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Full text of "Zeitschrift für die deutsch-österreichischen Gymnasien"

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DIT 


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ZEITSCHRIFT 
für die 


österreichischen 


GYMNASIEN. 


———- 


Verantwortliche Redacteure: 


3.G. Seidl, H. Bonitz, J. Mozart. 


Zwölfter Jahrgang. 
1861. 


wuacr 


Druck und Verlag von Carl Gerold’s Sohn. 




















Inhalt des zwölften Jahrganges 
der 
Zeitschrift für die österreichischen Gymnasien. 
Cı861.) 


Erste Abtheilung. 


Abhandlungen. 
Kritische Analekten. 1—5. Von J. Vahlen. 5. 1-24. 
Etymologische Studien. Über das Gesetz der Mutensenkung. Yon Otto 
Keller, S. 93—100. 
Zur Frage über den Geschichtsunterricht am Gymnasium. Von Ottokar 
Lorenz. S. 169 189. 
Kritische Bemerkungen zur fünften Decade des Livius. Von J. Vahlen. 


S. 249266. 
Die geschichtliche Entwickelung der Laute (mit Rücksicht auf: H. B. 
Rumpelt, Deutsche Grammatik. 1. Thl. Berlin, 1860). Von Ru- 


dolf v. Raumer. 5. 267— 298. 
Beobachtungen über den Gebrauch von öx6 bei Homer. Von J. La 
Roche S. 337— 377. 
Über die Randbemerkungen im Codex I des Taciteischeu Agricola. Von 
Dr. &. Schenkl. S. 421 —437. 
Über die Behandlung der Naturgeschichte an den Gymnasien. Yon Dr. 
M. Wretschko. S. 438— 454. 


Über die Epimerismen Herodians. Von J. LaRoche. S. 509525. 
Beiträge zur Kritik und Erläuterung des Platon’schen Symposion. Von 


Dr. &. Schenkl. S. 589608. 

Zu Aeschylos. Von Alfred Ludwig. S. 605 —608. 
Das Gymnasium als Erziehungsanstalt, Von Dr. J. Parthe. 

S. 608-618 

Der Cupr’sche Antrag auf Revision des dermaligen Unterrichtswesens 

unserer Mittelschulen. Von H. Bonitz. S. 669— 707. 


Ein Vorschlag zur Reform des österreichischen Gymnasialwcsens vom 
Standpuncte polyglolter Schulen. (l. Von Frz. Hochegge 
it. Von Dr. Matth. Wretschko) 5. 749--709. 
Über die Elision des « im Homer. Von J. La Roche. S. 829—844. 











Daniel (Dr. Z. A.), Leitfaden für den Uuterricht in der Geographii 
13. Aufl. Halle, Waisenhaus - Buchhandlung, 1861. augez. v. J. 
Ptaschnik. S. 866. 867. 

Demosthenes, Ausgewählte Reden, erkl. v. C. Rehdantz 1. Til, 
Die zwölf philippin. Reden. Leipzig, B. G. Teubner, 1800. 
angez. v. H. Bonitz. S. 455—459. 

Demosihenes, Ausgewählte Reden. erklärt v. A. Westerman 
1. Bdchen. 4. Aufl. Berlin, Weidnann, 1860. angez. v. Il. Bonitz. 

S. 459 - 474. 

Anpoc#evoug al dänunyogiaı. Demosithenis contienes etc. etc. 
Recens. J. Th. Voemelius. Halle. Waiseuhaus-Buchhdig., 1857. 
angez. v. H. Bonitz. S. 459—474. 

Döll (3. Chr.), Flora des Grofsherzogthums Baden. 1. u. 2. Bd. Karls- 
ruhe, Braun, 1857. angez. v. Dr. H. W. Reichardt. 

S. 312 — 314. 

Dräger (Dr. A.), Phrascologie aus Casar's bellum gallicum. Wismar 
u. Ludwigslust, Hinstorf, 1859. angez. v. L. Vielhaber. 

S. 104. 10%. 

Eichert (Otto), Vollständiges Wörterbuch zu den sieben Büchern des 
C. J. Caesar vom gallischen Kriege. Breslau. kern,. 1860. angez. 
v. L. Vielbaber. S. 103. 108. 

Englmann (Lorenz), Grammatik der lateinischen Sprache für Schulen. 
5. Aufl. Bamberg, Buchner, 1861. angez. v. L. Vielhaber. 

5. 770-774, 

Fabrucci (Fabio), Anleitung zur Erlernung der italienischen Sprache. 
u. 5. w. 2 Aufl. Berlin, J. Springer, 1859. angez. v. A. Mus- 
safia. s. 107—117. 

Feaux (Dr. R.), Buchstabenrechnung und Alzchra nebst Ühungsauf-. 
gaben. 2. Aufl. Paderborn, F. Schöningh, 1859. angez. v. Dr. 
Kr S 227-230 

Filippi ( om. Ant.), Ausführliche theoretisch - praktische ilalienischo 
Sprachlehre 15. Aufl. Bearbeitet v. L. Fornasari da Vorce. 
Wien u. Nürnberg, F. Klemm u. 3. L. Lotzbeck, 1860. angezeigt 
v. A. Mussafia. 8. 125—134. 

Fornasari (Laur., da Verce), Leitfaden zur Erlernung der italienischen 
Sprache. Wien, L. W. Seidel, 1861. angez. v. A. Mussafia. 

5. 135. 136. 

— — Filippi’s ausführliche theor. prakt. italienische Sprachlehre, 
s. Filippi. 

Franke (Fr.), Chrestomathie aus römischen Dichtern für mittlere Gym- 
nasialclassen. 2. Aufl. Leipzig, Brandstetler, 1860. angez. v. I. 
Vielhaber. S. 619—622. 

Frick (Dr. J.), Anfangsgründe der Naturlehre. 4. Aufl. Freiburg i. Br., 
Fr. Wagner, 1961. angez. v F.J. Pisko. S. 797 798. 

Fricke (Dr. Wilh.), Deutsche Grammatik. 1. Thl. Für untere Classen. 
Mainz, Kunze, 1860. angez. v. A. Erger. $. 715— 722. 

Fromm (Dr. A. H), Schulgrammatik der lateinischen Sprache. 2. Ausg. 
Berlin, Th. Grieben, 1858. angez. v. L. Vielhaber. 

S. 204. 206. 

Geyer (V.), Karten d. deutschen Bundesländer in Österreich, ». Gräf. 

Giebel (Dr. C. G.), Lebrbuch der Zoologie. 2. Aufl. Darmstadt, J. Ph, 
Diehl, 1861. angez..v. Dr. M. Wretschko. S. 652—658. 

Giesebrecht (W.), Geschichte der deutschen Kaiserzeit. 2 Bd. 2. Aufl. 
Braunschweig, Schwetschke, 1860. angez. v. O. Lorenz 

S. 66 -67.. 

Gethii Iphigenia graece. Berlin, Weidmann, 1861. angez. v. K. 

Schenkl. B 80-08. 

















vi 


el und Geyer (V,), Karten der deutschen Bundesländer im 
Kaiser!bum Österreich, Weimar, ee angez. 

v. A, Steinhausen. 5. 295227, 
Graefse (Dr. J. G), Orbis Zatinus u. s. w. Ein Supplement zu jedem 
lat. u. geogr: Wörterbuche. Dresden, 6. Schönfeld, 1861. angez. 


v. N. Büdinger. 5 224-225. 
Grammatiken (Lateinische). 1. Abthlg. angez, v. L. Vielhaber. 
8. 198 - 224. 


— — 2%. Abthlg. angez. von ebendemselben. S. 770788; 845—857. 
Grube (A. W,). Natur- und Culturleben u. s. w. 1. Bändehen. Wies- 
baden. Kreidel 1860. anger. v. R-B, Ieller. 5. 874. 875. 
Gurcke (G.), BETEN Schulgrammatik, Homburg, ©. Meilsner, 1861. 
angez. v. S 715-722. 
Gyot fArn)), PL HE der vergleichenden physik. Erdkunde u. s. w. 
Bear. von Dr, Heinr. Birnbaum, 2. Aufl. Leipzig, J. C. Hin- 
richs. 1860. angez. v. A. Steinhauser. 5. 136 —139. 
Mörschelmann (Dr. Frd.). Handbuch der Geographie, s. Wappäus. 
Hloratius (Q, Flaceus), Oden und Epoden, Br den Schulgebrauch, 
erkl. v. Dr. Fr.W. Nauek. 3. Aufl. Leipzig, B. G. Teubı er, 1860. 
angez. v. K. Reichel. $. 32—34. 
— — Satiren und Episteln für den Schulgchrauch, erkl. v. Dr. 6. F. A. 
Krüger. 3. Aufl Leipzig, B. 6. Teubner, 1860. Bes ke K. 
Reichel. —4 
Hyperideae 6raecitatis Indicis yars 1, = era 
Ising (P. CL), Leitfaden zur Geographie und kurzgefasste Geschichte 
der Staatenbildung Deutschlands u. & w. Münster, E. G Braun, 
1861. anger. v. J. Ptaschnik. Ss 862—866. 
Karten der deutschen Bundesländer in Österreich, s. Gräf. 
Ktepert (H.), Graecine anfigune tabuln in scholarum usum de- 
scripla. Berlin, Reimer, 1860. angez. v. H. Ficker. 
Ss 547-549. 
Kiepert (Dr. H.), Allgemeiner Atlas der Erde u. des Himmels. 14. Aufl. 
Mit Erläuterungen v, Dr. Richter, für den Gebrauch der Schu- 
len der k. k. öst, Staaten bearbeitet von W. Vogel u A Gräf. 
"Weimar, geogr. Institut, 1861, angez, v. A. Steinhanser. 











S. 731— 133, 

— — Flussnetze zu den Karten zur alten Geschichte, Berlin, Reimer, 
1858. angez. v. H. Ficker. 5. 790—793, 

— — Atlas antiguus. Zehn Karten zur alten Geschichte. Berlin er, 
1861. angez. v. B. Ficker. 5. 790-793) 

— — Acht Karten zur alten Geschichte, Berlin, Reimer, 1859 angez, 
v. N, Ficker. S. 790— 793, 


klun (Dr. V, F,), Allgemeine und Handelsgeographie, 4. Th], 2. Auf, 
Wien, R. Gerold's Sohn, 1860. angez, v. A. Steinhauser. 

5. 139. 180. 

— — Allgemeine Geographie mit besonderer Rücksicht auf das Kaiser- 
thum Österreich. Wien, K. Gerold, 1861. angez. v. A. Stein- 





hauser. 5. 550—552%. 
Koch (Chr. Fr.), Deutsche Grammatik u, s. w. Jena, Mauke, 1860. 

anger. v. A Egger. S. 715— 722%, 
— — Deutsche Elementargrammalik für höhere Lehranstalten u. 


Jena, Mauke, 1861. angez. v. A Egger. Ss 15722. 
Köhler (Dr. Heinr. GoUl.), Logarithmisch-trigonometrisches Handbuch, 
Leipzig, B. Tauchnitz, 1859. angez v, K. Nornstein, S. 231. 
Köpert (Dr. H.), Grschichts-Cursus für die miltleren Glasse der Gym- 
nasien, 1, Abihlg, Die alte Geschichte. Eisleben, J. Reichardt, 
3861. anger. v. J. Ptaschnik. 5 122-727. 





van 


Rost (Dr, V, Chr. Fr.) und Bergor (Dr. Fr.), Parallelgrammatik der 
" griechischen u. inischen Sprache, 4. Thl, (Schulgrammatik der 
Sprache v, Drs Rost), 2 Aufl, Göltingen, Vanden- 

heck u, Ruprecht, 1859, angez. v. Jon Kvidala. 
5. 299-311. 
Rost (Dr. V, Chr. Fr.), Schulgrammatik der griech. Sprache, 5. Rost 

u. Berger, Parallelgramm. 

Roth (GC. L.), Anthologie lateinischer Gedächtnisübungen in Stellen aus 


; Dichlern. 2; Aufl. Leipzig, Schray, 1860. angez. v.L. Vielhaber. 

S. 623— 024. 

Schäfer (Dr. Am.), Gesehichts-Tabellen zum Auswendiglernen. 7. Aufl. 
Leipzig, Arnold, 4859. angezeigt von J, SEEN AR 

8. 639, 

Schenkl en, K.), Griechisch - deutsches Schulwörterbuch. Wien, KR, 

Gerold, 1859. angez. v. F. Hochegger. 5 52—32%. 


Schiller (Neue Beiträge zur Feststellung, Verbesserung und Vermeh- 
seines Textes), s. Meyer (Dr. Joachim)! 
Schiller’ hier Auswahl für die Jugend, Stultgart, Cotta, 1861. 
. K, Tomaschek. 5. 880—862. 
Sehinnagl \r Maur.), Lateinische Grammatik für Gymnasien. vis 
Beck, 1858. angez. v, L, Vielhaber. 
Schmied (4. 3.), Der deutsche Satz, St. Gallen, Scheitlin u. Toltikofer, 
1861. angez. v. A. Egger. 8. 715— 722. 
Schmidt ), Leilfaden der Zoolögie u. s. w. Wien, C. Gerold, 
1860. angez. v Steim 5. 140—149. 
Schultz (Dr. Ferd.), Kleine lateinische Grammatik. 6. Aufl, Pader- 
born, Schömingh,4860. angez. v. L. Vielhaber. 5. 204: 
Sohuster An. Gust.) „ı Tabellen zur Weltgeschichte. 4. Aufl. Ham- 
burg, 0. . Meifsner, 1860. angezeigt von J. Ptaschnik. 











8. 639. 
Sayı litz (E. Y.), de er 9. Bearbeitung. Bee R. Hirt, 
1860. angez. v. J. Ptaschnik. . 386.496. 


Siberti, Lateinische Schulgrammatik, neu bearbeitet v, Dr. M. Mei- 
; ring. 13. Aufl. Bonn, Habicht, 1859, ange, v L. BEuBErn 
. 208. 
Sonklar (KR. v. Innstädten). Die Oetzthaler Gebirgsgruppe u. s. w- 
Golha, J. Perihes, 1861. angez. v. A: Steinhauser. 
5. 647—650. 
Spruner (Dr. K. v.), Historisch-geogr. Schulatlas des Gesammtstaates 
Österreich u. s. w, Gotha, J, Perthes, 1860. anger. v.A. Stein- 
hauser. 5. 68—71. 
Stein (Dr. €. D. G.), Handbuch der Geographie, &. Wappäus. 
Stern (M A.), Lehrbuch der algebraischen Analysis. Leipzig und 
Heidelberg, C, F; Winter, 1860. angez, v. Dr. E, Weifs. 
8. 149157. 
Subie (8.), Lehrbuch der Physik für Ober-Gymnasien und Ober-Real- 
schulen. Pesth, @ Heokenast, 1864. augez. v; Dr. H. Pick. 





5. 496-498. 
Tepe (Dr. @.), Die praktischen Ideen nach Herbart, Leer u. Emden, 
‚ock, 1861. angez. v. W. Volkmann. 5. 500-501. 


Ulrici (Dr; H.), Compendium der Logik. Zum Selbstunterricht und 
zur für Vorträge auf Universitäten und Gymnasien. 
Leipzig, J. 0. Weigel, 1860. angez. v. W. Volkmann, 

S. 322—327. 


ki Untersuchungen über den Sprachgebrauch ‘der römischen Histo- 


B 


riker, 1, ft. Güstrow, Opitz & Comp., 1860. angez. v. L. Viel- 
haben, 5. 105. 


IX 


Waitz (Georg), Deutsche Verfassungsgeschichte. 3. Bd. Kiel, Homann, 
1860. angez. v. A. Siegel. S. 62— 85. 
Wappäus (Dr. 3. E.), Handbuch der Geographie und Statistik für ge- 
bildete Stände, begründet durch Dr. C. D. G. Stein und Dr. Ferd. 
Hörschelmann. 7. Aufl. Leipzig, J. C. Hinrichs, 1853. angez. 
v. A. Steinhauser. 8. 549. 550. 
Westermann (A.), /ndicis Graecitatis Byperideae pars I. Lipsine, 
Dürr, 1860. anger. v. Joh, Lifsner. S. 105. 106. 
Winderlich (Carl), Übersicht der Weltgeschichte in synchronistischen 
Tabellen. Breslau, J. U. Kern, 1860. angez. v. J. Ptaschnik. 
S. 639. 
Wittstein (Prof. Dr. Theod.), Das Prismatoid. Hannover, Hahn, 1860. 
angez. v. Ei. Weifs. 8. 231—233. 
Zehme (Dr. W.), Han!buch der ebenen Geometrie u. s. w. 3. Aufl. 
Hagen, G. Batz, 1861. angez. v. Dr. J. Krist S. 498 —500. 
Zerbi (Siro Maria), Theorelisch-praklischer Lehreurs der-italienischen 
Sprache, Brünn, G. Gastl, 1858. angez. v. A. Mussafia. 
Ss. 117—1%. 


Driite Aktheilung. 


Verordnungen für die Österreichischen Gymunsien. 


Statistik. 


Statistische Übersicht über die österreichischen Gymnasien und 
Realschulen am Schlusse des Schuljahres 1860/81. Heft XI der Zeitschrift 
für die österreichischen Gymnasien. 1861. 





Personal- und Schulnotizen. 


Mit Eis 





sug der Personen- und Ortsnamen in incellen.) 





Ackersdyek, J. 577. Adelmi, H. W. 739. Agostini, Dom. 
458. Aichelburg,, Berthold Graf v. 505. Aichner, Simon. 661. Akademie, 
Orient.. Stip. 415. Allemand, Fritz L’. 239. Ammon, Dr. Fr. Aug. v. 416. 
Andreasi, Achilles. 799. Angeli, Jos. 328. Aränyi, Dr. Ludw. 575. Arndts, 
Dr. Ludw. 160. 661. Arneth, Dr. Alfr. 662. Althan-Jonas’scher Stiftungspl. 
79. 605. 665. Althan-Ruhland’sche Sem. Mus. Handstipend. 162. 800. 
Astolfoni, Gaetano 740. Atkinson, Thom. W. 738. Auer. Ign. 180. Au- 
gustin, Ferd. Frhr. v. 506. Bahbuder, Jak. 736. Badenfeld, Ed. 
Frhr. v. 80. Bagge, H. James. 901. Bakoli6, Dr. Ant. 735. Balcaczyk, 
Jos. 238. Barb, Heinr. 413. Barreit-Browinng. Elisabeth. 577. Barta. Dr. 
Adalb. 899. Bartsch, Dr. Frz. 738. 739. Bateman. 739. Baur. Dr. Ferd, 
Christ, v. 79. Beck, Dr. Ant. 661. Beer, Dr. Bernh. 577. Bellavite, Dr. 
Luigi. 660. Bellavitis, Just. 329. Benary, Karl Alb. 79. 80. Benelli, 
Joh. 78. Berg, J. E. J. van den. 686. Berger, P. Karl. 78. Bergmann, 
Dr. Gott. Heinr. 801. Bercht, Prof. 506. Berthold, Dr. Aro. Ad. 241. 
Beskiba, Dr. Jos. 239. Biehl, Prof. 804. Biener, Dr. 415. 416. Bigler, 
Jos. 160. Bischoff, Dr. Chr. Il. Ernst. 242. Blans. J. C. 901. Blesson. 162. 


x 


Blodig. Dr. Herm. 662. 736. Blöser, Joh, 600. Böcker, Dr. 330. Bühm, 
Aug. 575. Bokränyi, Dr. Joh. 899. Bonaldi, Peter. 238. Bornemann. 740. 
Brachelli, Dr. Frz. 662. Brachelli, Hugo. 329. 413. Brackenhöft, Dr..416. 
Braun, Dr. Wilh. 332—334. Brdiöka, Joh. 735. Brdika, ‚Leop. 886. 
Breicha, Joh. 238. Brendel, Bergrath. 901. Bretschneider, Prof. 162. 
Bruce, James. 738. Brühl, Dr. K. Bernh, 502. Budaker, Goltl. 746. Bud- 
deus, Dr. Ernst, 866. Bugielski, Maximilian. 899. Bures, Adalb. 78: 
Bury, Lady Charlotte, 330. Cadorin, Lodovico. 660. Camesina, 
Alb. 79. Campbell, John. 576. Castellini, Vicenro. 241. Cessner, Dr. Karl, 
159. Chelard, A. B, J. 241. Cherny, Dr. Jos. 899. Choulant, Dr. 577. 
Christianisches Stip. 737. Chromy, Ant. 660. Chytil, Dr. J. 241. Clam- 
Martiniz, Graf Heinr. Jar. 329. Colerigde, Herbert. 416. Conradi 2 
I; W. G. 576. Corradini, Frz. 659. Crophius, Ludw, Edler v. Kaisers- 
sieg. 415. 505. Cybik, Lucas. 799. Czoernig, Se, Exc. Karl Frhr. v. 66%. 
Dafner, Frz. Seraph. 738. Dahlmann, Dr. Frdr. Christ. 80. Dase, 
Zacharias, 730, Dauber, Hermann. 242. Deckers, Dr. Pet. Frz. 330. 
Degen, Dr. Gust. 899. Deuschle, Dr. Jul, 900. Diescher, Dr. Joh. 575, 
Diell. Dr. Jos. 575. Diez, Dr. Frdr. 503. Dittel, Dr. Leop. 575. Dlauhy, 
Dr. Joh. 736. Dominkusch, Joh. 659. Dona, Joh. de. 78. Donaldson, Dr. 
John William. 242. Dotter, Ant. 79. Drumann, Dr. 666. Dum’sche Stu- 
dentenstftg. 800. Dunajewski. Dr. Julian. 735. Duplessis, Paul. 577. 
bworZak, Dr. Jos. 661. 662. Eekstein, Bar. Ferd. v. 901. Fder, P. 
Wilhelm. 505. Edlauer, Dr. Frz. 661. Egger, Dr. Frz. 661. Eifsner, Jos. 
415. Eitelberger Joh., v, Edelberg. 666. Ellinger, Dr. Jos. 861. Eme- 
rieh'sches med. Stip.-161. Engel, Joh. 508. Engel, Dr. Max. 239. Enk 
v. d. Burg, Karl, 78. Ellingshausen, Dr. Andr, Ritter v. 796. Eltings- 
hausen, Dr. Constant, Ritter v. 529. Fallmerayer, Dr. Ph. Jak. 
415. Ferdinand, Se. Majest, er, 414. Ferdinandei'sche Handstip. 
161. 162. Ferdinande’sche Musikstip. 800. Fernkorn, Ant. Ritier v. 41%. 
800. Fesl, Dr. Mich. Jos. 662.800. Fest], Dr. Karl. 329. Feyerfeil, Karl. 508. 
Ficker, Dr. Ad. 662. Ficker, Dr. Jul. 662. Fierlinger, Dr. Jul. 661. 
Findeis, Florian. 78. Fleuriet, P. Eugen. 416. Fohleutner, Matth. 329, 
415. Foregg, Dr. Ant, 502. Forster. Dr. Leop. 159. Frangois, Jules. 801. 
Freitag, Dr. Georg Wilb. 801. Freund, Aug. 660. Frinder'sche Familien- 
Siftg, 665 Frind, Ant. 158. Froriep, Dr. Rob. 506. Führer, Rob. 901. 
Fürnrobr, Dr. Aug. Em. 505. Fuk, Frz. 238, Gajassi, Vicenzo. 801. 
Gargurevich, Frz. 735. Gassner, Andr, 50%. Gassner, P. Theod. 659. 
Gnischer, P, Albert, 328. Gaudenzdorf, Stip, 240. Geiger, Jos. 901, 
Gfrörer, Aug. Frir. 665. Gilewski, Dr, Karl, 575. Gindely, Ant. 503. 
Girtanner, Dr. W. 666. Gläser, Frz. Jos. 738. Glaser, Dr. Jul, 661. 
‚Göschel, Dr. K. Frdr. 737. Goldberg'sches Slip. 161. Goldegg'sches Conv. 
'Stip. 162. Gore, Mrs., geb. Nevinson, 240. Gräff, Heinr. 163. Grafsl, 
Dr. Ign. 661. Grieb. Dr. 740. Grimm , Jacob. 79. Grofsmann, Julie v., 
geb. Menzel. 162. Gsell, Dr. Bened. 159. Guilleaume, Cl. Aug. 738. 
Guszalewiez, Job. 799. Guyet, Dr. K. Jul. 330. HMaam, Ludw. Frhr. 
v. 664. Ilabietinek, Dr. Karl. 661. Hackl, Theoph, 799. Hafner, Karl. 
163. Hahn, Dr, Aug. 901, Haimerl, Dr. F. X. 160. 661. 736. Hammer- 
‚schmied, Joh, 735. Handels-Akndemic-Zöglingsplalz. 665. Hanka, Wenzel. 
162. Hanslik, Dr. Ed. 238. Harum, Dr, Peter. 660. Hassan, Ant. 413. 
Haltala, Martin. 414. 502. Hatzi, Ant. 160. Hawränck, Ign. 159. Hebra, 
Dr. Ferd. 737. lleike, Jos. 801. Heideck, K. Wilh. Freiherr v., gen. 
Heidegger. 241. Heider, Dr. Gust, 239. Helferstorfer, Othmar. 328. did. 
Helfert, Jos. Alex. Frhr. v. 662. Nellmesberger, Georg. 800. Hensel, 
Wilh. 901. Henslow, J. Stevens. 506 Herbig, Prof. 577. Hergl, Wal. 
659. Herter, Abate Ferd, 574. Hessemer, Frdr. Max. 79. Heysler, A. 167. 
Nieber, Dr, Karlmann. 900. Hingenau, Olto Frhr. v. 662. Binrichs, Prof. 
Dr. 739, Hirsch, Dr. Rud. 900, Hlasiwelz, Dr, ‚Heinr. 662. Hlubek, 

















Niedermayer. 330. Niemtschik, Rud. 502. Nippel, Dr. Frz., von Weyer+ 
beim. 239. 575. Nitschen'sche Handstip. 161. Nitzsch, Dr. G. Wilhelm, 
666. Novak, Dr. Al: 659. Nowakowski, Ed. 238, Nowotny, Frz, Otto- 
kar. 799. Ohenaus’sche Stip. 900. Obermajer, Dr. Andreas, 575. 
Oetrös, Dr. August, 801. Olber-Rummel, Frhr, v., Süiflg. 161, Oliva, 
Cajetan. 574. Olzewski, Stanisl, 158. Oppolzer, Dr. Johann. 70. 160. 
Ortlieb, Pfarrer. 241. Osnaghi, Ferdinand. 659. Owen, David Dale. 79. 
Pacher’sches Stip. 161. Pachmann, Dr. Theodor. 661. Pacholik, 
los. 79. Papperitz, Gust. Frdr. 162. Papp-Szilägyi, Jos. 329. Paris, 
J. U. C. 506. Pauer, Ernst. 241. Pedro V., Dom, Majest. 801. Pernice, 
Prof. Dr. 577. Peroutka, Anton. 158. Peters, Dr. karl 238. 503; 
Pfaundler, Dr. Ign. 330. Pfeiffer, Dr. Frz, 160. Pfretzschner, Gottfr. 241. 
Phillips, Dr. Georg. 661. Pick, Dr. Hermann. 329. 508. Pichler, Casp. 
505. Pietiwoky, P, Joh, Chrys. 80. Pifsling, Dr. Wilh, 899. Plöckner, 
Dr, Wolfg., Handstip. 161, Pocksteiner, Joh. Beroh. v., Stip. 900. 
Pösel,, Anton. 241. Polt, Joh. Jos. 506. Pongradid, Frz. 328. Popicl, 
Marcell. 799, Pradella, Anton, 209. Prätzel, K. Gotll. 506 Prausck, 
Vine, 159. Preller, Dr. Ludw. 576. Presani, Valentin. 415. Prokop, 
Dr. Jos. 160. Puschl, P. Leop. 78. Pyhrr'sches Conv. Handstip. 162. 
meckett, Th. 738. Querini, Nuzio Nob. 239. Maffelsberger, 

. 577. Ralıl, Karl. 737. 900, Raiberti, Dr. Giov. 901. Rainer, Erz- 
herzog, kais. Hoh. 239. 503. Raindl, Dr. Eman. 661. Raming- Bric- 
cianösches Slip. 161. Rau, Prof. 738. Ray, Stephan. 163. Rebhann, 
Georg. 731. Rechberger'sches Musikstip, 16%, 800. Reich, Dr. Joh. 158. 
Reichel, Dr. Karl. 666—668. Reinisch, Dr. 804. Reislin, Dr. Edi. v. 
660, Beislin, Dr. Johann, von Sonthausen. 801. Beuls, Dr. Emil, 662, 
Reuter, Jakob. 413. Riberi, Prof, Alex. 900. 001. Richter , dos. 503. 
Riepl, K, Rob. 107. 108. Niels, Heinr., Wiener Magistratsstip. 161. 900. 
Rietschel, Dr. Ernst. 241. Rimely, Dr. Karl. 661. Rokitansky, Dr. Karl, 
160. 737. Romanin, Prof. 738. Rosenburs’sches Stip. 161, Rotschild, 
Febr. v., Stip. 240. 576. Rübl. 901. Rumler, Ign. 159. Rumpf'sche 
Stip. 161, Ryszowski, Stanisl, 413. Safaiik, Dr. Paul Jos. 576. 
577. Saint-Hilnire, Isid. Geoffrey. 801. Salomon, Joh. 661. Samassa, 
Jos. 328. 800. Särosy, Gyula (Julius). 801., Sauer, Dr. Franz. 801. 
Snvigoy, Fedr. Karl v. 740. Soribe, Augustin Eug. 241. Schadow, 
Felix. 576. Schamperl’sches Handstip. 800, Scheffler, Wilh. 899. Schei- 
ger, Jos. 239. Schell, Dr, 804. Schellenburg'scher Stiftgspl. 161. 415. 
900. Schenk, Bar. v. Armin. 241. Schiavi, Lor. 502%. Schickmayr, Joh, 
Frz., Slip. 162. Schier, Frz. 503. Schiestl, Dr. Leopold. 661. Schindler, 
Alb. 416. Schlechta-Wschehrd, Ottokar Freiherr v. 239. 503. Schlesisch- 
Bursa’sche jur. Stip 161. Schlosser, Dr. Fedr. Christ. 739. Schmer- 
Staatsminister, v. 239. 809. Schmidl, Anna. 575. Schmidt, W. 

. Schneider'sches Stip. 161. Schneller, Chr. 243. 244. Schönchen, 
Karl. 162. Schreber, Dr. Moriz. 801. Schürer v. Waldheim, Anton. 
739. Schulheim, Joseph v, 661. Schultes, Dr. Th. Sigm. 242. Schwar- 
zenberg, Fürst Karl, v. 329. Schwarzer, Dr. Augustin. 159. Schwem- 
minger, Heinr. 575. Scback, Dr. Vinc, 159. 661. 736. Sedläk, Martin, 
298, Seidl, Christian. 739. Seidl, Dr. Eman, 328. 575. Seitz, Igu. 738. 
Selleny, Joseph. 329. Sengel, Karl 900. Senoner, Adolf, 239. 661. 
hausen, Dr. v. 801. Siebinger, Dr. Jos. 659. Siebold, Dr. E. RK. ©. 
de. 4 801. Siebold, Prof. Ed. v. 740. Siegel, Dr. Heiur, 661.  Sig- 
mund, Dr. Karl. 800. Silesius, Eduard. 80. Simon. 241, Singer, Jo- 
hann. 899. Skladal, Dr. Casp. Joh., Schulstip. 665. Skoda, Dr. Jos. 
575. Slavik, Frz. 575. Smetana, Dr. Jos. Frz. 241. Snopek, Matth 
575. Sörensen, Christian. 241. Sohr, Wilh. Heinr. 739. Soltau, Wilh. 
505. Soßlari6, Sigm. 735. Spacth, Dr. Jos. 899. Springer, Anton. 158. 
Springer, Dr. Jos. 662%. 736. Stadler, Dr, Jos,, Stip, 738. Stählin. Heinr. 








x 


245. 504. 735. — Fünfkirehen. 329. — Gran. Sem. 328. -- Graiz. zoo. 
V,-. 505 ; Joanneum. 502. 503. 506. 665; Univ. 575; Univ. Bibl. 238. 
502. — Gospi&: U.-R. 504. — Grolswardein. 329. — Hlermannstadt. 
mn, 243; Nechtsakad. 79. — Hohenmauth. U -R. 158.238. 
A » 329, 504. 505. 659. 664; Univ. 660- 662. 899; Med. 
chi 899, — Iwandwk. 799. — Jaroslaw. Hpt.- u. U.-R. 660. 
— Jiöin, 503. 735. — Joachimsthal, 659. — Jungbunzlau. Ipt.- u. U.-R. 
735. — Hiaaden, D.-R. 158. 238. 669. — Kaschau. Bechtsakad. 899. — 
Klagenfurt. 329. — Klausenburg. Mus. 666. — Königgrätz. 738. 799. — 

Kolin. U.-R. 138. 799. — Kolomea (Kolom; 414. — Komotau. U.-B. 
238. 735. — Krainburg. 659. 662. — Krakau. Gymn. zu St. Anna. 238. 
240. 414. 659. 6655 D.-G. 238. 413; Univ. 240. 575. 660. 664. 735; 
‚Gelehrtengesellsch. 161. 900. — Krems. Conv. 504. 6655 U.-R. 78, — 
Kremsmünster, 505. — Krouz, Land- u. Forstwirtlisch. Aust. 663. — Kullen- 
berg. O,-R. 659. — Haibach. 50%. 659; Lyc. 162. — Läandskron, U.-K. 
662%. — Leitmeritz, 662; U.-R. 158. — Lemberg. Akad. Gymn, 574. 
‚700; 2. Gyımn. 158. 799; Franz-Josephs-U,-G. 1585 0.-R. 159. 660; 
Univ. 660. 735; Dniv,-Bibl. 238. — Leoben. Mont. Lchranst, 663. 737. 
— Mähren. 159. — Mantua. 0.-G. 574. 799; Studienbibl. 78. — Mar- 
‚burg. U.-R. 240. 800. — Maria Brunn. Forstiehranst. 503. — Melk. 576. 
— Meran.. 504. 505. -- Mitrowitz. D.-R. 660. — Neusohl. 660. 735. — 
‚Neutitschein, 664. — @fen. 659; Josephs - Polytechn. 240. — Olmütz. 
Theol. Facult, 78; Chir. Lehranst. 660. 664. 801. 899. — Padua. Univ. 
660. — Pancsova. U,-R. 161. — Pesth. Comm, 799; Univ. 159. 
328. 502. 503. 506, 575. 660. 800, — Pilsen. 241. — Petrinya, U.-R. 503. 
— Poliöka. U.-R. 78. — Prag. Altslädter Gymn. 158. 241. 414. 574 
735; Gymnasien 4145 deutsche O,-R. 158. 503; Schulbücher-Verlags- 
verwlig. 329; Univ. 159. 162. 330. 502. 503. 660; 662. 738. 900; Univ, 
-Bibl. 5775 Natur. Cab. 738; Museum 329. — Pfemysl. Gi sch. kath. 
Diesces. Lehranst. 505. — Prefsburg. 158; O.-R. 660. 665; Rechtsakad. 
899. — Pfibram, Montan-Lehranst. 79. s14. 662. — Wukovad (llekovae) 
U-R. 330. 664. — Reichenberg. O.-R. 79. — Roveredo. 243. 244. — 
Rovigo. 574- — Rzeszow. 79. 659. — Salzburg. Theol. Fac. 502; Med, 
‚hir. Lehranst. 161. 328. 663. 664. 7355 Mozarteum 505 — Schäfsburg. 
Er. U.-R. 240. — Schemnilz. 659. 662; Berg- u. Forst-Akad, 707. — 
‚Seitenslätten. 78. — Siebenbürgen, Sachsen in. 741. 746. — Spalato, 
0-6 664. 735. 7995 Hpl- u. U.-R. u. naut. Sch. 659. — Stanislawow. 
413. 799. — Sternberg. U.-R. 663. — 5 a. 659. 799. — Szalhmar. 
Bisch. Lyc. 575; theol. Lehranst. 575. 'arnopol. 240. 413. 574 799; 
U.-R. 660. — Tarnow. 574. 659. 899. — Toplitz. U.-R. 659. — Trautenau. 
V.-R. 78. — Trient. 158. 328.— Triest. 168. 332—334; Naut. u. Handels- 
Akad. 240. 659; Hydrogtaph. Anst. u. Kriegsmarine. 240. 738. — Udine. 
502. — Wenedig. Sta. Cattarina. 659; S, Procolo Lye. Gymn. 9005 Istituto 
di seienze, 329; Akad, d. sch, Künste, 660. — Venetien. 239. — Verona. 
899. — Vicenza, 238. — Warasdin. 161. 328. 504. 659. 735. — Werschetz. 
W.-R. 159. — Wien. Minist, 158, 159. 419. 574; Akad, Gymn. 329. 
666—668; Schotlen-Gymn. 241. 242. 328. 416. 800; O.-R. am Schotten- 
felde. 575. 6605; O.,-R. auf der Landstralse 329 ; Norm.-Haupt.- u. U.-R. 
bei St. Anna. 575. 800; Josephstädter Hpt.- u. U-R. 80; U-R. zu St. 
Thekla auf der Wieden. 901; U.-R. zu St. Leopold in der Leopoldstadt. 
504; Hpt,- u. U.-R. in der Rossau. 664; Pfarrschule zu Gaudenzdorf. 
240; Univ. 79. 159. 160. 238. 239. 328. 329. 502. 503. 574. 575—661. 
662. 735. 736, 737. 738. 739. 740. 800. 899. 900; Univ. Bibl. 238; 
Polytechn, Inst. 239. 413. 502. 576. 660. 862. 737. 799; Handels-Akad. 
413. 504. 665; Gremial-Handelssch. 163; Ev. theol. Facult. 330. 6605 
Akad. d, Wissensch 239. 330. 50%; Geol. Reichsanst. 239. 503. 6613 
Orient Akad. 238, 413. 415, 503. 577. 662. 663; Haus-. Nol- u. Staals- 























Di 2 


archiv. 576. 662; Hofbibl. 506; Münz- u. Ant. Cab. 79. 416; Mineral- 
Cab. 242; Zool. Cab. 5065 Sternwarte. 239; Alterthumsver. 79; Thier- 
arznei-Inst. 159; Josephs-Akad. 503. 8993 Conserv. d. Mus. 800; Kunst- 
sammlung des Erzherzogs Albrecht 900; Lamberg’sche Gemälde-Gallerie 
u. Akad. 575; Theres. Akad. 663. 6655 Löwenburg’sches Conv. 414. 506. 
576. 665; Blinden-Erziehungsanst. 329. 415; Taubstummen-Inst. 735; 
Kunst-Erzgielserei. 800. — Wiener Neustadt. U.-R. 160; Mil. Akad. 
us — Zara. 735. U.-R. 659. 738. Contral-Sem. 239. — Zenge. 735. 
.-R. 664 


Vierte Abtheil 





Miscellen. 


Schulprogramme österreichischer Gymnasien und Real- 
schulen am Schlusse der Schuljahres 18°%,,. 


(Fortsetzung und Schluss.) 


3. Oberösterreich. Linz. (Mit e. Abhandl. von Prof. K. Rob. Riep1.) 
Bespr. v. K. Schenkl. S. 187. 168. 

D. Tirol. Il. Brixen. (Mit e. Abhandl. von A. Hey.sler.) Bespr. v. 
K. Schenkl. 8. 167. 

3. Küstenland. Triest. (Mit e. Abhandl. v. J. La Roche.) Bespr. von 
Alfred Ludwig 5. 168. 


Schulprogramme österreichiseher Gymnasien und Reak- 
schulen am Sehlusse des Schuljahres 18°%,,,. 
D. Tirol. 1. Meran. (Mit e. Abhandl. v. Prof. P. Cölestin Stampfer.) 


Bespr. v. Alb. Jäger. S. 81—85. — 2. Roveredo. (Mit e. Ah- 
handlung von Ch. Schneller.) Bespr. von Max Büdinger. 
8. 


243. 244. 
H. Küstenland. Triest. (Mit e. Abhandl. v. Dr. Wilh. Braun.) Bespr. 
v. W. Volkmann. 8. 332—334. 





&. Böhmen. Eger. (Mit e. Abbandl. v. Ed. Kittel.) Bespr. von W. 
Volkmann. 8. 331. 332. 

0. Croatien und Slavonien. 1. Warasdin. (Mit e. Abbandl. v. P. Peter 
Matkovi6.) Bespr. v. A. Steinhauser. 9.85.86. — 2. Fiume. 
(Mit e. Abhandlung v. Dr. Jos. R. Lorenz.) Bespr. v. Ed. Suefs. 
8. 244. 248. 

8. Siebenbürgen. Hermannstadt. (k. k. kath. Gymn., mit e. Abhandl. 
v. W. Schmidt.) Bespr. v. Max Büdinger. S. 248. 


a 


Abhandtungen in Gymnasial- und kealschul-Programmen am Schlusse 
des Schuljahres 18°... 
(Forlsetzung und Schluss.) 


1. Abhandlungen pbilologischen und linguistischen 
Inhaltes. 

5, (Brixen, 0. 6.) De vita ei placitis M. Aur. Antonini Imp. phi- 
losophiae stoicae secialoris. Von A. Heysler. Bespr. v. Karl 
Schenkl. 8. 167. 

6. (Linz.) Des heiligen Gregor von Nazianz Urtheil über die classi- 
schen Studien und seine Berechtigung dazu, Von Prof. K. Robert 
Riepl. Bespr. v. Karl Schenkl. 8. 167. 168. 

7. (Triest.) Didymas über die Aristärchische Recension der Ho- 
merischen Gedichte. yon J. La Roche. Bespr. v. A. Ludwig. 

s. 168. 


Abhandlungen in Gyınnasial- und Realschul-Programmen um Schlusse 
des Schuljahres 18°%,,- 


1. Abbandlungen aus dem historisch-geographischen 
Gebiete. 


1. (Meran.) Erstes kirchengeschichtliches Fragment 'üher Vinstgau. 
Von Prof, ?. Cölestin Stampfer. Bespr. von A. Jäger: 

8. 8185. 

2. (Warasdin.) Alte handschriftliche Schifferkarlen in des kaiserl: 

Hofbibliothek in Wien. Von P, Peter Matkovid. Bespr. von 

A. Steinhauser. S. 85. 86. 

3. (Nermannstadt, k, k, kath, Staatsgymn.) Daken und Geten in 

ihrem Verhälfnisse zu Rom, in der Zeit von ©. J. Cäsar bis auf 

Kaiser Domitian. Von-W. Schmidt: Bespr: 


4. (Roveredo.) 7 Gati e du loro Lingua. Von Chr. Schneller. 
Bespr, v. Max Büdinger. 8. 243., 244. 





1. Abhandlungen mathematisch-naturwissenschaft- 
‚lichen Inhaltes, 


1. (Fiume.) Die Reöina, eine ee Skizze. Von Dr. Jos. 
R, Lorenz. Bespr, v. Ed. Suels 5. 244. 245. 


IM. Abhandlungen aus dem philosophischen Gebiete. 


1. (Eger). Sokrates, seine Lehre und seine Zeit. Von Ed. Kittel. 
Bespr. v. Wilh. Volkmann. S. 331. 332. 

2. (Triest). Die Propxdeutik der Philosophie an unseren Gymnasien. 
Von Dr. Wilh, Braun, Bespr. von Wilh, Volkmann. 

5. 332-334. 


xvH 
Zur Frage über die Lebrbücher der lateinischen Grammatik, Von A. 


Wilbelm. 8. 164. 165. 
Gegenbemerkungen der Redaction. 8. 165. 166. 
Nein letztes Wort über lateinische Lehrbücher. Von A. Wilhelm. 

8. 345—238. 

Anmerkung hierzu. 8. 248. 
Berichtigung von Oscar Schmidt. S. 248. 
Verein zur Verbreitung naturwissenschaftlicher Kenntnisse. e 334— 336. 
Zu Platon’s Pro'agoras. Von len. Prammer. S. 417—420. 
«Die Mittelschule.” Verein der Lehrer an den Gymnasien und selbstän- 
digen Realschulen Wien’s. Von A. B, S. 507. 508. 


Versammlungen des Vereines „Die Mittelschule.” (Versammlung am 2. 
November 1861.) 5. 827. 828. (Versammlung am 28. Novem- 


ber 1861.) 8. 986. 907. 
Bedenken gegen die Annahme der Lautverschiebung vom Griechischen 
zum Latein. Von Joh. Lifsner. S. 578—583. 


Bekanntmachung (20. Versammlung deutscher Philologen, Schulmänner 
und Orientalisten zu Frankfurt a/M.) S. 588, 
Das Gymnasialwesen der Sachsen in Siebenbürgen. S. 741—746 
Bericht über die 22. Versammlung deutscher Philologen, Schulmänner 
und Orientalisten zu Frankfurt a/M. am %4.—27. September 1861. 
— Anhang. Von Dr. Gustav Linker. S. 802 —826. 
Über den Turnunterricht an den Gymnasien. S. 902—908. 


Literarische Notizen. 


Auras (R.) und Gnerlich (G.), Deutsches Lesebuch. %. Thl. 3. Aufl. 
Breslau, F. Hirt, 1859. Bespr. v. J. G. Seidl. S. 86. 
Bade (Conr.), Leitfaden für den Unterricht in der Geographie u. s. w. 
3. Aufl. "Paderborn, F. Schöningh, 1860. Angez. v. J. Ptaschnik. 

8. 405—407. 

Cassian (Prof. Dr. H.), Lehrbuch der allgemeinen Geographie in 4 Ab- 
tbeilungen. 3. Aufl. Frankfurt a/M., Janger, 1862. Anger. v. J. 


Ptaschnik. 8. 408— 4%. 
Eble (M.), Stundenzeiger (Horoskop). Herausgegeben v. R. Engler. 
Ellwangen, 1860. Bespr. v. Dr. Fr. L. 8. 87. 88. 


Engler (Rud.), s. Eble. 

Friedländer (Ludw.), Mittheilungen aus Lobeck's Briefwechsel 
u. 8. w. Leipzig, J. G. Teubner, 1861. 8. 747. 788. 

Gnerlich (G.), s. Auras. 

Humboldt's (Wilh. v.) Briefe an F. 6. Welker. Herausgegeben von 
R. Haym. Berlin, Gärtner, 1859. 5. 420. 

Kurts, Geschichtstabellen. Leipzig, J. O. Weigel, 1880. Bent: v. Max 
Büdin ger. S. 583. 584. 

Lebrs (K.). Erinnerungen an Lobeck, aus „Neues Schweizerisches 
Museum.? S. 747. 748. 

Leunis (Dr. Joh.), Schul-Naturgeschichte. 1. Thl. Zoologie. &. Aufl. 
Hannover, Hahn, 1861. Bespr. v. K. B. Heller. S. 586. 587. 

Littrow (K. v’), Kalender f. alle Stände. 1861. S. 88. 

Lobeck, vgl. Friedländer (Ludw.) u. Lehrs a), 


av 


Nieberdiug (C.), Leitfaden bei dem Unterrichte in der Erdkunde, 

für Gymnasien. 7. Aufl. Paderborn, Schöningb, 1860. Angez. von 

J. Ptaschnik. S 807. 408. 

Oltrogge (C.), Deutsches Lesebuch. Neue Auswahl. Vorcursus. Lüne- 

burg, Herold u. Wahlstab, 1859. Bespr. v. J. G. Seidl. S. 87. 
Raumer (R. v.), Deutsche Versuche. Erlangen, Bläsing. 1861. 

S. 587. 588. 

Sohriften des Vereines zur Verbreitung naturwissenschaftl. Kenntnisse 

in Wien. 1. Bd. Jhrg. 1860/61. Wien, C. Gerold. Bespr. v. H. B. 

S. 908. 

Sohwarz (Dr. Herm.), Ein par Beiträge zum mathematischen Unter- 
richte, Hagen, 6. Putz, 1860. Bespr. v. Dr. Edm. Weifs. 

Seltzsam (Brüder K. und L.), Deutsches Lesebuch für das mittlere 

Kindesalter. 3. Aufl. Breslau, Hirt, 1859. Bespr. von J. G. Seidl. 

5. 86. 89. 





E} Kritische Analekten, v. 4 Valden. 


Noch nicht genügend erklärt ist das, wie es scheint, nur 

im Römischen Sacralrecht gebrauchte Wort obstzta, welches 
Cicero in seinen nachgemachten Gesetzestafeln (de legibus 
119, 21) unter den Vorschriften über die Haruspices angewendet. 
Quibus divis ereverint, procuranta üdemque fulgura alque 
obstita pfanto, Dass man ehemals auf Grund einiger inter- 
lierter Bücher an obscoena und oscina gedacht, darf man 
illig auf sich beruhen lassen, Die Integrität des Wortes ist 
aufser der echten Überlieferung der guten Handschriften durch 
eine längst bekannte und von vielen citierte Glosse des Festus 
verbürgt S. 193 M. obstitum Cloatius et Aelius Stilo esse 
alunt violatum attactumque de caelo. Cincius quom qui 
deo deeque (deaeve) obstiterit, td est qui widerit, quod vı- 
der? nefas esset, woraus der Abbreviator des Festus nur die 
Worte obstitum violatum in seinen Auszug aufnahm, Von 
den beiden aus dem Alterihum stammenden Deutungen des Wor- 
tes, welche Festus mittheilt, haben die Erklärer des Cicero meist 
die erstere adoptiert, die an der Verbindung 'mit fulgura eine 
erwünschle Bestäligung zu finden schien. Nur Bake nahm ge- 
'rade daran Anstofs, dass, da füwlyuwra nicht 'blofs den Blitz, son- 
dern auch das vom Blilz Getroffene bezeichne ‘(de divin, 1 10, 
16), zwei gleichbedeutende Ausdrücke mit einander verbunden 
‚würden; eine Schwierigkeit, die durch Feldhügel's nichtssagende 
Bemerkung nicht beseitigt wird. Bake ward hingegen dureh 
die von Cincius, wenn auch zu anderem Zwecke, angedeulete 
Herleitung ab odsistendo auf den Gedanken geleitet, durch od- 
stita würden die Sonnen- und Mondfinsternisse, ‘sei es die wirk- 
lich gesehenen, oder die nur scheinbaren, bezeichnet. Denn ob- 
söstere ist allerdings ein in Cato’s Ursprüngen (IV fr. 1 Jord. 
quotiens lunae aut solis lumini ealigo aut quid obstiterit) 
und ‘in Ennius Chronik (IV fr. 4 nonis Tunis luna obstitit 
et no2) von jenen Verfinsterungen gebrauchtes Wort. Irrig aber 
ist es, wenn Bake zum Belege jener Deutung sich auch auf fol- 
‚gende Glosse des Festus beruft S, 139 odstitum obliquum. 
Ennius L. XVI "montibus 'obätitis obstantibus unde oriur 
nor’ et in L. VIII 'ampiius 'eraugere obstipolumve solis. 
Caecilius in imbros 'resupina obstito capitulo sibi ventum 
facere eunicula’ Lueretius 'omnia mendose fieri atque 
obslita necesse est’ Denn obwohl auch Paulus aus ‘seinem 
Festus o6stitum oblicum excerpierl hat, so ist doch nicht zu 
zweifeln, dass wie. Gifanius (im Ind. Luer.) und Andere bemerkt 
haben, sowol.in dem Lemma wie in den angeführten Belegen 
nicht obstitum, sondern obstipum gestanden hat, was in dem 
einen der Enniusverse trotz ‘der Verderbnis unyerwischt geblie- 
ben ist, Aber die Deulung der odstita von Sonnen- und Mond- 





4 Kritische Analckten, v. J Valle. 


selben Festus $. 197 angeführte obstinet hinzuweisen, welche 
ebenso aus obs und Linere (tenere) geworden, wie das jenen 
entsprechende ostendit aus obs und fendere erwachsen ist. De 
ändere Bestandtheil des Wortes fitws ist Partieipialform eine 
jetzt nicht nachweisbaren Verbums, das eine Spur seines Dasein 
in dem Nomen fztio zurückgelassen hat, welches als Verbalsub- 
stantiv zu betrachten das Genus wenigstens nicht verbietet. Viel: 
leicht gelingt es den Sprachvergleichern in verwandten Sprache 
den gleichen Stamm aufzuweisen. Für unseren Zweck reich 
jene Analogie aus, sowol um die Annahme einer Form fitus zı 
sichern, als auch um die ursprüngliche Bedeutung des ganze 
Wortes zu erralhen, Denn während der Zusammenhang dessel- 
ben mit fitio die von Stilo vertretene Erklärung aftactum dı 
eaelo aufhellt, deutet das Präfixum obe, welches hier wie il 
auderen Zusammenselzungen die Bedeutung “oben hin’ zu habeı 
scheint, eine Besonderheit der durch den Blitz verursachten Ver: 
leizungen an, durch welche die Zusammenstellung des Worle 


mit fulgura und fwlgurita ihre Rechtfertigung findet. 


3 

Eine von Anderen ausgesprochene Vermulhung zur Eviden; 
zu bringen, ist nicht minder erfreulich, als durch neue Ver: 
besserungen die Kritik zu fördern. Jenes ist mir vergönnt be 
einem von Bücheler zu Varro's Satiren (N. Rhein. Mus. XI\ 
S. 441) obenhin geäufserten Einfall. In dem Fragment de 
Gerontodidascalos welches Nonius 8.195 M. in verderbtei 
‚Gestalt überliefert hat noctuw eultro coquinari se traiecit 
nondum enim mihi inventi erant cuitelli empestati e Bithy 
nta halle ich mich mit Anderen Lipsius’ Verbesserung nondum enin 
tlli inventi erant cultelli importati e Bith. angeschlossen 
‘die Büchelers Scharfsinn als unzulänglich erkannte. Indem eı 
mit nondum enim invecti das Rechte getroffen, glaubte er üı 
empestat£ ein griechisches Kunsiwort eiwa £Zumausrol zu er. 
kennen. Es liegt auf der Hand, wie mit diesem Wort, übe) 
dessen Gebrauch Ollo Jahn’s Commentar zum Persius 8, 18: 
zu vergleichen, Varro's salirischer Hieb auf jene feinere Sort 
von Mordinstrumenten, die mit dem Cybele-eult in Rom Ein- 


gung gefunden, gewinnt, Und war das griechische Wort lalei- 
.nise) 


empaesti (empesti) geschrieben, so möchte auch Noniu: 
Überlieferung nicht grofs Bedenken erregen. Aber es bedar 
jener leisen Änderung nich!, denn empaestati (wovon de 
Nonius empestat# nicht verschieden ist) schrieb Varro, vor 
jenem griechischen Wort eine lateinische Partjeipialform bil 
‘dend, sowie Martial einmal XII 57, 11 von Zvftsog sich ei 


"entheatus gestattet hat. In beiden Formen sind nicht vom la- 


teinischen Sprachschalze gebolene, sondern von der Schrifisteller: 
laune und Willkür geschaffene Bildungen zu erkennen, von wel 





6 Krilische Analekten, v. J. Vahten 


‚die Handschrift zurückgegangen, in welcher zu lesen ist castra 
posuerint fwerimgue dierum, woraus sich deutlich ergibt, dass 
der Name des Ortes nur in dierum zu suchen, für das eipe 
passende Besserung zu finden nicht gelingen will. In fwerzmque aber 
hat Weilsenborh mit Recht ein mit poswerine verbundenes Verbum 
vermuthet, nur ist sein Einfall munzerintqwe verunglückt ; denn um 
Befesti des Lagers kann es sich nicht handeln an einem Orle, 
von dem die Soldaten alsbald wieder aufbrechen, um nach Ver- 
Anigung mit der Hauptmacht an einem entfernter gelegenen Hü- 
| sich zu verschanzen ?). Die Soldaten haben nach beschwer- 
chem und mühevollem Marsche an jenem ersteren Orte Rast 
gemacht: wegre itinere eonfeeto eastra posuerint requieue- 
rintquwe, Die Herstellung dieses Wortes hat in den letzten 
Büchern des Livius mehr als eine Parallele; so ist XLV 22, 4 
stalt gieieverunt in der Handschrift gu? fwerunt verschrieben, 
und 37, 2 guieverunt aus neque fecerunt von Madvig her- 
gestellt worden, der S. 617 (und $. 602) noch andere Beispiele 
anführt zum Belege dafür, dass dem Schreiber dieses Codex 
die Förmen jenes Verbums eigenthümliche Schwierigkeiten be- 
reitet haben. (In demselben Cap, $ 5 gibt die Ilandschrift guos 
Paucos inter media praesidia hostium praesiderat, 
woraus Grynäus praemiserat verbesserte; es wäre dies keiner 
Erwähnung werlh, wenn nicht Weissenbora daran verzweifelt hälte, 
aus jener Lesart das Rechte herzustellen: quid Livius scrip- 
serit non constat. Aber jenen Irrthum hat das nachbarliche 
praesidia veranlasst, wie z. B. cap. 35, 3 aus demselben 
Grunde accuratius cur antur stall celantur, c. 34, 1 con- 
tione adnuntiata pronuntiasset stall advocata, und 
bei gröfserem Intervall ©. 14, 3 petentibusque üs ut id 
donum in cella I. O.M. petere et sacrificare stallponere, 
und $ 7 si possent inducere in animum ut finiant iras, 
se quoque in gratia reconciliatae pacis possent slall po- 
nerent geschrieben ist, an welch letzterer Stelle Weissenborn 
ebenfalls unnölhige Besorgnis über die Herstellung hegt.) 

Über das erste Zusammentreffen der Römischen und Ma- 
cedonischen Truppen erzählt Livius cap. 4, 3 congressi igitur 
ertemplo tela contecerunt: multa utrimqgue volnera teme- 
vario incursu et accepla et inlata...Inritatis in posterum 
diem animis maioribus coplis atque infestius concursum 
ab illis, si loci satis ad ewplicandam aciem fuisset: iu- 


*) Weilsenborn hat diese Vermuthung in seinen Zecfiones Lirfanae 
mitgetheilt, die ich nicht einsehen kann: das Wissenswerthe daraus 
ist ja wol alles in die Vorrede der Teubı 






nicht, womit hier und 
sonst das verderbte Wort durch Sternchen — nicht ausgezeichnet, 
sondern ersetzt worden ist, 





8 Kritische Analekten, v. J. Vuhren. 


cedenti ee superioribus locis instaret hostis, polerat ge- 
schrieben, worin jedoch cedenti durch das bezeichnendere des- 
cendenti (vgl. c. 5, 1; 6, 12) zu erselzen sein möchte,) 


Die auf Verlangen des Aemilius Paulus nach Macedonien 
geschickten Gesandten melden über den dortigen Stand der Dinge 
c. 20, 3 malore periculo quam emolumento ewercitum per 
invios saltus in Macedoniam inductum (inducit Cod,). Pie- 
riem quo processisset regem lenere; castra castris prope 
üta conlata esse, ut flumine Elpio (vgl. Madvig S. 566, epeia 
Cod.) interiecto arceantur. neque regem pugnandi potesta- 
tem facere nee nostris vim ad cogendum esse. hiemem 
etiam asperam rebus gerendis intervenisse. In diesen 
Worten rührt asperam von Grynäus her, das weil es an sich 
nicht unpassend ist sich in den Texten erhielt; nur Weilsenborn 
zweifelte mit Recht, ob damit die verderbte Lesart der Hand- 
schrift in Aiemem etiam insperebws richtig hergestellt sei: 
seine Vermulhung aber inde hiemem etiam spe celerius rebus 
ist, obwohl gegen die Redensart spe celerius nichts einzuwen- 
den, als verfehlt zu betrachten. Livius ‚schrieb ohne Zweifel 
hiemem eliam insuper rebus yerendis intervenisse. Vgl. 
XXI 1, 5 Sardiniam inter motum Africae fraude Roma- 
norum slipendio eliam insuper zmposito interceplam. 
XXXVI 20 nec ipsi quicqguam ex solita negligentia in- 
super etiam eludentes paucitatem mutarunt. 


Cap. 22, 17 (in der Erzählung von dem Abzuge des Con- 
suls _Aemilius Paulus nach Macedonien) traditum est memo- 
riae maiore quam solita frequentia prosequentium consulem 
eelebratum ac prope certa spe ominatos esse homines finem 
esse Mucedonico bello maturumque reditum cum egregio 
triumpho eonsulis fore. So steht in den Ausgaben; aber die 
beiden Objeete der ahnungsvollen Hoffnung der Römer, die Been- 
digung des.Macedonischen Krieges und die baldige ehrenvolle 
Rückkehr des Feldherrn, stehen in so enger Verbindung mit ein- 
ander, dass die Trennung derselben durch Infinitive verschiedener 
Zeiten (esse und fore) ganz unpassend ist; auch ist es nicht 
einmal richtig zu sagen certa spe ominati sunt. finem esse. 
Daher J. F. Gronov mit richligem Sinn für Latinität dele po- 
sterfus esse zu der Stelle anmerkte. Vielleicht hätten sich 
die Herausgeber weniger gesträubt, dieses esse als Wiederho- 
lung des zunächst vorangehenden zu tilgen, wenn sie, ich sage 
nicht die zahlreichen Beispiele ähnlicher Wiederholungen in dem 
Wiener Codex, sondern nur diejenigen gekannt hätten, welche 
außerdem an eben dieser Stelle in der Handschrift vorhanden 
sind: traditum est memoriae est maiore quam solita fre= 
quentia est prusequentia consul celebratum et c. Von je- 
nen drei est ist übrigens einer dem Livius gewohnten Wort- 





10 Kritische Analekten, v,.J. Vanlen. 


nachweisbar ist*) und endlich weil, jenes beides zugegeben, es 
doch wenigstens ad“ galeas, alıii buceulas scutorum hätte 
heifsen müssen; wol aber ist denkbar, dass jene Verbindung von 
einem Interpolator beabsichtigt war, der durch das beigeschrie- 
bene scutorum die dbuccwlae von den Schilden zu erklären 
dachte. Zur Aufhellung dieses Misverständnisses kann die Glosse 
des Philoxenus dienen, der buceula durch zageyvedds und 
ÖupaAog erklärt, wobei letzteres freilich nicht nothwendig vom 
Buckel des Schildes erklärt zu werden braucht, sondern von der 
igen Gestalt der zageyvedtösg verstanden werden 
kann. Vgl. Heinrich zu Juvenal X 133. Dass es endlich an 
interpolatorischen Zusätzen dieser Art in diesen Büchern des Li- 
vius auch sonst nicht fehlt, bemerkt Madvig S.492: vgl. S. 70, 
558, 561. Ein längst geschenes recht schlagendes Exempel einer 
interpolatorischen Zulhat ist XLV 26, 1: Dum haec ibi, alia 
in Macedonia, alia Romae [in Asia] geruntur, wo schon die 
Wortstellung zeigt, dass in Asia Erklärung zu 252 ist, 

($ 5 desselben Capitels steht in der Handschrift: se quod 
sit officium imperatoris provisurum ut bene gerendae rei 
oecasionem üis (is) praebeat (praebeant): illos nihil quod | 
id futurum sit quaerere [debere]; ubi datum signum sit, 5 
tum militarem [operam] navare. Debere und operam sind € 
Zusätze der Herausgeber; das verderbte quod id hat man ver— 
schiedentlich geändert; Grynäus schrieb quzd, spätere ae 
quod, Kreyssig vermulhele @@ guod und neuerdings A, = 
in dem Programm der Ritterakademie zu Brandenburg 186% = 
quando id, Von diesen Vorschlägen kann nur der ersie 
letzte überhaupt in Betracht kommen. In diesem aber u 
id eine rechte Beziehung, noch ist die in guando liegen Ti 
bestimmung angemessen; denn nicht darum allein hat sich du, 
Soldat nicht zu kümmern, wann etwas geschehen wird, er kein, 
überhaupt nicht zu fragen, was geschehen wird, sondern nur 2, 
(hun, was ihm geheissen wird. Schwerlich wäre man von Us 
Grynäus quid, das allein passend ist, abgewichen, hätte 
die Überlieferung quod id Bedenken erregt; aber hierin 
nichts als eine Selbstverbesserung des Abschreibers zu erkennen, 
die XLV 25, 9 wiederkehrt und auch hier die Herausgeber ver. 
wirrt hat: ne spem regibus abseiderent aurilii sui, si quo Ei 
id opus esset, wolür in den Ausgaben #4 cu oder #5 que 
oder si quo id zu lesen ist, statt des vom Sprachgebrauch ge — 


*) Die früher dafür ceitierten Stellen beweisen es nicht; vielmehmumm 
erscheint duccula immer in der Art mit galea oder cassis vr 
bunden, dass ınan nur an einen zum Schild gehörigen Theil de 
Rüstung denken kann. Scheinbarer wäre auf alle Fälle die be. 
sige Stelle gewesen, die man sich wundern könnte, nicht dar 
angeführt zu finden. 





12 Kritische Analekten, v. 4. Vahtem. _ 


dass sie bei der Beschaffenheit dieser Handschrift wol den Aus- 
fall jener Worte veranlassen konnte. 

Während also die eine Parlhei jenes Kriegsralhes dafür 
slimmle, dass man mit Gewalt durch die Verschanzungen der 
Feinde am Flusse Elpius hindarchbreche, wollte eine andere, dass 
man den Feind nölhige, einen Theil seiner Truppen von dem 
Flusse wegzuziehen, um auf diese Weise den Übergang zu er- 
möglichen. $8 Ipsi natura et operibus inersuperabilis ripa 
videbatur, et praeterguam quod tormenta ubique disposita 
essont, missilibus etiam melius et certiore ictuw hostes uti 
dudierat, Alio spectabal mens tota ducis, dimissoque con- 
silio et e. Hierin ist kein Anstols; durch Koch’s Verbesserung 
wird die Stelle verdorben. Ihm selbst, dem Consul (ips?), schien 
keiner jener beiden Vorschläge annehmbar; er hielt das Ufer 
durch seine nalürliche Beschaffenheit wie durch die Befestigungen 
für uneinnehmbar. Während in dem mit spsi beginnenden Salze 
das negative Urlheil des Consuls den in seinem Rathe vertretenen 
Meinungen gegenüber ausgesprochen ist, wird mil alio speetabat ' 
mens lota dweis der posilive, von jenen völlig abgehende Plan 
desselben eingeführt, 

$ 16 heilst es in. der Handschrift medio in alveo cum statio- 
nibus hostium proelium commisit. Pugnatum adque utrim- 
que sit levi armatura. Die Vulgate pugnatumgue rührt von 
Grynäus her; Weifsenborn hätte Kreyfsig folgen sollen, der die 
Umstellung adque pugnatum empfahl, die hier so wenig Be- 
denken hat als z. B, XXVI 39, 16 Are Quinetium simul pug- 
nantem hortantemgue suos incautum hasta transfigit; üle 
atyue praeceps cum armis procidit, wo man gewöhnlich at- 
que in dem Sinne von statim mil falsch angewendeter Analogie 
erklärte, Madvig S. 316 die Umstellung afque öle mit Recht 
verlangt. Das uirimgue sit der Handschrift ist aus der Schrei- 
bung utrimqgue st zu erklären, worüber Madvig S. 585. 

Den Schluss des Capitels $ 23, der in den früheren Aus- 
gaben richtig lautete, hat Weilsenborn in Folge auffallend un- 
genauer Angaben über die Handschrifl arg verstümmelt, In dem 
Codex steht deutlich vedura per dererum in mare bra ee hhium 
transitum temptaturus. Weilsenborn hat in mare weggelassen 
und zweifelt auch an dem Vorhandensein von transitum. Die 
Unrichtigkeit der Angabe hat nebst einigen anderen Madvig 
$. 486 notiert: eine dort nicht angemerkte sei hier nachgetragen. 
XLV 11, 8 schreibt Weilsenborn acrius infestiusque adversus 
duos quam adversus unum pararet bellum, während in dem 
Codex wie in den früheren Ausgaben richtig yuam ante adver- 
sus unum zu lesen ist. 

Cap. 37, 12 wird erzähll, wie der Consul Aemilius Paulus, 
ganz im Gegensatz zu. der, Meinung seiner Soldaten, den Kampf 
mit «dem Macedonischen Heere vermied; Consul ad rd quod 


m | 





14 Britische Analekten, v. J. Varlen. 


hat), Wird jene Scheu für unbegründet halten. Daher ist 
Weifsenborn mit Unrecht von sich selber abgefallen, indem er 

0: 37, 8 im Texte edira hora cum luna defecisset 
‚schrieb, in der Praefatio aber ‚die überlieferte Wortstellung edita 

luna ‚hora cum def. wieder in Schutz nimmt. 

XLV 1 ‚erzählt Livius, wie vier Tage nach ‚der Schlacht 
‚bei Pydna das im Rennplatz versammelte Volk auf ‚ein un- 
‚bestimmies Gerücht von dem Siege des Aemilius Paulus in grofsen 
Jubel ‚ausgebrochen. Sodann wird von $ 6 an et aliter editur 
eircensis turbae non minus simälis vers laetitia ein anderer 
freudiger Jubel ‚des Volkes über jenen Sieg ebenfalls bei Gele- 
genheit der Festspiele berichtet. In jenen Worten verstölst edi- 
tur (editus Cod.) gegen den Sprachgebrauch, daher Grynäus 
‚mit Recht traditwr schrieb, Aber auch aditer kann nicht rich- 
tig sein; die.Coneinnität fordert entweder neben aliter auch si- 
militer "neri, oder neben similis ver& ein Adjeciivum stalt adi- 
ter. Daher verbesserte Madvig et alia traditur circensis 
turbae non minus similis weri laelitia, eine Vermulhung, ge- 
gen die nichts weiter einzuwenden, als dass sich die Ver‘ erhnis 
nicht genügend erklärt, Livius schrieb et altera traditur 
ec. t. non minus similis veri laelitia: es war ein zweiter Ju- 
‚bel des Volkes ‚bei den Festspielen, der berichtet wird, Adtera 
traditur war wegen des doppelten va in alteraditur verschrie- 
ben (wie um nur Ein Beispiel anzuführe nXLIV 19, 6 Ptolem.eo 
et Cleopatra in Plolemeopatra überging); aus alteraditur 
aber ward einfach und leicht was der Codex bietet aliter 
editus. 

Cap. 2, :9 Naves, quae in Tiberi paratae instructaeque 
-stabant ‚Cinstabant Cod.), ut si rer posset resistere, 
in Macedoniam mitterentur, subduci et in navalibus Cnavi- 
hus Cod.) conlocarz, s0cios navalis dato (datos Col.) an- 
nuo stipendio dimitti ... placuit, Madvig erkannte, dass ‚die 
Worte si rer posset resistere aus vielen Gründen an dieser 
‚Stelle unpassend seien [neo regis nomine tam nude Perseus 
-significar? hie ‚poterat, in proximis non commemoraltus, nec 
resistere, nedum resistere possel aplum est ad 
‚maiorem beili molem et periculum significandum, aut omnino 
in hac re (de aequandis beili virikus) locum ‚habel], und 
da in dem Codex steht sirespossetresistere, vermul 
er si res poscere videretur; während Koch a. a, 0. 
-8.:18 aus ‚der Leseart der Handschrift mit mehr Wahrscheinlich- 
keit si res posceret sine mora herauszulesen glaubte. Keins 
‚von bsiden, wiewol Madvig's Vermuthung dem ‚Richtigen näher 
ist, Arifft das -Ursprüngliche, ‘Vertrautheit mit der eigenthüm- 
lichen ‚Beschaffenheit dieses Codex lässt nicht daran zweifeln, 
dass jene Schreibung eine Abschreiberdiltographie ist, aus wel- 
‚cher dem Livius ‚nur die Worte sö# res posceref£ zu resli- 








16 Kritische Analekten, v. J. Vahten 


(dietae a eonsule sunt in ante'#. ILII et IIT et pridie id. no 
anna Ar bemlnet delle 2 
von angeordnet un sagt dieselben aı 
die drei bestimmten Tage an: ähnlich wie C. 2, 8 senatus 
supplicationes ob rem egregie gestam ab L. Aemilio con 
sule in quinque dies . . decrevit und $ 12 supplicatio pr 
ceontione populo indicta est ew ante d.V. idus Octob. cu 
‚eo die in quinque dies. Wie aus alqindictae zunächst ai 
yinzedietae und dann Zatinae dietae wurde, begreift sic 
leicht. In decrevztur aber war nichis anderes zu erkenn 
als ein Beispiel für die in diesem Codex (vorzüglich in dı 
letzten Büchern) überaus häufige falsche Anhängung der pat 
siven Endung, worüber Madvig S, 490 und 595. Das fälscl 
lich vr ist hier und da der Anlass zu weilerer Ve 
derbnis geworden. XLV 9 extr. Macedonum regnum ...centw 
quinquaginta annos stetit urbs. Victoriae et c. urbs, wom 
Weifsenborn nichts anzufangen wusste, ist aus stetitur gewordeı 
was nicht mehr zu verwundern als continuztur und forentw 
Vgl. die Bemerkung zu der folg. Stelle. 

Auf den Rath des römischen Legaten Deeimius (in der Ver 
sammlung zu Rhodus) verstehen sich die Rhodier dazu, die 
jenigen, welche das Volk zu einer feindseligen Stimmung gege 
Rom aufgestachelt haben, zu bestrafen, um dadurch die Ins, 
selbst vor größerem Ungemach zu bewahren. Cap. 10, 15 & 
gati non ultra quam quinque dies Rhodi morati Alezun 
dream proficiscuntur, nec eo segnius fudicia ee decreto ca 
ram his fuacto Rhodi ewercebantur : quam perseverantia 
in ersequenda re Decimii lenitas ** 11 Cum _huec gere 
rentur, Antioehus et e. So liest man in den Ausgaben. Dj 
scheinbar geringfügige Variante des Codex Ahodri ewerce 
bantur verdient Beachtung, da sonst die Handschrift unzählige 
mal ein einfaches 7 hat, wo man ein doppeltes erwarten solll 


'@0 z. B. XLIV cc. 14. 15. 35 mehrmal rods und rodes sta 


rhddii und rhodiis). Diese Beobachtung in Verbindung mit de 
anderen über die so häufig falsch angehängte passive Endung (i 
diesem einen Cap, finden sich pergitur, minuitur, coniectaren 
tur, poeniteretur) macht es wahrscheinlich, dass Livius schrie 
nec co segnfus dudicia ew decreto coram his facto Rhodi 
ewercebant. Auch in dem Folgenden ist eine handschriftlich 
Spur unbenülzt geblieben, die zur näheren Bezeichnung der hand. 
greiflichen; Lücke dienlich ist, In dem Codex steht gwam per 
severabanttam in ewequenda re tam Decimae lenitas qwan 





liebe für Nichtassimilation dürfte man aus der wiederholt vor 
kommenden Schreibung imperia statt in Pieria auf dm Pier, 
rathen (vgl, diese Zeitschr, 1860 S. 16), wenn jene Verschreibun 
sich nicht auch so leicht erklärte. 





18 Kritische Analekten, v. 4 Vahlen. 


mal diese Art des Verderbnisses zu den häufigeren in dieser 
Handschrift gehört; ein par aufällige Beispiele derselben erwähnt 
Madvig S. 492, woraus sich auch dies ergibt, dass in die wieder- 
holten Worte neue Versehen eindrangen., Andere Beispiele sind 
XLV 3, 5 fortunam perbenefictisseguendo finito aliter 
bello seguendo aliter gratulandi slall fortunam p. R. 
bene fecisse quando finito aliter bello grat. e. 6, LO quorum 
[in] templo erant [nullo temp lo] nulla ope; c.7,2 prae- 
terquam quod nee suwa nec gentis fuma conparandus, 
tune [yuod nec awa] uccessio Punici belli fuerat., Nach 
auffälliger c. 8, 5 Auee sive errore humano seu casu seu 
necessitate inciderunt, bonum animum habe. multorum regum 
populorum casibus cognita p. R. elementia non modo spem 
tibi sed prope certam fiduciam salutis praebet. haec Graeco 
sermone [seu casu] Perseo, 25, 6 haec Rhodum nuntiata 
quae per se tristia fuissent, quia matoris mali levatus 
erat timor,,.,in gaudium [renuntiata] verterunt. So schon 
vor Madvig Heusinger in der Anm. zur Übers. XLIV 15, 4 
occulta consilia inisset id ante dubium fuisset, le- 
gatorum [occulta consilia inisset] paulo; 27, 8 
quorum multitudinem ipsi non timeant. apparebat om- 
nibus mercedem [mu ltitudinem] timert, nec quiceguam 
aliud. Denn so hat Koch die Stelle unzweifelhaft richiger be- 
handelt als Madvig, der in multituäine schrieb. i 

C. 35 berichtet Livius über die Misstimmung des Macedoni- 
schen Heeres gegen den Consul,, der seinen Soldaten aufser der 
sonsligen Strenge der Zucht die Beute kärglicher zugemessen 
hatte als sie gehofft hatten. $ 7 totus Macedonicus exereitus 
imperatori erat neglegenter adfuturus comitüis ferendae legis, 
Die Übelstände dieser Vulgatleseart hat Madvig überzeugend dar- 
gelegt: totus passt nicht zu neglegenter adfuturus; ferner ist 
imperatori adfuturus (wie man doch verbinden muss) unrichtig, 
da es sich nicht um einen dem Feldherrn zu leistenden Beistand 
handelt; endlich steht erat nicht an seiner Stelle und ist nicht 
überliefert. Der Codex: imperatori ita negl. Diese Anstößse 
beseitigt Madvig’s Verbesserung. Tratus Macedonieus ewer- 
citus imperatori neglegenter [erat] adfuturus comitüis fe- 
rendae legis. Aber ita der Handschrift bleibt unerklärt, und 
totus ist nur irrig, wenn es mil neglegenter adfuturus in Ver- 
bindung gebracht wird. Nimmt man hinzu, dass adfuturus nur 
mit comitäis, nicht mit ömperatori verbunden sein durfle, so 
drängt sich der Gedanke auf, dass das, was gemeinhin für Einen 
Satz angesehen wurde, in zwei zu zerlegen ist. Totus Mace- 
donicus exercitus [fuit iratus] imperatori: itay. negle- 
genter [erat] adfuturus comitüs ferendae legis. Der Ausfall 
der Worte fwst iratus ward durch den gleichen Ausgang von 

eitws veranlasst, 


Ir 





20 Kritische ‚Analckten, v. 4 Vahlen, 


seneelute numeros in canlu remissiores ipsasque Lar- 
diores fecerat tibias; gleich wie +s von derselben Sache de 
oratore I 60, 254 heilst: sodet idem Rosctus dicere se quo 
plus aetatis sibi accederel eo tardiores tibicinis modos et 
eantus remissiores esse facturum, Die Verwirrung entstand, 
indem ein emsiger aber unachtsamer Leser , ‘der nicht-bedachte, 
duss fecerat gemeinsames Verbum für beide Objecte sei, zu re- 
missiores sein cecinerat fügte, das er aus dem dabeistehenden 
eantu eninahm. Ein ähnlicher aus Misverständnis der Construc- 
tion entstandener Zusalz eines Verbum ist 1112, 31 indie inter- 
polierte Handschriftenelasse gedrungen. | Quid' enim maius est, 
si de iure quaerimus, quam posse a summis imperils el sum- 
mis potestatibus comitiatus |tollere] et concilia vel\in- 
stituta dimittere vel habita rescindere? yuid gravius quam 
rem suscoplam dirimi, si unus augur alio die diwerit® 
quid magnificentius quam posse decernere, ut magistratu 
se abdicent consules? quid religiosius quam cum populo 
cum plebe agendi ius aut dare aut non dare? quid? legem 
si non iure rogata est tollere? ut Titiam deereto collegü, 
ut Livias consilio Philippi consulis et auguris: nihil domi, 
nihil militiae per magistratus gestum sine eorum auctori- 
tate posse euiquam probari® Das eingehakte Wort tollere 
ist die nie als solche verkannte interpolatorische Zuthat. In 
diesen Worten ist aber—und darum sind sie vollständig "hieher 
geselzt — noch ein änderes Versehen zu beseitigen. yuid vor 
egem lässt keine genügende' Erklärung‘ zu: "denn‘ Feldhügel’s 
Meinung, es diene hier dem Fortschritt der Rede indem Sinne 
unseres ‘ferner’ ist der Widerlegung nicht 'werth,  quwsdvist zu 
tilgen: der Abschreiber, der drei Sätze mit quid geschrieben 
hatte, hat dassrIbe an vierter Stelle aus leicht erklärlichem Ier- 
Ihum wiederholt. Die Construction des Satzes ist demnach diese: 
quid religiosius quam cum populo cum plebe agendi dus 
aut dare aut non dare, leges non ture rogatas toller, — 
nihil domi nihil militine per magistratus gestum sine eorum 
auetoritate posse euiquam probari?®) ALT. 
————— ums 
*) Zeges non iure rogatas tollere ist zu schreiben um ‘der Sache 
willen und weil es die Handschriften indicieren: ‚die Leydener 
nach Bake's Angabe degis non fure rogata est toliere, worin li 
teres aus rogatast follere durch Wiederholung des 2 enstauden. 
In Betreff der Worte nt Titiam decreto collegii, ut Livias consilio 
‚Phitippi consults et auguris möchte ich von Ändern belehrt wer- 
den, wie man sieh die Construction derselben zu denken "habe, 
Die Interpreten beobachten darüber ein vorsichtiges Stillsehweigen: 
nur Wyitenbach (in Moser's Commentar) ‚bemerkt; ad ut Tiriam 
subaudiendum ez antecedentibus tollere legem: prouri Titia 
/er sublala est. Aber diese Ergänzung ist unmöglich; neben 
malisch einzig mögliche w£ 7uriam tallere gibt keinen verni 
Sinn, -In den Handschriften steht: Philippi conswles et augures, 





22 Kritische Aualckten, vi J, Namen. 


ortu perficeret, alia progrediente aetate fingeret, neque 
sane multum adiumentis exwternis et adventichs uteretur, 
Animum autem relicuis rebus ita perfecit, ut corpus: sensi= 
bus enim ornavit ad res percipiendas idoneis, ut nihil aut 
non multum adiumento ullo ad suam confirmationem indi- 
geret; quod antem in homine praestantissimum alque opti- 
mum est, id deseruit. Eisi dedit talem mentem, quae 
omnem virlulem üaccipere posset, ingenuitqgue sine 
doctrina nolitias parvas rerum marimarum 
et quasi inslitwit docere, et induxit. in ea, quae ineränt, 
tamquam elementa virtutis. Sed virtutem ipsum incohavitz 


nihtil amplius. 

Ein gleichartiges Verderbnis hat die im Rhein. Mus. XI 
804 behandelte Stelle II 12, 29 afliciert, auf welche hier zurück- 
zukommen Halm’s Beiträge zur Verbesserung dieser Schrift (in 
Fleckeisen’s Jahrbücher LXXIX 1859 S. 759)”) den Anlass geben. 
Quod tempus ut sacrificiorum libamenta serventur felusque 
pecorum ..diligenter kabenda ratio intercalandi est ist die 
Überlieferung, in welcher zunächst Klotz leicht und treffend quod 
ad tempus verbesserte. Sacrificiorum ward a. a. O. als Ein- 
schiebsel bezeichnet, durch dessen Eindringen die nolhwendige 
nähere Bestimmung der Zibamenta verdrängt worden; denn 
Cicero habe ut frugum libamenta fetusque pecorum geschrie- 
ben, Mit der Annahme der Interpolation ®) ist Halm einverstan- 
den, nur hält er, da didamenta = frugum primitiae sei, den 
Zusatz frugum für entbehrlich. Aber so gewiss zuzugeben ist, 
dass Kbamenta da wo nichts darauf ankommt die Ersllinge 
der Feldfrüchte bezeichnen kann, so sicher ist es auch, dass 
das Wort, das seinem Ursprunge und dem ausgeprägten Ge- 
brauche nach allgemein die Opfergaben bezeichnet, ohne nähere 
Bestimmung da nicht stehen kann, wo wie hier zwei scharf 
geschiedene Arten von Opfergaben mit einander verbunden sind. 
Oder sind fetus pecorum nicht auch dibamenta® 

Zumeist hat die Interpolation ihr Unwesen nur so weit ge= 
Arieben, dass sie den Text mit fremdarligen Zuthaten bereicherte, 
‚ohne an deren Stelle richtiges zu verdrängen. Eine gar nicht 
geringe Zahl von Glossemen ist bereils in dieser Schrift über- 
zeugend nachgewiesen, und mit dem Gelingen dieser Art von 


”) Die dort S. 777 behandelte Stelle II 20, 51 bedarf noch einer 
kleinen Nachbesserung. Cicero schrieb guas qui paulum modo 
äntelligat: wie auch sonst in restrietiven Sätzen dieser Art mode 
gebräuchlich ist. 1 3, 8 ist vielleicht im [dddwsirem) fltum et 
memaorabilem annum zu schreiben. 

*) Dass sacrifletorum erklärender Zusatz zu terapus sei, ward a. a. 0, 
ausdrücklich gesagt: es als Additament zu /rugum zu fassen, 
wäre ja auch ganz verkehrt. 











26 X. Schenkl, griech. Schulwörterbuch, ang. v. F. Yochegger. 


haben, das in Rede stehende Werk unserer Schulwelt etwa erst empfeh- 
len zu wollen: es empfiehlt sich von selbst und wird sich durch seinen 
entsprechenden Gehalt selbst die Bahn brechen. Unsere Anzeige kann 
nur den Zweck haben, den Plan des Buches im allgemeinen darzulegen 
und einige Bemerkungen über die leitenden Grundsätze bei dessen Be- 
arbeitung anzufügen: dann, nach dem vom Hrn. Vf. am Schlusse seiner 
Vorrede selbst geäulserlen Wunsche, einen kleinen Beitrag von Beob- 
achtungen über einzelnes darzubieten, die bei einer gewiss baldigst an- 
zuboffenden zweiten Auflage vielleicht benützt werden könnten. 

Der Zweck eines Schulwörterbuches macht seiner Natur nach 
eine gewisse Beschränkung zur Nolhwendigkeit. Sollen nämlich jene 
Schriftsteller, die nach übereinstimmender Schulpraxis fast aller Länder 
den dauernden Grundstock der Gymnasiallectüre bilden, gründlich 
und ausführlich behandelt werden — und eine andere Behandlung 
widerspräche der Absicht —, so müssen dagegen andere Schriftsteller 
in den Hintergrund treten, will man nicht, dass das Schul wörterbuch 
zu einem umfangreichen und deshalb theuren Handwörterbuch an- 
schwelle. Der Hr. Vf. hat dieser Nothwendigkeit Rechnung getragen, 
sich aber trolzdem nicht auf die gerade an unseren Gymnasien derzeit 
vorschriftmäfsig gelesenen Schriftsteller beschränkt, sondern aufser Ho- 
mer, Herodot, Xenophon, Demosthenes, Platon und Sophokles, auch 
Thukydides, Isokrates, Aeschylos, Euripides, die Elementa logiees 
Aristoteleae ed. Trendelenburg, das neue Testament, Plutarch's Bio- 
graphien und eine Auswahl aus Lukianos aufgenommen. Wir glauben 
aus zwei Gründen diesen Vorgang des Hrn. Vf.s nur billigen zu können: 
denn erstens hat der Kanon der jetzt an unseren Schulen gelesenen 
‚griechischen Auetoren durchaus nicht als ein für alle Zeiten und Fälle 
abgeschlossener zu gelten, und zweitens wächst doch von Tag zu Tag 
die gegründete Hoffnung, dass gar mancher Studierende aulser der Schule 
und über dieselbe hinaus sich selbständig der Lesung der Classiker 
widme, wozu ihm eben ein ausreichendes Hilfsmittel geboten sein sollte. 
Und mit vollem Rechte war hiebei die Rücksicht auf angehende Lehr- 
amtscandidaten und Theologen mafsgebend. Wir können uns demnach 
mit der Wahl der Schriftsteller, die der Hr. Vf. berücksichtigen zu 
müssen glaubte, im ganzen nur einverstanden erklären, und erlauben 
uns blofs im einzelnen einige Bemerkungen. Man kann, es billigen, 
dass z. B, anerkannt unechte und unbedeutende Dialogen Platon’s ausge- 
schlossen wurden; weshalb aber wurde der gleiche Grundsatz nicht 
auch bei einem grofsen Theile Demosth. Reden beobachtet, und nur der 
igmrıxög Aoyog nebst den Pro@mien und: Briefen ausgeschieden ? Ander- 
seils wäre es wol zu wünschen, dass einige entschieden echte und zur 
Privatlectüre für reifere Studierende geeignete Werke, wie z. B. Xeno- 
phon’s Oeconomicus, Conyicium nicht übergangen wären, Überhaup! 
müssen wir unsere Meinung dahin abgeben, dass die Berücksichtigung 
mancher Werke, die zwar aufserbalb der Schullectüre liegen, aber mil 





28 X. Schenkl, griech. Schulwörterbuch, ang. v. F. Hnchegger. 


In Bezug auf die Behandlung des reichen, fast überwälligenden 
‚Stoffes muss man dem Hrn. Vf. das Verdienst grofser Gewissenhafligkeit 
in Benützung der vorhandenen Hilfsmittel, bedeutender Umsicht in deren 
Verwendung und bündiger Fassung der einzelnen Artikel unbedingt zu- 
erkennen. Aufserdem fand der Hr. Vf. Gelegenheit bei einzelnen Schrift- 
stellern die Ergebnisse selbständiger Studien und eigener Sammlungen 
zu verweriben, was sich namentlich bei den Tragikern und bei Xeno- 
phon zeigt. Die stele Bezugnahme auf die Resultate der neuesten 
kritischen Textrecensionen ete., auf alle nenneswerthen Conjeeturen, 80 
wie das Eingehen auf einzelne schwierigere Stellen und oft deren prä- 
cise Überselzung beweisen, dass der Hr. Vf. keine Mühe gescheut hat, 
die Früchte mühevoller Einzelforschungen der Schule nützlich zu machen. 
Ein dankenswerther Vorzug seines Buches sind auch die genauen Gilale 
einzelner wichtigerer Stellen, so wie die Angabe der Schriftsteller, bei 
denen gewisse Worte oder Formen sich vorfinden. Dieser Vorgang 
scheint uns für ein gründliches Studium der Classiker unumgänglich 
nothwendig, damit der Schüler einen Überblick über die Hauptent- 
wickelungsstufen, so wie Einsicht in den Unterschied prosaischer 
und poetischer Dietion und in die Eigenthümlichkeit der einzelnen 
Schriftsteller gewinnen könne. Eine Beschränkung dürfte nur dert ein- 
treten, wo es sich um Worte handelt, die eben zu allen Zeiten und 
bei allen Schriftstellern in gleicher Weise gebraucht wurden. Z. B. 
ist es wol gleichgillig, ob bei damavn steht Eu, alt. Pr, da sich das 
Wort von Hesiod an eben ohne Unterschied allgemein gebraucht findet; 
ebenso bei dayprn Od. u. A. — und ähnliches bei daxgv, ddxgvor, 
duxgio, Ödueulog u. a. m. In gar manchen Fällen könnte jedes Citat 
wogbleiben, in anderen dürfte ein einfaches zatt. Pr.” u. ä. genügen. 
Einzelne kritische Bemerkungen, wie z. B, jene zur v. 1, yegorsia für 
Aysnovie, zu weleio über die allerdings räthselhafe Form zulrjseız 
Her. 8. 21 u. ä, könnten kürzer und einzelne Erklärungen genauer ge- 
fasst sein, wie z. B. jene zu davros 2) „auch als refl. der 2. und 3. 
Person® st.'der 1. u.2. Pers, (offenbar ein blofser Schreibfehler) ; oder 
„amoonaspe, abgerissenes Stück, Lappen PI.?, wo letztere Bedeutung 
für die Stelle in Pl. Phedo 1138 bei Erwähnung der Lavaströme nicht 
passt; so reicht bei moAdeyj die Bedeutung 2 „auf vielerlei Art” nicht 
aus obne den Beisatz „in vieler Hinsicht”, „vielfältig® ef. Pl. Conv. 
178 A Prot. 348 D u. a. m. S$o passt zu gaülog die Bemerk.: „auch 
übertr. von einfachem, schlichtem Wesen Pl, Gorg. 383 C u, 6.” gerade 
auf die angezogene Stelle nicht, da hier pavAdrego: gerade im Gegen- 
salze zu degwuerdsregos und dvrazof gebraucht ist, 

Die nöthigen Formen, namentlich der Verba, sind im ganzen mit 
grofser Sorgfalt angeführt und wir vermissten bei stellenweiser Durch— 
sieht einzeiner Artikel blofs folgende: zu «lrıdousı fehlt der Aor. 
Nudonv, bei aldfonaı die Futurform aldednooucı, ebenso bei dıava- 
onucı das Fut, Fiavondnsoue, zu Povgsoum Aor. ZBevgitn» Soph. 





30 4, Schenk, griech, Schulwörterbuch, ang. v. A, Mchegyer, 


‚Schule wichtigere Seiten der Lexikographie in den Hintergrund gedrängt 
werden Und hiebei glauben wir vor allem die Natur der Jugend in’g 
Auge fassen zu müssen, für welche das seltsame, ungeahnte einen ganz 
besonderen Neiz hat, und die daher mancher räthselhaften Eiymologie 
mehr Aufmerksamkeit zuwenden dürfte, als für das Erfassen des zunächst 
nöthigen auf «dieser Stufe des griech. Unterrichtes erspriefslich ist. Aber 
auch für die Lehrer sebeint ung die Sache nicht ohme Bedenken. Das 
Studium der vergleichenden Sprachkunde und insbesondere des dazu so 
unentbehrlichen Sanskrit ist bei uns bis jelzt wenigstens nicht so ver- 
breitet, dass man bei der Mehrzahl der Lehrer gründliche Kenntnisse 
darin beanspruchen könnte. Was sollen num dem Neuling auf diesem 
‚Gebiete die kurzen Andeutungen des Wörterbuches nützen, und wie soll 
er sich in den vielen zweifelhaften Fällen mit Sicherheit orientieren? 
Und wehn er nun gar, wie 'es leicht kommen mag, von den Schülern 
über derlei schwierigere Fälle befragt werden. sollte, wie kann er zur 
Befriedigung antworten? — Für den Kenner der bezüglichen Stadien 
hingegen scheinen die nolhwendig auf das Elementare besehränkten An- 
‚gaben 'eines Scholwörterbuches überflüssig; er wird sich die betreffen- 
den Aufklärungen aus den dafür eigens bestimmten gröfseren Werken 
selbst holen und dieselben,‘ wo es’ihm passend erscheinen mag;' bei 
einzelnen Fällen zur Brauchbarkeit für die Schule formulieren. — Wir 
würden.alle die eben vorgebrachten Bedenken über diese Partie des so 
verdienstlichen Werkes des hochgeschätzlen Hrn. Verfassers unterdrückt 
haben, hälten wir wicht einerseits die traurige Erfahrung, dass in gar 
vielen Schulen unseres Vaälerlandes mit dem Etymologisieren zum Nach- 
theile wichtiger Dinge ein bedauerlicher Misbrauch getrieben wird, und 
könnten wir.anderseits ‚die feste Überzeugung hegen, dass wir es hierbei 
blofs mit den Ergebnissen einer relativ abgeschlossenen Wissenschaft zu 
Ihan. haben. Nun gibt es zwar gar manche sprachliche Erscheinungen, 
über deren Erklärung die Sprachwissenschaft endgillig entschieden bat, 
und es steht niebls im Wege, dass solche entschiedene Ergebnisse 
wissenschaftlicher Forschungen in geeigneter Begrenzung auch für die 
Schule verwerthet werden, ja es ist sogar im Interesse des Unterrichtes 
böchst wüuschenswerth, dass es allmählich in stets gröfserem Umfange 
geschehe. Aber es gibt dagegen eine nicht unbedeutende Zahl von 
sprachlichen Erscheinungen, über deren Erklärung ' die Wissenschaft 
durchaus noch nicht zum Abschluss gelangt ist, und dies gilt nament- 
lich vom etymologischen Gebiete. Und eben deshalb scheint uns die 
llereinbeziehung dieses Gebietes in den Bereich des $ ch ul unterrichtes 
die. gröfste Vorsicht und die strengste Beschränkung zu erheischen. 
Denn wenn selbst die anerkanntesten selbständigen Forscher auf diesem 
Gebiete in so gar vielen Puncten bis auf den heutigen Tag in Zwiespalt 
oder Zweilel sind, so hat man allen Grund, derlei schwankende Ergeb- 
nisse der Forschung von der Schule fernzuhalten. Wir wollen zur Ent- 
schuldigung dieser unserer bescheidenen Bedenken schlielslich nur ein 





a2 Horalius, erkl. v. Nauek u. Aräger, ang. v. K. ‚Reichel, 


nung abgeben, in welchem Umfange die Ergebnisse der Sprachver- 
gleichung in einem griech. Sch ul wörterbuche zu berücksichtigen wären, 
s0 würden wir uns für Beschränkung auf die durch die Wissenschaft 
bereits sicher gestellten Fälle, mit Hereinbeziehung der verwandten latei- 
nischen und deulschen Wurzeln, aber bei völliger Ausschlielsung des 
Sanskrit erklären. — Wir haben nur noch beizufügen, dass die Aus- 
stattung des Buches schr anständig, der Druck rein-und gut lesbar, und 
für eine erste Ausgabe binreichend correct, der Preis endlich mäfsig.ist. 
Das Werk bedarf übrigens, wie schon gesagt, keiner weiteren Anem- 
pfeblung: der Name des um die österr. Schulliteralur vielverdienten 
Verfassers und der 1reliche Gehalt dieser seiner mühevollen und nütz- 
lichen Arbeit sichern ihm ohnehin den besten Erfolg, und wir hoffen 
baldigst eine zweite erweiterte Auflage desselben begrüfsen zu können. 
Wien. F. Hochegger. 


Des Q. Horatius Flaccus Oden und Epoden, für den Schulgebrauch 

Tr von Dr. 6. W. Nauck. 3. Aufl. Leipzig, Teubner 1860. — 
r. 

Des Q. Horatius Flaceus Satiren und Episteln, für den Schulgebrauch 
erklärt von Dr, 6. F, A. Krüger. 3. Aufl, Leipzig, Teubner 1860. — 
22'/, Ser. 

Das schwerste Schicksal, welches Horaz seinem Epistelbüchlein in 
Aussicht stellte, hat seine Werke insgesammt betroffen: er hat sein 
freilich unvergängliches Dasein in der Schule hinschleppen und dadurch 
mehr Leid erfahren müssen, als stine ziemlich lebhafte Einbildungskraft 
ihm wol je vorgespiegelt hat. Denn abgesehen von den Beschädigungen 
des ursprünglichen Textes, die wir in vielen Fällen wol empfinden, sel- 
tener aber mit überzeugenden kritischen Waffen (für welche blofs zsthe- 
tische Gründe bekanntlich nicht gelten dürfen) abwehren können — ab- 
gesehen von diesen Unbilden. hat sich gerade durch die Schule und ihre 
unermessliche Literatur ein solcher Wust um die Gebilde des Dichters 
gelagert, dass der neue Erklärer einer Art Todesverachtung bedarf, um 
jene um die entrückte Poesie starrende Dornenhecke sieghaft zu durch- 
reiten, Und doch hat gerade die Gelehrtenschule ein besonderes In- 
teresse, durch würdige und geschmackvolle Behandlung dieses Dichters 
der Jugend die Freude an ihrem Horaz nicht zu verleiden: denn er ist 
es unter den römischen Autoren allein, der auch über die Schulbank 
hinaus seine Anziehungskraft in weiteren Kreisen sich zu bewahren 
weils, um dem Manne in den verschiedensten Lagen des geschäfigen 
Lebens schmackhafte Früchte einstiger philologischer Arbeit zu bieten. 
‘Trotz aller denkbaren Sünden einer „dalba seneefus® also hat sein un- 
verwüstlicher Kern tüchtig Stand gehalten und ohne eigentlichen Reich- 
thum der poelischen Ader eine gewisse Jugendfrische bewahrt. Denn eine 
Natur, die wie Horaz mit Witz und einer heiteren Lebensauffassung be- 
gabt, mit gerade so viel geistigen Anlagen ausgestaltet ist, um alles 





» Horatius, erkl. v. Nauek u. Krüger, aug. v. #, Reichel, 


zu erweisen gedenken und zu I, 18 „Löb des Weines”, wo gewiss Iref- 
fender «Warnung vor dem Weine” zu schreiben wäre, da der Dichter 
nach kurzem einleitenden Lob des Weines in zwei Driltheilen des Ge- 
dichtes vor dem übermäfsigen Genusse desselben warnt, Natürlich folgt 
jenen Überschriften gewissermalsen begründend eine kurze Inhaltsangabe 
des Gedichtes, so dass wo jene nicht glücklich getroffen, auch diese 
einer Überarbeitung bedürfen wird. Am schlagendsten erhellt dies aus 
der Erklärung zu I. 7 Zaudabunt alii claram, die wir — allerdings 
einer von den sehr seltenen Fällen in diesem Buche — für ganz ver- 
griffen erklären müssen. Das Gedicht ist allerdings eine erux interpre- 
tum, und von einigen sogar in zwei Gedichte zerlegt, wo dann statt 
eines unverstandenen zwei unverständliche Gedichte hydrenartig hervor- 
wuchsen. Sprechen wir unsere Meinung in einer so viel behandelten 
Frage auch noch aus, so geschieht es nicht in dem Glauben die Sache 
zu entscheiden, aber wol in der Absicht zu deren endlicher Feststellung 
unverdrossen einen Beilräg zu liefern. 

Das fragliche Gedicht selbst — troiz Scholiasten immer der sicherste 
Wegweiser — ergibt folgendes? VW, 1—14 die Einen schwärmen für 
dieses, die Andern für jenes Fleckchen Erde, auch der Dichter selbst 
hat eine unerklärliche Vorliebe (me percussit) für einen solchen Winkel — 
daraus folgt jedoch, dass das Glück nicht eben an Jem Orte haflet, die 
Welt ist vollkommen überall: es ist der Mensch selbst, der das Material 
zu seiner Zufriedenheit in sich trägt. Deshalb (V. 15—21 bildet den 
Übergang und eigentlichen Kern der Gomposition) schlage dir, wie in 
der Natur aufRegen Sonnenschein folgt, allen Verdruls aus 
dem Sinne und mildere die Sorgen durch den Genuss der dargebotenen 
Freuden des Lebens: das kannst du an jedem Orte, im Lager wie auf 
deinem Tivoli (der Ort deines Aufenthaltes ist ganz gleichgillig). Schluss + 
denke nur an Teukros, der hatte ja gar keine Stelle, wohin er sein 
Haupt legen sollte, und hat dennoch muthig sein Geschiek beherrscht 
und‘die noch gewährte Stunde der Lust heiter genossen! — Auf diese 
Weise ist das Gedicht als einheitliche, in sich wohlgegliederte Compo- 
sition nachgewiesen, und weist, wie es die wahre Lyrik thun soll, in 
den individuellen Bezügen zugleich allgemein giltiges auf. Die indivi— 
duellen Bezüge lassen eine düstere Simmung des Angeredeten ersehen, 
so dass er die Linderungsmittel des Lebens zurückwies, und alles ver- 
lassend nur an einer neuen Wohnstätte Ruhe und Zufriedenheit zu Ain- 
den vermeinte; das allgemeingiltige dagegen ist die goldene Lehre, dass 
der Mensch sich seine Welt selbst ausschmückt und so auch widrige 
Einflüsse ablehnen oder wenigstens mildern kann. So füllt dann auch 
die Überschrift „Tibur®, für die etwa „Wo wohnt das Glück” geselat 
werden könnte, Auch in mehreren Einzelheiten weichen wir in der Er- 
klärung jenes Gedichtes von dem, was der Hr. Verf, geboten bat, ab, 
und wollen daher vorgreifend das Stück gleich in einem Zuge beseitigen, 
V. 7 ziehen wir die Lescart indegue der Vulgata wneigue vor; denn 





36 Horatius, erkl. v. Nauck u. Ärüger, ang. v, M, Reichel. 


er ‘doch sogar, mit dem pulrerem Olympicum colligere habe der 
Dichter auf eine Anordnung des !heuren Fürsten Bezug genommen, der 
ja Wettkämpfe nach griechischer Art veranstaltet habe. Eine unbe- 
fangenere Betrachtung des Gedichtes wird auch diese Einzelheit wider- 
legen. 

Wir nennen das Gedicht etwa „Zueignung®, also auch in dem 
Sinne, dass der Dichter seine Beschäftigung mit der Poesie rechtfertigt. 
Ein flüchtiger Blick auf das Ganze ergibt dann sogleich, dass hier nur 
von Liebhabereien oder Leidenschaften der Menschen die Rede sei, die 
mehr oder weniger nichtig sind. So ist die Bedeutung, die dem olym- 
pischen Siege von den ferrarum dominis noch immer beigelegt wird, 
durch die „Lust den olympischen Staub aufzuwirbeln® belächelt, sowie 
anderseits jeder Leser seiner Zeit selbst ohne den boshaften Zusatz der 
leicht beweglichen Quiritenschaar die Akonores unter dem Cesarischen 
Regimente eben als blofse Aonores ohne weitergreifende Bedeutung zu 
würdigen verstand. Ganz ebenso verhalten sich die folgenden Beispieles 
leidensehaflliches Jagen nach eingebildeten Gütern, wie die Gier des 
Kornspeculanten, die unersättliche Erwerbsucht des Kauffahrers beide- 
male theils durch absonderliche Ausdrücke als solche gezeichnet (vpl. 
verritur de Libycis areis) theils durch komische Schilderung des wetter- 
wendischen Schiffers, Diesen gegenüber das genügsame Behagen an 
idyllischem Kleinleben und der volle Genuss sinnlicher Freuden. End- 
lich die Leidenschaft für das Kriegshandwerk (denn von einem pre patria 
mori oder dem Einstehen für eine Idee kein Wort), also die Lust am 
wechselvollen Lagerleben und der verbissene Jagdliebhaber, der zu Hause 
ganz andere Freuden im Stiche lässt — kurz jeder tummelt sein 
Steckenpferd würden wir sagen — und „ich das meine,” das ist die 
Poesie. Es ist nicht zu läugnen, dass dies nach römischer Denkweise 
eine ganz richtige Bezeichnung solcher Beschäfigung ist. Denn was ist 
am Ende der Epheukranz mehr als die palma nobilis, was dieses se- 
eerni populo anderes als das früher ausgeführte ungestörle Betreiben 
einer Lieblingssache. Und nun schliefst der Dichter mit einem oflen- 
baren Scherze, in welchem er sich den übrigen leidenschafllichen Lieb- 
habern in feiner Weise gleichstellt, und der allen Zeitgenossen sogleich 
verständlich und wirksam sein musste. Sublimi feriam sidera vertice: 
wenn du mich anerkennst, so wird mich das Gefühl stolzer Befriedigung 
bis zu den Sternen strecken, mich, den „kleinen® Horaz. — So wird zu- 
gleich die auffallende Ausdrucksweise fertam sidera vertice statt ge- 
schmacklos und verdächtig zu sein, zu einem sehr passenden witzigen 
Schluss, und der Interpolator müsste wenigstens ein feineres Verständnis 
für den Inbalt des Gedichtes gehabt haben, als Jahrhundert lang die 
gelehrte Auslegung. Überhaupt aber scheint uns ein so bescheidenes 
Vorwort ganz im Einklange mit dem wiederholten Ablehnen gröfserer 
Stoffe und der Beschränkung des Dichters auf das aleichte Spiel® der 
wolischen Lyrik. 





6 lloratius, erkl. v. Nanek u. Aräger, ang. v. K. Reichel. 


kurzen Besprechung bedürfen,, um dann zum Bong noch einzelne 
Puncte des Commentars zu berühren. 

od. 16.18 „seetis in iunenes ee Die Anmer- 
kung vermag den fatalen Eindruck des Wortes secsis nicht zu verwi- 
schen, und wir geben Bentley's zierlicher Emendation s/rdetis entschie- 
‚den den Vorzug, um so mehr, da sie zu dem angefangenen Bilde „proe- 
Ua virginum® reillich passt. — 1. 12. 42 apro cum lare fundus 
mit der Anm, „aplo dem entsprechenden (bescheidenen) und darum auch 
ansprechenden.” Aber trotz dieser Auslegung bleibt das Epitheton 
‚sehr matt, ja der saeva pauperias, die den Mann unerbittlich zur An- 
strengung treibt, widersprecheud: daher der Bentley'sche Vorschlag. arte 
cum tare fwndus wohl zu beherzigen bleibt. V. 45 weist die Erklä- 
rung zu oeculto velutarbor aeno ganz deutlich auf Perlkamp's 
'Emendation Marceilis st. Marcelii, ohne dass diese aufgenommen ist. — 
1.16. 24: Teucer el Sthenelus sciens empfiehlt sich die Leseart 
der Blandinii Teueer te Sthelenus, die eine spondäische Basis bietet statt 
‚der trochäischen (welche das Seite 4 verzeichnete metrische Schema auch 
wicht anerkennt); aus demselben Grunde ist dann die letzte Strophe des 
Gedichtes nicht ganz in der Ordnung. — 1.20. 5 dass care Maecenas 
egwes eine unstatthafte Zusammenstellung sei, hat Bentley, wie mir 
‚scheint, richtig gefühlt: zutrauliche Anrede und Titulatur ergeben einen 
lächerlichen Miston; wer wird „geliebte Excellenz” sagen? Die beige- 
brachten Citäte aber, Il. 20. 7 dileere Maecenas Epod. 1..2 amice 
stützen die Leseart deswegen nicht, weil an beiden Stellen neben ‚der 
freundschaftlichen Anrede die Titulatur fehlt und dadurch der Miston 
‚wegfällt. Die Änderung e/are Maecenas an unserer Stelle ist also nicht 
annölhig gemacht. — I. %1. 5 schreibt der Hr, Verl. vos Jaesam 
flurdis et nemorum comam slatt coma und meint, die Leseart 
coma zerstöre den chiastischen Parallelismus der Glieder; aber. wo der 
‚Chiasmus in einer ganz verzwickten Construction, die durch eomam 
entsteht, liegen soll, vermögen wir nicht einzusehen, —1.23.5 mod4li- 
busverds inhorruit adventus foldis. Anm. „denn ob des 
Frühlings Nahen (er naht mit dem Favonius und den Ornithien) das 
regsame Laub durchschauerte.” Bentley nahm an dieser Stelle gerechten 
Anstofs; denn abgesehen von der sehr geschraubten Ausdrucksweise 
veris udoentus Inhorruit um zu sagen, dass ein Jeuzbriugender Wind 
in den Blättern rausche: so gibt es eben für diesen lenzbringenden Wind 
noch keine Blätter, kein «regsames Laub.® Ein solcher Febler ‚kann 
etwa uns, die wir der Natur enlfremdet, das Leben zum eröfsten Theile 
zwischen Mauern verbringen, niemals aber einem alten Dichter aus er 
Feder schlüpfen. Die geistreiche und leichte Anderung mabitlbus m e- 
pris inhorruit ad ventum foliis wird also aufzuuchmen sein, so lange 
kein besseres Heilmittel für diese des Sinnes entbehrende Stelle, gefunden 
wird, — 1.26. 10 schwanken die Handschriften zwischen ni sine te mei 
prosumt und possunt honores. Der Hr. Verf, hat die ersiere auf 





40 Heratius, erkl, v. Nauck u. Arüger, ang. v. Ä. Reichel. 


steht aber auch noch ein sachlicher wie uns scheint für diese Änderung. 
Das direote Zurückgeben der gestellten Aufgabe an Julus Antonius ent- 
hält namentlich in Verbindung mit den Worten der ersten Strophen und 
besonders dem cerafis #titur pennis vitreo daturus nomina ponto eine 
Unschieklichkeit, die dem feinen Dichter durchaus nicht gleich sieht, und 
um so bitterer hätte empfunden werden müssen, wenn sich Antonius 
selbst in der Dichikunst versucht hat, — An der verzweifelten Stelle V. 49 
teque dum procedit io triumphe nimmt der Nr. Verf, die Emen- 
dation /ugue dum procedis auf, im Sinne von race praets, freilich ohne 
diesen Gebrauch von procedere bei Dichtern und Prosaikern belegen zu 
können; es hätte also auch hier die Corruption des Textes ausdrücklich 
bemerkt werden sollen. — Epod. 1. 21 ziehen wir die Lescart au si2 
auzili” dem aufgenommenen z£ udsis auzili entschieden vor und V.3& 
discincius ut perdam nepos darl das zweite az nicht fehlen, wenn die 
Stelle nicht dunkel werden soll, indes die Vergleichungspartikel 22, welche 
in dem ersten Gliede der Disjunction steht, auch für das zweite noch 
die nölhige Kraft besitzt (übrigens bei dem Dichter ja auch sehr oft 
feblt), wir schreiben also discinetus aut perdam nepos. 

Dass im Ganzen die Kritik des Hrn, Verf.'s eine strenge conser- 
vative ist, haben wir für die Schulausgabe bereits oben billigend ausge- 
sprochen; manchmal freilich hätten wir, wo die Mittel der Exegese 
durchaus nicht helfen wollen, einen etwas freieren Mulh gewünscht, wie 
wir denn auch gestehen müssen, dass wir Od. IV. 4. 18—22 (trotz des 
gefundenen Tiberiusschwertes), IV. 8. 15—19 non celeres [ugae — iu- 
eratus rediit und V. 33 ebend. für höchst verdächtig halten. 

Was num einzelne Punete des Commentars betrifft, über die wir 
anderer Meinung sein müssen, so ist hier eine Verständigung wol am 
leichtesten, und wenn die Aufzählung dieser Fälle eine statlliche Reihe 
zu ergeben scheint, so ist sie im Vergleiche zu dem im Commentare 
überhaupt gebotenen Treflichen dennoch klein. 

Unter sacras arces 1.%. 3 verstehen wir nicht die sieben 
Hügel, sondern zunächst das Capitol, auf welches wie Dio Cass, 45. 17 
berichtet, widerholt Blitze in dieser Zeil einschlugen. V. 13 „reforzis 
Etrusco Litore undis,® gerade darin liegt das Monströse, dass der 
Flufs nicht — was man noch heut zu Tage aus dem entgegenbranden- 
den Meere natürlich erklärt — rückwärts, sondern, dass er mit aller 
Gewalt seitwärts gieng,® ist wol zu spifzfindig erklärt. Ein Blick auf 
die Karte zeigt, dass das enigegenbrandende und das Wasser des Flusses 
stauende Meer jenes an das rechte, das etruskische Ufer werfen muss, 
von wo aus es dann in die Niederungen der Stadt verheerend austritt. 
An und für sich ist eine Überschwemmung monstrum genug. 0d.1,3,1 
sie te diva... sie eine Bedingung ausdrückend, erklärt die Anmer- 
kung für sprachwidrig und widersinnig. Was den ersten Vorwurf an- 
langt, so ist dieses bedingende sic in Wunschformeln bekannt genug; es 
findet sich z. B. bei unserem Dichter 1. 28. 23. bei Tibull I. 5. 121 








r Horatius, erkl, v. Nauek u. Ärüger, ang. v. X. Reichel, 


lorem reddere, d.h. die ursprüngliche Farbe benehmen, also beschmutzen, 
trüben, freier in diesem Zusammenhange höchstens „färben.” — 11. 7.3 
redonarit Quiritem Anm, aim Gegensälze gegen den bisherigen 
miles: als ehrsamen Bürger” und zwar wach den Schlussworten der Ein- 
leitung mit leiser Ironie. @uiritem findet sonst eine andere Auslegung, 
nämlich eapitis non deminutum, für den ausharrenden Anhänger der 
republikanischen Sache viel passender, Denn mit jener Auslegung stände 
das obligatam dapem reddas in grellem Widerspruche; denn weils der 
Freund, dass Pompejus um seine Rückkehr in’s Vaterland Gelübde geihan 
hat, so ist die Verwunderung darüber, was ihn plötzlich zum ehrsamen 
Bürger gemacht habe, unmöglich. Wohl aber wird der Freund in seiner 
Freude fragen, welches günstige Geschick (redenarit) hat dich nicht als 
Verbannten, sondern als amnestierten Quiriten uns geschenkt. — V, 11 eum 
/racta virtus er minaces turpe solum teligere mento. 
Anm, /racta nämlich est, minaces &reılmrjges, den Boden mit dem 
Kinne berührten, soviel als, auf dem Gesichte lagen. Den «schimpflichen 
Boden,® weil er das für die Niedergestreckten war.” Aber doch nur, wenn 
man die Hingesireckten als mgosxuvoörreg fasst — und das haben wir 
in der Anmerkung vermisst, denn wie sie vorliegt ist sie unentschieden 
und zweideulig; die Stelle bedeutet dann; als die Tüchligen erlagen 
und die Grofssprecher sich Pardon erflehen! zu Boden warfen. — Il. 13 
ist als Jahr der Abfassung 30. a. C. angesetzl, olıne Gründe gegen das 
sonst geltende Jahr 26.— V. 19 ist das /fa/um robur wahrscheinlich 
der Nachbarschaft von catenas halber als carcer Tulltanus gedeutet, 
wegen seiner kernfesten Thüre,? ein mattes ?v dia Svors, das im Aus- 
druck noch dazu ganz unverständlich wäre. Vielmehr ist eatenas und 
dtalum robur, welche der Parther fürchtet, ein leichtes Boregor zedregon, 
er fürchtet mit Italischer Kraft zusammenzutreffen und daraus folgende 
Knechtschaf. — 11.14. 1 wurde Jadbuntur annd wol treffender durch «ent- 
schwinden® als durch „enteilen? wiedergegeben. — 11. 19. 13 Agıdden— 
doıdyvn zu setzen ist sprachwidrig. Vgl.die Namen Eöddrn, die beide die 
Wurzel Fed (Ferödvo) enthalten, so dass dgs«dvn ein Schmeichelname 
die „Wohlgefällige” ist, wie die griech. Mythologie auch sonst bietet; 
x. DB. Koga, Kalkloro u. 5. w.— Ill. 1. 19 e/adorabunt wäre zu er- 
klären „mil allem Aufwande der Kunst hervorbringen.® — 11.3.9 Age 
arte „= virtute nach dem Zusammenhange, sonst Fertigkeit.” Es steht 
aber auch hier im allgemeineren Sinue — durch solche Eigenschafl. —Ill. 
4. 24 Jiquidae Bajae „das klare (Anspielung auf die Bäder)” deuten 
wir lieber auf die helle reine Luft. — II, 5.1 cae/o tonantem ere- 
didimus lovemregnare, praesens divus habebitur wird 
erklärt: „bisher haben wir geglaubt, dass Juppiter nur im Himmel regiere, 
aber jetzt sind wir anderer Meinung ;” sachlich und sprachlich nicht zw 
ehtlfenigem. Wann wäre der Glaube gewesen, dass der deorum algue 
Aomemum rer, wie ihn Vergil nach homerischem Vorbilde nennt, nur im 
Himmel regiere; ebenso widerstreitet die angeführte Erklärung in sprach- 











4 Caesar, db. gall. v. Kraner, ang. v. L. Vielhaber. 


wahrer Lebensweisheit in ihrem nolhwendigen Verbande dargestellt sein 
sollten. Auch muss wol die Epistel an Tibull (I. 4.) durch ein anerken- 
nendes Urtheil über des Dichters Sermonen veranlasst worden sein, went 
‚las Horvorbeben dieses Faetums in der Anrede Aldi noströrum sermo- 
um candide tuder nicht als müssiges Beiwerk oder gar als etwas ühleres 
gelten soll. Dass ferner Epistel 5 an 6, Nonius Asprenas Torguatus 
gerichtet sei, halten wir mit Weichert für wahrscheinlicher, als Düntzer’s 
dagegen vorgebrachte Gründe. Von Einzelheiten will ich nur zwei an- 
führen, die ich mir angemerkt: ep. L 5. 6 ist rel imperfum fer mit 
Zustimmung der Scholien erklärt «lass es dir bei mir gefallen — der 
Ausdruck mit Bezug auf die Benennung des Gastgebers dominus con- 
efoil.” In diesem Falle müsste aber aus statt ve} stehenz die Worte 
bedenten vielmehr, gib Befehle, lass einen Auftrag hören (was du willst). 
Ad Pis. V. 10 ist aequa potestas “gleiche” Berechligung übersetzt, ohne 
Sian. Denn daranf kommt es gar nicht an, was noch dazu unwahr 
bliebe, (vel. V. 180 ff.) dass Maler und Posten gleiches wagen dürfen. 
Es soll vielmehr der Einwand, dass dem Künstler «billicher Weise* eine 
gewisse Freiheit gewährt sei, auf sein gehöriges Mals zurückgeführt 
werden. Endlich ist uns eine bei der Zusammengehörigkeit der beiden 
Bücher störende und den Schüler verwirrende Divergenz aufgefallen, da 
es in der Anm. zu ponere tolum ad Pis. 34 heilst: ponere gestak 
ten, darstellen mit dem Citate Od. IV. 8. 8 wo in der Anmerkung 
steht, nicht sowol darstellen als hinstellen, liefern, letzteres gewiss 
zutreffender. 

‚Schliefslich bleibt uns nur eine nochmalige Anerkennung der bei- 
den Arbeiten auszusprechen, sowie der Wunsch, dass es uns bald ver 
gönnt sein möge, den zweiten Theil dieser Schulausgabe in seinem 
Werthe.den Lesern dieser Zeitschrift ausführlieher darzustellen, 

Wien Dr. Karl Reichel. 





" 


Die neuesten Arbeiten über Cesar's bellum gallicum. 


L €. Julii Casaris eommentarii de beilo gallico, erklärt von ‚Fr, 
Kraner. 3. Auflage. Berlin, Weidmann, 1859. — 22”, Sg. 

Über den Werth dieser Ausgabe Caesar's zu reden ist überflüssigs 
da sie. den Ruf, den sie genielst, die beste commentlierte Ausgabe Gae- 
sar's zu. sein, vollkommen verdient; die Frage jedoch, ob sie eine Schuh 
ausgabe ist, ‚berechnet, für die Stufe, ‚auf der’ das bellum gallicum ger 
losen wird, ist eine von.dem. Wörthe der Ausgabe an sich weit ver» 
schiedene, ‚Beiuns wird‘ das bellum gallieum. in der Quarta. gelesen, 
Dieser Stufe entspricht nun die vorliegende Ausgabe nicht, Das Bedürf- 
nis selbst eines tüobtigen Quartaners ‚ist nur die Erklärung..der beiref- 
enden Stelle; grammalische und lexikalische Zusammenstellungen, kris 
tische Erörterungen, Bekämpfung abweichender Ansichten sind für, ihn 








46 Caesar, b. galt. v. Äraner, ang. v. L. Vielhaber. 


cet, — 1,3,8. Totius Galliae sese potiri posse sperant. Selbst 
der Sinn scheint zu fordern, mit A sec. man. zu schreiben paliri dm- 
perdo posse. Denn Galliae potiri kann von fremden Eroberern wie 
Ariovist oder vom Staate der Helvetier und Sequaner gesagt werden; 
Orgetorix, Dumnorix und Casticus hingegen wollen per ires potentissi- 
mos ae firmissimos populos nicht Gallien sich vollständig unterthan 
machen, sonderm vielmehr die Vorstandschaft im gallischen Bunde er- 
werben, Ob man dann zZotius Galliae zu populos oder zu imperio 
eonstruiere, ist ziemlich gleichgiltig, dem Sinne nach gehört es zu bei= 
den. — 1,4, 4. Negque abest suspicio, ut Helvetii arbitrantur, 
quin ipse sibl mortem consciverit. Wozu gehört und was heifst denn 
eigentlich #2 Heiwetii arbitrantur? Zu neque abest suspiclo gewiss 
nicht, als ein vorangestellter Zwischensalz zu gun — conseirerit ist 
er entweder nach neque abest suspicie rein lautolog oder gibt eine zu 
neque abest suspicio nicht passende Beschränkung. Die Worte als in 
den Text geralhene Randbemerkung hinauszuwerfen hat nur den Umstand 
gegen sich, dass eine ähnliche schwierige Stelle 6, 37, 9 steht. Jeden- 
falls war an beiden Stellen auf die ungelenke Breite hinzuweisen. — 
1, 5, 4. In eigenthümlicher Schwierigkeit ist die CGaesarianische Wort- 
kritik dadurch, dass die beste Handschrift A sehr nachlässig geschrieben 
ist, also man oft zweifeln kann, in wie weit ihrer Autorität gegen die 
anderen erster Reihe besonders in Endungen (aclive und passive Infini- 
tive u. ä.), im Setzen oder Fehlen kleiner Worte, besonders wenn der 
Schluss des vorigen oder der Anfang des folgenden Ähnlichkeit haben, 
Folge zu geben ist, Das Sicherste scheint es doch noch, statt eines 
nicht ganz sicheren Auswählens, wie es Nipperdey und die folgenden 
Herausgeber Ihun, so lange es gebt, A zu folgen, So wäre bier /And- 
timis suis, ut. — 1, 8,1. Kraner bat sich von Dinter überreden 
lassen, die handschrifiliche Leseart @ Zacu Lemanne, qui in fAumen 
Rhodanum influit, in der 3. Ausgabe beizubehalten. Aber Dinter's von 
Kraner gerade im Hauptpuncte nicht gegebene Beweisführung leidet 
daran, dass man ihm nicht zugeben kann, dass der ganz allgemeine 
Relativsatz qui — influit mit dem Substantiv @ /acu Lemanno von einem 
Schriftsteller, der verstanden sein will, zur Bezeichnung des Anfangs- 
punctes des Walles gesetzt sei. Was er als Analogie bringt, dass der 
Endpunct ebenso durch ad montem Juram, qui fines Sequanorum ab 
Heivetiis dieidit bezeichnet sei, ist unrichtig, da ja der Jura auf einer 
längeren Strecke nicht blols an dem einen Puncte, wo der Wall auf- 
hörte, die Grenze bildete. -Da sonach dieser Relativsatz gar nichts ist 
als eine beiläufige geographische Bemerkung, der Endpunct des Walles 
nur durch ad mortem Juram gegeben ist, so ist entweder der An- 
fangspunet nur durch & Jacu Lemanno bezeichnet und qui — influit 
nur eine ebenso beiläufige geographische Angabe, oder Caesar hat denn 
doch, wie Hotomann und Prof. Hoffmann wollen, den wie es scheint 
geläufigen Ausdruck qua in Aumen Rhodanum infuit geschrieben, 





ss Caesar, d. gall, v. Kraner, ang. v. £. Vielhaber; 


hinaufgeschaflt und dann die Lagerverschanzungen aufgeworfen werdem 
— 1,31, 10. Harudum milia hominum AXXIV soll Harudum von 
‚hominum abhängen = ex Harudibus, Wie das gemeint sei, ist nicht 
recht klar, wahrscheinlich wol so, dass Jarudum nicht von Aominum 
allein, sondern, wofür die Wortstellung sprechen könnte, von milia ho- 
minum XX]V zusammen abhängig sei. — 1, 31, 12. ZI in eos omnia 
erempla eruciatusque edere. Kraner verwahrt sich hier wie off 
an ähnlichen Stellen gegen die Auffassung als Ev dıd Övozv, es sei viel- 
mehr das allgemeine Substantiv durch ein specielles "näher erklärt.’ Aber 
ungefähr dasselbe ist doch auch das fv dur dvoi», dessen Krafl auch 
keine andere ist, als dass zu einem Substantiv eine nähere Bestimmung 
statt adjeclivisch oder genitivisch subordiniert, vielmehr coordiniert wird 
als ‘nachträgliche Hinzugabe. Es ist also im Grunde nur eine Differenz 
der Beneunung. — 1, 31, 13. Non posse ejus imperia diutius susti- 
nere. Die Stellen, die für den acliven Infinitiv angeführt werden, sind 
doch noch anders, indem überall der oder die Sprecher selbst als Subjech 
zu denken sind. Nun spricht zwar hier Divitiacus im Namen der 
Übrigen, aber die Bezichung darauf ist zu unklar. Das Passiv wäre je- 
denfalls zur Deutlichkeit sehr erwünscht, — 1, 34. 2 Si guid se ve- 
Hit ist nicht eine Vermischung zweier Construetionen, sondern zu der 
Verbindung se weit tritt das neutrale immanente Objeet qwid, wie so 
häufig zu Intransitivis und Transitivis. — 1, 39. Kraner bezweifelt die 
Richtigkeit der Notiz Dio's, dass in Caesars Heer Stimmen laut gewor- 
den seien gegen den von Senat und Volk nicht beschlossenen Krieg 
mit Ariovist. Aber zu der Wahrscheinlickeit, die es an sich hat, dass 
die vornehmen Kleinmüthigen ibre Furcht unter einem ehrenvollen Deck- 
mantel zu verstecken suchten, kommt noch eine indireete Bestäligung 
Caesar's selbst, ı Hier allerdings durfte er nicht einmal den leisesten 
Zweifel an der Gesetzmälsigkeit des Ariovistkrieges aufgeworfen werden 
lassen *), desto passender aber wird die Rechtfertigung gegen solche 
Zweifel Ariovist gegenüber ausgesprochen C. 35, 4, wo die Absichtlich- 
keit der Worte zum Theil schon von Kraner angemerkt ist. Die Worte, 
die ihm Die 38, 37, 41 in den Mund legt, sehen doch nicht blofs wie 
eine "rhetorische Chablone, sondern so aus, als wollte er Caesar's Dar- 
stellung aus seinen anderweitigen Quellen vervollständigen und verbes- 
sern. — 1, 40, 5. Über den ind. imperf. bei eu in der-oratio obliua 
siehe jetzt Hoffmana Zischr. f, österr. Gymn. X, 9, 871. — 1, 40, 1% 
Aut male re gesta fortunam defuisse aut aligwa [acinore comperta 
araritiam esse convictam liegt nicht eine Abweichung von der ge- 
wöhnlichen Gonstruction vor, sondern zu avaritiam ist nach: (der sehr 
gewühnlieben Construelion convincere errores Epicuri u, a. der Genitiv. 





*) D. h, in der auf das röm, Publicum berechneten Darstellung; 
was er in der Versammlung selbst gesprochen, das ist eben un-' 
‚möglich zu wissen. Vgl. Rüstow, Einl. $. 56. ri 





50 Caesar, b. galt, v, Äraner, ang, v. £. Vielhaber. 


sich Kraner durch Dinter’s Widerspruch zu schnell abhalten liefs; denn 
nicht um den allgemeinen Begriff “Mensch’ handelt es sich hier, sondern 
um den *tapferer Männer” — 2, 15, 5. /ncusare reliquos Belgas, qui 
se populo Romano dedidissent. Die besten Handschriften haben 
dedissent. Dieses passt sehr gut in dem Sinne von "sich preis- 
geben, vgl. 9, 13, 9 Cum naves se vento dedissent, und die Stellen 
bei Freund s. v. do 5, b. — 2%, 17, 4. Teneris arboribus ineisis at- 
que inflezis credris in latitudinem ramis enatis cet. habe ich 
in dieser Zeitschrift 1859, 5. 885, zu rechtfertigen versucht, — 2, 19, 6. 
Dt intra siivas aciem ordinesque constituerant alque ipsi sese 
confirmarverant. Kraner erklärt "und wie sie sich gegenseitig 
ermuntert halten.” Aber dieses heilst weder conflrmare, noch würde so 
einfach se statt inter se stehen. Es ist hier ebenso wie 6, 38, 5 Hoc 
spatio interposito religui sese confirmant fantum, ut cet. und 
7, 77, 11 Si #lorum nuntiis confirmari non potestis omni 
aditu praesepto = Muth fassen, Ob ut = wie, oder ob es Temporal-Par- 
tikel sei, hat vor kurzem Hr. Prof, Hoffmann in dieser Zeitschrift XI, 8 5.587 
erörtert. — 2, 20, 1. Caesart omnia uno tempore erant agenda. 
Um das folgende richlig aufzufassen, war anzudeuten, dass erunt agenda, 
wie Rüstow richtig übersetzt, heifst "hätte thun sollen.’ Dieses ist nöthig 
wegen $. 2 und 21, 3. Ob ührigens signum zuba dandum in A durch 
Zufall fehlt, oder ob ein späterer Leser, wozu die Stelle leicht verleiten 
konnte, die Ausführung noch vermehrte, lässt sich kaum entscheiden. — 
2, 2, 5. Ob Oudendorp galeas inducendas nicht doch mit Recht 
veriheidigt ? — 2, 23, 1. Cursu ac lassitudine eranima- 
cos vulneribus confectos Atrebates, Krancr erklärt, um ja der An- 
nahme eines !v dıa dvoiv auszuweichen, Jassitudo sei weiteren Um- 
fanges als cursus, "da die Zassitudo auch andere Gründe haben kann 
als den eursus, wie schon das folgende ruZneribus eonfectos zeigt. 
Aber gerade dieses, sowie die Wortstellung (nicht /assitudine ac cursu) 
zeigt, dass die /assitudo nur vom Cursws herrührt. Es ist eben als 
selbständig, aber wie schon ae zeigt das zweite zum ersten hinzutretend 
verbunden, was allerdings gewöhnlicher mit genauerer Bezeichnung des 
logischen Verhältnisses im Verhältnisse der genilivischen Subordination 
stünde. Die citierte Stelle 1, 44, 2 ist wesentlich verschieden. — 2, 25, 2%. 
Seuto ab nopissimis uni militi detracto, quod ipse eo sine 
scuto venerat, in primam aciem processit. Die Stelle hat zwei Schwie- 
rigkeiten; erstens, liegt hier und kurz vorher: nonnullos ab novissimis 
eine Praepositionalverbiudung zweier Nomina vor ? Zweitens, was soll 
und? Man kann die erstere annehmen, da sie sich bei Caesar nicht selten 
finden, wenn auch in leichterer Form, aber wahrscheinlicher sind doch 
an beiden Stellen die Begriffe zu trennen und an der ersten Stelle er 
nonnullos ab movissimis deserto proelio ezcedere zu überselzeu “und 
dass einige das Treffen von hinten jaus (nämlich dass sie durch die 
hintersten Glieder zurückwichen) aufgaben ete.‘, an unserer: er nahm in 





6:7 Caesar, b. gall, v. Kramer, ang, v. 2. Welhaber. 


paucis portibus interlectis habe ich in dieser Zeitschrift 1859, 8. 881, 
‚gesprochen. — 3, 12, 1. Quod bis accidit semper horarum XII 
spatio lässt sich wol nicht vertheidigen. Denn wenn man auch vor 
semper ein Komma selzt und die Worte sermper — spatio epexegelisch 
fässt, so steht die Bedeutung des spario entgegen, das nicht heifst 
'nach einem ‘Zeitraum,’ sondern "innerhalb eines Z’ Gegen die 
Änderung des XIl in XXIV spricht, dass Z die Zahl ausgeschrieben hat, 
‚also der Schreiber der Handschrift Z muss XII gelesen haben. Es liegt 
wol in 848 der Fehler, nur möchte er nicht in 478 sondern in dd zu 
ändern sein, vgl. 4,21, 6 Quem ipse Alrebatibus superatis regem ibt 
‚constituerat. — 3, 13, 8. In dieser Zeitschrift 1859, $. 882, habe ich 
stalt copulis vorgeschlagen corv#s. — 3, 14, 4. In dieser Zeitschrift 
a. a. 0. 5: 883 habe ich vorgeschlagen, puppium er barbaris navihus 
zu betrachten als eine nieht durch ein Particip (prominenrium) ver- 
miltelte Verbindung zweier Substantiva durch die Praeposilion er; vgl. 
hiefür Kraner zu 4, 33,4. — 3, 15, 1. Cum singulas binae ac 
ternae naves eircumsteterant. Über dieses ae war eine ähnliche Be- 
merkung am Plalze wie zu $ 3; es ist nämlich = und sogar, ja sogar. 
— 3, 24, 3. Jmpeditos in agmine et sub surcinis infirmiore 
animo adoriri cogitabant. Dass die gewöhnliche auch von Kraner 
angenommene Erklärung, der zufolge e? sub sarcinis infirmiore animd 
als Qualitätsablativ coordiniert mit impeditos in ugmine auf die Römer 
soll bezogen werden, unpassend sei, hat Göler ganz richtig gefühlt, 
Denn abgesehen davon, dass man eher den Pluralis erwarten könnte, 
sieht man nicht ein, warum gerade die sarcinae verursachen sollen, 
dass die Römer infirmiore animo sidd, und nicht vielmehr andere Um- 
stände von gröfserer Wichtigkeit, Göler's Deutungsversuch freilich ist 
von Dinter mit Recht zurückgewiesen worden; vielleicht ist indess ein 
vollkommen passender Sinn durch eine nicht schr auffällige Abweichung 
herzustellen. Ich glaube nämlich, dass zu lesen sei impeditos in agmine 
et sub sarcinis iniquiore Loco adoriri cogitabant, vgl. 2, 10,4 
Neque nostros in iniqguiorem locum progredi pugnandi causa 
viderunt. — 3, 24, 5. Die Handschriften haben: NHac re perspecta 
Crassus, cum sun cunciatione alque opinione timidiores hostes 
nastros milites alacriores ad pugnandum effecissent. Statt timi- 
diores hat man seit Nipperdey allgemein die Conjectur von Stephanus 
timoris aufgenommen, weil “cunctatione sua timidior non dieitur 
quem fimidiorem tu eius cunctatione eommolus oredas, sed'gußre 
vera ipse cunctatione timidior factus est) und weil der Comparativ 
bei jeder Art der Erklärung unbequem ist, Es scheint aber doch die 
handsehriftliche Leseart beibehalten werden zu können dureh folgende 
Erklärung: "Als Crassus das gemerkt hat, ermahnte er, da die Feinde 
durch ihr Zögern und dadurch, dass sie gegen En 
wartung furchtsam waren, den  Kampfesmuth ungerer-Sol- - 
‚daten ‚erhöht- halten, . . die Seinigen etc’ Diedurch bekömmmt der Con— 





54 Caesar, db. gall, v. Kraner, ang. v. &. Vielhaber. 


garum habebat, qüaestorl legatis praefectisque distribuit. Die Schwie- 
rigkeiten dieser Stelle liegen einmal in dem nieht recht verständlichen 
contractis und dann vor Allem in der Unklarheit, ob die zwei Legionen 
blofs auf Transport-, blofs auf Kriegs- oder auf Transport- und Kriegs- 
schiffen nach Britannien übergesetzt worden seien. Für die Kriegsschiffe 
spricht — unsere unsichere Stelle nicht gerechnet — vor allen 4, 29, 2, 
Ita uno tempore et longas naves, quibus Cesar erercitum 
fransportandum curarerat quosque in aridum subduzerat, 
aesius compleverat, et onerarias, quae ad ancoras erant deligatae, 
tempestas afflictabat. Für die Lastschiffe spricht 4, 30, 1. Quod sine 
impedimentis Cesar legiones transportaverat. Was sollen, wenn 
kein schweres Gepäck mitgeführt wird, 80 Lastschiffe, wenn sie nicht 
zum Übersetzen der Landungstruppen dienen sollen? Ferner finden wir 
4, 36 ff. bei der Zurückfahrt auf zwei Lastschilfen ungefähr 300 Sol- 
daten; endlich ist noch das Manöver bei der Landung 4, 25, 1 in Betracht 
zu ziehen. Um die Landung zu ermöglichen, lüsst Cesar die Kriegsschiffe 
etwas zurückziehen, auf des Feindes offener Flanke aufstellen und durch 
Wurfgeschosse den Feind zurücktreiben. Offenbar sollen die Kriegsschiffe 
die Landung der auf den Transportschiffen befindlichen Landungssoldaten 
decken; der Aquilifer der 10. Legion sprang von einem Lastschiffe in's 
Meer, Dazu kommt noch folgendes, Nach Ciesar's deutlichen Worten an 
der eitierten Stelle 4, 29, 2 haben nur die Transportschiffe wesentlichen 
Schaden gelitlen; trotzdem finden wir die Rückfahrt auf Lastschilfen, 
Die Zahl der unbrauchar gewordenen ist übrigens so grofs nicht. Com- 
pluribus navibus fractis heilst es 4, 29, 3, und4, 31, 3 lesen wir von 
duodecim navibus amissis. Wenn nun auf einem Transportschiffe auf 
der Rückfahrt 150 Mann sind, haben auf den übrig gebliebenen die zwei 
Legionen vollkommen Raum. Hiedurch aber verlieren zugleich Göler's 
Deutung und Schlüsse, die Stäber Rheinhard wiederholen, ihren Werth, 
Denn wenn nach Verlust mehrerer Schiffe auf einem 150 Mann sind, 
brauchen selbe nicht von Anfang an gewesen zu sein, und sind sie 
wahrscheinlich nicht gewesen. Mithin ist daraus nicht zu folgern, dass 150 
einen Manipel, 4500 eine Legion bilden. Aber auch seine Vorstellung, 
von der streiligen Stelle, dass auf den Lastschiffen die Soldaten, ein- 
schliefslich der Genturionen, auf den Kriegsschiffen die Commandanten 
gewesen seien, passt nicht zu 4, 25, Die Kriegsschiffe werden seitwärls 
der Transportschiffe aufgestellt, da würden ja die Commandanten von 
den zu commandierenden vollständig getrennt, Die Schwierigkeit trifft 
also neben unserer Stelle noch 4, 29, 2. Nach obiger Auseinandersetzung 
halte ich den Satz guidus Cesar exercitum transportandum curaverat 
für ein Glossem, und möchte die Stelle lesen: Ita uno fempore et Im— 
gas naves, guas Cesar in aridum subduzerat, aestus compleveraem 
et onerarias, quae ad ancoras erant deligatae, tempestas afi— 
etabat; wobei auch der Parallelismus der Relativsätze zu beachten isb_ 
An der Stelle, von der wir ausgiengen, ist nach dem dargelegten mit 








36 caesar, b. galt. v. Kraner, ang. v. L. Vielhaber. 

nicht heifse “sich eine Lücke machen* sondern *sich hineinzichen‘, zwei 
fens, dass Cesar auf seiner ersten britannischen Expedition keine Reiterei 
mit Hatte, drittens, dass ein solches Manöver praktisch unausführbar sei. 
Daher fasst er die egaifum burmae als britannische, hinter denen die 
essedarit abgesessen, vereint mit ihnen nach der bekannten germani- 
schen Weise zu Fuls gekämpft und durch sie gedeckt sich zu den Wa- 
‚gen zurückgezogen haben. Um von der zu viel ventilierten Frage, ob 
die Britannen Cavallerie gehabt haben oder nicht, zu schweigen, ist der 
Zusammenhang unserer Stelle so, dass man unmöglich an die britannische 
Reiterei denken katın. Wollte Ciesar nicht absichtlich misverstanden 
werden, so musste er nach erdfnes plerumgue perturbant in dem Satze 
et cum se inter equitum turmas insinuaverunt ausdrücklich an- 
geben, dass die britannische Reiterei gemeint sei; ebenso würde bei er 
pedibus proeliantur ein una cum eis oder Ähnliches sicherlich erwartet. 
Ferner geht in dem folgenden Satze Auriyae interim paulatim ex proelio 
ezcedunt atque ita currus collocant, ut, st ILL a multitudine ho- 
stium premantur, erpeditum ad suos receptum habeant oflenbar nur 
äuf die essedarit, während es doch auf die egw/tes mit sich beziehen 
müsste; auch sieht iman nicht, wie die ja selbst auch geschlagenen Reiter 
die Fufsgänger so hätten decken sollen, dass diese einen sicheren Rück- 
zug gehabt hätten. Endlich enthielte der Satz fa mobtlitatem equitum 
stabilitatem peditum in proelils preestant, eine Ungenauigkeit, da 
diese Vereinigung des Infanteric- und Cavallerie-Charakters nicht durch 
die össödarfi, sondern vielmehr durch das gemeinsame Ägieren der 
equites und der essedarit zu Stande käme. Aber die gewöhnliche Er- 
klärung ist durchaus nicht so bodenklich, wie Güler sie darstellte. Dis 
erste und dritte Bedenken nämlich erledigt sich durch die Beobai 

däss Cesar geschrieben hat inter eguitum turmas nicht im egui- 
tes, Die essedarli zogen sich in die Intervalle der feindlichen 

hinein und gerade der Umstand, dass sie in der kurzen Zeit und dem 
allerdings nicht grolsen aber doch einigen Raume, den diese Intervalle 
boten, jenes Manöver ausführten, beweist ihre von Cossar so sehr be- 
wunderte Obung und Geschicklichkeit. Vgl. 5, 15, 4. Das zweite Be-, 
denken würde nur etwas bosagen, wenn Cissar den 'viertei Commentar | 
unmittelbar nach der ersten britannischen Expedition geschrieben und 
wenn’ er nicht deutlich genug das ganze 33. Capitel durch die Anfangs-' 
worte als einen aufserhalb der Erzählung liegenden Excurs bezeichnet 
hätte. Es’lagen ihm eben als er dieses Capitel schrieb, "auch die Erfah- 
rungen der'zweiten Expedition vor. Zugleich aber ist diese Stelle 

ein Beweis für die Gesammtabfassung der Commentarii de bello gallito. 
Endlich gibt Giesar selbst mit deutlichen Worten die gesuchte Eike 
5, 16, 2. Propferen quod itli (essedarit) etiem consulto plerumgue 
cederent et, cum paulum ab Tegionibus nostros (equites) 
removissent, ex essedis desilirent et pedibus dispari nd 
proelio cantenderenr. — 4,34,3. Dum häec geruntur, nostri © 





5 Caesar, b. gall. v. Kraner, ang, v. 6. Vielhaber. 


‚dort, "wo der Befehl sie traf’, was nach den dargelegten Verhältnissen 
an sich ungereimt wäre, kann nach dem rerocari iubet keine Rede sein, 
Ob sie in diesem Lager verbleiben oder, wie von Caesar selbst $. 7 
easdem copias quas ante praesidio navidus relinguit, deutlich 
bezeichnet wird, in's Schiffslager, sei es ganz, sei es zum Theil comman- 
diert werden, nachdem C. sich von der Gröfse des Schadens überzeugt 
hatte, ist für die vorliegende Stelle ganz gleichgiltig, und es hatten Göler 
und Dinter nicht nöthig, sich mit der reficentia Caesaris zu befassen. 
Es fragt sich nun, was afgue in itinere resistere iubet heilst. Wenn 
wir uns an 7, 35, 3, Postero die cum duabus legionibus in occulto 
restittt erinnern, ferner daran, dass die gesammten Truppen, die 
nicht auf dem Schiffslager blieben, auf dem Marsche in's Innere 
sind, so kann im öfinere resistere Mmbet heifsen: “er befiehlt, dass sie 
auf ihrem Marsche (landeinwärts) Halt machen, nämlich in dem Lager, 
das nach ©. 9 fin. geschlagen wurde, Dieses ist, glaube ich, ein ent- 
sprechender und in den Zusammenhang allein passender Sinn. — 5, 11, 2. 
Eadem fere, quae ex nuntiis Litterisqwe cognöverat. Litterisque 
ist verdächtig. Man bedenke, dass in der Frühe mane 10, 1 die Sol- 
daten ausziehen; noch sieht man die letzten, da kommen die von Atrius 
geschickten Reiter und berichten, dass in der Nacht ein heftiger Sturm 
die Flotte arg beschädigt habe. Wird Atrius viel Zeit zum Schreiben ge« 
habt haben, und wozu hätte er schreiben sollen? Was geschehen war, 
konnten die Reiter als Augenzeugen besser angeben als ein in der Eile ge- 
schriebener Brief os vermocht hätte. Es sieht Zitterösgwe wie eine Reminis- 
conr an 2, 2%, 1 His nuntlis litterisqgue eommotus aus, — 5, 12, 2 ist 
iransierant für fransierunt, das Nipperdey nach den Codd, aufser 
B gibt, wol nur ein Druckfehler, zumal es unter den Abweichungen vom 
Nipperdey’schen Texte nieht angeführt ist. — 5, 12, 4 Diuntur mw 
aere aut taleis ferreis ad certum pondus eraminalis pro nummo, 
Da an dieser Stelle schon eine offenbare Erweiterung stattfand (die Hand- 
schriften bieten nach were noch aut nummo aereo oder aureo), so 
kann es sein, dass auch das ganze au aere aut nicht von Caesar her- 
rührt, Da unmittelbar darauf erzählt wird 8.5 zere ufuntur Importato, 
30 erscheint es für die damaligen Verhältnisse Britanniens als nicht beson- 
ders glaublich, dass sie zu ihren zweifelsohne nicht eben zablreichen 
Geldzeichen ausländisches und zwar unedles Metall verwendet haben, 
zumal das jedenfalls auch auf auf were zu besichende pro nummeo zeigen 
würde, dass sie auch das Erz ungemünzt verwendet hätten. Es ist wol 
der Zusatz von einem, der auf die Frage, was die Britannen mit dem 
eingeführten Erz gemacht haben, keine rechte Antwort wufste, und nun 
durch die Ähnlichkeit der Worte noch bestärkt, auf gut Glück es als 
Geld verwendet werden liels. — 5, 16, 3. Weder die Par | 
des bellum gallicum hat durch ihre wörtlich aus Göler entlehnte Erkli— 
rung, noeh Dinter's Gegensatz ‚gegen Göler die Gründe entfernt, wege 
deren Titller's Athelese der Worte equestris autem proefis ratio a 








co Caesar, b. galt. v. Äraner, ang. v. Z. Wethaber. 


werden musste, da man denselben nach einer durchwachten Nacht nur 
matt antreten konnte” Dagegen habe ich mehrere Bedenken, Abgeschen 
'von der Frage, ob denn eine durchwachte Nacht für römische Legionare 
so vernichtend gewesen, und ob für diese Janguore atque vigilüis der 
passende Ausdruck sei, ist es unglaublich, dass in dem den Hauptge- 
Janken enthaltenden Salz e#- augeatur gerade vom Hauptbegriff, näm- 
lich dem Abmarsch, keine Rede sein soll. Ferner wird man sich im 
Lat. überhaupt bedenken müssen, den Sprachgebrauch, dass logisch-sub- 
ordinierte Sätze grammatisch coordiniert werden, zu weit auszudehnenz 
am wenigsten aber geht eine derartige Erklärung hier an, wo wieder 
das Wörtchen, das in der Kraner’schen Erklärung über die Klippe hilft, 
‘sehon, imlat. Text durchaus durch nichts angedeutet ist, Dazu kömmt 
endlich, dass man aus der Kr. Erklärung nicht sieht, was omnfa eigent- 
lich bedeutet, Vielleicht gibt folgende Erklärung ein befriedigendes Resultat, 
Cotta und die Centurionen hatten im Kriegsrathe sich gegen den Abzug 
ausgesprochen, ihre Meinung war gewiss die der meisten Legionäre. 
Als der Abzug doch beschlossen war, beschlich die meisten ein gewisses 
ünheimliches Gefühl, Es ist nichts gewöhnlicher, als dass man sich in 
sölchen Augenblicken allerlei Gründe hervorsucht, um das, was man 
eigentlich für das bessere hält, zum gefährlichen zu stempeln und das, 
was ıman unter Mistrauen beschlossen, sich als das passendere einzure- 
den. Solche Erwägungen sind in dem vorliegenden Satze enthalten, Die 
Soldaten packen ihre Sachen zusammen und suchen sich mit allen mög- 
lichen Gründen einzureden, dass man weder ohne Gefahr bleiben könne 
[wegen der Überzahl der Feinde u. &], und dass beim Versuch, das 
Lager zu halten, die Anstrengung bei Tag und Nacht so grofs sein 
würde, dass man an der Möglichkeit sich zu halten verzweifeln müsse, 
— 5, 34, 2. Die Bedenken gegen Kraner's in der Anmerkung vor- 
geschlagene Constituierung und Erklärung der Stelle Erant et virtute 
el numero pugnandi nostri pares: tametsi ab duce et a Fortuna 
deserebantur, famen omnem spem salutis in virlute ponebant, welche 
ich in dieser Zeitschrift 1859, S. 887 fg. aussprach, sind von Dinter, 
Jabrb. . Phil. u. Paed. LXXXN 10, 8, 483, bestätigt, Dinter sucht den 
Fehler in pugnandi, ich glaubte ihn in nzmero zu finden, und schlug vor, 
mit theilweiser Benützung einer Davis’'schen Conjectur zu lesen: Zrant et 
virtute et studio pugnandt pares nostri; num etsi.ab duce 
et ab fortuna deserebantur, tamen omnem spem virtutls in salule 
ponebant. — 5, 36, 3. A hat sperare ab eo de sua ac militum sa- 
iute impetrare posse. — 5, 37, 3. Eine Bemerkung verdiente pic4a- 
riam conclamant; — 5, 44, 3. Prof, Hoffmann und Öhler haben die 
Leseart der besten Handschriften aufgenommen: (uid dubitas, in- 


quit, Vorene? aut quem locum tuae probandae virtulis spectast— 
während Kraner der gewöhnlichen Leseart erspectas den Vorzug ge —— 
geben hat. Spectas scheint neben der besseren Beglaubigung eine - vie 
größere Kraft für sich zu haben. — 5,144, 3. Die beste Handschrift 





sr Wa’s, Deutsche Verfissungsgesebichte, ang. v. 4. Slegel. 


