :
Termin: 10. Scpterab. 1. J., s. AmtsbL z. Wr. Z. v. 26. Aug. L J., Nr. 198.
— Znaim, Landes-OH., Stelle des katb. Religionslehrers, mit den für
die weltl. Professoren normierten Bezügen; dann ebend. Supplentenstelle
für Franzosisch mit der Substitutionsgebühr v. jährL 600 iL; Termin:
10. Sept. l J., 8. AmtsbL z. Wr. Ztg. v. 28. August 1. J., Nr. 200. -
Weidenau. Staats- RG., Lehrstelle für geometrisches und Freihand-
zeichnen; Jahresgehalt: 10(X) fl. mit Activitätszulage v. 2C)0 fl. und Ab-
Spruch auf Quinquennalzalagen; Termin: 25. Sept. L J., s. AmtsbL s.
Wr. Ztg. Y. 28. August L J., Nr. 200. — Feldkirch, (vereinigte) Staats-
Mittelschulen, Lehrstelle für deutsche Sprache, eventuell eine solche für
classische Piiilologie; Jahresgehalt: 1000 fl. mit einer Activitätszulage ▼.
2ü0 fl. und Anspruch auf Quinquennalzulageu ; Termin: 30. Sept. 1. J.,
s. AmtsbL z. Wr. Ztg. v. 2ö. Aug L J., Nr. 200. — Ozernowitz, (neu
errichtete) höhere Gewerbe fachschule (mit deutscher Unterrichtssprache),
Directorsstelle mit 2000 fl., und 4 Lchrerstellen mit 1200 fl. Jaliresge-
halt, vorläufig für den 1. Jahrgang der bau-techn. Abtheilung (Vorbe-
reitungscurs); Termin: 20. Septemb. 1. J., über das Näl)üre, s. AmtsbL
1. Wr. Ztg. T. ^. August 1. X, Nr. 201. — Jißin. k. k. G. LohrsteUc
für classische Philologie (mit Berücksichtigung der Befähigung sum
Vortrage der böhmi8ohoa«der deutschen Sprache); Jalir<;sgeha1t : lUOOiL ;
Persozuil- und Schuluotisen. 48S
TeriniD: Ende Septerob. 1. J., s. Atntsbl. z. Wr. Ztg. ?. 30. August l. J.,
Nr. 202. — Linz, Staats-OG.. Lehrstelle für class. Philologie, mit de«
gesetzl. Bezügen; Termin: 1. Sent. l. J., s. Verordn. Bl. 1873, St. XVI,
8. 434; — ebend. Staats-OR., Nebenlehrerstelle für den Unterricht im
Turnen, mit GOO fl. Gehalt; Termin: 20. Sept 1. J., 8. Amtsbl. z. Wr.
Ztg. Y. 31. August 1. J., Kr. 203. — Mari ah rann, k. k. Forstakademie,
Assistentenstelle für die Lehrkanzel der mathematischen Fächer (Mathe-
matik, darstell. Geometrie, Mechanik), Torläufig auf 2 Jahre. Jahresge-
halt ^00 fl., nebst freier Wohnung im Akademiegebaude; Terrain: Ende
8eT>t. 1. J., 8. Amtsbl. z. Wr. Ztg. v. 4. Sept. 1. J., Nr. 20ß. - Gott-
Bchee, k. k. Staats-ÜG. (mit deutscher Unterrichtssprache), Lehrstelle
für classische Philologie, mit den gesetzlich norm. Bezügen; Termin:
20. September 1. J., s. Amtsbl. z. Wr. Ztg. v. 6. Sept. 1. J., Nr. 208.
Salzburg, k. k. Staats-OR., Lehrstelle für die französische Sprache als
Haaptfach (mit Wünschenswerther Befähigung für*s Englische): Termin:
Ende September 1. J., s. Amtsbl. z. Wr. Ztg. v. X3. Sept. 1. J., Nr. 213.
>- Prag, k. k. (böhm.) OR., 2 Lehrstellen, die eine für das böhm. und
deutsche Sprachfach mit subs. Verwcnd. f. Französisch oder Geographie
und Geschichte, die andere für Mathematik als Hauptfach mit subsid.
Verw. für darstellende Geometrie; Bezüge: die sjstemisierteu ; Termin:
20. Sept. 1. J., 8. Amtsbl. z. Wr. Ztg. v. 13. Sept. 1. J., Nr. 213.
(Nekrologie.) — Am 27. Juli L J. zu Zarskoje-Selo Theodor
Iwanowitsch Tutschew, bekannter russischer Schriftsteller.
— Am 28. Juli 1. J. zu Wien Leo Meissner (geb. zuNikolsdorf
1804), Nordbahn beamter, durch mehrere dramatische Versuche (^Wlasta".
„Wilhelm und Marie** oder „die Kron-Rivalen* u. a.), die von Talent
zeugten, bekannt und zu Rom Rinaldo Rinaldi, bekannter Bildhauer,
im 80. Lebensjahre.
— Am 29. (30.) Juli l. J. auf dem Landsitze Ekudden bei Wax-
holm der schwedische Bildhauer Johann Peter Molin (geb. am 17. März
1814 in Gothenburg), dessen Hauptwerk, das in Erz gegossene Stand-
bild Karl Xll., in Stockholm steht.
— Am 31. Juli l. J. zu Grimma Prof. Mag. Christian Gottlieb
Lorenz, emerit. Lehrer an der dortigen Landesschule, vorzüglicher
Pwdagog, als Cliionist der Stadt Grimma ehrenvoll bekannt.
— In der 1. Hälfte des Monats Juli 1. J. zu Ealaniata im Pelo-
ponnes der griechische General Mauromichalis, Bruder des bekannten
Petro ' Bey , selbst ein Mitkam pfer im griech. Unabhänigkeitskriego
(1824-1828).
— In der zweiten Hälfte des Monats Juli 1. J. zu Constantinopel
Baron Jgnaz Testa (geb. am 6. Juni 1812), bekannter politischer Schrift-
steller, Vf. einer Anzahl auf den Orient bezüglicher Schriften, nament-
lich des »Recueil des Traites^ u. s. w.
— Im Juli l. J. in dem schwedischen Städtchen Carlshamm der
ausgezeichnete schwedische Componist, Musikdirector C. F. Uli mann.
— Am 1. August 1. J. zu Wien der akademische Maler Joseph
Mahlknecht, 61 Jahre alt.
— Am 4. August 1. J. zu Schwerin der Gymnasial-Oberlehrer Dr.
Christian Schüler, in der Gelehrtenwelt durch seine Studien auf dem
Gebiete des Mittelniederdeutschen bekannt.
— Am 5. August 1. J. zu Salzungen Oberschulrath Dr. Müller,
emeritierter Director des Gymnasiums zu Rudolstadt, und zu Kanocfa
der ungarische Jugendschriftsteller und Pssdagog Panl Lnkacs, im
70. Lebensjahre.
— Am 7. August 1. J. zu Pressburg Joseph v. Korbeiyi, In-*
tpector der Pressbur^er Coroitatsschule, im ^. Lebensjahre.
32*
484 Personal- und Scbalxiotixen.
— Am 11. August 1. J. zu Wion Jobann Krejci, Gymnasial-
];rofcssor, 27 Jahre alt.
— Am 12. August L J. zu Stuttgart der Vorstand der dortigen
kön. Bibliothek, Dr. Christoph Friedrich v. Stalin (geb. am 4. August
1805 zu Calw im Württemberg'schen), Oberstudienrath, Mitglied der
histor. Commission in München, und als solcher bei der Redaction der
^Forschungen zur deutschen Geschichte", so wie bei der Herausgabe der
„Monumcnta historica Germaniae'' beschäftigt, ausw. Mitglied der kais.
Akademie der Wissenschaften in Wien, durch seine württembergische
Geschichte, (Bd. 1—4 Stuttgart 1841—1870) ruhmlich bekannt (vgl. Wr.
Abendpost Tom 28. August 1. J., Nr. 198, S. 1581) und ebendaselbst
V. Köstlin, Staatsrath a. D., früher Ober- Consistorial - Präsident, im
61. Lebensjahre.
— Am 13. August L J. im Eisenburger Comitate Ungarns der
evangel. Geistliche Johann Kar dos, Verfasser zahlreicher wendischer
Schulbücher, im 76. Lebensjahre, und zu Soden der Landschaftsmaler
Fritz Bamberger (Vgl. Beil. z. A. a. Ztg. v. 14. Sept. 1. J., Nr. 257,
S. 3911 f.).
— Am 14. August 1. J. zu Stuttgart Heinrich Eck hart, Buch-
händler, V. 1815—1870 Besitzer des J. B. Metzler' sehen Geschäftes, um
die Verbreitung tüchtiger Uebersetzungcn der alten Ciassiker besonders
verdieut.
— Am 16. August 1. J. zu Neuwaldegg bei Wien Georg Hellmes-
berger (geb. am 24. April 18(X)), Besitzer des goldenen Verdienstkreuzes
mit der Krone, Mitglied der k. k. Hofcapelle, 1. Orchesterdirector des
Hofopemtheaters in Pension, Ehrenbürger von Wien, Vater des Concert-
meisters und artistischen Directors des Wiener Conservatoriums, seiner-
zeit selbst als Violinvirtuose ausgezeichnet u. s. w.
— Am 17. August 1. J. zu München der Schriftsteller August
Dempwolff, bekannter Feuilleton ist, im Alter von 40 Jahren, und zu
8t. Gallen der Bibliothekar und Museumsdirector Jakob Wart mann,
im 70. Lebensjahre.
— Am 18. August 1. J. zu Potsdam der Professor und Hofgartner
a. D. Wilhelm Legeier.
— Laut Meldung aus London v. 18. August 1. J. alldort der be-
kannte Gelehrte Sir Francis Bonaids, Director des Observatoriums in
Kew Gardens, 85 Jahre alt.
— Am 19. August 1. J. zuWildbad-Gastein Karl Albrecht Fichtner
(geb. zu Koburg in Sachsen am 7. Juni 1805), pens. k. k. Hofschauspieler
und Regisseur, Ritter des kais. öst. Franz Josephs-Ordens, des Herzogl.
Sachsen Erncstinischen Hausordens u. s. w., einer der Koryphäen des
k. k. Hofburgtheaters in Wien, ein durch edle Natürlichkeit und langan-
dauernde Jugendfrische gleich ausgezeichneter Mime, als Künstler und
Mensch hochgeachtet (vgl. Wr. Ztg. v. 20. August 1. J., Nr. 193, S. 617),
und zu Leipzig der ordentl. Honorar* Professor der Rechte, Hofrath Dr.
jnr. Hermann Theodor Schletter, ein in der Juristen weit wie in der
periodischen Presse wohlbekannter Schriftsteller.
(Dieseni Hefte sind zwei literarische Beilagen beigegeben.)
Erste Abtheilung.
Abhandlungen.
Eine alte Handschrift der disticha Catonis.
Als ich im April dieses Jahres in der Gapitularbibliothek zu
Verona Handschriften für meine Ausgabe des Ambrosios yerglich,
zeigte mir der überaus freundliche Vorstand Monsignore Graf Carlo
Oiuliari unter anderen Cimelien auch jenen Ck)dex des Glaudianus,
über welchen Ludwig Jeep in der Festschrift der Leipziger Thomas-
schule zur Begrüssung der Philologenversammlung in dieser Stadt
1872, S. 43 ff. berichtet hat.
Der Codex, bezeichnet mit n. 163, der Form nach Eleinoctay,
ist am Anfange des neunten Jahrhunderts geschrieben. Eigentlich
haben wir an ihm nur Beste einer Handschrift, deren Eingang und
Ende verloren ist, nämlich vier Quatemionen und drei Blätter, die
dem fünften angehören. Vod fol. 1 bis 30 b enthält der Codex eine
Reihe kleinerer Gedichte des Claudianus, über welche man das, was
Jeep a. a. 0. S. 45 f. berichtet, nachsehen mag, von da aber bis
f. 35, womit er endet, die dicta Marci Catonis ad filium suum.
Der Veronensis erregt nun schon dadurch unsere Aufmerksam-
keit, dass er unter den Handschriften dieses Spruchgedichtes die
älteste ist; der Turicensis C. 78, 451 (vgl. Zamcke^ der deutsche Cato,
Leipzig 1852, S. 171) gehört dem Ende des neunten oder dem An-
fange des zehnten Jahrhundertes an und der Parisinus 2659, den
Hauthal in seiner Ausgabe des Cato, Berlin 1870, S. IV, beschreibt
und ins neunte Jahrhundert setzt, dürfte bei dem Umstände, als Hau-
thal das Alter seiner Handschriften etwas zu überschätzen pflegt ^),
jedenfalls jüngeren Ursprunges sein; alle übrigen Codices fallen in
spätere Zeit. Der Veronensis ist aber auch voa besonderer Wichtig-
keit, da er für sich eine eigene Familie bildet und einen Text bietet,
der weniger überarbeitet ist, während die übrigen Codices, welche
sämmtlich einer Becension angehören, in ihrem Texte deutlich die
Spuren einer sehr willkürlichen Umgestaltung offenbaren.
') Vgl den philologischen AnKeigfer 1879, 8. 405.
Z«ltMhrm f. d. 6ttorr. Qyiun. 1073. YH. n. VIU. H«ft. 33
486 £. Schenkh Eine alte Handschrift der disticha Catonis.
Schon die Aufschrift ^tncipiunt dida Marci Catonis ad fUium
8uum ist bemerkenswerth. Sie beweist, dass der Verfasser unseres
Gedichtes dasselbe anf Grundlage der Tradition von den damals wahr-
scheinlich schon verschollenen praecepta ad filium des M. Porcius
Cato und dessen Carmen de moribus also betitelte. An einen Betrug
ist desshalb nicht zu denken. Der Dichter, wenn wir ihn so nennen
wollen, hatte eine Spruchsammlung vor sich, welche er metrisch bear-
beitete. Allerdings wird er sich nicht ängstlich an dieselbe gehalten,
sondern ohne Bedenken auch anderweitiges aufgenommen und ver-
wendet haben, was ihm gerade- passend erschien.
Eine solche Spruchsammlung unter dem Namen des Cato gab
es &chon in alter Zeit. Die yviofioXoyiai, welche Plut. Cat. mai. 2 a.
E. neben den a7ro<pd-iy/iiaTa erwähnt, können wol nichts anderes
gewesen sein; auch stammen Oitate, wie bei Seneca Ep. 119, de benef.
y, 7, wol aus einer solchen Sammlung. Diese scheint allmälich, be-
sonders da sie in der Schule gebraucht wurde, fremdartige Bestand-
theile in sich aufgenommen zu haben ^. Im Mittelalter wurde sie mit
anderen derartigen Gnomologien vermengt und dann auch Excerpten
aus einem solchen Sammelsurium, weil in ihnen ein oder der andere
Spruch vorkam, welchen die Tradition dem Cato beilegte, dieser
Name vorgesetzt. Hieher gehören die sententiae Catonis, welche sich
im Parisinus lat. 4841 aus dem zehnten Jahrhunderte finden (vgl.
Philologus Villi, S. 681 ff.). Aus einer solchen Gnomologie stammen
auch die prosaischen Sprfiche am Eingange unseres Gedichtes, welche
wenn auch nicht vom Verfasser desselben, so doch schon in alter Zeit
beigefögt wurden^), wie dies z. B. n. 5 Foro parce (d. h. lass dich
nicht viel in gerichtliche Händel ein), 23 Pugna pro patria, 33 Äd
praetorium stato, 36 Trocho lüde bestätigen. Auch ergeben sich
zwischen diesen Sprüchen, so wie einzelnen Distichen im Gedichte
und einigen der oben erwähnten sententiae Catonis bedeutsame Aehn-
lichkeiten, z. B. n. 54 Aliena ne concupieris verglichen mit Sent.
Cat. alt. n. 6, welcher Spruch eben so lautet, Liberalibus stude, was
nur imVeronensis n. 24 steht, mit n. 21 Liberales disciplinas cole;
n. 42 Existimationem retine erinnert ann. 5 (Pseudosen. 107) FaciU
Urne bonam existimationem mereberis, si ea uitaveris quae uitu-
peraberis ; das Distichon I, 2 Plus vigila sempcr neu somno dedi-
tus esto : nam diuturna quies uitiis alimenta ministrat fallt dem
Gedanken nach zusammen mit n. 11 (30 somno pro seruo, non pro
domino utere: turpe, est enim Oriente sole raro uideri und 38
Somnus tibi quies sit , non uoluptas, und dabei kommt noch die
') Vgl. H. Jordan im Rhein. Mos. XIV, S. 273, Catonis reliqui«
ü. 107 f.
^ ich will noch darauf hinweisen, dass im Veronensis diese Sprüche
nicht, wie dies sonst der Fall ist, durch ein Itaque eingeleitet
werden. Uebrigens versteht sich von selbst, dass diese Sprüche uns
nicht in der ursprünglichen Form, sondern wie die Disticna in einer
überarbeiteten und interpolierten vorliegen.
K. Schenkt, Eine alte Handschrift der disticha Catonis. 487
Stelle bei Sen. Ep. 122 in Betracht ^sunt quidam homines . . .
qui ut M. Cato ait nee solem occidentem umquam uiderunt nee
arientem, welcher Spruch auch bei Cicero de fin. IJ, 8, 23 ohne den
Namen des Cato, blos mit dem Beisatze ut aiunt angefahrt ist *),
Dieses Spruchgedicht nun war, wie wir aus der epistula ad
Imp. Valentinianum des Vindicianus comes archiatrarum wissen,
wo der zweite Vers des Distichon ü, 22 corporis awcüiwn medico
committe fideli mit den Worten illud Catonis eingeleitet wird, am
Ende des viei-ten Jahrhundertes nach Christus weit verbreitet und
wurde als ein Werk des alten Cato angesehen. So tief war die Bil-
dung in jener Zeit gesunken. Besonders scheint es dem Unterrichte
in den Schulen gedient zu haben, ja auch dafür berechnet zu sein;
daher die vielen Sentenzen, in welchen das Streben nach geistiger
Bildung empfohlen wird, wie UT, 1, 5, IV, 19, 23, 27, 29, 48 und
in den prosaischen Sprüchen 26, 27^ 28, 38 ; jenes trocho lüde kann
sich nur auf Knaben beziehen. Die Moral, die hier gepredigt wird,
lässt allerdings manches zu wünschen fibrig; sie ist nicht blos heid-
nisch, wie z. B. I, 26, wo Heuchlern gegenüber das gleiche Verfahren
empfohlen wird, I, 40, wo man den Grundsatz liest: semper tibi pro-
ximus estOf oder III, 3, wo man aufgefordert wird auch vor Gericht
nicht wider seinen Freund zu zeugen, sondern mitunter trifft man
auch Sprüche, die geradezu abscheulich sind, wie jenen, der nur im
Veronensis I, v. 17 f. allein erhalten ist:
Dissimula laesus, si non datur ultio praesens :
qui celare potest odium pote laedere quem uult.
Dass wir uns ein^n Heiden als Verfasser zu denken haben, er-
gibt sich auch aus dem Gebrauche des Plurals dii, welcher trotz der
Ueberarbeitung an manchen Stellen in den ältesten Handschriften
noch hervortritt, z. B. in der Form des Distichon 11, 2 Mitte arcana
dei caelumque inquirere quid sit : cum sis mortalis quae sunt mor-
ialia cura, welche der Turicensis erhalten hat : An dii sint caelum-
que regant ne quaere doceri, oder I, 24 incusare deum noli, sed
ie ipse coerce, wo man im Veronensis deos liest; hieher gehört auch
n, 27 Qtwd sequitur specta quodque inminet ante uideto: ülum
imitarc deum^ partem qui spectat utramque, was der XJeberarbeiter
ungeändert liesS; weil er nicht verstand, dass mit jenem deus Janus
gemeint sei.
Eine Bearbeitung des Gedichtes im Mittelalter steht ausser
allem Zweifel. Es geht dies schon aus dem hervor, was eben erör-
tert worden ist. Dabei wurde natürlich das Heidnische möglichst ge-
tilgt, doch hat sich manches derartige erhalten, indem es aus älteren
Codices am Rande bemerkt und wieder in den Text übertragen wurde,
*) Die Sentenz in den sent. Cat. alt. 20 (Pseudosen. 16) Quod taci-
tum uelis esse nemini dixeris liest man im Veronensia II, v. 19
in der Form Quod tacitum esse uis dicere noli, was wol einmal
Quod tacitum esst uelis äliis tu dicere ncU laniöte.
8Ä*
486 £• SOiCfM, Eine alte Handschrift der disticha Catonia.
wie dies eben der Toricensis bei n, 2 zeigt, wo beide Formen, die
ältere und jüngere, neben einander überliefert sind. Ein weiterer Be-
weis liegt in den Procemien, welche dem zweiten bis vierten Bnche
vorangehen. Dieselben sind in ihrer Fassung und im Ansdmcke so
Bchal und theilweise so ungeschickt, dass man sie schon ans diesem
Grunde als mittelalterliche Erzeugnisse ansehen muss; man vergleiche
z. B. praef. libri II, v. 6 si quid amare uelis (oder libet) uel discerc
amare legendo, wobei noch zu bemerken ist, dkss v. 8 discere, v. 10
disce legendo wiederkehrt, praef. libri IV, v. 2 nee uitiis haerere
animum quae moribus obsunt. Aber viel wichtiger in dieser Hin-
sicht sind die Fingerzeige, welche die praefatio des zweiten Buches
in Betreff der Autoren gibt, an welche man sich bei den verschieden-
artigen Studien zu halten habe :
Telluris si forte uelis cognoscere cultus,
Yergilium legito. quod si mage nosse labores
herbarum uires, Macer has tibi carmine dicet.
si Eomana uelis (oder cupis) et Punica noscere bella,
Lucanum quaeras, qui Martis praelia dixit.
si quid amare libet uel discere amare legendo,
Nasonem petito.
Der lächerliche Verstoss im vierten Verse hat schon Scriverius bewogen
iüT Punica: ciuica zu schreiben, und diese Conjectur ist in die
meisten Ausgaben^ auch in die von Hauthal übergegangen, obwol
dieser selbst bemerkt: qtMtnquam uerum sit 'ciuica bella eiiam
esse 'Romana , Man muss darnach annehmen, dass entweder Luca-
num verderbt und dafür Italicum zu schreiben sei (vgl. Ovid. Met
XV, 9), was aber schon desshalb nicht angeht, weil Silius nicht in
gleicher Weise wie Lucanus als Vertreter des heroischen Epos gelten
kann, oder dass der Verfasser dieser Verse den Lucauus nur vom
Hörensagen kannte und daher auch über den Inhalt des Gedichtes
nichts Bestimmtes wusste, weshalb er sei es nun durch Verwechslung
mit Silius ^) oder weil ihm Livius vorschwebte, in diesen Irthum ver-
fiel. Da nun die letztere Erklärung die Wahrscheinlichkeit für sich
hat, so muss man diese Verse dem Mittelalter zuschreiben. Dann ist
mit Macer nicht das Gedicht de herbis des Aemilius Macer aus Ve-
rona, des Zeitgenossen des Vergilius ^), sondern jenes des Arztes Odo
aus der karolingischen Zeit gemeint, welches in Handschriften den
Namen des Aemilius Macer führt und de uiribus oder uirtutibus her-
') Der Inhalt des Gedichtes des Silius war im Mittelalter aus Mari
IV, 14 bekannt.
*) Dass Macer ein Gedicht de fierbis geschrieben hat, wird nicht
sowol durch die Citate bei Gharisius p. 72, 17, 100, 33 als durch
die Stelle Ovid. Trist. IV, 10, i3 wahrscheinlich: Saepe suas
uolucres legit mihi grandior aeuo | quaeque nocet serpens quae
iuuat herba Macer: denn mit suas uolucres sind die Ürthogoma,
mit nocet serpens die I%maca bezeichnet, während iuuat herba
nur auf ein solches Gedicht de herbii gehen kann.
K. ScheM, Eine alte Handschrift der disticha Catonis. 489
barum betitelt ist ''), was mit y. 3 herbarum uires übereinstimmt.
Von demselben Verfasser, wie die Rrooemien, stammt anch der Epilog
IV, 49, ans dessen nnbehilflichem Stammeln man den Sinn nnr schwer
enträthseln kann.
Wir haben so einen Anhaltspnnct gewonnen, nm die Zeit, wo
jene üeberarbeitnng stattfand, zn bestimmen. Der Bedactor scheint
hiebei ziemlich willkürlich vorgegangen zu sein. Einmal schied er
ohne Bedenken eine Anzahl von Sentenzen ans. In dieser Hinsicht
sind nnn die beiden Handschriften, der Turicensis und Yeronensis,
von Wichtigkeit, indem sie uns den Beweis liefern, dass der Umfang
des Cato ein grösserer war, als er uns nun in der Masse der Hand-
schrifken vorliegt. So hat der Turicensis im zweiten Buche um f&nf
Verse mehr, als sonst die Codices bieten, nämlich nach v. 8 das
Distichon;
Laetandum est uita, nullius morte dolendum :
cur etenim doleas a quo dolor ipse recessit?^,
nach V. 13 den Spruch:
Dulcis enim labor est cum früctu ferre laborem,
und sodann das Verspaar :
Quod scieris opus esse tibi*) dimittere noli:
oblatum auxilium stultum est dimittere cuiquam.
Nun findet sich das erstgenannte Distichon Laetandum est usw. nebst
dem Verse Dulcis enim usw. in einer Spmchsammlung (Riese, Anth.
lat. n. 716), welche in mehreren Handschriften in verschiedenfachem
Umfange vorkommt^®) ; der Vers Dulcis enim usw. erscheint daselbst
als der zweite eines Distichon, indem mit ihm noch der v. 52 Quod
nocet interdum, si prodestj ferre memento **) verbunden ist. Uebri-
gens bietet jene Sammlung, welche sonst nur einzeilige Sprüche ent-
hält, noch zwei Distichen, nämlich v. 48 f.
Cum uitia alterius satis acri lumine cemas
nee tua prospicias, fis vero *') crimine caecus
^ Tgl. Uneer de Aemilio Macro p. 10 f., Bahr Supplement HI der
Gesch. der röm. Lit. §. 56.
*) So ist das Distichon in jener Spruchsammlung nur mit dem Fehler
fiuZZu überliefert; dagegen bietet der Tor. Laetanda . . . cur enim
doleas cum a q, d. i. secessit.
•) Im Tur. steht esse tibi opus,
'^ Der Vaticanus, Par. 8069, Pithoeanos, Turonensis, Vindobonensis
sind mehr oder minder umfangsreiche Excerpte aus einer grösseren
Sammlung einzeiliger Sprüche; v^l. diese Zeitschrift 18^, 576 f.
Dieselbe führt im Tnronensis die Aufschrift Proverbia Catonis
phüosophi und ähnlich muss sie auch im Vindobonensis betitelt
fewesen sein (a. a. 0. S. 716). Wir haben also hier ein gleiches
irzeugniss wie unsere disticha Catonis.
") Biese vermnthet, dass im zweiten Verse dolorem statt laborem
stand, aber der Verfasser scheint absichtlich Uü>or im doppelten
Sinne *Mühe' und 'Leid* gebraucht zu haben.
") So Bücheier statt uerua.
UM K, SAoM, Eine alte Handschrift der disticha Catonis.
und, W18 man Insher äbersehen hat. t. 20 f.
Qoanto nudor eris , tanto moderatior esto :
alta cadont odüs, pama eitoUnntor amoie ^*).
Darnach darf man wol Tennnthen, dass auch dies« Sentenzen orapröng-
lich in den Distichen des Gate standen.
Gehen wir non zun Yeronensis nber. Donselhe nberiiefert
mehrere nene Sentenzen . nämlich im ersten Boche t. 15 1 einen
Sprach« dessen zweiter Vers leider dnrch eine Basar nnferstiuidlich
geword« ist:
Perde sonel (Perdideris?) sociom qnem ingratom noneris esse:
aeqnins addes,
dann unmittelbar hierauf t. 17 f.
Dissimnla laesnss si non datür nltio praesens :
qni celaie polest odinm pote laedere quem Tnlt,
weiter t. 21 f.
Qui pn^desse potest non est fiisriendns amicos,
si laesit nerbo : bonitas sine crimine nil est,
T. 57 f.
Cvntia hominem astutom noli nersntos (innersotns ?) haben :
non ci^[4an (captare) malos stnitnm est sed (nee ?) nelle nocere,
endlich t. 63
Dal leg«n natura tibi, non accipit ipsa.
Im zweiten Buche liest man t. 19 den Spruch: Qmod tacitum esse
ms dieere noli wahrscheinlich Qnod Uuümm «i> f$j^ aliis iu dicere
mfJü endlich im dritten Buche t. 21 sed tibi eum maUas semper
smperesse pmimtc, und dann am Schlüsse t. 34 f. das Disticbon : For^
immae domis semper paruisse (ScriT. dammis s.psrere; Tielleicht
domis parmmm tribrnsse) tnewemio: mom cpibus boma mOatur (fama
datmr ScriT. *. sed tmonbms ipsis *^V.
Ton diesen Senienien findet sich L t. 21 in dem Carmen mono-
stichon deis Oolumbaniis (t. 25. 109K IU. 35 eben daselbst (t.36) >^);
übrigens enthalt diese Sprochsammlnnp mdirere Verse aus den dl-
sticha CzUHDis, wie 16 = IV, 24, 2: 93 = OL K\ 1 ; 99 = IV, 16,
1; 100 = IV, 23, 1 : 101 f . = I, 10: 111 = I. 30, 1 ; 154 = II,
22. 2. biswiNkn mit einigen Abaaderaagen, wie 12 = lY. 23, 2;
41 = I. 32, 1: 140 = U. 22, 1 : 157 = D, 25. 1, auch aus den
**> VkHekbt a«ch: t. 41 f. iwwo %ia <fe<peetvf. ^vim potsU laedere
imems: #<f< (statt iDf » ««xW ^rmittf fwm im eomiemmere oonw.
*^ Mui kaaa dtmich. das» di<rMts Di5ti^o>ii icdi in der Aussähe yob
Scrirerias steht, dem Schls^s ndifs. dxss dieser eisen aoiiliehen
Coiex wie des VeT\>w«Ki$ rc^r skh hatte. So hat er aneb IV. 11.
2 wie der Terc«. pfweeipme statt prmeieipiö piiesefL Üebrigems rg)
die Mg. Aasettvi^.
*^ IWb Bat der Abwekkaag winlw ahwL üeMgcw hatte Idi bei
fi«Hr Veighithaiy die AwicaKe de» Otasbaa« v«i BL GÜaiaf
1601 aas dem ««äks FVtnarcasis tw
K. Schenkl, Eine alte Handschrift der disticha Gatonis. 491
sogenannten Proverbia Catonis, wie 103 = 2, 104 = 8, 105 = 20,
wobei zn bemerken ist, dass diesem Verse daselbst angeschickt ein
anderer cumque alium causes, propriam prior inspice uitam ange-
schlossen ist, während in den Proverbia der nngleich passendere folgt:
alta cadunt odiis^ parua extolluntur amore.
Man sieht daraus, dass der Cato ursprünglich einen grösseren
Umfang hatte und von dem Eedactor willkürlich beschrankt wurde.
Nicht anders verfuhr derselbe bei der Gestaltung des Textos. Wenn
er, wie schon oben bemerkt wurde, kein Bedenken trug die heidni-
sche Form an dii sint caelumque regant ne qtmere doceri in fol-
gende umzuändern Mitte arcana dei caelumque inquirere quid sit,
so lässt sich denken, was er sich überhaupt erlaubt haben mag. Eine
Beiho von Beispielen wird die folgende Besprechung der wichtigsten
Varianten im Veronensis liefern. Da endlich die Verbindung der beiden
Verse im Distichon sehr oft nur eine ganz lose war, so wurden bei
dieser Bedaction nicht selten Versgruppen versetzt und so Bichtiges
getrennt, dagegen Ungehöriges verbunden. Hiefür gibt der Veron.
ein schlagendes Beispiel III, 30 f. = IV, 36, wo in allen anderen
Handschriften überliefert ist:
Est iactura grauis quae sunt amittere damnis:
sunt quaedam quae ferro decet patienter amicum,
im Veron. aber, abgesehen davon, dass er richtig quaesituma. damno
bietet, als zweiter Vers gelesen wird sed tibi cum valeas semper su-
peresse putato, was einen jedenfalls viel entsprechenderen Gedanken
enthält. So hat man auch aus vielen Distichen, indem man die beiden
Verse auseinanderriss, einzelne Sentenzen gemacht. Beispiele hiefÜr
sind im Vorhergehenden gegeben. Man vergleiche noch Proverbia
Catonis v. 73, wo der zweite Vers des oben erwähnten Distichon zu
einem selbständigen Spruche gemacht ist : 8at dülcis labor est cum
fructu ferre laborem.
Das prosaische Vorwort, welches der Spruchsammlung vorge-
setzt ist, entspricht, besonders wenn man die Fassung, wie sie im
Veron. vorliegt, in Betracht zieht, ganz dem Gtoschmacke der dama-
ligen Zeit. Schon in den Silvae des Statins liegen uns solche Vorreden
in der Form von Widmungsepisteln vor; andere Beispiele sind die
praefaüones des Ausonius, Sjmposius, Avianns, Merobaudes. Man
hat also keinen Grund in diesem Vorworte etwa ein mittelalterliches
Machwerk zu sehen.
Aus der Sprache wird man keinen Abschluss auf späte Abfas-
sung ziehen können ; sie ist ganz erträglich und versetzt uns in den
Anfang des vierten Jahrhunderts nach Christus. Der Versbau ist,
wenn auch eintönig, doch correct. Was man gewöhnlich als fehler-
haft anfthrt, der Hiatus I, 14 iudex tu esse memento, ist dadurch
beseitigt, dass Veronensis von zweiter Hand tuus und ebenso der
TuricensB von erster bietet; petere als Anapäst in der Hebung der
Penthemimerys I, 31 ist sehr zweifelhaft, da Fronomina öfters in
492 K. SdtiM, Eine alte Handschrift der disticha Gatonis.
diesem Gedichte aasgefallen sind und man daher leicht mit einem
jungen Ck>dex petere id herstellen kann. So bleibt denn nur IV, 4
DtHg^ denäfium übrig, wo man falschlich denarium als Molossus
messen wollte, während die Verkürzung des griechischen a bei einem
Dichter in jener Zeit nicht so aufföllig ist.
Wir wollen nun, indem wir die wichtigsten Lesearten des Veron.
kurz besprechen, den hohen Werth desselben füi- die Kritik nach-
weisen. Wir können uns hiebei um so kürzer fassen, als der im fol-
genden gegebene Text mit den ihn begleitenden Anmerkungen alles
Weitere aufklären wird. So liest der Veron. in der Praefatio unzwei-
felhaft richtig et consulendiim famae existimaui maximc [uf| istis
gloriose uiuere et honeste mori contingeret. quare isla facienda
atque imitanda perscripsi, ut (actis eorum uitam cognoscas. igitur
praecepta is legat qui intellegit legere etc. Man vergleiche nun damit
die Fassung, wie sie der Bedactor gegeben hat, wobei famae in fore
verderbt, der Gegensatz von uiuere und mori verdunkelt wurde.
In den prosaischen Sprüchen ist 5 Foro parce statt F. pare
erst durch diese Leseart verständlich, ebenso richtig ist 46 patieniia
siAÜ patienter ; auch 11 Magistratum metue leuchtet mir mehr ein
als das sonst überlieferte Magistrum metue.
Im ersten Buche heben wir hervor die Varianten v. 1 neu statt
ne oder necy v. 4 semper enim coniux seruum quem diligis odit,
V. 11 polliciti^ V. 13 tuus ^•), v. 29 his artibus, v. 40 morte^ v. 52
esse\ im zweiten v. 8 praedpue tibi scito, v. 11 cum tempus postu-
lat ipsum, v. 12 loco cum tempore laus est, v. 15 saepe, v. 18 uini
nullum ; im dritten v. 2 Successtim indigni noli tu, v. 21 sed tibi cum
valeas semper superesse putato, worüber schon früher gesprochen
wurde ; im vierten v. 4 sed se (oder te) fastidiet (oder fastidies) ip-
sum, V. 10 loquentis, v. 17 dictum aut factum.
Indessen fehlt es doch auch nicht an Stellen, wo die Lesearten
der übrigen Handschriften den Vorzug verdienen, wie I, v. 17, v. 45,
V. 50, n, V. 14, m, V. 7, V. 17, IV, V. 9.
Was die Anordnung und Beihenfolge im Veron. anbetrift, so
ist, wie ein Blick in das Folgende zeigt, in demselben alles bunt
durcheinander geworfen; es lässt sich daher daraus kein SchluBS auf
die ursprüngliche Anreibung und Vertheilung der einzelnen Disticha
machen.
Ich hätte jetzt nur noch eine genaue Vergleichung dieses
Codex beizuf&gen, aber eine CoUation desselben würde bei seiner
eigenthümlichen Beschaffenheit vielfach der Klarheit und Ueber-
sichtlichkeit entbehren. Desshalb ziehe ich es vor im Folgenden eine
genaue Abschrift des Codex zu geben und in Anmerkungen unter
dem Texte alles, was kritisch beachtungswerth ist, kurz zu besprechen.
'*) So auch, wie schon bemerkt wurde, der Turicensis, der öfters mit
dem Veron. stimmt, wie I, v. 40 morte, v. 52 esse uidtri, U, v.
11 cum tempus u. 5.
K. Schenkiy £ine alte Handschrift der disticha Catonis. 40S
Da wo die Lesearten des Veronensis unhaltbar sind, ist das, was sich
nach der Ueberlieferung in den übrigen Handschriften als das Rich-
tige herausstellt, ohne jede weitere Bezeichnung angeführt; sonst
werden die Lesearten der anderen Codices mit gr bezeichnet. Wo es
wichtig schien, sind auch die Varianten der einzelnen Handschriften
angegeben; im Uebrigen verweise ich auf die Ausgabe von Hauthal.
(f. 30, b) Incp. dicta marci catonis ad filium suum.
Dum aduerterem plurimos grauitate mumm errare succurrendum
opioni (m^ opinioni) eorum consulendum famae aestimaui maxime
istis gloriose uiuere et honeste mori contingere quae ista facienda
atque imitanda esse perscripsi ut facti eorum uita cognoscaes. igitur
praecepta {f. 31 a) is legat qui intellegit. legere enim et non intelle-
gere neglegere est.
Deo supplica
1
Pngna pro patria
23
Parentes ama
2
Furo paroe
Cum Donis ambola
5
Cognatas cole
3
6
Ante ne qnanne
7
20 Nihil temere
24
accesseris
credideris
5 Mnndns esto
8
Meretricem cane
25
Saluta libenter
9
Aleam fnge
Litteras disce
37
Maiori concide
10
38
Magistratu metne
11
Liberalibns stnde
Uerecnndiam sema
12
25 Bono benefacito
39
10 Rem taam cnstodi
13
Täte consule
40
Matanm da
16
Maledicns ne esto
41
Cui des uideto
17
Jrascere ob rem
30
Conuinare raro
18
(f, 31f h) Iracnndiam rege
45
Coniügem ama
20
20 Libros lege
26
15 Jns iurandnm
21
Quae legeris memento
27
Uino tempera
22
Cum animadfAerterem; aduerterem kann übrigens richtig sein. —
quam plurimos g (doch fehlt quam im Cantabrig.^. — grauster in
uia morum. — et consiUendum. — famae vortrefflich; fore g. —
existimaui. — maocime [tUjistis gloriose uiuere et honeste mori con-
tmgeret unzweifelhaft richtifl^, maxime ut gloriose uiuerent et ho-
norem contingerent g. — Wahrscheinlich quare ista facienda atque
imitanda perscripsi, ut faetis eorum tUtam cognoscas; die übrigen
Codices interpoliert nunc te ßi carissime doceho, fuo pacto mores
onimt tui conponas. igitur praecepta men Ha legvto ut intellegas.
legere usw. — Itaque deo g.
Bei den folgenden Sprüchen bezeichnet die rechts stehende Zahl
ihre Reihenfolge in der Hauthal*schen Ausgabe. 3 Cognatos. —
4 Antequam uoceris ne accesseris. — 10 concede. — 11 Ma^i-
Stratum wol richtig; mapistrum g, — 13 Conuiuare (so auch Taric.)
scheint dem conuiua in den meisten Codices vorzuziehen. — 15
Jusiurandum serua, — 18 parce vortrefflich; pare g. — 19 ambuia,
— 24 fehlt in den übrigen Codices, vgl. Sent. Cat. alt. n. 21
(Phil. Vim, 683) Liberales disciplinas cole, — 25 fuge g, vgl.
I, V. 19. — j38 Jrasci ob rem no^. — 29 J, tempera ud rege g,
indem über rege als andere Leseart uel tempera oemerkt war. —
28
trio) uirium feceris
48
29
Beneficii accepti
50
54
esto memor
52
45 Pauca in conuinio
51
32
loqui
33
34
Ezistimation c»
retine
42
55
Uirtute utere
35
Troco lüde
36
46
Diligentiam adhibe
14
50 Familiam
15
47
cura.
404 K, Schenü, Eine alte Handschrift der disticha Catonis.
Libero erudl
Blandus esto
Aliena ne concnpieris
35 Miserum noli inridere
In iudicio adesto
Ad praetorium stato
Consnltus esto
Illud adore fm, agore) de re 55
qnod iastam est
40 Parente (m^ Parentem) pa- 46
tientia aince
Minorem ne contempseris 47
Nihil arbitriam /m, arbi-
(f. 82, a)
Plus uigila semper neu somno deditus esto: I, 2
nam diatnma quies uitiis alimenta ministra.
Nil temere uxnri (m, axori) de seruis crede querenti : I, 8
semper enim coniux serunm quem diligis odit.
5 Cum (m, Cumque) mones aliquem ne se uult ille moneri, I, 9
si tibi (sit add. nt,) cams est (^est' del m^) noli desistere
coeptis.
Disce sed a doctis, indoctos ipse doceto : IV, 23
Propaganda etenim est rerum doctrina bonorum (m^ bonamm).
Contra uerbosos noli contendere uerbis : I, 10
10 sermo datnr cunctis, animi sapientia paucis.
Spem tibi poUiciti certam promittere noli: I, 13
rai*a fides ideo est, quia multi multa locuntur.
Cum te aliquis laudat, index tibi (m, tuus) esse memento: 1, 14
plus aliis de te quam tu tibi credere noli.
15 Perde semel socium quem ingratum cognoueris (cog. del. m^)
esse:
pe . . . . to bonis scieris bene (ne del, m^) ponere aequios addes.
32 Liberos. — (üienum ncii concupiscere g, vgL Sent. Cat. alt.
n. 6 Aliena ne concupieris, — 35 riäere Turic. und andere. — 36
iudicium Par. 2772 und 8093 nebst anderen. — 39 Tielleicht lüud
adorire, dagegen Illiid stude agere 5. — 40 patientia (so auch
coli. Voss.) unzweifelhaft richtig; patienter g. — 48 arbUrii Turic.
und andere. — 46 Existimationem. — 48 Trocho.
1 neu richtig ; ne oder nee ?. — i ministrai, — 4 saepe etenim
mtUier quem coniux düi^t odit c, was entschieden nachsteht. —
5 Vielleicht Cktm remones aliquem nee se utUt ; remones nach Art
der späteren Schriftsteller, welche gerne Composita^ mit re ge-
brauchen, wird dadurch empfohlen, dass die meisten Codices Cum-
que mones bieten, obwol freilich in denselben durchaus uelü gelesen
wird. Will man dies nicht gelten lassen, dann muss man mit
Par. 2772 Cum moneas a. nee se uelit schreiben. — 8 est, das
sonst fehlt, steht auch im Turic. — 11 poUiciti richtig; promissi
oder promissam ?. — 13 tuus (so auch Turic.) sehr wahrscheinlich;
unmöglich dagegen tu f. — 15 und 16 bisher unbekannt. Der
zweite Vers auf einer Rasur geschrieben ist unleserlich; als voll-
kommen sicher kann nur scieris und aequius addes gelten. Da-
durch wird es sehr erschwert für das verderbte Perde semei die
K. ScheM, Eine alte Handschrift der disticha Catonis. , 405
Dissimula laesus, si non datur ultio praesens :
qui caelare potest odium post est ledere quem vult.
(f.' 32, h)
Bumores caue, ne studeas nouus auctor haberi: I, 12
20 nam tacnisse nocet nullit nocet esse locutom.
Qui prodesse potest non est fngiendas amicns,
si laesit uerbo: bonitas sine crimine nihil est.
Hoc adhiue quod possis uiuere sanns : IV, 24
morbi causa mali est nimia quaecumque noluptas.
25 Laudaris qnodcuinque palam qaodcamque damnariSy IV, 25
hoc uide ne rursus lenitatis crimina damnis.
Noli putare malos homines peccata Jacrari : II, 8
temporibus peccata latent et tempora parent.
Cum tibi sint nati nee opes bis {m^ tone) artibus ülos I, 28
30 instrue (e in ras,) quo possint inopem defendere uitam.
Officium alterius moltis narrare memento: I, 16
et quaecumque benefeceris ipse sileto.
Multorum cum facta senes ac dicta rephindas, I, 16
fac tibi succurrant iunenis que feceris ipse.
35 Ne eures si qui tacito sermone loquator: I, 17
(f. 33, a)
conscius ipse s . . . e se putat omnia dici.
Si fueris felix q . . . nnt adnersa caueto: I, 18
non eodem cnrsu respodent ultima primis.
Qu dubia et fi-agilis nobis sit nita tributa: I, 19
40 in morte alterius spem (tu s. l. m,) tibi ponere noli.
Exiguum munus cum det tibi pauper amicus, I, 20
accipito laetus plane (plene m^ et laudare memento.
Infantem ndum (nudum m^) cum te natura creaoit, I, 21
paupertatis onus patienter ferre memento.
45 Noli timere illam quae est ultima finis : I, 22
qui mortem timet perdit quod niuit id ipsum.
ursprüngliche Leseart zu finden; etwa Perdideris? — 17 und 18
bisher unbekannt, v. 18 ist pote laedere zu schreiben. — 19 Btt-
mores fuge g. — 21 und 22 bisher unbekannt, der erste Vers fin-
det sich in dem Carmen roonostichon des Columbanus v. 109. —
nü est. — 23 Hoc bibe quod possis si uis tu u. s. — 24 nimia
est. — 25 probaris. — 26 crimtne dcwines. — 27 Dass der Dichter
noti gemessen hat, ist schwer zu glauben (vgl. v. 45); man wird
daher mit den übrigen Codices Nolo putes prauos zu schreiben
haben. — 28 et (at?) tempore. — 29 his artibtis scheint richtig,
nur muss dann quo in quts geändert werden; tunc g. — 32 qucte-
cumque aliis ; dagegen cUiis quatUum oder cum tu g. — 33 senex
ac d. reprendis scheint dem s. et d. recenses g vorzuziehen. —
35 quis. — 36 sibi de. — 37 Cum fueris g. — quae sunt. — 40
Cum dubia. — morte (auch im Turic.) ist besser als mortem g.
— 41 dat. — Statt laetus plene et geben placide pUne oder pUicide
et plene g. — 43 crearit. — 45 Ne timeas iUam quae uOae (oder uitae
quae) est ; vgl. v. 27. — 46 mortem m€tuit. — 47 ipse, — iSi tibi
496 K. Schenkly Eine alte Handschrift der disticha Catonis.
Incusare deos noli sed te ipsnm coerce, I, 23
si tibi pro meretis (meritis m^) nemo snccnrrit amicus.
Ne tibi desit quod qnaeris utere parce, I, 24
50 nt quidquid est seinies semper tibi deesse putato.
Quod praestare potes nee nis (bis m,) promittere noli, I, 25
ne sis uentusns dum uis bonus esse uideri.
Qui simnlat nerbis nee corde est firmus anücus, I, 26
(f. 33, b)
tu quoque fac simile : sie ars delnditur arte.
55 Noli homines blandes n nimio sermone probare: I, 27
fistula dolee canit Toluerem dum deeipit aneeps.
Contra hominem astuium noli yersutus haberi :
non eaptare malos stoltum est sed nelle noeere.
Quae eolpare solis ea tu ne feeeris ipse : I, 30
60 tnrpe est reeturi (rectori m,) com eulpa arguat ipsum.
Quod iustum est petito et quod uideatur honestum: I, 31
nam stultnm est petere quod possis iure negare.
Dat legem natura tibi, non aceipit ipsa:
cognita iudieio eonstat ineognita easu: I, 32.
Exp. Lib. pri. inep. lib. see.
Telluris si forte uelis eognuscere cultus, praef. libri II
Vergilium legito. quod si mauis nosse labora
herbarum uires macer haec tibi carminU dieit.
si romam uelis et puniea eognuscere bella,
5 Luganum quaeres qui matis praelia dixit.
si quid amare uelis u^l diseere amare legende
(f. 34, a)
Cum tibi praeponas animalia euneta timere, lY, 11
unum praeeipue seito tibi hominem esse timendum.
Utere quaesitis modiee. cum sumptus habundent (n del.): U, 17
p. m. nemo respondet a, incusare deum n, sed te ipse e. — 49 quid
desit qwiesitis (so einige Handschriften als Correctur). — 50 utque
quod est serues, — 61 ne bis promiseris uUi. — 52 uentosus. —
esse auch im Turic, ipse g. ~ 54 vielleicht simüe huic; dagegen
simules g, was nur haltbar wäre, wenn man Qui in Si änderte.
— 55 blando ninUinn, — 57 und 58 bisher unbekannt. Der Ge-
danke dürfte derselbe, wie v. 53 f. sein, also etwa C h. a. noli
inuersutus (freilich lässt sich diese Bildung sonst nicht nach-
weisen) Juiberi: tion eaptare mahs sttdtum est nee u, n, ~ 59
soles. — 60 doctori, — redarguit, — 61 uel quod. — possit i
negari, — 63 sonst nicht überliefert, steht übrigens mit dem
zweiten Verse in keiner Verbindung. — 64 constant,
H 1 cognoscere. — 2 möge nosse Idbores, — 5 hos tibi carmine
dicet ~ 4 Bomana uelis (Momana cupis g), — et ciuica Coniectur
de« Scriverius. — noscere, — 5 Lucanum. — quaeras Par. 2659 u. a.
— Martis:— 6 amare Übet g (Par. 2874 ueliSy s. 1. libet), — 8 prae-
eipue tibi scito unzweifelhaft richtig; praecipio tibi phts g. —
£ ScheM, Eine alte Handschrift der disticha Gatonis. 407
10 lanitur exiguo qnod partum est tempore longo.
Insipiens esto cum te (te deh) tempus postolat (postolat mj
ipsum : 11, 18
stoltitiam simnlare loco cum tempore laus est.
Luxuriam fogito, simul et uitare memento ü, 19
cum Yenere et Baccho est seiuncta uoluptas. lY, 30
15 Nolito quaedam referenti credere saepe: ü, 20
exigua est tribuenda fides qui multa locuntur.
Quae potus (potu m^) peccas ignuscere (ignoscere m^) tu tibi
noli: n, 21
nam crimen uini nullum est sed culpa bibentis.
Quod tacitum esse vis dicere noli.
20 Consilium arcanum tacito committe sudall: Uy 22
corporis auxilio ( — um m^) socio (s. l. m^ ; medico m^)
committe fideli.
Hoc breuitas fecit sensu (sensus m^) coniungere binos. lY, 49
Exp. lib. sec. ine. lib. terti.
(f. 34, b)
Quod laeto est animo conplectere sed fuge lites. lY, 30.
Successus indigni nolito ferro moleste : II, 23
iudulget fortuna maus ut uincere possit
Prospice qui ueniant casus hos esse ferendus : 11, 24
5 nam leuius laedit quidquid praeuidemus ante.
Rebus in aduersis animum submittere noli : 11, 25
spes una retinet hominem nee in morte relinquit.
Rem tibi quam scieris aptam promittere noli: n, 26
Quod sequitur specta quodque imminet an 11, 27
— 10 Utbitur, — 11 dum (cwtn Taric.^ tempus postiüat aut res g;
es scheint, dass diese Leseart aus II, 5 entstanden und somit die
üeberlieferung im Yeronensis vorzuziehen ist. — Yielleicht uel
tempore?', wUlkUhrlich umgeändert loco pruderUia summa est g.
— H Baccho lis est et iuncta, — 15 Noli tu. — saepe ist dem
semper g entschieden vorzuziehen. — 16 Man möchte mit junee-
ren Codices Exigua iis schreiben^ wenn nicht III, 13 ein ähnUchos
Beispiel der Aaslassang des Fron, demonstr. vorläge. - 17 ignos-
cere. — 18 minder ^at nuMum uim g. — 19 Vielleicht Quod
tacitum esse uelis aliis tu dicere noli, oder haben wir hier eine
nar halbe metrische Zuformang des Spruches Sent. Cat. alt 20
(Psea dosen. 16) Quod tcu^um uelis esse nemtm dixeris'^\ vgl
Wölfflin Publ. Syrus p. 137, meine Beiträge zur Kritik des Scneca
S. 41. — 22 Hos ist Ck)njectar; Hoc oder Haec g; sensu scheint
richtig.
III, 1 Ouod lautum. — 2 Successum indigni noli tu^ so ebne
Zweifel ricntig; successus tu noli indignos Far. 8093, successus
indignos (dignos) noli tu ^, — 4 hos casus g. - 5 prouidimus,
— 7 spem retine. spes una Ihominem g, was den Yorzag vordient;
unä finde allerdings eine Analogie in petere 1, 31, wofür man
freilich leicht petere id herstellen kann. — 8 noscis oder nosces
g. — dimittere. 9 ante uideto, — 10 scieris non te esse-,
498 K. Schenkt, Eine alte Handschrift der disticha Catonis.
10 Olli te solaris non esse parem pro tempore cede : TL, 10
nictorem a uicto saepe snperari nidemus.
Dimissos animis et tacitos uitare memento : IV, 31
quod flnmen placidnm est forsitan manet altias unda.
Dnm fortuna remm tibi sit discrimine peior, IV, 32
15 alterius specta cum sit discrimine peior.
Qaod potest id tempta: nam litus carpere remis IV, 33
utilias multo est quam ... um tendere in altnm.
(f. 35, a)
Fortius ut ualeas interdom parcior esto: II, 28
pauca Yolontati debentor, plnra saluti.
20 Est iactura grauis quaesitnm amitaere damno: IV, 36
sed tibi cum ualeat seper saperesse pntato.
Ereptis opibus noli merere dolendo, IV, 35
sed gaude potius si tibi contingat habere,
ludicium popiüi nomqnam contempseris nnos, II, 29
25 ne nnlli placeas dum uis contempnere multos.
Somnia ne eures; nam mens humana quod optat, n, 31
dum uigilat sperat, per somnum cernit id ipsum.
Instrie (Instrue m,) praeceptis animum, ne discere cessa : III, 1
nam sine doctrina uita est quasi mortis imago.
30 Haec praecepta tibi semper legenda memento. praef. lihri IV,
semota (semotam m^ a uitiis si uis prodacere uitam. praef.
lihri IL
inuenies quod te ipsum uitare magistrum. praef. lihri IV.
nee uitiis erere (herere m^ animi qui moribus obsunt. praef,
libri IV.
Fortunae donis semper pai-uisse memento: ni, 1, b
35 non opibus bona uitatur sed moribus ipsis.
dagegen scieris non esse ^rem te tempore g. — 12 Demissos
animo. — 13 forsan. — vielleicht tneat, was durch manat glos-
siert wurde; lotet g. — 14 Cum fortuna tibi rerum tua displicet
ipsi; eigentlich fortuna tua rerum tibi g, vgl. v. 7. — 15 cui. —
16 potes, — 17 tutius est multo g, was vorzuziehen scheint. —
uelum. — 19 uoluptati. — 20 quae»itum entschieden richtig ; quae
sunt g. — amittere. — damnis z, — 21 bisher unbekannt; wahr-
scheinlich fMÜeas semper. Diese Sentenz passt viel besser zu dem
vorhergehenden Verse als die, welche mit ihm in den übrigen
Codices verbanden ist: sunt quaedam quae ferre decet patienter
amicum (oder amice). — 22 maerere, — 23 tibi si, — 27 uigilat darf
nicht nach der coli. Voss, in uigilans geändert werden. — 28 ces-
ses g. — 30 relegenda, — 31 per quae semotum uitiis deducitur
aeuum g. — 33 animum oder animos g. — quae, — 34 und 35
sonst nur bei Scrivcrius überliefert. — 34 damnis semper parere
Scriverins; vielleicht donis paruum tr^isse. — 30 bona fama
datur; b. mta d, was näher läge, ist kaum zulässig.
K, ScheiM, Eine alte Handschrift der distiolia Oatonis. 499
(f. 35, b)
Expl. IIb. IIT. ine. Hb. IUI.
Hoc quicumque uult Carmen cognoscere lector, |>rae/'. lihri 111.
cum praecepta ferat quae sunt gratissima uitae,
commodo multa feret ; sin autem spreuerit illud,
non me scriptorem sed se fastidiet ipse.
5 Cum recta niuas ne eures uerba malorum : m, 2
arbitrio non est nostro quid quisque loquatur.
Productus testes salua tamen ante pudo . . . III, 3
quantumcumque potes celato crimen a . . . .
Sermones blandos ethlesos uitare memento: III, 4
10 simplicitas siuiri fama est laus ficta loquentis.
Segnitiem fugito quae uitae ignauia fertur: UI, 5
nam cum animus languet, consumit inertia corpus.
Tempora longa tibi noli promittere uitae : lY, 37
quocumque incedis sequitur mors corporis umbra.
, 15 luterpone tuis interdum gaudia curis, m, 6
ut possis animo quemuis sufferre laborem.
Alterius dicto aut facto ne carpseris us . . . . m, 7.
Aus dieser Erörterung erhellt, dass der Veronensis nicht bloss
für die Kritik einzelner Stellen von Wichtigkeit ist, sondern auch
schätzbare Ahhaltspuucte gibt, aus denen sich überdie Entstehung des
Gedichtes und dessen Umarbeitung Schlüsse mit grosser Wahrschein-
lichkeit ziehen liesen. ^'^)
Graz. Karl Schenkl.
TV, 1 iwlet ; uoles 5. — 3 feres 5. — apreueris g. — 4 ipsum;
te neglexeris ipsum g; se fastidiet ipsum ist jedenfalls gewählter.
— 5 rede. — 6 arbürii n. e. nostri, — 7 testis saluo L a. pudore.
— 8 amici. — 9 hlaesosque cauere (uiitare hat auch Par. 8320 und
andere). — 10 Simplicitas ueri fama est fraus fieta. — loquentis^
wofür loquendi g, scheint richtig. Die Septenz muss also erklärt
werden: Die Wahrheit glänzt durch Einfachheit, die trügerische
Sprache ist gekünstelt. — 14 ingrederis g. — 17 dictum aut fac-
tum Bern. 403 und andere, jedenfalls richtiger als was die meisten
bieten factum ac dictum.
*'') Ich füge hier noch die Emcndationen zum Texte des Cato bei,
welche ich im philol. Anzeiger a. a. 0. S. 408 gegeben habe, näm-
lich I, 5 cur culpas (die besten codd. cum ciUpant), 37 Seruorum
culpa (die besten S. culpam), 40 mit Umsetzung der beiden ersten
Vershälfton Cum fueris felix notis haud parcus amicis, dapsüis
interdum f semper tibi proximus esto, II t 5 qua uitae^ 8 Quae
tibi fors dederü tabvXis suprema notato: at eadem serua, ne sis
quem fama loquatur; IV, 4 Dilige denarium sed parce^ despice
fetius, quod nemo sanctus nee honestus captat habere, 21 Exerce
studio, 2ö amicum.
500 F. Kündmer, Herzog v. Marlboiongh als d. BeichsfUnt
Der Herzog y. Marlborough als deutscher Beichsfärsi
Nach den Acten des L k. Beichs-Finanz-ArchiTS.
Eine interessante Episode in dem Leben des englischen General-
Capitains, der mit dem Prinzen Eugen den Siegesrahm des spanischen
Erbfolgekrieges theilt, bildet die deutsche Beichsstandschaft desselben,
welche hier insofern einen kurzen Bückblick rechtfertigen dürfte, als
sie nach Einer Seite hin in der Geschichte noch immer in das Oapitel
der ungeklärten Fragen'gehört. Nach dieser einen Seite hin soll nun auf
Ginind bisher unbeachtet gebliebener Actenstücke der Gegenstand
besprochen werden, wobei ich, um nicht zu wiederholen, was, bereits an
anderen Orten ausführlich behandelt ist, die Thatsache selbst füglich
als bekannt voraussetzen kann und sie nur soweit berühre, als diess
der Zusammenhang erfordert.
Schon in der ersten Zeit des spanischen Erbfolgekrieges hatte
sich der Herzog von Marlborough durch seine erfolgreiche Kriegsleitung
grosse Verdienste um Kaiser und Beich erworben. Um denselben die
gebührende Anerkennung zu ei'weisen und wohl auch der verbündeten
Macht ein Zeichen seines Dankes zu geben, beschloss der Kaiser den Be-
fehlshaber der englischen Armee zum deutschen Beichsfürsten zu
erheben. Die zustimmende Antwort der Königin war ohne Zögerung
erfolgt, und Mai-lborough erhielt noch 1704 auf seinem siegreichen
Zuge an die Donau die erste Kunde von der ihm zugedachten Aus-
zeichnung. Der Kaiser hatte nämlich die Absicht, irgend eine seiner
Besitzungen im Beiche zum Fürstenthum zu erheben und Marlborough
damit zu belehnen , welcher demgemäss in den Beichsversammlungen
von rechtswegen unter den regierenden Beichsfürsten Sitz und Stimme
führen sollte. Es war aber nicht leicht, das entsprechende Territorium
im Beiche ausfindig zu machen, und Marlborough trug seinerseits
wieder Bedenken, den ihm zugedachten Titel anzunehmen , so lange
derselbe nicht im Sinne der Beichsverfassung mit dem angemessenen
Besitzthum verbunden war. Nach mancherlei Berathungen wurde die
Stadt Munderkingen in Schwaben zu dem gedachten Zwecke in
Aussicht genommen, bald aber wegen der allzu geringen Erträgnisse
wieder fallen gelassen. Darüber war Kaiser Leopold I. gestorben,
und sein Nachfolger Josof I. ergriff den ersten sich darbietenden
Anlass, um dem verdienstvollen Feldherm den noch immer ausste-
henden Dank seines Hauses und des Beiches abzutragen. Inzwischen
war nämlich die Herrschaft; Mindelheim, welche bis dahin dem
jüngst verstorbenen Herzoge Max von Baiern, dem Oheim des soeben
geächteten Kurfürsten gehörte, heimgefallen. Diese wurde sofort
zum Beichsfürstenthum erhoben und dem Herzoge von Marlborough
zugewiesen. Noch im November 1705 wurden die betreffenden Diplome
F. Kündmer, Herzog y. Marlboroogh als cL Reichsfftrsi 501
ausgefertigt, woraaf der neue Beichsfarst sein Gebiet in Besitz nahm
und in den Beichstag eingeführt wurde. ^)
So blieben die Dinge^ bis zu Ende des Krieges. Als aber nach
den bekannten Verhandlungen zu Bastadt endlich auch fßr Kaiser
und Beich der Friede zu Baden im Aargau 1714 yerhandelt wurde,
da bildete auch die Mindelheimer Anlegenheit eine vielbesprochene
Frage. Indem nämlich die beiden Kurfürsten von Köln und Baiern
von der Beichsacht befreit wurden und nun wieder in ihre Länder
und Besitzungen eingesetzt werden sollten, musste auch das neue
Fürstenthum Mindelheim an den Kurfürsten von Baiem wieder
zurückfallen, welches demnach, trotz der Einsprache des nunmehrigen
Kaisers Karl VI. für Marlborough verloren gehen sollte. Daraus resul-
tierte die weitere Frage wegen einer entsprechenden Entschädigung
des Letztern. Auf die Intervention des Prinzen Eugen, der Mai'lborough's
Sache vertrat, versprach der Kaiser dahin zu wirken, den Herzog
entweder noch im Besitze des Furstenthums zu erhalten, oder ihm
doch eiue Entschädigung dafür auszumitteln, und eher von seinen Erb-
gebieten einen Landstrich von gleichem Ertrage auszuscheiden, als
den Herzog ohne Entschädigung zu lassen. Inzwischen war der Friede
zu Baden abgeschlossen, der über die Bestitution von Mindelheim
entschied. So war das Fürstenthum für Marlboi*ough endgiltig ver-
loren, doch sollte er gleichwol Titel und Bechte eines BeichsfÜrsten
und demgemäss Sitz und Stimme auf der Fürstenbank behalten.
Mittlerweile war man in Wien ernstlich bemüht, um dem Herzoge
für den erlittenen Verlust ein passendes Aequivalent zu bieten , wie
Prinz Eugen demselben in einem Briefe vom 26. März 1715 mittheilte.
Man dachte in dieser Hinsicht zunächst an die österreichischen
Besitzungen in den Vorlanden. Schon am 2. Februar war nämlich
an das oberösterreichische Gubernium in Innsbruck ein kai-
serliches Bescript mit dem Auftrage ei*gangen, ein Gutachten abzugeben,
,,was dem englischen Capitain General Fürsten von Marlborough anstatt
der einsmahls zu seinem Favor in ein Beichs-Fürstenthum erhobenen,
durch den Baadischen Frieden aber dem Churhaus Bayern widerumben
restituirter Herrschaft Miudelheimb zu weiterer Beibehaltung der im
Reichs-Fürstenrath ingehabten praerogativen des Sitzes und Stimm
für Güter, Stadt oder Herrschaften ausser Tirol und Breisgau in
andern österreichischen Ländern, ohne des landesfürstlichen Gameralis
sovil möglich mindesten Abbruch ausersehen und erwehnten Hei-zog auf
seine Person und Leben allein zu einem männlichen Lehen verliehen
werden könnten."
Hierauf wurde die oberösterreichische K a m m e r um ihr Gutachten
befragt und erstattete einen für die Kenntniss des damaligen Standes
der vorländischen Besitzungen höchst beachtenswerthen Bericht, indem
') Die weiteren Vorsänge dabdi s. Coxe. Herzogs Job. v. Marlborough
Leben und Denkwürdigkeiten, flbersetst von F. A. v. H. Wien,
1820. II. 364 ff.
»•HMhiifl f. d. »tUrr. Oyma. 1678. VU. n. VQL H«ft. 34
50t F. Eündmer, Eimog y. Marlborough als d. Beiohifftni
sie zunächst bemerkt, dass die österreichisch-schwäbischen Cameral-
Herrschaften und Güter schon ehedem entweder verpfändet oder
als Lehen hinweggegeben worden seien, und somit das meiste in
fremden Händen sich befinde, so dass in diesem Falle nur noch die
Landgrafschaft Neuenbürg, die Markgrafschaft Burg au, die
Landvogtei Schwaben, die Herrschaft Bregenzund Hohenegg,
die fünf Donaustädte, endlich die Stadt und Herrschaft Vi Is und
Hohenfreibergin Betracht kommen können. Ins Einzelne eingehend
gibt die Kammer folgendes zu bedenken :
1. Was zunächst die Landgrafschaft Nellenburg betrifft, so
lässt sich schon aus einem früheren Gutachten vom J. 1706 zur
Genüge entnehmen, welche Bedeutung wegen ihrer Lage am Bodensee
die Landgrafschaft Nellenburg für die sämmtlichen yorderösterreichi-
schen Gebiete habe, so dass zu einer Hintangabe derselben keineswegs
eingerathen werden könne.
2. In ähnlicherweise nmfasst die Markgrafschaft Burgau
ein ansehnliches Territorium, yon welchem fiberdiess das Erzhaus
Oesterreich den Titel führt, zudem grenzt sie mit yerschiedenon
Reichsständen und zwei meist akatholischen Reichsstädten, Ulm und
Augsburg, mit denen sie in mancherlei Reichshändeln befangen ist.
Uebrigens ist noch bekannt, welche Schwierigkeiten es zur Zeit, als
das Stift Augsburg diese Markgrafschaft durch längere Zeit in Pfand-
besitz gehabt, insbesondere bei Hereinbringung der Lehen gegeben
habe. Aus diesen Rücksichten scheint es nicht gerathen, diese Mark-
gi*afschaft aus der Hand zu geben, zumal hier noch die Zollfrage sowie
auch die schönen wildreichen Forste in Betracht kommen.
3. Was es ferner mit der Landyogtei Schwaben für eine
Bewandtniss habe und wie ohne diese das Landgericht daselbst nicht
wohl bestehen könnte, wie denn schon früher die Reichsstände yer-
schiedene Versuche gemacht, dieselbe dem Erzhause ganz zu entziehen,
ist gleichfalls aus den seinerzeit erstatteten Gutachten hinlänglich
bekannt.
4. Die Herrschaft Bregenz und Hohenegg gehört zu den
yorarlbergischen Gebieten und bildet mit Feldkirch, Bludenz und
Sonnenberg Einen Bestand, so dass Bregenz mit Hohenegg dayon
nicht ohne Nachthell getrennt werden kann, zumal das Ganze ein
wichtiger Pass- und Grenzort gegen die Schweiz und Graubündten und
zugleich eine Vormauer für Tirol ist.
5. Die fünf Donaustädte — ein der Kammer geläufiger
GesammtbegrifffnrSulgau, Mengen, Riedlingen, Waldsee und
Munderkingen — könnten noch am füglichsten dem Füraten yon
Marlborough überlassen werden. Doch ist hier wieder zu bedenken,
dass sie nur einen geringen Ertrag, etwa 2000 fl., abwerfen und kein
abgerundetes Territorium darstellen, zumal die Abgaben yon Riedlingen
und Munderkingen bisher an die Gasse yon Ehingen abgeliefert wurden.
Zudem waltet noch das Hinderniss, dass diese Städte auf die Yer-
F. Künc^iner, derzog v. Marlborongh als d. Beichsffint. 508
sichernng hin, dass sie nicht weiter verpftndet werden sollen, sich
selbst ausgelöst hatten.
6. Was endlich die Stadt nnd Herrschaft Vils und Höhen-
frei her g betrifft, so trägt das Erzhans die Stadt Vils nnd das
Schloss Yilsegg (nebst Schloss nnd Herrschaft Hohenegg) vom
Stifte Kempten zu Lehen, so dass es noch dahin steht, ob das Stift auf
eine Weiterbelehnung eingehen werde, zumal dieselbe einem Akatho-
liken gelte. Uebrigens ist der jährliche Ertrag dieser Herrschaft nicht
bedentend g^nng, Hohenfreiberg ist aber bisher um 6000 fl. ver-
pfändet, doch hat die oberösterreichische Kammer die anbefohlene
Einlösung bereits veranlasst.
Da nun bei allen diesen Herrschaften nnd Gütern verschiedene
Umstände vorwalten, welche gegen eine Vergabung derselben sprechen,
nnd die Kammer grundsätzlich und im Sinne wiederholt ergangener
kaiserlicher Verordnungen nicht nur gegen eine Veräusserung der
Kammergüter einzurathen, sondern vielmehr auf Wiedergewinnung
derselben Bedacht zu nehmen hat, und da endlich bei Marlborough
auch das i*eligiöse Moment in Erwägung fällt: so sieht sich die
Kammer genöthigt, nach andern Auskunftsmitteln zu suchen, womach
sie denn ihre Vorschläge richtet. Zunächst stellt sie vor, ob der Kaiser
nicht gewillt wäre, eine hinlängliche Summe Geldes aus den nieder-
ländischen Einkünften vorwegzunehmen und damit das eine oder andere
verpfändete Gut im Reiche auszulösen oder ein anderes zu erkaufen
und dem Herzoge zu überlassen. Wäre aber von den Niederlanden ein
Vorschuss nicht leicht zu erlangen, so glaubt die Kammer auf die bei
der Landschaft in Steier erliegenden , aber dem oberösterreichischen
Aerar in Ansehung des verpfändeten Hohenberg zustehenden 400.000 fl.
hinzuweisen, um daraus die zur Einlösung einer Pfandschaft nöthige
Summe zu entnehmen. Würde aber auch dieser Vorschlag dem Kaiser
nicht genehm sein, so ist man der Meinung, dass doch die Herrschaft
Vils und Hohenfreiberg dem Herzoge mit den schon bei Mindelheim
gemachten Cautelen auf lebenslang als Mauns-Afterlehen überlassen
werden möchte. Da jedoch der hievon entfallende Ertrag zu einem
ganzen oder halben Reichsfürsten-Anschlag nicht hinreichen wurde,
so bliebe es dem Kaiser überlassen, das betreffende Reichs-Matricular-
Qnantnm auf den österreichischen Kreis zu übernehmen und diessfalls
den Fürsten gegen das Reich zu vertreten, wobei demselben gleich-
wol jährlich 4 — 5000 fl. zur Bestreitung der Gesandtschafts- Unter-
haltung beim Reiclis-Convent zu Regensburg auf die Kammer anzuweisen
wären. Obschon diese Last dem ohnehin ganz entkräfteten Aerar schwer
fallen würde, so wäre diess doch nicht so empfindlich, als wenn von
den noch vorhandenen Kammergütem eine ganze Herrschaft wegge-
geben und 8(»mit der Gefahr ausgesetzt würde, bei den Wechselfällen
der Zukunft nach dem Tode des ohnehin bejahrten Fürsten gar nicht
mehr an die Kammer zurückzufallen.
Das Gubernium schloss sich diesen Ausführungen der Kammer
an, indem es auch «einerseits betonte, wie wenig rathsam es aus
84»
504 . F, Künehneft Herxog y. Marlboroagh als d.
begreiflichen politischen nnd anderen Gründen wäre , eine von den
namhaft gemachten Land- und Herrschaften, zumal von den erstge-
nannten fünf wegzugeben^ und gelangt zu dem Schlüsse, dass es das
Nächste und Beste wäre, wenn auch die Stadt Vils nebst Hohenfrei-
berg bei der oberösterreichischen Kammer verbliebe, und der Kaiser
es durch seinen Einfluss beim Beiche dahin bringen möchte, dass der
Herzog Sitz und Stimme im Fürstenrath zeitlebens behalten, wegen
des fürstlichen Beichsanschlags aber vom österreichischen Erzhanse
vertreten würde , bis sich eine passende Reichs- oder österreichische
Herrschaft ausfindig machen liesse, wobei die erwachsenden Auslagen
aus den Hohenberg'schen Pfandschaftsgeldern, deren Zinsen in der
Höhe von 6 — 8000 fl. auch richtig einfliessen, gedeckt werden durften.
Die Zustimmung des Reiches wäre in Anbetracht der hohen Verdienste
des Fürsten um Kaiser und Reich leicht zu erreichen, zumal es an
Beispielen dieser Art aus nächstvergangener Zeit nicht fehlt. So war
schon 1654 Maximilian Fürst von Dietrich st ein auf kaiserliches
Fürwort, obwohl er sich damals noch nicht mit unmittelbaren Reichs-
gütem und einem fürstlichen Reichsanschlage ausweisen konnte, f&r
seine Person zu Sitz und Stimme auf den Reichstagen zugelassen
worden. Zur selben Zeit war gegen den Fürsten Johann Weickard von
Auersperg und wenig später gegen den Fürsten Johann Ferdinand von
Portia, ja neuestens erst 1712 gegen den kaiserlichen Obersthof-
meisler Anton Florian Fürsten von Liechtenstein die gleiche Rück-
sicht geübt worden.
Nachdem auf diese Weise die schwebende Angelegenheit von der
oberösterreichischen Regierung und Kammer durchberathenwar, wurde
sie an die Hofkammer geleitet^ wo sie ihrer Natur nach in den
Geschäftsbereich der Fiscalcommission fiel, einer jener acht
Hauptcommissionen, wie sie behufs einer geregelten (jeschäftsbehand-
lung noch auf Anregung Kaiser Joseph's L bei der Hofkammer
bestanden. Die Haupt-Fiscalcommision nun stimmte, wie sie in ihrem
Sitzuugsprotokoll vom 13. Jänner 1716 des weitem ausführt, den ihr
vorgelegten Anschauungen im Ganzen und Grossen zu, fand aber
gleichwol die Sache noch nicht spruchreif genug, um ihrerseits einen
endgiltigen Beschluss zu fassen, sondern ist vielmehr der Meinung die
Hofkanzlei aufzufordern, dass diese wie es übrigens schon vor Erlas-
sung des Rescriptes an das oberösterreichische Gubemium hätte
geschehen sollen, mit der Hofkammer zu einer gemeinsamen Be-
sprechung zusammentrete, um sodaun nach gegenseitiger Verständi-
gung dem Kaiser in dieser so wichtigen Saclie vorzustellen, was ihre
Pflicht gegen denselben erfordere. Der Hofkammer war es voi*züglich
darum zu thun, dass die Hofkanzlei nicht auf eigene Hand eine vor-
schnelle Resolution fasse, die dann nicht mehr zu widerrufen wäre. ^
>) Uebrig^ns anterliess es die Hofkammer nicht, in einer an die Hof-
kanzlei gerichteten Note vom 23. Jänner d. J. zu bemerken, dass
man ,|gehofft" habe, die Hofkanzlei werde noch vor Ausfertigaog
F. Kürschner, Herzog v. Marlborongh als d. Beichsffirsi 505
lodern so die Verhandlungen noch im Zuge waren, wurde der
greise Marlborough von jenen schweren Unfällen heimgesucht, von
welchen er sich nicht mehr erholen sollte. Schon im Mai desselben
Jahres traf ihn der erste Schlaganfall mit solcher Heftigkeit, dass er
Sprache und Besinnung verlor. Obwol sein Zustand sich wieder zu
bessern schien, so erlag seine geistige und körperliche Kraft den
wiederholten Anföllen, obschon er sein Leben noch mehrere Jahre
fristete. — Dass bei dieser unerwarteten Wendung die £ntschädlgnngs-
angelegenheit in's Stocken gerieth, lag wol in der Natur der Sache,
zumal der Hauptpunkt der Frage in der Führung von Sitz und Stimme
auf den Beichstagen bestand, was unter so bewandten Umständen für
unbestimmte Zeit auf sich beruhen bleiben musste. Wenn aber dem
Kaiser in der Folge der Vorwurf der Undankbarkeit gemacht wurde,
so geht aus der Darstellung des wahren Sachverhaltes doch soviel
hervor, dass der Kaiser zunächst bemüht wai*, Marlborough im Besitze
des ihm anfanglich zugewiesenen Fürstenthums Mindelheim zu er»
halten, und als diess nicht mehr möglich wurde, wenigstens alle
Anstalten traf, um die entsprechende Entschädigung auszumitteln —
bis das traurige Schicksal des Füi'sten selbst störend dazwischentrat ! —
Franz Kürschner.
jenes Bescripts an das oö. Gnbemium sich mit der Hofkammer
verständigen, woran sie die Bitte knüpft, in der Folge in solchen
Dingen nicht mehr allein vorzugehen.
MM C. PaudseTj Nachtrag zom lateiniaclieD Leikon.
Nachtrag
xn
Ergänzungen zum lateinischen Lexicon L
(S. Heft V, 8. a2d-34ö.)
Adulanter: Angostin in psalm 78, 13 qui nobis aduUnder
arridenty Fnlg. Contin. Yerg. — amorifer: Dracont. carm. (ed.
Duhn) VI, hOplus serü amoriferis certanHa membra sagittis^ Yen.
Port. — f augmentaiio: Ang. in ps. 80, 8 Joseph interpretaimr
augmenkUiOf Boeth., Bened. Begola 2. ^ f blandifluus: Dra-
cont. cann. VI, 76 rasa blandifluas rutilans uertehai habenas, Till,
13, Yen. Fort. (cf. f dnlciflnns Dracont. cann. de Deo 49, meUiflnns
Drac. cann. EK Dnhn, 207, Anien., Boeth., all., f moUiflnns Drac.
carm. YII, 11 'Cypris . . agmine molliflno dncens . . choreas\ Sem.
Centim). — f brucosus: Adaman. De locis sanctis I, 21 non enim
brucosüj sed herbosa et florida iUius terrae quaUtas; eadem pro-
pemodnm nerba Beda, qnem citat Quicherat. Add. Lex. Lat. s. n. —
f captiuairix: Jnlian. ap. Ang. c. Jnl." (h. e. contra secnnd. resp.
Jaliani) II, 11, Yerecund. (Pore. Lex. ed. De- Vit s. n.). — cognos-
cibilis: Aug. in pe. 118 prooem. propter eins profunditatem pauds
cognoscibilemf „8. S. uers. uet. Job 18, 19", intpr. Iren., Boeth.;
aduerb. Yulg. Sap. — communieeps: Aug. Conf. YI, 14, 24 Ro-
manianuSf communieeps noster, inscr. — f commutabilitas:
Aug. in ps. 109, 12 fons lucis sine commutabilitate, Ps. Encher.
(Quicherat). — f compatruelis: Aug. in Euang. Joann. tract.
10, 2, 2 fratres . . campalrueles aut consobrinos, — completio:
Hier, in Gal. II ad 4, 21 inter reprommissionem et cotnpletionem^
Yulg. Leuit., Aug. ep., ICti postt., Paul. Diac. — f condicionalis subet.:
„Tert. idololatr. 12", Aug. c. Faust. XXII, 55 ut etiam per hanc
condicionalem (Zelpham ancillam : Gen. 30, 9) libera illa uxor Jacob
(Lia) laborans fUios heredes regni suscipiat. Cod. Theod.. Jul. epit.
Nou. — decertator: Ambr. in ps. 36, 11 noli esse contentiostis
et decertator in zelOj Cassiod. (Epiph.) Hist. eccl. tripart. (YI, 16
al.). — dulciloquus-, Aug. Conf. IV, 8, 13 simul legere libros
dukiloqtios, Auson. (aetate non inferior, sed poeta), Sid., Anth. Lat.
(ed. Riese) 664, 2. — f duodennis: Aug. in ps. 101, Imirantur
sapientiam pueri duodennis , Sulp. Seu. ; duodennium Myth. Vat. HI
(Mai., al. duodecennium). — ^expresscq, plane ac diserte : Ambr.
De Noe 34, 126 (genus terrae) arenosum et puluerulentum, imOt
ut expressius dicam, puluis al., Aug. in ps. 49, 9 Matthias est er-
presse nominatus in Actt, Apost., Cod. Just. — exstantior:
Ambr. Hexaem. VI, 19, 62, ideo exstantiores aures sunt, CoeL Aur.
— impensio : Ennod. ep. V, 11 u^ amor mutuus de uicaria im-
pensione gratulctur^ id. dict. 10, Pompei. gramm., Gloss. Cyr. da-
Ttaytj. — incessabilis: Aug. in ps. 39, 1 per angustias mütH"
formes et incessabiles tentationeSy Yulg., Gros., Mart. Gap., Coel.
C. PaudBeTf Nachtrag mm lateinisohen Lexicon. 507
Aur.; adu. Hier., Aug. in ps. 93, 23, M. Cap., alii. — incessan-
ter: Cassian (sec. Y ante med.) CoUat. VII, 3, Flauian. ap. Leon.
M. pap. (t 461) ep. 22 lacrimis qttas incessanter fundo, Sidon.,
Sedol. Op. Pasch. III, p. 654 t. 19 Patrol. lat. ed. Migne, Bustic. c.
Aceph. p. 1209 t. 67 Migne, Cod. Just., Isid. qnn. in Deater. 21, 2,
alii (Rönsch Itala p. 153). — incurabilis: Theod. Prise, med.
praes. II, chron. 7 ex. (phthisin), Coei. Aar. tard. pass. 11, 12, 143
iis qui omnem fluorem de pulmonibus utenieniem incuräbüem dt-
cufU assentiendutn non est, HI, 8, 107, acut, n^ 37, 191, Cassiod.
(Epiph.) Hisi trip., gloss. (curabilis Coel. Aur. tard. lY, 7, 93 dif«
ficüe curabilis, U, 12, 137). — indagahilis act.; Cassiod. in ps.
145, 1 uirtus anitnae . ., quae causas . . creaturarum indagabili
r<Uione perquirit, in 148 concl. in 150 concl. al., „Boeth. geom. p.
394 Lachm.'^, Isid. indolor ia,ae (dvaXytjaia): Hier, in Eph. II,
ad 4, 20, Aug., Sidon. — f inexcusabiliter: Aag. in ps. 73, 3
si iüi inexcusabiliter terrenis inhäeserunty Cassian. Collat. XXI,
29, Ale. Auit., Facund., Greg. M. (Quich. et De- Vit). — inaiccabi-
Iis: Aug. in ps. 41, 2 fons Sid. — insufflatio: Ambr. parad.
5, 28 quomodo lignum uitae plus operari uidetur ad uitam quam
insufflatio Dei?^ ib. 29 et 7, 35, Hier., Aug. De gen. contra Manich.
II, 6 anhnae sensus est additus, ista insufflatione, et ib. aliq., id.
De animae orig. I, 14, 22 cum et spiritum hominis (Dens) in ipso
fmgat, quaerendum est, iUrum noua iusufflatione, an tractum ex
propagine, ib. 19, 33 ex. al., intpr. Iren., Leo M. serm., Cassian.
Coli. VIII, 21, Cassiod. anim. 1, Coel. Aur. — interuersor: Aug.
in ps. 99, 10 (non damnauit seruum qui interuertit quod accepit, sed
qui non erogauit) inielligatur poena interuersaris ex poena pigri,
Cassian. et Caes. Arel. (De- Vit), Cod. Just. — *inuectio transL:
Ambr. in Luc. Vin, 21 ne quem uel austera percellat inuectio,
Julian, ap. Aug. c. Jul.^ III, 203, „Eufin. apol. 11, 29**, schol. Gron.
ad Cic, Fulg. M. — irroratio: Aug. in ps. 38, 6 usquequo
U. donec. C p. 24) ille . . ab irroratione quadam guttarum domini-
carum de scripturarum nube uenientium ueniret sicut ceruus ad
fontem uitae (ps. 41, 2), Cassiod. — lineatus adi. : Solin. 27, 51
serpens . . lineatus caput, Hier. „ep. 117, 6 comatos lineatosque
iuuenes^y Isid. — lucificus: Aug. c. Faust. XXII, 9 inaccessibilis
illa ludfica lux, Coel. Aur. — f mcditator: Ambr. in ps. 118
serm. 13, 8 meditator Jjcgis et Euangelii praedicator, ib. sup., Paul.
Nol. ep. 11, 7, Dub. Prud. — f monasticus: Cassiod. (Epiph.)
bist. trip. X, 2 conuersatione monastica, Greg. M. et Beda (Quich.),
Thom. Thes. — f obdormitio: Aug. in ps. 75, 10 duritia cordis
obdormitio est, quae refert Ps. Eucher. (quem cit. Ä p. 56). —
f pleniter: Hier, in ps. 118 tunc pleniter morledictionem accep-
turi erunt mali id est haeretici uel reliqui, in ps. 17, ..Aug. serm.
143, n. 1 ed. Mai.'*, Theod. Prise. I, 2^ pleniter comburis, et.,, aceto
restinguiSy Ennod., „Vigil. pap. (538 — 55) ep. ad Euther. n. 7".
— f*praecipitatio transL (priScipitation) : Ambr. Öffic. ministr.
S08 K E, Oeof^a, Kritische Misoellen.
1, 2, 8 grauiora sunt uerba praecipäetHonis quam otiosa; ergo si
pro otioso uerbo ratio poscitur, quanto tnagis pro sermone impie-
tatis poena exsoluitur?, Isid. (Sent. ü, 17, 4 qui uel praedpita^
iione delinquit al.: C p. 16). — praeuaricatrix: Ambr. parad.
2, 11 praeuaricatricem mentem aL, Hier., ynlg., Aug. saep., Jal. ap.
Aug. c. Jul.^ n, 221 ante legem pecccUrix, post legem autem prae-
uaricatrix, Yl, 26^ intpr. Iren., Gelas. — f pseudomagister:
Hier, in, Eph. n ad 4, 11 sq., Vinc. Lirin. — f rotella: Aug. in
ps. 76, 20 unde breui$ etiam rotella orhicula id est orbiculus ap^
pellatus, et hinc totidem fere oerbis Isid. (Or, XIV, 2, 1). — sO'
nator: Aug. Conf. lY, 3, 5 ilUus morbi tu sanator, in ps. 36 seim«
2, 8, P. Nol. carm., Hier. (?) in Job 34, Isid. Sent I, 14, 8. —
scabridus: Ennod. ep. ü, 27 quidquid scabrida poposcit lingua^
moxmeruit, V, 7, Ven. Fort, (uit Mart, IV, 18 al.). — f scortatio:
Aug. in ps. 10, 9 exsüUant in potu, in luxuria, in scortationibuSf
Ps. Cjpr. dupl. mart. 36, Greg. M. — sinuatio: Ambr. Hexaem.
VI, 9, 62 sinuatio interiorum aurium, id. Noe 9, 28 in illa intesti-
norum reflexione ac sinuatione, Fulg. M. — f subiugatioi Ang.
in ps. 119, 7 hostium^ Verecund. Ä p. 84. — ueniabilis:
Ambr. parad. 14» 71 culpa, in Luc. X, 75 et freq., Pmd., Salnian.,
Sid.; hdvL.f ueniabiliter: Petr. Chrysolc^. (c. 405^50) senn.
90, compar. Alcim. Auit. (de adiectiuis quae a nominibus snbst. de-
clinata sunt bifariam uel in -alis uel in -abilis cf. C p. 22 sq. n. 16).
— (uicine): compar. Hier, in Matth. 13, 31 Uli procul, disdputi
uidnius audiebant, Boeth., Ven., sup. Aug. — uisibiliter: Ambr.
in Luc. VI, 86, Aug. serm. 10, 2 al., P. Nol., Gl. Mam. De anima.
— uoluptuose: Aug. in ps. 39, 21 sanato non erit onerosum
(sc. praeceptum quod Eu. Matth. 5, 44 continetur), uoluptuose düiges
inimicfMn sanatus, Sidon. —
Dorpat. 0. Paucker.
Kritische Miscellen.
Madvigii Adversaria critica yoI. 2 p. 328. not. 1 heisst es:
(Val. Max. VII) Cap. 6, 1 Latinum non est, quod e Vahlenii con-
jectura [ad Naev. reliqu. p. 6] Halmius edidit data armatura;
nam armatura tantum de certo armorum genere militibusque ea
habentibus dicitur; armaturam dare pro e. q. e. arma dare
(armare) nemo dixit. So Madvigs Machtsprnch vom Throne des
Kritikers. Aber der gute Mann irrt sich ! armatura f&r arma steht
oft in der Vulgata, nämlich 2. par. 2, 6; cant. 4, 4; sap. 18, 22;
K, K Georges, Kritische Miscellen. 509
Ezech. 26, 9. Hierher gehören aber besonders die Stellen Yulg. sap.
5, 18: accipiet armaturam Zclus; Ephes. 6, 11 induite vos arma'
turam deiy oder ibid. 13: accipite armaturam dei. Aber auch für
müites überhaupt steht armatura bei Nazar. paneg. Oonstant. 23, 1.
Das. p. 598 wird ubertus (bei Gell. 7, 14, 7) ein inauditum
et inaudiiae formae adjectivum und im Index verborum ein voca-
bulum fictum genannt. Aber s. Labb. Gloss. Lat. gr. p. 85, d
^Hubertus y6vif.iog\
Veget. vet. 5 (3), 47. §. 14: in sole calido exereetur a sessore
trepidans, dum sudet. So noch Ed. Schneid. Lies: tripodans;
Yergl. Pelagon. vet. 17, p. 71: in calido sole sedentes exerccmu^
(equum) tripodo (= tripudio^ Trab, Trott od. Galopp?); u. Pelag.
yet. 11. p. 53 : si aut in duro aut inter lapides equus fortiter tri-
podaverit; u. Gloss. Labb. Uripedo (sie!) TQiTtodi^tJ. Deritalien.
Uebersetzer hat Pelagon. 11 p. 53 galoppato; ebenso übersetzt Rost
deutsch-griech. Wörterbuch galoppieren durch xQiTtodiCHv. Aber
die neueste Auflage von Passow's Griech.-deutschem Handwörterbuch
giebt : tqinodov, den T r i 1 1 des Pferdes, sonst 6 dia xaXTtr^ dgo^iog
(mit welchen letzteren Rost Trab übersetzt); und TQCTtodi^iüy im
Tritt gehen, vom Pferde, das lat. tripedo, Gloss. Wer hat nun
wol Recht?
Gotha. E. £. Georges.
Zweite x^btheilung.
Liteirarische Anzeigen.
Dracontii carinina minora plurima inedita e codice NeapolitiM
edidit Fridericas de Dulin. Lipsiae in aedibas B. G. TaabierL
MDCCOLXXIII (VIII und 114 S.), kl. 8. - 12 Sgr*).
In dorn Handschriftenkataloge der königlichen Bibliothek n
Neapel, den Cataldo Jannelli 1827 verfasst hatte, war auch ein Coda
verzeichnet und beschrieben, welcher mehrere noch unbekannte Gedkkti
des Drac^ntiiia enthält. Merkwürdiger Weise wurde diese Notii iiicfcl
beachtet und erst die ^Appendix ad opei-a edita ab Angele Maw
welche 1871 zu Rom erschien und aus jener Handschrift das Gedidt
de raptu Helenae brachte, machte die Aufmerksamkeit rege. Eil
Schüler Bücheler's, Friedrich von Duhn, reiste nach Neapel und ver-
anstaltete vorliegende Ausgabe '). Es ist also mit jenen GedichteD
ebenso gegangen , wie mit der Orestis tragoedia , die schon l&ngst
durch den Sinnerschen Katalog (1760/62) bekannt war, aber erst 1858
von K. W. Müller herausgegeben wurde.
Der Codex (IV, E, 48) ist ein Folioband von Papier, der auf
115 Seiten die Gedichte des Dracontius enthält. Er war einst im
Besitze des Janus Parrhasius, kam dann durch Vermäcbtniss an
Antonius Soripandus und später als Geschenk in das Augustinerkloster
S. Giovanni a Carbonara, mit dessen Aufliebung er der königHchen
Bibliothek zufiel. Wie Hr. Duhn in dem Vorworte S. IV bemerkt, ist
er eine Abschrift eines Bobiensis, den Thomas Phsedrus Inghirami um
1494 aus Bobbio nach Rom brachte. Gegenwärtig scheint dieser ver-
loren zu sein, was um so mehr zu bedauern ist, als die Abschreiber
gewiss manches falsch gelesen oder auch willkürlich umgeändert
*) Da diese Anzeige der Redaction schon einige Zeit vorliegt, so konnte
der Verf. die inzwischen orßchienene Recensiou desselben Bncbes
Ton E Bährens in den N. Jahrb. f. Philol. und Päda^. 1873,
3. u. 4. Hft. nicht benutzen. Anm. d. Red.
>) Schon Jannelli wollte die Helena und Medea veröffentlichen und
1816 waren von dieser Ausgabe bereits einige Seiten gedruckt, als
die Kiforsucht des Bibliothekars Angelo Antonio Scotti hindernd
dazwischen trat.
F. Duhn, Dracontii carmina mioora, angez. v. K. Schefild, 511
haben. Nach den Verderbnissen und Lüoken in unserer Abschrift
besonders am Anfange und Schlosse der Verse kann man den Schluss
ziehen, dass der Bobiensis alt und abgenützt war^).
Von Dracontius kannte man bisher nur ein Hexaemeron in drei
Büchern, in Hexametern geschrieben, und eine satisfactio in Distichen,
worin er den Vandalenkönig Guthamund (484 — 496) um Verzeihung
anfleht, dass er nicht ihn, sondern einen Feind desselben in Gredichten
gefeiert habe. Jetzt erhalten wir nach einem Widmungsgedichte in
trochäischen Tetrametem an den Grammatiker Felicianus folgende
epische uud rhetorische Dichtungen, die sammtlich in Hexametern ge-
schrieben sind, Hylas, Verba HercuUs cum mderet Hydrae serpentis
capita pullulare post caedes ^) ebenfalls mit einer praefatio ad
Felicianum grammaticum, eine controversia de statua mri fortis,
welche fQr die Behandlung solcher Themen in den damaligen Bheto-
renschulen von Interesse ist^), ein Epithalamium, dem Brüderpaar
Victorianus ^) und Bufinianus gewidmet, ein anderes für Joannes und
Yitula, dann das opus de raptu Helenae, ein rhetorisches Uebungsstück
deliberativa Ächillis an corpus Hectoris vendatj endlich die Medea.
Durch diese Gedichte wird es übrigens zur Gewissheit, dass,
wie Hl*. Duhn (S. VIII) vermuthet, die namenlos überlieferte Orestis
tragoedia unserem Dracontius angehört. Stil, Ausdruck, Metrik, das
ganze rhetorische Beiwerk, endlich die Gomposition zeigen die grösste
Aehnlichkeit mit den anderen Gedichten. Sogar einzelne Verstheile
finden wir wiederholt, z. B. Orest. 487 non estis Furiae verglichen
mit Modea 458, oder fast ganz gleiche Verse, wie Orest. 670 gaudia
dant gressus celcres quos denegat actus verglichen mit Helena 110
dat celeres pictas gressus quos denegat aetas, gerade so wie in der
Satisfactio 143 uud der Deliberativa 360 sich derselbe Vers findet
tftnntt praedo cibos qtios non facit ipse cadaver. Man vergleiche
^) Der Herausgeber bemerkt, dass sich in der Neapolitaner Hand-
schrift ausser dem Zeichen .*., womit sowol einzelne Wörter als
auch ganze Verse als verderbt bezeichnet werden, noch die Chi£fer
JS finde, 'cuim causae mmuB facüe perapiciuntur'. Aber jenes ß
bedeutet sicher ^require' ; man vergleiche das in griechischen Hand-
schriften übliche t^r**.
•) Man vergleiche die verba ÄchiUis in Parthenone^ cum tubam
Diomedis audisset in der Anthologia latina bei Riese 198, Bur-
raann I, 89, Meyer 695.
*) Man vergleiche die Verse des Octavianus bei Biese 21, Haupt
Berichte über die Verh. der k. sachs. Ges. der Wiss. 1846/7, S. 211 ff.
^) Da der v. 103 des Gedichtes Victorianus enim et Bufinianus un-
vollständig überliefert ist, so vermuthet Duhn, dass entweder der
Narae des ersteren Bruders Victorinia^us lautete oder ein Wort
am Ende des Verses ausgefallen sei, wie z. B. amantes. Aber im
ersteren Falle würden wir ein wahres Monstrum von Vers erhalten,
das man einem so geschickten Versificator wie Dracontius nicht
zutrauen kann. Man muss sich also für die andere Annahme ent-
schliessen, die um so wahrscheinlicher ist^ als die Verse in unserem
Codex mehrfach am Ende verstümmelt smd; ich möchte aber eher
uterque als arnantes ergänzen.
512 F. Duhn, Dracontii carmina minora^ angez. v. JSC Sd^enü.
nur den Schlnss der Medea mit jenem des Orestes und man wird
gewiss darin denselben Dichter erkennen. Ich will bei dieser Gelegen-
heit darauf hinweisen, dass ich in den Prolegomena zn meiner Aos-
gabe der Orestis tragoedia (p. 21 f. und 38 f.) gegenüber anderen
Ansichten behauptet habe, der Verfasser sei ans Afrika entsprossen
und Ohrist gewesen und habe in der zweiten Hälfte des fünften Jähr-
hnndertes nach Ohristus gelebt, was nun durch den Beweis, dass das
Gedicht von Dracontius herstammt, sämmtlich bewahrheitet ist.
Blossius Aemilius Dracontius (denn so gibt seinen Namen die
subscriptio der Oontroversia) war Sachwalter zu Karthago. Dass er
Ohrist gewesen ist, dafür gibt ausser dem Hexaemeron seine Satisfactio
an vielen Stellen Zeugniss. Im Jahie 439 hatten bekanntlich die Van-
dalen unter Geiserich Karthago erobert. Dracontius hasste dieVandalen
als Barbaren und Arianer und dies war wol der Grund, weshalb er in
einem Gredichte den Kaiser von Konstantinopel, wahrscheinlich Zenou
den Isaurer , als seinen Herrn feierte^). Aber dies bekam ihm schlecht ;
König Guthamund Hess ihn in den Kerker werfen, in welchem er lange
geschmachtet zu haben scheint (vgl. Epith. Joannis et Vitulae v. 120
f.sed si me claustra fatigant temparis imnzoJioi; Satisfactio 312
pristina sufficiant verbera vincla fames). Vielleicht hat ihn die de-
müthige Abbitte daraus befreit.
Dracontius ist ein Mann von entschiedenem Talente und auch
nicht ohne dichterische Begabung; wie alle Afiikaner hat er ein
heisses Blut, eine ausschweifende Phantasie. Daher und aus dem
Geschmacke seiner Zeit erklären sich das masslose Pathos, die grellen
Farben der Rhetorik, welche er in seinen Dichtungen allzureichlich
aufträgt. Auch offenbai-t sich in der ganzen Oomposition, wie in allen
Einzelnheiten der tiefe Verfall der Poesie. Immerhin aber erregt es
unser Interesse , dass ein Dichter dieser Zeit es versucht den alten
Mythenstoff wieder neu zu behandeln. Er hat freilich auf diesem Gebiete
Vorgänger, sowol Griechen, wieNonnos und Musaios,'') als Lateiner, wie
Olaudianus in seinem Gedichte de raptu Proserpinae, seiner Gigan-
tomachia; aber er zeigt sich in seiner Behandlungsweise ganz selbstan-
') Ich sehe nicht ein, warum in der Satisfactio y. 93 f. in der Ueber-
lieferung
culpa mihi faerat dominos reticere modestos
ignotumque mihi scribere vel dominum
etwas geändert werden soll. Der Herausg., welcher dieses Gedicht
am Schlüsse beifügt, hat Sirmond's Oonjectur nee domintwi auf-
genommen, bemerkt aber hiezu: quam posui Sirmondi lectio ah
Areualo recepta parum placet. Lotet fortasse nomen proprium
vel 'ceu\ Warum soll man aber den zweiten Vers nicht also er-
klären 'und einen Unbekannten sogar als meinen Herren zu feiern*.
Dominus ist aber derge wohnliche Titel für den römischen Kaiser,
den daher auch die ^ndalenköni^e führten (vgl. v. 194 f.). Es
steht daher dominum dem dommos im vorhergehenden Verse scharf
g^enüber.
^ Kollnthos mit seiner IdQnayr 'Mlirris fallt später als Draoonüas.
F. Dinhn^ Dracontii carminft minora, angez. ?. K, SchenkL 51S
dig und verfolgt seinen eigenen Weg. Allerdings vorfahrt er dabei, wie ich
diess anch in meinen Prolegomena zu Orestis tragoedia p. 16 f. gezeigt
habe, ganz willkürlich mit der alten Sage. So z. B. in der Helena
V. 50 ff., 290 macht er die Hesione zur Mutter des Aias, in der
Medea v. 366 ff. verwechselt er den Kreon von Eorinth , den Vater
der Glauke, mit dem Kreon von Theben, dem Bruder der Jokaste , in
der Medea lässt er den Jason von der Argo ins Meer springen und an
das Ufer von Kolchis schwimmen, worauf er ergriffen wird und als
Fremdling von der Medea, der Priesterin der Diana, welche hier die
Bolle der Iphigenia übernimmt, der Göttin geopfert werden soll; den
einen Sohn der Medea nennt er v. 532 Fer^tits statt Feres, in der
Helena v. 478 f. macht er den Ganymedes zum Stifter der Auguren-
kunst und nennt v. 480 als eiuen bedeutenden Yogelschauer in der
Zeit des Paris den PoUes, welchen Namen ein Grammatiker aus Aigai
in Kleinasien führte, den Suidas unter TloiXr^ und Mslifinovg und
Andere ei-wähnen. Merkwürdig ist auch die Stelle Satisfact. 187 ff.,
wo er von Commodus Augustus sagt: uir pietate bonus, modico
sermone poeta.
Im Ausdrucke ist Dracontius eben so gespreizt und gekünstelt,
als vielfach eintönig, indem er sich häufig in denselben Wendungen
bewegt. Mit besonderer Vorliebe gebraucht er gewisse hochtönende
Phrasen, die er irgendwoher entlehnt oder selbst erfunden hat, z. B.
Hei. 48, 365 dtu) fulmina belli, Controv. 208 bellorum Scipio
fulmen (Lucr. m, 1047, Verg. Aen. VI, 842, Sil. It. VHI, 223)«),
Hyl. 26 cUpeo rutilante tonet, verba Herc. 43 clipeo rutiJ^Jtnte
tonas, Deliberat. 67 umbone tonantem.
Dracontius war für seine Zeit ein belesener Mann. Zwar mit
seiner Kenntniss der griechischen Autoren scheint es nicht besonders
bestellt gewesen zu sein ; gelesen hat er wol manches, aber auch nur
mit halbem Verständnisse, da seine Sprachkenntnisse nicht ausreichend
waren. Von griechischer Metrik weiss er so gut als nichts, wie seine
ganz willkürlichen Messungen griechischer Eigennamen zeigen. Aber
in der römischen Literatur ist er ziemlich bewandert. Er kennt
Lucretius, Vergilius^, den er sehr häufig nachahmt, Horatius *°),
Ovidius, Lucanus, Valerius Flaccus"), Statins, sein Vorbild in den
") Dieses hätte in dorn ganz verdienstvollen Sermonis Dracontei spc-
cimen am Schiasse der vorliegenden Ausgabe aufgenommen zu
werden verdient
') Vgl. meine Prolegomena zu Orestis tragoedia p. 19 ff.
*") Vgl. die praef. ad Fei. gramm. vor den vorba Herc. v. 10 nun-
quam positura comas oliva und die im Index bezeichneten Stellen
aus dem Gedichte de deo mit Hör. Od. 111, 4, 60.
") So ist z. B. Med. 171 ff. mit Rücksicht auf Arg. I, 515 f. gedich-
tet, 567 fuscare diem erinnert an Arg. I, 396 f%Mcat nube dient ;
die Stelle un H;^las 94 ff. ist im Einzelnen Aig. I, 107 ff. und
HI, 486 nachgebildet.
514 F. Dtthn, Dracontii carmina ininora^ angez. v. K Schenkt.
Epithalamien, Silius Italicus, Juvenalis *^, dieTragödieo des Seneca")
u. s. w. Bücheier im Ehein. Mus. XX Vn, 477 scheint darauf hinzu-
deuteu, dass dem Dichter bei seiner Schilderung der Cassandra
Hei. 134 ff. dieselbe Figur im Alexander des Ennius (vgl. Eibbeck
fi-agm. trag. Graec. Alex. VI und VII) vorgeschwebt haben mag. Und
sicher ist jener Skythe, der in der Medea des Dracontius die Argo
zuerst erblickt und sich über sie entsetzt (v. 36 fif.), der Medea des
Attius entnommen (Fr. I — DI.).
Soviel über die Bedeutung dieses Fundes. Wir gehen nun
daran zu untersuchen, was in der vorliegenden Ausgabe für die Textes-
kritik geschehen ist. Schon als die Helena in der Appendix zu den
Werken von AngeloMai erschien, gab Bücheier im Ehein. Mus. XXVII,
477 eine Eeihe von Verbesserungen zu derselben, später theilte er
Hm. Duhn für seine Ausgabe eine grosse Zahl von Emendationen zu
s&mmtlichen Gedichten mit, so dass er eigentlich für den kritischen
Bearbeiter des Textes gelten kann**); denn Duhn hat nach den Her-
stellungen Bächeler*s nur weniges und meist unbedeutendes beige-
steuei-t. Ausser den beiden gab noch E. Bährons in den Neuen
Jahrb. für Phil, und Päd. Bd. 107, S. 69 f. eine Eeihe Ver-
besserungsvorschläge zur Helena, für welche er die Neapolitanische
Handschrift selbst mit dem Texte von Mai verglichen hatte, dann 0.
Eibbeck zu demselben Gedichte und nebenbei zu einigen anderen im
Ehein. Mus. XXVUI, 461 ff. zahlreiche Emendationen.
Die Kritik hat im Dracontius keine geringe Aufgabe. Bei der
Willkür, womit er die Sprache behandelt, womit er die bunten Lappen,
die er überall aufgelesen hat, zusammensetzt, bei seiner gespreizten,
verkünstelten und schwülstigen Ausdrucksweise, seinem Haschen nach
Neuem und Ungewöhnlichem weiss man oft wahrlich nicht, was mau
ihm noch zutrauen darf oder schon absprechen muss. Jedenfalls darf
man ihn nicht nach dem Massstabe anderer Dichter aus besseren
Zeiten beurtheilen, weil man sonst Gefahr läuft nicht weniges als
verderbt zu bezeichnen und zu ändern, was sicher vom Dichter
herrührt, und so den Vorwurf der Willkürlichkeit auf sich zu laden.
Bücheier und Duhn haben meistens eine besonneue Kritik geübt;
dagegen findet man unter den Bemerkungen von Bährens und noch
mehr unter denen Eibbeck's neben einigen trefflichen Emendationen
ziemlich viele unnöthige Conjecturen. indem sich Stellen, welche
geändert werden sollen, ganz gut erklären lassen. Ich greife, um das
Gesagte zu beweisen, aufs Gerathewol einige Beispiele heraus. In den
verba Herculis (bei Duhn IV) v. 20 nam mihi reptanti tumida
ceruice dracones Juno duas misit hat Bücheier das überlieferte
") Vgl. Bücheier Ehein. Mus. XXVUI, S. ai9.
) Vgl. die prolegomena zu Orestis tragoedia p. 20 . und Deliberat
IvB Quod miserftm fortuna iuhet mit Sen. Troad. 721 und Hei.
523 %U88U8 adorem (211 8ummi99us adorat) mit Troad. 719.
**) Einige Nachträdr® und Eetractationen gibt Bücheler im Bhein.
MuB. XXVm, S. d4b f.
F» Duhn, Dracontii carmina minora, angez. 7. K. Schenkl 515
r^tanti in reptantes umgeäDdert; aber reptanti scheini noth wendig,,
um zu bezeichnen, dass Hercules damals noch ein Kind war. Vielleicht
hatte Dracontius hier die Stelle in Sen. Herc. für. 221 f. quos contra
obvius raptauU infans igneos serpentium vuUus vor Augen und las
in seiner Handschrift, welche der zweiten Classe angehörte, reptauit.
In der Controy. (V) v. 20 aut ex hoste manet simplex ac fidus amicus
hat Bücheier für manet : uenit vorgeschlagen , was Duhn mit Becht
bloss in den Anmerkungen erwähnt, ohne es in den Text zu setzen;
denn manet bezeichnet hier mit Bücksicht auf den dauernden Frieden:
^statt des früheren zeitweiligen Feindes steht nun bleibend da ein
aufrichtiger und treuer Freund'. Epithal. (VI), y. 60 ibat in obsequium
risus amplexibus haerens, Bücheier hat complexibus geschrieben,
was ich als unnöthig erachte. Dass u in risus durch die Arsis ver-
längert wird , kann doch nicht befremden (vgl. Controv. 35, Med. 139,
519, Orest. 358, 783). Med. 188 sonuerunt tela pharetris'^ hiezu
in den Noten die Bemerkung fort. Hecta (Buech,). Aber tecta ist
unverständlich, während s. telaph, an die homerische Stelle B. I, 46
sukay^av d' olq oigtoI in (*^(üv xtaofxhoio avtov yuvrjd'evTog
erinnert. Ebenso wenig kann ich z. B. folgende Emendationen von
Bährens zur Helena billigen: v. 14 quisquis Maeonio descendit
fönte poeta (wie soll mau sich aber dann fönte erklären? zu in Äonio
fönte vergleiche man Äonias aquas Ovid. Fast, in, 356), 38 dare
dura Minervae statt dare iura M. (war denn Paris nicht Bichter?),
64 thalamum promisit statt talem promisit (aber was ist an talem
qualis nuda fuit irgend auszusetzen?) u. s. w. Am willkürlichsten
verfahrt, wie gesagt, Bibbeck mit dem überlieferten Texte. So soll in
der Helena v. 32 nach 61 versetzt und im v. 33 stabat et in iam
stabtUa umgeändert werden. Ich halte aber die Ueberlieferung:
iam gremiura caespes, iam surgens herbida tellas
stabat et aatheriam fuerant berbosa tribunal
für vollkommen richtig. Oremium (die Mitte) bezeichnet den Platz
vor dein Tribunal, wo die zu Beurtheilenden standen, vor ihnen er-
hebt sich das Tribunal, ein sanft ansteigender mit Kräutern üppig
bewachsener Hügel. Was soll nun hier anstössig sein? Zu caespes
ist natürlich aus stabat ein erat zu ergänzen ; stabat ist aber ebenso-
wenig anstössig als z. B. saxo stant antra Ovid. Fast. V, 383.
Dagegen wäre stabula herbosa , was Bibbeck herstellt , geradezu un-
erhört **). — V. 62 soll statt flumina rura : flumina curua geschrieben
werden , schon wegen der Concinnität zu dulcis fistula. Mit rura
würde dem vorgegriffen, was erst v. 66 folge, sordent arua uiro.
Wenn man nur einen solchen Massstab an Dracontius anlegen dürfte ;
aber einem Dichter, dem es bloss auf Häufung von Wörtern ankommt
und der daher alles zusammenwirft, kann man fontes casa pascua
siltiae flumna rura wol zutrauen, besonders wenn man v. ^01 pascua
'*) Auch turgens. was Bährens statt surgens vorschlägt, ist gani
übtfflQiaig una nicht einmal pauend.
510 F. Duhn, Dracontii carmina minora, angez. y. K. Sdkmiä,
rura nemua fontes et flumina prata damit vergleicht. — v. 218 tarn
regno non impar erat will Bibbeck iam regno socius Paris est
schreiben, weil die Bezeichnung des Subjectes Paris nothwendig sei.
Da aber an der ganzen Erzählung Paris das Hauptsubject ist, so
ist die Stelle ^^) bei einer Becitation, wenn man nur nach v. 212
eine längere Pause ansetzt, gar wol verständlich. Will man aber dies
nicht gelten lassen, dann ist es doch zweckmässiger mit Duhn
eine Lücke nach v. 212 anzunehmen, als zu einer so willkürlichen
Aenderung zu greifen. Dass der mit sed eingefuhi-te Gegensatz sich
nicht auf die Fähigkeit des Paris zum Herrschen, sondern auf seine
Aufnahme in das Herrscherhaus beziehen müsse, ist nicht berechtigt.
Der -Gedanke ist vielmehr: Er war seiner Stellung vollkommen ge-
wachsen, konnte also ganz gut als Fürst schalten und walten; aber
Scepter und Krone galten ihm nichts, er begehrte nach Buhm, nach
glänzenden Thaten, um dadurch seine einstige Niedrigkeit vergessen
zu machen. — v. 250 et inuentas ferrum pertundit harenas soll
et inmensas hergestellt werden. Warum ? Das Seil mit dem Anker wird
an's Ufer geschleudert, der spitze Zahn findet die Stelle, wo er packen
kann, und wühlt sich tief in den Sand. So ist die Schilderung ganz
malerisch, inmensas aber wäre matt. — Zu v. 250 num dictatenehant
bemerkt ßibbeck: 'Warum mchi gerehanf^^ Weil tenere oft einem
habere gleich steht, gerebant aber bei Dracontius wegen des vorher-
gehenden gerunt auflßlllig wäre. — v. 282 litwr malus inde creditur.
Hiezu Bibbeck : %efür Bährens diditur, ich habe poscitur oder prodi-
tur vermuthet.' Näher läge traditur (Vgl. Sil. Ital. IV, 32 traduntque
metus)f indessen kann doch creditur nchüg sein; das gehässige Gerede
geht von Einzelnen aus und findet dann in der Masse Glauben. — Med.
(X),v.72. nee castus Olgmpumdestituat soll staXt nee: n^ geschrieben
werden. Aber ne ist mir unverständlich, während nee einen ganz guten
Sinn gibt, wenn man also construiert : iubes despiciat me saepe nee
castus (gleich atquc incestus) Olympum destituat. Doch es mag an
diesen Beispielen genug sein.
Dass durch die Becension des Textes in der vorliegenden Aus-
gabe noch lange nicht alle Schwierigkeiten beseitigt sind, wird Jeder-
mann, der diese Gedichte durchliest, zugeben müssen. Es ist hier noch
ein weites Feld für den Kritiker. Ich gebe daher im Folgenden eine
Beihe von Verbesserungen, ohne freilich der Meinung zu sein, dass
ich mit allen das Bichtige getroffen habe. Doch hoffe ich mich von
dem Vorwuife willkürlicher und unnöthiger Aenderungen frei er-
halten zu haben.
Hyl. (II) 38 ncc natus matris amator dulce ncfas cupiai.
Duhn bemerkt richtig ^praestat vel\ aber noch näher liegt ac natus.
V. 57 Uulcanique sonant captiuo Marte catenas kann sonant, wie
der folgende Vers quis audire Übet de nostra clade canentem zeigt,
nicht richtig sein. Dazu kommt, dass dieser Vors nur in Verbindung
*') Und dafür sind diese Gedichte augenscheinlich bestimmt
F. Duhn, Dracontii carmina minora, angez. v. K. Schenkl, 517
mit V. 56 meque suo prensam Nymphas monet indice Sole er-
träglich ist. Diese Schwierigkeiten heseitigt man, wenn man sanant
in sonat ändert and dann die Verse 56 und 57 umstellt. Liest man
nämlich:
Solls amata canit Clymene mea erimina Nymphis
Uolcanique sonat captiuo Marte catenas
meque suo prensam Nymphas monet indice Sole,
so ist kein Anstoss mehr vorhanden. — v. 92 cur fönte relicto terras
cautapetit i^t petit bedenklich, da das Subject des Satzes fehlt; turha
aus dem Folgenden zu ergänzen dürfte kaum angehen. Was soll ferner
catUa bedeuten? Die sonst Vorsichtige? Nach alledem liegt es nahe
sisittpetit : petunt oder petunt zu schreiben, in cauta aber ein Neutrum
pluralis zu yermuthen, Yon welchem terrae (statt terras) abhangen
könnte. Vielleicht ist an terrae clara zu denken, was dem fönte
passend gegenüberstehen würde : puer ist natürlich mit Amor eng
zu yerbinden. — Nach ?. 127 muss jedenfalls eine Lücke angenom-
men werden; es folgte ein durch cum eingeleiteter Temporalsatz,
welcher dem Hauptsatze uix . . . suhmisit entsprach. Der Schreiber
irrte von einem cum auf das andere ab. Pauidusque im folgenden
darf nicht mit Duhn in littusque geändert werden, da sonst ?. 132
non te decet ora rigare flatibus nicht begründet wäre. — v. 147
uoce^n deus Her cutis hausit. Unter deus müsste hier Amor verstan-
den sein ; aber dann würde cui im Folgenden keine rechte Beziehung
haben, denn matri ist zu weit entfernt. Daher vermuthe ich, dass
statt deus : dea zu schreiben ist (vgl. Med. 327, 565, Orest. 215,
892, 944). — Verba Herculis (IV), v. 37 saeuos gladius mihi
suggerit hostiSy non rapit ecce meos, sed proelia uicta reformat.
Hier lässt sich allerilings meos mit hostis verbunden noch einiger-
massen erklären ; aber der Dichter hat wol unzweifelhaft meus ge-
schrieben. — Controv. (V) v. 60 nee haec tarnen ipse meretur.
Unter haec sind die vota clientis zu verstehen; darnach sollte
man wol ipsa erwarten. — v. 65 sponte petens tormenta cruces per
membra per artus carnifices flammas proprio satiare cruore.
Wäre per artus richtig, dann müsste in wechselnder Construction
der Infinitiv satiare von petens abhängig sein. Da aber per artus nur
dasselbe ist wie per membra, so drängt sich die Vermuthung auf,
dass ursprünglich paratus geschrieben war, wodurch auch die Con-
struction erleichtert würde. — Nach v. 68 wird man wol eine Lücke
annehmen müssen, da es schlechterdings unmöglich scheint zwischen
diesem und dem folgenden Verse einen Zusammenhang herzustellen ; das
Subject von reputet kann nur diues sein. Auch amari v. 70 ist
schwerlich richtig, ebensowenig das von Duhn ergänzte ut am Anfange
des Verses. Verstandlich wäre ne talis . . . haberi, — V. 73 ff. ut
teneant fauces obsessas nocte latrones \ aut pelagi r abidos fluctus
pirata uagetur \ yiec timeat validas sub tempestate procellas \ praeda
uiuet petulans lU luxurietur adulter \ et traget de clade uiri de
marte maritu Diese Stelle ist in der Art und Weise, wie sie hier
MlMksill t d. MtR. Oymn. 1878. Vn. tl Ym. H«ft. 35
518 F. JMmt Dnoontli carmina minora, angez. ?. K. BokmM.
vorliegt, nicht verständlich. Zuerst nehme ich an ui Anstoss^ da sich
dies nicht logisch an das Vorhergehende anschliesst; ich möchte daher
iam vermathen. Weiterhin hat Dahn nicht richtig das überlieferte
praeda in praedo geändert, was ja nach dem vorhergehenden piraia
überflüssig wäre ; auch ist aus uiuet keineswegs iut^et sondern iubet
zu entnehmen. Man muss daher v. 74 f. also schreiben proceUas,
praeda iübet (parallel den folgenden Indicativen) petulans ut
Itucurietur adtUter. — v. 86 fortisque in paupere diues quid timet
aut optet vos saltim aduerUte eiues ist doch optet nach dem vor^
hergehenden timet auffällig und wahrscheinlich optat herzustellen. —
Die Verse 92 f. %ain si fortis erat saeua mrtute superbus praemia non
ueniam peteret stib hoste reorutn unterbrechen den Gedankenzusam-
menhang, der sich alsogleich klar herausstellt , wenn man v. 94
unmittelbar an 91 anschliesst. Wo aber dieselben unterzubringen sind,
wo namentlich das n<im seinen Beziehungspunct findet, das vermag ich
nicht zu enträthseln. — v. 104 si moribus esset itte bonos. Bücheier
hat boniis vermuthet , ich möchte bonis vorziehen. — Epithal. (VI),
V. 31 sed precor asper gani nostrum tua carmina pectus ist carmina
schwerlich richtig, da hier weder die Bedeutung ^Lieder^ noch die
'Sprüche^ am Platze zu sein scheint. Ich denke daher, dass Dracontius tua
flamina geschrieben hat, was auch viel besser zu aspergant passt. —
V. 50 sponsa maritales cognoscai utra uapores. Hiezu bemerkt
Duhn ^totere uidetur pura an uirgof Ich möchte an laeta
denken. — Epith. Joannis (VII), v. 24 etpost fatadeos faceret super
astra senatum ist mir unerklärlich. Wie ? Mars soll in brünstiger
Liebe die Priesterin der Vesta umarmt haben, damit er die Senatoren
nach ihrem Ableben zu Göttern im Olympo mache? Alles wird ver-
ständlich, wenn man schreibt e^l>o$^/a^a(2euii»/'aoere^s. a. senatus. —
35 Oreadas Faunis iungant et Naidas amnes (so Bücheier statt
omnes). Es muss aber Oreades F. i. et Naides a. heissen, wie die
Vergleichung der vorhergehenden und folgenden Verse zeigt Statt
iungant könnte man leicht iungant se schreiben , was aber nicht
anzurathen ist, da Dracontius iungere häufig intransitiv gebraucht,
wie VI, 51, X, 271, was im Index verzeichnet werden konnte. — Die
Verse 42 ff. sind verstellt und verderbt. Meiner Ansicht nach sind
sie also zu verbessern:
42 Gratia uemantes adnectat pulchra colores (statt dolores)
44 floribos ex uariis texat per prata Coronas
55 lilia mixta rosis socians uiolasqae hjacintbis.
43 casta Pudicitia stricto placitura marito
purporet et niteät gemmae pallente mbore
Sardoasque iuget poclis Sitifensibas herbas.
So gewinnt man für die Gratia und Pudicitia eine passeade
Schilderung in zwei dreizeiligen Sti*ophen. — Nach v. 70 dürfte wol
ein Vers ausgefallen sein, in welchem das Verbum des mit a8l ego
geleiteten Satzes enthalten war. — Da die Verw 182 1 o&i
F. Duhnj DraconUi carmina minora, anges. ▼. K. Sehenkl, 519
vorhergehenden in keinem logischen Zusammenhange stehen, so wird
man sie wol nach y. 134 setzen müssen. Liest man die Stelle in
folgender Anordnung:
134 at cum Über ero domino ignosoente reductas
132 (nam deos omnipotens compongit corda regentis
133 qaando labet pietate sna ueniamque relazat),
so sind alle Schwierigkeiten behoben. — Hei. (VIII), 13 mollia
blandifluo delimas rerba pälato. Duhn schlägt für das sinnlose
delimas : defundas vor, indem er hiezu bemerkt 'cedet inuento
meliort. Vielleicht ist delibes das Richtige. — V. 73 muri pars certa
repente concidit ist certa allerdings anfi^ij^. Man kann es zwar
znr Noth so fassen . dass es unserem ^ein gewisser Theil der Mauer*
gleichkommt, aber es hat dies keine Wahrscheinlichkeit für sich.
Duhn meint, dass hier ein Eigenname gestanden haben könne ; welcher
aber sollte dies gewesen sein? Was Bährens vorschlägt Vecto\
ist mir unverständlich. Eher könnte man an dextra oder noch
besser an tiersa denken. — v. 85 cetera natorum turha stipatits adi-
bat. Hier darf man blos abibat in adibat umändern, ohne an den
anderen Worten zu rütteln; denn cetera 'auf der übrigen (hinteren)
Seite' entspricht ganz gal dem vorhergehenden ad dextram und
laeuam. Wenn Bähi-ens und Bibbeck cetera natorum turba sti*
pata subibat lesen , so entfernen sie sich zu weit von der Ueber-
lieferung und verdunkeln zugleich die Hauptperson, die wie hier
in dem natorum turba stipatus adibat so auch in den folgenden
Versen reginam interea natorum turba coronat et nuribus comitata
venit bedeutsam hervortritt. — v. ITOmuss statt mortilmsinsontiMn
vielmehr mortibus in sontum geschrieben werden , weil nur so der
Gegensatz des folgenden sed uos mactate nocentem ut liceat seruare
pios klar wird. — v. 237 muss es frenet statt frenat heissen, v. 268
petens statt potens, was wol keiner weiteren Begründung bedarf.
— Die Verse 272 ff. sind wol also zu schreiben:
Rex iuuicte armis, felix in pace senesce,
qoamuis nemo ducum uos umquam in bella lacessit {statt lacesset),
ox quo Troia perit: nee uester crenerat Aiax.
at modo, rex, ter cuncta domans, ter cuncta reuellens,
murus erit socüb, aries metuendus in hostes
Aiax, magne, tuus.
So ist mit leichten Mitteln geholfen ; auf die willkürlichen Aen-
derungen Ribbeck's, die man im Bhein. Mus. XXVIII, 466 nachlesen
mag, will ich hier nicht weiter eingehen. — Von dem Schiffe des
Paris heisst es v. 429 f. sublata carina tollitur et Cypro dassis
depulsa resedit. Vergleicht man damit das folgende : post Signum
venere rates residente proceUa et Cyprum tenuere simul, so sieht
man, dass classis nicht richtig sein kann ; denn der Sachverhalt ist
offenbar der, dass das Hauptschiff mit Paris zuerst in Cypem an-
kommt und auf das von ihm gegebene Feuerzeichen die anderen
Sdiiffe herankommen und zugleich bei Cypem vor Anker gehen.
a5»
520 F. Ihüi/n, Dracontii carmina minora, angei. y. Z. Sd^eM.
Schreibt man aber classi , so ist alles in Richtigkeit und man hat
nicht Noth zu solch weitgehenden Aendeningen , wie die Bücheler*8
tollitur et scopulo c. d, rccedit oder Eibbeck's tollitur ec limo c. d,
recedit zo greifen, welche dennoch nicht befriedigen können. — Y.
513 fif. ist mir die Coustruction nicht verständlich; sie wird klar,
wenn man also schreibt:
quod tarn (mit Bibbeck staU iam) pulcherrima coniax,
cam (statte z) tepido deserta uiro neglecta uacaret,
Sacra Dionaeae matris uel templa petisset
Nachdem cum ausgefallen war, wie denn öfters die Verse in
diesen Gedichten im Eingange verstümmelt sind, wurde a ergänzt. ^
V. 545 ff. ruft Paris auf der Flucht, indem er sich an Helena wendet :
occidimus regina pares : nos Gnda iuuentus
insequitur, gladio uestigia nostra sequaci
captatum penienit iter quicunque satellcs
eoniugis Atridis sabniins et hospite tarma.
Bücheier hat erkannt, dass in der Stelle ein Fehler sei, und
mit Becht iter als verderbt bezeichnet. Aber mit seinem Vorschlage
iet ist nichts geholfen, passender scheint das auch graphisch näher
liegende item. Wenn Ribbeck pavesco statt pares nos schreibt, so
hat er die meti*ischen Gesetze , welchen Dracontius folgt , nicht be-
achtet. — V. 624 fion inuitus adestnecgaudet fortior Ilector. Es muss
at inuitus adest heissen, was wol keines Beweises bedarf. — Deliberat.
(IX), V. 29 lässt sich allerdings urnapolorum als eine Art Oxymoron
erklären , es muss aber nach dem vorhergehenden non cur<mt uile
sepulcrum dieser Ausdruck doch befremdl ich erscheinen. In der analogen
Stelle Med. (X), 500 ff. stohi sphaera polorum, was passender sein
würde ; man könnte auch an aura polorum denken ; urna verdankt
seinen Ursprung wol dem urnas im v. 27. Uebrigens ist, um dies
gleich hier zu bemerken, auch die eben bezeichnete Stelle der Medea
verderbt; es muss nämlich v. 502 statt ignes wol igni geschrieben
werden. — v. 33 liest man ganz verkehrt si mitis Achilles nee
post bella manes statt si immitis Achilles (wem fällt nicht Verg.
Aen. III, 87 immitis Achilli ein?), ebenso v. 35 parciiis statt
parcis ei: dagegen ist morientis v. 33 nicht, wie Duhn meint,
augenscheinlich verderbt ; man vergleiche nascentis Verg. Aen. IV,
515. — V. 164 hat Duhn das sinnlose si qua iacent sororis solis
in si q. t. dispersa solis verbessert mit dem Bemerken i>osui
temerius fortasse quam rectius! Es ist schwer hier die ursprüng-
liche Leseart zu errathen , da eine Dittographie vorzuliegen scheint
(so . . . so ...); in dem roris aber mag wol rotis stecken , we88-
halb ich, bis etwas besseres gefunden ist, dispersa rotis Torscblagen
möchte. — Da v. 188 mit dem Vorhergehenden in gar keinem Zu-
sammenhange steht (denn auch, wenn mam parat statt parant schreibt,
ist wenig geholfen), so wird mannach 187 eine Lücke annehmen müssen.
— V. 193 Astpanacta uidens ist uidens neben resjnce selbst bei eiimii
Dichter, wie Dracontius, unerträglich; aber uigens, was Dnhn Tor^
F, Duhn^ Dracontii carmina minora, angez. t. K. ScheM, 5S1
schlägt, kann ich nicht verstehen; das richtige wird wol fierens sein. —
Med. (X), V. 5 hat Bücheier das sinnlose pendere in perferre umge-
ändert, was aber nicht dem Zusammenhange entspricht; ich möchte
daher patrare schreiben. — y. 32 f. lesen wir
diues apad Colchos Phrixei uellens aurom
pellis erat semata diu cnstode draoone.
Die Stelle ist augenscheinlich verderbt ; wie soll man aurum
constmieren, me pellis neben uelleris erklären? Ich vermuthe daher,
das pellis nur eine ungeschickte Ergänzung des verlorenen Versan-
fanges und dafür arbor herzustellen ist ; für aurum wird man aber
auro schreiben müssen. — Zu v. 53 uenustas amoris hat schon
Duhn bemerkt ^corruptum uidetur und Bibbeck dem Sinne nach
entsprechend uenusta decora vorgeschlagen; aber dem Buchstaben
der Ueberlieferung liegt offenbar näher uenusta suauis. — Die Yer-
gleichung des Amors mit dem Phönix v. 102 ff. muss nach richtiger
Interpunction also lauten :
sie, abi poniceos ratilaus Aurora capillos
pectinat ante diem, quae mox perfandet Eoum,
Phoenix sola genus senio lassata uetusto,
cinnama cui folium nardom tns balsama amomum
Informant post saecla pyram reditura, sepulcrum
conscendit factura rogos: et nerberat alas
üt flammas adsciscat auis sibi (statt sie): nasdtor ignis
ante alitem ambrosios iam consumptoms odores:
sie pner Idalios spargebat plansibns ignei.
— V. 115 kann gueii» segui^ur unmöglich richtig sein ; Dra-
contius hat qui sequitur geschrieben. -- v. 185 schlage ich statt
strepUurttf das keine Gonstruction zulässt, strepitu vor. Medea ver-
muthet nach dem Klirren der Pfeile, dass der keuschen Diana Waffen
im Heiligthum ertönten. — v. 281 hat Bücheier für das sinnlose
tMcuu^ : Bacchus geschrieben, gewiss mit Unrecht, da dieser Ver-
muthung sponte widerspricht. Duhn bemerkt hiezu ^malis currus uel
simile quii\ indess lässt sich mit leichten Mitteln helfen, wenn man
schreibt dixerat et Scyihiam uacuam iam sponte petebant. — v. 440
ist der Accusativ turpia membra nicht erklärlich; man wird daher
statt funduntur : fundunt in schreiben müssen. Allerdings kommt
fundere niemals so vor ; aber Dracontius geht in dem intransitiven
Gebrauche von Verben so weit, das man ihm auch dies zutrauen kann.
Sonst wäre es ein Leichtes fundunt se in zu schreiben. — Die Verse
454 — 456 passen nicht in den Zusammenhang; stellt man sie dage-
gen nach 460, so ist alles in schönster Ordnung. Dann schliesst sich
precor an exaudiat an, der Satz Uirginitas si casta placet usw. setzt
den Gedanken et puerum Ueneris quem iam tempsistis amate fort,
endlich bildet innuptae nuptam exhorrete sorores einen effectvollen
Schluss. Vielleicht wäre auch virginitas sin casta placet herzu-
stellen. — V. 462 quo steterat Medea loco telluris hiatu finditur.
Was soll hier das Subject von finditur sein? Dass es unpersönlich
5f2 F. Ikihn, DnooDÜi earmina minora, angez. ▼. K. Sekenü.
gebraucht ist 'es eoteteht eio Spalt', wird man wol schwerlich
annehmen. Daher empfiehlt sich loco in locus oder, was noch mehr
entspräche, in solum zu ändern ^^).
Was die Interpunction in der vorliegenden Ausgabe anbetrifift,
so bleibt gar manches zu wünschen, wie dies schon Ribbeck (a. a. 0.
S. 4 70) an mehreren Beispielen gezeigt hat. Wir fugen hier noch einige
andere hinzu : I, 7 ff. ist zu schreiben adfuit. non lupum . . . iugiter,
arte sed,., — V, 47 qimm sanxerat ante. — 216 ni satis offerreti
— VI, 35 f. sorores. quoium . . . uiuo, - VIII, 358 tra leonis.
— IX, 62 Lacaena sanguine ... — 204 timet. Te. — 208 iL
foedans — omine .... pietas? — X, 15 decet : quae . . .
Ausser den genannten Gedichten hat der Herausgeber noch die
Satisfactio ad Guthamundum regem aufgenommen, welche zuerst
J. Sirmond aus interpolierten, Ton Eugenius Toletanus überarbeiteten
Handschriften, dann Faustus Arevalus nach dem Beginensis 508 (1267)
saec. XI herausgegeben hatte. Hr. Duhn hatte von diesem Codex eine
neue sorgfältige Collation, nach welcher er den Text construiert hat.
Freilich lässt die Becension noch viele Bäthsel übrig, welche wenig-
stens als solche hätten bezeichnet werden können, wiez.B.v. 123. Doch
wir wollen hierauf, da diese Anzeige ohnehin lang genug geworden
ist, nicht weiter eingehen. Der Dichter hat in der Satisfactio, wie dies
übrigens zu erwarten war , die im elegischen Versmasse geschriebenen
Gedichte des Ovidius benützt, z. B. v. 214 Maurus iMqtte iacet ver-
glichen mit Ovid. Fast. I, 218.
Den Schluss bilden zwei Indices, nämlich ein index nomin um
und ein sermonis Dracontiani specimen. Beide sind sehr fleissig und
genau angelegt, so dass man nur weniges nachzutragen findet, z. B. unter
cadaiAcr statt corpus die Stellen VIII, 139, IX, 214, unter paenitet
die Stelle Satisfact. 105 f., wo es doch ausus heissen muss, unter
osculapura rogans II, 6 konnte bei der Stelle Orest. 61 auch auf
n, 38 oscula nata petat verwiesen werden u. dgl.
Graz. Karl Schenkl.
''"') Einige Kleinigkeiten mögen in dieser Note nachgetragen werden.
VIU, 93 hat Duhn für das überlieferte et uiribus indolis aUnae:
et tu lux ». a. vorgeschlagen, Bibbeck will bloss tu uiribus i. o.
schreiben. Nun ist tu ohne et vorzuziehen, da der Dichter hier
ohne Zweifel die Anaphora angewendet hat; aber uiribus vermag
ich mir nicht zu erklären, weshalb ich an tu uirtus t. a. denken
möchte. — X, 151 ist Amor statt amor zu schreiben. — IV, 30
musste maurtu, wofOr im Index zweifelnd arcus vorgeschlagen
wird, als verderbt bezeichnet werden.
R KSRnng, BiddArasögar, ang. v. R HemMeL 5fiS
Dr. Eugen Kölbing, Eiddarasögur. Strassburg, Trübner, 1872.
Es ist gewiss dankenswerth, dass uns hier in einer deutsche,
leicht zugänglichen Ausgabe ein Theil jener altnordischen Literatur
geboten wird, welcher gegenüber der im Allgejueinen so grossen Ver-
schiedenheit deutscher und skandinavischer Gultur und Poesie im Mit-
telalter, die Aehnlichkeit der Interessen und. des Greschmackes der
yerwandten Nationen zu illustrieren am meisten geeignet ist.
Aber was das philologische Verdienst der Eölblng'schen Arbeit
anbelangt, so scheinen die kritischen Ziele und Grundsätze nicht
immer hinlänglich klar und genügend befestigt, zuweilen vermisst
man auch die corrocte und saubere Ausführung des Einzelnen. Ich
beschränke mich auf Besprechung der zwei wichtigsten Editionen, der
Iventssaga und der Mirmanssaga.
In der Iventssaga betrachtet Kölbing Ä und B als zwei Hss.
einer durch ^gemeinsame Verderbnisse'' charakterisierten Famili#, p.Vl.
Er bescheidet sich nur die Hs. Ä dieser Familie darzustellen, als die
bessere und vollständigere, — B ist am Schlüsse verstümmelt. — Den
Archetypus der Familie zu reconstruieren ist nicht seine Absicht,
da ihm nicht entgangen sein kann, dass dann alle Stellen von B, in
denen diese Hs. Stellen des französischen Originales übersetzt, welche
in A fehlen, hätten aufgenommen werden müssen. Denn das ist doch
unglaublich, dass die ursprüngliche Bearbeitung des ftunzösischen
Romans nur das Ä und B gemeinsame umfasst habe, worauf dann
Bowol ^ als B mit Ghrestiens Löwenritter in der Hand eine ergän-
zende Revision vorgenommen hätten. Kölbing selbst macht p. XXXV
wahrscheinlich, daäs unseren Bearbeitungen ui und B eine ältere
vollständigere zu Grunde liegt, aus welcher unmittelbar das schwe-
dische Gedicht geflogen sei. — Wenn Kölbing nun blos zeigen wilf
was der mannigfach verkürzende Redactor ^ aus der ihm und dem
Redactor B gemeinsamen Vorlage X gemacht habe, wie kann er Con-
jecturen in den Text aufnehmen, welche jene für die Familie als cha-
rakteristisch geltenden Fehler hinwegschaffen sollen. Das geschieht
p, 78, Z. 2, p. 117, Z. 25. Er geht also in diesen Fällen hinter die
Familie zurück, und gibt etwas , dem nach seinen Voraussetzungen
nienuUs historische Existenz zugekommen sein kann. Ist aber auch
hierin nicht consequent. Nur an den zwei erwähnten Stellen setzt er
seine Conjecturen in den Text ^, an den zwei andern dieser auf
p. VI ff. coordinierten p. 98, Z. 22, p. 103, Z. 14 thut er es nicht.
Allerdings den Archetypus der Kölbing*schen Familie darzu-
stellen durch Vereinigung der Plusstellen von ^ und B wäre nicht
angegangen, da die Abweichungen beider Hss. in der Stilisierung der
gemeinsamen Stellen nicht daran zweifeln lässt , dass auch der Aus-
druck der Plusstellen in A. oder B oder in beiden Redactionen alte-
iiert worden sei. Aber wonn es sich darum handelt, der ursprüng-
lichen Gestalt der Familie m(^lichst nahe zu kommen, hätte B den
524 E. KÖtbing, BiddaraBöga^, ang. y. R. HemeeL
Vorzug verdient, das an 46 Stellen gegen ^ das französische Original
wieder gibt, während ^ nur an 18 vor B diesen Vorzug hat.
Die Gründe jedoch, aufweiche hin E. seine Familie ^£ annahm,
sind ganz unsicher.
P. 78, Z. 2. Die Lesearten von u4 und B geben einen ganz-
guten Sinn. „Er sagte mir wie lange Zeit verstrichen sei {hversu
löngu)^ seit er das letzte Mal {naest) einen solchen Ritter {thann rid-
dara) gesehen habe, der** usw. Vgl. den schwedischen Text. Das
französische wurde nicht wörtlich, aber dem Sinne nach ganz richtig
übersetzt.
P. 98, Z. 22. Es ist gar nicht nothwendig das fi-anzösische qm
ne s'an aproche zu übersetzen, da der Sinn durch die üebersetzung
des zweiten Relativsatzes Et qui na ne lengue ne hoche Ne san,
dorn acointier se sacke hinlänglich klar gemacht wii-d. Aber auch
hier wird dorn acointier sc sacke nicht ausdrücklich wiedergegeben.
Allerdings elegant ist die üebersetzung nicht, sie war vielleicht auch
manchem Leser nicht ganz verständlich, aber vorzüglich im Ausdruck
sind ja diese jungen Sagas überhaupt nicht.
In der folgenden Stelle z. B. p. 103, Z. 14 hat der üebersetzer
das französische seignor für den Singular gehalten und sinnlos durch
gödr riddari übersetzt. Wir haben nicht die Aufgabe sein Pensum zu
corrigieren.
Auch p. 117, Z. 25 kann sehr wol das Original sehenden
Wechsel der Construction gehabt haben. ^ ist zu Grunde zu legen.
Snüa um heisst evertere : i vesald^ das B bietet, mag aus ok veni
von A stammen. Venda, welches Dativ oder Accusativ regieren
kann, setzt hier sein Object erst in den Dativ, verführt durch die
vorhergehenden Dativconstructionen von . ti/na und snüa und fahrt
dann im Accusativ fort. A und B sind demnach verschiedene Redac-
tionen des Originals, von welchem B weniger abweicht als -^.
Mirmanssaga. Hier ist die Ueberlieferung allerdings richtig
behandelt. Wir haben eine Hs. ^, zu der a und b in nächster Be-
ziehung stehen: nur b erlaubt sich hie und da Aenderungen. Die
Ausgabe beruht also wesentlich auf u4 a. Unter dem Text wird eine
ganz freie Bearbeitung C mitgetheilt. Aber was p. XXXIX über die
Hs. a bemerkt wird ist unklar und verwirrend. Die Hs.-/^, in welcher
mit vielen andeiii die Mirmanssaga auf Bl. 62 — 69 enthalten ist,
hat nach Bl. 69 eine Lage verloren, s. p. 11, auf welcher die zweite
Hälfte der Saga gestanden haben wird. Aber wenn Hs. a, welche
durch Auslassung schwer lesbarer Worte in ^ sich deutlich als eine
Copie dieser Hs. zu erkennen gibt, an dem Puncto, wo ihre Vorlage
in ihrer gegenwärtigen Gestalt abbricht, eine Lücke von einer halben
Seite zeigt, so ist dieser Umstand an sich so wenig ein Anzeichen,
dass auch das was in a nach der Lücke folgt, aus der verlorenen Lage
von./^ stamme, dass er vielmehr auf die Vermutung fuhrt, a habe seine
Fortsetzung anders woher bezogen, aber keine unmittelbare An-
knüpfung gefunden. Wenn nicht die Hs. b, welche, wenn auch keine
E. KÖlbingy Riddarasögor, ang. y. 22. Heinzel, 5S5
anmittelbare Abschrift von Hs. ^, s. unten, dieser doch nor ein
weniger femer steht als a, die Erzählung von ^ ohne Lücke auf-
nähme und sodann mit Hs. a fortfühi*te, bis ungefähr zwei Capitel
vor dem Schluss der Text beider Hss. mitten im Satz bei dem selben
Worte abbricht, — und wenn nicht die Ueberarbeitung C sich zu ^
wenig anders verhielte als zu jenem Theile von a, der auf Bl. 69 des
uns erhaltenen Restes von ^ folgt. Der Text von a und b setzt dem-
nach allerdings einen Zustand der Hs. ui voraus, in welchem die Lage
nach Bl. 69 noch vorhanden war. Die Mlrmanssaga beginnt mit
der vorhergehenden Lage Bl. 62* und kommt Bl. 69* bis gegen Ende
des 11. Capitels. Was a und b als Capitel 12 ff. bis ins 24. hinein brin-
genkommt an Umfang dem Text von Ä ziemlich gleich, ii 62* — 69*
= 779 Zeilen der Ausgabe, das folgende nach 6=: 808 Zeilen. — Die
Lagen müssen längere Zeit gebraucht worden sein, bevor sie geheftet
wurden. Die ersten und letzten Seiten haben sehr gelitten, s. p. 11.
Das zeigt sich auch hier: Bl. 62*ast im Anfang unleserlich, Bl. 69*
ist noch mehr beschädig worden, s. p. 163, 164, 165. Ja mehr als
irgend eine letzte Seite eines Quatemio, s. p. U. Sie wii-d also länger
ohne schützende Decke bestanden haben als die übrigen Lagen. — Die
ganze Hs. bestand, wenn man die verlorenen mit zählt, aus 147 Blät-
tern. Möglich dass sie aus zwei nicht ganz gleichen Theilen vereinigt
worden, deren einer von 1* — 69* , der zweite von 70* — 137* ge-
gangen wäre. Die Lücke von einer halben Seite in a nach Bl. 69* von
^ wird sich demnach am einfachsten dadurch erklären, dass man
annimmt, als der Schreiber a an sein Geschäft ging, sei der Anfang
von ^ Bl. 70* so abgerieben gewesen, dass er ihn als unlesbar ein-
fach fortliess, wie er das, nur in geringerem Umfang, auch mit dem
Bl. 62* seiner Vorlage gethan hatte, s. p. 139. Ebenso ist ja Bl. 1*
unlesbar, s. p. IV.
b wäre demnach vor a entstanden. Oder nicht sowol 6, als eine
andre ihr sehi* ähnliche x, aus welcher einerseits b, andrerseits die
Ueberarbeitung C stammt. C setzt eine Abschrift von A. voraus
die im wesentlichen = b ist. P. 164, 4): A hat lat helde af (un-
leserlich) h6g6nia,bC: lät heldr af thinutn hSgöma, — a: Idt heldr
af h6g6mu; — 170, 1) lässt a was es in seiner Vorlage nicht hat
lesen können, nach seiner Gewohnheit und unbekümmert um den Sinn
aus. C stimmt mit 6 ; — 168, 1) die einzige sachliche Aenderung,
welche sich 6 erlaubt: C führt sie nur weiter aus. Aber C stimmt
in den Namen mit a, während 6 165, 2) Gladefant bietet statt Be-
vard A a (.\ und auch im Anfange, wo wir C nicht vergleichen
können, Helena A a mit Catrirui 139, 4), Meginza A a mit Argenga
139, 5) vertauscht. Es ist nicht glaublich, dass die Ueberarbeiter
C die wahren Namen gewusst uud gegen seine Vorlage, wenn diese
b gewesen, eingesetzt hätte.
5f 6 M Räfbing, Biddarasdgar, ang. v. B. RemMd.
Der Stammbaum wäre demnach :
A (bis Schluss a b)
X (= b ohne geänderte
Namen)
Auch die einzelnen Stellen des Textes geben hie und da zu Be-
denken Anlass. So z.B. Iventssaga 84,6) ek txientir mik A, ek vaenti
eh B. Kölbing setzt ek vaenti in den Text, um diesen lapsus calami
der Hs. A zu corrigieren. Aber nach B ist es doch wahrscheinlich,
dass die mit B gleiche Schreibung der Vorlage Ursache des Irrthums
gewesen. — 100, 1) Kölbing scheint die ganz richtige Lesart von
B nicht zu verstehen — ok mit Conjunctiv gleich qttamquam, fehlt
bei Cleasby, aber s. Möbius Glossar, — die allerdings nicht genau
zum französischen Texte stimmt, aber einen sehr passenden Sinn
gibt. Auch A muss er vorgeschwebt haben, das nur durch die ähn-
lichen auf einander folgenden Laute ok ek ekkd etwas in Verwirrung
gerathen ist. — Mlrmanssaga, 144, 1) Kölbing glaubt s^intst oss
sem ydhr se eigi til annarr A a durch b ergänzen zu müssen, das
kostr 2^^ni anhängt. Aber diese Ellipse ist ja ausserordentlich häufig;
s. schon Munch Forn-Swenskans Sprokbyggnad (1849) p. 108 umd
Cleasby unter kostr, so Njala 143 er oss wk engi annarr tu, 207,
Egilss. 405 er ydhr engi annarr d görr en snüa aptr, — 148, 1)
Nu fanst kann Katrin dröttning um thetta allt saman framan en
höfi gegndi wie Kölbing nach A b setzt scheint mir nicht bestehen zu
können, ebensowenig als die Lesart von a: nü fannst that ä drött-
ningu um allt thetta usw. Es wird die Construction nUr finnst at
imu (probo äliquid) zu Grunde liegen; unt allt thetta aller dieser
Dinge wegen. Nti fannst at hänum Katrin dröttning für Kairinu
dröttningu. Das t^iat d in B ist wahrscheinlich aus diesem at hänum
verlesen. Mir finnst um eitt heisst nur sentio de aliqua re. — 153,
2) er (Christus) ekki gat s6r fordhat, en er kalladhr gudh nach b;
A a lassen er aus. A wird kallidh kallit er oder kalli thir haben
schreiben wollen — quem vos deum appellatis. Wie kalladh kallat
steht 154, 2) heitat ^ 6 für heitit, und der phonetischen Schreibung
kalladhr für kalladh 6r entspricht skapa, thd 155, 1) für skapat, thä,
— 163, 1), hier wie auch sonst, ist es doch gewagt ok am Anfange
des Nachsatzes gegen die ältere Hs. fortzuschaffen. In der Gragas
steht bekanntlich ok in diesem Falle ganz regelmässig, und Möbius
weist es auch sonst nach. — 167, Z. 17). Wenn a und b wirklich so
haben, so gebietet der Sinn und C ckki einzusetzen : ef lydhr thessi
vill ekki undir kristni ganga. — In der Mittheilung des Apparates
fehlt es mitunter an der nöthigen Genauigkeit: 79, 26) fehlt das
Zeichen der Hs. B, 94, 21) p. 103 fehlt im französischen Citat der
K. Nipperdey, Cornelius Tacitas, ang. v. I. Ppammer. 517
zweite Vers Cil Chevaliers qui lee vos siet — Sollte 100, 1) B wirk-
üch ok ok ek ekki haben? — 164, 6) was gibt a? — 165, 1) hat
A wirklich er er . . . ladhi? - 172, 1). Was gibt 6? — In der
Orthographie vermisst man die Scheidung von ö und o. Was Kölbing
S. LI darüber sagt ist keine Entschuldigung. Er musste doch die
Ausgaben kennen.
Dankenswerth sind die Untersuchungen über die Quellen der
Iventsaga und über das Verhältniss zum schwedischen Gedicht von
herr Ivan lejonriddaren. Doch gehe ich auf diesen Theil der Ausgabe
nicht ein.
Graz, 28. Felnruar 1873. Richard Heinzel.
Cornelius Tacitus, erklärt von K. Nipperdey. I. Band; ab excessn
divi Augusti lib. I— VI. 5. verb. Auflage; Berlin, Weidmännische
Bachhandlung, 1871. XUI u. 376 S. — 27 Sgr.
Cornelius Tacitas a Carolo Nipperdeio recognitus, pars prima ab
Q2C68SU divi Angugii libros sex primos continens. Berolini apud Weid-
mannes a. MDCCCLXXI. X u. 157 S. - 9 Sgr.
Die 5. Auflage des ersten Bandes dieser bekannten und in ihren
Vorzügen und Mängeln längst gewürdigten Ausgabe isfc der vierten
nach fast sieben Jahren gefolgt. Dieser längere Zeitraum hat begreif-
lich auch mehrfache Veränderungen hervorgerufen. Mit diesen Aen-
derungen wollen wir uns im folgenden vorzugsweise beschäftigen, da
die früheren Auflagen ohnehin in verschiedenen Zeitschriften, zum
Theile sehr eingehend und ausführlich, wie von ürlichs in den Jahn'-
sehen Jahrbüchern 1854 und von Wurm in den Münchener gelehrten
Anzeigen 1855 besprochen wurden. Geändert ist in der neuen Auflage
auch der Preis, der von 25 Sgr. auf 27 Sgr. erhöht wurde.
Die Einleitung (eine Vorrede fehlt auch in der neueston Aufla-
ge) hat durch Zusätze gegen die frühere Ausgabe nahezu VI S. ge-
wonnen. Unter den Zusätzen beflnden sich zwei längere Anmerkungen
S. XXVI f. und XXXI f. Die erste dieser Anmerkungen ist gegen Th.
Mommsen gerichtet, der in der Zeitschrift Hermes die Behauptung
aufgestellt hatte, dass Plutarch in seinen Biographien Galba und Otho
und Tacitus in den ersten zwei Büchern der Historien fast alles einer
und derselben Quelle, dem Cluvius Kufus, entlehnt haben. Dem ge-
genüber behauptet Nipperdey, dass Plutarch den Tacitus stark be-
nützt habe. Die zweite Anmerkung ist in einem sehr entschiedenen
Tone gegen diejenigen Forscher gerichtet, die in neuester Zeit die
Zuveriässigkeit und Gerechtigkeit des Tacitus namentlich in Bezug
auf Tiberius anzweifelten und diesen Imperator zu „retten" versuch-
ten. Allen diesen Angriffen kann nach Nipperdey nur zum äusserst
geringen Theile eine Berechtigung zugestanden werden. Andere Zusätze
5S8 K, Nipperdey, GomeliiiB Tacitns, ang. t. /. Prammer.
sind z. B. S. m, IV f., XIV, XXIL S. XXm,Z. 10 v.o. ist der Druck-
fehler 80 st. 88 stehen geblieben.
In der neuen Auflage ist zugleich, wie eine Note am Schlosse
der Einleitung angibt, aus der Orthographie des Textes das Ungewöhn-
liche und die Schüler Störende entfernt worden. Dem entsprechend
wurden auch im Gommentare* die betreffenden Anmerkungen wegge-
lassen. Ebenso sind die ^Varianten (Abweichungen vom Mediceus),
die in der früheren Auflage 14 Seiten füllten, jetzt einer Teitausgabe
beigegeben, welche drei Monate nach der commentierten Ausgabe er-
schienen ist. JedenMls hat Nipperdey versucht, durch diese Aende-
rungen den Bedürfnissen und Anforderungen einer Schulausgabe in
erhöhterem Masse Rechnung zu tragen, als diess früher geschehen ist.
Was jedoch die Consequenz in der Orthographie anbelangt, so ist
dieselbe nicht immer streng eingehalten, wie es doch für eine Schul-
ausgabe wünschenswerth ist. So steht z. B. I, 25 rcttulerant, 26
wieder retulisse; IV, 14 u. 29 reüülit, 31 u. 32 rettuli^ dagegen
cap. 10 desselben Buches re^u^« ; ibid. cap. 15 in der einen Zeile
apud, in der unmittelbar folgenden aput; cap. 34 fin. steht zuerst
sei, dann sedy cap. 35 hingegen zuerst sed, dann zweimal sei.
Was den Commentar anbelangt, so hat derselbe gegen die 4.
Auflage durch Zusätze zu den früheren Anmerkungen und durch neue
Anmerkungen grammatischer und sachlicher Natur 20 Seiten gewon-
nen. Man merkt bei den Aenderungen an nicht wenigen Stellen den
Einfluss der Dräger'schen Ausgabe, die also doch in einem wenn
auch noch so kurzen Vorworte hätte erwähnt werden sollen. Bei ein-
zelnen Zusätzen geben wir allerdings die Möglichkeit zu, dass Nip-
perdey selbständig auf die Zweckmässigkeit derselben verfallen ist.
Natürlich wird zugleich öfter die Gelegenheit benützt, das in den
betreffenden Noten Dräger's Gesagte stillschweigend zu ergänzen und
zu berichtigen. Einzelne Fälle dieser Art, die uns wichtiger dün-
ken, werden wir besonders anführen. Wir wenden uns nun zur Be-
sprechung von Einzelnheiten im Commentar, und halten uns dabei
zur leichteren Uebersicht genau an die Reihenfolge der einzelnen
Bücher undCapitel.
I, 2 per acies aut proscriptione. per bezeichnet wol nicht den
Ort *in^ , wie Nipperdey in der Note sagt ; sondern per acies ist zur
Abwechselung mit dem Ablativ des Mittels proscriptione gesetzt.
Zudem kommt die Form aciebus nicht vor und Tacitus hätte proeliis
sagen müssen. VI, 22 ^nagnas per opes , welche Stelle N. citiert, be-
zeichnet per allerdings den Ort. cap. 6 Das transitive dural mentem
steht nicht IV, 15 — wie in der Anmerkung gesagt ist — sondern
III, 15 von Cn. Piso. — cap. 26 cur venissety si neque augendis
miliium stipendiiSf neque adlevandis laborihis, denique nulh' bene-
faciendi licentia? Im Med. fehlt si, Ritter schiebt nach venisset die
Partikel si ein, welchen Vorschlag N. in der neuen Auflage accep-
tiert. Auffallend ist uns, dass N. die Einschiebung Ritter's in den
Text auMmmt, ohne in einer noch so kurzen Note ihre Zweck-
K, Nipperdey, Cornelius Tacitus, ang. v. L Frommer. 52tt
mässigkeit zu begründen. Auch die Textausgabe sagt S. 13 blos: st
adiecit Ritterus. Dem gegenüber hat Dräger mit Becht die einfachere
Ueberliefemng beibehalten und auch das Komma nach venisset und
stipendiis getilgt. — cap.44 init. ob inminentem partium et hiemem.
Es ist fraglich, ob inminentem auch zu hiemem gehört, wie N. in
der Note auch jetzt behauptet. Nothw endig ist es daselbst gewiss
Dicht. — ibid. stahant pro contione legiones etc. mit darauf folgen-
dem in suggestu. N. nimmt wie früher pro contione = in modwm
contionis Rist, I, 55 fin. Daselbst folgt ebenfalls esu^^es^u. Allein
N. ist auch in der neuen Auflage nicht im Stande, j>ro contione in der
angenommenen Bedeutung durch irgend eine Stelle zu belegen. —
cap. 50 iuvit nox sideribus inlustris, Ann. XIV, 5 init. steht : noctem
siderihus inlustrem dei praebuere. — cap. 51 versteht N. in der
Note zu auxiliariae cohortes diesen Ausdruck von allen Hilfscohor-
ten, und ignoriert das nach vicesima legio terga firmavit folgende
post ceteri sociorum, das er unnöthig durch einen Strichpunct von
firmavit abtrennt. In Folge dessen muss er natürlich überrascht und
verwirrt sein , wenn er hernach im Nachtrab Uilfscohorten , leves
cohorteSf findet. Es werden eben bei den ceteri sociorum auch leves
cohortes gewesen sein. Dräger macht sich zu der ganzen Stelle gar
keine Scrupel, und interpungiert nach firmamt mit einem Comma. —
cap 54 init. widei-spricht bekanntlich das von den sodales Titii^^e-
sagte der Stelle in Rist. II, 95. (Dräger citiert in der ersten Auflage
irrthumlich 92). Doch ist es gewagt, desshalb die ganze Stelle in den
Historien mit Bitter als interpoliert anzusehen, wie N. in der Note es
thut. Einfacher ist die Annahme, dass Tacitns sich hier (an der
späteren Stelle) corrigiert, — cap. 58 utrum praevaleat etc. utrum
nimmt N. als Fragepartikel, und citiert dazu drei Stellen aus Tacitus,
wo sie sich noch findet. Allein an unserer Stelle in den Annalen kann
utrum auch ganz gut Neutrum des Fi*agepronomens se;n und als
Snbject zu praevaleat betrachtet werden. — cap. 73 med, mimum
corpore infamem. Dazu fehlt eine kurze Erklärung bei N. und Dräger,
wie sie Kritz zu Germ. XII, 2 corpore infames gibt. Ann. XV, 49
fin. steht bei infamis statt corpore das abstracto tnollüia corporis.
— cap 77 de modo lucaris. Hier konnte von N. und Dräger die An-
merkung von Lipsius, die auch Eiessling in seiner Ausgabe hat,
aufgenommen werden. —
U, cap. 4 ubi minitari Ärtabanus. Zu diesem historischen
Infinitiv in einem Zeitsatze citiert N. andere Beispiele aus Tacitus mit
ubi , mit postquam und mit donec noch immer Eist Ui, 10 — was
eine Dittographie des zwei Zeilen voi'ausstehenden Oitates zu ubi ist.
donec mit Inf. hist. steht Ann. XIII, 57 fin, donec ^ .... agrestis
quidam eminus saxa iacere, wo Bitter ganz unnöthig iacere in
iaceret ändert. Heraus zu H. III, 10 lässt das Gitat mit donec weg;
ob absichtlich oder aus Versehen^ wissen wir nicht. — Zu dem Schlüsse
von cap. 6 bezüglich der Bheinmündungen konnte Eist. V, 23 spoHum
i^lut aequoris electum, quo Mosae fluminis os umnem Shenum
580 K, Wipperdey, Cornelius Tacitns, ang. v. L Praimmer,
Oceano adfundit citiert werden. — cap. 10 ist die kurze Note za
roniugem et filium eius wol veranlasst durch Dräger's verfehlte Er-
klärung der Stelle, von der sonderbarer Weise auch in der zweiten
Auflage ein Theil stehen geblieben ist. — cap. 16 init. behauptet N. zn
rui Idisiaviso nomen, dass Tacitus bei nomen est den Dativ nur bei
Adjectiven habe, sonst gewöhnlich den Nominativ. Für nomen est
mit dem Genetiv führt er vier Stellen aus Tacitus an. Von diesen vier
Stellen können aber zwei auch Dative sein : Ann. IV 59 init. in villa,
eui rocabulum Speluncae und XV, 37 fin. nomen Pt/thagorae fuit
Die Stelle Germ, XLIII, 4 ea vis numini, nomen Aids, wo Aids
unzweifelhaft Dativ Pluralis ist, und auch von Kritz so erklart
wird, will N. jetzt (in der 4. Auflage hatte er sie noch übersehen)
durch Aenderung von Alois in das „nahe liegende'' Alces oder Alci
beseitigen. Allein es liegt wol noch näher, den Dativ des Substantivs
Aids zu belassen, ebenso Ann. IV, 59 Speluncae und XV, 37
Pythagorae als Dative, nicht als Genetive zu fassen, und die aufge-
stellte Eegel , dass Tac. bei der Redensart nomen est den Dativ nur
bei Adjectiven habe , als in ihrer Allgemeinheit unrichtig zu betrach-
ten. Die seltene Construction von nomen est mit dem Gen. kommt
somit bei Tac. nur an zwei sicheren Stellen vor. — cap. 30 med.
ist im Med. überliefert: uni tarnen libello manu Libonis nonUni-
bus Caesarum aut senatorum additas atroces vel occultas notas
etc. uni ändert N. jetzt nach Krit^ in den Abi, uuo , und begründet
in der neuhinzugefügten Anm. die Aenderung kurz. Das folgende
nominibus wird dabei als Dativ gofasst und von additas abhängig
gemacht. Wir halten diese Aenderung Eritz's für zweifelhafii, weil
man bei dem Abi. uno libello die Präposition in unangenehm ver*
misst. — cap. 31 med. gehört cum mensa seiner Stellung nach wol
eher zu adpositum, als zu evertefiiibus, mit welchem es N. verbunden
wissen will. — cap. 34 tempus atque iter ducens. Statt tempus
atque iter einfach als iV öia dvöiv = tempus iiineris zu fassen ,
zieht es N. auch in der 5. Auflage vor, in gesuchter Weise iter für
tempus itineris zu erklären, das zur „grösseren Veranschaulichung**
zu dem allgemeinen tempus hinzugefügt sei. Denken wir uns aber
einmal im Texte tempus atque tempus itineris ducens wirklich ge-
schrieben — würden wir da nicht vielmehr von einer grossen Abson-
derlichkeit des Ausdruckes, als von einer „grösseren VeranschauUch-
ung" sprechen? — cap. 39 med. schiebt N. jetzt ad vor promun-
turium nach eigener Vermuthung ein , und macht diese Präposition
von dem vorausgehenden vectus abhängig. Es ist aber nicht glaublich,
dass der falsche Agrippa gerade zu dem Vorgebirge bei Cosa fuhr,
und nicht nach der Stadt selbst. — Ca]). 39 fin. citiert N. zu dem
Neutrum incertis in der Note schliesslich auch Hist. IV, 32 neee
externa arma („so ist zu schreiben"*) falsis velaret^ wo dann falsi9
substantivisches Neutrum wäre. Allein daselbst ist armis überliefert»
und daran schwerlich etwas zo ändern. — cap. 42 regnum in prih-
wnciam redao^um est, in' provinoiam steht hier karz statt des
E. Nipperdey, Caroelins Tacitus, ang. t. I. Pranmet. SSI
gewöhnlichen in provincicte fornmm^ wie es auch Tac. cap. 56;
XIV, 31 med,, Ägric. 14 init. hat. — cap. 46 hat N. jetzt tres
vagas legiones aufgenommen, wo vagas eine Conjectur Dräger*8
statt des überlieferten vacuas ist. Die passende Coigectur stützt
sich auf eine Stelle ans Dio Cassius. Die Erklärnng, die N. in der
Note yon vagas gibt, ^umherirrend' weicht im Ausdrucke eini-
germassen von der Drager's ab, der es mit „nicht concentriert^ über-
setzt. — cap. 52 gibt N. zu ne bellum metu eWderent dieselbe
Note wie früher: „dass die Feinde es aus Furcht vor der üebermacht
der Eömer nicht zum Kampfe kommen* lassen müchten^. Diess wider-
spricht d#m unmittelbar vorausgehenden, wo von dem Corps des
Furius Camillus gesagt ist: modicam manum, si mültitudinem
Numidarum atque Maurorum spectares. Der richtige Grund für
die Furcht der Nnmidier ist lY, 24 von Tacitus selbst angegeben :
terrore nominis Bomaniy et quia Numidae peditum aciem ferre
nequetmt Diese Stelle war einfach zu citieren. — cap. 55 locaque
corum (centurionum^ tribunorum) clientibus .... attribueret, loca
ist in der Bedeutung, Beamten-Qfficiersstelien, sonst häufig, bei Tac.
jedoch kommt es nur hier vor. Vgl. Sirker, Taciteische Formenlehre
S. 33 — cap. 72 init. saevienü förtunae. Der Ausdruck scheint von
Sallust entlehnt zu sein Cat. 10, 1 : saevire fortuna . . . coepit Al-
lerdings ist in der Bedeutung von fortuna an beiden Stellen ein Un-
terschied, da es bei Sallust das allzu grosse Glück der Bömor bezeich-
net. Ann; lY, 1 init. steht ebenfalls mit einem gewissen Anklänge
an die Sallust'sche Stelle : cum repente turbare fortuna coepit, sae-
iHre ipse aut saevientibus vires praebere, — cap. 73 fin. könnte in
Germanicum passend auch vor misericordia gestellt sein. — cap. 87
fin. ist es nicht nöthig, das Yerbutn dixerant in verschiedener Weise
zu den beiden Objecten divinas occupationes und ipsum dominum
zu nehmen wie N. in der neuen Note es thut. Es ist einfacher, divinas
als Prädicat zu occupationes , und dominum als Prädicat zu ipsum
zn fassen. „Bitter schalt er diejenigen, die seine Beschäftigungen
göttlich und ihn selbst Gebieter genannt hatten.*' Dicere behält dabei
bei beiden Objecten die Bedeutung „nennen''. — cap. 88 ist in der
Note zu qui venenum u. s. w. G. Fabricius noch immer Gonsul d. J.
287 V. Gh. statt 278. Passend ist am Schlüsse der Anm. der Zusatz:
„venenum in Pyrrhum ist neu und sehr prägnant.'' Das Gewöhnliche
wäre : qui Pyrrho regi venenum parari vetuerant idque agi ei pro-
diderant.
III, cap. 9 dieque et ripa frequenti. Es ist keine Nothwendig-
keit vorhanden, frequenti auch zu die zu beziehen, die steht statt
des adverbialen interdiu, und ripa frequenti ist die Folge davon.
— Cap. 19 med, is finis fuit ulciscenda Germanici morte. Nw gibt
jetzt in der Note, wie in der Textausgabe S. 76 auch die Möglichkeit
zu, dass Tac. vielleicht ulciscendae G. morti .... iactatae geschrieben
bftbe. Gewöhnlicher als der blosse Abi. wäre nach N. an unserer Stelle
Mch der Genetiv. Das gewöhnlichste und einfkchste ist aber, wenn
5S2 E, Nipperdey^ Cornelias Tacitns, ang. t. I. Frommer.
man die Stelle schon ändern will (was wii- allerdings für angezeigt
halten), vor ulciscenda das Wörtchen in einzuschieben, wie es Halni*s
Vorschlag ist. Cap. 22 ist die Rede von dem Processe der Lepida,
den ihr geschiedener Gatte Quirinius gegen sie anstrengt. Von ihm
wird gesagt: post dictum repudium adhuc infensus. N. zweifelt jetzt
an der Richtigkeit des überlieferten post dictum repudium {adhuc
infensus), weil es durchaus nichts auffälliges sei, dass Jemand nach
der Scheidung voq seiner Frau diese noch hasse. Es müsse das Moment
erwähnt werden, wodurch der Hass auffällig war, dass näml ich schon
eine Reihe von Jahren seit der Scheidung verstrichen war. In einem
gemssen Sinne ist diess allerdings durch adhuc bezeichnet, und
vielleicht zur Genüge. Zugleich bezweifelt N. die Richtigkeit von post
vicesimum annum bei Sueton Tib. 49 (wo von dem Processe der
Lepida die Rede ist, und die angefühi*te Zahl eine runde zu sein scheint),
und meint, dass Tac. an unserer Stelle vielleicht post quintum deci-
mum repudi annum geschrieben habe. Diese Vermuthung hat wenig
oder, besser gesagt, gar keine Wahrscheinlichkeit für sich. N. erwähnt
sie auch in seiner Textausgabe S. 77 mit den Worten : puto fuisse
post quintum decimum annum adhuc. Wollte man schou den Um-
stand, dass die Ehescheidung des P. Quirinius von der Lepida lange
(die genaue Angabe der Jahre ist gewiss nicht erforderlich) vor deren
Processe erfolgte, schärfer als durch das blosse adhuc vor infensus
hervor gehoben sehen , so könnte man einfacher und minder gewalt-
sam als N. schreiben : post diu dictum repudium , wo diu vor diC'
tum leicht ausfallen konnte. VI, 49 steht ähnlich pridem repudiata
von der Mutter des Sex. Papinius. — cap. 25 init. ist das überlieferte
deinde vor de jetzt mit Wölfflein in dein geändert. — ibid. ist in der
Anm. zu Julias rogaiiones das Gesetz des Augustus vom J. 28 v. Chr.
G. übergangen. Die lex Julia de maritandis ordinibus gab Augustus
nicht im J. 13 V. Chr. — wie in Folge eines Druckfehlers oder Ver-
sehens in der Anm. steht (ebenso in der 4. Auflage) — sondern im
J. 18. Vgl. Geschichte Rom*s von C. Peter III. Bd. 1. Abth. S. 44.
— cap. 40 init. exstimulator, Dräger behauptet in seiner ersten Aus-
gabe, dass diese neue Form an, eIq. sei. N. citieii; jetzt noch H. n,
71 und fügt vorsichtig hinzu, dass das Wort bei Andern nicht vor-
zukommen scheine. — cap. 42 ist die Stellung inconditam mutH-
tudinem adhuc überliefert. N. stellt jetzt adhuc vor multitudi-
nem, um es dem inconditam näher zu bringen, — cap. 48 ist
überliefert expugnatis per Cilidam Homonudensium castellis. N.
ändert in der neuen Auflage per nach dem Vorschlage von M. Haupt
in super, und erklärt: jenseits Ciliciens. Die Ueberlieforung per
Cilidam, an der N. doch selbst in vier Auflagen festgehalten, erklärt
er in der Note jetzt als unrichtig, da die Homonaden sich nicht
über einen grössern Theil Ciliciens erstreckten. Da jedoch auch Strabo,
wie N. selbst anführt, die Homonadenser als Cilicier bezeichnet, sehen
wir keinen triftigen Grund , das überlieferte per in super zu ändern.
Man müsste dann ja auch die Notiz Strabo's corrigieren. — cap. 49
JL Nipperdey, Cornelias Tacitas, ang. v. J. Prammer. S8S
init. und 50 zweimal schreibt N. jetzt nach der Ueberliefemng Clu*
torins, nicht, wie er früher gethan und wieDräger in seiner ersten Aus-
gabe, Lutorius, da die Form Clutorius nunmehr anch aus Inschriften
nachgewiesen ist. — ibid. hat der Med. per vaniloquentiam legerat.
Hier ändert N. jetzt nach dem Vorschlage von Weissbrodt legerat in
iecerat, welche Aenderung auf VI, 31 med. per vaniloquentiam ac
minas iaciehat gestützt ist. Der Herausgeber behauptet in der Note,
dass das überlieferte legerat weder zu per vaniloquentiam passe (es
müsste vanitatem heissen), noch zu der vorausgesetzten Absicht des
Clutorius. Allein es ist nicht abzusehen, wie legerat zu per vatiilo-
quentiatu ^um zu prahlen (flunkem)\ ^aus Prahlerei* nicht passen soll.
Legerat passt dazu sicherlich eben so gut wie das conjicierte iecerat.
Auch zu der vorausgesetzten Absicht des Clutorias, das Gedicht , das
er aegro Druso angefertigt, nach dessen Tode maiore praemio zu
veröffentlichen, passt legerat sehr wol, denn das Vorlesen eines Ge-
dichtes in einem Kieise von Bekannten ist noch keine Veröffentlich-
ung. Auch passt zu legerat, weniger zu iecerat , die strenge Bestraf-
img des Clutorius, wie sie cap. 51 init. erzählt wird. — cap. 50 med.
vita . . . in integre est. Hist. III, 2 fiu. steht dieselbe Phrase : qui-
bus fortuna in integro est, — cap. 53 fin. atque illa feminarum
propria, quis lapidum causa pecuniae nostrae transferun-
tur. N. bezieht den Ablativ quis als Neutrum auf illa propria, und
erklärt Vodurch', 'in Folge wovon'. Möglich ist es aber auch . quin
als Dativ auf feminarum zu beziehen, und zwar entweder als dativus
commodi oder als dativus graecus. Dräger sagt uns auch in der
2. Auflage nicht, als welchen Casus und als welches Genus er quis be-
trachtet. — cap. 58 bleibt N. der Aenderung Lachmann's quifique et
septuaginta annis etc. getreu. Ueberliefeii) ist jedoch nicht duo et
septuaginta annis , wie N. in der Note sagt, sondern duobus etc.
Da weiters Merula sich 87 v. Ch. tödtete, und Augustus das flami-
nium Diale i. J. 11 v. Ch. wiederherstellte, so ergibt sich eigentlich
ein Zwischenraum von 76 Jahren. Dräger hat in seiner Note densel-
ben kleinen Bechenfehler, wie N. — cap. 62 qui non modo templo,
sed duobus milibus passuum candem sanctitatcm tribuerant. Man
erwartete nach passuum noch circum '^rund herum' oder ambitu, wie
es IV. 49 steht. — cap. 64 steht simul statt simul cum mit dem Ab-
lativ septemviris et sodalibus Augustalibus verbunden. N. citiert in
der Note dazu vier Stellen aus den Annalen. Darunter ist IV, 8 senatum
victö gemitu, simul oratione continua erexit. Dort sagt N. selbst, es
sei natürlicher, victo gemitu als Abi. absoL zu fassen. Und oratione
continua ist Abi. des Mittels zu erexit. Somit ist simul Adverb. XIII,
34 init. steht Nerone tertium consule simul iniit consulatum Vale-
, rius Messalla — wo es ganz gut angeht, Nerone tertium consule als
Abi. abs. und simul als Adverb zu fassen , wie Dräger es auch thut.
Diese zwei Stellen sind somit aus den Citaten auszuscheiden. — cap.
65 med. erfordert der Ausdruck pedarii Senator es eine sachliche An-
merkungy wie Dräger sie hat. Zu dem Schlüsse des Capitels konnte 11,
StHtehrlfl f. d. 6it«rr. Ojinn. 1873. VII. U. VIH Htft. 36
584 je; Nipperäeyy Cornelius Taeitns, ang. t. Z Frommer.
87 fin. 8ub principe^ qui libertatem metuebat, adulaüonem oderai
citiert werden. — cap. 72 ist jetzt eine längere, dnrch Wölfflin her-
▼orgernfene Anmerkung über tamquam vom wirklichen Grande auf-
genommen, ebenso über quasi und relut in derselben Bedeutung zu
VI, 11 — wo N. am Schlüsse einer Reihe von Citaten aus Tacitus be-
merkt : Hiemach ist das zu einigen dieser Stellen früher Bemerkte zu
berichtigen. — cap. 74 med. zieht Bläsus im Kriege gegen Tacfarinas
acta aestate seine Truppen nicht zurück, fuhrt sie auch nicht in die
Winterquartiere, sondern beunruhigt fortwährend den Feind. Er macht
es also so wie Agric. 18 der gleichnamige Feldherr. Daselbst ist über-
liefert: sed ut in limine belli dispositis castellis . . . Tacfarinatem
proturbabat. ut in limine belli heisst: als stünde er an der Schwelle
(am Beginne) des Krieges, als wäre der Feldzug nicht bereits vorüber.
Passend bemerkte N. noch in der 4. Auflage dazu: j^tU ist hinzuge-
fugt wegen des metaphorischen Ausdrucks in limine belli^. In der
5. Auflage lässt er nach eigener Vermuthung ut weg, und erklärt in
limine belliy an den äussersten Puncten des römischen Gebiets, welche
einem Angriff des Feindes ausgesetzt sein konnten\ Allein dann wäre
in limine belli ein geschraubter und dunkler Ausdruck für in extre-
mis finibus imperii. Zu dispositis castellis wird eine Ortsangabe
nicht eigens verlangt, wie N. in der Note weiters behauptet, da die
Ortsangabe „im Feindeslandes sich leicht aus dem Vorhergehenden
versteht. Es hätte somit N. bei der früheren Leseart und bei seiner
früheren Erklärung verbleiben sollen. Dräger belässt ut in limine
belli, und gibt eine kurze Note über den tropischen Gebrauch von
Urnen. —
rv, 9 origo concret: Stammvater. Auch Sali. Jug. 19, 1 steht
origo concret in der Bedeutung „Mutterstadt^ und im Plural. 11
ist von Tiberius gesagt : insita den ique etiam in extraneos cunc-
tatione et mora adversum unicum et nullius ante flagitii conper-
tum . . . Man möchte hier wegen des Gegensatzes in extraneos
etwa nach conpertum filium eigens ausgedrückt sehen. — ibid.
ist gesagt: neque quisquam scriptor tarn infensus extitit, ut 7V-
berio obiectaret, cum omnia alia conquirerent intenderewtque, N.
gibt hier eine neue, gegen Dräger gerichtete Note zu intenderewt:
intenderentque in gewöhnlicher Bedeutung , ^gegen ihn richteten !
Allein dann konnte intenderent als selbstverständlich weggelassen
werden, zumal da obiectaret vorausgeht. Es ist daher intendere mit
Dräger in der Bedeutung ^übertreiben' = augere zu nehmen, welche
Bedeutung es bei Tacitus öfter hat. cap. 12 fin. hatte N. noch
in der 4. Auflage statt des überlieferten inter intimes aviae et fUr
intimos das Feminin intimas geschrieben und et getilgt. Von dieser
doppelten Aenderung sagt Wurm mit gutem Grunde, dass sie besser
unterblieben wäre, ürlichs hatte in seiner Recension der 1. Auflage
die Worte inter intimos aviae als Glossen zu dem nachfolgenden m
animo Äugustae valida betrachtet und vorgeschlagen, sie sammt ei
als unecht einzuklammern. Diesem Vorschlage folgt nun N. in dtr
K,Nipperdeyt Cornelius Tacitos, ang. v. J. Prammer. 53^
5. Auflage, ohne freilich in seiner Textausgabe S. 104 den Namen
tJrlichs zu nennen. Er sagt dort unter dem Texte: uncus (Druck-
fehler statt uncos) ego posui. Allerdings; aber den Vorschlag hat
Urlichs gemacht. Zugleich stellt dort N. die Frage auf, x)b nicht
Bitter's Aenderung Litnae statt aviae zu acceptieren und inier intü
mos Liviae et vor per adulterium MuHliae Priscae zu stellen sei.