Hic-guanlum in bello fortuna possit et quanlas afferat casus, 
cognosci potuit. Das Praesens possit und ajferat ist von Kraner 
nicht unrichtig erklärt durch die Hinweisung darauf, dass der abhängige 
Satz einen allgemeinen Gedanken enthalte. Es konnte auf die Natur des 
cognosei potuit als eines praesentischen Perfeetes hingewiesen werden; 
vgl. Meiring lat. Gramm. 8.023. — 6, 39, 3. Nemo est tam fartis, 
aquin rei nopitate perturbetur, Dieser Salz wird theils als allgemeine 
Sentenz auf die nachfolgende Erzählung über das Verhalten der Sugambrer, 
so von Göler, Iheils in unmittelbarem Zusammenhang mit der Darstellung 
der Verwirrung der römischen Reeruten, also nicht als Sentenz, gefasst. 
Dass die erste Auffassung hier unzulässig sei, liegt auf der Hand; Caesar 
hat wegen dieses Vorfalls am allerwenigsten Grund, über die Sugambrer 
ein. so-ehrendes Urtheil zu fällen; darum haben Kraner und Dinter sich 
für die zweite Auffassung erklärt, Aber auch dagegen erheben sich Be- 
denken, nämlich 4. die Härte des Asyndetons, die noch vermehrt wird 
durch die Nothwendigkeit zemo = keiner zu fassenz 2 das Nach- 
schleppen dea Satzes, während seine Stelle, wenn überhaupt irgendwo, 
um ein paar Sätze früher wäre; 3. der Widerspruch zu Caesar's- früherer 
Darstellung der Reoruten: 92do conseripfi atque usus milituris im- 
Deriti ad tribunum militwm centurionesque ora convertuni; wer so 
in dem, Augenblicke der Gefahr sich benimmt, dem wird Cacsar gewiss 
wicht einmal "persönliche Tapferkeit’ als Entschuldigung 'nachrühmen, 
Es ist. wol ‚eine Randbemerkung, die ibren Platz in den lateinischen 
Grammatiken wenigstens als elassisches Beispiel verlieren dürfte, — 

Über das 7, Buch. hat. ausführlich Dinter in den Jahrb. f. Phil. w- 
Paed. LXXXI 6, 5. 430 fg. berichtel, sa dass wir ein weiteres EORSEES 
für überflüssig balten. 

(Die Fortsetzung folgt im nächsten Hefte.) 
Salzburg. L. Vielhaber 


Deutsche Verfassungsgeschichte von Georg Waitz. Driller Band. 
Kiel, Homann, 1860. X u. 534 $, — 3 Thlr, 


»Wir freuen uns, nach zwölfjähriger Unterbrechung die Fortsetzung 
eines Werkes anzeigen zu können, das im Gegensatze zu so wielen 
‚Geschichtsbüchern, welche hauptsächlich Kriegszüge und Waffenthaten 
verzeichnen, die weil schönere Aufgabe sich gesetzt hat, die staatlichen 
Verhältnisse und inneren Zustände unseres Volkes zu schildern. Der 
vorliegende Band behandelt das fränkische Reich im Zeitalter der Garo- 
linger, jedoch nur theilweise; der folgende Band soll die hier begonnene 
Schilderung vollenden. Die Rahmen, in welche Waitz die behandelten 
Verhältnisse gebracht hat, sind folgende: 1. die Begründung eines neuen 
Königthumes 8. 3—735 2. die Aufriehtung des Kaiserihumes durch Carl 
den Grofsen $. 74—188 ; 3. das Königihum und Kaiseribum in Verbis- 
dung S. 189— 289; 3. die Provinzen des Reiches und ihre Vorstelier 





[73 Waitzs, Deutsche Verfassungsgesehichlo, ang. v. 4. Siegel. 


wurden 5. 189—206. 8. 206-209 handelt sodann von der Über- 
nahme der Herrschaft und von den Verhältnissender 
Könige und Kaiser, sowie ihres Hauses, 5. 249—274 von 
der Eidesleistung des Volkes und den Treupflichten desselben, 
5. 272—280 endlich von dem Bann des Kaisers, woran sich eine 
Charakteristik der Königsgewalt überhaupt und weiter aller Einrichlun- 
gen, die Carl getroffen hat, knüpft, S. 280—284. Hierauf kümmt Waitz 
auf das Land und die Leute im Frankenreich zu sprechen. Es 
‚werden die verschiedenen Elemente in der Bevölkerung, deren Beson- 
derheit in staatlicher Beziehung ihr eigenthümliches Recht ist, nachge- 
wiesen, S. 290—297, und weiter die Ländestheile genannt, welche im 
Reiche unterschieden wurden, ohne dass es sich dabei um besondere Ver- 
fassungsverhältnisse hande'te, was nur bei Italien, insbesondere Rom, 
und dann bei Istrien und Rätien der Fall war, S. 303—309. In dem 
Stande der weltlichen Beamten, welche größeren und kleineren 
Bezirken des Reiches vorstanden, ist eine wesentliche Veränderung nur 
durch die völlige Beseitigung der Herzogthümer herbeigeführt worden, 
5. 34%, 343, vgl. S. 310—341. Die verschiedenen Bezeichnungen für 
die Beamten und Ämter überhaupt werden 8. 343—346 mitgetheilt. Die 
Verordnungen gegen Misbräuche der Amtsgewalt stehen auf 8, 346— 350. 
‘Neben den weltlichen Beamien kam es auf die Diener der Kirche 
an’ Über diese an und für sich handelt S. 350-359, 363— 367. Die 
Bischöfe sind aber zugleich Beamte des Reiches, die einträchtiglich mit 
den Grafen des Reiches Interessen zu fördern haben, 8. 359—363. Was 
von den schon frühe angestellten Vergleichungen weltlicher und geist- 
licher Diener zu halten ist, und wie ihre Sprengel gegenseitig sich ver- 
halten, findet man S. 367—371. Den Schluss der Ausführungen über 
die Beamten im Reiche bildet 8, 371—405 die Einrichtung der Fron- 
botschaft, des Missaticums, "die, wie sie überhaupt die Bestimmung 
hatte die Interessen der Einheit in seinem weiten Reiche zur Geltung 
zu bringen, so insonderheit auch recht eigentlich die Vereinigung kirch- 
lieber und staatlicher Gewalt darstellen sollte, die überhaupt vielleicht 
als die eigenthümlichste und wichtigste aller durch Carl für die Ver- 
waltung und Regierung getroffenen Veranstaltungen angesehen werden 
muss! — Unter dem Titel ‘der Hof’ werden einmal die Keamten des 
Hofes und weiter die Reiehsbeamten am Hofe mit Einschluss der ge- 
sammten Geistlichkeit genannt, S. 414—440, vgl. 424; dann wird kurz 
vom Hofrathe gehandelt, S. 442—448, und hierauf folgt eine Aufzählung 
aller Menschenclassen, welche am Hofe des Königs leblen oder doch 
daselbst sich einfanden, S, 448—4595 so manche darunter machten be- 
sondere Gebote zur Aufrechthaltung von Zucht und Ordnung nothwendig. 
Hierüber $. 459—461. — Nach dem Vorgange von Adalhard und Hinc- 
mar hält es auch Waitz für passend, im Anschluss an die Einrichtun- 
gen des Hofes die Reichstage zu behandeln. Dabei geht die Darstel- 
ung von der Erzählung des leiztgenannten Schriftstellers aus. Zusammen- 





66 1, Giesebrecht, Geschichte d, deutschen Kaiserzeit, ang. v. 0, Zorens, 


einen Punet berühren, der einen lebhaften Streit nnter den bedeutendsten 
Historikern hervorgerufen hat, und dass wir damit an Gisebrecht’s Kaiser- 
zeit gerade eine Seite hervorgehoben haben, welche einem scharfen Tadel 
unterzogen worden ist; aber in der That ist es nicht gut möglich von 
diesen Geschichiswerken zu reden, ohne eben auf diese springende Frage 
Rücksicht zu nehmen, Denn seit v. Sybel's merkwürdiger Rede: „Über 
die neueren Darstellungen der deutschen Kaiserzeit? finden wir allerorten 
Recensionen, Kritiken und Bemerkungen, die um die Begriffe von na- 
tionaler deutscher Geschichisschreibung streiten, als verberge sich darin 
das Geheimnis der geschichtlichen Wahrheit, und es liegt uns ganz be- 
sonders in Österreich zu nahe auf diese Dinge einzugehen, als dass wir 
sie vermeiden könnten, wenn wir von Giesebrecht's Geschichte der deut- 
schen Kaiserzeit zu sprechen haben, 

So wenig wir nun für die eingangs bezeichnete Richtung des 
Hrn. Verf.'s das nöthige Verständnis fühlen, so sehr haben wie ander- 
seits uns in diejenigen Gedanken seiner Geschichte hineingelebt, welche 
an die Gröfse der Nationen den Malsstab ihres factischen geistigen und 
physischen Übergewichtes anlegen; und weil uns Giesebrecht das scharfe 
Schwert der deutschen Kaiser in seiner ganzen wuchtigen Schwere vor 
die Augen gestellt und weil er den Rost der Stubengelehrsamkeit, der 
sich seit einiger Zeit an dieses Symbol der Macht angesetzt, reinlich 
und glänzend weggefegt hat, eben darum lieben wir sein Buch aufser- 
ordentlich. Es ist die treue Hingabe an das wirkliche objeelive Ge- 
schehen, wodurch sich Giesebrecht’s Werk vor vielen anderen aus- 
zeichnet: er mäkelt nicht an den deutschen Kaisern herum, wie einer 
der alles besser gemacht hälte, wenn er selber Karl oder Otto der Grofse 
gewesen wäre. Aber das lernt man von-ihm, dass die deutschen Heere 
den Osten Europa's civilisiert haben, und dass das Machtwort der allen 
Kaiser seine Geltung hatte in Süd und Nord. Will man da die kalle 
Glosse einer allermodernsten nationalen Vorstellungsweise in die Dinge 
der Geschichte bringen? 

Es ist vielleicht von unserer Seite eine schr gewagte Behauptung, 
aber wir können uns der Beobachtung nicht entziehen, dass in unserer 
deutschen Geschichtswissenschaft sich noch immer ein Subjectiviomus 
geltend macht, der in höchst trauriger Weise von der sicheren objectiven 
Methode absticht, die in anderen Gebieten der geistigen Arbeit, vorsugs- 
weise in den Naturwissenschaften längst die ausschliefsende Herrschaft 
erlangt hat. Namentlich sind es politische Stimmungen, die zuweilen 
in ganzen Richtungen der Geschichtsschreibung ihren Widerhall gefunden 
haben. Confessionelle Anschauungen hat man lange genug zum Mafs- 
stabe der Beurlheilung in der Geschichte gemacht. Gegenwärtig zieht 
man sieh nun zwar von diesen letzteren Misgriffen ernstlich zurück, 
aber es ist nicht viel besser, wenn man den gewünschten polilischen 
Zustand der heutigen Zeit, die geographische Ausbreituig Deutschlands 
vach den modernsten Zuschnitten als das Regulativ preist, nach welchem 





68  Sprunner, Histor. geogr. Schul-Allas, ang. v. A. Steinhauser. 


Dr. K. von Spruner’s historisch-geographischer 
Schul-Atlas des Gesammistaates Österreich von den ältesten 
bis auf die neuesten Zeiten. 13 illuminierte Karten in Kupferstich, 
Gotha, J. Perthes, 1860. — 1%, Thlr. 

Der unterzeichnete erlaubt sich diese Nüchtige Anzeige nur in der 
Absicht, um das vorliegende seit mehreren Jahren in Ausführung ge- 
brachte und nun vollendete kleine Kartenwerk vorläufig zur Kenntnis- 
nahme zu bringen, weil es längere Zeit bedürfen wird, bis die histo- 
rische Kritik ihr Urtheil darüber in diesen Blättern als berufene 
Stimmgeberin wird verlaufen lassen. Sein Standpunet dabei ist der all- 
gemein geographische, und nur dort, wo auch das statistische Element 
zum Vorschein kommt (bei dem elhnographischen und kirchlichen 
Kärtchen), glaubt er seine Bemerkungen nicht zurückhalten zu müssen. 
Der eigentlich geschichtlichen Karten sind 11 an der Zahl, nebst 10 Ne- 
benkärtehen ; davon gehören % der alten Zeit an (Römerherrschaft, Völ- 
kerwanderung), 3 dem Mittelalter (Reich Karl des Grofsen, Babenberger, 
Habsburger bis 1526), 4 der neueren Zeit bis eirca 1800 und 2 der 
neuesten Zeit, Allen liegt die Idee zu Grunde, den Umfang des gegen- 
wärligen Länderbesitzes durch blassgelbe Färbung durchscheinen zu 
lassen, ein Gedanke, den ein früher erschienenes ähnliches Werk den 
schon vorher bekannt gewordenen Proben abgeborgt zu haben scheint. 
Mit wenigen Ausnahmen läuft dieselbe Karte von Mittel-Europa (mit 
skizziertem Terrain) von Paris Dis zur Dniestermündung und von Schles- 
wig bis Konstantinopel durch den ganzen Atlas, nur die Karte Nr, 7 
enthält Südwest-Europa und die Karte Nr. 13 (ohne Terrain) im gröfseren 
Mafsstabe die Begrenzung der katholischen Diecesen. Wo es nölhig und 
disponibler Raum vorhanden ist, stellen Nebenkärtchen einzelne kleine 
und zerstreute Gebiete in gröfserem Mafsstabe dar, oder sie sind Über- 
gangsperioden gewidmet, deren klarere Auffassung gewünscht werden 
kann. Durch eigenthümliche Schriftgattungen ist dem geschichtlichen 
Wechsel von Volkssitzen und Ländernamen u.s. w. Genüge gelhan und Vor- 
zeit und Nachfolge der dargestellten Periode ersichtlich gemacht, kurz, 
es sind alle durch die gediegene Arbeit des grofsen historischen Allas 
des Herrn Obersten Karl von Spruner gereiften und erprobten Grundsätze 
der Ausführung von Karten zum Gebrauche beim Studium der 
Weltgeschichte angewendet und mit Consequenz befolgt worden. 
Jahrzahlen sind nicht gegeben, weder um die Zeit des Zuwachses und 
Abfalles anzuzeigen, noch um bei Ortsnamen an merkwürdige Begeben- 
heiten (Schlachten, Friedensschlüsse ete.) zu erinnern. Jedenfalls wird 
es dem Schüler mehr frommen, wenn er solche Daten selbst einträgt, 
als wenn sie ihm fertig geboten werden, abgesehen von anderen Gründen, 
welche vom pidagogischen Standpuncte aufgestellt werden mögen. Durch 
den grolsen Umfang des Areals dienen die Karten auch für die Geschichte 
Deutschlands und der angrenzenden Länder, natürlich mit Rücksicht auf 





70  Sprunner, Histor. geogr. Schul-Atlas, ang, v. A. Steinhauser. 


Grieghen, Huculer, Boiken. Dass zuweilen Namen sich quer durehdrin- 
‚gen, ist wol etwas slörend, aber nahezu unvermeidlich, Im übrigen ist 
das Kärtchen ein nettes Erzeugnis und fleifsig eolorirt; letztere Eigen- 
schaft würde noch besser hervortreten, wenn statt des Hichtgelben Un- 
tergrundes und der grellfarbigen Sprachgrenzen eine grell abstechende 
aber blasse Färbung der Nationalitätsbezirko und dagegen eine dunkel- 
farbige Mönarchiegrenze wäre gewählt worden, was bei beiden Sohluss- 
kärtehen als nicht strenge historischen kaum eine schädliche Störung 
im Ganzen verursacht haben würde, 

Das Kärtchen mit der Eintheilung nach katholischen Erz- 
diecesen und Diecesen sollte trotz seiner vielen Mängel und Lücken 
im Einzelnen als Ganzes mit Nachsicht dankbar aufgenommen werden, 
da es reichen Stoff liefert und häufig Orte enthält, die mühsam auf an- 
deren Karten aufgesucht werden müssen oder nicht mehr zu Anden sind. 
Ich übergehs historische Lücken (2. B. Wiener-Neustadt als einstiger 
Bischofsitz) und Unrichtigkeiten und halte mich an die Darstellung der 
Gegenwart. Das grölste Gebrechen in Hinsicht der Aufserachllassung 
factischer Zustände ist die Nichtangabe der neuen Abgrenzung zwischen 
den Diotesen Gurk, Seckau und Marburg (früher Lavant, Sitz zu 
St. Andrä), welche mehr auffällt, nachdem bisher die Anstalt in Gotha 
den Ruhm behauptete, dem letzten Momente noch gerecht zu werden. 
Gurk erhielt ganz Kärnthen, Lavant den ganzen Marburger Kreis. Eine 
Abtretung des Districts Valpd von Fünfkirchen an Diakovar dürfe mum 
schon Thatsache sein. Bezüglich der Angaben wiedererrichteter oder 
aufgelassener Stifte und Klöster finden sich vielfache Unrichtigkeiten und 
Lücken. So z. B. sind als aufgelassen angegeben die noch bestehenden 
Stifte: St. Lambreeht in Steiermark, Buezaez in Galizien, Jaszo in Un- 
garn efc.; als bestehend die längst eingegangenen Stifte: Gess bei Beo- 
ben, Garsten bei Steier, Geyrach in Steiermark, Ossiach in Kärnthen ele. 
Nicht angegeben sind: Mehrerau bei Bregenz; an falschem Orte: 8. Zeno 
bei Reichenhall ist in Österreich statl in Bayern bezeichnetz das Stift 
Strahow in Prag erscheint im südlichen Böhmen, was glauben machen 
Könnte, es habe ursprünglich wo anders als in der Hauptstadt bestanden. 
Derlei Bemerkungen könnten noch mehrere gemacht werden. sie werden 
genügen, den Wunsch zu rechtfertigen, es möchte dieses Kärtchen einer 
‚eindringlichen Revision unterzogen werden, um volles Lob zu verdienen. 

In der Zeichenerklärung vermisst man den Ausdruck Stifte und 
Klöster, da von den letzteren nur sehr wenige ältere der Aufnahme 
würdig sind, erstere aber als die wichtigsten Culturstätten des Mönchs- 
lebens die meiste Beachtung verdienen. Wullfahrtsorte hälten leicht 
dureh ein besonderes Zeichen unterschieden werden können. Auch in 
der Orthographie der Eigennamen wird eine nochmalige Durchsicht An- 
lass zu Verbesserungen bieten, z, B- findet man Sonnebg in Tirol statt 
Sonnenburg, Aemina statt Aemona, Pöttenberg (bei Znaim) statt Pölten- 
berg u, a. m. Von der griechisch- orientalischen Kirche erscheinen nür 





72 Rofsmäsier, Der nalurgeschichtl, Unterricht, ang. v. 4, 2. Ueller. 


sagt: «Die Erde mit ihren Stoffen und Kräften und. Lebenserscheinungen 
und Lebensgebilden ist für uns in diesem Augenblicke das, was wir 
Natur nennen und diese Natur ist unsere Heimat, in der ein 
Fremdliug zu sein Jedermann Schande und Schaden bringt, wie schon 
das alte Römerwort es als eine Schande bezeichnet, in seinem (politi- 
schen) Vaterlande ein Fremdling zu sein.” Mit begeisterlen Worten ent- 
wickelt so der Hr. Verf, die hobe Bedeutung der Naturwissenschaft für 
alle Menschen, folglich auch für alle Schulen und zwar vom Kindergar- 
ten an bis zur Hochschule — „die Erkenntnis der schönen Erdnatur, 
unserer Heimat, ist unsere allernächste Kindespflicht” — indessen würde 
es viel zu weit führen, wollte Ref, alle Gedanken des Hrn. Verf.'s hier 
wiederholen ; er muss sich damit begnügen, einige Ansichten und Ideen 
desselben, die, wenn auch nicht neu, denn die Wahrbeit ist nicht neu, 
dennoch unausgesprochen blieben, herauszuheben und muss in allem an- 
deren auf das Büchlein verweisen, das von keinem Lehrer, wes 
Standes und Ranges er auch sei, ungelesen bleiben sollte, 
Zunächst beantwortet der Hr. Verf. die Frage: Wie der Schüler 
zur Erkenntnis der Natur kommen soll? mit folgenden Worten: «Auf 
geschichtlichem Wege, in geschichtlicher Form.” Er fragt mit Recht die 
Lehrer der Nalurgeschichte, ob das, was sie lehren müssen, Natur- 
geschichte oder nicht vielmehr in den meisten Fällen blols Natur- 
beschreibung ist? und erörtert die Nachiheile, welche die aus- 
schliefsend beschreibende Auffassung der Naturgeschichte in der Unter- 
richtsfrage gehabt hat. — Dieser Abschnitt gehört für uns deshalb zu 
den wichtigsten, weil der Hr. Verf. in selbem eine Lehrmethode verwirfl, 
die an unseren Lehranstalten als die am besten zum Ziele führende vor- 
gezeichnet ist und als Anschauungsunterricht festgehalten wird. Wenn 
der Hr, Verf. behauptet, dass ein solcher Unterricht den Gedanken, «dass 
die Erde ein in seinen einzelnen Erscheinungen zsusammenhängender 
Organismus sei? nicht zum klaren, lebendigen Bewusstsein kommen 
lasse, s0 muss Ref. ihm vollkommen beistimmen, um so mehr, als dem 
Naturgeschiebtsunterricht bei uns nicht jene vorbereitenden Lehren vor- 
ausgehen, die es möglich machen, mit den Schülern sich auf gauz be- 
freundetem Boden zu bewegen; denn, um die Methode des Hrn, Vers 
hier nur kurz im allgemeinen anzudeuten, sein Unterricht beginnt schon 
beim Kinde in der Spielschule mit Übung der Sinne, mit Betrachtung 
der auffallendsten Naturerscheinungen, geht von da auf die Erde selbst 
über und verflichl alles, was zur Naturgeschichte gehört, innig und har- 
monisch so miteinander, dass er allmählich seinen Schüler nach Jahren 
zu der Erkenntnis geführt hat, dass die Natur ein „durch innere Kräfte 
bewegles und belebtes Ganze ist.® In der That eine grofse und schöne 
Aufgabe und nichts weniger als unlösbar, wenn man wirklich mit guiem 
Willen und mit Ernst den vom Hrn. Verf. vorgezeichneten Weg ein- 
schlagen wollte. In dieser Hinsicht erscheint uns auch das als ganz 
richtig, was der Hr. Verf, über die Nalurgeschichte und über die gei- 





274 Rofsmäster, der naturgeschichil. Unterricht, ang. v. #. 8. Heller, 


Sache -ganz unwürdiges Verfahren, den Erfolg eines heutzutage so wich- 
tigen Studiums einem glücklichen Zufalle zu überlassen, und es wäre in 
der That äufserst wünschenswerth, dass, wie z. B. nach des Ilrn. Verf.'s 
Methode, der ganze Unterricht in der Naturwissenschaft, nieht in der 
Naturgeschichte allein, zweckmälsig geregelt und durch gute Lehrmittel- 
sammlungen dauerhaft gesichert werde. 

. Nach: des Ref. unmafsgeblicher Ansicht wären Rolsmäsler's Gedan- 
ken und Vorschläge, s0 weit sie sich mit unserer Studienordnung ver- 
einbaren lassen, der Hauptsache nach, festzuhalten; denn in der That 
kann nur ‚beiseiner derartigen Auffassung des Gegenstandes eine für die 
Dauer erfolgreiche und zweckmälsige Änderung im Unterrichte einge- 
leitet werden. 

Was die einzelnen Fächer der Naturgeschichte anlangt, so hat der 
Hr. Verf. im Allgemeinen den Weg angedeutet, den der Unterricht dabei 
zu nehmen hätte; zwar hatte er dabei allerdings mehr die «Volksschule® 
als das Gymnasium im Auge, allein es, handelt sich zunächst um die 
Methode, eine weilere: Ausführung ist nichts weniger als unmöglich, 
wenn die Lehrmittel mit dem Lehrstoffe in Einklang gebracht werden. 
Übrigens fehlt es in den einzelnen Fächern nicht an guten Rathge- 
bern und Ref, verweist in Bezug auf die Zoologie auf den 8. 486 d.J. 
veröffentlichten Aufsatz des Hrn, Prof. ©. Schmidt, der vieles namentlich 
auf das von ihm neuerlich erschienene Lehrbuch bezughabendes und 
beaehtenswerthes enthält, Ref. kommt um so lieber bei dieser Gelegen- 
heit auf obigen Artikel und auf den darin angezeigten Leilfaden der 
Zoologie zu sprechen, als Hr. Prof. Schmidt die Bedürfnisse unserer 
Schulen gründlich erwogen und darnach seinen Leitfaden eingerichtet 
zu baben erklärt und es der Mühe wol lohnen dürfte zu untersuchen, 
wie weit wir auf diesem Wege etwa kommen können? BRofsmäsler 
spricht auf S. 26 seiner Schrift ein gewichtiges und wir glauben ein 
wahres Wort, wenn er sagl, dass «die Schule sich auf diesem «Gebiete 
in einem tiefen Geleise befindet, aus dem sie nicht heraus kann, ja gar 
nichtherausverlangt* und weiter $. 27 und 28 manches gewich- 
füge Wort über die Naturforscher als Volksschriftsteller und über das, 
was der Volks- und Schulnaturforscher sein und was. er, wissen soll 
Ref, sieht sich daher genöthigt diesen beiden Männern gegenüber, nach 
ihrer eigenen Weise darzulegen, wie er dazu kommt, sich ein Urtheil 
über beide Schriften anzumafsen; Ref. hat nämlich fast zu aller Zeit seines 
Lebens und unter allen Zonen unserer Erde Nalurgeschichte studiert, 
und sie seit einer Reihe von Jahren für 'alle Altersclassen von der Uni- 
versität angefangen bis zur Volksschule herab gelehrt, er weils demnach 
recht gut, welche Aufgabe in dieser Hinsicht gegeben und wie sie ge- 
löst werden kann. — Hrn. Prof. Schmidt's Aufsatz liest sich vortrefflich, 
ja, wenn man alles, was io selbem gesagt ist, richtig erwägl, so kann 
man nur mit grofser Befriedigung denselben weglegen und sein Buch 
mit Interesse zur Hand nehmen; allein der Leitfaden bleibt manches ver- 





76; Rofsmäster;; des waturgeschichtt, Unterrieht, ang. v. 4. 8, Heiler. 


geschehen, dass er ‚nach dem Unterrichte, in welchem oft eine Familie 
‚des Thierreiches wach allen Seiten ‚hin so anziebend als möglich behandelt 
wurde, von den Schülern gefragt wurde: Was haben wir denn aus dem 
Buche auf? Diese Frage ist auch eine gerechtferligle und kann nicht 
hintangewiesen werden, denn der Gymnasialschüler 'kommt nicht wie 
der Schüler der Universität mit Notatbüchern zur Schule, um sich dem 
Leitfaden durch sogenannte Schriflen zu ergänzen — merken kann er 
sich aber nicht alles, und se bleibt er über sein Pensum immer im Un- 
klaren; daher glaubt Nef., dass gerade für die Mittelschulen das Lehr- 
bueh' weit mehr enthalten soll als das blofse System, und dass im selben 
vieles zum. Nachlesen und zur häuslichen Thäligkeit geboten werden 
soll. Die Massenhaftigkeit in dieser Hinsicht ist gewiss kein Fehler 
eines.Lehrbuches, wenigstens kann Ref. mit Bestimmtheit versichern, 
‚dass er, um ein Beispiel anzuführen, leichter den ersten Band von Lenz 
'Gemeinnütziger Naturgeschichte mit seinen Schülern durcharbeiten kann, 
als einige 40 Seiten einer vorzüglichen Systematik, bei welcher jede 
Seite eines weitläufigen Commentars bedarf, um den Sehülern anziehend 
und mundgerecht zu werden. Ref. will damit nicht sagen, dass sich die 
ganze Naturgeschichte vielleicht in blofse Anekdoten auflösen solle, son- 
dern nur, dass es unmöglich schaden kann, wenn.der Schüler zu dem, 
was ihm. der Lehrer erklärte, in seinem Buche eine anregende und be- 
lehrende Nachlese findet. Genug, wenngleich sieh noch vieles sagen 
liefse, Hrn. Prof, Schmidt's Leitfaden hat vor anderen im Gebrauch stehen- 
den Büchern nichts als das voraus, dass der wissenschafllichen Zoologie 
in. der systematischen Anordnung mehr Rechnung getragen ist, im Übri- 
gen kommen wir damit nicht weiter als bisher, und.es bleibt dem Lehrer 
so wie mit Schmarda’s Lehrbuch die schwierige Aufgabe, aus dem Leit- 
faden der Zoologie eine Naturgeschichte des Thierreiches 
zu machen. Damit aber Ref. keinen Zweifel lasse, was er für seine 
Person wünsche und wie er die Zoologie im Obergymnasium behandelt 
wissen möchte, ‚so will er schliefslich die bekannten Verfasser von Lehr- 
büchern und das daraus verwendbare, anführen: Die Naturgeschichte 
des Menschen nach Eichelberg, die Systemalik nach Dr. Oskar Schmidt, 
die geographische Verbreitung der Thiere und ‚die Palwontologie elwa 
nach SchmarJa und Giebel, die Naturgeschichte nach Lenz und Rols- 
mäsler's Methode als Bindemittel zu einem harmonischen Ganzen. | 
Wien Karl B. Heiler 





78 Personal- und Schulnotizen. 


Die praktische Prüfung wird darin bestehen, dass der Candidat 
vorgelegte as HE Druckschriften fertig und mit Sicherheit zu 
lesen und einen mäfsig schnellen Vortrag stenographisch aufzunehmen 
und sogleich mündlich zu übersetzen hat. 

Zum Schlusse der Prüfung hat der Candidat über ein ihm gege- 
benes Thema aus der Theorie des Gabelsberger'schen Systems einen 
freien Vortrag zu halten. 

Ist der Erfolg ein günstiger, so erhält der Cnndidat ein Zeugnis, 
in welchem die Qualification in Bezug auf die allgemeine Bildung und 
seine erfolgte Zulassung zur Prüfung, sowie das Ergebnis der einzelnen 
Prüfungsaete genau angegeben und am Schlusse bestimmt ausgesprochen 
wird, dass er zur Ertheilung des Unterrichtes in der Stenographie be- 
fähbigt, oder mit Rücksicht auf seine besonders befriedigenden Lei- 
stungen in ausgezeichneter Weise befähigt ist, 

Ist der Candidat in der Prüfung nicht bestanden, so wird er hie- 
von durch einen auf die Rückseite seiner Anmeldung zu schreibenden 
Commissionsbescheid verständigt und kann erst nach Ablauf eines Jahres 
wieder‘zur Ablegung der wiederholten Prüfung zugelassen ‚werden, 

Die Prüfungstaxe, welche dem Anmeldungsgesuche beizufügen ist 
und im Falle der nicht erfolgten Zulassung sogleich zurückgestellt wird, 
beträgt fünf Gulden Ö. W. 

Wien, den 18. December 1860. 

Die Wiener Prüfungscommission für angehende Lehrer der Stenographie 
Karl Enk v, d. Burg, 
%. &. Schulrath u. Vorstand der P. C, 


Personal- und Schulnotizen. 


(Ernennungen, Beförderungen, Versetzungen, Aus 
zeichnungen u. s. w,) — Die provisorischen Lehrer an der Unter- 
realschule zu Poliöka, Hr. Adalberi Bures und Florian Findeis, 
zu wirklichen Lehrern an dieser Lehranstalt, 

— Die provisorischen Lehrer an der mit der Hauptschule ver- 
einigten Unterrealschule (Bürgerschule) zu Trautenau, Hr. Ferdinand 
DE u Hr. Adolf Hübner, zu wirklichen Lehrern an dieser 

‚ehransta, 


— Der Seriptor an der k. k. Studienbibliothek zu Mantua, Hr. 
Johann Benelli, zum Coadjulor an der nämlichen Bibliothek. 


— Dem Gymoasialdireetor zu Seitensletten, Benedicliner- 
Ordenspriester Leopold Puschl und dem Piaristen-Ordenspriester, Ka- 
techeten und Director der Haupt- und Unterrealschule zu Krems, P. 
Karl Berger, ist, in Anerkennung ihres vieljährigen verdienstvollen 
Wirkens , das göldene Verdienstkreuz mit der Krone Allergnädigst ver- 
Jiehen worden. 

— Der Professor und Director am bischöflichen Gymnasium zu 
Belluno, Hr. Johann de Dona, zum Domherrn für die Canonical- 
präbende Moneta am dortigen Kathedralcapitel. 

P ji ea der Iheologischen Facultät zu DR Dr, 
joseph ula, ist der Titel eines kaiserlichen Rathes lergnädigst 
taxfrei verliehen worden. - 





so Personal- und Schulnotizen. 


(geb. 1807 zu Cassel), Professor am cölnischen Realgymnasium und Pri- 
valdocent an der Universität zu Berlin. 

— Am 4. December 1860 zu Leipzig Hr. Dr. Friedrich Ludwig 
Meilsnher (geb. zu Leipzig am 25. August 1795), praktischer Arzt und 
medicinischer Schriftsteller. 

Am 5. December 1860 zu Bonn Hr. Dr. Frer. Christoph Dahl- 
mann (geb. am 17. Mai 1785 zu Wismar), Professor der Geschichte 
an der Bonner Hochschnle, als Historiker in weitesten Kreisen bekannt. 

— Am 6. December 1860 auf Schloss Rolswald (nächst Hotzen- 

„im. öst. Schlesien) Hr. Eduard Freiherr v. Badenfeld (geb. zu 

ppau am 14. August 1800), unter dem Falschnamen «Eduard 
Silesius,” als Schriftsteller auf dem Gebiete der Lyrik, Dramatik, 
Kalobiotik und Touristik bekannt, 

— Am 7. December 1860 zu Oberdöbling bei Wien der jubil. 
Justizrath des Wiener Magistrathes, Ir, Franz Johan Kopeczky, 
seine literarischen Leistungen auf dem Gebiete’ der Rechts- u; Besetz- 
kunde bekannt, im Alter von 84 Jahren. 

"— Am 8. December 1860 zu Wien Se. Hochw. Hr. Johann Chry- 
sostomus Pietiwoky, Piaristen-Ordens-Priester, Vicerector und Pro- 
vincial-Assistent, Director der Haupt- und Unterrealschule, Besitzer des 
en Verdienstkreuzes mit der Krone u. 8. w., im Alter von 69 


— Am 9. December 1860 zu Pardubitz der begabte böhmische 
Schriftsteller , Hi. 3. Wostfebal, Lehrer an einem Privatinstitute in 
Prag, im Ei Lebensjahre. 

! Im December 1860 zu Kösen an der Saale Hr, Dr, Hermann 
FE Privatdocent der ‚Philosophie an der Universität zu Berlin, 
durch Schriften aus seinem Fache (über Plotin und Kant) ausgezeichnet, 
im 38. Lebensjahre, 





82 Miscellen. 


man zu seinem Zwecke braucht, so lange zu streeken und zu kürzen, 
bis es hinein passt. Der Patriotismus besticht dabei mil dem sehr täu- 
schenden Grundsatze, dass alles, was vom Ganzen gilt, auch von jedem 
Theile gelten müsse, und man überträgt unbedenklich eine nach dem 
Bilde des grofsen Ganzen zugeschnittene Patrone auf den winzigen Punct, 
den man eben zur Wichtigkeit erheben möchte. $o lange dergleichen 
Versuche sich nur auf dem Felde geistreicher Combinationen und Hypo- 
ihesen bewegen, mag man sie sellst mit Beifall hinnehmen; allein so- 
bald sie anfangen, einzelne an und für sich unbedeutende, oft gar nichts 
bedeutende Dinge, z. B. Steine ohne Inschriften, Stellen eines Quellen- 
schriftstellers, der nie an das gedacht hat, was man ihn sagen lässt, 
oder obscure Schriftsteller späterer Zeiten, zu einer Wichtigkeit und zu 
einer Autorität emporzuheben, als wären sie unabweisliche gleichzeitige 
Zeugen ; sobald sie anfangen, zu gewaltsamer Interpretation der Quellen, 
zu unstichhaltigen Ausflüchten und zu unerweisbaren Behauptungen und 
Voraussetzungen ihre Zuflucht zu nehmen und uns die auf diesem Wege 
gewonnenen Fictionen als Geschichte aufzutischen: da bewegen sich 
solche Versuche nicht mehr auf dem. Felde geistreicher Gombinationen, 
sondern sie tummeln sich herum auf dem Gebiete der Übertreibung und 


äl: 2 E re 
s NE Bauern muss hemerkt werden, dass auch das vorliegende 
‘solehe Abwege nicht zu vermeiden wusste, und es kommt 
daher mancherlei gegen dasselbe sowol in Bezug auf Sache als auch in 
‚Betrefl der Form zu erinnern, LER 
Das Programm zerfällt in zwei Theile, in die Darstellung der 
Romanisierung und der Christianisierung Vinstgaus*). Die 
Yarnsenduna der ersten Darstell wird S, 5 damit Mi petachhertigte dass 
«Römerthum und Christenthum sich wie Ursache und Wirkung verhal- 
ten?; überall da, wo der Römer seinen Fufs hinsetzte, das Christenthum 
nachfolgte; daher, wenn, gezeigt werden soll, wie der christlichen 
der Weg gebahnt wurde, zuerst die Verbreitung der römischen Herr- 
schaft und Civilisalion nachgewiesen werden müsse. Mit dieser Anla 
der Abhandlung, kann man sich nur einverstanden erklären. 
man aber Eiranr das Bild, welches In Eernipe anne 
sierung Vin! es entworfen wird, s0 findel man wol Vor; 
Eiurichlungen Dt wie der-Herr Verfasser sich dieselben für 
seine geliebte Heimat wünscht und denkt, aber nicht wie sie in der 
jecliven Wirklichkeit und Geschichte begründet sind, Es wird eben 
alles, was sich von Rälien im allgemeinen hei bewährten und un- 
bewährten Schriftstellern vorfindet, auf Vintschgau ‚bezogen ‚oder über- 
Ara; Dieses Thal wird gewissermalsen als der, Mittelpunet Rätiens 
gedacht, in ‚seiner Geschichte scheint Rätiens Geschichte aufgehen zu 
sollen. Zur Erreichung dieses Zweckes wird alles herangezogen, was 
sich heranziehen lässt, ohne Untersuchung. wer es sagt, wenn, es 








Jemand sagt. Darum erscheinen Strabo, Taeitus und. Dio Eidlah 
Bündner Guler von Weineck aus dem 17., Jahrhunderte und der C 
Ingenieur Jordan in Meran vom Jahre 4859 mil gleicher Autorität, 
einander. _ Guler wird sogar, als ‚einziger Zeuge dafür angerufen, 


%) Vinstgau ist eines der westlichen Thäler Tirols, vom Arminbae 
der Etsch bis an die Töll oberhalb Meran, wo das Etschlan: 
ännt, und misst in seiner Länge bei 18 Stunden, Herr 

Stampier schreibt „Vinstgau®; allein im Munde der Tiroler laui 
das Wort „Vinschgau” und „Vinlschgau” und wird auch so 
besseren Büchern und Karten geschrieben. Vergl. Staffler: Tirol 
und Vorarlberg, — Anich: Karte von Tiro], und, die ‚neweste 
General-Karte des österreichischen Kaiser-Staales von Scheda. 





2 Niscellen. 


Weil Dio Cassius sagt, dass Drusus und Tiberius an vieleh Orten (muds ls 
docis) in Rälien einbrachen, wird $, 3 unbedenklich übersetzt: „ln alle 
Thäler brachen römische Krieger ein.» Weil man in dem Sublavione 
des Antoninischen Itinerars Maja entdecken will, wird der Civil-In- 
genieur Jordan ‘von Meran als Autorität herangezogen und mit einer 
diesem Herrn ohne Zweifel selbst unliebsamen Übertreibung behauptet, 
dass er es sei, der die Identität von Sublavione und Maja überzeu- 


die Ehre dieser Entdeckung, wenn sie überhaupt einen Werth haben 
sollte, dem Grafen Benediet von Giovanelli zuzuerkennen *). 

Es leidet also, um es in kurzen Worten zusammenzufassen, das 
vorliegende Programm mehr oder weniger an allen jenen Gebreehen, 
deren Ein; gedacht wurde. Dies kam daher, dass der Herr Ver- 
fasser wol seinen Patriotismus, nicht aber die Quellen zu Rath zog; 
denn vom Standpuncte der Quellenforschung betrachtet, gehört das Pro- 
gramm zu den schwächsten Arbeiten dieser Ar. Es werden zwar Ho- 
ratius, Strabo, Tacitus, Plinius, Dio Cassius, Cassiodorus u. a. ci 
allein man geräth sehr in Versuchung zu zweifeln, ob der Herr Ve 
auch nur eine dieser Quellen selbst einsahz wenigstens in Bezug auf 
Taeitus, den Referent in der Eile verglich, muss dies geradezu er 
werden, S, 7 wird aus diesem Schriftsteller folgende Stelle a Fi 
«ln wachsender Bildung schrift die Provinz vorwärts, indem die Rätier 
von den Römern Gesiltung lernten und annahmen”®. Tac, Hist. 1. 68. 
Wo aber steht etwas nur von ferne ähnliches bei Taeitus Histor, I. 88% 
— 8. 8 wird angeführt, dass rätische Hilfscohorten unter Sextilius 
Felix an den Rhein gegen den Empörer Civilis ziehen mussten, und 
wird auf Tacitus Histor. IV. 70 hingewiesen. Suchen wir bei Tacitus 
am angegebenen Orte die eitierte Stelle, so finden wir kein Wort davon. 
Vergleichen wir aber Taeit. Histor. II. 5 mit IV. 70, so In a a 
etwas ganz anderes als im Programme berichtet wird. Da es 
dass Sextilius Felix mit norischer Mannschaft (cum Noricorum iu- 
ventute) zur Besetzung des Innufers herbeikam und durch das un- 
bewachte Rälien nach Oberdeutschland hinausbrach. Ebendaselbst 
8.8 des Programms wird weiter gesagt, dass Germanicus den Aufstand 
der Legionen am Rhein mit Mühe dämpfte und die verwilderten und 
höchst aufgeregten Veteranen nach Rätien verlegte. Dies soll Tacitus in 
den. Annalen 1. 16. 18. 23. 24 berichten. Allein bei Tacitus Annal. I. 
16—31 lesen wir wol von dem Aufstande der pannonischen Le- 
gionen, den Drusus stille, nicht aber von der Empörung der am 
Rhein stationierten Legionen und von deren Dimpfung durch Germanicusz; 











das schildert Tacitus erst Annal. I von Cap. 31—45. Das Programm 
kann demnach diese Stellen unmöglich als das Ergebnis eigener For- 





gau beweist; denn zu Feltre wurde 1788 ein zweiter mit beinahe 
wörtlich gleichlautender Inschrift gefunden : 


TI. CLAVDIVS, DRVSI. F.|CAESAR. AVG. GERNA|NICYVS. PONTIFEX. 
MAXYVIMVS, TRIBVNIGIA. POTESTA|TE. VI. COS. IV. IMP. XL EP. 
P.|CENSOR. VIAM, CLAYDIAM|AVG|VSTAM. QYAM. DRVSVS.|PATER 
ALPIBYS. BELLO. PATE|FACTIS, DERIVAVIT. MVNIT. AB.JALTINO, 
VSQVE. AD. FLVMEN. DANVVIVM. M. P. CCCy, 

Böcking:: Notitia S. 780*. 

*) Geschichte der Entstehung von Sublavione (Maja), Mais und Meran, 
Von Johann Jordan. Innsbruck 1859. — Über die Ara Dianac 
und die Richtung der Römerstrafse Claudia Augusta von 
bis Vipiteno, Von Graf Bened. Giovanelli. Bozen 1824. 





Realisierung so hoch gesteigerter Wünsche gehören andere Zeiten, andere 

und, ee ah ea Beinae wo Reichthümer 
Miltel zur Unterstützung ‚als sie 
sich in der Gegenwart bei uns im Vereine finden. Wir wol- 
len ieden scin, wenn wir vorläufig erfahren, was wir besitzen und 


wo, und.es einer günstigeren Zeit vorbehalten bleibt, die Raritäten der 
Sammlungen in efüigie auf dem Schreibtische studieren zu können.; Ge- 

wenn 50 eifrige Forscher, wie Hr. Dr. Matkovid, nicht müde oder 
je er ‚werden, ihre Bemühungen fortzusetzen, wozu dem in Ritter's 
Schule gebildeten jungen Manne fortwährend der beste Erfolg zu wün- 
schen ist. Mögen künflige Programme wiederholte Beweise solcher wohl- 


gemeinten Bestrebungen ed Mühe des andere Samm- 
lers durch die gerechte ee belohnt werden! 


Wien pay Steinhauser. 


euere Notizen. 
(Fortsetzung von Uft, I des Jahrg. 1859. S. 93 fl.) 


Ref, nimmt die lang unterbrochene Reihe seiner übersichtlichen 
ee mil einigen d ee Lesebüchern auf. Drei 
van tragen bekannte Namen an der Stirne, denen in dieser Zeitschrift 
aa manches löbliche nachgesagt wurde. Obenan steht «Deutsches 
Lesebuch von R. Auras und. Gnerlich, 2. Thl., 3. Aufl.» (Breslau, 
Ferd, Hirt, 1859. gr. 8. VIll u.35% 8.) Der Plan, der den Herren Heraus- 
bei ihrer Sammlung vorgeschwebt, ist in diesen Blättern schon 
zu wiederholten Malen besprochen und mit Billigung erörtert worden. 
Demselben getreu wurde in jeder neuen Auflage dies und jenes verändert, 
je nachdem der Gebrauch in derSchule es räthlich erscheinen liefs, und 
es ohne Beeinträchtigung derjenigen Schüler , die etwa noch eine der 
früheren Auflagen in Händen haben, geschehen konnte, Ein gleiches 
geschah auch in dieser dritten Auflage durch Verbesserungen und Er- 
weiterungen, „um für die Jugend einen immer reicheren Schatz ans der 
vaterli ‚hen Literatur zu sammeln, der ihr ein Hilfsmittel biete, ihren 
thum zu vermehren, ihr Gedächtnis zu üben, wie auch 
ihren Stil zu bilden.° Die Nummer der Lesestücke ist unverändert ge- 
bliebeny die neuen Abschnitte sind mit einem Asteriscus bezeichnet. Ref. 
glaubt diese neue Auflage gleich den früheren empfehlen zu können. 
iches Lob verdient: „Deutsches Lesebuch für das 
mittlere Kindesalter» Herausgegeben von den Brüdern K. und 
L. Seltzsam. 3. Aufl. (Breslau, F. Hirt, 1859. 8. XVI u. 326 5.) Über 
den Charakter dieses Lesebuches, so wieüber die Zweckmäfsigkeit seiner 
Anordoung und Durchführung war in dieser Zeitschrit schon wiederholt 
(Jahrg. 1855, Heft II, 8. 155—156; Jahrg, 1856, Heft VI, 8. 460-461) 
die Rede. Aus dem Vorworte zur dritten Auflage entnehmen wir, dass 
die Herren Herausgeber nur nach reiflicher Prüfung dessen, was auf 
dem Gebiete dieser Literatur in neuer und neuester Zeit versucht und 
angewendet wurde, sich bewogen fanden, die gegenwärtige Auflage in 
ihrer äufseren Anordnung sowie in ihrem Inhalte im allgemeinen un» 
verändert zu lassen. Dies hinderte sie indes nicht, einzelne Verände- 
rungen zu Ireffen, welche als wirkliche Verbesserungen angesehen wer- 
den können. Für 52 Stücke von geringerem Werthe (worunter auch ein 
par von den in unseren früheren Besprechungen beanstandeten) wurden 
, dafür aber 65 neue aufgenommen, wodurch die Zabl nicht 
zum Nachtheile des Buches von 41% bis 'auf 420 stieg und auch die 
Seitenzahl eine höhere wurde, ohne dass den Schülern durch die Ver- 
änderungen das Aufsuchen der 355 Lesestücke erschwert wäre, die aus 
der 2. in die 3. Auflage übergegangen sind. Dem in unserer Zeitschrift 











88 Niscellen. 


Minute gehende Genauigkeit. Dass es aufser der Zehen ran a 
einen umfassenden Gebrauch in der Be elenacbe, Trigonometrie, Astronoı 

Nautik zulasse, wurde schon früher in öffentlichen Blättern hinlanglich 
dargelhan, und kann eine Andeutung genügen. Von dem Er- 
finder ‚dieses ‚originellen mmungswerkes ist nun ein neues ‚er- 


k. würtemberg. Regierung patentiert. Dieses 
höchst einfache und di elegant gearbeitete Instrument, von dem Er- 
finderStundenzeiger oder Horoskop genannt, macht die sonst bei 
Sonnenuhren gebräuchliche Vorausbestimmung der Mittagslinie ganz ent- 
behrlich; es vereinigt in sich die Vorzüge der Sonnenuhr (ohne der Mit- 
en zu bedürfen) mit der Schärfe der Sextanten (mit Tabellen oder 

Netze) ohne die erforderlichen Vorkehrungen und 
ei in der Handhabung derselben uöll zu haben, Der 
Stundenzeiger erscheint somitals eine Verbindung des Sextanten 
und des Balronbminchen Netzas, ist brauchbar für jede belie- 
bige Zone, der gaien .EOE dabei in der Handhahung so einfach, 
in es jedem leicht werden muss, eh und richtig die Zeit zu be- 
stimmen, da dasselbe die Stunde und Minute unmittelbar nach der Be- 
obachtung des Sonnenbildes BreibENE Es wird nur der Wahrheit Zeugnis 
gegeben, wenn wir behaupten, dass dieses ausgezeichnete Instrument 
über allen bisher bekannten Werken ähnlicher Art stehe, und es kann 
deshalb einem jeden, dem es um das Richtigstellen der Uhr zu thun ist, 


angelegentlichst empfohlen werden. Dr. Fr. L. 


Die vorstehende Anzeige, von einem Fachmanne aus Würlemberg 
eingesendet, gibt der Red. die erwünschte Gelegenheit, auf ein Instrument 
hinzuweisen, dessen sinnreiche Erfindung und leichte Anwendbarkeit die 
lebhafteste Anerkennung der competenten Beurtheiler gefunden hat und eine 
weite Ausbreitung verdient und jedenfalls gewinnen wird. Director K. 
v. Littrow beschreibt dasselbe in seinem „Kalender für alle Stände* 
1861, S. 124 11.; wir heben aus dieser Beschreibung die Schlussworle a 

«Wenn bei Eble's früheren Apparaten zwar keine Vorkenntnisse, 
aber immerhin noch einige Vorrichtungen nöthig, so ist jetzt auch die 
Mühe auf ein Minimum zurückgeführt, und j ın kann in ein par 
Minuten zu jeder Stunde des Tages finden, was seine Uhr zu zeigen hat, 
In diesem speciellen Problem ist, was Erleichterung der Arbeit betrifft, 
der Sprung von dem gewöhnlichen Rechnungsverfahren zur Eble' schen 
Behandlung der Aufgabe nicht geringer, als war, den die Astronomie 
der Alten zur heutigen wissenschaf ichen Lösung des Problemes zu na- 
chen hatte. Es genüge hier die Bemerkung, dass Lambert, einer der 
ausgezeichnetsten Astronomen des achizehnten Jahrhunderts, den Weg, 
auf welchem Hr. Eble übrigens unabhängig von Lambert so schöne 

erzielte, zwar ebenfalls betreten hat, aber in der Vollkommenheit 

des weit hinter Hrn. Eble zurückgeblieben ist. — Wir können 

allen Lesern, die irgend welches Interesse haben, den Fehler ihrer Uhr 

genau zu kennen, Hra. Eble's Instrument, das für etwa 4 fl. Ö. W, bei 

Hrn, Hirn, Rudolf Engler in Ellwangen zu haben ist, auf das Beste empfeh- 

len. ‘Wir haben in der That nichts daran auszuselzen, als den ziemlich 

unnnekli, gewählten zweiten Namen «Horoskop”, und den vielleicht 

niedrig gestellten Preis, der eben eine beinahe zu weit getriebene 

Einfachheit in der mechanischen Ausführung, des ebenso nützlichen als 
scharfsionig erdachten Instrumentes bedingt. 

Die neh Classe der hiesigen kaiser- 
lichen Akademie der Wissenschaften hat in ihrer Sitzung vom 4. Oct. 1860, 
auf Grund eines eingehenden Referates, ihre Anerkennung über den E ble'- 
schen Stundenzeiger ausgesprochen. 











90 Über das Gesetz der Mutensenkung, v. 0, Keller. 


Macedonisch. ist die Verschiebung von p zu ß, ®, zu d: Bepevixy 
st. Degeviun, Bihmzos , BaAnxg0g, neßein; ußgovreg für 
spgüs, dcvos für Ddvarog (Mullach, griech. Vulgärsprache 
S. 15). Manches Wort hat seine Muta im Laufe langer Zeit um 
eine Stufe gesenkt, besonders kann man diese Erscheinung bei 
sacralen Wörtern bemerken, weil durch die Starrheit priester- 
licher Tradition sich uralte Wortformen am ehesten erhielten: 
Sogn @eAylves; Ilsgsepovn, Pegsepovn; Koovos, Xgd- 

vo, ßaoxeivo; MouyPovia, älterer Stamm für 
Mordnte, verw. auvydador: jene Partie Phrygiens heilst mit 
Recht „Mandelland,” vgl. hymn. in Attin, Bergk, Iyr. gr. 1042, 
Hamilton, Reisen in Kleinasien 1, 76, Xenoph, Anab, 4, 6, 18. 
Havonsvs, späler Davorzvg; Ddgis, Dagız; Dagog, i) mp0- 
regov IIagos, Haglov ring; Tshkava, PeAdqun (vgl. Welcker, 
Griech. Gött. 1, 454). zıdaxvn, Qiöcxvn; zvplun, poglm ; 
Alnog, dhslpo; yglnos, yolpos; paaxds, Baoxds; Öavxos, 
Öndyog; Epaxog, &guyog u. a. 

Dass man durchaus keinen Grund hat, die vom Griech, 
zum Latein. statthabende Mutensenkung anders anzusehen, als 
die germanische, das zeigen evident die Fälle, wo das Lat. be- 
reits auf der Siufe des Gothischen steht, während das Griech. 
um einen Grad ursprünglicher geblieben ist; so in lecto, golh, 
flaihtan; nebula, golh. (Grimm Gesch. 408) nibls; ambo, golh. 
bai; wenn altsächs. umbi; Zingo, golh. Zaigön; BER (salu-ber), 


Ser scheint mir auch der Einwand, zıyvon. und 
figo können nicht zusammengehören, weil zypruus von pango 
nicht werden dürfe. Eben durch das Auftreten von 

wird die Annahme des Senkungsgeselzes recht be- 

släligt, Jedes Sprachgesetz wirkt nicht überall entweder voll- 

ständig oder gar nichl, sondern es wirkt auchhalb. Dieses halbe 

Durchdringen des obigen Gesetzes tritt in folgenden Fällen zu 

Tage: golf, fel, bilis; mAno, plecto, flecto; P£go, fero, 

BER; aıjyvvus, pango, paciscor, figo; aAnyru- 
wi, plango, fligo. 

5 Überschauen wir jetzt die Beispiele für die griech. latein. 

; auf ihre innerste Ursache einzugehen unter- 

lasse ich, da sich darüber schwerlich mehr als schwankende, 





Bei weitem am mächtigsten tritt das Geselz im Anlaut auf: 
denn da ist es am wenigsten durch fremden Einfluss beengt; 
gilt diese Bemerkung für alle Sprachen, in welchen das 
‚sich zeigt; ganz besonders aber gilt sie Do ae 

denn der Lateiner ist sehr eigen mit seinen Aspiralen: 
hat er bloß die eine Labialaspirata, die ihm zugleich en 
‚ die mangelnde Dentalaspirata erseizen muss. Statt der eigentlichen 





Ei} Über das, Gesetz der Mutensenkung, v. 0. Keller, 


analoger Weise, wenn das Senkungsgeselz in Kraft getreten ist, 
Er ‚die lat, Labielmedia der griech. Dentalaspirata antwortend 
vorsZz. B. mAntos, plebes; oudeg, uber; Egußgos, ruber. 

J.; Verschiebung der Labialen. 

Die Senkung von B zu P zeigt sich in Boox@, pasce 
(Benfey, Wurzell. 2, 72) [ßo&o, boo, po-sco® Gewöhnlich setzt 
man posco als idenlisch mit sanskr. pratshft, von welcher Wurzel 
vielleicht mit Recht nicht bloß procare und precari, sondern 
auch-rogare abgeleitet wird, aber poscere möchte ich nicht da- 
mit zusammenbringen, weil das Lat, wurzelhaftes r nicht 
auswirft, namentlich. nicht nach anlautender Labialis], Aalen, 
Piepapov, paipebra;, Pleordvo, planta: wie Blaorevo 
sprolsen bedenlel, so bezeichnet auch planta eigentlich die jung 
aufsprofsende Pflanze, Fest. 11,31, p. 230 sagt: plantae semina 
pre ‚Boego, spargo, iu-spergo, begielsen, benelzen; über 

den wraeieien Sibilanten ‚vgl. man: sterto, seribo, seruta, 
Pe po, sculpo u.a. oreißm, stipo; beide bedeuten ursp, 

er das lat. Wort mit der Nebenbeziehung "vollstoplen,’ 
das griech, mit der; beitreten, walken. Asßngis Kaninchen, 
Tepus Hase; von dem sieilischen Agzogıg sagt Poll E,F. 1,238, 
dass es kein griech, sondern ein echt italisches Wort sei; jeden. 
falls erscheint die Verschiebung der Media zur Tenuis erst auf 
italischem Boden, Der-nämliche Fall ist es, wenn xd4afe, lat. 
gehu; sieilisch ya lautete, Steph. Byz. I’eie. 

Für die Verschiebung von II zu F gibt es ziemlich viele 
Beispiele , wobei aber ‚das Lat. häufig noch Nebenformen mit p 
besitzt... Besonders gerne entspricht lat, / dem griechischen ax: 

» ‚fungus; GnadızEg, fasces (Döderlein, Homer, Glossar 

II, 35); donagayos Spargel, frägus Erdbeere; onlo, mipıp£, 
fistula ; ox&gog, fario: jedes von beiden bezeichnet einen See- 
fisch ‚unbekannter Art, ‚wahrscheinlich den nämlichen. FfeAsxvs, 
zeivi, fale; nvdunv, füundus; meido, fido; melsue für 
aeidue, filum für fidlum (Bopp, Gloss. Sanskr. 237; Döderlein 
dagegen fasst, wefoue« als entsianden aus mioun, „Hom. Gloss, 
2, 267); aAnyvuur, aAr0om, fligo, ‚fageltum; ayyvuut, figo, 
fibula aus figibula ; nA.Exo, Nlecto; nAoxog, Aoay, floccus; mAED, 
PAm, pAuo, flo, fluo; müp, mugırog, furnus, Furina ; 
aopma, Torfer, forpex;, (zoprıg, forda ?) nopeiv, rerpm- 
Perisn are 0Q05 5 Tunenee, £uzogıov, forum, fori, moin, 
fornum: das griech. Wort bedeutet Gras, das lat. Heu; dass 
aber: der ‚Begrifl der Dürre dem ‚lat. Slamm nicht als wesenl- 
liches Merkmal anhaftet, bezeugt foenum Graecum, movzog, 
en an ‚Fontus. Fontus und Ilovrog bezeichnet jedes die 
des Gewässers. In Griechenland, wo das Meer von un- 

glich lich gr erer Bedeulung. war, als die Binnenwasser, galt 
den Herrn des Meeres und den Gemal der Thalassa 

(ven lb. praeß). Für die Laliner und Sabiner dagegen waren 





Er} Über das Gesetz der Mutensenkung, v. 0. Keller. 


vor ihnen auf dee Hut sein; anderseits aber kommt auch wieder 
viel Segen von ihnen über das Volk: ihnen verdankt man nicht 
nur reichliche Nachzucht von Ziegen, Schafen und anderem Herde- 
vieh, sondern sie gewähren aueh Schutz vor dem schlimmsten 
Feinde des Hirten in Arkadien wie in Lalium, vor dem Wolfe: 
sie sind Auxdepyor, Luperci. Pan und Faunus wohnen in 
Felsgrotten (Ovid. Met. 11, 148) und sind der Weissagekunst 
Meister (schol, Pind.Pyth, hypoth.). Kein Wunder, dass Faunus 
von den römischen Schriftstellern sehr gewöhnlich und so. zu 
sagen meängimäletg mit dem arkadischen Pan identiiciert wird : 
so von Ovid, Justin, Plutarch und Servius. Wollte man endlich 
noch einwenden, dass sich des Faunus Galtin Fauna bei Pan 
nicht vorfinde, so ist hierauf zu antworten, dass Fauna eine 
ganz unwesentliche Figur war, wie erstens aus anderen Paaren 
deutlich hervorgeht (Ambrosch, Religionsbüch. 24), zweitens 
daraus, dass noch eine Doppelgängerin der Fauna an Vilellia 
existiert (Suet. Vitell. 1), drittens daraus, dass man von ihr 
nicht einmal wusste, ob sie Frau oder Schwester des Faunus 
sei (Hartung, Relig, der Röm. 2, 186). 

Eine ausnahmsweise im Auslaut des Wortes slallfindende 
Mutensenkung schen wir an do, altlat. (wie auch schwedisch) 
af (Priscian, Instit, 1, 46), woraus bei weiterer Entwickelung 
der Sprache erst ab geworden ist, vgl. Sabini aus dem älte- 
ren Safini. Bine zweifelhafte Mulensenkung von = zu f zeigt 
zoo, welches früher g/dw gelautet haben werde und das 
von Pott (E, F. 2, 275) mit frendo zusammengestellt wird. 

Die Verschiebung von © zu B, wobei gewöhnlich sanskr, 
bA zu sune liegt, bieten im Anlaut nur wenige Wörter; 
gorräv, bitere (Poll 1, 239); paicıve, balaena; p&ow, salu- 
ber, manu-brium, candela-brum, welche schöne Entdeckung 
man Bopp (Yocalism. p. 162) verdankt, der aber zu weit geht, 
indem er auch Zbra und vibro herbeizieht. Im Inlaut ist @ 
häufig zu d verschoben: a) nach Vocalen: in yedgpw, seribo; 
ü vo. #upo, cubo; YAugpvgos, glaber;; ve&gpos, nebula, 
ınskr. ; Aepvooo, labium; «@Asipo, delibuo mit Fellig- 
t bestreichen; PAepagor, palpebra; ro«pn&, trabes, Balken ; 
(W-bi; wepgol, nebrundines ; vöugpn, nizbo, WO das 
lene m durch die Verlängerung des w erselzt scheint; 
sorbeo. b) Nach Consonanten, wo das Lat. die Aspi- 








Aog, umbilieus; dupl, ambi, 7. B, ambifariam, ambivium ; 
@upa, ambo, sanskr, ubhau; Ogpog, orbus, sauskr. arbha, 
Lin ul) km 

kommen letzte Classe der Mulen, a a 
wel eK H., Die Permutation von Tu € hi bäußg %K 





vs Über das Gesetz der Mutensenkung, v. 0. Keller. 


diese Seragenaräi oder Depontani won der ursprünglich ein- 
zigen römischen Brücke, der Pfahlbrücke, herabgeworfen wurden, 
int darauf zu führen, dass sie zugleich für das abergläu- 
bische Volk, das sich ae der Brenn _ Wassers = 
gröfsten religiösen Serupel zu machen gewohnt war (daher 
Preller , röm. Mylh, 513), als Sühnopfer galten, um 
den Zorn des Tibergottes wegen der Überjochung seiner Fluten 
durch den pons sublicius zu versöhnen ; deswegen sind es die 
pontifiees, welche die Argäeropfer vollziehen. Später, als die 
Civilisation Fortschritte machte, ohne dass freilich die Menschen- 
opfer ganz aufgehört hätten, ward wenigstens diese solenne, alle 
Jahre wiederkehrende Feier aus ihrer barbarischen Form in eine 
humanere umgewandelt, ein Fall, der uns häufig im Alterthum 
begegnet, bei den Römern (Fest. p. 238), bei den Sabinern 
(Schwegler, röm. Gesch. 1, 241), bei den Böotiern (schol, Pind, 
Ol. 1, 146) und sonst. Statt der menschlichen Schlachtopfer 
warf man nämlich alle Jahre an jenem Festlage eine bestimmte 
Zahl Binsenmänner von der Pfahlbrücke in den Tiber: diese 
Binsenfiguren aber behielten den ursprünglichen Namen bei und 
hielsen 'argaei. Spätere römische Gelehrte, welche nicht wuss= 
ten, was sie mit dem räthselhaften, verschollenen Worte anfan- 
gen sollten, kamen auf den beliebten Ausweg, durch Anekdötchen 
von einer fingierten argivischen Colonie in Rom sich aus der 
Verlegenheit zu ziehen. Ihre abgeschmackten Märchen tragen zu 
grell’den Stempel der Lüge auf der Stirne, als dass ich sie mit 
einem Worte erwähnen möchte. 

Für die Bedeutung argaeus = «eyatog spricht auch das 
wie ein altes Wahrzeichen an Tiburs Namen haftende Epitheton 
argewm, ohne Zweifel richliger argaeum: ein Beiwort, das, 
wenn es alt bedeutet, auf die uralte Gründung der Sieuler ganz 
vorzüglich passt, und natürlich ein Ehrentitel gewesen ist, den 
die Stadt mit Eifersucht bewahrte; auch das griech. deyatog 
schliefst ‘den Begriff des Ehrwürdigen in sich. Zu dieser Er- 
klärung vergl. man den Namen Prise; Latin: und Aborigines. 

Vielleicht trägt es zur Beglaubigung der versuchten Ety- 
mologie dieses räthselhaften Wortes bei, wenn man damit die 
bisherigen Etymologien desselben vergleicht, wie sie Schwegler, 
röm. Geschichte I, 383 auführt: 

«Argeus (oder wie Festus schreibt Argaeus) ist wahr- 
scheinlich (aueh nach Klausen Äneas II, 935) aus‘ der Wurzel 
arg (woher argentum, argilla) gebildet, und bedeutet weils. 
Auch sis Beiname' von Tibur hat es diese Bedeutung (Prop. 8, 
16, 8. Beschreibung Roms 1,,68. Dissen zum Tibull S. 164),” 

‚solches Prüdieat hätte ja Tivoli vor den übrigen Felsen- 
slädten Latiums keines ausgezeichnet; da ist doch das Epi- 
Iheton alt viel Deich «Allein wie’ diese Erklärung, die 
sich 'elymologisch am meisten empfiehlt, auf das’ Argeeropfer 











Über das Gesetz der Mutensenkung, v. ‚0, Keller. 
1 bi 
een u o wen 


bei hafucinor di enigstens 
ge er en Literatur beibehaltene & Ar Bier 
bei. a so wird diese schwieriger und 


Fo er üllen, wo ursprüngliches A. spurlos een 
er wirklich ereignet.hat, beweisen Wörler wie MRAgE 
ar hanser, griech. yrjv; erinaceus für ‚herinaceus, griech. ug 
audio für haudio, dessen A Beuley in heus aufgespürt zu von 
Eeebs (Wurzellex.1, XII); amo für hamo, entspr. sanskr. kaz; 
Am ‚unbedenklichsten scheint man den Abfall eines früheren A 
vor. Wörtern. vermuthen zu dürfen, welche mit a anlauten, Denn 
vor diesem Vocal ist es gar zu häufig nachweislich, unterge- 
gangen; so, in aller, hallus, hallec, halex, halica,, halum, 
halus [halueinari, Ch)amare, hanser, haudire], harena, hario- 
lari, harviga, harundo, hau, havere, Zu diesem Veriiate, 
wol ‚hauptsächlich der Gebrauch der Dichter beigetragen, 
lat, % metrisch ebenso behandelten, wie die Griechen ihren She 
ritus 'asper, Beispiele, wo griech. « abgefallenem_ lat. A ent- 
spricht, sind «Ay, (h)alga; zungog, (A)aper; zdAgn See- 
muschel, ‚ders Purpurschnecke,, und alga Seelang, 
er umfassendy worunter eine zum Rothfärben diente, ‚ Ireffen, 
also in der wichligen Bedeutung, eines rothfärbenden Neerpro- 
ducles zusammen., Würde, «an ein ‚höher ‚organisiertes Wesen, 
folglich. ein, Wirbelthier, bezeichnen „dessen, Lebensfunclionen, 
mehr. in ‚die Augen fielen, als; die, einer trägen „Schnecke, 0 
hätte, ich\ es nicht gewagt, ‚es begrifllich ‚mit , einer_ Pflanze. . 
sammenzuwerfen. So, aber findet, zwischen ‚der kaum, sich rüh-, 
renden Muschel und dem von der. wogenden, Flut hin- und, her-, 
getriebenen ‚Tang. kein ‚solcher. Unterschied der, Bewegung stalt,, 
a nicht, die, Fischer und Handelsleute beide in derselben Rich“, 
tung nülzliche ‚Seeproducle, als gleicharlig mit einem Namen. der 
zeichnen. konnten, ‚so .zwar,, dass in Griechenland das. Thier , in 
kan. die Pflanze —. denn. hier, war. die Purpurschnecke hi 
Di —.das ‚Stammwort für, sich in Anspruch By 1öR 
licher, Beziehung, ‚haben . wir ‚an diesem Worte. die, scho 
'h,durchgeführte ‚Verschiebung. , x@xgog und ‚aper sin 
von, ee als identisch angeschen worden, Für den Abfall eines, 
Sparinelchen h,spricht vielleicht das», des;von Rapp, Grund- 
ni dr ml ‚Gramm. 2, 1, 169. verglichenen ‚slav. ‚veprüs, AA 
nn f ae ist,. kann, keine, Zweifel ‚erregen , 
inlautendes f meidet; auf der goth, (respech, 


Su ist ‚allerdings f El; ae. wor a 
re wen en mi 

Be jarmudae Sekos so h im ‚Aula AN Bas Senkung zeigh,, 

ei, japer., in.der Mitte steht zwischen, 

en md. Golh, (#0g£0 , #905 „,lat.‚vergg lür chverro, 








[1 Über das Geselz der Mutensenkung, v. 0, Keller. 


diese Seragenarüi oder Depontani von der ursprünglich ein- 
igen römischen Brücke, der Pfahlbrücke, herabgeworfen wurden, 
aaa darauf zu führen, dass sie zugleich für das abergläu- 
bische Volk, das sich aus der Überbrückung eines Wassers die 
gröfsten religiösen Serupel zu machen gewohnt war (daher 
pontifex, Preller , röm. Myth. 513), als Sühnopfer galten, um 
den Zorn des Tibergoltes wegen der Überjochung seiner Fluten 
durch den pons sublieius zu versöhnen ; deswegen sind es die 
pontifices, welche die Argäeropfer vollziehen, Später, als die 
Civilisation Fortschritte machte, ohne dass freilich die Menschen- 
opfer ganz aufgehört hülten, ward wenigstens diese solenne, alle 
Jahre wiederkehrende Feier aus ihrer barbarischen Form in eine 
humanere umgewandelt, ein Fall, der uns häufig im Alterthum 
; bei den Römern (Fest. p. 238), bei den Sabinern 
(Schwegler, röm. Gesch. 1, 241), bei den Böotiern (schol. Pind, 
Ol. 1, 146) und sonst. Statt der menschlichen Schlachtopfer 
warf man nämlich alle Jahre an jenem Fesllage eine bestimmte 
Zahl Binsenmänner von der Pfahlbrücke in den Tiber: diese 
Binsenfiguren aber behielten den ursprünglichen Namen bei und 
hiefsen argaei. Spätere römische Gelehrte, welche nicht wuss- 
ten, ‘was sie mit dem räthselhaften, verschollenen Worte anfan- 
gen sollten, kamen auf den beliebten Ausweg, durch Anekdötchen 
von einer fingierten argivischen Colonie in Rom sich aus der 
Verlegenheit zu ziehen. Ihre abgeschmackten Märchen tragen zu 
grell den Stempel der Lüge auf der Stirne, als dass ich sie mit 
einem Worte erwähnen möchte. ) 
Für die Bedeutung argaeus = «eyatog spricht auch das 
wie‘ein alles Wahrzeichen an Tiburs Namen haftende Epitheton 
argeum, ohne Zweifel richtiger argaeum: ein Beiwort, das, 
wenn es alt bedeutet, auf die uralte Gründung der Sieuler ganz 
vorzüglich passt, und natürlich ein Ehrentitel gewesen ist, den 
die-Stadt mit Eifersucht bewahrte; auch das griech. deyatog 
schliefst den Begriff des Ehrwürdigen in sich, Zu dieser Er- 
klärung vergl. man den Namen Prisei Latini und Aborigines. 
' Vielleicht trägt es zur Beglaubigung der versuchten Eiy- 
mologie dieses räthselbaften Wortes bei, wenn man damit die 
bisherigen Etymologien desselben vergleicht , wie sie Schwegler, 
röm. Geschichte I, 388 auführt: ' 
«Argeus (oder wie Festus schreibt Argaeus) ist wahr- 
scheinlich (auch nach Klausen Äneas II, 935) aus der Wurzel 
arg (woher argentum, argilla) gebildet, und bedeutet weils. 
Auch als Beiname von Tibur hat es diese Bedeutung (Prop. 3, 
16, 8: Beschreibung Roms 1,.68. Dissen zum Tibull 5. 164)” 
[Ein solches Prädicat hätte ja Tivoli vor den übrigen Felsen- 
städten Latiums keineswegs ausgezeichnet; da ist doch das Bpi 
Iheton alt viel bezeich: “] „Allein wie’ diese Erklärung, 
sich 'elymologisch am meisten empfiehlt, auf das Argeeropfer 


k 











102 Caesar, b. galt. v. Kraner, ang. v. 4. Vielhaber. 


schluss an Caesar's Darstellung der Text eine Darstellung der von den 
Commentaren erzählten kriegerischen Begebenheiten gibt, zahlreiche An- 
merkungen und theils in den Text verwebte, theils selbständige Exeurse 
Untersuchungen realer Art oder kritischen Erörterungen gewidmet sind. 
Die Darstellung des Textes, so wie die vorgeschlagenen Texlesänderun- 
gen leidet häufig dadurch, dass Göler die wünschenswerthe Kenntnis 
des lateinischen Sprachgebrauches überhaupt und speeiel des Caesaria- 
nischen in geringerem Mafse besitzt. Auf einiges habe ich in dieser 
Zeitschrift X. 8, 879. bei Gelegenheit einer Anzeige des Specialwörter- 
buches von Crusius hingewiesen, ausführlich hat die Versehen Göler's 
besprochen B. Diner in zwei Aufsätzen in den Jahrbüchern für Philologie 
und Pedagogik LXXXIL 9. u. 10. Heft. 

Göler's Resultäte sind für die‘ Schule verwerihet in der neuesten 
Ausgabe des bellum gallicum : 


€. Julii Caesaris commentarii de bello gallico. Zum Schul- 
gebrauch mit Anmerkungen herausgegeben von Ch. Stüber und 
H. Rheinhard. Mit in den Text eingedruckten Holzschnitten und 
einem Kärtehen von Gallien. gr. 8. (IV u. 264 8.) Stuttgart, Ortin- 
ger, 1860: — 28 Sgr. = 2 1. 15 kr. 6. W. 

Besonders die militärisch techmischen Artikel sind in Anschluss an 
Göler für die Schule sehr ireffeid bearbeitet, an manchen Stellen hat 
das Buch nöch dadurcli gewonnen, dass es Gölers Ansichten verlassend 
sich Rüstow angeschlossen hat. Die geographischen Artikel gehen, wie 
sich nach dör ersten Durchsicht mir herauszustollen schien, fast aus- 
nahmslös auf Göler zurück. Die grammatische Erklärung tritt mehr 
zurück, Güler's Verstöfse sind meist vermieden, dagegen besteht ein 
grolser Theil der nicht chen zahlreichen grammatischen Noten aus Cita- 
ten der Zumpt'schen Grammalik. Letzteres verminder! zum Theil die 
Brauchbarkeit des Buches, da die Grammatik von Zumpt, so bedeutend 
sie ihrer Zeit war, doch aus gulen Gründen aus den Schulen immer 
wehr und mehr verschwindet, so dass Citale daraus mehr für den 
Lehrer sind, der sie denn doch selten bedürfen wird. Die Holzschnitte 
entsprechen ihrem Zweck; zu wünschen ist, dass in einer zweiten Aus- 
gabe, die wol nicht lange ausbleiben wird, noch einige Bingugerigt 
werden, z. B. auf Bewaflnung ‚ auf Feldzeichen , Belagerungsbauten. 
zügliche, Endlich wäre ein Register über die realen Arlikel erwü 

Jedenfalls ist diese Ausgabe sowohl Schülern als auch se 
Lehrern, denen Göler's und Rüstow’s Bücher nicht zu Gebote stehen, 
anzuempfehlen, 

‚Den blofsen Text des bellum gallicum ohne das 8. Buch enthält: 


€. Jutii Cnesaris commentarii de bello gallieo. Ad 
 Vediktonmmn fidem scholarum in usum edidit Oo Eiehert. Vra- 
) Yslävide, Kern, 1859. ‚gr, 16, (167 8.) — 6 Ser. — 46 kr, 6. W. 


“Diese Ausgabe; deren Text von Kräner nur mälsig abweichb, ist 





104 Caesar, db, gall. v, Kraner, ang. v. L. Vielhaber, 


blofsen Texten gebraucht zu werden, etwas eingehender die Realien be- 
handelt werden. 
‚ ‚Ferner möge noch Erwähnung finden: 


Phraseologie aus Cresar’s bellum gallieum. Von Dr. A. Dräger, 
RE Bo ler Vodsekulä ir Guino! er. aTER ELnb 8 en 
u kudwigslust, Hinstorfl, 1859. — 7'/, Ser. = 58 kr. ö. W. 

‚Dieses (59 Seiten starke) Büchlein hat den Zweck, gegen den Mangel 
anlexikalischen Kenntnissen, der an den Schülern schon oft beklagt 
wurde, anzukämpfen. Es sind nämlich aus den sieben ersten Büchern 
der Commentare die Phrasen herausgehoben, die bei Anfertigung "la- 
teinischer Arbeiten historischen Inhaltes? dem Schüler von Nutzen 
sind; in einer "möglichst unlateinischen’ dagegen "möglichst deutschen 
Übersetzung werden daher Capitel um Capitel (aber ohne Bezeichnung 
der Cap.) Sätze und Phrasen Cesar’s, die meist wörtlich, jedoch auch nicht 
selten mit manchen Veränderungen auf der einen Hälfte der Seite stehen, 
auf der. anderen Hälfte übersetzt. Gegen dieses und dem ähnliche Bücher 
lassen sich mehrfache Bedenken erheben. Eines hat der Hr, Verf, selbst 
gefühlt, nämlich die Möglichkeit, dass sein Büchelchen als Stellvertreter 
einer gedruckten Übersetzung könne benützt werden. Dadurch, dass er 
die Übersetzung etwas freier gehalten hat, ist die Gefahr nur um weniges 
gemindert. ‘Der Gebrauch dieser Phraseologie setzt ferner voraus, dass 
‚die aufgenommenen Redensarten nicht blofs bei Compositionen verwerthet, 
sondern auch als Lection abgefragt werden. Nun bat man aber gerade 
in unserer Quarta mit der Grammatik noch so viel zu {hun, dass man 
mit der Zeit der Lectüre sowol als der der Grammalik sehr haushälterisch 
umgehen, also die Erwerbung des Wortvorrathes der miltelbaren Thätig- 
keit wol einer genauen Präparation überlassen muss. Ferner, das förmliche 
Einlernen einer solchen Phraseologie wäre allerdings zu billigen und zu 
befürworten, wenn die zu memorierenden Redensarten derart wären, 
dass sie als Übung des gerade betriebenen grammatikalischen Stoffes ver- 
wendbar wären. ‘Nün liegt es aber auf der Hand, dass eine Phraseologie 
gerade für den Grammatikstoff der Stufe, auf dor bei uns Casar gelesen 
wird, für die Rection des Verbi, weniger bieten kann als z. B. für die 
Casuslehre. Dazu kömmt Folgendes. Dasselbe was Hr. Dräger durch 
seine Phraseologie erreichen will, lässt sich durch die Lectüre selbst er- 
feichen, Nun entsteht die Frage, was ist bildender und für den Schüler 
lohnender, wenn er den nölhigen Wortvorrath zugleich mit der Lectüre 
erwirbt, oder wenn er ihn einfach memoriert? So sehr wir auch dafür 
sind, dass auf den unteren Stufen das Gedächtnis in Anspruch genommen 
werde, und mit-.denen nicht übereinstimmen können, die, wie es be- 
sonders in manchen Unterrichtszweigen hie und da geschicht, gedächtnis- 
mäfsige Aneignung unter allerlei scheinbar entscheidenden und abthuen- 
den Benennungen kurzweg verwerfen, so können wir doch dort, wo 
blofses Memorieren vermieden werden kann, ohne dass die Sache leidet, 





‚106 Ilestermann: Ind. Hyperid., ang. v. 4. Lifsner, 


dyadol, ungeachtet der Codex nach Sanppe 9 vor dem Ende der Zeile 
und yador am, Anfänge der folgenden bietet, die Ergänzung Cobet’s und 
Sauppe's ‘daher nicht gerade kühn zu nennen ist. ‘Ebenso ist unter 
dmokoyla,(örto Aunopgoros) Il. 26, 13 weggeblieben, wiewol diese 
Stelle unter &molsireew sicht, freilich. bier nur, um. die Construckian 
ersichtlich zu machen. Aus gleichem Grunde fehl\ unter dwopeiv ganz 
richtig IV. 6, 3 dmoga db zoder kpfouw, da es blofses Supplement 
Cobet's ist, das freilich nach der Bemerkung Schäfer's im Philologus XV. 
5.100 viel gröfsere Wahrscheinlichkeit für sich hat als die Sauppe'sche 
Ergänzung. Auch 11. 28, 11 ist mit Recht &eger weggeblieben. Da- 
gegen habe ieh bei einigen Stellen keinen hinreichenden ‚Grund ihres 
Ausfalles auffinden Können und erlaube mir selbe herzusetzen (Tarkg 
Eöfevinzov) 1. 13, 2% zude elmer od za Agiore vo drum unter 
&yaßdg. II. 11, 13 00 8” dxeivar ubr ovdire wolreis obd” el; dyave 
nadlseng unter dyav. II. 16, 18 008° öorıg eis To maguggijue BE 
ddlnov moglous wurivor ein b dinalov wodoodon unter Adınog. 
1, 11, 17 82 wow elyes odr’ dv Eökivinmor Gem, or’ dr dllor 
1öyor oddlva Lmorjow unter alrıdoder. 11. 18, 11 Aoımöv d* Zar 
dekodaı rar dnarav wel ra murdlu Avaßıpaseofarunter drapıf- 
geodaı. 4. 18,5 von SR ra rourou roöno LE dndyuns zonadaı mv 
"Eidade unter dvdyun. FE üvdyang steht nach Sauppe deutlich im 
Codex und hat Cobet v, 112 ebenfalls. Ich glaube, dass diese Stellen, 
wie es ja hei einer so mühsamen Arbeit leicht geschehen kann, blofs 
übersehen worden sind, obwol ich nicht läugnen mag, dass der Heraus- 
‚geber oder andere Gelehrte, deren Werke über Hyperides mir nicht zu- 
gänglich sind, vielleicht doch hier Anstols genommen haben, 

Unter den sicheren Emendationen, die W. aufgenommen, erwähne 
ich die unter &y®v stehende Stelle 11. 13, 8 rivag odv ningına nal els 
ayava »arlornoe, Der Codex hat naßforaexa. Schneidewin sucht es 
in der Vorrede und in den Scholien zu vertheidigen und Caesar hat es 
auch beibehalten. Doch die Perfectform For«s« mit transiliver Bedeu- 
tung kömmt erst bei späteren vor (Bullmann. Gramm. $. 114. II. 5. 208) 
und ist daber sicher richtig von Lightfoot der schwache Aorist her- 
‚gestellt worden. Vgl. überdies Fritzsche: de Hyperidis laudatione fanebri 
Rostock 1860. 8. 8. 

Wir haben nur noch den Wunsch auszusprechen, dass Hr. Prof, 
‚Westermann bald einen zweiten Theil folgen lasse, damit das begonnene 
Werk rasch zu Ende gelange, und die künftigen Herausgeber griechischer 
Lexika auch den Hyperides leichter, als es sonst möglich wäre, mit 
unter den Reihen ihrer Gewährsmänner aufführen können. 

’ Druckfehler hat der unterz, unter der grolsen Menge von Zahlen 
in den Stellen aus den Reden II-IV nur zwei gefunden. 5. 7 lese man 
statt IT. 4, 17 unter «lc II, 4, 7 und 8. 8 lese man stalt II, 9, 10 unter 
üllonsohun II. 9, 10. 

Eger Johann Lifsner. 








108 Ital. Gramm., erkl. v. Fubio Fabrucei u. a., Ang. v. A. Mussafla. 


(genus) den gehörigen Unterschied zu machen lernt, Im Italienischen 
wird das erste bis auf ein paar Fälle (fa spia, da sentinella u. s. w.) 
ganz genau beobachtet, nur beim zweiten brauchen Regeln aufgestellt 
zu werden. Es heifst daher die Schwierigkeiten ohne Grund vermehren, 
wenn man nach der Angabe, dass die Endung -@ dem weiblichen Ge- 
schlechte eigen ist, als Ausnahmen a) Andrea, b) ü papa, c) d afleta, 
d) 7 artista anführt. 

Die Vermischung der Lehren vom Genus und vom Numerus {hut 
ebenfalls der Deutlicheit nicht geringen Eintrag. Wie bei allen Gram- 
matiken, sö finden wir auch hier die sinnlose Bemerkung, dass dramma 
(— gr. ägayı) und ögäpe) und Zema (= gr. due und Nomen ver- 
bale aus dem Stamme von /m-eo) je nach ihrer Bedeutung ihr Ge- 
schlecht verändern. Eine solche Auffassung von Homonymen ') heifst 
doch den Empirismus zu weit treiben; mit demselben Rechte könnte 
man sagen, das Wort misero sei je nach seiner Bedeutung entweder ein 
Beiwort oder ein Zeitwort. — Aus demselben Grunde sollte man endlich 
aufhören, unter den Hauptwörtern mit doppeltem Pluralausgange #4 rise 
anzuführen. Es ist blofs ein ganz äufserlicher Zufall, dass die zwei 
laleinischen Wörter orysa und risus in der italienischen Sprache aus 
der gleichen Buchstabenverbindung bestehen, und es hat daher keinen 
Sinn, wenn mitten unter Beispielen wiememdro, welches membdri und 
membra, oder frutto, welches ru oder frutta u. s, w. mit einem 
kleinen Unterschiede in der Bedeutung bilden, auch r3s0 aufgezählt 
wird, welches in der Bedeutung "Reis’ die Mehrzahl risd, in der Bedeu- 
tung “Lachen” die Mehrzahl risa bilden soll. Der Hr. Vf. geht aber 
noch weiter, wie er denn überhaupt für ganz äufserliche Zusammen- 
stellungen einen Eifer zu Tage legt, welcher in der That Anwendung 
auf besseres hätte finden können. Er überrascht uns nämlich durch die 
in anderen Grammaliken allerdings nicht enthaltene Bemerkung, dass 
‘viele Wörter je nach der Endung auf @ oder 0 verschiedene Bedeutung 
annehmen’ ($. 62). Es folgen die Beispiele: aja "Tenne” und ja "Hof- 
meister,” arfnga "Näring” und arringo "Laufbahn, balena “Walfsch” 
‘und baleno “Blitz, colla “Leim’ und collo ‘Hals, calpa “Schuld” und 
eolpo ‘Schlag’ Andere ‘von verschiedener Endung fund Bedeutung in 
e und a oder in e oder 0’ sind nach dem Hrn. Vf. folgende: Dote 
Fass’ und doifa "Kröte” conte “Gral” und conta “Rechnung, pesce 
“Fisch” und pesca "Pfirsich rame "Kupfer* und ramo "Zweig, selte 
"sieben" und seila "Secte! Eine solche Zusammenstellung von Wörtern 
ganz verschiedenen Ursprunges, die nur zufällig aus einer bis auf den 
auslautenden Vocal ähnlichen Combination von Lauten bestehen, sicht 
in der That wie eine mnemotechnische Spielerei aus, Erwähnenswerth 





*) Bei dramma ist überdies die Homonymität eine  uneigentliche, 
.da.es in.der Bedeutung "Drama' blofs mit einem 77 ausgesprochen 
und geschrieben werden müsste. 





“140 Ital. Grauim., erkl. v. Pablo Fubrucch u. n., ang. v. 4. Mussafa, 


Andeutungen über den Gebrauch der Präpositionen äufserst dürftig. Dass 
zwischen Fügungen wie scala a chiocciola, orologio a pendolo, auch 
'andare a spasso, imparare a mente ($. 102) angeführt werden, ist 
"nicht wenig befremdend. Wie aus der “Analogie’ von Wendungen gleich 
'westilo da principe, tabateo da nasö sich der Gebrauch yon da wor 
‚einem ‚Zahlworte in der ' Bedeutung “ungefähr, bei’ erklären. sollte 
48: 108), ist kaum zu ersehen. Ich glaube, ‚dass dieser allerdings be- 
"merkenswerthe Gebrauch auf Wendungen wie. de venti a. + FR 
zuführen sei. 

x Es ist bekannt, dass aus dem Iateintachen de sich Beh italie- 
nische Präpositionen ‚entwickelten: di und da (letztere wahrscheinlich 
‚durch Hinzufügung von ad, also eigentlich de ad). Die doppelte Form 
‚diehte um die ‚grolse Menge Beziehungen, welche durch das spätlatei- 
nische de (= lat. de, ex, ab und lat, Genitiv) dargestellt werden, wie- 


‚einem grammatischem Worte das, was bei so vielen Begriflswörtern ge- 
‚sehehen war, dass ‚ein und ‚dasselbe lateinische, Wort nach. verschie- 
‚dehen Läutgesetzen verschiedene Gestalten annahm, welche dann gröfsere 
‚oder geringere Modificationen ‘der Bedeutung mit sich führten *); der 
'blofs 'äufserliche Aufwand an’ manpigfaltigen Formen wurde zu’einer 
wahren Vermehrung (des  Sprachschatzes. Die Verschiedenheit ‘in, der 
Bedeutung zwischen d# und da ist aber keineswegs so scharf ausge- 
sprochen, dass diese zwei Vorwörter nicht häußg mit einander abwech- 
‚selten und dadurch an ‚den gemeinschafllichen Ursprung lebhaft erinner- 
ten. So z. B. zseire di casa und dalla casa ‚dei medieo, morire ‘di 
fredda und dal fredde u. s. w.”). Dieses Wechselverhältnis zwischen 
di und da wird vun. von dem Hen, Vf. viel einfacher erklärt., Bei sol- 
‚chen Fällen hat «4 seine gewöhnliche Genitivbedeutung und die Wen- 
dung ist elliptisch, Viene di Dresda ist abgekürzt aus dalla einta di 
Dresda, uscire di casa aus dalt interno di casa 0. 8. w; Die Sucht, 
alle syntaktischen Eigentbümlichkeiten durch Ellipsis zu erklären, ist 
‚ein Gebrechen vieler italienischer Grammatiker, und. noch in neuester 
Zeit wurde sie so weit getrieben , dass sich daraus die gründlichste 





”) So x. B. artieolo und artiplio aus ‚arlieulus, vietd und messe 
rer vagina und yualna aus rayina,' compulare conlare 
und compitare aus compwlare u. 8 W. 

= Es an im Ren ‚pean bemerken, dass a sich häufig dort 
erwarten würde, nicht umgekehrt, Auch lässt 
sch "ech, dass ein de, welches mit dem Artikel 
a Weriehan; et „ grölseren Widerstand leistet; ist 'es, aber ; oder 
es ‚artikellos, so hat es eine grofse Neigung sich in di zu 
verändern, man möchte fast sagen, zu schwächen. Letzteres 
‚gt besonders von der jetzigen Sprache, denn in der älteren 

Zeit, als man dem L, näher stand und die Etym 
. ‚lebhafter fühlte, war die Vertretung selbst von da/, dailo, dalla ‚e\e. 
durch des, delio, delia u. s. w. ungemein häufig. 





112 Ital. Gramm, erkl. v. Fabio Fabrucci 1. a., ang. v, 4. Mussafla. 


uomind -— diese kleine Ungenauigkeit der Grammatiker entschuldigt 
werden. Nur müsste man sich hüten den Widerspruch gar zu grell 
hervortreten zu lassen, wie der Hr. Vf. es thut, wenn er ($. 144) sagt: 
“will man die höchste Stufe der Eigenschaft eines Gegenstandes 
ohne Vergleichung mit anderen bezeichnen’ Die Angabe, dass 
die Beiwörter acre, celebre, integro, misero neben dem gewöhnlichen 
Superlative noch einen auf errimo haben, ist unrichlig: aerissimo, 
celebrissimo etc. ist nie gesagt worden. Irrthümlich ist es’ auch, wenn 
es heifst massimo, menomo bedeuteten “überaus grofs, höchst klein. 
Eine solehe Weisung würde zu Fügungen berechtigen wie /a mia gina 
era massima, il suo dolore & minimo, die nunmehr ganz ungebräuch- 
lich sind, Massimo und minimo sind vergleichende Ausdrücke und be- 
deuten "gröfster, geringster. 

Wie man leicht denken kann,” fehlt der Abschnitt über die "Ver- 
gröfserungs- und Verkleinerungsformen’ nicht: ist doch. dies ein er- 
giebiges Thoma, bei dem sich allerlei schöne Redensarten über die 
eigenthümliche Kraft und Lebendigkeit der Sprache anbringen lassen. Der 
nüchterne Grammatiker muss sich dennoch gegen diesen hergebrachten Miss- 
brauch erklären und die betreffenden Andeutungen in einen zusammenhän- 
genden Vortrag der Wortbildungslehre verweisen. Daraus ein Bruchstück 
willkürlich herauszuheben, und dasselbe in der Formenlehre als Anhang 
zur Flexion aufzunehmen, ist ein planloses Beginnen, dem man endlich 
entsagen sollte, Eine neue Ansicht ist es, dass unter den aumentativi 
auch das Adjeclivsuflix -u1 angeführt wird: fronsuto, rieciuto, pelto- 
ruto, Soll man es als eine Ahnung des Richtigen ansehen, als einen 
Versuch, doch allen Suffixen nach und nach Eingang zu verschaffen, 
oder als einen Misgrifl, nach welchem der Hr. Vf., obwol auf dem 
Standpuncte der älleren Grammaliker stehend, ihre Lehren doch nicht 
richtig begriff? Ich glaube nicht ungerecht zu urtheilen, wenn ich mich 
der letzteren Auffassung anschliefse; denn dieses neu hinzugekommene 
Suflix steht gar zu einsam da, und die Andeutung, dass dasselbe die 
Menge des Stammbegriffes ausdrücke, zeigt deutlich genug, was der 
Hr. Vf. eigentlich meinte. Mit gleichem Rechte hätte er das Suflix -0s0 
— rirtuoso, visioso — unter die aumentativi anführen können. 

Die Lehre der Pronomina, die allerdings in den meisten Sprach- 
lehren etwas verworren ist, war eine gefahrvolle Klippe für den Hrn. Vf., 
an der er häufig Unfälle erlitt, 

Es ist nicht begreiflich, warum $. 173 /0, da, U, te richlig unter 
die Alfissi gezählt werden und $. 181 ein Unterschied zwischen za, 4, 
ei, »i und den oben erwähnten Fürwörlern gemacht wird, nach welehem 
die ersteren als Affissi, die zweiten aber als "bezichende Partikeln” an- 
zusehen sind. Eine Regel über die Folge der Aflissi ist nicht vorban- 
den. Dass von der Inclination der Affissi an Gerundium und Participium 
absolutum gesprochen wird, bevor sich der Lernende. irgend einen Be- 
griff von diesen Verbalformen und deren eigenthümlichem syntaktischen 





114 häl.'Grämm,, erkl; 'v. Pablo Fudraech Wa, ang. 'v. AU Mussifla. 
bestimtit: — 8.201. "Wenn auf eud, a el ein Hauptwört Tolgt, so 
wird der Artikel des letzteren 'vor 'euf gesetzt und das Vorwort weg- 
gelassen) Dass statt # Zidro di cut, U cul Udro gesagt wird, ist 
richtig‘) d send hat aber 'hiebei wichts zu thun. Offenbar dachte der 
Ur. Vf. an den ganz verschiedenen Fall der Auslassung des Vorwortes @ 
im Dätive des relativen Pronomens: 7 uome cut serivo statt a eh 
serteo. — ‘Che kann als Hauptwort für gweilo oder Ja gual cosa stehen’ 
Für da qual \cosa wol, für queilo niemals. — In demselben 8. wird 
unter den relativen Fürwörtern das interrogative quale angeführt; im 
fölgenden ‚findet man unter den Sätzen, die den Gebrauch von chi für 
quegit che oder quello che belegen sollen, auch gaarda al chi ei fldı, 
wo also’ eAd Änterrogativ ist. — 9. 203. "Onde vertritt ehe, cut, oder 
quäle „mit den Vorwörtern? "Mit allen Vorwörtern gewiss mn 
man müsste also doch näher bestimmen, mit welchen. 

"0 dJeh glaube, dass'diese Beispiele hinreichend zeigen, wie preie 
lich’die grammalischen Begriffe des Hrn. Vf’s sind, wie schwankend 
tind schülerhaft seine Vortragsweise ist. Die äulserst dürftigen Notizen; 
die über den Gebrauch der Modi und Tempora mitgetheilt werden, bie- 
ten «ebenfalls hinreichende Gelegenheit, dieselbe Bemerkung zu machen. - 
Es’ ist ‚schon im ersten’ Artikel von der grofsen Ausdehnung des Ge- 
brauches des Infinitiv im Italienischen und von der Leichtigkeit, deutsche 
Nebensätze durch den Infinitiv zu verkürzen, die Rede gewesen; dieser 
so wichtige Pumot ‚der Syntax wird nun N ae 
Bemerkung erledigt: "Der Infinitiv kann ohne die Vorwürter 44, a, da 
nach (dopo , öve, done und nach (chl, eud, ehe stchen; ‚eine Cönstrüc- 
tion, die im ‘Deutschen nie zu gebrauchen ist” ($. 237). Ich glaube, 
nis. delbst:derjenige, der die Sache gut versteht, aus obigen Worten 
wenig klug wird; der Lernende kann aber unmöglich irgend einen Sim 
daraus ziehen. — Die Anwendung der Hilfszeitwörter weicht im Mal: 
vielfach yo Deutschen ab, und’ verdient daher besondere Berücksich- 
tigung. Der Ar. Vf. empfiehlt 'wns folgende Regel zu beobachten: "Wenn 
das Subject selbst das Object‘der Handlung ist, so wird der Satz mit 
essere eonsteuiert; dient hingegen. ein anderer Gegenstand, welcher 
nicht Subject ist, als Objeet des Satzes, so wird dieser mit rere' con- 
struiert' (8.248). Ich würde gera versuchen, dieses Räthse] dem Leser zu 
erklären, wenn ‚es mir gelungen wäre, es selbst zu verstehen. — $.25& 
heifst' es, dass das Perfetto passato vollendete Handlungen und Zustände 
bezeichnet: ‘doch muss die Handlung ohne Bezug auf etwas Anderes 
erzählt werden. Wahrscheinlich erzielen letztere Wörte die Peststellung‘ 
des Anlagonismus gegen das Imperfetto. — 8.261. "Der Congiuntivo 
wird nach solchen Binde wörtern gesetzt, die das Gesagte als noch‘ 
ungewiss, zweifelhafl ., „angeben. Man sollte meinen, dass der Aus- 
druck ‚des Zweifels, der Ungewissheit u. s. w..im: Zeilworte des Haupt- 
salzes liegen sollte: die Gonjunction ist eben nur das: Bindemittel. — 
Eine ähnliche Ungeschicklichkeit im Ausdrucke ist bei 8.283 zu rügen. 








116. llal, Gramm, erkl, v. Fabio Fabrucci u. a., ang, v. 4, Mussafla. 


aus dem lat, Ablative herzuleiten seien, oder dass er das Zeitwork 
fare unter denen der ersten Abwandlung anführt. 

Am Ende der Grammatik theilt der Hr. Vf. einen "Schlüssel? mit, 
um in kurzer Zeit eine grofse Anzahl yon Hauptwörtern kennen zu 
lernen. Er meint zunächst verbale Hauptwörter, die, wie, Diez sagt 
(@”, 268), durch. blofse Verbindung der Geschlechtsendung mit dem 
Stamme aus Verbis hervorgehen und fast durchgehends eine abstraete 
Bedeutung haben. Nur fasst der Hr. Vf. das Verhältnis ganz empirisch 
auf und lässt sich dadurch manche Dprichtigkeiten zu Schulden kommen, 
Wenn er z, B. meint , dass diese Substantiva aus der 1. und 3, Pers. 
sing. des Praes, Ind, herstammen, so wird er offenbar durch den 
blofs zufälligen Umstand getäuscht, dass die Geschlechtsendungen -, -@ 
den obenerwähnten Flexionsendungen bei der 1. Conjugalion gleich- 
lauten. Wie wenig klar das Wesen des Verhältnisses dem Im Vi. war, 
entnimmt man daraus, dass er z. B, neben accordare accordo, arrivare 
arrioo, rieoverare ricovero, scapilare scaplto u. 8. W., bei denen also 
die Ableitung des Nomens aus dem Stamme des Verbums unzweifelhaft 
ist, nieht nur solche Fälle anführt wie ballare ballo, scherzare scherso, 
bei welchen es wenigstens ungewiss scheinen kann, welches Wort früher 
in die.Sprache eingeführt wurde, das Nomen oder das Verbum, sondern 
auch eine Reihe von Fällen angibt, wo, offenbar das Verbum entweder 
neben oder aus dem Nomen, nicht aber das Nomen aus jenem: ge- 
bildet wurde, Solche sind z. B. animare animo, cumulare eumulo, 
digiunare digiuno, flare flo, lanciare lancia, lavorare, lavoro, 
macchiare macchia, predare preda, segnare segno. Was soll. man 
aber dazu sagen, wenn es heilst aus campare ‘leben’ stamme, her 
campo “Feld, aus portare “tragen, porto ‘Hafen,’ oder wenn man unter 
den Femininis aus. eicalare “plaudern,” eieala “Heuschrecker, aus in- 
segnare “lehren, änsegna "Fahne, ja sogar aus mutare "ändern, mut 
“Stumme” abgeleitet findet! Auch $. 248 findet sichlein Verzeichnis 
von Parte. Pass. aus Zeitwürtern der 1. Abwandlung, die um das at 
verkürzt, die Bedeutung eines Bei- oder Hauptwortes annehmen. 
Das letztere ist entschieden in Abredo zu stellen: cardco ‘Last, eAino 
(häufiger china) “ Abhang, ingembro Hindernis’ u. s. w. sind nicht.aus 
earicalo, chinato, ingombrato abgekürzt, sondern nach dem eben ge- 
sagten aus dem Stamme der betreffenden Verba durch Anfügung der 
Geschlecbtsendungen gebildet. Nach dem Hrn. VI. sollte comme "Gipfel? 
(at, euimen wit veränderter Declinalion) erst aus colmalo, ironceo 
‘Stamm’ (fruncus) erst aus fronca/o gellossen sein. Was dann die Ad- 
jectiva betrifft, so ist die Angabe im Allgemeinen richtig: nur hätte der 
Hr. Vf. nicht unter den erst aus Abkürzungen der Parte. hervorgegangenen 
Adjectiva auch /idero (lat, Ziber), nerto (nitidus nitdus) , suno (sanus), 
secco (siccus) u, s. w. anführen sollen, 

Die Sprache, welche der Hr. Vf. in den: nicht zahlreichen Bei- 
spielen und in den Anmerkungen zu den Übungen bietet, ist im Ganzen 





18 Ital.. Gramm, erkl, v. Zerbi u. a, ang.'v. A. Mussufla, 


Hr. VL. es nicht vermied; solche Substantiva als. Beispiele anzuführen, 
welehe. — wis specchio, useia u. 8. w, -— besondere Eigenthümlich- 
keiteninBezug auf die Bildung der Mehrzahl bieten. Ganz unpassend. 
scheint es mir die zusammengesetzten Formen de/, collo, nella u. 5, w. 
anzuführen, ‘bevor der Schüler sich einen deutlichen Begriff ihrer Ele- 
mente — di # can to, in da — gebildet hat. Der Weg vom Einfachen 
zum: Zusammengegelzten ist didaktisch der einzig riehtige. Es ist über- 
haupt'ein Vorwurf, dem man allew italienischen Grammaliken. machen. 
kann, dass sie bei der Aufstellung der Declination den bestimmenden 
Artikel als-aum Wesen: derselben gehörend betrachten. Dem ist ‚aber 
nieht se... Zur Bezeichnung der Beziehungen. dienen, lediglich die Prä- 
positiohen, und ihre Verschmelzung mit dem beslimmenden Artikel ist 
ein ganz’ äufserlicher Vorgang, dessen Erklärung eigentlich in eupho- 
nischen Rücksiebten zu suchen ist. Es ist daher richtiger und deshalb 
auch praktischer zuerst Beispiele anzuführen, wo die Präpesitionen sich 
rein zeigen, wie di questo cane, a mio ao, in, una nolte, um dann 
zu ‚den. Fällen der. Verschmelzung — dei (= di #), alla (= a lo) — 
überzugehen, 

0 Esbefremdet nicht wenig, unmittelbar nach den Adjectiven einen 
Abschnitt an finden, der über die Anwendung von ei €, vi d, ci sono, 
»# sono handelt. Abgesehen nun davon, dass der Schüler noeh nichts 
über diese Partikeln c?, vi erfahren hat, ist diese Hervorhebung einer 
einzelnen synlaklischen Fügung unter den vielen, die mit denselben 
Barlikeln ‘gebildet. werden können, durch keinen binlänglichen Grund zu, 
rechlfertigen. Der Hr. Vf. meint überdies, dieses Zeitwort sei unper- 
sönlich. Der, Ausdruck "unpersönliche Zeitwörter’ wird ‚allerdings nur 
zu häufig wisbraucht; Niemanden aber dürfte bisher eingefallen sein, in 
Sätzen wie e' d malra gente, non ci furono mai dispute ein unper- 
sönliches Zeitwort zu finden. 

Wenn sich im Lehrbuche. des Hen. Zerbi die Mangelhaftigkeit der 
Einrichtung häufig fühlbar macht, so fällt in eben demselben Grade die: 
Unbebolfenbeit in der Vortragsweise auf. Die leichtesten Dinge werden 
ungemein: weilläußg und: dennoelr sehr unvollständig erklärt. Ein über- 
zeugendes Beispiel bietet schon die Lehre von der: Aussprache, Die 
drei Seiten, welcbe derselben gewidmet sind, enthalten  fastı nur Unbe- 
deutendes, während Angaben über die Aussprache von 6, gi #6, q, 
also ‚gerade von den wenigen Buchstaben, bei denen etwas zu bemerken 
ist, «gänzlich vermisst ‘werden. Die Verballlexion wird anstatt, durch 
leicht anschauliche Paradigmen durch langwierige Erörterungen dar- 
gestellt, welehe den praktischen Unterrieht erschweren und dabei, "weil 
sie auf die Entstehung der einzelnen Formen nicht eingehen, von keinem 
wissenschafllichen Nutzen sind. Wir finden im Gegentheile (8. 83) die 
Bemerkung, dass aus der 3. Pers. ‘Sing. des Imperativs die 3, Pers. 
Sing. ‘des Präs. Couj. gebildet wurde! Man braucht aber kaum zu 
sagen, dass das Verhältnis gerade umgekehrt ist, oder vielmehr, dass 





120 Ital, Gramm., erkl. v. Zerdi u. a. ang. v. 4. Mussafla. 


fügungslchre (soll heifsen: die Wortstellung)” (8. 252), — 5. 255. 
“Jedes transitive Zeitwort hat ein Object, welches der Ausgangspunet 
der ne ist! 

Ich glaube, dass ich mit ähnlichen Citaten hier füglich abbrechen 
kann, weil die bisher angeführten nur zu beredt sprechen, In Bezug 
auf die Eintheilung des Stoffes erregt es nicht geringes Erstaunen, unter 
den relativen Fürwörtern auch ne, c#, wi ($. 129) angeführt zu sehen, 
ja sogar che (= deut, dass), welches ein Bindewort ist, “wenn man 
es nicht durch 77 quale, la quale ersetzen kann. 

Prüft man nun die im Lehrbuche des Hrn. Zerbi enthaltenen Re- 
geln näher, so Andet man nicht nur keinen Fortschritt im Vergleiche 
mit den sehon so zahlreichen Grammatiken, sondern manche Lehren 
werden 'ungenauer angegeben, als es in den vorhandenen Lehrbächern 
zu geschehen pflegt. Ich werde zuerst aus den Angaben über Formen, 
dann aus denen über Fügungen einiges herauswäblen, um meinen Aus- 
spruch zu bekräftigen, 

8. 38 wird gesagt: “Bei den Hauptwörtern auf c/o, gie, scio, glio 
berechtigt der Gebrauch io bei der Bildung der Mehrzahl in ein 
einfaches # zu verwandeln’ Man weils, dass das Verhältnis ein ganz 
anderes ist. Auch sollten mil diesen Hauptw. nicht die auf cAdo ver- 
mengt werden, bei welchen wirklich eine Vereinfachung von 4 zu # 
stattfindet (oc’4d gibt occhd ebenso wie clinare chinare statt chlinare, 
plirem phtro u. s. w.). — Bei den Verbindungen glielo, gliene ete. soll 
das e “des Wohlklanges wegen hineingeschaltet” worden sein 
(8. 101). Es ist doch leicht einzuschen, dass sich 7 vor den Liquiden 
1, n ebenso in e verwandelte wie bei me lo, fe ne statt mi do, #i ne, 
und dass / nur ein graphisches Zeichen ist, um mit g/ den mouillierten 
Laut vor @ darzustellen, — Unter den unregelmäßsigen Zeitwörtern findet 
man nicht nur, wie schon oben erwähnt, pagare und caricare , son- 
dern auch sonare, von dem es heilst: "Dieses Zeitworf bekommt in 
einigen Personen der gegenwärtigen Zeit ‘zwischen 3 und o cin # 
(8. 155). Man fragt da mit Recht: blofs dieses Zeitwort und nicht 
z. B. auch giocare, bei älteren Schriftstellern frorare, provare u. s, w.t 
Und in welchen Personen geschieht diese Einschiebung? Und wie 
kann man endlich einen phonetischen Vorgang, der sich in allen Wort- 
arten zur Geltung bringt, als eine Unregelmäfsigkeit in der Flexion be- 
trachten? Mit demselben Rechte sollte matı seuo/a, buono neben scolure 
und done& als unregelmäfsige Bildungen ansehen. Ebenso finden wir 
5. 203 coprire als unregelmälsig angeführt, weil es unter jene Zeit- 
wörter gehört, “welche in einigen Personen seiner Zeiten das # vor 
dem 0 haben’ Abgeschen nun davon, dass die Formen euapro cuoprona 
weit seltener als die mit einfachem Vocale eopro coprono gebraucht 
werden, s0 ist hier von keiner Unregelmälsigkeit die Rede, sondern 20 
entspricht wie immer betontem lateinischem ö (cuopro aus cööperia 
mit retrahiertem Accente wegen der ‚Syneope im Inhnitives coop’rire 





122  Ital, Gramm, erkl, v. Zerdi u. a., ang. v. A. Mussafla. 


3. Conj. als unregelmälsig betrachtet wird, kann als gleichgiltig hinge- 
nommen werden, nicht aber, dass als Muster jener Verba, welche die 
doppelte Form zulassen, sad/re, welches s#/ge und salisce bildet, an- 
geführt wird. Ebenso wenig dürfen eompiere eompire, adempiere 
adempire hieher gerechnet werden. Die Formen compio adempio u.s.w. 
sind aus eompiere adempiere herzuleiten, während compire adempire 
als Verba der 3. Conj. nur die Form auf -isco bilden. Noch befrem- 
dender ist die Angabe, dass maledire "wie salire einen doppelten Aus- 
gang habe: malediieo und maledisco’ ’). — Von zalere heilst es 
(8. 217): “abgesehen davon, dass es mangelhaft ist, ist es auch unper- 
sönlich” Alle Grammatiken führen £alere unter den defecliven Verbis 
ang; mit welchem Rechte, weils ich nicht, da es doch in allen Zeiten, 
freilich nur in der 3. Sing., welche es seiner Bedeutung wegen allein 
zulässt, gebräuchlich ist, — Über die Bildung der Adverbia aus Adjec- 
tiven vermittels des nummehr zum Suflixe gewordenen Wortes mente 
sagt der Hr. Vf,, dass "die Beiwörter, welche in beiden Geschlechtern 
mit e ausgehen, diesen Endbuchstaben in der Bildung des Nebenwories 
verwerfen Alle Beiwörter doch nicht; sondern nur jene, welche vor 
dem e ein Z oder r haben: aus /edele, fedelmente, aus ceiere, celer- 
mente; aber comune comunemente, felice felicemente, 

Ich gehe nun zur Syntax über. Über den Gebrauch des be- 
stimmenden Artikels wird nur unbedeutendes mitgelheilt, über die so 
wichligen Abweichungen der beiden Sprachen in der Anwendung des 
nichtbestimmenden Artikels findet sich aber gar keine Andeutung. — Der 
‚Abschnitt über die Vorwörter ist schr spärlich und berücksichtigt fast 
aur ihre Anwendung bei der Auflösung der deutschen zusammengesetz- 
ten Hauptwörter und bei “adverbialischen Sätzen und Redensarten. 
Unter diesen findet man auch egäi abita dallo zio, vieni da me. — Bei 
‚der Lehre von der Gomparation sind die Angaben über die Weise, wie 
‚das deutsche als zu übersetzen sei, höchst mangelhaft, Es heifst da 
‚blofs (S. 65): ‘Als wird durch che oder d# mit dem Artikel verbunden 
‚sowol für Personen als für Sachen gegeben” Der Artikel ist etwas rein 
zufälliges; findet er sich vor dem zweiten Gliede der Vergleiehung, so 
‚verbindet er sich nach dem gewöhnlichen Vorgange mit dem di; sonst 
aber nicht. Im Satze Pietro & pi diligente di Paolo entspricht dem 
leutschen "als” das blofse Vorwort di ohne Artikel. 8. 66: "Die dritte 
Vergleichungsstufe ist absolut, wenn sio eine Eigenschaft im höch- 
sten Grade, ohne irgend eine Beziehung zu einer anderen Person oder 
Sache ausdrückt” 

Die Schwierigkeiten, welche die richtige Anwendung der Prono- 





”) Wenn der Ir. Vf. ($. 203) sagt, dass die inchoative Form "in der 
2. und in der 3, Person beider Zahlen der gebietenden Art’ ge- 
braucht wird, so drückt er sich sehr undeutlich aus. Es soll wol 
'heifsen: "in der 2, der Einz. und in der 3, beider Zahlen.” 





Hal, Gramm., erkl. v. Zerdi u. a, ang. v. A. Mussafa, 123 


mina personalia den Anfängern darbietet, sind ziemlich grofs, denn bier 
bietet sich eine Fülle von Formen dar, welche sowol in Bezug auf ihre 
Wahl je nach den verschiedenen Nüancen des Gedankens als betrefls 
ihrer Verbindungen und ihrer Stellung manche Eigenthümlichkeit er- 
geben, Ich würde jeden, der einen deutlichen Beweis von der Unbe- 
hilfliehikeit des Vortrages im vorliegenden Lehrbuche zu haben wünscht, 
auf diesen Abschnitt hinweisen. Dass sich jemand aus den Worten des 
Ern. V£’s auch nur einen annäbernden Begriff über die besprochenen 
Verhältnisse bilden könnte, halte ich geradezu für unmöglich. Eine 
eingehende Kritik wäre langwierig und nutzlos. — Um so mehr will 
ich einen Augenblick bei den Possessivpronominibus verweilen, Ich 
muss damit anfangen, dass ich an bekanntes erinnere. 1. Im Deutschen 
ist das pron. pogs. verschieden, je nachdem der besitzende Gegenstand 
männlich oder weiblich ist; im ersten Falle wendet man sein, im 
zweiten ihr an: im Ital. hat man nur das Fürwort #40. 2. Der Doppel- 
sinnigkeit der Possessivpron. "sein? und ihr’ (= Iat. suss und ejus, 
eorum, earum) wird häufig durch die Anwendung des Pron. “dessen” 
vorgebeugt; dasselbe geschieht im Ilal. in Bezug auf su0 (= lat. suus 
und e/us), indem, wenn sich der durch das Pron. angedeutete Besitz 
auf das Subject zurückbezieht, das Possessivpron. 340, wenn er sich auf 
eine von dem Subjecte verschiedene Person bezieht, den Genitiv des 
Personalpron. di dad, di dei angewandt wird. Diese zwei ganz ver- 
schiedenen Bemerkungen werden vom Hrn. Vf, in folgende vermengt, 
welche sich nur durch ihre Unverständlichkeit von dem Vorwurfe der 
Unrichtigkeit rettet. $. 113: "Wenn der Gegenstand, dessen Besitz man 
anzeigt, sich auf das Hauptobjeet nicht bezieht, sagt man anstatt 
suo, sua, suod, sue: di Iui. di lei, di dor o*). Diese Regel muss streng 
beobachtet werden, um jede Zweideutigkeit zu vermeiden, da der ltalic- 
ner für das deutsche 'sein’ und "ihr’ eine einzige Bedeutung hat, 
nämlich sus, wenn der Gegenstand (also nicht die Person wie im Deutschen) 
männlich und sua wenn er weiblich ist! Ganz unrichlig ist es dann, 
dass der Satz: "Er liebt Ida und seine Multer” mit e94 ama Ida e du 
U Tal madre zu überselzen sei. 

Eine Vermengung ganz verschiedenartiger Vorgänge findet sich 
auch 8. 197. "Cs in der 2. und 3. Endung wird sehr zierlich ohne 
Vorwort ausgedrückt? Das Vorwort a kann in jedem Falle weggelassen 
werden; zi nur dann, wenn es vom Substantive des Relativsatzes (ob 
‚Subjeet oder Object ist gleichviel), nicht aber vom Verbum desselben 
abhängig ist. Man sagt wol: midi #4 mercante, la cui casa com- 
u ae 


% u habe a hei Bai dee Be Besprechung des Buches Fabbrucci's be- 

‚eher nicht gehört, Sowol lat, domum suam 

ne ara dor; earum d. vend. heilst ital, nur went 

deitera la loro casa. tahakene könnte ınan im ersten Falle de- 
‚Deutlichkeit wegen vendettere la propria ar 





124 Ital. Gramm., orkl. v. Zerdl u. &,, äng,'v. A, Mussafle, 


perusti, statt da casa di cui, aber nicht dJ mercante, cu parlammo 
‚Jerd öder eud ti Aldi für di eui park, di ent fi fidi. 

Unter den Beispielen von verneinenden Fürwörtern, welche bei 

Sätzen der Frage oder des Zweifels an die Stelle der unbestimmten 
treten — anete ntente di buono, cercate se v' e nulla — findet 
man auch sensa dir nulla. Dieses Beispiel ist unpassend, und musste 
in die Bemerkung über die im Italienischen nolhwendige doppelte 
Verneinung aufgenommen werden. Yon letzterer führt nun der Hr, VL. 
fast ausschliefslich solche Beispiele an, wo das verneinende Pro- 
nomen als Subject erscheint und folglich auch vor das Verbum treten 
könnte — non da saprd nissuno , non lo vide niuno — wobei er hin- 
zufügt, dass es, seiner Meinung nach, richtiger sei nessuno la sap, 
ntuno lo #. zu sagen. Allerdings; aber Sätze wie “ich sagte nichts, 
ich kümmere mich um nichts? müssen döch gewöhnlich mit non dissi 
nulla, non mi curo di mulla übersetzt werden. Dass die verneinenden 
Sälze sich als solche schon vor dem Prädicate ankündigen müssen, ist 
ein festes Gesetz der Sprache, 
“ 5. 142. "Ouadungue sagt man nur von Sachen und ist von einem 
Hauptworte begleitet! Schon der vom Hrn. Vf. selbst angeführte Satz 
'sfido un uomo qual. widerspricht dem ersten Theile dieser Behaup= 
tung. Dass gualungue, welches allerdings am häufigsten als Adjectiv- 
pronomen gebraucht wird, auch substantivisch erscheinen kann, be 
weisen Stellen wie Bafle col remo qualungue 8’ adagia Inf. 3, 111. 
Qualungue priva se del vostro mondo ibid. 11, 43. Qual. trade ibid. 
11, 66 ws. w. 

' Dber das Genus verbi finden sich nur zerstreute Andeutungen. 
In diesem Abschnitte der ital. Grammatik handelt es sich hauptsächlich 
darum, die verschiedenen Verhältnisse jener Zeitwörter darzustellem, 
welche in Begleitung von Personalpronominibus derselben Person mit 
dem Subjecte erscheinen, und gewöhnlich ohne Unterschied Rellexiva 
genannt werden. Der Hr. Vf. unterscheidet $, 147 richtig zwischen 
jenen Fällen, wo das Pron. im Accusative und jenen, wo es im Dative 
steht, Nicht zu billigen ist jedoch, dass es von pentirsi heilst, das 
Pron. stehe hier "in der 4, Endung, denn 40 pento me, tu pentt te 
gibt keinen Sinn, S. 220 wird von den unpersönlichen coneiene, 
‚disdice, semdra, pare gesagt, dass "kraft einer Eigenheit der Sprache 
ian einigen derselben manchmal die Partikel si hinzufügt’ Ich will 
mich nicht damit aufhalten, nachzuweisen, dass disdice ohne Pron, fast 
nie vorkommt, und dass weder bei diesem Yerbum noch bei conriene 
das Pronomen durch eine ‘Eigenheit” der Sprache hinzugefügt wird: 
wol aber muss ich fragen, wie sich folgende zwei Beispiele mit obiger 
Bemerkung zusammenreimen, Zuerst: Wi pare che sia giusto? Wo 
findet sich bier die Partikel sö? Welcher Unterschied ist zwischen 
der Wendung vi pare = pare a vol und pare a vostro fratello? Noch 
sonderbarer nimmt sich folgender Satz aus: Ne/ zuo Jetta placidamente 


tal. Gramm, erkl. v. #illppi, Fornasari u. a, ang. v. 4. Mussafla. 12% 


s# dormiva “sie schlief ruhig in deinem Bette” Ist doriniva ein unper- 
sönliches Zeitwort? Und stellt nicht hier das 84 einen ethischen Dativ 
dar, welcher dem Zeitworte gleichsam eine mediale Bedeutung verleiht? 
Ein solches Zusammenwerfen von ganz verschiedenartigen Fällen ist bei 
einem Lehrbuche nie genug zu rügen. 

'8. 224 heifst es, dass das Mittelwort der gegenwärti- 
gen Zeit auf -anfe -ente ausgeht, und unmittelbar darauf liest mans 
“Das Mittelw. der gegenw. Zeit, auch Gerondi vo (sie) genannt, 
wird häufiger als das’zeitwörtliche Beiwort gebraucht” Dass im Satze 
mt legge questa storia facendo colasione die Wörter fae. col. "während 
ich frühstückte’ bedeuten können, ist falsch. Ebenso unrichtig ist es, 
dass der Satz “ich habe sie schreiben gesehen’ durch £' Ao reduta 
serdvendo übersetzt werden könne, 3 

Die Regeln über die Congruenz des Parlc. Pass, (8. 226—228) 
enthalten so viele Unrichtigkeiten und offenbare Widersprüche, dass ich 
mich begnügen muss nur ein einziges Beispiel anzuführen, und die 
Prüfung des übrigen dem Leser zu überlassen. S. 228 heilst es, man 
müsse sagen da giorine che ho veduto ballare, nicht veduta, "weil 
der Aceusativ unmiltelbar von der unbestimmten Art "und nicht von dem 
Mittelworte abhängt” Einige Zeilen darauf aber findet man # Ao veduta 
serivere “ich habe sie schreiben gesehen, nicht veduto, da eine Person 
nicht geschrieben werden kann. Sind die zwei angeführten Fügungen 
nicht vollkommen gleich ? Und kann etwa ein Mädchen getanzt werden? 

Ich glaube, dass aus dem bisher gesagten zur Genüge erhellt, wie 
wenig die vorliegende Arbeit selbst den bescheidensten Anforderungen 
entspricht, welche man an ein Lehrbuch zu stellen berechtigt is. Um 
so erfreulicher ist es mir erklären zu können, dass man sowol aus den 
Anmerkungen zu den Übungen als aus den einzelnen Beispielen deutlich. 
ersieht, dass es seine Muttersprache ist, welche Hr. Zerbi uns lehren 
will, Man begegnet wol hie und da manchem Provincialismus, mancher 
falschen Eleganz; im ganzen jedoch macht die Nlielsende und häufig 
aumuthige Sprache einen recht angenehmen Eindruck. 

Die sehr vielen Druckfehler der 1. Ausgabe wurden in der 2. 
zum Theile berichligt: dafür aber ward letztere wieder durch eine be- 
trächtliche Anzahl neuer ‘vermehrt und verbessert. 

4, Ausführliche theoretisch -praklische italienische Sprachlehre 

von Domin. Ant. Filip pi. Fünfzehnte bedeutend veränderte Origi- 

malen: bearbeitet von Laurenz Fornasari Edien von Verce, 

f. der italien. Sprache und Literatur an der k. k. Theresianischen 

Akademie, Docent der deutschen Sprache an der k. k. Universi- 

tät ete, Wien und Nürnberg, Ferd. Klemm undJ. L. Lotzbeck, 1860. 
8. (IV u. 408 8.) — 2.0.76 kr. ö. W, 

_ Diese Veröffentlichung darf wol als eine Art Jubiläumssehrift an- 

geschen werden, da der ursprüngliche Verfasser eben im Jahre 1760 

‚gehoren ward, Leider aber hat das vörliegende Buch, aufser den Über- 


126 Ital. Gramm,, erkl. v, F4lippi, Fornasari u. a., ang. v. 4. Mussafla. 


setzungsübungen, sehr wenig mit der ursprünglichen Grammatik von 
Filippi gemein, Davon kann sich jeder überzeugen, welcher die 9. Aus- 
gabe (Wien, Hübner und Volke, 1817) zur Hand nimmt, die letzte näm- 
lich, welche Filippi selbst besorgen konnte, da er in demselben Jahre 
starb. Ich kenne die Geschichte dieses Buches nicht, und "weils daher 
nicht, in wie weit die jetzige Ausgabe mit denjenigen zusammenhängt, 
welche im Zeb’schen Verlage zu Nürnberg schon bei Lebzeiten des Ver- 
fassers erschienen, und gegen welche sich letzterer streng verwahrte, 
In jedem Falle glaube ich, dass er dasselbe auch in Bezug auf vor- 
liegendes Buch gelhan hätte, und ich halte es allerdings für ein un- 
schickliches Verfahren, das Buch eines verstorbenen durch allerlei Zus 
thaten so weit zu verändern, dass es unkenntlich wird, und dasselbe 
dennoch unter dem Namen des ursprünglichen Verfassers herauszugeben, 
Dominik Anton Filippi zeigt sich in seiner Grammatik als ein Mann, 
der seine Sprache gründlich verstand und dieselbe auf vernünfige _ 
Weise beizubringen wusste, Der Mangel an grammatischer Genauigkeit 
und der nicht immer fein ausgebildete Sinn bei der Wahl der Ausdrücke 
sind auf Rechnung der Zeit, in welcher er lebte, zu setzen. Prüft man 
sein Lehrbuch, so Aindet man die ganze Theorie in wenig mehr als 
100 Seiten enthalten, sie ist aber im allgemeinen bündig, klar und richtig. 
Jede unnöthige Abschweifung, jeden leeren Phrasenkram vermeidet er sorg- 
fällig. Ganz das Gegentheil findet sich im vorliegenden Buche. Dass 
mehrere Bearbeiter nach und nach daran Hand gelegt haben, bemerkt 
Man beim ersten Anblieke; um so mehr muss ich dasselbe in seiner 
jetzigen Gestalt beurtheilen, ohne mich über das Verhältnis der Autoren 
unter einander weiter zu kümmern, 

'Wenn ich sage, dass die Eintheilung des Stoffes dieselbe ist 
wie bei allen systematischen Grammatiken, so erspare ich damit dem Leser 
eine Menge Wiederholungen, Alle oben angedeuteten Übelstände finden 
sich in dem vorliegenden Buche wieder, nur mit dem Unterschiede, 
dass die Erörterung der einzelnen Regeln häufig noch verworrener und 
die Vermischung von Formen- und Satzlehre noch störender ist. als es. 
selbst bei dem befolgten Principe nöthig gewesen wäre, So findet sich 
2. B. mitten unter den Regeln über die Anwendung des Artikels vor 
Eigennamen die Bemerkung über den Gebrauch von dem bestimmenden 
Arlikel und dem prädicativen Adjective in Sätzen wie egli ha i capelli 
diondi (8. 81), und mitten unter den Angaben über Flexion der Adjec- 
tive sind Weisungen über deren Congruenz eingeschoben (8. 180—184) 
u. s. w. Eigenthümlich sind überdies vorliegendem Buche die Bemer- 
kungen bald allgemeinen, bald speciellen Inhaltes, die zur Erklärung der 
verschiedenen Spracherscheinungen geboten werden. Die Schwülstigkeit 
des Ausdruckes steht, wie gewöhnlich, in geradem Verhältnisse zu der 
Hohlheit der Gedanken. Ich werde den Leser keineswegs mit vielen 
Beispielen belästigen; einige muss ich jedoch zur Beglaubigung meiner 
Worte anführen. Schon $. 1 bietel eine merkwürdige Varialion der 


Ntal. Gramm., erkl. v. Filip, Fornasari u. a., ang. v. A. Mussafla. 127 


beliebten Redensart über den Wohllaut der italienischen Sprache: ‘Die 
ital. Sprache hat den Charakter der Weichheit, und durch das glück- 
liche Zusammenspielen der Vocale entgeht sie den beschwerlichen Aspi- 
rationen, die man den nördlichen Idiomen zum Vorwurfe macht. Die 
Geselze des Wohllautes bilden die ersten Grundpfeiler ihres gramma- 
tischen Gebäudes, daher die logischen Begriffe gewissermafsen der 
musikalischen Harmonie untergeordnet zur Seite stehen. — 8, 246 leitet 
die Abhandlung der Augmentativ- und Diminutivsuffixe in folgender Weise 
ein: "Die Begriffe des Grofsen und Kleinen, wie die dadurch geweckten 
‚oder sie begleitenden Empfindungen, stuft die italienische Sprache so 
mannigfaltig und in 80 feinen Zügen ab, dass man sie darin als-Meisterin 
in den neueren Sprachen erkennen muss, Durch ihre merkwürdige 
Biegsamkeit hat der Italiener eine Menge Sylbenformen erfunden, die er 
willkürlich den Wörtern anhängt und ihnen auf diese Weise einen 
ebarakteristischen Begriff beilegt, je nachdem die Vooale sich gestalten 
und die Consonanten mit ihnen verbunden werden. So liefert die Pro- 
sodie die vortrefflichsten Laute, wie swMro, spfeeiati, partitt, bri- 
ido ete., welche alsogleich den Begrii der Geschwindigkeit auffassen 
lassen. Die überreiche Quelle dieser unnachahmlichen Harmonis liegt 
an den Buchstabenlaut und deren Combination u. s. w” — Über die 
Congruenz des Part, Pass. heifst es: ‘Der Wille übt stets seine gewal- 
tige Hand über die Sprache aus, daher bleibt es ihm überlassen, das 
Partieip im Italienischen entweder als Adjeeliv oder wol auch als Zeit- 
wort zu betrachten’ Und nach Aufstellung einer durchaus unbegründeten 
Unterscheidung wird hinzugefügt: "Diese Ansichten bewähren sich bei 
allen Classikern mehr oder minder, und gehören mit zu dem unab- 
änderlichen Prineip dieser intelleetuellen Herrschaft, wodurch der Geist 
dieser Sprache begründet worden ist! 

An diesen Citaten, dio ich sehr leicht bedeutend vermehren könnte, 
wird man schön bemerkt haben, dass der Verf. neben den Verstöfsen 
‚gegen den Gedankenzusammenhang sich manche auch gegen den deut- 
schen Ausdruck zu Schulden kommen lässt. So finden wir 8. 200: 

"Im Deutschen werden (bei der Vergleichung) die beiden vergleichen- 
den Objeote ') gewöhnlich durch die Partikel als verbunden’ Die 
Alfıssi (franz. pronoms conjoints) nennt er "verbindende Formen’ 
(8. 299). Und $. 308: "Die andere Form ?): anna # miel Ubrt gibt die 
Gesammtheit der besitzenden Bücher zu verstehen? — $. 398: “Die 
leidende Vorstellung” hat gleich den anderen lebenden Sprachen keine 
besondere Form’ — $. 427: "iacere verdoppelt das c nicht, um mit 
tacciare in der Bedeutung nicht zu verwechseln’ u. s. 





Der Verf, Eoberach bier, und anderswo dieses Wort in der Be- 


‚dantunk von 
’) Der ferf, je "von "Formen, wenn er auf die eine oder 
‚ die andere ‘ iktische Fügung” aufmerksam machen will. 2 


e. 


128 Ital, Gramm, erkl. v. Aulippt, Fornasari u, a, ang, v. 4. Mussafia. 


Wenn wir nur die im vorliegenden Buche erörterten Regeln durch- 
schen, so finden wir, dass sowol der Inhalt als die Fassung derselben 
sehr viel zu wünschen übrig lässt. Der Mangel an jenen ersten gram- 
matischen Kenntnissen, die einem Elementarschüler schon geläufig sind, 
die Unbestimmtheit der aufgestellten Regeln, welche häufig aus speeiellen 
Fällen auf eine ganz äufserliche Weise hergeleitet werden, das Fehlem 
jeder Ordnung, wodurch nicht selten Wiederholungen und Widersprüche 
sich ergeben, dies alles bewirkt, dass das Buch als keine Bereiche- 
zung der vorhandenen Lehrmitiel angesehen werden darf, Wenn ich 
hoffen könnte, dass man mir aufs Wort glaube, so würde ich hiemit 
abbrechen; wer aber das Recht zu urtheilen für sich in Anspruch 
nimmt, der muss sich auch der Pflicht zu beweisen unterziehen, und so 
möge ein drittes Verzeichnis von Stellen folgen, die selten eines Com- 
mentars bedürfen, da sie schon an und für sich beredt genug sprechen. 

8. 80. Bildung der Mehrzahl: ‘Die gröfsere oder geringere Zahl 
eines Objectes wird durch den Endvocal bezeichnet, der nach dem eigen- 
thümlichen Wortlaut der Sprache seine Bestimmung erklärt! — 8. 178- 
"Abstracte Substantive wie /a veritä, la falsitd werden oft gern ad- 
jeclivisch gebraucht, daher # vero, 44 falso, als ob nicht gerade das 
Gegentheil stattfände, und das Adjeetiv in substantivischer Bedeutung 
‚gebraucht würde, Weiter heilst es: ‘So hat sich der Italiener eine 
Menge anderer Adjeclive geschaflen: arsura estiva, colonne marmoree, 
nastoni orientali. ; Der Zusammenhang zwischen den zwei Bemerkungen 
ist nicht gleich ersichtlich, und dass die italienische Sprache diese Ad- 
jeetive nicht geschaffen hat, braucht kaum erwähnt zu werden. 

8.457: "Auch Adjeetive und Adverbien sind von dieser Präpo- 
sition (a) abhängig: ufle al publico, contro a eo. Man sollte 
meinen, dass das Adjectiv die betreffende Präpos. erfordere, dieselbe 
regiere, nieht aber, dass es von derselben abhängig sei. 

8.291: "Die Stunden des Tages werden elliptisch gebildet -$. 233: 
"Der Zeitraum von einer oder zwei Wochen wird durch Präpositionen 
ausgedrückt: in fre giorni, fra quindtci giorni Sagt man nicht ebenso 
gul: /ra Zre selfimane, in venli anni? 

$- 203 bei der Lehre der Vergleichung: “Die Construetion ver- 
tolgt sich mit d4 bei einem Verb: spende piü di-quet che guadagna., 
Man sieht gleich, dass wenn diese Wendung gewählt wird, die Ver- 
gleichung nicht zwischen den zwei Zeitwörtern geschieht, sondern auf 
das Pronomen bezogen: wird. Wenn die Zeitwörter, oder die Prädicate 
im allgemeinen, mit einander verglichen werden, kann nur che ge- 





braucht werden, r 
$. 146. "Wenn im Deutschen zwei Hauptwörter erklärungsweise 
im gleichen Verhältnisse auf einander folgen...., so kommt der zweite 


Gegenstand in den Genetiv’ Als Beispiele werden nieht nur "ein Pfund 
Zucker, ein Stück Braten u. s. w., wo übrigens auch im. Deutschen 
" Zucker, Braten’ blofs nicht mehr gefühlte Genelive sind, ‚sondern auch 





130 Ilal, Gramm,, erkl, v. llippi, Fornasari u. a. ang. v. 4, Müssafla. 


"Object" häufig blofs "Gegenstand”’ ‘versteht; selbst aber, wenn er das- 
selbe in seiner grammatischen Bedeutung gebraucht, lässt er sich höchst 
befremdende Ungenauigkeiten zu Schulden kommen. $. 322. "Wenn die 
Demonstrativa auch durch das Verb essere getrennt erscheinen, so sind 

. sie doch nicht weniger auf ihr Object relativ: questi sono id miei 
dbri! — $ 360. “Stellt man die negaliven Pürwörter als Object nach 
dem Verb, dann muss die Negation vorangehen: Non e' d niumo? 
Ist Niemand da ? 

Die zablreichen und an den verschiedensten Stellen zerstreuten Au- 
gaben über das Genus verbi enthalten sehr viele Unrichtigkeiten. 
Der Verf, scheint von dem Grundsalze auszugeben, dass alle Zeilwörler, 
bei denen essere zur Bildung der Conjugatio periphrastiea dient, passi- 
ver Natur sind. Weil nun die italienische Sprache allerdings dem 
essere den Vorzug gibt, so meint der Verf., dass "die passiven 
Sätze im Italienischen vorherrschend seien’ (8. 377) Wenn beim Ver- 
bum neutrum sich häufig dort essere findet, wo z. B. im Französischen 
apoir gebraucht wird (2 paruto, & dastaro, € cos/ato) , so bemerkt der 
Verf., dass 'man in dem historischen und poelischen Stile häufig die 
passiven Sätze findet” ($. 405). — $. 419 ist zu bemerkenswerth, als 
dass ich mir versagen sollte, denselben ganz herzusetzen: "Die meisten 
Grammatiker nennen Neutrali die unpersönlichen Zeitwörter, die aber 
im Grunde nichts als reine Attivi sind, weil das fehlende Object ge- 
wölnlich durch eine Ellipsis erklärt werden kann, Sagt man z, B. io 
riposo sul sofä, so ist natürlicherweise der Körper das Objeet, welches 
auf dem Sopha ruht. Bei dem Worte gridare kann die Luft zum Ob- 
jeet dienen; sagt man doch auch: gridare una cosa "etwas ausrufen. 
— Soffiare \wehen, blasen;’ was? 7’ aria "die Luft, Gegenstand der 
Handlung, welche darunter verstanden wird, Mit ausgedrücktem Ob- 
jeet sagt man+ soffiare tl naso oder soflarst il naso "sich schneuzen,' 
solar la polvere "den Slaub wegblasen, cenare, pransure, merendare 
una cosa. Balenare, lampeggiare haben die Luft zum Objeete: dalena 
‘es blitzt’ nänlich 4 c#eio; "der Blitz beleuchtet die Luft’ egä Zam- 
peygia F uria, Bei pforere, nevicare, yrandinare, gelare ist unstreitig 
‚das Wasser das Object dieser Zeitwürter, denn man sagt: # freddo 
gela V acgua, # flume, le plante ‘die Kälte gefrieret das Wasser, den 
Fluss, die Pflanzen; ptore un’ acgua minuta "es fällt ein feiner Regen. 
— Die pronominalen Zeitwörter sind ebenfalls sehr undeutlich abge- 
handelt: man findet dabei # rimani mit tu rimani te (8. 289), si 
muore mit muore se ($. 413, Anm.) erklärt. $. 409 sagt: ‘Das Zeit- 
wort ist reeiprok mit einem doppelten Subjecle, wo immer ein Theil 
desselben dem anderen zum Objeete dient, wie: 84 /odano! 

Aus der Lehre der Modi bemerken wir zuerst $. 438: ‘Der In- 
diealiv steht, wenn die altributive Bedeutung als eine wirkliche 
bezeichnet werden soll’ $. 442 bespricht die Construction des Acou- 
salivus cum infinitivo: conosco dui esser malvagio, il conte conoscendo 





152 Mal, Gramm, erkl. v. Aufippi, Fornasarl u. a., ang. v. A. Mussafla. 


nudrisse. In der Wendung Za faccla che ho vedulto iImpallidire ist 
faceia kein Object zu impallidire, sondern Subjeet desselben, und 
müsste folglich mit veduro congruieren, was übrigens bei der Freiheit, 
welche die ital, Sprache in Bezug auf Syntax geniefst, auch unterbleiben 
kann, Die weit strengere französische Sprache müsste sagen da demot- 
selle que j’ ai vwe (wicht er) pälir. Noch weniger passend ist das dritte 
Beispiel: /a feneressa che ha provauto mio padre. Man wäre in der 
That versucht zu glauben, dass sich durch ein zufälliges Versehen dieser 
Satz aus einer anderen Stelle hieher verirrt hätte, wenn die beigegebene 
Erklärung nicht jeden Zweifel unmöglich machte. Denn es heifst: 
“Hier sind dmpallidire und nicht vedwo, nudrisse und nicht ereduto 
die regierenden und herrschenden Zeitwörter. Endlich pronatro 
geht auf den Nominativ mio padre und nicht auf das 
Object tenereszu” 

Dass die Ellipsis eine bedeutende Rolle in der Erklärung der 
Spracherscheinungen spielt, ist leicht zu denken. Denn "die italienische 
Sprache, scheinbar so leicht, ist mit elliptischen Phrasen und künst- 
lichen Wortsetzungen angefüllt, daher ein gründliches Studium derselben 
nie ohne Schwierigkeit bleiben dürfte. Nur durch die Analysis lernt 
man jene grammatischen Probleme zu lösen , welche so häufig bei den 
Classikern vorgefunden werden” Solche Analysen schen dann jenen 
ganz ähnlich aus, denen wir schon in der Grammatik von A. Fabrucei® 
begegnet haben. Nach $. 106 "gibt ia den Hauptbegriff des Inneren. 
Wenn man aber 7/ cappello in capo, U anelto in dito sagt, so sind das 
‚elliptische Wendungen, die vollständig /m (torno al) capo, dito lauten 
würden (8. 111), Ebenso ist niene di Francia aus (dal regno) di 
Franciaz usciamo di qui aus (dal iuogo) di qui zu deuten (8. 151). 
Elliptisch ist auch sopra (la persona) di me, dietro (le spalle) di nat, 
Alle Fügungen von Verbis, welche die Präposition di regieren, sind 
nur “elliptische Formen, wobei Mittelsätze (?) zu verstehen sind: de- 
mandare di uno, accusare di furto, temere di uno, wivere di 
Ztmosina. 

Wenn wir nun noch einen Blick auf die Formenlchre werfen, 
so finden wir wieder die schon oben gerügten Unrichtigkeiten,, die ein 
Lehrbuch dem anderen treulich nachschreibt, Mogii ist eine unregel- 
mäfsige Bildung ($. 83). Nomina auf eio, glo, glio verlieren in der 
Mehrzahl das # (8. 84); riso "Reis und Lachen” bildet # risd und de 
risa ($. 92), womit auch migZlo “llirse und Meile” zu vergleichen, das 
d migli und de miglta bildet. Auch soll 4 ditd “die Finger’ und Ze dita 
“die Zehen” bedeuten, was jeder Begründung entbehrt. Griffelino, wel- 
chen Dante mit den Worten: 0 tu che con de dita ti dismaglie an- 
redete, kratzte sich wirklich nicht mit den Zehen. — Unter den Adjec- 
tiven auf #0 mit belonfem d findet man neben 2/0 und mio auch vario 
‘verschieden;” unter den Zeitwörtern auf Zre auch empiere und dessen 
Composita. Söllte wirklich. der Verf, nicht wissen, dass man rärlo, 





134 Ital, Gramm., erkl. v. Zilippi, Fornasarl u. a., ang. v. A. Mussafıa. 


Phrasen mitgetheilt, die kein neuerer Schriftsteller, der sich von Affee- 
tation frei hält, gebrauchen würde: um wie weniger darf sie der Fremde 
in seine Rede oder Schrift aufnehmen. Wenn dann daneben provineielle 
oder geradezu unitalienische Ausdrücke vorkommen, was im vorliegen- 
den Lehrbuche ebenfalls häufg genug geschieht, so wirkt diese An- 
näherung ziemlich wunderlich, und dürfte diesen Eindruck im Munde 
des Lernenden noch in weit gröfserem Malsstabe hervorbringen. Man 
sollte nie den zunächst liegenden Zweck eines Lehrbuches einer neueren 
Sprache vergessen, und deshalb nie unterlassen, das was man blofs zum 
Verständnisse der älteren Literatur mittheilt, von demjenigen zu unler- 
scheiden, was der lebenden Sprache angehört. 

Den Schluss des Buches bilden einige Bemerkungen über die 
"italienische Versart, welche ihrer Absonderlichkeit wegen die Mühe 
des Nachlesens lohnen, Hier ist natürlich nur für ein par Citate Platz: 
8. 660.*Der Reim....fordert einen Gegenreim, und somit sind zwei 
Verse, was man Distichon nennt, wie Hexameter und Pentameter, un- 
streitig die ursprüngliche Gestalt der Strophe’ — $. 666. ‘Die Helden- 
gedichte, Ouava rima (!), sind dreierlei Art...Erstere Art (eradca serio) 
wurde in verst scioltd von Trissivo in seinem /lalla lberata nur 
schwach behandelt...Die zweite Art, erofco-romnnesco, ist ltalieng Ro- 
manlik. Darin zeichneten sich aus ein Pulci in seiner Morgunte mag- 
giore, ein Bojardo in seinem Orlando innamorato, Tasso’s Vater in 
seiner Amadige’ 9. — 8. 667. "Dante hat sein... Werk...in Terzinen 
geschrieben. In ihnen muss sich der 1. Vers mit dem 3, der 2, aber 
mit dem 1. und 3. Verse der folgenden Strophe einsilbig reimen.” — 
Will man eine Definition des Sonelts? 8. 670 bietet dieselbe. "Das ital. 
Sonett ist eine Gelegenheitsdichtung, denn es gibt keine Taufe oder 
Heirat und kein Begräbnis, wobei nicht sogleich ein Sonelt erscheint. — 
8. 671. “Die dramatische Poesie ist «insilbig, in rersi scioli ge- 
schrieben. 

Ein sehr kurzer Abschnitt über die Geschichte der italienischen 
Literatur rührt von Filippi her, und bricht folglich mit dem vorigen 
Jahrhunderte ab, Ja sich der neue Herausgeber nicht. die Mühe ge- 
nommen hat, denselben bis auf unsere Zeit fortzuführen. Wer die Nach- 
lässigkeit kennt, mit der man Literaturgeschichte im vorigen Jahr- 
hunderte betrieb, wird dem guten alten Filippi manche Misgriffe gerne 
nachsehen; sonderbar aber bleibt es, dass im Jahre 1860 ein Lehrbuch 
der italienischen Sprache behauptet, dass wir Sprachdenkmäler vom 
11. Jahrhunderte besitzen ("due 0 tre secoll prima dei secolo qualtor- 
dicesimo"), dass fast zu gleicher Zeit mit Friedrich II. die Provenzalen 
zu dichten begannen, dass unter den Vorgängern Dante’s sich besonders 
Giovanni Villani auszeichne ! 


*) Der Verf. hält vielleicht Morgante und Amadigi für Frauennamen. 





136 Zirmbauum, Grundzüge der vergl. Erdkunde, ang. v. A. Steinhuuser. 


sätze zum Muster nehmen, Fand denn der Ir. Verf. in der ganzen ital, 
Literatur keinen geeigneten Stoff, um einige Seiten auszufüllen 2 


07 fi 
Wenn ich nun auf den Inhalt dieses zweiten Artikels. zurück- 
blicke, so bemerke ich mit Bedauern, dass ich fast nur Gelegenheit 
zum tadeln fand. Dass diese Aufgabe für mich durchaus nieht erfreu- 
lich sein konnte, ist leicht zu denken: ich hielt es aber für nöthig, den 
in Deutschland Iehrenden Italienern anzuempfehlen, sie möchten doch 
einmal sowol für grammatische Genauigkeit im allgemeinen, als für 
Richtigkeit in der Anwendung ihrer eigenen Sprache gröfsere Sorge 
tragen. Die deutschen Schulen sind zu sehr an gewissenhaftes Lehren 
gewöhnt, sie haben zu viel zum gründlichen Studium der neueren 
Sprache beigetragen, als dass nicht jeder Ausländer verpflichtet wäre, 
den gerechten Anforderungen des Unterrichtes so viel als möglich zu 
entsprechen, Dieser Gedanke allein leitete mich, als ich diesen, wie 
ich fürchte, schon allzu langen Aufsatz niederschrieb, welchen ich 
gerne mit den Versen Pelrarca’s schliefse: 
Jo parlo per ver dire, 
Non per odiv d' altrui n& per dispresza. 
wien. Adolf Mussafla, 


Grundzüge der vergleichenden physikalischen Erdkunde in ihrer 
Beziehung zur Geschichte des Menschen. _ Nach Arnold Guy ol’s 
Vorlesungen für Gebildete frei bearbeitet von Dr. Heinr. Birnbaum. 
Zweite umgearbeitete und sehr vermehrte Auflage, Mit 9 Ay 
kalischen Karten, & XII u. 252 S. Leipzig, J. C. Hinrichs, 4 
4 Thle- 45 Sr. 


«Wollen wir das Schicksal der Menschheit aus dem Buche der 
Schöpfung lesen,” sagt Herder, „so erfordert dies einen allgemeinen 
Überblick unserer Wohnstätte und eines Durchganges der Organisalionen, 
die unter uns und mit uns das Licht dieser Sonne genielsen.® Der 
Versuch der individuellen Charakteristik der Theile des Erd- 
ganzen und der Gunst und Ungunst zur Entwickelung der Civilisation 
bahnt den Weg zur Erklärung des geographischen Ganges der 
Weltgeschichte, und leitet zu Ideen über fortgeseizte allweise Er- 
ziehung des Menschengeschlechtes. 

Das ist in wenigen Worten das Thema, worüber Hr, Guyot, 
Prof, der Geographie zu Neufchatel, im J. 1849 es unternahm zu Boston 
in Nordamerika zwölf Vorlesungen in französischer Sprache zu halten, 
welche noch in demselben Jahre wit wissenschaftlicher Beihilfe won 
Agassiz u. a. Freunden Guyol’s in englischer Sprache zu Newyork und 
London erschienen. Auf Anregung des Hrn. Dir.'s Dr. K, Vogel in Leipzig 
bearbeitete Hr, Dr. Birnbaum in Braunschweig das Original mit 
Rücksicht auf deutsche Verhältnisse und es, erschien im J. 1851 die 
erste Auflage. Der Beifall, den die Vorlesungen Guyot’s in England und 


Birnbain, Gründzüge der vergl. Erdkunde, ang. v. 4: Steinhausen, 437 


Amerika gefunden halten, fehlte auch In Deutschland nicht, und’ noch 
vor Ablauf eines Decenniums ist die vorliegende zweite Auflage nöthig 
geworden. Sie unterscheidet sich von der ersten durch Beifügung von 
allerlei Verbesserungen und Erweiterungen an jenen Stellen, wo neuere 
Forsehungen uns genauere Kunde über die Landesbeschaßfenbeit früher 
unvollkommen bekannter Erdräume gebracht haben, oder wo die.fort- 
geschrittene Physik der Erde Gelegenheit zu schärferer Bestimmung 
numerischer Verhältnisse bot, ferner ‚durch die Beigabe der sechs Erd- 
Aheilkarten vom Prof. Otto Delitsch in Leipzig (siehe Jahrg, 1855, 
5.386), welche zur bildlichen Versinnlichung ‚der Massenverhältnisse und 
absoluten Höhenschichten sich vor allen ähnlichen Darstellungen eignen. Die 
früher schon beigegebenen drei physikalischen Karten (Wärme und Winde, 
Niederschlag, Meeresströmungen) sind dieselben geblieben. Im. Texte 
hat Hr. Dr. Birnbaum schon bei der ersten Auflage angemessen: gelun- 
den, einige Veränderungen’ vorzunehmen, theils durch Kürzung, wo ihm 
der gelehrte Vortrag zu weitläufig erschien, Iheils dureh Ausschliefsung 
blofs rednerischen- Wortschmuckes. Der Geist: des Werkes ist sonach 
nieht geändert worden, die Form mır im unwescntlichen ind nie zum 
Nachtheile; man kann sich sonach über die Ungewissheit hinaussetzen, 
ob man bei mancher Stelle den ursprünglichen Verfosser vor sich hat 
‚oder den deutschen Bearbeiter. Der Natur der Sache gemäfs können 
diese Vorlesungen, für ein gemischles allgemein gebildetes Publicum 
handlung haben; es sind auf tüchtiger Grundlage beruhende geistreiche 
Überblicke der gegenseitigen Einflüsse der unorganischen und organischen 
Natur, der bediogenden Verhältnisse zwischen Boden, Klima und 'Be- 
wohnern in grolsen Umrissen, der Analogien zwischen Natur- und Völker- 
‚Geschichte u. s. w., welche anregend und belehrend zugleich wirken, je 
mach dem Grade von Wissen, das der Zühörer oder Lesor mitbringt. 
‚Selbstversländlich erscheinen jene Partien der physikalischen Geographie 
‚wenig oder nicht berücksichtigt, deren Einfluss im grofsen und ganzen 
‚auf Entwickelung und Fortbildung des Menschengeschlechtes' nicht- in 
„die Wagschale fällt. Der Verfasser war beflissen, bei seiner Zusammen- 
„stellung und. seinen Folgerungen die Grenze zu ‚beachten, welche: die 


1 ER Te EEE Herd stetes’Beätröben 
zur Ausgleichung | von Gegensätzen, die Völker als Individuen , ‘deren 
Zusammenleben und-- Verkehr demselben Principe folgt! "Jeder' Erdiheit 
ist-ihm ein Individuum, weise gestaltet‘ zur Hebung seiner Bewohner 
auf gewisse Gulturstufen, daher’ seine- Eintheilung -in’ bistorische‘und 
niehthistorische Continente. In der Ausgleichung der Extreme’ diesir 
Rildungsstufen der Völker sieht er die Aufgaben, welche die Vorsehung 
Zeitschrift £, d. österr, Gymnas, 1861. 1. Heft. 10 


en \ 


138 Zirnbaum, Grundzüge der vergl. Erdkunde, ang. v. A. Si/emhauser. 


den Nationen aufbehalten hat, und die Erschliefsung der erstarrien Cul- 
turen China’s und Japau's, das Eindringen in die geheimnisvollen Re- 
gionen Afrika's, die Ausbreitung des Christenhums und so viele an- 
dere Vorkommnisse sind ihm Erscheinungen des Strebens zu einer immer 
gröfseren Harmonie in der Ausbildung des Menschengeschlechtes, deren 
Grenze wahrzunehmen unserem Scharfblicke natürlich versagt bleibt, 
Insofern das Werk in dieser Zeitschrift noch nicht angezeigt 
wurde, und doch seinem Inhalte und Zwecke nach eindringliche Be- 
nn) ja selbst formel als Muster ähnlieher Zusammen- 
ind Gegenüberstellungen empfohlen werden kann, so erlaube ich mir 
eine kurze Skizze der zwölf Vorlesungen hier anzufügen. 
4. Vorlesung. Feststellung des Begriffes der physikalischen 
Geographie als „Wissenschaft der allgemeinen Phenomene des jetzi- 
gen Erdenlebens in Hinsicht {ihrer systematischen Verknüpfung und 
pr base Abhängigkeit,” Das Leben der Erde (d. i, „der Austausch 
wechselseitiger Beziehungen?) in der organischen und unorganischen 
Natur. Betrachtung der Continente als Individuen von verschiedenem 
‚Charakter ; historische Folgen ihrer horizontalen Configuration und ver- 
ticalen Erhebung; Gegensätze und Analogien. — 2 Vorlesung. Relief 
der Erde und allgemeine Verhältnisse desselben. — 3. Vorlesung. Ver- 
theilung der Tiefebenen, Hochebenen und Gebirge in der alten und neuen 
‘Welt. Unterseeisches Relief. Charakteristik der Oceane. Physiologie der 
‚Continentalformen. Leben der unorganischen Natur (durch Austausch der 
Stoffe); Leben der organischen Natur mit seinem Entwickelungsgange.— 
‘4, Vorlesung. Die Hypothesen über die Bildung der Erde ; die Erdtheile 
in verschiedenen Epochen, Organische Wesen der niedern Formation, 
und der höhern bis zum Erscheinen des Menschen nach der Teriär- 
‚epoche, «dem letzten Zweoke aller Fortschritte der organischen Wesen, 
dem Ebenbilde Gottes.” Die drei grolsen Contraste der Erdkugel: 
4. zwischen der Continentalhalbe und der Oceanhalbe , 2. zwischen der 
alten und neuen Welt (östliche wnd westliche Halbe), 3. zwischen den 
drei nördlichen und den drei südlichen Erdtheilen. — 5. Vorlesung. 
Gegensätze der Festlandshalbkugel und der Wasserhalbkugel. Continental- 
klima und oceanisches Klima und die ungleichen Einflüsse auf das Thier- 
und Pflanzenleben; das Luftmeer vermittelt die Vermischung des nassen 
und trockenen Elementes durch den Kreislauf des Wassers. — 6. Vor- 
lesung, Schilderung der Luftströmungen, Einflüsse derselben auf Tempe- 
ratur, Bodenproducte und Verkehr. Niederschläge, ihre ungleiche Menge 
und Vertheilung, — 7. Vorlesung. Gesetz der Regenvertheilung und be- 
gründete Ausnahmen. Hygrometischer Charakter der Erdtheile und Ein- 
Nuss auf die Thier- und Pflanzenwelt derselben. — 8. Vorlesung. Be- 
wegung der Oceane, Meeresströmungen. Gegensätze der alten und neuen 
Welt als gemäfsigte Continental- und tropische Ocean-Welt. Besonderer 
Charakter der neuen Welt durch mächligere Entwickelung des Pflanzen- 
als Thierreiches. — ®. Vorlesung. Vorherrschendes Continentalklima der 


Welt durch die beiderseitigen Bewohner. — 10. Vorlesung. Verschieden- 
heit der drei nördlichen Erdibeile von den drei südlichen, und Wirkung 
dieser ‚Unterschiede auf Thiere und Pflanzen. Gegensatz der gemäfsigten 
und Tropenzonen. Die Tropenregion der im Typus 
organischer Wesen, ausgenommen bei dem Menschen "Geselz der Ver- 


Europa. Der Aniheil Amerika's als ee ‚einer fertigen 
Civilisalion, — 12%. Vorlesung. Der geographische Gang der 
Weltgeschichte, Asien die Wiege der Civilisalion, Charakter der 
Urnationen und Trennung. Die Indior, ‘die Juden, die Griechen, die 
‚Römer; das Christenthum, die germanischen Völker; die Civilisation des 


günstig organisiert und nur sie verdienen den Namen «historische 
Erdtheile. 2. Jeder Erdihoil hat durch Structur, physikalische und phy- 
sische Beschaffenheit in der Erziehung des Menschengeschlechtes eino 
Funelion, die einer Periode der re hauptsächlich entspricht. 
3. Die ganzematerielle Schöpfung steht mit der« geistigen Well 


7 ir A. Steinh user 
Si hie A a 
bl ine num Na ei 
Dr ee und Hundelsksograpiie 
Ben nr) ‚phie.) Zweite verbesserte Auflage, 
> .8..Xl u.,480 8. ‚Wien, (C. Gerold, 1860. — 2 N. 60 kr ©..W... 


Noch ist’ 'kein vollos Jahr Vergängen, &0 ist voh diesen (im 9, 


von Collegen, theils durch die Stimmen der Presse noch rechtzeitig ge- 
kangt ist! Es versteht sich wol von’selbst, dass er: aaa 
zeigten und ( ner ht 


10* 


140 ‚0. Schmidt, Leitfaden der Zoologie, ang. v. F. Ste. 


war Veranlassung vorhanden, das Prineip der Stoffaufnahme und Ver- 
arbeitung zu Ändern, weshalb die neue Auflage weder neue Abschnitle 
noch eine andere Ordnung der Materien aufweiset, sondern meist nur 
minder auffällige Veränderungen im Texte. Die beifällige Aufnahme des 
Buches erstreokte sich über die Grenzen des Kaiserihums hinaus, ein 
Schicksal, das österreichische Geisteserzeugnisse nicht zu häufig ereilt. 
Durch Herabsetzung des Preises ist die Verlagshandlung der Befriedi- 
gung der Wünsche sehr vieler Abnehmer gerecht geworden, ohne an 
‚der äufserlichen Ausstattung elwas zu sparen. Es ist zu hoffen, dass 
bald eine dritte Auflage nöthig werden wird, abermal mit einzelnen Ver- 
besserungen und Zusälzen; denn die Wissenschaft der Erdkunde und 
die Kenntnis der Länder schreiten unaufhaltsam fort, und neus Thatsachen 
und dadurch veränderte Ansichten fordern stete Berücksichtigung. Eine 
genaue Revision der Zifferangaben wird Hen.’Prof, Klun noch hie und 
da Stoff zu Verbesserungen gewähren, insbesondere können Höhenzahlen 
zu kritischem Vergleiche empfohlen werden, sei es bezüglich der ab- 
söluten Richtigstellung oder der Homogenität willen. Wo Versuche zu 
Vergleichen angestellt werden sollen, darf das Materiale keine unzuver- 
lässigen oder incorreeten Daten bieten. Gewiss wird der Verlasser, der 
seine Wissenschaft mit grofser Vorliebe und echtem Eifer betreibt, nicht 
ermangeln, die letzte Feile an jede Einzelheit zu legen, um den in so 
kurzer Zeit bereits erworbenen guten Ruf seines Werkes zu erhalten 
und zu steigern. tu 
Wien. Anton Steinhauser, 





Leitfaden der Zoologie. Zum Gebrauch in Gymnasien und höheren 
Unterrichtsanstalten, entworfen von Dr. Oscar Schmidt, Professor 
der Zoologie und vergleichenden Anatomie. Mit 188. Holzschnitten, 
Wien, C. Gerold's Sohn, 1860. VIII u. 224 5. 8. — if. 20 kr.ö.W. 

Über den Zweck des vorliegenden Leitladens der Zoologie und 
die Grundsätze, welche bei der Abfassung desselben mafsgebend ge- 
wesen sind, hat sich der Verf, nicht in einer Vorrede verbreitet, son- 

‚dern darüber einen besonderen Aufsatz geschrieben, welcher in dieser 

Zeitschrift 1860 , 5. 486—492 veröffentlicht wurde. Auf diesen Auf- 

salz muss man zurückgehen, wenn man des Verf.'s Bestrebungen richtig 

beuriheilen und an seine Arbeit nicht Ansprüche machen will, ‚welche 
zu befriedigen gar nicht beabsichtigt wurde. Dem Titel nach ist der 

Leitfaden zwar zum Gebrauch an Gymnasien und höheren Unterrichtsan- 

stalten überhaupt bestimmt, allein aus dem eben angeführten Aufsatze er- 

schen wir, dass der Verf. bei seiner Schrift lediglich den zoologischen 

Unterricht an den österreichischen Obergymnasien im Auge halte, Dass 

ein für so concrete Verhältnisse berechnetes, wenn auch noch so zweck- 

mälsig bearbeitetes Compendium gleichzeitig auch den Bedürfnissen an- 
derer höherer Unterrichtsanstalten, namentlich der Realschulen, wie der 


7 


bi 








142 0; Schmidt, heittaden \def Zoologie, 'äng. v. A steii, 


igsten einzelnen Formen 'der' drei Naturreicho gewonnen und bei der 
Auswahl dieser Formen vorzüglich auf die in der nächsten Umgebung 
des Schülers häufig. vorkommenden Naturkörper Rücksicht genommen 
‚werden , demnächst aber auch 'auf solche, welche in die menschlichen 
Lebensverhältnisse eingreifen oder eine besonders hervorragende Rolle 
im grolsen Ganzen ‘der Natur spielen. ‘ Alsdann sollte in der untersten 
‚Glasse (des Obergymnasiums das im Untergymnasium erworbene Malerial 
ergänzt und! erweitert und zum Aufbau des natürlichen Systems ver- 
‚wertbet werden. Endlich ‘war der letzten Glasse des Öbergymnasiums 
die Aufgabe vorbehalten, einerseits die Physiologie und geographische 
Verbreitung der Pflanzen’ und Thiere, anderseits physische Geographic, 
‚Geognosie und Petrefactenkunde zu lehren. 

80 wortrefllich\dieser Plan in der Idee war, so musste er doch 
in der praktischen Durchführung auf unübersteigliche Schwierigkeiten 
stofsen, die vornehmlich daher rühr en, dass auf der mittleren Stufe in 
einem Jahreseurse von wöchentlich nur zwei Stunden hinter einander 
systematische Mineralogie, Botanik und Zoologie vorgetragen werden 
sollten, und dass auf der letzten Stufe viel zu heterogene Diseiplinen 
miteinander verbunden waren; Man sah sich däher bald genöthigt, den 
ursprünglichen Plau dahin abzuändern , dass man von einer selbständi- 
gen’ Bebandlung der der letzten Classe des Obergymnasiums zugewie- 
senen Gegenstände ganz absah und diese wieder in die naturgemäßsere 
Verbindung 'mit' der systematischen Unterrichtsstufe brachte. Letztere 
inusste natürlich nun eine weit gröfsere Ausdehnung erhalten, und es 
wurde fortan für jedes einzelne Hauptfach der Natürgeschichte ein halb- 
oder ganzjähriger Cursus festgesetzt. Der mineralogische und botanische 
Unterrieht erhielt in der untersten Classo des Obergymnasiums je ein 
Semester mit wöchentlich drei Stunden zugemessen, der zoologische 
Unterricht "dagegen rückte ‘in die folgende Glasse des 
auf und wurde auf zwei Semester mit ebenfalls wöchentlich drei Stun- 
den ausgedehnt. 

' Dieser Lehrplan erfahr endlich zu guhsten der Ben Studien 

im Jahre‘ 1855 eine weitere und wie wir hoffen letzte Beschränkung, 
welche darin bestand, dass jedem naturgeschichtlichen Fache im Ober- 
gymnasium je eine Stunde wöchentlich entzogen wurde. Im Untergym- 
nasium blieb es dagegen fast gauz bei den ursprünglichen Bestimmungen 
des Organisationsentwurfes. ‘Hier sind für die Zoologie bisher in den 
beiden untersten Classen drei auf einander folgende Semester mit wö- 
‚ehentlich zwei Stunden festgesetzt, wovon das erste Semester der ersten 
Classe für die Naturgeschichte der Säugethiere, das zweite für die der 
Inseeten, Arnchniden und Crustaceen und das erste Semester der zweiten 
Classe für die Naturgeschichte der ‘Vögel, Amphibien und PisEEER 
stimmt sind. 

"  Fassen wir alles zusammen, so besteht die Aufgabe, "welche der 
zoologische Unterricht an 'den österreichischen Gymnasien gegenwärlig 


0. Schmidt, Leitfaden der Zoblogio, ang, v. B Steim 148 


zu lösen hat, Ohne Zweifel darin, dem Schüler  einerseils eine seiner 
Fassungskralt angemessene Einsicht in das Wesen des thierischen Or- 
ganismus und des thierischon Lebens überhaupt zu gewähren, und ihn 
anderseits mit den wichligsten Thierformen und dem inneren Zusammen- 
hange, in dem diese unter einander stehen, 'bekannt zu machen. Als 
Hauptziel des zoologischen Unterrichtes wird in den Erläuterungen der 
letzten Modification des österreichischen Gymnasiallehrplanes mit vollem 
Recht die Kenntnis des natürlichen Thiersystems ‚hingestelltz denn da 
dieses nur durch ein Eingehen auf die gesammten Ihierischen Organi- 
sationsverhältwisse begründet werden kann, so findet damit auch die 
andere Seite des zoologischen Unterrichtes, welche nach dem ursprüng- 
lichen Plane ein abgesondertes Pensum in der obersten ‚Gymnasialelasse 
bilden sollte, eine völlig befriedigende Erledigung. Ferner wird vorge- 
schrieben, dass sich der Unterricht bei Entwickelung ‘des natürlichen 
Thiersystems vornebmlich an die für das praklische Leben wichtigeren 
und der Betrachtung leichter zugänglichen Wirbel- und Gliederthiere zu 
halten babe, während ‘von der Fülle ‚der übrigen wirbellosen Thiere 
nur‘ eine verhältnismäfsig beschränkte Vorstellung zu geben sei. Endlich 
soll die systematische Ünterrichtsstufe auch noch auf die geographische 
Verbreitung der Thiere und auf die fossilen Thierformen gebühtend 
Rücksicht nehmen. "Das letztere Moment hälte bei der Kürze der Zeit 
und der Schwierigkeit des Gegenstandes meiner Ansicht nach füglich 
ganz fallen gelassen werden können, 

Das vorgesteckte Ziel, nach dem im wesenllichen gewiss alle 
Gymnasien streben werden, welchen es mit der Aufnahme. der Zoologie 
in den Gymnasiallehrplan wahrhaft Erost ist, kann ‚durchaus nur io 
eier der höheren Gymnasialelassen erreicht werden, Dass der öster- 
reichische Lehrplan den Sehwerpunet des zoologischen Unterrichtes in 
die zweite Classe des Obergymnasiums verlegt, dem Untergymnasium 
dagegen nur einen vorbereitenden Cursus zuweist, darin scheint mir 
für dies Gebiet seine vorzüglichste en und sein größten 
Werth zu liegen; 

Ein den Instructionen des le Lehrplanes genau enl- 
sprechender Leilfaden der Zoologie müsste biernach nolhwendig. aus 
zwei Cursen bestehen. Der erste hätte die einzelnen. Thierformen, deren 
Kenntnis im Untergymnasium erworben werden soll, richtig auszuwählen 
und sie nach ihren auflallendsten morphologischen Eigenthümlichkeiten 
und ihrer gesammten Lebensweise klar und lebendig zu beschreiben. 
Der zweite Cursus würde den Begriff und Umfang des Thierreiches be- 
stimmen, die allgemeinen thierischen Organisationsverhältnisse und die 
Peineipien der Classifcalion erläutern und endlich das natürliche Thier- 
system aufbauen und ausführen. Die früher erlernten Formen würden 
‚hier im Zusammenbange mit anderen wissenswerlhen ‘verwandten nur 
nach ibrer Stellung im System, ihren Charakteren und ihrer geographi= 
schen Verbreitung zu betrachten sein. — Es leuchtet ein, und schon 


1 0: Schmidt, Leitfaden der Zoblogie, ang. v: #. Stein 


der Organisationsentwurf hebt dies hervor, dass dem ersten Cursus eine 
didaktisch weit schwieriger zu lösende Aufgabe zufällt, als dem zweilen, 
Denn während dieser sich im wesentlichen nur an die Darstellungsweise 
der wissenschaftlichen Zoologie anschliefsen kann, muss für jenen erst 
die geeignete Form gefunden werden. Wollte man letzteres dem Takte 
jedes einzelnen Lehrers überlassen, so würden sicherlich in vielen Fällen 
grofse Misgriffe begangen werden. 

" Schmidt's Leitfaden der Zoologie befriedigt das Bedürfnis Yen Balank 
reichischen Gymnasien nicht vollständig, einmal weil er blols den Gursus 
für das Obergymnasium behandelt, und sodann weil er gar nicht darauf 
Rücksicht genommen hat, dass diesem schon ein umfangreicher vorberei- 
tender Cursus im Untergymnasium vorausgegangen ist, auf welchen sich 
jener stützen und-an den er anknüpfen soll. Von dem Unterrichte im 
Untergymnasium scheiot Schmidt keine sonderlichen Erwartungen zu 
hegen, denn er fertigt ihn in dem oben angezogenen Aufsatze mit der ein- 
fachen Erklärung ab, dass sich der Unterricht im Obergymnasium an 
die im Untergymnasium gewonnene Grundlage nicht direct anschliefsen 
lasse, weil beide Curse durch einen zu grofsen Zeitraum von einander 
getrennt seien. Aber auch einen indirecten Anschluss hat der Hr. Vf, nir- 
gend versucht, was selbstverständlich_ein specielles Eingehen auf das 
vom Untergymnasium zu leistende vorausgesetzt hätte, vielmehr ist der 
Cursus für das Obergymnasium als ein ganz für sich bestehender und 
zwar so elementar behandelt worden, als ob die Schüler noch gar keinen 
zoologischen Unterricht empfangen hätten, Dies ist die hauptsächlichste 
Ausstellung, ‘welche ich vom Standpunete des österreichischen Lehrplanes 
aus an Schmid!'s Arbeit zu machen habe, 

Sehen wir uns nun die specielle Ausführung des Leilfadens an, 
und sein allzu elementarer Charakter wird uns sogleich entgegentreten. 
In der kurzen Einleitung (8. 1—12) wird zuerst über den Umfang und 
die Aufgabe der Zoologie gesprochen, aber gerade das wichtigsie Mo- 
ment in der Definition der Zoologie, was nämlich unter  Thierwelt zu 
versteben sei, bleibt unerörtert. Es war doch wol nichts nolhwendiger, 
als den Begriff Thier genau zu bestimmen, die Unterschiede zwischen 
Thieren und Pflanzen auseinander zu setzen und wenigstens auf die 
Schwierigkeiten hinzuweisen, welche sich einer scharfen Abgrenzung des 
'Thierreiches von dem Pflanzenteiche entgegenstellen. Viel eher hätte der 
folgende, «einige Hauptpuncte aus der Geschichte der Zoologie” behan- 
delnde‘ Abschnitt wegbleiben können, wenigstens war es überlüssig, 
Gymnasiasten die längst verschollenen Namen eines Isidor v. Sevilla, 
Albertus Magnus, Gessuer, Wotton, Ray, Aldrovandi u, s. w. vor 
zuführen, \ 

' Der dritte Abschnitt verbreitet sich: in angemessener Weise über 
das Wesen der künstlichen und natürlichen Systematik, Auch. der fol- 
tigsten Organe? ist gut angelegt, aber in Anbetracht - der grofsen Wich- 





146 0. Schmidt, Leitfaden der Zoologie, ang. v. A. Stein. 


Verf. darin ohne Nothi von Cabanis ab, dass er die Ordnung der Schrei- 
vögel mit der der Rleitervögel zusammenwirft, was wieder den Nach- 
theil bat, dass die Klettervögel in diesem erweiterten Sinne durch. keinen 
gemeinsamen Charakter definiert werden können. In der allgemeinen 
Naturgeschichte der Vögel fällt die grofse Inconsequenz auf, dass hier 
zum ersten Male auf Details der inneren Organisation (Darmkanal, Kehl- 
kopf, Luftröhre, Bronchien, Lungen u. 5, w.) eingegangen wird, die un- 
möglich recht verstanden und gewürdigt werden können, wenn der Schüler 
nicht früher mit dem normalen inneren Baue des Menschen a eines 
Säugeihieres hinreichend vertraut gemacht geworden ist. 

Die Auflösung der’ so lange bestandenen und ohnehin so er 
Thierformen umfassenden Amphibienelasse in zwei selbständige Thier- 
lassen kahn ich vom piedagogischen Standpuncte nicht billigen; auch 
hat jene Trennung ja noch nicht einmal in der Wissenschaft hinlänglich 
festen Puls gefasst, In wie gar zu engen Grenzen sich der Verf, bezüg- 
lich der Auswahl der einzelnen Thierformen hält, das tritt uns recht 
schlagend in seiner Bearbeitung der Amphibien ontgegen, die sich nicht 
einmal auf die Auseinandersetzung von Familien erstreckt, sondern aus 
jeder Ordnung nur einige wenige Galtungen auführt, von Sauriern z. B. 
nur die Gattung Lacerta, Anguis, Chamaeleo und Crocodilus, von 
Schlangen sogar nur Coluber und Vipera. Muss man hier nicht billig 
fragen, womit sich denn der Unterricht im Untergymnasium beschäf- 
tigen solle, wenn das Oborgymnasium nicht mehr geben und tiefer ein- 
dringen will? 

In der Einleitung zu den Fischen werden abermals innere Organi- 
salionsverhältnisse abgehandelt, von welchen in den vöorausgehenden 
Wirbelthierelassen nicht die Rede war, für welche also jeder Vergleich 
fehlt. So wird das ganze Kreislaufssystem der Fische geschildert und 
durch Abbildung erläutert, während Beides bei den Säugethieren, Vögeln 
und Amphibien unterblieb. Ganz einverstandem bin ich mit dem Verf, 
dass er das von Joh. Müller aufgestellte Fischsystem befolgte, ebenso 
kann ich die Durchführung desselben nur gutheilsen, 

Was die Bearbeitung der Gliederthiere betrifft, so würde es für 
den Gymnasialumterricht zweckmäfsiger gewesen sein, wenn der Verf, 
statt die kleine und praktisch ganz untergeordnete Gruppe der Myria- 
poden zu einer eigenen Thierelasse zu erheben, sie mit den Crustacen 
vereinigt und dann die drei Gliederthierelassen in der Weise definiert 
hätte, wie es von Erichson in seinen Entomographien geschehen ist. 
Das Werstündnis des Systems wäre dadurch wesentlich vereinfacht und 
erleichtert worden. Wenn der Verf. die Crustaceen von allen anderen 
Gliederthieren lediglich durch die Athmungsorgane, welche bei den Cru- 
sinceen Kiemen sein sollen, unterscheiden will, so hat er augenblicklich 
nicht daran gedacht, dass «s ja sehr viele Grustaceen gibt, welche gar 
keine Alhmungsorgane besitzen, wie die Cyelopiden, die Cirripedien und 
alle Schmarotzerkrebse. Da dasselbe auch von einem Theil der Arach- 


k 











148 0. Schmidt, Leitfaden der Zoologie, ang. v. Zu Stein. 


derselben hätten die viel wichligeren Eingeweidewürmer wol etwas mehr 
Berücksichtigung verdient; unter anderem musste doch wol von dem 
Coenurus eerebealis gesprochen werden, dessen Wirkungen der Schüler 
so leicht an drehkranken Schafen zu sehen Gelegenheit hat, 

Zuviel Ehre ist den Mollusken widerfahren, da sehr viele dem 
Meere angehören, also dem Gesichtskreise der Schüler fern liegen und 
unter ihnen auch nur sehr wenige praktisch wichlige Arten vorkommen, 
Dass allein 21 Familien Schnecken aufgeführt und mehr oder minder 
eingehend charakterisiert werden, muss um so mehr befremden, wenn 
man damit den engen Rahmen vergleicht, in welchen die Naturge- 
schichte der so ungleich wichtigeren und lehrreicheren Amphibien, In- 
secten und Arachniden gefasst ist, Der Verf. erklärt es zwar in dem 
mehrerwähnten Aufatze „für baren Unversiand, wenn man in Gymnasien 
die schwierig zu unterscheidenden Familien der Eidechsen auch nur 
nennen wollte,” allein dieser Behauptung gegenüber möchte ich mir 
doch die Frage erlauben, ob wol die Unterschiede der 21 Schnecken- 
familien so viel leichter aufzufassen seien, als die von 6 bis 8 Eidechsen- 
familien? — Gegen die kurze und sehr allgemein gehaltene Darstellung 
der Strahlthiere endlich lässt sich nichts einwenden, nur hätten, da mit 
Recht die Korallenriffe in Betracht gezogen wurden, doch auch einige 
Formen der Steinkorallen, die diese Riffe hervorbringen, namentlich die 
Madreporen, erwähnt werden sollen. 

Auf den systematischen Theil folgen noch zwei kurze Abschnitte 
über die vorwelllichen Thiere (S.192—198) und über die geographische 
Verbreitung der Thiere ($. 199—208), in welchen die wichtigsten all- 
gemeinen Gesichtspuncte, auf die es hierbei ankommt, in einer recht 
ansprechenden Weise zusammengestellt sind. Ob es gerade nothwendig 
war, diese Gegenstände noch abgesondert zu behandeln, lasse ich dabin- 
gestellt; die im systematischen Theil gegebenen Details hätten allein 
ausgereicht. Den Beschluss des Buches macht ein sehr ausführliches 
Namensrogister (5. 208—22%4). 

Nachdem ich den Leitfaden im einzelnen Tesnkonben, und hierbei 
im Interesse der Sache vorzugsweise die Puncle beleuchtet habe, mit 
deren Behandlung ich nicht einverstanden bin, bleibt mir nur noch 
übrig, nun auch die allgemeinen Vorzüge des Leitfadens anzuerkennen. 
Er ist durchweg sehr klar, leicht fasslich und anregend geschrieben, 
wählt überall nur wesentliches und in erster Linie wissenswerlhes aus, 
AüL sich auf dem gegenwärtigen Slandpunet der Wissenschaft und ver- 

irgend in sachliche Fehler, wie sie in Schulbüchern so häufig 

‚ Alles dies liefs sich auch nicht anders von einem 
adee.dle Zoologie zu seiner Lebensaufgabe gemacht hat 
m Gebieten dieser Wissenschaft als selbstän- 

8 gewesen ist. Für die leichtere Auffassung der 
n und mancher morphologischen Verhältnisse ist 
‚eingedruckte Holzschnille gesorgt, welche den Preis 













‚stern, Lehrbuch der algebraischen Analysis, ang. v. Z, Weifs. 149 


des Buches nicht vertheuert haben, da nur Abklatsche von den Holz- 
schnitten des bekannten populären Werkes von Milne Edward's ver- 
wendet wurden, die die Verlagshandlung schon früher für einen an- 
deren Zweck erworben hatte. Die Abbildungen von Milne Edward's sind 
freilich bereits zu oft in deutschen Lehrbüchern reproduciert worden, 
als dass sie nicht wesentlich an Frische und Anziehungskraft verloren 
haben sollten. Manche Darstellungen sind auch nicht instructiv genug, 
wie das Vogelskelet Fig. 27 und der Fischschädel Fig. 62, oder ganz 
veraltet, wie die Abbildungen der Räderthiere Fig. 139, 140, der Trema- 
toden Fig. 145, 146, der Steudelwürmer Fig. 149151 und der Infu- 
sorien Fig. 152—155.  Geradezu unrichtig ist die Abbildung des Band- 
wurmkopfos mit sechs: statt vier Saugnäpfen. Dergleichen Figuren hätten 
durch bessere und zeitgemäfsere ersetzt werden sollen. 1 

Soll ich schliefslich mein Endurtheil über den Leidfaden aus- 
sprechen, so würde dies dahin lauten, dass derselbe unbedingt solchen 
Gymnasien empfohlen werden kann, welche den zoologischen Unterricht 
in eine der mittleren Classen des Gymnasiums verweisen und auf einen 
einzigen Jahrescursus mit wöchentlich zwei Stunden beschränken. Aber 
auch für den zoologischen Unterricht an den österreichischen Obergym- 
nasien wird der Leitfaden mit Nutzen und Erfolg gebraucht werden 
können, wenn der Lehrer die Puncte in demselben, welche zu kurz 
behandelt sind, weiter ausführt und aufserdem noch manches ergän- 
zende Material hinzufügt, \ 

Prag. ns j ö F. Stein 


Aakıkach ch der algebenisnbeir i ‚Aualyeia yon M. A. Stern. gr. 8, 
r und Heidelberg, C. F. Winter, 1860, — 
Pro ke. 3. ipzig und Br ; 

- Eingrofser Theil der Schriften der neueren Mathematiker über 
die sogenannten höheren Theile der Analysis unterscheidet sich in der 
Behandlungsweise wesentlich von denen der Analysten des vorigen Jahr- 
hunderts, Während nämlich diese sich bemühten, den Ideengang, der 
sie zu ihren Entdeckungen führte, in ihren Werken der Nachwelt zu 
überliefern, scheinen jene gerade das umgekehrte zu beabsichtigen, 
nämlich den ursprünglich von ihnen eingeschlagenen Weg so viel als 
möglich zu verhüllen. Eine natürliche Folge hiervon ist, dass das Stu- 
dium der Werke letzterer zu 'größserer Bewunderung des Scharfsinnes 
und Genies ihrer Verfasser hinreifst, allein keineswegs jene Befriedigung 
‚gewährt, welche das Studium älterer Analysten darbietet. Allerdings ist 
man gezwungen die Richtigkeit der gewonnenen Resultate zuzugeben, 
muss sie aber als blofse analytische Kunststücke ansehen, da die Grund- 
lagen, auf denen sie basiert sind, nicht mit binreichender Klarheit her- 
wortreien. Da sich ferner bei einer solchen Darstellangsweise die Ideen, 
denen die Arbeiten ihre Entstehung verdanken, in den seltensten Fällen 
wieder ermilteln Tassen, hat dieselbe auch den Naebtheil, dass sie ein 


150 stern, Lehrbuch der algebraischen Analysis, ang. v; 2; Weffs. 


weiteres Forlarbeiten im ‚Geiste des Verfassers beinahe unmöglich macht, 
so wie sie auch das Aufdecken etwaiger Fehlschlüsse und die ‚Be- 
urtbeilung ihrer Tragweite ungemein erschwert. Als Repräsentanten für 
diese. beiden Richtungen können wir unter deutschen Analysten zwei 
der gefeierisien Namen betrachten, für die als ältere eharakterisierte 
Euler, und Gaufs für die neuere‘, und schen es als natürliche Folge 
‚dieses Umstandes an, dass der Genius von Gauls in weil höherem Grade 
bewundert wird als der von Euler, von den neueren Mathematikern 
aber sich nichlsdestoweniger kaum einer als Schüler von Gauß, wol 
aber alle als ‚solche Euler's werden bezeichnen müssen. .\ | 
- Wenn auch die eben erwähnte Rückkehr zuf Methode Euclid's in 
allen Tbeilen der höheren Mathematik sich bemerkbar machte, ‚so. tritt 
sie doch in der. sogenannten algebraischen Analysis am deuflichsten 
‚hervor. Der Hr. Vf. des vorliegenden Werkes stellt sieh nun die gewiss 
‚dankenswerthe Aufgabe, «wieder ‚zu einer natürlicheren und einfacheren 
Behandlung zurückzukehren, ohne die Strenge der Beweisführung auf- 
zugeben,” und führt dieselbe mit viel Geschick, Klarheit und Gründ- 
liehkeit durch. Aufser durch ‚die Methode unterscheidet sich aber dieses 
-„Lebrbuch ‚der algebraischen Analysis? noch durch mehrere ändere Ein- 
richtungen, von denen wir die hauptsächlichsten erwähnen wollen, vor- 
theilhaft vor vielen der bekanntesten ähnlichen Werke aus 
‚Für's erste theilt der Hr. Verf. das Buch dadurch in zwei Theile, 
dass er zuerst die Hauptlehren der Analysis zusammenstellt, und sie nur 
durch so viele Beispiele erläutert als zum klaren Verständnisso jedes 
Lehrsatzes nöthig sind, und hierauf in einem zweiten Theile in ‚der 
‚Form von Noten das im ersten Theile Vorgetragens fheils ergähzt tınd 
erweitert, iheils daraus die bemerkenswerthesten Resulta zicht. Eine 
solche Einrichtung scheint Ref, in einem Lehrbuche schr vortheil- 
haft; denn indem dadurch beim: Studium des Lehrbuches: sellist Zer- 
splitterung in Einzelheiten vermieden wird, tritt der Geist der Meihoden 
besser hervor, und beim Studium der Noten werden, wegen der Zurück- 
beziehung auf, die Lehren des ersten Theiles, diese nochmals wiederholt 
und so dem Gedächtnisse besser eingeprägl. Bu ar 
. .  Aufserdem hat der Hr. Wis nicht. na, die.Beweise/non, sehrsiolen 
schon bekannten Sätzen nach seiner eigenen Methode, bearbeitet, 'und, 
was sonst nicht häußg der Fall ist, die in wissensehaftlichen ‚Journale 
zerstreuten Resultate neuerer Forschungen gebührend in Beachtung ge- 
‚zogen, sondern auch so manche neus ee 
‚dadurch. gesorgt, dass er Gesichtspuncte eröffnet, nach 
nnte Sätze erweitert und noch vorhandene Lücken 
en könnten, 
‚zweiten Theile der ‚Aufgabe , alles Strenge ‚der 
aufzugeben,” hält der Hr. Vf. bis in's minutiöseste 
‚begründet dadurch einige Sätze, die es bisher auf 
retenen Arten, nicht waren, obwol das allzwängslliche 





















152 stern, Lehrbuch der algebraischen Analysis, ang. v. E. Weifs. 


Differenzialeechnung® Obwol dadurch manche, bisher gröfstentheils in 
der algebraischen Analysis abgehandelten Partien aus ihr wegfallen, kann 
man deren Weglassung nur beipflichten, da sie ohnedies nochmals voll- 
ständiger und abgerundeter in der Differenzialrechnung vorgenommen 
werden müssen. Hingegen wird man andere Partien [Lehrsätze über 
Mittelzahlen, Interpolationsproblem und ähnliches], welche vermöge der 
vom Hro. Verf. in der Einleitung gegebenen ee en 
Analysis® weggeblieben sind, weniger gern vermissen. IL 

Da das vorliegende Werk in. der Behandlungsweise der Analysis 
einen neuen Weg betritt, hält Ref. es für angemessen, die detailliertere 
Besprechung des Inhaltes so einzurichten, dass auch die Anordnung der 
einzelnen Partien ersichtlich wird, dabei aber vorzüglich auf jene Theile 
hinzuweisen, deren Überarbeitung in einer bald zu erwartenden neuen 
Auflage ihm wünschenswerth erscheint, weil er dadurch mehr zu nützen 
hofft, ‚als durch besondere Betonung der vielen Vorzüge dieses Werkes, 
‚die ihm ohnedies eine schnelle Verbreitung sichern werden, 

Nachdem der Hr. Vf. in einer interessanten Vorrede Auneinander- 
gesetzt, was er als Aufgabe der algebraischen Analysis betrachtet, gibt 
er einen Überblick über die Operationen der Combinationslehre, so weit 
es nöthig ist, um die bequeme Bezeichnungsweise derselben in 
späteren Untersuchungen verwenden zu können. Die folgenden Capitel 
enthalten die Grundsätze des „Rechnens mit Reihen.» Es werden zu- 
erst die der Arithmetik entnommenen Operationen auf Reihen im allge- 
meinen, ohne Rücksicht darauf, ob sie convergieren oder divergieren, 
angewendet, und die dadurch erhaltenen Resultate, die diesen Opera- 
tionen „enlsprechenden® genannt, im Gegensalze zu dem hierauf er- 
örterien Falle, in welchem die an den Reihen ausgeführten Operationen 
mil den gleichnamigen der Arithmetik auch im Zahlenwerthe überein- 
stimmten, wo das Zeichen des Entsprechens # durch das der Gleich- 
heit (=) ersetzt wird: es wird mit einem Worte das Rechnen mit 
Reihen im allgemeinen getrennt vom Rechnen mit convergenten Reiben. 
Das Problem der Division der Reihen gibt den Anlass vom Unterschiede 
zwischen dependierender (recurrierender) und ndependenter kusdrucks- 
iienten zu sprechen, und das sodann folgende des Po- 
Bestimmungsarten für die Polynomialcoöfficienten an- 
# diese erste Abtheilung mil der ee mehrerer 

der Binomialcoöficienten und ng 

nReihe für gebrochene und negative Ex- 
d.; icbei ‚hätte ‚Ref. die im $. 38. erwähnte 
'n lieber ohne Zuhilfenahme der in 
 angewendeten Bezeichnungsweise. nöthigen- 
‚gebrauchten Induetionsschluss, bewiesen ge- 
e in allen übrigen Theilen d des Werkes 














41 





154 Stern, Lehrbuch der algebraischen Analysis, ang. v. Ei Weifs. 


‚geführt ist, wäre es wol auch am Platze gewesen, einer anderen Classe 
divergenter Reihen, der sogenanuten/halbconvergenten, wenigstens flüchtig 
zu gedenken. Allerdings kommen dieselben jetzt wo] nur bei gewissen 
Integrationsproblemen, und selbst da mit!beschränkter Anwendung vor, 
allein es wäre dem Hrn. Vf, gewiss nicht schwer geworden aus’ einem 
oder dem anderen ihrer einfachsten Repräsentanten ihr allgemeines Merk- 
mal abzuleiten. Auch würde es die Benützung des Buches erleichtern, 
‚wenn jene Formeln, auf welche im späteren öfter reeurriert wird, auf 
irgend ‘eine Art leichter auffindbar gemacht würden. Dies scheint der 
Hr, Vf später selbst bemerkt zu haben, da in den folgenden Absohnitten 
bei Zurückbeziehungen gröfstentheils der $ angegeben ist, in dem sich 
die erwähnte Formel befindet, 

"Der Anfang des folgenden Capitels ist der Entwiekelung der Er- 
pohentialreihe gewidmet, welche, wie schon früher bemerkt, mit voll- 
kommener Strenge aus dem Binomialtheoreme abgeleitet wird, worauf 
die Entwickelung der Reihe für den Logarithmus- nach der von Gauchy 
gebrauchten Methode, und die Transformation dieser Reihe in mehrere 
andere convergentere Formen gelehrt wird. Angenchm fällt in dieser 
‚Parlie die eonsequente Durchführung der Angabe der Fehlergrenzen auf, 
die begangen werden können, wenn man alle auf ein bestimustes Reihen- 
glied folgenden unberücksichligt lässt, 

' Zr Erweiterung der vorher gefundenen Resultate auf eomplexe 
Gtöfsen übergehend, können wir den Hrn. Vf. allerdings nicht tadeln, 
dass 'er „eine wissenschaftlich entwickelte Arithmetik voraussetzend,” 
annimmt; die Bedeutung der imaginären Zahlen sei ‚aus der Algebra 
sehon bekanst. Allein wir glauben, es wäre im Interesse vieler Leser 
(gewesen, in einer kurzen Digression [etwa wie bei der Combinationslehre] 
die Hauptsätze zu begründen, da die Theorie der Amaginären ersk in wenigen 
Lehrbüchern der Arithmetik die ihr gebürende Behandlung gefunden hat. 

Nach Erklärung dessen, was man unler einer imaginären Reihe ver- 
steht, werden die Bedingungen def Convergenz und Divergenz soleher ein- 
fachen und Doppel-Reihen auseinandergesetzt, dann die Definition der 
Bedeutung der Exponentiellen mit imaginären Potenzexponenten gegeben, 
und endlich die Grundeigenschaften der rein imaginären Exponentialgröfse 
[ihre Peridieität eto,] eruiert, und schlielslich der Zusammenhang der 
letzteren mit den trigonometrischen Funclionen nachgewiesen. 

0 Auf diesen Grundlagen wird nun die Theorie der imaginären Lo- 
garithmen, und die allgemeine Theorie der Wurzelausziehung aufgebaut, 
und die Vieldeutigkeit der Logarithmen auf eine in mancher Beziehung 
'eigenthümliche Art festgestellt. Hier vermissen wir eine detaillierlere 
‘Nachweisung, dass beip Rechnen mit den generellen Werihen nicht im 
Yonyaaildn die Relalion 

Pi ET Ph A 

ig sei. Dies ist Allerdings 5.316 ndukh a Aneöeilet, dass es heilst, 

iin Gleichung gelte noch für gebrochene Werthe der Exponenten, wenn 
ig einfachsten Werth versteht: allein wodurch die gene- 
jer drei Formeln sich unterscheiden ist nirgends angeführt. 





‚Stern; Lehrbuch, der. algebraischen Analysis, ang. v. Z. Ieifs, 155 
‚Die hier vorgetragenen Lehrsätze werden zu einigen nach | 
‚Prineipien ausgeführten Reibensummierungen " S 


tem, 
Cosinus und Sinus der vielfachen Bögen durch. 
Sinus ' umgekehrt, worauf der Hr. Verf, 


Den Schluss des ersten Theiles bildet: die Theorie, der Keutendrüche, 
welche, wie es auch vom Hm, Verf; nicht anders zu erwarten war, 





156 Stern, Lehrbuch der algebraischen Analysis, ang. v. 2. Weifs. 


speciellen Fälle näher untersucht, und schlielslich der wichtige Unter- 
schied hervorgehoben, der zwischen einem divergenten Keltenbruche und 
einer divergenten Reihe stattfindet, was zur Ableitung einiger bemerkens- 
werther Resultate Gelegenheit gibt, Den Schluss des ersten Theiles bildet 
die Behandlung des Problemes, eine Reihe in einen Kettenbruch zu verwan- 
deln, worauf dasselbe für unendliche Produclformen geleistet, und durch ein 
Beispiel erläutert wird. Die hier zuletzt angeführten Probleme sind durch 
eine dem Hrn. Vf, eigenthümliche, sehr klare Darstellungsweise charakteri- 
siert, welche aber bedeutend weitläufiger als die gewöhnlich gebrauchte ist. 

" ‚Der zweite Theil des Werkes enthält in zwölf Noten Ergänzungen, 
Verallgemeinerungen und Vervollständigungen verschiedener Lehren des 
ersten Theiles. Wenn auch bei der grofsen Fülle des vorhandenen Ma- 
teriales in diesem Theile die Auswahl der aufzunehmenden Gegenstände 
weit mehr von subjeeliver Auffassung abhängig ist als in dem früheren 
die Prineipien der algebraischen Analysis enthaltenden, so muss man 
doch gesichen, dass der Hr. VI. auch bier jene Partien herauszuheben 
verstanden hat, welche, während sie von allgemeiner Bedeutung für die 
Wissenschaft sind, zugleich zur weileren Ausbildung anregen. Bei der 
Besprechung dieses Theiles werden wir uns, um nicht zu weilläufg zu 
werden, so kurz als möglich fassen, da die im ersten Theile mafsgeben- 
den Prineipien auch in diesem beibehalten sind, und ‚dem 
früher gesagten schon ersichtlich sein dürften. 

Note I beschäftigt sich mit der Aufsuchung des rn 
der Polynominlcoöffieienten, wenn der Exponent keine ganze positive 
Zahl ist, Note II macht auf die Vorsichten aufmerksam; welche man bei 
Umänderung der Gliederfolge in Reihen mit wechselnden Zeieben beob- 
achten muss, und erörtert den Einfluss der Stellung der Glieder auf den 
Werth und die Beschaffenheit einer Reihe: doch dürfte mänches darin 
‚gesagte nicht unbedeutenden Widerspruch erfahren. Note If enihält als 
Ergänzung zu den gegebenen Kennzeichen der Gonvergenz und Diver- 
‚genz der Reihen, die von Kummer aufgestellten allgemein entscheidenden 
Kriterien nebst Bemerkungen über deren Anwendbarkeit. In der Note IV 
wird der Beweis geführt, dass e nicht die Wurzel einer quadratischen 
‚Gleichung sein kann. Im. 

In der Note V wird der Ausdruck von (= + 2) durch Poten- 


zen von (2 + 4) mittelst Induction aufgesucht, und die so erhallenien 


Resultate auf die Entwickelung der Sinus und Cosinus vielfacher B 

durch Potenzen der einfachen, und die Erweiterung einiger in's 6 
der Zahlentheorie streifender Sätze angewendet, 

- Note VI führt uns eine sehr gelungene Darstellung der Eule 
lung der Sinus und Cosinus vielfacher Bögen in endliche u e 
vor. Die verschiedenen Gestalten, in die man diese Producte zZ 
kann, werden in einer überraschenden Vollständigkeit am Anfange 
Schlusse dieser Note angegeben und durch Vergleichung der SE 
ten, die aus der Entwickelung dieser Producte in Reihen entstehen, mit 





Dritte Abtheilung. 


Verordnungen für die österreichischen Eym- 
nhasien; Statistik. 


Personal- und Schulnotizen. 


Nachdem die Geschäfte des bestandenen Ministeriums für Cultus 
tınd Unterricht an das Staatstinisteritm übergegahgen sind, hört das 
Einreichungsprotöcoll des ‘Ministeriums für Cultus und Unterricht mit 
dem. 14. Februar I, J. auf, und wird ‘der betreflende  Geschäftseinlauf 
von diesem ‚Tage angefangen im Einreichungsprotocolle des Staals- 
ministeriums übernommen, 


(Ernennungen, Ba Bia PAAR ae Vorne here Aus 





zeichnn n u, 8 w.) — Der Supplent am k. k, Gyı zu 
Trient, Hr. Dominik Agostini, zum wirklichen Lehrer an n 
Lehranstalt. 


— Der 'Gymnasialdirector zu Prefsburg, Hr. Wenzel Fr 
zum Schulrathe und ‚Gymnasialinspector in Böhmen. 

— Die Manier, Hr. Anton Peroutka und Hr. Franz flrä- 
dek, über Voı ‚g des fürsterzbischöfl. Ordinariates zu Prag, zu wirk- 
lichen Religiönslehrern am Prager Altslädter Gymnasium. 

— Der provisorische Director des Gymnasiums zu Eger, Hr. 
‚Anton Frind, zum wirklichen Director dieser ‚Lehranstalt, 

— Der bisherige Lehrer am. Franz-Josephs-Untergymnasium zu 
Lemberg, Hr. Stanislaus Olzewski, zum Lehrer am dörligen 
zweiteh ständigen Gymnasium. 


— Der Katechet' und Director der Haupt- und SS zu 
Kaaden, Hr, Dr. Johann Reich, zum Kalecheten und Director an 
der Haupt- und ÜUnterrealschule sammt der Lebrerbildungsanstalt in 
Leitmeritz. 

’ — Der :supplierende ‘Lehrer an der Unterrealschule zu Kolin, 
Ur.‚Wenzel Mareä, zum wirklichen Lehrer daselbst, 

— Die ‚provisorischen Lehrer an der DR ERDE zu Hohen- 
sauth, ar. Anton Müttel und Hr. Anton $ rase so wie der 
Hifflehrer"än der’ döutschen Oberrealschule zu Fra Dr, A: 

2 a za ‘wirklichen Lehrern an der kenn ‚eht- 


Personal- und Schulnotizen, 159 


— Der Suppleht an der k. Rare ge Lemberg; Hr, 
Ignaz Hawränek, zum wirklichen Lehrer an dieser Anstalt, 
— Der geprüfte Unterrealschullehrer Hr, Ignaz Rumler, zum 
Lchrer an der  ntorrenlschule in Werschetz. 
— Der Schulrath, Hr. Vineenz Pransck, zum Schulrathe und 
Volksschul-Inspettor am Sitze der k. Kesah tischen Statthalteret 


— Se. k, jestät haben Ne uriigenn zu otatien ge: 
ruht, dass den ee Beben jums in einem 
Knabenseminar oder Gymnasium = "teachetre vom 4. Jänner 
1861 angefangen durch sechs Jahre, jedoch ohne Rückwirkung auf die bei 
der Heeresergänzung für 1861 elwa schon en in dem Falle zu- 
erkannt werden dürfe, wenn sie Prüfungen an einem Staatsgymuasium 
ablegen und dabei in "allen Unterrichtsgegenständen der Classe, welche 
sie vor ihrer Berufung zur Stellung vollendet haben, die en 
oder, wo eine allgemeine Fortgangsclasse gegeben wird, die nn 
Vorzugsclasse erlangen. 


— Der ordentliche lies der Philosophie au der 
Prager Hochschule, Hr. Dr. Robert Zimmermann, zum ordentlichen 
Brofersbr dessstben lesselben Faches an der Wiener Universilät, und der aufser- 
‚ordentliche Professor der Philosophie an der Prager Universität, Hr. 
Dr, Wilhelm Volkmann, zum ordentlichen Professor dieses ‚Faches an 
derselben Hochschule. 
— Der Privatdoeent, Hr. Ottokar Lorenz, zum aufserordent- 
lieben Professor ‚der österreichischen ‚Geschichte an der Wiener Uni- 


— Der Privatdocent über Insiramenten- und Bandagenlehre an 
der Wiener ‚Universität, Hr. Dr. Karl Celsner, zum BR 
lichen Professor. Pe 
Eee en visorische aufserordentliche Professor der spesiellen 
Pathol nd Therapie, ‚dann der Arzueimittellehre, Pharmakoguosio 
und We e an dem Wiener Thierarznei-Igstitute, ‚Hr. Dr. ;Leo- 
pold‘Forster, zum definitiven Professor dieser 
'— Der a. :0. (Professor ‚der Diaeletik und Makrobiotik. an der 
Pesther Universität, Hr. Dr. Johann Wagner, zum ordentlichen 
Professor der praktischen Mediein und medieinischen Klinik an der- 
selben Hochschule. 

— Zum aulserordentlichen Professor der Pastoraltheologie an der 
griechisch nicht-unierten theologischen Lehranstalt zu Gzernowitz 
der Supplent dieser Lehrkanzel ‚Hr. Vasilie Mitrofanowiez. 

uf Grundlage des über die ee der akademischen 
‚Behörden ‘unter dem 27. September 1849 erllossenen ‚provisorischen Ge- 
selzes wurden an «der hiesigen k. k. Universität ‚die ‘Wahlen der aka- 
demischen nahen für das laufende Studienjahr vorgenommen und 
‘es sind hierbei gewählt worden: 
an) Bei Hr 'thoologischen Facultät: Zum Decan des 
Doctoren-Collegiums der Hr. Theol. ar. Benedict-Gsell, Karls ‚der 
-Cistereienserstifte Heiligenkreuz in Niederösterreich und St, Gotthard = 
Venen und zum Decan des k. k. Professoren-Collegiums. de! 
Hr.\Theol. Dr. Vineenz Seback. 

Als Pro-Decan des theologischen Professoren-Collegiums ist dessen 
Jeintjäneiger ‚Decan ‚der Hr. Theol. Dr. Domipik Mayer, a. o. Univer- 
der, ‘Pastoral-Theologie u. s. w., eingetreten. 

'b) Bei der rechts- und ‚slaatswissenschaftlichen 
Facultät wurden erwählt: Zum Decan des Docloren-Gollegiums. der 





160 Personal- und 'Schulnotizen, 


Hr. 0.J. Dr, Kafl Krammer, Hof- und Gerichts-Advocat u. 8. w., und 
zum Decan des k. k. Professoren-Collegiums der Hr. U.J. Dr. Franz 
Xav. Haimerl, k. k. 0. 6 Universitäts-Professor u. s. w. 

Als Pro-Decan des rechts- und staatswissenschaftlichen Professoren 
Collegiums ist der Hr. U. J. Dr. Ludwig Arndts,: 0, ö. Universiläts- 
Professor des römischen Rechtes, k. k. Regierungsrath u. s. w., ein- 

‚etroten, 

q ce) Bei der medieinischen Facultät hat als Decan des 
Doctoren-Collegiums der Hr. Med. Dr, Michael v. Viszanik, k. k, 
Primararzt im allgemeinen Krankenhause u. 5. w., sein zweiles Decanals- 
jahr begonnen, Zum Decan des k, k, Professoren-Collegiums ist der 
Hr « Dr. Franz Kurzak, k. k. 0. ö. Universitäts-Professor der 
Ahtoretfächen) Mediein u. 5. w4 "gewählt ‚worden. 

‘Als Pro-Decan des medicinischen Professoren-Collegiums ist der 

Hr. Med. Dr. Karl Rokitansky, k.k. 0. ö. Universitäts-Professor der 
i ii k. Regierungsrath u.'s. w., eingelrelen. 

phischen Facullät wurden erwähltr 

iums der Hr. Phil. und Med. Dr. Joseph 

Vogel, Bade-Arzt in Vöslau u. 5. w, und zum Decaun des k. k. Pro- 

fessoren-Collegiums der Hr. Phil. De Pe k.k 0.0 

Universiläts-Professör der Philosophie u. 

Als Pro-Decan des philosophischen N "k, Profe 

ist der letztjäbrige Decan Hr. Phil. Dr, Franz Pfeiffer, k.k. 0,0. 

Universitäts-Professor der deutschen Sprache und Literatur u. 5» Ws 

eingetreten. 

Indem nach der Reihenfolge der Facultäten der Rector-Magnifieus 
der Wiener Hochschule für das Studienjahr 1861 aus der medieinischen 
Facultät hervorzugehen halte, so wurden für diese höchste akademische 
Würde sowol von dem Doetoren- als von dem Professoren-Collegium 
der ersterwähnten Facultät die Vorschläge erstattet, und der akadem; 
Senat hat den Hrn. Med. Dr. Johann Oppolzer, k. k. o. 6. Univer- 
sitäts-Professor der ellen Pathologie und Therapie und medieinischen 
Klinik, königlich sächsischen Hofralh u. s. w; in Anerkennung der 
wichtigen Verdienste, welche sich derselbe sowol im vieljährigen Uni- 
versiläts-Lehramte um die Wissenschaft und um den Unterricht, als in 
seiner ausgebreiteten ärztlichen Praxis um die leidende Menschheit er- 
worben hat, zum diesjährigen Universitäts Rector-Magnificus erwähltz 
am 16. Jänner 1. 5, fand die feierliche Inauguration desselben statt. 

















— Dem Schulralhe für Dalmatien, Vineenz Lautkotsky 
und dem Med. Dr. Joseph Prokop in Görz, ist in Anerkennung 
ihrer Verdienste für den Aufschwung und die gemeinnützige Förderung 
des Schulwesens im Küstenlande überhaupt und die provisorische Er- 
öffnung der Oberrealschule in Görz insbesondere, jedem das Ritterkreuz 
des Franz er Allergnädigst verliehen worden. 

— Dem Bei iner Ordenspriester zu Admont, Anton Hatzi, 
ist in Fer r vieljährigen und erspriefslichen Wirksamkeit 
im Gymnasial-Lehramte das goldene Verdienstkreuz mit der Krone Aller- 
guädigst verliehen worden. 

— Dem Lehrer an der Haupt- und Unterrealschule zu Wiener- 
Neustadt, Ignaz Auer, ist, in Anerkennung ‘seiner vieljährigen, vor- 
züglichen Wirksamkeit im Lehrfache , das goldene Verdienstkreuz Aller- 
‚gnädigst verliehen worden, 

— Dem Kanzleidiener des Ministeriums für Cultus und Ares 
richt, Joseph Bigler, ist, in Anerkennung seiner vieljährigen und 
treuen Dienstleistung, das silberne Verdienstkreuz Allergnädigst ver- 
liehen worden, 











162 Porsonal- und Schulolizen. 


— Über eine erledigte Knpnmayng ehe eig En 
Amtsbl. 2. Wr. Ztg. v. 19. Jänner 1. . 16. 
— Über mehrere erledigte BensinereNtosik-Handati ,. als: 

4. zweiAltban-Ruhland’sche; 2. drei Ferdinande weg; zwei 
Reohberg’sche und 4. vier V-oss’sche, 8. Amtsbl, z. Wr. Zig. v. 16, 
Jänner 1. J., Nr. 13. 

— Über ein erledigtes Johann Pranz Schiekmayr’sches Sti- 
pendium, 8. Amitsbl. z. Wr. Ztg, v. 30. Jänner ı. J., Nr. 

— Über ein erledigtes Ferdinandei’sches Seminar-Musik-Hand- 
stipendium, 5. Amtshl. z. Wr. Zig. v. 31. Jänner 1. J,, Nr. 26, 

== Üher ein verledigien Birch pr'sches, Conniete-Handslipendiumpite 
Amtsbl. z. Werne v. 4. Februar 1. 4., Nr. 27. 

— Über di nachstebender Convicts-Slipendien, näm- 
Hich: a) zwölf e 'scher , b) zweier PART 'scher und c) 
eines Zoller'schen, s. Amtsbl. z. Wr. Ztg. v. 13. Februar 1. J., Nr. 36s 


(Todesfälle) — Am 11. December 1860 zu Baden Hr. rd 
Krieg v. Hochfelden, von 1851—52 grofsherzogl. Badischer Bun- 
desmilitär-Bevollmächtigter, durch wissenschaflliche Werke, namentlich 
durch ‚seine historischen Forschungen, bekannt, 

— Am 26. December 4880 zu,Schwerin der grolsherzogliche Hof- 
maler, Hr. Gaston Camillo Lentihe (geb, zu Ludwigslust 1805), durch 
ausgezeichnete Altarbilder bekannt. 

— Am:27, December 1860 zu Laibach Ur. Franz Xaver Me ER, 
k. k. pens. ‚Professor der slowenischen Philologie am dortigen Lyceum, 
dureh seine Forschungen und Arbeiten auf ‚dem Gebiete der realen 
Literatur ‚bekannt, 

— Am 30. December 1860 zu Dresden Frau Julie von Grofs- 
‚mann, ‘geb. Menzel, als belletristische Schrifistellerin eine der ge- 
nanntesten. 

ö = ser vom & aukiden ek) er J. Hr. Franz Käl- 
a zu 'czin 1790), orden! tglis jer ungar. 

duscheseine Thätigkeit aut den Gebieten der Geschichten Fr ss 
Jurisprudenz und Philologie bekannt. 

— Am 12. Jänner 1. J, zu Prag Hr. Wenzel Hanka a zu 
Hofeniowes in Böhmen am 10. März 4791), Ritter des k. St 
Wladimir- und Commandeur des ‘St, Annen-Ordens, Bibliolhekar am 
böhmischen National-Museum, Mitglied mehrerer Akademien, Privat- 
docent der altslawischen und ruthenischen Sprache und Literatur u. s. w- 

— Am 16. Jänner 1, J, zu Dresden der ausgezeichnete Land- 
‚schaften-Maler, Hr. Gustav Friedrich Papperitz. 

— Am 19. Jänner 1. J. zu Gera Hr, Prof, Breischneider, 
‚ordentl. Lehrer am dortigen FA Saabıi, 

— Am 21. Jänner l. J. Breslau der Senior der dorligen Uni- 
versität, zugleich der letzte Repräsentant der Übersiedelung derselben 
‚aus Frankfurt nach Breslau, k. Ober-Consistorialrath und ordentlicher 

Professor in der evangelisch-theologischen 'Facultät, Hr, Dr. Heinrich 
Middeldorpf, im 73. Lebensjahre. 

— Am 9. Jänner 1. J. in -Berlin ‚der ‘k. Ingenieur-Major a. D. 
‚Hr, Be als Militärschriftsteller- geschätzt, 

— Am 21. Jänner ). J. zu München ‚der Hofmusicus, Hr. Karl 
Schönchen, durch vierzig Jahre Lehrer.am'kön, Ludwigs-Gymnasium, 
im Alter von 76 Jahren. 

— Am 22. Jänner 1. J. zu München der grofsherzogl, badische 
Gceheimrath und Professor, ‘Hr. Dr. Friedrich Tiedemann (geb. am 
25. August 1781 zu Kassel), der Nestor der deutschen Anatomen und 
Physiologen. 








Vierte Abtheilung. 


Miscellen. 


Zur Frage über die Lehrbücher der lateinischen 
Grammatik. 


Ich habe 1860. 8.780 il. die in einem früheren Aufsatze entwickelte 
Ansicht, dass in den zwei untersten Glassen eine lateinische Formen- 
lehre blois für «diese Unterriehtsstufen, von der dritten Classe an aber 
«ine Schulgrammatik, nämlich ein anderes Lehrbuch als in der ersten 
und zweiten gebraucht werden dürfe, durch Berufung auf die Be- 
stimmungen des Org. Entw. S. 23, 103, 104, 108, 109 als gesetzlich 
begründet nachzuweisen gesucht. Die verehrliche Redaction entgegnet 
darauf 8. 781 unter anderm: dass «die Erwähnung eines für die beiden 
ersten Classen zu gebrauchenden Elementarbuches sieh nicht in dem 
Org. Entw. selbst findet, wie man nach dem Citate von S. 23 vermuthen 
müsste, sondern ausschliefslich in der Instruetion, welche ihrer Natur 
nach nie zur Geltung einer gesetzlichen Verordnung erhoben is,” Da 
es inir nicht gleichgiltig sein kann, ob ich in einer so wichtigen Frage, 
der ich seit mehr als einem Jahrzehend in meinem Wirkungskreise die 
sorgfältigste Aufmerksamkeit widme, mich im Widerspruche mit dem 
Gesetze befinde, auch nicht gleichgiltig, ob die Lehrerwelt diese Mei- 
nung von mir habe, so möge mir die verehrliche Redaction folgende 
Erwiderung gestalten, 

Dass die Instruction nicht gleich ist dem Texte des Gesetzes, wird 
niemand bestreiten. Aber ich müsste mieh höchlichst wundern, wenn 
eine und dieselbe Behörde zur Durchführung eines Gesetzes eine 
Instruction erliefse, die mit dem Gesetze selbst im Widerspruche stünde. 
Und das müsste doch nach dem Sinne, in welchem die verchrliche 
Redaction bezüglich der Instruction 8.103 ff. sich ausspricht, mit dieser 
Instruetion der Fall sein. Kann aber die Instruction zur Durchführung 
des Gesetzes nicht dem Gesetze widersprechen, so muss sie doch wol 
mit demselben übereinstimmen. Demnach glaube ich behaupten zu 
Ras nn meine Berufung auf die $. 103, 104, 108, 109 Gel- 

ung hat 
pie Instruction lässt sich ferner auch als Erläuterung und 
nähere Auslegung des Gesetzes auffassen ; und dass die Bestimmun- 
gen 8. 22 und 23 über die erste und zweite Classe einer Erläuterung 
auch über die Lehrbücher bedürfen, ist selbstredend. Wenn nun 
die Erläuterung und Auslegung des Gesetzes von dem Gesetzgeber selbst 
ausgeht, hat sie dann nicht die Geltung des Gesetzes ? 








1o6 Nisecllon. 


einschliefsen. ‘Wo der; Inhalt des- Anhanges- rare einer. Verord- 
nung erhoben werden sollte, nämlich aussobliefslich iu Gegenständen 
der Verwaltung, da ist dies in den oben angeführten Erlässen aus- 
drücklieh bezeichnet, 


Gesetzt aber wirklich, es versuchte jemand den „Instructionen® 
im Widersprüche mit deren unverkennbarem Charakter die geseizliche 
Ge) ‚einer sanctionierten Einrichtung. a abe so, würde. selbst 

für den vorliegenden Fall nicht das geringste geändert, Die 
Instructionen verfolgen in Betreff der Schulbücher den Zweck, aus dem 
weiten Bereiche‘ der Schulliteratur einiges herauszuheben und: als be- 
sonders brauchbar der Aufmerksamkeit des Lehrstandes zu empfehlen ; 
für den gleichen Zweck ist bald nachher, ein halbes Jahr nach dem 
Erscheinen des Org. Eutwurfes, in dieser Zeitschrift ein weiterer Raum 
zu eingehender Besprechung geschaflen. Gleichzeitig richtete aber die 
er Unterrichtsbehörde ihr Augenmerk darauf, in die dem’ Lehr- 
überlassene freiere Wahl der Lehrbücher eine bestimmte Norm 
ger Dies ist dureh die umfassende organische Verordnung vom 
er Während nun die im Organisations-Eatwurfe 
alnstruction für den lateinischen Unterricht” zum 
ange in der untersten Classe Übungsbücher, welche blofs den 
toff enthalten und den gleichzeitigen Gebrauch einer Grammatik 
erfordern, und Elementarbücher, die beides, Übungsstoff und Grammalik. 
verbinden, zu beliebiger Wahl neben einander stellt, bezeichnet die Ver- 
ordnung vom a0 Juni 1854 zu dem gleichen Zwecke ausschliefs- 
lich blofse Übungsbücher und eine lateinische Grammatik zum Ge- 
brauche. der Untergymnasien von deren erster Classe an als; approbierte 
Lehrbücher ‚» und gebietet überdies: „Wenn im Unter ran 
eine bestimmte lateinische oder griechische Grammatik einmal gewählt 
ist, so darf diese für dieselben Schüler bis zum Schlusse des 
Unterg ai nasiums nicht mehr gewechselt werden.® Am 10, Juni 
ae diese Verordnung erlassen wurde, hatte der Organisations- 
im allgemeinen noch nicht gesetzliche Kraft; durch das a.h. 
Hanlochreiben vom 9. December 1854 sind die „derzeit be- 
stehenden Einrichtungen? genehmigt, mithin in Belxcf! dar Lehr- 
bücher der Inhalt des Org. Entwurfes einschliofslich der seitdem 
durch besondere Verordnungen dazu gegebenen näheren Bestimmungen 
‚oder Änderungen. Also selbst wenn jemand der Ansicht ist, durch das 
a. h. Handschreiben vom 9. Deeember 1854 seien auch die alnstruc- 
tionen? in die Sanction eingesehlossen, so kann doch in Betreff der 
Lehrbücher eine Solar Sanetion nieht auf den Inhalt der Instruc- 
tionen, sondern muss auf die mitllorweile durch die Verordnung vom 
9. Juni 1854 in dieser Hinsichl getroffene bestimmte Änderung be- 
zogen werden. 

Wir haben eine durch die Zeit und den Wortlaut der he- 
treffenden Verfügungen vollkommen zweifellose Sache so ausführlich be- 
handelt, in der Hofluung, dass wir keine weitere Veranlassung haben, 
2 dieselbe zurückzukommen. Es ist möglich, die Zweckmälsigkeit 

der getroffenen Verordnung in Frage zu zichen, und entweder- eine an- 
dere Einrichtung oder Jie Gestaltung eines weiteren Bereiches der Wahl 
au empfehlen; aber dann handelt es sich um eine Änderung der 
Einrichtung, wicht um Ausleg an des bestimmten Wortlautes in 
‚eine andere Bedeutung. 





168 Miscellen. 


von der beidnischen Wissenschaft noch vielfach bedroht wurde, sich 
dennoch nieht jenen Eiferern und Verächtern der classischen Bildung 
anschliefsen ‚ ‚sondern gegen sie die strengen aber wahren Worte 
richtete (Or, XL, 11): oöxov» drınaordov cv maldevam, Sr Tadra 
Boxer an [7003 era0vg nal amaudeurong vrol mrlor roög oda; 
Egovrag, ol oulowe", dr, dravras elvaı naP” davrovg, dv’ dv ıo 
Kor TO zur wvrobs ngureneeı wel Tor zig dradevolus leygov 

ne a Wisemann „Zusammenhang zwischen Wissenschaft 


und Oi 5. 588). Können wir somit die Wahl des Stoffes in 
diesem Frocrennih nur als eine glückliche bezeichnen, so müssen wir 
auch der Ausführung unsere Anerkennung zollen. Überall zeigt 


sieh ein gründliches um der Schriften des I, Gregor und auch die 
Darstellung lässt niehts zu wünschen übrig. Möge es Hrn. Riepl gefallen 
diese Studien fortzusetzen und die reichen Schätze, welche für Theo- 
logie, Philosophie und Geschichte in den Werken des h. Gregor ent- 
sind, an das Tageslicht zu fördern, Vor allem wäre eine neue 
en der Gedichte, die uns ia einem sehr verwahrlosten Zustande 
dringend wünschenswerth, Einen kleinen Anfang hat E, 
Demi Faches (de za Davide et Zonara interprelt, carım. 8. Greg. 
1839, S. Greg. Nas. Carmina selecta, Göllingen, 1840) ; 
an Meiste bleibt freilich noch zu thun übrig« 
Pia: Karl Schenkl, 


7. Didymus über die Aristarchische Recenston der Homerischen 
Gedichte. (Abbandig. von d. La Roche, k, k. Gyınn. Prof. in Triest. 
1859.) — Diese werthvolle kleine Schrift (26 . stark) ist,eine Er- 

zu M. Schmidts Ausgabe des Didymus und hat "in ihrer 

igen Form den Zweck, 'benden Philologen bei ihrem Studium 
jomers an die Hand zu ‚gehen. In. beiden Beziehungen ist die Arbeit 
vollkommen anerkennenswerth, Der Neuling bekommt sowol überbaupt 
einen Begriff von den Kennzeichen, welche bei der Kritik der Scholien 
malsgebend sind, als er auch im besonders in der den einleitenden Be- 
merkungen folgenden Aufzählung von Scholien und Theilen von Scholien 
fortwährend Beispiele der Anwendung und Beurtleilung derselben findet, 
Die Zahl und Bedeulsamkeit der Bemerkungen, die hier dem Di- 
dymus zuerkannt werden, ist keine untergeordnete, Dieselben zerfallen 
in zwei Theile. Der eine ist nach dem Inhalte, der Bemerkungen zu- 
gestellt, Wechsel von 7, zu und &g, «vr/og und drriov, Weg- 

ing des Augments und anlaulendem #, Prädicats Plural bei pluralem 
an des Subjects, u.s. w. Zu © 102 und 78 (S. 14) möchten wir 
re dass da Pe auf jeden Fall bei Homer unmöglich (es 
müsste ja ln sein). die ganze Bemerkung offenbar sein muss 023 


ware ae 58° Friguann. Ähnlich ist, was der Hr, Herausg. 
8.18 neh Zaile anführt. 
Der zweite 


Theil ist nach den Büchern der Ilias und Odyssee ge- 
ordnet, er enthält durchweg neues, während der erste Theil auch 
reits von Schmidt aufgenommenes bringt und dasselbe durch gleich. 
arliges vervollständigt. — Zu Odyssee XI vermuthet der Hr. Herausg. 

mit Recht, dass Aristarch’s Leseart «yaeodae war; wir glauben 
dlenoibe wäre wäre unbedingt, in den Text aufsunchmen. „In Od. xvill, 178 
könnte das Scholion uer& zoD ı @vrl tod Zw xrdeu adon auf wndeloven 
u vom Neutrum „ndog, Stamm #ndeg bildet sich das Prüs. andso-ıo, 
#ndılo, undio, wie zsleo-ım, telslo, mevdeo-iw, neudelm *), 
5.23, Z. 13 zu lesen via» für ven», 
*) Aber vielleicht einfach, wie der Hr. Herasg, selbst Belt anbauen 
eg, wie A 488 un d7] Ho Panarır ye maganda paldın Ban are 
u ee 


(Diesem Hefte sind vief literarische Beilagen En 





170 Über den Geschichtsunterricht"am Gymnasium, v. 0. Lorenz. 


richt fast ausschliefslich auf die Receplivität der Schüler be- 
rechnet sei, so nehme er die Selbstthätigkeit des Lernenden fast 
gar nicht in Anspruch, und darin, meint man mit Recht, liege 
mehr eine Gefahr als ein Vortheil für die geistige Entwickelung. 
Wenn sich nun Bedenken dieser Art rechiferligen sollten, so 
wäre es in der That schwer, ernstlichen Geschichtsunterricht auf 
den Mittelschulen zu befürworten, und es wäre danach eigentlich 
das bessere, diese Wissenschaft in jene untergeordnete Stellung 
wieder herabzudrücken, welche ihr in den lateinischen Schulen 
der früheren, Jahrhunderte angewiesen war. Indessen will es 
uns bedünken, dass die übliche Melhode des Geschichlsunter- 
richtes nur deshalb eine so gänzliche Verurtheilung erfährt und 
dass man sich nur aus dem Grunde nach einer radicalen Ver- 
änderung selbst der Grundprineipien hierin sehnt, weil man sich 
gegenwärlig vielfach gewöhnt hat, mit dem Geschichtsstudium 
Yebentämehe und Absichten zu verbinden, welche aus dieser 

issenschafl nicht in nalürlicher Weise fliefsen, und daher auch 
nicht durch den Unterricht in derselben erreicht werden. Sieht 
man nämlich das Studium der Geschichte nur als Mittel für 
eine andere, sei es politische oder moralische Docirin, an, so 
wird man sich nicht wunderu dürfen, dass der Erfolg, den man 
sich in solcher Weise willkürlich vorgesetzt bat, nicht erreicht 
wird, und dass sich also das Mittel als ein unzureichendes zeigt. 
Man befindet sich bei geschichtlichen Betrachtungen manchmal 
noch auf dem Standpunct, auf welchem die Fabel vor Lessing 
war, Zum Schluss erwartet man, dass ein Satz ausgesprochen 
ist: diese Fabel lehrt die Moral davon. 

Erwägungen der leizteren Art sind es vornehmlich ge- 
wesen, die mich bestimmt haben meine Gedanken über die er- 
wähnten Fragen der Gymnasial-Predagogik zu formulieren; denn 
obgleich ich gegenwärtig meine Thätigkeit nicht unmittelbar den 
Interessen und Aufgaben des Gymnasialwesens zugewendet habe, 
so ‚hat es vielleicht doch einen Werth, eine Sache, die sich auf 
Jen ersten Blick als eine rein pedagogische ankündigt, aus den 


Chaos von eklektischer Philosophie mit protestantischer Romantik 
Kg AR wunderbarste ist mir, dass dieses Buch wegen ein 
Et nat jr ‚Redensarten in v. Sybel's Zeitschrift eine Ankün- 
gung erfahren hat, als wäre nun für Geschichte und Geschichts- 
unterricht eine neue Epoche enden so dass der Recensent, 
‚ewiss nicht im Sinne dieser Zeitschrift, sogar die stark pielistische 
ll dem Mantel der Liebe bedeckt. Ebenso hat uns die 
Recen: in den Jahn’schen Jahrbüchern Bd. 82. Hft. 5 in Er- 
staunen gesetzt, aber um so er schien es diesen Gegenstand 
von unserem Standpunet zu beleuchten; doch müssen wir erklä- 
ren, dass wir keine Kritik des Buches liefern wollen, Es wäre 
Be 
gen zugehen, die t. Campe in unbe, reib- 
seligkeit zu Schulden kommen lies. Br 





172 Über den Geschichtsunterricht im Gymnasium, v, 0. Zorens. 


diesen, Raisonnemenis gegenüber braucht man sich blols zu fra- 
gen, ‚ob man nicht in allen Wissenszweigen hervorragende Männer 
findet, welche die Nation als Vorbilder sittlichen Charakters an- 
sieht, und ob es nicht ganz abgeschmackt wäre zu behaupten, 
diese hätten ihre ethische Bildung vornehmlich der Beschäftigung 
mit einem oder dem anderen Gegenstande zu verdanken. Wenn’ 
man in früheren Jahrhunderten den classischen Studien einen 
vorwiegenden Einfluss auf Bildung und Charakter zuschrieb, so 
geschah das so lange mit Recht, so lange dem Zustande jener 
Epochen gemäfs in diesen Studien der gesammte wissenschafl- 
liche Geist, die gesammte Bildung der Zeit ihren Ausdruck ge- 
funden hal; aber aus demselben Grunde, aus welchem man heul- 
zulage, den classischen Studien diese Bedeutung nicht mehr zu- 
erkennen wird, aus demselben Grunde kann man dies auch 
keinem anderen Fache einräumen. Die gedeihliche Wirksamkeit 
jeder einzelnen Wissenschaft im Unterrichle hängt‘ immer von 
dem harmonischen Zusammenwirken aller übrigen zu einem Gan- 
zen ab. Und hiebei beruht der erziehende Einfluss vorzugsweise 
auf dem Umstande, dass die Aufmerksamkeit und das Interesse 
der Jugend auf Gegenstände gerichtet sind, welche aufserhalb 
der ‚blofs subjeetiven Neigung und überall gleich ferne von der 
selbsisüchtigen Befriedigung des materiellen Genusses liegen. 
‚ Allerdings begründen die Gegenstände der einzelnen Wissen- 
schaften einen gewissen Unlerschied für ihre Wirkung auf das 
Leben, aber keineswegs ist es gestallet deshalb ein 
so, vorwaltendes Gewicht auf einen oder den anderen Gegenstand 
zu legen, dass dadurch der Unterricht in anderen Wissenschaf- 
ten. verkümmert würde. Das Mafs dessen, was in einem Unter- 
richtszweige zu leisten ist, kann nur aus der Wissenschaft selbst 
und der Bedeutung, die sie für die Schule beansprucht, be- 
stimmt werden. Wenn daher auch die Geschichte durch die 
Gegenstände, mit denen sie sich beschäftigt, die Aufmerksamkeit 
En Ha auf das praklische und siltliche Wollen der Menschen 
hinlenkt, so dürfte man ihr doch im Gymnasialunterrichte kei- 
neswegs eine präponderierende Stellung anweisen, wie dies in 
neuerer Zeit vorgeschlagen wird, ‚schon deshalb nicht, weil zu 
ihrem tieferen Verständnis eine allgemeine wissenschaftliche Bildung, 
diesie nur im Vereine mit den übrigen Zweigen des Unterrichtes zu 
geben vermag, nöthig ist, Und überdies erhebt sich noch eine 
weitere Schwierigkeit gerade bei dem Unterrichte in der Geschichte 
dadurch, dass die Jugend nicht von vornherein fähig ist vor- 
urtheilslos über die Dinge der Geschichte zu solchen Begriffen 
zu gelangen, aus welchen sie eine Frucht für das praktische 
Leben gewinnen könnte. Man wende nicht ein, dass hiefür eben 
der Unterricht zu sorgen habe, dass: der Lehrer den Schlüssel 
an die Hand geben müsse, um das eindringende Verständnis der 
menschlichen Handlungen zu erzielen, dass man eben nur nach 
i 





474 Über den Geschiohtsunterricht am Gymnasium, v. 0, Lorema. 


Zweck erfüllt und in der That eine Vorbereilung für die Ge- 
‘ schichtswissenschaft darbiete, so wird vor allem alles dasjenige 
auszuschliefsen und ferne zu halten sein, was die geschichtliche 
Bi nicht fördern, sondern verhindern würde, Dahin muss 
man ; alles dasjenige rechnen, was dem Begriff unserer heu- 
tigen Geschichlswissenschaft widerspricht. Ich muss auf diesen 
Satz das allergröfste Gewicht legen, weil er die Voraussetzung 
ist, unter welcher einzig und allein eine pwedagogische Verstän- 
digung in dieser Frage eintreten kann. Sollte man diesen Satz 
nicht zugeben können, so wäre es eigentlich vergeblich, Ge- 
schichte zu lehren. Denn wenn der Unterricht in der Geschichte 
nicht deshalb ertheilt wird, um Geschichte zu lehren, wozu denn 
überhaupt? Die Antwort hierauf scheinen zwar Einige schon 
gegeben zu haben, indem sie meinen, dass der.geschichtliche 
Unterricht eben zu nichts anderem, als um den Charakter des 
Jünglings zu bilden, eriheilt werde. Dem enigegen zeigle es 
sich schon vorher als eine Illusion, wenn man in der Wirkung auf 
eine allgemeine ethische Bildung den einzelnen Wissenschaften einen 
‚oder ausschliefslichen Vorzug ertheilte. Und über- 
dies — wenn der Geschichtsunterricht blofs ein. Mittel für die 
Charakterbildung sein soll und nichts weiter — wäre es nicht 
erlaubt, die Frage aufzuwerfen, ob es da nicht noch ein besseres 
Mittel gäbe. Ich denke, man könnte wirklich ein solches finden: 
Man behauptet, Zweck des geschichtlichen Unterrichles sei die 
sittliche Bildung, und man formuliert dies noch bestimmier und 
verlangt durch den Geschichtsunterricht eine elhisch nationale 
Erziehung; eine nationale Denkungsart, eine nationale That- 
kraft, das seien die grofsen Leistungen, die man sich von die- 
sem modernsten Geschichtsunterricht verspricht, Nun denn! ich 
würde vorschlagen die Geschichte durch Bilder aus dem Volke 
in der Art, wie Riehl seine reizenden Culturstudien schreibt, 
aus dem Gymnasium zu verdrängen. In der That ist doch auch 
von dem Vorschlage des Herrn Biedermann bis zu dem eben 
gemachten kein so weiter Schritt, und die Peedagogik von Campe 
und Biedermann würde bei Consequenzen dieser Art noch an- 
ge wenn sie erst einmal in gesunde Entwickelung gekom- 
men. wäre. 

Wie indessen die. Sache jeiz noch steht, so ist vielleicht 
zu hoffen, dass sie auf einen richtigeren Weg zurückgebracht 
werden kann; denn bis jelzt will.man den. wahren und wissen- 
schaftlichen Geschiehisunterrieht doch nach keineswegs ent- 
behren, Und wenn es uns daher gelingt das Wesen der heuli- 
gen i „überhaupt zu bezeichnen, so wird 
sich leicht daraus ergeben, wie der Unterricht am besten ein- 
Due ads ‚der. für diesen Zweck vorbereiten, und heran- 

so En f 
Die neuere. Geschichtsforschung und Geschichtsbehandlung 








hat darin einen so Fi dass 
sie Einzelnheilen des Geschehens nicht mehr, wie ehemals, 
ausschliefslich um il selbst willen als mı und 


deren beatchen. "Mat: bignälgtsich-nieht- mil dem blofsen Wissen 
einer bestimmten Summe von einzelnen 


durch Keen 207 Can erkennbar. Indem wir von den 
Dingen Ursache und Wirkung zu erforschen streben, oder was 
dasselbe sagt, die Thatsachen in Grund und Folge zerlegen, 
sind wir auch bei der Geschichte auf eine kritische Denkthälig- 
Tsehschentiaretunen Ts "m Fe en früherer 

il tz zu jenigen H 
chen charakterisiert. Die erste und vornehmste des 
Studiums der u ist demnach En .- 


salzusammenhanges in Ereignissen 

Menschen. Es ist dies, wie von allen zugestanden werden wird, 

die er aller geschichtlicher Arbeit, ohne welche 
Verständnis dieser Wissenschaft niemals mehr gedacht wer- 


kann. 
ni "Und damit steht sogleich ein anderes Moment in Verbin- 
dessen Berücksich gleichfalls für die Unterrichts- 


gs 


unter dem ganz ‘Gesiehtspunct der Veränderung fas- 
sen, um nicht das Hereintragen von Begriffen anderer Art, 
wie Entwiekelung oder Fortschritt es sind, die Discussion zu 


unzweifelhaft erkennen 
ee Menschen. Das Interesse an 





176 Über den Geschichtsunterricht am Gymnasium, v. 0. Zorens. 


Unterricht zustreben muss; denn darin liegen die Fundamente 
des Verständnisses der Geschichte, darin ist, wie uns scheint, 
in den wesentlichsten Keimen ausgesprochen, was die geschicht- 
liche Bildung im modernen Sinne bedeutet. Und ohne dass wir 
uns in weitere Auseinanderselungen über Ziel, Zweck und Me- 
ihode der Geschichte als Wissenschaft überhaupt einlassen müss- 
ten, wird doch wenigstens das allgemein zugestanden werden, 
dass ohne diese Grundbedingungen ein Verständnis der Geschichte 
überhaupt nie erlangt werden kann. 

Die meisten erschweren sich die Sache dadurch, dass sie 
fragen, wie gelehrt werden soll, ohne vorher beantwortet zu 
haben, was gelehrt werden muss. Für uns ergibt sich das „wie” 
im allgemeinen ganz leicht, denn es muss die Geschichte offen- 
bar so gelehrt werden, dass der Schüler in die geschichtliche 
Wissenschaft eingeführt werde. Dasjenige nun, was aller ge- 
schichtlichen Erkenntnis voran geht und was uns erst in den 
Stand seizt das Geschäft des geschichtlichen Denkens zu be- 
ginnen, ist die erfahrungsmäfsige Kenntnis der Ereignisse, die 
sich begeben haben, der Zustände, die gegenwärtig und früher 
gewesen sind. Je gröfser die Summe der Kenntnis dieser Dinge 
wäre, ein desto gröfseres Malerial slünde uns zu Gebote, wel- 
ches wir historisch bearbeiten könnten. Aber anderseits kommt 
es nicht darauf an, wie ausgedehnt dieses Material ist, wenn 
wir die historischen Operationen mit demselben vornehmen wollen. 
Schon bei einigen wenigen Thatsachen würden wir im Stande 
sein das historische Geselz zu erkennen, wenn wir schon in der 
Methode, es anzuwenden, die nölhige Übung hätten. Es besteht 
also eine Wechselbeziehung zwischen Kenntnis des historischen 
Materiales und der Übung es zu verarbeiten. Es ist klar, dass 
das eine ohne das andere nichts bedeutet, oder mit anderen 
Worten: die Kenntnis von blofs chronologischen Tafeln brächte 
weder für das geschichtliche Wissen noch für sonst einen Zweck 
irgend einen Nutzen. In diesem Falle hälte das Gedächtnis eine 
rein mechanische Arbeit gelhan. Und wiewol es nun durchaus 
nicht ganz richtig scheint, wenn behauptet wird, dass Knaben 
nicht gerne gedächtnismäßsig bei der Geschichte sich beschäf- 
tigen, so dürfle eine solche mechanische Procedur dennoch nicht 
geslallet werden, weil dadurch für die Wissenschaft selbst nicht 
vorbereitet werden würde, was ja doch als der Zweck des Un- 
terrichtes erkannt worden ist, Kein geschichllicher Unterricht 
darf daher ein blofses Überliefern von Material sein, sondern 
auch bier tritt Mittheilung von erfahrungsmäßigem Wissen und 
Verarbeitung desselben gleichzeitig und in beständiger Wechsel- 
wirkung auf, 

‚Wenn nun aber keine Mittheilung von historischem Material 
eine blofs mechanische sein soll, so ist damit zwar schon von 
vornherein dem häufigen Einwurf begegnet, dass der Unterricht 





178 Über den Geschichtsunterricht am Gymnasium, v. 0, Zorenz. 


wird, ist auch für den Unterricht entscheidend, Man muss früh- 
zeitig den Schüler gewöhnen, auf den ursachlichen Zusammen- 
hang der Dinge das Augenmerk zu ‘richten. Und wir dürfen 
behaupten, wenn jemand einen in dieser Richtung gut gelegen 
Unterrichtsgrund empfangen hätte, und es wäre möglich, dass 
er die Thatsacheu selbst alle ganz und gar vergessen könnte, 
80 hätte er von dieser dadurch erlangten Gefühls- und Gesin- 
nungsweise, da er sich gewöhnt hat die Dinge historisch zu 
betrachten, mehr Nutzen, als von allen Biographien der Welt. 
Auf diese Weise fällt denn auch der sogenannte biographische 
Unterricht aus unserer Betrachtung hinweg« 

Ebenso wenig könnte eine Methode genügen, bei welcher an 
die Stelle des Zusammenhanges die Schilderung von Zu- 
ständen gesetzt werden sollte. So zahlreich auch die Bilder 
sein möchten, die man dem Schüler da vorbringt, so würden 
doch. keine anderen Eindrücke hervorgebracht werden, als die- 
jenigen, welche Kinder erhalten, wenn man ihnen Panoramen von 
Städten oder Gegenden zeigt. Sie bekommen hiebei eine Ansicht 
von Konstantinopel, von Berlin u. s. w., aber sogleich wird der 
Knabe merken, dass man ihm ebenso gut andere Städte hätte 

können, und die Folge davon wird sein, dass er auch 
das Gesehene bald vergisst, weil es nicht mit einer ganzen Reihe 
von Vorstellungen im Zusammenhange ist. Überdies würde ein 
culturhistorischer Unterricht, wie er Bun a wurde, auch 
Bedenken anderer Art erregen müssen. Denn abgesehen davon, 
dass man das Gedächtnis der Schüler durch unverbundene Vor- 
stell nicht erleichtert, sondern mehr beschwert, so gehört 
die Schilderung von Zuständen überhaupt zu der abstractesten 
historischen Beschäftigung, die man sich denken kann. Denn ob- 
gleich das historische Bedürfnis seinen Ausgangspunet und Ur- 
sprung von der Anschauung von Zuständen der Gegenwart ge- 
nommen hat, so ist es doch elwas ganz verschiedenes, ne 
wärligen Zustand sehen, und vergangene Zustände dern. 
Die historische Schilderung ist überhaupt eine kunstmälsige Form 
der Darstellung, welche mit der eigentlich historischen Unter- 
suchung zunächst nichts gemein hat, sondern erst eintrelen kann, 
wenn die letztere bereits vollzegen ist. Ferner beruht die histo- 
rische Schilderung darauf, dass man von der Zeitfolge gleichsam 
abstrahiert und dass man das in einem Bilde neben einander ver- 
einigb, was in der Wirklichkeit immer nach einander vor sich 
geht. Die Schilderung hebt also mit Absicht das historische 
Gesetz der Causalität für einen Augenblick auf, um einen Ruhe- 
punet für die Anschauung zu gewinnen und uns gleichsam in 
den vergangenen Zustand so ganz hinein zu verselzen, als wäre 
er ein gegenwärtiger. Wir brauchen nicht erst‘ zu erwähnen, 
dass diese kunstmälsige Form der Darstellung in der Geschichts- 
schreibung nicht blols erwünscht, sondern geradezu unerlässlich 





480 Über den Geschichtsunterricht am Gymnasium, v. 0. Zorens. 


eine Reihe der interessantesten historischen Entwickelungen zur 
Anschauung bringen. Wenn daneben die Forderung gestellt ist, 
dass ein selbständiger zusammenhängender Geschichtsunterricht 
vorhanden sei, 50 geschieht dies deshalb, weil nur dieser letztere 
den Beruf hat, den Zusammenhang der erworbenen geschicht- 
lichen Kenntnisse zu verarbeiten. Unter der Vorausselzung des- 
selben fügt sich ein auf anderem Wege gewonnenes historisches 
Material leicht in die Vorstellungsreihen ein; ohne dieselben würde 
kein historischer Gewinn selbst aus dem ‚ganzen Livius für den 
Schüler erwachsen. 

Daraus lässt sich nun aber zugleich noch eine andere Fol- 
gerung ableiten: die nämlich, dass die Leclüre historischer 
Quellenschriftsteller neben dem Geschichtsunterricht zwar eine 
vollständige Wirkung erzielen wird, niemals aber diesen, wie vor 
einigen Jahren in Vorschlag gebracht worden ist, erselzen kann. 
Sollte dies nämlich geschehen, so müsste, 'um nicht von vorn- 
herein für den blinden Autoritätsglauben zu bestimmen, immer- 
während die kritische Verarbeilung des in einem Quellenschrift- 
steller Gelesenen sofort stattfinden. Unterbliebe dies, so wäre der 
ganze Zweck des Geschichtsunterrichtes verdorben, denn der 
Schüler würde dann nicht die Idee bekommen, dass die Aufgabe 
der historischen Wissenschaft in der kritischen Bearbeitung liege, 
es würde sich das Gefühl einer dogmatischen Behandlung des 
geschichtlichen Wissens einstellen, welche der Feind aller wahren 
Geschichte ist. Wollte man nun aber Geschichtschreiber, die als 
Quellen angesehen werden, in der Schule ‚sogleich zur kri- 
tischen Behandlung vorlegen, so hiefse das offenbar weit über 
das Ziel hinausgehen, und den Knaben zu einer Thätigkeit an- 
halten, zu der noch alle Fundamente fehlen. Denn die Hand- 
habung ‚der Analyse der ‚Geschichte wird nur allmählich ein Be- 
sitzihum des Schülers und wird nur spät in entsprechender und 
nülzlicher Weise von ihm geübt werden. Und besonders deshalb 
erwirbt man den Besitz dieser geschichtlichen Denkthätigkeit so 
langsam, weil sie eine weit schwierigere und unsicherere ist, als 
diejenige, welche in der ‚Grammatik oder Mathematik vor sich 
geht, wie wir schon oben bemerkt haben. Denn hier sind die 
anzuwendenden Regeln einfach und sehr bestimmt, «dort ist häufig 
eine Unsicherheit vorhanden, welche uns oft verhindert die 
wahren Ursachen von den scheinbaren zu unterscheiden. Es wird 
deshalb mit Recht ein stufenweises Fortschreiten im historischen 
Unterricht gefordert, ein Fortschritt von niedrigerer zu höherer 
Geschichtsbelrachtung, 

Wenden wir uns nun zurück zu den beiden Aufgaben des 
Unterrichtes: Mittheilung des historischen Materiales und An- 
leitung zur Erkenntnis des Causalzusammenhanges, so ist klar, 
dass doch nur von zwei Stufen des Unterrichtes die Rede sein 
kann.  Keineswegs jedoch so, dass.auf der ersten das eine und 





16% Über den Geschiehtsunterriehl am Gymnasium, v, 0. Zorena. 


epischen Einfachheit erzählt, den Knaben bis zu einem vollstän- 
digen Verständnis der darin waltenden Ideen und Kräfte zu 
führen, Allerdings aber setzt dies Verständnis eben die mög- 
lichst einfachen Verhältnisse voraus. Wollte man mit der Ge- 
schichte der orientalischen Kriege seit dem 16. Jahrhundert be- 
ginnen, «o würde man vergeblich nach einem Verständnis bei den 
Schülern trachten. Und hier sind wir bei demjenigen Puncte 
angelangt, auf welchen das gröfste Gewicht gelegt werden muss, 
der entscheidend für das Gedeihen des historischen Unter- 
richles zu sein scheint, Grundlage historischen Wissens und 
Könnens kann nur in der alten Geschichte gelegt werden, In 
den einfachen klar hervortretenden Wirkungen und Gegenwir- 
kungen, die wir da kennen lernen, ist das Wesen des Staates, 
der Gesellschaft, das Gesetz ihrer Entwickelung wie in einem 
aufgeschlagenen Buche vor die Augen gelegt. Wir glauben es 
aussprechen zu dürfen, dass es überhaupt noch niemanden ge- 
eben hat, der einen Begriff von geschichtlicher Entwickelung 
d einer Zeit gehabt hätte, wenn ihm nicht diese Fundamente 

der historischen Bildung gleichsam in Fleisch und Blut über- 
gegangen sind. Oder glaubt man elwa, dass Niebuhr eine Ge- 
schichte der französischen Revolution, dies wunderbar vorahnende 
Meisterwerk dessen, was die spätere Forschung in Haupipuncten 
nur bestätigen konnte, mit spärlich zufließsenden Quellen ge- 
schrieben hätte, wenn nicht er eben es gewesen wäre, der die 
Gesetze der römischen Entwiekelung entdeckt hat. Die erste 
Bedingung jeder historischen Ausbildung und also auch des 
Unterrichtes ist eine gründliche Kenntnis ischer und römi- 
scher Geschichte. Trotz den neuesten Ein lungen hingegen 
scheint es uns daher, dass griechische und römische Geschichte 
mit der gröfsten Gründlichkeit und Gewissenhaftigkeit im Gym- 
nasium zu behandeln ist, Indem wir aber hiemit die alte Ge- 
schichte vornehmlich auf griechische und römische einschränken, 
so bemerken wir gleich hiezu, dass es uns allerdings ein viel- 
fach vorkommender Misbrauch zu sein scheint, wenn man das 
Studium der orientalischen Völkergeschichten ebenfalls mit so 
grofßser Ausführlichkeit in den Gymnasien betreibt. Die alten 
orientalischen Völker haben uns keine Geschichte hinterlassen, 
welche uns eine zusammenhängende Reihe von Begebenheiten 
vorführt. Es kann daher niemals einen Nutzen für das geschicht- 
liche Studium haben, wenn man auf den Gymnasien eine Anzahl 
Notizen über Culturzustände in breiter Weise vorführt, die doch 
nicht in einem klar zu erkennenden Zusammenhang unter ein- 
ander stehen. Auf Griechenland und Rom fällt daher das Haupt- 
gewicht des Unterrichtes in der alten Geschichte. Sowol auf 
der ersten wie auf der zweiten Stufe des Unterrichtes muss mit 
diesen Völkergeschichten begonnen und die Vertiefung in die- 
selben, ihr eingehendes Verständnis muss als Ziel des jasial- 





184 Über den Geschichtsunterricht am Gytünasium, v. 0. Zorens, 


müssen wir von vornherein ablehnen, dass diese padagogische 
Frage irgend etwas mit der rein speculaliven Frage zu thun 
habe, ob es eine Geschichte der Menschheit überhaupt gebe oder 
nicht. Was uns anbelangt, so wird es aus dem früheren klar 
geworden sein, was wir von Speculationen dieser Art denken, 
aber hier handelt es sich um eiwas anderes. Es fragt sich ganz 
einfach, ob das Verständnis der Geschichte überhaupt durch 
einen einseitigen Unterricht in der Geschichte einer Nation zu 
erreichen ist. Nun wissen wir wol, dass die neueren Forschun- 
gen einen schr weiten Umkreis von Ereignissen umfassen, die 
sich auf der Erde zugetragen haben, und man weils gegenwärtig 
über türkische, mongolische, chinesische Geschichte so aufser- 
ordentlich viel, dass in der That niemand, weder ein Schüler 
noch ein Lehrer, von alledem Kenntnis haben wird. Es wird 
uns daher nicht in den Sinn kommen, wenn wir von Weltge- 
schichte oder Universalgeschichte — Ausdrücke, die wir am 
liebsten vermieden sähen — sprechen, die Sache so zu fassen, 
wie dies im vorigen Jahrhundert der Fall war: als eine Ge- 
schichte aller Welt. Aber dieser Gegenstand lässt sich aller- 
dings in engere Grenzen fassen und es liegt in seiner Natur, 
dass er beschränkt werde, Denn wie nicht alles, was von Men- 
schen geschieht, einen Zusammenhang unter einander Ihatsäch- 
lich hat, so haben auch nicht alle Geschichten eine Zusammen- 
gehörigkeit, Man wird also im allgemeinen wol sagen dürfen, 
dass bei dem Unterrichte in der neueren Geschichte nur das- 


Hr. Campe selbst darauf verzichtet den Schülern Geschichte zu 
lehren ; er sagt ja selbst, diese goldenen Wahrheiten Ichre 
er seine Schüler — und also nicht Geschichte. Der Campeanis- 
mus I te vielleicht geschichtlicher Erzählungen bedienen, 
um die Lehren, die er enthält, begreiflicher zu machen, gerade 
so wie ein guter Prediger sich seine moralischen Beispiele aus 
der Geschichte holt, aber Geschichte lernt auf diese Art niemand. 
Wenn übrigens der Verfasser auch die Behauptung macht, dass 
jede Nation nur ihr eigenes Leben in sich und aus sich lebe und 
dass keine «gegenseit Ergänzung? (meint der Verf. kein Zu- 
sammenhang oder was heilst das eigentlich 2) in den Geschichten 
der verschiedenen Völker ist, s0 beweist er damit nur, dass er 
keinen rechten Einbliek in die historischen Verhältnisse hat. — 
Eine bescheidene Anfrage mag er uns aber doch noch beantworten. 
5, 107 redet Hr, e also: „Denn im Begriff des Volkes 
in seiner Vollendung liegt doch, dass jedes Volk alles thus von 
der materiellsten und niedrigsten Arbeit an bis zur 
höchsten und geistigen hinauf... Wenn also jetzt die Völker zu 
verschiedenen Functionen bestimmt scheinen, so ist dies eine 
‘Täuschungsz denn ein besser organisierles und geschichtlich 
weiter entwickeltes Volk schliefst keine Function von sich aus.” 
Nun fragen wir nur dies: woher wird man in Pommern dereinst 
Wein und seidene Kleider hernehmen,, wenn dieses Volk histo- 
zisch weiter entwickelt sein wird? 





4186 Über den Geschichtsunterricht am Gymnasium, v. 0. Zorens, 


allgemeinen Geschichte im Gymnasium zu sein. Auch der Knabe 
wird dafür ein Gefühl haben, dass es endlich mehr Reiz gewährt, 
über des Nachbars Zaun hinüberzusteigen,, als in historischer 
- Selbstbeschau sich zu genügen. Wahrhaft bedauern müssten 
wir einen Lehrer, der die Geschichte Englands bei seinem Unter- 
richte: eg sollte. Es enigienge ihm. damit 


mehr, als was er durch den Unterricht in der 

er könnte. Jede National- oder Staatengeschichte 

a ne 
’s emporhebt. jenige, 

was England unter Elisabeih geworden und wie es dies gewor- 

den ist, der mag «in Interesse daran gewinnen den Untergang 

der gröfsten Flotte jener Zeit zu schen, aber die spanische Na- 


te würde ihm darüber wenig Auskunft geben. Die 
ine Geschichte in der. Begrenzung, in welcher wir sie 
hier gefasst haben, ist die Grundlage jedes geschichtlichen Ver- 
ständnisses, jedes geschichtlichen Unterrichtes. Wenden wir dies 
ü auf er des Unterrichtes an, so ti: 
mnasium, nachdem Bun die 
schichte beendigt Ban ‚sofort ı hat zu 
ten Geschichte e Europn's und besonders der abend en Vol- 
ker. Doss die deutsche Geschichte hiebei gleichsam das Obser- 
valorium se Ba Mar auf welchem wir stehen, braucht nach dem, 
was wir. bereits ausgeführt haben, nicht noch besonders erörtert 
zu werden. KAlavon ‚diesem Standpuncte aus ist von dem Gym- 
nasium zu verlangen, dass es eine vollkommene Übersicht der 
Bewegungen und Eniwickelungen der europäischen Völker als 
Ziel seines Unterrichtes setze. Die letzten Classen des Gym- 
nasiums beschäftigen sich demnach nur mit allgemeiner Geschichte 
in dem Sinne, in welchem wir den Begriff einer solchen 
haben. Ob man dan eine eingehendere Specialbehandlung der 
neuesten Geschichte des Staates, dem man angehört, wie das 
für. Preufsen von der Zeit Friedrichs des Grofsen, für Österreich 
derjenigen Maria Theresia's an zweckmälsig wäre, nach- 
folgen lassen will, ist eine Frage, die bei unseren gegenwärli- 
gen Betrachlungen nicht von Gewicht ist. - Auf alle Fälle aber 
wird die Nalionalgeschichte auf diese Weise nur im engsten Zu- 
sammenhange mit derjenigen der übrigen geschichtlich verbun- 
‚Völker im Gymnasium ihre Stelle finden. Für das Mittel- 
hat es da der deutsche Lehrer leichter als für die neuere 
dieser Periode ist das deutsche Reich selbst Mittel- 
Bewegungen ‘des Abendlandes. In der neueren Zeit 
terrichte allerdings eine Schwierigkeit dadurch ein, 
in staatlich abgegrenzter Mittelpunct in den Ereig- 
Alkadisndsb feststellen lässt. Die Ideen, welche in 
ichte der neueren Staaten, seit der Reformation, sich 
machten, sind auch. nicht" vorzugsweise auf ein Land 


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488 Über den Geschichtsunterricht am Gymnasium, v. 0. Zorens. 
Man. wird nicht läugnen können , dass die Vorschläge einer 


Fe Fer der Nationalgeschichte auf dem Gymnasium 
I nicht, in piedagogischen oder psychologischen 


rn ur die geschichtlichen Studien nur zu 


trüben im Stande wären. Es findet hier eine Vi von 
litischem Doctrinarismus und peeda Zwecken und 
statt. Je tiefer und gröfser der Antheil nun ist, den 


ich persönlich an den Bewegungen in den Ideen der Gegenwart 
nehme, um so mehr bin ich mir aber bewusst, ohne Vorurtheil 


IH 
: 
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5 
& 
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I 
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B 


Politik gestalten möchten, die Gegenwart hat ein Palla- 
dium geistiger Freiheit in der modernen Wissenschaft sich er- 

Die Naturwissenschaften sind uns besonders durch die 
Sicherheit und durch die reichen Erfolge ihrer Meihode ein 
leuchtendes Beispiel. Diese Freiheit der aasıe: hat ehedem 
aus Gründen, die in den staatlichen Verhältnissen lagen, aber 
ebenso sehr, und noch vielleicht mehr aus Gründen, die in der 


inneren geistigen Organisation der Menschen zu ‚suchen sind, 


Nachschrift, 

Der voranstehende Aufsatz ist schon im Juli des vorigen 
Jahres gleichzeitig mit einer anderen Abhandlung niedergeschrie- 
ben worden, welche allgemeine Beben ehhtieen über Geschichts- 

wissenschaft überhanpt in bestimmterer Weise formulieren sollte, 
als es bisher geschehen ist. Bei der Schwierigkeit, welche dieser 
an di bietet, schien es mir indessen räthlich mit der Publi- 
dieser Dinge, in welchen ein bedauernswerther Eklekticis- 

von allerlei speculativen Systemen vorherrscht, zurückzu- 
halten. Und ich hätte vielleicht auch die voranstehende pwda- 





= Aistte Ab theilung. 
© Aterarische Anzeigen. 


Sophokles” Abligend erklärt von P. W.Schneidewin. Vierte 
er rs ae a. Nauek. Berlia , "Weidinann, 1800. — 


do zou mgoasööne” Zuvor moldr. So möchte man 

enn man die Aufgabe hat,.die ‚Antigone zu bespreeben, Denn 
u ‚sich, freilich in. jeder Tragadie des ‚Sophokles; 

keineraber wüsste ich, in der dieselben sich gerade am Aufange im 
gleichen Mafse hänften.. Und doch glaubt Referent seine Aufgabe nicht 
ganz gelöst, wenn er nichk auch seinerseits ein woniges zur Aufhellung 
- Die Einrichtung. dieser vortrefflichen, wirklich unentbehrlichen Aus- 
gabe des Sophokles ist bekannt, wir dürfen ‚sie übergehen; auch die 
Einleitung gibt, wenn man nicht sehr weitläufig sein darf, nieht leicht 
Anlass zu einer Bemerkung: Nur eines wollen wir bemerken zu $. 22 
"es ist psychologisch wahr erfunden, dass Homon Hand an sich selbst 
legt, nicht in sentimentaler Schwärmerei für die Geliebte, ebenso wenig 
im Zorn darüber, dass er den Mörder dor Antigone nieht umgebracht 


Ausgabe, Nicht nur ist dies Feins Vermuthung, 8 fehlt auch jeder 
Schaffen eines Anlasses du @iner solchen Erklärung. Der Grund des 
leldenschaftlichen Verlahrens Hamons liegt in seinem tiefen Unwillen, 
seiner Empörung’ gegen seine ganze Umgebung, vornehihlich natürlich 
gegen Kreon. Das Streben, die Umgebung los ztr werden, wälfhel zuerst 
seine Hand gegen seinen Vater, Wenn wir ihn nun doch zuletzt sein 
Schwert gegen sich selbst kehren schen, so können wir darin nur ein 
Übermals der Verachtung und des Hasses erblicken, Hemon denkt: 
“du hast mir mein Leben verbittert und verödet, es wäre begreiflich, 
wenn ich dich, wo ich die von dir verübte That vor Augen habe, 
tödtete, Aber du bist es nicht werth. Ich kann dich härter treffen. 
Ich tödte mich selbst; so word ich des verhassten Lebens los, und du 





192 Soph, Antig., erkl. v. Schneidewin u. Nauck, ang. v. A. Ludwig. 


Denn die Hauptsache liegt im Worte yrgävaı; der Begriff des Gebens 
ergänzt sich von selbst, und zwar ganz unbestimmt gedacht, was sich 
klar zeigt aus der Möglichkeit Präs. Perl. und Aor, zu ergänzen, Ganz 
anders an unserer Stelle. Hier liegt ‚gerade in der Zeit der Gegensatz: 
was er micht gelhan hat, das wird er ihun. Die andere ‚Stelle, die 
Prof. L. anführt, Trach. 153, kann aber hier gar nicht in Betracht 
kommen, ‘aut 
‚Aus den Worten der Anmerkung zu schlielsen, scheint der Hrsg. 
mehr für örı zu slimmenz wir wissen nicht, ob unser Gefühl uns nicht 
täuscht. Auch wir können nicht umhin, trotz aller Gegengründe, vor 
der Hand öre für.das richtige zu halten, allerdings nieht ohne Änderung 
des folgenden. Prof. Bonitz hat gewiss (Beilräge zur Erkl. des Soph. 
zweites Hen) den richtigen Weg. eingeschlagen , indem er als «einzig 
mögliche Ergänzung (und eine Ergänzung ist in jedem Falle unaus- 
weichlich) er annahm. Auf diesem Wege -gelanglen wir zur Ver- 
muthung or) sei Verbum zu Zeig: Örı Zeug darın (odöbr zovror dr 
un Zevs Trach, 1278) und stalt-ömoior zu schreiben: ds mador ouzi 
voy wri. Die Änderung ist gewiss unbedeutend, bietet: kein gramma- 
tisches Bedenken, während anderseits in dem mangelnden Zor/ ein hin- 
länglicher Anlass zur Verderbnis lag. Der Sinn: 'weilst du, dass 
Zeus es ist, der alle Leiden auf uns häuft?' weilst du, dass es unser 
unentfliehbares; Schicksal ist (gerade wie in der aus den Trach. oben 
angeführten Stelle: vie] unerhörtes Unglück hast; du gesehen, aber alles 
kam von Zeus, Alles ist durch die Weltorduung verhängt gewesen) etc. 
> 0W. 24. Dass dieser Vers nicht allein auszustofsen, ist klar. ngdaen, 
was der Hr. Hrsg. zweifelud vorschlägt, bringt eiwas hinein, was 
dem Ganzen fremd ist. mgo®e/s haben wir einmal vermülhet, vgl. 
Hec. 609, was beim Leichenbegängnis Gebrauch war. Doch ist die 
Änderung stark. Jetzt ist uns wahrscheinlich, dass alles. von "Ersoxidu 
bis Zugupe Interpolation, und nur die Worte roig Eveoden-vergoig echt. 
Man bedenke das unmögliche Fxewpe. Das echte scheint zu fehlen. — 
V. 32, Ayo yüg x&ad: ist.schr gezwungen. Die Ironie, die man darin 
finden will, kann nur in Aysı y x. liegen, wie ohne Zweifel zu schrei- 
ben. Irren wir nicht, so sind wir nicht die ersten, die diese Vermuthung 
aussprechen ; auch des ‚Schol. sonderbare Erklärung : eimsg dsl ndue dv 
zois fäcıy xuragıduelv, wiewol ich ihr sonst keinen Werth beilege, 
passt unstreilig besser auf Adyeı denn auf Ayo. — V. 57. sehen wir den 
Grund der Schreibart dr’ «Ainkoıw yegoiv nicht ein. Wie matt ist 
xsgodw, Weit kräftiger “mit feindlich auf einander gerichtelen Händen.’ 
— V. 88. Wir sehen nicht ein, ‚warum dl nicht die Bedeutung 
hier haben soll, die os so of in Verbindung mit dem Dativ hat: die 
der Bedingung. Die Yugg« sind weder Antigones Erlebnisse, noch 
die Schicksale der Oedipodiden überhaupt, noch die von Kreon ge- 
drohten Strafen als solche; der Sinn: die Bedingungen, auf. die 
hin du dich so erhitzest, stehen mit dieser Hitze im Widerspruch 





194 Sopl. Antig., erkl, v. Sehweldemin u. Nauer, ang, v. A. Zud wig, 


‚Die Schwierigkeiten des Chorliedes V. 682—625 sind grols, doch 
suchen. wir die Fehler zum Theil an anderen Orten als der Hr. Hrsg. 
50 glauben wir, dass das Gleichmafs im ersten Vers org, ® und uvriar. « 
‚sehr leicht herzustellen sei durch die Schreibung södetuoves olse naxdr 
«lv Aysvorog, In der Antistr, hat der Hr Hrsg. allerdings Recht, dass 
die Stellung des Artikels den Sion wesentlich beeinträchtigt; nicht zu- 
stimmen können wir der Vermuthuug, pfwevon sei unrichtig. Wir 
vermuthen, dass im Anfange der. Antistr, statt deze ein auf olsnr 
bezügliches. Adj. stand, etwa olurgav db ra A; dpyada aber nach 
wrjuere, phanevor ist richtig; unrichtig, wenn irgend was af der Welt 
im) anjuası wien ; denn nicht das kan bier gestanden sein, dass 
alle Leiden’auf Leiden folgen, einstürzen, &gywie wäre da ganz unbe- 
greiich, sondern dass die alten Leiden bei dem Hause bleiben und 
nicht ein Geschlecht das folgende der Leiden überhebt, also positiv, 
was gleich darauf negativ kommt, Es ist nun ziemlich wahrscheinlich, 
dass stalt des unsinnigen wiwrore” ulaworz” zu loscn sein wird, Ras 
ist, überflüssig, ÖL in des zu verwandeln + 

’ lolargwr) db zw Aaßdanıdar olkor ö Ögsn 
dgzelu POındvar irı ninvarı), 
“h ‚o0d” ümakidoseı even yövas, ae. 
V, 611 0 2’ Free zal ro uillor 
xol zo moly dmapnios 
V vönog 58’ " onötr Egmsı 
Aworav ide minzolız durög rag. 
“Nach. dem Schlusso ‘der Anlistr. 2 und dem Eingange dor Sir. 1 erwarlet 
man den Gedanken ; "kein Sterblicher wandelt durch das Leben, ohne der 
&en zu erliegen.' — In den jetzigen Worten ist jedoch wuwroAıg gänzlich 
unverständlich; die Heilung der Stelle ist noch nicht gelungen.’ Im An- 
hang werden verschiedene Besserungsversuche besprochen ohne andere 
Entscheidung, als dass mawwölrg unriehtig. 

' Vor allem muss gewiss orwogen werden, ob denn wirklich die 
Worte nach wöpog öde den Wortlaut des Gesetzes enthalten; und sicherlich 
ein befremdendes Gesetz wäre das: dass nichts im menschlichen Leben von 
der Ate frei sei, wenn man V. 823—25 dagegen hält. Wenn der Hr. Hrsg. einen 
ähnlichen Siun durch den Eingang von Str. 1 und den Schluss von Anlistr.2 
nahe gelegt findet, so meinen wir hingegen, dass vor allem der Inhalt von 
Str. ß selber zu erwägen ist, wenn man über den wahrscheinlichen 
Sitin. der Schlussworte Klarheit haben will, Wir finden daher den vöpog 
in der ewigen nio zu bewältigenden Kraft und Herrschermacht des 
Zeus, und wie die Worte, xd‘ ı’ Freut xtA, die Dauer der Herrschaft 
des Zeus auf alle Zeit, feststellen, 30 dehnen die folgenden oBötv weA. 
dasselbe gewissermafsen in der Breite auf alle Vorkommoisse , Verbält- 
nisse des menschlichen Lebens aus. Euros «raus ist daher aller Wahr- 
scheinlichkeit nach in durög ebroö zu ändern. zrdwmorıg ist allerdings 
irgendwie zu ändern zaumdAeı; dass das Wort ganz zu verwerlen, möchten 





196 Soph, Anlig., erkl. v. Schnefdewin u. Mauck, ang. v. A.ıLudwig. 


der Medea des Euripides hat hier keine Anwendung. Dort wird um Liebe 
geilcht, die sop/ag mdgsögas und marrolag dgeräg Euregyös. Was 
hat oopla mit den #eopol gemein? was endlich jener ägog mit dem 
unserigen hier? Freilich ist Rayser’s &psögog sehr lockend; aber leider 
sieht man nichl, wie man olıme sein dsewög metrisch zurecht kommen 
kann, Es wird wol nichts anderes übrig bleiben, als die, wie uns 
scheint, durch nichts als vielleicht durch das verderbt 6 dv &eyuis plau- 
sibel gemachte Beziehung der weyelor Beouod auf allgemeine Sitten- 
geseize fallen zu lassen. Wir können darin nur eine Beziehung auf die 
Gesetze der Todtenbestättung erblicken. Für dv &, lesen wir [r@v wey«- 
Aov] lv ’Alög mdgeögog. "Wie die Liebe sogar den Gerechten zu seiner 
Schmach abzieht vom Rechte, 50 zerreilst sie auch verwandtschaftliche 
Bande, und es überwindet die unverhüllte Sehnsucht nach dem Blicke 
der Jungfrau (die Liebe und den Gehorsam gegen den Vater), indem 
sie sich zur Beisitzerin, Mitvertheidigerin ‘der grolsen Satzungen des 
Hades macht Liegt hierin nicht eine schöne Rechtfertigung des Hemon ? 
Darf denn der Chor Hamon's Handlungsweise blols auf Rechnung seiner Liebe 
zu Antigone setzen.? Es versteht sich von selbst, dass man den Schluss 
der Strophe nicht auf den Anfang, sondern nur auf od, xal zode weinog 
drögäv &uv, Ey. zug. beziehen darf; mit diesen Worten geht der Chor 
ja auf den vorliegenden Fall über, und der anfängliche Tadel des Chores 
ändert sich ‚zuleizt mit einer feinen Wendung zum Löbe, das übrigens 
durch die grammatische Construction und den Schluss «way. yag url. 
etwas verschleiert wird. Freilich stimmt so die Strophe nicht. Dürfle 
man dort wagen: ul d oör’ ddawiro» gukınov oddir! oda? — 
Die Beziehung von weydi. Hear auf die allgemeinen Sittengesetze 
sehwebt in der Luft; denn weder von Antigone noch won Naemon lässt 
sich sagen, sie hätten die grofsen Sitiengesetze (denn mit neyalor 
#eowol können wol nicht menschliche Gesetze gemeint sein, wie dies 
801 der Fall, vorausgesetzt, dass dort $souo» [was uns sehr zweifelhaft] 
richtig ist) übertreten, am allerwenigsten von Haemon. Antigone hat 
‚gerade im Vertrauen auf die wey«loı Deouof gehandelt, und die mensch- 
lichen »garn verletzt. In den Versen 853, 854 wird die Kühnheit ge- 
schildert; im Übermafs ihrer Kühnheit hat sie sich gewissermafsen zur 
Sachwalterin der Alun aufgeworfen. Ein Verletzen der Dike wird in 
diesen Versen nicht erwähnt; ganz anders spricht der Chor von den 
ngden: ngdrog 8’ Oro »odrog il: agaßardv oödauf weils, ab 
ö’ auröyvorog wien’ ögyd. "Die Herrschermacht dessen, dem Herr- 
schermacht zukommt, darf keineswegs misachtet werden; dich hat dein 
eigener Entschluss vernichtet.‘ Die Aufgabe, die A. sich gestellt hatte, 
im Kampfe mit der menschlichen Herrschermacht die gölllichen Salzun- 
gen zu retten, war für sie zu riesig gewesen, sie war ihr erlegen. An- 
derseits aber sehen wir nicht Kreon sich ziemlich unverholen nur auf 
seine «e«rn stützen? Und kann man Kreon von dem freventlichen Be- 
ginnen freisprechen, Seinen xg&rn gegen die allgemeinen Satzungen der 





1958 _ Lateinische Grammatiken, ang. v. Z. Vielhäber. 


0 Lateinische Grammatiken. 
Erste Abtheilung. 


1. Kae Weiche Grammatik von Dr Fardiansd Schultz. 
Sechste te h Ih 
en Ne Bi u S.). Paderborn 

2. Laleinische Grammatik für Gyınnasien. von P. Maurus Schin- 

nagl. 8. (4608, u.Reg, 14 8.) Wien, Beck, 1858. — 1 Thlr, 9 .Narı 

3. Schulgrammalik der lateinischen Sprache. von Dr. A, H. 
Froum. guy Ausgabe. gr. 8. Berlin, Th. Grieben, 1868. — 


4. Lateinische Schulgrammatik, für die unteren Classen bearbeitet 


von Siberti bearbeitet und für die , Classen er- 
weitere von Dr. M. Meiring. Dreizehnte Aus 2 8. (Wu 
303 5, m. Anlı. 25 8.) Bonn, Habicht, 1859. — 


5. Lateinische Elemenlargrammatik, zugleich als Ya und 
ln geordneter Vocabelkenntnis, nach der ilseren latei- 
teinischen Grammatik bearbeitet von Dr. M. Me ring. ‚er. 8. 

(VI u. 256 S.) Bonn, Habicht, 1859. — 7'/, Ngr. 


6, Praktische Schulgrammatik der Tateinischen Sprache für G: 


nasien, ge und | ien, von Dr. W. H. Blue 
Zweite verbesserte und Auflage. gr. 8. (XVI u. 266 8.) 


Göttingen, Vandenhoeek u. Ruprecht, 1858. — 20. Ngr. 

7. Kleine lateinische Schulgrammatik oder kurz gefasste Formen- 
‚lehre der lateinischen Sprache, von Dr. W, H. Blume. Fünfte 
Auflage. gr. 8. (VIII u.108 S.) Göttingen, Vandenhoeck u. Ruprecht, 
1860. — 8 Ngr. 

8. Praktische Schulgrammatik ‚der lateinischen Sprache für alle 
Classen der Gymnasien und Realschulen, von Dr, H. Moiszisstzig. 
DK aner, 8. (IV u 376 S.) Berlin, Ash 186% — 

2 Ner. 


Bevor wir. an die specielle Besprechung der vorliegenden Gram- 
maliken gehen, wollen wir einen oft ventilierten Punct des lateinischen 
Unterrichtes abermals zur Sprache bringen, Es ist dieses die Frage, ob 
dem lateinischen Unterrichte eine Grammatik für das ganze Gymnasium, 
ob zwei, möglicherweise von demselben Verfasser, ondlich ob dem ersten 
Unterricht ein sogenanntes Elementarbuch , und dann erst eine Gram- 
matik zu Grunde zu legen sei. Dass wir, nachdem wir schon bei Ge- 
legenheit; einer Recension der früheren ‘Ausgaben von Nr. $ und & in 
dieser. Zeilschrift X. 5. 700 fM. unsere Ansicht hierüber ausgesprochen 
haben, den Gegenstand nochmals aumehmen, ist veranlasst einerseits 
durch die vorliegenden Grammatiken selbst, von denen Nr. 5 fär die 
drei unteren, Nr. 4 und 4 für die vier unteren Clässen (nach unserer 
Abtheilung gerechnet), Nr. 2, 3, 6, & für alle Classen des @ymnasiums be- 





200 Lateinische Grammatiken, ang. v. Z. Vieihaber. 


enthält”). Dass in der ersten Classe die regelmäfsige, in der zweiten die 
unregelmäfsige Formenlehre die Hauptaufgabe bildet, ist durch das Ge- 
setz vorgeschrieben und ohne weitsre Deduslion klar. Dass die Formen- 
lehre durch möglichst viele: Beispiele muss eingeübt ‘werden, ist eben- 
falls klar, Ebenso sicher ist, dass, um lateinische Sätze übersetzen und 
verstehen zu können, die. Hauptgesetze lateinischer Syntax, 
insoferne sie vom Deuischen abweichen, den Schülern 
müssen geläußg werden, endlich dass zur Sicherheit im Gebrauch der 
Formen und der Grundgesetze der Syntax mündliche und schrifliche 
Übungen aus dem Deutschen nötbig ‚sind, Die Formenlehre wird aus 
einer vollständigen Grammatik ebenso gul gelernt als‘ aus Elementar- 
bücherns ja in mancher Beziehung kann man mit der Darstellung der 
Formenlehre in den Grammatiken mehr zufrieden sein als mit der z. B, 
in dem bei uns fast regelmäfsig gebrauchten Buche von Dünnebier. In 
manchen Grammatiken sind die Genusregeln von dem Ballast seltener 
und griechischer Worte befreit, den wir nach D. unsere Secundaner, ja 
nicht sellen schon Primaner in aller Ruhe auswendig lernen lassen; 
dodrans quadrans religun; pecten, lien, attagen, lichen, agon, canon, 
ren, gnomon, horizon und spien u. ä. Wir haben nicht gefunden, dass 

dis Schüler, wenn die Zeit einmal vorüber ist, in der sie mit diesen 
Worten in Übungsbeispielen und Compositionen geplagt wurden, einen 
anderen Gebrauch von diesen Regeln zu machen hätten, als dass sie 
selbe, wenn ihnen unter sich gerade der Gesprächsstoff ausgieng, im 
tragi-komischen Chorus herabsangen. Übungssätze beiderlei Art kann 
ein Übungsbuch ebenso gut bielen als ein Elementarbuch. Nur um die 
Syntax handelt es sich demnach. Aber dass ohne gewisse syntaktische 
Grundkenntnisse, 2. B, der wichtigsten Conjunstiönen ©. conj. wf, ne, 
guum, des Acous. c. inf. aller Unterricht aufhören müsste, ist klar. 
Sollen diese Kenntnisse beiläufig und nebenbei gelernt werden? 
Ein solches Lernen gibt es nicht. Entweder man sagt: das musst du 
lernen, oders das braucht ihr nicht zu lernen. In letzterem Falle ist 
man mit mancherlei zur Übersetzung eines lateinischen Beispieles 
nöthigen Bemerkungen. Gegen diese Regel fehlen unsere Elementar- 
bücher, die den Ablativus modi u. ä. mit gleich grolser oder gleich 
geringer Wichtigkeit erörtern wie den Aceus. ec. infin. Es muss also 
natürlich der Lehrer wählen, das eine zum Lernen bestimmen, das an- 
dere nicht, Da entsteht denn folgendes Bedenken, Nach der Prima braucht 





Commentare vindieiere, vertrat, Dass ich an der von mir an 8 
zogenen Stelle Hor. Od. 1, 2, 38 die treflende Erklärung von 
Hinseka im Sinne halte, war nicht eben schwer zu erkennen. 