Wir halten den ürlichs 'sehen Vorschlag für einfacher und wahr-
scheinlicher. — cap. 15 init. neque minus morte amici. Is fuit Lu-
cilius Longus, Zu diesem üebergange citiert N. H. III, 47 is fuit
Änicctus etc. üebergangen ist Ann. II, 1 is fuit Vonones. — ibid.
fin. hält der junge Nero, der Sohn des Germanicus , eine Rede im
Senate laetas inter audientium adfectiones , qui recenti memoria
Germanici illum aspici, illum audiri rebantur. Zu vergleichen ist
die bekannte Stelle bei Livius XXI, 4, 2 Hamilcarem iuvenem red-
ditum sibi reter es milites credere, — cap. 23 adhuc raptabat Af-
ricam Tacfarifias. Zu raptare ^plündern' vergleicht N. wie in der
4. Auflage aus Tacitus trahere und fQhrt dann Stellen über rapere
in derselben Bedeutung aus Vergil, Lucan und Statins an, aus letzte-
rem Dichter auch eine Stelle mit raptare. N. konnte aber mit Be-
nutzung der Dräger'schen Note zu obiger Stelle aus Tac. selbst noch
Ann. XII, 54 med. igitur raptare inter se und XIII, 6 init. rapi
Armeniam eitleren. — cap. 25 infensus miles memoria laborum
et adversum eludentis optatae totiens pugnae se quisque ultione
et sanguine explebant. Hier wird jeder unbefangene Leser in ein-
facher und natürlicher YfeS&e^ adversum eludentis zu optatae totiens
pugrute beziehen, und diesen Genetiv so wie laborum von dem Abi.
memoria abhängig machen. In dieser Weise erklärt auch Dräger
die Stelle. N. aber intei-pungiert auch in der neuen Auflage nach du-
dentiSy und gibt in der durch zwei Zusätze vermehrten Note an, dass
adversum eludentis entweder von dem nach et wiederholt gedachten
laborum, oder noch wahrscheinlicher von infensus abhänge. Diess
ist der 1. Zusatz. Optatae totiens pugnae gehört nach N. zu ultione
et sanguine, die jedoch nach unserer Meinung diesen Genetiv gar
nicht verlangen. Von eludentis, fährt N. fort, könne der fragliche
Genetiv nicht abhängen, ebenso wenig von memoria ; auch adversum
eludentis könne nicht zu pugnae gehören. Diess ist der 2. Zusatz.
Aber der Grund, den N. gegen die Verbindung von optatae totiens
pugnae mit memoria und mit adversum eludentis anfuhrt, ist
schwerlich stichhältig. Denn die immer währende Vereitelung des
sehnlichsten Wunsches der römischen Soldateska, endlich einmal mit
dem höhnenden Feinde handgemein zu werden, der stets wie ein Aal
ihr entschlüpft, ist als Grund der Erbitterung von Seiton der Römer
gewiss ebenso erheblich, als die Eiinnerung an die überstandenen
Strapazen. Auch ist man nach der obigen Erklärung über die Be-
ziehung des adversum eludentis nicht in Zweifel. — cap. 27 med.
ist überliefert : cui provincia vetere ex more calles evenerant. Hier
hat N. auch in der neuesten Auflage die Aenderung des Lipsius Cales
36 ♦
i9tatt oiUeH anftreiioiiiineaL Allein jbirawiiai liaTQn. iaas «ü« PkDTinx
Ot^<» ain^entid ia»trickli*!fa. erwäimc vinL ^pridkc «ncichiedcB fegen
die AAulermir <iie voa L'ri^^r Jog<^fäiirtä Steüfl bei Soetoa Cmb. cap.
10 med. op^ra «6 optimtitühus *iat^ ^.-it. *U prorin^Ha^ fuimna «or-
iuiihHS ih^hnJo ftCn^sari mimimi m€*jt}UL id^^t iilrae cmllei'
quf, tUcernf^r-'ntHf. Aicb. an obig»»r SceQe les Tic. steht ira Zeileo
7or ealUa -iein 4<7raf Sueti}!!'^ •»nt«prpi:iieiuL p*fr ^*}n*jimqwt3 saitms,
worauif iich wie aiif Brußdisinm -ft 'nrcumiect^ '}ppidtt das folgende
ü'i^m r^(^onih*M b»»zie]it. — -:ap. 2>? klammert N. jetrt 4k3 über-
lieferte p^rora^ti fillo nach •eigener Venna^an? ils inecht ein. —
ibid. Der Kriee zeiren Sacrc-Tir fan«i ni<!hii i. J. 24 n. »rhr. — wie in
der Note zn in G*iUiam steht — statt, 5*}adeni 21. — cap. 33 init
i^itur »t olim . . . noiceßtiti r*ilji n>atur*j, ft quihus utodis tew^
p^ranter kah^,ntytr ^tc. Hier hatte N. noch in der 4. Aafiage «öf-
cenda . . . natvkra ali Ablativ acf^eäiast und in einer längeren Note
erklärt: darch Erforichun^ des Wr?s.?n< der Meni^e. Diese Note bat
y. jetzt weggelassen, and s*) ist anzccehmen. dass er gleich Dräger
nosc^j^da r, natura als Nominativ nimmt and **rat dazn ergänzt. —
cap. 34 med. q^Ar^rum r^a g^stad^ ':Mm plnrimi o'^mpc^uerint^ nemo
$iH^, honore memoraKÜ. Zd dem 2. Satze ist nach N. tos ans quorum
za denken. Allein q^orum res gfstas gehört auch zn memorariL
Wollte N. za der Stelle sch^n eino Note geben. s«> konnte er bemer-
ken, daäs Tac. hier statt der ge wohnlicheren Parataxe quorum res
gcsias piurimi composnernnt etc. in dem 1. Satze die Hypotaxe mit
cum angewendet hat. — Die Scblnsssätze von cap. 35 erinnern an
Agric. 2 bezüglich des Inhaltes. — cap. 38 befriedigt uns die Er-
klärung, welche N. zu pro sepukris sp^rmtntur gibt, nicht. Tiberios
will .sagen, dass Tempel und Bildsäulen, die man einem Imperator zu
Khren errichtet, dann, wenn «las Unheil der Nachwelt über ihn un-
gfinstig ausfällt, nicht mehr gelten, als ein gewöhnliches Grabmal,
daa man auch bekomme, ohne ein anderes Verdienst zu haben, als — -
gestorben zu sein. — cap. 42 med. ergänzt N. überflüssig zu pur*
gaiurum das Object probra. Das Object ist das vorausgehende se.
Der Subjectsaccu.sativ fehlt, wie häufig. — cap. 43 med. ita secun*
dum Messenios datum. Dass diese juristische Bedensart bei Tac
nur noch Hist. III, 7 vorkommt, konnte bei N. und Dräger erwähnt
»ein. — cap. 45 saltuosos locos. Diess steht noch VI. 34. nicht IV,
34 - wie in d r Anm. steht. — cap. 49 med. ist Dräger durch das
.Streiken, eine neue Erklärung aufzustellen, dazu verleitet worden,
bcUaiaruw imbdlium als Oiymoron aufzufassen, also imhelltHm als
Attribut zu beUatorum zu nehmen. Aber die angeschlossenen Thia-
cler sind, soweit sie zu den bellatorcs gehören, und nicht zu den
aetate oder sexu inbecilli (cap. 50) oder zu den matres et conmge$
(cap. 51) — keineswegs imbelles. Bichtig interpungiert N. in der
neuen Auflage nach beUatorum und erklärt in der neu hinzugefügten
Note beUatorum, imbeUium als Asyndeton der Gegensätze. Allem
Anscheine nach ist diese neue Note Nipperdey^s und die Interponetioii
K, Nipperdey, Cornelius Tacitns, ang. v. i« Pratnmer. 587
durch die verfehlte Erklärung Dräger's veranlasst. [JebrigenshatDräger
seinen Irrthum in der zweiten Auflage bereits verbessert. — ibid. fin.ist
aus den früheren Auflagen die unnöthige Note beibehalten, dass dis-
cordia Nominativ ist. Wer wird es für einen Abi. halten? — cap. 50
med. behält N. zwar im Texte das überlieferte properum finem (das
auch cap. 58 vorkommt), und erklärt die Stelle als Zeugma, indem
er aus dem folgenden clamitans zu properum finem das Particip
suadens ergänzt — was allerdings ein etwas starkes Zeugma ist.
Aber in der Textausgabe S. 120 sagt er in der kritischen Note:
„properandttm ScheihiuSy properum per Haasius**. properandum^
das Dräger wol mit Recht in seine Ausgabe aufgenommen hat, führt
bereits von Ricklefs her. Siehe die Note Ruperti's zu der Stelle. —
cap. 54 citiert N. zu non vultu aut sermone flecti auch Agric. 43
med. — wo speciem tarnen doloris animo vultuque prae se tulit
überliefert ist. Das daselbst überlieferte animo ist unzweifelhaft ver-
derbt, aber zweifelhaft ist es, ob man richtig, wie N. sagt, sermone
für animo verbessert hat. Dräger hat dort mitErnesti animo in hdbitu
geändert. — cap. 58 fin. moenia urbis adsidens. Hier ergänzt und
berichtigt N. in der neu hinzugefugten Note die Angaben Dräger*s
zu der Stelle, der behauptet hatte, dass adsidere mit Acc. ausser den
zwei Stellen bei Tacitus nur noch bei Apulejus vorkomme. — cap. 59
flu. exstimulatur {Nero)y ut erectum et fidentem animi ostenderet.
Mit gutem Grunde vermuthet hier N. in der neuen Note, dass irgendwo
(vielleicht nach erectum) das Object zu ostenderet, nämlich se aus-
gefallen sei. Den anderen Vorschlag, mit Pichena animum statt
animi zu schreiben, halten wir für weniger ansprechend. Bitter schiebt
das von N. vermisste se vor ostenderet ein. Dräger hingegen hält an
der Ueberlieferung fest, ohne in der 1. Auflage zu der Stelle eine Be-
merkung zu machen. — cap. 62 med. hatte N. in der 4. Auflage nach
dem Med. geschrieben : unde gravior pestis fuit, conferta mohy dein
convulsa, dum ruit etc. — was Dräger beibehalten hat. In der neuen
.Auflage schreibt N. mit Bitter conferta moles, dein convulsa dum ruit
in tus etc. — was allerdings für den Sinn der Stelle angemessener
ist. Denn nicht in der Volldrängung des Baues mit Menschen und der
darauf folgenden Erschütterung desselben bestand die gravior pestis^
sondern in dem völligen Einstürze des Amphitheaters nach innen und
aussen. Der Satz mit dum, der die Hauptsache enthält, darf also
nicht als Erklärung zu den Ablativen conferta mole, dein convulsa,
sondern muss als Begründung zu dem Hauptsatze unde gravior pestis
fuit bezogen werden, conferta und convulsa (als Nom. natürlich)
bezeichnen dabei bloss die aufeinanderfolgenden Momente oder Phasen
in der Entwickelung des unglücklichen Ereignisses. Dass bei dieser
Aenderung der Leseart und Interpunction die Partikel dum nach
dem Subjecte mit den beiden Participien steht, kann für Tacitus nicht
auffällig sein. Die Darstellung selbst ist eine spannende und an-
schauliche, indem der Leser gleichsam das Amphitheater einstüi-zen
sieht. — ibid. ergänzt und berichtigt N. in der sehr vermehrten
588 Et Nipperäey, Cornelias Tacitns, «ig. t. I. Prammer,
Note zu praeceps (= in praeceps) trahit die Behauptung Drige'rs,
dass praeceps als Adverb ausser den zwei Stellen bei Taciios and
einer bei Ammianus Marcellinas sonst nicht vorkomme. — cap. 63
med. cui minor quadringentorum milium res. Hier onterl&sst es
N. auch in der neuen Auflage, den Genetiv quadringentorum müium,
statt dessen man den Abi erwartete, darch eine kurze Note zn er-
klären. Dräger gibt die betreffende Erklärung und citiert Stellen
dazu. - cap. 72 init. trihutum iis Drusus iusserat modicum. Die
neue Note N.'s in der 5. Auflage ergänzt die Anm. Dräger*8 zu der
Stelle durch zwei audere Stellen aus Statins' Thebais und durch zwei
Stellen bei Curtius. Auch an der weiters von N. citierten Stelle aus
Cicero's Briefen ad Atticum IX, 13, 2 ist mihi wol nicht dativus
ethicus, wie der Herausgeber angibt, sondern von iubent abhängig.
So fasst die Stelle auch das Leiicon von Georges s. v. Bei dieser Ge-
legenheit mfissen wir erwähnen, dass so wol Dräger als auch N. es
unterlassen haben, zu III, 58 cur Bialibus id vetiium den Dativ der
Person iJialibus bei vetnre mit einer Anmerkung zu versehen, vetiium
ist daselbst = non licerc. Wir konnten eine ähnliche Stelle bis jetit
nicht finden. — cap. 74 ffßagitaha'ni, visendi sui copiam facerent.
Hier verdient die Verbindung des Plurals sui mit dem Singular des
Gerundivums visendi, um die Schuler darauf aufmerksam zu machen,
eine kurze Note mit Citaten. Di*äger und N. haben diess unterlassen.
Vgl. Zumpt § 660 od. Schultz § 420 Anm. —
V, 3 init. ist die neue Note zu incohimi Augusta, noch bei
Lebzeiten der Angusta' durch ein Versehen an das Ende von cap. 2
gestellt. — ibid. ist im Med. überliefert haud muUum post, eben so
XII, 4 haud multum ante. An beiden Stellen schreibt Dräger mit
Halm nach dem Vorschlage von Heinsius den gewöhnlichen Ablativ
multOy während N. auch in der 5. Auflage sich begnügt, in der Anm.
vorsichtig zu erklären, dass vielleicht auch an diesen beiden Stellen
multo zu schreiben sei. Uebrigens ist das überlieferte multum auch
von Ritter beibehalten worden. — cap. 10 fingebant simul crede-
bantque. Zu dieser Verbindung citiert N. Hist. 11 8 init. pluribus
vivere eum (Neronem) fingentibus credentibusque. Sie findet sich
ausserdem noch Hist. I, 51 plurima ad fingendum credendumque
materies in ipsis castris, — ibid. med. hatte N. früher mit dem Med.
inanium (= inanium rerum) spe geschrieben. Jetzt schreibt er
inani ^te nach eigener Vermuthung, weil die Dinge, auf welche der
falsche Drusus hoffte, keineswegs nichtig waren, sondern nur seine
Hoffnung. So ist die Aenderung wenigstens in der Note begründet.
Es ist kein Zweifel, dass inani spe passt, weil seine Hoffnung wirk-
lich eine nichtige war. Aber auch inanium lässt sich als obj. Gen,
erklären. Es sind damit iuventutis concursus und die publica studia
gemeint, überhaupt die üebeTschwänglichkeiton, durch welche er von
den thörichten Griechen ausgezeichnet wurde, und auf welche er eben
so thöricht seine Hoffnung setzte. —
K, Nipperdey, Cornelins Tacitas, ang. y. L Prammer. 580
VI, 4 init. hält N. anch jetzt noch fest an dem überlieferten
praebebantur. Dräger und Bitter haben die leichte Aenderong von
Muretus und Ursinus praebebant in den Text aufgenommen , ebenso
Halm. — Haase hat gleich N. praebebantur — cap. 5 init. hatte
N. früher statt der verderbten Ueberlieferung pleraque Caium Cae-
sarem quasi incerta virilitatis mit Freinsheim Gaiam Caesarem
und mit Rhenanas incestae geschrieben. In der neuen Auflage behält
er incestae und schreibt mit Muretus in C, Caesarem. incesta viri-
Utas soll dabei Selbstschändung bezeichnen und pleraque „natür-
lich^ von dem erst zwei Zeilen später folgenden dixisse abhängen.
Die Stelle ist mit dieser doppelten Aenderung schwerlich geheilt.
Wir würden es vorziehen, die corrupte Leseart des Med. mit einem
Interpretationskreuz in den Text aufzunehmen. Am wenigsten möch-
ten wir an Khenanus' incestae mit solcher Beharrlichkeit festhalten,
sondern der Ueberlieferung näher incertae virilitatis schreiben. Es
wollte Cotta Messalinus vielleicht damit maliciös andeuten, dass
Tiberius auch den Caligula unter den spintriae (VI, 1) zur Befriedi-
gung seiner unnatürlichen Gelüste missbrauche. — ibid. Als dies
natalis der verstorbenen Augusta Livia bezeichnet N. jetzt nicht den
28. September, wie in der 4. Auflage, sondern den 30. Januar nach
einer neu gefundenen Arvaltafel. — cap. 12 init. Caninius Qallus
quindecimuirüm. In den früheren Auflagen hatte N. die unnöthige
Aenderung des Beroaldus quindecimvir in den Text aufgenommen,
wie auch Dräger und Ritter gethan. Jetzt ist der Herausgeber zur
Leseart des Med. zurQckgekehit, und erklärt den partitiven Genetiv
in der Note als Prädicat oder Apposition. Zugleich führt er Belege
dafür an und citiert fOr den verkürzten Genetiv virum die lateinische
Formenlehre von Neue. Auch Sirker erklärt (Taciteische Formen-
lehre S. 8) quindecimvirum an unserer Stelle für unzweifelhaft.
— cap. 13 advectaret. Dieses Frequentativum erklärt Dräger in
der Note zu der Stelle für ein an. elq, im Latein. Aber das Le-
xicon von Georges citiert s. v. noch eine Stelle aus Valerius Flac-
cus Argon. IV, 106 (ed. Burmann): sicubi saems \\ advectet ratis
acta notis tibi pabula dira \\ et miseras, Folypheme, dapes, -
cap. 17 steht ad hoc senatus praescripserat etc. ad hoc erklärt
N. wie früher *hiefür\ ^desshalb'. In der neuen Auflage spricht
er jedoch, da ad hoc sonst ^überdies' heisst, (was an dieser Stelle
nicht passe) die Vermuthung aus, dass Tacitus vielleicht ob hoc ge-
schrieben habe. Eben so sagt er in der Textausgabe S. 142 : fortasse
ob hoc. Wir acceptieren, indem wir die Aenderung N.'s für unnö-
thig halten, die Erklärung Dräger's, der das überlieferte ad hoc in
seiner gewöhnlichen Bedeutung Mazu noch, obenein^ nimmt und hin-
zufügt: „Die Lage ward nämlich gegen den Willen des Senates ver-
schlimmert.^ ad hoc bezieht sich nicht auf das unmittelbar Voraus-
gehende, sondern auf die Verfügung des Tiberius cap. 16 fin. —
und gibt dazu einen Zusatz, wodurch die üebelstände jener Verfügung
möglichst beseitigt werden sollten. — cap. 19 med. ist die onnö-
540 K. Nipperdey, Cornelius Tacitus, ang. v. J. Ptwnmer.
thige Anm. zu amnis sexus, dass es Nom. sei, beibehaÜen. Da vor-
aus ein Nom. steht und lauter Nominative nachfolgen , so wird es
nicht leicht Jemanden beikommen, omnis sexiiS als Genetiv zu
nehmen. — ibid. ubi . . . non cremare quisquam, non contingere.
Dieser historische Infinitiv in Nebensätzen, die dem Hauptsätze nach-
folgen, verdiente eine kurze Bemerkung mit Citaten. — cap. 20 init.
rupta voce. Die Phrase voccm rumpere steht bei Tac. wie bei Ver-
gil z. B. Aen. II, 129 c&mposito rumpit vocem. — cap. 22 ist über-
liefert contra alii fatum quidcm congruere rebus putanty nnd so
hatte N. auch noch in der 4. Auflage geschrieben. Der Ansdrnck,
das Factum stimme mit den Ereignissen überein, ist allerdings etwas
auffällig. Natürlicher wäre jedenfalls: res quidetn congruere fato,
die Ereignisse würden durch das Fatum bestimmt. In der 5. Auflage
ändert N. nach eigener Vermuthung im Texte congruere in ingruere
'hereinbrechen . An den von ihm für ingruere citierten Stellen ist
kein Dativ damit verbunden, wie hier rebus, sondern das Verbum
steht absolut. Das unmittelbar folgende sed non e vagis stellis ver-
bindet N. mit ingruere ; aber der Satz verum apud principia et
nexus naturalium causarum (der doch mit verum an das voraus-
gehende sed non sich enge anschliesst) „muss als Apposition zu
fatum gefasst werden : 'indem es seinen Sitz hat bei^ usw. Wie man
bei reiflicher Erwägung des von N. neu Aufgestellten ersieht, ist die
ohnehin schwierige Stelle durch diese Aonderung und Erklärung nur
noch schwieriger und verwickelter geworden. — cap. 23 defuercA
tempus subeutfidi iudicium consulari seni, tot consularium parentu
Hier bleibt N. seiner früheren Erklärung getreu, und lässt wieder die
Dative consulari seni und tot consularium parenti von subeundi
abhängen: „dass ein greiser Consular sein Gericht bestehen konnte".
Dann müsste es jedoch subeundi iudicii heissen. Es bleibt sonach
nichts übrig, als die fraglichen Dative von defuerat abhängig zu
machen. „Es hatte für den Greis die Zeit gefehlt, sein Gericht zu
bestehen.*' Dräger gibt zu der Stelle keine Anmerkung bezüglich
der Construction. — cap. 28 S. 353 ist in der Anm. zu de nitmero
annorum Z. 18 v. o. 1. bei der Zahl MDCCCCLXI das Zahlzeichen D
zu tilgen. — ibid. fin. aspici aliquando in Aegypto eam volucrem
non ambigitur. In der Note dazu behauptet Di*äger, das verneinte
ambigerc mit Acc. c. Inf. stehe nur hier und Gurt, HI, 3, 5. Dabei
sind unseres Wissens drei Stellen aus Tacitus übersehen : XI, 4 med.
illud haud ambigitur, qualicunque insomnio ipsi fratrique per-
niciem allatam ; XII, 65 ne quis ambigat etc. und Hist. IV, 49 nee
ambigitur provinciam et militcm alicnato vrga Vespasianum animo
fuisse. Die gewöhnliche Construction von non oder haud ambigere
ist die mit einem indirecteu Fragesatze , nicht mit quin, wie man
erwarten möchte. Besagton Fehler hat D. auch in der 2. Auflage bei-
behalten. — cap. 32 init. res externas moliri. Hist. III, 5 med. steht
ne ... externa molirentur, aber in anderer Bedeutung, da dort externa
^= hostilia ist. — cap. 35 med. hat die commentierte Ausgabe wie
JE. Nvpperdey, Cornelius Tacitus, ang. v. J. Prammer, 541
in der 4. Anflage conserta ckdes nach der üeberliefening des Med. Die
Textansgabe weicht ab, und nimmt die leise Aenderung des Heinsins
ade auf. — cap. 36 med. occultos consiUi. Hier ist vielleicht vor oder
nach consillii conscios ausgefallen. — cap. 46 Uli (Tiberio) non pe-
rinde curae gratia praesentitmi gtuim in posteros ambitio. N. hält
hier an seiner früheren Erklärung fest, und fd^si praesentium wieder
als Neutrum ,,der Gegenwart^. Neu ist in der kurzen Note nur die
Verweisung auf III, 18. Allein gratia passt nicht zu praesentium
= praesentium rerum, wol aber zu praesentium seil, hominum.
Auch der Gegensatz in posteros führt darauf, praesentit$m lieber als
Masculin zu nehmen. — ibid. med. non abdita ambage, Ueber den
Singular ambage vgl. Sirker a. a. 0. S. 26. — cap. 50 fin. Die Phrase
vitam finire steht nicht Y, 3, wie in der Note gesagt ist, sondern
V, 8 fin. —
Von Druckfehlem sind uns in der commentierten Ausgabe aus-
ser den bereits erwähnten noch folgende aufgefallen : S. 24 i. T. Z. 7
V. u. steht müitae; S. 29 Z. 1 v. u. r. ist vor 19 die Capitelzahl 23
ausgefallen ; S. 59 , 61 u. 63 ist oben am Bande iiTthümlich p. Gh. 14
st. 15 geschrieben; S. 72 in der Note Z. 13 v. o. 1. ist IX st. XI zu
schreiben; S. 73 i. d. N. Z. 7 v. u. 1. steht XXI st. XXII; S. 76 i. d.
N. Z. 9 V. u. r. evQTjd'ivTa st. evQe&ivza', S. 84 i. T. Z. 9 v. o. steht
dedetus st. dedecus ; S. 91 i. d. N. Z. 13 v. u. 1. ist 44 init. st. 43
zu schreiben; S. 96 i. d. N. Z. 12 v. u. r. steht 19 st. 49; S. 120 i.
d. N. Z. 1 V. u. 1. steht ingravescebant st. ingravescebat ; S. 126
i. T. Z. 5 V. u. ab st. ob; S. 133 ist oben am Bande II st^ I zu
schreiben; S. 136 i. d. N. Z. 14 v. u« r. soll es erat nee heissen;
S. 145 Z. 8 V. u. r. fehlt i. d. N. vor 23 die Gapitelbezeichnung 65 ;
S. 150 i. d. N, Z. 1 v. u. r. steht scelens st. scelere; S. 152 i. d. N.
Z. 2 V. u. r. fehlt vor 18 die Gapitelbezeichnung 75, die irrig auf die
folgende Seite Z. 5 v. o. 1. versetzt wurde, wo sie zu tilgen ist. S. 155
i. d. N. Z. 8 V. 0. r. steht *um* st. *und'; S. 160 steht i. d. N,
Z. 14 V. 0. r. „mitttelmässige*" ; S. 163 i. d. N. Z. 7 v. u. 1 ist
XXI f. st. XX zu schreiben; S. 167 i. d. N. Z. 15 v. o. 1. ist *57stem' zu
schreiben; ibid. steht i. T. Z. 4 v. u. Aprippinam st. Ägrippinam;
S. 180 ist i. T. Z. 2 v. u. isque zu schreiben; S 181 i. d. N. Z. 5
V. 0. r, steht 7 st. 75; S. 182 ist i. T. Z. 1 v. u. velcreditum zu tren-
nen ; ibid. i. d. N. Z. 7 v. u. r. steht 13 st. 12; S. 184 i. d. N. Z. 11
v. 0. 1. Hteht Ligionar st. Legionär; S. 185 steht i. T. Z. 5 v. u. in
sonderbarer Entstellung intcrogarlra st. iwterrogari; S. 186 i. d. N.
Z. 6 v. 0. r. steht 63 st. 36 ; S. 210 gehört die Note zu dempsit
aut addidit bereits unter cap. 47 ; S. 223 i. d. N. Z. 13 v. u. 1. steht
tum St. tam ; S. 227 i. d. N. Z. 8 v. o. r. ist VlIU st. VIII zu
schreiben; S. 231 ist i.T. Z. 2 v. u. Gaesar zu schreiben; S. 234 i. d.
N. Z. 10 V. 0. r. ist bei uv Accent und Spiritus abgesprungen ; S. 238
steht i. T. Z. Iv. u. maugis st. magnis; S. 248 fehlt i. T. Z. 4 v. u.
nach tolerari der Beistrich, den die Textausgabe hat; S. 249 steht oben
am Bande VI st. IV; S. 251 steht i. T. Z. 6 v. o. acepta st. accepta ;
54t K, Nipperäey, Cornelias Tacitus, ang. v. 7. Prammer.
S. 252 fehlt i. d. N. Z. 3 v. o. r. nach Tigel des Abtheilungszeichen ;
S. 253 steht oben am Rande I st. IV; S. 255 i. d. N. Z. 14 v. o. L
ist bei lovg der Accent abgesprungen ; S. 256 steht i. T. Z. 4 y. a.
cupessendas st. capessendas ; S. 265 ist i. d. N. Z. 4 v. u. 1. retere
ex st. vetusto zu schreiben ; S. 266 ist der Text Z. 5 und 7 v. o.
durch Vertauschung der Buchstaben entstellt, minere steht daselbst
st. minore, und orus st. reus. S. 272 steht in T. Z. 4 v. u. praedi'
cibat st. praedicahai; S. 277 steht i. T. Z. 6 v. o. centemni st. coi»-
temni] S. 279 ist i.d.N. Z. 4 v. o.r. bei „woh" der Buchstabe 1 aus-
gefallen. 8 Zeilen später ist Vol' geschrieben ; S. 282 soll es i. d. N.
Z. 11 V. 0. r. Augusta st. Augusto heissen; S. 288 ist i. d. N. Z. 1
V. u. r. statt *und zu schreiben: prae z= - ibid. Z. 16 v. o. r. ist
bei au der Buchstabe t ausgefallen ; S. 291 i. d. N. Z. 5 v. u. r.
ist ^des' st. 'der zu schreiben ; S. 295 i. d. N. Z. 3 v. u. r. ist t bei
poiuerun ausgefallen ; S. 304 i. d. N. Z 1 v. u. r. ist das erste e
von ediofic vor Tuscis einzuschieben; S. 308 i. d. N. Z. 1 v. o. r.
ist imped. statt imp, ed, zu schreiben ; S. 338 i. d. N. Z. 8 v. u. 1. ist
Vgl. zu schreiben statt Vgt. — S. 340 i. d. N. Z. 4 v. o. 1. ist g
bei „egen** ausgefallen ; eben so S. 352 i. d. N. Z. 1 v. o. r. bei ra der
Accent; S. 355 i. d. N. Z. 2 v.u. r. steht I st. II; S. 363 i. d. N. Z. 1
V. u. l. ist t vor in, ausgefallen.
Diesem ansehnlichen Sündenregister gegenüber, das auf Voll-
ständigkeit keinen Anspruch zu erheben wagt, muss es billig Wunder
nehmen, dass N. sich nicht veranlasst gesehen hat , der commentier-
ten Ausgabe ein Druckfehlerverzeichniss beizugeben. Unter den Druck-
fehlem sind solche die sich bereits durch mehrere Auflagen fortschlep-
pen. Wir können demnach nur wünschen, dass diesem Uebelstande
in der nächsten Auflage einmal gründlich abgeholfen werde. —
Die bereits erwähnte Textausgabe, deren 1. Theil wie bei der
commentierten Ausgabe die ersten sechs Bücher der Annalen umfasst,
enthält auf jeder Seite unter dem Texte in kleinerer Schrift die Ab-
weichungen des Mediceus und viele aufgestellte Conjecturen. Der Text
stimmt mit dem der commentierten Ausgabe fast vollkommen über-
ein. Zudem sind die Druckzeilen in beiden Ausgaben ganz gleich ^ so
dass auch das Format dasselbe ist. Die praefatio editoris (S. III — X)
führt an, dass N. vorzüglich die Collation Kitter 's als die neueste und
sorgfaltigste benützt hat. Doch verkennt er nicht die Mängel von dessen
letzter (1864 erschienenen) Ausgabe. Mit Recht spricht sich N. auch
S. V gegen die prava ambitio mancher Kntiker aus, passende ältere
Conjecturen durch neue eigene zu ersetzen. Das interessanteste in
der praefatio ist wol die etwas scharfe und gereizte Polemik des
Herausgebers gegen den Sammeleifer und die Aufstellungen des gram-
matischen Statistiker's Wölfflin in vei*schiodenen Bänden des Philo-
logus, meist bei Gelegenheit seiner Jahresberichte über Tacitus (S.\1
bis IX). Wölff'lein hatte allerdings sowol Anmerkungen N's zu den
Annalen , als auch Behauptungen in dessen Universitätsprogramme
Emendatianes historiarum Taciti mit grosser Lebhaftigkeit ange-
F. HifUner, Wörterbuch der lat. Etymologie, ang. y. F. Müller. 548
griffen und zn widerlegen versncht. Die Polemik schliesst mit einem
Hiebe anf nrtheÜBlose Leser (S. IX) : quae occtUtanda non cxisti^
mavi, et ne mea sententia in re gram ignoraretur, et quia multi
nova et speciosa arripere sine iudicio consuertmt. Darauf führt er
einiges an z\xt Orientirung beim Gebrauche des kritischen Apparates.
Von Druckfehlem sind uns in der Textausgabe aufgefallen:
S. 8 Z. 9 V. u. protegenetur st. protegeretur ; S. 44 Z. 6 v. u. ist bei
reductus der Buchstabe c abgesprungen; S. 46 Z. 4 v. u. steht patae
st. datae, S. 51 Z. 12 v. u. ist das i von clemen- i an das Ende der
folgenden Zeile zu versetzen und statt 5 — si zu schreiben ; S. 53 Z. 4
Y. 0. ab statt ob ; S. 54 Z. 2 v. u. fehlt am Baude die Capitelbezeich-
nung 50; S. 56 Z. 16 v. u. st. nitentom st. nitentem u. Z. 17 refU"
vebat st. refovebat; S. 70 Z. 7 v. u. fehlt nach imagines die Inter-
puDction, die in der commentierten Ausgabe steht ; S. 84 Z. 8 v. o. ist
bei dem Schlussworte ne — das Abtheilungszeichen zu tilgen; S. 85
enthält nicht weniger als drei Druckfehler. Z. 8 v. o. steht corupti
st. corrupti; Z. 9 v. u. Silo st. Silio; Z. 13 v. u. aecipiendis st.
accipiendis. S. 93 Z. 8 v. u. ist nach ederent ein Punct zu setzen ;
S. 101 Z. 14 V. 0. ist nach Ulis interpungiert, in der commentierten
Ausgabe nach dem folgenden Worte ac; S. 104 steht in der kritischen
Note Z. 4 Y. u. uncus statt uncos; S. 118 Z 20 y. o. ist a- dortus
abgetheilt. Ein Druckfehlerverzeichuiss ist auch dieser Ausgabe nicht
beigegeben.
Wien, im März 1872. Ig. Prammer.
Hintner, Valentin. Kleines Wörterbuch der lateinischen Ety-
mologie, mit besonderer Berücksichtigung des Griechischen und Deut-
schen. Brixen, Weger, 1873 8. VIII. 264 S.
Unter den Wissenschaften, welche einen integrierenden Bestand-
theil des höheren Jugendunterrichtes bilden, hat, etwa mit Ausnahme
der Naturwissenschaften, in den letzten fünfzig Jahren keine in un-
serer Methode so durchgreifende Umänderungen erfahren, als die
Grammatik. Und keine andere scheint auch mehr bestimmt, die eigen-
thtkmlichen Vorzüge der historisch -philologischen Bildung gegenüber
den immer grösser auftretenden Ansprüchen der sogenannten Bealien
ins helle Licht zu stellen, als die Wissenschaft der Sprachen, des
Werkzeuges menschlicher Denkkraft. Während sie früher in ihrer Me-
thode als rein sammelnder und beschreibender Wissenszweig den in-
ductiYon Naturwissenschaften diametral entgegengesetzt war, und in
Folge dessen von den Jüngern der letzteren verkleinert wurde, hat
sie sich heut zu Tage durch ihre inductiv-comparative Methode den-
selben so weit genähert, dass mit Ausnahme des grösseren Materials
nnd der allgemeineren Ausdehnung der Gesetze der Natnrwissen-
544 /. ZnpUea, Zum Unterrichte in der englischen Sprache.
Schäften zwischen diesen und ihrer jüngeren Schwester kein wesent-
licher Unterschied aufgefunden werden kann.
Die sicheren auf dem Wege der comparativen Forschung ge-
wonnenen Resultate vor allem den beiden auf den Gymnasien gepflegten
Sprachen, dem Griechischen und dem Lateinischen zuzuwenden, ist
die dankbare Aufgabe, welche namentlich den jüngeren, in der neuen
Schule gebildeten Philologen zugefallen ist. Nachdem in den Werken,
der griechischen Grammatik von Georg Curtius und der lateinischen
von Schweizer-Sidler zwei von Meistern des Faches ausgeführte
Arbeiten vorliegen, an denen Lehrer und Schüler treffliche Führer
auf diesem Gebiete besitzen, erscheint es uns ganz zcitgemäss dass
Professor Hintner vom akademischen Gymnasium in Wien, ein Schüler
des Innsbrucker Professors Jülg, sich daran gemacht hat, die in
VQrschiedeuen Werken und Zeitschnften niedergelegten Etymolc^ien
der lateinischen Spiuche zu sammeln, kritisch zu sichten und durch
selbststandig Gefundenes vermehrt , zu einem kleinen Wörterbnche
der lateinischen Etymologie , zunächst als Wörterbuch zu den vom
Verfasser 1870 erschienenen Yiri inlustres urbis Bomae a Bomulo ad
Augustum bestimmt, zu verarbeiten. Die Arbeit wenn auch durch den
also gesteckten Umfang vorwiegend für die Schule bestimmt, hat auch
ihren selbstständigen Werth und wird selbst dem Sprachforscher vom
Fache als Bepertorium zu dem sehr zerstreuten und kritisch noch
wenig gesichteten Materiale gute Dienste leisten. Die saubere, wenn
auch nicht gleichmässige Ausführung, die strenge, von vagen Hypo-
thesen so viel als möglich sich fernhaltende Methode werden dem
bescheidenen Büchlein den Weg selbst ebnen, so dass es einer beson-
deren Anempfehlung nicht bedarf. In den Citaten aus dem Sanskrit
sind manche Unrichtigkeiten und Druckfehler unterlanfen, wodurch
jedoch dem Werthe des Ganzen kein besonderer Eintrag geschehen ist
Wien, Juni 1873. F. Müller.
Zum Unterricht in der englischen Sprache.
Die Bedactionder Zeitschrift für die österreichischen Gymnasien
hat mir eine Anzalil von Werken zur Anzeige übergeben, die Hilfs-
mittel beim Unterricht in der englischen Sprache sein wollen. Es
scheint mir angemessen, dass ich ilire Brauchbarkeit nicht nnr nach
dem mir etwa vorschwebenden Ideal dieses Unterrichts prüfe, sondern
mit specieller Bücksicht auf den „Lehrplan für die Bealschnlen dtt
Erzherzogthums Oesterreich unter der Enns (auf Grund des Landes-
gesetzes vom 3. März 1870)".
Nach diesem Lehrplane ist der englische Unterricht aaf die
drei obersten Classen beschränkt: in der 5. Ol. sind ihm 3, in der
6. und 7. je 2 Stunden eingeräumt. Das ist sehr, sehr wenig. Die
jr. ZHpiiMa, Zum unterrichte in der englischen Sprache. 546
prenssischen Bealschulen lehren das Englische in 5 Classen mit je 4,
resp. 3 Stunden wöchentlich, obwol es prenssischen Realschülern, die
Latein können, natürlich leichter fallen muss. Wenn es aber bei dem
Entwurf des Lehrplanes nicht gerathen schien oder möglich war mehr
Stunden dafür anzusetzen, so hätte man dann doch auch das Lehrziel
in üebereinstimmung mit der geringen Stundenzahl niedrig stellen
müssen, man hätte sich begnügen sollen, zwar wenig, dieses aber
sicher zu erreichen. Statt dessen soll ebensoviel, wenn nicht mehr,
als in Preussen, geleistet werden. Der Lehrstoff des 3, Jahres bei
2 Stunden wöchentlich ist : „Cursorische Wiederholung der gesamm-
ten Grammatik mit englischem Vorti-age. Kurze Uebersicht der wich-
tigsten Perioden der Literaturgeschichte. Leetüre poetischer Werke,
wobei neben dem Lesebuche noch in jedem Semester ein abgeschlos-
senes Werk von grösserer Bedeutung durchzunehmen ist. Im An-
schlüsse an die Leetüre schreiten die Schul- und Hausarbeiten bis
zu freien Aufsätzen fort. ^ Kann irgend eingewissenhafter Lehrer
dieser Forderung genügen? Ich erkläre mit Charles Dickens: ^If you
shauld happeny hy any unlihely chance , to know (such) a num . . .,
all I can say is, I should like to know him too, Introduce htm to
me, and Pll cultivate his acquaintance\
Es freut mich, dass ich trotz dieses Planes, der nun einmal zu
Recht besteht und an dessen Aenderung vorläufig nicht gedacht wird,
das erste Buch, das mir vorliegt, doch unbedingt empfehlen kann:
es ist das die
Grammatik der englischen Sprache nebst methodischem Debungs-
buche. Naturgemässe Anleitung zur Erlernung und Einübung der
Aussprache, der Formenlehre und der Hauptregeln der Syntax. Für
den Gebrauch in Schulen, wie auch für den Selbstunterricht. Von
Dr. Rudolf Sonnenburg, Director der grossherzogl. höheren Lehr-
anstalt zu Ludwigslust. Zweite rollständig umgearbeitete und ver-
besserte Auflage. Berlin, Verlag von Julius Springer. 1872.
Den ersten Theil des Buches (S. 1 — 92) bildet eine „syste-
matische Grammatik^, die von einer Einleitung abgesehen in eine
Uebersicht über die Regeln der Aussprache, die Formenlehre und die
Syntax zerfallt. Der zweite Theil (S. 93 — 240): „ methodisches Uebungs-
buch^ behandelt in seiner ersten Abtheilung die Aussprache und
Formenlehre nebst den wichtigsten Regeln der Syntax und zwar in
zwei Abschnitten, nämlich im ersten die Aussprache der einsilbigen
Wörter und zweisilbiger auf er, or u. dgl., zugleich aber auch die
regelmässige Declination und Conjugation, im zweiten Abschnitt den
Accent, die Aussprache der mehrsilbigen Wörter, Unregelmässigkeiten
und was sonst von der Formenlehre noch übrig blieb. Die zweite
Abtheilung dient zur Einübung der Syntax. Das Uebungsbuch greift
die Regeln der Grammatik in der Reihenfolge heraus, in der sie nach
des Verfassers ganzem Plane am besten gelernt werden, und versieht
sie sofort mit den nöthigen Uebungsstücken zum Uebersetzen aus dem
Soglisohen und ins Englische. — An den zweiten Theil schliessen
546 J. Zupitza, Zum unterrichte in der englischen Sprache.
sich dann noch Wörterverzeichnisse, Lesestücke zur eisten Lectfire
(S. 303 — 324), ein Register, ein Inhal tsverzeichniss und ein ver-
schiedenartiges enthaltender Anhang. — Der Lehrstoff läset sich in
zwei Jahren wol bewältigen : im dritten Jahre, für das der Lehrplan
ja cursorische Wiederholung der gesammten Grammatik mit englischem
Vortrage vorschreibt, schliesst sicii dann desse11)en Verfassers Abstract
of English Grammar with Questions (Berlin, 1870) an.
Als der Hauptvorzug des Buches ist die ausserordentlich prak-
tische Behandlung der Aussprache hervorzuheben. Das Buch steht
wirklich ganz einzig in dieser Beziehung da. Während der Schüler
die Formenlehre lernt und einübt, wird er zugleich mühelos in der
Aussprache fest. Die Lehre von derselben ist, wie der Verfasser (S. V)
mit Recht hervorhebt, so dargestellt, „dass anstatt des bunten Ge-
wiiTes von zusammenhanglosen Einzelheiten und Unregelmässigkeiten
ein fQr die Entwickelung des Denkvermögens geeigneter Stoff erscheint,
ein Stoff, welcher sich nach einfachen, klaren und aus der Beschaffen-
heit des Gegenstandes sich ergebenden Regeln gliedert." — Als
weitere gute Eigenschaften nenne ich die klare Fassung aller Regeln,
die inhaltsreichen Uebungssätze und Aufsätze und die den letzteren
angehängten Fragen zur Uebung in dem freien mündlichen Gebrauche
der englischen Sprache.
Ich wünsche dem Buche die weiteste Verbreitung, erlaube mir
aber für eine neue Auflage einige kleine Ergänzungen und Berichti-
gungen vorzuschlagen. Ich vermisse z. B., wie freilich auch in den
meisten übrigen Grammatiken, die Bemerkung, dass (ursprünglich)
kurze betonte Vocale vor gutturalem r verlängert werden : im Gegen-
theil § 5, 3 (S. 7) finden sich unter den Belegen für o, das „wie ein
kurzes o (konnte)" laute, /br, or, nor, fork, form^ storm, hörn.
Bei form kommt überdies die Ungenauigkeit hinzu, dass „Form, Bank"*
als Bedeutung angegeben ist. ^Form meaning figure^ must be di-
stinguished iv pronunciation from fo rm , meaning a hench ,
Smart, Principles of Pronunciation (vor seiner Ausgabe von Walker's
Pronouncing Dictionary) § 37; vgl. 130. Die Amerikaner freilich
sprechen form immer färm (um mich der Bezeichnung Sonnenburg's
zu bedienen), nie form: s. Webster s. v. — Manche Regel könnte
wol bestimmter gefasst werden; warum heisst es § 21 nur; „6 und^
sind zu weilen stumm"? oder§23: ^ch lautet in einigen Wörtern,
wie Ä;" ? — Unrichtig ist die Bemerkung § 22 : „^ am Ende lautet
fast gar nicht" und Lection 3, 3 „in Wörtern, wie bring bringen,
long lang, lautet g fast gar nicht und das n wird etwas nasal ge-
sprochen", g ist im Auslaut nach n ganz stumm, n aber ist nicht
etwas nasal, sondern ist guttural zu sprechen : ng wird also ganz
gleich ausgesprochen in dem englischen bring und dem deutschen
„bringen", bei denf wol nirgends in Deutschland ng anders, denn als
gutturales n gesprochen wird. Der Imp. „bring" aber lautet z. B. in
meiner Heimat Schlesien, „brink", anderwärts freilich, wie engl. 6riii^.
— Auch § 23 Anm. 2 bedarf die Bemerkung über ng einer Erg&n-
/. ZiuipiiMa, Zum unterrichte in der englischen Sprache. 547
zang. Es heisst da: „Das g am Ende eines Wortes behält seinen
Laut [d. h. nach dem Zusammenhange : wird nicht wie j gesprochen],
wenn eine Silbe (cd, er, est, ing) antritt , z. B. long-er ; sirang-er ;
sing-ifig; hang-ed'^. Die Sache ist jedoch die» dass in den meisten
dieser Fälle ng auch, wenn es inlautend geworden, nur als gutturales
n gesprochen wird, aber bei Comparativen und Superlativen wird gut-
turales n — g ebenso gehört (s. Smart a. a. 0. § 158, sowie s. y.
long, strong, young), wie z. 6. in finger, das keineswegs in der Aus-
sprache mit deutschem ,, Finger^ übereinstimmt. — S; 14 oben kommt
unter den Beispielen für die Regel, dass in Wörtern deutschen Ur-
sprungs g auch vor e und i den harten (richtiger „gutturalen") Laut
behalte, aach tiger vor. Das Wort ist aber in beiden Sprachen ein
Lehnwort aus später Zeit, aus der Zeit nach der hochdeutschen Laut-
verschiebung, weil das hochd. Wort ebenso t im Anlaut hat , wie das
englische. Der Grund für die Aussprache des g in tiger und dem
gleichstehenden conger ergibt sich aus den lateinischen und franzö-
sischen Formen tigris, tigre; congrus, congre: vgl. Koch I 139.
Mätzner I* 66. — Es wundert mich in § 46 die freilich auch sonst
häufige Bezeichnung „die regelmässigen oder schwachen Yerba", „die
starken oder unregelmässigen Verba" anzutreffen, da doch Abstract
§ 64 ff. die Sache ganz richtig dargestellt ist: dort steht z. B. feel
feit richtig unter den ^weak verbs*, obwol es doch vom einseitigen
Standpunct des Modern-Englischen aus unregelmässig ist. — Physio-
logisch ganz undenkbar ist, was S. 101 über th gesägt wird: „Das^A
hat zwei Laute, einen weichen und einen scharfen. Der weiche Laut
liegt zwischen s und d, der scharfe und harte zwischen s und t ; doch
nähert sich der Laut mehr dem d und t, als dem s.^ S. über th „Qrund-
züge der Physiologie und Systematik der Sprachlaute von Dr. Ernst
Brücke" S. 39 f. Praktisch vollkommen genügend ist die Erklärung
▼on Smart LI. 67. 68, wonach das harte (richtiger „tonlose'') th
^consists of breath made audible in a lisp^ by forcing it between
the tongue and teeth white the tip of the tongue is placed between
the teetfC und das weiche (richtiger „tönende") Hs the same as the
foregoing, only that the breath is vocaXize£. — S. 107 (Lect. 6,
4 b) heisst es: „Geht dem stummen e ein Zischlaut vorher, so wird
[wenn das Plural-s antritt], weil man nicht zwei Zischlaute z ugl e i c h
aussprechen kann, das e^ wie ein deutsches e in unbetonter Silbe, ge-
sprochen". Statt „zugleich^ muss es „unmittelbar hintereinander^
heissen : auch in names, plates, takes werden doch ms, ts, ks nicht
„zugleich" ausgesprochen.
Ich wende mich nun zu dem
Lehr- und Lesebuch der englischen Sprache. Nach der An-
schauungs-Methode mit Bildern bearbeitet von Dr. J. und Dr. £. M.
Lehmann, Vorsteher (so!) einer Knaben -Erziehungsanstalt zu Nflrn-
bere. IL Stufe: Die Anschauune im Bilde. Mannheim & Strassburg.
Verlag von J. Bensheimer, 1873.
Ich muss mich fi'eilich scheuen das Buch zu beurtheilen: die
Y^rAtfser werden sagen, für mich sei es nicht geschrieben^ ic\i ^
«IM / TSmfiiitm. Zam CiCEmdis in ii*r -sugiiKiiaK s^
für 'izwrLfti Leoritr iubea v:r a.ta-: z^achrJeboi : inifi:^ üucnc äir
!i»r <'#rainma;f'r m Ii»flr<»a ▼'^■^n. i:*^ i^cc S*!iiil4r kein. irz<mr«Q fi
^ ^ ^ ^
Pra^ st«Leiu «ib ii« pnk:iä«iiiii S:iL J^e. Lt^ Sriioie for Volk md Lmco.
H^DilhjiKLn^, aufä Spr<KiiiMi irr*rr->ia. Eläiricskat rd leöinffii bK.
Dum la^Me lOS ml S-^l» jei -^r A iTlla^i^r. der . . . EadliiäL lötr
biueu wir eamz zeh'iraaast ii« H*^rrea 7'jiiiK.iuiLeder and B i c k-
Stift, iie Bacherw»iT>'»a ind Bl>:a«ir7araL«r. die für Jk
Volk anii j^in Leben ki^in TeT3U^*i:iiää cu'ora. •iieJMiijeciL. 'ütf littv
TW^Gftmlkhkeit lieben onii sidi aar im HerkiSmmlichen and im. Sdil«»-
dhao wofü fähieiL >iie Herren, die mit den Kindern nicht zun KjbI»«
mit 'ler Jagend nicht wie«ier jonz werden b^'Cnen. «s Tielleidit oie-
okaL) waren, -iie reibet ao«:h .ViiJün^r in der Sprache, oder »L« seihst
maalfaal «>i«r ächwachbrnstig sind — wir bitten sie nnz srehntr-
«tarnst: .Meine Herren, bleiben Sie UTönl*
Indessen ein Paar Worte aber diese ^Anichanangsmettok*
will ich mir do^rh erlanben. Daä als Motto aaf den Utel gesetzte ate:
'yiikü e$i in dieses in fehlt bei den «iebrädem [»^der nichts] Lth-
maun^ inUlUctu, quod non fwtrit in s*'n:au will ich keineswe^ be-
streiten, meine aber, was in intellectu bereits sei. branche nicht mehr
dorch Bilder and dazu noch doroh schlechte in sensttm gebnkJit m
werden. Schlecht sind die 8 vorhandenen Bilder. Ganz widersinnif
ist die Grappiemng : auf dem 3. z. B. werden Hirsch und Reh utar
Hondegebell and Hörnerklang gejagt, während anf derselben Stelk
Hasen spielen, eine Viper .sich ringelt ond ein Fachs hinter einem
Farrikraat zosieht. Die Zeichnung ist oft so andeatiich. dass man
ohne Erklärang die Gegenstande nicht erkennen würde, ond Terlelzl
mei<4t alle Kegeln der Perspective. Ich l>ehaupte. dass keiner der Be-
griffe, die in den Bildern veranschaulicht werden sollen, in dem In-
tellecte eines Knaben oder Mädchens fehle, dem nicht nur Englisch
zu lernen, sondern sogar (S. 240) ein Sonett von Bedwitz in die
fremde Sprache zu übersetzen und einen Abriss der Literaturgeschichte
Englands (S. 296 flf.) zu verstehen zogemuthet wird : manches von dem.
was das Buch enthält, macht freilich dagegen den Eindruck, als wäre
^s für Kinder von höchstens 5 Jahren bestimmt.
Ein drittes Buch:
Enf(lischcs Elementar-Lesebuch. Von Gottfried Gurke. Zweite
Anflage. Hambarg. Otto Meissner, 1872,
will für die Bedürfnisse der Leetüre in den ersten beiden Jahren sorgen.
])\v Auswahl ist gut, die den Stücken augehängten Fragen dankens-
werth, das Wörterbuch, in dem die Aussprache auf einfache Weise
genügend bezeichnet ist« recht brauchbar. In n« o. Realschulen win
das Buch freilich nur innerhalb des ersten Jahres zu verwenden, wo
J. ZupÜMOf Zum Unterrichte in der engliflclien Sprache. 540
der Plan allein ^erzählende und beschreibende Prosa*' als Leetüre er-
laubt. Von didaktischer und oratorischer Prosa, die für das 2. Jahr
verlangt wird, enthält das Buch nichts.
Ich gehe weiter zu :
England. Praktische Anleitung zum üebersetzen aus dem Deut-
schen ins Englische mit grammatischen und synonymischen Anmer-
kungen von Dr. G. Jaep. Dritte verbesserte Auflage. Berlin, Haude-
und Spener'sche Bachhandlung. 1872.
Dass das Buch brauchbar ist , zeigt schon der Umstand , dass
innerhalb 10 Jahre drei Auflagen erschienen sind. Es enthält zum
grösstenTheile interessante Stücke, die ein ziemlich abgerundetes Bild
vom englischen Leben geben. Ich habe nur Kleinigkeiten daran aus-
zusetzen, die eine neue Auflage leicht beseitigen könnte. Ich bin zu-
nächst anderer Ansicht, als der Veifasser, wenn er in der Vorrede
zur ersten Auflage (S. IV f.) sagt: „Was nun die Gestaltung des
deutschen Textes aubetrifft, so habe ich denselben soviel als möglich
dem englischen Originaltexte anzupassen gesucht Sollen die
Leistungen des Schülers . . einigermassen befriedigend ausfallen, so
wird diess Ziel nicht dadurch erreicht, dass man ihm ein Buch mit
eleganten deutschen Wendungen in die Hand gibt und die englischen
Wendungen dabei setzt, sondern dadurch , dass man den deutschen
Text m(>glichst eng an den englischen Urtext anschliesst und so den
Schüler auf leichterem Pfade zu idiomatischem Englisch fühi-t." Ele-
gante Wendungen verlange ich gerade auch nicht, wol aber stets gut
deutsche : jedeufalls halte ich keinen Ausdruck für zulässig , den man
einem Schüler beim üebersetzen aus dem Englischen nicht durthgehen
Hesse. Das Buch scheint mir aber einigemal Wendungen zu enthalten ,
die dem Schüler unverständlich bleiben müssen , wenn er nicht den
englischen Ausdruck dafür schon kennt und auch im Augenblick er-
rath. Kennt er ihn aber schon , so wäre er auch bei dem entsprechen-
den richtig deutschen Ausdrucke darauf gekommen: kennt er ihn
nicht , was dann '? Schlechte deutsche Ausdrücke wird er doch ver-
geblich im Wörterbuch suchen! Freilich sind die deutsch-englischen
Wörterbücher noch mangelhafter, als die englisch-deutschen : in Fäl-
len, wo sie im Stich lassen , bleibt nach meiner Ansicht nichts übrig ,
als den englischen Ausdruck in der Anmerkung zu geben, in einzelnen
Fällen meinetwegen auch in der Anmerkung (nicht im Texte) ganz
wörtlich zu übersetzen. S. 11 heisst es z. B : „Wenn irgend welche
Herren . . . Lust haben Sr. Majestät zu dienen . . . dann mögen sie
zu dem edlen Sergeant Kite kommen im Schilde „des Raben" in
dieser guten Stadt Shi-ewshury.*" „Im Schilde des Baben^ ist nicht
deutsch, wird aber meines Erachtens mindestens zu ebenso schlechter
üebersetzung führen, wie das richtig deutsche „im Gasthaus zum
Baben^ oder einfach ,,im Baben''. Uebrigens wäre hier, da die Lexica
schwerlich etwas bieteu möchten, anzugeben, dass ,,im Gasthaus zu^
BtltiehHft f. d. «tterr. Gymn. 187S, VII. U. VIII. Htft, 37
550 J. Zupüea, Zam unterrichte in der englischen Sprache.
oder „in** = at the sign ofm. — S. 9 wird Sir Isaak Newton als der
berähmte englische ^Philosoph" bezeichnet. Nach deatschem Sprach-
gebrauch ist er doch nur ^Naturforscher/ wenn ihn auch die Englän-
der, da er nach dem ihrigen ein natural philosopher ist , schlechtweg
einen philosopher nennen können, worüber ja eine Anmerkung kurz
belehren könnte.
Eine Durchsicht des Buches nach dieser Seite hin wäre mir
also für eine neue Auflage erwünscht : dabei würde sich auch Ge-
legenheit bieten etwaige Versehen beim Wiedergeben des englischen
Originals zu verbessern. Aufgefallen sind mir z. B. zwei Stellen in
dem letzten Aufsatze (S. 342 f.). Der Anfang lautet bei dem Verfas-
ser: „Da es fui* den grössten Theil der Menschen, wenn nicht für alle,
unmöglich ist manche Meinungen zu sagen ohne sichere und
unzweifelhafte Beweise ihrer Wahrheit** statt „unvermeidlich
ist mancherlei Meinungen zu hegen** (is unavoidable to
have several opinions). Weiter unten lesen wir: „Wenn er unsere
Beweisgründe nicht für wichtig genug ansehen will . . . . , so ist es
nur, was wir in ähnlichen Fällen oft selbst thun, uud wir soll ten es
übel nehmen, wenn andere uns vorschreiben wollten, welche Puncte
wir studieren sollten?** Nach dem Zusammenhang ist das Fragezeichen
ganz unberechtigt und we shoüld nicht durch „wir sollten **, sondern
durch „wir würden" zu geben.
Der Verfasser darf versichert sein , dass mich nur das höchste
Interesse an seinem Buche zu diesen Ausstellungen veranlasst: ich
wünsche ihm die ausgedehnteste Verwendung, auch hierin Oester-
reich, wo freilich (im letzten Jahre) nur einige wenige leichtere
Stücke ^^erden übersetzt werden können, indem es zu mehr an Zeit
fehlen wird. — Es liegen mir endlich noch mehrere Schulausgaben
englischer Schriftsteller vor und zwar :
CoUection of British and American Standard Authors. With.
Biographical Sketches, Introductions. and Explanatory Notes. For
the üse of SchooLs and Private Tuition editud by F. U. Ahn, Ph.
Dr. VII. A Selection from the Sketch - Book of Washington Ir-
ving. Leipzig, publishod by Ernst Fleischer 1872.
Dasselbe. VIII. A Selection from the Works ofBobertBro wning.
Ebenda 1872.
The Cricket on the Hearth. A Fairy Tale of Home. By Charles
Dickens. Für die oberen Classen höherer Schalanstalten und den
Selbstunterricht bearbeitet und erläutert von H. A. Werner. Kub-
bürg. Otto Meissner. 1872.
Die Auswahl aus Bobert Browning ist nach meiner Ansidit
keine Schullectüre: die Jugend hat weit vorzüglicheres nach Form
und Inhalt genug zu lesen. Eine desto bessere bieten die beiden anderen
Bücher, freilich nicht für Niederösterreich; denn das eine ist be-
schreibend-erzählende , das andere nur erzählende Prosa , welche der
Lehrplan nur in der 5. Gl. zulässt* für diese wäre aber diese Lectflre
natüi'lich zu schwer.
J. ZupitMa, Zam unterrichte in der engliaöb^ fipracba. B6I
Was die Zothaten der Herausgeber anbelangt, so sind die
Anmerkungen von Ahn, die englisch abgefasst sind und hinter dem
Text stehen, zum grössten Theil überflüssig. Wozu wird Vn 192
tmhappf^ durch unlucky ; spoiler dnrch cUstroyer ; btU durch ordy ,
merely, touching durch affectingt movingj paihetic; troubles durch
riots ; dissipate durch disperse glossiert usw. ? Wer an solche Lec-
türe geht, wii-d diese Vocabeln meist kennen und, kennt er sie nicht,
so findet er sie im ersten besten (oder sogar schlechtesten) Wörter-
buehe. Oft kommt aber zu einer unnöthigen Erklärung ein noch viel
onnöthigeres Citat. Ebenda wird suit nicht nur durch the act of
suing, the attempt io win a woman in marriage; courtship erklärt,
sondern auch noch aus Pope belegt. Dieser Beleg ist, wie alle andern,
die ich nachgeschlagen habe, stillschweigend aus Webster genommen.
Daher stammt z. B. auch das Citat aus Byron zu der Stelle (S. 60) :
such humble attempis to express hy outward signs that grief which
passes showy anstatt dessen auf Shake^ware's Hamlet 1, 2, 85 hinzu-
weisen war, da Irving auf diesen Vers anspielt: ^But I have that
within which passeth show* — Auch einige Ungenauigkeiten sind
uiii* aufgestossen. YIII 171 (Anm. zu I 7) wird ^em als ^contraction
of them erklärt. Aber ^eni ist doch vielmehr das des anlautenden
/(t verlustig gegangene alte ^eni.s. Mätzner I* 312. Uebrigens erklären
(um diess hier gelegentlich zu bemerken) nach meiner Ansicht sewo)
Mätzuer als Koch den Ursprung des jetzt in höherer Sprache allein
herschenden they, their, ihem nicht richtig. Mätzaer I^ 310 setzt zu
ihey ags. oder, wie wir wol besser sagen, ae. (altenglisch) pä, zu
iheir ae. para (pcera , zu them ae. ptem, Koch spricht I 469 von dem
Demoustrativum se (pe) , das zuletzt siege. Aber me. jbet, pey, pai ,
pay werden streng von pa, po geschieden : die letzteren sind in Form
und Bedeutung ae. pä die, diese, diejenigen ; jene aber haben die Be-
deutung des ae. hie, M, also „si^^ 2* B. Ormulum Widmung 45 ff.:
pu shallt findenn, patt min word. . . mayy hellpenn pa, patt redenn
ittf to sen annd tunnderrstanndenn all pess te heitre^ hu peyym
birrp pe goddspell unnderrstanndenn, zu deutsch : du wirst finden ,
dass mein Wort kann helfen denjenigen, die es lesen, zu sehn und
zu verstehen all desto besser, wie ihnen zukommt das Evangelium
zu verstehen. Auch der me. und ue, Vocai ei, ey spricht gegen die Her-
leitung von thcy dMs pä. Mir ist es nicht im geringsten zweifelhaft,
dass me. pdy pdire, peitn {pem)y ne. they^ iheir, them altnordischen
Ursprungs sind, indem ihnen altn. peir sie, pei(r)ra ihrer, peim ihnen
ganz genau entsprechen : vgl. me. bape, bapre gegenüber altn. bädir,
b4dra (neben begra). Dass im Dat. u. Acc. schliesslich them statt
iheim eintrat, daran könnte das alte /»em, jetzt 'em schuld sein. — S. 1 78
(zu II 441) heisst es (zum Theil nach Webster) „Wot.] The imper-
fed of weet {Anglo-Saxon^ witan) = to wit to know,^ Erstens darf
man u^o^ ebenso wenige als deutsches, „weiss", das ja damit identisch
iBt, für ein Imperfectum erklären ohne den Zusatz „mit Präsensbe-
deutung**. Ferner ist to mt oder to weet ebenfalls Präteritum mit
37*
55t /• ZupiUa, Zam Unterrichte in der englischen Sprache.
Präsensbedentnng, ganz wie deutsches „wissen''; vgl. gr. olila» £fde-
vai; lat. novi, novisse usw. — S. 185 (zu III 838) wird von Tho-
mas Chatterton gesagt : "^He . . imitated the poems of Bowlqß, a
priest of Bristol of the 15. Century . Das klingt doch so, als h&tti
Chatterton die Gedichte eines Rowley vor sich gehabt, während be-
kanntlich die Literaturgeschichte von einem dichtenden Priester dM
15. Jahrb. Namens Rowley nichts weiss, indem eben nur Chatterton
seine alterthflmelnden Producte ftlr die Werke eines solchen ausgab.
— VII 197 (zu 73, 20) wird yore etymologisch als ae. geö übt erklirt
Es ist dies die zweite von den beiden Etymologien bei Webster nsd
ohne alle Berechtigung: ne. yore lässt sich von me. i^ore^ jßare nicht
trennen und dieses wieder nicht von ae. geära , das unmöglich gt^
der sein kann, sondern nur der Gen. PI. von geär=:ffear.
Die (im Princip) deutschen Anmerkungen bei Werner sind
reicher und eingehender, offenbar mit grosser Liebe zur Sache nai
nicht ohne grundlichere Kenntniss des modernen Sprachgebrauch
gemacht. Aber ihre Fassung ist mitunter nicht besonders glücUkk.
So lesen wir in der Anmerkung zu 126, 4 Mrs. Eduard Plummer:
«Nach englischer Sitte nimmt die Frau in allen ausserhänshch«
Beziehungen den Vornamen des Mannes in Gebranch, z. B. auf Via-
tenkarten, Biiefadresseu^. 105, 2. ^^Girl als zärtliche Bezeichnnag
einer Frau darf in diesem Falle am wenigsten überraschen, da Fni
Dot wirklich noch ein Kind ist. Heisst doch Penolope noch puella ii
lat. und giiechischen [also2>u^//a auch griechisch?] Dichtem, alaikr
Sohn Telemach nach zwanzigjäliriger Abwesenheit des Gatten nd
Vaters auf Reisen geht um ihn aufzusuchen Ein wurzelhaft Terwind-
tes finden wir in dem betreffenden griechischen Wort, dem das ndd.„G(lr^
sicher nicht fremd ist.^ An der letzten Stelle ertappen wir den Yo-
fasser auch überm Etymologisieren, an das er sich aber ohne üehr
gehende sprachwissenschaftliche Studien zu wagen scheint. Girl inl
ndd. ^Gör" werden in der Regel verglichen, vielleicht mit Becht;
welches griechische Wort meinte aber Werner V doch wol xogr^^ xoiff^
dieses aber mit girl zusammenzustellen verbietet das Gesetz is
Lautvei-schiebung. — Zu 2, 3 heisst es : j^Match Wetteifer ans mäi
(make) GenosßQ , meet zusammentreffen.^ match xmd make gehfim
allerdings zusammen, aber mit mate und meet haben sie zonicW
nichts zu thun. — 56, 20: ^das uralte (!) deutsche gähi gau« gei [w
soll das sein ?] , lustig [dass es in nhd. jäh erhalten, scheint Wemv
nicht zu wissen] bildet ein Deteriorativ 'geir** usw. usw. — AmA
über die Interpretation mancher Stelle könnte man wol verschiedaMr
Ansicht sein. 9, 18 z. B. for fear I should spoil it kann schwariU
mit Werner in dem Sinne gefasst werden, „er wollte durch soldi
Schmeicheleien den jungen Weltbürger nicht hochmüthig maciMi
(spoil). Der weitere versteckte Scherz aber liegt darin, dass er füwfc'
ten muss die geliebte kleine Frau noch mehi* zu ärgern {sp^ü kr
good humour).^ Ebenso, wie 12, 9 1 should only have spoiUüwi
21, 9 i know I sl^ould spoil it und sonst, fuichtet John hier
^v
A. Heinrich ^ Grammatik d. deatschen Sprache, ang. y. /. Bappol^ 55S
sich ihm aufdraogenden Witz nngeschickt heraaszubringen , ihn zu
Terderben, weshalb er ihn lieber nicht vollendet. - Der Verfasser wird
jedenfalls gul; than bei einer etwaigen zweiten Auflage auf >den sprach-
lichen Ausdruck mehr Sorgfalt zu verwenden und na^nentlich alle
Etjrmologien , die ohnediess in erklärenden Anmerkungen nur ganz
ausnahmsweise angebracht sind, vollständig zu streichen.
Wien, Juni 1873. Julius Zupitza,
Grammatik der deutschen Sprache für Mittelschulen und ver-
wandte Anstalten in mehrsprachigen Landern. Von Anton Heinrich,
Professor am kais. kgl. Obergymnasium in Laibach. Laibach 1873.
Gymnasialschüler in der deutschen Sprache zu unterrichten,
selbst solche, deren Muttersprache die deutsche, ist nicht so leicht als
mancher glauben dürfte, der wenig theoretischen, noch weniger prak-
tischen Einblick in die Sache hat; die Wichtigkeit dieses Unterrich-
tes aber entgeht wol keinem. Wo liegt nun die Hauptschwierigkeit?
In dem Weg zum Ziele , in dem Wie des Unterrichtes. Ueber das
Ziel selber ist sich jeder Lehrer klar, aber der sicherste Weg dazu
ist noch nicht gefunden. Man werfe nur einmal (ich gehe auf den
grammatischen Unterricht allein über) einen kurzen Blick in meh-
rere Grammatiken der deutschen Sprache I Wie muss schon die Ver-
schiedenheit in der Nomenklatur der technischen Ausdrücke diesen
Unterricht im Allgemeinen stören, ja sogar in seinen Gmndprincipien
schädigen, besonders bei Lehrerwechsel, wie er jetzt leider nur zu
häufig vorkommt! Wie verschieden gehen femer die Verfasser vor
in der Zergliederung des grossen Stoffes, in der Anordnung der ein*
seinen Theile! Wie mannigfaltig sind femer die Methoden bei der
Behandlung des Ganzen, sowie der einzelnen Theile ! Für manches
freilich werden sich wie anderwärts so auch da nie allgemeine Nor-
men aufstellen lassen, es wird vom Individualismus entweder des
Lehrers oder der Schüler abhängen ; auf der anderen Seite aber wird
es im Laufe der Zeit doch dazu kommen, dasseine bestimmte Methode
als die am sichersten und leichtesten zum Ziele führende anerkannt
und angewendet wird. In letztererBeziehung nun darf kein Versuch
Ifleich von vomberein zurückgewiesen werden ; wenn er aber wirklich
snr Klärang des Gebietes beiträgt, so muss man ihn mit Freude
willkommen heissen. Ein solcher Versuch nun, ja bedeutend mehr
als ein Versuch, ist die Grammatik der deutschen Sprache von
A. Heinrich. Der Verfasser hat von manchen anderen Verfassern
deutscher Grammatiken das voraus, dass ihm eine langjährige Pra-
xis zu Gebote steht ; schon daraus lässt sich ein Schloss ziehen auf
lie vielen Vorzüge, welche dieses Lehrbuch für die Praxis hat. Näher
Saranf einzugehen und diesen Punct erschöpfend zu behandeln, ist
Dicht meine Absicht. -Nicht das habe ich mir zur Aufgabe gestellt,
554 Ä. Heiimck, Grammatik d. deutschen Sprache, ang. v. /. BappM.
sondern ich gedenke durch diese kleine Abhandlung, auf dem Stand-
puncte stehend , den Heinrich einnimmt, einige Partien seiner Me-
thode zu beleuchten, resp. zu begründen, femer Aenderungen vorzu-
schlagen und zu begründen. Ich will al^o Bemerkungen zum gram-
matischen Unterrichte in der deutschen Sprache an Gymnasien
überhaupt geben, Bemerkungen die allgemeines Interesse haben dürf-
ten; die Grammatik von Heinrich bietet mir nur den leitenden Faden
dazu. Üeber den ersten Theil der Grammatik, die Wortlehre, werde
ich wenige Bemerkuugen machen, einerseits weil in diesem Theile
die Methode sowie der Lehrstoff nicht so vielen Schwankungen unter-
liegen, andererseits weil an Gymnasien die Satzlehre in den Vorder-
grund des grammatischen Unterrichtes tritt (Org.-Entw. S. 123).
Hiebei sehe ich davon ab, dass diese Grammatik für mehrsprachige
Länder berechnet ist. Trotz dieses Umstandes aber knüpfe ich meine
Bemerkungen an diese Grammatik , weil sie vermöge der darin be-
obachteten Methode sehr gut auch in solchen Classen sich verwen-
den lässt, wo nur Schüler von deutscher Muttersprache sind. Gerade
diese Grammatik aber habe ich mir zu dem genannten Zwecke ausge-
sucht, weil sie (in ihrem syntaktischen Theile) nach meinem Urtheile
die beste ist von allen bisher erschienenen , die ich genauer kenne.
Wortlehre.
§ 6. „Der Vocal wird entweder gedehnt oder flüchtig ausge-
sprochen.* An anderen Stellen, z. B. § 7, 2, § 8 Ende, spricht
Heinrich von langen und kurzen Vocalen. Entweder die eine oder
die andere Benennung hätte consequent durchgeführt werden sollen.
Heutzutage wird sich wol wenigstens die Mehrzahl der Lehrer für
die erstere entscheiden ; denn spricht man in der ersten, zweiten und
dritten Glasse von langen und kurzen Vocalen , so hat man dies in
der vierten Classe, wo die Metrik gelehrt wird (um von anderen pä-
dagogischen Misslichkeiten zu schweigen), wiederum auszumerzen,
wenn anders man nach dem Standpuncte der Wissenschaft vorgeht,
die da sagt, dass der Versbau im Deutschen auf dem Accent, auf der
Betonung und Tonlosigkeit der Silben beruht , im Lateinischen und
Griechischen auf der Quantität, auf der Länge und Kürze der Silben,
dass man also zwar im Lateinischen und Griechischen von langen
und kurzen Silben (Vocalen) sprechen kann, im Deutschen aber nicht
oder blos insofern, als man „langen Vocal** gleichbedeutend mit „ge-
dehnten Vocal" nimmt; und wozu diese Verschiedenheit der Bedeu-
tung bei einem und demselben Wort, wenn sich ein anderer, bezeich-
nender Ausdruck für die eine Bedeutung findet?
§ 95. Hier sollte einiges über die sogenannten Grundformen
bemerkt sein, dass man dai'an die Conjugation, ob stark oder schwach,
erkenne, dass sie Grundformen heissen , weil sie der Conjugation zu
Grunde liegen, d. h. weil man mittelst ihrer alle Formen des Zeit-
wortes bilden könne ; dann Beispiele ich lob-«, ich lob-^e, geAöb^t ;
iL Eeiffifidi, Grammatik d. deutschen Sprache^ ang. ▼. /. ^ppoUL 55S
schwach : ich sing-e, ich sang, ge-^ung-en : stark : and so mehrfach
durch Beispiele nnd Fragen einüben. Das ist ein für die Conjugation
wichtiger Punct.
§ 97, 3. Was hier gelehrt wird, ist unrichtig. „Er ist be-
flissen, er ist bekümmert, er ist ergeben*" sind , strenggenommen,
nicht die Perfecta zu ^Er befleisst sich, er bekümmert sich , er er-
gibt sich ^, sondern die Perfecta heissen: „Er hatsichbefli8sen"u.8.w.y
wie ja Heinrich selbst § 100, 2 richtig lehrt, dass alle reflexiven Zeit-
wörter das Perfect mittelst des Zeitwortes haben bilden. Vielmehr
sind „beflissen, bekümmert, ergeben^ zu Adiectiven gewordene Par-
ticipien Perfecti.
Man vergleiche der Bedeutung nach „gelegen, besonnen^ u. ä.
„Die Stadt liegt auf einem sanft ansteigenden Hügel^, gleichbedeu-
tend mit „ist gelegen^. Namentlich das Wort „gelegen^ sollte
irgendwo besprochen sein, weil es öfters vorkommt und von den Schü-
lern gewöhnlich falsch verstanden wird.
Satzlehre.
Hat man Schüler, welche in die erste Gymnasialclasse eintre-
ten, in der Satzlehre der deutschen Sprache zu unterrichten, so muss
man sich vor allem umsehen, was sie mitbringen und wie sie diess
innehaben ; hiezu aber hat man u. a. auch einen Blick auf die Volks-
schule zu werfen. Da ist nun, wie allgemein bekannt, vor Kurzem
eine bedeutende Aenderung eingetreten: die deutsche Grammatik
^wird sowoi qualitativ als auch quantitativ an Volksschulen jetzt nicht
so gelehrt wie früher. Dieses darf das Gymnasium nicht übersehen,
und auch das Lehrbuch hat diesen sowie manchen andern im Laufe
der letzten Jahren geänderten Verhältnissen Rechnung zu tragen.
Jetzt bi-ingen die Schüler von der Volksschule geringe (intensive)
Kenntniss der Satzlehre mit. Kein Punct darf daher als bekannt
vorau^esetzt, jeder muss gleich gründlich behandelt werden ; ferner
muss die Satzlehre von vom begonnen , und es muss dann so fortge-
schritten werden, wie es die Genesis des Satzes verlangt. — Aus
dieser kurzen Erwägung ergeben sich wichtige Anforderungen an
die Methode, Anfordeningen, 'Welche das Gymnasium früher nicht zu
erfüllen hatte, denen es aber jetzt unbedingt nachkommen muss.
Bios einige davon sollen kurz besprochen werden.
Zuerst wird den Schülern die neue Kegel gesagt, dann werden
sie zum Verständniss und zur Aneignung derselben hingeleitet. Wo-
durcÄ aber wird diess am besten und sicherten erreicht, erprobt,
emgeübt, festgehalten ? Durch Beispielsätze (ich sage ausdrücklich :
Sitze, denn Verbindungen von Wörtem, wie sie Heinrich an meh-
reren Stellen, z. B. § 126, bietet, halteich nicht für passend). Deren
genügen jetzt nicht mehr so wenige wie früher. Mit Freuden ist es
daher zu begrtissen, dass Heinrich zur Einübung der Regeln sehr
viele Beispiele gesammelt hat; diess ist einer der wichtigsten Pancte,
worin sich diese Schalgrammatik von mancher anderen vortheilhiaft
556 Ä, Hemricky Gramtnatik d. deotschen Sprache, %ng. ▼. J. Rappotd,
unterscheidet, sowol in der Wortlehre, als auch in der Satzlehre ;
in der letzteren sind Beispielsätze noch nothwendiger als in der erste-
ren, damit die syntaktischen Regeln gründlich verstanden und gleich-
sam gefühlt werden. Der Lehrer wird sich selbst mit der grossen
Anzahl, welche Heinrich bietet, in manchen Fällen nicht begnügen,
sondern noch manche Beispiele aufsuchen oder bilden, namentlich
zum Zwecke grammatischer Aufgaben ; diese sind ja auch viel noth-
wendiger, als oft geglaubt wird.
Auch über die Qualität der Beispielsätze habe ich einiges zu
bemerken. Vor allem eine wichtige Anforderung an dieselben, welche
ich noch nirgends erfüllt gefunden habe : In den Sätzen sollen keine
anderen Satztheile vorkommen, als die bis zu jener Stelle der Syntax
behandelten: warum diess, wird sich Jeder selbst sagen können, zu-
mal wenn er einmal in den letzten Jahren praktisch mit diesem Un-
terrichte sich beschäftigt hat. Nur bisweilen können auch andere Sätze
eingefügt werden ; die Schüler müssen dann von selbst herausbrin-
gen oder , wenn diess nicht der Fall , aufmerksam gemacht werden,
dass ihnen dieser oder jener Satztheil noch unbekannt ist. Wenn
nun der Verfasser diese Anforderung erfüllen will (nach einer pri-
vaten Mittheilung wird er es thun), so wird es ihm freilich viele Mühe
kosten, doch der Lohn für die Praxis ist gross ! Geht er an diese
Arbeit, so dürfte er gut thun, auch manche andere Sätze auszuschei-
den, die vermöge ihres Inhaltes nicht recht passen wollen. Beispiele
lassen sich ja genug bilden oder finden; wie viele können nicht schon
der Naturgeschichte, der Geographie, der Mathematik, der äusseren
und inneren Geschichte der Griechen und Römer entnommen werden !
Man glaube janicht, dass ich die Andeutungen des Org. -Entw. S. 122
unrichtig auffasse! Warum sollen denn immer nnr Sätze geboten
werden, wie sie sich z. B. bei Wilhelm Prakt. Pädag. S. 129 finden?
Bei den einen denkt der Schüler zu wenig (z. B. Wir lesen. Es reg-
net), bei den anderen sollte er mehr denken, als ihm möglich ist
(z. B. Sich regen bringt Segen. Aufgeschoben ist nicht aufgehoben) :
und dann soll er oft lange in demselben Genre bleiben! Warum
sollen Beispielsätze wie : Die Römer waren kriegerisch. — Die Grie-
chen waren den Wissenschaften sehr ergeben. — Kyros der Aeltere
war der erste König der Perser. — Alexander der Grosse war ein
tüchtiger Feldherr. — Der Adler ist der grösste Raubvogel Europa's.
— Ist der Mond grösser als die Erde? — Welches ist der wichtigste
FlussOesterreichs? — Warum also sollen solche Sätze, an passender
Stelle angewendet, tadelnswerth sein? Man lasse nur einmal die
Schüler selbst Sätze bilden, und man wird sich bald überzeugen, dass
sie sich mit Vorliebe auf diesen Gebieten bewegen. Sollen sie aber
immer Sätze allgemeinen Inhaltes bilden, so ahmen sie entweder ge-
hörte Beispiele nach, oder sagen etwas sinnloses, oder unsinniges,
oder — gar nichts ; alles dies kommt bei einem derartigen Verfah-
ren öfter vor, als vielleicht mancher gestehen will. — Nur muss
sich dann der Verfasser und nicht weniger der Lehrer an das hal-
A. Hemrich, Grammatik d. deutschen Sprache, an^. ▼. /. BaijßpM, 557
ten, was z. B. Wilhelm a. a. 0. S. 123 ff. gut hemerkt: Es dürfen
Tor allem keine Sätze geboten werden, deren Inhalt erst erklärt wer-
den müsste, and der Lehrer darf nicht erklären wollen, was die
Schüler von selbst wissen.
Ich möchte dem Verfasser rathen, n. a. auch ein lateinisches
[Jebnngsbuch der ersten, resp. der zweiten Olasse zur Hand zu neh-
men und zweckmässige Sätze auszuwählen; er wird deren gewiss
manche finden. Auf diese Weise verschafft er seinem Lehrbuche auch
einen anderen, praktischen Vortheil. In der ersten und zweiten
Classe sind nämlich Deutsch und Latein gewöhnlich in der Hand des-
selben Lehrers, sollten es wenigstens sein. Ein solcher Lehrer wird
nun mit Freude die Gelegenheit ergreifen, kurze Sätze, bei denen es
leicht möglich ist, ins Lateinische überti-agen zu lassen, gewöhnlich
wol, wenigstens anfanglich, von einem der „besseren"* Schüler, damit
die Sache schneller von statten gehe. Man werfe mir ja nicht vor,
dass ich wie oben so auch hier das Deutsche zum Knecht anderer
Fächer, hier des Lateinischen, mache! Oder kann man sagen, dass
ich dadurch den Zweck, das Ziel des grammatischen Unterrichtes
verkenne oder verfehle ? Gewiss Niemand. Ich wenigstens musste
es vom Standpuucte des Erfolges aus nie bedauern, dieses Verfahren
bisweilen angewendet zu haben. Die so verwendete Zeit ist auch
keine verschwendete zu nennen ; es wird ja dadurch das eben vor-
liegende Ziel, das Verständniss, die Aneignung und Einübung der
Regel und des Beispieles in hohem Grade gefördert. Oder sollte
zwar die üebertragung eines lateinischen Satzes ins Deutsche bei
einer lateinischen Begel für obige Zwecke förderlich sein, aber
die Üebertragung eines deutschen Satzes ins Lateinische bei einer
deutschen Regel für dieselben Zwecke nicht?
Auf diese Weise kommt auch mehr Leben und Abwechslung
(diese ist ja für den jugendlichen Geist so wichtig 1) in die Schule.
Anfangs freilich, das muss ich nach meinen Beobachtungen gestehen,
werden die Schüler dadurch von dem eigentlichen Gegenstande des
Unterrichtes, dem Deutschen, etwas abgelenkt; aber dieses ver-
schwindet bald in Folge der Angewöhnung. Selbstverständlich muss
hiebei der Lehrer nur ganz passende Sätze (z. B. die betreffenden
lateinischen Wörter müssen allen Schülern gut bekannt sein) aus-
wählen, überhaupt sehr rationell verfahren.
Also nur Sätze nehmen auch aus anderen Fächern und aus
irgend einem lateinischen Uebungsbuche! Dadurch wird der deutsche
Unterricht nicht im geringsten geschädigt, sondern nur gefördert ;
letzteres gilt auch von der Gesammtbildung des jugendlichen Geistes,
was ich nicht erst zu beweisen brauche.
Heinrich schlägt nur einen Weg von der Regel zum Beispiele
ein : er bietet nach der Regel das fertige Beispiel, und aus diesem
muss dann die Regel herausgesucht, der Satz muss analysiert, res*^
definiert werden u. s. w. Es gibt noch einen Weg, der von der B(
nun Beispiele führt; man küm z. B. von einem Schüler verla
«men Anssagesatr za MMen. mit »ien zw^i nntfaweiidisra
tMlen. amserd^n ^'msm Obj^rtdaecasatirand zw^ attributiv
tfreu, Ton den«»fi dt?r en» mm Subj«t. »ier anii<?re zvmObject
ten habe. Dies Terfahren \si far den jcgendfieheii Geist seltf bQ-
dend, nr^ä t^i^. irewAhnlich mehr als z. B. die Amljse eines rteebe-
nen Satze», ob 'fie Regel Terstanden w«»rden. Der Lebrer m^ mAt
onterhtöäen. biäweüeQ derartige Fragen za steüen. SoRte nicht f«
Lebrboeb bierin Toramreben?
Was die Aneinanderreibnog der Sätze betrifft. s«t dürfte es gvt
sein, die einzelnen nicht znsnnniengeh(^gen Sätze durch — zn tren-
nen. Sonst ist zn besorgen, dass der Schfiler. welcher ja die Bei-
spiele j^fters darchlesen wird, nmmterbrocben fortlese : dadurch wird
das Denken nicbt besonders gefordert.
Ein anderer Gnmd dafür ist z, B. ans § 8 ersichtlich. Im er-
sten Dirtando sind zwei dnrch Pnncte getrennte Satze, welche dem
Sinne nach znsammengebl^ren. Diess kann nun dem Scbfiler, wenn
nicht obiges Mittel angewendet wird, anf keine andere Weise im
Drucke anscbanlich gemacht werden; von selbst wird er es in man-
chen Fällen nicht heransbringen ; nnd woza soll der Lehrer, der die
Schüler jedesüills darauf aofmerksam machen müsste. so riele Worte
nntzlos verschwenden?
So viel habe ich fiber die Anzahl, namentlich aber über äle Bie-
«chaffenheit der Beispielsätze bemerken wollen. Ich gehe zu einem
anderen Pnncte fiber.
In der dent.«chen Schnlgrammatik von Gottfried Gnrcke § 96
wird die Genitivbes-timmnng des Prädicates behandelt. Da kommen
nnn vor der pradicative Genitiv, der Objectsgenitiv, der adverbiale
Genitiv und zwar des Ortes, der Zeit und der Weise, endlich der pr§-
positionale. Eine derartige Anordnung befolgt Gnrcke im allgemei-
nen; und so noch manche andere Grammatiken. So konnte man an
Gymnasien froher die Syntai behandeln , als an Volksschulen die
Satzlehre intensiver und extensiver behandelt wnrde, aber jetzt
durchaus nicht mehr. Jetzt muss die Genesis des Satzes massgebend
sein. Und hiemach richtet sich Heinrich bei der Zergliederung der
ganzen Satzlehre und zwar (um die Wahrheit zu sagen) auf eine
meisterhaft klare, übersichtliche, sachgemässe Weise. So ist es vor
allem zu billigen, dass er eine strenge Scheidung zwischen Object
und Adverbiale durchfuhri; zwischen beiden Arten von Satztheilen
besteht denn doch im allgemeinen ein wesoijtlicher Unterschied. Fer-
ner kann man es nur billigen, dass die Satzverbindung nach dem
Satzgfiffige behandelt wird (abweichend von den meisten Grammati-
ken). Der natürliche Gang vom einfachen erweiterten Satze fQhrt
nicht zur Satzverbindung, sondern zum Satzgefüge, da ja letzteres
nichts anderes ist als ein einfacher Satz, worin ein Nebensatz eiu
Satztheil ist. Was das praktische betrifft, so könnte man freilich
einwenden, die Lehre vom Satzgefüge sei viel umfangreicher, ver-
wickelter, (ftir die Schüler) schwerer verständlich, ümtku^^elclft
Ä. Heinrich, Grammatik d. deutschen Sprache, an^. ▼. J. RappM, 569
ist sie freilich , doch verwickelter und schwerer za verstehen nnr
scheinbar. Der Schüler findet nach dem, was er bereits gelernt hat,
in den meisten Fällen viel leichter heraus , in welchem Verhältnisse
ein Nebensatz zn einem Hauptsätze stehe, als in welchem Verhält-
nisse zwei Hauptsätze zu einander stehen. Bei der Satzverbindung
hat ja der Schüler die ihm ganz fremden Begriffe Anreihung, Ent-
gegenstellung u. s. w. zu lernen; bei dem Satzgefüge aber dreht es
sich um die Satztheile Subject, Prädicat, Object u. s. w. und wa-
rum soll übrigens mitten zwischen die Besprechung der Satztheile
etwas ganz hetei-ogenes eingeschoben werden?
So könnte noch manches angeführt werden , wie Heinrich den
Stoff trefflich zergliedert. Zu ändern dürfte daran sehr wenig sein;
ich will hier und weiter unten einige Puncto kurz besprechen.
Vor allem will mir vorkommen, dass die Gliederung bisweilen
ins Uebertriebene gehe. Wenn z. B. (in der Syntax) von einem
Präpositionalausdruck die Bede ist, so braucht nicht mehr gegliedert
zu werden d) Dativ mit Präposition , b) Accusativ mit Präposition,
wie § 126, 6 geschieht. So werden die Schüler zu sehr von der
Hauptsache abgelenkt. Obige Gliederung wissen sie schon selbst,
übrigens kommt sie hier gar nicht in Betracht. Multum, non mnlta.
Der Schüler soll ja nur eine knappe, richtige klare Uebersicht der
Satzlehre bekommen, aber als verstandenes, nie zu verlierendes Eigen-
thum ! Und das kostet dem Lehrer und dem Schüler Zeit und Ar-
beit genug! Alles überflüssige muss daher wegfallen. Um noch
ein Beispiel anzuführen: § 126, 5 wird der attributive Genitiv ein-
getheilt: a) subjectiv, b) objectiv, c) qujditativ, d) partitiv. Diese
Gliederung (die übrigens nicht vollständig ist, man kann ja auch
von einem Genitiv des Ursprunges, des Inhaltes, des Eigenthums,
von einem quantitativen Genitiv u. s. w. sprechen) halte ich für
überflüssig. Alles das lernt der Schüler später in der lateinischen
und in der griechischen Syntax eingehender und ausführlicher; um
aber diese Eenntnisserweiterung an der gehörigen Stelle einfügen zu
können, muss er gleichsam die Grundpfeiler der Satzlehre richtig
verstanden haben und fest im Gedächtnisse behalten.
Das Attribut habe ich überall vor dem Öbjecte aufgezählt und
behandelt gefunden. Ist das vom Standpuncte der Praxis ans zu
billigen und sachgemäss? Keines von beiden. Nicht sachgemäss
ist es : das Prädicat ist, was die Schüler nach dem bisherigen schon
wissen, der wichtigste Bestandtheil des Satzes, wie die Betonung
zeigt: Der Knabe lernt (sollte daher nicht auch das Prädicat vor
dem Subjecte behandelt werden?). Es ist daher sachgeibäss die
Ob] ectser Weiterung des Prädicates vor dem Attribute zu behandeln.
Freilich kann man einwenden, für die Praxis sei die Lehre vom At-
tribute einfacher , die vom Object complicierter , umfangreicher
(wenigstens wenn sie so behandelt wird, wie von Heinrich, was tfnr
zu loben), und daher empfehle es sich zuerst, jene vorzunehm^b.
Doch dagegen lasst sich, ebenfalls in Bteog BEiif die Praxis, etwM
560 Ä, Heinrich, Grammatik d. deutschen Sprache, aug. ?. J. BappoUL
angeben, was für die Behandlung des Objectes vor dem Attribute
spricht. Wird nämlich das beachtet, ^was ich oben in Betreff der
Beispielsätze bemerkt habe, werden also nur solche Sätze gewählt,
in welchen blos die bereits behandelten Satztheile vorkommen, so
lässt sich die Lehre vom Attribut sachgemässer behandeln, wenn die
vom Object vorausgegangen ist, da Attribute auch zu Objecten tre-
ten ; der Schüler gewinnt also auf diese Weise einen besseren, rich-
tigeren Einblick in die Lehre vom Attribut. Zugleich lassen sich
viel leichter Beispielsätze geben. — Es ist also zu behandeln : Prä-
dicat, Subject, Object, Attribut, Adverbiale. Die Theorie freilich ist
damit nicht einverstanden, dass zwischen Object und Adverbiale, die
zu Verben treten, das zum Nomen tretende Attribut eingeschoben
wird ; doch für die Praxis bietet es manche nicht zu unterschätzende
Vortheile.
Ein grosser Vorzug der Heinrich'schen Grammatik ist es,
Jass den Schülern vor jedem Abschnitte der Syntax zuerst eine kurze
Uebersicht geboten wird. So gehen sie dann mit Verständnis an die
nähere Ausführung der ünterabtheilungen und verlieren den Zusam-
menhang viel weniger aus den Augen. — Es gibt ein Mittel, bei
dessen Anwendung der Schüler zu zeigen hat, dass er auch die ün-
terabtheilungen in ihrem Znsammenhange mit den Hauptabschnitten
inne habe. Es kann z. B. gefragt worden : was für ein Satztheil
kann der Genitiv sein ? So kann am Schluss der Lehre vom ein-
fachen Satze gefragt werden, was für ein Satztheil der Nominativ,
der Genitiv, der Dativ, der Accusativ, der Prapositionalausdmck sein
könne. Das kann auch mit manchen anderen Pnncten der Syntax
geschehen , mit „es" , einem (verkürzten Satz mit einem) Infi-
nitiv mit »zu", femer wie ein Substantiv zu einem andern Substantiv
treten könne, u. s. w. Ich wünsche, dass das Lehrbuch hierin vor-
angehe, nicht der Sache an und für sich wegen (diese muss der
Schüler selbst finden), sondern wegen der damit verbundenen Um-
stände; es müsste nämlich eine derartige Fi*age gestellt, dann mit
der nöthigen Gliederung kurz die Antwort gegeben, hiebei auf die
betreffenden §§ verwiesen, und für jeden Fall blos ein Beispiel ge-
boten werden, vielleicht am besten eines der bereits dort behandel-
ten; oder es könnte dem Schüler durch blosse Verweisung auf die be-
treffenden §§ die Antwort gegeben werden ; jedoch auch bei diesem
Verfahren Gliederung und Beispiele.
Die folgenden Bemerkungen knüpfe ich an den leitenden Faden
der Grammatik an.
§. 117. Die Entstehung eines Satzes muss den Schulern an-
schaulicher gemacht werden. Da ist sehr gut, was Wilhelm a. a. 0.
S. 129 bemerkt. Auch später, wenn die Erweitemngen behandelt
werden, sind die Schüler öfters aufmerksam zu machen auf die Be-
griffseinheit, wie z. B. das Attribut mit dem Hauptworte, zu dem es
tritt, einen einheitlichen Begriff bilde, das Prädicat mit dem Objecte,
wie dann die einzelnen einheitlichen Begriffe lu einer Gedankenein-
i
A. Heinmch, Gnimmatik d. deutschen Sprache, ang. t. J. BappoUL 661
heit verbanden werden u. s. w. Aehnlich muss beim Satzgefftge
und bei der Satzverbindung mit den Sätzen verfahren werden.
§ 119, 2, Anm. Die Bemerkung über .es** als Vorläufer des
(bestimmten sollte hinzugefügt sQm\ Subjectes ist unrichtig. Wenn
^^es*" deshalb falsch wäre, weil ,,alles^ Subject, so würde es ja auch
in „Es rollt der Donner*^ falsch sein. Es muss vielmehr heissen:
,. Dieses es steht immer vor dem conjugiertan Verb (nach welchem
dann das bestimmte Subject steht); kann es diese Stellung nicht ein-
nehmen, so muss es wegfallen. Beispiel: Es lebte einst ein König,
aber: Einst lebte ein König, und: Ein König lebte einst. Es steht
gewöhnlich nur in Aussagesätzen; vgl. Es rollt der Donner: Aas-
sagesatz, regelrechte Wortfolge: Der Donner rollt, mit: BoUt der
Donner? Fragesatz.
§ 123. Der Fall: „Das ist Freundschaft. — Das sind Schätze,
— Es sind meine Freunde'' u. ä. (z. B. was) ist übergangen.
§ 124. Auch die Betonung der Satztheile, die eben mit der
Wortfolge zusammenhängt, sollte besprochen sein. Gut behandelt
von Wilhelm a a. 0. S. 130 f. — So auch im folgenden an den ent-
sprechenden Stellen.
§ 128. Die Schüler sind aufmerksam zu machen auf den we-
sentlichen Unterschied zwischen Object und Adverbiale, dass das
Object zur Vollständigkeit des Begriffes der Thätigkeit erfordert
werde, entweder nothwendig oder bedingt u. s. w.
§ 130, Anm. 3. Es sollte angegeben sein, wann bei der Ver-
wandlung ins Passiv n^on'% wann „durch** anzuwenden. Dagegen
wird von den Schülern nicht selten gefehlt.
§ 132. „Zwei Objecto von einem Verb regiert." Der Fall 3
,,zwei Accusative" sollte, weil wesentlich verschieden, wie sich u. a.
bei der Verwandlung ins Passiv zeigt, von den andern drei Fällen
getrennt, d. h. entweder vor oder nach ihnen behandelt werden, eher
letzteres. Die andern drei Fälle findet der Schüler leicht, wenn
man ihm sagt, dass das nichts anders sei, als Verbindungen der ein-
fachen Fälle, also Accusativ and Dativ, Accusativ und Genitiv, Accu-
sativ und Präpositionalausdf uck, mit der Hinzufügung, dass die noch
übrigen Verbindungen Dativ und Genitiv, Dativ oder Genitiv und
Präpositionalausdruck sich nicht finden.
§ 153. (Die Hauptsache von) § 153 versteht der Primaner
oder Secundaner schon vor § 124. Soll nun dieser § dort seine
Stelle erhalten ? Ja. Dadurch wird für die Praxis etwas erreicht,
was nicht zu unterschätzen ist. In den Beispielen vom einfachen
erweiterten Satze kann dann der Lehrer die Sätze nicht blos analj-
Siüien, sondern auch definieren, d.h. nicht blos die einzelnen Satztheile
angeben lassen, sondern auch nach Qualität des Satzes in Bezug auf
Inhalt und Form fragen, fragen ob ein Satz ein Aussage- (Erzähl-),
ein Frage-, ein Imperativ-, ein Wunschsatz sei.
Gorade diese Seite eines Satzes erfordert eine sehr eingehende
Behandlung und lange Uebung; man kann die Schüler hierin nie g^
56t Ä, Heinrich, Ghrammatik d. dentschen Spimohe, Mig. t. J. BappoUL
nag üben, welche üebei*zeugung sich leicht verschaffen l&sst. Anf
diese Weise hat man auch ein Mittel etwas zu verhüten, was sich sonst
leider nur zu häufig einstellt, nämlich dass das Anal jsiereü des Satzes
,,in gedankenlosen Mechanismus ausarte und keineswegs den siche-
ren Beweis vom Verständnisse des Satzes liefere*' (Wilhelm S. 140).
Dass in den §§ 120, 122, 134, 127, 136, 138, 140, 142,
144, 146, 148, 150, 152 die Subject-, AUribut- und Adverbialsätze
ziemlich ausführlich besprochen werden, billige ich vom Standpuncta
der Praxis aus nicht. Das ist fQr den Schüler verwirrend, es geht
ihm dadui*^ das verloren, was anf der betreffenden Stelle eigentlich
gelehrt wird, die genaue Eenntniss der Satztheile, welche nicht S&tse
sind. Erst wenn vom Satzgefüge die Rede ist, soll diess alles be-
sprochen werden. Ich machte es so. Bei der Aufzählung desaen,
was z. B. Attribut sein könne, fügte ich zum Schlüsse hinzu : ein
Nebensatz (Attributsatz). Am Schlüsse der Besprechung der ein-
zelnen Satztheile mussten sich also die Schüler merken, dass auch
ein Nebensatz dieser Satztheil sein köune. So kann es dann in
§157 heissen: „Ein Nebensatz kann somit im Verhältniss zum
Hauptsatze das sein, was ein Nomen iu einem einfachen erweiterten
Satze sein kann, nämlich Subject, Prädicat u. s. w. Es gibt also
Subjectsätze, Prädicatsätze u. s. w.^
§§ 156 und 178. „Zu einem logischen Ganzen*' versteht der
Primaner oder Secundaner, dem man diese Definition des zusammen-
gesetzten Satzes ganz gut bieten kann und gewiss bieten muss, nicht ;
wol aber versteht er es, wenn mau sagt „Zu einem einheitlichen
Gedanken**. Dass der Gedanke wirklich ein einheitlicher sei, muss
dann bei Besprechung der Beispiele öfters dargelegt werden, s. oben
zu § 117.
§ 157. Ich nehme hierund in der Aufschrift vor § 171 in
Uebereinstimmung mit der Aufschrift von § 141 die Bezeichnung
Causalitätsätze und sage : diese zerfallen iu Causalsätze, Finalsätze
u. s. w. Den Unterschied zwischen Causalsätzen und Caosalitätsätzen
fühlt der Schüler bald heraus. Analog nehme ich dann bei der
dritten Art der Adverbialsätze die Bezeichnung Modalitätsätze nnd
sage : Diese zerfallen in Modalsätze u. s. w.
§ 158. Der Vollständigkeit halber könnte es heissen: ,,Die
Nebensätze sind entweder Substantiv- oder Adjectivsätze. — Ein
Nebensatz, welcher ein Substantiv oder eiuen substantivisch ge-
brauchten Redetheil vertritt , heisst Substantivsatz. Welcher Satz
heisst also ein Adjectivsatz ? — Der Substantivsatz kann im Satzge-
füge das sein, was das Substantiv im einfachen erweiteii;en Satz,
also 1) ein Subjectsatz*' u. s. w.
In den §§ 186, .187 und 188 möchte ich viel mehr Beispiel-
sätze sehen. Diese §§ bringen zwar für den Schüler nichts neues,
sondern nur Anwendung des bereits gelernten in weiterem Umfange;
aber gerade diese Anwendung ist für den Verstand und das Ver-
st^ndniss dei' Sätze ungemein bildend, schärfend nnd übend and
A, AtfirM, Grammatik d. dentBchen Sprache, ang. y. J. fiappold. 6SS
muss an zahlreichen Beispielen yorgenommen werden. Die Gram-
matik soll mehr Beispiele bieten; dann erst kaim ma^ passende
S&tze bei der Leetüre auswählen, und so behandeln lassen.
Zum Schlüsse will ich noch einen andern hier in Betracht kom-
menden Punct kurz besprechen. Heinrich hat die t)ekaiinte Methode
bei (mehrfach) zusammengesetzten Sätzen die einzelnen Sätze dnrch
Buchstaben zu bezeichnen und so das gegenseitige Verhältniss der Sätze
auch gleichsam äusserlich zu veranschaulichen — diese Methode also
hat er nicht angewendet. Ich bin im Allgemeinen auch nicht fOi* diese
Methode, namentlich nicht beim einfachen Satze und bei dem ein-
fach zusammengesetzten. Hier kann 'ja der Schuler das, was er
sagt, sich leicht merken und gleichsam geistig überschauen ; es nützt
ihm ausserordentlich wenig, wenn er eine derartige Bezeichnung an-
wendet, wol aber kann es zu bios mechanischer Thätigkeit führen ;
überdies geht ja Zeit verloren. Anders Mngeg^ ist es beim mehr-
fach zusammengesetzten Satze ; der Schüler kann zwar oft' das Ver-
hältniss der Sätze zu einander angeben, behält es aber nicht im Ge-
dächtnisse, so dass dann wieder von yoni begonnen werden xnuss und
Zeit verloren geht, um von andern Diugen nicht zu sprechen. Ich
bin also dafür, dass hier der Schüler die einzelnen Sätze in der ge-
hörigen Aufeinanderfolge definiere, ihr gegenseitiges Verhältniss an-
gebe und zugleich das, was er sagt, auf eine leicht vei'ständliche
Weise auf die Tafel schreibe. Dabei sollen die Sätze nicht durch
beliebige, sondern durch zugleich an das Wesen erinnernde Buch-
staben bezeichnet werden, z. B. Hauptsatz = Hau., Objectssatz
= obj., Subjectssatz =: subj., attr. u. s. w. Nehmen wir den Satz
bei Heinrich S. 152: „Die Liebe zur Familie ist es, die uns zu An-
strengungen treibt, die uns das Gluck mitMässigunp gemessen lehrt,
und die im Unglück unsere Kräfte aufrecht erhält". Diese lasse ich
so bezeichnen Hau. | pr., | pr.^ | und pr.,. Der Schüler sieht an-
schaulich, dass hier ein Hauptsatz ist und drei Prädicativsätze. Neh-
men wir den Satz: „Es ist in der Ehrfurcht für das Alter so viel
sittliche Schönheit enthalten, dass selbst diejenigen, welche sie unter-
lassen haben, gezwungen sind, andern, von denen sie geübt wird,
den vollsten Beifall zu zollen.*' (Ich nehme „zu zollen'' nicht als
Satz, abweichend von Heinrich.) Da haben wir
cons.
Hau.
mod.
subj. obj.
Dieses Schema wird der Schüler leichter finden als das bei
Heinrich, dann wird er daraus mehr ersehen denn aus jenem, femer
werden Zeit und Worte erspart werden. Oefters wird auch eine
Bezeichnung wie a*. (6: A)^ oder ^ | a | a, oder A( a \ai d\ A
genügen, wenn die Bedeutung der verschiedenen Alphabete ui
564 M. Muth, Die bur-österr. Mundart, ang. t. ä. SMn^OdL
Klammem kurz erklärt wird (die Bezeichnungen der letzteren Art
wendet Nägelsbach, ein bekannter Pädadog, in seiner lateinischen
Stylistik darchgehends an). Doch eine solche Bezeichnung wird na-
türlich erst in der dritten und vierten Classe, besonders aber im
Obergymnasinm bei den classischen Sprachen in Anwendung kommen
dürfen.
Elagenfnrty im September 1873.
Jakob Bappold.
Bichard yon Mutb. Die bairisch-österreichische Mundart darpe-
dtellt mit Rücksicht auf den gegenwärtigen Stand der deutschen
Dialectforschung. Wien, Alfred Holder, 1873.
Hermann Wagn er. Der Unterricht im Deutschen mit Bücksicht
auf die österreichische Mundart. Ein Versuch. Wien , in Coiumission
bei Eubasta und Voigt 1873.
Dr. F. S. Hügel Der Wiener Dialect. Lexicon der Wiener
Volkssprache. Wien, Pest, Leipzig, A. Hartlebens Verlag. 1873.
In der ersten der angeführten Schriften, einem Separatabdrocke
aus dem diessj ährigen Kremser Bealschulprogramme , gibt der Ver-
fasser nach einer in ziemlich wunderlichem Stile geschriebenen Einlei-
tung, die von der Dialectforschuug im Allgemeinen handelt, ohne jedoch
Bemerkenswerthes yorzubringen , nachstehende Aufklärung über den
Zweck seiner Arbeit: „In der folgenden Abhandlung nun ist zwar
keineswegs eine derartige (lautphysiologische) Untersuchung des bai-
rischen Dialects unternommen, wol aber ist darnach geti-achtet, neue
allgemeine Gesichtspuncte , die auf den eigänzteu und berichtigten
Ergebnissen der bisherigen Forschung beruhen, zu gewinnen und
festzustellen, welche einerseits zu erneuter kritischer Untersuchung
der Frage über die Abstammung der Baiern anregen, andererseits
die Grundlage bilden sollen zur lautphysiologischen Darstellung der
Mundai-t. Daran knüpft sich eine gedrängte Uebersicht der Formen-
lehre, um die charakteristischen Eigenthümlichkeiten festzustellen
und einiges über Volksdichtung und Alliteration , als Beleg für die
obeu entwickelten Behauptungen von der erhaltenden und zerstören-
den Kraft des Dialects". Es wiid sich zeigen, in wie ferne der Ver-
fasser seine eigenen Versprechungon erfüllt hat.
Zunächst wird unter HI. S. 12 — 15 die Annahme vorgef^rt,
dass der bajuvarischo Stamm mit dem gotisch-vandilischen in Zusam-
menhang stehe. Diese Annahme ist nicht neu, auch Scherer hat sie
zur Gesch. d. d. Spr. S. 164 aufgestellt, v. Muth unternimmt ihre Be-
gründung in sechs Puncten. Ueber die Bewahrung der dualen Form
für den Plural der II. Person des Pronomen personale und des Yer-
bums, welche er zuerst anführt , kommen wir später zu apraclüB.
', Huth, die bair-östen. Mundart, ang. v. A. Schünbacli.
jüä
Piuict 3 heisst: „Die consonantiBcheBrecbuug.uh nein ildergotisclieii
vor h nnd p". Der Verfasser selbst wagt die beiden verglicbeneo
Erscheinungen bloss als ^ch „ähnelnd" zu bezeichnen, in Wahrheit
haben sie sonst nichts mit einander zu schaffen, uls dass sie beide
durch CoDSODanten hervorgebrachte VocalveräDderiingeii enthalten.
Und eine Verbindung solcher der Art und Zeit nach vollständig aus-
einander liegender sprachlicher Processe erlaubt man sicli als Grund
fOr die Verwandtschaft zweier deutscher Stämme anzugeben.
„3. Die vielfache Berührung des Tiroler Dialects mit gotischem
Spntchge brauche." Sehr viele der Beobachtungen, welche an den vom
Verfasser citierlen Stellen sich finden, sind dilettantisch angestellt
and ohne wissenschaftücboo Werth. Sie und die von Jacob Grimoi an-
gegebenen Wahmehrauiigen würden im Falle der Richtigkeit aber
h^hstens für einen Gruchthoil des bajuvarischen Stammes den Zu-
sammenhang mit den Goten beweisen. Als 4. Grund föhrt der Ver-
fasser seine eigene Hyjiothese von der Beception des westgotischen
Eechtes durch die Baiern an. Nach der Zurückweisung, welche dieser
Einfall im Liter. Centralblatt 1871, Sp. 60 f. erfahren hat, muss es
wunder nehmen, ihn hier nieder anflehen zu sehen.
5. Die Verschiedenheit des Namens des Kriegsgottes bei Ata-
mannen nnd Bajuvaren. Was damit für die Verwandtschaft der Goten
und BtOuvaren bewieseu werden soll, verstehe ich nicht,- es kann da-
durch nnr die Verschiedenheit des Ursprungs der Alamannen und Ba-
jnvaren bestätigt werden, die Niemand bestritten bat. Der 6. Gmnd
wird wol besser ganz citiert: „Endlich die Localisienmg der gutischen
Stammsage u. zw. der Wilkinen- und Harlungensage im Donauthal,
in der Wachau und an der Erlafmüudung , der Amelungensage in
Tirol, namentlich in der Etschklause um Heran und in Passeier ; das
lotzttre bedarf keines Beleges; ebensowenig die (?) HarUungoburg;
Ober Wielaui] nnd Wate vgl. Much a. a. 0, — derjenige Grund, auf
den ich das grösste Gewicht zu legen geneiL^'t bin." Ausser der confu-
aen StilisieruQg ist an diesem Satze noch bemerkons werth die ganz un-
glaubliche ünkenntniss, die der Verfasserin Bezug auf dis Geschichte
der deutschen Heldensage an den Tag legt, vor Allem scheint er die
Yilkiua saga nicht zu kennen.
Alle diese Gründe — sofern sie nicht vollständig worthlos sind
— gehören zu jenen, deren sechzig zwar aut ein Schuck gehen , aber
DOch keinen stichhältigen Grund ausmachen. Staunenswerth ist die
Sicherheit, mit der sie vorgetragen werden. Dass ganz andere Gründe
fOrjene Philologen und Historiker, welche die Annahme eines Ziisam-
menhanges zwischen Goten und B^uvaren begünstigten, massgebend
waren, scheint dem Verfasser fremd.
In dem folgenden Abschnitte bespricht v. Mtith nach einigen
«berfl&chlichen Bemerkungen über die Quantität, gleich oberflächlich
den Umlaut und schliesst mit dem Satze: „Cer Mangel desselben
(dee Umlants) in 3. 3. Präs. erklärt eich aus dem frühen Ausfall des
Siodevocal» — i — , der vielleicht in der Bede dua V ' ^ii
«.»iMir. 87«!. Uli. VU, a. VUI. Bali.
586 R Muik, die bair.-Merr. Mundart, ing. t. A. SMtdbiKh.
stattfand, vor (!) noch die trübende Wirkung des t im Deutschen
überhaupt begonnen hatte.*' Es scheint diess eine Lieblingsansicht
des Verfassers, sie kehrt S. 33 f. in folgender streng logischer Form
wieder: ,,Den Grund der Bewahrung der ungebrochenen und unge-
trübten Prasensformen sehe ich im frühen Ausfalle der Bindeyocale,
die zwar geschwächt ihre Fähigkeit zu brechen und umzulauten
nicht einbüssen, im lebendigen Brauche des Volkes aber wahrschein-
lich schon abgeworfen wurden , bevor noch irgend eine Form ihren
Einflüssen unterlegen war.'' Man kann nicht annehmen , dass der Ver-
fasser die §§ 281. 2. der bairischen Grammatik Weinhold*s nicht
gekannt habe , in denen eine grosse Zahl umlautender Prasensformen
ans altbairischen Denkmälern verzeichnet ist, vielmehr beruhen diese
Sätze auf einem auch sonst noch hervortretenden Grundirrthume des
Verfassers. Er glaubt nämlich , dass neben den in althochdeutschen
Denkmälern bairischen Dialects schriftlich fixierten Lauten und Formen
noch ganz andere in der Volkssprache existiert hätten, die nicht aufge-
zeichnet worden seien. Er versetzt somit das heutige Verhältniss
zwischen Schriftsprache und Dialect in die althochdeutsche Zeit und
ignoriert dabei gänzlich, dass die althochdeutschen Denkmäler für die
Sprachwissenschaft nur desshalb werthvoll sind, weil sie eine möglichst
treue Aufzeichnung der gesprochenen Lante und Formen enthalten.
Es berührt sich v. Math's Ansicht in fataler Weise mit der des bie-
dern Notars Prinzinger in Salzburg, der in seinen im Selbstverlage
erschienenen Büchern allerdings noch ein bischen weiter geht, indem
er behauptet, des Ulfilas Bibelübersetzung wäre eben nur ein verdäch-
tiges Stück Pergament, eigentlich hätten die alten Germanen sammt
und sonders gut salzbui-giscben Dialect geredet.
Was im folgenden Absatz über Vocalerhöhung bekannt gegeben
wird , leidet ausser an Unvollständigkeit noch daran, dass alle dialedi-
schen Erscheinungen mit dem Stande der neuhochdeutschen Schrifk-
sprache verglichen werden. Es wird dadurch vieles als der schu-
pfenden Kraft der Mundart entsprungen bezeichnet, was nur als das
Alte bewahrend aufgefasst werden kann.
Absatz VI über Nasalierung und Brechung im Zusammenhange
zu verstehen, muss Boferent Anderen überlassen; das Stück wird wol
bedeutenden Inhalt haben, da der Verfasser am Schlüsse bemerkt:
„Es sind hiemit keine neuen Resultate gewonnen , sondern bekannte
Thatsachen unter einem neuen Gesichtspunct gefasst, von dem aus
weitere und wichtigere Folgerungen sich vielleicht werden entwickeln
lassen."
Die folgenden Abschnitte VII über Consonantismus , VIII und
IX über Declination bieten nichts bemerkenswerthes. Im X. Abschnitt
„Grundformen des Verbums" wird auch der dialectische Abfall der
Silbe ge- vor dem Part. Prät. erörtert und folgender Ausspruch gethan:
„Es ist mir gelungen, die Kegel des Abfalls ausfindig zu machen:
die Vorsilbe ge- fallt ans vor jeder Media und Tennis und vor der
Aspirata jT, bleibt jedoch vor allen Halbvocalen, f und h , oder mit
ir
j^ttth, die bair.-Usterr. Hnndurt, ang. v. vi. SnliörAacIt. 507
andern Worten; vor allen Lauten, welche aus <ler zweiten
Lau tvei'ücbiebuDghervor^egaDgea sind, wirft das Part.
Pf. Puaa in bairiBch-iisterreic bischer Mundart das Aug-
ment ab." Abgesehen davon, dass die citierten Beispiele uicht alle
für die neue Begal taugen , t^ugt die Regel an und fQr »ich nickte.
Was bat der besprocheue Abfall des ge- mit dem Umstände zu thnn
dasB einige der CoDHunnnteu, Tor denen er statt bat, aus der zweiten,
Laotverscliiebiuig hervorgegangen sind:' Ob die CousoiianteuverbiD-
doDg leicht oder schwer auszusprechen ist, entscheidet und sonst gar
nichts. Dass g'baut „mindestens ebenso leicht anaznaprechen" sei,
als gfunden, ist einfach nicht wahr. Dem Verfasser ist dberdiess
eotgaagen, datis in ganz analoger Weise wie beim Part. Prät. der
dialectische Abfall des ge ^ con vor Substantiven stattfindet. —
S. 34 ff. hat Verfasser willkommenen Anlass gefunden , in der li'ra^e
ober den Ursprung der österreichisch - bairiscben Foimen auf- ts in
der2.Pers,P]nr.gegenWeiuliuldgrCbliuh zu polemisieren, ja er mochte
auch den neuen Abdruck der Grimm'schen Grammatik, den er wol
sonst noch zu tadeln wei^s (S. 8. Anm.) corrigieren. Er identifioiert
die genannten Formen mit dem gotischen Dual. Leider hat er dabei
des ahd. Auslautgesetzes vergessen , das er ans Scherers oben dtiertem
Buche S. 97 hätte lernen können, wie er auch ebendaselbst S. Uli
sich die nOtbige Aufklärung in der ganzen Frage hätte holen mögen.
Kinigc oberflächliche und gehaltlose Bemerkungen fällen die
beiden letzten AbscJinitte über Präpositionen und Syntaktisches. S.Sif
bia41 fassen die Resultate der Arbeit iu energischen und bildor-
teicben (dem Forscher, der sich in die Mundart vertieft, „quillt da,
wie aus einem hundertjährigen knorrigen Baume der
Saft, ein Born schlichter Treue entgegen") AusdrOckeo zusammen.
Die ganze Abhandlung leidet an Flüchtigkeit und Ungenaaigkeit ,
wenn auch der Verfasser sich für sorgSItig hält (S. 41). Schwer ist
eine Vorstellung eu gebeu von der Confusiiin , die in diesen zwanzig
Blättern herrscht, eine Conl'usion, die mit gi'oben Stilfehlern beginnt
und mit argem Ci taten Wirrwarr endet. Die Unkonntuiss in ganz ele-
lutiutareri i>ingen liegt klai' am Tage.
Erwähnen will ick noch ein paar Beispiele für die Art der Po-
l«jnik, die v. Muth gegen Waiuhold fQhrt. S. 13 Anm. 2 (Ober con-
sonantiBclie Brechung^ lautet: „Dagegen in absprechender, nichts
beweisender Weise Weinbold § Ibb." Dort aber beiHst es: „Wenn
Uriinm Gesch. d. d. Spr. 10:11 jenes schd für rt ohne weiters dem
got.ni - sf;= späteren rt gleich »etzt, so scheint er mir zu irren, da
das bair. ithi erst ans rt hervovgieng, wie das aus der reinen Formel
r«( deutlich erhellt." S. 15. Anm. l sagt v. Muth: „Er ^W>inllold)
thnt das (die Sonderung der Dlalecte in Untorarten) voruclim ab
S.14.* Vergleicht man dio Stelle bei Weinhold im Zusummeuhange, su
lautet sie: „Aber das sind kleine Zuckungen einzelner Uu.-k«i'
nicht Abweicbungen im Körperbau ; die Farbe spinlc hier un^l da '
der», doch die Zeichnung bleibt dieselbe. Das Kärntische uutur»
äS»
M
568 R. Wagner, der üflterricht im Deutschen, vag. t. ÄMSehömbaih'
det sich von dem Tiroler oder Steirischen nicht mehr als das Layant-
thaler Kämtisch von dem Gailthaler oder Möllthaler, oder die unter-
innthalische Mundart ?on der etschländischen. Wer hier nach Abgren-
zungen strebt, geräth zuletzt darauf, nicht die Länder sondern die
Häuser von einander zu sondern. Ein einziger Laut, zwei oder drei
besondere Worte genügen in die sprachliche Physiognomie besondere
Züge zu tragen. Aber die Wissenschaft ordnet nicht nach oberfläch-
lichen Varietäten, sondern nach organischen Unterschieden.^ v. Muth
spottet über Weinhold's Unklarheit S. 10. Anm. 2. Man yergieiche
dazu folgenden Satz v. Muth's S. 20 7)Der Grund des Einflusses der
Liquidae liegt noch nicht klar, doch die Ausnahme, die m macht ,
erhellt aus der zur Hervorbringung desselben nothwendigen Lippen-
beweg u ng und der daraus folgenden Abneig ung zur Verengerung der
MundO£fh ung unmittelbar vor Hervorbringu ng der labialen Liquida.**
Sapienti sat.
Eine ungleich erfreulichere Erscheinung ist die zweite der oben
genannten Schriften. Ihr Verfasser bemüht sich, durch eine syste-
matische Aufeählung der Eigenthümlichkeiten des niederösterreichi-
schen Dialectes dem Lehrer das Vermitteln zwischen der Untenichts-
und der Schülersprache zu erleichtern. Die Arbeit hat also zunächst
einen praktisch-pädagogischen Zweck und erreicht denselben yoU-
kommen. Die Zunammenstellung mundartlicher Eigenheiten ist weit-
aus sorgföltiger und genauer als die in der erstgenannten Brochüie
vorgelegte, des Verfassers eigene Bemerkungen sind anspruchslos
und von groben Fehlem frei ; die kleine Schrift; scheint daher durch-
aus zu empfehlen.
Es dürfte sich sonderbar ausnehmen, dass in einer wissenschaft-
lichen Zeitschrift ein Buch von der Qualität des an dritter Stelle ge-
nannten angezeigt wird. Wenn Referent einige Worte darüber ver-
liert, so geschieht es nur, um der Anmassung entgegen zu treten,
die in den von der Verlagshandlang verbreiteten Annoncen herrscht.
Die einleitenden Worte der Hügerschen Schrift zeugen von gänzlicher
Unkenntniss der einschlägigen Forschungen, das Wörterverzeichniss
ist arg unvollständig, die Erklärungen sind sehr mangelhaft, mitunter
äusserst trivial. Das Buch mag für den fremden Besucher Wiens
nicht ohne einen gewissen practischen Werth sein, eine andere Be-
deutung besitzt es nicht.
Graz, im September 1873. Anton Schönbach.
pmKiTt
Wayner. Archi* f. a. Gesch. DautHcii, Siiraclie, iag. v. H. Liimbd. 569
Archiv (ur die Geschichte Deutscher Sprache und Dichtung.
Ini Versiue mit Fachgelehrten uoii Litcrstnrfreonden boräusgegebcn
»on J. M. Wagner. Wien. Verlag tob Knbasta und Voigt. 8*.
Januu-' und Febmtrheft.
Die neue Zeitschrift, auf welche ich hipr mit einigen Wnrtcn
aiitoerksam machen mSclite, hat sich die Anf^bo gestellt, hsapt-
sächlich fOr die neuhochdeutsche Periode unsei'er Sprache und Lite-
ratur ein „Organ für Stofflieferung" zu bilden, imgeföhr in dem Sinne
wie früher schon zeitweilig dnrch HoFFmann's und Schade's „Wei-
marischeB Jahrbach", durch doa Ersteren „Findlinge" und theilweiee
auch dnrch Nanmann's „Sei-apenm" für diess Bedürfhiss vorgesorgt
war. Gleich diesen Zeit- und Sammelschriften, durch kleinere Ab-
bandlangen, AnszOge. bibliographische Hittheilnngen, Abdruck von
Texten nnd Bruchstücken von aolchen, Veröffentlich ang von Briefen,
auch wol durch gelegentliche Anzeigen einschlägiger Bücher u. a, f.,
will das neugegröndete ^Archiv" auf dem beregt«n Gehtete wirkeu.
Vor allem soll das 15 — 17. Jahrhundert dem Programme nach Be-
rücksichtigung Süden, aber schon die beiden vorliegenden Hefte be-
weisen, dasB auch die ältere Zeit etwa bis in's 14. Jahrhundert zuräck
sowie die eigentliche classiscbe Epoche unserer neueren Literatur
nicht ausgeschloxsson sein soll. Das Wort „Deutsch" ist dabei wie
bill^ in weiterem Sinne aufgefasst, der auch das ältere Niederlän-
dische, Englische und Skandinavische hereinzuziehen gestattet. Änf
diesem so abgegrenzten Gebiete kann die neue Zeitschrift, ohne mit
Olren älteren germanistischen Schwestemntemebmungen in störende
Berfihrung zu kommen, für neuere Studien sehr fördernd werden : jeder
der sich mit derlei Dingen überhaupt beschäftigt weiss, dass wir ge-
rade für den angegebenen Zeitraum unserer Literatur trotz mancher
herrorragenden Leistung noch alle Hände voll zn thun haben, das
Uaterial zu sammeln, zu sichten und zu ordnen und den richtigen Ein-
blick in den geschichtlichen Zusammenhang der Thatsacheu zu ge-
winnen. Ein Organ, das die einzelnen arbeitenden Kräfte vereinigt
nnd in BerQbrung bringt, kann da sehr anregend wirken, wozu noch
der ungemeine Vortheil kommt, dass dnrch eine solche Zeitschrift
auch kleinere Hittheilnngen und Notizen vor der Geßihr, unbeichtet
verloren zu gehen, geschützt sind.
Hit den beiden ersten Heften führt sich das neue Unternehmen
tat eine recht hübsche Interesse erweckende Weise ein. An der Spitze
steht ein Beitrag W. Schere r's 'Zur Geschichte des lateini-
schen Dramas im 16. und 17. Jahrhundert', dem weitere
folgen sollen. In dem vorliegenden zieht der Verfasser unter nach-
drUcklichor Hinweisung auf die Wichtigkeit deutscher Leistungen in
lateinischer Poesie und Prosa für die Geschichte unserer Literatur
einen 'vortrefflichen lateinischen Dichter des ausgehenden 16. Jahr-
huaderte' ans dem Dunkel hervor, Christophorus Brockhagius aus
Westphaleo, von dessen 'Nymphocomus , einer 'im Dienste des luthe-
570 «/• 3£. Wagner, Archiv f. d. Gescb. Deutsch. Sprache, ang. t. J7.
liM'liou IhrotoHtantismuß' geschriebenen zu Rostock 1595 gedrackten
iltduiatischen Bearbeitung der Pai-abel von den klugen und tfaörich-
toii Jungfrauen ein Scenarinm mitgethoilt win], das freilich, wie der
V(*rf. Hülbst bemerkt, kaum einen Begriff geben kann von dm Vor-
'^itgon feiner echt dramatischer Behandlung des Gegenstandes, noch
wiuiigor der klaren scharfen anschaulichen Sprache voll Leichtigkeit,
KnMhoit und Gewandtheit und des gelungenen Versbaues, weldbe
Sdierer diesem wie es scheint einzigen Werke des Dichters nach-
rühmt , der sich unmittelbar an den Alten namentlich Plaatus geschult
hat, an dessen miles gloriosus sein Drama mehrfach anklingt.
Einen zweiten grösseren Beitrag hat A. Schönbach geliefert
mit der Heransgabe eines bisher unbekannten satirischen Gedichtes
HUH dem 14. Jh. aus der Hs. 2880 der Wiener Hofbibliothek, worin
der Teufel Meister Beuaus mit seinem Knechte Lasterbalg als Ani
auftritt, seine Salken. die 7 Todsünden, anbietet und — es ist eben
Ostern — seinen Rath ertheilt, wie man sich von der langen auirei-
benden Fastenzeit erholen soUe. Das Gedicht ist culturliistorisch nicht
ohne Interesse. Schönbach weist ihm seine Heimath in Oesterreich
an, wohin nicht blos der Sprachschatz , sondern auch die Schildernn-
gen fQhren (nur die Frage ob die Vv. 5—588. 603 Anspielungen auf
Oesterreich enthalten, daif man bestimmt verneinen) Anregung, Dis^
])08ition, ja den ganzen Rahmen seines Gedichtes veidankt der Dichter
dem Renner des Hugo von Trimberg '). Weniger glücklich als in der
Darlegung dieses Zusammenhanges war Schönbach mit dem Yersncb
den obenerwähnten überlieferten Namen Reuaus, den er irrthüm-
lieh für den Namen des Dichters ansieht, der sich vielmehr gar nicht
nennt, in Rennaus zu emendieren und darnach das Gedicht „Meister
Rennaus"^ zu betiteln. Da ich dem Herausgeber des Archivs soeben
einige Bemerkungen zu dem Gedichte eingesendet habe, in welchen
ich den Nachweis versuchte, dass zu einer solchen Aenderung über-
haupt kein Grund vorhanden ist, darf ich mich hier begnügen auf die
nächsten Hefte des Archivs zu verweisen. Dort werde ich ausser
einigen kritischen Bemerkungen auch auf Grund einer seit Jahren
in meinem Besitze befindlichen Abschrift weitere Berichtigungen zum
Abdruck mittheilen, welche Schönbach, der im 2. Heft selbst 'Nach-
trägliches zum Meister Rennaus' bringt (Berichtigungen auf Grund
neuerlicherVergleichung und Kritisches) noch entgangen sind^.Schön-
bach hat sich, da eine Umschreibung iu*s i*eine Mhd. nicht mögUch
*) Bei dieser Gelegenheit will ich nicht unterlassen, Herrn Professor
Schöubach für die freundliche Belehrung S. 15 Anm. zu dankeo,
worin er auf einen von mir (Erzählungen und Schwanke S. äl5)
übersehenen Vers des Renner aufmerksam macht, durch welchen
die Hypothese, nach welcher Hugo das Gedicht 'der Wiener mer-
vart' gekannt hat, zur Gewissheit erhoben scheint*. Indes sweifle
ich, ob dieser Vers, auch wenn er mir gegenwärtig gewesen wäre,
mich bewogen haben würde die Sache so apodictisch hinsusteUoi.
*) Vgl. das mittlerweile erschienene Maiheft S. 235—240.
J. If. Wagner, AksMv f. d.GeBoL Deutsch. Sprache, ang. v. H, Lambel. 571
ist, mit der Wiedergabe des Gedichtes nach der Handschrift, die
übrigens einen ganz andern mitteldeutschen Dialect aufweist, begnügt
'mit Beseitigung der gröbsten Unsauberkeiten', HinzufQgung der
Interpunction und Anmerkungen, worin er vorlegt was sich ihm zur
Besserung und Erklärung des Textes ergab. Dabei hätte nun ent-
schieden mit den Beimen des Dichters im Widerspruch stehendes
(wie meinst, meinster, was Schönbach selbst bemerkt) wol füglich
auch entfernt werden dürfen; auch bedauere ich, dass auf den Ver-
such die metrischen Eigenthümlichkeiten genauer darzustellen, ver-
zichtet wurde. Was darüber im 2. Hefte, S. 95. 96 beigebracht ist,
ist sehr allgemein und bedarf namentlich bezüglich der fehlenden
Senkungen noch der Ergänzung , vielleicht Berichtigung. Fehlende
Senkungen werden fQr diese Zeit bei einem Gedichte, das so reichlich
Kürzungen und ungrammatische Betonungen aufweist, di& gewiss in
dem Streben, dem Vers ohne Rücksicht auf den Accent seine Silben-
zahl zukommen zu lassen, begründet sind, nur unter ganz bestimmten
Einschränkungen angenommen werden dürfen. Gewiss ist an manchen
Stellen, wo scheinbar die Senkungen fehlen, die Ueberlieferung durch
Ausfall \on Worten, die für den Sinn entbehrlich schienen, verderbt.
Einschlägige Untersuchungen für das 14. und 15. Jahrh. fehlen uns
noch sehr und wären gewiss nichts überflüssiges.
Unter den kleineren Beiträgen des ersten Heftes Zur Fisch-
art bibliographie, Johann Casimir Kolb von Wartenberg
Dichter geistlicher Lied er. Ein böser Druckfehler König-
blum statt hönigblum in der Grabsclurift auf Melanchthon bei Ph.
Wackemagel Kirchenlied III, 1160) von W. Crecelius, Der Pabst
lebt herrlich in der Welt von B. Hein, Lavaters Hand-
bibliothek von J. Schrader und Findlinge von Hoffmann
von Fallersleben (1. Goethe an den geh. Bath Schnauss, aus
'Jardin Fontaine vor den Thoren von Verdun d. 10. Sept. 1792' 2.
Goethiana. 3. Studenten Trinkcommeut) hebe ich aus diesen letzteren
N. 2 hervor: einen Brief Gruber's aus Weimar 7. September 1806,
worin zwei Gedichte Goethe's mitgetheilt werden : 'Er und sein Name^
(auf Klopstock's grammatische Studien) und der 'Prolog zu dem^ (am
24. Nov. 1781 aufgeführten) 'Zauberspiel: Midas': Nachricht von
diesem hat bereits A. Scholl gegeben, Goethes Briefe an Fr. v. Stein
2, 115 Anm., wornach Grubor's Mittheilung nicht vollständig zu sein
scheint , denn die Inhaltsangabe zu den einzelnen Acten (Scholl,
S. 116) fehlt.
Das zweite Heft eröffnet ein sehr interessanter Beitrag eines
ungenannten Mitarbeiters, 'Johannes Nas und die Jesuiten^
worin 'nach einer Abschrift im Museum Ferdinandum zu Innsbruck
ein Schreiben des J. N. aus Innsbr. 30. Jänner 1573 an den Pfarrer
von Klausen (Brixener Diöcese) mitgetheilt wird , das sowol durch
den Aufschluss den es über den Conflict des berühmten Predigers mit
den Jesuiten gewährt, als durch den köstlichen Ton voll Kraft und
572 J. M, Wagner, Archiv f.d. Gesch. Deutsch. Spi^he, ang. ▼. ülZamM.
Ironie anzieht, womit der unberufene Friedensyermittler abgethan
wird •).
Der Herausgeber selbst hat zu diesem Hefte zwei Beitr&ge bei-
gesteuert: den Abdruck eines Theiles des Spmchgedichts „Die fanl-
schelmzunft der zwelf pfaffenknecht^ von Hans Betz,
der eine Bearbeitung des aus Grimm Kinder- und Hausm&rchen Nr.
151 u. 151* bekannten Schwankes enthUt, und Ueber Lessing's
Entdeckung einer altdeutschen Messiade in Kloster-
neu bürg (die Hs. N. von Philipps Marieuleben).
Ausser diesen Beiträgen und den schon erwähnten Nachträgen
zum Meister Bennaus enthält das Heft Beiti-age von K. GOdekezDie
Lieder des Hans Sachs (Mittheilung des genauen Verzeichnisses
'aus dem autographischen Register über alle seine Dichtungen* auf
der Zwickauer Kathsbibliothek), von A. Lütolf: Ueber ein Schau-
spiel von St. Wilhelm d. i. ^Graf Wilhelm von Aquitanien, der die
Partei des Gegenpabstes Analect ergriff, endlich dann vom hl. Bernhard
sich bekehren liess und in S. Jago di Compostella 1137 starb. ''MitgetheUt
wird daraus ein Beleg f. die Sitte des Abschiedstrinkens als St. Jo-
hannessegen), von Th. Yernaleken: Klopstock an Herder
und von Ho ff mann von Fall er sieben: Findlinge (4. Jean Paul
an Alexander I. Kaiser von Russland. 5. Theodor Kömer an seine
Eltern. 6. Briefe an Karl Bayer von Helmina von Chezy, Ernst Fr.
V. Feuchtersieben u. E. M. Arndt. 7. Müllner's Dichteri*uhm). Zu diesen
letzteren muss ich bemerken, dass der Brief Th. Kömer's bereits ge-
druckt ist in der Ausgabe seiner Werke von Adolf Wolff, Berlin 18 58.
8®. Bd. 4, 233; doch stimmen die Abdrucke an mehreren Stellen
nicht: statt einzuimpfen (S. 89 Z 15) hat Wolff: einzuflössen,
statt Böblingen (Z. 22): Döbling, statt Harri (Z. 25) richtig
Herrl, die Worte 'Den Ancillon- Freunde^ am Schlüsse fehlen
bei Wolff.
Indem ich schliesslich noch die gefällige Ausstattung hervor-
hebe, wünsche ich dem 'Archiv' das beste Gedeihen durch eifrige
Unterstützung von Seite seiner zahlreichen Mitarbeiter, aber auch durch
jene Theilnahme der Leser, ohne welche ein solches Unternehmen
auf die Dauer nicht bestehen kann.
Oberhollabrunn 27. April 1873. H. Lambel.
') S. 61, 15 ist euch wol Druckfehler für auch.
af. Pangerl. ürkandsnbnch d. CiätenianserBtäfteg, iing. v, F. Krones 578
TJrlundenbnch des ehemaligen Gisterzienserstiftes Golden-
bron in BSfamen. Besrb. v. Mathiaa Paneerl.Hit einem NiLchtrage
und einet Karte. Wien 1872. XVI. 692 SS. 8°.
(FontM rerum anstr. 2. A. XXXVII. Bd.]
Der Name des Bearbeiters der Goldenkroner UrkuDdonsamtu-
Inn^ hat in der Bpecialgeschichtliclien Literatur Oesterreicha einen
guten Klang, Der gewissenhafte Fleiss , der Geist der Ordnung und
Sorgfalt, der mikruskopi sehen Genauigkeit so zu sagen, die richtig«
Selbstbeschränknug auf ein geschichtliche b Gebiet , dae er nach
allen Richtungen darchpflngt und darum auch vollkommen beherrscht ,
diese verdienstlichen Eigenschaften von bleibendem Werthe sichern
Pangerl, inabesondere als Specialhisturiker des südöstlichen Böhmens,
seiner engem Heimat, einen achtbaren Platz. Seins verschiedenen
Abhandlungen in dem Organe für Geschichte der Deutschen in Böh-
men, insheaundere die jüngsten: ^Wok von Bosenboi^'' und _Ziiwisch
von Falkenstein" *) , liefern den Beweis dafür; vor Allem jedoch bot
das in einem fiühem Bande der Fontes rerum aui>triacai-nui abgedruckte
.ürkundenbuch von Hohenfurt". dieses LiebÜngaklosters der Rosen-
berge den AafschlusB, wie sehr auf diesem Boden der Geschichte
Böhmens der Verf. heimisch sei, dasa er das südöstliche Angelände
des Böhmertraldes eelne archivalische Domaine nennen dürfe. Das
Goldenkroner Urkundenbuch ti'itt dem Hohonfurter ebenbürtig an
die Seite, ja wir sind versucht, dem letzteren, was Reichhaltigkeit
der ErUateruDgen und namentlich topographisch- ethnographischer
Daten betrifft, den Vorzug einzuränmen. Nur langjähiige Studien und
der Vollbesitz der Kenntniss des archivalischen Materiales , über wel-
chen das fürstlich Schwarzenbei^ische Haue verfügt, beföbtgten den
Verf. SU einer solchen eindringlichen Arbeit. Die eigentliche Urkun-
de nsammtung umfasst 262 Stöcke, welche vom J. 136^ bh 1559
reichen. Daran schliesst sich ein Nachtrag , entnommen einer Gol-
denkroner Series abbatum , welche in den sechziger Jahren des 17.
Jabrbanderts niedergeschrieben wurde und nunmehr im Stifte Hohen-
fart aufbewahrt wird ; andererseits einer zweiten ebenfalls daselbst
verwahrten Series und einem Kmmauer Verzeichnisse der urkuudlicheu
Bestände des Goldenkroner Archives. Es sind im Ganzen 56 Stücke,
«eiche zwischen die Jahre 1281 imd l&OO fallen.
Das reiche Orts- Personen und Sachenregister, 78 Seiten, zwei-
spaltig, umfassend, macht die Benützung der Urkunden und Acten
leicht; überdiess unterstützt ein gutes Kärtchen der Goldenkroner
DotationBgQter den topographischen Einblick in die Sache.
Das „Vorwort" bespricht die Zugehörigkeit der dem Buche
einverleibten Urkunden, Briefe und Acten, rechtfertigt das Vorgehen
in Verf. in der Wiedei'gabe der Eigennamen und der von solchen
gtbildeten Adjectiva, besonders der in deutscher und böhmischer
•) In IX und X. Jahrg. der Mitth. des V. f. Gesch. der Dentechen i. B.
574 F. ExaWj zur Geschichte Oesterreich^B, ang. v. F. Krone».
Sprache vorfindlichen , den chronologischen Schlusepunct der Edi-
tion, als welcher das Jahr 1500 erscheint, obschon auch darüber
aus sachlichen Gründen hinausgegriffon wurde und die Natur der
reichlichen Anmerkungen und Belege.
Die „Einleitung" richtet zunächst den Blick auf den Ur-
sprung dos Klosters, wobei die geläufige Ansicht, Goldenkron sei von
Otokar II. zum Andenken an den KroissenbrunnerSieg (1260, 12. Juli)
gegründet worden, zurückgewiesen erscheint und skizziert die weitere
Geschichte des Klosters.
Mit besonderer Vorliebe und mit vielem Bechte hat sich der
Verf. der colonisatorischen Bedeutung der Goldenkroner Pun-
dation und dem deutschen Ansiedlungswesen des ganzen Ge-
bietes zngewcndet. Man braucht da nur die gehaltvollen Bemerkun-
gen der Einleitung (S. IX — XIII), der Anmerkungen S. 2 — 8,33—35,
49 — 50, 117—118, 149 — 150 usw. in's Auge zu fassen. Nicht min-
der anerkennungswerth ist die scharfe Auseinanderhaltung der echten
und unechten Urkunden. Die Hauptzahl der Urkunden ist lateinisch,
denen sich solche in deutscher und böhmischer Sprache zugesellen.
— Für die historische Ortskunde des südöstlichen Böhmens und die
Hausgescliichte der mächtigen Rosenberge ist mit Pangerl's Urkun-
donbucho von Goldenkron ein reiches und wohlgeordnetes und mehr
als das — ein lichtvoll verarbeitetes Material geboten.
Graz. F. Krones.
Zur Geschiclito Oesterreiclis unter Ferdinand L 1519 — 1522.
Ein Bild ständischer Parteikämpfe ; iiacli den Quellen bearbeitet von
Prof. Victor v. Kraus. Im Anh. Briefe und Actenstücke dieser Pe-
riode. Wien 1873, Alfred Holder, Beck'sche Univ. Buchandlung. V.
114 XXXIII SS. 8«.
Mit Vergnügen bogrüsst Ref. diesen willkomenen Beitrag zur
Staatsgeschichte Oest^^rreichs in einer der bedeutsamsten Epochen. Seit
Buchholz' Geschichte Ferdinands I. — diesem schwerfälligen , schwer
verdaulichen aber stofTreichen Werke — kam es zur Veröffentlichung
massenhaften Quellonstoffes für die Zeit von 1526 — 1564; die ein-
leitende Periode von 1519 an erscheint ungleich kürzer bedacht und
doch verdient sie eine quellcnmässige Beleuchtung in hohem Grade.
Die Lage der deutschhabsburgischen Provinzen nach Maximilian's L
Tode , ihr autonomes Selbstgefühl , der Zusammenstoss dos letzteren
mit den landesfürstlicheu Hoheitsansprüchen, deren fremdländischer
Beigeschmack missüel , das Wetterleuchten des Bauernkrieges usw.
vorleihen diesem Eingangscapitcl zur Gesammtstaatsgeschicbte Oester-
reichs, wie man die Zeit v. 1519 — 1525 zu nennen versacht wird,
ein besonderes Interesse.
Die vorliegende Arbeit bietet eine ungemein sorgfältige und
erschöpfende Monographie der ständischen Bewegung des Oesterrei-
chischen Landes v. 1519 — 1522. Durch sie ist Oberleitner'a gleich-
artige Schrift in Allem and Jedem überholt.
• «
. Kravn
t Gtöcliichte Oeetetreich's.
'. ÜTOnes.
315
Die ,eiiile!tpndcn Momente" (1 — 10) sldmieron dio
ng Max 1. zu den Ständen seiner Provinzen, das Vorhalten des
fiüteB zu der Landeohaft und mr Wiener Commune, die traa-
er Voi-ät.immnng letzterer.
Per erste Absclinitt (10 — 47) behnndelt „den Keim iinil
Jio Entwicklung einer allgemeinen Bewognng in den n jede rOsterreidii-
Bchon Erbländern". Mit genauer Kenntniss aller maBsgobendon Vor-
gänge wird der Gang des CfFentlichen Lebens, die Pbpiognomie dos
Ständetliums Eezeir.bnet, das Gleicharf.igft des ständischen GebaUrenB
tD der gfiUroadcn üehergangBoiiocho gekennzeichnet. „Bei aller Ver-
Echiedenlieit der Ziele, zu denen die fflnf Lander Ediliesslich gelangen,
liegt doch etwas ungemein Annluges in den Anfängen nnd Motiven.
£s ist der eine Sinn, der Fie noch Tön Innsbruck her beseelend, alle
noch umfaEst, der Geist der Abwehr gegen den scheinbar gesicherten
Stand der bestehenden Ordnung, derselbe Geist derKenitonz, sd Kiem-
lich der^f^lbe Eingriff in das Cammergut, die Absage gegen das bis-
herige Eegiment und die Einführung der SelbstTerwaltnng",
Der zweite Abschnitt (47 — 59) concontriert die Ge-
schieh taerzählung auf die Pragmatik der niederösterreichischen Vor-
gänge bis zum KloHterneuburgerOctobei'tage(1520)j mit ihm schliesst
die zweite Phase in der ständischen Bewegung ab. Der Hauptworth
der Arbeit ruht jeduch im dritten und letzten Abschnitte
(59 — 80) der den Schiusakampf, die Krise und den -vollständigen
Sieg der Tiandesherrlicbkcit über das stäudisclio Frincip" behandelt.
Die Verhältnisse werden scharf in 's Auge gefasst, Liebt und Schat-
ten billig verlheilt. Zutreffend erscheint das Drthoil über die W . Neu-
st&dter Katastrophe : „Selten ward nach Abschluss grosser Bewegun-
gpu ein Act blutiger Natur so täuschend in die Form dos Tiber den
Parteien ateh enden ßechtos gebracht. Gewiss in einer Zeit, in der
man noch so wenig klar über die Frage , ob die ilfTentUche Macht im
Laude mehr ein Privatbesitz des Fürsten oder zum Privatinteresse
der Stände sei, wo der Mangel einer gesicherten Rechl-ssiihäro immer
wiailer bei den kleinsten Fragen den Kampf dtuKer -/wci Gewalten
heraufbeschwCreu mnsste, stand es der landesfürstltehen Herrlichkeit
in ihrem Uidiergewicbte tu , nicht etwa aus verletitrcm Kechtsgefnhl,
Boodeni trot/dom, dass dieses durch sie verletzt wui-de, den Gegner
tn vernichten. Denn zu allen Zeiten sind grosse Neubildungen ge-
rade ans blutigen Thaten zur Geltung gekommen. Tm gegebenen Falle
aber wird uns bange vor der ganzen Härte, mit der hier die eine
Qewalt über die andere zu Gericht sitzt nnd daas sie dieses QonVhl
unter dar olirsamen Maske des Rechtes und der Unparteilichkeit hält,
wo das Crtlieit schon vorlängst gesprochen war". Anderseits jedoch
liriclit der Verf. (liier die „[larticulären Tenderrion" des ständischen
Wesens den Stab. En gilt ihm in sich gebrochen, auf den Stand|iunct
Hinor alten Haltlosigkeit zurOckvorsunken. An die eigentliche Ah-
bAmllnng schliessen sich 4 Ezcurse. Der I. bietet die „Kritik der
Quollen nnd Hilfusrhriflen zu Periode 1519 — IßSi" {S. 84 -88j
576 F. KroMt zur Geschichte Oesterreich's, aDg. v. F, Kronci.
und beweist wie sorg^tig der Verfasser alles bezügliche gedmckte
und handschriftliche Quellenmaterial*) herbeizog und prüfte. Beson-
ders dankbar sind wir ihm jedoch ffir das ^Bruchstück aus Martin
Siebenbürgers Leben und seiner öffentlichen Wirksamkeit" (89 — 101),
da wir darin sehr charakteristischen Aehrenlesen aus Siebenbürgers
Tagebuche — namentlich was den wichtigen Laufner'schen Handel
betrifft — begegnen.
Der III. Excurs (101-^103) bespricht, auf Grundlage der 4
bezüglichen Belationen des Kremser Stadtarchires, die Verhandlun-
gen auf dem Generallandtage zu Brück a. d. M. v. März 1519. Der
letzte Excurs erscheint den ^ständischen landesfürstlichen Betrach-
tungen über die Vorfälle nach dem Tode Maximilians I. beim Beginn
des dreissigjährigen Krieges" (103 — 114) gewidmet. Schon der
chi'onologische und sachliche Parallelismus zwischen österreichischen
Vorgängen von 1519 und 1619 legte diesen Excurs nahe; überdiess
jedoch haben die Stände und der LandesfQrst des 17. Jahrhundertes in
ihren juristischen Deductionen, Apologien usw. Torzugsweise die ana-
logen Verhältnisse von 1519 angezogen. „Es war ein unglücklicher
Versuch Ferdinands II. die Continuität der regierenden Gewalt acten-
mässig beweisen zu wollen. Was die oberösterreichischen Stände da-
gegen vorbrachten, wird sich kaum entkräften lassen. Es ist ganz
richtig, Karl V. ging über die alte Begierung Maximilians einfach
hinweg. Wie in Deutschland , so geht auch in Oesterreich unbeküm-
mert um das Alte , mit den spanischen Habsburgem ein neues Begie-
rungssystem an. Aber auf nicht minder schwankendem Boden bewegt
sich die ständische Beweisführung."
Den Schluss macht ein Anhang von „Briefen und Actenstücken
zur Periode 1519 — 1522". Es werden uns 11 Nummern geboten u.
z. 1. Verzeichniss der Ständemitglieder am Wiener Landtage 1519 —
2. Errichtung einer neuen Landesordnung für Oesterreich u. E. 1519. —
3. Errichtung einer neuen Landesordnung fürKärnten 1519. — 4. Briefe
verschiedenen Inhalts 1519 (Nro IV— VIII.) u. z. Zuschriften
Margarethas von Oesterreich aus Mecheln an die neuen ständischen
Begenten, desMarkgrafen Ernst von Baden an die Erzherzogin und des
österreichischen Landrathes an Michel von Eytzing und Martin Sie-
benbürger. — 5. Die Correspondenz zwischen dem alten und neuen
Begiment, W. Neustadt und Wien (1520). —6. Landtagsverhand-
lungen zu Linz 1520. — 7. Polheims Brief an seinen Schwager Losen-
stein, Köln 7. Oct. 1520. - 8. Martin Siebenbürger's Bericht über
seine Verhandlungen zu Mastricht 1520. — 9. Verzeichniss der St&nde-
mitglieder am Neustädter Tage (24. Aug. 1521). —10. Mandat
Ferdinand's im Streite der Wiener mit ihrem Stadtrichter. September
*) Als die wesentlichsten Mscrr. erscheinen: Martin Siebe nbürgers
Anfzeichnanj^en (Hofbibliothek,) Wolfgang Kirchhof fers &ge-
bach von zeitgenössiBchem Werthe and des spateren HaniiB Sen-
ker's Denkw. z. Gesch. Karl V. und Ferdinand I.
E, Heidrich, zum Unterricht im Hebrfiisehen, ang. y. E. Sctehau, 577
1521. — 11. Die im Nenstädter Processe dem Kirchhoffer und andern
Personen vorgelegten Pragestücke.
Dem stofflichen Gehalte der bespi-ochenen Monographie ent-
spricht eine klare Anffassang, eine gewandte bündige Sprache, nnd
wir können uns nur freuen, wenn der H. Verf. den Grundsatz so ernst
nimmt, dem er am Schlüsse des Vorwortes Ausdruck gibt . . „Dass
auch historische Darstellungen in bescheidenster Abgrenzung nicht
jenes Masses von kritischer Behandlung und grfindlicher Wissenschafk-
lichkeit entbehren können, die gediegene Darstellungen grösserer Zeit-
perioden sonst zu charakterisieren pflegt.^
Jedenfalls hat der Geschichtsfreund durch diese Monographie
fär eine umfassendere Erkenntniss der österreichischen Vorg&nge 1519
bis 1522 alle Wege geebnet.
Graz. P. Krones.
Materialien für den Unterricht im Hebräischen. Von R Heid-
rich, Oberlehrer am k. Priedr.-Wilh.-Gymnasium zu Posen. Berlin,
Weidmann, 1871.
Dibrg-6meth. Hebräisches Vocabularium für jüdische Schalen,
nebst einem Anhange, enthaltend: Leseübnnffen in der rabbiniscben
Schrift. Herausgegeben von R. Bendit. Frankfurt a. M., Jäger, 1872.
Zwei Handbücher kleinsten Umfanges für den Elementarunter-
richt des Hebräischen in christlichen und jüdischen Schulen. Beide
sind sehr sorgfaltig gearbeitet und geben ein beredtes Zeugniss fftr
den pädagogischen Tact ihrer Verfasser.
Heidrich's Büchlein ist für christliche Gymnasien bestimmt, in
deren letzten beiden Classen die angehenden Theologen und Philologen
zur Erlernung des Hebräischen angehalten werden (nicht in Oester-
reich). Dieser Unterricht liegt im allgemeinen ziemlich danieder;
man treibt die Sache vier Jahre lang und lernt in der Begel herzlich
wenig. Die Schuld hiervon tragen weniger die Hülfsmittel und die
Schüler, sondern vielmehr die Lehrer. Diese Stunden werden nämlich
vielfach von Candidaten der Theologie ertheilt, die das Gymnasium
nur als Durchgangsstadium zum Pfan*amt betrachten ; daher ein häu-
figer Wechsel der Lehrer. Auch kommt noch hinzu, dass in den
meisten Fällen diese Lehrer ihr Lehrobject selbst nicht genügend
durchdrungen haben, um das Interesse dafür bei den Schülern erregen
und wach halten zu können.
Das vorliegende Buch enthält sorgföltig gewählte Materialien
zum Uebersetzen aus dem Hebräischen in das Deutsche und vice versa
zum Zweck der Einübung der Formenlehre. Wir sind aber der Meinung,
dass diese Materialien noch ganz bedeutend vermehrt und strenger
eingetheilt werden müssen. Der Verfasser hätte für alle Capitel der
Flexion besondere Abschnitte machen sollen (wie etwa im ersten Theil
der Arabischen Chrestomathie von Freytag), femer auch für die Haupt-
eigenthümlichkeiten der Syntax. Anstatt der unpunotierten Psalmen
578 J. Röntsch, über Indogermanen, ang. v. K SachaiL
Jiätten wir es vorgezogen einige nicht - biblische Textstücke abzn-
drucken, von denen den Schülern nicht in jeder Gymnasial-Bibliothek
Uebersetznngen zur Hand sind. £s handelt sich vor allen Dingen
darum, den Schüler zum eigenen Denken zu zwingen — eine Mühe,
der er sich in den allermeisten Fällen durch die Lutherische Bibel-
übei-setzung überhebt. Ausserdem gibt der Verf. ein kleines Glossar
zum Auswendiglernen und eine Anleitung zur Präparation der Genesis.
Sein Büchlein ist sehr dankons- und empfehlenswerth. Er hat den
richtigen Weg eingeschlagen ; nur wünschten wir , dass er bei einer
Neubearbeitung dasselbe iu der angedeuteten Weise bedeutend ver-
mehre und seine Bestimmung auf die eines Handbuches für die zweit-
letzte Classe (Secunda) beschränke, damit es vollständig werde, was
es zu sein wünscht — ein Substrat für den Elementarunterricht.
Das nicht viel umfangreichere Buch von R. Beudit hat eine
ganz andere Bestimmung : es soll das jüdische Kind in das Verstand-
niss der Sprache seiner Vorfahren eiirführen. Hauptsächlich enthält
es eine theils nach Gegenständen theils nach grammatischen Katego-
rien georduete Wörtersammlung , und ausserdem eine Anleitung zum
Lesen der rabbinischon Schrift. In dem Vocabular sind immer Ab-
leitungen derselben Wurzel zusammengestellt. So verschieden, wie
die Zwecke des hebräischen Unterrichts bei Juden und Christen, ebenso
verschieden ist auch die Methode bei beiden. Die Lehrart der Juden
entzieht sich aber unserer Kritik, da sie in den meisten Fällen ledig-
lich im Auswendiglernen besteht, wobei auf die Genesis der Formen
wie auf die Eigenthümlichkeiten des syntaktischen Ausdrucks wenig
oder gar keine Rücksicht genommen wird.
Ed. Sachau.
lieber Indogermanen- und Semitenthum. Eine völkerpsvcholo-
gischc Studie. Von J. Röiitscb, Prediger in Miltitz bei Meissen.
Leipzig, Hinrichs, 1872.
Seit längerer Zeit erscheint eine zusammenhängende Beihe von
Büchern, Brochüren und Artikeln zur Würdigung dur characteristi-
schcn Geistesanlagen der Semiten und Indogermanen, und ihrer bei-
derseitigen Verdienste um die Entwickelung des Menschengeschlechts.
Die Meinungen gehen sehr weit auseinander und der Streit ist von
einigen dar Combattanten — berufenen und unberufenen — mit solchem
Eifer gofülirt, dass sie geradezu Apologeten der einen oder der anderen
Völkerfamilie geworden sind. Den Stein des Anstosscs legte ursprünglich
Renan in seinem Werk: Histoire generale et syst&ipie compari des
langucs Semitiqucs 1855 mit seiner ebenso geistreich wie allgemein
vorstandlich geschiiebenen Würdigung semitischer Raceneigenthüm-
lichkeit. Seine Ansichten haben unter Fachmännern, die nui* za wohl
wussten, wie wenig abschliessend die seinen Verallgemeinerungen sn
Grunde liegenden Detailforschungen waren (soweit überhaupt solche
existierten) keinen grossen Beifall errungen. Man las seine Theori«
J. Sönlseh. Cebiir Indogormfiiion, ang. t. E. I^Imii. 57!)
n der mnuolheistischeii Anlage ilor äemitun ma ein gnt geäclirie-
benes Feuillt-ton mit Iiitereggc and sagte gidi hinterher, iaa sei xwar
nlleB sehr schön, über — uicht «dir.
Sein Werk fund eiue grosae Verbreitung nnd seine Lorbem
lieesen nuu an ilere nicht ruhen, welr.]mtini'ileiu gleichen FelJegleiebes
erringen zu müssen glaubten. Kenan'a Ansichten wurden von geineii
Nftohfolgom fast in allem nn<I jedem bekämpft und während jener
sich besonders anf eine Analyse des Semitismus stützte, bemähte miin
sich vi>n dieser Seite das Verständniss von dem Wesen der Indogor-
manen zu vertiefen und zu verallgemeinem , besonders M. Müller.
Noch den Schriften von tirau, Leo, Böntech. Chwulson u. a. ist neuer-
dings die Discuasion dieses Gegenstandes ancli in die Journale über-
trftgen. Im allgemeinen gehen in allen diesen Schiedsgerichten, so
Terschieden auch die üütiviei'ung des Drtheils ausfallen mag, die
Indogennnnen mit dem Löwenantheil davun, während die Somiten
herzlich schlecht fuhren — trotz der Aiiolugie C'bwolsou'ä.
Der Streit ist nach unserer Ansicht gänzlich verfrüht. Die
Detail for«chung über die Entwickelung der semitischen Vülkei ist
noch viel zu wenig volles ohritten, als dass sie als ein« angemesseno
OnuHÜage erscheinen könnte, anfder solche äeneraHsierungen erlaubt
und berechtigt sein mögen. Man muss in diesen Schriften auf jeder
Seile sesquipedalia verba — so apodiktisch und von einer solchen
Tragweite — hinnehmen, dass es dem gewissenhaften Special forscher
dabei ganz eigenthitmiich und nicht besonderä angenehm zu Huthe
irird. Es ist mitunserer Eenntniss der OriginesSemiticao sehrschlecht
bestellt und gerade in Urzeiten üegtdieBlUthe der meisten semitischen
Natienen. Die Geschichte der Assyrer ist uns in zahl- und umfang-
reichen Denkmälern erhalten; aber man wltrde sich sehr täuschen,
wollte man glauben, dass die Wissenschaft viel weiter ak bis an den
Anfang eines grammatisuhen Vorstfindnisses derselben voigesch ritten
E«i. Ganz unbekannt ist das Alterthuni der Aramäer im Nerdwoston
wie im Südosten, fast ganz unbekannt das der Himyariten und Aethio-
pen, nur sehr einseitig bekannt das der Juden, sehr sporadisch bekannt
das der PhOnicier. Alle diese VOlker haben Perioden erlebt, in denen
ihre Eigenthflmlichkeiten ihren Stempel der Weltgeschichte aufprägten.
in denen ihr Wesen zu einem freien und vollkommenen Ausdrnck iu
allen Institutionen des materiellen und geistigen Lebens, in Staat,
Kunst und Wissenschaft gelangte. Aber diese Perioden gehären einem
'f«raaB Altarthum an , dessen Kunde uns wo! für immer Terschlosseii
bleihsn wird, die Rnle mSsste denn aus ihrem Schoosse ganze Bi-
bliotheken enthüllen, um uns anch nur die Contoiiren aJtseuiitischen
Wesens bei diesen Vnikem zur Anschauung zu bringi>n.
Dfir Verfiiäser des vurliegonden Werkes tritt nicht als Karb-
mann, sondern als Laie, als Theologe an ilie .Sache heran. Wenn wir
nun anch nttch dem oben gesagten von dem Nutzen und Werthe dieser
puizen Literatur keine besonders günstige Meinung bogen können, so
sind wir doch gerne bereit anzuerkennen, dass Pastor Böntsch, seinen
580 J. Böntach, Über Indog^ermanen, ang. t. K Sadum,
Gegenstand mit lobenswerther Vorsicht und nicht ohne Oeschick be-
handelt hat. Freilich konnte er kein nenes Material zur Entscheidaiig
der Hauptfragen beibringen, und gerade das, was er seinerseits als
einen neuen Beitrag angesehen wissen will, die Hineinmischnng
christlich theologischer Elemente, halten wir für ebenso ungerecht-
fertigt wie unwissenschaftUch.
Der Verf. macht es sich zur Aufgabe speciell die Geistesanlagen
der Indogermanen zu analysieren. Um nun ihren ureigensten, mit
fremden Elementen noch nicht vermischten Geist in aller Beinheit
und Vollendung zu gewahren, zieht er nicht diejenige Periode in der
Geschichte dieser Nationen in Betracht, wo sie auf demhöchsten Gipfdl
ihrer Macht und politischen Bedeutung angelangt waren, sondern er
wendet sich ihrem urzeitlichen Leben zu und studiert ihren Character
im Spiegel ihrer epischen Dichtungen. Eine gewiss sehr richtige Idee!
Zu dem Zwecke werden die Ilias, Nibelungenlied und Mahabharata
untersucht, und was der Verf. über den Ursprung wie über die ein-
heitlichen Bestandtheile derselben bemerkt, ist im allgemeinen sehr
beherzigenswerth und einem weiten Leserkreis ganz besonders in
empfehlen. Er legt mit grosser Klarheit dar, welche Ideen und My-
then in diesen ältesten und bedeutendsten Epen der Indogermanen
allen gemeinschaftlich sind — lauter Dinge, die bisher über fach-
männische Kreise sehr wenig hinausgedrungen, die aber sehr wol
geeignet sind jedem Gebildeten diese ihm wol bekannten Dichtungen
in einem ganz neuen Licht erscheinen zu lassen und das Verwandt-
schaftsband, das alle Indogermanen umschlingt, an einem allgemein
bekannten Beispiel bündigst zu illustrieren.
Die Schlussfolgerungen, zu denen der Verf. gelangt, siud durch-
aus zu Gunsten der Indogermanen. „Dem Indogermannen gebührt der
Preis vor dem Semiten nach allen, auch der religiösen Seite hin*
(S. 254). Trotzdem äussert er kurz dai*auf die folgende Ansicht:
„Weil aber die Religion das Beste und Höchste ist, was ein Volk be-
sitzt, da in ihr seine Beziehungen zu dem Ewigen, Himmlischen sich
aussprechen, desshalb gebührt wieder Israel Kranz und Palme vor
allen Völkern der Erde.'' (S. 255.) Das Beste, was der Semitismiis
besass, führte er den Indogermanen zu — den Monotheismus, der
durch letztere (besonders Paulus) zur Weltreligion wurde. Benan hat
den Ui-sprung des jüdischen Monotheismus auf einen gewissen „Bacen-
instinct'' zui'ückzuführen gesucht — ein Ausdruck, der viel böses
Blut gemacht hat. Herr Pastor Böntsch weiss das besser : „Israel's
Glaube wurzelt in einer unmittelbar göttlichen That, in einem directen
Eingreifen Gottes in seine Geschichte. Wir sprechen es aus, der israe-
litischeMenotheismus ist eine Frucht göttlicher Offenbarung.^ (S. 346.)
Damit sind wir am Ende der Wissenschaft, am Anfange der Theologie
angelangt. Mit einem solchen Deus ex machina lässt sich natürlich
alles erklären. Warum soll man sich dann noch plagen, Eracheinmi-
gen in dem Leben eines Volkes oder einer Völkerfamilie su erkUnn,
wenn man ohne weiteres annehmen kann, dass „göttliche Offenbaning''
J. G, CunOf die Elemente der allg. Geographie, ang. y. O, Herr» S8l
den Menschen eingegeben habe so zu denken und zn handeln, wie sie
es thaten, nnd eben nicht anders. Der Hr. Pastor vergisst in seinem
Streben den Urgrund der Dinge zu erkennen,* dass es viele Dinge
gibt, deren Erklärung des menschlichen Verstandes spottet und yer-
muthlich immer spotten wird. Wie wenig ist die vorgeschrittenste
Physiologie im Stande die Entstehung der individuellen Einzelart
eines Menschen zu erkennen ! um wie viel weniger ist dies bei dem
Character ganzer Völker und Völkergruppen möglich ! Solche Dinge
erklären zu wollen, ist ein Unterfangen, welches nur zu deutlich be-
weist, dass sein Urheber sich über die Grenzen der menschlichen Ver-
nunft noch nicht klar geworden ist — wenigstens für alle diejenigen,
welche der Ansicht sind, dass ernste wissenschaftliche Arbeit nicht
durch theologische Phrasen gefördert wird.
Ed. Sachau.
Die Elemente der allgemeinen Geographie. Ffir die oberen
Klassen der Gelehrtenschulen. Von Johann Gustav Guno. Erster
Theil : Die Elemente der mathematischen Geographie. Berlin, Weid-
männische Buchhandlung. 1871. 8. 148 S. 90 kr.
Wir haben es hier wieder mit einer der kürzlich in dieser Zeit-
schrift charakterisirten Schriften zu thun und beziehen uns auf das
dort Gesagte, um es zu rechtfertigen, wenn wir auch auf eine
nähere Besprechung des vorliegenden Werkchens eingehen. Es handelt
sich eben um einen sehr wichtigen Unterrichtszweig, welchen wir um
so mehr vor unverdienter Discreditirung bewahrt sehen möchten, da
derselbe ja einen Theil jener „allgemeinen Naturkunde*" bildet, welche
den naturwissenschaftlichen Unterricht in der obersten Classe unserer
Gymnasien abzuschliessen berufen ist.
Die vorliegende Schrift gibt sich auf dem Titelblatte als erster
Theil eines die „Elemente der allgemeinen Geographie" um-
fassenden grösseren Werkes; die noch ausstehenden Theile sollen
wol die physikalische und die politische Geographie behandeln; indessen
bezieht sich, wie aus der Einleitung hervorgeht, die Bezeichnung
^allgemeine Geographie^ im Sinne des Vcrfassei*s nicht auf diese den
Stoff erschöpfende Eintheilung , sondern auf den räumlichen Gegen-
satz zwischen Erdbeschreibung und Länderbeschreibung.
Auch in der vorliegenden Schrift hat es offenbar nicht an dem
guten Willen gefehlt, das schwienge Thema möglichst sachgemäss
zu behandeln ; im Ganzen aber kann der Vei-such nicht als gelungen
bezeichnet werden. Schon die Darstellung ist eine dem Gegenstande
wenig gemässe. Der sprachliche Ausdruck leidet sehr häufig an
Schwerfälligkeit und Dunkelheit und versteigt sich mitunter zu einem
gerade hier unpassenden Schwulste. So wenig wir mit denjenigen
Bjmpathisiron, welche über Alles die Nase rümpfen, was nicht ge-
messen und gewogen werden kann, ebenso entschieden müssen wir
Z«itoehriri f. d. öturr. Qjmn. 1S73. VII. u. Vm. U«ft. 39
68C J* O. Cmho, die Elemente der allg. Geographie, ang. ?. Q, Herr.
ims aber auch gegen das Hereinzerren alles Transscendentalen in das
mathematisch-naturwissenschaftliche Gebiet erklären. 8%Mm cuique, '
Solcher Stellen aber, die nun einmal in eine mathematische Geographie
nicht gehören, findeli sich in dem vorliegenden Buche nicht wenige,
z. B. S. 32, 40, ßß u. a.
Auch sonst lässt der sprachliche Ausdruck viel zu wünschen
übrig. So S. 5 wo vom „Durchmesser des Himmels^ und yom „Mittel-
punkt des Horizontes*' die Rede ist. Zur sachlich richtigen Definition
der Ebene des Horizontes gelangt man eben am einfachsten, indem
man ?on der Richtung der Schwerkraft ausgeht, welche durch das
Bleiloth greifbar dargestellt ist; eine Ebene senkrecht auf diese
Richtung gelegt, ist horizontal. Die Unklarheit und Schwerfälligkeit
der Darstellung, sowie die logische Unordnung bilden aber eine der
schwächsten Seiten des Buches; wir verweisen in dieser Beziehung
z. B. auf das 2. Kapitel: „Die Umdrehung der Erde um ihre Achse",
wo von den verschiedensten Dingen, am wenigsten aber von der
Rotation der Erde gehandelt wird. Was hier §.13 vom Himmels-
Aequator und den Parallelkreisen gesagt wird, kommt schon früher
vor, und wird S. 14 und 15 nochmals wiederholt. S. 17 wird der
Ausdruck „Tagbogen^ vermieden, obwohl er schon früher gebraucht
worden. An anderen Stellen ist der Ausdruck ungeschickt oder
geradezu unpassend, z. B. S. 51, 34. I. „Angenommen, man hätte
einen Gegenstand 6^, zu dem man nicht gelangen kann'' n. s. w. S. 56:
„Das Viertel, welches . . . culminirt** statt: Der Mond culminirt im
. . . Viertel. S. 9, wo es statt „Durchmesser des Horizontes" besser
„Halbmesser" heissen soll, weil der Durchmesser bezüglich des im
Mittelpunkte stehenden Beobachters entgegengesetzte Richtungen be-
zeichnet. S. 26, wo vom „Gipfel des Sonnenrandes ** gesprochen wird.
Wenig Gutes lässt sich von dem mathematischen Theile
der Arbeit sagen. Vor Allem ist hier die tygographische Anordnung
des Satzes zu tadeln , welche gerade beim mathematischen Texte so
wichtig ist. Es kostet wirklich eine ganz unverhältnissmässige Mühe,
sich durch das Gewirre von Buchstaben undlndices hindurchzuarbeiten,
wie es z. B. die Seiten 25, 80 u. a. bieten. Bei einem füi* die Schule
bestimmten Buche sollte das doch vermieden werden. Es fehlt aber
hier auch nicht an Unrichtigkeiten, haarsträubenden Ausdrücken und
höchst schwerfälligen Deductionen, wie z. B. S. 19: „Der Winkel
MQBy als welcher ein Theil dieser Ebene ist'' —ein Winkel,
der ein Theil einer Ebene ist! Ebendort steht der Winkel senkrecht
auf (der Geraden) NSl Die ganze hier gegebene Entwickelung muss
gewiss jeden Mathematiker abschrecken. Dasselbe gilt von S. 25«
Hier muss es auchZeile 17 von oben statt: „Zenithdistanz (C)^ heissen:
„Zenithdistanz des Poles (Q." Zeile 20 von oben heisst es : „B*^
nach N^ — welches „JV^ jedermann auf die nebenstehende Figur 16
beziehen wird; es soll aber ganz einfach „Norden'' heissen! Als St3-
probe kann auch S. 69 dienen, wo die arithmetische Reihe 1. Ordnung
so definirt wird : „eine nach einem bestimmten Gesetz der CoefEidentui
h Citno, die Elemente der ȟg. Oeograpfaie, Uig. v, G. Herr. 583
) gleichen Factors zuoebmende oder abnelimende Beibe" ! Wuzu
flberhaapt derlei in einer mathematischen Oeo^mphie? Da istdoclt
nicht der Ort, Mathematik zn lehren. Das letztere gilt auch von dem
S. 79—88 über die Wurfbewegung [Eot Wickelung der Parabel,
Gleichung derselben u. s. w.) Gesagten. AbE^esehen von der hOchat
unbehulfenen Darstellnng, welche mitunter (so in dem S. 83 oben
ober die Proportion uj' : w" =: h: h' Gesagten) geradezu unrer-
st&ndlich wird , so muss doch dergleichen entweder vorausgesetzt
werden, oder es ist hier ganz zwecklos. Auch S. 90 erscheint die
Formel für die CentripetaUiraft ungenügend darchgeführt.
Auch der Physiker wird an dem Buche wenig Freudoliaben. Es
kommen da mitunter arge Terstösse gegen die elementaron Lehren
der Naturkunde vor , welche uns hOchlich Qberraschen müssen. So
erhalten wir S, 67 die Belehrung: Üeberall im Baume heiTscht das
Gesetz der Scliwere, nach welchem leichtere Körper von
schwereren angezogen werden"! Also nmgekehi-t ist die ss nicht
der Fall? Darauf folgen Beispiele handgreiflicher Natnr. wie sie der
Verfasser liebt, bei welchen er aber der MolekularkräRe ganz ver-
giBst. S. 68 erhalten wir eine eigenartige Defimtion der Dichtigkeit,
und gleich darauf ist ^die Masse also ein Erzeugniss oder ein Product
des Rauminhaltes und der Dichtigkeit" I S. 70 und 71 folgt eine
ganz confnse Darstellung der Gesetze des freien Falles und Einiges
über den .Weltäther", was ebenso wenig hierher gehört, als ea zu
etwas nützt. S. 72 „ist der Mittelpunkt (einer Kugel) der Repräsentant
der Schwere", und^dem Mittelpunkte der Erde kommtanziehende Kraft
zu, doch nicht dem Mittelpunkte an sich, sondern nur inwiefern um
ihn Masse gelagert ist" ! Hierzu stimmt S, 78 der Satz : „Doch ausser
der Anziehungskraft der Sonne, deren Ursache sie selbst ist, herrscht
in diesem Reiche noch eine andere Macht, deren Ursprung wir
nicht kennen, ubwol sie nur eine mechanische jst. Diess ist die
Tangentialkraft*] 3. 89 heisst es dann weiter: „Die Himmels-
kSrper werden von einer Tangentialkraft getrieben, welche
nicht minder mächtig und nicht minder ewig ist als die
anziehende Kraft des CentratkQrpers. Die angezogenen
KOr per sind selbständige Individuen* u. s. w. Das ist Alles
theils unrichtig, theila unklar, theils am unrechten Orte.
Der astronomische Thoil wird bei allem aiclitlicheu Be-
streben des Verfassers, möglichst vorständllcb und anschaulich zu
verfahren, kanm seinem Zwecke entsprechen. Während einerseits
Eltmentares verfehlt erscheint, wird andererseits Vieles liereiDgeiogen,
was der eigentlichen Astronomie angehört, wobei aber der gute
Wille des Verfassers häufig nicht ausreicht . den ihm nur oborfiäch-
lich vertniuten Stoff zu bewältigen. Wir sind nun einmal der Ansicht,
lUss der Unterricht in der mathematischen Geographie desto erfolg-
reicher sein wild, je mehr er sich auf das unerlässHch Kotkwendige
besehrftokt nnd auf jedes Prunken mit astronomischer Gelehrsamkeit
vcriiclilvt. Lettteres rAi-lit sich gur leicht, wie wir au dem vortii'g'i>ndfU
, 39'
684 X G' Ouno, die Elemente der allg. Geographie, ang. ?. O, Serr.
Bnche sehen. Es ist schon sehr verdienstlich, wenn das Elementare in
correcter und yerständlicher Form gegehen wird, nnd dass diess nicht
ganz leicht sein kann, mögen folgende Belegstellen zeigen.
S. 7, 5. „Die Zeit zwischen einem Sonnenaufgang and dem
nächstfolgenden heisst ein Tag.^ Wer wird von diesen Epochen aas-
gehen, die ganz ungleiche Taglängen ergeben?
S. 8 werden der Ost- und der Westpunkt als der Anfangs- resp-
Endpunkt des Tagbogens der Sonne erklärt, was natfirlich ganz un-
richtig ist. Ebenso ungeschickt erscheint die Definition des Nord-
und Südpunktes.
S. 10, III heisst es, dass die Winkel, welche die Ebenen der
Tagbogen mit der Ebene des Horizontes bilden, ein Maximum (21.
Juni) und ein Minimum (21. December) haben. Und doch sagt der
Verfasser selbst, dass die Ebenen der Tagbogen „einander parallel*
sind, daher diese Winkel immer dieselben sein müssen. Er verwechselt
eben diesen Winkel (nichts anderes als die Aequatorhöhe) mit »Mit-
tagshöhe^ der Sonne.
S. 24 heisst es: „Geht man nun noch bei der Angabe des
Stundenwinkels von einem bestimmten Declinations-
kreise aus^ u. s. w. Kann da noch von einem „Stundenwinkel'' die
Rede sein ?
Was der Verfasser S. 26 u. ff. über den Theodolit (er sagt
wol weniger passend „das'' Theodolit) vorbringt, hätte besser weg-
bleiben* sollen; es fehlt hier ebenso sehr an Yerständniss der Sache,
als an Gründlichkeit und Präcision. Um nur Einiges hervorzuheben , so ist
es z. B. wol eben nicht nöthig, dass der Horizontalkreis drehbar sei,
er darf sich jedenfalls bei der Winkelmessung nicht mitdrehen. —
Das Fadenkreuz befindet sich nicht „hinter dem Objectivglas," sondern
im Brennpunkte des Objectivs oder in der Bildebene. Was S. 29, 20.
I. über Längenuntei*schied und Zeitunterschied gesagt wird, kann sich
nur auf solche Oi-te beziehen, welche auch in derselben geogra-
phischen Breite liegen. — Es geht ferner nicht an, in dem Zeit-
unterschied einen „Beweis" für die Kugelgestalt der Erde zu
erblicken , denn diese Erscheinung muss bei jeder Gestalt eintreten,
die Gleichförmigkeit der Axendrehung vorausgesetzt. — Aach das
über das Passageinstrument und dessen Gebrauch Gesagte ist theils
überfiüssig theils unrichtig. Das Letztere gilt auch von den Bemer-
kungen über die ^parallaktische Aufstellung des Fernrohres" und das
Aequatorealinstrument. Dass es bezüglich aller dieser Dinge an dem
richtigen Verständnisse mangelt, ersieht man z. B. auch aas den
Eingangsworten zu Absatz 22. (S. 31): „Gesetzt, man hätte mit
Hilfe der ühr gefunden, dass die beiden westpreussischen Städte
Thorn und Danzig beide unter dem 36® 17' ö. L. liegen" u. s. w. Die
Uhr allein thut's wohl nicht. Was da weiter über die Schwierigkeiien
einer unmittelbaren Messung einer „Gradlänge" und über die «Walir-
heit" der „sichtbaren oder materiellen Welt"" gesagt wird, mGchteii
wir den Köpfen unserer Schüler doch nicht zumuthen.
/. G, Cuno, die Elemente der allg. Geographie» ang. y. (7. Herr. 566
S. 36 verwechselt der Yerfassei; die Sternbilder des Thier-
kreises mit den Stemz eichen, und behauptet, dass die ersteren sich
Yon allen anderen Sternbildern dadurch unterscheiden, dass sie
„geometrisch genau abgegrenzt sind."
S. 39 finden wir wieder die so häufige unrichtige Definition
der Ekliptik.
S. 40 meint der Verfasser , wenn die Erdachse senkrecht auf
der Ekliptik stünde , „hätten das Jahr und seine Zeiten nur fOr
Astronomen einen Sinn". Wir meinen, in dem gesetzten Falle hätte
das Jahr immerhin auch noch für andere Leute Bedeutung, seine
„Zeiten" existierten aber weder für diese noch für 'die Astronomen.
S. 48 „dreht sich" der Fruhlingspunkt yon 0. nach W. In
diesem Absätze (32.) herrscht yrieder arge Unordnung. S. 49 sagt
der Verfasser: „Der Bückgang der Nachtgleichen hängt zusammen
mit der sogenannten Nutation der Weltachse." Man möchte nun
glauben y dass, nachdem im Vorhergehenden yon der Präcession die
Bede war, jetzt die Nutation erklärt wird. Aber die mit den weiteren
Worten: „Die Pole des Himmels nämlich beschreiben ebenfalls lang-
sam einen Ereis yon 0. nach W. ebenfalls 50'' in einem Jahre" —
angedeutete Erscheinung ist ja nichts anderes als die Präcession und
yon der Nutation ist hier .weiter keine Bede. Der darauf folgende
Satz schliesst sich mit den Worten: „Es kann also auch die Schiefe
der Ekliptik keine constante Grösse sein^ ganz unlogisch an, da die
Säcularänderung der Schiefe der Ekliptik (und yon dieser ist hier
die Bede) keine Folge der Präcession oder Nutation ist.
Sehr ai'g ist es, wenn der Verfasser S. 55 sagt: „der Mond
.... erscheint uns zuweilen am Tage als dunkler Voll kreis,
welcher zugleich mit der Sonne culminirt"! Wann ist das
möglich I
S. 65. Die Bahn des Mondes ist keine „Epicykloide", sie hat,
unseres Wissens, überhaupt in der Geometrie keinen besonderen
Namen.
Das fünfte Kapitel, welches yon dem „Gesetze der allgemeinen
Anziehung" handelt, ist eines der schwächsten in diesem Buche. Es
yoUständig zu kritisieren würde fast wieder ein Buch erfordern, üeber
die hier yorkommenden Verstösse gegen die Lehren der Physik haben
wir schon oben Einiges yorgebracht und wollen hier nur noch Weniges
beifügen. Schon der Eingang (Absatz 45) über die „Welt" oder „das
Uniyersum" bringt wieder Unnöthiges in schwulstigen Phrasen : dann
wird in ganz unlogischer Art über „die Wärme" gehandelt und sodann
in ganz unvermittelter Weise ,,das Gesetz der Schwere" aufgestellt.
Der Verfasser kommt hierauf zu der schon früher erwähnten confusen
Ausführung der „Fallgesetze", der „Schwungkraft" und der „Wurf-
bewegung" ; in seinem Bestreben , die Dinge recht begreiflich zu
' machen, geht der Verfasser oft viel zu weit, wie z. B. S. 54, 52. Auf-
gabe, weil die Dinge, um welche es sich hier handelt, eben nicht so
einfach sind, um nur so obenhin behandelt werden zu können. Das
586 J. ö. Cuno, die Elemente der allg. Geographie, ang. v. O. Herr.
zeigt sich namentlich auchS. 97, wo der Verfasser von den „Störungen*
der Himmelskörper handelt, und wolgemnth meint: „die An^be
(nämlich der Berechnang der Masse des störenden Planeten) l&oft
dai-anf hinaus, von einem aas zwei Factoren bestehenden gegebeneu
Producte, deren einer bekannt ist , den anderen durch Rechnung zu
finden." Das stellt sich der Verfasser denn doch gar zu leicht vor,
wie ihm z. B. ein genaueres Studium der Entdeckung des Neptun
zeigen wl^rde.
Diese Sucht, opima fide das Grosse klein, das Schwierige leicht
erscheinen zu lassen, führt den Verfasser zu manchen Ungereimtheiten
wie z. B. S. 98, 65. oder S. 100, 11. wo er meint, „an sich undenkbar
wäre der Fall gleicher Umlauf szeit (sämmtlicher Planeten) eben nicht*
Wozu solchen Nonsens denken ?
Auch über die Kometen handelt der Verfasser mit gprosser Ober-
flächlichkeit. Gewiss ist es besser, über derlei Dinge gar nichts zu sagen,
als Oberflächliches und Unrichtiges. So S. 107 soll es heissen: „bilden
die Kometenbahnen mit der Ekliptik Winkel bis zu einem Rechten*
statt „bis fast zu einem Rechten^ ; ebenda: „der Schweif der Kometen
hält man für eine Ausströmung des Lichtes, welches der an sich
dunkle Kern von der Sonne empfangen hat." Lässt sich das so allge-
mein behaupten? ^) Was S. 108, 71 über die Construction der Parabel
und Ellipse gesagt wird, ist nicht gar so „leicht" auszuführen, na-
mentlich aber mit Rücksicht auf den da besprochenen" Winkel von
einer Secunde"!
Sehr schlimm ist es von den Astronomen, dass sie uns, wie der
Verfasser ebendort ccmstatii-t, „noch nicht gesagt haben, wie wir uns
eine parabolische Kometenbahn in der Wirklichkeit vorzustellen
haben. ** Den Astronomen fehlt es vielleicht an jenem kühnen Fluge
der Phantasie, mit welcher der Verfasser S. 109 dem Kometen von
1680 in den unendlichen Raum folgt. Jedenfalls hofifen wir, dass sich
der Verfasser nicht allzusehr abmühen wird mit der Beantwortung
der Fragen: „wie sollen wir uns den ersten Parabelast denken, wo
kommt der Komet her" ?
Die Ergebnisse der neuei*en Untersuchungen über den Zusam-
menhang der Kometen und Sternschnuppen scheinen dem Verfasser
nicht bekannt zu sein.
Ueber die Genauigkeit der Höhenangaben der Mondberge („bis
auf einzelne Fusse") dürfte sich der Verfasser einiger Täuschung hin-
geben. Aber ebenso unmöglich ist das S. 115 über Mars und Venus
Gesagte, denn diePerihele der Bahnen beider haben verschiedene Länge.
1) WenijE^tens hezüglich des Halley*8chen Kometen spricht Bessel
die VerronthnDg aus, dass er auch eigenes Licht ausstrahle. Wir
verweisen übrigens auf die Spectraluntersnchungen von HuggiDi
am Kometen II 1868, sowie auf die von Faye und Zöllner auf-
gestellten Theorien und Tyndall's Hypothese über die Natur der
Kometen (vgl. H. E. Boscoe, die Spectralanalyse, deutMh von CL
Schorlemmer. 2. venu. Aufl. S. 217 ff.)
^ G. Cuno, die Elemente der allg. Geographie, uig. t. S. UtTT. S87
In das Reich der Phantasien gehört das S. 117 über Jnpitflr
Gesagte; über die Methode des Verf. aber kläi't er selbst aus am
besten S. llSauf, wo er von den Jnpitersmonden bandelt — ^alles
nnr ganz ungefähr" — wie er selbst sagt.
Im Vn. Kapitel, welches von den Fiisternen handelt, ver-
tieft sich der Verfasser zunächst in eine in sehr bedenklicher Welse
durcbgefßbrte Abhandlnng über das Spectrum, und gibt sodann wieder
auch astronomische Blossen. So ist es nicht richtig, dass, wie S. 139
gesagt wird, die Parallaie „für eine sehr grosse Zahl von Fix-
sternen bestimmt ist" — kaum für ein Dutzend.
Wir wollen znm Schlüsse nnr noch anf Eines hinweisen , was
vollkommen geeignet ist, den astronomischen Standpunkt des Verfassers
zu kennzeichnen. S. 130 nnd 131 bandelt der Verfasser von der
mehrmals beobachteten Erscheinung des plötzlichen Aufflammens und
Verschwindons von Fixstemeo, sowie von den Veränderungen ihres
Glanzes nnd der Erklärung dieser Erscheinungen durch die Annahme
dunkler um die Fiistome kreisender KSiper. Um diess darch ein
Beispiel za illustriren, wählt er das Schauspiel, welches ein Voröber-
gang des Jupiter vor der Sonne einem Bewohner des Sternes 61
Cjgni darbieten würde. Daas der für da.s Beispiel gewählte Kall über-
haupt unmöglich ist, weil 61 Oygni weit ausserhalb der Ebene der
Jopitersbahu liegt, mag noch hingehen. Folgen wir aber der weiteren
Bechnung. Ans der Distanz von der Sonne und der Umlanfszeit das
Jupiter berechnet der Verfasser, dass Jupiter in seinei' Bahn in
einem Tage einen Wog von etwa 156.000 Meilen zurücklege, und
somit, um den Wog von IKS.OOO Meilen, gleich dem Sonnendurch-
messer, zurückzulegen, ungefähr 1^^ Tage brauche. Und nun föbrt
er fort: „da aber dieser Durchgang jn einer Entfernung von 550.000
Erdweiten gasehen wird, so wird er jenen Beobachtern (nämlich auf
61 Cjgni) 1„ X 550.000 Tage = 676.000 Tage oder 1850 Jahre
w&hreD", ohne pich einen Augenblick zu besinnen, dass während dies?r
Zeit Jupiter 156 UmlKufe um die Sonne gemacht hat, also ebenso
viele Durchgänge stattgefunden haben mnaatenl")
Eine Schattenseite des Buches bilden auch die beigegebenen
Figuren. At^osehen von ihrer ungof^ligou Ausführung sind sie zum
Thoile ungesdiickt construirt (wie z. B. Fig. 10, 11. 19, 20. 24, 2Ö)
theils incorrect (wie Fig. 6, wo die Buchstaben M und M' zu ver-
WMhaeln sind, Fig. 31. wo oben Ä zu streichen ist); ausserdem haben
#ir im Texte noch folgende Druckfehler bemerkt:
') Da übrigens der Verfasser an jener Stelle eerade der Im Mal B866
an T uiruUHe borcalig beobachte lan ETscTicinuuKen crnfthot. «o
inBobtnn wir doch darauf hinw«i»ei>. da»a die Jamale von Haggin»
— ''. Miller aoBgeritUrten teleipectruskopiscben Untenucbungen
^Di andere ürBacbeu des plätzlichen Auflcachtens eine» Sternes
llilieaaen lauan, welche mit der Uj'polheH von dunklen, die Fii-
~ umkreisenden Körpern nichts gemein haben.
XJ
588 J» F088, Geographiiche Repetitionen, ang. v. ö. Herr.
S. 59, Z. 21 V. 0. lies: Aequator statt Ekliptik; S. 70, Z. 9
V. 0. lies: in der ersten Secunde statt: in einer Secunde; S. 77, Z. 9
V. 0. Ues: ^ X(6olx)^ ^^^^'' ^ "" TbÖ^' ^- ^^' ^- ^ ^- "'
lies: -jl^ statt ;^^; S. 97, Z. 7 t. 0. lies: Das Volum stott: die
Dichtigkeit.
Wien. Gustaf Herr,
Geographische Repetitionen von Prof. Dr. J. Foss. Berlin,
^ Rudolf Gärtner 1870. 124 S. 8.
Geographische Repetitionen für die oberen Classen von Gymna-
sien und Realschulen Ton Prof. Dr. Carl Götze, Oberlehrer am Päda-
gogium des Klosters Unserer lieben Frauen in Magdeburg. Mainz, 1871.
Verlag von C. G. Kunze's Nachfolger. 95 S. 8. Pr. 12 Sgr.
Für denjenigen, welcher gegenüber den schon so oft laut
gewordenen Klagen über den unbefriedigenden Erfolg des geogra-
phischen Unterrichtes unserer Gymnasien nicht blos ein wohlfeiles
Achselzucken hat , muss es von hohem Interesse sein , auf die ganz
ähnlichen Klagen , welche aus Deutschland erschallen , zu horchen,
und die dort zu Tage tretenden Versuche emer Abhilfe des üebels
aufmerksam zu verfolgen. Es ist nicht unsere Absicht, hier auf eine
ausführliche Untersuchung über die Grundursachen des allseitig con-
statierten Uebels einzugehen : vorläufig wollen wir uns nur gestatten,
daraufhinzuweisen, dass die Geographie in ihrer gegenwärtigen
Entwickelung eben noch der jüngsten Zeit angehört, und billigerweise
nicht gefordert werden kann , dass diese Disciplin gleich mit einem
Male jene Form gewinne, in welche sie gebracht werden muss,
damit ihr die ihr am Gymnasium gebührende Stellung werde. Einst-
weilen ist schon sehr viel damit gewonnen , dass die Erkenntniss der
Noth wendigkeit , die Geographie aus der unnatürlichen Stellung als
blosse Hilfswissenschaft der Geschichte zu befreien, immer weiter um
sich greift, und die Einsicht in die Unhaltbarkeit des gegenwärtigen
Zustandes zum offenen ungeschminkten Ausdrucke gelangt. In dieser
Beziehung spricht sich der Verfasser des zweiten der oben angeführten
Bücher so entschieden aus, dass über die Gleichartigkeit der bezüg-
lichen Zustände bei uns und in Deutschland weiter kein Zweifel sein
kann. Prof. Götze spricht von dem „fortdauernden Nothstande, in
dem sich der geographische Unterricht zunächst in den oberen Gym-
nasialclassen befindet^ ; er bemerkt, dass, „da für specielle geogra-
phische Lehrstunden, in den Schulplänen der Gymnasien wenigstens,
kein Baum gelassen ist, dem Geschichtslehrer meist nichts übrig bleibt,
als die Schüler anzuweisen, sich das entschwundene geographische
Material privatim zu diesem Zwecke wieder anzueignen und sich
auf Grund der schon weiter fortgeschi'ittenen geistigen Entwickelung
selbst ein lebendiges anschauliches Bild zu schaffen , das sie dann in
/. Fitf». Geographische Bepetitionan, i
'. Smt.
HL'
■puater Frist als ^geographische Bepetition" iu der Classo zu
Hdocieren haben". Uan sieht, der „Notb stand" fährt auch zu einem
othbelielf". Dass dieser nicht entfernt genOgen kann, ist soibat-
Btindlich nnd vtird anch von Prof. Göt/o ausdrücklich hervor-
^ Jffthoben. „Die Erfahmng lehrt, wie mungolhaft derartige Bepetitionen
^os^en, wenn die Schüler auf ihre alten Schulbücher aus Quarta nnd
{Quinta verwiesen werden." Das ist denn anch nur ganz natürlich. Ein
[itlosses Wiederkäuen des bereits in den unteren ClasGen Gelernten kann
nicht allein keine weitere Förderung doa Wissens bringen, sondern ea
moBB auch Lust und Freude an der Sache geradezu tödten. Und dass
in letzterem Umstände einer der Hauptgründe der uu befriedigen den
Erfolge in diesem Unterrichte liegt, mnss jeder bestätigen, dem eine
J&Dgere Erfahrung zur Seite steht. Nun mangelt es keineswegs an
Ifeographiscben Lehrbüchern für die höhere Unterricbtastufo, aber es
M mangelt an Zeit zu ihrer Benützung ; bis diese durch eiue zweckmässige
Organftati<'ii des Gymnasial) ehrplanes gewonnen sein v\iA, müssen
•ben . Nothbehelfe" aushelfen. Als stjlche sind oben die vorliegenden
Xwei3ücher zu betrachten, und wir freuen uns. constatierenzu können,
dasB beide Werke nicht blos einen ephemeren Werth haben, sondern
Anspruch machen können, als solbstatidigo Arbeiten beti-achtet zu
Verden, welche eine jener Gutwickolungsstufen bezeichnen, durch die
d«r geographische Unterricht iu methodischer Beziehung sich aus
dem bisherigen unfertigen Zustande herausarbeitet.
Obwol beide Bücher für deuselben Zweck bestimmt sind und
■Ich auf Europa beschränken (von den übrigen Erdthoilen sind nur
die Cotunia 11 ander der europäischen Staaten behandelt), so uuter-
ecbeiden sie sich doch sehr wesentlich beinglich der Art der Behand-
lung des Stoffes. Zunächst tritt bei Foss mehr das geschichtliche und
fiultnrgeschichtliche , bei Gütze mehr das geographische Moment in
dfln Vordei^und. Foss ergeht sich mehr iu breiter, lusammen-
bäugender Darstellung , bei welcher sichtlich auch der stilistischen
Seite besondere Sorgfalt zugewendet wurde — Götze gibt, wie auch
in der Vorrede ansdrücklich hervorgehoben wird, .nicht ausgefflhrte
Bilder, sondom Skizzen", mit deren Hilfe die Schüler ,iu das vor
ihnen wie todt daliegende Karteubild wieder Gestalt und lieben zn
bringen linbeu". Beide Bücher ergänzen sich so in einer für die Interes-
sen des geographischen Unterrichtes höchst erspricHslichen Weise.
FoBS „geographische Bepetitonen" enthalten ausser einer kurzen
allgfemeiuen Einleitung über Europa elf Aufsätze : Spanien. Frankreich,
das britische Baich, China und ludien, Island, die Insel Thule, Skan-
dinavien, das europäische Russland, Ungarn, die Uämushalbinsel,
Italien. Jeder dieser Aufsätze bietet ein in sich abgeschlossenes Bild
dea botflTenden Landes, in welchem die Geographie, Geschichte,
Cult Urgeschichte, Ethnugraphio und Literatur in meist sehrgelungener
Weise zu einem ansprechenden Ganzou verbunden sind. Wenn hier
nnd da die Ueliergängo etwas weniger vermittelt erscheinen. Geschichte
Hid Poeaie mit dem geographischen lliema mitnoter etwus lose zusnm-
lata*
690 «7. FasSf Geograpbifche RepetitioDen, aog. t. G. Herr,
menhängen, so thutdiess dem Werthe des Baches durchaus kernen Ein-
trag, denn es handeltsich hierum ^Bepetitionen'*, in welchen — und
darauf legen wir bei diesem Bache den Hauptwerth — zum ersten
Male der Versuch gemacht wird , die Geographie als das eigentlich
concentrierende Lehrfach im Gymnasialunterricht hinzustellen,
freilich nicht in dem Sinne, wie es, ein bekanntes Herbart'sches Wort
zu Tode hetzend, Harnisch, Grassmann, Zachariae u. a. mit dem
gebührenden Misserfolge versuchten.
Am gelungensten erscheinen uns die Aufsatze über Spanien,
Frankreich, Skandinavien und das europäische Bussland. Besonders in
den ersten beiden erscheint die Behandlung der Orographie nnd
Hydrographie in so lichtvoller übersichtlicher Weise durchgeführt,
dass der dauernde Erfolg gewiss gesichert ist. Sehr hübsch sind
die Aufsätze über Island und „die Insel Thule'^. üeber erstere haben
allerdings die letzten Nordpolfahrten ein hier noch nicht verarbeitetes
umfangreiches Materiale aufgehäuft, lieber das interessante Phänomen
des Geysir wäre vielleicht etwas ausführlicher zu handeln gewesen,
wobei auch Bunsen's, durch Müller's Apparat, wie es scheint, bestätigte
Erklärung ein Plätzchen finden konnte. Einen ganz interessanten
Excursus bringt Foss über die Insel Thule. Er nimmt sich billiger-
weise des vielgeschmähten Pytheas an, der das Schicksal so manches
anderen Entdeckers theilen musste. Wenn aber Foss „bei unbefan-
gener Betrachtung der Tradition" sich dafür erklären zu müssen
glaubt, dass die vielgesuchte „ultima Thule ** in Island zu suchen sei,
so wäre wol zu bemerken, dass nach Müllenhofif s grundlicher Unter-
suchung dieser Frage (Deutsche Alterthumskunde I. 387 ff.) diese
Annahme wol nicht mehr aufrechtzuerhalten ist. Müllenhoff gelangt
nach gründlichster Prüfung aller einschlägigen Momente zu dem
Schlüsse, dass der ultima Thule nur die shetländischen Inseln (Main-
land oder ünst) entsprechen, für welche Ansicht sich übrigens auch
schon firüher Andere ausgesprochen haben (vgl. u. a. Zurla, Di Marco
Polo e degli altri viaggiatori Yeneziani piü illustri dissertazioni etc.
Venezia 1819. Vol. II. c. 3. 4.). Wenn übrigens des Pytheas
Beschreibung von Thule vielfach auf Norwegen bezogen wurde, so ist
diese wol zunächst schon dadurch erklärlich, dass über die Gesüdtong
der nördlichen Küste Europa^s bis in den Anfang des 16. Jahr^
hunderts hinein ganz irrige Vorstellungen herrschten. Aus den älteren
Karten geht hervor, dass die längs der niederdeutschen KüsteFahrenden
einen rein nördlichen Lauf einzuhalten glaubten, daher die skandina-
vische Halbinsel viel zu weit nach Westen vorgeschoben erschein!
So zeigen die Tabulae nauticae von 1351 in Florenz die skandina-
vische Halbinsel noch über den Meridian der Westküste Irland's hin-
ausgerückt (vgl. Wuttke, Zur Geschichte der Erdkunde im letzten
Drittel des Mittelalters. Dresden 1871). Der Norden tritt eben erst
verhältnissmässig spät aus dem mystischen Dunkel hervor. Noch anf
der Weltkarte desFra Mauro, welche zwischen 1457 und li59flült|
w
J. Fost, GcographiHchfl Rppetitioi
erscheint „liilanda" (Island) vom ErdkreiBö durchschnitten, womit
Fra Maaro wol andeuten wollte, dass dort anch sein Wissen ende.
Wenn wir den Anfaatz ober Ungarn als den am weni^ten ge-
lungenen bezeichnen, so wollen wir damit dem Buche durchaus keinen
Torwnrf machen. Es iet eine in der geographischen Literatur dee
ADElandee immer wiederkehrende Erscheinung, dass über äster-
reichiflch- ungarische Verhältnisse viel Äßtiqniertes sich forterbt.
Unrichtiges haben wir in dem Buche wenig gefunden. Einiges
mag hier bemerkt werden. S. 29. Der Äthos kann „Vormittags"
nicht leicht seinen Schatten nach dem östlich gelegenen Lemnos
werfen. S. 56, Z. 4 v. u. müssen Irland tiud Island umgestellt werden.
S. 75 lies Cnlloden. S. 121, Z. 1 v. o. lies irländischen statt ielän-
diacben. S. 135 bedarf das über die „Vörzfige" Schwedens vor an-
deren Staaten Gesagte wol einer Berichtigung. S. 160. Dass die heu-
tigen Walachen ein „Mischvolk ans BCmern und Slaven" sind, dürfte
nach dem gegenwärtigen Stande der bezüglichen Forschungen wol
kaom zu behaupten sein. S. 161. In Siebenbürgen „mischen sich"
wol einige, aber nicht „alle möglichen' Völker. S. 163, Z. 7 v, o.
lies Syrmien etatt „Sjrmium". S. 165 lies Künig Heinrich 1. statt
„Kaiser". S. 168. Die Debreciiner Haide dehnt sich Östlich, nicht
„westlich" von der Donan aus; ebd. lies Csikos statt Csiko. S. 175.
Ragusa darf bezüglich der Nationalität der Mehrheit seiner Bevöl-
kerung nicht mit Zara. Spalato und Cattaro zusammengestellt werden.
S, 205 lies Enrico Dandojo statt Henri Dandalo. S. 210 lies Berici
statt „Berenici' sehen".
Wenn wir uns einerseits nicht verhehlen können, dass Fobb'
Bocb sehr gereifte SchQIer voraussetzt und selbst für diese manchea
ihnen noch ferne Liegende bietet, so möchten wir dasselbe um so
mehr den Lehrern der Geographie und Geschichte zur Beachtung
empfehlen , und zwar nicht so sehr wegen des darin verwertheten
Stoffes, als vielmehr wegen der in demselben durchgeführten
Methode. Gerade in Bezug auf letztere scheint uns dieses Buch
einer möglichst weiten Verbreitung werth zu sein,
Götze hat sich in seinen „Geographischen Repetitlonen" ein
engeres Ziel als Foss gesteckt. Zunächst ist es bestimmt, „dem Un-
terrichte in der Geschichte des Mittelalters und der neuern Zeit in
den obersten Claseen eine feste geographische Grundlage zu geben".
Mit Rücksicht darauf, dass in den Lehrbüchern der alten Geschichte
ohnediess geographische Uebersichten der bei der Geschichte Gri«-
chenland's und Bom's zunächst in Betracht kommenden Länder vor-
BUSgeschickt werden, fehlen hei Götze die Äpeuninen- und die Bat-
kanhalbinsel , wb£ wir, in Betracht der| herkömmlichen Magerkeit
dieser Skizzen, welche meist nur trockene Namensyer^eichniese bieten,
bedauern. Das „lebendige Wort des Lehrers", auf welches Götze hier
verweiat, dOrfte wol kaum ausreichen, sonst wären ja eben keine ge-
druckten „Ropetitionen" nöthig; anch thnt es dem jnngen, streb-
samen Lehrer recht wohl, etwas in der lland zu haben, was ihm
592 J. F088, Geograpbiiche BepetitioneD, ang. t. G. Herr.
einen festen Anhalt bezüglich der Methode bietet; denn daran
fehlt es meist, nicht am Wissen.
Ausser einer kurzen allgomoinen Uebersicht Europa*8 enthält
Götzens Buch folgende Abschnitte : die Länder der Germanen (Deutsch-
land mit Luxemburg und Deutsch-Oesterreich, die Schweiz, die Nieder-
lande, die skandinavischen Länder, Grossbritanien und Irland), die
Länder der Bomanen (Frankreich, die iberische Halbinsel), die Länder
der Slayen (das Karpathenland mit dem mittleren und untern Donau-
gebiete, das europäische Bussland). Bei den einzelnen Staaten sind
auch ihre auswärtigen Besitzungen behandelt. Auf den wenigen
Seiten des Buches ist ein ungemein reichhaltiger Stoff verarbeitet;
physische Geographie und Topographie, geschichtliche und culturge-
schichtliche Beziehungen drängen sich im Texte wie in den zahlreichen
Anmerkungen; Vieles ist nur durch Schlagwörter angedeutet, das
Ganze mehr aphoristisch gehalten, aber auch auf das Einzelnste ein-
gehend, überall dieSelbstthätigkeitdes Schülers anregend und
beanspruchend, dabei von durchaus echt deutschem Geiste getragen.
Wenn wir unser ürtheil über dieses Buch in wenigen Worten
zusammenfassen sollen, so müssen wir sagen, dass es ganz geeignet
ist, mit Benützung eines Atlas, wie z. B. Sydow's „Methodischer
Hand-Atlas^, einer gründlichen Bepetition der Geographie und Ge-
schichte zur Grundlage dienen zu können. Aber bei der Fülle des
Materiales und der Knappheit der Darstellung macht es allerdings
nicht unbedeutende Ansprüche an den Schüler; darin erblicken wir
aber einen Vorzug des Werkes.
Mit besonderer Aasführlichkeit ist wie billig Deutschland be-
handelt, es nimmt reichlich ein Drittel des Buches ein. Es findet sich
hier eine solche Fülle knapper Charakteristik, feiner Beobachtungen,
geschichtlicher und culturhistorischer Beminiscenzen zusammenge-
drängt, dass die Bewältigung derselben gewiss reichlichen Stoff für
einen Jahrescurs bietet. Dann kennt der Schüler aber auch sein
Deutschland, wie sich's gebührt.
Auch in den übrigen kürzer gehaltenen Partieen des Buches
zeigt sich dieselbe Sorgsamkeit in der Behandlung des geographischen
Details, dieselbe Behendigkeit in der Combination und dieselbe
Knappheit des Stiles. Letztere führt freilich bisweilen zu Dunkel-
heiten, deren Aufhellung derSelbstthätigkeitdes Schülers nicht
so leicht werden dürfte. Vielleicht dürfen wir auf ihre Bechnung
auch eine und die andere minder gelungene Stelle setzen. So z. B.
S. 30, wo die Donau als „Steppenfluss" bezeichnet wird; S. 31, wo
es hcisst: „Hochalpen, Begion des ewigen Schnees bis 14800 Fuss";
S. 34, wo Anmerkung 2 nicht zum Texte passt ; hier wie an anderen
Stellen wird eben die Interpretation des Lehrei's eingreifen müssen.
Wesentliche Unrichtigkeiten sind uns nicht aufgestossen ; Unwesent-
liches, wie z. B. S. 29, wo den slovakischen Drahtflechtem „südsla-
vischer Typus und walachische (Schafhirten-) Tracht^ angedichtet
wird, mag hingehen, Hin und wieder verleitet- den Verfasser wn
J. F088, Geographische Bepetitionen, ang. v. &, Berr, SftS
deutscher Patriotismus zn etwas gewagten Aufstellungen, wie denn
auch manchen Stellen eine gewisse specifisch preussisch-hohenzol-
lernsche Färhung anhaftet, die uns üherflfissig erscheint. Wenn der
Verf. z. B. S. 19 zur Burg HohenzoUem die Anmerkung macht: „die
Hahsburg eine verfallene Buine im Aargau^ — so müssen wir fragen,
wozu die Antithese? Derlei Abspurigkeiten thun aber dem Werthe
des Buches keinen Eintrag, das wir als eine sehr verdienstliche
Arbeit bezeichnen müssen. Sie bringt uns die erfreuliche Kunde,
dass in der deutschen Lehrerwelt das Bedürfiiiss, der Geographie in
der Schule zu grösserer Beachtung zu verhelfen, immer mehr zur
Geltung kommt, was gewiss auch auf unsere Verhältnisse günstig
rückwirken wird«
Wien. Gustaf Herr.
Dritte Abtheilung.
Zur Didaktik und Pffidagogik.
üeber den Unterricht im Französischen am
Gymnasium.
Soll der Unterricht im Französischen am Gymnasium förderlich
sein, so muss er sich wenigstens anDähemd dem Lehrplane fftr die Beal-
schnle fügen; auch das Oymnasiam darf sich nicht mit oberflächlicher
Fertigkeit der Conversation begnügeD^ es mass ebenfalls grtLndliehes
Verständnis der Sprache und Literatur anstreben.
Das Lehrzie] f&r die Realschule muss also im Wesentlichen auch
am Gymnasium erreicht werden, es lautet : Vollständige Aneignung und
Verständnis der Formenlehre und Syntax ; Erwerb eines ausgiebigen Wör^
tervorraths, Gewandtheit im mündlichen Gebrauche der correcten, ge-
wöhnlichen Umgangs- oder Conversationssprache , freie schriftliche Be-
arbeitung leichter Themata ; übersichtliche Kenntnis der Literatur, nähere
Bekanntschaft mit hervorragenden prosaischen und poetischen Leistun-
gen derselben.
Setzen wir anstatt „Gewandtheit im mündlichen Gebrauche der
correcten, gewöhnlichen Umgangs- oder Conversationssprache" : „einige
Sicherheit usw." — ein Vorschlag, den die Experten- Versammlung ftlr
die modernen Sprachen, welche der Verein „die Realschule" einberief,
auch für die Realschule annahm, so ist das Ziel für das Gymnasiom
nicht zu hoch gegriffen, vorausgesetzt, es werden dem Gegenstande min-
destens 3 Stunden wöchentlich gewidmet; denn mit einer geringeren Stun-
denzahl lässt sich nur Lückenhaftes erreichen, um so mehr, wenn man
bedenkt, dass der Lehrer eines facultativen Lehrgegenstandes fast gar
keine Anforderungen an den häuslichen Fleiss der Schüler stellen dait
dass also in Hinblick auf die Forderungen in den obligaten Fächern, das
in der Schule Vorgetragene nicht nur in der Schule verarbeitet, sondern
auch grossentheils nur in derselben erlernt werden soll.
Angemessen erscheint es, die unteren Classen (etwa L bis 3.) Tom
Unterrichte noch auszuschliessen, da die Schüler dann nicht nur am
Lateinischen eine wesentliche Stütze finden würden, sondern auch hereiti
im Griechischen so weit sind,- dass das Erlernen einer neuen Spradie
J, Oöteersdoffer, Üeber den Unterricht im Franzöeischen. 505
nicht störend auf den Gesammtnnterricht einwirkt; aach die weitaus
gründlichere Kenntnis der Muttersprache, welche Gjmnasialschüler vor
Bealschülem voraus hahen, würde dann fördernd wirken.
Was den Lehrstoff betrifft, so habe ich es Tersucht (Programm der
k. k. Ober-Realschule am Schottenfeld 1872), denselben mit möglichster
Berücksichtigung des Lehrplanes ftlr Realschulen den einseinen Classen
anzupassen und den Untericht in drei Stufen getheilt:
Die erste Stufe (1. und 2. Classe) umfasst den Elementarunterricht.
Die Grammatik wird vorwiegend methodisch behandelt und führt zur
sicheren Handhabung der wichtigsten Formen; auf richtige Aussprache
und Erwerbung eines ausreichenden Wortschatzes ist besonders zu sehen ^
einfache selbständige Satzbildungen werden versucht.
Auf der zweiten Stufe (3. und 4. Classe) tritt neben der metho>
dischen auch systematische Behandlung der Grammatik ein. Aussejr den
Formen sind auch die wichtigsten syntaktischen Verhältnisse zu erörtern ;
auf verständiges Präparieren für die Leetüre ist besonders zu sehen;
diese selbst dient nicht als Endzweck, sondern nur als Mittel zum Zweck,
indem sie das in der Grammatik Gelernte veranschaulicht; Versuche in
französischer Conversation finden statt.
Auf der dritten Stufe (5. und 6. Classe) wird die Grammatik nur
systematisch behandelt mit vorherrschender Berücksichtigung der Syntax.
Das Hauptgewicht wird auf die Leetüre gelegt, welche nun nicht mehr
bloss Mittel zum Zwecke sondern auch selbst Endzweck ist, dadurch, dass
sie mit den wichtigsten Erscheinungen der französischen Literatur be-
kannt macht; der Inhalt derselben gibt Stoff zu französischen Conver-
sations-Uebungen.
Die 7. Classe bildet keine eigene Stufe, es wird bloss das bereits
Erworbene zum freien mündlichen und schriftlichen Gebrauch der Sprache
benutzt, die Grammatik wird in französischer Sprache wiederholt, die
Leetüre wird ergänzt und dient als Basis einer gedrängten G^eschichte
der französischen Literatur mit Rücksichtnahme auf die allgemeine Cul-
turgeschichte^ insbesondere auf die Geschichte der deutschen Literatur;
während des Unterrichtes wird nur französisch gesprochen; die Sprach-
übungen werden auch zur Wiederholung des Lehrstoffes in der deutscheu
Literatur, der Geschichte und Naturgeschichte verwendet. Sollte die
Realschule acht Classen erhalten, was nur eine Frage der Zeit ist, so
würden die 7. und 8. Classe insofern eine eigene Stufe bilden, als dann
der praktischen Richtung mehr Rechnung getragen werden könnte; auch
wäre es dann möglich ganze Stücke zu lesen.
Demgemäss müsste sich auch am Gymnasium der Unterricht im
Französischen in drei Stufen theilen, wobei zu bemerken ist, dass auch
die oben erwähnte vierte Stufe höchst wünschenswert wäre. Es ergibt
sich also ein Curs für Anfänger, für Vorgeschrittenere, und für gram-
matikalisch bereits vollständig Durchgebildete, ganz analog den im Lehr-
plane für die Realschulen auf Grund des Landesgesetzes vom 8. Man
1870 für das Schuljahr 1870/71 angeordneten Uebergangsbestimmungen :
„3. Der Unterricht in der französischen Sprache wird für die Schüler der
506 J." GätzersdorfeTf Uebcr den Unterricht im Französischen.
3. und i. Classe sofort anbedingt obligat und gliedert sich nach Corsen,
so dn«;s Anfanger, Vorgeschrittenere und grammatikalisch bereits yoll-
ständig Durchgebildete gesondert unterrichtet werden.*^ Ein Modus, welcher
sich nur darum nicht bewährte, weil er auf einen obligaten Gegenstand
angewendet wurde, für welchen aber sowol pädagogische wie didaktische
Grunde sprechen, sobald von einem facultativen Gegenstande die Bede
ist. Bezüglich des vierten Curses, welcher vorwiegend der praktischen
Richtung gewidmet wäre, würden nöthigenfalls auch 2 Stunden wöchent-
lich genügen.
Wenden wir die an der Realschule approbirten Lehrbücher von
Ploetz am Gymnasium an , so ergeben sich bei ihrer Vertheilung auf die
einzelnen Stufen nur geringe Modificationen. Im ersten Curse : „Elementar-
Grammatik", anolog der ersten Stufe (1. und 2. Classe) an der Realschule;
nur entfiele vielleicht das dort in Verwendung stehende Vocalbuch ; selbst
bei 3 Stunden wöchentlich dürfte keine Zeit dazu bleiben, da die Schüler
den für zwei Jahrgänge bestimmten Lehrstoff in einem Jahre durchzu-
machen haben; dann erwerben sich die Gjmnasialschüler auch ohne
dessen Hilfe noch immer viel leichter eine entsprechende Copia verborum
als die Realschüler. Im zweiten Curse: „Schulgramroaltik'' und *^LectU'
res choisies", wie an der Realschule (3. und 4. Classe); auch hier sind
zwei Jahrgänge in einem Jahre durchzumachen, doch finden sich die
Gymnasialschüler nicht nur mit grosser Leichtigkeit in die Leetüre,
welche gerade an der Realschule unendliche Schwierigkeiten darbietet, da
es die Schüler mit der ersten fremden Sprache zu thun haben, sondern wird
ihnen auch das Studium der Grammatik durch stete Hinweisung auf
das Lateinische und Griechische wesentlich erleichtert. Was den dritten
Curs betrifft, so ist die: Syntax und Formenlehre, welche ich für die
entsprechende Stufe an der Realschule (5. und 6. Classe) in Vorschlag
brachte , darum nicht zu verwenden, weil dieser Curs am Gymnasium den
Abschluss bildet, also wol eine in französischer Sprache abgefasste Gram-
matik notwendig erscheint, folglich: „Nouvellc grammaire franfaise"
analog der 7. Classe an der Realschule; übrigens könnte selbst an der
Realschule die „Syntex und Formenlehre** entfallen, falls der Unterricht
in der Schulgrammatik auf zu grosse Hindemisse stossen würde; diese
wäre dann vielleicht auch für die 5. und 6. Classe beizubehalten, nar
müsste mit Schluss der 4. Classe der ganze systematische Theil der Gram-
matik durchgenommen sein, da mit dieser Classe insoferne ein Abschluss
stattfindet, als die Lecture zum letzten Male als Mittel zum Zweck , die
Grammatik gleichsam unterstützend, dient, in der nächsten Classe aber
selbständig auftritt und also die Kenntniss der Grammatik im Wesent-
'lichen voraussetzt.
Im dritten Curse wäre, ebenso wie in der 7. Classe an der Realschule
auch an ein in französischer Sprache abgefasstes Compendium zu denken,
etwa Magnin- Dillmann, doch sind die Schüler bereits mit Ploeti ver-
traut und ist es daher angezeigt das Buch desselben Verfassers zu be-
nützen. Derselbe Grundsatz gilt auch im Lateinischen. «Von Lehrena
und Schülern ist der Grundsatz festzuhalten, dass im ObergTnuuttium
J. Götzersdorfer^ tJeber den Unterricht im Fr&nzQsischen. 597
als Hilfsbuch keine lateinische Sprachlehre benützt werden soll, die
einen yon dem Verfasser der im Untergymnasiam benutzten Sprachlehre
Terschiedeuen Verfasser hat**. (M. E. Tom 10. Juni 1854, Z. 4063.)
Zar Lectnre wird: „Manuel de la littärature frangaise' benützt.
Die Schüler dieses Curses hätten wol analog der dritten Stufe an
der Realschule (5. und 6. Classe) nicht nur zwei Jahrgange in einem
Jahre zu bewältigen, sondern auch die Grammatik in französischer Sprache
zu widerholen, wie diess in der 7. Classe an der Realschule geschieht;
doch haben dieselben die Grammatik bereits im zweiten Curse erschöpft,
was bei den Realschülern erst in der dritten Stufe (der 6. Classe) der
Fall ist; weitdrs ist ihnen die Möglichkeit geboten, dem Curse zwei Jahre
zu widmen, selbst vorausgesetzt, dass sie den eristen Curs zwei Jahre
frequentieren, wenn wir annehmen, dass der Unterricht im Französischen
mit der 4. Classe beginnt; es scheint daher geboten, im zweiten Jahre
in der Leetüre wo möglich Neues zu bieten, um das Interesse der Schüler
wach zu erhalten, ohne desshalb ausser Acht zu lassen in jedem Jahre
ein G^sammtbild der französischen Literatur zu geben.
Das „Vocabulaire systematique** für welches sich auch an der Re-
alschule, falls die Stunden nicht vermehrt werden sollten, keine Zeit
linden dürfte, hätte am Gymnasium zu entfallen; sollte ein vierter Curs
errichtet werden, so wäre es zur Unterstützung der in demselben vor-
zugsweise zu pflegenden Conversation am Platze; dieser Curs müsste
überhaupt ganz unabhängig von den anderen drei Cursen gedacht werden,
als eine wenn auch nicht nnbedingt nothwendige, so doch wünschens-
werthe Zugabe; auch könnten in demselben, wie bereits erwähnt, ganze
Stücke gelesen werden.
Lectionsplan.
I. Curs : Die Regeln der Aussprache und des Lesens mit Inbegriff
der Lehre vom Accente; avoir und etre; einfache Formen der ersten
Conjugation; bestimmter und unbestimmter Artikel; Numerale; adjec-
tifs possessifs, d^monstratifs , interrogatifs. Qesammte übrige Formen-
lehre der flexiblen Redetheile einschliesslich der häufigst vorkommenden
unregelmässigen definitiven und unpersönlichen Verben; Adverbien und
Conjunctionen ; Regel über das participe passä. Aneignung eines ent-
sprechenden Wörter- und Phrasen - Vorraths mittelst des Memorierens.
Hebungen im Dictandoschreiben und im Uebersetzen leichter Sätze, so-
wol mündlich als schriftlich.
Wöchentlich 3 Stunden.
Ploetz, Elementargrammatik der französischen Sprache.
Im ersten Semester wird genommen: Leetion 1 — GO; ee bleibt da
noch Zeit genug übrig zu den unbedingt notwendigen häufigen Wieder-
holungen, weil es oft möglich ist, zwei Lectionen in eine zusammen-
zuziehen. Besonders die Verbalflexionen müssen geradezu in der Schule
gelernt und fortwährend geübt werden , da in einem freien Gegenstande
80 wenig als möglich an den häuslichen Fleiss appelliert werden darf, sollen
die Schüler nicht überbürdet werden und in Folge dessen bald alle Lust
Z«ltt«hHft f. d. öttcrr. Qjmm, 1873. YU. a. VIII. H«ft. 40
596 /. CHiUenäorfer, üeber den ünterrioht im FranzöBischaii.
va demBelbeii verlieren; gilt doch in den obligaten Fächern der Grund-
latz des Lehrens and Lernens in der Schale selbst.
„In den Lehrstanden selbst and darch dieselben mass der Schüler
VI Arbeiten gelernt haben, am za Haose ohne des Lehrers Hilfe arbeiten
zu können. Diess gilt in besonders hohem Grade für die nntersten Lehr-
stafen; denn aaf diesen ist es eine Haaptaafgabe, eine solche Aafmerk-
samkeit der Schüler za erreichen, dass der Gegenstand des Unterrichtes
der Haaptsache nach in der Stande selbst gelernt wird, und die häus-
liche Arbeit nur das feste Einprägen des schon im Wesentlichen Gelern-
ten zu vollenden hat.'' (0. E. Seite 100.)
Ln zweiten Semester wird genommen Lection 61 — 112: Der
ganze Stoff wird systematisch wiederholt und dazu die dem methodischen
Elementarbache vorangehende, systematische Elementargrammatik benützt.
Die am Ende der Elementargrammatik enthaltenen Lesestücke müssen
von den besseren Schülern wenigstens mündlich übersetzt werden; die-
selben wären dann auch zu reproducieren , zuerst deutsch und dann mit
Hilfe des Lehrers französisch. Im Wesentlichen ist die Einrichtung des
Unterrichtes dieselbe, wie sie der Organisations- Entwurf der Gymnasien
and Bealschulen für das Lateinische Inder ersten und zweiten Classe des
Untergymnasiums vorschreibt (Seite 103). Die an die Versionen, so wie
Betroversionen zu knüpfenden Sprechübungen u. A. werden nur dadurch
bedingt, dass die Sprache eben eine lebende ist.
Wiewol der ganze Unterricht mit Zugrundelegung der lateinischen
Sprache ertheilt wird, so gilt diess insbesondere von diesem Curse, wo
es sich vorwiegend um Etymologie und Formenlehre handelt; doch wird
nur in solchen Fällen unmittelbar au das Lateinische angeknüpft, wo
den Schülern wirklicher Nutzen für das Französische daraus erwächst,
Formen wie Ctdran , potion prägen sich leicht dem Gedächnisse ein , wenn
an den lateinischen Accusativ: Ciceronem^ potionem erinnert wird. Tem-
pora, deren Flexion sichtlich auf lateinische Formen gegründet ist, können
in einzelnen Personen, wo diess förderlich erscheint, direct auf dieselben
zurückgeführt werden, wie: am- avistis- astes- ätes, woraus sich in die-
sem Falle auch der A. erklärt. Futur und Conditional lassen sich aus
dem Französischen selbst erklären: aim- er- at, aim- er- ais, wiewol an:
amare habea und amare habebam gedacht werden kann ; jedoch erscheint
es unnütz Formen wie sacke (sapiam) vom Lateinischen abzuleiten, da
die Schüler mit den Ergebnissen der romanischen Sprachforschung nicht
bekannt sind und es einfacher ist sacke mit sacJiant in Verbindung zu
bringen. In jenen Fällen, wo die Ableitung nicht aus dem klassischen,
sondern aus dem Bustik -Latein erfolgte , wie houcke- bwicay ist es viel-
leicht vorzuziehen an eine andere romanische Sprache (ital. bocca, span.
port boca) anzuknüpfen. Auch Fälle, in welchen die Vergleichung mit dem
Deutschen, insbesondere dem Mittelhochdeutschen oder der Mundart mög-
lich ist, bieten Interesse und Förderung.
Besonders wichtig ist es auf gute und reine Aussprache lu seheB*
Wenn Dr. Körting in seinem vortrefflichen Auftatze „Ueber den Unter-
richt im FxaniöBschen aof dem Gymnasium* (Nene Jahrbücher für Phi»
J. Götgerad&rfer^ lieber den DDtorriclit im $t9aMmAaa. fliltt
lologie und Pädagogik IIL Heft 1870) ee als eine reine Umirik^liolikeit
hinstellt, dem Gymnasium eine gate Auaspxaehe des Fransteisohea itu:
Bedingung zu machen und behauptet, daraelbe dürfe deshalb auf die
französische Aussprache kein grosses Grewicht legen, so ist das entschie-
den zu weit gegangen; dass sich im öffentlichen Unterrichte der Pflege
einer guten Aussprache viele Hindernisse entgegenstellen, ist gewiss
und das gilt noch mehr vom Gymnasium als von der Bealsohnle, weil
sich an£rsterem, abgesehen von der weit geringeren Stnndensahl, Schüler
von verschiedenen Classen in einem Curse susammenfinden und also an ein
gemeinsames Zusammenwirken erst gewöhnt werden mfissen, eine reine
Aussprache aber nur durch häufiges Lautlesen der ganzen Classe ersielt
werden kann. Erst wenn die Schüler geübt darin sind, ist es möglich dass
die feinen Nuancirungen von den Einzelnen deutlich gehört werden; auch
wird es gut sein, wenn der Lehrer die Schüler gleich im Anfange auf
die häufigst vorkommenden Fehler aufmerksam macht, insbesondere auf
solche, zu welchen die Mundart Anlass gibt, wie nicht genaue Uateraditi-
dung von p und b, i und d usw. Auch auf eine helle Aussprache des a und t
ist besonders zu achten, ebenso auf die Yerschluckung des stummen « in
Vorsilben und in der Mitte des Wortes, auf geschlossenes und offenes «
auf die Nasallaute, auf mouillirtes { und n, auf s in Verbindung mit t
und Pf auf strenge Scheidung von j, g und oh.
II. Curs : Cursorische Wiederholung des Lehrstoffes des ersten Cuvsss
und Ergänzung der systematischen Kenntniss der gesammten Formen-
lehre durch die selteneren abweichenden Formen; die unregelmissigen
Verben; Formenlehre des Substantivs, Adjectivs, Adverbs; das Numerale;
die Präposition: Wortstellung. Lehre vom Gebrauche der Tempora und
Modi; Syntax des Artikels, des .Adjectivs und des Adverbs; das Pro-
nomen; Concordanz des Verbs mit seinem Subject, Casus der Verben,
Infinitiv und Conjunctionen. Fortgesetzte mündliche und schriftliche Ue-
bungen mit Hervorhebung der GaUicismen und der wichtigeren Syno-
nymen, bei steter Berücksichtung einer Vermehrung des Wortvorraths
und der französischen Phraseologie.
Wöchentlich 3 Stunden.
Ploetz, Schulgrammatik der französischen Sprache.
„ Lectures choisies. Französische Chrestomathie.
In diesem Curse erscheint eine Trennung des grammatischen Un-
terrichtes von der Leetüre angemessen, in der Weise, dass jedem von
beiden besondere Stunden gewidmet werden. In Berücksichtigung dessen ,
dass es sich hier um einen freien Gegenstand handelt und also den Schür
lem, um ihre Lust an demselben rege zu erhalten, so viel als möglich
Abwechslung geboten werden soll, dürfte es angezeigt sein, diese Tren-
nung in jeder einzelnen Stunde vorzunehmen und die erste Hälfte der
Grammatik, die zweite der Leetüre zu widmen. Gelegentliche Wiederhol-
ungen der Enteren werden in französischer Sprache versucht. Was die
Leetüre betrifft, so werden prosaische Stücke mit Hilfe des Lehrers frei
nacherzählt, poetische in Prosa wiedergegeben, wobei insbesondsre
Vermeidung der nur in der Poesio TorkommendAn AnidrfidDe Md
40*
000 /• Q^uiftäofftf^ Ueber den Unterricht im Fransösischen«
genommen wird. Directe Bede wird in indirecte Terwandelt and nmge-
kehrt. An die gelesenen Stücke werden Versache in französischer Conrer-
sation geknüpft bei steter Berücksichtigung der französischen Phraseo-
logie; auch auf die Synonymik kann schon Bücksicht genommen werden.
Im ersten Semester werden Lection 1—45 durchgenommen, nach-
dem vorher der systematische Theil der Grammatik zur cursorischen
Wiederholung des Lehrstoffes des ersten Curses benützt wurde. In der
Leetüre dürfen nur sehr massige Anforderungen an die hausliche Prapa-
ration gemacht werden, ja dieselbe muss sogar häufig, besonders bei
schwierigeren Autoren , gemeinschaftlich von Lehrer und Schüler in der
Schule selbst vorgenommen werden; nur bei leichteren Autoren oder bei
solchen in welche sich die Schüler bereits eingelesen haben , kann davon
abgesehen werden. Es ist eben geboten, in einem freien Gegenstände die
Schüler so wenig als möglich zu belasten, da selbst in den obligaten
Fächern der häuslichen Beth&tigung derselben nicht zu viel zugemuthet
werden darf.
„Mit dem Aufsteigen zu den höheren Lehrstufen gewinnt aller-
dings die häusliche Bethätigung der Schüler eine selbständigere Bedeu-
tung ; aber für die gesammte Schulzeit, von der untersten Classe bis zur
obersten, bleibt es eine unerlässliche Forderung an die Schule , dass sie
was für die Anleitung des Schülers zu seinen eigenen häuslichen Arbeiten
erforderlich ist, alles selbst in ihren Lehrstunden leiste.* (0. E. Seite 100.)
Im Wesentlichen wird die Leetüre so behandelt, wie es der Or-
ganisations - Entwurf für das Lateinische auf dieser Stufe fordert, wobei
natürlich nicht ausser Acht gelassen werden darf, dass es sich um eine
lebende Sprache handelt.
Gelesen wird etwa, ausser einigen Anecdoten im Anfange des Buches :
Charlemagne ä Bome, protecteur du pape, proclamä empereur ro-
main. 800. (Sismondi.) — La mer morte. (Chateaubriand.) — Don Qui-
chotte: Däpart de Don Quichotte et de Sancho. Combat de Don Quichotte
avec les moulins ä vent. Le Chevalier s'empare du casque de Marobrin.
(Florian.) — Le gourmand. L'impudent. L'important. (La Bruyäre.) —
Une singuli^re le9on, scäne du bourgeois gentilhomme. Le cuisinier-cocher,
scäne de l'avare. Le medecin, sc^ne du malade imaginairc. (Meliere.) —
Le corbeau et le renard. La grensuille qui vent se faire aussi grosse qae
le boeuf. Les deux mulets. La poule aux ceufs d^or. Le laboureur et les
enfants. Les animaux malades de la peste. (La Fontaine.) — Le ro.
des annes. (Goethe, traduction par Emile Descbarops.) — Les hiroudelles
Adieux de Marie Stuart. Mon habit. (B4ranger.)
Von La Bruyere, Meliere, Lafontaine und Bäranger werden Bio-
graphien, so wie eine kurze Charakteristik gegeben. Das von La Fon-
taine und Beranger Gelesene, so wie : Le roi des aunes werden declamiert.
Im zweiten Semester werden Lection 46—79 durchgenommen. J>r
ganze systematische Theil der Grammatik wird schliesslich wiederholt
und so der grammatische Unterricht abgeschlossen.
Gelesen wird: Le diplomate, comädie en deux actes par Scribe et
Delavigne, corsoriscb, dann: Athalie» trag^die en cinq actes par
J. GötMersäorfer, üeber den Unterricht im Französischen. 601
theil weise statarisch, theilweise cursorisch. Bleibt noch Zeit übrig, so
wird dieselbe auf die Leetüre yod solchen Lesestücken Terwendet, welche
im ersten Semester übergangen wurden. Von Scribe und Racine werden
Biographien und Charakteristik gegeben, zuerst deutsch, dann französisch
und werden ebenso abgefragt; gelegentlich der. Leetüre Bacine's werden
die französische Metrik und Prosodie, insbesondere der Alexandriner er-
klärt und mit der deutschen Metrik und Prosodie verglichen; auch wird
das Wichtigste von den antiken Versmassen durchgenommen. Schliesslich
werden, die Yerpuche in der französischen Conversation fortgesetzt nnd
herrorragende Stellen aus der Athalie in der Schule vorgetragen.
III. Curs: Wiederholung der ganzen Grammatik in französischer
Sprache. Sprechübungen und scliiiitliche Aufsätze mit besonderer Rück-
sichtnahme auf die französische Leetüre. Lesung von leichteren Muster-
stücken der classischen Literaturperiode , von Musterstücken aus der
nachclassischen Literaturperiode und schliesslich schwierigerer Stücke aus
der classischen Periode. Gedrängte Geschichte der französischen Literatur
an der Hand der Leetüre, unter steter Verweisung auf ihren Zusammen-
hang mit der allgemeinen Gulturgeschichte , insbesondere aber mit der
Geschichte der deutschen Literatur.
Wöchentlich 3 Stunden.
Ploetz: Nouvelle grammaire fran^aise,
„ Manuel de la litt^rature fran^aise.
Die Trennung des grammatischen Unterrichtes von der Leetüre
findet in der besprochenen Weise, und zwar zweimal wöchentlich statt,
doch genügt etwa der dritte Theil der Stunde zur Wiederholung der
Grammatik in französischer Sprache, so dass der grössere Theil der
Leetüre zufallt, an welche sich Sprechübungen knüpfen. Eine Stunde
wöchentlich wird für freie Vortrage verwendet, an welche sich dann
eine Discussion anschliesst. Das Thema wird immer angegeben und ist
vorwiegend literarhistorischer Natur; bleibt noch Zeit übrig, so wird sie
zur Conversation verwendet. Der Stoff dazu wird theilweise vom Lehrer
bestimmt, theilweise von den Schülern gewählt, doch stets früher be-
kannt gegeben, damit dieselben in der Lage sind, sich die entsprechende
copia verhorum anzueignen. Die Leetüre erstreckt sich im ersten Semester
auf die leichteren Stücke des 17. Jahrhunderts und auf das 18. Jahr-
hundert, wobei möglichst darauf Rücksicht zu nehmen ist, dass die Lese-
stücke wechseln, da viele Schüler, und zwar gerade die strebsameren
diesem Curse gerne zwei Jahre widmen, und ihnen auch die Möglichkeit
dazu geboten ist, selbst für den Fall, als sie in den ersten oder zweiten
Curs zwei Jahre frequentieren.
Gelesen wurde im Auszuge, wie er sich im Manuel findet, im
ersten Semester etwa:
Corneille: Horace. — Meliere: L'avare. — La Fontaine: Le ebene
et le roseau. Le rat qui s'est rdtir^ du monde. Le savetier et le finan-
cier. — Mm« de Sdvig^^: Lettres adressöes ä madame de Grignan, la
fiUe. — Racine: PhMre. — La Bmy^re: Les caract^res. (Parallele entre
Corneille et Racine.) — Boileau: L'art po^tique. — Montesquieu: Esprit
^1 .^
E r'Tr*r»-iorr-*!i
EL Lanckteiner, Histor. Rückblick auf d. GymiL-Beorgaiiisationspliii«. 60S
Historischer Rückblick auf die Gymnasial-Reorganisationspläiie
in Ocsterreich nebst bist, etat Ausweisen über das Czernowitzer
k. k. Gymnasiam seit 1850—72. Von St. Wolf, k. k. Gymnasial-
Director und Mitglied des k. k. Landesscbnlnthes , GzamowitB,
Eckhardt. In Wien bei Seidl am Graben. 8. 60 S. Mit mehreren
Tabellen.
Angesichts der lebhaften Thätigkeit auf dem Gebiete des öster-
reichischen Schulwesens, welches durch eine Reihe von tiefeingreifenden
Beformen den Forderungen der Zeit Bechnong trug, ohne bis jetzt jedoch
sn einem definitiven Abschlüsse gekommen zu sein, ist es ein gewiss
dankenswertes Bemühen, lehrreich und interessant auch för das gebildete
Publikum überhaupt, einen Bückblick zu werfen auf die bisher gewon-
nenen Resultate, und dadurch eine Basis zu schaffen für das, was noch gewon-
nen werden soll. Insbesondere ist es die Mittelschule, die uns hier zunächst
berührt und deren Entwickelungsphasen in oinem übersichtlichen Bilde
XU schauen, uns in hohem Grade fesseln muss! Der als strebsamer, päda-
gogischer Schriftsteller bekannte Director des k. k« Gymnasiums in
Czemowitz, St. Wolf, hat es unternommen, dieses übersichtliohe Bild
der Entwickelung unseres. Mittelschulwesens zusammenzustellen und hiebei
das Verhältniss dergegenwärtigeu Gymnasialeinrichtung zu der bis zum Jahre
1848 bestandenen in's Auge zu fassen. Veranlasst wurde diese Schrift durch
den Beschluss der HL Fachcommission der bukowinaer Weltausstellungs-
Landescoramission, dem zu Folge das k. k. Czernowitzer Gymnasium sieh
mit der Ausstellung sammtlicher an demselben erschienenen Programme
und mit historisch-statistischen Ausweisen über diese Lehranstalt nebst
einer historischen Einleitung hiezu an der Wiener Weltausstellung in
der Gruppe des ünterrichtswesens betheiligen sollte. Indem nun das
Gymnasium seine vom Jahre 1850 '-1872 erschienenen Programme zur Aus-
stellung bringt, gibt es zugleich Nachricht über alle Directoreu und
Professoren, welche während dieses Zeitraumes an der Lehranstalt thatig
waren, dessgleichen über die Frequenz, die Muttersprache und das Beli-
gionsbekenntniss der Schüler ^ sowie über die Torhandenen Lehrmittel,
ferner einen Ausweis über den Zustand des Gymnasiums in dem yer-
flossenen Schuljahre. Das ist alles sehr danJcenswerth ; wir wollen aber
unser Augenmerk besonders auf die Einleitung richten, welche eben den
bereits erwähnten Rückblick auf die bisherigen Gymnasial-Reorganisa-
tionspläne enthält Der Verfasser bemerkt im Eingange, dass in der
Entwickelung des österreichischen Mittelschulwesens in den letzten fünfzig
Jahren zwei Epochen von ungefähr gleicher Länge, aber sehr yerschiedenem
Charakter zu unterscheiden seien. Die erste reicht Tom Jahre 1819 bis
1848 uud „ist eine Zeit der ruhigen Neugestaltung^, während die zweite,
mit der früheren Einrichtung der Gymnasien vollständig brechend, „eiuB
Regsamkeit sowohl seitens der hohen Regierung als der Schulmänner
wach gerufen hat, bei welcher unsere Gymnasien bis aufuien heutigen
Tag noch nicht zu einer festen und allgemein befriedigenden Gestaltung
gelangt sind.''
604 K. Landiteiner, Hittor. Bückblick anf d. G7inn.-BeorgMiuatioii8pli]te.
Bis zum Jahre 1818 gab es zwei Kategorien von Gymnasien 1.) solche
mit 6 Classen und 2.) solche mit 5 Classen. Der Verfasser entwirft ein
Schema, welches die Vertheilang der Gegenstände und die Stundenzahl
eines sechsclassigen Gymnasiums der damaligen Zeit anzeigt; er gedenkt
hierauf des a. h. Erlasses v. 31. August 1815, welcher von den Pr&fecten
der österreichischen Gymnasien ein Gutachten abverlangt, ob Fach- oder
Classenlehrer eingeführt werden sollten. Man entschied sich für das
Letztere; mit Ausnahme der Beligionslehre vnirden sämmtliche Lehr-
gegenständeeiner Classe in Einer Hand vereinigt und zugleich alle Anstalten
in sechsclassige (4 Gramm. Cl. 2, Hum. Cl.) verwandelt Die Modifica-
tionen des neuen Lehrplanes (in Folge a. h. Entschliessung v. 20. September
1819) repräsentierten neben mehreren Rückschritten auch einige Fort-
schritte; es wurde eine Art Gehaltsregulierung der Lehrer vorgenommen,
Decennalzulagen , Remunerationen für ausgezeichnete Dienstleistung und
Pensionen festgesetzt Die studierende Jugend wurde verhalten, fünfmal
des Jahres mit Beichtzetteln sich auszuweisen. Die Classification geschah
nach dem Normale der drei Rangstufen : prima cl. cum em., prima cL c-
acc. ad em., und prima cl. — Ein Schema versinnlicht den Lehrplan seit
1819, nach welchem die Religionslehre mit 12, Latein mit 60, Griechisch
mit 8, Geographie und Geschichte mit 16, Mathematik mit 12 Stunden
wöchentlich betheilt war, und im Ganzen auf jede Classe 18 Stunden
die Woche entfielen.
Obwol es bei dieser Einrichtung bis zum Jahre 1848 blieb, so
wurde doch seit den vierziger Jahren das Bedürfniss einer Reorganisa-
tion der Gymnasien gefühlt und von Seite der k. k. Studien- Hofcom-
mission ein neuer Entwurf ausgearbeitet, welcher mit dem hohen Studien-
hofcommissions-Decret von 12. Februar 1848 unter Berufung auf frühere
Decrete den Gymnasien 'mitgetheilt wurde. Dieser Entwurf bezeichnet noch
keinen besonderen Fortschritt, wol aber der gleichzeitige für die soge-
nannten Probegymnasien in Wien, Prag^ Lemberg und Mailand, denn
in diesem ist einerseits die Unterrichtssprache und anderseits die Natur-
geschichte und Naturlehre aufgenommen, die Lehrstunden für die latei-
nische Sprache um 9 vermindert, |die für das Griechische um eine, für
Geographie und Geschichte, Mathematik und Naturwissenschaft um je
zwei Termehrt und die wöchentliche Stundenzahl auf 20 erhöht. Lidern
auch für die andern Gymnasien die Einführung der Landessprachen, der
Kalligraphie und des Zeichnens, sowie der Musik empfohlen wurde, so war
allerdings ein AnfiEtng zu zeitgemäss^n Reformen gemacht, doch kam es
nicht zur Durchführung dieses Planes. Die Revolution begrub denselben
wie so manches Andere. Am 23. März des Sturmjahres wurde ein Ministe-
rium für Cultus und Unterricht geschaffen, welches sogleich durchgrei-
fende Neuerungen, die eine totale Umgestaltung des Gymnasialwesens
anbahnten, einfährte. Das Princip der Lehr- und Lemfreiheit für die
Fakultätsstudien, die Autonomie der Lehrkörper, die Aufhebung der Local-
und Provinzial - Gymnasial -Directorate, das den Lehrkörpern bewilligte
Yorschlagsrecht bei Erledigungen von Lehrerstellen , die Regelung der
K Landsteiner, Histor. Rückblick auf d. Gymn.-Eeorganisationspläne. 005
jährlichen Ausweise, die Vereinigung der zwei philosophischen Lehrcurse
mit dem Gymnasium, wodurch es ein achtclassiges wurde, Alles verrieth,
dass för das österr. UnterrTchtswesen eine neue Zeit gekommen sei. Im
August 1848 erschien ein Entwurf der Grund Züge des öffentlichen
Unterrichtswesens in Oesterreich, welcher Sachverständigen und
den Lehrkörpern der Gymnasien überhaupt zur Begutachtung zugemittelt
wurde. Er ist auf die liberalsten Grundsätze basiert und enthalt bereits
im Keime die meisten jener Ideen, die seitdem die pädagogischen Kreise
in Oesterreich beherrscht haben.
Gleichzeitig wurde unter dem Vorsitze des Ministe rialrathes Einer
eine Enquete, an der die Professoren Enk v. d. B. und Podlaha sowie
Lehrer Lesar Theil nahmen, berufen, um über die weiteren Reformen
zu berathen. Das Ergebniss waren die provisorischen Anordnungen zur
Verbesserung des Zustandes der Gymnasien für das Schuljahr 1849. Durch
dieselben wurde wieder das Fachlehrersystem eingeführt und die Gym-
nasien aus „Lateinschulen" zuInstituten für allgemeine Bildung erhoben.
Demgemäss sollte Naturgeschichte in der 1. Classe, deutsche Sprachwis-
senschaft an deutschen Gymnasien in allen Classen gelehrt werden; an
den Gymnasien mehrsprachiger Länder sei die Landessprache als freier
Gegenstand vorzutragen und Religion in dieser Sprache zu lehren. Die
lateinische Sprache als Vortragssprache wurde abgeschafiPt und die Leetüre
vollständiger lateinischer und griechischer Autoren gestattet. Der sehr
reformbedürftige Unterricht in der Mathematik wurde ganz umgestaltet;
das Studium der Geographie erweitert. Die Einführung modemer Sprachen,
der Stenographie, des Zeichnens, des Gesanges und der Gymnastik ¥rurde
empfohlen und die Anlegung von Lehrmittelsammlungen angebahnt.
Femer wurde gestattet, die Zahl der wöchentlichen Obligatstunden auf
20 zu erhöhen, wie das in dem Lehrplane für die Probegymnasien früher
schon präliminiert war. Die Schlussprüfungen wurden als unnöthig erkannt
und Classificationen auf Grundlage der Gesammtleistungen angeordnet.
Auch hinsichtlich des öffentlichen Gottesdienstes wurden Bestimmungen
getroffen, welche mehr zeitgcmäss waren. Die endgiltige Verbindung der
früheren Lycealclassen mit dem Gymnasium und die Ernennung von
Directoren, welche sich mit wenigstens 8 Stunden an dem Unterrichte zu
betheiligen hätten, sowie die in Folge einer Eingabe des Prof. Enk
herbeigeführte Einrichtung eines philologischen Seminars in Wien,
zu dessen Leitung der rühmlichst bekannte Prof. H. Bonitz aus Preussen
bemfen wurde, gab den Mittelschulen erst eigentlich den Charakter von
Staatsinstituten.
Den provisorischen Verordnungen für das Jahr 1849 folgte ein
provisorischer Lehrplan für das J. 1850, welcher in Bezug auf die unteren
6 Classen des Gymnasiums den Bestimmungen des Organisations-Entwurfes
bereits sehr nahe kam, während für die oberen 2 Classen mit Rücksicht
anf die mitgebrachte Vorbildung der Schüler der frühere philos. Lehrplan
einstweilen noch beibehalten wurde.
606 K. LanästeineTy Histor. Rückblick auf d. Gyron.-Reorganisationspl&ne.
Nachdem am 30. August 1849 das Gesetz über die Prüfung der
Lehramtskandidaten publiciert worden, erfolgte mit dem Minist. Erl.
vom 15. September 1849 die Kundmachung des „Organ isations- Ent-
wurfes für Gymnasien und Realschulen in Oesterreich**, jenes
festen und unvergleichlichen Bollwerkes unseres jetzigen Mittelschul wesens.
Der Verfasser des Rückblickes bringt nun einige Aussprüche Podlahas
über die Bedeutung des Organisations-Entwurfs bei, welche auch heut-
zutage vielen Pädagogen zur aufmerksamsten Beachtung empfohlen zu
werden verdienen.
Der üebergang zu den, nach den Grundsätzen des Organisations-
Entwurfes eingerichteten Gymnasien wurde durch die provisorischen
Lehrpläne des Jahres 1851, 1852, 1853, 1854 — 1856 bewerkstelligt, welche
Wolf in sorgfaltigen Schematen versinnlich t. In diese Uebergangsperiode
fallen einige sehr bedeutsame Veränderungen und Modificationen des
Lehrplanes, wie sie die Praxis erforderte. So vermehrte man die dem
Unterrichte in der lateinischen Sprache zugewendeten Stunden und wendete
der phil. Propädeutik grössere Sorgfalt zu, bis durch den Minist. Erl.
v. 5. Febr. 1856 bestimmt wurde, dass in der 7. Cl. die allgemeine Logik
und in der 8. Classe die empirische Psychologie gelehrt werde. Sonach
gestaltete sich ein Lehrplan, der seit 1856, trotz der bald folgenden
Modificationsvorschläge und des heftigen Kampfes, der aus Anlass
derselben entbrannte , fast unverändert bis zur Stunde beibehalten worden
ist, nur dass dem Religionsunterrichte seit d. J. 1870 in der 8. eine
Stunde entzogen und der Mathematik zugewendet und seit d. J. 1871 der
Geographie in der 2., 4. und 5. Classe eine besondere Stunde gewidmet
wurde. Das Minimum der wöchentlichen Stunden am Gymnasium beträgt
jetzt 22 (resp. 24), das Maximum 25 (resp. 27) Stunden.
Indess machte sich, man möchte sagen, ausserhalb der von dem
Organisations - Entwurf gesteckten Grenze, eine neue Richtung geltend,
welche zur Creirung der sogenannten Realgymnasien führte. Aller-
dings findet sich der Gedanke, der denselben zu Grunde liegt, im Orga-
nisations-Entwurfe angedeutet, aber die Realisierbarkeit desselben wird
bezweifelt. Dennoch unternahm man das Wagniss. In dem h. Minist. Erl.
V. 17. April 1872 werden sie als Untergymnasien bezeichnet, in denen
durch alle 4 Classen obligatorischer Zeichenunterricht ertheilt und für
die vom obligaten Unterrichte im Griechischen enthobenen Schüler jener
in der französischen Sprache gesetzt wird. Seit dem J. 1865 wurden
mehrere solcher Lehranstalten in's Leben gerufen und ein vom Vereine
^Mittelschule** im J. 1864 ausgearbeiteter Lehrplan für dieselben adoptiert.
Viel trug hiezu die Wahrnehmung bei, dass die Realschulen nicht
ganz den Anforderungen der Gegenwart entsprachen und selbst nach
erfolgter Reorganisation derselben (1868—1869) blieb die Anschauung
immer noch massgebend, dass Gymnasialschüler mehr formelle Bildung
besässen, als Realschüler.
Nachdem ein von dem >irn. Hofrathe Dr. Ad. Fieker unterstütstes
Promemoria des damaligen Hrn. Landesschulinspectors K. Enk ▼. d. B.
zur Ausführung gelangt und die oommuualen Realgymnasien in Wien mit
K, Landsteiner , Histor. Rückblick auf d. Gjmn.-Reorganisationspläne. 607
Obergymnasien ▼erbnnden worden, hatte man nun Unter- und Ober-
Realschulen, Real- und Obergymnasien und Unter- nn^ Ober-
Gymnasien. St. Wolf ventiliert in seinem Rückblicke (von p. 32 an)
die Frage eingehend, ob die Einrichtung der Realgymnasien sich bewährt
habe und fordert die Lehrerwelt auf, die Erfolge, die an diesen Lehr-
anstalten erreicht wurden^ im Hinblicke auf das allgemeine Lehrziel der
Gymnasien in's Auge zu fassen. Indem er zugibt, dass den Realgymnasien
ein ganz richtiges Princip zu Grunde liege, nämlich dem Schüler Gelegen-
heit zu bieten, jenes Mass von allgemeiner Bildung sich anzueignen,
welches sowol für den Uebertrittj in die Obcrrealschule als auch in das
Obergymnasium genügt, verhehlt er andererseits doch auch die grossen
Bedenken nicht, welche gegen eine allgemeine Einführung der Real-
gymnasien obwalten. Hiebei verweist er auf die trefflichen Abhandlungen
des Hrn. Landesschulinspcctors Lang über diesen Gegenstand und schliesst
sich der Anschauung dieses verdienten, erfahrungsreichen Pädagogen an,
der statt der Realgymnasien solche Untergymnasien befürwortet, welche
das leisten, was man von den Realgymnasien fordert und doch dem
Org. Entw. gerecht werden. Hiezu sei aber die Einführung eines
obligakorischen Unterrichts im Zeichnen und im Französischen nothwendig.
In dieser Hinsicht hat das h. Ministerium f. Cultus u. Unterricht im
Hinblick auf die Berathungen der im Herbste 1870 berufenen Gyranasial-
Enqu^tecommission sogar schon eine Art Präjudiz geschaffen . indem es der
Stadt Radautz statt des erbetenen Realgymnasiums ein Untergymnasium
mit obligatem Unterrichte im Zeichnen und im Französischen bewilligte.
Zum Schlüsse entwirft Wolf das Schema eines neuen Lehrplanes nach
diesen Principien, nach welchen dem Religionsunterrichte in jeder Classe
2 Stunden; dem] Latein in I* und II* 8 Stunden, in 111% IV, V* und
VI* je 6 Stunden, in VII* und VIII' je 5 Stunden, dem Griechischen
in m* 5 Stunden, in IV* 4 Stunden, in V* und VI* 5 Stunden, in
Vn* 4 Stunden, in VIII' 5 Stunden, dem deutschen Sprachunterrichte
in I* — V* je 2, in VI*— VIII* je 3 Stunden, eventuell der Landessprache
in jeder Classe je 2 Stunden, dem Französischen in U.* 3 Stunden, in
III* und VI* 2. Stunden (unobligat im Ober-Gymnasium), der Geographie
und Geschichte in I* 3, in H* 4, in IH* 3, in IV* 4, in V 4, in VI*- VH*
3 Stunden, der Mathematik in I*-IV* 3, in V* 4, in VI* und VU*
3, in Vin* 2 Stunden, den Naturwissenschaften in 1* II, HI, V, VI^
J6 2 Stunden, in IV* 3 in VU* und VHI* je 4 Stunden, der phil. Prop'
in VII* und VIII* je 2 Stunden, dem Zeichnen in I' 4, in U*— VI * je
2 (unobligat im Ober-Gymnasium) Stunden wöchentlich eingeräumt sindi
so dass das Minimum von Stunden pr. Woche sich auf 24 (resp. 26), das
Maximum auf 28 (resp. 30) Stunden sich beläuft.
„Der beste Lehrplan freilich** — sagt Wolf (pag. 40) — „nützt
wenig, wenn nicht tüchtige Lehrkräfte , welche denselben ausführen, vor-
handen sind. Wir benöthigen vor allem gründlich gebildete, ?on Liebe zu
ihrem Berufe durchdrungene und jugendfreundliche Lehrer, welche unter
Anwendung einer wol durchdachten und sachgemässen , den Unterricht
808 JT. Landäeiner, Histor. Blldcblidc anf d. GymiL-Beorguisii&ittpliat.
belebenden Lebnnetbode die Jagend mit sicberer Hiuid, ebenso fem Ton
•cbidlicher Ladtät als einer nnr Oberflicblicbkeit fördernden üebereilnng
leiten.* Der Yerfiuser beklagt, dass die Zahl solcher Lehrer, namentlich
för die philologischen Fächer immer noch zu gering sei nnd wünscht,
da» es der hohen Regierung gelingen möge, diesem Mangel abxohelfen.
Aus diesen Worten schon, wie aus der fleissig gearbeiteten nnd
mit YerstiLndniss dessen, um was es sich handelt, g^eschriebenen A.bhand-
lang im Ganzen ersieht man , dass der Verfasser es ehrlich meint nnd
ein warm fehlendes Herz för ansere studierende Jagend besitzt and wenn
aach rielleicht hinsichtlich manches 'Aosspraches Wolfs eine Meinongsver-
schiedenheit walten kann, das Schriftchen ist doch den Berafsgenoesen
and Allen, die sich far unser Mittelschal wesen fiberhaapt interessieren,
bestens zu empfehlen.
Wien, im Mai 1873. Karl Landsteiner.
MiBcellen.
Erwiderung
ftuf W. Scberers Besprechung von K. \. Hahna „Althocb-
deatacher Gramiuatik-' (3. AnQ. Prag lATO] in der ZeiUichrift
für die österreichiBohen Gjmnasieu 1873, Heft IV, S. 262—300.
Da« nng&Dstigo Ergebnis» der kriÜBChea Äoieige. welche Herr
Prof. Scherer in Strassborg meiner »or 4 Jahren erachieoenen Bearbeitung
VDD Hahna altbochdeuUcher Grammatik (3. Auflage) jBDgst in dieser
Zeitschrift widmete, hätte in meines Nichts dnrchbobrendem Gefühle
nahezu die Wirknng bei mit berrorgebracbt , fortan zum Besten der
Wissenschaft und ihrer Lebre von jedweder literarischeD Production abxu-
Btehen. Die Wirkung wäre umio UDfeblbarer geworden, als der bisher gehegte
nnd durch vielfache Aufmunterungen von Facbgenosaen in mir bestärkte
Glaube, ein im allgpmeiDen brancnbares und fördersamea Lehrbuch mit-
verfaset za haben, sich als eitle, durch nichts gerecbtferti^ Täuschung
faeraosgestellt. Allein ee bat Hm. Prof. Scherer in seinem die Grenze einer
gerechten und massvuUen Kritik überschreitenden Uebeieifer *) beliebt, das
Buch .den schlech testen", die es Qberhanpt nuf dem Büchermärkte gibt,
uunreihen, vor dessen Schädlicbkeit la warnen und dasAnathema darüber
auBinBprecheD. Damit scheint mir nun Hr. Scberer jedenfalls über du
Schvarao in der Zielscheibe des Büchleins hinauageachoasen zu haben.
Ich bin weil entfernt mir eine Lob- und Vertheidigan^rode za
gestatten. Ich ni5chte mir nnt erlauben die Bemerkung entgegen luhalteu,
dua ausser ein [war offenbaren Druckfehlern, einigen fehlgegrifienen Beispielen
und nicht prftcia genug gehaltenen Ausdrücken fast alle andern von Hm.
Scberer gerügten Mängel und Gebrechen auf ßecbnung dea Grimm — Hahni-
Bcben S^ndponktes kommen, den das Buch thatsächlich iunehat, und
gebe femer cu bedenken, Jasn — von den dunklen Partieen der ahd.
Laut- und Formenlehre abgeseben, die Hr. Scherer selbst zugibt — nicht
wenige der vun ihm berührten Ponkte uocb keineswegs als gesichert«
Ergebnisse der Wissenschaft feststehn. ,
Wodurch ich Hru. Prof. Scherers Unwillen mir in dem Muat
lazog, dass et ein so düsteres Schattenbild dea Buches ohne alle Lichtseiten
» iiiftlen sich eedrungeu (Iblte, weiss ich nicht oder will ich nicht
wissen ; es wird mir aber erlaubt sein, den Lesern dieser Zeitschritt
EgenUbei die nicht wegzuleugnende Thatsache aninfübreu, dass, nachden
1 Bach im Jahia Kb'2 zuerst berausge^ben worden, im Jahre 18t6
') Wie odct und anerkoanenswertb wäre es gewesen, wenn sich Hr.
Scberer, in diesem Stück auf Originalität veriichtend, den Ton aeiies
eignen Uegnen, Adnlbert Kolins in der Zcitachrift f. vergl. >iprH(h-
forschung Bd. lä, ^. 321 ff, zum MBst«r ecnornmeu afttte; «ie
dankbar wäre ich Ihm fDr die aas seinen Darlegungen reichlich
g*wunneue Belehrung gewordeul
610 Miscellen.
die zweite, von mir bearbeitete und aas 800 Exemplaren bestehende Auflage
und 1870 die dritte, 1000 Exemplare starke Auflage erschien and dass
demnächst, wie mir briefliche Mittheilunjü^en des Verlegers aazeigen, per
tot discrimina rerum *) eine vierte Auflajjre bevorsteht. Da es nun auf
der Hand ruht, dass ein solches wie das in Rede stehende Buch nur auf
interne Fachkreise angewiesen ist, so lie«rt die Frage nahe : sollten die
vielen Schätzer und Förderer desselben, die doch offenbar diesen nicht
ganz gewöhnlichen Erfolg verschuldeten und worunter sich u. a. auch
Kuhns Zeitschrift f. vergl. Sprachforschung (Bd. 17. S. 151) befindet,
etwa gar selbst „zu den Schlechtesten gehören, die Hrn. Prof. Scherer
vorgekommen**?
Zur Beruhigung dieser Letzteren und zur Orientierung der bisherigen
Anhänger des Büchleins kann ich nicht umhin, mit Erlaubniss der Re-
daction, welche die Beherzigung des „audiatur et altera pars** — zumal
einem Mitarbeiter gegenüber — gewisslich zu ihren Tugenden zahlt,
einen bereits im Jahre 1866, unmittelbar nach Erscheinen der 2. Auflage,
empfangenen Brief desselben Linguisten Schleicher an mich hier voll-
inhaltlich mitzutheilen, auf den mich Hr. Prof. »Scherer so unbarmherzig
verweist. Der Brief, den ich der geehrten Redaction im Originale vor-
lege, lautet:
„Hochgeerter herr!**
„Für die freundliche Übersendung Irer außg. von Hahn ahd. gr.
., meinen besten dank. Ich habe nun das buch bei meinen vortragen über
,ahd. spräche als lesebuch für die zuhörer eingefürt. Für eine fernere
„aufläge dürfte sich kürzung, überhaupt Umgestaltung der lautlere vor
,,allem empfehlen, um etwas mer räum für lesestücke zu gewinnen.
„Für meine zwecke wären einige gewälte stücke aus dem HMiand
;,wilkommen gewesen, da man beim ahd. schon wegen des Hildebrands-
„liedes das alts. nicht missen kann, selbst dann, wenn die grammaÜk das
„alts. nicht oder nur nebenher berücksichtigt. Daß ich das famose Wiener
, Schlummerlied für unecht halte, versteht sich.
„Das glossar habe ich noch nicht näher geprüft, hoffentlich ent-
„hält es die nötigen worte sämmtlich. Leider konten Sie für das selbe
„0. Schades trefliche und fleißige arbeit nicht verwerten.
„Mir ligt ser vil an einem wolfeilen^ kritisch sorgfältig gearbeiteten,
„mit kurzem aber vollständigem glossar und kurzer gramm. verseheneu
„büchlein für die an^inger im ahd. und alts., da ich über diso sprachen
nregelmäßig Vorlesungen mit practischen Übungen halte. Frauer*s hoch
„ist wegen kritiklosigkeit leider unbrauchbar. Achtungsvoll u. ergebenst —
„Jena, am 17. juni 1866 — Aug. Schleicher. m./p.
Andere und zum Theil noch viel lauter zu meinen Gunsten redendt
schriftliche Gutachton namhafter Fachgelehrter und zwar specieller Ge^
manisten stehen mir zu geböte; doch halte ich damit, weil sie von lebendea
Personen herrühren, aus Discretion zurück. Jedenfalls scheint mir schon
&US Obigem dor Beweis erbracht, dass das in Rede stehende Buch trotz
cer Mängel, die ihm anhaften, und des Bannstrahles, den Hr. Prof. Seberer
auf es geworfen, zu den „schlechtesten* gottlob noch nicht gehört
Graz, 8. August 1873. Adalbert Jeitteles.
^) Schon im vorjähr. Frühling erfuhr das Buch einen scharfen, aber
mehr auf den ursprünglichen Verfasser gerichteten Angriff in der
„Zeitschrift f. deutsche Philologie** von Zacher und Höpfner dardi
£. Steinmeyer, auf welchen ich replicierte. {Igg, 1872. S. 372 ff.)
Sollte Scherers Bannspruch vielleicht mit dieser Replik in irgeiM
welchem Zusammenhange stehn?
Misoellen. 611
(Aas dem n. ö. Landesschulrathe.) — In der Sitzang des
k. k. 1). 0. Lande sschulrathes vom 8. October kamen folgende (A^en-
stände zur Verhandlung: Bei der diessjährigen Aufnahme von Schmem
an den Realschulen in W ien hat sich gezeigt, dass das Publicum über das
Verhältnis der Bürgerschulen zu den Bealschulen nicht hinlänglich auf-
geklärt ist. Es wird beschlossen, deshalb an die Directionen aller Bürg er-
und Realschulen in Niederösterreich eine Kundmachung zu erlassen,
in welcher unter Hinweisung auf dio bezüglichen Bestimmungen des
Reichs- Volksschulgesetzes ausdrücklich gesagt wird, dass die Bürgerschule
weder ein Aequivalent, noch auch eine Vorbereitungsschnle für Realschulen
ist und dass Zeugnisse über Frequentation der Sürgerschule nicht zum
Uebertritte in irgendeine Classe der Realschule berechtigen. Die von der
Büreerschole an eine Realschule Uebertretenden haben nach den beste-
henden Vorschriften eine Aufnahmsprüfung aus allen obligaten Lehrge-
genständen abzulegen, nach deren Ergebnis bestimmt werden wird, in
welche Classe dieselben einzureihen sind; für diese Aufnabmsprüfung ist
die vorschriftsmässige Prüfungstaxe Yon 12 fl. zu entrichten. Diese Kund-
machung ist Ton den Directionen der Bürgerschulen an einem geeigneten
Platze im Schulgebäude zu affigieren, den Schülern alljährlich Yorzulesen
und sind die Eltern derselben darauf aufmerksam zu machen. — Die
Disciplinarvorschriften des Staats-Real- und Obergymnasiums in Ober-
Hollabrunn werden in theilweise yeranderter Fassung angenommen. —
Die Generaldirection der k. k. priv. Staatseisenbahn Gesellschaft hat für
die Ueberlassung eines Lehrzimmers im k. k. akademischen Gym-
nasium in Wien, zum Zwecke der Abhaltung von Vorträgen in der un-
garischen Sprache für ihre Beamten, dem Lehrmittelfonas dieses Gym-
nasiums den Betrag von 300 fl. gespendet. Der Landesschulrath beschliesst,
der Generaldirection hiefür seinen Dank auszusprechen.
Sitzung des k« k. n. ö. Landesschulrathes vom 29. October. Es
wird beschlossen, das Ministerium für Cultus und Unterricht um Erlassung
einer allgemeinen Verordnung über das Minimum der von den Gymnasial-
lehrern wöchentlich zu ertheilenden Lehrstunden zu bitten, nachdem diess-
bezüglich keine Norm besteht. — Eine Anfrage der Directionen zweier
Realschulen in Betreff der Religionsübungen wird entsprechend den vom
n. ö. Landesschulrathe in dieser Angelegenheit wiederholt erlassenen Weisun-
fen beantwortet. — Bei dem Ueoertritte von Realschülern aus anderen
Grönländern an Realschulen in Niederösterreich haben sich dadurch viel-
fache Anstände ergeben, dass an den Realschulen der übrigen Kronländer
der Unterricht in der französischen und englischen Sprache nicht obli-
gatorisch ist. — Ein im Interesse dieser R^lschüler gestellter, jedoch
die Festhaltung an den für Maturitätsprüfungen geltenden Bestimmungen
ausdrücklich betonender, an das Ministerium fui C. u. U. zu erstattender
Antrag wird mit Stimmenmehrheit nach längerer lebhafter Debatte an-
fenommen. — Der Direction der öffentlichen Oberrealschule in der
osephstadt in Wien wird die Benützung der Turnlocalitäten des k. k.
Gymnasiums in der Josephstadt für das Schuljahr 1873/74 bedingnisweise
gestattet. — Ueber die Eignung verschiedener Bücher zi|m Lehrgebrauche
wird an das Ministerium berichtet. — Es wird beschlossen, dem Martin
Nouwirth, bisherigen Director der v. Zoller-Bemard'schen Stiftunj^schule
in Wien, welcher, zum Pfarrer ernannt, aus dieser Schule ausscheidet, für
seine Verdienste als Leiter dieser instalt die volle Anerkennung des n. ö.
Landesschulrathes auszusprechen. — Wegen der provisorischen Leitung
dieser Schule wird das Geeignete verfügt.
Sitzung des k. k. n. ö. Landesschulrathes vom 12. November.
Dem Curatorium und der Direction der k. k. theresianischen Aka-
demie in Wien wird für Errichtung eines unentgeltlichen Lehrcurses aus
den unobligaten Lehrgegenständen fElr die externen Schüler des dortigen
Gymnasiums der Dank ausgesprochen. — Die Localauwchliessung einet
612 Miscelleii.
■
Schülers an einem Gymnasium Wiens wird bestätig — Ein Gesnch
mehrerer Nebenlehrer an einem G^mnasiom um Gleichstellong mit den
Gymnasiallehrern wird als gesetzlich unbegründet zorückgewiesen. —
lieber Wnnsch des Lehrkörpers des n. ö. Landes-Realgyranasinrns in
Waidhofe n a. d. Thaya, welcher von dem n. ö. Landesaasschosae
unterstützt wird, wird in Berücksichtigung der ganz besonderen localen
Verhältnisse ausnahmsweise gestattet, dass auch die Schuler der unter-
sten Classen dieser Anstalt an dem Unterrichte in der böhmischen Sprache
Theil nehmen. — Dem Inhaber einer Handelsschule, welcher diese Anstalt
als eine öffentliche Handelsmittelschule ankündigte, ohne hiezu die Be-
rechtigung zu besitzen, wurde dieser Vorgang verwiesen. — Der Lehrplan
für den bildungscurs der Lehrerinnen weiblicher Handarbeiten an der
Privat Lehrerinnen -Bildungsanstalt bei St. Ursula in Wien
wird genehmigt — Ueber das Anerbieten des Directors Fischer des
Privat-Kindergartens in der Leopoldstadt in Wien, Vorträge über EJnder-
gärten-Psedagogik an der k. k. Lehrerinnenbildungsanstut in Wien zu
halten, wird beschlossen, an das Ministerium für C. und U. zu berichten,
dass, in Berücksichtigung der grossen Ueberbürdung der Schülerinnen
mit wöchentlichen Lehrstunden in den Wintermonaten, Director Fischer
nur ersacht werden wolle, wöchentlich an einem freien Nachmittage in
den Monaten Mai und Juni den Lehramtscandidatinnen den Eintritt in
seinen Kindergarten zu dem Zwecke zu gestatten, um denselben den Ein-
blick in die Praxis im Kindergarten zu gewähren und hiebei die ent-
sprechenden Erläuterungen zu geben. — Die vom Ministerium für Cultos
und Unterricht verfüete Auflassung der Commission zur Revision deutscher
Sprach- und Lesebücher wird zur Kenntnis genommen.
(Stipendien zur Heranbildung von Zeichenlehrern an
Mittelschalen.) — Das k. k. Ministerium für C. u. U. hat mittdst
Erlasses von 27. Septemb. l. J., Z. 12.922 zehn Stipendien von jahrlteh
300 Gulden auf die Dauer von 3 Jahren zu dem eingangs genannten
Zwecke systemisiert und als Erfordernis zur Erlangung eines solchen
Stipendiums zum Besuche der Kunstgewerbeschule des k. k. Österreichi-
schen Museums 4 Puncto bezeichnet und als Termin für die Bewerber
aus den im Reichsrathe vertretenen Königreichen und Ländern bis läng-
stens 15. Oct. 1. J. festgesetzt. (S. das Nähere: Wiener Zeitung y. 1. Oct
1. J., Nr. 228; Nichtamtl. Theil, S. 3).
(Eröffnung eines neuen (zweiten) Turneurses für Can-
didaten des Lehramt'es an Mittelschulen.) — Mit Erlass vom
17. September 1873, Z. 11.250, hat Se. Exe. der Minister für Cultus und
Unterricht die Eröffnung eines neuen (des zweiten) Turneurses für Can-
didaten des Lehramtes an Mittelschulen genehmigt. Der Tumcurs ist
auf zwei Jahrgänge berechnet und hat, gemäss dem Einführungserlasse
vom 22. August 1871, Z. 6705, die Gewinnung von Turnlehrkräften aus
den Reihen der wirklichen Lehrer an Mittelschulen und demzufolge deren
theoretische und praktische Vertrautheit mit dem Turnweseu, rücksicht-
lich die Vorbereitung der Candid.iten im Sinne der Prüfungsvorschrifk
für das Lehramt des Turnens vom 10. September 1870, Z. 9177, zum Zwecke.
Als Locale zur Abhaltung dieses Tumcurses ist das k. k. Real-
und Obergymnasium im neunten Bezirke Wiens bestimmt und mit der
Leitung der Turnlehrer am k. k. Theresianum Johann H off er beauftragt.
Der Curs beginnt Mitte October und findet an drei Abenden der
Woche in je zwei , näher zu vereinbarenden Stunden statt
Die Theilnahme am Curse ist unentgeltlich.
Die Normalzahl der Theilnehmer beträgt zwanzig.
MimUeiL 61S
Tarneriaehe Vorbildang der Gandidaien ist erwünscht» aber nicht
anumg&ngUch nothwendig.
Anmeldangen werden TOin Leiter des Tnmcarses in dessen Cabi-
nette nächst dem Tomsaale im k. k. Realgymnasium im nennten Bezirke
(Wasagasse Nr. 10) jeden Montag, Dinstag, Donnerstag nnd Freitag
Ton 3 ois 5 Uhr Nachmittags entgegengenommen.
Programm des Tnrnenrses.
Die praktischen Uebongen des besQglichen Schnltnmgebietes in
mnsterhafter Ausf&hrnng nnd mit stäter Bücksicht anf diä Ziel, die
nnterrichtliche Behandlung, Ton dem Elementarsten beginnend nnd in
methodischer Entwicklung in dem Zusammengesetzteren fortschreitend,
femer die nöthigen Hilfen bilden w&hrend des ganzen Curses den yor-
herrschenden Gegenstand« Verständnis der Technik der Bewegung nnd
Fähigkeit, sie zn zerlegen, die Uebnngen methodisch abzustufen und
tumsnrachlich richtig zu bezeichnen; Kenntnis der geschichtlichen Ent-
wickelung, des Wesens, des Zweckes und der Mittel des Turnens werden
die mehr theoretischen Aufjraben der Gandidaten ausmachen.
Der angedeutete Stoff wird in folgender Vertheilnng geboten:
im ersten Semester praktisch: gmndl^ende Einführung
in die yerschiedenen Uebunesgattungen (erste Hälfte des Semesters sechs
Stunden wöchentlich, zweite Hälfte des Semesters vier Stunden wöchentlich);
theoretisch: Vortr^e 1. über Geschichte der Leibesübungen
der Alten, 2. über Begriff, Zweck, Mittel des Turnens (zweite Hälfte
des Semesters wöchentlich zwei Stunden);
im zweiten Semester praktisch: Weiterbildung der eige-
nen Tumfertigkeit der Gandidaten, Uebui^ im gegenseitigen Hilfefifeben ;
theoretisch: Fortsetzung der Vorträge über Geschichte des
Turnens, allgemeine und specielle Ordnungs- nnd Bewegungslehre nach
Spiess, Kunstsprache des Turnens;
im dritten Semester praktisch: Weiterbildung mit erhöh-
ter Forderung einer sicheren, oorrecten Ausführung; methodische Ent-
wickelung von üebuugsreihen. Zerlegen und Zusammensetzen Yon Bewe-
gungen, zuTcrlässige Hilfegebung, tnmsprachlich richtige Bezeichnung
Yon Uebnngen, abwechselnde Uebemahme des Befehles als ezaminatohsch
den C^didaten gestellte Aufgaben (wöchentlich vier Stunden);
theoretisch: Vorträge über Systemkunde, Literatur, Geräth-
lehre des Turnens (wöchentlich zwei Stunden);
im vierten Semester: j>raktische üehungen (wöchentlich vier
Stunden);
applicatorischer Untericht an Schfilerclassen (ausserhalb der Gurs-
stnnden);
theoretisch: Vorträge über Methode, Becapitulationen einzel-
ner Gapitel (zum Theil examinatorisch).
Wien, den 8. October 1873.
Vom k. k. n. ö. Landesschulrath.
(Präfecte der theresianischen Akademie in Wien.) —
Se. k. nnd k. Apostolische Majestät haben mit Allerhöchster Entschlies-
snng vom 24. September d. J. allergnädigst zn genehmigen geruht, dass
die rräfecte der theresianischen Asademie in Wien, wenn sie
von Seite der Anstalt in den bleibenden Ruhestand versetzt werden, in
Betreff der Anrechnung ihrer Dienstzeit nach den für die Lehrer der
Mittelschulen geltenden Normen ((besetz vom 9. April 1870, R. G.
BL Nr. 47) behandelt werden. (Wr. Ztg.)
Mtochrifl f. d. fttWrr. Ojma. 1878. YII. «. YIH. H«A. 41
014 Ifisoellai.
(Uebor die Errichtung Ton rechts- and staatawissen-
Bch&ftlichen Seminaren an den Universitäten), aa wekher
der Minister fftr Cnltus nnd Unterriebt, aaf Grund Allerhöcbstor Ent-
scbliessung vom 23. September 1873 ermächtigt worden ist, s. daa^ Näbem
in der „Wiener Zeitung^ vom 2. Oclober 1. J. 229 HauptbL S. 16 n. im
.Yerordn. Bl. f. d. Dienstbereich des Ministeriums f. C. u. U.^, 1873,
St XIX, S. 539-541.
(Seminar für das Studium der orientalischen Sprachen
in Pest). — An der Universität alldort wurde von Sr. k. u. k. Apoat.
Majestät die Errichtung eines Seminars genehmigt, das alle LehrfalBher
nnimssen wird, welche an der Wiener orientalischen Akademie vorgetra-
gen werden. (Wr. Ztg.)
(Eröffnung der Realschule in Marburg.) — Bei dem in
MarbuTff am 2. October 1. J. stattgefundenen Feste der Eröffnung der
Bealchue waren Ihre Excellenzen der Herr Minister v.Str envay r und Statt-
halter Baron Kübeck, der hochw. Fürstbischof v. Lavant, Stepisch-
n e g g , Landes - Schulin^pector Wretschko, die Gemeinderäthe and
Vertreter des Lehrkörpers und der Schulen anwesend. Bürgermeister
Reiser dankte der Regierung undspeciell Sr. Exe dem Herrn Minister
V. Stremap, dem Landesausschusse nnd der Gemeinde, dann dem Archi-
tekten Wilhelm Buchner für die Errichtung der Schule im Interesse der
deutschen Bildung. Se. Exe. Minister v. Stremayr übergab öffentlich dem
Dr. Reiser den Franz Joseph-Orden. Dr. Reiser dankte in seinem und in
der Gemeinde Namen. Wretschko und Director Efsl sprachen über die
Bedeutung der Feier und der neueröffneten Schule. (Wr. Ztg.)
(Arnauer Realgymnasium.) — Zu Aman (Böhmen) fand am
7. October 1. J. die feieruche Einweihung des neuen B^lgymnasiiims
statt (WT Ztg.)
(Schuleröffnunffin Czernowitz.) — Die feierliche Eröffnnne
der höheren Gewerbeschule in Czernowitz hat am 1. November LJ.
im grossen Saale der Oberrealschule stattgefunden. (Wr. Ztg.)
(Gymnasialjubiläum in Hall.) - Das k. k. Obergymnasinm
in Hall (Tirol), das im October 1573 eröffnet worden war, begieng
am 22. October 1. J. feierlich das dreihundertjährige Festjubiläum.
(Wr. Ztg.)
(Graz er Gymnasium.) - Genau vor 300 Jahren stiftete Erzher-
zog Karl IL, Herzog von Steiermark, das Grazer Gymnasium. Die Ur-
kunde, welche im stcier märkischen Laudesarchive erlieet, trägt das Datum:
Graz am 12. November 1573. Der Unterricht wurde bereits in jenem
Jahre in den drei unteren Classen gegeben. Zum Geburtstage der Schäle
wurde Jedoch der 30. Juni bestimmt, welcher Tag auch als Jubiläoma-
tag gefeiert werden soll, theils wegen der geeigneteren Jahreszeit, theils
um dieses Fest würdiger vorbereiten zu können. (Wr. Ztg.)
^^^^■^ Hiscellcn. «tS
(AuffoTdernng mm Eintritte in die Geoiecadetten-
echnle.) — Dbs Nähere ebar die Bedin^ngen, anter welchen junge
Mann» des Civilstandes (niich Ablegung einer commtasionellen I>räfting
lis läiigsteca 20. Sept. L J. bei einem det Genieregiments- oder BaUil'
lonBCDuimaaden lu Wien. Krems, Ofen, Prag, OlmOtz oder Kniknu. und
zwar im Umfange der Schlusspiärung einer OR.) in den am 1. Üctoher
I. J beginnenden Voibereitungfacars ttir die Geniecadettenschole eintreten
konnten, um zum Genieofficier bcraniuLilUen, a. das Nähere Wienor-Zuitong
rorn 13. August 1. J., Nr. läT, Hauptbl, uicbtuutl. Theil, S. 527.
(Schenkangan diek. k. Unireraitätsbibliot liek su Inni-
brnck.) — Die Brüder Vinccnz und Joaepb Kdle v. Elirbardt (Er«te-
rer, Ministen alnkth beim Ministerium ftir C. u. U., in Wien, seither
Terewigt, Iietsterer Statthnltereirath in Innsbruck haben die an 30UI)
Bände starke mediciniiche Bibliothek ihres seligen Herrn Vaters , des
Sew. Guberinlr»lhes und Protoinedicua in Tirol Joh. Nop, v Ehrhardt,
er Innsbrucker k. k ünivcisitStsbibliotbek, auf die Bitte des dartigun
k, k. Bibliothekars Dr. Friedrieh Lei t he, zum bleibenden Oesi^benke ge-
macht, nachdem sie derselben schon seit Jahren zur ßenQtzang gross-
mtlthigst QherlaEsen worden war.
(Anszeiehnnngen aus Anlass der Theilnabme ander
internationalen Wiener Wel taasstelt ang des Jahres 1873.)
— in dam in der officiellen Wiener Zeitung v. 1. November 1. J., Nr, 255,
TerQSentlichten Verzeichnisse der (Dr ihre Theiinahtne an der oben er-
ifähnten Anssleltung und der Mitwirkung xa den Erfolgen derselben niit
besonderem A1terh5cbsten Handschreiben allergnädigst ansgeieichoeten
PersSnlichkeiten and Körperschaften werden auch nachbenannte, dem
Bereiche dieser Zeitschrift näherstehende, aufgeführt, u zw.: — a)
(Ausdruck der AU. Aneikennang): So. Encellenz Oberstk&mmerer
Feldiengmeister Franz Graf Folliot de Crenneville, Ehren-Curator
de« 5Bt. Huseuma f. Kunst n. Industrie, Ehrenmitglied der k. k. Akademie
der bildenden Künste in Wien usw. ; — der k. k, Hof- u. Unirersitäts-
bnchbändler in Wien Wilhelm Sitter t. Branm filier, der Professor an
der techn. Hochschule in Wien, Oberbnurath Heinrich Ritter ». Fers tel,
der Professor an der Akademie der bildenden Künste in Wien Joseph
HiUer V. Führich, der Bildhaaer in Wien Jo^.'ph Gasser, der Di-
rector der geolog. Reichsaastalt in Wien Hofrath Fraui Bitter v. Uaner,
der Professor an der techn. Hochschule in Wien. Ministerialrat li Dr. Jos.
Herr, der Prof. an der tochn. Hoebscbale in Wien Hofrath Dr. Ueinr.
HUiiwet:, der üniversititsprofessor in Prag. RaBierungsrath Dr. Con-
alantin Bitter ». Höf ler, der üniversitatsprofeasor in Wien Hofrath Dr.
Joseph Hyrtl, dar akademische Professor in Wien Loui» Jacobj, der
akaaemisclie Professor in Wien Karl Kundmann. der Univertitätspro-
festior in Wien , Präsident der kais. Akademie der Wiasenscharten Hof-
rath Dr. Karl Itokitansk;, der Professor der techn. Hochschule in
Ont Karl Scheidtenberger, der ProfcBsur an der Akademie der
bildenden Künste in Wien, Oberbnurath Friedrich Schmidt, der Uene-
ralsecretftr der kais. Akademie der Wissenschaften in Wiun, Miniaterial-
f»th Dr. Anton Schröltei ffittor ?, Kristclli, der Directur der Berg-
akademie in Leoben, Miniat^rlalratli Pvt^ir Ritter v. Tunner und der
emeritierte Direktor der Mariabmnnor Fontakadpmie Jus'jph Wes&flyi
fomor die Handelsakademie in Wien, das steiermärkische Tan-
daearehiv in (Im, die GoselUchaft der Uusikfriunde des österr.
Ktisorstaates in Wien u. m. a. — bHOesterreich. Fruiherru-
stand); Architekt Kall lUaenaueT in Wien;- c) (Komthurkreux
lies FtaDi-JoBeph-Ordens): Der Ost. ung. Genemlconsuj in Smyrua
41-« ^,1
016 Misoellen.
Dr. Karl Bitter ▼. Scherzer; — d) (Orden der eisernen Krone
3.CL): Der Genremaler in Wien Friedrich Friedländer, der PnrfSeeaar
an der techn. Hochschale in Wien Badolf Orimns Bitter ▼. Grimbnrg,
der Architekt in Wien Gostay Gngitz, der Universitätsprofessor in Wien
Dr. Eduard Hanslik, der Cnrator des öet. Masenms At Knnst nnd In-
dastrie in Wien AchiUes t. Melin^o, der Historienmaler in Wien
Angast Pettenkofer, der kön. Bath und Universitätsprofessor in Pest
Dr. Florian Bömer, der Professor an der kön. OB. in Pest Dr. Adolf
Szaböky, der Präsident des Schriftstellerrereines ,,Concordia" in Wien
Wilhelm Wiener nnd der Director der k. k. Gemälde-Galerie im Bei-
▼edere Begierungsrath Eduard Engerth; — e) (Titel nnd Charakter
eines Begierangsrathes): Der kais. Bath nnd Landeshistoriograph in
Brunn Dr. Beda Dadik, der Professor an der Forstskademie in Maria-
bmnn Dr. Wilhelm Einer, der Professor am deutschen polytechn. Lan-
desinstitnte in Prag Friedrich Kick und der Professor an der Forst-
akademie in Mariabrann Arthur Freiherr y. Seckendorf-Gutent; —
f) (Titel eines kaiserlichen Bathes): Der Kunsthändler in Wien
Aufi^ust Artaria, der Buchdruckereihesitzer in Wien Friedrich Gerold
und der Bibliothekar der techn. Hochschule in Wien Anton Martin;
— g) (Bitterkreuz des Franz Joseph-Ordens): Der Architekt in
Wien Lotbar Abel, der Landesschulinspector in Prag Michael A c h t n e r,
der Director der Handelsakademie in Prag Karl Arenz, der akad. Bild-
hauer in Wien Karl Costenoble , der Architekt in Wien Badolf Feld-
scharek, der Bergrath und Professor an der techn. Hochschule in Wien
Karl Jenny, der Professor an der Schottenfelder OB. in Wien Julius
Koch, der Professor an der Kunstgewerbeschule des öst. Museums für
Kunst und Industrie in Wien Otto König, der Fabricant math. und
phjs. Instrumente in Wien Wilhelm Kraft, der Historienmaler und Pr«^
fessor in Wien Ferdinand Laufberger, der Professor an der techn.
Hochschule in Wien Dr. Karl t. Lfitzow, der Architekt in Wien Alfred
Morgenstern, der Historienmaler in Wien Joseph Neugebauer, der
Notar und Vorstand des Wiener Männergesangrereines Dr. Karl 0 Isch-
bauer, der Director der Bealschule in Sechshaus Dr. F. J. Pisko, der
Universitäts^rofessor io Prag Dr. Karl Bichter, der Historienmaler in
Lemberg Heinrich Bitter v. Bodakowski, der Professor an der techn.
Akademie in Krakau Ladislaus Bozwadowski, der Ho&ecretär bei der
Direction der administr. Statistik Gustar Schimmer, der Genremaler
in Wien Alois Schönn, der Genremaler in Stuttgart Johann Straschi-
ripka (Canon), der Professor am Poljrtechnicum in Pest Ladislaus t.
Wagner und der Professor der Landwirthschaft an der technischen Hoch-
schule in Graz Dr. Gust Wilhelm; — h) Q/LedsL\\\e für Kunst nnd
Wissenschaft): Der Glasmaler in Wien Kari Gejling und der Hof-
bildhauer in Wien Franz Schönthaler: —i) (Goldenes Verdienst-
kreuz mit der Krone): Der Architekt in Wien Leopold Bartelmus,
der Sprachlehrer in Wien Nathan Denneberg, der Bildhauer in Wien
Josepn Dollischak, der Professor der Ii3hrerbildang»anstalt in Inns-
bruck F. M. Hinter waldner, der Künstler und Zeichenlehrer in
Linz Joseph Maria Kaiser, der Professor an der Bealschule in Wiener-
Neustadt Georg Kosak, der Director der Lehrerbildungsanstalt in Kut-
tenberg Dr. G. A. Lindner, der Architekt in Wien Johann Machytka,
der Hauptlehrer an der Lehrerbildungsanstalt der Kleinseite in Prag
Johann Mrazck, der Priyatier in men, (seinerzeit Actuar der kais.
Akademie der Wissenschaften) Eugen Obermajrer, der Professor des
Mantfacturzeichnens in Brunn Georg Bödel, der Professor an der
OB. in Brunn Joseph Boller, der Director der städtischen Töchterschule
in Olmütz Johann Schober und der Hilfsämierdirectionsadjunct im 1^-
nisterium für C. und U. Karl SzlaTik — ib) (Goldenes Verdienst-
kreuz): Der Universitätsgärtner in Lemberg ICarl Bauer, die Secrettrin
MisceUen.
en
det Fnoen-Eiwerbe Vereines in Wien, SehnftateUerin Aglaja y. Eaietet,
d«r Inhaber einer gSenttichen Bfirgi^rscliule in Wien L<;opold Hu gl, der
Architekt in Wien CaBimir Loewe, der Bildhaner in Wien Antun Schröfl
ond der Bildhauer in Innebradc SebastitLO Steiu«r-, — IJ (Silbernes
Verdidustbreni} der Factor bei „derold u. Sühn" i. WienC. KneiseL
(Approbierung von Leliramtscandidateii im LanTe des
Schnliabres 1873/73.) — AI. Von der k. k. wissenecUaftlicheu
OjmnagialprQfangscoininiBsionin Wien sind im Laufe des Schul-
jahres ViT2/3 folgende LeliraaitscuDdidaten geprQTt and approbiert wor-
den: Karl Mason, Prof. am Staats-G. iu Trieat, Griechisch u. Itilienisob
für daaganxeG.; Kart Kolbenheyer. Prof. am 2. Staats G. in Teschen.
Latein f. d. ganie 0, (Ergäninntügprüfung)-, Franz Nowotny, Prof. am
O. in Iglan, Latein f. d. gania u, (ErgänzungsprOfung), sämnitlich mit
deatecher Untapr.; Joaeuh Riboll, prov, GymnaBial-Dlrector in Sebenico
Iiateiu, Oricchiach und SerbUeh f. ä. ganie G. ; Ergänz nngsprä fang), mit
Italien. Untspr.; Mauros Wiesor, Orden sprieater des Stiftes Bettenitetton,
Latein und Uriechisch f. d. ganze G.; Karl Eobliiek. OymnasiaUehret
in Olmfltz, Latein f. d. ganze Q. (Er^nzungsprOfungj, Albert Fieti,
Candidat in Wien, Latein and Griechisch für daa IJu., sämmtlidi mit
deutscher Cntepr.; Wenzel Bursik, Lehrer am Gymnaeinni in Deutscb-
brod, Latein und Uriechisch fOr das Untergymnaiium , mit dentacli-
bdhmiicher Untspr.; Dr. Otto Stcinnender. Candidat in Kta^enfort,
lAtein und Griecbiach f. d- ganze G., Michael Becker, Supplent am
GjrmnBBiam in Uberbollabrunn, Griechitch f. d. ganz?, Latein f. d. CG.,
beide mit deutscher Untspr.; Peter UaffanclH, Candidat in Wien, Latein
ond Qriechia-ih f. d- UÜ., mit croatisch, Italien. Untapr.; Wilhelm Kui-
l&iek, Supplent am G^mnasinm in 6aai, Latein and Griechisch f. d.
UG., mit di^nUch- böhmischer Unt«pr.i Vincenz Passaiich. Candidat
in Rs^Qsa. Latein nnd Orieoliisch f. d. UG-, mit croatiach, Italien. Untspr.
Christian Janiche, Sapplent am Gymnasium in Uernals, iloh. Kiaeha,
Sopident am Qynin&Giuni in [Jng.-Hnidiseh, beide Latein und Griechisch
f. d. ganze G„ l>r. Andreas Borschke. Benedictiner Ordenspriester in
Wien, Philos. Proptedeutik f. d. ganze G, Anton Artol, Supplent am
Gymnseiuiii in Gärt, Latein und Griechisch f. d. OG., aiimmtlich mit
dantscher Untspr; Stephan Tomalerif. Katechet am Gymnasium in
Chinata, Italienisch f. a. ganze Q., mit illyriach, Italien. Untspr.; Karl
Strobl, Fiarist in Wien, Arthur Lankmayer, SuDplent am Beal-
Gjrmnaitiuui in Freistadt, ersterer Latein a. Uriechisch f. o. ganze, letzterer
für das UG., beide mit deutscher Untspr.; Mai Vrzal, Chorherr des
t^tiftcs Strakow in Hühren, Latein und Griechisch f. d. ganze G., mit
deutsch, and bühmischer Untspr.; Michael Glavinii^, Lehrer am Gym-
nasium in Spalato, Italienisch f. d. ganze G-, mit italien. Untapr. ; Samuel
Uahndel, Michael VuäkoTid, beide Caudidateu in Wien, ersterer Latein
und Griechisch f. d. ganze, letzterer f. d. UG., jener mit deutsch., dioser
nilt Italien. Untanr.; Franz WQrzner. Piaristen -Ordenspriester in Wien,
Lal«in und Griechisch f. d. ganze G , mit deutsch Untspr.; Ant. Mrkusi^,
Utoin und Griechibch f. d. UG., Clemens Blämel, ItudDlf Bitschofsky .
Frani Schmid. sämmtlieh Latein und Griechisch f. d. ganze G., uud
•IIa Candidiiten in Wien, Anton Czernr, Supplent am deutschen Ober-
Kpnnaaiam in BrQnn; Antim Kosiba. Supplent am ObergymniLsiiim in
Brakan, Johann Witrzons. Candidat in Wien, eraterer I^itein und Grie-
obisch f. d. UG„ lettterei f. d. ganze G.: Johann Pelina, Supplent am
OTDiiiaiium In Ulbr.-NeusUdt. Eduard Bland. Candidat in Wien, eraterer
Latein ond Griechisch f. d. UG., letzterer f. d. gauie G., sitnuntücb mit
dentseh. Untopr.i Joieph Vettach, Caudidtit in Wien, Latein und Gric-
chiteh f. d. ganze G„ mit dentach. und italian. Untspr,; Joseph Wybiral,
Bouplont am (iymnaslnm in Oberhollabrunn, Latoin uud Uriechisch f. d.
US., Uomui Uiectanski, Supplent am Gynn.isium in i'anioir, litixt^L
I
018 MifloelleD.
and Griechisch L d. ganie 6., beide mit deatsch. üntspr.; Hiacoidmiu
MoseoYita, Katechet am Gymnasiam in Spalato, Italieniach L d. gaaia
G., mit italien. üntepr.; Rudolf Uermar, Lehrer am GymnaBiun in
Jnngbanilan, Böhmisch f. d. UG., mit böhm. üntspr.; Engen Kadefa-
rek, Prof. am Gymnasinm in l>eatschbrod, Philos. PropsMientik 1 d. gania
G.; Bndolf Hahnenkamp, Candidat in Wien, Coloman Waener, Ca-
pitnlar des Stiftes Kremsmünster, beide Mathematik und Phjsik f. d. ganie
G., Franz Fellegger, Supplent am Gymnasium in Wr.-Nenstadt, Jolinf
Friess, Dr. Simon Fischer, Adam Wassienik, Johann Pnlaj,
Anton Ehrenberger, simmtlich Candidaten in Wien, Franz Scheller,
Beserre -Lieutenant in Troppau, Joseph Trollhan Vincenz Hesky,
bcdde Candidaten in Wien, sammtiich Mathematik und Phjsik t d. ganze
G., alle mit deutsch., letzter mit croat Untspr.; Anton Laska, Cairaidat
in Esseg, Ignaz Wallentin, Karl Pfeiffer, Candidaten in Wien, Ma-
thematik und Phvsik f. d. ganze G., ersterer mit deutsclL. böhm. und
croatisch., die beiden letzteren mit deutsch. Untspr.; Joseph Kiedl, Karl
Kosmik, Rudolf Antoni , alle Mathematik f. d. ganze, Physik f. d. UQ.,
Rudolf Gosse, Karl Neuwirth, beide Physik f. d. ganze G. (Ergftn-
zungsprüfui^), Moritz G löser, sammtiich Candidaten in Wien, Physik
f. d. ganze G., August Dorfwirth, Supplent au der Realschule in Steyr,
Philos. Propädeutik am 0., Mathematik und Physik am UG.; Joeepli
Kostar, Supplent an der Oberrealschulc in Ellbogen, Naturgeschichte
f. d« ganze, Mathematik und Physik f. d. UG., Biasius Knauer, Ldirer
am Gymnasium in Suczawa, Philos. Proi)8Bdeutik f. d. ganze G. ; Ferdinand
Valle, Mathematik und Physik für das UG.; Franz Meissner, Mathe-
matik und Naturgeschichte f. d. UG.; Eduard Dudik, Rudolf Kindl,
beide Geographie und Geschichte f. d. ganze G., Julius Neugebaner,
Karl Neu Dauer, sammtiich Candidaten in Wien, beide Geographie und
Geschichte f. d. ganze G.; Reinhold Stransky, Supplent am Gymnasium
in Leitomischl, Wenzel Koutny, Präfect in der Theresianischen Akademie
beide Geographie und Geschichte f. d. ganze G. (Erganzungsprüfung);
Adolf Beiling, Lehrer der französischen Sprache am Gymnasium auf
der Landstrasse, Anton Löffle r, Anton Riedel, Candidfaten in Wien,
jeder Geographie und Geschichte f. d. ganze G. und sammlich mit deutsch.
Untspr. ; Alois Klai5, Candidat in Wien , Wilhelm PI ttner, Stiftspriester
in Zwettl, Edmund Kamprath, Supplent am Gymnasium in Wr.-Nen-
stadt, sammtiich Geographie und Geschichte f. d. ganze G., ersterer mit
croatiisch., letztere mit deutsch. Untspr.; Karl Klement, Supplent an
der Unterrealschule in Mähr.-Neustadt, Johann Bumbacu. Supplent am
Gymnasium in Suczawa, beide Geographie und Geschichte f. d. UG^
Leopold Becker, Präfect an der Theresianischen Akademie, Friedridi
Maschek, Candidat in Wien, Deutsche Sprache f. d. ganze G.; Angnat
Uofer, Deutsche Sprache f. d. UG., Emerich Müller, Geschichte Geo-
nhie und Deutsch f. d. ^anze G., Franz Leitzinger, Franz Snklje,
s Geographie und Gescnichte f. d. ganze, Deutsch f. d. UG., sammt-
iich Candidaten in Wien, und die mit deutsch. Clntspr. — II. Von der
k. k. wissenschaftlichen Gymnasial-Lehramts-Prüfungscom-
mission in Innsbruck: Johann Alton, wirkl. Lehrer am k. k. Staats*
gymnasium zu Trient, dassische Philologie f. d. ganze G., mit deutsch.
und italien. Untspr.; Johann Bapt. Battisti, Supplent am k. k. Staats-
grronasium in Tnent, Griechbch f. d. ganze, Latein f. d. UG., mit italieo.
Untspr.; Dr. Phil. J. Hausotter, Uauptlehrer an der k. k. Lehrerbil-
dungsanstalt in Innsbruck, Geographie und Geschichte, daim deutache
Sprache f. d. ganze G.; Cassian P. Hof er, Benedictiner-Ordensprieeter
im Stift Marienberg in Tirol, classiscbe Philologie f. d. ganze G., Julius
Jung, Innsbruck (Adresse des Herrn Oberlandesgerichtsrathes V. Jung),
Geographie und Geschichte f. d. ganze, Deutsch f. d. UG., Joeeph Kieehl,
Probecandidat am k. k. Gymnasium in Innsbruck, Engelbert Kobald,
beide Mathematik und Physik f. d. ganze G.; Isidor, P. Leohthaler,
M ideellen.
(U
BenediotineT'OrdeDEpr. im Stift Marienberg in Tirol, Uabricl Mitter-
• iiller, Supplent am k. Ic. GymnnaJum in Erema, iDgeuain Moser,
ngoX. Chorherr des AuguntinerardiiDH in lüoster Neustift in Tirol, Bätamt-
lioacUsÜBChe Pliilologie f.d. sanze G., letzter Ere&nzun^^rüfung; Jobann
Hoser, Supplent aiii k. k. Gymnasium in äalKoarg, Grii?cbiscb für die
sechs, lÄtdio f. d. vier anteraten GjDuiasialdtiMen , ssmmtUcli mit deutsch.
Untspr; Lorenz Müller, Supplent un k. k. Gpnnaainm in Trient. Ma-
thenutik and Pbjsik f. d. gan^e ü-, mit Italien. Untapr.; Dr. Pbit. V.,
PerathoDor, Proressor am k. k. GyniDusium zu Feldldrcb, philosophi-
sche Propedeutik (der Candidut ist ans clusiscber Philologie f. d. ganie
G. approbiert), Johann Paul Ploner. Supplent am 3. k. k. Stauts^/m-
DMiani iu Gral, Jobanti ßaatbiehler, wirkL Lehrer am k. k. Gjm-
Dasium in Feldkircb, beide cta^siscbe Philologie f. d. ganze G.. Dr. Phil.
Cl. P. Salier, Latein f. d. ganze. Griechiaoh f. d. UG., Theodor P.
i^eifert, Mathematik and Physik f. d. ganze G.. beide Ciaterzienseror-
denspriester in Stift Usseg^ in Bölunen. sämmtlich mit deutsch. Untspr.;
üartboloDiäus Speraniani, Sapplent am k. k. Gymnaaiam in Trient,
Geographie und Geeeliiclitü f. d. gaa^e G., mit itation. Untepr.; Wilhelm
Steiner, Geographie und Geschichte f. d. ganze G. (Ergänzungspröfnng.
Der Candidat ist auch aus Iteutsch f. d. DG. approbiert, mit deutscher
Untspr.; Friedrich Stolz, vi rkl. Lehrer am k. k. Stoata^mn. zu Klagen-
hrt, oltusische Philologie f.d. ganie G-, mit deutsch, tlntspr.; Valentin
Zambra, Sapplent am k. k. Gymnaslaro in Trient, class. Philologie f.
d. ganze G. mit italieniiicher, t d. ÜG mit deatsch. Unterricb top räche,
dann Italicniscb und Deutsch f. d. [IQ. mit Italien. Untapr; Albert
Zimmscer, Supplent an der Comm.-Uberrealacbule in Ellbogen, Natur-
geschichte f. d. ganze, Mathematik und Physik t. d. UG. — IJI. Von
der k. L wisaenschaftlichen Gymnasial-Lchramts-Prätungs-
cotumission in Graz: Albert von Berger, Lehrer am Gymnasinm zu
Vincovce, clasaiitche Philologie am OG., mit deutsch. Untspr ; Friedrich
Sinzig, Lehramtscandidat in Graz, class. Philologie am ganzen G., mit
deutsch. □. ititlien. Untspr. : Karl JPnrgaj, Lebrimtscandidat in Graz,
olase. Philologie am U(i., Jobann Krainz. Lehrer am Obcrf^ymnaeiura
la Qört, Sebaet. Eberfa. P. Eatz, Capitular des Stiltes St. Paul in Kärnten,
beide Geschichte und Geographie am ganzen G.. mit deutecb. Untapr. ;
Alois Borri, Lehramtscandidat in Capo d'lBtria, Geschichte und Geogra-
ße am ganzen G., mit Italien. Untspr.; Dr. Arthur Steinwenter,
iier am Gymnasium zu Marburg, Geschichte und Geographie am ganzen
6... .Albert Vodeb, Lehrer an dei- Lebrerinnenhildnngsans^lt in Laibach,
Natorgeschichte am OG . Alois Sieaa, Lehrer am k. k. 3. Stoatsgymna-
siam in Graz, Philosophie, frhhur schon för class. Philologie am ganzen
ü. approbiert, Adalbert Maller. Lehrer am RQ. zu Vlllach. Mathematik
DUd Physik am UG., Dr. Peter Salcbor, Mathematik und Physik am
Sitten G., Joseph Egger, Prafv'ssor am k. k. 3 Staats- Gyinnasi am in
M, dnutsebe Sprache und Literatur f. d. ganze G., früher schon fät
«Imi. Philologie am OG. approbiert, simmCliub mit deutacli. Untspr. ;
Valentin Garbari, Professor um k. tc. Gymnasium in Triest, italienische
Sprache und Literatur f d. ganze G., frahor schon aus clafisiscInT Pliilolo-
gto f, d. ganze (!. approbiert, mit italian. Untspr.; Franz Harn , Lehrer
am k. Gymnasium sn Agram. sloTenische Sprache t. d. ÜG.. nlsss. Phi-
lologie am UG., mit deutsch, slofen. u. CToati<>eh. Untspr.; Joseph Me-
deutti. Mittlerweile gestorben, eUias. Phil, am UG., mit Italien, Unbipr.;
Franz Kocian, Suppfierundur Lehrer am deutschen G^mnasiam in Kud-
«eis, deutsche Spriclie und class. Philologie am UG.. mit dcntsch. Untspr.
5- IV. Von der k. k. wissenaohaftlicben Gymnasial-Lebramts-
(scummiHsion in Lemberg: Anton Filipowski. Lefaramts-
11 Lemberg, Mathematik f. d. ganze, Phyeik am UG., mit deutsch,
TA„.,A K-",«»,....^ Supplent a-" i» 1» =''•■*'"
Eduard Pidei
1 k. k. akademischen Gyranasiam
620 liisoeUen.
in Lemberg, classuche Philologie f. d. gante 6., mit denteeb. n. polnisdi.
Untepr.; JnliaD Bomanesnk. Supplent am k. k. akademischen Gymnarinm
in Lemberg, classische Philologie f. d. ganze G , mit deatech., polnisch,
nnd rathen. Untspr.; Johann Frydrjch, Supplent am Gymnainam an
Kolomea, G^esch. n. Geogr. am UG., im Falle cfes Bedarfes anch in der
V. nnd VL Cl., mit dentMh. n. polnisch. Untspr.; Zeno Milkowics. Snp-
Slent am k. k. akademischen Gymeasiam sn Lemher^, Johann Lewieki,
opplent am €hrmnasiam sa Przemysl, beide classische Pilologie f. d.
UG., nnd mit Putsch, polnisch, n. mthen. Untspr.; Franz Prochnicki,
Sapplent am k. k. Gj^mnasiam zn Brzezan, classische Philologie f. d. UG.»
mit deutsch, u. polnisch. Untspr. — V. Von der ausserordentliehfn Gym-
nasial - Lehramts- Prüf nngscommission in Krakau: Ludwig
Delaveaux, Supplent am Gymnasium bei St. Anna zu Krakau, Gesch.
u. Geo^. f. d. ninze G., Ignaz Flach, Supplent am Gymnasirm zu
Wadowioe, Ladislaus Foncz, Supplent am Gymnasium bei St. Anna zu
Krakau, beide Latein u. Griechisch f. d. UG., sämmtlich mit polniach.
Untspr.; Thomas Gawenda, Supplent an der Realschule zu Krakau,
Philosophie nebst Gesch. u. Geogr. f. d. UG., mit polnisch, u.' deutsch.
Untspr.; Karl Görecki, Supplent in der höheren Realschule zu Lem-
berg, Mathematik und Physik f. d. UG., mit polnisch. Untspr.; Johann
Hoszowski, Supplent am Gjrmnasium zu Tarnopol, Latein und Grieeh.
f. d. UG., Walerian Jaworski, unbesoldeter Supplent bei der Realschule
in Krakau, Mathematik f. d. ^ze, Physik f. d. UG., beide mit poln. u.
deutsch. Untspr.; Michael Kiszakiewicz, Supplent am 2. Grmnaaium
zu Lemberg, Latein u. Grieeh. f. d. ganze G., Ladislaus KosiAski, Lehrer
am Gymnasium zu Wadowice, Latein und Griechisch f. d. ganze G.,
Julius Stanislaus Koteck i, Supplent am ^mnasium bei St. Anna zu
Krakau, Latein u. Grieeh. f. d. UG., Ludwig Kubala, Supplent im Franz
Joseph -Gymnasium zu Lemberg, Gesch. u. Geogr. f. d.^^nze G., Leo
Kulczyiiski, Lehrer am Gymnasium zu St Anna in Krakau, Latein
u. Grieeh. f. d. ganze G., sämmtliche mit polnischn. Untspr.; Leo
Lemoch, Supi^lent am Gymnasium zu Tarnopol, Math. u. PhTsik am
UG., mit polnisch, u. deutsch. Untror.; Julius Lizak, Supplent am
Gymnasium zu Rzeszöw^ Mathematik mr 6 Gl. u. Physik f. d. uG., mit
polnisch. Untspr.; Mauritius Maciszewski, Supplent an der Reidschulo
zu Krakau^ Gesch. u. Geogr. f. d. ganze G., mit polnisch, u. deutsch.
Untspr.; Andreas Mieek, gewesener Supplent in Tamow, Latein und
Griecnisch f. d. UG., mit polnisch. Untspr.; Adalbert Mikulicz, Sup-
plent am Gymnasium zu Czemowitz, Gesch. u. Geogr. f. d. ganze G.,
mit deutsch. Untspr.; Valentin Nowak, Lehrer am Gymnasium zu
Bochnia, Philosophie (FrgänzungsDrüfung); Stanislaus Budnicki. Sup-
plent am Gymnasium zu Tamow, Mathematik u. Physik f. d. UG., Joseph
S^kiewicz, Supplent am Gymnasium in Wadowice, Latein u. Griedi.
f. d. UG., Michael S^kowski, Lehrer sm Gymnasium in Neu -Sandoz,
Solu. Spr. und Latein (Ergänzungsprüfung) f. d. ganze G. . Ladislaus
krzydylka, Supplent am Gymnasium zu Neu -Sandoz, Philosophie,
Gesch. u. Geogr. f. d. ganze G., Anton Soiwinski, Supplent am Gym-
nasium bei St. Anna in Krakau, Latein u. Grieeh. f. d. uG., sämmUidi
mit polnisch. Untspr.; Franz Stawicki, Supplent am Gymnasium in
Bielitz, deutsche Spr. u. Latein f. d. ganze, Grieeh. f. d. UG., mit deutsdi.
Untspr.; Paul Swiderski, Supplent am Gymnasium in Stanislau, La-
tein u. Grieeh. Erganzungsprürung t d. ganze G. mit polniach. Untspr.
Leopold Wajgiel, Supplent am 2. Gymnasium in Krakau, Naturgescb.
f. d. ganze, Mathematik u. Physik f. d. UG., mit poln. u. deutsch. Untspr.;
Johann Walczak, Lehrer an der Realschule in Krakau, Philosophie (Er^^
zungsprüfting) mit poln. Untspr.
B, L Von der k. k. wissenschaftlichen Realschul -Lehr-
arots-PrüfungscommissioB in Wien: Wilhelm Appalt, Oberäal-
MiflceUen. 6tl
schale in Olmütz, französische Sprache f. OR., (Er^zttngsprüfunff), mit
böhmischer und deutscher Untspr.^ Edmund Baczalki, ünterrealschuld
in Sambor, deutsche und polnische Sprache f. OR., mit deutscher und
polnisch. Untspr., Adolf Bechtl, Wien, Oberrealschule in der Leopold-
stadt, französische und enj^l. Sprache f. OR. , mit deutsch. Untspr., Nicolaus
Blascovich, Realschule in iWusa, Freihandzeichnen f. 0. und Italien.
Sprache f. UR., mit Italien. Untspr. Alois Buchet, Wien, IX, Har-
roonieg. 1, Mathematik und darstellende Geometrie f. OR., mit deutsch.
Untspr. Melchior Bud in ich, Lussin grande , italienische Sprache undGeb-
Sraphie f. 0. Geschichte f. UR., mit italien. Untspr., Franz Colin, Wien,
berrealschule in der Rossau, französische Sprache f. 0., deutsche Sprache
f. UR. mit deutsch. Untspr.; Ladislaus Daszydski, Oberrealschule in
Lemberg, darstellende Geometrie f. 0., und Mathematik f. UR., mit
deutsch, u. polnisch. Untspr.; Joseph Fi lipek, Unterrealschule inTeltsch
Geographie und Geschichte f. OR., Jacob Funk, Realschule in Brunn
französische Sprache f. OR, (Ergänzungsprüfung), Franz Grünes,
Oberrealschule in Graz, Freihandzeichnen f. OR.. sämmtliche mit deutsch.
Untspr., Joseph Jaguniö, Oberrealschule in RakoYac, illyrische Sprache
f. OB., (Erganzungsprüfun^ mit deutsch, illjrisch. Untspr.; Rudolf Kath-
rein Wien, Ministerium &s Aeussern, Karl Klein, Handelsakademie in
Wien, beide Handelsfächer, Johann Kornfeind, Oberrealschule in Krems,
französische Sprache f. 0., Geographie und Geschichte f. UR., Karl Kos-
1er, Gymnasium in Fiume, Mathematik und Physik f. OR. , Johann Koväf,
Gymnasium in Taus, Freihandzeichnen f. OR., sämmtliche mit deutsch.
Untsnr.; Dr. Vitale Laudi, Communal-Oberrealschule in Triest, Mathe-
matik und darstellende Geometrie f. OR., mit italien. Untspr.; Heinrich
Leitenberger, Wien, IV„ Wohllebeng. 13, Naturgeschichte und Chemie
f. OR., Dr. Augustin Margot, Wien. III, Strohgasse 2, französische
Sprache f. OR., Joseph Menger und Marens Miksid, Wien, techn.
Hochschule, jeder, Mathematik und darstellende Geometrie für GR.,
Franz Müllner, Oberrealschule in Krems, Geographie und Geschichte f.
Unter - Realschulen (Ergänzungsprüfung), sämmtliche mit deutscher
Untspr.; Moriz Mussafia, (3ommunal-Oberrealschule in Triest, franzö-
sische und italienische Sprache f. OR., mit deutsch, italien. Untspr.;
Ferdinand Pross, Gymnasium in Taus, G^chichte f. OR., (Ergänzunes-
prüfung), Emerich Rathay, Wien, II, Aujzmrten, Naturgeschichte f. 0.,
nnd Mathematik f. UR. Franz Richter, Ober-Siebenbrun, Handelsfächer
Karl Schmidt, CJommunal -Oberrealschule in Brunn, französische und
enffl. Sprache f. OR., Anton Steinhauser, Wien, Gewerbeschule, Physik
f. UR. (Ergänzunffsprüfung) , Johann Steyrer, Oberrealschule in St
Polten, französische nnd enffl. Sprache t OR , Ferdinand T heiter,
Wien, techn. Hochschule, Freihandzeichnen f. OR., Walter Vernaleken,
Wien, I, Annagasse, deutsche und französ. Sprache f. OR., Wilhelm
Voss, Wien, techn. Hochschule, Naturgeschichte und Geographie f. OR.,
Franz W astler, Oberrealschule in Laibach, Mathematik f. UR., (Er-
gänzungsprüfung), Johann Watzek, Gymnasium in Komotau, Freihand-
zeichnen f. OR., Joseph Willheim, Wien, IV, Schleifmühlgasse 13,
Handelsficher, August Wörndle v. Adelsfried, Wien, Theresianische
Akademie, Alwin Wouwermans, Gprmnasium in Krainburg, beide Frei-
handzeichnen f. OR., sämmtlich mit deutscher Unterrichtssprache. —
Fünfte Abtheilang;
Veronlnangen för üc «MterraichiselieB Cr]
nnd Bealgfholen; Personatnotizci:: ätetiBtÜL
E r I ä9 se.
Verordnung äettk, k. Mmintern für CmUm wnd UmUrnekt warn
25. October ISf73,
h^t raffend Vereine and Versammiaiiffeii der Sekftier ms
Vollrj9« and XitteUchnlen . äowie an denselben ^ieick|p9-
haltenen Lehranstalten.
Vorlrommnisse der jfingsten Zeit vennlmeon mich, die
(ifKYiden Bestimmungen des Xiniaterialerlasses rom 24. Juli VS4B, Z.
fR. Or, B1. Nr. 337) in Erinnemng so bringen.
1 Die Oymnasialschüler dmen an Vereinen, welche toh Pi
die n\fM OymnasialschQler sind, gebildet werden, weder al»
fKy*.h alfi Znh^^rer theilnebmea.
2. Dieselben dürfen auch keine Vereine nnt^r sieh bildiBB,
6iihf^r weder Vereins- noch andere Abseichen tragen.
Z. Zusammenkünfte and Versammlnngen derselbai in
j^fthl Nehnfs der literariseben Aosbildnng oder GeseHigfceit könna
mH ^l^nehmignng and anter Aufsicht des zostandigen Uizhdcpen
^fiA^ii, welcher dafür ferantwortlich gemacht wird, daaa dabei jede ü»*
/ifdnnnjB^ hintangehalten wird and nar löbliche Zwecke Teribigt wadm
Jeder Lenrk5rper ist berechtigt, Schüler, welche gegen^eee Tot-
iH-hfUf^n Verstössen, nach einmaliger frnchtlooer Ermahnung' Ton im
Ojrmftasiom zo entfernen.
Gleichzeitig finde ich diese Bestimmungen aof aDe YoDb»» mi
MlM^fiK^balen, sowie aaf die denselben gleichgehaltenen LehnmtiJlHi,
tih^ /war aaf die Volksschalen mit den aas der Schal- nnd ünterrUft^
fft^httnff Tom 20. Aagast 1870 (K. G. BL Nr. 105) sich ergebeate
M/>d)flcationen biemit auszudehnen.
PersoDit)- and BchiilDotUen.
Pereon&l- and Schulnotizen,
— {Ernennnngen, VerBetKungren. Beförderniigen, Ans-
itiehnmigen u. a. n.) ~ Se. k. u. Ic. Apostolisch» Hajeatgt haben
mit AUerhöchBter EDtechliesaDui; vum 2S. September d. J. de» Hiiiiste-
rislralh in Miniatcrium fUr Cultas und Unterricht Dr Adolf Fioker
lam Präsidenten der statistischen Central com miasion allergnidigst in
emennea and ihm bei diesem AnlBsae den Titel eines SectiansuhefB lax-
frei za rerleihen gemhL Btremafr m. p,
— Se. k. and k, Apoaiolische Hsjestät haben mit Allerhacbster
Entschliessuiig vom 4. Oetoher d. J. den Professor des IL Staatagymna-
tiams in Gr&z ond Bezirk GschDlinspoctor Johann Ätcian der RozsoKzuoi
Landesschalinspector BlIergDüdigat zu ernennen gcrnht.
Strt
(layr
— 6e. k. and k. Apostolische Majestät haben mit Allerbocbster
Entecblieasung vom 12. Oktober d. J. die Einrückung de» Ministerial-
rathes eitra atatuni im Ministerium für CuUus und Unterricht Karl
Stranskj v. Heilkron in eine systemmässige Ministerialrsthsatelle
allergnädigst lU genehmigen, fi'mer den Seotionsratb Dr. Karl Lern ay er
lum Ministerialrat be, den mit Titel und Charakter eines Sectionarathes
aasgeieichneteu Ministeriahecretär Leopold Schulz r. Straznicki und
den LandesBchnlinspector Eduard Kiischek la Sectionsrätben allcrgni-
digit lu ernennen, endlich dem mit Titel und Bang eines Sectionarathe«
ausgezeichneten Uinisterialsecretar Johann Freiherrn v. Pänmannauch
den Charakter einen Sectionarathe^ und den MinisteriaUucretären lir. Uer-
mann Ferdinand Buriän und Franz Fleissner Titel und Charakter
ron Sectio nsrathen, sammtlich taifrei allergnäiiig.>t zu rerleihen geruht.
Strt
aj-r
— Seine k. und k Apostolische Majestät haben mit Allerhöchster
EntschlieMung Tom 14 October 1. J. allergnädigst zu genehmigen ge-
ruht, dass der Director der meteorologischen Centralanstalt in Wien,
Hofratb Pr. Karl Jelinek, Ober sein Ansuchen von seiner aasserordent-
Uobcn Yurwenduog im Ministerium fQr Cultus nnd Unterricht sowie ron
d«r Verpflichtang, Vorlesungen an der Wiener Universität zu halten,
«Dthohen verde and ihm bei diesem Anlasse in allergnidigster Anerkcn-
naog' seiner hervorragenden Verdienste auf dem Gebiete der Meteorologie
und An dem Uoterricbtaministerium geleistoten Dienste taxfrei den Orden
der eiMmen Krone 3. Cl. buldToIlst zu verleihen geruht.
Zugleich haben 8e. k. nr.d k. ApastoliscUe Majestät ag. zu gestatten
geruht, daas der Professor der Chemie am Wiener Polytechnicnm, Hof-
ntli Dr. Heinrich Hlasiwetz, im Ministerium für Cultus und Unterricht
in «MserordsHtliehe Verwendung genommen wurde. iVerordn. BL)
— Se. k. und k. Apostolischo Majestät haben mit AlUrh&chstvr
EntscbHesaung »om 15. November 1. J, dem Ministerialconeiplsten im
Hinitterinm m Cultus und Unterricht Dr. Johann Ritter von Spauu
tufrei Tit«l und Charakter eines Ministerialsecretärs allergnldigst lu
verleihen goruht. Streraayr m. p
— Se, k. und k. Apostolische Majestät haben mit Allerhöchster
Bnt8chliessunir rum 2i. November 1, J. dem Direutor des Ordensgymna-
•ioms in Scitenstctten, Benediclioer -Orden ipriester LMpold Pusclil, in
ADerkennuns seiues vielj&hrigen und aosgeieichnBten Wirkens im Lebr-
»mt« den Titel und Charakter eines BchulratheB mit Nichsicbt der Taien
mllorgnidigst m Tsrlsihen geruht, ritremayr m. p.
i
6t4 Penoiud- nnd SchulnotiMn.
^ Der Minister f&r Caltns and Unterricht hat den MinisteriAl-
concipisten Franz Freiherm ▼. Werner mm Ministerial- Yioesecretar
nnd aen niederösterreichischen Anscnltanten Dr. Karl Zellersnm Min-
nisterialconcipisten im Ministerium für Cultus nnd Unterricht ernannt
— Der Mieter für Goltos and Unterricht hat auf Gmnd dei
Geeetses Tom 6. April 1872, B. G. B. Nr. 67, den k. k. Landesachnlin-
spector Johann Alezander Bozsek dem k. k. Landesecholiathe für Steier-
mark mit dem Amtsdtxe in Graz zugewiesen nnd mit der Inspeeticm der
Volkssehnlen Steiermarks betraut.
— Der Minister für Cultus und Unterricht hat den WrknngBkras
des Landesschnlinspectors Anton Stimpel auf die Mittelschnfen in
Istrien ausgedehnt, dem Landesschulinspector Anton Elodiö die In-
spection der Volksschulen und Lehrerbildungsanstalten in der Stadt nnd
dem Gebiete von Triest, so wie in der Markgrafschaft Istrien mit dem
Amtssitze in Triest, endlich dem Landesschulinspector Stephan Zaricb
die Inspection der dalmatinischen Mittelschulen mit dte
Amtssitze in Zara zugewiesen.
— Der Bürgerschuldirector Baimund Hofbauer wurde zum Be-
zirksschulinspector für den V. Bezirk der Stadt Wien (Margarethen) ,
bestimmt
— Der Director der Lehrerbildungsanstalt in Laibach Blasins Hro-
vath zum Bezirksschulinspector für den Stadtbezirk Laibach; der
Professor am Staats-G. in Feldkirch Dr, Victor P erat hon er zumProfeaMr
am Staats-G. in Innsbruck; der Supplent am Staats-G. in Trient Joseph
B a 1 1 i s t i zum wirklichen Lehrer am Staats-G. in Boveredo; der Sup-
plent am Staats-G. in Feldkirch Ludwig Fischer zum wirkliehen
Lehrer an derselben Lehranstalt; der Beligionslehrer des 2. Staats-G.
in Graz Joseph Stary zum Beligionslehrer am 1. Staats* G. dieser
Stadt; der Supplent am Staats-G. in Salzburg Johann Moser zum wirk-
lichen Lehreram Staats-G. in Marburg; der Professor Georg Hof mann
am k. k. Staats-G. in Triest zum Director dieser Lehranstalt; der
Supplent am Staats-B. u. OG. im IX. Bez. Wien*8 Joseph Yettach,
zum wirklichen Lehrer am Staats-G. in Capodistria: der Supplent am
Staats-G. in Görz Johann Krainz und der dirigierende Lehrer der Bürger-
schule in Fiume Joseph Boban zu wirklichen Lehrern am Staats-G. In
P i s i n 0 ; der Supplent am Staats-G. in Bagusa Balthasar de P r e g l som
wirklichen Ijchrer am Staats-G. in Spalato; der Supplent am Staats-G.
in Gattaro Vincenz Passar ich zum wirklichen Lehrer am Staat»-G. ia
Bagusa, und der Supplent am Staats-G. in Spalato Ferdinand Yalle
zum wirldichen Lehrer am Staats-G. in Zara; der proyisorische Director
des 2. Staats-G. in Teschen Gottfried Biermann zum Director des
Staats-G. auf der Kleinseite in Prag; der Supplent am Staata-G. in
Jiöin Auton Jelinek zum wirklichen Lehrer an derselben Lehianatilt;
der Cooperator bei St. Michael in Olmütz Eduard DomluTil znm Be-
ligionslehrer am slaYischen Staats-G. zu Wallachisch-Mese ritsch;
der Professor am Yorbestandenen 2. Staats-G. in Teschen Heinrich Sittig
zum Professor am k. k. Staats-G. in Trop pan und der Director der Leh-
rerbildungsanstalt in Teschen Joseph Werber zum Director des Ter-
einigten Staats-G. alldort
— Der Supplent am Staats-BG. in Erainburg Anton Artel
znm wirklichen Lehrer an derselben Lehranstalt ; der Professor an der
Staats- Bsch. in Spalato Lorenz BorSid zum Professor am Staats-BG.
in Sebenico; der Stadtcaplan zu Krumau J.icob Wimmer zum Beli-
^onslehrer am Staats-BG. zu Brunn; der Professor der Commnnal-Badi.
in Pilsen Peter Hobza zum Lehrer am B. u. OG. zu Nikolsborg;
Personal- and SchnUiotizen. 625
und der supplierende Religionslehrer am Landee-BG. in Mahrisch-Schön-
berg Karl Kühr zum wirklichen Religionslehrer am Staats. RQ. in
Frendenthal.
— Der Lehramtscandidat Joseph Hanel mm wirklichen Lehrer
an der Staats-UR. zaimst; derSopplent an der Staats-Rsch. inPirano
Lndwig Borri zam wirklichen Lehrer an derselben Lehranstalt; der
Snpplent am Staats-G. Melchior Lacianoviö in Zara zum wirklichen
Lehrer an der Staats-Rsch. in Spalato; der Professor am Staats-G. in
Chmdim Joseph Boha6 zam Professor nnd der Snpplent an der böh-
mischen Staats-Rsch. in Prag Julias Roth zam wirklichen Lehrer
an der znletzt genannten Lehranstalt; die Lehrer der bisherigen Comm.
DR. in Teschen, Dr. Ladwig Rothe nnd Karl Radda, der Lehrer der
Comm. UR. in Jägemdorf Moriz Glos er, der Lehrer der Tollständigen
Bsch. im L Wiener Gemeindebezirke Heinrich Richard nnd der Lehrer
an der Tollstfindi^. Rsch. in YIII. Wiener Gemeindebezirke Richard
Oehler, endlich der Nebenlehrer des akademischen G. in Prag Franz
Hole^ek zu wirklichen Lehrern nnd der Lehramtscandidat Anton Göbol
znm wirklichen Religionslehrer an der Staats-Rsch. in Teschen.
— Der Realschul-Sapplent Lucas Laytar zum Hanptlehrer extra
statnm an der k. k. Lehrerbildungsanstalt in Görz; die Lehrer an der
Volksschule zu Trautenau Johann Schneider nnd Adolf Ettel zu
Lehrern an der Uebungsschule der k. k. Lehrerbildungsanstalt zu
Trautenau; der Lehrer an der Volksschule in Neuhaus Thomas Hron
zum Uebun^lehrer an d. k. k. Lehrerbildungsanstalt in Sobislau;
der Weltpnester Karl Derka znm kathol. Religionslehrer an der k. k.
deutschen Lehrerbildungsanstalt in Brunn; der Director der k. k.
Lehrerinnenbildungsanstalt in Troppau Anton Peter zum Director der
Lehrerbildungsanstalt in Teschen, femer die prov. Directoren der
Lehrerbildungsanstalten Andreas Niziol in Rzeszöw, Julius
Ritter ?. Turczynszi in Stanislau und Seyerin Dniestrzanski
in Tarnopol zu wirklichen Directoren und die proYisor. Haaptlehrer
der Lehrerbildungsanstalten :AdamKulicz ko wski, Stephan Kur Ylow icz
und Emil Partjrcki in Lemberg; Adalbert Vojnarski in Krakau,
Franz Eberhard u Johann Zimmermann in Rzeszow zu wirklichen
Hauptlehrem an den genannten Lehranstalten; die proTisorische Lehrerin
Delami zur Arbeitslehrerin an der k. k. Lehrerinnenbildungsan-
stalt in Klagenfurt; Joseph K^rselka zum kathol. Religionslehrer an
der k. k. böhm. Lehrerinnenbildun^sanstaH zu Prag; der Haupt-
lehrer und pronsorische Leiter der slavischen Lehrerinnenbildungs-
anstalt in brünn Joseph Scholz zum wirklichen Director dieser Anstalt;
der provisorische Director der Staats-Rsch. in Linz Dr. Richard Rotter
zum Director der k. k. Lehrerinnenbildungsanstalt in Troppau;
femer die provisor. Directoren der Lehrerinnenblldun^sanstalten:
Viucenz Jablonski in Krakau und Theoph. Lenkawskiin Przerojsl
zu wirklichen Directoren, dann der prov. Hauptlehrer der Lehrerinnen-
bildungsanstalten: Stanislans Twarög in Przemjsl und Dr. Ladislaus
Seredynski in Krakau zu wirklichen Hauptlehrem dieser Ijehradstalten.
— Der Professor am Polytechnium zu l^resden Dr. Theodor Weif s
warn ordentlichen Professor des Maschinenbaues und der Oberingenieur
der österr. Nordwestbahn Johann Brik zum ordentlichen Professor fttr
Brfiekenban und Banmechanik an der technischen Hochschule in
Brunn.
626 Personal- und Schalnotizen.
— Der Professor am Poljtechnicnm za Riga Dr. Anton Seh eil
zum Professor der höheren Geodassie und der sphaerischen Astronomie
an der technischen Militärakademie und der Hauptmann 2. Cl. des Artil-
leriestabes Johann Choura zum ordentl. Professor der darstellenden Geo-
metrie, Eowol in der Artillerie als in der Genieabtheilung der techni-
nischen Militärakademie, beide mit dem Range und den Bezfkgen der
ordentlichen Professoren der technischen Hochschule in Wien.
— Der Lehrer am Comm.-ORG. in Eomotau, Heinrich Gross «um
Lehrer der classischen Philologie an der Militärakademie tn Wr.
Neustadt
•— Dem Beschlüsse des medicinischen ProfessorencoUeg^ams ge-
mäss Dr. Karl Bettel heim zum Privatdocenten für Medicin, Dr. Ignai
Eisensch&tz für Kinderheilkunde und Dr. Joseph Nowak für Chemie
an der Universität zu Wien.
— Der Privatdocent an der Innsbrucker Universität Dr. Edaard
Lang zum ordentlichen Professor und Vorstande der an dieser Hoch-
schule neu errichteten klinischen Abtheilnng.
— Der Director der steiermärkischen Landesirrenanstalt Dn Richard
Freiherr v. Kraft- E hing zum ausserordentlichen Professor der Psychia-
trie an der Universität in Graz.
— Der Irrenhausdirector und Privadocent in Prag Dr. Jakob
Fischel zum ausserordentlichen Professor der Psychiatrie und der Afid-
Stent am Laboratorium für allgem. Chemie der technischen Höchsehole
in Wien Dr. Joseph Kachler zum Adjuucten des chemischen Labora-
toriums an der k. k. Universität zu Prag.
— Dem Beschlüsse des philosophischen Professorencolleginms an
der Universität zu Krakau gemäss Dr. Emil Godlewski zum Privatdo-
centen der Pflanzenphysioiogie an der philosophischen Facnltät.
— Der Assistent am k. k. zoologischen Hofcabinet Angela Giaf
Ferrari ist zum Custos befordert, dem Assistenten Dr. Friedrich Baaer
der Titel und Charakter eines Custos verliehen worden.
— Jonkheer Heinrich v. Siebold, Dolmetsch der k. k. Leffation
in Japan, Professor Dr. Heinrich Brugsch und Dr. Eugene H. 0.
Dognee Präsident der Gesellschaft der Kunstfreunde in Lüttich, au Cor-
respolidenzen des Museums für Knnst u. Industrie in Wien.
— Der Minister für C. u. U. hat auf Grund des § 6 des Statutes
für die Centralcommission zur Erforschung und Erhaltang
der Kunst- und historischen Denkmale zu Mitgliedern dieser
Conimission auf die Dauer von fünf Jahren emannt: den Vorstand der
k. k. Hofbibliothek, Hofrath Dr. Ernst Birk, den Consorvator der Stadt
Wien, Regierungsrath Albert Ritter Camesina von San Vittore, den
ord. Universitätsprofessor in Wien Dr. Alexander Conze, den Vioedirector
des Museums für Kunst und Industrie, Regierungsrath Jakob Falke,
den ord. Professor an der technischen Hochschule in Wien, Oberbauratii
Heim ich Ritter von Ferst el, den Architekten und Docenten für Stü-
lehre an der Kunstgewerbeschule in Wien Alois Hauser, den Custos
des k. k. Münz- und Antikencabinets Dr. Friedrich Kenner, den Historien-
roaler und Professor an der Überrealschule auf der Landstrasse Karl
Klein, den Custos des Museums für Kunst und Industrie Friedrich
Lippmann, den Director des k. k. Münz- und Antikencabineta, Regie-
rungsrath Dr. Eduard Freiherm v. Sacken, den Professor und derzeitiM
Rector der Akademie der bildenden Künste in Wien, Oberbaurath Fried^ick
i^'^hmidt, und die ord. Universitätsprofessoren in Wien, Dr. Thaodor
.Wickel und Dr. Heinrich Zeissberg.
Personal- and Scholnotiien. OST
— Der Verfasser des biojnraphischen Lexikons des Kaiserthums
Oesterreich, k. k. Regiemngsrath Dr. Constantin Wnrzbach v. Tannen-
berg, aus Anlass des Erscheinens des 25. Jubelbandes dieses verdienst-
Yollen Werkes, znm Ehrenmitgliede des histor. Vereines von and
für Ober-Baiern.
— Der Qründer des Wiener Männergesangvereines, Dr.
Angast^Bchmidt, zum Ehrenmitglied und Meister des „freien dentschen
Hochstiftes f&r Wissenschaffeen and Künste za Frankfart a. M."
— Der Ehrendomherr and Direotor des Obergymnasiams in Gran
Theodor Asch n er znm Domherrn des Fressbarger Collegiatcapitels.
— Se. Hochw. der Professor der Theolone and Bector des Central-
Seminars in Zara Dr. Andreas 11 lieh zam Ehrendomherm am dortigen
Metropolitancapitel.
— Am 28. Sept. 1. J. feierte za Nea-Beisch Se. Hochw. Prior P.
Meinhardt Schabert als Professor der Physik an der philosophischen
Lehranstalt bei allen seinen Schülern im besten Andenken stehend, sein
50jähriges Priesterjabilaam.
— Am 18. Novemb. 1. J. feierte za München Dr. Johann Joseph
Jgnaz Yon Döllinger, Stiftsprepst and Professor der Theologie an der
dortigen UniTersitat, Ehrenmitglied der kais. Akademie der Wissen-
schaften in Wien, a. s. w. sein fünfzigjähriges Professoren-Jabliläam.
— Der Professor der classischen Philolocne an der Universität za
Tarin Tommaso Villaasi (geb. za Chiasa di Pesio), ein aasgezeichneter
Latinist, begeht nächstens das Jabiläam seiner fünfzigjährigen Lehr-
thätigkeit.
— Der Oberlandesfferichts-Vice-Prasident Bitter von Ladwig ist,
aaf sein Ansachen, von der Stelle des Präses der jadiciellen Staats-
prüf nngs-Commission in Prae, anter Anerkennane der in dieser
Eigenschaft geleisteten vorzüglichen Dienste, enthoben and der a. o. Pro-
fessor an der Universität Prag Dr. Karl Esmarch zam Präses dieser
Commission ernannt worden.
' — Se. k. and k. Apostolische Majestät haben mit Allerhöchster
Entschliessang vom 26. September d. J. die Vereinigang der beiden
Qymnasien za Teschen vom 1. October 1873 an anter einer gemein-
samen Leitung alsStaatsgymnasiam za Teschen, ferners die Ueber-
nahroe der bisherigen Commanal-Unterrealschale za Teschen in die
Staatsabsorge vom gleichen Zeitpunkte an and ihre bis zum Schuljahr
187^ durch successive Anfügim^ je einer Oberclasse zu bewerkstelligende
Erweiterung zu einer vollständigen Bealschule allergnädi^ za geneh-
migen geruht. (Wr. Ztg.)
— Se. Maiestät der Kaiser haben die Errichtung von 4 Lehrer-
stellen für die Zeit des unabweisbaren Bedürfnisses an der Staatsreal-
schale zu Brunn vom Beginn des Schaljahres 1873/4 zu bewilligen
geroht (Wr. Ztg.)
Der Minister für C. und U. hat der vom Vereine der Wiener
Handelsakademie errichteten Handels-Mittelschule das Oeffent-
lichkeitsrecht ertheilt; femer genehmigt, dass an der mit dem Oe£fent-
licbkeitsiecht ausgestatteten Privatlehrerinneubildnngsanstalt bei St
Ursula in Wien, vom Schuljahre 1873/4 angefangen, ein besonderer
Bildungscnrs fClr Lehrerinnen weiblicher Handarbeiten errichtet und fort-
geführt werde. (Verordn. Bl.)
~ (Mittelschuldeputation.) Wie jährlich, worden auch heuer
ans der für das Schuljahr 1873/4 gewählten Mittelschaldepatation des
Wiener (j^meinderathes die Ueberwachnngscomit^ für die fünf städti-
0C8 Personal- und Sehnlnotizen.
sehen Mittelschulen n. z. in der nachstehenden Weise gebildet. Es
bilden für das Leopoldstädter Real- nnd Obereymnasium die
Herren Dr. Natterer, Frieb und Dr. Kompert; für das Mariahilfer
Real- nnd Obergymnasiam die Herren Dr. Hoffer, Feyerfeilond
T. Gassenbaaer; für die Wiedener Oberrealschnle die Herren
Dr. ▼. Billinp, Gerold und Dr. Schrank; für die Rossauer Ober-
realschale die Herren Frtthwald, Doderer nnd Dr. Weiser «nd ftr
die Gumpendorfer Realschule die Herren Schldps, Dr. Gnnesch
und Dr. Joseph Kopp dasjenige Comit^, welchem die Obsorge bezüglich
der demselben zugewiesenen Lehranstalt und der besonderen Bedacht-
nahme auf die speciellen Interessen derselben obliegen wird und an
welches sich daher die Herren Directoren mit allfölligen, ihre Anstalt
betreffenden Wünschen oder Anforderungen zu wenden haben.
(Wr. Ztg.)
— (Kaiserstipendien.) Wien, 10. November. — Der n. ö. Landes-
ausschuss hat in seiner letzten Sitzung beschlossen, zur Feier des 25j&hrigeii
Regierungsantrittes Sr. Majestät des Kaisers dem n. ö. Landtage die Grün-
dung von 14 Kaiserstipendien für Studierende der Hoch- und
Landesmittelschulen in Antrag zu bringen, und zwar sollen die
Stipendien der drei weltlichen Facultäten der Wiener Uniyersität nnd
der technischen Hochschule mit jährlich je 300 fl., jene der LsAdesmittel-
schulen mit je 100 fl' dotiert werden. (Wr. Ztg.)
— Die krainische Sparkasse in Laibach widmet, ans Anlaas
der Gedenkfeier des vor 25 Jahren erfolgten Regierungsantrittes Sr.
Majestät des Kaisers Franz Joseph L, ein Capital von 6000 fl. zur Er-
richtung von 6 Stipendien für Realschüler mit dem Jahresgenusse von 50 fl
(Wr. Ztg.)
— Der Minister für C. u. U. hat zu Mitgliedern der wissen-
schaftlichen Realschul-Prüfungscommission in Graz für die Dan«
des Studicniahres 1873/4 ernannt: als Director: den o. Professor an
der technischen Hochscnule Johann Rogner; als Fachexaminatoren:
bei der Ahtheilung für das Realschullehramt: Hlr deutsche Sprache den
Privatdocenten an der Universität Adalbert Jeitteles; für slaTJoehe
Sprachen den a. o. Professor an der UniTersität Dr. Gregor Krek; für
italienische Sprache den o. Professor an der Universität Dr. Anton Lnbin;
für Geschichte die o. Professoren an der Universität Dr. Franz Krones
und Dr. Robert Rössler; für Geographie den a. o. Professor an der
Universität Dr. Karl Friesach und den Professor an der Landsch. Ober-
realschule Dr. Franz Ilwof; für Mathematik den o. Professor an der
technischen Hochschule Johann Rogner; für darstellende GeomeMe und
Linearzeichnen den o. Professor an der technischen Hochschule Emü
Koutny; für Physik den Universitäts- Professor Dr. Simon Subid; fto
Chemie den Professor an der Landsch. Oberrealschule Max Büchner;
für Mineralogie, Geologie und Zoologie den o. Professor an der UniverBittt,
Dr. Karl Peters und den Professor an der Landsch. Oberrealschnle Dr.
Eduard Hoff er; für Botanik den o. Professor an der Universit&t, Dr.
Hubert Leitgeb; bei der Abtheilung für das Lehramt der Handabwis-,
senschafben: für Handelsgeschichte, Handelsgeographie und Yolkswirth-
schaftslehre den PriTatdocenten an der Universität, Dr. Hermann Bischof;
für Handelsarithmetik, Buchhaltung nnd Handelscorrespondeni den Pro-
fessor an der Akademie für Handel und Industrie, Adolf Rnck; für
allgemeine Arithmetik den o. Professor an der technischen Hochschole,
Johann Rogner; für Handels- und Wechselkunde den o. Professor an
der Universität, Regiernngsrath Dr. Johann Blaschke; endlich die Uk
der ersten Abtheilung für die Unterrichtssprachen bestellten Examinatom
A. Jeitteles, Dr G. Krek und Dr. A. Lubin.
ParBODal- und SchulaotiMD.
»2»
— Der Minüter tör C. o. D. hat iu Mitgliedern dar wisBenschaft-
Ikhea Bealschul-PrDrDDKicamiDissios in Frag fQr die Dbuh
des Studienjahres 18T3/4 ernuint: als Director; den ordentlicheo Pro-
fesBoi nm dentsoheD pol iteehn lachen Institute Dr. Karl Eotihtkn; als
FftCheiAiniDBtoreD: 1. bei der Ahthellung für dos BoalBchiillehramt:
för deutsche Sprache, den ordentlichen üni»ereitäta- Professur Dr.
Johann Kelle; fOr böhmische Sprache, den ordentüchen tJnivemtätH-
Prormor Uartin HattaU: (Qi franiösiscbe Sprache, den Uni-
*erHiUt«lehrer Dr. Anaelin Bicard; far Geschichte, die ordentlichaa
DDirersit&ts-Profeuorea, Begierangsrath Dr. Conitantin Höfler und
Begiernngsrath Wenzel Tomek; fQr Geographie, den ordentlichen
Professor am deutschen potjteehni sehen Institute Di. Karl Kotistkai
fQr Uathematik, die ordentlichen Uuiverai täte- Professoren ür. Heinrich
Dur^ge und Dr. Frani Studnifka; für darstelleDde Geometrie,
den oraentUcbeo Profesaor au deutschen paly technischen Institute Dr.
Karl Küpper und den ordentlichen Professor am böhmischen polytecb-
niscben Inatitute Franz Tilser; für Ph jsik, die ordentlichen ProfeaaoreD
an denselben Hochschulen, Dr. AdalbeA von Walteuhofen und Karl
Zenger-, fQr Chemie, die ordentlichen Profeasoren an denselben Hocb-
schnfin Dr. Wilhelm Gintl nnd Dr. Adalbert Safafik; fUrNatarge-
tcfaichte, den ordentlichen Professor am bShmischeD pol j technischen
Institute, Johann Krejfi, und deu ordeutllcheD DniTereitatS'ProfesBor,
Bc^erungsratb Dr. Friedrich ätein. 2. Bei der Abtheilung für das
Lehramt der Handels wiasen acliaf ten : fQr Handel ageachicbte, die
ordentlichen Uni?ersitäts-Pröfeaaoreu. BegiernngsratTj Dr, Konstantin
Bitter v. HSfler und Begieruogsrath Wenwl Tomek; fQr Handels-
fCDgraphie, den ordentlichen Professor am deutschen polytechnischen
nstitute Dr. Karl Eofistka; fOr HaDdeUarithmetik, den ordent-
lichen Professor am deutschen poljtechnischen Institute Johann Lieblein
and den ordentlichen Dniversmta Professor Dr. Franz Studnitkai für
Buchhaltung. Handala- und Wechse Ikuude, dann Haudelecor-
reapondenx. den Landesadv ocateo Dr. Anton Mezoik nnd den ordeut-
lioben Uni rersi täts - Professor Dr. Dominik Ullmann. 3. Bei der Ab-
theilung für das Lehramt des Freibaudzeicbnene: für bescbreibende
Geometrie und pädagogisch-didaktische Fragen, den ordont-
lichen Profesaor am deutschen poljtechni sehen Institute Dr. Kart Küpper
und den ordentlichen Profesaor am böhmischen polytechnischen Institute
Prant Tilser; für allgemeine nud Kunstgeschichte, den Uni-
Tsraitätfl- Professor Dr. Alfred Weltmann und dea Dr, Agatfaon Klemt
mit der Bestimmung, dasü der letztere im Winter- und der erstere im
Sommer- Semester als Examinator la fungieren hat; fQr Antitomie des
menschlichen Körpers, den M. Dr. Wenzel Steffal; für orna-
mentales Zeichnen und Kun'ststillehre, den Architekten Anton
BarTitlus; l^r figurales Zeichnen, den Professor an der Kunst-
akademie Allton Lbota; fUr das Med silieren, den Lehrer der Hodellir-
kunst Thomas Seidan; endlich far die letztgenannten beiden Ahthei-
9 und Martin Hattala ihr die betretenden Ünterrichtsep rächen
— Der Minister fUr C. u. U. hat den Hanptlehrer an der Lai-
bacher k. k. Lebrerinuen-BildungsauEtslt, Willibald Zupaaili, zum
UitgUede der PrQfunescommissiou für allgemeine Volks- und
Bflrgerschulen in Laibach fQi die Zeit bis zum Schlüsse des
SchuQabres 1875/6; femer den Volksschalleiter Franz Ertl in Prag, den
VolkMchnllebrer Franz Lifka in Smiciiow und den Professor des deutsehen
Realgrmnasiams in Frag Dr. Adolf Bachmann, zu Mitgliedern der
dvntiehen PrQfunjscommisaion für allgemeine Volks- und
BOrgerschaleo in Prag und den Director der Smichnw'er Volks- und
»llaehfltl I. d. a.l.rr. 0,mu. l|)t. Vit. ■. 7in. Itrn, 42
680 Personal- uid Schnlnotizen.
Qewerbeschule, Franz Zoubek, zum Mit^liede der k. k. böhmiseheu
Prüfangscommission für allgemeine Volks- und Bürger-
schulen in Prag und den Hauptlehrer an der Budweiser Lehrerbil-
dungsanstalt, Emannel Schulz, zum Mitgliede der k. k. Prüfungs-
commission für allgemeine Volks- und Bürgerschulen in
Budweis auf die Zeit bis zum Schlüsse des Schuljahres 1874/5; endlich
den Nebenlehrer an der Lemberger lichrerbildungsanstalt. Job. Crubski,
zum Mit^Uede der Prüfungscommission für allgemeine Volks-
und Bürgerschulen in Lemberg, und den Neoenlehrer an der
Krakauer Lehrerbildungsanstalt Joseph Mikucsewski, zum Miteliede
derselben Commission in Krakau für die Periode bis Binde des Schul*
Jahres 1875/6 ernannt
— Der Minister fQr C. u. U. hat zu lütgliedem der Prüfunffs-
commission für das Lehramt des Turnens an den MittelBchulen
und Lehrerbildungsanstalten in Wien für die nächste dreijährige Func-
tionsperiode ernannt und zwar: als Präses den ordentL Professor an der
technischen Hochschule Dr. Joseph Kolbe; als Examinatoren: den
ordentlichen Professor an der Universität, Dr. Karl Brühl, für Anatoniie
und Physioloeie, endlich den Turnlehrer an der Theresianischen Akademie,
Johann Ho ff er, für den theoretischen und den Inhaber einer Privat-Tum-
anstalt, Richard Kümmel, für den praktischen Theil der Prüfung.
— Der Minister fQr C. u. ü. hat zum Präses der k. k. Staats-
prüfungscommission für Lehranitscandidaten der Stenographie in Wien
für das Studienjahr 1878/4 den Director des reichsräthlichen Stenogra-
phenbnreau Leopold Conn und zu Fachprüfungscommissären den k. k.
Recbnungsrath Rudolf Boynger, den Lehrer der Stenographie Karl
Faul mann, den k. k. Landwehr- Hauptmann Wilhelm Stern und den
k. k. Hofconcipisten Dr. Gustav Winter ernannt
— Dem mit dem Titel und Charakter eines Hofrathee bekleideten
Director der meteorologischen Centralanstalt in Wien Dr. Karl Jelinek,
ist, in Allerh. Anerkennung seiner hervorragenden Verdienste auf dem
Gkbiete der Meteorologie und der dem Unterrichtsministerium geleisteten
Dienste, tsxfrei der Orden der eisernen Krone 3. Cl. ; den wirklichen Mit-
gliedern der kais. Akademie der Wissenschaften, Dr. Cajetan Felder,
Bürgermeister der Haupt* und Residenzstadt Wien, und dem Professor
Dr. Eduard Suess, beiden aus Anlass ihrer verdienstlichen Leistungen
bei der Herstellung der Wiener Hockquellen -Wasserleitung, and zwar:
ersterem taxfrei der Orden der eisernen Krone 2. Cl. verliehen, letzterem
der Ausdruck der Allerh. Zufriedenheit bekannt gegeben; femer dem
pens. ordent Professor der technischen Hochschule in Wien, Begiemngs-
rath Johann Honig, in Anerkennung seiner vieljährigen n. vorzüglichoi
Dienste, dem ordentl. Professor an der technischen Militär -Akademie
Karl Schmitt, in Anerkennung seines vierjährigen erfolgreic|ien Wirkens
in den Militär- Bild ungsanstalten, als Officier u. in der gegenwärtigen
Eigenschaft, dem Director am Staats-G. in Tri est k. k. Scnulrath Dr.
Jenann Loser, aus Anlass seiner Versetzung in den bleibenden Bnhe-
stand, in Anerkennung seiner vierjährigen treuen und erspriesslichen Dienst-
leistung, dem (auch uro die Errichtung der Realschule in Marburg
hochverdienten) Notar und Bürgermeister der Stadt Marburg Dr. Matthäus
Reiser, in Anerkennung seines gemeinnützigen Wirkens, und dem 1.
Custos des k. k. Münz- und Antikencabinets Dr. Friedrich Kenner das
Ritterkreuz des Franz -Joseph -Ordens; dem bei der k. k« Schatzkammer
verwendeten k. k. Kammerherm-Ansager Anton Hell das silberne Ver*
dienstkreuz mit der Krone und dem Schatzkammerdiener August Frati
das silberne Verdienstkreiu ; dem Director des k. k. Münz- und Antiken*
cabinets Dr. Eduard Freiherrn von Sacken, dem ordentL Profesior ftr
Pflanzen-Physiologie an der Universität in Prag, Dr. Adolf Weiss, Sa
Persoiml- ond Scholnotiten,
flSl
Anerlcennnng seiner vm du Lehramt nnd die WisMnschaft erworbenen
VerdieDBte, ond dem ansserordcntl. Professor fflrPaychiatrie M der Uni-
reraJUt in Prag. Dr. Franz EöatI, in Anerkennune seiner lehromtliclien
nnd schriftsteUerischen Verdienste, taifrei der Titel u, Charakter einea
Begierungsratheai dem Adjani^ten der Wiener technischen Hocbachule
Gnstav Starte, ans Anlasa seiner VerBetzong in den bleibenden Knhe-
stnnd, in Anerkennung seiner Verdienste am die Leitung der bestandeneu
k. k. astronomischen Werkstätte, taiftei den Titel eines kaiserlichen Rathea
Allergn. Terliehen nnd dem k. k. Schatzmeister, Regiemngsrath Qairin
Leitner. so wie dem Conservator der k. k. Schatzkammer Auguat
Lengnick der Ausdruck der AUerh Zufriedenheit bekannt gegeben
worden. - Ausländische Orden nnd AusieichnuDgen erhielten u. A.
die Naehbenannten n. t.w, : der k. k. UniTeisitätsprofessor in Innsbrack
Dr. Ignai Zin^erle das Ritterkreuz I. Cl. des IcJin. bajer. Verdieust-
ürdens vom heil. Michael; der Privatdocent an der k. k. UniversiUlt zu
Wien Dr. Emil Ritter Stofella d'alta Rape das Ritterkreuz des kOn.
ital. St. Hauritina- u. Lazarus -Ordens; der Architekt Earl Freiherr von
Hasenauer in Wien und der Professar an der technischen Hucbacbule
in Wien Rudolf Grimui t. Qrimburg daa Commandeorkreuz 2. Cl. des
kSn. schwedischen Nordstern -Ordens; der ehemalige Actuar der kais.
Akademie in Wien Eugen Obermayer das Ritterkreuz des Von. norwe-
£ 'sehen St. Olaf-Ordens; endlich der k. k. Hofrath n, DniTersitätapro-
ssor in Wien Med. u. Chir. Dr. Christian Theodor Billroth nnd der
Professor am LeopoldstAdter R. u. OG. in Wien Dr. Victor Ritter run
Krans, die kSn. preuss. KriegsdenkmünEe von Stahl am Nicht-Combat-
tantentonde.
(Fei
rliche In:
I Rectoi
iit&t.) — Anf Grandlage des Über die neue Organisation der
akademischen Behörden unter dem 27. April 1873, R. G. B. Nr. 63.
erflotsenen Gesetzes nnd der DurchfQhrungsTerordnung de« beben k. k.
Uinistemms für C. u. U. rom 7 Mai d. J., Z. 5823, sind an der hier-
«rtigen k k- Universität die Wahlen der akademischen Würdenträger fQr
das Studienjahr 1873/4 vorgenommen worden. Hierbei wurde zum Rector
Magnificus gewählt der Herr Phil. Dr. Johann Vahlen, k. k. Bogie-
rungsrath und o. ö. Uniierritätsprofessor der claaeischen Philologie. Vor-
steher des philologischen Seminars, nirklicbes Hitglied und Secretar der
kaia. Akademie der Wissenschaften , im Jahre 1862 gewesener Decan des
k. k. Professorencollegiums der philosophischen Fncultät u. s. w.
Die feierliche Inangnration des neagewäblten Herrn Univer-
sitätsrectors far das Studienjahr 1Ö73/4 hat in dem lon der kaiserlichen
Akademie der Wissenschaften dazu eingeräumten Festaaale des ehemaligen
UniTersIUtsKebäudes am 6. October L J. nm 6 Uhr Abends stattgefundeD.
fWr. Ztg.)
(Inauguration des Rectors des Poljtech nicums in Wien.)
<- Im Pestsaale der hiesigen technischen Hochschule fand am 10. October
1. J. die feierliche Inauguration des für das Studienjahr 1873/4 gewählten
Rectors dieser Hocfaschole Prof. Dr. Vict. Pierre statt, Ausser dem ge'
akminten Profeesorencolleginm nnd den Gästen . von denen wir insbesondere
Se. Eio. den Herrn Unterrichtemin ister Dr. t. Stremajr, Sectlonschef
Fiedler. Hofrath Jelinek und den Rector der Hochschule fDr Boden-
oultnr Dr. Haberlandt namhaft machen, hatte sich auch ein sehr zahl-
reiches Auditorium von Studierenden zur Feier eiogefuDden. (Wr. Ztg.)
(Inaoguration des Rectors an der Hochschule far Buden-
caltnr in Wien.) — Atn 13. October L J. mittags fand im Gebäude
der Hochschnle fOr Bodennnltur in Wien die feierliche Inauguration des
nr das Studieujalir 1873/4 gewählten Rectors dieser Hochschule Professors
Friedrieh Haberlandt statt
Mt Fenooftl- und Sohiilnotiieii.
(Inanguration des Bectors der HaadeUhoohflchale in
Wien. ~ Im Festeaale der Wiener Handelsakademie wurde am 15.
October L J. nach 11 Uhr Vormittags die Handelshochachole mit der
Inauguration des fOr das Studienjahr 1873/4 gewählten Bectors Profeasors
Simon Spitzer eröffnet.
— Zum Beotor Magnificus an derinnsbrncker Universität ist
f&r das Studienjahr 1873/4 nachträglich (Vgl. österr. Gymn. Zeitschrift
1873. Heft VL S. 479) der o. ö. Professor der rechts- und staatswisaen-
schaftlichen Facultät der dortigen Hochschule Dr. Emaauel Uli mann
gewählt, und die Wahl desselben von dem Minister für Cultns und Unter-
richt bestätigt worden.
Bei den gemäss der G^etze vom 2. October 1866, Nr. 172 das
B. G. BL, und 16. AprU 1866, Nr. 64 des B. G. BL, in Wien vonaneh-
menden theoretischen Staatsprüfungen werden im Studienjahre 1873/4
fungieren: I. Bei der rechtshistorischen Staatsprüfunescom-
mission: als Präses: Dr. Leopold Neu mann, k. k. Hofrath undord. 6,
Uni?ersitätsprofessor (Landstrasse, Lager^^asse Nr. 1); als erster Vk»>
Sräses: Dr. Heinrich Siegel^ ord. Ö. Universitätsprofessor (Landstimsae,
[arokkanergasse Nr. 1); als zweiter Vicepräses: Dr. Peter Haritm, k.k.
Hofrath, o. ö. Universitätsprofessor und Mitglied des Staatsgerichta-
hofes (Landstrasse, Haoptstrasse Nr. 88); als Früfungsoommiasäre: Dr.
Ludwig Bitter v. Arndts, L k. Hofrath und o. ö. Universitätspio*
fessor, Dr. Adolf Einer, k. k. ord. ö. Universitäteprofessor, Dr. Victor
Hasenörl, Hof- und Gerichtsadvocat, Dr. Frans Hof mann, k. k. a. o»
Universitätsprofessor, Dr. Franz Kalessa pens. k. k. Hofrath, Dr. Hugo
Bitter v. Kremer- Auen rode, k. k. a. o. Universitätsprofessor, Dr.
Karl Lemaver, k. k. Ministerialrath im Ministerium für Cultns und
Unterricht, Dr. Ludwig Lichtenstern, Hof- und Gerichtsadvocat, Dr.