‚el zur Verständigung; im übrigen kann ich es st dem 
Nachdenken der Tran en überlassen, was sie für das rich- 
tige halten. Nichts anderes, ich wiederhole es noch einmal, 


de Prüfung ‚Absicht. 
We Senehiien eron ist "ete "Iateinleche Klemenlargrammatik” über 





208 Lateinische Grammatiken, ang. v. Z. VWieihaber: 


gymnasium Nr. 4, im Obergymnasium Nr. 3, und: betrachten wir. die 
Casuslehre. Nr. 4 vertritt die hergebrachte Darstellung, Nr. 3 hat gerade 
hierin nieht wenig Eigenthümliches; es müsste sich der Schüler erst 
ganz neu in den Vorstellungskreis von Nr. 3 hineinarbeiten, und so 
Fe a eng "Aber „aclhat;, von ‚demselben. Verfasser nach. 
Plan, gearbeitete Grammatiken haben manches; misliche, . Mei- 

ring’s. lateinische Grammatik und Nr. 5 dürften dermalen in. jeder Bo- 
ziehung die. besten Bücher ihrer Art sein, und sind in sehr genaue 
Beziehung zu einander gesetzt; und doch trifft man Puncte, an denen 
die kleine Grammalik zur Hauptsache macht, was die gräfsere als No- 
bensache behandeln muss, Das ist als verwirrend wo möglich zu ver- 
‚Es findet sich gar manches, was die ‚gröfsere Grammatik in 
anderer Fassung gibt als die kleine; die Trennung einmal vorausgesetät, 
ist das eine selbstwerständliche Consequenz; und doch ist es. von Übel. 
Endlich schlagen wir selbst die genaueste Terrainkenntnis. innerhalb der 
Grammatik für nicht ganz unwichtig, wenigstens für, die ganze Masse 
der: Schüler an. Es kommt der Fall nicht selten; vor, dass Schüler, die 
die gröfsere Schultz'sche Grammatik zu Handen haben, doch lieber zu 
der ihnen. vom Untergymnasium her bekannten kleineren greifen , selbst 
wenn. sie durch, dieselbe ihr Bedürfnis nicht vollständig decken. Das 
weist ung, ‚denken wir, auf den Weg, den wir gehen sollen ; er heilst 
eben eine und dieselbe Grammatik. Indessen erklären wir gerne, dass 
wenn die Trennung durchaus beliebt wird, wir Nr.'5 und die “latein, 
Grammatik’, von Director Meiring allen anderen weit vorziehen. Wir 
möchten hiemil unsere, Collegen gebeten haben, sich diese in Österreich 
dermalen noch; weniger bekannten Arbeiten genauer anzusehen. Also 
eine Grammatik, aber wie soll ‚sie eingerichtet sein® An ihrer Mög- 
lichkeit möchten wir doch nicht mit Hrn, Schulrath Wilhelm ver- 
zweifeln, ‘Der Inlalnierte ‚Unterricht zerfällt in drei leicht erkennbare 
Stufen. - 

wo Ah Prima zei Barnim Formenlehre und die vom Deutschen ab- 
weichenden syntaktischen Hauptgesetze (Conjunctiv nach einigen Con- 
junetionen, Accusaliv.c. infin.; Participia— Ablat. absel,), am Ende der 
le. Gerundium, 

> Ih Tertia und Quarta: Alaiernightigchen Oaselas, jedoch nur die 
alleriein gültigen, im Zusammenbang. ‘ 

U, ‚Obergymnasium: Wiederholung und Vervollständigung des 
bisherigen Unterriebtes sowol durch die Leetüre als durch grammatische 
Lectionen; auch die erstere durch stete Beziehung auf die Grammatik. 
— Das muss nun auch äufserlich, gesöndert werden; denn darin stim- 
men wir Hrn. Schulrath Wilhelm bei, dass, wenn auch einiges Über- 
greifen oder Zurückbleiben freien Raum Fre inüsse, zumal in unseren 
Landen, die in Bezug äuf Leistungen und mögliche Leistungen erheb- 
lich variieren, doch im grofsen und ganzen ein bestimmtes Lehrziel 
für jede Stufe besteht und bestehen muss, soll sich nicht alles in bunten 


ehr 





208 Lateinische Grammatiken, ang. v. Z. Vielhaber: 


— (mit 2 oder ne) copulativ angefügt, so heifst "und damit 
Pan «in denen meque, atart neve zu stehen scheint (bei Cieero nur nach 
indem uf), sind jedesmal aus dem Zusammenhang zu erklären, 


Anm, 1. „Dass’ zird duch me mon od) ausgedrückt: 1. wonn in Gegen- 

sätzen mit mon —aed die Nogation nur eh a Wort gehört, 2. wenn 

„besorgen, dans nicht" nicht den Wunsch, dass es goschche , olnschliefst, sondern nur 

ein ren särkerer Ausdruck für ‚erwarten‘ ist, 3. nach negierten Hauptsätzen, 
Wenn vwereor bedeutet sich scheuen, sich bedenken, hat en, wic 

dubito, Ar bie Tafnitiv. 

Ir u N 





Nach diesen einleitenden Bemerkungen wollen wir an die vor- 
liegenden Bücher geben, in der Art, dass wir, wo es nötbig scheint, 
die Methode derselben charakterisieren und dann eine wichtige, aber 
nieht eben sehr umfangreiche Parlie genauer durchgehen: die Lehre 
von dem Tempus, 

Nr, 1 haben wir schon im zehnten Jahrgang dieser Zeitschrift 
8. 700 f. besprochen. Es freut uns, dass fast sämmtliche im Bereich 
der €. 32-37 (Übereinstimmungslehre und Casuslehre) von uns ge- 
machten Ausstellungen von dem Hrn. Vf. der Beachtung gewürdigt wor- 
den sind, Die Anordnung des Stoffes ist allgemein bekannt, so dass 
nach jener Anzeige wir eines weiteren Eingehens überhoben sind. 

"Nr. 2% ist eine auf den ganzen lateinischen Unterricht ausgedehnte 
Umarbeitung der von dem um das österreichische Schulwesen vielfach 
verdienten Hrn. Verf. für das Untergymnasium bestimmten lateinischen 
Grammatik, Je mehr wir den In, Verf, schätzen, desto offener wollen 
wir unser Urtheil aussprechen. Die sich enge an die ‚seit Zumpt ge- 
wöhnliche Anordnung haltende Grammatik ist mit Sorgfalt bearbeitet, 
aber sie leidet an zwei Hauptgebreehen: «8 fehlt ihr die Übersichtlich- 
keit und die Knappheit des Ausdruckes. An eine Regel schliefsen sich 
oft 10, 4% Anmerkungen, in. denen selbst wieder gar mancherlei zu- 
sammengedrängt ist; die Darstellung ist nicht selten breit, die Satz- 
fügung oft im Ton des gewöhnlichen Gespräches gehalten. Mit diesem 
etwas behaglichen sich gehen lassen hängt gar manche unnöthige Wie- 
derholung mehrfach in unmittelbar folgenden Anmerkungen und gar 
manche Ungenauigkeit, ja sogar zuweilen geradezu Fehlerhaftes zu- 
sammen. In der Schule möchten wir das Buch nur in der Hand eines 
besonders praktisch sehr geschulten Lehrers sehen, der immer das noth- 
wendige mit sicherer Hand heraushebt, den Zusammenhang streng her- 
stellt und besonders auf Schärfe und Bestimmtheit der Darstellung sieht. 

Nr, 3 ist eine der sorgfältigst ausgeführten Grammaliken; nur 
bedarf sie zum Gebrauch .sowol der Formenlehre als der Syntax eines 
sowol mit ihr schr genau bekannten als auch mit sicherem Blicke das 





206 Lateinische Grammaliken, ang. v. L. Vieiäaber. 


den Copjunctionen scheidel. Das Gerippe dieser Darstellung ist folgen- 
des: L Fialäize, a) cönjunelionale, b) relative; II, abhängige Heische- 
sätze, a) bei bitten, ermahnen, ratben u. ä, b) beschlieisen, streben u. ä. 
«) wollen, wünschen ı. ä, bieran schlielsen sich die Verba fimendi ; 
UL Nebensätze der Wirkung, =) bei bewirken u. ä, hieran schlielst 
sich guominus und guin nach non dublto u. ä., b) geschehen, sich er- 
eignen u. ä.; IV, Gonsecutivsätze, 3) eonjunctionale, b) relative, unler 
beide das im Deutschen negaliv übersetzte guin eingereihl; VW. Causal- 
sälze mil guaum und die relativen, bieran geschlossen nom qua; VI. con- 
eessive Nebensätze, a) mit quum oder relativ, 5) as, dicer, quaumeis , 
VIL Temporalsätze, a) dum, guoad , b) guum, anteyuam , priusguam ; 
WIN. indireeie: Nebensälze, Wenn man auch gegen einzelnes Bedenken 
tragen muss (z. B. ist unter den Consecutivsätzen noch ganz wesentlich 


„ Gleichzeiigkeit , 

een was lila zahle Masendin Gilera Eee 
auch mit der Ausführung sich einverstanden erklären. So rechnen wir 
es zum Vortheil, dass endlich die sonst gewöhnlich (Nr. 2) sehr durch- 
einander liegenden Substanlivsätze mit 4 im ganzen treflend geschic- 
den sind, wenn, auch so der Schwierigkeiten gar manche bleiben. Nur 
was wir schon am Eingang sagten, ein schr mit dem Buche vertrauter 
und denkender Lehrer allein darf es wagen, es zur Grundlage des Unter- 
riehtes zu ‚nehmen; denn es verträgt noch viel weniger als andere ein 
Paragraphmälsiges Einlernen. Der zweite Abschnitt, vom Verbum in- 
Anitum sehlielst sich, wenn er auch manches «igenthümliche‘ bietet, 
doch ziemlich genau an die gewöhnliche Darstellungsweise an, _ 

Nr. & hat den gleichen Standpunet mit Nr. 15 da wir schon über 
die frühere Ausgabe am angeführten Orte berichtet haben, ist ein wei- 
teres. Eingehen überllüssig, zumal da Meiring’s Auffassung besonders der 
Syntax in dem neuen Buche Nr. 5 vollständiger bervortritt, als es bei 
diesem, Sam dochunn die suanginaliehe.Rocm, möglichst gebunden war, 
gut angieng. 

Bu Rule dmnFermedihen ig, une Bedürfnis der Schule 
Rechnung gelragen, dem, wenn der Gebrauch ähnlicher Bücher einmah 


vorausgesetzt ist, ‚auf. die hier befolgte Weise vielleicht leichter abge- _ 


bolfen wird, als auf die, sonst übliche Art, der Vocabelnkenntnis. In 
ähnlicher Weise ‚wie die. von Ostermanu herausgegeben  Vocabularien 
die Worte nach Declinationen und Gonjugationen ordnen, sind hier nach 
jedem Abschnitt eine Zahl der ‚gewöhnlichsten. Worte in alphabetischer 
Folge zusammengestellt; Wenu man sich einmal für den Gebrauch einer 
nur für die unteren Glassen bestimmten Grammalik entscheidet, dürfte, 
dieser Wog einfacher, 'kosten- und zeitersparender sein, als der durch, 
eigene Vocabularien. Mit einer Grammatik für das ganze Gymnasium: 
verträgt sich. allerdings eine solche Einrichtung nicht ‚wohl. , Sonst ist 
die Beschränkung in Aufnahme des Unregelmäfsigen anzuerkennen, so- 


Fa 





208 Lateinische Grammatiken, ang, vı 2. Welhaber. 


‚Schulbuches, das Buch so gehalten, dass man im Interesse der Augen 
unsorer Schüler der. Einführung desselben nicht das Wort reden könnte. 
Auf 250 Seiten steht ebenso viel, wenn nicht mehr, als auf 645 $. der 
lat, Gramm, von Schultz! Dagegen verkennen wir auch nicht, dass das 
Buch manches vor. den anderen voraus bat. So sind die Hauptregeln 
der Syntax — nicht. so die Anmerkungen, — ohne gerade gereimt zu sein, 
so abgefasst, dass sie durch eine gewisse rhythmische Bewegung leicht 
in's Gehör und dadurch in's Gedächtnis fallen; es ist, was wonigsiens 
für die oberen Classen nicht unerwünscht ist, häufig Rücksicht auf die 
Ausdrucksweise der Dichter genommen; endlich sind manchmal recht 
glücklich verwandte Gonstructionen im Deutschen verglichen. _ Freilich 
geht der Hr. Verf. hierin einige Male zu weit, insbesondere beim Acc. 
c. inf, und des sehr besonnenen Meiring's Erinnerung, dass’ ober- 
Nlächliche Vergleichung mit dem ‚Deutschen oft grofsen Schaden ange- 
richtet habe, trift,zum Theil hier zu; denn gerade der Grundfehler in 
der Darstellung des Acc, c. inf, dass alle Fälle, in denen ein Verbum 
ein Object und einen Infin. bei sich hat, 2. B. doceo te lutine logu£ für 
einen Acc, c. infin, erklärt wird, dürfte seinen Ausgangspunct: eben hierin 
haben. Der synlaktische ‚Stoff ist in folgender Ordnung behandelt, 

‚ „Einfacher Satz: Syntaxis congruenliae, $. rectionis. An die 
Casuslchre schliefsen ‚sich Bemerkungen über die Städtenamen, über Ad- 
jeetiva, Numeralia, Pronomina (hieher ist die Regel von den neutralen 
Accus, bei Intransilivis etc. gezogen! Ferner wird entschieden falsch be- 
hauptet $. 405, nur in Conseeuliwsätzen werde ein dieselbe Person 
mit dem Subject des Hauptsatzes ausdrückendes Pronomen der dritten 
Person nicht durch das Reflexiv ausgedrückt), über Präpositionen und 
Adverbia. Übergehend zur Lehre vom Verbum bespricht der Br. Vf. den 
Indicativ und dessen Tempora, den Conjunctiv in selbständigen Sätzen, 
den Imperativ, Infinitiv, Aceus, und Nomin. c. infin., das Gerundium 
und $Supin, endlich das Partieip. Daran knüpfen sich affirmative, nega- 
tive, interrogalive Sätze. In letzterem Theile wird mit Unterbrechung 
der Eintheilung auch von der indireeten Frage gehandelt. 

ı Verbundene Sätze, und zwar beigeordnete. ‚Hier ist gleich die 
Definition nicht ganz richtig; denn, dass beigeordnete Sätze keinen 
‘nölhigenden Einfluss’ auf, einander „ausüben, wird durch Beobachtung 
der Tempera oft genug widerlegt; subordinierte; Relativsätze, Conjunetiv, 
nach Relativsätzen, Stalt dass nun fort nach Salzarten, wie man es nach 
8. 737 erwarten könnte, das noch übrige Materiale behandelt würde, kommt 
plötzlich eine Eintheilung nach, den Conjunctionen mit Indicativ,, mit 
Indicativ und, Conjunchiv, mit dem Conjunetiv allein. Es ist allerdings 
nicht schwer zu sehen, dass das "praktische’ Bedürfnis dazu Veran- 
lassung war, aber was ist durch dieses Schwanken gewonnen? Soll es: 
ein Gewinn sein, dass von relativen Absichtssätzen vor den conjunctio- 
nalen die, Rede ist? Iier, gibt, es nur ein. aue— auf; entweder man 
ordne strenge nach Satz und Satzarten. (danm mag man schen wie man 





210 Lateinische Grammaliken, ang. v.’ 4. Welhaber. 


Substantivum? Der Fall; von dem auszugehen war, Me murns demetis 
‚esto, kommt orst hinterher. — 8.366d wird, um zu erklären, dass man 
das deutsche "man? durch die Verwandelung in's Passiv ausdrücken 
kann, mit wir! Donus esse dicor angefangen und dann kommt mar, 
amamüur, — $. 514: "Nur in sonjunctiven Folgesätzen mit we, so dass 
stehen nicht die Reflexivaz’ nlso: Nemo est, quin sibi persunsum sit. 
Yantbal, vetut sibt Italta provincia decreta esset, Suguntinis tnferre 
vellum statwit (wenn nicht indirecte Darstellung ist). Socrates, quum 
er se quuereretur, respondit u. ä. — $. 646: "uw regiert als reine 
Zeitpartikel den Indicativ und hat die Bedeutung; wann oder wenn, 
indem, während, damals als, zu der Zeit als, und bei ‚öfters 
wiederholten Handlungen: so oft (Imperfoct und Pieper 
fech)? Bei*während” mil Indie. war der Unterschied von " während” 
mit Conj. (in vergleichenden Gegensätzen) anzugeben; das guum der 
Wiederholung ist auch mit Indic. perf. (Nachsatz Präsens) möglich ; 
ob unter “indem” auf gralias ago guum u.ä. Bezug genommen ist, ist 
nieht klar; wenn dies der Fall ist, so ist sowol hier als gegen Nr. 1 
zu bemerken, dass dieser "Gebrauch höchstens in einer Anm, darf be- 
sprochen werden. Das cum im Nachsatz ist in der Ann. nur sehr 
äufserlich charakterisiert. — $. 670 wird behauptet, dass der zweite 
Imperativ gebraucht werde, "wenn elwas in der Folge geschehen soll, 
sobald etwas anderes stattgefunden hat” Es genügt an das vierte 
Gebot zu erinnern und an Sätze wie Mortuum in urbe ne sepelito were 
arito. Er ist oben der Imperativus der Vorschrift, wie der Erste der des 
Auftrages ist. — 8. 734. “Alle Hauptsätze der oralio obliqua‘, die eine 
Erzählung oder Behauptung enthalten, sichen in der oralio ob- 
Yiqun im Accos, c. inf’ Warum nicht einfach die “aussagenden Haupt- 
sätze, im folgenden einfach “die Prage- und Heischesätze’ — 8. 737, 
Ein Grundfehler ist es, jeglichen Conjunetiv in indireet abhängigen Ne- 
bensätzen mit Hilfe ae oratio obliqua zu erklären. Was macht man 
dann mit Nebensätzen, die von Conseculiv- uw, a. Sätzen ab- 
hängen? z. B. Sapiens ita ucrem in 'omnes partes actem intendit, 
ut, quemcungue casum fortuna invezerit, Aunc apte et 
quiete ferat. Der Hr, Verf, scheint Meiring’s lat. Gramm. zu kennen, 
warum ist nicht eine der besten Parlien des trefflichen Buches $. 632, 
6334, das 97. Capitel benützt? vgl. übrigens das schon angeführte Pro- 
gramm von Düren 1858, 8.5. — $. 748. Es ist freilich gewöhnlich, von 
dem Partic. fut. pass., Partie, necessilatis u. ä. zu reden; indessen zeigt 
schon die einfachste Überlegung, dass vom Partie, p räs pass. (in 
oppuganda urbe ist passiv entsprechend dem activen Aostibus urbeın 
oppugnantibus) der Schritt nicht schwer war zum sogenannten Partie. 
necessilatis, zumal es zunächst nur mit esse diese Bedeutung hatle ; 
aber wie will man umgekehrt gehen? Im Nominativ an sich, 
wie der Mr. Vf, nach $. 762 zu wollen scheint, kann doch keine Ur- 
sache liegen. — Aus diesen Beispielen wird man schen, dass auch diese 





212 Lateinische Grammatiken, ang: v. Z. Vielhaber. 


künftige Handlung, sondern den aus derselben resultierenden Zustand 
bezeichnet; vgl. Nr. 3 $. 356 sammt (der Anmerkung 2. — Eine Ein- 
sicht aber in den Unterschied zwischen absoluter und relativer Zeit- 
gebung auch der indicativischen Aussage muss den Schülern gewährt 
werden, wenn ihnen nicht die 'Hälte der Relativsätze bezüglich des 
Tempus soll unerklärlich bleiben %. Allerdings kann das erst Aufgabe 
des Obergymnasiums sein. Da jedoch Nr. 1 wenigstens in Österreich 
mehrfach für das ganze Gymnasium benützt wird, z. B. am hiesigen 
Gymnasium, so halten wir es für nöthig, dass die betreffende Anmer- 
kung in der angedeuteten Weise weiter ausgeführt wird. Wir halten 
folgende mit Benützung der von G, Curtius eingeführten Terminologie, 
die uns, recht aufgefasst, bezeichnender scheint als die von Meiring u. a. 
gebrauchte, aufgestellte Tabellen, ‚wenn ihnen eine kurze Erläuterung 
zur Seite geht, für nicht unpassend zur Darstellung der Tempora in 
Indicativsätzen. 

A Absolute Zoitgebung. In unabhängigen Sätzen, indica- 
tivischen Temporalsätzen, einem grofsen Theil der Relativsätze, paren- 
thetischen Sätzen mit z#, nicht selten in causalen und concessiven Sätzen. 


Zeitart Zeitstufe 
der 
Gegenwart Vergangenheit Zukunft 
‚dauernd Präsens Imperfeet Futur 
vollendet Perfeet Plusquamperfeet Futur II. 


Wird eine Handlung nicht mehr in ihrer natürlichen Zeit betrachtet 
als eine gegenwärtige, vergangene (schlechthin oder mit der Modißication 
der Dauer oder Vollendetheit in der Vergangenheit) oder ‚künftige, von 
der Zeit des Sprechens aus gerechnet, „sondern in ihrem Verhältnis zur 
Zeit einer anderen Handlung, so tritt die \ 

© ‚B, Relative Zeitgebung ein, in den meisten indieativischen. 
Nebensätzen, mehrfach auch in unabhängigen Sätzen. Aus der‘ Zeitart 
der Dauer in der Gegenwart, Vergangenheit oler Zukunft wird Dauer in 
der durch die Haupthandlung ausgefüllten und begrenzten Gegenwart, 
Vergangenheit oder Zukunft, d.h. Gleichzeitigkeit mit der Haupt- 
handlung; ebenso geht die Zeitart der Vollendetheit über in der Vor- 
zeitigkeit vor der Haupthandlung. 


Zeitart 2 EESIERRN 
ler ai 
Gegenwart Vergangenheit Zukunft. 
gleichzeitig Präsens Imperfeot Futur I. 
vorzeitig Perfect Plusquamperfeet _ Futur Il. 


*) Denn nicht blofs bisweilen, wie Putsche $. 86, A. 2 meint, steht 
‚das Perfect in Relativsätzen , auch nicht blofs in Fällen, wo das 
Relativ nur formel unterordnet; man kann behaupten, dass das 
Verhältnis zwischen Relalivsätzen mit absol. und relat, Zeitgebung 
eg gleich ist, im Lelius z. B. überwiegen die mit absol, 

gebung. 





214 Lateinische Grammaliken, ang. v. 4 Weihaber. 


anderes) Mittel. als 1. die Berufung auf's Deutsche, 2. die: ofimalige Hin- 
weisung auf den Unterschied zwischen nord und Caesar cognovit, und 

auf die Pasgivformen. Ist die Verschiedenheit zwischen präsentischem’ 
und historischem Perfeot klar, so kantı man erst: (keinesfalls vor der 
dritten Stufe) daran gehen, auch andere, logische Perfeeta von histo- 
rischen unterscheiden zu lassen; das kann aber nur erreicht‘ werden, 
wenn die Begriffe scharf "gefasst "werden, Man därf nicht mit'Nr, 1, 
8'240 das hist.) Perf., definieren als ‚dienend “zur Bezeichnung einer ver= 
‚gangenen: Handlung oline-alle Beziehung auf eine andere Zeit’ oder 
wie ebd. 2"ohne alle Beziehung auf die Zeit einer anderen Hand- 
lung’ ‚Ohue Beziehung auf die Zeit einer anderen Handlung kann 
auch las. Jog. Perl. stin, eine Tempusform dagegen ‘ohne Beziehung 
auf,eine andere Zeit" ist unmöglich. Die Vergangenheit ist ja ohne die 
Gegenwart nicht denkbar, und wenn wie oben allgemein von einer ab- 
soluten ‚Zeitgebung sprachen, so ist diese absolute Zeitgebung mit Aus- 
nahme. der ‚präsentischen selbst eigentlich eine relative. Auch: das 
historische Perfect bezeichnet etwas "jetzt vollendetes; elienso wie das 
logische ‚. der ‚Unterschied dürfte, folgender sein. ‘In ‚der Präsonsform 
seribo bat mau zu unterscheiden den die Handlung als dauernd’ bezeich- 
nenden, Stamm ‚und die die gegenwärtige Aussage bezeichnende Endung. 
In. der Perfeclform seripsd bezeichnet der Stamm. scrips die Zeitart der 
Vollendetheit, die Endung die gegenwärtige Aussage der Vollendetheit, 
Die vollendete Handlung bat ihre Beziehung auf die Gegenwart; aber 
Gegenwart ‚gibt es eine doppelte; die eigentlich. absolute, die 'mur im» 
Augenblick ‚der Aussage ist, und die eigentlich. schon relative Gegen- 
wart, als entweder unbestimmt sich ausdehnender oder durch Hand- 
lungen ‚erfüllter und begrenzter Zeitraum; in welcher Bedeutung wir 
oben, von absoluter präsentischer Zeitgebung sprachen. ' Wird dureh’ die) 
Aussageform das scripsisse auf diese zweite Art der Gegenwart be- 
zogen, so entsteht das logische Perfect, je nachdem der Zeitraum der 
Gegenwart durch Handlungen erfüllt und begrenzt ist oder nich!, als rela- 
tives und’absolutes Perfeet, Wird das seripsisse blofs,auf den Augenblick 
der Aussage bezogen; d. h. der Stamm nur auf seine Endung, 50 ent-: 
steht das historische Perfeet,; Aus dieser Darstellung ergibt ‚sich denn 
auch, dass es; eigentlich ein histor. Perf, nur im Indie, gab; das hister,, 
Perf, conjunct,, das. übrigens ‚Nr. 6, $. 510 nicht abläugnen ‚durfte, ist 
eine ebenso willkürliche Neuerung der sich hervordrängenden Suhjee= 
fiyität, wie gar ‚oft das partie, Perf. histor. (Fabri zu Liv. 2%, 5, 4). 
Daraus ergibt sich ferner, dass die Definition des logischen Perfectes 
"zur Bezeichnung einer ‚vergangenen Handlung in Beziehung auf ihr. 
gegenwärtig vorliegendes Resultat’ ungenau ist, da sie nuf- 
auf eine Unterart passt. Die richtige gibt Nr. 5, $. 550, 551 nach der‘ 
lat. Gramm, $, 605, Ann, 606. — Nr. 2, 6, 8 scheiden ebenfalls das 
präsenlische nicht vom logischen Perfect, auch die Darstellung des histo- 
rischen Perfecles ist in Nr, 2 nicht ganz genau. 





216 Lateinische Grammatiken , ang, v. Z. Wleiäaber. 


cere desierat = Quum Pyrrhus regnaret, iam Apolio ete/ Mit solchen 
allerdings auch sonst zu findenden Auflösungen lässt sich alles erklären! 
Als ob sich das Verb des Hauptsatzes im Tempus nach dem des abhän- 
gigen Conjunetivsatzes richten könnte. Die Anm, 2 gehört zur Conse- 
eutio temporum. Dass post, guam mit Zeitangabe “immer mit dem 
Plusquamperf” ‚steht, überhaupt das Plusquamp. das rationelle Tempus 
in diesem Falle ist, ist richlig. Die Begründung hiefür, sowie die Nach- 
weisung, dass es irrig ist zu sagen, guam sci in diesem Falle "abge- 
kürzt? für posiguam , siehe in der ang, Abhandl. S. 595 | — Nr. 3, 
8. 342 A. und Nr. 8, 8.586 A. 2 erklären das Plusquamp. bei possguam 
ebenfalls durch die bestimmt angegebene "Zwischenzeit! $. 343. Über 
posiguam = seitdem mit dem Präsens wäre zu bemerken, dass solche 
Präsenlia steis das Resultat eines Perfect angeben, also nieht viel ver- 
schieden von präsentischen Perfeetis sind. Ungern vermisst man zu 
8. 342 (u ui etc. in Wiederholungssätzen) die Angabe, wie die Wie- 
derholung in der Gegenwart ausgedrückt wird, vgl. Nr. 8, 8. 585 A. — 
Nr. 6, $. 521. Zu dem sogenannten Perfectum consuetudinis ist zu be- 
merken, dass es aus leicht erklärbarem Grunde vorzugsweise in nega- 
tigen Sätzen steht, wenigstens in Prosa. . 

“Beim Futur I und H. ist es schon aus praktischen Gründen 
wichlig. zwischen absolutem und relativem Futur zu unterscheiden, da 
nur hiedurch an die Stelle des ganz äufserlichen Kriteriums, wann statt 
des Futurs in conjunctivischer Abhängigkeit die Ersetzung durch die 
Conjugatio periphrastica u. ä, und wann die Conjunctive Präsentis oder 
Imperf., Perf. oder Plusquamp. zu treten haben, ob "die Beziehung 
auf die Zukunft schon durch ein anderes Futur deutlich 
ist oder nieht) ein rationeller aus den Gesetzen der conjunetivischen 
relativen Zeitgebung hervorgehender Grund tritt. Übrigens gehört letz- 
teres, die Conjunclive des Futurs nicht hieher, sondern zur Conseculio 
temporum, und dahin war es auch von Nr. 2, 3, 4, 8 zu stellen. In 
Nr. 1 widerspricht, wie jetzt die Regel gefasst ist, der letzte Satz+ 


Ne. 2. Die erste Anm, zu $. 101 enthält ein allerlei, das zum Theil 
wegbleiben kano, zum Theil später nochmals wiederholt wird, vgl. die 
1. Anm. der folgenden Seite. Nicht treffend ist die Bemerkung über 
das Futur, periphr, /audaturus sum (eigentlich Präsens, per.), "es 
rücke diese Zukunft schon in die Gegenwart hinein’ Denn 
wenn wirklich die Conjug. peripbr. unbedingt ‘das Vorhaben einer 
Handlung’ bezeichnete, s0 wäre zwar das Vorhaben in der Gegen- 
wart, die Handlung selbst aber läge nichts desto weniger in der Zu- 
kunft. — Die Bemerkung A.2 über Futur II. im Haupfsatz zeigt, wobin 
man kommt, wenn man sich einfach dem Eindruck der Stellen überlässt, 
ohne sich um eine Begründung der Spracherscheinungen zu bekümmern, 
Es soll das Fut. Il 1. der künftigen Handlung den Ausdruck der Eile 
geben; oder 2 die.Bestimmtheit des Ausdruckes mildern, oder 3. den 





Be arsch nn erg ehe nn 
diese von ihnen vertretene Ansicht sehr genau zu betrachten, ob sie 


qui, quin, auch in temporalen, causalen, concessiven Nebensätzen auf, 
die zwar erst häufiger bei den Historikern von Livius an werden (Sue- 
ton zeigt besondere Vorliebe), aber in ihren Anfängen schon bei Nepos 
und Cesar sowie dessen Fortsetzern erscheinen (vgl. über sie die im 
1. Hefte dieses Jahrg. 5. 105 erwähnte Abhandlung von Dräger im vor- 
jährigen Güstrower Programme). In diesen ist nicht zu verkennen, dass 
der Nebensatz das Tempus hat, welches bei selbständiger Gestaltung 
desselben nölbig wäre, in ähnlieher Weise wie es sich mit dem Indi- 
‚eativ des histor. Perfects in Temporalsätzen verhält. Dass derselbe Grund 
auch den Conjuncliv des logischen Perfects in Folgesätzen bedingte, das 
beweisen Sätze, wie der bekannte Ardebai Hortensius studio di- 
eendi sic ul in nullo umguam flagranttus studium viderim. Da 
von diesem ardebat andere Perfecta sich nur durch die besondere Modi- 
fication der Vergangenheit unterscheiden, nicht aber einer anderen natür- 
lieben Zeit angehören (über eine Ausnahme später), s0 werden Conjunc- 
tive des logischen Perfectes nach Präteritis nicht anders können aufge- 
fasst werden. Eben derselbe Grund ist es, wenn auf feci, factum est u. ä. 
ein Conjunet. Perf. folgt. Besonders deutlich ist Cie, pro Rose. Am. 44, 
127, vgl, Weilsenboru zu Liv. 21, 15, 4. Ferner, wenn auf ein histo- 
risches Perfect ein Präsens im Finalsatz folgt, wie Cie. Verr. 4, 29, 67: 
Rer mazimo conventu Syracusis in foro, ne quis forte me in eri- 
mine obscuro versarl atque affingere aliguid suspicione hominum 
arbitresur, in foro Syracusis flens ac deos hominesque conlestang 
elamare coepit, so kann es nur so stehen, weil der Satz unab- 
hängig im Präsens gegeben wäre, Wie dieser Finalsatz, so sind offenbar 
auch die Gonsecutivsätze (wir begreifen darunter auch die Beschaffen- 
heitssätze der Kürze wegen) zu erklären. Auf dasselbe-Resultat, d. b, 
auf temporelle Unabhängigkeit des Nebensatzes vom Hauptsatze, führt die 
Betrachtung der Fälle, in denen nach Präsentibus Conjunclive des Im- 
perfects folgen; es steht das Imperf., weil der Conj. Imperf. der einen 
nicht-wirklichen Fall seizenden Bedingungssätze auch in der Abhängig- 
keit blieb oder weil der Conj, Imperf, dem Indie. Imperf. des Müssens 
u. ä entspricht, manchmal auch noch auf Grund einer anderen Gedanken- 
verbindung, aber immer so, dass die temporelle Unabhängigkeit gewahrt 
ist, vgl. das von Krüger $. 610 A. angeführte Beispiel aus Cie. Legg. 
3, 12, Nicht hieher gehörten Sätze, in denen nach Perfectis, die durch 
eine leichte Anakoluthie entweder als historische Präsentia gefasst wer- 
den, oder mit denen ohnehin ein histor. Präsens verbunden ist, vgl. 
Cesar b. g. 7, 61, 5 (Nipperdey quest, Cs. S. 85), die. Livianischen 








220 Lateinische Grammatiken, ang. v. Z. Velhaber. 


noch im Conseoulivsalze vorkommt, Sie widerstrebt nämlich der Natur 
der conjunelivischen Subordination, da ein Theil der Selbständigkeit, 
die dem Nebensatze durch die Darstellung als einer blofs gedachten Er- 
gänzung Oder Bestimmung des Prädicats oder einer Person oder Sache 
genommen wird, demselben durch das Tempus wiedergegeben wird. 
Dass sie am häufigsten in Conseeulivsätzen ist, erklärt sich daraus, dass 
in die Auffassung des Conseeutivsatzes als einer gedachten Ergänzung 
des Prädicatsbegriffes sich die Wirklichkeit der als Folge bezeichneten 
Handlung drängte, und wenigstens im Tempus das Recht der Selbstän- 
digkeit in Anspruch nahm. In die Regeln der Gonseculio temporum 
kann nur der erste Fall aufgenommen werden; er lautet: ein Präte- 
ritum im Hauptsalze bedingt im abhängigen Gonjun«e- 
tivsatze Imperfect oder Plusquamperfect.' Dazu tritt als 
Nachhang zu beiden Regeln die Bemerkung: Manchmal wird, in 
elassischer Prosa fast nur in Consecutivsätzen, dem 
Nebensatze seine temporale Selbständigkeit gewahrt, 
also das Tempus gesetzt, das er unabhängig haben müsste. 

Bis jetzt haben wir nur Präsens und Imperf., Perf, und Plusgpf., d. h. 
nur den Fall betrachtet, dass die Nebenhandlung gleich oder vorzeitig 
zur Haupthandlung liegt; es erübrigt noch die Betrachtung des Falles, 
wann die Handlung des Nebensalzes zu der des Hauptsatzes nachzeitig 
ist. Da die lateinische Sprache ebenso wenig eigene Formen für die 
Nachzeitigkeit der subjectiven Zeitgebung als der relativen indicati- 
vischen ausgebildet hat, so ist es, wenn auch nicht gerade dem prak- 
tischen Bedürfnis angenehm, so doch theoretisch richtig, wenn die Regeln 
über die nachzeitige Handlung und den nachzeitigen Zustand von den 
sonstigen Regeln der Conseeulio geschieden werden. Und selbst prak- 
tisch kann man wegen der Verschiedenartigkeit der Ersatzmittel zur 
Bezeichnung des nachzeitigen Zustandes u. ä. wol mil dieser Trennung 
sich einverstanden erklären, vorausgesetzt, dass sie als das bezeichnet 
werden, wäs sie sind und nicht ungehöriges hineingebracht wird. Nur 
an die Regeln über Consecutio lemporum muss sich dieser Passus an- 
sehliefsen, nicht ist seine Stelle bei der Darstellung der Tempora über- 
haupt oder gar vor derselben. Nicht einverstanden dagegen kann man 
sein mit der Weise, wie selbst bei Meiring die Gleichzeitigkeit‘ oder 
Vorzeitigkeit mit der Zukunft behandelt wird. In der latein. Gramm. 
ist als erste Regel gegeben, dass auf Präsens und die beiden Futura 
das Präsens und das Perf. conj. folgen, $. 621. Im 8. 625 ist gesagt, 
dass, wenn der Gonjunctivsatz von einem Verbum infinitum abhänge, er 
sich nach dem Hauptverbum richte. Man erwartet, dass hierin auch 
sehon die Regel liege über den Ausdruck der Gleichzeitigkeit und Vor- 
zeitigkeit zu einer im Verbum infinitum stehenden Handlung, aber man 
irrt sich; denn unter der Überschrift “Verwandelung der Futura’ wird 
neben Angabe der Mittel zum Ausdrucke der Nachzeitigkeit auch dieser 
Fall behandelt. 80 in den meisten Grammatiken. Man erräth leicht den 





222 Lateinische Grammatiken, ang. v. 2. Wielhaber. 


men, vgl. A. 7. Unter die Sätze mit ı war auch quo quominus quin 

(zweite Gebrauchssphere) zu nehmen. Endlich fehlen die Temporal- 
partikeln c. conj., quameis, quasi u.ä. Ganz unbedingt lässt sich ferner 
nicht behaupten, dass in "Finale und Heische- und immanenten Sätzen 
kein Perfect oder Plusquamp. folgen dürfe. Denn wenn Cerialis bei 
Tac. H. 4, 77 sagt Adnumerabor Numisiis et Herennis, ut omnes 
legati vestri aut milttum manlbus aut hostium cectderint, so war 
das Präsens kaum möglich, vgl. id. A. 3, 27. Plin. ep. 5, 1, 10. Pan. 
28, 12, Ferner Plin. Pan 40. Tac. Agr. 6. Für Consceutivsätze mit dem 
Plusquamperf, Plin. Pan 16. Cie, Verr. 4, 24, 54. Liv, 1,2, 5 und Fabri 
zu Liv. 21, 33, 9. Zu den consecutiv- «? und consecutivem relativen 
Sälzen war gain (erste Gebrauchssphiere) zu slellen.: A, 1. Was nach 
der Verweisung auf $. 98 der Anfang der Regel noch soll, ist nieht ab- 
zusehen, In dieser Anm. steht, dass nur "bisweilen" das Präsens Conj. 
ausreiche, um nachzeitige Handlungen zu bezeichnen, in der Anm.?2 ist 
richtig gesagt, dass dieses stets bei Absichtssätzen stattfände, Es ist 
übrigens dieses auch in Sätzen mit 420 quominus und in abhängigen 
Heische- sowie in Sätzen des immanenten 4. — A. 3. Die ganz ge- 
wöhnliche ungenaue Fassung der Regel über das Tempus der Conse- 
eulivsälze, es sei das Tempus des Consecutivsatzes “ganz unabhängig” 
vom Hauptsalze, wird in einem Zusammenhange gegeben mit der 
Bemerkung, dass bald das Imperfeet, bald das Perfect folge, Auch 
was es heifsen soll, das Imperfect bezeichne die Folge als zur Zeit des 
im Hauptsatze ausgesagten "entweder entstehond oder dauernd,’ ist nicht 
recht klar, Das Beispiel aus Cie. fin. 2, 20 Thorius erat ete. war voll- 
ständig zu eitieren, da der erste Theil ein Imperfect enthält. — A, &, 
Um die Regel vom Perfect nach dem logischen Perfect zu retten, wird 
angenommen, es werde das logische Perfect sehr oft als historisches 
aufgefasst, daher das Imperf, ganz gewöhnlich folge, Leider ist nicht 
gesagl, wie in dem als Beispiel angeführten Satze Homines sun! hac 
dege gener ati (man beachte die Stellung des sand), qui Iuerentur 
allum globum, sunt generati als historisches Präteritum aufzufassen sei. 
‚Man müsste doch auch folgerichtig die Präsentia nach unzweifelhaft 
historischen Temporibus so erklären, dass 2. B. in Ardebat Horten- 
sius. ‚ut. .piderim das Imperf,, ardedat den Sinn eines log, Perf. habe. 
— 4, 9. Zu der Regel won der Gonseeulio nach Infin. und Conjunet, 
waren auch Partieipia und Gerundia, ja aueh Adj. und Subst. zu stellen. 
— Die Mittel, um die Nachzeitigkeit und die Gleichzeitigkeit mit einer 
künftigen Handlung zu bezeichnen, sind $. 98 nach der Darstellung der 
Bedeutung der Tempora überhaupt besprochen, Mit dieser Anordnung 
können wir, abgesehen von der Ungenauigkeit, dass das Präsens oder 
Impeef. Perf. und Plusq. Conj. auch hier bebandelt ist, darum nicht ein- 
verstanden sein, weil die angegebenen Gonstructionen nicht wirkliche 
Conjunetive, sondern nur Ersatzmitlel sind, daher denn auch der Grund, 
der. die Erwähnung der anderen Conjunctive an dieser Stelle rechtfertigt, 





22 3. @, Graefse, orbis datinus, ang. v. M. Büdinger. 


gewöhnlichen Ungenauigkeit, Das Perf. Conj., wird erklärt, stehe, "wenn 
nieht die vereinzelte Thatsache, sondern lediglich die Wirkung aus- 
‚gedrückt werden soll, welche die Thatsache gehabt hat.’ Hiemit ist nur 
‚der Conjuncliv dos logischen Perfeels, nicht aber der des historischen 
Perfects erklärt, der, da er bei Nepos, Cesar, Livius sich bereits findet, 
nicht darf unbeachtet bleiben, — 8. 606 fehlt der Conjunctiv Perfecti, 
Salzburg. L. Vielhaber. 





Dr. J. G. Graelse, orbis Zatinus oder Verzeichnis der lalei- 
nischen Benennungen der bekanntesten Städte, Seen, Berge und 
Flüsse in allen Theilen der Erde nebst einem deutsch-Iateinischen 
‚Register derselben. Ein Supplement zu. jedem lateinischen und 

‚raphischen Wörterbuche. 8. (IV u. 287 S.) Dresden, 6. Schön- 
feld, 1861. — 1. Thlr. 15. Sgr. 


Der Verf., Director der königlich sächsischen Porzellan- und Ge- 
fälse-Sammlung, hat mit seinem bekannten Fleifse die vorliegende Arbeit 
seit vielen Jahren zusammengestellt. Unzweifelhaft ist dieselbe besser, 
und zwar ungleich besser, als alle verwandten älteren Sammlungen. 
Aber Ref. kann nieht verhehlen, dass ihm der Verf. schon bei der An- 
lage von verfehlten Gesichtspuncten ausgegangen zu sein scheint. Was 
soll man dazu sagen, wenn der Verf. in der Vorrede mit gewich- 
tiger Miene erklärt, von den beiden Abtheilungen des vorliegenden Bu- 
ches enthalte die gröfsere, die lateinisch-deutsche, "auch einen schr 
grofsen Theil der offenbar falsch gebildeten Namen,’ weil sie eben ein- 
gebürgert seien und gedruckt vorkommen, während die kleinere Abthei- 
lung, die deutsch-lateinische, nur "die Namen bringe, die sich nach 
des Verf.s Ansicht vertreten lassen!” Was aber falsch-gebildete und 
solche Namen sind, die sich "vertreten lassen, das muss man erralhen. 
Vernünftigerweise können in unserem Falle nur zweierlei Arten von 
Namen als die richtigen gelten: die von den Römern selbst für die be- 
treffenden Örtlichkeiten gebrauchten und die im Mittelalter in der aus- 
schliefslichen Gelehrtensprache aufgekommenen und urkundlich oder bei 
den respeotiven ältesten Geschichtschreibern nachweisbaren. Im Vorworte 
sucht man freilich vergeblich nach einer Angabe über die Quellen 
des Verf’s; denn das "gedruckt vorkommen” kann doch Hr. G. unmög- 
lich als ein ausreichendes Kriterium ansehen, und eine vorkommende 
unrichtige Ortsbezeichnung verdient nur Aufnahme mit einem Rückweise 
auf den richtigen Namen. Wir müssen uns also aus dem Buche selbst 
über das Prineip seiner Anlage unterrichten, natürlich zunächst aus dem 
deutsch-lateinischen Theile, der ja das richtige enthalten soll. Da findet 
man nun, wenn man etwa den Buchstaben MH durchsieht, Helgoland z. B. 
durch Hertha, Sacra insula übersetzt, obwol der erstere Name nur atıf 
der vagsten anliquarischen Conjectur vergessener Philologen beruht; 
ebenso steht es mit dem Contra Acincum (vielmehr Aguincum), welches 
neben dem “richligen” Cibinftum als zweite Überselzung von Hermann- 





226 Gräf, Karten der deutschen Bundesländer, ang. v. 4. Steinäaäser. 


tungen ersetzt. Unter diese gehören auch die Specialkarten der dem 
deutseben Bunde angehörigen österreichischen Kronländer, bei welchen 
überdies durch Verweisung des Terrainstiches auf eine besondere (braun 


liches Verdienst erworben. Wenn auch nicht an jeder Stelle (wie Ver- 


een ha Traer Vorzugsweise gewiant man da- 


moeh mehr springt der Abstand der Bergzeichnung in die Augen; hier 


ratabdrücke nicht im Handel; es ist jedoch”fast als gewiss vorauszu- 
selzen, dass cs bei einer stärkeren Nachfrage keinen Anstand nehmen. 


ww 





228 2. Feauz, Buchstabenrechnung u. Algebra, ang, v. Dr. Arist. 


Entwickelungsgang ist auch aus dem Grunde nothwendig, ‘weil. man 
sonst auf Zahlenformen stöfst, die man als unmögliche erklären muss, 
$o kommt in dem vorliegenden Schulbuehe und in sehr vielen anderen 
bei der Betrachtung der geraden Wurzeln aus negativen Zahlen die 
stereotype Erklärung vor: Solche Wurzelgröfsen sind unmöglich, sie 
existieren nicht und werden deshalb imaginäre Zahlen genaunt. Hierzu 
wird gewöhnlich noch der Zusatz gemacht: Nichlsdestoweniger unter- 
ziehen die Mathematiker diese Grüfsen den Operationen, wie dies 
bei den reellen Zahlen geschehen ist; und nun wird mit etwas Imagi- 
närem, Nichtexistierendem fleilsig fort gerechnet, Muss bei einem solchen 
Verfahren der Schüler seinen Glauben an die strenge Logik der Mathe- 
malik nicht mit einem Male verlieren? — Die Ungehörigkeit dieses 
Vorganges geht schon daraus hervor, dass man mit demselben Rechte 
auch eine Differenz, deren Minuend kleiner als ihr Subtrahend ist, eine 
unmögliche, nicht existierende Zahl nennen müsste, was sie auch wirk- 
lich ist, wenn an dem Begriffe der absoluten Zahl festgehalten und 
dieser nicht zu jenem der algebraischen Zahl erweitert wird. 

Obgleich der eben freilich nur mit wenigen Zügen skizzierte 
Ideengang allein der Natur der Sache angemessen ist, so wird er trotz- 
dem in der Mehrzahl der arithmetischen Lehrbücher, welche für Ober- 
gymnasien und Oberrealschulen bestimmt sind, nicht eingehalten; auch 
in den bei uns gebräuchlichen vermisst ibn Referent mit gröfstem 
Bedauern. Wahrscheinlich erachten die betreffenden Verfasser die be- 
sagte Behandlungsweise der Arithmelik für zu wissenschaftlich sirenge 
oder für zu abstract, als dass dieselbe im Gymnasial- und Realschul- 
unterrichte mit Nutzen angewendet werden könnte, Dieser Befürchtung 
kann Referent nach seiner mehrjährigen Erfahrung nicht beipflichten. 
Das Bild der Zahlenlinie und der Zahlenebene bieten mit Zuhilfenahme 
einiger einfachen geometrischen Begriffe ein ganz vorzügliches Mittel 
zur Veranschaulichung dar, gegen dessen Benutzung sich nichts ein- 
wenden lässt, weil man sonst, wie Dr. Schwarz in dem Vorworte zu 
seinen Grundzügen der Elementar-Arithmetik ganz richtig bemerkt, ent- 
weder genüthigt ist, «denselben andere gleichfalls der Empirie entnom- 
mene Begriffe zu subslituieren oder den vermuthlich wenig dankbaren 
Versuch wagen muss, durch metapbysische Erörterungen den Gang der 
mathematischen Entwickelung zu unterbrechen.” 

Auch der Verfasser des mir vorliegenden Werkes behält den üb- 
lichen Lehrgang der gewöhnlichen Schulbücher bei; man wird es daher 
nach dem gesagten erklärlich finden, wenn Referent sich über die 
«Buchstabenrechnung und Algebra des Hrn. Dr. Feaux nicht günstig 
aussprichl, Belrachten wir übrigens das Buch in einigen Einzelheiten, 
— Der Verfasser stellt die vier Grundoperalionen der Reihe nach, ohne 
jeden Hinweis auf ihren inneren Zusammenhang, ganz lose neben ein- 
ander, ja er unterlässt es sogar dieselben genau zu definieren; von 
einer consequenten Entwickelung des Zahlenbegriffes ist schon gar keine 


w 





230 B. Feawz, Buchstabentechnung u. Algebra, ang. v. Dr, Arist, 


um nicht, wie es in der Vorrede heilst, „der Energie, womit der Reiz 
der Neuheit die Knaben in das ungekannte Gebiet der Algebra hinein- 
zieht, Fesseln anzulegen.” 

Nach den vier Grundoperationen folgen Gleichungen des ersten 
Grades mit einer und mehreren Unbekannten, worauf die Lehren von den 
Potenzen und Wurzeln mit derselben Ungründlichkeit wie die vorher- 
gehenden Operationen abgehandelt werden. In der Theorie der quadra- 
tischen Gleichungen wäre eine umfassendere Darstellung ihrer Eigen- 
schaften zu wünschen, welcher Mangel durch die Vorführung reeiproker 
Gleichungen des vierten Grades keineswegs ausgeglichen wird. Die sich 
anschlielsende Lehre von den Logarithmen ist noch am vollständigsten; 
weshalb aber der Verfasser schon mit Logarithmen rechnen lehrt, bevor 
er noch die Möglichkeit der Berechnung logarithmischer Tafeln gezeigt 
hat, lässt sich aus Gründen der Didaktik und der Wissenschafllichkeit nicht 
erklären. Sonderbarerweise wird den Proporlionen erst nach den Loga- 
rithmen ein Platz angewiesen, während sie doch folgerichtiger der Lehre 
von den Producten und Quotienten unmittelbar nachzusetzen wären, 
Die späteren Paragraphe sind den arithmelischen Progressionen des 
ersten Ranges, den geometrischen Progressionen, der Zinseszinsrechnung, 
den Kettenbrüchen, den diophanlischen Gleichungen, der Combinations- 
lehre und dem Binomiallheoreme für posilive ganzzahlige Exponenten 
gewidmet. In einem Anhange werden einige ganz allgemeine Bemer- 
kungen über die Convergenz und Divergenz der unendlichen Reihen 
gemacht und einige Sätze aus der Zahlentheorie mitgetheilt, Die ersteren 
Bemerkungen hälten ohne Nachtheil wegbleiben können, da sie viel zu 
mangelhaft sind, um dem Schüler einen Einblick in die Lehre von den 
unendlichen Reihen zu gewähren und da sie auch nicht mehr in den 
Bereich der Elementar-Arithmelik gehören, Die zahlentheoretischen Sätze 
würden eine geeignetere Stelle vor der Lehre von den Potenzen und 
Wurzeln gefunden haben, und es wäre hier bei wünschenswerth gewesen, 
der Theilbarkeit der Zahlen, dem grüfsten gemeinschaftlichen Malse und 
dem kleinsten gemeinschaftlichen Vielfachen die nöthige Berücksichli- 
gung zu schenken, Denn die Kenntnis dieser Lehren, wie sie der arith- 
melische Unterricht in den unteren Gymnasial- und Realclassen bietet, 
sind keineswegs ausreichend für jene mathematische Vorbildung, welehe 
der Student an die Universität oder an die technische Hochschule mit- 
bringen soll. Den Schluss des Werkes bilden die Aufösungs-Resultate 
der den einzelnen Paragraphen beigegebenen Übungsbeispiele. 

Obgleich das Buch dadurch, dass eine zweite Auflage nölhig 
ward, eine gewisse Verbreitung beweist, so konnte Referent im In- 
teresse der Sache mit seinem unumwundenen Urtheile doch nicht 
zurückhalen, Es wäre nur zu wünschen, dass der Verfasser bei Ge- 
legenheit einer dritten Auflage seines Werkes dasselbe einer wesent- 
lichen Umarbeitung in dem oben angedeutelen Sinne unlerzöge, 

Wien, "Dr. Krist, 





202 Ta. Wittstein, das Prismatoid, ang. 'v. E. Weffs. 


für die Stereomelrie eine ebenso allgemeine Bedeutung haben soll, 
wie das Trapez für die Planimelrie,” kann auch zu einer Kante, ja so- 
‚gar zu einem Puncte zusammenschrumpfen. n . 

Aus der hier gegebenen Definition leuchtet die Wichtigkeit dieser 
«Erweiterung der elementaren Stereomelrie” wol von selbst ein, indem 
dieses Polyeder fast alle bisher in der Stereometrie betrachteten Körper 
als specielle Fälle in sich begreift, und dadurch eine Reihe von Lehr- 
sätzen über Inhaltsbestimmungen, die früher ohne inneren Zusammen- 
hang dastanden, als ein organisches Ganze sich darstellen. Es hat 
nämlich der Hr, Vf. nach Ermitteluug mehrerer anderer Eigenschaften 
dieser so viel umfassenden Gestalt, die Berechnung des Kubikinhaltes 
derselben auf eine ebenso klare als elegante und einfache Weise von 
*iner Formel abhängig gemacht, die sich einer solchen Einfachheit er- 
freut, dass sie auch in praktischer Hinsicht nichts zu wünschen übrig 
lässt, [Der Kubikinhalt ist nämlich dem dritten Theile der Höhe, multi- 
plieiert in die doppelte, um das arithmelische Mittel der beiden Grund- 
Nächen vermehrte, mittlere Durchschnitisfläche gleich.] Der Hr. Verf, 
zeigt auch, wie einfach sich aus dieser Formel durch geeignete Spe- 
eialisierungen die Kubikinhalte der abgestumpften Pyramide, des Kop- 
pe'schen Obelisken, des schief abgeschnittenen dreiseiligen Prisma’s ete., 
so "wie mehrerer anderer von ihm als Anti-Prisma, Anti-Obelisk u. s. w. 
bezeichneter Körper herleiten lassen. 

Wie wichtig dieser Körper auch für die Inhaltsbestimmung krumm- 
linig begrenzter Gestalten zu werden verspricht, dürfte am besten aus 
den Worten des Hrn, Verf.'s ersichtlich werden, mit denen er die Ver- 
allgemeinerung der früheren Untersuchungen einleitet. Er sagt: «Wer- 
den die Seiten der beiden Grundflächen eines Prismatoids unendlich 
klein angenommen, so verwandeln sich die Umfänge dieser Grund- 
flächen in krumme Linien, und der Inbegriff aller Seitenflächen bildet 
allgemein eine Regelfläche, d. h. eine krumme Fläche, welche durch 
Bewegung einer geraden Linie erzeugt, angesehen werden kann, Wenn 
daher ein, von einer beliebigen Regelläche umschlossener Raum durch 
zwei parallele Ebenen begrenzt wird, welche alle erzeugenden Linien 
der Regelfläche schneiden, so findet für die Inhallsbestimmung des also 
entstandenen Körpers genau die oben entwickelte Formel des Prisma- 
toids statt.” Obwol der Hr, Verfädiese Prineipien nur auf die Inhalts- 
bestimmung des abgestumpften Kegels und Hyperboloides 4 une nappe 
anwendet, ‚sieht man doch sogleich, wie folgenreich eine derartige 
Verallgemeinerung ist, um die Inhaltsbestimmung vieler . Körper aus 
dem Gebiete der höheren Geometrie in das der Elementargeometrie 
herüberzuziehen. | 

Die Einführung dieses Körpers ermöglicht auch die Bestimmung 
des Kubikinhalles eines beliebigen Polyeders, durch Zerlegen desselben 
in Prismatoide, ein Verfahren, dem in der Planimetrie die Bestimmung 
des Flächeninhaltes, eines Polygones durch Zerlegen in Trapeze ent» 





234 Lindner, Lehrbuch dor formalen Logik, ang. v. W; Volkmann. 


böseitigte Aufeinanderfolge erhebliches einzuwenden sein. Was den be- 
sonderen Charakter des Buches betrifft, so geben uns zwei Äufserungen 
der Vorrede volle Aufklärung sowol über die Tendenz des Hrn. Verf.s 
als über die eingehaltene Meihode. Jene geht dahin: „den Geist des 
Schülers zur selbstthätigen Erfassung des Unterrichtsstoffes, zur freien. 
geistigen Bewältigung desselben anzuregen, die Entwickelung des Wissens 
mit der Übung des Könnens Hand in Hand vorschreiten zu lassen und 
dazu sollen die zahlreichen Beispiele, die offen gelassenen Andewlungen 
und die den Paragraphen angehängten Aufgaben dienen.” Die Methode 
sodann ist die genelische, deren sich der Hr. Vf. auch schon bei seinem 
früheren Lehrpuche bedient, und die darin besteht: nirgend die Resul- 
tate einfach hinzustellen, sondern im Geiste des Schülers so viel als 
möglich derart zu entwickeln, dass der ganze Unterricht eine organisch 
zusammenhängende Kette bildet. Über das verdienstliche dieses Stre- 
bens hier nur ein Wort zu verlieren wäre überflüssig, aber wichlig 
scheint es uns, in enlgegengesetzter Beziehung vor gewissen Täuschungen 
zu warnen, die nahe genug liegen. Die genetische Melhole ist nun 
einmal Mode geworden, und fast jedes neue Lehrbuch beginnt mit deren 
Preiserhebung, so dass man glauben möchte, sie sei, freilich auf Kosten 
ihres specifischen Charakters, zur Universalmethode geworden. Bin 
guter Theil des logischen Unterrichtes, der dem Gymnasium zufällt, 
besteht eben darin, den Schüler auf gewisse formale Verhältnisse auf- 
merksam zu machen, die er in seinem bisherigen Denken oder genauer 
gesagt, in den einzelnen Producten seines bisherigen Denkens, nicht 80- 
wol genau vorhanden, als vielmehr nur annäherungsweise realisiert vor- 
findet. In ähnlicher Weise beginnt bekanntlich die Mathemalik mit ge- 
wissen idealen Voraussetzungen, die zwar in dem gegebenen sogleich 
erkannt werden, aber nicht ihm entnommen erscheinen. Sieht man nun, 
wie der Hr. Verf. sehr richtig bemerkt, von dem Entstehungsprocesse 
dieser idealen Förderungen ab, so kann füglich in dieser Beziehung von 
einer Entwickelung nicht die Rede sein, ohne die genetische Methode 
mit der indueliven zu verwechseln und darüber den idealen Charakter 
der Logik zu verlieren. Das weitere Geschäft der Logik besteht nun 
in der Bearbeitung dieser Begriffe durch möglichst allseitige Wechsel- 
beziehung derselben und in dem Reichthum und der Bedeutenheil der 
Resultate liegt gewissermalsen hier, wie in der Mathematik, die Recht- 
ferligung für die Aufstellung jener Begriffe selbst. Ref. bekennt in dieser 
Beziehung selbst dureh sehr gerühmte logische Lehrbücher am seltensten 
befriedigt worden zu sein. Der Schüler erhält eine Menge von Be- 
griffen über die formalen Verhältnisse, ohne doch zu einer Verwertung 
derselben geführt zu werden, kein Wunder, wenn er von ihnen den 
Eindruck willkürlicher Abstraclionen behält, mit denen am Ende nicht 
viel gewonnen zu sein scheint. Welchen Fingerzeig soll num hier die 
genetische Methode bieten, wo eben die Verwebung der Begriffe nach 
allen Seiten hin gefordert wird® In welchen Faden der Entwickelungs- 
geschichte soll’ uns hier das bunte Gewebe aufgelöst werden? Der Hr. 





236 Lindner, ‚Lehrbuch der formalen, Logik, ang. N. AI 
abi bi, Skanpäle welehe Grammatik 
fügen und selbstgemachte 





vernachlässigen Punet zur Erwähn, 88 
"haben, zeigt von der, Sorgfalt des Hm Yerkan.de Er in 
‚der Formulierung nicht glücklich gewesen ist. Ganz richtig wird 8 











Dritte Abtheilung. 


Verordnungen für die österreichischen Gym- 
nasien; Statistik. 


Personal- und Schulnotizen. 


Ernennungen, Beförderungen, Versotzungen, Aus 
Pre es s. w) — Der Priester der Agramer De, 
Hr, Alexander Stibohar, zum Religionslehrer am kön. Obergymnasium 
zu Agram. 

— Der Pfarreoöperator in Oßwiecim, Hr, Joseph Baleaczyk 
über Antrag des betreffenden hochwerdigen bischöflichen Ordinariate, 
zum Beligionslehrer am Aclassigen Untergymnasium zu Krakau, 

— Der bisherige Lehrer am Lemberger Franz-Josephs-Untergym- 
nasium, Ar. Franz Fuk, zum Lehrer am Krakauer Gymnasium zu 
St. Anna. 

— Der bisherige Supplent am Gymnasium zu Vicenza, Hr. 
Peter Bonaldi, zum wirklichen Gymnasiallehrer ebendaselbst. 





— Der Lehrer an der Kaadener Unterrealschule, Hr, Martin Se d- 
ldk, zum Lehrer an der Unterrealschule zu Komotau. 

— Der provisorische Lehrer an der Unterrealschule zu Hohen- 
mauth, Hr. Johann Breicha, zum wirklichen Lehrer daselbst. 


— Dem aus Dienstesrücksichten zum 2. Custos an der Univer- 
sitätsbibliothek in Wien ernannten Universitäts-Bibliothekar in Gratz, 
Hrn. Dr. Karl Leopold Mihelid, ist Allergnädigst gestattet, den Titel eines 
k. k. Universitäts-Bibliolhekars beizubehalten, 

— Der 2. Custos an der Wiener Universitätsbibliothek, Hr. Karl 
Kreuzer, zum Universitäts-Bibliothekar in Gratz. 

— Hr. Eduard Nowakowski zum zweiten Scriptor an der 
Lemberger Universitätsbibliothek, 

— Der Ministerialconcipist Hr. Dr. Eduard Hanslik, unter Be- 
lassung in seiner amtlichen Stellung , zum aufserordentlichen Professor 
der an und Aesthetik der Tonkunst. an der Wiener Üni- 
versilät. 

— Der Pesther Universitäts-Professor der Mineralogie, Hr. Dr. 
Karl Peters, ist Allergnädigst zur Verwendung an der Wiener 
Hochschule zugewiesen. 








20 Personal- und Schulnolizen. 
oncurse, Etledigüngen, Stiftungsplätze, Stipen- 
g An der mein Zub. k. scibefin Ente 


dien ww) — 

schule zu Tarnopol zwei Lehrerstellen; die eine für 

aid: aanklen; Yan Koi wen Anstopeh- Orkan cn N 
nen Inst, oll- und i us. W, mit 
dem shrerecale von 6300, eventuet BAD: una tOGO MM BEW. Tara 
Ende April 1. 4, bei’ der K:k. uliischen Stalthaltereis (8. Amisbl. #. Wr. 


Zi. sehe, Flur 3, Ne. wu 
Bor Paeiicum zu n eine Professorsstelle 
= u ichte Kan es ,; in üngarischer el “ 
ine re, 1470 und 1680 N, 
Termin nn je März m 3. Br a“ ‚irection des genannten Pnleahkilegn: 
(8. Amts 9 uch v. 20. Februar 1. I, Nr. 42.) 
vi ‚eu Unterrenlschule zu Marburg eine Hilfs- 
dene, ndere für Geographie und Geschichte, slowenische 
Ihre 'ubd Kalligraphie, mit dem Jahresgehalte von 315 0.6. w. 
und dem ‚Anspruche auf die normalmäfsige Pension. Termin: Ende 
März 1. J., bei der k. k. Sfatihalterei in Gratz. (8. Anntsbl, z. Wr. ‚2. 
v2. Februar 1. 7, Nr. 45.) 

— An der mit dem evang Gymnasium verbundenen Unterreil- 
schule in Schäfsburg eine Lehrerstelle für Aritbmelik, Geometrie, 
Seoalchee Bau und Baukunde, mit einem Jahresgehalt von 
577 1. 50 kr. 6. W. Termin: Ende März ], J., bei dem Presbyterium 
der  Kircbe a Le zu Schäfsburg, (8. Amtshl. z. Wr. Zig. v. 24. 
Februar Ir. 2 
— Am k. k. Gymnasium bei St. Anna in Krakau 3 Nektar: 
stellen, und zwar eine für Geographie und Geschichte, jede der beiden 
anderen für elassische Philologie am ganzen N mit dem jährl. 
Gehalte von 945 f., aut 1050. = W. und dem Anspruch auf 
DE, etımin: Ende Apr bei der k. k, galizischen 
sm n” in Lemberg, ($. Amtsbl, a 2 Mär I}, 

r. 
2 ee der k. K. nautischen und er in Tri Es 
r Waarenkunde, Chemie und Naturgeschichte (in 
Sei an dem Gehalte Jährl. 840 N. ö. W. uni ‚einem Quartierbei- 
+ von 126 N. d. W. Termin: Im Laufe des März, bei der k. k. 
Statihalterei in Tan (8. Amtsbl, z. Wr. Ztg. v. 9. März 1. 4., Nr. 57.) 

— An der k, k, Universität zu Krakau die Lehrkauzel für 
Veterinärkunde Yon det jährl, Gehalte von 945 f. d. W. Termin: Ende 
April 1, 4., bei der k. k, 2 tatihaltoret in Lemberg. (8. Amtsbl. 2. Wr. 
Zig. v. 19. März 1. J, Nr. 59.) 

— An der hydrographischen Anstalt der k. k. Kriegsmarine in 
Triest eine Assistentenstelle mit dem Gehalte Jah, 600 fl. ö. W. und 
Pe Bezügen. Termin; Binnen Ua si Binder gitgckion der 

je Anstalt, (8. GENE, 1. Wr. J., Nr. 68.) 











— Über 24 erledigte Freiherr v, Rothschild’sche Stipendien, 
s. Amtsb, Ä Wr. EN v. 13. März 1. J,, Nr. 60. 


an der PEN ule zu Gaudenzdorf nächst 
na en, li Sp Stipendium , &. Amtsbl. z, Wr. Ztg, v. 21. März |, I, 


SER UENA — Am 19, Jänner 1. J. zu eyes der 
gelehrte ungarische Geschichtsforscher, Hr. Joseph Torm 

— Am 29. Jänner 1. J. zu Linwood die englische Kokahalehtern 
Mrs. Gore, geb. Miss Nevinson, im 61. Lebensjahre. 














24 Miscellen. 


von kundiger Hand noch eine besondere Anzeige zu hoffen ist, so be- 
schränkt sich Ref. auf einige Worte über den historischen Theil, welchen 
der Verf, bescheiden genug war nur "Winke über die Geschichte der 
Golben’ zu mennen. Er beginnt mit einer feierlichen Zurückweisun, 

der etwaigen modernen Tadler des gewählten Stoffes und einer Erkli 

rung, weshalb die Gothen nicht Barbaren genannt werden können; 
(ch. 1. Osert. Öymansien 1800, 1, HR EN" Ver 

 f. österr. Gymnasien 1860, 1. HR. .) a 
ohne irgend welche ei that mit Ausnahme eines, nicht uninteres- 
santen Hinweises A en der Enea Para welcher 
noch in seiner Zeit Erinnerungen an die gothische Herrschaft sich im 
Volke von Siena erhalten zu haben A Mean der Verf, denn 
doch einmal nichts Selbständiges. Frins, te, so kann man es nur 
verdienstlich Eee er wicht Heat a Be in 
italienischer Zu einem sehr lesbaren Sti en bah, 
Zi ra ULh, ra Büdingen: 
. ar n | 


5. Die Retina; eine BRBEBPNÄNERE ER (ibhandtäuig von 


Dr. Jos. R. Lorenz im Programm des Gymn. zu Fiume 
am Schlusse des Schuljahres 1860.) — Die Reina, ein kleines Flüss- 


dien Pa Ei ke Le ie % Titel De t, 

u Gegens ieses anziehen einen Aufsatzes, 

aıs einigen eilei N EN 
® ink einem zweiten, „Das Aeöina-Plüsschen,® denen sich dann 


hläge zu Verbesseraugen® anschlielsen. ö 
« 4 

‚Das Re&ina-Thal ist in seinem tieferen Theile ein a 
in scinem höheren ein Lähgenthal ; seine Gehänge bestchen theils aus 
Kalksteiven, theils aus Sandsteinen, welche der Kreide- und älteren 
Tertiärformation angehören. Mit der Beschaffenheit der Gesteine ändert 


sich die Sı 1 Gehänge und ihre Pflauzendecke, wie dies 
Hr. Verf. T En "hat, Es ist eben Keine Auf- 
gabe in bintender Sp che die Skizze einer idenlen Lai zu ent- 
De selbst verhältnismäfsig leicht, den allgemeinen landschaft- 
lieben Charakter irgend einer Gegend, zu schildern, äufserst schwierig 
ber hat es Ref. immer geschienen, ein treues Bild, gleichsam ein Por- 
radt ii einer dem Laien mehr oder minder alläglich scheinenden 
ai aft zu Niefern. Wie der Maler die Züge einer wenig. räg- 
ten Physiognomie nur mit Mühe zu erfassen im Stande En 
sich un Er ‚oft vergebens, irgend welche hervorragende Züge in der 
Landschaft zu finden; nur der Geologe ist im Stande, die L zu 
erfassen, welche die aneinander gedrängten Berg- und. ze n 
ıheilen und beherrsehen. Darum reichen dem Men. Verf, zwei Seiten 
hin, um den Leser vom Meere bis an das oliere Ende des Thales zu 
führen, das durch eifie gegen 800° hohe Wand gebildet wird, an deren 
Fulse aus einem niedrigen Felscnthore die Rteina als ein 30—50* brei- 
{cr Fluss hervorguillt, h ei nor 
„Es ist dies offenbar der Abfluss von Wässern, die bereits unter- 
irdisch gewisse Strecken zurückgelegt haben ; der Hr. Verf. beginnt den 
zweiten Abschnitt mit der Erörterung der Frage, wo diese Wässer 
herkommen mögen. Wären sie eine Aufsammlung atmosphärischer Nie- 
derschläge aus der nächsten Nähe dieses Abflusses, so müssten sie eine 
wechselnde Temperatur von + 2° bis + 18° R. haben; wären sielän 
Zeit in jener Tiefe gellossen, welche eine beständige Bodentemperalur 
hat, so müssten sie + 9 bis 40° R. zeigen; klmen sie aus gröfseren 
Tiefen, 'so müssten sie Noch wärmer sein. Der Hr. Verf, hat aber die 





246 Miscellen. 


Aber ein entschiedener Schritt vorwärts ist nicht geschehen und konnte 
nicht geschehen, weil der dazu nothwendige Boden, Lehr- und 

bücher nämlich, welche nur das für den Elementarunterricht nothwen- 
«ige in klar überschaulicher Anordnung zu enthalten hätten , fehlte und 
heute noch fehlt. Haben ja die Lehrer noch immer keine andere Wahl, 
als entweder ihre Schüler durch die Masse der in dem Übungsstoffe ge- 
bäuften grammatischen Fälle wie immer durchzuquälen oder durch Aus- 
wählung der geeigneten Bien aus derselben einen kaum annähe- 
rungsweise annehmbaren Lehrgang bei schr erschwertem Überblicke 


'er die Durchführung des neuen Organisationsplanes seit dem 
Jahre N bis heute in unmittelbarer Betheiligung an derselben beob- 
achtet hat, konnte die Wahrnehmung machen, dass die Beseiti 
Lehrbuches der Grammatik nach dem Schlusse der vierten 

zweites Übel nach sich zog, Unsicherheit in der Syntax, und dass 2 
Übel durch die später erfo folgte Zulassung einer Hilfsgrammatik im Ober- 
gymnasium keineswegs ganz beseitigt wnrde. 

Sollte aber jemand meinen, die Leistungen seien heute schon so 
gut, wie man sie zu wünschen habe, so würde er sich täuschen. Wenn 
z. B. an einem Gymnasium *, der Schüler die erste ee) er- 


5 


Pan reif für die a aan austreten werden, le 
lich %, der Schüler in die nächst höheren Classen versetzt werden, 
demnach jährlich '/, zurückbleibt. Dies hei Seite gelmaze ist es That- 


sache, dass, seltene Ausnahmen abgerechnet , alljährlich Classe 
einige oder mehrere Schüler zurückbleiben, und dass ie des 
Zurückbleibens meist ungenügende Leistungen im Untehn, Ist es 


nun zwar ausgemacht, dass (heils wegen Mangel an Talent, ‚wegen 
verschiedener anderer Ursachen einige Schüler auf dieser, my auf 
jener Stufe ihren Stadien entweder ein Ziel gesetzt oder ein end 
entgegengestellt finden müssen, und dass die Ha 

Leistungen im Lateinischen oft aufser dem Bereich 
der Schule liegen, so ist es doch nicht minder Hehng, das = 
faltige Momente und Rücksichten beim Unterrichte 

‚dendem Einflusse auf den Erfolg sind und die Hindernisse des 

in den meisten Fällen von der Schule selbst, auch ohne ihr 

ausgehen. Dabin gehören ungeeignete Lehrbücher. 

Dass vollkommen entsprechende Lehrbücher hergestellt werden, 
ist, das wird niemand bestreiten, zur Sicherung des Unt uner- 
lässlich. Diese Aufgabe aber ist anerkannt schr schwierig, desto 
schwieriger, je mehr die Freiheit der Bewegung bei der 
selben beschränkt wird, Wie die bisherigen Wahrnehmungen 
lassen, die sie nur allmählich nach Theilen sicher und 





abgesonderten Formenlehre e die zwei untersten Classen a 
und es wird ihm sogleich zugerufen: „deine Arbeit ist gegen das Ge- 
selz,? dann ist es nicht zu wundern, wenn in dem Streben 
eintritt. Denn geht einer schon an die Bearbeitung Kt, The 
ohne Zagen, so wird er sich noch mehr bedenken, das Ganze ber 
nehmen, dessen Gelingen noch weit fraglicher ist. Ich selbst kenne 
N der gröfsten Wichtigkeit 

ist demnach gewiss von der gröfsten Wicl „zu 
ob lateinische Elementarbücher für die zwei untersten Classen. raten 
gegen das Gesetz sind. 














250 Krit. Bemerk. z. fünften Decade des Livius, v. J. Vahlen. 


Cap, 11 bei der Belagerung der Histrischen Stadt Nesac- 
lium heilt es $ 6 cuzus (oppidi) capli tumultum ut er pavido 
elamore füyientium accepit rem, traiecit ferro pectus, Dass 
fumultum, das von Grynäus herrührt, unrichtig sei, bemerkte 
Madvig, und vermuthete an dessen Stelle nurtium, der Sache 
nach gewiss angemessener, nicht auch nach der handschrift- 
lichen Überlieferung: capti tumuli ex pav. Irre ich nicht sehr, 
so steckt in Zumulä nichts anderes als simul, das, ganz enl- 
sprechend den dieser Handschrift eigenthümlichen Versehen, durch 
die Nähe von eape£i jene leise Umformung erhielt. Das Objeet 
von accepit, von dem der Genetiv cuius capti abhängig ist, 
wird dann allerdings vermisst; dieses aber, war es nuntium 
oder vielleicht indietum, konnte, hinter; fugientium wegen der 
Ähnlichkeit der Ausgänge leicht ausfallen: cuius capti simul ex 
parido clamore fugientium [nuntium] accepit rex. Vgl. XXXVI 
24, 6 Simul elamor, inder capti oppidi, est erauditus, undi- 
que Aetoli. . in arcem fugiunt. 

Cap, 24 in der Rede, in welcher Archo der Versammlung 
der Achäer die Erneuerung des Verkehrs mit Perseus und den 
Macedoniern anräth, sind die Worte $ 16 eommereium fantum 
juris praebendi repetendigue sit, ne interdictione finium nostros 
quogue ei nos regno arceamus, ne sereis nosiris aliquo fü- 
gere. diceat noch nicht völlig hergestellt. Erstlich darf die 
Scheidung noszrosa quogue ei nos, wofür man doch wenigstens 
n08 yuoyue. et nastvos erwartete, schwerlich als Livianisch gelten; 
und. hier schrieb ‚schon. Grynäus mit richligem Tact finium 
nostrorum el 08 gquoque, worin nur e£ . ‚ quoque nicht zu 
billigen, ‚das auch: Madvig S, 349 verwirft. Der Abschreiber, 
unter dessen Händen nosirorum nos sich zu nostros contrahiert 
halte, holte nes ‚hinter guoqwe nach, und dies ‘bewirkte zugleich 
die Einfügung des e£. Da ferner nicht regno, wie Grynäus 
schrieb; sondern segni: in’ .der Handschrift steht, vermulhele Ad. 
Koch in dem Festprogtamm- der Brandenburger Ritter-Akademie 
1860; terminis regni, Durch die Verbindung beider Emenda- 
tionen wird Livius Hand. erst völlig hergestellt: ne interdietione 
finium nostrorum nos quaque. [Lerminis] regni arceamus, Zur 
Bestäligung dient e. 23, 2 cum finibus suis interdixissent 
(Achaei), #ntrare regni terminos ipsi non audebant. hl 


. , AL n 

Unter den Gründen ‚weshalb «die Völkerschaften Griechen- 
lands sich meist dem ‚Perseus zu:und von Eumenes abgewendet 
halten, trotzdem jener. ebenso sehr durch Grausamkeilen und 
Unmenschlichkeiten berüchtigt als dieser durch Wohlwollen und 
Menschenfreundlichkeit ausgezeichnet war, führt Livius cap. 5, 6 
folgende an: [Persea praeferebant civitates Humeni] seu fama 
et maiestale Macedonum regum praeoccupati ad spernendam 





252 Krit, Bemerk, 2. fünftch Decade des Livius, v. 4 Perhlen. 


a patre velictum bellum et simul cum imperio traditum, iam 
iam primum alere ac fovere omnibus consilüis. Florere prae- 
terea duventute, quam slirpem longa pax ediderit. Dass weder 
iam iam primum, das den Begriff der nächsten Zukunft in sich 
schliefst, noch iam primum als erstes Glied einer Aufzählung an 
dieser Stelle passend sei, haben Andere gesehen, und hat jüngst 
Madvig bemerkt, der J. Fr. Gronov's Vermuthung famyuam 
primum wieder aufgenommen: tamguam [omnium] primum. 
Madvig hält-dies selbst nich! für eine zuverlässige Verbesserung und 
sie kann nicht dafür gelten: der darin liegende Gedanke ist durch 
fovere omnibus consiliis genügend ausgedrückt. A, Koch a. a. O. 
vermulhele daher sam pridem. Aber auch dies hat keine Wahr- 
scheinlichkeit, denn warum sollte Eumenes, zumal da vorher- 
geht beilum simul cum imperio traditum, sich einer so unbe- 
stimmten Zeitangabe bedienen ? Livius schrieb: Perse@ heredi- 
tarium a patre relictum bellum et simul cum imperio tradi- 
tum dam annum seplimum alere ae fovere omnibus consilüs. 
So lange war Philippus todt. Wie iam annum in iam iam ver- 
derbt worden, liegt auf der Hand, 

In derselben Rede cap. 12, 8 berichtet Eumenes über die 
ungeheueren Rüslungen, welche Perseus zum Kriege mit den 
Römern schon längst gemacht: His eum fultum societatibus 
alque amicitiis eos domesticos apparatus belli habere, ut 
erternis non egeat. XXX milia peditum, V milia equitum, in 
decem annos frumentum praeparare, ut abslinere et suo el 
hostium agro frumentandi eausa possit. iam pecuniam tan- 
tam habere, we decem milia mercennariorum militum praeter 
Macedonum copias stipendium in (ofidem annos praeparatum 
habeat, praeter annuum quod er melallis regiis capiat vecti- 
gal; arma vel tribus fantis erercitibus in armamenlaria con- 
gessisse. iuventutem, ut iam Macedonia deficiat, velut ew 
perenni fonle unde hauriat Threciam subiectam esse. J, Fr. 
Gronov hat geschen, dass decem wmilia mercenn. irrig und 
anilibus zu schreiben sei, Mich nimmt Wunder, dass bis jetzt, 
soviel ich weils, niemand bemerkt hat, dass derselbe Fehler noch 
zweimal in dieser Stelle zu verbessern ist. Denn wovon soll 
XXX milia peditum, V milia equitum abhängig sein? Weder 
habere aus dem vorhergehenden domesticos apparatus habere, 
noch praeparare aus dem folgenden frumentum praeparare kann 
füglich zu jenen Accusativen gezogen werden. Ferner welche 
Reihenfolge der Aufzählung : zuerst die Zahl der Soldaten, dann 
Getreide, Sold, Waffen, und nun wieder die Mannschaft: iusen- 
&utem unde hauriat, Auf das Richtige führt die Art, wie der 
Sold nach zwei Seiten näher bestimmt wird, für welche Anzahl 
Soldaten und auf wie lange Zeit. Nicht anders verhielt es sich 
mit dem Getreide: XXX milibus peditum, V milibus equitum 
in decem aunos frumentum praeparare. In der Handschrift, 





234 Krit, Bemerk. z. fünften Decade des Livius, v. 4. Vaiten. 


dass Eumenes wirklich: seine Heimath mit verklagt habe, suchte 
auf geradem Wege einen Streit mit dem Könige vor dem Senat 
herbeizuführen. Von diesem Gedanken ausgehend‘, glaubte ich 
dem Richtigen mit folgender Fassung nahe zu ‘kommen. Et 
legatio|nis] Rhodiorum [feroz] erat nee falsa simulaturus 
princeps. Vass ferox vor erat ausfiel, erklärt sich ebenso leicht, 
wie dass falsa simulaturus in falsaiturus zusammenschrumpfte. 
Über den Anfang kann man zweifeln, ob e2 legationis (wie 
Livius sonst sich auszudrücken pflegt) oder mit Madvig (weniger 
üblich) E legatis zu schreiben sei. N 

In den Klagen, welche c 23. die Karthaginiensischen Ge- 
sandten gegen Masinissa vor dem römischen $enate vorbringen, 
heifst es zum Schluss $ 9: Zutam servitulem se sub dominis 
Romanis quam libertatem expositam ad iniurias Masinissae 
malle: perire namqgue semel ipsis salius (ipse satius ipse Cod.) 
esse, quam sub acerbissimi (aceruissimo Cod.) carnifieis ar- 
bilrio spiritum ducere. Das von Grynäus herrührende wamque 
ist unpassend, weil dieser Satz‘ keine Begründung des vorher- 
gehenden enthält ‘Der Cod. hat negue, woraus Madvig mit 
wenig. Wahrscheinliehkeit quogue eonjieierte. Es war 'perire 
denigee semel zu ‚schreiben, das sich sowol enger an dieÜber- 
lieferung anschliefst, als auch für den; Abschluss der Gedanken- 
reihe angemessener ist. s 

Nachdem die Gesandten Karihago's zw Ende geredel, wird 
Gulussa , Masinissa’'s Sohn, vernommen : c. 24 in. Interrogari 
Gulussam placuit, quid ad ea responderet, aut si präus mallet, 
expromeret super qua re Romam venisset. Vor interragari 
sieht Reis in der Handschrift zu Anfang einer neuen Seite, die 
vorhergehende schliefst mit misericordiamque. Was darin stecke, 
da der vorhergehende Satz offenbar abgebrochen, ist schwer zu 
sagen. Sicher dagegen dass, da die Handschrift ad eas respon- 
deret (nicht ea) hal, ad eas res responderet zu schreiben ist 
(Madvig führt diese Leseart nicht an). Ferner verlangt Madvig 
wit Recht empromere, nicht erpromeret. Zu den Beispielen ähn- 
licher Verwechselungen der Conjunctiv- und: Infnitivformen, die 
Madvig 8.519: zusommenslellt, ist XLIl 81, 6 hinzuzufügen; 
Praetorem . . Brundisium ad classem ire placuit, atque (so 
die, Handschr,, Grynäus wigue); ibi recognoscere (recognosceret 
Coi.) #0eios narales, dimissisque si qui parum idonei essent, 
supplementum legere (s6 der Cod., Zegeret di Ausgg.) em 
libertinis et dare (daret Cod.) operam, ut duas partis civium 
Romanorum, tertia. sociorum. esseh Endlich vermullete Mad- 
vig,.da in. dem Cod. super qua re pr& stehe, super qua 
re ipse, So‘ passend ipse, an sich wäre, eben so verwerflich 
ist, die Vermulhung. Nicht prx, sondern pre steht in. der 
Handschrift: mit verschlungenem @, das sich sonst, 
aber, ‚trägt mich mein Gedächtnis nicht, nur am Ende’ der 





256  Krit, Bemerk, z. fünften Decade des Livius, v. J. Vahlen, 


omnia .. pollicitus est, So heilst es gleich nachher: Romanis 
omnia pollicebantur ad Macedonicum bellum. 

Zum Schlusse ‚des Cap. hat Koch a. a. O. die Überliefe- 
rung Colys Thrax. Odrysarum res, ei ad (so d, Cod,, nicht 
et ad, wie Madvig angibt) Macedonum partis erat, an der 
Madvig verzweifelte, glücklich hergestelll: rez Persei adque 
Macedonum; nur kann man zweifeln, ob man ad in adque (wie 
der Cod. fast consequent schreib) oder in ae ändern soll. 
XLII 50 extr. liest man dignitate ac maiestate: die Hand- 
schrift ad. 

Cap. 30, 6 heilst es von der dritten Partei in den freien 
Staalen: Zertia pars opfuma eadem ei prudentissima, #i ulique 
optio domini polioris daretur, sub Romanis quam sub rege 
malebat esse: si liberum inde arbitrium fortunae esset, neu- 
tram partem volebant potentiorem oppressa altera fieri. An 
inde hat meines Wissens nur Crevier Anslols genommen, der 
es gelilgt wissen wollte. Aber das Wort ist weder zu beseili- 
gen noch zu erklären, Livius schrieb: si liberum in ea re 
arbitrium fortunae esset. Nachdem a re durch die Anfangs- 
buchstaben von arbitrium verschlungen war, gieng ine von 
selbst in inde über. 

Cap: 37, 8 Lentuli circumeuntes Peloponnesi ?) oppida, 
cum sine diserimine omnes civitates adhortarenlur, ut quo 
animo, qua fide adiuvissent (adiuvassent Cod.) Romanos Pli- 
lippi primum, deinde Antiochi bello, eodem adversus Persea 
iuvarent, fremitum in contionibus audiebant, Achaeis indignan- 
tibus eodem se loco esse, qui omnia a principiis Macedoniei 
belli praestitissent Romanis et Macedonum Philippi bello ho- 
stes fuissent, quo Messen atque Elei, qui pro Antiocho hoste 
arma adversus populum Romanum Lulissent, ac nuper in 
Achaicum contrihuti coneilium velut praemium belli se wieto- 
ribus Achaeis tradi quererentur. Da in dem Cod. fremitum 
in contionibus fremebant sieht, so ist das von Grynäus ge- 
selzte audiebant unsicher, obgleich kein Anstols daran zu nehmen, 
dass fremitum audiebant von denen gesagl wird, “quibus di- 
centibus komines fremebant'. Daher auch Madvig's Conjectur 
fremitum in contionibus est (wozu fremebant nur erklärende 
Zuthat sei) nicht zu billigen ist. Sicher steckt in fremebant 
ein Verbum, das in einer dem Abschreiber dieses Codex geläu- 
figen Art (vgl. diese Zeitschrift 1861 S. 6) durch das nahe- 
stehende fremitum nach diesem umgewandelt worden. War es 


”) In dem Cod. steht hier, wie auch sonst häufig, peloponnenst. 
So in diesem -Cap, noch "zweimal ‚peloponnensum; ferner XLI 23, 
XLIL.6, XLII 37. Verwandter Art ist XLI 15 occansiones, eine 
Schreibung, für die jüngst Koch (Rh. Mus, XVI 8, 160) auch aus 
dem Puteanus zur dritten Decade mehrere Belege beigebracht hat, 
Vgl. Corssen Über Aussprache, Vocalismus I S. 98. 





258 kKrit. Bemerk. z. fünften Decado des Livius, v, J. Wahlen. 


vestros non posse, Grynius Eumenem, nec cong. woe. westros 
nosse ediert habe, heben, In dem Cod, steht nämlich: Eume- 
nenecesse cong. 8. vestros non posse: woraus nichts weiter als 
die auch sonst überlieferle Accusalivform Eumenen (nicht: Eu+- 
menem) zu entnehmen ist. Für den Abschreiber lag esınahe 
Eumenen esse in Eumene necesse zu verwandeln. 

Cap. 44 in. ist zu schreiben Chaleidem ut ventum est, 
aliarum civitatium priucipes, id quod marume gratum erat 
Homanis, suo quique proprie deereto regiam söcietatern asper- 
nati Romanis se adiungebant: Die Handschr. swo quoyue 
proprio decreto propriam s, aspernala R. sediungebant. Dass 
suo quoque unzulässig sei, hat Madvig bemerkt: seine 'Ver- 
muthung suo quique et proprio misfällt, Für proprie vgl; 
c. 43, 5 quibus populis proprie societatem cum rege dungi 
displieuisset, 

Cap. 47 wird der von Marcius und Atillus dem Perseus 
hinterlistig abgelockte Waffenstillstand von einem Theil. der Se- 
naloren verworfen mit Berufung auf die Treue und Ehrlichkeit, 
welche die Römer selbst im Kriege gegen den Feind immer geübt 
hälten. $ 6 eadem fide indicatum Pyrrho regi medicum vitae 
eius insidiantem; eadem FPaliscis winctum traditum prodito- 
rem tiberorum regis. haec Romana «esse, non versuliarum 
Punicarum neqne calliditalis Graecae, aput [quos] fallere 
hostem quam vi superare gloriosius fuerit. Dass diberorum 
regis (womit Livius eigene Erzählung 15, 27 nicht stimmt) un- 
richtig sei, haben viele bemerkt. Von den älteren Versuchen 
zur Herstellung ist keiner erwähnenswerih: aber 'anch Weilsen- 
born's Vermuthung diberorum. vere Ahaee A, sowie der daran 

ende Gedanke Koch's liberorum. vere Yeila\ihaechB. 
haben keine Wahrscheinlichkeit. Eins scheint sicher. Mit libe- 
rorum schloss der Satz, und mit regis begann der folgende. 
Der Gedanke überhaupt und die Concinnität des Gegensalzes 
führt auf: religionis Aaec Romanae esse, non versuliarum 


superatum zu schreiben, wie Grynäus edierte. Der Cod. pio 
esse bellum sup. Die Vulgata iuste ac pie Bello esse slammt 
aus der Frobeniana des J. 1535. XLIl 7, 5 war zu schreiben: 
pugnalum amplius tris horas est. Der Üod. tris est horas. 
Die Ausgg. pugnatum est a. tres horas. Auch c. 58, 9 schrieb 
man ehemals richtig equitumgue sacrae alae. Der Cod. equi- 
tum sacraeque ale. Weilsenborn: sacraeque equitum alae. 


mam omnium gravissimamque. 
Cap. 54, 8 gibt sich Koch, wie mir scheint, mie 
Mühe, die handschriftliche Überlieferung werague oppida in 





260  Krit. Bemerk. 2, fünften Decade des Livius v- Z Vehten. 


Die Wiederholung ist hier um so glaublicher, da der Abschrei- 
ber vorher schon morentibus (aus segelibus entstanden) dd? cum 
‘bi cum securi aus derselben Liebhaberei geschrieben hatte, 

Cap. 67, 11 (nachdem der Consul Licinius Larisa erobert) 
dubitari inde utrum Demetrias prius adgredienda foret, an in 
Boeotia aspiciendae res. Thebani vexanlibus eos Coronaeis 
in Boeotiam arcessebant. An dubifari nahm Duker Anstand, 
wolür er entweder dubitare sc. coepit oder dubitavit zu schrei- 
ben rieth, Auf einen anderen Weg der Emendation führt der 
Mangel jeder Verbindung zwischen diesem und dem folgenden 
Salze. Livius schrieb: Dubitantem inde utrum Demetrias prius 
adgredienda foret an in B, aspiciendae res, Thebani. ‚arcesse- 
bant (bei Weilsenborn fehlt prius, wol nur durch Zufall). Da 
eos hinter verantibus nicht nolhwendig, und in dem Codex 
vezantibus eius sieht, so ist zu überlegen, ob nicht dieses viel- 
mehr als aus den letzten Silben von vewantibus entstanden zu 
tilgen sei. So ist XLII 3, 5 fremitus eius igitur in curia 
ortus est das nicht zu erklärende eius wol nur Ditiographie der 
Endung von fremitus. Vgl. XLII 21, 5 Perseus .. ad Stra- 
tum, vorantibus Epirotis, ducit. 


ALII 

Cap. 2, 6. Auf die Klagen der Gesandten Spaniens über 
die Habsucht römischer Beamten wird dem Prätor L. Canulejus, 
dem die Provinz Spanien zugefallen, der Auftrag gegeben, 
ut in singulos, a quibus Hispani pecunias peterent, quinos 
reeuperalores ex ordine senalorio daret. Davon machen die 
Spanier zuerst gegen den M. Titinius Gebrauch. Cum M. Titinio 
primum, qui praetor A. Manlio M. Iunio consulibus in «i- 
teriore Hispania fuerat, recuperatores sumserunt. Bis am- 
pliatus, tertio absolutus est reus, Unklar ist mir, wie man 
cum vor M, Titinio erklärt, über das von den Herausgebern 
meines Wissens keiner ein Wort verliert. Cum ist als aus der 
letzten Silbe des vorhergehenden Gallum entstanden zu. tilgen. 
M. Titinio ist Dativ, in demselben Sinne wie vorher in singulos 
recuperatores daret. 

Cap. 3, 4 schreibt Madvig qui Carteiensium domi manere 
vellent, potestatem fieri, nicht fore, wie die Vulgata. Jenes 
verlangt der Sprachgebrauch und ist, obwol allerdings an dieser 
Stelle in dem Cod. Einiges verwischt ist, doch so deutlich zu 
lesen, dass höchstens über das e in der Mitte ein Zweifel blei- 
ben könnte. 

Noch nicht genügend hergestellt sind c. 7 in der Rede des 
Chaleidischen Gesandten über die Gewaltsamkeiten des römischen 
Prätors C. Lucrelius die Worte $ 10 aput se templa omnibus 
ornamentis conpilata; spoliataque sacrilegiis ©. Lucretium 
navibus Antium devewisse. Denn weder kann der Plural sacri- 





Cap. 14,4 ist die Vulgata id u£ ita esse seirent ‚et patres 
eonseripti, praetores ... dileefum perfreturos esse nicht anzu- 
tasten. Der Cod. id ut sta ut esse . 

I eine 


Madvig ist durch Teiche Antabe BEE 
tores etc. ist > 
in die Irre geführt worden. Er schreibt mit 
Auslassung von eonseripti, das als fehlend bezeichnet war, id 
üa ut esse scirent paires. Aber u£ hat doch einfacher sinen 
Platz vor a, und e£ vor patres lässt sich erklären; die Prä- 
toren wollen, dass das, was sie wissen, auch den Välern be- 
kannt werde. Beiläufig sei hier bemerkt, dass XLII 59, 6 in- 
‚cendentibus, nicht cendentibus, wie Madvig angibt, in der Hand- 
schrift steht, und daher incedentibus, das auch er nicht ent- 
beizubehalten sein wird, und: dass XLIN 
18, 2. die handschriftl, Leseart isolum nicht richtig in id solum 
worden; denn da der Cod. sonst punelierte #s nicht 
kemt, so dient hier, wie so häufig, der Punct. zum Zeichen, 


am Aare wenden volle: es war aus dem folgenden infestum 
Ehe Belek nl. Arendt repente sub unius tribund 


diese Emendation ist nicht einfach Be Na 
‚sein. Livius schrieb Diem ad rogationem concilio ne 


regnen Eine ade ur Viedeiune 
7 nachgewiesen, und hier mögen. noch elliche Beispiele 
En XÄLII 40, 9 certum habeo et scripta tibi omnia ab Roma 


[ 





264  Krit. Bemerk. z. fünften Decade des Livius, v. J. Wahlen, 


pulsus consulalus aut quo die magistratum inissent. Ein Zweifel 
bleibt über das leizte Wort nissen. Will man. nicht annehmen, 
dem Abschreiber, der oft genug in diesen Büchern magistratum 
inissent geschrieben hatte (zulelzt c. 17, 8), sei dasselbe hier 
unbedacht in die Feder gekommen, so ist nur eines EARIch 
Aemilius unterscheidet die Zeit, wo er zum Consul 

worden, von dem Augenblick, wo er das Amt selbst ee 
cum aut consul sum consalutatus aut quo die magistratum 
inie XLI 27, 6 hat Madvig ipse (dam diu cupidus) aus 
der Überlieferung üset hergestellt. 

Perseus halte cap. 27 dem illyrischen Könige Genlius, am 
ihn zur Theilnahme an dem Kriege mit den Römern zu 
eine Summe Geldes versprochen und einen kleinen Theil bereits 
ausbezahlt. Als dieser aber, um dem Perseus zu zeigen, dass 
es ihm Ernst mit der Sache sei, sich an römischen Gesandten 
vergriffen halte, glaubte Perseus sich jeder weiteren Verpflich- 
tung überhoben, da jener nun einem Krieg mit den Römern. doch 
nicht ausweichen könne, $ 12 Hoc audito Perseus contrazisse 
eum necessilates ralus ad bellum ulique cum Romanis ad 
rerocandum qui peeuniam portabat misit. Madvig nahm mit 
Recht Anstols an dem Plural mecessitates; ob aber, da der Cod, 
necessitatis hat, mit ihm necessitatis satis, oder necessitatem 
(das wegen des folgenden ratus in necssitatis verändert wor- 
den) zu schreiben sei, ist zweifelhaft: auf keinen Fall darf 
ratus, das Madvig gelilgt wissen will, beseitigt werden. Ebenso 
ist Madvig im Rechte, wenn er wrigue bei dem Substantiv: bei- 
Zum verwirfl; aber seine Verbesserung ac bellaturum utique 
beraubt necessitas der nolhwendigen Bestimmung. Livius schrieb: 
contraxisse eum necessilatem ratus ad bellandum ulique cum 
Romanis. Vgl, XLIlI 22, 2 voluntatem sibi non deesse ad bei- 
landum cum Romanis. Dass bellandum in bellum: contrahiert 
ward, hat ein Analogon an XLII 21, 3 pacatos ad rebellium 
incitasset für ad rebellandum (wie cap. 52, 7 compulsum ad 
rebellandum); und vielleicht ist auch XLIII 20,3 sine mentione 
pecuniae qua una (unda (od.) barbarus inops inpelli ad bel- 
landum poterat zu schreiben. Der Cod. ad beilum non, Doch 
ist dieses letztere unsicher. 

Cap. 30, 9 Caravandium in Caviis Durnium oppidum 
advenientem beniyne accepit, Caravandis altera urbs ewelusit, 
et cum agros eorum effuse vastaret, aliquot palati milites 
agrestium concursu interfecti sunt. Da in dem Üod. 

Grynäus hinter ez eingeschaltet hat, fehlt, ist es wahı in- 
licher, es sei diese Conjunction hinter eorum in Folge der glei- 
chen Endung ausgefallen: e& agros eorum [cum] effuse vastaret, 

Cap. 38 wird erzählt, wie Aemilius Paulus dem Wasser- 
mangel, an dem das Heer litt, durch Graben von Brunnen ab- 
zuhelfen bemüht gewesen sei: $ 2 montes ingentis altitudinis 


ke 





266 Krit, Bemerk, z. fünften Deende dos Livius, v, J. Vahlen, 


tunc Rhodios iegationem misisse. Für audirent schrieb J. F, 
Gronoy audierint, was auch die späteren Herausgeber beibehal- 
ten; warum nicht lieber audissent? XLIT 30, 10 arma intu- 
lisset agros vastässet urbesue oecupassee schreibt der Cod. 
taslarel, ind umgekehrt XLII 25 extr. ad magistratus erean- 
dos wenisset für veniret. 

Cap. 4, 8 qui paulo ante non contentus regno Mace- 
doniae Dardanos Illyriosque oppugnasset, Bastarnarum civis- 
see auzilia. SO civisset Grynäus nach der Handschrift. J, F, 
Gronov verbesserle ezeirisset, was er und Drakenborch mit 
Beispielen belegen. Cap. 25, 18 sagt Livius Ciöyratarum asci- 
eerant auzilia, das auch hier stehen konnte. 

Cap. 24, 8 negue moribus neque legibus ullius civilatis 
ita comparatum esse, ut si qui vellei inimicum perire, ul si 
nihil fecerit, quo id flat, capitis damnetur, Mit Recht hat 
Madvig das Imperf. veßer, zumal bei folgendem fecerit ver- 
worfen; aber stalt einfach veli£ an die Stelle zu selzen, ver- 
mulhet er in dem hinter perire stehenden ur den Rest eines 
verloren gegangenen Verbums: ut si quis velle inimicum perire 
comperiatur, si nihil fecerit. Das Indicium, auf welches sich 
diese Vermulhung stützt, ist trügerisch, Das u£ vor si an zweiler 
Stelle ist nichts als Wiederholung des vorhergegangenen u£ si. 
Daher mit Tilgung dieses we blofs veZit stalt veilet zu schreiben, 
wie denselben Fehler Madvig XLII 32, 2 evident verbessert hat. 

Cap. 39, 14 L. Pauli triumpho portae claudentur? Rex 
Macedonum Perseus cum liberis ei turba alia 
spolia Macedonum citra flumen relinquentur? So schrieb Gro- 
novius (Grynäus hatte eirea flumen ediert), Madvig, der das 
Verkehrie des Ausdruckes eitra flumen einsah, vermuthele in 
ripa fluminis, Das richlige traf Koch a. a. O. in eirco Fla- 
minio, Zur Bestätigung dieser Verbesserung diene zu wissen, 
dass in dem Cod, nicht, wie Madvig angibt, circa fluminis, 
sondern circa fluminio zu lesen ist. 

Cap. 40, 3 hatte Grynäus, und nach ihm alle geschrieben: 
Hayue admodum inops pecuniae Philippus, Perseus contra 
praedives bellare cum Romanis eoepit. Madvig erklärt, da der 
Cod. bella rege habe, beilare cum für unsicher, und Koch a, a. 0. 
baute darauf die Vermulhung beilum gerere cum Romanis, An 
bellare selbst hat doch wol niemand Anstoß genommen; und 
wenn dieses richtig ist, so kann nichts zuverlässiger sein als 
Grynäus’ Schreibung beilare cum. In dem Cod. steht genau: 
bellarege | Romanis, das, war das ursprüngliche beilare cum 
einmal durch falsche Trennung in bella recum übergegangen, 
sich leicht ergab. - 

Wien J. Vahlen. 





268 Die geschichtl. Entwiekelung der Laute, v. R. m. Raumer. 


als besondere Schrift erschienen ist, Diese und die darauf fol- 
genden Abhandlungen, welche der Unterzeichnete vom Jahr 1855 
bis 1861 theils in dieser Zeitschrift, theils in Pfeiffers Germania 
und in Frommanns Deutschen Mundarten veröffentlicht hat, 

auf das engste zusammen mit den Forschungen, welche in 
oben erwähnten Schrift über die Aspiration und Lautverschiebung 
1837 niedergelegt sind. Sie werden aber zugleich bezeugen, 
dass der Verfasser in der Zwischenzeit nicht gerastet hat. 

Es versteht ‚sich von selbst, dass der Verfasser von Jakob 
Grimms epochemachendem Meisterwerk: der deutschen Gram- 
malik, ausgieng- ‚ Grimms Grammatik bildet die Grundlage für 
alle weitere Erforschung der germanischen Sprachen. Aber bei 
aller Hochachtung vor Grimm überzeugle sich der Unterzeich- 
nee immer mehr, dass man, sowol was die Meihode als was 
die Ergebnisse betrifft, bei Grimm nicht stehen. bleiben dürfe, 
Weit entfernt, den unvergänglichen Entdeckungen Grimms ent- 
gegenirelen zu wollen, ist er vielmehr der Überzeugung, dass 
dieselben, so weit sie richlig sind, durch die von ihm versuchte 
Weiterführung noch mehr gesichert werden, Diese Weiterführung 
aber beschränkt sich nicht auf einzelne Berichligungen, son- 
dern sie sieht sich genölhigt, in wesentlichen Punklen den An- 
sichten Grimms enigegenzulreten, a 

Das, worauf es dem Unterzeichneten vom ersten Beginn 
seiner sprachgeschichtlichen Arbeiten am meisten { 
schien, war die Erforschung der Vorgänge selbst, durch welche 
sich die Laute der Sprache im Lauf der Zeit umgestalten. Um 
aber diesen Vorgängen auf die Spur zu kommen, war vor allem 
die sirengste Scheidung. der gesprochenen und der geschriebenen 
Sprache nölhig. Dass Jakob Grimm den Unterschied yon Schrifl- 
sprachen und Mundarten bespricht, versteht sich von selbst, und 
ebenso dass er hier wie überall sehr vieles geistreiche und 
treffende sagt. Dass es ihm aber nicht gelungen ist, die ge- 
sprochene und die geschriebene Sprache streng auseinanderzu- 
halten und eben dadurch ihre wechselseitigen Beziehungen richtig 
zu erkennen, das wird mit der Zeit auch der I Verehrer 
Grimms zugeben müssen. Ferner war für die Erforschung der 
lautgeschichtlichen Vorgänge in der blofs gesprochenen Sprache 
eine möglichst genaue physiologische Untersuchung und Bestim- 
mung der in Betracht kommenden Laute unerlässlich. Auch hier 
wieder tritt man den unsierblichen Verdiensten Jakob Grimms 
durchaus nicht zu nahe, sondern spricht nur aus, was in kurzem 
niemand mehr läugnen wird, wenn man sagt, dass die Laulbe- 
stimmungen Jakob Grimms wesentlicher Verbesserungen bedürfen. 

Fragen wir nun ferner nach dem Vorgang der Laulum- 
wandlung selbst, so enthält Grimms Grammalik ein. wahrhaft 
bewundernswerthes Material für derartige Untersuchungen. Und 
wenn von der eiymologischen Laulvergleichung die Rede ist, so 





270 Die geschichll, Entwickelung der Laute, v. 4, v. Raumer. 


alten Lautwandels eindringen will®). Nur dadurch erhält man 
die Möglichkeit, auch die alten geschriebenen Quellen in Ieben- 
dige gesprochene Laute zurückzuübersetzen. Nur auf diesem 
Wege kommt man über einen blofsen etymologischen Buch- 
stabenwechsel hinaus und dringt in die wirklichen Vorgänge des 


ein, 

Diese Abwendung Grimms von einer selbständigen und ein- 
dringenden Erforschung der gesprochenen Mundarten hinderte 
ihn aber andrerseits auch, das Wesen der Schriftsprache 
zu erkennen. So wie es ihm in seiner aufserdem bewunderns- 
werthen Darstellung der germanischen Sprachen nicht gelingt, 
die £esprochene Sprache in ihrem Unterschied von der geschrie- 
benen klar und richtig aufzufassen , so begegnet es ihm auf der 
anderen Seite, die Schriftsprache wie eine Mundart zu behandeln. 
Daher seine Ansicht, dass es „eine Grammatik der einheimischen 
Sprache für Schulen und Hausbedarf nicht gebe” °), dass die 
Grammatik ihrer Natur nach nur für Gelehrte sei 9, u.s. w. 
Da diese Behauptungen der handgreiflichen Erfahrung schnur- 
stracks zuwiderlaufen, werden sie von denen unter Grimms Schü- 
lern, die mit dem Meister durch Dick und Dünn gehen, ent- 
weder bei Seite gelassen oder in ganz unerlaubter Weise um- 
gedeutet, Aber jene Äufserungen sind durchaus keine verein- 
zelte Sonderbarkeit Grimms, sondern sie stehen mit seiner ganzen 
Ansicht von der Sprache im innigsten Zusammenhang. Inwiefern 
diese Ansicht einerseits eine berechtigte ist, inwiefern sie aber 
andrerseits einer Umbildung und wesentlichen Einschränkung be- 
darf, das hat der Unterzeichnete zunächst auf dem Gebiet des 
deutschen Unterrichts nachzuweisen versucht ?). 

Bevor ich diesen Theil meiner Abhandlung schliefse, will 
ich nicht unterlassen, noch einmal nachdrücklichst auszuspre- 
chen, dass ich weit entfernt bin, Grimms unsterbliche Verdienste 
und den unvergänglichen Werth seiner Arbeiten gerade auch 
auf den hier besprochenen Gebieten zu vwerkennen. Grimms 
Grammalik bleibt das Grundwerk, in das der deutsche Sprach- 
forscher sich hineinzuarbeiten hat und das ihm nicht von .der 
Seite kommen darf, Aber dass wir trotzdem über Grimm hinaus- 
gehen müssen, oder vielmehr dass wir, erst fast unbewussi, 
Jann mit klarem Bewussisein Grimms Ansichten. in wesentlichen 


*) Was Grimm, Gramm. I (2, Ausg.) 8, 451 fg. sagt, beweist nur 
einen relativen Unterschied zwischen der älteren gesprochenen 
Sprache und der neueren, 

*) Gramm. 1. (I, Aufl,) Vorr. 5. X, 

®) Deutsches Wörterbuch I, Vorr, Sp, VII. 

') Der Unterricht im Deutschen (3, Ausg. 1857) 8, 88—92. — Über 
deutsche Rechtschreibung, Wien 1855. 5. 101—108. — Das 
en ROSRaruPR der Gebrüder Grimm etc. Wien 18568, 





272 Die geschiehtl. Entwickelung der Laute, v. A. v. Baumer. 


- Mit diesem ersten Haupltheil- des ganzen Buchs hat sich 
dann der Verf. eine umfassende Grundlage geschaffen für den 
zweiten, welcher „von den einzelnen deutschen Lauten im Be- 
sondern” handelt, und zwar im ersten Kapitel von den gothischen 
Vokalen, im zweiten von den gothischen Consonanten, im dritten 
von den hochdeutschen Vokalen, endlich im vierten von den 
hochdeutschen Consonanten ?). 

Was das vorliegende Buch vortheilhaft auszeichnet, ist die 
grolse Klarheit sowol in der Vertheilung als in der Behandlung 
‚des Stofls. Hr. Rumpelt geht keiner der Fragen, die ihm zur 
Sache zu gehören scheinen, aus dem Wege, sondern er sucht 
sie mit möglichster Präcision zu beantworten. Eben deswegen 
‚«ignet sich das Buch schr wol, um sich über diese Fragen mit 
dem Hrn. Verf. auseinanderzusetzen, sei es nun beistimmend oder 
widersprechend !°), 


Ill, Zrn. Rumpelis Ansichten im Verhältnis au Grimm und zu 
den Arbeiten des Unterzeichneten. 


Über sein Verhältnis zu Grimm und zu anderen Forschern 
spricht sich Hr. Rumpelt im Vorwort S. XII so aus: „Was die 
Darstellung der deutschen Sprachentwickelung selbst betrifft, so 
brauchen wir wol kaum zu erwähnen, dass dieselbe auf Grund- 
lage der Forschungen von J. Grimm ruht. Wie wäre es anders 
möglich! Seine ««Deutsche Grammatik””,, jenes preiswürdige 
Denkmal deutschen Geistes und Gemülhes, ist eben ‚mehr. als 
blofse Grammatik, sie ist wesentlich auch Sprachschalz und kann 
als solcher nie veralten; so dass alle späteren. Forscher immer 
und immer wieder zu ihr zurückkehren müssen, ‚wenn ‚sie nicht 
die Arbeit eines Lebens daran setzen wollen, — unvergleichlich 
'Gelhanes auf zweifelhaften Erfolg hin nochmals zu Ihun. ' Dass 
hiermit im Einzelnen, wo es nöthig. erscheint, «ine unmiltelbare 
Prüfung der Denkmäler nicht ‚ausgeschlossen sein soll, versteht 
sich von selbst. — Der eigentlich. grammatische- Theil jenes 
Werkes ist, wie bekannt, in Grimm’s späteren Schriften , beson- 
‚ders in seiner „„Geschichte der deutschen Sprache” >, an mehre- 
ren Stellen berichligt worden, wie es der veränderte Standpunet 
der Sprachforschung erheischt; in solchen Fällen sind wir be- 
müht gewesen, dem Gange der Auffassung möglichst zu folgen 
und: haben in wichtigeren Fragen den Verlauf derselben ‘in 
Kürze mitgelheilt. Dass wir die Schriften auch anderer Forscher 
zu Rathe gezogen, dürfte das Buch am besten selbst bezeugen, 


’) Ich bemerke, dass ich in dieser Inhaltsangabe die Schreibweise 

des Verfassers beibehalten habe. J 

"*) Eine Anzahl von Versehen im Einzelnen, namentlich in den Bei- 

en des Buchs, hat der Unterzeichnete in Zarnckes Centralblatt 
erichtigt. 





274 Die geschieht. Entwickelung der Laute, v. A. ». Raumer. 


Laullehre mit Grimms Verfahren in der zweiten Auflage der 
Grammatik vergleicht, so wird ihm der bedeutende Unterschied 
zwischen seinem Verfahren und dem Grimms nicht 
Sehon die Überschrift, die Grimm seinem Ersten Buch gibt, 
würde auf Rumpelts „Laullehre” ganz und gar nicht passen. 
Denn dieses Erste Buch der Grimm’schen Grammatik führt die 
Überschrift: „Von den Buchstaben.” Dass dies aber keineswegs 
zufällig ist, sondern dass Grimm dort wirklich noch keine streng 
durchgeführte Scheidung zwischen Buchstaben und Lauten kennt, 
wie sie eben Hr. Rumpelt in seinem ganzen Werk überall 
dert, davon kann man sich leicht überzeugen. Denn eben 
wo Grimm den Versuch macht, sich und den Leser über 
Verhältnis von Laut und Schrift in’s klare zu selzen, finden sich 
Behauptungen wie folgende: „In unserm worte: schrift z, B, 
drücken wir acht laute mit sieben zeichen aus, f nämlich stehet 
für pA” 2). Hr. Rumpelt denke sich diesen Satz Grimms in 
seine eigene Laullehre verpflanzt, und er wird den Abstand 
zwischen dieser und dem Verfahren Grimms mit Händen greifen. 
Dagegen vergleiche er seine grundlegenden Sätze und deren 
Durchführung mit dem, was der Unterzeichnele im Jahr 1837 
in seiner Schrift über die Aspiralion und die Lautv. 
$. 15—17 4%) von dem Unterschied der etymologisehen, 
graphischen und phonetischen Identität der Laute sagt, 
und er wird gewiss nicht in Abrede stellen, dass seine Prin- 
zipien sich denen des Unterzeichneten nahe anschliefsen. 
Übrigens will ich hier einem doppelten Missverständnis vor- 
beugen, Erstens nämlich bin ich weit enlfernt, Hra, Rumpelt 
irgendwie des Plagiats beschuldigen zu wollen. Er hat an einer 
anderen Stelle seines Buchs die angeführte Schrift über die Aspi- 
ration und die Lautverschiebung in einer Weise eitirt, die salt- 
sam beweist, wie fern ihm der Versuch liegt, seine Vorgänger 
verschweigen zu wollen. Zweitens aber kommt mir nicht in 
den Sinn, Grimms bahnbrechendes „Erstes Buch” herabsetzen zu 
wollen. Aber gerade ein eindringendes und liebevolles Studium 
‚ dieses. Buchs hat mich zu der Überzeugung geführt, dass wir 
bei seinen Sätzen nicht stehen bleiben dürfen, 


2. Die Aspiraten. 


Was wir im vorangehenden Abschnitt im inen dar- 
gelegt haben, das zeig! sich ganz besonders in Ilm. Rumpelts 
Darstellung der Aspiraten, Das Bestreben, „auf den Heraragg 
Grimms zu ruhn”, bringt den Verf. hier in das sellsamste 
dränge, wie sich jeder, welcher den Untersuchungen über jene 





'?) Grimm, Gramm, 1 (2. Ausg, 1822) S. 3. 
511 fe. 





276 ‚Die geschichtl, Entwickelung der 'Laute, v. R. o. Raumer. 


dass „ein par Steine an Grimms: Riesenbau vielleicht eine andere 
Lage: erhalten ®> 

Das Seltsamste aber ist, dass Hr. Rumpelt überall voraus- 
zusetzen scheint, das Richtige und Wahre in diesen Dingen sei 
je und je das allgemein Geltende gewesen, Grimm. habe dies 
schon vorgefunden und in einer ganz unerklärlichen. Weise an 
die Stelle des: einfach Klaren das räthselhaft Verworrene gesetzt, 
Wir werden aber sehen, dass sich ‘die Sache gerade umgekehrt 
verhält, dass nämlich erst nach dem Erscheinen. des. betreffenden 
'Theils der Grimm’schen Grammatik durch ganz spezielle Unter= 
suchungen das jetzt geltende Richlige an die Stelle der bei Grimm 
noch herrschenden Verwirrung getreten ist, 

Aber sehen wir zunächst zu, wie Hr. Rumpelt sich die 
Sache:denkt, Der grundlegende Abschnitt über, die. Aspiration 
lautet bei ihm also:, 

„Wir a ung hier begnügen, die fast: allgemein gel- 
tende Erklärung di ieses Begriffs einfach mitzutheilen. 

9) -««Aspiraten nennt man diejenigen explosiven, Laute, 
welche mit einem einfachen aber hörbaren Hauche ausgesprochen 
werden. ‘Sie sind am vollständigsten im Sanskrit 
worden, wo sowol die Fortes als Lenes aller Klassen in dieser 
Weise aspirirt werden können, Im Altgriechischen wurden nur 
die Fortes aspirirt und diese gingen dann ‘später in: die ent- 
sprechenden Reibelaute (also kA, £h, ph in unser 2 », 9. W.) 
über. Der Hauch kann nur der Explosion folgen, nicht. wie mit 
einem Reibelaute durchgängig verbunden sein. Es findet daher 
hier wirklich eine Composition statt. Wenn im Sanskrit den- 
noch die Aspiraten als einfache Laute aufgefasst und geschrie- 
ben werden (nur in der Gemination nicht), so ist dies dadurch 
zu erklären, dass der Hauch sich inniger als irgend ein anderer 
Consonant mit den explosiven Buchstaben verbindet und ‘von so 
geringem Gewicht ist, dass er keine Position bildet, ja dass er 
eigentlich nur eine Verlängerung desselben Hauches ist, welcher 
Ken Consonanten von selbst. inhärirt,””  Lepsius a. a. 0: 

43, 44. 

b ««Ein jeder Aspirate wird wie sein Nicht-Aspirister 
mit beigefügtem, deutlich vernehmbarem A ausgesprochen. 
darf also nicht etwa A% wie ein deutsches.ch, p% nicht Sr 
oder CA wie ein englisches 4% aussprechen, sondern nach 
brooke wird kA geradeso wie in inkAorn, ph wie in ee 


th wie in nuthook, bh wie in abkorr elc. gelesen. Ebenso ver- 
hält es sich mit den übrigen Aspiraten”” (gA, di, bA). Bopps 
KL Gr. S. 15, 16, 


©) ««Der Übergang von einfacher Consonanz zu diphthon- 
gischer ist ein ganz allmäliger. Eine Tenuis, z. B. £, hart ge- 
sprochen wie in Tag, hat einen fast hörbaren Hauch nach sich. 
5o wie dieser Hauch stärker und für sich vernehmlich wird, so 





273 Die geschichtl: Entwickelung der Laute, 'v.' B& Pr daumen: 


ist, erschien im J. 1834, und obwol Bopp für die Aspiraten 
ie: an auch in seiner Vergleichenden Grammatik die- 

n Bestimmungen gibt, so schreibt er selbst in der zweiten 
Pest dieses Werks vom Jahr 1857 noch: „Das: Althoch- 
deutsche meidel dagegen in den meisten Quellen e4 (oder dafür 
doppeltes 44) am Wort-Ende, und setzt in dieser Stellung 
auch da, wo die Aspirata die Verschiel einer 
nischen Tenuis ist, z. B. im Accus. der i 
mina, wo mih, dih, sih für goth. mik, thuk, sik, mbd. 
nhd. mich, dich, sich steht” *°), Bopp rechnet "desmna 
wie Grimm althochdeutsches auslautendes A, 
dessen Zugehörigkeit zu den Continuis kein Streit ist, 
Aspiraten. Ferner sagt Bopp: „Die Labiale sind im 
schen: p, 5 d, mit ihrem Nasal m. Das Hochdeutsche. 
diesem ‚Organ, wie das Sanskrit bei den sämmtlichen, eii 
pelte Aspiration, eine dumpfe (f) und eine tönende 
welche ® geschrieben wird, und dem sanskrit. 
steht? #7), Also die Conlinua f ist Bopp aa 
Aspirate, Und so behandelt Bopp auch im weiteren Verl 
die golhischen f, unsere hochdeutschen f und ch fort 
als Aspiraten. Nur gerade vom hochdeutschen x; das. 
wenigstens den ulenden Bestandiheil mit den wirklichen 
Aspiraten gemein hat, bemerkt er, dass „„=ts die Stelle 
Aspirala vertritt” 36), Aus allem angeführten ergibt sich un- 
widersprechlich, dass Bopp ebenso wenig als Grimm Bestimmun- 
gen aufgestellt hat, welche die Aspiraten als Versenkieluie von 
den Spiranten als Dauerlauten unterscheiden, 

Die Worte, die Hr. Rumpelt aus Schleicher anführt, finden 
sich im Ersten Theil von dessen Sprachvergleichenden Unter- 
suchungen, der im Jahr 1848 erschienen ist. Dass Schleicher 
sich gerade in dem Abschnitt, welchem die betreflenden Worte 
entnommen sind, den Ansichten des Unterzeichneten anschliefst, 
das spricht er gm Beginn dieses Abschnitts offen aus. „Unter 
den Werken, sagt er 8, 120, die ich über die physiologische 
Erklärung der Laute und Lautwechsel zu Rathe zog, hat mir 
besonders die schon mehrfach erwähnte Schrift v. Raumers über 
Aspiration und Lautverschiebung vielfache Belehrung gewährt, 
Den von Raumer betretenen Weg werde ich auch hier einschlagen 
und somit nur die Anwendung der Raumer’schen Methode auf 
einen gröfseren Kreis von Lauten und auf die uns hier beschäf- 
tigenden Lautwechsel insbesondere als Eigenes bezeichnen dürfen.” 
Aus dieser Stelle ergibt sich: 1. dass Schleicher die Bestim- 


E 2 


Epos 
HL 


ii 
ie 


Hi 
EaEr 


8 


bt a Gramm, von Franz Bopp. 2. Ausg. Bd. 4; Berlin 
*") Ebend. 8, 114, ' 
*") Ebend. 8. 122. 





280 Die geschichil. Entwickelung der Laute, v. A. v, Raumer, * 


der indogermanischen Stummlaute, wie wir gleich im folgenden 
Abschnitt von neuem schen werden. 


3. Die Lautverschlebung. 


„ Rask hat in seinen Untersuchungen über den Ursprung der 
alten nordischen Sprache die Beobachtung gemacht und durch Bei- 
spiele erwiesen, nk griechischen und lateinischen gern 
den altnordischen in folgender Weise etymologisch entsprecl - 
v h Griechisch-Iateinisch Altnordisch 


meist 


REN Var HN 
nunanoN 
ser=-=>5, 


ni = 

Man sieht wol, dass in diesen Beobachtungen Rasks die 
eine Hälfte des Grimm’schen Gesetzes von der Lautverschiebung 
steckt. Ohne Frage hat Rasks oben genannte Schrift über den 
Ursprung der nordischen Sprache auf die ganze Entwickelung 
der Grimm’schen Lautlehre und ganz besonders auch auf die 
Entdeckung der germanischen Lautverschiebung einen bedeuten- 
den Einfluss gehabt ?"). Nichtsdestoweniger aber können wir 
durchaus nicht unterschreiben, was Bopp in der 2len Ausgabe 
der Vergleichenden Grammatik $. 119 über die Entdeckung des 
Laulverschiebungsgeselzes sagt: 

„Es war mir bei meiner früheren Behandlung dieses Ge- 
genslandes (erste Ausg. p. 78 M) entgangen, dass schon Rask 
in seiner Preisschrift „„Undersögelse etc,” ” (Kopenhagen 1818), 
wovon Vater in seinem „„Vergleichungstafeln der europäischen 
Stammsprachen” ® betitellen Werke eine Übersetzung des interes- 
sanlesten Theiles gegeben hat, das obige, in der 'That unüber- 
sehbare Gesetz klar und bündig ausgesprochen hat, jedoch nur 
mit Berücksichtigung des Verhältnisses der nordischen Sprachen 
zu den klassischen, und ohne der zuerst von J. Grimm bewiesenen 
zweiten Laulverschiebung des Hochdeutschen zu gedenken.” 


”) A. K. Rask, Undersögelse om det gamie Nordieske eller Istandske 
Sprogs Oprindelse. Kjöbenhavn 1818, p. 160 

*') Die Bedeutung jener Schrift Rasks für die ganze indogermanische 
Sprachforschung scheint mir übrigens noch nicht nach Verdienst 
anerkannt, Wenn man die zweite Ausgabe des ersten Bandes von 
Grimms Grammatik wit der ersten vergleicht, nimmt man den 
Einfluss von Rasks Schrift schr deutlich wahr. Ich bemerke dies 
ausdrücklich, eben weil ich mich in Hinsicht des Lautverschie- 
bungsgesetzes gegen Bopp erklären muss. 





——— 


282 Die geschichtl. Entwickelung der Laute, v. A. e. Raumer. 


ausschliefst, nicht aber das gothische und Iateinische f Daher 
Pneu | de all Pa er 
er 1 des gothi dem 5 
ähnliches zu entdecken. Grimm schloss so: Der ? 
rala entspricht elymologisch die allhochdeutsche Media. Nun ist 
das gothische f eine Aspirala; also muss der Laut, den wir im 
Althochdeutschen an dessen Stelle finden, ein 5 oder "dem 
5 nahe verwandt sein. Daher soll denn, wie wir oben sahen, 
das allhochdeutsche » „wie dA ausgesprochen werden,” wa: j 
Rumpelt so in Verzweiflung setzt. Denn 5A scheint doch wenig- 
stens einige Ähnlichkeit mit dem gewünschten # zu haben. Aber 
alle diese Schlüsse halten vor dem wirklichen Althochdeutschen 
nicht Stich. Keine einzige allhochdeutsche Quelle, auch nicht 
die sonst die Lautverschiebung am treusten durchführenden s. g. 
strengalthochdeulschen, zeigt im Anlaut eine Spur von & an der 
Stelle des golhischen f. Vielmehr steht im Althochdenischen an 
der Stelle eines golhischen f unverbrüchlich entweder wieder f 
oder ein v, das beständig mit f wechselt und ihm also jeden- 
falls auf das nächste verwandt sein muss. 2 
Eine weitere Schwierigkeit des Grimm’schen Lautverschie- 
Dungsgesetzes bildete die Frage nach dem wirklichen Vorgang 
der Lautumwandlung. Denn die Steigerung von der Media zur 
Tennis, von der Tenuis zur Aspirala halle zwar nichts aufal- 
lendes, desto räthselhafter aber blieb, wie man sich den Über- 
gang von der Aspirala zur Media zu denken abe, 
Diese Schwierigkeiten veranlassten mich im Sommer 1836 
zu den Untersuchungen, die ich im Jahre 1837 in ‚Schrift 
über die Aspiration und Lautverschiebung veröffe ‚habe. 
Ich gelangte zu der Überzeugung, dass man vor allem streng 
scheiden müsse zwischen Schrift und Laut. Denn nur die Laute 
kommen bei solchen Lautwandlungen wie die hier urn ar 
in Betracht, und nur auf diesem Wege ist es möglich, in den 
Vorgang der Laulumwandlung selbst einen Einblick zu gewinnen. 
Das aber ist das eigentliche Ziel der Lautgeschichte. Die a 
mologische und die phonelische Forschung sind zu diesem 
auf das engste zu verbinden und haben sich wechselseitig zu 
unterstützen. So drehte sich z. B. Grimms obiger Schluss über 
die 1 der alihochdeutschen / und v, die wir etymologisch 
n ‚golhischen finden, geradezu um; und es war 
: An der Stelle des gothischen 2% finden 
d, Da wir nun an der Stelle des g0- 
80 wird das golhische f höchst wahr= 








284 Die geschichtl. Entwickelung der Laute, v. A. v. Raumer. 


Stufe und ebenso das hochdeutsche @ nur der stummlautende 
"Rest der Aspiraten der vorangehenden Stufe sind. 

Sowol die in jener Schrift befolgte Methode als die dadurch 
gewonnenen Ergebnisse haben vielfachen Anklang gefunden. 
Auch Hr, Rumpelt tritt jener Schrift grofsentheils bei. Nur Ein 
Punkt ist es hauplsächlich, in welchem Hr. Rumpelt nicht bei- 
stimmen zu können erklärt, = muss deshalb auf diesen Punkt 
hier etwas näher eingehen. S, 263 fl. spricht Hr. Rumpelt‘ von 
der allgemeinen Theorie des Lautwandels, In einer Anmerkung 
dazu (8. 264) äufsert er sich folgendermafsen: „das Beste oder 
vielmehr das Einzige, was wir in dieser Hinsicht besitzen, ist 
das Buch R. v, Raumer’s: „„Aspiralion und Lautverschi 
(1837), wie wir denn auf die Untersuchungen dieses a 
hiermit dringend hinweisen; er war der Erste, welcher den 
Unterschied zwischen Laut und Schrift nachdrücklich hervorhob. 
Wenn wir gleichwohl seiner Darstellung nicht überall oder eigent- 
lich in der Hauptsache nicht beizustimmen vermögen, so beruht 
dies auf unserm Zweifel gegen seinen Ausgangspunkt, nämlich 
die Theorie -der Lenes, welche letzteren nach Raumer nichts 
‚Anderes sind als minder stark gehauchte Fortes. Hieraus ergiebt 
sich ihm dann, neben der von uns aufgestellten, auch noch eine 
andere Affrikalionsreihe: Fortis — Affrieata fortis — 
lenis — Lenis, welche wir von unserem Standpunkt aus nicht 
zugeben können. Vgl. a, a. O. $. 32, 2.” 

Um dem Leser deutlich zu machen, was diese Stelle eigent- 
lich aussagt, theile ich einige Zeilen aus einem früheren Abschnitt 
von Hro. Rumpelt's Buch mit. «Wir unterscheiden demnach, 
heifst eg S. 42, drei Arten von consonantischen Diphihongen : 
A. Aspiraten, d. i. Verschmelzungen der Explosivlaute mit dem 
Spiritus asper, z. B. sanskr. kA, gyA; th, dh etc, B. Aflrikaten, 
d. i. Verschmelzungen der Aspiralen mit ihrem homorganen Fri- 
. enlivlaute, Beisp. kay, ths, phf: C. Eigentliche Doppellaute, 

d. i. Verschmelzungen einer Explosiva mit einer Fricaliva. a) Ho- 
morgane (Affrikations-Diphthonge): ky, £s (2), pf: b) Heter- 
organe: ko (g), ks (2), ps (Y).” 

- Also was Hr, Rumpelt läugnet, ist die Übergangsreihe e— 
th—dh—d. Nicht wegen des Überganges von £ in Ch, son- 
dern wegen des Überganges *"— 41 —d, Hierauf erwidere ich: 

1. Die Reihe 2a — dh — d ist keineswegs eine blols theore- 
tische Annahme, sondern sie ist eine historische Thatsache, Das 
Altsächsische liefert in Menge die auch durch die Schrift ausge- 
drückten Belege: Gothisch vairthan, altsächsisch werthan, wer- 
dhan, werdan, althochdeutsch werdan. Golhisch airtha, altsäch- 
sisch ertha, erdha, erda, allhochdeutsch erda; U. 5. W. , U. 8. W., 
‚wie dies - Aspiration und Laulverschiebung, (1837) .S. 28—31 
ausführlich nachgewiesen ist ®"). 

””) Was dort am Altsächsischen nachgewiesen ist, zeigt sich ebenso 





286 Die geschichtl, Entwiekelung der Laute, v. 2, ®. Ruumer. 


Weil die Explosiven unler allen Umständen den Strom des 
Alhems unterbrechen und dadurch die Deutlichkeit des Experi- 
ments slören, wollen wir unsere Versuche mit den Dauerlauten 
(Ceontinuis) beginnen. Man spreche mit leiser Sprache (vor elan- 
destina) den weichsten Laut ? Lässt man diesen Laut fort- 
tönen-‘ohne Steigerung des durch die Ritze der Lautwerkzeuge 
getriebenen Athems, so bleibt er sich gleich als weichstes //f/. 
Steigert man dagegen während der anhaltenden Bene 
den durch die Ritze getriebenen Alhem, so kann man 

mählich den weichsten Zischlaut fin einen härteren ' nal 
in den härtesten übergehen lassen, Nun wiederhole man dieselben 
Experimente, während man zugleich in der Stimmritze einen Sing- 
ton hervorbringt. Da wird man folgende Erfahrungen machen: 
1. Während man in der Lautritze (an der Zungenspitze) das 
weiche f/// hält, kann man gleichzeitig in der Stimmritze einen 
Singion erzeugen, 2. Sucht man dagegen bei dem oben be- 
schriebenen allmählichen Steigern des weichsten / zum härteren 
und härtesten einen Sington zu halten, so trilt bei dieser Stei- 
gerung ein Moment ein, in welchem der Sington plötzlich ver- 
stumml. Dieser Moment bezeichnet die Grenze zwischen dem 
weichen und dem harten f. 

So-haben wir also einerseits eine allmähliche Steigerung vom 
weichsten /'zum härtesten, wie der Versuch mit vox elandestina 
beweist; und andererseits einen bestimmten Grenzpunkt, ‚der die 
ganze Reihe der Eslaute in zwei Hälften scheidet, wie der Ver- 
such mit begleitender Singstimme beweist. Wie hängt dies nun 
zusammen? Folgendermaßen: Der Laut des /, des weichsten wie 
des härtesten, wird lediglich in: der Ritze der Lautwerkzeuge 
hervorgebracht. Die gröfsere oder geringere Härte_des f- 
nur ab von dem gröfseren oder geringeren Lufldruck, der gegen 
die Lautritze drängt und eine gröfsere ‚oder geringere Masse Luft 
in der gleichen Zeit durch die Lautritze Ireibt. Da sich nun 
der Luftdruck ununterbrochen steigern lässt, so muss auch seine 
Wirkung, — in unserem Fall das in der Steigerung begriffene 
f —, eine ununterbrochene Reihe bilden. ‘Die Luft aber, die zur 
Hervorbringung des geforderten Luftdrucks nölhig ist, übt ihren 
Einfluss auch auf den Kehlkopf und die Stimmritze. ‘Nur die 
geringeren Grade des geforderten Luftdrucks gestalten eine sulche 
Stellung der Stimmritze, dass die Hervorbringung eines Tones 
möglich ist. Dagegen wirkt der stärkere Luftdruck, der auf die 
Lauiwerkzeuge geübt wird, auch auf den. Kehlkopf in solcher 
Weise ein, dass die Öffnung seiner Theile die Hervorbringung 
eines Tones in der Stimmritze unmöglich macht #9). 


*) Ich habe in einer früheren Abhandlung (Zeitschr. f. d. österr. 
Gymn, 1858, Mai, 5, 355 fg.) ae ans dass der hier beschriebene 
Unterschied derselbe ist wie Arie dere Hauchen und Blasen, 
Durch das Anhauchen der Monmbandn on wird zwar der Luftstrom 





285 Die geschichtl, Entwickelung der Laute, v. R. ©. Auumer, 


4. Die Schriftsprache und die neuhochdeutsche Rechtschreibung. 


Wer nur einigermafsen dem Gang der deulschen Sprach- 
forschung in den lelzten Jahren gefolgt ist, der weils, dass die 
Beurtheilung der deutschen Rechtschreibung auf das engste zu- 
sammenhängt mit der Ansicht, die man von der deutschen Schrift- 
sprache hat. . Alles Hin- und Herreden über deulsche Rechtschrei 
bung ist deshalb eine gänzlich verlorene Mühe, so lange man 
sich nicht über das Wesen der deulschen Schriftsprache ver- 
sländigt hat, Nun haben wir oben gesehen, dass Grimm das 
Wesen der Schriftsprache in solchem Mafs verkennt, dass er jede 
Einwirkung. der- Schule und der Grammatik auf ‚die Erlernung 
der Schriftsprache als unberechtigt verwirft. So wie die Sprache 
sich forlpflanzt, bevor es eine Schriftsprache gibt, so denkt sich 
Grimm auch die Überlieferung der Schriftsprache. Daraus sollte 
nun eigentlich folgen, dass der Grammatiker dem Schüler über- 
haupt nicht dreinzureden, dass er vielmehr nur zu beobachten 
hat, wie sich die Sprache in dem Scriplum des Schülers weiler 
entwickelt. Und wirklich erklärt ja auch Grimm: „Es gi keine 
Grammatik der ‚einheimischen Sprache für Schulen und. Hausbe- 
darf? ®®). Wenn nun Grimm nichts destoweniger keineswegs blols 
die deutsche Rechtschreibung, sondern auch die deutsche Schrift- 
sprache selbst ändern will, so hängt dies so zusammen: Aus 
den älteren germanischen Sprachen hal sich Grimm gewisse Regela 
über die Entwickelung der Laute abgezogen. Was nun in unserer 
jetzigen Schriftsprache diesen Regeln entspricht, das nennt Grimm 
organisch, was ihnen nicht entspricht, unorganisch. Darauf be- 
ruht die sogenannte historische Schreibweise, wie sie Weinhold, 
Vilmar und viele andere entwickelt haben, und wie sie bis vor 
wenig Jahren dem Prinzip nach als die. wissenschafllich allein 
berechtigte galt®®). Die Leser erinnern sich, wie dies Prinzip 
als ein dem wirklichen Entwickelungsgang und Wesen der Schrift- 
sprache widersprechendes und somit wissenschaftlich unhaltbares 
erwiesen worden ist, B 
- ‚Hr. Rumpelt kann sich einerseits der richtigen Anschauung, 
nicht verschliefsen, andererseits möchte er um jeden Preis an 
Grimm festhalten. Man kann.sich denken , in welche Bedrängnis 
er dadurch gerathen muss, Unsere Orthographie nennt er mit 
Grimm eine elende. „Aber ihr aufzuhelfen, sagt er, ist wahrlich 
die historische Methode nicht geeignet (sie macht das Übel 
nur ärger), sondern allein die phonetische. Wer wagt es 
diesen Weg fest und beharrlich einzuschlagen?> ®°) In welches 
Labyrinth ‚der Hr. ‚Verf. sich bei dieser Zwillerstellung verirrt, 
das will ich an einem Beispiel zeigen. Hr. Rumpelt möchte, 
r » Gramm I X1. Ausg.) Vorr. S. XI. 1 

a Vgl: K.Klaunig, Über deutsche Rechtschreibung, Leipzig 1857; 5. 18. 
”°) Rumpelt, Deutsche Gramm. I $. 249, 





290 Die geschichll, Entwickelung der Laute, v. . ©. Raumer. 


ein komponirtes Zeichen eines einfachen Lauts zu hallen, erklärt 
Grimm vielmehr f für das einfache Zeichen eines Doppellautes #°). 

Es ist zu bedauern, dass Hr. Rumpelt in Bezug auf die 
Entwickelung der Schriftsprache nicht eine selbständigere Stel- 
lung eingenommen hal, oder eigentlich müssen wir sagen, dass 
er sich der Stellung, die er einnimmt, nicht klarer bewusst ge- 
worden ist, Denn das hat ihn gehindert, mit der nöthigen Um- 
sicht und der ihm sonst eigenen Unbefangenheit das Verhältnis 
der Schrift zur Schriftsprache zu prüfen. Gerade wer sich, wie 
Hr. Rumpelt, für eine Umgestaltung unserer Schrift im phoneli- 
schen Sinne erklärt, muss sich über das Verhältnis von Mundart 
und Schriftsprache die klarste Rechenschaft geben. | 

Wer dies (hut, dem wird nicht entgehen, welche Bedeutung 
die überlieferte Schreibung als Grundlage unserer deutschen Ge- 
meinsprache hat. Er wird sich überzeugen, dass alle N. 
in unserer Rechtschreibung von dieser Grundlage ausgehen müssen, 
wenn sie nicht das Dasein einer deutschen‘ Gemeinsprache über- 
haupt wieder in Frage stellen wollen. 


5. Der wirkliche Vorgang des Lautwandels. 


Grimm führt uns in der Deutschen Grammatik eine Reihe 
von Schriftsprachen vor. Er zeigt uns mit staunenswerther Ge- 
lehrsamkeit und aufserordentlichem Scharfsinn, dass die Laute 
dieser Sprachen grofsentheils in bestimmten gesetzmäßsigen Ver- 
hältnissen stehen. Man bekommt den Eindruck, dass die Völker 
grofse einheitliche Massen bilden, die sich einer und derselben 
Sprache bedienen, so dass Abweichungen von dieser gesc] 
Einheitlichkeit nur als besondere mundartliche Abnormitäten er- 
scheinen. Dass der „Sprachgeist? so feste Gesetze einhält, das 
erfüllt uns mit dem Staunen des Unbegreiflichen, Aber wie es 
bei dieser Umwandlung der Sprachlaute eigentlich zugeht, das 
bleibt uns verborgen. 

Gerade das Eindringen in diese Vorgänge selbst halte ich 
für das eigentliche Ziel der geschichtlichen Lautforsehung. Erst 
dadurch erhalten wir auch für die Schriftsprachen ein richtiges 
Urtheil über die gesetzliche und die unomale Lautvertrelung. 
Aber die Untersuchung verlangt hier gerade den enigegengeselz- 
ten Ausgangspunkt von dem Grimms, Wir müssen vor allem 
nach den Laulverhältnissen der nichtgeschriebenen Sprache fragen. 
Die nichtgeschriebene Sprache finden wir auf germanischem 
den jetzt nur noch in den Mundarten. Hier aber tritt uns gerade 


8. 41 fg. sagt, slimmt mit dem oben aus Gramm. I «2 Ausg.) 
5. 11 Angeführten gerade so gut und so schlecht wie die von 
Rumpelt gesammelten Ansichten Grimmg über ‚die Arpiraten unter 
;„,, Sich übereinstimmen. ' 
) Gramm, I (2. Ausg.) 8. 133. 