Friedrich Maassen und Dr. Leopold Pf äff, k. k. o. ö. Universitäti-
professoren, Dr. Karl v. Bim^lv. infulirter Abt und Canonicna, Dr.
Alois Salomon, Hof- und Gerichtsadvocat, Dr. Vincenz Sebak, k. k*
Begierungsrath und ord. ö. Universitätsprofessor, Dr. Maximilian Seidler,
k. k. Hofsecretär beim Obersten Gerichtshöfe, Dr. Edmund Sinjg^er, Hof-
und Gerichtsadvocat, Dr. Johann Tomaschek, k. k. o. 5. Universitäts-
professor, Dr. Sigmund Weil, Hof- und Gerichtsadvocat^ Dr. Joseph
Zhishman, k. k. o. ö. Universitätsprofessor. — II. Bei der judiciellen
Staatsprüfungscommission: als Präses: Dr. Wilhelm Emil Wahl-
berg, k. k. Hofrath, ord. ö. Universitätsprofessor und Mitglied des Staats-
gerichtshofes (Wieden, Technikerstrasse Nr. 3); als erster Yiceprises:
Dr. Gustav Bitter v. Keller, k. k. Hofrath beim Obersten Gerichtshöfe
und Professor an der orientalischen Akademie (Bpssau, Thurngasse Nr. 3);
als zweiter Vicepräses: Dr. Leopold Pf äff, k. k. o. o. Universitil»-
professor rWeissgärber , Pragerstnisse Nr. 1); als Prüfungscommissire:
Dr. Franz Egger sen., Hof- und Gerichtsadvocat, emeritierter Decan, Dr.
Moriz Ender, k. k. Ministerialrath im Finanzministerium, Dr. Adolf
Einer, k. k. o. Ö. Universitätsprofessor, «Wilhelm Frühwald, k. k.
Oberlandesgerichtsrath, Dr. Samuel Grünhut, k. k. a. ö. Universitftti-
professor, Dr. Wilhelm Gunesch, Hof- und Gerichtsadvocat, Dr. Horit
He^fsler, k. k. o. 5. Universitätsprofessor und Mitglied des Beidis-
^enchts, Dr. Johann Hitzinger, k. k. Oberlandesgerichtsrath, Dr. Frau
Hofmann, k. k. a. o. Universitätsprofessor, Dr. Peter Hamm, k. k.
Hofrath, o. Ö. Universitätsprofessor und Mitglied des Staatsgerichtshofss,
Dr. Philipp Bitter v. Harrasowski, k. k. Sectionsrath im JusÜimini-
sterium und Privatdocent, Ludwig v. Hönigsberg, k. k. Notar, Ihr.
Lothar Johannj, Hof- und Gerichtsadvocat, Dr. Franz Kalessa, pens.
k. k. Hofrath, Dr. Joseph Kaserer. k. k. Ministerial - YicesecretKr im
Justizministerium und Irivatdocent, Dr. Karl Krall, k. k. Landespriditi'
rath, Eduard Bitter v. Krenn, k. k. Hofrath beim Obersten Gericbtt-
hofe, Dr. Karl Lemayer, k. k. Ministerialrath im Ministerium f^Col-
tus und Unterricht, Dr. Ferdinand Lentner, Privatdocent, (}eocg Lian-
^^■^ Personal- und Scliiilnotiien. ffS3
Iftclier. k. k. OberlandeEgericbtsrath, Dr. r>adwig^ichtBTistern, Hof-
nnd Geriehtssdvöcat , Dr. Eduard Ritter r. Liszt. k. k. Hofrath nnd
ObenUatg»n«Blt , Dr. Wenzel LuKtkandl, k. k. a. o, Universitätspro-
f«Bior, BJirester Maxsari, k. k Oberlandesgerichtsrath . Dr. Michael
Helku^, k. k Notar, Llr. Anton Menger. Hof- und Geriditeadvocat
und Prii-aMouent, Dr. Adolf Merkel, k k. o. B- ÜniversiUtsprufeHsur
Dr. Joseph Mitacha Kitter v. Märheim, LHreetor d.^r ijsteir. Boden-
cnditanstalt, Dr. Rudolf Nowak. Hof- nnd OerichtsadTocaV Dr. Arnold
Pann, Hof- u. Oericbtsudvocat, und Thesaiirar der judiciellen Staala-
prttrongseummisMon (Stadt, Wildpretmarkt Nr. 6), i>r. Franz Edler \.
Roias. k. k, Finaniratli, Dr. Leopold tichieati, Hof- und Oerichts-
adTocnt. Hr. Ferdinand 8chngter, Kais. Kath und Bechtscnnsulent, Dr.
Ednard Singer, Hof- und GerichtsadTocat, Dr. Karl WilhelraTremmel,
Hof- und (Jericbtsadvoeat und pnieritierlÄr Decan, Dr. Anton ünger-
■nanii, Hof- und Gerichtaadvoeat, GamUlo Wagner, k. k, Oberlandes-
e«richterath , Dr. Sigmund Wehli, Dr. Jo^b Weifselsen. and Dr.
Ednard Wiedenfeld, Hof- und Gerichtsadvocaten, Dr. Ladislaus Zaill-
ner, k. k. Landesgerichtsrath. — HL Bei der staatawisaenechaft-
liefaen StBatBTiTQru:igs<--onimission: als Präses; Dr. Ednard Freib.
T. TomasehecV, f.na. k. k. Seetionaclief (Stadt. Himmelpfortgaase
Nt. II, 3. Stock); als erster Vicepräsee: Dr. Adolf Picker, k. k Sec-
tioDBcbef nnd Präsident der Btatistischen CentraloouimiEsion (Stadt, Cur-
rentgaase Nr. 5); als zweiter Vicepräses; Dr. Frani Kalesaa, pens.
k. k. Hofratli (ätadt, tiefer Graben Nr. S3); aU Prfifnagscunimisaäre :
Dr. Adolf Beer, k, k. Ministeria Irsth und o. '6, Professor an der tecb-
niscben Hochschule, Dr- Hermann Blodig, k. k. S. Profeasor an der
t*ehniBchen Hochachnle, Dr. Hugo BrachelÜ. V. k. Hofrath. Profesaor
an der techniscben Hochecbnie, Eduard Ritter v. Falb, pens, k. k.
Sectionsratli , Dr. EnianuM Herrmann, k. k. Seetionsrath im Haodels-
miDiateriQni. Dr. Weniel Lnstkandl nnd Dr. Karl Menger, k. k. a. o.
1lDiT<>r8ität«prDfes8oren, 0r. Leopold Noumsnu, k. k. Hofrath und ord
ö. Univerait&tsprofessor. Dr. Franz Neumann, k. k. Bederuugsratb und
0. Ö. Pröfegsor an der Hochschalo für Bodoncultnr, .Dr. ileiandor Ritter
r, Ptwlowaki, k. k. Hofrath nnd Director der tberesianiscben Aka-
d«iDi«, Dr. Lorant Bitt«r t. Stein, k. k. ord. fi. CniTeraitAtsprofesBor.
(Wr. Ztg.)
(Chronik der Erledigungen, Concurse u. s. w. Fortaetinug
T. Heft V, 1. 3. S. 183.) — Brcgenx, k. k. Lehrerbildungsanstalt, Hanpt-
Itbreratflle für deotsche Sprache. Geographie und Gemhichte ; Jahresgehalt :
1000 S , mit Activitabiinlage v. 200 9. u. dann Anapruch auf Quinonenoal-
lulageu; Tarmin: Ende Sept. L J., s. Verordn. Bl. 1873, St. XVIU. Z.
527-ri28. - Brflnn, deutsches StsaU-G., 3 Lehrstellen, u. »w.: I für
Dentsch iu Verbindung mit tateiu und Griechisch und 2 für Latein u.
Griechisch, Mit den norm, Be^iBgeni Termin: 30. Nov. 1. J., a. Anitsbl.
1. Wr. Ztg. T. 26. Gut. ]. J.. Nr. 250; au ebend. Neben Ich rotstclle f, d.
israeL Kel VaUn., s, Verordn.-Bl. 18T3, St. XXL S. 6U0; - ebend. Staats-
BG- (mit deutscher Dntr.-Spr.). 2 Lehrateilen n. aw.: 1 fUr Natnrjje-
Bchichte, Mathematik und Physik iind 1 (är Latein o. Griecbiscb; Termia:
30. No»einb, 1. J. b. Ä inUbl. i Wr. Ztg, ». 19. Ootober 1. J. Nr- S44 ; ~ ebend.
St. Bach. I K^bunlehrcrstt-'Ue fQr d. iarael. u. 1 für den evaugl. l^ligiona-
nnterriebt, s. Verordu. ßl. 1873, St. XXI, S. 600; — techniacho Hochschule;
2 Auütcnten stellen und zwar hei den Lehrkanielu fQr Plij'aik u. fSr
Waaaet>, StraEsen- und Eiscnbahnbao , vorläufig auf 2 Jahre mit dem
Jahreagebalte lon 600 fL; Termin: 15 Noremb. 1. J., s. Amtsbl. i Wr.
Ztg. T. 31. October I. J., Nr. 245, nnd an ebend. Hochschule, Awisten-
tciiiit«11e bei der Lehrkaiiz«! fär Maschinenbau (TorläuSg auf 2 Jabie),
mit dem Jabrngahalt ». 600 fl, ; Termin: 15. Decemb. 1. J., s. Amtsbl. i.
084 Personal- und Schulnotizeu.
Wr. Ztg. V. 27 Novemb. 1. J. Nr. 2dö. ebend. k. k. OR., Lehrstelle f&r Deotsch
mit SUDS. Yerw. f. 6eo|:raphie n. Geschichte ; Bezüge: die sTstem., Termin:
Ende Novemb. l J., s. Amtsbl. z. Wr. Ztg. t. 4. Novemb. L J. Nr. 256;
ebenda 4 Lehrstellen n. zw. : 1 f. Deutsch mit Geogr. u. Gesch., 1 für
Geogr. n. Gesch. n. Deutsch, 1 f. darstell. Geom. u. Mathematik o. 1 f.
französisch , mit den System. Gebühren ; Termin : 26. Nov. L J.. s. Ver-
ordn. Bl. 1873, St. XXL S. 600. — Budweis, (böhm.) k. k. G., Lehr-
stelle fUr Nataigeschiehte, Phvsik u. Mathematik, mit jährL Gehalt too
1000 fl. u. Addntätszuhtf e ; Termin: 31. Octob. L J., s. AmtsbL z. Wr.
Ztg. V. 30. Sept. 1. J., Nr. 227; — ebend. Comm. OR. (mit Bedprocitat),
Stelle eines Lenrers des Zeichnens u. Modellierens; Bezüge: die normierten :
Termin: 1. Nov. L J., Nr. 229, S. 24. — Chrudim, k. L RG., (mit böhm.
Unt. Spr.), EatechetensteUe, mit 1000 fl. Gehalt u. 200 fl. Activitätszn-
lage; Termin: 15. Decemb. L J., s. Amtsbl. z. Wr. Ztg. vom 23. Novem-
ber L J., Nr. 272. — Czernowitz, IStaats-G. (mit deutscher Unter-
richtssprache), 4 Lehrstellen für classische Philologie und 2 fUr das
deutsche Sprachfach, letztere entw. in Verbing. mit Latein a. Griechisch,
oder mit Geschichte und Geographie; Tefmin: 15. Decemb. L J., s.
Amtsbl. z. Wr. Ztg. v. 21. Octob. 1 J. , Nr. 245. — ebend. gr. or. OB.
2 Lehrstellen (mit deutscher Unt. Spr.), die 1 für Deutsch ab Haupt-,
mit Geogr. u. Geschichte als Nebenfach, die andere f. Geographie un4
Geschichte als Haupt- und Deutsch als Nebenfach; Candidaten des gr.
or. Glaubensbekenntnisses werden vorzugsweise berücksichtigt; Termin: 15.
Decemb. L J., s. Amtsbl. z. Wr. Ztg. v. 1. Novemb. 1. J., Nr. 2^5. —
Eger, Staats-G. Directorstelle, mit 1000 fl. Gehalt, 300 fl. Funetiona-
u. 175 fl. Activitätszulage u. derzeit 200 fl. Quartiergeld, nebst Ansfuruch
auf Quinquennalzulagen zu 2(X) fl. ; Termin : Ende Decemb. L J. s. Verordn.
Bl. 1873, St. XXni, S. 634. — Ellbogen, Ck)mm. OR. (mit Recipio-
citat), Lehrstelle für Chemie; Jahresgehalt: 1000 fl. nebst 200 fl. Activi-
tätszulage u. Anspruch auf Quinauennalzulagen; Termin : 30. Octob. 1. J.
8. Hauptbl. z. Wr. Ztg. v. 2. (}ct. L J. Nr. 229. S. 26. — Essesg,
selbst. Rsch. Lehrstelle für du^tell. Geometrie und Baukunst, mit dem
jährl. Gehalte von 1000 fl. nebst den gesetzlichen Decimiüzulitf en v. 200 fl.;
Kenntnis der croat oder einer anderen slav. und zugleich der tranz. Sprache
wird berücksichtigt; Termin: 16. Nov. l J., s. Amtsbl. z. Wr. Z. ▼. 14.
Octob. L J. Nr. 239. — F iume, k. k. Marine- Akademie 2 Assistentenstellen,
die eine für Physik, die andere für Chemie (vorlaufig auf 2 Jahre),
Jahresgehalt: 600 fl.; Termin: 15. December 1. J. siehe AmtsbL z. Wr.
Ztg. V. 21. November 1. J. Nr. 270. — Preiberff, Comm. ÜBG. (mit
Reciprocitat), Lehrstelle für classische Philologie, mit dem jährL Gehalt t.
800 fl.;' Termin: 20. Octob. 1. J., s. Verordn. Bl. 1873, St. XX., 8. 578.
— Hradisoh (Ungarisch-), Staats-R. u. OG., 7 Lehrstellen u. zw.: 4
für Latein und äriecbisch , wovon 1 auch subs. für Böhmisch, 1 für Deutsdi
Latein u. Griechisch, 1 für Naturgeschichte, Mathematik u. Physik u. 1 für
Mathematik u. Physik, subsid. f. e. anderes oblig. Fach, mit Ausnahme der
Naturgeschichte, mit den normalen Bezügen ; Termin : 30. Novemb. L J., s.
Amtsbl. z. Wr. Ztg. v. 26. October L J., Nr. 250; — an ebend. Neben-
lehrerstelle für den iraelitischen Religionsunterricht s. Verordn. Bl. 1873,
St. XXI, S. 600. — Ig lau, Staats-G., 3 Lehrstellen u. zwar: 1 fBr
Deutsch in Verbindung mit Latein und Griechisch und 1 fUr Nator-
geschichte, Mathematil und Physik; mit den normalen Bezügen; Ter-
min: 30. November 1. J., s. Amtsbl. z. Wr. Ztg. v. 26. October 1. J.,
Nr. 250; — an ebend. Nebenlchrerstelle für den Israel. Rel. Unterridit,
s. Verordn. BL 1873, St XXI, S. 600. — Jägerndorf, 4 class. Com«.
UR., Directorstelle (mit Befähigung für darstellende Geometrie als Hanpt^
Physik oder Mathematik als Nebenfach; Jahresgehalt: 80ü fl« nebst
10% Theuerungsbeitng f. 1873, Fnnctionszulage von 300 fl. und Natoral-
quartier; Termin: Ende Octob. 1. J., s. AmtsbL z. Wr. Ztg. ▼. 8. Oetok
PenoDal- nad Schulnottien, 6S5
t. 3., Nr. 234; - ebend. LehnteUe (ttr Mathematik q. Phfstki Gehalt:
WO fl., 10'/, Thenernngaheitrag f. 1873, (Joinnuennahulagen v. 200 B.;
Termin: 31. Oct 1. J,. s, AmUbl. i, Wr. Ztg. »■ 11. Octob. 1. J., Nr. 237.
— KUgenfurt, k. k. OB., Sapplentenstelle fttr geometr. Zoichnen nnd
darstelleBile Geometrie; Sabfltitntionsgobflhr: (KW fl.. Debüt Reisevergfltung;
Tennin; 15. DecemU 1. J.. s. AmtsbL z. Wr. Zt^. v. 28. No», 1. J., Nr.
276, — an pbendera. OB. LehTstelJe für die franiöBisehe Sprache als Haupt->
^b, mit doD aonn. Bezügen; Termia.' 15. Jänner 1874, s. Amtsbl. lur
Wr. Ztg. V. 30. Novemb. 1. J.. Nr.278. — Krems, k. k. Lehrerbildongs-
anst< rammt Uebangaechuk. Stelle des katbo!. Religionilehrors, mit dem
Gehalt F. jährl. 800 fl.u. 160(1. Äctivität8znlage-,T«rmin: binnen 4 Wochen
vom 15. Sept. l. J. an, a. Aratabl. z. Wr. Ztg. t. 20. Sept. 1. J.. Nr. 319 ; —
ebend. HaDptlebterstelle, mit dem Oebalte jährl. llXX) fl. u. ActiTJtäts-
laUge von 200 fl ; Termin: binnen 3 Wochen von 27. Sept. I. J. an;
a. AJntsbl. 1, Wr. Ztg. v. 2. Ootob. 1. J.. Nr. 229; - an obend. Anstalt,
Hauptlebierstelle für Niiturgeachtchte. Physik (ala Hauptfach) u. Land-
wirthscbafblehre; BciSge: wie oben; Termin: 31. Decemb. 1, J., s. Amtsbl.
t. Wr. Ztg. T. 13. Nov. 1. J. Nr. 264. — Kremsier, Staats-Ü., i Lehr-
stellen o. zw.: 1 für Dentsch in Verbindnng mit Latein u. Griechisch
a. 3 für Latein d. GriochiBcb; voron 1 aucn aabs. für Geschichte oder
Mathematik u. Natargeschiebte ; Termin: 30. Nov. I. J,. a. Anitsbl. t.
Wr. Zte. T. 26. Oct. 1. J., Nr. 250; — an ebend. Anst., Neben leb rerstelle f.
d. israel ReL Unterr. B. Verordn. Bl. 1878, St. XXi. S. 600; — Laibach,
k. k. OB. (mit deutscher Unt, Spr.). tjupplentenstelle für Chemie in Ver-
btndang mit irgend e. anderen obligaten Gegenstände; Termin: ehestens,
s. Amtebl. i. Wi. Ztg. V. 4. Oct I. J. Nr, 231; — dann ebenda Lehr-
stelle rar Chemie als ilauptfacb mit 1000 fl. Gehalt. 250 fl. Actifitäts-
tnUge u. Anspruch n. Quinqnenualiiuiageti la 200 fl.; Termin: Ende
November 1. J.. g. Verordn. Bl. 1873, 8t. XX!. S. 599. 600; - ebend.
k. k. I-ehrerinnenbildungsan stall. Supplenten stelle fOr Zeichnen a. Mathe-
matik, mit der Sobstitutionsgebähr jäbrl. 60Ü ü., Termin: soglelchi
s. Amtebl. i. Wr Ztg. v. 23. Oct«b. I. J , Nr. 247. — Linz, Staats-
URsch.. Oireoturstelle , mit den sjsteni. Belagen; Termin: 30. Novenib.
1. 1., a. Amtsbl. & Wr, Ztg. v. 28. Octob. L J.. Nr. 261. — Meso-
ritiob (Wallacbisch-), Staats-RG.. 2 Sapplenlenstellen Atr classische
Philologie, mit 600 fl. eventuell 70U fl., in Etmangelang von Philologen.
eine Bopplenlenatelle (Ur Geschichte, wo möglich mit Bafähigang fflr
Pranwtawch; Termin: 4. October 1. J.; ». Amtabl. t. Wr. Ztg. v. 30. Sept.
1. J.. Nr. 227. — Nikolsbarg, Staats R. o. 00.. 4 Lehraterion n. iw.t
1 f. Dentsch. Latein und Griecnisch, 2 ffir Latein n. Griechisch, 1 fflr
Prantösisch in Verbindung mit Latein und Griechisch oder mit Geogr.
a. ßeech., mit den normalen BeiQgen: Termin: 30. Nuv. 1. J., s. Amtsbl.
«. Wr. Ztg. V. 26. Ocl. I. J.. Nr. 250; — an ebend. Nebenlehreretelle
f. d. isreaL Rel. Onterricht. s. Verordn. Bl- 1873. 8t. XXI, S. 600. —
Olinfttt, deutsches StaaU-G.. 5 Lehrstellen, u. iw,: 3 für Latein und
Grwcbiooh. 1 für DeutMTh in Verbindung mit Üeogr. uml Geschichte u.
1 f. Deutsch in Verbindung mit Latein und Grieehisch; BeiOge: die
Sstetnisierteo ; Termin: 30. Novomb. 1. J.. s. Amtabi. i. Wr. Ztg. v, 39.
«ob. I. J.. Nr. 252: — an ebend. Neben lehrerstelle f. isreaL Itcligions-
nntenieht. s. Verordn. 81. 1873. St. XXI, 8 600; — ebend, k. k. ÜB.,
Lahnteile für Geogr. o. Geschiuhte mit ■lubsid. Verwendung f. deutsche
Sprache: Bettige: die mtemisierteu; Termin: 10. Deccmb. I. J.. a. AmtsbL
I. Wr. Ztg. V 80. Octob. I. J.. Nr. 253; - ebend. k. k. OB.. 4 Sujiplenten-
stallen. ntmliob 2 tttr deutsche Sprache und Geschichte und 2 fBr die
1 frantaeisohe Sprache; Termin: 26. Sept. 1. J„ s. AmUbl. i. Wr. Ztg. t.
20. Sept. l J., Nr. 219. ; — ebenda Neben lohreretelle f. isreal. Beligiona-
I B«tmicht, i. Verordn. BL 187d,Kt. XXI. 8. 600; — ebend, slav.StaaU-G.,
I l«linloU* fOr daa geogr. histnr. Fach, mit den a^item. Bei&gen; Termin:
JJ
6M Penonal- and Scbalnotisen.
10. Dec. 1. J., B. AmtBbL z. Wr. Ztg. ▼. 13. Novemb. l J., Nr. S64; —
ebend. theolog. Facultit, Professor f. d. Bibelstadinm des neaen Bimdet,
mit 1400 fl. Gebalt nebst Qoinqnennal- u. ActiTttftts-Zalagen ; Goneiin:
am 2. n. 3. Mars 1874 zn Ol mutz, Wien u. Prag; Einreicbungs-Tennin:
7. Jänner 1874; s. Amtsbl. z. Wr. Ztg. v. 14. Nov. L J., Nr. 862. —
Pisino, k. k. Staata-UG. (mit Italien, n. deutscher Unt Spr.), 6 Lehr-
stellen Q. zw. : 2 f. class. Philologie, 1 f. Religion, 1 f. iialien. a. slariaehe
Sprache, 1 f. Dentsch, womöglich in Verbindane mit Zeichnen n. 1 Hkr
Zeichnen in Verbindung mit was immer für anderen Lehreegenstliiden ;
Bezüge: die sjstemierten; Termin: 24. Octob.l. J., s Amti»>l. z. Wr. Ztg.
T. 4.0ct 1. J., Nr. 231, u. Verordn. Bl. 1873, St XX, S. 572. - Pola,
k. k. (selbst. 4 class.) Marine- DR (mit deutscher Unterrichtssjnraiche),
2 Professuren, die eine Mr darstellende Geometrie (bisher mit aer Di-
rectorsstelle verb ), die andere für Freihand- u. geometr. Zeichnen, even-
tuell die Directorsstelle separat^ Bezüge d. Directors: im ganzen 1554 fl.
40 kr., Bezüge der Professoren: im ganzen 1236 fl. 80 kr., ausserdem in
beiden Kategorien die gesetzlichen Quinquennalzula^en von 200 fl.;
Termin: 20. December 1. J., s. Amtsbl. z Wr. Ztg. v. 30. Nov. 1. J. Nr. 27a
— Prag, (deutsches) polytechn. Landesinstitut, Assisentenstelle füt
Ingenieurbaukunde vorläufig itkr 2 Jahre); Remuneration: 800 fl. nebst
160 fl. Quartiergeld u. 200 fl. Personalzulagen; Termin: Ende Septemb.
L J., s. Verordn. Bl. 1873, St. XVIU, 526 — Reichenberg, Steati-
Mittelschule, Katechetenstelle, mit dem Jahresgehalt v. 1000 fl., ActivitAt»-
zulage V. 250 fl. u. Anspruch auf Quinquennalzulagen v. 200 fl.; Termin:
Ende November 1. J., s. Verordn. Bl. 1873, St. XXI, S. 600. — Bove-
redo, k. k« OR. (mit italien. Unt. Spr.), 3 Lehrstellen für classisehe
Philologie, mit den normierten Bezügen ; Termin ; 15. Jänner 1874, siehe
Amtsbl. z. Wr. Ztg. vom 4. December 1. J. Nr. 281. — Salzburg,
k. k. Staats-OR., Lehrstelle für geometr. u. Freihandzeichnen, mit den
System. Bezügen; Termin: Ende Novemb. 1. J., s. AmtsbL z. Wr. Ztg.
V. 29. Octob. 1. J., Nr. 252. — Schönlinde, (zu eröffnende) Gewerbe-
schule, 2 Lehrstellen, die eine für das sprachlich-historische Fach, mit
Bevorzugung der Befähigung für Französisch oder Englisch, die andere
für das mathematische und naturwissenschaftl. Fach ; Jahresgehalt: 1000 fl.;
Termin: Ende November 1. J., s. Verordn. Bl. 1873, 81. XXI. S. 601.—
Sternberg, Landes- UR.; Supplcntrastelle für französische Sprache, jährL
Remuneration: 600 fl.; Termin: 20. Octob. 1. J., s. Amtsbl. s. Wr. Zte.
V. 8. Octob. 1. J. , Nr. 234; ^ ebend. Supplentenstelle f^r Freibana-
zeichnen, jäflrl. Remuneration: 600 fl., Termin: 15. Novemb. 1. J., s. AmtsbL
z. Wr. Zte. V. 29. October 1. J., Nr. 252. — Steyr, k. k. OR., Sup-
plentenstelle für darstellende Geometrie, mit den system Bezügen ; Tennin:
vom 19. Sept. 1. J. ab ehemöglichst;! s. Amtsbl. z. Wr. Ztg. v. 24. Sept
1. J., Nr. 222; — an ebend. Anstalt, Supplentenstelle für Mathematik u.
Physik, mit den System. Bezügen; Termin: ehemöglichst; s. AmtsbL i.
Wr. Ztg. V. 29. October L J., Nr. 252. — Suczawa, gr. or. OG., Lehr-
stelle für den röm. kath. Religionsunterricht am ganzen Q., mit den
System. Bezügen: Termin: 9. Decemb. 1. J., s. Amtsbl. z. Wr. Ztg. v.
20. November 1. J. Nr. 269. » Teschen, vereinigtes k. k. Staats-G..
Lehrstelle für den evang^elischen Religionsunterricht, mit den geseti-
m&ssigen Bezügen; Termin: 9. November L J., s. Amtsbl. s. Wr. Ztg.
V. 15. Octob. L J., Nr. 240. — Trautenau, Rsch., Supplentenstelle f.
Chemie u. Natur^schichte; Gehalt: t gepr. Candidaten 72K) fl., f. nngepr,
600 fl. ; Termin : 82. Sept 1. J., s. Verordn. Bl. 1873, St XVIII, S. fiS7<
— Triest, (>>rom. OG., (mititaL Unt Spr.), Directorsstelle mit 1400 fl
Gebalt u. Natura Iwohnung oder 500 fl. Quartierentschädigun^ nebet QoiB'
quennalzulagen; femer 2 Lehrstellen, die eine für italienische Spmcba
und Literatur, die andere für deutsche Spr. u. Lit., iede mit 1100 fl. Ge-
halt, Quinquennalzulagen v. 200 fl. o. Qnartierentschftdigiuig t. 800 fl.;
Personal* und ScIiBfaiotifleo. 987
wttBschenswerth isiBef&higongf. jphilos. PropiMleatik; Termin: SL Octob,
1. J., 8. Verordn. BL 1873, St XX, S. 578; endlieh an derselben liehran-
sialt, Lehrstelle für Geographie and Geschichte, mit 1100 fl. Jahres^-
halt, 900 fl. Qnartiergeld n. Quinqnennalinlagen Ton 200 fl., Termm:
Ende Deoemb. 1. J., s. Verordn. BL 1873, 8t XXIII, 8. 634; — ebenda.
Comm. OB. (mit italienischer ünt Spr.), Lehrstelle ftr deutsche Sprache nnd
Literatur; Jahresgehalt: 1000 fl., Qninqoennalznlagen t. 200 fl., Qnar-
tiergeld 300 fl., Termin: 15. Octob. L J., s. Verordn. Bl. 1873, St XVm,
S- 527; — ebend. k. k. Akademie f. Handel n. Nantik, Lehrstelle fftr
dentsche Sprache und Literatur, mit dem Jahrera^hälte Ton 1200 fl.
nebst Activitätszulage von 360 fl. und Anspruch auf Quinquennalsulagen
Ton 200 fl.; Termin: Ende NoTember 1. J., siehe Amtsbl. zur Wr. Ztg. ▼.
31. Oct 1. J., Nr. 254. — Troppau, Staats-OR., 2 Supplentenstellen, die
eine f&r Fransdsisch, die andre f&r geometriBches und Freihandzeichnen;
Substitutionsgebühr 600 fl«; Termin: 12. October L J.. siehe Amtsbl.
znr Wr. Ztg. Ton 5. October 1. J., Nr. 232. — Weisskirchen
(Mährisch), k. k. Staats-G., Supplentenstelle für classische Philologe;
Termin: 5. Octob. 1. J,, s. Amtsbl i. Wr. Ztg. ¥. 28. Sept 1. J., Nr.
226; •— ebend. Staats-BG., 5 Lehrstellen, nämlich: 1 für^kath. Religions-
lehre, 2 für Latein u. Griechisch, 1 ^r Deutsch in Verbindunfi^ mit
Latein und Griechisch und 1 für Böhmisch in Verbindung mit Latein
und Griechisch, bei Kenntnis des Deutschen und Böhm, als Unter. Spr.
u. Wünschenswerther Verwendb. f. fhinz^sisch; Bezüge: die normierten;
Termin: 30. Nov. 1. J.. s. Amtsbl. z. Wr. Ztg. v. 26. Octob. 1. J., Nr.
250 — Wien, k. k. technische Hochschule, Docentenstelle für Buch-
haltung; Remimeration 500 fl.. Termin: 3 Wochen vom 17. Sept 1. J.,
an; s. Amtsbl. z. Wr. Ztg. t. 17. Sept 1. J., Nr. 216; — an ebenders.
Hochschule, Zeichnerstelle (znr Besorgung der mit der Lehrmittelsamm-
lung für mechanische Technologie Terbundenen Schreibgeschäfte); monatL
Remuneration: 50 fl.; Termin: 3 Wochen ?om 22. Oct. l. J. an; s.
Amtsbl. z. Wr. Ztg. v. 31. Octob. 1. J , Nr. 254; — ebend. k. k. akadera.
G., Directorsstelle mit den system. Bezügen nebst dem Genüsse einer
Natnralwohnung; Termin: Ende December l J., s. Amtsbl. z. Wr. Ztg.
T. 4. Novemb. 1. J., Nr. 256. ^ Znaim, Staats-G., 2 Lehrstellen für
Latein u. Griechisch, subsid. f. Deutsch oder f. Geogr. n. Gesch., mit d.
normalen Bezügen; Termin: 30. Nov. l. J., s. Amtsbl. z. Wr.'Ztg. v. 26.
Octob. L J., Nr. 250; — an ebend. Nebenlehrerstelle f. d. isreal. ReL
Unterr., s. Verordn. Bl. 1873, St XXI, S. 60O.
(Nekrologie.) — Am 23. August 1. J. zu Schwerin der geheime
Kaazleirath Friedr. Paschen, Dirigent des statisüschen Bnreau's, Ritter
des Danebrog-Ordens, Inhaber der mecklenburg'schen Medaille für Kunst
nnd Wissenschaft; zu Wiesbaden Karl Hopf (geb. zu Ham im Westfalen,
am 19. Februar 1833), Professor an der UniTtrsität zu Königsberg, Ober-
bibliothekar, durch seine Forschungen und Werke über die mittelalter-
liche Geschichte Griechenlands bekannt (Vgl. Beil. z. A. a. Ztg. vom
28. Nov. 1. J., Nr. 332, S. 5066).
— Am 26. August L J. zu Schmalkalden Karl Wilhelm (geb.
ebend. am 5. September 1815), der Oomponist des bekannten Liedes:
«Die Wacht am Rhein''.
— Am 27. August 1. J. zu Wilna der Geschichtsforscher und Ar-
cbaeolog Graf Eustach Tjfzkiewitz, im 60. Lebensjahre.
*- Am 29. August 1. J. zu Tübingen Dr. phil. Hermann Hankel
(geb. zu Halle am 24 Febr. 1839), ordentl. Protessor an der naturwis-
MBsohaftl. Facultät der Universität zu Tübingen, vortrefflicher Mathe-
matiker.
— Am 30. August 1. J. zu Nassod Dr. Johann Lazar, Directpt
dtt dortigen Gymnasiums.
088 Personal- und Schulnotizen.
" Am 30. (?) Aagnst 1. J. xn Laibach Se. Hochw. Wdtprieater
Anton LÖBar, Professor an der dortigen Staats -Oberrealschale, Ans-
schassmitglied und Secretär des literar. Vereines ,Slo?. Matica", Ifitgliad
der krain. lAndwirthschaftsgesellschaft n. s. w.
— Am 31. Aofi^ust L J. zn Wien der Grflnder der ersten sabnr-
banisehen Leihbibliotnek allhier, Bachhändler J. Angost Bach mann,
als eheuL Redactenr (des Wiener Witzblattes „der Pansch**) so wie (unter
dem Falschnaroen J.A.Mann bach) als Romanschriftsteller bekannt, im
6&. Lebensjahre.
— Anfanes Aagnst 1. J. za Brestenberg als Carnst Mosikdireetiir
Seyle r aas Moskan, ein Mum von herrorragendem mawudischen Talente.
— Za Ende der 1. Aagu^twoche za Berlin Dr. GastaT Wolff,
Professor am Werder'schen Gymnasiam.
— In der 2. Aagastwoche (10.?) za Abanj der angarische Sehrilt-
steller Richard Szabo, im &5. Lebensjahre.
— In der 2. Aagastwoche 1. J. za Paris der geschatite Maler
Georges Droain, im 28. Lebensjahre.
— Im Aagast 1..J. za Cincinnati Steph. Molitor (geb. za München),
einer der ältesten deatschen Joamalisten America's, im Alter Yon €8 Jahren.
— Am 1. September L J. in Lohr Dr. Brönner, kräu BexirkB-
gerichtsarzt, Mitglied mehrerer gelehrten Gesellschaften.
— Am 3. September 1. J. za Jangbanzlau Se. Hochw. der eroerit.
k. k. Gymnasialdirector and Ritter des dortigen Piaristencollegiams, P.
Johann Ci£ek» im 74. Lebensjahre; am Rosenberg bei Graz der ausge-
zeichnete Pomolog, Gatsbesitzer Pe trieb, and za Landshat der köa.
Ratb a. Secretär des kon. Haasarchives Ladwig Schönchen.als Zeitung
redactenr („Aagsb. Postzeitang*', «Neae Mdnchener Zeitnng**) bekannt, im
Alter Ton 56 (65?) Jahren.
— Am 4. September L J. za Dresden Anton Moriz F&rchtegott
Thessel, ausgezeichneter Landschaftsmaler, 43 Jahre alt
— Am 5. September 1. J. zu Brüssel der bekannte Maler Tachag-
geny, im 55. Lebensjahre, and za Athen der gewesene Caltosminister
DemetrioB Manrocordatos.
— Am 6. Sentemb. l J. za Szegedin Se. Hochw. Dr. Stephan
Volly, Professor der Physik und Mathematik am dortigen Piaristen-
Gyrouasiam, im 29. Lebensjahre.
— Am 9. September L J. za Wien Alois Eis, Historienmaler, im
57. Lebensjahre.
— Am 11. September 1. J. zu Düsseldorf der treffliche Landschafts-
maler Professor August Weber, im Alter von 56 Jahren.
— Am 13. September 1. J. zu Pressbnr^ der Historienmaler Hein-
rich Morell, bis kurz vor seinem Ende Zeichnenmeister im dortigeii
Waisenhause, im 70. Lebensjahre.
— Am 14. September 1. J. zu Clhamounix der jnnge masisehe
Naturforscher, Professor des Naturrechtes Pedt seh ein ko (Fedtschenko)
aus Moskau, der Entdecker des Stfchurowsky-Gletschers im Ghaaat tqil
Chokand auf dem Col du G^nt, von bösem Wetter überrascht.
— Am 15. September 1. J. in Löwen Hermann Des wert, Pro-
fessor an der „Acad^mie de Musique".
— In der Nacht zum 17. September 1. J. in Leipzig Professor
Johann Nepomuk Czermak (geb. am 17. Juni 1828 zu Prag), früher
Assistent alldort, dann Professor in Graz, Krakau, Pest, ab Physiolog
und Arzt allgemein geachtet, auch durch verdienstTolle Schriften, besonders
über Laryngoskopie und Rhinoskopie bekannt.
— Am 17. September L J. zu Wien Johann Smotenitz Ritter ▼.
Smolk, akademischer Porträtmaler, 58 Jahre alt; laut Melduna^ an
Paris von 17. September L J. Freiherr Ton Werther, ans dem Etsass
gebürtifi", wegen seiner Sanskritstudien anter den französischen Orientalirteo
ehrenvoll bekannt
Penonal- und Scfaulnotiieii. OSO
— Am la September 1. J. xn Wien der k. k. Vice-Hofbachhalter
in Pension Joeei^i Fröhlich, seineneit Professor der Verrechnongskonde
an der Wiener UniTeraiiat, im Alter von 80 Jahren.
— Am 19. September L J. xn Paris einer der aosgeieichnetsten
französischen Physiologen, Coste, Professor am Collage de France, Mit-.
elied des Institutes, Torsüglich durch seine Studien flber die Verlängerung
des menschlichen Lebens hekannt.
— In der Nacht sum 20. September L J. su Floienx Professor
Donati, (geb. zu Pisa 1826), Director des astronomischen Observatoriums
zu Florenz, Verfasser rieler astronom. Schriften und Abhandlungen, so
wie Entdecker mehroror Kometen , Ton denen der 1858 erschienene IX>oati*s
Namen ffihrt.
— Am 20. September 1. J. zu Pest August Ton Kubinji (geb.
1799), emer. Director des kön. un^. National-Museums, dem er durdi
25 Jahre vorgestanden, Directionsmitglied der ung. Akademie, K&mmerer,
Bitter des Ordens der eisernen Krone 3 CL und Besitzer vieler anderer
in- und auslandischer Orden, um das obgenannte Institut hochverdient.
— ^Laut Meldung vom 21. September L J. aus Paris alldort einer
der berühmtesten französischen Chirurgen, Dr. N^laton (geb. am 18.
ri7.] Juni 1807). seit 1851 Professor an der chirurg. KlinS, seit 1856
Mitglied der patnolog. Section der medicin. Akademie, Grossofftcier der
Ehrenlegion, Senator u. s. w., als Operateur eine europäische Celebrität;
zu Dresden der kÖn. sädis. Kammerrath Karl August Zschille, duroh
seine literarische ThätigEeit in weiten Kreisen bekannt, im 84. Lebensjahro.
-- Am 22. September 1. J. zu Froiberg Oberberjprath Dr. Johann
August Friedrich Breithaupt (geb. zu Probstzella im Saalfeld*schen
am 18. Mai 1791), Professor der Mineralogie an der dortigen Berg-
akademie, einer der ausgezeichnetsten Mineralogen Deutschlands.
— Am 23. September 1. J. in seinem Laudhause Cinquentana zu
Cecina bei Livomo Francesco Domenico Guerrazzi (geb. zu Livorno
[Varonice?] 1805), als Bomanschriftsteller („La Battaglia di Benevento*',
^Assedio di Firenze^, ^Isabella Orsini" u. a.) und Politiker bekannt
(Vgl Beil. z. A. a. Ztg. v. 30. Sept. 1. J. Nr. 273. S. 4146.
— Am 24. September 1. J. zu Schnepfenthal August Böse, lang-
jährig an der dortigen Erziehungsanstalt beschäftigt, Schwiegersohn
Sa1zmann*8, als Botaniker geschätzt.
— Am 26. September 1. J. zu Leipzig Dr. Julius Boderich Benedi z
(geb. ebend. am 21 Jänner 1811), fruchtbarer, allgemein beliebter Lust*'
spieldichter, seinerzeit auch a.usübender K&nstler, Theater -Intendant
u. s. w.; zu Berlin die Schriftstellerin Louise Mühlbach (geb. zu Neu-
brandenburg am 2. Jänner 1814), Witwe des im J. 1861 verstorbenen
Schriftstellers Theodor Mundt, dem sie als Clara Müller angetraut
wurde, vielbekannte fruchtbare Bomanschriftstellerin.
— Am 27. September L J. zu Strassburg der Landschaftsmaler
Kir stein, jüngster Sohn des ausgezeichneten Ciseleurs Kirstein, im
Alter von 59 Janren.
— Am 29. September 1. J. zu Paris der Schriftsteller Emile
Gaboriaa, als Romanschriftsteller bekannt und beliebt, im Alter von
39 Jahren.
— Am 30. September 1. J. zu Wien Johann Heinrich Mirani
(geb. zu Prag am 25. April 1802), als Verfasser wirksamer dramatischer
Arbeiten für die Volksbühne, so wie als gewandter Novellist, vortheilhaft
bekannt.
— In der zweiten Septemberwoche 1. J. in Lausanne der waadt-
ländische Schriftsteller Fr. Benz, im 40. Lebensjahre.
— Mitte September 1. J. zu Berlin Otto Bülow, k. Hofgemälde-
reetaurateur und Porträtmaler; zu Utrecht A. Hoek, Professor der
mathematischen Wissenschaften an der dortigen Universität
MO Penonal- und Sehuhiotiieii.
— In der TOTletsten SeDtemberwoche 1. J. n FariB der Senior
aller fnniöBischer Aeronaaten Godard Vater, 71Jahre alt; niid la Rom
der ansgezeichnete spanieche Historienmaler Eduard Bosalee, in letiter
Zeit znm Direetor der spanischen Akademie der sdidnen Künste in Born
ernannt
— - Im September 1. J. in Louisiana in Amerika einer der bedeu-
tendsten Becfatsgelehrten des Südens der vereinigten Staaten, der Uni-
TersitatsprofessoT Christian Boselins (geb. zn Sremen 1803).
— In der lotsten Septemberwoche anf seiner fieeitznng bei Ljon
Chacornac, franideischer Astronom, Entdecker mehrerer kleinerer Kometen.
— Anftmi^ September 1. J. zu Wien der ehemalige Notar Dr. Job.
Baptist Zngschwert, als juristischer Schriftsteller bekannt; zu Landi-
hut der ehemalige Bector der Landwirthschafts- u Gewerbeechule Prot
Karl Schlotthauer, im 71. Lebensjahre, und zu Marlotte bei Fontai-
nebleau der durch seine Illustrationen zu franz^ischen Dichtem bekannte
Maler Cölestin Nanteuil, im 60. Lebensjahre.
— Am 1. October 1. J. zu VinkoTce Sr. Hochw. Weltpriester
Emerich Bolthauser, vordem Professor am dortigen Gymnasium; zu
London der ausgezeichnete Thiermaler Edwin Landseer (geb. ebend.
am 7. März 1802), seit 1831 Mitglied der Akademie der Künste in London,
1850 in den Bitt^rstand erhoben.
— Am 2. October 1. J. zu Wien Sr. Hochw. P. Andreas Spiegel
(geb. zu Kundl in Tirol am 2. September 1802), Piaristen-Grdenspriester,
em. Professor des Josephinischen Gjrmnasiums in Wien, C^onvicteprafect
u. s. w., im 46. Ja^re seiner Ordensthatigkeit . als Priester und Lehrer
gleich geachtet; zu Agram Johann Pexider, Professor der MathemaU
und Physik am dortigen OG.
— Am 4. Getober l J. zu Prag der Professor am dortigen Alt-
sttdter G. Wenzel Zikmund, im 57. Lebensjahre; zu Chrudim Se.
Hochw. Joseph Sou6ek, Katechet am dortigen k. k. Beal-G., im AHcv
von 45 Jahren; zu München Dr. theol. Wilheun Karl Bei sc hl, Professor
der Moralphilosophie an der theol. FacultSt der dortigen Hochschule und
geistlicher Bath.
— Am 5. October 1. J. zu Prag der jubil. Appellationsrath Dr.
Schmidt von Bergen hold, Verfasser zahlreicher montanistischer,
topographischer und historischer Werke.
— Am 6. October 1. J. zu Wien der fürstL Schwanenberg*8che
Hofgftrtner Gervasius Immelin, eine im Fache der Horticultur ausge-
zeichnete Persönlichkeit, im Alter von 82 Jahren; zu Heiligenstadt bei
Wien der bekannte Historienmaler Leopold Schulz (geb. zu ¥nen 1804),
seinerzeit Oustos der Lamberg*8chen Gemäld^alerie in Wien, 1844 Con-
rector und seit 1845 Professor an der Wiener Kunstakademie; zu Kaschan
der kais. Bath und pens. Professor an der dortigen Bechtsakademie. jnr.
Dr. Johann N. Plath, im 81. Lebensjahre; zu Loschwitz bei Dresden
der Künstler und Lehrer des Gesanges und des dariers, Friedricli Wiedik
(geb. zu Pretsch im Kreise Wittenberg am 18. August 1785), Vater der
ausgezeichnetsten Klavierrirtuosin Clara Wieck, Witwe des gefeierten Compo-
nisten Bobert Schumann.
Druckfehler.
Heft V, S. 369 Z. 24 y. 0. statt: „Lehrer* lies „Leser".
Diesem Doppelhefte sind sieben literarische Beilagen beigegebeo«
Im Verlage yon Hermiinp Cosieiioble in Jeua ist erschienen :
Vergleichende Grammatik
der indogenuanisclien Sprachen
▼on
Radolf WestpinaL
I. Thell: Das indogermanische Yerbum.
nebst einer Uebersicht der einzelnen indogermanischen Sprachen und
ihrer LaotverhSltnisse.
Ein starker Band, 63 Bogen gr. 8. eleg. broch. Preis 12 fl.
In J. V. Kern's Verlag (Max Müller in Breslau ist soeben
erschienen :
Kurze
vorgüdiollidsidld dteutsolii« ©racKiiitiiatilc
in ihren GrundzOgen
fflr die mittleren Klassen höherer Lehranstalten
dargestellt von
Dr. Th. Schoenborn,
«nrd, Lthrtr an dar B«Um1i«1« lam iMiliftn G«iat in BraaU«.
I. T li e 1 1 : Laut- und Flexiomtehre
Preis 60 kr.
Im Verlage von Fr. Schulthess in ZArich erschien soeben and
iflt in allen Bnchhandlnngen yorräthig:
Fräulein de la Seigli^re
von
Juies Sandeau.
Zum Rückübersetzen in*s Französische bearbeitet
von
H. Breitinger,
ProftMor »n dtr tharfan^schni Cantontcbtü«.
Preis 78 kr.
(In Partien von 12 Exemplaren i 60 kx.^
Im Verlage von Fl. Kupferberg in Nalnz ist soeben enchieuen
and durch alle Bachhandlangen zu beziehen :
AHN, Dr. F.. E., EQülisli LtatQre of tke Nineteentli CentiirF.
A Biographical and Critical-Reyiaw firom 1800^1872. With an Appen-
dix on the Contemporary Literature of America. 244 Seiten gr. 8.
1 fl. 80 kr.
Das iiprosse Interesse, welches gegenwärtig für die englische Sprache nnd
ganz besonders für die englische Literatnr nnter den Gebildeten Dentschlanda
sidh regt, veranlasste die Verlagshandinng zar Heraasgabe obigen Werkes, wel-
ches als erste ausfQhrliche englische Literatargeschidite des 19. Jahrhunderts
gewiss Vielen sehr willkommen sein wird.
Der Name des durch seine sonstigen Schriften rühmlichst bekannten Ver-
fassers bürgt für die Gediegenheit des Werkes, welches den Besitzern der Tanch-
nitz und Asher CoIIection von doppeltem Werthe und bOchst willkommen sein
wird, da nicht nur sämmtUche Schriften der betreffenden Autoren darin namhaft
gemacht, sondeni auch alles Nähere über ihren Lebensgang, sowie ihre Stellung
in der englischen Literaturgeschichte Berücksichtigung gehinden hat und somit
darbietet, was schon lange vermisst und sehnsüchtig erwartet wurde.
Soeben ist erschienen and durch jede Bachhandlang sa beziehen :
Lehrbuch der Geographie
nach den Principien der neuem Wissenschaft für österreichische Mittel-
schalen und verwandte Lehranstalten, sowie zum Selbstanterrichte von
Dr. Alexander Georg Supan.
I8V4 Bogen. 8. Preis 1 fl. 20 kr.
Dieses Lehrbuch zeichnet sich durch eine aasfOhrliohere Behandlung der
physikalischen Geographie, durch besondere Betonung des vergleichenden Mo-
mentes, sowie durch eine zweckentsprechende Auswahl und übersichtliche An-
ordnung des Stoffes von den übrigen, an unseren Schulen bisher üblichen Lehr-
büchern aus, und ist daher ganz geeignet, den Rliter'schen GniOdS&tzen in un-
seren Schulen Eingang zu verschaffen.
Laibach, im December 1873.
Im. T. Kleinmayr ft F. Bamlieri.
In Carl Winter's UniversitAts-Bachhandlaiig in Heidel-
berg ist soeben erschienen:
Starliy K. B. o. Ö. Professor an der Universität Heidelberg. Nach
dem griechischen Orient. Reise-Studien. Mit einem Kärtchen
der Umgegend von Troja und photographischer Abbildung eines
athenischen Grabmales. 8^ broch. fl. 4.50
Inhalt: 1. Vom Rhein zur Donau. — 2. Zehn Tage in Wien. — 3. Von
der Donau zum Bosporus. — 4. Acht Tage am Bosporus. — 6. Am Hellespont
und auf den Ruinen von Troja. — 6. Ein Tag in Lesbos. Smjma, das alte und
neue. — 7. Die Ruinen von Ephesus. — 8. Das Tantalusgrab nnd der Niobe-
felsen. — 9. Ein Ausflug nach Sardes. — 10. In der Quarantaine auf Synu —
11. Ein Herbstmonat in Athen. •— 12. Attische Ausflöge und Heimkehr. —
Anmerkungen.
Veikg Ton Friedrloh Vleweff und Sohn in Brannsohweig.
(Za beziehen dnrch jede Bachhandlang.)
Die constructive Zeichnnngslehre
oder die Lehre vom Grand- und Anfriw, der Parallelperspective,. der
nuderischen Perspective and der Schatten-Constmction. Für technische
Lehranstalten und für den Selbstonterricht bearbeitet von
Dr. Joh. MOIIBPi Professor xa Freibnig im Breisgftn.
Zweite Auflage, gr. 4. geh.
Erster TheiL Text PreU 90 kr. Alias. (36 Knpfertafehi.) Preis S fl. 70 kr.
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Die Schule der Physik.
Eine Einleitung znm ersten Unterrichte in der Natarlehre. Znm Schal-
gebranche and zur Selbstbelehrnng von
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für Gymnasien, Realschulen^ ferst- und landwirthschafbliche Lehranstalten,
pharmaceutische Institute etc. sowie zum Selbstunterrichte von
Dr. Otto Wilhelm Thomö,
ordentL Lehrer an der BÜdiieehen Realacliale erster Ordnnng za Köln.
Zweiter Abdruok. Mit 644 verschiedenen in den Text eingedruckten Holsstichen.
gr. 8. geh. Preis 1 fl. 80 kr.
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die Lehren der Phjsik, Astronomie, Chemie, Mineralogie, Geologie,
Botanik, Zoologie und Physiologie umfassend.' Allen Freunden der Natur-
wissenschaft, insbesondere den G^ymnasien, Realschulen und höheren
Bürgerschulen gewidmnt von
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Direetor der Grossherzoglich Hessischen Proruuüal-Beslsehiile in Kainz.
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fedruckten Holsstiohen, einer Spectraltafei in Farbendruck,
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Physiologie. Mit 676 in den Text eingedruckten Holzstichen
n. einer geog^ostischen Tafel in Farbendruck. Preis 2 fl. 88 kr.
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I n b a 1 1 : I. Bindcben : Vorderasien nnd Grieebenland.
n. ,, Bömiscbe Gescbicbte.
m. „ Das Mittelalter.
IV. ,t Von der Reformation Ina rar frans5-
siseben Revolution.
V. „ Von der franxö siseben Reyclation bis
zur Elmeoening des dentscben Kaiser-
reicbs.
Dieses neue Werk des rabmlicbst bekannten Vei€uaen iat aUaeitig
mit lebbaftem Beifiül aufgenommen worden. Dasselbe ist bereits in Tieiea
böberen Schulen eingef&brt, den Lebrem an Elementarscbnlen aber la
eigenem Gebraucb durcb die Kritik empfoblen worden. In Haas und
Familie wird es fitir alle diejenigen eine willkommene Gabe sein, welche
einen raseben Uebcrblick Aber das Gesammtgebiet der Geschichte ge-
winnen wollen. Die Darstellung ist fliessend nnd elegant.
Leipaig, im Septembei 1873. B. Q. Teilbll6r.
Bei Wilb. Sehultae in Berlin, Scbarmstrasse Nr. 11, iit evpchieneD:
Aus den Quellen zusammengestellt von
A. Engelien und H. Fecliner.
L TheU 48 kr. n. Tbefl 60 kr.
Dieta beiden Theile wurden bald nach ihrem Brsoheinam im Yer«
lehiedenen Sohnlen und Yonohnlen von Gymnaiien Berlina eingdlkit
P»r3ooal- und Schalnotiien. (Igft
— Der MinUter far C. u. D. hat la Mitgliedern der wisBenschaft-
Uchen BeftUchut-PrQfuDgBcotamieiioD in frag für die Dauer
des Studienjahres 1873/4 emumt: als Director: den ordeDtllcheii Pru-
fewot am deutschen politfichniBchen Inatitute Dr. Karl Koii^tka; ala
Facheiaminatoreo: 1, bei der Abtheilong fUr da» RealBcbullehramt :
fBr deutsche Sprache, den ordentlichen UnirerBitSts-PrufeBtur Dr.
Jobfton Kelle; fOr böhmiache Sprache, dt;u erdentlichen UnivBr9ität:<-
Prof«9or Martin Hattala; läi fraciösische Sprache, dan Uni-
Teraitatslehrer Dr. ÄDselm Ricard; fär (ieachiebte, die ordeatlicbea
DniTereitate-ProfeBsoren, Regierungitiath Dr. Conitantin Hoflur und
Begierongsrath Weniel Toinek; tur Ueographie, den ordentlichen
Professor am deutschen polTtechuischeo loatitat« Dr. Karl Eatistka;
ntr Mathematik, die ordentlichen Cniveiaitäta Profensoren Dr. Ueinricb
Dur^ge und Dr. Frani Studniaka-, für darsteUende Geometrie.
d«D oraentlichen Profe&sor am deutschen poljtecbnisclien lestitute Dr.
Karl Küpper und dan ordentlichen Professor am böhmischen polytech-
nischen InstitoteFramTilser; für Physik, die ordentlichen Professoren
an denselben Hochschulen, Dr. Adalbert von Walteabofen und Karl
Zenger; für Chemie, die ordentlichen Professoren an denselben Hoch-
scbulen Dt. Wilhelm Gintl und Dr. Adalbert äafafik; fQr Naturge-
schichte, den ordentlicheD Professor am bähmischen polytechaischeu
Institute, Johann Krejüi. und den ordentlichen UnifersitatB-Professor,
Begierungsratb Dr. Friedrich ätein. 2. Bei der Abtheilung fiii das
Lehramt der Handelswissenschaften : für Uandelageschicb te, die
ordentUchen UniTonjitäte - Professoren , Regierungerath Dr. KonstÄutin
Ritter f. HSfler und Regierungsrath Wenzel Tomek; für Handels-
Keograpbie, den ordentlicheD Professor am deutschen poljtechniscbea
lostitnte Dr. Kort Koristka; für Handelsaritbmetili, den ordent-
lichen Professor am deutschen polytechnischenlnstitute Johann Lieblein
and den ordentlichen Universitäts Professor Dr. Franz Studniika; für
Buchhaltung, Handels- und Wechse Ikunde. dann Handelscor-
respondenz, den Landesadvocaten Dr. Anton Meznik und den ordeut-
liehea Universitäts - Professor Dr. Dominik Dllmann. 3. Bei der Ab-
theilung für das Lehramt des Freibandieicbnens: für beschreibende
Geometrie und psdagogisch-didakt ische Fragen, den ordent-
lichen Professor am deutächen pDlytechniecb<in Institute Dr. Karl K Upper
and den ordentlichen Profeesor am böhmischen poljtc'cbnischen Institute
Ftani Tileer; für allgemeine und Kunstgeschich te, den Dni-
rersitäU-Profeuur Dr. Alfred Wottmaun und den Dr, Agathon Klemt
mit der Bestimmung, das» der letztere im Winter- und der erstere im
Sonmer-Semester als Examinator zu fungieren hat; für Anatomie dos
mensobtichen Körpers, den M. Dr. Weniet Steffal; für orna-
mentales Zeichnen und Kunstitlllehre, den Architekten Anton
Bartitios; für figurales Zeichnen, den Professor an der Kunet-
alüdsroie Anton Lhota; für das Modellieren, den Lehrer der Modellir-
konst Thomas Seidan; endlich für die letitgenanatan beiden Abthei-
Inngen die bei der ersten Abtheilntig bestellten Eiamlnatoren Dr. Johann
Kelle und Martin Hattala für <ue betrefiendeu Unterrichtesp rächen.
— Der Minister für C. a. D. hat den Hauptlehrer an der Lai-
bacher k. k. Lehrerinnen-Bildungsanstalt, Willibald Zupuufi6, xum
MitgUede der Prüfungscommission für allgemeine Volks- und
BQrBerschulen in Laibacb fbi die Zeit bis zum Schlüsse des
Scbu^ahres 187&/6; femer den Volksschnlleiter Franx Ertl in Prag, den
Volksäcballebrer Franz Lifka in SmicLow und den Professor des deutschen
Bealgj'mnasiams in Prag Dr. Adolf Bachmann, zu Mitgliedern der
deutschen Prüfungscommission für allgemeine Volks- und
Bürgerschnlen ia Prag und den Director der Smichow'er Volks- und
imk timt in jfWcSiK xcrii^ iriMmmm
if; r< xIfctfYTV üiv asiciftTV JT^^*** jkävk ^jftvflr.
An lecnftier St«I> bexekkocc es goaiiciB ü* finsoKt: i»
Erz hat mle Mirnur gEmahs. u«r «s ist kaae Errat» Irvrv z2^^
rajurrro ZciV Ia ^111. 66 fo Wage Bxckt als StcrAbOd asfekssa
za vollen . vare tbccsi'mel . a^ wenn vir aosdolick ü« AqpcB tot
den SchrSoiiehAi der Hias TenchlkaMn . absckslkk aa i«ff Islahs-
kstrkm der Stellen festhalten voQtea. Beide Stella eaÜHten Be-
sdimb^agen der SteCng der Wage am HiBBel . hcide l>p»ichfn
einen Mviiat, vas vir so^nck darthsn verden. T«iiiBfi|f sei orvihnl,
da» #i/aor m^gnfin in der Bcdectnne Mittae siek nnw^iglich bü
dem Begrüfe der Waee als StembOd and als Monatsheiieifhngng m-
eint: xa Mittag ist kein Sternbild sichtbar ond die Jahresbcdenlang
Ton taiargtyw fordert anbedingt auch die Jahresbedeotong fii laiom
m^vwf. Als die Sonne die n«Srdlidie Wende T«^lli*3gai hatte . stand
^ Wage am Himmel im Gleichgevicht. Zeoa er£a5Ste sie in der Mittt
ond vog.
Miaov Cfti^cnfifp ist aber aoch direct in der Bedeotaag dei
21. Joni gebraocht nnd zvar Od. IT. 385. I>iese Stdk kann ans der
Odjssee heraosgehoben verden . veil sie mit den Irrtüirten des Odjs-
seiLs in keinem Zusammenhange steht, eine abtrennbare ahe Stelle
ist. Menelans solle warten, bis Proteos erscheint, der Waasergott
der Aegypter, IV. 3ö5, der Unterthan Poseidons, der aDe Gewisser
kennt. Dieser werde erscheinen IT. 400. wenn die Sonne die Mitte
des Himmels überschritten hat; dann möge er ihn festhalten, sosehr
er auch alle Gestalten annehme IT. 416 ond 456.
Ein Gott der Aegjpter, der sich in Wasser nnd Baom Tervaa-
delt nnd in alles was da kriecht, kann wol kein anderer sein als der
Nilgott r^ler die Personificirnng des Xil selbst. Den mnssten die Ae-
gjpter festhalten, damit sie aller Segnungen theilhaftig werden. Er
erschien im Juni wie heute, wenn die Sonne die Mitte des TTiffuJi
überschritten hatte , wenn sie die nördliche Wende Tollzogen hatte.
Der Gott wird auch zn Feuer : ^eanidaig ni!^, da die Hitn «mtritli
und er /Ordert das Gedeihen Ton Pflanzen nnd Thieren. Was nofdoli^
A. Kriehenbauer , Das Altdr der nifts. 647
dQayuüv, avg ist, kann ich nicht erklären, aber was IV. 456 der
Löwe ist, in den er sich verwandelt, ist deutbar, da bekannt ist,
dass die Sonne -im Sternbilde des Löwen stand, wenn der Nil
austrat. Dieser Löwe in Verbindung mit Proteus und dem Nilaustritt
ist kein thierischer, sondern ein mythischer Löwe, das bekannte
Sternbild.
Wissenschaftlich steht fest, dass, wenn wir die Dias nicht
auf das Jahr 3285 t. Chr. Geburt verlegen wollen , in das Jahr , in
welchem der heiische Aufgang des Sirius und die nördliche Sommer-
wende gleichzeitig waren, zur Zeit der homerischen Griechen eine
Differenz zwischen Sirius- und Sonnenjahr schon bestanden haben
muss. Die Existenz des Wortes d'igog bezeuget, dass diese Differenz
bereits auch wahrgenommen und bezeichnet wurde. Schon daraus
lässt sich schliessen, dass sie nebst dem Siripsaufgang auch die Sonne
in ihrem Laufe beobachtet, das Sonnenjahr gekannt haben mussten.
Da in der Ilias die Bezeichnung rjihog iaIoov ovqovov ajdcptßeßi^xst
und ovQavov elgaviwv in Stellen vorkommt, die die Tagesbedeuhing
ausschliessen, die Jahresbedeutung nothwendig machen und geradezu
die Sonnenwendepunkte bezeichnen, so erkennen wir, dass durch fiiaov
ovQavov wirklich die nördliche, durch otQavov eigaviwv die südliche
Wende der Sonne, der 21. Juni und der 21. December bezeichnet,
die zwei Hauptpuncte der Ekliptik angegeben und das Sonnenjahr
sammt der Differenz mit dem Siriusjahr bekannt war.
Uns ist nothwendig zu wissen, wie gross war diese Differenz ?
Dies fTihrt uns zur Untersuchung der Ekliptik.
3. Die Ekliptik.
Es ist bekannt, dass der Frühlingspnnct kein fester Punct ist,
sondern jährlich etwa 50" westlich rückt, im Jahrhundert 1® 23'
40" und den Umlauf um die ganze Ekliptik in 26000 Jahren voll-
endet; es entfallen auf einen Grad 72 Jahre; die folgenden Berech-
nungen gelten alle für 38® n. Br.
Als Ausgangspunct der Zählung nehme ich nicht das Aequi-
noctium von 1873, sondeni von 1850, Wie dies auch für unsere
Himmelskarten und Globen meistens der Fall ist. Die Prä-
cession der Nachtgleichen habe ich schematidch für 90® ersichtlich
gemacht und für die Sternbilder Weigand's neuesten geographischen
Atlas benutzt.
1. Die Wage sahen wir bereits in den 2 Stellen VIIL 66 und
XIX. 21 erwähnt. Die eine Stelle enthält die 2 Merkmale: iiiaov
nvQavov und jtuaaa Xaßwv^ die andere verbindet die Erntezeit
ajiirjTog mit dem Begriffe ytlivjjoi. Welche Zeit bedeutet die Wage
als Sternbild überhaupt? Heute durchschreitet die Sonne das Stern-
bild Wage vom 26. October bis 18. November. Diese Zeit kann
weder mit (tuaov ovqavov als dem 21. Juni, noch mit der Erntezeit
in einer der Ilias entsprechenden Weise in Verbindung gebracht wer-
den. Von heute bis 22 v. Chr. trat die Sonne imOctoberindie
•48 4- Kriehenbauer, Dib Alter der Dki.
Wage; Ton 32 — 2182 v.Chr. trat sie im September und von
2182 rückwärts im August in dieses SteiuMld'). Es leuchtet
ein, dass wir für die Ilias weder den October noch den August als
Bedeutung der Wage annehmen dürfen, wefl wir im ersten Falle zu
nahe in die historische, im andern zu weit in die graue Yoneit rücken,
in eine Zeit. Ton der wir nicht wissen, ob die Wage überhaupt schon
existiert habe. Es muss für die Dias die Bedeutung des September
angenommen werden; denn in diese Zeit: tou 22 — 2182 t. Chr.
fUllt sicher die Ilias.
In der Bedeutung September kann die Wage aber nur den 23.
September, die Zeit der Herbstgleiche, bedeutet haben; denn nur die
Bedeutung der Gl e ich heit ist durch die Wage ausgedrückt Heute
hat das Bild der Wage diese Bedeutung nicht mehr; aber dass dieses
die erste und ursprüngliche Bedeutung derselben gewesen sein muss,
erkennen wir daraus, dass das Zeichen der Wage noch heute
den 23. September bedeutet« al<iv^ diese Bedeutung von der Zeit,
als sie zuerst dem Bilde lukam« Kt^ uf unsere Zeit übertragen hat
— Es ist dies die natürliche xatä ma^ wissenschaftlich begründete
Bedeutung ; jede andere B<deiimitf aüsste erwiesen und es müsste
gezeigt werden, wann die Wa|rp ihwBedeutung der Herbstgleiche ge-
ändert hat. Die Wage ist 22* ki^; der 23. September konnte da-
her 72 X 22 = 1587 Jah» Ija^r TvHi 742—2286 v. Chr., also in
der ganzen Zeit der homeiisirten Gnechen in die Wage fällen.
Nun wollen wir die $i«I)«d betrachten. Was fiiaaa laßdp
ist, erkenne ich aus jJJrpn : Zws ^neigt^ die Wage zur Zeit der
Ernte gibt mir für uecca laSüt iSe Bedeutung: Zeus hält die Wage
am 21. Juni in der Mitte — nimlich d«^: Himmels — die Wage stand
in der Culmination. Die beiden Ausdrücke ergeben sich als astrono-
mische termini technici. die Bilder als Beschreibungen wirklicher Stel-
lungen der Wage am Himmel.
Stellen wir nun die Wage in dw Mendian, so muss, da sie die
Bedeutung der Herbstgleiche hat die Sommerwende der Sonne 90*
westlich fallen. Da wir uns die Sonne eben in der Sommerwende
denken müssen, so kommt sie. wenn die Wage im Meridian steht, an
den westlichen Horizont zu sieh«, d. h. die Wage stand am 21. Juni
Abends in der Cuhnination. Sie ist 22* lang und zwar tou 216
bis 238**; steht 238* in der Bedeutung der Herbstgleiche unter dem
M^^ridian, so ßllt der Sommerpunct auf 23S — 90 = 148« Dort
niuHK am 21. Juni, wenn die Wage im Meridian stehen soll, die
Hittiua Hieben; die Sonne steht dann aber noch über dem Horizont.
wojl dftr Tagesbogcn derselben im Jura am gr^ssten ist; tritt 148«
awUkh nnter den Horizont so steht auch «hon die Wage westlich
vdm Meridian, nie entspricht nicht mehr der Stellung fidoaa laßm,
•») Im Nir.bweU und die FfHäniBg diiMr Berechmog wird dirA
Mm iaMlari^he DaiBteOn^ derPkiMBM dtfTigu jg^d MadÜ-
A. Krichehbauer, Das Alter der Dias. 649
Steht 216^ unter dem Meridian, so ist die Sonne in 216 — 90
= 126°. Tritt dieser Gi-ad unter den Horizont, so steht die Wage
gerade noch so unter dem Meridian, dass ihre Stellung den zwei Be-
dingungen (xiaov ovqavov und (,uaaa Xaßdv entspricht.
Heute steht die Sonne zur Zeit der nördlichen Wende , am
21. Juni in 90"; hieraus ergieht sich uns im ersten Falle für die
Sonne am 21. Juni der 148.^ also 148 — 90 = 58*^ Differenz, im
anderen für die Sonne der 216. Grad, also 126 — 90 = 36*> Diffe-
renz. In Jahren ausgedrückt fuhrt die erstere Stellung auf (72 X ^3)
— 1850 = 2326 eine Zeit, die ebensowenig entspricht, als das
Bild entsprach ; die andere Stellung auf (72 X 36) — 1850 =
742 y. Chr. eine Zeit , die eben so passend erscheint, wie das Bild
selbst passte.
Ich muss aber gestehen, so sehr diese Zeit den Traditionen
über Homer, und das Bild dem Wortlaute der Hias entspricht, trage
ich Bedenken, das Jahr 742 v. Chr. als die Zeit anzunehmen, aus
der die Himmelsbeobachtung stammt ; denn dies ist eb6n das Jahr,
in welchem die Wage aufhört, die Bedeutung des 23. September
zu tragen ; es fallt die Herbstgleiche von der Zeit an nicht mehr in
das Bil d, sondern bereits in das Zeichen der Wage im Bilde der
Jungfrau; und in der Hias haben wir es offenbar mit dem Bilde der
Wage zu thun, und dürfen an das Zeichen nicht denken. So wie uns
^ie Wage in der Hias aus diesem Gninde einerseits nicht auf eine
jüngere Zeit führen kann, als 742 y. Chr., so wäre es andererseits
sonderbar, dass wir gerade von dem letzten Momente, in dem die
Wage noch den 23. September bedeutete, Nachricht in der Hias er-
halten sollten. Es ist auch nicht nothwendig, sich auf den 216.
Grad zu beschränken ; setzen wir die Mitte der Wage unter den Me-
ridian, also 227**, so fällt der Sommerpunct auf 227 — 90 = 137® ;
hiemit ist die Differenz 137 — 90 = 47° oder (47 X 72)— 1850
= 1534 y. Chr., die Zeit, aus der die Nachricht stammen kann ;
denn tritt 137° unter den Horizont, so fallt die Wage noch immer
so, dass sie dem Bilde ^leaaa Xaßwv entspricht; genau die öst-
liche Grenze der Wage 238® steht aber bei Sonnenuntergang unter
demMeridian, wenn dieSonne in 130^ steht; das führtauf 130 — 90
= 40° Differenz, um das Jahr 1030 v. Chr., TaXavrov repräsentiert
mir also die Zeit von 742—1030 v. Chr.
Steht die Wage am 21. Ju ni Abends im Meridian, so muss
sie im Juli so stehen, dass ihr das Prädicat xXivijai zukommt,
sie tritt an den südwestlichen Himmel , und es beginnt die Zeit der
Erhte.
^ Haben wir in xAiVijaf und (.liaaa kaßtiv astronomische Be-
zeichnungen für die Stellung der Wage in verschiedenen Monaten
erkannt, so fällt uns VIII. 73 der Zusatz auf, dass die eine der Wag-
schalen bis an die Erde reichte: e^ia&tjVi die andere zum Himmel
emporschnellte. Das ist ein neues Bild der Wage, das mit iiioaa
laßwv und lilivrjai nicht identisch ist* Ich erkenne] daraas, dass
650 Ä, KrichenbaueTf Das Alter der Dias.
wir in VIII. 66 — 74 zwei Stadien der Wage in eine Beschreibung
verschmolzen Tor uns haben. Stellen wir die Wage so, dass die
eine der Schalen, a librae, an den Horizont reicht, so ist dies die Stel-
lang, die die Sonne ungefähr am 20. Augnst einnimmt. Fflr den
21. Juni stand uns die Sonne in 130®, für den 20. Juli in 160*;
also für den 20. August in 190®. lüt dem Untergänge der Sonne
am 20. August in 190® entspricht das Bild der Wage schon dem
Begriffe etio&rjv. Wir erkannten also drei Stadien der Wage in
den 2 Stellen beschrieben : piiaaa hxßwv entsprach dem 20. Juni,
xXivrjai dem 20. Juli und e^eo^rp/ dem 20. August um 1000 t. Chr.
(V. 742—1030 V. Chr.).
Wir sehen deutlich, dass die Griechen Himmelsbeobachtungen
an der Ekliptik machten , dass sie eine astronomische Terminologie
hatten, indem sie die Bilder naturwahr beschrieben, dass sie sogar
dadurch Monate bezeichneten. Selbst die astrologische Rich-
tung, die Verbindung der Gestirne mit dem Schicksale des Menschen
ist ausgesprochen. Der Glaube daran war wahrscheinlich der Grund,
warum der Rhapsode die zwei Verse einfügte , die ursprünglich ge-
trennt waren. So wie wir die Bedeutung des Sirius nicht erkannten,
so lange wir W.ovixivo(; ^iixeavöio als den täglichen Aufgang
fassten, so konnten wir die Bedeutung der Wage nicht erkennen, so
lange wir /aeaov ovqavov auf den Mittag bezogen. Da wir die Wage
als Sternbild erkennen, fällt jeder Zweifel, dass fAiaov ovqavov und
mit ihm alle 9 Zeitbegriffe die Jahresbedeutung haben müssen, und
die Griechen die Ekliptik kannten.
2. DerLöwe trat uns Odyssee IV. als Sternbild entgegen, in
dem die Sonne stand, wenn der Nil austrat. Das Sternbild Löwe ist
37® lang. Es konnte daher die Sonne 37 X 72 = 2664 Jahre hin-
durch am 21. Juni im Löwen stehen und zwar von 1462 — 4126
V. Chr. Verlegen wir also das Bild der Odyssee nur auf 1462
y. Chr., so ist es auch naturwahr und die Interpretation zeigt sich
als richtig.
Ich schliesse nun so: Stand die Sonne am 21. Juni im Löwen
in der Sommerwende, so muss die Winterwende 180® entfernt ao
der Ekliptik gewesen sein. Der Löwe erstreckt sich von 135 — 173®;
die Winterwende muss also gleichzeitig auf 316—353® gefallen sein
Während also der Sommerpunct durch den Löwen rückte, muss der
Winterpunct durch den Wassermann und Steinbock gei-ückt sein.
Kannten die Griechen den Löwen als Sommerwende und kannten
sie die Ekliptik , so muss auch die Kenntniss des Wassermanns nnd
Steinbocks in der Bedeutung des 21. December in der Ilias nach-
weisbar sein.
3. Der Wassermann als Sternbild ist eine ägyptische Figur,
mit der Nilschwelle in Verbindung. Den Griechen war der Wasser-
gott Poseidon; ihm fiel es bei der Theilung der Erde zu TtoUiff
aXa vahffev ael, XV. 189. Im Meere hat er seinen Pallast mid
man opferte ihm am Gestade des Meeres und an Flüssen. In dtr
A. Krichenbauer, Das Alter der Ilias. 651
ganzen Mythologie ist er als Meeres- oder Wassergott verehrt und
noch die Griechen der historischen Zeit weihten ihm den December,
der Poseideon hiess. Poseidon hat also die Analogie mit dem
Wassermann, dass er Wassergott ist, und den December bedeutet.
Die Möglichkeit, die beiden zu identificieren, ist vorhanden. Betrach-
ten wir nun das Bild XIII. 1—38.
Avtlxa <f' ^1 OQ^og xaTeßrjatro nMJiakofvrog
XQtunvd noal nQoßißag' TQ^fis J* ovgea fiaxQtt xal vlrj
nocölv vn d&avttToiai IToattSdanrog iortrrog.
TQlg fikv OQ^^ai* ituVf t6 Sk jirgaTov txno Hx/iauq, 20
Alytig^ iv&a ri ol xli^d 6iofjLttta ßiv^iat XC^vtig,
XQV6ia fiaQfialQOVxa TfTtvxc^Tai, äifd-ira aiii,
|y»9-' iXS^iav vn o/iatfi. TiThOxfro x^^^oTtoö* tnntay
wxvnira, ;^(n/ff^i;ff*y Id-iCqrfliv xofiomvre.
XQvOov (f* avjog iSvve negl X9^^' V^i^^o S^ i/ndad-Xriv
XQvaeifiv evTvxroVf iov <J' Intßr^airo 6((f'Qov' 26
ßf^ S* iXdttv tJtl xvfiat ' uraXXt Sk xijr«* vn avrov
ndvTod-ev ix xtv&fnoVf ov6^ ^yvo^riatv avaxtn'
ytj&oavvri ^k ^dXaaaa SUaraio. roX d" inirovio
^if4(f>€t fidX\ ov6^ vniviQd-i Suttvfxo /dXxeog ä((ov. 30
Tov <f' ig ^;^a*«5r vijag lioxagd-fioi q^Qov innoi,
"Eati di Ti aniog fVQV ßa&eCrig ßivd^iot Xffivrjg,
^eoarjyvg Tev^Soio xal "Ifißgov nrtinaXoiaarig'
ivd-* Xnnovg Patriae TToaei^dtov ivoa^x^^ov
Xvaag i^ ox^ioVy nagd (f* dfißgoaiov ßdXfv (ISttQ 35
iSfAiVM' dfAipl 6k noaal niSag HßaXi xQ^^^^^^i
aQQi^XTOvg dXvTovgf 6(pQ* MfinkSov av&t fiivoitv
voarriaavTa avaxra' 6 6* ig argtcrov ^;^€t* ^#;^«Mor.
Zeus wendet sich ZU den Thrakern und Poseidon fährt in das Meer.
Es wird dieses Bild, sowie die anderen Götterbilder als Phantasie-
gebilde eines Dichters angenommen ; das XJrtheil, das man darüber
bis jetzt fallt, ist : parturit^it mofttcs, et nascitur ridiculus mus.
Nehmen wir an, es sei dies Bild die Beschreibung einer Him-
mejserscheinung, so wie das Bild der Wage, so wird an der bisheri-
gen Aufifassung derselben nichts zerstört, im Gegentheil erhält es so-
gleich eine tiefe und ernste Bedeutung. Zeus erscheint als die
Sonne, und zwar im Untergange : Ttähv Tqijte oaae (paei^vw, Po-
seidon taucht dann selbst in aller Pracht und Herrlichkeit in das
Meer, stellt seine Rosse dort dauernd ein, v. 32 — 38, d. i. das
Sternbild geht heliakisch, also nach der Sonne unter.
In diesem Sinne wird das Bild zur wahren poetischen Beschreibung
der wirklichen Natur. Dass dem wirklich so sei, muss sich mehr-
seitig beweisen lassen, und bedarf einer ausführlichen Analyse der
Stelle XIII. 1—38, die in diesem Auszuge nicht mitgetheilt werden
kann. Angenommen nun, Poseidon sei ein Sternbild, so ergiebt sich
zuerst, dass wenn dieses Sternbild nach Sonnenuntergang untergeht,
es um Mittag mit der Sonne culminiert, und Morgens nac~
Her Sonm jmfiggfjBggii mn nnx»: iaa also •& Somu m dar wtsür
lieben Gran» des Sternbüdes festmden habe. Es ist ma AFiagt^
war das wirklieb der I>ec8iiib«r. in ieat «üe Sonna im SttrabSde 4m
Poseidon stand? Za diesem Bebnfe massen wir
4« den Steinbock nnter^ncben. Der S^mboek häaek .Ali
IT. 105 und die ^7&; komni»»nan zwei Stellen der Dias hfebstbedea
tnwraroü Tor IIIL 21 and Vm. 203. Hera wirft .iem Pösodon
▼or. dasB er kein Herz f& 'üe Danaer habe, obwol sie ibm ug
'Ekixr^if T£ zai Ah/ag dtTiq ewa^W-tfof. Man halt dieses für die
!^aaien zweier Städte in Adiaja und Enb«^. Das hat aber kancn
Sinn. Wie sollen die Griecben nai!b A«!haja und Enb^ Opfer brin-
gen? nnii selbst^ wenn sii^ dieselben hinschicken, was aber gar
nicht in der Dias steht, warum sind es gerade diese zwei Städte, die
ffir Poseidon so wicbtig «ind? leb gianbe. die BerfUimtbeit ist eine
sebr begründete. Was *El/xjr heisst . lehrt jedes Wörterbacb; Arat
Tersteht darunter den grossen Baren, das Sternbild am n$rd-
lieben HhnraeL Also niebt naeb Helike. sondern naeb Norden opfern
sie. Ist 'EUxr ein StembOd in der Bedevtnne: Norden^ so nniss
doeb wol Aiy^ ucb ein StembOd nnd zwar in der Bedentnng Süden
sein, so dass ilq ^Ekixrr le xiri Alytu beisst. ^sie opfern dem Po-
seidon vom Xorden naeb Süden . soweit der Himmel reiebi, aller
Orten, überall*. Wenn wir eine Stadt und ein Sternbild mit glei-
chem Namen antreffen, so ist doeb wol anznnebmen, dass die Stadt
den Namen Tom Sterne babe. niebt nmgekebrt. znmal die Stembflder
so bedentnngsTolI «ind ; denn die Biebtnng Ton Norden naeb Süden
ist der Meridian, nnd dieser ist dnreb zwei Sternbilder Alysg nnd
'E)Jxr^ angegeben. — leb schreibe nur Alyag statt ^;iac.
Die Sonne cnlminiert im Men«iian Mittags am 21. Jnni im
höchsten nnd am 21. December im tieften Stande. Gestirne, die
den Meridian angeben, also bier die Aiy€Q, müssen am 21. Jnni
Mitt^macbts nnd am 21. December Mittags in derselben Biebtnng
cnlminieren, nnd sie müssen 180* Tom Sommerpnncte entfernt sein.
Nnn fanden wir in der Odyssee, dass die Sonne am 21. Jnni
im Löwen enlminierte, nnd dass natnmotb wendig 180* entfernt das
Sternbild der Steinböcke siebe, nnd daber dieses Sternbild am
21. Jnni Mittemaebt oder 21. December Mittags cnlminieren müsse.
Da es sieb zeigt, dass Aly^q der Griecben nnd Steinböcke
der Aegypter, beide am 21. Joni Mittemacht und am 21. December
Mittags eulminieren, folglich aucb beide 180* vom Sommerpnncte
entfernt sind, so folgt :
1. Das s die^iye^ der Griechen und die Steinböcke
der Aegypter dasselbe Sternbild an der Ekliptik sind').
0 Auch der Plural Steinbocke and Alyig scheint auf die Duplid-
tät Yon «Caprieomi hinzu weisen, die massig guten Angen wibr-
nehmbar ist.
A. RriehenbüHer, Das Alter 4er Iliag. 69S
2. Dass der SommerpuDct iu den Löwen nnd der W inte r-
punct in die Alysg fiel.
3. Dass der Löwe, der Bär nnd der Steinbock oder u4lyeg in
denselben Meridian fielen; zu diesen 3 Puncten können wir noch
einen vierten fögen, denn ancb der Nordpol mnss im Meridian liegen.
Diese Linie existiert heute am Himmel nicht ; denn ziehen wir
heute den Meridian durch den Löwen und Steinbock, so fällt der Bär
ausser dieser Bichtung; und wie immer man den Bären im Meridian
stellt, trifft die Linie von Norden nach Süden entweder nicht den
Löwen, oder nicht den Steinbock. Sollten die Schlüsse also richtig
sein, so müssen sich diese 4 Puncto in Einer Linie unter demselben
Meridian auch als naturwahr erweisen.
Den Meridian dui*ch den Löwen und Steinbock können wir be-
reits berechnen. Wir sahen, dass während der Sommerpunct sich
durch den Löwen verschob, der Winterpunct durch den Wassermann
und die Steinböcke rückte ; beschränken wir hier die Verschiebung
bloss auf die Steinböcke, so sind es nur 9 Grade, also 648 Jähre,
innerhalb welcher der Meridian durch Steinbock und Löwe gehen
konnte; von 325« — 316» und 145** — 136*», oder von 1462 bis
2110 V. Chr.
Nun schliessen wir weiter: Wir wissen, dass an der Ekliptik
der Wassermann der östliche Nachbar der Steinböcke ist, und sehen
in der Ilias, dass Poseidon der östliche Nachbar der u4ly€g ist ; denn
Poseidon geht nach den ^I^€^ unter; XIII. 21 heisstes: l'x^ro
rixiiiWQ Alyag. Da nun Alyeg und Steinbock identisch ist, so muss
1. auch Poseidon und Wassermann identisch und
Poseidon das Sternbild an der Ekliptik sein.
2. Ist die Beschreibung zum Untergange des Poseidon im
XnL Buche die vom 21. December Abends; denn die Sonne kann
nur zwischen 325** und 316**, also zwischen Poseidon und Atyeg
stehen, und sie geht vor Poseidon mit den Alyag in der Winterwende
unter.
Wir sagten, dass, wenn der Löwe in Od. IV. der astronomische
sein soll, wir auch die Eenntniss des Wassermanns und Steinbocks
in der Ilias antreffen müssen ; wir treffen die Steinböcke und statt
des Wasseimanns den Poseidon und können sagen: dieOriechen kann-
ten die Wage, den Löwen, die Steinböcke und den Wassermann als
Sternbilder an der Ekliptik, hatten aber statt des letzteren den Po-
seidon als Sternbild.
Es fragt sich nun, we Icher dieser 9 Grade ist als
der der Winterwende der Sonne anzunehmen?
Hierüber belehrt uns rixfiWQ Alyag, Es kann dies nur
heissen: die Grenze, nämlich die Steinböcke.
Eine andere Auffassung würde dazu führen, unter AlyBg ein
Thierkreiszeichen zu verstehen. An das Zeichen des Wassermanns,
wie es heute im Stembilde des Steinbocks steht, ist nicht zu denk^
denn das steht erst seit 94 v. Ohr. darin. Aber auch das Zeic
der Steinböcke kann nicht gemeint se^l.
•M A. KriAaAtmer, Du Alter Aa niu.
1. Widergprkbt der Wortlaut der Ilias; esmüsste dann heäaBni
zexfiOßQ ^iycir nicht tir^wq ^ly(u.
2. Die VerbinduDg tos udV/eg als Zeichen mit 'JEluei; den
Bilde wäre ein Widergprach.
3. Mnsste anch der Löwe ein Zeichen sein; die Zeichen des
Lehren ond Steinbocks stehen aber nicht 180* Ton einander ab; das
Zeichen des Löwen hatte nie den 20. Joni bedeotet.
4. Mässte, wenn Ton einem Zeichen die Bede wäre, die En-
theil ong des Himmels in 12 gleiche Theile in der Dias enreislkk
sein, was nicht der Fall ist.
u4lyeg heisst die Steinböcke, TeTUiCjg die Grenze, alsoiloaefdo-
cjvog TtAfiüßQ Ai'/ag heisst: Poseidons Grenze dort, wo die Stein-
böcke sind, also Poseidons Westgrenze. Poseidon erreichte
in Tey^fuoQ auch seine ödfiara, d. h. den äussersten südwestiichen
Punct am Horizonte, in welchem anch die Sonne, wenn sie den kür-
zesten Tagesbogen beschreibt, also am 21. December untergeht, wie
heute im Zeichen der Steinböcke; zu Mittag hatte sie an die-
sem Tage die Winterwende vollzogen^).
Wir haben also einen bestimmten Punct gefun-
den, in dem wir den Stand der Sonne in der Sommer-
und Winterwende erkennen. Die Winterwende fiel auf 325* der
Ekliptik, heute fallt sie auf 270®; daher besteht zwischen der Zeit
von der die Ilias berichtet und heute eine Differenz von 55^, d. h. Ton
55 X 72 = 3960 Jahre, oder die Nachrichten über die Alyeg nnd
Poseidon stammen aus dem Jahre 2110 t. Chr.
Der Winterpanct fiel auf 325", der Sommerpunct auf 145*, 3*
westlich vom Begulus, der Herbstpunct auf 235^ in den Scorpion,
der Ostpunct auf 45" etwa 10" westlich von den Plejaden und
Hyaden.
Auf Grundlage der Dias haben wir erkannt :
1. Den Meridian, gehend durch den Löwen, Bären, Nordpol und
Steinbock.
2. Die Ekliptik mit dem höchsten Puncto im Löwen, dem nie-
dersten zwischen Steinbock und Wassermann.
3. Den grossen Bären als Circumpolarstem, und am 21. Juni
im Meridian stehend.
4. Den Sirius im Sommer heliakisch aufgehend zwischen 20.
Juni und 20 Juli..
Keiner der 4 Puncto ist heute am Himmel wirklich nachweis-
bar. Sollen die Schlüsse richtig sein, so muss die ganze Constel-
lation auch naturwahr sein.
Stellen wir nun den Himmelsglobus für 2110 v. Chr.
ein, d. i. den Nordpol um 55" östlicher, so tritt uns der wunderbare
Anblick entgegen, dass die ganze Constellation für jene
*) Der Beweis ist abermals zu an^ngreich, um in diesem Aussig
ausfQbrlich mitgetheilt za werden.
A. Kridtenbauer, Das Alter der Uiae. 66S
Zeit wirklich in der Nütur genau so vorhanden ist, wie
sie die Ilias boschreibt:
a. Der Meridian geht von 325® des Steinbocks aus über y und
d des grossen Bären und 3" westlich vom Beguius, aber er umfasst
nicht blos den Pol des Aequators, sondern auch den Pol der Ekliptik,
zeigt sich also nicht blos als naturwahr, sondern als eine astrono-
misch höchst merkwürdige Linie, die das ganze Himmelsgewölbe in
die vollkommene Gleichgewichtslage bringt.
b. Die Ekliptik erscheint uns nun wirklich durch fiioov ovqavov
und GVQavov eiaaviwv erkannt und bezeichnet; denn es jfällt die
Sommerwende in den Löwen 145® und die Winterwende in den Stein-
bock 325®. Li diesem Grade erreicht die Sonne am 21. December
Abends wirklich ihren südwestlichsteh Stand.
c. Der grosse Bär zeigt sich als Circumpolarstem, da der
Stern rj^ der heute in der unteren Culmination für 38® n. Br. schon
unter den Horizont tritt, und kein Gircumpolarstem mehr ist, damals
in der unteren Culmination 18® über dem Horizonte stand. / und d
fielen, wie gesagt, in den Meridian.
d. Der Sirius ging, 2110 v. Chr., in Aegypten am 14., in
Eleinasien am 26. Juni mit der Sonne auf; an diesen Tagen war er
noch nicht sichtbar. Lepsius berechnet, dass er in Aegypten 3285
V. Chr. am 21. Juni Früh vor der Sonne, heliakisch, aufging, und
dass sein Frühaufgang sich in 120 Jahren um einen Tag verspätete ;
für die Differenz 3285—2110 = 1175 Jahren musste also die Ver-
spätung 9—10 Tage betragen, also der Sirius in Aegypten am 30.
Juni vor der Sonne aufgehen, oder die Sonne bei Aufgang des Sirius
16® unter dem Horizont stehen. — Nehmen wir für Eleinasien den-
selben Abstand der Sonne vom Sirius, so ging dieser 26 4-:16= 30 '
4-12 oder am 12. Juli Früh vor der Sonne auf. Diese Differenz
passt vollkommen zu den Angaben der Ilias ; von der Zeit, wo er
am 21. Juni mit der Sonnenwende zugleich als Sommerstem Früh
aufging bis 2110 v. Chr., wo er am 12. Juli Früh aufging, war die
Bechuung für den Sommereintritt um 22 Tage verspätet, eine Diffe-
renz, die hinreichend ist, die Entstehung der neuen Jahreszeit: d'iqog
zu erklären.
Sirius ging demnach am 26. Juni mit der Sonne auf, am 12.
Juli war er vor Soonenaufgang so hoch am Himmel , dass er als
Sommerstern , OTiioQivog aavrjQ und leXoviahog ^Qxeavdio auch dem
gemeinen Volke als rothleuchtender Stern Früh: vvxTog afÄoXyfp
sichtbar war; am 28. August culminierte er Früh (pnmqrfi elai,
yvTCTog a^iolyqi) ; am 21. October ging er Früh unter, am21. November
culminierte er Mitternachts, am 22. Februar culminierte er Abends,
am 21. April ging er mit der Sonne unter ; er war also, da er schon
vor dem 21. April unsichtbar ward, von Anfang April bis Anfang
Juli unsichtbar, 3 Monate im Bade des Okeanos. Alle Angaben
der Ilias zeigen sich als naturwahr^).
*) Die Wage kann hier nicht als fernerer Beleg angeführt
den, weil die in der Ilias beschriebene Stellung fäLT ^VlSk
656 Ä. Kriehenbauer, Das Alter der Bias.
Das Volk erkannte bereits die Differenz zwischen dem Sirios
nnd Sonnenjahr; es schnf sich die Bezeichnung SiQog; noch siche-
rer mnssten sie die Astronomen erkennen aber an der Ekliptik ; die
Ilias spricht es aus, dass das Vorrücken der Sonne nach Westen, das
Zurückbleiben der Sterne nach Osten erkannt war; sie spricht es
aus in derselben Bildersprache, die wir bei Poseidon erkannten. Die
Hanptbilder der Ilias, in denen die Götter beschrieben werden, sind
ebensoviele Beschreibungen des Himmels: Poseidon im
Xin. Buche führt uns den 21. December vor; Apollo im I. Buche
den 21. September, Hera im XIY. und XV. Buche den 21. März,
Ares im V. und der heliakische Aufgang des Sirius den 12. Juli,
Athene im VIII. Buche die Himmelsconstellation am 20. Juli, das
XXI. Buch endlich den Kampf äer Athene, Hei-a und des Ares und
gleichzeitig das XXn. Buch den Sirius in der Culmination am 28.
August. Der astronomische Sinn der Götterbilder im V., VÜL, XIV.,
XV. und XXI. Buche ist: die Erkonntniss der Verschiebung
der4Eardinalpuncte, oder der Differenz zwischen Sirius- und
Sonnenjabr im Bilde einer Götterhandlung und eines Götterkrieges.
Die Griechen hatten ausser dem Steinbock kein Thier an der Ekliptik,
sie hatten keinen Thier- sondern einen Götterkreis.
Die Götterbilder sind nicht Gebilde der Phantasie eines jugend-
lichen Dichters, sondern natnrwahre und gleichzeitige Beschreibungen
des Himmels, und die Bilder zusammen sind Beste einer ehemals ge-
schlossenen üranologie, eine Himmelsbeschreibung, die in die Kriegs-
beschreibung mit eingeflochten ist, sind die ältesten Theile der
Dias.
Von Xelov^evog ^Qyisavoio ausgehend erkannten wir auf Grund
der Naturgesetze, dass zwischen Sirius- und Sonnenjahr eine Diffe-
renz existiert haben müsse, und dass sie nur an der Ekliptik erkenn-
bar sein konnte ; rjiXiog ixiaov oiqavov acpißeßrjxei und kiiov be-
zeichnete uns die Ekliptik and die Sommerwende und elg ^EXixrp^ te
xal ^lyag den Meridian, und den Punct der Winterwende der Sonne,
der für die Berechnung den festen Stützpunct gab.
Ich kann in dieser kurzen Darstellung nur andeuten, dass die
Ilias bei dieser Auffassung eine wunderbare Tiefe der Bedeutung,
eine Pracht und Herrlichkeit der ältesten griechischen Poesie ent-
faltet, und in ihrem Werthe sich an die ägyptischen Denkmäler
anreiht.
Znaim. Anton Krichenbau er.
entspricht; dies beweist also zugleich; dass die Wage ein jün-
geres Sternbild ist
J. VäkUHf Kacbvort sn ▼oraiehendam Auftatz. 6S7
Nachwort
za TorsteheDdem Aufsatz.
Der Verfasser dieser Abhandlang erzählt selbst, dass er diese
Proben seiner astronomischen Betrachtungsweise der Ilias den Fach-
genossen auf der Innsbrucker Philologenversammlung Vorzulegen die
Absicht hatte ; da ihm diese Gelegenheit, die Ergebnisse seiner Un-
tersuchungen bekannt zu machen, abgeschnitten war, glaubte ich sei*
nem Wunsche, den Aufsatz, sowie er für den Vortrag bestimmt ge-
wesen, in die Gymnasialzeitschrift aufzunehmen, aus verschiedenen
Gründen nicht entgegen sein zu sollen. Auch half mir freundlich dar-
gebotener astronomischer Beiratb über die Schwierigkeit der Beurthei-
lungdes mir ungeläufigen astronomischen Theiles hinweg und gewährte
wiewol der wiederholte Hinweis auf eine grössere Arbeit, welche die
Beweise hier einfach hingestellter Behauptungen nachbringen werde,
die Sicherheit des Urtheiles mehrfach beeinträchtigte, doch nach die-
ser Seite Beruhigung. Dennoch, wiewol im allgemeinen als selbst-
verständlich gilt, dass die Redaction einer Zeitschrift nicht für jeden
in ihr enthaltenen Satz solidarisch einzutreten habe, erachte ich es
in dem gegenwärtigen Falle bei dieser von verbreiteten Anschauungen
und AufTassongeu so sehr abweichenden Betrachtungsai-t für eine
Pflicht der Wahrheit, ausdrücklich zu erklären, dass des Verfassers
Versuch, astronomische Deutungsweise an die Stelle poetischer Auf-
fassung der Ilias zu setzen, mich nicht überzeugt hat und dass die
Methode des Veifassers es nach meiner Meinung darin mitunter
versieht, dass sie als erwiesen nimmt und zur Grundlage weiterer
Combinationen macht, was des Beweises noch bedürftig scheint.
J. Vahlen.
ZtiUcbrift i. d. Otttrr. t^xaiu. lb7S. IX. n. X. Utfl. 44
658 J' VMen, Zn Aristoteles IV)etik.
Eine Miscelle zu Aristoteles Poetik.
4. 1449 a 8 ro uev ovv iniaiMnäiv^ ao Im ridti r xüayta-
oia Toi^ eioeaiv mavwg rj ov, at/to ze xor^ avro noivai nuu ffQog
ra d'iazQaf allog loyog. Die Handschrift nfiverai tj vaiy was fach
aus folgender Schreibung erklärt: n^iv^tai d. i. Verderboiss nebst
übergeschriebener Correctur. Der Infinitiv xQivtti, ist der tfi/i-
nith^s relativus , wie bist. anim. 9, 38. 622 b 20 und sonst mehr-
fach. TtQog ra ^iatga ist gleich ngog rovg Ssoeiag, wie 14.
1453 a 34.
6. 1450 b 9 eari di rjd'og ftiv to toiovtov, o dfiXoi Tf/y
TTQoalQeaiv , onola rig ev olg ovx eari drjlov ^ TTQoaiQeT'
rai rj qiavyei' dioneq ovk ^xovaiv v&og TtJüv l/yyiav h dlg fifj^
ohog kor IV o ti nQoaiQeiTai tj q^evyei 6 Ihwv. So nach der
Handschr. Der ümschweif in dem Belatiysatz OTtola ztg . . iptiyu
hat seinen Anlass in der Absicht deutlich zu machen, dass die
rrQoaiQeaig beides enthalte, das nQoaiqeia&ai und (peiyeiv^ und
solche Umständlichkeit ist auch sonst nicht ohne Beispiel.
11. 1451 fl 38 ^ yoQ toiovttj avceyvdgiaig xai f^aXiaz*
iav Tcal irtQiniTeia rj eleov i'^et rj q>6ßov. Die Handschrift:
avayvioQiaig xat iragiTtizeia rj, das aus jenem leicht entstand. Ari-
stoteles bezieht sich zurück auf die Definition der avayvwQiaig und
den dazu gehörigen Zusatz (32) xaJiXiazri di avayvwQiüig Szccp
(i(.ut Tieqinizeiai yivwvzai.
17. 1455 6 7 ro (Jf ozi aveXXev 6 ^eog öia ziva aiziavj i^at
zov fAvd'Ov iX^elv iy.€t xal iq)' o zi di e^w zod- xavoXov.
Der Abschreiber hat aus leicht ersichtlichem Grunde e^ii) zov fÄV&ov
und i'^io zov xii&oXov mit einander vertauscht und an die entgegen-
gesetzten Stellen gebracht. Das in dem Drama erwähnte Orakel lag
als solches k'Sco zov fiv&ovy wie im Oedipus Laios* Ermordung IJct»
zov dgaiLtaiog (14. 1453 b 31) und Oedipus' ünbekanntschaft mit
Laios' Tod k'^cj zov fnv&eviiiazog (24. 1460 a 30) liegt, und musste
dar im eSw zov xa&oXov d. i. ausserhalb des knappen Abrisses der
Handlung bleiben, der keiner Motivierung bedurfte.
18. 1456a 19 ev di zalg ^rsQiTtereiaig y.at iv zoig aTtkoi^
7tQ(iyf.iaai özoxaCovzai lov ßovlovzm ^av^aazwg. Diese oinla
/igayiaaTa bilden keinen Gegensatz zu den TreTtkey^iva^ sondern
sind, wie «He gleich folgenden Beispiele zeigen , identisch mit dem
was (K>. 1453 a 13) anXovg /nid^og im Unterschiede vom dinlov^
genannt ward. In diesen auf einfache ^ecaßohrj Eines Helden ange-
legten OLTi'Ka ngdyfiaza verstehen die Dichter die uhqinicua so
einzurichten, dass dieselbe, indem sie nicht über die Wirkung des
(filxuvtyqtjjiov hinausgeht, dem Geschmack des Publicums zusagt.
18. 1456 a 28 zolg di koinoig za ^do^tva ovdiv fiaX-
Xov zov (.iv^ov r, aXkrjg ZQayt^iag iaziv. Die Handschrift dido*
(.uva ftaXloVy zum Theil von Madius gebessert.
/. VahUn, Za Aristoteles Poetik. 050
21. 1457 b 13 an sidovg di inl ädog (seil. fÄeTaq>OQa
iüTiv) olov *xaAx(p ano \pvx^,v aQvaag^ nal ^la/nwv ixeiQÜ xcchi(p\
hzai&a yctQ xo fjiiv aqvaai tafÄslv, x6 öi zafjieiv aqvaac fljoi^ßv,
api(p(a yag acpekelv ri sativ. Das zweite Beispiel findet seine Auf-
klärung in einem Vers des Empedokles, aus dem die Poetik wieder-
holt Beispiele entlehnt. Aus dem nämlich, was Theon Smym. arithm.
Piaton. 1, 21 Geld, anführt 6 juiv yag ^EfAnBÖoyXrig ^iCQrjvaiov dno
nivT avifAiüvraj tprflivy axBiqü X^^^V ^*^^ dnoi^ivTrTeax^ai hat
man (v. 452 Mnll.) folgenden Vers restituiert xQrp^wv ano itivi
(xvifiijvzag axuQti xaÄx(j) x^ij ixbv ano^^viixea&ai — in der
Hauptsache gewiss richtig und was zweifelhaft bleiht, ist für uns
untergeordnet. Die Uebereinstimmung mit dem Aristotelischen Halb-
verse ist gross genug, um die Vermuthung zu rechtfertigen, dvi^iovva
oder dvifjüivrag bei Theon sei verschrieben oder verdrängt durch das
ursprüngliche lafiovia, das nach Aristoteles' Deutung für das mit
dvi^mv identische dqvaai stehen soll. Und wenn diese Combinatiou
sich bewährt, würde man kein Bedenken haben, auch das andere
Beispiel dem Empedokles zuzueignen. Beide Ausdrücke tafxalv und
ctQvaat sind unter den Begriff des absonders, aussondems {dipelelv)
gestellt und gewinnen daraus die Möglichkeit gegenseitiger Ueber-
ti-agung.
22. 1459 a 8 zcjv di n oir^fiaxwv la ^iv dijtXa /lahara
ag^icxei vöig diOrqafxßotgj a\ di yXfOTcai voig fjQioiyLolg, ai di
fiixaqxyqal roig lafAßeioig. Die Handschrift cciv d ovofiavwv;
jenes erfordert der Fortschritt von der allgemeinen Beurtheilung oder
Anwendung der genannten Wortarten zu ihrer Vertheilung an die
verschiedenen Dichtgattungen.
Wien, November 1873. J. Vahlen.
44 ♦
MO Dr. B. Hempt, üeber Enripides Ekktis.
üeber Euripides Elektra.
Die überlieferten Nachrichten über die Zeitfolge der einzelnen
Dramen des Euripides sind bekanntlich sehr wenig zahlreich und ge-
nau, seltener als es unsere Wissbegierde und besonders das Interesse,
das wir an der Entwickelung und dem Geistesgange des grossen Dich-
tei-s nehmen, wünschenswerth machte. Denn eine richtige Erkenntniss
seiner ethischen, politischen, theologischen Ansichten ist nnr möglich
bei stetiger Beachtung der Chronologie jedes einzelnen seiner Werke;
die Missachtung hat sich in vielen FaUen arg gerochen. Eine richtige
methodische Behandlung der Untersuchung der einzelnen Bichtongen
seiner geistigen Thätigkeit- hat sich daher zunächst anf genaue Unter-
suchung und Prüfung der sonst erfindlichen Zeitangaben zu stützen ;
sie bringt dann freilich in der Folge ihrerseits auch in unbekannte
Puncto der Chronologie der Stücke Einsicht.
Die Chronologie der Euripideischen Stücke ist Öfters behandelt
worden, am ausführlichsten von Ziindorfer, der aber nicht der glück-
lichste war ; gelegentlich von anderen , eine möglichst vollständige
Zusammenstellung des Erwiesenen und Angenommenen habe ich bei Ge-
legenheit einer Untersuchung über die Politik des Dichters gegeben.
Es kommt wirklich bei Verfolgung der Zeitangaben fast weniger dar-
auf an, Möglichkeiten nachzuweisen als Unmöglichkeiten abzulehnen ;
wenn es oft unmöglich ist, die Abfassungszeit mit Sicherheit zu er-
mitteln, dann doch wenigstens diese Unmöglichkeit und die üngiltig-
keit aufgestellter Gründe nachzuweisen.
Sollte es bei Besprechung der Entstehungszeit von Euripides*
Elektra also nur gelingen nachzuweisen, dass nichts dafür spricht,
sie in*s Jahr 413 oder 414 oder 415, oder kurz vor 405 zu setzen,
so wird auch diessErgebniss nicht werthlos sein. Der weitere Umstand
aber, dass sich allerdings auch Handhaben zu bieten scheinen zu einer
festeren Datierung des Stückes , wird ein näheres Eingehen auf die
Frage nach seiner Entstehung um so mehr rechtfertigen können.
An äusseren Nachrichten über die Entstehungszeit der
Elektra fehlt es durchaus. Allenfalls Hessen sich hierher ziehen die
Thatsachen, dass 405 Aristophanes in den Fröschen deutlich auf sie
Bezug nahm ^) und dass 403 bei der Eroberung von Athen eine Stelle
*) Der PuDct ist auch kritisch interessant and wichtig. Euripidei
nämlich hat sich da, wo er den die Schiffe umgaukelnden Ddphüi
beschreibt, verleiten lassen, mit einer gewissen Spielerei tonmaiend
die Form eUiltaaofievog za bilden (El. 435) : fr o (pUavlog tnaUi
(f<A I (f>\g 7iQ(pQMg xvtevffißoXoi^g \ dnliaao^evog. Der Codex hat
uns die seltsame Form treulich erhalten, nicht so freilich die Her*
aasgeber. Dem Aristophanes aber gefiel sie so wohl dass er in einem
ganzen dem Euripides gewidmeten Chorliede dieselbe zweimal an-
wendet, sie zu mehrerer Deutlichkeit noch hinausspinnend : fr* d^-
XavXog — xvavifxßolo^g j etet€tei€UiX(aa€T$ Saxrvloig ipaXayyti
(Frösche 1314) und wiederum ^1348) tht^uuutUaaovca,)
Dt. R. Baupt, Üeber Enripides Elektra. Bflt
ans der Parndos von einem Phoker beim Mablo gesnngen worden ist
(Plut. Lys. XV). Aber aus diesen boirien Angaben lässtsich wenig ge-
winnen ; ja sie baben mebr zur Verdunkinngala lar Klärang Anwpndaog
gefunden. Das freilich lässt sich mit Fug behaupten, dass, als die
Frösche anfs Theater kamen , die Elektra in Athen bereits bekannt
genug gewesen sein muss und zwar natürlich durch stattgehabte Aof-
föhmng. Sie wird aluo vor Euripides' freiwilliger Verbannung aus
Athen dort anf der Bohne erschienen sein; sie ist älter als 407.
Nicht ah^T werden wir aus dem [Imstande, dass die Elektra 405 und
403 bekannt war. schlii'ssen dürfen, dass sie damals nen gewesen sein
werde. Wenn ja heul« einer singt: wolanf. Kameraden, aufa Pferd.
oder die Theorie grau nennt, schliessen wir ja auch nicht sofort anf
modernsten Ursprung von Wallenstein und Faust.
Cnd doch hat man so oft bei Stücken, die ein Komiker und dessen
Publicum noch nicht vergessen . sofort iu Mangelung anderer Ciründe
geschlOBsen, dass sie nagelneu gewesen seien ~ so anch hier. ")
Weiter hat man es unternommen . dem Stücke ein bestimmtes
Datum anzuweisen, sich stützend auf darin enthaltene wirkliche oder
angebliche Anspielungen auf Gleichzeitiges, oder ans der Form
des Stückes auf seine Zeit schliesseud. Zunächst sind zwei Stellen
Km Ende desselben in Betracht gekommen.
Die Einführung der ersten hat man soviel ich weiss Bode zu
danken (Hell. D-E. III, 1 p. 404). Es wird nämlich (El 1280) gesagt.
Helena habe nie Troja gesehen, aondern bei Proteus geweilt. Um unter
den Erdenbewohnem Streit zu eiTegen habe Zeus den Troern ein Trug-
bild geschickt gehabt. Mit diesen Worten habe Euripides ohne Zwei-
fel anf die Helena gedeutet, welche diese abweichende Darstellung der
Helenasage zum Gegenstände hat und die entweder zur gleichen
Didaekalie gehört (Bode) oder deren Inhalt ihn doch gerade werde
*} Der Elektra gegrnühcr bat dies» Uueck abernummdo : dt ßuripidit
Electra, Jena 1844, iler p. 72 behanptet: dfmomilrari non polgtt,
Sltetratii Euripide ad&ttc vivo aetam eine, and data p. 80; luitt
Ranat Ol. 93, 3 uctat, H pauei» annis ante ttiam Electram
fuiue pTobiAüe eit, üt terinu älos rtcenti memoria adlma
opinart pomef ATÜtophantn. Auch nach Bernbardv. Gr.
L. G.. lebte, aU der Phokfr «ng. die El. in frischeatem Andenken.
Schon die Bcnterkune Anxt der Thescas in den Wesp. und FrÖBCb..
Oineu« in Ach. uud Frö„ Aiulus in Fri. und Pro., Bellerophonte»
in Ach., Ritt.. Weap., Fri. angelogen sind, innss die Unrichtigkeit
der Annahme ecweisoii, wekhc bBsendera den PrÖBchpn gegentlber,
die sotn sagen ein Facit »o« den Werken des Eur. /iehen. dorib-
ana rüach iit. Es bniuclit damit nicht in Abri/de gestallt xa sein,
das* nach Dmitlnden . wie bei der in den Thetmoph. f^t fort-
wtbrmd, EQiut selten erwAhnteo Andntmcda, aoch besonders liiufige
Erwähnung lu eioer bettimmtra Zelt, also benunderas Interev^ —
einem StBcke. einiges Reobt gibt, aaf die Nonheit deaialb
MbUewcD.
Mf Dr. R Haupt, Ueber Enripides Efektnu
lebhaft beschäftigt haben; ^) sie seien augenscheinlich in der Absicht
gesagt, eine so grosse Neuigkeit anzukündigen. ^)
So wären denn beide Stücke entweder gleichzeitig, oder die
Elektra ging der Helena voran.
Wir \v issen nicht, wie lange Euripides an seiner Helena arbeitete,
nicht wann er den Anfang zu ihr machte, nicht wann Torzüglich
sie seinen Geist beschäftigte. Es sind aber Beispiele nicht so selten,
dass sich ein Schriftsteller lange mit einer Arbeit trug, ehe sie zur
Ausfahrung kam , oder dass zwischen Beginn und Beendigung eine
grosse Frist verstrich, oder dass sie in des Dichters Truhe das neunte
Jahr oder die passende Zeit erwartete. Ganz besonders müsste es bei
den Tragikern mit seltsamen Dingen zugehen, wenn sie , von anderen
so abhängig, stets die Stücke sofort auf die Bühne gebracht hätten. ^)
Wir wissen nun freilich, dass die Helena 412 aufgeführt ward, wir
wissen aber nicht, wann dem Dichter der Gedanken kam, sie zu arbeiten,
durchaus nicht, wann er die Absicht, wann er die Aussicht zu haben
begann, die bearbeitete oder zu bearbeitende aufzuführen. Bei so vielen
Möglichkeiten aber ist es durchaus fruchtlos sich Muthmassungen zu
überlassen.
Aber wer beweist denn überhaupt, dass die Worte eine An-
kündigung der H e 1 e n a sind ? Ebenso möglich, dass nicht die geringste
Beziehung besteht. Wie, wenn gei-ade Euripides Herodots Eleio gelesen
hatte oder diese sonst Gegenstand der Aufmerksamkeit und des Auf-
sehens war? Freilich brauchte man dann nur wacker weiter zu be-
schliessen, dass auch das Bekanntwerden oder lieber gar die Abfossung
der Xleio gleichzeitig war, aber das wird doch Niemand thun. Denn
jedermann weiss ja doch, dass die Helenasage in dieser Form gar nicht
neu war, dass sich der Gedanke an eine dramatische Bearbeitung ebenso
gut an Stesichoros' Palinodie geknüpft haben könnte und dass sie
sogar schon der Alte von Askra gekannt , wenn auch nicht erfunden
haben soll. Was ist's also mit der grossen Neuigkeit?
Es bedarf weder die Stelle der Elektra der Helena noch diese
jener zu ihrer Erklärung oder zu ihrem Verständnisse ; die Annahme
irgend welches Zusammenhanges ist überflüssig und täuschend. TJm
mit einer Analogie zu schliessen, darf man sich mit Fug verwundem,
dass man nicht aus den Worten womach. ebenso nach dem Vorgänge
älterer, Zeus den Zwist um Helena als Ursache grosses Blutvergiessens
schuf (1282 f.), die Gleichzeitigkeit mit dem Orestes schliesst, in
welchem sich (1639 ff.) die selbige sonst ungewöhnliche Ansicht findet.
Mit ähnlicher Bestimmtheit hat man aus einer zweiten
Stelle ®) der Elektra eine bestimmte Abfassungszeit herausgerechnet.
>) K. 0. Müller L. G. II. p. 170.
*\ Weil, Sept. Trag. d'Ear. p. 568.
*) Auf die 412 aufgeHihrte Andromeda hat Aristoph. schon 415 angeipielt.
ebenso auf die rhoinissen Tor der AiiffÜhrang. Schol. Ar. Vögel. 348.
*) Vergl. Bergk de rell. com. Att. ant. p. 39 f. und bei Welcker Gr.
Fr. Zusätze p. 1587. Meineke Fragm. com. Gr. II p. 952. Westrick
Dr. R. Haapl. üeber Euripidea Elettra, 6ß8
Die Dio-^kuren aagenam ScUluijet; dns Stückes bei ihrem Ab-
gange : fw ä int nöyjtiv ^lAilhv annvör^ \ aoiaovTi veüiv n^ii^Qag
imloig. I dict 6' ai&igiae aieixovr.t nioKÖi^ \ zoi^ «*'»■ fiiaaoiHg
ovx ijiagrjofuv, | «Töfv o oaiov xai lö dUatov \ ^iXov iv ßiozi^,
tovifns xaXEjtiJJv ixXvoviBq fiox&'ii' ow^o/jtv. | Oviut^ adtAÜP
fiijdei^ &iUTio I ftrjd' iniö^xiuv fiita aifini^Uvi. | öeög wy ^y>}-
Es wird das Sikelische Meer genannt. Su muss sich damals dort
etwjia gaD£ besooderes begeben haben. Und da die Athener 415 eine
Flotte in jene Gewässer geschickt haben — freilich «raren mohrmalB
atheDische Flotten dort') — so ist es ohne Zweifel diese Zeit und
ihre Ereignisse, auf die der Dichter anspielt. Dnwidersp rech lieh v&n
der SchJuse, nenn er lautete : wenn, da das Stack gegeben ward, eine
athenische Flott« im Sikelischen Meere war, ond wenn diese die von
415 war, dann haben wir hier eine Anspielung auf liiese ; oder kflner,
wenn das Stfick 415 gegeben ist, so ist es damals (gegeben.
Älier es steht keinesweBS aosser Zweifel, dass die Worte ^ixe-
JLng nönoi; eine Anspielung enthalten. Waren nicht allezeit griechische
Schiffe — dass Yon athenischen die Bede ist, ksuu kein Mensch be-
haupten — aber auch athenische, waren sie nicht allezeit im ^akulischen
Meere, das den dritten Theil des griechischen Handelsgebietes dar-
stellt. 80 gut als in anderen? Und das sikelische Meer war so gut als
andere ien Dioskiiren nnbefahlen. Und soll nicht uuderseits, davon
abgesehen, Euripides das sikelische Heer dichterisch als Vertreter des
TiovtnQ im Allgemeinen nennen dürfen ? Wie oft doch nennt Uoraz das
Hyrtonra mare oder den Adrias — haben wir auch da Anspielungen ?
Die Annahme einer Anspielung voi^egebener Art ist nnnöthig.
Sie ist selbst nnmCglich. Gesetzt, das Stück sei vor der Niederlage.
vor oder nach dem Auslaufen der Flotte , verfaest. War sie noch im
Hafen, woxn brauchen die Diogknren nach Westen 7.ü geben, sie zu
schützen? Sie können es wahrlich näher haben. So war sie wol schon
in Sikelien? Was soll dann der Rath an die Schlechten, zu Hause zu
bleiben, an die Guten, nicht mit den Schlechten zu ziehenV Nichte ist
nberflO-ssiger. Unter allen Umständen aber liegt in den diirclians
unpatriotischen Worten eine si'hlecht« Vorbedeutung. Nach der An-
weht vielpr stund ja der Zug wirklich unter einem f.ningxng:. war ulso
rettungslos verloren I
Aber, sagen andere, die Flotte war .ja schon z u Grunde ge-
gangen! Was soll man von einem Dichter denken, der w mit trium-
phierender Miene dem Vaterlande sein furchtbares Unglöck vorhillt!
der sich jetzt mit seiner verspäteten Weisheit herbeidräng^., wo iijclits
mehr zu rathen noch zu helfen ist'.
diaput. lit. i\e Aesch. i.hoeph. flc. f. 136 (Huei'k v. Wir, K. 0.
Müller I,. G. U p. 169. Auch SchnxiilBWiii u. Nam-li b-^Uao <Ub
SiQck in's J»hr 413. Einl. lu Soph. El. Uab*r «ioMlne weitere vgl.
onten NoW U.
') KiBwnrf von ZiTndortOT «p. X, Not* 8.
iM Dr. JL Emufi, üekcr
Und ist CS denn wirkikh so imwiderspTOcUidi. vis als
wffnM'Kh sof«fM»im«n. ^ diesen TermcthaBeen Gnz£.'i and Bsdea
gtg$btn hat? Ilemet «irklich Efiripide< mit dem {Müfamg kfiiixb
auf den Aikibiades. sdi- Vennlasser all des Unheüsr Denelbe Eon-
pides soll ja doeh 42*) in den Hiketiden denselben i.ii^ifaoi;
Staate ab sein Heil empfohlen gehabt haben ^ * : derselbe hat
wieder den olympischen Sieg seines Freondes Alkibiade«
derselbe srpiter dessen Rückkehr in den Phoinissen Terherrlidit**».
derwlbe die berfihmten Worte aas dem Palamedes Fr. 591 denFeindeB
des Alkibiades entgegen geschlendert! ">
Und wie gezwungen muss man die Worte ciatr if oaienr xoi rö
dixmop \ (filfßP Iv ^lOTOß erklaren, wenn sie in einer Flurmse Ton
politischer Bedeutsamkeit passen sollen!
Mit einem Worte, die Dioskuren sagen nnr, dass sie anfs Meer
gehen wollen, om ihrer Beschäftigung obzuliegen, den Kothleidenden
zu helfen , die Guten zu retten , die Bösen aber Terderben zu lassen.
Woran darauf die höchst weise Bemerkung geknüpft wird . es soUe
drum keiner ein Bösewicht sein wollen, noch mit den Meineidigen zu
Schiffe geben , eine Moral . die geniessbar zu machen die Götter sich
anf ihre göttliche Autorität berufen : ^a>c uiy ^j;toic ayo^vto. Mit
ebenbürtiger Weisheit schliesst der Chor: «lebt wol; wer Ton den
Menschen wol leben kann und nicht im Unglücke sitzt, der ist
glücklich.- *«)
') Vgl. z. B. Schenkl, polit Anschauangen des Enrip. Wien, 1862.
Note 59.
•) Plot. Ale 11. Freilich eine bedenkliche Nachricht, wenn wir z.
B. Fr. 284 oder El. 387 f. , 863 wol auch , vergleichen ; (cf. Weil
praef. p. IV, Note S). Ist sie wahr, hat Earip. 416 den Alkib.
wegen des Sieges angesungen, so kann er weder gleichzeitig noch
auch überhaupt später die Elektra gemacht haben.
*•) Klotz zu Ph. 323. 391. Härtung Eur. rest II p. 304. Weil de tra^.
Gr. cum rebus publ. coniunctine. p. 30. Steadner de Phoen. ml
1849. Uombostel, Ratzeburg. 1862. Hermann praef. Ph. p. XV. Zim-
dorfer cap. XI iL
") Valckenaer diatr. Bemhardy Hall. EncycL s. v. Eurip. p. 137. Durch-
aus richtig stellt allein, wie mir scheint, Ribbeck das Verhältniss
zu Alkib. dar, Eur. u. s. Zeit, Bern 1860 p. 26.
'*) Bergk's Worte bei Welcker lauten : „Ich glaube die Elektra ist OL
91, 4 gegeben worden, nachdem im September desselben Jahres der
siciliscne Krieg einen so traurigen.\usgang genommen hatte ; darauf
bezieht sich unleugbar, was die Dioskuren am Schlüsse des Stückes
sagen va d" — ivakov^, was durch den Inhalt des Stückes gar nicht
motiviert wird (? dann ist auch 1241 f. nicht motiviert) und nnr zn der
angegebenen Zeit passte. (V Zu der angegebenen Zeit war ja die Flotte
vernichtet, und der Kampf hatte sich zu Lande entschieden, die
Dioskuren konnten nichts mehr helfen.) Einen tiefen Eindruck
mussten ferner die folgenden Worte machen, die sich auf die
traurige La^e der attischen Kriegsgefangenen in Sicilien bezogen
u. 8, w. Inwiefern die Worte dui <!" tit{^€Q(ug aref/ovri nXaxog roig
fjikv uvaaQoig ovx i/rani^yoinfr etc. ganz besonders oder auch nur
ttberhaupt auf die Lage der armen Gefangenen passen sollen,
ist nicht erfindlich. Weil Sept. trag. p. 569 entscheiaet sich daher
Dr. 22. Hauptj üeber EnripideB Elektra. 005
Sollten diose Schlussworte wirklich von Euripides stammen, so
hat er einen schlechten Scherz gemacht; und die Behauptung, dass
er , wenn er vielen Stücken als Schluss dieselben Worte anhängte,
diess that, um an das schon im Abgange rauschend drängende Volk seine
Perlen nicht unnütz zu vergeuden , diese Behauptung hätte hier eine
überraschende Bestätigung. Der Dichter hätte zur Rache für die Un-
aufmerksamkeit den Schluss mit einer rechten Abgeschmacktheit aus-
gefällt and sich damit über das Volk lustig gemacht.
Da aber allerdings diess Verfahren sehr unwahrscheinlich ist,
80 bleibt nichts übrig, als den gerechten Zweifeln beizutreten, welche
Nauck gegenüber der üeberlieferung des Schlusses der Elektra geltend
gemacht hat. ^^)
Ist die Unechtheit des Schlusses erwiesen oder nur wahrschein-
lich, so verlieren die an die Erwähnung des /rovrog^rxcAog geknüpften
Betrachtungen gänzlich Bestand und Boden , vielleicht auch die Er-
wähnung der Helena. Um so weniger dürften wir auf solchen Grund
bauen.
So bliebe denn nichts übrig? Nichts, wenn wir nach Anspie-
lungen fragen. Anspielungen von gleichem Werthe wie die obigen
liessen sich freilich noch auftreiben. Wir könnten z. B. sagen, dass
der Dichter , wenn er von der Verführung eines Weibes spricht und
dass der Verführer mit einem verführten Weibe selbst angefahrt
sei^^), ohne Zweifel sein eigenes Hauskreuz im Auge habe und auf
gegen das gewöhnlich angenommene Jahr 412 and für 413, nach
Absendung der Hilfsflotte unter Demosthenes. — Schwerer scheint
Bergk's Bemerkung zu wiegen (vgl. Bode p. 504), dass die AusOllle
auf die Seher ihre Erklärung finden in der damaligen Enttäuschung
nach ihren Vorspiegelungen und in dem allgemeinen Unwillen gegen
sie. Aber nicht v. 971 ff. 1302 ff., nur v. 399 f. darf in Betracht
kommen Ao^iov yuQ f^möoi /Qrjofioi, ßQoruiv (F^ unvicxriv /a(qitv
/Qfüfv, und er enthält nichts, was nicht auch im rhiloktetes, 431,
dem das bekannte Fr. 793 gehört, könnte gestanden haben. Solche
Aussprüche finden sich oft genug bei Euripides, der nicht geistlos
get.ug war, die Bemerkung erst 412 machen zu müssen. Vgl. Schenkl
43 ff. Schon Solon fr. 36, 8 berührt den Punct, cf. auch fr. 13.
53 fi*. — Zirndorfer endlich, de chronol. Eurip. fabb. Cap. X schliesst
aus dem Worte f/rcoaxiov dass Euripides gerade einen ganz besonderen
Hass gegen Eidbrüchige müsse gehabt haben. Diese Eidbrüchigen
waren die Spartaner, cum foedus negligentes, Argivos invasissent
(Thuc. 5, 56). Dass der Dichter sonst im Stücke gar nicht-* gegen
die Lakonen sagt, sie nur hier so versteckt berührt, komme daher,
dass es den Athenern noch nicht im eigenen Hause brannte, sonst
wurde er ganz anders auf sie losziehen ! Dieser Ansicht, welcher
folgend Zirndorfer das Stück in's Jahr 418 setzt, wird schon dess-
halb niemand bei fallen , weil die Spartaner nach Argos nicht zu
Schiffe kamen. CJm wirksam zu sein durfte, überhaupt hier eine
Anspielung nicht in einem Worte bestehen, ^tt/'ooxo? ist hier nur
als ein Synonym mit li^ixug gesetzt.
'*} Er erklärt v. 1233—1359 für unecht und des Euripides unwürdig;
und was die Anapäste angeht, so ist ihm sicher beizustimmen,
während die Unechtheit der Jamben kaum zu erweisen sein dürfte.
'*) 921 ff. vergl. Nauck vita Eur. Note 23 und die erste Griech. Biogr,
808 2>r. B, Haupty üeber Euripideg Elektm.
Ein weiterer Anhaltspunkt wird uns vielleicht dnrch einen Blick
auf die politische Anschannng des Dichters gew&hrt. Wir
können in den Erwähnungen des Adels, um diesen Ansdrnck va
gebrauchen, hei ihm eine gewisse Entwickclong verfolgen. Mit seiner
Zeit gehend anfangs gerne und als Führer, später weniger gern nnd
mehr zurückhaltend , ist er in dieser Hinsicht den vorscbreitenden
demokratischen Anschauungen und Ausdrucksweisen gefolgt. Die
Alkestis , das älteste Stück, zeigt uns einen hohen Respect vor den
hergebrachten Vorzügen des Adels ^^) im schärfsten Oegensatze gegen
dessen Geringschätzung in den späten Stücken ; ebenso die HeraUiden,
ohne Zweifel eines der ältesten Werke *') , und im Hippolyt *•) tritt
uns auch der altbekannte sprachliche Gegensatz der xcrxoe und iad--
Xoi ganz unbefangen noch entgegen. Es sind die ältesten Stficke.
Dazu kommt noch Andromache ^^), ein Werk, das, wenn je eines, nach
seinen politischen Beziehungen mit Sicherheit zu bestimmen ist nnd
zwischen 430 und 427 gehOi-t. Je später, desto mehr tritt ein etwaiges
Lob des Adels nur schüchtern und befangen auf, oft gar um scharf
bekrittelt zu werden (vgl. fr. 53 und bes. im Erechtheus, von 411, fr.
346 , 347 und 345). Wie im Hippolyt, dem fr. 346 und fr. ine. et
dub. 1092 , so tritt nun aber auch in der Elektra der alterthümliche
Gegensatz der xQr^azoi und xaxot auf (369 AT.) tjdrj yciQ eldov avöga-
yivvaiov naTQog\TO (.irfiev ovra, ;f^i;(7rar 6 ex xcmciv vixva ; wie
in obgenannten Stücken finden wir eine bewusste oder balbbewnsste
Hochachtung des Adels ; denn obzwar der Dichter vor allem Adel der
Gesinnung verlangt und einem reinen Standesadel vorzieht, sich auch
gegen den leeren Hausdünkel ausspricht (381), so lässt er doch den
edeln Landmann, so sehr nahe es lag ihn als einfachen Bürger darzu-
stellen , einen Mann von vornehmem Geschlechte (v. 37) wenn auch
nicht der Königstochter ebenbürtig sein (46). Es muss wol die Elektra
aus gleicher Periode stammen wie obige Stücke, welche ähnliche An-
schauung bekunden und diese fallen zwischen 439 und 427.
Es lauteten demnach die Ergebnisse der Betrachtung :
a) nach dem Metrum liegt die Elektra zwischen 430 and 410,
näher jenem Datum ;
b) sie ist jünger als 426, wo die Acharner erschienen, doch gehört sie
c) zu den älteren Stacken und wird auch nicht viel jünger sein
als 426. Sie scheint denn auch wirklich
d) nach den Erwähnungen in Wolken und Vögeln zu schliessen,
424 bereits bekannt gewesen zu sein.
In den Jahren 427 und 424 ist Euripides aller Wahrscheinlich-
keit nach als Gesandter nach Sikelien gegangen ; und hat sich dort
*•) Ale. 920.
«') HeracL 234. 297. 325 u. s. w. Das Stück wird in's Jahr 431 M
setzen sein.
•■) Hipp. 411 f.
^•) Andr. 766 ff.
Dr. B. Haupt, üeber Eoripides Elektra. 06&
aufgehalten ^^). Er war daselbst yielleicht schon damals , sicherlich
später sehr beliebt; möglich, ja wahrscheinlich, dass er bei seiner
dortigen Anwesenheit manche seiner Stücke zur Aofführnng brachte,
wie vordem Aischylos die seinigen. Sollte dort auch die Elektra auf-
geführt, vielleicht gar gedichtet sein, so erklärt sich mehreres trefflich.
Vor allem die Polemik gogen Aischylos, die Grundidee des Werkes.
Femer wäre am Schlüsse die Erwähnung des JSnulog novcog, sei der
Schluss nun echt oder unecht, jn jeglicher Hinsicht entsprechend und
natürlich. Endlich ist die Bezugnahme auf die abweichende Form der
Helenasage in der Heimat des Stesichoros aufs allernatürlichste erkläi*t.
In der ruhelos aufgeregten Zeit, mitten im Kampfe der Leiden-
schaften und Parteien, gefiel sich also der Dichter darin, ein Bild zu
entwerfen, das einen vollen Gegensatz böte gegen das grosssprecherische
Thun und Treiben, das einmal einfachste Menschen und Verhältnisse
darstellte und rein menschlich interessante Probleme erörterte mit
strengster Beiseitehaltung aller weiteren politischen Seitenblicke. Es
wäre nicht einmal anständig noch klug gewesen, politische Beflexionen,
die Würze und den Kernpnnct mancher gleichzeitigen Arbeiten, einem
ausländischen Publicum vorzuführen. Sie werden aber ersetzt durch
eine literarische Polemik, eine ausgedehnte Kritik des in Sikelien fast
heimischen Aischylos. Ihn in Schatten zu stellen ist der eigentlichste
Zweck des Stückes ; wie Euiipides auf den Gedanken kam, dem Einflüsse
des läDgst todten Aischylos so ausdrücklich entgegenzutreten, lässt
sich, wenn das Stück in Athen gemacht ist, zwischen den politischen
Werken Herakliden, Andi'omache, Hekabe, nur schwer, ist es in
Sikelien verfasst, höchst natürlich erklären.
Jedenfalls wird unser Ergebniss also lauten dürfen :
DieElektra ist wahrscheinlich kurz nach den Achamem,
etwa 425, in Athen aufgeführt; der Aufenthalt des Dichters in
Sikelien aber scheint Einfluss auf ihre Gestaltung gehabt zu haben,
möglicher Weise ist sie dort gedichtet , um zuerst dort aufgeführt zu
werden.
Dr. Bich. Haupt.
'") Von einer Staatsrede die er n^og roiV £vQaxoiilovg hielt, ist ein
Fragment übrig. AristoL Bbet II p. 1384 and Schol. ?gl. Haupt,
äussere Politik des Ear. 1870. Note 60 Ein Loblied auf Sikelien
und (Jnteritalien hat et auch den Tro. eingeflochten v. 220 ff.
070 A, Goldbacher, Zur Kritik v. Apaleius de mundo.
Zur Kritik von Apaleius de mundo und über das Vor-
hältniss dieser Schrift zar pseudoaristotelischen /rf^t
Ein Seitenstfick zur Frage Ober das Verhältniss der Metamor-
phosen des Apaleius zu dem unter Lncian's Namen Qberlieferten ''Oyog
und den loyoi diaq)OQOi eines angeblichen Lucius von Patrae ist der
Streit über die Apuleianische Schrift de mundo und das dem Aristo-
teles zugeschriebene Buch 7r€Qi xoa^nv. Wie es sich nämlich dort
nicht nur darum handelt, welche von jenen drei Schritten als Original
zu betrachten sei, und in welcher Folge die beiden anderen aus dem
Originale abstammen, sondern auch die Authenticit<at des ^Ovog als
eines Lucianischen Productes mit schwer wiegenden Gründen bestrit-
ten wird, so dreht sich auch hier die erste Frage darum, ob wir in
dem Buche jteQi tcoo^ov ein Werk des Aristoteles vor uns haben oder
nicht, eine Frage, die schon Proclus zu Platon's Timaeus p. 41 E
aufwirft. Wird diess bejaht, dann ist damit auch jede weitere Frage
abgeschnitten. Lässt es sich aber nachweisen, dass Aristoteles der
Verfasser jener Schrift nicht sein könne, so kommt die zweite Frage
an die Beihe, wer denn wol der Autor derselben mag gewesen sein,
oder wenigstens in welche Zeit ihre Abfassung zu setzen sein wird.
Die Beantwortung dieses letzteren Punctes setzt aber dann vor Allem
die Untersuchung voraus, ob Apuleius die griechische Schrift über-
setzt habe, oder umgekehrt der Verfasser der Schrift negt xocfiov
das Werk des Apuleius.
Was nun jene erste Frage betrifft, so hat 0. U. Weisse einen
missglfickten Versuch gemacht, die gegen die Echtheit des Buches
negi xoa^ov erhobenen Bedenken zu widerlegen. Nach ihm sind von
verschiedenen Seiten so wol aus dem Inhalte dieser Schrift als auch
aus ihrer Form eine solche Menge der schlagendsten Gegenbeweise
an den Tag gefördert worden, dass es Niemandem mehr eingefallen
ist, auch wol Niemandem mehr einfallen wird, den Aristoteles für den
Verfasser anzusehen.
Kein so bestimmtes Besultat lieferte bisher die Untersuchung
über den wirklichen Verfasser des Buches ^regl yAö^ov, Osann hat
an Ohrysippus gedacht. Ideler an Posidonius ; allein beide Vermuthun-
gen entbehren nicht nur jedes sicheren Anhaltspunctes, sondern sie
konnten auch in so ferne vor einer genaueren Prüfung nicht Stand
halten, als unsere anderweitige Kenntniss jener beiden Männer es
nicht erlaubt, diese sonderbare Schrift dem einen oder anderen zuzu-
muthen. Das Einzige, was Anspruch auf einigen Erfolg zu haben
scheint, ist die Bestimmung, aus welcher Schule diese Schrift hervor-
gegangen sei. Allein selbst von dieser Seite ist unser Proteus schwer
zu fassen ; denn wenn auch im Allgemeinen der Anschluss an Aristo-
teles und die Peripatetiker vorwiegt, so ist doch damit eine solche
Menge stoischer Lehren verknüpft u. verflochten, dass man sogar auf
w
A. Ooldbeuher, Zar Kritik \
071
den Qedaoken kommea koante, das Buch einem der Häupter der stoi-
echen Schale, einem Cbrysippus oder Posidonius, zuzuschreiben, Of-
Teobar var also der Verfasser ein Eklektiker, der aus peripate tischen
ond stoischen Elementen eine oigene Weltanschaaitng sich zusammen-
^st«ppe]t hatte.
Nicht weoiger gehen die Ansichten in der Bestimmung der Ah-
fsBBuu^zeit auseinander. Derjenigen, die die Ueberlieferuug festhaiteu
und das Buch fflr ein Werk des Aristoteles ansehen, gar nicht zu ge-
denken, setzt Böse dasselbe ins dritte Jahrhund ort vor Christus, während
Stahr and Barlhölemy Saint-Hilaire es his in das dritte Jahrhundert
Dieb Chr., also hinter Apuleias hinabrdckeu. Die Mitte zwischen
diesen beiden Eitremen hält Zeller, indem er das erste Jahrh. vor
Chr. und das erste Jahrh. nach Chr. als jene Grenzen festsetzt, inner-
halb welcher nach seiner Ansicht das Buch niOge verfasst worden seiu.
Ursache dieser su bedeutenden Differenz in der Bestimmung der
Abfassungszeit ist hauptsächlich die Verschiedenheit der Ansichten
Ober das Verhältniss des Buches itsqI xöaftov zu seinem lateinischen
Doppelgänger, dem Apnleianischen Buche de mundo. Dass die eine
Schrift eine unmittelbare Uebersetzung der andern sei, hat noch Nie-
mand bezweifelt. Nicht so einstimmig aber ist das Urtheü, welche von
beiden daa Original sei. Die grosse Uehrzahl derjenigen, die Aber diese
Frage gesprochen haben, erklärte sich freilich dafür, dass Apnleius der
Peberaetzer sei; allein A. Stahr hat wiederholt (Aristoteles unter den
B*mern Leipzig 1834 S. 1G3 ff.; Jahn's Jahrb. 1836 XVIII S. 1 ff.;
deutsche Jahrb. 1842 S. 12'2S) a. mit grosser Entschiedenheit die
Ansicht behauptet u. verfochten, dass Apuleiug der Verfasser und die
griechische Sclirift eine Uebersetzung des lateinischen Originales sei.
Gefolgt ist ihm meines Wissens nur Barthelemj Saint-Hilaire (Meteo-
rologie d' Aristote. Par. 1865 S. LXXXVIII ff.) ohne ihn zu nennen.
Sonst bat er allenthalben den ?nt^rhiedensten Widerspruch gefunden,
Q. die Gründe fQr diesen Widersprach waren auch in der Tbat nicht
schwer zn finden. Die ausführlichst!? Entgegnung enthält das, so riel
ich sehe, später ganz in Vergessenheit gerathene Programm des L.
Hölscher .Über daa Buch des Apuleiiis de mundo Herford 1846".
Alles das nun, was gegen Stahr vorgebracht wurde, nochmals zu sam-
meln, zusammenzustellen u. mit neuem Materiale, das eine Vergleich-
ung beider Schriften zur Genüge liefern würde . zu bci-eicbern . halte
ich für eine Überflüssige Arbeit, indem man die Frage, wo denn das
Original zu suchen sei, unbedenklich für entschieden betrachten kann
u, zwar zn Gunsten des Buches ne^ mo/iOi;. Nur zwei Punkte kann
ich nicht umhin hinzuzufügen, weil sie nicht bloss treffender sind
als manches, was man in dieser Beziehung zu Tage gefordert bat,
Boudem auch an zwei verderbten Stellen der lateinischen Schrift den
richtigen Text herstellen.
C. 12 p. 317, wo von den Winden die Rede ist. heisst es in
den massgebenden Handschr. : vnlfx ille est vd uti dicitur pineas,
cum torquetur humm arida tt ab imo erigitur ad tummum, und
672 A. Goldbacher, Zar Kritik von Apnleius de mundo.
dies soll den griechischen Worten XoTiXaip de xal üTQoßikog nv€V(ia
eiXovfuevov TcaTwd^ev avio (p. 395, a, 7) entsprechen. Das pineas
hat sich kein Erklärer noch zu enträthseln vermocht. Die Heraus-
geber seit Elmenhorst schreiben nach einer CoDJectur des Vnlcanius
divrj; Hildebrand setzte Helicias in den Text. Und doch ist die üeber-
lieferung richtig; nur darf mau nicht pineas , sondern pinea lesen,
wie es auch wol unbewusst in den Ausgaben vor Elmenhorst steht.
Das Wort azQoßikog nämlich, dessen Uebersetzung pinea sefn muss,
bezeichnet einen kegelförmig gedrehten, gerundeten Körper, daher auch
Fichte, Kiefer, Fichten- oder Tannenzapfen. Nach der Achnlichkeit
der Gestalt nun , meint Apnleius , haben die Griechen auch den \jon
unten nach oben sich erhebenden Wirbelwind mit dem Namen ozqo-
ßikog (lat. pinea) benannt. Dass in diesem Falle dem Apuleius die
griechische Stelle vorgelegen haben müsse u. nicht umgekehrt , ist
ebenso klar , wie wenn c. 6 p. 299 das bei den Griechen in der Be-
deutung Meerenge gebräuchliche avxrjv (p. 393 . a, 22) mit veltUi
quibusdom fretorum cervicihus wiedergegeben ist ; denn dass das
lateinische cervicefi in dieser Bedeutung nicht gebraucht war , deutet
schon das veluti quihusdam an.
Die zweite Stelle, die ich hier berühren wollte, ist c. 27 p. 352.
mundo equidem consentiunt non una scd divcrsa via ei plerumqtie
contraria heisst es da von der Harmonie im Weltall. Mundo ist sinn-
los ; die Aenderung des Schioppius %nuiuo empfiehlt sich desshalb
durchaus nicht, weil Apuleius mit diesem Worte ganz gewiss das
giiechische avv Koajm^ (p. 398 , b, 23) übersetzt hat. Gar nicht zu
denken ist an das, was Hildebrand für möglich hält , dass Apuleius
das Gvv noa/nq) nicht verstanden u. daher auf gut Glück mit dem
sinnlosen mimdo übersetzt habe ; denn was dort avv yjoo^h^ bedeute ,
kann ein Kenner des Griechischen wie Apuleius unmöglich missver-
standen haben : es ist adverbiell (ordinate^ deccnter erklärt es Hil-
debrand) u. ohne Zweifel von Apuleius mit dem hier etwas gezierten
munde (nicht mundo) wie Koziol über d. Stil d. Ap. 283 glaubt,
wiedergegeben worden, um das im griechischen Ausdrucke liegende
Wortspiel in der Uebersetzung nicht verloren gehen zu lassen. Ohne
diese Veranlassung wüj-de freilich ein lateinischer Schriftsteller ge-
wiss nicht auf einen solchen Ausdruck gekommen sein. Auch Asclep.
c. 11 p. 296 munde mundum scrrando ist ohne Zweifel durch das
griechische Original veranlasst, wo es etwa alv KOOfKp /.oofxov oxo-
jirjGavra mag geheissen haben.
Doch genug davon. Dass die griechische Schrift nicht ans der
lateinischen, sondern umgekehrt die lateinische aus der griechischen
übersetzt sei, kann Niemand mehr bezweifeln, der nur mit einiger
Aufmerksamkeit beide mit einander vergleicht. Daher geht denn auch
die fast allgemeine Ansicht dahin, dass die Schrift TiaQl ycoGfiov vor
der Zeit des Apuleius vei'fasst worden sei, vielleicht in der Absicht,
sie den Schriften des Aristoteles unterzuschieben, dass sie wenigstens
zur Zeit des Apuleius schon als Aristotelisches Werk gegolten habe
Ä. CMdbacher, Zar Kritik tob Apnleius de mundo. 678
und von jeDem als solches ins Lateinische übertragen worden sei.
Apnleius habe dabei einiges wenige geändert, hie und da etwas weg-
gelassen, Unbedeutendes dazugegeben und durch diese Freiheit in der
Uebersetzung , so wie auch insbesondere durch die Widmung an
Faustinus, die er an die Stelle der Ansprache an Alexander hat treten
lassen, dem Ganzen den Schein der Originalität zu geben versucht.
Das ist nun freilich nach unseren Begriffen wenigstens ein
freches, unverschämtes Plagiat. Ein solches dem Apuleius zuzu-
muthen, hat Stahr nicht über's Herz bringen können und hauptsäch-
lich aus diesem Grunde die Ansicht verfochten, dass die griechische
Schrift eine Uebersetzung der lateinischen sei. Da nun aber diess wie
wir schon bemerkt haben, durchaus nicht angeht, und die dagegen
vorgebrachten Gründe zu schlagend sind, als dass man sich noch
gegen sie sträuben könnte, so hat Franz Adam (de auctorc libri pseudo^
aristotelici neql xoofiov. Berolini 1861) auf einem anderen Wege
die bedrohte Ehre unseres Autors zu retten unternommen. Dass Apu-
leius griechisch sowie lateinisch gesprochen und geschrieben habe,
dass er mit literarischen Producten in beiden Sprachen sich hervor-
that, das sagt uns seine eigene Buhmredigkeit selbst an mehr als
einer Stelle. Dieser Umstand fährte Adam auf den Gedanken, Apn-
leius könnte ja der Verfasser der griechischen wie der lateinischen
Schrift sein. Der Ausführung dieses Gedankens ist das erwähnte
Büchlein gewidmet. Adam sucht zuerst, nachdem er vorher die Frage
über die Echtheit oder Unechtheit des Buches Ttegt noofiov behan-
delt hat, S. 42 ff. nachzuweisen, dass Apnleius nicht blos Werke in
lateinischer und griechischer Sprache verfasst habe, sondern dass er
auch die Gewohnheit gehabt habe, ein und dasselbe Werk in beiden
Sprachen niederzuschreiben. Der Grund dafür, meint Adam, sei in
dem Bestreben zu suchen, durch dieses Mittel an Küi-ze und Präci-
sion zu gewinnen, den Redefluss, der ihn überall über die rechte Grenze
hinauszutragen drohte, zu hemmen und einzuschränken und so seinen
Werken die nöthige Gleichmässigkeit und Uebersichtlichkeit zu geben.
Auf diese Weise sei auch das Buch 7t€Qi TLoafAOv und de mundo ent-
standen. Zuerst habe Apuleius das griechische geschrieben und das-
selbe ohne die Absicht einer Fälschung bloss nach der Art der Bhe-
toren in die Form eines Briefes des Aristoteles an Alexander einge-
kleidet; das griechische habe er dann mit den schon angegebenen
Veränderungen und Zuthaten in's Lateinische übertragen.
Gegen diese Ansicht hat nun zwar schon Zeller Philos. der
Grioch. III 1 S. 562 f. einige bedeutende Gründe vorgebracht; allein
da C. Zell in Paul v's Real enc. Bd. I S. 1672 derselben beizustimmen
scheint, so wird es gewiss nicht überflüssig sein diesen Gegenstand
einer genaueren Untersuchung und Erörterung zu unterziehen.
Der erste Einwand, den Zeller dagegen erhebt, dass Adam den
Apuleius aus einem Plagiator zu einem Falsificator mache and ihm
eine Fälschung zutraue, während er ihn von dem Vorwurfe t*'
waschen bemüht sei, dass er aus Prahlerei eine blosse Uebec
Z«ii»chrift I. d öiurr. Oymn. IbU, H. n. X. ü^n. 45
•74 X GMbmAer, Zv Kiitik rai Apoleiu i€
einer fremden Arbeit for seine eigene Leistung jmsgegeben ludie, ist
offenbar anrichtig. Denn Adam verwahrt sich S. 46 f. aosdrUcklich
dagegen, als hätte Apoleios nach seiner Ansicht das Buch n^i
TCMJuav geschrieben, am es als ein Aristotelisches aoszogeben. Dass
er es in die Form eines Briefes des Aristoteles an Alexander einge-
kleidet habe, sei nichts als eine rhetorische Spielerei gewesen, und
wenn diese anch die Yeranlassang war, dass dasselbe in spaterer Zeit
in die Zahl der Aristotelischen Schriften aofgenommen worde, so treffe
doch desshalb die Schold nicht den Apuleios, sondern die nnbritisclien
Sammler der späteren Zeit
Treffender hätte die Adam*sche Hypothese von einer anderen
Seite gefasst werden können. Viel schlimmer nämlich steht es mit der
ganzen Grandlage, aof der dieselbe aofgebaot ist Die Behanptang,
dass Apoleios die Gewohnheit gehabt habe, dieselbe Schrift in grie-
chischer and lateinischer Sprache abzafassen, entbehrt jedes Grundes
and ist nar aas einem argen Missverständnisse zweier Stellen hervor-
gegangen. Die erste ist Flor. Nr. 18 p. 91 f. Apuleias spricht vor
den Carthagem von der Dankbarkeit, die er ihrer Stadt schuldig sei,
wie er stets bestrebt sei sie mit Lobsprüchen zu erheben, ihre Ein-
richtungen zo achten, ihrem Gotterdienste mit besonderer Verehrung
sich hinzugeben. So habe er den heutigen Tag erkoren um den Be-
schützer ihrer Borg, den Aesculapius , zu preisen : eius dei hymnum
graeco et latino carmine vobis hie canam iam iUi a me dedicatum.
8um enim non ignotus illius sacricola, nee recens cultor nee in»
graius antistes, ae iam et prorsa et vorsa faeundia reneratus sum,
ita ut etiam nunc hymnum eius utraque lingua canam, eud diu'
logum similiter graeeum et latinum praetexui, in quo sermocina-
buntur Sabidius Severus et Julius Persius eorum ego
sermonem ratus et vobis auditu gratissimum et mihi compositu
congruentem et dedicatu religiosum, in principio libri facio qtten^
dam ex hiSj qui mihi Athenis condidicerufit, percontari a Persio
graece, quae ego pridie in templo ÄescuJapi disseruerim, pauUt'
timque Ulis Severum adiungo, cui interim romanae Unguae pattes
dedi. namque Persius quamvis et ipse optime possU, tarnen hodie
vobis atticissabit. Wie man aus dieser Stelle herauslesen kann, dass
Apuleius den ganzen Dialog in beiden Sprachen griechisch und latei-
nisch geschrieben habe, ist kaum zu begreifen, da er doch selbst aus-
drücklich sagt, der Dialog sei zum Theile lateinisch und zum Theile
griechisch geschrieben gewesen und zwar in der Ai*t, dass er den einen
Mituuterredner, Sabidius Severus, lateinisch, den andera, Julius Pot-
sius, griechisch habe sprechen lassen. Ebenso steht es auch mit dem
Hymnus auf Aesculap. Man darf sich ja nicht vorstellen, dass Apu-
leius den Hymnus etwa lateinisch entworfen und dann auch in^s Grie-
chische übersetzt habe, sondern wir müssen an zwei verschiedeDe
Hymnen denken, einen lateinischen und griechischen. Da nun diese
beiden Hymnen auf den Dialog folgten und mit ihm in YerbinduDg
standen, was wir aus dem Worte praetexui entnehmen können» so
i
A. GiAdbachtr, Zur Kritik \
I Apuleii
876
liegt die Vermuthuug sehr uahe, daaa nach der Anlaga dus Dialoges
ancb der iBteioische Hymous dem Severus, der gii^-rtiische dem Per-
sius in den Munil golegt war. So kindiEch and lächerlich uan aach
dieee Production sprachlJclier Fertigkeiten aos erscheinen mag, so
scheint doch die damalige GeBchmacfcsrichtung diese Art von Prah-
lerei und QrosBtbuerei nicht nur nicht zurück gewiesen, sondern aog&r
begünstigt zu haben. Sehr interes)iaDt ist in dieser Beziehung «in
Fragment aus den Vorträgen des Äpoluiua, das uns im Anfange des
Buches de deu Socmtis p. 111, 112 a. 113 OberlieCert ist. Dasselbe
lautet: iamduäum scio, quid hoc significalu ftagiMis, w( cetera
materiae lattne iiersequamur. nam et in principio vobis dwersa
tendctitibus ita memint polliccfi, ut ncutra pars vestrwu, nee gut
graece ncc qui latine petebatis, diclionif huius expcrtes abirctis.
quaprojiler ii ita vidctw, aatis oratio nostra atticissaverit. tempns
est in Lalium dernigrare de Giaecia. Das also war die Gewohnheit
des Apoleius, und darin suchte seine Eitelkeit einen besonderen Buhm
in griechischer wie lateinischer Spruche dieselbe Fertigkeit zu zeigen,
in beiden Sprachen zu Dichten, Dialoge zu schreiben, deren Personen
eine verschiedene Sprache sprechen, in den Vorträgen von der einen
Sprache auf die andere abzuspringen, nicht aber, was er lateinisch
entworfen, in's Griechische zu nliersetzen oder umgekehrt, eine Arbeit,
die demjenigen wenig Ehre würde eingetragen haben, der in beiden
Sprachen gleicher Gewandtheit sich rühmen und von sich sagen
konnte, dass er allen möglichen Gattungen poetischer und prosaischer
Darstellung gewachsen sei tum graece quam latitte, gemino voto,
pari studio, simili gttla (Flor. Nr. 9 p, 37).
Desgleichen hat Apnleius, um nun auf jene Stolle zu kommen,
die Adam für einen besonders sichern Beweis seiner Annahme ansieht.
in soiner ausgebreiteten pliilusopliischen und naturwissenschaftlichen
Productivität abwechselnd bald der lateinischen bald der griechischen
Spruche sich bedient, d. h. er bat, wie es ihm gerade in den Sinn
kam, mit dersellien Stilgewandtheit das eine Werk griechisch, ein
anderes wieder lateinisch geschrieben. Diess sagt Augu-.tinns de civ.
de! VllI 13 in ulraquc autem Ungun, id est et grarca et tatina,
Aitulcius Afer e^stitil Plalonicui nobiUs. und Ajinleius selbst in
der Apol. c. 36 p. 477 legal reteium phihsofhofam Hionuiiienta,
londem ut intellegal, no» me pritiium liarc requistsse, sed iinn
pridem maiores meos, Aristotelem dieo et Tiicoi'krHstum et Eude-
mum et I.yr.onem crtejusque Piatonis minores, qui plurintoB Ubros
dt genilu aHimuUum deque vietu deque particulis dequt omni
differtntia reliquerunt. bene guod npud tf. Maxime, causa agitur,
qui pro lua uruditione Icgisti profeelo Aiislotelis ntpi L({t(u»> yevi-
tjBtiig, atQt lij tur avai"(nfi, ntf^ CipMv laiugia'^ multiiuga co/«-
mirta, praetereu problemata innumera eiu»dem, htm ex radem serla
ceterorum, in quibus id genms trnria tradantiir. qutte tanta cura
conquisiia si honeslum et glorionum illit fuit .^r.lberr. eur
»it Kobig riperin? pracsertim cum oi dinatius et cohii
C76 Ä. (Mäbtushery Zar Kritik von Apaleias de mundo.
eadem graece et latine adnitar conscribere. So klar und
verständlich diese letztere Stelle aach ist, so hat sie doch Adam in
einer Weise interpretiert, die man nicht anders als verkehrt nennen
kann. Durch eine knappe Verbindung des eadem mit graece et latine
sucht er den schon an und für sich sonderbaren Gedanken hineinzu-
legen, dass Apuleius denselben Stoff, den er griechisch behandelt
habe, immer auch lateinisch zu bearbeiten pflegte und umgekehrt,
und den Zweck dafür findet er ebeuso sonderbar in dem ordinatius
et cohibiliuSf d. h. Apuleius habe dless gethan, damit die Arbeit an
Ordnung und Bündigkeit gewinne. Zugegeben nun, dass für die Bün-
digkeit des Ausdruckes dadurch ein Vortheil erwachsen könnte, wofür
freilich gerade das Buch de mundo ein herzlich schlechter Beleg wäre,
so lässt sich doch gar nicht absehen, was für einen Einfluss ein solcher
Vorgang auf die Anordnung haben könnte. Auch müssten wir der
Interpretation Adam's zu Liebe unsere ganze xVnschauung von Apu-
leius ändern. Bisher galt er immer und überall als ein Mann, der in
masslosem Haschen nach eitlem Klingklang die einfachsten Gedanken
in einen endlosen Wortschwall einzuhüllen und damit Leser und Zu-
hörer zu betäuben bestrebt war. Adam lässt ihn hingegen in löblichem
Eifer nach Kürze und Präcision selbst die Mühe nicht scheuen, seine
Werke in zwei Sprachen auszuarbeiten, eine Plage, die bei der ausser-
ordentichen Fiiichtbarkeit unseres feurigen Afrikaners nicht zu gering
anzuschlagen wäre und dem Apuleius gewiss so ferne lag, als der gute
Wille in Einfachheit und Kürze einen Buhm zu suchen. Das eadem
bezieht sich natürlich nur auf die im Vorgehenden genannten natur-
wissenschaftlichen Gebiete; über dieselben Gegenstände, über welche
ein Aristoteles, Theophrast, Eudemus und Lyco geschrieben haben,
schreibe auch er und zwar nicht bloss wie jene in einer Sprache,
sondern griechisch und lateinisch, wie man es haben wolle, oder
es ihm gefallig sei. In dem ordinatius et cohibilitis aber ist sein
Verhältniss zu seinen Vorgängern angedeutet : er habe, sagt Apuleius,
jene durch eine bessere Anordnung und übersichtlichere Fassung zu
übertreffen gesucht; wir würden, wenn uns die betreffenden Werke
noch vorlägen, wol sagen müssen, er habe mit einigen Zusätzen und
Veränderungen z. B. in der Anordnung aus seinen Mustern Auszüge
gemacht und Compendien fabricicrt.
So steht es also mit jener Annahme, auf der Adam seine Hy-
pothese aufgebaut hat. In den Schriften des Apuleius oder in dem
schriftstellerischen Charakter desselben findet sie keine Stütze und an
und für sich betrachtet ist sie so sonderbar, dass man sich wol ver-
gebens nach einem ähnlichen Beispiele umsieht. Freilich ist es aber
dessenungeachtet, wenn wir auch nicht zugeben können, dass die
Schöpfung dergleichen literarischer Zwillinge zu den Eigenthümlich-
keitoii und Gewohnheiten unseres Apuleius gehörte , dennoch ganz
wol möglich, dass er in diesem einzelnen Falle durch weiss Gott was
für Verhall uisseiu die Lage kommen konnte den Selbstübersetzer zn
spielen. Es bleibt uns daher noch übrig zu untersuchen, ob das Buch
A. Goldbacher, Znr Kritik von Apoleios de mundo. S77
7teQi '/.düfjov selbst nach seinem Gehalte, seiner Form und seiüom
Verhältnisse zum Buche de mundo möglicherweise als Apnleianisches
Product angesehen werden könnte.
Was den Inhalt betrifft, so ist das Urtheil dadurch sehr er-
schwert, dass wir bei Apuleius jedes sicheren Masstabes entbehren.
Er ist Eklektiker in der seichtesten Bedeutung des Wortes, mischt
Platonisches und Stoisches bunt durcheinander, wie in den Büchern
de dogmate Piatonis, wirft mit Aristoteles und Theophrast um sich
und ktiramert sich wenig um Klarheit, Einheit lind Consequenz in seiner
Philosophie, sondern sein einziges Streben ist vielmehr darauf gerich-
tet, durch den Umfang seiner Bfelesenheit und die Mannigfaltigkeit
seiner Kenntnisse vor den Augen der erstaunten Welt zu glänzeü.
Als Werk eines Eklektikers könnte daher das Buch Tregi ytoaitiov
einem Apuleius zugemuthet werden ; aber wenn wir damit das Buch
de deo Socrntis und die beiden Bücher de dogmate PJatonis yer-
gleichen, so müssen wir gestehen, dass er in dem Buche von der
Welt, wenn es sein eigen wäre, jedesfalls sich selbst flbertroffen hätte.
Insbesondere aber vennissten wir in diesem Falle, wie schon Zeller
bemerkt, die Dämonenlehre, die bei Apuleius eine so grosse Bolle
spielt, und vermiss'ten sie um so mehr, als sich im 6. Capitel Tregl
yLna^ov die schönste Gelegenheit dazu geboten hätte. Diese ^würde
Apuleius gewiss nicht unbenutzt haben vorübei'gehen lassen. Ja ich
glaube nicht zu irren, wenn ich sogar in seiner TJebersetzung eine
kleine Abweichung vom griechischen Texte auf die Rechnung der ihm
vorschwebenden Dämonenlehre setze, p. 400, a, 4 heisst as, indem
von dem Sitze der Grottheit die Rede ist, nXrjv ovtb ^leaog (IV, evt^a
rj yi} re y.al 6 O^oleghg xrmog ovrog, all livio yM&aQog h xa&ag(i
Xf^oQ(o ßeßrpciog^ ov frvfuog xaAov//tr fWQavov. Apuleius dagegen
übersetzt c. 33 p. 362 huius [si] locum quaerimuSj neque infimus
est [in] terrae conto gionibus nee tarnen medius in aere turbido,
verum in mundano fastigio, quem Graeci nvQCcvpv recte rocant.
An den Luftkreis zu denken lag dem Verfasser der griechischen
Schrift ferne, weil die Annahme die Götter in der Luft schweben zu
lassen, ausser dem Bereiche der herrschenden Vorstellungen lag.
Apuleius hingegen, der in der Schrift de deo Socratis, eben aus der
Unwahrscheinlichkeit, dass die zwischen den höchsten Theilen der
Erde und der Mondregion befindliche Luft allein unter allen Elemen-
ten ohne Bewolinor sein sollte, auf die Existenz der Dämonen schlies-
sen zu könnon jijlaiibt und dieselben dorthin versetzt, konnte in Erin-
nerung dessen ganz wol zu dem Beisatze neque tarnen medius in aere
turbido sich bewogen fühlen.
Noch greller tritt abor die Unmöglichkeit hervor den Apuleius
für den Verfasser dos Buches niQi y.oa^tnv anzusehen, wenn wir den
Stil desselben mit dem des Buches de mundo und anderer Apuleia-
nischer Schriften vergleichen. Dass rhetorisches Gepräge und dich-
terischer Schmuck und Schwung auch der griechischen Schrift eigen
Find, kann nicht geleugnet werden und ist immer als ein sprechendes
678 Ä. CMdbaeheTy Zur Kritik von Apaleins de mvmdo.
Zeugniss ihres nicht aristotelischen Ursprunges angesehen worden.
Aber trotzdem lässt sich Einfachheit und Natürlichkeit der Darstel-
lang, Durchsichtigkeit und Verständlichkeit der Schrift ne^ xooftov
nicht absprechen. Vergleichen wir damit den oft bis zur Unklarheit
und Unverständlichkeit verschrobenen und in dem Haschen nach
Effect ekelhaft überladenen breiten Stil des Apuleins, so können wir
nns unmöglich zu der Ansicht bekennen, dass beide Schriften einen
und denselben Verfasser haben. Es müsste denn Apnleius, wie Zeller
ganz treffend bemerkt ; als lateinische Rhetor in der griechischen
Sprache sich ungleich besser, einfacher und schärfer ausgedrückt
haben, als in seiner Muttersprache, dass er das, was in der
griechischen Sprache vollkommen klar ist, trotzdem, dass er sie
selbst verfasst hatte, in ihrer lateinischen Ueberarbeitung nicht
selten bis zur Unverständlichkeit verdunkelt hätte. Allein wer in
seinem lateinischen Ausdrucke an phrasenhafter Schwülstigkeit und
eitlem Wortgeklingel seine Freude hat, wird sein Griechisch gewiss
nicht in natürlicher Einfachheit geschrieben haben, zumal da er leider
selbst uns noch versichert, er schreibe griechisch wie lateinisch simili
stilo (Flor. Nr. 9 p. 37). Eine auch nur flüchtige Vergleichung beider
Schriften wird in der lateinischen alsbald den Geidt des Madanrensers
herausfinden, während davon die griechische in wohlthuender Weise
absticht. Hier den Nachweis dafür durchzuführen ist nicht nöthig;
ich beschränke mich auf einige wenige Stellen , wo mir der den Apu-
leius eigenthümliche Schwulst und seine phrasenhafte Weitschweifig-
keit gegenüber der griechischen Diction besonders hervorzutreten
scheint. So ist das einfache TiQOtprjrevovaa (p. 391, a, 16) von Apu-
leius p. 288 ausgemalt mit veluti prophetae quidam deorum maie-
State completi effantur ceteris, quae divino beneficio sali vident, ge-
rade wie das -Mmhf neQieoTeffavwvTai (p. 393, 6, 17) mit ornO'
mentis suis pungit et continuatione ut quibusdam sertis coromnt
(c. 7 p. 303). Dergleichen Ueberschwänglichkeiten finden sich im
Buche de mundo in Menge; man vergl. noch negi xoa^ov p. 394,
6, 1 xcii^ta de ylverai vKpetov avaTQaq>€VTog xal ßQix^og ix nt-
krj/natog elg xataifoqav raxvreQav Xaßovroc: mit de mundo c 9
p. 309 grandinare verotum diciSy cum aqua nubemlapidoso pondere
et festinante perrumpit eademque vi et ad pernicitatem inciUUa et
cedente aeris molli aura praecipitata indignatione vehementi hu-
mum verberat] p. 396, a, 6 oi öi Ttrjyag q>aivovai zag ftQoveQnv
ovx (woag mit c. 18 p. 331 sunt quae fontes pariunt insolentibus
losis peregrinorum fluminum sulcantesvias und was Kölscher S. 3 ff.
gesammelt hat. — Anstatt der einfachen Anführung von Objecten
liebt Apuleius eine poetisch gespreizte Umschreibung derselben. Für
'Oaoavy Nvaav Kioqvxwv clvtqov (p. 391, a, 21) heisst es bei ihm
Nysae iuga, penetralia Coryci^ Olympi sacra^ Ossae ardua (p. 288|
für afiiTteloi xal (folvnug ytal TteQoiai auxal re ykvxiQal xoi
ilalat Ttlatavoi xal Ttlrveg xai ttv^oi (p. 401 ,
a, 1) faciles vUium lapsus et palmarum ardua, persicorum ruboft
w
A. Gotdbacher, Zar Kritik i
679
levilas mali, duleüns fici plntani, ul ait pnrln, um-
brns p(/liintilius minislrantes et aritlet pinus vi rasiles buxi etc.
(c. 3ß p. 369). Das griechiacbe olxov xnt JieifißoXnr XQ'^'V >"^^
^lU'xt^'i xai iXiffani äiT^movta (p. 398. a, 15jwird bei Apu-
leiuB zu regia, cuius teda fulgerrnt cborit niif. argcuU luv; flam-
men auri vf-l eUdri claritate (c, 26 p. 346) and för ijnftoit; (igiovaa
xai Cwoiff ictjyäig t£ xal itoiafiolg, toi^ fiev am y^v fliTTO/iivoig,
roig ö( äveffefyofievoig eig ifaXaaaav. nennlxiXrai di xal x^öaig
Hi^iaig öfiai « vif.'r^olc xai jiaO-f^vXntg dci/inig xtü iföXeoiv,
ag tÖ ofufitv ti^ov ioQi'Oato avttqcmog (p. 392, b, 15} heiast es
bei iiim c. 4 p. 296 haec frequentatur animantibus, hnev sUvarum
ririditate vestilttr, haec forUium perennitatc recrmtur, haec ftumi-
num frigiAos lajisus nunc erroribus tcrrenis vcliU. modo profunda
in mari confundit, eadem infiniti» coloribua floret, altitudine mon-
tium, campontm neqtwre, tifmorum opacitate varialur, sinuosis
inflcxa Uloribus, distincta insuUe, villulia urbibusijuc coUnccm ,
guas sapiens grnus homo communibus usibu." fabriaitur. — So
oft Apuletus vou den Planeten zu sprechen kunimt, kann er nicht um-
liin anf das UnriclitiKe dieeer Bezeichnung hiiizunmsen. die nur
durch den falschen Schein der UnregelmäBaigkeit ihrer Bewegungen
entßtandeu sei. So de dco Socr.c. 2 p 119 und de dogm. Pbtl. I c. 10
p. 201. Schwerlich hätte er diess /tei^ xöa/iov p. 392, a , 13 ff. un-
terlassen; muss er ,ja doch selbst noch in dev üebersetzung einen
kleineu Zusatz machen und mit einem Wortspiele, wie sie ihm so ^-
]ia&g sind , darauf hindeuten c. 2 p. 292 (errantes stellae) inor-
dinatum, ut ita dixerim. ordinem sen'ant.
Äncb Hesse sich gar nicht begreifen, warum denn Apaloius in
der lateinischen Schrift c. 17 p. 327, wo von dem Orakel iu Hiera-
polis die ßede ist , ausdrücklich auf eigene Anschauung sich beruft
and mit unverhAltnissmässiger Aueffihrlichkeit sich dabei aufhält.
während er in der griechischen Schrift dasselbe nur ganz kurz mit
den Worten tä di xai naviOTiaatv afai(/€i, xaSäntq zh Iv (ß^vyiif
(p, 395, b. 29) angedeutet haben sollte.
Wo Apuleius von eeinem Originale abweicht, hat er die Sache
nicht selten offenbar schlechter gemacht. So weiss man c. 5 p. 298
bei den Worten iimnum vero insuhirum ntc. in der That nicht . wie
or nrplfitdich auf die Inseln zu sprechen kommt : anders ist diess bei
Pseudoaristolelea, wo durch die Worte n yrjV ts xai r,!ieißovg xai
vr/ij >vg nmfiäto^tev (p. 393, «, 7) der Uebergang angebahnt ist, —
Auch i^t es kaum ein Gewinn, wenn Apuleius an derselben Stelle bei der
AnfKähhmg der grosseren Inseln im Mittelmeere Corsica weggelassen
and dnfUr den Peloponnes an die Stelle gesetzt hat. — Heber die
Worte hinc palrscunt finitim-t mbri maris. quae per ani/usUts ton-
ginquaiquv [iiut-'-s in Ilifrrnnium et Üaspium flecfuntur simul (c. 6
p. 301), die durch ihre ungeschickte Wahl eine ganz verkehrte
.Vnffassang veranlasst haben, werden wir weiter unten i:a sprechen
haben. — c. 7 p. 303 hat Apuleius zwei verschiedene Angaben des
UM A, GtUbmekgr, Zar Kritik fon Apokivs 4fe
Ps^'^Hdr/nri.^Mel^n < p. 39^>. t, 5:i if. ) äb^r die »^renzwi Enp>pa'5 cweii
Ajien mit enenirfier Temiengt imii die Enrihnuiu? d«^ I^ülmob zwisrkcB
ditm Pontüfrbea and HjrcaBisehin Me«?t^ wee?>^laes«a, ü^woi er dann
wieder mit «^ ihd^m afanstii^ fbrtfihrt. als oh er üin emähnt Intte,
uki obwol er ^eich »iaranf ajKh an jene zwei vers^rnie»!«*«» Greozbe-
sthnmizngeD erinnert, die er »j eben in eine zn^^unmen^ez»]««! hatte.
— r. 8 p- 305 ist für atut^rz p. 31*4. 'i. 14- anpassend ^ffiida
gesetzt, wahrend es irieich daraaf p. -^06 nchüi? mit rnporatm wie-
dergereben ist. — Besonders verwirrt und unklar ist aber, was Ap«-
leins c. 11 und 12 Ton den Winden säet. Ist nun dieser Theil aoch
lUilhth. kritisch verdächtig und unsicher . 9«> ist d<K:h gewiss, das?
Apnleios. indem er oft denselben Wind . mit Ter^chiedenen Xamen .
bald mit dem lateinischen bald mit dem griechischen, bezeichnet . die
Sache dunkel and rerworren gemacht habe. Im 16. Capitel. wo T*>n
den Lafterseheimingen gespnjchen wifd. sehen wir denselben Fehler
nnd dieselbe ünordnang wie«ierkehren. — c. 16 p. 324 ist procml a
sole atqu^ luna riel nngenaaer ah das griechische i^inxrwia^ fiiov
TLoi öiXrrr^g (p, 395. b, 2). — Sehr anklar ist aach der An£&ng des
19. Capitels. so dass man zweifeln mass. ob Apaleias den Pseado-
aristoteles richtig verstanden habe. — Dassc. 25 p. 343 comsmi tlne
angeschickte Uebersetznng von rrraroc (p. 397, 6. 25) sei. ist schon
vielfach bemerkt worden. Hieher gehört aoch. was wir nnten zn c. 22
p. 33^ werden zn bemerken haben. — c. 28 p. 353 hat Apoleins
roßiovg nnd röfioig verwechselt, denn die Worte des Originales p. 398,
b, 32 TO di x^QO^^f^ ^h ^^ oqixi^ r^r^ xci roiiotv duiiQrtvcu
gibt er mit legibus ^i in^stiMis suis nggrtgabuntur wieder. — Sehr
bezeichnend sind in dieser Beziehang noch zwei Stellen, wo Apaleias
sein griechisches Original miss verstanden zn haben scheint. Die erste
ist 711^ Tcocfinv p. 393 , fl , 23 nQdnoy fur mr Ifyerat fyxexnl-
ntüö(^ai ly dt^iq üanXenm rag ^HgoxlLeioig orr^lag dixtiig sig
rag xa)jn'fiirag^igr€ig, lor rf^v ftev tuyalrp^ rrv Si ^u-xjQav xai/w-
ffiv Ini ^ati^a di ovxiti o^iouog anoxnk.inrueyog TQia noiei
nihor/r^ xo ti ^qÖoviov yua ro ra)xnixf.r xaJLovfieyor xai 140-
Qiav. Die Stelle ist klar : Wenn man bei den Säalen des Herkules
in's Mittelmeer hereinfahrt, so hat man rechts eine doppelte Bacht.
die beiden Sjrten, links dagegen das Sardonische, Galatische and
Adriatische Meer. Wie übersetzt nan Apaleias diese Stelle? Primum
igitur [e] columnis navigantibus dextrum latus duobus sinibus
maximis cingitur, quorum primus duas Syrtes habet, alter impa^
ribus quidem sinuatur figuris sed in tnaxima divisus est maria^
quorum unum Gallicum dicitur , alterum Africum , quod quidem
Aristoteles Sardiniense mnluit dicere, tertium Hadriaticum pela-
gus (c. 6 p. 300). Diess ist verworren und falsch. Apaleias hat darch
ein Vers eben das di^iog nicht, wie es zu nehmen ist, von der Tren-
nung in di e beiden Syilen verstanden, sondern von der Scheidung io
die nördlichen und sudlichen Theile des Mittelmeeres oder — wenn
man bei den Säulen des Herkules hereinfährt — in die linke nnd
Ä, GoldbacJier, Zur Kritik von ApuleiuB de mundo. 681
rechte Seite desselben ; dadurch ist ihm dann natürlich das ini d-d'
rega (sinistrum latus) überflussig geworden, aber unglücklicher
Weise das dextrum latus stehen geblieben, das nun ganz in der Luft
schwebt und die Auffassung stört. Noch auffallender ist c. 7 p. 302,
wo Apuleius das Adjectiv Xoir) (p. 393, ft, 15) als ein nomen prO'
prium ansah und für eine Indische Insel ausgegeben hat. Doch da
diese Stelle für uns auch noch in anderer Beziehung von besonderer
Wichtigkeit ist und daher gleich im Folgenden nochmals zur Sprache
kommt, so genüge hier diese Andeutung. Endlich was wurde Adam
zu den Worten quod quidem Aristoteles Sardiniense maluit dicere
der eben citierten Stelle sagen, die sich doch gewiss nnr auf die ent-
sprechenden Worte der Schrift 7T€qI y.6o(.iov beziehen können? Wie
er dabei seine Ansicht, Apuleius sei der Autor der griechischen, so
wie der lateinischen Schrift, noch aufrecht erhalten kann, ohne wenig-
stens noch um einen Schritt weiter zu gehen zu der Behauptung, er
habe damit eine Fälschung beabsichtigt und dem Aristoteles seine
Schrift unterzuschieben versucht, lässt sich schwer absehen.
Hiemit möchte nun wol genügend dargethan sein, dass die
Adam'sche Hypothese, Apuleius sei der Verfasser der Schrift negi
müf-iov^ so wenig sich halten lasse , als dies bisher bei irgend einem
anderen Versuche den Autor dieser Schrift zu ermitteln der Fall war.
Wenn ich daher im Folgenden noch einen Punct berühre , der in dieser
Beziehung sehr bedeutend in die Wagschale fällt , so geschieht diess
nicht so fast um die ohnehin schon hinreichende Zahl von Beweisen
noch um einen zu vermehren , als vielmehr desshalb, "weil die Sache
selbst an und für sich Interesse genug hat, um einige Aufmerksam-
keit zu verdienen, zumal da dieselbe hier zum ersten Male zur Sprache
kommt. Es ist diess das Verhältniss der Apuleianischen Uebersetzung
zu der uns vorliegenden handschriftlichen üeberlieferung des Buches
niQi yioafiov. Den Ausschlag geben in dieser Beziehung zwei Stellen ,
wo die in einigen unserer Handschriften vorhandenen offenbaren Fehler
auch in der Apuleianischen Uebersetzung deutlich genug sich erken-
nen lassen, so dass wir zu dem Schlüsse .berechtigt sind, Apuleius
habe jene Unrichtigkeiten schon in seinem Exemplare gelesen. Die
erste Stelle ist p. 391, «, 18 ff. Da der Mensch mit seinem Körper
an die Erde gebunden ist und dieselbe nicht verlassen kann, um hin-
aufzudringen in die himmlischen Regionen, so hat sein Geist mittelst
der Philosophie diesen Schwung genommen, hat in unermündlichem
Forschen das durch den unermesslichen Raum Getrennte erfasst, was
ihm um so leichter war, als er darin das ihm Verwandte erkennen
muBste, und hat das dort mit seinem göttlichen Auge Geschaute den
Menschen verkündet. Daher muss man diejenigen, die an der Erde
kleben und mit vielem Eifer di« Natur eines Ortes, die Gestalt einer
Stadt, die Grösse eines Flusses, die Schönheit eines Berges beschrei-
ben , nur bedaueiTi wegen ihrer geistigen Armseligkeit, indem sie vor
dem Nächsten Besten bewundernd stehen bleiben und viel sich zu
Gute thun ob dieser kleinlichen Naturbetrachtung : äw xal tovg /nsra
682 A. Oöldbacher, Zar Kritik von Apuleius de mundo,
ünovdrjg diayqaxpavxaQ r^/tuv fvog tottov qiaiv rj fitiag oxfj^ia no"
Xscog rj noTaf.iov (iteye&Oi^ in opnvg ytdkXog, ola Tiveg T^di; Trcyroiiy-
xaai, q'QatovTsg oi f,iiv rrjv^Oaaav, oi de zrjv Nvaav, oi di xo
KvjQ 'yuov dvTQOv, o\ de oviovv ervxe tiov i/tl ftigovg, olxziaetev
av Ttg rfjg ^uxgoifwxlctg rd Tv^ovra ixneTiXrjyiiUvovg xat fueya
q'Qovovvrag i/rl ä^ecoQitjc /ax^^. Diese Stelle lautet in der lateinischen
üebersetzung p. 288 : quare et eos, qui unius loci ingenia nohis qiM-
Utatemque deserihunt aut moenia urbis aut alicuius amnis fluenta
aut atnoenitates et magnitudines montium, alia multa descripta ab
aliis plerique studiose legunt : Nysae iuga et penetralia Coryci et
Olympi Sacra et Ossae ardua, alia huiusce modi sola dumtaxat et
singula extollunt, quorum me miseret, cum tanto opere nee magnis
et oppido paucis inexplebili admiratione capiuntur. Diese üeber-
setzung ist weder dem Originale entsprechend noch dem Sinne ange-
messen ; denn das quare (dio) ist nicht mit plerique studiose legunt
zu verbinden , welche Worte überhaupt nur eine Zugabe des Apuleius
sind, sondern mit me miseret, so dass es eigentlich heissen sollte:
quare eteorum^ qui . . describunt extollunt me miseret. Was
hat nun den Apuleius von dieser so nahe liejrenden und einfachen üe-
bersetzung abgebracht? In dem von J. Bekker in seiner Ausgabe des
Aristoteles mit 0 bezeichneten Vaticanischen Codex und in zwei
anderen , die mit jenem vielfach übereinstimmen , nämlich P u. B
steht nicht jtieQovg olxTlaeiev, sondern in Folge einer Dittographie
fiieQOvg ovg oWriaeiev. Es ist daher nicht zu zweifeln, dass Apuleius
schon so gelesen u. das otg olxuaeiev av rig mit quarum me mi-
seret übersetzt habe. Da aber dann zu den vorhergehenden Objecten
das Subject u. Prädicat fehlte, so hat er dasselbe mit seinem plerique
studiose legunt ergänzt.
Ein gleiches Argument, das nur um so schlagender ist, als es
einen sonst unbegreiflichen Irrthum des Apuleius erklärt, bietet die
Stelle p. 393, b, 14 f. Nachdem Pseudoaristoteles von den nord-
westlichen Inseln, Albion u. Hibemia, gesprochen hat , geht er auf
die südöstlichen über mit den Woi-ten Tovtwv de oim Hdvrovg ij te
TanQoßavY} nlgav ^Ivdaiv XoBrj TtQog ttjv oiiitoviitevrjVj ymI rj Oeßok
xalovftevrj xara tov liqaßiTLOv Yei(.dvri tloXtiov, ova oHyai de fu-
xgal . . . -/.ixlfr) Ttegieareq^ccviovrai rrjv oUovittevrjv ravrrjv, tjv dr^
vrjOov elgi^xainev. Minores vero, übersetzt Apuleius, c. 7 p. 302
ultra Indos Taprobane atque Oxae (der zweite Flor. Zoxe, Voss.
1 und 2 Zonae) multaequc alinc orbis ad modum sparsae hanc
nostram insulam id est hunc terrarum orbem caronant.
Das Oxae hat den Erklärern viel Kopfzerbrechen gemacht. Nach dem
griechischen Texte dafür Phebol zu setzen, wie es die Ausgaben vor
Hildebrand gemeiniglich thun, heisst den Knoten zerhauen, nicht
lösen. Das xai ^ 0£ßol '/MXovjuevrj yiard tov 'AgaßiTLOv Ttftfievrj
^oXnov hat Apuleius offenbar wie vieles Andere weggelassen. Was
aber mit Oxae zu machen sei , hat schon Yulcanius richtig gesehen :
es muss nämlich Loxe geschrieben werden ; denn die Aehnlichkeit der
A. GolSbncher, Zur Kritik tm Apti1«ins de mundo. 683
liebe rliefening mit dem ^riechiscfauti Ao|^ ist zu gross, als däsü; man
der Anoabme sich verachliessen hÖODte, Äpoleias habe das Unglück
^labt durch ein Versehen das Adjectiv io|^ für den Namen einer
Indischen Insel zu halten. Kin Räthse) über bliebe es uns immerbin,
wie denn ein im OriechiscUen bo gewandter Mann das hi^ij ^rpö; rr^v
nistor/if vi; V raiss verstehen könnt«, wenn unsnichtwiederam die Deber-
liefernng des Cod. 0 den Schlüssel dazu böte. Hier steht nämlich
nieht XnSr, n^ng; ti;v oixov/ifi-rjt; sondern io|r xaXtvfuvri. und nun
ist Alles kar. Aach Apuleias hat Ko^ xaXfivfievii gelesen und muaste
somit das In^rj fflr ein wowifh proprium ansehen. — Nocli eine Ab-
weicbnt^ vom griechischen Ttiite ist an dieser nämlichen Stelle zu
bemerken. In sämmtlicben Handschriften des Apuleioe heissl es mi-
nores vnro ohne Negation, während Psenäoaristotcles oix ilärinvg
sa^. Allein auch hier fehlt die Negation in den Handscbriflen OPBQ.
was uns zu dem Sr.hlnsae berechtigt . dass auch Apuleius so gelesen
IiKbe.
Das sind die beiden massgebendsten Stellen , die deutlich genug
dafür sprechen, dass schon Apuleins ein Gteniplai* dce Buches ;r£(u
xöouof vor eich hatte, welches bereits mit denselben Fehlern corrum-
piert war, die auch wir noch in einer Reihe unserer Handschriften
lesen. Die Freiheit, mit der Apnleias fibemetzt, und die selbst jetzt
noch im Ganzen gute 0 eberlief erung des Buohea neqi MOftov lassen
zwar die Zahl ähnlicher Argumente nicht bedeutend erscheinen; Aif
Wenige jedoch, was mir noch aafgefallen ist, soll hier eine kurze Er-
wähnung finden: p, 397, n, 16 Xaiinförtjri BtruyttTiazog, , Cod. 0
hxfinq. dtoL-yiacatfig, Ap. c. 22 p. 338 splendore pfrlueiäus-, p.
397, b. 1 a'i i/iAö/es tö frayeriüdeg man-nvaiv. Cod. Q iimaivovatv
Ap. c 23 p. 341 iepores frigits glaciale mitificant; p. 398, 6, 10
ovdiv yitq i.Ttztx*^^^'^ avripitl fehlt im Cod. 0 und Q das airiji
so wie das «' bei Äp. c, 27 p. 351 in den besten Haudschriften ; p.
400, 0, 31 T/yntfitvai aeixit^rtog avrov. Cod. 0 ^y. omyrjuag m-rov
Ap. c. 36 p. 369 mniulnbililer incumbit. Vielleicht gelingt es An-
dern noch Mchreres dergleichen zu finden.
So steht es also fest, dass Apuleius in der Schrift de mundo
ein fremdes, geraume Zeit älteres Buch, das ihm (nach c. 6 p. 300)
xls Aristotelisches bekannt war, ins Lateinische Obertragen und mit
einigen Aenderuiigen sich zu eigen gemacht habe. Diese Aenderungen
bestehen abgesehen von ganz gewöhnlichen und nahe liegenden Ver-
kürzungen und Ausdehnungen, theils darin, dass Apuleius einige Klei-
nigkeiten weggelassen hat. so z. B. die Erwähnung der ÖQOoniräxvr^
(p. 394, o, 26), was über die verschiedenen Arien des Blitzes p. 395,
II, 2.') IT. ges^ ist, das Beispiel vom Orakel in Le1ia<tia(p. 395, b, 29),
das von Hfilii-e nnd Bura mit den dort, erwähnten vulcanischen und
anderen Erscheinungen auf dem Meer« (p. .396, <i. 20 ff.), den Ver-
gleich mit einem öewöll)e (p. 399. b. 29 ff) und dgl., theils msn-
flherki Zusätzen, so C. 17 p. 326 ut Vesunus eiinm nostcr soM ').
684 A. Goldbacher, Zur Kritik von Apuleius df mundo.
c. 17 p. 327 das Beispiel vom Phlegethon und c. 38 p. 374 eine
Reminiscenz aus Vergil; c. 17 p. 328 beschreibt er als Augenzeuge
das Orakel in Hierapolis. Ein einziges Mal ist ein grösseres Stuck ein-
geschoben und zwar c. 13 und 14 ein Citat aus dem Philosophen Fa-
vorinus, wo derselbe über die Winde handelt. Freilich fragt es sich
ernst, ob denn diese Stelle auch echt sei ; denn da dieselbe mit etwas
anderen Worten und weitläufiger auch bei Gellius II 22 zu lesen ist,
so liaben ausser Salmasius, Stahr und Hildebrand alle Erklärer sich
dahin ausgesprochen , als wäre diese Stelle erst später aus dem Gel-
lius in die Schrift de mundo gekommen. Allein trotzdem wird man
sie wol für echt ansehen müssen : denn einmal lag es dem Apuleius
sehr nahe, neben der Eintheilung in 12 Winde, wie sie im Buche mgi
Tioaiiinv ist, auch die andere nicht minder gewöhnliche in 8 Winde
zu erwähnen; so haben auch Vitruvius I 6, Plinius hist. nat.ll 47,
119 Seneca qunest. nat. V 16 und endlich Gellius a. a.O. beide Ein-
theiliingen (in 4 und 8 oder in 8 und 12 Winde) neben einander ge-
stellt. Zweitens ist die Stelle ganz in Apuleianischer Weise frei wie-
dergegeben und nicht einfach ausgeschrieben. Selbst sein Ton lässt
sich hie und da erkennen; man vergleiche nur mit der trockenen Dar-
stellung bei Gellius Stellen wie quod orius et oeeasus mutentur terna
vice cum solis accessu , meridies et nrctos ihdem semper regionibus
sunt noiatae, oder occasus redduntur eadem interrallorum ratione
conversae [jplagae]^ oder meridies vero quoniam eadem semper re-
gione Signatur^ uno austro id est v6t(o [perjflatur. Das quod non
sine clamore soleat intonare erinnert an c. 12 p. 318 intonat coC"
lum und die Fugung is (rentus) Septentrio habet cognomentum an
c. 12 p. 318 fl Graecis TTgr^arr^g nomen accepit und c. 22 p. 337
unde xoaftnc graece nomen accepit. Auch der sonst seltenere Ge-
brauch von alias in der Bedeutung von alioquin (p. 319) findet sich
bei Apuleius noch Metam. IX c. 5 p. 600 und c. 39 p. 667; Flor. Nr.
14 p. 46. Das Entscheidendste ist aber folgendes: Am Ende des 12.
Capitels ist die Erklärung des Donners gegeben. Dass sich nun dai*an
unmittelbar die des Blitzes anschliesst. ist natürlich, und so föhrt denn
auch Pseudoaristoteles p. 395, a, 14 mit y^ara da rrjv rnt; viq^ovg
exgr^Biv nvgiodtv rh nrevucc y.ai kdftiffctv dargaTirj )Jy€TCn fort.
Bei Apuleius dagegen ist das Fragment des Favorinus dazwischen
getreten, wesshalb er denn c. 15 mit nunc de nubium praestigiis re-
feram. quando illa perfrada nubecuJa etc. an das Frühere wieder
anknüpfen muss. Denken wir uns das Stück aus Favorinus weg, so
ist das gewiss echtApuloianische nunc de nuhium praestigiis referam
und der Vesuv seine Thäti^'keit in dor bistorisclicn Zeit erst 79
n. (.'hr. das erste Mal äusserte, wenn man auch s'hon früher seine
vulcanische Natur palint hatte (Stral»o V c. 4 p. 247 und Diod.
Sic. IV c. 21); Apultius fü^'t ihn zu den iu der {»rioehisolien Schrift
{genannten älteren Vulcanen hinzu, daher dei Beisatz etiam noster.
Mehr ist aus dem noster nicht herauszulesen, wie es Hildebrand
prolegg. S. 46 Anm. ö und Stahr Aristot. unter den Römern S. 178
zu thun versuchen.
Ä. Goidbacher, Zur Kritik von Apaldus de mundo. 685
zwischen der Erklärung des Donners und des Blitzes geradezu sinnlos ;
auch würde er in unmittelbarer Nähe wol nicht mit illa perfracta
nubecula, sondern dem Ende des 12. Capitels entsprechend mit Ulis
perfractis nubibus fortgefahren haben. Ist aber das Fragment des
Favorinus von Apuleius eingeschaltet, so darf man nicht mit Hilde-
brand prolegg. S. 49 annehmen, dass er dasselbe aus Favorinus selbst
entnommen habe. Denn da dai*an noch einige Worte aus Gato*s Origines
angefügt sind, diese Worte aber, wie aus Gellius hervorgeht, nicht
von Favorinus schon angefühi-t waren, so kann Apuleius diesen Zusatz
nur aus Gellius entlehnt haben, ^) was chronologisch ganz wol mög-
lich ist.
Was sonst Apuleiif^ in dem Buche de mundo geändert hat, ist
in sachlicher Beziehung ganz unbedeutend; so hat er z. 6. c. 5 p. 298
bei der Aufzählung der grösseren Inseln des Mittelmeeres Corsica
weggelassen und dafür den Peloponnes genannt. Desto wichtiger aber
ist uns das, was bloss die Form, das Gepräge der Schrift betrifft,
denn wenn wir den Verfasser lateinische Dichterstellen einfügen oder
an die Stelle der griechischen setzen sehen, wie c. 33 p. 363 , c. 36 p.
369, c. 38 p. 374, wenn wir so vielfach das Bestreben wahrnehmen
können, griechische Verhältnisse und Anschauungen mit römischen
zu vertauschen, wie insbesondere in den Capiteln 26. 35. 37, so
müssen wir darin die Absicht erkennen , das Ganze in eine etwas rö-
mische Form zu bringen und der Uebersetzung den Schein der Origi-
nalität zu geben. Auch Zusätze wie c. 15 p. 321 nunc de nubium
prnestigiis referam, c. 16 p. 323 atque ut breviter comprehendamy
c. 17 p. 326- de aere tantum habuimus, quod diceremus, c. 19 p.
332 verum enmivero ut, quatenus possum^de universitate quod scn^
tio breviter absolvam und dgl. m. können keinen anderen Zweck
haben. Am auffallendsten ist diess aber in der Einleitung. An die
Stelle Alexanders ist ein gewisser Faustinus *) getreten, an den Apu-
leius die Schrift, als wäre es seine eigene Arbeit, richtet. Dass sie
eine blosse Uebersetzung sei, wird Niemand herauszulesen im Stande
sein ; vielmehr prätendiei-t der Schluss dieser Einleitung , wenn auch
dort Aristoteles genannt ist, ganz offen , dass man das Buch für ein
Erzeugniss eigenen Nachdenkens halte: quare nos Äristotelem pru-
dentissimum et doctissimum philosophorum et Theophrastum auc-
torem secuti, quantum possumus cogitatione contingere^ dicemus
de omni hac coelesti ratione, naturas et officia complexi, et cur et
qupmadmodum movcantur explicabimus. An der Richtigkeit der
^) H. Koziol (zur Kritik und Erklärung der kleineren Schriften des
Ap. Wien 1872 S. 36) wundert sich über diesen Zusatz und er-
klärt ihn als Glosse eines Grammatikers, der bei Gate die Form
Cercius gelesen und daher dies Notat gemacht habe. Es ist ihm
offenbar entgangen, dass auch diese letzten Worte ebenso wie das
Frühere an der erwähnten Stelle bei Gellius stehe und von dort
in das Buch de mundo aufgenommen worden sei.
^) An denselben ist auch das zweite Buch de doamate Piatonis g^
richtet, wo er mit Faustine fiJi angeredet wira.
Mt A, (Mdbadur, Zor Kritik roB Apoleios de
Stelle ist, wie wir weiter ODten in der Uotersuchiing aber die Haad-
Schriften zeigen werden, nicht zu zweifeln. Apaleins will dimit offen-
bar diejenigen, welche das Bnch jte^ xoafiov nicht genauer kennen,
g^ben machen, dass er nicht blos eine freie Uebersetzong bringe,
sondern im Anschlösse an die Lehre der Peripatetiker durch eigene
Geistesarbeit (quantum possumus cogitatione conti ngere) das Bach
von der Welt verCasst habe. Nahm man es als solches hin, desto besser;
gegen diejenigen aber, die seine Qnelle kannten, mochte er sich durch
die Nennung des Aristoteles und die von ihm vorgenommenen Aen-
demngen und Zuthaten genugsam gedeckt halten. Was w i r fiber ein
solches Vorgehen urtheilen würden, dürfen wir nicht auf das Alter-
thum übertragen, wo dergleichen um so öfter Torgekommen zu sein
scheint, je weniger man besonders bei Uebertraguogen aus dem Grie-
chischen in*s Lateinische Gefahr lief, als Plagiator entlarvt und ge*
brandmarkt zu werden. Selbst Schriftstellern derselben Nation gegen-
über scheint man nicht besonders gewissenhaft gewesen zu sein;
Zeller verweist in seiner Gesch. d. Philos. d« Griech. III 1 S. 561
Anm. 4 auf die Endemische Ethik und die magna moralia ; der Ver-
fasser des dem Locian zugeschriebenen ^'Ovo^ hat nach dem Zeug-
nisse des Photios (p. 96 b Bekk) eine andere griechische Marchen-
sammlnng ccvvcug xi Xi^tai nai avvia^ioiv ausgeschrieben. Noch
eigenmächtiger aber verfuhren die Bomer mit den Schriften der Grie-
chen. Es ist bekannt, wie Ciccro's philosophische Bibliothek in so
kurzer Zeit entstanden ist Sagt er ja selbst ep. ad Att. XII 52 a;ro-
'/Qaq>a sunt, minore labot'e fimit^verha tantumadfero, quibus abun-
do und doch erscheinen sie durchaus unter der Form selbständiger
Schöpfungen. Charakteristisch sind in dieser Beziehung die Worte des
älteren Plinius in seiner Einleitung p. 21 ff. argumentum huius
siomachi mei habebis, quod in his voluminibus auctorum nomina
praetexui. est enim benignum, ut ärbih'or, et plenum ingenm pu-
doris fateri, per quos profeceris^ non ut plerique ex iis quos attigi
fecerunt. sciio enim conferentem auctores me dcprehendisse a tura-
tissimisetproxumisveteres transscriptos adverbum neque
nominatoSy non illa Vergiliana virtute, ut certarent^ non CicC'
roniana simplicitatc, qui de re publica Piatonis se comitem profite-
tur, in consolatione filiae^ Crantorem\ inquit^ sequor\ item Panae-
tium de officiis, quae volumina cdiscenda , non modo in manibus
cotidie habenda nosti. obnoxii profecto animi et infelicis ingeni
est deprehendi in furto malle quam mutuum reddcre, cum praeser-
tim sors fiat ex usura. Dass uuch Apuleius in dieser Weise hie und
da einen leichten Kuhin gesucht habe, beweisen , des Asclepius nicht
zu gedenken, unwiderlegbar sein Metamorphosen. Nirgends sagt er,
dass er den unter dem Namen des Lucius von Patrae bekannten Boman
nur frei übersetzt und mit anderen Märchen, die vielleicht andern
Sammlungen entlehnt sind , durchflochten habe : nur in der Einlei-
tung lassen die Worte sermone isto Milesio und fabulam Grat'
canicam incipimus auf griechische Quellen schliessen. Wenn wir nun
w
A. Goldbacher, Zur Kritik von itpuloiui: de mundo. QU'
D dieser Hiusicht au dem BucLe de mundo eiu SeiteustQck zu den Me-
tamorphoaen haben, so ist es eine vergebliche Mäbe, hier die Ehre
des Apuleius retten zu wollen, die durch die Metamorphu^ea nicht
\iel weniger bedroht ist. Ja ich fSrchte nicht unserm Aotor Unrecht
zn thuD, weno ich seine fabelhafte Productivität auf den mannigfal-
tigsten Oebietea der Poesie und Gulehi-samkeit , deren er selbst wie-
derholt sich röhmt, theilweise ans dieser Äj-t der Fabrication erkläre.
Und wie es acheint, konnte er es wagen; wir wissen wenigstens
nicht, dass es seinem Bufe je Eintrag gelhan hätte.
Wir kommen nun zur Kritik des fiuciios äe muftdo. Seit HUde-
bi'and, der gerade die philosophischen Schriften des Äpoleius so ziem-
lich ia dem alten Wüste hat liegen lasseo, ist hierin noch sehr wenig
geechehen. Ausser ganz vereinzelten Emeu da tions versuchen von Höl-
scbar iu dem schon genannten Programme S. 21 ff. und Zink in der
Eos 1864, I S. SO fr. hat erst iu jüngster Zeit H. Koziol in (lern Pro-
gramme des Leopoldstädter Öjmuasiums, Wien 1869, S. 32 ff. und
noch mehr in der Schrift „znr Kritik und Erklärung der kleineren
Schriften des L. Apuleius, Wien 1872", eine grosse Zahl von Stellen
untersucht und beleuchtet. Wiederholt und vermohrt hat Koziol diese
kritischen Versuche in seinem obeufalls 1672 zu Wien erschienenen
umfangreichen Werke „über den Stil des L.Apuloius". das die Früchte
jeuer reichhaltigen Collectaneen an die Oeffeutlichkeit gebracht hat,
die schon aus seinen früheren Arbeiten hervorblickten.
Bei der mangelhaften handschriftlichen l'eberliefernng it,i das
Buch nißi »öfTftot von der gi'össten Wichtigkeit. Eine sehr gen&ue
Vergleichung desselben ist daher die erste Aufgabe des Kritikers und
wird sich um so fruchtbarer herausstellen, je weniger Sorgfalt man
noch diesem Puucte geschenkt hat. Viele Stelleu, an denen die Inter-
preten mit Erklärungen und Conjecturen sich quälten, werden sich an
der Hand des griechischen Textes ganz leicht und sicher heilen lassen.
Was aber die Handschriften betrilft, so fällt unter den bisher
bekannten Collatiouon das ganze Gewicht auf den bei Hildebraud mit
F oder F, bezeichneten Florentiner Codex und die beiden Vossiani
(_Vofls. 1 u. 2)*). Ueber die Bedeutung dieser Handschriften hat nun
*) Dor Verf. dievar Zeiliio hatte selbst vor Etiriem die Gelegenheit
XU Florenz 2 Hundichriftcn in collatiuuieren. Die eine stimmt hat
datcbaiM mit Cod. F and ist wol mit dein^elben identisch, da
ich nicht «Baatc. was denn sonst für eine Florentiner Handschrift
dftinit gemeint Hein köunte; die Abweicliuugen erklüren aich leicht
^^^^ aus der Ungonauigkeit der alten Collatieneo und aus Missveretand-
^^^^^niiMD derjenigen, die dieselbe benütit hiil>«n. Der andere Cndci ist
^^^^Vana der Clasie di'r Vossiani , deren Lesearteo et auch im Allgu-
^^^Knieinen xiemliRh getreu niedergibt (besonders dif dua Voss. 2)
^^^Kkh beteichne diMe beiden Handxchrirten mit F uud f und werde
^^^^in der Folge an den betreffenden hitellen ihre etwaigen Abweichun-
äen von den vntspn.'chenden Handsohriften bei Rildehrand unter
un Teit« niittheUen.
688 A. CMdbacher, Zur Kritik von Apnleios de mumdo,
Hildebrand in den Prolegg. S. LX nnd za de mundo p. 225 und 330
sich dahin ausgesprochen, dass ein Yorsichtiger Kritiker fast durch-
aus nur den Voss, folgen dürfe, da der Cod. F an vielen Stellen zu
stark verderbt und interpolieii; sei, als dass man ihm trauen könnte.
Allein diese Ansicht ist unhaltbar und lasst sich in der Textescon-
stituirnng so wenig durchführen, als es Hildebrand selbst in seiner
Ausgabe gethan hat. Unzweifelhaft ist es freilich, dass Voss. 1 u. 2
an vielen Stellen so entschieden eine bessere Ueberlieferung hat, dass
man nicht umhin kann seiner Schreibeweise den Vorzug zu geben.
So ist z. B. c. 11 p. 313 das aequidianis exortibus des Voss. 1 *)
die einzig richtige Ueberlieferung; denn trotzdem, dass das Adjectiv
aequidianus sonst nirgends sich nachweisen lässt, so stimmt die
Stelle doch zu genau mit dem pseudoaristotelischen jcegt rag larj/ii€'
Qivag (avoTolag) p. 394, b, 24 überein und erklärt zu gut die Ent-
stehung der Leseart meridianis ex montibus^ als dass man Bedenken
tragen dürfte ihr zu folgen (s. noch Koziol über den Stil des Apul.
S. 273). — Auch c. 17 p. 326 ist viciniam (Voss. 2) gut; nur muss
man darnach mit dem Cod. Vulc. cum einsetzen, das schon der Ar-
chetypus ausgelassen zu haben scheint. — c. 27 p. 350 deutet das
maiestatemque des Voss. 2 richtig den Ausfall eines Substantivums
an, wie man aus dem oefivoreQOv de xal nQeTnodioTSQov (p. 398,
b, 6) des Pseudoaristoteles schliessen kann. Einen ganz ähnlichen
Fall werden wir weiter unten in unserer Bemerkung zu c. 19 p. 333
(receptrixque) finden, und wahrscheinlich ist auch c. 33 p. 363 das
et in, welches im Voss. 2 vor sjpatiis steht, nicht ohne allen Grund;
F hat es als sinnlos weggelassen ; ich vermuthe in dem in den Rest
eines Adjectivs. Eine Menge ähnlicher Belege für die Güte der Vos-
sianischen Handschriften werden sich noch in der Folge bei der kri-
tischen Behandlung einzelner Stellen ergeben, die ich hier um eine
Wiederholung zu vermeiden übÖrgehe ; hindeuten will ich jedoch auf
c. 16 p. 324, c. 25 p. 345, c. 27 p. 350.
Auch ist der Cod. F, wie schon von Anderen bemerkt wurde,
in dem Buche de mundo in der That vielfach interpoliert. Solche In-
terpolationen sind c. 12 p. 317 evadere und wahrscheinlich auch c. 15
p. 322 infert] c. 16 p. 324 ist catena unrichtig vor sole gesetzt
worden (für procul qua aber muss dort proculque geschrieben wer-
den); sehr verdächtig ist auch c. 18 p. 330 das esse videntur nach
diversi; c. 18 p. 331 scheint terra für tellus gesetzt u. c. 19 p. 333
id est eingeschoben worden zu sein; c. 27 p. 350 ist ita vor com-
poni sicher unecht und das in alto residcns cas potestates
dlspendat für in alto residat altissimo, cas nutem potestates ....
dispcndat aus der Hand eines Correctors geflossen. Auffallende Glos-
sen sind c. 32 p. 360 a dco fieri für dei, das Koziol über d. Stil d.
Ap. S. 206 f. nichl hätte fallen lassen sollen, und c. 33 p. 362 pervi-
deatur. Ausserdem vergleiche man noch unsere Bemerkungen unten zu
*) f ebenso wie F: meridianis ex montibu^
Ä. GMbacher^ Zar Kritik von Apuleins de mimdo, 6^9
c. 16 p. 324, c. 25 p. 345, c. 27 p. 350. Besonders gerne setzt F
Conjunctionen zu wie p. 288 aWis^ue*); c. 14 p. 321 et plaustrum^
c. 18 p. 330 Uli autem, c. 20 p. 334 tamque (zweifelhaft aber
ist unmittelbar vorher ^2ßpicturanamque)c, 25 p. 343 et quanto,
c. 25 p. 345 nihil enim, c. 28 p. 353 et ibufit. Auch an Lücken
fehlt es im F nicht, c. 12 p. 318 ist accepit weggefallen ; c. 16 p. 323
das eiusdem nach gener Is ; c. 24 p. 342 penitus u. et vor haberi '') ;
c. 19 p. 332 könnte man freilich gegen die Leseart des F verum
enimvero, ut possum, de universitate quod sentio breviter absolvam
an sich nichts einwenden; da wir aber in den fibrigen Handschriften
ut, quatenus possum, . . . absolvam lesen und im Anfange des
16. Cap. ganz dieselbe Satzbildnng sehen, so ist es viel wahrschein-
licher, dasB das quatenus im Cod. F ausge&llen sei.
Doch genug davon, dass der Cod. F im Vergleiche mit den beiden
Vossianis nichts blos manchmal eine schlechtere Leseart oder Lücken
bietet, sondern auch, was noch viel schlimmer ist, sehr oft die deut-
lichsten Spuren willkürlicher Aendernng an sich trägt, ist hiemit
genugsam erwiesen. Aber ebenso evident glaube ich auch zeigen zu
können, dass Hildebrand viel zu weit gegangen sei, wenn er S. 335
die Behauptung aufstellt: ubique a codd. Voss, auctoritate cauto
interpreti standum esse. ImGegentheile hat die genannte Handschrift
an vielen Stellen einzig und allein die richtige oder wenigstens dem
Richtigen zunächst kommende Ueberlieferung. Nach ihren Spuren
werden wir weiter uuten sehr oft die ursprüngliche Leseart herzustel-
len im Stande sein, z. B. c. 17 p. 328, c. 20 p. 334, c. 38 p. 374.
Auch c. 9 p. 307 deutet das foetus gravidat des F die von Ouden-
dorp hergestellte richtige Leseart foetu se gravidat an; c. 16 p. 324
ist impulsu^) schon durch das vorhergehende meatu unbedingt ge-
boten ; c. 22 p. 339 ist mit F illinc zu schreiben, welches Hildebrand
sonderbarer Weise in illic geändert hat, damit es dum hie entspräche,
als ob das hie dort ein Adverbium wäre! c. 25 p. 345 muss mit F
deiecti est et minus sublimis officii gelesen werden, da das officio
der Voss, ganz unpassend ist. Btigegen fehlt es auch in den Voss, an
Glossen und Interpolationen nicht, wenn sie auch in dieser Bezieh uug
weniger verderbt sind als F. Dahin ist zu zählen c. 7 p. 303 vel sicut
plures praeterea anstatt des einfachen sicut plures*, c. 9 p. 308
gelatae (nachdem summo aus humor entstanden war, an fractae ac
discissae angeschlossen) summo rigore: c. 11 p. 312 emittit (Voss. 1)
wahrscheinlich nach dem gleich darauf folgenden emittitur ergänzt^) ;
") Hier au aliis ist das que angehängt und nicht, wie es bei Hilde-
brand heisst, an dem est der vorhergehenden Zeile; ein ähnlicher
Irrtum ist durch die Verwechselung der Zeilen auch c. 26 p. 348
entstanden , wo im Cod. F das et nicht vor putabantur, sondern
vor obaervationi eingeftlgt ist.
^ et fehlt auch im f.
•) f inpulse.
•) f wie Voss. 2 effundat. Im F steht ef-fluat so, dass ef eine Zeile
schliesst, fluat die andere anfängt; aber fl ist erst nachträglich
StUaohrlfl t, ü. UUn. t\jmn. 1878. U. o. X. Btft. 4!^
A. Galäbacker, Zur Kritik von Apuleias de fmmd^.
c 26 p. 346 circufnseptus admiralnli regia hat der Abschreiber des
Voss. 2 vor regia die Praep. a eingeschoben ^®), was freilich leichter
zu begreifen ist, als dass Hildebrand es nachschreibt! c. 33 p. 363
steht in dem Euoianischen Verse sub lumine cadens statt siAUme
candens. — Auch Lücken finden sich in den Voss, nicht selten und
mflssen aus dem Cod. F ergänzt werden. So p. 288 tradidit ^^);
c. 27 p. 351 omne vor minisierium; c. 28 p. 353 greges; c. 36
p. 369 et vor aquatilium; c. 37 p. 371 didturque oder dieitur et
vor FulgurcUor. Damach ist nun auch gewiss nicht zu zweifeln, dass
an jener viel besprochenen Stelle prooem, p. 289 das quare nos Ari-
stotelem prudefdiaaimum et docti8$inmm philosophorum nur durch
ein Versehen in den Voss, ausgefallen sei, und zwar können wir diess
mit um so gross t^rer Zuversicht annehmen, als einerseits mit der Weg-
lassung dieser Worte die nöthige Verbindung vermisst wird und an-
dererseits das et vor Theophrastwn, so wie das qua des Voss. 2
deutlich genug noch sehen lassen, dass jene Worte vorhanden waren.
Eine Bestätigung hiefQr ist auch c. 6 p. 300 quod quidem ÄrisUh
teles Sardiniense maluit dicere^ '*)
Was nun die übrigen Handschriften betrifft, so bieten sie zwar
hie und da die richtige Leseart, wo Fund Voss. 1 n. 2 verderbt sind;
doch ist diess sehr selten der Fall, und ich wüsste mich keiner Stelle
zu erinnern, wo das nicht auch durch eine nahe liegende Ooniectur
zu erreichen möglich war z. B. c. 6 p. 301 sinum; c. 17 p. 826
cum vor ferventiores; c. 17 p. 327 nativi oris, was nach dem An-
fange des folgenden Capitels noHvi spiritiM emendiert sein kann ;
c. 17 p. 328 ärcumacta; c. 23 p. 341 purgantur; c. 24 p. 342
dei, was im F und Voss* 1 und 2 fehlt; c. 30 p. 358 excursionem
und cornibus; c. 32 p. 360 advertimus; c. 33 p. 363 in coelwn
{dg %6v oiqavnv p. 400, a, 17); c. 34 p. 365 incendio für modio
(s. August, de civ. dei IV 2) u. dgl. m.
Daraus ergibt sich denn, dass für die Texteskritik der Schrift
de mundo unter dem bekannten handschriftlichen Maleriale fast ein-
zig und allein die beiden Voss, und die Flor. Handschrift F eine Be-
deutung haben, und dass diese, obwol sie durch Glossen und Liter-
vielleicht von zweiter Hand hinzueeflickt und da über n eine kleine
Rasur ist und auch die Form dieses Buchstabens es wahraohein-
lieh macht, dass er aus d corrigiert sei, so scheint auch im F
ursprünglich ef-dat gestanden zu haben, welche Leseart uns auf
effundat wieder zurttckf&hrt. Diese Leseart halte ich mithin f&r echt
'') / (»dmirabilia regia.
") Im /"fehlt es nicht.
") Wenn Hildebrand prole^g. S. 46 in dem Singular atictorem einen
Beweis der Unechtneit jener Worte findet, so müssen wir bemer-
ken, dass dieser Singular durchaus nicht auffallender ist, als wenn
z. B. Gic. pro Mur. 7, 15 sagt; et proavus L. Murenae et amtt
prcuior fuU. Endlich ist nicht von geringem Belange, dass /*, der,
wie schon bemerkt wurde, mit den Voss, sehr nahe verwandt ist.
die Stelle vollstftndig hat.
A. Gddbadier, Zar Kritik ron Apuleicw de mundo. 601
polaiionen etwas mehr gelitten haben mag, den Voss, nicht nachsteht
und die Anfmerksamkeitdes Kritikers nicht weniger verdient als jene.
Vergleichen wir aber die genannten Codd. unter einander, so ist eine
nahe Verwandtschaft derselben unverkennbar, und die Behauptung'
vollkommen berechtigt, dass dieselben vielleicht in gar nicht weiter
Entfernung auf einen und denselben Archetypus zurQckfQhren. Ein
unumstösslicher Beweis dafür ist die aufiEkllende Uebereinstimmung
an so vielen verderbten Stellen, was sich durchaus nicht erklären
liesse, wenn das Verderbniss nicht schon von der gemeinsamen Quelle
herrührte. So scheinen insbesondere die griechischen Worte schon in
dem Archetypus grösstentheils in einer sehr verderbten Crestalt ge-
sclu'ieben gewesen zu sein ; daher die ziemlich genaue Uebereinstim-
mung der Codd. in diesen Ungeheuern von Worten, z. B. c. 10 u. 18
oder besonders c. 36, wo die gar nicht zu entr&thselnde Stelle aus
Heraclit von sänimtlichen Handschriften ohne bedeutende Abweichung
überliefert wird. Der noch folgende Theil unserer Abhandlung wird
dergleichen Belege in reicher Menge bringen; nur was dort nicht zur
Sprache kommt, soll hier des Beispieles halber eine kurze Erwähnung
finden: c. 13 p. 319 hatte gewiss schon der Archetypus das sinnlose
sed qui ab aestiva^^) et solstUialis orientis meta venit statt ab
aestiva et solstitiali orientis meta, wie wir es richtig im Gellius
lesen ; c. 24 p. 343 steht in allen Handschr. qui ad complendum
mundum nati factique sunt, obwol es qu^ie . . . nata factaque sunt
heissen muss ^*); c. 26 p. 348 ist das handschr. Actioum oder Ät-
ticum ein altes Versehen für Asiaticum; c. 28 p. 353 repetens für
repetent; c. 29 p. 355 kann relevat nicht richtig sein, obwol Koziol
über den Stil des Ap. S. 352 es halten will; eine alte Glosse ist
wol c. 37 p. 371 tempus und c. 38 p. 372 decretum, da es ganz
überflussig ist und weder mit dem Vorhergehenden noch mit dem
Folgenden sich verbinden lässt^^). Auch exsecutio nem, ordinibus^
curaque (für ezcursionem, cornibus^ curatque) c. 30 p. 358 scheinen
Fehler des Archetypus zu sein. — Besonders häufig sind auch
gemeinsame Lücken. Solche hat man schon früher erkannt c. 9 p. 308,
wo zwischen quod und pluvia das Wort imber ausgefallen ist und
am Ende dieser p. das Substantiv zu haec; c. 13 p. 319 fehlen einige
Worte vor et is Septentrio ; am Anfange des folgenden Gap. p. 320
sind die beiden Vergi lianischen Verse weggeblieben ; ebenso vermisst
man c. 15 p. 321 ignem (nur wird man es vor dat einzusetzen haben) ;
c. 16 p. 323 inter (bei hanc et Irida) ; c. 18 p. 331 die Ueber-
setzung des Tcara gulav Trqocoaiv (p. 396, n, 7); p. 332 discurrit;
'*) So und nicht aestivae haben F und /*.
**) Dass die handschriftliche Leaeart interpoliert sei, scheint mir viel
wahrscheinlicher als dieselbe mit Koziol (1872) S. 39 durch den
.\usfall von rerum animantiumque erklären zu wollen ; vergl. neol
moT( xarä rovSt xov
xoOfAOv p. 397, 6, 21 anavrtav rtov onmadrin
XOaiUOV CWTfXoVfAivtOV.
'*) Ebenso artheilt auch Koziel (1872) 8. 44.
46
OM Ä. Göldbacherf Zur Kritik von Apuleius de mundo.
c. 21 p. 337 conoordiam; c. 22 p. 338 menses; c. 24 p. 342 das
Object zu dicerefnus und oben dort auch dei ; c. 33 p. 362 'Okvfi-
710V ^^); c. 38 p. 374 ist da« Citat aus Vergil in allen Handschr.
verstümmelt. Zu diesen schx)n von Andern erkannten Lücken kann
ich noch hinzufügen c. 36 p. 369, wo nach sicut das Wort civitcts
eingefügt werden muss, damit der Satz quippe sicut mundi univer-
sitas regüur Sinn und Zusammenhang erhält, und c. 38 p. 373,
worüber noch spater zu sprechen sein wird; ausserdem vergl. man
noch unsere Bemerkungen zu p. 287; c. 11 p. 314; c. 13 p. 319;
c. 21 p. 335; c. 27 p. 350; c. 32 p. 360; c. 33 p. 362; c, 35
p. 365 u. a.
So viel über das Verhältniss der Handschriften; gehen wir
nun über zur speciellen Kritik.
Gleich im Anfange : Consideranti mihi et diligentius intuenti
saepe alias, Faustine, mihi virtutis indagatrix . . . philosophin
ridebatur kann das zweite mihi doch unmöglich richtig sein. Eine
so müssige Wiederholung innerhalb eines und desselben
Satzes und in nächster Nähe ist durchaus nicht anzunehmen. Von
den Beispielen, die Koziol über den Stil des Ap. S. 82 f. für solche
Wiederholungen des Pronomens ausserdem noch anführt^ ist keines
zutreffend, da Met. I 15 p. 54 das me ganz gewiss von esurientem
abhängt, eine Construction, die durch Ovid ex Ponte I 10, 10, Aug.
epist. 26, 4 (Migne) und die Analogie von sitire hinreichend belegt
ist, und Flor. Nr. 9 p. 36 das erste me zu praeoptare gehört, das
zweite aber zu reficere, wenn man überhaupt die sonderbare Con-
struction: praeopto me refkere hinnehmen und nicht lieber diess
me streichen will. Am allerwenigsten aber wird ein Autor in den An-
fangsworten eines Werkes, die doch gewöhnlich mit besonderer Sorg-
falt gewählt sind, eine solche Nachlässigkeit des Stiles sich erlauben.
Faustine mi läge sehr nahe, indem man das mi leicht als die kürzere
Form für mihi ansehen konnte, aber der Grebrauch liebt diese Stel-
lung nicht ; vielleicht hat es wie im Anfange des II. Buches de dogm^
Plat. : Faustine fili geheissen.
Prooem. p. 287 nam cum homines mundum eiusque penetra^
Ha corpore adn-e non possent, ut terreno domicilio illas regiones
inspicerent, hat Koziol ( 1872) S. 33 nach Massgabe der entsprechen-
den Stelle nsoi xooiuov p. 391, a, 8 inaidfi vag ovt olov t€
ijv T<^ awfiaTi €tg tov ovqaviov acfiKeod^ai totvov xctt Tijv ytjv f xiu-
novra tov ovQaviov k'^lvov xwqov KavoTiTSvaai ganz richtig durch
die Ergänzung des ausgefallenen relicto emendiert.
c. 1 p. 291 ist die Leseart des F und Voss. 2 aethera in so
weit beizubehalten, dass nach den griechischen Worten p. 392, a, 5
ovQavov de xal aoTQcov ovaiav fiiv aid^CQa xalov^ev aether a
nobis vocatur geschrieben wird ; der ähnliche Anlaut in vocatur Hess
das nobis überspringen.
*0 Es fehlt auch im F, was Hildebr. bezweifelt
J4. ' Goldbacher, Zar Kritik von ApuleniB de mtMdo. 698
c. 2 p. 291 iam astrorum innumerabiUs muUitudo partim
labitur cum orbis inerraniis *^) regionCy quam circulorum amhit
Signifer, Für circulorum schreibt Oud. und mit ihm Hildbr. circu-
latim. Nach Pseudoar. p. 392, a. 11 cor f.teaoQ 6 tipoq)6Qog '/.aXov-
uevog xvxAoc fyxa^a/oc: öia aov iQOjii'/.oiv diiuoaiai muss es cir-
cuIqs lieissen, wie schon Hölscher S. 21 richtig gesehen hat. Den
Fehler hat wol die Silbe ftw verschuldet. Ausserdem ist aber an
dieser Stelle auch die Interpunction in den Ausgaben ganz unrichtig;
ein Blick auf die griechische Quelle zeigt, dass dieselbe so zu schreiben
sei: iam usirormv inniimeräbilis multitudo partim labitur cum
orbis inerratitis rcyiove, quam circulus ambit Signifer öbliqua
complexionc nrcninilntuü et sigiüs duodecim Üluminatus, partim
ftrantibus atcUis , quae ncque priorum motus habent neque sart^
inter sc similes et aequaleSj sed nffixae diversis globis inordina-
tum^ ut sie '®) dixerim, ordinem servant ; aJiaeque ultra sunt, aliae
Vitra. steUae quae propter naturam eiusniodi nullis creduntur er-
roribus vagae, et infinitos numero greges ducutit et Simplex aethe-
ris dorsum dlmu et sacrata amoenitate lucis Corona nt. Septem vero
deorum nominihus illustres etc.
c. 4 p. 296 bedarf es wol kaum der Bemerkung, dass die Worte
urbes quas sapiens genus homo communibus usibus fabricatur von
Oud. und Hildebr. fsüsch erklärt werden, wenn sie auf das Bekannte
qui genus (Verg. Aen. VIII 114) verweisen; denn ^^«ws ist doch
nicht griechischer Acc. sondern Nom. und homo die Apposition zu
sapiens genus ; ist es ja doch die Uebersetzung des griechischen
^joXaöiv ag To aoffhv t(pov idgiaazo avd^QWTiOQ (p. 392, b, 18).
c. 4 p. 296 nee sum ncscius plerosque huius operis auctores
terrarum orbem ita divisisse: partem eius insulas esse^ partem
vero contincntemvocare,nesciiomnem hanc terrenam immensitatem
Atlantici maris ambit u coerceri insulamque hanc unam esse cum
insulis suis Omnibus, nam similes huic alias et alias minores cir^
cumfundit Oceanus. Das vocare der Codd. Voss, (was im F steht,
ist nicht bemerkt) ^') ist der gewöhnlichen Leseart rocari unbedingt
vorzuziehen, da wegen des folgenden ncscii nur die auctores Subject dazu
sein können , das vocari hingegen allgemein auf die Menschen sich
beziehen würde. Etwas inconcinn ist es freilich, dass partem eius
insulns esse im Sinne der auctores gesagt ist, während partem vero
eontinentem vocare von uec sum nescius abhängt. Hildebrands Con-
jectur aber, der wegen des folgenden nescii den Indic. vocant setzen
zu müssen glaubt, ist sichei* überflüssig, da dies Anacoluth gewiss
viel leichter sich ertragen lässt , als ein ähnliches Metam. V 28
p. 371. - Endlich möchteich, da similes sichdoch nicht auf die Grösse
zu beziehen scheint, nach huic dem minores entsprechend maiores
") F und / inerranti,
••) F Ha.
**) F ebenfalls vocare.
604 Ä, Goldbaeher, Zur Kritik tod Apnleiufi de m%mdo.
einschalten; vergl. jie^M, noa^ov p. 392, 6, 23 noJikag 6i xai
alhxi; . . . tag ^iv /aiitoig avrfjg, rag di llaTJOvg.
c. 5 p. 297. Es ist von den Elementen die Rede, der £rde,
dem Wasser, der Luft, dem Feuer und Aether, die in stufen weiser Auf-
einanderfolge den xoGfuog bilden: aquam in se habet telliis et aqua,
utaliiputant, rehitterramj aer ex aqua (jignitur , ignis «t'*)
acria densiiatf conflatur. Schon das alii putant zeigt uns, dass
hier zwei verschiedene Ansichten uns entgegentreten: die eine lasst
das Wasser von der Erde umschlossen sein , wie es auch c. 4 p. 296
etwas abweichend von der griechischen Dai-stellung {h^g di ifjg
aegiov q^vötiog yfj xe Y.ai d-akuoöct iQrjQeiazai p. 392, 6, 14j aeri
terra coniungitur eaque in se suscipit maria heisst ; die andere —
u. diese ist auch in dem Buche nBQi Aoo^inv vertreten, während die
erstere dort gar nicht erwähnt wird — stellt sich die Erde als rings
vom Wasser umflossen vor. Es muss daher aut nicht et heissen.
c. 6 p. üOO primutn igitur columnis navigantibtts dextruM
latus duobus sinibiis maximis cingitur ; Pseudoarist. p. 393, a, 23
nqwvov [jiev ovv kiyerai eyv.e/.oXnijad'at sv de^i^ eianXiovzi. zag
^HqaYXaiovg OTrßxxg dixtig. Dass die Conjecturdes Colvius columnas
navigantibus { ~ €ig7ikiovTt rag ^HQaxleiovg arrjkag) unlateinisch
ist , hat schon Hildebrandt bemerkt ; freilich hätte er selbst bei der
handschriftlichen Leseart nicht stehen bleibensollen. Ein Yor columnis
eingefügtes e oder a hilft der ganzen Schwierigkeit ab. — Bedenk-
licher steht es mit den Worten dextrum latus , denn Voss. 1 u. 2
haben nicht dextrum, sondern dextros, ^') Es ist daher die Yermuthung
Hildebrand's, dass dextrorsum für dextros zu schreiben sei, nicht so
unwahrscheinlich : nur darf man dann nicht mit ihm auch latus noch
stehen lassen, sondern man muss annehmen, dass dextrum latus eine
Glosse für dextrorsum war; Subject ist das Mittelraeer. So viel zur
Kritik dieser Stelle. Dass das ganze dextrum latus oder dextrorsum
hieher nicht passe, davon ist schon oben S. G80 f. gesprochen worden.
Das Einfachste wäre nun freilich diese Worte für eine Glosse zu
erklären und gi:nz wegzustreichen; allein die Uebereinstimmung mit
dem iv öe^iu und der umstand, dass Spuren einer Correctur nach dem
griechischen Texte sonst nirgends in den Handschriften sich finden,
widerräth diesb.
c. 6 p. 301 ab (ntu solis Occapiua est Lndicum rt Persicum
marc ronfercffs. hinc patescunt fmitima rtibri maris^ quae per
angustffslongifojuasque fauccs in Ilyrcaniuin et Casplum flectuntur
simul; ultra (luue'^'^) profundae vastitatis esse maria creduntur.
deinde paulatim Sctfthirtnn H Iliherutn frctum (Xoi^s 1 und 2 fr^t-a)
et n(rsu/n matt, per qaipd GaUicuin sinum^^) atque (rndittinas
**) ^x fehlt im F und /.
'') Ebt»nso F und /*.
"; F und f utraque.
'■) .tmMfit fehlt im F und /.
Ä. (Mdbaeher, Zur Kritik Ton Apaleiiu dt mundo. 695
columnas vircumveciua Oceanus orUia noairi wetas includit. Diese
Stelle scheint unrichtig aul^efafi$8t zu werden. Die entsprechenden
griechischen Worte p. 393, b, 2 ff. lassen den von Osten in das Land
eindringenden Oceau den Indischen und Persischen Meerbusen und
das Erythräische Meer bilden und dann bei seinem weiteren Verlaufe
uach Nordosten in engen und langen Armen tief in*s Land einschneiden
und dort zum Hjrkanischen und Caspischen Meere sich ausdehnen,
eine durch das Alterthum weit verbreitete Ansicht. DarQber hinaus
kommen dann die Meere aber dem Lande der Scythen und Kelten,
woran sich wiederum der Gallische Meerbusen schliesst, und endlicli
die Säulen des Herkules. Die Worte des Apnleins hinc patescunt
finitima rtibri matis, qtute per angustas longinquasque fauces in
Hyrcanium et Caspium flectuntur simul werden in den Ausgaben
so aufgefasst, als ob Apuleius der griechischen Darstellung entgegen
das rothe Meer selbst direct mit dem Hyrkanischen und Caspischen
in Verbindung gesetzt hätte, quod absttrdissimum fQgt Ondendorp
hinzQ. Eine so unerhörte Absui-dität kann man aber dem Ap. doch
nicht /.ütrauen. Er schliesst sich gerade hier eng an sein Original an,
so dass man kaum denken kann, er sei gerade in diesem den Alten
dunkelen Puncto von ihm abgewichen. Der Irrthum liegt darin, das^
man die Worte finitima rubri maris in der Bedeutung rubrum fnarc
quod (Indico et Persico) finitimum est nahm, während es vielmehi*
so viel ist als ittaria, quae rnbro mari finitima sunt ; nur ist dabei
noch zu bemerken, dass rubrum mare nicht etwa bloss der Arabische
Meerbusen ist. sondern das ganze Meer zwischen Aegy])ten und In-
dien. Etwas unklar hat siHi Ap. tVtilich ausgedrückt, indem er doch
sagen wollte hinc iHifc<rit iubrum mare et maria huic finitima.
Wenn er dann diese au das rothe Meer sich anschliessenden Meere in
ihrem weiteren Verlaufe mit dem Caspischen und Hyrcanischen Meere
in Verbindung setzt, so stimmt er mit Pseudoaristoteles vollkommen
überein. - Deinde paulatim Scythicunf it Hibcrum fr dum, S(»
die Han^lsciir. ; Pseudoarist. eixa v.in oJJyoy vjuo robg 2ixr.'>ac
T€ 'Kai Kekir/.rjy afpiyyei crjv (HY.nvf.tiyr{v, Nach dem ganzen Zu-
sammenhan jto v\\\A den Anschauungen der Griechen Ober das Kelten-
land meint dieser unter dem Meere vnh{) n^v Kühvi/.t.v ohne Zweifel
das Meer im Norden von Germnnien und Gnllien. Dem entspricht nun
das lateinische Hibtium fretum durchaus nicht. Die Annahme Ou-
(iendorps, Ap. habe in Erinnerung des Namens Celtiberia das Meer
vjtiQrijr Kikti'/jji' irrtlifimlich Hibrium /'retum ^'enannt, nuithet
dem Ap. doch etwas zu viel Begriffsverwiriung und geog^raphische
Unkenntniss zu. Dagegen ist es nicht unwahrscheinlich, dass Ap., da -
die Komer seit Caesar die Kelten von den Germanen trennten und
unter «leni Keltenlamie hauptsächlich Gallien vorstanden, er selbst,
aber ini Anfange des folgenden Capitels Britannien und Hib^rnien
ausdrücklich noch zum Keltenlande rechnet, das vntQ vijv KeXjixiffV
als das Meer über Hibemien hinaus aufgefasst und mit Hibernium
jjretum wiedergegeben iiabc, so wie daa vnig Tttvg lAV^ag mit
AM X CtUimcktr. Za Kritik ¥«• Apaki» de
Ap. j€iies ]ie«r nklit benioBt haba '^iim eoai ^pir simimM im mUo
orb^ in muiditi^ uDd kmn nur auf einfr älsdieB Amfammag ift&
PAef^nien Czfktels bembeo. Dftss«lbe bcfinnt :
SeW ifi ali^a parte orbiy iOK^ai imtml^mm ^^feref mu»-
«iam JM. Brüammiae duof . JJbio9t ii HiberKkt, qmai ^mprm SUimms
f^i^^ ii* '** maioresz rtfum hat tii C^tarmm fimRms fäme 9mmL
miMfTtif r^ro Mm Ittdo^ Taprobame aiqm^ Onat ^fid. Zojpe) mmi-
tc^qut alia^ nrbes adn^o^um sparsa* hanc tfOftram tmsmiam, »tf
est kumK Urrarnm orbent . . . eorotMRi. Auf der emcfl Sfiite des
Erdkreises. sa0 Ap.. d« i. im X>>rdv€<t^n liegen gemltige Inscfauf-
s«D. Dimbch AToion und Hibemia. kleioere Inseln «iad auf der eat-
^legeoges^tzten S«ite jens^he der Inder im Südoslen : waaserdfm umr
geben noch unseren Erdkreis ein reicher Knju an-ierer laseln.
An einen anderen Erdkreis ist hier gar nicht zn doikm: im Gegci-
theile rechnet Ap. die beiden Britaamea offenbar als Theile des
Kelteciandes. wahrend sie Pseadoanst. p. 393 fr. 13 irwi^ roc$
Kürrn-c lieeen lü^t. Ueber Oxoe nnd das Verhähaiäs dieser SftcDe
zo der entsprechenden des Pseadoanst. ist schon oben S. 682 1 ^vfio-
chen worden. — In den Worten quas supra diximus esse ns maiürtf
mos« *'sse als Din^^gr^phie ^ähnlich wie nnten c. 29 p. 356* gestri-
chen werden; diess sagt ans schon ein Blick auf die gnechiscben
Worte Tcir n^QÖiaTOQr^ßiivfar udBovCy denn Jie früher geaannten
Inseln sind die c. 5 p. 298 aof^^zählten Inseln des Mittelmeeres**).
Far vrfj^s ad modum hat Voss, ohne Zweifel richtig orbis ad modwm
iz= xta/^i conjiciert. Dagegen wird tt«^ tuoouov in dem Worten
ffvx o)jyai di fiticQai negi rare jB^ rarfxac tuu ript 'Ißrj^ar
yx'/jjfß ^fiQiiareqart'ßVTai ttp oir.oiulrr^r ravxrv das .tc^ rac
Bgerarr/Mg yjoi rr^v 'ißrjQtar wol nor eine Glosse sein, da dock
diese Inseln nicht die Erde im Kreise nmgeben and nnr tob Inseln die
Rf^de ist. die aosserhalb der Säolen des Herkules liegen; auch fehlen
die betreffenden Worte im Apoleios.
c. 7 p. 303 Europa ab HercuUs coiumMa^) us^e PomÜ-
cum et Hyrcanium mare nc flumen Tartairf fines kabfti Afia ab
ihdem anguHtih Poniici maris usque ad aiias am^msÜas^ quof
tftfer Arabicum finem et interioris ambitum pelagi, iacH com-
^tringitnrque Oreapii cingulo et socUtate nostri maris. Das fimew^
ist nnr ein durch das karz vorhergehende fines herr^Hgemfenes Ver-
-ehf;B fär f^inum, womit Ap. das gpriech. y.6X.Tor übersetzt hat. Im
Uebrigojj pflegt man im Relativsätze quae inter Arabicum» simum
'* Im F ond / fehlt 0$. wona<.-h es$e ans ii* eDtätandeD iv sein
-rheint.
Arimlicii auch Koziol über d. Stil d. Ap. b. »idö: die zve.te VLer-
luatbun^ aFi»;r ilie er dort auf^t^llt: quam quas ^npra d»ximu$
^ai Miatore> möchte von alltiu an lereu abgesehen w.>.j1 kaam la-
teiDitfch sein.
'-* f. ad HereuHs coiummiM.
•
Ä. Goldbacherj Zar Kritik Ton Apuleius de fMmdo. 607
et interioris ambitwn pelagi gewöhnlich sunt zu ergänzen und das
iacet constringifurque mit Asia zxx verbinden. Diese Ergänzung
von stmt im Relativsatze hält H. Eoziol (1869) S. 30 Anm. 5 mit
Recht ffir bedenklich, doch greift er fehl, wenn er das sunt in dem
verderbten finem sucht. Der griechische Text p. 393, 6, 26 liaia
(5* ioTl t6 aito Tov eiqrifiivov iad'fiov tov xe Ilovrov xai tfjg
^YQTLaviag ^aXdaar^g H^XQ^ d^ar^QOv ia-^fiov, og (lera^v xelzai.
TOV T€ lAqaßiTLOv noXnov yun Tfjg eaio d'aXaaatjg, Ttegiexo^ievog
VTTfi TS Tavrrjg ycai tov neqi^ ^Ox^avot; gibt uns die sicherste An-
weisung zur Emendation: für iacet mnss iacent geschrieben und
diess mit dem Relativsatze verbunden werden, während vor Asia nur
ein Beistrich zu setzen ist und das unmittelbar vorhergehende fines
habet auch noch hierher bezogen werden muss. Der Fehler ist durch
den Singular constringiturque entstanden, mit dem man das iacent
verbinden zu müssen glaubte. Zu constringitur ist natürlich Asia
Subject „und eingeschlossen wird es von dem Gürtel des Ocean und
dem Saume des mittelländischen Meeres^. Etwas anders lautet es im
Griechischen, wo Ttegiexo^tevog nicht mit ^aia, sondern mit iad'^iog
sich verbindet. Oder hat Ap. vielleicht TtSQuyo^ivr] gelesen? Ich
zweifle nicht daran und bin sogar überzeugt, dass auch Pseudoarist.
so geschrieben habe oder wenigstens TtsQiSXo^svov mit Beziehung
auf to ccTto TOV €iQrifd€vov ia&fiov etc. ; denn nicht um eine Bestim-
mung der Landenge zwischen Arabien und Aegypten handelt es sich,
sondern um eine Bestimmung von Asien.
c. 7 p. 304 ist wohl zu schreiben sed i2)sam Aegyptum pleri-
quo Asiae , plures Africae •adiungunt , ut insularufn situs sunt
qui cum finitimis locis comprehendunt et sunt qui in alia divisione
ras habendas putant (p. 394, a, 1 Tr}v di uiiyvTiTOv ol f^iv t^
!/dai<f Ol de t^ Aißvji TtQOoaTiTovüt, xal Tag vrjoovg oi fiiv i^ai-
QiTovg Ttoiovaiv o\ de nqoavt^ovat Tcug yehoaiv ad ^oigatg).
Das eam ist nur ein Versehen für cum , das nicht selten mit eum^
tarn u. dgl. verwechselt wird (Hand Turs. II S. 171). Was soll Ko-
ziol's : ut in od. ad insularum situs?? (über den Stil d. Ap. S. 235.)
c. 8 p. 305 exhalationes duas physid esse dicunt: tenues
et frequentes vixque visibiles ad superiora minari ex (Codd. et)
greniio telluris , nebularum agmina halitu amnium fontiumque
constare matutinis temporibus crassiora; harum altera arida est
atque eofisimiliSf quae terrenis eructationibus (Codd. reluctationi^
hus) surgit, altera humida et egelida. Die Interpanction hat schon
Koziol (1869) S. 32 geordnet. Die Conjecturen ex und eriACtationi"
hus sind wol unzweifelhaft richtig. Was aber Hildebrand für consi-
milis schreibt: animae similis verdient keinen Beifall. Er ist mit
seinem animae etwas gar zu freigebig, denn einige Zeilen unterhalb,
wo diese trockenen Ausströmungen der Erde aufgezählt werden und
es in den Handschr. heisst : venti aquae flammae fulmina atque aliae
plurimae species, hat er für aquae ebenfalls aninuxe geschrieben und
so sich in einen Widerspruch verwickelt, indem einmal diese Aus-
A98 A. Gol^fM$cher. Zor Kritik von Apaleim» de mundo.
strOmuiigeu überhaupt als unimnf nitmUs bexeiohiibt werdea, «laiiD
aber wieder die animn »elbst unter diesen AusstHHnnngen aafgezftfalt
wird. Au beiden Stellen ist das animiif gAwiss verfehlt; denn eine
Vergleichang mit dem griechischen Originale lässt uns nicht zweifeln.
dass an letzterer Stelle des Salmasins venti atque ffamina {ave-
jitoi re xai nvivfioriov diaq^OQid p. 394. «, 17) das Richtige sei,
an ersterer Stelle aber mit Vulcattius fumi oder fumo simüis oder
consimilib entsprechend deui griechischen xcr/ri'C'J(5i;,s* geschrieben
werden müsse''').
<*. 9 p. 308 nives nutf*w voülgi iactatiotie densttrum nulnum
constat. fiam priusquam in aquam defiuant, fractae nc discissar
spumas nffitationibufi suis faviuvt et mo.r gelafu!< humor rigor f
frigoris inhorrescit. So F und ich finde keinen Grand daran zu
ändern, da die versciiiedenen Lescarten dui-ch das hier so nahe lie-
gende Verderbnis? vöu humor in sumnuf entstanden zu sein scheinen.
Damit entfallt am-h die au sich sehr ansprechende Vermnthung Ko-
ziors (1872) S. '6*6 f. Daiin ]m<^\ es jn den Ilandschr. weiter: hatc
rictis nubibus crebhor ad terram vetiit, eam tempestatem nos tim-
gorem vocamus. Dem Demonstrativ haec fehlt hier die Beziehung,
ßosscha will dafür Ä/nc schreiben: doch dürfte das Wort selbst wol
kaum verderbt, sondern vielmehr das betreifende Substantiv ausge-
fallensein. Nur möchte ich nicht mit Hildebrand nix, sondern vielmehr
das allgemeinere und zugleich dem Anlaute von victis noch näher
kommende vis einsetzen. Damit ist aber noch nicht alles geordnet.
Schon Salmasins hat richtig bemerkt, dass hier noch zur Verbindung
mit dem Hauptsatze eine Partikel fehlt, und ubi eingeschaltet. Der
Sache am nächsten werden wir wol kommen, wenn wir schreiben :
haec vis si victis nubibus crebrior ad terram venit. eam tempestatem
nos ningorem vocamus (p. 394, a, 36 aq^odga de. avcr^ [i. e. iy av^i-
7ir^^ig] xai a&Qoa Kafaq^eQOfitvf] riq^erog lovo^taavai). Die Aus-
lassung der Bedingungspai-tikel, woran Koziol denkt, ist hier gewiss
MO wenig am Platze als unten c. 33 p. 361.
Grandinare vero tum dicis — heisst es p. 309 weiter —
rum aqua nubem lapidoso pondere et festinante perrumpit eadcm-
(/u( vi et ad pei'nicitatem ineitat et cedrntc aeris molli eura prae-
ripitatam indignationc vehement i humum (Voss. 2 falsch hnmand)
verberat (od. reverbrrat ^*). So sclieint in den gut«n Handschr. zu
stehen. Das m von prarcipitatam ist gewiss nur durch das folgende
in entstanden, und für ineitat muss es, wie schon Lipsius verronthet
hat, incitata heissen: aqna . . . perrumpit , r/fdrmijnt ri <t . . .
ineitata et . . . praecipitata . . . humum verbfrat^^). Mehr Schvne-
''> Seneca not. quaesl. 11 54 e terra terrenisque omnibnA pars hu-
mida efflatWj pars sicca ei fumida, iutec /'ulminibus alimen'
lum, iUa imbribus,
**) F immum verber al; f humum veheratU und oben molli eure.
'*) Die mehr sinnreiche als zutreffende Conjectur Oudendorp's, die
HildelHrand aufgenommen hat: prMcipitatam {jfrafndinemj indig'
Ä, OoUSboKhery Zur Kritik Ton ApuleiOB d« mvmAo. 600
rigkeiten hat das molli cura bereitet. Die yerschiedenen Besserungs-
versüche leseinan beiHildebrand nach, der das von Valc. vorgeschla-
gene, sonst nicht nachweisbare moHitura allen vorgezogen and in
den Text gesetzt hat. Ebenso auch Eoziol (1872) S. 34. Man sieht
hier, wie bedenklich es ist, eine auch noch so ansprechende Neubil-
dung zu wagen. Denn ohne Zweifel muss es aeris molli aura heis-
sen; agiiatusaer^ sagt Isidor orig. 13, 11, 17, auram faeit nnd aeris
aura ist eine ganz gewöhnliche Verbindung z. B. Lucret. 1 207.
783 u. ö.
c. 10 p. 310 ist von den Winden die Rede. Es gebe zwei
Hauptarten derselben; die einen entstehen auf dem Lande und heissen
daher terrigenae (Pseudoarist. p. 394, b, 14 dnoyfnoi) ; die andern
hingegen, welche in den Meerbusen entstehen, Enedidae ^) graece
Stint nominaii. Gleich darauf geht dann Ap. auf die iiegenwinde
über, quaeExopia Ätticorutn lingaa rocitantur, Dbs Enedidae und
Exopia sind Monstra von Worten, aus denen sich nichts herausschla-
gen lässt. Da aber Ap. an dieser Stelle wenn auch etwas unklarer,
so doch ziemlich genau seinem Originale folgrt und selbst ausdrück-
lich sagt graevc, siHit nomittati und Ätticoruiu Imgua vocUantur,
so können wir ganz sicher annehmen, dass die griechischen Worte
des Pseudoarist. iy-AiAinai und iStdQfui (vielleicht mit den lateini-
schen Enduugei» , wie so ofk z. B. c. 18 p. 330 EpicUntae graece
appellanlur) an der Stelle standen und so gräulich verstümmelt wur-
den. Es wird diess derjenige um so leichter zugeben, der da weiss,
in welcher Art griechische Worte und Stellen in den Handschr. des
Ap. fast durchgehends zugevichtot sind. An eine Lücke ist nicht
zu denken.
Ebenso muss im Anfang«^ des folgenden Gapitels p. 312 Coectas
(Kaixiag) anstatt des handschr. Apartias, was aus p. 314 hieher
s(ekommen sein mag, geschrieben werden, denn an einen Fehler des
Ap. ist bei der markierten Bedeutung des Wortes Aparctias gar nicht
zu denken. - Was nun in diesem und dem folgenden Capitel noch wei-
ter über die verschiedenen Winde gesagt wird, ist bei Ap. zum Theile
in einem so trostlosen Zustande überliefert, dass man sich damit wird
begnügen müssen einige Andeutungen zu geben, was denn den Stem-
|)el dos Verderbnisses an sich trage und worin dasselbe bestehe. Es ist
diess um so leichter möglich, als Ap., wie es sich aus den gesunden
Theilen klar ergibt, seinem Originale unbedingt gefolgt ist. Leber
das cwfn aequidianis exartibus procreatur des Voss. 1 ist schon
oben S. 688 das Nöthige gesagt. Es folgt nun nach der Bestimmung
der drei Ostwinde bei Pseudoarist. die Trias der Westwinde (tffpvQOi),
der doyeOTTjg {olv^iTTiagy ia/rvS), der U(prQO^ (in der engeren Be-
deutung des Wortes) und der X/i/'. Dem entsprechen bei Ap. die
fuUiane vehemenli humun reoerberat hat schon Koziol (1872) S. 34
widerlegt.
"; F: eNcTeUe; /: eNBTe Dt.
7M A. GMbatktr, Zv Knük tob Apnlri« ie
^oiXitZepkgrua vtro, quem rormana ImyitaFaTonium momtyCmm*^)
de aesUvis oeeiäms partibus surgii^ Japjßgis deri ncmdne^ s&^
let; at die gtit prior est aequinoctiali piagae, XoimSy denn mit et
Aquilo beginnt schon die Trias der Nordwinde. Yon den dra WesU
winden des Pseudoahst. lesen wir also bei Ap. nnr den Japyx. Das«
er die beiden andern übergangen habe, ist nicht zu glauben. Viel-
mehr beziehen sich die Worte at ille qui propior (so richtig Lipsim
anstatt des handschr. prior) est aequinoctiali ptagae offenbar anf
den U.ffrtQog (in der engem Bedeatnng des Wortes». Dagegen ist das
Wort Notus hier gar nicht am Platze, sondern gehOrt an*s Ende des
Capitels. wo es aach seine richtige Stelle gefanden hat. Nach plagae
ist daher eine Lücke anzunehmen, durch die der Name des Zephyms
(xot' fioxTfV) nnd die Bestimmung des Afrieus (il/(''i ausgefallen ist
(rctJv JMfV(Hji»v apVfOTrg //*> 6 ano xffi d'EQivr^ dva€iog, ov rtvcc;
'AaXnvaiv oXv^iTtiav. oi de ianvya' ^qn-Qog ic n ano rijg lai^jti«-
^iiTC, XiU* di o ano r^c x^^juc^iv^g p. 394. b, 25). Sehr leicht
möglich ist es, dass Notus gerade eine Glosse zu diesem letzteren
war. Durch dieselbe Lücke ist auch der Anfang der Worte [ft^ Aquilo
qui Septem stellar um reg ione generatur et knie ricinus est Aparc-
tias verstümmelt worden. Vom Aparctias geht dann Ap. auf den
dritten Nordwind {^^axlag) über : hie (d. i. Aparctins) propior est
ad diem^^) mediumThrasoias ctArgestes sunt indidem {F indiam)
flantes. Mein Gefühl müsste mich sehr täuschen, wenn die Worte
Thrascias et Argestes sunt indidem flantes nicht eine Glosse sein
sollten ; Inhalt und Form rechtfertigen diesen Verdacht vollkommen.
Ist aber die Yermuthung richtig, so müssen die beiden Worte Thras-
cias und Argestes in den verderbten Worten hie propior est ad diem
medium gestanden haben. Den Sinn möchte vielleicht folgende Er-
gänzung treffen; hie propior est ad Thrasciam inter hunc et Ar-
gestrn medium {vmI twv ßoqaojv 6 ufv hSf^g xi^ Ttaixuf xaiUirm
ßagiag, anaQictiag di 6 icpe^g ano tov itolov xardr t6 fiearjjußQi'
vov Ttvewv^ ^QaoKiag di 6 f^^g nviwv xqt aqyBatfi),
Im Anfange des c. 12 p. 315 hat wol Salmasius den richtigen
Text excursores venti häbentur. qui directo spiritu proflant, flahris
reciprocis Caecias putatur esse hergestellt; denn es entspricht diess
genau den Worten des Originales p. 394. 6,35: excursores dem tv&V"
nvooL u. qui directo spiritu pro flant dem onocoi dunnviotHJi ngoaio
AOT evO^eiav. Die nun folgenden Worte lauten nach den besten Hand-
schr.: et quidem^^) hiemales habentur^ ut Noti; Etesiae frequen-
tiores sunt aestate anni (annis jP®*), Septentriones ac Zephgri
lempestates; veris Ornithine {Atniciae F^^) [venti appeUantur^''),
**) f hie cum,
*') F und f nomine cieri.
") So F und f.
*«J F und /' equidem,
*') Auch f hat annis.
»2 Auch f.
**) F nnd f appeUatur.
A, CMdbacher, Zar Kritik ?on Apaleii» de mundo. 701
Äquilonum genus. Die verderbten Worte schreibt Hildebrand: Ute-
siae frequentiores sunt acstate anni^ Septentriones ac Zephyri
temperati sunt; veris etc. Dass hier die Worte Septentriones ac
Zephyri. temperati sunt verbindungslos und sinnlos in' der Luft
schweben, ist auf den ersten ßlick ersichtlich. Vergleichen wir /re^
xocfiov p. 395, a, 1 lud ol fisv x^t-f^f^^og, ügneq o\ votoiy dwa-
aveiowagf oi dl d^eQovg, dg oi hrjaiai leyofievoi fii^iv e^ovceg
cdv TS CLTto Trjg aQxvov (pSQOfiivtüv xal tßq)vq(aVy so verdient ein
anderer Vorschlag, den er theilweise nach Oudendorp gemacht hat,
aber nur in der Anmerkung erwähnt, aestate, animis (Fannis) Sep-
tentrionis ac Zephyri temperatis unbedingt den Vorzug. Das Be-
denken, den griechischen Worten entspräche mehr der Plural Sep-
tentriones ac Zephyri ^ kann hier nicht entscheidend sein; ja es ist
ganz wol möglich, dass Ap. schon wegen der bekannten anderweitigen
Bedeutung des Plui*ales Septentriones den Singular vorzog. Vergl.
noch unsere Bemerk, unten zu c. 13 p. 319.
LFeber die Stelle p. 317 vertex ille est vel uti dicitur pinea
s. oben S. 671 f. Qleich darauf lesen wir dann:
Anaphysemata G-raeci vocant eos Spiritus^ qui de fundo vel
hiatibus terrae explosi ad superna maris solent. Das eradere, wel-
ches F hinter solent hat. ist nur ein Nothbehelf für das ausgefallene
oder vielmehr in maris verderbte Verbum. Das s von maris mag
dnrch das folgende solent entstanden sein. Für mari schreibt Hilde-
brand iactari^ was seiner Bedeutung nach jedesfalls besser ist, als
das matte meare Oudeudorp's. Sollte es nicht glotnari (= glome-
rari) gelautet haben?
c. 13 p. 319 ortus quippe accepimus aequinoctialem, solstiti-
alem^^\ brumalem, quibus occasus redduntur eadem intervallorum
ratiane conversae. Wie Koziol (1872) S. 36 conversa lesen und das
Gkmze erklären will, als stehe es für intervallis eadem ratiane con-
versiSy ist mir nicht recht begreiflich. Neben conversae ist wohl
plngae ausgefallen, denn es in Gedanken zu ergänzen» wie Oud. meint,
ist unmöglich. In den darauf folgenden Worten Eurus igitur aequi-
noctialis orientis est ventus nee invenuste nominis eius fictus est
schreibe nominis sensus für nominis eius, welcher Genet. wohl mehr
als eine constructio singularis wäre, wie Hildebr. es nennt.
Am Ende dieser p. lesen wir in den Handschr. meridies vero
qttoniam eadem semper regione Signatur , uno austro id est vorqß
flatur it is Septentrio habet cognomentum. Für ftatur, wozu die
Ausleger nichts zu bemerken haben, wird es doch wenigstens pci-
flatur heissen müssen. Vor et is ist in allen den guten Handschr.
eine Lücke ; die gewöhnliche Ergänzung Septentrio item uno ist nur
Vermuthung und mag wenigstens in so ferne richtig sein, als die
Wiederholung des Wortes Septentrio die Lücke verursacht hat. Nur
wird an ersterer Stelle, wo es den Norden bezeichnet, Ap. wahrschein-
••) F und f et solttitialem.
70t Ä, Gol^Mcher, Zar Kritik Ton Apaleiaa de miimdö.
Hell den Plural gebraucht haben und zwar hier um so eher, ala der
Singular in der Bedeutung des Nordwindes ihm gegenüberst^t.
Ebenso heisst es auch bei Geilius an der entsprechenden Stdie II
22, 15 Septentrion^s autetn habent ob eandem causam unum. Vergl.
auch unsere Bemerk, oben zu c. 12 p. 315.
c. 16 p. 323 atque ut brevüer comprehendam euncta generis
eiusdem, eorum qaae eiiAsmodi praeatigias [F praestigia) meris in^
ferurU oculis, alia sunt quae apeciem tantum spectacuU pan'unt,
(üia quae nihil ah eo quod ostenderunt mentiuntur. Weder Oaden-
dorps praestigias met-as, noch was Zink (Eos 1864) S. 81 u. Koziol
(1872) S. 36 vermuthen praestigia sinceris trifft hier das Richtige.
Ein Blick auf die griechischen Worte p. 395, a, 28 avlkrjßdrp^ 6i
ttov iv aeQi (pavTaofiaTwv Ta juev iari tuxt i(xq>aoiv %a 6i
xa^' inooxaoiv zeigt uns, dass praestigias aeris geschrieben wer-
den mtisse (das Neutrum praestigium läset sich nicht nachweisen).
Der Fehler ist so ziemlich derselbe wie unten auf der nächsten p.
eineris für citi aeris, was Hildebitind treffend gebessert hat.
c. 16 p. 324 sed plerumque luces istae repentino ortu (F;
sou^t ortae) visae '^) statim occidunt et item, ut se ostenderint, aii-
quantispermanent et sine uüo eit^modi tmßginutn ,genere^ qwu
Qraeci Faces et Doddas et Pithos et Boihynos ad eorum similit%^'
din^mj unde dicla sunt, nominant. So steht es in den massgebenden
Handschr., nur dass die Voss, nicht ullo und genere, sondern uUa und
genera haben. Die entsprechende griechische Stelle p. 395, b 9 lautet:
/roAAaxic öe xwv aelawv ta fiiv km^ivat nXeiova xi^vov, xa 6i
jcaqaxQrj/da aßtvtt-rai. noDüal de xai aiXai qtavtao^axonf iddai
^aajQovvvai laftnadeg re xakovfievcu xal äoiudeg aal ni&oi xoi
ßo&vvoi xata xrjv 7iQ6g xavTa o^ioiotriva wäe TtQoaa^fSv&siacu.
üeber die Uebcrsetzung von tot fiiv — va de mit plerumque — et
item werden wir gleich beim nächsten Satze zu sprechen haben. Gegen
das fut. exact. ostenderint hat Hildebrand mit Unrecht Bedenken er-
hoben; vgl. c. 15 p. 322 flamma vero illa . . . si robustiore fuerit
iNcendiOy impetu devehitur in terras . . . praesteras vero nomina-
mus, cum flammarum in Ulis minus fuerit; sed si ignitum nan
fuerit (sie!) fuhnen, Typhon vocatur, — Grössere Schwierigkeit be-
reiten die Worte et sine ulh eiusmodi imaginum genere, Dass hier
im F die Hand eines Coirectors im Spiele war, und die Voss, mit
dem uUa . . . genera das Richtige haben, ist unverkennbar und durch
den griechischen Text bestätigt.. Gegen Conjecturen wie ut sunt iüa
fiusmodi imaginum genera (Is. Voss.) oder et sunt illa eiusmodi im.
fffnera (Oud.) genfigt. die Bemerkung, dass auf das illa doch nicht
quas folgen kann. Dasselbe gilt von Hildebrands Vermuthung et sie
ftiam illa eiusmodi im, g., dessen etiam jedoch Koziol (1869) S. 33
mit Unrecht tadelt und wo) nicht wurde angefochten haben, wenn
ihm die griechischen Worte noklai öi y^ai akkai q^ayraüfiavotv
st
) visae iAxit im f
A. €roldbachef, Zur Kritik toii Apulciu» cfc muiido. 7#8
idiai vorgeschwebt h&tten. Diese zeigen zugleich, dass der üeber-
setzer nicht illa gebraucht haben wird, sondern entweder alia — und
80 schreiben Colv. und Vulc. sunt et alia eiusmodi im. g, — oder
miUta, Den Spuren der Uebcriieferung am nächsten käme man, glaube
ich, mit et sunt mulia eiusm! im. g. Aus der Abreviatur von sunt
und dem darauf folgenden m konnte $!ehr leicht das sine entstehen,
das die ganze Gorruption veranlasst hat.
et quaedam, lesen wir weiter, vespertina sunt notiorn ; paria
auteni ^") de septentriane vel meridie videa^; nihil horum quippc
loci vel temporis in nascendo idetn potuit obtingere*^). ubqi /.nafitor
p. 395, b 14 xa< ra /jiv tovtwv haiitQia la de kflta ra di äpirpi-
q>afi ^UDifUTCu, anaviwg di ßoQeia xae voxict. navva di aßißaia'
(tidinfYte yag ti tovtwv aü q^aviQov liOTOQif^tai iiaT6aTr^i}'f.tivov.
Dass notiora falsch ist, dürfte wol kaum zu bezweifeln sein, obwol
noch Niemand es beanständet oder zu erklären versucht hat Wahr-
scheinlich hat Ap. aut eoa geschrieben. FQr die Uebersetzung des
Tcr ^iv — TCc di mit quaedam - aut vergleiche man das schon
oben berührte plerumque — et item und im folgenden Cap. p. 326
nam quümsdam sub terris occuUi sunt spiri^us et (nicht vielleicht
auJt?} flantes incendia indidem suspirant^ das dem griechischen
Toircutv di ai fiiv vno yr^v elalv aoqavoi^ noXkai di dvamfoag
i'XQvoi xod ava(fvor,GU^ entspricht. Das handschr. paria ist von
Hildebr. treffend in perraro {ajravlapg) geändert worden ; nur ver-
bietet die Granunatik so wol als die Ueberljeferung des Adverbium zu
brauchen; er hätte vielmehr das Adjectiv perrara setzen sollen. Die
Ck)nstruction loci vel temporis idem nimmt Koziol (1872) S. 37 in
Schutz, und ich möchte es auch nicht wagen daran zu rütteln.
c. 17 p. 328. Beim Orakel in Hierapolis, heisst es, ist ein Ort,
der mit schädlichen Dünsten, die aus dem Boden aufsteigen, so ge-
schwängert ist, dass Thiere, wenn sie denselben betreten, augenb^ck-
lich todt zusammenfallen, da ihr Kopf gegen den Boden gerichtet
ist (t» alvum prona atque proiecta). Antistites denique ipsos semi-
irivos esse, qui audeant propius accedere ad supema semper sua
ora toUentes ; adeo Ulis cognitu est vis mali ut inferiora aeris noxii
crassitate densa inferiores quoque facUius adire atque perceUere.
So lautet die Stelle nach der Florentiner Handschrift F. Die fielen
Versuche ihr einen Zusammenhang zu entlocken scheiterten haupt-
sächlich daran, dass man die gerade hier sehr bedeutsamen Lese-
arten des F cognitu est und tU inferiora übersah uud mit denen
der anderen Handschr. cognita est oder cognitus est und ad inferiora
sich herumschlug. Ich übergehe daher alle diese Emendatioüs- und
Erklärungsversuche; wer Haarsträubendes von Interpretation hören
*•) autem fehlftm f
**) contingere soll nach Uildebrand's krit. Anm. im F und dm
Voss, stehen. Da er aber selbit im Texte ijbtmgere hat
dicBs auch im F und f steht, w erscheint die Richtigkeit
Angabe sehr xweifelhaft.
704 A. CMdbacher, Zar Kritik vod Apuleins de mundo.
will, lese die Anmerkung Hildebrand's^ nach der Ap. an dieser Stelle
einen ganzen Thesaurus poetischer, gi*iechischer oder auch ganz un-
erhörter Constructionen in wahrhaft räthselhafter Wortstellung soll
angelegt haben. Ohne Zweifel ist im F die Virgula weggefallen und
cognUum est zu lesen. Wenn wir dann nur noch für vis den Acc.
rhn schreiben, dessen m der Anlaut des folgenden Wortes verschlun-
gen hat, und zu densa noch ein t hinzusetzen , so heisst die Stelle :
adeo Ulis cognüum est vim mall, ut inferiora aeris twxii crassitate
dental, inferiores quoque facilius adire atque perceUere. Was unter
inferiores zu verstehen sei, zeigt der Gegensatz ad supenia semper
sua ora toUentes.
c. 19 p. 333. Manche werden sich wundern, wie es denn
komme, dass die Welt durch die Gegensätze der Elemente, die sie in
sich fasst, nicht aufgelöst werde. Diesen, sagt Ap., halte er das Beispiel
eines bürgerlichen Gemeinwesens entgegen, das ja auch aus den ver-
schiedensten Elementen, reich uud arm, jung und alt, feig und tapfer,
gut und schlecht, zusammengesetzt sei. Äut profecto quod res est
fateanturhancesse civilis rationis admirandam temperantiam^ cum
quidem de pluribus una 8ü facta et similis sui f-oto*"), cum dissi'
milia membra sint, cum receptrixque sit naturarum ad diversa ten-
dentium etc. Keiner der Interpreten findet es der Mühe werth das
Wörtchen aut zu erklären ; mir ist es unerklärlich, wesshalb ich es
in et oder ac ändern möchte, so wie schon der französische üeber-
setzer Bötolaud es mit et übersetzt hat. Einen zweiten Fehler deuten
uns die Worte cum receptrixque an. So steht es nämlich in den
Voss, und mag wol auch im Archetypus so gestanden haben, denn
dass i^das que weglässt, ist nur ein Correcturversuch (s. oben S. 688.)
Vor receptrix werden wir daher, wie auch Koziol (1872) S. 38 ver-
muthet, am besten den Ausfall eines Substantivs auf ix wie genetrix,
creqfrixj aürix u. dgl. anzunehmen haben; vergl. c. 1 p. 290 gene-
fric atque altrix animantium omnium tellus.
Im Anfange des folgenden Capitels überliefert F sie mar et
femineus sexus iungitur*^). Das mar ist aus mas verschrieben, denn
mare et femineum sexus, wie es in den Voss, steht und von Hilde-
brand sogar in den Text gesetzt wurde, ist ganz unlateinisch. Sexus
ist als Neutrum durchaus nicht nachzuweisen, und wenn man auch
dafür sehr leicht das nicht declinierbare secus schreiben könnte, so
ist doch auch die Form mare ganz unerhört. Sie ist aus mar durch
das folgende et entstanden und hat dann feinineum nach sich ge-
zogen. Drei Zeilen darauf hat Oud. nach F leicht und zweifellos
richtig emendiert, wenn er schreibt (pictura) imagines iis quae imi"
t/itur similes facit. Vergleicht man damit die genau entsprechenden
'') F tota sui simüis.
*^) F mwr et femineus mit einer kleinen Rasur hinter mar und über
dem Ui dagegen hat f mare et femined, an dessen Ende ein s
wegradiert ist.
A. Ooldbaehtr. Znr Kritik ?
I Apoleins deiMtuto.
705
Worte des Originales p. 396, h, ü yutyifaipia fuv yäq rag ««ovac
rot; TiQorffncpievoiS, änetikeae avfiqHavovi;, do muas man Hieb nur
irandani, wie HUdebr. und auuh Koziol öher den Sttl des Ap. S. 124
diese evidente Conjectnr Obergehe;] kannten. Auch hier hat alub in
den VoBS. das imagintf au ii« ängeEchl<)sseD und ist n<i zu inuii/ini-
bus verderbt worden.
Bedeutende Schwierigheiten hat auch der Anfang des 31. Ca-
pitels. Wie wir den Text in den Handschriften und Ausgäbet! k. B.
bei Hildebrand l^^en: sia tolius mutuii xua**) instantia initiontm
(Besscha: nuorum in*tantia inüiorum) tnler sr imparr» eonvenlus
pari nee dincoi-dante consennv natura vrluti musicam temperaint,
ist er absolut sinnlos. Erst von sua inntantia an, das offenbar auf
natura zu beziehen ist, hat der Satz Sinn und Zusammenhang: durch
ihre beharrliche Thätigkeit und Wirksamkeit hat die Natur die un-
gleiche Verbindung der Elemente m einem harmonischen Ganzen ge-
staltet. Dagegen schwebt totius mundi ganz in der Luft und kann
vernllnftigor Weise schon seiner Stellung wegen nirgends unterge-
hracht werden. Wollen wir also nicht annehuen. dass diese Worte
durch irgend eine alberne Glu&se in den Text gekommen seien, eine
Annuhme, die auch die Worte des PsuudoarlBt. p. 396. b, 3vt oiitutg
tiim xai tijr tür ohuv avaraaiv . . . fila äii-AÖaftrflei' aQftovia
gegen sich hätte, so bleibt nichts anderes übrig ale iinzunelimen, es
sei ein Substantiv, von dem der Genet. loliiin mundi abhieug. ansge-
fallen. Ergänzt kOnnte es etwa lauten: itic totiun mundi ratio: aua
instantia etc.
0. 22 p. 337 qnid entm mundo prarstnntius? landa quam
pittes (Voss. 2 itutax)*^) .'^pe.ciem, portio a te laudahüur mundi ist
die handschriftliche l.esoart wobl nnnöthig geändert worden. FQr
pules wurde nämlich gewöhnlich poten geschrieben, und nachdem
Üudendorp die Vermuthung hingoworfeu hatte, es kflnnte vielleicht
pole geboissen haben, hat Hildebrand diess unbedenklich in den Text
gesetzt, potes fSr pute.1 ist nun freilich eine ganz unbedeutende
Äenderung, doch zweifie ich, ob selbst diese nOthig ist, da weder der
Conjunctir noch die Ergänzung von laudandam eime Bedenken erre-
geo kann.
c. 22 p 33S hir causa animalium itarUiam atque terre»trium
patnigerarumqur i-undarum dintinxil fftnera speritv separamt firit-
que legen vivendi alqw mnrirndi. So f und Voss. I und 2, nur dass
letitere mit veränderter Wortstellung caam hie haben. Vergleichen
wir die entsprechende Steile bei PBeudoarist. p. 3'Jl, a, 17 oi'tog
ivah'uv ZfifOiv xai nettÜv xa'i at^'tov ifvaeit; ixii^iae xai ßiovg
ifiiitltfje irüii iavim) mvtjataiv, so kann es keinem Zweifel unter-
liegen. dasB in cama, das Koziol (1872)8.38 vergebens zu erklären
sucht, die Uebersetzung von taiii tavtov mvtfitQiv stecke und dafür
'■) F U...1 / »HO.
") F und f putai, welches wol die richtige L«geut 4'jiii n\^^.
7(M JL CMäbacher, Zar Kritik von Apaleias de wmndo,
cursu zu schreiben sei. Nur müssen wir dabei eine kleine Unge-
sducklicbkeit in der üeberseiznng annehmen, denn wfihrend Pben-
doarist. sein zeug eavroi Mvrfitüiv an's Ende gestellt hat nnd ge-
wiss nnr mit ßiovg ifjut^rjoe verbinden wollte, setste Ap. das CMrm
an den Anfang nnd bradite es dadorch nicht bloss mit fixU leges
vivendi atque moriendi, sondern auch mit distinxit genera nnd spe- -
des separavä in Verbindung.
Auch Eoziol (1872) S. 39 und über d. Stil d. Ap. S. 352 findet,
dass man c. 33 p. 341 teporea frigus glaciale mäifioant et bruma-
l%8 austerüaa ierrestrium viscerum venas remiUü mit Unrecht bean-
stände. Ap. hat sich hier wie so oft wieder etwas schwülstiger aos-
gedrückt als sein Original, wo es einfach heisst xal fiijy ai {ploysg
fiiv %o nayerwdeg mcuvavoiv (Q. ^nicuvovaivl), oi Tidyoi ii tag
q>loyag aviaaiv (p. 397, h, 1). Das terreHrium viscerum ffenmsl ein
Yom thierischen Organismus hergenommener Vergleich, ist nichts
anderes als eine Umschreibung der Triebkraft der Erde, die der Win-
terfrost ausruhen lisst {remiUit).
c. 25 p. 344 sed cum credamus deum per omma permanare^^
ei ad nos et ad ultra potestaiem sui nominis tendere, quatUum abeit
vel imminet, tanium existimandum est cum amplius mimustfe rdms
utilitatis dare. Für das sinnlose ad ultra der Handschr. schlägt Ko-
ziol (1872) S. 40 ad tdtima vor. Bedenken wir jedoch, dass damit
alles das bezeichnet werden soll, was über den Menschen hinaus noch
existiert, wie es denn auch an der entsprechenden Stelle tt«^ thoo-
^ov p. 397, 6, 34 TOL V7i£Q fiiJLcig heisst, so hat es ursprünglich sicher
ad uMeriora (ulfiora) gelautet.
c. 25 p. 345 verdient wiederum die Ueberliefernng der Voss.
ohne Zweifel den Vorzug. Dort lesen wir : tnilüiae priucipes et cu-
riae proceres H urhiuni ac domarum rectores dico numquam com-
missuros esse, ut id suis ma^ubu^ factum velifU, quod sit eurae ie-
vioris fuscioris quoque possint nihil obsequius facere dominonm
imperia ministeria servulorum ^'^). Dagegen hat F mit veränderter
Wortstellung und Einfügung einer Conjunction^^) fuscioris quofue;
nihil enim obsequius possunt *^ facere etc. Dass dabei die Hand eines
Correctors gewirthschaftet hat, der mit nihil enim einen n9iMai SaU
beginnen wollte , ist evident. Zur Emendation der Stelle bnm-
eben wir nur aus der Menge der verschiedenen Conjecturen die tref-
fendsten auszulesen, und so heisst der Satz, wie ihn aoch Kodol
(1872) S. 41 zusammengestellt hat: quod sit curae levioris fusdo^
n'sque quodque possifU nihilo sequitM facere dominorum imperi$
ministeria servulorum. An fuscioris, wofür futüioris nahe Ifig».
möchte wol kaum zu rütteln sein , da wenigstens fusoare bei Sym-
machus in den ep. I 3 u. 40 und IX 59 {quem nuUa aOtuum adpa
*•) F und f permeare.
*'^ f Uvior und obsequOs.
'>) S. oben S. 689.
*^) F po$9mU ob§equiuB,
A. C^ldbaeher, Zur Kritik Ton Apuleios de mundo, 707
fuacat) in der Bedeutung ^schänden, erniedrigen^ gebraucht ist. Das
ministeria servulorum (=■ servtUi miniatrantea) hätte Hildebrand
nicht bezweifeln sollen; s. Suet. Nero c. 27 caenitahtU nonnun-
quam . . . inter scortoruni totius urbis et ambubaiarum nUnisteria,
Im folgenden Cap. p. 347, wo von der Dienerschaft der persi-
schen Könige die Bede ist, heisst es im F $ed mter^) eos aures
regiae et impercUoris oculi quidam homines vocabantur, per quae
officiorum genera rex iUe detis esse ab homintbus credebatur, cum
omnia ubicunque ^*) egererentur quae iUe Otacustarum relatione
discebat; im Voss. 2 omnia, quaque übt egererentur^^) quae und
Voss. 1 omnia quaque ubi gererentur, Pseudoarist. sagt einfach
p. 398, a, 21 (jüToniovatal keyofievoif log Sv 6 ßaaiXevg avroc
dBaftOTfjg xai 'd^eag ovo^atofjievog nawa fiiv ßXinoij rcavca d
axovoi. Das e von egererentur ist gewiss nur Ton der Torhergehenden
Silbe hängen geblieben. Daraus können wir auch den Schluss sie-
ben, dass hier die Leseart des F die ursprünglichere ist, das quaque
ubi der Voss, dagegen nur eine Correctur, die sich im Voss. 1 auch
noch weiter zum gererentur und zur Auslassung des quae verbreitet
bat. Halten wir nun die üeberlieferung des F fest , so liegt die
Schwierigkeit hauptsächlich in diesem quae. Man hat daher den
Ausfall eines Ve'rbums vermuthet, und Hildebrand gererentur ageren-
turque geschrieben, was auch Koziol (1872) S. 41 billigt. Allein
dabei hat man noch übersehen, dass auch die Wiederholung von tue
unstreitig etwas lästig fällt. Alle diese Bedenken schwinden , wenn
wir f&r quae üle das Adverbium tranquiUe schreiben , dessen erste
Silbe durch das vorhergehende tur verschlungen wurde. Was damit
Ap. sagen will, erhellt aus dem Ende des 24. und dem Anfange des
35. Capitels.
Auf der folgenden p. ist AtUcum oder Acticum ein blosses Yer-
sehen für Asiaticum^ sonst ist die Stelle richtig. Nachdem nämlich
Ap. von den Herrlichkeiten des persischen Hofes gesprochen hat,
fährt er fort: Aber das ganze asiatische Reich [beschränkte sich nicht
etwa auf einen so engen Baum , sondern] reichte vom äussersten
Osten bis an die West^enze Asien's; daher duces ac satrapae ubi-
que dispositi et permixta locis omnibus mandpia regalia. Dass
Pseudoarist. p. 398, a, 27 den ersten Theil relativisch untergeordnet
bat, ist kein Grund zu einer Aenderung.
c. 27 p. 350 ist wieder die Schreibeweise des Voss. 1 quod si
em viro vel cuilibet regi ^) indecorum est per semet ipsum pro-
curare omnia, quae perficere **) multo magis deo *') inconveniens
erit ohne Zweifel die ursprünglichste. Das proficere des Voss. 2 ist
^ F 8€d et inter,
*») F Tiind f ubi ^ptaque,
*•) f egerentur corr. in agerentur.
") F und f rei,
**) F quae proficiunt ; fjp*^ proficere,
**) F und fde eo; im F^ cott.
708 Ä. Goldbaeher, Zar Kritik von Apaleias de mundo.
ein ganz gewöhnlicher Fehler ; wenn wir aber im F pro/idufU lesen,
so haben wir hier entschieden don Verauch eines Corrector's, nm den
Koziol (1872) S. 42 sich nicht hätte annehmen sollen. Die leichte
Einfügung von vuU vor muUo stellt den Zusammenhang her und ent-
spricht auch genau dem pseudoaristotelischen eiTisQ aoBfxvov tjv
avzf^ avTOv doxiiv EeQStjv avvovqyelv aTravtanai initakeiy
a ßovXoiJO xat icpiacafievov öioineiv, nuXv f^äXkov anQsnig dy
airj d'etp (p. 39d, 6, 4).
Viele, aber durchaus höchst verunglückte Versuche haben c. 27
p. 351 die schwierigen Worte nee multis opus est nee partüis *^)
hominuni eonversationem quibus propier ignaviam appositum est
pluribus indigere, wie sie in den Handschr. überliefert sind , verur-
sacht. Die Conjectur des Wowerius : partitis hominum canservüns
und des Lipsius : partiri se hominum coversationem hat schon Hilde-
brand verworfen, und was neuerdings Zink (Eos 1864 S. 82) vorge-
schlagen hat : partit is hominum eonversationem^ genügt weder au
Form noch an Inhalt. Den Ausgangspunct muss hier Pseudoar. bilden.
Seine Worte ovötv yäq hLiiexvr^aemq avT^ du kcu vnrjQiaiag r^
naQ eiiquiv üaneq TOig naq ^fäv aqxovai, t^g TCoXvxeiqioLg 6ia
TTjV aoiyivetav (p. 398, 6, 10) lassen deutlich genug erkennen, dass
Ap. ziemlich genau übersetzt hat. Entsprechen nun die W^orte tTri^
Qiaiag iijg naq eTtavjv dem multis^ so muss in dem verderbten
partitis das iTinexvrjaacjg liegen. Diess erreichen wir, wenn wir
mit Weglassung des einzigen p: artitis schreiben, artutos auda^
viros sagt Plaut. Asin. III 2, 19, und Paulus Diaconus in den £x-
cerpten aus Festus p. 20, 14 (Müller) erklärt artitus mit bonis in-
structus artibus (s. noch Placid. Grammat. gloss.: artitus, artibus
edoctus und Gloss. Labb. : atiitus navTex^og, öaidalog). Für das
sinnlose conver.'iationem muss es conversa ratione heissen : Die Gott-
heit bedarf weder vieler noch kunstgeübter Helfer nach der entgegen-
gesetzten Weise der Menschen, die ihrer eigenen Schwäche wegen
mehrerer Hände bedürfen.
Wenige Zeilen darauf hätte man die Leseart des Fatque omne
ministerium desshalb, weil in den Voss, omne ausgefallen ist , nicht
bezweifeln sollen. Es entspricht diess den griechischen Worten navta
%a fieQTj p. 398, 6, 19 und steht für omne membrum ministrans,
wie oben c. 25 p. 346 ministerium servulorufn für senmli mtni-
strantes.
Mehrere leicht zu corrigierende Fehler haben die Handschrifton
in den unmittelbar folgenden Worten: haud secus etiam coelestis
potestas cum initium sciente ^'^) et salutifera opera moverit, ab imo
ad secundum et ^^) deinceps ad proprium et usque ad supremum
attactu continuo vim suxie maiestatis insinuat^ aliud alio commO'
vetur, motusque unus ^^) alteri movendi se originem tradU. mundo
*•) f_paraH8.
scientia
fehlt im F. ^^ F motw unius.
ST) 2?
")et
F8cientiae;f sdeneie.
A GfiWinrhtr. Znr KriHV »on Äpalaini de mundn. 700
tquidftn eonstnthtni non una, sed divfrua via tt phrumque. con-
traria. So steht es aoch in dpn Ausgaben, nar <lasE diese fflr pro-
prium richtig proximvm habou. Verderbt ist aber anssordem noch ab
imo Tind mundo. Kin Blickaof die Worte des Originales p. 398. b, 19
nvtuK »vv Tcal ^ &ti'a (pi-atg anö nvog A.tXijg xivr/aeaigrnv n^tö-
T ov Ttiv Svvetfiiv sii; t a ^vext} SidoMji xei^uns. ilass fQr das erster«
Ap. jedenfalh o primo geschrieben habe; über das Vfort mundo,
wofftr es mundf heissen mass, s. oben S. 672.
C. S8 p. 352 bestätigen die Worte sfd prima rtmissione ad
motum data simpliiHqw inckoato prinapio, dass im Pseiiiloarist.
p. 398. b, 26 nahm zf^g ngcV»^ ninv ivdöaeio^ eii," x/vijtrtv filav
ytvofiivTfi fUr fUav der Genet. /iiög wi schreiben sei, wie Boniti
fÄrist. Stndien FV. Heft S. 419 Anm. 19) ohne Eficksicht anf Ap.
Termothet bat, während in denHandnchr. das Torher^ehende xi'vr^aiv
den Acc. ftiav nach sich zog.
Hat einmal der Lenker des Weitalla den ersten Anstoss zur
Bewegung gegeben, sn theilt sich dieselbe von Körper zu Körper mit,
bleibt aber natürlich nicht immer dieselbe, sondern wird mannigfaltig
modificiert je nach der Natar dieser Körper, gerade wie wenn jemand
eine Menge von Vögeln, Wasser- und Landthieren ingleich ans einem
eingeschlossenen Banme entlioese : enimrero ad sttitm qtineque dttce
natura properabunt, pars aquam rrpetent (so Oud. fOr das handschr.
rtpetena), iJla inter cicures atque agrestes leifibus et instUutis suis
aggregabunlur. ibunt per aeris f-ias praepetes. qwibus kor natura
largiia rM. atque >it una ab unico stnu abeiindi facultas concfssa
Omnibus fxurit, sie natura mundi est constituta. So HÜdebrand .
deaeen Teitesoonstitnierung der handschr. üeborliefernng noch am
nächsten kommt.' denn fftr atque ut una ab unico sinu haben die
Voss, alqui una ab humno sin» imUFatque iil uno »in«""}. Bei der
Hildebrand'scben Leseweise, die sich mit Rpclit an die Voss, ange-
BchloBseii hat, liksst sieb jedoch nicht verkennen, dase der Satz atque
ut una ab unico sinu abeundi faruUas roncessa omnibus fuerit sie
natura timndi est eonstituta keinen verntlnftigen Znsammenhang bat,
Oder was soll das heissen : -So wie allen eine Gelegenheit von einem
AasgangspuDcto wegzngehen gestattet ist, steht es auch mit der Natar
der W»lt¥" Um hier einen Verstand hineiniubringen. müsste man
wenigstens so viel dazusctien, als Hildebrund in meiner Anmerkung
thot. Das sie natura miindi est eonstituta bezieht sich nämlich nicht
bloB anf das Letzte . sondern auf das Ganze, was in diesem Capitel
vorhergeht, und mnsv daher TQr sich allein stehen, wie es auch in der
Bosecha'schen Anagabe der Fall ist. Dies hostätigt auch das Original
p. S98, b. 31 d^iU)v yÖQ ozi ro /tev vr^nifiv älXÖiievov stg rr^v eav-
jai diaitav ixvTi^ttai. rö df" x*^'"'»' *'? "* OffhtQa ijifij xat
yofioiig du^tQTiioii, tö dt äiginv iSaQ^h ix ^-^g iierä^ainv olxr}-
1 entex Hand
710 Ä, CMdbaeher^ Zur Kritik von Apoleius de fmmdo,
aezai Tterofievov, fiiag rijg nQwzrjg ahiag näaiv anodovarjg %f^v
oixeiav evpiaqeiav, ovviog exu Kai ini xoa^wv. Daraus ersehen wir
aber auch zugleich, dass die Worte atque ut una ab unico sinu abe*
undi facultas concessa omnibus fuerit mit dem yorhergehenden zo
verbinden seien, und können diess am leichtesten erreichen , wenn wir
nach largita est ein Comma setzen und dann nach den Spuren der
Voss, mit Weglassung des von Hildebrand vor una eingedrängten ut
fortfahren : ut quae unu ah unico sinu abeundi facultas concessa
omnibus fuerit. sie ntUura mundi est constituta. In ganz ähnlicher
Weise steht c. 33 p. 362 ut qui sit altitudinis finis.
c. 29 p. 362 coeli spatium sol annua reversione collustrat
eiusque comites amoenus Lucifer et communis Cyllenius Stella.
etenim Pyrois, Mavortium siduSy circuli sui biennio conficü spaUa,
jrtQi Tcoofiov p. 399, a, 8 ijhog öi {dianegaivsTai kvxIov) hf ivi-
avTiTj xal oi tovtov laoögofioi o rt (DtoacpoQog xai 6 '£|p/u^ >U^o-
fievogy 6 öi UvQoeig iv diTihxöiovi tovvcov xQ^^V- ^^ *^ ^*
Tovtiov laoÖQOfiOi ist mit eiusque comites übersetzt; die Epitheta
amoenus und communis sind Zugaben des Ap. Was das erstere heis-
son soll, ist klar; über communis hat Hildebrand mehrere Erklärungen
zusammengestellt, ohne dass auch nur eine einzige befriedigen könnte.
Wahrscheinlich hat wol damit Ap. den Hermes als ifwxonofinog be-
zeichnen wollen, so wie der Tod communis ist und die Unterwelt bei
Plaut. Gas. prol. 19 locus communis genannt mr^: poetae qui nunc
ahieru/nt hinc in communem locum. Aber was soll communis Oylle»
nius Stella ? ! In dieser Verbindung kann Stella doch nur Glosse sein,
oder, was mir glaublicher vorkommt, es gehört zum folgenden Satze.
Dass die Abschreiber es zum vorhergehenden zogen '^) kann uns nicht
Wunder nehmen, da etenim an erster Stelle zu stehen pflegt nnd
nur Ap. (vergl. Metam. VI 27, 436; Apol. c. 31 p. 464 nnd 72
p. 546) und andere spätere Prosaiker in Nachahmung der Dichter es
auch hie und da nachsetzen (s. Koziol über d. Stil des Ap. S. 339 f.
und Hand Turs. II S. 543 f.); dass aber auch die Herausgeber es hier
haben stehen lassen, ist weniger begreiflich.
Sehr corrumpiert ist c. 29 p. 356 hinc tempesiivi imhres et
Spiritus haud infecundi ^') hinc alimenta nobis esse earum rerum
quas accidere deus his mundi mediis partibus voluit, his appositi
sunt torrentium cursus et tumores aquarum u. s. f., wie die Stelle
bei Hildebrand steht. Als Leseart des F citiert Oud. hinc alimenta
vobis earum quas accedere, dagegen Elm. hinc al. rebtAS esse earum
quas. Der Voss. 1 hat hinc alimenta vobis esse earum rerufn quas,
Voss. 2 hinc al, vobis esse earumque accidere *^) Vei'gleichen wir
die genau entsprechende Stelle des Pseudoarist. p. 399, o, 24 yiVdK-
rat df vetol xccra xai^v xot avafnoi nal öqoooi ra re Tva&rj ta h
•*) JP interpungiert richtig.
•') F und f aut insecundi.
**) F Jwnc aMmenia röbis earum quae accidere; f hine ai, rvbis eue
earumque aecideret.
A. Goldbacher, Znr Kritik von Apiüeins dt mundo. 711
tifi tii^iexovii (^ ädfit] aififiaivovta diäiijvngiiici^t' xaia^wiö-
•/ovav alrtav. fnoviat tit zoitntg, /loiafitav iin^riai . .'/niloJCfjjg
ävoitSrflUS "tc., SU unterliegt es keinem Zweifel, dass Cunjecturen wie
die Koziok (1872) S. 42 alimetäa nobis et ceterarut» rerum qttas
acctdere weit ober das ZielhinaoBschieaEeii. Da rerum ^wiss nnr eijie
Zuthat des Voss. 1 iüt, so erhält die Lesearl der von mir verglichenen
Floront. Handschr. qwie und que, wnmit auuli Vo^s. 2 Oberein stimmt,
bedeutäudee Ciewicbt. Da:j bezügliche Neutrum ist in e»se earum zu
suchen, worio ich mit Rürksicbt auf Pseudoarist. das Verderbnisü des
griech. Wortoä lutnä^or vermutbe, Wae iu vobia oder rebus oder
wie es am besten überliefert Ist, in robis stecke, sagt dos ebenfalls dis
griech. Quelle nad so kQnneo wir mit ziemliclier Sicherheit schreiben :
hinc alimenta roris fl /lerungfin' quat accidcre {avft(ialvnvia, nicht
accedcre) dcus Ais mundi medirs parliliii!^ vohtit. U'nter his mundi
medüs parlibuB, das dem iv np nsQiixovii entspricht. versteht Äp.
offenbar den zwischen der Erde und der St e r neu regio n gelegenen
Luftkreis ; b, de deo Soct: c. 8.
Wol nüt Unrecht lOttelt man fast aUgemein an dem Satze c. 31
p, 359 i/ui iiunr popidorwn otiosia ronrentibun frequentantur, ntpe-
räate beUoi-um paeata mtilffatUur quicte. Es ist davon die Rede,
was alles von dem oi-dii^ndeii Geiste im menschlichen Leben geschaffen
worden sei: yijg äßoaeis xai quisiviig, rixyr^ii i/iivoiai, xqtjoeigvö-
/lurv, awafiosnokiTeiag. tvdijfim .r^^tig, vw^pop/m; troli/irig, eipTjyt}
(p. 399. b, 17); lateinisch: ctillus agromm u»unque frugum, artt-
ficwn H<ileiiia.provenla>iartiuiH,r.ommi)ditatfsvüae humunat. quid
de legäia» dlcam, quae ad iua»»vtfaciend<is ho-minea inventae svntP
quid de civiUbus {natituli» ae ntoribua, qui nunf: populoruw Otioaia
coHventihu» fregiientantur, anpei-itatr heUorum paeata miHfiantur
i]mete9 Das tixvrfS iirivnitxt hat Ap. in zwei An üd nicke zerlegt und
allgumeili ahachliesfiend ni>cli eonimodäales vittie humanue hinzuge-
fügt, X^fjffetc; vöfiiav und Irijes, xöaftog nulitei'ag und cii-äla iiistf-
tuta sind entspreche ndf Glieder. FQr l'ydT^/ioi jigä^iig sagt Apuleius
mores, während die beideu noch fulgendeu Glieder vjieQoptng /röKt-
fjog und ttfijyrj in den zwei beanständeten Belativsäty,eu ausgedrückt
sein sollten, und wenn auch otwae verschwommen unil verblaust auch
in der Thnt auügedrflckt sind. Schon BosHcba hat dittselben richtig
als eine Hinweisuug auf die ruliige Lage dor Dinge xur Zeit des Ap.
(riHHv) aufgefasst: die Gesittung, welche jetzt in dem ruhigen Ver-
kehre der Volker fast allgemein durchgreift, nach Soruhignng der
ranban Ericgsatilnne durch den Frieden au Milde gewinnt. Di« Ver-
buche einer Aenderung Mud nur hervorgerufen worden durch das Be-
Hlreb«n, die Worte Aos Ap. mit di>n'en des Pseuduarist. in genaueren
l!)iiikliing zu bringen und und; hier den Gegensatz zwischeu Krieg
und Frieden mit dersolbeu ScfaärfebeiTortrcten zu laEsen. Diesa hat
aber Ai>. einer Tirade auf seine Zeit zum Opfer gebracht. Ein Aus-
4nick wird noch vou üUdebrand l>uanet&ndet, nämlich mores frc
^•umttantur. Derselbe ist nun freilich so direct nicht nachzuweisen ;
71S Ä. Gcldbaeher, Zur Kritik t. Apüleins de mundo.
da man aber frequenUire aliquid sagte für frequenter aliquid trete-
tare^ frequenter aliqua re uti (s. Metam. XI 9 p. 772 modulum
frequentare für modulum frequenter canere)^ so sehe ich nicht
ein, warum man mos frequentatur weniger sollte sagen können. Ich
habe nur noch zu bemerken, dass auch Eoziol (1872) S. 43 sich ge-
gen jeden Emendations versuch an dieser Stelle ausspricht ; aber seine
Erklärung, als bezöge sich von den beiden Relativsätzen der erste
qui nunc poptUorum otiosis conventibus frequentantur nur auf die
instituta, der zweite hingegen nur auf mores, kann ich sprachlich
nicht für möglich halten. Beide Relativsätze haben sich der Form
nach an mores angeschlossen und gehören auch sachlich beide zu
mores f ohne dass damit gesagt sein soll, dass nicht beide dem Sinne
nach auch zu instüuta zu beziehen seien, da ja instituta und mores
so wie leges und mores sich ergänzende Begriffe sind ; siehe Corn.
Nep. praef. 3.
c. 32 p. 360 ceterum ea quae vel coelo accidere oculis adver-
timus {F und Voss, falsch avertimus) et aerem fieri ex aqua dei
etiam illa (F etiam iUa fieri a deo) ®*) credenda sunt. Pseudoarist.
p. 399, h^TdTuyciQnad'Y, xai tu di dsQog anavza aal za int
yfg xai ra iv vdavi, d'eov XeyoiT av oviwg eqya eivai, Dass mit
coelo Ap. das griechische dt digog wiedergegeben habe und das
fehlende terra in aerent stecke , ist ein nahe liegender Gedanke und
daher auch die allgemeine Ansicht. Darnach schreibt Oud. vel coelo
accidere oculis advertimus et in terra fieri et in aqua; Hildebr.
rel coelo accidere oculis advertimus et terrae fieri et aquae; auch
Eoziol über den Stil des Ap. S. 206 Anm. 2 ist derselben Richtung
gefolgt. Sonderbar ist nur, dass um das vereinsamte vel vor coelo
ausser Koziol sich Niemand kümmert, sondern alle Erklärer es unbe-
achtet so in der Luft schweben lassen. Uns gibt es den Ausgangspunct
zur Emendation der Stelle. Ich glaube nämlich nicht, dass die Worte
et aerem verderbt seien ; vielmehr gibt das 5i cteQog der Vermuthung,
dass et per aerem zu schreiben sei , die grösste Wahrscheinlichkeit.
Nach diesen Worten aber scheint vel in terra ausgefallen zu sein,
was sich sowol aus dem Originale ergibt als auch aus dem Umstände,
dass auf das erste vel ein zweites folgen muss. Die restituierte Stelle
hiesse also : qu^e rel coelo accidere oculis advertimus et per aerem,
vel in terra fieri et aqua. Das coelo hat Ap. zum Originale hinzu-
gefügt, eine Ergänzung, die sich um so leichter ergab, als neben der
Luft, der Erde und dem Wasser die Erwähnung desjenigen Theiles ,
quae sancti aetheris fintbus coercetur^ sehr nahe liegt.
Im Anfange des 33. Cap. p. 362 muss gelesen werden: huius
si locum quaerimuSy neque infimus est in terrae contagiontbus
neque tamen medius in aere turhido, verum in mundano fastigio.
quem Graeci oiqavov rede vocant. An infimus zu ändern ist wegen
des folgenden medius und in fastigio durchaus nicht gerathen ; es
•4
) F etiam Uta a deo fieri.
A. Goldbaeher. Zur Kritik f
1 Apoloii
< df «nundn.
7]y
mnSR (Iahet m eingesetzt werden, das i\uch dnrch die AiiEdrärke m
aew turbido nnd i« muMdano fattigio empfohlen wird '*). Noch qd-
glflcklicher ist aber der Gedanke Hildebrands, der Bedin^ngEBatz
könnt« hiw der Partikel *i entbehren, da ja bekanntlich dem La-
teiner die Freiheit die wir im Deutschen haben nur in sehr beschränk-
tem Hasse zu Gebote steht, nämlich in lebhafter Daratellnng und be*
sonders in Antitheeen. wovon hier natflrtich keine Bede ^ein kann.
c. 3£> v- 365. Was der Steuerinann im Schiffe, der Wagen-
lenker im Wn^eii, der Führer im Heere, das Gesets in einer Stadt
ist, das ist Gott in der Welt. Nnr baben jtiue MQbe und Plage, deo
vero nee Iriatis nee onerosrt tut imperii tut cwra. riamque nobia cir-
cutnferl et regit cnncta» natura fortnan , qiius diversis reffionibm
cOMHMivens: ut est lex. dvitali» »tmel priim»lg<üu perpeluis obser-
vationwM rationibun fixa iyna qwdem immutabtiis, at ein» arhürio
parentium mmtes affitatUur nutuque eius et domiwttione ftectuntur.
Ttcqi xoofiov p. 400. I>. 11 iv axiv^ii> yä^ idQvuivns navra xtvü
xai iteqtäyet, onov ßwXeiai xai ÖVtcik;, iv dtatpnqoi^ idims t« xai
(f-vatatv. (iWwtp OfiiXEi %ai o xijq ji6leir>s vöfing av.ivrjcf>g lüv h
lefJg trv x^iofifvwv ilw/al^' iiayta oiMOvOfiti ra xara rtjv noXl-
te/ov. Bei der ziemlich genauen üehereinstimmnug der griech. nnd lat.
DarBtellung ist es sehr wahrscheinlich, dass dei' von Pseiidoarist. an
die Spitze gestellte Hauptbegriff iv lixivrjUfl in dem nobts stecke.
Doch ist dafür nicht immola in schreiben, wie Hi5!scher S. 24 vor-
schlägt, sondern immohilin, was sowol der üeberliefei'oug als auch
dem folgenden immutubitim beesei' entspricht : f^i* cunctas natura
forman muss es cundaa iiaturat formar {i(ävca) heissen, denn Sub-
ject kann nur deua sein: nach quiiK d. •: commovem aber, an dem
wol nicht ZD rütteln ist, wird eine Lücke anzunehmen sein, wie
schon Vukanius richtig gefiihlt hat. Auch seine Ergänzung ipsa
mattet immota tritft wenigstens den Siun dessen , wuh ausgefallen zu
sein scheint, wenn auch eine Krgänxnng wie ipur höh commovetur
angemessener ei-scheint und den Ausfall der Worte leichter erklärt.
So gewinnt die gunze Periode durch die chiastiache Stellung deiHaupt-
begrifTe (a6&aab) unstreitig an Concinnität i m mobil in ctrcum-
fert et regit cunctas wtturae forma», gua» eotnmovens ipie
non commorelitr, nt rnl lex civilalin ipsa quidcrn 1 mmiilabilis,
at eiu» arhürio mentc» OffUontur nutugue tiua fiectuntwr.
Koiiols Conjectur (1872) S. 4.*) namque qvovin dreumferl et regit
rvncta» naturat forman qunsgw. rfrwrjti* regionibuf commcn'en«
wird schon wegen der Stcllnng des qwiiqui- kaum anf Beifall rechnen
kOnnen.
deber den Ausfall von cttitas c. :16 p. 'M'} s. oben S. 692.
Dur Anfang des »7. Cap. p. 370 heilst nach den besten Hand-
schriften: el iMm nit unus, plurimi» nrtminihu« eietur njiecitrui»
j Mhreibt « *
714 Ä. OdäbacheTy Znr Kritik Ton Apuleius de mundo.
muUäudine, quarum dvversäate fit muäiformis vis, id est a iuvando
(Voss. 1 and 2 adiuvafido für a iuvando) Jupiter dios, qttem Ztjß^a
Graecif quod väae nostrae aurtor sii, rectissime appelUmt. Die ver-
derbten Worte hat Oud. in : ftt multiformis, Videlicet a iuvando Ju^
piter dicüur^ Jia quem et Zriva Graeci appellant und
Hildebr. in : fit multiform is nondnis; inde est a iuvando Jovis (Nom.)
quem Zf^va Graeci .... appellant geändert. Hildebrand*s Einwand
gegen die Leseart: Jupiter, als ob dieses die Ableitung von iuvare
weniger duichblicken liesse, wird kaam jemanden überzeugen. Daher
wird dieser Satz doch immerhin am besten nach Salmas.: inde est n
iuvando Jupiter dictus geschiieben werden. Nicht gut aber hat man
gethan das vis nach multifornm zu ändern. Die Gottheit , heisst es ,
wird mit verschiedenen Namen bezeichnet, je naeh der Verschieden-
heit ihrer Erscheinungsweisen, in denen sich eine mannigfaltige
Wirksamkeit denselben kund gibt, daher die Namen Jupiter
(2^g), Satumius {Kq6viog\ Fulgurator, Tonitrualis, Fulminator,
Imhricüor, Serejmtor etc. Dieser Zusammenhang und die Worte des
Originales p. 401, a, 12 ug de lov 7iokv(ovvjii6g iazi xarovo/iaCo-
jiievog TÖig ndd^eai jcaoiv aneQ avToq veox/nol. xakov/uev 6i ar-
Tov Tcal Zfjva xal Jia etc., in denen ansQ avtog veox^iol unserem
Relativsätze quarum diversitcUe fit muUiformis vis ebenso entspre-
chen, wie das Tolg Tta&eai naaiv dem specierum multitudine, las-
sen es nicht gerathen erscheinen den sonst seltenen Genetiv vis (vergl.
die Ausleger zu Tac dial, de orat. c. 26) zu ändern. Uebrigens siehe
noch über diese Stelle Koziol (der Stil d. Ap.) S. 181.
c. 38 p. 372 muss für das sinnlose Ädrastia eademque inef-
fugilnlis necessitas ultionis doch wol Ädrastia est eadem quae inef^
fugibilis necessitas ultionis geschrieben werden.
In den darauf folgenden Worten sed tria fata sunt, numerus
cum ratiofie temporisfacienSy sipotestatem earum ad eiusdem simi'
litudinem temporis referas etc,^ die sich, wie der weitei*e Verlauf
zeigt, nnr auf die Parzen beziehen können, scheint das earum den
Erklärern wenig Bedenken gemacht zu haben, obwol es jeder Be-
ziehung entbehrt. Allem Anscheine nach begnügte man sich mit der
Annahme einer Constmction nach dem Sinne, indem unter dem tria
fata die drei Parzen zu verstehen seien. Da diess aber nicht angeht,
weil in dem Vorausgehenden nirgends ein Anhaltspnnct gegeben ist,
der in dem tria fata die Bezeichnung der Parzen erkennen Hesse, und
das Folgende die ausdrückliche Erwähnung derselben unbedingt ver-
langt, so werden wir wol gezwungen sein, wieder eine kleine Lücke
anzunehmen. Nach ttiqI aoü/hov p. 401, 6, 14 rd re 7i€Qi rag (noi-
oag aal tov atQaKTOv eig tovto 7cwg vbver rgelg ^tiv yap al fwl-
gaixata tnvg XQ^^^^S (n^^egiajutvai würde eine Ergänzung wie sed
tres Pnrcae ut tria fata sunt nicht unangemessen sein. Das Abirren
von dem einen. HI auf das andere gehört in die Zahl der ganz ge-
wöhnlichen Fehler in den Handsehrifteii.' «
A, OoldbacTier, Zur Kritik ?on Apuleius de mundo. 715
Einige Zeilen unterhalb fehlt die richtige Interpuuction ; e» ist
nämlich zu interpungieren : haec üUs condicio et nominum ; eiatS'
dem (d. i. condicionis) proprietate contingit ut etc. Nur möchte
ich noch das eiusdeniy das etwas unpassend ist, in eius enim {eius
eni) ändern.
Ganz missverstanden ist in den Ausgaben der Schluss unserer
Schrift. Ich setze die Stelle her, wie sie Hildebrand nach der Ueber-
licferung der Voss. Handschr. mit den Zeichen seiner kritischen Be-
denken geschrieben hat : De um vero ire per omnes t er ras-
que non frustra arbitrabitur, qui audiet Piatonis haec verba:
*** Deus namque, sicut vctus inquity continet ratio*, principia
et fifies , et media verum omnium penetrata atque illustrata ac
curru volucri super fertur. Bundem^ deum *semper* ultrix NeceS'
sitas seniper et ubique comitatur etc.'Dass die Bemiuiscenz ausYer-
gil Georg. IV. 221 Ap. schwerlich so unvollkommen wird wiedergegeben
haben, sondem die Worte tractusque niaris coelumque profundum
ausgefallen sein mögen, ist schon oben S. 692 bemerkt worden ••).
Nach den Worten Jiaec verba nehmen Oudendorp und Hildebrand eine
Lücke an, indem sie glauben, dass die griechisch citiei-te Stelle Pla-
ton's in den Handschriften ausgelassen sei. Diese Stelle, vermuthen
sie, habe gelautet zavTa de navva iaviv ovx aXlo iL 7ikr]v 6 x^eog,
denn bei Pseudoaristoteles heisst es p. 401, b, 23 ravra de navra
ioTiv ovx aUio ci nXriv 6 d'eog, 'Ka&ajiaQ xat 6 yevvaJog TlXaviüv
Jrfllv. 0 jiiiv dr^ i^eog, oianeq o naXaiog loyog, oqxv^ ^* x«*' ^*"'
€VTrjv xal fieaa twv ovtwv auaynov i'xcov eid-etif niqaivH i^aTa
(fvaiv noQevojuevog etc. Dass dem nicht so sei, sondern dass bei
**) Koziol (1872) S. 45 Anm. 87 ist gegeu diese Ansicht «Bin so abge-
brochenes Citieren bekannter Dicbterstellen, sagt er, ohne Weglas-
sen der dadurch überflüssig gewordenen Partikeln, finden wir auch
sonst häufig, z. B. bei Plato aus Homer". Ich wünschte sehr, dass
Koziol auch nur ein einziges Beispiel aus Piaton angeführt hätte,
das dem unseren hier entsnrächo ; denn was er im Sinne zu haben
scheint, ist ganz etwas anaeres. Wenn nämlich der Schriftsteller
eine Stelle aus einem Dichter herausgreift, so ist diese oft durch
Partikeln an die vorhergehenden Verse geknüpft, und da scheut
sich zuweilen der Citiercnde durch Wcglassung derselben den
Vers zu alterieren, z. B. Plat. Charm. p. 161 A 'OfAriQtfi ov m-
Qibviig xttXtüi kiytiVy käy^vii oti
afJ(6g (T ovx itytt&^ x(/oijjLt^rtj} nytfQl nafjiirni;
aber abschliessen kann er das^ Citat . wo er es für gut findet, und
da wird doch niemand in der Welt, mit einem x«i', et, atque, ac,
kurz mit einer Bindepartikel schliessen ohne das dazu zu geben,
was durch diei*e Partikel mit dem Vorhergehenden verbunden
werden soll Ap. hatte unbeächaMet des Verses jenes que weglas-
sen können und liäfete es auch wol so gut, als er das namque in
vero änderte, im Intpresse der Einfügung dieser Worte in seinen
Satzbau weggelassen, wenn er nicht noch tracttuque maris coelum"
que profunuum hätt« hinzugeben wollen : kommt es ihm ja do<:*
einzig darauf an hervorzuheben, dass Himmel, Meer und Land
^lOttes Macht durchdringe.
TM A. rdMmrktr, 2mr Crhik rom Ap«kn» äe
Af. «toi dl« Worte ifewf ff^i»^«« «"to. dasCitas »m Flat«ii atim, kst
fdM« Kenoia972) S.45 riddig erfcant Wem er aber Ammetk. 89
fknbt. &am dabei Ap. sein OrifiBal gut weder ussrentaiideB oder
abodttlidi feiiidert babe, indem er das. was ia forseller HiBskkl
bei AristM^Iee als Folge too PfaUon's Worten hinfesleDt wird, als
Phton's eigene Worte hingestellt habe . so ist das nnriditig. Der
Irrtboai liegt nielit im Ap.. sondern in der Beldker^scben Amgabe des
Aiistoieles, wo nach dem ffr/fir anstatt eines Kolons ein Schfamn-
pnkt Kteht. Sämmtlichen ErkJarem d«6 Ap. scheint es namlieli
nnbekamrt zn sein, dass in den Schlossworten Ton .t£^ zm/iot and
de mundo in der That die Tun Pcendoarist. aneeiogene Stelle liegt
ud dass wir dieselbe noch lesen de legg. IT p. 715 E o fiir dr
n^iog, äarng tuu o Ttcüixuog lir/tK, agjrr t€ xai reJUrrrir juu
fUaa t&v nrnav aTtamav Ijoiv ix^tlff Tri^aivu juxra qiciw
niMftOQtvoutPog' tm d^ au BtriTtetm dixr rwr anduunniAinjafw
xnt x^unv vofiov Tifuogoc. jjc o fiev ivomfiorrcar udLAtar f jo-
//<vog ^-vinitcu vanuvoQ xai luxoafir^usroc. Xnr diese Utzten
Worte hat Psendoarist. etwas greändert (f^ o ixdaifiorf/fuw ^ilhnv
fiaxa(^6g te xai ivdai^vtv i^ ogxi? ^'^tv H^'^^X^ ^^i) zu dem
Zwecke nm einen entsprechenden Abschloss zn gewinnen. Darnach
erklärt sich nan die Stelle bei Ap. sehr leicht. AosgefaUen ist nichts ;
mit deus namque beginnen die Worte Platon's ; Sobject za inquü ist
Piaton, und mit den Worten statt retus Toder nach F rttus sicut)
eantinet ratio hat Ap. das wottiq 6 rralaiog loyog übersetzt. Im
Uebrigen brauchen wir nur der Leseart des F (nicht der Voss.) zu
folgen, nnd so heisst die ApoleianLscheüebersetznng der Platonischen
Worte, mit denen der Verfasser sein Buch über die Welt effectvoll
geschlossen hat: deu9 namque, retus, inquit, sicut ^'^)Continrt ratio,
principia et fines et media rerum omnium penetrat atque ülustrat
et curru volucri superfertur, eundem deum uUrix necessitas sem-
per et ubique comitaiur, eorum qui a sarra lege discesserint vindex
futura, quam faciet tue ^^) mitificam, qui statim a tenero et ipsis
ineunahulis intellexit, eztimnit eique se totum dedit alque permisit.
Graz, im Joli 1873. AI. Goldbacher.
•^ F and f $ieut uetui inquü.
••) F iUi.
ji. Foumitr, Zar Kritik Am JobonnM Vietorienais.
Zur Kritik des Johannes Vieto
711
^^^^" Wer sich heote äbsr österreichische Gleachichte des spätere«
Mittelülters anterrichteu will, m ernst mit veiner Absicht meint
and zu den Quellen zurückgeht, findet diese meist in einem der
gei;euwärttgen historischen Forscbuug kaum genügenden Zustande.
' Wir lesen beispielsweise Ottukar'a lieimchrouik, das Qeachichtshudi
<l«s Gregur Hagen u. a. beute noch in den Pez'schen FoÜELuteD, die
Chronik des Abtes von EOnigssaal bei Dobner und allein die Kloster-
&Duulen, von Wattenbach ediert, in den Monumeota (lermaniae.
Forecht man danu nach der Kritik der Quellen, jener FnUrerin hei
ihrer Benatzang, so Ist auch da erat durch Lorenz' Buch üben die
GescLichtsquelleu Deutschlands im späteren Mittelalter der erste
Schritt getlian, Licht und Ordnung in die Sache gebracht und der
I Specialfurschnng das weite Feld gewiesen worden, auf dem sie frucht-
I bringend thätig sein kann. Auch die bedeutendste Quelle sQdost-
f deutscher Geschichte im 14. Jahrhundert, die Chronik des Abtes
I Johann »on Victring, macht keine Ausnahme. Bölimer's Editiitn
derselben im ersten Bande seiner Fontes ii-rum tiermanicarw» ist
keine genügende nnd der Kritik bleibt noch viel i\x tliun übrig. I>ie-
' sem Werke hut in neuester Zeit Herr Dr. Mahrenholtx seine Thätig-
koit gewidmet uud [n dem jüngsten Hefte der „Forschungen", an
einem Orte also, wo das Beste zu finden nicht auffällig ist, eine Ab-
handlung „über Johann von Victring als Historiker" veröffentlicht,
, mit der er — so äussert er sich — für diesen einen bedeutendsten
Autor jener Zeit dasselbe gethan haben will, was Potthast in der
Einleitung za seiner voriöglichen Ausgabe ftlr den andern . Ueiorich
I von Hervord geleistet hat. Schon die Bedeutung, welche wir dem
! Gegenstände der Arbeit einräumen müssen, macht es uns tav Pdicht,
diese selbst näher in 's Auge zu fassen.
, Was Böhmei- und Lorenz über die handschriftlichen Verhält-
nisse der Chi'onik niitgotheilt haben, lässt nothwendig ei'scheinen.
dusB eine kritische Arbeit über dieselbe sich nur auf der Basis einer
eingehenden Untersuchung des Autographmanu Scripts iCudex Mu-
nac. 22107) erhebe. Dieser nur in wohl berechtigten Aufforderung
bat sich Herr Hahreuholtz verschlussen und seine eingebende Arbeit .
bloss anf Grundlage des gedruckten Materials vorgenommen, wa» ge-
wisa sehr und umsomehr zu bedauern ist. da die Resultate im besten
Falle nur dazu dienen kAnnen. eine wahrhafte Erforschung des Ge-
genstandes einigermassen zu unterstützen.
Nur znt>ien wichtigen Puiicton will der Verfasser Beachtung
schenken: „den Quellen und ihrer Benutzung" im erst«n uud — wie
er «s nennt — dem „allgemeinen Standpnnct" des Chronisten in
einem zweiten Theile seines Aufsatzes.
*) Dl. it. Mahcenholtt, Heber Johun von Victring ati Hitt«rilup
(Funchnngcii i. dvutMbvn Uevobichtc, 1873, 3. Heft. S. MU— 57^
718 Ä. Fournier, Zur Kritik des Johannes Victorienais.
Für den ersten Zweck hat Johann von Yictring selbst der
Kritik den Weg vorgezeichnet, wenn er als seine Quellen ganz all-
gemein die Bücher der Oeschichtschreiber, die Mittheilungen von
'Aügeii2Eetigen und glaubwürdigen Personen und seine eigene Erfah-
miig nennt. Auch Herr Mahrenholtz hat sich auf diesem Wege auf
die Suctie gemacht und als Hauptquelle des Johannes mit Anderen
die Reimchronik des steirischen Ottokar gefunden. Kor
erklärt er die Unterschiede Beider im Allgemeinen f&r grösser und
l&sst die feste Absicht durchblicken, in diesem Puncte zu anderen
Bedultaten gelangen zu wollen, als Böhmer und Lorenz. Schon der
Zweck beider Geschichtsbücher sei ein verschiedener und der der
Eeimchronik lediglich „rhetorische Schilderung, angenehme Unter-
haltung, nicht eigentlich historische Belehrung" (S. 537). Es war
ein Versehen, das den Verfasser, diese Ansicht zu belegen, einige
Verse Ottokai''s citieren liess, die sein Kaiserbuch, nicht aber seine
Chronik angehen; über die Entstehung dieser spricht sich der Beim-
chröttiät in einem ganz anderen Sinne aus :
„Do ward ich gepeten,
Von den die lieb heten,
Zu wizzen die Mar,
Waz hie geschehen wer,
Naben und weiten,
Seyt Chayser Fridreichs Zeyten . . .
Da wart mir gedrott,
Pelib es verswigen.
Ich würd gezigen
Ich wer unversunnen^
und Gervinus hat den steirischen Ritter gewiss richtiger beurtheilt
wenn er sagt, dass in seinem Werke Alles auf die Zwecke der
Geschichte hinausgehe und nur Schade sei, dass er keine Prosa
vorgefunden habe. — Den Unterschied der Beiden bezüglich ihrer
religiösen Stellung zu betonen, war nicht nöthig, was aber den-
jenigen ihrer politischen Richtungen angeht, so kann doch daraus,
dass Johann von Victring z. B. die Nachricht, König Adolph habe
im Solde Englands gestanden, nicht wie Ottokar mit missbilligenden
Aeusserungen begleitet, keinesfalls geschlossen werden, dass er ihm
jene Nachricht überhaupt nicht verdanke. Gleich hier rächt es sich,
dass Herr Mahrenholtz die Handschrift Johannas ignorierte ; er h&tte
in dem autographen Entwurf finden können, dass auch unser Autor
für den Tod Conradins dem Papste die Schuld beimisst, dass, was
die Politik von Mainz bei der Wahl Adolph *s angeht, von ihm genau
nach der Reimchronik (c. 501) berichtet wird, dass auch bezüglich
Hei^rich's von Admont das Urtheil des Victringer Abtes dem des
Reimchronisten gleicht, dass wie dieser, so auch Johann dem König
Ottokar Bestechung des Papstes und die Vergiftung seiner Gemahlin
zur Lastlegt, und dass hier wie dortdas Wunder beider Belagerungf von
A, i'Vmmfer, Zur Kritik des Johannes Victoriensis. 719
Acre und Manfred*s Todsagong Gonradin*s fehlen. Dass Rudolph von
fiab^org den Ottokar jroii Bdlrmen in der Schlatiht getbätöt habe,
«teht nicht in der BeiiRhronik und konnte von Johakin atibh nicht
daraus entlehnt werden.
Nnn Yergleioht 'Herr Mahrenholtz beide Quellen mehr im De-
tail ; zunächst f&r die Zeit des Interregnums. Hier nun, gerade fftr
eine Periode, der Johann Ton Victring am fernsten stand, soll seine
Atahangigkeit von dem srteivischen Ottokar, so tnll es Herr Mahren-
holtz, eine auffallend geringe sein, w&hrend man doch eben hier das
Gegentheil vermuthet. Die Sache ist aber nicht so schlimm. Der
Verfasser findet den Tod Friedrich*s des Streitbaren und die Umstände
desselben nicht in der ReimchTbnik, wol aber im Johannes Victorien-
sis, und nimmt nun eine andere unbekannte Quelle an, wo ihm doch
ein einziger tieferer Blick in das Werk des steirischen Bitters Verse
gezeigt hätte, die die Quelle leicht errathen lassen. Da heisst es S. 23 :
^ch han es oben gesait,
Wie emnstlich der Kajser Klait
Den l/türsten ams Osterreich*.
Was ist nun dieses „oben*'? S. 24 die Antwort, wo der Beimchronist
sagt, wer wissen will, wie lange Kaiser Friedrich II. den streitbaren
Herzog Qberlebt habe,
^Der yindt dez Ziel unbetrogen
Oben, als ich mich sein verstan
An dem Fach, da ichs geschribeu han;
Ich wen, er lebt forbar
Nach im wol funff Jar* ;
und in der That steht im Entwurf der Chronik Johannas 1251 als
das Todesjahr Friedrich*», eine Zahl, die erst dem Einfluss des
Mariinus Polonus, von dem Herr Mahrenholtz freilich nichts wissen
will, gewichen ist. Im Kaiserbuch also haben diese Dinge ge-
standen; dorther wird Johann von Victring sie geholt haben.
Ebenso wahrscheinlich die genealogischen Notizen; denn Ottokar
sagt z. B. von den beiden Söhnen der Margaretha und König Hein-
rich's :
„von dez sam
Sy zwen schon Suue trug,
der ich auch eedez gewuch.*'
Später einmal flüchtet sich der Verfasser zum Kaiserbnch, wo es nicht
eben nötbig ist, hier hat er dasselbe als Quelle fQr den Victringer Abt
übersehen. — Und nun zu den verschiedenen unterscheidenden Din-
gen, die, nach Mahrenholtz, für diese Periode Johann von Ottokar
trennen sollen. Nach der Beimchronik, sagt der Verfasser, sind es
nur die Herren von Liechtenstein und Offenberg, die des üngarkönigs
Qeld verschmähen, nach Johann auch noch die von Ehrenfels. Aber
auch diese nennt die Beimchronik und zwar in Verbindung mit den
beiden anderen als Anhänger Phüipp's von Salzbai^(c. 21), wobei zwar
7M A. Fimrmer, Zar Kritik des Johuiiies Vietorieaui.
TOD einem Yenehen Johanns, niemals aber Ton einer andern Qodle die
Bede sein kann. Weiter soll, nach des Yernssers Meinong^, die Beim-
fhronik nichts davon enthalten, dass König 6& Ton Ungarn den An-
sprächen Philipp*8 von Salzburg auf einige Lehen im Ennsthale —
dieses and nicht das Etschthal ist die vallis Änasi — entgegen-
getreten sei ; and doch berichtet Ottokar im Cap. 21 Tom Ennsthal nnd
läset im Folgenden den Erzbischof Philipp dem König Ottokar klagen,
,deD gewalt.
Den jrm der kunig Wehui
Hie ze Stejr het getan,
Wann er het jme genomen,
Waz ie waz an cbomen
Von Herczog Fridreichen,
Wann jm ledichleicben
An geYallen wer*.
Ueber König Ottokar^s Benehmen gegen seine Gemahlin Margaretha
ist schon früher das Nöthige gesagt worden. Als besonders anter-
scheidend führt Herr Mahrenholtz an, der Beimchronik fehle die Notiz,
dass Herzog Philipp von K&mten, nachdem er sich nach Krems zurück-
gezogen, noch nach Forum Julii gegangen sei. Ganz erstaunlich!
Bei Böhmer FF. 1. p. 298 erzählt nämlich Johannes: ^Otokarus , .
tUrasque terras (Kärnten und Krain) sibi subiecit, quia nemo resi"
stere potuU ; Phüippus videns se minorem resignavit omnia . . et in
Kremsam civitatem Austrie commigrarit, Ef privilegio de ducatu
Karinthie misso in Bohemiam ipse Forum Julii introivit etc.'*
Wer, Herr Mahrenholtz ausgenommen, versteht wol unter demjenigen,
der in das Gebiet von Forum Julii einmarschiert, einen andern als
den König Ottokar? Ja selbst der Verfasser müsste aus Johannes
Victoriensis (FF. 1. p. 314) wissen, dass Herzog Philipp in Krems
seine Tage beschloss. Ob er etwa noch als ruheloser Geist von da
nach Wälschland einen Ausflug machte, wird vom Chi'onisten nicht
berichtet. Damit mir aber Herr Mahrenholtz die Sache glaube, sei
ihm verrathen, dass im Entwurf des ersten Buches (Cod. Monac.
f* 50 b marg.; der streitige Satz wirklich mit .^Otakarus autem
priviUgio de ducatu . . .** eingeleitet wird. — Einen weiteren Un-
terschied der beiden Quellen findet der Verfasser darin, dass Johann
von Victring den Erzbiscbof Ladislaus von Salzburg auf einer Beise
nach Polen sterben lässt, während er nach Ottokar auf der Heimfahrt
von Bom den Tod gefunden haben soll. Deutlich genug liest man
aber im Cap. 71 der Beimchronik:
„Wann er (Ladislans) fnr von dan
Gericht gegen Pol an;
Wann da die Frewnt erfanden,
daz er wolt han gestellt
Seinem Gotshaws sain Eribtail . . .
Wann ym ain Gift ward gegeben,
Davon er verloz daz leben**.
A. Foumier, Zur Kritik des Johannes Vicioriensis.
721
Diese Stelle hat der Verfasser gar nicht gekannt und sich auf eine
andere des Cap. 297 (nicht 97) gestützt, wo von der Erhebung der
Gebeine des hl. Virgil gesprochen wird, und dass Ladislaus seinerzeit
in Born dazu die Erlaubniss erhalten habe;
„Da chert er so ze stet
Gregen Salczpurg herwider.
Nu chom ez also sider,
Daz ym dez Lebens zuran
E daz er dez stat gewan^.
Der letzte Vers war offenbar der Verführer, wobei immerhin merk-
würdig bleibt, dass Herr Mahrenholtz nicht wissen sollte, dass „sider^
„später" oder „nachher" heisst. — So bleibt denn von der langen
Reihe von Argumenten für die Unabhängigkeit Johannas nur ein ein-
ziges richtiges übrig, dass nämlich Herzog Ulrich von Kärnten nach
der Beimchronik in Aquileia, nach unserem Autor in Cividfiile begra-
ben liege. Hier, meine ich, hat dieser seine Quelle nach der Mittheilung
eines intimen Freundes, des Patiiarchen Berthrand von Aquileia,
berichtigen können. — Nach alledem werden wir dem Verfasser, der,
gestützt auf falsche Prämissen, zu dem Schlüsse gekommen ist, ,,dass
dem Abt von Victring selbst für die österreichischen Verhältnisse, in
denen doch Ottokar am ausführlichsten ist, manche ergänzende und
abweichende Berichte zugänglich gewesen sind" unsere Zustimmung
versagen müssen und als richtig nur erkennen, was das Nat'ürliche
ist, dass nämlich fQr jene frühe Periode Johann von Victring sich
enger als für alle Folgenden an den Beimchronisten angelehnt hat.
Besonders deutliche Beweise für seine Behauptung über die
geringe Abhängigkeit des Johannes will der Verfasser in den Nach-
richten über die auswärtigen Verhältnisse jener Zeit gefunden haben ;
und doch ist unser Chronist, als er sein Werk entwarf, auch was
diese Dinge betrifft, ganz dem Berichte des steirischen Bitters ge-
folgt. Es fehlt nämlich in dem Entwürfe von der Hand des Ver-
fassers jede Andeutung über die Ermordung Wilhelm's von Holland
durch die Friesen, die Gründung von Königsberg, die Gefangennahme
Albert's von Görz , die drei Canonisirungen, die Gründung Manfre-
donias, der Kampf Manfred's gegen die Lucchesen, ebenso wie in der
Beimchronik. Alle diese Notizen wurden vom Chronisten nachträg-
lich in sein Werk aufgenommen. Woher? Herr Mahrenholtz nennt
sie „selbständige Erzählungen". Das sind sie nicht, und nur des
Verfassers Abneigung gegen den Martin von Troppau hielt ihn ab,
sich über ihre Herkunft ein richtiges Urtheil zu bilden. Es steht
nämlich so um die Sache :
Mart. Pol. SS. XXII, p. 471:
Wilhelmus comes Hollandie . .
eligitur . . post parvum tempus a
Frisonibus occiditnr.
Job. Vict. PF. I, p. 285:
Wilhelmus rez Frisiam dis-
posuit sabiugare . . Qai egressi
regem interficiont.
Z«tuohrirtr.d.dtt«rr.ayaia. 18TI. IX. n. X. fltft«
tö
7»
A. Fowmier, Znr Kritik des Johannes T^etoriensis.
SS. XXII, p. 439:
Hie (sc. In DOC 17) Logdan i
canonizant S. £mandafn confes-
sorem, Cantnariensem archiepisoo-
pnm. Ipse etiam canonizarit Pe-
rnsii beatam Petrum ordinis Pre-
dicatorum, etiam S. Stanislanra
Asisii CracoTiensem episeopam.
SS. XXU, p. 473:
Anno domini 1259 . . Senen-
ses freti auxilio domni Manfredi
tnnc regis Sjcilie ipsis ad bellnm
obTiam exivissent, Florentini et
Lacani fraude suomm sunt cii-
cnmventi. Nam in inchoacione con-
flictns, qai primi et precipni inter
Florentinos erant ad bestes acce-
dentes, in suos com Senensibns
sunt quam plurimum debacbatL
Dicuntur aatem de Florentinis et
Lncanis tanc inter mortaos et cap-
ti?os plas quam sex roillia bomi- '
nnm'comiisse.
Umgekehrt ist z. B. die Vergiftong des Staufers Conrad nicht
allein ans der Reimchronik geschöpft, wie der Verfasser annimmt;
dieser entlehnt Johann v. Victring nnr die Zahl 1253 and die zehn
Aufgeknüpften, das übrige hat er ans Martin von Troppan. Man
vergleiche
FF. I, p. 285:
Eüc (sc. Innoc. lY) canoniiar
vit S. Edinandnni archiepisoopam
Canthnariensem, Petmm nuutjrem
de ordinePredicatoram, Stanizlanm
Krakoriensem episcopnm et mar-
tjrem, ani ecclesiam trinmphan-
tem letincant etc.
FF. I, p. 291:
(1259) Hoc etiam anno Mein-
fredas rex Sjcilie in adintorinm
Senensibns venit contra Florenti-
nos et Lncanos. Et Florentinis
fidem non servautibus sae parti et
declinantibos ploribus ad Senen-
ses sex milia bominnm Lncanoram
atqne Florentinomm in prelio
snnt prostrata.
Mart Pol. SS. XXII, p. 472.
Anno domini 1251 Conradns
rex, filias Friderid, nt mortno
patre Sjcilie regnam susciperet,
per mare in Apuliam deve-
nit et capta Neapoli mnros
illins fnnditns destrnxit Sed
com sequenti anno introitos sni in
Apuliam infirmari cepisset,
cljstcre quod a medicis iu-
dicabatnr fieri ad salutem veneno
mixto intnlit sibi mortem
Job. Vict. FF. I, p. 286.
Hoc anno scilicet 1253 rex
Chnnradas na?ifl[io Tenit in
A p a 1 i a m , et Meinfredo cum par-
tibus imperalibos adiavante Nea-
polim obsedit, mnros per
circnitnm depo8nit,decempo-
tiores sospendit et mox ad alia se
convertit . . 1254 . . Eodem anno
rex ChuDrados reversus in Ale-
manniam grariter infirm atur
et per artificinm cljsteris
veneno a medicis per fraudn-
lenciam i m m is s o risceribas ntam
cum regno in SwcTorum partibns
terminavit.
Zur Begierungszeit Budolph*s von Habsburg übergehend findet
Herr Mahrenholtz für diese Periode die Abhängigkeit Johannas von
Ottokar viel grösser als er erwartete. Hat aber nichts eiligeres
zu thnn als, wie um sich selbst zu widerlegen, eine lange Beihe von
unterscheidenden Dingen anzuführen, mit denen es, als geschehe es
dem Verfasser zum Trotz, hier einmal seine Bichtigkeit hat. Bis
auf einen kaum verzeihlichen Lapsus. Herr Mahrenholtz produdert
w
A. Foumier, Zar Kritik des Jolmnnea Viotori^nsiiä.
788
aämlich (S. 544) Folgendes: „Die Expedition (Rudolph'«) gegen
Saroyen 1383 wird zwar jniÄnschluijB an die Beimchronik bericbtet,
doch fügt Johann tod Victring die Eroberung ton Verona hinzu."
Verona! Und unser Abt nennt doch den Ort, um den es sich hau-
delt, deatlic)) genag „in montibus Hurgundtam contingevlibus
posita civitfts", Oder sollte IleiT Muhrenholtz nicht wissen, dass
Rudolph Ton Habahiirg niemala in Verona gowoaeu, zum Zweiten
' nicht wissen, dass dereelbe Ki^nigKU jener Zeit gegen Üorn im Felde
lag und drittens nicht wissen, dass besagte Stadt Bern in den Quel-
len des Mittelalters Berona, Verena und beim Johannes Victoriensis
auch Verona heisst? Nun steht aber die Fehde gegen Be* in dai'
Reimchromk ebenso, wie bei nnserom Chronisten. Noch sei hier be-
merkt, dass die Notiz von den griechischen Kirchen fnrsten auf dem
l'.voner Concil aus Martinas Polonus stammt, dass auch der Reim-
Chronist (Cap. 201) eine Beschreibung der Feierlicbkeiteo und Ge-
bräuche bei der Inthronisation Meinhard's in Kärnten liefert, daas
Iaher Abt Johann seine Schilderung wol kaum dieser Quelle ent-
lehnt hat,
Zur CoUation der beiden Quellen fflr die Zeit Adolph's und
Älbreeht's nur einige Bemerkungen zur Eichtigstellung. Seite 547
, verkündetder Verfasser, es sei nach der Reimchronik zwischen Nassau
1 und Brabant eine Heirath geschlossen worden. Das nicht; wol aber
1 zwischen Luxemburg und Brabant; ea ist Heinrich, der spätere Kaiser,
^^^^^ Margaretba heimführt :
^^B| .Der von Prabant ain Tochter bat,
^^^^ft Die gab er elekben
^^^H»' Vüu Luczelburg Grafen Heinrichen"
(c. 537 nicht 447|. -
Der Verratb eines Geistlichen, der Friesach in die Hände des
Feindes liefert, ist nicht Eigentbum Jobann's von Victring; nach
der Reimchronik (c, 560) erscheint der „Vicztumb des Ootshaws"
in derselben Rolle. — Von „kirchlichen Handlungen" KOnig Bu-
dulph's von Böhmen, gar von einer Klostei^rQndung, ist im Jo-
hannes Victoriensis nirgends die Bede, und verweist Herr Hahren-
holtz auf eine bestimmte Stelle (FF. I. p. 353), so ist da doch nichts
anderes zn finden als: „Rudolfus . . ultimum diem clausit . . Se-
licta eius . . . parta sui dolalicii in usus ecclesiarwn iilquf
pauperum misericorditer dispemavit. Noi*i«iiime monastfrium
sanctimonialium extra portam urbi» Brünnensis constntxit. in
quo dei srrvUio se ipnam ronstrinxit." Knm, es ist nicht Ru-
dolph, sondern seine Witwe, die Königin Elisubotb, welche 1.H23 das
Nonnenkloster Maria-Saal in AltbrQnn stiftet und daselbst 1335
stirbt; eine Zeit, in der der Reimchroniat wol kaum mehr den Ge-
schehnissen des Tages seine Aufmerksamkeit geschenkt hat.
Am Schlosse seiner Vergleichung zählt der Verfasser noch
mehrere 8t('Ilr\n anf. die fBr die ersten Jahre Heinrich 's VH., Mm"
48-
724 A^ FiA/tmier, Zur Kritik des Johannes Victoriensis.
ebeu die Reimchrouik reicht, von Johann aus ihr entlehnt sind. Das
will aber Herr Mahrenholtz nicht glauben und beruft sich dabei auf
Böhmer (FF. I. p. XXVIII). Mit Unrecht. Böhmer sagt nirgends,
dass Johann von Victring die Reimchronik nicht bis zu Ende benutzt
habe, sondern er bemerkt ausdrücklich : „In der zweiten Hälfte von
1308 an, um welche Zeit Ottokar endet, ist er eigenthüm-
lich" ; und wenn Herr Mahrenholtz sich dabei auf die Jahreszahl
steift, über welche Ottokar allerdings noch hinausgeht, so ist doch
ftir jeden Unbefangenen gewiss, dass Böhmer damit nur annähe-
rungsweise das Ende der steirichen Eeimchronik bezeichnen wollte.
An einer Kette falscher Argumente ist der Verfasser über das
Verhältniss Johann's zur Reimchronik zu Resultaten gelangt, die wir
nothwendig abweisen müssen. Es ist für's Erste unrichtig, dass für
die Zeit von 1250 — 1273 Johann von Victring selbständige Nach-
richten hat und sich nicht ganz enge an die Reimchronik anschliesst,
einige kleine Notizen ausgenommen, deren Urspnmg nachweisbar
ist; es ist zum Andern nicht richtig, dass für die Regierungsperiode
Rudolph's von Habsbui'g die Abhängigkeit unseres Chronisten von
seiner Quelle eine auffallende genaunt werden könne, und Böhmer's
Urtheil, dass hier die Chronik Johann's selbständige Notizen zu brin-
gen anfängt, vollkommen gerechtfertigt ; endlich ist es irrig wenn
Herr Mahrenholtz behauptet, die Reimchionik habe schon für die
Zeit Adolph's und Albrecht's aufgehört dem Victringer Abte haupt-
sächliche Quelle zu sein und dieser habe für die ersten Jahre Hein-
rieh's VII. gar nicht mehr aus ihi- geschöpft.
So viel über die Beziehungen des Johannes Victoriensis zum
Reimchronisten. — Hen* Mahrenholtz sucht die anderen Quellen.
Bei dem ersten Capitel der Chronik Johann's, welches über die
Zeit Kaiser Friedrich'sIL berichtet, ist an eine Benutzung der Reim-
Chronik nicht zu denken. „Welche Quelle*', fragt sich der Verfasser,'
„mag er bei dieser Uebersicht benutzt haben? Allerdings'', fahrt
er fort, „ist die ganze Darstellung so allgemein gehalten, dass
er beinahe aus einer Quelle so gut wie ans der andern geschöpft
haben kann. Indessen gibt es doch Anhaltspuncte, die vielleicht zur
Lösung der Frage führen. Zunächst finden sich auffallende Ueber-
einstimmungen mit einigen Annalen, die freilich mehr irre zu leiten,
als zum Ziele zu führen scheinen'*. Und kühn vertraut sich der
V^erfasser den Leitsternen an , die ihn auf Irrwegen zur Lösung der
Frage führen sollen, rasch erhebt sich sein Geist über Baum und
Zeit und produciert, wenngleich nicht ohne Zagen und nicht ohne
selbst die Sache unwahrscheinlich zu linden, — die Pegauer An-
nalen, die des Reiner von Lüttich und die Annales Staden-
s es als Quellen des Kärntner Geschichtschreibers. Aus Wattenbach
weiss Herr Mahrenholtz, dass die Pegauer Annalen den Martin von
Troppau benutzt haben, und nun sollte man meinen, er habe diesen
Scriptor im 22. Bande der „Monumenta" nachgeschlagen, dort in der
trefflichen Einleitung Wpiland*s unter den Benutzern desselben den
Ä. Fournieff Zur Kritik des Johannes Victoriensis. 725
Johannes Victoriensis angeführt gefunden and sei ^o zum Bichtigen
gelangt. Nein! „Zwischen Martin von Troppan und Johann von
Victring lässt sich keine nähere Beziehung auffinden** (S. 554 n. 1).
Schon oben habe ich die Unrichtigkeit dieses Satzes nachweisen kön-
nen; hier will ich nur bemerken, dass Johannes Victoriensis den An-
fang seines Werkes nicht aus den Pegauer Annalen, die Erzählung
von der Excommunicatiou Friedrich's II. auf keinen Fall aus den An-
nales Keinen und die Notiz von der Gefangennahme der Cardinäle
durchaus nicht aus dem Annalisten von Stude, sondem alle diese
Dinge ausdemMartinusPolonus (SS.XXII, 437. 471 f) geschöpft hat.
Herr Mahrenholtz traut aber seinen drei Annalen selbst nicht
recht und verfällt auf eine verlorene Quelle, Ottokar *s Kaiser-
buch, dem er nun Alles in die Schuhe schiebt, was er leicht im
Martinus gefunden hätte. Es steht nämlich die Notiz, Schiffe der
Stadt Pisa hätten die Cardinäle gefangen genommen, „die so recht
nach Ottokar's Herzen gewesen sein muss'S in SS. XXII, 471,
die Nachricht von der durch denPabst und seine Procession bewirk-
ten Sinnesändei-ung der Römer, „eine Erzählung, die Ottokar gewiss
mit allem rhetorischen Pomp ausgeschmückt hat'S in SS. XXII. 439,
und die Geschichte vom Juden zu Toledo, bei der der Herr Verfasser
bemerkt, ,,wie solche Wundergeschichten in fernen Landen dem Ge-
schmackeOttokar's nicht fi'emd sind'', in SS. XXII, 472. — Benutzung
des Kaiserbuches werden wir also nur fßr einzelne genealogische
Notizen, für das günstige Üi-theil über König Friedrich II. und weni-
ges Andere annehmen können.
,«£ine auffallende Uebereinstimmung zeigt sich noch bei späte-
rer Gelegenheit zwischen Johann von Victring und Johann von
Win t erthur^'. Und Beweis dafüi* soll nach Mahrenholtz die in
beiden Quellen berichtete Versöhnung zwischen Otto von Oesterreich
und Ludwig dem Baier sein. (FF. I. p. 409.) Diese Stelle kann
aber gar nichts beweisen, auch ist sie Wyss, dem vorzüglichen Edi-
tor des Vitoduran, gar nicht aufgefallen, denn beide Berichterstatter
konnten um diese Thatsache wol wissen, ohne von einander abzu-
hängen. Herr Mahrenholtz hätte viel giltigere Beweise für eine Be-
nutzung des Einen durch den Andern beibringen können : die Er-
zählung von den Heuschrecken (Job. Vict. p. 430, Vitoduran ed.
Wyss p. 136), von den Tartaren (Job. Vict. p. 438 f, Vitoduran
p. 163), von dem Morde bei Worms (Joh. Vict. p. 448, Vitoduran
p. 182), und Wyss hat es doch so leicht gemacht, diese Stellen auf-
zufinden.— Einhard und Otto von Freising ergaben sich
aus Johannes Victoriensis selbst; doch kann noch anderweit nach-
gewiesen worden, dass er des Letztei-on „Chronicon** benutzte. —
Damit und mit einer kurzen Bemerkung über die Classiker dos Alter-
thums und einzelne Kirchenschriftsteller des Mittelalters, die Johann
von Victring so gerne citiert, schliesst Herr Mahrenholtz seine Aus-
einandersetzung über die schriftlichen Quellen, aus denen jener
geschOpic.
720 Ä. Foumier, Zur Kritik des Johannes Victoriensis.
Neben diesen verdankt unser Chronist seine Nachrichten auch
noch denen, „qul f actis presentialiter affuerunt vel per reUUionem
veridicam didicerunt''\ und unterscheidet damit zwischen münd-
lichen Berichten von Augenzeugen und glaubwürdigen Relationen
aus zweiter Hand. Herr Mahrenholtz aber meint (S. 559), die eben
angefahrte Stelle auch auf die Actenstücke, die Johann an einigen
Stellen citiert, beziehen zu müssen. ,,Jene Actenstücke waren ihm
eine solche ,r elatio veridica\ andere kannten diese aus eige-
nem Einblick und theilten ihren Inhalt ihm mit/' (!) Ohne über
diese Auslegung mit dem Verfasser zu rechten, will ich nur bemer-
ken, dass nicht für die ,, Bestattung'' Friedrich's IL sich Johann von
Victring auf die Decretalen Bonifaz' VIII. beruft, sintemal „(icpo-
sitio'* zu deutsch „Absetzung** heisst; dass unser Abt nicht für die
Antwort, die Heinrich von Luxemburg dem Pabste gegeben, die Cle-
mentinen zu Zeugen aufruft, sondern blos dafor jyquantutn sttper
hec papa indignatusfuerit et quantum sibi displicuerit et qualUer
improbaverit quedam de iureiurando (FF. I. p. 374) ; und.dass Jo-
hann das Decret Benedictes XII. über den Zustand der Seele nach
dem Tode selbst in seine Chronik aufgenommen, es mit eigener
Hand im Index verzeichnet, somit auch gekannt hat. Aus jener
Stelle des Chronisten über seine Gewährsmänner werden wir aber
nur herauslesen, was darin steht.
Sich selbst nennt Johann von Victring den Caplan Herzog
Albrecht's II. Er wird in dieser Stellung am Wiener Hofe manches
erlebt und Gelegenheit genug gefunden haben, mit angesehenen und
einflussreichen Personen, die für ihn ebenso viele treue Berichter-
statter waren, zu verkehren. Herr Mahrenholtz aber, der es ver-
säumt, über die Lebensgeschiclite Johannas auch nur ein Wort zu ver-
lieren, hat dieses wichtige Moment übersehen. Nach seiner Dar-
stellung scheint es, als stelle er sich unsern Oeschichtschreiber vor
wie Einen, der aus seiner Zelle nie hinauskam und der seine Nach-
richten nur Jenen verdankt, die zufällig ihi* Weg am monasterium
S. Mariat zu Victring vorbeigefühi-t. Es ist nur eine Consequenz
dieser engen Auffassung, dass Herr Mahrenholtz den Abt einzig über
seine Sendung nach Linz als Augenzeugen berichten lässt und ihm
höchstens noch die Autopsie des Grabmals Meinhard*s und der Heu-
schrecken des Jahres 1338 zugesteht. Auch ist in Folge dessen,
was die unmittelbaren Berichterstatter betrifft;, der Verfasser rigoros,
viel mehr als Böhmer. Nur Diejenigen lässt er als solche gelten,
die Johann nennt und für jenvi Dinge, für welche sich der Chronist
auf sie beruft, unbekümmert darum, dass Johann im Gespräch mit
all den Leuten wol mehr als nur je eine einzige Thatsache erfahren
haben wird, dass derselbe aber, wie aus einigen Noten bei Böhmer
zu ersehen, seine Gewährsmänner gerne verschweigt, ja selbst ihi*e
Namon ausstreicht, und dass nach seiner (des Herrn Mahrenholtz)
Theorie von der ganzen Chronik, die in ihrem 2. Theile bloss auf der
eigenen Erfahrung und den Mittheilungen Anderer beruht, kaum ein
A. Foumier, Zar Kritik ?on Johannes Victoriensis. 727
Dutzend beglaubigter Notizen übrig bliebe. Und wenn das noch
ohne Verstösse abgienge. Aber da will z. B. Herr Mahrenholtz in
unserer Chronik, bei Böhmer p. 378, ,,die Angabe des Matthäus
von Brixen" gefunden haben, „dass die Gemahlin Heinrich's (Vn.)
aus sich selbst einen Teufel ausgetrieben''. Wer sollte es glauben,
dass hier der Verfasser jene Notiz, bei Böhmer p. 372, meint, nach
welcher die genannte hohe Dame fftante devotionis et sanctitatis*'
den Teufel beileibe nicht aus sich , sondein aus einer alten mailän-
dischen Hexe hinausklopft, wie nicht der Brixener, sondern der
Trienter Bischof Heinnch nnserm Autor erzählt hat.
Derartiges passiert dem Verfasser nicht eben selten. So eta-
bliert er in Elagenfurt, Admont und Grörz Episcopate, macht unsern
Autor und jenen bekannten Abt Heinrich zuBischöfen an den beiden
erstgenannten Orten (S. 538 f.) und lässt den ^.episcopus Gurcen-
sis** hartnäckig, nicht etwa in Gurk, sondern in Görz seinen Sitz
nehmen (S. 562 f.) ; so sieht er in Ulrich von Liechtenstein nicht
allein den Heirn des steirischen Reimchronisten, sondern auch einen
Theilnehmer an der Schlacht auf dem Marchfelde u. s. w., von der
Feindschaft, in der der HeiT Verfasser mit einer Karte der österrei-
chischen Länder lebt, gar nicht zu reden.
Nun noch ein Wort über den zweiten Theil seiner Abhand-
lung, den „allgemeinen Standpunct'^ des Johannes Victorien-
sis. Ein religiös-politisches Charakterbild will Herr Mahrenholtz
entwerfen und trägt Alles zusammen , um Nichts zu gewinnen. Er
polemisiert gegen Jene, welche in Johann „nur einen Advocaten des
Hauses Habsburg, einen Vertheidiger kirchlicher Ansprüche'^ sehen
(S. 565), und man weiss nicht, wer seine Gegner eigentlich sind; er
wirft dem Chronisten Wunder- und Teufelsglauben vor und vergisst,
dass Jener volle zwei Jahrhunderte vor Luther lebte ; er tadelt Jo-
hannas Mangel an nationaler Gesinnung und seine Haltung Bom ge-
genüber und übersieht, dass derselbe eine Vertrauensstellung am
Hofe der Habsburger inne hatte und nicht Minorlt war, sondern
Cisterziensermönch ; er legt dem Victringer Abt „alberne Empfin-
dungen'* und „Verrenkungen des wahren Sachverhalts" (S. 570) zur
Last, und kann doch nicht umhin, dessen Werk ,, eines der sorgfäl-
tigsten, zuverlässigsten und werthvoUsten, die wir aus jener Zeit
besitzen'', zu nennen. Und das ist ein Urtheil, das schon lange
von Andern ausgesprochen wurde und das zu stärken oder zu min-
dern die Arbeit des Herrn Mahrenholtz bei ihren, wie wir glauben
nachgewiesenen, Schwächen wenig beigetragen hat.
Dr. August Foumier.
Zweite Abtheilung.
Literarische Anzeigen.
Der Stil des L. Apnleius. Ein Beitrag zur EenntDiss des so-
genannten afrikanischen Lateins von Heinrich Koziol. Professor
am Leopoldstadter C. B. n. 0. Gyronasinm in Wien. Wien. Drnck
und Verlag von Carl Gerold's Sohn 1872. S. VIll u. 351 Preis 6 fl.
Die kritischen Arbeiten über Apnleius, welche Herr Koziol bis-
her veröffentlicht hat (zur Kritik und Erklärung des Ap. Wien 1869;
zur Kritik und Erklärung der kleineren Schriften des Ap. Wien 1870
und 1872 und seine Anzeige der Eyssenhardtschen Ausgabe der
Metamorphosen in dieser Zeitschrift 1870, 2. und 3. Heft), haben
besonders in ihren Anmerkungen eine reiche Fülle von GoUectaneen
durchblicken lassen, die derselbe in umfassender Weise über die
Eigenthümlichkeiten des Apuleianischen Stiles sich angelegt hat.
Vorliegendes Buch hat uns die Früchte dieser Sammlung gebracht.
Eine ausführliche Darlegung der Apul.Diction war um so erwünschter,
als damit nicht nur die Diction eines einzelnen Autors in systema-
tischer Darstellung zur Anschauung gebracht wird, sondern das
Latein einer ganzen Provinz mit seinen theilweise durch die klima-
tischen Verhältnisse hervorgerufenen Auswüchsen an einem ganz
besonders hervorragenden Beispiele vor Augen tritt. Es ist , wie der
Titel sagt, ein Beitrag zur Kenntniss des s. g. afrikanischen Lateins.
Nennenswerthe Vorgänger waren in dieser Beziehung, wenn man von
den zahlreichen Bemerkungen in den Ausgaben, besonders in der
Hildebrandschen, und von allgemeinen Hilfsbüchem absieht, Dr. Otto
Erdmann (de L. Apulei Mad. elocutione. Programm des Gymnasiums
zu Stendal 1864) und H. Kretschmann (de latinitate L. Ap. Mad.
Regimonti 1865). Ersterer bringt nach einer allgemeinen Betrachtung
über die stilistische Verschiedenheit der einzelnen Schriften unseres
Autors und über dessen Diction überhaupt nur eine nach Classen
geordnete Aufzählung der bei Ap. allein vorkommenden Substantiva.
Adjectiva, Adverbia, Verba und Partikeln und ein Register jener
Worte, die Ap. der älteren lat. Literatur insbesondere aus Plautos
entlehnt habe. Der zweite Theil, welcher die Deminutiva, dann
die zwar aus der älteren Sprache entlehnten, aber auch in jüngerer
Zeit noch gebrauchten Worte und diejenigen , welche erst nach Ap.
w.
Kotuit. Jer Stil d» L Apuloius, an{r. ». -<• Oolähachtr, 780
sich wiederßtideD, esdlich was er iter Dichterspracht ontnommon bat,
behandeln sollte, ist iwar vereprocben. aber nicht erBchienen. Erd-
mann'e Programiaarbeit war eio recht dankeaswerther Anfang zur
IjöauDg dieser Aufgabe, and es wäre nnr in wänsohcn, ditas auch der
zweiteTheil nicht ansbliebe. Allein wennaach dieEQhnheit nndUenge
neuer . nft monströser Bildangcn, das Prunken mit alten . ausser Cars
gesetzten Wortformeii und der Zierat poetischer Ausdrücke, eo wie
die schon widerwärtige Tändelei mit einer Unzabi von DeminntiTen
vielfach anf Rechnantr des flheraprndelnden afrikanischen Feners zu
setzen ist, so zeigt sich doch die eigentliche s. g. Africitas ungleich
mehr in der Verbindnng der Worte nnd ihrer gegenseitigen Stellang,
in der Fügung der Sätze, d. h. mit einem Wortein der Syntax nnd hier
insbesondere in jenem Tboile der Sjntai den wir als Syntaxis ornaia
■m bezeichnen pflegen. Ein erdrückendei' Schwall von Worteu . unter
denen oft ein recht magerer Gedanke verborgen liegt, eine masslose
H&nfung von Synonymis, der aufTallendo Gebrauch von Abstractis und
tinbstanti vierten Adjertiven, gezierte Dmschrcihungen , endlich die
rythmische Compoaition nnd Figuren alier Art. besonders solche,
die rein äusserlich auf den blossen Schall berechnet sind, wie An-
nomination. Alliteration, Assonanz u, dgl., korz der ganze rhetorische
Flitt*r in verschwenderischer Fölle ohne Mass nnd Ziel vergeudet, das
ist so recht das Gepräge des heissen afrikanischen Blutes, an das
BUS fast jedes Capitel des Ap. unwillkürlich erinnert., wenn »uch da«
Quantum nicht in allen Schriften dasseltie ist, Dass Deutlichkeit nnd
Klarheit der Darstellung nnd die Reinheit der Sprache dabei wenig
BQcksicht erfahren , ist die nnausbleih liehe Folge einer so verkehrten
Bichtnng, im Gegentheile entsprechen gerade abiitruse Einkleidungen
der einfachsten Gedanken nnd durch ihre Seltenheit oder Neuheit
anffallend kQhne Fägungen so ganz diesem Haschen nach Effect.
Davon ist nun freilich bei Grdmann nichts zu finden. Einen beach-
tenswerthen Fortschritt haben wir in demSchriftchen von H, Kretsch-
niann, Znm leiicalischen Theile, der von S, 34 — 87 reicht, hat er
noch einen syntaktischen hinziigefQgt ober den Gehrauch der Prono-
mina, Ober die Partikeln, die Praepositionen . Qber die einzelnen
Oasns und Aber den Infinitiv, woran eich noch 3 Seiten miscellanea
sohliessen, und gihtS, 2 — 33 einen Ueberblick über die Sprache des
Ap. im Allgempinen. nber die Verschiedenheit seiner Diction. nt>er
sein Streben nach Concinnität nnd Oleichklang, über seine Nach-
ahmnng der alten Sprache, die poetische Farbe seines Stiles, die An-
wendung von Worten in Dbertragener Bedeutung, ober die Spuren des
Vnlg,irlatoins «nd die Africitas, Ist nun anch so die Sammlung
durch Kretschmanu hndeutoiid geffirdnrt. der leiicalische Theü or-
^nzt, der syntaktische neu hinzugofägt worden, sn ist doch noch ein«
Seite ganz unberöoksichtigt geblieben d, i.dieatiüstische oder vielmehr
rhetorische. Freilich finden wir Einiges darOber im ersten Theile:
aber was wir da finden, ist weder m-schffprend noch syatepatif^fli
behandelt und besteht grAsstentlieilft m ullgumoiuen Benierkn
7S0 H. Koeiol, der Stil des L. Apaleius, ang. ▼. A. Ooldbaeker.
denen, so treffend sie anch sind , der erforderliche Nachweis aus den
Schriften unseres Autors fehlt. Diesem Mangel abzuhelfen hat Hr.
K., wie er selbst in der Einleitung erklärt, zur Hauptaufgabe seines
umfangreichen Buches gemacht.
Dasselbe zerfallt in 4 Hauptthoile : der erste handelt über die
Breite des Ausdruckes, der zweite über die Figuren , woran sich ein
Capitel über die Proverbien schliesst, der dritte über die Neologismen
und der letzte über das Poetische in der Diction des Ap., die Archais-
men, Vulgärformen, Katachresen und Soloecismen, die Eigenthüm-
lichkeiten in der Satz- und Wortverbpdung , die Kürze und Bathsel-
haftigkeit des Ausdruckes, Wortstellung, gesuchte und neue Phrasen.
Die Menge des Materiales, das da zusammengetragen ist, ist eine
ei-staunlich grosse , zeigt von emsigem Fleisse und vieler Belesenheit
im Autor. Die Sammlung der Stellen ist durchaus selbständig, und
was aus den Voi-gängeiii und aus der gerade in dieser Beziehung
reichhaltigen Ausgabe Hildebrand*s zu entnehmen war, ist alles sorg-
fältig benützt und allenthalben ergänzt und berichtigt worden. Au
der Vollständigkeit der Koziorschen Collectaneen zu zweifeln, ver-
bietet uns die Genauigkeit, mit der selbst Abweichungen des besonders
in den philosophischen Schriften leider noch sehr unsicheren Textes
und die verschiedeneu Emendaiionsversuche in's Auge gefasst sind.
Dagegen scheint es dem Ref., dass in entgegengesetzter Richtung
nicht selten des Guten zu viel gethan sei. Eine sorgfältigere Auswahl
und Sichtung der angeführten Beispiele und Ausscheidung Alles dessen,
was nicht unmittelbar und wesentlich in den Bereich der Aufgabe
gehört, würde den umfang des Buches ohne Zweifel zu seinem Yor-
theile nicht unbedeutend verringert haben. Insbesondere aber gilt
diess von den vielen kritischen Erörterungen, die an sorgfaltiger Prü-
fung, Klarheit, Präcision und Scharfe manches zu wünschen übrig
lassen und zudem grösstentheils nur Wiederholungen dessen !>ind,
was der Hr. Verf. schon in den gleich Anfangs citierten Schriftchen
veröffentlicht hat ; eine einfache Verweisung hätte in solchen Fällen
genügt.
Die meiste Mühe und grösste Ausdauer kostete wol der erste
Theil „über die Breite des Ausdruckes". Durch diesen Wust Apuleia-
nischer Schwülstigkeit sich durchzuarbeiten, mit sorgsamem Auge
Wort für Wort zu verfolgen und zu prüfen , wie der Autor einen und
denselben oft sehr schalen Gedanken in immer neuen Wendungen
breit tritt, dieses massenhafte Material zu excerpieren und in syste-
matische Ordnung zu bringen, war eine Aufgabe, die die Geduld
gewiss oft auf eine sehr harte Probe stellte. Zudem war der Verf. gerade
hier fast ganz auf sich selbst angewiesen, da das, was sich anderwärts
darüber findet, gar nicht in Betracht kommen kann im Verhaltnisse
zu dem , was wir in dem vorliegenden Buche gesammelt finden. Mehr
als die Hälfte des ganzen Buches von S. 3 bis 196 ist damit ausge-
füllt. Man könnte freilich zweifeln , ob dal) Resultat und der daraus
sich ergebende Nutzen einer solchen Mühe entspricht und vielkidit
Koiiol. der Stil iIl's L. Apulcius, ang, v. J, ßoldbaehar lÄl
glauben, dass eine Sammlung der echlugendsteo Beispiele l'öi die
einKolnen Arten dieser rhetoriBchcii Breite und Weitschweifigkeit
denselben Zweck hätte erreichet) küuuen, aber andererBeits muss man
auch anerkennen, daes gerade die erschreckliche Ffllle synonymer
Worte imd Phrasen ein recht deutliches Bild von einer Diction
gibt, die hauptsächlich darauf berechnet ist, Jeu ZuhGrer oder
Leser mit Worten zu übersuhfltten und zn bet&uben. Man vergleiche
in dieser Beziehung z. B, die interei-sante ZusommenstelluDg der mit
synonymen Adjectlven Terbundenen SubstautiTa und der einander
«hoiiiiuierten synonymen Adjectiva von S. 36 — Ö9, Dass das über-
triebene Streben nach Concinuität und gl eich massiger Gestaltung der
einzelnen Glieder des Sat7.es vielfach diese üeherschwänglichkaiten
verursacht habe, tritt auf jeder Seite unverkennbar hervor nnd ist
8. 17 — 23 noch^besonders an treffenden Beispielen dargethan.
Eine grosse Schwierigkeit liegt bei dieser Aufzählung syno-
nymer Begriffe darin, dass dieselben in uniäbligen Nuancen mehr
oder nenigur sich decken. Vullkommeue Identität nnd reine Tauto-
logie ist verhältnissmässig doch seilen; fast immer lässt sich der
eine oder andere Gesichtspunct ausSmlig uiichen, unter dem ein
üuterachied zwischen den synonymen Begriffen sichtbar wird, der
ihre Anwendung veranlasst hat. Aber der Abstufungen »wischen
gänzlicher Gleichheit und Verschiedenheit sind viele, und es ist nicht
immer leicht den Punct zu bestimmen, \vu man aufhören muss, eine
EigenthQmliuhkeit des Äpuleiaui sehen Stiles finden zu wollen. Denn
Aehulicbes findet sich mehr oder weniger bi'i allen Autoren, nur die
erdrückende Hasse ist es, die der Diction ihr besonderes Gepräge
verleibt. Man ist daher hier »lets in dem schlimmen Dilemma, ent-
weder viel zu hiet«n und manches aufzunehmen , was bei jedom
andere» Schriftsteller Niemanden auffallen wOrde, oder eine Aus-
wahl des besonders Charakteristischen zu treffen und damit wol die
HanJer des Äpuloianisclien Stiles zur Anschauung zu bringen , aber
weniger den Umfang, in welchem dieselbe angewendet wurde. Im
Folgenden sollen nun von den Bemerkungen, die sich Ref. heider
Durchsicht dieses Theilea gemacht hat, ebige eine Stelle linden.
Das Cnpitel über diu Coordination synonymer Subst-antiva be-
ginnt der Hr. Verf. mit dem Hendiadyoin und erklärt es als eine
Vorbindung von „2 synonymen Substantiven von solcher Beschaffen-
heit, duEs das eine In dem andern inh&riert und das inbärierende das
andere in attributiver Weine dem Sinne nu4:b bestimmt". Diese
Dellnilion hat doch ihr Bedenkliches. Das gewöhnlichste Beispie!
eines Hendiadyoin ist patera et auntm. Dass aber diese beiden
Begriffe synouym seien, und der Begriff nurum in dem Begriffe
palfra inMriere, wird wol Niemand behaupten wellen : er bringt viel-
mehr eine attributive Bestimmung zu iiattra hinzu, die bei der
Figur den nendiadjain anstatt durch ein Adjectiv (oder einen attri-
butiven Upneliv) durch ein conrdiniertes Snbetaativ anegeilrückl ist.
Von den ungctührteu Beispielen gebOren corcere et robore (mg, GUI,
7tt B. KomM, der Stil des L. Apnleius. vag. t. A, €rMimd^er.