Indem aber diese Abänderung 
entweder add der Beschaffenheit oder doch auf dem bestimmten 
Gebrauch seiner beruht, entsteht für die betreffenden 
Laute eine je Umwandlung. In dem von uns ange- 


Missgrilfe 
entstehenden Lauländerungen und halten wir uns blofs an jene 
zweite, bei dem Individuum durchgreifende Art des Laut- 
wandels, 20 erkennen wir doch, dass auch diese zweite Arl in 
der Masse der Sprechenden keineswegs immer 
durchgreifende Lauländerungen hervorrufen wird. Denn die ver- 
schiedenen Eigenthümlichkeiten der einzelnen Individuen, wenn 
sie auch bei diesen selbst das ganze Gebiet eines Laules beherr- 
schen, werden sich in der ganzen Masse der Sprechenden kreuzen 
und wechselseitig beschränken, so dass schr wol bei dem einen 


lungen, die bei dem einzelnen Individuum durchgreifend und 
regelmäfsig sind, für die ganze Sprache anomale oder vereinzelte 
Laulvertrelungen entstehen. i 
Wenn die ganze Masse oder doch die überwie- 
gende Mehrzahl der Sprechenden von einer und derselben Rich- 
tung des Umwandelns beherrscht wird, so 1ritt eine ähnliche 
Erscheinung ein, wie wir sie oben für die durchgreifende Laut- 
änderung des Individuums nachgewiesen haben. Ein und die- 
selbe Umgestaltung der Laute trägt dann im ganzen Worischalz 
oder doch in dessen gröfstem Theil den Sieg davon, und sa 
entsteht das, was man die regelmäfsige Lautveriretung nennt #*). 
- 

*') Denken lielse sich, dass der von uns fingirte Fall ausnahmsweise 
auch einmal in Wirklichkeit vorkäme; aber für die Untersuchung 

dee weltgeschichtlichen Sprachen wird er aufser Betrachl bleiben 


können, ! B 
*) Es ist ein schr guler Gedanke von G. Curlius in den «Grund- 








294 Die geschichti. Entwiekelung der’ Laute, v. M. 2. Raumer. 


dieselben über einen noch so ausgedehnten: Flächenraum ver- 
breitet sein, zu einer wirklich einheitlichen Sprache zu verbinden. 
Dafür ist nun aber auch die Art, wie sich die Schriftsprache 
fortpflanzt und verbreitet, eine ganz andere als bei der bloß 
gesprochenen Sprache. Je weiter die Schriftsprache sich all- 
mählich von dem Charakter einer blofsen in Schrift gefassten 
Mundart entfernt, je mehr sie sich das ganze Gebiet eines, aus- 
gebreiteten Volkes unterwirft, um so ferner treten ihr die ein- 
zelnen Glieder des Volkes. Es ist keine Rede mehr von einer 
solehen unbedingt naturwüchsigen Fortpflanzung wie bei der blofs 
gesprochenen Sprache, wobei ein jeder ganz und gar seiner 
Natur folgt. Vielmehr befindet sich der Einzelne der Schrift- 
sprache gegenüber nicht selten in dem Fall, seine besondere 
Mundart aufgeben zu müssen und sich dem, was die Schrift- 
sprache vorschreibt, zu unterwerfen. Dies Abgehen von dem, 
was wir ihun würden, wenn wir uns bewusstlos unserer Natur 
überlielsen, fordert aber das, was wir, im Gegensalz zur blofsen 
Naturwüchsigkeit, Lernen nennen. i 2 
Der Unterschied zwischen der Schrifisprache und der blofs 
gesprochenen Sprache tritt uns recht klar vor Augen, wenn wir 
auch innerhalb der Schriftsprache die Vervollkommnung ‚der ihr 
er Verbreitungsmittel in Betracht ziehen. „Die 
schriftliche Aufzeichnung trügl bereits das Wort des Dichters, 
ohne Dazwischentreten eines anderen, in ferne Gegenden und 
Zeiten. Aber die Abschriften, die von der ersten Aufzeichnung 
genommen werden, können wieder mannigfache sprachliche Eigen- 
thümlichkeiten des Abschreibers in das ursprüngliche Werk hinein- 
bringen; jede Abschrift ist ‘bis auf einen gewissen. Grad ein 
neues sprachliches Individuum. Ganz anders seit Erfindung. des 
Bücherdrucks. Hier werden Tausende von buchstäblich glei 
Exemplaren über das ganze Volk von einem Ende seines 
gebieles bis zum anderen verbreitet und dadurch der einheit- 
lichen Schriftsprache noch ein ganz anderer Vorschub: geleistet, 
als dies bei dem blofs handschriftlichen Kopieren der. Fall sein 
konnte *®). Y ar 
Ich habe bisher absichtlich die Schriftsprache nur von der 
Seite aufgefasst, von welcher sie zur blofs gesprochenen Sprache 
im Gegensatz steht. Erst wenn wir uns diesen Gegensalz recht 
klar gemacht haben, können wir untersuchen „ wie sich. die 
Schrifisprache allmählich aus den Mundarten herausbildet und 
wie sie, so lange sie eine lebende Schriftsprache ist, mit der 


**) Natürlich kaun aueh ohne das Hinzutreten dor Buchdruckerkunst 
die Entwickelung einer Sprache von den ersten Anfängen des 
Aufschreibens bis zur vollendeten Schriftsprache staltfinden. So 
war es z. B. bei den Römern. Aber hier so gut wie bei den 
neueren europäischen Völkern geht mit der Ausbildung der Schrift- 
sprache die Entstehung der Grammatik Hand im Hand. 


w 





296 Die geschichtl. Eutwickelung der Laute, v. A, r, Raumer. 


sich mit Recht Grimm’s Begriff des thochdeutschen 
und setzt die Sachs auf der I ee ieh 
klar und fasslich auseinander. Nur hälle er wieder nicht soweit 
gehen sollen, in althochdeutscher Zeit jene Verhärtung von g in 
% als ‚eine blos landschaftliche Entartung“ *®) zu bezeichnen. 
Denn dies setzt, abgesehen von allem andern, zu Keros Zeit das 
Vorhandensein einer normgebenden hochdeutschen Schriftsprache 
voraus, wie sie damals noch längst nicht bestand, 
- Die Ansicht, als hätte in der mittelhochdeutschen Zeit jeder 
Dichter sich der landschaftlichen Mundart seiner Heimath bedient, 
ist eine längst beseiligte. Vorzüglich durch Grimms und: Lach- 
manns Forschungen ist unwidersprechlich festgestellt worden, 
dass es am Ende des 12ten und während des 18ten Jahrhunderts 
eine hochdeutsche Gemeinsprache gab, welche Dichter aus sehr 
verschiedenen Gegenden Deutschlands vereinigte. Untersuchen wir 
aber die Art dieser mittelhochdeutschen Gemeinsprache näher, 
so finden wir, dass sie sich von unserer neuhochdeutschen Schrift= 
sprache wesentlich unterscheidet. Gewiss hat auch an der Fest-. 
setzung der mittelhochdeutschen Gemeinsprache die schriftliche 
Aufzeichnung, wie sie sich vom Althochdeulschen durch Vermitt- 
lung der dichtenden Geistlichen zum eigentlichen Mittelhochdeut- 
schen fortpflanzt, ihren Antheil gehabt. Die Hauplsache aber war 
der mündliche Verkehr an den Höfen der gesangliebenden Fürsten, 
welcher Dichter mit Dichtern und Dichter mit ihrem Publikum 
verband. Die Sprache, deren sich im mündlichen Umgang die 
wohlsprechenden und höfisch gebildeten Herren und Frauen be- 
dienten, war auch die Sprache, in welcher Hartmann von Aue, 
Wolfram von Eschenbach, Gotifried von Straßburg, Walther von 
der Vogelweide u. s. w. ihre Dichtungen abfassten. Andrerseils 
bildet und befestigt sich die mündliche Sprache der höfisch ge- 
bildeten Kreise an den Werken der Dichter, so dass zwischen 
beiden eine ununterbrochene Wechselwirkung eintritt,  ' 

Auf den ersten Blick könnte es scheinen, als sei die Stel- 
lung unsrer neuhochdeutschen Dichter zu unsrer Schri 
ungefähr dieselbe wie die der mittelhochdeutschen Dichter zur 


Jin ahd, d auch in solchen ahd. Quellen nicht vorkommt, die 
doch goth. d in p, golh. 9 in A übergehen lassen, Hier würde ; Ir 
die Wirkung ohne die Ursache da sein, wenn die Umwandlung der 
Aspiraten in die Mediae der Anlass zur übrigen Verschiebung wäre. 
2. Otfrids Sprache hat in der dentalen Reibe noch die urdeutschen 
anl. £A (hr — goth, Zhus) und dennoch bereits ‚die Vorwäjehare 
von gothisch # in althochdeutsch 3 (goth, Zaikns — zeichan bei 
Otfrid). Die beiden Hälften der AI Vorne uE Ra des 
Nachhalls der Aspiraten einerseits und Steigerung der Lenes zu 
Fortes, der Fortes zu Aspiraten, Doppellauten oder harten ‚Spiranten 
andrerseits, — sind also getrennt zu halten, haben sich aber in der 
Fortbildung der hochdeutschen Sprache harmonisch ergänzt. 
**) Rumpelt, Deutsche Gramm. I, S. 252. 





298 Die geschichtl, Entwickelung der Laute, v. A.o. Aaumer, 


‘Formen in den Urausgaben ihrer Werke durch die Schrift aus- 
gedrückt finden, da behält sie ein kritischer Herausgeber bei, 
Wie aber halten wir es bei solchen Eigenthümlichkeiten, die wir 
im Gegensalz zu dem, was geschrieben sicht, aus den Reimen 
u. s. f. erschliefsen können? Bei Göthe und Schiller finden sich 
nicht selten Reime, die sich aus ibrer heimalhlichen Mundart er- 
klären lassen. Wenn Gölhe entzünden auf binden, füllse auf 
willst, bemüht aul sieht, genie/se auf Fü/se reimt, so dürften 
wir dies nach Analogie der mittelhochdeutschen Textbehandlung 
nicht als unreine Reime ansehen. Vielmehr hälten wir uns zu 
erinnern, dass Gölhes heimathliche Frankfurter Mundart entzin- 
den, fillst, bemieht, Fiefse lautet. Wem aber fällt es ein, diese 
Frankfurter mundartlichen Formen statt der schriftdentschen in 
eine Ausgabe von Gölhes Gedichten einzuselzen ? 

Was wir hier an einem einzelnen Falle sehen, das zeigt 
uns den tiefen und weilgreifenden Unterschied zwischen der miltel- 
hochdeutschen Gemeinsprache und der neuhochdeutschen Schrift- 
sprache. Dem miltelhochdeutschen Dichler ist noch gestaltet, in 

Reihen von Worlformen seine eigenen mundarllichen Wege 
zu gehen. Ja von hier aus öffnet sich uns der Blick in eine immer 
grölsere Abweichung von der mittelhochdeutschen Regel, wie 
wir sie in mannigfalliger Abstufung auch bei solchen Dichtern 
finden, von denen man nicht sagen kann, dass sie sich einer 
eigentlichen Volksmundart bedienen. Dadurch wird die Annahme 
einer wirklichen miltelhoehdeutschen Gemeinsprache durchaus 
nicht aufgehoben; aber wir schen daraus, dass diese Gemein- 
sprache bei weitem nicht so fest umgränzt und abgeschlossen 
war wie unsere Schriflsprache, 

Auf eben dieser Flüssigkeit der miltelhochdeutschen Sprache 
beruht weiter die Möglichkeit der Vorgänge, durch welche wir 
im Lauf des 14ten bis 16ten Jahrhunderts das Neuhochdeutsche 
entstehen schen. Dieser Process aber unterscheidet sich sehr wesent- 
lich von dem Übergang des Althochdeutschen zum Mittelhoch- 
deutschen, nicht nur dadurch, dass jetzt ein weit umlassenderes 
Eingreifen verschiedenartiger Mundarten eintritt, sondern ganz 
besonders dadurch, dass die Verschmelzung dieser Bestandtheile 
weit mehr als früherhin durch die Schrift geschieht, So trilt die 
gemeinsame Schrifisprache dem Einzelnen immer ferner, und ganz 
naturgemäfs bildet sich nun die grammatische Behandlung der 
Schriflsprache aus, welche für den ganzen weiten Bereich der 
Schriftsprache feststellt, was dieser gemäfs ist, was nicht. 

Es folgt demnach aus der Natur der neuhochdeutschen 
Schriftsprache ein Doppeltes: Erstens, dass man bei der Frage 
nach der Entstehung der neuhochdeuischen Schriftsprache sein 
Augenmerk noch auf ganz andere Dinge zu richten hat als auf 
die physiologischen und rein naturwüchsigen Lautübergänge der 
blofs mündlich fortgepflanzten Sprache; zweitens aber, dass 
Schlüsse, die man von der Behandlung des Mittelhochdeutschen 
auf die des Neuhochdeutschen zieht, unstatlhaft sind. 

Erlangen. Rudat x. Raumer, 





300 V. €. F. Rost, Griech. Schulgr.,, ang. v. J. Aviöala. 


in der schulmäfsigen Behandlung der griechischen Formenlehre betrach- 
ten, dass der Hr. Verf, der seit mehr als vier Jahrzehnten sich um die 
griechischen Studien bedeutende Verdienste erworben hat, in dieser neuen 
Auflage sich ihm anschliefst. Indem wir dies Verfahren nicht nur grund- 
sätzlich unbedingt billigen, sondern auch die Vollständigkeit, Klarheit 
und Übersichtlichkeit der Behandlung im vollsten Mafse anerkennen, 
wollen wir auf einige, bei der Durchsicht uns aufgefallene Puncts hin- 
weisen, gegen deren Richtigkeit oder Genauigkeit sich gegründete Be- 
denken erheben. 

5. 9, A, 4: „Das Lautzeichen des Digamma verlor sich frühzeitig 
aus der griechischen Sehrift, in der Aussprache aber muss der Laut des- 
selben noch lange hörbar gewesen sein, wie... gewisse auffallende Er- 
scheinungen in den homerischen ‘Gedichten und die Gestaltung vieler 
lateinischer Wörter, die aus griechischen entsprungen sind 
(wie 2. B. pidere und Ideiv, pinum und olvog, opis und dig), beweisen,” 
Soll das Latein überhaupt eine Tochtersprache des Griechischen sein, 
oder sind etwa nach der Ansicht des Hrn, Verk's die angeführten 
Wörter der griechischen Sprache entlehnt,. ohne dass diese darum Multer- 
sprache des Lateins wäre (wie etwa scena, poela, historia aus dem 
‚Grieebischen herübergenommen sind)? Beides ist ein Grundireihum. Die 
tateinische Sprache ist eine Schwestersprache der griechischen und aus 
der Ähnlichkeit solcher Wörter, wie die angeführten sind, muss man 
nicht auf Eotlehnung derselben aus dem Griechischen, sondern auf einen 
beiden Sprachen gleichen, gemeinsamen Ursprung schliefsen. 

8.10 hälten bei Aufzählung der Vocale die ursprünglichen («, ı, v) 
und die nicht ursprünglichen (e, 7; 0, ©) Vocale streng geschieden werden 
sollen, da diese Unterscheidung so wichtig ist für die richtige Auffassung 
so vieler Lauterscheinungen, namentlich bei Verbalformen. Der Hr. Verf. 
lehrt z. B, an mehreren Stellen, dass e durch Umlaut in « verwandelt 
wird (rgEpo- Zrgdipmv); vel: 8.17, 8. 167. Vielmehr hat sich der reine 
und ursprüngliche Vocal « im Aorist erhalten, während im Präsens 
dies « durch Umlaul in & verwandelt wurde, Man darf-also nicht sagen, 
dass sich zeipw zu Zrgapn» verhalte wie Dach zu Dicher, sondern 
d-redp-mw zu reipa wie Dach zu Dächer. Ebensowenig hälte, um 
nur noch ein Beispiel statt vieler anzuführen, der Hr. Verf. in der Dialekt- 
lehre (5. 294) sagen sollen, yerodanr u s. w. gehe dorisch in yera- 
«av Über, sondern der dorische Dialekt habe hier, wie in so vielen 
Fällen, das ursprüngliche @ bewahrt, während es im attischen Dialekt 
in n übergieng. 

8.23— 24 wird im Gegensatze zu der gangbaren Ansicht über das 
v Äpehnvorınov gelehrt: „w am Ende wird abgestofsen bei den der 
dritten Person angehörigen Verbalendungen ev und ı», ferner bei aıw als 
Endung des Dat. Plur. und der Ortsadverbien , ebenso bei gıv als Suf- 
fixum, endlich bei exosıv u. s. w., wenn nach diesen Wortausgängen 
ein eonsonantisch anlautendes Wort folgt.» Dass aber diese (auch von 





302 K €. F. Nost, Griecb, Schulgr,, ang. v. 4 Koldala, 


Wisseuschaftlich unrichtig ist die Bezeichnung der Zahlwörler als 
qwantitativer Adjeetiva, weil sie Eigenschaften bezeichnen 
sollen, die von dem Zahlverhältnisse der Gegenstände entlehnt seien (8.99 
und 119), im Gegensatz zu den qualitativen Adjecliven. Dies kann 
man nur in Bezug auf die Ordinalia, Mullipikcativa und Proportionalia 
sagen; die Gardinalia sind durchweg,“ wie sich dies aus dem Begriffe 
derselben nothwendig ergibt, alte mehr oder minder verstümmelte S wb- 
stantiva, was in sprachlicher‘ Hinsicht besonders die Vergleichung 
mit den indischen und slavischen Cardinalzahlwörtern lehst.. 

Ebenso wenig können wir ung mit der Eintheilung der Prono- 
mina einverstanden erklären. Der Hr. Verf. bezeichnet ($, 125 A.) die 
bisherige Eintheilung. der Pronomina als mangelhaft und stellt: fül- 
gende auf: 

A. Personalla, 

1. Bestimmte (definita) 

2“ im Subjectsverhälinis (personalia im engeren Sinne)ız dye,, 
eo, ds; 

2. im Objeotsverhältnis: a) specielle (reflexiva) Zws, äuavsdv; ae, 
asawean; 3, Fuwzöv u. & w. — b) generelle (reciproca) &lAjRovg. 

4. Unbestimmte (indefinita) 

4. aussagende : a) specielle ris, — b) generelle ö deivaz 

2. fragende: a) directe x, — b) indireete Gorız.. 

B) Locativa. 

1. hindeutende (demonstrativa): 

1. die die Nähe bezeichnen ö, üde, oörog,. — 2% die die Ferne 
bezeichnen Zusövog. 

U. rückdewtende (relativa)r 

1. specielle 85, — 2, generelle öorıg,. 

Neben diesen wird als in keine von den beiden Hauptelassen pas- 
send das Pronomen delerminativum aurdg hingestellt. Mier erscheint 
uns sowol die Eintheilung in die zwei Hauptgruppen, wie: die Aufstel- 
lung, einzelner Unterabtheilungen (so soll dilrjAovg generel sein im 
Gegensalz zu dem speciellen duevzer' u, 5. w., 0 deiv« generel im 
Gegensatz zu dem speeiellen zig), mislieh> ebensoi bedenklich: ist 
die Ausschlielsung des @urög, das nirgendwo: untergebracht werden 
konnte; auch vermögen. wir für die Aufstellung zweier besonderer‘ 
Classen auf Grund des Subjeetsverhältnisses und des Objeelsverhältnisses 
keins Reohlfertigung zı finden. 

8.133. „Das: Aussagewert; oder Verbum sagt eine Eigenschaft. von 
einem Gegenstande aus: und: bewirkt die Aussage im der Art, dass am 
einen Stamm, welcher eine Eigenschaft bezeichnet, Sufiza antrelen, die, 
von Personalpronominen. entlebnt sind” Vielmehr beseichuet: das; Verb 
nie elwas andenes ala, eine Thätigkeit, und gerade; umgekehrt: sind. 
alte- Nomina. (Geganstandswörter wie Eigenschaftswörler); von. Verbal- 
wurzeln, die eine Thäligkeit bezeichnen, ahgeleiletz denn die Sprache 





304 Y. ©. X. Rosı, Griech. Schulgr., ang. v. 4 Kiricata, 


zum Stamme und der erste Bestandtheil ist als Stamm eines acliven 
Particips aufzufassen; in weorog, "göcc® ist nicht eine willkürliche 
Verdoppelung des « anzunehmen (S, 302), sondern es sind ganz. orga- 
nische Bildungen aus werjog, zgor/a; Ydag ist nicht aus ps unl- 
standen (S. 309); denn‘ die Annahme einer nach der Contraction von 
«o zu. @ erfolgten Distraclion zu om ist | ganz unhaltbar und mechanisch. 
Vielmehr ist die Umwandlung von-pdog zu Pdas zu vergleichen mit 
waog = vedg. In Zarıa (Il. XI, 365), Zevonor (Il. XI, 454) ist nicht 
ein o ausgestofsen, sondern das Präsens ist mit Futurbedeutung ge- 
braucht ‚von einer Handlung, deren Eintreffen mit grofser Bestimmiheit. 
erwartet wird. — In Formen, wie Peße«ends, #rzunag u. a. ist nicht 
” ausgestlolsen (8.324), es sind dies ältere Bildungen als zerunse@s u.a. 
— egal, »erel u. a. ist nicht gedehnt aus ‚wege, ward (S. 292), 
sondern es sind dies alte Casusformen (Locative), die später das « 
verloren. 

Unrichtigkeiten oder ‚Ungenauigkeiten dieser Art liefsen sich noch 
manche anführen, wenn uns nicht die Erwägung, dass die Anzeige da- 
durch zu weitläußg werden würde, davon abbielte. Im ganzen und 
großsen müssen wir ‚aber: der Wahrheit getreu sagen, dass diese und 
ähnliche Mängel durch die Vorzüge, die dieser erste Theil im Vergleich 
zu sehr vielen Grammatiken zeigt, reichlich aufgewogen werden. 

Wir gehen nun zum zweiten Theile, der die Syntax umfasst, 
über. Dreierlei muss man von einer für den Schulgebrauch bestimmten 
Synlax fordern: 

1. Die Anordnung des Stoffes muss eine systematische, ee 
wissenschafllich systematische sein. 

2. Auch die einzelnen Lehrsätze und Regeln müssen mit den 
Resultaten der Wissenschaft im Einklang stehen, womit nicht gesagt 
wird, dass förmliche wissenschaftliche Untersuchungen und Beweise auf- 
genommen, sondern eben nur die Resullate dieser Untersuchungen hin- 
gestellt werden sollen. 

3. Die Fassung der Regeln muss den praklischen Bedürfnissen 
angemessen, also klar und dabei präcis, und die Beispiele in genügender 
Anzahl vorhanden und glücklich gewählt sein. 

Was,den ersten Punct betrifft, so können wir uns mit der vom 
Um. Verf. gleich bei der ersten Ausgabe gewählten und in der zweilen 
bejbehaltenen Anordnung nicht einverstanden erklären. ‚Es ist dies das 
von Becker in seiner deutschen Grammatik aufgestellte System, das 
meines Erachtens von diesem -Gelehrten keineswegs durch unwiderleg- 
bare Argumente begründet worden ist. Er ‚sagt nämlich: «Wie die 
historischen Forschungen auf die Etymologie, so ist die logische Be- 
trachtung vorzüglich auf die Syntax gerichtet. Die historische und die 
logische Betrachtung müssen einander ergänzen. Die historische Betrach- 
tung lehrt uns, dass ein phonetisches Prineip die etymologische Seite 
der Sprache beherrscht; und die Grammatik muss daher alle etymo- 





306 V. €. F. Rost, Griech. Schulgr., ang. v. 4. Koldırla. 


Behandlung derselben ergibt. Wer den Satz zur Grundlage der Dar- 
stellung der Syntax macht, sollte folgerichtig ebenso den Satz zur 
Grundlage der Laut- und Formentehre machen; auch die einzelnen gram- 
malischen Formen: sind ja an und für sieln nicht zu findew, sonderm 
kommen nur im lebendigen Organismus des Salzes vor. 

Aber vielleicht bietet: das: Becker'sche System grofs® praktische 
Vortheile, so dass man darüber diese Mängel vergessen könnte? Dieser 
Ansicht scheint sieh der Ir; Verf, hinzugeben, wein er sagtr „Bei der 
neuen Bearbeitung dieser Grammatik konnte ieh mich nicht veranlasst 
fühlen an dem inneren Organismus des Buches irgend eine Veränderung 
eintreten zu lassen, daeine nunmehr'sehon Amfzelu Jahre lang fortgesetzte 
Beobachtung mich überzeugt: hat,, dass das hier errichtete Lehrgebäude 
nicht blofs zu leichter und nachhaltiger Auffassung der grammatischen 
Lehren, sondern auch zw Erzielung der Früchte, welche das Sprach- 
studium für die allgemeine Geistesbildung‘ haben soll, Kinfänglich ge- 
eignet sei.» (Vorwort. zur zweiten Ausgabe.) Aber gerade von diesem 
Gesichtspunete aus kann man die gewählte Anordnung am allerwenigsten 
billigen. Diese Anordnung ist praktisch nachtheilig, weit sie mit dem 
Material zu willkürlich umgeht, häußg zusammengehöriges zerreifst und 
verschiedenarliges verbindet, Wir wollen auf einiges derart aufınerk- 
sam machen. 

Im $. 344, der die Aufschrift führt „Bezeichnungsform des Sub- 
jeets,? wird unter anderem auch vom dem substantivischen Gebrauch der 
Adjectiven, dann über die Eigenthümfichkeiten der Gebrauchsweisen des 
Plurals (z. B. #@Aol re sunere, Eve, mwAouror, yanor ı. & w.) und 
Singulars gesproehen. Ist dem aber der substantivische Gebraueh der 
Adjecliven und die eigenihümliche Bedeutung des’ Pfurals‘ in manchen 
Fällen etwas, was nur am Subjieete sieh findet? gilt dasselbe wicht 
von allen Gasus? wie kommt es also in einen Paragraphen, der über 
die Bezeichmungsform des Subjects handelt 7 Der Hr; Verf, führt selbst 
Beispiele an, wie rag PAınlarg nal raig Zwerg ug mgoegousn 
u. a, Muss ein denkender Schüler es nicht sonderbar finden, wie diese 
Regeln gerade in diesen Paragraphen gehören und wird er sich diese 
Regeln etwa deshalb leichter merken, weil sie an einem Ort angebracht 
sind, an den sie nicht gehören? 

Ein anderes Beispiel, welches die ganze Anordnung’ noch besser 
kennzeichnet, bietet die Lehre von den Pronomimen. Der vierte Ab- 
schnitt des ersten Capitels des’ orsten Baches handell von den Erwei- 
terungen des einfachen Satzes und $. 155 dieses Abschnittes führt 
den Titel: „Eigenthümlicher Gebrauch einiger attributiven Worlarten 
im Griechischen: Demonstrative Pronominaz Artikel, — Possessives Pro- 
nomen.” Aber die demonstraliven Pronominw werden ja ebenso gut 
selbständig gebraucht, und diese (substantivische) Gebrauchs- 
weise ist gerade die ursprüngliche. Wie kommt der Hr. Verf dazu, 
gerade an dieser SteNe den Unterschied zwischen öse und odrog, 





308 v. ©. F. Rost, Griech. Schulgr., ang. v. J. Aolönda. 


Dass die Copula kein ursprünglicher und wesentlicher Bestand- 
heil des Satzes ist, zeigen Verbalformen wie rin, didacı u, 8. w., 
die ganz vollständige Sätze sind, und in denen nur die zwei Elemente, 
Subjeet (bezeichnet durch das Personalsuffix gı, rı) und Prädieat (be- 
zeichnet durch den in der Regel veränderten Verbalstamm) zu Anden 
sind; dadurch, dass diese beiden Elemente zu Einem Worte verschmel- 
zen, wird die Beziehung des einen auf das andere anschaulich gemacht; 
die äufsere Verbindung der zwei Theile zu Einem Worte ist ein Ab- 
bild der inneren, logischen Verbindung. Erst später wurde das Verbum 
sfvar (existieren) in abgeschwächter Bedeutung als Bindemittel gebraucht. 
In unzähligen Fällen aber verschmähte die Sprache diese Copula, und 
die einfache Aneinanderreihung des Subjects und eines nominalen Prä- 
dicats genügte noch immer. Man soll also in einem Satze, wie now 
z& zöv plkwv nicht von einem Ausfall der Copula ($. 342) reden, son- 
dern hierin die Bewahrung der ursprünglichen Ausdrucksweise aner- 
kennen. — 5. 339, „Adverbia gebrauchen die Griechen nur dann zu 
Bezeichnung des Prädicats, wenn besondere Adjeetivausdrücke 
mangeln, wie namentlich für die räumlichen Begriffe nach (#yyvs, 
Anslov), fern (zwels, ölge)” u. s. w. Aber in einem Salze, wie 
dyyös Ar 6 xlvövvog ist 7v nicht Copula, sondern hat die ursprüng- 
liehe prägnante Bedeutung «befand sich” (vgl. sie est). — S. 351. 
„Das Medium ist, wie nach seiner Form, so auch nach seiner Be- 
deutung eine Art des Passivs® u. s, w. Form und Bedeutung zei- 
gen vielmehr, dass die umgekehrte Auffassung die richtige ist. — 8. 363 
werden od gar und un od mit dem Conjunctiv für Wendungen ellip- 
fischer Art erklärt. Dass es aber damit eine andere Bewändtnis hat, 
glaubt Ref. in dieser Zeitschrift (1856, S. 745 1.) nachgewiesen zu haben. 
So wenig bei od a7 mit dem Indicativ des Fulurs eine Ellipse ange- 
nommen werden kann, obenso wenig darf man bei 08 u mit dem Con- 
junetiv daran denken. 

Bei der Darstellung der Gebrauchsweisen der einzelnen Casus ver- 
missen wir zuweilen eine methodische Scheidung derselben, sowie eine 
klare Herleitung der einzelnen Functionen des Casus aus der vorauszu- 
setzenden Grundfunction desselben. So erscheinen uns bei dem Dativ 
die verschiedenen Gebrauchsweisen bunt durch einander geworfen. Die 
Anordnung des Hrn. Verf.s ist folgende + . 

1. Eigentilicher Dativ. 

1. bei den Verben des Zusammenkommens, Zusammenseins und 
Zusammenbringens; 

2. bei den Verben der Mittheilung dureh That und Wort; 

3. bei den Adjecliven gleich, gemäls u. s. w., den Verben 
geziemen, nützen, schaden, zürnen, tadeln wa. 

4. Dativus commodi. 


Il. Datio sur Beseichnung von Ablatioverhältnissen, 
1. localer Dalivs; 


2, temporaler Dativ ; 
®, dynamischer Dativ 





210 Y. ©, F. Rost, Griech, Schulgr., ang. v. J, Artöala, 


oder stehende als in die Ferne hin beobaehtend oder wirkend gedacht 
wird, was entweder Ausdrücklich erwähnt oder aus dem Zusammen- 
hange klar ersichtlich sein muss, win a, Bi du Alpgom maBnjrenos fuer 
‚ölordr.® Diese Erklärung ist entschieden zu verwerfen; es wird viel- 
mehr mit &t dippoıo zwPrjuevog bezeichnet, dass die Fülse vom Wagen- 
sitze herabhangen, 'wie Her. IV, 40 ds zur faorıjpar pogsir gidlus = 
die Schalen an den Gürteln tragen, so dass sie herabhangen (vgl. pen- 
dere ez .adlgqun ve, apfus e 2 aligua re). 

8. 451 wird das Gebiet der indirecten Fragen auch ausgedehnt 
auf poßoöueı, avi wrj mit dem Gonjuctiv. I4g ıpuymar bezeichnet aber 
1. die Abwehr, Prohibition des puyeöv, das sich verwirklichen könnte, 
2. die Besorgnis, Furcht, ob nicht doch (trotz der Abwehr) das gpuyeiv 
eintreten werde. Dieser Begriff der Furcht, der schon an und für sich 
in pr pöywes liegt, wird noch klarer ausgedrückt durch das hinzatre- 
tende Äquivalent Yoßoünm, örva u. a. — 5. 459 wird elmd non, we 
mioger, &vöges so erklärt; „Eine an mehrere gerichtete Aufforderung 
wird zuweilen im Singular ausgesprochen, wodurch. der Redende die 
Erwartung zu erkennen gibt, dass Einer aus der Mehrheit seiner Auf- 
forderung entsprechen werde. Es geschieht dies in der Wendung elzd 
to und bei den interjectionsartig gebrauchten Imperaliven &ye, ige, 
186> Die einfache und richtige Erklärung aber. ist die, dass diese Im- 
perative oft gar nieht mehr als Imperativo gefühlt, sondern als Nlexions- 
unfähige Interjectionen betrachtet wurden. 

8. 473 wird mit Unrecht behauptet: „Genau genommen ist nicht 
alzuschen, wie ovxosv gleichbedeutend sein könne mit odr, und es 
liegt auch zu dieser Annahme keine Nöthigung vor, indem man überall, 
wo odxodv zu Anfang eines Aussagesatzes steht, dasselbe als für sich 
eine Frage bildend betrachten kann, wobei der Bogriff der Negalion in 
Kraft bleibt®. Da das fragende oö»05v eine bejahende Antwort er- 
warten lässt und hier der erste Bestandtheil ‚gegen das edr zurücktral, 
so wurde odx05v geradezu = ergo gebraucht Ganz auf dieselbe Weise 
entwickelte sich aus od gr) mit dem Ind. fut. in Fragesätzen die 
Gebrauchsweise des 0% ar mit dem Ind, fut. in Aussagesälzen, 
Vgl. diese Ztschr. 1856. S. 745 1.) — K£v ist nicht auf xeivog. zurück- 
zuführen, wie der Hr. Verf. (8. 475) vermuthel, sondern -ist mit skr. 
Cana, lat, eungue und rg zusammenzustellen. — 8.505. „Dem Optativ 
mit e? im hypothetischen Vordersatze wird noch &9 beigesellt, wenn 
das Eintreten der Bedingung entweder als sche wahrscheinlich, oder als 
zweifelhaft dargestellt werden soll, x. B. e!'xsg allp zp wer#olunn 
&rv, xal vol weitoneı.” Eine und dieselbe Ausdrucksweise soll also 
etwas bald als sehr wahrscheinlich, bald als zweifelhaft be- 
zeichnen ? Vielmehr weist das &» in der Protasis darauf hin, dass das 
Eintreten der Bedingung selbst von gewissen Umsländen abhängig, dass 
die Bedingung selbst wiederum bedingt sei. — 8.507 werden ziyov &r, 
äyi 04 #E zot dde@ durch die Ellipse der Protasis e2’elgov u. s. w. 








12 J. Chr, Döll, Flora d. Grofsh. Baden, ang, v. 44 W, Reichardt, 


Flora des Grolsherzogihums Baden, hearbeilet von J. Chr. Döll, 
4. und 2. Band. Karlsruhe, G. Braun’sche Hofbuchhandlung, 1857 
und 1859. — 4 Thlr. 


Die Systematiker in’ der Botanik sondern sich gegenwärtig in 
zwei Gruppen, welche einander mehr oder weniger schroff entgegen 
‚stehen. Die eine dieser Parteien geht von dem Principe aus, dass eine 
jede in der Natur vorkommende Form, sei ihr Unterschied von den 
nächsten Verwandten ‚auch noch so gering, als eine selbständige Art 
bezeichnet und beschrieben werden müsse. Die Anhänger dieses Grund- 
satzes hoffen so endlich: einen Überblick über den ganzen Gestaltenkreis 
in der Pflanzenwelt zu erlangen. Weil sie jedoch den Unterschied 
zwischen Art und Individuum’ faclisch aufheben, sehen sie sich bei 
der unendlichen Mannigfalligkeit der in der Natur vorkommenden Indi- 
viduen genöthigt, je mehr sich ihr Gesichtskreis mit der Masse des 
beobachteten Materiales erweitert, auch die Zahl der von ihnen unter- 
schiedenen Arten immerwährend zu vermehren, So häufen sie neue 
Arten auf neue Arten, bis dieselben endlich zu einem solchen Wuste 
heranwachsen, dass eine Bestimmung unmöglich wird. — Von den ent- 
gegengesetzten Prineipien geht die zweite Partei aus. Sie verzichtet 
im vorhinein darauf, jede noch so geringe Abweichung von verwandten 
Formen mit einem eigenen Namen zu belegen und sie als eine eigene 
Art zu betrachten. Sie hebt von den an einem jeden Individuum vor- 
kommenden Merkmalen nur jene hervor, welche auf einer tief im ganzen 
Entwickelungsgange begründeten Verschiedenheit beruhen, welche ferner 
an einer grolscn Masse von beobachteten Individuen gleich bleiben. 
Auf diese Weise- schaft sich diese Schule eine Reihe von fest begrenz- 
ten, leicht beschreibbaren Arten, welche man stets wieder zu’ erkennen 
im Stande ist, So wird es ihr möglich, eine klare Übersicht über das 
in der Natur vorkommende Heer von Individuen zu erlangen. 

Die jüngere Wiener bolanische Schule, denselben Grundsätzen hul- 
digend, welche der medicinischen Facultät der hiesigen Hochschule ihre 
Berühmtheit erwarben, folgt,in der Systemalik den zuletzt geschilderten 
Prineipien. Durch diese Grundsätze wurden Endlicher’s Genera plantarım 
ein unübertroffenes Meisterwerk; durch sie wirkten Prof. Fenzl's zahlreiche 
monographische Arbeiten reformierend auf die ganze systematische Bo- 
tanik ein; von ihnen geleitet schuf endlich Neilreich in seinen Floren 
von Wien und Nieder-Österreich wahre Muslerwerke. Einem Zöglinge 
der Wiener botanischen Schule muss es daher eine besonders angenehme 
Aufgabe sein, das Erscheinen «ines Werkes anzuzeigen, welches die- 
selben Grundsälze vertritt und in jeder Beziehung zu den hervorragend- 
sten Erscheinungen in der systematischen Literatur zu zählen ist. Bin 
solches Werk ist Döll's Flora des Grofsherzogthums Baden. Der Inhalt 
eines Noristischen Werkes wie des vorliegenden eignet sich nicht zur 





314 J. Chr. Dölt, Flora d. Grofsh. Baden, ang. v. 4. W, Reichardt. 


hindorch zieht und demselben eine der hervorragendsten Stellen unter 
den einheimischen Ploren anweist, Als gewiegter Beobachter der Wachs- 
thums- und Gestaltungsweise einer jeden einzelnen Art war der Ir. 
Verf. in der Lage, darüber, ob eine bestimmte Form als eigene Art 
oder nur als Varietät anzuschen sei, sich ein viel besser begründetes 
Vrtheil zu bilden, als jene Systematiker, welche olme diese Kenhtnisse 
sich an die Sonderung der in einem bestimmten Gebiete vorkommenden 
Arten wagen. Er war im Stande, jene Merkmale, welchen eine tief ein- 
greifende, Im ganzen Entwickelungsgange des Individuums liegende Ver- 
schiedenheit zu Grunde liegt, richtig aufzufassen und sie bei der Be- 
grenzung der einzelnen Arten in den Vordergrund zu stellen, während 
er auf andere Eigenlhümlichkeiten, wenn sie sich nur dureh äufsere 
Einflüsse bedingt zeigten, ein geringeres Gewicht legte. Daher sind auch 
von dern Hrn. Verf. die einzelnen Arten in einer Weise scharf und richtig 
begrenzt, welche sein Werk zu einem Muster für alle einheimisehen 
Floren macht, Durch diese Schilderungen der Entwickelungs- und Ge- 
staltungsverbältnisse gewinnt aber Döll’s Flora für jeden mit ähnlichen 
Studien verlrauten Botaniker einen Werth, der sie weit über die meisten 
"anderen Werke ähnlichen Inhaltes erhebt. Für einen solcheh Leser sind 
die Beschreibungen nicht blofs trockene Aufzeichnungen von Merkmalen 
um für eine bestimmte Form auch leicht den betreffenden Namen zu 
finden, sondern kurze, oft meisterhaft entwörfene Skizzen der Lebens- 
weise, Entwickelung und Gestaltung einer jeden einzelnen Art, 

Bei einer 50 strengen Prüfung jeder einzelnen Form wird es er- 
klärlich, dass viele der in neuester Zeit aufgestellten Arten sich als 
unballbar erwiesen; dadurch wird auch noch ein anderer Umstand be- 
at dass wir in dem ganzen Werke keine neu aufgestellte Art 

inden. Natürlich; es war ja dem Hrn; Verf. darum zu thun, die Wissen- 
schaft mit neuen Thalsachen zu bereichern, anstatt ihr, wie es leider 
nur zu oft geschieht, das zweifclhafte Geschenk einer langen Reilie von 
neuen Namen zu machen, 

Diese Bemerkungen mögen genügen, um auf die vielfachen Vor- 
züge’ von Döll’s Flora aufmerksam zu machen. Dieses Werk ist ia der 
That für jeden Botaniker, der sich mit der einheimischen Flora be- 
schäftigt, ein unentbehrliches Handbuch. Besonders wäre diese Florn 
aber Lehrern der Naturgeschichte an solchen Lehranstalten zu empfeh- 
len, denen keine bedeutenderen literarischen Hilfsmitfel zu Gebote stehen. 
Jeder, der das Buch aufmerksam mustert, wird in ihm nicht nur eine 
äufserst schätzenswerthe Übersieht über die morphologischen Verhält- 
nisse bei einheimischen Arten finden, sondern er wird auch noch dureh 
die zahlreichen kurzen Andeutungen Vielfach zu eigenen Untersuchungen 
angeregt werden. 

Wien Dr. 4. W, Reichardk 





216 J. Müller. Supplem. zur Physik, ang, v. #. 4, Pisko, 


Pump (8.46) aufgestllt Verdichtungsformel d, = (T4%)" ist falsch; 


‚ca muss bei bekannler richtiger Ableitung heilsen d, = a. IHR, Der 
Hr. Verf. hat seine Verdichtungsformel jener bei der Verdünnungsluft- 
‚pumpe reeiprok genommen, offenbar verleitet durch die enlgegengesetzten 
‚Vorgänge bei der Verdichtungsluftpumpe, im Vergleiche mit der Ver- 
dünnungsluftpumpe. Allein eine nur etwas eingehende Betrachtung zeigt, 
dass, lrotz der geradezu umgekehrten Einrichtungen beider Pumpen, den- 
noch die Vorgänge hinsichtlich der Luft so verschieden sind, dass in 
Beziehung auf die Verdünnungsluftpumpe das Mariolle'sche Geselz, bei 
der Verdichtungsluftpumpe aber das Dichten-Massengesetz bei gleichem 
Volumen (als Formel 2:4 — M#: m, wenn V= p ist) zu Grunde gelegt 
werden müssen. Bei der verdünnenden Luftpumpe kommt man sodann 
darauf, dass die Dichte in geometrischer Progression abnimmt; bei der 
verdichtenden Luftpumpe, dass die Dichte nach einer arithmelischen Pro- 
‚gression wächst. Setzt man den Rauminbalt des Recipienten nebst Canal 
genau so grols wie jenen des Stiefels, dann zeigl schon eine ganz ein- 
fache, je Betrachtung , dass die Verdünnung nach der Reihe Ya 
Hs ar Yu u 5. f. zunimmt, während die Verdichtung nach der natür- 
liehen Zahlenreihe fortschreitet. — Beim Luftballon wäre für die Be- 
rechnung der Gröfse des Ballons, für die Berechnung der Höhe, in wel- 
cher er sich aufbläst, eine allgemeine Ableitung der Formeln vor den 
speciellen Aufgaben gewiss zweckmäfsig; ebenso erwünscht erschiene 
eine Besprechung der Correction des Gewichtes der Körper wegen 
ihres Gewichtsverlustes in der Luft. Gelungener als die Statik der 
drei Aggregationsformen zeigen sich die mathematischen Ergänzungen 
der Geo-, Hydro- und Aerodynamik, 

Auch die nun folgenden Abtheilungen des Buches bieten, was die 
mathematische Behandlung und die mathematischen Unvollständigkeiten be- 
tritt, weniger Angriffspuncte; doch sind sie keineswegs frei von jenen 
Mängeln, "So z. B. hätten nicht fehlen sollen: Berechnung der Länge des 
Kernschatlens einer dunklen Kugel, wenn sie von einer leuchtenden er- 
hellt wird; mathematische Ergänzungen hinsichllich der Theorie des 
Lichtes; die Ermittlung der Geschwindigkeit des Lichtes aus der Aber- 
ration des letzteren. Ebenso hälte wenigstens ein Begriff von dem Ver- 
fahren nach Fizeau bei der Auflindung der Geschwindigkeit des Lichtes 
beigebracht werden sollen. Ferner werden vermisst: einige Aufgaben über 
die Vertheilung der ruhenden Elektricität auf Kugeln, auf Cylindern ele,; 
die Drehwage nach Riefs, Ableitung der Geschwindigkeit der Reibungs- 
elektricität nach Wheatstone ; die Sinusboussolen, mannigfachere Aufga- 
ben über das Ohm’sche Gesetz, besonders in Beziehung auf Multipliea- 
toren, Ableitung der Formeln für die Condensations-Hygrometer und für 
das Psychrometer. Weder hier noch im Grundrisse sind die entspre- 
chenden Formeln zu finden, was wenigstens historisch hätte stattfinden 





a8 3. Müller, Anlgsgr. d. Geometrie, ang. v. J. Arist. 


de der geometrischen Diseiplinen für Gymnasien, 
Real- und Gewerbeschulen, sowie auch zum Selbstunterrichte bear“ 
beitet von Dr, Joh. Müller, Professor der Physik ir od 
an der Universität zu Freiburg im Breisgau. In drei Theilen. 
1. Theil: Elemente der ebenen Geometrie und Stereometrie ; 2. Theil: 
Elemente der ebenen und spheerischen Trigonometrie; 3. Theil: 
Elemente der analylischen Geometrie in der Ebene und "im Raume, 
Braunschweig, Friedr. Vieweg u. Sohn, 1860. — 1'/, Thilr. 


Der Name des Verfassers und die sehr schöne Ausstattung sind 
ganz geeignet ein besonderes Interesse für das vorliegende Werk zu er 
wecken. Dieses Interesse suchk der Verfasser noch zu steigern, indem 
er in der Vorrede sich den Anschein gibt, als wollte er die geometrischen 
Diseiplinen nach einer ganz neuen, von der in Büchern und Schulen 
bisher üblichen verschiedenen, besseren Melhode behandeln. Die Unent- 
behrlichkeit mathematischer Vorkenntnisse für ein gründliches Studium 
der Naturwissonscbaften namentlich der Physik anerkennend, klagt nin- 
lieh der Verfasser über den verhältnismälsig geringen Erfolg des malhe- 
matischen Unterrichtes an den Schulanstallen Deutschlands und sucht 
die Ursache hiervon in der unzweckmäfsigen Art, wie dieser Unterricht 
häufig eribeilt wird. Der Verfasser sagls „Der Vortrag der malhema- 
fischen Diseiplinen wird allzu abstraet gehalten, was die nachtheilige 
Folge hat, dass er nicht nur für die Naturwissenschaften vollkommen 
unfruchtbar bleibt, sondern dass er auch bei den Schülern eine meist 
sehwer zu überwindende Abneigung gegen das malhematische Studium 
hervorruft. Auffallenderweise — fügt der Verfasser hinzu — treffen 
diese Vorwürfe vorzugsweise den geometrischen Unterricht, während 
Arithmetik und Algebra sich meist eines weil besseren Erfolges zu er- 
freuen haben.» 

Was nun diese Bebauplungen anbelangt, so mögen Leere 
leicht in Beziehung auf die eine oder andere Schule richtig sein; aber 
in der Allgemeinheit hingestellt, wie es der Verfasser ihut, muss Ref. 
dieselben als unbegründet erklären, welcher Erklärung jeder ‚Kenner ‚der 
Gymnasien ‚und Realschulen Deutschlands und Österreichs sicher bei- 
pfliichten wird. Die Realschulen Österreichs speeiel haben in ‚ihrem 
Lehrplan vor denen des übrigen Deutschlands noch das voraus, dass sie 
die geometrischen Lebrfächer, insbesondere die graphischen Zweige der- 
selben mit vorzüglicher Sorgfalt pflegen, und hierbei auch sehr aner- 
kennungswerlhe Resultate erzielen, Nach einer genauen Vergleichung 
desjenigen, was der Verf, mit seinem Buche leisten will, mit dem, was 
unsere Schulen wirklich Jeisten, muss Ref, sich sogar dahin aussprechen, 
dass os ein offenbarer Rückschritt wäre, wenn irgend ein österreichisches 
Gymnasium oder eine Realschule „die Anfangsgründe der geometrischen 
Disciplinen® dem Unterrichte au Grunde legen wollte. Der Hr, Verl. 
mag bei Abfassung seiner Lehrbücher immerbin specielle Zwecke im 





320 4. Müller, Aufgsge. d. Geometrie, ang. v. 4 Mrlab 


sich die Stereometrie mit der Betrachtung von Körpern, d. Pereerl 
gröfsen, welche nach drei Dimensionen ausgedehnt sind, und beschränkt 


des körperlichen Inbaltes von Prismen, er 
und Kugeln.” Demnach darf es gar nicht Wunder nehmen, 
Verhältnisse der Lage von Geraden gegen kehren oc 
Ebenen gegen Ebenen, die Lehre von den körperlichen Ecken und regel- 
mälsigen Körpern ganz und gar übergangen werden, were dir: 
Verf. schon als Physiker hätte berücksichtigen sollen, dass diese Lehren 
zu den mathematischen Vorkenntnissen gehören, „deren man für ein“ 
erspriefsliches Studium der Naturwissenschaften, speeiel der Physik, be- 
dar” Als Beleg der Gründlichkeit des in der ee 
sei nur die Erklärung, was eine Pyramide 'ist, angeführt. D 
lautet (8. 90): „Denkt man sich von irgend einem Punete, 
aufserhalb eines Vieleekes und aufserhalb der Ebene desselben 
Linien nach den Endpuncten dieses Vieleckes gezogen, 50 
Reihe von Dreiecken, welche mit dem besprochenen Vielecke 
fläche) eine Pyramide oder Spitzsäule bilden,® 
Der zweite Theil, welcher die ebene und spherische Trigonometrie 
enthält, leidet an ähnlichen Mängeln wie der erste, Ref. kai at 
sicht des Verfassers nicht beipflichten , dass es besser sei, 
metrischen Functionen als Seiten eines rechtwinkeligen 
Hypotenuse gleich der Längeneinheit ist, denn als Verhältnisse dieser 
Seiten zu betrachten. Muss der Schüler bei dem Zahlenbeispiele S. 3 
nicht fragen; warum ist sin 35°=0%57 und nicht sin | 
da er doch das nach der gegebenen Erklärung des Sinus den Sinus 
von 35° vorstellende Perpendikel mit Hilfe des Mafsstabes 057 badi- 
schen Zoll gleich gefunden hat? — Abgesehen von der die Übersicht‘ über 
das Zusammengehörige erschwerenden Anordnung des Materiales muss 
Ref. noch als ungehörig hervorheben, dass der Verfasser nur Winkel des 
ersten und zweiten Quadranten betrachtet, wo doch Winkel der übrigen. 
Quadranten nicht nur in der Physik, sondern auch in der Geometrie 
selbst wiederholt auftreten. Und doch erklärte der Verf. in der Vorrede, 
sein Bestreben gehe dahin, «die für den logischen Zusammenhang, für 
das Fortschreiten in rk mathematischen Diseiplinen und für die 






















ii 









| 


3. Mütter, Anfgsgr. d. Geometrie, ang. v. 4, Ariat, a2 


perlichen Dreieckes gewissen Bedingungen Genüge leisten müssen, wenn 
las Dreieck überhaupt möglich sein soll, dass in einzelnen Aufüsungs- 
fällen Unbestimmtheiten eintreten können, dies alles übergeht der Verf., 
weshalb es nicht befremden darf, wenn er die Gauß’schen und Ne- 
perschen Gleichungen und die Berechnung der Fläche des spherischen 
Dreieckes für entbehrlich hält. Diesem Hefte sind Tafeln beigegeben, 
welche die trigonometrischen Functionen won 10 zu 10 Minuten ent- 
halten. 

Das drilte Heft steht auf demselben Standpuncte, wie die beiden 
ersten. Ein Capitel der analytischen Geometrie in der Ebene behandelt 
zwar einige Curven höherer Ordnung und transcendente Curven; es ge- 
‚chieht dies aber in’ ebenso ungenügender Weise, als in den vorher- 
gehenden Capiteln die Kegelschnittslinien betrachtet werden, Die Lehre 
iber die gegenseitige Lage zweier Kreise, die Lehre von den Polaren 
md Chordalen bleiben ausgeschlossen. Besonders mangelhaft ist die 
inalytische Geometrie im Raume; denn es fehlen die wichligen Rela- 
ionen zwischen den Winkeln, welche eine Gerade mit den Coordinaten- 
hehsen bildet, der Ausdruck für den Winkel zweier Geraden im Raume, 
die Bedingungen für das Senkrechtstehen einer Geraden auf einer Ebene, 
und andere Fundamentalaufgaben. Der Verfasser begnügt sich mit der 
Aufstellung der Gleichungen der Ebene und der Geraden; von den krum- 
men Flächen betrachtet er nur die Cylinder-, Kegel- und Umdrehungs- 
Nächen und lässt das dreiachsige Ellipsoid u. dgl. unberücksichtigt; als 
iele von Durchschnitten der krummen Flächen werden die Kegel- 
allein der Untersuchung unterzogen. Unbemerkt darf nicht 
‚ dass in diesem Hefte mitunter ein sehr schwerfälliges Rech- 
angewendet wird, dass namentlich bei der Ableitung des 
zur Bestimmung des Winkels, den die Tangente einer ebenen 
mit-der Abscissenachse bildet, vom Taylor’schen Satze Gebrauch 
wird, und die vollständige Kenntnis des binomischen. Theore- 
‚dort vorausgesetzt wird, wo eine einfache Rationalmachung des 
jers eines Bruches vollständig ausreicht. Da ein solcher Vorgang 
geeignet ist, den Gymnasial-, Real- und Gewerbeschülern, 
diese schreibt ja der Verfasser — die Lehren der Geometrie an- 
zu machen, so lässt sich mit Fug und Recht vermuthen, dass 
des Verfassers, „der mathematische Unterricht werde an den 
' Deutschlands allzu abstract gehalten,” nicht ernstlich go- 
‚sondern ein blofser /apsus calami sei. 
iem. Dr. Jos. Krist. 













322 4. Vlriet, Compendium der Logik, ang. v. W, Vorkmann. 


‚Compendium der Logik. Zum Selbstunterricht und zur Benulzung 
für Vorträge auf Universitäten und Gymnasien, von Dr, I, Dirioi. 
(207 5.) Leipzig, T. 0. Weigel, 1860. — 2% Ngr. 

Die Verdienste des geehrten Hrn, Vorfs um philosophische Kritik. 
sind zu allgemein anerkannt, als dass es von Seite des Hrn, Verfs noch 
‚der besonderen Aufforderung zu einer eingehenden Besprechung, bedurft 
hätte, um dem angezeigten Büchlein, das er selbst als Gompendium und 
in gewissem Sinne auch als Überarbeitung seines bekannten umfangrei- 
‚cheren Werkes über. Logik einführt, eine mebrseitige Würdigung zu ver- 
schaffen, Wenn Ref. gleichwol, auf eine wissenschafliche Kritik ver- 
ziehtend, sich der vorliegenden Schrift gegenüber nur referierend zu 
verhalten im Stande ist, so. wird dies der Ir. Verf,, dessen: Fähigkeit 
den verschiedenen Standpuneten Rechnung zu tragen bekannt ist, in dem 
Zwecke dieser Blätter begründet finden, der nur gestattet, die von dem 
Hrn, Verf, beabsichtigte Auwendung seines Compendiums als Leitfadens 
bei dem propädeutisehen Unterrichte auf Gymnasien in das Auge zu 
fassen und festzuhalten. 

Der Hr. Verf. bezeichnet seine Behandlungsweise des Gegenstandes 
selbst näher dabin, dass sie «die Logik in ihrer Integrität als formale 
grundlegende Wissenschaft bestehen lüsst und sie doch zugleich zur Er- 
kenntnistheorie, wie zur Psychologie und Metaphysik (und damit impli- 
eite zu den religiösen Ideen) in unmittelbare. Berichung zu selzen® 
unternimmt. Er beginnt demgemäfs damit, einer schr bekannten Auf- 
fassungsweise folgend, das Bewusstsein oder vielmehr das Bewusstwerden 
aus der unterscheidenden Thätigkeit des Geistes zu erklären (8. 10). Em- 
pfindungen und Gefühle können zwar‘ ohne Bewussisein in der Seele 
vorhanden sein, das Bewusstsein aber selzt einerseits stets Empfindungen 
und Gefühle als vorhanden woraus, anderseits besteht es in einer 
wahren, nach innen gerichteten Selbstthätigkeit der empfiodenden Seele. 
In dem Gefüble nämlich, das bei Umsetzung des percipierten Nervenreizes 
in die Empfindung entsteht, gibt sich sowol die Bestimmibeit der ant- 
stehenden sinnlichen Empfindung, als auch der Zustand der Seele bei 
und in Folge der Genesis dieser Empfindung kund (8. 16), und dieses 
begleitende Selbstgefühl ist die zweite innere Bedingung des Entstehens 
des Bewusstseins und insofern dessen Anfang. Fragt man nun weiter, 
auf welcher der bekannten Thätigkeiten das Bewusstsein eigentlich be- 
ruhe, so weisen dessen beids Merkmale: die Einheit und die Fähigkeit, 
die Vielheit und wechselnde Mannigfaltigkeit der Erscheinungen zu vor- 
mitteln, auf die unterscheidende Thätigkeit hin, welche jedoch, da sie 
kein absolutes selbständiges Thun, sondern an sich nur Kraft und Fähig- 
keit ist, erst des bewegenden Hebels bedarf, und auch in dem die Em- 
pfindung begleitenden Gefühle findet. Denn dieses soll die Eigenschaft 
an sich haben, die Seele zunächst zu einer Reaction gegen die aufge- 
drungene und ihr durch das Gefübl einverleibte sinnliche Empfindung 








a 


324 4. Virtei, Compendium der Logik, ang. v: W. Volkmann. 


des Seins, als-des Stoffes unserer unlerscheidenden Thätigkeit (8.67), 
der mit ihm und durch ihn gleichzeitig gesetzte Begriff der Einheit, der 
in dieser Identität mil dem Sein auch das Ansich- und Fürsich -Sein 
as Seienden ausmacht, dann der des Unterschiedes überhaupt, der sich 
wieder mit dem Anders- und Füreinander -Sein der Seienden relativ 
identificiert, weiter die schon oben angedeutet Kategorie der Thätigkeit 
und That ($. 73), wobei als Voraussetzung die Thatsache dienen soll, 
dass „unsere Vorstellungen als Thaten im Unterschiede zu der sie her- 
vorrufenden Thäligkeit der Seele gesetzt sind, und als Resultat hervor- 
tritt, dass alles Seiende als solches nothwendig thätig und also Sein 
und Thätigkeit im Grunde dasselbe sein müsse ($. 75). Daran schliefsen 
sich nun leicht die Kategorien der Veränderung, des Werdens und Da- 
seins an, und da in der Unterscheidung der Seienden in Bezug auf ihr 
Sein zugleich implieite schon das Nebeneinander nolhwendig' enthalten. 
sein soll — der Raum (8. 81) mit den Specialkategorien seiner Dimen- 
sionen, dem wieder weiterhin die Zeit mit ihren „drei Dimensionen cor- 
respondiert, und die schon damit in unserem Denken gesetzt wird, weil. 
in unserem Unterscheiden selbst ein Prius des Thuns und ein Posterius 
der That implieite gegeben ist? (S. 87). Unter der Rubrik der nun fol- 
genden secundären Beschaffenheitskategorien stehen begreiflich oben an. 
jene der Qualität und Quantität (deren jene dem Ansichsein, diese dem- 
Anderssein des Seienden entspricht), denen die des Umfanges, der Zahl, 
der Raum- ‘und Zeitgröfse, des Malses und Grades als Specialkalegorien 
folgen und der Begriff des Etwas, als des nach diesen bestimmten Seien- 
den ($. 109), schliefst den Abschnitt, Die Wesenheitskategorie, welche. 
ein Verhältnisbegriff ist, bat unter sich die Specialkategorien, nach wel- 
chen die Dinge als Wesen unterschieden und bestimmt werden; den: 
Begriff des Ganzen und des Theiles, der wieder mit denen des Inneren 
und Äufseren und des Inhaltes und der Form zusammengestellt wird, 
der Substanz, des Grundes und der Folge, der Ursache und Wirkung, der 
Wechselwirkung, des Vermögens und der Thätigkeit (ersteres wird als 
die bedingte Kraft oder Thäligkeit, die sich nur äufsert, wenn die Ber 
dingung eintritt, definiert 8, 133), des Zweckes und Mittels, und indem 
der Unterschied nicht als Unterschied von irgend einem beliebigen an- 
ne nn ar bestimmten anderen Objecte aufge- 
‚der Abschnit® zu dem Schlusse, alle gemäßs jden 

Unterschiede seien zugleich Gegensäße 








996 Zr Uirtei, Compendium der Logik, ang. v. W. Volkmann. 


griff sei zugleich das Prineip der. räumlichen Anordnung der Dinge 
(8. 165). Die Lehre von der Definition endlich erledigt sich durch den 
Satz, dass der Gattungsbegrifl auf adäquate Weise nur in der Gesamml- 
heit aller seiner Exemplare zur Erscheinung komme. Die Abneigung des 
Hrn. Verf's gegen die alte formale Logik, von der er doch eine etwas 
zu ungünstige Ansicht hat, wenn er glaubt, sie habe die Lehre von den 
Umfangsverhältnissen oder den syllogistischen Figuren immer nur «auf 
'blols empirische, äÄufserliche Weise gedankenlos® aufgenommen ($, 161 
u. 189), tritt in der nun folgenden Lehre vom Urtheil und Sehluss be- 
‚sonders lebhaft hervor, Das Einzelne soll das Subject, das Allgemeine 
das Prädieat und die Copula die Bezeichnung der relativen Identität 
zwischen Allgemeinem und Einzelnen sein. Dem Hrn, Verf, ist es gewiss 
bekannt, dass die formale Logik in neuerer Zeit sich mit diesen Erklä- 
rungen wenig befriedigt fand und gerade von da aus Untersuchungen 
über das Wesen des Urtheils angestellt hat, deren Beachtung wol zu 
‚einer genaueren Formulierung mancher seiner Behauptungen geführt 
hätte; mit der Berufung auf blofs sprachliche Abkürzungen ist die Sache 
nicht abgethan, wie die angeführten Beispiele selbst erkennen lassen 
(8. 172). Die Kantische Eintheilung der Urtheile verfolgend, läugnet der 
Hr. Verf. das parlieuläre Urtheil als entweder schon in dem Allgemeinen 
‚oder dem individuellen enthalten, das negative, als eigentlich unfertiges, 
werdendes Urtheil, das hypothetische und disjunctive, als von dem kale- 
gorischen nur mehr oder weniger dem sprachlichen Ausdrucke gemäls 
verschieden, er verwirft weiterhin die Wahrheit der syllogistischen Fi- 
guren als blofs äufserliche Verschiedenheit der Gestalt, und gewiss sind 
manche dieser Einwendungen, wenn auch nicht gerade neu, so doch 
von Seite der formellen Logik bisher nicht gebührend gewürdigt, Allein 
diese Polemik lässt dem Hrn. Verf, beinahe keinen Raum für die Be- 
handlung einzelner logischer Probleme, deren Mangel ‘der Lehrer bei 
dem Gymnasialunterrichte schmerzlich fühlt; die Kettenschlüsse werden 
mit blofser Berufung auf Ein Beispiel abgethan, das Dilemma, die Um- 
kehrung der Urtheile, der disjunctive Schluss u. a. kommen gar nicht 
zur Rede. Das Ganze endigt sodann mit der Nachweisung der Idee als 
logischer Kategorie. 

Wir müssen gewiss anerkennen, dass es dem Hrn. Verf, gelungen 
ist, seine Gedanken in grofser Klarheit darzustellen, aber fast will es 
uns scheinen, als diente diese Klarheit der Darstellung nur dazu, so 
manche Unklarheit im Darzustellenden selbst erst recht klar zu machen. 
In der präcisen schmucklosen Entwickelungsweise des Hrn. Verf.'s kömmt 
so manches „Implieite” und so manches „Nothwendig® zu einer be- 
denklichen Stellung, deren man sich sonst bei einer rhetorischen, an- 
spruchsvollen Darstellung nicht so leicht bewulst worden wäre, Dass 
dem angezeigten Buche ein Platz unter den Lehrbüchern der philos. 
Propäd. auf den österreichischen Gymnasien nicht eingeräumt werden 
"könne, das nachzuweisen würde eın blofser Blick auf die betreffenden 





Dritte Abtheilung. 


Verordnungen für die österreichischen Gym- 
nasien; Statistik. n 


Personal- und Schulnotizen. 


(Ernennungen, Beförderungen, Vorsetzungen, Aus 
zeichnungen u, s. w.) — Im löblichen Benedictin © zu den 
Schotten in Wien wurde am 10. April 1. J. der bisherige ee 
Stiftes und Director am k. k. Obergymnasium daselbst, Se. Hr. 
Othmar Helferstorfer, k. k. Hofprediger, Tit. Hofcaplan und Sufts- 
Bibliothecar, von seinen Mitbrüdern einmüthig zum Abte erwählt. 

— Die hiedurch erledigte, Stelle eines Directors am k. k. Schollen- 
gymnasium wurde dem Hochw, Hrn, Stiftspriester und Professor da- 
selbst, P. Albert Galscher, verlichen. ie 

— Der Supplent am k. k, Gymnasium zu Trient, Hr. Joseph 
Angeli, Weltpriester, über Vorschlag des fürstbischöflichen Ordinariates 
zu Trient, zum wirklichen Religionslehrer an obiger Lehranstalt. 

— Der Katechet der griechisch nicht-unierten Musterbauptschole 
und Lehrerbildungsanstalt in Gzernowitz, Hr. Basil Illasiewäicz, 
zum Director dieser Schulanstalt. 

-— Der Supplent am kön. Gymnasium zu Esseg, Hr. Franz Pon- 
gradiö, zum Lehrer am Gymnasium zu Warasdin. 


— Dem Privatdocenten Hrn. Dr. der Mediein und Chirurgie Her- 
mann Zeilsl ist in Anbetracht seiner belobten ieh) KbriErn 
tischen, schriftstellerischen und sonstigen Leistungen der Titel eines 
aufserordentlichen Professors an der Wiener Universität Allergnädigst 
verlieben worden. 

— Der Pesther Professor der allg, Pathologie und Therapie, dann 
der Pharmakognosie, Hr. Dr. Emanuel Seidl, zum Professor der theo- 
relischen Medicin an der chirurgischen Lehranstalt zu Salzburg. 

— Der Lehrer der dogmatischen neolopne in dem Graner $e- 
minar, Hr. Joseph Samassa, zum Professor dieses Lehrfaches an der 
Pesther Universität, gegen nachträgliche Ablegung des letzten Rigo- 
rosums, 





Personal= nnd’ Schulnolizeni 223 


- 0 0— Die Wahl des Grafen Heinrich‘ Jaroslaw Clam-Martiniz 

zum Präsidenten und des Fürsten‘ Karl von Schwarzenberg zum 
Vi Ba Ge EEE RR.D mon jap - 

‚ worden. u 

— Aus Anlass der Aatakulscigemnähren: Yorrück des Vioepräsiden« 

ten Raphael Miniich zur Stelle eines un Veriung dstituto Veneto 


di seiense , leere ed .arti ist das wirkliche Tee Se) 
Justus Bellavitis zum Megane Auselhet Allerenätlee rennt 
worden. 


— Der Gymnasialdireetor zu rund ständieiie Inu 
Er nl 


— Dem iebenhürgischen“ Aokischt. ballelichen Schulratbe und 
Propsie, Dr. Karl Fesil, ist, in Anerkennung der Verdienste, welche 
er sich als Professor und Pfarrer in Fünfkirchen, besonders aber 
in seiner gegenwäitigen Stellung 'als Schulräth erworben hat, der Orden 
der eisernen Krone 3. Cl. taxfrei Ryan ee verliehen worden. 

ne Szild idatder hönigiene alien mi 
Schulrathe Joseph Papp-Sziläg mit 

Allergnädigst v elben wii 


Ban ner Taxen $- u he 
D heart jat 
‚seines: vieljährigen. erepri 


‚Anerkennung 
Riterkrenz des Franz Ger !orden A ligst ver- 
Dekan werden. win ddr 
— Dem Verwalter bei der böhmischen Sehulbücher-Verlagäyer- 
walturig Johann Kirchner von Neunkirchen ist aus Anlass seiner 
"in den’ bleibenden „in Ai ‚seiner viel- 


ımen und Tragen des Ritierkreuzes des kön, bayr. 
vom | heil. ‘Michael ‘und dem Maler ee Selleny 
brasilianischen Rosen- 


des Rilterkreuzes des kais. 
ügst bewiligt. 


Majestät (ben mit ı ‚Ans Ent- 
pril 1, J. die ve den. Dr. 
"DE Mal von Stunenrauen, na am 

‚de und Sieh ia 


und : A En Aller; 
iin er 
Fach Ahhdanifschin! Eee r. 


m er Lan Aue aa neh Yarmanek, Kames der 


elernajen ist un Fe Wo 


Stiftungsplätze, Sti 
en Een re 
He en eine nen “ - 
Gehalte von . W. Termin 
dortigen k. k. meilie. ehirurg. Studie ien-Directorat, 
we 2 v. 9. April 1. 3, Nr. 81.) 
Zeitachräft fd, österr, Gymnas, 1861, IV, Heft, 22 





ME 


4 


und Zollkunde „ dann Geographie und il 

freie Bandzeichnen, die Landwirthschaft, und Kalligraphie, jede mit dem 
‚jährl. Gebalte von 5%5 fl., eventuel 630 fl. 6. W., nebst anderen syste- 
misierten Emolumenten, Termin: Ende Juni I, Er bei der k. k, Grenz- 
Le Sr ya oe erg 48. Amtsbl 2. Wr; Ztg. v. 13. April 
oda Ne. 


— An der Prager Universität zwei neu sistemisierte aufser- 
ordentliche‘ Professuren für den Vortrag der Lehrfächer der judiciellen 
Staatsprüfung in '&echischer Sprache mit der jährl. Gesammtdotation won 
1600 fl. ö. W. Termin: 15. Mai 1. J., bei dem k. k. Professoren-Colle- 
gium im Prag. ($; Amtsbl'z. Wr. Zig: v 23. April} J, Nr. 93.) 





(Todesfälle) — Am 12. März I, 5. zu Märburg fin Hessen) 
ir, Dr. Müller, Professor der Mathematik an der. Eee taR| Universilät, 
auch (durch Schriften über die Theorie der Musik bekannt. 
' — Am 1% März 1. J Hr, Niedermayer, Director der Schule 
für Rirchenmusik in. Paris. 
© — Am 16. März I. & zu Bonm Hr. Dr. Böcker, Sanitätsralh, 
pemrarnne und Docent der medicinischen Faeultät alldu, um die 
che Wissenschaft verdient, im besten Mannesalter.. 
— Am 28. März 1. J. zu Innsbruk der k. k. a 
Hr. Dr. aaa 28. Mär i 
Ani 28: März 1. 3. im dem Irrenanstalt zu Wien Hr. Joscpir 


kko de Ehrenbürger Bi 
stadt Wien, Inhaber der großen Salvatormedaille ” SE W. 
auf dem \ Yale 


li, naeh langem Geistesleiden. 

‚Ana 30. März |, $. zu Bonn ee Feier Prauh Beskers} 
einen der geachtetsten Mitglieder der juridischen Br 

ulo, a 
— Im März |. J. zu Athen Hr. Dr. Kostis, Oben 
und- Profassor an.der se en a. im Au 
u. Amt. A ..zu London La 
Ben baletetiche Sehrii Ko Gr 
« u. m. 

4, April ji DR ji" Wien das Brrmaalg 
demie der Wissenschaften Se, Excelleuz Hr. Franz Anton, it 
lowrat-Liehsteinsky (geb, zu Prag am, 31, ot r 
des, n Vlielses, uz des k. ung, Si, Stephan- \ 
kais. Leopold-Ordens u. Bi w., wirkl. geh, Rat, K 
Gonfereun Mein u. 8. 

— Am. 5. A) ln "zu Breslau der ordenil, Professor 
matik an der Bi DR, Hr. Dr. Ferdinand vareh 
(geb. zu Goldberg 18 

— Am 8. ir ’ J. zu Jena Hr. Dr. iur. Karl Ju 
(geb. am 14. März 1802 zu Hombura) , Mlenburgner bek 
rain, Ober-Appellationsgerichtsrath, Ordinarius der Teekaaisaliı 
dort u. we 

— Am 10. April 1 J.. zu Brünn, nach kurzem Aufenthalte. da- 
selhst, Hr. Heinrich August EUR, Dr. der Theologie, und. 
sophie, 'k. is, Consistorialratlı, Professor an der k, k» evangı. 
enlkät zu Wien, im 48. Lebensjahres 















3 Miscellen. 


Sokrates neben den Resullaten neuerer Untersuchungen bestehen, was 
man jedoch bei der Bene Dunkelheit der ganzen Frage dem Hrn. 
Verf. nicht eben seh verargen darf. Auch scheint dem Citat aus Diog. 
L. V, 6, das richtig I, 21 lauten sollte, eine kleine, aber störende Un- 
genanigkeit der Übersetzung zu Grunde zu liegen. Bezeichnungen des So- 
krates als „philosophischer Eckensteher? und „Original? sind weder tref- 
fend, noch des Gegenstandes würdig, wenn es auch jetzt wieder Mode 
geworden sein mag, mit derlei drastischen Worten freigebig zu werden. 
Den Ausgangspunct der Sokralischen Lehre bezeichnet der Hr. Verl. 
ganz richtig als im Gegensatz stehend sowol zu der Neuerungssucht 
der tank igen lonier und Sophisten als zu dem Conservalismus der 
altgläubigen Pythagoräer, aber leider Hisst er diesen Gedanken viel zu 
fallen, als dass er ihm zur Charakterisierung der 
Lehre erspriefsliche Dienste leisten könnte. Ebenso hat Ref. alle Ursache 
mit der Hervorhebung der Hauptpuncte „der Sokratischen Philosophie 
(8. 10 u. fl.) einverstanden «zu sein, Aber er bedauert nur, dass mil 
derselben plötzlich abgebrochen wird, bevor es zu der Eopeien Tone 
des Hauptgedankens der ganzen Sokratischen Ethik - 
Ref, meint die so folgenschwere Bestimmung des Verhält Bades Tu- 
gend zum Wissen einerseits und zur Eudaimonie andersei die 
Erörterung dieser Frage fehlt, und als solche können doch. ii 
Zeilen $. 13 nicht wol gelten, da ist dem Verständnis der 
Lehre geradezu in Sal, abgebrochen. Den Rest ‚bildet die Anwen- 
dung der allgemeinen Hauptpuncte auf Sokrates’ Ansichten über die 
Gottheit und deren’ Verehrung, über Unterricht, Erziehung; "Freumischaft, 
Kunst u. s. w., wobei sich’ der. Hr. Verf, auf: die Reproduction der be- 
kannten Stellen aus den Memorabilien’ beschränkt Eine Wiederaufnahme 
des Gegensatzes zwischen Sokrates und den Sophisten beschliefst die 
Abhandlung, die selbst da Spuren tüchligen Fleilses und warmer ‚Liebe 
au dem bebändellen Gegenstande verräth, wo Ref, nicht 'umhin konnte 
seine Bedenken zu äufsern, Hoffentlich ergänzt der Hr. Vf..die: Lücken, 
Jdie er bei der gegenwärligen Arbeit vielleicht nicht wüabsichllich ge- 
Jassen, in einem der nächstfolgenden Programme. _ | side 
U ' u a 
2, Die Propaedeutik der Philosophie an unseren Gymnasien, 
einige Bemerkungen von Dr. Wilh, Braun. (Zehntes Pı des 
k. k. Gymn. in Triest. 1860. 8. 1—11.) — Von dem aus- 
gehend, dass die gegenwärtige Stellung der philos. Propdeutik ihrem 
Zwecke: wissenschaflliche Ausbildung überhaupt und Vi 
die akademischen Studien und der Philosopbie insbesondere, nur unge- 
nügend entspreche, schlägt der Hr. Verf, eine Reihe von Reformen vor, 
Fayalslie zur goyoblchen: Auropuiagte, Aafnalmerken Haha 
gie zur psychischen Anl logie, Aufnahme. 
und einer Anleitung zum akademischen Studium und Leben: in die 
Logik, Vortritt der Psychologie vor der Logik und Erhebung der im 
‚Organ. Entwurfe erwähnten Einleitung in die Philosophie zu einer 
encyklopzdischen Einleitung (8. 10). Ref. begreift wol, dass dem Lehrer 
der philosophischen Propzedeutik an dem SEINE sine Mes | 
geselzte Grenze a ee t erscheinen mag, 
dies wol um so mehr, je mehr ihn selbst das vein, wienenschafliah 
Interesse seines Gegenstandes fesselt, aber er glaubt auch bei. dem 
lehrer jene Selbstbeherrschung voraussetzen zu können, die den inneren 
Zweck des anvertsauten Lehrfaches dem äulseren pwdagogischen auf 
zuopfern bereik;ist. . In letzterer Beziehung aber ist das gewiss sche 
richtige Wort des Organ, Enlwurfes mafsgebend: die 1 ist 
von dem Gymnasium ausgeschlossen. Damil glaubt Hef, die Vorschläge 
des Hen. Verl's insgesammt ablehnen zu müssen. Der Hr. VL will die 





Hyrsjadhe h iosnphischen: Blkttäpinst, WOruMsEakil rn 
wicht erst vn Wie gewaltig" genen ‚den Schüler 
a en Probleme hiheinzuführen, 
zu jener 





der Gockel'schen Eneyklopwdie €) ', ‚hält Ref, für 
ee als er keine ra RR ah Br 
‚dieses Buch vor einigem Jahren in diesen "kkterm 


‚ein mechanisches Einüben, wobei das Gedächtnis de ange 
(8. 6) — noch einmal zu bedenken. 


Prag. a w Volkmann. j 





(Verein zur Verbreitung natwrwissenschuftlicher Kenntnisse.) Bin 
Rieiä jüngerer Wiener Gelehrten aus den- verschiedenen Gebieten der 
Naturwissenschaften hat so eben einen „Verein ‘zur Verbreitung nalur- 
wissenschafllicher Konutnisse® gegründet. Die Männer, welchen das Unter- 
nehmen seine Entstehung verdankt, sind grofsentheils ‚den Lesern dieser 
Zeitschrift schon durch Aufsätze in "derselben wohl bekanntz die 
welche der Verein verfolgen will, stehen zu der einen Seite En 
nasialunterriebtes in naher Beziehung, und dürfen besonders bei vielen 
‚Gymnasiallehrern des naturwissenschaftlichen Gebietes auf lebhaften An- 
klang und thätige Theilnahme rechnen, Die Redaction hält sich. daher 
verpflichtet, über die er des Vereines, dessen Statuten diesem 
Hefte als Beilage nu = enatie Nachricht zu geben. Die Gründer 
les Vereines sprechen sic! r in einem gedruckt be 
Programm Pe aus; 

«Die grolsen und glänzenden Fortschritte, welche die Naturwissen- 
schaften von Jahr zu Jahr aufzuweisen haben, en! in 'raschem 
Steigen begriffene Interesse des gebildeten Publicums diese Erfolge 
der Naturforschung , veranlasste hier schon vor mehreren Jahren einen 
Kreis von jüngeren Fachmännern, sich während ‚der Wintermonate ein- 
mal in der Woche, an jedem Montage, zu versammeln, um die’ hervor- 
ragendsten neueren Leistungen auf naturwissenschaftlichem Gebiete in 
möglichst gründlioher und gemeinfasslicher Weise vorzuführen. n 

In den Jahren 1855 und 1856 vereinigten sich dieselben über An- 
regung des Prof, J. a zu einem ersten solchen Gyclus von Vor- 
inägen im Sitzungssaale der k. k. geologischen: Reichsanstalt. Anfangs 
nur vor cinem engeren ‚Kreise von Freunden- der Naturwi 
gehalten, fanden diese Vorträge so vielen Beifall; dass im Winter 18 
eine zweile Reihe ähnlicher Vorträge in demselben ‚Locale stattfand. 











338 Über den Gebrauch von #6 bei IIumer, v, J. Za Roche. 


Epikern, wiewol selten, und sogar bei den Tragikern: Acsch. 
Agam. 859 (Herm.), 911, 1123 in einigen Mss. Choeph. 605. 
Eumen. 409. Soph, El. 711, 1419, wo jedoch die Handschriften 
vx0 haben, Anlig. 1035. Dass die allen Grammatiker nur an 
den drei oben genannten Stellen B 824; I’ 2175 4417 und 
aufserdem noch K 376 und O4 vmal lasen, glaube ich daraus 
schlielsen zu dürfen, dass wir nur zu drei von diesen Stellen 
eine Bemerkung Herodian’s haben, nämlich zu B824; T'217 
und 04, die letztere ist die wichtigste: dort heilst es, dass der 
Ton in dal derselbe bleibe wie in Umo (so auch Aristarch, der 
also gewiss hier dad schrieb), dass aber Tyrannio Umer nccen- 
tuiere und es durch Apokope aus Urard« entstanden betrachte; 
doch sagt Apollonius de Syntaxi pg. 309, 28 ausdrücklich, dass 
dzal keine Anastrophe erleide. Da das Buch des Apollonius 
zepl goPkosug, worin auch ©x6 behandell wurde 
Ortonis Pg: 158, 3), verloren ist, so sind wir über die Ansich- 
ten der alten Grammaliker in Beireff dieses Wortes schlecht un- 
terrichtet, nur in den Etymologieis sind einzelne dürfiige Nach- 
richten zersireul, deren wichligste sich bei Cramer E en 
finde „und: mgoDeog dvaorgepondn, ipaond 
zgıal rAnpieıs mrageoıv' Evavıia zer oyean “7 dal nei el 
Umeg- zul rodro dmAov Eüv Adfn Gnuurog 
Töxoxerrei], dmineırau Untonsiran Ever utv uno u 
zu OvVraooeraL Gmoxdro 708 Uno To üvo [dxegevo 
@galperov zenovden, © ori Aum co ahcovagaı ı Ten NE 
yovs zoo os ro a wsoomoArog uso«ımdArog (N} ss) 
Tourjergn 2 row EAotegds „LAmdepkg Dan ol 
dr Alohetz rijv Bmö vntg (2, Uno) Aeyovorv,, al nv = 
Una (? Una)‘ 7 Yao zw doxnv rodxovdır ak wei 
zeRog YvAdooovaıv, ä zo relog ro&novor puhdrrovreg zur 
deynv Wıkovcı 2} 70 v (Cod. ı). ?) 
‘7x0 ist sowol Präposilion als Adverbium , letzteres wol 
ursprünglich: als solches wird es gesteigert Voregog, 
der untere, der unterste, d. h. der letzte. Dass Boregog von 
Urx0 herkomme, erkannten schon die allen Grammaliker, vgl. 
Etymol. Gud. 546, 3; 13. Cram. Epim, 340, 23 und 417, 16, 
welche Notiz wahrscheinlich von Herodian (aus den Epimeris- 
men?) herrührt, vgl. dessen Schrift zeol uov. AES. 21, 22 und 
dazu Lehrs, Nichts mit 470 gemein hat ümarog, wie es im 
Et. Gud. 542, 1 behauptet wird, so wenig wie summus mit sub, 
doch glaube ich auch nicht, dass es durch Synkope aus je 
rarog enlstanden sei nach Oram. Epim, 340, 20. 
Die ursprüngliche Bedeulung von do ist die locale 
zeigt sich namentlich an den Stellen, wo cs Adverbium u 3 


*") Vgl. Herodian zu 4535 Lordov ro 
h 45 a: a. Tunes : obrog Yılmrdor ro v Dune. N 





340 Über den Gebrauch von &ad bei Homer, v. 4, Za Moede. 


und fassen es als Epithelon. Die Stelle wird von alten und 
neueren Erklärern vielfach aufgefasst, vgl, Schol. Par. bei Cram. 
An, Par, III, 16, 7, Lobeck Paralip, pg. 384, Lehrs Arist. pg. 199. 
Am besten nimmt man zußgeveg als eine Art Fülse, denn nimmt 
man das Trinkgefäßs als einen Doppelbecher und zuswsjv als 
Boden, so braucht dasselbe erstens nur einen Boden in der Mitte 
und nicht zwei, dann aber könnte nicht ®x0 stehen, welches 
nur gebraucht werden kann, wenn sich die beiden Böden am 
untersten Theile des Trinkgefüßes befinden. Hier haben wir eine 
der Stellen, über die man voraussichllich nie in's Klare kommen 
wird, und die auch schon den Alexandrinischen Kritikern ein 
unauflösbares Räthsel geblieben ist, 8636; P23 ümo Ö” yulo- 
vor raAuspyol sc, &loıw, sind unter ihnen, die Mauleselfüllen 
saugen noch an den Stuten. Hym. 31, 14 dx0 Ö’ @goerss 
Trzor, unter dem Joche. K155 do Ö’ Zorpwro diwow Boos, 
als Unterlage. & 180 dm Ara meraooeg, darunter. A486 
vmö Ö’ Epnara ange ravvooev, unler das Schiff; an den 
drei zuletzt angeführten Stellen könnte man auch Tmesis an- 
nehmen, W513 FAvsv Up’ Irzovs, er spannte die Pferde aus, 
hier bedeutet do unten hervor, s. beim Geneliv. An einer ein- 
zigen Stelle hat d=o die Bedeutung „nach unten, auf den 
abwärts,” wofür sonst nur xar@ gebraucht wird I 217 
ordosev, Umal ÖL Meoxev ara 49ovög Öuuere 

dies kommt .einigemal vor, z. B. 4434; Hym. 2, 326; X 491; 
doch müssen diese Fälle immer als Ausnahme betrachtet werden: 
so bedeutet auch das Lateinische sub „nieder, herab* in 
submitto, subsido, supprimo. 

Es bleiben noch drei Fälle übrig, wo das Adverbium do 
eine übertragene, aus der localen hervorgegangene Bedeutung 
hat, es wird nämlich do namentlich als Präposition häufig ge- 
braucht zur Bezeichnung der Einwirkung einer Sache oder 
Person auf eine andere; hier ist ebenfalls Unterordnung und dmd 
wird dann geselzl, um die bewirkende Ursache auszudrücken, 
worüber das nähere beim Dativ. #380 moAlg ö’ dm6 xouzog 
ar. douxog) Ogw@gec, dadurch, bei dieser Veranlassung vgl. 
T 863. Hym. 32, 4 moAög Ö’ Ümo x0ouog Opmpev alyang 
Aaurzovong, hier ist die bewirkende Ursache durch einen Gene- 
tiv, den ich nicht als reinen absolutus betrachten möchte, noch 
näher bezeichnet, vgl. 7362. Theog. 835 Uno Ö’ iyeev oüge« 
wexgei, dadurch, davon, nämlich von dem Geräusche, _ 


B. Txzo als Prüposition. 


Auch hier behält dxo seine locale Bedeutung unten, nur 
dass sie durch den dabei stehenden Casus modificiert wird: mil 
dem Dativ bezeichnet es nämlich die Ruhe, mit dem Aceu- 
saliy die Bewegung nach e\war hin, das Erstrecken 





342 Über den Gebrauch von vxo bei Homer, v. 4 Za Roche, 


sc. Eralgovg. Ö 425, 570; A 258 Umd movrov Zdvoero 
zuuelvovre vgl, Hom. Stud, $. 58, 7, mit Bezug auf die Ober- 
fläche des Meeres. 2145 Uxo #üua Baidoong aurix’ Eövaav. 
v273 dyegovro KAGog Umo Gxugov. O271 mals a5 Uno 
nriga Övoxsv eig Alavre, wie ein Kind sich unter die 
Meier versleckt, so barg sich Teukros unter dem Schilde des 
Alas, X 144 ro&os Ö’ "Erzog reiyog vmo Toowv, Hektor 
Noh unter die Mauer. X 195 oooazı 8’ öguyasıs auAdav 
Japdavıdav avriov dikaode Zvdunrovg Urd mUgYonug 
TOGOdxı ur ngoragaıtev droargibacxs magapdis, die drei 
zuletzt erwähnten Fälle haben das mit einander gemein, dass es 
sich hier immer um einen Schulz händelt, den man unter dem 
höher liegenden Puncte sucht. 8.274 vmö yAogiva Ö’ 
Eraudar, nämlich £uyodsouor. Die richtige Auffassung dieser 
Stelle findet sich bei Grashof, Fuhrwerk S. 37 f, und Anm. 38, 
diesem folgt auch Fäsi.. Hes. Op. 510 #jges d% f 
jgüg ö’ Umö wege’ Edevro. 
Bei Verben des Treffens, Verwundens steht neben einem 
Aceusaliv mit oder ohne Präposition noch do mit dem Aceu- 
saliv zur näheren Bezeichnung des gelrolfenen Theilesz einige 
fassen hier Ör6 in der Bedeutung „unter etwas,” wie es 
allerdings bei Verben, die eine Ruhe bezeichnen, 
aber da die hier in Betracht kommenden Verba sämmilich solche 
der Bewegung sind, so kann Udo nur die Richlung „unter 
etwas hin” bezeichnen: 367 &vrıngds nar« zuorıv ba 
sorfor FAvd’ dxmmy. N 652 dıorag dvrıxgüg xard KUorıw 
Un’ dor£ov Eenignosv. N 888 6 dE ww Bale dovpl Auı- 
wor Un’ d 3 vgl. Ameis zu = 10. N 615 »ogu- 
90g pakov Haaev Inmodaosing üxgov büro Aopyon 
7275 faiev xar’ donid« ävrvy’ dmo momrnv. Batr. 241 
Bars Koaußoßernv bad youvare, P309 rov BaA' üo 
zAmide. Auch dx mit dem Genetiv steht bei Verben des 
Treffens H 11345785 N 412; 11606; P348; N 6715 ®591; 
"875 u 0. . 
‚Aus der localen Bedeutung des öxo „unter eiwas hin® 
lässt sich zunächst die der örtlichen Nähe (vgl. Bernhardy 
Synt.S, 267) ableiten; öx6 behält auch hier noch seine 
liche Bedeutung „die Richtung unten hin mil Bezug 
auf einen höher gelegenen Ort,” aber es soll nicht 
bezeichnen, dass man sich direct darunter befindet, wol aber. in 
solcher Nähe, dass man diesen Ort als über sich liegend be- 
trachien kann: es erhält dann ©xo die Bedeutung „in die 
Nähe, vor, am? So gebrauchen auch die Laleiner zub mil 
mit dem Acousaliv „sub montem considere, sub muros mittere” 
und mit dem Ablaliv „sub moenibus, sub urbe, sub monte, sub 
montis radieibus? und in Composilis „suburbanus, subseqwor, 
subsidium, succedo, successor \x ü. 





u Ober den Gebrauch von v6 bei Nomen, v, J. Za Roche, 


2281; 4 181) [7277 ‚re reigog. T'371 ayge dE ww mo- 
He Iusg dzulyv umö Öelonv, zu gekünstelt erklärt 
Nägelsbach den Accusaliv, „dass nicht blofs der Ort, wo die 
Wirkung des &pyeıv sich äufsert, sondern auch die nt 
bezeichnet sei, in welcher das &yyewv fortwährend vor sich 
das fortwährende liegt im Imperfeet; richtig erklärt zuvor 
bach „das unter dem Kinn herlaufende Sturmband.” X 8307 
Peoyavov ol Üxö6 Aamaonv rerero, der Paraphr. dr av 
aurod ungav &xg&wero überselzt ungenau, schon das Wort 
r£rero hätte darauf führen sollen, dass hier mit öz0 und dem 
Accusativ das Erstrecken bezeichnet werde, «es hing an den 
Hüften hinunter.” 

An zwei Stellen bezeichnet ®0 mit dem Accusaliv auch 
das Erstrecken in der Zeit (danach ist zu bessern Krüger, Di. 
$. 68, 45 A. 3), vgl. Bernhardy S. 267, Matihiae $- 598 © 
11202 un zig or dzsıkdav Arladeodon, u; Em) vnvol dojam 
dneıheirs Tomeocı nav®’ Umo unvesuov, während der 
ganzen Zeit meines Grollens, Batr. 103 DESETETTIT engVg- 
[7777 dyopnjvde sc. angunsocıv dxtlsvoev. X 102 Hovivdd- 
was u &nileve Towol zorl mrohv nyioaadeı vuy® umo 
zyvö’ 0Aonv, nicht unter dem Schulze der Nacht; denn dann 
könnte kein Accusativ stehen, sondern während der Nacht. Im 
Ganzen ist dxo mit dem temporalen Accusaliv auch in Prosa 
selten. Thukydides gebraucht es in den Formeln, vx6. zods 
aurodg ‚nodvovg 1, 100, 3; II, 95, 15 IV, 2, 1; Ux0 zodrov 
zor 1g0vov Il, 92, 1; vıl, 28,45 dann Uno vorre Vl, 7,2; 
Ömd 10V oeouor 11, 97, 2. Vgl. auch Herodot 1, 51; IX, 60° 


1. Txo mitdem Dativ. 


Am häufigsten findet sich bei Homer dx mit dein 
Daliv ea zunächst zur Bezeichnung des localen Ver- 
hältnisses auf die Frage Wo? unter, bei Verben der Ruhe. 

B 766 Myjovas yyov [Er] Tuwao yeyadras, Z 396 
’Hsclov, ög Evans das IThdro vandoe ’ Gnßn Gmo- 
aaarin, Z 425 uni Baslkevev uno IM kan vineaon, 
ebenso X. 479. 7385 0» vuugn Texe Teoıo Uzo mıpoevr. 
87 Iljdaoov alaıjsooav Eyav UVro Zarvıosrrı, so die 
meisten Handschriften und auch der Syr. Palimpsest; die rich- 
lige Lescart ist &mö, vgl. Strabo XI, pg. 605 Yodpouan de 
rıveg oUn 20 uno Zarnıderri, ach. @ 186 vnös Eornnev Ei 7 
Ayuerı "Peidon üno Nnlo vAgevrı, einige schreiben Bro- 
vi wie 981, vgl. Apoll, Lex, 160, 11 und Bekk, Anecd. 1158, 
ram. An. Ox. IV, 310,9 „&v Auueve VUzovnio> 6 yapg Axlom, 
ds od dv Todan Auuevos unovnlov #eAovnEvon, vuPras 
ävtyvo, 6 ö8 Hiıodwgog diaigst fv’ 1 uno zo Nano, 
die Schreibweise Apions ließe sich nur dann rechlferligen, wenn 





346 Über den Gebrauch von öro bei Homer, v. J Za Roche. 


hört und der Artikel hinzuzudenken ist „die unter dem 
Joche befindlichen Pferde,” so auch Schol. V rous 
dp’ Kpuasın, falsch Schol. A dvri tod Umehuoav rov dopud- 
ray, ebenso ‚der Parophrast dad rar “puren. 329 xare- 
xoUdeg dmo xomemy, Aristophanes x0rgov, vgl. Nauck 
5 43, A. 44 ®); der Genetiv soll attischer sein als der Dativ, 
Thom. Mag. pg. 868, Eustath. pg. 1631, 34, Lobeck z. Phryn. 
BE. 196, vgl. Elym, Gud. pg. 637, 28. * 359 züg dvexaısr 
zö zolaodı nsydig. Hes. Op. 95 Eizig Zuuve zıdov 
3m3 yeihsoıv, unter dem Rande. N 408 9 (aoxidı) Uno 
ag Zum. E474 Und reuyscı nenenüreg zeiueder, unter 
den Schilden, vgl. 479; die Var, bei Sch, Harl. örö „rel) 27 
verdient keine Berücksichtigung. N 405 xoUpdN „rag = 
aaridı advroos don. © 267 or 0’ do’ Um aetı 
ouxer Teieumvicdao , vgl. 269, 271, andere schrieben map’. 
Zur öomo d’ duplzodoı 6uovro &vaxrı, die Dienerinen 
giengen unter ihm und unterstützten ihn beim Gehen. #347 rotoı 
ET) 190 av die per veodmAda zolyv, hier kann man 
verbinden ömö root, so auch der Paraphrast, oder man kann 
%x0 absolut und rotes als zu gVev gehöriges enlfernles Ob- 
jeet auflassen: grammatisch ist beides möglich, doch gebe ich 
der ersteren Auffassung den Vorzug. K 152 Uno xguolv 
Zyov aomiöag. K 156 wurde Öno zodresopı zanng TE- 
Tavudro PrEıvöS. 4,319 oAsvev Jiög vlog ugporigm , agiv 
opmiv dmö xgordpoısıy lovioug dvßrjocı. Hym. 3,242 
xehvv Uno weoyaın elge, « 181; d 186; #315, 367 uno 
ö8 Den zoolv jer. v235 moool 8” vzö Aızapoloı 
een Hym. 3, 410 Uünx6 zocel zard, xProvog alyı 
re a 195 dugpl öt noly nocalv Uzo gudıwoisın 
agsero. 
#236 xodumaov uoı Zyvög Um’ OPpYGaLV 6oge pasıva, 
so Arislo] 'hanes und Arislarch, Zenodot &x’ vgl. Düntzer pg. 197 9). 
© 608 zo d£ ol 0008 = Auuaedonn BrAoovgjow dx’ spgBsın. 
Theog, 827 dx d€ ol 6ocav Beozsains xepakjaır un spepücı 
xp duagvaoe. & 522 ddxgu s Edevsv Umo Brepdgoıcı 
wapsıas. [) 153 zingöv dx’ opgevcı ddxgvor sißer. N 88 
Üx’ 0pPpVEL dangvn Asißon. 9531; m=219 un spovsı 
daxgvov eißev. # 86 aldero Ya Deinaus DE sPevsı 
daxpva Aslßov. 2 637 od yip zn uVoav 0008 bmö Prepid- 
@oıcırv Euolgıw. 7365 Ur d} Orepvoıdı zovin Torar 
dergouem. 1443 dm’ slpominov olav or&pvora, Ögdsnro. 
0469 rel’ Alsıca xaraxgvpag Uamd #oAmm, unler den Fal- 


fi 


*) Bei ö=0 schwankt die Leseart zwischen Dativ und Genetiv E 646; 
N 27; T17; #346; Scut. 281, 283. 

*) Die Schreibweise schwankt zwischen Zr/ und v6 auch noch 
Z 400; M 245; © 87; & 303. 





m — 


343 Über den Gebrauch von dd bei Homer, v. J. La Roche. 


Gegenstand, der sich über einem anderen 
den unter ihm befindlichen und deshalb gewisserz 


abhängigen einen Einfluss zu äufsern, ebenso di 
geordnete Person auf die untergeordnete. In dieser Wei 
do mit dem Dativ gebraucht sowol bei passiven als bei 
ven Verben. Im Deutschen findet sich ähnliches, z. B. $ı 
das Eleusische Fest „unter seines Hammers Zwange 
sich el EBE. ze PR 4 er 
Es gibt einige Stellen, an en man den Übergang der 
localen Bedeutung von öxo in die instrumentale recht deutlich 
wahrnehmen kann, z, B. B 784 röv Vo z000l ucya are 
veryigero yala, unter ihren Fülsen (und durch di 
dröhnte laut die Erde, [13 av Uxd zwogel zu 
ögvur” dtklng. © 448 ö d’ Uno zosol weyag " 


"Oivumos. T363 Ur Öl arunog @pvoro zooclv. D497 
Ölupa ve Adne’ Eyevoreo Poov vrd adaa n 
N,19 rodus 8’ oögen wexps zel üAN magalv um 
väroıcı Toosudarog (övrog, 11794 m Ö& zulndoueım za- 
voxv ds wocolv Up’ inzov aviamz rovpeäsie , hie 
liefse sich auch noch rein locale Bedeutung annehmen. 

aovıs dE OP’ aupıdsdnjsı worrousvn, mAtztolsıv ER’ &p- 
zal zoolv Innov. A151 vro de ogyıcın 
z0vin 8x, medlov. Scut. 373 rev ö’om0 asıouevo. 
#00  zUgeie dor, Göllling schreibt Üno. Theog. 866 . 
608 rıjseraı Ev 29orl din op’ "Hyalsrov zaldum, 

E 555 Erpapermv Und unrol Bates ei 
unter ihrer Multer, d. I. an ihrer Brust, und durch e 
Besonders häufig ist der Ausdruck Uxo geg0L, 
den Händen und durch dieselben, vorzüglich bei duna, 
Passiv und Activ, aber auch bei anderen Verben, die 1 
ein Unterliegen bezeichnen; diese Ausdrucksweise gehört fi. 
ausschliefslich der Ilias an: B 860, 847 &daun Umo xego 
modaneog Alaxlöao. E 564 7& poovenv Iva yegalv 
Alvsioo dausln. © 344; O2 noilol ÖL daum Tooov 
geostv. K 452; W675 dung Ümo gegol deusis. IT 490 
2 00° Uzo HargoxAoıo daueis. T 94 Zddumu vo yagalu 
4 


og. V148 juereong Oro yegalv Eopmuigonn 
adenas 208 1890’ Üxo ImAeldco zal dopı Ipı 
al zEg0L zul Eyyei Ipı dauver. E559 
g 23 £ 
2 ei 
08 






















cum Alveico dauevze nanneoeıyv. Kl 
4v dp Nusrkonsı Öausvrez. Hes, Op. 151 ge 
0 191 Öawevreg. 1'852 dung Umo xegol 
”. . 4 
8 u Uno zepol Beol Önuomorv "Ayaan. 
&g 61 Mevorıcdao daudoow. 

n Verben findet sich diese 

räp uoı Zeüs undaro Auyoöv 
:g0lw. Z11 yeoolv dao Towav 










350 Über den Gebrauch von dx hei Homer, v. J. La Roche. 


eig öb Ands dm’ «örg, in abweichender Bedeutung, 
r 159. 4 309 zuxva zagjah” vg’ Exrogı Öduvaro 
aaav, Theog. 464 ol mingwro di vro zaıdl danijvan. 
1000 dundeto’ vx’ ’Inoovı, ebenfalls in abweichender Be- 
deutung, doch vgl. Theog. 327,374, 453; Scul. 59; Hym. 17, 4; 
on’ Tı ovs zexe lüsst sich nicht verbinden, obwol auch Tlxrew 
Sad zıvı vorkommt. Hes. Fragm, 90, 5 um ‚Kevravgoı- 
a ren) dauein, Il 548 zov Ö’ umo ITargoxi@ 
Eygel NaAKEOS, dns; durch P, liefs er ihn seinen Tod 
Ann N 443 röv 109° da’ Tdowsvjt loosdaov död- 
wadger. 7 488, 496; 9213 el y' vum’ Ewoiye Beög de- 
ndon wwnorjgag dyavovg >. 

11 490 özo HarooxAgm Avalav “yog damoriov 
xreivöusvog usveave, Z 453 moÄteg re xal 2adiol Ev xo- 
vinae meooıev Um’ dvögadsı Övausviscow, A 158 um’ 
‘Are etön Ayauduvovi alas Adonva Tosov Pevyorrmv. 
A 262 Örm’ Arosiön Baoııjl moruov dvanıjoavres Edvv 
donov "Audog eloo. Scut. 175 xelaro (zumgor) teßumdreg 
vro Baoovgoiı Afovaıv. O513 BeAregov D1 azoAeodaı 
va zodvov n& Pıavaı, 7 Imda argevysodıı Ev alu dnto- 
ze 06 aurag E77 vyvalv vum avögası xeugorepossıv. 
0 614 ‚non yag ol !nogvvs uogoruov nuug IIehkas "Adn- 
von Ör6 Imktidao Bingpıv, ImAsidao Bin ist eine Um- 
schreibung wie An ‘Houxinsin, lsgn Ts TnAsueyoro , 
wevog ‘AAxıvooro u. ähnl. II 489 @Aero d& orevarmv Umö 
raupmiAncı Akovrog. 

4. Bei Verben des Fliehens bedeutet dxo „vor? und be- 
zeichnet das Übergewicht auf der Seite des Gegners, vor dem 
men flieht, vgl. Hom, Stud. S. 194, Anm. Aus diesem Grunde 
geht auch Uno mit diesen Verben schr gerne Verbindungen ein, 
wie Uropevyo@, Üroyafoucı, droxwgkn, Umorgem, 
verodur, Uzouevo. Bei diesen Verben steht auch dad mit 
dem Geneliv und zwar häufiger als mit dem Dativ, mit dem 
verbunden vxo der ursprünglichen localen Bedeutung noch 
näher steht. 

E93 umo Tudetön zuxıwal xAoveovro 
A121 aurol um ’Agysloıcı peßovro, O 637 Yeonsalas 
Zpoßndev dp’ "Errogı al Jıt zargl, sie wurden in 
die ‚Flucht gejagt yon iekor, H 129 zoo vor ei Aroogovras 
GP’ "Exrogı zavrag dxovocı, araoosı bedeutet nicht fliehen, 
sondern ist ein Verbum der Furcht „sich zaghaft niederducken.? 


*) Bei dando und dauago steht auch sehr oft der persönliche Dativ 
ohne #6: T’ 301, 429; K 403; N 603; O 376; IT 326; P%, 
77; 2 103, 43%, 461; T 417; T 266, 294, 312; ® au X 40, 
55, 176; y 90; 3 397; 2 02; 5.57; © 100; ferner zeosl TI 854; 
X 446. dovgi TI 8165 X 28, day 5 48%, Bilet 1 00, 





352 Über den Gebrauch von drö bei Homer, v. 4, La Koche. 


selben, wie dx’ join @ 530; & 277,303, wofür man jedoch 
besser Öxmnofor schreib. Die erste Auffassung verdient gewiss 
den Vorzug. —x 445 ZuAsAadorz’ ‘Apgodlens, ryv üg’ Umo 
uvnorjgaıv Eyov, uloyovro re Juden, die Unzucht, die 
sie mit den Freiern trieben, unter den Freiern, d. h. so lange 
dieselben ihre Gebieler waren; hier bezeichnet öx0 mit dem 
Dativ die Unterordung. 7 68 yuralzeg Um’ avögasır olzov 
Zyoverw, unter der Botmäfsigkeit der Männer. E 231 wällov 
so Arıoym elmbors xaunviov dpue oloerov, unler dem 
‚gewohnten Wagenlenker, unter seinem Einfluss, von ihm gelenkt, 
auch hier bezeichnet dx6 die Unterordnung. Hym. 2, 13 Yureu- 
0 avdguzav rinuoavvag, 60’ Eyovreg Un’ ddauvaroısı 
#e20L0.v Ewovoer, Und Peoloıw gehört zu yovres, sie haben 
dieselben unter a Herrschaft der Gölter und durch dieselben. 
zZ 171 Bj Avatmvds Beav Üx’ auvmors zoum unter 

Geleite wie 7 193, wo ömd mil Hem. Dativ den ern 
Umstand bezeichnet, während 7 198 der Daliv mil vzo noch 
instrumental ist. Scut. 282 zol pe ulv av mallonreg üm’ 
dorndu@ al doröj, vol ye ulv au Diese um’ 
28 ch Lan Eraarog, 0068’ Exıov, &0 Dindorf, ling 
dagegen behält die Schreibweise der meisten Handschriften ye- 
hear ii! adinrigı 8” Exasrog hei, beim Schol. Aristoph. 
Avvı 1426 sicht dx’ auAnrijgog Exaorog, der Vers 288 fehlt 
in zwei Mes, Sonst steht zur Bezeichnung der begleitenden Ur- 
sache nur do mit dem Geneliv, vgl. 2492; 748; & 290; 
Hym. 19, 155 215 1; Scut, 278, 280, 281; Malth. $. 592, 7. 
Will man diese Unregelmäfsigkeit entfernen, so bleibt nichts 
übrig als die Änderung in vr’ opgnPuod nel dordng; für 
or’ adAneijge findet sich keine Analogie, wol aber für dm’ 
«dAnrjeog, vgl. Acsch. Suppl. 225 uyovVamv Umo wodein. 
Archilochus b, Schol. A zu 2492 ädov ur’ auAntipos. 


11. Pro mit dem Genetiy. 


1. Wenn Matthie $. 593, b behauptet, mit dem Dativ be- 
zeichne dxo das gleiche wie mit dem Genetiv, so befindet er 
sich entschieden im Irrthum, denn während dort die locale und 
instrumentale Bedeutung die vorwiegende oder vielmehr fast die 
ausschliefsliche ist, wird es mit dem Geneliv zur Bezeichn 
der verschiedenarligsten Verhältnisse gebraucht, und Bernhardy 
Synt. S. 268 bemerkt ganz richtig, dass oo mit dem Geneliv 
sich am meisten von der Grundbedeulung eniferne. Der Geneliv 
dient im Griechischen zur Bezeichnung zweier ganz verschie- 
dener Verhältnisse; das ursprünglichste ist das der Angehö- 
rigkeit, darunter fällt hauptsächlich der partitive Geneliv, 
das später hinzugekommene, das der Richtung von eiwas 
her, dazu gehört namentlich der causale Geneliv. Dadurch 





354 Über den Gebrauch von örd bei Homer, v. J. La Roche. 


gar nicht, denn dvßsgsov ist 6 Umo To yevsıov ronog. E796 
[doog wv Erugev Umb mAarfog rekaumvog, Scul. 
334, 460 yuuvoddıra oaxevs Umo daudaÄdoıo. 

Dieser locale Genetiv steht auch bei Verben des Treffens, 
Verwundens: 4 106 Ua6 sr£gvo.o ruynoag. H 12 Bai 
auyeva Umo orsgaung sugdizov. A578; NAl2; P 849 

7 "Amodova yrag Uro aogamidmr. N 671; II 606 
zov Bar’ Umo yvaßuolo wal olaros. D 591 Zßuis 
xuyumv ömo youvaros. W875 Umo mreguyog Bade 

von. A259 röv dm’ danldog dupahoisong ovrmaE 

‚orB. A424 dovpl zara moozunow ux' domidos Oupa- 
Aogsang vößen. N 177 zöv Um’ oVurog Eyger uexge vußen. 
3493 zöv 108° dx’ dpgvos, ovra zur dpiaAuoio HE- 
us#Aa. I1339 dm’ odarog auyeva Helvev. IT 347 dvm- 
agus Ödgv yuAzeov Lsmepnoev vigdev Ur’ dynepaioıo, 
der Paraphrast übersetzt vo env Lyrepelov. 6 96 wuyev 
Zaooev Ur’ ovarog. Ameis zu x 10 nimmt an einigen 
dieser Stellen an, dass der Geneliy mit der Präposilion zum 
Substantiv gehöre, da bei Homer noch kein attischer Artikel 
exisliere, dagegen aber sprechen ganz bestimmt Stellen wie 
4106; N 671; 11.606; W875; A424; N 177; #498, und 
nichts zwingt uns diese Fälle von denen zu trennen, wo noch 
ein Substantiv dabei steht; auch wäre die Ausdrucksweise zöv 
Un’ odnrog avyeve „den unter dem Ohre befindlichen Theil 
des Halses” für Homer viel zu compliciert. An einigen der 
oben angeführten Stellen steht auch dd mit dem Geneliv bei 
Verben der Bewegung und bezeichnet die Richtung Wohin? 
vgl. Kr. Di. $, 69, 43, A. 2, &0 & 346, 373; Theog. 620, 717, 

2. Nicht häufig bezeichnet do mit dem Geneliv bei Ver- 
ben der Bewegung die Richtung Woher? „unten hervor, 
darunter weg,” vgl. Voss zu Hym. Cor. 338, Ameis zu 75. 

@ 543; 0.39 Inzous Adoav vx6 Evyoo ldodovras. 
2576 öno Euyogpıv Avov Inmovs. T7 un, dj za dm 
öxso pı Avausda uovugas Inzovg. 75 016 vr day 
uns, juövovg dAvov. © 56 adrıg dvaorıjoovraı drd Lopov 
jsgösvrog, unter dem Dunkel hervor. Theog. 658 &yoggov Ö 
Beucıs dusıklatov dno Ösouav (5 Mes. Urö, so auch Voss 
und Hermann) ojew Emipgosvvneıw Uno Gopov yj 
jAudoner., 658 Es Ddog au dpixsade, ÖvanAdysog € 
desuov, Nusregus did Bovidg Umı bopov megoevrog. 
Hym, 5, 402 Und £dpom nsposvrog adrıg &vsı, Theog. 669 
ÜUmo 1Dovösmze pomade. Hym. 5,337 Hepsspovsıav Uzö 
Eopon meposwrog Es Paog &ayayoı uer& Öaiuovag, die 
Handschriften haben «x0, welches Voss verbesserte, Derselbe 
änderte auch nach den besten Mss. und Eustalhius dad in Özo 
4364 alya ö' dxö Deovov woro, ı 141 dit dylaov 
vdmp, xorvn uno omsloug, N6llim’ aomidog eldsro 





356 Über den Gebrauch von #rd bei Hoiner, v. J. La Roche, 
Eypysog Auer£poo wer aus dem Kriege enikommt vor meiner 


Lanze. N 158 gdooovraı um’ Eyyeos. A119 ZAapog xeg- 
malluog Ye dir dpvuc id zul day, omeidove', 
Wgoovoe, xguregod Hngös up’ sonnig Und 
Kovrog. Scut. 42 dvnp domasrov eh a KURoTNTe 
vovoov Um’ dpyalins 7 xul xparsgov Umo dE0non, 
Hom, Stud. $. 78, 8. 

3. In den meisten Fällen steht dx0 mit dem Geneliv causal 
und bezeichnet die bewirkendeUrsache, die Vi h 
unter der eine Handlung geschieht, während der Dativ das aus 
dem localen entstandene instrumentale Verhältnis, den Ein- 
druck einer Person oder Sache auf eine andere mehr hervor- 
hebt, Der Genetiv kann ein persönlicher und sächlicher sein und 
steht bei acliven und passiven Verben. Auch hier kann man 
noch an einzelnen Stellen den Übergang von der localen in die 
causale Bedeulung wahrnehmen: B 465 Umö ydov ad 
»oväßıfe moö@v, hier steht sonst bei Homer gewöhnlich der 
Dativ dxö xoodv, Nügelsbach fasst Uro adverbial und wodaw 
als wrsächlichen Geneliv — unmöglich! #285 dxporery dt 
zoößv uro oelero ÜAn, so Zenod. Aristoph. und Aristarchz 
der Venelus, der Syrische Palimpsest mit noch drei anderen 
Mss. und den alten Ausgaben dxsoslero, vroosio findet sich 
nur 1385. m 10 modarv d’ Ürö dourov dxovm. Hes, Fragm. 
40, Theog. 70 modcrv Umo doumog opmpsı vgl. 7’ 368. 
D 318 revgen veröde Alurng zeloed’ Um’ iAVog nexeAun- 
ueve. w406; & 804 AyAvas Öb morrog um’ aurjg (vepeAng) 
unter der Wolke und von ihr veranlasst. 27 64 ueAdve ÖE re 
zövrog dr’ adrjs (poıxds). B 268 oumdıE Eu: r 
S#jzTrE0V Umo y9vasov eine Schwiele erhob sich unter dem 
Scepter und ‘durch dasselbe. # 192 xar« Ö’ Enınkav Dal 
Agog dad 6ezxjg unter dem Steinwurfe, Hym. 8, 53; 419 
ö' Um yerpög ousgöakfor xovdßnae. 3, 501 i "oz 
xero0g Itegoev 2ovdßnoe, unler seiner Hand erklang sie lieblich, 

Sonst steht öxd mil dem Genetiv meistens in rein cnusnler 
Bedeutung «von, durch, veranlasst, erregt durch,” 
nicht so häufig bei passiven als bei acliven und medialen Verbal= 
formen: IT 434 Ur6 MargoxAoın danmvar, dieser Vers 
wird verworfen; bei dee findet sich sonst nur do mit dem 
Dativ oder der blofse Dativ. « 66 Havov dv zedin Kızovan 
ÜUmo önmdevres. N 676 ımav dx’ dpıorep& Önidovro Anal 
or’ Aeyelov. Z 134 da’ dvdgopovao Avaovepov 
Vervouevor Bovainpıe, der Dativ ist instrumental, der Geneliv 
mit Öz6 bezeichnet die Person, von der die Handlung ausgeht. 
Hym. 15, 5 mAnfouevog zoumjjow dr’ Ebgvosnjog üvanrog, 
© 363 vlöv reipöusvov GwEoxov vz’ Evpvchhjos ae#Amr 
von den Arbeiten gequält. # 78 re/pero d’ dvöodv Puudg . 
Ur’ elgeoins adtyswis. T243 öguwonevos Ind KuwVod. 





368 Über den Gebrauch von dd bei Homer, v. 5 La Roche. 


"zoAAa d’ dm’ auroü (oußgov) Eoya zurigıne zah” ailnav. 
#414 og Ö’ 69’ Um mAnyıjs (Var. img) narpog Fuög 
&&egizn, dpüs, umgestürzt wird. ZZ 519 paeen dE wi 
Um’ @vroo (£Ansog). Hes. Op. 218 0008 uiv Zodkdg Gntölog 
gepduev duvarcı (bBgiv), Brpvder dE 9’ dx’ adrns. TI33 
Zoyov deixıg Eyovre dr’ Evpvadjog ditimv vgl. @ 363; 
zwei Handschriften, darunter der Venetus A haben zrgog, welche 
Leseart unzweifelhaft dem Bestreben den Hialtus zu entfernen 
ihre Entstehung verdankt. 7 277 Adxe d’ donls va’ edens 
(usAing). N 140 xrunda dE 9°’ dm’ aUrood (morauod) Un. 
A417 umal de re xounog döovr@v yiyverac, der Para- 
phrast Uno Ö} rov döovrwv Yopog pivsraı. Hym. 2,7 @0p- 
wuyE Aoacr uxo zAnargon zavayıv Eyeı. 27, 8 dager 
6’ xl ddoxıog DAy Öswov umo aAuyyag Ingav. 2, 269 
sAoAvfav Kowalov ühogor Doißov Umo dınng. A 2% 
vepog Foysrar xar& novrov dro Zepvpoio Lmnjg, herbei- 
geführt durch, unter dem Einflusse des Zephyr, N 334 Uxo 
dıydov aveuov omigywow üehler. N 796 aeAln Umo 
Beovrns margög Auög eloı medovde, veranlasst durch den 
Son des ne T 358 Sebpeal aptse: AJıög Zunorkovrau, 
1797 Uno dımns aidonysveog Bogiao., O 171 arıjzaı 
vipag Ei dag, vugon, dad Gıung aldgmyevog Bogzao. 
0275 ar de #’ Uno daynjs Eyavn Alg nupeverog, wurde 
herbeigeführt. O 625 xüue #07 &v uni meonoıw Außgov bo 
vep£fmv dveuorgepis. D 12 Umo bızas zugo 2: 
negEdovrer. Hym. 5, 88; Scul. 341 rol ö’ dx Re 
&lup’ Epegov Hoov ügua. W686 u& Mevoinog Myaysv Uuk- 
zegovö’ avöpoxrasing Dmo Auypig aus Anlass, in Folge 
des Todschlags. % 629 do poı#og Bogew dvamaddderaı 
(480g aus Anlass des sich erhebenden Sturmes, 7 268 wald zörs 
Ön u’ EneAevoev Enorguvovon visodu Zyvög Um’ ayys- 
Alng, % xul voog Erpamer’ avrig, veranlasst durch eine Bot- 
schaft von Zeus. & 320 oVd’ &dvvaorn alya al’ avageddeın 
ney@Aov Örd Vuarog oguNg wegen dıs Andranges der 
ofsen Woge. 7863 yeAaoce Ö} naoa negl yuav Ü 
Und Orspoxjg. Scul. TI &Avog Adumev vmal dewoio 
$so0 revy£ov re xel aurod. Fast ganz identisch mit dem 
blofsen Genetiv steht derselbe mit v0 Theog. 844 zudua d’ bz 
dugporeomv (Himmel und Erde) xarsyev losıde« mowren, 
özo steht hier ohne Analogie und lässt sich nicht erklären, stalt 
dessen würde ich vorschlagen dx’ zu schreiben analog den Aus- 
drucksweisen lög dzö vevpjg, Xaplrov &mo 
Eyovoas, Aagav do Antöog aioav, vgl, Hom. Stud. S. 19. 
Es bleiben noch ein par Stellen übrig, an denen dxo mil 
dem Geneliv, verbunden mit einem Participium, den Umstand 
bezeichnet, der eine Handlung veranlasst: 1423 züue Haide- 
075 ögvur’ Imaosvrsgov Zeyupov Umo xıvnaavrog, 





360 Über den Gebrauch von #6 bei Homer, v..J. La Roche. 


01x A0PIEALYYOg doıdäs Ehooopeva u Ereuper. 
Öl, vu, 13 xal vuw Un’ duporfomv (PopWyroS za 
avkav) UV Hayoga xereßev, zdv zovriev vuneov zaid” 
"Apgodfrag. Vgl. Acsch. Agam. 1519 umo xAeuPuov, Eumen. 
988 Uxö spayiov und die Stellen bei Matıhi $, 592, y. 
Causal ist, endlich auch der Geneliv in Ausdrücken wie 
up’ mdoris, Und yiguaros, Uxd zapüs, vm’ ühyous, Ur. 
yoelag, Uno Anang, [22 doyis, Öx’ avayang, auch diese be- 
zeichnen die einer Handlung zu Grunde liegende Ursache, Bern- 
hardy S. 268, Matthiä $. 592 ß. Bei altischen Dichtern kommt 
diese ‚Ausdrucksweise olt vor, selten bei Homer. K 376; O4 
yAmgög MAR deloug ie e timore. Hym. 5, 371, 411 xug- 
zahlung vo’ dr 1dou aros. 8110; 156; @ 146 
gro A eriAs00os, zul . 2084ovo’, Um’ dvapang. 
im 8, 373 unvosw 0’. Enehsver dvaysulng Uno wol- 
Ang. ‚Theog. 517 "Arkag ougawov 7277 Eye ngureong um 
dvayangı 615 üm’ dvdyang zul „wokrdgıw dövre 
yag wurd deouög Egvxei. Hes. Op. 15 dm’ dvapang "Eon 
Finde Bagslav. Fragm, Kypr. V. 3 (Athen. VIII, pg. 334) 
"Ehevnv rexe xgarepng Ur’ dvapung. Fast rein 2 on 
tal ist 02.2 mil dem Geneliv Hym. 5, 810 za; 
pEvog usgonov avdgozov Aınod im’ di Paare dem 
Ausdruck Uno rijs vooov advverei bei Schol, BLY zu N 27. 
2 
€. ‘Tx6 in der Zusammenselzung y 


In der Zusammenselzung hal dxo dieselbe Bedeutung 7 
Aulverbium, die «s auch als Präposition hat, und zwar meisiens 
locale, doch auch übertragene, Es verbindet sich am 
häufigsten mit Verben, doch auch, wenngleich seltener, mit 
minibus und ‚Adverbien.. „Auch geht es Zusammenselzungen mit 
Verben ein, die schon mit anderen Präposilionen zusammen 
geselzt sind, z. B. Un-supeiyo, Ur-saredvm, Un-enzgoheo 
und steht ‘mil Ausnahme von Zurev£sen B 267 immer zu Au 
fang. Die Bedeulung heimlich” und „ein wenig,» diewzo 
in Compositis bei späteren Schriftstellern angenommen hat und die 
das lateinische sud sehr häufig in der Zusammenselzung hal, liegt 
bei Homer noch nicht in Öx0, wenn auch unsere Lexikographen 
und Erklärer sie manchmal darin finden wollen, wie z. B. in 
Önoywpem vrorapßo u. ü., vgl. Hom. Stud, Bi 137; Aut 

l.öx0 in localer Bedeutung. 

Hier drückt örxo alle die Verhältnisse aus, die es absolut 
als Adverbium oder als Präposilion mit den drei casus. 
bezeichnet, also unten, darunter, darunter hin und 
darunter her,” aufserdem bedeutet es in einigen nz 
CS und sogar „nieder,? 2 

1. öx-dyo, darunter führen, vgl. Hom. Stud, 














364 Über den Gebrauch von ö=6 bei Homer, v. 4. La Roche. 


enter Sup een none hin Über 
üzoßAnönv vgl. 6. Hermann Opusc. V pg. 800 ff. Ouid sit üzo- 
BoAn ee vnoßAndnv. 

29. Um-eoniösos, unter dem Schilde, von dem 
Schilde gedeckt, nur im ace, plur. neutr., der immer adverbiol 
gebraucht wird N 158, 807; /T609 vgl. Hom. Stud. $. 38, IX, 
Apoll. Lex. 158, 1. Abweichend davon wird das Wort bei So- 
phokles Ai. 1408 gebraucht. 

30, Tmo-Pjßeı B 505, ein Ort in Böolien: es ist 
ungewiss welcher, nach einigen das spätere Ilorvıel, nach an- 
deren die Unterstadt von Theben vgl. Strabo pg. 412, im Ge- 
gensalz zu der Kadmeia. Noch zwei andere Erklärungen finden 
ich bei Schol, D 'TxoPnßug rag, ÜAdrrovg Onßas oder zds 

vag rals Entenvioıs Oyßaıs zwuag. Var. od Hure 
Onßas zlyov. Ein ähnlich gebildeter Ortsname findet sich 
weiter nicht”), wahrscheinlich bedeutet es das unten in der 
Ebene liegende Theben, Vgl. auch Lobeck Paralip, pg. 383. 

31. drd-zuxAog, unten mitRädchen versehen, 
subrotatus Ö 1831; so auch Apoll. Lex. 160, 5. Diese Er- 
klärung verdient gewiss den Vorzug vor der anderen „unten 
rund», beide finden sich in den Scholien, 

82. ün-oAl&ov 2519, soschreiben Heyne, Wolf, Bolhe, 
Crusius, Rost, Fäsi und erklären es durch „etwas kleiner”; 
doch bedeutet öx0 bei Homer noch nicht die ZAAsıyıg & 
dıadeosas, wie in der späteren Graecilät, deshalb schreibt man 
richtiger mit Spitzner, Dindorf, Bäumlein, Bekker 2 Aaol d'un 
6Algoves noav und fasst Öx6 adverbial, die Krieger unter 
ihnen waren kleiner, Spitzner populi suberant statura minores. 
Heyne verweist auf öpy7eda» Scut, 258, aber dies heilst auch 
nicht etwas geringer, schwächer, sondern suberat minor, Alropos 
war schon vom Alter gebrugt. . 

33. 'Pxo-vojtog unter dem Neiongebirge, am 
Fulse desselben liegend 7 81, vgl. « 186. rn 

34. Tro-mAdxıog Z397 am Fulse des Berges 
a gelegen, vgl. Scholl, und Z396, 425; X479; B 860; 

385. 


35: Öxd-ggnvog unten einLamm habend K 216, 
vgl. 245, 809, 342. Unrichtig erklärt Apoll. Lex. 160, 15 
Ümapvov, olov üpva Eyovoa Ev 1jj yaorgl. . 
36. ümd-moprıg Hes. Op. 608, eine Kuh, die ein Kalb 
unter sich hat, vgl, Unopenvos, Unonwdog, A681; 0.636; 923. 
87. öxo-reuvo»v Hym. 5, 228 ein Zauberkraut, eigent- 
lich unten an der Wurzel abgeschnitten, von drorauvo, suceide. 
Doch ist dieses Compositum durch die Art seiner Zusammen- 


?) Nicht damit sind zu vergleichen Tromidxıog, Tro- 
zainıs, Augimokıs, Erinoicl, Mxgarorduıon, 0% 
« 








366 Über deu Gebrauch won mo bei Homer, v. 4. La Roche. 


47. dro-Aupmng, darunter leuchtend, durch- 
schimmernd, sublucens, Scut. 142; die Bedeutung „ein wenig 
schimmernd” wäre hier ganz unpassend. 

y 48. Un-svevriog, gegeneinander, gegenüber 
Seut. 347 rov Inmoı uv End’ dmeverrior 

dEeia yoduser, der Bedeutung nach nicht von ver- 
schieden; deshalb habe ich in der Zeitschrift für östr. Gymn. 
1860, S. 771 vorgeschlagen zu schreiben &meıra dvavrdor. Die 
einzig mögliche Erklärungsweise für drd, die aber auch sehr 
gesucht ist, wäre die der örllichen Nähe, 

49. Un-ivsoBe, unten drunter, ebenso gebraucht 
wie das adverbiale öx6; absolul 4 147, 186, 215; N 80; 
P386; #358; u 242; Hym. ı, 118; zur Bezeichnung, der 
Unterwelt 1'278; 761. Mit dem Geneliv B 150 zodav umwd- 
vegds, P172 Umevep#e Xioro unterhalb Chios. Seut. 418 
Umivepds yevedon, ke 

50. Uxo-Bovye, unter Wasser, Butt. Lexil, Il, 
8. 126. Död. Gloss. 2439, der es mit Bo@&au zu- 
sammenstellt und es erklärt, «vom Meer hinuı 
Bei Homer steht es nur & 319 röv Ö’ dp’ Unoßeuge Bılxe, 
Ameis fasst es für einen metaplastischen Ace. sing: von dmd- 
Agugos, doch könnte es auch Acc. plur. neutr. sein. Davon 
das ivum dmoßovxıos Hym. 38, 12 Djnav Umo- 
Bovx&nv und Hym. 8, 116 zopga 8’ dnoßgvxlas Ziumas 
Bovg slixe Duoake, dies erklärten einige mit „versteckt 
Barnes conjicierte 2pßguzovg die laut brüllenden; es ist nber 
nicht denkbar, wie dieses in vzoßgvyleg hätte verwandelt wer- 
den können. Wir erwarteten hier ein Adjecliv, welches den 
Aufenthalt der Rinder bezeichnet, etwa „im Stalle befindlich,” der 
v. 108 abAıov ÖyıucAadpov genannt wird. Das Adjectin 
zog marinus steht zweimal bei Aeschylus Prom, 1085; | 
392, wo es aber von einigen durch fremens erklärt wird. 

51. Ux6-doa, von unten aufblickend, deshalb 
finster, zornig, steht nur bei (ö@v, im Homer 26mal 4 148; 
B245; 4349, 411; E 251, 888; K 446; M 230; 8 82; 
013; Pı41, 1695 2284; T 428; X 260, 844; ® 559; 
®# 1655 0459; 0 14, 336, 887; 2 70; 134, 60, 320; Hym. 
7, 48; Scut. 445; bei späteren kommt das Wort nicht mehr 
vor, mit Ausnahme der Epiker. Die verschiedenen Ableitungs- 
versuche finden sich bei Apoll. de adv. pg. 548 f.; dass es von 
vrodegxomas (vgl. Quint. Smyrn. 8, 252) komme, nehmen an 
Rost, Crusius, Döderl. Gloss, 844; Philoxenus im Eiym. Or. 
157. u 2. 544, 54. Von vz0 und ogw leiten es äb 

.549, 26, Herodian bei Cramer Epim. 420, 8; 
Schol. B zu 41485 Et: Gud. 544, 14; dort wird auch noch 
eine zweite Ableitung von Herodian gegeben, dass es nämlich 
von vzxodg«E komme und den Ton auf der letzten habe vgl. 











370 Über den Gebrauch von ümd bei Homer, v. 4, La Roche. 


mit Recht nicht gebilligt wurde, denn die Dalive liefsen' sich 
nicht erklären. Sonst kommt nur das Medium urorideodeu vor 
„unterlegen, inden Sinn legen, angeben, ertheilen, 
anrathen? @ 36, 467 BovAyv, Rath ertheilen, 0 163 Enos 
aal £gyov. A788 Emo. Theog. 175 dodov. y 27 ülke. 

sieht es in: der Bedeutung „rathen” © 293; « 279; B 194; 
&143; 0810. Davon das Verbalsubstantiv Vzosnuoouun 
042,= 233. 

64. dp-Lloranaı, sich darunierstellen, sich 
unterziehen, an nehmen, versprechen, wie 
Örıogvouue und vmodegonu. B236; 4267; E715; 1445, 
519; 4244; N375; 075; T195, 218; 0273, 457; 20, 
180; +99; "8329; 1365; 483; Theog. 402. In einem Falle 
bezeichnet es die Unterordnung. I 160 el wor Uzogeyra, 
er soll sich mir unterordnen, Apoll. Lex. 160, 25 Unusero. 

om Uno-yvauzıo, darunter biegen, unter 
werfen Hym. 8, 18 Yugig dnarmiov broyvamyar 
olv oguv, die lrügerischen Regungen des Gemülhes dr 
Stande unterwerfen. 

66. Vro-dauvnpı und dro-daudm, unlerwer- 
fen, aubdomare y 214; =95. In ®270 zorauög Ö' dm 
yovvar’ 2dduve ist ©xo adverbial und sieht nicht. in der 
Tmesis. Sonst steht es nur in der Form Umodumdzice 
Seut. 53; Theog. 327, 974, 453. Hym. 17, 4 Addgy Umo- 
Öundsio« ‚reieivepet ‚Koovlanı, von Kronion bezwungen, 
vgl, rirreıw Ömd rıve, dann den Ausdruck megtevos edung 
8109, 228; dduap; und Stellen wie 72695 [30. 

67. Ux-axovm, subaudio, in verschiedenen. Bedeu- 
tungen. = 10. gehört do nicht zu drovm, sondern zu zodan, 
8485; 04; Hym. 4, 180 Gehör geben, "auf etwas hören, 
0283; #83 Gehör geben, antworten, hier bezeichnet es 
schun eine gewisse Unterordnung. Die spätere Bedeulung von 
Umerovw und Umrxoog unterworfen, hörig ist dem Homer 
noch fremd. Doch gibt es einige andere Composita, in denen dad 
die Unterordnung. bezeichnet. 

68. dzo-Öuws, der unter einem stehende Die- 
ner, 8386, von Heliodor bei Apall. Lex. 160, 26 richlig er- 
klärt duwg dmorerappevog; vgl. Lobeck Paralip. 383, Lehrs, 
Arist, pg. 115, Döderl. Gloss. Il, 8. 388. Herodian erklärt nach 
alter Weise wagsixsı 7) mgoweoıg Schol. 1423; Ö 386; =10; 
Apoll, Lex. 160, 27. Ähnliche Composita sind Sgnviozös, smo- 
Ögnorng und die späteren rasmuseng, Ömnperns. 

69, öp-nviogog, der unter dem Wagenkämpfer 
stehende Wagenlenker Z19, gewöhnlich ®: 

s genannt, Aristonicus bemerkt dazu 2 dumhn, joa 
#0 7) mgoBE0lg, 0 &v TB Iloscıddwvog Unod| 
nehmen es falsch als «Unterwagenlenker,” ä ne 





372 Über den Gebrauch von ör0 bei Homer, v. J. La Roche. 


Dann die Verba des Fliehens, Weichens, Fürchtens: 

75. Ön-aklsvonaı, vermeiden, vor elwas aus- 
weichen Hom. Stud. $. 79, 3. 0 275 #«varovw, Hes. Op. 
758 pıumv. 555 ohne Object. 

76. Ur-aAvVoxm, entgehen, absolut A 451; 
Scut. 304; Batr. 98. Mit dem Accusativ M 113, 127; 0 512; 
% 332 zjoas. N 395 Ah € 480 zUue. € 189 
atAkas. 9855 yoerog. Balr. 90 «0g0», vgl. Hom. Stud. 
$. 79, 4, a 

77. üx-eixo, vor elwas weichen. In der Bedeu- 
tung nachgeben 4 62; 7266; O 211, 227; an letzterer Stelle 
lässt Rost den Accusaliv yeigag von veusoondels, Crusius von 
urosı&ev abhängen; lelzteres ist nicht wohl möglich, wenn auch der 
Accusaliv 4294 bei Uroslxo und W837 bei elxw sicht, doch 
liefse sich die Echtheit des Verses 228 in Zweifel ziehen, 4294 
vol z&v Zoyov ünel&oneı, Hom. Stud. $.59, u 117 Urel- 

&«ı Beoisıv, den Göttern nachgeben, vor ihnen weichen. 2602 
Urosltoume ywöuevog, in meinem Zone nachgeben, von 
ihm ablassen; das Parlicip steht dabei wie bei den Verben, die 
ein Aufhören bezeichnen: nur an den drei zuletzt angeführten 
Stellen sicht das Medium, 6 373 el#0ı Ö’ dad BaAog dporew 
nachgeben unter dem Eindrucke des Pfluges. A204 Umosı78E 
nexns entweiche dem Kampf. x 42 Edeng umosıfs» er enl- 
fernte sich vor ihm vom Sitze, 17805, mov von den Schiffen 
vgl. 0655 veov ubv dymensav zal dvaya. . 

78. ön-zonfo, vor etwas weichen, zurück- 
weichen ® 122, 814; 0452 üxsgwngev dd ol Txzon 

79. Gxo-x&fouer, vor jemanden weichen, zu- 
rückweichen 4497; 0574 Umö dt Towes #ex«dorro 
dvögög dxovrisoavrog, leizieres noch nicht reiner absoluter 
Geneliv, sondern der Casus ist noch von vxo beeinflusst, «sie 
wichen vor dem Manne zurück, als er die Lanze 
schwang.” 

80. dx0-yop£o vor elwas zurückweichen Z1095 
N 476; X 96 und in der Tmesis 4.505; 77588; P 316. Auch 
Döderlein Gloss. 809 erklärt sich gegen die Annahme, dass es 
«ein wenig weichen” bedeute, wie man in den Wörter- 
büchern findet, sondern „vor der Gewalt weichen;? doch 
finde ich darin so wenig eine Prägnanz des Ausdruckes wie in 
pevyeıv Uno Tuvog. i 

81. Uro-PsVyo, vor eiwas fliehen, suffugio, 
subterfugio, Hom. Stud, $. 78, 3. X 200; ® 57; 217 mit 
dem Acousaliv. peuyew dma Tivog steht D22, 558; 778, 
gpoßstoha: Uno rivog @ 149; 17308, Und rıvı A 1215 0 687. 
‚..,82. öno-pepo, wegtragen, davontragen B885 
u Vanvaınav ragkes mödeg, mich relteten die schnel- 

[se. 











376 Über den Gebrauch von dx0 bei Homer, v, J. La Roche. 


Wagen als unter den Wagenstuhl lülle fahren können, - wenn 
Alhene ihn wirkungslos machte, oder seilwäris davon weg, daher 
die Lesearten des Ven. A ünde und Vrat. A am’ 2% — doch 
Bol dE re advra Övvanrm. X 146 reiyeog aldn uzix 
ar” duabırov oasvovro unter der Mauer weg, @ 504 xai- 
Airgıyag Inmovg Avoad’ üxbE oydan, in dieser Weise findet 
sich auch das ‘einfache dx0, so uno £uyod, dp’ Kpparog. 
137 al d’ dyepovro voyal [2271 ’Eg£ßevg unten aus dem 
Erebos hervor. 4 465 Eixe Ö’ Sn BsAtov unter den 
Geschossen hervor. 2232 IldrgoxAov untx Belkon epi- 
oavreg. II 855 untz unAor alo u ya sc. ügvas vgl. 
2 319. Hym. 2, 250 xad opıw Umia vepeon» Tddung 
905 almd zepevro, was soll hier ads vepeon unler den 
Wolken heryor? es wird wol geschrieben werden müssen Uno 
vepiov unter den Wolken vgl. #874, 11375.— N 89; 0700 
oo yap Epav yevseodeı ümtr »ar0Ü, dem Verderben ent- 
rinnen. P461 PEuyEoxEv unte Tooov dgvucyöod. 0628 
zurBöv yüp Umty Yavdroıo gegovra vgl, vropeom 
E885. P 581 vexgöov umtx Teoov gvoev, entriss ihn den 
Troern. P 589 olgeras olog defgns vexrpov Umks, ee v. 
7 300 ylv uxtx davdrov dyayouer. u 107 
gugeıro eo’ unbe EL2I) ovd° Evosigdor. Hes. {aaa 
1 ödnsx davdroıo oawosı. Es wird also der Iheils 
local gebrauchl, theils in übertragener Bedeutung, namentlich bei 
Verben des Flichens, Eutkommens, Wegnehmens, wie die deutsche 
ee «ent,? d.h, unter etwas weg, und bezeichnet dann 

den Einfluss, der von einer anderen Seite auf die Handlung aus- 
geübt. wird. .. 
r In Compositis hat vrex selten rein locale Bedeutung, son- 
dern ebenfalls meist übertragene, wie als Präposition, vgl. Hom. 
Stud. S. 127, Anm. re 

98. ünex-pEo@, darunter herausiragen, enk 
führen, vgl. O 628. E 318, 377 Unstepepsv 
entführle a aus der Schlacht. © 268 Aias vmebtpegev danog 
sc. aurod, er hob den Schild unten von ihm. weg, 
stand hinter dem Schilde des Aias, unter dem Schulze 
dieser hob den Schild weg, so oft Teukros schiefsen wollte; 
«heimlich» oder «etwas” kann ich nicht darin 
der Erklärung von Sch. L Zemgoostev avrod ist, 
gewonnen, falsch übersetzt der Paraphrast Al«s auror. 
yays di& rig domidog. y496 zolov pag Umenpegov. 
Emzoe intr. enteilten, vgl. Ameis. 

99. üneh- -dya, entführen, & 147 ail& oe dafnon 
olxad” Umebaydyos, aus der Gefahr, wie 

100. vrex-000m, daraus erretien, W292 aurov 
uUnebesawgen ’Arollov, aus der Gefahr von Diomedes ‚ger 
tödtet zu werden; vgl. Hes. Frgm. 139, 1 Urtz davdro vamseı. 

















380 W. Pape, Deutsch-griech. Handwörferbuch. ang, v. M Schenkl. 


eines Mitarbeiters auf gleichem Feld werih wäre. Das deutsch-grie- 
‚chische Wörterbuch, welches seinen Namen trägt, ist ein mit der gröfsten 
EiMfertigkeit und imit gänzlieher Akrisie aus dem Franz’schen Wörter- 
buche gemachter, sehr magerer Auszug, in welchem ebenso viel Wesent- 
liehes übergangen, als Überfüssiges und Unrichtiges aufgenommen ist 
und eine Menge von Verstölsen gegen den richtigen Typus der Sprache 
sieh finden,” war Rost durehaus nicht berechtigt, Sehe möglich, dass 
dieses Uriheil aus einer gewissen Gereiztheit hervorgegangen ist, da 
Pape, was freilich sich schwer rechtfertigen lassen wird, in seiner Vor- 
rede der Arbeit von Rost, welehe doch eigentlich den Grund zur deutsch- 
griechischen Lexikographie legte, mit keiner Sylbe erwähnte, "während 
er doch des Franz’schen Wörterbuches mit rühmender Anerkennung ge- 
dachte und erklärte, dass er demselben viel zu verdanken habe (8. WIN): 
Wir können es somit dem Hrn. Herausgeber nicht übel nehmen, das 
er seinen Collegen gegen diese Vorwürfe vertheidigt und namentlich 
nachgewiesen hat, wie so viele der Verstöfse, welche Rost an der Arbeit 
Pape’s rügt, sich aueh in dem Werke dieses Gelehrten vorfinden; aber 
mit der Form der Entgegnung dürfte wol schwerlich jemand einver- 
standen sein, Wozu denn diese derbe Ironie mit den matten und trivia- 
len Witzen, die sich durch eine acht Seiten lange Vorrede verbreiten? 
Und dies noch dazu in einem für Schüler bestimmten Buche? Wäre 
da nicht ein ernstes, ruhiges und auch kurzes Wort besser am Plätze 
gewesen? ‘Doch wir wollen hier nieht weiter mit dem Hrn. Herausg. 
rechten, sondern wollen uns lieber zur Beurtheilung dessen wenden, was 
ee in dieser zweiten Auflage zur Vervollkommnung des Buches geleistet 
hat. Und in dieser Beziehung wird wol niemand ihm seine Anerken- 
nung’ versagen können; nicht blofs, dass die Bedeutungen vielfach rich- 
tiger angegeben und in ihrer Reibenfolge zweckmälsiger geordnet sind, 
sondern es ist auch, was den Wörterschatz und die Redensarlem anbe- 
trifft, eine richtigere Auswahl und gröfsere Vollständigkeit erreicht wor- 
den; auch hat die ganze’ äufsere Form der Behandlung wesentlich ge- 
wonnen, Freilich sind die oben gerägten 'Übelstände nicht durchaus 
beseitigt; um dies zu erreichen, hätte die ganze Grundlage des Buches 
verändert werden müssen. Ref. will es hier ganz offen äussprechen, 
dass ihm die bisherigen Leistungen auf dem Gebiete der 

chischen Lexikographie von ihrem eigentlichen Ziele noch ziemlich weit 
entfernt zu sein seheinen. Diese Bemerkung mag vielleicht auffallend 
erscbeinen und bei manchen ein ungünstiges Vorurlheil gegen die nach- 
folgende Darstellung rege machen; indessen hofft Ref.,'dass man bei 
näherer Erwägung diese Äufserung wenigstens keine unbedachte nennen 
wird, Die bisherigen deutsch-griechischen Wörterbücher haben, wie 
dies Papo in der Vorrede zu seinem Buche ganz richlig bemerkt hat, 
keinen anderen Zweck, als dem Schüler ein Hilfsmittel für die Über- 
selzungen aus dem Deutschen in's Griechische zu sein. Ebenso richtig 
bezeichnet auch Pape (8. VI) den’ Umfang solcher Übungen, wenn er 








382 1. Pape, Dentsch-griech, Handwörterbuch, ang. v. A. = ir 


wird man auch nach späteren Ausdrücken greifen können, jedoch nicht 
‚ohne dieselben ausdrücklich als solche zu bezeichnen. In dieser Be-_ 
ziehung hat der Hr. Hrsg. offenbar nicht die richtige Grenze eingehalten, 
wenn er $. XII sagt: „Als das Eigenihum „Späterer® habe ich nur das 
dem griechischen Bibeltexte, den Kirchenvätern, den Byzantinern und 
ähnlichen Gehörige bezeichnet; Schriftsteller, wie z.B. Lucian, scheinen 
mir für unsere geiechischen Übungen, wenigstens was den W. 

betrifft, vollauf mustergiltig,’ Mag man immerhin solche Nachahmer 
der atlischen Prosaisten, wie Lukianos (feilich ntr mit Vorsicht und 

alleiniger Berücksichtigung der echten Schriften) oder Arrianos , fir 

mustergillig erklären, aber wie viele hochbedeutende Schriftsteller, die 

noch keineswegs den späteren Zeiten angehören, wie Polybios, Dionysios 

von Hallkarnassos u, a., müssen doch enischieden als nicht muster- 

gillig bezeichnet werden! Wenn man die Grenze so weit zieht, so kann 

‚es freilich nicht anders kommen, als dass einer schlechten Gräcität Thür 

und Thor geöffnel wird, und dass auch das vorliegende Buch von diesem 

Vorwurfe nieht freigesprochen werden kann, wird sich aus den Einzel- 

bemerkungen im Folgenden ergeben. Ebenso werden auch die rein 

poetischen Wörter und Ausdrueksweisen ganz zu beseiligen sein. Diese 

hätten nur dann einen Werth, wenn das Wörterbuch zugleich als Hilfs- 

mittel für poetische Arbeiten der Schüler dienen sollte. Wir glaubee 

aber, dass solche Übungen gegenwärtig nirgend in den Schulen be- 

trieben werden; es genügt ja vollkommen, wenn die Schüler mil dem 

Bau der Verse bekannt gemacht und angeleitet werden dieselben enl- 

sprechend vorzulragen. Dadurch würde nun der Umfang eines solchen 
Wörterbuebes bedeutend verringert, und man könnte nun dem so ge- 

wonnenen Raum dazu benützen, eine gröfsere Anzahl von Redensarten 

aufzuführen und den Unterschied der sinnverwandten Wörter in aller 

Kürze zu bezeichnen. Freilich kann der Schüler immer die genaue Aus- 

kunft hierüber in seinem griechisch-deutschen Wörterbuche finden; aber 

dureh entsprechende kurze Angaben, welche öfters nur ein Wort erfor- 

dern, wird dem Schüler vieles Nachschlagen erspart und doch das noth- 

wendige Verständnis erreicht. Was endlich ein Verzeichnis von Eigen- 

namen anbetrifft, so kann Referent dem Hrn. Herausg. darin nieht bei- 

stimmen, dass der Schüler durchaus ein übersiehllich gefasstes, möglichst 
berichtigtes und bis zu einem gewissen Grade (!) vollständiges deutsch- 
‚griechisches Verzeichnis von Eigennamen in den Händen haben müsse 
(8. N). Vielmehr ist ein solehes bei dem Umstande, dass der Schüler ein 
‚geiechisch-deutsches Wörterbuch zur Hand hat, vollkommen entbehrlich, 
und zwar gegenwärtig um so mehr, je mehr man in der neucren Zeik 
mit richtigem Taote die frühere Schreibweise der griechischen Eigen- 

namen, für welche die lateinische Form mafsgebend war, verbannt 
und dafür die echt griechische einführt. Da nun der Schüler diese Namen 
ganz leicht in seinem griechisch-deutschen Wörterbuche auffinden kann, 

















386 IV. Pape, Deulsch-griech, Hlandwörlerbuch, aug, v. A Schenk. 


und in den Gerichten,” Wir fügen noch bei: „Schulbank® vgl. PI, Prot, 
325, 0. — „Bankbruch, B, machen dvargimsır, avasnsudten up 
zedmefan,” Lelzterer Ausdruck hätte vorangestellt werden sollen, «dia er 
sich mit Dem. 33, 9 belegen lässt, während den ersteren nur Luo, Plut 
vertrelen; «der B, macht zgemx0rog® dieses Wort ist in keinem Schrift» 
steller nachweisbar. — „Banquier s. Geldwechsler (6 roumskleme)"i 
übersehen ist ol Zml zadg eguns£arg Is. Trap. 53. — aBann im kirch- 
lichen Sinne , üradeun Grudenwropos.? Zu beachten wäre das gut 
attische mgögenuig, — „Barbarismus, Einer der in B. spricht, Bug- 
Pagöpovos, Puoßuodykoooog, das Spr. in B. Pugßugaozonia,” Wäre da 
nicht 6 Peeßugiov, Baoßugeonös vorauzichen? — „Barbiermesser 
nuyurpis, nougis, Eugöv, Evgös.” Aber xovgis heilst ein Messer für die 
Schafschur; wezwigls ist Dem. Scheermesserchen Luc; adv, ind. 24; 
Eugög ist eine spätere Form, währen! Evg6» der allein mustergillige 
Ausdruck ist, — aBarct rıdga® wäre besser weggeblieben, da zudge 
wol nur einen Turban bezeichnen kann, — „Barfuls yunwarödns, 
yuanörong, gew. dvuzöönros.” Die beiden ersteren W. W., besonders 
yuarondöns, gehören dom späteren Sprachgebrauche an und können s0- 
mit gegen dvvnößnros oder younoög Fyav zous modus (Tunnäs Mr 
zoog zadag) nicht in Betracht kommen, — «Barfussgehen drum- 
Inale. Sp. auch wol yuuvomodia,” Aber zum. ist doch wol nur falsche 
Lesenrt st. yonvorwdia, — „Barko oxdpn, nehjton, mAodgıon, p. 
70 on@pog.” Esist nicht abzusehen, warum erdpog als poelisches Wort 
bezeichnet wird, da es sich doch bei Dem, 9, 69 Andet; eber könnte 
man oxapn für ein minder mustergiltiges Wort erklären, da «es in der 
Proa, erst bei Pol, u. Sp. erscheint, — „Barmen s. Jammern® (bei P, 
fchlt der Artikel). In dieser Bedeutung findet sich das Wort blofs in dem. 
Thüringischen oder Obersächsischen Dialckt oder. vielmehr Jargon (# 

Vorrede $, XIII) (vgl. Grimm 1, 8, 1134). — ee 
olxtiguwr.” Aber olxriguav ist ein poclisches Wort, das sich im der 
Prosa. nur im N. 7, fiodet. — „Barmherzigkeit äleos, älenupaden, 
olarıowog.? Die. beiden letzten Wörter sind rein poetisch oder spätpre- 
saisch und hätten demgemäfs als solche bezeichnet werden sollen, — 
«Bart, ohne B, ‚Exuyas, üyeveıog.” Vielmehr &yev., dmeyoy oder blols 
ayev., da sich dxey@r nur aus Suidas belegen lässt; „den Bart wach- 
sen lassen zeiyavcı wgäpewn,” hier hätle wol noch m. guisun oder nude. 
erwähnt werden können. — „Bartster u 6 mayorias derig, auch gp- 
radezu meöymv.?” Dies lelatere Wort dürfle schwerlich entsprechen; 
dena man könnte sich hier nur auf (len Sprachgebrauch der Tragedie 
berufen, in welcher aber, wie Poll, 11, 88 richtig bemerkt, uyor mugdg: 
m als. 650 dvadgoun roö mugög bedeutet, vgl. Aesch. Ag. 306, Eur. fe 
833 N., Phot. Lex. p. 478, 3. — eBase.” Iiır wären die beiden Be- 
deulungen dieses Worles: ‚ „Gousine” und «Tanter ‚sheenger zu ‚sondern 
gewesen. — „Basilikum. 0 «uıwog;" besser n an — «Basıe 
Arbeit. in B, machen. zpoozuxoir.” Das Wort findet sich wol.im 





388 4, Viehoff, Vorschule der Dichikunst, ang. v, Dr, A: Reichel. 


Sprache, Dinge, die nun schon geraume Zeit unbeschen mit 

thümern aus einem Buche in das andere h 2 
Die hier genannte Schrifl dagegen bezeichnet sich als einen Per 
Versuch ein bisher fast ganz unbebautes Feld planmälsig zu bear- 
beiten;® der Neginn des Vorwortes lässt also einen neu eingeschlagenen 
Weg voraussetzen, Der muss denn allerdings betreten werden, wenn 
eine wirkliche Anleitung zum Vers- und Stropbenbaue gegeben werden 
soll, da nur oben hin gleitendes Gerede jeden zuleizt wieder auf eigene 
Versuche verweist und in allen Fällen des Zweifels rathlos im Stiche 
lässt. Soll also dem Versemachen solcher Vorschub geleistet, soll die 
Landplage der Dichterlinge methodisch gehegt werden? Der Hr. Verf. 
weils in seinem Vorworle diesen Einwurf auf das schlagendste zu 
widerlegen. Wie der Unterricht im Zeichnen und in der Musik , gegen 
welchen doch niemand ähnliche Bedenken hege, nicht darauf ausgehe, 
stümperhafte Maler und Musiker in Masse zu erzeugen, sondern nur den 
Sinn und das rechte Verständnis dieser Künste zu wecken und zu be- 
fördern, so strebe auch diese Beschäftigung danach, das 

Poesie zu erweitern und zu erhöhen, Auch spreche seine eigene 
fahrung gegen das erhobene Bedenken; denn. die rechte, Erkenntnis 
dessen, was alles zu einem vollendeten Gedichte gehöre, mache nur. be- 
scheidener und zurückhaltend mit eigenen Versuchen, eröffne aber einen 
vollkommenen Genuss der von den Meistern gebotenen Werke, — Ist 
also gegen diese Gründe nichts erhebliches einzuwenden, so können wir 
‚doch des Hrn. Verf.'s Ausicht, dass solche Übungen demnach mit « 
prosaischen Stilübungen in der Schule abwechseln dürften, nicht bei- 
pflichten. Folgerichlig zu denken und eine Reihe von Gedanken zu 
ordnen und in schlichler Weise auszudrücken vermag jeder gesunde 
Mensch, dazu kann also äuch durch Unterricht angeleitet werden: 
poetisch zu denken, die Gedanken mit poetischen Mitteln darzustellen 
ist eine besondere Gabe weniger; ebenso ist allen redenden Menschen 
verstaltet. die Stimme zum Ausdruck der Empfindung in der gewö 
lichen Rede zu modulieren, indes der Ausdruck derselben im G 
Eigenschaften voraussetzt, die durchaus nicht jedem Individuum zu Ge- 
bote steben. Wie daher der Unterricht im Zeichnen und der Musik nur 
bei denen verfängt, die mit den dazu nölhigen Gaben 

yon der Schule also auch wicht unbedingt für alle ‚Schüler ertbeilt wird, 
so darf diese auch nicht um weniger Begabter willen die Masse Zeit 
and Mühe an Aufgaben verschwenden lassen, die für sie keine 
bare Lösung in Aussicht stellen. Damit wollen wir 
vielfälligsten Benützung und ausgedehntesten Verbreitung des 
entgegentreten. Wir schliefsen uns vielmehr den Wünschen | 
Verk’s betreils seiner Wirksamkeit mit ganzem Herzen an: nur d 
meinen wir, die Schule hier nicht arbeitgebend eingreifen, wenn sie 
schon das aus freiem Antriebe hervorgegangene nicht zurückzuw 
braucht, Obnedies macht ja das Buch in seiner ganzen Anlage 













































400 8. Viehoff, Vorschule der Dichtkunst, ang. v. Dr. | Reichek. 


au allererst gerühmt zu werden pflegt, der Braut von Messina. Hier 
‚meist durch eine leichte Änderung hätten beseitigt werden können, s0- 
fern ‚dem Dichter wirklich eine Härte fühlbar gewesen wäre. Z. B. 
«Versammle alles was mir theuer ist, „Gehört von heute an das ganze 
'Leben,® „Schön ist der Friede, ein lieblicher Knabe,” „Die Stadt, die 
"völkerwimmelnd e ertosen,? «Die Schadenfreude ist's, wodurch sie sich,® 
„© meine Mutterliebe ist nur eine,® „Erkenne oder schwächer gar mich 
® „Mein Schweigen breche und das Siegel löse,” «Und die 
lange unendliche Zeit,? „In das gemein e und traurig wahre” u. m.a., sie 
‚sind also Beispiele für das auslautende e vor allen Vocalen, und sie sind 
grofsentheils den Chorstellen angehörig, in denen die sprachliche Schön- 
heit dem Dichter besonders am Herzen liegen musste. Die Ausbeute aus 
dem Iyrischen Gedichten Schiller's ist keineswegs geringer, es finden 
sich da recht aufallende Beispiele. Geethe's Lyrik wird den Hiatus 
darum seltener aufweisen, weil sich das Gwthe’sche Lied mehr dem 
Volkstone nähert, in Iphigenia und Tasso bringt eh or 
Wechsel von Hebung und einsilbiger Senkung mit sich, dass ı 
‚ter die Verschlingung des lonlosen e vor ae 
die einsilbige Senkung hervorzubringen. Verse indes mit zweisilbiger 
Senkung (daktylisierende) werden den Hiatus seltener verschmähen, wie 
x. B. Schiller's Bürgschaft „Doch dir ist die Strafe erlassen,” „Der ihn 
setze an das gewünschte Land,” „Die Sonne und wenn sie niedergeht,? 
„Und glaube an Liebe und Treue,” «Und Stunde an Stunde entrinne,” 
Mag aber der gräeisierende Theoretiker sich berochtigt wähnen, einem 
Schiller das Gefühl für strengere Quantität abzusprechen, das gebildete 
deutsche Ohr wird er ihm nicht streitig machen können, En) 
Nach diesen Grundsätzen müsste also auch dieser Abschnitt um- 
geformt werden. In einer Anleitung zum deutschen Versbau wäre 
also der Begriff des Hiatus zuerst auf die oben nachgewiesene ‚Grenze 
zu beschränken, und dann als nächstes Gesetz die Statthaftigkeit 
(nieht die Nothwendigkeit) der Verschlingung darzuthun, wobei die 
Vergleichung Schiller'scher und Gethe-Uhland’scher Lyrik den Grad der 
Zulässigkeit für besondere Arten unterschiede, und dem müsste endlich 
eine kritische Untersuehung sich anschliefsen, in welchen Fällen unsere 
besten Dichter Verschlingung sich gestattet haben, was der Hr. Verf. 
allerdings mit feinem Sinne zum Theile ausgeführt hat. Seine Beob- 
achtung, dass manche Verschlingung den Ausdruck weniger edel er- 
scheinen lasse, hätte ihn gleichfalls zum richtigen Blicke in die Natur 
unserer Sprache erheben künnen — aber es ist eben auch hier die 
traurige Wahrnchmung zu machen, wie apriorisch construierte Theoreme 
die bie und da aufleuehtende richtige Erkenntnis der Erscheinungen zu 
verdunkeln im Stande sind. Dass gegen den Druck der sogenannten 
strengen Theorcliker nur cine historische Betrachtung der Sprache Wider- 
stand zu leisten vermöge, davon geben noch die Schlussworte dieses 














404 4. Viehofm, Vorschule der Dichtkunst, ang. v. Dr. & Aeisher. 


ist allerdings ähnlich, aber doch auch nur ähnlich, weil unsere heuti- 
‚gen Belonungsgesetze dies in dem Umfange nicht mehr gestalten. Durch 
den langen Gebrauch des Alexandriners scheint eine Verschiebbarkeit 
der Hebung (also des Verstones, nicht des Worttones) in der neuhoch- 
deutschen Poesie heimisch geworden zu sein, und zwar findet sich diese 
Erscheinung »icht allein in der freieren Bewegung des Quinars, obwol. 
hier besonders gerne, sondern auch in anderen jambischen Mafsen: 
«lockt dich der tiefe Himmel nicht?? „sah nach dem Angel ruhevoll 
Kühl bis an’s Herz hinan,» vgl. das oben schon berührte „furehlbäre 
Geschlecht der Nacht,” Aber im Quinar ist diese Arrhyihmie häufig und 
verleiht selbst dem Verse eine anmuthige Bewegung, sowie den Schein 
vollerer Freiheit und Natürlichkeit. So findet sich. diese schwebende 
Hebung im ersten Monologe der Iphigenie in 5% Versen etwa eilfmal, 
im Monologe zu Beginn des vierten Acies in 37 Versen sechsmal, in 
Uhland's meisterhafter Erzählung des deutschen Wahltages (Herzog Ernst) 
in 114 Versen sechzehnmal, und zwar auch mitten im Verse, wie: „die 
Baiern, die Ostfranken und die Schwaben,” und «ein neu Weltalter 
schien heraufzuzichen® elc, & 
Doch wir halten ein, da wir bei ferneren Einzelheiten immer wie- 
der auf die bereits entwickelten Grundsätze zurückkehren müssten, wie 
denn z. B. die Forderung, dass in deutschen Hexametern keine Troehäen, 
in Anapästen keine Jamben vorkommen sollen, so oft sie ausgesprochen 
und Joch nicht befolgt worden ist, einzig und allein dadurch zur Gel- 
tung kommen könnte, dass man erklärt, dass in einsilbiger Senkung 
bei diesen Versen nur hochtonige oder tieftonige Silben stehen dürlen, 
‚oder da auch das betreffs der Tieftöne, die eben auch als Kürzen wer- 
wendbar sind, nicht ganz genau zutrifft *), dass überbaupt in diesen 
Versen einsilbige Senkungen sehr sparsam anzuwenden sind, wenigstens 
so, dass sie den rhythmischen Charakter, der eben in zweisilbiger Sen- 
kung liegt, nicht aufheben u, s. f. Wir glauben also unseren Wider- 
spruch so rückhaltslos und sorgfällig begründet zu haben, als uns die 
Achtung vor einem ernsten Streben zur Pflicht macht, Und so. gestehen 
wir denn auch mit Vergnügen, dass uns die meisten Lösungen der g&- 
stellten Aufgaben wohl gelungen scheinen, mehrere sind geradezu treif- 
lich und dürften kaum, wie die Bescheidenheit des Hrn. Vi.'s wicderbolt 
wersichert, auch auf andere Weise und besser zu machen sein. So hat 
ans namentlich das Gedicht „die Spielleute im Kyffhäuser” wiederholt 





NE 
> Denn wenn z. B. selbst Platen in seinen Anapästen „sich siegstol 


wiegt® und „breit wölbt sich die Brust,” sowie „u m lanzet ihn 
rings und „umkreisen das Nest” einmal um und sic h als strenge 
Länge, das anderemal als Kürze gebraucht, so könnte immer 
noch ein Theoretiker gefunden werden, der „sich inne 1 
a et ihn rings? als durch Jamben entstell 

nnte, e 

















10 Geogr. Lehrbücher v. Cassian u. a., ang. v. 3. Plaschnik. 


erfreuliehen Beweis von den praktischen Ansichten des 
Hrn. Verf.s und wenn, wie derselbe betont, hiebei das nützliche Lesen 
und Zeichnen der Karte berücksichtigt wird, so kann der Unterricht die 
erwünschten Früchte tragen. Auch wird jedermann bei näherer Prüfung 
die vom Hrn. Vf. gemachte Bemerkung, dass er „die neuen Forschungen auf 
dem Gebiete der geogr. Wissenschaft, so weit sie dem 

ler angemessen sind®, berücksichtigt habe, gerechtfertigt Anden. In so weit 
es sich also um den vom Hrn. Verf. aufgestellten Zweck handelt; „der 
‚Schüler soll vor allem ein deutliches und richtiges Bild von der Ober- 
Näche der Erde erhalten und sieh merken, welch eii 

Gepräge dieselbe in der horizontalen und verticalen Gliederung, in den 
hydrographischen und klimatischen Verhältnissen bietet, so kann der- 
selbe, vorausgesetzt, dass der Unterricht gut geleitet wird, erreicht wer- 
den, und hiemit wird jedenfalls ein wichtiges Capitel der Geographie ab- 
solviert. Anders stellt sich die Sache bei dem Zwecke dar, den s er 
Hr. Verf, vorgesetzt: „der Schüler soll sich merken,” welche auffal- 
lende Unterschiede bei den Bewohnern der Erde in körperlieber und 
geistiger Beschaffenheit, im Staate, im Verkehr, in Kunstfertigkeit, Bil- 
dung und Religion hervortreten, und dieses bildet den zweiten Fheil’des 
Materials, es ist die sögenannte Völker- und Staatenkunde. Die in dem 
ersten Theile hervorgehobene Eigenschaft der präcisen Fassung fehlt 
bier; eine Ausnahme bildet blofs die Ortsbeschreibung, welche sich in- 
des mehr durch Kürze als durch passende Auswahl auszeichnet. Mel. 
will mia nicht zweifeln, dass durch die ausführliche er 
Schüler bei seiner häuslichen Vorbereitung und Wiederholung 
‚angeregl wird, allein das, was er sich merken soll, wie dies der Hr. 
Verf. ausdrücklich wünscht, düefe dem Schüler nicht so leicht heraus- 
zuheben sein. Selbst die angehängten Fragen werden, wie dies schen 
oben angedeutet wurde, in vielen Fällen kaum vermögen. Dazu kommt 
noch ein anderer Umstand. Die vom Verf. aufgestellten Gesi 0 
so rieblig sie sind, sind ihrer Natur nach vielfach schwierig, ‚sie er 
fordern eine gewisse Reife des Geistes, d. i. eine Vorbildung 

auf dem Gebiete der Gesehichte und der Literatur. Wenn 

‚abgehandelt wird, muss ein bestimmter Standpunet eines 
so kann nach unserer Ansicht am Gymnasium die polilische Geographie 
nur am Sehlusse eines historischen Turnus behandelt werden, und die 
Verhältnisse der Gegenwart können nur in soweit berücksichtigt‘ 

als der gesammte Unterricht im allgemeinen und der historische 
sondere die Schüler zur Auffassung der Verhältnisse der Gegenwart be- 
fähigt. Ref. vermisst nun in diesem Bucho einen festen Standpunet, ins- 
besondere mit Rücksicht auf den historischen Unterricht. So 

Ref. die Ansicht bekämpfen wird, dass in der politischen 
‚Geschichte gelehrt werden solle, so entschieden hält er am der } 

fest, dass der Unterricht in der Staatenkunde sich auf einen vorausge- 









412  Geogr. Lehrbücher v. Casstan u. a., ang. v. J. Plaschnik. 


hängten Fragen leicht wegfallen könnten, so würde dadurch Raum ge- 
wonnen werden, um, wie schon bemerkt, den Inhalt des Lesestoffes zu 
vermehren. Der also vermehrte und sorgfältig umgearbeitete Stoff könnte 
dann gans gut als Lesebuch zur häuslichen Vorbereitung 
dem Lehrbuche angeschlossen werden, während für den Unterricht 
in der Schule ein bestimmter, das Ganze umfassender Stoff als Leit- 
faden oder Lehrbueh zu Gebote inde. Das bisher besprochene Ma- 
terial, die Besebreibung der fünf Erdtheile, ist in den drei ersten 
Abtheilungen (warum diese Eintheilung ?) enthalten. Aufser einer Ein- 
leitung, welche in fünf Capiteln von den allgemeinen geographischen 
Vorbegriffen, dem Verhältnis der Erde zur Sonne, von der Verlheilung 
des Landes und Meeres auf der Oberfläche, dem Meere und seinen 
Theilen, den Inseln handelt, enthält das Compendium noch eine vierle 
Abtheilung, das wichtigste aus der astronomisch- physikalischen Geo- 
grapbie. — Die Ausstattung des Buches ist gut. 
Wien. 1. Ptaschnik. 






































424 Die Nandbemerk. im cod. I’ des Tac. Agricola, v. A. Schenikl. 


c. 19 primum 4 st. primam IT, c. 36 Batavi I Vatavi 
T, caedere 4 st. cedere T’ u. dgl. Weniger | dürfte: 
der Umstand sein, dass Pomponius c. 28 und 
serungsvorschläge mit den Worten: «puto” oder «sie 1 
puto” am Rande bemerkt hat, worauf Wex Ey 
Gewicht legt. Denn Pomponius konnte sehr an einigen 
‚Stellen, wo er an der Richtigkeit der überlieferten Leseart zwei- 
felte, seine Conjeeluren mit solchen Bemerkungen 1 
anderen aber, wo er unzweifelhaft das richtige 
haben meinte, seine Verbesserungen ohne jede weitere 
an den Rand oder über die Zeilen des Textes selzem 
Sehen wir, um die Sache weiler zu verfolgen, zuerst # 
e, 44, wo die Handschrift I’ nihil impetus in vultu hat, 
rend am Rande metus al’ bemerkt ist, und der cod. 
melus ei impelus in vultu darbielet, Hier wird wol ji 
zugeben müssen, dass diese Verschiedenheit der L 
eine Randbemerkung im Stammcodex zurückgeht ( 
Weiterhin ist es viel wahrscheinlieber anzunehmen, d 
sprüngliche Lescart impetus von einem Abschreil 
umgeändert wurde, als dass, wie Wex meint, das“ 
Prog das überlieferle meius verdrängt habe t), W 
noch nachweisen werden, schien diese Correetur, 
melus im ganz anderen Sinne fasste, als wie man es geg 
erklären will, sehr einleuchtend und konnte dahe 
etwas dunkle impetus erselzen. Diese Randnole 
Schreiber derjenigen Handschrift, aus welcher der 
wie dies auch sonst häufig geschehen ist, mit einer, 
partikel in den Text übertragen und sie, weil ihm dies pa 
zu sein schien, vor impecus eingeschaltet. Pen, 


























doppelten Lesearten im 19, Capitel, wo I’ a 


am Rande a?’ ewactionem, 4 aber umgekehrt ex 
Texie, am Rande ,. auetionem hal®), dass der Stam 
Randbemerkung enthielt, welche jener Abschreiber in s: 
aufnahm, während er das eigentliche Textwort an den 
selzie. Somit ist das Vorhandensein alter Randnoten 
lich erwiesen. In gleicher Weise erklären sich auch. 
Fälle, wo die Lesearten des Randes im cod. I’ mit 
Handschrift 4 stimmen; an allen diesen Stellen wurde 
gehung der ursprünglichen Lescart die am Rande ben 
Text aufgenommen, Wie hätte auch jener Sch 
seinen Anschauungen die ganz unverständlichen Textworte: 
praecipue, monitis beibehalten sollen, da praeceptis, 
einleuchtende Verbesserungen waren und auch durch | 













’) Val. F. Krits, de glossemalis falso Taciti Agricotae impulats, 
Erfurt 4857, 5. 22. % i ” 


x 


| 








426 Dic Randbemerk. im cod. I’ des Täc. Agricola, v. #. Schenk. 


a 

















482 Die. Randbemerk. im cod, T’ des Tac. Agricola, v. #, Schenkt. 


nullum rei publicae usum, indem die Randnote von den Ab= 
schreibern ebenso, wie c. 38 praeleeto, verderbt wurde. Wir 
En eine unzweifelhaft richtige Besserung der überlieferten. 
auf welche auch Mercer selbständig verfallen warn — 
c. 44, wo in I’ impetus, am Rande a!’ 
metus e£ impetus gelesen wird, haben wir schon früher 
Metus ist offenbar nichts anderes als eine willkür- 
Correclur der überlieferten Lescart, welche man sich wol 
mochte: „Furcht (Furchtsamkeit) sprach rn 
Blicke aus,” wie ja auch Döderlein (Lat. Syn, 
, 5. 320) die Stelle deuten wollte. Dazu d 
so häufig auch merus in den Text Pre n | 
ennoch für den eigenthümlichen Sprachgebrauch, in we- | 
em es an unserer Stelle erscheinen soll, nämlich : | 
aliis incuteree? keine Belege beigebracht hat. Denn 
A. IX, 12 bespricht nur den Gebrauch des 
tiven und subjectiven Genelives, und Quintilianus Inst. or. 
21 sagt nur, dass er unter derjenigen Art der el 
er metus nenne, sowol die Furcht, die Jemand fühlt, als auch, 
die Jemand einlöfst, verslanden wissen wolle, 
nun in diesen beiden Stellen einen Beleg für Sie Bedeutung von. 
metus finden, welche man an diesem Orte annehmen will 
wenig wird man auch wol Stellen, wie Sen. Hipp. 28 aper me- 
tus agricolis, oder Val. Flacc. I, 22 /ongus populis melus, zur 
Rechtfertigung dieser Bedeutung anführen können, da sie 
scheinlich mit der vorliegenden Stelle keine Ähnlichkeit 
Unter solchen Verhältnissen muss die Leseart merus geg) 
Bedenken erregen. Dagegen empfiehlt sich das verkaı 
petus” „der ungestüme Drang, die Energie”, wie auch 
seiner Ausgabe (vgl. auch sein Programm 8. 22) erkı 
durch die Beziehung auf das vorhergehende sublimior, 
gratia dem decentior enispricht, Wir haben hier 
offenbaren Beweis, wie uns in dem Textworte ugd nie 
Randbemerkung die ursprüngliche Leseart erhalten ist. 
gegen hat einige Zeilen später ein Abschreiber durch 8 
eines Wortes die in beiden Handschriften verderbte Lesen 
hergestellt, Während nämlich 4 T' speciosae non 
ee Sul wamerien eng bietet der Rand ape- 
ciosae contigerant filia atque urore, was, wie. ech jenant 
gehen hat, sp. contigerant. Filia atque ur. zu sc n 
jenes non mag entweder dem folgenden con oder d 
des ersten. Gliedes seinen Ursprung verdanken, Die r 
aber musste sich leicht aus dem 4. und 5, Capitel ergeben, ‘wel 
keinen Zweifel übrig lassen, dass Agricola wirklich ein. 
tendes Vermögen besass. — Am Schlusse dieses Capite] 
gegnet uns noch die Randnote grave at’ zu dem 
grande; jedoch ist dieselbe durch untergesetzle Puncl 


=; 


BaRrIrE 


Hi 


esgE 
Ei 



































436 Die Randbemerk. im cod. I’ des Tac. Agricola, v. #. Schenkl. 


arten des v, c. mit dem Texte des cod. I’ zusammen, nämlich: 
c. 5 appelere in i., c. 15 alterius a, vim, 0. 19 j 
peceatwros (wo nur die Stellung der Wörter verändert 
c. 20 multus, c.25 hostilis ew., c.33 acc. adhuc räatus. 
kann man nun mit grofser Wahrscheinlichkeit den Schluss 
dass Ursinus eben den cod. I’ benützt und daraus 
‚Sitte seiner Zeit blofs einige Lesearten milgetheilt hat, 
auch nur oberflächliche Vergleichung der ganzen 
zustellen. Und dass Ursinus auch wirklich diese Hay 
benützen konnte, zeigt die Bemerkung, welche sich am 
derselben findet: „Cornelio Taeito della Vita d’ Agrie 
scritfo di mano di Pomponio Laeto, dietro al 
pato Ful, Urs.” 
Betrachten wir nun noch die en Be er 
nicht mit dem Texte oder dem Rande des cod, I’ s 
in Temetivm ist sicher nichts als eine Conjeclur des 
Dies verräth deutlich der Umstand, dass im folgenden wrb, 
Leseart des v. c. angeführt wird. Da nämlich pars zu 
Stadinamen Intemelium nicht passen wollte, so Su U 
ohne Weiteres in urds umgeändert, und zugleich, u ine 
jeclur Intemelium den Anstrich handschrifllicher Üb: 
zu geben, dieselbe nach den Spuren der Leseart im Te 
am Rande in der Form in Temelium angeführt, — 
Ursinus als Leseart des v.c. prarponere potius  peccat: 
an und Wex hal dies in den Text aufgenommen. Man si 
Urs. an der Stellung des porius Anstofs nahm und 
Ordnung der Wörler eigenmächlig veränderte. Mit 
aber Kritz bemerkt: „Vis sententiae non inest in 
sed in polius non peccaturos,” und daher, wie of 
Haase und Halm, die ursprüngliche Ordnung der Wi b 
halten. Was von der Treue des Ursinus zu halten se 
‚ganz deutlich die folgenden Worte: „alius liber hab 
cere,” worin doch auch Wex nur die Vermuthung eines Gel 
ten erblicken will, — Caledoniam incolentes c, 25 ist eine se 
einfache Verbesserung des überlieferten Calid, — tis; ebenso ein- 
fach ist oppugnare stalt oppugnasse, welche Vermulh a 


durch die ge Form des Salzes gegeben war. Was. a 
so hat es 2u 




















mittelbar folgende adorsi statt adorti anbetrifft, 
Urs, deshalb herstellen wollen, weil diese Form, wo 
Bedeutung: „beginnen” hat, viel häufiger als die gewöhi in 
den Handschriften vorkommt. — c. 83 bemerkt Urs. „in ali 
libro: militem adhuc cohorlandum ratus” ; es ist dies, wie 
schon Wex eingesehen hat, eine blofse Vermuthung un 
nach wie praeficere c, 19 zu beurlheilen. — c. 42 
Leseart des Urs. Asiae et Africae mit der des cod, 
würde man irren, wenn man daraus auf eine Benülz 




























438 Über die Behandl, d. Nalurgesch. an den Gymri., v. 4f. Wreisehko. 


Über die Behandlung der Naturgeschichte an den 
Gymnasien. . 
Zu den auffallendsten wunden Stellen in rest 0. 
unterrichte gehört gewiss der Mangel an gewünschtem Erfolg in 
der Naturgeschichte. Ein Fach, welches seinen Einfluss auf die 
Bildung erst offenbaren soll, welches von vielen Seilen noch 
immer als Eindringling behandelt wird, und dazu Ber 
dem die Eigenschaft zu erziehen abgesprochen werden k 
mag allerdings Vorurtheile aller Art und Schwierigkeiten zu. be- 
kümpfen haben, die aus beschränkter Einsicht oder zu hoch ge- 
spannten Erwartungen entsprielsen; doch lässt sich betrefls des 
genannten Gegenstandes nicht läugnen, dass aufser solchen von 
aulsen hineingetragenen ungünstigen Momenten die Sache 
selbst Anlass zu berechtigten Klagen gibt. Es lässt sich nicht 
, dass der Fortschritt in dem bezeichneten Unterrichis- 
zweige schr oft unter der Mittelmäfsigkeit steht, und das Bil- 
dungsquantum, das die Naturgeschichle dem Abiturienten dar- 
reicht, selbst billigen Berechnungen nicht entspricht 
zwischen den Resultaten und den Erwartungen eine K 
die den Gegenstand selbst schon bedroht hat und 
wird, wenn nicht durch ein ernstliches Streben 
lichere Fassung der Aufgabe erzielt und ihrer Lösung ein 
unantastbarer Erfolg gesichert wird. Eine sorgfältigere 
dieser Unfruchtbarkeit des naturhistorischen richt 
meisten Anstalten dürfte die Thatsache feststellen, dass di 
habung desselben keine unerhebliche Schuld daran träg! 
wiss, es wird unler den Lehrern ziemlich allgemein. 
verbreitet sein, dass der bisher befolgle Lehrgang es ik 
dem gedeihlichen Fortschritt in diesem Fache erheblich 
Weg tritt, und es liegt im Interesse eines jeden an d 
betheiligten, zur Beseitigung des daran mangelhaften na« 
lichkeit beizutragen. Von dieser Überzeugung durchdrunge 
ich im folgenden die mit Nothwendigkeit sich ergebenden Se 
seilen unserer gegenwärligen Meihode, so wie die theils 
lichem Nachdenken, theils aus eigenen Erfahrungen im L« 
resultierenden Schlüsse hinsichtlich einer Belebung des ns 
historischen Unterrichles mittheilen. Indem ich aber di iu 
rechne ich auf die Zustimmung derjenigen, die das Streben 
einer Lösung derartiger Unterrichisfragen zu schätzen 
Es möge vom Standpuncte der gegenwärligen Gymi 
einrichtung zunächst die Frage, wie man jelzt unteı 
was dabei erreicht wird, hernach, wie unterrichtet w 
soll, um das mögliche zu Stande zu bringen, im 
rwägung gezogen werden. von 










































enarhe, ml "Hoc 











450 Über die Behand), d. Naturgesch, an den Oymn,, v;.M Wretschke. 
2 ra a man sich 


Verständnie (ner Forn'zuran 
Eee I d 


der Form 
‚den Objeeten selbst. ei 
füinsablärperdvans; ‚den für ih 
Beziehungen 


Fragen wird die Frucht einer. been 








[3 
45% Über die Behandl. d. Nalurgesch. an den Gymn, v. M Mretsehko. 


= ren Bildung anzusehen ist, welche einzig und allein 

bezweckt und zwar siels ohne alle Rück- 

sicht Sur a künftige Berufswahl der Schüler. Ebenso ist aber 

auch die Einwendung ln . könnte ‚der Er- 
t die 


(bei 
ichte) als einen kaum zu were 
Dar Die erwähnte Lücke an chemischen 
sich aber ausfüllen, wenn man den ganzen Sommereursus der 
II. Classe der 'imenlalen Chemie zuwenden wollte, 
die besondereren aflen der Körper, sowie 
der Molecularkräfte in die IV. Classe zu übertragen 
die Physik erwächst daraus in so ferne ein N: 
Lehren der Mechanik jedenfalls noch kürzer 
res als bisher, doch würde derselbe durch ö 
des chemischen Theiles in der 
Aut die Darstellung der Gesetze chemischer Verb m — 
da ja die ee als Wi nn | 
übergangen werden ten — und durch die dad ir 
ausführlichere Behandlung der Mechanik gewonnene Zeit 
lich, ich glaube, ganz paralysiert werden, so dass dis en 
in der Vertheilung des Stoffes sich meines Erachtens ganz 
schadet des Gesammterfolges aus der Physik w. € 
jene Unzukömmlichkeit hingegen wäre beseitigt, a 
wächst, dass man jetzt nach den naturhi "hi 
die Chemie weilläufiger betreibt ®). 
Überblicken wir die vorausgeschickte Betra 
die Fäden derselben vorzugsweise nach zwei Ri 
sammen: der physiologisch-morphologisc 
geognoslisch-geographischen — leiz ) 
auch die tellurische nennen. In der ersteren werden \ 
nach ihrer räumlichen und zeitlichen Entwickelung 
innere Verknüpfungspuncte, natürliche Verwandisı d 
schen ihnen aufgedeckt und darnach in grölsere 
sammengestellt, indem an erden mu besonde 
Gesichtspuncte a) lossen werden: eine 8 [ 
für den Schüler einen Werth hat; nach denen 
die Producte als von den Naturkräften gehaltene 
ige Verkörperungen der Gedanken eines Natur 
Nach dieser Richtung zeigt die Darstellung Seiten, die 
schen Interesse ausgebeutet werden können, und n 
pedngogische Bedeutung gewinnen. In der Vereinigun; 
jen wie Ursache und Wirkung zu einander sich 


5 Kai Grailich u. sich im Jahrgang 1859 di 
dahin aus, dass „ ineralogie durchaus anf Chemie 




































































a Aeindainen zeiten inc gel 
die feste Wortstellung beweist, re 3% fi 
8,5. Unter allen politischen 





Wie Dem, dazu. komme; das in diesem Falle, 


[Z) 








BE 


+ 472 Demosthenes’ ausgew., Reden, erkl. v, Rehdants, ang. v. #. Bonits, 


zugenolas) peradedonere. Rehd. „wel ois &. auch. den Fremden, «ei 
zoig.douAoıg sogar den Knechten.” Das Asyndeton, das vorausgesetzt 
wird, wenn xal vor rois #ovAog steigernd und nicht copulativ ver- 
slanden, werden soll, ist unglaublich, Was der Verf. übersetzt, würde 
im-Griechischen heifsen ««l tois dovAorg 4, Hingegen nal zog & zul 
£. 8. heilst nur «sogar den Fremden und den Schavem® ı 000 

9, 8.888 Eragon — rodvopu udv ro rüs Sprung üninimgo- 
Pakten, roig 8’ Foyoıs wuros rois von mohluow yeoijeam. Rehd.: 
srgoßaAleı,: wie Hunden einen Knochen.” Diese Reminiscenz‘ an. den 
bekannten Aristophanischen Scherz (Nub. 489: öra» ru’ mgoßeimum 
sopdr —, eühlog vpagmasıı. — vl dad; nvnndor rw aoplar eure 

war)sist hier gewiss an unglücklicher Stelle. Aber allerdings. hatıdie 
Erklärung von wgoßaiksı Schwierigkeit. In Franke's Bemerkung: mgo- 
Perle, prolicit 8. protendit, quo vos securos consopiat,..die 
von Westermann aufgenommen ist, ersicht man nicht, woher. der-Ge- 
danke quo vos securos consopiat genommen ist, der doch allein- erst 
dem Ganzen seine Bedeutung gibt. Wenn man erwägt, dass das Medinm 
weoßaileodus üblich ist in der Bedeutung «sich etwas 'vorhaltem als 
‚Schirm‘ und  Schutzwehr,? so dürfte es nicht zu gewagl sein, das Aeli- 
vum‘ zooßaAksıy zivd zı zu verstehen „einem anderen’etwas vorhallen 
als Schranke, die ihn abhalte.» Philipp hält euch den Namen des 
Friedens entgegen als die Schranke, die ihr nicht überschreiten solle, 
er selbst aber wendet in seinen Handlungen die Mittel des Krieges am. 

9, 18 zloıv 00V Hass nundvvsdour” äv,ae 
"Ellnozovrov diorgewtijrur «ra, Rehd. ee zur‘ Erklärung von 
rioı sıvduvedour” &v auf seine Bemerkung zu 10, 3, in welcher nach- 
gewiesen ist, dass bei xıwdvnsueew durch den Dativ-der Gegenstand be- 
zeichnet werden kann, den man aufs Spiel selzt, Aber so unbestreilbar 
«s:ist, dass wıvduveusw rıvd in diesem Sinne sieh- findet, hierist 
diese Auslegung nicht zulässig. Denn der Daliv zw in der Prage 
kann keine’andere Bedeutung haben, als die Dative rö #llorgumdgum 
ws. fin der Antwort, und durch diese Dalive werden 
Gegenstände bezeichnet, die man erst noch in Gefahr setzt, sondern die 
bereits. thatsächlichen Umstände, durch welche ‚man in’ Gefahr geräth. 
‘Die bisher ‚übliche: Auffassung : quidusnam rebus 
‚ehitemini (Franke) ist also die einzig zulässige. 

9, 38. Demosthenes hal daran erinnert, bin sr 
Vorzeit des Vaterlandes jede Bestechlichkeit mit. den’ härtesten ‚Strafen 
belegt sei,-und fährt fort: zöv odr nuugor Endarov raw: 

‚oda ıv plant mugd av Aeyönzor, Dazu Rehd.r „dr allerdings” | 
Auf. diese affirmative oder asseverative Bedeutung von ou» hinzuwiesen, 
deren: weiten. Umfang ‘und grolse Mannigfalligkeit Rost in seineriAb- | 
handlung ‚dargelegt. hat (Über Ableitung, Bedeutung und Gebrauch der 
Partikel-odr, Göllingen 1859), fand sich anderwärts wol Anlass; hier | 
‘erweist der. Zusammenhang unzweifelhaft. die consecutive. Bedeutung: 


























478 ‚Caesar, B. tir., erkl. v. Araner, ang. v.L. Wieläaber. 


turae Zusitani perilique earum vepiomm cetrati cdierioris 
Hispaniae consectabantwr. Aufserdem werden wie in der vorletzten 
Stelle auzdidares erwähnt 4, 63, 1: Kaque duabus audi ldart- 
bus eohortibus Iierdae praesidio-reiictis. Und eben eine solche 
scheint die ewhurs dihergavonensis 60, 4 zu sein. Aufserdem bringt 
Petrejus ‚egiiles amd awzila in Lusitanien, Afranius in Cetiberien 
‚Cantabrien cet. auf 1, 38, 3. Endlich werden zweimal cedorses 
alariae erwähnt. 1,73, 3 Crebras statlones «isponumi eilt ed 
tohorttium alarlarum teyinnariasgueinteridichunten 
Aortte. 1, 88,1. Acles erat Afraniana duplez legionum quingne, 
tertium in subsidiis locum alartae eohories oblinebant. Non 
diesen -vollkommen sicheren Stellen ist auszugehen, um über die frag- 
liche zu einer Entscheidung zu kommen. Nach 1, 78,4 hat das Afrania- 
nische Heer: fegionarii, cetrati, auzitiares. Über die ersten ist kein 
Zweifel; die cerrati werden von degdoenaräl und von auzitiares aus- 
@rücklieh unterschieden, vgl. noch 1, 75, 2. Dass keine ‚eben erst auf- 
gebolene Truppe zu verstehen ist, zeigt die cohers praetaria ceira- 
torum 1, 75, 2 des Petrejus. Zu einer Leibgarde nimmt man sich keine 
eben in’s Lager gekommenen Reeruten. Man hat in ihnen Cöhorlen zu 
schen, die in den Provinzen förmlich ausgehoben wurden und. die stets 
Beigabe zu den römischen Heeren bilden, identisch mit ihn sind die 
cohortes alariae 1,73, 3.1, 88, 1, wie besonders die 

von ihnen verschieden sind die anziiares. Es sind die unzuverlässig- 
sten Truppen, die man in Herda zurücklässt 1, 63, 1. Eine noch zu 
ihnen gehörige Cohorte geht auch über, sobakl sie gehört, dass ihr 
Staat an Caesar sich angeschlossen. Es sind offenbar dem Heere erst 
zugefügte Mannschaften, die von Petrejus und Afranius c, 38, 3 ent 
jetzt aufgebotenen auzi/la, Reiterei und miltes levis urmattrae (1, 88, 7) 
hatte natürlich jede der beiden combinierten Armeen auch früher. Die 
scutali fehlen ganz. Und doch war einerseits oft genug Anlass, wenn 
es deren gegeben, sie zu erwähnen, anderseits war ihre Erwälmung 
1, 78, 1 geradezu nothwendig, da sie weder unter die Japlonardl, och 
unter die ceiraff, noch unter die muriztares mitgehörten. Es gab offen- 
bar im Afranischen Heere keine scufati. Sie geriethen in den Text da- 
durch, dass sich jemand erinnerte, dass die ce/ra# bei Liv. u. a. als 
Übersetzung von #elraoral vorkommen und nun die sewart als die 
Ömktrar, wie sie ebenfalls bei Liv. vorkommen, hinzufügen zu müssen 
glaubte. Möglich, dass auch eine Erinnerung an die JV milia sende 
in Ceitibero erercitu bei Liv. 26, 2, 4 mit Ursache war. — Aber noch 
weiter. Es sollen 80 cohortes celratae und seutatae sein. Als Cacsar 
den Kriegsgefangenen Afranianern erklärt, sie bekämen ihre Entlassung, 
universi ex rallo, ubt constiterant, significare coeperunt, ul slablım 
dimitterentur 4, 86, 2. Da dies nicht (hunlich ist, so werden in den 
nächsten zwei Tagen alle entlassen gut Aatenne domietltum amt 
possessionem in Hispanta, 4. \ı, doch wol alle Spanier; wie dum 





a 


480° Caesar, B, cio., erkl. v. Araner, ang: y, &, Vielhaber, 


den festen Stamm bildeten, die stets beisammen waren? Wol auch nicht, denn - 
wenn man es auch von dem Fufsvolk annehmen könnte, so hatte er Reiterei 

nachweisbar oft weniger; z. B. im Beginn des Feldzuges des Jahres 5% 

Woher sollen sie endlich scin? Aus der Provincia im engeren Sinne 

(die Transpadaner liefern ihm ja den Kern seiner 

das angenommen werden, wenn man das folgende Gallia quam ipse 

paeaverat auf das ganze freie Gallien bezöge. Aber wo wir im bellum 

gallicum auziita Anden, sind es die Contingente aus ‘dem freien Gallien. 

Die Annahme, dass Gallia guam ipse pacaverat das freie Gallien mit 

Aussehluss Aquitaniens sei, die ‚einen scheinbaren Halt hat: durch die 

folgende Erwähnung der aus Aquitanien gezogenen Mannschaften , zeigt 

sich als'gänzlich unmöglich bei der Vergleichung von b. g. 8, 46, 1,2, 

die offenbar den Eindruck macht, als ob Hirtius, wol kaum ‚ohne in 

Caesar’s Gesinnung einen Anbaltspunot 'hiefür zu haben, die Expedition 

des P.‘Crassus cher geringer anschlage und erst von Caesar's Erscheinen 

im Herbste 51 die Unterwerfung Aquitaniens datiere. Nach dieser Be- 
trachtung ist auch guam Ipse pacaverat kaum möglich *). Ferner ist 

uns die durch Nipperdey eingeführte Construction  aurilia peditum 
Y milla kaum glaublich. Auzifia hat den Sinn eines lerminus technious, 


wie /egio, equites ce, So wenig man sagen‘ a De 
selbst /egionarios) equites sex milla habuerat = als Leg m r 
hatte er eat., so wenig glauben wir kann man sagen auzilia peditum - 
Yratlta .. habwerat = als Auxiliartrappen hatte er 5000 Fulsgänger 
gehabt.“ Was soll ferner hier, wo es sich nieht wie bei der'Expeditien 
nach Britannien darum handelt, sich der verdächtigen ie 
versichern, sondern wo C, vor allen fortes viros braucht, 
der evocati? Da hätte der Vulgatiext nobifisstmo et Feine nn 
noch eher Berechtigung. Dasselbe ist gegen das. © 
optimt generis hominum er Aquitanis ea gut Ga 
liam provinciam attingunt, adiecerat, selbst nach ‘der Gonjeetur 
und adiecerat, sowie der Erklärung, die Kraner aufg 
zuwenden. Was auszudrücken war, hätte Caesar wol ah Li 
logie der Stelle, die für die eben behandelte Vorbild war, b. 8.8, 20,° 
multis praeterea viris fortibus Tolosa et Nnrbone nominatim 
gegeben. Man kommt auf den Verdacht, man verdanke diese Stell 
einem homo optimi generis er Aqnitants aut montanis qui 
provinclam attingunt. Zu alle dem kommt, dass es Caesar's Si 
nicht ist, in gesonderten Abschnitten seinen Truppenstand 
und dass gerade die wörllichen Anklänge an sonstige 
Stellen, die z. B. in omnibus superoribus-beitis, quam ipse 
liegen, eben nicht zu Gunsten der hiesigen Stelle sprechen. 












„ N andere Versuche, man könnte an.. Aabwerut et 
‚allia numerum tum ipse paraverat denken, helfen ı 
de weiteren Schwierigkeiten nicht behoben werden. 








» ee | 










vons in Hibero prope efecins pe 
‚tatur. Der Gedankenzusammenhang ist: Aber 
diesem, wenn auch nur halben Erfolgen n 
wurde, dass. .und da (zum Glück) noch) eine Furt g 
4,63, 1 lautet in dem Handschriften Prima tuce em. 
‚eernebahır equitutus mastrt proelie novissimos. 
menter uc nonuumguum sustinere er 
rumpi, Kraner ändert nach: andern sustinere in 
‚Sustinere ist hier wie oft = aushalten, Stand 
wand, dass das aymen eztremam, wenn interı 
‚sehlössen worden, hätte doch wol nur Sinn, wenn 
eigentlichen aymen getrennt. — +, 64, & Acı l 
stud, ub..cos, qui de tertia vigilia exisse 
monam consequerentur. Kraner erklärt: den C 
qui — wiewol sie, cum ezissent. Aber bei 
mach Meiring lat Gramm. $:719a (Conjunetiv der 
in indirect abhängigen Sätzen) zu erklären. — 1, 
liehe Leseart: Hos intra montes ge recipie 
Bemerkung se rectpfebant sei lmperf. conatu 

zu haben; denn sie waren ja in dem se recinen 
‚aber von dem: Vorwärtsmarseh durch. ‚Canal abhalten. 
halten lassen wird von €. getadelt: mit d 
eonandum cet. Dass der Satz mit se l 
anies progredi Insequilur et moratur. Lili 









— 


- 488 J. Meyer, Zue Kritik d. Schiller’schen Textes, ang. v. R.». Raumer. 


haben, das trifftnoch in erhöhtem Mafs diese Fortsetzung ierselben, 
«Den Inhalt der vorliegenden Schrift, sagt der Verf. 8.3, bildet zunächst 
die dem Zweck 


zogener, dann die Mittheilung einiger bisher 
Gedichte, sowie ein Nachweis, dass das von mir aufgefundene Gedicht: 
x «lm Oktober 1798” ? auch an einer andern als der von mir zuerst 
namhaft gemachten Stelle" von Körner genannt wird, und zwar mit einer 
Bezeichnung; welche dieses Gelegenheitsgedicht uns noch‘theurer machen 
muss. Hieran schliefst sich die Besprechung über die in die Arche 
der Jugenddramen, indem ich sowohl im Allgemeinen die 1 
Hilfsmittel näher erläutere, als auch im Besondern- 
verbesserten Stellen Rechenschaft gebe. Wenn ich schon 
dieses Jahrsin der Vorerinnerung zur neuen Ausgabe 
Werke, Stuttgart 1860, von den Quellen gesprochen habe, w 
'mun an diesem Unternehmen zufliefsen, so konnte‘ich Is‘ 
nicht hoffen, dass ich bei allen Dramen. beten 
werden würde, deren Werth jeder Gebildets zu sc u wissen‘ v 
‘Wer hätte noch vor wenigen Monaten geglaubt, dass 
Drama unseres Dichters, welches die meisten Ausgaben ı 
gen zählt, schon in der ersten Ausgabe (1804) durch 
sehr wichtiger Verse verstümmelt in die Hände des Publiku 
und dass die Wiederherstellung derselben dem Jahr 1; 
sein sollte? Dieses Drama ist Tell (vgl. S. 97—100). Solche 
liche Funde: waren der reiche Ersatz für die unglaublichen | 
Opfer, welche eine derartige Arbeit nothwendig erfordert, D 
nicht von mir sprechen, sondern zu dem Gegenstand, der 
tigen soll, übergehen.” Was der Hr. Verf. hier als: den I 
Sebrift’ankündigt, wird dann im Folgenden in reichem Mafs 
Der-Inhalt ist aber ein so gedrängter und stoffreicher, dass-es uns schv 
fällt, denselben durch einen. kurzen Auszug zu charakteri d 
begnügen uns, auf einige der wichtigsten Resultate, aufmerksam zu 
machen. Zuvörderst wollen wir bemerken, dass auch in dieser Schrift 
wieder einige Gedichte Schiller zugesprochen werden, deren Echtheit 
bisher in Zweifel gezogen wurde, und zwar zum Theil von sehr geach- 
teten Kennern. So tritt der Verf. manchen Aussprüchen 
schaftlichen Kommission in Weimar entgegen, welche hi 
massenhaft von einem gewissen Gerstenbergk gefertigten  Schil- 
ler'schen Handschriften nachwies, und deren Scharfsinn im übrigen auch 
der Verf. vollkommen anerkennt, Wenn diese Kommission das Gedicht: 
«Die Journalisten und Minos? aus ‘der Anthologie auf das Jahr 4’ 
ganz unverbürgt erklärt, 'so führt der Verf, 8, 17 1g, j 
Beweis, dass dies Gedicht entschieden von Schiller ist, n 
weisen, welche der ‚Verf. schon in seiner ersten Schrift dafür 



























488 EB. ®, Seydlits, Schul-Geographie, ang. v. J Plaschuik, 


+ Ferner ist erforderlich, dass die Behandlung des Stoffes nach einem 
als zweckmälsig anerkannten Prineip durchgeführt werde, Ein solches 
Prineip besteht in der Forderung, dass die ersten elementaren Kenntnisse 
der Schüler in Betreff der einzelnen Erdiheile zuerst sich auf die Be- 
kanntschaft. mit der Confguration der horizontalen Dimension stützen, 
und dass so z. B. für die Bezeichnung Asien ein Individuum supponierk 
werde, das dem Auge des Schülers in einer bestimmten, leicht zu über- 
sehenden Form erscheint. Diese hier angedeutete Erklärung basiert auf 
dem bekannten, iu den meisten Lehrbüchern bereits durchgeführten Satze; 
«Die Continente haben sämmtlich eine verhältuismälsig gröfsere oder 
kleinere zusammenhängende Landmasse, den Rumpf (Stamm), und mehr 
‚oder weniger Vorsprünge, Glieder.” Ref. eitiert diesen Salz aus 
Lehrbuche selbst zum Beweise, dass der zweite Cursus in dieser Weise 
vorgeht, Nicht so der erste Gursus. Nicht als ob diese Idee hier ganz 
übergangen. wäre; aber sie wird in einer Weise berührt, die von keinen 
praktischen Erfolgen begleitet ist. Während nämlich bei Asien und 
Amerika von der horizontalen Dimension gänzlich geschwiegen w 


wir in Sydow’s Begleitworten zu Europa 3, Aufl. S. 15 All-Ca- 
stilien, Neu-Gastilien als Hochland, Hochplatte, H: bene, 
Plateau, Hochfläche bezeichnet. Kalkstein’s Lehrbuch der 


De rentäeetge 

en je folgende ı 

gische Bergland. Zwischen der Elbe und der Werra : 
sich in Gestalt eines Dreieckes ein Gebirgsland, das ı 


thüringische Plateau, dessen Schenkel im Osten das I 
im Westen der Frankenwald und Thüringerwald gegen 
gebirge als die Südspitze desselben auslaufen, Von e 
‚gebirgen umschlossen, breiten sich durch die nördlich 
Saale getrennt die Hochflächen Sachsens und Th 
aus didaktischen Rücksichten ist ein solcher 
auf der ersten Stufe des Unterrichtes nicht zu billigen; 
Einfachheit und eine gewisse Consequenz, will man die 
selbst nicht erschweren, ten, Da die „Erklärungen” 


Be eine Übereinstimmung schwer zu 
so scheint Umkehr zur er Einfachheit, der 
senste Weg. Empfehlenswerth bleibt jener Vi FR. 
selbst eingeschlagen hat. Während wir in I 
zum Wand-Allas Nr. 3, Asien, 2. Aufl., S. 
wie Hochland von Anatolien, m 
Alpenland, Plateau von Iran, da 
das Hochland von Arabien, a 
finden, lesen wir in den Begleitworlen zu Asien, 3. 
Hochland von Iran (darin Irans breite Tafelfi 
medisch-armenische Hochland, das anatol 
Hochland, das syrische Hochland, das Hoch 
von Vorder-Indien. Irren wir nicht, so ist hier das Streben 
sichtbar, jene wünschenswerihe Consequenz durchzuführen ‚und den 
Gebrauch namentlich des charakteristischen Terminus « . 
allıni ‚einzuschränken, ein Wink, der im Unterrichte 
Al aber in jenen Schulen wohl zu beachten ist, wo 
ım Gebrauche sind. u 

























I 


490 Ev. Sepaiits, Schul-Geographie, ang: v. Hi Puaschniks 


Im ersten Gursus kommen Namen der Gebirge, wie: der deutsche 
Jura, das Fichtelgebirge, der Thüringerwald, Rhön, Spessbardt, Oden- 
wald, Schwarzwald ®) vor, aber nicht in der hier angeführten Ordnung, 
sondern zersprengt, wie es eben das Bedürfnis der politischen Beschrei- 


nicht, Damit die bezeichnete Reihe auch füc die Zukunft: 
und-bei der Reprodueierung eines Gebirgsnamens die 
wieder erweckt: werde, fügt er ein’ neues melhodisches 
und sagt: „Diese genannten Gebirge. bilden in ihrer Lage ein Dreieck 
und schliefsen in demselben als Gebirgsgrenzen: das fänkisch-schwäbische 
Stufenland ein.® Der Verk begnügt sich wicht mit dem blofsen Erklären, 
er schaft ein Bild, entwirft eine Skizze und legt sie.dem- Auge den 
Schülers vor, Gewiss ist die Umsicht, Klarheit und Sorgfalt, mit welcher 
der Verf; itm zweiten Cursus vorgeht, zu loben; aber fragen, dürfen 
wir jetzt: „Brauchen die Knaben im ersten Gursus bei ‚denselben Namen. 
von Dingen alle die Hilfsmittel nicht ?° Ein Völklein, das, 
lich uns zu überzeugen: Gelegenheit haben, Ohren hat, und 
hört, Augen hal, und doch nicht sieht, das sage ich ,- 
und sehen lehren muss. ale a ai er 
much Kali euikäbniösi-Bkinten, »Iönofarnsalleae: Ita Buche. willen im, 
Texte erscheinen, können sie eben als fortlaufender | 
trachtet werden, und dürften willkommen sein. Ihre 
lobenswerth, die Auswahl im Ganzen zwockmälsig; man. u 
verlangen, als sie bieten. Ihrer Natur naeh. a | 
Richtungen und Richlungsverschiedenheiten ersichtlich. | 
Es sind Formen, aber es sind gerade die ersten Formen, 
die Aufmerksamkeit der Schüler zu lenken ist. Aus 
nun Ref. dafür, dass sie in deu ersten Cursus ren be 
setzt die Kenntnis dieser Formen grofsentheils voraus. ı 
nun diese Skizzen als eine äufsere Zugabe des 
so wird doch kaum jemand behaupten wollen , dass sie 
digen Bestandiheil desselben ausmachen, Gleichwol| 
beachtenswerth, und der Umstand, dass ihre Ausführung, 
auf technische Vollkommenbeit entsagend, deutliche Spuren 
eines Lehrers trägt, der nicht vom Kalheder Jas, sondern mit, 
auf-der Tafel arbeitete, deutet darauf hin, dass es sich 
eintodtes Material des Buches handelt, sondern dass hier ‘der Versuch, 
gemacht wurde, dem lebendigen Geiste der Melhode einen. | 
ar Ausdruck zu geben. In diesem Betracht enthalten: 

1 a A 


Peso 


2 ar 2 













492 Ev. Seydlits, Schul-Geographie, ang, v. I Pinschnik, 


seinen im Aufsatze niedergelegten theoretischen Ansichten sofort: prak- 
tische Nlustrationen in Seydlitz's Schul-Geographie zur Seite gestellt hatz 
denn dadurch wird der Leser sofort in den Stand gesetzt, sich über jene 
methodische Übung, welche man Kartenzeichnen nennt, eine Anschauung 
zu verschaffen. Haben nun auch die Kartenskizzen blofs den Werth von 
Einzelnversuchen, welche in einer bestimmten Richtung angestellt wurden, 
so bleiben sie darum doch höchst sehätzenswerth, und Ref. hat mır 
den Wunsch beizufügen, dass in dieser Richtung die Versuche vermehrt 
würden, weil man dadurch und nur dadurch zu haltbaren Gesichtspuneten 
in didaktischer Beziehung gelangen kann. Schon das vorliegende Material 
_ ist geeignet, die Ansichten, welche sich über ee 
machen, in folgender Weise zu beslimmen: 0 
a) Das Kartenzeichnen ist ein wesentliches Förderungsmittel (des 
‚geographischen Unterrichtes, aber eben nur ein Mittel zu dem Zwecke, 
damit das Lesenkönnen und Verstehen der Karte ermöglicht und gefördert 
werde, Nie darf also das Mittel über den Zweck erhoben werden, und 
dasjenige Mittel verdient den Vorzug, welches sicher er 
Erreichung des Zweckes fördert. » wer 
b) Das Kartenzeichnen ist von jeder Per 
schen Fertigkeit unabhängig. Die vorhandene Fertigkeit, d. i. 
die Schüler bei dem Eintritte in’s Gymnasium milb: 
diesen kartögraphischen Übungen ausreichen. Und in pie 2 
bandene Ferligkeit der Schüler, d. i. das Schreibenkönnen (wir verstehen 
darunter nieht blofs Buchstaben, sondern auch eine Linie, gerade, krumme) 
reicht vollständig aus, wofern nämlich an die Schüler selbst nicht 
gröfsere Forderungen gestellt werden, als sie der Lehrer selbst mit der“ 
Kreide auf der Tafel in der ihm zu Gebote stehenden Zeit 
Ref. schliesst sich ganz der Ansicht des Dr. 
wenn er mit allem Ernst an der vollständigen Zerstörung der Illusion 
arbeitet, als handle es sich bei dem Kartenzeichnen um einen technischen 
Vorgang oder eine Abart davon, das Kartenmalen, das Copieren des Opi- 
ginals. Schon die Zerstörung dieser Illusion muss als ein Gewinn be« 
trachtet werden. Allein aufser dem negativen Vorgangs 
positiver nothwendig, und dies um so mehr, je mehr die neuen 
tionen alle auf das Karlenzeichnen ein besonderes Gewicht 
bisher erzielten Resultate können nun freilich bei dem 
man erst falsche Ansichten mit allem Aufwande von 
muss, eben nicht gross sein; um so erfrewlicher bleibt deshalb 
scheinung, wenn, wie dies eben Seydlitz’s Leitfaden beweist, 
Hand an’s Werk gelegt wird, Anknüpfend an diese Thatsache will Bet 
versuchen, so weit Erfahrung und Beobachtung eines Una 
+ einige Gesichtspuncte für diese Richtung kurz anzudeuten, 
Mit Sydow's Wandkarten beginnt eine neue Ära aut dem Gebiete 
des geographischen Unterrichtes. Die alten Schul- und Wandkarten waren 
in oro- und hydrographischer Beziehung, vom didaktischen Standpuncte 










a u 


494 E.0. Seydlits, Schul-Geographie, ang, v..J. Praschnikı 


zuerst auf die Umrisse der Erdiheile gelenkt wird, und weil diese Um- 
risse die Wandkarte mannigfach geformt darbietel, die horizontale Di- 
mension derselben in eine einfache geometrische Figur gefasst wird, 
nieht als Spielerei, sondern es liegt diesem Vorgang eine nothwendige 
anethodische Anschauung zu Grunde, Dasselbe gilt von den Versuchen, | 
die von Gebirgen begrenzten Ebenen in eine ‚geometrische Figur 'einzu- 
schlielsen oder die Krümmungen von Flüssen in eine Winkelform u 
fassen u. a m. Ref. muss es sich versagen in ein näheres Detail ein 
zugehen, da es ihm hauptsächlich darum zu thun war, dem Charakter 
des Kartenzeichnens darzustellev,. Es bedarf nicht erst der Erwähnung, 
dass die durch die Methode geschaffenen Formen in dem Mafse einer 
Veränderung entgegen gehen, als der fortschreitende Unterricht. genöthigt 
wird, jene anfangs als minder wesentlich ausgeschiedenen. Formen mit 
in Betracht zu ziehen. Um nur ein Beispiel anzuführen, so wird die bei 
der horizontalen Ausdehnung der Erdtheile ursprünglich geschaffene Form 
bald geändert, wenn die Halbinseln (auch in 'bestimmten D 
fügt werden, sie wird geändert, wenn man die‘ Meereswogen | 
Form eindringen lässt und die Meerbusen in Betracht 'gezogen werden. 
Was aber auch immer für eine Veründerung mit der ursprünglich ge- 
schaflenen Form geschieht, alles hat seinen bestimmten 
in Folge bestimmter Angaben, und darin liegt 
tive Werth der kartographischen Übungen, dass jeder Pen 
auf einem bestimmten Warum beruht, so dass eine Gedankenlosigkeit, 
ein Mechanismus nie Platz greifen kann, Bere 

Wie die Instruction des Org. Eutw. 8. 153 uns. richtig belehrt, 
sind es eigentlich nur Umrisse, Gestalten (der Festländer, Inseln, Ebenen), 
Riehtungen und Richtungsverschiedenheiten (der Gebirge, Flüsse), welche 
Gegenstand der karlographischen Übungen bilden; und da dieses Karien- 
zeichnen, wie oben gesagt wurde, nur ein Mittel, und wie eben jet 
dargethan wurde, ein durch den methodischen Vorgang nolhwendig ge- 
wordenes Mittel ist, gleichsam der meihodische Weg, den zurückzulegen 
die Didaktik ‚gebietet, so unterliegt das unter Leitung des Lehrers ge 
schaffene Bild durchaus keiner Beurtheilung vom technischen Standpunele, 
sondern einzig der Beurtheilung vom didaktischen 
dahin lautet; Ist die bisher geleitete Anschauung der Karte 
diehen, dass das Bild des Originals, so weit es das Unterriehtsziel ver- 
langt, iw die Vorstellung des Schülers übergegangen und zum+sieheren 
Eigenthume desselben geworden ist? Der Beweis liegt in dem. Lesen- 
können und Verstehen der Karte. Hat der Lehrer diese Überzeugung ge 
wonnen, dann hört die Demonstration auf der Tafel von seiner Seite aufs 
von den Schülern ist selbe auch hinfort als eine Bostäligung von Zeit 
zu Zeil zu fordern‘). ud 


ES Worige Meniaee Au ist zuf mit Bun Koalınten des Dr. mac 
BE die Schüler nac 2 
gener IDiopars ön zu Hause ganze Fli 


Bi 















































zu Prag in seinem Elterohause in der Klein- 


#, Bilfsarbeiter el ne eynene 
on. jahven, m 


Benedictiner-Ordenspriester,, Dr. der Theologie und. 
Professor der Hermeneutik, des Bibelstudiums n. B. und: 
Sprache an der dortigen Dalrersitik Senior der 
eorr. Mitglied der kön, ung. Akademie der Wi . 
Am 3. Juni 1. J, Sandler dam a 
‚ dann 


(geb, zu Halbau in Schlesien am 2. April Iren mIE 
BaneEhen Schriftsteller auf dem Gebiete der Jeis 


und Epik, 

— Am 15. Juni }, J. zu Gratz der um die 
Steiermark hochverdienfe, jubilierte Arehivar ‚des Jo 
Wartinger (geb. zu Ligist im Gralzerkreii 
früher Professor mnasium zu Marburg, eorr,, 
demie der Wi 'en u, 8 Wr (8, Amtsbl. 2. Wr- 
44 Nr. 413, 8. 2274,) } 

— Am 45. Juni |, 4, zu Weimar der k 
De Bahertck nenn. ale, Bahelalla: I ala 

im Alter von 

m 24 Bund 1, 4, 09 Balen bei Eretaien 
Eibnienant ir. Ferdinand Freiherr v, A 
DB en 

ei w r dem 
Bekannten Schrittelenn haale Nletristischer ne 

daran unter seinem eigenen , aber 





HER 2 erchklt en er v PAR 


k 


Vierte Abtheilung. , 


Miscellen. _ 


‚Die Mittelschulen 
Verein der Lehrer an den Gymnasien und selbständigen Realschulen Wiens. 


anerkennen muss; es war 
Fall, dass die Lehrer der einzelnen Mittelschulem Wiens k dem 
m fühlbaren Mangel durch Gründung eines 
Vereines + war schon zu wiederholten malen vergeblich ver- 
sucht worden. Es ist sehr erfreulich, dass jetzt eine von 
seiten des Directors um ak‘ Gymnasium, Prof. Fr. Hoch- 


verhältnismälsig 

kurzem Zeit Einigung über die Statuten und deren Genehmigung durch 
die Stantsbehörde erreicht ist. Ein Exemplar der genehmii Statuten 
diesem Hefte heigegeben. Sehen wir von den ab, welche 


von gegenseitiger’ Achtung der Sirei- 
detıden getr: Diseussionen namentlich über didakti: ‚sehe 
gen mr auf ‚das lebhafleste billigen. ta wie in dem 


sie. $ 
dee Ausführung dieser Einrichtungen ibre besten Kräfe und ihr 
Nachdenken widmen, an zahlreichen Puneten Gegensätze 


Auaprechen Geraändien Buena nusichang serunlben, Zehn 
ne au vi 

wie die vorliegende Oymmasien, wie andere für Realschulen, suchen 

mit ihren Mitteln diesem Bedürfnisse Rechnung zu tragen; sie können 

“ so grolsen Werth man, den: zu- völliger Bestimmtheit ge 


aber, 

schrifllichen her F, uschrei ber X ist, 
ihrer Natur e Geenfhamfehe Were ng der Reha Diiknasion 
nicht ‚ersetzen. — ‚Als den Ausdruck ‚eines, glücklichen und richtigen 














— 


E77 Über die Epimerismen Herodians, v. 4 Za Roche, " 


umegddosı Too g xal zgor] zod u el Beorag" od 
zduvaro zo u (oder ud, Cod. gr) mgordrrsodee Too g 
ouAAndın , og xal £v ro usonußpia, (eo) Lorın. 
ovrag Hhmdiavög dv ots, Erineoisnoks. ee BE 
116, 32 und Cr. Ep. 91, 14 uslgw, ueuoge, ren zal De 
Ursoßıßaaug ugOTOS, zal reonn rod u els B Boords, zal 
dd rl Ergamn zo u eig B; drsuön oBölnore To u mg0 ron 
@ sUploxerer 1) “ur GVAandıv n xar« di@orasır. Man er- 
kennt hier deutlich die eine Quelle, aus der alle drei Angaben 
gelossen ‚sind, aber worlgelreu scheint keine zu sein; denn um 
nur eins anzuführen, die Metathesis des nogrog, in m orog heilst 
bei allen dreien verschieden, nämlich &valäeyr, Unegdeoıs und 
vmegßıßaowog; doch scheint sich Orion nicht so genau an den 
Wortlaut gehallen zu haben als Theognost. Ziemlich abweichend 
Javon sind die Erklärungen bei Cram. Epim. 93, 29; El. M. 
214, 52%. 

8. vun: övun mug ovoa, zuge zo Öuvan dv au 
T« oripuare T& avdgumcee , zgonn Tod d eig # 7 apa 
zo x weAov zod üvdgög yevvaodaı , 7 0 Geoxpırog 
(AVIL, 44 9%) vorn (Cod, zum, vgl. El. Or. 39, 20; El. A 
243, 18) ns 0VoR , 0 yorig deutung]. Dj dxo ris vs, zel 
soo "yenvar. aAlveraı d& 7 yven zara ag ahdag TEWBES 
gta eg Anyovra Amivxa. Degsxpurng (vgl, Bekker An. 
86,12 yural, dvrl rov yuvalnss, Dihmwriöns Adovınkoi- 
Gag, Degexgärng Kownararkoıg zw yurw.) «ag ärozow 
dorı untip” elvaı al yurıjv.? ourmg Howdıavog Ev Em- 
wegropoig. El. Gud. 181, 18. Elwas weitläuliger EL. Mg. 248, 
16, wo auch noch ein Aceusaliy plur, z&s yurag erwähnt wird; 
in Cramers Epim. 402, 8, welche Noliz aus Herodians Epime- 
rismen genommen ist, wird der Nomin. plur, wi yural (Cod. 
ruvek) aus Mimnermus (» Zev zokvrlung', os zulal vor 
al yurat) und der Vocaliv sing. yuvr aus, Alcacus angeführt. 

9, Epusiag: Eom dor enue, ap’ ou övoun 
tımav "Epkas, wel ahsovaoug zod 1 [x«l von ı] "Eouelas 
(Cod. "Eppeias). 'Hpmdıevög Ev Emiwspronorg. El. Or, 63, 32, 
vgl. El. ud, 208, 525, Choeroboseus Orihographie bei Cram. 
An, Ox.11,2:0,15 duo rov Egulug yeyove werd mAsovaauo» 
TOV ı öpusiag, auch El. Mg. 376, 20. 

10. Eru Tgog: el 3 seonteire to £rerpog roome— 
Qorausvor du eis, a: dıpdoyyou, yeyover d& ET ro 
EBog, 2daiog, ag ögonos, Öpouadog, zul zoom zoo Pelsr 
zal nAsoraaug Too g Kraigog, weraßlos vis dulzs eds 
Öagelav. obros 'Howödievög Ev dmiwegiouorg, Theoguosti cn- 
nones, Cram. An. Ox. II, 71, 4. Ganz älınlich Et. Or. 66, 8; 
El. Gud. 214, 45; Et. Mg. 385, 32 und Cramer Epim, 1, u 
doch wird Herodian nirgends genannt. 

11. dadue: zuga ro devucgo Bavunaun , zul zur” 


Über die Epimerismen Herodiaus, v. 4. Lu Roche. 313 


Zvösıev Tod 0 zal zur’ dxoxommv [rov ua] Baüue, ol de 
zaga To Heauaı (Cod. Henuı, vgl. Et. Or) Pau xai ode 
Bau (sic) xal Padua. oürng Howdıavög Ev Exiuegsomolz. 
Et. Gud. 256, 28. Fast ganz dasselbe Et. Or. 74, 23; Et. Mg. 
418, 87, 

12. log: 6 wovog, mÄsovKous Tod 0 olog, Fvi« xal 
aapararırög. odrag Homdıvös Ev Emiuepiowoig. El. Gud. 
280, 17. Dies bezieht sich jedoch nicht auf log, sondern auf 
olog, vgl Frgm. 24. Erst mit dem folgenden innt die auf 
?og bezügliche Bemerkung, vgl. Exiwegeauol ara ororgsior, 
Cram. An, 0x. II, 377, 30, 

13. #47 o0g: Ad dor Hua uovoovAAußon duo tod 
achd ouyronev' 00 usl.ov #An6m, Ovone #905, 6 zalov 
&p' Eavröv töv Aaydvra" 6 ö& Howdiavög dv Emiegiauoig 
zeo& ro »uAor (Cod. zaAor), ro Evdor, Emel dv Euros Eya- 
e«rrovro ol xAjgos. Ei. Or. 84, 9. Dasselbe Et. Gud. 527, 32 
und Et. Mg. 519, 4, wozu noch eine Stelle aus Homer eiliert 
wird "Oungos (H 187) „0s ww Erıygdyeg auven,” avrl ro 
Zrıkloes 75 EVA, und mit wenigen Änderungen Cramer Epim. 
239, 25. 

14. zo/gavog: IrumoAoyelren olrag, d KEgo0 Aguos, 
xeigavos tig (Cod. Zarev, vgl. El, Mg. 524, 1; Cram. An, P. 
IV, 38, 16) @v, 2v dvrıdgası (Cod. Zvavrıddsea, dafür Ei, 
Gud. und Or. uerediosı) tod a eis 0 wixgov (Cod. Ovoue), 
ög mapd ro üdgelv, ro BAfneıv, "Odgvg ro opog. Lex. Cy- 
rilli bei Cram. An. P, IV, 185, 7. Ganz ähnlich Cramer A. P. 
IV, 38, 15 und etwas ausführlicher El, Or, 89, 4, wo aufser 
Herodian, doch ohne Angabe der Schrift, auch noch Apollonius 
ev ya ‚ueror genannt wird, Et. Gud. 333, 15 El. Mg. 523,54; 
die beiden letzteren Angaben scheinen mir wortgetreuer. Aus 
derselben Quelle sind auch die Angabın bei Cram. Epim. ge- 
schöpft, vgl, 282, 13 zapd zo xo/pavog, ToUTO mag« TO xup0g, 
ö TOD xaıg00 üpyav. 369, 24 To Ö} xolgavog doynuairiorer 
zug& xaıpov (besser 76 #argög)‘ olovel TOD xuıgod xUguog* 
Zorı nal xUgiov Övoud uavrsog (Apollodor 3, 3, 1)" avrı- 
BEası 6b Eyevero rov @ eis ro 0, wg ro "Odgug“ üpganos. 

15. zovia; zuge ro xov& (novie, 9 Eyasıraı n) 20viS, 
xoviog, zovlie, &g Kungıs, Kumgıog, Kuzpia. ‘Hoodıavög 
Eu Emiwsprouois, El. Or. 83, 23; vgl, Et, Gud. 236, 56; El. 
Mg. 528, 35; Cromer ‚Ela 218, 17. er 

16. zenmig (Cod, zonauis): 6 Umodyue magk ro 
tono, Epnig di” er Zorıv Egmew (Codı Egmv 6’ av yap 

), 6 dan zepınareiv olros Howdınwög dv Exıus- 
@ıawoig. Cyrilli Lex. bei Cram. A. P. IV, 185, 12. Genauer, 
jedoch ohne die Epimerismen zu nennen, sind die Angaben im 
Ei. Or. 89, 35; Et. Gud. 346, 5 und Ei. Mg. 537, 50 und 
danach. dürfte wol Herodian geschrieben haben: zpnzis, ro 


br 














37. rappogı 
ik aan so San (die vie I 
‚40; Ei. Mg. 748, de 


Ähnliche. Ableitu ind in den alten 
d in Er E nertitke Vllne Seltenheit; die 


ner 1 Arihfwonhe 
0 aaa are a che una 
öv Et. Or. 5% i 


Bnänstewu Er. Or. 
1 drin 


von ce 
a RL E 


RS 


Cı 





Über die Epimerismen Herodians, v. 4. La Roche, 519 


38. r£pev: ro dmaiAov, map& zo dianeyuoder (Cod. 
dtaxexüoha) 7 (El. Mg. xal) un Tgagb elvar, olov zo © 
Beonornrog duvansvov dıiagudnvar, reg forlv dualen, 
ourog "Howdievög Ev Ereuegionois. El. Or. 154, 19. Hier 
fehlt die eigentliche Ableitung, zu der nur die Erklärung ge- 
geben ist, vgl. Ei. Mg. 752, 33 und Et. Gud. 526, 27 repeva 
Ta amahe, ware xowoviev Tod tr moög To D Degen, r& 
rip ixale eidepuavre, re 2 0XAnga aregauva. Am worl- 
getreusten scheint mir die Bemerkung Herodiaus in Cram. Ep, 
412, 30 enthalten zu sein. Dort heilst es: r£gsw: „repev 
zur& Ödxpvov elßsug” (IT12), plvere mupe zo Hegm Degev 
xal [ueradoeı rod # eis r oder elwas ähnliches] regev, zo 
EIZ27 redegunufvov zul [duajeeyuuevor zul &nakov* „alba 
Ö’ iadvero xnpag Lmel wehero ueyahn is” (u 175), TO Uro 
Peguornrog duvansvov dsayurjvaı, Omeo doriv 
“makor. ol ö apa [ri] ziigw, zegev ro anakov, zo 
Önvausvov garazovndnvar. 

39. Uyıjg: 0 Ev Uyod av xel iv, olovel_(olov 6 
Et, Mg. u. Or.) Uyguns, sul dmoßorf TOO E vyıra, Oder zul 
dıegog 6 fuv Eh dAlfug 6 vergos. ourwg 'Howdıuavog dv 
gmıuspiowoig. Ei. Gud. 539, 35; Et, Or. 190, 5 mit der Nole 
von Sturz und 158, 13, wo die Worte Zvdsv „dısgös Bgoros” 
(£ 21) xal aAlBug 6 vergog hinter "Hop. &v Zmiu. stehen. Im 
Ei. Mg. 774, 25 sicht bloßs ovzwg "Howmdinvog ohne Zusalz, 

40. Unzpxvöavrag: map ro züdog* ol Öl mapd zo 
xudalvm ..... Unsgxvörjvavrag, Ouyaonf ou 7 nal vw Umeg- 
»udavres. oVrog 0 aurög (Herodian) Ev Zmiusgiouoig. Et. 
Or. 158, 16, Nach xvdalvo ist eine Lücke, vgl. Ei. Mg. 779, 
27; Schol A zu 4 66 Umsprudenrug: Adyovar ÖE rıveg, ürı 
&v toig Emipegowolg Atycı 6 Homdıavog ürı werogn dorım. 
Aeysı dr. Eori avduivo, Urepxvdalvo, Exvdave, zuöd- 
vag, dregxuddvag, Unegxuddvavrag zal Kark ouyxommv (El. 
Mg: xal ouv#raeı) Umepxudwvrug, &v Öb ro ovouarıxa (Et. 
Mg. ovouaorızg)°) Akyeı Orts Övoud dorı: xal uähdor Ivoue 
der Alyeım Mreo nerogjv‘ To yap Gvouarıza der 
udAdor xıorsveiv 7 Tolg dmiwsgiouolg" roüro 


zuvov onlguara Ep, 99, 16; uöAog von dua öl- 
2 De 143 riss En kodem) dr) AEloßo] Ei 235, 
15; IToası da» von r7 moası Evdsiv Ep. 336, 2%; erjdog 
von r& orrla du’ airod wderade: Ep. 389, 29; Znduavdgng 
von daxdpdeı uro van avdgds Ep. 386, 175 argov Bag von 
origsohı oußarog Ep. 3OL, 4; aroumyog von d rolg aurloug 
\ vos Ep. 391, 2% u, a, m. 
®) Das övouarerav Herodians wird aufserdem angeführt Bekk, An. 
IM, 1151; 11935 1195; 1212 (dv roig mgoleyontvos Tod ovona- 
zıxod "Howducvon)z; 13165 1390; Cram. A. O. I, 48, 3; Schol, A 
zu & 318 (das äte Buch). 





Über die Epimerismen Merodians, v- 4 Lu Roche, a2 


46. puikor: nupk TO pVm, PVakov, ag zum mUn- 
Aov- Guyxox zul mAsovasun rod A YuAlov ourwg £ig ro 
@4Ao (El. Mg. 66, 54%) Ervuokopındv‘ ro dt mgWror eig 
Todg Zmiuepiswoög eupov. El. Mg. 802, 41; vgl. Et. Or. 159, 10, 


Diese Fragmente sind vollkommen hinreichend, um sich 
über das betreffende Werk des Herodian ein Urtheil bilden zu 
können. Mag man auch jelzt über die Art und Weise der Worl- 
erklärung noch so ‚geringschätzig urtheilen: das müssen wir 
doch zugestehen, dass zu solchen Forschungen bei so geringen 
Hilfsmitteln ein großer Grad von Scharfsinn und Belesenheit er- 
farderlich war, und dass wirklich dankenswerlhes geleistet wor- 
den ist. Das Buch Herodians ist uns leider nur in wenigen 
Fragmenten erhalten, die meistens in die Lexica übergegangen 
sind. Doch liegt die Vermuthung nahe, dass auch noch ein 
belrächtlicher Theil anderer nur mit dem Namen Herodians oder 
auch nicht einmal damit bezeichneter Artikel den Epimerismen 
entnommen ist, Ich rechne dahin, um nur das Eiymologicum 
Orionis anzufübren, für das die Epimerismen Herodians eine 
Hauptquelle gewesen zu sein scheinen, die Artikel &xgZuwv 28, 
27; dyadog 29, 1; deAAng 29, 22; ayavog 30, 9; AAspaiow 
64, 5; Auzn 92, 10; 187, 6; wozAog 103, 6; ögxog 111, 23; 
124, 8; ovAr) 114, 20; m£vdog 127, 14; Dome 156, 18; 
vroov 156, 20; Zgmdıog 186, 15, die ausdrücklich Herodian 
zugeschrieben werden; ferner danig 29, 11; 2odyg 59, 21; 
eihvpafer 66, 9; Eogen 66, 13; nAaaxdio 70, 1; Hulaco« 
TI, 15; »uumAog 83, 19; #Aapyj 85, 5; axog 80, 18; 
»@dog,89, 28; v0Dog 107, 9; ögog 122, Il; dit 140, 8; 
doyuög 104, 7; ©2909 170, 8: ihnen allen ist deutlich der 
Stempel der Erklärungsweise der Epimerismen Herodians auf- 
gerrägl rn 

on allen den Epimerismen, die auf uns gekommen sind, 
können die von Cramer Aneed. Ox. 1 veröffentlichten am ehesten 
Anspruch darauf machen, wenn auch nicht ganz, doch zum 
Theil der betreffenden Schrift Herodians entnommen zu sein. Doch 
erselzen auch diese nur unvollkommen das Original und ent- 
halten gewiss nicht den getreuen Wortlaut desselben. Ich be- 
trachte sie als einen, von irgend einem Byzantinischen Gram- 
maliker zusammengestellten Auszug des wichtigsten aus den da- 
mals bekannten Epimerisinen, welche die grammatische Erklärung 
irgend eines Schriftstellers, gewöhnlich wol des Homer, zum 
Zwecke halten und wahrscheinlich, wie die von Cramer An. P. 
1, 294 herausgegebenen, die einzelnen Worte, wie sie dort 
aufeinander folgten, behandelten. Damals mögen sie zuerst alpha- 
betisch geordnet worden sein, wie auch die von Cramer An. 
Ox.11, 881 herausgegebenen Zriwegrogol var& arorgetor, Auch 


— 


522 -Über die Epimerismen Herodians, v. J, La Roche. 


dort wird Herodian erwähnt 342, 30 (deufuog); 372, 32 
more) ; 390, 18 (urvvua); 395, 28 (odxovv); 396, 13; 16 
(öpgves), und die Vermulhung, dass eben diese ben den 
Epimerismen Herodians entnommen seien, liegt sehr. 

Über die Epimerismen in Cramer's An. Ox. I sagt der 
Herausgeber selbst im Vorworle pg. IV: „de auefore huiusce 
callectionis nihil compertum habemus; nam cum in promptu 
esset de Herodiano, dortissimo velerum grammalico, et ’Em- 
uegıoucv auclore cogifare, id veluerunt cum ipsius nomen 
saepius laudatum, fum indicia Christiani hominis sacrae 
scripturae loca citantis, Herodiani eliam esse negat Bentleius 
ad Collimachi fr. CCCVI. Satius erit ergo ad Byszantinae 
recentioris scholae quendam, sive Choeroboscum, sive alium, 
certe haud indoctum yrammaticum, referre. Et potnit quidem 
ex Epimerismis Herodiani, quae nullibi tamen nominat, plu- 
rima hausisse; sane visus est nobis habere quaedam, yuae 
er isto opere se sumsisse affirmat Theognostus Grammatieus.” 
Das gewichligste Argument, das Cramer gegen die Autorschaft 
Herodians vorbringt, ist, dass en einigen Stellen (er zählt im 
Index 13 auf, aufserdem gehört noch 38, 18 dahin) die hl. 
Schrift eitiert wird, was man dem heidnischen Grammaliker aller- 
dings nicht zutrauen kann. Auch der Anfang der Epimerismen, 
doyn obv Feo rav Oumgov Exiwsgsusv, kennzeichnet den 
christlichen Verfasser oder Sammler, ebenso die Erwähnung der 
Namen Petrus, Paulus (70, 19), Conslanlin, Samuel (91, 31), 
Thomas (187, 6), Noe, Abraham (269, 15), Moses (359, 29), 
Sodoma (373, 8), Sampson, Salomon (450, 12). Dass Herodians 
Name so oft in den Epimerismen vorkommt (doch wird nur 
zweimal eine bestimmle Schrift erwähnt), beweist nur, dass diese 
Epimerismen das Werk Herodians, in der Form, wie er es ver- 
fasst hat, nicht sind; deswegen kann dieses aber immer noch 
ganz oder theilweise in Cram. Epim, enthalten sein, denn schr 
umfangreich wird es kaum gewesen sein, Die in Cram. I 
erwähnten Autoren und Grammatiker fallen ebenfalls 
in die Zeit vor Herodian, der in der zweiten-Hälfte des zweiten 
Jahrhunderts nuch Chr. lebte, mit Ausnahme des Orion, dessen 
Lebenszeit unbestimmt ist, indem einige sie unter Hadrian, andere 
bis in’s fünfte Jahrhundert nach Chr, selzen. Wichtig ist, dass 
sich nachweisen lässt, dass anderwärts dem Herodian andere Er- 
klürungen zugeschrieben werden als sie sich in den Epimerismen 
finden, ein Beweis, dass auch noch andere Quellen benützt sind. 
Was zu #eAde 14, 29 und 60, 27 bemerkt wird, widerspricht der 
Angabe im Et. Or. 29, 22, wo ausdrücklich Herodian 
ist. Die Erklärung von &Aun (26, 13) ist nach Et. Mg. 69, 10 
von Orus, der Artikel über 497 (443, 3) ist aus Apoll ] 
adv. pe. 538 genommen. Ferner vergleiche man Epim, 32, 17 
(@yevag) mit Et. Or. 39, 9. Ep. 93, 29 (Bgorog) mit Frgm. 7. 


k a 


Über die Epimerismen Herodians, v. 4. Za Roche. 523 


193,25 (dog) mit Il. Pros. 4 576. 209, 1 und 214, 27 (Irzog) 
mit Et. Or. 77, 3. 243,30 (xexdum) mit Il. Pros. 4 168. 268,9 
(Avzy) mit Et. Or, 92, 10, 345,27 (wowAıs) mit II, Pros. E 744. 
231,30 (xov0y) mit El. Or. 88,23. 399,8 (rgogı) mit Il. Pros, 
4307. 432,25 (975) mit 11. Pros. P 174, Cram, A. 0. IV, 354, 
20; dort kann 6 reyrıxög nicht Herodian sein, sondern Choero- 
boseus, welcher ebenfalls so gonannt wurde, 

Die Anzahl dieser Abweichungen ist jedoch sehr unbedeu- 
tend im Verhältnis zu den vielen Fällen, in denen sich nach- 
weisen lässt, dass Herodians Ansichten in den Epimerismen von 
Cramer enthalten sind, Aus Herodians Epimerismen sind die 
Arlıkel Bgorog 91, 14; dratgog 141,4; xowdno ıv 218, 
17; #»Anjgo0g 239, 25; Aulalouaı 264, 18; ung 272,22; 
unAa281,1; vjorıeg 289, 85 vuupm 291,8; weurog 
340, 285 advrog 341, 1; mpaola 366, 29; moAvxot- 
gavdn 369, 24; reganv 412, 805 any 419, 4; gAaive 
435, 215 gsı905 440, 1, 

Eine Menge in Crom, Ep. vorkommender Erklärungen findet 
in anderen Schriften Herodians ihre Bestätigung. Zum Beweise 
will ich. die vorkommenden Fälle der Übereinstimmung anführen. 
&@zo (Epim, 9, 22) Herod, II, Pros, B 839 und Schol. .B 877. 
@y7getog (12, 28) Il. Pros. B 269. &xo (67,26) I. P, E64. 
Pa@sx’ i®ı (89, 11)1.P. B8. BAnxoov (95,8). P. BO 178. 
öyjwog (110,9) LP. @240. diaxgıvdeire (112,15) 1, P. 
T 102. 2o0efraı (186, 11) 1.P. B 393. Emıud$ (161, 22) 
1.P. 860. mAlßarog (194,9) 1. P, O619, Heim (208, 4) 
1.P. 4278. &gso#aı (213, 1, 181.350, 6) LP. 4 19, za- 
raxtag (224, 8) 1. P. B 662; A319. zsAadmv (225,31) 
LP. © 16. @1ovxog (233,10) I.P. P 324, zegl dıygovan, 
Cram. A. 0. Il, 286,3. unrier« (270,80) 1. P. 4175, 508, 
vevslzkvurog, vavol®oog (298, 195378,12) 1. P. K 109. 
6ißsödaırov (320,30) 1.P. T' 182. odav (321,11) LP, 
T198, örev (328, 11). P. 4519. ujow (272, 1) 1.P. 4464, 
&lox@ (151,1) L.P, IT 41. zA&ag (838, 9; 850, 18) LP, 
480; A 395. zEpvov (859, 145 427, 21) 1.P, 11 827. 
zapeıd (878, 16, bes. 24) 1. P. T'35. zag£& (879, 105 
420, 215 160, 21) 1, P. 17; mepl wow. Add. 25, 20; Cram, 
A. P. Ill, 11, $0. o® rag (415,19) 1. P. 4 65, 98. Ureg- 
wopa (422, 32) I. P. B155; 7 30. pooLeumv (430, 7) 
1. P. & 228. ganage (439, 7) L.P.T 29. 

40lo (19, 25) xaDoA. mooowöi« Sch. L zu B 461. 
Adog (258, 15) Schol. Soph. Oed. Col. 195 (dv ı@ € rs 
zu90Aov), @ momoı (447,20) zeP. #900. Bekk. An. III, 1433. 
xgalvmv (239, 125 241, 34) zepl zddov ram. An. Ox Il, 
91, 22%: OßeAog (817, 15) x. add Et, Or. 115, 24. Heros 
(882, 23) m. m«d, Cram. A..0,; 1, 89, 32. vlas (419, 14) 
z. zd$. Cram. A. P. 1, 396, 13. 9@A0@ (100, 25) m. md, 


= «Ta (97,16) Sch. EOQHR zu } 
49, 27; 186, 12. 2Aepeigw (127, 24) El. Or 
(129, 3) Cram. A. O. IV, 846, 19, dorm 
I, 266, 27. sögoweı (140, 14) Et. Gud, 
(146, ? ; I. Pros. 


ip®ıwog (205, 32; 216, 15) Et. Gud. 
(215, 21) Et. Or. 76, 26. «tlAog (237, 20) El, 
#vnurösg (239, 16) Cr. A. O. 1, 88, 16, | 
(275, 26) Et. Gud. 382, 15, ouxd (803, 22) 
947, 10. öya (819, 21) Et. Gud, 194, 1. 0® 
Et. Or. 124, 11. olosre (321, 50, vgl, 42, 2135 j 
316, 11) Cram. A, 0. IV, 202, 6; Bekk, An, I, 1291. dwer 
gomoAog (319, 16) Sch. A zu 4 69. mdumev (845 
Et. Gud. 450, 20; Cram, A, P, 111, 355, 7. Im 
(346, 22) Cram, A. P. III, 299, 28. zoo0mö 
Et. Gud. 670, 2, r@0ßog (396, 26) El, Gud. 5: 
B zu K 874; Et. Mg. 746, 26; Sch. B zu M. 
Sch, BL zu 4 294, Uyoos (419, 2) Eu 
xdkog (442, 4) El. Mg. 622, a8. wedvn (44 
168, 4; Sch, L zu B 219. zvuofooo 
222, 4) Ei.Mg. 523, 5. dureig (3, 28) 
Pros, A461 h ‘ 

Hierdurch dürfte die Möglichkeit erwiesen 
dians- uns weni; zum Theil in d 













































‚gehen, sondern sich auch so lange an sie haltı 

möglich war. Wir machen ihm dies nicht zum: Y 
Wüllner’s Buch über die Casus ist jene Aı i 
die vorherrschende geblieben und es wird gewiss | 


gehen, ehe eine Reaction dagegen eintritt. Ausbleiben 


nicht; aber sie kann erst erfolgen , wenn. man ah) 
wird, dass das geistige Element von Anfang. 
gröfser und mächtiger war, ae mu cn ji mim, 
hat sich stets von dieser materiellen Auffassung des C 
In der sehr genau überlegten Gliederung des 
‚gerade mit auffallender Klarheit hervor, wie wenig. 
der Homerischen Sprache findet: es sind fast 

tive, und nichts von diesen ein zwingender Beweis. 
es ja doch eine starke Zumuthung, wenn man glau 
derjenige Gebrauch des Accusativs, welcher I 
denste ist, sich am meisten von der Grundbed 
Doch, wie gesagt, dio Bachp ist, wicht 
sondern er folgt dabei nur einer Tea ikemean 
einseitigen Auffassung, welche als solche in der © 
siemes nur noch mehr zu Tage tritt und zu deren 
obige Worte gern etwas beitragen möchten, 
den alten Kirchentonarten ist uns eine der obig 
fassung bekannt, welche das gegebene Verhältnis 
stellt: da lehrte man aber auch wos ehe Es was 













Im ersten Abschnitte (8. 1—43) wird unter. 
zuerst der locale Accusativ ($. 1—4) behandelt und. 
als das Erstrecken über einen Raum hin angege 
men bei Homer nur wenige Fälle der Art vor, in den 
stehen und diese sind wieder an einige wenige Verl 
den. Wir haben hier folgende Bemerkungen zu 
erstens nicht ganz klar geworden, wie der 
ölonovgn Adheımro) das 2 fasst. Nach den 
heifsen bis zu einer Diseusweile, d.h, e 
‚position mehr das Ziel, als die Erstreckung in 
Smreven als dvieveov (® 444) nicht ein Jahr 
etwa so lange, dass ein Jahr heraus 
im 8. 9 richtig angibt. — In ® 268 heilst ve 
dern entlang, dureh. — In & 1 scheint uns A; 
































Pegkindbreh, "sondern im Laufe de 





























dem würde Batvsıw zu doch wol nur bedeute 
Deshalb musste ich zu ge. 
vor, und eine ungewöhnliche Siruetur kann | 
muthet werden, als dem so bekannten und 
es. eben weniger im Sprachgebrauch fixiert 
dabei bleiben, ob man anzunehmen habe mag&ßn . 

zur Seite” und dann noch einen Accusativ dawı 

könne, oder ob man in prägnanter Bedeutung ug‘ 
einen Accusaliv regieren liefse, wobei dann. ol no 
ethieus werden musste, Für das letztere habe ich“ 
das erstere schien mir aber nicht unmöglich. Woher. 
‚schliefst, dass magaßdeng ein Kämpfer heilse, 

können. Antenor konnte nach I’ 150 natürlich. 
‘Wort kommt nur #132 vor, wo man auch nicht kän 
ea Paper 
der zagaßdeng, den ich als von einem 
den nicht anschen kann, alba) der; nahen ara 
(7 132, 4 512), welcher in der Schlacht nat 
der Zügelführer selbst (E 365. A 522 und. 
Bunse dE ol Mwdogos). Nur das wird man vielleicht 
dass magaßeeng als Substantivum ein Begleiter 
ist, während a@gßeßaus eine weitere Bedeutung (} 
der Erklärung von 4 31 (8. 105) stimme ich dem V. 
bei. — Schwierigkeiten machen die beiden auf 8 
erwähnten Stellen 7I 313, 321. Hinsichtlich der | 
wir uns nach A 51 für die vom Verf. nur als möglich b 
nahme, dass zo von Zp#n abhängt. Was nun. 
langt, so zweifeln wir nicht daran, dass sie von ÖgdysaH 
jedoch so, dass hier an die Substitution einer ni 
denken ist: das ZpPn Geeädwevog ist gleich mit“ 
Diese Ansicht bedarf einer genauen Prüfung. Wir wollen 
hier erwähnen, dass der Verf. in 8. 108 (8. 242) zu ı 































Erin 


der Accusativ bei drrdov möd« daraus erklärt w 
dvriov öde einem goonVde gleich steht (8.08, 


} 





ıE 


‚auf's Verbum' sei, so int das ge 
mung: nur nenne ich das, und zwar mit | 
sition. ‘Ameis stellt dagegen den bis 
eines eigentlichen Compositums *) in die 
indem er die von mir aufgestellte Scheidung: 


verbiellen Geltung der Präposition nicht ‘genügend ı 
Erklärungen zwischen einem daneben 
und bei w. s. w., wälirend diese Begriffe doch 
lich 'versöhieden sind. Er wird voraussichtlich 
schärfer entwickeln dann wird es Zeit 
besprechen: ich stehe einem so lüchtigen 1 
Freundschaft zu Gebots und werde es nieht übel 
Ansicht ‘von mir gründlich widerlegt. 

Im einzelnen bemerken wir, dass der Verk 
umgehen fasst (&. 64) gegen die von uns 
(Homer. ‚Untersuch- 8. 4, e), welche bis jetzt 
wie wir gegen Friedländer bemerken, wesentlich 
abweicht. — M 387 und ZI 511 sind in $.'68 
dagegen wird (S. 116) Alkvov dnayero im H 
vauer zu bestimmen sein: nicht sin die WW. 
Wiege.” Jenes kann in dd nicht gul liegen; wi 
gehen,» :d. h. wir nehmen aus einer Kette ein G 
(hier antecedens pre consegquenti) und’ lassen die 
5432 in $. 70, 2 scheint uns Fäsi's Erklärung 
völlig widerlegt zu sein; dass der Dativ bei ; 
liche Absicht beseichne, lässt sich schon aus der 
Stelle II 487 ff. widerlegen; überbaupt aber kann 
angegebenen esse main er ._ . 
ee Zr 

Ian ist 
liehe,d. h, 











In dem letzten Capitel des zweiten } 
mit Recht an, dass bei den Verben des Such« 
sich vielfache Übergänge zu den transitiven V. 
zelnen bemerken wir, dass $. 77, 4, e die Z 
und zwar nach A 177, 178 zu Pen 


& 278. ß 197 (8. 130 unter €): eövu, öoou Forne 
Ensoheı nehmen wir nicht Tmesis an, sondern Präpos 
Imlı 


(7 148) in irgend einer Weise entspricht, 
sein..Die Variante Zossder zu @ 278 kann nieht in’ 
In E 208 ($. 131, unter 6) scheint uns du: 8’ d; 
Präpositionsreetion sein zu können, der Verf. ni 
Dativ.an. — Bei ® 266 (S. 131, unten) ficht der 
klärung des poßfo an: aber Achill kann doch ni 
also muss er vor dem Strome flüchten ( 

helfen ihm wicht, also lassen sie ihn Nichen. F 
scheuehen, so kann Aristareh's Erklärung recht 
ist. auch nicht ‚so zu fassen, als wäre Schreck 
Grund des Fliehens. Weun der Verf, in $. 78, 4 
sich noch nicht in der Bedeutung fürchten, 
meinen, es habe sich die ursprüngliche Bedeutung | 
müthliche Vorgang sei in die Wirkung dieses V 
Gerade so hat der. Verf. selbst bei zgdo (8. 78, 
init. — Im 8,78. wird @eöye mil seinen Compositis be 
denen ee Ansicht i 


erg or Seen als ad 

ansicht, so haben wir diese Ansicht in den 88. 

und halten sie nach P 633 auch nicht für richtig." 
wol zugeben, dass psly@, wenn das Subject ein säcl 
‚Regel von Gegenständen gebraucht wird, die vorwärk 


























} 


Buches ist nur die Erklärung des durch 
bildes der Karte; die Topographie liefert zu den 


die. Denkwürdigkeiten. Die Schul-Karte gewährt die | v is 4 


Räumlichkeiten, der Gröfse, Entfernung, gegen: 
meinen Reliefs und enthält nach Bedarf die N: 
Objecte, kurz das todte physische Bild; das 

dasselbe und liefert a a ee FE 
ventionellen Zeichen der Karte. Der Zweck ist und | 
eine allgemeine angenähert richtige Vorstelli 

nissen der Länder und Völker zu erzeugen, als 
lage, auf welcher richtige Urtheile und. 

Die Doppelwirkung von Karte und Buch sicher 
‚gabe des Lehrers alleinz hier tritt der Werth \ 
Methode auf, die sich den zu Gebote: nichendeir 
und auch bei einem een 1 


In dieser BarEBh ineiahoienich Van weile 

a N Ra ie 
es von vielen Seilen einer vwersuchsweisen eu 

Drache ewüntgt werden un da Uuchar ch 





haltige Materiale konnte auf einer Fläche‘ von 14 TI 











Iebesnalsfeindarnannbrlaaepiiney won def 
von Thatsachen in neuem Lichte erscheint? Gewiss 
muss es im Lehrbuche heutzutage um so mehr, ji 
jene letzten Grenzen streifenden Deductionen unter den 
breitet werden. Dieser Verbreitung aber lässt sich keir 
selzen; die ungewohnte, um nicht zu sagen, unter U 
liche Speise lässt sich nicht ae der Magen 
lernen. 0 1. ae 
Wie gesagt, die Verfasser unserer Lehr- und 
Zoologie, so wie die der vergleichenden T 
lielsen, die einen die Paläontologie und Geograp 
Geologie bei Seite. Die ersteren, insofern sie auf 
Hauptgewicht legten, Genera und Species beschı 
greiflicher Scheu ‚vor dem Heer fossiler Thiere, di 
gorie der Ordnungen eine totale Umarbeitung 
des Systems erfordern; die letzteren, weil sie 
Pincette und Scelpel, sondern mit Meissel und Hamm 
was nieht Gegenstand anatomischer Forschung im ı 
aus dem Kreise ihrer Darstellung verbannten. Die 




















gar nicht geduldet werden dürfen, 6; os ei 
Eine solche Einschränkung des Gebietes der Z 
nun an nicht einmal mehr durch die Sch 





bestimmung, 

turgesehiehte der bühne none [10 Ba 
folgt im 3. Band, 4.)]; der ©: Bi 

tenthiere [434 Seiten Text u. XLVIMI Tafeln]; die Bi 

vier Lieferungen des & Bandes bringen die allgemeine 

Weichthiere, derem wiederste Bo die 











schiekte Verbindung von Morphologie und Eı 
klar dargestellt, ‚dass der Anfänger mit Hilfe ) 


unter der Unzahl von Kalkschalorn auf «ins phy 
ebenso wenig Anspruch hatten als auf eine 


Aldciz: dev] BeiyıkilantenrdRs0) ou Ghinday. Bon hard tie Beob- 
achtungen von Auerbach (1859), Carer CBSR-ST)s u r 








#. Masius, Die Thierwelt, ang v. Dr. M. Wresschho. 56 


den felsigen Steilküsten des Nordens in gröfseren Tiefen auf, sind aber 
hier nur durch artenarme Sippen repräsentiert. Das süfsere Wasser der 
‚geschlossenen Meere ist für sie überhaupt unzugänglich. Die sehr in- 
nige- Verwandtschaft der nordamerikanischen und europäischen Arten 
haben sie mit den niederen Strahlthierclassen gemeinsam und übertreffen 
hierin die höheren Classen der Mollusken. — Im letzten Capitel, wo 
won der Rolle der Walzenstrabler «im Haushalte der Natur® die Rede 
ist, bespricht der Verf, ausführlich die merkwürdigen Beobachtungen J, 
Müllers über die Erzeugung von Schneckenembryonen (Entoeoneha) in 
den Genitalschläuchen der Mittelmeersynapten, schliefst sich aber in ge- 
wohnter Nüchternheit der Auffassung räthselhafter Erscheinungen der 
Ansicht Burmeister's an, welcher die Entoconchenbildung für einen para- 
sitischen Process erklärt, 

Soviel hier von den Holothurioiden als Beleg dafür, dass das 
Werk auch in denjenigen Thierclassen befriedigendes leiste, die fast aus- 
schliefslich Gegenstand zootomischer Studien sind und wegen des un- 
durchdringlichen Dunkels ihrer geolögischen Geschichte nicht im Kreise 
der eigentlichen Thätigkeit des berühmten Verfassers liegen. Möge es 
in keiner Schulbibliothek fehlen, und mögen die Lehrer, denen es obliegt 
der Jugend einen Vorbegriff des thierischen Lebens und der Beziehungen 
desselben zur gesammten Natur zu geben, dasselbe recht eifrig benützen. 
Sie werden sich aus keinem anderen Werke besser und gründlicher 
unterrichten über die morphologisch-physiologische geologische 
Bedeutung der einzelnen grofsen Gruppen des Thierreii ‚aus keinem 
besser erkennen, was die Zoologie heutzutage ist und welche Zwecks 
sie verfolgt. 

‚Ref, sieht der weiteren Ausführung des Werkes, die insbesondere 
in den höheren Weichtbiergruppen eine classische zu werden verspricht, 
mit ‚Spannung entgegen und wird nicht verfehlen die Ausgabe der 
nächsten Bände hier anzuzeig en. 

Wien. © F. Peters. 


Die Thierwelt. Charakteristiken von Dr, Hermann Masius, 
.. Director der Realschule in Neustadt-Dresden. Essen, G. D. Bädeker, 
1861. — 1 Thlr. 15 Ngr.; in engl. Einb, 1 Thlr. 25 Ngr. 


"Die vorliegenden „Charakteristiken,” als ein besonderer Abdruck 
dem zweiten Bande der „gesammten Naturwissenschaflen® enluommen, 
sind, wie der Verf, in dem kurzen Vorwort ausspricht, „für das Ver- 
ständnis weiterer Kreise bestimmt.” Doch hofft der Verf., „dass das 
Buch in seiner neuen Form auch auf Lebranstalten Eingang Auden werde.” 
Was die Lehranstalten für den naturhistorischen Unterricht dringend und 
unerlässlich bedürfen, sind passende, wahrhaft zweckmäfsige Lehr- 
bücher, Es drängt sich uns daher die Frage auf, ob für Lehranstalten, 
und speeiel ob für unsere Gymnasien nach ihrer bestimmten Lehreinrich- 
tung die vorliegende Schrift sich als Lehrbuch eigne. Und indem Zoologie an 


eine untergeordnete Bedeutung haben, ae 
dieser Tbiere sich sehr häußg auf mikroskopische 
dabisch Ihn dam Kisv Ren Schule ismüschllefsen 




















in aufsteigender Linie die Früchte des | 


‚ dafür spricht am 








Gründlichkeit der orsten Leotionen des 
zu gewinnen Wol mangelt es noch fa: 
exemplaren, und noch mehr an derarligen P 
ratla bei dem vorgosteckten Zwecke iin grofasr 
können die meisten Lebranstalten 'bei 4 
ilung ihrer Lehrmittel in kürzester Zeit das ı 
‚schafft haben, Die Entschuldigung der Verfasser vo 
bilchern, dass sie die Avertebraten darum i 
‚deln, ‚weil ihre Erkenntnis schwerer zugänglich 'ist 
skopische Beobachtung voraussetzt, kann ich ‚nicht ; 
dern erstens kann man fast bei allen Gruppen, 
größsere: Formen als Typen hinstellen, und herungt 
nicht angenommen, doch uoch mit | 
Gebote stelienden Abbildung niebt Pe 
Bilder, was bei der Mangelhaftigkeit unserer 
gerade in den höchsten Glass 
kunftsmittel bleiben wird. el 
80 wiel über den Gang Abe Udhersichiäage a 
Antwotk ‚auf die Frage: welche Seiten bei die 
Thierreich besondere Aufmerksamkeit verdienen. 0 
anatomisch-morphologische 6 ] 
diesem aus kann der Lernende in die Natur der Th 
kann ihm die innere Verwandtschaft derselben 
gemäls gebildete Gruppierung ihm natürlich und tr 
aber im. Systeme die Stadien der progressiven En 
organismus deutlich zu marquieren,, daxf man den 
einer'wie ein Chaos ihm erscheinenden allgemei 
einer Classe, an die sich zum Schlusse eine | 
oder Orduuugen anreiht, abferligen, sondern durch“ die Ze 
einiger typischen Repräsentanten soll in ihm ı 
von. den morphologischen Eigentbümlichkeiten den g: 
weckt und dis Charakterisierung von Familien. u 
in so, weit durchgeführt werden, als jene vorgefül 
dafür gelten können: jedes andere Ga ist 
werthlos, weik es nicht erkannt, sondern 
sebernk ist, mag es auch im seiner Form 
Wissensehaftlichkeit entsprochen babem. Es 
Leitfaden für Obergymnasien ausführliche: 
Arten, die. geeignet erscheinen, Bilder von Thi 
zu geben, unerlässlich; so z. B. wird die ; 
dem Schüler eine in dem Grade klare Ansicht über 
schaffen, als man sie am Obergyınnasium aı 



























re 





































‚Schilderung der 
anatomischen Verhältnisse Einzelbilder von d 
folgen, a ee ee äul t 


thieren und Vögeln, wie das die folgende 
kant beweisen wird: von den 304 Seiten des We 
auf Säugelhiere, 86 auf Vögel, 24 auf Amphi 


Pinguins u. 8. w., so kann man es re 
tete: Vertheilung des Stoffes hin zum Gebrauch für 
f ö Ali 


empfehlen, 

- Es verdient botont zu werden, dass derglei 
den Seelenzuständen der Thiere, ihren Anlagen 
und sich zu ernähren, die wol den bei gröl 
halt des vorliegenden Werkes ausmachen, für de 
ne Dei e 








an lad ern 
Be ist ünläugbar, dass die N: L 


‚Bug erfordert; von nachhaltige: r 
werdenden Mainnes bleiben diese Prere- ie rg 
sondern dürften nur’ die naturgesohichflichen L 
unterhaltend machen, aber auf Kosten D1 

ich bin durchaus nicht gegen jede Berlicks 

üth 'erwärmehden ‚Charakteristiken, wie sie Er, | 
‚gibt, allein jene wichtige Rolle, die sie in’ seinem Bu 
ich ihnen beiin Lehren der Zoblogie nich 

lich nicht in den höheren Classen, wo morpholog 
siolögische® Verhältnisse, die Einsielrt 
des Thierorganismius weil höher zu stellen sis 
ed nach äufseren un us 


geh sein dürfte; so sind der Biene volle vi 
ebenso viel dem Straulse, ferner ja Löw 
Pferde über drei ns 

sonderlich viel einzuwenden, aber einer 

die anch in Schulen brauchbar sein soll, men n 
ein mit Recht gefordertes Ebenmafs Yerstofsen, wenn 
Strauls verweilt, ala bei zwei ganzen Thierclasse 
und Infusöfien, zusäimmengenommen.' Bei‘ weniger in‘ 
gezogenen Darstellungen dieser Art hätte alıne Vo 
des Buches eine angemessenere Vertretung der 
stattfinden können , - welche in der That so ‚spärlich b 




















576 Personal- und Schulnotizen. 


oncurse, Erledigungen,Stillungsplätze,Stipen- 
denk sw)‘ ai Ancder k. E .Oberrealschule zu A ee Be 
stelle für Mathematik als Hauptfach und einen zum 
i haftlich 4 


\ Lebrfache gehörigen 
Ermangelung eines Individuums hiefür die Lehrerstelle für das Frei- 
hand- und ii Zeichnen, bei eroatischer 
mit dem jährl. 630 f., eventuel 735 f. und einem 


Quarlier- 
von 105 f. ö. W. Termin: 10. August 1. J., bei dem k.k 
deine der Königreiche Dalmatien, Croalien‘ und. Slavonien. 
(8. Amtabl, z. Wr. Zig: v. 7. Juli 1. 5, Nr. 456.) ur 
— Bei der Lehrkanzel für das vorbereitende Zinni 
le des k, k. polytechnischen Institutes 
in Wien eine Adjunctenstelle mit dem jährl. Gehalte von 846 fl und 
einem Quartiergelde von 84 1. ö. W. Termin: 25. en 
Direction 
1. 3, Nr. 166.) ser! 
i Archivarssiello 


it dem an ee von 1200 0. ö. W. Termin: 20. 
Dei dem mährischen Landesausschusse in Brüm. eat 
v1, Said Nr. 161.) 





— Über einen im gräfl. Löwenburg'schen Conviet in der Joseph- 
stadt zu Wien zu besetzenden k. k. Hofsängerknabenplalz 
s Amtsbl. z, Wr. Ztg. v. 11. Juli 1. J., Nr. 159. 

— Über mehrere erledigte Mannagetta’sche Wa 
lätze s. Amisbl. z. Wr. Zig. v. 13. Juli 1. 4, Nr, 161. 

— Über Aufnahme von Sängerknaben im Stile Melk Kur 

v. 15. Juli 1. J., Nr. 191, Anzeigen. 

— Über 2 erledigte Jahresstipendien für Hörer der 
den Interessen der Salomon Mayer Freiherr v. TERN. 
Stifung s. Wr. Zig. v. 21. Juli 1. J., Nr. 168. Nichtamil. Theil, 


(Todesfälle) — Am 17. Juni I. J. zu Leipzig Br, Julius 
Knorr (geb. daselbst am 27. September 1807), als musil 
Schriftsteller bekannt, ee 
— Am 18, Juni ]. J. zu Göttigen der Hr, Obermedieinalrath Pro- 
fessor Dr. J. W. H. Conradi, Senior der medicinischen‘Pacultät und 
Universilät, im 81. Lebensjahre. BIitTT) 
— Am 21. Juni 1..J. zu Weimar der grofsh 
thekar Hr. Hofrath Dr. Ludwig Preller (geb. am 15. 
zu Hamburg), früher Professor in Kiel, dann in Dorpat, dureh 
Werke über Mythologie und Alterihumskunde rühmlich bekannt. 
Beilage zur Augsb. allg.Ztg. v. 27. Junil. J., Nr. 178.) eu 
— Am 22. Juni |. J. zu Wien Hr. Johann Paul Kaltenbaeck 
(geb. zu Hofkirchen am Hausruck am 41. Jänner 4804), pens. k.k, geh. 
Haus-. Hof- und Staatsarchivar, als eifriger Forscher, Sammler 
steller auf dem Gebiete der vaterländischen Geschichte, so wie 
durch eine eg poetischer Versuche (Wien, 1826), bekannt. 
Wr. Ztg. v. 5. Juni I. J, Nr. 154. 5.2450) re 
— Am %3. Juni 1. J. zu London der Lord Kanzler ‘John Camp- 
keins als Schrifteller, hauptsächlich durch seine Biographie der Ober- 
riehter und Kanzler von England, bekannt, im Alter von 82 Jahren. 
— Am 2%. Juni 1. 3. zu Berlin der Historienmaler Hr. EEE 
dow, im 43. Lebensjahre, 
— Am 26. Juni 1. J. zu Prag Hr. Dr. Paul Jos. Safafik 
am 13. Mai 1795 zu Kabeljarowo [Kobeldrow] in Ungarn), ehemals k. 


k u 


Personal- und Schulnotizen. 577 


Universitäts-Bibliothekar zu Prag, Ritter des Franz Joseph-Ordens , der 
Friedensclasse des kön. preufs. Ordens pour de merite und des russischen 
St. Annen-Ordens 2. Cl., wirkl, Mitglied der kaiserlichen Akademie der 
Wissenschaften, einer der ausgezeichnetsten Forscher auf dem Gebiete 
der slawischen Sprache und Alterthumskunde. (Vgl. Abendblatt der Wr. 
Ztg. vom 28. Juni 1. J., Nr. 147.) 

— Am 29. Juni 1]. J. zu Florenz Prau Elisabeih Barrett Bro 
winng, Gattin des gleichnamigen englischen Schriftstellers, als Dichterin 
vortheilhaft bekannt. 

— Am 1. Juli 1. J. zu Dresden der als Schriftsteller und Gelehrter, 
besonders im Fache der jüdischen Literatur, bekannte Ar, Dr. Phil. Bern- 
hard Beer, Vorstand der dortigen israelitischen Religionsgemeinde, im 
Alter von 60 Jahren. 

— Am 2, Juli 1. J. zu Leipzig Hr. Dr. C. MH. A. Lipsius (geb. 
am 19. Jänner 1805 zu Grofshennersdorf in der Oberlausitz), Rector der 
Boree NS Tanz: Beira, ala philologischer Schriftsteller und Psedagog 
geschäi 

— Am 5, Juli 1. J, zu Berlin der Vice-Director der Akademie der 
Künste, Hr, Prof. Herbig, im 74, AEG 

— Am 12. Juli ]. J. zu Kiel der frühere Professor der Rechte und 
Etalsrath, Hr. Dr, Marcus Tönsen (geb. 1772 im Schleswig’schen). 

— In der Nacht vom 11:— 12. Juli 1. J. zu Paris Hr. Paul Du- 
plessis, einer der hervorragendsten französischen Romanschriftsteller. 

— Am 13. Juli 1. J. zu Utrecht der auch aufserhalb seines Vater- 
landes rühmlich bekannte Professor der Staatswissenschaften Hr. J. 
Ackersdyek. 

— Am 14. Juli 1. J. zu Wien Hr. Franz Raffelsberger (geb. 
am 23. September zu Modern in Ungara) ), Inhaber einer Kunstdruckerei, 
Erßoder der Kunst, Landkarten mittels der Buchdruckerpresse her- 
zustellen, 

— Am 46. Juli 1. J. zu Halle der Kronsyndieus, geh. Ober- 
Kr a und Curator der dörligen Universität, tie S'Pror, Dr. 
Pernice, 

— Am 18. Juli 1. J. zu Dresden der geh. Medieinalralh Hr. Dr. 
Choulant (geb. zu Dresden am 12. November 1791), Director der 
chirurgisch-medicinishon Akademie daselbst, eine bedeutende Auctorität 
in der medicinischen Literatur, 

— Am 18. Juli 1. J. zu Kierling (bei Klosterneuburg nächst Wien) 
der k. k. pens. Oberst Hr. Philipp v. Körber (geb. am 26. Decem- 
ber 1812 zu Ofen), von 1852—1860 Director der k. k. orientalischen 
Akademie, als Schriftsteller auf mehreren Gebieten der Literatur («Bilder 
aus Lombardei ,®? „Die mililär, Briefe im untergeordneten und gleich- 
stehendem Rangverhältnisse,” „Taschenbuch des Mililär-Geschäflssty's” 
u. 5: w., auch Gedichte und Novellen) bekannt, 

— Am 18, Juli ]. J. zu Magdeburg der k. General-Major Hr. .Al- 
brecht Sydow, als Verfasser militärischer, historischer und anderer 
Schriften («Über die Gentral-Karpathen und Beskiden”) bekannt. 

— Im Juli 1. J. in Belgien Hr. Suys, einer der berühmtesten 
Architekten in diesem Lande, Erbauer des Schlosses von Mariemont, auch 
in der gelehrten Welt bekannt („Le Pantheon,” „Le Palais Massini”), im 
Alter von 79 Jahren. 





Miscellen, 
Loltner ‚versucht cs auch, zwar nur im Yerhsipehen,, ind auf r 
Abneigung des Latein gegen Aspiralen und auf einzelne Fi Fälle der 
sebiehung anderer Mulen hinweist. Jedoch von einer vollständigen Ver 
Spk der Muten spricht er nicht, Letzteres ist demuach Ll 
in 0. Keller's neh Studien. die Grundanschauung diese 
Gelehrten, ob er etwa derselben Ansicht wie Loltner sei, sion ob er 
damit beweisen wolle, dass das Latein mit dem Griechischen i Ge 
sammenbänge, erlaube ich mir später eine Vermulhung aus 
Um Misverständnissen vorzubeugen, füge ich ausdrücl 
beabsichtige keineswegs den Gegenstand in seinem ganzen ae zu 
behandeln, wozu ein weitsehichliges Material nothwendig wäre. Abet 
der Nachweis, dass die von Keller aufgestellten Behauptungen nicht 
stichhalti, sitd, lässt sich selbst mit sehr mäfsigen, dazu aufgebotenen 
Mitteln führen. Wenn dieser Nachweis dem unterz. nur einigermalsen 
gelungen sein sollte, wäre der Zweck der nachfolgenden Bemerkungen 
vollständig erfüllt. 


2. Zu dem einzelnen über; gg 
raten. Es ist wol allgemein aneı a an nn 2 
bung nicht auf. Orlechtsäß)" naar 
ae müsse, Te dröthar, pgueng, frater slaw. 
rt, dardtar (Bopp, 8. 88. eich, 5,80), das din got yadada 
ei-On-us skri t. dnd-, das’g in goth. -Iuigon, Aeiyo skıt. Ih 
sich nur dann sicher, wenn wir dA, dA, 9A (A) und nicht die och 
Bee am ® voraussetzen. 5 ie nämlich schon im ischen 


Ursprache,. it ler am Fe 
a den den von ©, Keller Bee Eh Rn 
zur®, bähu, anyu, gudk, TH UIE 
mE per nalen ER Bu Made Bar 60 mi 
ae des Endes in klang en 


HR: 
Be ae a an, bleiben ee 

ie, mil denen es sieh ähnlich verhält wie mil male, 
> PR griechischen Aspiraten entsprechen. im Latein in folgender 
a) Q- 
Im Anlante hat Gurtius in seinen Grundaügen 30 Wurzeln ange- 


,‚ in denen lat. f entspricht, im Inlaute 10 , wo die 
ge ‚gegangen und Versehiebung zur.Media d. eingetreten 


er oa Baal: € "ech zeigt je Bf. Sry 
PS ergeht, ilform athäpafı die Aspiralion erst auf 
griech. Boden oaldnden ist (Gurt, N, a" Ebenso verhält os sich mit 
j apul ir abd. haubilh, angls. ee 54) 

wird au van oripog ui » Kipa u 7 ‚gollen. 

Aber Keller geht noch viel wei ae ern 
au &-ansetzt. Die Beispiele nen h 
ganz. zu sein, denn Pig-@ = ber in -salier ber u, 5, We 




















d. Zischr, 8. 882-885 angezeigt worden. Was 
* Werko eiwa zu bemerken ar, Iren bi 
ausgesproohen worden, und. i 
pie au ‚gedenken, welche diese Jette \uflage &i 
Im ı i eg 
ee Armeen 








FO y $ 2 
= der wissensehaftliche. Werih der Einthei 
RT rule wa = h iR 

















592 Zur. Krit. des. Plat. Sympos., v. #. Schenkt. 
porrydavrag Eml rw olxlav Krjvxos zoo al 
odrag zlmovrog. Und ähnliches berichten auch die Scholien zu 
unserer Stelle: Taurnv ö2 Aeyovom ige un: 
ös rs elorıovro TO Krjvxı Evo Endorn (| 
mit dem Unterschiede, dass hier unrichlig « 
»ol Ödsılov Eml Öd. ao als die ursprüngliche ae 
Sprichworles erscheint. Demnach. hat Müller (Dorier Il, S. 464) 
die Vermulhung aufgestellt, dass uns hier ein Vers aus dem Ge- 
dichte ‚des Hesiodos, Kruxog y«uos, enihalten sei, und Schnei- 
dewin‘ (Bergk Comm, de rel. com. alt. p. 440) hat das bei 
Zenobios überlieferte "HodxAsıros, welches offenbar seinen Ur- 
sprung dem folgenden ‘Hgaxidovg verdankt, in "Hoatodog ver- 
bessert (vgl; Mein. Fragm. Com. Il, 1, 112), eine sehr einleuch- 
tende Conjeclur, an deren Richtigkeit Göuling (p. LXH) nicht 
hätte zweifeln sollen. Weiterhin ist es sicher, dass: in jenem Verse 
ayadol ayador, nicht dyasol ÖsıAov geschrieben a 
einmal passt: nur dieser Ausdruck im Munde des Herakles, der 
zu dem Hochzeilsfeste seines Brudersohnes und N Rache 
sodann spricht auch für diese Form des Verses die 
des Bakchylides, der in einem Gedichte denselben Stofl, wie 
dos, aomgr vgl. Alhı V, 178, b BaxguAlöns a 
Honnidoug: A eyav og nAdev Eml rOv Too Kmyvaog olnor 
gnalv', dorn Ö ‚ent Adıvov oudor, zol d& Holvas 
@dE zT’ Epar auröueror d’ ayadov Önirag EU0; 
govras Öixaıı pores (fr. 83 Bergk). In derselben Form fir 
sich auch das Sprichwort in der Stelle des Alhenaios- 
ayabög aoög dyadoug avdpag Eorıaoowsvog 
ap zöv plAmv, worin Meineke (Menand. fr. 8, 
1, 1, p- 175) Worte des Athenaios, Bergk (Poet. be, 
richtiger das Bruchstück eines Komikers erkennen will, 
Kratinos (Pyl. fr. 1, vel., Mein. F.Cc.1, 1, P- u 5 
Sprichwort, umänderte: auroudroug Ryadods dEvan r 
ul daire Dearöv, so Ihat dies auch Eupolis nach 
ec des on dl, 19): er su 0 Ev Xg 
905 pyalv Exeıw TyV zapoıular - aurouerur 
dsdov Enl datrag Taoıv (Mein. fr. 145 Fu C. I, 1, P 
Der Scherz liegt also darin, dass Sokrates selbst 8 bon « 
Sprichwort in einer umgeänderten Form vorträgt und seine 
geschlagene Änderung auf die Wiederherstellung des urspri 
lichen Sinnes ausgeht, Dies geschieht aber aus zwei Grün 
einmal um das Wortspiel mit: dem Namen des Agathen. 
bringen, sodann um daran die Kritik des Homeros- 2 
den er beschuldigt dem Sprichworle mit vollständ 
rung des Sinnes die Form ; evurowaroı deidol arabar 
gegeben zu haben. 
177, a 00 yag duög 6 uüdos, alla Dald 
ör te MARY IHHaER. Zu dieser Stelle bemerkt Reynders. 
























— 


396 Zür Arit. des Piat, Sympos, v. X, ‚Schenkl. 


lich von Pausanias unterscheidet. Gewiss 
mehr als dem Komiker zu, das sitlliche unter 
allersinnlichsten darzustellen.” Im Gegentheile 

auf derselben Stufe wie Pausanias, mit dem Ensign ee 
schiede, dass dieser die Knabenliebe von 

Standpuncle aus betrachtet und, wie Steinhart (IV, | S u. 
richtig bemerkt, uns das Bild eines mäfsig gebildeten, 
mislischen. Alheners darstellt, der alles, was ei 
Vaterstadt besteht, unübertreflich findet und in ihren G: 
und Silten, auch da, wo sie mit einander im Wii 

das Erzeugnis einer tiefen Staalsweisheit erblickt. So“ er 
sanias in gleicher Weise, wie Aristophanes, die Knabenliebe weit 

über die Frauenliebe; dieser Eros ist ihm der Sohn ee 
die über jede Ausschweifung erhaben ist; nur bei einer solchen 
Liebe, behauptet er, könne es auf ein Zusammensein und eine | 
Gerneimachaft für das ganze Leben abgeschen sein 81, 6, d; 
ebenso sucht er diejenigen zu widerlegen, welche es für schmäh- 
lich halten den Liebhabern zu willfahren; wo ein solches Her- 
kommen bestche, liege der Grund in "der nunle 

welche es eingeführt haben, in der Herrschaft der regierenden 
und der Unmännlichkeit der regierten (182, a, c). Wir 
schen, das ist so ziemlich dasselbe, was Aristophanes sag 
allerdings ist der Komiker mit seiner derben und 

Darstellung im entschiedenen Vorlheile gegen den hohlen und 
gleifsenden Pausanias; aber das vermag nicht den Werih seiner 
silllichen Anschauungen zu erhöhen. Vielleicht wollte auch Pla- 
ton dadurch, dass er dem Aristophanes seinen Platz 

sanias anwies, auf die Beziehungen hindeuten, welche 0 
Ba obmalın Nun war aber Sokrates a 
en Wolken beschuldigt worden, dass er die Ju; von der, 
alten heimischen Sitte sblenke, zur Selbstüberhebung und zu 
Misachtung der heiligen Familienrechte und politischen In 
tionen verleite ; in dem Zwiegespräche der beiden Adyosy 
der zweiten Bearbeitung des Stückes angehört, wird 
Bildung geradezu als die Quelle der Unsitlichkeit b 
Gel. v. 909, 1022, 1073 u.s. w.) und, da als deren Ver 
Sokrates erscheint, so ist es klar, dass jener Vorwurf 

auf diesen fällt. Platon war weit davon entfernt diese A 
der Komödie in ihrer Bedeulung zu unterschälzen ; 
er, um nur eines hervorzuheben, gewiss nicht seinem 
eolche Äufserungen in den Mund gelegt, wie wir sie | 
Apologie p. 18 ff. finden. Wie nun in anderen Dialogen 
dem Hauplgedanken die Tendenz hervortritt, den 8 
Verdächtigungen und Vorurtheile zu vertheidigen, s0 
das Symposion olfenbar den Zweck den Meister in B 
auf seinen Umgang mit Knaben und Jünglingen zu 
seine edlen und reinen Gesinnungen darzulegen und 


| 4 






















a 


soo Zur Reit, des Plat. Sympos, v- A. Schenkd. 


Bi 
handelnden Personen gebe. Susemihl (Philol. VI,S. 209) bem 
dass eine Übergehu a. sa er es 
Agathon wegen der ingen des. os 198 j 
wahrscheinlich sei; somit hälle eine le a 
nach dem Vorirage des Pausanias erwähnt werden können, was 
aber nalürlich eine unangenehme Wiederholung gewesen wäre. 
Ich glaube vielmehr, die Sache erklärt sich dadurch, dass, wie 
Steinhart (8, 219) richtig bemerkt, die Rede des Phaidros nur 
ein Prooimion ist; es werden in derselben blofs 
angeregt und einiger Stoll beigebracht, ohne dass jedoc 
Frage von einem bestimmten Standpuncte aus behand 
wie denn auch Lindemann (De prima quae in convivio Pl 
legitur oratione, Dresden 1858, $.34) mit Recht als den Stane 
punct des Phaidros die vollkommenste Standpuncislosii 
zeichnet (vgl. Susemihl Philol. VIII, S. 157). Dadurch ist 
Auslassung jener Reden genügend motiviert; da nämlich ı 
wie dies Platon durch die Stellung ihrer Reden hinter dem 
des Phaidros andeutet, in gleicher Weise wie dieser 
haben, so wäre eine weitere Erwähnung derselben 
unnülze Wiederholung gewesen, Zugleich liegt in jener“ 
tung eine treffende Chrakteristik der Rede des Phaid 
Redners selbst. Sein Vortrag hat keinen Werth für sich, 
nur insoferne, als er andeutet, wie wol ein gewöhnlich 
flächlicher Kopf über die Sache sprechen mag. Nur weil 
als oben an liegend und als Urheber des Vorschlages 
den ersten Vortrag hält, wird seine Rede zur Vert 
Standpunetes bestimmt und ausführlich mitgelheilt, D 
nun die Unfähigkeit des Phaidros um so slärker hervor. 
den Anschein hat, dass er und Eryximachos nicht 
Sache mit einander besprochen, sondern sich auch 
Lobreden auf den Eros versucht haben, weshalb sich denn 


imachos beeilt diesen Stoff zur Unterhaltung vo 

und zugleich alle Einzelnheiten der Ausführung anzu 

den Aristodemos anbetrifft, so müsste dieser, da er 
Eryximachos lag (175, a), nach Aristophanes gesproc! 

es geschieht aber an dieser Stelle seiner keine Ei 
vielmehr bemerken Aristophanes und Eryximachos ausdrück 
dass von allen Anwesenden nur noch Agalhon und So 
ihren Reden im Rückstande seien. Sollie er etwa aul das Wo 
verzichtet haben ? Aber das ist nach dem Brauche, der bei den 
Symposien herrschte, nicht glaublich, und p. 178, a heilst es 


i a 
































Ti 


6i0 Das Gymnasium als Erzichungsanstalt: v. Die 4 Parthe, 


1. Zunächst ist es jeder einzelne Lehrer, in dessen 
Hände die pen Classe, der erziehende Einfluss auf alle 
seine Schüler gelegt ist. Hier reien-an..den Lehrer die Rorde- 
rungen seines Berufes in in tausendfälliger Weise, oft laut und un- 
verkennbar, oft leise und dem Laien unmerkbar heran. Und so 
wie einst bei Erwägung menschlicher Dinge der römische Dichter 
das Wort aussprach: „Homo sum, humani nil a me alienum 
puto”: so darf gegenüber den vielfachen Forderungen des leh- 
renden Erziehungswerkes, das den Gymnasien zufällt, ein Lehrer 
von echtem Berufe nichts was die Interessen der Erziehung und 
des Unterrichtes in näherer oder fernerer Weise berührt, aus 
dem Bereiche seiner Pflicht und seines Wirkens bee 
su: Jedes Wort und jede That des Lehrers, vor 

gesprochen und geübt, wirkt hinaus in die ferne Z 

= Schller, als Richtschnur ihres eigenen Thuns mente 
so wie als richtende Stimme für den Lehrer. selbst, An wen 
spiegelt sich der Nachahmungstrieb der Jugend lieber‘ 
licher, als an ihren Eltern und Lehrern? Und ist nicht die Mehr- 
zahl der Jünglinge, entfernt von ihrer Heimat, Bey 
der Einwirkung der Lehrer zumeist anheimgegeben? 
Benehmen des Lehrers lerne der Schüler Ruhe und 
Pünctlichkeit und Ordnungsliebe. Der Lehrer vermeide 1 
schaftliche Gereiztheit, welche die jugendliche Seele so 
lich verleizt; er versäume es nie, am passenden Orte a 
und Gemülh seiner Schüler zu wirken, er stehe Pe 
kalt gegenüber, sondern suche ihr Vertrauen zu ! 

nd ist das „oderint, dum metuant” übler am Pl als in 

'erhältnisse des Lehrers zu seinen Schülern; krankhafte  Euı- 
pfindlichkeit und kalte Opposition gegen seine Schüler benimm! 
dem Lehrer jeden veredelnden Einfluss auf dieselben. 
vielverpönte Schulpedant —und in gewissem Sinne muss j 
zum Pedanten werden — lieber als der Lehrer, den sein 
nur fürchten; denn der zänkische Ton des ersteren ik 
nur die rauhe Schale, unter der ein fühlendes Horz. für 
Schüler schlägt und gar oft durchschimmert. Die Jug 
Schwächen der Erwachsenen so leicht erkennt und zu b 
weils, lässt dann den Alten brummen und stört ihn nic 
ihm dabei aber dennoch herzlich gewogen. 

Für die erziehende Thätigkeit eines jeden einzeln 
gibt der Organisationsentwurf nur vereinzelte Winkez. "doch fi l 
einiger predagogischer Tact, wahres Durchdrungensein von lem 

Umfange der Berufspflichten eines Gymnasiallehrers, de 
nur Lehrer, sondern auch Erzieher sein soll, sehr bald den rich 
tigen Weg, der auch durch die übrigen Stadien in nz 
werke des Gymnasiums unterstülzt und geläutert wird. 