81)*) und senedam infirmtUäernque (met.VII627, 27) sicher hierher,
nicht aber DS. 145, 15 coniunctionem nexumque, camnmnio et
capulaiio; dgP. I 199, 12 consUto et meditation^, U 248. 22
decreto et lege. Die Stelle dm. 378. 16 Irides et arcus et tdlia ist
entschieden corrapt ; keiner der Ton mir verglichenen Flor. Handschr.
hat Irides, wie Hildehrand als Leseart des F, angibt. Dagegen hätte
von der folgenden Seite met. IT 132, 24 coemis et partes jedesfalls
nnter die Figar des Hendiadyoin gestellt werden sollen. — S. 5 werden
2 Beispiele aufgeführt, wo dem abstracten Begriffe der concrete sich
anschliesse; das zweite ist met. VI 450. 17 ad Tai-tarum manesque
commeare. Ist denn Tartaros weniger concret als wanes? der Ort
weniger concret als seine Bewohner? — S. 9 hätte dgP. I 202, 14
canversationes mutationesque wegbleiben können, da conrersatianes
unhaltbar ist nnd, wie Ref. schon früher vermnthet hat. die Flor.
Codd. hier conversiones , so wie I 193, 10 conrersianis haben. —
S. 11 lesen wir, dass die Wiederholung des Substantivs im Relativ-
sätze zwar ..auch in der classischen Prosa üblich, aber nur selten und
dann stets ans einem bestimmten und jedesmal deutlich ersichtlichen
Grunde gebraucht war". Der Nachweis hiefur würde wo! schwer ge-
lingen. Bei Cäsar wenigstens und auch in den Reden Cicero's findet man
diese Erscheinung so oft. dass die 10 Stellen die Hr. E. aus Ap. zu-
sammengetragen hat, durchaus nicht anfielen können. Was kann
z. B. Caesar indem Satze erant onwino itinera duo, quibus itineribus
domo exire possent fQr einen besonderen Grund gehabt haben das
Substantiv zu wiederholen? Ganz gewöhnlich und geradezu formel-
haft ist dies bei dies geworden (vergl. Zumpt § 743 und die Er-
klärer zu Caes. b. g. I c. 6).
Von S. 22 an spricht der Hr. Verf. von der Subordination syn-
onymer Substantiva und zwar I. von den einem Substantivbegriffe
im Genetiv subordinierten Substantivis und IL von den synon. Subst.
in appositioneller Verbindung. Wie letzteres als Unterart unter die
subordinierten syn. Sub.«!t. kommt, ist nicht recht einzusehen. Natur*
lieber wäre doch die Eintheilung A. coordinierte syn. Subst. B. syu.
Subst. in appositioneller Verbindung und C. subord. syn. Subst. —
Auch hier ist Ref. mit der Wahl einiger Beispiele nicht einverstanden.
So ist z. B. gleich im ersten Abschnitte met. IV 284, 28 deam quam
caevulenm proffffidum pelagi pepevit das profundum neben pelagi
so wenig müssig als V 376. 28 tunc arist pernJha illa Gavia . . . de-
mergit sese propere ad Oceam profundum gremium, — Ebenso hätte
wontis extremum pefit tumulum (met. VI 437, 14) nicht mit auf-
geführt, werden sollen, da die Vor.stellung eines Gebirges mit mehre-
ren Höhen durch exfremnm angedeutet ist und die höchste Spitze
unter ihnen wol cfsnz gewöhnlich mit cxtrewns nioniis tumulus be-
zeichnet werden kann. Von norne penonJo (mg. 458, 8) und pen-
*) Ref. bebfilt die Citiei nngsweise des H. Verfassers nach *den Seiten
und Capiteln der Hildebrand*8chen Ausgabe bei
w
Kotiol, der ätil des L. Apulei
. A. (Saidbachw. ISS
sum aui operis {dm. 416, 30) gilt dasselbe. ^ Unter den i^yaoDymeii
ijabBt&utiven in aptiositianeüpr Vwbiiidung istpor.cilen i>orticttm(niit.
1 24, ij aofgüfQlirt aaii duxu liemerkt: ^&a Lit ußenbar jenen früher
iMBprucliBnen Stellen yji lÜe Seite zu stellen, wo dem griecbitcheii
••der selteneren Aosdruclie der laleiniscbe (Hier bekanntere angereiht
wird.* Wenigstens ist die ijuche niciii gut auBgedrfiukt; denn jju''-
tioua ist doch iiidkt der lahiiiuache Äusdnick tüTpaecile, sondern wie
der ÖriecLe »ttuuilij ffioä neben dem eiufacUen iwixih] gebraachte,
so hat aoch Äp. i/oeciU pirtiats für jtoecUc allein geeagt. Poecttc
ist in dieser Verbindnng reinen Adjectiv; dags es die griechische
Form beibehiüteu bat, hat seinen guten, leicbt oi-sichtlicheu örund.
Ist aber poecilen Adjectiv, dann gebort d^ Beispiel gai' nicht hieher.
Daneijeu sind V 272, 26 ipswm iUum rfene Vtiu-rU filium, ipsum,
inquam Vupidinem und dm. 412, 29 elr.mm PifiviK. Mavortium
niäus aafgexäJilt, jussen aber ebenso wenig hieber, indem ipsam,
inquam, IhipidtHvm eine ganz gewöhnliche, nachdrucks volle Wieder-
holung ist und Marui'tiHiii xidvs eine einFaclie Apposition. — 8. 41
fällt craMitate detma (dm. 'dti6, 17) weg, da nach den Sparen des
iJod> F adco Ulis cogntlum eet vim iiuUi. uf inferioru atri» hoxü
lii-astitale densal, infr.rioren qunque /aciliu« adiiv alquc percfllere
XU schreiben ist, und aus demselben Grunde ist dies Beispiel auch
S. 7ü zu Btreichen, — S. üT ist in dem Satze met. Vlll 6t>5, 7 et
riic« toton totasquc tiocteg die Wiederholung des Adjectivs doch wegen
der Verschiedenheit des Geschlechtes nothwendig und desgleichen
Fl, [ 3ö, 9 nee non orationfs landatu» dtsrrtis, nte tion dialogos
laudaton phiionophi», wo freilich ein sinnver wandte an die Stelle
treten könnte.
Von S, 76 an ist von der Häufung der ProDomina die Bede.
Hier kommen 1. Verbindungen wie hin ide.m. hie taii«, in ittli«, hie
ietc, idcm il/e und dgl. zur Sprache, 2. das refleiive Pronomen im
Dativ beim Posseüsivum, 3. das DemonGtrativpronomen beim Particip,
nach ZwtscheDii»t/en u. dg],, 4. die blosse Wiederaufnahme eiuet^
vorausgehenden Pronomens uud £war: a) in verschiedenem Casus
und I') in demselben Caeus. Die Bubrik a) bitte jedesfalls wegbleiben
kÖODun, da in dem einzigen dort angeführten Beispiele dm. 36^, 17
al etuVfi iltos qu'>i non admirando« fpirilus arbitrttur cum ex hin
attimadverlal accidere vt eorum reügione tywphafUes alii eine ctbo
potuqup sint kein Pronomen ein vorhergehendes bloss aufnimmt,
sondern jedes an seiner Stelle int; auch e^ kis kann nicht entbehrt
werden, denn es hoU eben der Cteduiike hervurgebohen wurden, ilass
jene «pi'rätM die Ursache der angegebenen Krschemangcn seien. Dif
sechs Beispiele, die unter bj angeführt werden, um die Wiederanf-
nohme eines vurhergehenden Pronomens in demselben Casus zu zeigen,
sind nicht glAcklich zusammen gestellt, •!» sie theUs sehr unsicher,
tbeils ganz verschiedener Art sind. AnSallend ist nur das erste:
consideranti mihi et diliiirntiu» inluenti »aepe nlias, Faitgtinf,
mihi rirtutis indagatrix , . . philoDOphia vidfltatur, wuout das äiuj
W$ M Mtamk i«r ^i i» .^ inskiiBv m^ r. _t^ r
■te wmmio -warnte. .^Ifm »mviii üle ^oofidiiTdRi .n
^wTwn »amr Viiriit ^nr wiche ?iiirtäfe«ieaBfr —
oraM^rnui — -«fHi iiat^ oi 4rniiitim fi>TEznRi ^Aesfo. Dk' T'
-ififlunimi^ fi?r •l.i^iL !iair -«pnusFr n «epg. la ^ '^:
U». ^£m, 21 •( 3»»ftenjfi»n, um!* «rJi opäci >T»»B«i;rTcnini
;iiHllr ^illbimiiMii jpndami. ^h'sm nchr inf'xn. ü» »uai^*« *Io:
«Oiii&wt ib»ttiiiiitii 4&%iir ^ nie tum 1. 3»B0iBi» ?L E 1)^. f
trtr ^Inittjwaiaivnjwir.'» si ^-fAr^» «hu ooil diHJ» *f liMaräiiaoc^ -«ac
i^n «uliH* '9W vM 4v»fir Hurf^ii» uui vwur ie^üiäaii]. ^^ mr qb-
OuiAfrurnifn ^"««^»^«i ai^ ^^i^f^r^i vu'ji jn AgnioBiiBeiiiBL Lbbil
4i»iP!ifi MuMuitJui'A jur. :»^9t^ läsr^ QEr. 1. zmacäsTsiaa. »üLat hhe
iirju: luvw tamii; t^ 4. uiir»n«raii ^ghI» mc TE «{I:!. I4t mimr
^in Alte. C'fnrirwii» it' iiiMT iJtfrtjiis ia^r^iHi^Ji^miminciimiinar-
9^md\^. u)0ir tiCm.iiir vwhi iinr EataWcmne^ ii» -ascso. «usn. sil
tmrmatTj; T^^gf^fftd, Zfiji %. '^tiAüü tirP. II ±41, I^ iHC •^acrvgifL mit mr
A>m#i«n tfff Hr IL itm T^rour r.'nn. ^n^ mph, satmL Est
iiij^Xf^>.4:4»«Mi nKiar^ uiit H.ru IL'« T«rr^ «f S. ^> xisis !Ei£äi&. iü
mxuL HfÄ 4An -»«ranthüi^A i^.ä *m»»it ioal^Kftffa RmsiHfii^ mnäföiL
Imw «Ka«i ciift jää* V.»«jft Asf..^ 5^. 11 ,<t¥*§ isuäFrer Aw'^
ti^ «idKi 'Ur ffr. T^rl iiH!ä«ii; i:i«t liati«»« tatik euut üäfiar m i«Afm
fcft 4« %TiuyftTBÄ» Z^ßw 'rvn *rwaiiin Hr. K. S. ^T * moBr
od^ aa^h in «t&rr Q'fi^nn^»s>» h^^xixss ^frsAäsäf^ vxk wuSL. ÜI
172. 14 ^^rmd^us atfwi l«<^?rvi«4 ^iji II ?^o*:^ ^ ^wlimftwM t
lacerami. Da» €//m^^lfm* obi 4iMrmhmM *:istt ErtünHor i«ib
lacerare kyn'th *xs^,r temm ^Atft iAf»«^sIi<lmBedHmB^
sein &oIL Imli^KoiHie ^ 4ies tob d«r l«tzi<nvB Sldk. n«
den Hiifii4«i r^WK^ iü, 4k 4ie Lme. acf walcäe sie gcMit
w
Ko^d, tler Stil des L Aputoius, aag. v. A. GMbacJter. 735
zerfleischten. Aber uuch an ersterer Stelle findet sich in dem (Ge-
brauche von laccTare nichts DngewQhnliches, da Beispiele, wo iacerure
von Sachen gesagt ist, keine Seltenheit sind. — S. 96 c hätten die Fälle,
wo dasselbe Verbum durch eine gewisse nochläEsige Breite oder das
Streben nach Deutlichkeit in zwei coordinierton Sätzen sich wieder-
holt flndet. nicht durcheinander geworfen werden sollen mit jenen
F&llen, wo diese Wiederholung darch die Figur der Anaphora hervor-
gerufen ist; letztere gehören zu S. 231, b. — Aach S. 97 ist met. XI
1068, 22 noctis obscurae non obscuris impcrm evidenter iHonuit
au die unrechte Stelle gekommen ; es gehört doch hinauf zu dou synoD.
Adjectivis, —Wai'um Hr. K. S. 127 an der Stelle ludicris accnicomm
choreis primäiae specliicali dedimiilur (met. X 958, 29) dedieart
luit „zuerst thiia'^ orkläreu und diese Verbindung von der nämlichen
met. IV 254, lö m/ venathnis xuae piintitias bonus amicus vide-
i«tur omattdo munari dedicasse unterscheiden will, ist dem Bef.
ganz unklar. Genauer dagegen war zu unterscheiden 8. 161. In
Stellen wie fulcimentum, quo suntinebar oder in vUa dum vivererU
u. dgl. ist freilich der Uelativsatz nur eine platte Wiederholung des
Substantivs, Anderer Art aber ist poculum ncctaris, quod vinum
deoi-uni ext, da qttoä vinum deorum esl das Substantiv erklärt und
mit den anderen Beispielen nichts gemein hat, als dase es vielleicht
ebenso überliöaeig ist. — Unter der Bubrik „nherflassige Worte" lesen
wir 8. 174 ndrt lucam procci-i' et rastin arboribux consitum
(met. V 305, 1). Soll denn consitum gar so entbehrlich seinV
S. 196 beginnt der zweite Theil über die Figuren und zwar
aoBCSt über die Figuren der Form. Bei dem Haschen des Ap. nach
äuBserlichem Effecte kann mau eine hQbsclie Zahl derselben erwarten,
und in der That bat er die itlittel, welche hier die Rhetorik zu Qe-
bot« stellt, in reichem, ja nberschwänglichem Hasse verwendet. Hie
and da aber hat der Hi , Verfasser doch auch hier des öuteu etwas
zu viel gethun und eine abeiclitliche Ziererei vennitthet, wo blosser
Zufall ün Spiele ist, so z. B. S. 200 lege piiuca de principio, dein
quaeAitn de piscibus (uig. 524, 37; und sed nc ftammida, ne numum
versus mlore rapianlur (DS. 135, 9), denn die Wiederholung des
de uud nc in verschiedener Bedeutung kann hier sii wenig als rhe-
torische Spielerei betrachtet worden, als in den beiden folgenden
Beispielen die Zusammenstellung von et in der Bedeutung „und" nnd
„auch". Ebendort ist dm. 349, 4 insulamque Imnc unam easc ewm
itwit/is suis Omnibus das Wort insulis duj'Oh die Notwend^keit ge-
boten, und'dasselbe gilt S. 201 von Ascl. 317, 30 ipse viviftctUur
ab iicternitate vii-ificatque ea quae etc., met. V 337, 11 venerint
I Ivenient nulem Mio) und XI 080, 2 imri saüem liceal, si non licet
|i vitere. Solche und älinliclm Beispiele wären besser weggeblieben,
weil eine rketoiischu Künstelei weder sich herausfühlen lässt, noch
I auch Tom Autor beabaichligl nar. - Von dor Tmesis bei quieunque
£i S. 232, dass sie häullg auch bei Dichtern der ciassiechen
:heioe. Es könnte noch hinzugefügt werden, duNs sie auch
: I*
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/^.ASkJi t«. ■ '^/v.yiWfx ♦. i'l Trr. itO-i jl=<;- -■?'. 1*" XJ^ ikSC
^^■R Kotiol. ,
'■a L. ,\[)aleiu», un^. t. d. Goläbachfr. 78T
•jebrauche bequem eingerichtet ist S. 26ü fl. die Zaitamiaenstellnng
aller bei Ap. vurkummouduu Deminutiva, die Aufzäbluug der bei ihm
allein oder das erste Mal erscheiiieiidea Substuntiva, Verba, Adverbia
imd Pi'ODOtuiDa uud der Abschnitt Über die von Ap. iu veränderter
Bedeutuu^ gebrauchten Worte.
^Vii' kommen zum letzten Theile, uns dem aar einige Puncto
ganz kurz borQhit werdeu sutlen. Ü. 31U sollte bei comunctus, us
doch bemerkt sein, da^s ea nur Uildebrand'Gche Conjeutui' sei, deren
Bichligkeit durcliaos nicht so ausser allem Zweifel i^lebt. Kach der
cutüpreeheuden Stelle bei Plato de rep. II '6Ö2 C tavi^ r^ ^vvoixia
titi^titu noÄiv ovofta hut Uef. in seiner Abhandlung zur Kritik und
Erklärung von L, Ap. de dogmatc PI. ^Schriften der k. Akademie
der Wies, in Wien Bd. 6ß S. IBH t.j convicimn verLiuthet. - S. 312
jst effittere zu streichen, da es dm. Stiö, 11 effundal heissen muss ;
HO hat wenigsleus der eine Florentiner ausdrücklich, im andern aber
acUeiut ursprilnglicb ef-dat gestauden zu haben, no duss e/ eine Zeile
aehlieast uud dat die aiidei'O aiifäugt ; der Ausfall der Silbe fun ist dabei
leicht erklärlich, lürst nachträglich wurde fi vorgesetzt und d zu n
radiert. — 6. iilij ll*. ist es etwas uuIt'iilleDd, wie eccc, en,hcus, heu,
hem oud Khem in dus üapiLel über die Eigen thumllchkeiteu in der
Satz- und Woriverbiuduiig eingelegt sind. — S. Ü2U erscheint unter
den Fällen, wo der Nachsatz mit d oder et cccc anstatt wie gewöhn-
lich mit cum oder cuhi ecce eingotilhrt ist, auch dgP. 11 242, It) sjie-
ratu uuifp« titiine cfoylala vix pauca et cum maxiimi uerttnirta pro-
veniunl ubwol die ijtelle damit gar nichts zu thun hai, da cl doch nur
vix (rauca uud cum muxima aerumna verbindet. Auch ein Wort Über
die adversative liedeutiing von enimvero {s. Krotscbmaun S. IU9 f.)
würde ä. 'A2b nicht überflüssig gewesen sein. — S. 333 kann mg.
451, 6 tegeruHt e ludicii« mcis episloUum de deiUifrich versüius
»cnfitum doch nicht als Beispiel einer rätLselbalt verseht ungeueii
Wortstellung dieuenl
Doch genug davon. Ueberblickeu wir noch einmal dies ganze
Bach Apuieiaiiischcr Kigeuthümliclikeiteu, so müssen wir iu der That
staunen aber die Kühiilieit uud Menge der ii'reilieiten, die sich unser
Antor ia seiner Diction genommen hat. Vieles wird treilioh auf die
Uecbunng des Landes und Volkes kommen, aus dem er stammte, mit
dum er lebte, dessen Deuk- und Aosdiucksweiüe er in sich aufgenom-
mou hatte und nach dessen Ueschmacke er sich zunächst in seinen
Uteraiificbeu ii^rzeuguisseii richten musste. Aber der Uml'aug und der
lirad, iu dem wir diese AoUge bei Apuleius ausgebildet linden, ist
ohne Zwi.-il'el sein speciulles Kigeothum- Auch stehen die einzelnen
Schriften iu dieser Beziehung durcliaus nicht auf derselben Stufe.
Keue kommt an Schwulst, Piirasenhaftigkuit, rlieloriscber Ziererei
und KQhuheit in Wortbildung uud Pügung den Uetamorphosen gleich,
so dasa es scheint, das>^ der magische Zauber dieser Märchenwelt
auch in der Ueberscbwäugliclikeit der Sprache seinen Ausdruck hätte
hudeu Bulleu. Dean wenn uiau auch bedenkt, dass der Umfang der
IflltBlIilft I.«. iiuit. Ufinn. KT». II. 0. I. HUL 4H
788 H, Koziöl, der Stil des L* Apuleins, ang. v. A. Odläbaeher.
Metam. so ziemlich die Hälfte alles dessen beträgt, was von deo Schriften
des Ap.anfuns gekommen ist, so wird es doch jedem der das K*sche Bach
in die Hand nimmt auffallen, wie unverhältnissmässig klein im Vergleiche
zu den Metam. die Summe desjenigen ist, was in den übrigen Schrif-
ten Anlass zu Bemerkungen geboten hat. Auf diesen verschiedenen
Ton in den Werken des Ap. macht Hr. K. selbst wiederholt aufmerk-
sam, so S. 37 zweimal, S. 38; 46; V2; 77; 79; 145; 184; 319.
Ebenso wäre bei den Figuren des Inhaltes iS. 240 ff. auf die grosse
Zahl derselben in den Metam. aufmerksam zu machen , während die
Zahl derselben in den übrigen Schriften eine Terschwindend kleine
ist Auch en ccce ist S. 149 nur durch Stellen aus den Metam. belegt.
Dagegen sollte auch bemerkt werden, dass das erklärende id est
S. 179 ff. fast ausschliesslich nur in philosophischen Schriften sich
findet, und dass von den S. 308 angeführten griechischen Worten
fast die Hälfte auf das einzige Buch de mundo entföUt, eine Erschei-
nung, die in dem Inhalte und der Entstehungsweise dieser Schrift
ihren Grund hat. Man muss sich daher wundern, wenn Hr. Koziol in
seinem Vorworte schreibt: „Daraus wird auch ersichtlich werden,
dass keine Schiift des Ap. ganz frei von der in den Metam. vorkom-
menden schwülstigen Ausdrucks weise ist, und dass nur gewisse Eigen-
thümlichkeiten auf diese oder die nicht plilosophischen Schriften
überhaupt beschi'änkt sind , und dass es sich auch hier in den ein-
zelnen wieder nur um ein Mehr oder Minder derselben handelt. Dar-
nach wird das, was Hildebrand (prolegg. c. II § 1), Kretschmann
(de lat. L. Apul. Mad. p. 6) und Ooldbacher (Zeitschr. für die 6st.
Gymn. 1867 p. 560^ sagen, zu modificieren sein.^ Dass in einer
Schrift nichts Apuleianisches sich finde, und der Autor darin gänzlich
aus sich herausgetreten sei, wird Niemand je weder gedacht noch be-
hauptet haben ; aber eben jenes Mehr oder Weniger gibt den ein-
zelnen Werken ihre eigenthümliche Farbe, ihren besonderen Ton,
der am auffallendsten in den Metam. ist. Das vorliegende Buch ist
ein sprechender Beweis hiefür.
Es erübriget noch den kritischen Erörterungen, die der Hr.
Verf. überall eingestreut hat, und die einen nicht unbedeutenden
Theil des ganzen Buches ausmachen, einige Aufmerksamkeit zn schen-
ken. Die Zahl der besprochenen Stellen ist eine sehr grosse und nicht
selten kann man nicht umhin seinen Emendationsversncheu beizu-
stimmen. So ist z. B. S. 14 an der Stelle DS, 105 die Interpnnction
berichtigt ; S. 24 die Stelle dm. 403 , 25 glücklich emendiert ; auch
S. 102 wird m^t, I 63, 21 wol richtig cum vor risu eingesetzt sein
und die Conjecturen zu met. IX 815, 25 (S. 147), zu X 943, 23
(S. 177) und zu AscI. 324, 34 (S. 252) sind wenigstens sehr wahr-
scheinlich. Im aUgemeinen aber muss man leider gestehen, dass der
kritische Theil der K.'scheB Arbeit weniger glücklich ist. Die Auf-
fassung und Beurtheilung der Stellen zeigt nicht immer die genügende
Schärfe, die logische and grammatische Zergliedenmg ist hie und da
etwas unklar und verliert den sicheren Boden, besonders aber könnte
■
KiaiiA, der Stil des L. Apuleius iuiK< V. A. Ooldbacher. 7S9
die Äuswalil in der Herbeiziebui^ vou Analogieu BOrgßltiger sein.
Im fnlgeudcn will iidd Kof. in möglichster Eürie einige wenige Stellen
lierforlietten um das ebeu Üeäjigtozii rechtfertigen nad, wu ea ihm
möglicli ißt, xum Verständniaiie und nur Emendation der Subriften
uneeres Antors etwas beizutragen.
S. 67 Anm. 2 hätte Hr. K. aus der Uildebraud'Echeu Aus-
gabe HälbBt ersehen können, dass ich dgP. II 231, 12 in der Be-
sprechung dieser Stelle (^ Schriften der k. Akademie der Wise. Band
tili 8. 181) nur deatihalh über das qu<- liinl«r cdera ganz ruhig
hinweggegangen biu, weil es nichts anderes als ein Versehen in der
kritischen Aum. Uildebrauds ist ; der Text und die orhliirende Aumer-
knng bestätigen dies"). — S. 73 wird es ilm. 41M, 33 dem folgen-
den in aeif lurbido und in nmudano fmtigio enti-prechend wot in
terrae conUtfiitimbut heissen müssen. — S. 81 Anm. 1 sucht Hr. K,
na der äcUwiurigea Stella DS. 129, ti die Ue herlief erung zu luUleu ,
allein seine Erklärung wird Nieuuiiden befriedigen. Das nachhin-
kuude aingali eorum bleibt unerklärlich, und die Bemerkung; „die
Häufung der Pronomina und Zerdehniing des Ausdruckes wird nach
den obigen Beispielen Niemandem auffallen" dient 7m nichts, da die
angedeuteten Beispiele ntcJit die geringste Ach nüchkeit zeigen. Uebri-
geus bin ich in der Lagu ilie Stelle vuu einem ihi'er drei eorum zu
bedien, da Aaacorttm vor ritique in beiden Flor. Hundschr. fehlt. —
S. lOU Anm. 3 möchte Hr. K. meiner Cunjectur la DS. lüti lapiäem
probe omnifariam eviuykinalum, latfiler exiiptauili.i (Msb, ex upti-
mis) oris ntl tiuguem coue^ualiim gerue seinen Beifall ächeukeu.
wenn er nur den leisesten Unterschied zwischen den beiden Satz-
gliadorn herauafindeo kannte. Und duch ist dieser Unterschied klar
genug: vomphftatum Itit „geglättet* , exuptandts orm ad un-
t/uetH coacquatiim aber heisst; „Der Flüche, an die der Stein an-
gefügt werden muaa (oder umgekehrt), bis auf die Nagelprobe
angepas.st" , und das sind doch zwei verschiedene Dinge. Was aber
die Schreibeweise selbst betnfft, so wäre freilich noch wol zu erwägen,
ob denn das tx oplimis oris nicht erst aus der, wie ich jetzt sehe,
durch obenfallH sehr bedeutende Handschriften überlieferte ex opti-
maa t>raa entstanden sei, was uns dann unbedingt auf die Conjectur
des Salmasius rxliums eras führen würde, — Etwas gar zu scru-
pulö^ sieht US aus. weim Hr. K. ä. 112 Anmerknug 2 die Oon-
jectur renkit nur doushalb bedenklich Itndet. weil er eich daa Ver-
schwinden des r nicht erklaren kOnue. — S. 124 hätte die so leichte
und evident richtige Emeiidution Oudendorp's zu dm. 391. 2U itna-
giiies ÜB qwte iinitatur simiks fadi dem verunglückten Versuche
imitginibus iis qwts imitalur similc facil nicht geopfert weideu
S*J Ebendort scheint sich der Hr. Verf. m heklagvn, dass ich von Mi-
ner Abhandlung (tat Krit. und ErVl. der kkiniTeti Schriften dos
L Ap. Wien IBTO} lioiiie Notii geuümmeii habe. Ich kann nichts an-
B deres tliun alu bedauom. dan mir dineelbc noch nicht zugckommeii
■' war, aU ich die mein« schrieb.
I 19*
740 H. Koeiol, der Stil den U Apuleius, aug. v. A, Goldbacher y i
sollen. Die imagines sind das Product der pictura, nicht das was
sie nacliahmt; und was soll simile /aa^ heisseu? Sie schafft ein
Aehnliches? — S. 125 wird met. VII 564, 11 tuiquemiUuicupitoris
gegen mtUui Bedenken erhoben, weil es absolut keinen vernönttigen
Sinn gebe und dafür mutati vorgeschlagen. Ket'. kauu diess Beden-
ken nicht theileu und erklärt mutuus cupüor, so wie es wol auch
die bisherigen Interpreten werdeu gethan liaben, ohne es besonders
zn bemerken, da es in der ganz gewöhnlichen Bedeutung des Adjec-
tivs liegt: qui te cupiebat ut tu illum (vergl. TibuU. -i 6, 14,. —
S. 125 Anm. 3 sucht zwar Kr. K. ganz geschickt die Wendung eius-
modi auras inficiunt dgP. I 203 , 14 zu erklären, indem es so viel
sei als eiusmodi (d. i. odoribus vitiataSy impuras) auras f'aciunt
oder effidunty aber es ist ihm dabei entgangen, dass es doch nicht
angeht den Ap. schreiben zu lassen : ai aer purua (est)^ r^unquam
eiusmodi auras inficiunt, d. h. wenn die Lult rein ist, wird sie nie-
mals mit Gerüchen geschwängert. Zudem ist Hr. K. bei seiner Er-
klärung gezwnugen das folgende eos etwas gewaltsam in et zu ändern,
während es ohne alleAenderung mit inficiunt verbunden werden kann.
Nur in einem möchte Kef. seine frühere Coigectur ändern, dass es
Dämlich nicht noth wendig ist, füi' auras (/', aures) : odares zu
schreiben, es genügt die Aenderung in aurae ; dass daraus der acc.
aures und auras gemacKt wurde , wai* eine ganz natürliche Folge,
sobald einmal eos von inficiunt getrennt war. Dieser so einfachen
Emendation wird das Bedenken, ob man odores i/iurae odoribus vi-
tiatai) inficiunt eos {sensus) statt afficiunt sagen könne, kaum Ein-
trag thun, da der Gedanke des Durchdringeus, wofür inficere das
passende Wort ist, so nahe liegt. — S. 151 fragt Hr. K., wo in der
Stelle Fl. III 79, 13 das Subject sei. Die Antwort ist sehr einfach;
labor ist Subject und cassus Prädicat. Dass Kef. in seiner Erklärung
der Stelle es etwas freier übersetzt hat, hätte doch nicht stören sollen. ~
S. 167 Anm. 2 sucht Hr. K. das eminus in FL I 9, 2 zu schützen^
indem er auf die Capitel über die Käthselhaftigkeit des Ausdruckes
und die Wortstellung verweist. So allgemeine Verweisungen fruchten
aber nichts, da man sich dort vergeblich um etwas ähnliches um-
sieht. Selbst US. 110 wäre die Stellung ut cetera latine materiae
persequamur wegen der Nähe des Verbums viel erträglicher und
auch da nimmt man durchwegs dai*an Anstoss^). Die Bemerkung, ^ass
der Adler um sich in der Höhe zu halten ebenso unermüdlich die
Flügel bewegen muss wie beim Hinaufsteigen, dürfte wol ebenfalls
kaum ganz richtig sein und stört überdiess die Conjectur pennarum
imminuens (für eminus) indefessa remigia durchaus nicht, da die-
selbe ja nicht sagt, dass er regungslos stille stehe, sondern nur die
Gewalt des unermüdlichen Flügelschlages vermindere. — S. 181 mit
Hildebrand dem Ap. die Nominativform Jovis auch für die Prosa
') Mercems: cetera materiae latine. Die Entstehung der Ueberliefe-
rang würde latine cetera materiae bewer erklären.
H. KoMkl, der Stil des L. Apaleias. an^. r. A. Chldbaeher, 741
zuznmntlien, weil er dieselbe met. IV 298, 33 in einem Verse ge-
brancht hat, ist doch vielleicht etwas zn gewagrt. — dgP. I 193, 10
fS. 198) hat einer der Flor, indueere; incidere scheint nor durch eine
^nz gewöhnliche Verstellung der Buchstaben entstanden zu sein.
Die Verrauthung in errorem inteUectum könne vielleicht .,in einen
orsichtlichenliTthum^heissen .^ärewol besser unterdrückt worden. —
S. 206 hat Hr. K. durch dm. 417, 31 qui haec eadem de deo neget
sich verleiten lassen, auch 418, 32 de deo etinm illa credenda sttnt
zu schreiben, obwol die beiden Stellen ganz . verschiedener Art sind.
Die erste heisst: ,.wer diess in Betreff der Gottheit leugnet", die
zweite; ..man muss glauben, dass auch das Werke Gottes sind". Auch
ist K.'s Schreibewcise geeren alle handschr. üeberliefernng, denn der
oineFlor. Cod. hat ganz richtig dei etiam illa credenda sunt, der an-
dere aber in Folge einer offenbaren Glosse etinm illa a deo fieri cre-
denda sunt. — S. 210 ist der Einwand ganz richtig, dass das BS,
131, 7 überlieferte relificare als Trausitivum sich sonst nicht nach-
weisen lasse; ob wir aber d esshalb an relificet rütteln dürfen, ist eine
andere Frage. Jedesfalls scheint es sicherer anzunehmen, Ap. habe
sich diese Freiheit in der Fügung wie so manche andere erlaubt, als
mit Hr. K. ein neues Wort lanficet zu bilden ♦). — Missglückt ist
wol auch der Versuch S. 219 die Leseart des Vulc. und der ed. Bas.
TT quin lapidem (beide Flor, qui alipedem) nequibat, dolum iecit
„weil er einen Stein nicht hinaufwerfen konnte, versuchte er es mit
der List**, zu rechtfertigen. Denn die Umschreibung^ „weil er dem
Tlaben mit thätlichen Angrriffen nicht beikommen konnte, liess er
auch dorthin seine List spielen**, macht die Sache nicht besser. —
S. 230 Anm. 3 sucht Hr. K. dgP. TI 241, 18 die handschr. Ueber-
lieferung zu schützen; worauf es aber am meisten ankommt, d. i. auf
die unerklärlichen Worte non solum . . . etiam, davon findet man
dort nichts. — S. 232 Anm. 2 wird mit Recht an der Richtigkeit
der Schreibeweise sie wäre et femineum sexus iufigitur (dm. 391, 20)
gezweifelt. Die Stelle ist sehr unsicher, und Ref. hat dieselbe nur er-
wähnt, um zu bemerken, dass sich auch ans den Flor. Handschr. nicht
viel dafür ergibt. Die eine hat sie mar et femineus sexus, aber
hinter mar ist ein Buchstabe wegradiert und über dem u in femineus
eine kleine Rasur ^wahrscheinlich stand ^ — w); doch das s ist
sicher von ei-sterHand und scheint auch durchaus nicht erst nachträg-
lich angefügt zu sein. Der andei*e hat sie mare et femineü sexus,
lässt jedoch hinter fcminefi noch deutlich die Spuren eines wegradier-
ten s erkennen. — S. 246 hätte DS. 136, 10 vice narium in aeris
pelago ventis gübernantur {scnuhes) nicht als Beleg ff^rgnhemator
non agat (Fl. IV 99, 23) gebraucht werden sollen; für die Wolken
ist der Wind treibendes und leitendes Element zugleich , nicht aber
^> Solche Neubildungen wogt der Hr. Verf. noch mehrere, so 8. 16
Ann). 2 exsertor: $. 193 permagne; S. 267 appensus, tu; S. 268
(Uhtcfnfun. itJt: R. 270 mensus^ us. Ref. wtiwte keine als beaoP^
jj'lücklich zu hezci'.'hnen.
74ff Tl. KötM, der Stil des L. Apoleios, ang. ▼. A.
«If^r Stenprmann für das Schiff. — S. 269 war für die Stelle dm. 362. 9
einfarh die ganze Leseart des /\ gelatus humar rigore fri^ari» m-
horreacit aufzanehmen, da sie ja ganz klar ist ond die Entsteliiiiig'
der anderen Lesearten sehr leicht erklärt, indem ans gelatns mmtar
riftorf: gelniu sumo rigore entstand, das dann in mannigfahiger
WVJHe geändert wurde. Das schlüpfrigste Mittel ist immer die Ter-
quickung Terschiedener Handschr. zur Herstellung einer and dersel-
lien Stelle. — S. 298 Anm. 1 bespricht Hr. K. meine Conjectnr zi
den Anfangsworten der Schrift de deo Socr. quippe proni mea opifHo
est, bona periculo periculum faciam, postquam reprobata medUata
sum diciurus incogitata, die ich in postquam mire probaia medi^
tntn sunt, dirturus incogitaUt geändoH habe. Der Vorwnrf trifft das
dirturus hicogitata, das dem Sinne nach nichts anderes sei, als perh-
rnlHtn f'nnnm und daher daneben nicht nur überflüssig sei. sondere
so^ar unerträglich! Nach meiner Ansicht \i?X periculum faciam fSr
sich allein gnr keinen Inhalt und erhält ihn erst durch diciurus inco-
gitata. Freilich Hesse sich dieser Inhalt schon aus dem Yorhergehen-
den or^Anzon. aber was hindert den Schriftsteller ihn bei periculum
ftiditm nochmals hinzuzufQgen V Wenn Hr. K. zur Erklinmg der
hnndscbr. Ueberlieferung darauf hinweist, dass postquam in der Be-
(IfMituiiff von qHoninm genommen • erden könne, sowie mg. 485, 17
f/iM'Mifim nir postqnam stehe, so bedarf diese Behauptung einer sehr
lunbMitendon Mitditlcntion. Postquam kann nie unbedingt f6r quo-
itutm ntrhon, so wie auch quoniam nie unbedingt farpo5fgt4/iiM. Nar
wenn der i'auNalsatz zugleich ein Temporalsatz ist und der Zeit nach
dout IltiuptsHtxe v«)rangeht, kann, auch wenn das CausalTerhältniss
vorwio^end ist. der Schriftsteller in BQcksicht auf den temporalen
/uHtuuuienhnng dennoch anstatt quoniam auch postquam setzen, so
w:e im uuig^^kehrteu Falle für postquam auch quoniam. Man sehe
Kjeh dio lieispieie nur an und wird sich von der Bichtigkeit dessen
UlMM-^eu^tMK Oemde d»s von Hrn. K. angeführte Ter. Andr. m 1. 16
l'**jtl\fHi9m «iHlr osNum mr andirft stare /i^i^ropera^ ist sehr bezeich-
nend t ..weil oder sobnld er hOrte. dass ich vor der Thüre stehe, eilt er
herbei" (verKfK Hund Turs. IV S. 498). Das ist nun aber an unserer
Stelle durelmus nicht der Fall: dicere ist mit periculum facerr
trleieh%eitig, und daher kann postquam nimmermehr mit sum dictH-
tus verbunden werden. — Ktwas sonderbar ist. wie S. 35^2 an der Stelle
dm. dlM. 2U nft'Hipfi ui in choris cum dux rarminis (so ein Flor I
hffwfio praecinit, concinentium vulgus Hrorum et feminarum mir-
iif* graribus et arnt/s clamorrbus unam harmoniam resonatUi sie
divina mens mundanas rarietates adinsfar unius coneenii<mis re-
lernt, das relerat mit „erträglich machen** erklärt wird. So wenig
Poesie darf man dem Ap. doch nicht zutrauen. Auch die ErkEmng
Vdu secures Irrantrs S. 9l> Anm. 2 „die Beile aufheben*- bedürfte
doch einer treffenden Belegstelle, die sich wol kaum finden wird, denn
Aasa es Verg. Aeu. IV 690 mit attoUvn verbunden ist, beweist nichts,
vemttirlückt sind endlich Conjei^turen wie S. 209 lo DSL 13t» 7
ChM Q. Eoner, Leben d. Griechen u. Bömer. ang. v. F» Velissky. 748
hosiiam corrigat] S.' 235 zu dm. 357, 7 ut [in oder aef] insülarum
Situs; S. 282 zu mg. 579, 68 ci ^o id; S. 335 zu dm. 354, 7 gwai»
7uas supra diximus eae maiores.
Schliesslich noch eine kui'ze Bemerkung über die äussere Ein-
richtung des Buches. Das Citieren nach Bubriken, die nicht oben am
Bande einer jeden Seite verzeichnet sind, hat das Misslichc, dass man
um die gewünschte Stelle zn finden immer erst die Inhaltsangabe zu
Bathe ziehen muss. Femer fehlen in dem Buche die Begister; ein
Verzeichniss der kritisch behandelten Stellen und insbesondere ein
Wortregister wäre, trotzdem dass die Worte an den einzelnen Stellen
alphabetisch geordnet sind, sehr wünschenswerth. Doch vielleicht
entschliesst sich Kr. K. einmal zur Ausarbeitung eines kleinen Spe-
ciallexicons zu Apuleius.
Die Ausstattung des Buches ist entsprechend; Druckfehler
finden sich ausser den schon hinter dem Index vei-zeichueten ziemlich
viele, so: S. 10 Z. 5 v. u. ; 30 Z. 2 v. u. ; 32 Z. 27 v. o. und Z. 10
V. u.; 57 Z. 2 (veternos); 67 Z. 27 (inviduo); 76 Z. 26; 77 Z. 20
(huc) ; 94 Z. 2 V. u. (III St. II) ; 96 Z. 34 fehlt ein ganzer Satz ;
101 Z. 17 fehlt Ascl; 111 Z. 14; 116 Z. 35; S. 140-144 sind
die Anm. fast durchgehends falsch numeriert; S. 150 Z. 14 v. u.
(^auch" st. ^.nichf*); 164 Z. 18 (prosaischer st. poetischer); 174
Z. 29 (esse f. sese); 182 Z. 8 (III f. U); 186 Z. 3 v. u.; 193 Z. 24
(24 f. 23); 200 Z. 27 fehlen 4 Worte; 206 Z. 21 (31 f. 32); 226
Z. 10 (2] f. 1]); 228 Z. 36; 257 Z. 8 (Veneris st. Venereis); 292
Z. 16; 301 Z. 11 V. u.; 305 Z. 19 (m^rtius f. Murtius); 320
Z. 28 (es f. et).
Graz, im September 1873. AI. Goldbacher.
Das Leben der Griechen and Bömer nach antiken Bildweiken
dargestellt von Ernst Gulxl und Wilh. Kon er. Dritte verbesserte
lind vermehrte Auflage. Berlin, Weidmännische Buchhandlung, 1872.
Die erste Auflage dieses Buches wurde in der gegenwärtigen
Zeitschrift Jahrg. 1862, S, 690 ff. näher besprochen. Da nun die im
Jahre 1864 erschienene zweite Auflage in unserer Zeitschrift J, 1865,
S. 57 blos registriert und mit einigen Worten zur Kenntniss des
Pnblicums gebracht worden, glaubte Beferent die nach weiteren sieben
Jahi'cn erschienene dritte Auflage einei- näheren Durchsicht unter-
ziehen zu müssen und erlaubt er sich darüber a. d. Stelle seine Be-
merkungen niederzulegen in der Hoffnung, dass dieselben entsprechen-
den Orts gehörig beachtet, manche in dieser dritten Auflage noch
vorkommende Irrthümer und Unrichtigkeiten zu beseitigen beitragen
werden.
Ks ist nicht des Kef. Absicht, über die Behandlung des Stoffes
und den Plan des Werkes, nachdem eben diesei' Punct beim Erschei-
744 GvM Q. Kontty Leben d. Griechen n. Römer, ang. t. F. F^liofty.
nen der ersten Auflage zar Genüge besprochen worden, hier neoerdiiigs
des weiteren sich zn ergeben, znmal er das dort Gesagte Im Garnen
nnd Grossen wiederholen müsste ; und so beschränkt er ^ich auf die
Bemerkung, dass das anerkennende ürtheil des damaligen Hm. Bef.
nebst dem Umstände , dass das Werk vom k. preuss. Ministerium for
geistliche Angelegenheiten allen Gymnasien nnd Realschulen zn Prä-
mienyertheilungen empfohlen wurde, auch durch die innerhalb 10
Jahren nöthig gewordene dritte Auflage allgemein bestätigt worden ist,
was ganz besonder von dem Werthe und der Brauchbarkeit des Buches
zeugt. Auch war der Hr. Verfasser (nach dem Tode seines Mitarbei-
ters Hm. Guhls) bemüht, sein Werk immer vollkommener zu gestalten
und hat demgemäss, den fortschreitenden Forschungen auf dem Gebieie
der Archäobgie Rechnung tragend, nicht nur viele Abschnitte ganz
umgearbeitet und an vielen Stellen Fehlendes ergänzt und Neues hin-
zugefügt, sondern auch Falsches verbessert oder ganz ausgesondert.
Die üeberarbeitung der vom Hr. Verf. auch in der Vorrede er-
wähnten Partien ist, was Ref. mit Freude bezeugt, mit grosser Einsicht
geschehen. Zur besonderen Befnedigung gereicht es dem R dass der
Hr. Verf. mit dem in der 2. Aufl. unter Fig. 86 gelieferten Geirschen
Plane und der daran geknüpften weiteren Erörterung gehörig aufge-
räumt hat; und auch wir wollen hoffen, dass die dui-ch Gell angeregten
und bei den Engländern wol immer noch angesehenen „Hallucinationeu **
künftig hin unbeachtet bleiben werden, obwol leider auch in der jüng-
sten Zeit der sonst fleissige aber unkritische Schliemann uns mit Aehn-
lichem übeiTascht hat, indem er nicht blos den Palast des Odysseus ,
sondern auch die Nymphongrotte glucklich entdeckt haben will. (Man
sehe dessen „Ithaka" und der Peloponnes.) Damit will Ref. jedoch
keineswegs dessen auf dem Boden der heiligen Ilios erworbene Ver-
dienste schmälern, vielmehr wünscht er ihm, dass er damit glücklicher
werde, als er es mit Ithaka geworden.
Wie gewissenhaft der Hr. Verf. die neuesten archäol. Ergeb-
nisse beachtet hatte, davon zeugt z. B. der Umstand, dass er auf S.
42 die vom englischen Architekten Wood vor 2 Jahren gemachte Ent-
deckung des ephesischen Arteuiisterapels nicht unerwähnt gelassen , M
sowie auch, dass er (was freilich seiner Wichtigkeit wegen nicht leicht
übergangen werden konnte) über das seit, einigen Jahren vollends aus-
gegrabene Theater des Dionysos zu Athen auf S. 143 eine kleine Ab -
bildung nebst entsprechendem Texte nachgetragen hat. Aber freilich
hätten wir ebenso gewünscht, dass auch S. 104 bei Erwälinung der
athenischen Grabdenkmäler, welche ohnediess nur spärlich in Abbil-
dungen vertreten sind, die Reihe derselben durch das eine oder das
andere in den letzten Jahren vor dem Dipylon bei Hagia Tiiada auf-
gefundene vermehrt und so bereichert worden wäre. Ref. möchte z. B.
das herrliche Monument des Dexiloos vorschlagen.
*) < legon die Behauptung, „dass die ursprüngliche Anlagt dieses Tem-
P»>l8 nidit verändejt worden zu sein schoint" sprechen die Worte
»*^tval>on'B XIV. 22 „ror öt rttov rrjt; yi^it^ndog nqwog fJLhr X(o^
Guhi n. Koner Leben d. Griechen n. Röiner, ang. y. F. VeliBtk^. 746
Das bezüglich der Verbessernngen in der Vorrede Gesagte kann
Ref. wol best&idgen und könnte er es noch durch Tiele Angaben er-
härten ; so erscheint z. 6. die in der 2. Aufl. falsch angegebene Ent*
stehungszeit des sog. Thurms der Winde in der 3. Aufl. S. 122 be-
richtigt ; und desgleichen wurde auf S. 54 die ünhaltbarkeit der bis-
herigen Ansicht über die athenische Pnyx (wofür allgemein die mit
dem sog. ßfjina Tersehene Ten'asse sfldwestl. vom Areopag gehalten
wurde"^ unter Hinweisong auf Cnrtius Untersuchungen eingestanden
usw. Durch einen Irrthum ist es wol geschehen , dass die Vorrede
unter den ausgesonderten Bildern auch das Forum Bomanum nennt,
während auf S. 508 der in der 2. Aufl. auf S. 490 gelieferte Plan
n^bst dessen Erläuterung unverändert wieder erscheinen. Ref. kann
nicht umhin, seinen Wunsch auszusprechen, dass der Irrthum in den
AVorten der Vorrede zu suchen sein möge, da er den erwähnten Plan
(mit Momms^n. Reber und ürlichs) nach eingehenden auf Autopsie ge-
gründeten Studien för den allein richtigen hält.
Freilich ist es auch bei dieser erneuerten Durchsicht dem Hm.
Verfasser nicht gelungen, alle Fehler, Irrthümer und üngenauigkeiten
zu entdecken und zu beseitigen ; darum erlaubt sich Ref. hier eine
R^ihe derselben , so wie sie ihm bei einer genauen Prüfung des Buches
aufgefallen sind, anzuführen.
Ganz verfehlt ist das. was der Hr. Verf. auf S. 282 über die
Benennung der Panzertheile sagt. Es heisst dort: ..Den Brustpanzer
nannte man Gyalon (yiaXnv), den Rückenpanzer Prosegon (tt^o-
afjyovl)^. Wirlassen hier die betreffende Stelle des Pausanias(X, 26,5),
woher die Notiz entnommen, folgen. In der Beschreibung der von
Polygnotos zu Delphi ausgemalten Lösche erwähnt Pausanias auch
oines (gemalten) Altars ; xeirai df ytai S^otgaS — ßihrt er fort —
fnt r(p ßioufji yalxntQ' xara dr) iuf anaviov rtov d-ioodxMV xh
oj(ri(.ia Tjv TOVTMv, rn os agyaiov fipoqaw ctvrovg. ovo rjv xakm
TioirjiitaTa, ro ^liv atigv^} aal roTc afticpi rrjv yaoriga ctQ^toCov, ro
Ai die: vioTOv ax^nrjv elvat. yvaXa ixaXovvio' to (ttiv efUTrQoa'
i9^€r, TO de OTria&ev nqoarjyov. eneiva Tregovaig owrjnxov rtQog
akXrila x. r. X. Alsohiessen die beiden Panzei'stücke yvaXa und man
nahm das eine von vorne, das andei'e von rückwärts um (nqoariyov)
und schnallte sie dann mit Schnallen fest {nBQovctig avvrJTrrov), Und
wenn der Hr. Verf. eine Benennung fftr diese Art Panzer anfahren
wollte , so hätte er sie ja einige Zeilen weiter in demselben Capitel
finden können, nämlich y^aXo&dgaS, Ein solches Verfahren mit den
Quellen ist, gelinde gesagt, sehr oberflächlich \ Doch es steht nicht
vereinzelt da. Wirlpsen auf S. 505 die folgende Stelle: „Die Ver-
sa mrahmgen (auf dem Comitium) wurden unter freiem Himmel abge-
halten bis zum Jahre 208 v. Chr. (546 der Stadt) , in welchem, viel-
leicht bei Gelegenheit der allgemeinen Bürgerzählung, welche damals
') UebrigoiiB hätte der Hr. Verf. den erwähuten groben Verstoss nchi/n
ilnrch die bh>s8(' Einsicht in ihn Lezttjif liehen Abächnitt von Rüstow
und Köchly's Geschichte d^8gr. Kriegbwesens leicht vermeiden können
746 (ruM u. KoneTy Leben d. Griechen q. Römer, ang. ▼. F. VelisBbjf.
187108 Eöpfo ei-gab, das Comitium nach der Angabe des Livius
(XXVII 36) zum ersten Male überdeckt wurde". Wenn der Hr. Verf.
die richtig citierte Stelle auch näher eingesehen hätte, so würde er
aus dem Wortlaute derselben „cö anno primum, ex quo Hanni^
hal in Italiam venisset , comitium tectum esse memoriae pro-
ditum est*^ ersehen haben, dass diess in jenem Jahre nicht über-
haupt zum ersten Male und aus dem weiteren Contexl'O derselben
,,et ludos Romanos semel instauratos etc." auch nicht Behufs der
Bürgerzählung, sondern der eben genannten Spiele wegen geschehen
ist. Die luäi Romani wurden nämlich zum Theile auf dem Forum
abgehalten und während der bangen Jahre 218 -208 vergieng den
Römern wol alle Lust dieselben zu yeranstalten, bis in dem letztge-
nannten Jahre die Dinge in Süditalien eine günstige Wendung für sie
genommen haben, üebrigens hat schon Becker (R. A. I. 276) diesen
Irrthum, den wir fieilich auch heute noch z. B. bei Rieh (auch in
der deutschen von Müller besorgten Ausgabe) s. v. comitium, wo so-
gar von einer bleibenden Bedachung die Rede ist, wieder finden , ver-
bessei-t und man sollte glauben, dass bei Besprechung des röm. Comi-
tiums dessen giündliche. wenn auch heutzutage vielfach antiquierte,
Untersuchungen über diesen Gegenstand von keinem Archaeologen
unberücksichtigt bleiben können. Bei der Gelegenheit bemerkt Ref.,
dass der Name für das auf dem Plane mit L bezeichnete Gebäude
(nächst der Curia Julia) im Texte ausgeblieben ist. Von der Erwäh-
nung der in jeder Beziehung unbedeutenden Phokassäule auf S. 511
hätte um so mehr Umgang genommen werden können, als sie auf
dem Plane gar nicht angegeben ist.
Einen analogen durch ungenaue Einsicht des lat. Textes ver-
schuldeten Irrfihum findet man wieder auf S. 769 in den Worten :
„Sulla soll aus Fui-cht, dass sein Leichnam vom Volke beschimpft
werden könnte, die Sitte des Verbrennens (crematio) zuerst eingeführt
haben." Aus dem ganzen Contexte und besonders aus den nächst-
folgenden Worten: „keineswegs jedoch hörte seitdem die Beisetzung
in Särgen auf" — muss entnommen werden, dass Sulla die Sitte des
Verbrennens bei den Römern zuerst eingeführt haben soll, wäh-
rend die betreffende Quelle (Cic. Legg. II. 22. 56) besagt, dass er
^primus e patriciis Corneliis igni roluit cremqri. Denn dass
die crejnatio schon im 5. Jahrb. vor Chr. in Rom üblich gewesen ,
folgt schon wie allgemein bekannt aus der Erwähnung derselben im
XII Tafelgesetze.
S. 593 werden die Worte aus Plin. ep. V. 6. 16 ante porticum
(villae) xpstus in plurimas specirs distifictus concisusque buxo
übersetzt: Vorder Halle des Landhauses befindet sich eine Terrasse«!)
in allerlei Figuren geschnitten (!) und mit Buchsbaura eingefasst.''
Der Hr. Verf. las wol ..in pJurimas specics concisus distimiusque
buxo\^ falsch bleibt jedoch die Uebersetzung des Wortes xystus mit
Terrasse. Nach Vitvuv V. 11 bedeutet das Woi-t nach lat. Sprachge-
brauche (Vitr. gebraucht xystum) einen bepflanzten Raum zwischen
Guhl n. KonfT. Lfbeo A. Gricchpr u. Bnraer, ang. v, F. Vcitaakg, 747
zwei Säulenliallen in der PaUütra mit (Ibd ndthigen Gängen und rraien
UebnnggpIätzeD. Bei einem Parke entfiel nun der spedelle Zweck
der Uebungen und es blieb der Nani« für fihnlicbe mit Gängen nod
Plätzen versehene Gartenanlagen f^üwöhnlich zwischen zweien oder
doch vor einer Porticns. Eb wäre somit die Bezeichnung „Blumen-
garten", dem Parke (horitis) gegfenüber, wie es scheint, die passendste.
Zorn Belege diene: Plin. ep, 17. itnle crypioporticum xysttts
violis odoralna. Sen. äeiraSAS.in xffst nmnternorum kor forum
qui porticitm a rtpa sepnrat .... Suet. Ang. 73. Practaria sun
xf/stiset urmoribux crcolnil ; und endl. Vitr. V. 9, 5.
S. 231 heisst es: .Da gab es brtmalte Tlmnpnppen {xögai. xo-
Qnnlnitnt, xnpnriläarai) in mensolilicher und Thiergestalt." Die bei-
den letzten griecbiachi'n Ausdrücke :^tnd doch nicht gleichbedeutend
mit yji^i , sie bezeichnen ja Puppen verfertiger und dergleichen und
sind also hier nnzulässig: auch i»-t ¥.OQiiiii.nt^i>i in xn^TiXäSni vi
S. 284 ist dip Ängalie, dass .das Kettenhemd (9<ÖQaS äXitai-
dorrög) erst ia spät römi »'eher Zeit . . . eingeführt worden zn sein
scheint". iuKnforite uDiiuhtig, als sehou Polybios (VI. 2^) von dieaem
Panier spricht und man doch das 2. Jahrb. vnr Chr. nicht spätrAmisch
nennnn kann
S. 292. Ilei der Längenangabe der makedoni^ichen Sarisse
reduciert der Hr. Verf. die Ellen durchwegs auf Pn^w. und da er
diess gestützt anf KOchly's und Kontow'a Autorität th'it, so erlaubt sich
Ref.. da er ihre .\nsicht unmöglich theilen kann , seine (Jründo dafür
In Kflne anzuführen. Die HH. Verfasser der Geschichte des griech.
Kringwescn.« änaeern auf S. 2.S8 ff. ihre Bedenken gegen den gegen-
wärtigen Teit des Polybios, worin über die mahed. Fhalant gespro-
chen wird (XVIII c. 11 — Kil, indem sie behaupten, dass er con-um-
piert anf uns gekommen ist, und ihr Haaptnrgnment dafür ist, .dass
er (Pnlj-bios) »uf jeden ROmer in der Front 2 makedonische Pbalangiteu
rechnet und dncii dem R(''mer wie dem Makedonier jedem 2 Ellen oder
.1 Fnss Frontraum zuweiwet". Nun sagt wnl Polybios a. a. 0 O. 12.
das» der Mann unterm Gewehr in geschlossener Kampfstollnng auf 3
FnsB steht (ö ftiv avlj^ lainrai aiv rnig nWAoit: ^i- r^ioi rroai, xara
mg ivayi'ivini'ü; :ri<Kvi'attUi) und zu den Römern öbeTgehend bemerkt
fr ebeud. §. t! ff, davs ^freilich auch die Rßmer nnter Gewehr auf 3 Fusm
stehen naiapxat fifv nvr f.v T^ioi naai fitiä növ offhov xai 'Ptn-
iiaini), aber wolgemerkt. nicht in (g-'sshlijssener) Kampf Stel-
lung, denn er sagt ja gleich darauf: „Da hingegen, im Kampfe,
der bei ihni^n fden Rnmorn) den Einzelnen mehr berührt, sich der Mann
mit dem Schilde den f^chlag parif-reud decken und mit dem Schwerte
vrm 'ibeii (aiiNholcnd) und für sich (einzelweise) kämpfen niuns, f^o ist
e« augcnscbninJich, dass die Suldal^u bequemen A bstand von ein-
ander CbIso nebst Froutnuim für den ciuzHnen!) auf mindestens
3 Fun» »uwi.1 t^egvn den Hintermann al-- auch Nebenmann werden
haben müssen, wenn «ie undcrs ihri-Aufgabc intsprechend Ifissn sollet).
748 GM \k. Koner, Lfihen d. Griechen u. Römer, ang. v F. Velissh^,
Und die Folge davon wird sein, dass ein Eömer gegen 2 im ersten
Gliede aufgestellte Phalangiten stehen und somit gegen 10 Sarissen
zu kämpfen haben wird.** ^)
Es ist also klar, dass Polybios für den römischen Hopliten im
Kampfe nicht 3 . sondern f> Fuss Frontraum verlangt und demnach
ganz richtig demselben 2 maked. Phalangiten entgegenstellt. Eef.
glaubt, dass diese Stelle so deutlich ist, dass sie zu ihrem Schutze
keiner weiteren Erörterung bedarf. - Ferner heisst es bei E. und K. :
a. a. 0,.Ander Möglichkeit, dass in allen Nachrichten falschlicher
Weise aus Füssen Ellen gemacht seien, wird man nicht zweifeln, da
Fuss und Elle imGriechischenaufgleiche Weise in der Abktlrzung mit
TT f/rij/tv und /rotV) bezeichnet werd^^n'". Dazu bemerkt Rof., da.ss er
diese Möglichkeit bei Polybios nicht zugeben kann ; denn, wenn in
dem Texte a. a. 0 c. 12 § 2 iv rgiai irool und desgleichen c. 13 § 6
ev TQiai noal und § 8 tquq nodaQ seit jeher gelesen wurde und wie-
der c. 1 2 § 2 fx-AatSexa :i inycov und § 4 rovg r)Vx« /rrjyac: und öf-
ter, so muss man fi-agen, warum denn nicht flberall aus dem /r (um
R. und K. zu folgen) Ellen von unkundigen Abschreibern gemacht
worden sind? Wenn nun. wie nicht zu bezweifeln ist, die 7r6deQ
bei Polybios authentisch sind, so werden es wol auch nriyeig sein,
und daraus folgt, dass auch die f offenbar aus Polybios stammenden)
Angaben Aelians CXIV. 2) authentisch sind, indem hier die ..drei
Fuss" des Polybios in 2 Ellen (n yciQ avtjQ Hovctzn alv zolg oVrAoic
Kata rag ivayafvimg nv^vojcefg iv Trrjyeai dvo) umgewandelt er-
scheinen und also auf keinen gedankenlosen Compilator schliessen las-
sen. Der sachlichen Kritik gegenüber hat nun Ref. den gewiegten
Fachmännern gegenüber schweren Stand; indessen glaubt derselbe,
gestützt auf den, wie er überzeugt ist, nicht verderbten Text und auf
die Autorität des gründlichen Polybios, auch seinerseits zu einer Er-
klärung der Sache berechtigt zu sein.
Vor allem nimmt Ref nicht, wie das bei R. und K. zu Ungunsten
des Polybios geschieht, eine 16 ellige Sarisi^e zum Gegenstande seiner
näheren Erörterung, sondern eine 14 eil ige, die ja auch Polybios
(c. XII § 2) als die wirklich gebrauchte bezeichnet ; dann betragt
also ihre Länge 21 , nicht 24, und die des hervorragenden Vorderscbaf-
tes (nqoßokrj) nacly Abzug der Länge des Hinterschaftes nur 15, nicht
18 Fuss, und daher das Gewicht desselben nicht 12, sondern höchstens
10 Pfund. Nun soll dem von diesem Vorderschafte ausgeübten Drucke
Der Originaltext lautet: r^i' ."">f'^* ^ «i)rü<V xia* tti'i5{jic riiv
xtvtjatr Xuußttrovorji;, J/(« lo rtfi utr Ovqko oxinur ro ooj/uu
aritufTttTiö-fii^vor'; (U) ^'i'j''>)>' tot t rj^ -//»?5'»}«r yMioor, iT^ nu)^a({Mf
tV ix xuTaffnnng xn) iftettfn(f-(r><; Ttoihinihai rrjv un/qv. /Too</ft-
j'^<:, oTi /(ikaafjr* xai dtuor aaiv fik).i]?.MV (/fiv dtrjati roi'c
(iv6o€ti Hii/caTov TQtii nödag x«t' (TitnjtUnv xiu x«r« 7i«p«a7«-
fi^v, ii ukXkov(>iv tv/jitiaittv H{iog lo ^kov, ix 61 lovtüv öi/i-
ßtiatrat rör h'a *Po}fjtüo7' Yurnab^ia xtaä cTt'o ji^tüToajitJug rtov
tlttlttyyi^fih', digtf Tioog 6ixtt nctofaa«^ ttvTin yf-^p'iaS-tti. rrir nnnv-
rijaiv xa) rrjr un/rfr.
. Leben ij
. F. Velueky. 74«
w
I iUeichgttwicht g«tuilteu werdau 1. durcli das Uowiuht dea huiteruu
I T^ileti (,des b t'aas liuigea Hiuterschatlväj und 2. durch deu Druck
dar reuhuiu üaud. Bezuj^Iiuli Jus 1. i'uDuceä sdietul eti mir, iimb ii,
uud k. lins Uewiuui des UiuierscIiiUtes mit ä Ptuud 'm genuif lui-
aelzuu lui V(irhältui3t< zu l:j Fluad dus (uMii ilirui' Aumilime/ IQ tuatt
laugen Vorderäuh<us : docu darüber wolltiu wir umhi t^tl'<»lleu, aoa-
dem läiHJHii tum' die lalguuiioii Wurtt) de« i'oiytiiub selbst aprechen.
l'ulybiuti su^L uüuilicli u. ii. U u. lli § ;t, üiuia von dun 14 ii.llt:u der
äariasa .lOi^i,' ifti0u^(i>; aifaifttt tu fieca^v tuiv xesjoiv ataaci/fiu
X(u 10 xaiuniy at^n-utfiix tiji; ii^niiiit.f,i;. iiiäBe Uurte mud
i' iiiurKwiirdisei'wiiiHu den ÜÜ. Voriatisei'n u<!r GDäcliiciue des griuülu-
suliuu KrivKünuPtiua Hutg^ugtiu uud wurden ituuii äfut^r uu Aiiuaugu
xum ^. 'i'liBiit^ dur Arjegaiiülirillstdlltir tiui Uuiiiiruulmu); die^ua <Jat;uu-
utaudiw S. iä4 d. uubeauliiat gulasaeu, uud doch xiud sie gaaiguet alla
ächwierigkeiteu dtir sockLicIieu Krkiaruug £U beüuitigeLi. fulybiwt
Eipriclit tutir dautiiuifvüuciuuui (iegeuguwiulitdes VurderäClial-
tas, wulcltas wu' uud iiuiivr Uuui Unll tlur raolnau Üuud uiu ächubeado
lU USBUiIt eiues kuuiucliea uiiC duui Ciauruter vai'selieuaii |_vi allen' lit
uietalleDuuj kürpaib la daukuu lubau wurdau. Uiuae Axiguiie wuüan
wir uuu mit dam utwu tiuäiigütaa verbinden. Um ÜuwiuliC ilus ib Fuas
liLiilfeu V orderautiatiea (uQojiulr^) Ut durt mit liücliataus lU H'uud
■uigeugiumaii wurden; dos Uawicuc tiaa üiUU'rHuiiul'tua, naicties nui ä
f luuü K. uua h. XU ^eiiug ausätzen, küuuiuu wir gatrust bin aul ti — 7
l:*tuud arliütieu, wuua wir uus die Sarisse uauii dar Uedulirtiibiuig der
UU. Verff. däctiten; aber eiuer ituicuen äctanlxuuK sind wir uberliubeu,
da wir aus den erwaUuteu VVurt«u des i'uljbius wis&uu, da^s der Uin-
tHrecUalt lu l'otge daa oi Mofia dem Vurderautiatte lileiuuge wicht iiielt
und somit üi uitserem 1^'ulJa ubaiiitillH lU l'fund betrugen habeii wird.
Üb uun leruar eiuerseits dar ^liwerpuiict das V'itrdarscuat'tas bei
Hessen geringerer Laogu nicht ao weit nach ?orue limuber bei und
iuidecaisettit der dee iliuturschatlea lu X''ulge dea aijxwfiu wailur zu-
rück, als it. uud K. ouneliuiHU, au kann mit aller V> aliraclieiuiiclikEUt
twuauplet werdeu, dat<ä der äcliwer|mucl der ganzen 6arisau eutwuuar
durt SU sucUati ist, wo dietielba dar iUauu mit uer litikeu Uaud auluast,
oder doch oichl null davon nach vorui: biu. Unn eretare lat waiir-
bcbuulichar und UeC. kuon hicIi die maked. l'uKtikar uiclit so buBcttraakt
Hauken, dusB sia diei>eu Vortlieil uiclitgekaunt und aiigewendet babeu
BoUten. if'ruilicü erscUeiut uns aucli liiuui dun Gewicht der äai-tsac
{'iU l'iundf gegen das eiuea -i. lt. ä starre ich lecJieu Inlauter lege wehre»
^lU J^'timd^ benr bedeuDand, doch mu>>t> mau bedaukeu. dassaar l:'ha-
langil« Ulli aeinar buriba» nur emige itubr umiaüie ilewaguugen zu
intWUei) liaite, wie auch aus deui toigaudau thaiUeise tu ui'ttuhau ist.
Ule Aufgabe der rechteu Uand. um auf den 'J. f imut ta kommen, wird
nicht uarm bealobeu, mit ihrem Drucke der !ii/r)[io^tj Uegeugewicht
lu balteu, wol abar mit demselben die mit dem ächiidu tialufitei« liuke
UajidzuujiterstaueQ (ob zwar diese wieder an dem vorgestemmtea Iin-
keu iüiie, woraul der untere Hand das iscluideii ruht, ganz «rltebiiclw
750 ChM u. Kaner, Loben d. Griechen a. Römer, ang. ?. F. Vdimky.
Bfickhalt besizt) und der Sarisse bei Ausübung oder Aufnahme eines
Choks Festigkeit zu gewähren, und bei den hinteren Gliedern die er-
hobene Haltung desselben {naqct de tovq wfiovg tüv Ttqoiffoviii'
vwv avavevBV'Kvixxg cpi^ovaiv) zu ermöglichen. Nach dem Gesagten
dürfte es ersichtlich sein, dass sich die Angaben des Polybios mit der
Möglichkeit wol vertragen können. Und wenn Xenophon (Anab. lY.
7. 16) bei den Chalybern Spiesse von 15 Eilen Länge gesehen hat, so
wird man daraus „wol keinen Schluss auf die LItnge der Sarissen
ziehen^*, aber um so mehr auf die Möglichkeit ihrer Handhabnng, zu-
mal die von den HH. Verfassern a. a. 0. als Bedingung dieser Mög-
lichkeit angegebene Mitte der nach unserer Darstellung bei der Sa-
risse betonte Schwerpunct ist.
S. 261 wäre zu bemerken gewesen, dass die 55 (es werden aber
auch blos 50 angeg.) Fuss der Sprungweite des PhayUos griechische
sind und daher etwa 39 gleichkommen, wovon moderne Turner doch
wol mehr als „ein Drittheil zu überspringen im Stande sind^. Ue-
brigens war dieser übermenschliche Sprung auch für PhayUos keine
alltägliche Uebung, denn er soll bei jenem ersten Versuche ein Bein
gebrochen haben. Suidas s. v. vniQ tq ianafii^iva.
S. 283 erscheinen die Adj. Xivod^ciQVj^ und xcikxoxitaip (diess
anch S. 737) unrichtig als Substantiva angeführt. Freilich ist vom
sprachl. Standpuncte aus gegen die Möglichkeit dieser Composita als
Subst. nichts einzuwenden, man vergleiche z. B. yvakod^ciQO^ als
Subst. bei Pausanias ; als Substantiva kommen jedoch diese beiden
Adjectiva nicht vor, am wenigsten bei Homer. Uebrigens wird der
Gebrauch des linnenen Kollers für die homerische Epoche aus den
zwei Stellen des bekanntlich späten Katalogs (D. (i, 529 und 830)
mit Unrecht abgeleitet. Ob man femer den „ehernen Chiton"^ für ein
von dem sonst vorkommenden Pauzer verschiedenes Koller oder Wams
wird betrachten können, ob zwar das so häufig gebrauchte Epitheton
XOeAxox<Vcov in seiner Allgemeinheit {xakxoxlTioveg ktalQOi, T^fieg,
Axaioi etc.) unzweifelhatt vom Panzer hergenommen ist , erscheint
mehr als fraglich; denn die Stellen, die man dafür heranzieht, bewei-
sen es nicht. Es ist diess II. e 113, worin jedoch der avQeytTog x^tc^v
entweder mit dem v. 99 genannten Panzer identisch ist^ dann aber
nach Aristarch nur ein Panzerhemd bezeichnen würde, denn ein
ledernes Koller, wofür B. und K. (Gesch. d. gr. Kriegsw. S. 13) die
U. g). 31 erwähnten x^^^^^^ halten, kann doch füglich nicht dem
Panzer gleichgestellt werden, oder mit den Schol. Ven. für einen ge-
wöhnlichen unter dem Panzer getragenen „geflochtenen'^ eng anschlies-
senden Chiton gehalten werden muss. Auch II. qp. 31 können die
ovQe7iToi x^'^^^^^S ^^ so ^lier für Leibröcke vom geflochtener Arbeit
gehalten werden, als es ja jnnge Ti*ojaner sind, die sie tragen and
als bekanntlich auf Vasengemälden besonders die Troer in der-
gleichen bunten eng anschliessenden gewirkten Gewändern abgebildet
erscheinen. Die evr/iriToi ifÄCLvres wird man sich dann nicht i^s
Bestandtheile dieser Chitone (wie diess z. B. Büstow u. Kdchljr thun),
GiM u. Koner. LeWn il. Griechen n. ßom
. F. Vetisshii. 161
Bondeni uach Faesi'g Erklärnng z. St. als Mittel zur eventuelle» Fes- -
selnng der Gefangenen vorBtelleii, wie ja ijie Uelden auch sonst mit
Keinen versehen sind (vrgl, 11. x 3H7). Die oben erwälinte Ansicht
AristarcL's, daas der argtnrn^ %itt<iv bei Homer einen Kette Dpanr.cr
(deu inaa später Siitqa^ aXvfSiäijrtög nannte) bezeicline, ist eiu
l«icht £0 erklärender änachroDisma» : denn solclie Kettenhemden
Bind Hoi späteren Urspning'eii. Ueberdiess hatte ein Kettenpauier auch
ktAvityvaXa, konnte alsu auch nicht un den oben angef. Stolleu II. t ,
113 und Sil^ls ii'i^a^ gedacht werden, bv müsste denn als untcr
dem Panxer getr^eii gedacht wurden, was für jene Zeiten nnmCglich
angenommen werden kann.
S. 26b lesen wir die BeKeichuimg des hum. kreisrnnden Sclill-
des als: äajUi; navth'i (siel) ffoi/. Ks ist verdriesslich. wenn
man einem solchen Druckfehler in allen drei Au Hagen begegnet. Es mag
ein blosserZu fall sein, dassHicIi derselbeFefalerimSeiler'schenWSrter-
buch lu Hotner und den Homeriden (5 Antl.J s, t. äairli^ findet.
Aebuliche in allen drei Auflagen gebliebene — Druckfehler sind:
a(fii.aai(}ov statt a<fh):aiov S. 'My^, curonae 2'lexilEs{l)at3,tt
ptectifes ü. blti und /uZ/okui statt /u/fänieriS.tiK) und <;14, indem vim
dem Adjectivum fullonius hioa das Neutrum substantivisch gebraucht
wird. Für das Wort aXuntQvovo/iaxia (S. 329) ist Ref. keine Antorit&t
bekannt; desgleichen für die A. 233 angef. Charta Tutieolka (?). Der
Ausdruck tfXaaniov S. 171 wird fälschlich Suidas zngesch rieben.
S. '267 lesen wir bei Erwähnung der Eml)ieme auf Schilden
„So ti' u g der Schild des Idumenous das Uild des Hahnes atc." Kichti-
ger sollte es heissen „trägt"', nämlich auf Vasengemaiden, worauf man
es ja beziehen mnss; ebenso weiter Menelaos' .Schild ziert statt zierte
aus demselben Urunde.
Auf S. 28a will der Hr. Verf. in der Fig. ^73 einen Beleg für
das von Comeling Nepos (Cbabriaa 1) erzählte Factum sehen, dass
Chabrias in der Schlacht bei Ttielien ^^reliquam phufatiffem loco
vetuit cederc, obnixoqun ifenu ecuto j/rojectaqve himtu ittipetwm
exdpere hostinm docuil*. Offenbar legt er in die Abbildung zn viel
Uiueiu, denn dieselbe hat mit einem Hopliten nichts gemein ; auch ist '
der linke Fuss, au den der .Schild gestiHzt werden sollte {obnixo ifvni*
acutol) hier sogar gestreckt, kurz, man könule in der Figur höchstens
einen angreitenden Peltasten. nicht aber einen zum Empfange
des Stossus bereiten Uopliteu sehen.*)
8. 353 führt der Hr. Verf. Über die weibliche Gestalt mit dem
iMunenschirme amTodtenbette dos Arcbemoros Gerhards Meinung au,
welcher gemäss „der Künstler vielleicht auf die alte Vorstellung hin-
deuten wollte , nach der das Licht dos Helios zur finsteren Behausung
'f lüi ist Übrigens um sehr uudaiiklarus Uemühua, IHr eiue Sache ,
vuu der mau leiu niuUlii Pomtiieo wcisa (deim die unbcstiuinvte
Nachriebt dw Com. Nujmu wird man doth wol nidit dafö' i>ai.
l#n wollen, und Diedor nebet Polvaenu» spruchen ilartlb'
deutlicher. Xenoph. giir nicht) bildliche Belege tu sadi
752 Gufd TL Koner, Leben d. Griechen o. Bömer, ang. y, F. FeUniy.
geleiten sollte uud ein nächtliches Begi-äbniss sogar für schimpflich
galt*^. Diese Meinung Gerhards ist jedoch nicht stichhaltig , denn
erstens , hätte der Künstler das begleitende Licht der Sonne andeuten
wollen, so würde er kaum den Sunneuschirm(l) dazu gewählt
haben, sondern etwa im oberen Felde ein Bild der Sonne angebracht,
sowie z. B. die Nacht auf dergleichen Vasengemälden mit etlichen
Sternen angedeutet zu werden püegt, imd zweitens ist es offenbar,
dass die (jrestalt den Sonnenschirm über dem Gesichte des Todten
hält, um die Sonnensti-aiiien eben abzuwehren, da mau sich die
Prothesis nach der 4üd6ntung dos Bilden im Freien ^umen neben
der Kline!) denken muss. Diess passt nun sehr gut zu dem Glauben
der Griechen von der vemnreinigeuden Macht der Leiche , womach
also auch die reinen Sonnenstrahlen davor geschützt werden müssen.
Es bestätigt diess weiter auch der Gebrauch, dass man die Leichen wol
nicht bei Nacht, da diess tür schimpflich galt, aber doch wieder wo
möglich vor Sonnenaufgang zn bestatten pflegte (Vrgl. Hermann Gr.
Ant. 111* p. 318 A. 18). üebrigeus bemerkt Bef., dass beider Auf-
zählung der Qpfergaben, welche von den beiden Dienern herbei
getragen werden, sehr passend auch die gestickte Börse in der Hand
des älteren hätte hinzugeiügt werden können, mit dem kurz zuvor
S« 352 erwähnten vavlov tür Charon.
Bei Besprechung der Ourien § 81 S. 496 hätte bemerkt werden
sollen, dass das Tabularium das Amtslocal der Tribüne und Aedilen
war, sowie es unten auf derselben Seite bezüglich der Oensoren und
kurz zuvor S. 495 auch bezüglich der Quaestoreu geschehen ist.
Ebenso wären der Vollständigkeit wegen auf 8. 124 bei Besprechung
der Stoa einige Worte über die Lösche am Platze gewesen.
S. 502 lesen wii- die Worte : Hierher gehört ferner die gewöhn-
lich mit dem Namen des Friedeustempels bezeichnete Basilica zu Born,
welche zwischen dem Oolosseum uud dem Tempel der Venus und Borna
von Maxentius errichtet und von Constantin dem Grossen vollendet
wurde. Dazu bemerkt ii^tf dass die Basilica Constantm's (oder viel-
mehr richtiger desMaxentiusj heutzutage wohl von keinem einsichtigen
Forscher mehr templum Facis genannt wird und weiter , dass der Hr.
Verf. derselben irrthümiich eine unmögliche Lage angewiesen, indem
ja der Tempel der Venus und Koma deu ganzen Kücken der Veiia ein-
nimmt und sich bis hart vor das Oolosseum hinzieht. Sie liegt viel-
mehr zwischen S. Cosma und Damiano oder dem kleinen Bundtempel
Jes Bomulus (Sohn des Maxentius) und dem erwähnten Doppeltempel
des Hadrian. Ebenso wäre S. 416 die Lage der sog. Grotte des Posi-
lippo richtiger zwischen Neapel und Puteoli (statt B^jaej angegeben.
S. 515 passt die Hinweisung auf die Porticus der Octavia für
die 2. Aufl., worin auf S. 381 die^e Porticus nach einer restaurierten
Ansicht von Canima gegeben wurde, in der 3. Aufl. jedoch auf S. 396
ausgelassen ist, und der Text die Forumähnlichkeit nicht betont.
S. 518 ist in der Anmerkung die falsche Längenangabe des
Circus Mwmus 21000Fu8s, statt 2100, auch in der 3. Auflage stehen
geblieben.
»yuU u. /Tiifiei'. Lpboii (i. fir[echen ii, Röniev aiifr. v. F. Vehiakv, 758
Unrichtig durfto der S. 584 vorkommende Name des Malei'ü
Ludius sein und man nird Jetzt mit rrliclxs und L. vou Jan , ^stützt
anf die Leseart des BarabergeitHis . „S. Tadins" wol zu lesen haben.
Ein, wenn auch geringes, Versehen bemerkt Ref. auf S. G37
in der TJebersetznng des bekannteu Hacrobiaui sehen Speiszettels, worin
es dem outen S. 636 angofflhrten lateiniEchen Teirte conform hätte
lauten Holleu : „Weindrossel auf Spai^el" — lurdum asparagoa
:!ubtus' — statt „Spargel mit einer Ponlard" , obzwar dieses die
richtigere Verbindung {aaparngos s«6(us gaUinam altilttnTto.'seiXi
Hcbeint und voriuiieben ist.
Statt carruca schreibt der Hr. Verf. S. 658 und im Index
furruta. Soviel uns bekannt, findet sich jene Schreibart nirKetids,
nnr anstatt eruca.
S. 664 heisst ee: „Die erste (OCTeutUche) Bibliothek in Bom
wurde Ton AsJoius Polio im Vorhofe des Frieden Stempels angelegt."
Asinins PoDio starb aber im Jahre 4 nach Chr. und der Friedens-
tempel warde erst unter Vespasian (Suet. Vesp. 8) erbaut, mithin
konnte PoUio keine üffentliche Bibliothek darin au^elogl. haben.
Mit der Bibliothek desselben hat es wol seine Richtigkeit, ihr Ort
aber war (höchst wahrscheinlich) das ebenfalls von Pollio erbaute
atrium Libtrtatis (Suet. Äug. 29) auf dem Aventin, welches jedoch
kein Vorhof sondern ein, wie man nach manchen Analogien des tat.
Sprachgebrancbes schliessen kaun und den auch der Hr. Verf. aaf
3. 496 ?: weck entsprechend benutzt hat, mit einem gerAiunigen Saale
versebenes Gebäude gewesen sein wird.
S.751 soliio fiiwMsFig.249verglichen werden, womnterjedoch
das Sistmm abgebildet ist. Es väre wohl eine specielle Darstellung
dieses so wichtigen Blasinstrument es au Ort und Stelle angeieigt
gewesen, ohne dass man dieselbe er$t unter Fig. 341 zu suchen h&tte.
Nachträglich wollen wir uns noch eine Bemerkung Qber die
Fraoenbftder erlauben, von welchen der Hr. Verf. S. 222 spricht, in-
dem er mit Bezug auf die bildlichen Darstellungen der vokenter Amphora
bemerkt: „Oh wir hier eine Öffentliche Badeanstalt für Frauen, wie
solche wohl ausserhalb Athens mehrfach vorkommen,
oder ein Privatbad vor Augen haben , müssen wir freilich dahinge-
stellt sein lassen." Es ist bis jetzt der Beweis nicht erbracht worden ,
dass in Athen Cffentlicheund gemeinsame Fraueub&der existiert hAtten;
und so begnügt sich Becker und mit ihm Hermann (Charikles III, 77 f.)
solrhe fdr ^andere Städte, wo die Frauen weniger eingeschränkt Icbtes,
vielleicht besonders in Gros sgi-i och enland" und diese bei Ermangelung
schriftlicher Nachrichten nur auf Grundlage von Darstellungen auf
Denkmälern (daher die oben angeführten Worte des Hm. Verf. „wie
solche — vorkommen" schwerlich begründet werden könnten) anT.a-
nohmen, fär Athen jedoch .wo die ganze Lebensweise der Frauen
einer solchen Annahme widerspricht", anszu^hliesson.
Non scheint die Sache von vorne herein sehr bedenklich, fOr
Athen eine solche Ausnahme zu stntuiren; es wilre auf diese Art
tum. nymn. im. II. n. X. Btti. &0
ä
754 Onhf u. Koner, Leben d. Griechen n. Körner, ang. t. F. Veligäkiß.
die athenische Frau weit eingeschränkter gewesen, als es die Jb'rau
seit jeher und auch heutzutage bei den Orientalen ist, was man wohl
nicht wird behaupten wollen. Uad doch gestattet z. B. der Türke
seinen Frauen «Ion Besuch gemeinsamer Frauenbader auch ausserhalb
des Hauses, welches Privilegium freilich, wie wir bei älteren Beisenden
aus dem 16. Jahrhundert gelosen zu haben uns erinnern, zu maDchen
unerlaubten Sachen, ja sogar heimlichen Liebesgeschichten benützt
zu werden pflegte. Und was sogar das Haremleben in seiner streng-
sten Form gestattete , das sollte in Athen mit der abgeschlossenen
Lebensweise der Frau unvereinbar gewesen sein V Diess ist kaum
glaublich. Und darum scheint es eine gar zn ängstliche Beschränkung
zu sein, wenn Becker und mit ihm Hermann aus den a. o. O. bei-
gezogenen Werfen des Athonaeiis (XIII. 59), dass Phryne ^tou
dfjijoaioig ovy. ixqrjTO ßciXiivdoig"^ auf den Gebranch öffentlicher
Frauenbäder nur für Hetären schliessen zu können glauben. 'Fär
Hetären allein wird wol keine Gemeinde öffentliche FrauenMder
gebaut haben (und an mitbenutzte Männerbäder, welche hier etwa ge-
meint werden könnten, kann man doch zur Zeit des Aristophanes gar
nicht denken) ; auch war ja ihre sociale Stellung nicht der Art, dass
ehrbare Fi'suen jede Zusammenkunft mit ihnen hätte meiden müssen.
Ref. muss daher Stark beipflichten , der eben aus dieser Stelle snf die
Existenz der öffentlichen Frauenbäder zur Zeit des Aristophanes schliesst
(Hermann Gr. Alt IIP § 23 Anm. 27). Für die spätere Zeit kann Eef.
eine Stelle anfuhren , welche die Existenz gemeinsamer Fi*aaenbäder
in Athen ausser Zweifel setzt. Sie findet sich bei Lukian Dial. meretr.
XI. 4, wo Tryphaina den Charmides auf dessen Mutter verweist, sich
Gewissheit über die geheuchelten Beize der Philemation zu verschaffen,
mit den Worten „ Eqov ti) v fiijrt^a, «t /rore küjovrai (nec^ avvf^ . .Dass
darin eine athenische Sitte gemeint ist, unterliegt nicht dem geringsten
Zweifel, indem diese Dialoge das Hetärenwesen speciell in Athen
schildern und eine Menge darauf bezüglicher Localnotizen enthalten.
Wenn auch diese Notiz etwa aus der Mitte des 2. Jahrhunderts nach
Chr. stammt , so ist die darin erwähnte Sitte eine derartige , welche
einen sehr alten Usus voraussetzt.
Zum Schlüsse macht Bef. auf einige Ungenauigkeiten im Aas-
drucke aufmerksam. Dahin gehören z. B. S. 322 die beigesetzten
Genitive aya&ov äaifiovoc: und vyieiag; denn während dieselben im
Griechischen von dem nicht immer ausgedrückten Nom. TVOTriQiov
oder xrAil abhängen, stehen sie hier neben dem Dativ unpassend.
Unvermittelt erscheint auch der lat. Ausdruck S. 598 tirociniutn fori
neben die Worte „Mit dem Austritt aus den Knabenjahren" gestellt.
Veraltet und kaum zn billigen ist die Flexion griechischer oder latei-
nischer Ausdräcke im deuischen Texte, z. B. S. 281 „von den Löchern
{%qv(jiaaiY statt xQv^oiza, denn eine Zeile unterhalb hätte dann der
Hr. Verf. statt „auf dem yaAo^** auf dem (pih^ consequent schreiben
müssen. So steht auch S.353 in Kantharois statt Kantharen, von zwei
Lekythois S. 3ü7 u. 8« w.
F. IHnhack, doutscb-lat. UebersetzuDgsstücke, ang. v. St. Kapp. 756
Endlich will Bef. noch einige orthographische und Accentfehler,
welche er tbeils im Texte theils im Index vorgefunden, namhaft machen.
Im Texte findet man fehlerhaft geschrieben die Ausdrücke: S. 116
ilaio^eaiov, S. 190 x'^^v TtoärjQr^, S. 174 acoq^Qoavvrf, S. 302
TtafTjOQoif S. 321 OLfpaiQBlv, S. 656 lecticarii; im Index: ßatt^,
iXaiod^^oiov, i^w^ig, fnißkruttava , Fmazad'/iog ^ flaminica, olxQg
aaafurcag, neQideQaiay avleyyigf Tvkdov, vnoaTQWfAaTa, Und
freilich sind auch die oben erwähnten Fehler: aipkaavQov, coronn
plexilis, curriAca, noQOTrlo&ot, ytogoirlaaTaif n^aiffov auch im
Index zu berichtigen und nebst dem Ttekiytrj za tilgen, da im Texte
dieses Geräthes gar nicht erwähnt wird.
A c c e n t f e h 1 e r im Texte finden sich in den Ausdrücken ; 8. 13
fv naqaoxaatv, /lagaazdöegt S. 144 ftaqodogy S. 145 (xxiyi^ zwei-
mal, S. 177 xvT^novg, S. 199 TCQwßvJiog, S. 232, CTvlog, ö. 233
ÖBkclov, S. 235 (xayag, S. 274 atpaiQloTQa, S. 297 vavQrj, S. 300
tQOxoiy S. 304 TQOTvrjy S. 308 aiQwrrjQ, 8. 309 xrivia^ng, S. 803
ötT^öeg. Im Index: x^^^^^Qy X^j^^^>^og/ x^^QO^^^'Qt dd/ia, dia-
ZtjfAOLj xhainog, xQtoßvXog^ hx^TTxijQ, lovvrfiy /laydc, vaiQ-q, noLqa-
arddeg, naQaazaaiv, noQodog, nijxvg, odxog, acofiig, aivlogf
Ta^^iov, T€%Qaq>alog,
Prag. Franz Velissk:^.
F. Bin hack, Zusammenhängende deutsch - lateinische üeber-
setzuDgsstücke für den Schal- und Hilfsunterricht. Formenlehre,
Amberg, Pastct'sche Bachhandlung, 1872.
Was das vorliegende, für die unterste Stufe* des lat. Sprachun-
terrichtes bestimmte Uebungsbuch von andern ähnlichen vor allem
unterscheidet, ist der vollständig durchgeführte Grundsatz, gleich von
Anfang an dem Lateinschnler nur zusammenhängende Uebungen vor-
zulegou. Zur Sechtfertigung dieses Vorganges beruft sich der HeiT
Verfasser auf das Urtheil eines ..alten Pädagogen^, welcher in den
N. Jahrb. f. Phil. u. Päd 1871 Heft II sehr warm, aber doch nicht
überzeugend genug, wie mir scheint, für diese Methode eintritt. Die
Inhaltslosigkeit vieler Uebungssätze erscheint ihm als ein Raub, ver-
übt an der kostbaren Zeit der Jugend. Was kann sich der Anfän-
ger deukon, ruft er aus, wenn er Sätze liest wie: NumaPompilius hat
dem römischen Volke Gesetze gegeben, oder: Die Gedichte Virgils
sind den Gedichten Homers ähnlich I
Ich bin der festen Ueberzeugung, dass e-* wol nicht viele Leh-
rer gibt, die an Sätzen dieser Gattung irgend einen Anstoss genom-
men haben, und glaube ferner, dass die Bearbeitung zusammen-
hängender Uebungsstücke auf der untersten Stufe durchaus nichteine
didaktische Nothwendigkeit in dem Masse aei, dass durch specielle
Uebongsbücher dafür vorgesorgt werden laüaste, zumal da ja di^
750 F. Ellendfa, Lateinisches Lesebach, ang^. v. Si. Kapp.
^ngbarsten üebungsbücher meist einzelne zosauiineiüiängende Uebun-
gen bieten. Diess vorausgeschickt, sehen wir, in welcher Weise
Herr Binhack dem vermeintlichen Bedür&iBS durch sein Buch abge-
holfen hat.
Wirklich tragt jede der einzelnen Uebuugeu eine Ueberschrift,
so Nr. 1 : Die Arbeitsamkeit, Nr. 2:. Der Krieg, dann: Schädliche
Schriften, das alte Rom, Cnejns Pompejus u. s. f., und ebenso stehen
auch all die einzelnen unter einem Titel vereinigte Sätze in einer ge-
wissen Beziehung zu diesem Titel, aber der Zusammenhang der S&tze
uuter einander ist, wenigstens in den ersten Nummern, ein sehr
lockerer. Und ist es denn wol auch anders denkbar angesichts der
äusserst beschränkten Zahl von Formen und Vocabeln, Qber welche
ein Schüler verfugt, der eben die I. und IL Decl. and das Yerbom
6um durchgenommen hat? Man mOsste denn gerade zu der mit
Becht von allen einsichtigen Pädagogen verworfenen Methode grei-
fen, den Schüler eine ganze Reihe von Erscheinungen aus der Formen-
lehre und Syntax nebenbei mit in den Kauf nehmen zu lassen.
Auch der Herr Verfasser hat diese Klippe nicht immer ganz
glücklieh umschifft. Ich schaue die erste Uebung durch und finde
da gleich Sätze mit folgenden Fügungen: Für die Unthätigkeit giht
es kein Gedächtniss etc. Ueberdruss vor Anstrengungen und ähn-
liches. Solche Beispiele von Abweichungen der lateinischen von der
deutschen Syntax sollen und können im Anfange ganz leicht vermie-
den werden; nur muss man nicht von der Voraussetzung ausgehen,
zusammenhängende Uebungen seien ein Bedürfniss.
Für den Schulgebrauch dürfte sich das Buch kaum empfehlen ; der
Verfasser selbst ist wol auch dieser Ansicht, da er sein Buch als Hilfs-
buch angesehen haben will, welches Schülern und Informatoren als Ma-
terial zu Probearbeiten, Hausaufgaben und anderweitiger Einübung
grammatikalicher Regeln dienen soll. Ti-otz dieser Erklärung des Herrn
Verfassers kann ich doch nicht umhin, vom Standpuncte der Schule
aus dem Buche seine eigentliche raison d'etre abzuerkennen; der
Schüler, dm: mit Grammatik und Uebungsbuch versehen ist, brauche
nicht noch ein drittes Buch, das ihm nur zu dem Zwecke in die Hand
gegeben würde, um an zusammenhängenden Beispielen die Formen-
lehre zu üben. Auch der Umstand, dass statt eines Vocabolariums
die Vocabeln unter jedem Uebungsstücke angegeben sind, empfiehlt
das Buch nicht besonders für die Schule.
Fr. Ellendts Lateinisches Lesebuch für die unteren Classen
höherer Lehranstalten. 17. Aufl. bearb. v. Dr. M. Seyffert Berlin,
Gebrüder BorntraBger, 1872.
Nahezu fünfzig Jahre sind es, seit dieses Buch zum ersten
Male erschien; nun liegt es, von Herrn Seyffert bearbeitet, in 17 Auf-
lagen vor. Wol hat Herr S. Recht, wenn er darauf hinweist, dass
es nicht ganz uninteressant wäre, die verschiedenen Entwicklungs-
phasen des Buches zu verfolgen , um an einem speciellett Falle die
F. Etlendt'f, I.nleinischcs Lnseburh. anc >'. Sl. Kapj: 757
bedeutenden Fortschritte zu stiidisi-eJi, welche dur lat. Sprachunter-
richt seit einem halben Jahrhundert gemncht hat. Obwo) die frohe-
ren Anflogen mir nicht znr Hand sind, so hege ich duch keinonZwei-
fel, daes das Boch in seiner jetzigen Gestalt alle seitiu Vorgänger an
Brauchbarkeit nbertreffen mag; aber ich muaii auch gleich hinzit-
rägen, dass es mir trotzdem nicht in allen Stücken den Anforderuitgon
zu entsprechen scheint, die heute an ein lat. üebungshuch gestellt
werden. Die Verhältnisse, in denen heute der lat. S p räch unte nicht
ertbeilt wird, flind, darüber ist kein Zweifel, doch ganz andere, als
vor fflnfzig Jahren. Nun erklärt aber der Bearbeiter, er habe in
der neuen Anlage des Buches selbst nnd in dem Material keine we-
sentlichen Aenderungen vorgenommen, einmal, weil diese Seite des
Buches, obwol auch sie noch Äusstellniigon zulasse, .loch im Allge-
meinen der bessere Theil desselben «cheine, und sodann, weil eine
l'marbeitung nach anderen Principien ein neues Werk hatte werden
mflssen. Alle Achtung vor der Pietät des Herrn Bearbeiters ; da er
aber selbst /.ugibt, dass dem Buche trotz des sieben zehn fachen Lau-
tem ngsprocessea noch manche ün Vollkommenheiten anhaften, so sei
es gestattet, auf einzelne hinzuweisen.
Dem Buche Tehlt vor Allem eine etwas mehr methodische Au-,
nrdiiung des Stoffes, die. fern davon Schwierigkeiten zu häufen, ein
allniUiges Fortschreiten v^m Leichteren zum Schwereren ermftg-
licben soll.
leb finde es z.B. etwas bedenklich, Schülern, weiche eben znm
ersten Male die Verbalformen lernen, zu gleicher Zeit auch den Ge-
branch der Verba deponentia voi-zuführen. Letztere bleiben doch
besser aufgespart filr einen Zeitpunct . w> die Schiller die Verbal-
formen vollkommen innehaben, also etwa fOr das. Ende dos ersten
Jahres. Auch sind vier Nnmmern von Uebungssätzeti für jede Con-
jugation bei weitem zu wonig. zumal da hier auch schon die Depo-
nentia mitgenommen werden.
Viel praktischer wäre es ferner, gleichzeitig mit der L und U.
Decl. das Prws. lud. Act und Pass. vom Verb einzuüben, anstatt
div ganze Koihe der filnf Decl.. dann die Adjectiva mit ihrer Kom-
paration an Sätzen einüben zu lasseu. deren PrädicAt immer das
Verb Fsfie enthalt. Auch hei der Decl. finde ich dieZalil derüehuiig*-
f^ätze viel zu gering ; zwei Nnmmern z, B. ffir die IIl. Decl, !
Bei Uebung SC wiM mit dem Verb begonnen; eine Note macht
zugleich aufmerksam, dass die hauptsächlichsten Projunninn gelernt
sein müssen, nnd das« diimit nicht etwa nur Personal pronomina ge-
meint sind, zeigen die nächsten Beispiele. Nun triebt man sich aber
vergebene voraiiH nucb Hebungen um, welche sich auf Pronomina
belügen. Wol aber trifft man bäuQg auf Sätze, in denen is, qui
a. 6. w. augewendet erscheinen. Aber deren jedesmalige Form dem
SchDler nur durch eine mandgerechte rohersetzung unter dem Ab-
sstio Aufschluss gewährt wird. Der Gebramli der lat. Pronomiuu
hat. wie joder Lehrer weis«, fOr Anfänger gewisse Schwiorigke
758 P. 2>. Ch, Hennings, Eleinentarbüch ang. v. iSi^. Eafp,
die nur durch viele Uebungen überwunden werden ; man denke nur
an die häufigen Verwechslungen von cuius und eins, quis und qm
u. 8. w. Aufgaben, die speciell auf Einübung der Pronomina gerich-
tet sind, sind wol ein nothwendiger Bestandtheil eines lat. Uebnngs-
buches für Anfanger.
Auch mit der Art der Vertheilung dos Stoffes auf zwei Curse,
die ungefähr unserer Prima und Secunda entsprechen würden, kann
ich mich nicht in allen Stücken einverstanden erklären.
So werden z. B. im I. Oursus im unmittelbaren Anschlüsse an
die regelmässige Conjugation die Verba i>osse, ire^ velle^fieri n. s. w.
vorgenommen. Diese Verba würden doch besser für den II. Cursus
bleiben, wie es factisch mit den Abweichungen in Bezug auf die
Decl. der Nomina geschieht. Ebenso finde ich die Participalcon-
struction, deu Abi. absol., die hier im I. Cursus eingeübt werden
sollen, für diese Stufe im Durchschnitt noch zu schwierig.
Der II. Cursus' enthält im dritten Abschnitte eine sehi* bedeu-
tende Zahl von Uebungen, welche eine ganz systematische und ziem-
lich vollständige Behandlung der Syntax schon im zweiten Jahre vor-
aussetzen; die Casus, Tempora, Modi, das Qerundium, das Supinum
werden hier in einem umfange behandelt, wie es doch jetzt meist nur
im 3. und 4. Jahre des Lateinuntorrichtes zu geschehen pflegt. Eine
grosse Menge meist trefflich gewählter kleinerer Erzählungen, welche
zwischen einzelnen Uebungen über syntactische Verhältnisse einge-
streut sind, leiten hinüber zu der im nächsten Jahre beginnenden
Leetüre eines Autors.
Im Allgemeinen sieht man es eben dem Buche trotz sei-
ner neuen Bearbeitung noch ganz deutlich an , dass es in einer
Zeit entstanden ist, in welcher dem Latein am Gymnasium bei-
nahe ebenso viele Stunden eingeräumt waren, als den andern Ge-
genständen zusammengenommen, und unter Anleitung eines tüch-
tigen, erfahrenen Lehrers mag es zur Heranbildung ganz vortreff-
licher Lateiner das Seine in reichlichem Masse beigetragen haben.
An unseren österreichischen Gymnasien aber dürfte das Buch, ganz
abgesehen von den oben angedeuteten Mängeln, eben aus dem Grunde
schwerlich zu verwenden sein, weil die dem Lateinstudium ungünsti-
gen Verhältnisse sieb bei uns im Allgemeinen noch viel mehr fühl-
bar machen als in Deutschland.
V. D. Ch. Hennings, Elementarbuch zu der lat. Grammatik
von EUendt-Seyffert. L Abthi. Für Sexta in 2. Aufl. II. AbthL Für
QuiuU in 1. Aufl. Halle, Waisenhaus, 1872
Im Gegensatz zu dem eben besprochenen Uebungsbuche zeich-
net sich das vorliegende durch eine bis ins Kleinste ausgearbeitete
methodische Anordnung aus und verräth auf den ersten Blick die
kundige Hand eines erfahrenen Pädagogen, der die Schwierigkeiten
durch .geschickte Vertheilung des Stoffes und langsames Vorwärts-
gehen möglichst zu mindern versteht. Die Reihenfolge in den ersten
P. 2>. Ch. Hennings, Elemcntarbach, ang. v. St, Kapp. 750
üebongen ist: I. u. II. co^j. prses. act. u. pass., I. o. IL decL, dann
ni. u. IV. conj., hierauf die drei andern decl. Hier, so wie auch
bei den folgenden Uebungen ist auf die entsprechenden §§ der
Eilend t - Seyffert'schen Grammatik und noch auf ein anderes Büch-
lein hing^ewiesen, auf welches ich am Schlüsse kurz zorQckkommen
will. An den Hebungen besonders des I. und II. Capitels hätte ich
nur das auszusetzen, dass dabei dem Fassungsvermögen der Schaler
und der Thätigkeit des Lehrers doch etwas gar zu wenig zugemuthet
erscheint. Ich erkläre mich. Wenn in einem iTebungsbuche zu
Anfange hie und da einzelne Sätze vorkommen, die nur aus dem
pron. pers. und dem verbum ßnitum bestehen, so lässt sich dagegen
nichts einwenden. Wenn aber ganze lange Absätze, wie hier, nur
aus Sätzen bestehen, wie: ich lebe, ich gefalle, ich spiele, ich fühle.
Du lobst, du gefällst u. s. w. oder amas, doceSy legis, audis u. s. w.,
so ist da, wie mich dünkt, des Guten zu viel geschehen. Nachdem
bereits die I. u. II. Decl. eingeübt ist und einige Vocabeln zur Ver-
fügung stehen, könnten getrost Sätze mit Objecten gebildet werden,
damit dieselben doch nicht so ganz inhaltslos wären. Der Herr Ver-
fasser beruft sich auf den Herrn Provinzial-Schulrath Dr. Sommer-
brodt, der ihm eine bedeutende Erleichterung der ei^sten Capitel em-
pfohlen habe. Sollte der Herr Verfasser in der Befolgung dieses
Rathes nicht doch zu weit gegangen sein? Die Einübung der nack-
ten Verbalfoimen, und etwas anderes bezwecken jene Sätze nicht, ge-
schieht ja doch auf anderem Wege, z. B. durch Abfragen in so genü-
, gendem Masse, dass das Üebungsbuch nicht nöthig hat. mit so zahl-
reichen Beispielen einzutreten.
Das gleiche Streben, nicht mit zu starken Ansprüchen an den
Anfänger heranzutreten, veranla.«st den Herrn Verfasser, auch so
Manches, was in den gangbaren Uebungsbüchern im ersten Jahre
vorgenommen wird, für das zweite aufzusparen: ich erwähne nur die
sog. conjug. periphr., den acc. c. inf., die Construction der Städte-
namen. Man mag bei diesen Verweisungen in das zweite Jahr im
p]inzelnen mit dem Herni Verfasser rechten, das diesem Verfahren
zu Grunde liegende Princip aber wird man als berechtigt anerken-
nen müssen.
Der zweite Theil des Buches, für Quinta bestimmt, ist in dem-
.selben Geiste nnd mit gleicher Sorgfalt bearbeitet. Bezeichnend für
des Herrn Verfassers Ansichten über das Ausmass des Lehrstoffes
für das zweite Jahr ist folgende Stelle der Vorrede: ..Der Verfasser
hält dafür, dass systematische Uebungen, welche die Unterschiede
des Lateinischen vom Deutschen in der Auffassung der Casus, in der
Unterordnung der Sätze durch ut, fie, cum u. s. w. zur Anschauung
bringen, in die Quinta durchaus nicht gehören, dass viel-
mehr die Zeit, die dazu verwendet würde, auf solche Weise dem Cur-
sus für Quarta und Tertia vorzuarbeiten, den Quintanern recht sehr
nöthig ist, um sowol die Kentniss der regelmässigen Fonnen immer
«r
760 K, W, Meyer ^ Grammatische Regeln u. Beispiele, ang. ▼. 8t, Kapp*
wieder aafznfhschen, als auch die an Vocabeln wie an Begeln gleich
umfangreiche unregelmässige Formenlehre nur zu bewältigen.''
Domgemäss wird die Lehre von den Conjunctionen einer höhe-
ren Stufe zugewiesen, wo sie allerdings in Verbindung mit der Mo-
duslehre am passendsten zur Behandlung kommt. Manchem dürfte
dieses Vorgehen nicht empfehlenswerth scheinen, besonders mit
Bücksicht auf die im dritten Jahre beginnende Leetüre irgend eines
Autors, zu dessen Verständniss die Kenntniss des Gebrauches der
Conjunctionen vorausgesetzt werden mnss, wenn nicht die Leciüre
darunter leiden soll. Da indess die gewöhnlich vorkommenden Con-
junctionen wie utj fte, cum bei den Uebungen über die Verbalformen
und anderweitig oft verwendet erscheinen, so dürfte jene Besorgniss
ungegi'ündet sein, und ifchüler, welche den zweiten Theil dieses
Buches durchgenommen haben, können ganz wol in die Leetüre eines
leichten Autors eingeführt werden, zumal da die beigefügten Lese-
stücke zusammenhängenden Inhalts, Fabeln, geschichtliche Erzäh-
lungen und Colloquia hinreichend Gelegenheit bieten, die Schüler
für die Leetüre des nächsten Jahres vorzubereiten.
Ich kann also das Buch für den Gebrauch in unseren Qutei*6ten
Classen nur aufs wärmste empfehlen, und sehe in dem Umstände,
dass es mit besonderer Bücksicht auf die Ellendt-Seyffei-t'sche Gram-
matik gearbeitet ist, durchaus kein Hindemiss, es auch in Schalen
zu verwenden, wo andere Grammatiken in den Händen der Schüler
sich befinden.
Schliesslich noch ein Wort über eine von K. W. Meyer be-
arbeitete Beilage zum Elementarbuche I. unter dem Titel :
Granoimatische Regeln und Beispiele als Anhang zudq lat. Ele-
mentarbuch. I. von Hennings. Halle, Waisenhaus, 1870.
Den jungen Anföngem , denen ,,ffir den ersten Anfang die
Grammatik zu gross, die Form der Begeln nicht ganz fasslich genng.
der Paradigmata zu viel, die Hanptregeln zu sehr von Anmerkungen
umgeben sind", sollen in dem Werkchen die Hauptregeln und Bei-
spiele in gedrängter Uebersicht und einfacher Form gegeben und das
Erlernen der ersten 40 Abschnitte erleichtert werden.
Wenn auch Herr Meyer ganz ausdrücklich erklärt, dass damit
die Grammatik von Ellendt-Seyffert fßr Sexta nicht entbehrlich ge-
macht werden soll, so möchte ich doch glauben, dass Schüler, welche
seine „Begeln und Beispiele" und das Hennings'sche üebnngsbuch
in der Hand haben, im ersten Jahre die Grammatik nicht viel zu
benützen haben werden. Ich spreche damit durchaus keinen Tadel
aus, und wenn es einer wäre, so wäre er nur gegen die Elendt-
Seyffert^sche Grammatik gerichtet; denn wenn man es nothwendig
findet, neben einer Grammatik den Schülern noch „Begeln und Bei-
spiele" in cKe Hand zu geben, so ist doch damit indireet zngestandeo,
dass die Grammatik sieh für den ersten Unterricht nicht recht eigiwi
E. Berger y Kur/.i^efasste Utein. Grammatik, ang. v. St. Kapp. '"^
Ich würde Herrn Meyer rathen, das Werkchen in einigen Partien zu
vervollständigen, z. B. im cap. IV (III. decl.) dabei etwas mehr sich
von der alten Schablone loszureissen (vgl. civ-is) und ich bin über-
zeugt , die Grammatik ist dann für die Anfanger vollständig über-
flüssig, was ich für die unterste Stufe, oifen gesagt, gar nicht so be-
denklich finde. Bedenklich scheint es mir vielmehr, drei verschiedene
ünterrichtsbücher den Schülern in die Hände zu geben.
Dr. £. Berber, Kurzgefasste latein. Grammatik für die unteren
Classen der Gymnasien. Celle u. Leipzig, Karlowa's Verlag, 1873.
Im griechischen Sprachunterrichte ist man ziemlich allgemein
zu der Ueberzeugung gekommen, dass es den Zwecken der Schule nur
forderlich sein könne, die sicheren Ergebnisse der sprachvergleichen-
den Forschnng, soweit sie Schülern, die einen zweijährigen Latein-
unterricht hinter sich haben , zuganglich gemacht werden können,
in praxi zu verwerthen. Dass diese Ueberzeugung sich so rasch Bahn
brach , ist nicht zum geringsten Theil der Curtius^schen Grammatik
zu danken , welche das fragliche Problem in der glücklichsten Weise
löste.
Für das Latein liegen die Sachen anders. Die Zahl derjenigen
ist noch immer bedeutend, welche sich gegen eine historisch - ratio-
nelle Behandlung des Latein in den untern Classen sträuben, vor
allem aus dem Grunde, weil Knaben auf dieser Stufe im Durchschnitt
noch nicht zur Auffassung derartiger Dinge geeignet sind, und weil
ihnen das geläufige Können der wirklichen Formen höher steht, als
das Baisonnieren über die mehr minder fragliche historische Ent-
wicklung derselben. Es kann Niemandem beifallen, der Ansicht
dieser Praktiker, wie man sie nennt, kurzweg jede Berechtigung ab-
zustreiten. Warum sollten sie einen wohlbekannten, gebahnten
Weg, der bisher sicher zum Ziele geführt hat, verlassen, um einen
andern einzuschlagen, auf welchem sie das Ziel vielleicht errei-
chen werden.
Daneben gibt es nun aber auch eine Reihe von Schulmännern,
welche sich der streng wissenschaftlichen Methode gegenüber nicht
schroff ablehnend verhalten, sondern ein massvolles Herbeiziehen
von sicheren Resultaten der Forschung befürworten. Es erschienen
in den letzten Jahren mehrere Grammatiken, die es mit mehr oder
weniger Glück vei*suchten, in diesem Sinne dem Lateinnnterrichte
ein neues Element zuzuführen. Zu ihnen zählt auch die vorliegende.
Sie ist ein Auszug der grösseren Grammatik desselben Ver-
fassers, bestimmt für die unteren Classen der Gymnasien. Die An-
ordnung des Stoffes unterscheidet sich nicht bedeutend von der her-
kömmlichen; zu erwähnen wäre etwa, dass die Quantität der Silben
gleich zu Anfang behandelt erscheint, während sie sonst meist in
Verbindung mit der Lehre von der Metrik die Grammatik abschliesst.
Da indess der Herr Verfasser die Metrik gar nicht berücksic'
762 E, Berger^ Kurzgefasste latein. (jraniinatik, aiig. r. .S^. Kapp.
liat, so ist die Lehre von der Quantität der Silben tn Anfang
ganz am richtigf^n Platze.
Bei der Behandlung der Syntax liei^t das System der Sutzkate-
gorien zu Grunde ; doch war der H^rr Verfasser bemüht, die Üebel-
stände, die sich bei strenger Durchfölirung desselben, z. B. mitBück-
sieht auf die TiOhre von denronj'inrtinnen. er^r'^bon, möglichst zn mil-
dern. So wffvdeii z. B. § 186 Absichts- und Folgesätze nebenein-
ander besprochen, um dem Schüler eine sofortige üebersicht ober die
.wichtigsten Functionen der Conj. ut zu geben. Die Anmerkung 1
zum eben citierten § sollte eine andere Fassung haben ; in der jetzi-
gen Gestalt köuute sie den Schüler leicht verleiten, die auf die Verba
wollen, wünschen, erlauben otc. folgenden Sätze für Absichts- oder
Folgesätze zu halten.
Ebenso sind unter der Uubrik Temporalsätze die Gebrauchs-
weisen von quuniy allerdings nicht vollständig, angegeben.
Den Schluss des Buches bilden die bekannten Genusregeln in
Versen, eine Concession, die der Herr Verfasser denjenigen Lehrern
macht, welche noch einiges Gewicht auf die Erlernung derselben
legen. Bei ^er Lehre von der Decl. selbst findet der Schüler in den
§§ 39—45 das Nothwendigste über das Genus in sehr klarer An-
ordnung, mit Vermeidung selten vorkommender Wörter zusammen-
gestellt. Li letzterer Beziehung würde ich mir noch mehr Ein-
schränkung auferlegen. Wesshalb z. B. mugil vorführen, das dem
Schüler in der Leetüre am Gymnasium wol schwerlich vorkommen
dürfte. Und wäre letzteres auch der Fall, würde da nicht bei diesem
und bei ähnlichen selten vorkommenden Wörtern eine Bemerkung
des Lehrers bei der Lectüre vollkommen ihren Zweck erreichen?
Nun einige Bemerkungen über jene Partieen. in denen der Herr
Verfasser es für angezeigt gefunden hat, die strengwissenschaftliche
Richtung einzuschlagen; es geschieht dies vorzugsweise bei derDocIi-
nation und Conjugation. Die althergebrachte Fünftheilung der Decl.
ist natürlich beibeluilten, dabei aber doch die Stammtheorie in so
weit berücksichtigt, dass in Klammern jeder Decl. die entsprechende
Benennung beigefügt ist: A- 0- Cousonan tische -U-E- Declination.
Von einer vollständigen Verwerthung der Stammtheorie für die erste
Stufe des Lateinunterrichtes kann nicht die Rede sein. Der Herr
Verfasser ist offenbar auch dieser Ansicht, und hat sich desshalb bei
den vocalischcn Stämmen nicht eingehender damit bofasst; nur eine
Note macht z. B bei der IL Decl. § 2G darauf aufmerksam, dass der
Stamm Yor\ puer jjiicro ist, wobei freilich einem aufmerksamen Schuler,
der in § 20 alt: Stammform /.wer angegeben gefunden hat, einige
Bedenken aufsteigen dürften. Derlei kleine Inconsequenzen sollten
vermieden werden.
Ein viel günstigeres Terrain für die Entwicklung der Stamm-
theorie bietet die IIL Decl., und der Herr Verfasser hat sie da, nach
meiner Ansicht, mit richtigem Tacte in einer Weise durchgeführt, die
selbst dem starrsten Praktiker genehm IseiA dfl^te, da demFassongs-*
.".»
E. Beryer, Kurz^efasste latein. Grammatik, ang. v. St. Kapp. 7S8
vermögen der Schüler dabei nicht zu viel zngemnthet wird nnd keine
Gefahr ist, dass der Theorie zu Liebe das fertige Können in Fi-age
gestellt werde. Die Subst. dor III. Decl. theilt er, mit Rücksicht
auf den Stammauslaut, in zwei grosse Gruppen, 1. consonantisch-
2. vocalisch auslautende ; die erste Gruppe zerföllt dann wieder in
Stämme mit liquidalem, dentalem, gutturalem ufid labialem Anlaut;
eine kui-ze Note gibt bei jeder einzelneu Gruppe Auskunft über die
Nominativbildung. Alles dies geschieht in jener knappen und doch
klaren, überdi»»s für das Auge übersichtlichen Form, die einen der
Hauptvorzüge des Buches bildet.
Gleich einverstanden kann man sein mit der Art und Weise,
wie die Conjugation behandelt ist. Der Unterschied zwischen star-
ker (consonanti scher) und schwacher (vocalischer) Conjugation, die
daraus sich ergebende Verschiedenheit in der Anfägnng der Endun-
gen, alles das ist recht fasslich dargestellt. Dass der Herr Verfasser
auf die sog. starke und schwache Peifectbildung nicht näher einge-
gangen ist, mag wol seinen Grund in praktisch-pädagogischen Be-
denken haben ; in der That müsste die Kreuzung von starker und
schwacher Conjugation sform und starker nnd schwach ei' Perfectbil-
dnng auf Anfönger etwas verwirrend wirken.
I;i der Lehre von der Syntax hat sich der Herr Verfasser bei
der Aufstellung der Regeln der möglichsten Kürze beflissen, ohne
desshalb die Fasslichkeit zu opfern. Auch in den Beispielen ist er
äusserst sparsam ; ein , zwei, selten mehr, Beispiele werden zur
Illustrierung einer Regel verwendet. So kommt es, dass die Syntax
an äusserem Umfang der Formenlehre bei weitem nachsteht; jene
nimmt 39, diese 115 Seiten ein, während gewöhnlich die Syntax eine
mindestens ebenso grosse Seitenzahl aufweist.
Diese Erscheinung erklärt sich nun aber daraus, dass der Herr
Verfasser eben nur eine fibersichtliche Darstellung des Allerwichtig-
sten aus der Syntax, gewissermassen nur ein Gerippe derselben geben
wollte. Dieser Umstand ist es aber gei-ade, welcher der Einführung
des Buches in die österreichischen Gymnasien hinderlich ist. Von
einem Wechsel der Grammatik in den vier untersten Classen kann
an unsern Gymnasien nicht die Rede sein. Wollte man aber die ge-
nannte Grammatik in unserem Gymnasium benützen, so sähe man
sich zu diesem Wechsel in der Tertia genöthigt ; denn was in der
Syntax geboten wird, kann, so sehr man auch die knappe Form imd
die Uebersichtlichkeit loben muss, für unsere Tertia und Quarta nicht
ausreichen. Die Lehre vom acc. nnd nom. c. inf. z. B., wie sie hier
in den §§ 168 und 169 behandelt ist, genügt allenfalls für Secunda-
ner nnd selbst diese werden über manche Nuancen jener Coustructio-
nen, auf die sie im Uebungsbnche stossen, hier keinen Aufschluss
finden. Für unsere Quarta aber sind diese §§ und noch so manche
andere entschieden, allzu unvollständig. Dem Buche soll damit kein
directer Tadel ausgesprochen werden; das Ziel, das der Hert Ver-
764 E. Hermann, Lehrbach d. deutschen Sprache, ane. r. F.. KrBtoehwü,
faMer sich gesteckt bat, isteVen nicht das. eise Grammatik f&r einen
mebijährigeD LateiDnnterridit zu bieten.
Ich kann also nur das Bedauern darüber aussprechen, dass
eben aus diesem Grunde das sonst so treffliche Bnch fQr den Ge-
branch an unseren Gymnasien nicht geeignet ist.
St. Kapp.
Lehrbuch der deutncheu Sprache. Ein Leitfaden für den Unter-
richt an den unteren Classen der Gymuattien und der yerwandten
Anstalten von Edwart Hermann, k. k. Gymnaöial-Proftsaor am There-
sianum. Vierte, verbesserte un«l besonders im zweiten Theile ver-
mehrte Auflage. Wien, 1872 Alfred Holder. (Beck'sclie Universitäts-
ßuchhandlung) 8. 295 leiten.
Als Hermann^s Büchlein .,Der deutsche Satz*' erschien, fand
daeselbe in der Lehrerwelt allgemeine freudige Aufnahme und eifrige
Benutzung in den Schnlen. Mit Recht hob Professor Egger in der
darüber gegebenen Kritik (Oesterr. Gymnasial - Zeitschrift. October-
heft 1865) hervor, dass die Macht des Beispieles ^^n^ch in keinem
Elementarbuche so in den Vordergrund getreten , als hier**, indem
diese den Hauptinhalt jedes Paragraphen bilden und denselben die
Jjehrsätze in ,,einfacher und präciser Fassung** ohne alles überflüssige,
logische Schematisieren folgen, so dass der Schülei lebendig fühle,
wie „die grammatische Regel sich aus der Sprache ableite, nicht
aber dieselbe meistere**. Egger begrüsste in Hermann*s Methode
„einen didaktischen Fortschritt*'.
Dom gegen den Schluss der Kritik gegebenen Wiuke folgend
fügte Heimann der dritten vermehrten und verbesserten Auflage sei-
nes Werkchens „eine übersichtliche Darstellung des Wichtigsten
aus der Formenlehre'* an, so dass dasselbe auf 165 Seiten anwuchs.
Das Büchlein fand in seiner neuen Gestalt gleichfalls die verdiente
Anerkennung. Professor Tomascheck (Oesterr. Gymnasial-Zeitschrift.
1872. 1. "Heft, Seite 18 und 19) nannte es „eine erfreuliche Berei-
cherung der heimischen Schulliteratur". Geht auch derselbe auf die
in tabeliaricher Fassung beigegebene Formenlehre nicht weiter ein,
so lobt er doch besonders ..die reiche Sammlung treffender, zum
grossen Theile classischen Schriftstellern entnommener Beispiele",
sowie die „sorgfältige Rücksicht auf allseitige sprachliche Richtig-
keit*' und „die ängstlich überlegte Genauigkeit der Anordnung und
Lehren'*. Dennoch stiess die praktische Verwerthung des Büch-
leins in der Schule auf nicht geringe Hindernisse, ja — Referent,
der während seiner Lchrthätigkeit zu Krems dasselbe dem Unter-
richte zu Grunde legte, ist des Zeuge — die vom Verfasser einge-
haltene Orthographie macht den Gebrauch des Werkes in der Schule
fast nahezu unmöglich ; denn \ obwol auf richtigen phonetischen
Principien fnssend, ging der Verfasser doch ,,in der Durchführung
t Hermann, Lehrbuch d, deatsclicn Pprnche, aiig. v. F. fCratochivü. 7ft5
derselbea riel weiter, als es die uD&bweiaüche UQcküicht urlaubt, Ji«
Schule nicht in grellen Ge^eosalz zum herrscheuden Qebrauehs t,ii
rbringeL" (Tomaschek a. a. 0,).
Die trefflii^ben Wnrte des Österreich mchen Oi^aDi!iatigiisi>ul-
irfcs beachtend : ,,WeDii das Oyinnasiun), zumal in Ricksicht der
aufgäbe, welche es in seinen höheren Classen verfolgt, es nicht von
sich abiulebnen hat, dass es zur Verbreitung einer einfachen, in der
Sprache selbst b^'rOndeten Orthographie an seinem Theile mitwirke,
ao ist doch die grösste Uässigong hiei-in zu empfehlen, damit nicht
der Schüler in den Fall komme, für den wirklichen Gebrauch der
deutscheu Spruche im l.i'buu «ich da» wieder abgewi3hnen zu mQssen,
waa er au^ der Schule mit Mühe erlernt bat" (S. 125 und 136), uud
in der richtigen Erkenntnias. ..dass sich Missbräucbe, die sich seit
•labrbnnderten eingeschlichen, nicht mit einem Schlage vernichten
lassen" (Hermann, Vorwort znr 4. ÄnQ.), kehi-te der Verfasser iu
der nun vorliegenden vierten, verbeseorten und besonders im zweiten
Theile vermehrten Auflage unter Äustrebnng grOsstmöglicbster Folge-
richtigkeit, mitAufnabme aller Vereinfachungen, die jetztschou gäng
und gäbe sind, zur allgemein üblichen Scbreihweiae zurück. Der
Stein des Anstosses ist damit gehoben , das Uauptliindemiss der di-
daktischen Verwendharkeit des Werkes hinweggeräumt. In einigen
Fälleu ist der Verfasser allerdings leider bei aeiner fiHliereo Schi-eib-
weise geblieben; von diesen gelten noch immer Egger's Worte zur
ersten Auflage; „Wenige werden sich mit Aeudemngen befreunden,
die der geläuligeu hochdeutscben Aussprache Gewalt anthun, z. 6.
betriegen statt betrGgen. Lerm statt Lärm. Selbst Te statt Thee
ist zu befremdend. Zum ersten Beispiele betriegen (wie passt dazu
ifigeu S. lOg, ?) ist auch zn vergleichen S. 33, c) Beispiel 2, femer
S. 44 der Schiusa des Lehrsatzes V, Tabelle VII. q. Nr. 159 uud
§ 8 der Rechtschreibung, welche der Verfasser im dritten Theile
recht gut — und was nur zu loben ist — mit Hintansetzung der
frOher b«liebten tabellarischen Form behandelt hat. Ein eigener
Paragraph über Silbentrennung wird jedoch schmerzlich vermisat.
Ceber die Schreibung der im § 5 der Rechtschreibung, Abschnitt 3
.,s verdoppelt sich" ii. s. w. angeführten Wörter gewis, blas u. s. w.
bisBaa liesse sich wol mit Grund rechten; dessgleichen OberSchreib-
weisen wie Sapphir S. 6^^, tödlich 8, %, (vei'gleicho S. 10„). manig-
fach S. 10„. bewuBt S, 13„, u. ö., grösten S. 17^,^, gebreut
S. S3,a, wüsten S. 37,, muste S. ST^. A%^ u. ö., Febmann S. 51,,
OehOfde, S. f>ä n. Beckers. 67 ITI, M&reu (daa Land) S. 74,.
Jeuner. Merz S. 78 X., verlescben S. \12„, Presburg S. 123 „
und 131 XV D.s.«,; ferner Ober Schreibungen wie: machet ge-
branch S. 37,,, macht platz S. S8,„, ob es nacht sei S. 89,„. im
begriff 8, 122,„, u. s. w.; oder Aber Zuearamensetzungen wie: inacht
S. 49j^, tnanschlag S. 79,^. solangeals S, 8I,(|, zupferde, zufuss
S, ITO« u. 8. w.
76W E. Hermann, Lehrbuch d. d^ntschen Sprach«», ani?. v. F. Kraioekwa.
Das orthographische Wöi-terverzeichniss, das anfönglich der
„Lehre vom Satz** beigegeben war, liess der Verfasser in der dritten
Auflage fallen ; in der vorliegenden vierten Auflage aber lässt er
,,auf den Eath erfahrener Schulmänner*' der Rechtschreibung als vier-
ten Theil abermals ein „Wortverzeichniss zur Orthographie" von
S. 265 — 295 folgen, allerdings mit der Besorgniss , „dadurch das
Buch zu umfangreich gemacht zu haben". Referent theilt diese Be-
fürchtung umsomehr, als dieses Verzeichniss äusserst wenig Neues
bringt, sondern einmal oder zwei-, ja zuweilen dreimal Gesagtes
abermals vorführt.
Ganz dem Organisationsent würfe (S. 123) folgend, lässt Her-
mann die Satzlehre in den Vordergrund treten. Indem Referent auf
beide schon erwähut^ Kritiken verweist, hat er nur zu bemerken,
dass die Aenderungen der Satzlehre fast durchweg in Erweiterungen
bestehen ; in grösserer Fülle werden neue Beispielsätze hinzugefügt,
aber auch nicht wenige Lehrsätze. Gegen die letzteren ist an sich
im Allgemeinen nichts einzuwenden. Referent ist aber der festen
Ueborzeugung , da$s weit mehr als durch diese Erweiterungen dem
Buche genützt worden wäre, wenn der Verfasser , Tomaschek^s Rath
befolgend, „die gewählten Eintheilungen, die umständlichen Distinc-
tionen in den Lehrsätzen, oder die zuweilen bedenkliche Benutzung
logischer Kategorien mit Rücksicht auf den nächsten praktischen
Zweck des Elementarunterrichtes*' vereinfacht und eingeschränkt hätte.
Denn mit Recht warnt der Organisationsentwurf vor zu weit gehen-
der Spaltung im Unterordnen; ,Je einfacher und naturgemässer die
Gliederung, desto sicherer wird sie nicht nur dem Gedächtnisse der
Schüler sich einprägen, sondern zum Elemente eines lebendigen
grammatischen Wissens werden*' (S. 123). So sollten die Lehrsätze
vom Adverbiale des Grundes, von der adversativen und causativen
Satzverbindung, der Satzverbindung des Raum- und Zeitverhältnisses,
der Art und Weise einfacher gefasst sein. Anderen Lehrsätzen wäre
eine bessere Einordnung zu wünschen ; ohne alle Schwierigkeit könnte
Lehrsatz XV S. 69 in die Lehre vomObject eingefügt werden, dessglei-
chen die Lehrsätze XIV S. 22, ebendortXVI, in welchem gar Verschie-
denes znsammengefasst ist, während in der früheren Auflage derselbe
mit Recht in zwei Lehi'sätze zerfällt und IV (mit einem sehr guten
neuen Zusätze; S. 31 ; ebenso leicnt hätten die Lehrsätze XI S. 8,
VI und VII S. 12, III— VS.39, XVI der neu hinzugekommene
Lehrsatz XVII und XVIII S. 70 u. s. w. an die ihnen geziemenden
Stellen — gewiss nur zur grösseren Klarheit und üebersichtlichkeit
— gesetzt werden können.
Der Anforderung des Organisationsentwurfes S. 123 und 124)
nachzukommen, die Satzlehre an zahlreichen Beispielen, welche in
ihrer Form mustergiltig und an Inhalt nicht leer seien, durchzuüben,
ist im vorliegenden Buche die reichste und beste Gelegenheit gebo-
ten ; es ist diess einer der glänzendsten Vorzuge dieses Buches und
schon um der Geist und Charakter bildenden Beispiele willen die
»», Wirlfuch i!. (luutBi'lion f^praclic, arig. v. F. Kralochriiil. 7ß7
V'orbreituug desselben in uiiHflrmi Schulen aufrichtig lu wQnBoliiiii.
Doch wäre Ber«reiit hlr Streiobnng der Beispiele S. 37,^, ,„, ^4:g,
..■ *^M- 6*M- 5'iM- )■<>■ '**'io»- 8n- ^2fl, und 83„; ferner sind
: tilgoD , weil .sclion frillier niatnnl angefahrt, die BeiBpii-ii'
l^iM- IM- "*«. ■ ''^11 ■ 1**31- 'l^M- ■l'issgleichrtn 89,,,
l 131.
Was endlich die stark vermehrte Formenlehre betrifft, so lal
den billij^en Wünschen den OrganieationsentnurfeH (S. 124) auch
hierin Genfige gethan. Eine vorangliche Seite ist es, dass besonderK
solche Gesetze der Foroierlehre nachdrücklich hervorgehoben wer-
den, aus welchen eich die Berichtigung vieler in unserer Umgangs-
sprache gemachton Fehler ergibt (0. E. S. 124). Docli glaubt Re-
ferent mit nerflcksichtigung des ÜmstandeB, dass Tomaschek's Kri-
tik über die Formenlehre rasch hinweggeht, diese aber in vurliegi^nder
.\ufluge gerade bedeutende Erweiterungen erfahren hat. wenigstens
einige Bemerkungen sich nicht versagen zu dürfen.
In Tabelle VI „die (starken oder ablautenden Verben nui'h G
Closseu". kennte die Anmerkung Qber den Stammechluse der Vni'heu
erster Classe wegbleiben. Es ist von abgeleitetcu Verben die Uede,
ubnedass bisher erwähnt wurde, was njan darunter versteht; dasselbe
gilt von der hier erwähnten, in den Verben bitten, sitzen und tiogen
unterki^enen Brechung. In Tab. VII ,, alphabetisch es Verzeichniss
der starken Verben" wird in Nr. 51 gesagt, gleiche transitiv ist
schwach : die dafnr anzuführenden Beispiele sind aber verschwindend
gegen die der starken Form; in VII, 71 ist lad statt lädt geschrie-
ben und in der Bedeutung von einladen auch im Particip des Per-
fectums schwach angesetzt, vergl, g 17 der Rechtschreibung, An-
merkung 2 ; in Vir,,,,,, schreibt dei Verfasser in den Bemerkungen
,,geBcheid''. wie denn überhaupt in diesen Bemerkungen oft subtile
Diuge begegnen, die nichtfärdieScbulesind. Die Tabellen Vlll- XIV
sind neu hinzugekommen; in Vlll ..EinUieilung der schwachen Ver-
ben" sollten die „Betnerknngcn" klarei' gefasst werden, denn sind
sie auch vom Lehrer erklärt worden, so ist der Schüler doch
noch so un behilflich, dase er die durch einige Schlagwörter augedeu-
teten Gesetze nicht wieder formulieren kann; in der sehr guten
Tab, IX ..die nnregelmlissigen Verben" wären die zu subtilen Duter-
scheiilungeii in Bemerkung zu 10 nnd 1.^ besser weggeblieben, desa-
gleicheti in den Tab. X ,.die Bildung der Verba", XIV die Bildung
der Subiitaativa" und XXIV „die Bitdung des Adjectivs" die Beden-
*Dng der untrennbaren l'urtiki'ln, der wirklichen nnd scheinbaren
Ableitungssilben. Tabelle XI ,,der syntaktische Theil des Verbs"
ist sehr gut; dipsi' Sowie die drei vorh ergebenden Tuhuljen enthalten
neben manch Neueui das gut geur-tnet, was in der vuiigeu Auflage
ebne KiutheilungsgTund, ott lose oder gar nicht zusummon hängend
in 77 dem idphabttiscKen VeneichnL^se der starken Verben anga-
bängtcN lEfmurkuogen gesagt war, 1u Tabelle XU „ßhitbeilung
dat SobataDÜva" , int die firkürang des abstracten Substantiv«
708 E. Hermann, Lehrbuch d. deat*!hen Sprach«, an^. y. F, KroUKkwü.
(S. 178, h) unrichtig. Die neaö Tab. XXI „der Artikel, der be-
stimmende und nicht bestimmende'^ ist durchaus praktisch, dessglei-
chen XXII „die allgemeinen Lehrsätze über das Adjectiv''; in diesen
wie in Tab. XXUI ,.die Bildung der Adjectiva durch Zusammen-
setzung'' und XXV a und h „die Declination der Adjectiva'' (viel
Neues enthaltend), kann Beferent nur eine wünschenswerthe Ergän-
zung sehen. Hingegen hätte sich die Tab. a and b „der syntaktische
Theil der Pronomina", grösstentheils in die Lehre vom Attribut und
Object einfQgen lassen, wo ohnehin schon vi«"] von dem hier Vorge-
brachten gesagt ist; so wäre unnöthigen Wiederholungen vorgebeugt
worden. Aehnliches gilt von Tab. XXIX a, einer Sammlung abge-
rissener, in der Satzlehre und auf anderen Tabellen grösstentheils
schon erwähnter Bemerkungen zu den Pronomina. Die Eintheilung
der Pronomina, Tab. XXVII, ist zu wenig fibersichtlich, und die
Lehre von den Conjunctionen, Tab. XXXVII, enthält zu viel Ein-
theilungen.
Das sehr umständliche „Verzeichniss derSubstantiva, von wel-
chen Besonderes zu merken ist" (S. 179 — 209), hätte viel kürzer aus-
fallen können ; vieles versteht ja der Knabe nicht, und andererseits
kann es ein Lexikon doch nicht ersetzen. Die neu hinzugekommene
„Erklärung einiger Eigennamen" (S. 211 — 215) ist mehr eine Cn-
riosität, die der Knabe wie eine funkelnde Krambude mit Staunen,
aber ohne Yerständniss sich ansieht ; denn diese, wie die gleichfalls
neu hinzugefügte „Erklärung einiger zusammengesetzten Wörter,
deren Abstammung weniger bekannt ist" (S. 214 — 217), sind auf
das Mittel- und Althochdeutsche, Oothische und Angelsächsische
zurückgeführt. Was hilft das unreifen Knaben, was sollen ihnen
Erklärungen wie S. 214^, ^, 13; jg? Dergleichen Notizen wirken auf
den Schüler mehr frappierend als belehrend.
Hat hier wie an andern zerstreuten Stellen der Verfasser mehr
geboten, als mit den praktischen Zielen des Elementarunterrichtes
vereinbar ist, so ist doch, verschwindend geringe Unrichtigkeiten ab-
geirechnec, nirgends Fehlerhaftes vorgebracht. Das historisch rich-
tige Verständniss wie die liiebe zur Muttersprache machen solche
Ueberschreitungen des Lehrzieles durch den Ver&sser erklärlich, der
seinen Schfllem in dem Buche nicht nur einen Leitfaden, sondern
gleichsam ein Yademecum für das Gymnasium, ja selbst füi- das
Leben mitzugeben bestrebt ist, in der Ueberzeugung, dass die Schä-
ler, von einem geschulten Fachmanne oder classischen Philologen
geführt, auf derartige Partien als auf femliegende Ziele ihres wissen-
schaftlichen Strebens nur zur Belebung ihres Eifers im Studium der
Muttersprache zuweilen hingewiesen, nicht aber zu gedsmkenlosem
Nachsprechen unverstandener Dinge verleitet werden. Aus glei-
chen Gründen erklärt sich auch des Verfassers Bestreben, Formen,
welche, dem Mittelhochdeutschen entgegen, die gegenwärtige Schrift-
sprache verändert hat, in ihrer historisch richtigen Gtstalt zur Geltung tu
bringen, so S. 15|,^, ^^^ dem Bauern, 8. 14|g4 des Greisen (dagegwi
w
i. Math. MittelliücliJouUclies Lesebuch, ang'. v. A. Schünhach. 7«»
4fl dem jeliigen Sprachgebranche entsprechender „die Greise"»,
a. ltlj„, asi dem Armut, S. 1U8„ Färseliimg (yergl. S. 206
Nr. 549). S, 127 über Bort (vergl S. 181 Nr. 48).
Die aufmerksame Lesung Jes Buchei; muss jedem unparteii-
achen Bciurtlieiler in dum Verfasser eiiieu tOcIitigtn, voa der Liebe
zur deutschen Sprixlie und Jugend beseelten Schuluianii vougrQud-
liohem Wisaen und unermüdlichem lii/er. durchdrimgen von dem
Bestreben, seinen SchQlem dae Bo^te zn bieten, erkennen lastieii,
und wenn nach dem ÜrgaDisationaentwuifa (§ 54, 'd) tuu jedem im
Unterricht einzuführenden Lebrbacho verlangt wird, dass es den
Turgexeickneten Lehrplan innehalte und ausfühi-e, und genau und
mßglichet präcise das enthalte, was mit Bestimmtheit zu wissen oiler
zu bieten der Schäler sich rerpUichtet halteu eell, eu muss vou dem
Titrliegendea Lehrbuche gesagt werden, dass es diese Bedingungen
erfüllt, stimit — gewiss zum Segen der Schule — didaktisch Ter-
wendbar ist.
Wien, den 4. April 1873.
Franz Kratochwil.
Dr. Richard von Mntb, MlttelhocUdeatsches Lesdlmch. Wien,
Alfred Holder 1Ö73. SS. löö. 8'
An mittelhochdeutschen Lesebüchern fehlt es nicht, der Ver-
fasser der verliegenden Arbeit empfand dicss selbst, er helft aber
wesentlich Anderes und Besseres zu bieten als seine Vorgänger.
In einigen Beziehungen hat er anch Hecht. Das Princip der Aus-
wahl des Lesestoffes ist ein anderes als bisher: statt bunter Mannig-
faltigkeit wenige grosse Stücke aus den besten Dichtungen. Zu der
gebräuchlichen kleinen Grammatik sind litararhisti>risclie Uebersich.
teu gekommen, f^r das Glossar treten kur^e Anmerkungen ein. Das
Buch hat somit wesentliche Vorzüge den bis jetzt in Gabrauch gewe-
senen Chrestomathien gegenüber wirklich voraus. Aber der Verfasser
hat sich seine Aufgabe — um milde zu sprechen — zu leicht gemacht.
Unüberlegte Willkürlichkeiten und Oberflichlichkeitcn finden sich in
grosser Menge, was für ein Lehrbuch, dessen Sat/.e den Schülern
heilig sein müssen, sehr schlimm ist.
lleferent erlaubt sich daher für eine etwaige neue Anflöge des
Baches eine Anxahl von Bemerkungen vorzulegen.
S. ä. Das Sanskrit ist nicht, wie der Verfasser behauptet, die
gemeinsame Uutt«r der indogermanischen Sprachen, sondern muss den
einzelnen St&mmeu desselben coordiniert werden.
S. 4. Die Germanen zerfallen nicht in drei, sondern in Kwei
grosso Gruppen: Ost- und West- Germanen. Vgl. Scherer iur Ge-
schichte der deutschen Sprache S. 93 ff.
S. 4. Ks gibt nicht bloss eine neuhochdeutsche, sondern auch
eine mittelhochdeutsche Schrift- und Gemeinsprache,
iis' AjäsQdiiziir «inr widaäpKm üiL
^. 4. Do» ^ mii «f in iar X uifjui m ha wnl la
m«i. •RRbc «ek ans *lm Btmiieii ier 'iiMinetoi Zol
r, ^. Die Bm^Rflle !Slr •&» ^raäcgMBwnuwM DiiyawitiwMt
WiräMfienmuim win MiuL xam 51iiL fimf ^eftr 9iMl svnUs.
9. IS £ Wtfim 9R: «ÖS CTfirJnrhnriw Ajupinmg
2ku*ii4rtflr und isr Pnser!taF*ifnH€iifiia me^tehrt «uiiii'a? Hoflo
Orginaiicic oAib^r?
^. IS. Dtt» WUSagäswrffT, ^«lii vworiiac bot _
^. 19. IVr QraiMvrir ödifiite niete in 48r ersten, vol
aiwr a te* iv*it«!i SiÜle {»s XEL JahiliiiiiiiTim; v^ USF.
5. 35. Wanm .^as im IT. Lifliis-? Der TiiifhiiBH giM
ja iücii das gauue IT. Liad wteiier. iiSBi «s in IflciBHBB*s Aas-
nh« 00^ Mel «ni FMaaznureii: tsL Tiriiminni's AiUBoknicn
S. «vS, 72, b<!ä«iiiders oiicii m 54i5. 4. XftilenlioC mr G<BclDckt>
4«r 5ilMfviupHi So« S. 39 ff
S. 41 wirf in 'ier AomAckinig fA'hoMUTn ci^ii^inU indiB
Ab in 939J «m Vif fSr Vier' fjnBfesitaBt ▼«n Valien*) aiiist-
■atzt winL L»fer has te* T«feiswr skh gmit: <fie AaagilMB
(^fo <te mir ^mh forfiModt vierte) bMn Vi»l\ aoch 4i« Aumt-
knagcn wvmh iahnaf kin. E» war «tai ein DrackMitar, wit «r
«kai Terfiawr 3«[tet in gam ^teü^er Wniae a. H. 116 tegugMil ist
S. 95. SoOte wirkikk Heinrich ▼»!■ TlMii^i aasrnr dn- Intit
mir Xinnelieder geditiitel liabcn? Er ial ftbiigms kain Nitto-
deat scher, seadem ein Niederlinder: nd. Bra^» in Zacte's
ZMtw^fcrift fttr deutadie Phfldlefia IT. i49 ff.^
S. 96. Gottfried, der Dicktv dw Trirtan. war ueht Uoci '«b
Birger TerBotUick von Stnasfeuir*^ er irtaMty gcvisB ana mmm
StraariNirger Patrizieigesckleckte nnd war roMarias seoi» Yalv-
ftodt; yff^ Knn in Pfiriftr's Genmaia XT. 207 t. 3» ff.
S. 97. Das GoMii der DreitiiefligMl ttasl nA keiBaBwegB in
allen Strophen der nihd. Lyriker nackweieea; t^ Kobenlan*!
OrandriM 5. Auflage L S. 123.
S, 97. Anm. 2. Gekört Hago ▼on Tiiaibeig neefc aar daasi-
•chen Zeit? 1266 — 1309 war er KagiBter in Bamkog.
^ B. 98 gibt der Terlueer die ganaüek ▼eraUeta AidbaBOJD«
ron ^UBnediep wieder, wSkrend es dodi nanniekrallb^amit ist, da«
das aof diese Anffaeeong gegründete Sckdngesetx wikiaad dar katttn
Zeit dee Ifinnegesanges gar nickt galt ond ffir die spifteia aar nater
Beedur&nknngen. A. a. O. wird aodi Sperrogal sa dm aaü d»
Mitte des IUI. Jakrknnderte anftretenden dpmckdielitani färiUt,
tr iet aber der ilteete.
j
r
Math, Mitte] hochdcutaebes Leiwbucli, nng. r. A. Scitonbaek. 771
i VoUuliede wird an der geoanuteo Steile ge^iagt, 'dass
es HO mythischen Beminiscenzuu reich' soi. Diess aoll doch vol nur
eine Phrase sein, denn meines Wissens weDigsteag finden aich blüss
in einem einzigen Volksliede (die GoldmQhJe. ühland, Volkslieder
L 76) Anklänge an einen halb veracb ollen en Mytbus.
Eboadasetbst wird auuh Walthei v. d. Vogulweide wieder ein-
mal 'ans guten Gründen' fQr einen Tiroler erklärt, vgl. Wilmanns
Wfilther S. 3, besonders die Anmerkung.
Von dem Texte des 'armen Heinrich*, der S. 99 - 111 abge-
druckt ist, wird S. 91 behauptet, er seinach der Ausgabe vonF, Bech
wiedergegeben, das ist unrichtig. Nicht bloss sind die eigonthüm-
liehen Äccente und Apostrophe Bech's nicht vorhanden, sondern an
allen strittigen Stellen wird Bech's Teitcoustituierung nicht gefolgt;
nur in der letzten Partie des Gedichtes äussert sich der Einfluss der
Bech'achen Ausgabe insofern, als die erhöhte Bez.ilTerung der Verse,
wie sie durch das Einbeziehen der St. Florianer Bruchstücke ent-
standen tat, eingehalten wird. Vielmehr ist der vom Verfasäer ge-
gebene Teit auf Grundlage des Wackeraagel 'sehen im Altdeutschen
Xjesebuche angefertigt. Folgendes nurfUhre ich alsBeweis au: V. 21.
W(ackBmagel), B(6ch) iJU, H(aupt), M(nth) niht — 33 B. dehf-iner
der tvgent M. nach Lachmann's Besserung bei U. deheine »is der
tvpent — 76 B. alsus W. M. also — 91. B. sietc W. M. slat —
184 das 'da' B'e fehlt — 204 B. enweHe W. H. M. welle, ebenso
1408 ~ 213 H. B. ernert W. M. wert — 485 B. lougen H. W.M.
Stille — 608 H. B. müeat W. M. müeste — 561 It. ter H. W. M.
ee der — 563 H. B. sihe W. H. sehe — 1368 H. B. speciimor
W. M. speculator — 1397 H. B. friunde W. M. triunt — 1452
B. da ee hant H. W. M. dax lant — 1469 Lachmann's Besserung:
swar 51 tue rieten angenommen gegeu Bech's : swa,s s6 si ime
rieten.
Wozu ein derartiges Vorgeben ? Glaubt der Verfasser da-
durch diejenigen zu gewinnen, die er durch Änfnahme des Lach-
mann'schenNjbelungeoliedes verletzt hat? So ist denn auch Bartsch
zu 'Pariival* gekommen. Bei diesem ist die Auswahl im Lesebuche
zu tadeln. Das SchlnssstDck, welches absolut keine Vorstellung
von Wolfram's Art gibt und in der Dichtung bloss die Bestimmung
hatte, den Aoablick auf die Lobengrinsage zu urtiffneii. ist ausge-
hoben, ein Stück noch dazu, bei welchem der Verfasser drei Verse
aus pädagogischen Rncksichten fortlassen musste, während die ganze
Probe etwa 100 Verse hat. Warum nichts von Parzival's Jugend-
gescbichte ?
üeber die Auswahl aus Walther will Befereut nicht rechten,
obschon sie ihm nichts weniger als zweckmässig vorkömmt. Warum
aber in der Prosa nichts von Berthuld von Begonsbnrg oder ein
Stock aus den so zahlreichen, mitunter voi-treffüchen anonymen
Homilien? Sollen 5 Capitel des Schwabe nspiegels eine Vorstellung
von unserer reichen mhd. Prosa geben?
U* I I
772 B, M%Uhf Mittelhochdeutsches Lesebuch, ang. t. A. Sehänba^
Was die Anmerkangen anlangt, wären sie wol besser nnter
den Text gesetzt worden, als hinten angeheftet, ein Wortregister
niosste doch beigefügt weiden. Der Verfasser hätte dann ancb dent-
lieber gesehen, dass der Anmerkungen \iel zu wenig sind, Schwie-
nges bleibt unerklärt. In sehr vielen Fällen wii*d Uebersetzung,
nicht Erklärung gegeben, lirthümer und Verstösse sind häufig genug.
Die ganze Arbeit trägt, abgesehen von der guten Anlage und
Eintheilung, das Gepräge ganz ausserordentlicher Flüchtigkeit. Da-
hin rechne Ich auch die mangelhafte stilistische Form. Bandwurm-
artige Perioden, die an Unklarheit ihres Gleichen suchen, noch ver-
wickelter durch die Unsicherheit, welche der Verfasser allenthalben
in der Verwendung der Relativpronomina zeigt, ffillen die literar-
historischen Partien des Buches. Auch ist die Sprache nicht rein,
Joumalistenausdrücke, wie : ^textuell, eventuell, compendiös' dürften
nicht einmal in der Vorrede eines deutschen Schulbuches vorkommen.
Der Druck ist durchaus unrein, eine oberflächliche Durchsicht
hat den Beferonten gegen hundert Druckfehler, mitunter auch ärgere
Flüchtigkeiten, besonders in den Textabdrücken, wahrnehmen lassen.
Ein schlagendes Zeugniss dafür ist, dass die Anmerkungen zu Par-
zival und Tristan vor denen zum armen Heinrich stehen, während
die Texte in umgekehrter Ordnung gegeben und in dieser auch S. 152
angeführt werden. Im Parzivaltexte fehlen die Absatzziffem 825
bis 826. In den Anmerkungen zu Walther*s Gtdlchten ist auf die
auch in den G^ichten selbst fehlenden Zeilenzahlen der einzelnen
Nummern nicht verwiesen, was den Schülern sehr grosse praktische
Schwierigkeiten verursachen wird. Alle diese Dinge dürfen in der
Gegenwart durch Entfernung vom Druckorte durchaus nicht entschul-
digt werden.
Genauigkeit und Sorgfalt können bei einem Schulbuche nicht
gross genug sein. Wenn es dem vorliegenden Buche gelingen sollte,
eine neue Auflage zu erleben, was Beferent in Erwägung der oben
besprochenen Vorzüge lebhaft wünscht, dann wird es Sache des Ver-
fassers sein, durch ernste und gründliche Bevision seiner Arbeit
wirklichen Werth zu verleihen, falls er nicht zu den gewissenlosen
Buchfabrikanten will gezählt werden, die unsere österreichischen
Schulen nnsichtr machen.
Graz, im Mai 1873.
Anton Schönbach.
Dritte Abtheil iing.
Zur Didaktik und Peedagogik.
Wort über die kurzen Ferien an gewissen
Mittelschulen.
Au das k. k. Oyiunasinm zu KreiniriLBoster ergleng vor Euneiu
— ab kuri vor Weilinacliten, dnsB es nicht mehr iröglicli war, sich dar-
nach !□ richten — eine nmtliche Zaachrift des Inhalt«: ,Der Herr Mini-
Bter f. C. u. U. hat laut kotug des k. k. I^andcsschulrathes (in Linx) g^-
nehmigt, dass dl» WeihnftclitarerieD auf den '24., 2b., 26. and 27. Uecember
sich erBtiecken." Am Schlnsae der Zuschrift, in welcher auch von den
äbrifren kurzen Ferien die Rede ist, hei»tt e»: „Unter gani besonders be-
räcksichtigungswürdigea Umständen wird ea jedoch der DirectioQ Dach
wie vor gestattet sein, einem üder dem anderen der 8chQler die Ferien
um eins kone Frist zu verlängern. *
Insofeme es in dieser Zuschrift heiset: es werdt^ narh wie vor
gestattet «ein etc., dieses „vor* über mt die Zeit der Amtiernng des
Gtefertigten zarOi^kweist, hält sich dieser nicht blos fOr berechtigt,
sondern im Interesse einiT guten Sache sogar »erpflicbtet, Aber die gewies
.ganz besonder* l«rflcksichtigungsHQrdigcn Omstilnile'' ein Wort in sagen.
woklio KU seiner Zeit den Lehrkörper bestimmten, das .einem oder dem
anderen der ächUier" auf das gan^ Gymutisiani auszndehnen und die
.karie Frist' zn einer Feriendauer von 8 bis 10 Tagen ku vpviängern.
Din fachmännische Competenz it.ia halion ihm Seine Mujestät der Kaiser
anerkannt, AI lerböciist welcher die „laugjährige Dienstleistung'' desselben
eine „ansgezei ebnete" tu nennen gernhten.
Die mit Recht angestrebte Freiheit bedeutet Herracliaft des Gesetzes
anstatt willkürlicher Anordnung Einzelner nnd findet eich dort, wo man
ohne Ouhftsssigkeit und vorgeftixste Hciniing ohjeciiv und gegen jedermunn
derselben Kategorie gleich mit Wohlwollen rorgeht.
Angewendet auf die Leitung einer Lebraustalt beissl diess; Mau
soll keinem Schul« etwas erlauben oder vurbieten, was man unter den
gleicben OmstSndM nicht allen orlanben odi-r verbieten darf, wie sich
auch kein Lehrer etwas erlaubfn wird, waa, wenn es »Ho seine Collegcn
774 B. Piringer, Ueber Ferien an Mittelschulen.
thäten, zam Nachtheile der Anstalt ausfiele. So oft daher ein Schüler
um etwas bat, was ?on der allgemeinen Anordnung abwich, z. B. früher
in Ferien abreisen oder später rückkehren zu dürfen, wurde stets gefragt:
,,Haben Sie einen besonderen Grund zu Ihrer Bitte, auf welche sich ein
anderer Schüler nicht berufen kann? etwa einen schweren ErkrankimgB-
oder gar Todesfall? oder ein besonderes Familienfest, z. B. eine Hochzdt?
oder einen seltenen Verwandtenbesach oder Aehnliches?^ Wenn nein« so
wurde die erbetene Erlaubniss schlechthin versagt; wenn ja, so unter
allen Umstanden, selbst mitten im Semester, ertheilt.
Wenn daher, nach grossem Massstabe, Seine Excellenz Anstand
nahm, zu Gunsten Einer Lehranstalt eine Ausnahme von der allgemeinen
Verordnung zu machen, ja yielleicht aus eigener Initiative auf Kosten
des Geschäftsganges sie nicht machen konnte, so ist diess erklärlich, tind
es verdient Dank, dass Hochderselbe durch einen kaum verkennbazen
Gedankenrückhalt ein verstecktes Hinterpfortlein aufthat, durch welches
allenfalls das ganze Gymnasium in etwa achttägige Weihnachtsferien
hinausschlüpfen könnte. Was aber schwerer zu begreifen, ist diess, dass
diejenigen, auf deren „Antrag" die Entscheidung erfolgte, Hochdenselben
nicht aufklarten, dass im vorliegenden Falle nicht blos bei «einem oder
dem andern der Schüler" sondern bei mehr als drei Yiertheilen deraelbeB
„ganz besonders berücksichtigungswürdige Umstände" obwalten, nnter
welchen, ohne irgendwo ein berechtigtes Präjudiz zu TeranUwBen,
die wiederholt erbetene Verlängerung der Weihnachtsferien befürwortet
und ertheilt hätte werden können.
Wie Ironie nimmt es sich aus, vier Tage Ferien zu geben, Ton denen
einer zur Heimreise, einer zur Bückreise erforderlich ist, so dass eigent-
lich nur zwei übrig bleiben und die Aeltem gleichsam mit 15 fl. Eisen-
bahntaxen bestraft werden, dass sie innerhalb fünf Monaten ihre Sohne
zweimal« vier und zwanzig Stunden um sich haben wollen. Ausser in
Pensionaten, wo man es auf eine Absonderung von Welt und Verwandt»
absieht, hält man es überall f&r Pflicht einer verständigen Erziehong,
Aeltem und Kinder einander nicht zu entfremden. Und was g&be es tta
eine Gelegenheit, das Pietätsband fester zu knüpfen als den Christabend
mit seinen Bescherungen?
In Städten freilich, wo die Studierenden die Schule vom älterlichen
Haus aus besuchen, oder doch grösstentheils in der nächsten Umgegend
derselben zu Hause sind, ja^ selbst an Lehranstalten, wo dermalen Eisen-
bahnen nahe vorbeiführen, verspürt man kein Bedürfniss nach längeren
„kurzen Ferien««, indem ja die Kinder ohnehin zu oder bei Hause sind,
jedenfalls leichter besucht werden und die Familienfeste, darunter den
traulichen Christabend, mitbegehen können ; ja man ist nicht selten frob,
der jugendlichen Lärmmacher durch ihren Schulbesuch zeitweilig los so
werden.
Ganz anders stehen die Sachen an Lehranstalten, wo kein Eisen-
bahnverkehr hinfuhrt, Tagreisen zwischen Kindern und Aeltern liegsOi
die persönliche Pflege der Familienpi^tÄt Zeitverlust nnd Geldaufwand
B. Fißingmr, Vebex, perlen an Mittelachaleii. 775
verarsaehi. Da enindckelt sich allmählich ein aUgemein^ 3^düx{ius8 und
eine berechtigte Sehnsucht der Kinder, die Aeltem, der Aelteqi, die Rinder
wieder zn sehen und gegenseitiig ^in^nder mehrere l[age ijroh zu werden.
Bem&ht sich n&mlich solch eine Lehranstalt zugleich auch Erziehungs-
anstalt SU sein, was in grösseren Stod^^^ weder nöthig noch möglich ist,
auf dem Lande aber sein musa, wenn die Anstalt nicht auf einige wenige
orts- oder höchstens kreiseüigeborne Schüler zusammenschwinden, d. h,
aufhören ?rill überhaupt zu sein, so wird sie fast lauter Schüler aus
weiterer Feme und dadurch das Bedürfniss nach wenigstens ein Paar Aus-
ruhepausen im Schuljahr, wie Weihnachten und Ostern, haben und es
werden zu den angedeuteten Pietatsgründen für ihre Gewährung auch noch
huii^ane, disciplinäre und haushälterische Bücksichten treten. Man hat in
Städten keine Yors^lluug und muss es selbst erfahren haben, welche
Mühe und Sorge, ja Angst und Aufregung die Angabe: Hunderte von
halberwachsenen Knaben zu erziehen, verursacht, ja dass es geradezu
unmöglich ist, sie zu lösen, wenn nicht alle Ersiehungsfactoren zusam-
men?nrken und von unbefangenen Behörden aufrichtig unterstützt werden.
Dass nun die oben erwähnte Lehranstalt dieser Aufgabe sich unter-
zieht, ist es eben, was ihr Vertrauen und Dank erwirbt bis zu einem
Grade, dass dermalen nahezu ' zwei IMtthoile ihrer Schüler aus Nicht-
oberösterreichem, darunter circa ^ Wienern, bestehen und so «ganz be-
sonders berücksiohtigungswürdige umstände** sich bildeten, dergleichen
wol kaum an einer anderen Lehranstalt gleicher Kategorie sich finden
dürften.
Behufs der Erziehung wohnen dort die Gymnasialschüler, ?om
Stiftsconyict abgesehen, unter der Oberaufsicht der Gymnasialdirection
mit wenigen Ausnahmen in grösseren Kostplätzen, die man Pensionate
nennen könnte, zu circa 6 bis 12 beisammen, haben, um frühzeitig an
selbstthätige Beobachtung des Gesetzes gewöhnt zu werden, ihr Disciplinar-
gesetz, gedruckte Tagesordung und fixe Stndierstunden , lernen und wie-
derholen in denselben, soweit sie nicht durch Nebenfächer: neuere Sprachen,
Gesang, Musik, Zeichnen, Turnen, Schwimmen, Fechten, Tanzen in An-
spruch genommen sind, das in der Schule Vorgetragene, machen ihre
Aufgaben, präparieren sich auf die nächsten Schulstunden. Bei ihren
Spielen und Spaziergängen werden sie überwacht und begleitet ; die Stell-
vertreter der A^ltern (die ortseingebomen Schüler betragen kaum ein
Dutzend) gewöhnen sie möglichst an Anstand, Sitte, Nettigkeit, hegen
und pflegen sie, natürlich gegen eine angemessene Vergütung, in gesunden
und kranken Tagen ¥rie eigene Kinder , so dass, wo die Bemühungen der
Schule und Privaterziehung noch durch die älterliche Auctorität verständig
unterstützt werden und doch einige Befähigung vorhanden ist, es in der
Regel günstige Resultate gibt.
Was den Erziehungs- und Unterrichtsverlauf selbst anbelangt, geht
alles , so lange die Schultage nicht durch mehr als Einen Recreationstag
unterbrochen werden, seinen ruhigen und regelmässigen Gang; bei zwei
oder mehr aufeinander folgenden Ferialtagen fingt die jugendliche Wild-
776 B. Piringer, Uebcr Ferien an Mittelschnlen.
heit, welche aberzogen werden soll, an, sich in regen nnd bringt der Dis-
ciplin Gefahr, lässt sich jedoch in dem Mass leichter im Zanm halten,
je kleiner die Zahl der unbeschäftigten Rangen ist.
Daraus geht hervor, dass an einer Lehr- nnd Erziehungsanstalt
wie die fragliche, anch ans disciplinären Gründen die kurzen Ferien ent-
weder möglichst kurz sein sollen, damit nicht viele müssige Tage nach
einander fallen, oder möglichst lange, damit es sich für recht viele Schüler
verlohne, sie anders wo zn verbringen nnd dadurch die üeberwachung von
wenigen Zurückbleibenden zu erleichtern. Zu geschweigen von den billigen
Rücksichten auf die geplagten Convicts-Dirigenten und sonstigen Quartier-
geber der Studierenden, welchen doch auch eine Athmungsfrist zu gönnen
ist ; auch davon nichts zu sagen, dass es dermalen bei den höheren Preisen
aller Lebensbedürfnisse den knapp entschädigten Eostgebem gewiss wohl
thäte, wenn ihnen durch längere ,,kurze Ferien** ein geringes Entgelt
erwüchse, oder auch nur Zeit bliebe, dem feierabendlichen Scheuem,
Waschen und etwa nöthigen Tünchen mit mehr Müsse abzuwarten.
Aas diesen und ähnlichen Gründen nahmen früher die Gymnasial-
Inspectoren trotz des nie aufgehobenen Feriengesetzes vom Jahre 1854
auf die localen Verhältnisse der Lehr- und Erziehungsanstalt Rücksicht
und gestatteten der Direction die Feriendauer nach denselben zu bestimmen,
wol wissend, dass alles objectiv Berechtigte auch auf die Gutheiasung der
ohersten Behörde sicher rechnen könne.
Wien, Beda Piringer.
RnssiBohes philologiEch
pzig.
Bei der mehrsoitigen Bedeutaainkeit des GeEenstandee wird der
AbdiQck lutcbstebender Mittheitnug unscrm Leserkreise willfcomnien sein.
Bekanntlich liat sich in Rusalaad auf dem fiebiete des liöhcren
Unterrichtaweaens in neaeater Zeit ein Dnischwnng vollzogen, der aueh för
Deutscliland nicht ohne Interesse ist. Nach Jahneheiite langen Schwan-
kungen und Parteikänipfen hat dort schliesslich das Princip chgesiegt
und ist durch kaiserlicne Entscheidung sanctioniert worden , dass der
tesammte Oymnasialuiit«rricbt wegentlicb aaf das lätadiam der classischen
prachen (nicht bloss des Latein) basitit «erde. Wenn dieser neaen Str6-
mnng schon das ,hiBtoriBch-|ilii1oli)giB<;he Institut* in St. Pet«rsbDrg, an
welchen Männer wie August Nauck und Lncian Malier thätig sind.
Rechnang zu tragen beatimint war. sn hat man jetxt noch weiU^r reichende
Hassregeln ergriffen. Drei in jenem Institut ausgebildete junge Männer,
die äch durch Talent und Eenntniss hcrvurthateii , aind imch Deutsch-
land entsandt worden, nm sich hier auf der UniTursilit Lei|izig für
den kltiifeigen Beruf als raisische Unifersitätspiafeasoren der clas-
sischen PbiloIoKie noch voHständigeT Torinborciten. Aber den eigentlichen
ijcbwerpunct der eTforderlichen Bestrebungen hat man doch mit Recht
darin erkannt, doss eine hinlängliche Aman I gründlich geschulter Ojm-
oasiallehrer rar die Anstalten des weiten russischen Reichs gewon-
ansersehen ward. Hierher wird vom Beginn dieses Wintersemesters an
eine Anzahl jüngerer Leute, die eben erst das Gymnasium verlUiSsen haben
ond durch gute lieugnisäe Tor^ngsweise empfohlen sind, mit liberal be-
messenen Stipendien ge«<:liickt. um in einem zwei- bis dreijährigen Curius
eich dem Studium der i-lasfiscbon Philologie dergestalt tu widnien, dass
sie nach Ablauf dieses Zeitraumes als Lehrer Terwendbar sind: in welcher
Kigensctiaft ihnen alsdann sehr günstige Beaoldungs- ufid ATancements-
vernAltnisse in Auasii-bt gestellt i^ind. Dieselben brauchen nicht gelionie
Ku»en lu sein , kennen vielmehr nicht nur allen slaviarhen Stammen,
sondern auch der deutschen Nationalität anfjfehSreD, and mBsson nur die
<Iopnelti> Vsrpfl ichtut lg eingehen: P fltr jed^s auT kaiserliche Kosten
in Leipzig zugebrauhte Btudienjahr mindestens zwei Jahre obne Knndi-
fGDg als (^mttallehrer in Rusaland tu fungieren; 2) sich der ruaaisobcD
prsche, als der in den russisclien Lebntnstalliiii natürlii:h ausschliesslich
gebianchten, wofern sie Ihnen nicht schon Muttersprache tat, bis lu
gelluHgem lU&ndHcben und •cbHftlichen Ausdruck tu bamächtigi'n : tui
778 Miscellen.
welchen letzern Zweck darch regelmässigen, ?on den oben genannten drei
jungen Männern zu ertheilenden Unterriebt Sorge getragen ist.
Nun konnte man sich aber in St. Petersburg der Einsicht nicht
Terschliessen , dass zwischen der Vorbildung russischer, beziehungsweise
slavischer, und anderseits deutscher Abiturienten vorläufig doch ein grös-
serer Abstand stattfinden möchte, als dass diese Stipendiaten, nm
^ndlich gefordert zu werden, ohne weiteres auf unsere deutschen Vor-
lesuugen und Seminarien anzuweisen wären, zumal sie bei dem erossen
Andrang zu den letztem schwer ihre Rechnung finden würden. Darum
musste sich alsbald die Ueberzeugune geltend machen, dass f&r sie eigene,
auf ihren Standpunct berechnete und ihrem individuellen Bedürfniss an-
gepasste Vorlesungen sowol, als yor allem seminaristische üebun^eu an-
gestellt werden müssten, sowie dass überhaupt ihre ganze Studienein-
richtung, unter dem Namen „russisches philologisches Seminar',
in die einheitliche Leitung eines besondem Directors zu legen sei. Diese
Function hat auf den Antrag der k. russischen Regierung bis auf weiteres
Geheimrath Professor F. Ritschi übernommen, imter Assistenz einer
jungem Kraft welche in der Person des Dr. W. Hör seh el mann gefunden
worden ist, eines in Dorpat, Göttingen und Leipzig ausgebildeten jungen
Philologen, der für den vorliegenden Zweck alle erforderlichen Eigen-
schaften besitzt. Die Lehrsprache des „russischen Seminariums** wird
übrigens ausschliesslich die lateinische sein, da auf die Erwerbung eines
correcten und geläufigen lateinischen Ausdrucks ein besonderes Gewicht
gelegt wird.
(Aus dem n. ö. Landesschulrathe.) — Sitzung des n. ö.
Landesschulrathes vom 15. December 1873. (Erste Sitzung der zweiten
Wahlperiode.) - Der Statthalter be^sst die neu zusammengetretene
Versammlung^, gedenkt der erfolfnreichen Thätigkeit des n. ö. Landes-
schulrathes in dem abgelaufenen Triennium unter dankender Erwahnunjg
der eifrigen Mitwirkung seiner Mitglieder und constatiert mit Befriedi-
gung, daiss sowol die von den autonomen Organen abgeordneten als
auch die aus dem Kreise der Fachmänner sewählten Mitglieder des
Landesschulrathes sich beinahe in allen wichtigen Angelegenheiten in
Uebereinstimmung iqlt der Regierung befanden, widmet aus diesem An*
lasse auch den ausgeschiedenen Mitgliedern ein Wort der freundlichen
Erinnerung mit dem Beifiigen, dass den an ihrer Stelle neu eingetrete-
nen Mitgliedern das volle Vertrauen und aufrichtige Collegialitat entge-
f^engebracht werde. Der Statthalter bringt zur Kenntnis, dass Se. m-
jestät die vom n. ö. Landesschulrathe anlässlich des Reglerungsjubiläums
dargebrachten l[uidig[ungen allergnädigst entgegengenommen habe und
hierfür seinen kaiserlichen Dank aussprechen zu lassen geruhte. Sodann
wird zur Wahl des Schriftführers so wie zur Bildung dreier Sectionen
ffoschritten. In die L Section (allgemeine und administrative Angelegen-
heiten) wurden gewählt: Professor Suess, Dr. J. Konp, Dr. Uoffer,
Dr. Dinstl, Prälat Stoger, Dr. Schrank; in die IL Section (Mittel-
schulen, Handels- und Gewerbeschulen) wurden gewählt : Dr. Natterer,
•Dr. Porubsky, Director Schmidt, Professor Ko r n h u b e r, Regierungs-
rath Walser; in der IlL Section (Volksschulen und Lehrerbildungsan-
stalten) wurden gewählt : Dr. Hoff er, Dr. Engel, Dr. Sonndorfer,
Prälat Stöger, Dr. Dinstl, Dr. Schrank, Dr. Kojöp. — Landesschul-
inspector Dr. Ullrich verliest den pssdagogischen Tneil des dem Mini-
jiterium für C. u. U. zu erstattenden Hauptberichtes über den Zustand
4es Volksschnlwesens in Nieder-Oesterreich am Schlüsse des Schuljah-
res 1873. Die k. k. Lehrerbildungsanstalt bei St Anna in Wien
war von 85 L^ramtscandijaten, die k. k. Lehrerbildungsanst^t in Krems
lÜBcellen. 119
von 47, <li6 k. k. LehrerbUdun^aiiBtalt in Xorn eil bürg tod 20 Schü-
lern besncbt. Die k. k. Lehrerinnenbildungsan&talt beiSt. Anaa
in Wien zählie 184 Scbttlerinnen, die Privat-LehrdriDnenbildonffBanstalt
bei St Ursula in Wien wrt Ton 54 Schülerinnen beencht Der Curs
für Lehrerinnen weiblicher Handarbeiten bei St. Anna wnrde Ton 44
Schülerinnen besucht. Am Schlosse des Schuljahres unterzogen sich
118 Candida tinnen der Lehrbefahigungsprüfung für weibliche Arbeits-
schulen.
Sitzung des n. ö. Landesschulrathes Tom 17. December l. J. —
Gesuche um Errichtung und um Erweiterung von Musikschulen wefden
genehmigt — An das Ministerium für C u, U. werden die Vorschläge
wegen Verleihung Ton Stipendien an Zöglinge der k. k. Bau- und Ma-
schinengeweroeschule erstattet —Wegen der diesjährigen Weihnachts-
ferien an Mittelschulen und allen den Mittelschulen gleichstehenden
Anstalten in Nieder-Oesterreich wird an das Ministerium eine Anfrage
gerichtet; zugleich wird die Ausarbeitung eines Entwurfes einer Ferial-
ordnung beschlossen, welcher seinerzeit dem Ministerium zur Genehmi-
gung Torzolegen sein wird.
(Die feierliche Eröffnung des Proseminars in Wiener
Neustadt) hat am 30. NoTember L J. stattgefunden.
(Legat für das k. k. Gymnasium zu Görz.) Der am 17. d. M.
zu Görz verstorbene pensionierte Hauptmann Heinrich Freib. y. Botten-
burg bestimmte testamentarisch das k. k. Gjrmnasium zum Erben
seiner Bücher, einer kleinen Münzsammlung und seines Vermögens im
Nominalbetrage Ton 5000 fl. ; letzteres zur Stiftung zweier Stipendien für
deutsche Schüler des Gymnasiums.
(Die neuen rechts- und staatswissenschaftlichen Se-
minare) sind mit 1. December 1. J. an allen juristischen Faeultäten
der österreichischen üniyersitäten, mit Ausnahme der Linsbrucker, in*s
Leben getreten, an welch* letzterer die Schwierigkeiten des Anfanges
noch mcht überwunden sind. (Wr. Ztg.)
Lehrbücher und Lehrmittel.
(Fortsetzung von Jahrgang 1873, Heft V, S. 378.)
Fischer (Franz Dr.), Katholische Religionslehre. 5. Aufl. Wien,
Mayer u. Comp. 1872. Pr. 50 kr.
Lehrbuch der katholischen Liturgik. 3. Aufl. Wien, Mayer
u. Camp. 1873. Pr. 68 kr.
Geschichte der göttlichen Offenbarung des alten Bundes.
2. Aufl. Wien, Mayer u. Comp., 1873. Pr» 1 fl. lO kr.
Gegen die YenrendoBg dieser BeHgionibteher in den geffenwirtigMi AnflAgta wird,
die Znlfteaang seiteiu der betreffenden oonfMsionellen OberbeMrd« ToraOMreMtei, in den
UnterclMien der dentochen Hittelschnlen kein Anstand erhoben.
Laut MinifterlAlerlMM« TOm 8. Angntt 187S, Z. 8408.
Schiller (Karl), Deutsches Lesebuch für Mittelschulen. Wien*
Hügel. 1872. L Band. Pr. 90 kr., II. Band, 1872. Pr. 1 fl. 10 kr.
DietM Letebneli wird tnm Lebrgebnraelie in den aniertn CImmb d«r BMlschnlan
aUren«in als snllatig erklirt.
Lant MinlfterialerlMNt voni Jl. Anfwt 1878, Z. lOiMT.
780 Miscellen.
Pick (Henn. Dr.)* Vorschule der Physik für die nniereii CUssen
der Mittelschulen. 2. Aufl. Wien, Gerold, 1873. Pr. 1 fl. 30 kr.
DiesM Bneli wird in der gegenwärtigen zweiten AnlUge zum Lebrgebnnche in den
unteren CUaeen der dentedien OjmnMien and BeelgynmeBien allgemein nie ralieaig «Mftrt.
L»at Miniiterialerlassee Tom 7. Angnet 1873, Z. 9981.
Münch (Peter), Lehrhuch der Physik. Freihurg im Breisgan, 1871.
Herder.
Diesee Lehrbuch wird snm Lehrgebranche in den oberen Cliween dentechar <}j»*
nMien allgemein zugelaeeen.
Laut IfiniiterialerlaMM« Tom 7. Aagut 1873, Z. 9961.
Gernerth (Aug.), Grundlehren der ehenen Geometrie nebet sahi-
reichen Constructions- und Rechnungsaufgaben für die unteren Claaaen
höherer Lehranstalten. 3. mit Berücksichtigung des Metermasses bearb.
Aufl. Wien, Gerold, 1873. Pr. 1 fl. 20 kr.
Dieeee Buch wird in der gegenwärtigen dritten Auflage zum Lehrgehraache in
den deutschen Mitteleohulen als zultoiig erklArl
Laut Hinisterialerlasses Tom 4. August 1873, Z. 9A63.
Streissler (Jos.), Die geometrische Formenlehre. Triest» Schimpf.
1. Ahtheilung f&r die 1. Realclasse. 2. Aufl. 1874. U. Abtheilung für die
2., 3. und 4. Realclasse. 1873.
Beide Schriften werden zum Lehigebrauche in den unteren Classen dar Realschulen
als zulftitsig erU&rt.
Laut Ministerialerlakses vom 10. August 1878, Z. 10441.
Eof inek (Josef), Latinskä mluvnice. Prag, Kober, 1873. Pr. geh.
1 fl. 80 kr., geb. 2 fl.
Dieses Buch wird zum Lehrgebrauche in den unteren Claas^n der Qymnasien mit
bJJhmischer Unterrichtssprache allgemein als zuUssig erU&rt.
Laut Hinisterialerlasses vom 10. August 1878, Z. 10887.
Cimrhanzl (T.), Zcm^pis pro ni2M tfidy strednich skol. 2. Aufl.
Mit 27 Illustrationen. Prag, Tempsky, 1873. Pr. 1 fl.
Dieses Lehrbuch der Geographie wird in der gegenw&rtifren 2. Auflage allgeanein
zum Lehrgebrauche in den unteren Classen der Mittelschulen mit böhmischer Unterrichts-
sprache au zulässig erkl&rt.
Laut Hinisterialerlasses TOm 7. August 1873, Z. 10216.
Neu mann (Alois), Deutsches Lesebuch f&r die dritte Classe der
Gyumasien und yerwandten Anstalten. 2. verb. Aufl. Wien, Holder, 1873.
Pr. 1 fl. 10 kr.
Deutsches Lesebuch für die vierte Classe. 2. Terb. Aufl.
Wien, Holder, 1873. Pr. l fl. 10 kr.
Beide B&nde werden in der gegenwärtigen Auflage zum Lehrgebrauche in den unteren
Classen deatscher Mittel<thnlen als zul&SHig erklärt.
Laut Hinisterialerlasses TOm 25. August 1973, Z. 10871.
Madiera (E. A.), deutsches Lesebuch für die 1. OL an Gymnasien
und Realschulen. 4. Aufl. Prag; Kober, 1872. Pr. 66 kr.
— — Deutsches Lesebuch f&r die 2. Cl. an Gymnasien und
Realschulen. 3. Aufl. Prag, Kober, 1874. Pr. 78 kr.
Solar (J.), deutsch-slovenisches Wörterbuch zu Professor Ma-
diera's deutschen Lesebüchern für die 1. und 2. Cl. an Mittelschulen.
Laibach, Selbstyerlag, 1873. Pr. 86 kr.
Diese drei Bücher werden zum Unterrichtsffebrauche in der 1. und 2. Classe der
Mittelschulen mit Schftlem slovenischer Huttersprad^e als zulässig erklärt.
Laut Hinisterialerlasses rom 12. August 1878, Z. 10211.
Kozenn (B.), Die österreichisch-ungarische Monarchie für den
geographischen Schulunterricht, dargestellt, bearb. Yon Dr. F. Kraut-
schneider. Wien, Hölzel, 1872 Pr. 30 kr.
Diee Lehrbuch wird zum Lehrgebrauche in den unteren Classen d«r deutschen Real-
schulen allgemein als zulässig erklärt.
Laut Kinistrrialerlasse« rom 11. August 1878, Z. 10472.
Misoellen. 791
Sknrla Steph., Historijska geografia Palestine. Wien, k. k. Schul-
bücherverlag, 1873. Pr. 36 kr.
Dieses Bach wird sara Lehrgebr»acli<) in den Mittelschnleii «ad LehrerbildungH-
anstalten mit croatisch-iUynscher Unterrichtssprache »Is inlftssig erklirt.
Laut MinisterialerlasseR rom 9. Angnst 1873^ Z. 9S87.
Hu ml (Ant.)« V., Zem^pis mocnäfstvi rakonsko-nhersk^ho. 2. Aufl.
Prag, RohliCek u. Sievers, 1873. Pr. 1 fl.
Diesen Lehrbuch wird in der gegenirirtigen zweiten Auflage allgemein tum Lehr-
gebranche in den unteren Classen der Mutelschulen mit böhmischer Unterrichtssprache su-
gelassen.
Laut Ministerial-Erlasses Tom 2. August 1878, Z. 9885.
PokorDf, Näzom^ pfirodopis ÜToSiSstva. VzdSlal P. Jehliöka.
3. Aufl. Praff, Tempsky, 1873. Pr. 1 fl 20 kr.
Nazorn^ prirodopis rostlinstva. VzdSlal Dr. L. Celakovsk^.
2. Aufl. Prag, Tempsky, 1870. Pr. 1 fl.
NAzomf nerostopis. Vzdölal Dr. Em. Boifick^. 2. Aufl.
Prag, Tempsky. 1872. Pr. 70 kr.
Diese drei Lehrbftcher werden sum Lehrgebrauche in den unteren Classen bßhmi-
8ch(>r Ojmnasien allgemein tAa zul&ssig erkUrt.
Laut Minifrterialorlasses rom 10. August 187S, Z. 7357.