Aber nicht blofs das äufsere Benchmen des Lehrers, 
dern auch seine Lehre im engeren Sinne, sein 


E" 













Das Gymnasium als Erziehungsanstalt, v. Dr. J. Parthe,. 6 


erziehend und bildend wirken und eine wohlgeordnete Schul- 
disciplin zur Seite haben. Darin bestcht ja ein Hauptvorzug des 
öffentlichen Unterrichtes, dass beim gemeinschaftlichen Lernen in 
der Schule Zucht und Sitte geübt wird, Obne Zucht gibt 
es keine Schule; die vernachlässigte Schulzucht selzt dem wissen- 
schaftlichen Forlschritte in der Schule unübersteigliche Schranken. 
Die mindeste Forderung, welche das Erziehungswerk an den 
Lehrer stellt, ist, dass er Ansehen in seiner Classe habe; denn 
habe er auch sunst, wie Herder Ireflich sagt, «alle Wissen- 
schaften der neun Musen, sie werden ihm wenig helfen, kaum 
so viel helfen, als vielleicht die weit mäfsigere Wissenschaft bei 
einem anderen Lehrer, der was er gutes treibt, es bis zur Bil- 
dung einer Gesinnung, einer Gewohnheit treibt, der Wissen- 
schaften nicht blofs ausstreut, sondern einprägt, sie auch 
denen einprägt, die dazu nicht grofse Lust hatten, kurz der der 
Lycurgus und Solon seiner Glasse wird und aus ihr auch an 
Gesinnungen und Silten eine kleine tüchtige Republik bildet? 
Ist auch das blofse Vortragen bequemer und leichter, so liegt 
doch der feste Stamm der allgemeinen Bildung, welche das Gym- 
nasium zu geben hat, nur in der Übung, Durchübung, 
die freilich oft Mühe und Schweils verursacht; allein wir wissen, 
dass „die unsterblichen Götter vor die Arbeit den Schweils 
selzten? und bei einem edlen Werke „die Götter kein Pfand 
leihen” Wenn nun aber dieser Einübung der Organisalions- 
entwurf bei den für jedes Unterrichtsfach gegebenen trefllichen 
Instruclionen so entschieden das Wort redet, sie zur unerläss- . 
lichen Bedingung eines gedeihlichen Gymnasialunterrichtes macht, 
sind damit der bildenden, exziehenden Thütigkeit jedes einzelnen 
Lehrers nicht mafsgebende Bürgschaften angewiesen? Es sei 
endlich noch auf eine Stelle aus Gessner's Schriften hingewiesen, 
der in einer seiner Schulreden eine Reihe treMlicher Erziehungs- 
grundsätze sammelt, die als goldene Regeln auch jedem Gym- 
nasiallehrer empfohlen werden können. „Posset induetione ostendi, 
sagt Gessner, plerague vitia, quorum nomine accusalur nalurae 
nostrae corruptio, a pravifate et stultitia educantium orirk. 
Quantum ergo fieri potest, mox ab inilio curandum est, ut 
ament eos, a quibus formari docerique debent, blanditia 
quae gravitali nihil deroget, indulgendis voluplalibus innowüs, 
ignoscendo erroribus: efficiendo praesertim, ut in beneficio 
ponant daceri, poenam aulem maximam putent, si hoc 
üllis negetur. Maxima debetur puero reverentia, ut conser- 
vetur aucloritas, ne noceatur illi ewemplo, Adducantur parvi, 
uf statim quid pareant iussi, deinde vero rationem reyuirant 
et discant, cur faciendum unumquodque fuerit, In primo vet 
mendacio vel damno dolose dato, yuam vehementer fert hu= 
manitas casligandi, et viz denuo poena opus erit, Turpitu- 
dinem omnem despuere et abominari in aliis, maxzime in 








_ 


ak 


h 




















liche Wow eRugen auf 0. Schulz rı 
mit der neuesten von Eckstein besörgten 


selecta Kelnelänk werde. Nun wird Bin an hair 
‚österreichischen Gymnasien eine der drei ei ( 
Hk vom an da sch enphlamere Buch 


fast durchgängig die kleine 
braucht. Für uns und unsere Nachbarn ist | 

s unnätz, Wir meinen, es würde weder 

und zeitraubend, noch für den Ve 
wenn.etwa wie von der Bauer'schen deufse 
durch die Wahl der ‚Raihplole ‚verschiedene 
‚gehen, so auch eine neue Parallel - Ausgabe di 
‚staltet würde, die sonst durchaus mit der 
Z., Sib., Sch. etwa auf Englmann und Ferd. 
wäre auch sonst noch ein zur Anwendung zı 
Folgenden ‚wollen wir einige Kleinigkeiten. b 
radischem Gebrauche des Buches eben eidg 
die auf die Erklärung Bezug haben. u P} 
: 5.4. war zu dem Verse maultd nit rectum, 
‚ducunt das sidd zu rechlferligen. — 8. 2. Es. 
‚Non euivis homint contingit adire Corinthum 
zugeben. — 8 3. In ‚Contra verbosos noll 
data amaas, ania Anpientia Bansia.m 
































| 


630 Becher, Deutsches Wörlerbuch, ang. v. A. ®, Ranıner, 
Was der Hr. Verf. 8. 171 fg. über die Anwendung der Dehn- 


als gegen wo 
manche einzelne Aufstellung müssten wir uns erklären. Se rechnet 
z. B. der Verf, (S. 172) die Wörter Orf und Fort zu denen. bei welchen. 
der Vokal gedehnt sei. Der gröfste Theil der deutschen Gebildeten 
spricht aber diese Wörter mit kurzem Vokal, und die Sprachgeschiehte 
'stebt auf seiner Seite. Auf die Prinzipien hoffe ich bei einer anderen 
‚Gelegenheit zurückzukommen, und ich will hier nur bemerken, dass 
‚man einerseits zurückzugehen hat auf die Art ihrer Entstehung: des fe 
aus Nachahmung des zu einfachem langen # gewordenen ursprünglich 
diphihongischen Ze, des Dehnungs-Ha aus Nachahmung. eh gen 2 
aber späterhin stumm gewordenen Ha, u. s. w. Andrerseits aber ist 
für die Praxis die Hauptrücksicht, ob durch Beseitigung bisher gebräuch- 
licher blofser Dehnzeichen Zweideutigkeiten der Aussprache oder des 
Sinnes entstehen. Wo weder das Eine noch das Andere der Fall is, 
würde sich vielleicht eine Einigung für Beseitigung hier entschieden 
überflässiger Dehnzeichen erzielen lassen, während im ı 
Fall die dort obwaltenden Bedenken zu berücksichligen sind. 
Was die Schreibung der Fremdwörter betrifft, so vertritt: der Hr, 
Verf. die Ansicht, man solle sich nicht sträuben, «sie mit deutschen 
Lautzeichen zu schreiben, so dass auch bei ihnen „„die Schrift unddie 
Aussprache in Übereinstimmung gebracht”® werden könne,” „Für den 
Unterricht, sagt er (S. 19 der Ein), wäre dies eine wahre Erleichte 
rung und für keinen Theil der Schreibenden ein Verlust, da d er 
welche griechisch, latein, französisch, italienisch „ 
den Ursprung der Wörter, der doch durch die Wenden Late be 
zeichnet werden soll, bei guter Gelegenheit selbst kommen, die andern 
aber diesen Ursprung nicht zu kennen brauchen, um a 
verstehen.” Wir haben es hier mit einem Punkt zu thun, e 
die allergröfste Verschiedenheit der Ansichten und der | 
Auf der einen Seite die Forderung, die fremden Wörter 
Lautzeichen zu schreiben, auf der anderen das strenge 
Schreibweise der Sprache, aus welcher das Fremdwort 
Weder das Eine, noch das Andere lässt sich streng dureh nn. 
die ausnahmslose Schreibung nach deutscher Weise unihumlich ist 
in die Augen, wenn wir bedenken, das wir dann jeden au: ıkreie 
oder England herübergewehten Modeausdruck sofort wie eim d ch 
Wort behandeln müssen. Andrerseils wissen die er. 
die sich jetzt bemühen, jedem Fremdworte seine urs] 
bung zu lassen , dies. B. durchaus kein X in einem au 
entlehnten Wort dulden wollen, wie wenig sie im Stan 
eigenes Prinzip festzuhalten. Oder schreibt einer von ihnen 
elare Sonnenschein? Und doch ist das scheinbar 













































Geihii Iphigenia graece, ang, v. K. Schenkl. 


Ein einsam Leben führt! Ihm zehrt der Gram 
Das nächste Glück von seinen Lippen weg. 
Ihm schwärmen abwärts immer die Gedanken 
Nach seines Vaters Hallen, wo die Sonne 
Zuerst den Himmel vor ibm aufschloss, wo 
Sich Mitgeborne spielend fest und fester 
Mit sanften Banden an einander knüpfte.» 
"Es rivde Sivägar dyıyeroiter anür 
adgeug yagcıdv Bars nıvodvron zdge 
Beäg 7’ dymvov üAoog, äoseımror Bgorois, 
wdggm’ dei orelgovoa nal rugßi pgevi, 
os ig” Igöv mowro» eloißnw Tode, 
orkoysır 8’ 5 Bunös rärddd’ od Anddonernn. 
waxgö» ubv Hön zjds xgumrona yodvan 
Seor ye Bovkals, alcı weldeode: yosur, 
Eivn Ö’ as mug, og mgoroD, uenlnooner. 
eipyeı yag 7 Oclason or pilmr Luk, 
ülög €’ En’ dyhaug molldnig nahnuden 
‘"Eiinvid’ alev slardsiv Iurigou 
Bevzlors db Oenvovs rovs duovg dvoysiuegog 
zövrou ulödan donrmosıy drrapsißsran, 
Brevös 6 dorıg dv nasıyyjrau dmo 
murgös re umegös «" Eggs durolßsı Blow, 
nacav yüg aurov Mdorav dmogregei 
Auzn, morörral 8” al polveg miarwpevan 
zurgög mpög adinv, Euda Anumgöv Öunasın 
Zgynve mgurev elite’ milov okay, 
gyıllag ze auumalfovre; Ming zagım 
ovunoudauwr” el; zuvr” Emagxovons flow 
«Es fürchte die Götter 
Das Menschengeschlecht! 
Sie halten die Herrschaft 
In ewigen Händen, 
Und können sie brauchen 
wie's ihnen gefällt. 
Der fürchte sie doppelt 
Den je sie erhoben ! 
Auf Klippen und Wolken 
Sind Stühle bereitet 
Um goldene Tische.” 
Jewör ovganion mils 
Beav Ipapeploıg agdrog Pooroice‘ 
doyäv yüg arıßagadcır dvoalmrov 
vopäcıw malducug, noqdla Hsoumv 





Geschichlstabellen von Schäfer, Peter u. a., ang. x. 4 Piaschnik. 637 


Compendien und sagen wir'es offen heraus, sie sind erschienen, weil 
man-an dem Werthe der gewöhnlichen Geschichts-Compendien ‚ immer 
mehr zu zweifeln begann *). 

Die Sache ist leicht erklärlich. Seit mehr denn einem Decennium 
hat sich der Lehrerwelt ein tiefes Unbehagen, eine grofse Unzufrieden- 
heit mit dem gegenwärligen Zustande des Geschichtsunterrichtes  be- 
mächligt. Reform des Geschichisunterrichtes ist seither ein dringendes 
Postulat geworden, über welches in Schriften und Versammlungen ver- 
handelt wird. Abgesehen von anderen Fragen, wie über die Vertheilung 
des Stoffes nach den verschiedenen Classen ; ist es vorzugsweise der 
methodische Gang des Unterrichtes, der einer eingehenden Discussion 
unterzogen wird. Noch ist nichts entschieden. Zwei Ansichten, einander 
direct entgegengesetzt, kämpfen auf dem Platze: die eine bezeichnet die 
planmäfsig geleitete ‘Lectüre der Geschichtsbücher als den richtigen 
Weg und Vertreter dieser Richtung‘ ist bekanntlich Peter; die andere 
«vindiciert dem Vortrage des Lehrers primas partes; in den unteren 
Classen ist der Vortrag des Lehrers alles und mehr als alles, in den 
oberen Classen ist er wenigstens immer noch die Hauptsache,” So ruft 
Campe zu, den wir als Hauptvertreter der anderen Ansicht bezeichnen 
wollen *). 

$o sehr nun die Ansichten beider Parteien auseinander gehen, in 
einem Puncte stimmen beide überein: dass die Geschichte nicht blofs 
die Aufgabe hat, Phantasie und Gemüth des Schülers durch das that- 
sächliche möglichst zu ergreifen — welchen Zweck jede der Parteien 
auf ihrem Wege erreichen zu können glaubt — sondern dass es in der 
Geschichte auch etwas gibt, welches dem Gedächlnisse eingeprägt wer- 
den müsse. Dieses etwas — Peter nennt es das Knochengerüsle, die 
Elemente der Geschichte — sind Namen, Jahreszahlen und einzelne That- 
sachen, Dieses etwas finden nun beide Parteien in den gewöhnlichen 
Geschichts - Compendien nicht in jener Form, welche sie für die ge- 
eignete zum auswendiglernen halten; dies der Grund, warum behufs 
der Einprägung der Elemente der Geschichte, die ja factisch in allen 
Geschichts - Compendien vorkommen, die Form der Tabellen "beliebt 
worden ist. 

Abweichend von der bier dargelegien Genesis der Tabellen sucht 
Peter die Nothwendigkeit der Einrichtung des Elementarunterrichtes und 
als passendes Lehrmittel biezu die Tabellen auf einen anderen Grund 
zurückzuführen, Peter klagt nämlich, „dass man im Geschichtsunler- 


Tabellen zur Weltgeschichte in mehreren durch den Druck ge- 
schiedenen Cursen ausgearbeitet, von Dr. Guslav, Schuster. 
4, Auflage. Hamburg, Otlo Meilsner, 1860. 
Übersicht der Weltgeschichte in synehronistischen Tabellen, von 
Carl Winderlich. Breslau, Joh. Urban Kern, 186. 
*) Vgl. auch Schmid’s Encyklopadie d..g. E, u. U. 2, B. S. 208. 
*) Gampe's Geschichte und Unterricht in der Geschichte, $. 25, 
Zeitschrift f. d, österr, Gymaas, 1861. VII, Haft, 44 





Geschichtstabellen von Schäfer, Peter u. a., ang. v. Jı Plaschnik, 639 


nannt, Sie zerfallen in drei Curse, von denen der ersie für den soge- 
nannten biographischen Unterricht bestimmt zu sein scheint. In Betreff 
des dritten Cursus, der eine Übersicht der Gulturgeschichte enthält, be= 
merkt der Verfasser , dass diese Tabellen in manchen Stücken über den 
Bereich der Schule hinausgreifen und eigentlich bestimmt seien, beim 
Unterrichte mit Nutzen zu Rathe gezogen zu werden "), Überdies folgt 
noch im Anhange eine Regenten-Tabelle, 

Schuster’s Tabellen enthalten drei durch den Druck geschie- 
dene Curse, von denen der erste (mit fetter Schrift) für einen vorwie- 
gend biographischen; der zweite (mit gewöhnlicher Schrift) für einen 
zusammenhängend systemalischen Unterricht bestimmt ist; der drilte 
«(das Eingerückte) enthält Erläuterungen und Thatsachen, deren Kenntnis 
zwar wünschenswertli, deren Memorieren aber wol nicht in jeder Schule 
gefordert werden dürfte. 

An Schäfer's und Schuster's Tabellen, welche bereits mehrere Auf- 
lagen erlebt haben, reihen wir noch Winderlich's Tabellen (1860 
erschienen), ebenfalls zur festen Einprägung der geschichtlichen Data 
bestimmt; dieselben erinnern an Schäfer's Tabellen insofern , als auch 
hier Cullurgeschichte in einer besonderen Rubrik einbezogen ist, Eine 
bestimmte Eintheilung in Curse ist zwar nicht ausgesprochen, allein eine 
Unterscheidung wie in Schuster's Tabellen durch den Druck getroffen, 
somit eine Auswahl ermöglicht, Winderlich’s Tabellen sollen den 
Schülern vom Beginn des Geschichtsunterrichtes bis zur vollständigen 
Ausbildung auf höheren Schulen genügen, „Dies zu erreichen, sagt Win- 
derlich, ist nicht blofs möglich, sondern es findet bei anderen Schul- 
büchern thatsächlich statt. Man gibt ja den Schülern z. B. eine Gram- 
matik, welche für die ganze Schulzeit ausreichen soll, ohne weiters in 
die Hände und überlässt dem Lehrer die Auswahl dessen, was gelernt 
und vorläufig noch übergangen werden soll.” 

Wir werden nicht irren, wenn wir diese Tabellen zunächst mit 
jener Partei in Verbindung bringen, deren Vertreter oben Campe genannt 
worden ist. Ist dies nämlich auch in Bezug auf Schuster und Winder- 
lich mehr eine Schlussfolgerung, so gilt dies um so sicherer von Schäfer; 
der ausdrücklich hervorhebt, dass „der Kern des Unterrichtes die leben- 
dige Erzählung sei und bleibe, welche das jugendliche Gemüth erwecke 
und erhebe, und zur Ausbildung einer edlen Gesinnung, zur Pflege 
treuer Vaterlandsliebe und wahrer Gottesfurcht wirksam sei,” Ansichten 
über den Vortrag des Lehrers, die wir bei Campe wiederholt ausge- 
sproehen finden. 

Aber auch Peter, Haupt und Vertreter der anderen Partei, hat 
Geschichts - Tabellen zum Gebrauche beim Elementarunterrichte in der 
‚Geschichte entworfen. Dieselben bilden einen praktischen Beleg zu den 
in seinem bekannten Werke uder Geschichtsunterricht auf Gymnasien” 





*) 80 in Schäfer’s Vortele zur drilten Auflage, 1851. 
44 * 


ii 























#. Sonklar, Die Ötzthaler Gebirgsgruppe, ang. v. A. Steinhauser. 647 


Die Ölzthaler Gebirgsgruppe, mit besonderer Rücksicht 
auf Orographie und Gletscherkunde, nach eigenen Unter- 
suchungen dargestellt von Karl Sonklar Edlen von Innstädten, 
k. k. Oberstlieutenant, Prof. der Geographie an der k. k. Militär- 
Akademie in Wiener-Neustadt u. s. w. XV u. 292 $. gr. 8. Mit 
aa Alla von 13 Blättern gr. Fol. Gotha, J. Perihes, 1861. — 

/, Thlr. 


Wenn der unterzeichnete es wagt, in diesen Blättern obige sehr 
schätzbare Monographie zur Sprache zu bringen, so geschieht es nicht 
blofs aus dem Grunde, weil sie eine der interessantesten Alpenpartien 
betrifft, die im Bereiche des österreichischen Kaiserstaates gelegen sind, 
sondern noch mehr, weil der Aufsatz mit den zahlreichen und treflichen 
Illustrationen wohl geeignet ist, die für die physikalische Geographie 
wichtige Kenntnis der Gletscher zu fördern und zu erweitern. Es war 
zwar dem Verfasser nicht länger als zwei Sommer vergönnt, die viel- 
fältigen Erscheinungen in dem mächtigen Gletscherstocke des Ötzthales 
und seiner Nebenthäler zu studieren, aber er hat zur Beschauung nicht 
nur die Kenntnis von allen Leistungen ausgezeichneter Vorgänger in 
diesem Zweige der Naturkunde mitgebracht, sondern auch eine, durch 
frühere Beobachtungen und Vertrautheit geübte Auffassungsgabe, einen 
richtigen schnellen Überblick und vor allem einen wahren Feuereifer für 
wissenschaflliche Forschung. Gerne verzeiht man es dem Hrn. Verf., 
wenn er aus Liebe zur äufsersten Genauigkeit die Ziffernresultate der 
Beobachtungen nicht selten weiter treibt, als das jeweilige Bedürfnis 
erheischt, wenn man Neigungswinkel bis auf Secundenbruchtheile, See- 
böhen bis 74; Fuß u. 5, w, angegeben findet. Den Überfluss mag der 
wegwerfen, der von den Daten Gebrauch macht; genug, wenn daraus 
das Streben des Verf.'s klar hervorgeht, durch die serupulöseste Feinheit 
in Eruierung und Berechnung derselben eine sichere Grundlage zu Fol- 
gerungen zu schaffen. Schade für die Wissenschaft, dass ein Mann mit 
soleher Kenntnis der Hilfswissenschaften nicht in der Lage ist, das 
Studiam der Gletscherphänomene zu seinem Berufe machen zu können, 
um hinreichende Mufse zu haben, die oft so schnell wechselnden Er- 
scheinungen, deren forigesetzte Beobachtung ohnedem so oft durch 
meteorologische Einflüsse gelähmt, unterbrochen oder gar aufgehoben 
wird, im rechten Momente zu erfassen, und sich zur Verwahrung vor 
Täuschungen und Trugschlüssen (auf Grund zu weniger oder zu unvoll- 
kommen gepflogener Autopsie) ein mit der Zahl der Beobachtungen stets 
verlässlicher werdendes Materiale anzulegen, Nur auf dem Wege zahl- 
reicher, lange fortgesetzter, unter sich verglichener Beobachtungen kann 
es dereinst möglich werden, bei gewissen Erscheinungen, z. B. dem 
Fortrücken oder Zurückweichen der Gletscher, die scheinbaren Wider- 
sprüche zu lösen, welche die Natur in dieser Richtung den Gelehrten als 
Räthsel bietet, und die auch der Hr. Vf. trotz seines Seharfinnes in 




















K. Sonklar, Die Ötlzthaler Gebirgsgruppe ; ang. v. A. Steinhmuser. 649 


mungen gemacht worden, alle alten angeführt, die Neigungswinkel be- 
stimmt, die Structur der Eismassen untersucht, Größe, Richtung, Ent- 
stehung und Combination der Spalten in Betrachtung gezogen, ebenso 
alle Vorkommnisse an den Moränen, Gletschermühlen, Gletscherschliffe, 
Gletscherzungen und deren Enden, endlich Nachrichten gesammelt über 
das Vorrücken und Rückschreiten, 'und bei allen Gelegenheiten Erklä- 
rungen über die bedingenden Ursachen der Erscheinungen gegeben oder 
als subjeclive Ansicht bingestellt. Das vierte Capitel bespricht die vom 
Verfasser gemachten trigonometrischen und barometrischen Messungen. 
Im vierzehnten (letzten) Capitel werden die orographischen und physi- 
kalischen Ergebnisse zusammengestellt und wo nöthig verglichen. Es 
wird eine Bestimmung des Volumens der Gebirgsmasse versucht, eine 
Erklärung der Hebesysteme, man findet ein Raugverzeiehnis der gröfsten 
Gletscher Europa’s gegenüber dem Tableau von 31 Gletschern des Ötz- 
ihales, es werden die Verhältnisse eruiert zwisehen Firnfeld und Gletscher, 
es. wird die Höhe der Schneelinie so genau als thunlich ausgemittelt, 
kurz: war früber die Betrachtung der Individuen Zweck, so isl es nun 
die Gattung, welche zum Überblicke und zum Vergleiche kümmt. 

Eine wichtige Rolle spielt bei diesem Werke der Atlas. Die erste 

Karte hat den Zweck, die strenge Scheidung der Ötzthaler-Stubay-Gruppe 
von den östlicher liegenden Gruppen der Zillerthaler Alpen und hohen 
Tauern deutlich zu machen, zugleich die massige Erhebung des Ölz- 
thaler Stockes zu veranschaulichen. Es ist eine Übersichtskarte der 
Mittelkelle vom Reschenscheideck bis zum Ankögl, mit den Niveau- 
livien für 4-, 5- und 6000 W.-Fufs. Die Gulminationspuncte der abso- 
luten Nöhe sind mit Ringelchen angedeutet, Die zweite Karte (im Ver- 
hältnis von 1:144000) ist halb Schichtenkarte, halb Terrainskizze, 
‚Schraffen erscheinen nur bei den Bergterrassen und Schuttkegeln am Aus- 
gange der Seitenthäler angewendet. Sie dient hauptsächlich zur Über- 
sicht der 229 grofsen und kleinen Gletscher dieses Gebietes, und ent- 
hält das vollständige Gerippe mit Angabe der Felswände. Die Gletscher 
‚sind geschummert und blau eingedruckt. Die Tafel I bietet die Über- 
sicht der Verkettung, die Tafel IV die vorzüglichsten Thallängenprofle ; 
Tafel VI bringt die Linien der trigonometrischen Messung vor Augen; 
auf der Tafel IX ist des Verfassers Ansicht über die Hebung der Massen 
und Ausbildung der Verzweigung dargestellt; auf Tafel XI specielle 
Wahrnehmungen über Bänderstructur, Schichtung, Spaltenursprung u. s.’w, 
Die übrigen sechs Blätter enthalten (gleichförmig im Mafse von 1:28800, 
nur. das. Ende des Vernagtferners auf Tafel IX ist in einem gröfseren 
Mafse ausgeführt) Specialkarten der vorzüglichsten Gletscher nach den 
Originalaufnahmen des Generalstabes, wobei Gelegenheit sich bietet, der 
auf diese Region bezüglichen Aufnahmen durch die Meisterhand des 
Herm Feldzeugmeisters ‘von Hauslab zu gedenken, die dureh hohe 
Vollkommenbheit forwährend als eine Zierde des Kriegsarchives gelten, 
Leider ist das Talent einer wahren naturgemälsen Auffassung des Ter- 


‚Ki 


geschen, 
2. B, beim 


Ahümlich erscheint die Schraffierung der 











Giebel, Lehrbuch der Zoologie, ang. v. Dr. M. Wreischko. 658 


haupt, die erst für reifere Schüler bestimmt sein können, im kleineren 
Drucke erscheinen, so wie die Charakteristik der Familien, Gattungen 
und Arten, mit Ausnahme jener genera, welche zu den bekannteren und 
fasslicheren gehören und nach des Ref. Meinung vom Hrn. Vf. für die 
unterste Lehrstufe auserkoren sind: diese sind gleich wie der äufsere 
Bau und die Lebensweise bei den Ordnungen im gröfseren Drucke be- 
handel. So werden in der Käferfamilie der Lamellicornien die 
genera: Lucanus, Getonia, Melolontha und Scarabäus im 
grölseren, alle anderen hingegen, wie Trichius, Geotrupes, Leihrus, 
Aphodius u. s. w. im kleineren Drucke beschrieben, Das geolo- 
gische Auftreten einer jeden Gruppe ist dem allgemeinen Ordnungs- 
charakter beigefügt, und die wichtigsten Formen der Urwelt wer- 
den in das System selbst eingereiht mit Angabe ihrer Merkmale, In 
dem Buche kommen auch die wirbellosen Thiere — entgegen manchen 
Schulbüchern aus der neuesten Zeit — zur entsprechenden Berücksich- 
tigung, indem von den 216 Seiten desselben 116 auf die Wirbelthiere 
und 94 auf die wirbellosen entfallen, von welchen letzteren nicht blofs 
die Insekten, sondern auch die übrigen Abtheilungen angemessen ge- 
würdigt werden. Jede Ordnungsschilderung enthält eine kurze Notiz 
über das Vorkommen und die Nahrung der einschlägigen Pormen, den 
bündigen Artendiagnosen pflegt der Name des Aufenthaltsortes beige- 
fügt zu sein. \ 
So viel im allgemeinen über Anordnung des Stoffes und Inhalt 
des Buches. Nun entsteht die Frage, ob durch dieses Schulbuch den 
Bedürfnissen unserer Gymnasien abgeholfen worden ist oder nicht, und 
zunächst, in wie ferne der Gebrauch eines einzigen solchen für die 
unteren und oberen Glassen gut geheilsen werden kann. Der Hr. 
Verf. meint in seiner „Methode”: „der Lehrer wird leicht aus der Art 
der Darstellung selbst das für jede Stufe des Unterrichtes erforderliche 
Material auswählen können® u. s. w. Ref. muss dieser Ansicht gegen- 
über gestehen, dass ein Buch, welches auf jeder Seite nur zum ge- 
fingeren Theile brauchbares enthält, sogar einen ziemlich unter- 
richteten Lehrer mehr oder weniger auf Abwege führen kann, mag auch 
darin neben dem überlüssigen, alles nolhwendige vorkommen, so 
dass man nur des Geschickes bedarf, aus der übrigen Masse mit rich- 
tigem Tact es herauszuholen. Nur eine bedeutende Umsicht und pada- 
gogische Begabung können. da das richtige Mafs dietieren und ein sol- 
‚ches Schulbuch billigen, 'heifst in den Lehrer ein hohes Vertrauen 
setzen, dessen Rechtfertigung durch die Praxis Ref, zu den erfreulichsten 
Erscheinungen zählen würde. Doch verlassen wir solche Schwierigkeiten, 
die der Fortschritt auf dem Gebiete des Unterrichtes immer mehr und 
mehr verscheuchen wird und fassen wir das Verhältnis in's Auge, im 
dem sich der Schüler zu einem solchen Lehrbuche befinden dürfte, 
und zwar auf jener Bildungsstufe, die wir da vor Augen haben, d. i. 
in der I. Gymn. Classe. In der „Methode” liest man die sehr richtige 
Zeitschrift 1, d. österr. Gymnas. 1861. VIE. Heft. 4b \ 





umschiffen. sein werden.“ 
saldriz ide ailı anız jenit ahulialt, mb al 


ch 





al rl ab urn 


Dar Ant Ah mi 






Giebel, Leheluchider Zoologin, ang; y.'DE Ms Treischko, 656 


' Im vorliegenden Falle fällt aber noch lein'zweiter Umstand in 

die Wagschale. ‚Die Darstellung jener.oben ‚hervorgehobenen Gattungen 

nämlich enthält wenig mehr, (als die Genuscharakterp;'.die- der 
einschlägigen Arten fast nur, eine ‚kurze, Formbesehreibung ‚nebst dem 

Aufenthaltsorte: »Dioges die wohl zur Böstimm urfg ausreichen; die 

aber für sich allein den zoologischen Unterricht am Untergymnasiung 
noch lange nicht ausmachen, ‚Wir- müssen wohl im Auge) behalten, dass 
das Hauplgewicht darin liegt, dem Schüler mit Berücksichtigung der 

ibm bereits zugänglichen ı wissensebaftliehen Thatsachen ein: Bild‘ von 
jeder ‚einzelnen. Art, eine Lebensgeschichte derselben zuentralleni 
Der Hr. Verf, sagt selbst auf S 5 .\.da die Organisätion) eines: jeden 
Thieres durch’ seine -Lebensbedingangen 'bestimmt ‚ist, sor ist das Vers 
halten der Thiere zur «Aufsenwelt |stets 'sorgfälig. £u berücksichligent 
die Nahrung, ‚Lebensweise, Aufenthalt ‘nach . den  Klimaten,- Land und 
Meer, Gebirge und Ebene’ u. s.,w., die verschiedenen Alterszustände, 
der Instinet, Kunstfertigkeit und Anlagen, endlich der.Nutzen und‘ Scha- 
den für den Haushalt der Naturs wobei ‚auch ‚der für;dieimenschliche 
Ökonomie - nicht aufser Acht zu ‚setzen ist.” Wo. findet sich aber ein 
‚geeigneterer Platz zur gehörigen Würdigung: aller dieser‘ Momente, ala 
‚gerade auf der untersten Stufe des Unterrichtes? ' Gewiss ist-hier auf die 
Naturgeschichte der Art das Hauptaugenmerk: zu richten; und die syate= 
matische Gliederung. geht nur nebenbei, so weit sie sich eben aus einer 
soleben Behandlung) von selbst ergibt; das vorliegende | Lehrbuch @ nl- 
behrt aber die, dazu \nöthige Ausführlichkeit; ‘Der Hr, Verf. «gesteht 
zwar diese Schaltenseite ‚seines ;Leilfadens ) für det eb&n sangedeuteten 
Zweck, wie es die Worte auf $. VII beweisen; -sfür den Vortrag des: 
Lehrers.kann ‘das Buch natürlich‘ nicht das ausreichende Material befern, 
dazu ‚dient meine ausführlichey, mit- zahlreichen Abbildungen: illustrierte, 
Naturgeschichte des Thierreiches;? ‚allein dem igegenüber erscheint die, 
Frage ‚ebenso nalürlich, "warum dehn- ein Buch s'.das-wieh überlüssigesn 
in dem zweekdienlichen jedoch. mangelhaftes: Maäteriab <aufweisty! zum 
Loitfaden gewählt werden‘ soll ?--In der. That müsste man«sich aus ‚dem: 
‚erwähnten Werke, das: allerdings mehr. als’ genig! Stoff: bietet, sehr 
wiehholen, mehr'als es vielleicht ange zeig ty jedenfalls aberamehr, 
alsıes nethwendigerschkint." nl ls ll A 
0a Hinbliek auf ‚diese ‚zwei ' geäufserten: Bedenken: glaubt -Ref.y 

dass ‚das in-Rede stehende Lehrbuch am Untierg ymnasium nür mit! 
Vorsichtseinzuführenowäre il lan un man mh u or 
1m viel günstigerer ‚Stellung ‘aber befindet\sich, dasselbe unseren 

Obsrgymnasien gegenüber, ‚Es mag’ zwat daselbst eine "bedeutende, 
Menge aystematiehen Details unbenützt »bleiben,/ allein das zu viel 
ist/an /und'für sich nur‘dann von zweifelhaftem ‚Werlbe, ‚wenn ies für 
die /bezügliche Eehrstufe "unangemessene ind unverständliche‘ Dinge 

bietet, hingegen kann es ohne weiters: gäluldet werden ji wöes, wie 
hier, ‚einerseits dem strebsamen‘ «Schüler (le oalpeNghEnit zil weiter 

45 


#56 @iebel, Lehrbuch der Zoologie, ang. v. Dr. #f. Wreischko, 
Ausbildung mit Hilfe des Buches eröffnet, anderseits aber dem Lehrer 
einen gewissen Spielraum gewährt, der um so erwünschter erscheinen 
müss, als locıle Verhältnisse ihn mehr oder weniger bedingen, Ferner 
muss ausdrücklich hervorgehoben werden, dass man sich beim Unter- 
richte strenge an den Gang des Buches durchaus nicht wird halten 
können, denn sonst dürfte man nicht viel mehr erreichen können, ale 
was der Hr. Vf. gerade am meisten brandmarkt, indem er auf 8.1: 
«Das gedankenlose Auswendiglernen der im Leitfaden gegebenen Namen 
und Merkmale stumpft Sinn und Gemüth für die Natur völlig ab und 
ist durchaus verwerflich, das von manchen Lehrern allein'erstrebte Be- 
stimmen der Naturkörper befördert vielmehr die Oberflächlich- 
keit? u. s. w. Überhaupt hat Hr. Verf, in seiner „Meihode? manche 
Ansichten niedergelegt, die dem Ref. aus der Seele gesprochen sind, 
und die namentlich jenen, welche die Naturgeschichte noch immer als 
eine blofs beschreibende Wissenschaft auffassen, zur Erwägung 
empfohlen werden können; seine Auffassung des 
richtes auf dieser zweiten Stufe ($, V und VI) ist gewiss, vielleicht ein 
pär Gedanken ausgenommen, sehr ralionel, und verdient von jedem 
Lehrer, der mit Hilfe dieses Buches unterrichten will, gründlich durch» 
dacht zu werden, Erst wenn man jm Sinne des Hra. Vf.'s davon einen | 
Gebrauch macht, wird man die guten Eigenschaften desselben zu wir 
digen im Stande sein, zu welchen die Charakterisierung Form 
und Typen auf breiter anatomisch- morphologischer Grundlage, Behand- 
lung der vorweltlichen Thiere im Systeme selbst, so wie die besonden | 
Hervorhebung der für den Unterricht passenderen Galtungen aller Ord- 
nungen in erster Linie gehören. er 
So sehr nun der Hr, Vf, durch die Betonung des Lehrganges von 
einzelnen zum allgemeinen, und durch die gänzliche Ve 
der noch bis auf den heutigen Tag nicht aus der 
analytischen Schemen das Bedürfnis der Mittelschule richtig nt bi 
so sehr er in der Auffassung des Zweckes des a 
richtes den immer mehr und mehr zum Durchbruche gelangenden Au 
sichten der jetzigen Zeit beirefls der Aufgabe der Naturgesehiehte hal- 
digt, so kann Ref. doch nicht umhin zu bekennen, dass noch mancher 
Wunsch bezüglich eines Leitfadens der Zoologie für Be 
seiner Erfüllung eutgegensieht. Es ist wahr, dass man in der Abihei- 
lung der wirbellosen Thiere, insbesondere in den niederen 
derselben, theils der Natur der Sache, theils dem Lehrziele 
von Typen gröfserer oder kleinerer Gruppen, wie z.B 
thierchen, Seefedern, Actinien, Seeigeln, Rippenquallen u, 8, 
und nicht bestimmte Arten der Betrachtung zu 
sber ebenso unläugbar, dass bei den Wirbelthieren, 
höheren Abtheilungen derselben, dies nicht durchaus zu 
mehr auch manchmal den Species besondere 
BE A, re 















Ai 


Gtebet, Lehrbuch der Zoologie; ang. v. Dr. AM Wrefsehko. 657 


risieren, Parallelen zwischen den Thierformen verschiedener Erdtheils in 
gleichen Breitenkreisen ziehen, oder von der Fauna irgend einer Zone 
ein Bild entwerfen will. Hiezu bietet der vorliegende Leitfaden nicht 
hinlängliche Anhaltspunete, weil darin die Art des Vorkommens der 
Tbiere, ihr «Aufenthalt nach den Klimaten, Land und Meer” u, s. w, 
(8. 5) zu wenig Ausführung gefunden. Ref. ist weit entfernt davon, 
kurzweiligen Thiergeschichten das Wort reden zu wollen, allein soll die 
Bemerkung: geographische Verbreitung der Thiere, in den 
Lectionsplänen der Obergymnasien einmal etwas anderes als ein leeres 
‘Wort werden, s0 dürfte es bei dem gegenwärtig bestehenden Zeitaus- 
mafse kaum ein besseres Miltel geben, den Schüler in dieser 
fruchtbringend zu unterweisen, als dass man zuweilen bei passender 
‚Gelegenheit von der systematischen Darstellung abschweilt und die Auf- 
merksamkeit der Zuhörer auf das Thierleben und den Charakter jener 
Zone hinlenkt, in welcher die gerade geschilderte Art eine bedeutende 
Rolle spielt. Ein solches Ablenken wird zur Belebung des Interesses bei 
den Schülern dienen und ist eines der Mittel, den Unterricht vor 
Monotonie und Trockenheit zu bewahren; aber der wichtigste Grund dafür 
bleibt_natürlich der, dass die Thiergeographie vom Gymnasium nicht 
ausgeschlossen werden darf, dass man jedoch davon nichts mehr vor- 
nehmen kann, als was bei der Darlegung der morphologischen Ver- 
hältnisse gelegentlich sich mit verweben lässt, Die Einwendung, dass 
ınan das hiezu nöthige Material aus gröfseren Werken beischaffen könne, 
scheint dem Ref, nicht stichhältig, weil man sonst consequenterweise 
jeden Leitfaden, der nur keine sachlichen Unrichtigkeiten enthält, für 
brauchbar erklären müsste, 

Haben wir eben die eine Unvollkommenheit des Buches gekenn- 
zeichnet, so ist die Weglassung der naturhistorischen Betrachtung des 
Menschen als die zweite anzuseben. Diese Ausschlielsung aus Lehr- 
büchern für Mittelschulen lässt sich schwerlich rechtfertigen ; eine sach- 
gemälse Würdigung seiner, als eines Naturproductes, an der 
Spitze der übrigen Geschöpfe nach jenen Seiten, nach welchen er an 
Naturbedingungen gebunden ist, erweist sich vom pedagogischen, 
wie vom didaktischen Gesichtspunete von gleich wichtigem In- 
teresse. Aus inneren Schwierigkeiten kann die Darstellung nicht unter- 
blieben sein, da wir ja ziemlich glückliche Versuche dieser Art 
besitzen. 

Auch diese zweite Auflage enthält wie die erste mehr als das 
für Mitlelschulzwecke ausreichende; wie schon bemerkt, hält es Ref, 
für keinen Nachtheil, wenn ein Buch den Gegenstand weitläufiger be- 
handelt, als für seine Bestimmung gerade erforderlich war: wenn jedoch 
diese Weitläufgkeit durch die Intention, dem Buche einen gröfseren 
Verbreitungsbezirk zu eröffnen, motiviert wird, wie hier, um es auch 
den Hörero der Universität anzubequemen, während doch manche im 
Bedürfnisse der Mittelschule gelegene Kenntnisse nicht bedacht wurden, 























Personal- und Schulnolizen. | 
mit 600 A. d. W. Termin: 


Busse. Kae Mi 10. August 1. 3 : 
tsbl. z, Wr, Zig. v. an 
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Wr. Zig. v. 10. En 1. F 
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2 Ds auge Di. 
Ventitschein San Lehr: 
‚jährl, Gehalte von 600 fl. 6. W. 
dem Gemeinderathe der Stadt Neutitschein, (8. 
15. August |. kr 189.) 


3, Ne: Fred 
— Über eine bei der Lehrkanzel der Chirur; 
Lehranstalt zu Innsbruck erl 


erledigte Professur der 
‚6. September 1. J., Nr. WT. 


Personal- und Schulnolizen. 65 


— Über Anstellung eines Lehrers der ceroatischen Sprache an der 
k. k, Theresianischen Akademie in Wien (Termin; 25. Septem- 
ber 1. 5.) s. Amisbl, z, Wr, Zig. v. 7. September |, J., Nr. 208. 

— Am k. k. Gymnasium bei St, Anna in Krakau eine Lehrer- 
stelle für Mathematik und Physik, mit dem Gehalte jährl. 945 fl., even- 
tuel 1050 fl. und dem Anspruch auf Decennalzulagen. Termin: Ende 
September 1. J., bei der k. k, galzischen Statthalterei in Lemberg. ($. 
Amtsbl. z. Wr. Ztg. v. 7. September 1. J., Nr. 208.) 

— An der selbständigen Communal - Unterrealschule zu Brünn 
eine Lehrerstelle für die deutsche und böhmische Sprache, Geographie 
und Geschichte, mit dem Gehalte von 630 fl. ö. W, und dem Vor- 
rückungsrecht in die höheren Gehaltsstufen, sammt Pensionsfähigkeit. 
Termin: 25. September 1. J., an den Gemeinderath der Landeshauptstadt 
Brünn. (S. Amtsbl. z, Wr. Ztg. v. 12. September |, J., Nr. 212.) 

— An der Oberrealschule der kön. Freistadt Prelsburg eine 
Lehrerstelle für Naturgeschichte und Physik, mit dem Jahresgehalte von 
1050 fl. ö, W. Termin: 15. Oclober l. J., bei dem Magistrate dieser 
kön, Freistadt. (S. Amtsbl. z. Wr. Zıg. v. 27. September ]. J., Nr. 225.) 

— An der technischen Lehranstalt des landschaftlichen Joan 
neums eine Assistentenstelle für Mechanik und Maschinenlehre, mit 
dem Jahresgehalte von 420 ll. ö. W, und eine zweite für höhere Mathe- 
matik und praktische Geometrie, mit dem jährlichen Gehalte von 400 fl. 
ö. W. Termin: 1. November 1. J,, bei der Studiendireetion am Joan- 
neum. (S. Amtsbl. z. Wr. Zig. v. 6. October |. J., Nr. 233.] 


— Über einen erledigten Stiftungsplatz im Althan-Jonas'schen 
Conviete zu Krems s, Amtsbl. z, Wr. Ztg. v. 25. Juli 1. J. Nr. 171. 

— Über einen erledigten Freizöglingsplatz an der Wiener Handels- 
Akademie, s. Amtsbl. z. Wr. Zig. v. 11. August 1. J. Nr. 186. 

— Über Veriheilung einiger Stipendien aus den Joseph Frinder= 
Be raalien = Bilftngen s. Amtsbl. z. Wr. Zig. v. 6. August L.J. 

. 181. 

— Über eine erledigte Lereber’sche Universitäts-Stiftung s. Amtsbl. 
zZ. Wr. Ztg. v. 22. August 1. J. Nr. 194. 

— Über einen aus der Barbara Kreuzer'schen Stiftung erledigten 
Platz für einen armen Studierenden von Wien (Termin: Ende September 
1.J., in der Kanzlei der Gemeinde Landstrasse) s. „Presse? vom 28. Au- 
gust 1. J. Nr. 232 («Wiener Nachrichten®), 

— Über die Erledigung 3 Virgilianischer Facultätsstipendien 
und eines Virgilianischen Gymnasialstipendiums s. Amtsbl. z. Wr. 
Zig. v. 27. August |. J. Nr. 198. 

> — Über einen im gräfl, Löwenburg’schen Convicte in Wien er- 
m Stiftungsplatz s. Amtsbl. z. Wr. Zig. v. 5. September I. J. 

 — Über einen in der k. k. Theresianischen Akademie erledigten 
Freiherrlich v. Teuffenbach’schen Stiftungsplatz, so wie über Erle= 
digung eines Dr. Caspar Joh. Skladal’schen Schulslipendiums s. Amisbl. 
z. Wr. Ztg. v. 7. September 1. J. Nr. 208. 

— Über die Erledigung von 2 Franz Anton Zinn er'schen Stipen- 
dien s. Amtsbl. z. Wr. Ztg. v. 11. September 1. J. Nr. 211. 

— Über einen erledigten Freiherrlich Kirehb er g’sehen Stiftungs- 
platz in der k, k. Theresianischen Akademie s. Amisbl. z. Wr. Ztg. vw. 
18. September |. J. Ne. 217. 


(Todesfälle) — Am 10. Juli 1. J, zu Karlsbad Hr, August 
Glrörer (geb, zu Calw am 5, 1803), ordenil, Professor 
der Geschichte an der Universität zu Freiburg im Breisgau, cort, Mit- 

















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0. mehr erschöpkende. Ahhehilungenuale 1 

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vom 18., 20., 21. Se aber 


20., De 2 


Druckcorreetur dieser Zeilen vorne 
Monographie. 











Der Önpr’sche Revisions-Antrag, v. A. Bonits. 63 


Dass nun aber die jetzige Gymnasinleinrichtung einer Reform wirk- 
lich bedarf, dass wesentliche Mängel in derselben nicht blofs möglich, 
sondern auch wirklich vorhanden sein mögen, kann man schon aus 
dem einfachen Umstande im voraus entnehmen,” u. s. w. 

Man wolle diese Worte in ihrem Zusammenhange beachten. 
Der Redner, der durch die beantragte „Revision® eine gründ- 
liche Besserung des dermaligen Unterrichtswesens der Mittel- 
schulen hergestellt sehen will, beruft sich zum Beweise der Noth- 
wendigkeit seines Antrages auf die Thatsache, dass schon 1857 
won verschiedenen Gymnasien diesfällige „Verbesserungsvorschläge” 
gestellt seien, denen gegenüber die heflige Opposition der Gym- 
nasial-Zeitschrift das Verbleiben beim Alten erwirkt habe. In 
diesem Zusammenhange muss man voraussetzen, dass die Än- 
derungsvorschläge, welche im Jahre 1857 das Unterrichts-Mini- 
sterium auf Grundlage der „in den Amtsberichlen (der Gym- 
nasien und Schulrälhe) am häufigsten angedeuteien Bedenken? 
publicierte und dadurch der allgemeinen Erwägung anheim gab, 
Verbesserungsvorschläge im Sinne des Redners gewesen 
seien. Ina Wahrheit ist bekanntlich das, Gegentheil der Fall. 
Das Änderungsprogramm vom Jahre 1857 wollte die Untergym- 
nasien in der Weise umgestalten, dass durch Beseitigung oder 
grolse Beschränkung der sogenannten realen Fächer einerseits 
und durch erhebliche Erweiterung des lateinischen Unterrichtes 
anderseits die Untergymnasien den lateinischen Schulen 

ten Stiles sehr nahe rückten; das Änderungsprogramm des Dr. 
re will die Untergymnasien mit möglichster Beschränkung des 
Latein zu Bürgerschulen oder Unter-Realschulen 
machen. Die Gymnasial-Zeilschrift suchte damals, der ausdrück- 
lichen ehrenden Aufforderung zur Kritik der Änderun, 
schläge ®) folgend, in mehreren Aufsätzen die Zweckmälsigkeit 
und Unentbehrlichkeit des maihematischen und nalurwissens, 
lichen Unterrichtes in dem bisher bestehenden Umfange für das 
Untergymnasium nachzuweisen. Der Redner durfte also in sei=- 
nem Sinne von Verbesserungs vorschlägen aus dem Jahre 
1857 gar nicht reden, und hatte der Gymnasial-Zeitschrift dar- 
über nicht Vorwürfe zu machen, dass sie der Umgestaltung der 
Untergymnasien in lateinische Schulen Gründe mil offener Ent- 
schiedenheit enigegenstellte, sondern er musste sie insoweit 
als seine Verbündete begrülsen. 

Die „Verbesserungsvorschläge” wurden, sagt der Redner, 
«von der Redaction der Gymnasial - Zeitschrift, wenn ich nicht 
irre, von Professor Bonilz aus Preufsen, sehr heftig angegriffen.> 
Die Gymnasial-Zeitschrift führt die Sprache der Gründe, die in 
manchen Fällen, und so in dem vorliegenden, eine bestimmte 
und entschiedene, aber nie eine heftige ist. Die Wichtigkeit der 


*) Vgl. Gymn. Zischr, 1857. 5. 704. 



































Der Öupr'sche Revisions«Antrag, v. 2, Bonits. 


einander, sondern sie können auch Mn Bake e 
durch gegenseitige Unterslülzung um so n: 
a fehlt nicht an Fällen, ee stattfindet, m 
ichen Einrichtungen tragen wenigstens Sorge, 
fige Mittheilung und Verständigung der Lehrer jeder einzelnen‘ 
über alle Vorkommnisse derselben stallfinden muss. Setzen 
dem gegenüber das Classenlehrersystem, so ist zunächst offenb; 
dass die unter den Fachlehrern gefürchtelen Gegensätze des 
gogischen und disciplinaren Verfahrens hier eben nur nach 
ander folgen statt gleichzeitig neben einander zu bestehen. 
beschränken wir selbst unseren Blick auf die Grenzen derselben 
Classe, so fehlen auch hier die Schatten nicht, Denn es ist eben 
nicht jeder Lehrer ein Ideal, und vor allem, in erziehender Hin- 
sicht ist nicht jeder selbst an sich sehr lüchlige Lehrer für je- 
den Schüler der geeignete, gerade auf ihn einwirkende Erzieher. 
Glücklich, wem bei dem Systeme der Classenlchrer das Loos fiel, 
für ein oder für mehrere Jahre einem Manne anzugehören , der 
auf ihn günstig einzuwirken befähigt war; aber ich berufe mich 
auf die Erinnerung zahlreicher geachteter Männer, die unter dem 
ehemaligen Systeme der Classenlehrer das Gymnasium besucht 
haben, wenn ich behaupte, dass viele nicht im Stande waren, 
dies Verhältnis «mit warmer Hingebung zu idealisieren?, sondern 
jene Jahre als vollkommen verloren, gerade auch in pedagogi- 
‚scher Hinsicht bezeichnen. Diese Gefahr, die man besonnener 
Weise nicht aufser Rechnung lassen darf, ist bei der Vereini 
mehrerer Lehrer in derselben Classe jedenfalls geringer, — - 
dies scheinen alle, welche das System der Classenlehrer dureh 
die Voriheile für die erziehende Einwirkung der Schule so nach- 
drücklich befürworten, eine erhebliche In uenz zu 
oder sich wissentlich nachzusehen. Man schreibt, und gewiss mit 
Recht, dem Religionsunterrichte eine besondere Bedeutung für 
die erzichende Seite der Schule zu. Den Religionsunterricht aber 
ertheilt nothwendig ein Geistlicher, der Katechet. Wer also in 
‚Betonung der einheitlichen Einwirkung auf die Erziehung conse- 
quent sein will, der darf sich nicht in einem so wichtigen Mo- 
‚mente eine Ausnahme erlauben, sondern muss zugleich die For- 

ng stellen, dass, insoweit als das System der Classenlehrer 
eingeführt werden soll, der Unterricht ausschliefslich in die Hände 
des geistlichen Standes gelegt werde. Denn der Illusion wird 
sich doch wol der Redner, der sich auf seine Erfahrung be- 
ruft, nicht hingeben wollen, dass in Betreff der Disciplin und 
der Erziehung der Classenlehrer mit dem Kalechelen auch nur 
in der Regel in derjenigen Harmonie stehe, welche die Abtrennung 
dieses Unterrichtes von dem Bereiche des Classenlehrers zu über- 
sehen erlaube. 

Es muss auf jeden, der die Schwierigkeiten der Einrichtung 
und der Leitung von Gymnssien kennt, einen widerwärtigen Ein- 
Zeitschrift f. d. österr. Gymuan 1861 1X. Hoftı 47 


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Der Cüpr’sche Rovisions-Anirag, v. 42 Bonits. 687 


gezogen werden sollte, Kein Wunder, ‘dass auch bei der 
Einrichtung die gleiche Klage wieder erstanden ist. Die 
zahl dieser Vorwürfe ist unzweifelhaft nur in dem beiheiligten 
Kreise der Schüler und Eltern besprochen, einige sind ausdrück- 
lich zur Kenntnis der Behörde gebracht, In einzelnen mir be- 
kannt gewordenen Fällen solcher ausdrücklich angebrachten Be- 
schwerden bedauere ich das von der Behörde eingeschlagene 
Verfahren. Dem Wunsche, ja der dringenden Bitte der beireflenden 
Lelırer, dass über ihr Verfahren ‚strenge Untersuchung eingeleitet 
werde, ist nicht willfahrt worden, ‚sondern ohne volle Rechifer- 
tigung des Lehrers, ohne begründeten amtlichen Verweis, aber 
unter dem anhaftenden M: der erhobenen anonymen Anklage 
ist die Sache im Sande verlaufen, Ich zweifle nicht an der guten 
Absicht, welche bei diesem Verhalten die Behörde geleitet hat; 
vermulhlich hat man es vermeiden wollen, durch einen  auffallen- 
den Schritt das Vertrauen im Publikum: zu beirren oder die 
Thätigkeit der Lehrer zu lähmen. Aber die Folgen dieses ver- 
deckenden Verfahrens sind sehr nachtheilig; derselbe einzelne Fall 
multipliciert sich im Weitererzählen und wächst lawinenartig, 
und daraus ist: es dann erklärlich, dass dieser Vorwurf fast 
überall sofort mit voller Beistiimmung aufgenommen wird. Ich 
wünsche lebhaft, und ich.wünsche es im Interesse der Schüler, 
des Publikums und der Lehrer selbst, dass jeder, auch der 
leiseste Vorwurf in dieser Hinsicht zu gründlicher Untersuchung 
gebracht werde. Nur dann wird sich zeigen, wie viel in. derlei 
Klagen auf die unzweckmäfsige und geselzwidrige Ausführung 
fallt, und ob oder inwieweit die Einrichtung ‚selbst Schuld daran 
trägt. Dass für jetzt die Proleusgeslalt‘ dieser Klagen nicht zu 
fassen ist, dass sich unter den gegen die Einrichlung gerich- 
telen Vorwürfen gerechte Klagen über einzelne — bei er 
lei Einrichtung ganz ausbleibende — Verkehrtheiten der Aus- 
führung verstecken, habe ich bei einem früheren Anlasse durch 
Thatsachen belegt 3) und erlaube mir einfach darauf zu verweisen. 
Der Redner macht sich mit derlei Unterscheidung der. ver- 
schiedenen Anlässe einer etwaigen Überbürdung keine Schwierig- 
keit; er findet den Grund derselben einfach in der Einrichtung 
unserer Gymnasien, nämlich in der Menge und Verschieden- 
'arligkeit der 'ände und ‚in der Masse der wöchent- 
(lichen Lehrstunden, Was die „Masse? der wöchentlichen Lehr- 
‚stunden betrifft — sie erhebt sich, ungerechnet den eiwa dazu- 
tretenden Unterricht in einer zweiten Landessprache, von 22 in 
«der untersten bis auf 25 in der obersten Classe**) — A eg! 
es nahe, die Anzahl der wöchentlichen Lehrstunden an den Mitlel- 





„ . Zischr. 1857, 5. 860-862. 
ae vom 10, Sept. 1855, Gymn, Zischr. 1855 
5.834 fl. je 





Der Öupr'sche Revisions-Antrag, v. . Bontts. 689 


noch so grolse Minderung. der philologischen Lehrstunden zu er- 
reichen wäre, so ist schwer zu erschen, wie durch dies es Project 
der Vorwurf, den der Redner mit so erfolgreicher Emphase 
vorbringt, auch nur soll gemindert werden können. Das eine 
Moment dagegen, welches in den meisten Fällen, die Über! 1 
der Schüler da, wo sie wirklich statt findet, verursacht, wi 
vom Redner nicht mit einem Worte angedeutet. Wenn‘ Eltern 
für Söhne, deren Neigungen und Anlagen auf einen ganz andern 
Weg hinweisen, als den der Gymnasialstudien, durchaus an diesım 
Kann festhalten zu müssen; wenn Schulen mit verderblicher 
jachsicht Schüler in Classen aufnehmen oder versetzen, für welche 
ihnen die nölhige Reife fehlt: dann. tritt gewiss Über! ein, 
und muss eintreten, selbst wenn man den nachsichtigsten II- 
plan erfinden wollte, , Dass in diesen Worten ein Übelstand von 
grofser Tragweite bezeichnet ist, weils jeder, der sich mit den 
thatsächlichen Verhältnissen unserer Gymnasien bekannt gemacht 
hat. Wie kann man diese Quelle der Überbürdung übersehen 
oder verschweigen und_stalt dessen von angeblichen Reformen 
hantasieren, die dem Übel, in soweit es wirklich vorhanden ist, 
einerlei Abhilfe zu schaffen vermögen. 

In Discussion dieses dritten Punctes der Öupr’schen Anträge 
bin ich ausdrücklich nur auf die eigentlich sachlichen Gründe 
eingegangen; die rhetorisch wirksame Würze; mit der dieser 
Theil ausgestattet ist, die angeführten pikanten Worte eines so 
grofsen Mannes wie Humboldt, den Angstruf über das „geistige 
und körperliche Siechthum” unserer Jugend habe ich wissentlich 
übergangen. Genau die nämlichen Worte Humboldi's sind erst 
vor nicht langer Zeit in dieser Zeitschrift von mir. besprochen 
worden, ich darf wol auf die damals gegen ihre Autorität er- 
hobenen Bedenken mich zurückbeziehen "9, Auf das „geistige 
Siechthum®, die Abspannung unserer Jugend, die der Reduer ent- 
deckt hat, findet sich später Anlass zurückzukommen. Wer von 
dem „körperlichen Siechthum” unserer Jugend sich eine authen- 
tische Gewissheit durch eigene Anschauung verschaffen will, der 
gehe in die Lehrstunden, der beobachte die Schüler wäh- 
rend des Respiriums, auf den 'Turnplätzen, bei Ausflügen ein- 
zelner Classen unter der Aufsicht ihres Lehrers, oder verschaffe 
sich Gewissheit darüber, wie viele Schüler aus den oberen Classen 
der Gymnasien bei dem letzten Kriege freiwillig in die Reihen 
des kaiserlichen Heeres eintraten und ob sie der ihnen unge- 
wohnten Art der Strapazen gewachsen waren: ich glaube, wer 
diese Mittel anwendet unsere Gymnasialjugend kennen zu lernen, 
wird durch das gespensterhafte Bild, welches der Redner von 
ihr „im Ganzen” entwirfl, sich nicht weiter in Schrecken 
selzen lassen. 


>) Vol. Oymn, Zischt. 1859. 5. 808. 





Der &upr'sche Revisions-Äntrag, v. #. Böntrs. sr 


bedeutendsten Culturvölkern Europas gemeinsam ist, 80 gebietet 
die Vorsicht, sie nicht durch ein wohlfeiles Argument beseitigt 
zu glauben. Doch wir brauchen auch hier nicht aus den Gren- 
zen Österreichs herauszugehen, um uns zu überzeugen, dass die 
ne nicht überflüssig sind, sondern nur auf zwei 
Momente innerhalb Österreichs selbst zu achten. Erstens, den Exem- 
tionen, welche das Privatstudium sonst thatsächlich genoss, ist 
durch die Maturitätsp: und durch sie allein ein Damm ge- 
selzt, beachte, von Sir Seiten die Einrich- 
tung der Maturitätsprüfung am entschiedensten von 
wuale Seiten einzelne Dispensationen von re lurch 
Gesuche an a. h. Stelle erstrebt werden, und jeder wahre Ver- 
fassungsfreund wird sich gewiss bedenken, solcherlei Bestrebun- 
zu unterslützen. 
Aber die Maturiläts verdirbt das Studium der Gym- 
nasiasten in den letzten Schuljahren, denn 
«der Schüler wird gleichsam gedrängt, ein Wissensmaterial in den 
letzten Jahren zu erjagen, welches er dann späler als unnützes Ma- 
terial, als Ballast über Bord wirft und der Vergessenheit preisgibt.” 
Stellen wir einfach dieser Schilderung die wirkliche ge- 
setzliche Einrichtung der Maturitätsprüfung entgegen. Die Maturi- 
tälsprüfung ist eine schriftliche und eine mündliche; in der 
schrifllichen sind an vier verschiedenen Tagen innerhalb bestimmt 
bemessener Zeit in Clausur zu arbeiten: ein Aufsatz in der 
Muttersprache, eine Übersetzung aus dem Lateinischen und eine 
in das Lateinische, eine Überselzung aus dem Griechischen, eine 
Arbeit aus Mathematik — also durchweg werden Leistun) 
beansprucht, die sich nicht durch ein gedächtnismälsiges Bin- 
heizen in der letzten Zeit herstellen lassen, sondern in denen sich 
das während der gesammien Schulzeit erworbene Können be- 
weist. In der mündlichen Prüfung kommt zu diesen Gegenstän- 
den noch Religion, Geschichte und Physik hinzu. Wenn für die 
Geschichte und zum Theil auch für die Physik die Maturitäts- 
er den Anlass gibt, manche einzelnen Daten einmal wieder 
im ichtnisse zu erneuern, so wird man das schwerlich für 
ein Unglück halten; die Prüfung aber müsste sehr mechanisch, 
äufserlich und im Widerspruche mit den klarsten Weisungen 
ausgeführt werden, wenn selbst in diesen Gegenständen ein 
schliefslich in der Hast aufgerafftes Material höheres oder auch 
nur gleiches Gewicht hätte, als das im Laufe des Unterrichtes 
allmählich erreichte und gesicherte Verständnis, Dem Vorschlage 
‚des Redners aber, dass, wenn man einmal die Reife des Gym- 
nasiasten für die Universität noch einer besonderen Prüfung un- 
terwerfen wolle, man es Ihun solle „mit einem ‚emälsen 
Aufsatze in der Muttersprache, wo gewiss die geistige am 
besten beurtheilt werden kann,” stehen sehr gewichtige Bedenken 
entgegen. Ein Aufsatz in der Muttersprache ist ‚dings für 

















Der Öupr'sche Revisions-Antrag, v. 2, Bonits. ‚697 


Free nicht minder als die Resultate linguistischer 
Forschungen und die Hypothesen physikalischer und meteorolo- 
gischer Theorien. Man kann sich daher nicht wundern, wenn die 
Geographie, da sie geradezu aus allen Wissenschaften ihre Nah- 
rung erhält, von manchen Seiten als die Wissenschaft aller 
Wissenschaften betrachtet wird. Aber so sehr man die gelungene 
Verknüpfung dieser mannigfachen Elemente zu einem charakteri- 
stischen Bilde schätzen mag: das Maß und die Art des Unter- 
riehtes an Gymnasien ist dadurch noch keineswegs bestimmt oder 
bestimmbar; denn man darf die Gefahr nicht übersehen noch 
unterschätzen, dass die umfassende Aufnahme solcher Folgerungen 
aus anderen Gebieten, welche den Schülern noch nicht verständ- 
lich sind, die Geographie für den Schüler zu einem massen- 
haften Materiale macht, an dem er nur gedächtnismälsig sich be- 
thätigen kann. Bei dieser unläugbaren didaktischen Schwierij 
keit des geographischen Unterrichles hat unsere jetzige Einricl 
tung den Weg eingeschlagen, dass die Geographie als selbstän- 
diger Lehrgegenstand nur in dem ersten und dem gröfsten 
Theile des vierten Jahres vorkommt, die weitere Ausfüh) 
dagegen mit dem historischen Unterrichte verbunden ist, 
überdies der naturhistorische Unterricht ‘durchweg zur Ausfül- 
lung des allgemeinen geographischen Bildes die ihm ei 
lichen Beiträge zu geben hat. Durch diese stete Verbindung des 
geographischen Unterrichles mit den Gebieten, von denen die 
Geographie sachlich sich nicht trennen lässt, wird zur Herstel- 
lung eines sicheren Wissens Tüchtiges in allen den Fällen erreicht, 
wo man sich dieser Aufgabe durch das ganze Gymnasium be- 
wusst bleibt; dafür bürgen die Erfahrungen an manchen un- 
serer Gymnasien; für die mangelhaften Erfolge an anderen mag 
man sich ‚hüten, sogleich die Einrichtung an sich verant- 
worllich machen zu wollen, 

Diese Bewandinis also hat es mit der „auffallenden Ver- 
nachlässigung des geographischen Unterrichtes? im den letzten 
zwölf Jahren; in diesem Puncle kann ein Irrihum entstehen, 
wenn man sich nur an den äufserlichsten Schein des Stunden- 
‚planes hält, ohne in die näheren Weisungen über den Gegenstand 
einzugehen. Aber zu der effectvollen Antithese, dass unsere Jugend 
‘jeden Marktflecken im alten Griechenlande kenne, dagegen von 
den grofsen materiellen Behelfen unseres Vaterlandes nichts wisse, 
geben die oflen vorliegenden Thalsachen auch nicht, den minde- 
sten Anlass, Alte Geographie bildet nicht mehr, wie in dem 
vormaligen Lehrplan, einen besonderen Unterrichtsgegenstand, 
sondern kommt nur in Verbindung mit der alten Geschichte vor. 
Man sehe nun die hierbei gebrauchten Lehrbücher nach, um sich 
zu überzeugen, dass in ihnen nur die Orte erwähnt sind, welche 
eine sehr bedeutende historische Wichtigkeit haben; also selbst 
unter der idealen Vorausselzung, dass die Schüler alle in dem 





Der Cupr'sche Rovisions-Antrag, v. #4. Bonits. E22] 


mehreren Stellen zugleich mit Geringschätzung über die Taäienee il 
der Lehrer, und scheut sich nicht, da wo der erfolgreichen 
tigkeit mindestens eines ansehnlichen Theiles des Lehrstandes An- 
erkennung werden sollte, mit Ignorierung der Thatsachen Mängel zu 
erdichten. Ein solches Verfahren, eingeschlagen gegenüber der zur 
Theilnahme an der Gesetzgebung berufenen Versammlung, muss in 
dem ehrenwerthen Lehrstande, dessen opferwilliger Thäligkeit das 
Vaterland Dank schuldig ist, Unwillen und Entrüstung hervorrufen. 
Besonders unzufrieden spricht sich der Redner über die 
Stellung der philosophischen Propedeutik am Gymnasium 
aus, Er ladelt, dass man den Grgenstand, von dem früher die 
philosophischen Jahrgänge ihren Namen gehabt, „gänzlich ge- 
strichen und nur auf zwei Siunden reduciert? hat, E 
‚dass man von der Ansicht ausgegangen ist, dass der Gymnasial- 
- schüler selbst im letzten Jahre 1008 nicht reif für die Philosophie ist, 
dass er sich aber sechs Wochen darauf, nachdem er die Maturiläts- 
rüfung bestanden hat, in das Gewühle des Systems hineinstürzen 
onnte, wenn er wollte, ohne Vorbereitung, ohne dass er das Interesse 
dafür empfunden hätte, Ich sage, meine Herren, bei dieser Behandlung 
des Gegenstandes der Philosophie an den Gymnasien kommt mir eben, 
gelinds gesagt, ein Widerspruch des frühern Regierungssystems zum 
Vorschein.” 
«Ohne Vorbereitung” geht der Studierende nicht in philoso- 
‘phische Vorträge der Universität, wenigstens verschuldet es die 
richtung der Gymnasien nicht, wenn er ohne Vorbereitung in 
‚dieselben kommen sollte; denn ein Antrieb zu philosophischen 
Studium liegt in jedem Unterrichtsgegenstande des Gymnasiums 
in dem Mafse, als von der blofs empirischen Auffassung des Ein- 
zelnen zu den allgemeinen Begriffen und Gesetzen der Sache auf- 
tiegen wird. Diese in dem gesammien Gymnasialunterrichte 
Hegende Vorbereitung zur Philosophie wird überdies ergänzt durch 
die in den obersten Classen ausdrücklich gegebene Propwdeulik. — 
Mehr als Propedeutik, die Philosophie selbst, wie der Redner 
verlangt, in das Gymnasium aufnehmen, heifst die Philosophie 
‚vernichten. Die Philosophie bedarf, soll sie überhaupt existieren, 
‚der freien Luft der Universitäten. Man beachte doch, von wel- 
‚chen Seiten die Aufnahme der gesammten Philosophie in den 
ialunterricht gefordert wird 22); es sind dieselben, von 
denen die eindringende Schärfe wissenschaftlicher Forschung be- 
‚kämpft und verdächtigt wird. 

' Übrigens hätte der Redner doch nicht verschweigen sollen, 
dass er über diesen Gegenstand seit zehn Jahren seine Ansicht 
‚sehr wesentlich geändert hat. Vor zehn Jahren stimmte der 
Redner, wie sein an die Gymnasial-Zeitschrift unaufgefordert ein- 


=) Vgl. den oben Anm, 5 angeführten Brief des Ordens - Generals der 
Gesellschaft Jesu a, a. 0. 5. 294 ff, 








a 
Redner hal 


der schönsten Vorzüge des parlamentarisc 
dass die Vertreter des Volkes für den 
Gutes, der heranwachsenden Generation 





Der Gupr'sche Revisions-Anlrag, v. H. Bonita, 703 


Die Bemer] zu den Anträgen und der. sie begründen- 
den Rede des Dr. könnten hier ihren Abschluss finden, da 
alle auf die Gymnasien bezüglichen sachlichen Puncte zur 
Sprache gebracht sind, Aber auf ein für die Sache an sich 
gleichgiliiges Moment kommt der Redner im Verlaufe seines 
Vorlrages so häufig zurück, dass wir es nicht füglich dürfen 
unberührt lassen, nämlich auf das Verhältnis der 
Österreichischen Gymnasialeinric] ‚zu den preulsi- 
schen. Damit es nicht scheinen kann, als.ob ich die Äufse- 
rungen des Redners überreße, führe ich die Beirenden zu 
wörtlich an: 

„Dass nun aber die yazigs Gruss ng ei Baier 
lich bedarf, kann man schon aus dem einfachen Be saide im voraus 
entnehmen, dass die königlich preufstschen Gymnasien 
deren getreue Copirung die österreiehischen ae I 
Deswechten, nun selbst wesentliche Verbesserungen eg 
Ich verweise blofs auf die königlich preulsische Verordnung 
Jahre 1856, wonach die Lehrgegenstände der Mataniklehäee be 
schränkt worden siad, eine Compensierung der Gegenstände  einge- 
treten ist, und wo sonst eine Vereinfachung des Unterrichtsplanes und 
Hervorhebung des lateinischen Studiums namenllich eingeführt wor- 
den ist. Es stellen sich sonach de Österreichischen Gymnasien 
als eine geireue Copie der attpreufsischen dar, und dass nun diese 
altpreufsische Uniformirung der jeizigen Gymnasien in der That für 
dieselben nicht passt, dass es ein Metallkleid ist, in dem sie sich zu 
‚bewegen nicht im Stande sind, wird gewiss Jeder zugestehen, der da 
bedenkt, dass die österreichischen Zustände und Verhältniese ‚eben 
nieht preufsische Zustände und Verhältnisse sind und dass das viel- 
sprachige in seiner Zusammenfügung 80 eigenthümliche Österreich, 
‘wie überhaupt, so auch auf dem Gebiete des Schulwesens eine ganz 
besondere, Bee Berücksichtigung erheischt,? 

„Ich verweise, meine Herren, nur auf Alexander von’ Hui 
dessen Ansicht über die preu/sischen, besiehungsweise 
schen Gymnasien noch späterhin zu berühren ich Gelegenheit 


-«— — Humboldt, der sich über die gegenwärlige preufsische Unter- 
richtsreform an den Gymnasien, deren Copie, wie gesagt, die Öster- 
reichischen Gyınnasien s 

«— die gleichfalls nach preufsischer Manier eingeführte Maturi- 


tälsprüfung. ) 

Also die Einrichtung der österreichischen Gymnasien. ist 
eine getreue Copie der preulsischen, wie regt his auf 
die einzelnen im Jahre 1856 (Verordnung vom 7. Januar 1856) 

Änderungen bestanden. Wäre diese längst abgebrauchte 

‚nicht an so entscheidender Stelle vorgebracht, so würde 

man auch nicht ein Wort auf sie erwidern dürfen. Denn um ihre 
gänzliche Unwahrheit zu ersehen, bedarf es nur eines flüchtigen 
Blickes in die äufserlichste Darstellung der österreichischen und 
anderseits der preufsischen Gymnasialeinrichtung, nämlich in 
eine Lectionenübersicht der einzelnen Classen. Die Unterschiede 
zwischen der einen und der anderen Einrichtung Irellen nicht 

a8 

















Crusius, Wörterbuch zu Cesar, ang. v. 2. Viethaber: 709 


die uns nicht bekannt gewordene Recension Kaufmann's (denn leider 
finden sich an unserem Gymnasium aufser Österreichischen Fachzeit- 
schriften nur die Jahu'schen Jahrbücher) mit der unserigen in der 
Beschränkung auf ein bestimmtes Gebiet: (die fünf ersten Bücher des 
gallischen Krieges), in der Auswahl der bestimmten einzelnen Ausstel- 
lungen, im wörtlichen Ausdrucke, ja selbst in manchen Conjecturen 
übereingestimmt bat und frenen ins dieser Übereinstimmung mit unserem 
Fachgenossen. Aufser der Ausnutzung der Kaufmann’schen Recension und 
einem gelegentlichen Nachschlagen des neu erschienenen manner 
Wörterbuches zu den sieben Büchern Casar's vom 

scheint der Herausgeber der 6. "durchaus berichtigten en 
für das ihm anvertraufe Buch auch diesmal wenig gethan zu haben; 
denn hätte er, wie er in der Vorrede versichert, wirklich die neueren 
Ausgaben, z. B, die neuesten Auflagen Kraner's, verglichen, so würden 
wol Lesearten, die seit vierzehn Jahren, d. i. seit Nipperdey’s Ausgabe 
in keinem Gssartexte mehr sich finden, nicht mehr sich ihres Seins, 
wenn schon nicht in Ausgaben des Gasar, so doch in Ceusius’ 
Lexikon sich freuen, es würden s0 grobe Verstöfse gegen Grammatik 
und Lexikon, wie sie noch immer vorhanden sind, endlich wol getilgt 
worden sein. Möge der Hr. Herausgeber sich entschliefsen , wenigstens 
in der wol im Jahre 1865 erscheinenden 7. Auflage die "durchaus 
berichtigte Ausgabe’ zur Wahrheit zu machen und durch eigene 
Thätigkeit — nicht blofs apis Matinae more 'modoque — das von 
ihm in Pflege genommene Buch zu einer solchen Gestalt bringen, dass 
es doch in einer Hinsicht nützen kann. Denn wenn wir auch unter 
allen Umständen gegen die Benützung desselben durck die Schüler sind, 
so kann es, wenn es Verlässlichkeit in den Angaben und eine relative 
Vollständigkeit wird erlangt haben — wir verlangen damit nur, dass 
jede Bedeutung und Construction durch eine oder ein par-Stellen, wo 
möglich solche, zu denen man in guten Commentaren, z. B. Kraner's, 
weitere Nachweisungen findet, belegt werde —, doch für den Lehrer 
und für den, der sich eingehender mit Caesar beschäftigt, seinen Werth 
haben, wenigstens bis als Vorarbeil zum thesaurus linguae Latinae ein 
Lexicon Csarianum erscheint, Zu dem Zwecke aber muss Hr. Grole- 
fend folgendes hun: 1..den Text: von Nipperdey durchaus zu. Grunde 
zu legen, von abweichenden Lesearten besonders die Kraner's und 
Sehneider's berücksichtigen; 2. die Erklärungen und Übersetzungen sehr 
genau revidieren; 3. die Realien besonders ‚mit Milfe der Schriften 
Göler's und Rüstow’s sorgfältig überarbeiten; 4. die Fragmente einbe- 
ziehen. Und nun wollen wir aus nur fünfzehn Capiteln — aus allerlei 
Gründen nur aus so viel — zur Erhärtung unseres obigen Uriheiles das 
aufzählen, was nachzutragen und zu berichligen ist. Wir nehmen 
dazu bell. gall, 7, 17. 8, 7. bel, eiv. 4, 9—11, %, 23—33, natürlich 
mit; Ausschluss des gröfsten Theiles von c. 29. L 





Crastus, Wörterbuch zu Cesar, ang. v. 2. Welhaber. au 


iniquws ist übrigens diese Stelle falsch erklärt, da, wie das Verhältnis 
der beiden Infnitive zeigt, nieht. die abgeleitete Bedeutung "unbillig, 
ungünstig, hart’ zu Grunde, liegt, ‚sandern die. ursprüngliche *un= 
gleich‘, — “ein ungleiches Verhältnis, eine Ungleichheit? — Conftdo, 
Nicht zu übergehen war b. eo. 2, 31, 2 Puu enim fidueia 
ei opere et natura loci munitissima castra ezpugnari posse coN- 
fidtimus? — Conor. Noch bezeiehnender für den absoluten Ge- 
brauch des Wortes als die cilierte Stelle aus b. g. 1, 8 ist b. c. 2, 30, 1 
Erant sententiae, quae conandum omnibus modis castrague Ward 

venserent. — Consens48. "Übereinstimmung, Einstim- 
migkeit' b. c. 2, 33, 3 ist es Beistimmung — Consternue Die 
maves comstratae sind "bedeckte Schiffe oder mil Verdeck? Also 
zwei Arten? — Consumo. b. g. 7, 17, 2. Alrerd (Bolt) non magnis 
Jacultatibus .. celeriter quod habuerunt consumpserunt. Sonst ist 
consumo frumentum u. a. immer "für sich verbrauchen’. vgl. b. g. 1, 
11, 65 6, 43, 3; 7, 18,15 7, 77, 1. buc. 1,40, 15 3,58, 3, hier 
aber ist von einer Verwendung für Cesar die Rede. Übrigens ist in 
diesem ganzen Paragraph noch manches auffällige. — Comtrarius. 
Unter der Bedeutung “entgegengesetzt, feindlich gesinnt” war für b. 0, 
2, 30, 1 die Bedeutung "entgegen" und der ‘Gebrauch ohne Dativ anzu- 
merken, — Cupiditas. Weder b. g. 8, 7, 6, noch 8, 5l fin, heilst es 
Parteiische Vorliebe” — Despic#o. Nicht b.c. 3, 23; sondern 
2%, 3. — Disiectus. Was ist die disiecta pabulatio b. &. 8, 7, 7% 
— Educo. b.c,2, 23, 4 Quas praesidio onerariis nacibus Curio ex 
Sicdiia eduzer@t ist merklich anders als die unter 3) angeführten 
Stellen. für naves ex porta educere. — Enim. b. c. 2%, 3%, 7 war zu 
erwähnen, weil dort emim nicht auf das, unmittelbar vorhergehende er- 
klärend zurückweist, sondern auf den mehrere Paragraphe früher stehen- 
den Hauptgedanken. — Erereitus. b.c. 2,24, 1 steht es— "Land- 
heer’ im Gegensatz zur Flotte. — Explora.b. c. 2, 31,5 Quodsi 
dam haec ezplorata habeamus, guae de ezercitusı alienatione. 
diecuntur darf wit b. g. 2, 4, 4 De numero eorum omnia se habere 
ezplorata Remi dicebant nichts zusammengestellt. werden ,. sondern 
mit Stellen wie bu g. 6, 5,3 Quod pro ezplorato habebat, 
Ambiorigem praoelio non esse concertaturum. — Fides. b.c.1, 10,4 
Interea, quoud [ides esset data Cesurem facturum quae pollt- 
ceretur, non intermissuros consules Pompeiumgue delectus, 'Fidem 
alicui dare jemandem sein Wort geben © 1, 10. Den Schüler wird 
hoffenllich der Zusammenhang schon auf "Garantie geben’ führen. — 
Fingo. Das eigenthümliche: Unus- guisgue enim opiniones fin 
gebatb, c. % 29, 1 sollte nicht fehlen — Finis Es war b. 0, %, 
32, 11 Quem ad finem res processit als Beispiel des übertragenen 
Gebrauches anzuführen. — Frumentatio. ‘Die Herbeischaflung des 
Getreides, Futterholung, das Fouragieren Aber b. g. 8, 74.7 
wird frumentatio und pabulatio ausdrücklich geschieden: Pabuiatione: 
autem ... el frumentatione el rellguo commeatu ex insidiis prohibere 


a 





rusius, Wörterbuch zu Cesar, ang. v. Z. Vielhaber. zıa 


sich findet. b. c. 2, 26, 4 — Ne. Wir haben schon früher erinnert, 
dass für me — guidern auch die Bedeutung “auch nicht’ aufzunehmen 
sei, was aber Hr, Grotefend nicht zulassen zu wollen scheintz ‚ebenso 
wie b. g. 5, 44, 5steht es b, ©. 2, 32, 10 ünd besonders 2, 33,5. — 
Necubi ist als dma& Asyönsvon b. g. 7, 35 bezeichnet, seit Nipper- 
dey, der es aus den Godices herstellte, haben es alle Ausgaben auch 
b. c. 2, 33, 2 (vor Nipp. las man neu). — Odsiu m. Seit der Nipper- 
‚dey'schen Ausgabe steht in’ allen Texten b. c. 2, 31, 3 Quasi non fell- 
eitas rerum gestarum exereitus benerolentiam üumperaloribus et res 
adversae odia colligunt statt” des eitierten odia conciliare — 
@mnino nicht b. ©, 2, 32, sondern 2, 31. — Opinto, Für die ge- 
wöhnliche Bedeutung von opinto fehlen Belege, Es könnten b. e. 2, 
2 2. 2%, 33, 3 angeführt werden — Opus. Es fehlt die Bedeutung 
“Bauwerk, 2, B. vom Theater in Ulica b, e, 2,25, 1 gesagt, dann die 
eigentbümliche Wendung b. c. 2, 31, 2 Zt operelet natura Zoci mt= 
nitlssima castra,. — Onero ist als nur b. g. 5, 1 vorkommend be- 
zeichnet; Kraner und Hoffmann haben b, e. 2, 32, 12 aus den besten 
Handschriflen oneratas stalt, onerarias aufgenommen. '— Ofdum nicht 
b. ce. 2, 36, sondern 2, 30, 1. Der Bedeutung nach ist übrigens die 
abgesondert citierte Stelle b. g. 7, 66, 4 durchaus nicht verschieden 
von den zwei andern angeführten, da ad religu? temporis pacem a 
que otium parum proflci gewiss otium nicht “Mufse, Ruhe (von 
Geschäften)’ ist. — Perego. Wie auch die zweifelsohne ver- 
dorbene Stelle b. 0,1, 11, 2 Z£, si peracio conswlalu profectus 
non essel, nulla tamen wmendacit religione obstrictus wideretur mag zu 
emendieren sein, keinesfalls kann perae/o comsulatu heilseh 'nach Been- 
digung seines Consulates, da es entweder auf Gosars (nicht des 
Pompejus, von dem die Rede ist) Consulat bezogen werden müsste, ge- 
mäls.der Leseart consulatu Cesuris, oder nach Streichung des Wortes 
Cesaris des Pompejus Proconsulat darunter zu verstehen wäre. — Per- 
ditus. b,o. 2, 32, 6 An qui incolumes resistere mım poluerunt, per- 
‚diti resistant? ist mil “zu Grunde gerichtet, unglücklich’ nicht richtig 
gegeben. — Permitto, Nicht zu übergeben war b..6. 1, 9 5 Zibera 
eomitia alque omnis res publica senutul populogue Romano p er- 
mittalur, ebenso musste die Stelle unter Pb 4i cas erwähnt wer- 
den, ‚da reg p. nicht in der dort allein angegebenen Bedeutung ‘Staat steht; 
— Petao.b.c. 2%, 32, 10 Sed samen sul laboris milites semper eventu 
beili praemia petiverunt war zu erwähnen (— Anspruch machen); 
— Poenitet steht b. 0. 2,32, 12 mit guod, — Potior. Die zwei 
angeführten Stellen b, ©, 1,8, 3; 4,9, 2 sind ungenau eitiert, da die 
comparaliven Ablative ausgelassen sind. — Praeiudieium. Die für 
b.. 6, 2, 32, 2 Pompeius enim nullo proelia pulsus vestri fact pr ae- 
4udieto demotus Halla emcessit, Und ib. 13 Corfiniensem ignomi- 
niam, ltatiae fugam, Bispaniarum deditionem, Afriei beiti prue- 
Wudicia sequimini! gegebenen Übersetzungen "durch den aus eurer 




















m, 


720 Deutsche Schulgrammaliken, v. Gurche u. a, ang. v. 4. Egger, 


‚entstanden z. B. werulete — wandte, ja selbst in Stadt und tod2, sucht 
‚er mit beispielloser Naivetäl ein mangelndes Flexions-e. — Die grofsen 
Buchstaben meint er, hätten früher dazu gedient, die Schrift zu wer 
zieren, und denkt dabei an die neuhochdeutsche Majuskel. — Nach seinem 
Systeme gehört das Zahlwort unbedingt zum Adjeetiv, aber die Verwandt- 
schaft des bestimmten Geschlechiswortes mit dem Fürworte hat sein 
Scharfsinn noch nieht entdeckt; die Deelination der Feminina nennt er 
" auch im Singular. schwach und den Zeitwörtern sagt er sogar mach, dass 
sie. sammt und sonders durch Endungen von anderen Wörtern abgeleitet 
‚seien. — Die Syntax hält man gewöhnlich für die Hauptstärke der phi- 
osophischen Schule. Wir wollen die Verdienste Becker's um dieselbe 
nicht Jäugnen, doch müssen wir gestehen, dass durch rein logisches Zu. 
gliedern und Construieren kein Schüler einen rechten Satz bauen lernt; 
das wird er nur durch richtige Einsicht in die grammatischen Verhäll- 
nisse der Satztheile erreichen. Die Lehrbücher dieser Schule geralhen 
meist auf den Abweg von Abstractionen, die der Schüler nicht zu fassen 
vermag, die darum für Unterrichtszwecke ganz unfruchibar sind, Doch 
zeichnen sich manche wenigstens durch logische Schärfe aus. Hm. 
Fricke kann man die Vorzüge seiner Schule nicht nachrühmen, dafür hat 
man ihm manche Wunderlichkeiten vorzuwerfen. So lautet 2. B. derdie 
Be einleitende 8.47: «lm ersten Capitel haben wir dıe Pormen aller 
Wortarten kennen gelernt; im zweilen werden wir uns mit ihrer De- 
deutung beschäftigen. Das beste Mittel dazu ist eine au 
Betrachtung der Natur und des menschlichen 
‚Der Schüler soll also wol Naturgeschichte und Logik 
lich zur Grammatik. zu gelangen? Im 8, 76 mutbet der. 
“Knaben sogar Physiologie zu, um die Entstehung der Laute zu. 
‚— Die Verwirrung, in welche diese Schule geralhen ist, zeigt: 1 
‚deutlichsten in der fabelhaften Willkür ihrer Terminologie | 
Jlüstet es nach einem neuen Systeme, und nun werden nach gute 
schlechten Einfällen Worte geschaffen, die dem Begriffe ofk , 
‚sprechen als die herkömmlichen und allverbreiteten, an d 
‚Unterricht schon der Ordnung wegen zu halten hat, Fricke 
/Hinsicht noch bescheiden, er hat „von seiner eigenen Te 
‚weniges versuchsweise angewandt” und erklärt, dass 
;«die Verschiedenheit seiner Auffassung in einer Element; 
‚zurücktreten zu lassen;* sein System in seiner Volltändig) 
‚erst im dritten, nicht für Schüler bestimmten Bande zu e 
‚suchen. J. Schmied aber, der Magister verschiedener Di 
‚er, sich nennt, tritt kühner in die Welt ein und biet 
‚System ‘ohne alle Rechtfertigung oder Erklärung als «Beitr: 
‚rationellen. Methode der deutschen Syntax.” Wir mü 
stehen, dass uns kaum ein Lehrbuch vorgekommen, w« 
‚Verworrenheit der Gliederung einerseits und höchst, 





















H. Koepert, Geschichtscursus ete., ang, v. J. Pirschnik, 723 


wir an seinen Ansichten noch zu bekämpfen haben, bezieht sich auf 
einen weniger passenden Ausdruck, der mehr besagt, als vielleicht 
der Hr. Verf. beabsichtigt hatte. Der Hr. Verl. sah sich. genölhigt, um 
das schädliche Nachschreiben zu vermeiden, einen Leitfaden auszuar] 
welcher einen noch ausführlicheren Anhalt für die ge- 
wissenhafte Repetition des Lehrvortrages gewährte 
Dies scheint uns viel beabsichtigt zu sein. Es ist Ref, allerdings nicht 
bekannt, welche Forderungen der Hr, Verf. an den Vortrag des Lehrers 
stellt; allein angenommen den Fall, ‘der Hr. Verf, theilte die Ansichten 
Sehäfer's über den Vortrag, der da sagt: «der Kern des Unterrichtes ist 
und bleibt lebendige Erzählung, die das jugendliche Gemüth erweckt 
und erhebt, und zur Ausbildung einer edlen Gesinnung, zur Pflege treuer 
Vaterlandsliebe und wahrer Gottesfürcht wirksam ist,” glaubt der Hr. Verf, 
in einem solchen Falle in seinem Geschichts-Gursus einen ausführlicheren 
Anhalt für die gewissenhafle Repetition des Vortrages gewährt zu haben 
oder überhaupt gewähren zu können? Wol sagt der Hr. Vf. «Lehrvor- 
trag,” wodurch vielleicht die Aufgabe des Vortrages einigermalsen einge- 
schränkt erscheint; allein selbst dieses läfst noch einige Zweifel auf- 
kommen, und zur Vermeidung aller weiteren Bedenken häflen wir ge- 
wünscht, dass er die Bestimmung seines Leitfadens dahin formuliert 
hätte: einen noch ausführlicheren Anhalt (nämlich als die Geschichts- 
Tabellen bieten können) für die gewissenhaftse Repetition der Haupt- 
sachen des Lehrvortrages, das, was Herbart als gedrängte Übersichten 
bezeichnet *), Denn was das Wiedergeben des Lehrvortrages von 
Seite der Schüler betrifft, so hängt es eben von der Qualität des Vor 
trages ab, dass die Schüler und wie ihn die Schüler reproducieren; hiezu 
bedarf es künstlicher Mittel nicht ?); allein die wichtigsten Puncte, 
welche jeder Vortrag enthält, die gedrängten Übersichten, welche der 
Schüler aus dem Unterrichte n ac h dem Vortrage gewinnt *), diese müssen, 
weil deren Kenntnis nicht blofs im Augenblicke sondern auch für die 
Zukunft und überhaupt nolhwendig ist, auch für das Gedächtnis det 
Schüler gesichert bleiben, und diese muss der Leitfaden enthalten. “ 
Wenn der Hr. Verf. weiter sagt: „Die zum Theil in Frageform ge- 
gebenen Anmerkungen sollen dem Schüler bis ins Speeiellste hinein als 
Erinnerungsmittel dienen, so dass auch das mittelmälsigste Gedächtnis 
im Stande ist nach aufmerksamer Anhörung des Vortrages denselben 
selbetthätig in sich zu reprodueieren,” so vindieiert' der Hr. Verf, dem 
Leitfaden einen gröfsern Einfluss als dem lebendigen Worte, wo doch 
beide über ganz andere Kräfte disponieren; auch gelangt der Hr. Verf. 


Herbart’s Umriss pedagogischer Vorlesungen $. 247. - 

Derselbe $. 109 „Gelingt diesor Unterricht, so zeigt sich 

bei der Wiederholung, dass die Schüler nicht blofs die Hanptsachen, 

sondern gröfstentheils sogar die Ausdrücke wiedergeben, deren sich 

der Lehrer bedient hatte; — dass ie genäuer bebalten aba; ala 

man verlangte.” \ i Pr a ul RR 
*) Derselbe $. 110. 

















3. Kosenn, Geogr. Schulatlas, ang. v. 4. Steinhauer. 1929 


politischen Karte von Miltel-Europa (1:8 Mill.) erscheinen bereits Eisen- 
bahnen, die im ganzen Atlas mit einer starken schwarzen Linie gegeben 
sind; eine Bezeichnungsart, die besser durch eine andere hätte ersetzt 
werden können, da es Stellen giebt, wo der Anfänger Eisenbahn und 
Flufs leicht verwechseln kann, Bei der grolsen Sorgfalt, welche Hr, 
Kozenn den Karten sichtlich gewidmet hat, kaun unbedenklich voraus- 
gesetzt werden, dass er bezüglich des topographischen Details dem Bo- 
dürfnisse des Unterrichtes durch die Anführung aller aufzusuchenden Ob- 
jecte genügt bat; was die Karten mehr enthalten ist überhaupt nicht zu 
verwerfen, so lange kein Übermals die Grundlage undeutlich macht. Nur 
bei Afrika scheint stellenweise der Revisor Nachsicht mit der Zeich- 
muug gehabt und eine enlbehrliche Überfülle geduldet zu haben. Neben- 
kärtchen stellen bemerkenswerthe Landstrecken in gröfßserem Malse. vor, 
Die zweite Abtheilung unmfasst eine Doppel-Karte des Mittelmeeres, 
die Nilländer, dann acht Karten europäischer Staaten: llalien, Frankreich, 
Grofsbritannien, Österreich, Westdeutschland wit den Niederlanden und 
Belgien, Norddeutschland, Skandinavien und Russland. Die beiden er- 
steren Karten haben das Mals 1:10 Mill., die folgenden vier 1:5 Mill., 
die beiden Karten der deutschen Staaten 1:3 Mill, , Schweden 1:8. N, 
Russlaud 1:16 Mill. Es sind also die meisten Karten der europäischen 
Staaten in gleichem Mafse, die Vergröfserung des Mafsstabes bei Deutsch- 
land war nöthig, und ist für die kleinen deutschen Staaten schon zur 
Noth zureichend. Die Rarte des Mittelmeeres (mil Angabe der unter- 
seeischen Niveaulinien für 50, 100, 250, 500. und 1000 Faden, hat eine 
grofse Bedeutung in historischer Beziehung und wird daher den Lehrern 
gewiss willkommen sein. Sie soll aber auch als Specialkarte von der 
pyrenäischen und Balkanhalbinsel, von Vorderasien und Nordafrika aus- 
helfen, und in dieser Beziehung scheint die Ökonomie in der Kartenzahl 
zu weit getrieben zu sein und es zeigt auch die Aushilfe mit Ziffern 
statt der Eigennsmen der Orte, in Griechenland die Unmöglichkeit, in 
diesem Malse den Anforderungen zu genügen. Ist Italien auf «iner 
eigenen Karte wiederholt, so scheint auch für die beiden anderen wich 
tigen südlichen Halbinseln Europas eine gesonderte Karte erwünschlich 
in gleichem Mafse, wenn nicht etwa noch eine für Griechenland allein, 
Dem Vernehmen nach ist die letzigenannte Lücke bereits lebhaft gefühlt 
worden, und es sollen bereits die Einleitungen getroffen sein, diese, wie 
noch andere Lücken (z, B. Palästina) ehestens auszufüllen und zugleich 
alle Verbesserungen zu berücksichtigen, die sich in wissenschaftlicher, 
artistischer und technischer Beziehung als erwünscht und thunlich ge- 
zeigt haben. Das Prineip der Nebenkärtchen ist auch bei dieser Suite 
beibehalten, eine Durchführung analoger Kärtchen, z. B, der Planskizzen 
großser Hauptstädte, in gleichem Mafse scheint der verfügbare Raum 
nicht geslaltet zu haben. Auf der Karte des Kaiserthums Österreich findet 
sich eine Höhenleiter, aber ohne Angabe des Überhöhungsmalses. Hr, 
Kozenn hat ‚viele Mühe auf die Correoiur verwendet, so. dass Stichfehler 











‚Kiepert, Allgem. Allas der Erde 1. des Himtncls, ang. v. A. Steinhauser. 733 


gröfserer Karten im Terrain die Grund-Charakterzüge beizubehalten und 
das kaum mehr ausdrückbare oder entbehrliche oder nur verwirrenda 
Detail wegzulassen; daher alle so häufigen Misgriffe in der Darstellung 
der Massen und ihrer Hauptformen, daher die seltens Rücksichtnahme 
auf ein allseilig befriedigendes Verhältnis, nicht blofs auf jeder einzelnen 
Karte, sondern auf allen gleichen Malses. Klebt nun dem Kiepert'schen 
Schulatlas in dieser Hinsicht ein Makel an, der sich in ungleich gröfserem 
Mafse bei vielen hundert ja den meisten analogen Erzeugnissen vorfindet, 
so ersetzt er diesen Mangel auf anderer Seite durch Beachtung richtiger 
Grundsätze in der speciellen Anordnung und Durchführung, z. B, Anwen- 
dung gleichförmiger Malsstäbe (mit den üblichen Ausnahmen), Sorge für 
richtige Orthographie, gute Auswahl der benannten Orte u. dgl. m. Um 
den Atlas für österreichische Schulen tauglich zu machen, wurde ein 
zweiter Abdruck der Karte der Monarchie beigegeben,, auf: welcher das 
Tiehand in zwei Stufen, in grüner Farbe gedruckt, erscheint; ferner 
wurden vier Blätter Kronländerkarten {alle in gleichem Malse) "beigefügt, 
wozu Hr, Prof. Vogel einen fachartig geordneten Text über die geogra- 
pbisch-statistischen Verhältnisse lieferte, Im geographisch -physischen 
Abschnitte werden Lage, Grenzen, Flüsse, Kanäle, Klima, Bodeneultur, 
Producte behandelt, im ethnographisch - politisch-administrativen: Be- 
wohner, Zahl der Wohnorte, Bildungsanstalten , Industrie, Gewerbe und 
Handel, Verwaltung. endlich Topographie in ziemlich reichlichem Umfange, 

Die acht physikalischen Karten, bekannten Quellen nachgebildet, 
veranschaulichen die Luftströmungen, Niederschläge, Fluthwellen, Meeres- 
strömungen (bei welchen durch Blaudruck «les Wassers die slörendo 
Grellheit und der übermäfsige Ausdruck beseitigt worden wäre), 1s0- 
thermen, Vulcanvertheilung auf der Erde und die Verbreitung der wich- 
'tigsten Bäume, Sträucher und Culturgewächse in Europa’ nebst einer 
vergleichenden Darstellung der allgemeinen Vegetalionszonen. Nur eine 
‚separate Gebirgs- und Flusskarte (von Mittel-Europa) ist aufgenommen 
mit gelber Farbe für Tiefland, der man im Ganzen Deutlichkeit nicht ab- 
sprechen kann, Es lässt sich wol ein höherer Grad von entsprechender 
Bergzeichnung denken, auch fehlt es nicht an stellenweisen Versehen. 
‘80 z, B. ist der Schneeberg in Niederösterreich an. unrechler Stelle, be- 
schrieben, ebenso der Gr. Glockner, der Bacher u. a, Der hohe Zug mit 
‚der Koralpe ist nicht ausgedrückt, an einigen Stellen das Tiefland ver- 
hältoismäfsig zu weit ausgedehnt, und so gibt es viele Stellen, wo ein 
‚paar Striche'mehr oder weniger, dieker oder dünner, ‚die Beschaffenheit 
‚der Erhabenheiten wahrer und verständlicher ausgedrückt haben würden. 

‚Die Karten der Erdtheile (aufser Europa) sind sämmtlich in un- 
‚gleichem Malse entworfen, was eben keinen Vortbeil bringt, aber so ge- 
wöhnlich in Allanten angelroffen wird, dass es wenig auffällt. Hingegen 
erfreuen sich die Karten der europäischen Staaten (Russland, Dänemark, 
die Niederlande, Schweden und auch die Türkei ausgenommen) dieses 
Vorzuges, so dass die österreichische Monarchie leicht mit den anderen 


Staaten nach Umfang und Ausdehnung sich vergleichen DRak 7 
Zeitschrift #, d, österr, Gymnas, 1861, IX, Heft, 











Porsonal- und Schuluolizem, 72 


— Der Oberingenieur im Staalsministerium und Privatdocent der 
Bau-Mechanik am k. k. polylechnischen Institute in Wien, Hr, Georg 
Rebhann, hat den Titel eines aufserordentlichen Professors erhalten. 

— Dem Director der k. k. Montan- Lehranstalt in Leoben, Hrü. 
Sectionsrathe Peter Tunner, ErH in Anerkennung seiner Verdienste um 
die Hebung dieser Lehranstalt der Orden der eisernen Krone Allergnä- 
digst verliehen worden. 

— Die Herren Professoren, Hr. M. Dr. Karl Rokitansky und 
Hr. M. Dr. Ferdinand Hebra, haben die Allerhöchste Bewilligung er- 
halten, ersterer den kais. russ. Stanislaus-Orden 2. Cl., letzterer das 
Ritterkreuz des kön. schwedischen NordsternOrdens annehmen und tra- 
gen zu dürfen; die gleiche Allerhöchste Bewilligung hinsichtlich der. 


Annahme und des des Ritterkreuzes 2. CL des grofsherzogl, 
Oldenburg’schen Hat lens, so wie der a des Titels ke 
herzögl, Oldenburg’schen PEofmajeray Jistorienmaler Hrn, Karl 
Rahl zu Theile geworden, me 





— Se. k. k. Apost, Majestät haben mit Allerhöchster Entschlielsung, 
vom 6. October |. J. die definitive Errichtung einer Lehrkanzel für den 
Maschinenbau am k. k. polytsahnlschen Institute in Wien 
Allergnädigst zu bewilligen geruht, 

Se. k. k. Apost. Majestät haben mit Allerhöchster Entschliefsung 
vom 21. September 1. 'J. für die k. k. Montan-Lehranstalt zu Leoben 
einen zweijährigen Vorcurs Allergnädigst zu genehmigen geruht, nen 
u ne zu dem Umfangs einer Berg-Akademie 

wi 

— Sr. k. k. Apost. Majestät haben mit Allerhöchster Entschliefsung 
vom 43. October 1. J. die eines naturforschenden Vereines in 
Brünn und dessen Statut ‚enehmigen geruht. 

— An der k, k. Berg- und Forst-Akademie zu Schem- 
nitz die Assistentenstelle für die Lehrkanzel der Bergbaukunde, prak- 
tischen Geometrie, Markscheidekunst und Bergmaschinenbaukunde, (8, 
Amtsbl. z. Wr. zig: v. 30. October 1. J., Nr. 253.) 

— Das k. k. Staatsministerium hat auf das Ansuchen der Rei- 
chenberger Stadtgemeinde in Betreff der Sprachenfrage anzuordnen 
befunden, dass an der Oberrealschule der Unterricht in der böhmischen 
Sprache nur für Schüler böhmischer Zunge einen obligaten Lehrgegen- 
stand zu bilden habe, 








en en Sti BEE SRBND SE 
dien w s. w.) — An der k. k. vollständigen Unterrealschule zu Zara 
die Lehrstelle für Chemie, Physik und Naturgeschichle, mit dem jährl. 
Gehalte von 630 fl, eventuel 840 und 1050 ö. W. Termin: 20. October 
4 J., bei der k. k. Statihalterei von Dalmatien. (8. Amtsbl. z. Wr. Ztg. 
v. 16. October 1. J., Nr. 241.) 

— An der theologischen Facultät der k. k. Universität zu- Prag 
die Lehrkanzel der Pastoral-Theologie. ($. Amtsbl. z. Wr. Ztg. v. 17. 
October I. J,, Nr. 242.) 

— An der hydrographischen Anstalt der k. k. Kriegs- 
Marine zu Triest eine Assistetenstelle, mit dem Jahresgehalte vou 600 A: 
ö. W. und den sonstigen systemalisierten Bezügen. (8. Amtsbl. z. We, 
Ztg. v. 26, October ]. J., Nr. 250.) 


AR 





Persönsl- und Schulnotizen, 29 


(geb. zu Olmütz 1806), Professor an der medieinischen Facultät der 
k. k. Wiener Hochschule, Ritter des k. ö. Franz usw 
— Am 11. Septeı 1.3. zu Hamburg. der M mer 
Hr, Zacharias Dase, im 38. Hobennjahte, MN ee u 
Be en, ‚ber 1. J. zu "Bein der al Die, "vor allem 
al s ei rin ler Übersetzungskunst „Dante, «Horaz,® «Anakreon 
und Sappho” u. m) bekannte Hr. Kan Fricir. Ludwig Kannegiefser 
(geb. am 9. Mai 1783 zu Wendemark bei Werben in. der Altmark), zu- 
eist Director des a ao zu Breslau. (8. Beil. zu Nr. 206 
der A. Allg, Ztg. v. 23. Septb. I J.) a2 Au 7 
— Am 18. September I. J. zu München ger ‚bekäite 
ponist, Hr. Christian Seidl. L 


— Am 17. September 1.J. zu Friedricharode in Th sen He Dr. 
Hinrichs (geb. am 22. April 1794 zu Karlseck in‘, ) Professor 
der Philosophie an der Universität zu Halle. na. Kal 


Ba REIT EEN zu Florenz der bekannte: italienische 
Bea Ra . Giovanni Batlista Nicolini (eb: kai 31. 00- 
tober 1782) L 

— Am 22. September 1. J. zu Köln der‘ Dimtalmeihtef Ein Bene 
Eee Air aenedı kön. geh, Regierungs- und ‚Bäuräth,‘ im Alter‘ von 
60 Jal 

— Am 22. September 1. J. zu Naumburg Hr. Dr. Karl Friede. 
Göschel, gewes. Consistorialpräsident der Provinz Sachsen, durch 

uridisches, theologisches und literarisches Wissen (als Ausleger Dante’s) 
kannt, im Alter von 76 Jahren. , ı 10. 

— Am 23. September zu Heidelberg Hr. Geheimrath Dr, Friedrich 
‚Christoph Schlosser (geb. zu Jever in Oldenburg am 17. November 
1776), seit 1817 Professor an der dorligen Universität, der berühmte 
deutscho Historiker. (V; en zus, 2 October). I. Nr. $. 3508 
und Beilage zur Augsl 2 Ir. 272 von 4 "Ootöboe" an "Nr. 298 
v. 21. October 1. J. u. 

— Am 29. ee 1.4. zu Köln Hr. Dr, dh, Freiber von 
Mering, wegen seiner Verdienste um die und -Darstel- 
lung EORallI 'weige der Geschichte Köln's und der ı Lande 
KT 


en September 1. J. auf seinem Landhause zu Derbyshire Hr. 
Bateman, als Ethnolog und Alterthumsforscher („Vesliges of the An- 
Hiquities of Derbyshire,” „Ten years Diggings in Ihe Celtie and anglo- 
Sazon Grave Mounds” u. m. a.) geschätzt, erst 40 Jahre alt, 

— Im Septetmber 1.3. zu Be (Böhmen) Hr. Dr. Georg Liegel, 
bekannter Pomolog, mehrerer Gelehrtengesellschaften Mitglied, Inhaber der 
goldenen Verdienstmedaille. 

-— Am 11. October 1. J. zu Gratz der jub. k. k. Gubernialrath 
und Kreisbanpimann, Hr. Anton Schürer von Waldheim, unter 
dem Falschnamen H. W. Adelmi, in der heimischen Belletristik nicht 
unbekannt. 

— Am 11. October 1. J. zu Breslau der Oberregierungsrath a. D., 
Hr. Wilhelm Heinrieh Sohr, als Verfasser schätzenswerther historischer 
und staatswissenschaftlicher Abhandlungen bekannt, 

— Am 11. October 1. J. zu Marburg (Hessen) Hr. Dr. Karl Frie- 
drich Weber, Professor der classischen Philologie an der dortigen 
Hochschule, ausgezeichnet als Schulmann und Philol 

— Mitte October I, J. zu München Hr. Prof, Chr, Fr. L, Wurm, 
Verfasser des „Wörterbuches der deutschen Sprache,” 

— Am 18. Oclober 1. J, zu Be ncanee der dortige Advocal, 
Hr. Johann Lukäts, der Erfioder des ersten stenographischen Systems, 
im Alter von 48 Jahren, 

















Miscellen. 745 


IH. Zum Turnunterricht. 


richt aus hier nicht weiter zu erörternden Gründen 
dadurch ein wesentliches Bildungsmittel für die harmonische Ausbildung 


Lehranstalten, wo Mangel an materiellen Mitteln herrscht, die lung 
des auf das körperliche und geistige Gedeihen der Schüler, so wohlth; 
einwirkenden Turaunterrichtes ermöglicht werden könne? — Da 

ihr als vorläufiges einziges Mittel, dass an den Lehranstalten, an 
welchen der Turnunterrieht nicht von eigens dazu angestellten Lehrern 
ertheilt wird, aus der Reihe der übrigen Lehrer einer mit der Leitung 
des Turnunterrichtes betraut würde, dafür eine billige Remuneration 
aus dem Schulfonde zu genehmigen wäre. i “ 


IV. Zum Unterricht in der griechischen Sprache in der dritten und 
vierten Gymnasialciasse, 


Wiederholt ist von einigen Gymnasien als ein Übelstand bezeichnet 
worden, dass das für die 3. Gymnasialelasse in der griechischen Form- 
lehre vorgeschriebene Pensum (Formlehre bis zu den Verben in m) 
sehon seinem Umfange nach bedeutend gröfser sei ala das der 4. Gym- 
nasial-Classe, was häufig zur Folge habe, dass die Schüler der Tertia, 
welehe hier zuerst in die Erlernung der griechischen Sprache eingeführt 
würden, das Classenziel nicht erreichten. Diese Gonferenz hat auch bei 
dieser ihr gebotenen Gelegenheit willkommenen Anlass genommen, die 
Behandlung dieses Unferrichtsgegenstandes in GeralBuan ziehen, und 
ist zu der Überzeugung gekommen, dass folgende Vertheilung des Pen- 
sums für den Unterricht in der griechischen Formlehre zur Förderung 
des Unterrichtes im Griechischen in beiden Classen wesentlich beitragen 
würde, und zwar in: 

Il Formlehre bis zu den, verbis puris (incontracta und contracta) 
inclusive, i 
IV. vorba muta, liquida und verba in pr. 


V. Zum Religionsunterricht in der ersten und zweiten Gymnasial- 
elasse und in den drei ersten Classen der Realschule. 


Die Einsichtsnahme io die von den einzelnen Lebranstalten jähr- 
lich veröffentlichten Programme ergibt: dass der Religiönsunterricht in 
der 1. und 2, Gymnasial- und in den drei ersten Realclassen an den ein- 
zelnen Lehranstalten nicht gleichmäfsig abschlielse, und drängt zu dem 
Wunsche, dass auch in diesem Unterrichtsgegenstande ein einheitliches 
Vorgehen an den sächsischen Gymnasien und Realschulen beobachtet 
werde, 

Als eine in der Natur des zu behandelnden Unterrichtsgegenstandes 
begründete, der geistigen Auflassungsgabe und den Bedürfnissen der 
Schüler angemessene Vertheiluug des Stoffes empfiehlt sich: 

a) Für die 1, Classe des Unlergymnasiums und der Unterreal- 
schule das dritte Hauptstück des kleinen Katechismus (Sittenlehre), Ein- 
theilung des Kirchenjahres, Bedeutung der christlichen Feiertage, 

















Über einen Vorschlag zur Reform ete., v. A Hochegger. 758 


zahlreichen Collegen gehört zu haben, denen das Loos zu Theil 
ward, an verschiedenen polyglotten Gymnasien zu dienen. Aber 
bei individueller Beuriheilung von derlei Verhältnissen 
nur zu leicht einzelne Fälle, subjective Ansichten und 
überwiegenden Einfluss haben; wir glauben uns daher an einen. 
positiveren Mafsstab halten zu müssen. Diesen Malsstab finden 
wir im Ergebnisse der Maturitätsprüfungen an den verschiedenen 
Gymnasien, wobei wir denn sehen, dass deren Erfolg an poly- 
glotten Anstalten sich ebenso günstig herausstelll wie an mono- 
glotten Anstalten, Mag nun auch das Mafs dessen, was man in. 
den einzelnen Prüfungsgegenständen von den Abiturienten ee 
sich immerhin nach der Individualität der verschiedenen Anstal- 
ten und Examinatoren in etwas modificieren, so bat man doch. 
kein Recht vorauszuselzen, dass dem Geselze im allgemeinen. 
nicht der gehörige Nachdruck gegeben und in zu vielen Fällen 
— ein Auge zugedrückt werde, Der bisherige officiell constatierte 
Erfolg der neuen Studieneinrichtung an polyglotten Gymnasien. 
scheint somit die Nothwendigkeit einer Reform wegen zu 
Schwierigkeit der Anforderungen an die Schüler nicht 
thun, Nichtsdestoweniger sind diese besonderen Schwierigkeiten 
anzuerkennen und so weit als möglich zu beheben. Jedoch ob 
gerade ‚durch Änderungen , die den ganzen Bau des gegen- 
wärligen Lehrsystems in seinen Grundlagen erschütlern und 
wesentlich umgestallen müssten, das steht in Frage. Am aller- 
wenigsten scheint es hiebei gerechlferligl, dass auch die mono- 
glolten Gymnasien, an denen die beregien Schwierigkeiten nicht 
vorliegen, trolzdem in die Mitleidenschaft der Reform gezogen 
werden sollen; wenn irgendwo besondere. Verhältnisse besondere 
Ausnahmen bedingen können, so mag «lies eben bei polyglotten 
Lehranstalten der Fall sein, sei es, dass man entweder in ein-. 
zelnen. Fächern das Ziel niedriger selze, oder einen eigenen Vor- 
bereitungseurs für das Gymnasialstudium schaffe, der die Hemm- 
nisse desselben zu bemaltigen geeignek ist. 

Überhaupt, fassen wir die Gymnasien Österreichs in Bezug, 
auf die Muttersprache der Schüler näher in's Auge, so finden 
wir ersllich eine ziemliche Anzahl rein deutscher und rein italie- 
nischer Anstalten. Bei diesen kann somit von einer besonderen 
Schwierigkeit in Erlernung der Unterrichtssprache nicht die Rede 
sein; es könnte nur die ‘e gestellt werden, ob es bei den 
Verhältnissen unseres Kaberutin mich als ren par 
Grundsatz esprochen werden le, dass an monog| 

“er Schüler neben ihrer Muttersprache wenigstens 
eine der anderen Landessprachen erlernen müssen, An den italie- 
nischen Gymnasien ist diese Frage bereits dahin beantwortet, 











Über einen Vorschlag zur Reform ete., v. F. Hochegger. 755 


In Anschluss an diesen cben erwähnten Grundsaiz der Betonung 
besonderer Richtungen auf allgemeiner Bild ge ent- 
wirft nun der Hr. Verf. einen ausführlichen s; dessen 
Grundzüge im ganzen folgende sind: 

Erstens: Die ersten fünf Jahre des Gymnasiums sind aus- 
schliefslich der Begründung einer allgemeinen Bildung 
gewidmet. 

Zweitens: In den drei letzten Jahren werden auf dem Grunde 
fortgeseizter allgemeiner Bildung zu Förderung beson- 
derer Richtungen Fachgruppen eingeführt. l 

Drittens; Diesen Anordnungen zufolge tritt eine Iheilweise 
Änderung des Lehrplanes für einzelne Lehrgegenstände 
ein, so wie die Bestimmungen der Maturitätsprüfung an- 

A modificiert werden. E Me 
ir en die nähere Ausführung Begrün. 

der ee des vom Hrn, Vf. entworfenen Lehrplanes, 
Es scheint uns das wesentliche der darin vorgeschlagenen Än- 
derungen nicht in den einzelnen Abweichungen vom derzeit be- 
stehenden Lehrplane zu liegen, so auffallend diese auch theil= 
weise scheinen mögen, wie z. B, die Beschränkung des Eatein- 
unterrichtes im obligaten Lehrplan für allgemeine ng in den 
drei obersten Classen auf vier Stunden wöchentlich , Bee 
die Ausdehnung des physikalischen Unterrichtes auf di 
Stundenzahl in den zwei obersten Classen; oder die Reducierung 
des mathematischen Unterrichtes in den zwei untersten Classen 
auf nur zwei Stunden wöchentlich unter gleichzeitiger Ausschei- 
dung des geometrischen Anschauungs -Unterrichtes, so wie die 
Entfernung des nalurgeschichtlichen Unterrichles aus denselben 
Classen. Prineipiell wichtig erscheint uns vor allem die 
Aigung zweier Grundsätze, welche das eigentliche Wi 
bestehenden Lehreinrichtung ausmachen. Es sind folgende: erstens, 
dass das Untergymnasium für alle Lehrgegenstände die Vorschule 
für das Obergymnasium zu bilden, zweitens: dass das 
‚Gymnasium unter Forlführung und Weiterentwickelung derselben 
Gegenstände in den vier oberen Classen eine Sek Einheit 
darzustellen hat, deren Zielpunct eben jene a höhere 
Bildung ist, welche diese Schule ihren Zöglingen gewähren und 
bei der Prüfung der Reife an ihnen erproben soll. Nun ist aber 
nach dem vorliegenden Plane u ie ad die ‚Norton Be 
Untergymmasiums für einzelne ‚gegenslände, wie für Physi 
er aufgehoben, für andere durch die freiwillig zu wählen- 

Fachgruppen in den drei letzten Classen wenigstens theil- 

weise überflüssig gemacht. Wir können z. B. nicht wohl be- 
greifen, welchen wesentlichen Nutzen für jenen Theil der Schü- 
ler, die sich nach dem Vorschlage des Verfs im | 
Triennium etwa vom. Griechischen, oder‘ von der Maihema! 
oder vom Latein Jispensieren lassen, der in den früheren Classen 





Über einen Vorschlag zur Reform ete., v. #: Hochegger. 257 


wieder berühren. Wenn aber wiederholt auf die Menge der Lehr- 
gegenstände und die grolse Anzahl der Lehrstunden als auf die 
Quelle jener Überbürdung hingewiesen wird, so muss wiederholt 
auch auf den Umstand hingewiesen werden, dass die Lehran- 
stalten aller gebildeten Nationen Europas an demselben — angeb- 
lichen Übel kranken. Man darf nicht müde werden zu wieder- 
holen, dass die Gymnasiasten Deutschlands, Frankreichs und 
Englands nicht weniger Lehrgegenstände zu bewältigen, nicht 
weniger Lehrstunden zu verdauen haben als unsere armen Jun- 
gen, und dass allen Anzeichen nach trotzdem der fröhliche Muth 
der Jugend noch nicht daran verkümmert ist. Eines aber muss 
hiebei im Interesse des Vaterlandes ernstlich betont werden: dass 
man eine Nation nicht durch den Grundsatz ängstlicher Scheu 
vor allzugrofser Anstrengung zu jener energischen Entwickelung 
der Geisteskräfte heranzieht, die nothwendig ist, wenn man sich 
in die Reihe jener Völker stellen will, die an der Spitze der 
europäischen Cultur ‚stehen. — Wir gestehen gerne zu, dass wir 
uns zu diesen Worten nicht durch die vorliegende Schrift des 
geehrten Hrn. Vs unmittelbar veranlasst finden: wir wünschen 
nur nicht, dass aus einzelnen Andeutungen und Erfahrungen, 
die an einigen Stellen derselben gewiss in bester Absicht aus- 
gesprochen sind, Folgerungen gezogen werden, die den wahrhaft 
wohlwollenden Intentionen des Hrn. Verf.'s sicher am aller ent- 
ferntesten liegen. Wir wollen somit nur den Punet der gleich- 
mäfsigen Forderung an alle Schüler in allen Lehrgegenständen 
und jenen der Specialität des Talentes näher in's Auge fassen. 
Das Maximum, welches der gegenwärtige Lehrplan sowohl 
bei der Versetzung in eine nächst höhere Classe als beim Ab- 
gange vom Gymnasium in den einzelnen Lehrgegenständen von 
den Schülern fordert, ist genau genommen eigentlich ein Mini- 
mum; d. h. unter dies bestimmte Mals von Kenntnissen darf bei 
Beurtheilung der Reife nicht hinabgegangen werden, darüber 
hinaus gar wohl. Dieses Minimum ist aber für die einzelnen 
Lehrstufen und Lehrgegenslände so bemessen , dass bei gewöhn- 
licher Begabung unter Vorausseizung entsprechenden Fleilses 
der Durchschnitt der Schüler es leisten kann. Beweis dafür die 
Erfolge der Jahres- und der Abgangsprüfungen. Bei diesem 
Sachverhalte, dessen offieiell constatierte Richtigkeit im ganzen 
nicht angezweifelt werden kann, mag auch im einzelnen das Mafs 
der Beurtheilung je nach Umständen sich modificieren, kann von 
einer Unbilligkeit bei gleichmäfsiger Forderung an alle Schüler 
in allen Lehrgegenständen nicht wohl die Rede sein; im Gegen- 
theil, gerade die augenscheinliche Gerechtigkeit eines solchen für 
alle gleichmäßigen Vorganges ist das wesentlichste Miltel, die 
‚organische Einheit der Lehranstalt aufrecht zu erhalten und alle 
ihre Zöglinge einem festbestimmten Ziele unverrückt zuzuführen. 
Hiebei ist der Specialität des Talentes kein so enger Raum ge- 





Über einen Vorschlag zur Reform ete., v. M. Mretschko. 759 


soll erreicht werden; die ausschließliche Beachtung des einen 
oder des anderen Gesichispunctes führt oh en zu erfolg- 
losen oder gar zu nachtheiligen Lehrplänen. 

Hinblicke auf das ideale Ziel lassen die Biom sich 

Früchte zu fordern, welche die Eriragsfähigkeit des Bodens, auf 
dem sie heranreifen sollen, übertreffen: sie entwerfen ideale Pläne, 
welche die Schule schwer oder gar nicht assimiliren kann. Andere 
hingegen, sich rein auf den thatsächlichen Boden stellend, behal- 
ten Hindernisse mancher Art, das Widerstreben theils unreifer, 
theils von einem Hange zur Bequemlichkeit zu sehr il 
gesellschaftlicher Elemente gar zu ängstlich im Aı verlieren 
dabei den Gang der Cullur und ihre unabweisliche: 2 een 
mehr oder weniger aus ihrem Gesichiskreise, verjüngen ihren 
Mafsstab für die Leistungen der Schule und arbeiten so wider 
ihren Willen an dem geistigen und materiellen, wenn nicht Ruin, 
so doch Zurückbleiben eines Volkes. Nicht selten wirkt hiebei 
eine namentlich in den höheren Kreisen der Gesellschaft sehr weit 
verbreitete, dabei häufig übertriebene Besorgnis vor der Über- 
spannung der geistigen Kräfte des Schülers auf Kosten seiner ge- 
deihlichen körperlichen Entwickelung mit als Bestimmungsgrund. 
Der Hr. Verf. der vorliegenden Broschüre neigt sich mehr zur 
letzteren Kategorie von Schulmännern hin, hält sich jedoch in 
so ferne an einen gewissen Mittelweg, als er die Forderungen 
des Organisalionsentwurfes erfüllt schen will, aber auf eine eigen- 
thümliehe Art. Nicht eine jede Arbeitskraft soll alle Fächer in 
dem vorgezeichneten Grade bewältigen, sondern sie soll sich auf 
eine der drei vom Hrn. Verf, bezeichneten Fachgruppen mit über- 
wiegender Intensität concentrieren, und dies in den drei obersten 
Classen so, dass der summalorische Ausdruck der Leistungen 
aller drei Fachgruppen gewissermalsen zquivalent wäre den An- 
forderungen, die unser Studienplan am Schlusse an jeden Ein- 
zelnen stellt. Indem wir uns erlauben, über die genannte Bro- 
schüre unsere Meinung auszusprechen, bemerken wir zugleich, 
dass wir dabei einzig und allein die naturwissenschaft- 
lichen Fächer im Auge haben, und die Rolle, welche der Hr. 
Verf. in seinem Leotionsplane ihnen angewiesen, einer Erwägung 
unterziehen wollen. 

Holzinger's Vorschläge gehen zunächst auf Beseitigung der 
Vorschule des physikalischen und der Discontinuität des 
naturhistorischen Unterrichtes hinaus, indem sie die An- 
sicht involvieren, dass jene dem Wesen der Physik nicht ange- 
messen sei, diese hingegen auf den Gesammterfolg in der 
Naturgeschichte an den Gymnasien beeinträchtigend wirke. Dieser 
Erfolg, meint er, sei vielmehr erreichbar, wenn der Unterricht in 
dem zuletzt genannten ua econtinuirlich in der 3, 
4.5 5, und 6. Clase [in 3. und a ee 
und 6. mit je drei wöchentlichen Stunden], jener in der Physik 


760 Über einen Vorschlag zur Reform etc, v. M. IWreischko, 


hingegen nur in der 7. und 8. Classe, jedoch mit je vier wö- 
chentlichen Stunden angeselzt würde, So sehr "Erziehung und 
dass der Hr. Verf. über Aufgabe und Endziel der 
des Unterrichtes gründlich nachgedacht hat und nur Alien 
Absichten beseelt ist, der Sache zu nützen, so’hoch wir seine 
vielseitige Erfahrung im Schulfache achten, so vermögen wir 
uns dennoch nicht mit den erwähnten Modificationen zu befreun- 
den und müssten ihre Einführung für einen T 
Rückschritt in der Pflege der Naturwissenschaften an den Gym- 
nasien ansehen. Wir wollen im folgenden versuchen, ‚diese unsere 
ugung eingehender zu begründen. Matliun 
Der Hr, Verf, spricht sich nicht näher darüber aus, wie 
der naturgeschichtliche Lehrstoff in den oben bezeichneten Jahr- 
gängen seinen Ansichten gemälßs zu verlheilen wäre; wir müssen 
daher aus eben diesem Grunde und weil er eine höhere und 
niedere Abstufung zweckentsprechend findet, mutatis mulandis 
den gegenwärtigen Stundenplan als den von ihm here an- 
sehen. Dem zufolge würde in der 3. Classe Zoologie, in der 
4. Classe hingegen Mineralogie im Winter, Botanik im- 
gelehrt werden, während am Obergymnasium die bisherige Ver- 
theilung unverändert beizubehalten wäre mit dem einzigen Unter- 
schiede, dass der Zoologie drei statt zwei wöchentliche Siun- 
den zufallen. Wenn wir zunächst beim Obergymnasium bleiben, 
so hat der Gegenstand scheinbar eine wöchentliche Stunde ge- 
wonnen; allein dieser Gewinn, so sehr er im ersten A, 
bestechen kann, ist in Wirklichkeit ein empfindlicher Verlust. 
Wer dem Entwickelungsgange der naturhistorischen Disciplinen 
in den letzten Decennien mit Aufmerksamkeit gefolgt ist, dem 
kann es nicht enlgangen sein, dass die Naturgeschichte heute 
nicht mehr bloß aus einem Mineral-, Pflanzen- und Thier- 
systeme besteht; die Zeiten des Linne und grofsentheils auch 
die des Mohs sind vorüber, mit jedem neuen Jahre wächst. die 
Zahl der Wege zur Erforschung der Objecte und damit. die 
Mannigfaltigkeit der Erkenntnisse. Die Schule, die ihrer eig 
thümlichen Aufgabe zufolge stels die in siltlicher und i 
tueller Beziehung am meisten belehrenden Momente in 
nimmt, macht daher heute andere Forderun) er 
als vor 30—40 Jahren, Hiezu kommt noch, d 
schichte in der letzten Zeit durch Männer” wie 
Burmeister, Darwin, Bischoff, Rofsmässler. 
viele andere 'blols Deschreibenden” Charakters. entkleidet 





Über einen Vorschlag zur Reform ete,, v. Ms Wretschko, 761 


zustumpfen, stalt sie für dieselbe empfänglicher zu machen Lust 
haben, lichten sich bedeutend, und wir müssen im Interesse der 
Gesellschaft, der Schule und des Faches den Lebensnery einer 
so unfruchibaren Methode um jeden Preis zu lähmen und nicht 
za kräftigen bemüht sein, daher jede solche Modification, die 
ihr Vorschub zu leisten angelhan wäre, hinlanzuhalten trachten. 
Aber selbst abgesehen von der Sterilität eines solchen Weges 
sollen ja Änderungen dem Fortschritte der Wissenschaft 
entsprechen , sie sollen in diesem Sinne zeilgemäfls sein; es 
lässt sich jedoch nieht läugnen, dass die Koryphäen der heutigen 
Wissenschaft der physikalisch-chemischen Richtung hul- 
digen, dass wir dieser unsere See Ser reg 
verdanken, dass sie mit einem Worle den Geist der heuligen 
Naturforschung darstellt. . 
Ihm nun muss auch der naturgeschichlliche Unterricht in 
der Schule mehr oder weniger unterihan sein, namentlich werden 
wir uns in den oberen Classen unserer Mittelschulen mehr und 
mehr von demselben beherrschen lassen müssen. Holzinger's 
Vorschläge hingegen ignorieren diese Richlung, indem nach ihm 
der angehende Quintaner keinen Begriff von Physik und Chemie 
zu haben braucht; sie ignorieren sie, indem es eine pure Unmög- 
lichkeit ist, ohne Vorkenntnisse in den letztgenannten Fächern 
ihr zu genügen. Wir nehmen diese Unmöglichkeit innerhalb der 
am Gymnasium herrschenden Verhältnisse im vollen Ernste, ob- 
wol der Hr. Verf, meint, dass dies Niemand im Ernste behaup- 
ten könnte. Beim Studium der Mineralindiyiduen sind neben den 
krystallographischen gerade die chemisch - physikalischen Eigen- 
ihümlichkeiten derselben die wichligsten geworden, und werden 
in den mineralogischen Hand- und Schulbüchern von Jahr zu 
Jahr im höheren Grade berücksichliget, Man. kann ohne solche 
dem Schüler wol eine Eintheilung der Mineralien geben, auch 
eine ganze Suite von anorganischen Producten vorführen und 
benennen, ihn jedoch niemals einigermafsen in die anorganische 
Natur selbst einführen, eine Forderung, die uns von so hohem 
Belange erscheint, dass wir 'nach Beseitigung dieses Zieles lieber 
die ganze Mineralogie am Obergymnasium enlfernt sehen würden. 
Der Hr, Verf. läugnet zwar das Bedürfnis chemisch-physikali- 
schen Wissens gerade nicht, er meint jedoch, dass es gelegent- 
lich bei den naturhistorischen Vorträgen je nach Bedürfnis cul- 
tiviert werden könnte, Nun ist aber dies unter den 
Bedingungen unausführbar; denn bis man den Schüler durch die 
Begriffe: Element, Verbindung, Äquivalent, Säuren, 
Basen, Salze und noch etliche andere, so wie durch jene der 
Farbe, Reflexion, Brechung und Polarisation des 
Lichtes hindurchgeführt hat, ist mindestens ein Semester bei 
zwei wöchentlichen Stunden aufgezehrt worden; wo aber bleibt 
dann die Mineralogie und zum Überflusse noch die Geognosie? 











Über ‚einen Vorschlag. zur Reform. etc, v. M. Ihrefsehko. 765 


wiederholtes Vorstellen gewonnene Anschauung des Ke ? 
Worte und Namen werden dem 10—12jährigen Knaben, 
je nach der Intensität des Gedächtnisses und elle. 
Sprachhindernisse mehr oder weniger entgehen, gewiss ein 
Unterrichte gemeinsames Los, die in's Bewusstsein  getrelenen 
körperlichen Formen hingegen werden meistens blei- 
bende Eindrücke erzeugen. Von den Mängeln in der Ausfüh- 
rung sehen wir gänzlich ab, damit uns nicht eingewendet werde, 
dass man oft über eine todte, auswendig gelernte Beschreibung 
der Dinge nicht hinauskomme, die noch lange kein lebendiges 
Bild von der Sache zurücklasse; wir (hun dies um so eher, weil 
wir der Überzeugung leben, dass mit. den Jahren die 
lich noch hie und:da berechtiglen Wünsche bezüglich Qua- 
lität der Lehrkräfte, wie bezüglich der Lehrmittel ihre Befrie- 
digung finden werden. Dies vorausgeselzt werden jene Schüler, 
welche einen Orangaffen, einen Löwen, einen Geier, einen 
Salamander, einen Maikäfer, einen Krebs u. s. w. nach 
seiner Gestallung im Zusammenhange mit seinen Lebensverhält- 
nissen im Bilde oder in nalura betrachtet haben, die Mehrzahl 
der so gewonnenen Begriffe der Arten und Familien dach 
schwerlich. bald aus ihrem Gedächtnisse verlieren; w. 
unsere bisherige Erfahrung im Lehrfache welis von vielen sol- 
chen Fällen nichts. Das Angeführte aber bildet das Substrat, die 
unentbehrliche Basis fürs Obergymnasium; diese geistige 
Arbeit muss überwunden werden, sie scheint jedoch der zarten 
Jugend gerade am angemessensten zu sein, wo noch der 
Knabe für Alles, was er sieht, voll Neugierde, voll Interesse ist; 
je reifer der Schüler, je mehr er durch die sprachlichen 
Fächer allein im Denken geübt worden, desto schwerer wird eine 
ausdauernde Aufmerksamkeit für sinnliche Betrachtungen der 
Naturgegenstände zu gewinnen sein. Ohne eine bis zu einem 
er Grade gedichene Kenntnis der Objecte ist aber eine tie- 
'ere Behandlung des Faches von allgemeineren Gesichts- 
ten ein Unding. Wenn wir nun schon dem ZU- 
ge desto weniger blos fürs Vergessen lehren, je frü- 
her wir damit den Anfang machen, so müssen wir doch noch 
anderer Vortheile gedenken, die, in der ersten Jugend angestrebt, 
am leichtesten erworben werden, und noch weniger flüchtig zu 
nennen sind; ‘wir meinen die Übung des Gesichtssinnes, das 
Sehenlernen — von grolsen naturwissenschafllichen Autori- 
täten eine Kunst genannt —, Fertigkeit im Aufsuchen und Er- 
fassen körperlicher Verhältnisse, Genauigkeit im Beobachten, 
Weckung des Sinnes für die Natur, der den Schüler im 
Freien kaum müssig lässt und dafür mitbürgt, dass der Vorralh 
des Erlernten bis zum Eintritt in’s en nicht ver- 
siege. Dieser Auseinan gemäls halten wir dieDiscon- 
tinuität im Unterrichte für kein so großses Unglück, wie der 
Zeitschrift f, d. österr, Oymuas. 1861. X, Hafte 52 





Über einen Vorschlag’zur Relorm ele., v. A Irelschko, 767 


Allgemeinen weder zeinfach? noch „oberflächlich? heifsen darf, 
ist von selbst klar; diese Bezeichnungen würden also nur auf 
mehr oder weniger in der Luft schwebende Raisonnements 
passen, die eigentlich keine Erklärungen sind, und zu welchen 
ein kenntnisreicher, gewissenhafter Lehrer gewiss in den selten- 
sten Fällen seine Zuflucht nehmen wird, um so weniger, als unsere 
physikalischen Hand- und Lehrbücher in der Schulbücher -Lite- 
ratur einen ehrenvollen Platz einnehmen. Der Hr. Verf. scheint 
eine ganz eigenthümliche Auffassung von der Aufgabe der Physik 
zu haben: sie ordnet die Phenomene nach ihrem Causalnexus, und 
die Kenntnis derselben — wer bring! sie ihr zu, wenn sie als 
solche selbe sich nicht verschaffen darf? Wo reihen wir dann 
einen Keppler, einen Örstedt, einen Faraday u, s. w. ein? 
Gewiss, wenn die Physik in nichts anderem bestände, als «in der 
Nachforschung nach den letzten Gründen,” dann stimmen wir dem 
Hrn, Holzinger nicht nur bei, sondern gehen noch einen Schrilt 
weiter und sagen, dass sie auch aus dem Obergymnasium zu strei- 
chen sei, indem sie dort sich eiwa so ausnehmen müsste, wie z. B, 
die analylische Mechanik. Eine derartige Auffassung ist daher 
jedenfalls als eine irrihümliche hinzustellen, da ja ohne voraus- 
gegangene eingehende Bekanntschaft mil den Erscheinungen von 

r Aufsuchung ihrer Ursachen und von ihrer Gesetzmäfsigkeit 
gar nicht die Rede sein kann, wollen wir anders aus unseren 
Schülern nicht flache und unsichere Denker machen, Gewiss 
würde es jedermann als eine Verkehrtheit bezeichnen, wenn man 
den ersten Unterricht in der Optik mit der Theorie der Wellen- 
bewegung anfangen wollte, ohne vorher die wichtigsten Erschei- 
nungen des Lichtes mit den Schülern gründlich durchgenommen 
zu en Es ist also.auch hier Kenntnis des Thatsüch- 
lichen, als Grundlage für alles andere, das erste. Doch ist der 
erklärende 'Theil aus dem ersten physikalischen Cursus durchaus 
nicht ausgeschlossen, vielmehr wird durch Versuche und graphische 
Darstellungen, wo nur ihunlich, der Zusammenhang gewisser 
Erscheinungen mit anderen und die Gesetzmäfsigkeit derselben 
sorgfällig berücksichtigt, so die Abhängigkeit der Schwingungs- 
dauer eines Pendels von seiner Länge, der Lage des Linsen- 
bildes von der Enifernung des Gegenstandes, der Größe und 
Anzahl der elektrischen Elemente von der Stromstärke u, s. w-., 
wie dies ein Blick in irgend ein gegenwärtig eingeführtes Schul- 
buch zur Genüge beweist, Dass wir zuweilen „us einzelnen 
oder doch aus wenigen Fällen ein Gesetz ableiten, steht mit dem 
Wesen der Induction strenge genommen im Widerspruche; allein 
deshalb trifft den Unterricht der Vorwurf der Oberflächlich- 
keit nicht mit Recht, indem wir zwischen Forschung und 
Unterricht wohl zu unterscheiden haben, widrigenfalls ein 
großer Theil des geometrischen und algebraischen Lehrstoffes 
aus demselben Grunde über Bord geworfen werden muss,, Es 
fallen also die auf S. 88 der Broschüre gegen an au 

y 





Über einen Vorschlag zur Reform ete,, v. M. Wretschko. 769 


lich drei aufserordentliche Vorträge vor, und meint, dass der 
gröfßste Theil dieser Zeit für Chemie und nur ein kleiner für 
den Ausbau der Physik oder Naturgeschiehle verwendet werde, 
An und für sich würden wir eine derartige Erweilerung des 
naturwissenschaftlichen Unterrichtes an den Gymnasien, trolzdem 
sie nur wenigen zu gute käme, mit grofser und aufrichliger 
Freude begrüfsen; allein einerseits ist zu bedenken, dass der 
Gegensatz zwischen Realismus und Humanismus, welchen mehr 
und mehr auszugleichen die Aufgabe der modernen Schulpläne 
sein soll, in den letzten drei Jahrgängen der Gymnasien mit der 
Zeit in auflallender Weise hervorlreten und Wurzeln schlagen 
müsste, deren Ausläufer auf dem Gebiete des geselligen Lebens 
eine noch schroffere Gegenstellung der beiden Parteien herbei- 
führen würden, als es bis jetzt der Fall an eine Ausglei- 
chung wäre in eine gröfsere Ferne gerückt, als jetzt; anderseits 
ist durch die Absicht, die Realschulen überflüssig zu machen, 
was wol keine richtige Caleulation sein dürfte, der Chemie zu 
viel und zwar am unrechten Orte eingeräumt. Wem die inneren 
Beziehungen zwischen den einzelnen naturwissenschaftlichen Disei- 
plinen, wie sie namentlich in der neueren Schule sich entwickelt 
haben, nicht fremd geblieben sind, der wird es nimmer zeilge- 
mäfs finden, den naturwissenschaftlichen Unterricht mit der Che- 
mie zu krönen, er wird vielmehr alle anderen Zweige auf 
sie sich basieren lassen, Könnte der genannte Unterricht als 
allgemein obligat „ also in den ersten fünf bis sechs Classen so 
verlheilt werden, dass sowohl der Umfang als auch die Inten- 
sitäl desselben mindestens nicht geringer ausfiele, als jetzt, 
was jedoch nach den besprochenen Modilicalionen unausbleiblich 
eintreten müsste, dann liefse sich nach unserer unmalsgeblichen 
Meinung durch den bedingt obligaten dreistündigen Cursus in 
jeder Rinsicht erspriefsliches leisten, und zwar in der sechsten 
zur Erweiterung der chemischen, in der siebenten zu jener der 
nalurgeschichtlichen, in der achten zur Vervollständigung der 
physikalischen Erkenntnisse. £ 7 
Viel wichtiger jedoch zur Belebung des Erfolges in den 
Naturwissenschaften, als das eben erwähnte Mittel, erscheint uns, 
falls es uns gestaltet sein sollte, unsere Meinung darüber aus- 
zusprechen, zunächst die Vermehrung der Stundenzahl in 
der 3. und 5. Classe um je eine wöchı 'he Stunde, welche 
in der 3. der Mineralogie und Chemie, in der 5. aber der Geo- 
vr uod Bolanik vortrefllich zu statten käme. Wir würden 
einem plus von einer Stunde in der Woche vor den Klagen 
über Überbürdung um so weniger zurückschrecken, als eine 
Vergleichung der Stundenzahl an den Gymnasien Österreichs 
mit jener in anderen cultivierten, namentlich deutschen Staaten, 
das Resultat ergibt, dass wir uns durchaus in keiner ungünsti= 
geren Lage hinsichtlich dieses Verhältnisses befinden, 
Laibach. Dr. M. Wreischko, 





Lateinische Grammatiken, ang. v. 2. Vielhaber.. mi 


sachliche Richtigkeit des Gegebenen kaum ein Gegenstand: des Lobes 
sein, da man sie einfach’zu fordern hat, aber wol ist zu loben, dass 
mit manchem, was sich troiz besseren Wissens beinahe mechanisch fort- 
gepflanzt hat, aufgeräumt ist. Was endlich die Anordnung des Ganzen 
betrifft, so hat sich der Verf. mehr dem nach Becker von Th. A. Krüger, 
Kühner u. a. eingeschlagenem Wege als dem von den Zumptianern be- 
folgten angeschlossen. Darüber lässt sich streiten. Inconvenienzen und 
Inconsequenzen lassen sich in beiden Fällen nicht vermeiden, das eine 
ist anzuerkennen, dass die vorliegende Anordnung der Syntax im allge- 
meinen einfach, lichtvoll und praktisch ist. Wir glauben es mit vollstem 
Rechte zu ihun, wenn wir unsere Gollegen dringend auffordern, sich 
mit dem Buche bekannt zu machen, und hegen die begründete Bofl- 
nung, dass auch in dem eisnanischen Deutschland ‚es auf das Gedeihen 
des lateinischen Unterrichtes erspriefslich wirken werde, 

Weiterführende Bemerkungen auf eine Besprechung der wol nicht 
lange ausbleibenden sechsten Auflage uns versparend, wollen wir im 
folgenden nur einige Punele aus der Syntax berühren, in deren Be- 
handlung wir dem Hrn. Vf. nicht vollständig beistimmen können, 

$. 158—165 sind als erster Abschnitt der Lehre von den obliquen 
Casus die "Casus bei Ortsbestimmungen’ und die "Casus bei Zeitbestim- 
mungen” behandelt, Mit dieser auch sonst hie und da sich findenden 
Anordnung können wir nicht einverstanden sein, da won Seite der Me- 
thode nur eine willkürliche ungerechlfertigte Trennung von den sonsti- 
gen verwandten Constructionen zum Vorschein kümmt, vgl. $. 163 mit 
8. 2316 und 165 mit 173, ferner der Verfasser, unter welcher Bedingung 
allein diese Anordnung sich theilweise rechtfertigen lielse, die ursprüng- 
liehe Localbedoutung der Casus mit Recht nicht annimmt. Die prak- 
tische Bedeutung dieser Anordnung ist schr gering, da ja vielfach auch 
sonst in der ersten und zweiten Stufe des Unterrichtes der Lehrer wäh- 
len muss, und der allenfallsige Vortheil dadurch ganz aufgehoben wird, 
dass für den Unterricht auf der zweiten und dritten Stufe das wirklich, 
nicht zufällig zusammengehdrige getrennt ist, — $. 178. Dass die Prä- 
positionen hinter den einzelnen Casus eingereiht sind — von Seite der 
Form sind sie $. 139, 140, 141 behandelt — ist gewiss zu billigen. 
Unter 05 scheint uns doch sichlig, dass es gegenüber propfer (Real- 
grund) und causa (Zweck) den subjecliven Grund bezeichne ; vgl. Nr.2, 
&119, 2. — $. 194, 3. Die Regel über den Genilivus epexegeticus (in 
fast gleicher Fassung Nr. 2, $.111,5. A, 11) ist entweder genauer ‚dabin 
zu stilisieren, dass der speciellere Begriff im Geniliv in dem Umfang 
des allgemeineren liegen muss, womit man wenigstens für die gewöhn- 
licheren Fälle ausreicht — in der gegenwärtigen Fassung passt die Regel 
auch auf viele Fälle anderer Genitiyverhältnisse — oder noch lieber 
davon auszugeben, dass die im Verhältnis des Gen. epexog. verbundenen 
Begriffe coordinierbare sind. Ausdrücklich erwähnt wünschten wir do- 
num, preiium, ezemplum. Da ferner $. 240 niebts über den hieher 








Lateinische Grammatiken, ang, v; 2. Welhaber. 7 


will. ‘Der Erzähler vergisst offenbar in diesem Bestreben‘ die indireete 
Darstellungsform. — 8; 326, Auch an die Ersetzung von adhuc, hodie 
u. ä. in der Oratio' obliqua' war zu 'erinnern. —' $. 328. Wie wenig 
man für #F ausreicht, wenn man von der Modalbedeutung = wie aus- 
geht (von Wunder aufgestellt), hat Meiring schlagend nachgewiesen. 
Eben diese Ansicht wird zur Erklärung der Construction der Verba 
timendi verwendet nach einer Bemerkung Nägelsbach's, wie im Vorwort 
gesagt ist; man wird wol doch an der alten Ansicht, dass die Verba 
timendi für den Lateitier Ausdrücke des Wunsches waren, festzuhalten 
haben. — $. 331. Anm. Sobald bei vereri u. ä: (selten meiuere) ein 
Infin. erscheint, liegt immer der Sinn des sich bedenkens darin. — 
$. 338. Unsere Ansicht über die hypothetischen Sätze wollen wir aus- 
führlicher bei der Besprechung von Nr, % entwickeln, nur das möge hier 
erwähnt sein, dass mit den Angaben über Indie, und Conjunctiv im 
Vordersatz, “wenn die Annahme als wirklich dargestellt wird’ und 
"wenn die Annahme als reine Vorstellung, ohne Beziehung auf 
die Wirklichkeit dargestellt wird, denn doch im Grunde dasselbe gesagt 
ist! — $. 338. Anm. 3. Unrichtig ist, dass auch, wenn ein sogenannter 
unwahrer Bedingungssatz als indireete Frage abhängig wird, aus /uis- 
sem des Nachsatzes stets /uurus fwerim wird. Das regelmäfsige ist 
Juurus fuissem, vgl. Liv. 10, 45,9. 28, 24, 2 ib. Weifsenborn, — 
8.342. Praeter id quod für praeterguam quod ist erst nachelassisch. 
— $. 345, Dass die Theorie von dem causalen Sinne des cum temporale 
mit Conjüunet. des Imperf. und Plusquamp. nicht zu: halten, ist bereits 
so vielfach nachgewiesen, dass man sie hier zu finden nicht erwarten 
konnte, Auch die Bemerkung, cm stehe mit dem Indio., "wenn der 
Temporalsatz sich auf ein einzelnes Wort im übergeordneten Satze be- 
ziehe, ist nicht stichhaltig, da diese Worte tum, eo fempore u. ü. ja 
nur die Ankündigung für den den ganzen Hauptsatz bestimmenden Tem- 
poralsalz bilden. Das dritte Beispiel /uit, cum — arbitrarer ist doch 
zu sehr anderer Art, als dass es hier könnte angeführt werden, — ib. 
Anm. 1. Das cum im Nachsatze und cum interea, das wenigstens in 
der Regel eine nachträgliche unwesentliche Zeitbestimmung ein- 
führt, sind verschiedener Art: — 8.345. A. 2 ist im Grunde von 8.342. 
Anm, 4 nicht verschieden, womit sich die angebliche nothwendige Über- 
einstimmung auch im Tempus von selbst hebt; vgl. übrigens Sall. J. 
102%, 5. — 8. 347. Die zwei letzten Beispiele zeigen klar, dass es doch 
nicht ganz gleich ist, ob bei priusguam der Conjunet, plusquamp. oder 
der Indic. perf. steht. Dasselbe ist von dum 8.349 zu sagen. — $. 352. 
Ungenau ist es, dass das Relativ sich *immer’ auf ein im übergeordneten 
Satze ausdrücklich geselztes oder zu ergänzendes Demonstrativ bezieht. 
Man’ kantı das nur von den sogenannten Correlativsätzen behaupten. — 
8. 353. /d quod steht in der Regel in Zwischensätzen. — $. 353. A. 1. 
Die Regel über die Gongruenz des Relativs als Subjectes mit seinem 
Prädicatssubstantiv hat Krüger 8; 300, 2 vorsichtiger gefasst, mit Recht, 





Lateinische Grammaliken, ang. v. 2. Vielhaber. 7 


und die aus dem Buchhandel verschwundenen “Vorlesungen über Iatei- 
nische Sprachwissenschaft” von Reisig mit den Anmerkungen von Haase 
nicht zu Gebote stehen, es empfehlen kann als Mittel zur grammatischen 
Interpretation der Schriftsteller, so muss man doch sagen, dass es eine 
‘schulgrammatik, also für den Gebrauch des Schülers berechnet, ebenso 
wenig ist, wie das erwähnte Werk von Krüger, dem der Verfasser mit 
gutem Bedacht den Titel einer Schulgrammatik, den ihm der Begründer 
desselben A. Grotefend beigelegt hatte, entzogen hat. Wir zogen mit 
gutem Grunde das Krüger'sche Buch zur Vergleichung heran, da mit 
diesem die vorliegende Grammatik sowol was Umfang, was Methode, 
ja nicht selten selbst, was den Ausdruck betrifft, in inniger Verwandt- 
schaft steht, was zum Theil wenigstens schon die Melhodik beider 
Bücher — beide stehen auf dem Becker'schen Standpunct — mit sich 
brachte. Man vgl. 2, B. 8. 133, 2 mit Krüger $. 510. Aber nicht blofs 
die Masse des Stoffes macht es zum Schulgebrauch unbrauchbar, man 
findet noch manchen Grund, der vor dem Versuche einer Einführung in 
unsere Schulen abhalten muss. Dahin gehören die langathmigen Regeln, 
zu deren Recitation unsere Schüler die Brust eines Aristophanischen 
Schauspielers nöthig haben würden. Durch den Druck schon ist z, B, 
8.107, 5 als eine zu frühzeitig memorierende — nach unserer Überzeugung 
sind die Hauptregeln wörtlich einzulernen — Regel bezeichnet; sie be+ 
steht aus zwanzig Zeilen! und so viele andere, Dazu kommt noch ein 
anderes Bedenken, Obgleich zwei Bücher desselben Hrn. Verf's, die 
unter 3 zu besprechende Vorschule und die unter 4 anzuführende Ele- 
mentargrammatik bestimmt sind, dieser Grammatik den Weg zu bahnen, 
ist doch häufig auch in vorliegendes Buch etwas aufgenommen, was 
in jene, nicht in dieses gehört, z. B. $. 131, & die Regel über die Um- 
wandelung des neutralen Gerundiv mit esse — nach des Hrn, Verk's 
Terminologie — in die persönliche Construction. Eine doch wol nur für 
die höchste Stufe des Laleinunterrichtes an den Mittelschulen bestimmte 
Grammatik soll sich mit dem Wege vom Deutschen in’s Lateinische 
nicht mehr beschäftigen. Dieser Mangel an Begrenzung geht aber so 
weil, dass in ein und derselben Anmerkung Dinge stehen, die der Ter- 
ianer lernen soll und die der Octavaner auf Anlass der Leetüre 
n kann. Man vgl. $. 105, 5. Anm. 108, 6. A, 5. 111, 8b, 
Anm. 15, wo zusammenhängend gesprochen ist über wligufd navi, 
senile aligeid und über Altractionen wie si gudeguam in vobis, nan 
dieo eivilis, sed humani essetz und die Exposition zu $. 115, 10; 
und so sehr häufig. Endlich gehört nicht zu den Vortheilen, dass unler 
demselben Gesichtspunct sehr verschiedenartiges, wenn nur einigermalsen 
Anlass ist, zusammengestellt ist; vgl. z.B. $. 157 b, 6, 7 und beson- 
ders 8 und 9. — Aus dem Gebiete der Synlax des vorliegenden Buches, 
die wir etwas genauer durchgesehen, mögen nun einige Partien be- 
sprochen worden, Voranschicken wollen wir die wiederholte Anerken- 
mung, dass wir in den Noten eine bedeutenden Zahl feiner Beobach- 








Lateinisch Grammaliken, ang. v. Z. Wleihäber. am 


Rem robis proponam; vos eam suo non nominis Sr rg 
Cie, Ver. 4, 1. - 

8 109,2. Wenn gesagt wird, ‘das altribulive Adjestiv bezeichnet 
eine einem Gegenstand beigelegte Eigenschaft’ so ist damit ebenso 
wenig als an einer späteren Stelle, wo verwandtes besprochen wird, 
8. 166, 6 in einen sich häufig schon äufserlich ankündigenden Unter- 
schied eingegangen. Wenn wir perturbatus militaris vir urbana 
did ertate (Liv. 30, 3. 7, 8) vergleichen mit mdsiti guidem ar- 
mato nihil secum praeter instrumenta bellt portanti quid invium 
aut inersuperabile esse? Liv. 21, 30, 9, so fällt gleich der Unterschied 
des 5 orgarımrindg dvje und 6 orgarıorng amkusutvog in die Augen. 
militaris vir und urbama libertas bildet zusammen je einen Begriff, 
man mag nun von attributiver Verbindung oder von Inhatenz sprechen; 
hingegen ist im zweiten Beispiele miles ein selbständiger Begriff, der 
durch die Verbindung mit armatus nicht sich in einen neuen verwan- 
delt, sondern dem nur noch eine ihm eben erst durch das Adjectiv bei- 
gelegte Eigenschaft zur Heraushebung aus seines gleichen. beigelegt 
wird. Man mag dieses leiziere die prädicative Verbindung oder die 
der Coharenz nennen. Die Stellung ist allerdings nicht entscheidend, 
da vielfach rhetorische und andere Gründe sich geltend machen, im 
ganzen möchte jedoch wenigstens das fesistehen, dass das atlribulive 
Adjeetiv mit Ausnahme gewisser fester Verbindungen (s. Heinichen, Lehr- 
buch der Theorie des lat, Stils $, 181 uw. 19% der 2, Ausgabe) häufiger 
dem Substantiv vorangeht, während die Stellung des prädicativen Ad- 
jectivs vor und nach seinem Substantiv möglich ist. Es scheint aulser 
rhetorischen Gründen oft auch «ine blofse Vorliebe der Schrifsteller 
Einfluss gehabt. zu haben; man kann im Cesar und Sallust ziemlich 
lange lesen, ehe man an ein seinem Substantiv Fe Mai 
kömmt. Vgl. übrigens Meiring 3. 902—911. 