Fischer (Fr. X.), Arithmetika pro niiäl tHdy stifednich äkol.
2. Theil, 2. Aufl. Prag, Selbstverlag, 1873. Pr. 1 fl. 35 kr.
Diese Arithmetik wird in der rorliegenden 2. Aufl. unter Beiugnahme auf den
Hinisterialerlass vom 13. Juni 1873, Z. 6136, womit der 1. TheU in 8. Aufl. als suUssig
erklirt worden war, zum Lehrgebrauche in den Unterdassen der Mittelschulen mit bAh-
mischer Unterrichtssprache zugelassen.
Laut Ifinisterialerlasses rem 88. Juli 1873, Z. 9578.
San da (Fr.), MiHctvf a perspektivni rejsovini od ruky. 4. Aufl.
Mit 160 Illustrationen. Prag, Kober, 1873. Pr. 88 kr.
Dieses Lehrbuch wird in der gegenwirtigen Auflage zum Lehrgebrauche in der
ersten Classe der Kealschulen und Realgymnasien mit böhmischer Unterrichtssprache aU
znUssig erklirt.
Laut Ministerialerlasses vom U. Juli 1873, Z. 9273.
Hintner (Val.,) Griechisches Elementar buch , zunächst für die 3.
und 4. Classe der Gymnasien. Nach der Grammatik von Curtius bearb.
Wien, 1878. Holder. Pr. 1 fl. 10 kr.
Dieses Lehrbueh wird sum Unterrichtsgebrauche in den bezeichneten Ojmnasial-
classen allgemein als suUssig erkl&rt.
Hin.-Erlass vom 89. August 1873. Z. 9144.
Seydlitz (Ernst,) Kleine Schulgeographie. 14 Bearbeitung. Illustr.
Breslau, 1873. Ferdinand Hirt. Pr. 16 Sgr.
Schulgeographie Grössere Ausgabe 14. Bearbeitung. Illustr.
Ebend. 1873. Pr. 1 Thlr.
Beide Bücher werden in der gegenwirtigen 14. Bearbeitung zum Lehrgebrauehe in
den deutschen Mittelsehulen für allgemein zulissig rrklirt.
Htn.-Krlass rem 25. August 1873, Z. 10699.
Pato^ka (Fr.,) Cornelius Nepos. Für die 3. Gymnasialclasse. Prag,
Kober, 1873. Pr. 48 kr.
Diese Ausgabe wird zum Lehrgebrauehe in der 3. Classe der Gjmnssien mit b5h-
mischer UnterrichU»prache allgemein als znlissig erkl&rt.
Hin.-Erlass vom 2. September 1873, Z. 9546.
Gindely (A.,) Ddjepis väeobecn^. 2. Theil : Das Mittel alter. Ueber-
setzt Ton J. Erben. Prag, 1873. Tempsky. Pr. 70 kr.
Dieser Theil wird in gleicher Weise, wie es bezOglich des ersten Theils mit Erlass
Tom 22. J&nner 1873, Z. 16494 Terftigt worden ist , sum Lehrgebrauehe in den'Real- und
Untergymnaaien mit böhmischor Untmichtssprache allgemein als zul&ssig erklirt.
Min.-Erlass vom 27. August 1878, Z. 11342.
Je senke (Johann), Oböni zemljepis. (Allgemeine Geographie).
Laibach, 1873. Pr. 2 fl.
Dieses Buch wird zum Lehrgebrauche in den Mittelschulen und Lehrbildungsas-
stalten, wo die Geographie in slovenischer Sprache tradiert wird , allgemein alu znl&ssig
erkl&rt.
Mia.-Srlsss rem 26. August 1873, Z. 10816.
782 Misoell^.
Mocnik, Die neaen Maasse u. Gewichte a. das Rechnen mit den-
selben; (In polnischer, mthenischer und sloyenischer Sprachaasgabe).
Wien, k. k. Schnlbücherverlag. — fr. 25 kr.
Miii.-Erlai8 yzni Sl. October 1873, Z. 14164.
Hau 1er (Dr. J.)^ Lateinisches üebnngsbach für die zwei untersten
Classen der Gymnasien and verwandten Lehranstalten. In 2 Thle. 4. Aufl.
Wien, F. Mayer, 1874. Pr. 1 fl. 30 kr.
Die mit Miii.-Erlaw rom 27. Juli 1871, Z. 7954, beattglich der 3. Aufl. aiuffft-
Bprochene ZnlasHung des Buches fttr den Lehrgebranch in den deutschen Gyamasien und
lütalgymnasien wird auf die oegenwirkige 4. Aufl. ansgedehnt.
Min.-Erlass vom 5. Norember 1873» Z. 13.388.
Niederle (fl.), Mlavnice fecköho jazyka pro ffymnasia ceska.
(Griechische Grammatik für böhmische Gymnasien.) 2. Tbl. Syntax.
Prag, Greger und Dattel, 1873. Pr. 1 fl. 40 kr.
Zorn Lehrgebnnch« an GymnaiiMi mnd BealgTmnauen mit böhmischer Unterrichts-
sprache als zal&ssfg erkl&rt.
Min.-Erlass TOm 13. December 1873, Z. 16.161.
Fünfte Abtheilung.
Verordniingen für die Ssterreichisehen Gymnasien
und fiealschnlen; Personainotizen; Statistik.
Erlässe.
Verordnung des k. k, Ministers für CuUus itnd Unterricht vom
26, November 1873, Z. 13871,
betreffend die Nebenbeschäftigungen des Lebrpersonales
an Staats-Mittelscbnlennnd an staatlichen Lehrerbildungs-
anstalten.
Die Wahrnehmung, dass den in Betreff der Nebenbeschäftigungen
d^ Lehrpersonales an Staats-Mittelschulen bestehenden Yorschriften nicht
immer in jenem Masse entsprochen wird, wie es das Interesse der be-
treffenden Staatsanstalten erheischt, veranlasst mich, die Ministerial-
Verordnunjg rom 5. Februar 1854, Z. 2293/221, in Erinnerung zu bringen,
und zugleich die Bestimmung zu treffen, dass die an den Staats-Mittel-
schulen oder an staatlichen Lehrerbildungsanstalten angestellten Lehrer
und Supplenten vom Schuljahre 1874/5 angefangen nur mit Bewilligung
des Ünterrichts-Ministeriums an Privat-Mitteuchulen und an Pnyat-
Bildungsanstalten fftr Lehrer und Lehrerinnen verwendet werden dürfen.
Um diese Bewilligung haben die Lihaber der betreffenden Privat-
Mittelschulen rechtzeitig vor Beginn eines jeden Schuljahres anzusuchen.
Die bezüglichen Gesuche, cÜe stets auch die Angabe enthalten müssen,
in welchem Masse die zu verwendenden Lehrkräne der ffedachten Staats-
anstalten in Anspruch genommen werden sollen, sind bei der Landes-
schulbehörde einzubringen, welche dieselben na(;h Einvernehmung der Direc-
tionen der betheiligten Staate-Lehranstalten gutachtlich dem Ministerium
vorzulegen hat.
784 Personal- und SchulnoHzen.
Personal- und Schulnotizen.
— (Ernenoangen, Versetzungen, Beförderungen, Aas-
leichnungen u. s. w.) — Se. k. u. k. Apostolische Migestät haben
mit Allerhöchster Entschliessung von 11. December 1. J. den Üomprft-
laten, Scholasticus Leopold Stöger, den ersten Pfarrer der evangeli-
schen Gemeinde A. C. in Wien Gustav Porubszkj, den Doctor der Me-
dicin Maximilian Engel, den Director des Staatsgymnasiums in der
inneren Stadt Karl Schmidt, den Professor an der technischen Hoch-
schule Dr. Andreas Kornhuber und den Professor ander Wiener Han-
delsakademie Rudolf Sonndorfer zu Mitgliedern des Landesschulrathes
in Nieder-Oester reich für die nächste dreijährige Functionsperiode
allergnädigst zu ernennen geruht.
Stremayr m. v-
— Se. k. u. k. Apostolische Majestät haben mit Allerhöchster Ent-
schliessung vom 27. Deceriber 1. J. den Consistorial-Erzpriester Georg
Nikolajevic zum Mit^liede des Landesschulrathes m Dalmatien
für den Kest der gesetzlichen Functionsdauer allergnädigst zu ernennen
geruht. Stremayr m. p.
— Der Minister für Cultus und Unterricht hat za provisorischen
Beziiks-Schulinspectoren ernannt: Den Johann Schul 1er, Gymnasial-
Professor in Innsbruck, für den Gerichtsbezirk Innsbruck, mit Aus-
nahme der Stadt, und für die Gerichtsbezirke Telfs, Mieders und Steinach,
— unter Belassung des Stadtbezirks Innsbruck und der Gerichtsbezirke
Hall und Kufstein beim bisherigen prov. Bezirks-Schulinspector , Anton
Ritter Ton Schnllern; — ferner den Anton Blaschtowitsch, Haupt-
lehrer in der deutschen Lehrerbildungs-Anstalt in Prag für die deut-
schen Schulen in den Schulbezirken Neuhaus, Neubistritz und Wittingau,
und den Wenzel Her gl, Bürgerschullehrer in Brüx, für die deutschen
Schulen im Stadt- und Landbezirke Budweis, dann in den Bezirken Kap-
litz und Krumau.
— Weiters hat der Minister für Cultus und Unterricht die Inspec-
tion der bisher dem Bezirksschulinspector, Thomas Werbe s, zugewiese-
nen böhmischen Schulen im Bezirke Neustadt, dem provisorischen Be-
zirksschulinspector für die genannten Schulen des Braunauer-, Trauten-
auer- und Neustädter-Schulbezirks Johann Hrase übertragen.
— Der Supplent am Staats-G. zu Nie olsburg Franz Cafourek
zum wirklichen Lehrer an derselben Anstalt; der Relig^onslehrer amgr.
R G. in Suczawa Karl Tobiaszek zum Religionslehrer am Staats^G.
in Czernowitz; der Professor am Staats-G. in Triest Jospb Masehka
zum Director und der Lehramtscandidat August Fritz zum wirklichen
Lehrer des Staats-ÜG. in Pis ino; der Supplent am Staats- RG. zu Er ain-
bürg Alwin v, Wouwermann's zum wirklichen Lehrer an derselben
Lehranstalt.
— Der Weltpriester Anton Ditko zum katholischen Religions-
lehrer an der k. k. Xehrerbildungsanstalt in Krems; der Realschulsup-
plant in Wien Hermann Wagner zum Hauptlehrer an der k. k. Lehrer-
innenbildungsaustalt in Salzburg; der Bürgerschullehrer in Landskron
Robert Win an zum Hauptlehrer an der k. k. Lehrerbildungsanstalt n
Trautenau; der Unterrealschullehrer Michael Klimeczek zum Haupt-
lehrer an der k. k. Lehrerinnen-Bildungaanstalt zu Czernowiti umI
Penoiul> «od ScbulQOtiMn 785
kiowici mm Director der LehrerinDeD-Bildun^MniUU
; furncr lüo provisorischen UebungsBcbullehror : an den Le \x-
[BiuiiiiiuiiHSftELStalteD Kurl NieiDCijk und Paul Wandaaiewicz
iD KTikftu, JoUann UaDkonski und Johann BizBJ in Leiab«rK.
Coaitantln Steetkowski in Bieszdir und Petfr Lang inStaui^'lau
tu wiiklicben Uebnngalebrem an den eenanoteo Anstalten; endlich die
prOTisoriselien Uebungilehrer innen m ffen Lehveiinnenbildungsnn-
«talteii: Stephanie Wechsler, Jalie Lewi^ka unU Pauline Tebinba
in Lamberg, dann Louim Gerlin^er nnd CBlästine Roiwaduvaka
in Erakau tu «irklieben ÜebnngHChollebreiinnen an den i^enanui^en
Anstalten.
— Der mractordwitidtiachen Baugawerbesehale lu Etkernrorde i
Schleswig- Holstein Friedrich VVildfi zum Director der neugegruudete
lieweibeicbole in BrOnn.
— J. Nifldzwiedki »um Professor »m k. k. Polrtechniuin i
^ Der Privatdocent an der Wiener Unireraitfit Dr, tiamuel Scben k
■um auaMrordentlichirn Professor fQr Kntwickelun((BgeBi:}iicbte. dann dem
B«KhluiM des mediciniachen Profeesorencol legi ums geniass: l)r. Wilhelm
Schlesinger jun. zum Priratdocenlen für Gynaekolugie und Eduard
Ueber lum Priratdoceuten für Dermatologie u. a. w. an der Wiener
DniTetiität.
— Der a aase tordentli che Professor der politischen Wissenschaften
U der rechts- und stsatswissenscliaftlichen Facultat der Graier Cni-
tertitiit Dr. Bicbkrd Hildebrand mm ordentlichen Professor der poli-
tischen Oekonumie, und der Director des Und schalt! ic he n Krankenhauses
in Graz. Pri>atdocent Dr. Eduard l.ipp ^sum ausserordentlichen Pro-
fewor der Decmatidugie an der neuerricbteten Klinik ^r Hautkrankheiten
•n dar iitmi Universität.
— DerDoiversitita-l'rivatdocent Antcl MayriumansBerordentlichen
IttFentlichen Professor f&r die an d«r Universität ta Budapest neaer-
richtete Lehrkanzel für die indo-germanische vergleichende Sprachfor-
acfaung.
— Dur digponible Profetsor der medicin-chirmg. Jowphs- Akademie
und ausserordentlichen Professor an der Dniveraität in Wien Dr. Hat-
tbias ticbwanda, bis lu seiner etwaigen Anaiellang als ordeutticher
ProfeBior an einer medictn-cbirarg. Lehranstalt in den Buhe^^tand versetit
— in Ausl'übruDg der mit A. H- Entscblieasung vom 3. Juli 1. J.
Genehmigten BeorganiaatioD des Persona (Standes der k. k. creulogischeu
Beiehaanstalt: C. U. Paul mm Geologen, Dr. 0. Lenz zum Ad-
juncten und Dr. C. Doelter zum Practikantcn,
— Dura Ducenlen für Stillehro an der Kunstge werbeschule
des dsterr. Museams für Konst' und Industrie in Wien, Architekten
Alois UiQser. taxfrei den Titel eines Proleesors,
— Uur General aecretar der kais. Akadeiuie der Wissenschaften, k k.
Ilafrath Ritter T. äcbrottel-Kristelli zum Ehrenmitgtiede der deutech-
eheuiachen Gesellschaft in Berlin.
— Sfl, Huchw. der Vicereotor des Priemysler Clericolseminars ril.
tat. Dr. E'iuard Schediwy lum Ehrendomberrn des dortigen Dunica-
pitels rit. lat.
~ Die lAndesgericbtsrftttae Joachim Diiediickl nnd Dr. Alfred
Baron Kanne zn Mitgliedern der theoretischen Stutsprüfungscoromiksion
^
I. un, CL B. I. ii>n.
i
T8f PenoüBl- ond Sdiuliiotlieii.
— Wien, am 20. December. — Se. k. o. k. Ipottolisehe MsfaMit
der Kaiser haben anlasslich der vom Leopoidstädter Commimal-
Beal* und Obergjmnasiam zu Gunsten des UnterstütiVDgBTereiiMS
Ar hilfsbedftrfti^e ächftler reranstalteten musikalisch -decUmatoriaclm
Akademie der Direction der Anstalt einen Beitrag Ton hondert Gnldci
tukommen lassen. Auch Se. kais Hobelt der dnrcnlauchtigste Krooprin
Herr Erzherzog Rudolf haben aus demselben Anlasse den Versm mit
«ner Widmung bedacht. (Wr. Ztg.)
— (Studentenstiftungen aus Anlass des 25jihrigen Reg. JM-
l&ums Sr. Majestät) : An Capitalsbetragen ?on der Sparcasse in La i back
6000 fi., von dem Abte des Cistercienser-Stiftes in Hoben fürt P. Wakar
200 fi., Ton den Gemeinden: Skotschau 30<) fi., Bakoniti 40ü iL,
Bohaty n 100 fl., Zwettl 2000 fl., Wischau 400 fl., vom galizischea
Landtage im Wep'c einer aligemeinen Sammlung 90.000 fl., Ton den
Fabriksbäitzem Friedrich Steffan in Arnau 900 fl. und Bmno Bdlem
von Bauer in Vorkloster 500 fi., von dem Gutsbesitzer Karl Bitter yod
Bergenthal 1000 fl., von dem Pfarrer K. Hudietz in Freistadt 100 iL,
von dem Bezirks-SchuliDSi>ector Canonicus F. Seh äff er in Köninr&ti
100 fl., TOD den Vorstanden und dem Lehrkörper der landwirthschaftlichen
Lehranstalt zu Tetschen-Liebwerd 4000 fl. ; an alljährlichen Einzah-
lungen Tom niederösterreichischen Landtagel2 Stipendien tn 100 fl. nebil
Erhöhung der für Techniker bestehenden Stiftung you 200 auf 300 fl.;
7om Bukowinaer Landtage zwei Stipendien zu 200 fl.; Tom steiar-
märkischen Landtage 2000 fl.; Yon der Bezirksvertretung in Tflffer
200 fl. ; Ton der Sparcassa in Freistadt zwei Stipendien zu dOfl. ; tod d»
Gemeinden Laibach 200 fl., Czernowitz 120 fl. und Wiznitt 100 fl.
(Wr. Ztg.)
- Der Minister ftlr 0. u. ü. hat genehmigt, dass ftr Niader-
öeterreich eine zweite Prüfungscommicsion für allgemeine Volks-
und Bürgerschulen und zwar mit dem Standorte Krems eingesetzt
werde, deren Wirkuunkeit mit dem Apriltermiue 1874 zu beginnen hat
(Verordn. Bl.)
— Der Minister für C. u. U. hat der Mittelschule zu Komotan
(Böhmen) das Geffentiichkeitsrecht nunmehr definitiY Terliehen.
(Verordn. BL)
— Der Minister für C. u. U. hat, auf Antrag des Landestehol-
rathes für Galizien die Errichtung einer wissenschaftlichen Baal*
schul-Prüfungscommission in Lemberg genehmigt (Wr. Z1^.)
— Der Minister für C. und ü. hat für die Dauer des Studien-
jahres 1873'4 zu Mitgliedern der wissenschaftlichen Bealschul-Prü-
fungscommission in Wien ernannt: als Director, den Professor der
technischen Hochschule, Dr. Joseph Kolbe; als Fachexaminatoren bei
der Abtheilung für das Bealscnullehramt: für deutsehe Spradie
den ausserordentlichen Professor an der technischen Hochschule, Kari
Schröer; lür französische Sprache den ordentlichen UniYersitäts-Profenor,
Dr. Adolf Mussafia und den Professor an der Bealschule auf der I«aad-
strasse, Dr. Ferdinand Lotheisen; für englische Sprache den Unife^
sitäUlehrer, Johann Hoegel; für Geschichte den ordentlichen Professor
an der technischen Hochschule, Ministerialrath Dr. Adolf Beer; für
Geographie den ordentlichen üniversitats- Professor, Dr. Friedrich Si-
mony; für die bei der Lehrbelänigung illr Geschichte und Geomphie in
Betriicht kommende österreichische Statistik und Verftssungslehre den
ordentlichen Professor an der technischen Hochschule, Begierungsrath
Dr. Hugo B räche Ui; für Mathematik den oidentlichen Professor an
derselben Hochschule, Dr. Joseph Kolbe; für darstellende Geometrie
den ordentlichen Professor an derselben Hochschule, Budolf Niemtaehik;
ftr Maschinenlehre den ordentlichen Professor derselben Hoehachok^ Bsif*
■'*
' MfV Ta-I T
FenODsl- iiid SeholnotiMD. 787
nth Ktri JeDDjr; fSi Ph^aik den ordentlichen Profeiaor denetben Hoeh
tehnl«, Di. Victor Pierre; für Chemie den ordentlichen Professor der
selben HocbBchnle, Hofiath Dr. Heinrich HluBiweti^ far Üinerslogi
den ordentlichen Professor derselben Hochachule, Dr. Friedrich von Hoch
stetteij fOr Zoologie and Botanik iit;n ordentlichen Profeiisor derselben
Hochschnle, Dr. Andreas Kornbnber; fdr die italienische Sprache den
ordentlichen UniTersitätsprufesaor, Dr. Adolf M nana fia; für die pulnidche
Sprache nnd für die BÜdskiiichen Sprachen den ordentliclien Ünirer-
siUtsprofessor, Hüfrnth Dr. Franz Ritter von Hiklosicb; für die
bdhinisohe Sprache den DniversitStelehrer, Alois äemberai für die
rnmänische Sprache den Lehret, Basil Grigoroviza: endlich als Tei-
mittelnden Eiaininalor bei den mathematisch - natuririiisenachaftlichen
Pröfnngen fUr das Lehramt mit italienischer Unternchtsspracbe den Pro-
fessor an dei Realschule anf der Land Strasse, Dr. Joseph Zanpieri; bei
der Abtheilnng fhr das Lehramt der UandelswissenBcliaftcn; für
Handelsgeachichte d^n Profeäsor an der UandeUaliadeinie . Dr. Heinrich
Richter; für Handelsgeograpbie den ordentlichen Cnittrsitätsprofessor,
Dr. Friedrich Simony: för fiandelsarithmetik den ordentlichen ProfesaoT
an der technischen Hochschale Simon Spitzer; fBr Handels- und Wecb-
selknnde, sowie fBr VolkswiTthacbafta lehre den ordentlichen Professor an
denelben Hochschule, Dr. Hermann Blodi<;; ttlr Bncbbaltnng den Pro-
fessor nnd ieiter des Huatercomptoira an der Handelsakademie, Ferdinand
Kitt; far die franiO*ii«che Sprache den Professor an der Bealschul'.' auf
dar Landetratise, Dr. Ferdinand Lotheisen; fQr die ilaliuoischc Sprache
den ordentlichen üniversitätsprofesBor, Dr. Adolf Mnssafia; bei der
Abtheilung für das Lehranrt des Freibandneichnens: ffir geo-
metrisches Zeichnen, dann für allgemein didaktisch-paedafrogiscbc Fra^n den
Director der Bealschnle in der Eossaa, tichutrath Eduard Walser; fUrallge-
meiue and Cnltnrgescbicbte, dann IQr Kanststillehre, den ausserordentlich an
Profeasot an der technischen Hocbschale, Dr. Karl von Latzow; für
Anatomie des menschlichen Korpers. den Professor an der Akademie der
bildenden Kbnste, Anton Ritter von Pergeri für Ornamentik und maleri-
sche Perspectire. den Frofe«sor an der Knnstgewerheschale dua fisterrei-
cbischcn Museums, Joseph 6 torck. für Zeichnen der menschlichen Figuren
den Professor an der Akademie der bildenden Künste, Director Eduard
ordentlichen Üniversitätsprofessor, Dr. Adolf Mussafia; enalich für die
letztgenannten beiden Abtlieilnngen die bei der ersten Abtbeilung bestell-
ten Eiaminatoren, Dr.Kari Schröer. Dr. Franz Bitter von Hiklosioli
und Alois ^embera, für die betrcBenden Untemchtsapracben.
— Von der Staatsprüfungscoromission für das Iiehramt der
Stenographie wurde der Hof- und Hinisterial-Offlcial im Hinisterinm
de« k. Hanses und des Aenssem, ReserTe-Oberlieatenant Ednard Ritter
Griez *on Ronse, zum Lehrer der Stenographie approbiert.
- Dem Präsidenten der Commistion zur Erhaltung der Knnst-
denkmale. Sunatsprasidenten der kfin, Gericlitstafel in Pent. August von
Saala; ist, in Anerkennung seiner 4C)jührigen treuen und eifrigen Dienst-
leistung, das Kleinkreux des kön, ung. St, üteph ans -Ordens; dem Director
des Hnieums für Knnst nnd Indantrie in Wien, Hofrath Dr.
Rudolf von Eitelberger nnd dem Vicedirector desselben Unseums Re-
gierun gsrath .lali ob Falke, in Anerkennung ihn sausgeielehneten Wirkens,
eralvrein daa Kitlerkrrni des Lenpuld-Ordens und letzterem der Orden der
eisernen Krone 3. Cl mit Nachsicht der Tazen; desgleichen dem Dibliu-
thetar des Uinisteriumi des Innern, Begierungsrath Dr. Constantin
Wnribach Kdlen von Tannenberg, in Anerkennung «»iner vordienst-
lichan L^istangen anf dem Gebiete der Literatur; dem Universitätspro-
fMMir in Prag. Oberbergrath Victor Bitt«r lon Zepburovicb, >
788 Fmeiiftl- und flehnhiatlMi.
erkenntiiiff Min«! Terdienstliehen wiiBeDsehaftlieben und lehrinittfelit» *
Thfttifjfkeit» jfener dem Maler und derzeitigen Vorstände der Wiener
Künstlergenoseenechaft Badolf AU, in Anerkennung seiner künatleraehea
Leiätungen, endlieh dem Badapester Maffistratsrath Emerich B^kej, in
Anerkennang seiner am die Förderanff des Unterrichtswesens erworbenen
Verdienste, der Orden der eisernen Krone 3. CL; dem Cabinets-Begi-
strators-Officialen Alexander von Hillenbrandt, in Anerkennung seiner
als Lehrer Sr. kais Hoheit des darchlaachtigsten Herrn Erzherzogs Krön*
Srinzeo Radolf geleihtrten Dienste, das Ritterkreuz des Franz Joseph-
Ordens ag. Terliehen ; dem ordentlichen Professor der polnischen Sprache
und Literatur an der üniForsitat in Lemberg Dr. Anton Maleck i, an-
läHslich der von demselben erbetenen Versetzung in den bleibenden Ruhe-
stand, der Ausdruck der a. h. Anerkennung seines terdienstlichen Wirkens
auf wissenschaftlichem und lehrarotlichem Gebiete, ag. bekannt gegeben
und dem Professor am akademischen G. in Wien Ph. Dr. Alois Egger,
als Bitter der eisernen Krone 3. CU, in Gem&ssheit der Ordensstatuten,
der Ritterstand mit dem Prädicate «Möllwald** so wie dem Med. Dr.
und o. ö. Professor der pathologischen Anatomie an der Universität su
Budapest Ludv'ig Aranyi, anlässlich seiner Versetzung in den bleibenden
Ruhestand, in Anerkennung seiner auf dem Gebiete dei Wissenschaft
erworbenen Verdienste, für sich und seine legitimen Nachkommen tax-
frei der ungarische Adel, ag. ertheilt worlen. — Ausländische Orden
und Auszeichnungen erhielten u. A. die Nachbenannten u zw.: der Capell-
meister und Compositeur in Wien, Johann Karl Metzger, den kön.
preussischen Adler-Orden 4. Cl. ; der Compositeur und artistische Diree-
tor der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien, Johannes Brahms, den
kön. bayrischen Maximilians- Orden und der Redacteur der Zeitschrift
«Das Vaterland** in Wien Eugen Puffke das Ritterkreuz des pftpstliehen
St. Gregor-Ordens.
Zum Prorector der UmYersität Innsbruck wurde ProfeMor Dr.
Heller gewählt
(Chronik der Erledigungen, Concurse u. s. w. Fortsetzung
Ton Heft Vn. und VIIL l. J. ö. 637.) — Piume, (höhere) Staatsmittel-
schule <mit ital. Unt.-Spr.), Lehrstelle fftr Chemie als Haupt-, mit Phi-
sik und Mathematik als Nebenfach; Bezüge: 1200 fl. Gehalt, Quartier-,
geld T. 200 fl. und Anspruch auf Quinquennalzulagen Ton ICK) fl.^ Ter^
min: 20. Decemb. L J., s. Amtsbl. z. Wr. Ztg. t. 6. Decemb. 1. J., Nr. 283.
— Jißin, k. k. G. (mit böhm. Ünt.-Spr.), Lehrstelle für classische Phi-
lologie; Jahresgehalt: 1000 fl., Actintätsiulage 200 fl.; Termin: Ende
Jänner 1874, s. Amtsbl. z Wr. Ztg. t. 20. Decemb. l. J., Nr. 294. —
Laibach, k. k. Lehrerbildungsanstalt, Hauptlehrerstelle fnr das Deutsche,
f. Erzieh ungs- und Unterrichtslehre, erentuell f^r das deutsche und slo-
renische Sprachfach, mit theilweiser Verwendung an der k. k. Lehrerin-
nenbildungsänstalt daselbst; Bezüge: die normierten; Termin: 16. Jin-
ner 1874, s. Amtebl. z. Wr. Ztg. t. 14. Decemb. 1. J., Nr. 288; —
ebend. k. k. OK., Lehrstelle fQr Keligion; Bezüge: 1000 fl. Jahresgebalt»
260 fl. Activitätszulage und Anspruch auf Quinquennalzulagen suSoOfl.;
Termin: 16. Jänner 1874, s. Verordn..Bl. 1873, St. XXI V, 8. 660, 661:
— an ebend. OB., 2 Lehrstellen, die eine für die italienische Sprache, die
andere für deutsche und slotenische Sprache; Jahresgehalt : lOÜO fl., mit
Activitätszulage von 260 fl. und Anspruch auf Quinquennalzulagen von
200 fl. ; Termin : Ende Jänner 1874, s. AmUbl s. Wr. Ztg. t. SlTDecembL
1. J., Nr. 3U1 ; — ebend. k. k. Staats OG., Lehrstelle für dassiscbe Pili-
lologie (mit deutscher ünt..Spr.), Besftge: die sjstemisieiten; Termin:
w
Panonal- dd<I Scbntuotixen. 76(
9a Jitmn 1874. h, AmtEbL t. Wi. Zt«. i. 19. Oecemb I. J.. Nr. 393. —
8t. palten, 'mit e. OR. TetbnnJ.) n. ö. lAndeB-RO., Lehrstelle ßr eliw.
Philologe; Beiige: 120Ü II. Jabretgehalt, jihrl. Qtinrtiergeld ■». 150 fl..
dann Anaptuch auf 6niali(ce QuinqaeiiQaUulagen ä '200 fl. und ftof Pen-
sionUroniFi Tennin: 81. Decemb, I. J., s AmUbl. a. Wr. Ztg. v 6 Dac.
1. J.. Nr. 283. - Bovpredo, k. k. OB,. 2 LehratjlWn, die eine für Natur-
geechichte als Hauptfach, di<^ andere fUi die malhem.-Datarwiaaensch. Fä-
cher, bei BerorzDgang der Befähii^ung Kr deatache oder franiösische
Sptache; Termin: 15 Jänner 1874. s. Amtsbl. i. Wr. Ztg. j. 11. De-
cemb. 1. J,. Nr. 280. — Saliburg. k. k- Ötudieobibliothek . ScrijptoM-
stellei Jahresgebalt: 800 fl. and ActiTititualage von 200 &. nnd Bemg
Ton 2 QainqaennaUnlagt'n i 150 fl.: Termin: Ende Janiier I87i, siehe
Amtsbl. t. Wr. Ztg. t. 3). Dvcemb. 1. J.. Nr. 301. - SobJalAU. (bühm.)
k. k. Lehrerbildungsanstalt, UauptUhrera teile fär BShmi^ah , Geographie
und Oeuibichte. mit den n>irniiert«n Betauen; Terrain: Ende I^vemb.
I. J., s. Verurdn.-Bl. 1873. St. XXIV. S. 651. - Trieat. (iUl.) Comm -OG,,
Lehrstellf fSr Utein und Griechisch, mit ll'JO fl, Gehalt. 300 fl. Qo»r-
tiergeld und Quinaneiiniliulaeen v. 200 fl.; Termin; Ende Decemh. L J-,
B. Verordn.-Bl. 18T3, Öt. XllV. S. 651; - ebend. k. k. G. imit deut-
scher Unt.-Spr.). 2 Lehrstellen fQr die clnssischen S|)racben, mit snhsid.
Verwendung fär die deutsche Sprache nnd Literntur; BuiDge: die ajste-
misierteDi Tennin: Ende Janner 1874. s. AinUbl. i. Wr Zig t. 30. De-
cemb. I. J. Nr. 300. ~ Wien. k. k. UiiiversitÄUbibliothek, prov. Biblio-
theksdi«nerst«Ile. mit 300 H. Jabreagehalt . 135 fl. ActiviUUzuWe u. a w.;
Termin: binnen G Wochen rom 14. Decemb. I. J. an; a. Amtstil. t. Wr.
Ztg. V. 19. Detenib, L J.. Nr. 293; — ebend. k, k. techn. Hochschnle.
SroT. LaborantenateJle bei der Lehrkaniel für allgemeine Ptifsik, mit
em JnhreBgebalte Ton 400 fl. und der ActiTitätäzuUge t. IN) fl ; Ter-
min: ti Wochen vom 16 Uecemb. 1. J. &b; s. AmUbL z. Wr. Ztg. vom
34. Decemh. I. J., Nr. 297.
(Nskrologie.) - Am 8. October L J. zu Wien der kais. Ratb
Georg Bitter von Franenfeld, Ritter des Ordens der eisernen Krone.
3. CL, erster Cnatoe am k. k. zoologischen Horcabinet, erater Secretär
der k. k. loologisch- botanischen Gesellschaft u. s. w im 68. Lebens-
jahre: IQ Petersburg der rnssische Benator Bntkowskj. ala jnridiacher
Bchrittsteller geschätzt.
— Am 9. October 1. J, zn Pest Professor Joseph Ton OornBr,
Hitglied der Ungar. Akademie der WisBenschaften, im 44. Lebensjahre:
in Kattenberg der Professor der dortigen Lehrerbit dungsanntalt Joseph
Elika, als fechischer Schriftsteller bekannt, im All«r von 40 .Ttihreu;
in Paria Antoine Pasry. Mitglied der Akademie dir Wissenschaften,
im Alter lon 84 Jahren.
— Am 11. October I. J. in Klansenburg der Director der dortigen
Elementarschule J. N. Katfaj im Alter von 74 Jahren; zu Tübingen
d«i Bchriftsteller Hermann Kurz (geh. 1813 zu Reutlingi^n), Bibilothekar
an der Täbinger UniTersitdt_, als Dichter und Verfasser gern gelesener
Romane (.Schiller'» Hdinnlsjahre", .der ^'onnenwirth") bekannt. {Vgl.
ansserordentl- Bl. i Allg. Ztg. vom 1. Not. 1. J. Nr. 3(^. S. 4634).
— Am 13. October L J. in Haag der Dichter Helvetius van den
Bergh, Iwsonders auf dem Felde der niederländischen Literatur mit
grossem Erfolge tbätiff, in den letzten Jahren erblindet.
— Am 13. October I. J. zu Feldkirch Se. Huchw. Weltpnester
Joaeph S'ucker. seinrrzelt Director des dortigen Gymnasiums, iir
von 7fi Jahren; zu Beilin Emil v. Sjdow. k. preuss. Oberst u.
Inngaebef im Gronsen GetivraUtab. «usgexeicbnet«r Offlctsr and'
Pfleger der geograpbitcben Wiaaen^ehaft
790 Penoiud- nid SchiiliiotiMii.
— Am Ih, Oetober 1. J. m Wien Andreas Khaen (geb. lo Wieo
am 26. Angnst 1807), jnb. Verwalter der n 6. LandesgebäraoBtalt, Secretir
des Wiener ThierschntzTereines, fleraasgeber des Vereinsblattes «Der Tbier-
frennd*«, aacb als Scbriftsteller bekannt (Vgl. Wr. Ztg. y. 18. Oct. L J.
Kr. 231, Hptbl. S. 222); zn Heidelberg der bekannte Gescbicbtsscbreibe?
Ludwig Ton Bocban, bis 1867 Bedactenr der »Wocbenscbrift des deat-
seben National- Vereines*.
>- Am 16. Oetober 1. J. zu Ofen I>r. Mansnet Riedl (geb. sn
Nensohl 1831), Professor der deutschen Spraehe und Literatar an der
Pester Universität, Mitglied der k. ung. Akademie der Wissenschaften,
Verfasser einer „Maygar. Grammatik*, auf dem Gebiete der Tergleicbendeii
Sprachforschung bewandert; zu Dombim (Vorarlberg) der Fabriksbesitser
Jakob Rhomberg, ein bekannter Schulfreund.
-~ Am 17. Oetober 1. J. auf Schloss Ortenstein in Granbündea
Wolfgang Konradin t. Ju?alt, thätiger Geschichtsforscher; zu MQnchen
der ausgezeichnete Bildhauer Anselm Sic kinger (geb. 1807 zu Owingen
in Hohenzollem-Hechingen). (Vgl. A a. Ztg. ▼. 20. Oct. 1. J. Nr. 293,
8. 4445); zu Gotha der dortige Archivar Adolf Bube (geb. ebend. am
23. Septemb. 1802), durch seine lyrischen Gedichte, so wie durch liter.
Sammelwerke („Thttringer Sagenschatz **,! Deutscher Sagenschatz* n. a.)
vortheilhaft bekannt.
— Am 19. Oetober 1. J. zu Wien Se. Hocfaw. Weltpriester Joseph
Pia (geb. eb^nd. 1832), durch längere Zeit Bedacteur des nVolksfrennd*,
Ehrenmitglied der Akademie zu Rum, päpstlicher Ehrenkftmmerer, itkrst»
erzbisch, geistlicher Rath, durch wissenschaftliche Bildung und haroane
Gesinnung gleich ausgezeichnet
— Am 20. Oetober 1. J. zu Pest der BuchbaltungsarchiTar im
k5n. Ungar. Ministerium för Cultus u. öffentl. Unterricht Georg Arv; m
Breslau der Buchhändler Joseph Max, Verleger der Werke der (belehrten
Steffens, Müller, Braniss u. a., im Alter von 86 Jahren.
— Am 20. (28.) Otober 1. J. zu Wien Auguüt Ritter von Adelburg,
als Compositeur der Oper «Zrinji** und anderer Musikwerke bekannt, im
Alter von 43 Jahren.
— Am 21. Oetober 1. J. zu Brunn Med. Dr. Franz JlSiwanskj,
k. k. Regimentsarzt a. D., Vorstand des mähr. Bienenzuchtvereines,
Ritter des Franz Joseph -Ordens, Mitglied vieler Gelehrten-Gesellschaften
u. 8. w., im 56. Lebensjahre; zu Christiania der norwegische Dichter
Johann Sebastian Caromermeiei-Welhaven, Professor an der dortiffen
Hochschule, der an der Spitze der romantischen Schule stand, im Alter
von 66 Jahren.
— Am 22. Oetober k J. Anton Neubauer (geb. zu Glaseisdorf,
in Mähnen am 18. December 1805), Archivsdirector im k. k. Reichs-
finanzministerium, ord. Mitglied des Ferdinandeums in Innsbruck u. s. w.
als tüchtiger Arbeiter in seinem Fache geschätzt. (Vgl Wr. Abendpost)
von 27. Oetober 1. J. Nr. 248.
— Am 23. Oetober 1. J. zu Wien Dr. Franz Eyrich, Hof- und
Gerich tsadvocat, Ehrenmitglied u. Ebrenchorroeister des akademischen (je-
sangvereines talentvoller Componist, im 36. Lebensjahre. (Vgl. Wr. Ztg.
vom 26. Oetober 1. J. Nr. 250, Hptbl. S. 324.); zu Linz der Bildhauer
Franz Libert
— Am 24 Oetober 1. J. zu Elaasenburg der k. k. Rechnungsrath
und Docent der dortigen Universität Emil Kuzmich; zu Hameln der
bekannte IniproTisator, B aar mann im ^Iter von 90 Jahren; zu London
der ausgezeichnete Anatom und Zoologe Dr. Albany Hancok.
— Am 27. Oetober 1. J. zu Breaien der in der Lehrerwelt Deutscb-
Iand*8 bekannte Director des dortigen Lehrerseminars Laben, im Alter
von 69 Jahren.
— Am 28. Oetober zu London Sir Henri Holland, als 8ebri(i;
•teller, Ani und namentlich Reiaender weithin bekannt, kii Alter ful
Pttfoaal- UBd Sehnlii^tifea. 791
— Am 29. Oetober 1. J. zu Pillnits Se. Majestät Köniff Johann
von Sachsen (geb. zu Dresden am 12. Deceraber 1801), dritter Sohn
des Herzogs Maximilian von Sachsen and der Prinzessin Carolina von
Parma, anter dem Falschnamen «Philalethes* als Uebersetzer and Com -
mentator des Dante (1839-1849) bekannt
— In der Nacht zum 30 Oetober 1. J. za Paris der Romanschrift-
steller Ernst Fejdeaa, 54 Jahre alt.
— Anfangs Oetober 1. J. za Bisa der gelehrte Zoologe Moria
von Grttnenwaldt; za Bom Alfonso Cnierici, geschätzter Maler.
— In der ersten Hälfte des Monats Oetober L J. in Bern der
herzop^l. Cobarg'sche Hofcapellmeister Loais Drouet, seinerzeit als FiS-
tenspieler bekannt, im Alter von 83 Jahren; za Paris der aasgezeichnete
englische Chirarg Sir John Margaret; za London der darch seine Beisen
and Entdecknngen in Aastrulien bekannte Graf Strzeleski, 78 Jahre
alt; femer ebendort die als Schriftstellerin, namentlich anter der Jagend,
wohlbekannte Mrs. A. Gattj, im Alter von 64 Jahren.
— In der dritten Octoberwoche 1. J. za Mailand der Bildhaaer
Constantino Corti, Schöpfer des Borromeo- Mon amen tes, der Colossal-
statae »Lacifer* a. a., Mitglied der Mailänder Kanstakademie , im 49.
Lebensjahre.
— Gegen Ende Oetober I. J. za Gries (Tirol) die einst gefeierte
and bekannte Klavienrirtaosin Carolina Perthaler (geb. 1805), Lehrerin
ihrer Knnst in Manchen bis 1870; in Griechenland der Geolog and
Montanistiker Max Gross (geb. in Ungarn), zuletzt Director der Laarion-
Bergwerke in Griechenland.
— - Ende Oetober 1. J. za Gent der Professor der Philosophie an
der dortigen Universität Friedrich Hennebert, im 36. Lebensjahre.
Am 2. November L J. zu Pest Karl KoCstolanji v. Nemes-
Kofstolan^i, Sectionsrath im kdn. nng. Ministeriam L Cultas a. offen tl.
Unterricht, im Alter von 55 Jahren.
— Am 3. November 1. J. za Warasdin der Compositenr Johann
Padowetz im 13 Lebensjahre. ^
— Am 6. November L J. za M&nchen der Universitätsprofessor
and praktische Arzt Med. Dr. Ladwig Ditterich, als tQchtiger Bai-
ne<^raph, Verfassersahlreicher medicin. Schriften and Heraasgeber einer
meaicin. Zeitnng bekannt, im Alter von 69 Jahren.
— Am 7. November zu Payerbach nächst Wien Albert Hago,
(früher Baron Schrott), EigenthOmer und Bedacteur der ^W^ieDer Jagd-
Zeitung* ; zu Prag im Stifte Strahow Se. Hochw. P Michael Martinovskj,
Prämonstratenser-Ordenspriester, emer. Director der 0)mm. OB. zu Bako-
nits auch als Componist, namentlich durch die Bearbeitung öechischer
Volkslieder bekannt; in Dänemark der fruchtbare dramatische Schrift-
steller Professor Thomas Overskow, im 75. Lebensjahre.
-- Am 9. November 1. J. zu Salzburg Joseph Axmann (geb. za
Brunn am 8. März 1793), einer der ausgezeichnetsten Stahl- und Kupfer-
stecher, Mitvflied der k. k. Akademie der bildenden Ettnste in Wien; zu
Eger derk.k. Gvmnasialdirector Lissner, im 44. Lebensjahre, tttehtiger
Philolog.
^ Am 11. November L J. zu Pest Frau Sarkadj, Gattin des
Herrn Stephan Sarkadj, welche vor einigen Jahren unter dem Namen
»Eleonora** als Dichterin Aufmerksamkeit erregte, im 42. Lebensjahre; zu
Darmstadt Hofrath Dr. Heinrich Künzel, als Geschichtsschreiber, Ethno-
graph und Publicist, namentlich als Bearbeiter der Macanlay*schen Schriften,
der Lamb*schen Shakspeare- Erzählungen u. s. w. bekannt
— Am 12. November 1. J. zu Prag der Hofkalliffraph uud ausser-
ordentliche Professor der Kalligraphie an der Prager Universität Eduard
Bunzel, im 53. Lebensjahre.
— Am 13. November 1. J. in Wien Med. Dr. Hermann HieionTmna
Beer (geb. lu Trebitsch), k. k. Beg.-Bath, emer. Professor der '
liehtn Hedida u, t. w. aa dir Wiener Uaiveraitit^ im Alter von M
tut PMMiftl- «ftd SolmiMtiieii.
zu M&nchen der treffliche GUimalef Theodor Mayr (geb. 1806), aiidi
als Historienmaler geechfttzt.
— Am 14. November 1. J. zu Rostock der 8enior der theolog. Fa-
ealtät der dortigen Hochschule, Professor und Consistorialnth I>r. Otto
Karsten-Krabbe, im 68. Lebensjahre.
^ Am 17. Nofember 1. J. tu Pavia Fr. Cattaneo, Bector der
dortigen Universität, Professor der Mathematik, im €St. Lebensjahre.
— Am 18. November 1. J. zu Montreux, am Genfersee, der Professor
an der Universität zu Freiburg Theodor v. Kern (geb. in Bninneck
am 5. Mai 1886) besonders bekannt durch seine Arbeiten zur ^tadtese-
schiohte im Mittelalter; (Vgl. Beil. z. A. a. Ztg. v. 13 Jänner 1874 Wr.
18, 8. 179 ff.) und zd Kontmell-Lodee (Boumemouth) SSir Thomas Baring,
Chef des Londoner EEandelshauses Messrs. B., eine der angesehensten Per-
s6nlichkeiten in der poUtischen Uandelswelt fingland's, auch Vicepräsi-
dent der Gesellschaft der Künste, Mitglied der kön. geograph. Gesell-
schaft u. s. w., eifriger Förderer und Liebhaber der Kunst und Wissenschaft,
im 74. Lebensjahre.
— Am 20. November 1. J. zu Salzburg Theolog. Dr. Karl Wea-
ffer, Gustos d«r k. k. Studienbibliothek alldort und emer. Professor der
Logmatik; ferner zu München der k. preuss. geh. Hofrath Karl Waa-
fen, ausübender Künstler und Kunstkenner von Buf, im Alter von 78
abren; dann zu Modena der ausgezeichnete Bildhauer Professor AL
Cavazza, im Alter von 48 Jahren, und zu Ogrodzon der k. k. Q/mna-
siaiprofessor Wiehere k.
— Am 23. November 1. J. in Franzensbad Dr. Palliard i, Me-
dicinalrath, ein in weiteren Kreisen bekannter Naturforscher, im 74. Le-
bensjahie, und zu Greifswald Dr. Johann Friedrich Laorer (geb. zu
Bindlach bei Baireuth am 28. September 1798;, Professor der Arzenei-
mittellehre an der Greifs walder Utiiversität.
— Am 26. November 1. J. zu Wien Pbilos. und Med. Dr. August
Emanuel Bitter v. Beuss (geb. zu Prag am 8 Juli 1811), Professor der
Mineralogie an der Wiener Uuiversitat, Ritter des kais. Ösfc. Ordens der
eisernen ICrone 8. Cl , des kais. Ost Franz Joseph-^Ordeus u. s. w., wirk-
liches Mitglied der kais. Akademie der Wissenschatten, emer. Bector Ma-
gnificus, Vicepräsident der k. k. zool.-botan. Geseilschaft in Wien n.a w.,
und zu Dresden der ausgezeichoete Mineralofr und Geognost Karl Fried-
rich Naumann (geb. ebend. am 80. Mai 1797), gew. Professor der Mi-
neralogie und Geognosie an der Universität zu Leipzig, Ehrendoctor der
philos. Facultät in Wien u. s. w., Sohn des renommierten Componisten
Gottüeb N.
— Am 29. November 1. J. zu Stralsund Andr. Theod. Kr ose,
AJtermann des dortigen Gewandhauses, als Loealbistoriker verdient, im
87. Lebensjahre.
— Am 8 >. November L J. zu Wien Med. und Chir. Dr. Johann
Pillwax, Professor am k k. Militär-Thierarinei-lnstitnte, Bitter des k.
ö. Franz Joseph* Ordens, 59 Jahre alt.
— Anfangs November l J. in Schottland Frau Janet Hamilton,
die Dichterin v. Coatbridge, Tochter eines bcbubmachergesellen, Antodi-
daktin im strengsten Sinne des Wortes, seit vielen Jahren blind, im
Alter von 78 Jahren.
— In der 2. Novemberwoche 1. J. in Frankreich FeuilletdeCon-
ches, der 60 Jahre lang das Amt eines Introdocteurs der Gesandten in
den Tuilerien bekleidete, durch seine Ver6tfentlichui)g der Correspondens
Marie Antoinetten*s bekannt, in hohem Alter; zu Kom der junffe bel-
gische Bildhauer Gustav Marchant, der zu den schönsten Uoffnungen
berechtigte; femer am Comersee der C'omponist Castagneri, frilhsr
Orchesterdirector am Fenice- Theater in Venedig und in Neapel der Opem-
componiit Vineenso Battista.
Personal- and Scbnlnotizen. 798
— In der 3. Novemberwoche 1. J. der Kammergericbtsrath Eicb-
born, einer der bedeutendsten Minendogen.
— Gegen Ende November 1. J. zu Madrid Breton de Los Her-
reros, der fmcbtbarste nnter allen zeitgenössiscben dramatiscben Dicb-
tem, im Alter Ton 77 Jabren.
— Ende November 1. J. za Marseille (Genf?) der gelebrte Phy-
siker, Professor der Natnrwissenschaften, de la Bive, im 72. Lebensjahre;
ferner zu Paris der durch seine Forschungsreisen in Australien bekannte
Marquis M. de Lessed in es, im 84. Lebensjahre; dann zu Elausenburg
der Archivsdirector des ehemaligen sieben bürgischen Gubemiums Paul B ir o.
— Am 1. December L J. zu Dresden der als Yioloncell virtuose
bekannte Dessauer Hofconcertmeister Karl Drechsler (geb. zu Eamenz
am 27. Mai 1801).
— Am 2. December 1. J. zu Littan Joseph Drabek, Director der
dortigen Bürgerschule, k. k. Schulinspector und Mitglied der k. k. Prü-
fungscommission für Volks- und Bürgerschulen, erst 36 Jahre alt; dann
zu Zürich Professor Dr. E. Heinrich G raffe, bekannter Mathematiker,
im Alter von 73 Jahren; und zu Petersburg der Architekt Makarow,
dem die russische Hauptstadt eine ziemliche Anzahl von Prachtbauten
verdankt, im Alt^^r von 45 Jahren.
— Am 5. December 1. J. zu Frankfurt der Schriftsteller Dr.
Friedrich Paldamus, Director der höheren Bürgerschule alldort, im
57. Lebensjahre.
— Am 6. Deoember 1. J. zu Innsbruck Gabriel von Kaier, Pro-
fessor an der dortigen Oberrealschule, im 51. Lebensjahre; und zu Pisa
der aus Südtirol gebürtige Maler Fezzi.
— In der Nacht zum 13. December 1. J. zu München der talent-
volle Maler Johannes Kugler, Sohn des bekannten Kunsthistorikers
Franz K. und Schwager des Dichters Paul He^se , und zu Pisa Dr. Karl
Regnoli, Docent und Prosector an der medicinischen Facultät der dor-
tigen Universität.
— Am 14. December 1. J. in Brunn Rudolf Hedenetz, Musik-
dirigent und Lehrer an der höheren Töchterschule alldort, und in Un-
garn der Tonkünstler und Componist Johann Svatiöde Bocsar, im
Alter von 72 Jahren.
— Laut telegraph. Nachricht am 14. December 1. J. zu Newyork
der bekannte Naturforscher Dr. Louis Jean Rudolphe Agassiz (geb.
am 28. Mai 1807 in dem zwischen dem See von Neuschatel und Marat
gelegenen Dorfe MottierJ, Professor an der Lawrence scientific School
zu Cambridge, dann nacn kurzer Rückkehr aus America nach Europa wie-
der in Amerika ansässig , auswärtiges corresp. Mitglied der kais. Aka-
demie der Wissenschaften in Wien u. s. w. (VgL Wiener Abendpost vom
29. December 1. J , Nr. 297, S. 2373.)
— Am 20. December 1. J. zu Prag der Bürger August Zelisko,
als Ubrmacher der dortigen k. k. Sternwarte bekannt, im Alter von
62 Jahren; und zu Pisa der frühere Professor der Medicin an der dor-
tigen Universität Stefano Sagi, auch als Latinist in Italien gefeiert.
— Am 20. (18.) December L J. zu Dresden Dr. jur. Qeore Philipp
Eberhard Wagner (geb. am 19. März 1794 zu Schönbrunn bei Wol-
kenstein in Sachsen), emer. Conrector der dortigen Kreuzschule, verdien-
ter Philolog und Schulmann.
— Am 21. December L J. zn Paris der durch geraume Zeit be-
liebteste Heldenspieler Beauvallet, auch als dramatischer Dichter be-
kannt, im Alter von 72 Jahren.
Am 22. December 1. J. zu Wien Eduard Ritter von Erenn, Doc-
torand der Rechte, Amännensis der k. k. Universitätsbibliothek, ein ta-
lentvoller, strebsamer junger Mann, im Alter von 23 Jahren; und der
gewesene ffriechiscbe Cultusminister und Pr&fect von Attika Spiridion
Antoniadis, 70 Jahre alt
ZeitMhrift f. d. tetorr. Oyinn. 187S. U. «. X. H«n. 53
TU
-- Am A DBOOifeer 1 J. in Wies Fepfiaud Xum M&lT*a
jt i^ EgBMMOiaitfUnam, Btter 4es fcfls. gaedmAm Erlomr-Ot^eaa.
der lewle ICtwbeHar sa «Oerterr. BeobAckter' ib BedKfeeor der Rh-
1^; ^ulaad^, geiiaa4iter pubLciatiadier nsd beOetiLiüaüicr Sckzzft-
iC«{Ier, in Alter to« iSl^^m; «bA nt ZUeii J^bum Beondt Kras-
•oer T. WixtCTtlrar, Profeator 4er medamaAea. Technik am Zdiidia eäi-
gn^matlys» Poijteebneni.
Am 9i. ikeembei L J, n Gorüti Obent fun Zittwitz
4evt der atttarfoneheBda Qeaellseluifi aildort, einer der tfteiil
OrnithokweB der O^eawart, im Alter tob 76 Jftkre«; dann zu Berlin
Dr. pbiL Profemor Heior. Gnst H'>tbo. Direetor der Kitpfeisckbauun-
Ino^ des kdn. Masenma, ftk aodgexeiciuieter Kaosshijtoriker bekust,
im Aher ?<» 71 Jahren, xxad m Warscfaan Frani Maeiejowski. Pro-
femor an dder dortigen Hoduebnle, gesehitzter Beehtsgeiehrter« im Alter
Ton 75 Jahren.
— Lnnt telegnipb. Heldmng aas Paris toti 2^ December L J.
alMort Fran^ois Tietor Hogo, der zweite Sohn des IHchters Victor
Hngo ^geb. am 22. Oetobor IfBS), dnreh pabüdstiscfae Tbitigkeit nament-
lich aMT durch Ueberaetznngen («Shakespeare^s Sonette^ and simmtli-
eher Werke dMselben), seine Schrift ^Die Insel Jersey, ihre Monomente
«nd Geschichte* n. m. a. bekannl
— Am 27. December L J. zu Leitmeritz der pens. Lehrer ^oaz
Knonp, Besitzer des silbernen Verdienstkreazes mit der Krone, im Alter
▼on 72 Jahren, und za Darmstadt Obentndienrath Dr. Thadicham,
dorch lange Jahre Director des Gjmnasiams zn B&dingen, dnrdi seine
Uterarische Wirksamkeit aof dem Gebiete der Philologie 'Metrische Ueber-
setznnff des ganzen .Sophokles* jl m. a.), so wie dorcb seine Stellnng im
polit Leben bekannt, im Alter tod 80 Jahren.
— Am 28. Deeember L J. za Mailand der tüchtige Aqoarellee-
maier Paolo Riccardi, and za Neapel der Professor der Philologie an
der dortigen Unifersitat Eduard Fosco.
— Am 90. December L J. za Wien der Corator der eTang.-reform.
Gemeinde Heinrich ZOlzer, kais. Rath, pens. Kanzleiroratand der Aka-
demie der bildenden Künste in Wien, als Beamter nnd Kunstkenner gleich
geschitzt, im 71. Lebensjahre.
— Laat Meldung aas Paris Anfang December L J. alldort Achille
Tranchant (zubenannt Mireconr), seinerzeit Schauspieler, dann Them*
ter-^rector, auch als Maler (ein SchQler des berühmten Ingres), bekannt
— In der 2. Hälfte des Monats December I. J. zu Paris der be-
kannte Linguist Victor Deren, im Alter ron 46 Jahren.
Ende December L J. zu Paris der bdunnte französische Organist
Michel Math er im Alter ?on 95 Jahren; ebendort der bekannte Illu-
strator nnd Weitreisende Pharamond Blanchard, Besitzer einer erossen
Anzahl ron Zeichnungen nnd Gemälden ; der frühere Erzieher des Prinzen
Ton Joinrille, Trognon, Mitglied der Pariser Unifersitat, durch ge-
schichtliche Arbeiten bekannt, im Alter Ton 70 Jahren; Albert M^rut,
einer der ausgezeichnetsten Agronomen Prankreich's , und der polnische
Schriftsteller Ludwig Breiowski; dann su Leeuwardcn Bitter Mon-
tan us Ton Haan Hettema, durch seine philosophischen und heral-
dischen Stadien in weiteren Kreisen bekannt, und zu Amsterdam J. H.
Bürlage, bekannter niederländischer Dichter.
— Laut telegr. Nachrichten im December 1. J. zu Monbuttu in
Africa der italienische Beisende Miani '
(Diesem Doppelhefte sind yier literarische Beilagen beigegeben.)
Erste AbtheiluDg.
Abhandinngen.
Zu Aeschylus.
Sept. ctr. Theb. v. 312. D.
TtQog Ta6* (o nolwvxoi
d^eolf ToZat fjilv l|a}
nvQytüv dvdQoXixtiQttv
xaTttQiiffonXov arav
ifjißalovteg x. r. l.
Anstatt der Lesart der ersten Hand ^xaTaglif^onlov^ gibt
V
der Corrector das Med. xal TaqlipOTrlov arav, eine, wie Dindorf yer-
muthet, alte Interpolation zur Ausfüllung der Lücke in den Hand-
schiiften. Man hat nun die mannigfachsten Ergänzungen yersucht
y^KCixav^ xfiQa, atav, vooov, xo£vav",'öhne dass eine derselben völlig
befHedigte. Beachtenswerther ist die Aenderung, welche Puley trifft,
indem er nach einer Andeutung im schol. Med. „''^öig liiv e^o) vov
T€ixovg IdxaioXg atrjv i/xTioifjaore, acte avrovg tcc orrla ^iipai^
avTOQLXpOTtkov oder ctvtOQQi^onXov vorschlägt. Indessen ist doch
wol ein Substantivum notwendig und dass hier q^t<av vom Dichter
geschrieben sei, darauf weist bestimmt der Zusammenhang hin. q)vt,a
ist nach Aristarch ^ ^era deiXiag oder diovg (pvyrjy also das an
unserer Stelle allein passende Wort, welches durch ^ixponXov avav
seine nähere Erläuterung findet. Vgl. IL XY, 62 dvaXxidix qn^^av
ivofcag und mit i^ßalXeiv Od. XIV , 269 h di Zevg — qv^av
ifioig iraooiai xaxijv ßdlev,
ibid. V. 340.
ttXXog (f* älXov tiyH,
(fOViVei, Ttt ^k Xttl 7lVQ(f>0Qtt
TU de nvQipOQH Med. td de ytai 7tvqq>oqü der Ouelf. und Tumeb.,
T 'de Kai 7ivQW0Q€l die Aid. — nvQcpoQU kann nicht richtig sein,
da es doch nichts anders bedeutet, als ein Trv^ijpo^ sein, Feuer tragen
oder bringen; ausserdem erwarten wir ein besonderes Subject. Wenn
nun Enger und Prien nvQ woqu vorschlagen, so ist damit nichts ge-
wonnen ; Heimsoeth fasst aXkog als Subject und ändert TrvQfpoqel in
ZeiUchrift f. d. dtWnr. Gjnu. 1878. XL H«ft. 54
706 /. Oberäikit, Za AaKhylva.
Ttvqno'ku „verwüstet mit Feuer" ; indessen ist, wie schon bemerkt,
ein besonderes Snbject unentbehrlich. Augenscheinlich schrieb der
Dichter: to di xal txvq ^qd. Vgl. Hesych. ^(xpei' xaraftivti,
dvaXafdßavei.
ib. V. 342
xoQxoQvyal J* «v* äarv, norurroliv iT o^xara
Zunächst entspricht aatv nicht dem Metrum der Antistrophe ; ausser-
dem setzt yLOQTLOnvyai die Beziehung auf lebende Wesen vorans; dess-
halb ist mit leichter Aenderung av aaiovg zu lesen. Das folgende
TtToXiv hat Hermann als von der Erklärung herrührend mit Becht
gestrichen und nQori statt tcotI hergestellt, oqmva nvqyiottg ist
von den Feinden zu verstehen (vgl. Agam. 357 rft im TQolag
nvQyoig eßaleg ateyavov dixvvav), deren Rotten in die Stadt ein-
gedrungen sind. Dass indessen hier ein Wort im Text fehlt, beweist
sowol das xvQrjaag der Antistrophe, als das Metrum; vermnthlich
ist xoQVGTäv zu ergänzen, so dass nunmehr die Stelle lautet :
xo^xoQvyal d* av aajovg^ TiQorl J'
o^xdva nvQywtg xoQvaxdv,
Wie in der Strophe, so sind auch die entsprechenden Verse in der
Antistrophe verderbt:
navtodanog Sc xag-
nog x^f^^^*^ nsatov
dkyvvei xvQi^aag —
Wenngleich rücksichtlich des Versbaues alles in Ordnung ist, so ist
doch zu bemerken, dass aXyvvei nicht ohne Object stehen und xt;^-
aag wol schwerlich erklärt werden kann ; augenscheinlich ist xvQt]-
aag corrupt. Wenn nun das folgende d^alafirjnoliüv unzweifelhaft
von den Hausfrauen zu verstehen ist, so dürfte es nicht unwahrschein-
lich sein, dass statt xvQrjoag zu lesen ist yUhaqag — , durch deren
Mühe die Früchte des Feldes eingeheimst sind. %ihi}q C^ya^deftvo-
viog TuXcoQ Eurip. Andr. 1033)' eyyovog, viog Hesych. Der folgende
Vers TtiTCQOv d* ofiua d-aXafitjnolcüv entspricht nicht dem der
Strophe „ngog dvÖQog d' dvijQ doot Kaivezai, in welchem Dindorf
ohne Zweifel richtig avag nach dvi^Q ergänzt hat „TtQog drdQog d*
dvfiQ arag doql naiv et ai^. Ohne Grund vermuthet Dindorf ^ix^y
d^ o^fi eQtifiov ^ala/Lirjn6X(üv, Den richtigen Weg zur Emenda-
tion der Stelle gibt der schol. B. an, der zweifelsohne nach alter
Ueberlieferung folgendermassen erklärt: to di TtiycQOv o^^a diä
tovTO wrjaiVf ort anvXevoiAevai d-a^pov eyeiqovai xai to avtiav
Ofifia ixTrjiiovai yooig xät' EvQinldrjv. Diese Anspielung auf v. 433
der Hecuba des Euripides „^qrjvoiCL firjTQog vrjvde t k%%rj[Ma yooig^
wäre nicht möglich, wenn nicht der Dichter geschrieben hätte:
nTtiüQOvd'ofifia TansL d^aXafttjjtoliüv^ , Das Subject hiezu ist natür-
lich nawodanog xagnog. Es lauten hiernach die entsprechenden
Verse der Strophe und Antistrophe :
J. Oberdiek, Zu A«chyliu. 797
OTQ, y\ xoQxo(fvyai iT ttt^tt"
atovSt nQOtl d* OQxdva
nv^yiJTie *Ko^vaTäv,
«yT&aj(f, y, nctvio^anog äk xa(f-
nög x^f*ddig ntamv
dXyv¥€$ xiltit^Sf
nixQov d^ofxfjia *to-
xu d^aXufjLfinolfov,
In der im Medicens überlieferten Hypotheais zq den Persern
heisstes: Biq^r^ OTQaievaaitievog naxa Ttig ^EUjidog f^era dv
vafieajg noU^g, xai nat,y fiiv h tlXazaialg vixtj^eigf vavrix^
di iv 2aXaulvi, dia Qeaaaliag q>eiya}v duTceQaicid-n alg vfjv
Idaiav. — Ev lUavaiaig kann niclit richtig sein, wenngleich Weil
meint, dass durch Herodicus diese Angabe der Hypothesis gestützt
werde. Denn wenn es zu Arist. Ran. 1028 heisst: ^Hgodixog de
q^rflL öiTvag yeyovivac vag T^a^iaeig , xat jrjv tqayißdiav xavxij»
luoiiyjuv Tf]v iv Tlkavaialg f^axrjv — , so kann xrjv xQayqtdlav
xavxrp^ nicht auf die uns vorliegenden Perser bezogen werden, von
denen es zu Anfang des Scholions mit vollem Recht heisst: ^Ev xoig
q>e(iOfi€voig IleQaaig ovxe Jageiov &avaxog a/tayyiHexai (wxe
lOQog xag x^<C^^ avyxQovaag Myei lavöi, dXXa xa fiiv TtQayfiaxa
VTioxeixai iv 2Sovaoig Kai 7t€Qiq)oß6g iaxiv ^ firxrjQ Siggov i§
oveiQov xivog' xoQogdi TleQadiv yefovxtjv öicüLeyofievog noog
aixtjv, dxa ayyeXog anayyelXiov XfjV Tcegl üahxfuva vavfiaxiciv
aal xfjv Siq^ov (pvyrjv. Vermuthlich liegt in dieser sehr fragmen-
tarischen und augenscheinlich verstümmelten Nachricht des Herodi-
cus entweder eine Verwechslung mit dem dritten Stück der Trilogie,
dem Glaucns Potnieus, welches die Schlacht bei Plataeae zum Gegen-
stande hatte, oder es bezieht sich r^v xQaytißdiav xaixrjv direct
auf den Glaucus. In den uns erhaltenen Persern ist von Plataeae nur
in den wenigen Versen die Rede, in welchen der Schatten des Darius
diese Niederlage voraussagt. Dazu kömmt, dass die Schlacht bei
Plataeae ein Jahr später erfolgte, als Xerxes Griechenland verlassen
hatte ; in der Hypothesis aber heisst es „iv ITkaxaiaig vixrjd'dg . . .
dia GeaoaXiag q>evyiüv duTTBQauidt] eig xijv ^Aaiav^. Hieraus er-
gibt sich nun unzweifelhaft, dass in iv Hkaxaiaig ein alter Schreib-
fehler vorliegt, der in iv VvxxaXeitf zu corrigieren ist. Es ist aber
Psyttaleia jene kleine Felseninsel an der Küste Attika's, die dadurch
bekannt ^lnd berühmt geworden ist, dass die Griechen unter Aristides
während der Schlacht bei Salamis die dort aufgestellten Perser ver-
nichteten. Diese glänzende That des Aristides verherrlicht Aeschylus
in den Peosem von T..4d5 bis v. 480, indem er somit seinem wackern
Laudsmanno nnd Parteigenossen ein unvorgängliches Donkmal setzt.
54*
798 /. Oberdick, Za Sophokles.
Zu Sophokles.
Durch mancherlei Corruptelen ist die Epode im 2. Stasimon
des Philoctet entstellt. Entfernen wir die schon von anderen als Glos-
sem erkannten Worte „aA^^^ vnvog ia^^Xog"^, so lautet dieselbe
mit Zugrundelegung der unzweifelhaft richtigen Yersabtheilong Ton
Gleditsch (Programm des K. Wilhelms-Gjmnasium in Berlin 1868,
P- 25):
ovQog TOI, r^xvov, ouQog'
av^Q <r uvofjifjiaTog, ovd' //oiy
aQoyyaVf IxT^rarai vv^^i,
ov x^^C, ov no^og, ov xivog aQ^tar,
dkla iig (ug Ift^q naQaxeffiirog
OQ^f ßX^TT* ei xai{}ut ^^y-
yu V — To iT dltoaifjiov
if4q (fQOvri^i, nai, novog
6 firj (poßw XQdrtfnog.
Im Einzelnen bleibt jedoch noch verschiedenes zu verbessern. Was
zunächst die Worte j^ixtiTarat vvxiog^ anlangt, so ist diese Ver-
bindung wol schwerlich zu erklären. Zwar erkennt der Scholiast diese
Lesart an „i/ret xorra vvAta xaS-eidovai , naoa tovto utt^v ttv
^^iqcLV vvxTa aycov , awl xov xoifiiu^uvog, vo di e^rjg ' ^xr/ra-
tai vvxtogi ov x^Q^9f ^ nodog aqx^'^j olvzl tov, oidiv tüv fieXe-
wv dwafievog xivelv oidi ßXineiv^^ indessen ist das Scholion in
seinem ersten Theile selbst lückenhaft und corrupt und wie hczira-
TOL vvxiog die Bedeutung haben kann „er liegt im Schlafe ausge-
streckt'', ist mir unerfindbar. Berücksichtigen wir nun den Zusam-
menhang und vergegenwärtigen wir uns die Situation, in welcher sich
Philoctet befand, so ist einleuchtend, dass der Dichter schrieb j^hfr
Thatai iivx(fi^* Zu dem localen Dativ vgl. Krüger II § 46, 2, 2.
Dass im folgenden Verse ov rivog aQxoi> im höchsten Grade matt,
schaal und nichtssagend ist, liegt auf der Hand und bedarf keiner
weitem Erörterung. Um nun die Aehnlichkeit mit dem folgenden
Bilde zu vervollständigen, ist erforderlich, dass wir ov (pQevog Sq-
Xcjv schreiben. — v. 861. aHa tig wg (parig Med. aXk* Sg Tigz
Dindorf) ^Atd<f naQayceiiLievog 6q^ — Unmöglich kann 6(^ richtig
sein, da der Begriff des Liegens hier unbedingt nöthig ist. Daher
zog Hermann aus v. 857 ixTiTavat an diese Stelle, weil er für unsere
Strophe daktylisches Versmass annahm. Abgesehen indessen von
dieser Verkennung des Metrums werden wir durch eine solche Trans-
position zu den gewaltsamsten Aenderungen gezvnmgen. oga ist viel-
mehr zweifelsohne aus ogfußl corrumpiert. In der gewöhnlichen Be-
deutung „vor Anker liegen** (vgl. z. B. Eur. Or. 54: „JUfiivadi
NatnXieiov inTiXrjQiav nXctTtj — duzaiaiv OQfiei.) ist das Wort
bekannt. Im übertragenen Sinne ist es Soph. 0. C. v. 148 gebraucht,
J. Oberdick, Zar Germania des Tacitus. 799
wo OediDus von sich sa^: ov yctg av wd^ aXlotgioig Ofifiaaiv bIq'
nov , nani OfdiniQoig fdiyag agfiow, — Üq^kov ist hier die fehler-
hafte Correctur im Laor. und Par. und Par. F,
Schreiben wir demgemäss oben oQpiü statt oqq^ so gewinnen
wir einen dem Zusammenhange sowol, als der Anschauungsweise des
Chors völlig entsprechenden Ausdruck. Das folgende y^ßkin, bI
xaiQia q>d'6yy€i** ist in Bücksicht auf Sinn und Metrum zugleich ver-
dächtig. Offenbar muss nun qy9iyyofiai statt (pd-iyyei gelesen und
nach xaiqia ein aoi eingeschoben werden , so dass demnach die Epode
lautet :
ovQog Tot, lixvoVf ovQog'
tlvfJQ (f' avofÄfiaTOQy öv&* fyc^
ttQüyyav, ixTixarM fivx^i
ov /«^off, ov noSog, ov (pQivog a^/a»y*
nXXti Tig tog jftSif notqamifAtifog
oQfjLii' ßX^n*f et xaiQtd tfoi
(fS^fyyofiai' To cf* dXtoa&jtiov
ffjL^ tfiqovt(di, natf novog
6 ftfj fpoßdiv xQnrierog,
Philoct. V. 424 f.
xfXvog yt tiqucüh vvv xaxdigf intl &avtov
uivxlXoxog avi^ (f^ov^og, ocneg tiv yovog.
Mit Becht hat man an dem matten, prosaischen, durch nichts ge-
rechtfertigten Zusätze „oüTteQ fjv yovog"' Anstoss genommen, wess-
halb man, theils um dem Relativsatz einen m^hr poetischeu Anstrich
zu geben, o OTiagBig yovog (Sintenis), dg TiaQrjv, yovog (Musgrave,
Dindorf), theils um den Grund auszudrucken, wesshalb der Tod des
Antilochus den Nestor so schmerzlich berührt habe, oaneg tjv yavog,
og TtaQfjv Tiovoig, og naqTfV yovBi geschrieben, ohne dass indessen
alle diese Aenderungen befi'iedigten. Ebensowenig können wir uns
bei der vom Scholiasten erwähnten Lesart ooneg vv^ovog beruhigen,
da dieselbe im Scholion selbst schon ihre Widerlegung findet: oi f^iv
yQ. fiovog, naQ iaroglav (pr^aiv eix^ yoQ xal allovg. Erwäjgen
wir nun, dass Neoptolemus mit den Yerhälinissen vor Troia wenig
vertraut war und das meiste, was er davon wusste, nur durch Hören-
sagen kannte, so kann wol keine Fr^ge sein, dass der Dichter schrieb:
xtivog y€ TtQuaüii vvv xaxtag, kntl d-avtav
jivrCloxog (tvrtp t^ov^og; Saneg tip koyog.
Zur Germania des Tacitus.
c. 6 cedere loco dummodo rursus instes conaUii quam formt-
dinis arbitraniur. corpora suorum etiam in dubiis proeUis referunU
— etiam überliefern der Yaticanus 1862, der Leidensis, Neapolitanus
und Yaticanus 1518. Der Zusammenhang indessen verlangt unbe-
dingt „ei iam in dubiis proeliis . .^ Zu weichen, wenn man nur wie-
800 J' Oberdick, Zur Gei'mania des Tacitas.
der vordringt, gilt mehr für Klugheit, als für Feigheit. Ihre Todten
tragen sie auch schon ans dem Gefecht, wenn der Aasgang noch zwei-
felhaft ist.
c. 21. vidus inter hospites comis — so die Handschriften mit
Ausnahme des Vatic. 1518, welcher inter homines fiberliefert. Die
handschriftliche Lesart könnte nur dann verstanden werden, wenn
man victu8 in der Bedeutung „Yerkehra fasste ; indessen abgesehen
von diesem zum mindesten auffallenden Gebrauche des Wortes ist der
ganze Satz in dieser Fassung überflüssig, da über die Gastfreund-
schaft hinlänglich gesprochen ist. Desshalb liest zunächst Selling
yfVidus inter hospites communis"^ mit Beziehung auf Caes. b. G. VI,
23, 9. ^victiisque communicatur/* Gemeinsam ist unter den Gast-
freunden die Lebensweise ^d. i. sie verlangen ohne Umstände , denn
die Nahrungsmittel gehören auch dem Gaste, sind communes*^. In-
dessen ist auch dieser Gedanke höchst matt und schliesst sich schlecht
an das Vorige ; augenscheinlich endet nämlich die Schilderung der
Gastfreundschaft mit dem Satze y^abeunti, si quid poposcerit conce-
dere tnoris ; et poscendi in vicem eadem facilUas, gaudent muneri^
hus^ sed nee data imputant nee acceptis ohligantur. Aus diesem
Grunde schon, ganz besonders aber wegen der völligen Preisgebang
der handschriftlichen Ueberlieferung ist auch die Vermuthung von
Lachmann zu verwerfen „vinclum iuter hospites comitas'* , welcher
Haupt, Schweitzer-Sidler und jüngst Müllenhoff beistimmen. Gerlach
tilgt die ganze Stelle als Interpolation. Das Bichtige hat unzweifel-
haft Tross gesehen, der vidus inter omnes pariter communis vor-
schlägt, indem omnes pariter aus dem ursprünglich handschriftlichen
dsptr zu enucleieren sei. Eine gewisse Bestätigung findet diese Emen-
dation durch die Lesart des Vaticanus 1518 „inter homines^. Wenn
nun auch so der Text wiederhergestellt ist, so ist noch zu bemerken,
dass dieser Satz im 21. Capitel keine Stelle findet, da dieses, wie
schon gesagt, mit ohligantur abschliesst. Ohne Zweifel gehört der-
selbe an den Anfang des 22. Capitels und bildet den einleitenden Ge-
danken zur Schilderung der germanischen Lebensweise. Also: c. 22.
Vidus inter omnes pariter communis, statim e somno etc. „Die
Lebensweise ist allen in gleicher Weise gemeinsam. a —
c. 38 in aliis gentibus seu cognatione aliqua Sueborum seu,
quod saepe acddity imitatione^ rarum et intra iuventae spatium,
apud Suebos usque ad canitiem horrentem capülum retro sequuntur
ac saepe in ipso solo vertice religatur ; prindpes et ornatiorem ha-
bent. — r^roscgwun^ur überliefern der Vatic. 1862 und der Leidensis,
retro secuntur^^r Neapolitauus, retro segue«ec derVatic.1518, Müllen-
hoff hält diese Lesart fest, Holtzmann nimmt zwar imText die Conjectur
von Haupt rdrosum agunt auf, erklärt aber in den Noten die hand-
schriftliche Ueberlieferung y,retro sequi"" durch „verkehrt richten".
Indessen ist doch diese Deutung zu problematisch und durchaus nicht
anderweitig zu belegen , so dass an der Verderbtheit des Ausdruckes
wol nicht gezweifelt werden kann. Lachmann corrigiert desshalb
J. Oberdick, '£<xt Uer
1 des Tftk-itus,
t^Ol
„i'fcwrraitt", Haupt ,rf,trosum agunlu, Drohsiti „rciroattm comunlu,
Halm, weil dio Worte apud Suebos eine qd persönliche Conatruction
erforderten, „retro agere surtwm" oder „npaä Suebos suetum — ret-
rorsum agere", Beifferscheid ^retrorsum agere solitum' iiach der
Ängalte bei Holtzmann. üeber ilen Sinn dei- Stolle kann nun kein Be-
denken obwalten; der Schriftsteller variiert hier ein/.ig und allein den
«orher gebrauchten Ansdruck j,obJiquare cnnem" und es dflrfts hier-
nach kein Zweifel obwalten, dase derselbe „capillum retorguent"
schrieb, welche Emendation auch dnrcli den Vaticanus 1518 ihre Be-
grOnduug findet. Im Folgenden haben der Valif. 1518 und Neapel.
,1 ipo solo vertice'*, der Vatic. 1862 „in solo rtrtice", der Lei-
densts „(M ipso rerticru , Aber weklies von zweiter Hand solo ge-
schrieben ist; religat ier Vat. 1862, rdigntw der Leidonsis. Ugant
Tat. 1518 und Neapol. Mit Unrecht versteht Kritz „saefie-religatur"
Ton den Greisen und erklärt ^solm vtriex' nach Analogie von Sallaet.
Jng. 103, 1 iom sola als „blosser kahler Scheitel", während sacpe
doch einfach der Gegensatz zn princifes et ornaliorem habent bildet.
Ohne Zweifel richtig interpnngiert desshalb Mallenhoff vor ac nnd
nimmt dann die Conjectur Lachmann's „rfrtiri" auf, „und oft wird
es in sich selbst am Scheitel gekertnt". Die Stelle lautet also: „in
alüs gentibus, seu eognatione aliqua Snebnruin seit, quod saepe
aeciäil, imitatione, ramm H iiUra iurenfac spalium, apud Suebos
usgue ad ranitiem, horrenlem capiUnm retorqm-nt ; ac saepe in ipso
solo vertici rdigatur; principcs et omatiorem habent.
C. 45 Irans Suionas aliud ntare, pigrum acprope itnmotum,
quo cingi duäique terrarum orbem Arne fidem quod erlremiis caden-
tis trit» solis fvlgor in otium edurat adeo clams ut ntdera hebetet;
Konum in.i»per rmtrgenlis audiri formasqae drorum li radios ca-
pitis aspiei persuasio adiicit. illuc Hsquf et fania rera tantum na-
tura, ergo iam dertro Suebici maris litore ntc. — formasque deorum,
wie die besten Handschriften überliefern mitAnsnahme des Vatic. 1518
undNeap., welche blos/b/-WHSf/''o/'ttw ohnegMf U'sen, kann nicht rich-
tig sein. Tanaquil Faber, F. A. Wolf. HotUmann, Mtillonhoff hilligen
die Correctur am Bande des Cod. Urbinas 656 „equorum', welcheauch
Schwetzer-Sidler für ansprechend hält , „die Gestalten der Bosse and
ein Strahlen hau pt". Da nämlich hier das Ende dor Welt sei , so hOre
man den Sonnengott and sehe seine Rosse uud die Strahlen seines
Hauptes. — An diese Vorstellung ist indessen hier durchaus nicht
zn denken ; die von dem Schriftsteller nnscrer Stelle gemachten An-
gaben beruhen vielmehr lediglich anf unklaren Naehrithten vom
Nordlicht, von dem man sich keine rechte Vorstellung machen konnte.
Dflher kann hier weder droruiti noch cqu^fum gestanden haben. Ich
vermuthete ,l'orm<tequc dvcorem* und sehe jetxt bei MüllenhofT, dass
diese Conjectur schon von HeinBios vorgeschlagen ist. 7.a decorcm
vgl. Hör. IT, 11, 5, wo auch v. 8 canitie» „Greisenalter" sich findet,
waa Tacitiu in der oben besprochenen Stelle gebrauchte. — persui-
802 «7. Oberdick, Zur Germania des Tacitus.
sio adiicit lesen der Vatic. 1612, Leid. Vat. 1518 und NeapoL — Es
liegt nun kein zwingender Grund vor, für ii in den Compositis mit
iacio das einfache i zu setzen und hier mit Holtzmann, Mtlllenhoff u.
a. adicit zu schreiben. Wahrend nämlich durch die orthographischen
Untersuchungen von Wagner und Lachmann die Schreibweisen dbkio
adiciOf ohiciOy reicio, subicio, conicio, iniciOy deicio, eicio, proicio in
Aufnahme gekommen sind , beschränkt dieses schon Brambach, indem
er in seinem Werke „Neugestaltung der lat. Orthogr". p. 202 die
Begel aufstellt , dass nach vocalisch auslautenden Präpositionen das
doppelte i zu schreiben sei, nach consonantisch auslautenden Präpo-
sitionen hingegen sei sowol ein doppeltes als ein einfaches i gestattet,
jenes nach der Theorie der römischen National -Grammatiker, dieses
nach der Praxis, da sich der Gebrauch der Kaiserzeit vorwiegend für
das einfache i entschieden habe. Indessen erleidet auch die letztere
Angabe noch der Beschränkung; dass Gellius ohiicio, coniicio, subii-
cio , iniicio schrieb , ergibt sich aus lib.IVc. 37 und dass diese Schreib-
weise von Probus vorgeschrieben und dieses Capitel bei Gellius ganz
ans Probus geschöpft oder wenigstens von Sulpicius Apollinaris
aus dessen Common taren ausgezogen sei, vermuthen durchaus wahr-
scheinlich Kretschmer und Ribbeck proleg. zu Virgil. p. 139. Ferner
schrieb Priscian in diesen Wörtern nur ein doppeltes i. Vgl. vol. II.
p. 126, 15 E. excipiiur unum tibicen quod ideo solum i productam
habuit paenultimam, quod synaeresis facta est duorum i brevium
in unam longam, debuit enim i geminari^ quia seiet plerumque in
compositione a in i converti^ ut cado f,incido^, facio „inficio*^^ iacio
„iniicio,"^ „reiicio.** Ebenso ist in den Handschriften ein doppeltes i
mehrfach überliefert, wie coiiciunt, proiice. Vgl. Ribbeck prol.
p. 426 und p. 138 und 139. Auch der Gaius- Codex hat p. 119 ed.
Böcking adiidf wie sich aus der Rasur nach dem ersten t adi, ci
ergibt. — Wesshalb nun an unserer Stelle gegen die Autorität der
Handschriften adicit geschrieben werden soll, dafür ist absolut kein
Grund einzusehen. Der Schluss endlich des in Frage stehenden Ab-
schnittes ffilluc usque et fama vera tantum natura*^ ist völlig unver-
ständlich. Schweizer-Sidler fasst /aw^i vera als Ablative und erklärt:
„Bis dahin reicht die Natur (Schöpfung) und nach wahrer Sage (im
. Gegensatze gegen die oben angeführte persuasio) ist nur so viel
(so weit) Natur (Schöpfung), darum kehre ich nun zurück.** — Eine
Erklärung, die noch unklarer und unmöglicher ist, als der lateinische
Text. Tücking übersetzt : abgesehen hiervon berichtet auch die Sage
nur in der Natur begründete Wahrheit. Holzmann „Nur bis dorthin,
und das ist die Wahrheit des Gerüchtes, reicht die Natur, indem er
illuc usque, et fama vera, tantum natura'* interpungiert und im
Commentar lediglich Agricol. 33 „in terrarum ac naturae fine" ci-
tiert, ohne sich weiter über die Schwierigkeiten der Stelle zu ver-
breiten. In der Ausgabe von Müllenhoff lässt sich nicht erkennen,
wie er den dunkeln Passus auffasst. Aus allen diesen nun, theils fal-
schen, theils verschrobenen und mühseligen Deutungsversuchen ei*gibt
J. Oherdick, Zu den Scriptores hxstoriae Änffustae. 803
sich zunächst, dass die Worte, wie sie überliefert sind, kaum verstan-
den werden können. Augenscheinlich bilden fama und natura einen
Gegensatz zu einander ; fama aber ist dasselbe« was vorher perstui^
810 hiess und bezeichnet die Dichtung, Einbildung, blosse Meinung
der Menschen, während hingegen fmtura das Wahre, Wirkliche, We-
sentliche bedeutet, wie naturas rerum bei Cicero die „wirklichen
Dinge". Demgomäss ist nach fania zu interpungieren, und vera als
Prädicat, wozu iantum gehört, mit natura zu verbinden, während im
Vorigen iUuc usque it fama zu schreiben ist, also: j^illuc usqm ü
fama; vera tantum natura,"* „Bis dahin nun reicht die Sage; wahr
allein ist das, was wirklich ist. Also" — und nun kehrt der Schrift-
steller wieder zur Darstellung der factischen Verhältnisse zurück.
Zu den Scriptores historiae Augustae,
Seit dem Erscheinen der beiden kritischen Ausgaben der Scrip-
tores historiae Äugustae von Jordan und Eyssenhardt und von Peter,
welche von mir im X. Heft dieser Zeitschrift 1865 angezeigt und aus-
führlicher besprochen wurden, sind eine Anzahl von Untersuchungen
über die Scriptores veröfTentlicht worden, die theils die Wortkritik
dieser Autoren zum Gegenstand haben (Rösinger, Progr. von Schweid-
nitz 1868, Golisch und E. Bährens, N. Jahrb. 1871, 9. Heft, zu
welcher letzteren Abhandlung ich hier beiläufig bemerke, dass Bährens
HeL Ver. 3 (Peter p. 29, Z. 11) volucritque und Heliogab. 33 (Peter
p. 225, Z. 18 imperatorum corrigiert, während beide Verbesserungen
bereits von mir in dieser Zeitschrift 1865, X. Heft, p. 738 und 1868,
V. Heft, p. 343 vorgeschlagen sind), theils die Frage behandeln, auf
welche Autoren die einzelnen Vitac zurückzuführen sind (Joh. Plew,
diss. inaug. Hegim. 1869 und Aem. Broiks , diss. inaug. Begim. 1869),
theils sich auf« die Glaubwürdigkeit derselben und ihre Zuverlässig-
keit beziehen. Hierher gehört vorzüglich die scharfsinnige Disserta-
tion von Karl Czwalina „de epistolarum adorumquCy quae a scrip-
toribus histariae Augustae proferuutur, fide atque auctoritate
(Partie. I. Bonn 1870), worin über die Authenticität der in der Le-
bensbeschreibung des Avidius Cassius aufbewahrten Briefe gehandelt
wird. Die Echtheit dieser Briefe wird nun freilich wol mit Recht an-
gefochten, aber im Allgemeinen bleibt die Untersuchung über diesen
Gegenstand offen und trotz einzelner Fälschungen auf diesem Gebiete
kann noch immer behauptet werden , dass wir an der Zuverlässigkeit
der von den Schriftstellern der Kaiserzeit überlieferten Briefe und
Reden festzuhalten haben, wenn nicht- schlagende Gründe ihre Un-
echtheit documentieren. Was eben den Umstand anlangt, dass im
Texte der gedachten Autoren sich Worte und Redensarten wiederho-
len, die in den citierten Briefen vorkommen, so beweist dieses durch-
aus nicht, dass dieselben zu dem Zwecke gefälscht sind, um die
Charaktere der betreffenden Personen in helleres Licht zu setzen, son-
dern liefert im G«gentheil einen Beweis fQr die Echtheit, indem 9' *
mi4 J Okfrthek. Zu ieo jy.rrjj^oreg küioriae AwgmBime.
iJA ^rhrrftHteiler •ieTT^'ibcfi lis ijaeile bedienten, ans der sie bei üuir
Darstellung xfa^pften. Widerspräche aber dürfen ans bei denselbn
nicht befremden: es warm eben Jie Scriptorea gBdaokenloee Goa-
ptlatoren, welche die verschie^ien^ten Autoren vor Aogen hatten od
wort«retren ihren Gewahismännem ä)lirten. Dazu kömmt, daas dir
üb^^rtieferte T^^xt inrrh spatere Iixterp*thitionen and Abscbreibefehkr
oft aaf das tranrigsite yorscümmelt hst, so zwar, dass förmliche Widv-
<nnni|^keiten entst«>htin« »lie den Siriptorfs nicht beizumessen nid.
Beispiels weiüe erwähne ich hier Didins Jnlianns c. 9: ^obieci^ e$i
^inm »nperhifi^ f7im iUe tftiam in fmperio fuissH kumäiimus. Der
^atz <»nchäU nun gerade das Entgegengesetzte von don, was da
^rbhftsteller hat <iag<pn wollen : Während seiner Begiemng war Di-
iiiM Jalianns ^uperhuj«, während er vorher hnmüHmus gewesen war.
Dt Fehler liegt indessen klar ^a Tage. Der nrsprteglicbe Text lao-
>f>» : nhiecta est etiam im imperio superbia^ cum iUe fuisset kumü-
limtM,^ Dnrch das Versehem eines Abschreibers war etiam m iw^
p^rio ansgelassen and später an anrichtiger Stelle nachgetragen,
■vrviiirch eine Widersinnigkeit entstand, für die der Antor nicht Ttr-
;uitwortlich gemacht werden kann. So ist Flav. Top. Aar. 1 statt
rat n$m ego r^spondU^^iem^ nemiHem a me Latmorum^ Crraeconm
nliqwifi UctUato.^, dolorem gemitus sui vir aanetma per haee reriä
profudä zu lesen . . . ardorem gemäiis sui . . . profudü; ibid. C 6
«»tatt fuit decariis ac gratia virüüer spedosus — fuä decaru» sc
gratia tirüi perapeciosus: ibid. c. 9 statt iUe dmx mtagm taimt
(^x^mpli — iüe dux magni toti exercitui exempli; ibid. c. 17 statt
Gotki a ThracÜA amocendi. eorum enim plerique Baemimomimm
Enropamqi4e rexant — Rhodopamq^ue vexatU; ibid. c.S7
statt nam eins qiiO«iue epiattilae exemplum indidi — iam eim
quoque epüttnlae exemplum indidi. Tac. 2 statt dicenda est tamen
causa tarn felicium morarum et speciatim m monumentis pMkit
hiserenda eadem posteros humani generis stmpenda moderatio
et discant, qui regna cupiutU, höh raptum ire imperia^ sed me-
reri — ea demum posteris etc. Treb. Poüio 2 Gall. 11 statt
Aceptus ita dixisse fertur — aTUomiTuig ita dixisse fertur. Yak.
Gallic. ATid. Cass. 8 statt nee imperare rolmiase — nee iatpemrt
meruisse. Ein zweiter Umstand, der in dem znletzt enrihntm
Schriftchen ron Clwalina anifällt, ist eine eigenthflmliclie Gering-
achätznng der historischen üeberlieferang, wie sie sich z.B. dem an
bekannten Nachfolger des Dio gegenüber äassert. Die genaoe Bs-
kanntschafl aber, die sich in den Fragmenten des anbekannien Anton
mit den Verhältnissen im Orient zeigt, beweist ans, dass wir ea hier
nicht mit einem antergeordaeten Compilator der späteren Zeit, son-
dern mit einem älteren gaten Historiker, resp. mit Excerpten aoi
dessen Werken zu thun haben, rielleicht aus der x^i^ixj^ laro^adts
Deiippas. Beiläufig sei hier bemerkt, dass dieser sog Anmijmas
uns den eigentlichen Namen des Ballista (Treb. Pollio 30 tyr. 12).
welches doch wol nur eiu Soldatenname war, wie Kaiiser Ajuefiaa
J, Oberdick, Zu den Scriptores historiae Äugustae. 805
den Beinamen j^manus ad ferrum" trug, fiberliefert hat, wie diesem
Bock in der Recension meines Werkes „die i'Gmerfeindlichen Bewe-
gungen im Orient'' richtig erkannt hat (Theol. Literatorbl. Ton
Bensch, 5. Jahrg., p. 189). Es ist nämlich kein anderer gewesen,
als Karinns, von dem der Anonymus erzählt, dass ihn Odenat habe
aus dem Wege räumen wollen. Die Erzählung ist nun auch völlig
glaubwürdig, wenn wir bedenken, dass Earinus-Ballista die Seele
des Widerstandes war, den Quietus, des Macrianns Sohn, dem Fürsten
von Palmyra entgegensetzte. Eine weitere Erwähnung des Karinus
und seiner kflhnen Thaten findet Bock in zwei zuerst von Chardon de
la Bochette herausgegebenen und dann von Jacobs in die griechische
Anthologie (Tom. II. p. 413) aufgenommenen Distichen:
Tfjs-^'i '(rj^ Trt XfUpvQU Xttßtov fnlfvat KuqTvoq
fl^f xa\ l4^Qtt»T(ue To <pOQT{ov* 6y <f* itpOQcifie:
V/*^0| ^«^ niXayovg 9a(fA09tv lyyfXaoag.
Diese Verse haben nur dann einen Sinn, wenn man sie mit
Bock auf Ballista bezieht, der, wie ich in den römerfeindlichen Be-
wegungen nachgewiesen habe, am Schlüsse des Jahres 260 mit der
Flotte von Seleucia aus die Pompeiopolis blokierenden Perser unter
dem Satrapen Spates fiberHel und besiegte und dann nach Sebaste
und Corycus segelte, wo er 3000 Perser niedermachte ; der Morgen-
aufgang der Böcklein, von denen in den gedachten Distichen die Bede
ist, erfolgt am 23. December, so dass diese Zeitbestimmung genau
mit der kfihnen Expedition des Ballista stimmt. Endlich zieht Bock
noch eine Stelle aus der Lobrede des Kaisers Julian auf Constant.
(Jul. Imp. op. ed. Spanh. Lipsiae 1696 p. 17 D) hierhin, die er rich-
tig liest ,t/ di XQ^ ^wv devrioiov atvx'fj^ciTiov fie^ivijadai xai
Tiüv in avTciig rovKaqivov Tt^a^ecov, oCTteQ iiera rag av^iWOQag
wid-rj aTQorrjyog; die Handschriften bieten hier tov Koliqov, was
Petavius unrichtig 'Odercrror, Spanheim, dem Schäfer zustimmt, in
KotQOv ändert.
Im Folgenden will ich noch einige kurze Bemerkungen zu ein-
zelnen verdorbenen Stellen der Scriptores anreihen.
Ael. Lamprid. 44. leges agnos firmavit easque etiam ipse di-
Ugentissime servavit. — agnoscens fftr das corrupte agnos gibt P*
und die editio princeps, in annos die Ynlgata, ac ius Salmasius ,
agonis Mommsen ; aholUas vermuthet Peter. Zweifelsohne stand in-
dessen leges agnotas firmavit. Vgl. ibid. c. 58 non enim digni estis,
qui vel Romanae plehis sitis, si ius Romanum non agnoscitis. Die
alterthümlicheForm agnotas, aufweiche die handschr. TJeberlieferung
agnos hinführt und die Prise, p. 887 P aus Pacuvius citiert, scheint
der Schriftsteller hier absichtlich gewählt zu haben, ibid. c. 45 tarn
enim inde tacebatur et omnes ambulabant, ne dispositionem Roma-
nam barbari scirent, — ^ambulabant mihi suspectum, desideratur
notio ignorandi" gibt Peter in der Anmerkung. Ca8aub(»
taciti hinzu, Jordan streicht „et omnes anibuläbant^ ganr
S06 <7- Oberdiek, Za den Scriptores higtcriae Augustue,
— Wahrscheinlich stand ^et omnes ambigtbant^ and alle waren in
Ungewissheit.
ibid. 58. Äclue swU res felicäer et in Jüauretania TingiUma
per Furtum Celsum et in lUyrico per Varium Macrinum adfinem
eius et in Ärmenia per Junium PcUmatum aique ex omtubus lom
ei iabellae laureatae sunt delaUie, quibus in senatu et apud popu-
lum lectis vario tempore cum etiam de Isauria optale venissei, am-
nibus nominibus est ornatus. — vario tempore ist augenscheinlich
nach ex omnibus locis einzuschieben.
FlaT. Vop. Aurel. 7. arma tersa sint, ferrametUa stumiaia,
calciamenta fortia. — fortia hat hier keine Bedentong ; wir erwar-
ten ein Participiam, welches in Betreff des Schuhwerkes eine ähn-
liche Thätigkeit des Soldaten voraussetzt, wie sie bei den WafTen mit
tersa und samiata bezeichnet wird. Desshalb lese ich ^ calciamenta
decoraia,"^ Vgl. Alex. Sev. 50 vesiiti honeste, calciati etiam ad de-
corem, armati nobiliter.
ibid. 41. Äurelianus imperator noster per fraudem unius
hominis et per errorem bonorum interemptus est. Nach bonorum
fiberliefem der Palatinus und die editio priuceps ^ac malorum'^,
Peter streicht diese Worte ; zu lesen ist indessen „f< per errorem
bonorum ac muUorum interemptus est** im €regensatze zu per fraU'
dem unius hominis, ibid c. 41 viveret enim princeps Äurelianus^
quo neque foriior neque utilior fuit quisquam, respirare certe post
infelicitatem Valeriani, post GaUieni mala imperante Claudio coe-
perat nostra respublica, ad eadem reddita fuerat Äureliano toto
penitus orbe vincente. Zu ad eadem schreibt Peter ^vix sanum, an:
vita denuo reddita fuerat.^ Was indessen Peter vennuthet, ist weder
durch die handschriftliche Ueberlieferung, noch durch den Zusammen-
hang indiciert. Die Stelle ist yielmehr folgendermassen zu schreiben
y^at ea demum reddita fuerat^,,
ibid. c. 42. Valerianum enim cum optimus fuerit^ ab omnibus
infeliciter separavit. Obrecht liest ^a bonis*^ ; die handschriftliche
Ueberlieferung führt indessen mit Sicherheit auf ,a bonis impera-
toribus''.
Flav. Vop. Firm. 4. Fuit tamen Firmus statura ingenti, oculis
foris eminentibuSf capiüo crispo, fronte vulnerata — vulnercUa ist
hier unpassend und zweifelsohne aus ulcerata „mit Geschwüren be-
deckt" verdorben.
ibid. 4. vini non multum bibit, aquae plurimum, mente firmis^
simus, nervis robustissimus. — mente kann unmöglich richtig sein ;
der Zusammenhang lehrt vielmehr auf das Deutlichste, dass nf^em-
bris firmissimus'^ gelesen werden muss.
Ael. Spart. Anton. Carac. 9 corpus eius Antoninorum sepu-
Ichro inlatum est, ut ea sedes reliquias eius acciperet, quae nomen
addiderat. Was die hier berührte Sitte angeht, so ist bekannt, dass
die Gentilgenossen desselben Namens in demselben Begräbnissplatze
ihre letzte Buhestätte fanden. Das Grab selbst nun trug den Charak-
/. Oberäiek, Zu den Scriptares histariae Äugtutae. 807
ter eines Hauses, sogar in Beziehong auf die architektonische Anlage.
Daher ist nun wol kein Zweifel , dass das augenscheinlich yerdorbene
ea 8€d€8 in eadem aedes zu ändern ist. Das in Form eines Tempels
aufgebaute Trauergerflst, auf welchem sich der Leichnam des Cäsar
befand, wird von Sueton ^aedea'* genannt. Vgl. Suet. Caes. 84.
Ebenso heisst das Orabmonument selbst nach der bei Pauli, Bealenc.
s. Y. aedicula citierten Inschr. 132 bei Orelli „aedes".
Fla?. Vop. Procul. 12. füitis Herennianus, quem et ipsum^ si
quinquennium implesset^ ita enim loquebantur, dicasset imperio.
„an designasset^^ bemerkt Peter. Zu ändern ist doch wol j,düa8'
set imperio^.
Flav. Yopiscus Car. 9. bonutn principem Carum fuisae cum
muUa indicant tum illud etiam^ quod statim est adeptus imperium,
Sarmatas adeo morte Probt feroces ut invasuros se non solum
lUyricum sedThracias quoque ItcUiamqtte minarentur, ita sie tnter
beüa pariendi contudit, ut paucissimis diebus Pannonias securitate
donaverit occisis Sarmatarum sedecim müibus, captis diversi sexus
viginti mütbus. Nach statim schiebt Peter ftUf* ein; näher liegt
j^stcUim cum est adeptus imperium*^ . Statt des verdorbenen äa sie
inter beUa pariendi hat die Yulgata „ita inier bellaptUiendo**, was
Peter mit Becht verwirft, da patiendo mit dem Folgenden in Wider-
spruch steht. Was er selbst gibt „ita scienter bellum gerendo con^
iudit^ entfernt sich zu weit von der handschriftlichen Ueberlieferung,
als dass wir dieConjectur billigen könnten. Der Zusammenhang ergibt
vielmehr, dass unser Autor ^ita subito inier beUa parienda contu-
dit" schrieb.
Glatz. Joh. Oberdick.
Zweite Abtheilung.
Literarische Anzeigen.
Cornelii Taciti historiarum libri qui supersunt, Schulaasgabe
von Dr. Carl Heraus, Professor am k. Qymnasiam zu Hamm.
Erster Band. Buch I und IL Zweite, vielfach Terbesserte Auflage.
Leipzig, Druck und Verlag von B. G. Teubner, 1872. VI und 282 S.
Der Verfasser erklärt im Vorworte, dass er, um eine Schulaus-
gabe im weiteren Sinne des Wortes zu liefern, bei der sprachlichen
und sachlichen Erklärung der vorliegenden Schrift neben dem mas-
sigen Bedürfhisse des Primaners auch das tiefer forschende Interesse
der Schulmänner und das Privatstudium angehender Philologen in's
Auge gefasst habe. Damm ist auch der Ck>mmentar so reichlich aus-
gefallen, dass auf manchen Seiten nur zwei bis vier Zeilen vom Texte
anfgenommen sind, während der ganze übrige Baum den Anmerkungen
gewidmet ist. Diese grosse Ausführlichkeit des Commentars dürfte
am besten durch einen Vergleich mit andern Ausgaben in das rechte
Licht gesetzt werden. Während nämlich bei Nipperdej in der 5. Auf-
lage fünf Bücher Annalen mit dem Commentar und kritischen An-
hange auf 376 bei Dräger mit Commentar und kritischem Anhange
auf 285 Seiten abgedruckt sind, erfordern bei Heraus die ersten
zwei Bücher der Historien mit dem Commentare und dem kriti-
schen Anhange nicht weniger als 232 Seiten. Es kommen somit bei
Nipperdej auf ein Buch 75, bei Dräger nur 57, bei Heraus hingegen
116 Druckseiten.
Die neue Auflage ist der alten (1864 erschienenen) nach einem
Zeiträume von mehr als sieben Jahren gefolgt und hat zahlreiche
Aenderungen aufzuweisen. Da in diesen Blättern keine eigentliche
Becension der ersten Auflage erschienen ist, so halten wir es für
passend, die zweite Auflage einer eingehenden PrOfung zu unterwerfen
und vor allem die Aenderungen ins Auge zu fassen , da es sich bei
diesen meint um mehr oder minder streitige Stellen handelt.
Der kritische Anhang in welchem sämmtliche Textesänderungen
verzeichnet stehen, umfasst sieben Seiten. Als Textesgmndlage hat
der Verfasser die 2. Becognition Halm's vom Jahre 1857 gewählt.
Die in die Kritik und Erklärung des Tacitus einschlagenden seit 1864
erschienenen Schriften, die gerade für die Historien von Bedeutung
w
C. Beräu». Corn. Taäti hin. libri. Mg. v. I.
sind, sind für die neue Auflage vom Herausgeber gewisseohaft benütit
worden, so dass die Worte des Titelblattes. vielfach verbesserte Anf-
lage" keine leere Phrase sind. Vielfach ist im Commentar hinsichtlich
der grammatischen Erklärung die Schrift Dräger's über 3yutax nml
Stil des Tacitus und Sirker's Taciteische Formenlehre citiert, ebenso
die Granunatik von Madvig und Nägelsbach's lateinische Stilistik,
BeiQglich der sachlichen Erklärung sind öfters FriedlänJer's Sitten-
bilder aus der römischen Welt angeführt. Verweisungen auf Peter's
Oeschicbte Rom's lU. Band 3. Abtheilung haben wir nicht gefunden.
Das Inte rpretations kreuz ist vom Verfasser au znei Stellen ge-
setzt: 1,77 Z. 15 nach Scaevino, weil die hinter diesem Worte im
Med. befludlichen Schriftznge des zweiten Nameus unverständlich
sind — und cap. 89 Z. 8 bei adversa r. p. pertinuere. In der ersten
Auflage war das Interpretationskronz auch II, 100 Z. 17 bei ut et
similea sint gesetzt, welche Worte Heraus jetzt als unecht ein-
klammert.
Wir wenden uns nun zur Besprechung von Einzeln he iten. 1,1,
Z. 9 erklärt H. inter infensos vel obnoxios richtig mit cum aiii in-
fenai alti obnoxii eaaent. Von den beigebraohteu Citaten ist 1, 80 Vi-
sa inter temulentos arma cupidinem sui movere zu streichen, da
dort inter temulentos vermöge der Stellung und dem Sinne nach zu
visa gebort. — cap. 2 Z, 9 ist nach dem Vorschlage WölfQin's urbes
jetzt eingeklammert und darauf nach der Ueberlieferung des Med. fe-
cundisaima Campaniae ora et geschrieben. Im vorausgehenden ist
dem entsprechend die Ueberlieferung in hauste aul obri*ta geändert
norden. Damit ist die Stelle ohne Zweifel ein&cber und lesbarer gewor-
den. - cap. 6 Z. 6. Die rhetorische Verbindung von Synonymea inau-
diti atquc indefenai findet sich ausser den von H. citirten Stellen beiTa-
citns nach dial. 16 med. — ibid. fln. ist in der neuen Auflage dieÄnm.
zadatislra CaspianimnachNipperdej'sNotezu Anm. Vl,33 vervoll-
ständigt und der ungenaue Ausdruck des Tacitus an beiden Stellen
berichtigt. — ^^cap. 12 Z, 2 schi-eibt H. mit Halm a^W^/ca, Bitter hat e
Belgica ohne es in der kritischen Note als eine Abweichung von der
Handschrift zu bezeichnen, — ibid.Z. 12 ist zu Aiantes — cwptditates
eMcii\H,bbxaai..volgusiidmagwtHdinem beneficiorum hiabtU citiert.
Allein daselbst ist haberat Qberliefert, und hiabal ist eine keineswegs
sichere Conjectur Gronov's. Das betrefTende Citat ist somit besser
in streichen. — cap. 13 Z. 1 ist das früher vor Cornelium Laco-
Ttem mit dem cod. Guäianus eingeschobene et nunmehr mit Becht
weggelassen. — cap. 15, Z 3 r( mihi egregium erat .... adsciscere,
et tibi insigne .... adiecisse. Bemerke den Wechsel des Tempus
bei den beiden Infinitiven. — cap. 16 Z. 15 steht si nach dem Aus-
drucke des Aifecte «e t/imen terrilus ftteris. Dazu citiert H. Ann. I,
11 med. quibua utma metus, ai intelligere viderentur. Dort be-
hauptet Dräger, dass metus ai sonst nicht vorkomme, metus si mit
folgendem Coujunctiv findet sich jedoch bei Tacitus noch an einer
dritten Stelle Ami. XVI, 5 quibua gravior iueial mclua, si gjiectafulo
810 C. Heräu/t, Com. Tac^i hist. libri, ang. t. J. Pramw%er,
defuissent. — cap. 18 Z. 12 ist bei proximi militum nicht gradu
honoris zu denken, wie in der nenen Note erklärt wird, sondern
proximi militum sind wol diejenigen Soldaten, die mit den Tribiraen
nnd Centnrionen dem Kaiser zunächst standen. — cap. 20 Z. 15 hat
H. jetzt formidine statt des überlieferten formidinem nach eigener
Yermnthnng zur Abwechselang mit dem unmittelbar vorhergehenden
per artem aufgenommen. Die leise Aenderung hat unseres Erachtens
viel für sich. — cap. 21 Z. 9 klammert EL die Worte occidi Othonem
posse jetzt mit Bitter als Glossem ein. In der ersten Auflage liess er
sie mit Recht unangefochten im Texte stehen, da sie in passender
Weise die höchste Steigerung der Besorgnisse Otho*s enthalten. Daas
Othonem för se steht, hat nichts zu besagen. — cap. 25, Z. 9 ist
rulgus et ceteros in ähnlicher Weise zu erklären, wie cap. 83, 3
rulgus et plures. — cap. 26 Z. 4 ist nun mit Wölfflin postero iduum
Januariarum die statt des überlieferten postero iduum dierum
geschrieben. Die etwas unangenehme Trennung des postero von die
ist durch die Umstellung Bitter 's behoben. — ibid. Z. 6 hängt inter
temulentos von consensum ab, und ist daher die Verweisung auf cap.
1, 8 zu streichen. — ibid. Z. 9 möchte man ignorantihus plerisque
seil, eum (Othonem) nach pro Othone destinaretur gestellt ervrarten,
oder ignorantihus plerisque Othonem pro eo destinaretur, — ibid.
Z. 1 1 heisst ehisit wol nicht „er machte wirkungslos, erfolglos, d. h.
paralysierte**, sondern *er verhöhnte, verspottete' diese Anzeichen,
weil er einen Aufstand für ganz unmöglich hielt. — cap. 39, 10
konnte zu initio caedis orto zu den andern ähnlichen Verbindungen
welche H. citiert, auch II, 79 init. angeführt werden: initium ....
coeptum. — cap. 40, Z. 7 hat der Herausgeber jetzt statt des
früheren Vologesen die Form Vologesum nach Sirker's Foi-menlehre
aufgenommen. — cap. 43 Z. 5 erklärt H. richtig effugium dedit mit
potestatem effugiendi dedit, also im prägnanten Sinne. Wozu aber
nach dieser lateinischen Erklärung noch die deutsche effugium^ Aus-
weg zur Bettung, gegeben wird, ist nicht einzusehen. — ibid. Z. 11
steht jetzt trucidatus ohne est nach der üeberlieferung. Zugleich
werden Beispiele für diese allerdings harte Ellipse im Belativsatze
bei Tacitus beigebracht. — cap. 44 Z. 8 ist nach dem Vorachlage
Müller's die Interpunction geändert, und zu qui vere qui falso eine
(neue) erklärende Note beigegeben. Wir halten diese Aenderung f&r
keine glückliche ~ einmal wegen des Constructionswechsels {osten-
tantibus und iactahant als Hauptsatz) und dann desshalb , weil es
gekünstelt ist , zu qui vcre qui falso nicht iactahant als Verbum zu
nehmen, sondern inter fwrant zu ergänzen. — ibid. Z. 12 citiert H.
zu munimentum ad praesens etc., das Apposition zu dem ganzen
vorausgehenden Satze ist, auch cap. 72, 10 et haud dubie servaverat
(seil, filiam Galhae) , effugium in futurum. Daselbst fehlt aber et,
und zu servaverat ist als Object nicht die Tochter Galba's (von einer
solchen hören wir überhaupt nichts) , sonders die des Titua Vinins,
Namens Crispina (cap. 47), gemeint, wie aus dem ganzen Zusammen-
C. Hträut, Corn. Tacitt luit. libn, mg. *. 7. Prammer. QU
h&nge der Stelle zu ersehen ist. — csp. 4(> Z. 22 schiebt H. nach
eiErenei Vermnihung vor ab evocato das Particip afttegatus ein , das
vor ab leicht aaaf&lleD konnte. Der Nebeiisatz lamquant in insulam
aeponeretur bedarf allerdings einer solchen AnlebnuDg durch ein Parti-
cip, da er sonst zn dem Haaptverbum confesswn (e»t) nicbt passt. Man
könnt« auch amotus vermutben oder avectun, wie DDderlein. MUllor's
Aenderung des vorausgehenden praef'ectus in profcctua passt nicht,
weil dieses Particip den freiwilligen Abgang Laco's bezeichnen
wQrde. Gegen diesen Vorschlag MQller's, pracfecfua in profedus za
ändern (was paläograpbiach leicht wäi-e), ist auch die neue Anmerkung
des Herausgebers zu praefectus gerichtet, dass nämlich dieser Titel
wegen des nachfolgenden Gegensatzes ut in libeiiitm (bei Icelns) bin-
zugefQgt sei. — cap. 48 Z. 6 ist die kurze Note zu e proscriptis als
unnOthig zn streichen. — cap. 49 Z. 1 bat E, es aufgegeben, das vor
pluriwis tudihriis überlieferte licfntia tenebranim nauh. vexalum
einzuschieben, wie er es in der ersten Auflage nach Döderlein und
Halm gethan. Die Anmerkung enthält die Gründe, welche ge^'en eine
Umstellung der betreffenden Worte sprechen. Diese Gründe sind
triftig genug, um die äborlieferte Stellung der beiden Woi-t« zu
echOtzen. — cap. 50 Z. 6 sollte die neue Note zu f-ques , die wol die
enge ZusammengehCrigkeit des Senates und der Bitter bezeichnen
soll, besser entfallen. — ibid. Z. 13 ist imperiitm im Gegensätze
lu dem nachfolgenden rem pu&'iram'ßepiiblik' einfach Kaiserreich,
Kaiserregierung' oder 'Monarchie.' Von einem 'Weltreiche' ist an
unserer Stelle keine Rede. — ibid. Z. 17 deteriorem [ore, qui vicia-
sei. Hier faast H. fore als Inf. Fnt, zn fieri, entsprechend der Er-
klärung, die er davon bereits cap. 4 fin. zn deterrimi gegeben:
,deteriortm fore, qui vicissel negativ .minder gnt werden, sich
Terechlechtern. ' Zn dieser Erklärung ist H. wol durch das folgende
von Vespasian gesagte geführt worden: sotusque omtiittm ante aa
principum in melius mulatus est. Allein Tacitus will an obiger
Stelle offenbar sagen, der Schlechtere von beiden (Otho und Titel-
lius] werde derjenige sein, der den Sieg davontrage und dessen Herr-
schaft man dann durch längere Zeit ertragen uiösste, Dass der Sieger
etwa sich erst auf dem Throne verschlechtere, pasat gar nicht in den
Zusammenhang. — cap. 51, Z. 21 promptes mit seiuem Gegensätze
iegnia findet sich auch bei Tac. Agric. 21 laudando promplos et
easligando tegnen. — cap. 52 Z. 6 fasst H. bei nee coiisulai-ts lega-
li mensura das letzte Wort als Abi. limitutioni», and verbindet es
mit dem nachfolgenden omnia accipieba ntar. HOglich ist es aber
auch und dem Taciteischen Stile ganz angemessen, memura als
Nomiu. mit zu ergänzendem erat zu nehmen. Der folgende SaU »ed
in maius omnia accipirbantur tritt dann selbständiger und kräftiger
hervor. — ibid. Z. 9 sind in der letzten Zeile der Anm. zu aviditale
imperandi vor 'hJnter'die Worte 'mit simut' ausgefallen. Denn un.
aere Veimatbung, deren H hier Erwähnung thnt, war die Worte
timtU avidUate imperii nagh sine imticio einzuschieben. — i^''*
aHIMkrilt L 4. iiMn. «r». IITI. U. Hiit. 55
1
812 C. Henm$y C43/m. TooH kiM, hbri, aag. t. L
Z. 23 ist im Texte das zweite ut ror tperaret überiltteig' md stflnal
Der Heraosgeber sacht es jetzt dadarch annehmtMrer sa nadei,
dass er nach magi^ interpangiert — 54 Z. 1 dexiras^ kospiHi tu-
8igne, Dergleichen Hände kommen aosser der Ton H. dtierieK Stalte
bei Tac. noch Ann. II, 58 Tor : cupere (Parihos) renorari deaBtm,
— ibid. Z. 10 hat H. jetzt statt des früheren inseiiiam mit Rheow«
den Abi. inscHia geschrieben. — cap. 57 Z. 14 hat der Heraoagefcer
statt des Tor avarüia überlieferten et die Emendation WOIfflin^s fvf
aufgenommen, da nach Classen's Bemerkung die ürsadie der Opfer-
wOligkeit Ton Seite der Z. 8 genannten Völker keine dreifache, son-
dern nur eine doppelte war. — cap. 59 Z. 1 pericuio exemplm
cap. 73 Z. 3 steht periculo ezempta; II, 93 periculo exemisse. Bb
wäre hier eine knrze Note über die Construction von eximere bei Ti-
citns am Platze gewesen. Siehe Nipperdey und Drager za Ann. UV,
64 vitae exempta. — Das Capitel schliesst nach der üblichen Ein-
theilong mit den Worten, ne in BrUannia quidem dubiiatum. In
Folge dessen beginnt cap. 60 in unpassender Weise : praeerat Tre-
bellius Maximas etc. Es dürfte wol angezeigt sein , die angeführten
Schlossworte Ton cap. 59 an den Anfang Ton cap. 60 zu stellen. —
cap. 62 Z. 7 der herbe Ausdmck sagina findet sich Ton IHiiellias
noch 11^ 71 Z. 6 saginae maneipatus emptusque. — ibid^ steht
cum tarnen mit dem Ind. Imperf. implebat. Dazu sollte H. die schlimm
überlieferte Stelle Cic. pro Milone XXY, 67 anch nach seiner zweifel-
haften Emendation lieber nicht citieren. — cap. 63 Z. 3 schreibt U.
jetzt raptis statt des früheren raptisque nnd Z. 5 statt des vor caum
incertis überlieferten et das active eunt (früher das passive Uur).
Kach sübitus pavor terruit ist mit einem Pnnct interpnngiert , statt
mit einem Comma. Allein es dürfte einfacher sein und der Ueberlie-
femng näher liegen, mit Bitter nach terruit mit einem Ck>nima za
interpungieren , darauf raptis repente (nicht derepente, wie Ritter
thutj zu schreiben, und das überlieferte et vor causis incertis nicht
an seiner Stelle zu belassen , wie Bitter thut , sondern als Dittogra-
phie des vorausgehenden et zu streichen, ad caedem innoxiae cM-
tatis hängt dann von raptis armis ab und bedarf keines nachfolgen-
den eunt oder itur. — cap. 64 Z. 5 ist modestia in der Bedeutung
»Mannszucht" = disciplina zu nehmen. Der Ausdmck ^gesittetes
Benehmen*", durch welchen H. das Wort erklärt, ist zu yerblasst. —
cap. 65 Z. 2 multae in vicem dades crebrius infestiusque acU. fue-
runt oder erant. Es ist wenigstens nicht nöthig, mit H. edebantur
zu ergänzen. — cap. 67 Z. 4 initium hello (=^ belli) fuit etc. Zu diesen
Gebrauche des Dativs statt des Genetivs citiert H. in der Note ausser
andern Stellen auch Ann. XVI, 14 eam causam tnultis exUio esse,
wo man jedoch wegen des doppelten Dativs bei esse „gereichen" nicht
multorum statt multis setzen kann, auch schwerlich exitii statt em-
tio. Das Citat ist also zu streichen. Es fehlt auch bei Dräger Sjntai
etc. 8 53. — cap. 68 Z. 6 ist more müitiae exercOa (von der Bhi-
tischeu Jugend gesagt) überliefert. H. schiebt mit Sirker »eelme
C. Heraus, Corn, Taciti hiat, lihri, ung. v. /. Prammfr, 813
Dach more eiu und sagt in der Note, daas mau in der Iiose&rt dee
Med. den Begriff „rOmiscber EriegsdiBtist" vermisse. Der Begriff
noBtrae pasat allerdiugs, aber luan vermisst ihn darchaua nicLt. Den
HelvetierD jegeoüber, die oup. 67 (iallica geiin olim amits viriaqw,
tnox ntemoria nowtinw clora genannt werden, genügt lUtetorum tu-
ventu» iwela armts et more militiae exercita TuUutäudig. Es ent-
spricht nfLmlicli stteUt armis als Qegcnsatz dem von den Helvetiem
gesagteil non anaa iwuceremii more milUiae exercita dom höh ordines
sequi, noii in ttnum consiüerr. — cap. 69 Z. 8 sollte H. zu dem
Plusqupf. fuerat nicht Uist. II, 2ü citieren, wo er allerdings viderant
aufgenommen hat. Allein nach Eittor's Angaben ist daselbst viderunt
mit der gewöhnlichen Abbreviatur überliefert, und es ist kein Grand
vorhanden, von dem Perfect abzugehen. Es belassen auch Uaase,
Halm und Ritter dort die Ueberlieferuug vhlei'unt aU ihrem Platie.
— ibid. hat H. aeine frühere Vermuthung, dass vielieicht statt effitsis
tacrimi^ (an dem nichts zu beanständen iai) noch einer Stelle Vergils
e/fusi lacrimin (= in lacrimas) zu lesen sei, mit Recht aufgegeben,
und weist statt dessen iu der neuen Nute passend auf den Wechsel
zwischen effusi» lacrimis und pustuhndo (^ iwalulatiic») hin. —
cap. 72 Z. 4 stellt H. Jetzt mit WOlfflin „den geringeren Handschrif-
ten £uin Trutz" mox criuielitatem, während die Stellung crudeliiatcm
mox Überliefert ist. — cap. 75 Z. 2 ist von den Pr&torianem gesagt:
lemptabanturutbeUoimpares, iiipacc nihüamissuri. H. ergänzt jetzt
ila vor in pace, und citiert für diese Auslassung von iia nach dem Vei-
gleichungssatze Stellen. Allein es zwingt nichts dazu, eine solche
Auslassung an unserer Stelle anzunehmen. „Sie wurden bearbeitet als
im Kriege nicht gewachsen, und als solche, die im Frieden nichts
verlieren würden.' Es ist also ^U gleich einem tamqtiam zu nehmen.
hello impares entspricht dem vorausgehenden mitiis (templaliantur) ,
in pace nihil amissuri dem promissis, und beide Glieder sind asyn-
detisch verbunden. — cap. 76 Z. 6 steht huc iüuc. hue atque illuc
steht ausser der von H. citierten Stelle auch cip. 85 Z. 15. — cap. 77
Z, 1 ißt die Einschiebung von in partes rnuAidistradls, welche H. mit
Haase vorgenommen hat, nicht absolut nothweudig, da man distrac-
tis excrcilibus ac profiinciin um so leichter verätehl, als Vitellio . . ,
hello opus erat und Otito . . . munia impcrii ohihttt unmittelbar
nachfolgt. Wir hallen Köchly's Ergänzung der Lücke iiu Med. mit
cunclia ttt ansprechender. -— ibid. Z. 10 schiebt H. jetzt vor Julias
mit Bitter Eal. ein, was man allerdings unangenehm verminst, buch
Hesse es sich zur Noth aus Z. 5 iu Kiileudas Martias ergänzen. — ibid.
Z. 15 sagt H. in der Note von I'edius Blaesus, dass er präturischer
Proconsul von Creta und Cypern gewesen sei. Nipperdoy zu Ann. XIV,
18 sagt statt Cypern Cyrene, was wol richtiger ist. — cap. 78 Z. 5
steht inler quae = intcrea. Iu der neuen Note bchauptetH.dasstAfer
quae in dieser Bedeutung (viermal in den Historien und) 13 mal in
den Anttalen vorkomme. Allein nach Nipperdey's Note zu Ann. I, 12
findpt es sich in den Annalun IG mal. — cap. 79 Z. 22 achreibt lt.
814 C, HiräuSf Com. TaciH hui. libri, ang. t. J. Prammer.
mit Borghesi Folvus statt des gewöhnlichen FuItIus. — cap. 80 Z. 7
adfedatio quietis. H. erklärt adfectatio „die Absichtlichkeit in der
Wahl" und quies „Schlafenszeit". Es ist adfectatio quietis wol ein-
facher mit „Streben d. i. Sacht nach Rahe'' zu übersetzen und zu er-
klären. — cap. 83 Z. 13 corrigiert H. die corrupte Leseart des Med.
acrius quam considerat nach einer Conjectur des cod. Gudianus in acrius
quam consideratius. Allein die Yulgata considerate ist ausser der
Ueberlieferung, der sie näher liegt, auch durch Agric. IV, 5 vehemen"
tius quam caute geschützt. — ibid. Z. 22 wird in der Note behaup-
tet dass constematio von einem einzelnen Hist. III, 38 vorkomme.
Allein dort findet sich wol causam confusionis, aber nicht conster-
nationis. H. verweist daselbst für confusio auf 11 , 49 , 9. Es soll wol
n, 49 , 3 heissen wegen des dortigen consternatione. — Capitel 85
Zeile 11 steht der Plural conversis, zu dem sich als Subject leicht
aus dem Contexte primoribus civäatis ergänzen lässt, in keinem Zn-
sammenhange mit dem vorausgehenden qi^emque , das ja als Attribut
zu nuntium gehört. Eben so wenig ist bei tU quemque nuntium /o-
ma adttUisset besagtes quemque coUectiy, wie in der Note aus Ver-
sehen und Missverstaudniss der ganzen Stelle behauptet wird. Sich-
tig dagegen ist die Verweisung auf cap. 29, 4. — cap. 86 Z. 2
verdient der Gen. Sing, bigae eine Verweisung auf Sirker*s Taciteische
Formenlehre S. 27, der allerdings bigae als Dativ nimmt. — ibid.
Z. 3 hat H. das vor cella früher eingeschobene e nunmehr mit Becht
weggelassen. — cap. 87 Z. 5 ist im Texte statt des früheren in ctis^
iodiam habitos^ das die aus den geringeren Handschriften stammende
Vulgata ist, tVi custodia habitos aufgenommen. — ibid. Z. 13 ist von
Annius Gallus in der Note nicht ganz richtig gesagt, dass er Placentia
entsetzte. Er wollte es entsetzen, fand aber die Belagerung bereits
aufgehoben. S. n, 23 init. — cap. 88 Z. 3 konnten zu monstratus ans
Tacitus selbst Agric. XIU, 5 monstratits fatis VespasianusTm^Orwai,
XXXI, 3 hostibus 8imulsuisquemonstrati(Chatti) citiert werden. —
ibid Z. 11 nee deerant e contrario y qui . , . . mefcarentur. In diesen
Conjunctivsatz mit qui ist auch das nach insignes equos folgende qui
dam anakoluthisch mit einbezogen, das man in einem abgetrennten
Hauptsatze erwartete: quidam .... mercabuntur. H. hat es übersehen
auf diesen Umstand ineinerNote aufmerksam zu machen. Auch beiDrä-
ger über Syntax etc. S. 100 ist unsere Stelle übergangen. — cap. 89
Z. 1 schiebt H. nach eigener Vermuthung propriarum (oder domeS'
ticarum) vor communium curarum ein , und macht es mit Erg^zung
von curarum aus dem folgenden von magnitudine nimia abhän-
gig. In dieser Gestaltung kann die Stelle leicht missverstanden wer-
den. Ausserdem ist es wol zweifelhaft, ob der Sinn der Stelle diese
oder eine ähnliche Ergänzung des Textes fordert. Das Volk war in
seiner Gesammtheit allzu gross, und darum kümmerten sich die Ein-
zelnen um das Gemeinwol nicht , sondern einer überliess diese Sorge dem
andern. — ibid. Z. 3 ist motu Vindicis nicht Abi. modi, wie in der
Anm. gesagt ist, sondern Abi. temporis wie II, 5 Z. 10 exUu Neronis,
C. Bträu*. Cor« TaeUi hüt Ubrt. ang, t. I. Prammer. BIS
wo H. selbBt so erklärt. — ibid. Z. 8 kommt es der UeberliefeniLg wol
sm nächsten, weaii man nach adversa die PräpositioD ad, die leicht
ausfallen konnte, einschiebt: sub Tiberio et Gaio tantum pacis ad-
versa ad rem publicam perlinuere. So ist es vielleicht möglich, das
von H. VI der Stelle gesetzte iDterpretationahreaz zu entfernen. —
II, 1 Z. 12 ist Qberlierert: Corinthi, Ackaiae tirbe etc. Nach
H. ist Ackaiae urbe „höchst wahrscheinlich ein Glossem, da den Le-
sern, fär welche Tac. schrieb, die geographische Lage von Eorintb
bekannt sein mnsste". Dieser Grnnd ist nicht entscheidend, denn
sonst mflsste auch Ann. V, 10 bei Euhoeam die Apposition Aeijaei
maris insulam und bei dem anmittelbar nachfolgenden Piraeum der
Zns&tz AUicae orae gestrichen werden. Nipperde; erklärt an dieser
Stelle, dass die beiden Appositionen desehalb bekannten Oertlichkei*
ten hinzugefügt seien, nm die Reise anschaulicher zd machen. Aehn-
lich ist es auch an der obigen Stelle in den Historien. Der Aa^gangs-
pnnct der Eeise des Titus ist Z. 3 mit e Jud-iea gegeben, wo nnr die
Provinz bezeichnet ist. Der Haltpnnct, von wo er dann nach einigem
Verweilen and Bedenken wieder umkehrt, ist mit Corinthi, Ackaiae
urbe beieichnet, wo die Apposition auch den Leser in passender Weise
zum Verweilen und Haltmachen nöthigi. — cap. 2 Z. I ist es doch
zweifelhaft, ob tuter spetn metumque eine Nachahmung von Hör.
spiet. I, 4, 12 intcr spetn curamipte ist. — cap. i Z. 17 schreibt
H. mit Nipperde; und Malier Statt des Obertieferten inexperti belli
labor, indem er labsr a!« eine gedankenlose Dittographie des voraus-
gehenden labor betrachtet and demzufolge einklammert, jetzt inex-
perlitm bellum, wahrend er in der 1 . Auflage das überlieferte labor
in ardor verwandelt hatte. — cap. 5 Z. 2 verdient »octu diuque, das
in umgekehrter Stellung auch Ann. XV, 12 6n. steht, eine kurze Be-
merkang. — ibid. Z, 6 ist disposilu provisuque cifilium rerum pe-
ritus bezüglich der Constmction zweifelhaft. In der neuen Auflage
lässt H. den Oen. civilium rerum von perilus abhängen und sagt, daas
diese Adjectiv auüserdem mit dem Supinum auf h verbunden sei. Stel-
len ftlr diese letztere Constmction sind nicht angeführt. Minder ge-
wagt und einfacher war die Erklärung in der ersten Auflage , wo der
Heraaageber dispositu vnA pievisu als Ablative zaperitus bezog uad
denGen. civilium rrrum von den beiden Ablativen abhängig macht«.
— cap. 10 Z. 16 liegt in ipsum Crispum und easdcm aceusatio-
nes . . . eine Art Häufung des Ausdruckes. Es könnte ipaum oder
easdem fehlen. — cap. 11 Z. 13 ist der Schluss der sachlichen Note
zu Testricius Spurinna als nicht zur Sache gehörig zu streichen. —
cap. 12 med. schildert das Gebahren der Othoniani sehen Soldateska
in Italien, aleo im Freunde Blande. Aehnlich treiben es die Vitellia-
ner nach bereits errungenem Siege in pace cap. 56 und 87 fln. unter
den Augen des Imperators selber. — ibid- Z. II und 12 geht es
BChwerlich an, die Ablative securitate pacis et belli malo in ver-
schiedener Weise (als Abi. modt und instrumoiti) aufzufassen, wi»
es H. thut. Es sind wol nach B{)tticherV Auffaesuog beide AblaU
810 C. Heraus, Carn. TacUi hist, libfi, ang. t. J.
instnimeiital. Nnr ist der Kürze halber CoordmatioD statt Sobordi-
nation der Begriffe eingetreten, da man statt securüaie paci$ mit
WeglassuDg von et einen Nebensatz mit cum oder dum erwartete:
indem sie im sicheren Frieden zu leben glaubten. Aelmlich fasst die
Stelle Gntmann auf, indem er übersetzt : mitten in Friedensmhe wor-
den sie vom Eriegselend umgarnt. Müller's Einschiebnng von ade
zwischen pacis und et halten wir nicht nur für nnnöthig, sondern
auch für unpassend, da hier von förmlichen Feldschlachten (und das
würde ade bezeichnen) keine Bede sein kann. — e^, 13 Z. 7 ist
Tor respondit nicht mehr nach Bitter ibi eingeschoben. Man Termisst
jedoch einen ähnlichen Ausdruck. — cap. 14 Z. 10 ist nun mit Tho-
mas et acies aufgenommen, was allerdings der yerderbten Ueberiie-
ferung sed ade am nächsten kommt. — ibid. Z. 12 in ipso mari
ut. Dieses ut ist, nachdem schon eines vorausgegangen, überflüssig
und störend, man musste es denn = tom^uam in der Bedeutang nals
ob, als wie*' nur zu adnexa gehörig nehmen. — cap. 15 Z. B ist die
Note zu hinc und inde für einen halbswegs aufmerksamen Leser un-
nöthig. — ibid Z. 9 verdient retro . . . revertere eine Bemerkung. —
cap. 16 Z. 16 ist qui Pacarium frequentaöani nicht „das zahlreicbe
Gefolge des Pacarius*', wie H. in der Note erklärt, weil sonst digres^
sis qui P. frequentabant in Widerspruch käme mit dem nachfolgen-
den truddati et comites, frequeniare heisst einfach: besuchen. —
cap. 17 Z. 1 war zu der Phrase bellum aperit vor allem Germ. I, 2
und Agr. XXII, 1 zu citieren. — ibid. Z. 9 non iam. Man möchte die
umgekehrte Stellung erwarten. — cap. 19 Z. 7 coloniam virium et-
apum validam. Der Genetiv bei t>alidu8 verdient wol eineBemerkong
und Verweisung auf Dräger's Syntax u. s. w. S. 28 und dessen Kote
zu Ann. lY, 21. — cap. 20 Z. 1 ist in der Note gesagt, dass saert-
tia ac licentia sich auf die Behandlung bezieht, welche Cäcina den
Yocontiern und den Helvetiern angedeihen liess. Allein durch das
Gebiet der Yocontier marschierte. nicht Cäcina, sondern Fabius Va-
lens. S. I, 66 fin. — ibid. Z. 4 betrachtet H. jetzt harbarum tegmem
mit Bitter als ein Glossem zu hacas und klammert es im Texte ein.
— ibid. Z. 5 ist die neue Note zu equo ostroque nach der zu insignis
vorausgegangenen unnöthig. — cap. 21 Z. 6 schreibt H. jetzt nach
eigener Vermuthung retro transgerunt statt der sinnlosen üeberlie-
ferung reportans gerunt. Diese Verbesserung ist wol nicht sicherer,
als die in der ersten Auflage aufgenommene reiro ea ipsa ingerunt.
Die Stelle verdient ein Interpretationskreuz. — cap. 23 Z. 18 ändert
H. das in der Parenthese nam eos quoqite Otho praefecerai über-
lieferte quoque mit Urlichs und Gust. Kiessling in copiis, das aller-
dings besser passt. Mit Becht gibt auch H. die frühere unglückliche
Aenderung von eos in hos auf. Uebngens ist die ganze Parenthese
für denkeude Leser überflüssig und störend. — cap. 26 Z. 15 ist in
dem Citate zu adverso rumore fuit aus Versehen fuit statt erat ge-
schrieben. — cap. 27 Z. 6 ist alioquin wol nicht auf das einzelne
Wort gravis zu beziehen, wie in der Note angegeben ist, sondern, auf.
C. BeräuK. Oom. TueilihUt. libfi.
. I. Promnier,
817
P dan guisen Sati gravis seiiitio exarneral. — lap. 28 Z. 9 ist über-
liafert: am victoriae saniia», sustentacutum, cnlumen in Italia ver-
teretur. Der Heiansgeber betrachtet jeUt Dach eigener Vermuthiing
sustentaeuliiin als eine laterlineai-glosse zu columen, die den da^iu
gehörigwi Genetiv partium aus dem Med. verdrängt zu haben scheine.
Er klammert demzufolge sustmtiiculuin ein und schiebt vor columen
I den Gen. partinoi ein. Bedenklich an der angenommenen Interlinear-
I glosse ist jedenfalls der Umstand, dass austentaculum in der Bedea-
tnng .Stütze, GruDdpfeiler'. welube hier erforderlich ist, SjfO^ eigt;-
^tivov itii. und man doch annehmen muee, der Glossator werde sieb
ein h&nfigeres Wort (etwa cniinnen) fnr seine Randbemerkung ge-
I w&hlt haben. — cap. 32 Z. 2 militarit rei eallidior. callidus mit
Gen. steht auch Ann. IV. 33: cnllidi femporum. — cap, 36 Z. 7 hat
der Med. laelo märle et, was H. in der ersten Auflage umstellte laeto
et mtHte. Jetzt jedoch schiebt er nach eigener Vermuthung hinter el,
indem er die überlieferte Stellung beläset, modestiorc ein. Allein
dieae EinschiebuDg scheint für den Sinn der Stelle weniger zu pas-
sen, namentlich nicht zu dem unmittelbar folgenden. ~ c^ip. 38 Z 3
aemulis urbibits regihusve pxciseis. urbes sind hier 'Freistaaten',
re^M 'Monarchien'. In Baing auf den Ausdruck vgl, Demosth. Il.g. 21
Kot II»!' noluijv xai rtÜv fvpärvuiv. — Zn cap. 40 ist der unglflck-
liche Marsch der Othouianer vor der Schtaclit bei Bedriacum (besser
Oremona) und zn cap. 46 die rlietoriache Darstellung doe Tacitua Tom
Tode Otho's in längeren Noten nach Mommson in oin neuee Licht ge-
s«tBt. Freilich bleibt dabei an der erateren Stelle noch Einzelnes
zweifelhaft. — cap. 11 Z IT hat H. jetzt mit WeisBenborn statt der
verderbten Ueber Lieferung, die unpassend in conclamantiiun geän-
dert wurde, at'ulantiuiii aafgononimen. Diese Aenderung passt aller-
dings für den Sinn der Stelle vollkommen, aber als evident kann sie
nicht bezeichnet werden. — cap. 42 Z, 12 heisst es von dem erbit-
terten Kampfe zwischen den Vitellianern und Othonianern: omisso
fläorum iacltt gladiis et securibus ffaleas loricasqite perruinptfre.
Aeholioh machen es die ROmer Ann. III, 46 mit Sacrovb'a gepanzerten
cruppeÜani : acd mileH^ corref/tis securibus et dolabris, ut si iimrum
fierrum/tfret , caedere tegminn et corjiora. — cap. 45 Z. 5 tjut
ftrociores fuerant, ferociorcs heisst hier wo! nicht „Kiemlich trotzig",
wie B. in der Note behauptet, sondern: „trotziger als die andernu.
— cap. 4G Z. 2 miie»ta primum fama. In der neuen Not« ist ge-
sagt, dasa >»<Wita poetisohe Metapher für trinti sei. tristi ist wol
nur WS Versehen statt triatis geschrieben, denn maesta fama ist
uns weif eliiaft Hom. H. hätte uns auch Hagen sollen, ob er bei maeata
priMHm fatMa sich die Copula eal, oder aus dem folgenden patrfa-
ciunt dea Singular putefacit ergänzt. Beides hat grammatische Be-
rechllgnng. Doch mochten wir die Ergänzung von j>at^/iicir vorziehen.
— oap. 47 Z 16 steht der seltene Ablativ weiwi«?, wie Ann. XVI. 72.
8. Sirker's Taciteische Formenlehre S. 29. — cap. 49 Z. 6 tiUrrum
(jtugionem) capUi mbdidU {Otho). H, sagt in der Note. Taoitu»
StS C. HeräM, Corn. Tadti hist, Ubri, tag. t. Z
habe eapiti gew&hlt, um das onedle Wort eemical (KopUman) la
Termeiden. Es ist dieser Gebrauch Ton eapUi wol eine Nacbalimimg
Ton YergiFs Aen. VI, 524 fidum capüi suMuxerai ensem. — caji. 59
Z. 11 steht appeUdbatque als Hauptsatz nach onerabat. Man »Mite
nach dem Contezte der Stelle lieber untergeordnet appelUmäoque er-
warten. — cajt 55 Z. 2 ist statt des froheren amcessisse sdL twte jetit
eecidisse in den Text aufgenommen. — ibid. Z. 9 lauäes graUsmu.
Ueber die Verbindung dieser beiden Substantiva bei Tacitos sielM Kip-
perdey zu Ann. I, 69. — cap. 56 Z. 1 ist Tom Leser nach BaUa der
Gegensatz zu hello, nämlich nwM in pace zu ergänzen. — ibid. Z. 3.
Auf die Construction von avidi mit Acc. und in hat ausser dem too H.
angegebenen Grunde auch die Verbindung von venales mit avidi Ein-
fluss geübt. — cap. 57, 1 sind nomina die Cadres. Dieselbe Beden-
tung hat cap. 69, 9 numeros, — cap. 59 Z. 18 erklärt der Heraus-
geber rebus adversis als Dati?. Es kann jedoch auch AbL tempofis
sein, zur Abwechselung mit dem vorausgehenden prl^iKwitionaleii Ana-
drucke inter secunda gesetzt. — cap. 62 Z. 11 konnte an dar Ver-
bindung f d . . . perptderant aus Tadtus selbst Hist. lY, 42 hoe cerU
Nero non coegit verglichen werden. — cap. 64 init gibt den Gnud
an, wesshalb Vitellius, der neugebackene Imperator , den D<dabella
hasst. Aus demselben Grunde hasst Tiberins den Asinins Gallns
Ann. I, 12 fin. Nur ist daselbst zur grosseren Deutlichkeit noch
tamquam plus quam civilia agitaret hinzugefügt. — cap. 66 Z. 19
bezeichnet /ere&an< den Conatus, denn zurDurchfOhrang kam es nicht.
— cap. 70 Z. 4 intra quadragensimum pugnae diem, Ueber dieae
Ausdrucksweise vergl. Nipperdey zu Ann. I, 62. — ibid. Z. 8 ffuae
laeta in praesens mox perniciem ipsis fecere. Zum Gedanken Terf^.
ni, 6 laeta ad praesens [male partä] mox in pemidem vertere. —
cap. 72 Z. 1 acribus initiis. Dieselbe Verbindung findet sich Ann. VI,
17 fin. — cap. 74 Z. 5 Ti. Alexander consüia sociaverat. cum Mu^
danOf ist in der Note bemerkt. Allein nach cap. 79 init. nnd nach
dem ganzen Zusammenhange der obigen Stelle ist cum VespaHano
zu verstehen. Damach ist auch die Note zu cap. 79 Z. 2 sn ändern.
— cap. 76 Z. 5 ist in der neuen Note zu ipse . . . con$ider€mdm$
est . . . der vorhergehende Relativsatz quod inchoaturi (sunt) ans
Versehen als Fragesatz bezeichnet. — cap. 83 Z. 7 ist eine kleine
Inconsequonz mit unterlaufen, indem im Texte Dyrrachium^ in der
Note hingegen zweimal Dyrr/kicAtttm geschrieben ist — ibid. Z. 11
klammert H. nach eigener Vermuthung sibi nach si als eine Art Dit-
tographie ein. Indess lässt sich sibi als dativus ethicus oder tncam-
modi auf Vitellius bezogen ganz wol halten. — cap. 85 Z. 14 wird
aus Julianus . . . per avia Moesiae . . . profugü und der dam ci-
tierten Stelle Sueton's zu viel gefolgert , wie schon im folgenden
cap. die Worte iuncti inde Moesici ac Pannonici exerdtus aeigen.
— cap. 86 Z. 9 ist von Antonius Primus gesagt: serendae in aUos
invidiae artifex. Aehnlich wird Ann. IV, 1 von Sejan gesagt: tfi
aUos crinrinator. Zu dem sarkastischen Ansdmcke afüfex konnte
w
C: Heräu*. Corn. Taüti hist. libri. i
Sin
H. Sali. Jng. 35, 5 per homines talis nfffotii artifie<-s »ergleichen.
— ibid. Z. 10 heisst es von demselben Änlonins Primus: paee pessi'
mus, hello non spernenitus. (ranz fthnlich sagt Vell.Paterr II. 11, 1
TOn Mams: quantf*m hello oplimus. tantum pace pessimuB. —
ibid. Z. 15 nalalia (oder nalales ?) hnmmt für genus oder origo aiiE-
MT den von H. citierten StellBn auch I, 49 ond IV, 15 vor. — cap. 88
Z. 4 ist im Teile das Conima nach VitetUus za tilgen. — cap. 92
Z. 11 domos hortos opesqae. Dieselbe Verbindung findet sich III.
15 fln. — cap. 95 Z. 6 schiebt H. jetzt nach eigener Vermnthnng
vor Tatio regi die Worte TÜios Tito eiu, weil der Name der prie-
sterlicben Oenossenschaft nicht entbehrt werden kOnne. Freilich war
der Name dieser priesterlichen Genossenschaft jedem Römer wolbskannt.
Zndem kann man sich aus dem nnmittelbar vorhergehenden leicht
eacerdotium zu dem Vergleichungssatze ut Romulus Tatio regi er-
gänzen gWie Romulus eines fär den Onig Tatius". Wir halten so-
mit die Einschiebnng für unnOthig. — cap. 100 Z. 12 ist es gram-
matisch auch mSglicb. Patavi von secretum abh&ngig zu machen:
,die Zurftckgezogenheit von Patavium". — ibid. Z. 17 ut et simiies
lint. Bier hat H. seinen in der ersten Auflage erwähnten Verbesae-
rnngsvorecblag ut idem simul ausint mit Becht aufgegeben.
Die Ausstattung und der Preis des BAndchens sind die gewöhn-
lichen. Von Druckfehlem sind uns folgende aufgefallen; S. 13 i. d. N.
r. Z. 12 r. u. dienente; S. 30 i. d. N. 1. Z. 7 v. o. steht sinnsWirend
Prip. statt Part. ; S. 35 1, d. N. r. Z. 4 v. u. exempol ; S, 52 i. d. N.
r. Z. 12 V. u. 'einem' statt 'einer'; S. 55 i. d. N. r. Z. 3 v. u. proe-
Uo8t.proelia; S. 57 i. d. N. 1. Z, 16^. o. foHis st. forti ; 8. 59 i, d. N.
I. Z. 13 V. u. bellum st. hello; S, 6S ist i. T. Z. 5 v. n. bei incolami
das n abgespmngen ; S. 69 i. d. N. I. Z. 1 t. u, steht 'dr' statt 'der';
B. 85 i. d. N. I. Z. 14 v. n. 32 st, 31 ; S, 88 i. d. N. r. Z 16 v. n.
2 St. 1;S. 91 i d, N.LZ.9v. u. steht Rhone; S. 92 i. d. N. 1. Z. 7
V. 0. steht 10 et. 20; S. 93 i. d. N r. Z. 5 v. o quidem at. qitiäam
a. 1. 6 V, n. wAlo st. nwHis; S. 94 i, d. N. r. Z. U v. o. ist 70 zu
streichea; S. 96 L d. N. r. Z. 5 v. o. steht igr\03cere st. ignosoer^;
B. 106 i. d. N. r. Z 10 v. o. 85 st. 84; S. 107 I. d N. 1. Z. 10 v. o.
64 St. 84 und r. Z. 13 v. a. .nechen" st. .machen" ; S. 114 i. d. N.
I. Z. 9 T. D. steht falsch abgetheilt lustra taurbe. eben so S. 131
i. d. N. 1. Z. 13 V. u. experdir üamen; S. 138 i. d, N. 1. Z. 5 t. 0.
16 St. 61 :S. 139 i. d. N. I. Z. 11 v. n. 53 statt 43; S. I43i.d. N.
r. Z. 9 V. n. 15 statt 11; 8. 150 i d. N. r. Z. 11 t. o. 80 statt 83:
S. löli.d. N. r. Z, 14 ¥.0. VI statt XVI; S. 160 i.d.N. I. Z. 10 v. u.
fehlt vor eoque die Zahl 4 ; S. 167 i. d. N. r. Z. 14 v. u. steht BH-
x^lium; 8. 170 i. d. N. r. Z. 11 v. n. SpuHna; S. 173 i. d. N. r.
Z. 3 T. n. effl'igit/tnti st. effiagilandi; S 191 i. d. N. r. Z. 1 v. o.
Prommtir st. Prammer; S. 193 i. d. N. 1. Z. 3 v. a. veterum at. mte-
rm; S. 197 i. d. N. r. Z. 15 v. o. Ü/«« statt HU; S. 199 i. d. N.
r. Z. I T, Q. 68 St. 69 ; 8. 200 i. d. N. 1. Z. 6 v. u. kumidum statt
8. 214 i. T. Z. 6 T. 0. pontentia st. potentia. Wi« m&n
SIO jr> T4iMmg, Cornelü Tadti GenoMiU, aag. t. L
ans dieser Lisie leicht ersieht, ist der Text, der nur zwei Dmclrfehler
eothilt, bei weiton sorgfiltiger corrigiert worden, ils der Coau^eBtac,
welcher mehr als das Zehnlache Ton Dmckfehlem bietet.
Cornelü Taciti Oennania. Erklärt Ton Dr. Karl Tfieking,
GjmnasialOberlebrer in Arnsberg. Paderborn, Verlafr ▼on Perdimnd
Sehöningh, 1867. 60 Seiten, 5 8gr.')
Der Verfasser belehrt ans im Vorworte über die Ornndsätae,
ron denen er sich bei der Heraasgabe obiger Schrift des Tacitos leiten
liess. Die richtige Art der Erklämng besteht nach seiner Ansicht
darin, dass die sprachlichen Eigenthfimlichheiten eines Schriftstellers
knrz erlftatert, zugleich aber anch fttr die klare AntEassong des In^'
haltes sowol nach seiner Gliedemng als auch besonders in einzelnen
sdiwierigen Stellen die nöthigen Winke gegeben werden. Dem ent-
sprechend ist die Schrift in Abschnitte eingetheilt and haben aosser-
dem die Capitel besondere üeberschriflen. Damit ist jedeniUls für
die leichtere üebersicht Ton Seite der Schüler gesorgt. Die Ein-«
leitang (8. 7—10) enthält das Wichtigste über die Lebensumstände
des Tacitus*), über seine Schriften im Allgemeinen and über die
Germania insbesondere, sowie über die Qnellen, die Tacttns bei der
letzteren Schrift benützt hat. Im Commentar sind für das Sachliche
von neaeren Erläuterangsschriften natürlich Grimm*s einschlägige
Werke, sowie Waitz*s deutsche Verfassangsgeschlchte nnd Haapt's
Zeitschrift oft citiert. In Bezng auf den Text ist die von Moritz
Hanpt besorgte Ausgabe der Germania mit einigen Aendernngen zu
Grunde gelegt. S. 55 and 56 ist ein Verzeichniss der in der Germania
rorkommenden Eigennamen, 8. 57—60 ein Sach- und Wortregister
über die Anmerkungen beigegeben.
Wir wählen uns nun einige SteUen ans dem Commentar zu
einer kurzen Besprechung, um dadurch die neue Auflage des Schrift-
chens nach unseren Kräften zu fördern, cap. 2 med. ist condUor nicht
„Begründer der Cultur^, wie in der Anm. gesagt ist, sondern einfach :
Gründer. — cap. 3 init. sunt iUis haee quoque cartnina, T. erklärt:
haec carmina, derartige Gesänge. Mit dieser Erklärung ist die Stelle
nicht gerettet. Es wird wol nichts anderes übrig bleiben , als , wie es
bereits yorgeschlagen wurde, haec in heroica zu ändern, gestützt
auf dial. cap. 10 heroici carminis. — cap. 4 lässt T. das über-
lieferte nuUis aliis (üiarum nationum canubiis im Texte stehen,
während Halm mit gutem Grunde das störende aliis einklammert. —
ibid. sinceram . . . geniew. In der Anm. wird behauptet, dass
sincerus in der älteren Sprache nicht von Personen vorkommt. Da-
bei ist z. B. Ovid Met. VUI, 664 sincerae baca Minervae übersehen.
— cap. 5 pecarum fecunda, pecorum wird in der Note erklärt : allge-
') Von diesem Werkchen ist inzwischen die zweite Aoflage erschienen.
*) Dabei schweigt Tücldng. so gut wie Nipperdey eher den angeb-
lichen QtbDrtsoTt des TaoitaSy Interafnna.
w
X. Tvckmg. Cornelü Taciti
»ng, I, 7. Primmer. Qtl
mein Vieh, BOnat Eleinvieli. E» ist aber such hi«r Kleinvieh ge-
meint, da der Gegensatz ne armentis quidem iiachfol^. — ibid. est
ridere. eidere. , wird in der Note behauptet, sei nicht abhängig Ton
«st, eondarn Subject Warum erklärt T. nicht in der gewöhnlichen
Weise cai ^ lictl ? — ibid. fln. argentutti sequunlur. sequi hat hier
iliesftlbe Bedeutung, wie cap. 36 Rn. = <tmare, — oap. 7 ist fib^r-
liefbrt: itntie fepiinanim ululalus avdiri. T. hat die Aenderung
auäitur, die allerdings bequem ist. — cup. 8 möchteu wir die Sti-
ÜEieraag der UeherBChrift: das erfolgreiche Wirken der Frauen wii-d
näher beetäügt — geändert sehen. — cap. 19 fin. verdient eine
Verweisung auf Hist. V, 5. wo auch dieselben Worte quemquam «x
agnatis necare vorkommen und nur ihre Stellung geändert ist. —
tAf. 20 nee ancillia aut nutricibus (libfri) deJeffnntur. Hier k&nnte
auf die Ähnliche Stelle dial. 29 init. verwiesen und angegeben aeiit.
das« in delegar« die Bedeutung liegt, dass die Aeltern das Kind als
eine Last betrachten, deren man sich gerne entledigt. So auch G. 15
delegata dotnus etc. — cap. 26 fin. ist in der letzten Anm. behauptet,
daee auch Homer (wie die alten Germanen) nur drei Jabresieiten,
n&mlich xt'f"'^< *"? ^^'^ <^tQn^ kenne. Allein bei Homer kommt
auch der Herbst nnoiQij in Verbindung mit fl-f'po? wiederholt vor.
— cap. 30 init. setzt T. nach pittescH einen Doppelpunct, und
stellt durant vor siquidem, von dem es abhängig gemacht wird.
duranl_ ist jedenfalls störend . und es kann uds auch die Erklä-
rung von Eritz nicht befriedigen. Täching gibt ß^ar keine NoI«
dazu. Möglichej-weise ist durnnt (oder durnns) aus dem zwei
Zeilen epftter nachfolgenden dwiorn entstanden, nnd somit einzu-
klammern. Dann wäre nach Chatti inchoant ein Comma oder gar
keine Interpunction , nach patescil ein Strichpunct oder Doppelpunct
zn setzen. — ibid. cito parare tiictoriam, cito cedcre. Wozu eoll man
hier mit T. zu cedere den Acc. victoriam ergänzen, weil victoriani
nach parare steht? parare vieloriam ist gleich tiincere. und dazn
ist cedere Gegensatz. — cap. .37 sind in der Note zu discordiai-
nostrae et dviliuni artuorum die beiden Namen Galba und Otho zu
streichen. — cap. '^8 verdient die Stelle horrentem capiUvm retrn
softuunfureiulnterpretationskrenz. Im unmittelbar folgenden ist dem
Verfasser ein Versehen widerfahren. Erklammert nämlich im Textesofo
als unecht ein, in der Anm. hingegen erklärt er so/o^ca2co, nnd fuhrt
nnchdie Auslegung Lachmann's an. — cap. 42i3t beiT. undKriti aber
der Uarkomauenk{>iiig Tudrus (oder Tuder?j keine Notiz gegeben.
Man scheint allerdiuge von ihm gar nichts zu wissen, da der Käme in
den Lesiuis nnd auch in der Pauly'aohon Bealencyclopädie fehlt, —
cap. 43 hat T. monfium iugumiiuc aufgenommen. Halm betrachtet
mit Becht iu;/umque als Dittogrftphie des folgenden iugum. — ibid.
med- ist in der Note zu Alcis diues Wort als Nom. betrachtet und
unrichtig behauptet, daae Tacitus hei nomen est nicht den Dativ
setlB. — cap. 44 &it. steht im Texte oliosa porro armatorum
manut facät lasciviunt, ]n der Note iat erklärt: „manua H*""*"
82t A. Dr60er, Dm ABMlen des Taeüqi, Mg, t. E, OmrfM.
diher nach genauer Coneiniciioii besser oHosae*^. numma kam wol
aaeh 'Sehaarea* heissen. üad wamia batT. nicht das bessere oHosae in
d«i Text anfiB^omnien? — Im cap. 45 Tergisst der Yer&sser, eigens
aasogeben, dassTom Bernsteine (j^lixxQap oder ^iUxr^og) die Bede ist
Ancb Kritx bat nocb in der 2. Anflage daraof Tergessen. — ibid.
sekreibt T. id pro arwUs arnnrnrnque tutda. Wir sieben owmiguB
▼er. T. erkl&rt omnium UUda als: Scbntz gegen Alles, fasst also
emniwm neutral«
Die änssere Aosstattnng des Werkebens Ton Seite der Verlags-
bandlnng ist eine aostftndige tu nennen , der Preis angemessen. Yon
Dmckfehlem sind nns aufgefallen : S. 13 ist in der Anmerkung su
eognüii . . . reffüms bei *xur* das u und 5 Zeilen sp&ter bei *^ie^
das e abgesprungen. 8. 14 r. Z. 8 t. o. steht opposUum statt qppth'
$Uu$; 8. 87 r. Z. 10 v. u. x^'^cen^ statt x^^<^; S. 44 im T«xte Z.
10 T. 0. ae statt a; 8. 49 L d. N. r. Z. 9 t. o. adiuvaniur statt
imamiur; 8. 53 i. T. Z. 5 t. u. hie statt ki.
Wien. Ig. Prammer.
Die Annalen des Tadtns. Schnlausgabe von Dr. Anton August
Dr&ger. Erster Band. Buch I^VI. Leinsig, 1868 (Zweite, wenig
Terftnderte Aufl., Leipiig, 1873). Zweiter Band. Bach Xl-^XVL Leip-
lig, 1869.
Obiges Werk ist zwar schon im 21. Jahrg. dieser Zeitschrifl
8. 174 ff. Ton Herrn Ig. Prammer in Troppau beurtheilt worden; es
wird aber nicht flberfl&ssig sein, eine zweite Beurtheilung folgen su
lassen, da Herr Pr. das Werk mehr Ton der kritischen und exegeti-
schen Seite betrachtet hat, obgleich das lexikalische Element in dieser
Ausgabe bei weitem das Torwiegende ist. Ich habe schon einmal im
Philol. Anzeiger Jahrg. 4, Kr. 7, p. 323 ff. in Bezug auf das Vor-
kommen der Plnrale der lateinischen Substantiva abstracta nachge-
wiesen, dass Herrn Dr. sowol eigene hinreichende Sammlungen als
andere Hilfsmittel abgehen, vielmehr seine Bemerkungen hsi nur
auf die Angaben in Klotz's latein. Handwörterbuch basieren ; die fol-
genden Bemerkungen werden meine Behauptung auf das schlagendste
bestätigen.
Ann. 1, 13 heisst es: „castus statt occasio zuerst bei Sallustius«.
Aber so auch Cic. ad Attic. 6, 1, 9 (casus nayigandi). — Ann. 1, 24:
„qtMmquam mit dem Particip ist unclassisch'' ; aber s. Sali. bist. fr.
1, 48, 2 (1, 61, 2). Sali. Jng. 43, 1, Cic. de fin. 5, 23, 68. — Ann.
1, 43 : „gloria, Ruhmbegierde, wie Virg. georg. 4, 205^ (die einzige
Stelle in Klotz*s Handwbch.). Aber oft bei Cic, z. B. pro Arch. 11,
26; Tasc. 2, 20, 46 u. 2, 27, 65 ; de oric. 1, 14, 44; ad fam. 1, 1,
1 ; sonst auch Comif. rhet 1, 1, 1. Caes. b. c. 3, 79, 6; vgl. Naegelsb.
Stil. § 49, 2. — Ann. 1, 51 flamma ac ferro auch beim Anct. b.
w
A. Dräger. Die Annalen Atx Ttcltui, Mg. v. E. Oeorgei. 8t9
Alex. 60, l. — Ann. I, 65: „tnvisus bezieht sich nur auf die nea
entstandene Verwandtschaft, iniwici auf ihre alte Feindschaft, ent-
hält also keine Tautologie". Sirmer in Tacitns' Formenl. S. 23 über-
setzt: „der verhasste Schwiegersohn eines »erhassten Schwieger-
vaters", kennt aber weiter kein Beispiel für die pa8si?e Bedeutung
von itiimicus; aber s. (m. Dat) Horat. sat. 2, 3, 123. Sen. Troad.
837 ed. Peip. ~ Ann. 1, 60 ,praediclus statt que^m supra dixi
erst seit Vellejas im silbernen Latein"; aber s. Liv. 10, 14, 7 (ad
praedictas latebras). — Ann. 1, 65 war nicht über ,sitHul, ei", son-
dern aber „simul haec, ef zu reden, was auch Stat. Theb. 2, 659
steht. — Ann. 2, G: transmitlere bellum steht auch noch Tac. bist.
2, 17 u. (nach Conject.) 3, 5 ed. Her. — Ann. 2, 20 „Die Form
libritores (wofür mau libralores corri^ieren wollte) stimmt zu libri-
lia (Scbleudersteine)". Aber die Form librator ist verbürgt durch OrelU
inscr. 3493 (wo nur falsch liheratores) u. Renier inscr. Afric. 90.
lin. 19. ~ Ann. 2, 23 „nu&ium gfobus ist als Metapher an. etß."
Steht auch Amm. Marc. 17, 7, 2. — Ann, 2, 24 .sentndarf in der-
selben Verbindung bei Justin. 26, 3 [§ 4]. Sonst dichterisch". Jetzt
auch Vopisc. Prob. 15, 7 ed. Peter, u. aecundare ud alqd., Jul. Val.
rer. gest. Alei. 2. 18 u. 3, Ifi ed. Paris. — Ann. 2, 25 t „excindere,
ein seltenes Wort, auch 12, 39. bist. 5, 16, zuerst bei Virgil mit den
Objecten Pergama, getitem, dotnos. Sonst nur noch bei dem jungem
Plinius." So auch Klotz 's Handwörterbuch. Aber s. (nach den neuesten
krit. Texten) Sail. bist. fr. 4, 61 (19), 17 = epist, Mithr. § 17 (eic.
socios, amicos). Cic. de oS. 1, 22, 76 u. de rep. G, 11, 11 (beide
Knmantiam). Cic. de domo 23, 61 (hostium urbes). Cic. Plane 41,
97. Liv. 44, 27, 5. Justin. 8, 3, 11 (alle vrbem oder urtes). Curt.
4, 13 (49), 23 (yicom); an welchen Stellen man frQher exctdere las.
Vgl, auch Heraus zu Tac. bist, 2, 38. — Aun. 2, 33. gliscere von
Personen steht anch ann. 16, 22; auch war die Bedeutung anzugeben
,an Reichthum und Macht mehr und mehr zunehmen, sich weiter aus-
dehnen" u. dgl. — Ann. 2, 59 „intectus nur bei Tac. und Späteren."
Nein! auch bei Sail. bist. fr. ine. 18 (S, 57 Ei.) u, 1, 59 (26 Kr.)
inteclum ctwyws" u. int. corpora. — Ann. 2, 69 „degrtdi heissl
nicht nur hinabgehen, sondern auch weggehen". Es musste
hMsaen: degredi heissl classisch immer „hinab-, berabgeben" , nach
kug. auch .weggehen". — Ann. 2, 77 indefemus et inaudilus auch
bist. 2, 10. — Ann. 3, 1 war zu defixit oculos statt Virg. Aen. G,
469 besser Virg. Aen. 6, 156 zu vei^leichen (wo äifixtts lumtna).
Es ist: .,Bie sah starr vor sich hin." — Ann. 2, 8 incallidus ist
höchst selten; bei Tacitus nur hier und vor ihm nur bei Cicero".
Besser war die Bemerkung, daas Cicero nur «on incallidus. non in-
calUde sagt. ~ Ann. 3, 10 ^distrahere ist in dieser Bedeutung
(vom schlechteu Hufe, den man verbreitet) an. eiQ.' Aber im Texte
steht ittdquefajHä distraherelur also Actir fama (Nomin.) distrahit
olgtn. Also »von welch' Qbeln Ruf er ausgetragen (verfolgt) werde."
~ Ann. 3, 12 peTtinet mit bl. Inanit. In der Stelle Cornif.
6C4 Ä* Dräger, Die Annalen des Tacitiu, ang. ?. B, €hor§m,
97, B7 liest Kayser si ad rem non pertineat. Es war eher amuf&hren
Hör. sat. 2, 3, 11 u. Sen. d. qa. 1, 17, 2, wo quarsum (qnorsus)
pertinet m. Infinit — Ebenf. Ann. 3, 12 ^contrectare oeuHs ist
eine nen gebildete Phrase!^ Nein, sondern schon Sen. contr. 1, 2.
§ 13 ed. Bors. p. 87 ed. Bip. (rirgo contrectata oculis amnium, wo
Kiessling gegen die Hdsch. osculis hat). — Ann. 3, 21 spargere
bellum steht anch Cnrt. 5, 13 (37), 18. — Ann. 3, 26 aetenmm als
Adv. hat Tacitns nach dem Vorgänge von Horatius (ep. 1, 10, 41)
u. Virgilins (Aen. 11, 97 n. 98). — Ann. 3, 28: ^subversor ist
an. hQ^. Es steht anch Ynlg. Ezech. 2, 6 (absei). Alcim. Avil. 2,
75 (natarae). — Ann. 3, 31 ^irreverentia ist vox TacUea^ ; aber s.
Plin. ep. 6, 2, 5 (irrev. stndiomm). — Ann. 3, 38 ist bei incusans
wol Acc. and Infinit, anzunehmen, wie ja Herr Dr. Tac. ann. 14, 18
aecusare mit Acc. und Infinit, nimmt. — Ann. 3, 43 ^inhabilis mit
dem Dativ gerundivi nur hier und Lact. mort. pers. 18, 2." Es steht
so auch Apul. met. 7, 23 (asini oneri ferendo non inhabiles) und
habilis m. dems. Dat. hat Sil. It. 11, 585 (nondum portandis habiles
gravioriobus armis) u. Plin. nat. bist. 9, 8 (9), 29; 10, 33 (49), 93.
— Ann. 3, 53 „suadere mit Infinit., ursprunglich dichterisch ; in
der Prosa zuerst bei Curt. 7, 11, 23.** Aber schon bei Sen. ep. 24,
22 (24 H.); 67, 11 (10) ; 109, 13 (15); de dem. 1, 12, 4. — Ann.
3, 56 ^prcteminere ist nachclassisch^. In eigentl. Bed. schon Sali,
bist. fr. 2, 85 (83). — Ann. 3, 60 ist jura = »verbriefte Kechte«.
— Ann. 3, 67: „invidia, Vorwürfe. In diesem Sinne Taciteisch*.
Neinl invidia = „Anklage, Vorwurf** schon Cic. Verr. 5, 8, 19. Liv.
2, 52, 3; anch Quint. 12, 1, 15; Suet. Caes. 4. ^ Ann. 3, 74 auf-
fugium, „Zufluchtsort, Schlupfwinkel'', steht nicht bei Ovid., sondern
nur bei Pseudo-Ovid. in nuce 119. — Ann. 4, 19 will Wesenberg
Emend. alt. p. 52 precanti reo lesen. — Ann. 4, 32: „scripiura
statt libri; so nur noch 3, 3 u. Valerius Mazimus"*. Aber schon Ter.
Hec. pr. alt. 6 (ne cum po6ta scriptura evanesoeret), und oft bei den
Eccl. mit und ohne' sat» cfa = „heilige Schrift'', z. B. Lact. 4, 5, 9;
4, 20, 4; im Plur., Augustin. de civ. dei 18, 36. Vulg. psalm. &€, 6.
•— Ebenf. ann. 4, 82 „inctmosus mit dem Gen. findet sich nur noch
bei Gellius'*. Es steht auch so Plin. ep. 8, 20, 1. — Ann. 4, 38
^redintegrare statt reficere ist bei Tacitus a/r. siq. und findet sich
ausserdem nur bei Varro r. r. 3, 7^. Aber s. Gaes. b. G.. 3, 26, 4
(vires) ; 2, 25, 3 (animum), — Ann. 4, 34 ^ypertUeiabile statt per-
niciosum nur hier und bei Ourtius 7, 3, 13^. Aber es steht sohoa
80 Liv. 27, 23, 6. und das. „innocens mit dem Genetiv nur hier
und bei Plorus''. Aber Flor. 4, 1, 6 liest ILBlm patriciis innocen^ua.
— Ann. 4, 38 „fungi mit dem Accusativ ist vor- und nachclassiscb*
Aber s. Nep. Dat. 1, 2 {müitare munus ftmgens; vgl. Cic. rep. 1,
17, 27 muneris fungendi graiiä). — Ann. 4, 40 j^perrumptmt,
eeü, locum oder fines^. Aber im Text steht ja ^i te invitum per-
rumpuni» — Ann. 4, 42 ^deferre mit dßm Genetiv . . . .' sonst bei
keinem Schriftsteller^. Aber s. de. orat. in tog. cand. fr. 6 p.:22, 3
^^^^ A. Dräger, Die Annalen das Tacilus, ang. v E. Georges. 8SS ^
ed. Bait. (Tauchn.) = fr. 9. p. 241, 14 ed. KloU.: quc temport a
L. Caleno fuiii delatussis; und ebenfalls ann. 4, 48 ist cundari .
^ „schwanken", wie cap. 57 dubitare, „sich bedanken", ob muu J
etwas thuD oder nicltt thun sull. — Add. 4, 44 Jranscendere von ■
einem FlnasObergan^ ist äir. ei^". So Hr. Dr. Aber man lese and I
staanel tranaeendere = einen FIubs etc. überschreiten steht ancb 1
1 Tac. hi8t.5.a4(Bfcpn«m);auKserdemLi7.Bpit. lOB eaU. (Bhenttm). 1
Pliu. nat. bist. 4. 12 (24), 75 ( Hfllefpontum) ; 6, 16 (18). 49
I {amnem). Apnl. met. 7. 18 in. {fluvium). Apul de iJeo Socr. 19
I (Ilissi amnis modicum fluentum). Also ein in nucliaug. Prosa ganz
. gewöhnlicher Ausdrack. — Ann. 4. 48 (n. 14, 36) „sonor ist ein
I poetisches Wort". Aber doch Sali. hist. fr. 3, 67. 3 (3, 77. 7). Sen.
n. qn, 2, 37. 3 (die Stelle trefflich emendiert von Haupt im Ind.
I lectt. Berol. 1866. p. 17). Nazar. paneg, Const. 30, 4. — Ann. 4,
65 steht n'oiure nicht tropisch, eondem gan?. eigentl. in der Grand-
I bedentnng = „wanken". — Ann. 4, 58 „asstdere mit dem Accu-
' sativ unr noch 6, 43 and bei Apuleias". Aber s. Sali hiet. fr. 4, 42
(4, 1): Ämlsumqui; assideri ai»e proelUs audiebat, — Ann. 4, 60
praeferox steht auch ann. 14, 38. — Ann, 4, 61 „valescere ist poe-
tisch und nachclassisch. Steht jetzt Cic. Hnr. 15, 32, s. dazu Halm.
— Ann 4, 62 ^praeccps als Adv. auch Amm. 29. 1 [% 21] kommt 1
sonst nicht vor". Aber s. Sen. n. qu. 1. 15. 2 praeceps eunt (von
Sternen). — Ann. 4, 65 „cognoment^tm unclassiache Form" ; aber
s. Sali. bist. fr. 4, 35 (50) : cui cognomettfum Clodiano fuit. —
Ann. 4, 67 „objectu steht nur bei Dichtem, dann in der Prosa des |
silbernen Lateins und bei Späteren". Aber s. Caes. b. c. 2, 15, 3 I
(plutei ol^ectu). — Ann. 4, 69 „tegens, vorsichtig, misstrauisch*. 1
Vielmehr : „hinter dem Berge haltend". — Ann. 4, 71 ^praegravis
nur bei Ovid und im silbernen Latein". NeinI auch Liv. 44, 4, 10
{^praegravia corpore)', aber in der übertragenen Bedeutung „über-
Iftatig" allerdings bis jetzt nur bei Tacitus bekannt. — Ann. 4, 73
ttipmäiarina = „Söldner" steht nicht mehr Veget, mil. 1, 18, da
Lang dort slipendiosis liest. — Ann. 4, 75 „praeferebat = er hatte
aafeaweiseu. Ebenso bei Cicero und Livius"; Aber nicht mit Acc.
pers. wie hier bei Tacitus und bei Martial. 5, 61, 9 {procuratorem
imUu ipso). — Ann. 5, 2 ,addilo als absoluter Ablativ zuerst bei
Tacitus". Schon Forcell. Lex. in v. Addltus (und nach ihm in Eloti^
HandwCrterbueh) flndet sieh Plin. nat. bist. 15. 17 (18). 62. Es
muflsten vielmehr die verschiedenen Constractionen nach addito an-
gegeben werden, etwa so: addilo mit nt, Plin. u. h. 15 § 62. Tac.
ann. 3, 2. Apul. met. 10, 24 (so auch addito eo, tU, Spart. Peso. 10, .
1. Lampr. Alex. Sev. 1, 3): mit ne. Tue. ann. 5, 2: mit Acc. und J
Infinit, Tac. ann. 1, 36. — Ann. 6, 2 „euifinde äadät sich erst seit I
Livius in der Prosa". Doch s. Charia. p. 320. 12 K.: auirinde Nepos I
df illuBtribusviris IL sed etBrutmet CoeHuafrequefUereoufi aunt. 1
— Ann. 6, 3. Fllr incnaari mit N^omin. c. Infinit, ist causari (Liv. 24. 1
1, 10) die nächst« Analog. — Ann. 6. 6 uuHste Qbei / "ü
8t6 Ä. Dräger, Die Amuden des Ttdii», ang. t. E» G^argm.
folg. Acc. c. Infinit, etwas gesagt werden. So schon Lacr. 3, 319 sq.;
6, 940 sq. (ed. Bern.). Hirt. b. G. 8, 48, 8; Tac. ann. 6, 6; 6, 50;
bist. 2, 9. Amm. Marc. 28, 1. § 29 und 37. — Ann. 6, 12 veius mit
Genetiv ist nnser „ergraut in etc.^. — Ann. 6, 13 „advectare ist
an. elQ. im Latein. *" Aber s. Val. Flacc. 4, 106 (eUcipabula dira et
miseraa dapes, vom Schiffe). Cassian. inst. 4, 30 {stercus humerii
iuia advectana), — Ann. 6, 17 j^incwriosus hier ^vemachlftssigt'
und auf eine Sache bezogen. So nur noch Suet. Galb. 3**. Auch schon
Sali. bist. fr. 1, 114 (66): infrequens statio nostra incuriosaque
tum ah armis. — Ann. 6, 19 datur mit Infinit steht auch Ovid. mot
1, 307. Quhitil. 11, 3, 127. Lact. 5, 20, 11. — Ann. 6, 21 ^gm-
tari mit Infinit, (muss beissen: „mit Acc. und Infinit.^) an. ec^.'
Steht auch Claudian. VI cons. Hon. 549 ; vgl. auch Virg. Aen. 5, 39
(wo zu reduces zu supplieren eos esse). — Ann. 6, 23 „Der Infinitiv
Bach praescribere sonst nicht nachzuweisen^. Aber s. Cäc Font. 6,
12 (10, 22): si hoc praescriptum judici lege aui officio puUUis, tes^
Uhus credere. — Ann. 6, 24 „obturbabant statt obstrepebant. So nor
bei Plin. ep. 9, 13, 19"". l^einl auch bei Gell. 9, 11, 7 und beim
Auct. itin. Alex. 84 ed. Paris. (38 ed. Bom.) und 105 ed. Paris.
(46 ed. Rom.). — Ann. 6, 27 idoneus mit Dativ des Gemndivunis
steht auch Yell. 2, 12, 2. Eutr. 9, 11 ; 9, 16; 9, 27. — Ann. 6, 28
ambigere ist Gurt. 3, 3 (6), 5 Goigectur; Vogel liest haud ambigue
regnum Äsiae. — Ann. 6, 33 „/reto statt mari, wie bei Dichtern
und Justinus"". Schon bei Gurt. 5, 4 (13), 6 ; 8, 9 (31), 19; 9, 4
(16), 8; 10, 7 (23), 11 (in diesen Stellen meist wechselnd mit fnare)^
7, 3 (14), 19 (fr. Caspium). — Ann. 6, 34 insolens mit Genetiv
steht auch bist. 2, 88 ; 3, 53. — Ann. 6, 34 aciem dirigere nicht
derigere liest noch Dittenberger in der 8. Aufi. bei Caes. b. 6. 6, 8,
5. — Ann. 6, 37 auxili€Uor steht oft bei den EccL, z. B. Yulg. dont.
33y 26; 2. par. 32, 8; Esther 14, 3. Ambros. ezpos. JesaL 1. Aogost
specul. in psalm. 113. v. 9 od. 19 ind 145 v. 5 ; serm. 352, 6. Ps.
(^r. XII. abus. 6. Auch auxüiatrix findet sich öfter als in den Le-
xices angegeben wird, z. B. Nepotian. epit Val. Max. p. 143 (ed.
Halm). Augustin. specul. in psalm. 118. v. 173. — Ann. 6, 46
„tncertus animi steht schon Liv. 1, 1, S^. Es steht vielmehr schon
Terent Hec. 1, 2, 46 (121). Sali. bist. fr. 3, 75 (92), und 4, 72 (75),
wo anxius animi atque incertus (merke auch consüi t Aceffu5,Tereni.
Phorm. 4, 1, 12 =: 578). — Ann. 6, 46 musste defettur impieUOis
erklärt werden. Es ist «wegen Hajestätsverbrechens/ wie PL ep. 7,
33, 7 ; pan. 33, 3. - Ann. 6, 49 „advoM mit dem Accosfttiv . . .
sonst nur bei Apuleius^. Schon Klotz führt im Handwörterbuch
Sali. fr. bei Serv. Virg. Aen. 1 307 (= fr. ine. 60 Kr., 90 D.) an.
— Ann. 11, 1 didere ist poetisch; in Prosa nur hier^. Auch (wie
schon die Lexika angeben) Cato bei Fronte epist. ad Anton. 1, 2. p.
109 (ed. Born. 1846) od. p. 150 (ed. Bom. 1823) od. p. 100 ed.
Naber (wo Perf. disdidi). — Ann. 11 , 2 moüUia [corporis] statt
patienUa . . . nnr noch 15, 49 und bei dem Uteren Pliaios*. Abao-
w
Dräger, Die Annalen des Taoitns, ang. t. E. Oeorgta.
827
lot steht es auch so (dentfich „Hingebnuff") Sen. const. 18, 3. —
Ann. 11, 3 hortari m. Acc. pacem amidtinmque hat auch Nep. Dat.
8, 4. Bei dem von Herrn Dr. angefahrten Sullast. Jug. 49, 6 fatubt
pauca tHtUtes, also dapp. Acc; hortari bellum hat Justin. 14, 1, 5,
— Abu, ll, 4 „insomnium, Traam''. Plur. insomnia steht wol auch
Liv. 25, 38. 5, wo me . . . curis insomnhque agitani {wo Weisseiib.
erklärt: ^TraDmjfesichter" ; doch kann es auch SchtaDosigkeit sein ;
vgl. Liv. 40, 56, 9 in ähnlicher Beziehung fttris et vipiliis). — Ann.
11, 7 enüescere bat schon Comif. rhet. ad Her. 4, 44 , 57. — Ebenf.
ano. II, 7 Jeneri mit Genetiv steht auch bei Cic. legg. 3, 13 (g 31)"
Aber Halm liest jetzt dort cupidUatibus eiadem. — Ann. 11, 8 „re-
meare kommt fast nur bei Dichtern und Späteren vor", und doch
bieten schon die Li'iika Stellen aas Tarro, Cicero, Liriaa, Seneca n. a.
Prosaikern-, — Ebenf. ann, 11, 8 „invadit, legt zurück', Ea ist
wol eiurach , marschiert". — Ann, 11, 11 „anguis als Femininum ist
sonst ungebräuchlich, ein Mal bis Ennius". Eine häbsche Zahl Stellen
gieht Nene in seiner Formenlehre 1. S. 6.^6, z. B. Cic. de deor. nat,
I, 36, 103i de div. 2. 29, 62. Val, Mas. l, 6, 4: 1, 8 ext. 19. —
Ann. 11, 14 „wsut . , . hier „im Gebrauch- statt in usu; in diesem
Sinne in. *(ß". Aber s, Liv. 31, 9, 7. Colum. 12, 47. 3: msmi esse
(^ gebrancht werden) ad etc. steht auch Tac. an», lö. 19, - Ann.
II, 20 ^metus und mrtuere ex algo statt 1 6, bei Tacitns nicht
selten"! melas ex nlqo steht noch ann. 4. 39. tnetae>-e alqd fx
iilqo wechselnd mit ab alqo steht ann. 1, 80 {ex opUmis ptrhvlum
sibi. a pesgiiiiis dedentg publicum metuebat); sonst nach meinem
gut«n Index nirgends weiter. — Ann, 11, 23 ^ffro vlque iatä?r.
elq."; vgl, jedoch Liv. 1. 59. 1 [ferro igni . . . dehiHc vi) n, Ä, 10,
4 (ferro, igni, qt4acunque ti), — Ann. 11, 27 „vor subisse m»g
vola aaegefallen sein etc.". Nicht doch I stMsse ist ;= _sie sei her-
angetreten (au den Altar)-. — Ann. 11. 34 „iftslare mit dem In
Bnitiv, bei Livius h&uSger (nach Kilhnast Liv, Synt. S. 2ö2. A. 160
viermal, Bec), bat Tacitus nur hier." Doch auch Cic. II. Verr. 3,
59, 136 (inslat Seandilms poscere recuperatores), — Ann. 11, 38
Iranaigere statt transfigere. So erst seit Livius. Doch auch Phaedr.
3, 10, 27 {pectiis glndin). — Ann. 12, 1 itUolerans mit Qiraetiv
Bt«htaDoh bist. 4, 80. - Ebenf ann. 12, 1 „die E1lL|i^e von ßlim
oder 0ia ist selten". Eine reiche Stellensammlung für die Ergänzung
von filius, filia und 'nor s. in meiner Abhandlung „Znr Lehre vom
U«berfletzen aus dem Lateinischen in'a Denteche. Gotha, 1852, nnd
bei Lagergren de elocat. C. Ptin. Caeril. See. Uiisal, 1873. — Ann.
13, 2 miisste bemerkt werden: „video bedeutet auch „einen so und
so ansehen nnd darnach behandeln, gerade wie n^Si: Die Gshs, 57.
1 TÖy ('x!liotnv loi: nUtiörajoy f'ariv ore h'qc'. So mein theurer
Freond Prof, Job. Ott in Bottweil in seinen , Beiträgen Kur latein.
Lexikographie. 11. Ablh. S. 28". — Eben!', ann. 12. 2 .pipnora (ac,
iimori») von Blutsverwandten ist dichterisch nnd nauhclaesisch". Die
Leiiks bieten schon Liv. 2, X.fi. — Ann, 12, 4 „provisor ^.voran«-
■■lUlkrUl t. d. «•»fr. OfMD. Itll, XI, U<l(.
MS A. JMftw, Di« XmAak 4ei Tadtuw i^. ▼. £
sdi«»i'^, in ÜMcm Sime ct. ü^* Amt /n>rw<>r kdasc 4«- «Tm-
lM4#&Jttr. Vr>r«rvte«r*, wi« Hör. a^rt. poct. IM ^ SiA Uebnselzinif
^VermitUer-'). — ^Aas. 12. 7 ^cm^Äi^r fin^iec ach nr mA 15. 42
Bwi l^ AfMileiiis*. B«t ApoL steht es nicht U<m fl&r. 17 (wi* dit
Lisik» asg^lw» , fanden asch net. 3, 19 n. 7. 11: asaaefdes bei
Xan. Capr 6. § 589. — Ass. 12. 9 J^dm^rf nh dem lafinitiT ist
an. u^^ äehfm Loer. 1. 140 ofrl Ut. 27. 39. 12 («» dar IminitiT
xo «tgiozen im^. — Aul 12, 10 Jmfamgtms .Unheil bringeDd*. Es
iü wfA y2asiw = yr^om Unglnck heimgesocht. nngläcklich*. — Am.
12, 14 DatiT otUniHi steht auch ann. la, 29; und dekamestamtftH
tum fftebt nicht „ein Mal*, sondern .xwei Mal* bei SaUnst., näaL
hiftt. fr. 1, 41 (45;, 21 n. 1, 55 ;57>. — Ann. 12. Ib praectüere
mit DaÜT aoch SiL lt. 1574. ,— Ann. 12, 27 ^impetrare Hiit Ae-
COB. e. Infin. ist a;r. u^.* Steht aach Amm. 14, 1, 3. — Abb. 12,
33. Andere nehmen jmix nogtra für „friedliche (rdm.) Herrschafia,
wie pax Bomana bei Sen. de pro?. 4, 12 (14); ad Polyb. 15 (34), 1 ;
de dem. 1, 2. Plin. nat. hist. 27, 1 (1), 3. — Ann. 12. 34 ^inte-
meraiuB . . . sonst nnr bei Dichtem, seit Tirgil*^. Steht auch in
spät. Prosa bei Apol. met. 2, 30. Amm. Marc. 31, 16, 2. Marl. Cap.
1, 6. — Ann. 12, 37 ^indarescere bei Tacitos an. £i^~. Steht aoch
Tac. Agr. 42 extr. — Ann. 12, 43 „das SnbstaotiT inftcunditas
kommt erst im silbernen Latein Tor^. Steht schon Sali. bist. fr. 3, 1
(90). — Ann. 12, 46 ^egenus mit dem Ablati? nur hier und 15,
12^. Auch Apul. flor. 1. no. 3 forttma egenus. Der Ablatiy ist wol
es ^in Folge, dnrch*^ (wie anch Apnl. apol. 20 avarüia egenus), also
„in Folge der (geringen) Zufohr Mangel habend, nicht got Terpro-
yiantiert^. — Ann. 12, 49 cohortari mit dem InfinitiT nur hier und
B. Alex. 21.** Schon Comif. rhet. ad Her. 3, 3, 4. — Ann. 12, 58
^erpetrare statt impetrare^. Es ist vielmehr unser .es durchsetzen^.
— Ann. 12, 63 divortium ist nicht = fretum^ sondern „Scheide-
punct". — Ebenf. Ann. 12, 63 für Pontutn erumpens musste Sallust
hJBt. fr. 8, 41 (53) citiert werden, wo es heisst: qua tempestate ex
Pento vis piacium erumpU, — Ann. 12, 65 suspedare für suspi"
carit suspecium habere steht auch bei Aur. Vict. epit. 11, 11 ; 39,
7; Caes. 42, 9. — Ann. 12, 69 medio diei auch schon Liv. 37, 29,
2 (vgl. 26, 45, 8: medium ferme diei erat; und 27, 48, 17: et iam
diei medium erat)\ s. auch Heraus zu Tac. bist. 1, 62. — Ann. 13,
1 ^irritare n veranlassen", in dieser Verbindung dir. €«ß". Aber ir-
ritare bellum hat schon Sali. bist. fr. 1, 16, irr. pugnam Liv. 28, 33,
6, irr. scditionem Liv. 6, 16, 7, irr. necem Vell. 2, 66, 3 ; auch ist
die Uübersotzung ,, veranlassen'* nicht erschöpfend, es ist = gewalt-
sam herbeiführen". — Ann. 13, 6 ^expericntia . . . fehlt in clas-
Bischor Pro.sa". Das Wort steht schon bei Vell. 2, 57, 1; 2, 114, 1.
Cels. prooom. p. 5, 18; p. G, 29 u. p. 8, 25 ed. Daremb. Sen. ep. 68,
10 (12); nat. quaest. 5, 18, 12 (14), und ist daher für den Gebrauch
gar nicht zu verwerfen, auch von den grössten Latinisten (z. 6. von
Murotus) oft angewendet worden. An unserer Stelle konnte übrigens
w
'A, Dräger. Die Annalen 4eä Tacitua, an?, v E. Oeorgta,
%i9
Cic. de amic. % 6 verglichen werden, «o mulfnrum reram usum
habfre. — Ann. 13, 9 mnaste in alios ainsulca egressa erklärt wer-
den. Es i»t ^ . (oll rnDuliigi seil) liiiiausfiiUeii , hbaiiareicheu". —
Ann. 13, 10 ,r.r{uestrr als SubstautiVI Nicht nothwendigl Ueber-
setie: .dem Bitteratand atigehörig." — Ann. 13, 14 „interrogare
10. Qanetiv /icCMtK'arww repetuniiarum" hat aoch Amm. 22, 6, 1 —
Ann. 13, 15 volulare semm anch 4, 12 aach Virgil." Aber volutare
sccutn hat schon Liv. 30. 14, 3. scctim animo. 40, 8. 5. Vgl. flbh.
Drak. tu Liv. 2, 49, 5 (üher rol. ammo a. in atiiiNo). — Ann. 13. 19
impeilere mit InflniUv steht auch hist 3, 4, a. dazu Heraus. —
Ann. 13, 21 attesus ist = .zerrättet", s. Heraus zu Tao, bist. 1, 4,
^ Ann. 13, 23 covsfnlire mit ul hat schon Caes, b, c. 2, 20, 2. Die
Erkl&rang Mommsea's von sectio dürfte denn doch nicht so ganz
zweifellos sei». — Ann. 13, 31 „propugtmre mit Accnsativ ....
erst im silbernen Latein." Aber s. Clitud. Quadrig. bei Gell. 9. 11. S
(= Hist. Hom. rell. ed. Peter, vol. 1. p. 312, 10) opera alilis propu-
pnalHS. — Ann. 13, 35 transmovfre steht übtr. (wie bei TerentiusJ
auch Tertnll. adv. Talent. 3 (tem. 2. p. 385 ed. Dehler) : a dotnesUw
principalu ad incognitum trnnsmovere \deum). — Ann. Ir), 36
war für domr ver adolcsceret die Uebersetzung anzugeben. Es ist
^ flbie der volle Frühling einträte.-' — Ann. 13. 42 war subita
fflicilas durch .niflckspih ^= Emporkömtnüag' zu übersetzen ans
Nägelsb. Stil. §. 14 (p. 47. Aufl. 4,). — Ann. 13. 49 vulgaUssirnua
steht nicht bloss bei Seeton, sondern auch bei Plin. nat. hist, 15,
30(39), 130; 24. 19 (118), I7ö; 37, 12 (74), 194. Gels. 4. 5
(12). p. 136. 27 ed Daremb, Quint. 2, 4, 28. Val. Max. 3, 6, 3. —
Ann. 14, 1. Auch Cues. b. 0. 1, 53, 7 ist incolumis sicher^ „noch
am Leben.' — Ann. 14, 10 ^facies von der äusseren Gestalt der
DingD . . . zuerst bei Vii-gil." Die Ledca führen schon facies terra»
aus Varr. r. r. 1. 9, 3 an; ausserdem Sali. Jug. 78, 3 fadrs Inet)'
rwnt (wie Tacitua an dieser ßtellej ; u. Sali. Jug. 46, 5 fades belli.
— Ann. 14, 12; ^gravarr ^ verflchlimmem, ist in Prosa an. «ig, "
Doch e. Gurt, 3, 12 (30), 7 iram doloremquf (wo freilich gewöhnl.
renovaret gelesen wird; doch s. MOtzell z. St.,i, Apul. dogm. Plat. 2,
\9 nitia pravata ; met. 6, 11 pelutanli luxitrie rulnus. —Ann. 14,13
eiposeere mit Infinitiv steht auch Virg. Aen, 9, 194. — Ann. 14, 15
„mcrrJeremitdemAccusfttiv desOrteekommt sonst nicht vor," Dochs.
Justin. 34,31(woÄegy|ttumzu8npplieren) n. Apal. met. 8, 28 extr. —
Ann. 14 , 18 „der Acc. c. Infln. bei aecusnre iat äir. uq." Steht anch
Justin, 39, 3, 6. — Ann. 14, 25 „maris rubri statt rubri maris ,
wie sonst immer gestellt wird." Aber nutre rubrum steht auch Liv.
36, 17, 15. Son. ben. 7, 2, 5. Eutr. 8, 3 Hieron. in Jesai 12, 43. v.
IG n. 19 (vol. 4. p- 447 ed. Migne). Caasiod. expos. in psalt, 1
(p. 2, b. ed. Garet). Itin. Alex. 33 in. ed. Voickm. (32 ed. Rom.); viele
Stellen fOr mar« rvhrum gibt mein Handwörterbuch (Aufl. 6) unter
ruber no. 11, A. — Ann. 14, 29 .der Oobranch von quin statt -
minm, abb&ngig von (non) prohihert ist an. dq." Aber ao
66 •
810 A. Dräger, Die Annalen des Taeltas, aag. v. S. Ghorgu.
Plant. Amph. 4, 3, 17 (1051) sq.; Carc. 1, 1, 33 sq.; merc. 5, 4,
61 ri021) sq. LlT. 26, 40, 4. — Ebenf. Ann. 14, 29 ^coneerUOor
ist an. €i|^. im Latein.^ Es mnsste heissen ^eoncertaior =r aem««tef
nnr hier^ ; denn = „Mitkftmpfer , Mitstreiter*^ (im ethischen Sinne)
steht es Augustin. serm. 297, 6. Cassiod. hist. eccL 1, 14. — Ann.
14, *d0pave8cere mit Accusativ (bellum) steht schon ann. 1, 4 (welche
Stelle die Lexica allein aus Tacitus angeben). — Ann. 14, 32 „die
Form Tamesa steht nur hier^ ; aber Tafurjoa haben auch Dio Ciuss.
11, 3. Ptol. 2, 3, 6. — Ann. 14, 33 nsegnis mit dem Genetiv nnr
hier u. 16, 14''. Steht auch Claud. in Eutr. 1, 275 (segnes aperum
urgere puellas), — Ann. 14, 34 „exstdtabant etwsk siAttvolitabani,.
sonst in diesem Sinne nicht gebräuchlich''. Aber s. Virg. Aen. 11, 648
und 666. Sil. lt. 1, 215; 15, 540. — Ann« 14, 37 ^suggredi ist
vox Tacitea'', Das Wort steht schon Sali. hist. fr. 4, 67 (68) 9tolide
castra subgreasus, — Ann. 14 41 ,,emptitare bei Tac. ajt. elg , fin-
det sich nur noch bei Columella und dem jflngeren Plinius^. Es steht
emptüare oder redemptitare schon Cato oratt. fr. 72 ed. Jordan, (aas
Fest. p. 286 M.) ; unsicher bei Plaut. Casin. 2, 5, 39 (s. 0. Müller
zu Paul. Diac. ex Fext. p. 366, 14. — Ann. 14, 44 „animam sn-
mere ■= sich entschliessen, auch hist. 1, 27; sonst nngebr&nchlich* ;
aber animum s\Mnere ^-=- Muth fassen '^ auch Ovid. fast. 1, 147. —
Ann. 14, 49 liest Herr Dr. exceptis; cod. M. hat exepUs, woraus
Andere (auch Nipperdey) exemptis gemacht haben. Ich halte exeepHs
fflr richtiger, da excipere =. ,, ausnehmen *" schon Cic. Pison. 84, 94
und Quint. 4, 2, 74 sich findet. — Ann. 14, 51 für meatus war xn
Tergleichen meatus spiriutus, Quint. 7, 10, 10, animae, Plin. ep. 6,
16, 13. — Ann. 14, 52 y,ut = seit ist bei Tac. ait, iiQ», mit dem
Präsens auch bei Ovid. nnd dem Tragiker Seneca .... doch ist die
Partikel in diesen Sinne selten^. Mit dem Präsens steht die Partikel
schon Cic. rep. 1, 37, 58 (videsne igitur minus qiuidringeniorum
annorum esse hanc urbem, tä sine regibus Sit?); und selten ist sie
in diesem Sinne auch nicht ; s. Fr. Braune de particula ÜT simplici
etcopulata. P. I. (üpsal. 1866) p. 71 sq. — Ann. 14,55 „expedire
=^ exponere in Prosa nur noch Sali. Jug. 5, 3^. NeinI es steht auch
Liy.34, 61, 11 (nee causam adventtis satis expediebai) nnd (wech-
selnd, mit explicare und exponere) Cic. ad Brut. 1,1. — 5, 1. Ann. 14,
62 zufato obiitfüge hinzu faio cedersy Li?, 26. 13,17. — Ann. 14,63
eximere (deutsch „entrücken", Bec.) hat auch Liv. 8, 35, 4 (noxae);
dann „labebatur vom Herabströmen des Blntes ist dir, €i^^. Aber labi
heisst nicht ^yStrömen*" sondern „rinnen^ , wozu auch tardius besser
passt. Vgl. auch labens oleum, Ovid. trist 3, 12, 21, nnd perque ge*
nas lacrimae strictum labuntur in ensem^ Ovid. her. 7, 185. — Ann.
15,2 „die unclassische Phrase infUias ire häufig bei den Komikern,
selten in der Prosa seit Livius, ist bei Tac. an. elQ-'' Aber die Phrase
steht auch Nep. Epam. 10, 4, nnd ist ganz gut ; nnr konnte bemerkt
werden, dass in Prosa gew. non infUias eo, nemo it infUiaa , nee eo
infitias quin (Prontin. aqn. 72) steht. — Ann. 15, 9
■:
Dräger, Di« Asnilen dM Ta«itQS, Bog. *. E. Georget
Entfaltung". Vielmehr „OBtansible Entfaltnng.u — Ann. 15. 14 ,d«
Qenetiv (bei dignus) ist an. e'ip." Neini sondern anch schon oben
3, 34 in. (diffnus tantae rei ceii&or'\. — Ann. 15 , 17 expostutare
Ht«ht anch ann. I. 2ä. — Ann. 15. 23 generare steht so auch Mela
3. 8, 30 ; dagegeo sagt Liv. 21 . 33. 4 genitus est. — Ann. 15.38
imperare falci. Rsc.) mit blossem Infinitiv bei Tacitn? öq. ei^."
NeinI es steht schon eoann. 2, 25. — Ann. 15, 31 incuriosiis mit dem
Oenetiv anch bist, 1. 49; 3, &6; Agr. 1, aiis!:erdem bei Plin.
«p. 8. 20, 1. Apul. met. 5, 17. — Ann. 15, 34 „ostentum in dieser
tropiachen Bedeutong öfz. eig. Doch a. Apul. met, 10, 17: verebar
ne... vehU mottstrutn ostentumque me eitntnctiium rolluriis opimum
pahulnm redderent. —Ann. 15, 37 za nares tmro et ebore distitictae
Tgl. Sen. ep. 76, 10 (13): «aWs, cujus tutela iSchntügottheit) ebore
naelata est, — Ann. 15, 40 „immensum als Substantiv bei Tac. ärr.
eiQ." Nein! dennhist. 5, 11 undOeim. 6 steht noch i« im-mensum. —
Ann. 16. 42 ist itludere m. Dat. — „mnth willig vergeuden". — Ann.
15 , 44. Ueber fiammandi a, Bernay'a, Oebar die Chronik des Snlpicins
Severns S. 54 fg. A, 72. der lesen will : eruribua adßxi et flamTHa
dtvexfiH uhi defeeisset dies in usum nonturni luniinis urerentur.
Ich halte die Coujectar för fiberflüssig und bleibe bei meiner Erklärung
im HandwBrtei'bnche: .ßammnndi, zum Anzünden Murcb um sie ge-
hfcnfte Stoffe) hergerichtet. " — Ann, 15. 53 .obsfringfremi dem
Datr? der Sache ist an. e/p." Steht aber anch Lact. 3, 18. 6 {eidem
sceteri obstridus est.) — Ann. 15 . 64 „stagnum ist hier eine groase
Badewanne, an. eip." Es ist ein aasgemauevtes .Bassin" zum Baden
(wie tacits bei Liv. 39. 44. 5 anch ^: Bassin); vgl. Marquardt BOm,
Priv&talterth. Bd. 1. 8. 293. — Ann. 15, 66 ..praepaedire . unter-
dröcken". Vielmehr ist i-erba prnepedire zua =, stottern," — Ann.
15. 67. „Der Infinitiv bei merffe färTac. an.tiq." werere steht anch
Tac Germ. 28 mit Nomin. nnd Inflnitiv esse. Quint. 10. 1 , 72 mit
Nomin n. Infinitiv Passiv ireiii , Tac, ann. 2, 37 steht es mit «f.—
Ann. 15, 70 „exirema. Extremitäten, an. eip"- Schon Geis. 7, 29.
p. 317, 17 ed. Daremb. imw rrnler et eTtrnnii corpori»). — Ann.
15, 73 yilacfrare in dieser tropischen Bedeutung ist bei Tac. an.
stQ," Es steht ao auch ann. J, 42. — Ann, 16. 5 fathrere steht
anch bist, 3, 10 (rlnni-r falinrerel feililio). — Ann, 16. 10 „nudui
= unbewaffnet," schon Ciaud. Quadrig. bei Gell. 9. 13, 7 (— Hist.
Boro. rell. ed. Petor I. p, 208. 4). — Ann, 16. 13 ,i>rnfrr.nirii mit
dem Aocasativ findet sich erst seit Livius." Doch s. Sali. .lug. 71. 5:
diät quae ipne pnrananet fnrrre perfidia dientis sui pr<if»'PM/.t. —
Ann. 16, 17 inhtare [m. Dat.] st«ht auch ann, 4, 12 n. Sen. ep. 72 .
9 (7) omnia, quibHii rolgus inhiat, uUro eilroque fluitnt ; bei Plautua
steht es immer mit Accusiitiv. s. Lorenz zu mil, 707 , wie anch bei
Oaeoil, com. 147. — Ann. 16. 18 „approbnre alct alqd . . . eine
nachcla«Biscbe Constmction." Hr. Dr. erklärt Agr.5. A. 2 richtig:
.approbftre bedeutet efficere, w( nlfd proftf^fur** claasisch stehtda-
für prcbare aicijalqti, Cic. Verr. 4, 38, 82. — Ann. 16, 3'
A. Dmmr, üi» ^i— im das T
^^t^rr^^are mix iem G«ii0Crr . . . firälmr mit
fB0chickt anflt^edrttdkt! leh kaime nur VarbiiidiiiiSBL
repetumdariHm V^<»iL 2. 13. 2. lefAm mmMm äalL Cas. lät ±:
akxr xn^rr, r^i^cfiMMl»^. amMü hat vidier kein LaSBiiMr 0
Ann. I ^^ '2!2 ^/^wratmn issuc oarurfs^fM isc
B^mhardy M^miuhr. d^r rönLLin. 9 52. A.210. ä. M3 i Aod. 2)
itfiet r^uratiHA legi aefar i^t dnrdi .^iwücfaeiidai It
^i der Revision di» Dniclibogras tng» ick noch nacfai
If ^d ^M^^M^ aifinM nach Lit. 6« 11 mimnu mmmm. Abar
SalL bific fr .S, 13 lOj M^<fiM rid^Mi a^^w aataM. — Ana. X U
^rädere statt eradere aar hier and bai Diehura**. Sem! aock Aje.
Viet, Caas, 11, 8; 17, 10: epit. 11, 13. - Ann. II« 11
ist in, u^,"* Ek 9t4(ht aoch Aai^oatin. de eateehiz. mdd. § 16.
bei Aaipistin. ep. 74, 2 (Ggatz. faut4yr), Talg. prov. 24^ 9 a. &
Hr, Dr. wird, wenn er vorstehende Beoterkmigen Kest. sAk
entannen aber die groeae Meng^ des Falsdm , waa er der letmeoäm
Jo^end för echte Mfinxe geboten hat: er and Andera BdgaB künftig
weniger leichteinoig ein Gebiet betreten, aof welchan sie nickt m
Haaae sind, Selbet groeee Philologen haben sieh freilick sdwn mam
gleichen 8Ande tcholdig gemacht. Laehmann ngt JQmb. Xbl S.
f. 4ihrg, 3, S. 611 «Der Sing. dra4»n steht wol aar in dan Wdrtv-
bfflchem-'. Er steht aber Gregor. M. ep. 3, 34. Madrid lühiipTw
(Emendatt, Lir, p. 329) argenium komme in -der daaa. Pkeaa fir
^Geld' Abb. nicht vor; aber s. Cic, top. 3, 13. SalL bist. fr. 2, 72
(94). Caes b. 0. 7, 47, 5 Lir. 27, 6, 19 n. 6. a.; dera. küt ^abente.
p« 139) ludio = ludius f&r nnlateinisch ; aber das Wort stakt sickv
ApnL flor. 4. no. 18 (p. 28, 9 ed. Kmeg.)n. Gloss. Labk. W^lfflia
(Antiocbns ran Sjrakns nnd Ck>elins Antipater S. 89) Teraickfft
dreist ^at;an/er finde sich aosser bei Lir. 21, 24, 5 in den codd. MC
bei keinem lateinischen Autor wieder. Aber gratamUr stekt Caasiod.
?ar. 4, 5 and ingravanier hat Gregor M. epist. 2, 2; 2, 59. indict
11 ; 5,'87: 8, 3. Enagrii consalt. Zacch. et Apollon. 1, 18. — Kiese-
ling (Anecd. BasiL p. 20, not. 2) meint plumariu9 besaiehne aar
den „Verfertiger der Brokatgewänder"*, and will daher festes p?«-
maf%€^ in vesteit plumaiae ändern. Mit Unrecht! Schon in meinem
Handwörterbacfae (Aafl. 6) f&hre ich ftkr plumapius als Acyeeüv as
Hieron. ep. 29, 6 a. Adelh. de laad. yirg. 15 (ars). Volg. ezod. 26,
1 (opiM). Daza ftige noch Valg. ezod. 39, 28 (ars). Prosper. cbron.
ad a. 842 (ar$). Caesar. Arel. reg. ad virg. 42 (sabstv., plumaria d
aoupidtura).
Gotha. Karl Ernst Georges.
r
f Erecheinungen der arihaeolog. Lit^rstur. 8SS
ITebereicbt neuer ErscheinungeD der archaeologi-
sohen Litteratur.
(Fortsetzung ?oo 1872, Heft XI . S. 837 fF.)
tndem diese Uebersicbt abermals um ein Jahr and In derGelben
Absicht weitergeführt wird, in der sie zuerst unternommen wurde,
nämlich in Gymnaaalkreisen aar Theilnahme an Stadien anf dem Ge-
biete der clasdiscben Archaeologie sofzafordoni, verlsn^eu mancherlei
hierbei ermathigende Anzeichen eine freudige und dankbare Er-
w&boung: denn dann darf als Tbeil im Ganzen auch ein Einzelner
mit seinen Worten zu eiaem Erfolge etwas mitzuwirken viel leichter
hoffen, wenn an einer fortschreitenden Gesammtont Wickelung der
ArobH«ologie im Umkreise der humanistische Bildung pflegenden
IiSnder auch Oesterreich eich bereits lebhaft mitbethelligt zeigt, und
wenn gerade den Kreisen, für welche diese Blatter zu allernächst be-
stimmt sind, es immer deutlicher za macken ist, wie geraile sie Tor
Allem bemfeu sind lebendige Kräfte zu einer solchen Mitbethoiligong
ans sich hervorgehen zn lassen.
DussdieajchaeologischeArbeitiimßanzeninlebliaftemFortschrei-
ten begriffen, es scIioQ an lind för sich zumal den Philologen wünschens-
werth macht ihr zu folgen oder in sie einzugreifen, wird zur Genfige
ans dem diessjäbrigen hier folgenden Littoraturberichte hervorgehen.
In ihm spricht sich aber alte Gunst und neue Fiürderung dieser Sta-
dien speciell in Oesterreich gleich in zwei umfangreichen Werken
ans, deren eines von der alten Pflegestätte der Archaeologie , dem
kafs. Hänz- und Antikenkabinet, deren anderes von derjenigen Uni-
versität ausgeht, der zu allerjüngat eine besondere Vertretung der
Archaeologie gegönnt wurde und an weicher daher auch, als Hilfs-
mittel fQr die Vorlesungen unerlässlich, eine Sammlung von Gipsab-
gfissen in diesem Jahre eröffnet wurde. Zwar noch nicht litterarisch
abgeschlossen, aber doch schon gesichert sind ferner Ergebnisse von
Untersuchungen . durch deren Anordnung dasCultusministerium es der
Archaeologie in Oesterreich möglich macht, in gi'össorem Masstabe
sich an der Ausbeulong bisher verschlossener Quellen in gleicher
fieihe mit den in solchen ForechUngen vorangegangenen Nationen zu
hetbeiligen. Suwol von Wien als von Prag aus geschahen in dieser
Richtung nicht erfolglose Schritte, durch Ausgrabungen in deii Bni-
nen der Hciligtfanmer aufäamothrake, durch die ebensowol arcbaeelo-
gische wie epigraphische neueste Recognoscierung Siebenbürgens
nnd seiner NachbargoMete. Ferner darf in diesem Zusammenhange
erwähnt werden, daw die kais. Akademie der Wissenschaften eine der
noch nngelOsten archaeolbgi sehen Aufgaben, welchedie Krufto eines Kin-
zelnen flbersteigen würden, in die Hand geuommen hat, indem sie die
t^ammtung, Ilearbeitung und Heransgabe säuimtlicher giiechischer
Grabreliefs beschloseen und bereits kräftig in Angriff genonur
834 A. Conie, Uebersiehi neuer Encheiniiiigen der Tchaeolof: LitUntar.
hat. Wenn endlich dnrch die kürzlich erfolgte Neaorganisatioii der
Centralcommission für Erforschang und Echaltnng der Ennsi- und
historischen Denkmale besonders ausdrücklich auf die Wichtigkeit
und den grossen umfang der Aufgaben hingewiesen wurde, die in
der Fürsorge fOr die Denkmale der Vorzeit, darunter auch die altbe*
deutenden der Römerzeit, gerade in Oesterreich gestellt aind, so
können hier ganz besonders die grösseren Erfolge nur dann erreicht
weiden, wenn die Lehramtscandidaten für die Gymnasien die auf der
Universität jetzt mehr und mehr gebotene Gelegenheit sn archaeolo*
gischen und, was hierfür fast noch wichtiger ist, zu epigraphiachea
Studien benutzen. Sie werden damit erst die wünschenswerthe Mög-
lichkeit bieten mit dem Gjmnasiallehramte die Stellen der Gonser^
vatoren speciell der römischen Alterthümer zu verbinden, wie bereits
in diesem Jahre an einem der wichtigsten Römerorte Oesterreich*«
die Fürsorge für die Monumente und neuen Funde, so wie das Direc-
torat des Localmuseums der Alterthümer, mit bestem Erfolge in die
Hände eines Gjmnasialprofessors übergegangen ist.
unter den periodischen Publicationen, mit denen unsere Ueber-
sieht zu beginnen pflegt, sind mit gewohnter Regelmässigkeit und in
gewohnter Reichhaltigkeit erschienen die:
(l.)Annali dell* instituto di corrispondenza archeo-
logica. Vol.XLIY Roma. 1872. Monumenti inediti pubbli-
cati dal instituto di corr. arch. Vol. IX, tav. XXXVII—
XL VIII. Das monatlich erscheinende Bulle tt in o dell' inst, di
corr. arch. liegt fQr 1873 bereits vollständig vor. Ich verzeichne
die Aufsätze des Annalenbandes ihrem Hauptinhalt nach. Engelmann
combiniert ein auf beigegebener Tafel publiciertes Vasenbild des brit-
ischen Museums mit einem schon länger bekannten Vasenbilde des
Malers Python. Mit Verwerfung der bisher aufgestellten Erklärung
dieses letzteren Bildes findet Engelmann aus dessen Darstellung sich
vielmehr ergebend den (bedanken an eine Scene, in der Amphitryon,
welcher, aus dem Kriege zurückgekehrt, dem Besuche eines Anderen
bei seiner Gemahlin auf die Spur gekommen ist, sie zur Strafe dafttr
auf einem Scheiterhaufen verbrennen will, als auf das Hilfegebet der
Alkmene Zeus unter blitzendem Unwetter mit Regengüssen die Flam-
men löscht. Die Vermuthung, dass ein solcher Vorgang der Alkmene
desEuripides entnommen sei, die Herodotelsche Schilderung vom Ver-
löschen des Scheiterhaufens des Eroisos wiederum zur Einführung
einer solchen Scene in jenes Drama den Anlass gegeben hätte, dass
endlich das neu publicierte Vasenbild des brittischen Museums eine
etwas entstellende Abkürzung derselben von Python ausführlicher
gegebenen Darstellung sei, Alles das ist in besonnenster Weise zur
Prüfung hingestellt und wird, falls es, wie ich geneigt bin anzuneh-
men, diese Prüfung besteht, einen nicht gleichgiltigen Punct unserer
Kenntniss von Dichtkunst undBildnerei zugleich aufhellen, — H.Jor-
dan liefert eine Foi-tsetzuug früherer eigener Untersuchungen über
die Darstellung des Genius und zwar besonders des Genius des Baue*
A, Coiw«, ü«berriebt nsoer Eneb«iaang*D der arcbMolog. Littentoi. S35
berrn, von der eigen tbOmt ich lehrreiche Beispiele neuerlich in pom-
pejaDiGcbeD Wandmalemen zuin Vorschein gekommen Eiod. Ebenso
ist es eiQ nea entdeuktsE pompejani^chen WaDilgemälde, welches die
sonst voraagsweise ausEerhalb Italiens in römischen Bildwerken *or-
bomnende wahrscheinlich von Gailiea aus erst der rnmischeo My-
thologie zugefQhrte und auf italienischen Boden verpflanzte Gottio
Bpona teigt, an das sich Jordan's Dnter!«achaageD Ober diese Qestalt
anknüpfen. Ich kaim eine Fruge za der Exegese dor Bilder nicht
nnterdrQcken : ist anf Tav. B rechts im SchifTe wirklich der Genius
n erkennen? ich kann nur Fortuna sehen. — Engelmann bespricht
«CS in Civita Lsvinia gefundene, jetzt in der Rotunde das Vaticans
anfgeatellte Statue des Kaisers Clandius. Wenn sie, wie Engelmann
fär irahrBcheinlich hält, fher zu seinen Lebzeiten, als später, errich-
tet sein wird, so sind die im Marmor angegebenen Augensterne als
gegen einen naoieutlicb von Stephani aufgestellton Canon sprechend
oder ihm »enig^tens modificierend bemerkeiiswerth. — Henzen er-
läutert uinon etwa dem 1. Jahrhundert nach u. Z. angehßrigen Grab-
stein aus dem alteu Suasa in der heutigen Pruvinz Ancona. Er ge-
bärt der Inschrift nach zu dem Grabe eines sevir Sex. Titiaa Primns.
seiner Cuncubine Lucania, der tVei gelassenen Titia Chreste und der
kleinen Chloe (delicium). Deber der Inschrift sind die Portraits dieser
Personen, unten auf den Stand der Verstorbenen bezügliche, seitwärts
noch andere Bildwerke angebracht, für welche merkwürdige Parallelen
auch auf Steiermark JEC heu Grabsteinen vorhanilen sind. Bei der in Vor-
bereitung begriffenen Fortsetzung der römischen Bildwerke einheimi-
schen Fundortes in Oesteireich werde ich hierauf zurflckkommeu
mfissen. — Trendelenburg hat unter den Zeichnungen aus dem Be-
sitze des Pulviufl üreinns, welche jetzt in der Vaticana sich befinden,
diejenigen einer eingehendsten und nun in ibreii Ergebnissen Jordan's
frQhere Arbeit ergänzenden Untersuchung unterworfen, welche den be-
kannten im capitolinisghen Museum bewahrten Stadtplan Bom's dar-
stellen. Diese Zeichnungen sind fhr diejenigen Oiigiualstücke des Pla-
nes, welche bereits im lt>. Jahrhundei't verloren gingen , unsere ein.
zige Qaelle. Jordan hat bereits festgestellt, dass die Gopten, durch
welche im capitolinischun Mn^euni diese verlornen Originalstacke er-
setzt sind, nicht einmal nach den vaticanischen Zeichnungen des ür-
sinuB, sondern nach BuHoris Fublication angefertigt wurden, in der
sie nur in der Anordnung theilwaise und zwar nicht znm Schlechten
etwoB abweichen. Trendelenbui-g beschreibt die Zeichnungen selbst
genaoer und legt dar, dass sie für Falvius Ursinus, doch nur als
eine Auswahl ans den damals vorhandenen Origiualfragmenten ge-
macht seien, dass von den Fragmenten dann eine Anzahl verli>ren
gieng, ehe noch Bellori seine Edition in der Ichnngraphia veteris
Bomae machte, Bellori von den verlorenen also nur die, die er unter
den Zeichnungen des Ursinus fand, nai:h diesen geben konnte, da»
aber irieder einzelne binzafiigte, die nicht fdr Un>tuus gezeichnet,
wohl aber lu Belloria Zeit noch vurhanden waren, mich dabei aber
8M Ä. Canset Uebertticbt neuer ErscheinangeD der archaeelog^. Lktefitiir.
wiederum nicht mit erschöpfender Vollständigkeit verfuhr. Da nun
endlich beim Einsetzen der Fragmente in die Wand des capitoiiniflehen
Museums noch einmal einzelne Stücke verloren giengen, so ist hier
die üeberlieferuug derartig bunt, dass ^nr gesicherten Benutzung des
Stadtplanes fElr die Topographie Bom's solche detaillierte Untersu-
chungen, wie die Jordan*s und nun auch Trendelenburg's unerlässlicb
waren. — Klfigmann bespricht einen nur allzulange unpublidert ge-
bliebenen, jetzt auf Tav. XXXVII der Monumenti gestochenen, gross-
artigen Amazonentoi-so im Palazzo Borghese zu Rom. ElQgmann sucht
die Stellung der Figur als einer von einem Gegner im Kampfe am
Arme fortgeschleiften , festzustellen, analysiert die Formen nament-
lich auch des Gesichtes, sucht darnach die Entstehungszeit zu bestim-
men und entscheidet sich dabei, wie schon Welcker, aber mit gerin-
gerer Begi'ündung, angenommen hatte, ffir die Zeit oder Schule des
Skopas. — Trendelenburg revidiert bei derPublication einer die Aben-
teuer des Perseus und der Andromeda darstellenden unteritalischen
Vasenmalerei die übrigen Darstellungen dieses in den Kunstwerken erst
ziemlich spät heiTortretenden Mythos. — Gustav Hirschfeld hat
durch genaue Beobachtung und Publication eines grossen in Athen
gemachten Vasenfundes eine von mir in den Sitzungsberichten der
kais. Akademie vom Jahre 1870 niedergelegte Untersuchung mit
neuen gesichei-ten Grundlagen versehen und sich dadurch , ich hoffe
nicht nur meinen, Dank verdient. Ich habe nicht gesäumt in einer
zweiten ebenfalls, wie die erste (2.) zur Geschichte der An-
fänge griechischerKunst betitelten und auch in den Sitzungs-
berichten der kais. Akademie (1873) gedruckten Abhandlung Hirsch-
feld*s Arbeit zu verwerthen. Hirachfeld stimmt mit mir darin flber-
ein, dass er mit dem Anslichttreten einer stilistisch ganz eigenthflm-
lich sich von den bisher als ältest angesehenen, orientalisierenden
Vasen unterscheidenden Glasse bemalter Thongefässe einen Einblick
sich eröffnen sieht in eine nunmehr allerälteste Periode griechischer
Kunstübung. Wenn es bisher zu einer rechtf befriedigenden Benen-
nung des diese Kunstubung beherrschenden Stiles nicht gekommen
ist, so trage ich hier zu meinen früheren Vorschlägen nach, diesen
Stil nach seiner iu der Technik der Weberei und getriebenen Metall-
arbeit liegenden Hauptquelle etwa den textil-empaestischen Stil la
nennen, um so wenig wie möglich dem jetzt noch kaum endgültig er-
reichbaren Urtheile über seine Ausdehnung nach Völkern und Ländern
vorzugreifen. Ich will damit nichts von meinen früheren Ausführungen
zurücknehmen, vielmehr eine grössere Ausdehnung derselben nur aus-
drücklicher offen halten. Hirschfeld's Aufsätze sind sachkundige Be-
merkungen Graser's über die auf den neugefundenen athenischen
Vasen vorkommenden Bilder von Schiffen beigegeben. — Prachov
hat eine kunstgeschichtlich wichtige alterthümliche Statue im britti-
schen Museum herausgegeben, nachdem schon Brunn in den Sitzungs-
berichten der k. baier. Ak. der Wiss. philos.-hist Gl. 1872, 8. 529 ft
dieselbe ausführlich analysiert und noch früher ich selbst in 0er-
ll^lMraicIit uenvt Erschainuiigeii der aTchneülog. Litteratur. (187
hard's archaeologiBcbom ADzeiger 1864, S. 164* sie kurz zu ubarak-
terisieren gebucht hatten. — Prachov hat feroer ein viedenim slili-
stJBch recht bemerkenswerthes. iazwischeu nnu auch vcd FrOhnur edir-
tee Grabrelief einer gewissen Phiüs, Tochter «inea Kleomedes, welches
Hiller auf Thasos fand und in den Louvre brachte, reröffeatlicht.
Nor darin kann ich sieht zustimmen, daEB die Rolle im Kästchen
eine Schriftrolle, Philis alwo als heeonders geistig gebildet, viel-
leicht eine Dichterin, bez«ic1inet sei. F.s ist kern Grund hier etwas
aaderw als einen Toilettegegenatand zu sehen. — Hir selbst hatte
das Inatitat ein Ohiuainer Vasengemälde cur Besprechung (Ibei'gehen,
mit Swnen ans der Odyssee dabei namentlich merkwürdig neben
Penelupe ihr Webstuhl. Was ich bei Erläuterung dieses Web-
stohlea nicht evschOpft oder theilwi-ise nicht ganz richtig beban-
delt habe, verspricht Ahrens iu einer Arbeit fiber antike Wehorei,
mit der et beschäftigt ist, za ergänzen und zn vorbesserD. Der
Webstnlü braj-.ht« mich auf eine onieute Besprechung der kuni-
schen oder pyramidalen Thongerätbe, die in sn grosser Zahl in
den griechischen und römischen Ländern gefunden worden, und ich
glaubte, die Annahme, dass sie als Wehegewichte dienten, durch
das Vaaenbild und auch nach anderer Erwägnng entsohieden unter-
stützen zu mQsseQ. Dabei wurden verwandte PundstQcke aas SQd-
tirol zur Mittheilung gebracht. Endlich führte mich eine Bevielon
der übrigen Scenen aus der Bilckkehrgeschichte des Odyssens in an-
tiken Bildverkeu. deren Reihe die Chiusiner Vase bereichert, auch
auf einen Cameo der kais. Sammlung in Wien (Sacken und Kenner
Kat. S. 416, n- 37), dessen bisherige Deutungen nicht besteben
können, Ober dessen Ursprung der Zeit nach ich aber ebenfalls zu
sorgf&ttigEter Prüfung glaubte auffordern zu mGssen. — ßoulez atellte
sich die Echwierige Aufgabe der Erläuterungen eines Oandelabers aus
Chiusi. auf dem oben eine geflügelt« und in der linken Hand ein Kind
haltende Athono angebracht ist. — Kekul^ erklärt ein Vasenbild
dea Hieron, welches die Anssendung des Triptolomoe daretellt, In
ihm namentlich merkwürdig die durch beigegebene Inschrift benannte
Figur der Eleusis. — Lignana hält In ausfährlicher Besprechung eine
angeblich in Paostum gefundene äilherschale mit aegyptischen Dar-
stellungen für phönizische Arbeit. — Uichaeüa unterwirft bei Gele-
genheit der Puhlication einer zertrümmert bei den Ausgrabungen fon
Primaporta gefundenen Mannorvase mit Relief, in welchem schon Brunn
die Baserei des Lykurgos erkannte, die sämmtlichen Darstellungen
desselben mythischen Vorganges einer erneuten Prüfung. — Oamar-
rini berichtet über die Ausgrabung einer alten Begräbnissatitte bei
Arezzo. - Matz stellt die Bedeutung einer b^-malten TrinkschaJe
ans Capua, einer Arbeit voll höchster Originalität und ühermüthiger
Komik des bekannten Vasenmalers Brygns, in's Licht und wendet
sich hierbei gegen einzelne Aufstellungen in Brunn's, von uns im
vorigen Jahrgänge dieser Zeitschrift (S. 830 f.) auch nicht ohne Be-
denken aufgenommenen „Problemen in der Geschichte der Vasenma
8S8 A. Canu, üebanifibt wwr Enebeumag«! der MühMokg. Litimtui.
lera". In ähnlicher Weise hat kflrzlich aach IGchaelis bei d«r Pa-
blicaüon einer Trinkschale des Vasenmalers Doris (archaeol. Zeüimg
1878, 8. 1 ff.) polemisiert nnd ebenso nberzengend, wie Matz. Die
Erkl&mng der dargestellten Scenen bildet grosse Schwierigkeiten;
Satyrn spielen in den beiden Anssenbildem eine Hauptrolle, greifen
das einemal die hurtig in geflflgeltem Laufe enteilende Iris am Al-
täre und in Gegenwart des Dionysos gewalth&tig an, werden im Gegen-
bilde Ton Herakles mit Waffengewalt, von Hermes mit gfltlichem
Zuspruchs Ton einem Angriffe auf Hera zurückgebracht. Im Anscbhisee
an Heibig verweist Matz fftr die erstere der beiden Scenen auf den
ziemlich verwandten Vorgang in Aristophanes Vögeln (1196 ff.),
glaubt aber die eigentliche Quelle in einem Satyrdrama suchen zu
müssen. Die Bedeutung einer solchen Vasenmalerei auch för die
Litteraturgeschichte ist schon hiemach unverkennbar. — Brizio be-
schliesst den Annalenband mit einem Aufsätze aber die auf zwei
Monumententafeln und einer kleineren photographisch publicirten,
schon um ihren Fundorts am Forum Bomanum, dann um der Ansehn-
lichkeit des Monumentes willen, zu dem sie gehörten, endlich nm des
für die Kenntniss des öffentlichen Lebens in Bom, wie für die Topo-
graphie des Foimms Aufschluss versprechenden bildlichen Inhaltes
willen hochbedeutsamen, im September 1872 unweit der Phokas-
s&ule, aber nicht mehr an ihrem ursprflnglichen Platze ansgegrabenen
Beliefs. Brizio erkennt unter Beirath Bosa's die auf den beiden
Hanptreliefs im Hintergrunde dargestellten Baulichkeiten als eine
Auswahl der das nachdomitianische Forum umgebenden (^ebftnde:
einen Jan US nördlich in ingressu fori, das senaculum, die
basilica Aemilia, basilica Julia, Satums- nnd Concordia-
tempel. Auf beiden Beliefs wiederholt sich ein Feigenbaum, die
ficus ruminalis, und davor auf einem Postamente die Statue eines
Silens mit einem Schlauche, der bekannte Marsyas, einerseits, ander-
seits ein Snggestas mit Schiffsschnäbeln, die r ostra. Die beiden Vor-
gänge, welche so jedenfallB, sollte sich auch in Bezug auf die einzelnen
Gebäude streiten lassen, als auf dem Forum spielend deutlich bezeich-
net sind, verlegt Brizio unter die Begierung Hadrian's und sieht auf
dem einen Belief den Kaiser, der dem Volke eine Spende verkündet,
auf dem anderen einen Act kaiserlicher Liberalität, welcher in der im
Belief allerdings kaum zu verkennenden Verbrennung der Schuldver>
Schreibungen seinen Höhepunct erreicht. Dazu kommen als Neben-
darstellung die drei Opferthiere der Suovetaurilia. Auf dem
einen Belief, welches die Verkündigung der Spende darstellt, bietet
eine mit dargestellte statuarische Gruppe, offenbar der thronende
Kaiser, vor dem eine ein Kind darreichende Frau steht, eine auffal-
lende üebereinstimmung mit dem die Alim[enta] Ital[iae] ver-
herrlichenden Bevers von Münzen Trajan*s und dieses, auch von
Brizio bemerkt, ist, directer als von ihm und gewiss richtig, von Ben-
zen in einem Anftatze über dieselben Beliefs im buHettino delP inet.
1872, 8. 274 ff. zur Zeitbestimmong nnd Brkl&mng der Bitteft
A. Omtt. üelwriiflht nensr Ergeh ei nun gen riet «rohaflolöi?. Litterstor. 98ffl
DQtit, indem er diesplben als Reste Mnts Denkmalea aas der ersten
Begieriings2eit Trajan's, ein monumentales Gegenbild des Panefryri-
cus des jüngeren Plinius, ansieht, ohne darum in der Benennung der
darges teilten zwei Hauptvoi gAuge erheblich von Brizio abzuweichen.
DerCompte-rendn delacommissionarch^ologiquede
St, Pötersbourg. welchen ich in der Uebersicht den Inatitutsschriften
anzureihen pllegte, ist seit dem Jahrgange für 1Ö69 leider noch nicht
weiter erschienen. Dafür liegt allerdings eine andere änsserst stattliche
Publication derselben Commission vor: (3.) Becueil d'antiqait^s
de UScythie, bis jetzt bis zur zweiten Lieferung (Petersburg 1873),
deren begleitender Atlas aber theilweise schon froher pablicirte Bild-
werke bringt. Auch nicht ganz neu entdeckte, aber mit ganz neuer
Anschanltchkeit vor Augen geführte StQcfce bringen zwei ebenfalls
in Petersburg erschienene und desshalb so wie wegen der Gleichartig-
keit in mancher Beziehung mit dem Compte-reniln hier t.\i erwähnende
Prachtwerke: (4.) Die Silbervase von Nikopol. photogr. n.
herausg von C. Bottger. mitTeit von L. Stephan i. Peters-
burg 1H73. (5.) Die Alterthnmer von Kertsch in der kais.
Eremitage, photogr, von C. Röttger, mit Teit von L. Ste-
phani. 1 Lieferung mit 8 Taf. Petersburg 1873,
Von periodischen Schriften liegt (6.) die Pariser Revue
arch^ologique bereits mit dem ganzen Jahrgange 1873 vor. Im-
mer ist es nur ein Theil der Aufsätze , welcher sich auf dem Gebiete
der classischen Archaeologie bewegt, darunter aber stets eine Anzahl
von Hitthcilungen Qber neue Entdeckungen, wie z. B. im Angusthofte
Qber die Ansgrabungen auf Delos, deren Resultate jedoch ihrer wahren
Bedentung nach anders zu fassen sein dflrften. Für die bei Gelegen-
heit des Hirschfeld scheu Aufsatzes über aiteatgriechische Vasen vor-
her knrz erwähnten Untersuchungen über die Anfänge der griechischen
und italischen Kunst ist ein Aufsatz von Bertrand im Junihefte über
sogenannte Bronzeeimer , wie sie n. A, auch im Hallstädter Funde ver-
treten sind, so wie ein anderer Aufsatz aus derselben Feder im December-
hefte bemerk euswerth. Die (7.) Berliner archaeologische Zei-
tung ist bis zum 3 Hefte des sechsten Bandes erschienen und von
ihrem reichen Inhalte darf hier wot ganz besonders die nenerlich in
das Berliner Museum Obej-gegaugene , von Michaelis erschöpfend er-
läuterte Schale erwähnt werden , auf welcher der Vasenmaler Dnris
Scenen des attischen 8 chnl Unterrichts ans der Zeit etwa des pelopon-
nesischen Krieges mit grosser Anschaulichkeit dargestellt bat. Das
(8.) Neapler Giornale degli scavi di Pompei ist bis zur 19.
Kammer vorgerückt. Ein Wandgemälde mit dem Palladinmranbe
(Odyssens, Diomedea. Helene, Aitbra, Alle inschriftlich bezeichnet.
vor ihren Angen die Priesterin Theano in lebhafter Aufregung von einer
dienenden Person unterstützt) ist von Sogliano gut erklSrt, Vom (9.)
Bnllettinn della commission« di antichitä e belle arti in
Sicilia ist zu Palermo in diesem Jahre das sechste Heft erschienen.
Bs enthält einen Aufsatz von Salines Ober die woiblichen Kopfe
SM A, Canee, Oebersicht neuer Erscheinungen der archaeolog. Litteratar^
den älteren Münzen von Syrakns, Aufsätze von Cavallari über alter-*
tbümliche Terracotten aus Megara Hyblaea und über die Skulpturen det
selinuntiscben Tempel, der letztere Aufsatz im Anschlüsse an Benn-
dorfs bald von uns zu erwähnendes Werk. Den Schluss macht ein
Bericht über die neuesten Ausgrabungs- und Restaurationsarbeiten an
verschiedenen sicilischen Orten. Das (10.) Bull et tino della com-
missione archeologica municipale, dessen erstes Heft wir im
vergangenen Jahre begrüssten, ist mit drei weitern Heften, das letzte
vom Mai- August 1873, erschienen. In Athen muss die (11.) ^Eq)rjfi€Ql$
aQXCtioloymr^ weiter erschienen sein. Mir liegt aber nur im Separat-
abdrucke aus ihr ein Aufsatz von Mylonas über einen auch in der
Revue archeologique publicirten Metallspiegel aus Korinth vor, des-
sen gravierte Zeichnung einen thronenden von einer weiblichen Figur
begleiteten Herrscher mit den Beischriften KoQivd^og und ^evTuig
darstellt, Korinth und seine Tochterstadt. Auch vom Bulletin de
r^cole fr an9ai8ed' Äthanes ist seit vergangenem Jahre Nichts
in meine Hände gekommen, wol aber die (12.) /7^a)^rlxa zfjs
iv li&^vaig aQxaioXoyLx^g ezatgiag von 1873. Sie berich-
ten namentlich über die sehr merkwürdigen Funde von Mauern,
durch welche die Gegend am alten Dipylon einer neuen Aufklärung
entgegenzugehen scheint. Topographisch wichtik^ ist der dort eben-
falls und zwar noch an seinem alten Platze stehend gefundene Grenz-
stein des Kerameikos. Die Fortsetzungen der Bonner (13.; Jahr-
bücher des Vereins von Alterthumsfreunden im Bhein-
1 an de und des Züricher (14.) Anzeigers für schweizerische
Alterthumskunde interessieren uns besonders, weil das in ihnen
gebrachte Material römischen Grenzländern, wie diejenigen, deren
Erforschung unsere nächstliegende Aufgabe auch in Oesterreich ist,
entnommen ist. In dieser Ai*t liegt uns auch Manches von französi-
schen Provinzialpublicationen , von deutschen die (15.) Annalen
des Vereines für nassauische Alterthumskunde und Ge-
schichtsforschung nahe, welche in diesem Jahre u. A. einen
auch separat erschienenen Aufsatz über römischen Schmelzschmuck von
A. V. Gehäusen brachten. Ich reihe hieran die Erwähnung der Arbeit
des für schweizerische Alterthumskunde sehr verdienten (16.) Ferd.
Keller, archaeologische Karte der Ostschweiz. Zürich,
1874. Noch mehr, als es bisher der Fall war, haben bei uns von
jetzt an auch die (17.) Mittheilungen der k. k Gentralcom-
mission für Erforschung und Erhaltung der Kunst- und
historischen Denkmale geradezu die Aufgabe, Aufsätze ans
diesem Gebiete zu bringen. Als Beleg dafür, dass es auch bisher
bereits gelegentlich geschah, führe ich aus dem Jahrgjinge 1873
Sackens Mittheilungen römischer Funde in Kärnten und zu Petronell
(Carnuntum) an. Die auf Seite 27 abgebildete Herme erschien mir
vor dem Originale männlich. Zum Schlüsse dieser periodischen
Publicationen begrüsse ich als, um nach dem ersttn Beginne hofTnnngB«
reich zu urtbeilen, sehr werthvoll die (18.) Monuments inädita
A. Conge. Uebersicht ncner Ereclieinungan der arcUaealog. I.ittpratur. 841
publica par laBaociiitiuii pour reitco.uragemeiit das litudes
grocques ea France. Eine neue Trinksciiale tou Eapbrouios bildet
den Iiihult des ersten Ueftee.
Von katalogisiereadeD Arbeiten liegt mir aus diesem Jahre riiii-
{19.} der Katalog der Wuerlitzer Antiken von Hosacus
(Dessau 1873) vor, ein daiikeuswerther erneuter Hinweis aaf eine
ihrer Art nach etwa den PjivatBaminlutigeii auf eagtisclien Landsitzen
zu Tergleichendo Sammlung, Sie ist von dem mit Winokelmann be-
frenndeten Herzog Franz von Auhalt zusauiuiengebracht, worüber
Husaeus n&here Auskunft giebt.
Von grßsaeren. nach und uaoli in der l'ublication fortschrei-
tenden Werken sind ausser den bereit» genannten Peteraliurgem
namentlich frauxüsi.sche aui^uf Uhren, von denen (2Ü.) Lebas-Wad-
dingtüus voyage archeologique in diesem Jahre meinem Wis-
sena allerdings keinen Fortschritt gemacht hat, (21.) Heuzey's und
Daumet's mission archeologique de Macedoiue hoffentlich
bald durrb ihren Abschlutis Anluss zum Berichte an dieser Stelle
geben wird; das Gleiche ist von (22.) FrOhnerG grosser Fubli-
cation der TrajanEsänle zu hoffen. Die (23.) Musees de France
desselben Autors sind bis zur 10. Lieferung fortgeschritten und
bieten eine mit sichtbarem Bestreben nach |iik;tntur Abwechselung
zusammengestellte Reihe der verschiedenartigsten antiken Knustwerke
anch in ebenso mannigfaltiger Technik zur Darstellung gebracht und
immer gelehrt und lehrreich bebiirochen. Koch luiuri^sor, dabei bis
jetzt ohne Teit und sogar ohne Numerirang der Tafeln, die aber
wenigstens eine erklärende Unterschrift tragen , ist ausgestattet (24.)
das in Paris erscheioendeWerk vonÄngusteSalzmaun necropole
de Cameiros, von dem ich die T. Lieferung einsehen konnte. Die
Fondstücke der vom Heransgäbor in der Nekropole der alten rhodi-
sehen Stadt angestellten Untersuchungen sind durch Aufstellung in
Öffentlichen Sammlungen schon länger bekannt. Zwei schon von
aadei-er Seite veröffentlichten begegnen wir hier gei-n noch einmal,
d6in heri'Iichen Peleus- und Thstisvueenbilde und der alterthllmlicheu
Hektor- und Henelaussoeue, ausserdem manchem merkwürdigen Stücke,
aber, wie gesagt, mit einer mehrfach ganz unvorhältnissmässig kost-
baren Ausstattung. Es soll doch bierin ein gewisses dem Wertbe der
Gegenstände entsprechendes Mass gehalten werden. Es ist endlich
in diesen Uebersichten ein grosses spanisches Werk von uns noch
nicht erwähnt, das jetzt bereits im ersten Bande abgeschlossen, im
zweiten bis zur Hi. Lieferung gekommen ist, (25.) Huseo espaQol
de Antigüedades unter der Bedaction des Don Juan de Dios
de 1u Itada; Delgado. Hier ist alles Mögliche meistens aus spani-
schen Sammlungen vereinigt; neben einander stehen in bunter Reihe
China und Neuseeland. Mittelalter nnd Römisches, Griechisches,
MaüriBchvB, Aegfptisches u. s, w. sogar bis zur gänzlichen Qrens-
Qberscbreitung in miisikaliacheu Welsen der Indianer; hier eine neue
farbige Abbildung der Aristioustole, da eine Madonna von den della
HU A. Ccmte, üaberri^t iwn^r Eneheiiraogen der Mriitartof, Litfmtn.
Bobbias. Gewiss ist Manches anter den Antiken fttr ans sehr beach-
tenswertb , namentlich Sarkophagreliefs and Mosaiken des rOmiBchei
SjMtniens. Das ganze Werk zeigt aber dock, wie man sich in den ftr
seine Heransgabe bestimmenden Kreisen nicht recht ftber den Stand-
panct erhoben hat, wo alle diese höchst Terschiedemuriigen Weika
wesentlich abs Cnriosit&ten erscheinen, wo die Beschiflrgnng mit
ihnen eine blosse Liebhaberei ist
Ton deutschen Arbeiten reiht sich hier tot Allem (26.) Orer-
beck's griechische Knnstmjthologie an, deren dritter Band
nebst Taf. 6 — 10 des Atlas im Jahre 1873 aasgegeben ist Die Taftfai
bleiben , wenn wir ans nan einmal in das Format schicken müssen,
nach Möglichkeit trefflich, wie sie begonnen warden. Oegen dmi laot
gewordenen Vorwarf der Benfltzang ron Photographien mit all ihien
nnTermeidlicben Mängeln als Grundlagen far die Herausgabe plasti-
scher Werke , den man allerdings einer hentzntage leicht beliebten
üeberscbatzang der Verwendbarkeit der Photographie f&r archaeolo-
gische Abbildangen gegenüber zu machen ÜEist Yerpflielitet ist, hat
sich Oyerbeck im Vorworte des zweiten Bandes mit dem Hinweise auf
den bei einem so g^rossen Werke eintretenden Nothfall g^nfigend Ter»
theidigt. Vom Inhalte des neuen Textbandes, welcher der Hera ge-
widmet ist, hebe ich als besonders f5rdemd und meiner Ansieht nach
in wesentlichen Puncten gegenüber den bisher in der Litteratnr Ter-
tretenen Ansichten das Richtige treffend das zweite Capitel mit der
üeberschrift: „Wer schuf das Idealbild der Hera?* heraus, nament-
lich die Partie, welche sich mit der Hera Polyklet*s beschäftigt.
In erster Lieferung eines grösser angelegten Werkes liegen
vor (27.) Rudolph 6aedechen*s unedirte antike Bild-
werke. Jena 1873. Es sind Reisefrflchte aus Italien und Griechen-
land. Im Ganzen werden 6 Hefte mit zusammen 25 Tafeln Ter-
sprochen. Das zweite Heft soll Skulpturen des im Piraeus erst in
den letzten Jahren gegründeten und wie es auf einem antiquarisch so
reichen Boden nicht anders sein kann, rasch bedeutend angewachsenen
Museums bringen; dasselbe wird in seinen Bildwerken damit zuerst
wissenschaftlich nutzbar gemacht werden. Für dasdritte Heft sindStnc-
coreliefs aus Herculanum und Pompeji , f&r das vierte Monumente auB
athenischen Sammlungen , för das fönflie pompejanisehe Fresken , ftr
das sechste yerschiedene Bronzen und Terracutten bestimmt. Das
vorliegende erste Heft enthält auch bereits pompejanisehe Gemälde
und dem Gegenstande nach mit ihnen zusammengehörige Bildwerke:
Darstellungen der Europa- und Theophanesage. Ausgehend von zwei
abgebildeten kleinen Gemälden (Heibig n. 124. 1255.) gelingt es
dem Verfasser , welchem nach Jahn's durchgeführter Arbeit för die
Europabildwerke nur wenige Einzelheiten zu erwägen bleiben , der
etwas abgelegeneren Theophanesage einige Darstellungen zuzu-
weisen , bei welchen bisher an die Phrizossage oder an Aphrodite-
bilder gedacht war. Er liefert damit den Beweis , dass Ovids Rin-
reihnng der Verfähmng der Bisaltischen Maid durch Poseidon in
L Ootuc, Udtwnicbt neuer Erecheinungeo dor arctiaeolog. LiUtiratur. 849
Widdergestalt unter die Bilder im Oewebe der Arachne tMetam. VI.
117) nicht eine blosse Verwerthiiog litterarisch-mytholo^isi'ber Ge-
lehrsamkeit ist.
Zwei stattliche MoseiiiDspiiblicattonen verdanhen wir den Direc-
tioneo des brittischen Museujns und dee k. k. lAüia- und Antilien-
cabinetB za Wien. Beide liaben die Photographie als Mitt«! der Dar-
stelluog gewälüt. Die Huesere Einrichtuni; beider PublicaCiuneii ist
einigerraasBeD verscbieiteo. Das brittieche Huseuts bietet aus seinen
reichen Schätzen im Ganze» gegen tausend Nummern, vnn denen I It)
allerdingB ganz ausserhalb des Bereidies der claasiscben Archaeolui^ie
liegen, andre 157 eine praebiatoriHche und ethnographiuohe Serie
bilden, deren BerQcksichtigung sich die Arcbaeologie dach nur zu
ihrem Schaden entziehen würde. Uer Rest ist aus einer ägyptischen
Serie mit IIa Nummern, einer assyrischen mit 24ii, einer griechisc heu,
etruskischen , römischen und britannischeu Serie mit 185, 11, ttü
und 21 Nummern gebildet. Diese Blätter sind im Ganzen, aber auch,
was für Lebrapparate namentlich sehr werthvoü ist, einzeln im
Bncbhandel zu beziehen. Begleitet ist die ganze Publication von
einem Kataloge, dessen einzelne Theile von A. W. Franks, S. Biroh,
Geo. Smith und Waltor de Gray Birch aammt einer Einleitung von
Ch, Harrison gearbeitet sind und somit bei aller Kürze einen wissen -
BChaftlichen Wertb beauspruchon. Der Titel lautet; (28.) C'ata-
logue of a seriea of Pbotographs iby S. Thompson) froiu
tbe collections in the British Museum. London, Vf. A.
Uansell and Cu. Als ein geschlossenes Werk, in dem ein ganz
anderes Gewicht auf den Teit gelegt ist, ist die Wiener Publicatiou
gehalten: (29.) Ed. Freiherr von Sacken die antiken Sculp-
tnren des fc. k. Münz- und A.ntiken-CabineteB in Wien.
Mit 36 photogr. Tafeln und 16 Abb. im Teile. Mit ünter-
stDttuug der kais. Ak. der Wiss. Wien 187». Dass der Sculp-
turenbesitz der kais. Sammlung , i>bwol im Vergleiche zu dum
anderer grosser Museen kein bedeutender, dennoch manches Merk-
würdige und Lehrreiche enthält, spricht der Uerausgeber mit Hecht
aas. Ee war natürlich, dass früher bei der Poblicatinn des kaiserlichen
Antikenbesitzes mit den Gemmen, den Gold- und Kilberar bei ton, den
Kronzen begonnen wurde, es ist aber recht, dass die Harmorwerke
nachfolgen, (ilejch die ersten drei Tafeln bieten zwei wirklich be-
deutende und. wenn auch längst wolbekannte, doch so gut, wie dieses
Mal geschieht , noch utcht vcrOfTentlichte Scnipturen, die Amazone,
in deren Ergftnzuog sich Sacken an ScbOne und Overbeck ansrhliesst,
und den griechischen Sarkophag mit Amazonen kämpfen. Auch dur
gewiss richtig ßr attiacli gehaltene Gi-abstein auf Tafel IV. der im
Texte abgebildete Smyrnaeische, zu welchem analoge Exemplare in
andern Sammlungen sich finden, haben einen Werth in der Beihe ihi-er
Denkmälerdasse. Die restaurierte Euterpe, zu der eine Replik in der
Sammlung zu Wiltonhouse in England sich befindet .
Taf. V, 1 gegebene nud der Zeit nach gewiss richtig bestitf
ZtIMCkrin f. U. ««Kir. 0)aiii. I«II. XI. a*fl.
itig bestitf ^^^_J
:1J[
844 Ä. Omte, üebenicht neaer EnchomiigeB der ichmeolog, LlOnlar
weibliche Kopf haben grosse fonnelie Vondge; stiiiBliflch intenssuit
sind wenigstens die Arbeiten hadrianiscber Zeh, wie der Erosiono
auf Taf. VI , der Apullo auf dem Omphalos aaf Taf. XYIII, 1 imd
Anderes. Von gegenständlichem Interesse ist der Priapos auf Tat
XI, dessen Kopf indessen kanm zugehörig sein dürfte, and der Herakks
mit Telephos anf S. 45, Fig. 13, die beide von 0. Jahn in den diese
beiden Typen behandelnden Untersuchungen im ZusammeDhange ge-
würdigt sind. Als einen wichtigen Bestand der Sammlung' bexeicbnet
der Herausgeber mit Recht die Reihe römischer Portraits, bei denen
man desshalb in der Publication gern auch noch Profilansichten sehen
würde, während die phjäionomischen Bemerkungen über solche Kopie.
wenn sie, wie meistens, unbekannte Personen darstellen, doch in derBegd
nur eine snbjectiye Geltung haben köunen. Ein eigenthflmlich interes-
santes kleines Relief ist das auf S. 63, Fig 15 mitgetheilte, das gegen
einen vielleicht aufsteigenden Verdacht moderner Entstehung Analogien
in pompejaoischen Wandmalereien ( Heibig n. 1548 ff.) einigermassen
schätzen kOnneu, dem zu allemächst aber ein Relief in der kais.
Eremitage zu Petersburg steht (Kat. n. 335. Stephani im Compte-
rendu de la comm. arch. de St. Petersb. 1863, S. 44). Es sind sogar
dieselben Thiere, eine Eule, ein Reiher und zwei gansähnliche Yögel,
die das eine Mal um einen Adlerkopf versammelt sind, das andere Mal
sich von zwei Heuschrecken in einem Schiffe ziehen lassen ; beide Male
spielt die Eule eine ähnliche und im Allgemeinen wol verständliche
Rolle bei dem Vorgange, dessen Sinne man freilich erst noch näher
zu kommen wünschen muss. Die grosso kyprische Statue anf Taf
XXXV fühi-t mich auf eine Arbeit, welche ich ihrer reichen bildlichen
Beigaben wegen lieber an dieser Stelle, als nnter den Katalogen
einieihe. (30.) Die Sammlung Oesnola beschrieben Ton
Job. Dooll. Petersburg 1873. (Aus den M^m. de l'ac. imp. des
sciences de St. Petersbourg VII. Serie. Tome XIX, n. 4.) Die tausende
von Fundstncken . welche der amerikanische Consul in Lamaka aof
Cyperii, General di Cesnola, in lange fortgesetzten Ausgrabungen an*s
Licht gebracht hat, waren der kais. Eremitage zum Kaufe angeboten und
um genauere Kenntniss der Objecto zu nehmen, reiste Doell, den wir
damals in Wien begrüssen durften, an Ort und Stelle. Wenn der Ankauf
auch nicht zustande gekommen ist, die Sammlung vielmehr eine Wan-
derung angetreten hat, die für unsere Benützung wenigstens unbequemer
ist, als die nach Petersburg, so istDoeU's Reise keineswegs umsonst ge-
wesen. Der Katalog d«^r 7919 Gegenstände enthält gegenwärtig den
reichsten Theil der, der Archaeologio mancherlei Probleme bietenden
kyprischon Sculpturen und Gefässo, von denen nur kleinere Abtheilungen
bisher publiciert oder sonst litterarisch bearbeitet wurden. Die Peters-
burger Akademie hat in der That etwas sehr Nützliches getban, indem
sie den DoelKschen Katalog unter Beigabe von 269 Abbildungen zum
Drucke brachte. Je eigenartiger und unter einander gleichartiger die
kyprischon Kunstwerke (sit venia verbo) sind, desto mehr ist eine
Arbeit, wie die Doeirs. geeignet, einstweilen die ganze Classe dieser
Ä. Conze^ Uebersicht neuer Erscheinungen der arcbaeolog. Litteratur. 845
kyprischen Fabricate mit ihrer Mischung vou assyrischen, ägyptischen,
altgriechischen Form- und Vorstellungselementen als litterarisches
Hilfsmittel zu vei-treteu. Auf die mancherlei bei aller Uniformität
doch oft wieder sehr individuell eigenthümlichen Einzelheiten der
Bildwerke so wenig , wie auf ihren Gesammtcharakter hier eingehen
zu können, muss ich förmlich bedauern.
Nunmehl* fordern vier Bücher, welche das Resultat langjähriger
Studien sind, ihre Würdigung. Bei dem ersten könnte ich zweifelhaft
sein , ob ich schon im Augenblicke , da es eben mir zugeht , im Stande
sei Rechenschaft Über dasselbe zu geben. Doch kann ich mir schwer
die Freude versagen, ziemlich zuei-st von dem von treuer und kundiger
Hand vollbrachten Abschlüsse einer der reichhaltigsten, vom Ver-
fasser unvollendet hinter! assenen Arbeiten 0. Jahn's Nachricht zu
geben. Das Thema liegt so recht auf dem Gebiete, auf welchem Jahn's
Manchem von uns Andern unerreichbare, aber doch immer wieder als
das allein Musterhafte hinzustellende, gleichmässige Beherrschung des
litterarischen und bildkünstlerischen Materials der Philologie, sein
Zuhausesein bei der Philologie im engeren Sinne und bei der ge-
wöhnlich sogenannten Archaeologie die unerlässlicho Bedingung des
Gelingens ist. Es ist geradezu zugleich ein litteratur- und ein kunst-
geschichtliches Thema. Ermesse ich nach meiner persönlichen Art
mehr den der kunstgeschichtlichen, kunstexegetischen Seite zufallenden
Gewinn auch wieder dieser Arbeit Jahn's, so glaube ich doch auch
einigermassen zu sehen, was nach der andern Seite gefördert wird,
wo man in diesem Falle einmal wieder recht deutlich ohne die Herbei-
ziehung der bildlichen Ueberreste nur „mit einem Auge sehen" würde.
Das Werk ist betitelt: (31.) Griechische Bilderchroniken,
bearbeitet von Otto Jahn, aus dem Nachlasse des Ver-
fassers herausgegeben und beendigt von Adolf Michae-
lis. Bonn 1873. Für den Titel, der zunächst Manchem ein Räthsel
aufgeben wird, wäre es schwer gewesen eine treffendere und doch
nicht allzu umständliclie Fassung zu finden. Es ist, wie Michaelis
es mit Jahn's Worten gibt, die Kunst im Dienste der grammatischen
Beschäftigung mit den Dichtern, aus der diese „Bilderchronikon"
hervorgiengen. Dergleichen bekannteste sind die tabulae iliacae. Es
gab, so hat Jahn selbst noch den leitenden Gedanken angodeutet,
indem er d)irch die letzte Sorge, welche er dieser Arbeit, einer lange
gepflegten, zuwandte, das Gewicht, welches er auf sie legte, bemerken
U^s, es gab grammatische Compendien der Mythologie, der epischen
Stoffe namentlich; diese wurden illustriert und erschienen so als Vor-
läufer der mittelsüterlichen Miniaturhandschrifteu. Derartige Illustra-
tionen wurden auch in kleiner Plastik hergestellt und so sind uns
ihre Ueberreste bewahrt , deren einzelne zeigen, dass sie auch über
jenen Kreis der epischen Mythologie hinaus in Anwendung kamen
Namentlich nimmt das litterarhistorische Interesse, das Interesse f
die Persönlichkeiten der Dichter diese Production ebenfalls in ih
Dienst und ein wenigstens verwandtes Bildwerk ist' die Tafel mit
. 57*
840 A. Gange, Uebersicht aeuer firocheinongeo der archaeolog. Litteniur.
sogenannten Apotheose Homer's von Archelaos von Priene. Eine be-
sondere Einwirkang schrieb aber Jahn noch denjenigen illnstrirteu
Compendien zu , welche auf Grund der Tragödien-^o^^aeig Yßrsudit
wurden , indem er diese als die Fundgruben der Sarkophagarbeiter
ansah. Diese letztere , schon längst auf dem Wege mündlicher Mit-
theilung Gemeingut gewordene Annahme ist in dieser Arbeit Aber
die ^ Bilderchroniken "" nicht weiter verfolgt; wir dürfen ihre Yer-
werthung, Prüfung oder Beschränkung zunächst von einem Lieblings-
schüler Jahn's, Prof. Matz, bei dessen von der Berliner Akademie ihm
übeiliagenen Bearbeitung und Publication derSammlung aller rOmischen
Sarkophagreliefe erwarten. In der Widmungszuschrift des Werkes an
Schömann gibt Michaelis über den Stand der Arbeit, wie sie von Jahn
unvollendet hinterlassen war, und über seinen eigenen Antheil an der-
selben Auskunft; derselbe ist so ansehnlich, dass, ausser einer durch
neue bessere Hilfsmittel nothwendig gewordenen üeberarbeitang, so gat
wie völlig neu von Michaelis hinzugefügt ziemlich die Hälfte des ganzen
Buches ist; hierbei wäre gewiss Niemand, so wie Michaelis in seinem
engen persönlichen Zusammenhange mit Jahn, im Stande gewesen den
Intentionen des Verstorbenen gemäss zu vei'fahren. Als solche nicht
bezeichnete Aenderungen hat Michaelis in Jahn's Texte namentlich da
machen müssen , wo die vortreffliche von Jahn noch gesehene, aber
nicht mehr benutzte neue Zeichnung der kapitolinischen Tabula iliaca
(Taf. 1*), welche Vieles ganz anders zu erkennen gibt, als bisher
möglich war, dazu nöthigte. Wie bei dieser kapitolinischen Tafel ist
auch bei den übrigen Stücken durch mehrere Helfer bei der Arbeit
möglichste kritische Sicherung der Unterlage der ganzen Untersuchung
erreicht. Die üebersicht der Quellen , die Erklärung der Bildwerke
rührt von Jahn her, Michaelis hat die Inschriften der Relieftafeln
selbst behandelt und endlich die sonst noch erhaltenen Beste einer
den Relieftafeln verwandten Excerpten- uüd Hypothesenlitteratur hin-
zugefügt. Es ist damit das jenen Relieftafeln einst zugehörige Text-
buch, wenn auch nicht in der ursprünglichen eigenen Gestalt, so doch
in einer der Hauptsache nach entsprechenden Parallelversion nach-
gewiesen.
Wie in diesem Buche über die Büderchi-oniken Jahn's Wirk-
samkeit bis über das Grab hinausreichend unmittelbarst vor uns liegt,
so sehen wir in den folgenden drei grösseren Werken die auf archaeo-
logischem Gebiete an Jahn anknüpfende Arbeit einer folgenden Ge-
neration in erfreulicher Regsamkeit. Alle drei Verfasser gehören der
Bonner Schule aus Jahn*s und RitschPs Zeit an.
(32.) Otto Benndorf die Metopen von Selinunt. Mit
Untersuchungen über die Geschichte, die Topographie
und die Tempel von Selinunt. Berlin 1873. Es sind viel-
genannte, aber in der That wenig genauer gekannte, dabei für die
Geschichte der griechischen Kaust höchst wichtige Sculptnren, welche
den Mittelpunct der Benndorfschen Untersuchung bilden. In der
vorausgeschickten kurzen Schilderung des Bodens, auf dem Selinus
Ä. CoHMf, ü^btTBiplit ncijor Erscljoinmi^Pii iler ftrcli.volog. Litkritar. 847
crnichs, der Rninon, in deiipii es hput.« daliegl. gibt Eich eine leben-
dige Vorstellnngen triFeckende Wärnie der DarsteUang zu erkennen.
die nur eigener Anschauung, auf der Benndorf'a Arbeit in ihrem Be-
ginne beraht , eqMammen kann. Das da gleichsam sichtbar vor
unsere Angen gestellte ßäthsol wird dann zu denten gesucht; «b ge-
schieht in einem vortrefflich KUBammengedrängten Deberblicke der
Ooschichte der Stadt. Nach einem Berichte ßbei die vorangegange-
nen Unteren chiin gen gebt B. auf die Tempel in ihrer Geeammtgestalt
ein, deren Bigenthümlichlteit im Grundrisse zur besonderen Dentnng
der Begtimmang der oinnolnen Bänmlichkqiten anffardert. Von den
drei Bäumen, die z. B. am Partbencn als Fronaos, eigentlicher Tem-
pelrauTS und Opiethodomos als Schatihaus aufeinander folgen, erklärt
Benndorf in Selinus rielmehr den mittleren fiir das SchatzhauE, för
eine inr Anfbewahning kostbarer ßeräthe wenigstens bestimmte Cella,
während or den Endraum als eigentliches Haaptheiligthnm ansieht.
Die anffallendo Länge der Tempel hängt beim Bestreben gross la
banen mit der ünmi^glichkeit der üeberdeckung wegen breit zn bauen
zusammen. Weiter folgt die ErQrternng der wahrscheinlichen Bau-
zeit der einzeben Tempel, welche in ihrer Oesammtheit zwischen 628
und 409 V. Chr. fallen. Dann werden die nenerlich gewonnenen An-
haltspuncte für Benennung einzelner der Tempel besprochen, welche
froher mit ganz willkOrlicheu Namen, dann seit Hittorf und Serradi-
JWco einfach mit A B C D E F G bezeichnet worden. Gesichert ist
jetzt G aU Apollotempel, gerade ein besonders grosser Ban, was gut
mit der Bedeutung des ApoUocuItus in Megara, der Mutterstadt von
SelinuB, in Verbindung gebracht wird. Die auf der Ante am Ädyton
des Tempel» gefundene Inschrift, auf welcher die Benennung des Tem-
pels als Apollotempel^ beruht, ist von Benndorf aufs Neue eingehend
besprochen. WahrscheinHch i^t nach einer in ihm gefundenen Weih-
inschrift E ein Heratempel. Schon weniger sicher ist nach dem zwi-
schen beiden gefundenen Stücke eine»! der Ätbena und dem Apollon
gemeinsam inechrifllich geweihten Altars die Benennung von C und D
als Apollon- und Athenatempel. Im siebenten Abschnitte beginnt
die eingehende Behandlung der Metopenreliefs. Der Zeit nach zer-
fallen die Tempel offenbar in drei ges^onderte Gruppen nnd es ist ein
sehr gflnstiger umstand, dase von jeder dieser drei Gruppen zugehö-
rige Metopenreliefs vorhanden find. So liegt uns die Sculptur des
dorischen Selinus in drei verschiedenen EntwickelungsstAdien vor;
ihren Gesammti-iiurnktor im Unterschiede von altattitu^her Kunst be-
spricht Benndorf luletzt. Beigegeben ist endlich noch ein Anhang
von Imhoof-BIunier Aber die Mflnzon von Selinns und ihre Typen.
Mit einem viol und gera^lu in letzter Zeit theüweiso wieder be-
sonders grllndlich behandelten, aber anch immer nener Anstrengung
würdigen Thema hescliÄfligt sich in 'energischer Gedankenarbeit und
desshalb in mannigfache neue Wege einlenkend das folgende Buch:
(33.) Eugen Petersen die Kunst des Phidias am Parthe-
non und zu Olj-mpia, Berlin 1873. Es zerfällt in drei H-
843 A, Con$e, üebcrsicht neuer Erschoinungen der arcbfteolog. Littentnr.
abschnitte. Der erste, wesentlich polemischen Inhaltes, ist gegen
die durch die Zuversicht der Aufstellung, mehr als durch wirkliche
Beweisargumente zu Ansehen gebrachte Behauptung Boetticher's ge-
richtet, der Parthenon zu Athen und der Zeustempel zn Olympia
seien, kurz gesagt, gar keine Tempel. Der zweite Abschnitt handelt
Yon den Arbeiten des Phidias am Parthenon ; wir folgen den in ihm
enthaltenen Darlegungen jetzt mit grosserer Leichtigkeit an der
Hand der Michaelis'schen Ausgabe, welche Petersen bei Beginn und
Wciterf&hrung seiner Arbeit noch nicht zu Grunde legen konnte ,
die er aber Tor dem Drucke doch noch eingehend berücksichtigen
und namentlich für die Hinweisungen benutzen konnte. Der dritte
Abschnitt, in Folge der langen Zeit, die bei dem Abschlüsse an-
günstigen, doch aber gewiss die Vertiefung der Forschung befördern-
den Umständen, vom Beginne bis zum Drucke des Buches yergieng,
in manchen Hauptresultaten besonders seit dem Erscheinen von Orer-
beck's Untersuchungen schon etwas veraltet, beschäftigt sich mit
der Zeusstatue im Tempel zu Olympia. Das höchst selbständige
Denken, mit welchem Petersen seinen Stoff fasst und durchdringt,
wahrt auch an solchen Stellen , wo die Resultate uns , wie gesagt,
nicht mehr neu sind, den Auseinandersetzungen einen Werth und
vor Allem fahren dieselben uns gerade in diesem letzten Abschnitte
zu grossen letzten Einblicken auf den geistigen Grund, anf welchem
die Werke des Phidias erwuchsen. Der Nachweis, wie das Schaf-
fen des greisen Künstlers in Olympia ihn auf einer noch erhabe-
neren Stufe gereifterer Religiosität und Humanität angekommen
zeigt, als seine früheren Arbeiten am Parthenon sie erkennen lassen,
rechne ich zu dem Besten, was auf diesem gewiss schwierigen, ja
gefährlichen Gebiete des Aufsuchens grosser geistiger Zusammen-
hänge in den Kunstwerken geschrieben ist. Am wenigsten ist es
möglich von dem Abschnitte über die Parthenonsculpturen mit seiner
alles Grosse und Kleine derselben neu durchdringenden Exegese hier
genauere Rechenschaft zu geben oder gar Zustimmung oder Wider-
spruch zu erheben. Wer die Kühnheit hat, die Gedanken des Phi-
dias aus den zeitrümmerten Giebelgruppen ganz wieder herauslesen
zu wollen, wird immer mit Vielem, was er findet, allein stehen blei-
ben ; doch aber ist es gut und nöthig, dass wieder und wieder Ein-
zelne, wenn es so besonnen wie von Petersen geschieht, den Versuch
vollen Verständnisses wagen und damit uns Scheuere zum Nachkom-
men einladen. Glückliche und jedenfalls anregende Gedanken enthält
Peteraen's Deutung der beiden Giebelgruppen gewiss; zu dem über das
Erlaubte hinaus Gewagten gehört mir die Herleitung der capitolini-
scben Giebelgruppe aus dem Parthenongiebel auf S. 155. In der
Behandlung der Metopenreliefs herrscht die jetzt ofiFenbar und gewiss
mit Recht mehrfach hervortretende Tendenz ganze Reihen von Meto-
penreliefs wie ein nur durch die tektonischen Rahmen anders Gereih-
tes oder Zertheiltes, aber doch so gut wie.ein Friesrelief im Znsam-
menhange Gedachtes und Entworfenes aufzufassen. In der Gesammt-
A. Co****, Debersitht neuer ErMlisinungeti der »ri-haeolog. litteratar, 84ft
erldärung des Fi'ieses weicht Pelor^eo begreiflicher Weise von Mi-
cbaeÜE nicht erbeblicli ab, nur die Oatseite muss bei den mancherlei
Scbtrierigkniten, die sie bietet, bei einem go selbstständigen Erklärer
wie Petersen einige besondere Anffsssnngen herrorrufen. Gewisse
Dinge aieht man aber doch alltnälig immer mehr dem Streite entrückt
und bei jeder neuen Prüfung bestätigt, so die Benennung einer Anzahl
der GCtterflguren Im Giiuzen encht Petersen darznthnn, dass otym-
piscba Gottheiten ohne Elnmisuhung attischer LocalgCtter von Phi-
dias gewühlt seien. Er benennt sie nach den Uichäelia'schen Nnm-
mera 24 Hermes. 25 Dionysos, 26 Demeter, 27 Aree, 28 Nike. 29
Hera, 30 Zeus, 36 Athima (hier muss ich die von Petersen wieder
hervorgeholte Schlange im tjohoosse der Glttin nach wiederholter
Prüfung des Originales beetimrat In Abrede stellen). 37 Hephaistos.
38 Poseidon, 39 ApolJon. 40 Peitho. 41 Aphrodite. 42 Eros. Peitho
und Aphrodite erkennt Petersen auch mit Jedenfalls feiner Begrän-
dnngsweise iu den Figuren L und jlf des Ostgiebels. Aof manche
Pnncte, die ich iu einer Analyse der Qesammtanordnung der Fries-
compoeition im Jahrgange \H1\. 8. 826 ff. (vergl. 1872, S. 637)
dieser Zeitechrifl verwerthete, kommt auch Ppterseu; ich halte an
der ganzen Anseinamlergotzung, die F. nicht gekannt zu haben scheint,
fest. Wenn ich in umgekehrter Beihtinfojge endlich wieder zum
ersten Abschnitte des Petergen'schen Buohes komme, in welchem mit
gesundem ürthoile and von richtiger Oosammtanschannng ans ein
ganzes Neet willkürlicher Behauptnngen, die allinillig breit nnd
staik gewerden waren, ansgohoben ist. so kann ich mit Bückeicbt
auf die Oekonomie dieser Üebersicht da nur knr?. meine volle Zustim-
mung ausepiechen.
Eine dänische Arbeit flberPhidias kann ich hier leider nur dem
Titel nach anführen, da mir jetzt die Zeit fehlt mich mit Öeberwin-
dong der sprachlichen Schwierigkeit von ihrem Inhalte zn unterrich-
ten: (34.) k B, Steueraen: Fidiae. En Skildring fra den
graeske Billodhuggerkunsts hoeiste Blomstring. Kjo-
beuhavn 1872.
(35.) Wolfgang Helbig's Unlersuchnngen nber die
campauische Wandmalerei (Leipzig 1JS73* folgen gani na-
tnrgemSss auf Reine katahigisiurcnde. 1868 erschienene Arbeit Aber
ilie Wandgemälde dfr Städte am Vesuv. Ein srhenhafteR Uotto leitet
nicht fibel die Ausführnng der Abhängigkeit der römischen Knnst
von der hellenistiachen ein. Was in Weicker's, .Tahn's, Brunn's n. A.
Arbeiten immer schon cuuseguent festgehalten war, wird hier in ge-
schickter, im Lesen leicht weiter lieheniler Darstellung gewiss zu
noch allgemeinerer Anerkennung gebracht und nicht nur an den
mnipanischun Wandmalereien, sondern an der giinzen rnmiachen
KuDHt wird eine Seite nach der andern mit Geschmack nnd gutem
Blicke herausgehoben und ihr hclientstigches Element nachgewiesen.
HellenistischG Erßndung soll die Bnstenfnrm der Portrfits sein, ans
den hellenistischen Kelchen soll der Triumpbalbrauch der histtf
^
850 A. Conze, Üebersicht neuer Erscheinuiigeii der arebaeolog. Litteratar.
Beliefs sein. Eine culturgeschichtlich interessante Schilderung der
hellenistischen Kunst und was ihr in der römischen entsprach geht
als Grundlage der Untersuchung der campanischen Wandgemälde
Toran. Unter diesem wird das nach Zahl and Art Unbedeutende,
sich an die alltägliche Wirklichkeit Anschliessende ausgeschieden;
was bleibt, ist in seinem idealen Zuge, seiner anmuthig-eleganten
Bebandlungsweise der meist mythischen Stoffe oder Genrebilder,
der vortrefflichen Erfindung bei mangelhafter Ausführung nach, dem
Umstände nach , dass meist eine Composition in und ausser Pompji
in verschiedenen Exemplaren vorkommt , als hellenistisches Erbtheil,
mit dem die römische Massenproduction verarbeitend schaltete, anzu-
sehen. Alles weist auf einen Ursprung der Erfindungen in älterer
Zeit als die Entstehung der Malereien in Pompeji und Nachbarschaft,
Nichts oder kaum wenige Stücke dagegen auf Herübemahme aus der
Zeit vor Alexander. Das mit Landschaft verflochtene Situationsbild,
gemalte Idyllen, sind ganz Gegenstücke dessen, was uns aus alexan-
drinischer Zeit namentlich in litterarischer Form bekannt ist; aber
auch mit den Schilderungen der augusteischen Dichter begegnen sich
die Wandgemälde, wofür die Erkläi*ung nicht in der Abhängigkeit des
Einen vom Andern, sondern in Abstammung aus gemeinsamer Begion,
aus alexandrin ischer Zeit zu suchen ist. Als etwas besonders der Er-
findung hellenistischer Zeit Zuzuschreibendes hat Heibig schon früher
im rheinischen Museum die Art der Wanddecoration in Pompeji
angesprochen, bei welcher der Wandschmuck der Privathäuser mit
Tafeigemälden und die Uebersetzung eines solchen kostbareren
Schmuckes in die Decoration der Frescomalerei zu Grande liegt,
Stellen wie Petron. 2 , Plautus Menaechm. U, 2, 34 ff. werden für
den Ursprung dieses Decorationsmotivs und seinen Uebergang
nach Italien geltend gemacht. Namentlich werden mit einigen chro-
nologisch ihrer Entstehung nach einigermassen bestimmbaren Ge-
mälden, der lo und Andromeda nach Nikias, der Danae auf SeripHos
nach Artemon, der Medea nach Timomachos, Iphigeneia bei den
Tauriem nach demselben u. a. die angeführten Sätze weiter gerecht-
fertigt. Ein bestimmte feinere Ausbildung des Naturgefühls in hel-
lenistischer Zeit wird dann nicht allein in den Wandgemälden, sondern
in ihren nur einer andern Technik angehörenden und damit etwas
verschiedenen Bedingungen unterliegenden Vorläufern, den unteritali-
schen Yasenbildern wiedergefunden. Eine Bemerkung über antike und
moderne Landschaftsmalerei ist etwas lose angehängt. In den Nach-
trägen ist auf S. 368 das Monument von St. Bemy mit den Bauten
von Orange verwechselt, wodurch die damit zusammenhängenden
Sätze weniger zutreffend werden. Ganz mit Becht ist aber geltend
gemacht, wie durch die Beliefs an öffentlichen Denkmälern der in die
Phrase sich verlierenden hellenistischen Kunst neue Nahrung mit
Hinstellung eines greifbaren Ideals in der Majestät des römischen
Namens gegeben wurde. Die etwas bunte Gliederung des ganien
Buches macht es übrigens schwer, eine kurze und einigermaBsen
erschöpfende Uebersicht seines Inhalts zu geben.
r
Üfibcrskiit npopf Ewlipinniiffpn iliT ari-liaeoliiif. Litlprslur. H5I
(36.) J. J. Bernnnilli : Aphrodite. Eiu Baustein zor
griechischen Knnstmythologie. Leipzig 1873. Hier liegt
wieder einmal eins von den Bflchern vor, das mau im ÄugenbHcke,
wo man es anzeigen soll . am alleTÜebsten nicht ge.schrieben machen
mftchte, wenn es sonst ja anch leicht möglich sein kann , dasB einer
Sammelei und Hin- Herbesprechnng . wie sie hier vorliegt, hie nnd
da etwas Nötiliches lu entnehmen ist.
(37.) Adolf Eosenbprg. Die Erinyen. Ein Beitrag
ZOT [KenntDJi'S der] ßeligion nnd Kunst der Griechen. Ber-
lin 1874. Drei bisher unedierte Vaaenbildor ans Heydemann's reich-
haltiger Mappe sind beigegeben. Von di?r Riuhtiglceit des Haapt-
resnltates, der ^mythologitichen Begrßndnng den Begriffs der Erinys"
wonach der chthonische im agrarischen Cultns fixierte Charakter dieser
dämonischen Gestalten nicht dpr nrspriln gliche gewesen sein soll, sie
vielmehr .Phantasjebildnngen auf G-rund eines psychischen Triebes,
den man am prägnantesten Wunsch nennen kann", sein sollen, kann
ich mich nicht Oberzeugen. Die äetssige ^mmlung Ober die Erinyon
in derDichtirag, im Oultus nnd namentlich in den Kunstwerken der
Griechen wird aber selbst, wenn ich hierin Secht haben sollte, ihren
Werth behalten.
(38.) K. B. Stark. Nach dem griechischen Orient.
Beisestndien. Heidelberg 1874. Ein Anzahl meistens schon
frfther einzeln gedrückter Schilderungen einer vorzugsweise in anti-
quarischem Interesse unternommenen Reise hat Stai'k zu einem ähn-
lichen Bnche gemischten Inhalts zns am men gesteil t , wie früher sein
Städteleben, Eanat und Älterthum in Frankreich, nnd hat auch dieses
Mal für eine Beigabe tou recht nfltdichen Anmerkungen gesollt.
Es sind letztere th eil sLitteraturaach weise, theilsMonumentenTerzeich-
nisse, so namentlich das bis jetit ausfährlicbste Verzeichniss der
CalTert'suheu Antikcnsammjnng in Tschanakkalesi , ein Verzeichniss
der vnn Gonzeubach 'sehen Sammlung in Smyrna nnd Notizen ober
einige Privatsammlungen in Athen. Auf n. 1 der Calvert'schen Samm-
lung mnss ich. nachdem ich dort mit eigenen Augen sehen konnte.
die Herme bestätigen, die Psyche aber ganz in Abrede stellen, fest-
halten endlich an der Sirene, wofflr man die Sphini bei Stark sogar
nar fnr einen Schreibfehler halten muse, so wenig istsiemOglich.
Das Gonzenbach'sche sog, Todtenmahl fS. 384 unten f.) ist jetzt in
Wien und von Sacken im oben angefahrten Werke mit Beigabe einer
guten Abbildung genauer al» bei Stark beschrieben Die Reise seihst
gebt Ober Wien, Pest, nach Stambul , Troja, wo Ober die der all-
gemeineu Aufmerksamkeit nahe gebrachten Ausgrabungen Schlie-
mann'« berichtet wird . Lesbos, Smyrna, Ephesos. nach dem Sipylos
nach Sardes. Syra. Athen und Uher Brindisi zorQck.
Ich gehe zur Aufzählung kleinerer Schriften über.
Zum Wincke)mannst«ge, den wir von Seiten der Wiener Uni-
versität durch Ausgabe einer (39.) fünften Serie von Vorleg'
hltttavn fflr archaeolegische Uebnngen mitfeiert habt
85t Ä. Conu^ üebersirfat iwner Ersdiebiaiigeii der arduMolo^. litterate.
Arcu^beinen alleni di« Progfamme der Berliner archaeolocriflclMn Ge-
sellsehaft , wo Gerhard diesen Braoch fest eingebfirgert hat , regel-
mässig fort. Das Tom Jabre 1872 lag beim Abscblosse nnserer Tor-
jihrigen üebersiebt noch nicht Tor. (40.) Atbena and Marsyas.
32. Programm zum Winckelmannsfeste der archaeoL Ge-
sellschaft zu Berlin von G. Hirschfeld. Berlin 1872. Das
Material zur Kenntniss der Myronischen Gmppe der Athene , die die
FKHen wegwirft und des lebhaft darfiber erregten Ifarsy&s wird hier
in sehr merkwürdiger Weise durch die Malerei eines attischen Thon-
gefässes im Berliner Museum vermehrt. Das auf der beigegebenen
zweiten Tafel auch wieder nach Stuart wiederholte, f&r TerschoUen
gehaltene Relief ist inzwischen in Athen wieder zum Yorschein ge-
kommen , in einem Abgüsse jetzt auch in der Wiener Sammlung der
Akademie der bildenden Künste vorhanden. Das diessjährige Pro-
gramm behandelt einen sehr populär gewordenen Gegenntand. (41.)
Bildniss einer Römerin, Marmorbfiste des brittischen
Museums (die sogenannte Clytia^ 33. Programm tum
Winckelmannsfeste der archaeoL Gesellschaft zu Berlin
von £. Hflbner. Berlin 1873. Was dieser Bflste in neuerer Zeit
eine grosse Beliebtheit unter den Antiken verschafft hat, ist ihr
eminent moderner Charakter; derselbe hat dann zugleich Bedenken
gegen die Annahme wirklich antiken Ursprungs des Werkes, ja die
entschiedene Behauptung, sie sei eine moderne Arbeit — nur wusste
man nicht zu sagen , von wem etwa — hervorgerufen. Mit den Er-
gebnissen lange fortgesetzter Studien tritt nun Hflbner für die Ent-
stehung des Kopfes in der ersten Kaiserzeit ein.
(42.) Ad. Holm das alten Gatania. Lübeck 1873. Wie
jede Arbeit des auf dem Gebiete sizilischer Topographie und Geschichte
bewährten Verfassers enth< auch diese fQr die Archaeologie höchst
nötzliche Untersuchungen.
(43.) Conradi Bursian de Praxitelis Cupidine Pa-
riano commentatio. Im Index scholarum aestivarum.
Jena 1873. Starkes namentlich auf ein Epigramm des Palladas
gestützte Annahme, dass dieses eine von den beiden berühmten Eros-
büdem des Praxiteles mit Bogen und Pfeilen , in der einen Hand mit
einem Delphin, in der andern mit einer Blume dargestellt gewesen
sei, stellt Bursian in Abrede und benutzt zur Gewinnung einer andern
Vorstellung eine Münze von Parion aus der Zeit des Anton inus Pius.
Bursian wird bald Gelegenheit haben zu sehen, wesshalb ich bedauern
muss, von dieser Abhandlung mich nicht früher haben belehren las-
sen zu können.
(44.) Ernst Schulze, alte Handzeichnung eines Re-
liefs mit Darstellung eines Salierumzuges. Peters-
burg 1873. Der von Matz unter die Quellwerke der Archaeologie ein-
gereihte Koburger Codex mit Handzeichuungen aus der Mitte des
16. Jahrhunderts hat das Material für diese an die £rkl&rang eines
Reliefs aus Anagni durch Benndorf sich anschliessende Arbeil ge*
liefert.
, üphffrsicht neii^r Eräch'?ii
:t MChneolog. Lit.terfttnr. 958
(45.1 Hugo Blnmtinr. Dilettanten. Kunstliebliahcr
und Kenner im AJterthiim. Berlin 1873. (Aus der Samralniig
der Virctiow-HoltzendorfTscluTiVortrilge VIII. Serie, Heft 176.) (46.)
Bndolf Eahn. das Frhe der Antike. Basel 1872. (Ans der
Saramlnngöffentl- Vortrüge, gehalten in iIit Schweü, Band 11., Heftl.^
Der Titel des ersten Vortrags yibl von dessen Inhalte hinreichende
Bechenschaft, in dem zweiten ist von dem Fortwirken antiker Euust-
ferm Jn die christliche Kunst bineiD die Bede.
(47.)ü1ricusSchaa,rschniidt, De ini praepoEttioDie
av'iill'aueaniamperiegetumvietuna. DiEs.inaug. Lipsiae
1833. (48.) Maiimilianns Fraenknl, de verbis potioribas
qnibus npera atatuaria Graeci notahant Diss. inauR.
Berlin 1873. (40.) Aemilins Oberg. Musarnm typi monu-
mentie veteribus eipressi. qnomodo orti sint. ratiODe
historica eiaminatur, DIj^s. inang. Berlin 1873. (50.) Pau-
lusFoertiter, deberniencnticoeariihaeologicaeprincipiis.
Diss inaug. Berolini 1873. Dieae letzte zur Promotion in Qöt-
tjngen vernenileto Abhandlung erregt einige Verwunderung, der Aus-
druck gegeben werden mum, weniger deshalb, weil Jemand, der in
einem Fache wahrscheinlich seihst noch wenig gearbeitet hat, eine
Irische Vorstellung davon hat . wie in demselben gearbeitet wird
nnd gearbeitet werden soll, als deshalb, weil gewisse in dieser
Dissertation des Weiteren entwickelte methodische IrrthQmer nicht
dem Verfasser ganz allein eigenthflmlich zu sein scheinen. Erat
in der liitei'atnrObersioht des vorigen Jahres mnsste ich bei Gele-
genheit einer Schrift von Valentin gegen eine 'sich mit gewisser
Deberhebung uebeu die philologische Methode in der Archaeologie
stellende sogenannte philosophische Methode Einsprache thnn. Man-
ches davon ist auch sonst laut geworden nnd nun erhalten wir
eine gerade danu, und nur dann, wenn sie nicht ganz originell ist,
hSchates Bedenken erregende Auseinandersetzung, wie es zweierlei
Arten die antike Kunst zu verstehen geben soll, eine philosophische
und eine philologische. Die philosophische Erklärung, erfahren wir,
sncht die in den Kunstwerken aosgedrOrkten allgemeinen Ideen zu
linden nnd die Dissertation beschäftigt sich danu in einer nicht gerade
Nenes bietenden Weise au-sscbliesslich damit, eine Vorstellung davon
ta gehen , wie die Ideen kQnstlerische Form annehmen , wie der
Künstler produciert und wie man ihm deshalb beim Verstehen nach-
gehen tnflsse. Hierbei wSre h^hstens gloich zu bedenken, däas man
beim Verstehen nie, um es kurz zu sagen, hinterhergeht, dass man
vielmehr entgegengeht. Wenn mm neben diese sogenannte philoso-
phiache Weise des Verstohons und Erklärens die philologische als die-
jenige gesetzt wird, bei welcher ausser dem Suchen nach den all-
gemeinen Ideen noch allerlei Besonderes, „antiquitates cerlae quaedam"
gesucht worden , bei welcher femer die Frage an das Kunstwerk
gestellt wfirde. ob ein bestimmter raythologiBcher Stoff ihm zuQrv"'"
liege, ob G^bolisch oder allegorisch noch Etwas nebenher Ij
R94 Tj, EdibneKer, Landeskunde Oberosterrcichs, sng. t. F. GratüOMer.
hineingelegt sei, ko läuft das, von dem vei-zerrten Bilde, das wir da
erhalten, einmal abgesehen, denn doch so ziemlich daraaf hinaus, dass
man bei der sogenannten philosophischen Methode nar weniger zu
erkennen suche und die philologische jene philosophische doch wieder
einschliesse. Von Einem ist bei alle Dem keine Bede, was beim Ver-
ständnisse antiker Kunstwerke unerbittlich seine Bolle spielt, nicht
nur fOr die Kritik, sondern auch für Hermeneutik, und wobei vor AUen
Methode gefordert wird, nämlich, dass zwischen den ursprdnglichen
Werken, in deuen die Idee wohnt, und uus die Ueberlieferung
liegt. In deren Bewältigung zum Zwecke des Verständnisses, im Ver-
ständnisse unter beständiger Böcksicht auf die Ueberliefemng des zu
Verstehenden, liegt ein besonders, auch im engeren Sinne philologisch
zu nennender Zug bei der Thätigkeit der Archaoologen. Glaubt der
Ver&sser und etwa Andere mit ihm, dass es einen Weg, den sie den
philosophischen zu nennen belieben, gäbe, sozusagen hinten um die
Ueberliefemng herum direct an die Ideen heran, an den süssen Kern,
mit dessen Verspeisung sie sich gern ohne Weiteres beschäftigten. Es
stünde schlimm um das Studium der antiken Kunst, wenn so Etwas
aufkommen könnte.
Als einen Beitrag zur Geschichte der Archaeologie führe ich
hier noch die von (51.) Justi in einem Marburger Programme heraus-
gegebenenantiquarischen Briefe S tos chs, des Gönners Winckel-
manns, an.
Wien, 31. Dez. 1873. A. Conze.
Ludwig Edlbacher, Landeskunde von Oberösterreich. Linz,
Ebenhoch, 1872. 8*.
Dieses Buch, welches in der nicht gar grossen B^ihe von Schrif-
ten, welche die Landeskunde Oesterreichs behandeln, eine hervorra-
gende Stelle einnimmt und vielleicht bald als ein Muster anerkannt
sein wird, wie die Landeskunden einzelner Kronländer in Handbuch-
format abgefasst werden sollen, hat einen umfang von 298 S. und
2 Blättern und theilt sich in zwei Haupttheile, von welchen der
grössere erste (216 S. umfassend) die Geschichte von Oberösterreich
und der kleinere, letzte, die Geographie des Landes behandelt.
Der Name Edlbacher hat nicht blos in Oberösterreich einen sehr
guten und bekannten Klang, indem sich sowol Vater als Söhne dieser
Familie für ihr engeres und weiteres Vaterland durch ihre juristischeD,
politischen und wissenschafklichen Leistungen sehr verdient gemacht
haben. Die Liebe zu Oberösterreich, seinem Vaterlando, hat nun den
jüngsten der Edlbacher, welcher gegenwärtig als Professor am Linzer
Gymnasium thätig ist, schon früher, als er noch Mitglied des In-
stitutes für österreichische Geschichtsforschung in Wien war, ange-
L, Edlbaeher, Landeskun de Oberösterreichs, ang. ?. F. Qraasauer. 856
regt , einzelue Partien aus der Geschichte seines Heimatlandes zu be-
arbeiten. Von gutem nnd anerkanntem wissenschaftlichen Werthe ist
die Abhandlung über: ^ Die Entwicklung des Besitzstandes der bischöf-
lichen Kirche zu Passau in Oesterreich ob und unter der Enns vom
8. bis zum 11. Jahrhundert^, welche bereits im XIX. Bande der Linzer
Musealberichte und separat im J. 1870 erschieuen ist. Nachdem nun
Edlbacher bereits in Wien schöne Vorstudien für die oberösterreicM-
sche Geschichte gemacht hatte und dann in seiner öffentlichen Stel-
lung in Linz und als Mitglied des Linzer Museums leicht Zutritt und
Einseht in die Archive und Bibliotheken erhielt, so war zu scbliessen,
dass er der rechte Mann dazu sei, seinen Landsleuten eine im Geiste
der neuen Zeit und der Wissenschaft abgefasste Darstellung der Ge-
schichte ihres Landes zu geben. Diesen Erwartungen ist er nun in
der That gerecht geworden. Die Quellen, soweit sie ihm aufgeschlos-
sen waren, sowie die wichtigsten Hilfsmittel hat er auf das Beste
und Gewissenhafteste benützt und die Ergebnisse dieser Arbeit in eine
allen Gebildeten gemeinverständliche Form gebracht.
Der Gang der Darstellung und die einzelnen Bemerkungen,
welche sich machen Hessen, sind folgende:
a. Geschichtlicher Theil.
§ 1 behandelt die Kelten und schildert auf 2 Seiten das We-
sentliche ihrer Erscheinung und ihrer socialen Verhältnisse. Es ist
wol klar, dass die Oekonomie des Buches, das auf etwas Ober
200 S. die ganze obei-österreichische Geschichte zur Anschauung
bringen soll , der Behandlung der ältesten Partion nur einen kleinen
Baum anweisen kann. Doch da der Verf. eine Landeskunde schrieb,
so war es unerlässlich, das Wichtigste , was uns die geologischen For-
schungen über die älteste Zeit bringen (Begletscherung des Alpenvor-
landes, Formen der alten Thierwelt) voranzuschicken, also auch die äl-
teste Geschichte des Landes in grossen und wenigen Zügen
vorzuführen. Dann wäre auch eine Schilderung der Pfahlbauten
am Platze, von welchen in der jüngsten Zeit so viel Beste in den
oberösterreichischen Seen entdeckt wurden, und deren , wol mit Un-
recht, mit keiner Silbe Erwähnung gethan ist. Dieser Mangel ist
auch aus dem Grunde empfindlich, weil die vorliegende Landeskunde
doch auch zur Belehrung Jener dienen soll, welche vor 15 und 20 und
mehr Jahren die Schulen besucht haben , in welchen von Pfahlbauten
noch nichts gelehrt werden konnte.
Der folgende § stellt (von S. 3 bis 10) die römische Herr-
schaft dar. Die Bömer wenden, nachdem sie Noricum durch Drusus
und Tiberius erobert hatten, die besten Mittel zur Bomanisiemng des
neu unterworfenen Landes an. Militärcolonien werden errichtet, bür-
gerliche Colonien angelegt und das Land nach Innen und Aussen durch
gute Strassenanlagen, auf welchen die Militärgewalt leicht und rasch
verschoben werden konnte, sowie durch die Aufstellung einer Donau-
flotte geschützt. Auch das häusliche Leben der Römer und ihre »"''
giösen Zustande finden die gehörige Beachtung. Von den Bömei
856 L, Edlbacl^r, Landeslcande Oberösterreichs ang. ▼. JF. GriMssafur.
sen hätte aber auch die Strasse am rechten Donauufer , welche, die
gegen die feindlichen Nachbarn im Norden errichteten Castelle und
Bollwerke verbindend, den limes Danubianus bildete, erwähnt werden
sollen, da ja die übrigen römischen Strassen, welche von Aquileja aus
nördlich zogen, an der Douaustrasse ihr Ziel und Ende hatten. Nebst
den genannten Bömerorten hätte auch die für den Uebergang über
den Fyhm wichtige Station Eruolatia (Spital a. P.) eine namentliche
Beachtung verdient, da sie auch auf der Peutinger*schen Tafel ver-
zeichnet ist.
§ 3 bespricht (vonS. 10 bis 14) die Einführung des Chris-
t[enthums. Aquileja muss als die Mutterkirche augesehen werden.
Im Anfange des 5. Jhdts. besteht bereits das Bisthum Lorch, als
dessen ersten Bischof die Lebensbeschreibung des heiligen Severin
den Constantius nennt. Der diocletiauischen Christen Verfolgung waren
in oder um Lorch 40 Christen und ein römischer Soldat höhereu Ban-
ges, Florian , zum Opfer gefallen.
Der folgende Abschnitt, § 4 (von S. 14 24) , behandelt die
Zeit der Völkerwanderung. Der erste deutsche Yolksstamm, der in Ober-
österreich auftrat, waren die Markomannen. In zweckentsprechender
Weise folgt nun eine Schilderung des altdeutschen Wesens, der Selbst-
Verwaltung, des Kriegswesens und der religiösen Anschauungen. Nach
der Auflösung des Hunnenreiches wird Noricum der Tummelplatz ver-
schiedener Völker, der Hernien, Rügen, der Franken und Sachsen und
erhält erst geordnetere Zustände, als die Herrschaft der Bajoaren in
der Mitte des 6. Jhdts. errichtet war. Der Verfasser wählt die Wort-
form Bugier, Heruler, wofür besser nach dehi Vorgange von Zeuss
Bugen , Hernien zu setzen ist.
§ 5 stellt Oberösterreich unter der Herrschaft der bairischen
Hei^oge aus dem Geschlechte der Agilolfinger dar (S. 24 — 33) und
gliedert sich in zwei Theile, von welchen der erste die äussere Ge-
schichte Baierus behandelt und das Verhältniss zu den Slaven,
Avaren und Franken, sowie die Gründung des Bisthums Passau durch
Vivilo,den Bischof von Lorch, bespricht, während der letzte Theil die
innere Geschichte, die Eint heilung des Landes, die Veifassung
und die kirchlichen Verhältnisse zu einer klaren Anschauung bringt.
§ 6 ist überschrieben: Das Land ob der Enns unter der Hen-
schaft der Franken von 788-911 und umfasst 4 S. Von grosser
Wichtigkeit für Baiern, welches als ein neuer Bestandtheil des fränki-
schen Beiches eine neue Eintheiluug und eine neue Verfassung er-
halten hatte, war die Bezwingung der östlichen Nachbarn, der Avaren,
durch Karl d. Gr. Nach Ludwigs d. Fr. Tode wurde Baiem Ludwig
dem Deutschen zugewiesen und bildete einen Theil des ostfränkischen
Beiches, welches um 900 gefährliche Nachbarn in den Magyaren er-
hält und in blutige Eri^e mit diesen geräth, in welchen der bairische
Markgraf 907 seinen Tod findet.
Der folgende Abschnitt § 7 behandelt das Land ob der Enns
unter den bairischen Stammesherzogen von 908 bis 976 (S. 37—40)
L. Edlbacher. L&aaeakaain Oberösterceichs, aag. v. F. Grastauer. tf57
und schildert die KrLebung Arnulfs zum eräteu Stamuieshorzügä 908
und die Kämpfe mit den Magjaron.
Der Aufstand des biüi'ischen Herzog Heinricli des Zänkarä ge-
gen Otto II ist für die Geschichte Oberöster reich« iitsoferue folgenreich,
als Otto n. seinen Sieg bunfltzte, um Baieru duixii Theiluug m schwä-
chen. Es blieb wol der giössto Thei! Oberösterreicha deu baimcheu
Herzogen, duch der Traiingau kam iu die Hände der deu Kaiser
getreuen Ottokare, die ihre Residenz im Schlosse zu Steyr, ia der
Stiraburg, hatteii und die Markgrafen von Steiermai'k wurden. Es er-
fordei-t daher die Darstellung der Geschichte Oberösterreicbs von nun
an bis 1192, wo die getrennten Tbeilo wieder unter eine Herrschaft
kamen, eine getrennte Behandlung, wesshalb uns xunäclist
der S 8 die Herrschaft der steiiisclion Ottokare als Gi-afen im
Traungau von der Erbauung der Stiraburg bis 1192 (auf S. 40 — 51)
bringt. Ganz zweckgemäss gliedert sich dieser AbscUoitt in zwei Theile,
von welchen der erste lUe Geschichte der Trauägauer darsteUt, Otto-
kar III. hat wahrscheinlich um 980 die Stiraburg erbau). Von seinen
Nachfolgern wird Ottokar V. lOSÜ von Heinrich Hl. zum Markgrafen
der karenlh an [scheu Mark erhoben und nennt sich von 1070 an
Markgraf von Stira oder Steier. Ottokar wird 1080 Heriog von Stei-
ermark und setzt deu Herzog Leopold VI. v. Oesterreich zum Erben
seines Landes 118G ein, welcher die Erbt^chaft 1193 autritt. Der
zweite Theil behandelt die inneren Verhältuisao des Truungaues.
g 9 schildert die Herrschaft der bairischun Stammes- nnd Lan-
deshenoge in Oesterreich ob d. E. bis zum Auftreten der Babenber-
ger 1192 (S. 51—57). Der rothe Faden, an welchen sich fast alle
historischen Kreigoisso knüpfen, ist der grosse Streit zwischen den
Weifen und Hobeustaiifern und in diesem für die bairische und Öster-
reichische Geschichte von grrj^eter Bedeutung der Regenabu rger Reichs-
tag 1156. Heinrich Jasomirgott gab das Herzogthum Baiern durch
Ueberreichnng von 7 Fahnen in die Hände dos Kaisers zurück and
dieser Dhergab die 7 Fahnen dem Herzoge Heinrich dem LOweii zum
Zeichen seiner Wiedereinsetzung in das Herzogthum Baiern. Von
diesen 7 Fahnen gab Heinrich der Löwe 2 dem Kaiser zurUck als
Zeichen der politischen Lostrenunug der Markgrafschaft Oesterreich
(unter der Euns) vom Herzogthum Baiern. Im Jahre 1156 kam also
kein oberi^sterreichischos Gebiet au die Babenberger. Erst 1180 wird
vonBaiem die Mark ob der Enns abgotretou und Ottokar VIII von
Steier Qburgeben, nach dessen Tode 1192 sie {mit Ausnahme des Inn-
riertdü) mit Steiermark an das Haus Bahenberg fipl.
Von den nächsten zwei Abadinitteu stellt § 10 die Herrschaft
der Babenberger in OberOsteiTeich und
§11 da» Osterreich i sehe Interregimm dar. Besonders instructiv
ist der folgend«} Abschnitt, nämlich
g 12, welcher die inneren Verkälluiese in Oberfisterreicl||
788 bis znni Ende des l'A, .lahrh. zur Ansrh.nuung bringt iinil
13 S.^ Verfassung, Gericlitswoseu, Bevölkuruug, die kirchlii
106 L. EMaeker, UaiUtkiiBde ObodflweicH «V- ▼- ^.
Vwbältiiiflse, die bedeatenden AdeLageachlechter, WinoMcäaft ojid
Konst, Bodencaltnr, Haodel und Gewerbe bespricht.
I 13 führt uns das Land ob der Bons anter dea Herzogea Al-
brecht L, Friedrich d. Seh. and Albrecht IL d. Weisen Tor. In Fdge
der Kriege zwischen Friedrich d.Sch. and Ladwit^ d. Bnier litt der
Wohlstand Oberösterreichs ausserordentlich. Die Lollharden tanfhcn
aaf. Unter Albrecht dem Lahmen Terwdsten des Land die Wander-
heuschrecken und der schwarze Tod. in dessen Gefolge die Jndenyer-
folgnngen und die Flagellanten erscheinen. Das michtigste Adels-
geschlecht dieser Zeit ist die Familie Sohaanberger, deren Geschichte
klar und bündig gegeben wird (§ 14 j.
Der 15. Abschnitt behandelt Oberösterreich Ton 1358 bis 1493
und schildert die Reformen im Münz- u. Steuerwesen unter Badolf IV.
d. St., den Zwist der habsburgischen Herzoge unter Albrecht V., das
sich wieder geltend machende Faustrecht, die Judeuferfolgnngen und
den Einfluss der Hussitenbewegung auf OberOeterreich, dessen Lage
unter Friedrich eine traurige ist. Den Tollständigen Abschlnas des
Mittelalters bringt der
16. §, welcher wieder die inneren Verhältnisse Ton 1283 bis
1493 behandelt und die Eintheilung des Landes, Verfassung, Ver-
waltung, Rechtspflege, die Adelsgeschlechter, die Klfeter, Kunst und
Wissenschaft, Industrie und Handel bespricht. Freundlich gestaltet
sich das historische Bild Ober^Vsterreichs in den ersten drei Jahr-
zehenten der Neuzeit unter Max L, welchem der
§ 17 gewidmet ist. Oberösterreich erfreut sich unter ihm itines
fortwährenden Friedens. Die Aufbebung des Fehderrechts 1495 und
der ewige Landfriede kommen dem Lande sehr zu gate. Das Kriegs-
wesen wird reformiert. So sind wir nun bei der Reformation ange-
langt, welche uns im folgenden Abschnitte
§ 18 vorgeführt wird. Der neuen Lehre verschaffen Eingang
uud Verbreitung in Oberösterreich die Adelsgeschlechter Schaunberg,
JOrger und Starbemberg. Der Schulmeister Leonhard Eleutherobius
veröffentlicht in Linz 1524 Luthers Schriften. Der Bauernkrieg be-
wirkt auch in Oberösterreich Gährung und Erhebung. Auch die Wie-
dertäufer tauchen auf, doch Ferdinand unterdrückt sie bald. Max U.
bewilligt 1567 den protestantischen Mitgliedern des oberösterreichi-
schen Herrn- und Ritterstandes freie Religionsübung.
§ 19 bebandelt das Zeitalter der Gegenreformation und der
Bauerukriege, wobei sich besonders der zweite Baueiiikrieg einer be-
sonders ausführlichen Schilderung (40 S. umfassend) erfreut.
Die letzten 4 Abschnitte stellen Oberösterreich von der Unter-
drückung des Protestantismus bis zum Erlöschen des habsburgischen
Manustammes (§ 20) , unter dem österreichischen Erbfolgekriege
(§ 21) dann die Refoiinen Maria Theresias und Josefs IL (§ 22) und
endlich die Zeit vom Beginne der Kriege Oesterreichs mit Frankreich
bis auf die Gegenwart (§ 23) dar.
^^mObai
;(A«-, LandeEkuncit OberÖBWfrekhB. ang. v. F. OranKiuer. 85Ö
b. GeogiTiiih isolier Theil.
§ 1 (S. 2\1 — 218) bespricht Namen. Liige, Grenzen uad GrOsse
des Laades,
§ 2 iS. 218 — 226) belaudelt die Bodenbeuchaffenlieit niid
§ 3 (8. 226 — 238) die Gewässer, wobei bes^onders ausfQbrIioh
die Seen besprochen sind, von welchen genau die Hübe, I.Üuge, Breite
nnd Tiefe angegeben ist. 5 Tafeln gewähi'en eine flber.iichtiiche Ver-
gleichung dereolliea nach ihrer Höhe, nach dem Plüchenraume, nach
der grOseten Länge, grflssten Breite und Tiefe.
§ 4 (S. 238—241) behandelt die klimatiücben Verhältnisse und
§ 5 (S. 241—243) die Bevölkerung,
§6 (S. 243— 248) dieLandwirthschaR. Forstcultur und den
Bergbau. Die »iatielischen Zahlen sind aus den Jrthren 1669, 1870
und 1S71.
g 7 tS. 248 — ^251) bringt nur den Stand der lodnstrle inr
Anschauung und
§ 8 (S. 251^265) bespricht Handel und Verkehr, sowie die
Föi'derungsmittel dei'selbeu, die Strassen, Eisenbahnen, Post- und
Talegraphenanstalten und Geldinstitute. Wenn auch die Bedeutung der
Strassen durch die Eisenbahnen sehr zurückgedrängt wurde, so hütten
doch wenigstens die Reichs- oder Aerariäl- und die Landstrassen
angegeben werden seilen. Auch die Angabe der gegenwärtigen Länge
der Telegraph enlinien wird vermisst.
Die Zahl der Sparcassen iät mit 2Ü unrichtig angegeben, da sie
23 beträgt. Die Sparcasse Grieekirchen ist im Juli, die in Nenfclden
im Juni, die in Schwanenatadt im September 1^72 eröffnet worden,
Wichtig ist auch die Angabe des Einlagcapitals der Sparcassen
(26,237.000 11. Ende 1871), weil sie einen schätzbaren Beitrag liefert
sur Beurtheilung des niatonellen Wohlstandes des Landes und seiner
Bewohner.
§ 9 (S. 255—258) bespricht die Fördern ngsniittol der geistigen
CiiltDr: die Unterrichte- und Hn m au itätsan stalten.
9 10 (S. 258 271) ist besonders interessant, da er die
Leistungen OberfisterrcichB aaf dem Gebiete der Kunst und Wissen-
schaft bespricht und die Kamen und Werke der bervon'agenden Per-
Bßnlicbkeiten aus dem Bereiche der Dichtkunst, der Oeschicbtschrei-
bangnnd Geschichtsforschung, der Geographie, der Spmch forsch ung,
der Musik, Malerei und Bildhauerei uns vor Augen führt.
Die §§ 1 1 —14 behandeln die Verfassung, Verwaltung, Rechts-
püege, das Hilitärwesen ond diu bircblicben Verhältuisee.
Der § 15 fS. 277 - 2981 bringt die Topogniphio auf Grund
der Landi'^tiintlieilung in 12 Bezirkshauptmannschaften. Bei der An-
gabe der einzelnen Oite sind in gleichem Masse die gegenwältige
sociale Bedeutung, die landschaftliche Lage, sowie die historischen
Merkwürdigkeiten beachtet worden, Vermisst werden hier aber di»
BeiClkerungsangaben der einzelnen Bezirke and Orte, welch«
•iiier specteilen liandeshunde unerlässlich sind.
MO 8. Z^utmayr, T/exieon etjm. Lit. saner., tag. t. F. IBRniner.
Fassen wir den ganzen Inhalt des Baches Kasammen, so sehen
wir, dass der Verfasser mit vollem Verständniss ein anschauliches,
lebendiges, gemeinverständliches Bild der geschichtlichen Entwicke-
lung Oberösterreichs von der ältesten Zeit historischer Nachrichten
bis auf die Gegenwart entrollt, dass er mii besonderer Klarheit and
Genauigkeit die inneren, gesellschaftlichen Zustände in den einzelnen
Zeitperioden behandelt und stets die politischen Verhältnisse and
Zustände des Landes und Volkes in ihrer Beziehung zur allgemeinen
Geschichte besprochen hat. Mit besonderem Verdienste sind das
16. und 17. Jahrhundert bearbeitet. Eines nicht geringeren Fleisses,
so wie nicht geringerer Genauigkeit und Geschicklichkeit erfreut sich
die Darstellung des geographischen Theiles, aus welchem der Leser
ein klares übersichtliches Bild des materiellen und geistigen Znstandes
gewinnt. Der Gefertigte ist überzeugt, dass dieses Buch Jeden, der
sich für Oberösterreich interessiert, mit Befriedignng erfüllen wird
und hält es besonders für Zwecke der Mittelschulbibliotheken sehr
geeignet. Dr. F. Grassauer.
Lexicon etymologicum Latino etc. — sanscritum comparativum
quo eodem sententia verbi analogice ezplicatar. constraxit Seb. Ze-
he tmayr, Gymn. professor, Vindobonae 1873. prostat apud Alfredam
Holder, bibliopolam Universitatid, VIII a. 38U pp. 3 Tblr.
Wir haben es hier mit einer ganz tfichtigen Arbeit zu thun.
^Die Wissenschaft wird durch dieses Werk entschieden weitergefOrdert
Ich will zuerst kurz angeben, was ich bemängle. Der YerfiEtsser hat
keine Vorrede. Es wäre aber sehr zu wünschen, dass er sich über das
Eine oder Andere ausgesprochen hätte. Ferner wäre i-ch einmal daftr,
man soll Werke, wie das vorliegende, nicht in Lateinischer Sprache
schreiben. Das Latein ist viel zu unbeholfen und von Haus aus nickt
geeignet fär einen Stil, den ein derartiges Buch erfordert. Das ewige
Einerlei : ab aliquo — ,pertinet ad , de sententia eet. wird fade. Ich
sehe den Grund nicht ein, warum der geehrte Verfasser das Bach
nicht deutsch geschrieben hat. Ich glaube nicht, dass er deswegen in nicht
deutschen Ländern einen grösseren Absatz haben wird. Sodann hätte
ich etwas mehr Citate gewünscht. Nicht gerade deswegen möchte ich
diess, damit man den Verfasser controlieren kann, was sein Eigenthom
ist und was er entlehnt hat (dass er überhaupt die vorhandenen Bßlfo^
mittel fleissig benutzt hat, ersieht man beim Gebrauche des Buches
bald), sondern ein dei-artiges Wörterbuch von einem solchen UmÜEUigB
könute, ohne zu sehr angeschwellt zu werden, ein Bepertorium sein der
verschiedenen Ansichten über die Etymologie eines Wortes. Wir sind
leider noch nicht so weit, dass wir die Acten über die Etymologie
eines jeden Wortes schon schliessen könnten. Da wäre es sehr er-
wünscht, wenn man gleich einen Fingerzeig hätte über die Torhuideie
Literatur. Doch sind diess am Ende individuelle Wünsche, die den
Wert des Buches keineswegs erheblich vermindern.
^^^R^i
irtiiM, GranilKiged. GiiBchiwhenEtymologie. aog.", V.Hintntr. 901
Dagegen hat das Bacb viele Voi-züge, von daneu ich nur eiuen
hervorheben will. Es ist häufig zu einem Worto, duasou Iteduutuugä-
entwickluDg nicht ganz durchsichtig ist, ein analoger Fall derEttltteit
Bedeotungs entwickln Dg aus einer anderen Spi-auhe beigefügt, wodurch
oft sonderbar scheinende Ktymologieii eine StQtze erhalten. Ich keaue
kein Buch, wie dieses, worin in su knapper Form die Bedeutung eines
Wortes durch Analogie ao schön behandelt wäre. Z. B. p. US: kostia,
eogn. hoitiorr^ferio, lat, vet./b*'*«. cogn. Aosfis.skr. ffhua-ra laedens.
De senteHtia, cf. goth. hvnsl^=hosti(i c. han=['erio, — hostis, cogu.
boslia^hospes, goth. gasts. De sen. dupL cf. ^fVcA,', l'tiWk;, ei ityfog
Aospes , p^flinrt ad skr. k«kan-ä-mi laedo . hostii/; adda skr. para
hostis, proprie hoapes, cogn. c. pfregrinyts, fremd u. a. w.
Durch einen index graecits. gothiciM, gi^rmanun, anglicua,
»lavicus. guVicua et italicas, einen indes der behandelten Eigeu-
namen, endlich durch einen index sanacriticus ist für das praktische
Bedürfnis gesorgt.
Ich kann nicht umhin, da^ Buch best«ua zu empfehlen; beson-
ders soll es in jede Gymnasialbibliothek Eingang finden.
Qraudzüge der Griecbischeu Etymologie von Cr.Curtius. Vierte
dutcb Vergleichungen aus den Keltiauhon Sprachdu run ErustWin-
diicli erweiterte AuU&ge. Leipz. Teubuer. 1873. XVI u. S36 ää. 6Tblr.
Wenn es auch nicht immer als ein zu veil aasiges Kriterium für
die Vortöglichkeit eines Buches angesehen werden kann, wenn es
mehrere AuHagen erlebt, so ist diess doch bei einem so streng wissen-
schaftlichen Werke, wie da« vorliegende ist, gewiss der Fall. Es wiu'de
nach je drei Jahren eine neue Autlage nCthig. Obwohl unsere Zeit-
schrift nicht die Aufgabe hat, neue Aufli^en von eigentlich wissen-
schaftlichen Werken weitläufig zu besprechen, so mOge doch gestattet
«ein, mit wenigen Worten auf die Veränderungen hinzuweisen, welche
die neue Auflage im Verhältnis zu den fi'üheren erfahren hat. Da^s
dieaeAusgabe eine bedeutend vermehrte ist. gehtschon aus derSeiten-
lahl hervor: Die dritte Auflage zahlte bei Ttiä, wähi-eud die neue 83Ü
Seiten enthält. Den grosseren Theil dieser vermehrten Bogenzahl
nimmt natärlich das neu hinzagefügte Keltische ein. Darin besteht
derHauptvorzng dieser Auflage. Wenigstens kann man sich jetxt auch
einen Begriff machen von diesem vielgenannten, viel gerühmten und
vi elverd acht igten, gewöhnlich aber wenig gekanuten Spruchzweige.
Windisch hat sich dadurch grosses Verdienst um die Wissenschaft
erworben. Er geht mit sicherer Hand zu Werke, zieht gewChnlich nur
Verl&ssliches herbei und lässt Zweifelhaftes und Unsicheres bei Seite.
Keine Sippe der Indogermanischen Sprachen Ist etymologisch bv weuig
durchsichtig, wie das Keltische. Daher deuu auch dessen Verwandt-
schaft mit den ludogormanischen Sprachen am spflt«sten erkannt und
ernivaen wurde. Aber noch in anderer Beziehung ist der Boden
schlüpfrig. Es finden sieh nimlioh im Keltischen eine Unzahl Loliii-
wCrter, grossentheils aus dem Lateinischen. Die^e, mancLmti
58«
80C A. Fick, Die Spracbeinbeit d. Indog. Earopaa, wag. t. V. Hmtner. ^
fast den Eeltiscben Typus an sieb tragenden Vocabeln mit Sicherheit
zn erkennen, ist nicht immer eine leichte Aufgabe. Es lassen sich
gewiss nocb za manchen griechischen Wörtern. Keltische Verwandte
hinzufügen, vorderhand sind wir fOr das bereits Gebotene dankbar.
Die übrigen Veränderungen bestehen zumeist in kleineren Zu-
sätzen und in Citaten der seit der dritten Auflage (1869) erschienenen
Werke. So findet man fleissig berücksichtiget die zweite Auflage von
Fick's Wörterbuche und die Fortsetzung des Pottaschen Wunel-
wörterbnchs, das vor Kurzem mit dem fünften Bande endlich glück-
lich seinen Abschluss gefunden.
Eine andere schätzenswerthe Zugabe sind die Indices. Es ist
jetzt für jeden in dem Buche vertretenen Sprachzweig ein genauer
Index beigegeben, was die Brauchbarkeit des Buches ungemein er-
höht. Beim Griechischen Index ist die Hauptstelle, wo ein Wort be-
handelt ist, mit grösseren Ziffern gekennzeichnet und ich bedaure, dass
diese praktische Einrichtung nicht auch im Lateinischen Index ange-
wendet wurde. Die Ausstattung dieser Auflage ist die der bekannten
Teubner'schen Officin, doch noch eleganter als die dritte Auflage.
Es wäre leicht hie und da den Ansichten vonCurtius eine andere
gegenüberzustellen. Bei erneuter sorgsamer Erwägung, die ja veran-
lasst wird durch zahlreiche Monographien über die verschiedensten
Puncto der Sprachwissenschaft, wird Cnrtius voraussichtlich von selbst
in manchen Puncten seine Ansichten ändern. So, um nur eines zu er-
wähnen, hat Curtius die Jo(i -Theorie doch zu sehr auf die Spitze
getrieben.
Genug. Zweck dieser Zeilen war bloss auf die erhöhte Brauch-
barkeit dieser Auflage hinzuweisen, die keinem Mitforscher entbehr-
lich sein wird.
Die ehemalige Spracheinheit der Indogermanen Europas. Eine
spracbgeBchicbtliche Untersuchung von August Pick. Qöt^gen,
Vandenböck et Baprechts Verlag 187S. Vm u. 432 SS. 2Thlr, 3i Ngr.
Der Stammbaum der Indogermanen ist noch immer nicht ent-
giltig festgestellt^). Damit- diess überhaupt mit voller Sicherheit
geschehen kann, müssen noch erst eine Reihe von Einzeluüter-
suchangen folgen über diejenigen sprachlichen Eigenthümlichkeiteo,
in welchen sich einzelne Sprachen und Sprachgruppen besonders nahe
zu berühren scheinen. Ja es hat sogar Joh. Schmidt bei der 28.
Philologenversammlung zuLeipzig(1872)uud sodann in einer eigenen
sehr gehaltreichen Schrift') die Möglichkeit bestritten, dass sieh
Überhaupt ein Stammbaum der indogermanischen Völker aufiBtellen
lasse. Schmidt verbreitet sich in seiner Schrift besonders über das
*) Mau Tgl. z. B. Schleicher, Comp.* 6 ff. ; im Anschlüsse an ihn Bolti,
Die Sprache und ihr Leben, Offenbach 1868 ; Fick, Wörterbuch* 1061;
Westphal, Vergl. Grammatik d. indog. Sprachen, Jena 1Ö78. 1. 8. 18.
*) Die verwandischaftsverhältniBse der indogermanisdien SnradiaL
Weimar 1872. ^
J. Fkk, Die Spracbeinheit d. Indog. Earopst, ang. v. F. Hininet. 808
Yerwandtschaflsverhältniss der mdogennanischen Sprachzweige zn
einander nnd gegen die daselbst gewonnenen Besnltate ist diese
neae sehr interessante nnd werthvolle Arbeit von Fick gerichtet. Es
dürfte aach für die Leser dieser Zeitschrifb von Interesse sein, den
Inhalt dieses Werkes in Kürze zn erfahren nnd die beiden Resultate
Ton Schmidt nnd Fick vergleichen zu k(^nnen.
Fick handelt im Abschnitt I (S. 1 — 61) über die Stellung der
Slavoletten zn Germanen und Ariern. Schmidt hatte zu beweisen
gesucht, dass ^das Slavolettische weder vom Arischen noch vom
Deutschen losgerissen werden könne, sondern die organische Vermitt-
lung beider sei.« Der Hauptbeweis, auf den sich Schmidt stützte,
war, ^dass dem arischen palatalen Zischlaute (() allein im Slavisch-
Litanischen ein Zischlaut (lit. si^, slav. s) entspricht, während die
übrigen europäischen Sprachen diese Laute nicht von der gutturalen
Tennis unterscheiden, z. B. skr. ^atam, zend. ^atem, ksl. süto, lit.
szimta-Sy aber goth. hund, lat. centu-m, altirisch cit, griechisch
«-XOTO-I»."
Dem entgegen sucht nun Fick, ähnlich wie schon früher
Ascoli^), zn beweisen, ndass unser Sprachstamm in seinen sämmt-
lichen proethnischen Perioden , theil weise auch innerhalb der Einzel-
sprachen zwei völlig geschiedene A; -Laute besessen (hierin
in Uebereinstimmnng mit dem Semitischen), von denen der eine im
Arischen durch k und c (tscha), der andere durch g repräsentiert wird,
nnd zwischen denen fast gar keine Berührung stattgefunden, bis sie
iin Griechischen nnd Italischen theil weise, im Deutschen fast voll-
ständig zu einem Laute verschmolzen sind.a Es wird nun die Doppel-
natur des ursprünglichen X;-Lantes an den einzelnen Sprachzweigen
bewiesen.
Zuerst in den arischen Sprachen, k und g sind völlig von
einander geschieden, während k und c sich vielfach berühren; c ist
ans k entstanden, g ist weder aus k entstanden, noch wechselt es je
mit ihm.
Aehnliches finden wir im Slavol etti sehen. Arisches k resp.
e wird hier durch k und dessen Umgestaltungen wiedergegeben, wäh-
rend dem arischen g durchweg litauisches s^r, slavisches 8 entspricht,
z. B. lit. sjrA, gen. s/mn-s Hund = skr. gvä, gen. guncis Hund ; ksl.
sqkü Zweig = skr. ganku Zweig u. s. w.
Auch im Keltischen zeigt sich dieser Unterschied. Das Kel-
tische spaltete sich' schon früh in das irische und das gallo-britische
Idiom. inEs wird nun das altirische c (eh), d. 1. k, im Gallo-BritischOQ
bald ebenfalls durch c, bald durch p reflectiert. Daraus geht hervor,
dass zur Zeit, da Irisch und Gallo-Britisch sich schieden, die urkel-
tische Sprache zwei A-Laute besass. Diese verschwammen im Irischen
') Vorträge über Glottologie übersetzt von Bas zig her und Schweizer-
Sidler, Halle 1872, L Band, 8. 49— V8; vgl auch Pott. Wurzel-
Wörterbuch I, 496. bes. III (1871;, 59 ff; Curtius, Grundzttge
d. griech. E^mologie, 4; Aufl. 8. 28 f.
9M A. Ftdt, Vm
2a 6« timtmc, wihifd w ni GaOr-BriMckim
4ms Ut ftM i^Last 4arek j». ittr aadcre 4nck « ^Hfwferill
Di«^>« beki^o i^Laote dci ¥ritiirhem fleprifhw iithtf
ond ^ <l«r imchfim Sfra^em, od zw so, du» aläriKii r, v» «§
doirh gaülo^britttcbef j^ftflecticrt wird, doi arkttai ik nripiilil, dM
altiri^h« r daueren, doi wach im GaOo-Britisckca tm e gagmUbm-
nUbt, di« Sielk d40 anadMs f enniwBi.* 1. R ahir. eis = fin», skr.
jb'ji, lesd« ^i>. griedL rf-$» 1^^ qui»*. aker Wüiack jin. inkiir-
Miu altir. m , nm Hoad, im GambrifdMB nkki pm, smäent ei, M^
plar. ^^M. iwfi, wefl skr. ^aa. gao. ^«o«, ÜL srA (d. L jmm-s =r
ßiran-M), g^. «nfa-s, kiL 9u4oii L HindliB d. L M|-ia^ tM|-Aa)y
da!» berodoteiaclM önmoj skr. uod. 0Mia.
Ans dem Gtsagteo galit ichoii harrM-, daat deijtaigt ik-Laat^
der nch im GaJlo-BritiacheB zo jp Terwaadalta. xwiackaa k oad p ia
der Mitte gelegen, also etwa kt gelaotet kabeo Bisae: dam aoaet
wäre ein Uebergang ?on kutp nicht denkbar.
Dasselbe sehen wir noch deutlicher im Lateinisckaa. Hmk
erscheint orsprachliches k (eig. kv) hiofig sowol im Aalaai als im
Aoslaot der Worzel als qv; z. B. qui^s neben skr. te and ki^ ; »eqm
neben skr. «ac-, nrspr. sak-, lit. 9ekrii folgen. Nienuls aber entapiicht
im lat qv einem skr. ^ Fick hat ganz Recht, dass er auf Gnad
diente» Gesetzes die bis jetzt allgemein^) angenommaae Etymologie
▼on quü'M, als gehöre es zn skr. (I- liegen, znrtckweist. QmeM g^irt
za 8kr. knhi' wohnen, kaheima Bast, Bohe, Frieden, Sicherheü, alt-
persisch shigdti (st. skUtti^y Behagen, gr. xr/-^, lit. AAm-« Dori^
genn. kaima, Heim^).
Endlich wäre im Griechischen z. B. Gkichaetaang ¥on %ig
mit quuf, xi mit qne a. s. w. unmöglich, wenn man nicht dem dies«
Wörtern za Grande liegenden arsprflnglichen i-Laute einen labialen
Nachklang beimessen könnte. Von %i^ war gewiss die orsprAngliche
Form aoch im Griechischen xpi^; nnr diesem labialen Nachklange
muBs man auch den Uebergang von x in t znschreiben, was physiolo-
gisch leicht zn erklären.
Weniger aasgedehnt erscheint die Affection des nrsprflnfi^chea
A^Lautes im Gothischen, wo sie als hv erscheint. Sporen der-
solben sind aach im Litanischen nachznweisen, imSlaviachen
tritt 8ie nur hinter der Anslantsgroppe 9k herror.
„Es beweist somit der Parallelismas des arischen k mit slavo-
lettischem k^ des arischen q mit lit. sm, slawisch s nicht das Ctoingste
für eine nähere Zusammengehörigkeit des Arischen und SlavolettiscJiea,
nicht das Geringste f&r eine organische Mittelstellang des Slavoletti-
*) vgl. z. B. Pott. Etjm. Forsch. I«, 208; U\ 437; 492; Wai^w.
I, 542; Bopp, Glofls.' 389 a; Corssen, Beitr. 50; Antspr. P,3B5;
Cnrtins, Grandz.' i45; Zachere Zeitschrift 1, 20; E ohne Zeit^
•chrift UI, 371; V, 38); Kuhns Beitr. VI, 280, seihst Fiek,
Wörter b.> 43; mein Ui etjm. Wörtb. 190.
') vgl. Fick in Kuhns Zeitschr. XX (1872J. 18p.
A. Fiet, Die Spncheinheit d. Indog. Europas, ang. v. F. Hintner. 865
sehen zwischen den arischen nnd europäischen Sprachen, nicht das
Geringste gegen die Annahme einer ehemaligen Spracheinheit der
nordenrop&ischen Völker unseres Stammes u. s. w. * (S. 30.)
Schmidt hatte durch zwei im Anhange zu seiner Schrift ge-
gebene Wörterverzeichnisse gefunden, dass im Germanischen nur 15
solcher Wurzeln und Wörter sich finden, welche ausserdem nur in den
arischen Sprachen vorkommen, wogegen er deren 61 in den slavo-
lettischen Sprachen nachweist. Fick dagegen kommt zu einem ent-
gegengesetzten Resultate, er findet ungefähr 80 arische Wörter nur
im Germanischen, etwa 65 nur im Slavolettischen wieder (S. 41 — 56).
Der n. Abschnitt handelt über das Vorkommen von kv und k
(ski'. g) im Wortschatze der europäischen Spracheinheit (S. 62 — 138)«
Das Verzeichniss schliesst sich zwar grossentheils an des Verfassers
„Wörterbuch^*) an, bringt aber doch so manches Neue, wodurch die
Wissenschaft entschieden weitergefördert wird.
Abschnitt III. ' r^Die Stellung der Griechen zu den Ariem.*'
Schmidt hatte bei seiner Musterung als Resultat erhalten, dass sich
das Griechische weit enger als das Italische an das Arische schliesse.
Während er 99 Wöi-ter verzeichnet, welche nur im Griechischen und
Arischen sich finden, bietet ihm das Italische nur 20 Wörter, die
ausserdem nur das Arische aufweist. Also 1:5. Fick dagegen fand
bei Nachpi-flfung (Seite 144 — 159), dass ungefähr 108 griechische
Wörter vorkommen, die sich nur bei den Ariern wiederfinden, gegen
65 italische, die sonst nur im Arischen wiederkehren; also bei-
läufig 1:2.
Abschnitt IV. ^Abweichende Lautgestalt alter Nomina bei den
Europäern und Ariern" (S. 161 — 170). Es wird eine grosse Differenz
der Sprachen Europas im Verhältniss zu den arischen nachgewiesen.
Abschnitt V. „Die gemeinsam-europäische Entwicklung des
e-Vocals" (S 176 — 200). Ein praktisches Verzeichniss der Wörter
mit dem e-Laute in der europäischen Spracheinheit (185 — 200) macht
die Sache anschaulich.
Abschnitt VI. „Die gemeinsam-europäische Entwicklung des l^
(S. 201—261). Wörterverzeichniss von S. 214-261.
Abschnitt VII. „Gemeinsam-europäischer Wortschatz" (S. 262
bis 391). In diesem ungemein interessanten Abschnitte gibt der Ver-
fasser ein wolgelungenes Bild von der Gesittung des Urvolkes auf
Grund der europäisch-arischen Culturwörter. Das Wörterverzeichniss
zo diesem Abschnitte, ein kleines Wörterbuch für sich (S. 293 — S91),
wird jedem Mitforacher unentbehrlich sein.
Endlich Abschnitt VIII. „Die Indogermanen Europas, ehemals
ein Volka (S. 392-432). „Es sind", beginnt der Verfasser den
Abschnitt, „wie die vorausgehenden Abhandlungen erwiesen haben,
vornehmlich drei Puncto , worin die Sprachen Europas unter sich
ftbereinstimmen, dagegen von den arischen Sprachen sich scharf unter-
scheiden: 1, Ehie reiche Entfaltung des ^-Vocales gf«genüher dem ur-
*) Vergleichendes Wörterbuch der indog. Sprachen Oött i
806 A. Ficky Die Spracheiubeit d. Indog. EnropaB, ang. v. V. HkUner.
sprachlichen und arischen a, nachweisbar als gemeinsam-europäisch
in etwa 30 alten Nomen und im Präsensthema von mindestens 40
wichtigen Verben mit ursprünglichem an- und inlautenden a. 2. Die
Entwicklung des l aus dem r der Ursprache, gegenflber dem r der
arischen Einheitsperiode ''). 3. Die Ausprägung einer reichen Fülle
von Wortbildungen, der gemeinsame Besitz von mehreren Hunderten
theilweis höchst originellen Wörtern und scheinbar selbst von Wurzeln,
die den arischen Sprachen völlig abgehen. Diese drei Puncto genügen
völlig, um die Europäer unseres Stammes zu einer engeren Einheit
zusammenzuschliessen, welche nicht minder innig ist, als der arisch*
Verband der Brüder im Osten**.
Interessant sind in diesem Abschnitte die Erklärungen skjthi-
scher Namen und Vocabeln (nach MQllenhoff), der phrygischen Glos-
sen und der wenigen Ueberreste aus der thrakischen Sprache. Was
die phrygischen Glossen betrifft, scheinen dieselben ziemlich sicher
erkläi-t zu sein, nachdem dieselben bereits von Bötticher (Lagarde) in
seinen Arica (S. 30 — 39), wieder abgedruckt in seinen gesammelten
Abhandlungen 1866, S. 283 ff., gesammelt und zu erklären versucht,
später von Fr. Müller (Orient und Occident, Vierteljahresschrift, her-
ausgegeben von Th. Benfey IL [1864], S. 577 ff.) und Fick (in
Kuhns Beitr. VII, 358 — 384) eingehender bebandelt worden waren').
Müssen wir nun Fick unbedingt darin beistimmen, dass er die
Existenz einer gemeinsam-europäischen Spracheinheit bewiesen hat,
80 bleibt doch Schmidt hierin gewiss im Rechte, dass er die Mög-
lichkeit einer Beconstruction der indogermanischen Ursprache ent-
schieden leugnet Man vgl. auch, was Windisch in Kuhn's Zeitschr.
XXL, 398 f. über diese Frage sagt. — Wie das „vergleichende Wör-
terbucha von Fick, so wird auch diese neuesteArbeit des mit grossam
Combinationstalente begabten Gelehrten keinem, der sich mit Sprach-
wissenschaft überhaupt beschäftiget, entbehrlich sein. Zwar fordert
so manche Wörterzusammenstellung zum Widerspruche heraus, aber
nie wird man bei einer solchen Combination vorübergehen dürfen,
ohne den Gi-ünden genau nachzuspüren, die etwa den Verfasser zu
einem solchen Resultate geführt haben. Möge es dem Verfasser seine
Gesundheit erlauben, uns recht bald mit einer ferneren Arbeit zu
beschenken.
Wien, November 1873. Dr. Val. Hintner.
*) Fick bat schon in seinem „Wörterboche" den Beweis zu liefern
versucht, dass die indogermanische Ursprache den Baehstaben l
nicht besessen habe. Dagegen sacht die Schrift: «Das l der indo-
germanischen Sprachen gehört der indogermanischen Grandsprache
an, V. W. Heymann, Gott. 1873" das l der Ursprache zu vindicieren,
was ihm nicht gelangen ist.
*) Der Aafsatz von Mordtmann : „Ueber die altphn^giache Sprache''
(Sitzungsberichte der k. baierischen Akademie d. mss. 1862 I. Seite
12-'38) kommt nicht in Betracht, weil ganz und gar verfehlt vgl.
Fr. Müller, Orient and Occident II. 574 ff.
r. FuM. MittheilnD^e» a, d. hiBt. iitcratar, tng. v. LoTfiu. 857
t Jlittheiliiügen aas der historischen Literatur, herausgegeben von
der bifltoriBchen GegellBcbHft in Berlin and in äeien Auftrage redi-
prt TOD Prof. Dr. B. Posb. I. Jahrgang, 1. Heft.
lieber den Zweck und die Richtung dieser nenen historiBchen
f Seitechrift spricht sich das Programm kurz und klur ans; „In diesen
, Heften will die GreBellechaft weder selbsti^täudige Arbeiten , noch
, ^entticbe Krif.iken, sondern nur ansfübriiche Berichterstattungen
, Aber die neuesten historischen Werke mit möglichster BezDgnahme
safden bisherigen Stand der betreffenden Forschungen tiefem. Sie
gliubt. da der Einzelne nicht alles auf dem Gebiete der Geschichte
•racheinende durcblenen, geschweige denn durcharbeiten kann . den
Lahrem und Freunden der Geschichte einen Dienst zu leisten , wenn
sie dieeeJben durch objectiv gehaltene Inhaltsangaben in den Stand
setzt, zu beurtheilen, ob fQr ihren Studienkreis die eingehende Be-
schSftiguDg mit einem Werke nCthig sei oder nicht".
Das vorliegende Heft gibt einen vortheilbaften Bogriff von der
Art DDd Weise, wie Redaction und Mitarbeiter der Zeitschrift ihre
Aufgabe verstehen. Eine Beihe der bedeutendsten, inhaltsreichsten
und schwierigsten Arbeiten und Forschungen der neuesten Zeit wer-
den nach Gedaukengang und Resultaten auf das genaueste analysiert.
Voran geht eine Darstellung des Werkes von Nitzsch über die römi-
sche Annalistik ; noch wichtigei und erwünschter ist die Anzeige von
Uöllenboff's deatecher Alterthumskunde , deren erster Band in so
viele verschiedene Discipjinen tief eingreifende Forschungen enth<.
Eine genaue Debersicbt der Resultate dieses Werkes, wie sie der Her-
■UBgeber Prof. Foss mustergiltig liefert, ist sicher für viele ein sehr
dankenswertes Unternehmen. Ebenso dient der Artikel fiber Sohm's
altdeutsche Reichs- und G Brich teverfa-^sung znr Orientierung über
diese schwieligen Gegenstände und vollends darf die Besjirechang
von Ficker's Forschungen lur Reichs- und Eechlsgeschichte Italion'B
selbst als eine hervorragende Leistung bezeichnet werden; auch ge-
flbte Leser dieses gelehrten und schwerwiegenden Werkes detaillierte-
ster Forschung werden gerne den Wegweiser, den die Mittfaeilungen
bieten, xnr Hand nehmen, um sich in den zahlreicheu Bauden der
italienischen Rechtsgeschichte besser einheimisch zu machen.
Die Uittheitungeu bieten noch ausserdem Beeprechsngen klei-
nerer Erscheinungen auf dem Gebiete der historischen Literatur: von
Ewald'e Eroberung Preussen's dnrch die Deutschen, Kngler's Chri-
stoph Herzog von Württemberg, Krones, die zeitgenössischen Quellen
rar Geschichte der Grafen von Cijli nnd Sigmund von Herberstein,
Krebs, Christian von Anhalt; emilich folgen noch kurze Mittheilungen
ans der Literatur des Krieges von 1870 — 71. Wie man sieht, ist uns
ein sehr reiches Programm geboten, wobei es freilich nicht immer
leicht sein wird, das Zufällige ausz u seh 1 Jessen und dem Bedeutenden
den hinreichenden Raum in der Zeitschrift zu sichern. Eine strenge
vielleicht manchmal hart erscheinende Redaction wird bei einem ün-
M8 £' Wetzelj Allgemeine HimraelBkunde, ang. ▼. 0. StoU.
ternehmeD, wie das vorliegende, als ein dringendes Bedürfniss er-
scheinen. ^
ImUebrigen gibt doch auch schon das vorliegende Heft manche
Beweise, dass man die versprochene Resignation auf jegliches Urtheil
bei den Anzeigen nicht allzu wörtlich zu nehmen haben wird. Es kann
auch in der That nicht als nachtheilig angesehen werden, wenn zu-
stimmende oder abweisende Urtheile eingeflochten werden. Die Auf-
gabe der „Mittheilungen" wird es sein, ein wahrhaftes und vollstän-
diges Bild neuer Forschungen und gelehrter Arbeiten zu liefern, wie
es bei den meisten kritischen Arbeiten heutigen Stils oft nur zu sehr
vermisst wird. Die heutige Methode gelehrter Anzeigen schwankt,
wenn wir nicht irren , lediglich zwischen einer etwas veredelten Art
von Buchhändlerreclame einerseits und der trockensten Detailcorrec-
tur andererseits. Geistiges Eingehen auf Ziele und Resultate neuer
Werke findet sich selten. Die „Mittheilungen" können sich ein gpros-
ses Verdienst erwerben, wenn sie hier die Mitte halten und mit glück-
licher Auswahl des Stoffes gleichsam zu einem Repertorium der neue-
sten bleibenden Resultate der Forschung auf dem Gebiete der Ge-
schichte sich gestalten.
Lorenz.
E. Wetzel. Allgemeine Himmelskunde. Zweite vermehrte and
verbesserte Au&ge. Berlin, A. Stubenrauch, 1870. 610 S.
Das Erscheinen einer zweiten Auflage dieser populären Darstel-
lung der Astronomie zeugt hinlänglich von der gelungenen Anlage
und Durchführung des Werkes. Es ist im Wesentlichen der in Deutsch-
land längst bewährte Plan von Littrow's „Wunder des Himmels^.
Von den vier Abtheilungen dieser Schrift: theorische Astronomie,
Topographie des Himmels, kosmische und beobachtende Astronomie,
flnden wir hier drei wieder, indem das nothwendigste aus der vierten
an geeigneten Stellen der übrigen eingefügt ist. Die erste Abtheilung
ist zu grossem Yortheile der Uebersicht in zwei Theile zerlegt Der
erste derselben: nVX)n den scheinbaren Bewegungen der Himmels-
körper'^ , gibt eine kurze, allgemein verständliche Beschreibung der
täglichen Bewegung aller Gestirne, des jährlichen Sonnen- und des
monatlichen Mondeslaufes. An denselben wird der Gebrauch der
grössten Kreise der scheinbaren Himmelskugel erläutert und die Ein-
führung der sphärischen Coordinaten vorbereitet. Endlich erfahret^
wir hier die äusseren Eigen thümlichkeiten der Erscheinung von
Planeten und Kometen. Der zweite Theil (des Werkes zweite Ab-
theilung: „von den wirklichen Bewegungen der Himmelskörper")
führt vor und begründet die gegenwärtige Darstellung dieser Er-
scheinungen — stets unter Berücksichtigung der historischen Ent-
wickelung der Ansichten. Besonders hervorzuheben ist eine kniise Er-
klärung des astronomisciien und kirchlichen Kalenders.
B. Wetzet, Allgemeine Himmelskande, ang. t. 0., SuAe, 869
lieber die dritte Abtheilung: „Topographie des Himmels'' soll
hier nur bemerkt werden, dass die neuesten Entdeckungen, nament-
lich durch die Spectral-Analyse , soweit sie bis zum Zeitpuncte der
HinauBgabe des Werkes bekannt geworden wai-en, gehörige Berück-
sichtigung gefunden. Die vierte Abtheilung endlich handelt von der
mechanischen Erklärung der Himmels-Erscheinungen.
Der Inhalt des gesammten Werkes ist so reichhaltig, dass uns
nichts irgend bemerkenwerthes übergangen scheint. Die Darstellung
zeichnet sich durch Klarheit und Anschaulichkeit aus und setzt beim
Leser kaum etwas voraus, als den Willen, in das Verständniss der
Erscheinungen einzudringen, welche sich so unmittelbar daibieten.
Auch im Einzelnen haben wir wenig gegen dieselbe vorzubringen.
Die Zahlenangaben sind nicht immer die neuesten, worauf wir indess
kein grosses Gewicht legen. Schwerer zu entschuldigen ist, dass p. 573
als die besten Sonnentafeln die von Del ambro und Carl in i ge-
nannt sind, während wir doch schon seit mehr als zehn Jahren die
vortrefflichen Werke von Hanse n-0 1 u f s e n und Leverrier besitzen.
Aehnliches gilt auch theilweise von den a. a, 0. erwähnten Planeten-
Tafeln.
Am wenigsten gelungen erscheint das Capitel über das Plane-
tensystem der Alten (p. 251 f). Während andere Schriftsteller z. B.
Whewellin seiner History ofinductive sciences die klare Einsicht
des Ptolemäus in seine Aufgabe rühmend hervorheben, wird derselbe
hier fär die irrthümliche Auffiissung des Mittelalters verantwortlich
gemacht. Hat er nicht selbst deutlich gesagt, dass es ihm nicht um
die Erklärung, sondern die Darstellung der Planetenbewegnn-'
gen zu thun sei? Und was soll einem Manne gegenüber, der Tafeln
des Mercor und der Venus gegeben, der ans Littrow's „Wunder" über-
nommene Vorwurf, sein System führe zur Annahme von Oppositionen
4ieser Planeten mit der Sonne? (p. 252). Auch über das sogenannte
»aegyptische" Planetensystem hat man gegenwärtig eine andere An-
sieht als das ebengenannte Werk , welchem der Verfasser folget. <VgL
Supplement to WhewelVs History ofind, sciences 1857 p. 25.)
O.Stolz.
Vierte Abtheiluug.
Miscellen.
Nekrolog.
Wenn wir nach der Nengestaltang unseres GjmnasialweaeDS, wie
sich dieselbe seit 1849 vollzogen hat. mit Befriedigung auf die Errungen-
schaften der letzten Jahrzeheude zurückblicken und besonders uns freuen,
dass unsere Gymnasien auf gleicher Grundlage, wie sie die deutschen
Schulen haben, neu erbaut diesen Schwesteranstalten würdig zur Seite
treten, so ist es für uns eine heilige Pflicht jener Hänuer zu gedenken,
welche unter den ungünstigen Verhältnissen der ▼ormarzlichen Zeit im
Kampfe mit veralteten Einrichtungen einen gesunden Fortschritt anbahn-
ten und die neue Aera vorbereiteten. Es ist dies um somehr Pflicht, als
fsrade diesen Männern so häufig nicht die gebührendo Anerkennung su
heil wurde. Ihre schönsten Jahre, ihre besten Kräfte hatten sie in einer
Periode aufgewendet, welche ihrem Streben oft nicht förderlich, bisweilen
geradezu feindlich war, und, als endlich die neue Zeit kam, standen sie
vielfach schon an der Schwelle des Alters, s So blieb ihnen denn nicht
selten statt äusserer Anerkennung nur die dankbare Gesinnung ihrer Schü-
ler, der Kuf des tüchtigen Schulmannes und das erhebende GeAlhl reichen
Segen gestiftet und den Boden für die neue Saat vorbereitet zu haben.
Die Geschichte wird ihrer nicht vergessen ; sie wird dereinst ihren Namen
unter den besten jener Zeit nennen. Unterdessen wollen wir mit trenem
Sinne für den künftigen Baumeister die Steine herbeischaffen, dass er sie
vorfinde, wenn er zu seinem Baue schreitet, und sie gleich fertig init
kunstreicher Hand an geeigneter Stelle in das Ganze einfüge
Einer der Besten jener Periode war der vor Kurzem am is8. October
1873 zu Graz verstorbene Anton Theodor Wolf. Mögen die Zeilen,
welche ich hier ihm widme, ein würdiger Ausdruck jener Verehrung sein,
die ich für den wackeren Mann stets m meinem Herzen tragen werde.
Anton Theodor Wolf wurde am 25. Juni 1801 zu Kremsier
geboren Er besuchte zuerst das damals noch fünfdassige Gymnasium
seiner Vaterstadt und bezog dann die Universität zu Olmütz, wo er sich
nach Beendigung des philosophischen Curses einem Wunsche seines Vaters
folgend den juridischen Studien widmete. Aber schon im ersten Semester
verliess er dasselbe, um sich dem Lehrfache zuzuwenden, für welchen Entr
schluss jene innige Liebe zum clasRischen Alterthume entscheidend war,
welche ihn durch sein ganzes Leben bis zum letzten Athemzuge beseelt
hat. Auf dem damals üblichen Wege der Concursprüfungen erwarb er sieh
die gesetzliche Befähigung und wurde dann durch zwei Jahre als Adjnnet
an den Gymnasien zu Brunn und Teschen (kath. Gymn.) verwendet, bii
er mit Decret der Studienhof -Commission vom 15. Januar l€fi5 zum
Grammaticallehier am Gymnasium zu Iglau ernannt wurde.
UUcelleii.
871
Zweiondiw&iLzig Jahre blieb er in dieaer Stellang, in ««Icher er,
ein echtur Lebrfr, io stiller und bescheidemT Weise, ater mit dem Auf-
gebote Beiner gnnien Kraft wirkte. In der Liebe seiner Schiller, in der
Achtung seiner Freunde und Amtsaenouen fand er den Lohn fUr seiB
onermfldeteE Streben. Du LandesKUbemiuni sprach ihm mittelst ErU.sse8
vom 28. Januar 1Ö42 in BerbcksichtigunK seines anüdauernden Eifers und
der sehr angemessanen Unterriohtäer'htiluDgr, sowie wegen der entspro-
chendeu Fortschritte der Schüler die Tcrdieiite Belobung aus Von der
hohen Achtung, welche er sU Lehrer gunuss , z'.-agt ancTi der Dmstaud,
dau er im Deoember lijSÖ van Seite des mährisch schlesischen Gyrnntuinl-
stndieDdirectorateB aufgefurdcrt wurde, aber die Reform der Gymnasien,
welche man sclion damals als nothwcndig erkannte, freilich obne die Kraft roit
dieser Erkenntnis» such die frische Thal jm verbinden, ein umtliches Gut-
achten BbzDfaaseu. Dasselbe, das umfassendste Schriftstück, welche« Wolf
binterlaeseu hat. ist fär seine Zeit eine bedeutende Arbeit. Er hatte dann,
wie sich von selbst versteht, das Huaptgewicht aaf die i-lassischen Sprachen
gelegt and so Jen Charakter des li;ninafiujns als einer Anstalt, welche
auf dieser (Grundlage eine mnglichst harmonische Geistesbildung und
entsprechende Vorbereitung für die ÜniTeraitätsstndien lu vermitteln hat,
TOllkomtnen gewalirt; aber er hatte auch die Aufnahme der Naturtrissen-
schatten, des Zeichnens, des Gesanges und des Turnens als obligater Fächer
empfohlen und sich entschieden ^.r das Fachlehreriystem ausgesprochen
Per Hauptgegenstand im Unterrichte war für ihn. wie natürlich,
das classische Älterthum, wobei er besonders eine tüchtige grammatische
Dorcbbildung der Schüler als alleinige Grundlage einer soliden Leetüre
lu erzielen eachtä. Ueber die Art und Weise, wie er hiebei verfuhr, findet
man Andeutungen in dem ersten der ^ammatischen Briefe, welche er
im Programme des Preasburger Gymnasiums vum Jahre 1351 veröffent
lichte. Es war dabei keinenwegR auf ein Einlernen von Regeln abgesehen,
sondern altes war darauf berechnet, die Schülerzum sei bstständ igen Denken
aninleit«n und sie unter Führung des Lehrers die Begeln selbst entwickeln
in lassen, xu welchem Zwecke er die sokratische Methode der fortlau-
fenden Fragen und Antworten in sehr geschickter Weise zu verwenden
wnsst«. Jedoch betrieb er, da er als Classeulehier auch in den übrigan
Gegenständen au unterrichten hatte, auch diese mit gleicher Liebe in der
Schale. Zeuge dessen ist die atnnime Wandkarte von Europa, die er für
den Unterricht selbst anfertigte, sowie Vorrichtungen zor Erklärung der
astronomischen Geographie von ihm seibat hergestellt.
Die freie Zeit war meist emsigen wissenschaftlichen Studien , na-
mentlich auf dem Gebiete der Sprachwissenschaft gewidmet. Wie sehr
es ilim daniit Ernst war, leigt seine für die damalige Zeit beträchtliche
BÜcheraammlung. Sehr förderlich in dieser Beziehung und auch für die
Methodik dea Unterrichtes war der innige Verkehr mit seinem Amtsge-
nossen, dem hochverdienten KnrI Enk von der Burg, der mit Wolf die
gleichen Anschauungen und Bestrebungen theilte. In den Stunden der
Erholung pBegte Wolf mit grosser Begeisterung die edle Musica; er spielt«
Klbst Viutonoell, Violine und Flöte und half damit nicht bios« kleinere
Kreise verscbänern, sondern wirkte auch eifrig hei grässereu fiffentlicbea
AulTflhrungen mit. An der Begründung des Masikvereines in Iglau nahm
er thätigen Antheil und forderte denselben als Mitglied in ji^er Weise.
Dabei fand er noch Zeit fSr eine Reihe musicalisch-declamatoriBcher Aka-
demien zo woblthätigen Zwecken Prologe zu verfaüsen. Diese so wie ander«
Oelegenheitsgedlcbte, welche mir vorliegen, goben nii;hl bloss «on der
•dies Gesinnung des wackeren Mannes Zeugniss, sondern uScnbaren auch
einen reinen, durch eingehende LectBre unservr Classiker, namentlich
Ofitha'i nnd Schiller'« genährten Geschmack ond eine gewählte, würdige
Sprache. Di« Bürgerschaft tod Iglau sprach ihm ^r diese Fdtdernng
gemein» Qtfiger Zwecke wiederholt ihren Dank aus und verlieh ihm spfttei
als einen Ausdruck ihrer hohen Achtang das Ehren bürgerrecht.
87f Mifloellen.
In die Zeit seines Aufenthaltes in Iglaa fällt aach die Veröffent-
lichung seiner MfTa(f'Q(iaeiri , Uebersetzungen deutscher Gedichte ins
Griechische, nebst einem Anhange eigener griechischer Gedichte (Wien
1841, 78 SS.). Es konnte Wolf nicht verborgen bleiben, dass solche Ueber-
traguDgeu, wie G. Hermann yon seinen eigenen Versuchen si^e, als ein
,.lusus*' erscheinen können und er selbst em&rt in der Vorrede, dass sie
in objectiver Beziehung auf keinen anderen Charakter als auf den eines
philologischen Spieles Anspruch machen därfnn ; aber er hofft, dass mancher
Schulmann, den die auf der classischen Philologie, zumal auf der grie-
chisclien in Oesterreich lastende Geringschätzung tief schmerze, einigen
Theil an diesen Versuchen nehmen, dass mancher Schüler aus denselben
einige Aufmunterung zu innigerer Befreundung mit den unsterblichen
Griechen schöpfen werde. Auch habe ihn zur Herausgabe das patriotische
Gef&hl gedrängt, auch sein Scherflein zu dem Beweise beizutragen, data in
unserem Vaterlande das Feld griechischer Philologie doch nicht so brach
liege. Die Uebersetzungen zeugen von reicher Belesenheit und von feinem
Sinne für die griechischen Formen. Am meisten gelungen sind die Nach-
bildungen einiger Epigramme Schiller*s und Göthe*s und einer oder der
anderen Horazischen Ode; verfehlt dagegen die allerdings der Zahl nach
weit geringeren üebertragungen Schiller'scher und Göthe^scher Lieder, in
welchen gegen den Geist des Alterthums der griechischen Sprache die
fleiche metrische Form und der Reim wie im deutschen Originale aufge-
rftngt wird. Auch eine Uebersetzung von Sophokles Antigene ward danuds
begonnen, aber nicht vollendet. Wolf hatte nämlich jene bei den alten
Oesterreichem nicht seltene Scheu vor schriftstellerischer Thätigkeit and
vor der Oeffentllchkeit und nennt sich daher selbst im Programme des
Gymnasiums zu Pressburg (S 12) einen Feind des Schreibens.
Am 11. September 1847 zum Grammaticallehrer in OlmQts ernannt
verliess Wolf Iglau, um seine neue Stelle anzutreten. In Olmüta acheint
er sich minder behaglich gef&hlt zu haben; es fehlte ihm besonders iene
Anregung, welche er in Iglau im Umgange mit Enk g^f^nden hatte. Nnn
kam die neue Aera, die Wolf gewiss mit hoher Freude begrAsste, und mit ihr
auch eine grössere Anerkennung seiner Verdienste. Schon im Ittrx 1860
wurde er nach Wien berufen, um einer Berathang &ber Gymnaaialaachen
im Ministerium beizuwohnen; am 6. Juli 1860 wurde er mit der Ver-
tretung der am Iglauer Gymnasium durch die BefÖrdernnff des prori-
sorischen Directors Enk von der Burg erledigten Direction betraut; am
2. October desselben Jahres erfolgte seine Ernennung sum Director des
Ober-Gymnasiums zu Pressburg. Er war dazu berufen das edle Reis deutscher
Bildung in den neuen Boden zu pflanzen. Treulich hat er diese Aufgabe
erfüllt, den zarten Schössling gepflegt und gehütet; und schon war der-
selbe zu einem jungen Boume herangewachsen, als der Sturm ihn niederwarf.
In Pressbur^ wirkte Wolf durch drei Jahre. Wenn man die Schwierig-
keiten ermisst, mit welchen er bei der Neubegründung der ihm anver-
trauten Anstalt zu kämpfen hatte, zumal da sein L^rkörper meist ans
Supplenten, freilich aus sehr strebsamen Männern bestand (denn nnr A. £.
Siegl, der mit Wolf in I^lau durch zehn Jahre thätiff gewesen war, und
der Träumer Gregor IJankovsky waren ordentliche Lenrer), so wird man
ihm für die Erfolge, welche er erzielte, hohe Anerkennung nicht ver-
sagen können. Das Ministerium sprach ihm mit Erlass vom SfG. August
1851 für seinen regen Eifer und die reiche Umsicht, die er bei der Lei*
tungdes Gymnasiums entfaltet hatte, die verdiente Belobung aus. Und
unser unvergesslicher H. Bonitz hob bei Gelegenheit der BesprecbuDg
des ersten Pressburger Programmes (in dieser Zeitschrift, Jahrgang 185S,
S. 757 f.) hervor, dass Wolf in einem Jahre so vieles erreicht, dass er
den Lehrkörper zu einigem, unermüdlichem Streben angeregt, die Lei-
tung mit Energie und strenger Gerechtigkeit geführt und fem tob allen
tioacbenden Scheine ernstliche Arbeit und gründlicheB Lemmi M dci
Misoellen. ^7S
Schüleni erzielt habe. Trotz der angestrengteD Tbäti^keit befand sich
Wolf in Pressburg wol, wozu der Verkehr mit dem ihm befreundeten
Schulratbe Mayer und den ihm ganz ergebenen jungen Männern, welche
unter seiner Leitung standen, nicht wenig beitrug. Er griff auch wieder
zur Feder, die er lange hatte ruhen lassen. In dem ersten Programme
des G^nasiums vom Jahre 1861 veröffentlichte er zwei gehaltreiche Auf-
sätze m Form von Briefen an einen Freund über die lateinische Casus-
lehre und die Aussprache der griechischen Diphthonge, welche in dieser
Zeitschrift 1852, S. 1, 17 und 755 f. von G. Curtius und K. Enk in ver-
dienter Weise gewürdigt wurden. Auch schrieb er damals die umfange
reiche Anzeige der jznechischen Grammatik von G. Curtius (vgl. diese
Zeitschrift 1852, S. 617 ff), welche den scharfen Denker und gewiegten
Schulmann offenbart. Dass Wolf die Schwierigkeiten, welche mit der
Einffthrung der Ergebnisse der Sprachvergleichung in den Elementar-
unterricht verbunden waren, überschätzte, kann nicht befremden. Er hatte
sieh ganz in jene grammatische Methode, wie sie Buttmann und nament-
lich Thiersch begründet hatten, eingelebt, hatte sie mit dem günstigsten
Erfolfi^e im Unterrichte verwendet und wollte daher nicht so leicht das
Erprobte gegen das Neue aufgeben, das noch nicht die Erfahrung für
sich hatte. Aber er verkannte nicht, dass, wie er selbst sagt, von diesem
Buche an eine neue Aera in der griechischen Grammatik im Anzüge sei,
die wie alles Neue anfangs ihre gewaltigen Widersacher finden, die aber
dennoch nicht verfehlen werde mit ihrem Geiste die alte Methode zu
durchdringen.
In Pres^burg hatte Wolf den Gipfelpunct seines Lebens erreicht;
von da an sanken die Kräfte seines Körpers, an dem schon seit Jahren
ein hartnäckiges Lnngenleiden nagte. Mit Erlass vom 3. October 1853
wurde ihm aaf sein wegen Familienrücksichten gestelltes Ansuchen, eine
Lehrerstelle am akademischen Gvmnasium in Wien verliehen, welche er
erst mit dem zweiten Semester des Jahres 1854 antrat. Die Statthalterei-
abtheilung zu Pressburg zollte ihm in dem Enthebungsschreiben für die
mit rastlosem Eifer und dem besten Erfolge geführte Leitung und seine
um die Anstalt erworbenen wesentlichen Verdienste die vollste Aner-
kennung. In ^ien fühlte sich Wolf weniger behaglich; er fand bei den
Schülern nicht den regen Fleiss, nicht die Anhänglichkeit, wie er sie sonst
in seinem Wirken zu finden gewohnt war. Dann lag wol auch haupt-
sächlich der Grund, dass er schon nach anderthalbjähriger Thäti^keit um
seine Versetzung in den Ruhestand nachsuchte, welche ihm mit Erlass
vom 20. Juli 1to5 unter Bezeugung der Zufriedenheit mit seiner mehr
als dreissigjährigen redlichen, eifrigen und erspriesslich^ Dienstverwen-
dung gewährt wurde. Warum man Wolf nicht in der Stellung eines
Schulrathes, welche er ohne Nachtheil für seinen Gesundheitszustand
hätte übernehmen können und wozu er vorzüglich geeignet war, verwen-
den wollte, ist mir nicht bekannt.
Noch im Ruhestande wirkte er redlich für den Unterricht. Während
der Ferienmonate der Jahre 1854 bis einschliesslich 1856 hielt er im
Auftrage des Ministeriums Gymnasiallehrern Ungarns, welche in ihrem
Berufe eine weitere wissenschaftliche Ausbildung anstrebten, Vorträp^ in
Verbindung mit praktischen Uebungen aus dem Lehrgebiete der gnechi-
schen Philologe. Ueber den Erfolg derselben berichtete er an das Mini-
sterium, welches ihm in sehr schmeichelhafter Weise sein Lob aussprach.
Auch half er im Auftrage des Ministeriums dem Prof. Francesco Ambrosoli
bei der Utobersetzung meines griechisch -deutschen Wörterbuches in die
italienische Sprache.
Es kam das schlimme Alter, für ihn doppelt schwer, einmal durch
seine Kränklichkeit, dann durch das Ringen mit des Tages Last und
Sorgen, welches ihn bei seinem geringen Einkommen Privatstunden zu
geben nötbigte. Wie oft mochte er da der Worte seines Sophokles depV--
(Oed. CoL lä85 ff.):
874 Miscellen.
TO T« xatafAifiittov iniUkoyxf
nv/jittjov dxQUT^g dnQoaofAtXov
yrJQas atpilov, tva ngonccvra
xaxd xaxmv ^woixei
und an jenes Wogen^etriebe der Leiden, die den Menschen nach des
Dichters Worten im Greisen alter bedrängen. Aber es erhob ihn anch der
Gedanke an jene Verklärung, welche dies Drama in so wanderbarer Weise
schildert. Und dazu fand er in seiner Familie die reinste Liebe und die
sorgsamste Pflege.
In Graz, wohin er übersiedelt war, erfrischte er sich wieder und
erreichte so ein bedeutendes Alter. An allem Hohen und Edlen nahm
der Greis den regsten Antheil, besonders an allen politischen Ereignissen,
an der Entwicklung der freiheitlichen Ideen, wie sie wenn auch in ge-
waltigen Stürmen unaufhaltsam vorwärtsschritten. Griechische und deutsche
Classiker halfen ihm die trüben Sorgen des Alters bannen. Ein Beinbruch,
der günstig verlief, zog eine Lungentzündung nach sich, welche ihn schnell
dahin raffte. - Have pia anima.
Karl SchenkL
Druckfehler.
Heft VII u. VIII, S. 627, Z. 23 v. o. sUtt: „VilUusi- lies: „VilUuri-.
c
1 —
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Xiidem ich der Aaffordemng der geehrten Bedaction entsprech-
beitung des statistischen Theils der Gymnasiaheitschrift übernehme'
zu bemerken, dass die nunmehrige Form der Tabellen hauptsächlich jl
wendigkeit motiviert erscheint, dieselben auch für den Jahresbericht
steriums för Gnltus und Unterricht und für das Jahrbuch der statiLl
commission za verwenden.
Die Klarstellung der in den Ziffern enthaltenen statistischen
fQr 1873 etwas amständlicher gefasst, als diess in den letzten Jah
nasialzeitschrift der Fall war, wei^ eben ein Decennium verflossen
8chmid*s Encyklop&die des gesammten Erziehungs- und Unterricht^
S.462 ff. eine Ähnliche Zusammenstellung für das Jahr 1863 veröff^
zwischenweilig verflossene Zeitraum lange genug ist, um die Vergl '
wahrhaft belehrenden zu gestalten. Ich schliesse mich demgemfi,^
gedachtem Werke eingehaltenen Reihenfolge der Betrachtungen an.''
Was zuerst die Zahl der Gymnasien (Beal - Gymnasien) ^j ant
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118
Oesterreich
unter der Enns . .
ob der Enns
Salzburg
Steiermark
Kärnten
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