8. 110. In der Lehre von den Casus gehtider Br. Verf. von 
dem, besonders auf dem Gebiete der deutschen Grammatik geläußgen 
Grundsatze aus, dass sämmtliche Casus obliqui Objecte, also Casus des 
Verbi oder des Satzes seien, Accusativ und Geniliv, Dativ und Ablativ; 
demgemäls wird denn $. 101, 1 der Genitiv dahin definiert, dass er 
bezeichne “die nähere Bestimmung eines intransiliven Verbs oder eines 
Substäntivs oder eines Adjeelivs, und nicht, wie sonst üblich, mit dem 
Genitiv bei Substantivis, sondern mit dem bei Verbis begonnen. Es 
wird gehandell zuerst vom Genit. bei den Verbis und Adj, affectuum, 
dann von dem bei Verbis und-Adject, memoriae, daran sind die Partie. 
präs, geschlossen, darauf folgt der ‚Genitiv bei den Verbis acousandi, 
dann der bei den Adject. des Antheiles, der Fülle und des Mangelsz 
bei esse u. ä. als prädicaliver *) Gen, possessivus, der Gen, qualitatis, 
‚pretii, interest, refert; daun erst wird vom Genitivus bei Substantivis ge- 


*) Nach des Hrn. Verf.'s Auffassung natürlich Object, D 








Lateinische Grammatiken, ang. v. Z. Vielhaber. 7 


ausdrucke verbunden werden. Das ist es nicht, mit der Aufzählung bei 
Krüger $. 334° dürfte das in classischer Prosa vorkommende Mafs er- 
schöpft sein; übrigens sind die Anmerkungen Krüger's 5. 445, 2 und 
446, 1 zu beachten, — $. 111, 9. A. 19. Bei der Verbindung zweier 
Genilive mit einem Nomen ist keine Rücksicht genommen auf den häu- 
figsten Fall, dass der objeetive Genitiv mit dem Nomen einen Begrifl 
bildet, zu dem dann der subjective (nicht possessive) hinzutritt, ebenso 
nicht auf die so gewöhnliche Stellung des Nomens zwischen den Geni- 
tiven, die selbst dann häußg ist, wenn ein Genitiv vom anderen ab- 
hängt, vgl. Ges. b. g. 2%, 17, 2, endlich nicht auf mannigfache Verbin- 
dungen und Häufungen von Geniliven, vgl. z. B. 2, ‚praef. 3. Cs. 
b. g. 3, 8, 1. Sall. J. 30, #. 

8. 11%, 3. Für das innere Objeet dürfte auch die @pplerg, 
die Curlius griech, Gramm, $. 400 gegeben hat, aufs lateinische anzu- 
wenden sein, man vgl. Ane puyna pugnata, longam olam ire, moveri 
Cyclopa, foedus fertre (guae vicerant Tac. A. 12, 60), mom multum 
confidere. — $. 112, 7. Anm, 7. Wie gewöhnlich wird vor profun- 
dus (statt adtus), vor Magnus und crassus mit Accus. der Ausdeh- 
nung gewarnt; anzuführen war /ongws, bei dem ebenfalls der Accus, 
der Ausdehnung selten ist, vgl. Fabri zu Liv. 21, 8, 11. Ferner 
sind die Accusalive magnam pariemn, multum, plurimum, nihit u. &, 
als Aceus. der Ausdehnung erklärt, während sie doch den in $ 11%, 9. 
A. 3 behandelten Aor, del, quod, multa ce. ebenso sicher nahe stehen als 
sllyov erehver, wdrre welheoder dem gewöhnlichen inneren Objecte, 
Übrigens rechnet auch Weifsenborn zu Liv, 29, 18, 17 mit Unrecht 
Fälle, wie dam aliquantum allttudinis opus ereverat unter den Accus. 
der Ausdehnung. Ebenso gehört unter das innere Object #4 netatiru,ä. 
vgl. Reisig Vorles. $. 382 mit Haase’'s Anm. 556. — $. 113,1 A. So 
wenig der Hr, Verf. bei esse, /leri u. ä. von einem *prädicafiven Nomi- 
nativ als Apposition’ spricht, so wenig durfte er bei appello u. ä, von 
einem *prädicativen Accusativ als Apposition” reden. Auch wäre nach 
8 10%, 2 hier zu ordnen a) das Sein bewirkende Verba, b) das anschei- 
nende Sein bewirkende, c) Verba des Wofür-haltens und Wie-benennens 
wet, — 8. 113, 2 B. Nicht treffend ist die Behandlung der Zeitwörter 
mit zwei Objecten. Vgl. Zeitschr. f. d. österr. Gymn. 1859. 8. 705. 

8.114,4. Beim Dativus commodi war an Stellen zu erinnern, an 
denen das Interesse sich als Abwehr zeigt, vgl. Cms. b, g. 2, 20, 3. 
His difficultatibus duae res erant subsidio ib. Kraner. — 8. 114, Aa. 
Neben den angeführten dichterischen Anwendungen des Dativs war darauf 
hinzuweisen, dass Dichter, Livius, Tacitus u. a. bei Adjeotivis, seltener bei 
Verbis den Dativ an Stelle von ## mit Accus, der classischen Prosa setzen. 
Vgl. Nipperdey zu Tac. A. 11, 9 u. 15, 4, 8. Roth Tac, Agr. exe. X, 2 
— $. 114, 12. In der Behandlung der Verba mit doppeltem Dativ waren 
mit esse zu verbinden die Passiva dueitur, tribuitur, vertitur u. &. dann 
die entsprechenden Acliva, dann erst do, accipio, mitto u.a.; ferner zu 








Lateinische Grammatiken, ang. v. Z. Welhaber. a8 


Roma-e sei, ferner besonders zur Localbezeichnung sich das € des 
Ablativs vielfach zu 4 verwandelt habe, richtig sei, füllt in das Gebiet 
der Sprachvergleichung; jedenfalls gehört die schr gewagte Theorie nieht 
in die Schulgrammatik. 

$. 122, 2, A.3. Man kann kaum sagen, dass in Fällen wie negue 
cuiguam mortatium iniuriae sume parvae videntur, das Possessiv- 
pronomen an Stelle der Genitivs s%# geselzt sei; wenigstens in dem 
bei Kühner bezeichneten Falle (Personennamen auf for von Transitivis, 
denen noch die von Adjectivis relativis abgeleiteten anzureihen wären, 
s. Haase zu Reisig A. 540) hat man immer den ganz eigentlichen posses- 
sivus; dnfuriae meae sind an und bei mir befindliche #nf,, ob sie von 
mir ausgehen oder auf mich gerichtet sind, deutet die sprachliche Form 
nicht an. Neben eustodem hujus urbis et vestrum waren auch die 
Genitive origo nostri, absentla sed, u. &, bei Tacitus, den Dichtern und 
Späteren zu erwähnen, s. Haase a. a. 0. — $. 122, 3. Die Gebrauchs- 
weisen des Reflexivums sind besser ausgeführt als in den meisten Gram- 
matiken; aber eine Bemerkung, die A. & nur für einzelne Fälle gegeben 
ist, war als Charakteristik aller Fälle, iu denen das Reflexiv nicht das 
grammatische Subject verlritt, voranzustellen, nämlich, dass dem durch 
das Reflexiv vertretenen Nomen eigentlich die Aussage gilt, dass es s0- 
genanntes logisches Subject isl Kaum dürfte ferner das teci- 
proke Inter se mit anderen Fällen zusammenzustellen sein. Derselbe 
Grund ist, warum in Beziehung auf das zu einem lofinitiv oder zu einem 
Substantiv zu denkende Subject auus und se angewendet wird, also in 
Sätzen wie: Marimum solattum est, cogitare id sibi acckdisse, quod 
ante se passi sin Omnes umnesque passuri und welche Nipperdey zu 
Tac. Ann. 2, 38 noch anführt, S. Krüger $. 407%, 2% u. A.2. Auf diese 
war unter 122, 3 u. 4 Rücksicht zu nehmen. — $. 122, 5. Über das 
Reflexiv in conjunctivisch abhängigen Sätzen, wenn es das Subject des 
Haupisatzes, das mit dem des Nebensatzes nicht gleich, aufnimmt, dürfte 
die Sache so stehen, Es steht das Reflexiv überall da, wo der Conjunctiv- 
satz irgendwie den Gedanken des Subjeetes des Hauptsatzes darstelll, also: 
in indirecten Fragen, in positiven und negativen Finalsätzen mit ut, 
ne, quo oder dem Relativ, in abhängigen Heischesätzen, nach gueminns, 
in Sätzen, die durch qufm — dass, in Temporalsätzen , die durch dam 
(donec) guoad eingeleitet sind, bei guod u. ä. e. conj.; es kann stehen 
(die oben angegebene Bestimmung gibt den Mafsstab) in Sätzen mil dem 
immanenten wi (facio ur u. ä.), mit anfeguam, priusqguam, mit cum 
eausale und temporale, mit dem Relalivum causale, in Vergleichungs- 
sätzen mit zamquam u. ü., in hypolhelischen Sätzen mil dem Conjunetiv, 
Nicht ist es angewendet in Consecutivsätzen mit &, in Sätzen mit quin = 
dass nicht (nemo est am fortis quin euwı perturbet mowitas rei). 
Aber auch in diesen wie überhaupt allen Nebensätzen tritt su# ein, s0- 
bald sie Nebensätze einer Oratio obliqua sind. Vgl. Meiring lat. Gramm, 
8 719, a. Der ebend. b) besprochene Fall (Conjunetiv der indireeten 

Zeitschrift f. d. österr, Gymnas, 1861. X, Heft, 5% 














Lateinische Grammatiken, ang. v. Z. Vieihaber. 785 


Weifsenborn zu Liv. 4, 7, 6. Fabri zu 21, 33, 2 Krüger Gramm. $. 496, 
Anm. 1. — 8. 132, 10, Anm. 10. Beim Part. fut, act. ist übersehen, 
dass es nicht eben selten vorkömmt anstatt s/ urus essem cet. vol. 
Tac, Agr, 1 fin. und — zrus fwerdm cet, als hypolh. Nachsatz vgl- 
Nägelsbach Stil, $. 115 a. S. 313 der 2. Ausg. — 8.132, 11, Anm. 15. 
Sätze wie Ges. b. c. 1,29, 3. Galliam Naliamque teınptarl se ab- 
sente nolebat sind damit, dass der Abl. abs. nothwendig sei, weil er 
nicht zum Prädicate des Satzes, sondern zu einem anderen Satztheile 
gchöre, unriehtig bezeichnet. Der Abl. abs. hat mit modebat eben nichts 
zu ihun, sondern nur mit dem Ace. ce. inf., in welchem das Subj. des 
Abl. absol. nicht vorkömmt; äbnlich ist Just, 2, 12. Qui quum deserto 
proelio... dilabi vellent. — $. 133, 1, Anm, 3. Nicht ganz zusammen- 
stellen kann man were Merellus, publice testem mit minime largitare 
duce, da wie auch das gewählte Beispiel zeigt, die Verbalien aul tor 
den Adjectivis näher stehen. Übrigens gehört $. 133 eher in die Syno- 
nymik als in die Grammatik, 

8. 133, 2, C, c, wird behauptet, ze sei die Negalion der delibera- 
tiven Frage, während $. 108, 5, 1 non dafür erklärt wird. — $. 133, 
2, Anm. 9 wird gesagt, dass das deutsche “nicht” der dringlichen auf 
Bejahung rechnenden Frage lateinisch nicht übersetzt werde. Was be- 
deutet denm monne z. B, in: Nonne poelae post mortern nobilitart wo- 
dunt u.ä? 

$. 140 a 1, Anm. 5. Indem wir die allgemeinen Regeln des Con- 
seeutio temporum und selbst den Versuch, jedes logische Perfect mit 
folgendem Imperf. für ein bistorisches zu erklären, übergehen, erwähnen 
wir ein paar Einzelheiten. So wird gesagt, wenn die Conseculivsätze den 
Regeln der Conseeutio temporum sich fügen, so werde ‘die Folge als 
ein Gedanke des Subjects im Hauptsatz ausgesprochen.” Dagegen ist zu 
erinnern, dass dann bei Rückbeziehung auf dieses Hauptsubjeet immer 
sui stehen müsste, und dass folgerichtig auch z. B. bei guas# u. ä. der 
Nebensatz aus dem Gedanken des Hauptsubjeets müsste gesprochen sein, 
— 5. 140 a, Anm. 6. Um die Consecutio der Finalsätze zu begreifen, 
erinnere man sich an den ganz analogen Gebrauch des Griechischen. 
Wenn Fv& mit dem Conj. verbunden ist, 30 zeigt uns das, dass der 
Modus mit der Absichtspartikel nichts zu thun hat, dass der Satz auch 
in selbständiger Fügung einen Cönjunctiv haben würde. Nun hat der 
griechische Conjunetiv immer die Bedeutung, dass er das Eintreten po- 
stuliert, was eben der Absichtssatz auch will. Den griechischen Con- 
junetiv deckt aber ganz der Int, Conjunetiv des Willens, der eben "auch 
das Geschehen fordert. Der Modus aber, der das Geschehen erst fordert, 
drückt an sich schon das Geforderte als etwas im Augenblick der For- 
derung noch nicht Eingetretenes aus. 

8. 140b, b, c. Wie viel die treffliche Darlegung Meiring’s über 
den Conjunetiv in abhängigen Nebensätzen (der indireoten Darstellung 
und der Annalıme) vor den gewöhnlichen Regeln voraus hat, zeigt recht 





Lateinische Grammaliken, ang. v. Z. Wehhaber, 237 


Relativ- oder wie W. Krüger sie nenät, relaliven Nebensätze, sowol was 
richtige Einsicht in das Wesen dieser Sätze an sich, als was den Molus 
derselben in indireoter Abhängigkeit betrifft. Gerade Th. Krüger's Gram- 
watik, die so vielfach malsgebend für vorliegendes Buch ist, stellt diesen 
Unterschied voran. — $. 145, 1, a 7. Die Wiederholung des Substan- 
tivs nach dem Relativ ist nirgends häufiger als bei dies, — $. 146, 
9, A. 13. Die nothwendige Einbeziehung des Substantivum appellativum 
in den Relativsatz, der zu einem Eigennamen tritt, beruht auf demselben 
Gesetze, nach welchem lateinisch zu sagen ist Cicero, home disertissimus 
u. ä. Ein Nomen proprium muss erst durch Aomo urds u. ä. innerhalb 
‚eines Genus gestellt werden, um durch einen Adjeotivsatz von den anderen 
Species der Art geschieden werden zu können, Daraus erklären sich leicht 
die mehrfachen Fortbildungen dieses Gebrauches. — $: 145, @, A. 15. 
Ungenau ist die Regel über die Einbeziehung altribuliver Adjectiva, be- 
sonders Superlative, in den Relalivsatz. Der Lateiner ist eben sor; 

als wir, und sagt: Veniat Cesar cum copiis, quas habet firmissimas, 
weil nicht die Truppen des C. an und für sich färmissimae sollen 
‚genannt werden, sondern gesagt werden soll, dass C. mit denen von 
seinen Truppen kommen soll, die seine besten sind, Es kann also von 
einer ‘Trennung’ des Adjeclivs von seinem Substantiv im Hauptsatze 
nicht geredet werden. — $. 148, 2, A. Puin stalt gud non im Gon- 
junetiv nach negativen Hauptsätzen ist wol nur auf gewisse Nega- 
tionen im Hauptsatze , wemo, nullus, numquam, nihid entweder allein 
oder so, dass ein adjeotivisches Prädicat mit Zam steht, beschränkt, — 
$. 149, 4. Die Regel über cam temporale mit Indie, “wenn im Haupt- 
und Nebensalze gleicharlige Zeitformen stehen’ ist richlig, aber noch zw 
allgemein, was sich besonders aus der Regel #erght, cum temporalo 
siehe mit dem Conji Imperf. und Plusqguamperf., "wenn im Hauplsatze 
ein Perfect oder historisches Präsens steht’ Gleichartige Zeitformen können 
ja auch histor. Perfeet »histor. Perf., histor, Perf: histor. Präsens cet, 
sein, und demgemäls finden sich auch Sätze mit Indie, des historischen 
Perfeets im Haupt- und im temporalen Nebensatz. Vgl. Nep. Iph. 2, 4. 
Cum Artazerzes Aegyptio regt beilum inferre voluit, Iphicratem ab 
Atheniensibus ducem petivit, in welchem Satze sich der Nebensalz nicht 
"auf ein einzelnes Wort des Hauptsatzes' bezieht. $. Hoffmann die Con- 
‚Sruclion der lat. Zeitpartikeln S. 64, fl. Es war noch hinzuzusetzen, 
"wenn die Handlung des Nebensatzes als. vorliegendes Factum mit be. 
hauptet wird. $. 149, 8. Cum causale c. conj. gibt überhaupt eigent- 
lich gar nicht einen Gründ an, sondern nur die Beschaffenheit der Um- 
stände, unter denen die Haupthandlung vor sich geht. — $. 149, 10, b. 
In den Fällen, in denen bei dem parlitiven em -Zum der Gonjunctiv 
steht, ist es nicht, weil mit cum ein vergleichender Gegensatz eingeführt 
wird, was in den drei angeführten Beispielen Cic, n. d. 1,1, 1. de repp. 
6, 15, 15. Lee, 7, 23 gar nicht der Fall ist; auch in fam. 15, 9, 3 nicht, 
weil das gleiche Prädieal ist; sondern weil das durch cum ausgedrückte 





Beytienmütter, Altdeutsche Dichter, ang. v. #. Reichel, 78 


Studien entfremden. Anderseits hat jedoch auch dileltantisches Wesen 
schon viel verdorben, ganz unhaltbare Lehrsätze in die Welt hinaus- 
gestreut und so einer unbefangenen Würdigung unserer literarischen 
Vorzeit grofse Hindernisse verursacht. Daher scheint denn doch neben 
der Begeisterung die nöthige Vertrautheit mit dem Gegenstande erfor- 
derlich; dass beide Eigenschaften wohl vereinbar und von bedeuten- 
derem Erfolge sein können, hat, wie uns scheint, Vilmar in der ersten 
Hälfte seiner gleichfalls aus Vorlesungen hervorgegangenen Lileratur- 
geschichte glänzend gezeigt. Trotz dem aber, dass also Vilmar hier 
Vorbild bleibt, ist eine neue Bearbeitung desselben Stoffes keineswegs 
überflüssig; gerade in der =sthetischen Behandlung jener Dichterwerke 
sind neue selbständige Versuche um so dankenswerther, je mehr gewisse 
stehend gewordene Phrasen bereits durch alle kleineren Handbücher ge- 
schleppt und ungeprüft nachgesprochen werden. Der Hr. Verf. des in 
Rede stehenden Büchleins versichert uns zwar, dass er nichts biete, 
was er nicht selbst gelesen, wieder gelesen, auf das ernsteste geprüft 
und durehforscht habe — aber es steigen uns doch hin und wieder 
Zweifel auf, ob er in seinen Urtheilen nicht bald von diesem, bald von 
jenem Vorgänger beeinflusst worden sei, Wenigstens scheint es uns 
ganz nalürlieh, dass jemand, der mit so frischer Lust an die Leclüre 
unserer mhd. Dichter geht, da und dort etwas neues Anden, neue Ge- 
sichtspungte erhalten, neue Vorzüge entdecken wird. Aber wir haben 
das nicht wahrnehmen können. Die Charakteristik Hartmann's z. B, bewegt 
sich ganz in den bereils ausgefahrenen Geleisen; die Feinheir des Dich- 
ters, die eben nicht nur in der Sprache liegt, sondern in der künst- 
lerischen Behandlung seines Sloffes, wie schon Gottfried richtig an ihm 
rühmte, dass er „diu mzere beide üzen unde innen mit worten unt 
mit sinnen durchverwet und durchzieret? — die ist nicht aufgefasst. 
Seine gemütbliche Erzählergabe, der es an hohen Zielen, grofsartigen 
Entwürfen und kecken Zügen gebricht, erfreut durch das liebevolle Ver- 
senken in den Gegenstand, durch die köstliche Detailmalerei, die wahr- 
haft virtuose Ausführung kleiner Bilder. Man braueht gar nicht weit in 
Iwein hineingelesen zu haben, um das zu finden: wir erinnern, um das 
gleich anfangs geschilderte Fest an Artus’ Hofe zu übergehen, nur an 
die launige und trefliche Schilderung des guten Wirthes, zu dem sich 
nach Gawein’s Erfahrungen schon mancher füchtige Ritter versessen 
habe u. s, f. Dieselben Vorzüge werden sich in allen Hartmann’schen 
Schriften vorfinden, in denen er sich bereits als Künstler zeigt, also 
auch im armen Heinrich und im Gregorius. Wolfram ist fast, ohne 
Beuriheilung geblieben, vermuthlich hat der Hr. Vf. hier nicht gelesen ; 
auch Goltfried, scheint uns, hätte auf ein frisches Gemülh noch andere 
Eindrücke machen müssen, Das beste an dem Buche bleibt eben die 
freudige Hingabe, die Begeisterung, die denn auch hin und wieder zu 
einem hübschen Bilde, einem treffenden Vergleiche führte; durch diese 
Begeisterung kann also mancher angeregt werden. Aber auch nur so 











Koppe, Die ebene Trigonometrie, ang. v. J. Ärist. 793 


falls fehlt. Wie in dieser letzteren, berechnet der Verfasser auch hier 
die Meridiane nach Paris und Greenwich und Iheilt Mafsstäbe für ver- 
schiedene Längenmaßse mit; in den Über- und Beischrifien der Karten 
bedient er sich der lateinischen Sprache. Die Ansprüche an die Terrain- 
zeichnung dürfen auf dem Gebiete der historischen Kartographie nicht 
allzu hoch gespannt werden. Das gröfsere Format, welches auch die 
oben besprochene Erweiterung des Sioffes begünstigt hat, ist zugleich 
für das Auge vortheilhafter, freilich etwas minder bequem für den Schul- 
gebrauch. Die technische Ausführung. ist gefällig, wenn auch nicht 
gleichmäfsig gelungen bei allen einzelnen Blättern, unter denen sich 
durch Feinheit des Stiches besonders die beiden neu hinzugekommenen. 
und Tafel V auszeichnen, während in den jüngeren Auflagen des kleineren 
Atlas die äufsere Erscheinung verloren hat. Wenn wir somit den vor- 
liegenden Karten manche Vorzüge vor dem letzteren einräumen müssen, 
so ist diesem anderseits der unschätzbare erläuternde Text vorbehalten 
geblieben ; beide Sammlungen schliefsen überhaupt einander nicht a.usy 
sondern dienen zu gegenseitiger Ergänzung. 

Aufserdem sind in derselben Verlagshandlung zu sechs der be- 
sprochenen Karten — 11, III, IV, Vi, IX und X — Flussnetze erschienen 
und wie die Blätter des Allas anliquus auch einzeln verkäuflich, Mit 
den nämlichen Platten sehr ansprechend ausgeführt, enthalten sie auch 
die Landesgrenzen und Stralsenzüge und deuten die Lage der Städte 
durch Ringe an. Zur festeren Einprägung der horizontalen Configuration, 
der Hydro- und Topographie, zur Eintragung der Städtenamen, hie und 
da auch der Gebirge werden sie gewiss gute Dienste leisten und daher 
für mündliche wie schriftliche Durchprüfung des historisel 
schen Lehrstofles eine IrcMiche Handhabe darbieten. Im Interesse des 
Unterrichtes ist ihnen die weiteste Verbreitung zu wünschen. 

Wien. H Ficker. 


Die ebene Trigonometrie für den Schul= und Selhst- 
unterricht bearbeitet von Karl Koppe, Professor und Oberlehrer 
am königl, preufsischen Gymnasium zu Soest, Drilte verbesserte 
Auflage. Essen, G. D, Bädecker, 1860. — 1 1. 12 kr, Ö. W, 


In Betreff des Lehrstoffes schlielst das Buch sich so ziemlich an 
die bei uns üblichen Lehrbücher der Trigonometrie an, zeichnet sich aber 
vor diesen in Beziehung auf die Behandlungsweise durch die strenge 
Wissenschaftlichkeit aus, ohne dass ihm deshalb an seinem elementaren 
Charakter Abbruch geschieht, Dieser Vorzug des Koppe’schen Lehrbuches 
zeigt sich ganz besonders in der Gründlichkeit, mit welcher in demselben: 
die Fundamentalbegriffe der Goniometrie entwickelt werden. Es dürfte 
daher nicht überflüssig sein auf diesen Punet etwas näher einzugehen. 

In dem «Lohrbuche der Geometrie für die Obergymnasien von Dr. 
Franz Moönik?, welches an den österreichischen Gymnasien am meisten 
im Gebrauch sein dürfte, beginnt auf Seite 190 der 5. Auflage die Tri- 





Koppe, Die ebene Trigonometrie , ang. v- J. Ardst. 795 
in den Verbältnissen €, 4, # und deren reciproken unzweidenligo Be- 


ur 
stimmungen für die ei der AM und somit des Winkels MAz 
‚gefunden; mit anderen Worten, es sind dureh jene Verhältnisse die Be- 
griffe der goniomelrischen Functionen in vollster Allgemeinheit festge- 
stellt. Da aus diesen Begriffen gleichzeitig die Gesetze der Werth- und 
Zeichenänderungen, so wie die Relationen der goniometrischen Funetionen 
mit Leichligkeit sich ergeben, so ist hierdurch für die Goniomelrie eine 
Grundlage gewonnen, welche in keiner Beziehung etwas zu wünschen 
übrig lässt, 

Die eigentliche Trigonomelrie beginnt mit der Auflösung der recht- 
winkeligen und gleichschenkeligen Dreiecke. Behufs der allgemeinen Auf- 
lösung der Dreiecke werden sodann die Gleichungen @ sin 4 B sin A 
und ce = ac098 A + 5 cos A als Grundformeln abgeleitet, welche in Ver- 
bindung mit der Relation A+ 3+ € = 180° zur Berechnung der un- 
bekannten Dreieckstücke hinreichen. Jene Formeln, welche in speciellen 
Fällen eine einfachere Rechnung gestalten, werden erst dort aufgestellt, 
wo das Bedürfnis hiezu nöthigt. Unter diesen Formeln werden leider 
die Relationen 

+ sin 4(A—C) = (a — ec) cos} 2, 
bes+(A—O)=l(a+e)sin;B 
vermisst, welche sich sehr vortheilhaft verwenden lassen und auf welche 
Mollweide zuerst aufmerksam gemacht hat, Bei der Ableitung der Lehr- 
sätze und Formeln bedient sich der Verf. zunächst der wegen ihrer An- 
schaulichkeit sich besonders empfehlenden synthetischen Methode, lässt 
aber dieser regelmäfsig die analytische Entwiekelung folgen, Wenngleich 
dieser Vorgang etwas ermädendes an sich hat, so bietet derselbe dagegen 
den nicht geringen Vortheil, dass der Lernende Gelegenheit findet, das 
eigenihümliche Wesen der Synthesis und Analysis recht klar zu erkennen. 
— Der dritte Abschnitt enthält eine grofse Anzahl gut gewählter: Auf- 
gaben, wovon die eine Partie die Auflösung trigonometrischer Gleichungen, 
die andere die Berechnung von Dreiecken und Vierecken betrifft. Den 
Nutzen der allgemeinen Dreieckaufgaben hat der Verf, noch dadurch er- 
höht, dass er der Rechnung immer die Auflösung dureh Construetion 
vorausgeschickt hat, Die Zahlenbeispiele sind theils mit, theils ohne 
Logarithmen berechnet, was die Fertigkeit im numerischen Rechnen we- 
sentlich fördern hilft. Den aufgelösten Musterbeispielen folgt noch eine 
ziemliche Anzahl ungelöster, welche dem Schüler hinreichenden Stoff zur 
Selbstübung bieten. — Die Anwendung der Trigonometrie auf die Feld 
messkunst ist im vierten Abschnilte zwar nicht in grofsem Um/ange, aber 
immer hinreichend vertreten, um dem Lernenden den grofsen Nutzen 
der Trigonometrie für praktische Zwecke ersichtlich'zu machen. Die Ver- 
wendung der goniometrischen Funclionen zur Auflösung von Gleichungen 
und zu arithmetischen Zweeken bleibt leider unberücksichtigt. — Im 
fünften Abschnitte werden mit Zuhilfenahme rechlwinkeliger Coordinaten 





Frick, Anfıngsgründe der Naturlehre, ang. v, 4. Pisko. 797 


wickelt; ebenso trägt es zur Klärung der Begriffe keineswegs bei, wenn 
die Null und das unendlich kleine für ein und dasselbe angesehen wer- 
den. Man muss sieh darüber um so mehr verwundern, da anderseits 
der Verfasser von seinem Streben nach „Erweckung und Belebung eines 
wissenschafllichen Sinnes” sich so weit fortreifsen lässt, dass er Formeln 
wie @—b)Fb=a, a—a=0, a+0=au.s. w. mit allem Ernsto 
beweist, 

Im ganzen jedoch zeichnet das Buch sich durch Klarheit und Kürze 
aus und einzelne Abschnitte sind recht gut bearbeitet, weshalb es jenen 
Lehrern der Mathematik, welche beim Unterrichte die Aufgabensammlung 
von Heis benutzen, immerhin willkommen sein dürfte. 

Die Ausstaltung ist, abgesehen von Druckfeblern, nett. 

wiem Dr. Jos. Krist, 





Anfangsgründe der Naturlehre von Professor Dr. J. Frick. 
Vierte verbesserte Auflage. 8. XIV. u. 281 8. Freiburg, Friedr. 
Wagner, 1861. — 1 fi. 90 kr. 5 


Das vorliegende Werkchen ist für die höheren Bürgerschulen und 
für die mittleren Classen der Gymnasien bestimmt, und entspricht bei- 
läufig den bei uns üblichen Lehrbüchern der Physik für das Untergym- 
masium. Es enthält aufser den nach den Forderungen der Wissenschaft 
geordneten Capiteln der Physik, noch einen «Anhang*, welcher die phy- 
sische Astronomie, physische Geographie und die Meteorologie behandelt, 
Sowol in der Hauptabtheilung, als auch im Anhange sind die entspre- 
chenden Lehren kurz und übersichtlich behandelt, und man vermisst 
keinen der Fundamentalsätze der Physik. Auf eine ausführliche Zeich- 
mung der Apparate und auf eine genaue Beschreibung der Versuche, 
wie auf die Bedingungen für deren Gelingen, wurde hier mit Recht wenig 
Gewicht gelegt, weil das Werkchen Schulbuch sein soll, und mithin blofs 
auf dem in der Schule Gesehenen zu fulsen braucht, Mit gulem Grunde 
verweist der Verfasser diejenigen, die in dieser Beziehung mehr wollen, auf 
seine wohl bekannte physikalische Technik, Im Vergleich mit den frü- 
heren Auflagen hat das Werkchen auch an gröfserer Präeision des Aus- 
druckes gewonnen. In dieser Beziehung bleibt jedoch für die nächste 
Auflage noch manches zu leisten, und dies besonders bei den Erklärungen 
in den ersten Capiteln. So z. B. fehlt bei der Definition von der «Aus- 
dehnbarkeit und Zusammendrückbarkeit® der Beisatz „ohne dass die 
Menge der Materie der Körper verändert wird.” Derlei dürfte sich meh- 
reres finden; wir wollen jedoch davon, als vielleicht zu strenge, ab- 
sehen. Hingegen können wir bei dem Paragraph von der Schwere in 
dem Satze „und da der Erfahrung zufolge alle Materien gleich schnell 
fallen? die Beschränkung „im luftleeren Raum” nicht nachschen. — $. 1& 

Zeitschrift fd, önterr. Gymnas. 1801 X. Haft, 54 








Dritte Abtheilung. 


Verordnungen für die österreichischen Gym- 
nasien; Statistik. 


Personal- und Schulnotizen. 


(Ernennungen, Beförderungen, Versetzungen, Aus 
zeichnungen u, 8. w,) — Der supplierende Reli jehrer am 
Gymnasium zu Königgrätz, Hr. Weltpriester Theophil Hackl, über 
Vorschlag des betreffenden Ordinariates, zum wirklichen Religionslehrer, 

— Der griechiech-katholische Decanals-Administralor und Pfarrer, 
Hr. Johan Guszalewicz in Iwanöwka, datn der griechisch-katho- 
lische Priester, Hr. Marcell Popiel, ferner der provisorische Religions- 
lehrer, Hr, Theodor Szankowski, am Gymnasium in Stanislawow, 
endlich der griechisch-katholische Priester Hr. Lucas Cybik, über 
Vorschlag des betreffenden griechisch- katholischen Ordinariates, zu wirk- 
lichen Religionslehrern für Schüler des griechisch-katholischen Ritus an 
ostgalizischen Gymnasien, und zwar ersterer für das akademische, der 
zweite für das 2. vollständige Gymnasium in Lemberg, der dritte am 
Gymnasium in Stanislawow und der vierle an dem zu Tarnopol. 

— Der Supplent am gr. n. u. Gymnasium zu Suezawa, Hr. 
ERS EN, Nowotny, zum wirkli Lehrer an derselben Lehr- 
anstal 

— Der gewesene Supplent am k. k, Gymnosium zu Spalato, Hr. 
Simeön Ljubid, dermalen in Verwendung beim venetianischen General- 
Archive, zum Lehrer am kön. Gymnasium zu Essek. 

— Der Lehrer am Laibacher Gymnasium, Mr. Johann Macun, 
zum Lehrer am Agramer Gymnasium in gleicher Eigenschaft und 
mit Belasssung in der höheren Gehaltsstufe, ferner der Supplent am 
Agramer Gymnasium, Hr. Jgnaz Jagid, zum ordentlichen Lehrer an 
demselben Gymnasium. 

— Der bisherige Supplent am Staalsgymnasium zu Treviso, Hr. 
Archilles Andreasi, zum wirklichen Gymnasiallehrer mit der Bestim- 
mung für das k, k. Obergymnasium in Mantua. 








— Der gewesene Lehrer an der Communal- Oberrealschule in 
Pesth, Ur. Johann Peischnig, zum wirkliehen Adjunoten für das 
vorbereitende Zeichnen am Wiener polytechnischen Institute. 

— Der provisorische Unterrealschullehrer am der Bürgerschule zu 
Kolin, Hr. Franz Ränik, zum wirklichen Lehrer an dieser Schulanstalt, 


54° 

















lung are en 
eine bedeutende Seite seines Andenkens und seiner Wirksamkeit näher 
in Betracht zu ziehen, Göthe's Verhältnis zu den Hamaniitın 
studien und der classischen Philologie, pP 
Bewundernswerthe bei_Güthe sei d 


e 
Slehte im ee Hin a des Wortes, Mit 
sicher Liebe sehen wir ihn den 
lichen Forschens, der Wissenschaft des Geistes und der Natur, den histo- 


en 

len. Richtungen zu versöhnen zu einträchtigem Zusau - 
wirken hinführen, der Würde des he Namens er 
Wissenschaft ent: end, Zunächst aber ist es erklärlich, dass vor 
allem der Mensch und seine Geschichte ihn anzog. Was dabei sein 
Verhältnis zu den elassischen Studien betrifft, so liegl es uns natürlich 
fern, hier BT einen EEE NR. Bi ‚weis Rare Phüelagie dass Stunde 

iner eigenen Thätigkeit speciel logischen 

hört habe, Ea It hier zunächst nur den N: zu liefern, wie 
Es ‚seine Geistesbildung auf der Grundlage classischer Studien beruhe, 
und die Anerkennung ihres hoben Werthes zugleich mit der li n 
Theilnahme zu constatieren, mit welcher Göthe von der Jugend bis z 
Alter alle dahin einschlagenden Bestrebungen begleitete, alles dies nach 


eigenen lungen; ' ri 

Als Knabe hat Göthe bekanntlich keine öffentliche Schule besucht. 

Auch war die Liebhaberei seines Lehrers, des Rectors Albrecht. be- 
Hebräischen zugewandt; doch wurde daneben Griechisch 

ee > freilich nur je nach dem Standpunek 


1 


H! 


ihre Autoren in Booale und Pros kasheihhes den Jopee Sohle 
namentlich 











 Miscellen. 
Aufserdem waren eine ganze Reihe üf 
vauımn die mitzutheilen. Wir ae Eree znie un 


Zehn selbst Der 

sein avußoAov in einer Schrift ber Aue nade da rn Mad 
Oedipus in 0. R. v. 216—275 von O. Ribbeck und J. 
Classen, Frankf. bei I ier abge- 
druckt der Aufsatz von Ribbeck im Rhein. Museum Bd. XI, S. 129 1, 
worin die Versetzung der Verse 246—251 nach v, 272. ee 
wird, welche die neuesten Herausgeber A. Nauck und W. [in 
der Oxforder -— 1860] = Are in den Text aufgenommen 


. 
2 
Tier 
hi 
5 
grE 


haben, sucht Classen in einem längeren Aufsatz die Reihen- 
folge der Überlieferung in Schutz zu nehmen, indem er in der Ver- 
wünschung v. 236 10» dvög« roöro» nicht auf den Mörder, sondern 


auf den Hehler bezieht, ‘während Ribbeck in einer “Erwiderung” seine 
frühere Ansicht > 

Von Professor Flockeisen waren erschienen. "Fünfzig Artikel 
aus rain een lateinische ee we. VoraUs- 
geschickten Thesen für die pwdagogische Section , Leipzig, m 
31 8. 8. (Die erwähnten Thesen werden wir unten in dem Berichte über 
die pedagog. Verhandlungen mittheilen und zugleich die Resultate der 
treflichen Schrift im Auszuge folgen lassen.) 

Der emerilierte Director des Frankfadler Gymnasiums Vömel, 
der bewährte Kenner und Herausgeber des Demosthenes, | 
Versammlung mit einem Hefte “Orifica ad Demosthenis 
Francof. ap. en 12 5. 8, 

Verein für Geschichte und Alterihumskunde zu Frankfurt 
brachte eine von seinem Schrififührer Prof. J. Becker verfasste Ab- 
handlung dar “Die Heddernheimer Bronzehand, ein Votivdenkmal des 
Juppiter Dolichenus, mit den übrigen Dolichenus-Denkmälern aus Hed- 
derubeim zusammengestellt,‘ Frankf. b. Kruthoffer. 23 S. 4. Mit einer 
lithogr. Tafel. 

108; Prof. W. Wedewer, Inspector der Selectenschule zu Ba 
hatte vier, früber in Zeitschriften zerstreute nee ee ge 2 
dem Titel "Zur Sprachwissenschaft, Freiburg Herder. XX. 
u 133. 8.8. (lohalt: 4. Über die Wichtigkeit Bedeutung ‚der 
Sprache für das tiefere Verständnis des Volkscharakters, mit besonderer 
Berücksichtigung der deutschen Sprache. 2. Über Buffon’s Ausspruch 
te siyie est Chomme meme” oder über die erg des. ‚Stiles für 
die Charakteristik der Völker und Einzelnen, mit besonderer Berück- 
sichtigung des deutschen Stiles. 3—4. Über die Bedeutung der Raum- 
und REED, auf dem Gebiete der ip ce. 
e germanistische Begrüfsungsschrift war wanrilter. 
Eine Erzählung von Konrad von Würzburg, , herausgegeben von Dr. 
Franz Roth, Frankf. b. Naumann. 518.8 guch ‚der einzigen in der 
Frankfurter Siadtbibliothek befindlichen Handsch 
Auch an sungen von aufsen her fehlte es nicht, Vor allem 
ar die Mil lung des Präsidenten allgemeines er ee 
Staatsminister v. Schmerling der Versammlung seine 
kred durch ein besonderes Schreiben ausgedrückt habe, ae 
Überbringer er den Professor Jülg,aus Krakau gemacht hatte, Von dem 
letzteren selbst wurde zugleich als "Festgrufs aus 
die Probe einer Gesammtausgabe der Märchen des Siddhi-Kür 
in kalmükischem Texte. Das aus der k, k. Hof- und Staalsdruckerei 
re Hefl erntete wegen der Schärfe und Sauberkeit seiner 
ee Ausstatiung allgemeines Lob ein. Es ist 
Feis erste Versuch Druckes in Deutschland. (Für: 
Seltenheit dieser Studien mag es zugleich als BIN Sn aEin 


Jin 














enllehnt: 
(Ein ausführlicheres Referat über den inhaltreichen Vortrag würde \ 
Eingehen in zu viele Einzelheiten erfordern.) wi“ han 
Es folgte hierauf ein Vortrag des Professors Stark aus Heidel- 
berg “Über die Epochen der griechischen Religionsge- 
schichte” Der Redner gab als Einleitung eine kurze Über“ 
sicht über die Entwickelung der a Forschung 
in der neueren Zeit, Nach der allgemeinen. ichen Unkenntnis 
seit dem Ende des Alterihums sei zuerst wieder durch Petrarca und 
Boccaccio eine naive Wiederaufnahme des Quellenstudiums auch in dis 
Beziehung erfolgt; nach ihnen habe man dann längere Zeit hindu 
die antiken Religionsbegriffe blofs in Bezug auf ihre Verwandtschaft 
‚oder ihren Gegensatz zum Judenihum oder Christenthum betrachtet und 
gewürdigt; nachdem man diesen Standpunet überwunden, sei endlich 
eine nicht minder einseitige rein formale scholastische Behandlung ein- 
getreten. Dabei habe man römische und griechische Vorstell stels 
unwissenschaftlich ee eure dass man schon zu Er- 
kenntnis der verschiedenen jen der historischen Entwickelung ge- 
langt sei. Erst der Aufschwung der Kritik im vorigen Jahrliundert habe 
uns statt: des römischen wieder den original griechischen er 
schlossen, und die seitherige NG, überhaupt habe eine 
wirklich historische Betrachtung über den ‚ckelungsgang der grie- 
‚cbischen Religion erst ermöglicht. ' LER ET 
In dieser Beziehung suchte der Redner fünf EDEN zu 
unterscheiden, in möglichst engem Anschlusse an die nationale Ent- 
wickelung Griechenlands überhaupt. Nämlich 1. eine N r 
(wenn man wolle pelasgische) Epoche, noch in enger Beziehung’ zum 
rn ®. nz belo Er I welt. en Die vor- 
wiegend dorische oder in mythologischer Ed 'e Periode, 
in welcher Apollo den Mittelpunet alles religiösen und sitllichen Lebens 
bilde und sein Orakel als die höchste Instanz der Gerechtigkeit für alle 
griechischen Stämme gelten. 4. Die Periode des | ichts von 
‚Alhen, in welcher der ionische Stamm der Träger der hellenischen Cul- 
tur geworden ist, Wie in der vorigen Periode Apollo, so sei in dieser 
Dionysos als Mittelpunct aller religiösen Begriffe zu bezeichnen. Es ist 
dies die Periode der eigentlichsten und eigenthümlichsten Entwii f 
des hellenischen Geistes, die Periode der Identifieierung-von Gott un 
Mensch. Endlich sei 5. nach dem Sturze Athens doch noeh nicht ei 
vollständiges Sinken, sondern selbst noch ein gewisses Fortgehen der 
religiösen Entwickelung zu erkennen, das sich an die Gestalt des 
Askl Is des rettenden, helfenden Elementes anknüpfe. Derselbe 
il zugleich weiblich aufgefasst in dem parallelen Cultus der 
'n Artemis als des allgemeinen umfassenden Mutterbegrifles. 
Einige Einwendungen gegen diese Periodi "wurden zunächst 
erhoben von Gerhard aus Berlin, welcher namenllich auch gegen die 
Bezeichnung der Athenischen Periode als der des Dionysos protestierte, 
Benfey aus Göttingen machte aufmerksam auf das reli, Gemein- 
gut aller indo-germanischen Völker und wünschte, dass “einer der- 
artigen Periodisierung,, wie sie der Redner versucht habe, wenigstens 
eine gräco-italische Periode als Ausgangspunct® werde." 
Zeitschrift 1. d. öntarr. Gymnas, 1861. X, Ha. 55 


sale wda don 












| 
h 


Horatius den Vertrag abgeschlossen haben, so dass sein 
der Erkunde genannt war; Polybius habe dann den Namen des | 
als den bekanntesten aus dem ersten Jahre der Republik de suo 
gefügt, um nur jenen Horalius den mancherlei späteren Horatiern 
über genauer zu bezeichnen. Er brauche also nicht etwa damit 
zu wollen, dass beide in jenem Jahre gleichzeitige Consula wären 
Bei der Discussion über diesen Vortrag glauble zunächst 
Gerlach aus Basel, wie es zu erwarlen war, seine Freude 
zu müssen über den löblichen conservativen Sinn des Kedners mit 


näher auf die tsachen sclbst einzugehen. Dagegen entspann sich 
zwischen Prof. A. Sohäfer aus Greifswald, welcher seine und Momm« 


ES: 





hören wollte. 

Das Abbrechen jener Debatte war um so mehr zw bedauern, da auch 

noch &in solcher Kenner der römischen Geschichte, wie Rubino aus 
Marburg sich zum Worte gemeldet hatte, 

Nach den schon erwähnten Bemerkungen des Prof. Rein (nament- 

lich über das Verhältnis des Atrium in dem verschiedenen Perioden der 

all- 


Baiern, des ae ge 

unmittelbar auf den nordischen Boden versetzt hat, Ein meiner Jübel 
eriönte, als am Ziele der Fahrt die clässischen Umrisse des Pomptjanums 
selbst sich den Blicken darboten. Und es ist auch eine reizende, Stätte, 
welche der Kunstsinn des erhabenen Schöpfers zu diesem Baue sich aus- 
ersehen hat: auf dem Vorsprunge eines ziemlich steil zum Maimufer hin 
abfallenden Felsenhügels erhebt sich das zweistöckige Kunstwerk, wel- 
ches wie eine Burg die ganze Umgegend beherrscht und wiederum von 
einen Zinnen herab nach der gegenüberliegenden Stadt’und dem ‚reizen- 

55 





Miscellen. 87 
schaft mit Sallustius' elesekleh Bel Horatius, Beni 
gieng von dem Satze aus es eine in Beziehung auf | 
mit Recht angewendete ae sei, aus der oft wörllichen 
stimmung der späteren Epitomatoren den Inhalt seiner. ame sol- 
‚chen Partien zu construieren, in welchen uns das Original nicht 
mehr vorliegt. Auch ‚in Berichung auf Sallust's ee die fünf 
Bücher der "Bistoriae,' sei öfler eine solche Reconstruction des- Inhaltes 
aus der Übereinstimmung Späterer, welche aus ihm schöpften , möglich, 


auch an solchen Stellen, au welchen directe In] uns verlassen. 
Die vorhandenen Fragmentsammlungen- des Sallust auf if erlichen 


Nuss Her ist nicht nur bei späteren Prosaikern bis auf 

und das Mittelalter herab zu erkennen, sondern ebenso ei Diektern wie 

Vergil, Lucan, Silius Italicus, Statius , Ausonius, Avienus (in der ora 

maritima): ebenso auch gleich bei Sallust's jüngerem Zeitgenossen Horaz, 
Vielleicht dass wir selbst an ein näheres persönliches Verhältnis 


seine Vorreden zum Catilina und besonders zum Jugurlba, wie wenig 
er mit dem Gebahren der Triumyirn einverstanden war: die lelztere 
Vorrede stimmt zu den graves principum amicitiae des Horaz. 
ee zusammen en ie eye ee Cato als des 
jen Mustertypus eines Repul ners, zu 

allerdings schon die mannigfachen Streitschriften bei Casar's Lebzeiten 
den Grund gelegt, die aber erst durch Sallust’s Catilina allgemein ver- 
breitet zu sein scheint. Eine persönliche Anspielung auf den Historiker, 
welehe man in Sat. I. 2. 41 finden wollte, ist reilich zurückzuweisen: 
dagegen ist wol hervorzuheben das Verhältnis des Dichters zu dem ee 

geren Sallust, dem Schwestersohne des Geschichtschreibers. 

Auch die Scholiasten des Horaz sowie die des Vergil, Lucan 
anerkannt, tere 


römische Historiker ist, welcher von den späteren Grammalikern und 
Seholiasten zu Vergleichungen herangezogen wurde, wie es scheint des- 
halb, weil seine Schriften schon früh einen ausführlichen Commentar 
dureh Aemilius Asper ee a funden halten, gleichwie wir von Cicero’s 


Schriften vorzugsweise die commenlierten citiert finden: bei den nn 
ten Diehtero Naeh waren die Scholiasten mit ala lesuierenn 


”) D. h, nur seiner Geschichtswerke. Daneben aber muss in der 
Augustsischen Zeit auch noch eine Sammlung seiner Reden exi- 
stiert haben; denn die Worte des älteren Seneca (contr. exc, 
lib, 111.) "Salusci ET in honorem historiarum leguntur’ 
können nach dem ganzen Zusammenhange jener Stelle nicht elwa 
auf die in den unser eingeflochtenen Reden bezogen 
werden. 








- ei $ 
auf eine au liche Quelle zurückweist. Schon Jac. Hu hat diese 
Schilderung in seiner ersten Abhandlung über die Geten und Golhen der 
‚germanischen Silte vindieiert. Es ist wahrscheinlich, dass derselben vor 
allem der ausführliehe Exours über die Germaden zu Grunde lag, welchen 
Sallust dem dritten Buche der Historien singefüg hatle, ebenso wie Verg. 
Georg. Il. 383 Ei in seiner Schi er Hyperboreor ‚die Haupt- 


züge daraus entlehnt zu haben scheint, hatte dort die 

zugleich mit den ehe Völkern an der unteren Donau und am Ufer 

des Pontus überhaupt + bei der der 

Scythae in der angeführten Ode des Hor, weisen die Schol. 

ausdrücklich auf diese Beschreibung hin (die  ehtabe Begründung 

im: einzelnen kann bei diesem kurzen Referate nicht 2 ). 
dieser Weise versuchte der Redner zunächst nur mit Bezug auf 

die Anklänge bei. Hor. darauf hinzuweisen, auf welchem Wege 

Vervollständigung der bisherigen Fragmentsammlungen des Sallust zu 

gewinnen sei, 


Zum Schlusse deutete derselbe noch an, wie man bisher auch noch 
immer einige Ian anderer Sallustii dem Geschichtschreiber fälsch- 
lich beigelegt habe und theille mehrere en zu einzelnen 
Sielen, olgte Bern are Tagesordnun fs noch der Vortrag des 

s folgte hierau 
Privatdocenten Dr, Leo Meyer aus gen ') "Über die soge- 
nannten unpersönlichen Zeitwörter” Da indessen die Zeit 
schon zum Schlusse drängte, so konnte der Vorlrag nur 
meinen Umrissen. gegeben werden, Hoff baben wir die aı = 
liche Mittheilung Narr in den Verhandlungen der Versammlung zu 
erwarten. 

Aufserdem waren noch angemeldet Yarıian von Director Ahrens 
in Hannover "Über Herakles En ‚Rinderdieb und Hundswür- 
ger; von Dr. Bachofen in {Über die Lykier’; endlich von 

f. Tischendorf in Leipzig ‘Über die Sinnitische Bibel 
handschriftin FAltderE Aikaker Rücksicht” Dr. Bachofen 
20g indessen seinen Vortrag selbst frühzeitig zurück und die beiden an- 
MIN Bess waren leider am persönlichen ‚einen bei der Versamm- 

Prof. :ndorf hatte indessen wenigstens einige 

Be ierte Ma Blätter der berühmten Bibelhandsebrift zur Anschauung ein- 
gesendet, welche allgemeines Interesse erregien, 

‚Als Ort der Versammlung werde auf den Antrag des dafür 
ernannten Ausschusses er beslimmt und zugleich Director Metz- 
ger als Präsident der Gesammtsitzungen, Prof: Jos. Müller aus Mün- 
chen als en orientalischen Seetion bezeiehnet. ls, 

Nachdem so dnung erschöpft war, sprach 
Wiese aus Berlin der Suaat Prenkfart sel en Dank aus für die so reich- 
lich gewährte Gastfreundschaft, sowie der ee selbst für die 
mannigfache ing, welehe sie geboten. Darauf erkärte der Präsident 
Classen nach einigen herzlichen Abschiedsworlen die ee nee 
brreen der deutschen Philologen, Schulmänner und für 
‚geschlossen. 





") Des Verfassers der "vergleichenden Grammatik ‚der h. und lat. 
Sprache. Bd. 1. Berlin, 1861. ei 





. 10. Zum Gedeihen des altdeutschen Unterrichles auf Gymnasien 
die Kenntnis ihres Lehrgegenstandes besitzen. E D pr 

11. Obwol die Pflege der Wissenschaft fordert, dass eine Anzahl 
von Gelehrten das Studium der anischen Sprachen und Lileraluren 


zu ihrem ausschliefslichen L: eruf macht, so ist doch eine durch- 
‚greifende Trennung des elassischen und des deutschen Unterrichtes weder 


seitigen Durchdringung des 
eine der wesentlichsten Aufgaben des Gymnasiums. 


» oder ob er ein hervor- 
ragendes Mafs von Kenntnissen im Altdeutschen bewiesen 

Über die ersten sechs Thesen war die Versammlung ziemlich schnell 
einverstanden, aber das Mafs des in den Lehrstoff aufzunehmenden alt- 
deutschen Unterrichtes, also namentlich die siebente These, konnte nicht 
verfehlen eine lebhafte Discussion hervorzurufen. Es zeigte sich hierbei’ 
die Unmöglichkeit für alle Gegenden Deutschlands dieselben Normen auf- 
zustellen: sodann wird bei dem Bemwärig noch herrschenden Mangel 
an tüchtigen Lehrkräften in dem bezeichneten Fache schon das jedes- 
malige Verhältnis eines Gymnasiums in diesem Punete die 'hkeit 
des mehr oder weniger bedingen. nl 


IL N vr 


Darauf folgte die Discussion über das von Professor Fleckeisen 
in Frankfurt aufgestellte Thema der lateinischen Rechtschreibung. 
Über die zweckmälsige Behandlung derselben halte der Genannte schen 
für die vorjährige Versammlung in Braunschweig eine Reihe von Thesen. 
niedergeschrieben, um für den Fall, dass es. der Bedaroedschen Section 
an Stoff für ihre Verhandlungen gefehlt hätte, als Grundlage einer Debatte 
zu dienen. Dieser Fall war damals nicht eingetreten. Auf mehrfache 
Aufforderung aber, diese "brennende Frage” jetzt auf Jie TuaseorHnuug 
zu bringen, halte der hochverdiente Gelehrte die Thesen nu ir ab- 
drucken lassen und ihnen zugleich als äufserst dankenswerthe Zugabe 
in der oben erwähnten Festschrift der "fünfzig Artikel’ eine wissen. 
liche Ausführung über eine Reihe einzelner Worte beigegeben, welche 
als eben so viele Proben der seit dem Mittelalter verbreiteten Irrthümer 
in dieser Beziehung gelten können. (Die Resultate dieser Schrift werden 
wir im Anhange miltheilen.) Die. von Prof. Fleckeisen aufgestelllen 
Thesen lauten: i 


“Die lateinische Rechtschreibung ist, von wenigen wirkungslos ge- 
bliebenen Ausnabmen abgesehen, in früheren Jahrhunderten kein Gegen- 
stand wissenschaftlicher Untersuchung gewesen: man schrieb die Wörter 
so wie man sie in den Ausgaben der Classiker gedruckt fand, ohne dar- 
nach zu fragen, ob diese Schreibung durch echte Überlieferung, d. h. 
dureh. Zeugnisse der Alten selbst, durch Inschriften und alte Handschrif- 
ten beglaubigt werde oder nicht, Die A! en gehen aber in orthogra- 
phischer Rücksicht fast unverändert auf die editiones ipes zurück, 
nd diese waren in der Regel aus Re Handschriften, wie sie der 
Zufall den ersten Druckern in die je gab, abgedruckl, Demnach 


je 





Mistellen. 23 
als einzig riehlig nachgewiesenen Schreibungen als selche anzuerkennen 





und die betreffenden Wörter: ersten lateinischen Unterricht an nun 
in dieser Sehrei zu gebrauchen, die i 
vollst zu Die Bearbeiter von 





grammaliken und Wörterbüchern müssen es sieh selbst 
zur Plicht mac die Resultate der auf diesem Gebiete 
geplogenen wi schaftlichen Untersuchungenihren 
Büchern im weilesten Umfange zu Gute kommen zu 
lassem > 


Da nun aber diese Resultate selbst in der Re: 
schaft noch nicht Gemeingut geworden sind, da überhaupt das gesammie 
Material zur Erledigung ier einsch) Fragen No Corumei 
Zeitschriften und nicht jedermann zu a le zer- 






sehreibung’ abfasste, das eine übersichtliche PER IE, 
selbständige Forschungen darüber anzustellen keine Neigung haben, als 


Debatte war weniger lebhaft, als man eigentlich hälte erwarten 
das Element derjenigen Anhänger des Vulgarismus , welehe weniger im 
intellegere als im neglägere (sie) der neueren Forsehnungen den Hort 
und das Palladium der lateinischen Studien sehen, war in dieser Vor- 
sammlung zu wenig vertreten. Nur Director F. Schultz aus Münster 
(der Verfasser der in Österreich autorisierten lateinischen Grammatik) 
versuchte von Bachofen secundiert wenigstens sein altes Steekenpferd 
Virgilius statt Vergitius noch zu reiten, worauf der neueste Herausgeber 
des Dichters, 0. Ribbewk aus Basel, ihn eines besseren zu beichren 
unternahm, BlonAhuen sprach sich Ober-Bibliolhekar. Peof, Halm aus) 
München über die Berechtigung und die Nothwendigkeit aus, die seither 
gewonnenen Resultate auch in den Schulunterricht einzuführen. Zugleich. 
suchte er durch einige Beispiele das Verfahren der letzten Jahrhunderte: 
des Mittelalters, welches leider für die nachfolgenden Drucke malsgebend 
aanden sei, aufs neue zu beleuchten: namentlich interessant war hier- 
ei die Mittheilung, dass der Urheber won Schreibungen wie ahlicere, 
inticere u. dgl. mit doppeltem # (stalt adicere, inicere u. s. w.) im 
15. Es A Aeaunt Be Ai Beet us 
Anregung si ‚ganze Versamt einmül 
den sachkundigen Urheber der Thesen zu sy. er selbst möge Kirn 
Schule und die Schulmänner mit einem derartigen "Hilfsbüchlein’, wie 
er es angedeutet, beschenken, was Prof, Fleckeisen für das allge- 
meine Vertrauen dankend auch ie zusagle, Da sich weiter Niemand, 
zum Worte meldete, so schlöss der Vorsitzende die Verhandlung, indem 
er noch, zuletzt die Verfasser lateinischer Elementarböcher und nament- 
lich Hen, F, Schultz dringend aufforderte, dem wahrhaft historischen 
ER, , wenn seine Wiedergewinnung auch noch als "Neuerung” er- 
sche sollte, nicht länger Auge und Ohr zu verschlielsen. 


I. 


Das leizte Thema der pad en Verhandlungen gaben die 
‘vorschläge zur Einigung über die Aussprache des6rie, 
chischen auf deutschen Gymnasien und Universitäten 
von Professor Bursian aus Tübingen, Derselbe hatle keine förmlichen. 





Niscellen: 825 
«das Wort hängt weder mit »oıwög zusammen, noch ist es zusammen- 
geselzt aus con und edere, so dass es = c0-esna wäre. Vielmehr ist 
cena = der umbrischen Form cesna, vollständig cersna, welche sich 
auch in dem lalein. silicernium noch findet), — 7, Cerealis und 
Cerdialis nebeneinander jm Gebrauch. — 8, ceteri, EMAEER, 
ceterum, nicht caeleri u. 5. w. Das Wort ist nicht aus FAIRE 


elassischen Zeit nie anders als mit einem n geschrieben worden. — 
43. condio, nicht eoncio (entstanden aus copentio = conventio: 5, 


RUmmUsS 
pilteus und io anderer Art Sadlustius neben Zakoveriog). — 16. Da- 
nuvdus, nicht Danudtus, ist die einzig richtige Form dieses Fluss- 
namens. (Bei der häufigen Verwechslung von & und » finden wir in 
ähnlicher Weise öfter Pacubtus statt Pacurius oder Pacvius , Vesublus 
und Vesdius statt Vesurius und Vesvius, Zanubium stait Lunupium 
u. dgl.) — 17. de/atigo und defatigatio schrieb man in Cieero's 
und Cesar's Zeit neben defe/igo und defetigatio. In der älteren 
Latinität scheint die Form mit e allein im Gebrauch gewesen zu sein. — 
18. diedo, nicht dito. — 19. discdadium, nicht dissidium (letz- 
teres ist gar kein lateinisches Wort), — 20. dissigmator (der Leichen- 
bestalter), nicht des . — 2. epistula, nicht ep/siola, Arotz 
des griech. daworoln (vgl. Mommsen röm. Gesch, I. 195. 3. Aufl.), — 
22. genetriz, nicht geniriz, — 23. harena besser als arena. — 
24 Aaud und Aaue gleichberechtigt nebeneinander (ebenso wie sed 
und ser). Daneben in classischer Zeit noch eine dritte Form Aa (natür- 
lich nur vor Consonanten), z. B. in Aauscio für nescho. — 25. Indultae, 
nicht inductae. — 26. intellego und negiego oder neciego, 
wicht inteiligo und negligo. — 27. lagoena oder Zagona, nicht 
dagena, Lehnwort aus dem griech. Adyvwog, ein Beleg zu dem im 
7. Jahrh. d. St. eingetretenen Wechsel zwischen griech. » und lat. oe. 
Vgl. besonders Mveoi und Moesi, ebenso Siyni und Sioeni (Drakenb. 
ad Liv, epit. 62 in.), Phrygia und Phroegia (ad Her, IV, 8. 62, p. 200, 
. Kays.) und wahrscheinlich bei Hor. carm. 1. 2, 11 und 13. 15 
TAoeni — övoı. Aulserdem wurde griech. v durch lat, d oder # wieder- 
gegeben, wie sich neben der angeführten Form auch PArigia 
und Pärugia findet. Ebenso wechselte ve auch innerhalb des Latein. 
mit dund u: vgl. Adus = foedus, Enn. fragm. inc. LV Vahl., coerare = 
curare u. 8. w. — 28. (inter und Junter nebeneinander im Gebrauch 
(vgl. oben Brittii u. Brust). — 29. mercennarius, nicht merce- 
narius (eigentlich = merced (f) narius, mit Angleichung des d= mer- 
cennarius). — 30. nactus und aanetws nebeneinander: die regel- 
mälsige Form war nanetus. — 31. nummus. nicht numus , obgleich 
es dasselbe Wort ist wie »önog. — 32. nunfdus, nicht nuncius. — 
33. obaedio, nicht obedio (ob-oldia — Lautschwächung aus od-audto). 
— 34. otium, negotium und die abgeleitelen Formen immer mit 4 
nie mite. — 35. paelezund paeltcalus neben pelez und peli- 
catüus in Gebrauch: verwerflich aber ist peilez und pellicatus. (paeler 
ist ein Lehnwort aus millaE = zailann, maldands, in welchem das « 
zu ae geworden, wie in Aesculapius aus ’donkamıdg), — 36. Paeligni 

































































Lateinische Grammatiken, ang. v. Z. Vielhaber. 87 


ib. 4, 4, 7. Habere pidetur ista res iniguilatem, si imperare vells, 
diffieultatem, si rogare, possit und velis Potentiales der Gegenwart 
sind, zeigt die Auflösung in selbständige Sälze und die Vergleichung 
von Sätzen wie Cie. n. d. 1, 21, 57 Ropges me, qualem deorum nutu- 
ram esse dicam: nihil fortasse respondeam. Diese Form des Vorder- 
satzes gibt an, dass das als Bedingung gesetzte denkbar, möglich ist, 
also im ersten Salz : angenommen es sei irgend möglich — und das ist 
denkbar, dann ete, Nur ist wohl zu beachten, dass nicht das Annehmen 
als möglich bezeichnet wird, sondern das Eintreten des Angenommenen. 
Der Nachsatz steht 1. im Indic., vgl, aulser den angeführten Sätzen Tac. 
Agr. 24, 3. Caes, b. g, 6, 11,4. Cie, Cacl. 9, 29. Cat. 2, 7,14. — 
2. im Potentialis der Gegenwart. Sall. or. Cott. 5. Pro quibus beni- 
feils viz satis gratus videar, si singulis animam concesserim- 
Vgl. Liv. 22, 59, 12. Just. 2, 10. Zu erwähnen sind die für die dar- 
gelegte Auffassung bezeichnenden Fälle, in denen eine schon vergangene 
oder sonst unmögliche Handlung als Bedingung vom Redner oder Diehter 
als in der Gegenwart möglicherweise eintretend hingestellt werden. 
Cie. Cat, 1, 7, 18 Haec si tecum patria loqualur , nonne impetrar® 
debea4? ib. 1, 11, 27. Plane, 5,12, Virg. Aen. 1, 58. 6, 292, 11. 912, 


Il. Der Potentialis der Vergangenheit im Vordersatz, 

Zweifellos ist ein solcher Tac, An. 2, 52 Furius Camillus.. legio- 
nem el gtiod sub signis sociorum in unum conductos ad hosiem ducit, 
modicam manum, si mullitudinem Numidarum alque Maurorum 
spectares, Ebenso ist es für die Auffassung des Conj. imperf. an 
manchen Stellen als Potenlialis der Vergangenheit bezeichnend, dass Cie, 
de orat. 1, 48,210—212 ') aus diesem übergegangen wird zum Potentialis 
der Gegenwart — Ebenso ist eiu soloher in Stellen wie Caes, b. c. 
1, 82, 5. 84 proelium eommitteretur, propinguitas castrorum 
celerem superatis ex fuya receptum da bat. Vgl. Tac. An. 2,63. 3,13. 
— Ferner ist der sogenannte Conjunetivus iterativus nichts als ein Po- 
tentialis der Vergangenheit. Wenn Caes. b. c, 3, 110, & sagt 87 guis 
4 doming prehenderetur, consensu milltum eripiebatur, 
so heifst das: wenn, was möglich war, der Fall eintrat, dann ete. Die 
Wiederholung liegt nicht im Vordersatz an sich, sondern in dem Nach- 
salze und in der Verbindung desselben mit dem Vordersatze, 

Noch ist aber eine Form dieser Ill, Art zu besprechen. Man kann 
bezeichnen wollen, dass das Eintreten der Bedingung in der Gegenwart 
möglich, aber dass man an dem Eintreten oder Nichteintreten kein 
Interesse habe, besonders in. beispielsweise angeführten Sätzen. Man 
sag! da, dass die Bedingung in der Vergangenheit eintreten konnte, und 
überlässt dem Hörer oder Leser den Schluss, dass sie es auch in der 
Gegenwart kann. Das ist in dem angeführten Salze aus Cic. de or., 


') Weiteres über die Stelle gleich hernach. . 
57 





Lateinische Grammatiken, ang. v. 2. Vielhaber. 349 


gehören die Coneessivsätze mil 2/84 eflamsi im Conjunel, des Präsens 
und Perfects Tac. Agr. 31, 1 Coniuges sororesque, eliamsi hostllem 
üibidinem aufugiant, nomine amicorum alque hospitun polluuntur, 
Endlich die Sätze mit guasi u. ä. mit dem Conj. der Hauptiempora, 
Vgl. Krüger $. 605 und 642. 

Jedoch ist anzuerkennen, dass diese Form den Lateinern selbst in 
Senlenzen weniger geläufig ist als den Griechen die analoge mit du». 
Der Grund mag in der formalen Identität des Conj. des Willens mit 
dem Potenlialis liegen. 

Dafür hat der Lateiner 

1. die Bedingung als eine erwartete, gewünschte durch dum- 
modo ete. bezeichnet. Sall. Cat. 40, 4. NeAll tam asperum neque dam 
difficile est, guod non cupidissime facturi essent, dum ea res civi- 
tafem aere alieno liberaret. Vgl. Cie. Cat, 2%, 7, 15. 4, 1, 1, Tac. Agr. 
15,5. Die in solchen Sätzen liegende Subjeetivität der Absicht bewirkt 
jedoch ihre Einbeziehung in die Consceutio temporum und ihren Über- 
tritt in den Bereich der abhängigen Sätzez 

2%, schr häußg die Bedingung nach I gebildet, Man vgl, Sall. 
Cat, 40,3 Al ego vobis, si modo viri esse vollis, rationem osten- 
dam, qua fanta ista mala effugiatis, ib. 52, 18. 58, 9, Jug, 10, 6 
31, 26, ep. Mithr. 3. 4, 21. orat, Lep, 17. ep, Pomp. 10, oral, Lic, 
7. 13. 17. 28. Quint. 10, 5, 14. 10, 3, 28. 10, 7, 10, 


Y. Der auf die Vergangenheit bezogene Gonjuncliv des 
Willens 

1. Cie. Tusc. 1, 37, 90 Cur et Camillus doler et, si haec post 
irecenios et quinguaginia fere annos erentura putarei? et ego 
dolfeam, si ad decem milia annorum gentern aliguam urbem nostram 
potituram putem? Der zweite Theil der Periode ist nach IV, 4 (doieam 
im Nachsatz ist Potenlialis, vgl. Fromm. lat. Gr. $. 372) gebildet. Dass 
nun im ersten Theile der Periode das Imperf, des Nachsatzes doleres 
einfach ein Potentialis der Vergangenheit ist, bedarf keines weiteren 
Beweises, da gerade hiefür die meisten Grammaliken dieses Beispiel 
anführen. Es bandelt sich um pwearef. Löst man den Vordersatz aus 
seiner Verbindung mit dem Nachsalz, so erhält man: Camilius p u- 
taret, haec eventura: cur doleret? und wir haben die Form, die 
in dem von den Grammaliken gewöhnlich eitierten Beispiel des auf die 
Vergangenheit bezogenen Conjunetiv des Willens Dares Aanc vim M. 
Crasso : in foro, mihi crede, saltaret (vg). Krüger $. 462) vorhan- 
den ist, Es bedeutet sonach der zu Anfang gesetzte Satzı C, hätte 
glauben sollen..er hätte möglicherweise sich nicht betrübt. Der Conj. 
des Willens auf die Vergangenheit bezogen drückt aus, dass man will, 
es wäre etwas geschehen (was also nicht geschehen ist); der Poten- 
tialis des Nachsatzes, dass dann möglicherweise das im Nachsalze 
eingetreten wäre (aber factisch nicht eintrat). 





Lateinische Grammaliken, ang. v. Z. Welhaber. 351 


‚schieht oder nicht geschieht, so drückt er es in der vorsichtigen, eigent- 
lich allein berechtigten Form häufig so aus: das ist bis jetzt (nicht) 
geschehen, und überlässt dem Hörer oder Leser die Folgerung: also 
geschieht es auch jetzt nicht. Vgl. Fabri zu Sall. Cat. 39, 4. Ebenso 
konnte der Gedanke: A solle eintreten, damit B eintreten könne, tritt 
aber nicht ein, durch einen ähnlichen Schluss so ausgedrückt werden; 
A hätte bis jetzt eintreten sollen, damit B hätte eintreten können, ist 
aber nicht eingetreten, der Schluss: A sollte auch in der Gegenwart 
eintreten, damit B eintreten könnte, wird dem Leser überlassen. Und so 
wird denn die erste Art von V in den bei weiten meisten Fällen ge- 
braucht, um auszudrücken, dass die Bedingung in der Gegenwart ein- 
treten sollte (aber nicht eintritt), damit die Folge eintreten könnte, Der 
Nachsatz enthält in ähnlicher Weise den Potentialis der Vergangenheit 
(Imperfect) durch eine schon berührte Umbildung (Ill. 2. Absatz) zum 
Ausdruck dessen, was unter dem Eintreten der Bedingung einträte, aber 
wegen deren Nichteintreten nicht statt hat. — Für die Richtigkeit dieser 
Ableitung des sogenannten Condieionalis aus dem Conjuneliv des Willens 
mag ein Beweis sein, dass Virgil in lebhafter Vergegenwärtigung, wo 
er die eben besprochene Form des sogenannten Condicionalis zu selzen 
hätte, die IV. Form wählt (vgl. das, was Il exir. über eine ganz ähn- 
liche Umbiegung gesagt ist), Aen.2,599 (Quos. nd mea cura resistat 
lam flammae twlerint inimicus et hauserit ensis, 

Damit haben wir denn die zwei Formen des sogenannten Con- 
dicionalis+ 

1. Imperfeet im Vordersatz für die in der Gegenwart nicht slatt- 
findende Bedingung ; 

2. Plusquamperfeet für die Bedingung, die in der Vergangenheit 
nicht stattgefunden hat. 

Der Nachsalz hat regelmäfsig den Potentialis Imperfecti in Bezug 
auf die Gegenwart, Plusquamp. auf die Vergangenheit. Doch kann öfter 
der Indicativ stehen. 

1. Ist posse das Verb des Nachsalzes, so ist der Gedanke häufig 
derart: unter dem Eintreten der Bedingung wäre nothwendig das 
Können vorhanden gewesen. Tao. Agr. 31, 4 Brigantes .. nisi felicitas 
in socordiam ver tässet, ezuere jugum poiuere. 1.4, 19. Jeloch 
auch Ges. b. g. 7, 88, 6. Quod nisi... milites essent defessi, omnes 
hostium coplae deleri potuissent, Es soll eben nur als möglich 
ausgesprochen werden, dass dann alle Feinde hätten vernichtet werden 
können. Sall, Cat, 7, 7. 

2. Aus demselben Grunde bei den Ausdrücken der Nothwendig- 
keit, Billigkeit u. ä. Sal. J. 1%, 7. Si ad impetrandum nihil causae 
haberem, lamen eral maiestatis populi Romani etc 85,48. or, Lie. 
1. Tac. H. 1, 15, 16. Jedoch auch der Conj. Cie. Cat. 3, 7, 17. (Unter 
V & angeführt). Cluent, 6, 18. 

3. Fast regelmäfsig bei — urus eram ful fueram. Just. 1, 7. 





Lateinische Grammatiken, ang. v. Z. Vielhaber. 853 


lige Überzeugung weiter auszuführen. Den Charakter einer "Vorschule’ hat 
ferner das Buch noch dadurch, dass der Lehrstoff der untersten Stufe 
des lateinischen Unterrichtes — bei uns also in I, u, IL”) — in vier 
Gurse zerschnilten ist, Der erste Cursus enthält nach vorangeschiokter 
Übersicht über die Präsentien activi und passivi der vier Conjugationen 
die regelmäfsigen Formen des Substanlivs, die Decolination und Com- 
paration der Adjectiva, die Bildung und Comparation der von Adjectiven 
abgeleiteten Adverbien, Numeralia (auch die Distributiva und Quötientiva) 
und die Präposilionen. Der zweite umfasst die griechische erste Deeli- 
nation, die Casusendungen der dritten und die Genusregeln sämmtlicher 
Deelinationen. Der dritte ist der regelmäfsigen Conjugation der Activa, 
Passiva und Deponentia gewidmet, ohne der Conjugatio periphrastica 
und die abweichenden Perf. und Supina. Aufserdem werden noch die 
fünf wichtigsten Verba irregularia behandelt. Der vierte Cursus enthält 
das wichtigste aus der Syntax des einfachen und zusammengeselzten 
Satzes. Was nun die Durchführung im einzelnen betrifft, so begegnet 
man in den Regeln gar manchen Nachlässigkeiten und Unrichtigkeiten, 
die mehrfach aus dem Streben, sie dem Kinde mundgerecht zu machen 
hervorgegangen sind, und besonders in den Beispielen doch allzuviel nichts 
sagenden Sätzen. Freilich liegt letzteres fast in der Natur der Sache, 
Sätzen, die aus Subject und Prädieat bestehen, noch dazu anfangs sich 
auf die erste und zweite Declination beschränken, einen tieferen Inhalt 
zu geben ist schwer und auch in vielen Übungsbüchern nicht einmal 
versucht; aber doch wäre ein Buch, das darauf ein Hauptaugenmerk 
richtete, schon darum viel werih, weil ganz gewöhnliche Sätze ohnehin 
der Lehrer unvermeidlich im Augenblick des Gebrauches bildet‘). — 
8. 2. "Das Verb bezeichnet eine Thätigkeit (etwas, was ein Gegenstand 
thut)’ Eines der Beispiele ist "das Kind schläft” "Das Adverb be- 
zeichnet die Art und Weise, wie eine Thätigkeit geschieht! Neben an- 
deren doch auch den Grad einer Eigenschaft, ‘Die Conjunction ist ein 
Wort, welches zur Verbindung der Sätze dient’ Der Anfänger wird ef 
gewiss zuerst als woriverbindende Partikel kennen lernen. — $. 8 
Die allgemeine Genusregel der Feminina war doch wol vollständig zu 
geben. — $. 13. Im ersten Cursus ist die Regel über die Masculina der 
dritten Declination reimlos, im zweiten $. 30 genau dieselbe gereimt ge- 
geben. Warum die Kinder zweimal plagen? — $. 18. Die Dative auf 
ubus der vierten Declination dürften wol dem zweiten Cursus zuzuweisen 
sein, Übrigens fehlt auch qwereus nicht. — $. 26. "Muitae praeposi- 
tiones sunt, Que accusalivo se dungunmt... doch versus gegen 
hin, das merke fein, Will stets mit ad mit da verbunden sein,” — 8. 28. 








*) Dass das Buch hauptsächlich für Bürger- und Realschulen berechnet 
ist, kann bei unseren Verhältnissen nicht in Betracht kommen. 
*) Wir werden in nächster Zeit gelegentlich einer Anzeige von latei- 
nischen Übungsbüchern auf eines hinweisen können, in dieser 

Hinsicht sich vortheilhaft auszeichnet. 





Lateinische Grammatiken, ang. v. Z. Vielhaber. 85 


möge doch die stärkere und schwächere Bedeutung der Imperative 
aus dem Spiele lassen, Mit ebens6 viel Recht und Unrecht, als der Hr. 
Verf, kann man mit Umkehrung seines Satzes sagen: was als allgemeine 
Vorschrift hingestellt wird, ist gelinder als ein ein einzelnes Thun postulie- 
render Befehl. — 8. 58. 2. Zgere mit Genit. durfte fehlen. — 4. Den Satz 
Crceronis nefas virtufum feraz futt möchten wir nicht vertreten. — 
7. Dass stalt med ful cet. gesagl wird meum cet., bezieht sich doch nur 
auf den zweiten Fall des prädicativen Genilivus possessivus (Infin. als 
Subjeet.) — 8. Vir bonus summae pietatis erga deum est, nicht home? 
Aruntem mitis ingenil hominem,. Au der Livian. Stelle steht iuvenem. 
— 9. Beim Genitiv prelii ist es dargestellt, als ob auch die Verba des 
Kaufens die Genilive plurimt minimd zu sich nehmen könnten, vgl. 8. 61, 
7, ce. — $. 59, 5. Zumal nach der Fassung des 8.57 waren die beiden 
Fälle des doppelten Accusalives genauer zu scheiden als Object und Prä- 
dieat und doppeltes Object, — $. 61, 2, Anm. 2. Zgere hat wol nicht 
den Genitiv “häufiger,” als den Ablativ. — $. 61, 2, c. Coactor in der 
Bedeutung "Dränger” ist kein classisches Wort, — 8. 61, 6. Durch den 
Ablativus limitativus wird nicht der Gegenstand bezeichnet, nach dem 
etwas bestimmt wird, sondern das Urtheil über etwas. — & #1, 9. 
Vielleicht dürfte doch der Ablativ der Richtung nicht auszuschliefsen sein. 
— 8. 62, 2. Es fehlt der Fall, dass die Appellativa zrös vor den Städte- 
namen stehen, ein Fall, der gerade dem Knaben nicht selten vorkommen 
wird. — 8 64, 3. Einzusetzen ist: "auf Subjeet oder Object” desselben 
Satzes. — 8. 64, 8. Die Ansicht, in guis phllosophus hanc senlentiam 
pronuntiavit? u.ä, sei philosophus Apposition zu qui8 ist sicher falsch, 
Vgl. Meiring lat, Gramm. $. 9, 30. — $. 67. Das Supin bei den Verben 
des “Rufens’ ist so ziemlich auf resocare beschränkt aus leicht erklär- 
barem Grunde. — $. 69, 3. Beim Gerundiy als Prädicat war auf die 
Übereinstimmung desselben mit dem Object des activen Subject des pas- 
siven Salzes hinzuweisen. — $- 71, 1. “Der Frühling kommt und die 
Bäume blühen’ ist eben kein gutes Beispiel der Beiordnung, da logisch 
jedenfalls Subordination zwischen den beiden Sätzen besteht, — 8. 74. 
Die Regeln der Conseeutio temporum schliefsen: “je nachdem im Neben- 
salze von einer gleichzeitigen oder vollendeten oder zukünftigen Hand- 
lung die Rede ist’ Womit gleichzeitig? Auch zukünftig ist nicht der 
richtige Ausdruck. — 75, 2, Anm. 2 dürfte fehlen (feet mit dem Prä- 
dicat des abhängigen Infin. im Dativ.), dagegen wäre unter b) schon 
hier das genauere über ©0/0 cwpio etc, anzugeben, vgl. $. 76 Anm, — 
$. 76. Unter den Beispielen steht : "Themistokles suchte einen Engp ass, 
damit er nicht von der Menge der Feinde umgangen würde” — 8.77, 3. 
Quin ist zu dürftig, besonders die erste Gebrauchsgruppe (negativ über- 
setzt); von ohne dass hört der Schüler gar nichts. — 8. 82%, 3 Anm. 
Es ist falsch, dass 48sf "den ganzen Satz verneint? Es verneint im 
Grunde den Bedingungssatz gar nicht, sondern beschränkt den bedingten 
Satz auf alle anderen Fälle aufser den im Vordersatz angegebenen. — 














Phaedri fabulae, herausg. v. J. Siebelfs, ang. v, Z. Wielhaber. 857 


mehr Bemerkungen über die einzelnen gegeben). Das wären die Unter- 
schiede im Wesen des Buches. In den Beispielen ist vieles, wie schon 
gesagt, vermehrt, mauches geändert, nicht selten aber auch, besonders 
in den ersten zwei Cutsen, der Schein einer Änderung dadurch bewirkt, 
dass die Sätze und die ihnen vorgesetzten Worte zum Auswendiglernen 
in anderer Folge gestellt sind. Hiemit ist der Unterschied zwischen bei- 
den Büchern erschöpft; könnten wir überhaupt für eines der beiden 
Bücher uns begeistern, so wäre es noch eher Nr. 3, weil es bei gleichem 
Gebalt um mehr als die Hälfte billiger ist, 
Salzburg. L. Vielhaber. 


Phaedri fabulae. Für Schüler mit erläuternden und eine richtige 
Übersetzung förderuden Anmerkungen versehen von Dr. Johannes 
Siebelis. Zweite verbesserte Auflage. Leipzig, Teubner, 1860. 
53 kr. Ö. W. 

Wenn man die Stelle recht bezeichnen will, die an manchen 
Lehranstalten Deutschlands den Fabeln des Phadrus eingeräumt wird, so 
kann man es mit dem Namen eines Lückenbülsers. Man hat aufser 
Nepos keinen Schriftsteller, der für die dritte und vierte Classe recht 
passt, man hat am allerwenigsten einen Dichter , der der ersten Lectüre 
nicht zu viele Schwierigkeiten bietet, und so greift man denn zum 
Phadrus. Fabeln sind ja leicht zu fassen, ein Dichter ist Phedrus auch, 
d. h. seine Fabeln sind in Senaren geschrieben — mehr wird man kaum 
sagen können —, also für die Nolh ist er gut genug. Und dennoch 
scheint uns, dass trotz des oben bezeichneten Mangels die Männer, deren 
Nachdenken und reicher Erfahrung Österreich den Organisationsentwurf 
verdankt, sehr recht daran gethan haben, dass sie den Phadrus nicht 
in unsere Schulleclüre aufgenommen haben. Mit Fabeln wird die Jugend 
ohnehin eber zu viel bedacht in anderen Unterrichtszweigen, so zwar, 
dass schon, wenn sie den Phadrus lesen sollen‘, ein grofser Theil der- 
selben ihnen bekannt ist; zweitens ist die bei weiten gröfste Zahl der 
Fabeln des Phedrus durchaus nicht Muster dieser Dichtungsart, man 
mag mun auf die Behandlung des Stoffes, auf die Erzählung selbst oder 
auf die daraus abgezogene Lehre der Lebensklugheit schauen ; die meisten 
sind ungelenk und roh in der Form und nicht selten geradezu aben- 
teuerlich in dem Ausdrucke und können sich mit dem reichen Fabel- 
schatze unseres Volkes — man denke an Lessing und Fröblich, um 
von anderen zu schweigen — nicht im enlferntesten messen. Und braucht 
man den Phzedrus denn wirklich so absolut nothwendig? Man lese mehr 
aus Nepos, Da ist trotz aller vielfach begründeten Einwendungen denn 
doch ein Inhalt, der die Jugend fesselt, und eine Sprache, die fast 
durchweg rein und natürlich zu nennen ist. Ob die Knaben in der 
vierten Classe Senare lesen lernen, zumal solche, halten wir für höchst 
gleichgiltig, da bis zur achten Classe, in deren Lehrpensum zuerst wie- 
der Jamben begegnen können — wahrscheinlich in vielen Fällen auch 

















Geogr. Lehrbücher v. Jsing, Daniel u, a, ang. vı J. Plaschnik. 863 


preufsische Schulordnung bezüglich des geographischen Unterrichtes ge- 
stellt hat, nämlich, dass das topische Bild die Grundlage der politischen 
Geographie bilden solle. Ein verlässliches Kriterium für die Durchfüh- 
rung dieser Forderung werden jederzeil Sydow’s Wandkarten abgeben 
und wir möchten darum den Hrn, Vf. fragen, ob er bei seinem Unter- 
richte der Geographie Deutschlands Sydow’s Wandkarte von Deutschland 
oder Europa werde brauchen können? 

«Die Abhandlung über Europa, meint der Hr. Verf., soll einen 
Überblick über die Karte dieses Erdtheils und die Abhandlung über die 
Flüsse und Gebirge Deutschlands einen Überbliek über die Karte dieses 
Landes geben.” Daran ist nicht zu zweifeln. Aber was wird durch diesen 
Überblick gewonnen? Nichts mehr als in den Fragen enthalten ist, 
welche der Leilfaden stellt und dies nur mit Hilfe einer Karte, die mit 
Namen versehen ist. Ein paar Beispiele mögen dies erläutern. 

So lesen wir 8. 14 in der Übersicht von Europas 5. Welche 
Flüsse münden in der Nordsee? Nun folgen die Flüsse, 1. die Eider, 
2. die Elbe etc. Es sind eben Mündungspuncte, und für den Schüler 
ist es völlig gleichgiltig, ob diese Mündungspuncte diesen oder anderen 
Flüssen gehören; denn dass es Mündungspuncle für diese und keine 
anderen Flüsse sein können, dafür hat der Schüler keine andere Beleh- 
rung, als den Namen, der gerade diesem Mündungspuncte beigedruckt 
ist, Nun wird uns wol jeder zugeben müssen, dass, wenn es sich darum 
handelt, dem Schüler zu zeigen, wie die Mündungspuncte irgend eines 
Flusses auf der Karte abgebildet sind, diese Instruction auf eine andere 
und einfachere Weise geboten werden kann. 

5.23 liest man: „Wie heifsen die Hauptllüsse Deutschlands ? 
Antwort; 4. Der Rhein (Quelle Gotthard; Mündung Nordsee). 2. Die 
Enns etc.” Welcher Fortschritt ist mit Bezug auf 8.14 gemacht? Wir schen 
ab von der unnülzen Wiederholung der (gedruckten) Mündungsangabe ; 
es ist die Quelle angegeben. Zugegeben. Was ist gewonnen? Ein 
neuer Name, der auch nur in den Letiern seine elende Existenz fristet, 
Ist nach dieser Instruction der Fluss in seiner Eigenthümlichkeil erkannt 
Es ist der directe Abstand dieses Flusses durch eine Linie angedeutet, 
deren Endpuncte Quelle und Mündung bedeuten sollen, aber nur inso- 
fern erkannt werden, als denselben die dazu gehörigen Namen bei- 
gedruckt sind. 

Endlich lesen wir S. 24 Fragen, die das Individuum Rhein in 
seinen Merkmalen vorführen, und zwar: Wo entspringt der Rhein? In 
drei Quellen: Vorder-, Miltel-, Hinterrhein auf dem St. Gotthard im 
Canton Graubündten in der Schweiz. 6. Wie weit erstreckt sich der 
Oberlauf des Rheins? Bis Basel. (Derselbe wird beschrieben 
werden bei der Schweiz.)® Id est p. 148. Und ein ähnliches 
Schicksal triMm den Unterlauf des Rheins, Das ist die Geschichte des 
Vater Rhein für deutsche Kuaben bestimmt. Sidi quisque ducere, trahere, 
rapere — sespublica dilacerata! «Friedrich Wilhelm 1. besuchte ide, 

53* 


— 















































Curtman, Lehrb. der Erziehung eto., ang. v. 6. Lindner. 819 


für das Vorstellungs-, Gefühls- und Willens vermögen. Ein- 
zelne dieser Erziehungsmittel, wie z. B. Drohung und Strafe, welche der 
Hr. Vf, auf das Gefühl bezieht, dürften nach unserem Dafürhalten auf 
die Bildung des Begehrens und Wollens, wenn nicht mit größserem, so 
doch mit gleich grofsem Rechte zu beziehen sein, wie überhaupt die 
bestimmte Grenze hier nur schwer zu ziehen sein dürfte. So wie näm- 
lich die Demarcationslinie zwischen den drei Grundvermögen der mensch- 
lichen Seele nur in der absondernden Wissenschaft, keineswegs jedoch 
in einzelnen wirklichen Seelenacten nachweisbar ist, wo vielmehr das 
Vorstellen von begleitenden Fühlungen und Strebungen nicht leicht zu 
trennen ist und diese letzteren Seelenzustände auf Verhältnisse von Vor- 
stellungen sich zurückführen lassen: so geht auch in der Paedagogik 
die Bildung des einen Seelenvermögens mit jedem der übrigen Hand in 
Hand, so dass es bei einzelnen Erziehungsmitteln, wio z. B. die Er- 
mahnung, Warnung, Bitte, Verheifsung, Spiel, Arbeit, schwer hält, das- 
jenige (rrundvermögen der Seele zu nennen, für welches diese Erziehungs- 
mittel im vorwiegenden Grade wirksam sind. Es wäre deshalb nicht 
unpassend gewesen, die angeführten Erziehungsmittel in die Gruppe zu 
verweisen, welche diejenigen Erziehungsmittel in sich schliefst, die 
auf alle Seelenvermögen gleichförmig bildend wirken. 

Doch dies sind Bemerkungen, die sich nur auf die formelle Seite 
des Gegenstandes beziehen. Bei der Besprechung der einzelnen Er- 
ziehungsmittel selbst, die in den 88. 37 bis 45 enthalten ist, begegnen 
wir überall einer sorgfälligen und auf vielseitiger Erfahrung beruhenden 
Auffassung des Gegenstandes. Es fehlt auch in dieser Abtheilung nicht 
an beherzigenswerthen paedagogischen Winken, von denen wir einige 
hier anführen wollen. 

Das kräftigste, bekannteste und am sichersten wirkende Er- 
ziehungsmittel ist die Strafe. Der Hr. Vf. unterscheidet hier körper- 
liche Züchtigung, Entziehung gewohnter Vortechte und 
Ehrenstrafen. Alle Strafen sind zuletzt Ehrenstrafen, so dass selbst 
bei der körperlichen Züchtigung der physische Schmerz in den meisten 
Fällen ein geringeres Moment ist, als die hinzutretende Scham und De- 
müthigung des Gezüchtigten. Die eigentlichen Ehrenstrafen, welche sich 
insbesondere für Zöglinge, die zu einer höheren Bildung erzogen wer- 
den, eignen, erfordern eine besondere Vorsicht, weil in dem Mafse, als 
man von ibuen Gebrauch macht, die Gefahr einer Abstumpfung des Ehr- 
gefühls zunimmt. Vollkommen richlig ist es, dass „Einsperrung den 
Trotz sicherer bricht, als die empfindlichste Züchtigung; sie bleibt 
länger im Gedächtnis, lässt dem Nachdenken mehr Raum; doch darf 
weder ein schläfriges Brüten daraus entsteben, noch eine nervenschwache 
Angst.» Den Satz jedoch: „Die Strafe muss ein vorübergehender Act 
der Aufwallung sein, nicht ein Gegenstand behaglichen Nachdenkens,” 
den der Hr. Vf. von der körperlichen Züchtigung statuiert, klingt doch 
etwas bedenklich. Allerdings bietet diese „Aufwallung” einen Entschul- 

59* 














Curämen, Lehsh. der Erziehung eir., ang. v. & Linder. 883 


Act der Erziehung Wirkung für die Felgeseüt hai, wenn auch el eine 
rungen über die Wirkung der Ersschumgwmültel serzfällig sammehe , sie 
sollten „sich za verdenilichen suchen, weiche Miliel sie ia wichtigen 
paedagegischen Fälhen zawenden würden, che mıch der Fall wirkäch 
vorliegt, damil ir Bisck durch die Gefahr und Leidenschaften des An- 




















Curtman, Lehrb. der Erzichung elc., ang. v. @. Lindner. 688 


des theorelischen Verstandes, so wie der Phantasie, wodurch der Mensch 
veranlasst wird, die Lücken seiner Beobachtungen durch Verstandesope- 
rationen oder Phantasicgebilde auszufüllen und darum die Beobachtungen 
zu unterlassen”, eine Erfahrung, die man auch in unseren Schulen machen 
kann, wo die einseitige Schärfung des geistigen Auges eine gewisse Stumpf- 
heit des leiblichen mit sich führt *). Die Bücherbildung entfremdet den 
jungen Mann dem wirklichen Leben, an dessen interessantesten Erschei- 
nungen er oft mit stumpfer Gleichgiltigkeit vorübergeht, und es erzeugl 
sich durch sie jene Unbeholfenheit für Geschäfte des praktischen Lebens, 
welche die gelchrte Menschenclasse von weitcm kenntlich macht Wenn 
auch diese Einseitigkeit nicht ganz zu vermeiden ist, so sollte doch die 
Erziehung derselben so viel als möglich zu begeguen suchen. Reichlicher 
Anschauungs - Unterricht dort, wo er zulässig ist, Übungen in Beobach- 
tungen (z. B. meteorologische Übungen), praktisches Betreiben der Na- 
turgeschichte, und zwar namentlich in den untersten Jahrgängen des Gym- 
nasiums, lebendige Verknüpfung des Unterrichts mit den Zuständen und 
Erscheinungen des wirklichen Lebens... dies wären einige der haupt- 
sächlichsten Mittel, um Beobachtungssinn und Beobachtungslust bei der 
Jugend zu wecken und den jugendlichen Geist gegen eine Überwucherung 
von Seite der Abstractionen des theorelisierenden Verstandes zu schützen. 
Denn Bücher und was damit zusammenhängt bilden am Ende doch nur 
eine, wenn auch mächtig fliefsende Quelle der Bildung und niemals 
werden sie die Urquellc alles Wissens, die Natur, ganz überflüssig 
machen. 

Als eine dritte Stufe der vorstellenden und als erste Stufe der ver- 
ständigen Thätigkeit wird die Auffassung, das Verstehen ange- 
führt, welches seinem Wesen nach in der Beziehung der Zeichen auf Be- 
griffe bestebt. Wir stimmen dem Hrn. Verf. von Herzen bei, wenn er 
in dieser Beziehung sagt: „Die sirengste Verständlichkeit, Bestimmtbeit, 
ja Durchsichtigkeit dessen, was man mit dem kinde spricht, ist Pflicht 
des Erziebers und des Lehrers insbesondere.” ($. 361.) Das „Auswen- 
diglernen,” welches auch in der gegenwärtigen Schulerziehung noch 
nicht ganz aus der Mode ist, wird als die gefährlichste Klippe des Fas- 
sungsvermögens mil Recht bezeichnet. Man sollie dem Schüler nie etwas 
zumuthen, was er nicht verstehen kann; dann würde er sich am leich- 
testen abgewöhnen, auswendig zu lernen, oder er würde vielmehr gar 
nicht dazu gelangen, diese Gewöhnung sich anzueignen, und jener Schlen- 
drian, welcher an die Stelle der verständigen Erfassung das -Auswendig- 
lernen” und «Aufsagen” setzt, würde aus den Schulen ausgemerzt werden. 

“ In Bezug auf die eigentliche Ausbildung des Verstandes unterscheidet 
Jer Hr. Verf. drei Arten desselben: denlogischen, der vorzüglich durch 


*) Der äufsere Ausdruck dieser beklagenswerihen Erscheinung ist die 
pbysische Kurzsichtigkeit so vieler Studierenden. Das Auge, stets 
gewohnt in Bücher zu schauen, verliert die Accommodationsfähigkeit 
für die Ferne. 























Curtnan, Lehrb. der Erziohung ote., ang. v. G' Lindner. 897 


lehrende ‚Unterrichtsform, wendet sich nach Erörterung dieser Formen 
zu den „Grundsätzen des Unterrichtes,® welche jenen ‚der Erziehung 
parallel laufen und geht sodann auf die „specielle Erziehungslehre” über 
‚Nur ungern entschlagen wir uns der Aufgabe, das einschlägige auch 
aus dieser Partie in den Kreis unserer Besprechungen zu ziehen. Allein 
Rücksichten auf den einer „Anzeige” vorgezeichneten Umfang nötlbigen 
uns dazu, Wir behalten uns vor, einige dieser für das Gedeihen des 
Unterrichtswesens wichtigen Gegenstände in einem besonderen Artikel 
zu besprechen. 


Zum Schlusse bespricht der Hr. Verf. noch die «Organisation der 
Schulen” und die „Melhodik des höheren Unterrichtes ® In ersterer Be- 
ziehung bemerkt der Hr. Verf.: „Der ganze Zustand des Schulweseng 
zeigt, dass dasselbe erst noch einer Organisation im Interesse der Civili- 
sation harrt, dass wir gegenwärtig in einer Übergangsperiode leben, 
deren glückliche Beendigung von dem würdigen Verhalten der Lehrer 
einerseits und von der steigenden Einsicht der Regierenden anderseits 
abhängt.” (5. 460.) Hierauf versucht es der Hr. Verf., einige Punete zu 
formulieren, deren Berücksichtigung in nächster Zukunft ihm für das 
Gedeihen des Schulwesens vorzugsweise heilsam erscheint und deren 
Anführung vielleicht interessieren dürfte. Erstens; «Allgemeinere, ange- 
messenere und genügende paedagogische Vorbereitung der Lehrer.” 
Zweitens: „Die Stellen dürfen nur mit hinlänglich geprüften, d. h. auch 
im Unterrichten versuchten Männern besetzt werden, also nicht 
mit zufällig in diesen Beruf verschlagenen Menschen, mögen sie auch 
einige vorsehriftmäfsige Kenntnisse besitzen; auch nicht mit Halbjüng- 
lingen mit einer beschleunigten, nur äufserlich anbequemten Bildung.” 
Drittens: „Die Stellung der Männer des Schulstandes muss zu einer 
sorgenfreien und ehrenvollen erhoben werden.” Viertens: «Es 
sind Besoldungsclassen zu unterscheiden, welche nicht blols von Ancien- 
nität und persönlichem Verdienste abhängen, sondern zugleich in dem 
Bildungsgrade des Lehrers, dem dafür gemachten Aufwande ... ihren 
Grund haben, also zugleich Befähigungsclassen darstellen, Damit allzu- 
häufiger Lehrerwechsel die Schüler nicht benachtheilige, sind persön- 
liche Gehaltzulagen nicht blofs zulässig, sondern selbst nothwendig.” 
Man sieht os, dass die Bemerkungen, die der Hr, Verf, mit Rück- 
sicht auf den Kreis von Verhältnissen aufgestellt hat, in welchem er 
lebt und wirkt, zu der mannigfachsten Vergleichung mit unseren 
Verhältnissen Anlass gibt, worauf es für jetzt genügen mag nur hin- 
gewiesen zu haben, 

Wir glauben durch die Bemerkungen, die wir an die Besprechung 
dieses Lehrbuches knüpften, nicht nur ein allgemeines Bild desselben 
vorgeführt, sondern auch die Art und Weise, wie der geehrte Hr. Verf. 
seiner Aufgabe sich entledigt, hinreichend charakterisiert zu haben und 


898  Curiman, Lehrb. der Erziehung etc., :ang. v. &. Lindner. 


können zum Schlusse versichern, dass keiner, der sich um Fragen der 
praktischen Erziehung und des Unterrichtes interessiert, dieses Buch 
unbefriedigt aus der Hand legen werde, wenn er auch vielleicht, wie 
dies bei einem so umfangreichen Werke nicht anders sein kann, mit 
Einzelnheiten nicht ganz übereinstimmen sollte. Durch das ausführliche 
Eingehen auf alle Specialitäten der Erziehung und des Unterrichtes, eignet 
sich dieses Werk insbesondere als Repertorium in allen didaktischen 
und paedagogischen Fragen, zu welchem Zwecke am Ende des Werkes 
ein ausführliches alphabetisches Sachregister angehängt ist, welches 
die Braäuchbarkeit des Werkes noch erhöht, Schliefslich führen wir noch 
an, dass den einzelnen Paragraphen ausführliche literar -histo- 
rische Übersichten über die dort behandelten Gegenstände bei- 
gegeben sind. \ 


cilli. Guslav Lindner. 








E = 
Nepomuk Kaiser, sein Ansuchen mit dem Ausdrucke | 





Zufriedenheit mit seiner vieljähri, 
Dienstleistung in den Mer re: 
versetzt werde, 


— Dem Stiftscapitular nr gewesenen Director Sie Amen 
in Graz, dermaligen Administrator des Benedieliner 
Hrn, Dr. Karlmann Bine ist, in Anerkennung seines 
Wirkens, das Ritterkreuz des Franz Joseph-Ordens een 
liehen joe: 


Sr. k. "Hoheit des en Herrn Eı 
Sengel ist, aus Anlass der Vollendung seines  fünfzigsten ee 
und in Anerkennung seiner Verdienste um Kunst und 
Ritterkreuz des Franz Joseph-Ordens Allergnädigst verliehen 
— Dem bekannten vaterländischen Dichter, Hrn. Nudolt Here. Hirsch, 

Ministerialconeipist und Bibliothekar im ee it der Til 
und Charakter eines Ministerialsecretärs Allergnädigst verliehen 

— Die Wahl des Universitätsprofessors Hrn. M. Beliaaph Mayer 


ist Allergnädigst genehmigt worden. = 

— Hr. Prof. Friedr. Stein in Prag, corr. Mitglied k 
demie der Wissenschaften, zum auswi Mitgliede der kön. 
Akademie der Wissenschaflen. 


2° Der Misorienmaler Hr. Karl Rabl, zum Ehrenmitgliede der 
kön. bayr. Akademie der Künste, : b 


— Mit Allerhöchster Entschlielsung 
das $, Procolo-Gymnasium zu Venedig als 
erklärt worden. 2 


Coneurse, Erledigungen,Stiflungsplätze, 
ae — Über erlädigts 2 Freiherr Sept 


Eereng s. Amtsbl. z. Wr. Ztg. v. 28. Nov, 1.J. Nr. 276. 

Über einen an der Theresianischen Akademie zu Wien € 
ten Yirgilianischen Stiftungsplatz s. Amtsbl. z. Wr. Zig- 
vember 1. J. Nr. 278, a 

— Über mehrerer erledigte Stipendien, und zwar: 1. 
Bernhard von Pocksteiner’sche; 2 ein Lamormain’sc 
vietshandstipendium; 3. zwei Heinrich Riefs’sche Wiener ; 
slipendien und 4. drei aus der von Johann Georg Ferdinand 
gegründeten Stiftung neu errichtete Convietsstipendien, &. 
Ztg. vom 1. December 1. J., Nr. 279. 

— Über einen an der Theresianischen Akademi 
erledigten Freiherr v, Schellenburg’'schen 
Wr, Ztg. v. 13. December I. I, Nr. 280. Nr. 289. 


2. 
c 

















u 
(Todesfälle) — Am 20. September 1. zu Berlin 
Jul. Deuschle, Professor am Priedrich-Wilhel Be 
‚durch seine Arbeiten über Platon rühmlichst ee 
— Am 10. (17.2) November 1. J. zu Berlin der geh. 


Lanns auch als Mililär-Schriftsteller bekannt. 
Am 18. November |. J, zu Turin He, Alexander & 





Miscellen. 903 


übungen gewöhnte Jugend zu verkennen Er bishe: 
‚machten Er en einzelns Seiderurpliue Bee 
Lebensverkehr mit der Schule, die allgemeinen Forderun; ‚gen und Bedürf- 


diesen selbst überlassen bleibt, die Turnplätze zu benützen oder nicht, 
was bei dem Umstande, dass die Wohl! des Turnens bis jetzt nur 
von einer Minderzahl erkannt wird, nur eine laus Theilnahme erregen 
konnte, Soll daher das Turnen wohlthätig und heilsam für die gesammle 
Schuljugend werden, so ist es höchst wünscheuswerlh, dass dasselbe 
gleiche Ehre und gleiche Berechtigung wie jeder andere Unterricht er- 
u in. Verbindung mit der Schu gebracht werde. 
Es würde das Fehlerhafte einer Trennung des. Turnunterrichtes 
‘von de Schule den Erziehungs- und Schulbehörden zur Last gelegt 
‚werden müssen, welche das Turnen, selbst da, wo es die Ums! 
erlauben, noch ferner beziehungslos von der Schule halten wollten, 
dem es an ihnen liegt, diesen wesentlichen Erziehungszweig in den 
Aangaaneincn Unterrichlsplan aufzunehmen, und so die geistige und leib- 
ne in rechten Einklang zu bringen. 
Zur Beleuchtung des Gesagten erscheint es zweokdienlich, an dieser 
Stelle Ansichten und Beschlüsse von Regierungen, Landes- und Er 
meindevertretungen und Lehrkörpern anzuführen, die einerseits 
- von der Anerkennung, der regen, Ahätigen Theiluahme , 
Turnen als Erziehungsgegenstand in der jüngsten Zeit re hat, 
‚anderseits unserer Darstellung das moralische Gewicht einer Bestä- 


N "Eine erschöpfende Aufzählung kann freilich hier nicht Platz finden, 
wir werden uns vielmehr bescheiden müssen, nur die bedeutsamsten 


zu machen. 
® Das preufsische Ministerium für Unterricht und geistliche Ange- 
legenheiten hat mittelst Erlässen vom September 1860 an sämmtliche 
Regierungen, Provinzialschuleollegien, Reetorate und Schuldireetionen 
angeordnet, alles Nöthige für Ei ng und Organisation des Turuens 
(Verogungen in austrichich ausgenprochen, adans de Lerer den Tur 
rücklich au: En, at ie rer den 
„anterricht als einen integrierenden Theil ihrer Aul anzusehen und 
‘zu behandeln und in ihren Anforderungen an die geistige Thäligkeit 
a jenen Zeit und Raum frei zu lassen 


"Die Stadtverordnetenversammlung von Berlin hat für das städtische 
"Turnwesen den früheren Betrag von 4000 Thalern für die Jahre 1861 
bis 1863 auf 4400 Thaler erhöht. 
©, In Baiern hat der betreffende Ausschuss der Abgeordnetenkammer 
‚dem Antrage Dr. Edel's (12. August 1861): es solle das Turnen in das 
"System des öffentlichen Unterrichtes ‚ereiht werden , sich ange- 
‚schlossen. Das Ministerium erklärte sich für das Spiels’'sche System und 
‚für Einführung desselben an den höheren Lehranstalten und verlangte 
-die Einstellung von 13- bis 14,000 Gulden in das Budget für Turn- 
zwecke. Das Staatsministerium hat bereits 1860 in Erlangen eine Anstalt 
en gegründet, die im vorigen Winter eröffnet wurde. 
0... In Sachsen hat die zweite Kammer (13. Mai 1861) die Summe 
De ee re für die Turnlehrer- 
bildungsanstalt in Dresden os einer Turnhalle bewilligt. 

‚Der Stadtralh von Leipzig hat im Einverständnis mit den Stadt- 


FE 


I 3333 Per 


un EEH Ha EHI, 1 














Zur Abwehr 


der von Justus Perthes in Gotha gegen „Kozenn’s 
geographischen Schul- Atlas” gerichteten Angriffe. 


Die Firma Justus Perthes in Gotha greift in einer von 
ihr veranstalteten Kritik im 10. Hefte der „Mittheilungen” aus 
ihrer geogr. Anstalt nicht blos den Bearbeiter des bei mir er- 
schienenen „geographischen Schul-Atlasses,” sondern auch mich 
als Verleger in der verletzendsten Weise an, und gibt diesem, 
nur auf die Unterdrückung meines Atlasses abzielenden Verfah- 
ren noch in einem eigenen Circular Ausdruck, welches sie nebst 
der Kritik allgemein zu verbreiten sich beeilt hat. 

Nachdem Herr Professor Kozenn in nachfolgender Entgeg- 
nung alle, seine Arbeit betreffenden hämischen Angriffe und 
Verdächtigungen in gebührender Weise zurückgewiesen hat, sehe 
auch ich mich genöthigt, in Erwiederung auf die meine Person 
angehenden beleidigenden Ausfälle, Nachstehendes zu erklären. 

Anfang vorigen Jahres bestimmten mich die für mein 
grösseres geographisches Unternehmen „Die Kronländer der 
österr. Monarchie” nöthigen Karten, bei dem gänzlichen Mangel 
einer selbstständigen geographischen Privat-Anstalt in Oesterreich, 
eine Solche in Wien zu gründen, und es gelang mir für dieselbe 
sehr tüchtige Kräfte aus dem Auslande hereinzuziehen. 

Als jedoch die politischen Zeitverhältnisse, so wie die damit 
verbundenen Nationalitäts- und Sprachenfragen auf die weitere 
Fortsetzung des genannten Werkes momentan hemmend einwirk- 
ten, sah ich mich veranlasst, um das neugegründete Institut 

1 


=,” 


nicht eingehen zu lassen, die gewonnenen Künstler anderweitig zu 
beschäftigen. 

8o entstand die Idee zur Herausgabe eines österreichischen 
Schul-Atlasses, zu deren Verwirklichung ich mich bei näherem 
Eingehen um so mehr bewogen fand, als keiner der vorhandenen 
Atlanten speciell den österreich. Schul - Bedürfnissen entsprach, 
und namentlich der in Oesterreich am meisten verbreitete Stie- 
lersche Schul-Atlas eine grosse Anzahl gänzlich veralteter, und 
nur nothdürftig durch nachträgliche Orts-Einzeichnungen geflickte. 
aber im Terrain durchaus nicht verbesserte Karten enthielt. 

Hätte die so bedeutende Firma Justus Perthes, welche ge- 
rade mit den 40 Auflagen dieses Atlassce beinahe den Welt- 
markt beherrschte, und mit demselben durch eine lange Reihe 
von Jahren die glünzendsten Geschäfte in Oesterreich machte, 
von wo sie jährlich viele Tausend Silberthaler dafür einnahm, 
längst schon, statt einer theilweisen, unzureichenden Ausbesser- 
ung, sämmtliche Karten den gegenwürtigen Anforderungen ent- 
sprechend umarbeiten lassen, und für Oesterreich eine zweck- 
mässige Ausgabe veranstaltet, was unsere Schulen, als eine ihrer 
grössten Absatzquellen, in dor That verdient hätten, so würde 
sie wahrlich keine Concurrenz zu fürchten gebraucht haben. 

Bie gibt Letzteres wohl auch jetzt noch in ihrem Circular 
nicht zu; aber die ganz ungewöhnliche Ausdehnung der, ausschliess- 
lich zu ihren Gunsten abgefassten Kritik, in den nun nicht 
mehr unpartheiischen „Mittheilungen,” so wie die hastige Ver- 
breitung derselben nach allen Richtungen, liefern den aufal- 
lendsten Beweis, dass die Vorzüge meines Atlasses doch nicht 
80 gering sein mögen, und dass derselbe ihr wirklich im Wege 
steht. 

Was die technische Ausführung meines Atlasses anbelangt, 
so waren bei der ersten Auflage, die gegen den Beginn des 
Schuljahres hin ungemein beschleunigt werden musste, verschie- 
dene in der Eile entstandene Müngel nicht zu vermeiden, welche 
jedoch zum grössten Theile bereits beseitigt sind, 

Wenn der in obiger Kritik beanständete lithographische 
Umdruck mit einer solchen Sorgfalt erfolgt, wie sie den Karten 
in meiner Anstalt gewidmet wird, sobald die Zeit nicht drängt, 
so wird er stets allen Anforderungen vollkommen genügen, Auch 


Zug 


das Colorit meiner Karten, welches, da es uns bisher in Oesterreich 
an einer tüchtigen Colorir-Anstalt fehlt, auf mechanischem Wege 
hergestellt werden musste, wird nachdem die mit unzähligen Vor- 
suchen verbundenen Schwierigkeiten glücklich beseitigt sind, immer 
vollkommener werden. Der Farbendruck geschieht jedoch nicht 
wie die Kritik irrig meint, auf der lithographischen, sondern 
auf der Buchdrucker-Presse, und das bei meinen Karten ange- 
wandte Flüchen-Colorit hat sich für die Anschauung in der 
Schule ungleich vortheilhafter bewährt, als die blosso Colorirung 
der Grenzen. 

Auf die in dem Circular enthaltene Verdächtigung, dass 
ich bei der von. mir angeführten Verbreitung meines Schul- 
Atlasses, absichtlich eine Unwahrheit ausgesprochen hätte, 
glaube ich mich wohl nicht erst rechtfertigen zu müssen, da 
mich mein wohlerworbener Ruf dagegen schützt, und der rasche 
Absatz der ersten, aus 4000 Exemplaren bestehenden Auflage 
binnen wenigen Monaten, trotz der verspüteten Versendung, die 
eine allgemeine Einführung verhinderte, wohl am geeignetsten 
die Wahrheit meiner Angabe darlegt. 

Die hohe Achtung, welche ich seit meinem 30jährigen Wir- 
ken im Buchhandel dem Hause Justus Perthes zollte, maoht es 
mir, ich gestehe es offen, doppelt unangenehm, zum erstenmal, 
gerade durch diese Firma, jedoch nur durch die Schuld des 
gegenwärtigen Vertreters derselben, in eine derartige Polemik ge- 
drängt worden zu sein, die nach meiner innersten Uiberzeugung 
von den letzten beiden, leider zu früh verstorbenen Besitzern 
dieser Firma, den von mir persönlich verehrten Wilhelm und 
Bernhard Perthes, gewiss nicht in so herabsetzender Weise her- 
beigeführt worden würe, 

Es wurden in jener Kritik ausser mir nicht bloss Pro- 
fessor Kozenn, sondern mit diesem auch indirect alle jene 
hervorragenden Fachmänner Oestorreichs angegriffen, welcho sich 
über meinen Atlas sowohl in öffentlichen Organen, als auch in 
Vorträgen und privativen Urtheilen in befriedigender Weise aus- 
gesprochen haben, sowie ferner alle die zahlreichen Herren 
Directoren und Professoren, welche die Vorzüge dieses Atlasses 
anerkennend, denselben in ihren Schulen zur Einführung 
brachten, 

ı1* 











PEbDe, pe 


weben und nacheinander gebraucht werden: so orwächst für den 
Schüler die Nothwendigkeit, sich nacheinander alle drei anzu- 
schaffen, und im ganzen je nach der Coursdifferenz 8 bis 9 fl, 
dafür auszugeben. Allein damit soll es sein Bewenden noch nicht 
haben; denn er braucht noch ein Lehrmittel, etwa ein geogra- 
phisch-historisches Hilfsbuch, welches ihm beim Geschichtsstu- 
dium dort weiter hilft, wo ihm genannte Atlanten die Hilfe ver- 
sagen. Wenn nun ein Lehrer sieht, dass viele Schüler mit dom 
besten Willen nur aus dem Grunde entsprechendes nicht leisten, 
weil sic sich alle diese Atlanten und weiteren Lehrmittel nicht 
kaufen können: so kann wohl der Gedanke in ihm auftauchen, 
dass es der Mühe werth wäre, einen Versuch zur Abhilfe zu 
wagen. Ein solcher Versuch ist mein @eogr. Schul-Atlas, in 
dessen Plan cs liegt, die Reichhaltigkeit und Oekonomie auf 
eine für die Schule möglichst vortheilliafte Weise zu vereinigen. 
Um wenig bemittelten Schülern die Anschaffung zu erleichtern, 
wurde nebst der Gesammtausgabe noch cine zweite in drei für 
einzelne Schulklassen bestimmten Heften veranstaltet. Zur Unter- 
stützung des Unterrichtes in der physischen Geographie werden von 
den wichtigeren Karten die Terrainabdrücke separat abgegeben, 

So wie der Atlas in der ersten Auflage erschienen, ist 
derselbe noch schr weit davon entfernt in der Zusammenstel- 
lung dem vorgezeichneten Plane, in der technischen Ausführung 
meinen Wünschen zu entsprechen; denn nicht nur sind noch 
viele Karten, wie ich dies bereits in meinom Programmaufsatzo 
angegeben, erst anzufertigen, sondern es wurden auch von den 
bereits vorhandenen aus Rücksicht auf das herannahende neue Schul- 
jahr manche in solcher Eile ausgeführt und gedruckt, dass bei 
denselben von meiner Seite eine Uiberwachung der Arbeit gar 
nicht möglich war, bei einigen selbst auf die Correctur vor dem 
Druck ganz verzichtet werden musste. Bei all den vorhandenen 
Mängeln kann ich jedoch selbst der bösartigsten Kritik gegen- 
über folgendes aufrechterhalten: dass mein Atlas derzeit von 
keinem andern Schul- Atlas an Correctheit, Reichhaltigkeit, 
Brauchbarkeit der Terrainzeichnumg übertroffen wird. Sind 
schon vor der Ausgabo ein halb Dutzeud Karten als misslungen 
ausgestossen und durch neue ersetzt worden, so werden auch 
von den vorhandenen noch manche einer Neuzeichnung Platz 


BR VER 


machen. In Wirkyınz der ıen Erfahrung, dus jeries zeusaf- 
szuchenie zrüssere Uxsernehmen mit vielen Hiniernissen zı 
Zimsien har ı Erwügrez dus es an ler Zeiz sei iz Inser- 
wien meh ir Esser Kunzızz Zie eigenen Ärifee z2 versehen 
Inder we De ifenzächen Suiten. weiche den Alias bisher be 
gruen. ienseiien winwilem: 123 nachsichiz beurteiı — 
ale grmsen Leamumwuoen der Micarchie denselben freundlich 
augenummen Ye Ferömiezer und ausser der Schule 
Benum der waizmz Verleser.zz ihre Unterstützung zugesagt. 
Um »» mehr Grazd fir die Firma Justus Perthes, auf die Be 
kämpfung der Conenrrenz bedacht zu sein Wie genannte Firma 
in eine so tiefe Feindseligkeit gegen mich hineingerather konnte, 
möchte ich mir psychologisch fulgendermassen erklären: Die aus- 
gezeichneten kartographischen Kräfte in ihrem Dienste ermög- 
lichten jed» Kritik der ungünstigsten Art; allein die Kritik hatte 
in eifriger Befolgung des Auftrages sich selbst überboten, das 
Werk nicht nur möglichst ungünstig beurtheilt, sondern in ihrer 
Uibereilung such Behauptungen aufgestellt, nach welchen ein- 
zelne Theile im Atlas unter die verbotenen Waaren gehören 
müssten. Dieses den Wünschen über alle Erwartung entspre 
chende Ergebniss der Kritik entflammte dann wieder die 
Verlagshandlung bis zu einem Grade, dass ihr eine ruhige An- 
schauung gar nicht mehr möglich ist. 

Zur Kritik übergehend, habe ich derselben folgendes zu 
bemerken: Das Zugeständniss, dass meine Grundzüge der Ge- 
graphie der jetzt allgemein anerkannten und bewährten Me- 
thode durch Anschauung und Anregung zur Selbstbeschäfti- 
gung den geographischen Unterricht zu beleben,” folgen, scheint 
der Kritiker zunächst im eigenen Interesse gemacht zu haben, 
um für seine übrigen Behauptungen einen Schein von Unpar- 
theilichkeit zu gewinnen. Ob ich einen übergrossen Werth auf 
ein solches Zugeständniss gerade dieser Kritik lege, wird der 
Kritiker erst dann begreifen, wenn er sich aus einem gründlichen 
Referat eines ausgezeichneten norddeutschen Schulmannes in Zü- 
ben’s Püdagogischem Jahresbericht von 1858 belehrt hat, dass 
gerade ich derjenige war, welcher der „allgemein anerkannten 
und bewährten Methode“ zuerst einen allgemeinen Ausdruck ver- 
liehen und daher wesentlich zu ihrem Durchbruche beigetragen hat, 














BERN 


punkte des Gesetzes zu rechtfertigen. Gesetzt, mit dem 
Nachstiche verhielte cs sich haurscharf so, wie die Kritik 
angegeben! Kunn sich der Kritiker keinen Fall als mög- 
lich denken, in welchem der Nachstich vor dem innern 
und äussern Forum als gerechtfertigt erscheint? Einen sol- 
chen Fall gibt cs allerdings. Es ist derjenige, welchen der 
Kritiker mit so grosser Siegeszuversicht zu wiederholten Malen 
an mir versuchte, nun aber zu scincm Leidwesen erfahren soll, 
wie tief er damit in dus eigene Fleisch geschnitten. Es ist dor 
Fall unrichtiger Weductionsmasse, Meilenmasse, Stundenmasse. 
Der Massstab ist auf der Karte nicht eine isolirt für sich beste- 
hende Notiz, wie etwa ein Ortsname, ein Flüsschen, ein Hügel, 
sondern bezieht sich auf jeden, auch den kleinsten Theil der 
Karte, und demnach gibt ein falscher Massstab in der Anwen- 
dung (und dazu ist er eben auf der Karte, um angewendet zu 
werden) in jedem Theile der Karte ein falsches Resultut. Du 
eine literarische Waare, welcher ein falscher Schlüssel beigegeben 
ist, die Käufer in dauerndem Irrthum erhält, so ist die Rectifi- 
eıtion eines auffallend unrichtigen Massstabes eine so wesent 
liche Verbesserung der Karte, dass sie dadurch als selbstständiges 
neues Erzeugniss betrachtet werden kann. 

In je grösserem Massstabe eine Kurte ausgeführt ist, desto 
grösser ist das Bedürfnisse, den Mussstab darauf richtig angegeben 
zu finden. - In Stieler's grossem Hand- Atlas hat z. B. die Schwoiz 
Nr. 32 unter allen übrigen Karten den grössten Massstab. Nach 
dem darauf befindlichen Maas beträgt die Entfernung von Genf 
bis Zernetz 70 Schweizer Stunden, während die Messung, wenn 
der Massstab richtig wäre (1 Schweizer Stunde — 0.646887 
geogr. M., oder 1 geogr. Meile — 1.545866 Schw. $t.), nur 64} 
Schw. St. ergeben müsste, d. h. der Fehler beträgt bei der gan- 
zen Kartenbreite nicht weniger als 13 Zoll. Dass sich ein ver- 
hältniesmässig gleich grosser Fehler in der Karte der Schweiz 
Nr. 19 in sStieler's Schul-Atlae findet, ist weniger auffallend, 
ale dass der Fehler dem vorigen gerade entgegengesetzt ist; denn 
hier ist das Stundenmass für die ganze Kartenbreite um $ Zoll 
zu gross. Wenn die beiden Atlanten in der Schweiz viel ver- 
breitet sind, so mögen sich die Schweizer bei Distanzbestimmun- 
gen schon oft geirrt und manchmal durch diese Bestimmungen 


- 2 — 


auch schon in Schaden gekommen sein. In den Karten von 
Deutschland Nr. 13 und 14 in Siieler's Schul-Atlas sind die 
1 


Massstäbe mit 7.000.000 angegeben, in der Wirklichkeit betra- 


gen sie jedoch 0000 bei Nr. 13 und da00000 bei Nr. 14, 
d. h. der Fehler beträgt bei der ganzen Kartenbreite beinahe 1 
Zoll. Dass nach so starken Proben die beiden Atlanten die An- 
wendung des Zirkels ganz besonders scheuen müssen, ist selbst- 
verständlich. Unrichtig sind die Massstäbe alle, und wenn sich 
auch bei einigen Karten, wie Nr. 8. 10. 21. 22. im Stieler's 
Schul-Atlas der Fehler in verzeihlichen Grenzen hält, so ist er 
dafür in den meisten übrigen um so ausgiebiger. Die Massstäbe, 
welche mir der Kritiker mit soviel Selbstbewusstsein wiederholt 
vorhält, Nordamerika Nr. 29 in Stieler’s Schul- Atlas angegeben 


B 1 . R 2 lan 
mit 34,000.000 dann Nr. 23 und Nr. 25 in Stieler's Hand- 
Atlas angegeben mit 1,850.000, sind wenn man sie richtig an- 


1 1 e = 
gibt, 24,900.000 und T,380.000° während meine Karten Nr. 25, 
1 


26, 27 genau den angegebenen Massstab 7,900,000 haben. 


Meine Karte Nr. 24 hat den angegebenen Massstab Fywrrt) 


wenn sie feucht gedruckt wird; sie wurde jedoch ausnamsweise 
nebst noch einigen andern wegen der Farbenplatten trocken ge- 
druckt und ist daher, da sie viermal die Presse passirte , statt 
kleiner, etwas grösser als die Zeichnung geworden. Mittelst des 
von mir in der Einleitung zum Atlas gegebenen Schlüssels kann 
Jedermann, der im Besitze eines Zirkels, eines Zollstabes und der 
vier Rechnungsarten ist, die Richtigkeit der hier angegebenen 
Zahlen prüfen; sollte Jemand noch einen weitern Bürgen wün- 
schen, dass das angegebene Verfahren richtig ist, so findet er in 
A. Steinhauser's Grundzügen der mathematischen Geographie 
und der Landkartenprojection, Wien 1857 nicht nur hierüber 
die nöthige Auskunft, sondern auch alle weitern Mittel, die Land- 
karten einer Prüfung zu unterziehen. Habe ich hiemit eine em- 
pfindliohe Wunde in Stieler’s beiden Atlanten berührt, so that 





Pa Y 2 


das Terrain. Dem Unkundigen gilt freilich ein Terrain soviel 
wie das andere, das gute ist ihm soviel werth wie das schlechte, 
anziehend ist ihm höchstens die Reinheit des Stiches und Druckes, 
nicht der Werth der Zeichnung; allein der Unkundige ist eben 
auch nicht dazu berufen, über die Karten zu urtheilen. Beim 
Entwurf bewegt sich endlich die Freiheit je nach dem darzustel- 
lenden Gebiet zwischen schr veränderlichen Grenzen. Haben die 
darzustellenden Länder schr bestimmte natürliche Grenzen, z. B, 
Spanien, Grossbritanien, so ist die Freiheit des Entwurfes 
ziemlich beschränkt, — hingegen dort, wo solche Grenzen nicht 
bestehen , sehr bedeutend. Handelt es sich ulso um die Werth- 
schätzung des geistigen Eigenthums bei Landkarten, so sind die 
vier angegebenen Momente nicht coordinirt, sondern einander 
übergeordnet. Zu oberst steht der Entwurf, so lange das darzu- 
stellende Gebiet die Freiheit im Entwurfe gestattet, dann fulgt 
das Terrain, dann die Schrift, und zu unterst steht die Situation. 
Ist nun eines von diesen vier Objecten bei zwei Karten wesent- 
lich verschieden, so sind auch dio beiden Karten wesentlich 
verschieden. 

Prüfen wir die als direkten Nachstich bezeichneten Karten 
Russland, Nordamerika, Böhmen, Alpenländer zuerst mit dem Ent- 
wurf. Russland auf meiner Karte unterscheidet sich von jenem 
in Stieler's Allas um dus Mehr von Griechenland, Europüische 
und Asiatische Türkei und Persien. Nordamerika auf meiner 
Karte enthält mit Inbegriff der darauf befindlichen Kärtchen ge- 
rade noch einmal soviel als die Karte von Nordamerika in Stie- 
ler's Atlas. Meine Karte von Böhmen hat noch das ganze Ober- 
und Nieder-Oesterreich, welches auf Nr. 23 in Stieler's Hand- 
Atlas nur auf dem linken Danauufer vorhanden ist. Der blosse 
Entwurf macht in dem vorliegenden Falle meine Karte doppelt 
so brauchbar, als die noch einmal so grosse in Stieler’s Hand- 
Atlas. Und endlich die Alpenkarto! Wo ist im ganzen Stieler'- 
schen Atlas ein Blatt, welches im Entwurfe nur die geringste 
Achnlichkeit damit hätte? 

Da es also mit dem Entwurfe nicht geht, so gelingt os 
vielleicht mit dem Terrain besser, — wenigstens bezeichnet der 
Kritiker das Terrain der Alponländer als direkt’ nachgestochen, 
Hat sich der Kritiker dieses Terrain wohl genau angesehen? 


=.I15.= 


Oder hat ihn die Farbe daran gehindert, da er zu verstehen gibt, 
dieses Terrain sei blos deshalb braun gedruckt worden, um die 
Bezugsquelle zu maskiren? Zur leichteren Vergleichung steht das 
betreffende Terrain mit schwarzer Farbe separat gedruckt zu 
Diensten. Bei etwas nüherer Betrachtung wird der Kritiker fin- 
den, dass man auch ohne Stieler's Atlas die Alpen zeichnen 
kann. Das Terrain auf meiner Karte von Böhmen und jencs von 
Nr. 23 in Stieler's Hand-Atlas sind einander nicht ähnlicher, 
als ein Hahn und eine Schildkröte; denn zufüllig haben wir die 
Quellen dazu nüher als Gotha Das Terrain von Nordamerika 
wurde nach Kiepert’s Karten reducirt, zeigt auch den Unterschied 
deutlich genug, und der alleroberflüchlichste Vergleich der beiden 
Karten von Russland belehrt, dass cin Terrain dem andern nicht 
nachgemacht sein kann. Uiberhaupt konnte ich vom Terrain in 
Stieler's Atlanten gar keinen Gebrauch machen. Dasselbe ist 
nämlich theils derart, dass man den Wald vor lauter Bäumen 
nicht sicht, also unklar und unverständlich, da dem Zeichner die 
Charakteristik in der Bergzeichnung nicht geläufig war, — oder 
es wird, wenn der Zeichner einmal zu generalisiren versucht, 
ganz falsch, wie z.B. die Karten Europa Nr. 5 und Asien Nr. 23 
(letztere auch in der Projection auffallend fehlerhaft) in Stieler's 
Schul-Atlas, die bei dem feinsten Stich doch kaum den Dienst 
der gröbsten Holzschnittskizzen leisten. Mit dem Terrain geht 
es also auch nicht. 

Mit, der Schrift wird es vielleicht doch wohl gehen, denn 
„Böhmen und Mähren sind dem ganzen Umfange nach direkt 
nachgestochen” sagt der Kritiker. Nun haben aber nicht nur die 
betreffenden Karten in den ganz gleichen Landestheilen eine auf- 
fallende Menge von Orten gar nicht gemeinschaftlich, sondern 
es ist auch die Ortographie meiner Karte himmelweit verschie- 
den von jener in Stieler’s Atlas, welcher die &echischen Namen 
durch ganz Böhmen und Mähren in einer äusserst sonderbaren 
Verquickung der deutschen mit der polnischen Schreibart bringt. 
Nach solchen Proben von Gewissenhaftigkeit der Kritik werde 
ich wohl kaum mehr nöthig haben noch viel Worte zu verlieren, 

An der Karte von Russland hätte der Kritiker bei geringer 
Aufmerksamkait schon aus der Situation entnehmen können, dass 
eine eigene Zeichnung angefertigt und durchaus nicht, wie er 


id 


mit so grosser Bestimmtheit zu behaupten beliebt, erspart worden 
ist. Wenn es gefüllig ist, steht die Zeichnung zu Diensten, denn 
. . 1 

ich bedarf derselben nicht mehr. Der Massstab von 6.000.000 
ist darum gewählt worden, weil sich die Karte dadurch am ein- 


n Pi PER 1 A 
fachsten an die Nachbarländer Scandinavien 3.000.000 und Mit- 


teleuropa anschliesst, nicht aber deshalb, weil Russ- 


1 
8.000.000 
land in Stieler’s Schul-Atlas denselben Massstab hat, das eben 
80 gut jeden andern haben könnte, da leicht vergleichbare Reduc- 
tionsmasse im Plan des genannten Atlanten nicht liegen. 

Wenn der Kritiker aus Stieler's Schul- Atlas weiter nichts nach- 
geahmt findet, als die vier Kurten Russland, Nordamerika, Frankreich 
und Grossbritanien, so stellt er demselben ein weit ungünstigeres 
Zeugniss aus, als ich im Programmaufsatze gethan In welch’ 
weite Grenzen man übrigens den Begriff Nachahmung fassen 
muss, um ihn noch auf die Karten von Frankreich und Gross- 
britanien anwenden zu können, zeigt am einfachsten die Ver- 
gleichung der betreffenden Karten. 

Bei den 14 Kärtchen, welche der Kritiker als nachgesto- 
chen bezeichnet, hat derselbe den sichersten Boden unter den 
Füssen, kann aber doch nicht vermeiden, im übermässigen Eifer 
auch wieder nach einem unrechten Fleck zu greifen und zu stol- 
pern. Auf der Karte von Frankreich finden sich nämlich drei 
Kürtchen: 1. Paris, 2. Umgebung von Paris, 3. Marseille. Auf 
zwei davon, Paris und Marseille, legt er Beschlag. Allein ich 
habe Paris nach Vuillemin’s grossem Plan, den ich zu diesem 
Zweck direkt von Paris bezogen, gezeichnet. Die Verwechslung 
mit der Umgebung von Paris war natürlich für den Kritiker um 
so leichter, da Paris viermal grösser ist. Die übrigen Kärtchen 
habe ich allerdings mit so wenigen Veränderungen aus Stieler's 
Hand- Atlas entlehnt, dass ich sie als Nachstich gelten lasse. Alle 
zusammen machen nicht mehr als 40 [[]Zoll oder eine Octavseite aus, 
da manche von ihnen so klein sind, dass man sie mit dem Daumen 
vollständig bedecken kann. Die Erwägung, inwiefern das für die 
Firma Justus Perthes in Anspruch genommene Autorrecht auf 
alle diese Kärtchen die Probe aushält, ganz bei Seite gelassen, 





_ 18 — 


Namen in die alte eintragen lässt; wie jedoch der Käufer dabei 
gewinnen soll, ist schwer zu begreifen. Alte Karten mit einigen 
neuen Daten sind oben nichts anderes als alte fadenscheinige und 
durchlöcherte Kleider mit einigen neuen Lappen. Ist einmal die 
Korte im Entwurf und in dor Zeichnung, der Atlas im Plan ver- 
.altet, so hilft nur cine Neuzeichnung, so unbequem sie auch dem 
Besitzer alter Kupferplatten sein mag. Der Nimbus der Verlags- 
handlung macht für sich allein unbrauchbare Karten nicht besser. 

Fasse ich das Ergebniss meiner Darlegung kurz zusammen, 
50 besteht es im Folgenden: 

1. Ist die Kritik, welche die Firma Justus Perthes über 
meine zwei Werke veranlasst oder selbst geübt hat, sehr 
böswillig, indem dieselbe ausser einigen mühsam aufgefun- 
denen Stichfehlern, wie sie in jedem anderen Atlas vor- 
kommen, kaum etwas begründetes vorzubringen vermochte, 
daher das wegwerfende Urtheil nicht motivirt ist, 

2. Enthält die Kritik eine grobe Verleumdung, indem mich die- 
selbe des verbotenen Nachstiches beschuldigt, ohne dass sie 
ihre Behauptungen zu rechtfertigen im Stande ist. 

3. Hat die Firma Justus Perthes, indem sie mich vor ganz 
Oesterreich und Deutschland an den Pranger zu stellen 
sucht, ohne dafür im Gesetze irgend welchen Anhaltspunkt 
zu haben oder durch meine Arbeiten hiezu berechtigt zu 
sein, meine Ehre nur desshalb angegriffen, um ihre ver- 
alteton Schul-Atlanten im Cours zu erhalten. 


OLMÜTZ, den 15. November 1861. 


B. Kozenn. 


Druck von F. Stawik in Olmütz. — 1801. 


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UEBER DIE 


OESTERREICHI 


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AM 


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ZEITSCHRIFT FÜR DIE ÖSTERREICHISCHEN G' 


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